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Ausgabe 6 – September 2005<br />

Schwerpunkt<br />

Kinderfilm<br />

Setbericht<br />

Wilde Hühner<br />

Der Brancheninformationsdienst der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Ein Gespräch mit<br />

MSO zum 60. Dreharbeiten<br />

1


2<br />

LocoMotiv<br />

Tel. (0221) 1207821;<br />

info@locomotiv.de<br />

ZeitRaumRechercheLocation<br />

Tel. (0221) 132527;<br />

zeitraumrecherche@web.de<br />

Märchenschlösser<br />

… und Hexenhäuser müssen es zwar nicht unbedingt sein,<br />

wenn man die richtigen Locations für Kinderfilme sucht.<br />

Schön sind sie dennoch und in <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> gar nicht<br />

so selten. Für die Location-Seite haben Scouts aus NRW eine<br />

Auswahl von märchenhaften Motiven zusammen gestellt.<br />

Die vorgestellten Bilder und viele mehr präsentiert die Film<br />

Commission NRW auch auf den Seiten ihrer Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Location<br />

Nicque Derenbach<br />

Locationscout<br />

Tel.: 0172-2909584<br />

nicquelocation@aol.com<br />

House of Extras<br />

Locationmanagement<br />

Tel.: (0221) 3686312;<br />

houseofextras@aol.com<br />

Udo Wüllenweber<br />

Tel.: Tel. +49-(0)211-1577075<br />

udo.wuellenweber@t-online.de


Schwerpunkt: Kinderfilm<br />

Alles für die<br />

Kleinen –<br />

es lohnt sich!<br />

Drei der zehn erfolgreichsten deutschen Kinofilme<br />

2004 waren Kinderfilme: „Bibi Blocksberg<br />

II”, „Lauras Stern” und „Das Sams in Gefahr”.<br />

Und dennoch: Man muss nicht besonders<br />

feinfühlig sein, um in Gesprächen mit<br />

vielen Kinderfilm-Machern heraus zu hören,<br />

dass sie sich nicht ganz ernst genommen fühlen.<br />

Der Vorbehalt: Das wahre, große, reine Kino<br />

sei Konflikten vorbehalten, die Erwachsene<br />

beschäftigen. Als ob die Konflikte von Kindern<br />

geringer wären. Ein kurzer Blick zurück in<br />

die eigene Kindheit wird den<br />

meisten von uns genügen, um<br />

sich daran zu erinnern, dass die<br />

ach so schöne Kinderzeit selten<br />

gänzlich sorgenfrei war. Im<br />

Gegenteil: Selbst kleinere Probleme<br />

konnten dam<strong>als</strong> für<br />

Seelennöte sorgen, die das Erwachsenenkino<br />

in ihrer Dramatik<br />

erst einmal erreichen<br />

muss.<br />

Für die Branche kann die<br />

Frage nach der Wertschätzung<br />

des Kinderfilms zu einer exi-<br />

stenziellen werden. Nur wer <strong>als</strong><br />

Kind den Zauber einer Kinovorstellung<br />

durchlebt, genossen<br />

und vielleicht auch atemlos<br />

durchbangt hat, bleibt dem Kino auch <strong>als</strong><br />

Erwachsener erhalten. Das Bewusstsein für das<br />

Besondere eines bewegenden Kinobesuchs im<br />

Vergleich zu einem verdösten DVD-Nachmittag<br />

auf der Couch kann bei Kindern aber nur mit<br />

guten Filmen geweckt werden. Gute Filmemacher<br />

wiederum werden sich nur dann mit<br />

dem Genre beschäftigen, wenn sie dabei auf<br />

die gleiche Wertschätzung ihrer Kollegen hoffen<br />

können, die sie für das Erzählen von Erwachsenengeschichten<br />

erhalten.<br />

Der Markt für Kinderfilme ist in Deutschland<br />

ein geteilter: Wer auf Buchverfilmungen von<br />

Kinderbuch-Bestsellern setzt, hat derzeit gute<br />

Karten, auch im Kino Erfolge zu feiern, wie „Bibi<br />

Blocksberg 1+2”, „Lauras Stern”, „Das Sams<br />

1+2” und „Die wilden Kerle 1+2” beweisen.<br />

Wer jedoch auf Origin<strong>als</strong>toffe setzt, deren<br />

Hauptfiguren im Kaufhaus noch nicht durch die<br />

dazugehörigen Federmäppchen, Bettlaken oder<br />

Plüschfiguren in die Kinderköpfte gehämmert<br />

werden, hat es deutlich schwerer, sich auf den<br />

„Der Schatz der weißen Falken“,<br />

Foto: Falcom Media<br />

Leinwänden zu behaupten. Im letzten Jahr<br />

konnten „Die Blindgänger” genauso wie die<br />

Kölner Tradewind Produktion „Mein Bruder ist<br />

ein Hund” an den Kinokassen bei weitem nicht<br />

an die Bestsellerverfilmungen heran reichen.<br />

An Nachschub mangelt es nicht: Hans-Christian<br />

Schmid sitzt an einer Verfilmung von „Krabat”,<br />

Gernot Roll wagt sich an eine Neuverfilmung<br />

des „Räuber Hotzenplotz”, Thomas Springer<br />

schreibt an einem Drehbuch zu Per Olov Enquists<br />

Kinderbucherfolg „Großvater und die<br />

Wölfe“, in den MMC-Studios<br />

wird im Herbst das Märchen<br />

„Kalif Storch“ in Szene gesetzt<br />

und in Xanten dreht Vivian<br />

Naefe gerade eine Adaption<br />

der Cornelia-Funke-Reihe „Die<br />

wilden Hühner”. Eindrücke<br />

vom Drehort finden Sie in unserem<br />

Setbericht auf S. 22.<br />

„Gebt uns mehr Kinderkino!”,<br />

forderte der Journalist<br />

Andreas Platthaus im Juli in der<br />

Frankfurter Allgemeinen. Er<br />

meinte nicht irgendwelches<br />

Kinderkino, sondern gutes! Ein<br />

Kinderkino, das Kindern genauso<br />

viel Spaß macht, wie<br />

den Erwachsenen, das seine<br />

jungen Helden ernst nimmt, seine Besucher<br />

nicht unterfordert und das dafür sorgt, dass der<br />

Kinobesuch zu einem prägenden Ereignis wird.<br />

Wie gehabt bietet der Newsletter über den<br />

Schwerpunkt hinaus in diesem Heft auch wieder<br />

die bewährten Informationen aus der und<br />

über die Branche in NRW. In einem Making of<br />

zeichnen wir die Entstehung des noch immer<br />

hoch aktuellen Kinofilms „Paradise Now” nach<br />

(Kinostart: 29. September). Außerdem haben<br />

wir ein Interview mit WDR-Justiziarin Eva-Maria<br />

Michel zum Thema Schleichwerbung und<br />

zum 60. Geburtstag unseres Herausgebers ein<br />

Gespräch mit ihm im Blatt, in dem Michael<br />

Schmid-Ospach nicht nur über die aktuelle Situation<br />

der Branche, sondern auch über sein Leben<br />

spricht.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />

Rüdiger Bertram<br />

Chefredakteur<br />

Inhalt<br />

4 Meldungen<br />

Branche, Aus- und Weiterbildung, Festiv<strong>als</strong>, Preise<br />

10 Klare Regeln<br />

Interview mit WDR-Justiziarin Eva-Maria Michel<br />

zum Thema Schleichwerbung<br />

11 MEDIA<br />

12 „Seid eiskalt oder glühend heiß”<br />

Ein Gespräch mit Michael Schmid-Ospach<br />

Schwerpunkt: Kinderfilm<br />

14 Ohne pädagogischen Zeigefinger<br />

Interview mit Elke Ried<br />

14 Auf jeden Fall Family Entertainment<br />

Interview mit Maya Gräfin Rothkirch<br />

16 Der geteilte Markt<br />

Die Lage des deutschen Kinderfilms<br />

17 Was ist eigentlich Family Entertainment?<br />

Versuch einer Begriffsbestimmung<br />

18 Flexibel bleiben<br />

Interview mit Veronica Ferres<br />

18 Mit Mut und Lust am Spiel<br />

Kinder <strong>als</strong> Schauspieler<br />

18 Es lohnt sich<br />

Top Ten: Die erfolgreichsten Kinderfilme 2004<br />

19 Mehr <strong>als</strong> nur „Die Maus“<br />

Das Kinderdoku-Projekt doxs! der Duisburger Filmwoche<br />

19 Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> in NRW<br />

20 Jenseits des Kinos<br />

Alternative Vertriebswege für Kinderfilme<br />

20 Kompetenz für Kinderfilme<br />

Fördermöglichkeiten<br />

21 Kinder begreifen mehr, <strong>als</strong> man denkt<br />

Interview mit Christian Zübert und Tom Spieß<br />

21 Lustig oder spannend muss es sein<br />

Die Wünsche der Zielgruppe<br />

22 Wildes Wetter<br />

Am Set von „Die wilden Hühner”<br />

24 Dreharbeiten in NRW<br />

27 Impressum<br />

28 Schießereien an der Tagesordnung<br />

Making of „Paradise Now”<br />

30 Demnächst im Kino<br />

Kinostarts: Unkenrufe, Dear Wendy, Der kleine Eisbär 2,<br />

Der Schatz der weißen Falken, Durchfahrtsland,<br />

Die große Depression, Almost Heaven, Maria an Callas<br />

Schwerpunkt<br />

Frankreich<br />

Editorial – newsletter@filmstiftung.de<br />

Der nächste Newsletter erscheint Ende Oktober mit<br />

einem Schwerpunkt Frankreich, um die Branche auf<br />

den im November in Köln stattfindenden Filmkongress<br />

des Vereins Rendez-Vous Franco-Allemands vorzubereiten.<br />

Ab dem 26. Oktober ist das Heft bereits<br />

online unter www.filmstiftung.de zu finden.<br />

3


Dem Wetter getrotzt:<br />

Die FilmSchauPlätze 2005<br />

Ein Spektakel ohne Gleichen erlebte die gesperrte Bundesstraße B 227 in Heiligenhaus: Über 2.000<br />

Zuschauer schauten sich Ende Juli mitten auf der Straße den Klassiker „West Side Story” an, nachdem<br />

dort zuvor ein aktionsreiches Stadtfest 6.000 Menschen angelockt hatte. Die FilmSchauPlätze 2005<br />

waren trotz zeitweise mäßigen Wetters mit insgesamt 6.000 Kinobesuchern auch auf ihren anderen<br />

Stationen ein voller Erfolg. So verfolgten rund 700 Besucher Sönke Wortmanns „Das Wunder von<br />

Bern” in Bochum-Hordel. Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Hannover kamen viele Familien und<br />

auch ehemalige Kumpel, um noch einmal in die liebevoll ausgestattete 50er-Jahre-Filmwelt einzutauchen.<br />

An jedem der sorgsam und passend zum Film gewählten Vorführorte wurden zahlreiche Sonderaktionen<br />

geboten: von einer Tanzshow um Nonnen und Gangster im Kloster Kamp vor der Vorführung von „Luther”<br />

bis zu Gauklereinlagen auf der Burg Hülshoff bei Havixbeck, wo anschließend „7 Zwerge – Männer<br />

allein im Wald” über die mobile Leinwand flimmerte. Zum Abschluss am 19. August kamen 300 Besucher,<br />

um sich auf dem Kirchplatz<br />

in Rietberg „Die Kinder des Monsier<br />

Mathieu“ anzusehen. Begeistert aufgenommen<br />

wurden auch allerorts<br />

die Kurzfilme aus NRW, die an<br />

jedem Abend zur Einstimmung vor<br />

dem Hauptfilm liefen und mit viel<br />

Applaus bedacht wurden.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW,<br />

Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

Zu Gast auf dem Kirchplatz in<br />

Rietberg: „Die Kinder des<br />

Monsieur Mathieu“, Foto: Constantin<br />

„Stille Rebellen“ auf dem IFP<br />

Josef Steinberger,<br />

Foto: Rheingold Films<br />

Am 18. September<br />

startet in New York<br />

der Koproduktionsmarkt<br />

des renommiertenInternational<br />

Feature<br />

Projects (IFP). Mit<br />

dabei ist Josef<br />

Steinberger, der<br />

für seine Koproduktion<br />

„Silent Rebels“<br />

um Partner werben<br />

will. Der Newsletter<br />

sprach mit dem Ge-<br />

schäftsführer der Kölner Rheingold Films<br />

über seine Erwartungen für das Projekt, das von<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> drehbuchgefördert und für den<br />

IFP-Market vorgeschlagen wurde.<br />

Mit welchen Erwartungen fahren Sie<br />

zum Market des IFP?<br />

Wir sehen den IFP <strong>als</strong> hervorragende Plattform,<br />

um „Stille Rebellen” einer repräsentativen<br />

Gruppe nordamerikanischer Kollegen aus allen<br />

Bereichen der Filmproduktion vorzustellen. Unser<br />

besonderes Interesse gilt der Suche nach<br />

Partnern aus Produktion und Vertrieb. Der IFP<br />

bietet uns auch eine gute Möglichkeit zum Follow-Up<br />

nach den Gesprächen in Cannes. Da wir<br />

vor dem IFP in New York „Stille Rebellen” auch<br />

bei Strategic Partners in Halifax vorstellen dürfen,<br />

hoffen wir auf weiterführende Gespräche<br />

und Kontakte.<br />

Wovon handelt „Stille Rebellen“?<br />

Der Film basiert auf einer wahren Geschichte<br />

nach einem Buch von Marion Schreiber<br />

und erzählt vom jähen Ende der Jugend unserer<br />

vier Protagonisten, die nach der Invasion<br />

4<br />

der Wehrmacht im Mai 1940 in Belgien unfreiwillig<br />

in einen neuen Lebensabschnitt gedrängt<br />

werden. Nach dem unbeschwerten, ausschweifenden<br />

Leben <strong>als</strong> Teil der „Zazous”, einer<br />

belgischen Variante der Bohéme, übernehmen<br />

sie Verantwortung, stellen sich gegen<br />

die deutschen Besatzer und gehen in den Widerstand.<br />

Am 19. April 1943 wagen sie das Unmögliche,<br />

stoppen den zwanzigsten Transport<br />

von Belgien nach Auschwitz und befreien 17 jüdische<br />

Gefangene. Bevor der Zug die deutsche<br />

Grenze erreicht, können weitere 214 Juden fliehen.<br />

Alle befreiten Gefangenen überleben den<br />

Krieg und entkommen dem Holocaust. Youra<br />

Livschitz und sein Bruder Alexandre werden<br />

nach ihrer Gefangennahme exekutiert. Ihre belgischen<br />

Freunde Jean Franklemon und Robert<br />

Maistriau überleben ihre Internierung in deutschen<br />

Konzentrationslagern.<br />

Wie geht es nach dem IFP weiter mit<br />

dem Projekt? Für wann ist der Drehbeginn<br />

geplant, und wie hoch soll das Budget<br />

sein?<br />

Nach einer langen und schwierigen Entwicklungsphase<br />

mit einem notwendigen Wechsel<br />

des Autors wird unser neuer Autor Tim Rose<br />

Price Ende September eine neue Drehbuchfassung<br />

vorlegen. Wir beginnen dann die aktiven<br />

Projektvorbereitungen mit detaillierter Kalkulation,<br />

Finanzierung und Casting. Wir gehen<br />

von einer hochwertigen europäischen Besetzung<br />

aus und rechnen gegenwärtig mit einem<br />

Budget von zehn Millionen. Wir haben bereits<br />

starkes Interesse aus Belgien und planen eine<br />

D-UK-B-Koproduktion mit amerikanischer Beteiligung.<br />

Als Drehbeginn streben wir September<br />

2006 an.<br />

„Chaim" von Jonathan Greenfield, Foto: KHM<br />

Neues aus der KHM<br />

Die Studenten der Kölner Kunsthochschule<br />

für Medien verzeichnen in diesem Jahr mit<br />

ihren filmischen Werken großen Erfolg auf den<br />

Festiv<strong>als</strong> und Preisverleihungen weltweit. Allein<br />

zwischen Januar und Juli 2005 konnten die<br />

Filme der Studenten 60 internationale Preise und<br />

Auszeichnungen einstreichen. Besonders<br />

gewürdigt wurde kürzlich Jonathan<br />

Greenfields Abschlussfilm „Chaim”: Auf dem<br />

Filmfest München erhielt der 14-minütige<br />

Film nicht nur den von der FFA mit 25.000 Euro<br />

dotierten Hauptpreis Short Tiger, sondern<br />

auch einen Preis des Bayerischen Rundfunks,<br />

der mit dem Lizenzeinkauf des Senders<br />

verbunden ist. Darüber hinaus war „Chaim”<br />

auch für den First Steps Award nominiert,<br />

der am 23. August in Berlin vergeben wurde.<br />

Jonathan Greenfield musste nicht alleine in die<br />

Hauptstadt fahren, denn vier weitere<br />

Studenten der KHM waren ebenfalls mit ihren<br />

Filmen nominiert: im Bereich Kurzer Spielfilm<br />

neben „Chaim” auch Dirk Schäfers „Lal” und<br />

„Alles nur Liebe” von Sascha Thiel; in der<br />

Kategorie <strong>Dokument</strong>arfilm neben Claudia<br />

Indenhocks „Wir leben im 21. Jahrhundert”<br />

auch „Vater und Feind” von Susanne Jäger.<br />

Ob sich die Reise gelohnt hat, war bei Redaktionsschluss<br />

noch nicht bekannt<br />

Notieren sollten sich Produzenten und<br />

Redakteure schon mal den 5. und 6. Oktober<br />

2005. Dann steht das jährliche Showcase der<br />

Kunsthochschule an, wo geladene Gäste 36 viel<br />

versprechende neue Arbeiten zu sehen bekommen.<br />

KHM, Tel. (0221) 201890;<br />

info@khm.de<br />

Tarifinfos von<br />

connexx.av<br />

Wer wissen will, was bei den Tarifverhandlungen<br />

für Filmschaffende herausgekommen ist,<br />

kann sich am 16. Oktober im Bürgerzentrum in<br />

Köln-Ehrenfeld Klarheit über Arbeitszeitkonten<br />

und die Auswirkungen auf die Hartz-4-Regelungen<br />

verschaffen. Michael Jacobsen,<br />

Projektmanager der connexx.av-<br />

Köln/Düsseldorf, erläutert bei der Infoveranstaltung<br />

(Beginn: 11.30 Uhr) Ergebnisse und<br />

Auswirkungen der Tarifeinigung für auf Produktionsdauer<br />

beschäftigte Film- und<br />

Fernsehschaffende. Ein zweiter Termin ist für<br />

den 11. Dezember geplant, wenn sich bis zum<br />

31. Oktober mindestens 15 Interessenten per<br />

Mail oder telefonisch anmelden.<br />

Veranstaltet werden die Infotermine von<br />

connexx.av, einer Initiative von ver.di. Aber<br />

auch Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen.<br />

connexx.av Düssedorf,<br />

Tel. (0211) 61824336;<br />

tuyen.nguyen@connexx-av.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Oberhausen<br />

verleiht<br />

Um knapp 60 neue Titel aus 19 Ländern hat sich<br />

der Verleihkatalog der Internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen erweitert. Es<br />

handelt sich dabei um Höhepunkte aus den jeweiligen<br />

Sektionen des diesjährigen Festiv<strong>als</strong>,<br />

darunter der Gewinner des Hauptpreises<br />

„man.road.river” von Marcellvs L., der Gewinner<br />

des Deutschen Wettbewerbs „Remake”,<br />

Laura Waddingtons <strong>Dokument</strong>ation<br />

„Border” oder Matthias Müllers jüngstes<br />

Werk „Album”. Auch alle Kandidaten für den<br />

MuVi-Preis befinden sich unter den Neuzugängen.<br />

Die Zahl an digitalen Formaten hat in<br />

diesem Jahr erneut zugenommen, allen voran<br />

die DVD. Das Verleihprogramm kann <strong>als</strong> Broschüre<br />

bei den Kurzfilmtagen angefordert werden<br />

oder steht <strong>als</strong> Download zur Verfügung unter<br />

www.kurzfilmtage.de.<br />

Kurzfilmtage Oberhausen, Tel. (0208)<br />

8252652; info@kurzfilmtage.de<br />

schneider + groos<br />

Bereits seit Mitte Mai ergänzt Antje Paul (Pauls<br />

Büro) das Team von Ute Schneider und<br />

Christof Groos. Antje Paul, die für die Kölner<br />

schneider + groos filmproduktion auch<br />

<strong>als</strong> Prokuristin bestellt wurde, wird <strong>als</strong> Filmgeschäftsführerin<br />

alle Film- und Fernsehprojekte<br />

der Firma betreuen.<br />

schneider + groos filmproduktion,<br />

Tel. (0221) 3975938;<br />

groos@schneider-groos.com<br />

Georg Feil, Foto: Heike Herbertz<br />

Feil verlässt<br />

Colonia Media<br />

Georg Feil, Geschäftsführer der 100-prozentigen<br />

Bavaria- und damit auch WDR-<br />

Tochter Colonia Media, hat seinen Rücktritt<br />

zum 31. Januar nächsten Jahres eingereicht. Er<br />

möchte so „den Weg freimachen für eine Weiterführung<br />

der vertrauensvollen Zusammenarbeit<br />

mit den Auftraggebern der Colonia<br />

Media”, so Feil. Mit seinem Namen sind erfolgreiche<br />

TV-Serien und zahlreiche Fernsehfilme<br />

verknüpft. Als Produzent erhielt er 1989 für den<br />

„Fahnder“ den Adolf-Grimme-Preis und, zusammen<br />

mit seinem Kölner Team, 2002 den<br />

Emmy Award für den Fernsehfilm „Mein Vater”.<br />

Seit 1997 leitet der Autor, Produzent und<br />

Medienwissenschaftler auch die Abteilung<br />

„Fernsehspiel und Film“ der Münchener Hochschule<br />

für Fernsehen und Film.<br />

Colonia Media, Tel. Colonia Media,<br />

Tel. (0221) 9514040;<br />

coloniamedia@coloniamedia.de


Däd or a live<br />

Die Bonner Filmemacher Sandra Van Slooten und Volker Maria Engel haben mit ihrem<br />

von der <strong>Filmstiftung</strong> geförderten, dokumentarischen Kinoprojekt „Däd or a life“ den dritten Preis<br />

beim Dokuwettbewerb 2005, der vom Bayerischen Rundfunk und Telepool ausgerichtet<br />

wird, gewonnen. In ihrem Film begibt sich Sandra Van Slooten in den USA auf die Suche nach ihrem<br />

verschollenen Vater.<br />

Sandra Van Slooten, Tel. (0228) 6088583; vanslooten@web.de<br />

Filmpool<br />

Seit Juli verstärkt Eva Lau <strong>als</strong> Producer-Assistentin<br />

das Team der Kölner filmpool. In ihrer<br />

neuen Position kümmert sie sich vor allem um<br />

die Münster-Tatorte des WDR, die filmpool<br />

im Wechsel mit Colonia Media und der<br />

Müller & Seelig Filmproduktion produziert.<br />

filmpool,<br />

Tel. (0221) 9215990;<br />

info@filmpool.de<br />

Prämien in der Lichtburg<br />

„Däd or a life“: Hochzeitsbild der Eltern der Regisseurin,<br />

Los Angeles 1968, Foto: Sandra Van Slooten<br />

Locationnrw.de<br />

Die Schallmauer ist durchbrochen: In der Motivdatenbank<br />

www.locationnrw.de der<br />

Filmcommission NRW befinden sich nun<br />

über 2.000 Bilder mit Locations aus ganz <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong>.<br />

Außerdem bietet die Datenbank<br />

zwei neue Features an: Im Netz lässt sich<br />

nun nach Produktionsbüros und nach Unterkünften<br />

für Crew und Schauspieler suchen.<br />

Film Commission, Tel. (0211) 930500;<br />

andreabaaken@filmstiftung.de<br />

Bitte vormerken: Am 29. November vergibt die <strong>Filmstiftung</strong> NRW in der Essener Lichtburg<br />

ihre diesjährigen Jahresfilmprogramm-Prämien. Ausgezeichnet werden Kinobetreiber aus<br />

NRW, die sich im vergangenen Jahr auf ihren Leinwänden vor allem um den deutschen und europäischen<br />

sowie um Kinder- und Jugendfilme verdient gemacht haben. 2004 vergab die <strong>Filmstiftung</strong><br />

dafür insgesamt 413.000 Euro an 46 Kinos aus 26 Städten.<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500; info@filmstiftung.de<br />

Film+ 05<br />

Die 5. Ausgabe des Forums für Filmschnitt und<br />

Montagekunst Film+ findet vom 26. bis 28.<br />

November wieder im Kölner Kino OFF Broadway<br />

statt. Neben dem von der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW mit 7.500 Euro dotierten Schnitt Preis<br />

Spielfilm und dem in gleicher Höhe von der<br />

VG Bild-Kunst ausgestatteten Schnitt Preis<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm wird erstm<strong>als</strong> auch der<br />

BMW Group Förderpreis Schnitt mit<br />

2.500 Euro Preisgeld ausgelobt. Die jeweiligen<br />

Nominierungen werden Mitte September<br />

bekannt gegeben. Informationen zum weiteren<br />

Programm des vom Filmmagazin Schnitt in Zusammenarbeit<br />

mit der <strong>Filmstiftung</strong> NRW und<br />

der Stadt Köln veranstalteten Forums, wie die<br />

Hommage an eine deutsche Editorenpersönlichkeit,<br />

den Panels und dem Nachwuchsforum,<br />

gibt es ab Oktober unter www.filmpluskoeln.de.<br />

Film+, Tel. (0221) 2858703;<br />

info@filmpluskoeln.de<br />

Bye, bye Feminale<br />

Nach fünf Jahren in der Geschäftsführung des<br />

Kölner Frauenfilmfestiv<strong>als</strong> Feminale legen<br />

Jennifer Jones und Christine Moser ihre<br />

Ämter zum 1. November nieder. Die beiden<br />

wollen sich „neuen Aufgaben widmen”, werden<br />

aber der Feminale auf die eine oder andere<br />

Weise verbunden bleiben. Ihre Nachfolgerin<br />

wird Beate Preisler. Die studierte Theater-,<br />

Film- und Fernsehwissenschaftlerin arbeitete zuvor<br />

<strong>als</strong> Redakteurin, Medienberaterin, Moderatorin<br />

und Referentin für Projektmanagement.<br />

Der Feminale ist sie schon lange verbunden.<br />

2004 zeichnete sie mitverantwortlich für das<br />

Festivalthema „Glück”.<br />

Feminale, Tel. (0221) 1300225;<br />

info@feminale.de<br />

Talking Heads:<br />

Kindermedien<br />

Passend zum Sendestart von Nickelodeon am<br />

12. September hat der VFFVmedia Verband<br />

der Fernseh-, Film-, Multimedia- und<br />

Videowirtschaft e. V. am 5. September den<br />

Geschäftsführer des in Erfurt beheimateten<br />

Kinderkan<strong>als</strong> zu Gast. Frank Beckmann<br />

referiert in der Reihe Talking Heads die „Positionierung<br />

des Kinderkan<strong>als</strong> im sich<br />

wandelnden Kindermedienmarkt“.<br />

Am 10. Oktober beschäftigt sich<br />

Gerhard Bergfried, Inhaber der Bergfried<br />

Consulting, Berlin, mit dem Thema „Wirtschaftliche<br />

und technische Potenziale von<br />

HDTV”. Bergfried, vormaliger Geschäftsführer<br />

der Studio Babelsberg GmbH ist seit<br />

Februar Mitglied der Geschäftsleitung der<br />

Neusser ProCine Filmtechnik GmbH. Die<br />

Veranstaltungen finden jeweils um 19 Uhr im<br />

Hilton Cologne statt.<br />

VFFVmedia e.V.,<br />

Tel. (0221).57775-0;<br />

info@vffv.de<br />

Mario Adorf in „Mein Schulfreund“ (1960)<br />

Foto: Filmmuseum Düsseldorf<br />

„Schauen Sie<br />

mal böse“: Adorf<br />

im Filmmuseum<br />

Filmschauspieler von gestandenem internationalen<br />

Rang sind in Deutschland nicht gerade<br />

die Regel. Sprachbarrieren erweisen sich oft<br />

genug <strong>als</strong> derart hinderlich, dass vielen Schauspielern<br />

Karrieren im Ausland versagt bleiben.<br />

Mario Adorf, der in diesem Jahr seinen 75.<br />

Geburtstag feiert, bildet eine der wenigen Ausnahmen:<br />

Über Dekaden hinweg wurde er in Italien<br />

verehrt, drehte in Frankreich mit Claude<br />

Chabrol, in England mit John Frankenheimer,<br />

in den USA mit Sam Peckinpah<br />

und wechselte in Deutschland problemlos von<br />

Opas Kino eines Harald Reinl zum Autorenfilm<br />

unter Fassbinder, Reitz und Schlöndorff.<br />

Seit 1954 währt diese eindrucksvolle<br />

Kinokarriere, in der er über 200 Filme gedreht<br />

hat. Unter dem Titel „Schauen Sie mal böse”<br />

widmet das Filmmuseum Düsseldorf<br />

Mario Adorf vom 16. Oktober 2005 bis 8.<br />

Januar 2006 eine umfangreiche Ausstellung. Ihr<br />

Herzstück besteht aus Leihgaben aus dem<br />

Privatarchiv Adorfs und umfasst Fotos,<br />

Requisiten und Videos, die vor allen die<br />

Wandlungsfähigkeit des Schauspielers<br />

dokumentieren.<br />

Filmmuseum Düsseldorf,<br />

Tel. (0211) 8992232;<br />

filmmuseum@stadt.duesseldorf.de<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 5


Aufsässiges nach<br />

Bielefeld senden<br />

Rebellen aus Ostwestfalen lieben Grenzenlosigkeit<br />

und Wildheit. Deshalb zeigt der 16. Bielefelder<br />

Film- und Videowettbewerb<br />

2005 am 4. Dezember bis zu fünf Minuten<br />

lange Filme zum Thema „Rebellion”. Einsendeschluss<br />

für „ungezogene und aufsässige Filme”,<br />

die das WDR Studio Bielefeld und das<br />

Filmhaus Bielefeld <strong>als</strong> Veranstalter erwarten,<br />

ist der 5. November. Alles weitere inklusive<br />

Teilnehmer-Formular unter www.filmhausbielefeld.de.<br />

Filmhaus Bielefeld,<br />

Tel. (0521) 177757;<br />

herzog@filmhaus-bielefeld.de<br />

Mordsmotive im<br />

Münsterland<br />

„Die dunkle Seite der Provinz” heißt der Titel<br />

einer viel versprechenden Location-Tour, die am<br />

21. Oktober „Mordsmotive im Münsterland”<br />

vorstellen will. Die Tour findet im Rahmen der<br />

Veranstaltung „Geschichten für die Provinz”<br />

statt, mit der der Filmservice Münster.Land<br />

am 20. und 21. Oktober Drehbuchautoren,<br />

Produzenten und Regisseure aus NRW<br />

und den Niederlanden ein Forum bietet, sich<br />

über neue Filme auszutauschen. Vorgestellt<br />

werden insgesamt 15 Projekte, die alle in der<br />

Provinz spielen. Zum Abschluss gibt es dann die<br />

Gelegenheit, das Filmfestival Münster zu<br />

besuchen, wo am 21. Oktober auch der Drehbuchförderpreis<br />

Münster.Land verliehen<br />

und <strong>als</strong> Premiere der neueste Münster-Tatort im<br />

Kino zu sehen sein wird.<br />

Filmservice Münster.Land,<br />

Tel. (02 51) 4921380;<br />

filmservice@stadt-muenster.de<br />

Tatort Eifel<br />

Götz George wird auf dem Krimifestival Tatort<br />

Eifel in Daun mit dem „Roland” ausgezeichnet.<br />

George erhält den Ehrenpreis, der<br />

nach dem Krimiregisseur Jürgen Roland benannt<br />

ist, <strong>als</strong> „herausragende kreative Persönlichkeit<br />

aus der Welt des Kriminalfilms”. Vom<br />

14. bis 18. September trifft sich die Krimibranche<br />

nun bereits zum dritten Mal in Daun. Geboten<br />

werden Fernsehkrimi-Premieren, spannende<br />

Vorträge wie der des Kriminalbiologen Mark<br />

Benecke und Lesungen der Erfolgsautoren<br />

Jacques Berndorf und Anne Chaplet mit<br />

den Schauspielern Rufus Beck, Sky du<br />

Mont und Günter Lamprecht.<br />

Mit zahlreichen Workshops, Stoffbörsen<br />

und Krimi-Werkstätten fördert Tatort Eifel auch<br />

die Begegnung des kreativen Nachwuchses mit<br />

den Profis der Krimi- und Fernsehwelt. Die Krimi<br />

Stoffbörse, bei der u.a. die Tatort-Produzentin<br />

Kerstin Ramcke von Studio Hamburg <strong>als</strong><br />

Jurorin mitwirkt, bietet Autorinnen und Autoren<br />

die Möglichkeit, mit potenziellen Auftraggebern<br />

ins Gespräch zu kommen. Außerdem bieten das<br />

ZDF und der SWR Krimi-Werkstätten für<br />

Autoren an. Das komplette Programm unter<br />

www.tatort-eifel.de<br />

Tatort Eifel, Tel. (06592) 9330;<br />

pressestelle@vulkaneifel.de<br />

6<br />

Mit Kind & Kamera<br />

in Münster<br />

Ergänzend zum neu eingeführten europäischen<br />

Spielfilmwettbewerb mit seinem diesjährigen<br />

Thema „Growing Up” veranstaltet das Filmfestival<br />

Münster (19.- 23.10.) am 21. und<br />

22. Oktober das Symposium „Arbeit mit Kindern<br />

und Jugendlichen vor der Kamera”. Zum Erfahrungsaustausch<br />

eingeladen sind Regisseure,<br />

Schauspieler, Drehbuchautoren, Casting-<br />

Firmen und medienpädagogisch geschulte Betreuer.<br />

Zugesagt haben bereits die Regisseurinnen<br />

Alrun Goette („Schattenspiele”) und<br />

Hilde van Mieghem („The Kiss”) sowie<br />

deren Tochter Marie Vinck, „Shooting Star<br />

2005” der European Film Promotion. Die<br />

endgültige Liste der Podiumsteilnehmer, das Anmeldeformular<br />

und alles weitere über das<br />

Festival gibt es ab Mitte September unter<br />

www.filmfestival.muenster.de<br />

Filmfestival Münster,<br />

Tel. (0251) 2303621;<br />

film@muenster.de<br />

Bielefeld leuchtet<br />

Unter dem Motto „Bielefeld leuchtet“ bringt das<br />

Filmhaus Bielefeld am Abend des 2.<br />

September den Kurzfilm per Wanderkino in die<br />

Stadt. Das Publikum kann zwischen mehreren<br />

Locations in der City wechseln, an denen Filme<br />

gezeigt werden. Die Aktion ist das Highlight der<br />

ostwestfälischen Kurzfilmtage, die das Filmhaus<br />

vom 1. bis zum 3. September unter dem Titel<br />

„Sammelalbum“ veranstaltet – am ersten und<br />

letzten Tag im Kino Lichtwerk. Weitere Infos<br />

unter www.filmhaus-bielefeld.de.<br />

Filmhaus Bielefeld, Tel. (0521)<br />

177757; info@filmhaus-bielefeld.de<br />

Filmhaus:<br />

Seminar mit Idziak<br />

Das Kölner Filmhaus legt den Schwerpunkt<br />

seines Seminar-Programms im 2. Halbjahr auf<br />

Kameraarbeit und Inszenierung. Referenten sind<br />

u.a. Kamerafrau Judith Kaufmann (u.a.<br />

„Nico Icon”) und Slawomir Idziak (u.a. „Drei<br />

Farben Blau”). Der im Oktober unter Idziaks<br />

Leitung stattfindende dreiwöchige Workshop<br />

„Film Spring” auf der polnischen Halbinsel Hela<br />

(eine Kooperation des Kölner Filmhauses und<br />

der Stiftung Focal mit Unterstützung der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW) ist ausgebucht. Interessenten<br />

haben jedoch noch Gelegenheit, Idziak im<br />

Seminar „Inszenierung & Kameraarbeit” (23. -<br />

28.01.2006) zu erleben. Das komplette Seminar-Programm<br />

unter www.koelner-filmhaus.de.<br />

Am 7. September startet das Kölner Filmhaus<br />

in Zusammenarbeit mit dem Verband<br />

der Drehbuchautoren VDD die Reihe<br />

„Screenplay Live!“, in der Schauspieler im Kino<br />

aus noch nicht verfilmten Drehbüchern vorlesen.<br />

Zum Beginn der Reihe ist das Drehbuch „Die<br />

Kleinen und die Bösen“ von Martin<br />

Ritzenhoff und Xao Seffcheque zu hören.<br />

Kölner Filmhaus,<br />

Tel. (0221) 222 71013;<br />

jochen.bentz@koelner-filmhaus.de<br />

„Die Flüsterer“ auf WDR und arte<br />

Slawomir Idziak, Foto: Kölner Filmhaus<br />

„Die Flüsterer“: Dolmetscber – sprachfanatisch und stresssüchtig,<br />

Foto: Gebrüder Beetz Filmproduktion<br />

„Eine Reise in die Welt der Dolmetscher” nennen David Bernet und Christian Beetz ihren<br />

Film „Die Flüsterer”. Die Doku folgt Dolmetschern durch die Konferenzwelt Europas, vom Berliner<br />

Kanzleramt über Strasbourg bis nach Afrika. Langweilig wird das nicht, denn – wie die Filmemacher<br />

für ihren Film werben: „Die Konferenzdolmetscher sind die Samurais unter den Sprachkundigen,<br />

sprachfanatisch und stresssüchtig.” Premiere feiert die von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte<br />

Produktion am 28. August im Kölner Filmhaus. Am 2. September ist der Film dann im WDR<br />

und am 22. Oktober auf arte zu sehen.<br />

Gebrüder Beetz Filmproduktion, Tel. (0221) 3979696; info@gebrueder-beetz.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Stille Tage<br />

in Venedig<br />

„Die große Stille“ –<br />

Fünf Monate lebte Philip Gröning bei den<br />

Mönchen des Kloster La Grande Chartreuse.<br />

Aus den Bildern, die er aus dem Kartäuser<br />

Kloster in der Nähe von Grenoble mitbrachte,<br />

entstand sein neuer Film „Die große Stille”, der<br />

nun eine Einladung zum 62. Internationalen<br />

Filmfestival in Venedig (30.08. – 10.09.)<br />

erhielt. Grönings von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

geförderte <strong>Dokument</strong>ation über das Leben der<br />

Mönche, das vom Schweigegelübde und weltlicher<br />

Abgeschiedenheit geprägt ist, läuft am 4.<br />

September am Lido in der Reihe Orrizonti.


Leben bei den Mönchen im Kloster La Grand Chartreuse, Foto: X-Verleih<br />

Team Film Award<br />

Nach erfolgreichem Einstand in 2004 veranstaltet<br />

die Kölner Agentur PLANpunkt im Herbst<br />

2005 die zweite Ausgabe ihres Team Film<br />

Award. Ausgezeichnet werden hier jene Filme,<br />

die am Rande von Dreharbeiten entstehen.<br />

Diese teaminternen Videos, die von Pannen über<br />

müde Aufnahmeleiter bis hin zu genervten Kreativen<br />

das Setleben unterhaltsam dokumentieren,<br />

werden für gewöhnlich einmal beim Abschlussfest<br />

gezeigt und verschwinden dann auf Nimmer-<br />

Filme aus aller<br />

Welt in Köln<br />

Mitte August startete die interkulturelle Filmreihe<br />

Allerweltskino in Köln ihr Herbstprogramm,<br />

das jeweils dienstags im OFF Broadway und<br />

mittwochs im KinoForum Kalk zu sehen ist.<br />

Die 19 Filme stammen aus so unterschiedlichen<br />

Ländern wie Irak, Argentinien, Südafrika, Kambodscha,<br />

Russland, Benin oder Deutschland und<br />

thematisieren ein breites Spektrum politischer<br />

und kultureller Fragen. Besondere Länder-Speci<strong>als</strong><br />

beschäftigen sich mit Kambodscha und<br />

dem Filmschaffen Südafrikas. Außerdem im Programm:<br />

die Uraufführung des neuen, entwicklungspolitisch<br />

brisanten WDR-Tatortes „Blutdiamanten“<br />

am 6. Dezember. Das komplette<br />

Programm unter www.allerweltskino.de.<br />

Allerweltskino, Tel. (0221) 132099;<br />

Martin.Block@allerweltskino.de<br />

WDR-Tatort „Blutdiamenten“,<br />

Foto: WDR/Boehme<br />

wiedersehen in Privatarchiven. Zu schade, dachte<br />

sich Team Film Award-Leiter Stephan Tarnow<br />

und ruft nun bereits zum zweiten Mal auf, bis<br />

zum 30. September Teamfilme einzureichen, um<br />

die Chance auf einen von drei Preisen zu wahren<br />

und die Werke einer Öffentlichkeit vorzustellen.<br />

Weitere Informationen unter: www.teamfilmaward.de.<br />

PLANpunkt, Tel. (0221) 91255710;<br />

kontakt@teamfilmaward.de<br />

„War’n Sie schon mal...“ in Locarno<br />

Mit dem Musical „Zum weißen Rössl” wurde Max Hansen 1930 in Berlin zum Star. In „War’n<br />

Sie schon mal in mich verliebt?” erzählt Douglas Wolfsperger das Leben des Kabarettisten,<br />

der in den 30ern aus Deutschland emigrieren musste. Die Koproduktion der Kölner Icon Film mit<br />

dem WDR und der Wiener epo-film feierte ihre Uraufführung auf dem 58. Filmfestival in<br />

Locarno, das am 13. August zu Ende ging. Die <strong>Dokument</strong>ation war eine von fünf geförderten<br />

Produktionen, die in der Schweiz zu sehen war: In der Reihe „Semaine de la Critique” lief neben<br />

„War´n Sie schon mal...” auch Ruth Olshans „Wie Luft zum Atmen” der Kölner aquafilm, in der<br />

die Regisseurin den traditionellen Gesängen Georgiens nachspürt. In die Sektion „Cineasti del Presente”<br />

hatte Isabelle Stevers Liebes-Melodram „Gisela” (Buch: Anke Stelling und Isabelle Stevers)<br />

von der Kölner Tag/Traum und dem WDR ebenso eine Einladung erhalten wie die chilenischdeutsche<br />

Koproduktion „En la cama” von Matias Bize und Daniel Schweizers Kino-Doku<br />

„White Terror”, die von der Kölner Cameo Film produziert wurde.<br />

Grund genug zum Feiern: Auf der Terrasse des Grand Hotels in Locarno luden German Films,<br />

die <strong>Filmstiftung</strong> NRW, arte und FFF Bayern bei strahlendem Sonnenschein zum Empfang.<br />

Vielleicht zum letzten Mal, denn das ehrwürdige Hotel, in dem das Festival 1946 gegründet wurde,<br />

ist vom Abriss bedroht.<br />

WAM Filmnacht<br />

„War'n Sie schon mal in mich verliebt?" von Douglas Wolfsperger, Foto: Icon Film<br />

Gute Gespräche: Der Empfang auf der Terrasse des Grand Hotels, Foto: <strong>Filmstiftung</strong><br />

Noch bis zum 16. September können sich junge Filmemacher mit ihren Produktionen um den „Kleinen<br />

Filmpreis” bewerben, der am 5. November auf der fünften WAM Filmnacht in Dortmund verliehen<br />

wird und mit insgesamt 3.500 Euro dotiert ist. Gefragt sind Kurzfilme von Studierenden oder<br />

Nachwuchsfilmern, die ihre Geschichte in maximal 20 Minuten auf originelle Weise erzählen und<br />

dabei auch ästhetisch überraschen und überzeugen können. Das Kurzfilm-Festival, das in diesem<br />

Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert, wird einmal jährlich von der Werbe- & Medien-Akademie<br />

Marquardt (WAM) in Zusammenarbeit mit der Stadt Dortmund und dem Cinestar veranstaltet.<br />

Weitere Informationen unter www.wam-filmnacht.de.<br />

WAM Filmnacht, Tel. (0231) 861008-0; info@wam-filmnacht.de<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de 7


Berlinale Markt<br />

Noch bis zum 3. November können sich Produzenten<br />

mit ihren Projekten für den Koproduktionsmarkt<br />

der Berlinale bewerben,<br />

der in diesem Jahr vom 12. bis 13. Februar stattfindet.<br />

2005 trafen sich dort über 350 Produzenten<br />

und Finanziers aus aller Welt zu mehr<br />

<strong>als</strong> 800 vermittelten Gesprächen. Wer 2006<br />

dabei sein will, sollte bereits eine internationale<br />

Koproduktion abgeschlossen und für sein neues<br />

Kinofilmprojekt (Budget: zwei bis zehn Millionen<br />

Euro) 30 Prozent der Finanzierung gesichert<br />

haben. Mehr Infos unter www.berlinale.de.<br />

Berlinale Koproduktionsmarkt,<br />

Tel. (030) 25920517;<br />

coproductionmarket@berlinale.de<br />

Dore O. strahlt<br />

auf DVD<br />

„Bilder, die im Dunkeln leuchten” heißt eine<br />

DVD, die einige der interessantesten Filme der<br />

Mülheimer Avantgarde-Filmkünstlerin Dore O.<br />

versammelt. Auf der 132 Minuten langen Scheibe<br />

befindet sich u.a. auch die Produktion „Blindman´s<br />

Ball”, die 1989 auf den Kurzfilmtagen<br />

Oberhausen <strong>als</strong> bester experimenteller Film<br />

ausgezeichnet wurde. Die DVD (19,95 Euro)<br />

kann bei doreo@gmx.de bestellt werden.<br />

Licht im Lipperland<br />

In Kooperation mit dem Filmhaus Bielefeld<br />

veranstaltet die Kultur & Art Initiative Detmold<br />

vom 16. bis zum 18. September die<br />

FilmLichter 05 – das erste Internationale<br />

Kurzfilm-Festival im Lipperland. An drei Festivaltagen<br />

werden im Kaiserhof-Kino und Grabbehaus<br />

rund 160 Filme in 16 Blöcken à 90 Minuten<br />

präsentiert. Das KulturTeam Detmold<br />

und Detmold Marketing unterstützen das<br />

Festival. Mehr: www.fest-der-filme.de<br />

FilmLichter 05, Te(05231) 30 8833;<br />

info@fest-der-filme.de<br />

Kurzfilm aus der ifs: „Am Ende des Tages“, Foto: Mark Brandenburgh<br />

8<br />

Ungleiche Praxis<br />

Der film- und fernsehproduzentenverband<br />

nrw sieht unabhängige Film- und<br />

Fernsehproduzenten gegenüber den Töchterunternehmen<br />

von ARD und ZDF ungleich behandelt.<br />

In einem Offenen Brief an die<br />

Führungsgremien der Öffentlich-Rechtlichen<br />

monierte er zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft<br />

Deutscher Spielfilmproduzenten<br />

und der film20 Interessengemeinschaft<br />

Filmproduktion die Regelung,<br />

dass die Anstalten bei Auftragsproduktionen<br />

von den Unabhängigen eine Bürgschaft verlangen,<br />

von ihren eigenen Töchtern aber nicht.<br />

Die Verbände und 44 unterzeichnende<br />

Unternehmen forderten Intendanten, Verwaltungsrats-<br />

und Rundfunkratsvorsitzende auf,<br />

„darauf hinzuwirken, dass diese Praxis der Bürgschaftsstellung<br />

umgehend abgeschafft wird“.<br />

film- und fernsehproduzentenverband<br />

nrw, Tel. (0221) 1391194;<br />

info@film-nrw.de<br />

Magic Eye<br />

in Montreal<br />

Anita Elsanis filmische Stationen können sich<br />

sehen lassen. So trug etwa Fatih Akins<br />

„Solino“ (Buch: Ruth Toma), eine Koproduktion<br />

der Kölner Wüste Film West, auch<br />

ihre Handschrift <strong>als</strong> Producerin. Ihr erster<br />

Spielfilm <strong>als</strong> Produzentin war Kujtim Cashkus<br />

„Magic Eye“, eine deutsch-albanische Koproduktion,<br />

die auf dem Montreal Film<br />

Festival Premiere hat. Aktuell bereitet Elsanis<br />

Kölner Elsani Film mit Unterstützung der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW die schwarze Komödie<br />

„Laura“ vor. Darin geht es um die an Krebs erkrankte<br />

Laura, um die sich ihre Familie versammelt,<br />

um Abschied zu nehmen. Doch auch<br />

ihr bevorstehender Tod kann nicht verhindern,<br />

dass alte Rivalitäten wieder aufleben. Das Drehbuch<br />

von Karin Howard soll 2006 von Ben<br />

Verbong („Sams in Gefahr“) realisiert werden.<br />

elsani film, Tel. (0221) 5108585;<br />

mail@elsani.com<br />

Später Festiv<strong>als</strong>ommer<br />

Auf dem Filmfestival San Sebastian (15. – 24.9) ist Andreas Dresen mit seinem von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderten Film „Sommer vorm Balkon“ (Buch: Wolfgang Kohlhaase)<br />

im Wettstreit um die Goldene Muschel dabei. Die Hauptfiguren in Dresens neuester Produktion<br />

sind die Freundinnen Nike und Katrin, die die lauen Nächte trinkend, lachend und lästernd auf dem<br />

Balkon verbringen. Ebenfalls gefördert und in San Sebastian dabei ist „Paradise Now“ von Hany<br />

Abu-Assad, der ab dem 29. September auch in den deutschen Kinos zu sehen ist.<br />

22 deutsche Filme wird das 29. World Film Festival Montreal (26.08. – 05.09.) seinen<br />

Zuschauern präsentieren, darunter auch drei von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW geförderte Produktionen.<br />

In den Wettbewerb des kanadischen Festiv<strong>als</strong> schaffte es Hans Werner Geißendörfer mit<br />

„Schneeland“. In der Sektion „Focus on World Cinema” laufen „Wahrheit oder Pflicht”, Arne<br />

Noltings und Jan-Martin Scharfs Diplomfilm an der Kölner Kunsthochschule für Medien,<br />

„Hitler Kantate” von Jutta Brückner, Hannes Stöhrs „One Day in Europe” und „Bye bye Blackbird”<br />

von Robinson Savary. „Das Goebbels Experiment” von Lutz Hachmeister wird in der<br />

Sektion „Documentaries of the World” zu sehen sein.<br />

Neues aus der ifs<br />

Raubtierfütterung an der ifs: „Fratricide” von<br />

Yilmaz Arslan ging bei der Verleihung der<br />

Leoparden in Locarno nicht leer aus. Der Film,<br />

für den der 1. Jahrgang der Postgraduierten-Ausbildung<br />

Sound Design/Film an der internationalen<br />

filmschule köln das Sound Design<br />

beisteuerte, wurde auf dem Festival in der<br />

Schweiz Mitte August <strong>als</strong> zweitbester Film des<br />

Wettbewerbs ausgezeichnet. Die ifs zeigt<br />

„Fratricide“ am 15. September um 19 Uhr im<br />

Cinenova in Anwesenheit des Regisseurs und<br />

der sechs beteiligten Sound-Designer.<br />

Freuen konnte sich unterdes auch Nikola<br />

Gehrke, Absolventin des 1. Jahrgangs der Weiterbildung<br />

Filmmontage 2001 an der ifs, über<br />

den Kamerapreis für den besten Schnitt in der<br />

Kategorie „<strong>Dokument</strong>arfilm/Feature” an dem<br />

TV-Film „Pfarrer auf der Wiesn – Seelsorge zwischen<br />

Achterbahn und Zirkuszelt“.<br />

Weitere Festivalteilnahmen vermeldet die ifs<br />

für „Alles korreckt” von Markus Sehr (Kurzfilmfestival<br />

Shorts at Moonlight), „Singin’ in the<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

Blood” von Johannes Sievert (Regie), Christoph<br />

Mathieu (Buch) und Produzent Philipp<br />

Hoffmann (Filmfest Weiterstadt) und „Am<br />

Ende des Tages” von den Viertsemestern Robert<br />

Steudtner, Karin Kaci, Ewa Boczar-<br />

Borowski, Claas-Benjamin Berger und<br />

Inka Gradinger (Festival Européen du film<br />

court de Brest).<br />

Gespannt sein können die Teilnehmer eines<br />

Weiterbildungskurses Schauspiel an der ifs auf<br />

den Besuch einer Legende des amerikanischen<br />

Independent-Kinos. Vom 14. bis 17. September<br />

gibt Seymour Cassel einen Schauspiel-<br />

Workshop zum Thema „Character Building –<br />

Subtext in Acting”. Der Actors Studio-Veteran<br />

und enge Freund von John Cassavetes gestaltet<br />

daneben auch eine „ifs-Begegnung“ am<br />

13. September. Gezeigt wird Cassavetes’<br />

„Minnie und Moskowitz“ im Kino Cinenova mit<br />

anschließendem Gespräch. Der Eintritt ist frei.<br />

ifs, Tel. (0221) 9201880;<br />

info@filmschule.de


Nadja Uhl, Andreas Schmidt und Inka<br />

Friedrich in „Sommer vorm Balkon“.<br />

Nach San Sebastian ist Andreas Dresens neuer<br />

Film auch in Hof zu sehen. Foto: X-Verleih<br />

Das Goldene Kalb<br />

in Utrecht<br />

Einen Überblick über das aktuelle Filmschaffen<br />

in Holland, Belgien und Luxemburg bietet das<br />

Nederlands Film Festival in Utrecht, das<br />

vom 28. September bis zum 7. Oktober seinen<br />

25. Geburtstag feiert. Im Mittelpunkt steht der<br />

Wettbewerb um das Goldene Kalb, einem<br />

der wichtigsten Preise des holländischen Kinos.<br />

Als Treffpunkt für Profis findet parallel nun bereits<br />

zum 18. Mal das Holland Film Meeting<br />

inklusive einer Koproduktionsbörse (29.09. –<br />

03.10.) statt. Alle Einzelheiten unter<br />

www.filmfestival.nl.<br />

Nederlands Film Festival,<br />

Tel. + 31 30 230 3800;<br />

info@filmfestival.nl<br />

CineMart:<br />

Jetzt anmelden<br />

Noch bis zum 1. Oktober können sich Produzenten<br />

aus NRW mit ihren Projekten für den<br />

CineMart anmelden, der vom 29. Januar bis<br />

zum 2. Februar im Rahmen des 35. Film<br />

Festival Rotterdam stattfindet. Auf dem<br />

CineMart, der eine der ältesten Veranstaltungen<br />

seiner Art ist, werden jedes Jahr etwa 45 internationale<br />

Koproduktionen potenziellen Finanziers<br />

und Koproduzenten vorgestellt.<br />

www.filmfestivalrotterdam.com<br />

Meldungen – newsletter@filmstiftung.de<br />

ANZEIGE<br />

Manni und Gustav Heldt: „Die Helden von<br />

Eisenheim“, Foto: Kubny und Schnell Filmproduktion<br />

Herz auf der Zunge<br />

„Der erste Gedanke ist der richtigste”, purzelt<br />

es Manni Heldt aus dem Mund. Er hat das<br />

Herz auf dem rechten Fleck, und was er kritisiert<br />

und kommentiert, kommt ihm ganz ungeniert<br />

im schönsten Pott-Slang über die Lippen. Aber<br />

er kann auch schweigen, der rotgesichtige,<br />

schwere Mann, und dann geht sein Blick ins<br />

Leere. Oft ist er im weißen Rippenunterhemd<br />

unterwegs, Hosenträger halten seine Unterbauchhose.<br />

Obwohl die Kamera ihn beobachtet,<br />

ist er nicht außer sich. Selbstbewusst, ja stolz<br />

stellt er uns seine Familie und Bleibe in der Oberhausener<br />

Bergarbeitersiedlung Eisenheim vor.<br />

Allen voran seinen älteren Bruder Gustav, den<br />

Zurückhaltenderen, Besonneneren, mit dem er<br />

eine große Leidenschaft teilt: die Brieftaubenzucht.<br />

„Die Helden von Eisenheim” nennen<br />

Per Schnell und Werner Kubny ihren<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm, den die Kubny & Schnell<br />

Film- und Fernsehproduktion in Koproduktion<br />

mit dem WDR und mit Förderung der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW produziert hat. Ihr Film<br />

zeigt, wie die einst unter Tage geübte, zum<br />

Überleben unabdingbare Solidarität der Kumpel<br />

ihr Denken und Handeln unauslöschlich prägt.<br />

Durch genaue Einzelbeobachtungen unterläuft<br />

dieser <strong>Dokument</strong>arfilm – trotz der „gemütlichen”<br />

Erzählstimme von Elke Heidenreich<br />

– die hinlänglich bekannten Ruhrgebietsklischees<br />

und erlaubt dem Zuschauer eine große<br />

Nähe, ohne dass er sich <strong>als</strong> Voyeur vorkommt.<br />

Premiere ist am 28. September, 19.30 Uhr im<br />

Ebertbad Oberhausen.<br />

Kubny und Schnell Filmproduktion,<br />

Tel. (0221) 321218<br />

schnell-film@web.de<br />

info@kubnyfilm.de<br />

9


Eva-Maria Michel,<br />

Foto: WDR/Hajo Hohl<br />

ie Vorfälle rund um die Bavaria AG und ih-<br />

Dre Töchter haben das Thema Product Placement<br />

und Schleichwerbung in die öffentliche<br />

Diskussion gebracht. Product Placement ist einerseits<br />

zulässig, wenn das Vorzeigen eines Produkts<br />

aus dramaturgischen oder redaktionellen<br />

Gründen „unvermeidlich“ ist. Andererseits ist es<br />

verboten, wenn es <strong>als</strong> „unangemessener“ Hinweis<br />

auf ein Produkt eingesetzt wird. Die Grauzonen<br />

sind zahlreich, der rechtliche Rahmen ist<br />

kompliziert. Zur Aufklärung und zur Versachlichung<br />

der Debatte sprachen Peter Hanemann<br />

und Wolfgang Hippe mit Eva-Maria Michel. Sie<br />

ist seit 1997 die Justiziarin des Westdeutschen<br />

Rundfunks.<br />

Die Öffentlichkeit ist durch den Skandal<br />

rund um die Bavaria und ihre Töchter<br />

aufgeschreckt worden. Wenn man einem<br />

Teil der veröffentlichten Meinung<br />

glauben darf, gehört Schleichwerbung<br />

fest zur Medienbranche.<br />

Das ist uns auch immer wieder entgegen<br />

gehalten worden. Wir können das nicht bestätigen.<br />

Die Produzenten, die wir angeschrieben<br />

haben, haben uns ohne Einschränkung versichert,<br />

dass sie keine Schleichwerbung betreiben<br />

oder betrieben haben. Mit dieser Rückversicherung<br />

können wir mit diesen Produzenten<br />

auch in Zukunft zusammenarbeiten.<br />

Dennoch sehen sich Produzenten unter<br />

Generalverdacht gestellt. Der MDR<br />

z.B. hat bei über 300 Produktionsfirmen<br />

nachgefragt. Sind Sie auch so verfahren?<br />

Der WDR hat nicht alle Produzenten in<br />

NRW abgefragt, sondern nur die, mit denen er<br />

NRW in Finnland<br />

Noch bis zum Jahresende präsentiert NRW im<br />

Rahmen des Kulturdialogs NRW@Fi 2005 in<br />

Finnland die Vielfalt von Kunst und Kultur an<br />

Rhein und Ruhr. Die <strong>Filmstiftung</strong> NRW übernimmt<br />

es, das Bundesland im Rahmen des<br />

Helsinki Film Festiv<strong>als</strong> <strong>als</strong> internationalen<br />

Filmproduktionsstandort vorzustellen. So gibt<br />

es eine Case Study zu der europäischen Koproduktion<br />

„Dear Wendy” (s.a. S. 31), deren<br />

Entstehung ihre Produzenten erläutern. Außerdem<br />

werden u.a. Thomas Durchschlags<br />

Drama „Allein“ und die <strong>Dokument</strong>ation „Massaker”<br />

gezeigt. In Helsinki sollen bestehende<br />

Beziehungen intensiviert, neue Kontakte hergestellt<br />

und das Netz zwischen beiden Filmländern<br />

noch enger geknüpft werden. Das umfangreiche<br />

Programm von nrw@fi gibt es unter<br />

www.nrw.fi, das des Helsinki Film Festiv<strong>als</strong><br />

unter www.hiff.fi<br />

NRW@FI Koordination,<br />

ruohonen@helsinkifestival.fi<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, Tel. (0211) 930500;<br />

info@filmstiftung.de<br />

10<br />

Interview mit WDR-Justiziarin<br />

Eva-Maria Michel zum Thema Schleichwerbung<br />

„Es gibt klare Regeln“<br />

regelmäßig zusammenarbeitet. Der Schwerpunkt<br />

lag dabei bei den Produzenten von Ratgeber-<br />

und Service-Sendungen, die aus unserer<br />

Sicht besonders anfällig für Product Placement<br />

sind. Im Bereich Fiction waren es fünf Firmen,<br />

bei Ratgebern und Service 18. Ich verstehe<br />

im Übrigen die Aufregung nicht. Wir haben niemanden<br />

unter Generalverdacht gestellt, sondern<br />

uns wie ein vernünftiger Kaufmann verhalten,<br />

der nachprüft, ob man ihm faule Ware untergeschoben<br />

hat. Schließlich gibt es klare Regeln.<br />

Schleichwerbung ist eindeutig verboten,<br />

beim Placement von Waren und<br />

Themen ist es etwas komplizierter.<br />

Im Rundfunkstaatsvertrag ist eine Legaldefinition<br />

von Schleichwerbung enthalten, deren<br />

Handhabung bei den einzelnen Sendern<br />

durch konkrete Richtlinien ausgestaltet ist. Bei<br />

der ARD sind es die „Richtlinien zur Trennung<br />

von Werbung und Programm“, entsprechendes<br />

gibt es beim ZDF und bei den Landesmedienanstalten<br />

für die Privaten. Hinzu kommen Programmgrundsätze<br />

und Selbstverpflichtungen,<br />

die in Zweifelsfällen und Grauzonen helfen sollen.<br />

Aber man kann nicht alles regeln. Am Ende<br />

muss der Redakteur bei der Abnahme die<br />

Entscheidung treffen, ob diese Regeln verletzt<br />

sind oder nicht. Das können zum Teil schwierige<br />

Einzelfallentscheidungen sein.<br />

Haben die Vorfälle rund um die Bavaria<br />

den Blick geschärft?<br />

Natürlich. Im Einzelnen wird es immer wieder<br />

Fälle geben, die so oder so betrachtet werden<br />

können, je nachdem, ob man die Regeln<br />

extensiv oder eher restriktiv auslegt. Diese Spielräume<br />

werden wir sehr, sehr kritisch beobachten<br />

und im Zweifel nachfragen.<br />

Im Fernsehen ist in den ausgestrahlten<br />

Kinofilmen weiterhin Product Placement<br />

zu sehen. Wie verträgt sich das?<br />

Das Verbot der Schleichwerbung leitet sich<br />

aus dem Rundfunkstaatsvertrag ab und adressiert<br />

sich deshalb an die Fernsehveranstalter. Hintergrund<br />

dieser Regelung ist, dass der Gesetzgeber<br />

Rundfunk und Fernsehen <strong>als</strong> wesentlich für die<br />

öffentliche Meinungsbildung versteht. Für Kinofilme<br />

gibt es in Deutschland keine entsprechende<br />

medienrechtliche Auflage. Nach dem<br />

Wettbewerbsrecht darf aber auch ein Kinofilm<br />

keine getarnte Werbung enthalten. Etwaige Produktplatzierungen<br />

müssen im Abspann oder bei<br />

der Einführung aufgeführt werden. Sie kennen<br />

diese Listen mit Herstellerhinweisen.<br />

Die werden im Fernsehen nur bedingt<br />

zur Kenntnis genommen. Internationale<br />

Filme wie die häufig genannten<br />

„James Bond“-Titel finanzieren sich u.a.<br />

aus Schleichwerbung. Welche juristischen<br />

Argumente rechtfertigen ihre Versendung<br />

trotzdem?<br />

Der Gesetzgeber verlangt von uns nicht von<br />

vorn herein, auf diese Kinoproduktionen zu verzichten.<br />

Weil der WDR Rundfunkveranstalter ist,<br />

muss er aber natürlich alle Kaufproduktionen prüfen.<br />

Dabei steht das redaktionelle Interesse, einen<br />

solchen Spielfilm einzusetzen, der in dem Film<br />

eventuell enthaltenen Schleichwerbung gegenüber.<br />

Schon beim Einkauf müssen wir uns deshalb<br />

überlegen: Können wir den Film so ausstrahlen<br />

oder müssen wir darauf verzichten?<br />

In den USA gibt es keine gesetzlichen<br />

Regeln – Schleichwerbung, Placements<br />

usw. sind dort gang und gäbe...<br />

In der Tat. Wenn Sie amerikanische Filme<br />

newsletter@filmstiftung.de – Meldungen<br />

in Ihr Programm aufnehmen wollen, wäre es aus<br />

meiner Sicht völlig lebensfremd, das von der Frage<br />

der Schleichwerbung abhängig zu machen.<br />

Es wäre auch völlig unrealistisch, das von uns<br />

zu fordern. Unsere Entscheidung, einen solchen<br />

Film zu zeigen, ist nicht von den in die Produktion<br />

geflossenen finanziellen Zuwendungen beeinflusst.<br />

Es geht um ganz normale Lizenzverträge.<br />

Was ist, wenn das Product Placement<br />

überhand nimmt?<br />

Wenn zu viel Schleichwerbung drin ist,<br />

müssen wir versuchen, das Recht zur Nachbearbeitung<br />

zu vereinbaren. Bei amerikanischen<br />

Filmen und Paketverkäufen ist so etwas allerdings<br />

völlig illusorisch. Die US-Majors würden<br />

sich mit solchen Bedingungen nicht einverstanden<br />

erklären – nicht nur uns gegenüber.<br />

Einnahmen aus Placements sind<br />

auch für deutsche Produzenten möglich...<br />

Für Fernsehproduzenten gilt das nicht –<br />

das sind unterschiedliche Märkte. Aber deutsche<br />

Kinofilmproduzenten haben weit reichende<br />

Möglichkeiten. Allerdings müssen sie die Placements<br />

offen legen – so die Rechtssprechung<br />

des BGH.<br />

Und bei Koproduktionen mit dem<br />

Fernsehen?<br />

Hier gelten unsere ganz normalen Regeln.<br />

Es darf keine unzulässige Schleichwerbung geben.<br />

Entsprechendes steht auch immer in den<br />

Verträgen, egal ob der Film vor der Ausstrahlung<br />

in den Kinos läuft, wie es bei einigen Titeln der<br />

Fall ist, die wir – u.a. auch mit der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW – koproduzieren.<br />

Ist Schleichwerbung eigentlich ein<br />

Straftatbestand?<br />

Nein, eine Ordnungswidrigkeit, die aber<br />

nur für die Privaten sanktionsbewehrt ist. Maßgeblicher<br />

Gesichtspunkt war, dass ein Bußgeld<br />

am Ende doch nur vom Gebührenzahler zu zahlen<br />

wäre. Der Gesetzgeber mag sich aber auch<br />

gesagt haben, dass den öffentlich-rechtlichen<br />

Anstalten zunächst einmal zu unterstellen ist,<br />

dass sie sich an Recht und Gesetz halten.<br />

„Allein“ in Finnland:<br />

Thomas Durchschlags<br />

Film läuft im Rahmen<br />

von nrw@fi 2005<br />

in Helsinki.<br />

Foto: Lichtblick


Legend Films int.<br />

Kontroverses<br />

Kino aus Köln<br />

it 5,5 Millionen Euro unterstützt die<br />

MEuropäische Kommission wieder den<br />

Vertrieb von europäischen Filmen auf Video<br />

und DVD. Unter den acht deutschen<br />

geförderten Unternehmen ist auch der Kölner<br />

Filmverleih Legend Films, der von ME-<br />

DIA mit 39.558 Euro unterstützt wird. Bei<br />

der MEDIA-Vertriebsförderung für DVD und<br />

Video handelt es sich um eine Referenzförderung,<br />

die DVD- und Videovertriebe ermutigen<br />

soll, den Anteil europäischer Filme<br />

im Home-Entertainment-Bereich zu erhöhen.<br />

Auf Grundlage der Erlöse für nichtnationale<br />

europäische Titel wird ein Betrag<br />

in einem bestimmten Referenzjahr erzielt<br />

(hier 2003) und dann in die Herausbringung<br />

neuer nicht-nationaler Werke auf DVD oder<br />

Video re-investiert.<br />

Legend Films International GmbH wurde<br />

im Mai 2001 in Köln gegründet und vermarktet<br />

Filme auf sämtlichen Auswertungsebenen,<br />

beginnend mit dem Kinoverleihgeschäft.<br />

Auf der Berlinale sicherte sich Legend<br />

Films die Kinorechte an Thomas Vinterbergs<br />

„Dear Wendy“ und in Cannes die<br />

an Lars von Triers „Manderlay“. Für die ME-<br />

DIA-Seite sprach Heike Meyer-Döring mit<br />

Marcus Popescu, gemeinsam mit Gerhard<br />

Borman Geschäftsführer von Legend Films.<br />

Ursprünglich war Legend Films<br />

<strong>als</strong> DVD- und Videoanbieter aktiv, seit<br />

Juli 2004 dann auch <strong>als</strong> Kinoverleiher.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Diese Entwicklung war abzusehen<br />

und ist eigentlich das Ergebnis eines gesunden<br />

Wachstums. Je erfolgreicher man<br />

sich im Home-Entertainment-Markt etabliert,<br />

desto mehr (und umso größere) Filme<br />

kauft man zur Veröffentlichung ein.<br />

Irgendwann gelangt man zu einem Punkt,<br />

an dem Filme für einen reinen Videorelease<br />

zu bedeutend sind. Dann muss man sich<br />

entscheiden: Kauft man diesen Film nicht<br />

ein oder setzt man auf Risiko und versucht,<br />

eine Kinoauswertung möglich zu machen?<br />

Wie immer im Leben ist der erste Schritt der<br />

schwerste – hat man diese Hürde einmal<br />

genommen und seine Erfahrungen damit<br />

gemacht, fällt es leichter, diesen Weg zu gehen.<br />

Dann folgt vielleicht der zweite Kinofilm,<br />

der dritte Kinofilm, und ehe man sich<br />

versieht, hat man den Schritt vom Videoanbieter<br />

zum Kinoverleiher vollzogen.<br />

Mit „Ken Park“ von Larry Clark<br />

oder Gaspar Noés „Irreversibel“ hatten<br />

Sie kontrovers diskutierte Titel im<br />

Angebot. Gehören solche Filme zu Ihrer<br />

Spezialität?<br />

Kontroverse Filme sind vielleicht nicht<br />

unsere Spezialität – dazu möchten wir uns<br />

viel zu ungern in eine Schublade pressen lassen<br />

–, aber sie machen zumindest einen Teil<br />

unserer Identität aus. Sie bieten Diskussionsstoff,<br />

lassen oftm<strong>als</strong> neue, herausragende<br />

Talente erkennen, sie sträuben sich<br />

dagegen, reine Mitläufer in einer Kinolandschaft<br />

zu sein, die zunehmend vom<br />

amerikanischen und teils auch einheimischen<br />

Major-Produkt bestimmt wird. Deswegen<br />

sind sie interessant. Diese Filme besetzen<br />

nur eine Nische, aber gerade über<br />

diese Nische ist eine Profilierung möglich.<br />

Demnächst wird Legend Films<br />

„Dear Wendy“ von Thomas Vinterberg<br />

sowie Lars von Triers „Dogville“-<br />

Sequel „Manderlay“ in die deutschen<br />

Kinos bringen. Warum hat sich der<br />

Weltvertrieb gerade für Sie entschieden?<br />

Dass wir diese beiden Filme im Programm<br />

haben, ist zu gleichen Teilen Glück<br />

und das Ergebnis längerfristiger Arbeit.<br />

Glück, weil die Akquise von Filmen niem<strong>als</strong><br />

Routine ist und viel davon abhängt, zur richtigen<br />

Zeit am richtigen Ort zu sein; Arbeit,<br />

weil wir mit dem Weltvertrieb der beiden<br />

Werke, Trust Film Sales, schon längerfristig<br />

zusammenarbeiten. Wir haben die Frühwerke<br />

von Lars von Trier auf DVD veröffentlicht,<br />

wir haben aber oft auch auf kleinere<br />

Titel gesetzt. Als wir beispielsweise<br />

„Verschwörung im Berlin Express“ von Trust<br />

lizenzierten, war das eine Art Experiment.<br />

Wir wussten nicht, was uns erwartete, und<br />

„Manderlay“,<br />

Foto: Astrid<br />

Wirth/Trust Film<br />

auch beim Weltvertrieb lehnte man sich erst<br />

einmal zurück und harrte der Dinge. Letzten<br />

Endes lief der Film dann in den Kinos<br />

und wurde außergewöhnlich positiv aufgenommen.<br />

Trust hat das sehr honoriert.<br />

Welche Erwartungen haben Sie<br />

für die beiden Filme?<br />

Die Herausforderungen sind bei beiden<br />

Filmen größer <strong>als</strong> zuvor. Für uns sind<br />

„Dear Wendy“ und „Manderlay“ die wichtigsten<br />

Produktionen, die wir je hatten, und<br />

natürlich setzt man alles daran, im Kino erfolgreich<br />

abzuschneiden. Zum ersten Mal<br />

treten wir ohne unsere ehemaligen Mitstreiter<br />

von Independent Partners ins Rampenlicht,<br />

zum ersten Mal präsentiert sich damit<br />

der Legend Filmverleih allein der Öffentlichkeit.<br />

Das ist schon ziemlich aufregend.<br />

Zusammen mit Vertriebspartnern und<br />

Presseagentur sind wir <strong>als</strong>o bemüht, schon<br />

im Vorfeld eine gewisse Präsenz der Filme<br />

aufzubauen, aber erst im Herbst, wenn beide<br />

Titel angelaufen sind, werden wir sehen,<br />

was diese Arbeit gebracht hat.<br />

Das Hauptgeschäft von Legend<br />

Films ist nach wie vor das Home Entertainment.<br />

Wie viele DVD-Titel haben<br />

Sie zur Zeit im Angebot, und welche<br />

Filme waren besonders erfolgreich?<br />

Zurzeit haben wir etwa 45 Titel auf<br />

DVD veröffentlicht. VHS findet praktisch<br />

nicht mehr statt. Darunter auch Klassiker<br />

wie Pier Paolo Pasolinis „Trilogie des Lebens“.<br />

Unsere erfolgreichsten Titel bisher<br />

waren die Horrorthriller „The Bunker“ und<br />

„Dog Soldier“, das kontroverse Drama „Irreversibel“,<br />

die Comic-Adaption „Faust – Love<br />

of the Damned“ sowie der japanische<br />

Fantasyfilm „Versus“.<br />

Wie vertreiben Sie Ihre DVDs?<br />

Der größte Absatzmarkt für DVD ist<br />

und bleibt immer noch das klassische Ladengeschäft,<br />

hauptsächlich im Bereich der<br />

großen Elektromärkte. Internet spielt eine<br />

zunehmend große, aber bislang nicht die<br />

wichtigste Rolle. Im Falle von Titeln, die keiner<br />

Jugendfreigabe unterliegen, kommen<br />

<strong>als</strong> wichtige Absatzmärkte noch Videotheken<br />

und bundesweite Filmbörsen zum<br />

Tragen.<br />

Bleiben Sie auch weiterhin Spezialisten<br />

für „kontroverse“ Stoffe?<br />

Was sind Ihre weiteren Pläne?<br />

Die kontroversen Stoffe werden sicherlich<br />

nicht aus unserem Programm verschwinden<br />

– gute Filme definieren sich bei<br />

uns ohnehin nicht über derlei Kriterien. Wir<br />

haben den kontroversen Film in Deutschland<br />

sicherlich salonfähig gemacht. Unsere<br />

DVD-Reihe „Kino Kontrovers“ hat sich genau<br />

dies zur Aufgabe gemacht und präsentiert<br />

alte und neue Kellerkinder der Filmgeschichte<br />

im genauen historischen Kontext,<br />

mit erklärenden Essays bekannter Filmwissenschaftler,<br />

in seriösem Design und<br />

eben generell gänzlich unaufgeregt. Wir<br />

werden weiterhin Kinofilme veröffentlichen.<br />

Wir werden auch weiterhin Videoware veröffentlichen.<br />

Im Großen und Ganzen werden<br />

wir weiterhin einfach Filme auswählen,<br />

von denen wir glauben, dass das Publikum<br />

sie sehen will – oder von denen wir glauben,<br />

dass das Publikum sie sehen sollte. Wir<br />

werden uns weiter profilieren und bestrebt<br />

sein, Anspruch mit Unterhaltung zu verbinden.<br />

Dass dies funktioniert, haben wir<br />

bereits bewiesen. Ob dies auch in Zukunft<br />

so sein wird, bleibt abzuwarten. So lang<br />

werden wir weiter daran glauben.<br />

MEDIA-Paketförderungen für NRW<br />

it fast einer halben Million Euro unter-<br />

Mstützt MEDIA im Rahmen des ersten<br />

Einreichtermins im Bereich Entwicklung 77<br />

europäische Projekte. Davon gehen Euro<br />

835.000 nach Deutschland und fast Euro<br />

300.000 nach NRW.<br />

Die Paketförderung „Slate 2nd Stage“<br />

erhielten Tradewind Pictures (90.000 Euro)<br />

und Lichtblick (125.000 Euro). Bereits zum<br />

zweiten Mal konnten sich beide Kölner Firmen<br />

dafür qualifizieren, weil sie die Gelder<br />

ihrer vorherigen Paketförderung erfolgreich<br />

in neue Projekte investierten. Die Förderung<br />

richtet sich an Produzenten, die bereits eine<br />

Paketförderung erhalten haben, wobei<br />

mindestens ein Projekt dieses Paketes in Produktion<br />

gegangen sein muss. Für ein Slate<br />

in Höhe von 80.000 Euro qualifizierte sich<br />

außerdem die Firma SUR Films.<br />

„Die erneute Förderung hat sicherlich<br />

auch damit zu tun, dass unsere früher geförderten<br />

Projekte sehr erfolgreich waren, wie<br />

etwa der FIPRESCI-Preis von ‚Massaker’ oder<br />

der Golden Gate Award für ‚Im Angesicht des<br />

Todes’. Tatsächlich haben die MEDIA-Mittel<br />

eine nachhaltige Ausweitung unserer internationalen<br />

Produktionstätigkeit ermöglicht“,<br />

kommentiert Carl-Ludwig Rettinger, Ge-<br />

schäftsführer von Lichtblick, die Förderung.<br />

Tradewind will mit Hilfe von MEDIA Development<br />

drei Spielfilmprojekte realisieren,<br />

darunter „Großvater und die Wölfe“ nach<br />

dem Kinderbuch von Per Olov Enquist. Geschäftsführer<br />

Thomas Springer, der bereits<br />

die zweite Drehbuchfassung erstellt hat,<br />

wird das Projekt auf dem kanadischen Koproduktionsmarkt<br />

„Strategic Partners“ in Halifax<br />

(16.-18. September) präsentieren. Springer:<br />

„Die zweite Stufe des Slate-Fundings<br />

wird es uns ermöglichen, unsere Strategie,<br />

Family-Entertainment-Filme und Arthouse-<br />

Projekte für den europäischen Markt zu produzieren,<br />

weiter erfolgreich umzusetzen.“<br />

Vor zwei Jahren hatte SUR Films Geschäftsführer<br />

Detlef Ziegert eine Entwicklungsförderung<br />

für den <strong>Dokument</strong>arfilm „The<br />

Forgotten“ erhalten: „Die Möglichkeit zur Projektentwicklung<br />

und Archivrecherche war hier<br />

sehr wichtig, und wir konnten Frankreich,<br />

Spanien und Marokko zu einer Koproduktion<br />

gewinnen.“ Nun sollen drei <strong>Dokument</strong>arfilm-<br />

Projekte realisiert werden. Für eines konnte<br />

bereits der in Paris lebende Regisseur Chema<br />

Sarmiento gewonnen werden.<br />

Der nächste Development-Aufruf erscheint<br />

voraussichtlich Ende Oktober.<br />

MEDIA – newsletter@filmstiftung.de 11


Sein Vertrag wurde gerade bis 2010 verlängert, Ende August wird<br />

er 60 Jahre alt und mit der neuen Landesregierung beginnt eine<br />

neue Zeit für die Medienpolitik in NRW: drei gute Gründe für ein<br />

Gespräch mit <strong>Filmstiftung</strong>s-Geschäftsführer Michael Schmid-Ospach.<br />

Rüdiger Bertram unterhielt sich mit ihm nicht nur über den Standort,<br />

sondern – zum 60. – vor allem über den Menschen MSO.<br />

Geboren in Heidelberg verbrachte Michael<br />

Schmid-Ospach seine Jugendjahre<br />

in Wuppertal, wo er nach seinem Studium<br />

1967 Redakteur der Westdeutschen<br />

Rundschau wurde. Wuppertal ist<br />

eine der Städte, die MSO geprägt haben.<br />

Es ist auch die Stadt Else Lasker-Schülers.<br />

„Ich suche allerlanden eine Stadt,<br />

die einen Engel vor der Pforte hat”, dichtete<br />

Else Lasker-Schüler. Wonach suchen<br />

Sie?<br />

Das Bild von Else Lasker-Schüler zielt ja<br />

mehr auf den Engel ab <strong>als</strong> auf die Stadt. Ich setze<br />

mal eine andere Zeile von ihr dagegen:<br />

„Wenn wir uns lieben, sterben wir nicht.“ Dieser<br />

Glauben, dass die Kraft der Liebe die größte<br />

Himmelsmacht ist, durchzieht das Leben dieser<br />

Dichterin. Und ohne, dass ich mich hier mit<br />

ihr vergleichen dürfte, ein Stückchen von diesem<br />

Optimismus habe ich auch. Deshalb gibt<br />

es auch Städte in meinem Leben, wo Engel vor<br />

der Pforte standen...<br />

Gehört Wuppertal dazu?<br />

Unbedingt, obwohl ich mich in Wuppertal<br />

sehr früh sehr unbeliebt gemacht habe, weil<br />

die Hörzu einen Satz von mir zitierte, der mich<br />

dam<strong>als</strong> fast meinen beruflichen Kopf gekostet<br />

hätte: „Diese Stadt ist so hässlich, dass sie schon<br />

wieder schön ist.“ Wuppertal hat viele Höhen<br />

und Tiefen und ist eine faszinierende Stadt, gerade<br />

auch für unser Gewerbe, <strong>als</strong>o für Kunst<br />

und Kultur.<br />

In Wuppertal begannen Sie Ihre Karriere<br />

<strong>als</strong> Journalist. War das von Anfang<br />

an Ihr Berufsziel?<br />

Für mich war immer klar, dass ich Journalist<br />

werden würde. Mein erster Artikel hat mir<br />

fünf Mark gebracht in einer Zeitschrift namens<br />

„Der Jordansprudel“. Mit 16 ging es dann los<br />

mit Beiträgen über Kaninchenzüchter usw. Kurz<br />

vor dem Abitur hatte ich mich dann bis zu einer<br />

Brecht-Lesung hochgearbeitet und wäre<br />

beinahe durchs Abitur gefallen, weil ich am<br />

Abend vor der Prüfung damit so beschäftigt<br />

12<br />

war, dass man Angst hatte, ich könnte mich<br />

nicht gut genug vorbereiten.<br />

Hat das erworbene Handwerkszeug<br />

von Recherche und präziser Formulierung<br />

Ihnen später auch abseits des Journalismus<br />

weiter geholfen?<br />

Ich glaube, es ist kein Zufall, dass viele Persönlichkeiten,<br />

die in anderen Bereichen reüssieren,<br />

aus dem Journalismus kommen. Der<br />

Journalismus ist eine gute Schule für Vieles, weil<br />

er Neugier mit Sensibilität vereinigt und man sich<br />

der Dinge vergewissern muss, über die man<br />

schreibt.<br />

Von Wuppertal ging MSO <strong>als</strong> stellvertretender<br />

Redaktionsleiter zu epd/Kirche<br />

und Rundfunk nach Frankfurt. Vier Jahre<br />

später folgte er <strong>als</strong> 29-Jähriger dem<br />

Ruf Heinz Kühns, dem er <strong>als</strong> Medienberater<br />

zuarbeitete. Kühn war dam<strong>als</strong> nicht<br />

nur Ministerpräsident von NRW, sondern<br />

auch stellvertretender Vorsitzender der<br />

SPD und damit der Mann hinter Brandt.<br />

Ein Crash-Kurs in Politik.<br />

War der Wechsel in den Intimbereich<br />

der Politik ein Kulturschock für Sie?<br />

Nein. Kühn war ja eine beeindruckende<br />

Persönlichkeit, wie man sie heute in der Politik<br />

kaum noch findet. Wenn der sich mit einem<br />

großen Verleger oder Zeitungsmogul traf, war<br />

er die Nummer eins.<br />

Was haben Sie von ihm gelernt?<br />

Ich habe von ihm die Mischung aus Entschlossenheit<br />

und Klarheit im Standpunkt gelernt.<br />

Kühn hatte immer Ludwig Börne zitiert:<br />

„Seid eiskalt oder glühend heiß.“ Dieses Unbeteiligte<br />

sowohl-<strong>als</strong>-auch war nie seine Sache.<br />

Warum wollten Sie dam<strong>als</strong> weg<br />

vom Journalismus?<br />

Es war – wenn Sie so wollen – die Langeweile<br />

des Journalisten. Als ich das Angebot<br />

bekam, hatte ich zehn Jahre lang geschrieben,<br />

Im Gespräch mit MSO<br />

„Seid eiskalt od<br />

wie die Welt auszusehen hätte, und aus dieser<br />

deskriptiven Rolle mal in die Täterposition zu<br />

kommen, das hat mich gereizt.<br />

Wie erinnern Sie sich an diese Zeit?<br />

Das waren wirklich spannende Jahre, weil<br />

ich Einsichten in die Innenansichten von Parteien<br />

und die Abläufe von Entscheidungen, von<br />

Macht und Ohnmacht bekam. Gleichzeitig hatte<br />

ich die Chance, unglaublich spannende Menschen<br />

kennen zu lernen.<br />

Haben Sie dort die Techniken der<br />

Macht erlernt?<br />

Das lernt man nur durch learning-by-doing.<br />

Wann man letztlich etwas sagt oder nicht<br />

sagt, wann man über Bande geht und wann direkt<br />

– das alles lernt man mit vielen blauen Flekken<br />

in der beruflichen Erfahrung, und das war<br />

dam<strong>als</strong> in der Tat eine besonders intensive berufliche<br />

Erfahrung.<br />

Nach dem Ausflug in die Politik wechselte<br />

MSO zum WDR, der dam<strong>als</strong> von<br />

Friedrich Wilhelm von Sell geführt wurde.<br />

Als Leiter der Presse und Öffentlichkeitsarbeit<br />

waren 1977 nur die Praktikanten<br />

jünger <strong>als</strong> er.<br />

War das dam<strong>als</strong> ein reibungsloser<br />

Übergang?<br />

Nein, das Zwischenspiel in der Politik war<br />

dabei sehr hinderlich.<br />

Aber von Sell hat Sie trotzdem gewollt?<br />

Ja, er hat mich zum WDR geholt und mir<br />

sehr früh eine große Abteilung übergeben. Das<br />

war eine besondere Herausforderung, öffentlich<br />

für den WDR zu sprechen, der für mich nach<br />

wie vor die gelungenste Verkörperung aller öffentlich-rechtlichen<br />

Ideen darstellt. Er war dam<strong>als</strong><br />

ein gedankliches Leitmedium und dadurch<br />

ein Abenteuerspielplatz besonderen Ausmaßes.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Im Gespräch mit MSO<br />

Sie hatten sich <strong>als</strong> Kritiker schon zuvor<br />

auf das Fernsehen und den Hörfunk<br />

konzentriert. Wie kam das?<br />

Ich habe dam<strong>als</strong> viele Theater- und Literaturkritiken<br />

geschrieben, aber die meiste Resonanz<br />

erhielt ich auf eine Kritik über ein Fernsehspiel<br />

von Harold Pinter. Da haben mich auf<br />

einmal Leute angesprochen, die keine Theaterkritiken<br />

lesen. Und dann habe ich mich damit<br />

beschäftigt, warum das Medium Fernsehen<br />

journalistisch kein gleichwertiges Gegenüber<br />

hat. Auf den allerersten Tagen der Mainzer Fernsehkritik,<br />

auf denen ich <strong>als</strong> blutjunger Journalist<br />

dabei war, habe ich dann festgestellt, dass<br />

dieses mächtige Fernsehen den meisten mächtigen<br />

Journalisten einfach zu doof war.<br />

Trotzdem haben Sie sich für das<br />

Fernsehen entschieden…<br />

Ja, ich habe z.B. mit Günter Rohrbach zusammen<br />

an der Reihe Fernsehspiel des Monats<br />

gearbeitet. Da durften Kritiker zusammen mit<br />

der Fernsehspielredaktion des WDR das jeweils<br />

beste Fernsehspiel des Monats aussuchen und<br />

dann hat man das im Programm vorher begründet.<br />

Das ist für Journalisten eine ungewöhnliche<br />

Erfahrung, dass man keine negativen,<br />

sondern positive Kommentare abgeben<br />

kann.<br />

Filme nicht mehr nur zu kommentieren,<br />

sondern selbst auch auf den Weg zu bringen,<br />

war dann nur noch ein kleiner<br />

Schritt. Als arte entstand, war MSO gemeinsam<br />

mit Heinz Ungureit Begründer<br />

der Groupe Cinéma und ab 1992 auch<br />

Aufsichtsratsvorsitzender der <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW, deren Geschäftsführer er<br />

dann 2001 wurde.<br />

Sie haben immer für die Kultur gesprochen,<br />

das heißt auch, den Zuschauer<br />

zu fordern und es ihm nicht zu leicht zu<br />

machen, oder?<br />

Das war ja schon ´61 die Formel von Adorno<br />

in seinen Frankfurter Gesprächen: „Ein Programmdirektor<br />

soll das senden, was das Pu


er glühend heiß“<br />

blikum wollen soll.“ Die Vermehrung von Sendungen<br />

wie etwa dem „Musikantenstadl“ allein<br />

ist ja auch eine Missachtung der Zuschauer.<br />

Das Geheimnis eines öffentlich-rechtlichen Programms<br />

muss immer sein, dass man auch Filme<br />

platziert, von denen man sagt, das werden<br />

die Zuschauer nicht sofort schlucken, aber das<br />

sollten sie sehen, weil es ihr Leben bereichert.<br />

Nur gab es früher auch nur drei Programme<br />

und noch keine Fernbedienung…<br />

Jetzt muss man es eben geschickter anstellen.<br />

Früher legte man „Die Zauberflöte“ auf<br />

den Samstagabend-Termin, und 40 Prozent haben<br />

zugesehen. Heute würde dasselbe selbst<br />

mit Nicole Kidman <strong>als</strong> Königin der Nacht nicht<br />

mehr <strong>als</strong> ein Prozent hinter dem Ofen herlokken.<br />

Zur <strong>Filmstiftung</strong> kamen Sie, <strong>als</strong> die<br />

Medienbranche in NRW auf dem großen<br />

Marsch war. Was hat sich im Gegensatz<br />

zu heute verändert?<br />

Der Umbau des Landes weg von der Steinkohle-Industrie<br />

ist nach wie vor eine wichtige<br />

Aufgabe. Heute jedoch existiert angesichts leerer<br />

Haushaltskassen für diese Aufbruchstimmung<br />

mittels öffentlicher Förderung nicht mehr<br />

das richtige Klima. Die Notwendigkeit ist aber<br />

keineswegs geringer geworden. Wir sind in einer<br />

Situation, wo wir ein außerordentlich elaboriertes<br />

Fernsehland bieten und wo wir, was<br />

Film angeht, viel erreicht haben. Die Entwikklungsplaner<br />

nennen das „Verstetigung“. Das<br />

Schlimmste, was man jetzt machen könnte, wäre<br />

mit den Anstrengungen nachzulassen.<br />

Im Mai gewann die CDU die Landtagswahlen<br />

in NRW und löste die SPD-Regierung<br />

ab – nach knapp 40 Jahren Regierungsverantwortung.<br />

In seinen bisherigen<br />

Reden warb der neue Ministerpräsident<br />

um das Vertrauen der Medienwirtschaft<br />

in NRW, die die ersten<br />

Schritte mit Spannung beobachtet.<br />

Welche Signale hat die <strong>Filmstiftung</strong><br />

bislang von der neuen Regierung erhalten?<br />

Die Landesregierung sortiert sich noch,<br />

aber uns ist in mehreren Auftritten des Ministerpräsidenten<br />

seine Wertschätzung bestätigt<br />

worden. Das hatte ich – das muss ich sagen –<br />

ein bisschen auch erwartet. Ich habe beim WDR<br />

zwei Fernsehgespräche mit Jürgen Rüttgers und<br />

Wolfgang Clement moderiert, und da waren die<br />

beiden in Medienfragen gar nicht so weit auseinander.<br />

Rüttgers geht ähnlich vor wie Peer<br />

Steinbrück. Er setzt die Dinge auf den Prüfstand.<br />

Er will genau wissen, was bedeutet das für NRW<br />

in diesen engen Zeiten. Das finde ich mehr <strong>als</strong><br />

nur legitim. Er weiß aber auch, dass in dem Moment,<br />

wo man die <strong>Filmstiftung</strong> kürzt, wie bei<br />

einem Domino-Effekt auch andere Aktivitäten<br />

geringer werden. Und wenn man bedenkt, dass<br />

jetzt mit einem Euro aus dem Landeshaushalt<br />

mindestens 4,5 Euro bewegt werden, dann ist<br />

das eine wirtschaftliche Bilanz, über die ich sehr<br />

glücklich bin.<br />

Was waren dafür die wichtigsten<br />

Weichenstellungen der letzten Jahre?<br />

Dass wir in Europa vorangekommen sind<br />

und dass wir die Innensituation der <strong>Filmstiftung</strong><br />

stabilisiert haben. Das haben wir durch zwei<br />

weitere Gesellschafter und durch unsere Einstellung<br />

zu Rückzahlungen und den Umgang<br />

mit Filmfonds geschafft. Vor zwei Jahren war<br />

ich für Filmfonds ein ziemlich unbeliebter<br />

Mensch. Es war dam<strong>als</strong> keineswegs üblich zu<br />

fordern, dass öffentliches Filmfördergeld bei der<br />

Rückzahlung nicht hinter steuerbegünstigtem<br />

Filmfondsgeld rangieren darf. Wir haben einige<br />

Dinge so verändert, dass sich das Ganze<br />

rechnet – sowohl wirtschaftlich <strong>als</strong> auch künstlerisch.<br />

Beides ist meiner Ansicht nach völlig richtig<br />

und auch kein Gegensatz.<br />

Ihr Vertrag wurde gerade verlängert.<br />

Wo sehen Sie Ihre Ziele bis zum Jahr<br />

2010?<br />

Ich hoffe, dass wir diese unglaubliche<br />

Chance in der Mitte Europas nutzen können.<br />

Dass internationale Koproduktionen mindestens<br />

so selbstverständlich werden, wie der Umstand,<br />

dass Engländer in Deutschland arbeiten, Deutsche<br />

in Paris und Franzosen in Italien. Dass wir<br />

die Filmstars Spaniens oder Italiens kaum kennen,<br />

ist doch idiotisch. Und dass umgekehrt unsere<br />

Filmgesichter, wenn sie bei Aachen über<br />

die Grenze gehen, absolute Nobodys sind, ist<br />

einfach schade. Ich möchte gerne, dass Martina<br />

Gedeck oder Veronica Ferres in Paris auf der<br />

Straße erkannt werden, und das nicht nur von<br />

Touristen.<br />

Die Medien durchleben turbulente Zeiten:<br />

Den Kinos fehlen die Besucher, das Verhältnis<br />

zwischen Film und Fernsehen ist<br />

belastet und ein Skandal um eingeschlichene<br />

Werbung verunsichert die<br />

Branche.<br />

Die Beziehung zwischen Fernsehen<br />

und Kino steckt in einer Krise. Verstehen<br />

Sie sich hier <strong>als</strong> Mittler?<br />

Das ist ein Feld, auf dem ich in den nächsten<br />

Jahren das Gemeinsame suchen will. In Details<br />

gelingt ja auch jetzt schon viel! „Bella Martha“<br />

z.B. sollte wegen des Programmschemas<br />

der ARD um 10 Minuten gekürzt werden. Nach<br />

einem Telefonat mit Günter Struve war der Konflikt<br />

vom Tisch. Das folgende Magazin wurde<br />

gekürzt und der Film durfte so lang sein wie er<br />

war. Es gibt <strong>als</strong>o Konflikte, die man lösen kann.<br />

Andere sind elementarer. Da geht es auch um<br />

Ängste. Rund um die letzte Gebührenerhöhung<br />

gab es Einheiten beim Fernsehen, die meinten,<br />

die Finanznöte des Senders seien durch besonders<br />

hartes Verhandeln bei Spielfilmprojekten<br />

in den Griff zu kriegen. Die Zurücknahme<br />

internationaler Koproduktionen und die Entwicklung<br />

der Fernsehevents, das sind Dinge, die<br />

die gute Beziehung von Fernsehen und Kino belasten<br />

können. Auch Verträge, die bei einem gelungenen<br />

Film die Auswertung im Kino ausschließen,<br />

darf es einfach nicht geben. Beide leben<br />

doch von den gleichen Geschichten und<br />

von denselben Kreativen. Wenn sich Fernsehen<br />

und Film gegeneinander stellen, ist letztlich immer<br />

der Zuschauer der Verlierer.<br />

Michael Schmid-Ospach,<br />

beobachtet beim Gespräch mit Rosel Zech.<br />

Fotos: Heike Herbertz<br />

Dabei kämpft auch das Fernsehen<br />

derzeit mit Schwierigkeiten, Stichwort<br />

Schleichwerbung…<br />

Das ist nun wirklich ein Dilemma, weil die<br />

Schleichwerbung im Kinobereich nicht verboten<br />

und wie im Fernsehen geächtet ist. Ich finde<br />

allerdings, man sollte jetzt langsam mal nach<br />

vorne schauen und nicht die ganze Kraft darin<br />

verausgaben, die letzten 20 Jahre nach mutmaßlichen<br />

Exzessen zu durchleuchten. Nachher<br />

fängt man noch an, die erlaubte Schleichwerbung<br />

in einem Kinospielfilm bei der TV-Ausstrahlung<br />

wieder raus zu nehmen und so –<br />

möglicherweise – in die künstlerische Integrität<br />

eines Kinofilms einzugreifen. Ich rede auf gar<br />

keinen Fall der kriminellen Schleichwerbung das<br />

Wort, aber dass man auch noch inkriminiert,<br />

dass jemand, der in einem Hotel dreht, das Hotel<br />

in seinem Film erwähnt und dort für die<br />

Drehzeit kostenlos wohnen kann, finde ich übertrieben.<br />

Das ist für mich Produktionshilfe und<br />

keine Schleichwerbung.<br />

Aber auch das Kino hat Probleme:<br />

Die Zuschauerzahlen sind im Keller,<br />

schuld soll u.a. die DVD sein. Georg Seeßlen<br />

konstatierte jüngst eine Krise des Vorführortes<br />

Kino.<br />

Die Bildplatte – wie es früher hieß – hat<br />

ja durchaus Vorteile, weil man sich nun die vielen<br />

Editionen der Filmklassiker ins Regal stellen<br />

kann. Auf der anderen Seite glaube ich, dass<br />

sich das einpendeln wird, und dass das große<br />

Gemeinschaftserlebnis Kino nicht ersetzbar ist.<br />

Durch gar nichts. Das ist ein absolut singuläres<br />

Erlebnis.<br />

Muss diese Einzigartigkeit nicht<br />

mehr beworben werden?<br />

Dazu könnte man sagen: Ich suche allerlanden<br />

ein Kino, das einen Engel vor der Pforte<br />

hat. Das Kino ist das einzige Medium, wo die<br />

Leute herauskommen und weinen oder Sterne<br />

in den Augen haben für die nächsten Stunden.<br />

Im Fernsehen ist das eher selten.<br />

Im Gespräch mit MSO – newsletter@filmstiftung.de 13


Die Produzentin Elke Ried,<br />

die unter anderem für den<br />

im September startenden<br />

„Unkenrufe” und den Kinderfilm<br />

„Der zehnte Sommer” verant-<br />

wortlich zeichnet, sprach<br />

mit Oliver Baumgarten über<br />

die aktuelle Situation<br />

des deutschen Kinderfilms.<br />

Maya Gräfin Rothkirch leitet<br />

zusammen mit ihrem Mann<br />

das Berliner Atelier der Cartoon-<br />

Film und ist in Köln Vorstands-<br />

vorsitzende des Animations-<br />

Dienstleisters Kringel Medien<br />

AG. Sie schrieb die Bücher<br />

zu den Cartoon-Filmen „Lisa,<br />

die Störchin“ und „Paul, der<br />

Frosch“. Für den Newsletter<br />

beantwortete sie die Fragen<br />

von Wolfgang Hippe.<br />

14<br />

Interview mit Elke Ried<br />

Ohne pädagogischen<br />

Zeigefinger<br />

Elke Ried, Foto: Zieglerfilm Köln<br />

Oben: „Der zehnte Sommer“<br />

Foto: Astrid Wirth, Zieglerfilm Köln<br />

Interview mit Maya Gräfin Rothkirch<br />

Auf jeden Fall<br />

Family<br />

Entertainment<br />

Maya Gräfin Rothkirch<br />

Foto: Cartoon-Film<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />

lke Ried, Geschäftsführerin von Zie-<br />

Eglerfilm Köln, gilt <strong>als</strong> Spezialistin auf<br />

dem Gebiet des Kinderfilms. Sie war lange<br />

Jahre stellvertretende Leiterin des Kinder-<br />

und Jugendfilmzentrums der<br />

Bundesrepublik und damit auch verantwortlich<br />

für das Internationale Kinderfilmfestival<br />

Frankfurt. Sie ist Mitbegründerin<br />

der Stiftung Goldener Spatz Gera<br />

und war bis 2001 Vorsitzende des Bundesverbandes<br />

Jugend und Film.<br />

Was reizt Sie persönlich am Kinderfilm,<br />

dass Sie ihm einen so großen Teil<br />

Ihrer Arbeitsbiografie widmen?<br />

Ich habe von Anfang an gespürt, dass dies<br />

ein Feld ist, auf dem noch eine Menge zu tun<br />

ist. Ich habe bei vielen Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> die Reaktion<br />

der Kinder im Kino erlebt. Das hat mir<br />

immer sehr viel gegeben, und es wurde mir klar,<br />

wie wichtig es ist, Kindern gute Filme zu zeigen.<br />

Das motiviert mich.<br />

Wie beurteilen Sie zur Zeit den<br />

Markt in Deutschland für den Kinderfilm?<br />

Kinderfilme gehören mittlerweile zu den<br />

erfolgreichsten deutschen Filmen im Kino überhaupt,<br />

denkt man an die Kästner-Verfilmungen,<br />

„Das Sams” oder „Die wilden Kerle” und im Animationsbereich<br />

„Lauras Stern” und „Der kleine<br />

Eisbär”. Das sind allerdings alles Stoffe, die<br />

auf bekannten Vorlagen oder Bestsellern basieren,<br />

die bereits vor ihrer Verfilmung in den<br />

Kinderzimmern auf anderen Medien vorhanden<br />

waren – <strong>als</strong> Bücher oder Hörkassetten, ange-<br />

er kleine Eisbär“ war die erste Koproduk-<br />

Dtion zwischen Cartoon-Film und Warner<br />

Bros. und ist inzwischen mit über 2,74 Millionen<br />

Zuschauern der erfolgreichste Kinderfilm,<br />

der je in Deutschland produziert wurde. Mit<br />

dem Animations-Spielfilm „Lauras Stern“ verfilmte<br />

Cartoon-Film mit Warner Bros. einen weiteren<br />

Kinderbuch-Bestseller. Das Sequel zum Kinofilm<br />

„Der kleine Eisbär“ wurde gerade fertig<br />

gestellt und kommt am 29. September in<br />

die Kinos. Das 1976 von Grafik-Designer Thilo<br />

Graf Rothkirch gegründete Unternehmen hat<br />

sich zu einem der erfolgreichsten Kinderfilmproduzenten<br />

entwickelt.


fangen von den Klassikern wie Kästner<br />

oder Ottfried Preußler bis zu „Bibi Blokksberg”.<br />

Kinderfilme, die auf originären<br />

Stoffen basieren, haben es nach wie vor<br />

sehr schwer.<br />

Hat sich über die genannten<br />

Erfolge beim Publikum <strong>als</strong>o kein<br />

Vertrauen in deutsche Kinderfilme<br />

allgemein gebildet?<br />

Es scheint in diesem Falle nicht so zu sein,<br />

leider. Aber davon abgesehen haben Kinder<br />

grundsätzlich die Tendenz, Dinge, die sie kennen,<br />

noch einmal wieder zu sehen bzw. zu hören.<br />

Sie wollen immer wieder dasselbe Buch<br />

nochmal und nochmal vorgelesen bekommen.<br />

Das ist ein bei Kindern extrem ausgeprägtes<br />

Phänomen. Aus diesem Grunde haben es die<br />

Filme, die auf bekannten Stoffen basieren, natürlich<br />

auch im Kino leichter, weil sie an Bekanntes<br />

anknüpfen. Und das funktioniert dann<br />

auch bei den Eltern, die nicht selten entscheiden,<br />

welchen Film die Kinder sehen. Das Vertrauen<br />

in neue Stoffe ist nicht automatisch da.<br />

Und natürlich kann man mit einem originären<br />

Stoff niem<strong>als</strong> einen solchen Werbeaufwand betreiben,<br />

dass er in der Bekanntheit zu den anderen<br />

aufschließen könnte.<br />

Wie sieht es denn mit den Rechten<br />

für Buchvorlagen aus? Ist dieser Kuchen<br />

überhaupt für jeden erreichbar?<br />

Natürlich sind die Rechte an solchen Bestsellern<br />

sehr teuer. Aber ich finde eben auch, dass<br />

noch andere verfilmungswerte Geschichten exi-<br />

Ist „Lauras Stern“ ein Kinderfilm ?<br />

„Lauras Stern“ ist ein Film für die ganze Familie,<br />

wobei sich Kinder sicher eher mit den Figuren<br />

identifizieren und mitfiebern, während die<br />

Erwachsenen die Atmosphären und Bilder genießen<br />

können.<br />

Wie viel Erwachsene haben den Film<br />

gesehen?<br />

In Deutschland hat „Laura“ bisher ca. 1,4<br />

Millionen Zuschauer. Wie viele davon Erwachsene<br />

oder Kinder sind, wissen wir leider nicht.<br />

Wie wichtig sind die Älteren – Eltern,<br />

Lehrer, aber auch Jugendliche und junge<br />

Erwachsene – für den Erfolg von Kinderfilmen?<br />

Unsere sehr junge Zielgruppe sind oftm<strong>als</strong><br />

Kinoeinsteiger, da gehen natürlich immer Erwachsene<br />

mit. Aber ich weiß aus eigener Erfahrung,<br />

dass Kinder sehr früh selber entscheiden,<br />

was sie sehen wollen und was nicht.<br />

Bei Filmen, deren Charaktere und Inhalt auch<br />

den Erwachsenen gefallen und wertvoll erscheinen,<br />

fällt die gemeinsame Entscheidung<br />

dann natürlich leichter. Insofern sind unsere Filme<br />

auf jeden Fall Family Entertainment.<br />

stieren, die nicht so bekannt sind. Da gibt es<br />

noch einige Perlen zu entdecken. Außerdem<br />

wurden mittlerweile eine ganze Reihe von Aktivitäten<br />

geschaffen, um die Stoffentwicklung<br />

im Kinderfilmbereich zu fördern, z.B. Drehbuchwerkstätten<br />

vom Förderverein Deutscher<br />

Kinderfilm, unterstützt von der Stiftung Goldener<br />

Spatz und anderen Förderern. Einmal im<br />

Jahr werden dort zum Abschluss Pitchings veranstaltet,<br />

an denen ich immer gerne teilnehme,<br />

weil dort bereits sehr originelle Ideen entstanden<br />

sind. Wir haben gerade einen Stoff in der<br />

Entwicklung, auf den wir dort getroffen sind:<br />

„Lilli und der Silbermond” von Anne Müller. Sie<br />

hatte an der Winterakademie des Vereins den<br />

Förderpreis der MDM gewonnen. Also, ich werde<br />

mich nicht entmutigen lassen, weiterhin auch<br />

originäre Stoffe zu entwickeln und habe trotz<br />

allem die Hoffnung, dass neben den bereits bekannten<br />

auch noch neue Geschichten auf dem<br />

Markt bestehen können.<br />

Welche Strategien kann man denn<br />

anwenden, um der mächtigen Konkurrenz<br />

entgegen zu treten?<br />

Mit „Der zehnte Sommer” etwa haben wir<br />

die Erfahrung gemacht, dass die Kinder, die den<br />

Film gesehen haben, total begeistert waren. Wir<br />

haben sehr schöne Zuschriften von Kindern bekommen<br />

mit Äußerungen zu diesem Film. Das<br />

Problem ist wirklich: Wie erfahren die Kinder,<br />

dass es diesen Film überhaupt gibt? Und wie<br />

bringt man Kinos dazu, ihn länger zu spielen,<br />

Trotz sinkender Kinderzahlen<br />

boomt der Markt für den Kinderfilm. Gibt<br />

es dafür eine Erklärung?<br />

Ich denke, das Kino ist nach wie vor eine<br />

attraktive Freizeitgestaltung, und gute Kinderfilme<br />

sind die beste Werbung dafür. Es werden<br />

auch immer mehr Charaktere verfilmt, die durch<br />

Bücher und Merchandisingartikel bereits bekannt<br />

sind. Die Kinder wollen ihre Helden natürlich<br />

auch auf der großen Leinwand erleben.<br />

Wie groß ist der Markt für Kinderfilme<br />

in Deutschland?<br />

Solange Sie mit einem Film nicht auch Jugendliche<br />

erreichen wollen, bleibt der Markt begrenzt,<br />

auch wenn die Kinder von Erwachsenen<br />

begleitet werden. Zugleich kommen heute<br />

wesentlich mehr Kinderfilme in die Kinos <strong>als</strong><br />

noch vor fünf Jahren. Das kann schließlich dazu<br />

führen, dass man sich gegenseitig die Zuschauer<br />

wegnimmt.<br />

Was muss ein Kinderfilm mitbringen,<br />

um erfolgreich zu sein ?<br />

Man braucht zunächst eine gute Geschichte,<br />

der Kinder leicht folgen können. Wir<br />

bemühen uns immer, unsere Zielgruppe nicht<br />

aus den Augen zu verlieren. Und es ist hilfreich,<br />

wenn er am ersten Wochenende nicht die Zahlen<br />

von „Bibi Blocksberg” bringt? Langfristig<br />

muss da eine Zusammenarbeit unterschiedlichster<br />

Institutionen greifen. Es gibt ja gute Initiativen<br />

wie „Kino und Schule” hier in NRW.<br />

Man muss mit besonderen Aktionen versuchen,<br />

neue Kinderfilme bekannt zu machen. Es ist –<br />

ganz klar – eine Frage des Marketings.<br />

Den Kinderliteratur-Verfilmungen<br />

steht in Deutschland in der Regel ein hohes<br />

Budget zur Verfügung...<br />

Was mich zunächst sehr freut ist, dass es<br />

hohe Budgets für solche Filme gibt. Früher hatte<br />

man eher den Ansatz, dass Kinderfilme eigentlich<br />

weniger kosten sollten <strong>als</strong> andere Filme.<br />

Im Grunde ist ja eher das Gegenteil der Fall.<br />

Man braucht längere Drehzeiten, weil Kinder<br />

sich nur in begrenzter Dauer am Set aufhalten<br />

dürfen und weil sie natürlich keine ausgebildeten<br />

Schauspieler sind. Dem wird heute bei<br />

den Großproduktionen durchaus Rechnung getragen.<br />

Außerdem machen viele renommierte<br />

Schauspieler mit, das sind alles sehr erfreuliche<br />

Tendenzen.<br />

In wie weit hilft denn die Besetzung<br />

von deutscher Schauspiel-Prominenz bei<br />

einem Kinderfilm?<br />

Für das Kinderpublikum spielt das freilich<br />

keine Rolle. Nach einer Vorführung von „Der<br />

zehnte Sommer” auf einem Filmfest gab es ein<br />

Publikumsgespräch mit unserer kleinen<br />

Hauptdarstellerin Michelle Barthel und Kai Wiesinger.<br />

Die Fragen der Kinder richteten sich zu-<br />

wenn man bekannte Charaktere präsentieren<br />

kann. Eine sichere Erfolgsformel gibt es aber<br />

nicht. Sonst wären wir nicht bei jedem Kinostart<br />

wieder sehr gespannt, ob und wie unser Film<br />

beim Publikum ankommt. Entscheidend ist neben<br />

einem guten Produkt ein gezieltes Marketing,<br />

das dafür sorgt, dass der Film zum Kinostart<br />

bereits bekannt ist. Warner Bros. hat für<br />

unsere Filme bisher immer optimale Voraussetzungen<br />

geschaffen.<br />

Stichwort Filmkritik – welche Rolle<br />

spielen die Medien für den Erfolg von<br />

Kinderfilmen?<br />

Erwachsene lesen Kritiken, Kinder sehen<br />

eher TV-Spots und Sendungen, in denen über<br />

den Film berichtet wird. Eine hohe, positive Präsenz<br />

in den Medien ist sehr wichtig. Hiesigen<br />

Filmen – „Made in Germany“ – würde mehr<br />

Aufmerksamkeit durch die Medien gut tun,<br />

denn von den Zuschauerzahlen und der Qualität<br />

her können sich deutsche Kinderfilme<br />

durchaus international messen.<br />

Was tun Sie, damit Ihnen die Stoffe<br />

nicht ausgehen?<br />

nächst alle an die kleine Michelle, die ja zum ersten<br />

Mal in einem Film mitgespielt hatte. Irgendwann<br />

dann fragte ein Kind den Kai Wiesinger,<br />

ob es für ihn auch der erste Film gewesen sei.<br />

Trotzdem können bekannte Darsteller natürlich<br />

schon helfen, einen Film bekannt zu machen,<br />

wenn sie etwa zum Start zu Talkshows eingeladen<br />

werden und die Eltern so darauf aufmerksam<br />

werden.<br />

Was ist es, worauf Sie schauen bei<br />

einem Stoff, was muss ein Kinderfilm in<br />

Ihren Augen haben?<br />

Schwierig, man kann das für den Kinderfilm<br />

so wenig allgemein sagen, wie für jeden<br />

anderen Film. Es gibt ja auch im Kinderfilm<br />

unterschiedliche Genres, und auch da sollte man<br />

ein breites Spektrum bieten. Kind ist nicht gleich<br />

Kind. Ich bin Verfechterin einer möglichst großen<br />

Vielfalt im Bereich des Kinderfilms. Ich bin<br />

gegen Filme mit pädagogischem Zeigefinger,<br />

dennoch finde ich es wichtig, dass man Kindern<br />

Raum zur Reflektion bietet – nicht zwingend auf<br />

den Inhalt bezogen, auch auf die Machart, auf<br />

das Medium selbst. Kinder sind durchaus in der<br />

Lage, auch komplexere Strukturen anzunehmen.<br />

Wichtig ist, dass Kinder sich ernst genommen<br />

fühlen, dann können sie auch tiefer<br />

in die Figuren einsteigen und bestimmte Problematiken<br />

auf ihr eigenes Leben übertragen.<br />

Man muss Kindern etwas zutrauen und sie fordern.<br />

Wir bleiben offen für alles, was auf dem<br />

Markt ist und halten Kontakt zu Kinderbuch-Verlagen.<br />

Darüber hinaus arbeiten wir mit Künstlern<br />

zusammen, die eigene Stoffe kreieren.<br />

Wegen der Rechte und Lizenzen muss man<br />

langfristig planen und sehr früh im Vorfeld agieren.<br />

Sind die Chancen für Kinderfilme auf<br />

dem DVD-, Video- und Home-Entertainment-Markt<br />

größer <strong>als</strong> im herkömmlichen<br />

Kino ?<br />

Hochwertige Kinderfilme werden gerne<br />

von der gesamten Familie mehrm<strong>als</strong> gesehen.<br />

Vor allem Kinder gucken sich einen Film gerne<br />

öfters an. Das Marketing zum Kinostart und die<br />

Präsenz im Kino bereitet den Erfolg auf Video<br />

und DVD vor, und hier sind gute Kinderfilme<br />

sehr langlebig.<br />

Ihre persönliche Empfehlung für einen<br />

Kinderfilm – jenseits von „Lauras<br />

Stern“?<br />

Auf jeden Fall „Der kleine Eisbär 2 – Die<br />

geheimnisvolle Insel“. Die Premiere ist am 25.<br />

September in Düsseldorf.<br />

Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 15


Es soll noch immer Leute geben,<br />

die Kinderfilme im Allgemeinen<br />

und deutsche Kinderfilme im<br />

Besonderen <strong>als</strong> nicht ganz ernst<br />

zu nehmendes Genre belächeln.<br />

Inzwischen werden sie selbst <strong>als</strong><br />

Anachronisten belächelt, die<br />

die kommerzielle Realität nicht<br />

wahrnehmen oder wahrhaben<br />

wollen.<br />

ach Angaben der Filmförderungsanstalt<br />

Nlockten Kinderfilme aus hiesiger Produktion<br />

im Jahr 2003 rund 4,9 Millionen Besucher<br />

in die Kinos, das entspricht einem Anteil von<br />

19 Prozent aller Besucher deutscher Kinofilme.<br />

So erfreulich dieser Siegeszug für die Kinobranche<br />

auch sein mag, so krankt die Produktion<br />

seit Jahren an einer gefährlichen Einseitigkeit.<br />

Die Kinoknüller im Kinderfilmsegment<br />

beruhen durchweg auf Bestseller-Büchern von<br />

Erich Kästner bis Astrid Lindgren oder anderen<br />

bewährten Marken, deren Vorrat allerdings beschränkt<br />

ist. Dagegen finden ambitionierte Filme<br />

nach Originaldrehbüchern und mit realistischen<br />

Gegenwartsthemen meist nur geringen<br />

Besucherzuspruch.<br />

Welchen Stellenwert Kinderfilmproduktionen<br />

in der nationalen Filmindustrie inzwischen<br />

haben, machte spätestens Hermine Huntgeburths<br />

Fantasy-Film „Bibi Blocksberg“ deutlich.<br />

Knapp 2,2 Millionen Zuschauer sahen 2002 die<br />

erste Adaption des populären Stoffes, der sich<br />

auf Hörspielkassetten mehr <strong>als</strong> 38 Millionen Mal<br />

verkaufte. Die kostspielige Produktion der Bavaria<br />

avancierte damit zum erfolgreichsten deutschen<br />

Film des Jahres.<br />

Und 2004, dem Rekordjahr des deutschen<br />

Films mit einem Marktanteil von 23,8 Prozent,<br />

gehörten mit „Lauras Stern“ (1,3 Millionen Besucher)<br />

und „Bibi Blocksberg und das Geheimnis<br />

der blauen Eule“ (1,2 Millionen Besucher) gleich<br />

zwei deutsche Kinderfilme zu den sechs deutschen<br />

Besuchermillionären. Rechnet man bei<br />

„Sams in Gefahr“ (Start: Dezember 2003) die<br />

Kinogänger aus dem Vorjahr hinzu, dann zählt<br />

auch diese Kinderbuchverfilmung mit fast 1,2<br />

Millionen Eintritten zu den Millionären.<br />

Angesichts außerordentlich erfolgreicher Erwachsenenfilme<br />

wie „(T)Raumschiff Surprise –<br />

Periode 1“, „7 Zwerge“, „Der Untergang“ und<br />

„Der Wixxer“ war es nicht verwunderlich, dass<br />

der Anteil deutscher Kinderfilme an der Besucherresonanz<br />

aller deutscher Produktionen 2004<br />

gegenüber dem Jahr zuvor sank – von 19 auf<br />

elf Prozent. Doch der Kinderfilm-Höhenflug<br />

nahm schon 2005 neuen Schwung auf.<br />

Rechtzeitig zum Frühlingsanfang schoben<br />

sich zwei deutsche Kinderfilme an die Spitze der<br />

Kinohitliste der deutschen Produktionen: Der Kinderfußballfilm<br />

„Die Wilden Kerle 2“ von Joachim<br />

Masannek lockte rund 1,1 Millionen Besucher<br />

an, knapp gefolgt von dem Animationsfilm „Felix<br />

– Ein Hase auf Weltreise“ von Giuseppe Mau-<br />

16<br />

Die Lage des deutschen Kinderfilms<br />

Der geteilte Markt<br />

VON REINHARD KLEBER<br />

rizio Laganà mit fast ebenso vielen Besuchern.<br />

Damit ließen diese Titel auch deutsche Filme für<br />

das Erwachsenenpublikum, wie etwas „Alles auf<br />

Zucker!“, „Vom Suchen und Finden der Liebe“<br />

und „Napola“ weit hinter sich.<br />

Enttäuschend fielen dagegen im vergangenen<br />

Jahr die Ergebnisse zweier deutscher Kinderfilme<br />

aus, die in der Gegenwart angesiedelt<br />

sind und ohne den Bonus einer bekannten Vorlage<br />

auskommen müssen. Das sensible Behindertendrama<br />

„Die Blindgänger“ von Bernd Sahling<br />

wollten hierzulande nur knapp 18.000<br />

Menschen sehen – ungeachtet des Deutschen<br />

Filmpreises, ausgezeichneter Kritiken und einer<br />

langen weltweiten Festivaltournee. Selbst Peter<br />

Timms amüsante Familienkomödie „Mein<br />

Bruder ist ein Hund“, immerhin mit Christine<br />

Neubauer und Martin Lindow prominent besetzt,<br />

setzte nur 58.000 Tickets ab.<br />

„Wie es aussieht, hat auf dem deutschen<br />

Kinderfilmmarkt momentan kaum ein Stoff eine<br />

Chance, der nicht auf eine erfolgreiche literarische<br />

Vorlage zurück geht“, schrieb kürzlich<br />

Publizist Klaus-Dieter Felsmann in der Zeitschrift<br />

„film-dienst“. Wer sich die aktuellen Drehpläne<br />

ansieht, kann diesen Befund nur bestätigen.<br />

So realisiert die erfolgreichste deutsche<br />

Familienfilmproduzentin Uschi Reich derzeit an<br />

Rhein und Ruhr für die Bavaria „Die wilden Hühner“<br />

nach der Jugendbuchserie der Bestsellerautorin<br />

Cornelia Funke, während Gernot Roll für<br />

die Collina Produktion in Prag mit Armin Rohde<br />

den „Räuber Hotzenplotz“ adaptiert.<br />

Michael Schaack wiederum arbeitet an einer<br />

Animationsfassung des Kästner-Klassikers<br />

„Das doppelte Lottchen“, und das Produzentenduo<br />

Claussen & Wöbke an einer Adaption<br />

von Otfried Preußlers „Krabat“. Förderungen erhielten<br />

zudem die Bavaria für „Urmel aus dem<br />

Eis“ und die Hamburger Firma Multimedia für<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />

ein Remake von „Die rote Zora“. Und Ende September<br />

kommt mit „Der kleine Eisbär 2“ der<br />

zweite Zeichentrickfilm von Thilo Graf Rothkirch<br />

und Piet de Rycker nach den beliebten Kinderbüchern<br />

von Hans de Beer auf die Leinwände.<br />

Für ein gewisses Gegengewicht zum Boom<br />

etablierter und damit risikoarmer Marken und<br />

für etwas stärkere Bezüge zur heutigen Lebenswirklichkeit<br />

sorgen neuerdings internationale<br />

Koproduktionen, vor allem mit den<br />

Niederlanden und Belgien. Als Beispiele seien<br />

„Science Fiction“, „Weiter <strong>als</strong> der Mond“, „Lepel“<br />

(Kinostart: 20. Oktober) und „Kreuzzug in<br />

Jeans“ genannt, den Ben Sombogaart gerade<br />

für 10,5 Millionen Euro unter anderem in Dresden<br />

dreht.<br />

Wie weit vor allem Skandinavien den deutschen<br />

Produktionen voraus ist, konnte man<br />

auch in diesem Jahr wieder beim Kinderfilmfest


„Sams in Gefahr“: Kinderbuchverfilmung<br />

mit fast 1,2 Millionen Zuschauern.<br />

Foto: Constantin<br />

der Berlinale beobachten, wo die interessantesten<br />

Beiträge aus Schweden, Norwegen, Finnland<br />

und Dänemark stammten. 2002 gewann<br />

dort der Däne Hans Fabian Wullenweber mit<br />

seinem Film „Kletter Ida” den Wettbewerb.<br />

2004 erreichte der Film über die 12-jährige Ida,<br />

die eine Bank ausrauben will, in Deutschland<br />

immerhin knapp über 100.000 Besucher. Wullenwebers<br />

Drehbuchautor Nikolaj Arcel reist im<br />

September nach NRW, um hier einen neuen<br />

Abenteuerfilm für Kinder zu drehen. „Die Insel<br />

der verlorenen Seelen” entsteht <strong>als</strong> Koproduktion<br />

der Kölner Pain Unlimited, Zentropa und<br />

Nimbus Film.<br />

Den Weg der Kooperation mit internationalen<br />

Partnern geht auch Rudi Teichmann. Der<br />

Berliner Produzent hat bereits vor acht Jahren<br />

bei dem Abenteuerfilm „Der Ball“, dem ersten<br />

abendfüllenden Spielfilm des belgischen Regisseurs<br />

Dany Deprez, mit belgischen und<br />

niederländischen Produktionsfirmen zusammengearbeitet.<br />

Deprez bewies dabei, dass<br />

er ein Händchen für kinderaffine Stoffe hat und<br />

für junge Zuschauer spannend inszenieren kann.<br />

So engagierte sich Teichmann 2003 bei Deprez’<br />

Folgefilm „Science Fiction“, einem packenden<br />

Kinderkrimi über einen zehnjährigen Jungen, der<br />

seine sich sonderbar verhaltenden Eltern verdächtigt,<br />

Aliens zu sein. Die existenzielle Erschütterung<br />

des Urvertrauens zwischen Kind<br />

und Eltern ist denn auch das zentrale Wirkungsmoment<br />

der fesselnden Inszenierung, die<br />

ein großes Publikum verdient hätte, aber hierzulande<br />

leider nicht fand.<br />

Mit der Hegemonie der Literaturadaptionen<br />

finden sich vor allem der Förderverein Deutscher<br />

Kinderfilm und die Stiftung Goldener Spatz nicht<br />

ab, die folgerichtig vor fünf Jahren ihre Winterakademie<br />

ins Leben gerufen haben, die Autoren<br />

eine zielorientierte Unterstützung bei der<br />

Entwicklung von markttauglichen Kinostoffen<br />

für Kinder und Familien bietet. „Die Winterakademie<br />

will abendfüllende Origin<strong>als</strong>toffe für<br />

Kinder im Alter von vier bis zwölf“, sagt die Studienleiterin<br />

Margret Albers, zugleich Chefin des<br />

Kinderfilm und -fernseh-Festiv<strong>als</strong> „Goldener<br />

Spatz“ in Gera und Erfurt. Basis der aufeinander<br />

aufbauenden Kursteile ist eine projektbezogene<br />

dramaturgische Beratung durch erfahrene<br />

Dozenten. In der kommenden Akademie<br />

sind das etwa der Kölner Autor Dieter<br />

Bongartz („Der zehnte Sommer“) und der irische<br />

Regisseur Joe O’Byrne. Zum Abschluss können<br />

die Teilnehmer ihre Projekte auf den nächsten<br />

Kinderfilm- und Fernsehtagen in Erfurt vor Produzenten<br />

und Redakteuren pitchen.<br />

Was bedeutet eigentlich Family Entertainment?<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

„Der kleine Eisbär 2“, Foto: 2005 Warner Bros. Ent. „Blindgänger“, Foto: MFA+ FilmDistribution<br />

ieder so ein Neoanglizismus, den das Marketing seiner Ziel-<br />

Wgruppe oktroyiert, möchte man meinen, sobald einem der Begriff<br />

„Family Entertainment“ begegnet – scheint es doch, <strong>als</strong> wolle<br />

er die gängige Bezeichnung „Kinderfilm“ verdrängen. Ein klassischer<br />

Neoanglizismus ist der Begriff allerdings keineswegs und den<br />

Kinderfilm zu verdrängen, das vermag er ebenfalls nicht. Geprägt<br />

hat den Begriff, so weit sich das feststellen lässt, das Imperium Walt<br />

Disney bereits in den 30ern, um die Comics und Cartoons des Hauses<br />

gleich richtig anzusiedeln: <strong>als</strong> Unterhaltung für jung und alt. Family<br />

Entertainment war Konzernphilosophie und schloss Filme und<br />

Hefte ebenso ein wie Freizeitparks. In dieser Tradition wird der Begriff<br />

auch heute noch in der amerikanischen Unterhaltungsindustrie<br />

verwandt. Die in Berlin<br />

ansässige deutsche Vertretung<br />

von Universal<br />

Music beispielsweise<br />

beschäftigt eine ganze<br />

Abteilung namens „Family<br />

Entertainment“,<br />

und dort bedeutete das<br />

bis vor knapp zwei Jahren<br />

den Vertrieb von<br />

Hörbüchern und Hörspielen<br />

für Kinder und<br />

Jugendliche. Seitdem<br />

erst hat sich der Begriff<br />

auch auf DVDs erweitert<br />

– von Fernseh-<br />

Das Akademie-Konzept kann inzwischen<br />

greifbare Resultate vorweisen: Etliche Stoffe<br />

wurden zu Drehbüchern weiter entwickelt oder<br />

schon optioniert.<br />

Den größten Erfolg errang bisher Karola<br />

Hattops Fernsehfilm „Wer küßt schon einen Leguan?“<br />

nach einem Originaldrehbuch von Michael<br />

Demuth: Die Produktion der Erfurter Kinderfilm<br />

GmbH gewann im Frühjahr den Hauptpreis<br />

auf dem renommierten Kinderfilmfestival<br />

„Goldener Spatz“. Das sind wichtige Hoffnungssignale,<br />

die aber noch kräftig ausgebaut<br />

werden müssen, bis sich der deutsche Kinderfilm<br />

aus seinem schwierigen Spagat befreien<br />

kann.<br />

serien über Musikfilme bis zu Kochanleitungen ist hier alles im Programm,<br />

das irgendwie von Familieninteresse sein könnte. Andere<br />

Unternehmen bieten unter derselben Rubrik auch Videospiele, Software,<br />

gar komplette Computer und Anlagen an. Buena Vista International<br />

Germany, der deutsche Vertreter Disneys im Filmverleihgeschäft,<br />

schließlich prägt nach wie vor das Genre „Family“ für Filme<br />

wie „Die wilden Kerle“ oder „101 Dalmatiner“.<br />

Filme sind <strong>als</strong>o nur ein kleiner Teil der Angebotspalette vom Family<br />

Entertainment, das scheinbar alles zu umfassen scheint, das Menschen<br />

unterschiedlichen Alters zu zerstreuen vermag. Und so obliegt<br />

es gänzlich der Definition des Anbieters und Verleihers, wie er seine<br />

Filme letztlich nennt. Dank des mittlerweile gängigen Sprachgebrauchs<br />

allerdings würde sich<br />

jeder Produzent eines engagierten<br />

Kinderfilms hüten, den<br />

Begriff des Family Entertainments<br />

zu gebrauchen und umgekehrt<br />

kein Animationsfilmer<br />

sein Produkt mehr Kinderfilm<br />

nennen wollen. Das eine klingt<br />

dem anderen zu pädagogisch<br />

– das andere klingt dem einen<br />

zu belanglos. Vielleicht wird es<br />

Zeit für eine neue Wortschöpfung.<br />

Schließlich haben auch<br />

Kinder Anrecht auf ihre eigenen<br />

Filme...<br />

Spaß für die ganze Familie:<br />

Charlie und die Schokoladen Fabrik,<br />

Foto: 2005 Warner Bros. Ent.<br />

Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 17


ede Woche bewerben sich etwa 20 Kinder aus<br />

Jganz Deutschland bei der Kölner Agentur<br />

Schwarz. Ihr Ziel: Sie wollen vor der Kamera spielen<br />

oder einfach etwas Neues ausprobieren.<br />

Mehr <strong>als</strong> die Hälfte der Bewerbungen geht gleich<br />

zurück. Meistens bestimmt das Bauchgefühl.<br />

Wenige Kinder dürfen zum Casting kommen.<br />

Das Studio im Hinterhof ist schlicht: Sofa, Tisch,<br />

Fernsehen, Kamera, weiße Wände, helle Vorhänge.<br />

Im Regal stehen mehr <strong>als</strong> 100 Demobänder,<br />

von deren Rücken Kindergesichter erwartungsvoll<br />

herunterschauen. Auf kindliche Dekoration<br />

hat Geschäftsführerin Maria Schwarz<br />

verzichtet. „Am Set ist auch nicht immer alles<br />

kindgerecht, die Kinder sollen das professionelle<br />

Klima spüren.“ Vor etwa zehn Jahren kam Daniel<br />

Brühl hierher, zum Casting für „Svens Geheimnis“.<br />

Er hatte ein blaues Auge, weil er sich<br />

am Tag zuvor geprügelt hatte. Sein Spiel überzeugte<br />

trotzdem, er bekam die Hauptrolle.<br />

Beim Casting müssen sich die Schauspieler<br />

in spe erst mal vorstellen, das klingt so oder ähnlich:<br />

„Ich bin die Maike.“ Lächeln. „Ich bin acht<br />

Jahre alt, fahre gerne Ski, lese gerne und habe<br />

in der Schule schon mal Theater gespielt.“ Kichern.<br />

Wenn die Kinder sich dann an die Kamera<br />

gewöhnt haben, sprechen sie eine vorbereitete<br />

Rolle im Dialog. „Ich merke dann schnell, ob<br />

sie sich immer nur selber spielen oder ob sie Variationen<br />

anbieten können“, erklärt Schwarz. Sie<br />

ist immer wieder erstaunt, wie mutig die Kinder<br />

an die Sache herangehen. Läuft alles gut, werden<br />

sie in die Kartei der Agentur aufgenommen.<br />

Bei den anderen ist Diplomatie gefragt. „Wir sagen<br />

nie ‚Das hast Du schlecht gemacht’. Wir verpacken<br />

jede Absage freundlich und versuchen,<br />

dabei trotzdem Mut zu machen.“<br />

Ein paar Straßen weiter gibt die Schauspielerin<br />

Alexandra von Schwerin Schauspielunterricht<br />

für 30 Kinder im Alter zwischen 7 und<br />

17 Jahren. Die meisten sind Mädchen. Von<br />

Schwerin ist überrascht, wie konkret der Berufswunsch<br />

Schauspieler bei den Acht- bis<br />

Neunjährigen schon ist. Die Vorbilder kommen<br />

aus dem Fernsehen. „Einige Kinder sind erstaunlich<br />

begabt, sie können Situationen erspüren<br />

und umsetzen.“ Die Schule ist ein Ableger<br />

der Hamburger Kinderschauspielschule<br />

Task. Für 65 Euro im Monat lernen die Kinder<br />

neben Schauspiel und Improvisation auch Sprechen,<br />

Kamera-Acting und Bewegung. Mindestens<br />

einmal im Jahr bietet die Agentur Task ein<br />

Casting an. Von Schwerin ist selbst Mutter eines<br />

achtjährigen Sohnes. Sie sieht Manches mit<br />

gemischten Gefühlen, auch weil manchmal weniger<br />

die Begabung <strong>als</strong> das Aussehen gefragt<br />

sei. Von den 30 Schülern wurden bisher zwölf<br />

in das Agenturarchiv aufgenommen. Eine Achtjährige<br />

habe wochenlang mit der Ablehnung<br />

gekämpft.<br />

Maria Schwarz sieht das anders. „In der<br />

Schule oder im Sport gibt es auch Konkurrenz.<br />

Die Kinder lernen, damit umzugehen.“ Die<br />

Agentur hat etwa 100 Darsteller im Alter von<br />

6 bis 25 Jahren unter Vertrag, etwa die Hälfte<br />

ist weiblich. Die Kinder müssen nicht nur motiviert<br />

und begabt sein, sie müssen auch diszipliniert<br />

und gut in der Schule sein. Bevor ein Vertrag<br />

mit einer Produktionsfirma unterschrieben<br />

wird, müssen Eltern, Schule, ein Arzt, das Jugendamt<br />

und die Arbeitsschutzbehörde zustimmen.<br />

Die Arbeitsschutzbehörden stellen sicher,<br />

dass die Kinder nicht mit Gewalt konfrontiert<br />

werden. Wenn ein Neunjähriger den<br />

Zeugen eines Mordes spielen soll, muss die<br />

Mordszene deshalb ohne das Kind gedreht wer-<br />

18<br />

Kinder <strong>als</strong> Schauspieler oder gar <strong>als</strong> Kinostars – da stecken doch sicher ehrgeizige Eltern dahinter!<br />

„Das stimmt nicht, auch wenn sich das Vorurteil hartnäckig hält“, lacht Maria Schwarz, die sich seit<br />

elf Jahren auf Kindercasting spezialisiert hat. „Die Kinder haben Lust am Spiel und suchen die Heraus-<br />

forderung. Wenn sie es nicht wirklich wollen, dann kann es auch nicht klappen.“<br />

den. Und dem Jungen wird eine ganz andere<br />

Situation erzählt, in der er sich erschrickt. Die<br />

Arbeitsschutzbehörde achtet auch auf Arbeitszeiten.<br />

Damit ist die Casting-Agentur herausgefordert.<br />

Denn weil 15-Jährige länger drehen<br />

dürfen, muss sie immer wieder Jugendliche<br />

finden, die jünger aussehen. So spielt zum<br />

Beispiel die 15-jährige Sidonie von Krosigk die<br />

Rolle der 13-jährigen Pik in Dominik Probsts TV-<br />

Film „Entführung für Anfänger“, der gerade in<br />

Köln und Bonn gedreht wurde.<br />

Interview mit<br />

Veronica Ferres<br />

Flexibel bleiben<br />

Kinder <strong>als</strong> Schauspieler<br />

Mit Mut und Lust<br />

am Spiel<br />

VON TATJANA KIMMEL<br />

erade steht sie in Xanten für die Kinder-<br />

Gbuchverfilmung der „Wilden Hühner” vor<br />

der Kamera, keine zwei Monate früher drehte<br />

sie unter anderem in NRW „Neger, Neger,<br />

Schornsteinfeger“. In beiden Filmen spielte<br />

Veronica Ferres mit Kindern. Christian Seebaum<br />

fragte sie für den Newsletter nach ihren<br />

Erfahrungen.<br />

Es heißt, <strong>als</strong> Schauspieler habe<br />

man gegen Tiere und Kinder keine<br />

Chance …<br />

George Tabori hat das gesagt: Das<br />

Schlimmste, was man einem Schauspieler antun<br />

kann, ist, ihn mit Kindern oder Tieren spielen<br />

zu lassen. Kinder machen ja oft Dinge sehr<br />

impulsiv, sehr spontan, anders auch <strong>als</strong> abgesprochen,<br />

so dass man sich den Boden der<br />

Das Jugendamt willigt nur ein, wenn es keinen<br />

Streit um das Sorgerecht gibt und die Familie<br />

nicht auffällig ist. Denn die Kinder brauchen<br />

einen familiären Halt. Nach der Erfahrung von<br />

Maria Schwarz müssen die Eltern auch dafür sorgen,<br />

dass der Erfolg den Kindern nicht zu Kopf<br />

steigt. Denn er kann auch schnell vorüber sein.<br />

Beispiele gibt es viele. Eine Sechsjährige mag<br />

wegen ihres süßen Lispelns und den Sommersprossen<br />

gebucht werden, bei einer Zehnjährigen<br />

ist das vielleicht nicht mehr gefragt.<br />

Rolle hundertprozentig genau<br />

erarbeiten muss, weil man so<br />

flexibel sein muss. Wenn ein<br />

Kind etwas spontan anders<br />

macht, einen Text anders<br />

spricht, dann kannst du ja<br />

nicht auf dem beharren, was<br />

du geprobt hast. Das ist eine<br />

wunderschöne Herausforderung,<br />

weil man den Beruf<br />

noch einmal so ganz neu,<br />

auch von anderen Seiten<br />

sieht, und man sich nur auf<br />

sich selbst verlassen kann und<br />

sonst gar nichts.<br />

Die „Wilden Hühner“ Veronica<br />

Ferres und „Sprotte“ Michelle von<br />

Treuberg mit Michael Schmid-<br />

Ospach, Foto: Horst Galuschka/Köln<br />

Muss man Kindern vor der Kamera<br />

viel Unterstützung geben oder agieren<br />

die ohnehin ganz selbstvergessen?<br />

Am ersten Drehtag waren alle kleinen<br />

Wilden Hühner von mir eingeschüchtert. Die<br />

haben mich immer nur angestarrt, hatten solche<br />

Ehrfurcht. Und da bin ich zu denen hin und<br />

habe gesagt: Wer ist denn hier wohl mehr aufgeregt,<br />

ihr oder ich? Das ist mein erster Drehtag<br />

– <strong>als</strong>o ich bin genauso aufgeregt, das<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />

Wenn sich der Erfolg doch langfristig einstellt,<br />

gehen die Stars meist zu größeren Agenturen.<br />

In den ersten Jahren hat sich Schwarz darüber<br />

geärgert, heute sieht sie es <strong>als</strong> Auszeichnung.<br />

Der Bedarf an jungen Talenten ist so groß<br />

wie nie zuvor. „Früher hatten Kinder meistens<br />

kleine Nebenrollen, doch jetzt sind sie oft in<br />

Hauptrollen gefragt“, freut sich Maria Schwarz.<br />

Und die Freude gilt nicht nur ihrem Geschäft:<br />

„Kinder bringen eine Lebendigkeit mit, die wir<br />

im deutschen Film gut gebrauchen können.“<br />

könnt ihr mir glauben. Dann<br />

habe ich ihnen was von der<br />

Rolle erzählt, wie chaotisch ich<br />

<strong>als</strong> Sybille bin, immer zu spät,<br />

und dass mir sogar die Spaghetti<br />

anbrennen, und Pfannekuchen<br />

kann ich auch nur knittrig<br />

machen. Und dann wurden<br />

sie lebhaft, alle fünf miteinander,<br />

und dann ist das Eis<br />

so langsam geschmolzen. Und<br />

seitdem sie wissen, dass ich genauso<br />

ein verrücktes Huhn bin<br />

wie sie, albern wir viel rum und<br />

sind eigentlich den Drehtag<br />

über sehr in der Energie dieser Rolle.<br />

Was haben Sie selbst <strong>als</strong> Kind gesehen?<br />

Nicht viel, weil wir sehr wenig Fernsehen<br />

schauen durften. Das erste Mal im Kino – oh,<br />

das war ganz schrecklich (seufzt) – das war<br />

„Die blaue Lagune” in Solingen, und dann war<br />

ich sehr bald mit dem Schultheater in Andrzej<br />

Wajdas „Danton” mit Angela Winkler und<br />

Gérard Depardieu.


Der <strong>Dokument</strong>arfilm für Kinder existiert in Deutschland in erster Linie <strong>als</strong> Nischenprodukt in Fernsehforma-<br />

ten wie „Die Sendung mit der Maus” oder Peter Lustigs „Löwenzahn”. Die Kinder-Doku aber hat weitaus<br />

größere Facetten und medienpädagogische Chancen zu bieten <strong>als</strong> es die bloße kindgerechte Vermittlung<br />

von Sachwissen vermuten ließe. Bester Beweis: das Projekt „doxs!”<br />

as Projekt „doxs!”, das vor vier Jahren <strong>als</strong><br />

DSektion der Duisburger Filmwoche gegründet<br />

wurde, beweist <strong>als</strong> deutsches Unikum<br />

eingehend die Vielfalt der Formen des <strong>Dokument</strong>arfilms<br />

für Kinder. Es wird heute von der<br />

<strong>Filmstiftung</strong> NRW, der <strong>Dokument</strong>arfilminitiative<br />

und der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen<br />

unterstützt. Während der Duisburger Filmwoche<br />

(in diesem Jahr vom 31.Oktober bis 6. November)<br />

sehen sich jeweils vormittags Kinder lokaler<br />

Schulen ausgewählte Filme an und diskutieren<br />

anschließend über Sujet und Machart.<br />

„Ein <strong>Dokument</strong>arfilm für Kinder beschäftigt<br />

sich mit Themen, die für Kinder relevant und<br />

spannend sind”, sagt doxs!-Leiterin Gudrun Sommer.<br />

Und das müssen selbstverständlich nicht<br />

zwingend Themen technischer Abläufe sein etwa<br />

mit klassischen Fragestellungen im Stile von:<br />

Wie kommt eigentlich das Schiff in die Flasche?<br />

„Natürlich zeigen wir auch Filme diesen Zuschnitts”,<br />

so Gudrun Sommer, „einfach, weil es<br />

in Deutschland eine wichtige, historisch gewachsene<br />

Fernseh-Form der Kinder-Doku ist“.<br />

Der eigentliche Schwerpunkt der Duisburger aber<br />

findet sich in der Einbindung von Produktionen,<br />

die sich aus Sicht der Kinder mit deren spezifischen<br />

Bedürfnissen und Problemen auseinander<br />

setzen: interkulturelle, familiäre und auch religiöse<br />

Themen. „Uns liegen Filme am Herzen, die nicht<br />

unmittelbar TV-Maßstäbe bedienen, sondern<br />

eher dem Kinokontext entspringen, beispielsweise<br />

mehr mit Bildern arbeiten <strong>als</strong> mit Kommentar”,<br />

konkretisiert Sommer.<br />

In Deutschland werden die doxs!-Macher<br />

diesbezüglich allerdings kaum fündig. Nach dem<br />

Länderschwerpunkt Niederlande im vergangenen<br />

Jahr liegt der Fokus 2005 auf osteuropäischen<br />

Produktionen. So wird der polnische<br />

Film „Dasha” von Barbara Pawlowska über ein<br />

siebenjähriges Mädchen, das unter der Trennung<br />

von seinem Vater leidet, gezeigt. Außerdem<br />

ist zu sehen, wie der 12-jährige Tom in<br />

dem polnischen Beitrag „Tom W.” (Regie: An-<br />

TOP TEN<br />

Kinderfilme 2004<br />

Es lohnt sich ...<br />

Harry Potter und der Gefangene<br />

von Askaban / Warner Bros. /<br />

6.547.643 Besucher<br />

Bärenbrüder / Buena Vista Int. /<br />

3.452.760 Besucher<br />

Die Unglaublichen / Buena Vista Int /<br />

2.199.987 Besucher<br />

doxs! – das Kinderdoku-Projekt<br />

der Duisburger Filmwoche<br />

Mehr <strong>als</strong> nur<br />

„Die Maus“<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

na Wieckowska) den Familienalltag organisiert,<br />

und in Estland muss der 18-jährige Mikk in<br />

„Congratulations” (Regie: Urmas E. Liiv) endlich<br />

seinen inneren Schweinehund überwinden. In<br />

fast allen Dokus spielt der Beitritt zur EU eine<br />

wichtige Rolle. „Ängste, Bedürfnisse und Hoffnungen<br />

werden auf die sich ankündigende Veränderung<br />

projiziert. Man hat eine Vorahnung,<br />

was da kommen könnte: eine verheißungsvolle<br />

Zukunft oder aber das Nichts”, so die Organisatoren.<br />

Die Vorführungen werden für die jungen<br />

Zuschauer in Duisburg live eingesprochen, da<br />

synchronisierte Fassungen nur selten vorhanden<br />

sind. Vor zwei Jahren hatte doxs! einen Stoffmarkt<br />

für Kinder-Dokus organisiert und damit<br />

erstm<strong>als</strong> nachdrücklich die Szene im deutschsprachigen<br />

Fernseh- und Förderungsbereich<br />

sensibilisiert. Mit einem Programm geht doxs!<br />

Große Haie – Kleine Fische / UIP /<br />

1.920.996 Besucher<br />

Garfield / Twentieth Century Fox /<br />

1.481.122 Besucher<br />

Der Polarexpress / Warner Bros. /<br />

1.386.556 Besucher<br />

Lauras Stern / Warner Bros. /<br />

1.289.289 Besucher<br />

Bibi Blocksberg / Constantin /<br />

1.223.235 Besucher<br />

Findet Nemo / Buena Vista Int. /<br />

1.021.760 Besucher (insg. 8.678.707)<br />

Das Sams in Gefahr / Constantin<br />

797.121 / Besucher (insg. 1.191.791)<br />

Quelle: FFA<br />

zudem jährlich durch unterschiedliche deutsche,<br />

österreichische und französische Institute auf<br />

Tour. Sommer: „Es geht uns auch darum, gezielt<br />

Öffentlichkeits- und Lobbyarbeit für das<br />

Thema zu betreiben.”<br />

Die Ausbildung von Medienkompetenz<br />

steht bei doxs! durch das gemeinschaftliche Erleben<br />

der Filme im Kino und durch die lebhaften<br />

Gespräche im Anschluss im Vordergrund.<br />

Diesen Anspruch unterstreicht auch das Projekt<br />

„doxs! Schule”, in dem das doxs!-Team über ein<br />

Schuljahr hinweg zweimal pro Woche an zwei<br />

offenen Duisburger Ganztagsgrundschulen <strong>Dokument</strong>arfilme<br />

zeigt, diskutiert und mit den Kindern<br />

eigene Ideen für Doku-Projekte erarbeitet.<br />

Nähere Informationen zu doxs! und zum<br />

diesjährigen Programm der Duisburger Filmwoche<br />

finden sich unter www.duisburger-filmwoche.de<br />

oder unter (0203) 2834164.<br />

Erfolgreichster deutschen Film 2004:<br />

„Bibi Blocksberg“, Foto: Bavaria<br />

Kinderfestiv<strong>als</strong><br />

02. - 09.10.2005<br />

Detmolder Kinder- und Jugendfilmfest<br />

Veranstalter: Jürgen Tank (Dt. Kinderschutzbund<br />

Detmold e.V.),<br />

Tel. (05231) 69298;<br />

DKSB-VillaamHuegel@t-online.de<br />

www.lichtspielzeit.de<br />

09. - 16.10.2005<br />

KinderFilmFest Münster<br />

Veranstalter: Prof. Dr. Bernward Hoffmann<br />

(Fachhochschule Münster), Regina Wegmann<br />

(Kino für Kinder bei den Münsterschen<br />

Filmtheater-Betrieben GmbH)<br />

Tel. (0251) 8365782 oder Tel. (0251)<br />

3996026; bhoffmann@fh-muenster.de<br />

oder regina.wegmann@cineplex.de<br />

www.kinderfilmfest-muenster.de<br />

31. 10. - 06.11. 2005<br />

17. Bielefelder Kinder- und<br />

Jugendfilmfest<br />

Veranstalter: Christiane Orywal (Filmhaus<br />

Bielefeld e.V.), Tel. (0521) 56077966;<br />

projekte@filmhaus-bielefeld.de<br />

www.filmhaus-bielefeld.de<br />

03.11. - 15.11.2005<br />

21. Kinderfilmtage im Ruhrgebiet<br />

Veranstalter: Barney Hanenberg (Kinderfilmtage<br />

Ruhrgebiet), Tel. (0208) 800099;<br />

info@kinderfilmtage-ruhr.de<br />

www.kinderfilmtage-ruhr.de<br />

04.11. - 14.11.2005<br />

Internationales Kinderfilmfest<br />

Leverkusen<br />

Veranstalter: Ute Mader (Kommunales<br />

Kino Leverkusen), Tel. (0214) 4064184;<br />

ute.mader@vhs-leverkusen.de<br />

www.vhs-leverkusen.de<br />

10. - 16.11.2005<br />

20. KinderKinoFest Düsseldorf<br />

Veranstalter: Klaus Dieter Schneider<br />

(Medienzentrum Rheinland),<br />

Tel. (0211) 8998105;<br />

klausdieter.schneider@lvr.de<br />

www.kinderkinofest.de<br />

11. – 17.11.2005<br />

11. Internationale Kinder- und<br />

Jugendfilmfest Marl<br />

8. Schülerfilmfestival NRW<br />

Veranstalter: media profile und communikation,<br />

Detlev Ziegert, Tel. (0171)<br />

5479441; filmfestmarl@t-online.de<br />

www.kinderfilmfestival.de<br />

12. - 19. 11.2005<br />

16. Kölner Kinderfilmfest Cinepänz<br />

Veranstalter: Sabine Sonnenschein<br />

und Joachim Steinigeweg<br />

(JFC Medienzentrum Köln),<br />

Tel. (0221) 13056150; info@jfc.info<br />

www.cinepaenz.de<br />

04. – 09.05.2006<br />

29. Kinder- und Jugendkino<br />

der Internationalen Kurzfilmtage<br />

Oberhausen<br />

Veranstalter: Hilke Doering (Int. Kurzfilmtage<br />

Oberhausen), Tel. (0208)<br />

825 2899; info@kurzfilmtage.de<br />

www.kurzfilmtage.de<br />

Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 19


Fördermöglichkeiten<br />

Kompetenz für<br />

Kinderfilme<br />

VON OLIVER BAUMGARTEN<br />

D er Kinderfilm ist zweifelsohne mehr <strong>als</strong><br />

nur eine beliebige Untergattung des<br />

Films. In unserer von Bildern dominierten<br />

Welt übernimmt gerade der Film für Kinder<br />

auch einen Teil der viel zitierten medienpädagogischen<br />

Verantwortung. Somit nimmt<br />

die Förderung diesbezüglich eine wichtige<br />

Rolle ein.<br />

Während Großproduktionen von „Der<br />

kleine Eisbär” bis „Bibi Blocksberg” von Institutionen<br />

wie der FFA oder den Länderförderern<br />

äußerst praktikabel und erfolgreich mit<br />

getragen werden, hat sich Anfang des Jahres<br />

eine neue Anlaufstelle für den engagierten<br />

Kinderfilm formiert. Die Kulturelle Filmförderung<br />

des Bundes (BKM) und die von den<br />

Bundesländern getragene Stiftung Kuratorium<br />

Junger Deutscher Film haben ihre Kräfte auf<br />

dem Feld des Kinderfilms nun gebündelt mit<br />

dem Ziel, „die Entwicklung und Produktion<br />

von anspruchsvollen Kinder- und Jugendfilmen”<br />

nachdrücklich zu fördern. Die beschlossene<br />

Aufgabenteilung sieht seit Februar<br />

2005 vor, dass sich das Kuratorium auf die<br />

Projektentwicklung und Drehbuchförderung<br />

von Kinderfilm-Projekten konzentriert, während<br />

das BKM schwerpunktmäßig die daraus<br />

folgenden Filmproduktionen fördern soll.<br />

Langfristig streben beide Institutionen an, ein<br />

bundesweites Kompetenzzentrum für den<br />

Kinderfilm zu schaffen. Zu diesem Zwecke<br />

wurden von beiden Seiten Gelder in Höhe<br />

von 1,25 Millionen Euro pro Jahr generiert.<br />

In einer ersten Gremiumssitzung bedachte<br />

man Ende April bereits sieben Projekte mit<br />

850.000 Euro. Gefördert wurden unter anderem<br />

„Der Räuber Hotzenplotz” (Regie: Gernot<br />

Roll, Buch: Ulrich Limmer/Claus Hant),<br />

„Krabat” (Regie: Hans-Christian Schmid, Buch:<br />

Michael Gutmann), „Golda & Franz” (Buch<br />

und Regie: Don Schubert) sowie „Lui und die<br />

Pelzmütze” (Buch und Regie: Rike Holtz). Der<br />

nächste Einreichtermin für eine Produktionsförderung<br />

für einen Kinder- oder Jugendfilm<br />

ist der 15. September 2005.<br />

Ungeachtet dessen besteht selbstverständlich<br />

auch bei allen anderen Förderern<br />

nach wie vor die Möglichkeit, Kinderfilme einzureichen.<br />

So förderte etwa die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW auf ihrer jüngsten Gremiumssitzung Ende<br />

Juni 2005 die Produktion von drei Kinderund<br />

Jugendfilmen: neben Hans-Christian<br />

Schmids „Krabat” und Thilo Graf Rothkirchs<br />

Animation „Dodo” (Buch: Serena Romanelli)<br />

auch „August”, das Kinodebüt der Regisseurin<br />

und Autorin Pia Marais.<br />

Mehr Infos über die Kinder- und Jugendfilmförderung<br />

des BKM unter www.filmfoerderung-bkm.de.<br />

20<br />

Neben den zahlreichen<br />

Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> haben sich<br />

in den letzten Jahren auch<br />

alternative Vertriebswege für<br />

Kinder- und Jugendfilme<br />

entwickelt, die mit Erfolg den<br />

Nischenmarkt bedienen.<br />

ie Bonner Kinderfilmwochen gibt es so<br />

Dnicht mehr. Die Einstellung ihres Projektes<br />

fiel der Gruppe um Günther Kinstler nicht leicht,<br />

schließlich hatte man die Veranstaltung über<br />

die Jahre hinweg gut etabliert. Am Ende konnte<br />

aber keiner mehr die für die Organisation einer<br />

solchen Initiative notwendige Zeit aufbringen.<br />

Filme für Kinder wird man zwar weiter<br />

zeigen, aber unregelmäßig und an eher unspektakulären<br />

Orten – in Kindergärten oder vielleicht<br />

auch an Schulen. Kinstler selbst bleibt<br />

dem Festivalbetrieb erhalten. Schon seit 2002<br />

leitet er das internationale Kinderfilmfestival Lucas<br />

in Frankfurt. Die Mutter aller deutschen Kinderfilmfeste<br />

wird vom Deutschen Filmmuseum,<br />

der Hessischen Landesanstalt für privaten Rundfunk<br />

(LPR) und dem Bundesverband Jugend<br />

und Film e.V. (BJF) veranstaltet. Für letzteren entwickelte<br />

Kinstler u.a. ein „Qualitätslabel für Kinderfilme”.<br />

Auch ohne Bonn bleibt <strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong><br />

eine respektable Anzahl von Kinderfilmfestiv<strong>als</strong>,<br />

die in jedem Herbst Highlights für das<br />

junge Publikum bieten. Die im „Netzwerk Kinderfilmfeste<br />

NRW” zusammengeschlossenen<br />

Veranstalter kooperieren bei der Programmgestaltung<br />

und stimmen ihre Termine aufeinander<br />

ab. Auch wenn die Landesförderung des<br />

Netzwerks nahezu komplett eingestellt worden<br />

ist, will man doch an der Zusammenarbeit festhalten,<br />

wie Joachim Steinigeweg vom Kölner<br />

Cinepänz meint: „Es bringt allen Beteiligten Vorteile.”<br />

Denn im Kleinen gilt fast das Gleiche wie<br />

für die großen Festiv<strong>als</strong>: Die Recherche nach<br />

passenden und aktuellen Titeln ist oft zeitaufwendig<br />

und teuer. Vor allem ausländische Filme<br />

wären für den einzelnen Veranstalter kaum<br />

zu finanzieren.<br />

Die Präsentation von oft auch ungewöhnlichen<br />

Filmen für Kinder und Jugendliche beschränkt<br />

sich freilich längst nicht mehr auf die<br />

Festiv<strong>als</strong>. Dahinter hat sich eine stabile Szene<br />

etabliert, die stetig daran arbeitet, dem jungen<br />

Publikum Filme jenseits kommerzieller Zwänge<br />

zugänglich zu machen. Die Zahlen der nicht-gewerblichen<br />

Filmarbeit können sich dabei durchaus<br />

sehen lassen. Der BJF etwa verfügt über einen<br />

inzwischen auf rund 400 Titel angewachsenen<br />

Katalog, der vom Blockbuster über den<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm bis zu Independent-Streifen<br />

reicht. Gängige Titel sind etwa „Bibi Blocksberg”,<br />

Alternative Abspielplätze für Kinderfilme<br />

Jenseits des Kinos<br />

VON WOLFGANG HIPPE<br />

„Rhythm is it”, und auch „Harry Potter” kann<br />

man hier buchen. BJF-Geschäftsführer Reinhold<br />

T. Schöffel zählt bei seinem Programm gute<br />

300.000 Zuschauer im Jahr und ist stolz darauf,<br />

dass manche Filme über die Clubfilmothek<br />

„mehr Zuschauer erreichen <strong>als</strong> unter kommerziellen<br />

Bedingungen im Kino” – in der Vergangenheit<br />

etwa Titel wie „Tsatsiki – Tintenfische<br />

und erste Küsse” oder „Es gibt nur einen<br />

Jimmy Grimble”.<br />

Der Verleih der Clubfilmothek-Titel läuft über<br />

eine Mainzer Agentur, die auch die Filmothek<br />

der Jugend NRW betreut. Die Kooperation<br />

macht schon wegen der Kosten Sinn. Der Katalog<br />

der Filmothek umfasst rund 110 Titel und<br />

überschneidet sich nur teilweise mit dem BJF.<br />

Insgesamt hat man im letzten Jahr rund 23.000<br />

Zuschauer erreicht, so Sonja Scholz. Die Filmothek<br />

verleiht auch DVD-Player: „Aber die<br />

technische Ausstattung vor Ort ist mittlerweile<br />

kein Problem mehr. Viele Jugendämter verfügen<br />

über Beamer, und auch bei den Schulen<br />

sieht es ganz gut aus.”<br />

Das bundesweit agierende Kinder- und Jugendfilmzentrum<br />

(KJF) in Remscheid hat seinen<br />

Videoverleih schon seit längerem an die BJF-<br />

Infos & Tipps<br />

fürs nicht-gewerbliche Abspiel<br />

Kinder- und<br />

Jugendkino im<br />

Internet<br />

www.kinderfilm-online.de<br />

Eine zentrale Adresse nicht nur für interessierte<br />

Kinder und Jugendliche. Integriert ist eine Kinowebsite<br />

für Kinder: www.kinokids.de. Hier<br />

finden sich auch Hinweise auf den Förderverein<br />

Deutscher Kinderfilm e.V.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Schwerpunkt: Kinderfilm<br />

Clubfilmothek abgetreten und konzentriert sich<br />

nun unter anderem auf die Herausgabe einer<br />

DVD-Edition. Unter Leitung von Horst Schäfer<br />

werden bewusst Filme ausgesucht und angekauft,<br />

die sich vom Kino-Mainstream absetzen.<br />

Beim Kauf der DVD werden die nicht-gewerblichen<br />

Abspielrechte miterworben. Der Preis dafür<br />

ist in den letzten Jahren beträchtlich gesunken.<br />

Ende der 1990er Jahre kostete die Lizenz<br />

für ein damaliges Kaufvideo noch rund 150<br />

Euro, heute zahlt man um die 30 Euro – auch<br />

dank des Verhandlungsgeschicks des KJF. Verkaufshit<br />

ist derzeit die oscar-nominierte Internatsstory<br />

„Evil”, aber auch weniger bekannte<br />

Titel wie „Ein toller Sommer” von Ulf Malmros<br />

finden ihr Publikum. Daneben informiert das KJF<br />

mit seinem Online-Magazin „Top-Videonews“<br />

fortlaufend über aktuelle Titel auf dem Videound<br />

DVD-Markt – und konkurriert dabei teilweise<br />

mit den Filmkritiken auf www.spinxx.de.<br />

Die Autoren des vom JFC betreuten Mediums<br />

sind allerdings keine Medienprofis, sondern Kinder<br />

und Jugendliche, die ihre Meinung zum Film<br />

kundtun.<br />

Von der wachsenden Aufmerksamkeit für<br />

den Film für Kinder und Jugendliche zeugt auch<br />

www.bjf.info<br />

Die Website des Bundesverbandes Jugend und<br />

Film e.V. (BJF) Frankfurt. Er bietet in seiner Clubfilmothek<br />

über 400 ausgesuchte Spielfilme an.<br />

www.medienarbeit-nrw.de<br />

Landesarbeitsgemeinschaft Lokale Medienarbeit<br />

NRW e.V. (LAG LM) ist der NRW-Teil des BJF.<br />

www.filmothek-nrw.de<br />

Zum Programm gehört neben dem nicht-gewerblichen<br />

Filmverleih auch ein Technikverleih.<br />

www.kjf.de<br />

Das Kinder- und Jugendfilmzentrum in Deutschland<br />

(KJF) Remscheid verkauft ausgesuchte<br />

DVDs inklusive des Rechts zur nicht-gewerblichen<br />

öffentlichen Vorführung. Das wöchentlich<br />

aktualisierte Online-Magazin „Top-Videonews”<br />

informiert über Neuerscheinungen<br />

bei Videos und DVDs.


„Lauras Stern“,<br />

Foto: Warner Bros.<br />

die inzwischen zum dritten Mal durchgeführte<br />

bundesweite „Schul-Film-Woche”. Allein in<br />

NRW erreichten die Organisatoren in diesem<br />

Jahr rund 51.000 junge Besucher. Das vom Kölner<br />

Institut für Kino und Filmkultur (IKF) entwickelte<br />

Konzept „Lernort Kino” sieht die Kooperation<br />

mit den Kinobetreibern vor Ort vor<br />

und ermöglicht für alle Altersstufen den Besuch<br />

ausgewählter Filme während der Unterrichtszeit.<br />

Im Verleihkatalog finden sich Titel wie „Das<br />

Geheimnis der Frösche“ für die Grundschule,<br />

„Super Size Me“ für die Mittelstufe oder „Die<br />

Grauzone“ und „Zug des Lebens“ für die Oberstufe.<br />

Für jeden Film gibt es ein „Filmheft” mit<br />

Aufgaben zur Inhalts- und Filmanalyse und zahlreichen<br />

Hintergrundinformationen für die Vorund<br />

Nachbereitung.<br />

Noch ein Tipp zum Schluss: Eine Rarität versteckt<br />

sich im Verleihprogramm der Internationalen<br />

Kurzfilmtage Oberhausen. Das Kinderund<br />

Jugendkino Oberhausen, das seit fast 30<br />

Jahren Teil der Kurzfilmtage ist, hat aus dem Programm<br />

die Kinderfilmrolle „Kurzes für Kurze“<br />

zusammengestellt, einen Sampler mit einschlägigen<br />

Titeln für Kinder.<br />

www.lernort-kino.de<br />

„Lernort Kino” ist eine bundesweite Initiative,<br />

die die inzwischen bundesweite „Schul-Film-<br />

Woche“ veranstaltet. Für jeden angebotenen<br />

Film gibt es ein „Filmheft” mit Aufgaben zur Inhalts-<br />

und Filmanalyse und zahlreichen Hintergrundinformationen<br />

für die Vor- und Nachbereitung.<br />

Alle aktuellen und bereits vergriffenen<br />

Hefte sind bei der Bundeszentrale für politische<br />

Bildung (bpb) <strong>als</strong> pdf verfügbar<br />

(www.bpb.de/publikationen/SNA3WX,0,0,Filmhefte.html).<br />

www.kinderfilmfeste-nrw.de<br />

Das Netzwerk der Kinderfilmfestiv<strong>als</strong> in NRW<br />

www.spinxx.de<br />

Hier bietet das Jugendfilmzentrum Köln und der<br />

Jugendfilmclub Köln Kindern die Gelegeneit,<br />

sich <strong>als</strong> Filmkritiker zu versuchen.<br />

„Der Schatz der weißen Falken”<br />

Kinder begreifen mehr,<br />

<strong>als</strong> man denkt<br />

m 12. Oktober startet Christian Züberts neuer Film „Der<br />

ASchatz der weißen Falken” in den Kinos. In der Produktion<br />

der Kölner Little Shark Entertainment erzählt er eine spannende<br />

Abenteuergeschichte über den Abschied von der Kindheit.<br />

Der Newsletter sprach mit Zübert und seinem Produzenten<br />

Tom Spieß über ihren Film.<br />

Für welche Zielgruppe haben Sie den „Schatz der<br />

weißen Falken“ geschrieben und gedreht?<br />

Christian Zübert: Eigentlich mache ich meine Filme nie für<br />

eine Zielgruppe, sondern erst mal nur so, wie sie mir selbst gefallen<br />

würden. Bei den „Weißen Falken“ war es mir jedoch wichtig,<br />

dass der Film spannend und unterhaltsam genug für Kinder<br />

ist, aber auch Erwachsene die Emotionalität und Dramatik<br />

des Filmes nachvollziehen können.<br />

Haben Sie in Ihrer Erzählweise auf Ihre jungen Zuschauer<br />

Rücksicht genommen?<br />

Christian Zübert: Höchstens was die Darstellung von Gewalt<br />

und Härte in der Sprache angeht. Ansonsten habe ich die<br />

Die Wünsche der Zielgruppe:<br />

Spannend oder lustig muss es sein<br />

as wollen Kinder sehen? Und wie wird ihr Interesse ge-<br />

Wweckt? Stefanie Hadding sprach mit der Zielgruppe und<br />

befragte Kinogängerin Kerstin Wulf, 10 Jahre, nach ihren Vorlieben.<br />

Wie hörst Du von einem neuen Film im Kino?<br />

Meistens von Freundinnen, die schon drin waren. Wenn<br />

die ihn gut fanden, dann spricht sich das schnell rum, und zum<br />

Schluss waren dann fast alle aus der Klasse drin. Manchmal<br />

schaue ich auch auf die Plakate am Kino, die die Filme ankündigen.<br />

Was sind Deine aktuellen Lieblingsfilme?<br />

„Star Wars” und „Harry Potter”. „Snow Dogs” und „Ice<br />

Age” haben mir auch sehr gut gefallen.<br />

Welche Filme interessieren Dich besonders?<br />

Am liebsten mag ich Zeichentrick, besonders wenn es<br />

schöne Figuren sind, die wie Menschen aussehen. Und die Filme<br />

müssen entweder spannend oder lustig sein, so wie „Der<br />

Schuh des Manitu” oder „Der Partyschreck”.<br />

Geschichte so erzählt, wie ich wollte – und die Erfahrung gemacht,<br />

dass Kinder viel mehr begreifen, <strong>als</strong> man denkt.<br />

Origin<strong>als</strong>toffe für Kinder haben es derzeit schwer<br />

im Kino. Muss das so sein?<br />

Tom Spieß: Ich halte das teilweise für eine negative selffulfilling<br />

prophecy der Branche. Es gibt durchaus positive Beispiele<br />

wie zum Beispiel „Kletter Ida“ oder „4 Freunde und 4 Pfoten“,<br />

die erfolgreich gelaufen sind. Andererseits muss man sich<br />

auch fragen, ob sich die Bestsellerverfilmungen mit ihren enormen<br />

P&A Budgets für den Produzenten überhaupt rechnen und<br />

ob man zum Beispiel mit einer „Bibi Blocksberg“ überhaupt Geld<br />

verdient. Mit Qualität und intelligentem Marketing kann man<br />

auch ohne erfolgreiche Buchvorlage Erfolg haben – künstlerisch<br />

und wirtschaftlich.<br />

Was ist geplant, damit „Der Schatz“ sein verdient<br />

großes Publikum findet?<br />

Tom Spieß: Wir haben ein Test-Screening mit 350 Kindern<br />

mit hervorragenden Werten für<br />

den Film gemacht, aus dem wir<br />

die Themen für die Bewerbung<br />

entwickelt haben. Jetzt müssen<br />

wir den Film auf dem Schulhof<br />

zum Thema machen, und dafür<br />

braucht es verschiedenste Medienpartner.<br />

So werden wir eng mit dem Tigerenten-Club zusammenarbeiten<br />

und gleichzeitig auch mit dem Netzwerk der<br />

Schülerzeitungen und den Lehrern in allen Bundesländern. Wir<br />

haben mit Falcom einen sehr guten Verleih und ein ordentliches<br />

Budget dafür zusammen. In allen Diskussionen wird doch<br />

deutlich: Sehen Kinder nur die Sequels ihrer Lieblingsbücher und<br />

wird der Kinderfilm nur <strong>als</strong> Merchandising-Plattform definiert,<br />

erzieht man sie zu Junk-Food-Konsumenten.<br />

Qualität und intelligentes Marketing: „Der Schatz<br />

der weißen Falken“ (links), Foto: Falcom Media;<br />

Tom Spieß und Christian Zübert (rechts). Foto: Heike Herbertz<br />

Gehst Du lieber ins Kino,<br />

wenn Du den Film schon vorher<br />

<strong>als</strong> Buch kennst?<br />

Kommt darauf an: Wenn ich das<br />

Buch schon gelesen habe und mir die<br />

Figuren sehr gut vorstellen kann, dann<br />

gehe ich lieber nicht ins Kino, weil die<br />

Filme dann manchmal enttäuschend<br />

sind. Wenn ich mir die Figuren im<br />

Kerstin Wulf (10)<br />

Buch nicht so gut vorstellen konnte,<br />

dann gehe ich ins Kino. Und natürlich<br />

auch dann, wenn ich auf einen Film besonders neugierig bin,<br />

wie etwa auf „Die wilden Hühner” – das ist nämlich mein Lieblingsbuch.<br />

Wo guckst Du lieber Filme: im Kino oder auf dem<br />

Sofa?<br />

Bei DVDs mag ich, dass man Stopp drücken und dann mal<br />

was nachfragen kann. Das geht im Kino nicht so gut. Dafür kann<br />

man da Popcorn essen und kann von schön weit hinten die große<br />

Leinwand mit den großen Figuren genießen.<br />

Schwerpunkt: Kinderfilm – newsletter@filmstiftung.de 21


Am Set von „Die wilden Hühner”<br />

Wildes<br />

Wetter<br />

22<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

„Die Wilden Hühner“...<br />

...und ihre Kontrahenten,<br />

die Pygmäen.<br />

Es sind die letzten Häuser am Rande einer großen Wiese, am Horizont ragen<br />

Kirchtürme auf, es weht ein laues Lüftchen. Hier, bei Xanten, verfilmt Vivian Naefe<br />

Cornelia Funkes Kinderbuch-Bestseller „Die wilden Hühner”. Man kann sich weitaus<br />

unangenehmere Arbeitsbedingungen vorstellen, aber die Natur hat ihre Tücken.<br />

as eherne Kommunikationsge-<br />

Dsetz, dass man mit einem<br />

zwanglosen Einstieg über das Wetter<br />

schon einmal nichts f<strong>als</strong>ch machen<br />

kann, gilt hier am Set von „Die wilden<br />

Hühner“ nicht. Denn auf nichts ist Regisseurin<br />

Vivian Naefe schlechter zu<br />

sprechen: Es ist August, aber Hochsommer<br />

steht weiterhin nur im Kalender.<br />

Stattdessen zwingen permanente<br />

Wetterwechsel und Regenschauer,<br />

den Drehplan flexibel zu halten.<br />

Auch an diesem 17. von insgesamt<br />

48 Drehtagen wechselt die<br />

Lichtstimmung zunächst im 20-Minuten-Rhythmus.<br />

Erst ist es Grau in<br />

Grau, dann fallen einige Tropfen,<br />

dann treibt der Wind die Wolken auseinander,<br />

so dass sie plötzlich nur<br />

noch <strong>als</strong> faule Inseln im Blau des Himmels<br />

hängen und die Sonne sticht.<br />

Wie sollen da Anschlüsse funktionieren?<br />

Zumal an jedem Motiv in Xanten<br />

14 Tage lang Szenen zu drehen<br />

sind, die später an ganz verschiedenen<br />

Stellen im Film platziert sein werden.<br />

Die Verfilmung von Cornelia Funkes<br />

erfolgreicher Kinderbuchreihe, die<br />

von Güzin Ker und Produzentin Uschi<br />

Reich für die Leinwand adaptiert<br />

wird, handelt von Sprotte und ihrer<br />

Mädchengang „Die wilden Hühner”<br />

(dabei ist auch Paula, die Tochter von<br />

Katja Riemann), die eines Tages erfahren<br />

müssen, dass Sprottes Oma<br />

das namengebende Federvieh<br />

schlachten lassen will. Um das zu verhindern,<br />

ist den Mädels jedes Mittel<br />

recht – selbst wenn das heißen sollte,<br />

auf die Hilfe der konkurrierenden<br />

Jungenbande Pygmäen zurückzugreifen.<br />

„Ich finde sehr wichtig, dass<br />

hier ein humorvolles, aber auch sehr<br />

realistisches Bild von der Kinderwelt<br />

11-jähriger Mädchen gezeichnet<br />

wird”, sagt Vivian Naefe. „Dass die<br />

auch Probleme haben und dass die<br />

Kindheit nicht nur glücklich ist und<br />

dass sie aber trotzdem sich durchkämpfen<br />

<strong>als</strong> Bande mit ihren häuslichen<br />

Problemen. Das hat in den Romanen<br />

so einen Touch wie das, was<br />

man unter englischem Kino versteht,<br />

in denen auch sozialrealistisch mit viel<br />

Humor erzählt wird.”<br />

Im heute zu drehenden „Bild 30”<br />

(Haus Oma – Eingang/Garten) sind je-<br />

denfalls alle Hühner noch wohlauf<br />

und lassen sich im Holzstall neben<br />

Omas Backsteinhaus vom geschäftigen<br />

Filmteam nicht beeindrucken. Im<br />

Haus legt die Ausstattungsabteilung<br />

letzte Hand an: dämmriges Oma-<br />

Ambiente mit Mobiliar im Sperrmüllschick,<br />

verwegen gemusterte Tapeten<br />

und gehörig Patina. Überall<br />

sind kleine Merkzettel in Altfrauenhandschrift<br />

verteilt mit Notizen wie<br />

„Fenster putzen”, „Licht ausmachen”,<br />

aber auch „Gewehre reinigen, Läufe<br />

polieren”. Dass es ausgesprochen<br />

muffig riecht, soll allerdings nicht zur<br />

Authentizität beitragen, sondern<br />

kommt daher, dass das Haus lange<br />

Zeit leer stand. So ist auch der Wasserfleck,<br />

der sich malerisch an der<br />

Wohnzimmerdecke abzeichnet, nicht<br />

der hohen Kunst der Ausstatterinnen<br />

zu verdanken, sondern echt. Dafür<br />

durfte das Team nahezu uneingeschränkt<br />

walten, hat mit Genehmigung<br />

des Eigentümers sogar zusätzliche<br />

Fenster in die Außenwand<br />

gebrochen.<br />

Draußen im Garten herrscht eine<br />

Mischung aus verwildert und liebevoll<br />

beackert. Große Kohlköpfe<br />

und halbreife Tomaten – alles in einer<br />

Gärtnerei wochenlang vorgezogen<br />

und dann hier ausgepflanzt –<br />

stehen in ordentlichen Reihen, dazwischen<br />

eine pittoreske Vogelscheuche.<br />

„In Millionen Köpfen der<br />

Leser und Leserinnen sitzt eine klare<br />

Vorstellung, wie Oma wohnt”, sagt<br />

Vivian Naefe, und man kann sich gut<br />

vorstellen, dass die Erwartungen hier<br />

erfüllt werden. In der Einstellung zuvor<br />

ist Veronica Ferres, die Sprottes<br />

Taxi fahrende Mutter Sybille spielt<br />

(„sehr chaotisch, sehr temperamentvoll,<br />

sehr emotional”), mit dem<br />

Wagen vorgefahren. Nun kommt sie<br />

schwungvoll in Jeans und rosa Kapuzenpulli<br />

mit einem Zehnerkarton<br />

Milch unter dem Arm in Omas Garten.<br />

Mutter und Großmutter gehen<br />

aufs Haus zu, der auf Schienen zurückweichenden<br />

Kamera entgegen.<br />

Der Text sitzt (Oma: „Ich öle das Gartentor<br />

nicht mehr, damit ich die Einbrecher<br />

höre”), doch nach drei, vier<br />

Takes wird noch immer darüber diskutiert,<br />

wie heftig denn nun die an<br />

die Krücken gehende Oma (gespielt<br />

newsletter@filmstiftung.de – Setbesuch<br />

von der 81-jährigen Doris Schade) sich<br />

entziehen soll, wenn Sybille Anstalten<br />

macht, sie stützend am Arm zu fassen.<br />

Auch Michelle von Treuberg alias<br />

Sprotte ist am Drehort, aber gerade<br />

nicht im Einsatz. Sie sitzt auf einem<br />

Klappstuhl und kämpft gemeinsam<br />

mit einer Betreuerin gegen<br />

die Langeweile an. Wie bei jedem<br />

Film mit Kindern ist auch hier eine<br />

medienpädagogische Fachkraft, die<br />

penibel die Arbeits- und Pausenzeiten<br />

der Jungdarsteller notiert, immer<br />

am Set. In NRW, so erfährt man, sind<br />

die Einschränkungen für künstlerische<br />

Kinderarbeit nicht so streng wie in<br />

anderen Bundesländern. Auch hier<br />

gelten zwar drei Stunden <strong>als</strong> Höchstgrenze<br />

pro Tag, doch dürfen im Jahr<br />

mehr <strong>als</strong> 30 Tage zusammen kommen.<br />

Vielleicht liegt es auch daran,<br />

dass Peter Zenk – im Gespann mit<br />

Uschi Reich kinderfilmerfahrener Produzent<br />

(„Das fliegende Klassenzimmer”)<br />

des von der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

geförderten 4,6 Millionen-Projektes<br />

– sehr entspannt wirkt. Ob das große<br />

Baumhaus der „Wilden Hühner”<br />

rechtzeitig fertig wird, das gerade im<br />

Park des Schlosshotels Lerbach in Bergisch<br />

Gladbach entsteht und der aufwändigste<br />

Schauplatze des Films ist,<br />

scheint derzeit die größte Sorge zu<br />

sein.<br />

In Omas Garten sind unterdessen<br />

Veronica Ferres und die wackere Doris<br />

Schade, der in jeder Drehpause sofort<br />

eine hilfreiche Hand mit Sonnenschirm<br />

beispringt, noch ein paar<br />

Mal auf und ab gegangen, und nach<br />

dem Ende jeder weiteren Aufnahme<br />

hat Veronica Ferres es eiliger, den Karton<br />

mit den Milchtüten abzustellen,<br />

bei dem es sich ganz offensichtlich<br />

doch nicht um eine ausgehöhlte Requisite<br />

handelt. Dann ist auch Vivian<br />

Naefe zufrieden. Nur, gibt sie zu bedenken,<br />

wäre es schön, wenn man<br />

jetzt bitte für den besseren Anschluss<br />

auch noch eine Version mit verhangenem<br />

Himmel drehen könnte. Die<br />

Blicke gehen nach oben: Die nächste<br />

Wolkeninsel ist etwa eine Fingerspanne<br />

weit entfernt, aber die Bewegung<br />

am Himmel ist gleich null.<br />

Naefe trägt es mit Fassung. Über das<br />

Wetter spricht hier längst keiner<br />

mehr.<br />

„Sprotte“ (Michelle von Treuberg),<br />

die Anführerin der „Wilden Hühner“.<br />

Fotos: 2005 Constantin Film, München


Setbesuch – newsletter@filmstiftung.de 23


„Der Funke des Lebens“,<br />

Foto: Heinz Vogt Filmproduktion<br />

Der Funke des<br />

Lebens<br />

Vom 15. bis 25. August fanden in Köln und<br />

Umgebung die Dreharbeiten zu dem neuen 20-<br />

Minuten-Kurzfilm von Hendrik Vogt statt. In<br />

„Der Funke des Lebens” erzählt er von der<br />

Suche des 41-jährigen arbeitslosen Michael<br />

nach dem Sinn seines Lebens. In der Produktion,<br />

die vom Kölner Filmhaus gefördert wird,<br />

spielten die Schauspieler Thomas Ulrich und<br />

Alexandra Lowygina vor der Kamera von<br />

Mike Aydin.<br />

Heinz Vogt Filmproduktion, Tel.<br />

(02235) 85382; carju@web.de<br />

Eine Tablette<br />

Adolf Winkelmann dreht im Oktober und<br />

November in NRW seinen neuen Film „Eine<br />

Tablette” in Zusammenarbeit mit dem WDR<br />

(Redaktion: Katja De Bock). Das Drama nach<br />

einem Buch von Benedikt Röskau erzählt<br />

die emotionale Geschichte von Eltern eines<br />

behinderten Kindes und einem unerschrockenen<br />

Arzt im ungleichen Kampf gegen einen<br />

milliardenschweren Pharmakonzern, der<br />

zwischen 1957 und 1961 mit unzureichend<br />

getesteten Medikamenten (Contergan) bei über<br />

10.000 Neugeborenen schwerste Behinderungen<br />

verursachte. Der TV-Zweiteiler von<br />

Zeitsprung Film und Produzent Michael<br />

Souvignier sieht ein Budget von 4,8 Millionen<br />

Euro vor. Für das Casting ist Sabine<br />

Schwedhelm zuständig.<br />

Zeitsprung, Tel. (0221) 94980210;<br />

info@zeitsprung.de<br />

Entführung für Anfänger<br />

Die 13-jährige Pik (Sidonie von Krosigk)<br />

zieht los, um die vom finanziellen Ruin bedrohte<br />

Tierpension ihrer Oma (Gudrun Okras) zu<br />

retten. Ihre Gesangseinlage am Flughafen bringt<br />

ihr allerdings kein Geld, sondern nur Ärger mit<br />

der Polizei. Ihr gelingt es, den Flughafen zu verlassen,<br />

indem sie sich <strong>als</strong> französische Gastschülerin<br />

der wohlhabenden Familie Königstein<br />

(Sonja Kirchberger, Heinrich Schafmeister)<br />

ausgibt. Zunächst sieht es so aus, <strong>als</strong> könnte<br />

Pik bei ihnen untertauchen, doch bald schon<br />

muss sie wieder fliehen. Die Geißendörfer<br />

Filmproduktion mit Produzent Hans W.<br />

Geißendörfer drehte vom 12. Juli bis zum 11.<br />

August den TV-Film „Entführung für Anfänger”<br />

(AT) in Köln, Bonn und Umgebung, der<br />

in Zusammenarbeit mit ARD Degeto (Redak-<br />

24<br />

The Flying<br />

Scotsman<br />

Der Kinofilm „The Flying Scotsman” basiert<br />

auf wahren Begebenheiten und erzählt die Geschichte<br />

des schottischen Radrennfahrers<br />

Graeme Obree, der 1993 aus dem Nichts<br />

heraus mit einem selbst gebauten Rennrad den<br />

Weltrekord im Ein-Stunden-Rennen brach und<br />

sich bis 1996 an der Weltspitze halten konnte.<br />

In dem Kinofilm, den zero west seit dem 24.<br />

Juli in Glasgow und vom 23. August bis zum 2.<br />

September in Köln und Kaarst dreht, spielt<br />

Johnny Lee Miller („Trainspotting”) die<br />

Titelfigur. Als weitere Darsteller haben die Produzenten<br />

Peter Broughan und Damita<br />

Nikapota sowie die Koproduzenten Kai<br />

Künnemann und Martin Hagemann u.a.<br />

Brian Cox und Laura Fraser unter Vertrag.<br />

Für das Casting war Maureen Duff zuständig.<br />

Regie bei diesem Biopic führt Douglas MacKinnon<br />

nach einem Buch von John Brown,<br />

Declan Hughes, Peter Broughan und<br />

Simon Rose. Die Bilder liefert Kameramann<br />

Gavin Finney.<br />

zero west, Tel. (0221) 9129025;<br />

office@zerowest.de<br />

Paradizers<br />

Wohin gehen wir? Welchen Preis zahlen wir für<br />

die Liebe und welchen für die Freiheit? Elisa,<br />

Florian und Richie sind drei grundverschiedene<br />

junge Erwachsene, die auf einer Mittelmeerinsel<br />

die Erfüllung ihrer Träume suchen. Das Drama<br />

„Paradizers” erzählt eine melancholische,<br />

aber auch komische Geschichte des Sichausprobierens<br />

und der Suche nach Liebe, Nähe und<br />

Anerkennung. In Münster und Düsseldorf<br />

dreht intervista digital media (in Zusammenarbeit<br />

mit Pictorion – das werk) ab<br />

Ende August bis Mitte Oktober den Kinofilm in<br />

Koproduktion mit dem WDR (Redaktion: Andrea<br />

Hanke). Regie führt Rolf Schneider-<br />

Wolckenstein nach seinem eigenen Buch.<br />

Die Produzenten Sandra Harzer-Kux und<br />

Christian Kux haben die Agentur Welby +<br />

Seibicke mit dem Casting beauftragt. Für die<br />

Bilder sorgt Kameramann Peter Drittenpreis.<br />

intervista digital media,<br />

Tel. (040) 85351900;<br />

sharzer@intervista.tv<br />

tion: Claudia Grässel) entsteht. Regie bei dieser<br />

Familienkomödie führt Dominikus Probst<br />

nach einem Buch von Dorothee Schön. Für<br />

die Bilder sorgte Kameramann Peter Ziesche.<br />

Für das Casting waren Maria Schwarz und<br />

Horst D. Scheel zuständig. In weiteren Rollen<br />

sind u.a. Robin Becker, Ulrike Bliefert,<br />

Rudolf Kow<strong>als</strong>ki und Martin Armknecht<br />

zu sehen.<br />

Geißendörfer Filmproduktion,<br />

Tel. (0221) 92428210;<br />

ester@geissendoerfer-film.de<br />

Sidonie von Krosigk und Sonja Kirchberger in<br />

„Entführung für Anfänger”Foto: ARD Degeto<br />

Bunte Liga<br />

Sönke Wortmann und Tom Spieß sowie<br />

Shark TV in Koproduktion mit Constantin<br />

produzieren zur Fußball WM 2006 eine Sat.1-<br />

Serie, bei der es (fast) immer ums runde Leder<br />

geht. Die sieben 45-minütigen Folgen erzählen<br />

die Geschichte einer Fußballmannschaft, deren<br />

Mitglieder seit über zwei Jahrzehnten durch die<br />

Leidenschaft zum Sport miteinander verbunden<br />

sind. Während sie in den 80er-Jahren noch von<br />

der großen Fußballerkarriere träumten, musste<br />

die Unbekümmertheit des Jugendfußballs der<br />

Realität des Alltags Platz machen. Doch trotz<br />

aller Unterschiede der nun Erwachsenen, haben<br />

sie noch ein Ziel vor Augen: die „Bunte-<br />

Liga”(AT)-Meisterschaft. Wortmann, der<br />

neben Heinrich Hadding und Wolfgang<br />

Groos Regie führt, dreht noch bis zum 21. Oktober<br />

in Köln und Umgebung. Autor der Folgen<br />

ist neben Wortmann und Hadding auch<br />

Mathias Aicher. André Röhner, Volker<br />

Muthmann, Matthias Gall, Stefan<br />

Feddersen Clausen, Holger Dexne, Kai<br />

Ivo Baulitz und Roberto Guerra spielen die<br />

Fußballer. In weiteren Rollen sind Anja Carolin<br />

Pohl, Mignon Remè, Lucie Pohl und Anja<br />

Herden zu sehen.<br />

Sat.1, (030) 20902375;<br />

anette.schmidt@sat1.de<br />

Tatort:<br />

Das Ewig Böse<br />

Zwei Leichen – ein Gift. Doch wo liegt die Verbindung<br />

zwischen den Morden am Oberhaupt<br />

einer Münsteraner Keks-Dynastie und einem<br />

Apothekersohn? „Das Ewig Böse” ist ein<br />

neuer Fall für das Münsteraner Duo Thiel (Axel<br />

Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers). Gedreht<br />

wird der neue Tatort noch bis zum 1.<br />

September in Köln und Münster. Bei dem TV-<br />

Krimi von filmpool im Auftrag des WDR<br />

(Redaktion: Helga Poche) führt Rainer<br />

Matsutani Regie nach seinem eigenen Drehbuch.<br />

Für das Casting haben die Produzentinnen<br />

Iris Kiefer und Katrin Kuhn Die Besetzer<br />

beauftragt. Die Kamera führt Gerhard<br />

Schirlo.<br />

Filmpool, Tel. (0221) 9215990;<br />

muenster@tatort.filmpool.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten in NRW<br />

Blaze<br />

Voraussichtlich ab November steht Til<br />

Schweiger für seinen neuen Film „Blaze” vor<br />

der Kamera. In Köln und Umgebung sind die<br />

Dreharbeiten für Januar geplant. Der Kino-<br />

Thriller von Barefoot Films und den Koproduzenten<br />

Manifesto und Universal erzählt<br />

die Geschichte einer Rache. Der Star-Werber<br />

Eddie Sherman steht vor der Hochzeit mit der<br />

Tochter seines Chefs. Er wähnt sich am Ziel<br />

seiner Wünsche, <strong>als</strong> er erpresst wird, einem Vergewaltiger<br />

ein f<strong>als</strong>ches Alibi zu liefern. Um seine<br />

Interessen zu wahren, steigt Eddie auf den<br />

schmutzigen Deal ein; der Täter kommt frei.<br />

Doch dessen Opfer nimmt Rache, bringt ihren<br />

Peiniger um und legt die Spuren so geschickt,<br />

dass <strong>als</strong> Täter nur Eddie in Frage kommt. Regie<br />

bei diesem Drama führt Reto Salimbeni nach<br />

seinem eigenen Buch. Das Budget des Films soll<br />

rund sieben Millionen Euro umfassen.<br />

Barefoot Films, (030) 44323831;<br />

mail@barefootfilms.de<br />

Requiem für<br />

einen Punk<br />

Der Kölner Künstler Berthold Bell verliebt sich<br />

in einen alkoholkranken Punk namens Kairo. Der<br />

<strong>Dokument</strong>arfilm „Requiem für einen<br />

Punk” erzählt die Geschichte dieser ungewöhnlichen<br />

Beziehung bis hin zum tragischen<br />

selbstzerstörerischen Tod von Kairo. Bell hat den<br />

über fünf Jahre andauernden Kontakt zu Kairo<br />

immer wieder mit der Kamera begleitet. Zwei<br />

Welten bewegen sich aufeinander zu, voneinander<br />

weg und zeigen sich in einer neuen,<br />

intimen Perspektive: der Punk von der Straße<br />

durch die Augen des Künstlers und umgekehrt.<br />

Troika Entertainment realisiert die Doku im<br />

August und September. Regie führen<br />

Berthold Bell und Gerhard Schick. Produzenten<br />

bei der TV- sowie Kino-Produktion<br />

sind Michael P. Aust und Annette<br />

Pisacane. Die Musik zu diesem filmischen<br />

Requiem stammt von Matthias und Andreas<br />

Hornschuh.<br />

Troika Entertainment,<br />

Tel. (0221) 9320607;<br />

sarah@troikaentertainment.de


„Kleiner Dodo“,<br />

Foto: Cartoon-Film<br />

Kleiner Dodo<br />

Dodo ist ein kleiner Orang-Utan und lebt im<br />

tiefen Urwald. Er spielt gern auf einer Geige, die<br />

er im Urwald gefunden hat. Mit ihr entdeckt<br />

Dodo die Musik und erschließt sich so die<br />

magische Welt des Regenwalds. Einen Kinofilm<br />

mit dem kleinen, animierten Dodo planen Thilo<br />

Graf Rothkirch/Cartoon-Film und Produzentin<br />

Maya Gräfin Rothkirch in Koproduktion<br />

mit Warner Bros. und MaBo Investitions.<br />

Das Buch stammt von Michael<br />

Mädel, Ute von Münchow-Pohl, Rolf<br />

Giesen und Thilo Rothkirch, Regie führen<br />

Ute von Münchow-Phol und Thilo<br />

Rothkirch. Der 35mm-Animationsfilm, den<br />

Warner Bros. ins Kino bringen will, soll über ein<br />

Budget von zehn Millionen Euro verfügen.<br />

Gleichzeitig ist eine „Dodo”-TV-Serie nach<br />

einem Buch von Bert Schrickel und Michael<br />

Mädel geplant. Rothkirch/Cartoon-Film erstellt<br />

26 Fünf-Minuten-Folgen in Koproduktion mit<br />

dem WDR (Redaktion: Manuela Lamb) und<br />

MaBo Investitions. Produzenten sind ebenfalls<br />

Maya Gräfin Rothkirch und Thilo Graf Rothkirch,<br />

der wiederum gemeinsam mit Ute von<br />

Münchow-Pohl Regie führt. Hierbei ist ein<br />

Budget von 1,6 Millionen Euro vorgesehen.<br />

Beide Projekte befinden sich derzeit in der Preproduction.<br />

Rothkirch/Cartoon Film,<br />

Tel. (030) 6980840;<br />

mail@cartoon-film.de<br />

Der Prinz aus<br />

Wanne-Eickel<br />

Eine Komödie fürs Kino hat Regisseur<br />

Alexander von Janitzky Ende Juni an Drehorten<br />

in NRW (Essen, Oberhausen, Bochum und<br />

Gelsenkirchen) abgedreht, im August folgte<br />

noch ein Nachdrehtag in Herne. Das Buch zum<br />

„Prinz aus Wanne-Eickel” stammt von<br />

Renatus Töpke. Für die Produktion zeichnet<br />

Mero Consulting mit Produzent Andreas<br />

Lettau und Koproduzent Hans-Peter<br />

Meyer verantwortlich. Jessica Franz,<br />

Jürgen Drews und Tim Dickmann spielen<br />

in dem Film, dessen Rollen teilweise bei ebay<br />

ersteigert werden konnten und der in Kooperation<br />

mit dem CinemaxX Ende September<br />

ins Kino kommen soll.<br />

Mero Consulting, Tel. (0201) 245370;<br />

kontakt@mero-consulting.de<br />

Emmas Glück<br />

Den Kinofilm „Emmas Glück” hat Wüste<br />

Film West in Zusammenarbeit mit dem SWR<br />

(Redaktion: Sabine Holtgreve) am 7. Juli in<br />

Gummersbach und Umgebung abgedreht. Die<br />

Kamera führte Daniela Knapp. Jürgen<br />

Vogel spielt Max, einen todkranken Mann, der<br />

eigentlich nach Mexiko flüchten will und auf<br />

dem Hof der Schweinezüchterin Emma (Jördis<br />

Triebel) landet. Die Regie bei dem<br />

Melodram führte Sven Taddicken nach<br />

einem Buch von Ruth Toma und Claudia<br />

Schreiber. Wann die Produzenten Hejo<br />

Emons, Stefan Schubert und Ralph<br />

Schwingel den Film mit Hilfe von<br />

timebandits ins Kino bringen, steht noch<br />

nicht fest.<br />

Wüste Film West,<br />

Tel. (0221) 5105067;<br />

wueste@wueste-film-west.de<br />

Zwei gegen Zwei<br />

Wilsberg: Callgirls<br />

Der Selbstmord einer jungen Frau bringt Wilsberg<br />

auf die Spur eines noblen Callgirlrings. Wilsberg<br />

glaubt, endlich einigen Münsteraner<br />

Honoratioren ans Zeug flicken zu können und<br />

gerät dadurch mächtig in Schwierigkeiten. Vom<br />

23. August bis zum 23. September entsteht in<br />

Köln und Münster die neue Folge „Wilsberg”<br />

mit dem Titel „Callgirls”. Bei dem TV-Krimi,<br />

den Cologne Film (Produzentin: Micha Terjung)<br />

im Auftrag des ZDF (Redaktion: Martin<br />

Neumann) dreht, führt Walter Weber Regie<br />

nach einem Buch von Ecki Ziedrich. Vor der<br />

Kamera von Volker Tittel stehen Leonard<br />

Lansink, Oliver Korritke, Rita Russek<br />

und Ina Paule Klink. Für das Casting zeichnet<br />

Sabine Weimann verantwortlich.<br />

Cologne Film, Tel. (0221) 9347080;<br />

info@colognefilm.de<br />

Saschka<br />

Dito Tsintsadze dreht seinen neuen Kinofilm<br />

seit 21. Juli in Tiflis. Anfang bis Mitte September<br />

zieht das Team der Tatfilm um Produzentin<br />

Christine Ruppert für weitere Dreharbeiten<br />

nach Köln. Das Buch zu dem Drama hat<br />

Tsintsadze gemeinsam mit Zaza Rusadze verfasst.<br />

Es handelt von einem Mitarbeiter der<br />

deutschen Botschaft in Tiflis, der das Straßenmädchen<br />

Saschka kennen lernt und sich<br />

ihrer annimmt. Die Umwelt der beiden reagiert<br />

mit zunehmendem Misstrauen auf die väterliche<br />

Zuneigung und zerstört schließlich die ungewöhnliche<br />

Freundschaft. Vor der Kamera von<br />

Benedict Neuenfels agieren Burghart<br />

Klaußner, Lika Martinova und Irm<br />

Hermann. Die 2,4 Millionen Euro teure Produktion<br />

entsteht in Zusammenarbeit mit ZDF<br />

und arte (Redakteur: Alexander Bohr).<br />

Tatfilm, Tel. (0221) 33000;<br />

info@tatfilm.de<br />

Davina Schmidt und Clelia Sarto in<br />

„Zwei gegen Zwei, Foto: ZDF/Thomas Kost<br />

Eine neue Familienkomödie hat Lars Jessens („Am Tag <strong>als</strong> Bobby Ewing starb”) in Köln<br />

und Umgebung am 22. Juli abgedreht. Das Buch zu „Zwei gegen Zwei” (AT), den Müller &<br />

Seelig (Produzentin: Jutta Müller) in Zusammenarbeit mit dem ZDF (Redaktion: Martin<br />

Neumann) produzieren, stammt von Annemarie Schoenle. Es erzählt von zwei Architekten,<br />

Verena und Tom, (Clelia Sarto und Kai Wiesinger), die notgedrungen in einen beruflichen<br />

Wettkampf treten, obwohl sie privat einiges verbindet. Vor der Kamera von Michael Tötter stehen<br />

außerdem Dietrich Hollinderbäumer, Waldemar Kobus, Ann-Kathrin Sudhoff und<br />

Rieke Schmid. Für das Casting waren Die Besetzer (Erwachsene) und Maria Schwarz (Kinder)<br />

zuständig.<br />

Müller & Seelig, Tel. (0221) 942150; m2sfilm@aol.com<br />

Jakob Matschenz in „4006 Neandertal“,<br />

Foto: PeterRommel Productions/Tom Trambow 2005<br />

4006 Neandertal<br />

Mitte Juli fiel die letzte Klappe für den Kinofilm<br />

„4006 Neandertal”, den die Peter<br />

Rommel Productions in Zusammenarbeit<br />

mit dem ZDF – Das kleine Fernsehspiel (Redaktion:<br />

Lucas Schmidt) und arte (Redaktion:<br />

Anne Even, Georg Steinert) in Köln,<br />

Düsseldorf, Mettmann, Erkrath und im Titel gebenden<br />

Neandertal gedreht hat. Bei der<br />

Coming-of-Age-Geschichte führt Ingo Haeb<br />

Regie nach seinem eigenen Drehbuch. Für die<br />

Bilder der 980.000 Euro teuren Kinoproduktion<br />

sorgte Kameramann Ralf Mendle. Erzählt<br />

wird die Geschichte von dem 17-jährigen Guido,<br />

der seit seiner Kindheit an Neurodermitis leidet.<br />

Nach einem schweren Schub wird er von seiner<br />

Mutter zu einer ganzheitlichen Therapie geschickt,<br />

die den Ursprung seiner Krankheit in<br />

seiner seelischen Verfassung sieht. Anfangs<br />

wehrt sich Guido gegen die These, aber <strong>als</strong> er<br />

seinen Vater beim Seitensprung erwischt und<br />

erfährt, dass seine Mutter diese Erniedrigung seit<br />

Jahren stillschweigend in Alkohol ertränkt hat,<br />

wird ihm klar: Er hat die gesamte Kindheit hindurch<br />

<strong>als</strong> Stellvertreter die seelischen Wunden<br />

seiner Mutter erlitten. Als Darsteller haben Produzent<br />

Peter Rommel und die Koproduzenten<br />

David Groenewold/German<br />

Film Productions die Schauspieler Jakob<br />

Matschenz, Andreas Schmidt, Johanna<br />

Gastdorf, Falk Rockstroh, Fabian<br />

Hinrichs und Jens Münchow unter Vertrag.<br />

Peter Rommel Productions,<br />

Tel. (030) 6937078;<br />

p.rommel@t-online.de<br />

Dreharbeiten in NRW – newsletter@filmstiftung.de 25


Phantome<br />

Bis Ende August drehte Cameo ihren neuen<br />

Kinofilm „Phantome” (AT) in Kooperation mit<br />

dem ZDF/Das kleine Fernsehspiel (Redaktion:<br />

Jörg Schneider) hauptsächlich in Essen<br />

(mit ein paar Drehtagen in Berlin). Im Mittelpunkt<br />

der Story steht eine komplizierte Mutter-<br />

Tochter-Beziehung, denn die 15-jährige Kati<br />

wächst bei ihrer Oma auf. Als diese stirbt, muss<br />

Kati zu ihrer Mutter, die sie kaum kennt und die<br />

sich <strong>als</strong> Diebin ihren Lebensunterhalt verdient.<br />

Produzentin Annette Pisacane hat <strong>als</strong> Darsteller<br />

Julia Richter, Alice Dwyer, Rüdiger<br />

Klink und Stefan Gebelhoff unter Vertrag.<br />

Um das Casting hat sich Simone Bär<br />

gekümmert. Maren-Kea Freese führte Regie<br />

bei diesem Film, der über ein Budget von ca.<br />

850.000 Euro verfügt; das Drehbuch hat sie mit<br />

Thomas Jonigk verfasst. Für die Bilder sorgte<br />

Kameramann Michael Wiesweg.<br />

Cameo Film- & Fernsehproduktion,<br />

Tel. (0221) 9128120;<br />

info@cameo-film.de<br />

Steve-Marvin Dwumah<br />

und Veronica Ferres<br />

in „Neger, Neger,<br />

Schornsteinfeger“,<br />

Foto: ZDF/Maria Krumwiede<br />

26<br />

August<br />

Im Mittelpunkt des Debütfilms „August“ steht<br />

die 15-jährige Stevie, die sich mit den Unstetigkeiten<br />

ihrer ruhelosen Hippie-Eltern auseinandersetzen<br />

muss. Als sich die Familie im geerbten<br />

Haus der Mutter in einer Kleinstadt bei<br />

Köln niederlässt, hofft Stevie, die Stabilität zu<br />

finden, die sie schon so lange gesucht hat. Ab<br />

dem 5. September und bis Mitte Oktober<br />

realisieren Pandora und die Produzenten<br />

Christoph Friedel und Claudia Steffen in<br />

Zusammenarbeit mit dem WDR (Redaktion:<br />

Andrea Hanke) und dem SWR (Redaktion:<br />

Sabine Holtgreve) diesen Film in der Umgebung<br />

von Köln. Das Buch stammt von Horst<br />

Markgraf und Pia Marais, die auch selbst<br />

Regie führt. Birol Ünel und Cici Chuh stehen<br />

vor der Kamera von Diego Martinez<br />

Vignatti („Battle in Heaven“, „Japon“<br />

etc.). Géraldine Bajard kümmert sich um das<br />

Casting der Kinoproduktion.<br />

Pandora Film, Tel. (0221) 973320;<br />

info@pandorafilm.com<br />

Neger, Neger, Schornsteinfeger<br />

Die Dreharbeiten zu dem Zweiteiler „Neger, Neger,<br />

Schornsteinfeger” nach dem gleichnamigen Erfolgsbuch<br />

von Hans-Jürgen Massaquoi wurden Ende Juli abgeschlossen.<br />

Produzent Markus Trebitsch, Koproduzent<br />

Malte Grunert und Aspekt Telefilm zeichnen verantwortlich<br />

für die Koproduktion mit dem ZDF (Redaktion:<br />

Heike Hempel, Günther van Endert).<br />

Gedreht wurde neben Hamburg, wo Massaquoi <strong>als</strong><br />

schwarzer Junge während der Nazi-Zeit aufwuchs, auch in<br />

Kalif Storch<br />

Bei der Realverfilmung von Wilhelm Hauffs<br />

Märchen „Kalif Storch” in den MMC Studios<br />

in Köln soll Uwe Janson Regie führen. Die<br />

Dreharbeiten für das 3,3 Millionen Euro teure<br />

Projekt von Produzent Gabriel Genschow in<br />

Zusammenarbeit mit den Koproduzenten<br />

MMC Independent, Gereon<br />

Sommerhäuser und Bastie Griese, haben<br />

sich auf Herbst verschoben. Das Drehbuch<br />

stammt von Genschow, Christoph Martin<br />

Grosser, Andreas Klich und Guido<br />

Medert. Das melancholische Märchen erzählt<br />

die Geschichte des Prinzen Chasid, der sich<br />

durch das Pulver der bösen Zauberin Kaschua<br />

in einen Storch verwandelt. Die Kamera soll<br />

Hagen Bogdanski besorgen. Als Darsteller<br />

sind Matthias Schweighöfer, Dirk Bach<br />

und Minh-Khai Phan-Thi vorgesehen. Universal<br />

Pictures will die Fantasy-Komödie in<br />

die Kinos bringen.<br />

G.G.-Film, Tel. (030) 76706683;<br />

info@gg-film.de<br />

Köln und Düren. Regie führt Jörg Grünler nach einem Drehbuch<br />

von Beate Langmaack. Vor der Kamera von Hans<br />

Grimmelmann standen u.a. Veronica Ferres, Tim<br />

Wilde, Petra Kelling, Jürgen Tarrach, Götz<br />

Schubert, Lea Fassbender, Charly Hübner und<br />

Helmut Zhuber. Eine Ausstrahlung ist voraussichtlich für<br />

Herbst 2006 geplant.<br />

Aspekt Telefilm, (040) 66885455;<br />

postbox@aspekt-telefilm.de<br />

newsletter@filmstiftung.de – Dreharbeiten in NRW<br />

Götz George in „Später Sommer“,<br />

Foto: WDR/Uwe Stratmann<br />

Die Insel der<br />

verlorenen Seelen<br />

Die 13-jährige Lulu ist gar nicht begeistert davon,<br />

mit ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder<br />

Sylvester von Kopenhagen weg in ein Provinznest<br />

zu ziehen. Sie interessiert sich nur für<br />

das Okkulte, das Paranormale. Eine Verkettung<br />

von spiritistischen Unwahrscheinlichkeiten führt<br />

dazu, dass sich Sylvester wie besessen aufführt:<br />

freundlich, still und ordentlich. Lulus Ouija-Brett<br />

hat einen verwirrten Geist angelockt und ist in<br />

Sylvesters Körper gezogen: den vor 120 Jahren<br />

verstorbenen Herman, ehem<strong>als</strong> Mitglied einer<br />

okkulten Loge im Kampf gegen das Böse. Ganz<br />

schön gruselig geht es zu auf der „Insel der<br />

verlorenen Seelen”. Das gleichnamige<br />

Abenteuer für Kinder verfilmen Pain Unlimited,<br />

Zentropa (Dänemark) und Koproduzent<br />

Nimbus Film seit Juni in Schweden<br />

und Dänemark. Voraussichtlich ab September<br />

stehen Drehtage in NRW an. Von Regisseur<br />

Nikolaj Arcel, der das Drehbuch zu „Kletter-<br />

Ida” geschrieben hat, stammt auch das Drehbuch<br />

zu „Die Insel der verlorenen Seelen”, das<br />

er mit Rasmus Heisterberg nach einem gemeinsamen<br />

Konzept von ihnen und von Peter<br />

Amelung verfasst hat und nun selbst inszeniert.<br />

Für die Bilder dieser 5,2 Millionen Euro<br />

teuren Produktion sorgt Kameramann<br />

Rasmus Videbaek. Für das Kindercasting<br />

wurde Jette Termann (Dänemark) beauftragt:<br />

Sara Langebaek spielt Lulu, Lasse<br />

Borg Oliver, und Lucas Munk Billing ist <strong>als</strong><br />

Sylvester zu sehen. Trust Film Sales AsP und<br />

Solo Film wollen den Film ins Kino bringen.<br />

Pain Unlimited, Tel. (0221) 9777990;<br />

office@heimatfilm.biz


Colonia Media<br />

„Allein mit der Angst” nennt sich das neue Projekt der Colonia Media, das vom 5. Oktober<br />

bis zum 7. November in Köln, Hamburg, Berlin und Holland gedreht wird. Der Fernsehfilm fürs ZDF<br />

(Redaktion: Karina Ulitzsch) erzählt die Geschichte einer Familie, die von der Polizei ins Zeugenschutzprogramm<br />

aufgenommen wird. Jochen, Marlene und Tochter Franziska werden von einem<br />

Tag auf den anderen aus ihrem gewohnten Leben gerissen und beginnen an einem fremden Ort<br />

eine neue Identität. Doch in dem neuen, isolierten Leben droht die Familie zu zerbrechen, vor allem,<br />

<strong>als</strong> sich die Bedrohung zuspitzt. Regisseur Martin Eigler dreht nach seinem eigenen Buch, die<br />

Kamera führt Christoph Chassee. Als Darsteller haben die Produzenten Georg Feil und Titus<br />

Kreyenberg bereits Anja Kling, Horst Schrott und Jan Gregor Kremp unter Vertrag. Das<br />

Casting besorgt Anja Dihrberg.<br />

Am 7. Juli wurde der neue Film mit Götz George, „Später Sommer” (AT „Elefanten im<br />

Schnee“), in Duisburg und Umgebung abgedreht. Erzählt wird eine Dreiecksgeschichte: Anne und<br />

Matthias führen eine ruhige und ereignislose Ehe in Werlrode, wo Matthias in einem Steinkohlebergwerk<br />

arbeitet. Als das Werk geschlossen werden soll, kommt Gewerkschaftler Dr. Robert<br />

Stubenrauch in die Kleinstadt, um Verhandlungen zu führen. Der Junggeselle Robert verliebt sich<br />

in Anne, und diese muss sich entscheiden, ob sie mit diesem Mann ein völlig neues Leben beginnen<br />

will. Dagmar Manzel, Christian Redl und Gudrun Ritter sind in dem Drama (Produzentin:<br />

Sonja Goslicki) in weiteren Hauptrollen zu sehen. Regie führt Andreas Kleinert nach einem<br />

Buch von Hans-Werner Honert und ihm selbst. Die Kamera führte Johann Feindt. Der Film,<br />

der im Auftrag des WDR (Redaktion: Wolf-Dietrich Brückner) entsteht, soll voraussichtlich<br />

Anfang nächsten Jahres ausgestrahlt werden.<br />

Colonia Media, Tel. (0221) 9514040; coloniamedia@coloniamedia.de<br />

Gefangene<br />

Von einer ungewöhnlichen Beziehung zwischen einem Gefangenen und einer Frau im Haus gegenüber<br />

erzählt der neue Kinofilm von Iain Dilthey. Aus einem Flirt auf Distanz wird auf einmal Ernst,<br />

<strong>als</strong> Vasile aus dem Gefängnis flüchtet und sich bei Irene versteckt. Zwischen den grundverschiedenen<br />

Menschen entsteht eine ambivalente Beziehung, geprägt von Angst, Hass und der Sehnsucht nach<br />

gegenseitiger Achtung und Liebe. Im September starten die Dreharbeiten in Wien und NRW. Ulrike<br />

Maria Hund schrieb das Drehbuch zu dem Drama, das TAG/TRAUM in Zusammenarbeit mit<br />

dem ZDF (Redaktion: Claudia Tronnier) und einem Budget von 890.000 Euro realisiert. Hans<br />

Fromm führt die Kamera, vor der Jule Böwe, Andreas Schmidt und Eva Löbau die Hauptrollen<br />

spielen. Der Regisseur, der 2002 für „Das Verlangen” in Locarno mit dem Goldenen<br />

Leoparden ausgezeichnet wurde, arbeitet für sein neues Drama wieder mit Produzent Gerd Haag<br />

zusammen. Koproduzent ist Markus Fischer von Fischerfilm in Wien.<br />

TAG/TRAUM, Tel. (0221) 65025900; info@tagtraum.de<br />

Wir Weltmeister<br />

Die Fußball WM 2006 nähert sich in großen<br />

Schritten. Aus diesem Anlass blickt die broadview.tv<br />

im Auftrag des ZDF (für die Reihe Zeitgeschichte<br />

von Guido Knopp) auf die WM-<br />

Geschichte der deutschen Nationalelf seit 1954.<br />

Realisiert werden soll die aufwändige, 1,5<br />

Millionen Euro teure Mockumentary (Fake einer<br />

<strong>Dokument</strong>ation) „Wir Weltmeister” (AT) ab<br />

23. August in Polen, Italien, Österreich, England,<br />

Niederlande, Frankreich und Argentinien. Im<br />

September stehen auch Tage in NRW auf dem<br />

Drehplan. Regie führt Sebastian Dehnhardt<br />

nach einem Buch von Manfred Oldenburg<br />

und ihm selbst. Die Kamera führt Johannes<br />

Imdahl. Die 90-minütige <strong>Dokument</strong>ation der<br />

Produzenten Leopold Hoesch und Sebastian<br />

Dehnhardt vereint die dramatischen<br />

Höhepunkte aller Fußballtriumphe und -niederlagen<br />

der Deutschen seit 1954 mit einer fiktiven<br />

Liebesgeschichte. Max und Anne lernen sich am<br />

4. Juli 1954, dem Tag des „Wunder von Bern”,<br />

kennen. Ihre Geschichte endet am 8. Juli 1990<br />

im Olympiastadion in Rom. Der Zuschauer soll<br />

eine spannende Zeitreise erleben und sehen, wie<br />

das Leben der beiden Protagonisten durch den<br />

Fußball beeinflusst wird. Zudem lassen<br />

Zeitzeugen die heiß umkämpften Spiele wieder<br />

aufleben: Große deutsche Fußballstars erinnern<br />

sich ebenso wie Prominente aus Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft. Für das Casting ist<br />

Simone Bär zuständig.<br />

Broadway TV, Tel. (0221) 5796430;<br />

info@broadview.tv<br />

Für den<br />

unbekannten Hund<br />

„Für den unbekannten Hund” (AT) heißt<br />

der neue Kinofilm der Brüder Dominik und<br />

Benjamin Reding mit der Berliner<br />

Eye!Warning. Nach einem ersten Drehtag im<br />

Juli beginnen die Dreharbeiten am 26.<br />

September. Bis zum 18. November wird zunächst<br />

in NRW (Wuppertal, Hagen, Dortmund,<br />

Hürth, Diemelstadt u.a.) gedreht, anschließend<br />

noch in Thüringen, Mecklenburg-<br />

Vorpommern und Hamburg. Im Mittelpunkt der<br />

Geschichte steht der 22-jährige<br />

Betonbauergeselle Lukas (Linus Neumann).<br />

Sein Leben nimmt nicht gerade eine bessere<br />

Wendung, <strong>als</strong> er aus dem Gefängnis entlassen<br />

wird: Ein Zeuge erpresst ihn wegen eines ungesühnten<br />

Mordes. Lukas flüchtet und schließt<br />

sich einer Gruppe Wandergesellen an. Die Erfahrungen<br />

auf der Walz verändern ihn. Aus dem<br />

Mörder wird ein Mensch – und das bezahlt er<br />

schließlich mit dem Leben. In weiteren Rollen<br />

sind u.a. Sara Löwenthal, Hedi<br />

Kriegeskotte, Sascha Reimann (bekannt<br />

<strong>als</strong> Ferris MC) und Gunnar Melchers zu<br />

sehen. Die Bilder für das Drama soll<br />

Kameramann Axel Henschel liefern, der<br />

Berliner Verleih Rekord Film will das Drama,<br />

das über ein Budget von 1,3 Millionen Euro verfügt,<br />

in die Kinos bringen.<br />

Eye!Warning, Tel. (030) 69001108;<br />

office@eye-warning.de<br />

Liebesleben<br />

Mit ihrem Roman „Liebesleben” gelang der<br />

israelischen Autorin Zeruya Shalev ein Welterfolg.<br />

Maria Schrader wagt nun den Schritt<br />

ins Regiefach und will den Bestseller verfilmen.<br />

In ihm schildert die Autorin die Liebe einer<br />

jungen Frau zu einem 30 Jahre älteren Freund<br />

ihres Vaters, die sich zunehmend in ein Abhängigkeitsverhältnis<br />

entwickelt. Die Dreharbeiten<br />

sollen von Oktober bis Dezember in<br />

Israel sowie Köln und Umgebung nach einem<br />

Drehbuch von Schrader und Leila Stieler<br />

stattfinden. Als Kameramann steht Benedict<br />

Neuenfels unter Vertrag. Die Produktion von<br />

X-Filme und den Produzenten Stefan Arndt<br />

und Andro Steinborn und des Koproduzenten<br />

Marek Rozenbaum entsteht in<br />

Kooperation mit dem BR (Redaktion: Bettina<br />

Reiz) und arte (Redaktion: Andreas<br />

Schreitmüller) und verfügt über ein Budget<br />

von 3,6 Millionen Euro. Die Besetzung steht<br />

noch nicht fest: Esther Klink (Israel) und Avy<br />

Kaufman (Los Angeles, New York) kümmern<br />

sich um das Casting.<br />

X-Filme, Tel. (0221) 1792980;<br />

koeln@x-filme.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Michael Schmid-Ospach<br />

Chefredakteur:<br />

Rüdiger Bertram<br />

CvD:<br />

Stefanie Hadding<br />

Redaktion:<br />

Oliver Baumgarten, Katharina Blum<br />

Tanja Güß, Peter Hanemann (A.R.T.)<br />

Wolfgang Hippe (A.R.T.)<br />

Mitarbeiter dieser Ausgabe:<br />

Heike Meyer-Döring (MEDIA),<br />

Michael Dlugosch, Uwe Mies,<br />

Tatjana Kimmel, Christian Seebaum,<br />

Anna Koskoda, Reinhard Kleber<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Sonja Steinberg<br />

Gestaltung/Layout:<br />

inrhein, düsseldorf, alfred friese<br />

Titelfoto:<br />

„Der Schatz der weißen Falken“<br />

Foto: Falcom Media<br />

Redaktionsschluss:<br />

17. August 2005<br />

Anzeigenbetreuung:<br />

Sonja Steinberg<br />

Tel. (0211) 9305024<br />

Anzeigenschluss<br />

für die nächste Ausgabe:<br />

15. Oktober 2005<br />

Der newsletter ist kostenlos<br />

und kann bei der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

abonniert werden.<br />

Danke an alle Produzenten, Sender<br />

& Verleiher für ihre Unterstützung<br />

und die Bilder zu ihren Filmen.<br />

Tel.: (0211) 93 05 00<br />

Fax: (0211) 93 05 085<br />

Kaistraße 14<br />

D – 40221 Düsseldorf<br />

newsletter@filmstiftung.de<br />

Dreharbeiten in NRW – newsletter@filmstiftung.de 27


In den Nachrichten sind es<br />

die immer gleichen Bilder: Auf<br />

palästinensischer Seite stehen<br />

jugendliche Steinewerfer<br />

gegen hoch gerüstete Soldaten,<br />

in Israel sieht man Ambulanzen<br />

und hektisch bemühte Helfer –<br />

blutgetränkter Asphalt <strong>als</strong><br />

stummer Zeuge eines weiteren<br />

Anschlags.<br />

„Paradise Now“,<br />

Fotos: Constantin<br />

28<br />

ängst ist die mediale Vermittlung des Nah-<br />

Lostkonflikts zu Stereotypen geronnen. Als<br />

sei den Berichterstattern nach Jahrzehnten des<br />

feindseligen Stillstands, unterbrochen von immer<br />

wieder mal aufscheinenden und allzu bald<br />

wieder verlöschenden Hoffnungsfunken, die<br />

Energie ausgegangen. Ein Spielfilm ist es nun,<br />

der eine andere Perspektive wählt und so dazu<br />

beitragen will, eine Diskussion in Gang zu<br />

bringen.<br />

„Paradise Now” von Hany Abu-Assad erzählt<br />

von Said und Khaled, zwei jungen Palästinensern<br />

in Nablus im Westjordanland, die seit<br />

Kindertagen befreundet sind und in einer Autowerkstatt<br />

jobben. Sie streiten sich mit ihrem<br />

Chef, flirten mit einer hübschen Kundin und wissen<br />

nach Feierabend ein Wasserpfeifchen in<br />

freier Natur zu schätzen. Und sie stehen auf der<br />

Bereitschaftsliste einer radikalen Miliz, sind je-<br />

derzeit bereit, sich Sprengstoff um den Körper<br />

zu binden und sich im benachbarten Israel inmitten<br />

möglichst vieler Israelis in die Luft zu<br />

sprengen. Der Tag kommt, an dem sie ihren<br />

mörderischen Beitrag zum Freiheitskampf leisten<br />

sollen, sie drehen ihre Abschiedsvideos und<br />

ziehen los mit den Bomben am Leib. Doch dann<br />

läuft manches anders <strong>als</strong> geplant, Samir und<br />

Khaled sind plötzlich auf sich allein gestellt, auch<br />

allein gefordert, ihre einmal getroffene Entscheidung<br />

für die Gewalt zu überdenken.<br />

Man habe mit „Paradise Now” über die<br />

Nachrichtenbilder hinaus, „aus menschlicher<br />

Sicht” zeigen wollen, was hinter dem Konflikt<br />

steht, sagt Gerhard Meixner, einer der Produzenten<br />

der deutsch-holländisch-französischen<br />

Koproduktion. Man habe die Selbstmordattentäter<br />

weder <strong>als</strong> Feindbild noch <strong>als</strong> Märtyrer<br />

zeigen wollen, sondern „einfach <strong>als</strong> junge Män-<br />

Making of „Paradise Now“ Schießereien<br />

VON CHRISTIAN SEEBAUM<br />

newsletter@filmstiftung.de – Making of<br />

ner”. Ausgangspunkt des Projekts war die<br />

Freundschaft von Roman Paul, Meixners Partner<br />

bei der noch jungen Berliner Produktionsfirma<br />

Razor Film, mit dem israelischen Produzenten<br />

Amir Harel („Yossi & Jagger”). Über Harel<br />

kam der Kontakt zu dem in Israel lebenden<br />

palästinensischen Regisseur Hany Abu-Assad<br />

(„Rana’s Wedding”) zustande. Die Konstellation<br />

rund um den Film sehen Meixner und Paul auch<br />

<strong>als</strong> Symbol: Ein palästinensischer Regisseur, ein<br />

israelischer Koproduzent, ein französischer Kameramann<br />

(Antoine Heberlé), deutsche und<br />

holländische Koproduzenten, ein französischer<br />

Weltvertrieb (Celluloid Dreams) mit einer Iranerin<br />

<strong>als</strong> Geschäftsführerin. Das sei ein Beispiel, wie<br />

man Brücken bauen kann zwischen verschiedenen<br />

Kulturen.<br />

Über das Gesamtbudget (die <strong>Filmstiftung</strong><br />

NRW ist mit 250.000 Euro beteiligt) schweigen


die Produzenten sich aus. Es sei jedoch „schon<br />

eine relativ komplexe Finanzierungsstruktur, viele<br />

verschiedene Quellen, die alle unter einen Hut<br />

gebracht werden mussten“. Angesichts des heiklen<br />

Themas sei es wichtig gewesen, frei von<br />

politischen Verpflichtungen zu bleiben, weshalb<br />

auch, mit Ausnahme von etwas privatem Geld<br />

aus Israel, aus der Region selbst nichts eingeflossen<br />

sei. Aber Roman Paul klagt auch über<br />

fehlenden Mut in Deutschland, sich auf gewagtere<br />

Projekte einzulassen. So konnte „Paradise<br />

Now” <strong>als</strong> Beitrag zur Finanzierung in acht<br />

Länder vorverkauft werden – Deutschland jedoch<br />

gehörte nicht dazu. Hier, so Paul, stoße<br />

man häufig auf diffuse Skepsis („Wie sehen uns<br />

dann mal den Rohschnitt an.”). „Die Deutschen<br />

haben dann Schlange gestanden auf der Berlinale”,<br />

wo „Paradise Now” viel beachtet im<br />

Wettbewerb gezeigt wurde.<br />

Was es bedeutet, in einer Krisenregion zu<br />

leben, musste das Team am eigenen Leib erfahren,<br />

<strong>als</strong> von April bis Juni 2004 an Origin<strong>als</strong>chauplätzen<br />

gedreht wurde. Nachdem Israel zu<br />

dieser Zeit den Hamas-Chef und seinen Nachfolger<br />

mit gezielten Aktionen getötet hatte, war<br />

die Atmosphäre in Nablus extrem aufgeheizt.<br />

Schießereien waren an der Tagesordnung, Sets<br />

mussten beim Auftauchen von Panzern fluchtartig<br />

aufgelöst werden. Bei einem Angriff der<br />

israelischen Armee starben zwei Mitarbeiter aus<br />

dem Umfeld der Produktion, die für Drehmöglichkeiten<br />

und Sicherheit gesorgt hatten. Danach<br />

war, erinnert sich Gerhard Meixner, der Schutz<br />

der Produktion vor Ort „so ein bisschen eingebrochen”.<br />

Eine militante Gruppierung, die befürchtete,<br />

dass das Bild der Selbstmordattentäter<br />

im Film ihren Zielen nicht nützlich sein könnte,<br />

tauchte bewaffnet im Produktionsbüro auf und<br />

an der Tagesordnung<br />

forderte das Ende der Dreharbeiten. Der Dreh<br />

wurde unterbrochen, mehrere deutsche Teammitglieder<br />

brachen angesichts der bedrohlichen<br />

Situation ab und kehrten nach Deutschland zurück.<br />

Erst fast zwei Wochen später – inzwischen<br />

war dieselbe Gruppierung, von der Stadt und<br />

anderen Kämpfergruppen selbst unter Druck gesetzt,<br />

wieder aufgetaucht und hatte darum gebeten,<br />

die Dreharbeiten wieder aufzunehmen<br />

– konnte zunächst in Nablus und dann auf israelischer<br />

Seite im sichereren Nazareth weiter gedreht<br />

werden.<br />

Von den Turbulenzen der Entstehung ist<br />

dem Film erstaunlich wenig anzusehen. Da wirkt<br />

das Leben in Nablus zwar alles andere <strong>als</strong> idyllisch,<br />

aber eben doch wie halbwegs normaler<br />

Alltag. Dennoch ist Roman Paul überzeugt: „Das<br />

ist nichts, was man in Italien einfach hätte nachdrehen<br />

können, das wäre ein ganz anderer Film<br />

gewesen. Die innere Ernsthaftigkeit ist auch<br />

dem Ort geschuldet. Der ganze Produktionsprozess<br />

war wie das Laufen auf einem Seil: Es<br />

war unsere Absicht, in der Mitte entlang zu laufen.”<br />

Auf der Berlinale gab es dafür gleich drei<br />

Preise, darunter der Blaue Engel <strong>als</strong> bester europäischer<br />

Film und eine Auszeichnung von amnesty<br />

international. Eine Aufführung vor vollem<br />

Haus im palästinensischen Ramallah führte zu<br />

lebhaften Diskussionen, wobei auch seine Kritiker<br />

dem Film bescheinigten, dass er die Situation<br />

in Palästina realistisch wiedergebe. Dass<br />

das Thema des Films keineswegs nur in der Region<br />

relevant ist, zeigt die Reaktion beim Film<br />

Festival in Cambridge, wo „Paradise Now” im<br />

Juli, nach den Anschlägen von London, kurzfristig<br />

aus dem Programm genommen wurde.<br />

In Deutschland bringt Constantin den Film am<br />

29. September in die Kinos.<br />

29


Geförderte Kinofilme der <strong>Filmstiftung</strong> NRW<br />

Demnächst im Kino<br />

Die große<br />

Depression<br />

Kinostart: 1. September<br />

Verleih: timebandits films GmbH<br />

urz nach „Weltverbesserungsmaßnahmen“<br />

Kkommt eine weitere deutsche Doku-Komödie<br />

in die Kinos, die sich mit der Seelenlage<br />

der Nation befasst. Die Deutschen beklagen<br />

sich über alles: Die Arbeitslosenstatistiken, das<br />

Wetter, die Politik, den Fußball – aber warum<br />

eigentlich? Konstantin Faigle, der für sein Debüt<br />

„Out of Edeka“ 2001 mit dem Bayrischen<br />

Unkenrufe<br />

Kinostart: 22. September<br />

Verleih: NFP marketing & distribution;<br />

Vertrieb: Central<br />

ie Suche nach einem mysteriösen Grabstein<br />

Dführt den Bochumer Kunsthistoriker Alexander<br />

Reschke in seine Heimatstadt Gdansk,<br />

das ehemalige Danzig. Hier trifft er auf die Restauratorin<br />

Aleksandra Piatowska, die dem<br />

Deutschen trotz unglücklicher Umstände bei der<br />

ersten Begegnung mit Sympathie entgegentritt.<br />

Gemeinsam beschließt man die Gründung eines<br />

polnisch-deutschen Versöhnungsfriedhofs,<br />

der auf Aleksandras Wunsch und aufgrund ihrer<br />

Herkunft auch für Litauer offen sein soll. Bald<br />

finden sich weitere Interessierte, eine Gesell-<br />

30<br />

Almost Heaven<br />

Kinostart: 25. August 2005<br />

Verleih: timebandits films GmbH<br />

hr Gatte möchte sie lieber in einem Sterbe-<br />

Ihospiz untergebracht sehen. Helen (Heike Makatsch)<br />

denkt aber nicht daran, dort die letzten<br />

Tage ihres Lebens zu verbringen. Zumal endlich<br />

ihr größter Traum in Erfüllung zu gehen scheint:<br />

Die leidenschaftliche Country-Sängerin hat eine<br />

Einladung für einen Auftritt in Nashville erhalten.<br />

Übereilt setzt sie sich ins Flugzeug. Und<br />

<strong>Dokument</strong>arfilmpreis ausgezeichnet wurde,<br />

möchte dem auf den Grund gehen. Auch aus<br />

privaten Gründen: Er, laut seinem Arzt seinerseits<br />

depressiv verstimmt, wurde dieses Jahr Vater.<br />

Sein Kind soll nicht in einem Land der Depressionsgeschädigten<br />

aufwachsen. So sucht<br />

er prominente und andere Gesprächspartner<br />

auf, von denen er sich Rat zum Thema erhofft.<br />

Faigle stellt im Film fest: Es gibt sie noch, die<br />

Menschen, die ihre Probleme ganz einfach anpacken.<br />

Und damit nicht nur keine Zeit zum Klagen<br />

haben, sondern etwas erreichen. Auswandern<br />

kann man immer noch. Nicht nur darin<br />

meint Faigle eine Trendwende zum Positiven<br />

Durchfahrtsland<br />

Kinostart: 15. September<br />

Verleih: Real Fiction<br />

er Kölner Dom ist noch in Sichtweite, Köln<br />

Dund Bonn mit der Straßenbahn jeweils 20<br />

Minuten entfernt. Und doch ist das Vorgebirge,<br />

der linksrheinische Landstrich dazwischen,<br />

tiefste deutsche Provinz. Ausgerechnet dieser<br />

in sich abgeschlossene Mikrokosmos ist Schauplatz<br />

eines <strong>Dokument</strong>arfilms. „Für die Menschen,<br />

die dort wohnen, ist das Vorgebirge die<br />

schaft wird gegründet, bürokratische und finanzielle<br />

Hürden allmählich abgebaut. Kaum ist<br />

das Projekt aufs Gleis gehoben, setzt schon die<br />

schleichende Kommerzialisierung ein. Alexander<br />

und Aleksandra ziehen die Reißleine.<br />

Der Fall der Berliner Mauer, der Niedergang<br />

der militärischen Herrschaft und die damit verbundene<br />

gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche<br />

Annäherung zwischen Ost und West<br />

bewog Günter Grass zu seiner Erzählung „Unkenrufe“.<br />

Die Verfilmung <strong>als</strong> deutsch-polnische<br />

Koproduktion, die in Danzig, Litauen, Bochum,<br />

Düsseldorf und Köln gedreht wurde, ist nach<br />

„Die Blechtrommel“ und „Die Rättin“ erst die<br />

dritte Grass-Verfilmung. Regisseur Robert Glinski<br />

(„Hi Tereska“) und das vierköpfige Autorenteam<br />

adaptierten die Vorlage in freier Anleh-<br />

landet, allein auf sich gestellt, versehentlich auf<br />

Jamaika. Helen geht das Geld aus. Daran ist<br />

nicht nur die Einheimische Rosie (Nikki Amura-<br />

Bird) schuld, die immer mal gern Touristen<br />

foppt. Notgedrungen raufen sich die beiden<br />

jungen Frauen zusammen. Bald stellt Helen im<br />

Land der Reggae-Musik fest, dass sie nicht unbedingt<br />

nach Nashville weiterfliegen muss, um<br />

glücklich zu sein.<br />

Ed Herzog, 1997 vielfach für seinen Kurzfilm<br />

„Ku’Damm Security“ ausgezeichnet, erläutert,<br />

dass er in seinem zweiten Spielfilm nach<br />

„Happy Weekend“ (1996) die Selbstfindung the-<br />

zu erkennen. Augenzwinkernd sieht er sie sogar<br />

im 2003 an ihn vergebenen Gerd-Ruge-Stipendium<br />

der <strong>Filmstiftung</strong> bestätigt: „Das Stipendium<br />

hat die Sache sehr erleichtert. Mit dem<br />

Geld konnte ich sozusagen die ganze Recherche<br />

abdecken. Das ist ja bei <strong>Dokument</strong>ationen<br />

sonst nie der Fall. Da gab es bei mir <strong>als</strong>o wirklich<br />

nichts zu jammern...“<br />

Deutschland 2004<br />

Regie: Konstantin Faigle; Drehbuch: Konstantin Faigle;<br />

Co-Recherche: Michael Pfizenmaier; Mitwirkende:<br />

Alice Schwarzer, Pater Anselm Grün, Prof. Walter<br />

Jens, Prof. Dr. Florian Holsboer, Hans und Josefine<br />

Faigle, Vera F. Birkenbihl, Prof. Dr. Ortwin Renn,<br />

Prof. Günter Jerouschek; Produktion: unafilm, Titus<br />

Kreyenberg; www.timebandits-films.de<br />

Mitte der Welt“, erläutert Regisseurin Alexandra<br />

Sell. In ihrem Langfilm-Debüt porträtiert die<br />

Absolventin der Kunsthochschule für Medien<br />

Köln vier der Bewohner über ein Jahr hinweg.<br />

Sie folgt ihnen in ihre Dorfvereine, erkundet ihre<br />

Lebensziele und kommentiert die eigentlich<br />

belanglosen Vorkommnisse so aus dem Off,<br />

dass sie eine gesteigerte Dramaturgie erhalten.<br />

Einst führte die Arbeit an einem Doku-Kurzfilm<br />

Alexandra Sell in die englische Provinz. Das<br />

Thema Heimat ließ sie fortan nicht mehr los,<br />

denn sie merkte, dass sie wenig über ihr eigenes<br />

Land wusste. Die aus Hamburg stammen-<br />

nung, aber ganz im Sinne des satirisch überspitzenden<br />

Geistes und des Duktus der Tragikomödie.<br />

Günter Grass schrieb im Vorfeld zum<br />

deutsch-polnischen Verhältnis: „Es sind jetzt andere<br />

Generationen da, die ein Recht darauf haben,<br />

dass die Aufrechnerei ein Ende findet. Darum<br />

habe ich mich immer bemüht, dafür habe<br />

ich mich eingesetzt. Wenn der Film dazu einen<br />

Beitrag leisten kann, bin ich froh; wenn dabei<br />

gelacht werden kann, noch mehr.“<br />

Deutschland/Polen 2005<br />

Regie: Robert Glinski; Buch: Klaus Richter, Pawel<br />

Huelle, Cezary Harasimowicz, Bhasker Patel; Darsteller:<br />

Krystyna Janda, Matthias Habich, Dorothea<br />

Walda, Udo Samel, Joachim Król, Anne Kasprik;<br />

Produktion: Zieglerfilm Köln GmbH, Ziegler Film<br />

GmbH & Co. KG und Filmcontract Ltd. (Warschau)<br />

mit Killerpic Ltd. (London), Degeto Film GmbH und<br />

Telewizja Polska S.A.<br />

newsletter@filmstiftung.de – Kinovorschau<br />

matisieren wollte. „Der Film handelt davon, dass<br />

das, was man sich sehnsüchtig wünscht, nicht<br />

unbedingt das Beste für einen ist. Und dass das<br />

Glück im Moment liegt, nicht an einem anderen<br />

Ort und in einer anderen Zeit, sondern hier<br />

und jetzt. In diesem Moment.“<br />

Deutschland 2005<br />

Regie: Ed Herzog; Drehbuch: Ed Herzog, Paul Herzberg;<br />

Darsteller: Heike Makatsch, Nikki Amura-Bird,<br />

Wotan Wilke Möhring, Michael Gwisdek, Ivan<br />

Shvedoff, Carl Bradshaw; Produktion: Egoli Tossell<br />

Film AG, Judy Tossell; Koproduktion: Medienfonds<br />

German Film Produktions GmbH & Co. KG, Deutsche<br />

Columbia Pictures, Babelsberg Film GmbH /<br />

Studio Babelsberg GmbH<br />

www.almostheaven-derfilm.de<br />

de Wahl-Kölnerin entdeckte das Vorgebirge für<br />

sich, denn es war ihr wichtig, sagt Sell, „direkt<br />

vor meiner eigenen Haustür auf die Suche zu gehen<br />

– nach der These: Das Fremde beginnt<br />

gleich nebenan.“<br />

Seine Uraufführung feierte der <strong>Dokument</strong>arfilm<br />

beim Internationalen Forum des jungen<br />

Films der Berlinale 2005.<br />

Deutschland 2005<br />

Regie, Drehbuch und Off-Kommentar: Alexandra Sell;<br />

Mitwirkende: Hans Wilhelm Dümmer, Sophia Rey,<br />

Mark Basinsky, Giuseppe Scolaro; Produktion: 2Pilots,<br />

Jörg Siepmann, Harry Flöter mit ZDF - Das<br />

kleine Fernsehspiel; www.realfictionfilme.de


Dear Wendy<br />

Kinostart: 6. Oktober<br />

Verleih: Legend Films International<br />

s war noch nie viel los in dieser namenlosen,<br />

Each so typischen Kleinstadt irgendwo in<br />

Amerika. Erfolgreich hatte sich der Junge Dick<br />

verweigert, wie der Vater in der städtischen Mine<br />

zu arbeiten. Dick las lieber Bücher und stieß<br />

eines Tages auf Wendy – eine Pistole, die seine<br />

Leidenschaft weckte. So kam er mit Freddie<br />

und dann mit Huey, Stevie und Susan zusammen.<br />

Es wurde ein Club der romantischen<br />

Außenseiter. Sie alle legten sich Pistolen zu und<br />

verschworen sich zu einer Gemeinschaft mit<br />

dem ehernen Prinzip, ihre Waffen nie zu be-<br />

Maria an Callas<br />

Kinostart: 20. Oktober<br />

Verleih: Nighthawks Pictures<br />

it 50 steht der Designer Jost am Wen-<br />

Mdepunkt, <strong>als</strong> seine Frau Maria nach langem<br />

Leiden stirbt. Bei der Verwaltung des Nachlasses<br />

stößt er auf ein Verzeichnis von E-Mail-<br />

Briefen, die Maria an eine Frau namens Annie<br />

schrieb. Überrascht stellt Jost fest, dass seine<br />

Frau sich für ihre Schilderungen sein eigenes Leben<br />

auslieh. Neugierig nimmt er den Mail-Kontakt<br />

zu Annie wieder auf und gibt sich dabei <strong>als</strong><br />

seine Frau aus. Langsam entwickelt sich eine tie-<br />

Der kleine Eisbär 2<br />

Die geheimnisvolle<br />

Insel<br />

Kinostart: 29. September<br />

Verleih: Warner Bros.<br />

eimweh macht traurig. Der kleine Pinguin<br />

HCaruso kennt das genau, denn jedes Mal<br />

bei Vollmond muss er an den Südpol denken<br />

und beginnt zu singen. Die grantigen Eisbären<br />

Kalle, Palle und Nalle schert das wenig. Ihnen<br />

geht Caruso auf die Nerven und deshalb stopfen<br />

sie ihn kurzerhand in einen Waggon Richtung<br />

Süden. Der kleine Eisbär Lars und Robby,<br />

die Seerobbe, wollen helfen, und sie werden<br />

nutzen. Doch dann kam Sebastian und mit ihm<br />

ein neues Moment von Aggression und Konkurrenz.<br />

Doch damit Wendy erstm<strong>als</strong> töten<br />

wird, sind Impulse von außen notwendig.<br />

Es war schon immer nur eine feine Linie zwischen<br />

Schein und Sein, Traum und Wirklichkeit,<br />

Spiel und Ernst. Lars von Trier hat darüber ein<br />

weiteres Drehbuch geschrieben, in dem er sich<br />

mit dem amerikanischen Traum und seiner realen<br />

Umsetzung auseinandersetzte. Für die Verfilmung<br />

fand sich der dänische Landsmann Tomas<br />

Vinterberg, von Triers erster Meisterschüler<br />

in der Dogma-Bewegung. Ihr gemeinsames<br />

Werk „Dear Wendy“, das auch in einer alten Zeche<br />

in Bergkamen gedreht wurde, ist eine romantische<br />

Ballade aus Mark Twains „Tom Sawyer“<br />

und Arthur Penns „Bonnie & Clyde“, an-<br />

Der Schatz der<br />

weißen Falken<br />

Kinostart: 12. Oktober<br />

Verleih: Falcom Media Group<br />

benteuer ist das Unbekannte, Unbere-<br />

Achenbare“, sagt Christian Zübert über seinen<br />

zweiten Spielfilm und entsprechend stehen<br />

Freundschaft und Abenteuer auf dem Programm.<br />

Lange schon wollten der elfjährige Jan<br />

und seine besten Freunde Stevie und Basti die<br />

geheimnisvolle Kattler-Villa erforschen. Hier finden<br />

sie einen Schatzplan der „Weißen Falken,<br />

die zehn Jahre zuvor eine wilde Kinderbande<br />

waren, bis ihr Anführer spurlos verschwand. Viel<br />

fe Freundschaft zwischen Annie und Jost und<br />

er beschließt, die Frau am anderen Ende der Leitung<br />

aufzusuchen. Aber auch Annie hat nicht<br />

in allen Punkten die Wahrheit über ihr Leben<br />

gesagt.<br />

Eine alltäglich scheinende Liebesgeschichte<br />

erzählt Petra Katharina Wagner („Oskar und<br />

Leni“) in ihrer vierten Regiearbeit nach eigener<br />

Drehbuchvorlage. Mit feiner Ironie und bittersüßem<br />

Humor enttarnt sie die trügerische Flucht<br />

aus Isolation und Einsamkeit in die Internet-Welt<br />

der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten und<br />

Identitätswechsel <strong>als</strong> Illusion, eröffnet ihren Protagonisten<br />

aber auch die Hintertür zur Rückkehr<br />

in die Realität mit allen damit verbundenen Freuden<br />

und Konflikten. Götz George und Elisabeth<br />

ebenfalls im Zug eingesperrt. So beginnt eine<br />

abenteuerliche Reise; zuerst übers Land, dann<br />

weiter auf einem Fischkutter. Schließlich stranden<br />

die Freunde auf einer geheimnisvollen Insel,<br />

wo es allerlei seltsame Tiere gibt und die<br />

Sonne heiß vom Himmel scheint. Hier findet<br />

Lars in einer Höhle das Skelett eines merkwürdigen<br />

Fisches. Auch andere betrachten den<br />

Fund. Sie erzählen davon und bringen damit das<br />

Inselparadies in große Gefahr.<br />

Es tut sich was im deutschen Zeichentrickfilm,<br />

vor allem wenn Thilo Graf Rothkirch und<br />

Piet de Rycker verantwortlich zeichnen. Das Regieteam<br />

setzt auf fantasievolle Drehbücher und<br />

sorgfältige Machart und konnte mit „Tobias Totz<br />

und sein Löwe“ und zuletzt „Lauras Stern“ erfolgreiche<br />

Adaptionen von etablierten Kinderbüchern<br />

vorweisen. Flaggschiff aber ist einmal<br />

gesiedelt in einem streng abgezirkelten Areal<br />

weniger Häuser rund um einen Marktplatz, fotografiert<br />

in harten, entsättigten Farben von Kameramann<br />

Anthony Dod Mantle („28 Days Later“)<br />

und musikalisch verziert von den zarten<br />

Popsounds der britischen Sixties-Band The Zombies.<br />

Ein verstörender Film über jugendliche<br />

Sehnsüchte und die Sackgassen, in die sie führen<br />

können.<br />

Dänemark/Frankreich/Deutschland/Großbritannien<br />

2005<br />

Regie: Tomas Vinterberg; Buch: Lars von Trier; Darsteller:<br />

Jamie Bell, Michael Angarano, Danso Gordon,<br />

Novella Nelson, Bill Pullman, Chris Owen, Alison<br />

Pill, Mark Webber; Produktion: Pain Unlimited,<br />

Lucky Punch, Nimbus Film ApS und Zentropa Entertainment<br />

in Koproduktion mit Heimatfilm - Produktionsgesellschaft<br />

für Film und TV;<br />

www.dearwendy.de<br />

Zeit bleibt Jan und seinen Freunden nicht, denn<br />

die Sommerferien gehen zu Ende und danach<br />

wird Jan aus der Gegend fortziehen. Ungestört<br />

sind die Jungs bei ihrer Schatzsuche allerdings<br />

nicht, denn Marie und ihre Bande sind ihnen<br />

hart auf den Fersen.<br />

Christian Zübert hat den Erfolg seines Debüts<br />

„Lammbock“ gut verkraftet und legt nun<br />

einen Abenteuerfilm vor, der von seiner eigenen<br />

Jugend beeinflusst ist. So hat er die Handlung<br />

im Jahre 1981 angesiedelt, „weil ich selbst in dieser<br />

Zeit im Alter meiner Filmhelden war“. Auch<br />

der Schauplatz, die Fränkische Schweiz, ist Zübert<br />

aus eigenen Ferienerlebnissen gut in Erinnerung.<br />

Gedreht wurde aber auch in Köln und<br />

Umgebung. Viel Sorgfalt wurde auf die Besetzung<br />

der jugendlichen Hauptrollen verwandt;<br />

Trissenaar spielen in den Hauptrollen <strong>als</strong> verlorene<br />

Seelen auf dem mühseligen, aber lohnenden<br />

Pfad zurück zu sich und der Herausforderung<br />

zur persönlichen Auseinandersetzung.<br />

Eine moderne Liebesgeschichte, gedreht in Essen,<br />

Düsseldorf und Heiligendamm, in tragikomischem<br />

Gewand, wahrhaftig erzählt und einfühlsam<br />

gespielt.<br />

Deutschland 2005<br />

Regie: Petra Katharina Wagner; Buch: Petra Katharina<br />

Wagner; Darsteller: Elisabeth Trissenaar, Götz George,<br />

Martina Gedeck, Vadim Glowna, Inga Busch,<br />

Claudia Michelsen, Ingo Naujoks, Katharina Thalbach,<br />

Esther Schweins; Produktion: Moonfilm und<br />

BB Film (Köln) in Koproduktion mit CH Media Berlin-Brandenburg<br />

unter Senderbeteiligung des NDR<br />

mehr Hans de Beers „Der kleine Eisbär“, der nun<br />

sein zweites Leinwandabenteuer erlebt. Der erste<br />

Film war zur Entstehungszeit die teuerste<br />

deutsche Zeichentrickproduktion und entwikkelte<br />

sich im Jahre 2001 zum Publikumsliebling<br />

mit rund 2,7 Millionen Besuchern. Entsprechend<br />

hoch sind die Erwartungen an den aufwändig<br />

gestalteten Nachfolger, der dank nochm<strong>als</strong> verbesserter<br />

Tricktechnik und mit seinen liebenswerten<br />

Helden alle Voraussetzungen für einen<br />

Blockbuster mitbringt.<br />

Deutschland 2005<br />

Regie: Thilo Graf Rothkirch, Piet De Rycker; Buch:<br />

Piet De Rycker, Bert Schrickel, Thomas Wittenburg<br />

Produktion: Rothkirch Cartoon-Film und Warner<br />

Bros. Entertainment GmbH unter Beteiligung des<br />

WDR<br />

www.derkleineeisbaer.de<br />

alle Akteure waren während der Dreharbeiten<br />

zwischen elf und dreizehn Jahren alt. Eine allzu<br />

enge Anlehnung an Kinovorbilder aus den<br />

80er Jahren wie „Die Goonies“ und „Stand by<br />

me“ hat Zübert bewusst vermieden. Seine Helden<br />

sind keine Superhelden, sondern zuerst und<br />

vor allem Kinder an der Schwelle zur Pubertät.<br />

Glaubwürdige Charakterzeichnung und starke<br />

Konflikte sind beste Voraussetzungen für ein großes<br />

Kinoabenteuer made in Germany.<br />

Deutschland 2005<br />

Regie: Christian Zübert; Buch: Christian Zübert, Darsteller:<br />

David Bode, Kevin Köppe, Tamino zum Felde,<br />

Viktoria Scherer; Produktion: Little Shark Entertainment<br />

in Koproduktion mit Medienfonds German<br />

Film Productions unter Beteiligung von Sat.1<br />

www.derschatzderweissenfalken.de<br />

Kinovorschau – newsletter@filmstiftung.de 31


WARNER BROS. PRÄSENTIERT<br />

EINE PRODUKTION DER ROTHKIRCH/CARTOON-FILM IN CO-PRODUKTION MIT WARNER BROS. FILM PRODUCTIONS GERMANY UND MABO NACH DEN BÜCHERN VON HANS DE BEER ERSCHIENEN IM NORD SÜD VERLAG MUSIK HANS ZIMMER NICK GLENNIE-SMITH<br />

DREHBUCH BERT SCHRICKEL THOMAS WITTENBURG PIET DE RYCKER ROLF GIESEN ANIMATIONSREGIE KRIS VAN ALPHEN ALBERTO CAMPOS CGI COMPOSITING JÖRN RADEL DANIEL FRAASS SEBASTIAN HOFMANN<br />

DESIGN ALEXANDER LINDNER BRANISLAV PERKOVIC MAN ARENAS CO-PRODUZENT JAKOB BOSCH PRODUZENTEN MAYA GRÄFIN ROTHKIRCH THILO GRAF ROTHKIRCH REGIE THILO GRAF ROTHKIRCH PIET DE RYCKER<br />

www.DerKleineEisbaer.de<br />

Ab 29. September im Kino<br />

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