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Ausgabe 6 – September 2005<br />
Schwerpunkt<br />
Kinderfilm<br />
Setbericht<br />
Wilde Hühner<br />
Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Ein Gespräch mit<br />
MSO zum 60. Dreharbeiten<br />
1
2<br />
LocoMotiv<br />
Tel. (0221) 1207821;<br />
info@locomotiv.de<br />
ZeitRaumRechercheLocation<br />
Tel. (0221) 132527;<br />
zeitraumrecherche@web.de<br />
Märchenschlösser<br />
… und Hexenhäuser müssen es zwar nicht unbedingt sein,<br />
wenn man die richtigen Locations für Kinderfilme sucht.<br />
Schön sind sie dennoch und in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> gar nicht<br />
so selten. Für die Location-Seite haben Scouts aus NRW eine<br />
Auswahl von märchenhaften Motiven zusammen gestellt.<br />
Die vorgestellten Bilder und viele mehr präsentiert die Film<br />
Commission NRW auch auf den Seiten ihrer Motivdatenbank<br />
www.locationnrw.de.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Location<br />
Nicque Derenbach<br />
Locationscout<br />
Tel.: 0172-2909584<br />
nicquelocation@aol.com<br />
House of Extras<br />
Locationmanagement<br />
Tel.: (0221) 3686312;<br />
houseofextras@aol.com<br />
Udo Wüllenweber<br />
Tel.: Tel. +49-(0)211-1577075<br />
udo.wuellenweber@t-online.de
Schwerpunkt: Kinderfilm<br />
Alles für die<br />
Kleinen –<br />
es lohnt sich!<br />
Drei der zehn erfolgreichsten deutschen Kinofilme<br />
2004 waren Kinderfilme: „Bibi Blocksberg<br />
II”, „Lauras Stern” und „Das Sams in Gefahr”.<br />
Und dennoch: Man muss nicht besonders<br />
feinfühlig sein, um in Gesprächen mit<br />
vielen Kinderfilm-Machern heraus zu hören,<br />
dass sie sich nicht ganz ernst genommen fühlen.<br />
Der Vorbehalt: Das wahre, große, reine Kino<br />
sei Konflikten vorbehalten, die Erwachsene<br />
beschäftigen. Als ob die Konflikte von Kindern<br />
geringer wären. Ein kurzer Blick zurück in<br />
die eigene Kindheit wird den<br />
meisten von uns genügen, um<br />
sich daran zu erinnern, dass die<br />
ach so schöne Kinderzeit selten<br />
gänzlich sorgenfrei war. Im<br />
Gegenteil: Selbst kleinere Probleme<br />
konnten dam<strong>als</strong> für<br />
Seelennöte sorgen, die das Erwachsenenkino<br />
in ihrer Dramatik<br />
erst einmal erreichen<br />
muss.<br />
Für die Branche kann die<br />
Frage nach der Wertschätzung<br />
des Kinderfilms zu einer exi-<br />
stenziellen werden. Nur wer <strong>als</strong><br />
Kind den Zauber einer Kinovorstellung<br />
durchlebt, genossen<br />
und vielleicht auch atemlos<br />
durchbangt hat, bleibt dem Kino auch <strong>als</strong><br />
Erwachsener erhalten. Das Bewusstsein für das<br />
Besondere eines bewegenden Kinobesuchs im<br />
Vergleich zu einem verdösten DVD-Nachmittag<br />
auf der Couch kann bei Kindern aber nur mit<br />
guten Filmen geweckt werden. Gute Filmemacher<br />
wiederum werden sich nur dann mit<br />
dem Genre beschäftigen, wenn sie dabei auf<br />
die gleiche Wertschätzung ihrer Kollegen hoffen<br />
können, die sie für das Erzählen von Erwachsenengeschichten<br />
erhalten.<br />
Der Markt für Kinderfilme ist in Deutschland<br />
ein geteilter: Wer auf Buchverfilmungen von<br />
Kinderbuch-Bestsellern setzt, hat derzeit gute<br />
Karten, auch im Kino Erfolge zu feiern, wie „Bibi<br />
Blocksberg 1+2”, „Lauras Stern”, „Das Sams<br />
1+2” und „Die wilden Kerle 1+2” beweisen.<br />
Wer jedoch auf Origin<strong>als</strong>toffe setzt, deren<br />
Hauptfiguren im Kaufhaus noch nicht durch die<br />
dazugehörigen Federmäppchen, Bettlaken oder<br />
Plüschfiguren in die Kinderköpfte gehämmert<br />
werden, hat es deutlich schwerer, sich auf den<br />
„Der Schatz der weißen Falken“,<br />
Foto: Falcom Media<br />
Leinwänden zu behaupten. Im letzten Jahr<br />
konnten „Die Blindgänger” genauso wie die<br />
Kölner Tradewind Produktion „Mein Bruder ist<br />
ein Hund” an den Kinokassen bei weitem nicht<br />
an die Bestsellerverfilmungen heran reichen.<br />
An Nachschub mangelt es nicht: Hans-Christian<br />
Schmid sitzt an einer Verfilmung von „Krabat”,<br />
Gernot Roll wagt sich an eine Neuverfilmung<br />
des „Räuber Hotzenplotz”, Thomas Springer<br />
schreibt an einem Drehbuch zu Per Olov Enquists<br />
Kinderbucherfolg „Großvater und die<br />
Wölfe“, in den MMC-Studios<br />
wird im Herbst das Märchen<br />
„Kalif Storch“ in Szene gesetzt<br />
und in Xanten dreht Vivian<br />
Naefe gerade eine Adaption<br />
der Cornelia-Funke-Reihe „Die<br />
wilden Hühner”. Eindrücke<br />
vom Drehort finden Sie in unserem<br />
Setbericht auf S. 22.<br />
„Gebt uns mehr Kinderkino!”,<br />
forderte der Journalist<br />
Andreas Platthaus im Juli in der<br />
Frankfurter Allgemeinen. Er<br />
meinte nicht irgendwelches<br />
Kinderkino, sondern gutes! Ein<br />
Kinderkino, das Kindern genauso<br />
viel Spaß macht, wie<br />
den Erwachsenen, das seine<br />
jungen Helden ernst nimmt, seine Besucher<br />
nicht unterfordert und das dafür sorgt, dass der<br />
Kinobesuch zu einem prägenden Ereignis wird.<br />
Wie gehabt bietet der Newsletter über den<br />
Schwerpunkt hinaus in diesem Heft auch wieder<br />
die bewährten Informationen aus der und<br />
über die Branche in NRW. In einem Making of<br />
zeichnen wir die Entstehung des noch immer<br />
hoch aktuellen Kinofilms „Paradise Now” nach<br />
(Kinostart: 29. September). Außerdem haben<br />
wir ein Interview mit WDR-Justiziarin Eva-Maria<br />
Michel zum Thema Schleichwerbung und<br />
zum 60. Geburtstag unseres Herausgebers ein<br />
Gespräch mit ihm im Blatt, in dem Michael<br />
Schmid-Ospach nicht nur über die aktuelle Situation<br />
der Branche, sondern auch über sein Leben<br />
spricht.<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Rüdiger Bertram<br />
Chefredakteur<br />
Inhalt<br />
4 Meldungen<br />
Branche, Aus- und Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />
10 Klare Regeln<br />
Interview mit WDR-Justiziarin Eva-Maria Michel<br />
zum Thema Schleichwerbung<br />
11 MEDIA<br />
12 „Seid eiskalt oder glühend heiß”<br />
Ein Gespräch mit Michael Schmid-Ospach<br />
Schwerpunkt: Kinderfilm<br />
14 Ohne pädagogischen Zeigefinger<br />
Interview mit Elke Ried<br />
14 Auf jeden Fall Family Entertainment<br />
Interview mit Maya Gräfin Rothkirch<br />
16 Der geteilte Markt<br />
Die Lage des deutschen Kinderfilms<br />
17 Was ist eigentlich Family Entertainment?<br />
Versuch einer Begriffsbestimmung<br />
18 Flexibel bleiben<br />
Interview mit Veronica Ferres<br />
18 Mit Mut und Lust am Spiel<br />
Kinder <strong>als</strong> Schauspieler<br />
18 Es lohnt sich<br />
Top Ten: Die erfolgreichsten Kinderfilme 2004<br />
19 Mehr <strong>als</strong> nur „Die Maus“<br />
Das Kinderdoku-Projekt doxs! der Duisburger Filmwoche<br />
19 Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> in NRW<br />
20 Jenseits des Kinos<br />
Alternative Vertriebswege für Kinderfilme<br />
20 Kompetenz für Kinderfilme<br />
Fördermöglichkeiten<br />
21 Kinder begreifen mehr, <strong>als</strong> man denkt<br />
Interview mit Christian Zübert und Tom Spieß<br />
21 Lustig oder spannend muss es sein<br />
Die Wünsche der Zielgruppe<br />
22 Wildes Wetter<br />
Am Set von „Die wilden Hühner”<br />
24 Dreharbeiten in NRW<br />
27 Impressum<br />
28 Schießereien an der Tagesordnung<br />
Making of „Paradise Now”<br />
30 Demnächst im Kino<br />
Kinostarts: Unkenrufe, Dear Wendy, Der kleine Eisbär 2,<br />
Der Schatz der weißen Falken, Durchfahrtsland,<br />
Die große Depression, Almost Heaven, Maria an Callas<br />
Schwerpunkt<br />
Frankreich<br />
Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />
Der nächste Newsletter erscheint Ende Oktober mit<br />
einem Schwerpunkt Frankreich, um die Branche auf<br />
den im November in Köln stattfindenden Filmkongress<br />
des Vereins Rendez-Vous Franco-Allemands vorzubereiten.<br />
Ab dem 26. Oktober ist das Heft bereits<br />
online unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />
3
Dem Wetter getrotzt:<br />
Die FilmSchauPlätze 2005<br />
Ein Spektakel ohne Gleichen erlebte die gesperrte Bundesstraße B 227 in Heiligenhaus: Über 2.000<br />
Zuschauer schauten sich Ende Juli mitten auf der Straße den Klassiker „West Side Story” an, nachdem<br />
dort zuvor ein aktionsreiches Stadtfest 6.000 Menschen angelockt hatte. Die FilmSchauPlätze 2005<br />
waren trotz zeitweise mäßigen Wetters mit insgesamt 6.000 Kinobesuchern auch auf ihren anderen<br />
Stationen ein voller Erfolg. So verfolgten rund 700 Besucher Sönke Wortmanns „Das Wunder von<br />
Bern” in Bochum-Hordel. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hannover kamen viele Familien und<br />
auch ehemalige Kumpel, um noch einmal in die liebevoll ausgestattete 50er-Jahre-Filmwelt einzutauchen.<br />
An jedem der sorgsam und passend zum Film gewählten Vorführorte wurden zahlreiche Sonderaktionen<br />
geboten: von einer Tanzshow um Nonnen und Gangster im Kloster Kamp vor der Vorführung von „Luther”<br />
bis zu Gauklereinlagen auf der Burg Hülshoff bei Havixbeck, wo anschließend „7 Zwerge – Männer<br />
allein im Wald” über die mobile Leinwand flimmerte. Zum Abschluss am 19. August kamen 300 Besucher,<br />
um sich auf dem Kirchplatz<br />
in Rietberg „Die Kinder des Monsier<br />
Mathieu“ anzusehen. Begeistert aufgenommen<br />
wurden auch allerorts<br />
die Kurzfilme aus NRW, die an<br />
jedem Abend zur Einstimmung vor<br />
dem Hauptfilm liefen und mit viel<br />
Applaus bedacht wurden.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW,<br />
Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
Zu Gast auf dem Kirchplatz in<br />
Rietberg: „Die Kinder des<br />
Monsieur Mathieu“, Foto: Constantin<br />
„Stille Rebellen“ auf dem IFP<br />
Josef Steinberger,<br />
Foto: Rheingold Films<br />
Am 18. September<br />
startet in New York<br />
der Koproduktionsmarkt<br />
des renommiertenInternational<br />
Feature<br />
Projects (IFP). Mit<br />
dabei ist Josef<br />
Steinberger, der<br />
für seine Koproduktion<br />
„Silent Rebels“<br />
um Partner werben<br />
will. Der Newsletter<br />
sprach mit dem Ge-<br />
schäftsführer der Kölner Rheingold Films<br />
über seine Erwartungen für das Projekt, das von<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> drehbuchgefördert und für den<br />
IFP-Market vorgeschlagen wurde.<br />
Mit welchen Erwartungen fahren Sie<br />
zum Market des IFP?<br />
Wir sehen den IFP <strong>als</strong> hervorragende Plattform,<br />
um „Stille Rebellen” einer repräsentativen<br />
Gruppe nordamerikanischer Kollegen aus allen<br />
Bereichen der Filmproduktion vorzustellen. Unser<br />
besonderes Interesse gilt der Suche nach<br />
Partnern aus Produktion und Vertrieb. Der IFP<br />
bietet uns auch eine gute Möglichkeit zum Follow-Up<br />
nach den Gesprächen in Cannes. Da wir<br />
vor dem IFP in New York „Stille Rebellen” auch<br />
bei Strategic Partners in Halifax vorstellen dürfen,<br />
hoffen wir auf weiterführende Gespräche<br />
und Kontakte.<br />
Wovon handelt „Stille Rebellen“?<br />
Der Film basiert auf einer wahren Geschichte<br />
nach einem Buch von Marion Schreiber<br />
und erzählt vom jähen Ende der Jugend unserer<br />
vier Protagonisten, die nach der Invasion<br />
4<br />
der Wehrmacht im Mai 1940 in Belgien unfreiwillig<br />
in einen neuen Lebensabschnitt gedrängt<br />
werden. Nach dem unbeschwerten, ausschweifenden<br />
Leben <strong>als</strong> Teil der „Zazous”, einer<br />
belgischen Variante der Bohéme, übernehmen<br />
sie Verantwortung, stellen sich gegen<br />
die deutschen Besatzer und gehen in den Widerstand.<br />
Am 19. April 1943 wagen sie das Unmögliche,<br />
stoppen den zwanzigsten Transport<br />
von Belgien nach Auschwitz und befreien 17 jüdische<br />
Gefangene. Bevor der Zug die deutsche<br />
Grenze erreicht, können weitere 214 Juden fliehen.<br />
Alle befreiten Gefangenen überleben den<br />
Krieg und entkommen dem Holocaust. Youra<br />
Livschitz und sein Bruder Alexandre werden<br />
nach ihrer Gefangennahme exekutiert. Ihre belgischen<br />
Freunde Jean Franklemon und Robert<br />
Maistriau überleben ihre Internierung in deutschen<br />
Konzentrationslagern.<br />
Wie geht es nach dem IFP weiter mit<br />
dem Projekt? Für wann ist der Drehbeginn<br />
geplant, und wie hoch soll das Budget<br />
sein?<br />
Nach einer langen und schwierigen Entwicklungsphase<br />
mit einem notwendigen Wechsel<br />
des Autors wird unser neuer Autor Tim Rose<br />
Price Ende September eine neue Drehbuchfassung<br />
vorlegen. Wir beginnen dann die aktiven<br />
Projektvorbereitungen mit detaillierter Kalkulation,<br />
Finanzierung und Casting. Wir gehen<br />
von einer hochwertigen europäischen Besetzung<br />
aus und rechnen gegenwärtig mit einem<br />
Budget von zehn Millionen. Wir haben bereits<br />
starkes Interesse aus Belgien und planen eine<br />
D-UK-B-Koproduktion mit amerikanischer Beteiligung.<br />
Als Drehbeginn streben wir September<br />
2006 an.<br />
„Chaim" von Jonathan Greenfield, Foto: KHM<br />
Neues aus der KHM<br />
Die Studenten der Kölner Kunsthochschule<br />
für Medien verzeichnen in diesem Jahr mit<br />
ihren filmischen Werken großen Erfolg auf den<br />
Festiv<strong>als</strong> und Preisverleihungen weltweit. Allein<br />
zwischen Januar und Juli 2005 konnten die<br />
Filme der Studenten 60 internationale Preise und<br />
Auszeichnungen einstreichen. Besonders<br />
gewürdigt wurde kürzlich Jonathan<br />
Greenfields Abschlussfilm „Chaim”: Auf dem<br />
Filmfest München erhielt der 14-minütige<br />
Film nicht nur den von der FFA mit 25.000 Euro<br />
dotierten Hauptpreis Short Tiger, sondern<br />
auch einen Preis des Bayerischen Rundfunks,<br />
der mit dem Lizenzeinkauf des Senders<br />
verbunden ist. Darüber hinaus war „Chaim”<br />
auch für den First Steps Award nominiert,<br />
der am 23. August in Berlin vergeben wurde.<br />
Jonathan Greenfield musste nicht alleine in die<br />
Hauptstadt fahren, denn vier weitere<br />
Studenten der KHM waren ebenfalls mit ihren<br />
Filmen nominiert: im Bereich Kurzer Spielfilm<br />
neben „Chaim” auch Dirk Schäfers „Lal” und<br />
„Alles nur Liebe” von Sascha Thiel; in der<br />
Kategorie <strong>Dokument</strong>arfilm neben Claudia<br />
Indenhocks „Wir leben im 21. Jahrhundert”<br />
auch „Vater und Feind” von Susanne Jäger.<br />
Ob sich die Reise gelohnt hat, war bei Redaktionsschluss<br />
noch nicht bekannt<br />
Notieren sollten sich Produzenten und<br />
Redakteure schon mal den 5. und 6. Oktober<br />
2005. Dann steht das jährliche Showcase der<br />
Kunsthochschule an, wo geladene Gäste 36 viel<br />
versprechende neue Arbeiten zu sehen bekommen.<br />
KHM, Tel. (0221) 201890;<br />
info@khm.de<br />
Tarifinfos von<br />
connexx.av<br />
Wer wissen will, was bei den Tarifverhandlungen<br />
für Filmschaffende herausgekommen ist,<br />
kann sich am 16. Oktober im Bürgerzentrum in<br />
Köln-Ehrenfeld Klarheit über Arbeitszeitkonten<br />
und die Auswirkungen auf die Hartz-4-Regelungen<br />
verschaffen. Michael Jacobsen,<br />
Projektmanager der connexx.av-<br />
Köln/Düsseldorf, erläutert bei der Infoveranstaltung<br />
(Beginn: 11.30 Uhr) Ergebnisse und<br />
Auswirkungen der Tarifeinigung für auf Produktionsdauer<br />
beschäftigte Film- und<br />
Fernsehschaffende. Ein zweiter Termin ist für<br />
den 11. Dezember geplant, wenn sich bis zum<br />
31. Oktober mindestens 15 Interessenten per<br />
Mail oder telefonisch anmelden.<br />
Veranstaltet werden die Infotermine von<br />
connexx.av, einer Initiative von ver.di. Aber<br />
auch Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen.<br />
connexx.av Düssedorf,<br />
Tel. (0211) 61824336;<br />
tuyen.nguyen@connexx-av.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Oberhausen<br />
verleiht<br />
Um knapp 60 neue Titel aus 19 Ländern hat sich<br />
der Verleihkatalog der Internationalen<br />
Kurzfilmtage Oberhausen erweitert. Es<br />
handelt sich dabei um Höhepunkte aus den jeweiligen<br />
Sektionen des diesjährigen Festiv<strong>als</strong>,<br />
darunter der Gewinner des Hauptpreises<br />
„man.road.river” von Marcellvs L., der Gewinner<br />
des Deutschen Wettbewerbs „Remake”,<br />
Laura Waddingtons <strong>Dokument</strong>ation<br />
„Border” oder Matthias Müllers jüngstes<br />
Werk „Album”. Auch alle Kandidaten für den<br />
MuVi-Preis befinden sich unter den Neuzugängen.<br />
Die Zahl an digitalen Formaten hat in<br />
diesem Jahr erneut zugenommen, allen voran<br />
die DVD. Das Verleihprogramm kann <strong>als</strong> Broschüre<br />
bei den Kurzfilmtagen angefordert werden<br />
oder steht <strong>als</strong> Download zur Verfügung unter<br />
www.kurzfilmtage.de.<br />
Kurzfilmtage Oberhausen, Tel. (0208)<br />
8252652; info@kurzfilmtage.de<br />
schneider + groos<br />
Bereits seit Mitte Mai ergänzt Antje Paul (Pauls<br />
Büro) das Team von Ute Schneider und<br />
Christof Groos. Antje Paul, die für die Kölner<br />
schneider + groos filmproduktion auch<br />
<strong>als</strong> Prokuristin bestellt wurde, wird <strong>als</strong> Filmgeschäftsführerin<br />
alle Film- und Fernsehprojekte<br />
der Firma betreuen.<br />
schneider + groos filmproduktion,<br />
Tel. (0221) 3975938;<br />
groos@schneider-groos.com<br />
Georg Feil, Foto: Heike Herbertz<br />
Feil verlässt<br />
Colonia Media<br />
Georg Feil, Geschäftsführer der 100-prozentigen<br />
Bavaria- und damit auch WDR-<br />
Tochter Colonia Media, hat seinen Rücktritt<br />
zum 31. Januar nächsten Jahres eingereicht. Er<br />
möchte so „den Weg freimachen für eine Weiterführung<br />
der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />
mit den Auftraggebern der Colonia<br />
Media”, so Feil. Mit seinem Namen sind erfolgreiche<br />
TV-Serien und zahlreiche Fernsehfilme<br />
verknüpft. Als Produzent erhielt er 1989 für den<br />
„Fahnder“ den Adolf-Grimme-Preis und, zusammen<br />
mit seinem Kölner Team, 2002 den<br />
Emmy Award für den Fernsehfilm „Mein Vater”.<br />
Seit 1997 leitet der Autor, Produzent und<br />
Medienwissenschaftler auch die Abteilung<br />
„Fernsehspiel und Film“ der Münchener Hochschule<br />
für Fernsehen und Film.<br />
Colonia Media, Tel. Colonia Media,<br />
Tel. (0221) 9514040;<br />
coloniamedia@coloniamedia.de
Däd or a live<br />
Die Bonner Filmemacher Sandra Van Slooten und Volker Maria Engel haben mit ihrem<br />
von der <strong>Filmstiftung</strong> geförderten, dokumentarischen Kinoprojekt „Däd or a life“ den dritten Preis<br />
beim Dokuwettbewerb 2005, der vom Bayerischen Rundfunk und Telepool ausgerichtet<br />
wird, gewonnen. In ihrem Film begibt sich Sandra Van Slooten in den USA auf die Suche nach ihrem<br />
verschollenen Vater.<br />
Sandra Van Slooten, Tel. (0228) 6088583; vanslooten@web.de<br />
Filmpool<br />
Seit Juli verstärkt Eva Lau <strong>als</strong> Producer-Assistentin<br />
das Team der Kölner filmpool. In ihrer<br />
neuen Position kümmert sie sich vor allem um<br />
die Münster-Tatorte des WDR, die filmpool<br />
im Wechsel mit Colonia Media und der<br />
Müller & Seelig Filmproduktion produziert.<br />
filmpool,<br />
Tel. (0221) 9215990;<br />
info@filmpool.de<br />
Prämien in der Lichtburg<br />
„Däd or a life“: Hochzeitsbild der Eltern der Regisseurin,<br />
Los Angeles 1968, Foto: Sandra Van Slooten<br />
Locationnrw.de<br />
Die Schallmauer ist durchbrochen: In der Motivdatenbank<br />
www.locationnrw.de der<br />
Filmcommission NRW befinden sich nun<br />
über 2.000 Bilder mit Locations aus ganz <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />
Außerdem bietet die Datenbank<br />
zwei neue Features an: Im Netz lässt sich<br />
nun nach Produktionsbüros und nach Unterkünften<br />
für Crew und Schauspieler suchen.<br />
Film Commission, Tel. (0211) 930500;<br />
andreabaaken@filmstiftung.de<br />
Bitte vormerken: Am 29. November vergibt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW in der Essener Lichtburg<br />
ihre diesjährigen Jahresfilmprogramm-Prämien. Ausgezeichnet werden Kinobetreiber aus<br />
NRW, die sich im vergangenen Jahr auf ihren Leinwänden vor allem um den deutschen und europäischen<br />
sowie um Kinder- und Jugendfilme verdient gemacht haben. 2004 vergab die <strong>Filmstiftung</strong><br />
dafür insgesamt 413.000 Euro an 46 Kinos aus 26 Städten.<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500; info@filmstiftung.de<br />
Film+ 05<br />
Die 5. Ausgabe des Forums für Filmschnitt und<br />
Montagekunst Film+ findet vom 26. bis 28.<br />
November wieder im Kölner Kino OFF Broadway<br />
statt. Neben dem von der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis<br />
Spielfilm und dem in gleicher Höhe von der<br />
VG Bild-Kunst ausgestatteten Schnitt Preis<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm wird erstm<strong>als</strong> auch der<br />
BMW Group Förderpreis Schnitt mit<br />
2.500 Euro Preisgeld ausgelobt. Die jeweiligen<br />
Nominierungen werden Mitte September<br />
bekannt gegeben. Informationen zum weiteren<br />
Programm des vom Filmmagazin Schnitt in Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />
der Stadt Köln veranstalteten Forums, wie die<br />
Hommage an eine deutsche Editorenpersönlichkeit,<br />
den Panels und dem Nachwuchsforum,<br />
gibt es ab Oktober unter www.filmpluskoeln.de.<br />
Film+, Tel. (0221) 2858703;<br />
info@filmpluskoeln.de<br />
Bye, bye Feminale<br />
Nach fünf Jahren in der Geschäftsführung des<br />
Kölner Frauenfilmfestiv<strong>als</strong> Feminale legen<br />
Jennifer Jones und Christine Moser ihre<br />
Ämter zum 1. November nieder. Die beiden<br />
wollen sich „neuen Aufgaben widmen”, werden<br />
aber der Feminale auf die eine oder andere<br />
Weise verbunden bleiben. Ihre Nachfolgerin<br />
wird Beate Preisler. Die studierte Theater-,<br />
Film- und Fernsehwissenschaftlerin arbeitete zuvor<br />
<strong>als</strong> Redakteurin, Medienberaterin, Moderatorin<br />
und Referentin für Projektmanagement.<br />
Der Feminale ist sie schon lange verbunden.<br />
2004 zeichnete sie mitverantwortlich für das<br />
Festivalthema „Glück”.<br />
Feminale, Tel. (0221) 1300225;<br />
info@feminale.de<br />
Talking Heads:<br />
Kindermedien<br />
Passend zum Sendestart von Nickelodeon am<br />
12. September hat der VFFVmedia Verband<br />
der Fernseh-, Film-, Multimedia- und<br />
Videowirtschaft e. V. am 5. September den<br />
Geschäftsführer des in Erfurt beheimateten<br />
Kinderkan<strong>als</strong> zu Gast. Frank Beckmann<br />
referiert in der Reihe Talking Heads die „Positionierung<br />
des Kinderkan<strong>als</strong> im sich<br />
wandelnden Kindermedienmarkt“.<br />
Am 10. Oktober beschäftigt sich<br />
Gerhard Bergfried, Inhaber der Bergfried<br />
Consulting, Berlin, mit dem Thema „Wirtschaftliche<br />
und technische Potenziale von<br />
HDTV”. Bergfried, vormaliger Geschäftsführer<br />
der Studio Babelsberg GmbH ist seit<br />
Februar Mitglied der Geschäftsleitung der<br />
Neusser ProCine Filmtechnik GmbH. Die<br />
Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr im<br />
Hilton Cologne statt.<br />
VFFVmedia e.V.,<br />
Tel. (0221).57775-0;<br />
info@vffv.de<br />
Mario Adorf in „Mein Schulfreund“ (1960)<br />
Foto: Filmmuseum Düsseldorf<br />
„Schauen Sie<br />
mal böse“: Adorf<br />
im Filmmuseum<br />
Filmschauspieler von gestandenem internationalen<br />
Rang sind in Deutschland nicht gerade<br />
die Regel. Sprachbarrieren erweisen sich oft<br />
genug <strong>als</strong> derart hinderlich, dass vielen Schauspielern<br />
Karrieren im Ausland versagt bleiben.<br />
Mario Adorf, der in diesem Jahr seinen 75.<br />
Geburtstag feiert, bildet eine der wenigen Ausnahmen:<br />
Über Dekaden hinweg wurde er in Italien<br />
verehrt, drehte in Frankreich mit Claude<br />
Chabrol, in England mit John Frankenheimer,<br />
in den USA mit Sam Peckinpah<br />
und wechselte in Deutschland problemlos von<br />
Opas Kino eines Harald Reinl zum Autorenfilm<br />
unter Fassbinder, Reitz und Schlöndorff.<br />
Seit 1954 währt diese eindrucksvolle<br />
Kinokarriere, in der er über 200 Filme gedreht<br />
hat. Unter dem Titel „Schauen Sie mal böse”<br />
widmet das Filmmuseum Düsseldorf<br />
Mario Adorf vom 16. Oktober 2005 bis 8.<br />
Januar 2006 eine umfangreiche Ausstellung. Ihr<br />
Herzstück besteht aus Leihgaben aus dem<br />
Privatarchiv Adorfs und umfasst Fotos,<br />
Requisiten und Videos, die vor allen die<br />
Wandlungsfähigkeit des Schauspielers<br />
dokumentieren.<br />
Filmmuseum Düsseldorf,<br />
Tel. (0211) 8992232;<br />
filmmuseum@stadt.duesseldorf.de<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 5
Aufsässiges nach<br />
Bielefeld senden<br />
Rebellen aus Ostwestfalen lieben Grenzenlosigkeit<br />
und Wildheit. Deshalb zeigt der 16. Bielefelder<br />
Film- und Videowettbewerb<br />
2005 am 4. Dezember bis zu fünf Minuten<br />
lange Filme zum Thema „Rebellion”. Einsendeschluss<br />
für „ungezogene und aufsässige Filme”,<br />
die das WDR Studio Bielefeld und das<br />
Filmhaus Bielefeld <strong>als</strong> Veranstalter erwarten,<br />
ist der 5. November. Alles weitere inklusive<br />
Teilnehmer-Formular unter www.filmhausbielefeld.de.<br />
Filmhaus Bielefeld,<br />
Tel. (0521) 177757;<br />
herzog@filmhaus-bielefeld.de<br />
Mordsmotive im<br />
Münsterland<br />
„Die dunkle Seite der Provinz” heißt der Titel<br />
einer viel versprechenden Location-Tour, die am<br />
21. Oktober „Mordsmotive im Münsterland”<br />
vorstellen will. Die Tour findet im Rahmen der<br />
Veranstaltung „Geschichten für die Provinz”<br />
statt, mit der der Filmservice Münster.Land<br />
am 20. und 21. Oktober Drehbuchautoren,<br />
Produzenten und Regisseure aus NRW<br />
und den Niederlanden ein Forum bietet, sich<br />
über neue Filme auszutauschen. Vorgestellt<br />
werden insgesamt 15 Projekte, die alle in der<br />
Provinz spielen. Zum Abschluss gibt es dann die<br />
Gelegenheit, das Filmfestival Münster zu<br />
besuchen, wo am 21. Oktober auch der Drehbuchförderpreis<br />
Münster.Land verliehen<br />
und <strong>als</strong> Premiere der neueste Münster-Tatort im<br />
Kino zu sehen sein wird.<br />
Filmservice Münster.Land,<br />
Tel. (02 51) 4921380;<br />
filmservice@stadt-muenster.de<br />
Tatort Eifel<br />
Götz George wird auf dem Krimifestival Tatort<br />
Eifel in Daun mit dem „Roland” ausgezeichnet.<br />
George erhält den Ehrenpreis, der<br />
nach dem Krimiregisseur Jürgen Roland benannt<br />
ist, <strong>als</strong> „herausragende kreative Persönlichkeit<br />
aus der Welt des Kriminalfilms”. Vom<br />
14. bis 18. September trifft sich die Krimibranche<br />
nun bereits zum dritten Mal in Daun. Geboten<br />
werden Fernsehkrimi-Premieren, spannende<br />
Vorträge wie der des Kriminalbiologen Mark<br />
Benecke und Lesungen der Erfolgsautoren<br />
Jacques Berndorf und Anne Chaplet mit<br />
den Schauspielern Rufus Beck, Sky du<br />
Mont und Günter Lamprecht.<br />
Mit zahlreichen Workshops, Stoffbörsen<br />
und Krimi-Werkstätten fördert Tatort Eifel auch<br />
die Begegnung des kreativen Nachwuchses mit<br />
den Profis der Krimi- und Fernsehwelt. Die Krimi<br />
Stoffbörse, bei der u.a. die Tatort-Produzentin<br />
Kerstin Ramcke von Studio Hamburg <strong>als</strong><br />
Jurorin mitwirkt, bietet Autorinnen und Autoren<br />
die Möglichkeit, mit potenziellen Auftraggebern<br />
ins Gespräch zu kommen. Außerdem bieten das<br />
ZDF und der SWR Krimi-Werkstätten für<br />
Autoren an. Das komplette Programm unter<br />
www.tatort-eifel.de<br />
Tatort Eifel, Tel. (06592) 9330;<br />
pressestelle@vulkaneifel.de<br />
6<br />
Mit Kind & Kamera<br />
in Münster<br />
Ergänzend zum neu eingeführten europäischen<br />
Spielfilmwettbewerb mit seinem diesjährigen<br />
Thema „Growing Up” veranstaltet das Filmfestival<br />
Münster (19.- 23.10.) am 21. und<br />
22. Oktober das Symposium „Arbeit mit Kindern<br />
und Jugendlichen vor der Kamera”. Zum Erfahrungsaustausch<br />
eingeladen sind Regisseure,<br />
Schauspieler, Drehbuchautoren, Casting-<br />
Firmen und medienpädagogisch geschulte Betreuer.<br />
Zugesagt haben bereits die Regisseurinnen<br />
Alrun Goette („Schattenspiele”) und<br />
Hilde van Mieghem („The Kiss”) sowie<br />
deren Tochter Marie Vinck, „Shooting Star<br />
2005” der European Film Promotion. Die<br />
endgültige Liste der Podiumsteilnehmer, das Anmeldeformular<br />
und alles weitere über das<br />
Festival gibt es ab Mitte September unter<br />
www.filmfestival.muenster.de<br />
Filmfestival Münster,<br />
Tel. (0251) 2303621;<br />
film@muenster.de<br />
Bielefeld leuchtet<br />
Unter dem Motto „Bielefeld leuchtet“ bringt das<br />
Filmhaus Bielefeld am Abend des 2.<br />
September den Kurzfilm per Wanderkino in die<br />
Stadt. Das Publikum kann zwischen mehreren<br />
Locations in der City wechseln, an denen Filme<br />
gezeigt werden. Die Aktion ist das Highlight der<br />
ostwestfälischen Kurzfilmtage, die das Filmhaus<br />
vom 1. bis zum 3. September unter dem Titel<br />
„Sammelalbum“ veranstaltet – am ersten und<br />
letzten Tag im Kino Lichtwerk. Weitere Infos<br />
unter www.filmhaus-bielefeld.de.<br />
Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521)<br />
177757; info@filmhaus-bielefeld.de<br />
Filmhaus:<br />
Seminar mit Idziak<br />
Das Kölner Filmhaus legt den Schwerpunkt<br />
seines Seminar-Programms im 2. Halbjahr auf<br />
Kameraarbeit und Inszenierung. Referenten sind<br />
u.a. Kamerafrau Judith Kaufmann (u.a.<br />
„Nico Icon”) und Slawomir Idziak (u.a. „Drei<br />
Farben Blau”). Der im Oktober unter Idziaks<br />
Leitung stattfindende dreiwöchige Workshop<br />
„Film Spring” auf der polnischen Halbinsel Hela<br />
(eine Kooperation des Kölner Filmhauses und<br />
der Stiftung Focal mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW) ist ausgebucht. Interessenten<br />
haben jedoch noch Gelegenheit, Idziak im<br />
Seminar „Inszenierung & Kameraarbeit” (23. -<br />
28.01.2006) zu erleben. Das komplette Seminar-Programm<br />
unter www.koelner-filmhaus.de.<br />
Am 7. September startet das Kölner Filmhaus<br />
in Zusammenarbeit mit dem Verband<br />
der Drehbuchautoren VDD die Reihe<br />
„Screenplay Live!“, in der Schauspieler im Kino<br />
aus noch nicht verfilmten Drehbüchern vorlesen.<br />
Zum Beginn der Reihe ist das Drehbuch „Die<br />
Kleinen und die Bösen“ von Martin<br />
Ritzenhoff und Xao Seffcheque zu hören.<br />
Kölner Filmhaus,<br />
Tel. (0221) 222 71013;<br />
jochen.bentz@koelner-filmhaus.de<br />
„Die Flüsterer“ auf WDR und arte<br />
Slawomir Idziak, Foto: Kölner Filmhaus<br />
„Die Flüsterer“: Dolmetscber – sprachfanatisch und stresssüchtig,<br />
Foto: Gebrüder Beetz Filmproduktion<br />
„Eine Reise in die Welt der Dolmetscher” nennen David Bernet und Christian Beetz ihren<br />
Film „Die Flüsterer”. Die Doku folgt Dolmetschern durch die Konferenzwelt Europas, vom Berliner<br />
Kanzleramt über Strasbourg bis nach Afrika. Langweilig wird das nicht, denn – wie die Filmemacher<br />
für ihren Film werben: „Die Konferenzdolmetscher sind die Samurais unter den Sprachkundigen,<br />
sprachfanatisch und stresssüchtig.” Premiere feiert die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte<br />
Produktion am 28. August im Kölner Filmhaus. Am 2. September ist der Film dann im WDR<br />
und am 22. Oktober auf arte zu sehen.<br />
Gebrüder Beetz Filmproduktion, Tel. (0221) 3979696; info@gebrueder-beetz.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Stille Tage<br />
in Venedig<br />
„Die große Stille“ –<br />
Fünf Monate lebte Philip Gröning bei den<br />
Mönchen des Kloster La Grande Chartreuse.<br />
Aus den Bildern, die er aus dem Kartäuser<br />
Kloster in der Nähe von Grenoble mitbrachte,<br />
entstand sein neuer Film „Die große Stille”, der<br />
nun eine Einladung zum 62. Internationalen<br />
Filmfestival in Venedig (30.08. – 10.09.)<br />
erhielt. Grönings von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
geförderte <strong>Dokument</strong>ation über das Leben der<br />
Mönche, das vom Schweigegelübde und weltlicher<br />
Abgeschiedenheit geprägt ist, läuft am 4.<br />
September am Lido in der Reihe Orrizonti.
Leben bei den Mönchen im Kloster La Grand Chartreuse, Foto: X-Verleih<br />
Team Film Award<br />
Nach erfolgreichem Einstand in 2004 veranstaltet<br />
die Kölner Agentur PLANpunkt im Herbst<br />
2005 die zweite Ausgabe ihres Team Film<br />
Award. Ausgezeichnet werden hier jene Filme,<br />
die am Rande von Dreharbeiten entstehen.<br />
Diese teaminternen Videos, die von Pannen über<br />
müde Aufnahmeleiter bis hin zu genervten Kreativen<br />
das Setleben unterhaltsam dokumentieren,<br />
werden für gewöhnlich einmal beim Abschlussfest<br />
gezeigt und verschwinden dann auf Nimmer-<br />
Filme aus aller<br />
Welt in Köln<br />
Mitte August startete die interkulturelle Filmreihe<br />
Allerweltskino in Köln ihr Herbstprogramm,<br />
das jeweils dienstags im OFF Broadway und<br />
mittwochs im KinoForum Kalk zu sehen ist.<br />
Die 19 Filme stammen aus so unterschiedlichen<br />
Ländern wie Irak, Argentinien, Südafrika, Kambodscha,<br />
Russland, Benin oder Deutschland und<br />
thematisieren ein breites Spektrum politischer<br />
und kultureller Fragen. Besondere Länder-Speci<strong>als</strong><br />
beschäftigen sich mit Kambodscha und<br />
dem Filmschaffen Südafrikas. Außerdem im Programm:<br />
die Uraufführung des neuen, entwicklungspolitisch<br />
brisanten WDR-Tatortes „Blutdiamanten“<br />
am 6. Dezember. Das komplette<br />
Programm unter www.allerweltskino.de.<br />
Allerweltskino, Tel. (0221) 132099;<br />
Martin.Block@allerweltskino.de<br />
WDR-Tatort „Blutdiamenten“,<br />
Foto: WDR/Boehme<br />
wiedersehen in Privatarchiven. Zu schade, dachte<br />
sich Team Film Award-Leiter Stephan Tarnow<br />
und ruft nun bereits zum zweiten Mal auf, bis<br />
zum 30. September Teamfilme einzureichen, um<br />
die Chance auf einen von drei Preisen zu wahren<br />
und die Werke einer Öffentlichkeit vorzustellen.<br />
Weitere Informationen unter: www.teamfilmaward.de.<br />
PLANpunkt, Tel. (0221) 91255710;<br />
kontakt@teamfilmaward.de<br />
„War’n Sie schon mal...“ in Locarno<br />
Mit dem Musical „Zum weißen Rössl” wurde Max Hansen 1930 in Berlin zum Star. In „War’n<br />
Sie schon mal in mich verliebt?” erzählt Douglas Wolfsperger das Leben des Kabarettisten,<br />
der in den 30ern aus Deutschland emigrieren musste. Die Koproduktion der Kölner Icon Film mit<br />
dem WDR und der Wiener epo-film feierte ihre Uraufführung auf dem 58. Filmfestival in<br />
Locarno, das am 13. August zu Ende ging. Die <strong>Dokument</strong>ation war eine von fünf geförderten<br />
Produktionen, die in der Schweiz zu sehen war: In der Reihe „Semaine de la Critique” lief neben<br />
„War´n Sie schon mal...” auch Ruth Olshans „Wie Luft zum Atmen” der Kölner aquafilm, in der<br />
die Regisseurin den traditionellen Gesängen Georgiens nachspürt. In die Sektion „Cineasti del Presente”<br />
hatte Isabelle Stevers Liebes-Melodram „Gisela” (Buch: Anke Stelling und Isabelle Stevers)<br />
von der Kölner Tag/Traum und dem WDR ebenso eine Einladung erhalten wie die chilenischdeutsche<br />
Koproduktion „En la cama” von Matias Bize und Daniel Schweizers Kino-Doku<br />
„White Terror”, die von der Kölner Cameo Film produziert wurde.<br />
Grund genug zum Feiern: Auf der Terrasse des Grand Hotels in Locarno luden German Films,<br />
die <strong>Filmstiftung</strong> NRW, arte und FFF Bayern bei strahlendem Sonnenschein zum Empfang.<br />
Vielleicht zum letzten Mal, denn das ehrwürdige Hotel, in dem das Festival 1946 gegründet wurde,<br />
ist vom Abriss bedroht.<br />
WAM Filmnacht<br />
„War'n Sie schon mal in mich verliebt?" von Douglas Wolfsperger, Foto: Icon Film<br />
Gute Gespräche: Der Empfang auf der Terrasse des Grand Hotels, Foto: <strong>Filmstiftung</strong><br />
Noch bis zum 16. September können sich junge Filmemacher mit ihren Produktionen um den „Kleinen<br />
Filmpreis” bewerben, der am 5. November auf der fünften WAM Filmnacht in Dortmund verliehen<br />
wird und mit insgesamt 3.500 Euro dotiert ist. Gefragt sind Kurzfilme von Studierenden oder<br />
Nachwuchsfilmern, die ihre Geschichte in maximal 20 Minuten auf originelle Weise erzählen und<br />
dabei auch ästhetisch überraschen und überzeugen können. Das Kurzfilm-Festival, das in diesem<br />
Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert, wird einmal jährlich von der Werbe- & Medien-Akademie<br />
Marquardt (WAM) in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und dem Cinestar veranstaltet.<br />
Weitere Informationen unter www.wam-filmnacht.de.<br />
WAM Filmnacht, Tel. (0231) 861008-0; info@wam-filmnacht.de<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 7
Berlinale Markt<br />
Noch bis zum 3. November können sich Produzenten<br />
mit ihren Projekten für den Koproduktionsmarkt<br />
der Berlinale bewerben,<br />
der in diesem Jahr vom 12. bis 13. Februar stattfindet.<br />
2005 trafen sich dort über 350 Produzenten<br />
und Finanziers aus aller Welt zu mehr<br />
<strong>als</strong> 800 vermittelten Gesprächen. Wer 2006<br />
dabei sein will, sollte bereits eine internationale<br />
Koproduktion abgeschlossen und für sein neues<br />
Kinofilmprojekt (Budget: zwei bis zehn Millionen<br />
Euro) 30 Prozent der Finanzierung gesichert<br />
haben. Mehr Infos unter www.berlinale.de.<br />
Berlinale Koproduktionsmarkt,<br />
Tel. (030) 25920517;<br />
coproductionmarket@berlinale.de<br />
Dore O. strahlt<br />
auf DVD<br />
„Bilder, die im Dunkeln leuchten” heißt eine<br />
DVD, die einige der interessantesten Filme der<br />
Mülheimer Avantgarde-Filmkünstlerin Dore O.<br />
versammelt. Auf der 132 Minuten langen Scheibe<br />
befindet sich u.a. auch die Produktion „Blindman´s<br />
Ball”, die 1989 auf den Kurzfilmtagen<br />
Oberhausen <strong>als</strong> bester experimenteller Film<br />
ausgezeichnet wurde. Die DVD (19,95 Euro)<br />
kann bei doreo@gmx.de bestellt werden.<br />
Licht im Lipperland<br />
In Kooperation mit dem Filmhaus Bielefeld<br />
veranstaltet die Kultur & Art Initiative Detmold<br />
vom 16. bis zum 18. September die<br />
FilmLichter 05 – das erste Internationale<br />
Kurzfilm-Festival im Lipperland. An drei Festivaltagen<br />
werden im Kaiserhof-Kino und Grabbehaus<br />
rund 160 Filme in 16 Blöcken à 90 Minuten<br />
präsentiert. Das KulturTeam Detmold<br />
und Detmold Marketing unterstützen das<br />
Festival. Mehr: www.fest-der-filme.de<br />
FilmLichter 05, Te(05231) 30 8833;<br />
info@fest-der-filme.de<br />
Kurzfilm aus der ifs: „Am Ende des Tages“, Foto: Mark Brandenburgh<br />
8<br />
Ungleiche Praxis<br />
Der film- und fernsehproduzentenverband<br />
nrw sieht unabhängige Film- und<br />
Fernsehproduzenten gegenüber den Töchterunternehmen<br />
von ARD und ZDF ungleich behandelt.<br />
In einem Offenen Brief an die<br />
Führungsgremien der Öffentlich-Rechtlichen<br />
monierte er zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft<br />
Deutscher Spielfilmproduzenten<br />
und der film20 Interessengemeinschaft<br />
Filmproduktion die Regelung,<br />
dass die Anstalten bei Auftragsproduktionen<br />
von den Unabhängigen eine Bürgschaft verlangen,<br />
von ihren eigenen Töchtern aber nicht.<br />
Die Verbände und 44 unterzeichnende<br />
Unternehmen forderten Intendanten, Verwaltungsrats-<br />
und Rundfunkratsvorsitzende auf,<br />
„darauf hinzuwirken, dass diese Praxis der Bürgschaftsstellung<br />
umgehend abgeschafft wird“.<br />
film- und fernsehproduzentenverband<br />
nrw, Tel. (0221) 1391194;<br />
info@film-nrw.de<br />
Magic Eye<br />
in Montreal<br />
Anita Elsanis filmische Stationen können sich<br />
sehen lassen. So trug etwa Fatih Akins<br />
„Solino“ (Buch: Ruth Toma), eine Koproduktion<br />
der Kölner Wüste Film West, auch<br />
ihre Handschrift <strong>als</strong> Producerin. Ihr erster<br />
Spielfilm <strong>als</strong> Produzentin war Kujtim Cashkus<br />
„Magic Eye“, eine deutsch-albanische Koproduktion,<br />
die auf dem Montreal Film<br />
Festival Premiere hat. Aktuell bereitet Elsanis<br />
Kölner Elsani Film mit Unterstützung der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW die schwarze Komödie<br />
„Laura“ vor. Darin geht es um die an Krebs erkrankte<br />
Laura, um die sich ihre Familie versammelt,<br />
um Abschied zu nehmen. Doch auch<br />
ihr bevorstehender Tod kann nicht verhindern,<br />
dass alte Rivalitäten wieder aufleben. Das Drehbuch<br />
von Karin Howard soll 2006 von Ben<br />
Verbong („Sams in Gefahr“) realisiert werden.<br />
elsani film, Tel. (0221) 5108585;<br />
mail@elsani.com<br />
Später Festiv<strong>als</strong>ommer<br />
Auf dem Filmfestival San Sebastian (15. – 24.9) ist Andreas Dresen mit seinem von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten Film „Sommer vorm Balkon“ (Buch: Wolfgang Kohlhaase)<br />
im Wettstreit um die Goldene Muschel dabei. Die Hauptfiguren in Dresens neuester Produktion<br />
sind die Freundinnen Nike und Katrin, die die lauen Nächte trinkend, lachend und lästernd auf dem<br />
Balkon verbringen. Ebenfalls gefördert und in San Sebastian dabei ist „Paradise Now“ von Hany<br />
Abu-Assad, der ab dem 29. September auch in den deutschen Kinos zu sehen ist.<br />
22 deutsche Filme wird das 29. World Film Festival Montreal (26.08. – 05.09.) seinen<br />
Zuschauern präsentieren, darunter auch drei von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Produktionen.<br />
In den Wettbewerb des kanadischen Festiv<strong>als</strong> schaffte es Hans Werner Geißendörfer mit<br />
„Schneeland“. In der Sektion „Focus on World Cinema” laufen „Wahrheit oder Pflicht”, Arne<br />
Noltings und Jan-Martin Scharfs Diplomfilm an der Kölner Kunsthochschule für Medien,<br />
„Hitler Kantate” von Jutta Brückner, Hannes Stöhrs „One Day in Europe” und „Bye bye Blackbird”<br />
von Robinson Savary. „Das Goebbels Experiment” von Lutz Hachmeister wird in der<br />
Sektion „Documentaries of the World” zu sehen sein.<br />
Neues aus der ifs<br />
Raubtierfütterung an der ifs: „Fratricide” von<br />
Yilmaz Arslan ging bei der Verleihung der<br />
Leoparden in Locarno nicht leer aus. Der Film,<br />
für den der 1. Jahrgang der Postgraduierten-Ausbildung<br />
Sound Design/Film an der internationalen<br />
filmschule köln das Sound Design<br />
beisteuerte, wurde auf dem Festival in der<br />
Schweiz Mitte August <strong>als</strong> zweitbester Film des<br />
Wettbewerbs ausgezeichnet. Die ifs zeigt<br />
„Fratricide“ am 15. September um 19 Uhr im<br />
Cinenova in Anwesenheit des Regisseurs und<br />
der sechs beteiligten Sound-Designer.<br />
Freuen konnte sich unterdes auch Nikola<br />
Gehrke, Absolventin des 1. Jahrgangs der Weiterbildung<br />
Filmmontage 2001 an der ifs, über<br />
den Kamerapreis für den besten Schnitt in der<br />
Kategorie „<strong>Dokument</strong>arfilm/Feature” an dem<br />
TV-Film „Pfarrer auf der Wiesn – Seelsorge zwischen<br />
Achterbahn und Zirkuszelt“.<br />
Weitere Festivalteilnahmen vermeldet die ifs<br />
für „Alles korreckt” von Markus Sehr (Kurzfilmfestival<br />
Shorts at Moonlight), „Singin’ in the<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
Blood” von Johannes Sievert (Regie), Christoph<br />
Mathieu (Buch) und Produzent Philipp<br />
Hoffmann (Filmfest Weiterstadt) und „Am<br />
Ende des Tages” von den Viertsemestern Robert<br />
Steudtner, Karin Kaci, Ewa Boczar-<br />
Borowski, Claas-Benjamin Berger und<br />
Inka Gradinger (Festival Européen du film<br />
court de Brest).<br />
Gespannt sein können die Teilnehmer eines<br />
Weiterbildungskurses Schauspiel an der ifs auf<br />
den Besuch einer Legende des amerikanischen<br />
Independent-Kinos. Vom 14. bis 17. September<br />
gibt Seymour Cassel einen Schauspiel-<br />
Workshop zum Thema „Character Building –<br />
Subtext in Acting”. Der Actors Studio-Veteran<br />
und enge Freund von John Cassavetes gestaltet<br />
daneben auch eine „ifs-Begegnung“ am<br />
13. September. Gezeigt wird Cassavetes’<br />
„Minnie und Moskowitz“ im Kino Cinenova mit<br />
anschließendem Gespräch. Der Eintritt ist frei.<br />
ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />
info@filmschule.de
Nadja Uhl, Andreas Schmidt und Inka<br />
Friedrich in „Sommer vorm Balkon“.<br />
Nach San Sebastian ist Andreas Dresens neuer<br />
Film auch in Hof zu sehen. Foto: X-Verleih<br />
Das Goldene Kalb<br />
in Utrecht<br />
Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen<br />
in Holland, Belgien und Luxemburg bietet das<br />
Nederlands Film Festival in Utrecht, das<br />
vom 28. September bis zum 7. Oktober seinen<br />
25. Geburtstag feiert. Im Mittelpunkt steht der<br />
Wettbewerb um das Goldene Kalb, einem<br />
der wichtigsten Preise des holländischen Kinos.<br />
Als Treffpunkt für Profis findet parallel nun bereits<br />
zum 18. Mal das Holland Film Meeting<br />
inklusive einer Koproduktionsbörse (29.09. –<br />
03.10.) statt. Alle Einzelheiten unter<br />
www.filmfestival.nl.<br />
Nederlands Film Festival,<br />
Tel. + 31 30 230 3800;<br />
info@filmfestival.nl<br />
CineMart:<br />
Jetzt anmelden<br />
Noch bis zum 1. Oktober können sich Produzenten<br />
aus NRW mit ihren Projekten für den<br />
CineMart anmelden, der vom 29. Januar bis<br />
zum 2. Februar im Rahmen des 35. Film<br />
Festival Rotterdam stattfindet. Auf dem<br />
CineMart, der eine der ältesten Veranstaltungen<br />
seiner Art ist, werden jedes Jahr etwa 45 internationale<br />
Koproduktionen potenziellen Finanziers<br />
und Koproduzenten vorgestellt.<br />
www.filmfestivalrotterdam.com<br />
Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />
ANZEIGE<br />
Manni und Gustav Heldt: „Die Helden von<br />
Eisenheim“, Foto: Kubny und Schnell Filmproduktion<br />
Herz auf der Zunge<br />
„Der erste Gedanke ist der richtigste”, purzelt<br />
es Manni Heldt aus dem Mund. Er hat das<br />
Herz auf dem rechten Fleck, und was er kritisiert<br />
und kommentiert, kommt ihm ganz ungeniert<br />
im schönsten Pott-Slang über die Lippen. Aber<br />
er kann auch schweigen, der rotgesichtige,<br />
schwere Mann, und dann geht sein Blick ins<br />
Leere. Oft ist er im weißen Rippenunterhemd<br />
unterwegs, Hosenträger halten seine Unterbauchhose.<br />
Obwohl die Kamera ihn beobachtet,<br />
ist er nicht außer sich. Selbstbewusst, ja stolz<br />
stellt er uns seine Familie und Bleibe in der Oberhausener<br />
Bergarbeitersiedlung Eisenheim vor.<br />
Allen voran seinen älteren Bruder Gustav, den<br />
Zurückhaltenderen, Besonneneren, mit dem er<br />
eine große Leidenschaft teilt: die Brieftaubenzucht.<br />
„Die Helden von Eisenheim” nennen<br />
Per Schnell und Werner Kubny ihren<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm, den die Kubny & Schnell<br />
Film- und Fernsehproduktion in Koproduktion<br />
mit dem WDR und mit Förderung der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW produziert hat. Ihr Film<br />
zeigt, wie die einst unter Tage geübte, zum<br />
Überleben unabdingbare Solidarität der Kumpel<br />
ihr Denken und Handeln unauslöschlich prägt.<br />
Durch genaue Einzelbeobachtungen unterläuft<br />
dieser <strong>Dokument</strong>arfilm – trotz der „gemütlichen”<br />
Erzählstimme von Elke Heidenreich<br />
– die hinlänglich bekannten Ruhrgebietsklischees<br />
und erlaubt dem Zuschauer eine große<br />
Nähe, ohne dass er sich <strong>als</strong> Voyeur vorkommt.<br />
Premiere ist am 28. September, 19.30 Uhr im<br />
Ebertbad Oberhausen.<br />
Kubny und Schnell Filmproduktion,<br />
Tel. (0221) 321218<br />
schnell-film@web.de<br />
info@kubnyfilm.de<br />
9
Eva-Maria Michel,<br />
Foto: WDR/Hajo Hohl<br />
ie Vorfälle rund um die Bavaria AG und ih-<br />
Dre Töchter haben das Thema Product Placement<br />
und Schleichwerbung in die öffentliche<br />
Diskussion gebracht. Product Placement ist einerseits<br />
zulässig, wenn das Vorzeigen eines Produkts<br />
aus dramaturgischen oder redaktionellen<br />
Gründen „unvermeidlich“ ist. Andererseits ist es<br />
verboten, wenn es <strong>als</strong> „unangemessener“ Hinweis<br />
auf ein Produkt eingesetzt wird. Die Grauzonen<br />
sind zahlreich, der rechtliche Rahmen ist<br />
kompliziert. Zur Aufklärung und zur Versachlichung<br />
der Debatte sprachen Peter Hanemann<br />
und Wolfgang Hippe mit Eva-Maria Michel. Sie<br />
ist seit 1997 die Justiziarin des Westdeutschen<br />
Rundfunks.<br />
Die Öffentlichkeit ist durch den Skandal<br />
rund um die Bavaria und ihre Töchter<br />
aufgeschreckt worden. Wenn man einem<br />
Teil der veröffentlichten Meinung<br />
glauben darf, gehört Schleichwerbung<br />
fest zur Medienbranche.<br />
Das ist uns auch immer wieder entgegen<br />
gehalten worden. Wir können das nicht bestätigen.<br />
Die Produzenten, die wir angeschrieben<br />
haben, haben uns ohne Einschränkung versichert,<br />
dass sie keine Schleichwerbung betreiben<br />
oder betrieben haben. Mit dieser Rückversicherung<br />
können wir mit diesen Produzenten<br />
auch in Zukunft zusammenarbeiten.<br />
Dennoch sehen sich Produzenten unter<br />
Generalverdacht gestellt. Der MDR<br />
z.B. hat bei über 300 Produktionsfirmen<br />
nachgefragt. Sind Sie auch so verfahren?<br />
Der WDR hat nicht alle Produzenten in<br />
NRW abgefragt, sondern nur die, mit denen er<br />
NRW in Finnland<br />
Noch bis zum Jahresende präsentiert NRW im<br />
Rahmen des Kulturdialogs NRW@Fi 2005 in<br />
Finnland die Vielfalt von Kunst und Kultur an<br />
Rhein und Ruhr. Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW übernimmt<br />
es, das Bundesland im Rahmen des<br />
Helsinki Film Festiv<strong>als</strong> <strong>als</strong> internationalen<br />
Filmproduktionsstandort vorzustellen. So gibt<br />
es eine Case Study zu der europäischen Koproduktion<br />
„Dear Wendy” (s.a. S. 31), deren<br />
Entstehung ihre Produzenten erläutern. Außerdem<br />
werden u.a. Thomas Durchschlags<br />
Drama „Allein“ und die <strong>Dokument</strong>ation „Massaker”<br />
gezeigt. In Helsinki sollen bestehende<br />
Beziehungen intensiviert, neue Kontakte hergestellt<br />
und das Netz zwischen beiden Filmländern<br />
noch enger geknüpft werden. Das umfangreiche<br />
Programm von nrw@fi gibt es unter<br />
www.nrw.fi, das des Helsinki Film Festiv<strong>als</strong><br />
unter www.hiff.fi<br />
NRW@FI Koordination,<br />
ruohonen@helsinkifestival.fi<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />
info@filmstiftung.de<br />
10<br />
Interview mit WDR-Justiziarin<br />
Eva-Maria Michel zum Thema Schleichwerbung<br />
„Es gibt klare Regeln“<br />
regelmäßig zusammenarbeitet. Der Schwerpunkt<br />
lag dabei bei den Produzenten von Ratgeber-<br />
und Service-Sendungen, die aus unserer<br />
Sicht besonders anfällig für Product Placement<br />
sind. Im Bereich Fiction waren es fünf Firmen,<br />
bei Ratgebern und Service 18. Ich verstehe<br />
im Übrigen die Aufregung nicht. Wir haben niemanden<br />
unter Generalverdacht gestellt, sondern<br />
uns wie ein vernünftiger Kaufmann verhalten,<br />
der nachprüft, ob man ihm faule Ware untergeschoben<br />
hat. Schließlich gibt es klare Regeln.<br />
Schleichwerbung ist eindeutig verboten,<br />
beim Placement von Waren und<br />
Themen ist es etwas komplizierter.<br />
Im Rundfunkstaatsvertrag ist eine Legaldefinition<br />
von Schleichwerbung enthalten, deren<br />
Handhabung bei den einzelnen Sendern<br />
durch konkrete Richtlinien ausgestaltet ist. Bei<br />
der ARD sind es die „Richtlinien zur Trennung<br />
von Werbung und Programm“, entsprechendes<br />
gibt es beim ZDF und bei den Landesmedienanstalten<br />
für die Privaten. Hinzu kommen Programmgrundsätze<br />
und Selbstverpflichtungen,<br />
die in Zweifelsfällen und Grauzonen helfen sollen.<br />
Aber man kann nicht alles regeln. Am Ende<br />
muss der Redakteur bei der Abnahme die<br />
Entscheidung treffen, ob diese Regeln verletzt<br />
sind oder nicht. Das können zum Teil schwierige<br />
Einzelfallentscheidungen sein.<br />
Haben die Vorfälle rund um die Bavaria<br />
den Blick geschärft?<br />
Natürlich. Im Einzelnen wird es immer wieder<br />
Fälle geben, die so oder so betrachtet werden<br />
können, je nachdem, ob man die Regeln<br />
extensiv oder eher restriktiv auslegt. Diese Spielräume<br />
werden wir sehr, sehr kritisch beobachten<br />
und im Zweifel nachfragen.<br />
Im Fernsehen ist in den ausgestrahlten<br />
Kinofilmen weiterhin Product Placement<br />
zu sehen. Wie verträgt sich das?<br />
Das Verbot der Schleichwerbung leitet sich<br />
aus dem Rundfunkstaatsvertrag ab und adressiert<br />
sich deshalb an die Fernsehveranstalter. Hintergrund<br />
dieser Regelung ist, dass der Gesetzgeber<br />
Rundfunk und Fernsehen <strong>als</strong> wesentlich für die<br />
öffentliche Meinungsbildung versteht. Für Kinofilme<br />
gibt es in Deutschland keine entsprechende<br />
medienrechtliche Auflage. Nach dem<br />
Wettbewerbsrecht darf aber auch ein Kinofilm<br />
keine getarnte Werbung enthalten. Etwaige Produktplatzierungen<br />
müssen im Abspann oder bei<br />
der Einführung aufgeführt werden. Sie kennen<br />
diese Listen mit Herstellerhinweisen.<br />
Die werden im Fernsehen nur bedingt<br />
zur Kenntnis genommen. Internationale<br />
Filme wie die häufig genannten<br />
„James Bond“-Titel finanzieren sich u.a.<br />
aus Schleichwerbung. Welche juristischen<br />
Argumente rechtfertigen ihre Versendung<br />
trotzdem?<br />
Der Gesetzgeber verlangt von uns nicht von<br />
vorn herein, auf diese Kinoproduktionen zu verzichten.<br />
Weil der WDR Rundfunkveranstalter ist,<br />
muss er aber natürlich alle Kaufproduktionen prüfen.<br />
Dabei steht das redaktionelle Interesse, einen<br />
solchen Spielfilm einzusetzen, der in dem Film<br />
eventuell enthaltenen Schleichwerbung gegenüber.<br />
Schon beim Einkauf müssen wir uns deshalb<br />
überlegen: Können wir den Film so ausstrahlen<br />
oder müssen wir darauf verzichten?<br />
In den USA gibt es keine gesetzlichen<br />
Regeln – Schleichwerbung, Placements<br />
usw. sind dort gang und gäbe...<br />
In der Tat. Wenn Sie amerikanische Filme<br />
newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />
in Ihr Programm aufnehmen wollen, wäre es aus<br />
meiner Sicht völlig lebensfremd, das von der Frage<br />
der Schleichwerbung abhängig zu machen.<br />
Es wäre auch völlig unrealistisch, das von uns<br />
zu fordern. Unsere Entscheidung, einen solchen<br />
Film zu zeigen, ist nicht von den in die Produktion<br />
geflossenen finanziellen Zuwendungen beeinflusst.<br />
Es geht um ganz normale Lizenzverträge.<br />
Was ist, wenn das Product Placement<br />
überhand nimmt?<br />
Wenn zu viel Schleichwerbung drin ist,<br />
müssen wir versuchen, das Recht zur Nachbearbeitung<br />
zu vereinbaren. Bei amerikanischen<br />
Filmen und Paketverkäufen ist so etwas allerdings<br />
völlig illusorisch. Die US-Majors würden<br />
sich mit solchen Bedingungen nicht einverstanden<br />
erklären – nicht nur uns gegenüber.<br />
Einnahmen aus Placements sind<br />
auch für deutsche Produzenten möglich...<br />
Für Fernsehproduzenten gilt das nicht –<br />
das sind unterschiedliche Märkte. Aber deutsche<br />
Kinofilmproduzenten haben weit reichende<br />
Möglichkeiten. Allerdings müssen sie die Placements<br />
offen legen – so die Rechtssprechung<br />
des BGH.<br />
Und bei Koproduktionen mit dem<br />
Fernsehen?<br />
Hier gelten unsere ganz normalen Regeln.<br />
Es darf keine unzulässige Schleichwerbung geben.<br />
Entsprechendes steht auch immer in den<br />
Verträgen, egal ob der Film vor der Ausstrahlung<br />
in den Kinos läuft, wie es bei einigen Titeln der<br />
Fall ist, die wir – u.a. auch mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW – koproduzieren.<br />
Ist Schleichwerbung eigentlich ein<br />
Straftatbestand?<br />
Nein, eine Ordnungswidrigkeit, die aber<br />
nur für die Privaten sanktionsbewehrt ist. Maßgeblicher<br />
Gesichtspunkt war, dass ein Bußgeld<br />
am Ende doch nur vom Gebührenzahler zu zahlen<br />
wäre. Der Gesetzgeber mag sich aber auch<br />
gesagt haben, dass den öffentlich-rechtlichen<br />
Anstalten zunächst einmal zu unterstellen ist,<br />
dass sie sich an Recht und Gesetz halten.<br />
„Allein“ in Finnland:<br />
Thomas Durchschlags<br />
Film läuft im Rahmen<br />
von nrw@fi 2005<br />
in Helsinki.<br />
Foto: Lichtblick
Legend Films int.<br />
Kontroverses<br />
Kino aus Köln<br />
it 5,5 Millionen Euro unterstützt die<br />
MEuropäische Kommission wieder den<br />
Vertrieb von europäischen Filmen auf Video<br />
und DVD. Unter den acht deutschen<br />
geförderten Unternehmen ist auch der Kölner<br />
Filmverleih Legend Films, der von ME-<br />
DIA mit 39.558 Euro unterstützt wird. Bei<br />
der MEDIA-Vertriebsförderung für DVD und<br />
Video handelt es sich um eine Referenzförderung,<br />
die DVD- und Videovertriebe ermutigen<br />
soll, den Anteil europäischer Filme<br />
im Home-Entertainment-Bereich zu erhöhen.<br />
Auf Grundlage der Erlöse für nichtnationale<br />
europäische Titel wird ein Betrag<br />
in einem bestimmten Referenzjahr erzielt<br />
(hier 2003) und dann in die Herausbringung<br />
neuer nicht-nationaler Werke auf DVD oder<br />
Video re-investiert.<br />
Legend Films International GmbH wurde<br />
im Mai 2001 in Köln gegründet und vermarktet<br />
Filme auf sämtlichen Auswertungsebenen,<br />
beginnend mit dem Kinoverleihgeschäft.<br />
Auf der Berlinale sicherte sich Legend<br />
Films die Kinorechte an Thomas Vinterbergs<br />
„Dear Wendy“ und in Cannes die<br />
an Lars von Triers „Manderlay“. Für die ME-<br />
DIA-Seite sprach Heike Meyer-Döring mit<br />
Marcus Popescu, gemeinsam mit Gerhard<br />
Borman Geschäftsführer von Legend Films.<br />
Ursprünglich war Legend Films<br />
<strong>als</strong> DVD- und Videoanbieter aktiv, seit<br />
Juli 2004 dann auch <strong>als</strong> Kinoverleiher.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Diese Entwicklung war abzusehen<br />
und ist eigentlich das Ergebnis eines gesunden<br />
Wachstums. Je erfolgreicher man<br />
sich im Home-Entertainment-Markt etabliert,<br />
desto mehr (und umso größere) Filme<br />
kauft man zur Veröffentlichung ein.<br />
Irgendwann gelangt man zu einem Punkt,<br />
an dem Filme für einen reinen Videorelease<br />
zu bedeutend sind. Dann muss man sich<br />
entscheiden: Kauft man diesen Film nicht<br />
ein oder setzt man auf Risiko und versucht,<br />
eine Kinoauswertung möglich zu machen?<br />
Wie immer im Leben ist der erste Schritt der<br />
schwerste – hat man diese Hürde einmal<br />
genommen und seine Erfahrungen damit<br />
gemacht, fällt es leichter, diesen Weg zu gehen.<br />
Dann folgt vielleicht der zweite Kinofilm,<br />
der dritte Kinofilm, und ehe man sich<br />
versieht, hat man den Schritt vom Videoanbieter<br />
zum Kinoverleiher vollzogen.<br />
Mit „Ken Park“ von Larry Clark<br />
oder Gaspar Noés „Irreversibel“ hatten<br />
Sie kontrovers diskutierte Titel im<br />
Angebot. Gehören solche Filme zu Ihrer<br />
Spezialität?<br />
Kontroverse Filme sind vielleicht nicht<br />
unsere Spezialität – dazu möchten wir uns<br />
viel zu ungern in eine Schublade pressen lassen<br />
–, aber sie machen zumindest einen Teil<br />
unserer Identität aus. Sie bieten Diskussionsstoff,<br />
lassen oftm<strong>als</strong> neue, herausragende<br />
Talente erkennen, sie sträuben sich<br />
dagegen, reine Mitläufer in einer Kinolandschaft<br />
zu sein, die zunehmend vom<br />
amerikanischen und teils auch einheimischen<br />
Major-Produkt bestimmt wird. Deswegen<br />
sind sie interessant. Diese Filme besetzen<br />
nur eine Nische, aber gerade über<br />
diese Nische ist eine Profilierung möglich.<br />
Demnächst wird Legend Films<br />
„Dear Wendy“ von Thomas Vinterberg<br />
sowie Lars von Triers „Dogville“-<br />
Sequel „Manderlay“ in die deutschen<br />
Kinos bringen. Warum hat sich der<br />
Weltvertrieb gerade für Sie entschieden?<br />
Dass wir diese beiden Filme im Programm<br />
haben, ist zu gleichen Teilen Glück<br />
und das Ergebnis längerfristiger Arbeit.<br />
Glück, weil die Akquise von Filmen niem<strong>als</strong><br />
Routine ist und viel davon abhängt, zur richtigen<br />
Zeit am richtigen Ort zu sein; Arbeit,<br />
weil wir mit dem Weltvertrieb der beiden<br />
Werke, Trust Film Sales, schon längerfristig<br />
zusammenarbeiten. Wir haben die Frühwerke<br />
von Lars von Trier auf DVD veröffentlicht,<br />
wir haben aber oft auch auf kleinere<br />
Titel gesetzt. Als wir beispielsweise<br />
„Verschwörung im Berlin Express“ von Trust<br />
lizenzierten, war das eine Art Experiment.<br />
Wir wussten nicht, was uns erwartete, und<br />
„Manderlay“,<br />
Foto: Astrid<br />
Wirth/Trust Film<br />
auch beim Weltvertrieb lehnte man sich erst<br />
einmal zurück und harrte der Dinge. Letzten<br />
Endes lief der Film dann in den Kinos<br />
und wurde außergewöhnlich positiv aufgenommen.<br />
Trust hat das sehr honoriert.<br />
Welche Erwartungen haben Sie<br />
für die beiden Filme?<br />
Die Herausforderungen sind bei beiden<br />
Filmen größer <strong>als</strong> zuvor. Für uns sind<br />
„Dear Wendy“ und „Manderlay“ die wichtigsten<br />
Produktionen, die wir je hatten, und<br />
natürlich setzt man alles daran, im Kino erfolgreich<br />
abzuschneiden. Zum ersten Mal<br />
treten wir ohne unsere ehemaligen Mitstreiter<br />
von Independent Partners ins Rampenlicht,<br />
zum ersten Mal präsentiert sich damit<br />
der Legend Filmverleih allein der Öffentlichkeit.<br />
Das ist schon ziemlich aufregend.<br />
Zusammen mit Vertriebspartnern und<br />
Presseagentur sind wir <strong>als</strong>o bemüht, schon<br />
im Vorfeld eine gewisse Präsenz der Filme<br />
aufzubauen, aber erst im Herbst, wenn beide<br />
Titel angelaufen sind, werden wir sehen,<br />
was diese Arbeit gebracht hat.<br />
Das Hauptgeschäft von Legend<br />
Films ist nach wie vor das Home Entertainment.<br />
Wie viele DVD-Titel haben<br />
Sie zur Zeit im Angebot, und welche<br />
Filme waren besonders erfolgreich?<br />
Zurzeit haben wir etwa 45 Titel auf<br />
DVD veröffentlicht. VHS findet praktisch<br />
nicht mehr statt. Darunter auch Klassiker<br />
wie Pier Paolo Pasolinis „Trilogie des Lebens“.<br />
Unsere erfolgreichsten Titel bisher<br />
waren die Horrorthriller „The Bunker“ und<br />
„Dog Soldier“, das kontroverse Drama „Irreversibel“,<br />
die Comic-Adaption „Faust – Love<br />
of the Damned“ sowie der japanische<br />
Fantasyfilm „Versus“.<br />
Wie vertreiben Sie Ihre DVDs?<br />
Der größte Absatzmarkt für DVD ist<br />
und bleibt immer noch das klassische Ladengeschäft,<br />
hauptsächlich im Bereich der<br />
großen Elektromärkte. Internet spielt eine<br />
zunehmend große, aber bislang nicht die<br />
wichtigste Rolle. Im Falle von Titeln, die keiner<br />
Jugendfreigabe unterliegen, kommen<br />
<strong>als</strong> wichtige Absatzmärkte noch Videotheken<br />
und bundesweite Filmbörsen zum<br />
Tragen.<br />
Bleiben Sie auch weiterhin Spezialisten<br />
für „kontroverse“ Stoffe?<br />
Was sind Ihre weiteren Pläne?<br />
Die kontroversen Stoffe werden sicherlich<br />
nicht aus unserem Programm verschwinden<br />
– gute Filme definieren sich bei<br />
uns ohnehin nicht über derlei Kriterien. Wir<br />
haben den kontroversen Film in Deutschland<br />
sicherlich salonfähig gemacht. Unsere<br />
DVD-Reihe „Kino Kontrovers“ hat sich genau<br />
dies zur Aufgabe gemacht und präsentiert<br />
alte und neue Kellerkinder der Filmgeschichte<br />
im genauen historischen Kontext,<br />
mit erklärenden Essays bekannter Filmwissenschaftler,<br />
in seriösem Design und<br />
eben generell gänzlich unaufgeregt. Wir<br />
werden weiterhin Kinofilme veröffentlichen.<br />
Wir werden auch weiterhin Videoware veröffentlichen.<br />
Im Großen und Ganzen werden<br />
wir weiterhin einfach Filme auswählen,<br />
von denen wir glauben, dass das Publikum<br />
sie sehen will – oder von denen wir glauben,<br />
dass das Publikum sie sehen sollte. Wir<br />
werden uns weiter profilieren und bestrebt<br />
sein, Anspruch mit Unterhaltung zu verbinden.<br />
Dass dies funktioniert, haben wir<br />
bereits bewiesen. Ob dies auch in Zukunft<br />
so sein wird, bleibt abzuwarten. So lang<br />
werden wir weiter daran glauben.<br />
MEDIA-Paketförderungen für NRW<br />
it fast einer halben Million Euro unter-<br />
Mstützt MEDIA im Rahmen des ersten<br />
Einreichtermins im Bereich Entwicklung 77<br />
europäische Projekte. Davon gehen Euro<br />
835.000 nach Deutschland und fast Euro<br />
300.000 nach NRW.<br />
Die Paketförderung „Slate 2nd Stage“<br />
erhielten Tradewind Pictures (90.000 Euro)<br />
und Lichtblick (125.000 Euro). Bereits zum<br />
zweiten Mal konnten sich beide Kölner Firmen<br />
dafür qualifizieren, weil sie die Gelder<br />
ihrer vorherigen Paketförderung erfolgreich<br />
in neue Projekte investierten. Die Förderung<br />
richtet sich an Produzenten, die bereits eine<br />
Paketförderung erhalten haben, wobei<br />
mindestens ein Projekt dieses Paketes in Produktion<br />
gegangen sein muss. Für ein Slate<br />
in Höhe von 80.000 Euro qualifizierte sich<br />
außerdem die Firma SUR Films.<br />
„Die erneute Förderung hat sicherlich<br />
auch damit zu tun, dass unsere früher geförderten<br />
Projekte sehr erfolgreich waren, wie<br />
etwa der FIPRESCI-Preis von ‚Massaker’ oder<br />
der Golden Gate Award für ‚Im Angesicht des<br />
Todes’. Tatsächlich haben die MEDIA-Mittel<br />
eine nachhaltige Ausweitung unserer internationalen<br />
Produktionstätigkeit ermöglicht“,<br />
kommentiert Carl-Ludwig Rettinger, Ge-<br />
schäftsführer von Lichtblick, die Förderung.<br />
Tradewind will mit Hilfe von MEDIA Development<br />
drei Spielfilmprojekte realisieren,<br />
darunter „Großvater und die Wölfe“ nach<br />
dem Kinderbuch von Per Olov Enquist. Geschäftsführer<br />
Thomas Springer, der bereits<br />
die zweite Drehbuchfassung erstellt hat,<br />
wird das Projekt auf dem kanadischen Koproduktionsmarkt<br />
„Strategic Partners“ in Halifax<br />
(16.-18. September) präsentieren. Springer:<br />
„Die zweite Stufe des Slate-Fundings<br />
wird es uns ermöglichen, unsere Strategie,<br />
Family-Entertainment-Filme und Arthouse-<br />
Projekte für den europäischen Markt zu produzieren,<br />
weiter erfolgreich umzusetzen.“<br />
Vor zwei Jahren hatte SUR Films Geschäftsführer<br />
Detlef Ziegert eine Entwicklungsförderung<br />
für den <strong>Dokument</strong>arfilm „The<br />
Forgotten“ erhalten: „Die Möglichkeit zur Projektentwicklung<br />
und Archivrecherche war hier<br />
sehr wichtig, und wir konnten Frankreich,<br />
Spanien und Marokko zu einer Koproduktion<br />
gewinnen.“ Nun sollen drei <strong>Dokument</strong>arfilm-<br />
Projekte realisiert werden. Für eines konnte<br />
bereits der in Paris lebende Regisseur Chema<br />
Sarmiento gewonnen werden.<br />
Der nächste Development-Aufruf erscheint<br />
voraussichtlich Ende Oktober.<br />
MEDIA – newsletter@filmstiftung.de 11
Sein Vertrag wurde gerade bis 2010 verlängert, Ende August wird<br />
er 60 Jahre alt und mit der neuen Landesregierung beginnt eine<br />
neue Zeit für die Medienpolitik in NRW: drei gute Gründe für ein<br />
Gespräch mit <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach.<br />
Rüdiger Bertram unterhielt sich mit ihm nicht nur über den Standort,<br />
sondern – zum 60. – vor allem über den Menschen MSO.<br />
Geboren in Heidelberg verbrachte Michael<br />
Schmid-Ospach seine Jugendjahre<br />
in Wuppertal, wo er nach seinem Studium<br />
1967 Redakteur der Westdeutschen<br />
Rundschau wurde. Wuppertal ist<br />
eine der Städte, die MSO geprägt haben.<br />
Es ist auch die Stadt Else Lasker-Schülers.<br />
„Ich suche allerlanden eine Stadt,<br />
die einen Engel vor der Pforte hat”, dichtete<br />
Else Lasker-Schüler. Wonach suchen<br />
Sie?<br />
Das Bild von Else Lasker-Schüler zielt ja<br />
mehr auf den Engel ab <strong>als</strong> auf die Stadt. Ich setze<br />
mal eine andere Zeile von ihr dagegen:<br />
„Wenn wir uns lieben, sterben wir nicht.“ Dieser<br />
Glauben, dass die Kraft der Liebe die größte<br />
Himmelsmacht ist, durchzieht das Leben dieser<br />
Dichterin. Und ohne, dass ich mich hier mit<br />
ihr vergleichen dürfte, ein Stückchen von diesem<br />
Optimismus habe ich auch. Deshalb gibt<br />
es auch Städte in meinem Leben, wo Engel vor<br />
der Pforte standen...<br />
Gehört Wuppertal dazu?<br />
Unbedingt, obwohl ich mich in Wuppertal<br />
sehr früh sehr unbeliebt gemacht habe, weil<br />
die Hörzu einen Satz von mir zitierte, der mich<br />
dam<strong>als</strong> fast meinen beruflichen Kopf gekostet<br />
hätte: „Diese Stadt ist so hässlich, dass sie schon<br />
wieder schön ist.“ Wuppertal hat viele Höhen<br />
und Tiefen und ist eine faszinierende Stadt, gerade<br />
auch für unser Gewerbe, <strong>als</strong>o für Kunst<br />
und Kultur.<br />
In Wuppertal begannen Sie Ihre Karriere<br />
<strong>als</strong> Journalist. War das von Anfang<br />
an Ihr Berufsziel?<br />
Für mich war immer klar, dass ich Journalist<br />
werden würde. Mein erster Artikel hat mir<br />
fünf Mark gebracht in einer Zeitschrift namens<br />
„Der Jordansprudel“. Mit 16 ging es dann los<br />
mit Beiträgen über Kaninchenzüchter usw. Kurz<br />
vor dem Abitur hatte ich mich dann bis zu einer<br />
Brecht-Lesung hochgearbeitet und wäre<br />
beinahe durchs Abitur gefallen, weil ich am<br />
Abend vor der Prüfung damit so beschäftigt<br />
12<br />
war, dass man Angst hatte, ich könnte mich<br />
nicht gut genug vorbereiten.<br />
Hat das erworbene Handwerkszeug<br />
von Recherche und präziser Formulierung<br />
Ihnen später auch abseits des Journalismus<br />
weiter geholfen?<br />
Ich glaube, es ist kein Zufall, dass viele Persönlichkeiten,<br />
die in anderen Bereichen reüssieren,<br />
aus dem Journalismus kommen. Der<br />
Journalismus ist eine gute Schule für Vieles, weil<br />
er Neugier mit Sensibilität vereinigt und man sich<br />
der Dinge vergewissern muss, über die man<br />
schreibt.<br />
Von Wuppertal ging MSO <strong>als</strong> stellvertretender<br />
Redaktionsleiter zu epd/Kirche<br />
und Rundfunk nach Frankfurt. Vier Jahre<br />
später folgte er <strong>als</strong> 29-Jähriger dem<br />
Ruf Heinz Kühns, dem er <strong>als</strong> Medienberater<br />
zuarbeitete. Kühn war dam<strong>als</strong> nicht<br />
nur Ministerpräsident von NRW, sondern<br />
auch stellvertretender Vorsitzender der<br />
SPD und damit der Mann hinter Brandt.<br />
Ein Crash-Kurs in Politik.<br />
War der Wechsel in den Intimbereich<br />
der Politik ein Kulturschock für Sie?<br />
Nein. Kühn war ja eine beeindruckende<br />
Persönlichkeit, wie man sie heute in der Politik<br />
kaum noch findet. Wenn der sich mit einem<br />
großen Verleger oder Zeitungsmogul traf, war<br />
er die Nummer eins.<br />
Was haben Sie von ihm gelernt?<br />
Ich habe von ihm die Mischung aus Entschlossenheit<br />
und Klarheit im Standpunkt gelernt.<br />
Kühn hatte immer Ludwig Börne zitiert:<br />
„Seid eiskalt oder glühend heiß.“ Dieses Unbeteiligte<br />
sowohl-<strong>als</strong>-auch war nie seine Sache.<br />
Warum wollten Sie dam<strong>als</strong> weg<br />
vom Journalismus?<br />
Es war – wenn Sie so wollen – die Langeweile<br />
des Journalisten. Als ich das Angebot<br />
bekam, hatte ich zehn Jahre lang geschrieben,<br />
Im Gespräch mit MSO<br />
„Seid eiskalt od<br />
wie die Welt auszusehen hätte, und aus dieser<br />
deskriptiven Rolle mal in die Täterposition zu<br />
kommen, das hat mich gereizt.<br />
Wie erinnern Sie sich an diese Zeit?<br />
Das waren wirklich spannende Jahre, weil<br />
ich Einsichten in die Innenansichten von Parteien<br />
und die Abläufe von Entscheidungen, von<br />
Macht und Ohnmacht bekam. Gleichzeitig hatte<br />
ich die Chance, unglaublich spannende Menschen<br />
kennen zu lernen.<br />
Haben Sie dort die Techniken der<br />
Macht erlernt?<br />
Das lernt man nur durch learning-by-doing.<br />
Wann man letztlich etwas sagt oder nicht<br />
sagt, wann man über Bande geht und wann direkt<br />
– das alles lernt man mit vielen blauen Flekken<br />
in der beruflichen Erfahrung, und das war<br />
dam<strong>als</strong> in der Tat eine besonders intensive berufliche<br />
Erfahrung.<br />
Nach dem Ausflug in die Politik wechselte<br />
MSO zum WDR, der dam<strong>als</strong> von<br />
Friedrich Wilhelm von Sell geführt wurde.<br />
Als Leiter der Presse und Öffentlichkeitsarbeit<br />
waren 1977 nur die Praktikanten<br />
jünger <strong>als</strong> er.<br />
War das dam<strong>als</strong> ein reibungsloser<br />
Übergang?<br />
Nein, das Zwischenspiel in der Politik war<br />
dabei sehr hinderlich.<br />
Aber von Sell hat Sie trotzdem gewollt?<br />
Ja, er hat mich zum WDR geholt und mir<br />
sehr früh eine große Abteilung übergeben. Das<br />
war eine besondere Herausforderung, öffentlich<br />
für den WDR zu sprechen, der für mich nach<br />
wie vor die gelungenste Verkörperung aller öffentlich-rechtlichen<br />
Ideen darstellt. Er war dam<strong>als</strong><br />
ein gedankliches Leitmedium und dadurch<br />
ein Abenteuerspielplatz besonderen Ausmaßes.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Im Gespräch mit MSO<br />
Sie hatten sich <strong>als</strong> Kritiker schon zuvor<br />
auf das Fernsehen und den Hörfunk<br />
konzentriert. Wie kam das?<br />
Ich habe dam<strong>als</strong> viele Theater- und Literaturkritiken<br />
geschrieben, aber die meiste Resonanz<br />
erhielt ich auf eine Kritik über ein Fernsehspiel<br />
von Harold Pinter. Da haben mich auf<br />
einmal Leute angesprochen, die keine Theaterkritiken<br />
lesen. Und dann habe ich mich damit<br />
beschäftigt, warum das Medium Fernsehen<br />
journalistisch kein gleichwertiges Gegenüber<br />
hat. Auf den allerersten Tagen der Mainzer Fernsehkritik,<br />
auf denen ich <strong>als</strong> blutjunger Journalist<br />
dabei war, habe ich dann festgestellt, dass<br />
dieses mächtige Fernsehen den meisten mächtigen<br />
Journalisten einfach zu doof war.<br />
Trotzdem haben Sie sich für das<br />
Fernsehen entschieden…<br />
Ja, ich habe z.B. mit Günter Rohrbach zusammen<br />
an der Reihe Fernsehspiel des Monats<br />
gearbeitet. Da durften Kritiker zusammen mit<br />
der Fernsehspielredaktion des WDR das jeweils<br />
beste Fernsehspiel des Monats aussuchen und<br />
dann hat man das im Programm vorher begründet.<br />
Das ist für Journalisten eine ungewöhnliche<br />
Erfahrung, dass man keine negativen,<br />
sondern positive Kommentare abgeben<br />
kann.<br />
Filme nicht mehr nur zu kommentieren,<br />
sondern selbst auch auf den Weg zu bringen,<br />
war dann nur noch ein kleiner<br />
Schritt. Als arte entstand, war MSO gemeinsam<br />
mit Heinz Ungureit Begründer<br />
der Groupe Cinéma und ab 1992 auch<br />
Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW, deren Geschäftsführer er<br />
dann 2001 wurde.<br />
Sie haben immer für die Kultur gesprochen,<br />
das heißt auch, den Zuschauer<br />
zu fordern und es ihm nicht zu leicht zu<br />
machen, oder?<br />
Das war ja schon ´61 die Formel von Adorno<br />
in seinen Frankfurter Gesprächen: „Ein Programmdirektor<br />
soll das senden, was das Pu
er glühend heiß“<br />
blikum wollen soll.“ Die Vermehrung von Sendungen<br />
wie etwa dem „Musikantenstadl“ allein<br />
ist ja auch eine Missachtung der Zuschauer.<br />
Das Geheimnis eines öffentlich-rechtlichen Programms<br />
muss immer sein, dass man auch Filme<br />
platziert, von denen man sagt, das werden<br />
die Zuschauer nicht sofort schlucken, aber das<br />
sollten sie sehen, weil es ihr Leben bereichert.<br />
Nur gab es früher auch nur drei Programme<br />
und noch keine Fernbedienung…<br />
Jetzt muss man es eben geschickter anstellen.<br />
Früher legte man „Die Zauberflöte“ auf<br />
den Samstagabend-Termin, und 40 Prozent haben<br />
zugesehen. Heute würde dasselbe selbst<br />
mit Nicole Kidman <strong>als</strong> Königin der Nacht nicht<br />
mehr <strong>als</strong> ein Prozent hinter dem Ofen herlokken.<br />
Zur <strong>Filmstiftung</strong> kamen Sie, <strong>als</strong> die<br />
Medienbranche in NRW auf dem großen<br />
Marsch war. Was hat sich im Gegensatz<br />
zu heute verändert?<br />
Der Umbau des Landes weg von der Steinkohle-Industrie<br />
ist nach wie vor eine wichtige<br />
Aufgabe. Heute jedoch existiert angesichts leerer<br />
Haushaltskassen für diese Aufbruchstimmung<br />
mittels öffentlicher Förderung nicht mehr<br />
das richtige Klima. Die Notwendigkeit ist aber<br />
keineswegs geringer geworden. Wir sind in einer<br />
Situation, wo wir ein außerordentlich elaboriertes<br />
Fernsehland bieten und wo wir, was<br />
Film angeht, viel erreicht haben. Die Entwikklungsplaner<br />
nennen das „Verstetigung“. Das<br />
Schlimmste, was man jetzt machen könnte, wäre<br />
mit den Anstrengungen nachzulassen.<br />
Im Mai gewann die CDU die Landtagswahlen<br />
in NRW und löste die SPD-Regierung<br />
ab – nach knapp 40 Jahren Regierungsverantwortung.<br />
In seinen bisherigen<br />
Reden warb der neue Ministerpräsident<br />
um das Vertrauen der Medienwirtschaft<br />
in NRW, die die ersten<br />
Schritte mit Spannung beobachtet.<br />
Welche Signale hat die <strong>Filmstiftung</strong><br />
bislang von der neuen Regierung erhalten?<br />
Die Landesregierung sortiert sich noch,<br />
aber uns ist in mehreren Auftritten des Ministerpräsidenten<br />
seine Wertschätzung bestätigt<br />
worden. Das hatte ich – das muss ich sagen –<br />
ein bisschen auch erwartet. Ich habe beim WDR<br />
zwei Fernsehgespräche mit Jürgen Rüttgers und<br />
Wolfgang Clement moderiert, und da waren die<br />
beiden in Medienfragen gar nicht so weit auseinander.<br />
Rüttgers geht ähnlich vor wie Peer<br />
Steinbrück. Er setzt die Dinge auf den Prüfstand.<br />
Er will genau wissen, was bedeutet das für NRW<br />
in diesen engen Zeiten. Das finde ich mehr <strong>als</strong><br />
nur legitim. Er weiß aber auch, dass in dem Moment,<br />
wo man die <strong>Filmstiftung</strong> kürzt, wie bei<br />
einem Domino-Effekt auch andere Aktivitäten<br />
geringer werden. Und wenn man bedenkt, dass<br />
jetzt mit einem Euro aus dem Landeshaushalt<br />
mindestens 4,5 Euro bewegt werden, dann ist<br />
das eine wirtschaftliche Bilanz, über die ich sehr<br />
glücklich bin.<br />
Was waren dafür die wichtigsten<br />
Weichenstellungen der letzten Jahre?<br />
Dass wir in Europa vorangekommen sind<br />
und dass wir die Innensituation der <strong>Filmstiftung</strong><br />
stabilisiert haben. Das haben wir durch zwei<br />
weitere Gesellschafter und durch unsere Einstellung<br />
zu Rückzahlungen und den Umgang<br />
mit Filmfonds geschafft. Vor zwei Jahren war<br />
ich für Filmfonds ein ziemlich unbeliebter<br />
Mensch. Es war dam<strong>als</strong> keineswegs üblich zu<br />
fordern, dass öffentliches Filmfördergeld bei der<br />
Rückzahlung nicht hinter steuerbegünstigtem<br />
Filmfondsgeld rangieren darf. Wir haben einige<br />
Dinge so verändert, dass sich das Ganze<br />
rechnet – sowohl wirtschaftlich <strong>als</strong> auch künstlerisch.<br />
Beides ist meiner Ansicht nach völlig richtig<br />
und auch kein Gegensatz.<br />
Ihr Vertrag wurde gerade verlängert.<br />
Wo sehen Sie Ihre Ziele bis zum Jahr<br />
2010?<br />
Ich hoffe, dass wir diese unglaubliche<br />
Chance in der Mitte Europas nutzen können.<br />
Dass internationale Koproduktionen mindestens<br />
so selbstverständlich werden, wie der Umstand,<br />
dass Engländer in Deutschland arbeiten, Deutsche<br />
in Paris und Franzosen in Italien. Dass wir<br />
die Filmstars Spaniens oder Italiens kaum kennen,<br />
ist doch idiotisch. Und dass umgekehrt unsere<br />
Filmgesichter, wenn sie bei Aachen über<br />
die Grenze gehen, absolute Nobodys sind, ist<br />
einfach schade. Ich möchte gerne, dass Martina<br />
Gedeck oder Veronica Ferres in Paris auf der<br />
Straße erkannt werden, und das nicht nur von<br />
Touristen.<br />
Die Medien durchleben turbulente Zeiten:<br />
Den Kinos fehlen die Besucher, das Verhältnis<br />
zwischen Film und Fernsehen ist<br />
belastet und ein Skandal um eingeschlichene<br />
Werbung verunsichert die<br />
Branche.<br />
Die Beziehung zwischen Fernsehen<br />
und Kino steckt in einer Krise. Verstehen<br />
Sie sich hier <strong>als</strong> Mittler?<br />
Das ist ein Feld, auf dem ich in den nächsten<br />
Jahren das Gemeinsame suchen will. In Details<br />
gelingt ja auch jetzt schon viel! „Bella Martha“<br />
z.B. sollte wegen des Programmschemas<br />
der ARD um 10 Minuten gekürzt werden. Nach<br />
einem Telefonat mit Günter Struve war der Konflikt<br />
vom Tisch. Das folgende Magazin wurde<br />
gekürzt und der Film durfte so lang sein wie er<br />
war. Es gibt <strong>als</strong>o Konflikte, die man lösen kann.<br />
Andere sind elementarer. Da geht es auch um<br />
Ängste. Rund um die letzte Gebührenerhöhung<br />
gab es Einheiten beim Fernsehen, die meinten,<br />
die Finanznöte des Senders seien durch besonders<br />
hartes Verhandeln bei Spielfilmprojekten<br />
in den Griff zu kriegen. Die Zurücknahme<br />
internationaler Koproduktionen und die Entwicklung<br />
der Fernsehevents, das sind Dinge, die<br />
die gute Beziehung von Fernsehen und Kino belasten<br />
können. Auch Verträge, die bei einem gelungenen<br />
Film die Auswertung im Kino ausschließen,<br />
darf es einfach nicht geben. Beide leben<br />
doch von den gleichen Geschichten und<br />
von denselben Kreativen. Wenn sich Fernsehen<br />
und Film gegeneinander stellen, ist letztlich immer<br />
der Zuschauer der Verlierer.<br />
Michael Schmid-Ospach,<br />
beobachtet beim Gespräch mit Rosel Zech.<br />
Fotos: Heike Herbertz<br />
Dabei kämpft auch das Fernsehen<br />
derzeit mit Schwierigkeiten, Stichwort<br />
Schleichwerbung…<br />
Das ist nun wirklich ein Dilemma, weil die<br />
Schleichwerbung im Kinobereich nicht verboten<br />
und wie im Fernsehen geächtet ist. Ich finde<br />
allerdings, man sollte jetzt langsam mal nach<br />
vorne schauen und nicht die ganze Kraft darin<br />
verausgaben, die letzten 20 Jahre nach mutmaßlichen<br />
Exzessen zu durchleuchten. Nachher<br />
fängt man noch an, die erlaubte Schleichwerbung<br />
in einem Kinospielfilm bei der TV-Ausstrahlung<br />
wieder raus zu nehmen und so –<br />
möglicherweise – in die künstlerische Integrität<br />
eines Kinofilms einzugreifen. Ich rede auf gar<br />
keinen Fall der kriminellen Schleichwerbung das<br />
Wort, aber dass man auch noch inkriminiert,<br />
dass jemand, der in einem Hotel dreht, das Hotel<br />
in seinem Film erwähnt und dort für die<br />
Drehzeit kostenlos wohnen kann, finde ich übertrieben.<br />
Das ist für mich Produktionshilfe und<br />
keine Schleichwerbung.<br />
Aber auch das Kino hat Probleme:<br />
Die Zuschauerzahlen sind im Keller,<br />
schuld soll u.a. die DVD sein. Georg Seeßlen<br />
konstatierte jüngst eine Krise des Vorführortes<br />
Kino.<br />
Die Bildplatte – wie es früher hieß – hat<br />
ja durchaus Vorteile, weil man sich nun die vielen<br />
Editionen der Filmklassiker ins Regal stellen<br />
kann. Auf der anderen Seite glaube ich, dass<br />
sich das einpendeln wird, und dass das große<br />
Gemeinschaftserlebnis Kino nicht ersetzbar ist.<br />
Durch gar nichts. Das ist ein absolut singuläres<br />
Erlebnis.<br />
Muss diese Einzigartigkeit nicht<br />
mehr beworben werden?<br />
Dazu könnte man sagen: Ich suche allerlanden<br />
ein Kino, das einen Engel vor der Pforte<br />
hat. Das Kino ist das einzige Medium, wo die<br />
Leute herauskommen und weinen oder Sterne<br />
in den Augen haben für die nächsten Stunden.<br />
Im Fernsehen ist das eher selten.<br />
Im Gespräch mit MSO – newsletter@filmstiftung.de 13
Die Produzentin Elke Ried,<br />
die unter anderem für den<br />
im September startenden<br />
„Unkenrufe” und den Kinderfilm<br />
„Der zehnte Sommer” verant-<br />
wortlich zeichnet, sprach<br />
mit Oliver Baumgarten über<br />
die aktuelle Situation<br />
des deutschen Kinderfilms.<br />
Maya Gräfin Rothkirch leitet<br />
zusammen mit ihrem Mann<br />
das Berliner Atelier der Cartoon-<br />
Film und ist in Köln Vorstands-<br />
vorsitzende des Animations-<br />
Dienstleisters Kringel Medien<br />
AG. Sie schrieb die Bücher<br />
zu den Cartoon-Filmen „Lisa,<br />
die Störchin“ und „Paul, der<br />
Frosch“. Für den Newsletter<br />
beantwortete sie die Fragen<br />
von Wolfgang Hippe.<br />
14<br />
Interview mit Elke Ried<br />
Ohne pädagogischen<br />
Zeigefinger<br />
Elke Ried, Foto: Zieglerfilm Köln<br />
Oben: „Der zehnte Sommer“<br />
Foto: Astrid Wirth, Zieglerfilm Köln<br />
Interview mit Maya Gräfin Rothkirch<br />
Auf jeden Fall<br />
Family<br />
Entertainment<br />
Maya Gräfin Rothkirch<br />
Foto: Cartoon-Film<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />
lke Ried, Geschäftsführerin von Zie-<br />
Eglerfilm Köln, gilt <strong>als</strong> Spezialistin auf<br />
dem Gebiet des Kinderfilms. Sie war lange<br />
Jahre stellvertretende Leiterin des Kinder-<br />
und Jugendfilmzentrums der<br />
Bundesrepublik und damit auch verantwortlich<br />
für das Internationale Kinderfilmfestival<br />
Frankfurt. Sie ist Mitbegründerin<br />
der Stiftung Goldener Spatz Gera<br />
und war bis 2001 Vorsitzende des Bundesverbandes<br />
Jugend und Film.<br />
Was reizt Sie persönlich am Kinderfilm,<br />
dass Sie ihm einen so großen Teil<br />
Ihrer Arbeitsbiografie widmen?<br />
Ich habe von Anfang an gespürt, dass dies<br />
ein Feld ist, auf dem noch eine Menge zu tun<br />
ist. Ich habe bei vielen Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> die Reaktion<br />
der Kinder im Kino erlebt. Das hat mir<br />
immer sehr viel gegeben, und es wurde mir klar,<br />
wie wichtig es ist, Kindern gute Filme zu zeigen.<br />
Das motiviert mich.<br />
Wie beurteilen Sie zur Zeit den<br />
Markt in Deutschland für den Kinderfilm?<br />
Kinderfilme gehören mittlerweile zu den<br />
erfolgreichsten deutschen Filmen im Kino überhaupt,<br />
denkt man an die Kästner-Verfilmungen,<br />
„Das Sams” oder „Die wilden Kerle” und im Animationsbereich<br />
„Lauras Stern” und „Der kleine<br />
Eisbär”. Das sind allerdings alles Stoffe, die<br />
auf bekannten Vorlagen oder Bestsellern basieren,<br />
die bereits vor ihrer Verfilmung in den<br />
Kinderzimmern auf anderen Medien vorhanden<br />
waren – <strong>als</strong> Bücher oder Hörkassetten, ange-<br />
er kleine Eisbär“ war die erste Koproduk-<br />
Dtion zwischen Cartoon-Film und Warner<br />
Bros. und ist inzwischen mit über 2,74 Millionen<br />
Zuschauern der erfolgreichste Kinderfilm,<br />
der je in Deutschland produziert wurde. Mit<br />
dem Animations-Spielfilm „Lauras Stern“ verfilmte<br />
Cartoon-Film mit Warner Bros. einen weiteren<br />
Kinderbuch-Bestseller. Das Sequel zum Kinofilm<br />
„Der kleine Eisbär“ wurde gerade fertig<br />
gestellt und kommt am 29. September in<br />
die Kinos. Das 1976 von Grafik-Designer Thilo<br />
Graf Rothkirch gegründete Unternehmen hat<br />
sich zu einem der erfolgreichsten Kinderfilmproduzenten<br />
entwickelt.
fangen von den Klassikern wie Kästner<br />
oder Ottfried Preußler bis zu „Bibi Blokksberg”.<br />
Kinderfilme, die auf originären<br />
Stoffen basieren, haben es nach wie vor<br />
sehr schwer.<br />
Hat sich über die genannten<br />
Erfolge beim Publikum <strong>als</strong>o kein<br />
Vertrauen in deutsche Kinderfilme<br />
allgemein gebildet?<br />
Es scheint in diesem Falle nicht so zu sein,<br />
leider. Aber davon abgesehen haben Kinder<br />
grundsätzlich die Tendenz, Dinge, die sie kennen,<br />
noch einmal wieder zu sehen bzw. zu hören.<br />
Sie wollen immer wieder dasselbe Buch<br />
nochmal und nochmal vorgelesen bekommen.<br />
Das ist ein bei Kindern extrem ausgeprägtes<br />
Phänomen. Aus diesem Grunde haben es die<br />
Filme, die auf bekannten Stoffen basieren, natürlich<br />
auch im Kino leichter, weil sie an Bekanntes<br />
anknüpfen. Und das funktioniert dann<br />
auch bei den Eltern, die nicht selten entscheiden,<br />
welchen Film die Kinder sehen. Das Vertrauen<br />
in neue Stoffe ist nicht automatisch da.<br />
Und natürlich kann man mit einem originären<br />
Stoff niem<strong>als</strong> einen solchen Werbeaufwand betreiben,<br />
dass er in der Bekanntheit zu den anderen<br />
aufschließen könnte.<br />
Wie sieht es denn mit den Rechten<br />
für Buchvorlagen aus? Ist dieser Kuchen<br />
überhaupt für jeden erreichbar?<br />
Natürlich sind die Rechte an solchen Bestsellern<br />
sehr teuer. Aber ich finde eben auch, dass<br />
noch andere verfilmungswerte Geschichten exi-<br />
Ist „Lauras Stern“ ein Kinderfilm ?<br />
„Lauras Stern“ ist ein Film für die ganze Familie,<br />
wobei sich Kinder sicher eher mit den Figuren<br />
identifizieren und mitfiebern, während die<br />
Erwachsenen die Atmosphären und Bilder genießen<br />
können.<br />
Wie viel Erwachsene haben den Film<br />
gesehen?<br />
In Deutschland hat „Laura“ bisher ca. 1,4<br />
Millionen Zuschauer. Wie viele davon Erwachsene<br />
oder Kinder sind, wissen wir leider nicht.<br />
Wie wichtig sind die Älteren – Eltern,<br />
Lehrer, aber auch Jugendliche und junge<br />
Erwachsene – für den Erfolg von Kinderfilmen?<br />
Unsere sehr junge Zielgruppe sind oftm<strong>als</strong><br />
Kinoeinsteiger, da gehen natürlich immer Erwachsene<br />
mit. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung,<br />
dass Kinder sehr früh selber entscheiden,<br />
was sie sehen wollen und was nicht.<br />
Bei Filmen, deren Charaktere und Inhalt auch<br />
den Erwachsenen gefallen und wertvoll erscheinen,<br />
fällt die gemeinsame Entscheidung<br />
dann natürlich leichter. Insofern sind unsere Filme<br />
auf jeden Fall Family Entertainment.<br />
stieren, die nicht so bekannt sind. Da gibt es<br />
noch einige Perlen zu entdecken. Außerdem<br />
wurden mittlerweile eine ganze Reihe von Aktivitäten<br />
geschaffen, um die Stoffentwicklung<br />
im Kinderfilmbereich zu fördern, z.B. Drehbuchwerkstätten<br />
vom Förderverein Deutscher<br />
Kinderfilm, unterstützt von der Stiftung Goldener<br />
Spatz und anderen Förderern. Einmal im<br />
Jahr werden dort zum Abschluss Pitchings veranstaltet,<br />
an denen ich immer gerne teilnehme,<br />
weil dort bereits sehr originelle Ideen entstanden<br />
sind. Wir haben gerade einen Stoff in der<br />
Entwicklung, auf den wir dort getroffen sind:<br />
„Lilli und der Silbermond” von Anne Müller. Sie<br />
hatte an der Winterakademie des Vereins den<br />
Förderpreis der MDM gewonnen. Also, ich werde<br />
mich nicht entmutigen lassen, weiterhin auch<br />
originäre Stoffe zu entwickeln und habe trotz<br />
allem die Hoffnung, dass neben den bereits bekannten<br />
auch noch neue Geschichten auf dem<br />
Markt bestehen können.<br />
Welche Strategien kann man denn<br />
anwenden, um der mächtigen Konkurrenz<br />
entgegen zu treten?<br />
Mit „Der zehnte Sommer” etwa haben wir<br />
die Erfahrung gemacht, dass die Kinder, die den<br />
Film gesehen haben, total begeistert waren. Wir<br />
haben sehr schöne Zuschriften von Kindern bekommen<br />
mit Äußerungen zu diesem Film. Das<br />
Problem ist wirklich: Wie erfahren die Kinder,<br />
dass es diesen Film überhaupt gibt? Und wie<br />
bringt man Kinos dazu, ihn länger zu spielen,<br />
Trotz sinkender Kinderzahlen<br />
boomt der Markt für den Kinderfilm. Gibt<br />
es dafür eine Erklärung?<br />
Ich denke, das Kino ist nach wie vor eine<br />
attraktive Freizeitgestaltung, und gute Kinderfilme<br />
sind die beste Werbung dafür. Es werden<br />
auch immer mehr Charaktere verfilmt, die durch<br />
Bücher und Merchandisingartikel bereits bekannt<br />
sind. Die Kinder wollen ihre Helden natürlich<br />
auch auf der großen Leinwand erleben.<br />
Wie groß ist der Markt für Kinderfilme<br />
in Deutschland?<br />
Solange Sie mit einem Film nicht auch Jugendliche<br />
erreichen wollen, bleibt der Markt begrenzt,<br />
auch wenn die Kinder von Erwachsenen<br />
begleitet werden. Zugleich kommen heute<br />
wesentlich mehr Kinderfilme in die Kinos <strong>als</strong><br />
noch vor fünf Jahren. Das kann schließlich dazu<br />
führen, dass man sich gegenseitig die Zuschauer<br />
wegnimmt.<br />
Was muss ein Kinderfilm mitbringen,<br />
um erfolgreich zu sein ?<br />
Man braucht zunächst eine gute Geschichte,<br />
der Kinder leicht folgen können. Wir<br />
bemühen uns immer, unsere Zielgruppe nicht<br />
aus den Augen zu verlieren. Und es ist hilfreich,<br />
wenn er am ersten Wochenende nicht die Zahlen<br />
von „Bibi Blocksberg” bringt? Langfristig<br />
muss da eine Zusammenarbeit unterschiedlichster<br />
Institutionen greifen. Es gibt ja gute Initiativen<br />
wie „Kino und Schule” hier in NRW.<br />
Man muss mit besonderen Aktionen versuchen,<br />
neue Kinderfilme bekannt zu machen. Es ist –<br />
ganz klar – eine Frage des Marketings.<br />
Den Kinderliteratur-Verfilmungen<br />
steht in Deutschland in der Regel ein hohes<br />
Budget zur Verfügung...<br />
Was mich zunächst sehr freut ist, dass es<br />
hohe Budgets für solche Filme gibt. Früher hatte<br />
man eher den Ansatz, dass Kinderfilme eigentlich<br />
weniger kosten sollten <strong>als</strong> andere Filme.<br />
Im Grunde ist ja eher das Gegenteil der Fall.<br />
Man braucht längere Drehzeiten, weil Kinder<br />
sich nur in begrenzter Dauer am Set aufhalten<br />
dürfen und weil sie natürlich keine ausgebildeten<br />
Schauspieler sind. Dem wird heute bei<br />
den Großproduktionen durchaus Rechnung getragen.<br />
Außerdem machen viele renommierte<br />
Schauspieler mit, das sind alles sehr erfreuliche<br />
Tendenzen.<br />
In wie weit hilft denn die Besetzung<br />
von deutscher Schauspiel-Prominenz bei<br />
einem Kinderfilm?<br />
Für das Kinderpublikum spielt das freilich<br />
keine Rolle. Nach einer Vorführung von „Der<br />
zehnte Sommer” auf einem Filmfest gab es ein<br />
Publikumsgespräch mit unserer kleinen<br />
Hauptdarstellerin Michelle Barthel und Kai Wiesinger.<br />
Die Fragen der Kinder richteten sich zu-<br />
wenn man bekannte Charaktere präsentieren<br />
kann. Eine sichere Erfolgsformel gibt es aber<br />
nicht. Sonst wären wir nicht bei jedem Kinostart<br />
wieder sehr gespannt, ob und wie unser Film<br />
beim Publikum ankommt. Entscheidend ist neben<br />
einem guten Produkt ein gezieltes Marketing,<br />
das dafür sorgt, dass der Film zum Kinostart<br />
bereits bekannt ist. Warner Bros. hat für<br />
unsere Filme bisher immer optimale Voraussetzungen<br />
geschaffen.<br />
Stichwort Filmkritik – welche Rolle<br />
spielen die Medien für den Erfolg von<br />
Kinderfilmen?<br />
Erwachsene lesen Kritiken, Kinder sehen<br />
eher TV-Spots und Sendungen, in denen über<br />
den Film berichtet wird. Eine hohe, positive Präsenz<br />
in den Medien ist sehr wichtig. Hiesigen<br />
Filmen – „Made in Germany“ – würde mehr<br />
Aufmerksamkeit durch die Medien gut tun,<br />
denn von den Zuschauerzahlen und der Qualität<br />
her können sich deutsche Kinderfilme<br />
durchaus international messen.<br />
Was tun Sie, damit Ihnen die Stoffe<br />
nicht ausgehen?<br />
nächst alle an die kleine Michelle, die ja zum ersten<br />
Mal in einem Film mitgespielt hatte. Irgendwann<br />
dann fragte ein Kind den Kai Wiesinger,<br />
ob es für ihn auch der erste Film gewesen sei.<br />
Trotzdem können bekannte Darsteller natürlich<br />
schon helfen, einen Film bekannt zu machen,<br />
wenn sie etwa zum Start zu Talkshows eingeladen<br />
werden und die Eltern so darauf aufmerksam<br />
werden.<br />
Was ist es, worauf Sie schauen bei<br />
einem Stoff, was muss ein Kinderfilm in<br />
Ihren Augen haben?<br />
Schwierig, man kann das für den Kinderfilm<br />
so wenig allgemein sagen, wie für jeden<br />
anderen Film. Es gibt ja auch im Kinderfilm<br />
unterschiedliche Genres, und auch da sollte man<br />
ein breites Spektrum bieten. Kind ist nicht gleich<br />
Kind. Ich bin Verfechterin einer möglichst großen<br />
Vielfalt im Bereich des Kinderfilms. Ich bin<br />
gegen Filme mit pädagogischem Zeigefinger,<br />
dennoch finde ich es wichtig, dass man Kindern<br />
Raum zur Reflektion bietet – nicht zwingend auf<br />
den Inhalt bezogen, auch auf die Machart, auf<br />
das Medium selbst. Kinder sind durchaus in der<br />
Lage, auch komplexere Strukturen anzunehmen.<br />
Wichtig ist, dass Kinder sich ernst genommen<br />
fühlen, dann können sie auch tiefer<br />
in die Figuren einsteigen und bestimmte Problematiken<br />
auf ihr eigenes Leben übertragen.<br />
Man muss Kindern etwas zutrauen und sie fordern.<br />
Wir bleiben offen für alles, was auf dem<br />
Markt ist und halten Kontakt zu Kinderbuch-Verlagen.<br />
Darüber hinaus arbeiten wir mit Künstlern<br />
zusammen, die eigene Stoffe kreieren.<br />
Wegen der Rechte und Lizenzen muss man<br />
langfristig planen und sehr früh im Vorfeld agieren.<br />
Sind die Chancen für Kinderfilme auf<br />
dem DVD-, Video- und Home-Entertainment-Markt<br />
größer <strong>als</strong> im herkömmlichen<br />
Kino ?<br />
Hochwertige Kinderfilme werden gerne<br />
von der gesamten Familie mehrm<strong>als</strong> gesehen.<br />
Vor allem Kinder gucken sich einen Film gerne<br />
öfters an. Das Marketing zum Kinostart und die<br />
Präsenz im Kino bereitet den Erfolg auf Video<br />
und DVD vor, und hier sind gute Kinderfilme<br />
sehr langlebig.<br />
Ihre persönliche Empfehlung für einen<br />
Kinderfilm – jenseits von „Lauras<br />
Stern“?<br />
Auf jeden Fall „Der kleine Eisbär 2 – Die<br />
geheimnisvolle Insel“. Die Premiere ist am 25.<br />
September in Düsseldorf.<br />
Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 15
Es soll noch immer Leute geben,<br />
die Kinderfilme im Allgemeinen<br />
und deutsche Kinderfilme im<br />
Besonderen <strong>als</strong> nicht ganz ernst<br />
zu nehmendes Genre belächeln.<br />
Inzwischen werden sie selbst <strong>als</strong><br />
Anachronisten belächelt, die<br />
die kommerzielle Realität nicht<br />
wahrnehmen oder wahrhaben<br />
wollen.<br />
ach Angaben der Filmförderungsanstalt<br />
Nlockten Kinderfilme aus hiesiger Produktion<br />
im Jahr 2003 rund 4,9 Millionen Besucher<br />
in die Kinos, das entspricht einem Anteil von<br />
19 Prozent aller Besucher deutscher Kinofilme.<br />
So erfreulich dieser Siegeszug für die Kinobranche<br />
auch sein mag, so krankt die Produktion<br />
seit Jahren an einer gefährlichen Einseitigkeit.<br />
Die Kinoknüller im Kinderfilmsegment<br />
beruhen durchweg auf Bestseller-Büchern von<br />
Erich Kästner bis Astrid Lindgren oder anderen<br />
bewährten Marken, deren Vorrat allerdings beschränkt<br />
ist. Dagegen finden ambitionierte Filme<br />
nach Originaldrehbüchern und mit realistischen<br />
Gegenwartsthemen meist nur geringen<br />
Besucherzuspruch.<br />
Welchen Stellenwert Kinderfilmproduktionen<br />
in der nationalen Filmindustrie inzwischen<br />
haben, machte spätestens Hermine Huntgeburths<br />
Fantasy-Film „Bibi Blocksberg“ deutlich.<br />
Knapp 2,2 Millionen Zuschauer sahen 2002 die<br />
erste Adaption des populären Stoffes, der sich<br />
auf Hörspielkassetten mehr <strong>als</strong> 38 Millionen Mal<br />
verkaufte. Die kostspielige Produktion der Bavaria<br />
avancierte damit zum erfolgreichsten deutschen<br />
Film des Jahres.<br />
Und 2004, dem Rekordjahr des deutschen<br />
Films mit einem Marktanteil von 23,8 Prozent,<br />
gehörten mit „Lauras Stern“ (1,3 Millionen Besucher)<br />
und „Bibi Blocksberg und das Geheimnis<br />
der blauen Eule“ (1,2 Millionen Besucher) gleich<br />
zwei deutsche Kinderfilme zu den sechs deutschen<br />
Besuchermillionären. Rechnet man bei<br />
„Sams in Gefahr“ (Start: Dezember 2003) die<br />
Kinogänger aus dem Vorjahr hinzu, dann zählt<br />
auch diese Kinderbuchverfilmung mit fast 1,2<br />
Millionen Eintritten zu den Millionären.<br />
Angesichts außerordentlich erfolgreicher Erwachsenenfilme<br />
wie „(T)Raumschiff Surprise –<br />
Periode 1“, „7 Zwerge“, „Der Untergang“ und<br />
„Der Wixxer“ war es nicht verwunderlich, dass<br />
der Anteil deutscher Kinderfilme an der Besucherresonanz<br />
aller deutscher Produktionen 2004<br />
gegenüber dem Jahr zuvor sank – von 19 auf<br />
elf Prozent. Doch der Kinderfilm-Höhenflug<br />
nahm schon 2005 neuen Schwung auf.<br />
Rechtzeitig zum Frühlingsanfang schoben<br />
sich zwei deutsche Kinderfilme an die Spitze der<br />
Kinohitliste der deutschen Produktionen: Der Kinderfußballfilm<br />
„Die Wilden Kerle 2“ von Joachim<br />
Masannek lockte rund 1,1 Millionen Besucher<br />
an, knapp gefolgt von dem Animationsfilm „Felix<br />
– Ein Hase auf Weltreise“ von Giuseppe Mau-<br />
16<br />
Die Lage des deutschen Kinderfilms<br />
Der geteilte Markt<br />
VON REINHARD KLEBER<br />
rizio Laganà mit fast ebenso vielen Besuchern.<br />
Damit ließen diese Titel auch deutsche Filme für<br />
das Erwachsenenpublikum, wie etwas „Alles auf<br />
Zucker!“, „Vom Suchen und Finden der Liebe“<br />
und „Napola“ weit hinter sich.<br />
Enttäuschend fielen dagegen im vergangenen<br />
Jahr die Ergebnisse zweier deutscher Kinderfilme<br />
aus, die in der Gegenwart angesiedelt<br />
sind und ohne den Bonus einer bekannten Vorlage<br />
auskommen müssen. Das sensible Behindertendrama<br />
„Die Blindgänger“ von Bernd Sahling<br />
wollten hierzulande nur knapp 18.000<br />
Menschen sehen – ungeachtet des Deutschen<br />
Filmpreises, ausgezeichneter Kritiken und einer<br />
langen weltweiten Festivaltournee. Selbst Peter<br />
Timms amüsante Familienkomödie „Mein<br />
Bruder ist ein Hund“, immerhin mit Christine<br />
Neubauer und Martin Lindow prominent besetzt,<br />
setzte nur 58.000 Tickets ab.<br />
„Wie es aussieht, hat auf dem deutschen<br />
Kinderfilmmarkt momentan kaum ein Stoff eine<br />
Chance, der nicht auf eine erfolgreiche literarische<br />
Vorlage zurück geht“, schrieb kürzlich<br />
Publizist Klaus-Dieter Felsmann in der Zeitschrift<br />
„film-dienst“. Wer sich die aktuellen Drehpläne<br />
ansieht, kann diesen Befund nur bestätigen.<br />
So realisiert die erfolgreichste deutsche<br />
Familienfilmproduzentin Uschi Reich derzeit an<br />
Rhein und Ruhr für die Bavaria „Die wilden Hühner“<br />
nach der Jugendbuchserie der Bestsellerautorin<br />
Cornelia Funke, während Gernot Roll für<br />
die Collina Produktion in Prag mit Armin Rohde<br />
den „Räuber Hotzenplotz“ adaptiert.<br />
Michael Schaack wiederum arbeitet an einer<br />
Animationsfassung des Kästner-Klassikers<br />
„Das doppelte Lottchen“, und das Produzentenduo<br />
Claussen & Wöbke an einer Adaption<br />
von Otfried Preußlers „Krabat“. Förderungen erhielten<br />
zudem die Bavaria für „Urmel aus dem<br />
Eis“ und die Hamburger Firma Multimedia für<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />
ein Remake von „Die rote Zora“. Und Ende September<br />
kommt mit „Der kleine Eisbär 2“ der<br />
zweite Zeichentrickfilm von Thilo Graf Rothkirch<br />
und Piet de Rycker nach den beliebten Kinderbüchern<br />
von Hans de Beer auf die Leinwände.<br />
Für ein gewisses Gegengewicht zum Boom<br />
etablierter und damit risikoarmer Marken und<br />
für etwas stärkere Bezüge zur heutigen Lebenswirklichkeit<br />
sorgen neuerdings internationale<br />
Koproduktionen, vor allem mit den<br />
Niederlanden und Belgien. Als Beispiele seien<br />
„Science Fiction“, „Weiter <strong>als</strong> der Mond“, „Lepel“<br />
(Kinostart: 20. Oktober) und „Kreuzzug in<br />
Jeans“ genannt, den Ben Sombogaart gerade<br />
für 10,5 Millionen Euro unter anderem in Dresden<br />
dreht.<br />
Wie weit vor allem Skandinavien den deutschen<br />
Produktionen voraus ist, konnte man<br />
auch in diesem Jahr wieder beim Kinderfilmfest
„Sams in Gefahr“: Kinderbuchverfilmung<br />
mit fast 1,2 Millionen Zuschauern.<br />
Foto: Constantin<br />
der Berlinale beobachten, wo die interessantesten<br />
Beiträge aus Schweden, Norwegen, Finnland<br />
und Dänemark stammten. 2002 gewann<br />
dort der Däne Hans Fabian Wullenweber mit<br />
seinem Film „Kletter Ida” den Wettbewerb.<br />
2004 erreichte der Film über die 12-jährige Ida,<br />
die eine Bank ausrauben will, in Deutschland<br />
immerhin knapp über 100.000 Besucher. Wullenwebers<br />
Drehbuchautor Nikolaj Arcel reist im<br />
September nach NRW, um hier einen neuen<br />
Abenteuerfilm für Kinder zu drehen. „Die Insel<br />
der verlorenen Seelen” entsteht <strong>als</strong> Koproduktion<br />
der Kölner Pain Unlimited, Zentropa und<br />
Nimbus Film.<br />
Den Weg der Kooperation mit internationalen<br />
Partnern geht auch Rudi Teichmann. Der<br />
Berliner Produzent hat bereits vor acht Jahren<br />
bei dem Abenteuerfilm „Der Ball“, dem ersten<br />
abendfüllenden Spielfilm des belgischen Regisseurs<br />
Dany Deprez, mit belgischen und<br />
niederländischen Produktionsfirmen zusammengearbeitet.<br />
Deprez bewies dabei, dass<br />
er ein Händchen für kinderaffine Stoffe hat und<br />
für junge Zuschauer spannend inszenieren kann.<br />
So engagierte sich Teichmann 2003 bei Deprez’<br />
Folgefilm „Science Fiction“, einem packenden<br />
Kinderkrimi über einen zehnjährigen Jungen, der<br />
seine sich sonderbar verhaltenden Eltern verdächtigt,<br />
Aliens zu sein. Die existenzielle Erschütterung<br />
des Urvertrauens zwischen Kind<br />
und Eltern ist denn auch das zentrale Wirkungsmoment<br />
der fesselnden Inszenierung, die<br />
ein großes Publikum verdient hätte, aber hierzulande<br />
leider nicht fand.<br />
Mit der Hegemonie der Literaturadaptionen<br />
finden sich vor allem der Förderverein Deutscher<br />
Kinderfilm und die Stiftung Goldener Spatz nicht<br />
ab, die folgerichtig vor fünf Jahren ihre Winterakademie<br />
ins Leben gerufen haben, die Autoren<br />
eine zielorientierte Unterstützung bei der<br />
Entwicklung von markttauglichen Kinostoffen<br />
für Kinder und Familien bietet. „Die Winterakademie<br />
will abendfüllende Origin<strong>als</strong>toffe für<br />
Kinder im Alter von vier bis zwölf“, sagt die Studienleiterin<br />
Margret Albers, zugleich Chefin des<br />
Kinderfilm und -fernseh-Festiv<strong>als</strong> „Goldener<br />
Spatz“ in Gera und Erfurt. Basis der aufeinander<br />
aufbauenden Kursteile ist eine projektbezogene<br />
dramaturgische Beratung durch erfahrene<br />
Dozenten. In der kommenden Akademie<br />
sind das etwa der Kölner Autor Dieter<br />
Bongartz („Der zehnte Sommer“) und der irische<br />
Regisseur Joe O’Byrne. Zum Abschluss können<br />
die Teilnehmer ihre Projekte auf den nächsten<br />
Kinderfilm- und Fernsehtagen in Erfurt vor Produzenten<br />
und Redakteuren pitchen.<br />
Was bedeutet eigentlich Family Entertainment?<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
„Der kleine Eisbär 2“, Foto: 2005 Warner Bros. Ent. „Blindgänger“, Foto: MFA+ FilmDistribution<br />
ieder so ein Neoanglizismus, den das Marketing seiner Ziel-<br />
Wgruppe oktroyiert, möchte man meinen, sobald einem der Begriff<br />
„Family Entertainment“ begegnet – scheint es doch, <strong>als</strong> wolle<br />
er die gängige Bezeichnung „Kinderfilm“ verdrängen. Ein klassischer<br />
Neoanglizismus ist der Begriff allerdings keineswegs und den<br />
Kinderfilm zu verdrängen, das vermag er ebenfalls nicht. Geprägt<br />
hat den Begriff, so weit sich das feststellen lässt, das Imperium Walt<br />
Disney bereits in den 30ern, um die Comics und Cartoons des Hauses<br />
gleich richtig anzusiedeln: <strong>als</strong> Unterhaltung für jung und alt. Family<br />
Entertainment war Konzernphilosophie und schloss Filme und<br />
Hefte ebenso ein wie Freizeitparks. In dieser Tradition wird der Begriff<br />
auch heute noch in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie<br />
verwandt. Die in Berlin<br />
ansässige deutsche Vertretung<br />
von Universal<br />
Music beispielsweise<br />
beschäftigt eine ganze<br />
Abteilung namens „Family<br />
Entertainment“,<br />
und dort bedeutete das<br />
bis vor knapp zwei Jahren<br />
den Vertrieb von<br />
Hörbüchern und Hörspielen<br />
für Kinder und<br />
Jugendliche. Seitdem<br />
erst hat sich der Begriff<br />
auch auf DVDs erweitert<br />
– von Fernseh-<br />
Das Akademie-Konzept kann inzwischen<br />
greifbare Resultate vorweisen: Etliche Stoffe<br />
wurden zu Drehbüchern weiter entwickelt oder<br />
schon optioniert.<br />
Den größten Erfolg errang bisher Karola<br />
Hattops Fernsehfilm „Wer küßt schon einen Leguan?“<br />
nach einem Originaldrehbuch von Michael<br />
Demuth: Die Produktion der Erfurter Kinderfilm<br />
GmbH gewann im Frühjahr den Hauptpreis<br />
auf dem renommierten Kinderfilmfestival<br />
„Goldener Spatz“. Das sind wichtige Hoffnungssignale,<br />
die aber noch kräftig ausgebaut<br />
werden müssen, bis sich der deutsche Kinderfilm<br />
aus seinem schwierigen Spagat befreien<br />
kann.<br />
serien über Musikfilme bis zu Kochanleitungen ist hier alles im Programm,<br />
das irgendwie von Familieninteresse sein könnte. Andere<br />
Unternehmen bieten unter derselben Rubrik auch Videospiele, Software,<br />
gar komplette Computer und Anlagen an. Buena Vista International<br />
Germany, der deutsche Vertreter Disneys im Filmverleihgeschäft,<br />
schließlich prägt nach wie vor das Genre „Family“ für Filme<br />
wie „Die wilden Kerle“ oder „101 Dalmatiner“.<br />
Filme sind <strong>als</strong>o nur ein kleiner Teil der Angebotspalette vom Family<br />
Entertainment, das scheinbar alles zu umfassen scheint, das Menschen<br />
unterschiedlichen Alters zu zerstreuen vermag. Und so obliegt<br />
es gänzlich der Definition des Anbieters und Verleihers, wie er seine<br />
Filme letztlich nennt. Dank des mittlerweile gängigen Sprachgebrauchs<br />
allerdings würde sich<br />
jeder Produzent eines engagierten<br />
Kinderfilms hüten, den<br />
Begriff des Family Entertainments<br />
zu gebrauchen und umgekehrt<br />
kein Animationsfilmer<br />
sein Produkt mehr Kinderfilm<br />
nennen wollen. Das eine klingt<br />
dem anderen zu pädagogisch<br />
– das andere klingt dem einen<br />
zu belanglos. Vielleicht wird es<br />
Zeit für eine neue Wortschöpfung.<br />
Schließlich haben auch<br />
Kinder Anrecht auf ihre eigenen<br />
Filme...<br />
Spaß für die ganze Familie:<br />
Charlie und die Schokoladen Fabrik,<br />
Foto: 2005 Warner Bros. Ent.<br />
Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 17
ede Woche bewerben sich etwa 20 Kinder aus<br />
Jganz Deutschland bei der Kölner Agentur<br />
Schwarz. Ihr Ziel: Sie wollen vor der Kamera spielen<br />
oder einfach etwas Neues ausprobieren.<br />
Mehr <strong>als</strong> die Hälfte der Bewerbungen geht gleich<br />
zurück. Meistens bestimmt das Bauchgefühl.<br />
Wenige Kinder dürfen zum Casting kommen.<br />
Das Studio im Hinterhof ist schlicht: Sofa, Tisch,<br />
Fernsehen, Kamera, weiße Wände, helle Vorhänge.<br />
Im Regal stehen mehr <strong>als</strong> 100 Demobänder,<br />
von deren Rücken Kindergesichter erwartungsvoll<br />
herunterschauen. Auf kindliche Dekoration<br />
hat Geschäftsführerin Maria Schwarz<br />
verzichtet. „Am Set ist auch nicht immer alles<br />
kindgerecht, die Kinder sollen das professionelle<br />
Klima spüren.“ Vor etwa zehn Jahren kam Daniel<br />
Brühl hierher, zum Casting für „Svens Geheimnis“.<br />
Er hatte ein blaues Auge, weil er sich<br />
am Tag zuvor geprügelt hatte. Sein Spiel überzeugte<br />
trotzdem, er bekam die Hauptrolle.<br />
Beim Casting müssen sich die Schauspieler<br />
in spe erst mal vorstellen, das klingt so oder ähnlich:<br />
„Ich bin die Maike.“ Lächeln. „Ich bin acht<br />
Jahre alt, fahre gerne Ski, lese gerne und habe<br />
in der Schule schon mal Theater gespielt.“ Kichern.<br />
Wenn die Kinder sich dann an die Kamera<br />
gewöhnt haben, sprechen sie eine vorbereitete<br />
Rolle im Dialog. „Ich merke dann schnell, ob<br />
sie sich immer nur selber spielen oder ob sie Variationen<br />
anbieten können“, erklärt Schwarz. Sie<br />
ist immer wieder erstaunt, wie mutig die Kinder<br />
an die Sache herangehen. Läuft alles gut, werden<br />
sie in die Kartei der Agentur aufgenommen.<br />
Bei den anderen ist Diplomatie gefragt. „Wir sagen<br />
nie ‚Das hast Du schlecht gemacht’. Wir verpacken<br />
jede Absage freundlich und versuchen,<br />
dabei trotzdem Mut zu machen.“<br />
Ein paar Straßen weiter gibt die Schauspielerin<br />
Alexandra von Schwerin Schauspielunterricht<br />
für 30 Kinder im Alter zwischen 7 und<br />
17 Jahren. Die meisten sind Mädchen. Von<br />
Schwerin ist überrascht, wie konkret der Berufswunsch<br />
Schauspieler bei den Acht- bis<br />
Neunjährigen schon ist. Die Vorbilder kommen<br />
aus dem Fernsehen. „Einige Kinder sind erstaunlich<br />
begabt, sie können Situationen erspüren<br />
und umsetzen.“ Die Schule ist ein Ableger<br />
der Hamburger Kinderschauspielschule<br />
Task. Für 65 Euro im Monat lernen die Kinder<br />
neben Schauspiel und Improvisation auch Sprechen,<br />
Kamera-Acting und Bewegung. Mindestens<br />
einmal im Jahr bietet die Agentur Task ein<br />
Casting an. Von Schwerin ist selbst Mutter eines<br />
achtjährigen Sohnes. Sie sieht Manches mit<br />
gemischten Gefühlen, auch weil manchmal weniger<br />
die Begabung <strong>als</strong> das Aussehen gefragt<br />
sei. Von den 30 Schülern wurden bisher zwölf<br />
in das Agenturarchiv aufgenommen. Eine Achtjährige<br />
habe wochenlang mit der Ablehnung<br />
gekämpft.<br />
Maria Schwarz sieht das anders. „In der<br />
Schule oder im Sport gibt es auch Konkurrenz.<br />
Die Kinder lernen, damit umzugehen.“ Die<br />
Agentur hat etwa 100 Darsteller im Alter von<br />
6 bis 25 Jahren unter Vertrag, etwa die Hälfte<br />
ist weiblich. Die Kinder müssen nicht nur motiviert<br />
und begabt sein, sie müssen auch diszipliniert<br />
und gut in der Schule sein. Bevor ein Vertrag<br />
mit einer Produktionsfirma unterschrieben<br />
wird, müssen Eltern, Schule, ein Arzt, das Jugendamt<br />
und die Arbeitsschutzbehörde zustimmen.<br />
Die Arbeitsschutzbehörden stellen sicher,<br />
dass die Kinder nicht mit Gewalt konfrontiert<br />
werden. Wenn ein Neunjähriger den<br />
Zeugen eines Mordes spielen soll, muss die<br />
Mordszene deshalb ohne das Kind gedreht wer-<br />
18<br />
Kinder <strong>als</strong> Schauspieler oder gar <strong>als</strong> Kinostars – da stecken doch sicher ehrgeizige Eltern dahinter!<br />
„Das stimmt nicht, auch wenn sich das Vorurteil hartnäckig hält“, lacht Maria Schwarz, die sich seit<br />
elf Jahren auf Kindercasting spezialisiert hat. „Die Kinder haben Lust am Spiel und suchen die Heraus-<br />
forderung. Wenn sie es nicht wirklich wollen, dann kann es auch nicht klappen.“<br />
den. Und dem Jungen wird eine ganz andere<br />
Situation erzählt, in der er sich erschrickt. Die<br />
Arbeitsschutzbehörde achtet auch auf Arbeitszeiten.<br />
Damit ist die Casting-Agentur herausgefordert.<br />
Denn weil 15-Jährige länger drehen<br />
dürfen, muss sie immer wieder Jugendliche<br />
finden, die jünger aussehen. So spielt zum<br />
Beispiel die 15-jährige Sidonie von Krosigk die<br />
Rolle der 13-jährigen Pik in Dominik Probsts TV-<br />
Film „Entführung für Anfänger“, der gerade in<br />
Köln und Bonn gedreht wurde.<br />
Interview mit<br />
Veronica Ferres<br />
Flexibel bleiben<br />
Kinder <strong>als</strong> Schauspieler<br />
Mit Mut und Lust<br />
am Spiel<br />
VON TATJANA KIMMEL<br />
erade steht sie in Xanten für die Kinder-<br />
Gbuchverfilmung der „Wilden Hühner” vor<br />
der Kamera, keine zwei Monate früher drehte<br />
sie unter anderem in NRW „Neger, Neger,<br />
Schornsteinfeger“. In beiden Filmen spielte<br />
Veronica Ferres mit Kindern. Christian Seebaum<br />
fragte sie für den Newsletter nach ihren<br />
Erfahrungen.<br />
Es heißt, <strong>als</strong> Schauspieler habe<br />
man gegen Tiere und Kinder keine<br />
Chance …<br />
George Tabori hat das gesagt: Das<br />
Schlimmste, was man einem Schauspieler antun<br />
kann, ist, ihn mit Kindern oder Tieren spielen<br />
zu lassen. Kinder machen ja oft Dinge sehr<br />
impulsiv, sehr spontan, anders auch <strong>als</strong> abgesprochen,<br />
so dass man sich den Boden der<br />
Das Jugendamt willigt nur ein, wenn es keinen<br />
Streit um das Sorgerecht gibt und die Familie<br />
nicht auffällig ist. Denn die Kinder brauchen<br />
einen familiären Halt. Nach der Erfahrung von<br />
Maria Schwarz müssen die Eltern auch dafür sorgen,<br />
dass der Erfolg den Kindern nicht zu Kopf<br />
steigt. Denn er kann auch schnell vorüber sein.<br />
Beispiele gibt es viele. Eine Sechsjährige mag<br />
wegen ihres süßen Lispelns und den Sommersprossen<br />
gebucht werden, bei einer Zehnjährigen<br />
ist das vielleicht nicht mehr gefragt.<br />
Rolle hundertprozentig genau<br />
erarbeiten muss, weil man so<br />
flexibel sein muss. Wenn ein<br />
Kind etwas spontan anders<br />
macht, einen Text anders<br />
spricht, dann kannst du ja<br />
nicht auf dem beharren, was<br />
du geprobt hast. Das ist eine<br />
wunderschöne Herausforderung,<br />
weil man den Beruf<br />
noch einmal so ganz neu,<br />
auch von anderen Seiten<br />
sieht, und man sich nur auf<br />
sich selbst verlassen kann und<br />
sonst gar nichts.<br />
Die „Wilden Hühner“ Veronica<br />
Ferres und „Sprotte“ Michelle von<br />
Treuberg mit Michael Schmid-<br />
Ospach, Foto: Horst Galuschka/Köln<br />
Muss man Kindern vor der Kamera<br />
viel Unterstützung geben oder agieren<br />
die ohnehin ganz selbstvergessen?<br />
Am ersten Drehtag waren alle kleinen<br />
Wilden Hühner von mir eingeschüchtert. Die<br />
haben mich immer nur angestarrt, hatten solche<br />
Ehrfurcht. Und da bin ich zu denen hin und<br />
habe gesagt: Wer ist denn hier wohl mehr aufgeregt,<br />
ihr oder ich? Das ist mein erster Drehtag<br />
– <strong>als</strong>o ich bin genauso aufgeregt, das<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />
Wenn sich der Erfolg doch langfristig einstellt,<br />
gehen die Stars meist zu größeren Agenturen.<br />
In den ersten Jahren hat sich Schwarz darüber<br />
geärgert, heute sieht sie es <strong>als</strong> Auszeichnung.<br />
Der Bedarf an jungen Talenten ist so groß<br />
wie nie zuvor. „Früher hatten Kinder meistens<br />
kleine Nebenrollen, doch jetzt sind sie oft in<br />
Hauptrollen gefragt“, freut sich Maria Schwarz.<br />
Und die Freude gilt nicht nur ihrem Geschäft:<br />
„Kinder bringen eine Lebendigkeit mit, die wir<br />
im deutschen Film gut gebrauchen können.“<br />
könnt ihr mir glauben. Dann<br />
habe ich ihnen was von der<br />
Rolle erzählt, wie chaotisch ich<br />
<strong>als</strong> Sybille bin, immer zu spät,<br />
und dass mir sogar die Spaghetti<br />
anbrennen, und Pfannekuchen<br />
kann ich auch nur knittrig<br />
machen. Und dann wurden<br />
sie lebhaft, alle fünf miteinander,<br />
und dann ist das Eis<br />
so langsam geschmolzen. Und<br />
seitdem sie wissen, dass ich genauso<br />
ein verrücktes Huhn bin<br />
wie sie, albern wir viel rum und<br />
sind eigentlich den Drehtag<br />
über sehr in der Energie dieser Rolle.<br />
Was haben Sie selbst <strong>als</strong> Kind gesehen?<br />
Nicht viel, weil wir sehr wenig Fernsehen<br />
schauen durften. Das erste Mal im Kino – oh,<br />
das war ganz schrecklich (seufzt) – das war<br />
„Die blaue Lagune” in Solingen, und dann war<br />
ich sehr bald mit dem Schultheater in Andrzej<br />
Wajdas „Danton” mit Angela Winkler und<br />
Gérard Depardieu.
Der <strong>Dokument</strong>arfilm für Kinder existiert in Deutschland in erster Linie <strong>als</strong> Nischenprodukt in Fernsehforma-<br />
ten wie „Die Sendung mit der Maus” oder Peter Lustigs „Löwenzahn”. Die Kinder-Doku aber hat weitaus<br />
größere Facetten und medienpädagogische Chancen zu bieten <strong>als</strong> es die bloße kindgerechte Vermittlung<br />
von Sachwissen vermuten ließe. Bester Beweis: das Projekt „doxs!”<br />
as Projekt „doxs!”, das vor vier Jahren <strong>als</strong><br />
DSektion der Duisburger Filmwoche gegründet<br />
wurde, beweist <strong>als</strong> deutsches Unikum<br />
eingehend die Vielfalt der Formen des <strong>Dokument</strong>arfilms<br />
für Kinder. Es wird heute von der<br />
<strong>Filmstiftung</strong> NRW, der <strong>Dokument</strong>arfilminitiative<br />
und der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen<br />
unterstützt. Während der Duisburger Filmwoche<br />
(in diesem Jahr vom 31.Oktober bis 6. November)<br />
sehen sich jeweils vormittags Kinder lokaler<br />
Schulen ausgewählte Filme an und diskutieren<br />
anschließend über Sujet und Machart.<br />
„Ein <strong>Dokument</strong>arfilm für Kinder beschäftigt<br />
sich mit Themen, die für Kinder relevant und<br />
spannend sind”, sagt doxs!-Leiterin Gudrun Sommer.<br />
Und das müssen selbstverständlich nicht<br />
zwingend Themen technischer Abläufe sein etwa<br />
mit klassischen Fragestellungen im Stile von:<br />
Wie kommt eigentlich das Schiff in die Flasche?<br />
„Natürlich zeigen wir auch Filme diesen Zuschnitts”,<br />
so Gudrun Sommer, „einfach, weil es<br />
in Deutschland eine wichtige, historisch gewachsene<br />
Fernseh-Form der Kinder-Doku ist“.<br />
Der eigentliche Schwerpunkt der Duisburger aber<br />
findet sich in der Einbindung von Produktionen,<br />
die sich aus Sicht der Kinder mit deren spezifischen<br />
Bedürfnissen und Problemen auseinander<br />
setzen: interkulturelle, familiäre und auch religiöse<br />
Themen. „Uns liegen Filme am Herzen, die nicht<br />
unmittelbar TV-Maßstäbe bedienen, sondern<br />
eher dem Kinokontext entspringen, beispielsweise<br />
mehr mit Bildern arbeiten <strong>als</strong> mit Kommentar”,<br />
konkretisiert Sommer.<br />
In Deutschland werden die doxs!-Macher<br />
diesbezüglich allerdings kaum fündig. Nach dem<br />
Länderschwerpunkt Niederlande im vergangenen<br />
Jahr liegt der Fokus 2005 auf osteuropäischen<br />
Produktionen. So wird der polnische<br />
Film „Dasha” von Barbara Pawlowska über ein<br />
siebenjähriges Mädchen, das unter der Trennung<br />
von seinem Vater leidet, gezeigt. Außerdem<br />
ist zu sehen, wie der 12-jährige Tom in<br />
dem polnischen Beitrag „Tom W.” (Regie: An-<br />
TOP TEN<br />
Kinderfilme 2004<br />
Es lohnt sich ...<br />
Harry Potter und der Gefangene<br />
von Askaban / Warner Bros. /<br />
6.547.643 Besucher<br />
Bärenbrüder / Buena Vista Int. /<br />
3.452.760 Besucher<br />
Die Unglaublichen / Buena Vista Int /<br />
2.199.987 Besucher<br />
doxs! – das Kinderdoku-Projekt<br />
der Duisburger Filmwoche<br />
Mehr <strong>als</strong> nur<br />
„Die Maus“<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
na Wieckowska) den Familienalltag organisiert,<br />
und in Estland muss der 18-jährige Mikk in<br />
„Congratulations” (Regie: Urmas E. Liiv) endlich<br />
seinen inneren Schweinehund überwinden. In<br />
fast allen Dokus spielt der Beitritt zur EU eine<br />
wichtige Rolle. „Ängste, Bedürfnisse und Hoffnungen<br />
werden auf die sich ankündigende Veränderung<br />
projiziert. Man hat eine Vorahnung,<br />
was da kommen könnte: eine verheißungsvolle<br />
Zukunft oder aber das Nichts”, so die Organisatoren.<br />
Die Vorführungen werden für die jungen<br />
Zuschauer in Duisburg live eingesprochen, da<br />
synchronisierte Fassungen nur selten vorhanden<br />
sind. Vor zwei Jahren hatte doxs! einen Stoffmarkt<br />
für Kinder-Dokus organisiert und damit<br />
erstm<strong>als</strong> nachdrücklich die Szene im deutschsprachigen<br />
Fernseh- und Förderungsbereich<br />
sensibilisiert. Mit einem Programm geht doxs!<br />
Große Haie – Kleine Fische / UIP /<br />
1.920.996 Besucher<br />
Garfield / Twentieth Century Fox /<br />
1.481.122 Besucher<br />
Der Polarexpress / Warner Bros. /<br />
1.386.556 Besucher<br />
Lauras Stern / Warner Bros. /<br />
1.289.289 Besucher<br />
Bibi Blocksberg / Constantin /<br />
1.223.235 Besucher<br />
Findet Nemo / Buena Vista Int. /<br />
1.021.760 Besucher (insg. 8.678.707)<br />
Das Sams in Gefahr / Constantin<br />
797.121 / Besucher (insg. 1.191.791)<br />
Quelle: FFA<br />
zudem jährlich durch unterschiedliche deutsche,<br />
österreichische und französische Institute auf<br />
Tour. Sommer: „Es geht uns auch darum, gezielt<br />
Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für das<br />
Thema zu betreiben.”<br />
Die Ausbildung von Medienkompetenz<br />
steht bei doxs! durch das gemeinschaftliche Erleben<br />
der Filme im Kino und durch die lebhaften<br />
Gespräche im Anschluss im Vordergrund.<br />
Diesen Anspruch unterstreicht auch das Projekt<br />
„doxs! Schule”, in dem das doxs!-Team über ein<br />
Schuljahr hinweg zweimal pro Woche an zwei<br />
offenen Duisburger Ganztagsgrundschulen <strong>Dokument</strong>arfilme<br />
zeigt, diskutiert und mit den Kindern<br />
eigene Ideen für Doku-Projekte erarbeitet.<br />
Nähere Informationen zu doxs! und zum<br />
diesjährigen Programm der Duisburger Filmwoche<br />
finden sich unter www.duisburger-filmwoche.de<br />
oder unter (0203) 2834164.<br />
Erfolgreichster deutschen Film 2004:<br />
„Bibi Blocksberg“, Foto: Bavaria<br />
Kinderfestiv<strong>als</strong><br />
02. - 09.10.2005<br />
Detmolder Kinder- und Jugendfilmfest<br />
Veranstalter: Jürgen Tank (Dt. Kinderschutzbund<br />
Detmold e.V.),<br />
Tel. (05231) 69298;<br />
DKSB-VillaamHuegel@t-online.de<br />
www.lichtspielzeit.de<br />
09. - 16.10.2005<br />
KinderFilmFest Münster<br />
Veranstalter: Prof. Dr. Bernward Hoffmann<br />
(Fachhochschule Münster), Regina Wegmann<br />
(Kino für Kinder bei den Münsterschen<br />
Filmtheater-Betrieben GmbH)<br />
Tel. (0251) 8365782 oder Tel. (0251)<br />
3996026; bhoffmann@fh-muenster.de<br />
oder regina.wegmann@cineplex.de<br />
www.kinderfilmfest-muenster.de<br />
31. 10. - 06.11. 2005<br />
17. Bielefelder Kinder- und<br />
Jugendfilmfest<br />
Veranstalter: Christiane Orywal (Filmhaus<br />
Bielefeld e.V.), Tel. (0521) 56077966;<br />
projekte@filmhaus-bielefeld.de<br />
www.filmhaus-bielefeld.de<br />
03.11. - 15.11.2005<br />
21. Kinderfilmtage im Ruhrgebiet<br />
Veranstalter: Barney Hanenberg (Kinderfilmtage<br />
Ruhrgebiet), Tel. (0208) 800099;<br />
info@kinderfilmtage-ruhr.de<br />
www.kinderfilmtage-ruhr.de<br />
04.11. - 14.11.2005<br />
Internationales Kinderfilmfest<br />
Leverkusen<br />
Veranstalter: Ute Mader (Kommunales<br />
Kino Leverkusen), Tel. (0214) 4064184;<br />
ute.mader@vhs-leverkusen.de<br />
www.vhs-leverkusen.de<br />
10. - 16.11.2005<br />
20. KinderKinoFest Düsseldorf<br />
Veranstalter: Klaus Dieter Schneider<br />
(Medienzentrum Rheinland),<br />
Tel. (0211) 8998105;<br />
klausdieter.schneider@lvr.de<br />
www.kinderkinofest.de<br />
11. – 17.11.2005<br />
11. Internationale Kinder- und<br />
Jugendfilmfest Marl<br />
8. Schülerfilmfestival NRW<br />
Veranstalter: media profile und communikation,<br />
Detlev Ziegert, Tel. (0171)<br />
5479441; filmfestmarl@t-online.de<br />
www.kinderfilmfestival.de<br />
12. - 19. 11.2005<br />
16. Kölner Kinderfilmfest Cinepänz<br />
Veranstalter: Sabine Sonnenschein<br />
und Joachim Steinigeweg<br />
(JFC Medienzentrum Köln),<br />
Tel. (0221) 13056150; info@jfc.info<br />
www.cinepaenz.de<br />
04. – 09.05.2006<br />
29. Kinder- und Jugendkino<br />
der Internationalen Kurzfilmtage<br />
Oberhausen<br />
Veranstalter: Hilke Doering (Int. Kurzfilmtage<br />
Oberhausen), Tel. (0208)<br />
825 2899; info@kurzfilmtage.de<br />
www.kurzfilmtage.de<br />
Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 19
Fördermöglichkeiten<br />
Kompetenz für<br />
Kinderfilme<br />
VON OLIVER BAUMGARTEN<br />
D er Kinderfilm ist zweifelsohne mehr <strong>als</strong><br />
nur eine beliebige Untergattung des<br />
Films. In unserer von Bildern dominierten<br />
Welt übernimmt gerade der Film für Kinder<br />
auch einen Teil der viel zitierten medienpädagogischen<br />
Verantwortung. Somit nimmt<br />
die Förderung diesbezüglich eine wichtige<br />
Rolle ein.<br />
Während Großproduktionen von „Der<br />
kleine Eisbär” bis „Bibi Blocksberg” von Institutionen<br />
wie der FFA oder den Länderförderern<br />
äußerst praktikabel und erfolgreich mit<br />
getragen werden, hat sich Anfang des Jahres<br />
eine neue Anlaufstelle für den engagierten<br />
Kinderfilm formiert. Die Kulturelle Filmförderung<br />
des Bundes (BKM) und die von den<br />
Bundesländern getragene Stiftung Kuratorium<br />
Junger Deutscher Film haben ihre Kräfte auf<br />
dem Feld des Kinderfilms nun gebündelt mit<br />
dem Ziel, „die Entwicklung und Produktion<br />
von anspruchsvollen Kinder- und Jugendfilmen”<br />
nachdrücklich zu fördern. Die beschlossene<br />
Aufgabenteilung sieht seit Februar<br />
2005 vor, dass sich das Kuratorium auf die<br />
Projektentwicklung und Drehbuchförderung<br />
von Kinderfilm-Projekten konzentriert, während<br />
das BKM schwerpunktmäßig die daraus<br />
folgenden Filmproduktionen fördern soll.<br />
Langfristig streben beide Institutionen an, ein<br />
bundesweites Kompetenzzentrum für den<br />
Kinderfilm zu schaffen. Zu diesem Zwecke<br />
wurden von beiden Seiten Gelder in Höhe<br />
von 1,25 Millionen Euro pro Jahr generiert.<br />
In einer ersten Gremiumssitzung bedachte<br />
man Ende April bereits sieben Projekte mit<br />
850.000 Euro. Gefördert wurden unter anderem<br />
„Der Räuber Hotzenplotz” (Regie: Gernot<br />
Roll, Buch: Ulrich Limmer/Claus Hant),<br />
„Krabat” (Regie: Hans-Christian Schmid, Buch:<br />
Michael Gutmann), „Golda & Franz” (Buch<br />
und Regie: Don Schubert) sowie „Lui und die<br />
Pelzmütze” (Buch und Regie: Rike Holtz). Der<br />
nächste Einreichtermin für eine Produktionsförderung<br />
für einen Kinder- oder Jugendfilm<br />
ist der 15. September 2005.<br />
Ungeachtet dessen besteht selbstverständlich<br />
auch bei allen anderen Förderern<br />
nach wie vor die Möglichkeit, Kinderfilme einzureichen.<br />
So förderte etwa die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW auf ihrer jüngsten Gremiumssitzung Ende<br />
Juni 2005 die Produktion von drei Kinderund<br />
Jugendfilmen: neben Hans-Christian<br />
Schmids „Krabat” und Thilo Graf Rothkirchs<br />
Animation „Dodo” (Buch: Serena Romanelli)<br />
auch „August”, das Kinodebüt der Regisseurin<br />
und Autorin Pia Marais.<br />
Mehr Infos über die Kinder- und Jugendfilmförderung<br />
des BKM unter www.filmfoerderung-bkm.de.<br />
20<br />
Neben den zahlreichen<br />
Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> haben sich<br />
in den letzten Jahren auch<br />
alternative Vertriebswege für<br />
Kinder- und Jugendfilme<br />
entwickelt, die mit Erfolg den<br />
Nischenmarkt bedienen.<br />
ie Bonner Kinderfilmwochen gibt es so<br />
Dnicht mehr. Die Einstellung ihres Projektes<br />
fiel der Gruppe um Günther Kinstler nicht leicht,<br />
schließlich hatte man die Veranstaltung über<br />
die Jahre hinweg gut etabliert. Am Ende konnte<br />
aber keiner mehr die für die Organisation einer<br />
solchen Initiative notwendige Zeit aufbringen.<br />
Filme für Kinder wird man zwar weiter<br />
zeigen, aber unregelmäßig und an eher unspektakulären<br />
Orten – in Kindergärten oder vielleicht<br />
auch an Schulen. Kinstler selbst bleibt<br />
dem Festivalbetrieb erhalten. Schon seit 2002<br />
leitet er das internationale Kinderfilmfestival Lucas<br />
in Frankfurt. Die Mutter aller deutschen Kinderfilmfeste<br />
wird vom Deutschen Filmmuseum,<br />
der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk<br />
(LPR) und dem Bundesverband Jugend<br />
und Film e.V. (BJF) veranstaltet. Für letzteren entwickelte<br />
Kinstler u.a. ein „Qualitätslabel für Kinderfilme”.<br />
Auch ohne Bonn bleibt <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />
eine respektable Anzahl von Kinderfilmfestiv<strong>als</strong>,<br />
die in jedem Herbst Highlights für das<br />
junge Publikum bieten. Die im „Netzwerk Kinderfilmfeste<br />
NRW” zusammengeschlossenen<br />
Veranstalter kooperieren bei der Programmgestaltung<br />
und stimmen ihre Termine aufeinander<br />
ab. Auch wenn die Landesförderung des<br />
Netzwerks nahezu komplett eingestellt worden<br />
ist, will man doch an der Zusammenarbeit festhalten,<br />
wie Joachim Steinigeweg vom Kölner<br />
Cinepänz meint: „Es bringt allen Beteiligten Vorteile.”<br />
Denn im Kleinen gilt fast das Gleiche wie<br />
für die großen Festiv<strong>als</strong>: Die Recherche nach<br />
passenden und aktuellen Titeln ist oft zeitaufwendig<br />
und teuer. Vor allem ausländische Filme<br />
wären für den einzelnen Veranstalter kaum<br />
zu finanzieren.<br />
Die Präsentation von oft auch ungewöhnlichen<br />
Filmen für Kinder und Jugendliche beschränkt<br />
sich freilich längst nicht mehr auf die<br />
Festiv<strong>als</strong>. Dahinter hat sich eine stabile Szene<br />
etabliert, die stetig daran arbeitet, dem jungen<br />
Publikum Filme jenseits kommerzieller Zwänge<br />
zugänglich zu machen. Die Zahlen der nicht-gewerblichen<br />
Filmarbeit können sich dabei durchaus<br />
sehen lassen. Der BJF etwa verfügt über einen<br />
inzwischen auf rund 400 Titel angewachsenen<br />
Katalog, der vom Blockbuster über den<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm bis zu Independent-Streifen<br />
reicht. Gängige Titel sind etwa „Bibi Blocksberg”,<br />
Alternative Abspielplätze für Kinderfilme<br />
Jenseits des Kinos<br />
VON WOLFGANG HIPPE<br />
„Rhythm is it”, und auch „Harry Potter” kann<br />
man hier buchen. BJF-Geschäftsführer Reinhold<br />
T. Schöffel zählt bei seinem Programm gute<br />
300.000 Zuschauer im Jahr und ist stolz darauf,<br />
dass manche Filme über die Clubfilmothek<br />
„mehr Zuschauer erreichen <strong>als</strong> unter kommerziellen<br />
Bedingungen im Kino” – in der Vergangenheit<br />
etwa Titel wie „Tsatsiki – Tintenfische<br />
und erste Küsse” oder „Es gibt nur einen<br />
Jimmy Grimble”.<br />
Der Verleih der Clubfilmothek-Titel läuft über<br />
eine Mainzer Agentur, die auch die Filmothek<br />
der Jugend NRW betreut. Die Kooperation<br />
macht schon wegen der Kosten Sinn. Der Katalog<br />
der Filmothek umfasst rund 110 Titel und<br />
überschneidet sich nur teilweise mit dem BJF.<br />
Insgesamt hat man im letzten Jahr rund 23.000<br />
Zuschauer erreicht, so Sonja Scholz. Die Filmothek<br />
verleiht auch DVD-Player: „Aber die<br />
technische Ausstattung vor Ort ist mittlerweile<br />
kein Problem mehr. Viele Jugendämter verfügen<br />
über Beamer, und auch bei den Schulen<br />
sieht es ganz gut aus.”<br />
Das bundesweit agierende Kinder- und Jugendfilmzentrum<br />
(KJF) in Remscheid hat seinen<br />
Videoverleih schon seit längerem an die BJF-<br />
Infos & Tipps<br />
fürs nicht-gewerbliche Abspiel<br />
Kinder- und<br />
Jugendkino im<br />
Internet<br />
www.kinderfilm-online.de<br />
Eine zentrale Adresse nicht nur für interessierte<br />
Kinder und Jugendliche. Integriert ist eine Kinowebsite<br />
für Kinder: www.kinokids.de. Hier<br />
finden sich auch Hinweise auf den Förderverein<br />
Deutscher Kinderfilm e.V.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />
Clubfilmothek abgetreten und konzentriert sich<br />
nun unter anderem auf die Herausgabe einer<br />
DVD-Edition. Unter Leitung von Horst Schäfer<br />
werden bewusst Filme ausgesucht und angekauft,<br />
die sich vom Kino-Mainstream absetzen.<br />
Beim Kauf der DVD werden die nicht-gewerblichen<br />
Abspielrechte miterworben. Der Preis dafür<br />
ist in den letzten Jahren beträchtlich gesunken.<br />
Ende der 1990er Jahre kostete die Lizenz<br />
für ein damaliges Kaufvideo noch rund 150<br />
Euro, heute zahlt man um die 30 Euro – auch<br />
dank des Verhandlungsgeschicks des KJF. Verkaufshit<br />
ist derzeit die oscar-nominierte Internatsstory<br />
„Evil”, aber auch weniger bekannte<br />
Titel wie „Ein toller Sommer” von Ulf Malmros<br />
finden ihr Publikum. Daneben informiert das KJF<br />
mit seinem Online-Magazin „Top-Videonews“<br />
fortlaufend über aktuelle Titel auf dem Videound<br />
DVD-Markt – und konkurriert dabei teilweise<br />
mit den Filmkritiken auf www.spinxx.de.<br />
Die Autoren des vom JFC betreuten Mediums<br />
sind allerdings keine Medienprofis, sondern Kinder<br />
und Jugendliche, die ihre Meinung zum Film<br />
kundtun.<br />
Von der wachsenden Aufmerksamkeit für<br />
den Film für Kinder und Jugendliche zeugt auch<br />
www.bjf.info<br />
Die Website des Bundesverbandes Jugend und<br />
Film e.V. (BJF) Frankfurt. Er bietet in seiner Clubfilmothek<br />
über 400 ausgesuchte Spielfilme an.<br />
www.medienarbeit-nrw.de<br />
Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Medienarbeit<br />
NRW e.V. (LAG LM) ist der NRW-Teil des BJF.<br />
www.filmothek-nrw.de<br />
Zum Programm gehört neben dem nicht-gewerblichen<br />
Filmverleih auch ein Technikverleih.<br />
www.kjf.de<br />
Das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland<br />
(KJF) Remscheid verkauft ausgesuchte<br />
DVDs inklusive des Rechts zur nicht-gewerblichen<br />
öffentlichen Vorführung. Das wöchentlich<br />
aktualisierte Online-Magazin „Top-Videonews”<br />
informiert über Neuerscheinungen<br />
bei Videos und DVDs.
„Lauras Stern“,<br />
Foto: Warner Bros.<br />
die inzwischen zum dritten Mal durchgeführte<br />
bundesweite „Schul-Film-Woche”. Allein in<br />
NRW erreichten die Organisatoren in diesem<br />
Jahr rund 51.000 junge Besucher. Das vom Kölner<br />
Institut für Kino und Filmkultur (IKF) entwickelte<br />
Konzept „Lernort Kino” sieht die Kooperation<br />
mit den Kinobetreibern vor Ort vor<br />
und ermöglicht für alle Altersstufen den Besuch<br />
ausgewählter Filme während der Unterrichtszeit.<br />
Im Verleihkatalog finden sich Titel wie „Das<br />
Geheimnis der Frösche“ für die Grundschule,<br />
„Super Size Me“ für die Mittelstufe oder „Die<br />
Grauzone“ und „Zug des Lebens“ für die Oberstufe.<br />
Für jeden Film gibt es ein „Filmheft” mit<br />
Aufgaben zur Inhalts- und Filmanalyse und zahlreichen<br />
Hintergrundinformationen für die Vorund<br />
Nachbereitung.<br />
Noch ein Tipp zum Schluss: Eine Rarität versteckt<br />
sich im Verleihprogramm der Internationalen<br />
Kurzfilmtage Oberhausen. Das Kinderund<br />
Jugendkino Oberhausen, das seit fast 30<br />
Jahren Teil der Kurzfilmtage ist, hat aus dem Programm<br />
die Kinderfilmrolle „Kurzes für Kurze“<br />
zusammengestellt, einen Sampler mit einschlägigen<br />
Titeln für Kinder.<br />
www.lernort-kino.de<br />
„Lernort Kino” ist eine bundesweite Initiative,<br />
die die inzwischen bundesweite „Schul-Film-<br />
Woche“ veranstaltet. Für jeden angebotenen<br />
Film gibt es ein „Filmheft” mit Aufgaben zur Inhalts-<br />
und Filmanalyse und zahlreichen Hintergrundinformationen<br />
für die Vor- und Nachbereitung.<br />
Alle aktuellen und bereits vergriffenen<br />
Hefte sind bei der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung (bpb) <strong>als</strong> pdf verfügbar<br />
(www.bpb.de/publikationen/SNA3WX,0,0,Filmhefte.html).<br />
www.kinderfilmfeste-nrw.de<br />
Das Netzwerk der Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> in NRW<br />
www.spinxx.de<br />
Hier bietet das Jugendfilmzentrum Köln und der<br />
Jugendfilmclub Köln Kindern die Gelegeneit,<br />
sich <strong>als</strong> Filmkritiker zu versuchen.<br />
„Der Schatz der weißen Falken”<br />
Kinder begreifen mehr,<br />
<strong>als</strong> man denkt<br />
m 12. Oktober startet Christian Züberts neuer Film „Der<br />
ASchatz der weißen Falken” in den Kinos. In der Produktion<br />
der Kölner Little Shark Entertainment erzählt er eine spannende<br />
Abenteuergeschichte über den Abschied von der Kindheit.<br />
Der Newsletter sprach mit Zübert und seinem Produzenten<br />
Tom Spieß über ihren Film.<br />
Für welche Zielgruppe haben Sie den „Schatz der<br />
weißen Falken“ geschrieben und gedreht?<br />
Christian Zübert: Eigentlich mache ich meine Filme nie für<br />
eine Zielgruppe, sondern erst mal nur so, wie sie mir selbst gefallen<br />
würden. Bei den „Weißen Falken“ war es mir jedoch wichtig,<br />
dass der Film spannend und unterhaltsam genug für Kinder<br />
ist, aber auch Erwachsene die Emotionalität und Dramatik<br />
des Filmes nachvollziehen können.<br />
Haben Sie in Ihrer Erzählweise auf Ihre jungen Zuschauer<br />
Rücksicht genommen?<br />
Christian Zübert: Höchstens was die Darstellung von Gewalt<br />
und Härte in der Sprache angeht. Ansonsten habe ich die<br />
Die Wünsche der Zielgruppe:<br />
Spannend oder lustig muss es sein<br />
as wollen Kinder sehen? Und wie wird ihr Interesse ge-<br />
Wweckt? Stefanie Hadding sprach mit der Zielgruppe und<br />
befragte Kinogängerin Kerstin Wulf, 10 Jahre, nach ihren Vorlieben.<br />
Wie hörst Du von einem neuen Film im Kino?<br />
Meistens von Freundinnen, die schon drin waren. Wenn<br />
die ihn gut fanden, dann spricht sich das schnell rum, und zum<br />
Schluss waren dann fast alle aus der Klasse drin. Manchmal<br />
schaue ich auch auf die Plakate am Kino, die die Filme ankündigen.<br />
Was sind Deine aktuellen Lieblingsfilme?<br />
„Star Wars” und „Harry Potter”. „Snow Dogs” und „Ice<br />
Age” haben mir auch sehr gut gefallen.<br />
Welche Filme interessieren Dich besonders?<br />
Am liebsten mag ich Zeichentrick, besonders wenn es<br />
schöne Figuren sind, die wie Menschen aussehen. Und die Filme<br />
müssen entweder spannend oder lustig sein, so wie „Der<br />
Schuh des Manitu” oder „Der Partyschreck”.<br />
Geschichte so erzählt, wie ich wollte – und die Erfahrung gemacht,<br />
dass Kinder viel mehr begreifen, <strong>als</strong> man denkt.<br />
Origin<strong>als</strong>toffe für Kinder haben es derzeit schwer<br />
im Kino. Muss das so sein?<br />
Tom Spieß: Ich halte das teilweise für eine negative selffulfilling<br />
prophecy der Branche. Es gibt durchaus positive Beispiele<br />
wie zum Beispiel „Kletter Ida“ oder „4 Freunde und 4 Pfoten“,<br />
die erfolgreich gelaufen sind. Andererseits muss man sich<br />
auch fragen, ob sich die Bestsellerverfilmungen mit ihren enormen<br />
P&A Budgets für den Produzenten überhaupt rechnen und<br />
ob man zum Beispiel mit einer „Bibi Blocksberg“ überhaupt Geld<br />
verdient. Mit Qualität und intelligentem Marketing kann man<br />
auch ohne erfolgreiche Buchvorlage Erfolg haben – künstlerisch<br />
und wirtschaftlich.<br />
Was ist geplant, damit „Der Schatz“ sein verdient<br />
großes Publikum findet?<br />
Tom Spieß: Wir haben ein Test-Screening mit 350 Kindern<br />
mit hervorragenden Werten für<br />
den Film gemacht, aus dem wir<br />
die Themen für die Bewerbung<br />
entwickelt haben. Jetzt müssen<br />
wir den Film auf dem Schulhof<br />
zum Thema machen, und dafür<br />
braucht es verschiedenste Medienpartner.<br />
So werden wir eng mit dem Tigerenten-Club zusammenarbeiten<br />
und gleichzeitig auch mit dem Netzwerk der<br />
Schülerzeitungen und den Lehrern in allen Bundesländern. Wir<br />
haben mit Falcom einen sehr guten Verleih und ein ordentliches<br />
Budget dafür zusammen. In allen Diskussionen wird doch<br />
deutlich: Sehen Kinder nur die Sequels ihrer Lieblingsbücher und<br />
wird der Kinderfilm nur <strong>als</strong> Merchandising-Plattform definiert,<br />
erzieht man sie zu Junk-Food-Konsumenten.<br />
Qualität und intelligentes Marketing: „Der Schatz<br />
der weißen Falken“ (links), Foto: Falcom Media;<br />
Tom Spieß und Christian Zübert (rechts). Foto: Heike Herbertz<br />
Gehst Du lieber ins Kino,<br />
wenn Du den Film schon vorher<br />
<strong>als</strong> Buch kennst?<br />
Kommt darauf an: Wenn ich das<br />
Buch schon gelesen habe und mir die<br />
Figuren sehr gut vorstellen kann, dann<br />
gehe ich lieber nicht ins Kino, weil die<br />
Filme dann manchmal enttäuschend<br />
sind. Wenn ich mir die Figuren im<br />
Kerstin Wulf (10)<br />
Buch nicht so gut vorstellen konnte,<br />
dann gehe ich ins Kino. Und natürlich<br />
auch dann, wenn ich auf einen Film besonders neugierig bin,<br />
wie etwa auf „Die wilden Hühner” – das ist nämlich mein Lieblingsbuch.<br />
Wo guckst Du lieber Filme: im Kino oder auf dem<br />
Sofa?<br />
Bei DVDs mag ich, dass man Stopp drücken und dann mal<br />
was nachfragen kann. Das geht im Kino nicht so gut. Dafür kann<br />
man da Popcorn essen und kann von schön weit hinten die große<br />
Leinwand mit den großen Figuren genießen.<br />
Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 21
Am Set von „Die wilden Hühner”<br />
Wildes<br />
Wetter<br />
22<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
„Die Wilden Hühner“...<br />
...und ihre Kontrahenten,<br />
die Pygmäen.<br />
Es sind die letzten Häuser am Rande einer großen Wiese, am Horizont ragen<br />
Kirchtürme auf, es weht ein laues Lüftchen. Hier, bei Xanten, verfilmt Vivian Naefe<br />
Cornelia Funkes Kinderbuch-Bestseller „Die wilden Hühner”. Man kann sich weitaus<br />
unangenehmere Arbeitsbedingungen vorstellen, aber die Natur hat ihre Tücken.<br />
as eherne Kommunikationsge-<br />
Dsetz, dass man mit einem<br />
zwanglosen Einstieg über das Wetter<br />
schon einmal nichts f<strong>als</strong>ch machen<br />
kann, gilt hier am Set von „Die wilden<br />
Hühner“ nicht. Denn auf nichts ist Regisseurin<br />
Vivian Naefe schlechter zu<br />
sprechen: Es ist August, aber Hochsommer<br />
steht weiterhin nur im Kalender.<br />
Stattdessen zwingen permanente<br />
Wetterwechsel und Regenschauer,<br />
den Drehplan flexibel zu halten.<br />
Auch an diesem 17. von insgesamt<br />
48 Drehtagen wechselt die<br />
Lichtstimmung zunächst im 20-Minuten-Rhythmus.<br />
Erst ist es Grau in<br />
Grau, dann fallen einige Tropfen,<br />
dann treibt der Wind die Wolken auseinander,<br />
so dass sie plötzlich nur<br />
noch <strong>als</strong> faule Inseln im Blau des Himmels<br />
hängen und die Sonne sticht.<br />
Wie sollen da Anschlüsse funktionieren?<br />
Zumal an jedem Motiv in Xanten<br />
14 Tage lang Szenen zu drehen<br />
sind, die später an ganz verschiedenen<br />
Stellen im Film platziert sein werden.<br />
Die Verfilmung von Cornelia Funkes<br />
erfolgreicher Kinderbuchreihe, die<br />
von Güzin Ker und Produzentin Uschi<br />
Reich für die Leinwand adaptiert<br />
wird, handelt von Sprotte und ihrer<br />
Mädchengang „Die wilden Hühner”<br />
(dabei ist auch Paula, die Tochter von<br />
Katja Riemann), die eines Tages erfahren<br />
müssen, dass Sprottes Oma<br />
das namengebende Federvieh<br />
schlachten lassen will. Um das zu verhindern,<br />
ist den Mädels jedes Mittel<br />
recht – selbst wenn das heißen sollte,<br />
auf die Hilfe der konkurrierenden<br />
Jungenbande Pygmäen zurückzugreifen.<br />
„Ich finde sehr wichtig, dass<br />
hier ein humorvolles, aber auch sehr<br />
realistisches Bild von der Kinderwelt<br />
11-jähriger Mädchen gezeichnet<br />
wird”, sagt Vivian Naefe. „Dass die<br />
auch Probleme haben und dass die<br />
Kindheit nicht nur glücklich ist und<br />
dass sie aber trotzdem sich durchkämpfen<br />
<strong>als</strong> Bande mit ihren häuslichen<br />
Problemen. Das hat in den Romanen<br />
so einen Touch wie das, was<br />
man unter englischem Kino versteht,<br />
in denen auch sozialrealistisch mit viel<br />
Humor erzählt wird.”<br />
Im heute zu drehenden „Bild 30”<br />
(Haus Oma – Eingang/Garten) sind je-<br />
denfalls alle Hühner noch wohlauf<br />
und lassen sich im Holzstall neben<br />
Omas Backsteinhaus vom geschäftigen<br />
Filmteam nicht beeindrucken. Im<br />
Haus legt die Ausstattungsabteilung<br />
letzte Hand an: dämmriges Oma-<br />
Ambiente mit Mobiliar im Sperrmüllschick,<br />
verwegen gemusterte Tapeten<br />
und gehörig Patina. Überall<br />
sind kleine Merkzettel in Altfrauenhandschrift<br />
verteilt mit Notizen wie<br />
„Fenster putzen”, „Licht ausmachen”,<br />
aber auch „Gewehre reinigen, Läufe<br />
polieren”. Dass es ausgesprochen<br />
muffig riecht, soll allerdings nicht zur<br />
Authentizität beitragen, sondern<br />
kommt daher, dass das Haus lange<br />
Zeit leer stand. So ist auch der Wasserfleck,<br />
der sich malerisch an der<br />
Wohnzimmerdecke abzeichnet, nicht<br />
der hohen Kunst der Ausstatterinnen<br />
zu verdanken, sondern echt. Dafür<br />
durfte das Team nahezu uneingeschränkt<br />
walten, hat mit Genehmigung<br />
des Eigentümers sogar zusätzliche<br />
Fenster in die Außenwand<br />
gebrochen.<br />
Draußen im Garten herrscht eine<br />
Mischung aus verwildert und liebevoll<br />
beackert. Große Kohlköpfe<br />
und halbreife Tomaten – alles in einer<br />
Gärtnerei wochenlang vorgezogen<br />
und dann hier ausgepflanzt –<br />
stehen in ordentlichen Reihen, dazwischen<br />
eine pittoreske Vogelscheuche.<br />
„In Millionen Köpfen der<br />
Leser und Leserinnen sitzt eine klare<br />
Vorstellung, wie Oma wohnt”, sagt<br />
Vivian Naefe, und man kann sich gut<br />
vorstellen, dass die Erwartungen hier<br />
erfüllt werden. In der Einstellung zuvor<br />
ist Veronica Ferres, die Sprottes<br />
Taxi fahrende Mutter Sybille spielt<br />
(„sehr chaotisch, sehr temperamentvoll,<br />
sehr emotional”), mit dem<br />
Wagen vorgefahren. Nun kommt sie<br />
schwungvoll in Jeans und rosa Kapuzenpulli<br />
mit einem Zehnerkarton<br />
Milch unter dem Arm in Omas Garten.<br />
Mutter und Großmutter gehen<br />
aufs Haus zu, der auf Schienen zurückweichenden<br />
Kamera entgegen.<br />
Der Text sitzt (Oma: „Ich öle das Gartentor<br />
nicht mehr, damit ich die Einbrecher<br />
höre”), doch nach drei, vier<br />
Takes wird noch immer darüber diskutiert,<br />
wie heftig denn nun die an<br />
die Krücken gehende Oma (gespielt<br />
newsletter@filmstiftung.de – Setbesuch<br />
von der 81-jährigen Doris Schade) sich<br />
entziehen soll, wenn Sybille Anstalten<br />
macht, sie stützend am Arm zu fassen.<br />
Auch Michelle von Treuberg alias<br />
Sprotte ist am Drehort, aber gerade<br />
nicht im Einsatz. Sie sitzt auf einem<br />
Klappstuhl und kämpft gemeinsam<br />
mit einer Betreuerin gegen<br />
die Langeweile an. Wie bei jedem<br />
Film mit Kindern ist auch hier eine<br />
medienpädagogische Fachkraft, die<br />
penibel die Arbeits- und Pausenzeiten<br />
der Jungdarsteller notiert, immer<br />
am Set. In NRW, so erfährt man, sind<br />
die Einschränkungen für künstlerische<br />
Kinderarbeit nicht so streng wie in<br />
anderen Bundesländern. Auch hier<br />
gelten zwar drei Stunden <strong>als</strong> Höchstgrenze<br />
pro Tag, doch dürfen im Jahr<br />
mehr <strong>als</strong> 30 Tage zusammen kommen.<br />
Vielleicht liegt es auch daran,<br />
dass Peter Zenk – im Gespann mit<br />
Uschi Reich kinderfilmerfahrener Produzent<br />
(„Das fliegende Klassenzimmer”)<br />
des von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
geförderten 4,6 Millionen-Projektes<br />
– sehr entspannt wirkt. Ob das große<br />
Baumhaus der „Wilden Hühner”<br />
rechtzeitig fertig wird, das gerade im<br />
Park des Schlosshotels Lerbach in Bergisch<br />
Gladbach entsteht und der aufwändigste<br />
Schauplatze des Films ist,<br />
scheint derzeit die größte Sorge zu<br />
sein.<br />
In Omas Garten sind unterdessen<br />
Veronica Ferres und die wackere Doris<br />
Schade, der in jeder Drehpause sofort<br />
eine hilfreiche Hand mit Sonnenschirm<br />
beispringt, noch ein paar<br />
Mal auf und ab gegangen, und nach<br />
dem Ende jeder weiteren Aufnahme<br />
hat Veronica Ferres es eiliger, den Karton<br />
mit den Milchtüten abzustellen,<br />
bei dem es sich ganz offensichtlich<br />
doch nicht um eine ausgehöhlte Requisite<br />
handelt. Dann ist auch Vivian<br />
Naefe zufrieden. Nur, gibt sie zu bedenken,<br />
wäre es schön, wenn man<br />
jetzt bitte für den besseren Anschluss<br />
auch noch eine Version mit verhangenem<br />
Himmel drehen könnte. Die<br />
Blicke gehen nach oben: Die nächste<br />
Wolkeninsel ist etwa eine Fingerspanne<br />
weit entfernt, aber die Bewegung<br />
am Himmel ist gleich null.<br />
Naefe trägt es mit Fassung. Über das<br />
Wetter spricht hier längst keiner<br />
mehr.<br />
„Sprotte“ (Michelle von Treuberg),<br />
die Anführerin der „Wilden Hühner“.<br />
Fotos: 2005 Constantin Film, München
Setbesuch – newsletter@filmstiftung.de 23
„Der Funke des Lebens“,<br />
Foto: Heinz Vogt Filmproduktion<br />
Der Funke des<br />
Lebens<br />
Vom 15. bis 25. August fanden in Köln und<br />
Umgebung die Dreharbeiten zu dem neuen 20-<br />
Minuten-Kurzfilm von Hendrik Vogt statt. In<br />
„Der Funke des Lebens” erzählt er von der<br />
Suche des 41-jährigen arbeitslosen Michael<br />
nach dem Sinn seines Lebens. In der Produktion,<br />
die vom Kölner Filmhaus gefördert wird,<br />
spielten die Schauspieler Thomas Ulrich und<br />
Alexandra Lowygina vor der Kamera von<br />
Mike Aydin.<br />
Heinz Vogt Filmproduktion, Tel.<br />
(02235) 85382; carju@web.de<br />
Eine Tablette<br />
Adolf Winkelmann dreht im Oktober und<br />
November in NRW seinen neuen Film „Eine<br />
Tablette” in Zusammenarbeit mit dem WDR<br />
(Redaktion: Katja De Bock). Das Drama nach<br />
einem Buch von Benedikt Röskau erzählt<br />
die emotionale Geschichte von Eltern eines<br />
behinderten Kindes und einem unerschrockenen<br />
Arzt im ungleichen Kampf gegen einen<br />
milliardenschweren Pharmakonzern, der<br />
zwischen 1957 und 1961 mit unzureichend<br />
getesteten Medikamenten (Contergan) bei über<br />
10.000 Neugeborenen schwerste Behinderungen<br />
verursachte. Der TV-Zweiteiler von<br />
Zeitsprung Film und Produzent Michael<br />
Souvignier sieht ein Budget von 4,8 Millionen<br />
Euro vor. Für das Casting ist Sabine<br />
Schwedhelm zuständig.<br />
Zeitsprung, Tel. (0221) 94980210;<br />
info@zeitsprung.de<br />
Entführung für Anfänger<br />
Die 13-jährige Pik (Sidonie von Krosigk)<br />
zieht los, um die vom finanziellen Ruin bedrohte<br />
Tierpension ihrer Oma (Gudrun Okras) zu<br />
retten. Ihre Gesangseinlage am Flughafen bringt<br />
ihr allerdings kein Geld, sondern nur Ärger mit<br />
der Polizei. Ihr gelingt es, den Flughafen zu verlassen,<br />
indem sie sich <strong>als</strong> französische Gastschülerin<br />
der wohlhabenden Familie Königstein<br />
(Sonja Kirchberger, Heinrich Schafmeister)<br />
ausgibt. Zunächst sieht es so aus, <strong>als</strong> könnte<br />
Pik bei ihnen untertauchen, doch bald schon<br />
muss sie wieder fliehen. Die Geißendörfer<br />
Filmproduktion mit Produzent Hans W.<br />
Geißendörfer drehte vom 12. Juli bis zum 11.<br />
August den TV-Film „Entführung für Anfänger”<br />
(AT) in Köln, Bonn und Umgebung, der<br />
in Zusammenarbeit mit ARD Degeto (Redak-<br />
24<br />
The Flying<br />
Scotsman<br />
Der Kinofilm „The Flying Scotsman” basiert<br />
auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte<br />
des schottischen Radrennfahrers<br />
Graeme Obree, der 1993 aus dem Nichts<br />
heraus mit einem selbst gebauten Rennrad den<br />
Weltrekord im Ein-Stunden-Rennen brach und<br />
sich bis 1996 an der Weltspitze halten konnte.<br />
In dem Kinofilm, den zero west seit dem 24.<br />
Juli in Glasgow und vom 23. August bis zum 2.<br />
September in Köln und Kaarst dreht, spielt<br />
Johnny Lee Miller („Trainspotting”) die<br />
Titelfigur. Als weitere Darsteller haben die Produzenten<br />
Peter Broughan und Damita<br />
Nikapota sowie die Koproduzenten Kai<br />
Künnemann und Martin Hagemann u.a.<br />
Brian Cox und Laura Fraser unter Vertrag.<br />
Für das Casting war Maureen Duff zuständig.<br />
Regie bei diesem Biopic führt Douglas MacKinnon<br />
nach einem Buch von John Brown,<br />
Declan Hughes, Peter Broughan und<br />
Simon Rose. Die Bilder liefert Kameramann<br />
Gavin Finney.<br />
zero west, Tel. (0221) 9129025;<br />
office@zerowest.de<br />
Paradizers<br />
Wohin gehen wir? Welchen Preis zahlen wir für<br />
die Liebe und welchen für die Freiheit? Elisa,<br />
Florian und Richie sind drei grundverschiedene<br />
junge Erwachsene, die auf einer Mittelmeerinsel<br />
die Erfüllung ihrer Träume suchen. Das Drama<br />
„Paradizers” erzählt eine melancholische,<br />
aber auch komische Geschichte des Sichausprobierens<br />
und der Suche nach Liebe, Nähe und<br />
Anerkennung. In Münster und Düsseldorf<br />
dreht intervista digital media (in Zusammenarbeit<br />
mit Pictorion – das werk) ab<br />
Ende August bis Mitte Oktober den Kinofilm in<br />
Koproduktion mit dem WDR (Redaktion: Andrea<br />
Hanke). Regie führt Rolf Schneider-<br />
Wolckenstein nach seinem eigenen Buch.<br />
Die Produzenten Sandra Harzer-Kux und<br />
Christian Kux haben die Agentur Welby +<br />
Seibicke mit dem Casting beauftragt. Für die<br />
Bilder sorgt Kameramann Peter Drittenpreis.<br />
intervista digital media,<br />
Tel. (040) 85351900;<br />
sharzer@intervista.tv<br />
tion: Claudia Grässel) entsteht. Regie bei dieser<br />
Familienkomödie führt Dominikus Probst<br />
nach einem Buch von Dorothee Schön. Für<br />
die Bilder sorgte Kameramann Peter Ziesche.<br />
Für das Casting waren Maria Schwarz und<br />
Horst D. Scheel zuständig. In weiteren Rollen<br />
sind u.a. Robin Becker, Ulrike Bliefert,<br />
Rudolf Kow<strong>als</strong>ki und Martin Armknecht<br />
zu sehen.<br />
Geißendörfer Filmproduktion,<br />
Tel. (0221) 92428210;<br />
ester@geissendoerfer-film.de<br />
Sidonie von Krosigk und Sonja Kirchberger in<br />
„Entführung für Anfänger”Foto: ARD Degeto<br />
Bunte Liga<br />
Sönke Wortmann und Tom Spieß sowie<br />
Shark TV in Koproduktion mit Constantin<br />
produzieren zur Fußball WM 2006 eine Sat.1-<br />
Serie, bei der es (fast) immer ums runde Leder<br />
geht. Die sieben 45-minütigen Folgen erzählen<br />
die Geschichte einer Fußballmannschaft, deren<br />
Mitglieder seit über zwei Jahrzehnten durch die<br />
Leidenschaft zum Sport miteinander verbunden<br />
sind. Während sie in den 80er-Jahren noch von<br />
der großen Fußballerkarriere träumten, musste<br />
die Unbekümmertheit des Jugendfußballs der<br />
Realität des Alltags Platz machen. Doch trotz<br />
aller Unterschiede der nun Erwachsenen, haben<br />
sie noch ein Ziel vor Augen: die „Bunte-<br />
Liga”(AT)-Meisterschaft. Wortmann, der<br />
neben Heinrich Hadding und Wolfgang<br />
Groos Regie führt, dreht noch bis zum 21. Oktober<br />
in Köln und Umgebung. Autor der Folgen<br />
ist neben Wortmann und Hadding auch<br />
Mathias Aicher. André Röhner, Volker<br />
Muthmann, Matthias Gall, Stefan<br />
Feddersen Clausen, Holger Dexne, Kai<br />
Ivo Baulitz und Roberto Guerra spielen die<br />
Fußballer. In weiteren Rollen sind Anja Carolin<br />
Pohl, Mignon Remè, Lucie Pohl und Anja<br />
Herden zu sehen.<br />
Sat.1, (030) 20902375;<br />
anette.schmidt@sat1.de<br />
Tatort:<br />
Das Ewig Böse<br />
Zwei Leichen – ein Gift. Doch wo liegt die Verbindung<br />
zwischen den Morden am Oberhaupt<br />
einer Münsteraner Keks-Dynastie und einem<br />
Apothekersohn? „Das Ewig Böse” ist ein<br />
neuer Fall für das Münsteraner Duo Thiel (Axel<br />
Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers). Gedreht<br />
wird der neue Tatort noch bis zum 1.<br />
September in Köln und Münster. Bei dem TV-<br />
Krimi von filmpool im Auftrag des WDR<br />
(Redaktion: Helga Poche) führt Rainer<br />
Matsutani Regie nach seinem eigenen Drehbuch.<br />
Für das Casting haben die Produzentinnen<br />
Iris Kiefer und Katrin Kuhn Die Besetzer<br />
beauftragt. Die Kamera führt Gerhard<br />
Schirlo.<br />
Filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />
muenster@tatort.filmpool.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten in NRW<br />
Blaze<br />
Voraussichtlich ab November steht Til<br />
Schweiger für seinen neuen Film „Blaze” vor<br />
der Kamera. In Köln und Umgebung sind die<br />
Dreharbeiten für Januar geplant. Der Kino-<br />
Thriller von Barefoot Films und den Koproduzenten<br />
Manifesto und Universal erzählt<br />
die Geschichte einer Rache. Der Star-Werber<br />
Eddie Sherman steht vor der Hochzeit mit der<br />
Tochter seines Chefs. Er wähnt sich am Ziel<br />
seiner Wünsche, <strong>als</strong> er erpresst wird, einem Vergewaltiger<br />
ein f<strong>als</strong>ches Alibi zu liefern. Um seine<br />
Interessen zu wahren, steigt Eddie auf den<br />
schmutzigen Deal ein; der Täter kommt frei.<br />
Doch dessen Opfer nimmt Rache, bringt ihren<br />
Peiniger um und legt die Spuren so geschickt,<br />
dass <strong>als</strong> Täter nur Eddie in Frage kommt. Regie<br />
bei diesem Drama führt Reto Salimbeni nach<br />
seinem eigenen Buch. Das Budget des Films soll<br />
rund sieben Millionen Euro umfassen.<br />
Barefoot Films, (030) 44323831;<br />
mail@barefootfilms.de<br />
Requiem für<br />
einen Punk<br />
Der Kölner Künstler Berthold Bell verliebt sich<br />
in einen alkoholkranken Punk namens Kairo. Der<br />
<strong>Dokument</strong>arfilm „Requiem für einen<br />
Punk” erzählt die Geschichte dieser ungewöhnlichen<br />
Beziehung bis hin zum tragischen<br />
selbstzerstörerischen Tod von Kairo. Bell hat den<br />
über fünf Jahre andauernden Kontakt zu Kairo<br />
immer wieder mit der Kamera begleitet. Zwei<br />
Welten bewegen sich aufeinander zu, voneinander<br />
weg und zeigen sich in einer neuen,<br />
intimen Perspektive: der Punk von der Straße<br />
durch die Augen des Künstlers und umgekehrt.<br />
Troika Entertainment realisiert die Doku im<br />
August und September. Regie führen<br />
Berthold Bell und Gerhard Schick. Produzenten<br />
bei der TV- sowie Kino-Produktion<br />
sind Michael P. Aust und Annette<br />
Pisacane. Die Musik zu diesem filmischen<br />
Requiem stammt von Matthias und Andreas<br />
Hornschuh.<br />
Troika Entertainment,<br />
Tel. (0221) 9320607;<br />
sarah@troikaentertainment.de
„Kleiner Dodo“,<br />
Foto: Cartoon-Film<br />
Kleiner Dodo<br />
Dodo ist ein kleiner Orang-Utan und lebt im<br />
tiefen Urwald. Er spielt gern auf einer Geige, die<br />
er im Urwald gefunden hat. Mit ihr entdeckt<br />
Dodo die Musik und erschließt sich so die<br />
magische Welt des Regenwalds. Einen Kinofilm<br />
mit dem kleinen, animierten Dodo planen Thilo<br />
Graf Rothkirch/Cartoon-Film und Produzentin<br />
Maya Gräfin Rothkirch in Koproduktion<br />
mit Warner Bros. und MaBo Investitions.<br />
Das Buch stammt von Michael<br />
Mädel, Ute von Münchow-Pohl, Rolf<br />
Giesen und Thilo Rothkirch, Regie führen<br />
Ute von Münchow-Phol und Thilo<br />
Rothkirch. Der 35mm-Animationsfilm, den<br />
Warner Bros. ins Kino bringen will, soll über ein<br />
Budget von zehn Millionen Euro verfügen.<br />
Gleichzeitig ist eine „Dodo”-TV-Serie nach<br />
einem Buch von Bert Schrickel und Michael<br />
Mädel geplant. Rothkirch/Cartoon-Film erstellt<br />
26 Fünf-Minuten-Folgen in Koproduktion mit<br />
dem WDR (Redaktion: Manuela Lamb) und<br />
MaBo Investitions. Produzenten sind ebenfalls<br />
Maya Gräfin Rothkirch und Thilo Graf Rothkirch,<br />
der wiederum gemeinsam mit Ute von<br />
Münchow-Pohl Regie führt. Hierbei ist ein<br />
Budget von 1,6 Millionen Euro vorgesehen.<br />
Beide Projekte befinden sich derzeit in der Preproduction.<br />
Rothkirch/Cartoon Film,<br />
Tel. (030) 6980840;<br />
mail@cartoon-film.de<br />
Der Prinz aus<br />
Wanne-Eickel<br />
Eine Komödie fürs Kino hat Regisseur<br />
Alexander von Janitzky Ende Juni an Drehorten<br />
in NRW (Essen, Oberhausen, Bochum und<br />
Gelsenkirchen) abgedreht, im August folgte<br />
noch ein Nachdrehtag in Herne. Das Buch zum<br />
„Prinz aus Wanne-Eickel” stammt von<br />
Renatus Töpke. Für die Produktion zeichnet<br />
Mero Consulting mit Produzent Andreas<br />
Lettau und Koproduzent Hans-Peter<br />
Meyer verantwortlich. Jessica Franz,<br />
Jürgen Drews und Tim Dickmann spielen<br />
in dem Film, dessen Rollen teilweise bei ebay<br />
ersteigert werden konnten und der in Kooperation<br />
mit dem CinemaxX Ende September<br />
ins Kino kommen soll.<br />
Mero Consulting, Tel. (0201) 245370;<br />
kontakt@mero-consulting.de<br />
Emmas Glück<br />
Den Kinofilm „Emmas Glück” hat Wüste<br />
Film West in Zusammenarbeit mit dem SWR<br />
(Redaktion: Sabine Holtgreve) am 7. Juli in<br />
Gummersbach und Umgebung abgedreht. Die<br />
Kamera führte Daniela Knapp. Jürgen<br />
Vogel spielt Max, einen todkranken Mann, der<br />
eigentlich nach Mexiko flüchten will und auf<br />
dem Hof der Schweinezüchterin Emma (Jördis<br />
Triebel) landet. Die Regie bei dem<br />
Melodram führte Sven Taddicken nach<br />
einem Buch von Ruth Toma und Claudia<br />
Schreiber. Wann die Produzenten Hejo<br />
Emons, Stefan Schubert und Ralph<br />
Schwingel den Film mit Hilfe von<br />
timebandits ins Kino bringen, steht noch<br />
nicht fest.<br />
Wüste Film West,<br />
Tel. (0221) 5105067;<br />
wueste@wueste-film-west.de<br />
Zwei gegen Zwei<br />
Wilsberg: Callgirls<br />
Der Selbstmord einer jungen Frau bringt Wilsberg<br />
auf die Spur eines noblen Callgirlrings. Wilsberg<br />
glaubt, endlich einigen Münsteraner<br />
Honoratioren ans Zeug flicken zu können und<br />
gerät dadurch mächtig in Schwierigkeiten. Vom<br />
23. August bis zum 23. September entsteht in<br />
Köln und Münster die neue Folge „Wilsberg”<br />
mit dem Titel „Callgirls”. Bei dem TV-Krimi,<br />
den Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung)<br />
im Auftrag des ZDF (Redaktion: Martin<br />
Neumann) dreht, führt Walter Weber Regie<br />
nach einem Buch von Ecki Ziedrich. Vor der<br />
Kamera von Volker Tittel stehen Leonard<br />
Lansink, Oliver Korritke, Rita Russek<br />
und Ina Paule Klink. Für das Casting zeichnet<br />
Sabine Weimann verantwortlich.<br />
Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;<br />
info@colognefilm.de<br />
Saschka<br />
Dito Tsintsadze dreht seinen neuen Kinofilm<br />
seit 21. Juli in Tiflis. Anfang bis Mitte September<br />
zieht das Team der Tatfilm um Produzentin<br />
Christine Ruppert für weitere Dreharbeiten<br />
nach Köln. Das Buch zu dem Drama hat<br />
Tsintsadze gemeinsam mit Zaza Rusadze verfasst.<br />
Es handelt von einem Mitarbeiter der<br />
deutschen Botschaft in Tiflis, der das Straßenmädchen<br />
Saschka kennen lernt und sich<br />
ihrer annimmt. Die Umwelt der beiden reagiert<br />
mit zunehmendem Misstrauen auf die väterliche<br />
Zuneigung und zerstört schließlich die ungewöhnliche<br />
Freundschaft. Vor der Kamera von<br />
Benedict Neuenfels agieren Burghart<br />
Klaußner, Lika Martinova und Irm<br />
Hermann. Die 2,4 Millionen Euro teure Produktion<br />
entsteht in Zusammenarbeit mit ZDF<br />
und arte (Redakteur: Alexander Bohr).<br />
Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />
info@tatfilm.de<br />
Davina Schmidt und Clelia Sarto in<br />
„Zwei gegen Zwei, Foto: ZDF/Thomas Kost<br />
Eine neue Familienkomödie hat Lars Jessens („Am Tag <strong>als</strong> Bobby Ewing starb”) in Köln<br />
und Umgebung am 22. Juli abgedreht. Das Buch zu „Zwei gegen Zwei” (AT), den Müller &<br />
Seelig (Produzentin: Jutta Müller) in Zusammenarbeit mit dem ZDF (Redaktion: Martin<br />
Neumann) produzieren, stammt von Annemarie Schoenle. Es erzählt von zwei Architekten,<br />
Verena und Tom, (Clelia Sarto und Kai Wiesinger), die notgedrungen in einen beruflichen<br />
Wettkampf treten, obwohl sie privat einiges verbindet. Vor der Kamera von Michael Tötter stehen<br />
außerdem Dietrich Hollinderbäumer, Waldemar Kobus, Ann-Kathrin Sudhoff und<br />
Rieke Schmid. Für das Casting waren Die Besetzer (Erwachsene) und Maria Schwarz (Kinder)<br />
zuständig.<br />
Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150; m2sfilm@aol.com<br />
Jakob Matschenz in „4006 Neandertal“,<br />
Foto: PeterRommel Productions/Tom Trambow 2005<br />
4006 Neandertal<br />
Mitte Juli fiel die letzte Klappe für den Kinofilm<br />
„4006 Neandertal”, den die Peter<br />
Rommel Productions in Zusammenarbeit<br />
mit dem ZDF – Das kleine Fernsehspiel (Redaktion:<br />
Lucas Schmidt) und arte (Redaktion:<br />
Anne Even, Georg Steinert) in Köln,<br />
Düsseldorf, Mettmann, Erkrath und im Titel gebenden<br />
Neandertal gedreht hat. Bei der<br />
Coming-of-Age-Geschichte führt Ingo Haeb<br />
Regie nach seinem eigenen Drehbuch. Für die<br />
Bilder der 980.000 Euro teuren Kinoproduktion<br />
sorgte Kameramann Ralf Mendle. Erzählt<br />
wird die Geschichte von dem 17-jährigen Guido,<br />
der seit seiner Kindheit an Neurodermitis leidet.<br />
Nach einem schweren Schub wird er von seiner<br />
Mutter zu einer ganzheitlichen Therapie geschickt,<br />
die den Ursprung seiner Krankheit in<br />
seiner seelischen Verfassung sieht. Anfangs<br />
wehrt sich Guido gegen die These, aber <strong>als</strong> er<br />
seinen Vater beim Seitensprung erwischt und<br />
erfährt, dass seine Mutter diese Erniedrigung seit<br />
Jahren stillschweigend in Alkohol ertränkt hat,<br />
wird ihm klar: Er hat die gesamte Kindheit hindurch<br />
<strong>als</strong> Stellvertreter die seelischen Wunden<br />
seiner Mutter erlitten. Als Darsteller haben Produzent<br />
Peter Rommel und die Koproduzenten<br />
David Groenewold/German<br />
Film Productions die Schauspieler Jakob<br />
Matschenz, Andreas Schmidt, Johanna<br />
Gastdorf, Falk Rockstroh, Fabian<br />
Hinrichs und Jens Münchow unter Vertrag.<br />
Peter Rommel Productions,<br />
Tel. (030) 6937078;<br />
p.rommel@t-online.de<br />
Dreharbeiten in NRW – newsletter@filmstiftung.de 25
Phantome<br />
Bis Ende August drehte Cameo ihren neuen<br />
Kinofilm „Phantome” (AT) in Kooperation mit<br />
dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel (Redaktion:<br />
Jörg Schneider) hauptsächlich in Essen<br />
(mit ein paar Drehtagen in Berlin). Im Mittelpunkt<br />
der Story steht eine komplizierte Mutter-<br />
Tochter-Beziehung, denn die 15-jährige Kati<br />
wächst bei ihrer Oma auf. Als diese stirbt, muss<br />
Kati zu ihrer Mutter, die sie kaum kennt und die<br />
sich <strong>als</strong> Diebin ihren Lebensunterhalt verdient.<br />
Produzentin Annette Pisacane hat <strong>als</strong> Darsteller<br />
Julia Richter, Alice Dwyer, Rüdiger<br />
Klink und Stefan Gebelhoff unter Vertrag.<br />
Um das Casting hat sich Simone Bär<br />
gekümmert. Maren-Kea Freese führte Regie<br />
bei diesem Film, der über ein Budget von ca.<br />
850.000 Euro verfügt; das Drehbuch hat sie mit<br />
Thomas Jonigk verfasst. Für die Bilder sorgte<br />
Kameramann Michael Wiesweg.<br />
Cameo Film- & Fernsehproduktion,<br />
Tel. (0221) 9128120;<br />
info@cameo-film.de<br />
Steve-Marvin Dwumah<br />
und Veronica Ferres<br />
in „Neger, Neger,<br />
Schornsteinfeger“,<br />
Foto: ZDF/Maria Krumwiede<br />
26<br />
August<br />
Im Mittelpunkt des Debütfilms „August“ steht<br />
die 15-jährige Stevie, die sich mit den Unstetigkeiten<br />
ihrer ruhelosen Hippie-Eltern auseinandersetzen<br />
muss. Als sich die Familie im geerbten<br />
Haus der Mutter in einer Kleinstadt bei<br />
Köln niederlässt, hofft Stevie, die Stabilität zu<br />
finden, die sie schon so lange gesucht hat. Ab<br />
dem 5. September und bis Mitte Oktober<br />
realisieren Pandora und die Produzenten<br />
Christoph Friedel und Claudia Steffen in<br />
Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion:<br />
Andrea Hanke) und dem SWR (Redaktion:<br />
Sabine Holtgreve) diesen Film in der Umgebung<br />
von Köln. Das Buch stammt von Horst<br />
Markgraf und Pia Marais, die auch selbst<br />
Regie führt. Birol Ünel und Cici Chuh stehen<br />
vor der Kamera von Diego Martinez<br />
Vignatti („Battle in Heaven“, „Japon“<br />
etc.). Géraldine Bajard kümmert sich um das<br />
Casting der Kinoproduktion.<br />
Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />
info@pandorafilm.com<br />
Neger, Neger, Schornsteinfeger<br />
Die Dreharbeiten zu dem Zweiteiler „Neger, Neger,<br />
Schornsteinfeger” nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch<br />
von Hans-Jürgen Massaquoi wurden Ende Juli abgeschlossen.<br />
Produzent Markus Trebitsch, Koproduzent<br />
Malte Grunert und Aspekt Telefilm zeichnen verantwortlich<br />
für die Koproduktion mit dem ZDF (Redaktion:<br />
Heike Hempel, Günther van Endert).<br />
Gedreht wurde neben Hamburg, wo Massaquoi <strong>als</strong><br />
schwarzer Junge während der Nazi-Zeit aufwuchs, auch in<br />
Kalif Storch<br />
Bei der Realverfilmung von Wilhelm Hauffs<br />
Märchen „Kalif Storch” in den MMC Studios<br />
in Köln soll Uwe Janson Regie führen. Die<br />
Dreharbeiten für das 3,3 Millionen Euro teure<br />
Projekt von Produzent Gabriel Genschow in<br />
Zusammenarbeit mit den Koproduzenten<br />
MMC Independent, Gereon<br />
Sommerhäuser und Bastie Griese, haben<br />
sich auf Herbst verschoben. Das Drehbuch<br />
stammt von Genschow, Christoph Martin<br />
Grosser, Andreas Klich und Guido<br />
Medert. Das melancholische Märchen erzählt<br />
die Geschichte des Prinzen Chasid, der sich<br />
durch das Pulver der bösen Zauberin Kaschua<br />
in einen Storch verwandelt. Die Kamera soll<br />
Hagen Bogdanski besorgen. Als Darsteller<br />
sind Matthias Schweighöfer, Dirk Bach<br />
und Minh-Khai Phan-Thi vorgesehen. Universal<br />
Pictures will die Fantasy-Komödie in<br />
die Kinos bringen.<br />
G.G.-Film, Tel. (030) 76706683;<br />
info@gg-film.de<br />
Köln und Düren. Regie führt Jörg Grünler nach einem Drehbuch<br />
von Beate Langmaack. Vor der Kamera von Hans<br />
Grimmelmann standen u.a. Veronica Ferres, Tim<br />
Wilde, Petra Kelling, Jürgen Tarrach, Götz<br />
Schubert, Lea Fassbender, Charly Hübner und<br />
Helmut Zhuber. Eine Ausstrahlung ist voraussichtlich für<br />
Herbst 2006 geplant.<br />
Aspekt Telefilm, (040) 66885455;<br />
postbox@aspekt-telefilm.de<br />
newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten in NRW<br />
Götz George in „Später Sommer“,<br />
Foto: WDR/Uwe Stratmann<br />
Die Insel der<br />
verlorenen Seelen<br />
Die 13-jährige Lulu ist gar nicht begeistert davon,<br />
mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder<br />
Sylvester von Kopenhagen weg in ein Provinznest<br />
zu ziehen. Sie interessiert sich nur für<br />
das Okkulte, das Paranormale. Eine Verkettung<br />
von spiritistischen Unwahrscheinlichkeiten führt<br />
dazu, dass sich Sylvester wie besessen aufführt:<br />
freundlich, still und ordentlich. Lulus Ouija-Brett<br />
hat einen verwirrten Geist angelockt und ist in<br />
Sylvesters Körper gezogen: den vor 120 Jahren<br />
verstorbenen Herman, ehem<strong>als</strong> Mitglied einer<br />
okkulten Loge im Kampf gegen das Böse. Ganz<br />
schön gruselig geht es zu auf der „Insel der<br />
verlorenen Seelen”. Das gleichnamige<br />
Abenteuer für Kinder verfilmen Pain Unlimited,<br />
Zentropa (Dänemark) und Koproduzent<br />
Nimbus Film seit Juni in Schweden<br />
und Dänemark. Voraussichtlich ab September<br />
stehen Drehtage in NRW an. Von Regisseur<br />
Nikolaj Arcel, der das Drehbuch zu „Kletter-<br />
Ida” geschrieben hat, stammt auch das Drehbuch<br />
zu „Die Insel der verlorenen Seelen”, das<br />
er mit Rasmus Heisterberg nach einem gemeinsamen<br />
Konzept von ihnen und von Peter<br />
Amelung verfasst hat und nun selbst inszeniert.<br />
Für die Bilder dieser 5,2 Millionen Euro<br />
teuren Produktion sorgt Kameramann<br />
Rasmus Videbaek. Für das Kindercasting<br />
wurde Jette Termann (Dänemark) beauftragt:<br />
Sara Langebaek spielt Lulu, Lasse<br />
Borg Oliver, und Lucas Munk Billing ist <strong>als</strong><br />
Sylvester zu sehen. Trust Film Sales AsP und<br />
Solo Film wollen den Film ins Kino bringen.<br />
Pain Unlimited, Tel. (0221) 9777990;<br />
office@heimatfilm.biz
Colonia Media<br />
„Allein mit der Angst” nennt sich das neue Projekt der Colonia Media, das vom 5. Oktober<br />
bis zum 7. November in Köln, Hamburg, Berlin und Holland gedreht wird. Der Fernsehfilm fürs ZDF<br />
(Redaktion: Karina Ulitzsch) erzählt die Geschichte einer Familie, die von der Polizei ins Zeugenschutzprogramm<br />
aufgenommen wird. Jochen, Marlene und Tochter Franziska werden von einem<br />
Tag auf den anderen aus ihrem gewohnten Leben gerissen und beginnen an einem fremden Ort<br />
eine neue Identität. Doch in dem neuen, isolierten Leben droht die Familie zu zerbrechen, vor allem,<br />
<strong>als</strong> sich die Bedrohung zuspitzt. Regisseur Martin Eigler dreht nach seinem eigenen Buch, die<br />
Kamera führt Christoph Chassee. Als Darsteller haben die Produzenten Georg Feil und Titus<br />
Kreyenberg bereits Anja Kling, Horst Schrott und Jan Gregor Kremp unter Vertrag. Das<br />
Casting besorgt Anja Dihrberg.<br />
Am 7. Juli wurde der neue Film mit Götz George, „Später Sommer” (AT „Elefanten im<br />
Schnee“), in Duisburg und Umgebung abgedreht. Erzählt wird eine Dreiecksgeschichte: Anne und<br />
Matthias führen eine ruhige und ereignislose Ehe in Werlrode, wo Matthias in einem Steinkohlebergwerk<br />
arbeitet. Als das Werk geschlossen werden soll, kommt Gewerkschaftler Dr. Robert<br />
Stubenrauch in die Kleinstadt, um Verhandlungen zu führen. Der Junggeselle Robert verliebt sich<br />
in Anne, und diese muss sich entscheiden, ob sie mit diesem Mann ein völlig neues Leben beginnen<br />
will. Dagmar Manzel, Christian Redl und Gudrun Ritter sind in dem Drama (Produzentin:<br />
Sonja Goslicki) in weiteren Hauptrollen zu sehen. Regie führt Andreas Kleinert nach einem<br />
Buch von Hans-Werner Honert und ihm selbst. Die Kamera führte Johann Feindt. Der Film,<br />
der im Auftrag des WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich Brückner) entsteht, soll voraussichtlich<br />
Anfang nächsten Jahres ausgestrahlt werden.<br />
Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />
Gefangene<br />
Von einer ungewöhnlichen Beziehung zwischen einem Gefangenen und einer Frau im Haus gegenüber<br />
erzählt der neue Kinofilm von Iain Dilthey. Aus einem Flirt auf Distanz wird auf einmal Ernst,<br />
<strong>als</strong> Vasile aus dem Gefängnis flüchtet und sich bei Irene versteckt. Zwischen den grundverschiedenen<br />
Menschen entsteht eine ambivalente Beziehung, geprägt von Angst, Hass und der Sehnsucht nach<br />
gegenseitiger Achtung und Liebe. Im September starten die Dreharbeiten in Wien und NRW. Ulrike<br />
Maria Hund schrieb das Drehbuch zu dem Drama, das TAG/TRAUM in Zusammenarbeit mit<br />
dem ZDF (Redaktion: Claudia Tronnier) und einem Budget von 890.000 Euro realisiert. Hans<br />
Fromm führt die Kamera, vor der Jule Böwe, Andreas Schmidt und Eva Löbau die Hauptrollen<br />
spielen. Der Regisseur, der 2002 für „Das Verlangen” in Locarno mit dem Goldenen<br />
Leoparden ausgezeichnet wurde, arbeitet für sein neues Drama wieder mit Produzent Gerd Haag<br />
zusammen. Koproduzent ist Markus Fischer von Fischerfilm in Wien.<br />
TAG/TRAUM, Tel. (0221) 65025900; info@tagtraum.de<br />
Wir Weltmeister<br />
Die Fußball WM 2006 nähert sich in großen<br />
Schritten. Aus diesem Anlass blickt die broadview.tv<br />
im Auftrag des ZDF (für die Reihe Zeitgeschichte<br />
von Guido Knopp) auf die WM-<br />
Geschichte der deutschen Nationalelf seit 1954.<br />
Realisiert werden soll die aufwändige, 1,5<br />
Millionen Euro teure Mockumentary (Fake einer<br />
<strong>Dokument</strong>ation) „Wir Weltmeister” (AT) ab<br />
23. August in Polen, Italien, Österreich, England,<br />
Niederlande, Frankreich und Argentinien. Im<br />
September stehen auch Tage in NRW auf dem<br />
Drehplan. Regie führt Sebastian Dehnhardt<br />
nach einem Buch von Manfred Oldenburg<br />
und ihm selbst. Die Kamera führt Johannes<br />
Imdahl. Die 90-minütige <strong>Dokument</strong>ation der<br />
Produzenten Leopold Hoesch und Sebastian<br />
Dehnhardt vereint die dramatischen<br />
Höhepunkte aller Fußballtriumphe und -niederlagen<br />
der Deutschen seit 1954 mit einer fiktiven<br />
Liebesgeschichte. Max und Anne lernen sich am<br />
4. Juli 1954, dem Tag des „Wunder von Bern”,<br />
kennen. Ihre Geschichte endet am 8. Juli 1990<br />
im Olympiastadion in Rom. Der Zuschauer soll<br />
eine spannende Zeitreise erleben und sehen, wie<br />
das Leben der beiden Protagonisten durch den<br />
Fußball beeinflusst wird. Zudem lassen<br />
Zeitzeugen die heiß umkämpften Spiele wieder<br />
aufleben: Große deutsche Fußballstars erinnern<br />
sich ebenso wie Prominente aus Politik, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft. Für das Casting ist<br />
Simone Bär zuständig.<br />
Broadway TV, Tel. (0221) 5796430;<br />
info@broadview.tv<br />
Für den<br />
unbekannten Hund<br />
„Für den unbekannten Hund” (AT) heißt<br />
der neue Kinofilm der Brüder Dominik und<br />
Benjamin Reding mit der Berliner<br />
Eye!Warning. Nach einem ersten Drehtag im<br />
Juli beginnen die Dreharbeiten am 26.<br />
September. Bis zum 18. November wird zunächst<br />
in NRW (Wuppertal, Hagen, Dortmund,<br />
Hürth, Diemelstadt u.a.) gedreht, anschließend<br />
noch in Thüringen, Mecklenburg-<br />
Vorpommern und Hamburg. Im Mittelpunkt der<br />
Geschichte steht der 22-jährige<br />
Betonbauergeselle Lukas (Linus Neumann).<br />
Sein Leben nimmt nicht gerade eine bessere<br />
Wendung, <strong>als</strong> er aus dem Gefängnis entlassen<br />
wird: Ein Zeuge erpresst ihn wegen eines ungesühnten<br />
Mordes. Lukas flüchtet und schließt<br />
sich einer Gruppe Wandergesellen an. Die Erfahrungen<br />
auf der Walz verändern ihn. Aus dem<br />
Mörder wird ein Mensch – und das bezahlt er<br />
schließlich mit dem Leben. In weiteren Rollen<br />
sind u.a. Sara Löwenthal, Hedi<br />
Kriegeskotte, Sascha Reimann (bekannt<br />
<strong>als</strong> Ferris MC) und Gunnar Melchers zu<br />
sehen. Die Bilder für das Drama soll<br />
Kameramann Axel Henschel liefern, der<br />
Berliner Verleih Rekord Film will das Drama,<br />
das über ein Budget von 1,3 Millionen Euro verfügt,<br />
in die Kinos bringen.<br />
Eye!Warning, Tel. (030) 69001108;<br />
office@eye-warning.de<br />
Liebesleben<br />
Mit ihrem Roman „Liebesleben” gelang der<br />
israelischen Autorin Zeruya Shalev ein Welterfolg.<br />
Maria Schrader wagt nun den Schritt<br />
ins Regiefach und will den Bestseller verfilmen.<br />
In ihm schildert die Autorin die Liebe einer<br />
jungen Frau zu einem 30 Jahre älteren Freund<br />
ihres Vaters, die sich zunehmend in ein Abhängigkeitsverhältnis<br />
entwickelt. Die Dreharbeiten<br />
sollen von Oktober bis Dezember in<br />
Israel sowie Köln und Umgebung nach einem<br />
Drehbuch von Schrader und Leila Stieler<br />
stattfinden. Als Kameramann steht Benedict<br />
Neuenfels unter Vertrag. Die Produktion von<br />
X-Filme und den Produzenten Stefan Arndt<br />
und Andro Steinborn und des Koproduzenten<br />
Marek Rozenbaum entsteht in<br />
Kooperation mit dem BR (Redaktion: Bettina<br />
Reiz) und arte (Redaktion: Andreas<br />
Schreitmüller) und verfügt über ein Budget<br />
von 3,6 Millionen Euro. Die Besetzung steht<br />
noch nicht fest: Esther Klink (Israel) und Avy<br />
Kaufman (Los Angeles, New York) kümmern<br />
sich um das Casting.<br />
X-Filme, Tel. (0221) 1792980;<br />
koeln@x-filme.de<br />
Impressum<br />
Herausgeber:<br />
Michael Schmid-Ospach<br />
Chefredakteur:<br />
Rüdiger Bertram<br />
CvD:<br />
Stefanie Hadding<br />
Redaktion:<br />
Oliver Baumgarten, Katharina Blum<br />
Tanja Güß, Peter Hanemann (A.R.T.)<br />
Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />
Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />
Heike Meyer-Döring (MEDIA),<br />
Michael Dlugosch, Uwe Mies,<br />
Tatjana Kimmel, Christian Seebaum,<br />
Anna Koskoda, Reinhard Kleber<br />
Redaktionsassistenz:<br />
Sonja Steinberg<br />
Gestaltung/Layout:<br />
inrhein, düsseldorf, alfred friese<br />
Titelfoto:<br />
„Der Schatz der weißen Falken“<br />
Foto: Falcom Media<br />
Redaktionsschluss:<br />
17. August 2005<br />
Anzeigenbetreuung:<br />
Sonja Steinberg<br />
Tel. (0211) 9305024<br />
Anzeigenschluss<br />
für die nächste Ausgabe:<br />
15. Oktober 2005<br />
Der newsletter ist kostenlos<br />
und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
abonniert werden.<br />
Danke an alle Produzenten, Sender<br />
& Verleiher für ihre Unterstützung<br />
und die Bilder zu ihren Filmen.<br />
Tel.: (0211) 93 05 00<br />
Fax: (0211) 93 05 085<br />
Kaistraße 14<br />
D – 40221 Düsseldorf<br />
newsletter@filmstiftung.de<br />
Dreharbeiten in NRW – newsletter@filmstiftung.de 27
In den Nachrichten sind es<br />
die immer gleichen Bilder: Auf<br />
palästinensischer Seite stehen<br />
jugendliche Steinewerfer<br />
gegen hoch gerüstete Soldaten,<br />
in Israel sieht man Ambulanzen<br />
und hektisch bemühte Helfer –<br />
blutgetränkter Asphalt <strong>als</strong><br />
stummer Zeuge eines weiteren<br />
Anschlags.<br />
„Paradise Now“,<br />
Fotos: Constantin<br />
28<br />
ängst ist die mediale Vermittlung des Nah-<br />
Lostkonflikts zu Stereotypen geronnen. Als<br />
sei den Berichterstattern nach Jahrzehnten des<br />
feindseligen Stillstands, unterbrochen von immer<br />
wieder mal aufscheinenden und allzu bald<br />
wieder verlöschenden Hoffnungsfunken, die<br />
Energie ausgegangen. Ein Spielfilm ist es nun,<br />
der eine andere Perspektive wählt und so dazu<br />
beitragen will, eine Diskussion in Gang zu<br />
bringen.<br />
„Paradise Now” von Hany Abu-Assad erzählt<br />
von Said und Khaled, zwei jungen Palästinensern<br />
in Nablus im Westjordanland, die seit<br />
Kindertagen befreundet sind und in einer Autowerkstatt<br />
jobben. Sie streiten sich mit ihrem<br />
Chef, flirten mit einer hübschen Kundin und wissen<br />
nach Feierabend ein Wasserpfeifchen in<br />
freier Natur zu schätzen. Und sie stehen auf der<br />
Bereitschaftsliste einer radikalen Miliz, sind je-<br />
derzeit bereit, sich Sprengstoff um den Körper<br />
zu binden und sich im benachbarten Israel inmitten<br />
möglichst vieler Israelis in die Luft zu<br />
sprengen. Der Tag kommt, an dem sie ihren<br />
mörderischen Beitrag zum Freiheitskampf leisten<br />
sollen, sie drehen ihre Abschiedsvideos und<br />
ziehen los mit den Bomben am Leib. Doch dann<br />
läuft manches anders <strong>als</strong> geplant, Samir und<br />
Khaled sind plötzlich auf sich allein gestellt, auch<br />
allein gefordert, ihre einmal getroffene Entscheidung<br />
für die Gewalt zu überdenken.<br />
Man habe mit „Paradise Now” über die<br />
Nachrichtenbilder hinaus, „aus menschlicher<br />
Sicht” zeigen wollen, was hinter dem Konflikt<br />
steht, sagt Gerhard Meixner, einer der Produzenten<br />
der deutsch-holländisch-französischen<br />
Koproduktion. Man habe die Selbstmordattentäter<br />
weder <strong>als</strong> Feindbild noch <strong>als</strong> Märtyrer<br />
zeigen wollen, sondern „einfach <strong>als</strong> junge Män-<br />
Making of „Paradise Now“ Schießereien<br />
VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />
newsletter@filmstiftung.de – Making of<br />
ner”. Ausgangspunkt des Projekts war die<br />
Freundschaft von Roman Paul, Meixners Partner<br />
bei der noch jungen Berliner Produktionsfirma<br />
Razor Film, mit dem israelischen Produzenten<br />
Amir Harel („Yossi & Jagger”). Über Harel<br />
kam der Kontakt zu dem in Israel lebenden<br />
palästinensischen Regisseur Hany Abu-Assad<br />
(„Rana’s Wedding”) zustande. Die Konstellation<br />
rund um den Film sehen Meixner und Paul auch<br />
<strong>als</strong> Symbol: Ein palästinensischer Regisseur, ein<br />
israelischer Koproduzent, ein französischer Kameramann<br />
(Antoine Heberlé), deutsche und<br />
holländische Koproduzenten, ein französischer<br />
Weltvertrieb (Celluloid Dreams) mit einer Iranerin<br />
<strong>als</strong> Geschäftsführerin. Das sei ein Beispiel, wie<br />
man Brücken bauen kann zwischen verschiedenen<br />
Kulturen.<br />
Über das Gesamtbudget (die <strong>Filmstiftung</strong><br />
NRW ist mit 250.000 Euro beteiligt) schweigen
die Produzenten sich aus. Es sei jedoch „schon<br />
eine relativ komplexe Finanzierungsstruktur, viele<br />
verschiedene Quellen, die alle unter einen Hut<br />
gebracht werden mussten“. Angesichts des heiklen<br />
Themas sei es wichtig gewesen, frei von<br />
politischen Verpflichtungen zu bleiben, weshalb<br />
auch, mit Ausnahme von etwas privatem Geld<br />
aus Israel, aus der Region selbst nichts eingeflossen<br />
sei. Aber Roman Paul klagt auch über<br />
fehlenden Mut in Deutschland, sich auf gewagtere<br />
Projekte einzulassen. So konnte „Paradise<br />
Now” <strong>als</strong> Beitrag zur Finanzierung in acht<br />
Länder vorverkauft werden – Deutschland jedoch<br />
gehörte nicht dazu. Hier, so Paul, stoße<br />
man häufig auf diffuse Skepsis („Wie sehen uns<br />
dann mal den Rohschnitt an.”). „Die Deutschen<br />
haben dann Schlange gestanden auf der Berlinale”,<br />
wo „Paradise Now” viel beachtet im<br />
Wettbewerb gezeigt wurde.<br />
Was es bedeutet, in einer Krisenregion zu<br />
leben, musste das Team am eigenen Leib erfahren,<br />
<strong>als</strong> von April bis Juni 2004 an Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />
gedreht wurde. Nachdem Israel zu<br />
dieser Zeit den Hamas-Chef und seinen Nachfolger<br />
mit gezielten Aktionen getötet hatte, war<br />
die Atmosphäre in Nablus extrem aufgeheizt.<br />
Schießereien waren an der Tagesordnung, Sets<br />
mussten beim Auftauchen von Panzern fluchtartig<br />
aufgelöst werden. Bei einem Angriff der<br />
israelischen Armee starben zwei Mitarbeiter aus<br />
dem Umfeld der Produktion, die für Drehmöglichkeiten<br />
und Sicherheit gesorgt hatten. Danach<br />
war, erinnert sich Gerhard Meixner, der Schutz<br />
der Produktion vor Ort „so ein bisschen eingebrochen”.<br />
Eine militante Gruppierung, die befürchtete,<br />
dass das Bild der Selbstmordattentäter<br />
im Film ihren Zielen nicht nützlich sein könnte,<br />
tauchte bewaffnet im Produktionsbüro auf und<br />
an der Tagesordnung<br />
forderte das Ende der Dreharbeiten. Der Dreh<br />
wurde unterbrochen, mehrere deutsche Teammitglieder<br />
brachen angesichts der bedrohlichen<br />
Situation ab und kehrten nach Deutschland zurück.<br />
Erst fast zwei Wochen später – inzwischen<br />
war dieselbe Gruppierung, von der Stadt und<br />
anderen Kämpfergruppen selbst unter Druck gesetzt,<br />
wieder aufgetaucht und hatte darum gebeten,<br />
die Dreharbeiten wieder aufzunehmen<br />
– konnte zunächst in Nablus und dann auf israelischer<br />
Seite im sichereren Nazareth weiter gedreht<br />
werden.<br />
Von den Turbulenzen der Entstehung ist<br />
dem Film erstaunlich wenig anzusehen. Da wirkt<br />
das Leben in Nablus zwar alles andere <strong>als</strong> idyllisch,<br />
aber eben doch wie halbwegs normaler<br />
Alltag. Dennoch ist Roman Paul überzeugt: „Das<br />
ist nichts, was man in Italien einfach hätte nachdrehen<br />
können, das wäre ein ganz anderer Film<br />
gewesen. Die innere Ernsthaftigkeit ist auch<br />
dem Ort geschuldet. Der ganze Produktionsprozess<br />
war wie das Laufen auf einem Seil: Es<br />
war unsere Absicht, in der Mitte entlang zu laufen.”<br />
Auf der Berlinale gab es dafür gleich drei<br />
Preise, darunter der Blaue Engel <strong>als</strong> bester europäischer<br />
Film und eine Auszeichnung von amnesty<br />
international. Eine Aufführung vor vollem<br />
Haus im palästinensischen Ramallah führte zu<br />
lebhaften Diskussionen, wobei auch seine Kritiker<br />
dem Film bescheinigten, dass er die Situation<br />
in Palästina realistisch wiedergebe. Dass<br />
das Thema des Films keineswegs nur in der Region<br />
relevant ist, zeigt die Reaktion beim Film<br />
Festival in Cambridge, wo „Paradise Now” im<br />
Juli, nach den Anschlägen von London, kurzfristig<br />
aus dem Programm genommen wurde.<br />
In Deutschland bringt Constantin den Film am<br />
29. September in die Kinos.<br />
29
Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />
Demnächst im Kino<br />
Die große<br />
Depression<br />
Kinostart: 1. September<br />
Verleih: timebandits films GmbH<br />
urz nach „Weltverbesserungsmaßnahmen“<br />
Kkommt eine weitere deutsche Doku-Komödie<br />
in die Kinos, die sich mit der Seelenlage<br />
der Nation befasst. Die Deutschen beklagen<br />
sich über alles: Die Arbeitslosenstatistiken, das<br />
Wetter, die Politik, den Fußball – aber warum<br />
eigentlich? Konstantin Faigle, der für sein Debüt<br />
„Out of Edeka“ 2001 mit dem Bayrischen<br />
Unkenrufe<br />
Kinostart: 22. September<br />
Verleih: NFP marketing & distribution;<br />
Vertrieb: Central<br />
ie Suche nach einem mysteriösen Grabstein<br />
Dführt den Bochumer Kunsthistoriker Alexander<br />
Reschke in seine Heimatstadt Gdansk,<br />
das ehemalige Danzig. Hier trifft er auf die Restauratorin<br />
Aleksandra Piatowska, die dem<br />
Deutschen trotz unglücklicher Umstände bei der<br />
ersten Begegnung mit Sympathie entgegentritt.<br />
Gemeinsam beschließt man die Gründung eines<br />
polnisch-deutschen Versöhnungsfriedhofs,<br />
der auf Aleksandras Wunsch und aufgrund ihrer<br />
Herkunft auch für Litauer offen sein soll. Bald<br />
finden sich weitere Interessierte, eine Gesell-<br />
30<br />
Almost Heaven<br />
Kinostart: 25. August 2005<br />
Verleih: timebandits films GmbH<br />
hr Gatte möchte sie lieber in einem Sterbe-<br />
Ihospiz untergebracht sehen. Helen (Heike Makatsch)<br />
denkt aber nicht daran, dort die letzten<br />
Tage ihres Lebens zu verbringen. Zumal endlich<br />
ihr größter Traum in Erfüllung zu gehen scheint:<br />
Die leidenschaftliche Country-Sängerin hat eine<br />
Einladung für einen Auftritt in Nashville erhalten.<br />
Übereilt setzt sie sich ins Flugzeug. Und<br />
<strong>Dokument</strong>arfilmpreis ausgezeichnet wurde,<br />
möchte dem auf den Grund gehen. Auch aus<br />
privaten Gründen: Er, laut seinem Arzt seinerseits<br />
depressiv verstimmt, wurde dieses Jahr Vater.<br />
Sein Kind soll nicht in einem Land der Depressionsgeschädigten<br />
aufwachsen. So sucht<br />
er prominente und andere Gesprächspartner<br />
auf, von denen er sich Rat zum Thema erhofft.<br />
Faigle stellt im Film fest: Es gibt sie noch, die<br />
Menschen, die ihre Probleme ganz einfach anpacken.<br />
Und damit nicht nur keine Zeit zum Klagen<br />
haben, sondern etwas erreichen. Auswandern<br />
kann man immer noch. Nicht nur darin<br />
meint Faigle eine Trendwende zum Positiven<br />
Durchfahrtsland<br />
Kinostart: 15. September<br />
Verleih: Real Fiction<br />
er Kölner Dom ist noch in Sichtweite, Köln<br />
Dund Bonn mit der Straßenbahn jeweils 20<br />
Minuten entfernt. Und doch ist das Vorgebirge,<br />
der linksrheinische Landstrich dazwischen,<br />
tiefste deutsche Provinz. Ausgerechnet dieser<br />
in sich abgeschlossene Mikrokosmos ist Schauplatz<br />
eines <strong>Dokument</strong>arfilms. „Für die Menschen,<br />
die dort wohnen, ist das Vorgebirge die<br />
schaft wird gegründet, bürokratische und finanzielle<br />
Hürden allmählich abgebaut. Kaum ist<br />
das Projekt aufs Gleis gehoben, setzt schon die<br />
schleichende Kommerzialisierung ein. Alexander<br />
und Aleksandra ziehen die Reißleine.<br />
Der Fall der Berliner Mauer, der Niedergang<br />
der militärischen Herrschaft und die damit verbundene<br />
gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche<br />
Annäherung zwischen Ost und West<br />
bewog Günter Grass zu seiner Erzählung „Unkenrufe“.<br />
Die Verfilmung <strong>als</strong> deutsch-polnische<br />
Koproduktion, die in Danzig, Litauen, Bochum,<br />
Düsseldorf und Köln gedreht wurde, ist nach<br />
„Die Blechtrommel“ und „Die Rättin“ erst die<br />
dritte Grass-Verfilmung. Regisseur Robert Glinski<br />
(„Hi Tereska“) und das vierköpfige Autorenteam<br />
adaptierten die Vorlage in freier Anleh-<br />
landet, allein auf sich gestellt, versehentlich auf<br />
Jamaika. Helen geht das Geld aus. Daran ist<br />
nicht nur die Einheimische Rosie (Nikki Amura-<br />
Bird) schuld, die immer mal gern Touristen<br />
foppt. Notgedrungen raufen sich die beiden<br />
jungen Frauen zusammen. Bald stellt Helen im<br />
Land der Reggae-Musik fest, dass sie nicht unbedingt<br />
nach Nashville weiterfliegen muss, um<br />
glücklich zu sein.<br />
Ed Herzog, 1997 vielfach für seinen Kurzfilm<br />
„Ku’Damm Security“ ausgezeichnet, erläutert,<br />
dass er in seinem zweiten Spielfilm nach<br />
„Happy Weekend“ (1996) die Selbstfindung the-<br />
zu erkennen. Augenzwinkernd sieht er sie sogar<br />
im 2003 an ihn vergebenen Gerd-Ruge-Stipendium<br />
der <strong>Filmstiftung</strong> bestätigt: „Das Stipendium<br />
hat die Sache sehr erleichtert. Mit dem<br />
Geld konnte ich sozusagen die ganze Recherche<br />
abdecken. Das ist ja bei <strong>Dokument</strong>ationen<br />
sonst nie der Fall. Da gab es bei mir <strong>als</strong>o wirklich<br />
nichts zu jammern...“<br />
Deutschland 2004<br />
Regie: Konstantin Faigle; Drehbuch: Konstantin Faigle;<br />
Co-Recherche: Michael Pfizenmaier; Mitwirkende:<br />
Alice Schwarzer, Pater Anselm Grün, Prof. Walter<br />
Jens, Prof. Dr. Florian Holsboer, Hans und Josefine<br />
Faigle, Vera F. Birkenbihl, Prof. Dr. Ortwin Renn,<br />
Prof. Günter Jerouschek; Produktion: unafilm, Titus<br />
Kreyenberg; www.timebandits-films.de<br />
Mitte der Welt“, erläutert Regisseurin Alexandra<br />
Sell. In ihrem Langfilm-Debüt porträtiert die<br />
Absolventin der Kunsthochschule für Medien<br />
Köln vier der Bewohner über ein Jahr hinweg.<br />
Sie folgt ihnen in ihre Dorfvereine, erkundet ihre<br />
Lebensziele und kommentiert die eigentlich<br />
belanglosen Vorkommnisse so aus dem Off,<br />
dass sie eine gesteigerte Dramaturgie erhalten.<br />
Einst führte die Arbeit an einem Doku-Kurzfilm<br />
Alexandra Sell in die englische Provinz. Das<br />
Thema Heimat ließ sie fortan nicht mehr los,<br />
denn sie merkte, dass sie wenig über ihr eigenes<br />
Land wusste. Die aus Hamburg stammen-<br />
nung, aber ganz im Sinne des satirisch überspitzenden<br />
Geistes und des Duktus der Tragikomödie.<br />
Günter Grass schrieb im Vorfeld zum<br />
deutsch-polnischen Verhältnis: „Es sind jetzt andere<br />
Generationen da, die ein Recht darauf haben,<br />
dass die Aufrechnerei ein Ende findet. Darum<br />
habe ich mich immer bemüht, dafür habe<br />
ich mich eingesetzt. Wenn der Film dazu einen<br />
Beitrag leisten kann, bin ich froh; wenn dabei<br />
gelacht werden kann, noch mehr.“<br />
Deutschland/Polen 2005<br />
Regie: Robert Glinski; Buch: Klaus Richter, Pawel<br />
Huelle, Cezary Harasimowicz, Bhasker Patel; Darsteller:<br />
Krystyna Janda, Matthias Habich, Dorothea<br />
Walda, Udo Samel, Joachim Król, Anne Kasprik;<br />
Produktion: Zieglerfilm Köln GmbH, Ziegler Film<br />
GmbH & Co. KG und Filmcontract Ltd. (Warschau)<br />
mit Killerpic Ltd. (London), Degeto Film GmbH und<br />
Telewizja Polska S.A.<br />
newsletter@filmstiftung.de – Kinovorschau<br />
matisieren wollte. „Der Film handelt davon, dass<br />
das, was man sich sehnsüchtig wünscht, nicht<br />
unbedingt das Beste für einen ist. Und dass das<br />
Glück im Moment liegt, nicht an einem anderen<br />
Ort und in einer anderen Zeit, sondern hier<br />
und jetzt. In diesem Moment.“<br />
Deutschland 2005<br />
Regie: Ed Herzog; Drehbuch: Ed Herzog, Paul Herzberg;<br />
Darsteller: Heike Makatsch, Nikki Amura-Bird,<br />
Wotan Wilke Möhring, Michael Gwisdek, Ivan<br />
Shvedoff, Carl Bradshaw; Produktion: Egoli Tossell<br />
Film AG, Judy Tossell; Koproduktion: Medienfonds<br />
German Film Produktions GmbH & Co. KG, Deutsche<br />
Columbia Pictures, Babelsberg Film GmbH /<br />
Studio Babelsberg GmbH<br />
www.almostheaven-derfilm.de<br />
de Wahl-Kölnerin entdeckte das Vorgebirge für<br />
sich, denn es war ihr wichtig, sagt Sell, „direkt<br />
vor meiner eigenen Haustür auf die Suche zu gehen<br />
– nach der These: Das Fremde beginnt<br />
gleich nebenan.“<br />
Seine Uraufführung feierte der <strong>Dokument</strong>arfilm<br />
beim Internationalen Forum des jungen<br />
Films der Berlinale 2005.<br />
Deutschland 2005<br />
Regie, Drehbuch und Off-Kommentar: Alexandra Sell;<br />
Mitwirkende: Hans Wilhelm Dümmer, Sophia Rey,<br />
Mark Basinsky, Giuseppe Scolaro; Produktion: 2Pilots,<br />
Jörg Siepmann, Harry Flöter mit ZDF - Das<br />
kleine Fernsehspiel; www.realfictionfilme.de
Dear Wendy<br />
Kinostart: 6. Oktober<br />
Verleih: Legend Films International<br />
s war noch nie viel los in dieser namenlosen,<br />
Each so typischen Kleinstadt irgendwo in<br />
Amerika. Erfolgreich hatte sich der Junge Dick<br />
verweigert, wie der Vater in der städtischen Mine<br />
zu arbeiten. Dick las lieber Bücher und stieß<br />
eines Tages auf Wendy – eine Pistole, die seine<br />
Leidenschaft weckte. So kam er mit Freddie<br />
und dann mit Huey, Stevie und Susan zusammen.<br />
Es wurde ein Club der romantischen<br />
Außenseiter. Sie alle legten sich Pistolen zu und<br />
verschworen sich zu einer Gemeinschaft mit<br />
dem ehernen Prinzip, ihre Waffen nie zu be-<br />
Maria an Callas<br />
Kinostart: 20. Oktober<br />
Verleih: Nighthawks Pictures<br />
it 50 steht der Designer Jost am Wen-<br />
Mdepunkt, <strong>als</strong> seine Frau Maria nach langem<br />
Leiden stirbt. Bei der Verwaltung des Nachlasses<br />
stößt er auf ein Verzeichnis von E-Mail-<br />
Briefen, die Maria an eine Frau namens Annie<br />
schrieb. Überrascht stellt Jost fest, dass seine<br />
Frau sich für ihre Schilderungen sein eigenes Leben<br />
auslieh. Neugierig nimmt er den Mail-Kontakt<br />
zu Annie wieder auf und gibt sich dabei <strong>als</strong><br />
seine Frau aus. Langsam entwickelt sich eine tie-<br />
Der kleine Eisbär 2<br />
Die geheimnisvolle<br />
Insel<br />
Kinostart: 29. September<br />
Verleih: Warner Bros.<br />
eimweh macht traurig. Der kleine Pinguin<br />
HCaruso kennt das genau, denn jedes Mal<br />
bei Vollmond muss er an den Südpol denken<br />
und beginnt zu singen. Die grantigen Eisbären<br />
Kalle, Palle und Nalle schert das wenig. Ihnen<br />
geht Caruso auf die Nerven und deshalb stopfen<br />
sie ihn kurzerhand in einen Waggon Richtung<br />
Süden. Der kleine Eisbär Lars und Robby,<br />
die Seerobbe, wollen helfen, und sie werden<br />
nutzen. Doch dann kam Sebastian und mit ihm<br />
ein neues Moment von Aggression und Konkurrenz.<br />
Doch damit Wendy erstm<strong>als</strong> töten<br />
wird, sind Impulse von außen notwendig.<br />
Es war schon immer nur eine feine Linie zwischen<br />
Schein und Sein, Traum und Wirklichkeit,<br />
Spiel und Ernst. Lars von Trier hat darüber ein<br />
weiteres Drehbuch geschrieben, in dem er sich<br />
mit dem amerikanischen Traum und seiner realen<br />
Umsetzung auseinandersetzte. Für die Verfilmung<br />
fand sich der dänische Landsmann Tomas<br />
Vinterberg, von Triers erster Meisterschüler<br />
in der Dogma-Bewegung. Ihr gemeinsames<br />
Werk „Dear Wendy“, das auch in einer alten Zeche<br />
in Bergkamen gedreht wurde, ist eine romantische<br />
Ballade aus Mark Twains „Tom Sawyer“<br />
und Arthur Penns „Bonnie & Clyde“, an-<br />
Der Schatz der<br />
weißen Falken<br />
Kinostart: 12. Oktober<br />
Verleih: Falcom Media Group<br />
benteuer ist das Unbekannte, Unbere-<br />
Achenbare“, sagt Christian Zübert über seinen<br />
zweiten Spielfilm und entsprechend stehen<br />
Freundschaft und Abenteuer auf dem Programm.<br />
Lange schon wollten der elfjährige Jan<br />
und seine besten Freunde Stevie und Basti die<br />
geheimnisvolle Kattler-Villa erforschen. Hier finden<br />
sie einen Schatzplan der „Weißen Falken,<br />
die zehn Jahre zuvor eine wilde Kinderbande<br />
waren, bis ihr Anführer spurlos verschwand. Viel<br />
fe Freundschaft zwischen Annie und Jost und<br />
er beschließt, die Frau am anderen Ende der Leitung<br />
aufzusuchen. Aber auch Annie hat nicht<br />
in allen Punkten die Wahrheit über ihr Leben<br />
gesagt.<br />
Eine alltäglich scheinende Liebesgeschichte<br />
erzählt Petra Katharina Wagner („Oskar und<br />
Leni“) in ihrer vierten Regiearbeit nach eigener<br />
Drehbuchvorlage. Mit feiner Ironie und bittersüßem<br />
Humor enttarnt sie die trügerische Flucht<br />
aus Isolation und Einsamkeit in die Internet-Welt<br />
der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten und<br />
Identitätswechsel <strong>als</strong> Illusion, eröffnet ihren Protagonisten<br />
aber auch die Hintertür zur Rückkehr<br />
in die Realität mit allen damit verbundenen Freuden<br />
und Konflikten. Götz George und Elisabeth<br />
ebenfalls im Zug eingesperrt. So beginnt eine<br />
abenteuerliche Reise; zuerst übers Land, dann<br />
weiter auf einem Fischkutter. Schließlich stranden<br />
die Freunde auf einer geheimnisvollen Insel,<br />
wo es allerlei seltsame Tiere gibt und die<br />
Sonne heiß vom Himmel scheint. Hier findet<br />
Lars in einer Höhle das Skelett eines merkwürdigen<br />
Fisches. Auch andere betrachten den<br />
Fund. Sie erzählen davon und bringen damit das<br />
Inselparadies in große Gefahr.<br />
Es tut sich was im deutschen Zeichentrickfilm,<br />
vor allem wenn Thilo Graf Rothkirch und<br />
Piet de Rycker verantwortlich zeichnen. Das Regieteam<br />
setzt auf fantasievolle Drehbücher und<br />
sorgfältige Machart und konnte mit „Tobias Totz<br />
und sein Löwe“ und zuletzt „Lauras Stern“ erfolgreiche<br />
Adaptionen von etablierten Kinderbüchern<br />
vorweisen. Flaggschiff aber ist einmal<br />
gesiedelt in einem streng abgezirkelten Areal<br />
weniger Häuser rund um einen Marktplatz, fotografiert<br />
in harten, entsättigten Farben von Kameramann<br />
Anthony Dod Mantle („28 Days Later“)<br />
und musikalisch verziert von den zarten<br />
Popsounds der britischen Sixties-Band The Zombies.<br />
Ein verstörender Film über jugendliche<br />
Sehnsüchte und die Sackgassen, in die sie führen<br />
können.<br />
Dänemark/Frankreich/Deutschland/Großbritannien<br />
2005<br />
Regie: Tomas Vinterberg; Buch: Lars von Trier; Darsteller:<br />
Jamie Bell, Michael Angarano, Danso Gordon,<br />
Novella Nelson, Bill Pullman, Chris Owen, Alison<br />
Pill, Mark Webber; Produktion: Pain Unlimited,<br />
Lucky Punch, Nimbus Film ApS und Zentropa Entertainment<br />
in Koproduktion mit Heimatfilm - Produktionsgesellschaft<br />
für Film und TV;<br />
www.dearwendy.de<br />
Zeit bleibt Jan und seinen Freunden nicht, denn<br />
die Sommerferien gehen zu Ende und danach<br />
wird Jan aus der Gegend fortziehen. Ungestört<br />
sind die Jungs bei ihrer Schatzsuche allerdings<br />
nicht, denn Marie und ihre Bande sind ihnen<br />
hart auf den Fersen.<br />
Christian Zübert hat den Erfolg seines Debüts<br />
„Lammbock“ gut verkraftet und legt nun<br />
einen Abenteuerfilm vor, der von seiner eigenen<br />
Jugend beeinflusst ist. So hat er die Handlung<br />
im Jahre 1981 angesiedelt, „weil ich selbst in dieser<br />
Zeit im Alter meiner Filmhelden war“. Auch<br />
der Schauplatz, die Fränkische Schweiz, ist Zübert<br />
aus eigenen Ferienerlebnissen gut in Erinnerung.<br />
Gedreht wurde aber auch in Köln und<br />
Umgebung. Viel Sorgfalt wurde auf die Besetzung<br />
der jugendlichen Hauptrollen verwandt;<br />
Trissenaar spielen in den Hauptrollen <strong>als</strong> verlorene<br />
Seelen auf dem mühseligen, aber lohnenden<br />
Pfad zurück zu sich und der Herausforderung<br />
zur persönlichen Auseinandersetzung.<br />
Eine moderne Liebesgeschichte, gedreht in Essen,<br />
Düsseldorf und Heiligendamm, in tragikomischem<br />
Gewand, wahrhaftig erzählt und einfühlsam<br />
gespielt.<br />
Deutschland 2005<br />
Regie: Petra Katharina Wagner; Buch: Petra Katharina<br />
Wagner; Darsteller: Elisabeth Trissenaar, Götz George,<br />
Martina Gedeck, Vadim Glowna, Inga Busch,<br />
Claudia Michelsen, Ingo Naujoks, Katharina Thalbach,<br />
Esther Schweins; Produktion: Moonfilm und<br />
BB Film (Köln) in Koproduktion mit CH Media Berlin-Brandenburg<br />
unter Senderbeteiligung des NDR<br />
mehr Hans de Beers „Der kleine Eisbär“, der nun<br />
sein zweites Leinwandabenteuer erlebt. Der erste<br />
Film war zur Entstehungszeit die teuerste<br />
deutsche Zeichentrickproduktion und entwikkelte<br />
sich im Jahre 2001 zum Publikumsliebling<br />
mit rund 2,7 Millionen Besuchern. Entsprechend<br />
hoch sind die Erwartungen an den aufwändig<br />
gestalteten Nachfolger, der dank nochm<strong>als</strong> verbesserter<br />
Tricktechnik und mit seinen liebenswerten<br />
Helden alle Voraussetzungen für einen<br />
Blockbuster mitbringt.<br />
Deutschland 2005<br />
Regie: Thilo Graf Rothkirch, Piet De Rycker; Buch:<br />
Piet De Rycker, Bert Schrickel, Thomas Wittenburg<br />
Produktion: Rothkirch Cartoon-Film und Warner<br />
Bros. Entertainment GmbH unter Beteiligung des<br />
WDR<br />
www.derkleineeisbaer.de<br />
alle Akteure waren während der Dreharbeiten<br />
zwischen elf und dreizehn Jahren alt. Eine allzu<br />
enge Anlehnung an Kinovorbilder aus den<br />
80er Jahren wie „Die Goonies“ und „Stand by<br />
me“ hat Zübert bewusst vermieden. Seine Helden<br />
sind keine Superhelden, sondern zuerst und<br />
vor allem Kinder an der Schwelle zur Pubertät.<br />
Glaubwürdige Charakterzeichnung und starke<br />
Konflikte sind beste Voraussetzungen für ein großes<br />
Kinoabenteuer made in Germany.<br />
Deutschland 2005<br />
Regie: Christian Zübert; Buch: Christian Zübert, Darsteller:<br />
David Bode, Kevin Köppe, Tamino zum Felde,<br />
Viktoria Scherer; Produktion: Little Shark Entertainment<br />
in Koproduktion mit Medienfonds German<br />
Film Productions unter Beteiligung von Sat.1<br />
www.derschatzderweissenfalken.de<br />
Kinovorschau – newsletter@filmstiftung.de 31
WARNER BROS. PRÄSENTIERT<br />
EINE PRODUKTION DER ROTHKIRCH/CARTOON-FILM IN CO-PRODUKTION MIT WARNER BROS. FILM PRODUCTIONS GERMANY UND MABO NACH DEN BÜCHERN VON HANS DE BEER ERSCHIENEN IM NORD SÜD VERLAG MUSIK HANS ZIMMER NICK GLENNIE-SMITH<br />
DREHBUCH BERT SCHRICKEL THOMAS WITTENBURG PIET DE RYCKER ROLF GIESEN ANIMATIONSREGIE KRIS VAN ALPHEN ALBERTO CAMPOS CGI COMPOSITING JÖRN RADEL DANIEL FRAASS SEBASTIAN HOFMANN<br />
DESIGN ALEXANDER LINDNER BRANISLAV PERKOVIC MAN ARENAS CO-PRODUZENT JAKOB BOSCH PRODUZENTEN MAYA GRÄFIN ROTHKIRCH THILO GRAF ROTHKIRCH REGIE THILO GRAF ROTHKIRCH PIET DE RYCKER<br />
www.DerKleineEisbaer.de<br />
Ab 29. September im Kino<br />
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