Gütegemeinschaft Friedhofsysteme e.V. - Friedhofssysteme.de
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<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Kronenstraße 55-58<br />
10117 Berlin<br />
T: +49 30 20314-575<br />
F: +49 30 20314-565<br />
www.friedhofsysteme.<strong>de</strong><br />
info@friedhofsysteme.<strong>de</strong>
.<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong><br />
<strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln
Inhaltsangabe<br />
Thema: Begrüßung und Vorstellung<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln<br />
Referent: Hubert Schmitt, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong><br />
Friedhofsystem e.V., Berlin<br />
Thema: Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland –<br />
neue Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen<br />
Referenten: Dipl.-Ing. Hans San<strong>de</strong>r, DLU Berlin<br />
Roland Braun, stellv. Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
RAL <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V., Berlin<br />
Thema: ÖPP - öffentlich-private Partnerschaften im Friedhofswesen-<br />
Möglichkeiten im Zusammenspiel von Kommunen und Wirtschaft<br />
Referenten: Dipl.-Ing. Ulrich Zimmermann, UTAG Ingenieure Berlin<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Fleitz, Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n<br />
Dipl.-Betrw. Uwe Kunzler, Friedhofs- und Bestattungsbetrieb <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt<br />
Saarbrücken<br />
Thema: Be<strong>de</strong>utung und Risiken von Gelän<strong>de</strong>- und Bo<strong>de</strong>neigenschaften für Friedhöfe –<br />
Einsatz von Grabkammern an problematischen Standorten<br />
Referent: Dr. Hermann Behmel, Universität Stuttgart<br />
Thema: Vorstellung <strong>de</strong>r novellierten Gütesicherung RAL-GZ 502/1<br />
Referenten: Dr. Bernhard Fischer, Bun<strong>de</strong>samt für Bauwesen und Raumordnung, Bonn<br />
Roland Braun, Obmann Güteausschuss <strong>de</strong>r RAL <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong><br />
e.V., Berlin
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln<br />
Thema: Begrüßung und Vorstellung<br />
Referent: Hubert Schmitt, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r <strong>Gütegemeinschaft</strong><br />
<strong>Friedhofsysteme</strong> e.V., Berlin
Begrüßung und Vorstellung<br />
Hubert Schmitt, Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r RAL- <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V., Berlin<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
zur heutigen Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r RAL – <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.,<br />
unter <strong>de</strong>m Motto „Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland – Herausfor<strong>de</strong>rungen im<br />
Friedhofswesen“ begrüße ich Sie aufs herzlichste.<br />
Wie Sie vielleicht einigen Fachzeitungen schon entnehmen konnten, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>n Mitglie<strong>de</strong>rn<br />
unserer <strong>Gütegemeinschaft</strong> nach einjähriger Überarbeitungszeit und Durchführung eines<br />
Anerkennungsverfahrens mit <strong>de</strong>n betroffenen Fach- und Verkehrskreisen sowie <strong>de</strong>n<br />
zuständigen Behör<strong>de</strong>n, im Oktober letzten Jahres erneut das RAL- Gütezeichen<br />
<strong>Friedhofssysteme</strong> verliehen. - erstmals wur<strong>de</strong> das Gütezeichen 2001 verliehen –<br />
Basis <strong>de</strong>r jetzigen Zertifizierung sind die aktualisierten Güte- und Prüfbestimmungen, die wir<br />
Ihnen heute auch vorstellen und die Sie gerne von uns erhalten können.<br />
Damit können die Träger von Friedhöfen wie<strong>de</strong>r auf Anfor<strong>de</strong>rungen zurückgreifen, die<br />
Herstellung und konstruktive Ausführung von funktionsfähigen Grabkammersystemen,<br />
sowie ober- und unterirdische Anlagen im Bereich von Friedhöfen regeln.<br />
Zielsetzung <strong>de</strong>r RAL- <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> ist die pietätvolle und<br />
umweltfreundliche Anwendung von qualitativ hochwertigen Systemen unter Beachtung<br />
<strong>de</strong>r traditionellen Bestattungsformen.<br />
Unsere <strong>Gütegemeinschaft</strong>, im Mai 1999 in Berlin unter <strong>de</strong>m Dach <strong>de</strong>s ZDB, Zentralverbands<br />
<strong>de</strong>s Deutschen Baugewerbes, gegrün<strong>de</strong>t, bietet Entwicklern, Herstellern und Vertreibern von<br />
<strong>Friedhofsysteme</strong>n die Möglichkeiten und das Forum einer kompetenten Gemeinschaft zu<br />
nutzen, ihre Systeme, unter genannten Aspekten geprüft, überwacht und weiterentwickelt, an<br />
Sie, die Fachwelt mit <strong>de</strong>r Sicherheit und Garantie <strong>de</strong>r Funktionstüchtigkeit weiterzugeben.<br />
An <strong>de</strong>n bereits vorhan<strong>de</strong>nen und <strong>de</strong>n sich noch auftuen<strong>de</strong>n Problemen auf <strong>de</strong>n Friedhöfen in<br />
Deutschland gemessen, sind unsere bisherigen Systemen noch lange nicht vollständig, um alle<br />
diese Probleme zu lösen. Aber mit <strong>de</strong>n zertifizierten Grabkammersystemen können wir bereits<br />
auf über 20 Jahre erfolgreiche Zusammenarbeit mit <strong>de</strong>n Friedhofsträgern und <strong>de</strong>n zuständigen<br />
Behör<strong>de</strong>n und Planern zurückgreifen. Seit Einsatzbeginn sind zwischenzeitlich über 50.000<br />
funktionieren<strong>de</strong> Bestattungsplätze geschaffen wor<strong>de</strong>n. Nutzen Sie diese Kompetenz!<br />
Wenn wir heute von einer Auftaktveranstaltung sprechen, be<strong>de</strong>utet dies, dass noch weitere<br />
Informationsveranstaltungen, sei es durch die <strong>Gütegemeinschaft</strong> o<strong>de</strong>r von ihren Mitglie<strong>de</strong>rn,<br />
durchgeführt wer<strong>de</strong>n. Die Termine wer<strong>de</strong>n rechtzeitig in <strong>de</strong>n bekannten Fachzeitschriften, wie<br />
Friedhofskultur, GaLaBau, Kommunaler Beschaffungsdienst o<strong>de</strong>r Top Inform veröffentlicht.<br />
Selbstverständlich können Sie sie auch über die <strong>Gütegemeinschaft</strong> abrufen.<br />
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich greife unseren heutigen Referenten nicht vor,<br />
wenn ich feststelle, dass die Träger und Betreiber von Friedhofsanlagen unterschiedlichster<br />
Art, jetzt schon und zukünftig mit Entwicklungen und gesellschaftlichen Trends ebenfalls in<br />
verschie<strong>de</strong>nen Formen und Auswirkungen zu tun haben wer<strong>de</strong>n. Auch in <strong>de</strong>r Vergangenheit<br />
waren eine Vielzahl von Problemen existent, doch oft nicht so transparent o<strong>de</strong>r so offen<br />
behan<strong>de</strong>lt, wie in <strong>de</strong>r jetzigen Zeit.
Friedhof, Tod, Verwesung, Mumifizierung, Wachsleichen und vieles mehr waren eher<br />
Tabuthemen und man hat nicht so gerne darüber gesprochen. Heute stellt man sich <strong>de</strong>n<br />
Problemen und versucht sie, letztlich auch unter <strong>de</strong>m Aspekt <strong>de</strong>s Schutzes von Umwelt,<br />
Bö<strong>de</strong>n und Gewässer, zu lösen.<br />
In <strong>de</strong>n Kommunen hält auch eine viel offenere Behandlung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>r Flächen<br />
und Anlagen Einzug. Nicht mehr Subventionieren von unwirtschaftlichen Bereichen o<strong>de</strong>r<br />
Kostenstellen durch wirtschaftliche, son<strong>de</strong>rn die getrennte Darstellung und das Streben nach<br />
Verbesserung und Verlustminimierung sind mehr und mehr die Zielsetzung <strong>de</strong>r Verwaltungen<br />
und <strong>de</strong>r kommunalen Fachbereiche.<br />
Darum liegt <strong>de</strong>r Schwerpunkt unserer heutigen Veranstaltung darin, zum einen diese<br />
Entwicklungen, Probleme und Trends aufzuzeigen, sie als Herausfor<strong>de</strong>rung zu sehen<br />
und nach Möglichkeiten <strong>de</strong>r Zusammenarbeit bis hin zu einer Partnerschaft zu fin<strong>de</strong>n.<br />
Sicher sind viele Anregungen unserer Fachthemen für manche zutreffend, aber für an<strong>de</strong>re nur<br />
beispielhaft und nicht eins zu eins übertragbar. Das soll uns alle aber nicht daran hin<strong>de</strong>rn,<br />
vielleicht auch später daheim in <strong>de</strong>n Kommunen, mit aller Offenheit die Verhältnisse und<br />
Situationen vor Ort anhand <strong>de</strong>r Beispiele abzuprüfen und zu verbessern.<br />
Wenn wir das mit unserer Veranstaltung erreichen, ist es mehr als man erwarten durfte und<br />
unsere <strong>Gütegemeinschaft</strong> kommt ihrer bereits genannten Zielsetzung ein Stück näher.<br />
Betrachten wir <strong>de</strong>n <strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>l nicht als Risiko son<strong>de</strong>rn als Chance und als<br />
positive Herausfor<strong>de</strong>rung, diesen Wan<strong>de</strong>l mitzugestalten und zu nutzen.<br />
Unser Dank gilt jetzt schon Ihnen, die Sie we<strong>de</strong>r Zeit noch Mühen gescheut haben, heute bei<br />
unserer Veranstaltung dabei zu sein. Ich kann Ihnen versprechen, dass Sie dafür von unseren<br />
kompetenten Referenten mehr als entschädigt wer<strong>de</strong>n.<br />
Um einen planmäßigen Ablauf unserer Veranstaltung zu gewährleisten, bitten wir Sie, Ihre<br />
Fragen zu <strong>de</strong>n jeweiligen Themen in <strong>de</strong>r abschließen<strong>de</strong>n Diskussion zu stellen. Unsere<br />
Referenten und die Mitglie<strong>de</strong>r unserer <strong>Gütegemeinschaft</strong> wer<strong>de</strong>n Ihnen zur Beantwortung zur<br />
Verfügung stehen.<br />
Abschließend darf ich Ihnen und uns eine interessante und erfolgreiche Veranstaltung<br />
wünschen und danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit!
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln<br />
Thema: Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland –<br />
neue Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen<br />
Referenten: Dipl.-Ing. Hans San<strong>de</strong>r, DLU Berlin<br />
Roland Braun, stellv. Vorsitzen<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
RAL <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V., Berlin
Demografischer Wan<strong>de</strong>l in<br />
Deutschland - Auswirkungen auf die<br />
Bauwirtschaft.<br />
Vortrag von<br />
Dipl.-Ing. Hans San<strong>de</strong>r<br />
DLU - Dienstleister Unternehmens-<br />
entwicklung, Berlin<br />
anlässlich <strong>de</strong>r<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r RAL-<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Der <strong>de</strong>mografische Wan<strong>de</strong>l hat<br />
Auswirkungen auf:<br />
� die Bevölkerung<br />
� die privaten Haushalte<br />
� die Erwerbspersonen<br />
� <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Künftige<br />
Bevölkerungsdynamik<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf die Bevölkerung<br />
� räumliche Spaltung <strong>de</strong>r Entwicklung<br />
� wachsen<strong>de</strong> und schrumpfen<strong>de</strong><br />
Bevölkerungen nebeneinan<strong>de</strong>r<br />
� ten<strong>de</strong>nziell: Ost-West-Gefälle<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf die Bevölkerung<br />
Sowohl in wachsen<strong>de</strong>n als auch<br />
schrumpfen<strong>de</strong>n Bevölkerungen fin<strong>de</strong>t ein<br />
Alterungsprozess statt (mit unterschiedlicher<br />
Intensität und unterschiedlichen Ursachen).<br />
� wachsen<strong>de</strong> Regionen:<br />
von Be<strong>de</strong>utung: Zunahme <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r<br />
älteren Menschen (weniger die Abnahme <strong>de</strong>r<br />
Jüngeren)<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf die Bevölkerung<br />
� Schrumpfen<strong>de</strong> Regionen:<br />
von Be<strong>de</strong>utung: Abnahme <strong>de</strong>r<br />
schulpflichtigen Jahrgänge bei gleichzeitiger<br />
Zunahme <strong>de</strong>r älteren Menschen.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf die Bevölkerung<br />
Die Internationalisierung überlagert die<br />
Komponenten Dynamik und Alterung:<br />
Zuwan<strong>de</strong>rung fin<strong>de</strong>t überwiegend in <strong>de</strong>n<br />
Städten statt, wo die altersstrukturellen<br />
Verschiebungen nur eine geringe<br />
Be<strong>de</strong>utung haben.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Dynamik <strong>de</strong>r<br />
privaten<br />
Haushalte<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf die privaten<br />
Haushalte<br />
Der Trend geht weiterhin in Richtung<br />
kleinerer Haushalte.<br />
Im Westen konzentrieren sich Schrumpfung<br />
und Stagnation vor allem auf die<br />
altindustrialisierten Regionen.<br />
Eine be<strong>de</strong>uten<strong>de</strong> Zunahme fin<strong>de</strong>t in <strong>de</strong>n<br />
Nachbarregionen <strong>de</strong>r Wachstumszentren<br />
statt.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf die Erwerbspersonen<br />
Die Heraufsetzung <strong>de</strong>s gesetzlichen<br />
Rentenalters wie auch eine Verkürzung <strong>de</strong>r<br />
Ausbildungszeiten verlängern die<br />
Lebensarbeitszeit und modifizieren die<br />
<strong>de</strong>mografischen Einflüsse, so dass bis 2020<br />
die Zahl <strong>de</strong>r Erwerbspersonen in etwa<br />
konstant bleibt.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf die Erwerbspersonen<br />
Der Alterungsprozess hat zwei<br />
Auswirkungen:<br />
1. Die Zahl <strong>de</strong>r Erwerbspersonen nimmt<br />
langfristig ab, weil die hinzu kommen<strong>de</strong>n<br />
Jahrgänge zahlenmäßig geringer<br />
sind.<br />
2. Die Anteil älterer Erwerbspersonen<br />
steigt.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
Viele Regionen wachsen durch<br />
Zuwan<strong>de</strong>rung in <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Bevölkerung<br />
wie auch in <strong>de</strong>r Zahl <strong>de</strong>r Haushalte.<br />
Daher bietet sich <strong>de</strong>rzeit ein völlig<br />
uneinheitliches Bild <strong>de</strong>r Wohnungsmärkte.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
Trotz Schrumpfung wer<strong>de</strong>n die strukturellen<br />
Verschiebungen zu <strong>de</strong>utlichen<br />
Nachfrageverän<strong>de</strong>rungen führen.<br />
Denn kleinere Haushalte haben größeren<br />
Flächenbedarf, wohnen aber weniger häufig<br />
im Eigentum.<br />
D.h. mehr kleinere Haushalte be<strong>de</strong>utet<br />
höhere Pro-Kopf-Wohnflächen und<br />
niedrigere Eigentumsquoten.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
alte Län<strong>de</strong>r<br />
Die Eigentumsquote steigt von 2005 bis<br />
2020 von <strong>de</strong>rzeit gut 46 % auf 49 %.<br />
Pro-Kopf-Wohnfläche<br />
Eigentümerhaushalte Mieterhaushalte:<br />
2002: 48 m2 37 m2<br />
2020: 52 m2 40 m2<br />
= + 7 %.<br />
Zahlen nach: Raumordnungsprognose 2020 / 2050 <strong>de</strong>s BBR.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
neue Län<strong>de</strong>r<br />
Die Eigentumsquote steigt von 2002 bis<br />
2020 von <strong>de</strong>rzeit gut 32 % auf 39 %.<br />
Pro-Kopf-Wohnfläche<br />
Eigentümerhaushalte Mieterhaushalte:<br />
2002: 41 m2 34 m2<br />
2020: 47 m2 38 m2<br />
= + 13 %.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
Neubaupotenzial<br />
Der Bedarf an Wohnungen in neu<br />
errichteten Gebäu<strong>de</strong>n wird in <strong>de</strong>n Jahren<br />
2006 bis 2020 bun<strong>de</strong>sweit bei ca. 226.000.<br />
Liegen (zum Vergleich: 2005: 210.000.)<br />
Insbeson<strong>de</strong>re die Nachfrage nach Wohnungen<br />
in Ein- und Zweifamilienhäusern<br />
wird nach 2010 abnehmen, da sich die Zahl<br />
<strong>de</strong>r typischen Wohneigentumsbildner<br />
verringert.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
Das Leerstandsrisiko ist im vermieteten<br />
Geschosswohnungsbau regional höchst<br />
unterschiedlich.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Leerstandsrisiko<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auswirkungen auf <strong>de</strong>n Wohnungsmarkt<br />
In Regionen mit geringem Leerstandsrisiko<br />
können die Investitionskalküle stärker in<br />
Richtung Neubau und Angebotserweiterung<br />
gehen.<br />
In Regionen mit hohem Leerstandsrisiko<br />
müssen die Marktchancen <strong>de</strong>r Bestän<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>utliche herausgearbeitet und neu <strong>de</strong>finiert<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
D.h. also:<br />
Es gibt keinen einheitlichen <strong>de</strong>mografischen<br />
Wan<strong>de</strong>l, <strong>de</strong>r alle Regionen und Kommunen<br />
gleichermaßen betrifft.<br />
Die Kommunen wer<strong>de</strong>n zu unterschiedlichen<br />
Zeitpunkten, mit unterschiedlicher<br />
Geschwindigkeit und Intensität von <strong>de</strong>n<br />
Auswirkungen <strong>de</strong>s <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>ls<br />
erfasst.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Aber:<br />
50 Prozent aller <strong>de</strong>utschen Kommunen<br />
wer<strong>de</strong>n bis zum Jahr 2020 schrumpfen -<br />
alle Kommunen wer<strong>de</strong>n altern.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Strategien für schrumpfen<strong>de</strong> Städte<br />
(„lean city“)<br />
Passive Strategien<br />
(quantitative Anpassung)<br />
Wohnungsrückbau<br />
Infrastrukturrückbau<br />
Aktive Strategien<br />
(qualitative Anpassung)<br />
För<strong>de</strong>rung von Arbeitsplätzen<br />
Gewerbeansiedlung<br />
Wohnumfeldverbesserung<br />
Zielgruppengerechte<br />
Wohnungen<br />
Ausbau / Anpassung<br />
kommunaler / sozialer<br />
Infrastrukturen<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Neben <strong>de</strong>r Arbeitsstandortkonkurrenz<br />
(Gewerbeansiedlung) wird die<br />
Wohnstandortkonkurrenz zwischen <strong>de</strong>n<br />
Kommunen zunehmen.<br />
Strategien zur Steigerung <strong>de</strong>r<br />
Attraktivität <strong>de</strong>s Wohnstandorts<br />
gewinnen daher an Be<strong>de</strong>utung.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Lösungsstrategien für die Kommunen<br />
Beispiele:<br />
� Gesamtstrategische Ansätze (im Sinne<br />
umfassen<strong>de</strong>r Stadtentwicklungskonzepte)<br />
� Gestaltung eines aktiven Miteinan<strong>de</strong>rs<br />
<strong>de</strong>r Generationen (z.B. Seniorennetzwerke)<br />
� Wohnen im Alter (Nachfrage nach<br />
seniorengerechten Infrastruktur wird<br />
größer. Gleichzeitig wachsen aber auch<br />
die Ansprüche an das Leben und<br />
Wohnen im Alter.)<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Lösungsstrategien für die Kommunen<br />
Es geht also nicht allein um die<br />
Wohnung, son<strong>de</strong>rn auch um das<br />
Nahversorgungsangebot, <strong>de</strong>n<br />
Anschluss an öffentliche<br />
Verkehrsnetze, die Nähe zu Serviceund<br />
Unterstützungseinrichtungen und<br />
ein Umfeld, das <strong>de</strong>n subjektiven<br />
Sicherheitsbedürfnissen entspricht.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Lösungsstrategien für die Kommunen<br />
� Maßnahmen zum Stadtumbau (alte<br />
Quartiere zurückbauen, neue<br />
entstehen lassen)<br />
� Anpassung <strong>de</strong>r Infrastruktur<br />
(verän<strong>de</strong>rter Nutzung von städtischer<br />
Infrastruktur)<br />
� Kin<strong>de</strong>r- und Familienfreundlichkeit<br />
(zentraler Standortfaktor im<br />
Wettbewerb um Einwohner.<br />
Gleichzeitig sind Kin<strong>de</strong>r das<br />
Zukunftspotenzial einer Stadt.)<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Perspektiven für die Bauwirtschaft<br />
These 1:<br />
Dynamische Bevölkerungsentwicklungen<br />
und Bevölkerungsstrukturen erzeugen<br />
Baubedarf, sowohl bezogen auf die<br />
Wohnungsmärkte als auch bezogen auf die<br />
öffentliche Infrastruktur.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Perspektiven für die Bauwirtschaft<br />
These 2:<br />
Die quantitative Anpassung vorhan<strong>de</strong>ner<br />
kommunaler Wohn- und Infrastrukturen<br />
eröffnet Geschäftsfel<strong>de</strong>r im Rückbau und<br />
<strong>de</strong>r Entsorgung/Recycling von<br />
Baumaterialien.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Perspektiven für die Bauwirtschaft<br />
These 3:<br />
Die qualitative Aufwertung <strong>de</strong>s Wohnungsbestan<strong>de</strong>s<br />
und <strong>de</strong>s Wohnumfel<strong>de</strong>s schafft<br />
steigen<strong>de</strong> Nachfrage nach Sanierungs- und<br />
Mo<strong>de</strong>rnisierungsleistungen im Bestand.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Perspektiven für die Bauwirtschaft<br />
These 4:<br />
Die Mitwirkung fachlich qualifizierter<br />
mittelständischer Bauunternehmen bei <strong>de</strong>r<br />
Entwicklung von Stadtumbaukonzepten<br />
erschließt Innovations- und<br />
Rationalisierungspotentiale (z.B. ÖPP /<br />
Energie-Contracting).<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Aus <strong>de</strong>m <strong>de</strong>mografischen Wan<strong>de</strong>l<br />
resultieren kurz- und mittelfristig große<br />
Chancen für die Bauwirtschaft.<br />
Der Stadtumbau ist ein<br />
Wachstumsmarkt für die Bauwirtschaft.<br />
Wir machen das. Das Deutsche Baugewerbe.
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Messezentrum Köln, 15. Mai 2007<br />
Demographischer<br />
Wan<strong>de</strong>l in Deutschland<br />
neue<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen im<br />
Friedhofswesen
Bevölkerungsentwicklung <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland<br />
Abhängig von vier Faktoren<br />
•Geburten<br />
•Zuwan<strong>de</strong>rung<br />
•Abwan<strong>de</strong>rung<br />
•Sterbefälle
Bevölkerungsentwicklung <strong>de</strong>r<br />
Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland<br />
� 1970 - 77,7 Mio. Einwohner<br />
� 1980 - 78,3 Mio. Einwohner<br />
� 1990 - 79,1 Mio. Einwohner<br />
� 2000 - 82,2 Mio. Einwohner
Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Geburtenzahlen<br />
� Kin<strong>de</strong>rquote von 2,13 je Frau<br />
seit 1904 rückläufig<br />
� Anfang <strong>de</strong>r 70er Jahre erstmals<br />
unterhalb <strong>de</strong>r Sterbezahlen<br />
� seither Ausgleich über<br />
Zuwan<strong>de</strong>rungsüberschuss<br />
� ca. seit 2005 nicht mehr<br />
ausreichend<br />
� Aktuell 1,4 Kin<strong>de</strong>r je Frau
Entwicklung <strong>de</strong>r<br />
Sterbezahlen<br />
� Sterbequote<br />
� 1960 bis 1990 – 1,1 bis 1,2 %<br />
= 0,9 bis 1,0 Mio.<br />
� 1990 bis 2000 – 1,0 %<br />
= 0,8 Mio.<br />
� 2000 bis 2050 – 1,6 bis 1,8 %<br />
= ca. 1,1 Mio<br />
� Künftige Erhöhung durch<br />
� Geburtenstarke Jahregänge in<br />
<strong>de</strong>n 60er Jahren<br />
� Verlängerung <strong>de</strong>r<br />
Lebenserwartung
Verän<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r<br />
Altersstruktur<br />
Vor 50 Jahren war je<strong>de</strong>r Dritte<br />
20 Jahre o<strong>de</strong>r Jünger,<br />
in 50 Jahren wird je<strong>de</strong>r Dritte<br />
60 o<strong>de</strong>r Älter sein
Entwicklung <strong>de</strong>r Geburten-<br />
und Sterbezahlen
Auswirkungen auf das<br />
Bestattungswesen<br />
� Sterblichkeit<br />
� 1960 bis 1990<br />
= 0,9 bis 1,0 Mio.<br />
� 1990 bis 2000<br />
= 0,8 Mio.<br />
� 2000 bis 2050 = ca. 1,1 Mio.<br />
� Steigerung um 35 bis 40 % (im<br />
Verhältnis zur Bevölkerung)<br />
� Singlehaushalte - mehr<br />
Menschen ohne Angehörige<br />
� erhöhte Binnenwan<strong>de</strong>rung mit<br />
selektiver Wirkung
Mögliche Verän<strong>de</strong>rungen im<br />
Bestattungs- und<br />
Friedhofswesen<br />
� Trend zur Billigbestattung<br />
� verstärkte Individualisierung<br />
� Liberalisierung<br />
� Öffentlich-Private<br />
Partnerschaften<br />
� Diversifizierung <strong>de</strong>r<br />
Bestattungsformen<br />
� Flexibilisierung <strong>de</strong>s<br />
Flächenmanagements<br />
� Aufhebung <strong>de</strong>s<br />
Bestattungszwangs
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln<br />
Thema: ÖPP - öffentlich-private Partnerschaften im Friedhofswesen-<br />
Möglichkeiten im Zusammenspiel von Kommunen und Wirtschaft<br />
Referenten: Dipl.-Ing. Ulrich Zimmermann, UTAG Ingenieure Berlin<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Fleitz, Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n<br />
Dipl.-Betrw. Uwe Kunzler, Friedhof- und Bestattungsbetrieb<br />
<strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken
ÖPP IM FRIEDHOFSWESEN<br />
Beispiel <strong>de</strong>r Zusammenarbeit<br />
von Kommune und Privatwirtschaft<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Zimmermann, UTAG Ingenieure GmbH<br />
D-10117 Berlin, Quartier 207 Friedrichstraße 76, Tel: 030/20947227 Fax: -28<br />
u.zim@utag-ingenieure.<strong>de</strong> www.utag-ingenieure.<strong>de</strong>
INHALT<br />
• Ausgangssituation<br />
• Effizienzverbesserungspotentiale<br />
• Kostenstruktur und Einnahmen<br />
• Zielstellung<br />
• ÖPP- Mo<strong>de</strong>ll im Friedhofswesen<br />
• Mo<strong>de</strong>llvergleich: Regiebetrieb zu ÖPP<br />
• Ergebnis<br />
• Handlungsempfehlungen<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 2
Ausgangssituation in Deutschland<br />
• Anzahl Friedhöfe 32.000<br />
• Anzahl Gräber 40 Mio.<br />
• Fläche 350 km²<br />
• Anzahl Bestattungen in 2004 820.000 pro Jahr<br />
(Steigen<strong>de</strong> Ten<strong>de</strong>nz bis 2050 bis max.1,1 Mio. Bestattungen pro Jahr)<br />
– Erdbestattungen 60 %<br />
– Feuerbestattungen 30 %<br />
• Friedhofsgebührenvolumen* 2,4 Mrd. € pro Jahr<br />
• ? Kosten<strong>de</strong>ckung 60 %<br />
• Zuschussbedarf Friedhofswesen 1,0 Mrd. € pro Jahr<br />
* Quelle: Friedhofs- und Bestattungsgebühren. Bund <strong>de</strong>r Steuerzahler & aeternitas<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 3
Probleme<br />
• Zuschussbedarf von ? 40 %<br />
• Angespannte öffentliche Haushaltslage<br />
• Fehlen<strong>de</strong> Finanzierungsmittel für notwendige Investitionen<br />
• Instandhaltungsstaus<br />
• Hohe Friedhofsgebühren<br />
• Erhöhtes Preisbewusstsein bei Bestattungen<br />
• Verstärkter Bedarf nach Individualisierung<br />
• Ten<strong>de</strong>nzen zur Unter- o<strong>de</strong>r Überbelegung<br />
• Bo<strong>de</strong>nverhältnisse und Umweltrisiken<br />
• Effizienznachteile in <strong>de</strong>r Friedhofsbewirtschaftung durch<br />
Strukturnachteilen bei Regiebetrieben<br />
• Tabuthema Tod versus Wirtschaftlichkeit<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 4
Effizienzverbesserungspotentiale<br />
• Vergabe von Leistungen an private Unternehmer<br />
• Nutzung von Kernkompetenzen privater<br />
Unternehmen und von Skalierungseffekten<br />
• Rationalisierung <strong>de</strong>r betrieblichen Abläufe<br />
• Maßnahmen zur Pflegevereinfachung<br />
• Erhöhung <strong>de</strong>r Einnahmen<br />
• Höhere Auslastung vorhan<strong>de</strong>ner o<strong>de</strong>r<br />
geplanter Bestattungsflächen<br />
• Verkürzung <strong>de</strong>r Zeiträume zur<br />
Wie<strong>de</strong>rbelegung von Grabstätten<br />
• Ausweitung <strong>de</strong>s Dienstleistungsangebotes<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 5
Kostenverteilung<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 6
Zielstellung<br />
• Bewahrung und Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Friedhofskultur<br />
• Schutz von Natur und Umwelt auf <strong>de</strong>m Friedhof<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>s Dienstleistungsangebotes<br />
• Verstärkte Individualisierungsmöglichkeiten<br />
für Bestattungen<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>r Wirtschaftlichkeit <strong>de</strong>s Friedhofes<br />
• Keine zukünftigen<br />
Friedhofs- und Bestattungsgebührensteigerungen<br />
• Nachhaltige Reduzierung <strong>de</strong>r Zuschüsse für <strong>de</strong>n<br />
Friedhof zur Haushaltsentlastung<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 7
ÖPP-Mo<strong>de</strong>ll<br />
zur Bewirtschaftung von Friedhöfen<br />
• Langfristiges Vertragsverhältnis von 20 – 30 Jahren<br />
• Kommune bleibt Eigentümer von Grundstück und Gebäu<strong>de</strong>n<br />
• Gebührenfestlegung, -einzug und Satzungsrecht bleibt bei <strong>de</strong>r<br />
Kommune<br />
• Finanzierung <strong>de</strong>r Investitionen für Planungs- und Baumaßnahmen<br />
erfolgt durch privaten Partner<br />
• Private Partner wird Betreiber für Friedhof und Bestattungen<br />
• Private Partner übernimmt Auslastungs- und Betriebsrisiko<br />
• Kommune erhält Garantie für zukünftig reduzierte Zuschüsse<br />
• Private Partner erhält langfristig festgelegte Nutzungsentgelte<br />
für Investitionen und Betrieb<br />
• Finanzierung zu Kommunalkreditkonditionen durch Forfaitierung<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 8
BANK<br />
FORFAITIERUNG<br />
FINANZIERUNGS<br />
VERTRAG<br />
ANNUIT ÄT<br />
BAUFIRMA<br />
KOMMUNE<br />
PROJEKT<br />
VERTRAG<br />
LEISTUNGEN NUTZUNGS<br />
ENTGELT<br />
BAU<br />
VERTRAG<br />
FRIEDHOF PROJEKT<br />
GMBH<br />
BAU- UND<br />
BETREIBER<br />
LEISTUNGEN<br />
GEWINN / VERLUST<br />
GESELL<br />
SCHAFTER<br />
VERTRAG<br />
EIGENKAPITAL<br />
BETREIBER<br />
VERTRAG<br />
EIGENBETRIEB<br />
Personal<br />
BETREIBER<br />
GESELLSCHAFTER<br />
PRIVATUNTERNEHMEN<br />
ZAHLUNGEN ZAHLUNGEN<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 9<br />
100%<br />
Personalbeistellung
Mo<strong>de</strong>llvergleich Regiebetrieb – ÖPP<br />
25 Jahre<br />
• Konventionelle Eigenerledigung als Regiebetrieb versus<br />
ÖPP-Inhabermo<strong>de</strong>ll als Partnerschaft zwischen<br />
Kommune und Privatunternehmen<br />
• Beachtung <strong>de</strong>r Zielvorgaben<br />
• Perio<strong>de</strong>ngerechte Berücksichtigung aller Kosten aus<br />
Planungs- und Baumaßnahmen, Finanzierung und Betrieb<br />
• Risikobewertung und –bepreisung sowie<br />
sachgerechte Risikoallokation<br />
• Perio<strong>de</strong>ngerechte Berücksichtigung aller Einnahmen aus<br />
Gebühren, Zuschüssen und sonstigen Dienstleistungen<br />
• Vergleich <strong>de</strong>r Gesamtkosten über 25 Jahre nach <strong>de</strong>r<br />
Nettobarwertberechnung<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 10
Annahmen<br />
• Einwohnerzahl <strong>de</strong>r Kommune 10.000<br />
• Bestattungsziffer 1,0 %<br />
• Bestattungen pro Jahr 100<br />
• Grundfläche Friedhof* 11.200 m²<br />
– Bestattungsfläche 55 %<br />
– Nebenflächen, Wege, Gebäu<strong>de</strong><br />
Rahmengrün, Wie<strong>de</strong>rbelebungsflächen<br />
nicht wie<strong>de</strong>rgenutzte Grabflächen 45 %<br />
• Einmalige Grab- und Bestattungsgebühr 1.800 €<br />
• Gebühreneinnahmen pro Jahr 180.000 €<br />
• Zuschuss <strong>de</strong>r Kommune pro Jahr 45.360 €<br />
• Diskontierungszinssatz 3,8 %<br />
• Fremdkapitalzins (Kommunalkredit) 4,0 %<br />
* Ermittlung <strong>de</strong>s Friedhofsflächenbedarfes nach Prof. Dr. Gerhard Richter<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 11
Eingangsdaten Mo<strong>de</strong>llvergleich<br />
Regiebetrieb<br />
• Eigenbewirtschaftung als<br />
Regie-/Eigenbetrieb<br />
• Tarifverhältnis Öffentlicher Dienst<br />
• Einmalige Kosten pro Erdbestattung<br />
von 1.500 €<br />
• Laufen<strong>de</strong> Grabpflegekosten pro Jahr<br />
von 2% <strong>de</strong>r Erdbestattungskosten<br />
• Investitionsanteil pro Erdbestattung:<br />
500 €<br />
• Finanzierung/Bestattung aus Haushalt<br />
• Kommune ist Eigentümer <strong>de</strong>s<br />
Friedhofs<br />
• Flächenbedarf Erdbestattung 100 %<br />
• Wie<strong>de</strong>rbelegungszeit für<br />
Erdbestattung 24 Jahre<br />
• Friedhofsgebühren/Einnahmen<br />
pro Bestattung von 1.800 €<br />
ÖPP-Mo<strong>de</strong>ll<br />
• Bewirtschaftung durch privatrechtliche<br />
Gesellschaft (GmbH)<br />
• Branchentarifverhältnis<br />
• Einmalige Kosten pro Bestattung in<br />
Grabkammer von 700 €<br />
• Laufen<strong>de</strong> Grabpflegekosten pro Jahr<br />
von 1% <strong>de</strong>r Grabkammerbestattung<br />
• Einmalige Investition pro Grabkammer<br />
2.555 €<br />
• Finanzierung in 4 Bauabschnitten<br />
• Kommune bleibt Eigentümer <strong>de</strong>s<br />
Friedhofs<br />
• Flächenbedarf für Grabkammern 70 %<br />
• Wie<strong>de</strong>rbelegungszeiten für<br />
Grabkammern 12 Jahre<br />
• Friedhofsgebühren/Einnahmen<br />
pro Bestattung von 1.800 €<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 12
Flächenmanagement<br />
Als wesentlicher Unterschied wur<strong>de</strong> nur das Flächenmanagement<br />
zur Hebung von Effizienzverbesserungspotentialen<br />
beim ÖPP-Mo<strong>de</strong>ll berücksichtigt!<br />
• 30 % geringerer Friedhofsflächenbedarf<br />
• 50% niedrigere Wie<strong>de</strong>rbelegungszeiten<br />
ERGEBNIS<br />
Verdoppelung <strong>de</strong>r Einnahmen<br />
bei gleichen Bestattungsgebühren<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 13
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 14
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 15
Konventionelle<br />
Eigenerledigung<br />
• Investitionsvolumen 25 J. 595 TEURO<br />
• Finanzierungskosten p.a. 35 TEURO<br />
• ? Betriebskosten p.a. 83 TEURO<br />
• ? Einnahmen p.a. 72 TEURO<br />
• Gesamtkosten 25 J. 2,93 Mio. €<br />
• Gesamteinnahmen 25 J. 1,80 Mio. €<br />
• Zuschussbedarf 25 J. 1.134 TEURO<br />
• Kosten<strong>de</strong>ckungsgrad 61,3 %<br />
• Nettobarwert<br />
Zuschussbedarf 25 J. 596 TEURO<br />
Ergebnisse<br />
ÖPP-Mo<strong>de</strong>ll<br />
• Investitionsvolumen 25 J. 1.919 TEURO<br />
• Finanzierungskosten p.a. 123<br />
TEURO<br />
• ? Betriebskosten p.a. 79 TEURO<br />
• ? Einnahmen p.a. 180 TEURO<br />
• Gesamtkosten 25 J. 5,06 Mio. €<br />
• Gesamteinnahmen 25 J. 4,50 Mio. €<br />
• Zuschussbedarf 25 J. 562 TEURO<br />
• Kosten<strong>de</strong>ckungsgrad 88,9 %<br />
• Nettobarwert<br />
Zuschussbedarf 25 J. 188 TEURO<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 16
Vorteile <strong>de</strong>s ÖPP-Mo<strong>de</strong>lls<br />
• Gesamtkosten und –leistungen wer<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />
Wettbewerb gestellt und nachhaltig optimiert<br />
• Verbessertes Flächenmanagement durch<br />
Übernahme <strong>de</strong>r Finanzierung <strong>de</strong>r Investitionen<br />
• Erhöhung <strong>de</strong>r Einnahmen ohne Erhöhung <strong>de</strong>r<br />
Grab- und Bestattungsgebühren<br />
• Halbierung <strong>de</strong>s Zuschussbedarf für <strong>de</strong>n Friedhof<br />
• Planungssicherheit durch Garantie für die<br />
max. Höhe <strong>de</strong>s Zuschussbedarf durch <strong>de</strong>n Privaten<br />
• Nutzung <strong>de</strong>r Kernkompetenz <strong>de</strong>s Privaten<br />
und von Skalierungseffekte<br />
• Verbesserung <strong>de</strong>s Dienstleistungsangebotes und <strong>de</strong>r<br />
Individualisierung von Bestattungen<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 17
Handlungsempfehlungen<br />
• ÖPP-Kurzcheck :<br />
Eignung <strong>de</strong>r Friedhofsbewirtschaftung als ÖPP-Mo<strong>de</strong>ll<br />
• ÖPP-Wirtschaftlichkeitsvergleich:<br />
Konventionelle Eigenerledigung versus ÖPP-Mo<strong>de</strong>ll<br />
• ÖPP Vergabeverfahren:<br />
– Europaweite Ausschreibung<br />
– Teilnahmewettbewerb<br />
– Funktionale Ausschreibung für Gesamtleistung aus Planung, Bau, Finanzierung<br />
und Betrieb<br />
– Vertragszeitraum 25 – 30 Jahre<br />
– Verhandlungsverfahren<br />
• ÖPP Einstiegsvarianten:<br />
Investorenmo<strong>de</strong>ll o<strong>de</strong>r Betreibermo<strong>de</strong>ll<br />
07.05.2007 www.utag-ingenieure.<strong>de</strong> 18
Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>r RAL 502/1 Güteschutz – Veranstaltung in Köln am 15-Mai 2007<br />
Dipl. Ing. Juergen Fleitz Dr. Rudolf-Eberle-Str. 11-13 in 76534 Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n / Steinbach<br />
Tel. 07223 – 96 89 16 // Fax. 07223 – 96 89 11 // mail. fleitz@arcor.<strong>de</strong><br />
Vortrag / Tagung<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofssysteme</strong><br />
nach RAL-GZ 502/ 1<br />
15. Mai 2007<br />
Tagungsort: Köln<br />
Einsatz von finanzierten<br />
Grabkammersystemen<br />
Auf <strong>de</strong>m Friedhof <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
Ottenhöfen/ Schwarzwald
Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>r RAL 502/1 Güteschutz – Veranstaltung in Köln am 15-Mai 2007<br />
Dipl. Ing. Juergen Fleitz Dr. Rudolf-Eberle-Str. 11-13 in 76534 Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n / Steinbach<br />
Tel. 07223 – 96 89 16 // Fax. 07223 – 96 89 11 // mail. fleitz@arcor.<strong>de</strong><br />
Sehr geehrte Damen und Herren<br />
Die in <strong>de</strong>n vorgehen<strong>de</strong>n Beiträgen bereits gehörten<br />
Verän<strong>de</strong>rungen und Anfor<strong>de</strong>rungen an die <strong>de</strong>rzeit heute<br />
bestehen<strong>de</strong> Infrastruktur von Städten und Gemein<strong>de</strong>n<br />
(Schulen / Friedhöfe / Kommunale Einrichtungen)<br />
unterliegt einem sehr starken Wan<strong>de</strong>l und wird in <strong>de</strong>n<br />
Nächsten Jahren / Jahrzehnten in vielen Bereichen<br />
An <strong>de</strong>n aktuellen Bedarf angepasst wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Hierzu sind die Städte und Kommunen oft vielerorts trotz<br />
<strong>de</strong>s gegebenen Bedarfes nicht unmittelbar in <strong>de</strong>r Lage dies<br />
auch zeitnah tun zu können. Aus diesem Grun<strong>de</strong> entwickeln<br />
sich <strong>de</strong>rzeit unter Unterstützung und Beteiligung <strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s<br />
vielerorts alternative Finanzierungsformen für kommunale<br />
Investitionsprojekte.<br />
Ich möchte Ihnen an einem ausgeführten Beispiel einer<br />
Friedhofserweiterung in <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Ottenhöfen aufzeigen,<br />
mit welchen Mitteln und Möglichkeiten eine kleine Gemein<strong>de</strong><br />
notwendige Investitionen auch unter angespannter Haushaltslage<br />
ausführen kann.<br />
Die Gemein<strong>de</strong> Ottenhöfen musste <strong>de</strong>n Friedhof erweitern um die<br />
erfor<strong>de</strong>rliche Kapazität gemäß Berechnung auf die nächsten 10-15<br />
Jahre bedarfsgerecht vorhalten zu können.<br />
Dies sollte aufgrund <strong>de</strong>r vorliegen<strong>de</strong>n Planungsüberlegungen<br />
mit einem Grabkammersystem erfolgen, da hierdurch die für die<br />
Bestattungsplätze erfor<strong>de</strong>rliche Flächen im Verhältnis 1 : 2<br />
reduziert wer<strong>de</strong>n konnten (Auf <strong>de</strong>r Fläche von 12 Wahlgräbern<br />
entstan<strong>de</strong>n 24 doppeltiefe Grabkammer Wahlgräber).<br />
Die Vorteile dieses Systems in <strong>de</strong>n betriebskosten<br />
im Vergleich mit <strong>de</strong>r üblicherweise gewählten Erdbestattung<br />
wird Ihnen Herr Zimmermann von UTAG Ingenieure noch im Detail<br />
mit Beispielsberechnungen im Nachgang erläutern.<br />
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Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>r RAL 502/1 Güteschutz – Veranstaltung in Köln am 15-Mai 2007<br />
Dipl. Ing. Juergen Fleitz Dr. Rudolf-Eberle-Str. 11-13 in 76534 Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n / Steinbach<br />
Tel. 07223 – 96 89 16 // Fax. 07223 – 96 89 11 // mail. fleitz@arcor.<strong>de</strong><br />
Auf welche Weise wer<strong>de</strong>n Friedhöfe üblicherweise Finanziert:<br />
• Bildung eines Haushaltsposten<br />
• För<strong>de</strong>rantrag (z.B. Ausgleichsstock)<br />
• Kommunalkredit Darlehen /<br />
• Kreditdarlehen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> z.B. Sparkassen<br />
Im Falle <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> Ottenhöfen hat die Gemein<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r<br />
Innerortslage ein Sanierungsträgerprogramm mit <strong>de</strong>r KE –<br />
Kommunalentwicklung <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>skreditbank Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
durchgeführt. Diese Ortskernsanierungsmaßnahme wur<strong>de</strong> vom<br />
Land auch geför<strong>de</strong>rt.<br />
Nun lag es nahe zu überlegen, ob im Rahmen <strong>de</strong>r laufen<strong>de</strong>n<br />
Ortskernsanierung auch die Friedhofssanierung in diesen<br />
Sanierungsrahmen mit aufgenommen wer<strong>de</strong>n kann, um die Vorteile<br />
dieser vorläufigen Fremdfinanzierung ebenfalls für <strong>de</strong>n Friedhof zu<br />
nutzen. Und so wur<strong>de</strong> es auch in <strong>de</strong>r Praxis umgesetzt.<br />
Die KE-Kommunalentwicklung Ba<strong>de</strong>n-Württemberg hat mit <strong>de</strong>r<br />
gemein<strong>de</strong> einen Sanierungsvertrag für <strong>de</strong>n Friedhof abgeschlossen<br />
und die Baumaßnahme planerisch und finanztechnisch betreut.<br />
Die Baumaßnahme befin<strong>de</strong>t sich <strong>de</strong>rzeit in <strong>de</strong>r Bauausführung.
Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>r RAL 502/1 Güteschutz – Veranstaltung in Köln am 15-Mai 2007<br />
Dipl. Ing. Juergen Fleitz Dr. Rudolf-Eberle-Str. 11-13 in 76534 Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n / Steinbach<br />
Tel. 07223 – 96 89 16 // Fax. 07223 – 96 89 11 // mail. fleitz@arcor.<strong>de</strong><br />
Welche Schlussfolgerungen sind aus <strong>de</strong>m beispiel zu ziehen:<br />
• Kommunale Investitionsprojekte gehören geför<strong>de</strong>rt<br />
insbeson<strong>de</strong>re wenn Sie für die Kommune rentierlich sind.<br />
• Die För<strong>de</strong>rung kann durch Ausgleichsstock etc. erfolgen<br />
• Die För<strong>de</strong>rung kann jedoch auch durch eine mo<strong>de</strong>rne<br />
Finanzierung von Projekten durch Projektträger erfolgen.<br />
Im Falle <strong>de</strong>r KE-Kommunalentwicklung durch ein För<strong>de</strong>rprojekt<br />
• Es ist zu empfehlen, auch die hierzu gelten<strong>de</strong>n Richtlinien<br />
auf die Verwendbarkeit für Kommunalfinanzierungen zu<br />
überprüfen. (Überprüfung <strong>de</strong>r Satzungen von<br />
För<strong>de</strong>reinrichtungen wie z.B. <strong>de</strong>r KE / KfW etc.).<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Dipl. Ing. Juergen Fleitz
Vortrag im Rahmen <strong>de</strong>r RAL 502/1 Güteschutz – Veranstaltung in Köln am 15-Mai 2007<br />
Dipl. Ing. Juergen Fleitz Dr. Rudolf-Eberle-Str. 11-13 in 76534 Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n / Steinbach<br />
Tel. 07223 – 96 89 16 // Fax. 07223 – 96 89 11 // mail. fleitz@arcor.<strong>de</strong><br />
Ausführungsbeispiel: Gemein<strong>de</strong> Ottenhöfen / Schwarzwald
Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland<br />
- Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen -<br />
Friedhofs- und Bestattungsbetrieb<br />
Uwe Kunzler<br />
Werkleiter<br />
Friedhofs- und Bestattungsbetrieb <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken<br />
07.09.2006<br />
16
Anfang <strong>de</strong>r 90er Jahre stand das damalige Friedhofsamt <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken bereits<br />
schon einmal vor großen Herausfor<strong>de</strong>rungen:<br />
• Steigen<strong>de</strong>r Zuschussbedarf (IST 1992: 2,64 Mio. Euro)<br />
• gesetzlich gefor<strong>de</strong>rte Kosten<strong>de</strong>ckungsgrad unter 65 %<br />
• die durchschnittliche Gebührenerhöhungen bei 8 %<br />
• fehlen<strong>de</strong> Rücklagen aus Grabnutzungsgebühren (16,5 Mio. Euro)<br />
• riesiger Investitions- und Sanierungsstau<br />
• Neubau u. Finanzierung eines Krematoriums (3,5 Mio. Euro).<br />
Diese Probleme führten schließlich dazu, dass nach verwaltungsinterner Abstimmung und Mitwirkung<br />
einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft nach Genehmigung <strong>de</strong>s saarländischen Innenministeriums im<br />
Dezember 1993 einstimmig durch <strong>de</strong>n Stadtrat <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken beschlossen wur<strong>de</strong>,<br />
ab <strong>de</strong>m Jahr 1994 das bisherige Friedhofsamt einschl. <strong>de</strong>s Krematoriums als einer <strong>de</strong>r ersten<br />
Eigenbetriebe in Deutschland fortzuführen.<br />
EXKURS: Was ist jedoch ein Eigenbetrieb ?<br />
Der gemeindliche Eigenbetrieb ist eine öffentlich-rechtliche Organisationsform<br />
• mit organisatorischer und<br />
• finanzwirtschaftlicher, aber<br />
• nicht rechtlicher Verselbständigung.<br />
Er ist eine kommunale Form <strong>de</strong>r „Privatisierung“ neben <strong>de</strong>n bisher bekannten Formen <strong>de</strong>r GmbH o<strong>de</strong>r<br />
<strong>de</strong>r Aktiengesellschaft (z. B. Verkehrs- o<strong>de</strong>r Elektrizitätsbetriebe). Allerdings bleibt Trägerin <strong>de</strong>s<br />
„Son<strong>de</strong>rvermögens“ die Gemein<strong>de</strong> als juristische Person.<br />
Die be<strong>de</strong>utendste Än<strong>de</strong>rung gegenüber einem „Amt“ liegt in <strong>de</strong>r Ablösung <strong>de</strong>r<br />
Haushaltsrechnung, <strong>de</strong>r Kameralistik, die lediglich <strong>de</strong>n Vollzug <strong>de</strong>r veranschlagten Einnahmen<br />
und Ausgaben nachweist und <strong>de</strong>n Kassenbestand ermittelt.<br />
Ein Eigenbetrieb führt dagegen seine Rechnung nach <strong>de</strong>n Regeln <strong>de</strong>r kaufmännischen doppelten<br />
Buchführung, <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung (Geschäftsbuchhaltung) als Grundlage für <strong>de</strong>n Jahresabschluss<br />
(Bilanz, G+V, Anhang mit Anlagennachweis, Lagebericht mit Geschäftsverlauf und Darstellung <strong>de</strong>r<br />
Lage <strong>de</strong>s Eigenbetriebes), die die Ermittlung <strong>de</strong>s Erfolges <strong>de</strong>s Unternehmens ermöglicht, die<br />
Bemessungsgrundlagen für die Steuern liefert und <strong>de</strong>r Liquiditäts- und Finanzkontrolle dient sowie <strong>de</strong>r<br />
Betriebsbuchhaltung als Kostenrechnung einschl. <strong>de</strong>r Leistungsverrechnung als ein wichtiges<br />
Instrument <strong>de</strong>r Unternehmensführung, <strong>de</strong>ren Entscheidungen und Planungen weitgehend auf ihre<br />
Ergebnisse gestützt wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
Eine Anlagebuchhaltung muss ebenfalls vorhan<strong>de</strong>n sein. Als Teil <strong>de</strong>r Finanzbuchhaltung dient sie u. a.<br />
dazu, das Anlagevermögen wertmäßig für <strong>de</strong>n vorgeschriebenen Anlagennachweis aufzubereiten.<br />
Daraus folgt in <strong>de</strong>r Praxis, dass die originäre Zuständigkeit <strong>de</strong>r Stadtkämmerei, <strong>de</strong>r Stadtkasse<br />
o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Liegenschaftsamtes einschließlich <strong>de</strong>r Verantwortung auf <strong>de</strong>n Eigenbetrieb<br />
übergegangen sind, d. h. die so genannten Querschnittsämter sind im wesentlichen nur noch als<br />
Dienstleister für <strong>de</strong>n Eigenbetrieb tätig.
Zusammenfassend ergeben sich gegenüber <strong>de</strong>r bisherigen „Amtsstruktur“ folgen<strong>de</strong> Vorteile <strong>de</strong>s<br />
Eigenbetriebes:<br />
• Eingeschränkte interne Zuständigkeiten (Werkleitung, Werksausschuss, Stadtrat,<br />
OberbürgermeisterIn)<br />
• Weisungen <strong>de</strong>s (Ober-)Bürgermeisters/in nur bei wichtigen Belangen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>/Stadt, z.<br />
B. Einheitlichkeit <strong>de</strong>r Verwaltung, Wahrung <strong>de</strong>r Grundsätze eines geordneten<br />
Geschäftsganges.<br />
• 1 (Werks-)Ausschuss für alle Belange, die nicht Werkleitung/Oberbürgermeister entschei<strong>de</strong>n<br />
kann (früher: Finanzausschuss, Bauausschuss, Personalausschuss, ….)<br />
• Verkürzung <strong>de</strong>r Entscheidungswege, da nur 1 Werksausschuss u. keine Entscheidungsrechte<br />
<strong>de</strong>r Ortsräte/Bezirksräte, lediglich Anhörrecht<br />
• Bürgernähe durch schlanke Verwaltung und kurze Wege<br />
• Finanz- und personalwirtschaftliche Ressourcenverantwortung und Budgetierung, so sind z. B.<br />
das Personalamt, die Stadtkämmerei, die Stadtkasse, das Liegenschaftsamt u. a. Ämter<br />
grundsätzlich nur noch als Dienstleister tätig<br />
• Investitions- und finanzwirtschaftliche Verselbständigung durch Wirtschaftsplan,<br />
insbeson<strong>de</strong>re eigenen Investitionsplan und Personalstellenplan, Zwischenberichte,<br />
Jahresabschluss, Lagebericht<br />
• Selbständige Kreditaufnahme außerhalb <strong>de</strong>r Verwaltung im Rahmen <strong>de</strong>r geson<strong>de</strong>rt durch das<br />
Innenministerium genehmigten Kredite<br />
• Flexibilität durch hohe Befugnisse bei Vergaben, Auftragserhöhungen, Mehrausgaben <strong>de</strong>s<br />
Vermögensplans,<br />
• Son<strong>de</strong>rvermögen und Son<strong>de</strong>rkasse außerhalb <strong>de</strong>r Bücher <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong><br />
• Selbständige Stundung von For<strong>de</strong>rungen o<strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rschlagungen<br />
(allerdings immer noch auf Basis <strong>de</strong>s veralteten saarl. Vollstreckungsgesetzes)<br />
• Echte Kostentransparenz (anstatt 50 Haushaltsstellen nun über 500 Konten) insbeson<strong>de</strong>re bei<br />
Gebührenkalkulation, -satzungen durch die kaufmännische Buchführung, Kostenrechnung,<br />
Erfolgsplan („Haushaltsklarheit und –wahrheit)<br />
• Erstellung eines Jahresabschlusses und Prüfung durch Wirtschaftsprüfer mit Prüfvermerk<br />
Die Gründung <strong>de</strong>s Eigenbetriebes war und ist damit <strong>de</strong>r Grundstein aller bisherigen und zukünftigen<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen sowie die Basis möglicher Umwandlungen in eine GmbH o. ä. bzw. „echte“<br />
Privatisierungen (Beteiligungen, Teil- o. Vollprivatisierungen).
Aufgaben bzw. Betriebszwecke <strong>de</strong>s Friedhofs- und Bestattungsbetriebes <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken (FBS) gem. Betriebssatzung<br />
• Bereitstellung und Pflege von Friedhöfen und Gräbern<br />
• Vorhalten <strong>de</strong>r erfor<strong>de</strong>rlichen Bestattungseinrichtungen<br />
• Vorbereitung, Durchführung und Abwicklung von Bestattungen<br />
• För<strong>de</strong>rung und Pflege <strong>de</strong>r örtlichen Grabmal- und Bestattungskultur<br />
• Denkmalschutz- und pflege gem. SDschG<br />
sowie<br />
• Betrieb eines Krematoriums.<br />
FBS in Zahlen (Stand: 2005)<br />
• 24 Friedhöfe,<br />
davon 22 in Belegung, 2 große Waldfriedhöfe à 65 und 35 ha, 1 Friedhof<br />
<strong>de</strong>nkmalgeschützt, zahlreiche Einzel<strong>de</strong>nkmäler und Ensembleschutz, <strong>de</strong>nkmalgeschützte<br />
Friedhofshallen, Ortsteilfriedhöfe<br />
• rd. 165 ha Fläche mit ca. 70.000 Grabstätten und über 3.000 Kriegsgräbern insb. aus <strong>de</strong>n<br />
<strong>de</strong>utsch-französischen Kriegen<br />
• Bilanzsumme rd. 34 Mio. Euro<br />
• Umsatzerlöse rd. 8,1 Mio. Euro, davon<br />
Krematorium 862 T€ u. sonst. gewerbl. Bereich 242 T€<br />
• 801 Körperbeisetzungen<br />
• 1.224 Aschebeisetzungen<br />
• 2.548 Einäscherungen<br />
• rd. 1.200 Jahres- und Dauergrabpflegegräber<br />
• 111 durchschnittlich beschäftigte MitarbeiterInnen
Es han<strong>de</strong>lt sich damit beim Friedhofs- und Bestattungsbetrieb <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken um<br />
ein mittelständiges Unternehmen, das seit Gründung im Jahr 1994 über 25 Mio. Euro in die Sanierung<br />
und <strong>de</strong>n Ausbau <strong>de</strong>r Saarbrücker Friedhöfe und das Krematorium mit einer Gesamtkapazität von rd.<br />
4.500 Einäscherungen investiert hat.<br />
Auch heute profitieren zahlreiche klein- und mittelständige Unternehmen aus allen Bereichen sowie<br />
viele Dienstleister von Auftragsvergaben in Höhe von jährlich 1, 5 – 2 Mio. Euro.<br />
Der Eigenbetrieb konnte die Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r Vergangenheit durch die Gründung <strong>de</strong>s<br />
Eigenbetriebes lösen und erwirtschaftete bis zum Jahr 1999 positive Jahresergebnisse.
Mit <strong>de</strong>m neuen Jahrtausend haben sich jedoch erstmals <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mographische Wan<strong>de</strong>l, die<br />
drastische Zunahme <strong>de</strong>r Urnenbestattungen sowie die zunehmen<strong>de</strong> Liberalisierung bzw.<br />
Privatisierung zu <strong>de</strong>n großen Herausfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>s Friedhofwesens entwickelt.<br />
1. Herausfor<strong>de</strong>rung: Demographischer Wan<strong>de</strong>l<br />
(Bevölkerungsalterung, - schrumpfung und – wan<strong>de</strong>rung)<br />
Nach einer Studie <strong>de</strong>r Bertelsmann Stiftung zum <strong>de</strong>mographischen Wan<strong>de</strong>l sowie Angaben <strong>de</strong>s<br />
statistischen Amtes <strong>de</strong>r LHS hat die Bevölkerungsentwicklung in Saarbrücken bei einer<br />
Einwohnerzahl von 181.860 in 2003 (aktuell: 180.515) in <strong>de</strong>n letzten Jahren kontinuierlich<br />
abgenommen, allein 3,1 % von 1996 bis 2003, und soll bis 2020 noch einmal um 3 % abnehmen,<br />
d. h. folglich wird sich auch die Sterbeziffer entsprechend reduzieren.<br />
So muss bis 2020 mit einem Umsatzverlust von 100 – 200 T€ gerechnet wer<strong>de</strong>n.<br />
Geringere Fallzahlen können grundsätzlich über Gebührenerhöhungen ausgeglichen wer<strong>de</strong>n.<br />
Inzwischen haben die Bestattungsgebühren bun<strong>de</strong>sweit jedoch Höhen erreicht, die nur noch wenig<br />
Spielraum lassen. Deshalb müssen die Fallzahlen entgegen diesem Trend zumin<strong>de</strong>st stabilisiert<br />
wer<strong>de</strong>n, z. B. durch die Beisetzung von Nicht-Saarbrücker Verstorbenen entgegen <strong>de</strong>r bisherigen<br />
Satzungspraxis. Da auch an<strong>de</strong>re Kommunen zu diesen Möglichkeiten greifen wer<strong>de</strong>n, wird in Zukunft<br />
<strong>de</strong>r Bereich Marketing und Marktorientierung eine immer wichtigere Rolle spielen.<br />
Der Auslän<strong>de</strong>ranteil lag im Jahr 2006 bei 13,3 % (23.990 Personen). Davon u. a. Bewohner mit<br />
italienischer Staatsangehörigkeit 17,2 % (4.130), türkischer S. 10,9 % (2.624), französischer S.<br />
10 % (2.398), ukrainischer S. 5 % (1.191) und russischer S. 4,4 % (1.067).<br />
Viele <strong>de</strong>r ca. 240 ausländischen Verstorbenen wer<strong>de</strong>n in ihrer Heimat beigesetzt. Daraus folgt, dass<br />
verstärkt auch ausländische Bestattungsarten und Riten ermöglicht wer<strong>de</strong>n müssen.<br />
In Saarbrücken gibt es bereits seit 1997 ein moslemisches Grabfeld, auch ist eine rituelle Waschung<br />
möglich. In Kürze wer<strong>de</strong>n wir erstmals in Deutschland „italienische“ oberirdische Grabkammern<br />
anbieten. Auf einem israelitischen Friedhof ist <strong>de</strong>r FBS für <strong>de</strong>n Grabaushub und das Verschließen <strong>de</strong>s<br />
Grabes zuständig.<br />
Die Alterswan<strong>de</strong>rung lag bei 4,9 % im Jahr 2003. Der Anteil <strong>de</strong>r<br />
60 – 79 Jährigen lag bei 21,2 % und soll im Jahre 2020 bei 23,9 % liegen.<br />
Der Anteil ab 80 Jährigen lag bei 4,6 % und soll im Jahre 2020 bei 7,4 % liegen.<br />
Aktuell liegt <strong>de</strong>r Anteil <strong>de</strong>r 75 Jährigen u. ä. bei 9,1 %.<br />
Die Zunahme <strong>de</strong>r 60 – 79 Jährigen bzw. <strong>de</strong>r Anteil ab 80 Jährigen und die damit verbun<strong>de</strong>ne<br />
Erhöhung <strong>de</strong>r Sterbefälle wird momentan durch die Alterswan<strong>de</strong>rung kompensiert, d. h. z. B.<br />
Sterbefall in Saarbrücken, evt. Einäscherung u. Trauerfeier in Saarbrücken, Beisetzung <strong>de</strong>r Urne<br />
jedoch in München bei <strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>rn. Diese Entwicklung kann nur langfristig verän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n, da sie<br />
sehr stark von sozial- und wirtschaftspolitischen Maßnahmen beeinflusst wird (u. a.<br />
„Wirtschaftsstandort“ Saarland).<br />
Hoher Anteil Sozialhilfeempfänger<br />
Grundsätzlich müssen für <strong>de</strong>n wachsen<strong>de</strong>n Anteil gering verdienen<strong>de</strong>r Menschen, insbeson<strong>de</strong>re in<br />
größeren Städten und Gemein<strong>de</strong>n, finanziell günstige Angebote an Grabarten vorgehalten bzw.<br />
geschaffen wer<strong>de</strong>n, ohne jedoch die Billig- o<strong>de</strong>r Ex- und Hopp- Bestattung zu för<strong>de</strong>rn. Darüber hinaus<br />
müssen in Zukunft neue Möglichkeiten <strong>de</strong>r Raten- bzw. Teilzahlungen geschaffen wer<strong>de</strong>n (evt. durch<br />
Factoring), um die Zahlungsmodalitäten zu vereinfachen.
2. Herausfor<strong>de</strong>rung: Zunahme <strong>de</strong>r Urnenbestattung<br />
Der Trend zur Urnenbestattung hat sich ebenfalls zur Jahrtausendwen<strong>de</strong> <strong>de</strong>utlich verstärkt und wird<br />
sich durch <strong>de</strong>n Bau zusätzlicher Krematorien insbeson<strong>de</strong>re in <strong>de</strong>n südlichen Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn weiter<br />
erhöhen. So hat sich in Saarbrücken die Anzahl an Körperbestattungen im Zeitraum von 1994 – 2005<br />
um rd. 600 Fälle reduziert. Dies hat zu weiteren Umsatzverlusten in Höhe von rd. 300.000 € durch<br />
geringere Gebühreneinnahmen gegenüber <strong>de</strong>r Urnenbestattung geführt (durchschnittl. pro Fall: 500 €).<br />
Diesem Trend kann man mittelfristig z. B. durch die Erhöhung <strong>de</strong>r Grabnutzungsgebühren für die<br />
Urnenbestattung o<strong>de</strong>r/und Reduzierung <strong>de</strong>r Grabnutzungsgebühren für Körperbestattungen entgegen<br />
steuern.<br />
Die Stadt Köln hat dies mit ihrer „Kopfpauschale“ erstmals erfolgreich in die Praxis umgesetzt. Eine<br />
weitere Möglichkeit ist die Schaffung eines sog. „Premiumangebotes“ o<strong>de</strong>r „Rund-um-sorglos-Pakete,<br />
insbeson<strong>de</strong>re für Urnenbestattungen.
3. Herausfor<strong>de</strong>rung: Liberalisierung bzw. Privatisierung<br />
Das neue Saarländische Bestattungsgesetz (vorher Polizeiverordnung) ermöglichte zum 01.01.2004<br />
erstmals unter <strong>de</strong>m Stichwort Liberalisierung (besser Privatisierung) die Möglichkeit, private<br />
Krematorien und <strong>de</strong>n privaten Friedhof „Friedwald“ im geschützten Urwald vor <strong>de</strong>n Toren <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken zu errichten. Nach<strong>de</strong>m mehrere Versuche eines privaten Investors aus<br />
politischen Grün<strong>de</strong>n scheiterten, wie er selbst feststellte, errichtete die Nachbargemein<strong>de</strong> Völklingen<br />
in noch nicht einmal 10 KM Entfernung über ihre Stadtwerketochter ein Krematorium, das Mitte 2005<br />
fertig gestellt wur<strong>de</strong>. Diese Dichte von inzwischen 7 Krematorien im Umkreis von ca. 100 KM gibt es<br />
nicht einmal im bevölkerungsreichsten Bun<strong>de</strong>sland NRW. Dabei muss weiter berücksichtigt wer<strong>de</strong>n,<br />
dass das Krematorium Braubach-Dachsenhausen bei Koblenz zusätzlich im Saarland einen<br />
Leichentransport eingerichtet hat.<br />
Zur Steigerung <strong>de</strong>r Attraktivität wur<strong>de</strong>n umgehend im Saarbrücker Krematorium verschie<strong>de</strong>ne<br />
organisatorische Maßnahmen, wie z. B. die Einrichtung einer kleinen Kaffeebar, die Einrichtung eines<br />
kleinen Abschiedraumes mit Vi<strong>de</strong>oaufzeichnung <strong>de</strong>r Sargeinfahrt, flexible Arbeitszeiten, flexible<br />
Untersuchungen zur 2. Leichenschau durch <strong>de</strong>n Amtsarzt, Verbesserung <strong>de</strong>s Umfel<strong>de</strong>s, kostenloser<br />
Abholservice für Beerdigungsinstitute, 24-Stun<strong>de</strong>n-Anlieferung, zusätzliche Einfahrt usw., zur<br />
Steigerung <strong>de</strong>r Attraktivität <strong>de</strong>s Saarbrücker Krematoriums umgesetzt.<br />
Trotz<strong>de</strong>m kam es wie erwartet zu einer Verringerung <strong>de</strong>r Einäscherungen und <strong>de</strong>utlichen Reduzierung<br />
<strong>de</strong>r Nettoerlöse aus Einäscherungen, auch auf Grund <strong>de</strong>r ab 2005 vorgeschriebenen Besteuerung <strong>de</strong>r<br />
Krematorien (16 % Umsatzsteuer, ca. 38 % Körperschaft- u. Gewerbesteuer) sowie die Einführung<br />
von „Rabattierungen“ für Beerdigungsinstitute.<br />
Ein weiterer Nachteil, <strong>de</strong>n man mit vielen kommunalen Krematorien in Deutschland teilt, ist die<br />
Tatsache, dass die Krematorien in kostenintensiven alten Gebäu<strong>de</strong>n untergebracht o<strong>de</strong>r wie in<br />
Saarbrücken angebaut wur<strong>de</strong>n, die gleichzeitig oft noch unter Denkmalschutz stehen. Dadurch ergibt<br />
sich ein hoher Kapitaldienst aus Abschreibungen und Zinsen, <strong>de</strong>r sich nur langfristig verän<strong>de</strong>rt.<br />
Private Krematorien sind dagegen in <strong>de</strong>r Regel unter kostenoptimierten Gesichtspunkten neu auf <strong>de</strong>r
grünen Wiese errichtet wor<strong>de</strong>n und profitieren gleichzeitig auch noch vom Vorsteuerabzug durch ihre<br />
Neuinvestitionen.<br />
Überschüsse in 6-stelliger Höhe, die die oben ange<strong>de</strong>uteten Investitionen in <strong>de</strong>n letzten Jahren erst<br />
ermöglichten und neben umfangreichen Einsparungen zur Kosten<strong>de</strong>ckung <strong>de</strong>r Saarbrücker Friedhöfe<br />
und damit auch zur Erhaltung <strong>de</strong>r Bestattungs- und Friedhofskultur beitrugen, gehören nun<br />
bedauerlicherweise <strong>de</strong>r Vergangenheit an, mit <strong>de</strong>r Folge, einer <strong>de</strong>utlich höheren Belastung <strong>de</strong>r<br />
Gebühren zahlen<strong>de</strong>n Friedhofsnutzer.<br />
Insgesamt reduzierte sich <strong>de</strong>r Umsatz <strong>de</strong>s Krematoriums im Jahre 2005 um rd. 400.000,-- Euro<br />
gegenüber <strong>de</strong>m Jahre 2003.<br />
Inzwischen haben sich die Einäscherungszahlen wie erwartet um rd. 600 Fälle/Jahr reduziert und trotz<br />
massiver Rabatte an<strong>de</strong>rer Krematorien im Bereich von 2.500 Fälle/Jahr auch ohne anonyme<br />
Billigbestattungen einschl. <strong>de</strong>r Einäscherung auf <strong>de</strong>n eigenen o<strong>de</strong>r frem<strong>de</strong>n Friedhöfen stabilisiert.<br />
Entwicklung <strong>de</strong>r Einäscherungen<br />
1994: 1.946 mit Überhängen aus 1993<br />
1995: 1.883<br />
1996: 2.060<br />
1997: 2.167<br />
1998: 2.459<br />
1999: 2.817<br />
2000: 2.801<br />
2001: 2.722<br />
2002: 2.912<br />
2003: 3.008<br />
2004: 3.009<br />
2005: 2.548
Und wie sieht es mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Saarbrücker Friedhöfe aus ?<br />
Das neue Saarländische Bestattungsgesetz hat – wie oben ange<strong>de</strong>utet - auch hier seine Spuren<br />
hinterlassen, d. h. die Möglichkeiten <strong>de</strong>r „privaten“ Bestattungen haben <strong>de</strong>utlich zugenommen.<br />
So gibt es neben <strong>de</strong>r Bestattung im Friedwald vor <strong>de</strong>n Toren <strong>de</strong>r LHS auch die Möglichkeit <strong>de</strong>r<br />
Bestattung in einer privaten Urnenpyrami<strong>de</strong> in <strong>de</strong>r Nachbargemein<strong>de</strong> Riegelsberg, auf einer<br />
Streuwiese in Frankreich, als anonyme Billigbestattung in Sta<strong>de</strong> über das Krematorium in Völklingen,<br />
die damit sogar ihrem eigenen Friedhof Konkurrenz machen, o<strong>de</strong>r die Bestattung im Gebirgsbach in<br />
<strong>de</strong>r Schweiz, die Ausstreuung über <strong>de</strong>n Vogesen aus einem Ballon, usw.<br />
Insgesamt hat also nicht die <strong>de</strong>mographische Entwicklung son<strong>de</strong>rn vielmehr die zunehmen<strong>de</strong><br />
Liberalisierung <strong>de</strong>s Friedhofwesen, im Saarland seit 2004, inzwischen durch eine dauerhafte<br />
Reduzierung von rd. 200 Bestattungsfällen in Saarbrücken bei durchschnittlich rd. 1.700 €/Fall zu<br />
einem Umsatzverlust von rd. 340.000 €.geführt.<br />
Anzahl Beisetzungen 1994 – 2005
Insgesamt hat allein die „Liberalisierung“ <strong>de</strong>s Friedhofwesens kurzfristig zu einem Umsatzverlust von<br />
ca. 600 - 700.000,-- Euro geführt.<br />
9.800.000,00<br />
9.700.000,00<br />
9.600.000,00<br />
9.500.000,00<br />
9.400.000,00<br />
9.300.000,00<br />
9.200.000,00<br />
9.100.000,00<br />
9.000.000,00<br />
8.900.000,00<br />
8.800.000,00<br />
8.700.000,00<br />
8.600.000,00<br />
8.500.000,00<br />
8.400.000,00<br />
8.300.000,00<br />
8.200.000,00<br />
8.100.000,00<br />
8.000.000,00<br />
Gesamtaufwand<br />
1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
Gesamtaufwand<br />
Der Gesamt-Aufwand konnte dagegen kurzfristig nur marginal reduziert wer<strong>de</strong>n. Erst ab 2006 und<br />
Folgejahre wer<strong>de</strong>n sich die inzwischen eingeleiteten Konsolidierungsmaßnahmen auswirken und<br />
voraussichtlich ab 2010 wie<strong>de</strong>r zu einem positiven Ergebnis führen.
Neben drastischen Einsparungen in allen Bereichen, wobei die Kürzungen insbeson<strong>de</strong>re auch <strong>de</strong>n<br />
Mittelstand betrafen, mussten in <strong>de</strong>n letzten Jahren weitere strukturelle Än<strong>de</strong>rungen und<br />
organisatorische Optimierungen (u. a. Bestattungsdienst) sowie Gebührenanpassungen umgesetzt<br />
wer<strong>de</strong>n, um insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n „liberalen“ Bedürfnissen <strong>de</strong>r Friedhofsnutzer durch ein breites Angebot<br />
an Bestattungsalternativen Rechnung zu tragen, z. B.<br />
Baumgräber, Gemeinschaftsbaumgräber<br />
Friedhofs- und Bestattungsbetrieb<br />
Urnenthemenparks, z. B. Regenbogenpark, u. a.<br />
Friedhofs- und Bestattungsbetrieb<br />
07.09.2006<br />
07.09.2006<br />
2<br />
31
Urnenwän<strong>de</strong>, - kolumbarium
„Italienische“ Oberirdische Grabkammern
Rund-um-Sorglos-Angebote wie Urnen- u. Körperreihengräber mit Stein u. Dauergrabpflege,<br />
Gemeinschaftsgrabanlagen einschl. Grabstein, zum Teil historischem Grabstein, usw.<br />
Im Rahmen einer Marketingkonzeption wur<strong>de</strong> inzwischen ein Handlungsleitfa<strong>de</strong>n entwickelt, <strong>de</strong>r<br />
mehrere Maßnahmen vorsieht, die die Vermarktung <strong>de</strong>s Krematoriums sowie insbeson<strong>de</strong>re<br />
hochwertiger neuer alternativer Grabstätten optimiert und ein Maximum an dauerhafter<br />
Kun<strong>de</strong>nzufrie<strong>de</strong>nheit ermöglichen sollen.<br />
Auf Grund <strong>de</strong>r beson<strong>de</strong>ren Randlage im grenznahen Bereich beziehen die Überlegungen natürlich<br />
auch das benachbarte Frankreich mit ein.<br />
Friedhofs- und Bestattungsbetrieb<br />
07.09.2006<br />
44
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
ich komme nun zum Schluss,<br />
Friedhöfe sind Orte <strong>de</strong>r Trauer, <strong>de</strong>s Ge<strong>de</strong>nkens und <strong>de</strong>r Erinnerung an die Verstorbenen.<br />
Sie sind wesentlicher Teil unserer nicht nur christlichen Kultur und Spiegelbild unserer Gesellschaft.<br />
Sie erzählen von unserer Vergangenheit und unserer Geschichte. Alte Grabstätten erinnern an<br />
berühmte Persönlichkeiten o<strong>de</strong>r sie lassen Leben, Beruf und Schicksal unbekannter Menschen<br />
aufscheinen. Man kann an Ihnen ablesen, wie sich die Einstellung zum Tod und das Lebensgefühl<br />
gewan<strong>de</strong>lt haben. Wenn man unter Kultur die Gesamtheit <strong>de</strong>r geistigen und künstlerischen<br />
Lebensäußerungen eines Volkes versteht, so tragen Friedhöfe zur I<strong>de</strong>ntität eines Volkes, einer Region<br />
o<strong>de</strong>r einer Gemeinschaft bei.<br />
Friedhöfe sind jedoch nicht nur Orte <strong>de</strong>r Trauer son<strong>de</strong>rn sie haben neben <strong>de</strong>m kulturpolitischen Wert<br />
auch einen hohen sozial- und grünpolitischen Wert. Sie sind oft liebevoll gestaltete Freiräume im<br />
öffentlichen Grün mit hohem ökologischem Nutzen, Orte <strong>de</strong>r Ruhe, <strong>de</strong>r Begegnung und <strong>de</strong>r<br />
Kommunikation insbeson<strong>de</strong>re für ältere Menschen.<br />
Letzterem kommt vor <strong>de</strong>m Hintergrund <strong>de</strong>r <strong>de</strong>mografischen Entwicklung eine immer größere<br />
Be<strong>de</strong>utung bei <strong>de</strong>r Entwicklung städtebaulicher Konzepte bzw. Freiraumplanungen zu.<br />
Der Friedhofs- und Bestattungsbetrieb <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken stellt sich erkennbar <strong>de</strong>m<br />
Wan<strong>de</strong>l <strong>de</strong>r Bestattungskultur durch Anpassung an die verän<strong>de</strong>rten Gesellschaftsstrukturen, ohne<br />
jedoch die bestehen<strong>de</strong> Kultur zu vernachlässigen o<strong>de</strong>r bestehen<strong>de</strong> Strukturen zu zerschlagen, <strong>de</strong>nn<br />
je<strong>de</strong>r Mensch hat von Geburt an eine I<strong>de</strong>ntität, die nicht mit <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> en<strong>de</strong>t und<br />
Tote haben keine Lobby.<br />
Lassen Sie uns in diesem Sinne gemeinsam mit <strong>de</strong>n kommunalen Betrieben einen gesellschaftlichen<br />
Beitrag zu leisten, <strong>de</strong>n kultur-, sozial- und grünpolitischen Wert unserer Friedhöfe langfristig zu<br />
erhalten.<br />
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
Uwe Kunzler<br />
Werkleiter
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln<br />
Thema: Be<strong>de</strong>utung und Risiken von Gelän<strong>de</strong>- und Bo<strong>de</strong>neigenschaften<br />
für Friedhöfe – Einsatz von Grabkammern an problematischen<br />
Standorten<br />
Referent: Dr. Hermann Behmel, Universität Stuttgart
Risiken von Gelän<strong>de</strong>- und Bo<strong>de</strong>neigenschaften für Friedhöfe<br />
Einsatz von Grabkammern an problematischen Standorten<br />
Druckfassung zur Powerpoint-Präsentation<br />
RAL – <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong><br />
Köln, 15. Mai 2007<br />
Dr. Hermann Behmel<br />
geologie@behmel.<strong>de</strong><br />
Relenbergstr. 57 D 70174 Stuttgart<br />
■ Vorwort 1<br />
1. Bestattungsrecht <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, gemeinsame geologische Kriterien 1<br />
1.1. Bestattungsgesetz Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2<br />
1.2. Bestattungsverordnung Ba<strong>de</strong>n-Württemberg 2<br />
1.3. Zuständige Behör<strong>de</strong>n 2<br />
1.4. Haftung <strong>de</strong>r Friedhofsträger gegenüber <strong>de</strong>n Nutzungsberechtigten 2<br />
1.5. Kommunale Friedhofssatzungen, Mustersatzung, geologische Kriterien 2<br />
1.5.1. Standsicherheit stehen<strong>de</strong>r Grabmale 3<br />
1.5.2. Grab- Ab<strong>de</strong>ckungen (vgl. 4.1.) 3<br />
1.5.3. Ruhezeiten, rechtliche Zuständigkeit (vgl. 2.3. u. 6.2.) 3<br />
2. Biologie 3<br />
2.1. Verwesung 3<br />
2.2. Fossilbildung: Mumien, Moorleichen, Wachsleichen 4<br />
2.3. Ruhezeiten, Wie<strong>de</strong>rbelegung (vgl. 1.5.3. u. 6.2.) 4<br />
2.4. Abwasserhygiene 5<br />
2.5. Wasserschutzgebiete 5<br />
3. Geologie 5<br />
3.1. Geologisches Gutachten, Prüfkriterien (vgl.5.) 5<br />
3.2. Erkundungsmetho<strong>de</strong>n, Bohrungen, Schürfgruben 6<br />
3.3. Erkundungszeitpunkt 6<br />
3.4. Geotechnische Klassifizierung, Bo<strong>de</strong>narten 7<br />
3.5. Bo<strong>de</strong>nkundliche Klassifizierung, Bo<strong>de</strong>ntypen (vgl.5.1.) 7<br />
3.6. Friedhofsbö<strong>de</strong>n, Bo<strong>de</strong>naustausch 8<br />
4. Wasserbilanz auf Friedhöfen 9<br />
4.1. Zulauf aus Nie<strong>de</strong>rschlägen und Gießwasser (vgl.1.5.2.) 9<br />
4.2. Zulauf aus Grundwasserleitern („Schichtwasser“) 9<br />
4.3. Zulauf aus artesisch gespanntem Grundwasser, Scha<strong>de</strong>nsfall 10<br />
4.4. Staunässe, Kapillarwasser, Scha<strong>de</strong>nsfälle 10<br />
4.5. Entwässerung durch Bäume, Trockenschä<strong>de</strong>n durch Dränagen 10<br />
4.6. Betonangreifen<strong>de</strong> Stoffe (DIN 4030) 10<br />
5. Geotechnik, Bo<strong>de</strong>nmechanisches Gutachten 10<br />
5.1. Standfestigkeit, Böschungsbruch, Scha<strong>de</strong>nsfälle (DIN 4084) 11<br />
5.2. Trennwän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Gräbern 11<br />
5.3. Setzungsschä<strong>de</strong>n durch Dränagen, Beweissicherung 11<br />
5.4. Überschwemmungsgebiete, Auftriebssicherung 11<br />
6. Planung 12<br />
6.1. Neuplanung, Erweiterung, Grabfel<strong>de</strong>inteilung nach geologischen Kriterien 12<br />
6.2. Wie<strong>de</strong>rbelegung (vgl.1.5.3 u. 2.3.) 12<br />
6.3. Alternativen <strong>de</strong>r Körperbestattung 12<br />
7. Zusammenfassung 13<br />
Übersichtstabellen<br />
Tab. 1 Standortkriterien im Bestattungsrecht ausgewählter Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r 1<br />
Tab. 2 Geologische Prüfkriterien für Friedhofsgelän<strong>de</strong> 6<br />
Tab. 3 Bo<strong>de</strong>nkennwerte in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Korngröße 8<br />
Tab. 4 Wasserbilanz eines Friedhofs 9<br />
Tab. 5 Tradition und Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Körperbestattung 12<br />
Tab. 6 Alternativen <strong>de</strong>r Standortverbesserung: Dränagen, Grabkammern 13<br />
8. Literatur 14
Vorwort<br />
Zahlreiche Gemein<strong>de</strong>n stehen vor <strong>de</strong>n Alternativen, neue Friedhofsgelän<strong>de</strong> zu erschließen o<strong>de</strong>r<br />
bestehen<strong>de</strong> so zu sanieren, dass Ruhezeiten und Wie<strong>de</strong>rbelegbarkeit im Rahmen <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Vorgaben zeitlich kalkulierbar wer<strong>de</strong>n. Was auf <strong>de</strong>n Friedhöfen <strong>de</strong>r Großstädte üblich ist,<br />
muss auch für kleine Gemein<strong>de</strong>n bedacht wer<strong>de</strong>n: die Verdoppelung <strong>de</strong>r Kapazität durch doppelt<br />
o<strong>de</strong>r gar dreifach tiefe Belegung. In Ba<strong>de</strong>n-Württemberg ist von 40% aller Friedhöfe bekannt,<br />
dass Probleme durch staunasse Bö<strong>de</strong>n bestehen. Selbst bei Ruhezeiten von über 40<br />
Jahren wer<strong>de</strong>n mehr o<strong>de</strong>r weniger vollständige Wachsleichen angetroffen. Die Geologische<br />
Karte zeigt, dass die Dunkelziffer erheblich höher sein muss. In an<strong>de</strong>ren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn sind<br />
die geologischen Voraussetzungen teilweise noch erheblich ungünstiger. Die im Bestattungsrecht<br />
gefor<strong>de</strong>rten Eigenschaften von Bo<strong>de</strong>nbeschaffenheit und Lage sind an vielen Standorten<br />
von Natur aus nicht gegeben, sie können nur durch beson<strong>de</strong>re Maßnahmen erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
1. Bestattungsrecht <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, gemeinsame geologische Kriterien<br />
In Deutschland ist das Bestattungswesen Län<strong>de</strong>rsache. In <strong>de</strong>n Bun<strong>de</strong>sgesetzen: Bun<strong>de</strong>sbo<strong>de</strong>nschutzgesetz,<br />
Bun<strong>de</strong>simmissionsschutzgesetz, Wasserhaushaltsgesetz, Abwasserabgabengesetz<br />
und <strong>de</strong>n zugehörigen Verordnungen sind geowissenschaftlich begrün<strong>de</strong>te Schutzbestimmungen<br />
generell <strong>de</strong>finiert. In <strong>de</strong>n <strong>de</strong>n entsprechen<strong>de</strong>n Län<strong>de</strong>rgesetzen, Verordnungen, Richtlinien<br />
und Rahmensatzungen wer<strong>de</strong>n geowissenschaftliche Standortkriterien in unterschiedlicher<br />
Verbindlichkeit von Kann- über Soll- bis zu Muss- Bestimmungen berücksichtigt. Scha<strong>de</strong>nsfälle<br />
wer<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>n Sachverständigen zumin<strong>de</strong>st nach DIN, in <strong>de</strong>r Regel aber nach <strong>de</strong>m Stand <strong>de</strong>r<br />
Wissenschaft und Technik und <strong>de</strong>r Situation im Einzelfall bewertet.<br />
Tabelle 1: Standortbedingungen im Bestattungsrecht ausgewählter Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>r<br />
mitgeltend: Wasserhaushaltsgesetz, Bo<strong>de</strong>n- und Wassergesetze <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, Immissionsrecht<br />
Ba<strong>de</strong>n- Bayern Hessen Nordrhein-<br />
Württemberg<br />
Westfalen<br />
Bestattungsgesetz, 1970/ 1993/ 1970/ 1974/ 1964/1970/ 2003/<br />
Bestattungsverordnung 1994/ 2005/ 1991/ 1994/ 1978/ 1987/ Hygiene-Richtlinien<br />
Richtlinien<br />
2002 2006/ 2005 1991 2001<br />
geologisches<br />
Fachgutachten<br />
erfor<strong>de</strong>rlich erfor<strong>de</strong>rlich erfor<strong>de</strong>rlich erfor<strong>de</strong>rlich<br />
vorgeschriebene<br />
Schürfgruben Schürfgruben<br />
Art <strong>de</strong>r Erkundung<br />
mind. 2,50m mind. 2,50m<br />
Lage in<br />
Überschwemmungsgebieten<br />
unzulässig 1) unzulässig 1) unzulässig 1) unzulässig 1)<br />
Lage in Talauen unzulässig 1) unzulässig 1) unzulässig 1) unzulässig 1)<br />
Fangdränage erfor<strong>de</strong>rlich<br />
Lage in Schutzzone I - IIIA unzulässig 1) unzulässig 1) unzulässig 1) unzulässig 1)<br />
Schicht über Zersetzungszone<br />
(Sargüber<strong>de</strong>ckung)<br />
1,00m 0,90m<br />
Staunasse Bö<strong>de</strong>n<br />
0,70m über Grab-<br />
über Grabsohle<br />
sohle ungeeignet<br />
Grabsohle Erwachsene Satzungen 1,80m 1,80m 1,80m<br />
Filterschicht unter Grabsohle<br />
bis max. Grundwasserstand<br />
0,50m 0,50m 0,70m<br />
Grundwasserstand<br />
ist zu<br />
Min<strong>de</strong>stabstand<br />
bei doppeltiefen Gräbern<br />
ermitteln<br />
3,40m von GOK<br />
Abstand <strong>de</strong>r Gräber Satzungen 0,60m 0,30m 0,30m<br />
Ruhezeit für Erwachsene 15 Jahre Satzungen 30 Jahre 30 Jahre<br />
1) mit behördlicher Ausnahmegenehmigung<br />
Schon die topografischen Karten, erst recht die geologischen und hydrogeologischen Karten<br />
zeigen, dass die gesetzlichen For<strong>de</strong>rungen in weiten Teilen Nord<strong>de</strong>utschlands, im Alpenvorland,<br />
in <strong>de</strong>n Karstgebieten, im Ober- und Nie<strong>de</strong>rrheingraben und in <strong>de</strong>n Tälern von Natur aus<br />
großräumig nicht gegeben sind. In <strong>de</strong>n Berg- und Hügellandschaften wechseln die Voraussetzungen<br />
kleinräumig.<br />
1
Die gemeinsamen Grundsätze <strong>de</strong>r Eignung von Bo<strong>de</strong>n und Lage im Bestattungsrecht <strong>de</strong>r<br />
Län<strong>de</strong>r entsprechen <strong>de</strong>m §4 <strong>de</strong>s Bestattungsgesetzes von Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.<br />
1.1. Ba<strong>de</strong>n-Württemberg: Gesetz über das Friedhofs- und Leichenwesen (Bestattungsgesetz)<br />
vom 21.07.1970, zuletzt geän<strong>de</strong>rt 1993,1994 und 2005<br />
§ 4 Bo<strong>de</strong>nbeschaffenheit und Lage<br />
(1) Auf Friedhöfen dürfen Gräberfel<strong>de</strong>r für die Erdbestattung nur in ausreichen<strong>de</strong>r Entfernung<br />
von Wassergewinnungsanlagen und nur auf Bö<strong>de</strong>n angelegt wer<strong>de</strong>n, die zur Leichenverwesung<br />
geeignet und fähig sind, die Verwesungsprodukte ausreichend vom Grundwasser und <strong>de</strong>r Außenluft<br />
fernzuhalten.<br />
(2) Friedhöfe dürfen nicht in Überschwemmungsgebieten, Wasserschutzgebieten o<strong>de</strong>r Quellenschutzgebieten<br />
angelegt wer<strong>de</strong>n. Ist die weitere Zone eines Wasserschutzgebiets unterteilt, so<br />
gilt das Verbot nur für <strong>de</strong>n inneren Bereich.<br />
(3) Die zuständige Behör<strong>de</strong> kann Ausnahmen von <strong>de</strong>m Verbot <strong>de</strong>s Absatzes 2 für Wasserschutzgebiete<br />
und Quellenschutzgebiete zulassen, wenn eine Verunreinigung <strong>de</strong>r Gewässer<br />
o<strong>de</strong>r eine sonstige nachteilige Verän<strong>de</strong>rung ihrer Eigenschaften nicht zu besorgen ist.<br />
1.2. Ba<strong>de</strong>n-Württemberg: Rechtsverordnung <strong>de</strong>s Sozialministeriums zur Durchführung<br />
<strong>de</strong>s Bestattungsgesetzes (Bestattungsverordnung) vom 15.09.2000 (GBL. 2000 S. 669)<br />
§ 3 Verfahren vor <strong>de</strong>r Genehmigungsbehör<strong>de</strong><br />
Die Genehmigungsbehör<strong>de</strong> kann von <strong>de</strong>m Antragsteller weitere Unterlagen anfor<strong>de</strong>rn, insbeson<strong>de</strong>re<br />
ein geologisches Gutachten über die Bo<strong>de</strong>nbeschaffenheit und die Eignung <strong>de</strong>s vorgesehenen<br />
Gelän<strong>de</strong>s. Sie entschei<strong>de</strong>t im Benehmen mit <strong>de</strong>m Gesundheitsamt und <strong>de</strong>m Wasserwirtschaftsamt.<br />
1.3. Zuständige Behör<strong>de</strong>n für geologische Kriterien<br />
Anträge auf Neu-Einrichtung, Erweiterung, Umgestaltung und Sanierung von Friedhöfen müssen<br />
aufgrund <strong>de</strong>r vollständigen Planunterlagen und <strong>de</strong>s geologischen Gutachtens von <strong>de</strong>r Gesundheitsbehör<strong>de</strong>,<br />
<strong>de</strong>r Wasserbehör<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m Lan<strong>de</strong>samt für Geologie geprüft wer<strong>de</strong>n.<br />
1.4. Haftung <strong>de</strong>r Friedhofsträger gegenüber <strong>de</strong>n Nutzungsberechtigten<br />
Die in <strong>de</strong>n Bestattungsgsgesetzen festgelegte Bedingung, wonach Friedhöfe für die Erdbestattung<br />
nur auf Bö<strong>de</strong>n angelegt wer<strong>de</strong>n dürfen, die zur Leichenverwesung geeignet sind, begrün<strong>de</strong>t<br />
möglicherweise die Haftung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>n Nutzungsberechtigten, falls die<br />
Gemein<strong>de</strong> keine Standortverbesserungen durchgeführt hat und die Verwesung <strong>de</strong>r Weichteile<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Ruhefrist nicht stattgefun<strong>de</strong>n hat. Der Nutzungsberechtigte könnte sich außer<strong>de</strong>m<br />
auf <strong>de</strong>n Friedhofszwang, verbun<strong>de</strong>n mit <strong>de</strong>n eng gefassten Nutzungsrechten <strong>de</strong>r kommunalen<br />
Friedhofssatzungen berufen.<br />
Nach §1 Bun<strong>de</strong>sbo<strong>de</strong>nschutzgesetz ist die Funktion <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns zu sichern o<strong>de</strong>r wie<strong>de</strong>rherzustellen,<br />
um schädliche Bo<strong>de</strong>nverän<strong>de</strong>rungen abzuwehren. Gewässerverunreinigungen sind<br />
ebenso zu sanieren. Nach §7 besteht die Vorsorgepflicht, die Vorsorgemaßnahmen gebietet,<br />
wenn die Besorgnis einer schädlichen Bo<strong>de</strong>nverän<strong>de</strong>rung besteht. Nach HOPPENBERG (2002)<br />
richtet sich diese Pflicht grundsätzlich an <strong>de</strong>n Friedhofsträger als Inhaber <strong>de</strong>r tatsächlichen Gewalt.<br />
1.5 Kommunale Friedhofssatzungen, Mustersatzung („Leitfassung“)<br />
Die Leitfassung <strong>de</strong>s Deutschen Städtetages für eine Friedhofssatzung vom 01.01.1999 enthält<br />
geologisch begrün<strong>de</strong>te Vorschriften zu Standsicherheit, Grabgestaltung und Ruhezeiten.<br />
2
1.5.1 Standsicherheit stehen<strong>de</strong>r Grabmale<br />
Die Friedhofssatzungen <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n enthalten Vorschriften zur Fundamentierung und<br />
Standsicherheit <strong>de</strong>r Grabmale. Hier greift § 3 <strong>de</strong>r Bestattungsverordnung, wonach die Gemein<strong>de</strong>n<br />
die Eignung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>s Standortes sicherstellen müssen. Die Standsicherheit<br />
kann also nicht allein <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Handwerker überlassen wer<strong>de</strong>n.<br />
1.5.2 Grab-Ab<strong>de</strong>ckungen (vgl.4.1.)<br />
Direkt auf <strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n liegen<strong>de</strong> Steinplatten o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>re gas- und wasserundurchlässige Ab<strong>de</strong>ckungen<br />
behin<strong>de</strong>rn die Verwesung. Zahlreiche Gemein<strong>de</strong>n haben daher entsprechen<strong>de</strong> Verbote<br />
in ihre Satzungen aufgenommen. Wer<strong>de</strong>n dagegen Steinplatten beispielsweise auf Quer-Riegeln,<br />
Stützen o<strong>de</strong>r Schotter <strong>de</strong>rart verlegt, dass zwischen Bo<strong>de</strong>n und Steinplatte ein belüfteter<br />
Spalt verbleibt, wer<strong>de</strong>n die Bedingungen <strong>de</strong>r Verwesung eher verbessert, weil weniger o<strong>de</strong>r gar<br />
kein Gießwasser verwen<strong>de</strong>t wird und Nie<strong>de</strong>rschläge schneller verdunsten können. Der<br />
Wasserzutritt in die Sargtiefe wird vermin<strong>de</strong>rt und <strong>de</strong>r Gasaustausch wird optimiert. Die Satzungen<br />
können entsprechend geän<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
1.5.3. Ruhezeiten, rechtliche Zuständigkeit (vgl. 2.3. u. 6.2.)<br />
Die Bestattungsgesetze <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r geben lediglich Min<strong>de</strong>st- o<strong>de</strong>r Regel- Ruhezeiten vor und<br />
überlassen die Festlegung <strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n. Dies kann dazu führen, dass die Ruhezeiten verlängert<br />
und ungünstige Bo<strong>de</strong>nverhältnisse nicht mit adäquaten Maßnahmen verbessert wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Lösung <strong>de</strong>r Standortprobleme wird damit in die nächste Generation verschoben.<br />
2. Biologie<br />
2.1 Verwesung<br />
Im Bestattungsrecht wird <strong>de</strong>r biologische Abbau von Leichen mit <strong>de</strong>n Sammelbegriffen „Zersetzung“<br />
und „Verwesung“ bezeichnet. In <strong>de</strong>r naturwissenschaftlichen Fachliteratur (z.B. GRAW,<br />
SCHMIDT, FIEDLER: 2002) wer<strong>de</strong>n drei aufeinan<strong>de</strong>r folgen<strong>de</strong> und sich überlagern<strong>de</strong> Phasen<br />
unterschie<strong>de</strong>n: 1. Autolyse (Selbstauflösung), 2. Fäulnis und 3. Verwesung im engeren Sinne.<br />
Als Oberbegriffe fin<strong>de</strong>t man „Degradation“, „Zersetzung“ o<strong>de</strong>r „Abbau“.<br />
Die optimal verlaufen<strong>de</strong> Autolyse (Selbstauflösung) geschieht unmittelbar nach <strong>de</strong>m To<strong>de</strong> durch<br />
körpereigene Enzyme anaerob, also unabhängig vom Zutritt von Sauerstoff in Stun<strong>de</strong>n und<br />
Tagen. Durch Kühlung, Enzymgifte, z.B. Cyani<strong>de</strong>, Gerbstoffe (Moorwasser) und durch<br />
Balsamierung wird die Autolyse behin<strong>de</strong>rt.<br />
Überlagernd setzen die ebenfalls noch anaeroben bakteriellen Vorgänge <strong>de</strong>r Fäulnis und Gärung<br />
ein, die mehrere Monate andauern können. Kennzeichnend ist die Bildung <strong>de</strong>r z.T. übel<br />
riechen<strong>de</strong>n Gase. Diese Vorgänge können durch Kühlung, Gifte und Stagnation bei <strong>de</strong>r Abfuhr<br />
<strong>de</strong>r Abbauprodukte behin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n.<br />
Wie<strong>de</strong>rum überlagernd bewirkt nun die Verwesung im engeren Sinne <strong>de</strong>n weiteren Abbau. Beteiligt<br />
sind vor allem Schimmelpilze, aerobe Bakterien und Insekten. Wie auch die vorangehen<strong>de</strong>n<br />
Phasen wird diese durch Kühlung, Gifte und Stagnation von Luft und Wasser behin<strong>de</strong>rt.<br />
Durch Kühlung vor <strong>de</strong>r Bestattung und dichte Särge wird die Besiedlung durch Insekten behin<strong>de</strong>rt.<br />
Bis zur vollständigen Mineralisierung <strong>de</strong>r Weichteile bei einer Erdbestattung wird eine Zeit von<br />
7-30 Jahren angenommen. In <strong>de</strong>r Regel bleibt in dieser Zeit das Skelett weitgehend erhalten, es<br />
wird nur in sauren Bö<strong>de</strong>n aufgelöst.<br />
3
2.2. Fossilbildung<br />
Mumien<br />
Die häufigste offen sichtbare Ursache <strong>de</strong>r Fossilbildung ist die Austrocknung, verstärkt in bewegter<br />
Luft. Dabei wer<strong>de</strong>n Bakterien und an<strong>de</strong>re Recycling-Organismen behin<strong>de</strong>rt, die Weichteile<br />
schrumpfen und die pergamentartige Haut legt sich eng an das Skelett an. Unterirdische<br />
Gewölbe (Kapuzinergrüfte) und oberirdische Grabkammern sind bekannt für die Bildung von<br />
Mumien.<br />
Moorleichen<br />
Im Moorwasser bewirken Sauerstoffmangel und gerben<strong>de</strong> Huminsäuren die Konservierung.<br />
Saure Bö<strong>de</strong>n, vor allem saures Sickerwasser und mangeln<strong>de</strong> Säurepuffer (Kalk o<strong>de</strong>r Dolomit)<br />
behin<strong>de</strong>rn aber auch außerhalb von Moorgebieten <strong>de</strong>n Abbau, es entsteht ein Essiggurken-Effekt.<br />
Wachsleichen<br />
Die häufigsten Fossilien in lehmigen Bö<strong>de</strong>n sind nicht selten individuell i<strong>de</strong>ntifizierbare „Wachsleichen“.<br />
Die bei optimaler Feuchtigkeit und Sauerstoffzufuhr, im aeroben Milieu mikrobiell abbaubaren<br />
Fett- und Eiweißsubstanzen <strong>de</strong>r Weichteile wer<strong>de</strong>n bei Sauerstoffmangel in staunassen<br />
Bö<strong>de</strong>n bakteriell in biologisch nur noch schlecht abbaubare gesättigte Hydroxi- o<strong>de</strong>r Oxifettsäuren<br />
umgewan<strong>de</strong>lt. Die Leichen wer<strong>de</strong>n also durch ihre eigenen Abbauprodukte konserviert.<br />
Die Weichteile wer<strong>de</strong>n oft schon nach wenigen Monaten zunächst als pastenartig weiche Masse,<br />
später beson<strong>de</strong>rs in karbonathaltigem Wasser als panzerartige, harte, beständige Substanz<br />
(Adipocire, Leichenlipid) angetroffen. Daher sind gera<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n ersten Monaten optimale Bedingungen<br />
ausschlaggebend für die vollständige Verwesung <strong>de</strong>r Weichteile. Da gera<strong>de</strong> frische<br />
Gräber beson<strong>de</strong>rs intensiv gegossen wer<strong>de</strong>n, muss die Dränage o<strong>de</strong>r Abschirmung von vornherein<br />
wirksam sein.<br />
2.3. Ruhezeiten, Wie<strong>de</strong>rbelegung (vgl. 1.5.3. u. 6.2.)<br />
Unter Ruhezeit bzw. Ruhefrist wird rechtlich allgemein <strong>de</strong>r Zeitraum verstan<strong>de</strong>n, innerhalb <strong>de</strong>r<br />
ein Grab nicht erneut belegt wer<strong>de</strong>n darf (GAEDKE 2006:148). In dieser Zeit sollen die Weichteile<br />
vollkommen zerfallen sein.<br />
Die Län<strong>de</strong>r geben in <strong>de</strong>r Regel nur einen zeitlichen Rahmen vor. In Ba<strong>de</strong>n-Württemberg gilt für<br />
Erwachsene die gesetzliche Min<strong>de</strong>struhezeit von 15 Jahren, die rechtsverbindliche Zeit wird von<br />
<strong>de</strong>n Gemein<strong>de</strong>n festgelegt. In vielen Gemein<strong>de</strong>n sind 25 Jahre üblich. In Städten ist die Ausweisung<br />
einer einheitlichen Ruhezeit für sämtliche Friedhöfe <strong>de</strong>r einzelnen Stadtteile nicht sachgerecht.<br />
Es ist zu empfehlen, die Ruhezeit sogar innerhalb <strong>de</strong>r Friedhöfe nach <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
Standortbedingungen in <strong>de</strong>n Grabfel<strong>de</strong>rn zu differenzieren.<br />
Zahlreiche Friedhöfe in Lehmbö<strong>de</strong>n haben <strong>de</strong>rart ungünstige Bedingungen, dass auch Zeiten<br />
über 30 Jahre nicht ausreichen, um Weichteile und Sargholz ausreichend abzubauen. Es entstehen<br />
erhebliche Probleme mit <strong>de</strong>m Son<strong>de</strong>rmüll. WEINZIERL & WALDMANN 2002 berichten:<br />
„In ca. 35% <strong>de</strong>r Kommunen Ba<strong>de</strong>n-Württembergs können übliche Ruhezeiten von 25 Jahren<br />
nicht eingehalten wer<strong>de</strong>n.“ In <strong>de</strong>r vom Lan<strong>de</strong>samt für Geologie herausgegebenen Karte <strong>de</strong>r potentiellen<br />
Problemstandorte für Erdbestattungen in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg wer<strong>de</strong>n selbst nach Meliorationsmaßnahmen<br />
Ruhezeiten von über 30 Jahren empfohlen. Gemein<strong>de</strong>n in ungünstigen<br />
Lagen müssen daher wesentlich größere Friedhofsflächen erschließen als nach <strong>de</strong>r gesetzlichen<br />
Vorgabe möglich wäre. Bei je<strong>de</strong>r Art <strong>de</strong>r Vorbereitung zur Wie<strong>de</strong>rbelegung müssen die<br />
Reste, teilweise o<strong>de</strong>r vollständige Wachsleichen, adäquat umgebettet wer<strong>de</strong>n, in <strong>de</strong>r Regel wer<strong>de</strong>n<br />
sie an Ort und Stelle tiefer eingegraben. Das Problem wird <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>nen Generationen<br />
überlassen.<br />
4
2.4. Abwasserhygiene<br />
Typhus- und Cholera- Epi<strong>de</strong>mien waren bis in das 20. Jahrhun<strong>de</strong>rt fast ausschließlich auf Trinkwasserkontaminationen<br />
zurückzuführen. Bei <strong>de</strong>r Ausweisung von Wasserschutzgebieten wird<br />
<strong>de</strong>shalb beson<strong>de</strong>rer Wert auf die Erhaltung <strong>de</strong>s ungestörten belebten Oberbo<strong>de</strong>ns von wenigen<br />
Dezimetern Tiefe gelegt. Die biologische Filterwirkung ist bei Verletzung <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nschicht nicht<br />
mehr voll wirksam, sicher auch nicht in Grabfel<strong>de</strong>rn. Der biologische Filter muss daher in die<br />
Gräber selbst verlagert wer<strong>de</strong>n.<br />
BÜCHI & WILLIMANN (2002:20) kommen bei ihren Untersuchungen im Bereich <strong>de</strong>r Friedhöfe<br />
von St. Gallen und Zürich zu <strong>de</strong>m Ergebnis, dass die Belastung von Bo<strong>de</strong>n und Grundwasser<br />
vergleichbar ist mit <strong>de</strong>r auf landwirtschaftlich genutzten Flächen durch Jauche, also hauptsächlich<br />
durch Fäkalkeime. Die mikrobielle Belastung <strong>de</strong>s Dränagewassers aus Friedhöfen sei <strong>de</strong>rart<br />
gering, dass „eine Einleitung in die Abwasserentsorgung unerwünscht“ sei. Das Wasser könne<br />
direkt in einen Vorfluter abgegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Die untersuchten Friedhöfe liegen in kleinräumig abgrenzbaren Geschiebelehmen, Kiesen und<br />
San<strong>de</strong>n, also in Porengrundwasserleitern <strong>de</strong>s Alpenvorlan<strong>de</strong>s mit relativ geringen Strömungsgeschwindigkeiten<br />
und guten Filterwirkungen. An<strong>de</strong>re Situationen in weiträumigen Schottern,<br />
Kluftgrundwasserleitern o<strong>de</strong>r gar im Karst wür<strong>de</strong>n sicher be<strong>de</strong>nkliche Ergebnisse zeigen.<br />
Sowohl bei Erdbestattungen als auch in offenen o<strong>de</strong>r geschlossenen Grabkammern und in<br />
Grabhüllen muss die Einbettung <strong>de</strong>r Särge in einem optimal auf Holz- und Leichenverwesung<br />
abgestimmten Bo<strong>de</strong>n mit optimalem Feuchtigkeitsregime erfolgen. Der in mehr als 50 cm Tiefe<br />
anstehen<strong>de</strong> Bo<strong>de</strong>n ist in <strong>de</strong>r Regel dazu nicht geeignet.<br />
2.5. Wasserschutzgebiete<br />
Der Schutz <strong>de</strong>s Wassers, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>s Trinkwassers ist bei Anlage o<strong>de</strong>r Erweiterung von<br />
Friedhöfen sowohl im Bestattungsrecht als auch im Wasserrecht geregelt. Die Lage von Grabfel<strong>de</strong>rn<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Schutzzonen I-IIIA ist grundsätzlich nicht gestattet. Beim Einbau von Dränagen<br />
achten die Wasser- und Gesundheitsbehör<strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>rs auf eine zuverlässige Einleitung<br />
in die Kläranlage. Dies ist jedoch nur in Ton- und Lehmbö<strong>de</strong>n gewährleistet. In durchlässigen<br />
Bö<strong>de</strong>n wie Kiesen, San<strong>de</strong>n und in Felsgestein fließt das Dränagewasser über die Kiesbettung<br />
<strong>de</strong>r Rohre in <strong>de</strong>n Untergrund, erst beim Anfall größerer Wassermengen wer<strong>de</strong>n die<br />
Dränagerohre geflutet.<br />
In mehreren Bun<strong>de</strong>slän<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n die früher zu eng bemessenen Wasserschutzgebiete fachlich<br />
neu bewertet und in <strong>de</strong>r Regel ausgeweitet. Dadurch sind zahlreiche unzulässige Anlagen,<br />
u.a. auch Friedhöfe, rechtlich in Wasserschutgebiete <strong>de</strong>r Stufe IIIA geraten. Das betrifft großräumig<br />
beson<strong>de</strong>rs die Karstgebiete <strong>de</strong>r Devon-Massenkalke <strong>de</strong>s Rheinischen Schiefergebirges,<br />
die Muschelkalk,- Jura- und Krei<strong>de</strong>- Karstlandschaften, die Buntsandsteingebiete, sowie die<br />
San<strong>de</strong>r- und Schotterebenen <strong>de</strong>r Nord<strong>de</strong>utschen Tiefebene und <strong>de</strong>s Alpenvorlan<strong>de</strong>s.<br />
Da in Wasserschutzgebieten Dränagen vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müssen, kann die Genehmigungsbehör<strong>de</strong><br />
aus fachlicher Sicht Ausnahmen nur bei Verwendung geschlossener Grabkammern begrün<strong>de</strong>n.<br />
3. Geologie<br />
3.1. Geologisches Gutachten, Prüfkriterien (vgl. 5.)<br />
Im Bestattungsrecht <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, exemplarisch ausgewählt sind Ba<strong>de</strong>n-Württemberg, Bayern,<br />
Hessen und Nordrhein-Westfalen, sind für Neuplanung, Erweiterung und Sanierung von Friedhöfen<br />
geologische Gutachten mit unterschiedlicher Rechtsverbindlichkeit vorgeschrieben.<br />
5
Tabelle 2: Geologische Prüfkriterien für Friedhofsgelän<strong>de</strong><br />
Geologisches Profil, Schichtfolge, Grundwasserstockwerke<br />
Geologische Struktur, Tektonik, Homogenitätsbereiche<br />
Lage außerhalb von Überschwemmungsgebieten<br />
Lage außerhalb <strong>de</strong>r Schutzzonen I-IIIA von Wassergewinnungsgebieten<br />
Lage 70 cm über <strong>de</strong>r wassergesättigten Bo<strong>de</strong>nzone und oberhalb <strong>de</strong>s Kapillarsaums<br />
Zulauf von Wasser aus Quellhorizonten (Schichtwasser), artesisch gespanntes Wasser<br />
Reichweite <strong>de</strong>r Absenkungstrichter von Dränagen, potent. Setzungsschä<strong>de</strong>n, Baumschä<strong>de</strong>n<br />
Eignung von Bo<strong>de</strong>nart und Bo<strong>de</strong>ntyp nach mehrfacher Belegung auf lange Sicht<br />
Standfestigkeit <strong>de</strong>r Grabwän<strong>de</strong>, Zwischenwän<strong>de</strong>, Grabmale<br />
Standfestigkeit <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s in Hanglagen und bei Terrassen<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten in Karst- und Bergbau-/ Bergsenkungsgebieten<br />
Beson<strong>de</strong>rheiten in Mur- und Lawinengebieten<br />
3.2. Erkundungsmetho<strong>de</strong>n, Bohrungen, Schürfgruben (vgl. 5.)<br />
In Friedhöfen müssen Bö<strong>de</strong>n sowohl unter geotechnischen (bo<strong>de</strong>nmechanischen), hydrogeologischen,<br />
als auch bo<strong>de</strong>nkundlichen (bo<strong>de</strong>ngenetischen) Kriterien bewertet wer<strong>de</strong>n. Nahezu<br />
90% aller Bö<strong>de</strong>n von Mitteleuropa enthalten einen <strong>de</strong>rart hohen Anteil wasserspeichern<strong>de</strong>r Tonmineralien,<br />
dass im humi<strong>de</strong>n Klima je nach Topographie, geologischer Situation und Bö<strong>de</strong>n die<br />
Verwesung in Friedhöfen behin<strong>de</strong>rt wird.<br />
Die Auswahl <strong>de</strong>r Ansatzpunkte von Bohrungen und Schürfgruben setzt eine möglichst genaue<br />
Vorerkundung <strong>de</strong>s geologischen Baustils <strong>de</strong>s Friedhofsgelän<strong>de</strong>s und <strong>de</strong>r weiteren Umgebung<br />
voraus. In großräumig scheinbar eintönigen Schichtfolgen können lokale Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r<br />
Gesteinsfolge, das tektonische Schollenmosaik, Hangrutschungen, Ablagerungen in Lawinen-<br />
und Murgängen, Sackungen in Bergbau- und Karstgebieten, sowie glaziale Stauchungen zu<br />
kleinräumigen Unterschie<strong>de</strong>n führen. Im Gutachten für Neuerschließungen sollten daher Empfehlungen<br />
zur Einteilung <strong>de</strong>s Gesamtgelän<strong>de</strong>s in Grabfel<strong>de</strong>r gegeben wer<strong>de</strong>n.<br />
Zur Erkundung bis in Tiefen von 4m sind Klein- Rammkern- bzw. Schlitzsondierungen nach DIN<br />
4021 üblich. In Hessen und Nordrhein-Westfalen ist in Rechtsverordnungen die Erkundung von<br />
Friedhofsflächen durch Schürfgruben vorgeschrieben. Bei kleinräumig differenzierten Bo<strong>de</strong>nverhältnissen<br />
und in belegten Grabfel<strong>de</strong>rn muss die Mehrzahl <strong>de</strong>r zur Erkundung erfor<strong>de</strong>rlichen<br />
Aufschlüsse durch zusätzliche Bohrungen erfolgen. Die Bohrkerne von 30-80mm Durchmesser<br />
sind jedoch nicht in <strong>de</strong>rselben Weise geeignet, die Bo<strong>de</strong>nverhältnisse zu beurteilen, wie das in<br />
Schürfgruben möglich ist. Es hat sich bewährt, zusätzlich zu <strong>de</strong>n Bohrungen das Gelän<strong>de</strong> mit<br />
Gruben in <strong>de</strong>r Dimension von Gräbern mit <strong>de</strong>m auch vom Bestatter eingesetzten Bagger min<strong>de</strong>stens<br />
bis in Tiefen von 3,00m zu erkun<strong>de</strong>n. Damit wer<strong>de</strong>n die Bohrergebnisse geeicht.<br />
Gleichzeitig können die Ausschreibungsbedingungen für Bestattungsunternehmen gemäß DIN<br />
18 300 erfasst, sowie die Standsicherheit <strong>de</strong>r frisch ausgehobenen Gräber beurteilt wer<strong>de</strong>n. Es<br />
ist zu empfehlen, die Wasserstän<strong>de</strong> möglichst über mehrere Jahre zu registrieren, dazu müssen<br />
Peilrohre eingebaut wer<strong>de</strong>n.<br />
In Gruben können <strong>de</strong>r Zulauf <strong>de</strong>s Wassers aus <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>s Mutterbo<strong>de</strong>ns, aus an<strong>de</strong>ren<br />
durchlässigen Bereichen und <strong>de</strong>r kapillare Wasseranstieg wirklichkeitsnah beobachtet wer<strong>de</strong>n.<br />
Das ist in Bohrungen nur mit hohem technischem Aufwand und mit Rechenmo<strong>de</strong>llen möglich.<br />
Bei Versickerungsversuchen und bei <strong>de</strong>r Beobachtung <strong>de</strong>s Wasserstan<strong>de</strong>s ist zu be<strong>de</strong>nken,<br />
dass in <strong>de</strong>n einzelnen, weit auseinan<strong>de</strong>r liegen<strong>de</strong>n Peilrohren (Pegelrohren) in einem sonst unbelegten<br />
Gelän<strong>de</strong> zunächst günstige Bedingungen angetroffen wer<strong>de</strong>n, die sich erst bei zunehmen<strong>de</strong>r<br />
Belegung progressiv verschlechtern (vgl. 4.: Wasserbilanz auf Friedhöfen). In Lösslehmbö<strong>de</strong>n<br />
(Schluff) können trockene Peilrohre zu irrtümlichen Folgerungen führen. Durch Nie<strong>de</strong>rschläge<br />
und Gießwasser wer<strong>de</strong>n die Schollen <strong>de</strong>r Grabfüllung aufgeweicht, die Särge wer<strong>de</strong>n<br />
eingeschlämmt, die Verwesung wird behin<strong>de</strong>rt. Bei <strong>de</strong>n Peilrohren wer<strong>de</strong>n die Sickerschlitze<br />
durch Lehm abgedichtet.<br />
3.3. Erkundungszeitpunkt (vgl. 4.5.)<br />
Die Grundwasser-Höchststän<strong>de</strong> sind vor Beginn <strong>de</strong>r Vegetationsperio<strong>de</strong> im Frühjahr und nach<br />
ergiebigen Nie<strong>de</strong>rschlägen zu erwarten. Die Erkundung sollte daher in diesem Zeitraum stattfin<br />
6
<strong>de</strong>n. Der Erlass <strong>de</strong>s Hessischen Innenministeriums vom 17.07.1991 zur Anlegung und Erweiterung<br />
von Friedhöfen enthält die Soll-Bestimmung <strong>de</strong>r Erkundung „nach längerem Regen“.<br />
3.4. Geotechnische Klassifizierung, Bo<strong>de</strong>narten (vgl.5.1.)<br />
Mit <strong>de</strong>m Begriff „Bo<strong>de</strong>nart“ wird vor allem die Korngröße ohne Berücksichtigung <strong>de</strong>r Mineralogie<br />
erfaßt. Die Bo<strong>de</strong>nart bestimmt die geotechnischen Bo<strong>de</strong>nkennwerte (DIN 4022 u.18196), sie<br />
charakterisieren die bo<strong>de</strong>nphysikalischen Eigenschaften <strong>de</strong>s Substrats, insbeson<strong>de</strong>re <strong>de</strong>n<br />
Anteil <strong>de</strong>r kapillar nicht wirksamen Grobporen und <strong>de</strong>r kapillar wirksamen Feinporen. So wer<strong>de</strong>n<br />
Kies und Sand als „nicht bindige“ Bo<strong>de</strong>narten, Schluff und Ton als „bindige“ Bo<strong>de</strong>narten<br />
bezeichnet. Mischungen daraus haben kombinierte Bezeichnungen und können in Diagrammen<br />
graphisch charakterisiert wer<strong>de</strong>n. So ist z.B. Lehm als bindige Bo<strong>de</strong>nart eine Mischung aus<br />
Ton, Schluff und Feinsand. Bindige Bo<strong>de</strong>narten sind aufgrund <strong>de</strong>r Kapillarkräfte in Abhängigkeit<br />
vom Wassergehalt wechselfest. Sie wer<strong>de</strong>n mit folgen<strong>de</strong>n Zustandsformen bezeichnet: flüssig,<br />
breiig, weich, steif, halbfest, fest. Bindige Bö<strong>de</strong>n unterliegen durch Schrumpfen und Quellen<br />
starken Volumenschwankungen, sie neigen sehr leicht zu Rutschungen und sind zu<strong>de</strong>m<br />
frostempfindlich.<br />
DIN 1054: Zulässige Belastung <strong>de</strong>s Baugrunds; Klassifikation hinsichtlich gewachsenem Baugrund,<br />
Aufschüttungen bindiger und nichtbindiger Bö<strong>de</strong>n.<br />
DIN 4022: Benennen und Beschreiben von Bo<strong>de</strong>n und Fels für Schichtenverzeichnisse. Bo<strong>de</strong>n<br />
wird nach Korngrößenbereichen, Kornanteilen, Konsistenzgrenzen (plastische Eigenschaften)<br />
und organischen Anteilen klassifiziert.<br />
DIN 18196: Klassifikation für bautechnische Zwecke und Metho<strong>de</strong>n zur Erkennung von Bo<strong>de</strong>ngruppen<br />
(Bo<strong>de</strong>n als Baustoff).<br />
DIN 18300: Klassifikation für Gewinnbarkeit beim Erdbau (Lösen, La<strong>de</strong>n, För<strong>de</strong>rn). Die Norm<br />
hat vertragsrechtliche Be<strong>de</strong>utung für <strong>de</strong>n Aushub von Baugruben und allgemein für <strong>de</strong>n Erdbau.<br />
Die Klassifizierung <strong>de</strong>r DIN 18300 ist auch für die ZTVE-Stb gültig.<br />
3.5. Bo<strong>de</strong>nkundliche Klassifizierung, Bo<strong>de</strong>ntypen<br />
Bo<strong>de</strong>ntypen wer<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m charakteristischen Profilbau klassifiziert, entsprechend <strong>de</strong>r Vorgaben<br />
<strong>de</strong>r Systematik-Kommission <strong>de</strong>r Deutschen Bo<strong>de</strong>nkundlichen Gesellschaft. Aus <strong>de</strong>n unterschiedlichen<br />
anorganischen Substraten <strong>de</strong>r „Bo<strong>de</strong>nart“ bil<strong>de</strong>n Verwitterung, Wasser und Organismen<br />
die standortabhängigen „Bo<strong>de</strong>ntypen“. Es ist <strong>de</strong>shalb sinnvoll, von <strong>de</strong>r Mehrzahlform<br />
„Bö<strong>de</strong>n“ zu re<strong>de</strong>n.<br />
Für die Standortbeschreibung in Friedhöfen wird das bo<strong>de</strong>nkundliche Aufnahmeblatt DVWK<br />
1995 empfohlen (FLEIGE, H., HORN, R. et al. (2002). Beson<strong>de</strong>rs wichtig ist die Bestimmung<br />
<strong>de</strong>r Tiefenlage <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nhorizonte, in <strong>de</strong>nen ein reduzieren<strong>de</strong>s, also anaerobes Milieu (redoximorphe<br />
Horizonte) wie Stauwasserhorizonte, geschlossener Kapillarsaum, Grundwasserhorizonte<br />
die Verwesung hemmen. Zu beachten sind weiterhin die Bo<strong>de</strong>nkundliche Kartieranleitung<br />
<strong>de</strong>r AG Bo<strong>de</strong>n 1996 und DIN 4220 Teil 1 (1998).<br />
An <strong>de</strong>n charakteristischen Bo<strong>de</strong>nhorizonten sind <strong>de</strong>r langfristig wirksame Wasserhaushalt, Bo<strong>de</strong>nchemie<br />
und Bo<strong>de</strong>nleben erkennbar. Die braunen Farben <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>ntypen „Terra fusca“<br />
(Kalkstein-Braunlehm) auf Mergelstein und „Brauner<strong>de</strong>“ auf verwittertem Granit o<strong>de</strong>r Löß zeigen<br />
eine gute Durchlüftung und einen ausgeglichenen Wasserhaushalt an. Dagegen sind Rostflecken<br />
in „Pseudogley-“ o<strong>de</strong>r „Gley-“ Bö<strong>de</strong>n auf Löß, Lößlehm, Hanglehm und Geschiebemergel<br />
(Moränenmaterial) charakteristisch für <strong>de</strong>n Wechsel sehr feuchter und trockener Perio<strong>de</strong>n im<br />
Bo<strong>de</strong>n. Die grauen Farben in <strong>de</strong>n tieferen Horizonten <strong>de</strong>r „Gley“- „Naßgley“- und „Stagnogley“-<br />
Bö<strong>de</strong>n zeigen eine langfristige Vernässung mit Reduktion <strong>de</strong>r Eisenverbindungen, also Sauerstoffmangel<br />
an. Bei Moorbö<strong>de</strong>n ist die Konservierung pflanzlicher und tierischer Substanzen offensichtlich,<br />
in diesen Bö<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n Moorleichen gebil<strong>de</strong>t. Bei <strong>de</strong>r Beurteilung muß bedacht<br />
wer<strong>de</strong>n, daß ein ursprünglich günstiger Bo<strong>de</strong>n im Laufe <strong>de</strong>r Wie<strong>de</strong>rbelegungen seine guten<br />
Eigenschaften verliert.<br />
7
3.6. Friedhofsbö<strong>de</strong>n, Bo<strong>de</strong>naustausch (vgl. 5.1.)<br />
Während in die ersten Stadien <strong>de</strong>r Zersetzung anaerobe Bedingungen in <strong>de</strong>r Leiche herrschen,<br />
ist für die abschließen<strong>de</strong>n, zeitlich überlagern<strong>de</strong>n Vorgänge <strong>de</strong>r aeroben Verwesung die ausreichen<strong>de</strong><br />
Luftdurchlässigkeit <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns, die Luftkapazität durch kapillar nicht wirksame Grobporen<br />
und <strong>de</strong>r standortbedingte tatsächlich wirksame Luftaustausch ausschlaggebend. Bö<strong>de</strong>n mit<br />
kapillar wirksamen Feinporen behin<strong>de</strong>rn <strong>de</strong>n Wasser- und Luftaustaustausch, sie sind am natürlichen<br />
Standort o<strong>de</strong>r als Austauschmaterial für Friedhöfe nicht geeignet: Tone, Schluffe, Lehme,<br />
Mergel, gemischtkörnige Bö<strong>de</strong>n mit bestimmen<strong>de</strong>m Feinanteil wie lehmige Hangschuttmassen<br />
und Geschiebelehme (KELLER 1969: 333).<br />
Tabelle 3: Bo<strong>de</strong>nkennwerte in Abhängigkeit von <strong>de</strong>r Korngrösse<br />
Bo<strong>de</strong>nart Ton Schluff Feinsand Mittelsand<br />
Korngröße < 0,002mm 0,002-0,06mm 0,06-0,2 0,2-0,6mm<br />
Plastizität<br />
DIN 4022<br />
ausgeprägt<br />
plastisch<br />
Permeabilität fast<br />
undurchlässig<br />
Durchlässigkeits<br />
beiwert kf<br />
Wasseraufnahme<br />
<strong>de</strong>r Trockenmasse<br />
kf 10 -7 bis 10 -9<br />
cm/s<br />
WA<br />
über 85%<br />
mittel bis leicht<br />
plastisch<br />
wenig<br />
durchlässig<br />
kf 10 -4 bis 10 -6<br />
cm/s<br />
WA<br />
40-85 %<br />
keine keine<br />
durchlässig durchlässig<br />
kf 10 -3<br />
cm/s<br />
WA<br />
unter 40%<br />
kf 10 -2<br />
cm/s<br />
WA<br />
unter 33%<br />
kapillare Steighöhe über 10m 3-10m bis 1m unter 1m<br />
Erdbestattungseignung<br />
nach KELLER 1969<br />
5<br />
sehr schlecht<br />
4<br />
schlecht<br />
3<br />
ausreichend<br />
Beispiel Ziegellehm Löss Spielsand Maurersand<br />
Bei einer Standortsanierung durch Dränage und Bo<strong>de</strong>naustausch bestehen grundsätzlich zwei<br />
Alternativen:<br />
a) Gesamtes Grabfeld: Abtrag <strong>de</strong>s ungeeigneten natürlichen Bo<strong>de</strong>ns, Einbau <strong>de</strong>r Grabreihendränagen<br />
mit Kontrollschächten, Aufschüttung und Verdichtung <strong>de</strong>s Austauschmaterials. Das<br />
Problem besteht in <strong>de</strong>n schlecht vereinbaren gleichzeitigen Anfor<strong>de</strong>rungen an <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n:<br />
Standfestigkeit beim Aushub <strong>de</strong>r Gräber und optimale Durchlässigkeit.<br />
b) Grab für Grab: Einbau <strong>de</strong>r Grabreihendränagen und Kontrollschächte, Wie<strong>de</strong>rverfüllung und<br />
Verdichtung <strong>de</strong>s ursprünglichen Materials, Austausch <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns erst bei <strong>de</strong>r Belegung. Das<br />
Problem besteht in <strong>de</strong>r Standfestigkeit <strong>de</strong>r Zwischenwän<strong>de</strong> und <strong>de</strong>m davon abhängigen Platzbedarf.<br />
Je nach Bo<strong>de</strong>nkennwerten und Anteil an groben Gesteinsbrocken sind die im Bestattungsrecht<br />
von Hessen und Nordrhein-Westfalen als Min<strong>de</strong>stabstand gefor<strong>de</strong>rten 0,30m nicht<br />
ausreichend. In Bayern sind daher 0,60m vorgeschrieben.<br />
In belegten Grabfel<strong>de</strong>rn wer<strong>de</strong>n die natürlichen Bo<strong>de</strong>nhorizonte tiefgründig vermischt und mit<br />
Verwesungsprodukten bela<strong>de</strong>n. In Lehmbö<strong>de</strong>n sind Särge und Leichen von einem dunkelgrauen<br />
bis schwarzen „Nekrosol“ umgeben, <strong>de</strong>r Sauerstoffmangel, also anaerobe Verhältnisse anzeigt,<br />
die zur Bildung von Wachsleichen führen. Mit zunehmen<strong>de</strong>r Belegung <strong>de</strong>r Grabfel<strong>de</strong>r,<br />
schon nach einer einzigen Nachbestattung in Stockwerksgräbern o<strong>de</strong>r nach wenigen Wie<strong>de</strong>rbelegungen,<br />
kann auf ursprünglich günstigen Bo<strong>de</strong>ntypen ein mit organischen Stoffen überla<strong>de</strong>ner,<br />
„ermü<strong>de</strong>ter“ Nekrosol mit stagnieren<strong>de</strong>m Wasser entstehen, <strong>de</strong>r ohne Sauerstoffzufuhr<br />
durch Dränage und Bo<strong>de</strong>naustausch zur Wie<strong>de</strong>rbelegung nicht mehr geeignet ist.<br />
2<br />
gut<br />
8
4. Wasserbilanz auf Friedhöfen<br />
Die hydrologische Grundgleichung N = Ao + Au + V beschreibt das langjährige Mittel <strong>de</strong>s Wasserkreislaufs.<br />
Dabei be<strong>de</strong>uten: N = Nie<strong>de</strong>rschlag, Ao = oberirdischer Abfluss, Au = unterirdi<br />
scher Abfluss, V= Verdunstung.<br />
Im Winterhalbjahr wird in <strong>de</strong>r Regel mehr Grundwasser gebil<strong>de</strong>t, da <strong>de</strong>r Wasserverbrauch durch<br />
die Vegetation und die Verdunstung verringert sind. Die mittleren Jahresnie<strong>de</strong>rschläge betragen<br />
in weiten Teilen von Deutschland zwischen 700 und 800 mm, davon etwa 40% im Winterhalbjahr<br />
und etwa 60% im Sommerhalbjahr. Die jährliche Verdunstungsrate beträgt auf <strong>de</strong>n Ton-<br />
Schluffsteinbö<strong>de</strong>n ca. 400-600 mm. Im ungestörten Gelän<strong>de</strong> können 50-200 mm versickern.<br />
Tabelle 4: Wasserbilanz eines Friedhofs in lehmigem Bo<strong>de</strong>n<br />
N = Ao + Au + V<br />
mm/a = Liter/ Jahr<br />
Lehmbö<strong>de</strong>n über<br />
ungestörtem<br />
Lettenkeuper-<br />
Untergrund<br />
Lehmbo<strong>de</strong>n<br />
mit frisch belegten Gräbern<br />
Nie<strong>de</strong>rschlag mm/a 700 mm 700 mm<br />
Gießwasser mm/a 0 mm 40 Wochen x 15l = 600l auf 2m 2 = 300 mm<br />
Verdunstung mm/a 450 mm 300 mm<br />
Oberflächenabfluss mm/a 250 mm 0 mm<br />
Versickerung mm/a 50 mm 50 mm<br />
Zulauf in frische Gräber mm/a 650 mm<br />
Zulauf aus Grundwasserleitern über langjährige Messungen zu ermitteln<br />
4.1. Zulauf aus Nie<strong>de</strong>rschlägen und Gießwasser (vgl.1.5.2.)<br />
In belegten Grabfel<strong>de</strong>rn entsteht durch die Bo<strong>de</strong>nlockerung und das Gießwasser gegenüber<br />
<strong>de</strong>m unberührten Gelän<strong>de</strong> eine bis zu 10-fach erhöhte Versickerung. Damit wird gleichzeitig die<br />
Verdunstung reduziert. WEINZIERL & WALDMANN (2002) gehen von 500-1000mm und mehr<br />
Gießwasser aus. Das in <strong>de</strong>n nicht belegten Flächen versickern<strong>de</strong> Wasser fließt im lockeren<br />
Mutterbo<strong>de</strong>n ebenfalls in die belegten Gräber. Insgesamt ist in <strong>de</strong>n belegten und gepflegten Teilen<br />
durchschnittlich mit bis zu 500 l Wasser pro Quadratmeter und Jahr, umgerechnet 500mm,<br />
zu rechnen, die in Stun<strong>de</strong>n zulaufen und bei fehlen<strong>de</strong>r Dränage über Monate in <strong>de</strong>n Gräbern<br />
verbleiben und nur in langen Trockenperio<strong>de</strong>n teilweise verschwin<strong>de</strong>n können. Särge von 70<br />
cm Höhe können also monatelang nahezu vollständig im Wasser stehen.<br />
Schon vor <strong>de</strong>m Beginn <strong>de</strong>r Grabpflege kann in Lehmbö<strong>de</strong>n die Situation von Ba<strong>de</strong>wannen mit<br />
verstopftem Ablauf eintreten: <strong>de</strong>r Zufluss ist höher als <strong>de</strong>r Abfluss. Es wird immer wie<strong>de</strong>r darüber<br />
berichtet, dass vor Bestattungen Wasser aus <strong>de</strong>n Gräbern geschöpft wer<strong>de</strong>n muss, damit<br />
<strong>de</strong>r Sarg nicht aufschwimmt. Ursprünglich günstige Bö<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n je nach Standort auf diese<br />
Weise zu Risikobö<strong>de</strong>n umgeformt.<br />
4.2. Zulauf aus Grundwasserleitern, „Schichtwasser“<br />
Während für Nie<strong>de</strong>rschläge und Verdunstung langjährige Mittelwerte bekannt sind, ist <strong>de</strong>r Zulauf<br />
von „Schichtwasser“ aus Grundwasserleitern (in <strong>de</strong>r Regel geklüftete Kalkstein- und Sandsteinplatten)<br />
in ein Friedhofsgelän<strong>de</strong> quantitativ nur durch langjährige Messungen aus kleinräumig<br />
angeordneten Pegeln zu ermitteln. Mit Rammson<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n dickere Gesteinsplatten nicht<br />
durchschlagen. Es ist also erfor<strong>de</strong>rlich, Peilrohre in Bohrungen o<strong>de</strong>r Schürfgruben einzubauen,<br />
die unter die Grundwasserleiter in <strong>de</strong>r Grabtiefe hinabreichen. In <strong>de</strong>r Regel genügt jedoch<br />
schon die Feststellung, ob unter einem potentiellen Grundwasserleiter aufgrund <strong>de</strong>r Durchlässigkeit<br />
<strong>de</strong>r tieferen Schichten und <strong>de</strong>r Lage <strong>de</strong>s Vorfluters eine ausreichen<strong>de</strong> Versickerung stattfin<strong>de</strong>n<br />
kann o<strong>de</strong>r nicht.<br />
Zur Vermeidung <strong>de</strong>s Zulaufs sind in Hessen und Nordrhein-Westfalen Fangdränagen vorgeschrieben.<br />
9
4.3. Zulauf aus artesisch gespanntem Grundwasser, Scha<strong>de</strong>nsfall<br />
In schiefgestellten o<strong>de</strong>r gefalteten Stapeln unterschiedlich durchlässiger Gesteinsschichten ist<br />
mit Aufbrüchen von gespanntem Grundwasser zu rechnen, das in <strong>de</strong>r Regel vor <strong>de</strong>m Zulauf in<br />
Gräberfel<strong>de</strong>r nicht durch Fangdränagen abgefangen wer<strong>de</strong>n kann. Im Vortrag wird über einen<br />
Scha<strong>de</strong>nsfall berichtet, bei <strong>de</strong>m eine mehrere Meter hohe Auffüllung nicht ausgereicht hatte, mit<br />
einfach tiefen Gräbern über <strong>de</strong>m Grundwasserspiegel zu bleiben. Derartige Standorte können<br />
optimal mit geschlossenen Grabkammern erschlossen wer<strong>de</strong>n.<br />
4.4. Staunässe, Kapillarwasser, Scha<strong>de</strong>nsfälle<br />
Oberhalb <strong>de</strong>s Grundwasserspiegels bil<strong>de</strong>t das an feinen Bo<strong>de</strong>nteilchen <strong>de</strong>r Lehmbö<strong>de</strong>n festgehaltene<br />
Haft- und Adsorptionswasser und das vom Grundwasser aufsteigen<strong>de</strong> Kapillarwasser<br />
Staunässe. Charakteristische Bo<strong>de</strong>ntypen sind Gley und Pseudogley. Nach KELLER,G.:1969<br />
sind in Tonen mehrere m, in Schluffen 1-2m, in Feinsan<strong>de</strong>n bis 1m kapillarer Wasserhub anzunehmen.<br />
Der Gasaustausch im Bo<strong>de</strong>n wird auf Trockenperio<strong>de</strong>n beschränkt, die Verwesung<br />
wird behin<strong>de</strong>rt o<strong>de</strong>r langfristig unterbrochen.<br />
Im Vortrag wer<strong>de</strong>n zwei Beispiele aus unterschiedlichen regionalgeologischen Situationen gezeigt:<br />
1.: In <strong>de</strong>r Grundmöränenlandschaft <strong>de</strong>s Alpenvorlan<strong>de</strong>s wur<strong>de</strong> beim Einbau <strong>de</strong>r Dränage<br />
ein Gräberfeld mit Wachsleichen aufgerissen. 2. In <strong>de</strong>r Gäulandschaft bei Stuttgart wur<strong>de</strong>n<br />
Grabkammern über <strong>de</strong>n Särgen mit Wachsleichen aufgesetzt. Gegenüber <strong>de</strong>n Angehörigen und<br />
<strong>de</strong>r Öffentlichkeit wäre dieser schonen<strong>de</strong> Umgang mit <strong>de</strong>m Friedhof auch in ersten Fall sinnvoll<br />
gewesen.<br />
4.5. Entwässerung durch Bäume, Trockenschä<strong>de</strong>n durch Dränagen (vgl. 3.3.)<br />
In Friedhofsgutachten wird immer wie<strong>de</strong>r empfohlen, feuchte Standorte durch Bäume und<br />
Sträucher in Kombination mit Dränagen zu verbessern. Weil die Grundwasserneubildung hauptsächlich<br />
in <strong>de</strong>r Ruhezeit <strong>de</strong>r Vegetation vom Spätherbst bis zum Frühjahr stattfin<strong>de</strong>t und in <strong>de</strong>r<br />
Vegetationsperio<strong>de</strong> die Wurzeln bevorzugt in die Dränagerohre wachsen, ist diese Maßnahme<br />
nicht wirksam. Material, Gestaltung und Kontrollschächte neu verlegter Dränagen müssen auf<br />
je<strong>de</strong>n Fall mit <strong>de</strong>r Fernsehson<strong>de</strong> befahrbar und mit Rohrfräsen gereinigt wer<strong>de</strong>n können.<br />
Bei <strong>de</strong>r Sanierung alter Friedhöfe mit Dränagen müssen alte Bäume beson<strong>de</strong>rs geschützt wer<strong>de</strong>n,<br />
sie haben sich im Laufe ihres Wachstums an die langfristig herrschen<strong>de</strong> Wasserbilanz angepasst<br />
und können sich nicht mehr auf eine plötzliche Vermin<strong>de</strong>rung <strong>de</strong>r Wasserversorgung<br />
einstellen. Beim Einbau von Dränagen wer<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m häufig die Wurzelbereiche verletzt o<strong>de</strong>r<br />
sogar abgegraben.<br />
4.6. Betonangreifen<strong>de</strong> Stoffe (DIN 4030)<br />
Vor <strong>de</strong>m Einbau von Grabkammern ist das Grundwasser zu analysieren. Schwefelwasserstoff,<br />
wirkt als schwache Säure, es entsteht bei <strong>de</strong>r Fäulnis. Wegen <strong>de</strong>r geringen Mengen, die von<br />
einer Leiche ausgehen kann, ist die direkte Wirkung auf Beton vernachlässigbar gering, ebenso<br />
die Umsetzung zu Schwefelsäure, die einen gewissen Beitrag zu Schä<strong>de</strong>n an <strong>de</strong>r Stahlbewehrung<br />
<strong>de</strong>s Betons bil<strong>de</strong>n kann.<br />
Sulfate stellen das Hauptproblem für <strong>de</strong>n Zement dar. Mit <strong>de</strong>n Calcium- und Aluminiumverbindungen<br />
im nicht sulfatresistenten Zement wer<strong>de</strong>n Calcium-Aluminium-Sulfathydrate gebil<strong>de</strong>t,<br />
die etwa die Konsistenz und Festigkeit fauler Äpfel haben. Sulfate können aus <strong>de</strong>m Meerwasser<br />
und aus <strong>de</strong>r Auflösung von Gips stammen. In Tonsteinen und Faulschlämmen (Talfüllungen) ist<br />
häufig Pyrit fein verteilt enthalten, <strong>de</strong>r bei Wasser- und Sauerstoffzutritt zu Sulfat oxidiert.<br />
5. Geotechnik, Bo<strong>de</strong>nmechanisches Gutachten<br />
Die Standsicherheit von Böschungen, die Reichweite von Setzungen und die Auftriebskräfte<br />
sind von einem Sachverständigen für Bo<strong>de</strong>nmechanik und Grundbau zu prüfen.<br />
10
5.1. Standfestigkeit, Gelän<strong>de</strong>- und Böschungsbruch, Scha<strong>de</strong>nsfälle (DIN 4084)<br />
Ton- und Schluff- Schichten neigen zu Rutschungen. Es wäre nicht fachgerecht, die Gefahr <strong>de</strong>s<br />
Böschungs- o<strong>de</strong>r Gelän<strong>de</strong>bruches bei Friedhöfen in Hanglagen aus <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>nkennwerten <strong>de</strong>s<br />
ungestörten o<strong>de</strong>r verdichtet eingebauten Bo<strong>de</strong>ns zu bestimmen. Im Vortrag wer<strong>de</strong>n drei Beispiele<br />
gezeigt, bei <strong>de</strong>nen Friedhöfe durch Gelän<strong>de</strong>- bzw. Böschungsbruch unbrauchbar wur<strong>de</strong>n.<br />
Die Erschließung mit Grabkammern wäre je<strong>de</strong>smal die langfristig optimale Lösung gewesen.<br />
Der 1. Fall hat Eingang in die Populärliteratur gefun<strong>de</strong>n. Im Frühjahr 1988 rutschte <strong>de</strong>r Friedhof<br />
von Bonn-Eppendorf (KOENIGSWALD,v.W. Hrsg: Erdgeschichte im Rheinland.- Pfeilverlag<br />
München 1994). Die zunehmen<strong>de</strong> Belegung <strong>de</strong>r Grabfel<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r tertiären Sand-, Schluff-, Ton-<br />
Braunkohle- Schichtfolge hatte bei zunehmen<strong>de</strong>r Wassereinleitung und fehlen<strong>de</strong>r, bzw. nicht<br />
ausreichen<strong>de</strong>r Dränage zu tiefen zyklischen Rutschungen in <strong>de</strong>m über 20m hohen Hang geführt.<br />
Der zunehmen<strong>de</strong> Wassergehalt hatte die innere Reibung und die Kohäsion <strong>de</strong>s<br />
Partikelgefüges und die Scherfestigkeit <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nkörper herabgesetzt.<br />
Beim 2. Fall hatte allein die Terrassierung <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s auf einer für Rutschungen bekannten<br />
Schicht ausgereicht, einen Böschungsbruch auszulösen. Die eingebaute Dränage wirkte als<br />
Bewässerung. Damit wur<strong>de</strong> die Kohäsion und die innere Reibung im Korngefüge, sowie die<br />
Scherfestigkeit innerhalb <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nkörper herabgesetzt.<br />
Beim 3. Fall folgte nach <strong>de</strong>r Aufschüttung <strong>de</strong>s Gelän<strong>de</strong>s ein Unterschnei<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Böschung. Die<br />
über 5m hohe Böschung war ursprünglich nur durch eine unbewehrte Trockenmauer aus<br />
Betonformsteinen gestützt, wie sie im Gartenbau verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n. Nach <strong>de</strong>r Belegung <strong>de</strong>r<br />
ersten Gräber und <strong>de</strong>m dadurch verstärktem Wasserzulauf in <strong>de</strong>n Bo<strong>de</strong>n kam es zu ersten<br />
kleinen Gelän<strong>de</strong>brüchen Die Böschung musste nachträglich gesichert wer<strong>de</strong>n, was in diesem<br />
Fall mit rückverankerten Betonbalken durchgeführt wur<strong>de</strong>.<br />
In einem terrassierten Friedhofsgelän<strong>de</strong> sind tief gegrün<strong>de</strong>te Stützmauern, langfristig kontrollierbare<br />
Dränagestränge unter je<strong>de</strong>r Grabreihe und die Ableitung <strong>de</strong>s Sickerwassers über die Kläranlage<br />
erfor<strong>de</strong>rlich. Als geotechnisch und hydrogeologisch langfristig besser kontrollierbare Alternative<br />
bietet sich <strong>de</strong>r Einbau von Grabkammern mit <strong>de</strong>r gleichzeitigen Funktion als Stützelemente,<br />
an.<br />
5.2. Trennwän<strong>de</strong> zwischen <strong>de</strong>n Gräbern<br />
Bei <strong>de</strong>r durchgehen<strong>de</strong>n Belegung Grab neben Grab brechen häufig die 30-40cm cm, in Bayern<br />
60cm breiten Bo<strong>de</strong>ntrennwän<strong>de</strong> durch. Dies geschieht beson<strong>de</strong>rs häufig in Bö<strong>de</strong>n mit Gesteinsbrocken<br />
(Hangschutt, Moräne), die beim Aushub die Wän<strong>de</strong> aufreißen. Dabei strömt die Wasserfüllung<br />
mit <strong>de</strong>n Verwesungsprodukten <strong>de</strong>s zuvor belegten Grabes in die neue Grube. Die Arbeitssicherheit<br />
<strong>de</strong>r Bestatter ist gefähr<strong>de</strong>t, eine Störung <strong>de</strong>r Totenruhe kann nicht ausgeschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n. In manchen Friedhofssatzungen wird daher vorgeschrieben, dass direkt benachbarte<br />
Gräber erst nach mehreren Jahren belegt wer<strong>de</strong>n dürfen.<br />
5.3. Setzungsschä<strong>de</strong>n an Gebäu<strong>de</strong>n und Leitungen, Beweissicherung<br />
Bei einer Standortverbesserung durch Dränagen ist an Gebäu<strong>de</strong>n und an <strong>de</strong>n im Bo<strong>de</strong>n verlegten<br />
Leitungen, je nach geologischer Situation auch in größerer Entfernung bis zu mehreren<br />
100m, mit Schä<strong>de</strong>n durch Setzungen zu rechnen. Bereits in <strong>de</strong>r Planung ist die Reichweite <strong>de</strong>s<br />
Absenkungstrichters zu ermitteln, eine Beweissicherung an Gebäu<strong>de</strong>n und Leitungen ist dringend<br />
zu empfehlen.<br />
5.4 Überschwemmungsgebiete, Auftriebssicherung<br />
In <strong>de</strong>n Tieflandgebieten, im Alpenvorland im Ober- und Nie<strong>de</strong>rrheingraben und in <strong>de</strong>n Tälern<br />
lässt sich die Anlage von Friedhöfen in Überschwemmungsgebieten aber auch an an<strong>de</strong>ren<br />
Standorten mit Grundwasserspiegelschwankungen nicht vermei<strong>de</strong>n. Es sind zahlreiche Fälle<br />
bekannt, wo bei Hochwasser und hohem Grundwasserstand Beerdigungen wochenlang<br />
aufgeschoben wer<strong>de</strong>n müssen. In diesen Bereichen müssen hohe Aufschüttungen kombiniert<br />
mit <strong>de</strong>m Einbau geschlossener Grabkammern empfohlen wer<strong>de</strong>n, um <strong>de</strong>r gesetzlichen Vorgabe<br />
gerecht zu wer<strong>de</strong>n. Hierzu ist <strong>de</strong>r fachgerechte Nachweis <strong>de</strong>r Auftriebssicherung zu erbringen.<br />
11
6. Planung<br />
6.1. Neuplanung, Erweiterung, Grabfel<strong>de</strong>inteilung nach geologischen Kriterien<br />
In großräumig scheinbar eintönig homogenen Schichtfolgen können lokale Beson<strong>de</strong>rheiten <strong>de</strong>r<br />
Gesteinsfolge, das tektonische Schollenmosaik, Hangrutschungen, Ablagerungen in Talauen,<br />
Lawinen- und Murgänge, Sackungen in Karst- und Bergsenkungsgebieten, sowie glaziale Stauchungen<br />
zu kleinräumig wirksamen Unterschie<strong>de</strong>n führen.<br />
Erschließungsmaßnahmen wie Grabreihen-, Flächen- Einzelgrabdränagen, Ausstattung mit<br />
Grabkammern o<strong>de</strong>r Grabhüllen müssen sich nach <strong>de</strong>n jeweils ungünstigsten Bedingungen<br />
innerhalb eines Grabfel<strong>de</strong>s richten. Bei Neuerschließungen ist daher zu empfehlen, die<br />
Einteilung <strong>de</strong>s Friedhofs in Grabfel<strong>de</strong>r nach <strong>de</strong>r Geologie zu richten.<br />
Als allgemein anerkanntes Maß für die Filtermächtigkeit zwischen <strong>de</strong>r Grabsohle und Grundwasser<br />
gelten 0,70m. (u.a. Hygiene- Richtlinien von Nordrhein-Westfalen). Gegebenenfalls<br />
muss das Gelän<strong>de</strong> aufgeschüttet, mit Flächen- bzw. Grabreihendränagen entwässert, das Dränagewasser<br />
über die Kläranlage geleitet wer<strong>de</strong>n. Häufig ist das nicht im freien Gefälle möglich;<br />
in solchen Fällen sind Hebewerke erfor<strong>de</strong>rlich. Bei <strong>de</strong>r Erschließung mit geschlossenen Grabkammern<br />
o<strong>de</strong>r Grabhüllen entfällt dieser Aufwand.<br />
6.2 Wie<strong>de</strong>rbelegung (vgl. 1.5.3. u. 2.3.)<br />
Grabfel<strong>de</strong>r, von <strong>de</strong>nen bekannt ist, dass Wachsleichen zu erwarten sind, sollten zur<br />
Vermeidung <strong>de</strong>s Aufreißens alter Gräber nicht durch Grabreihendränagen unterhalb <strong>de</strong>r<br />
früheren Bestattungstiefe saniert wer<strong>de</strong>n. Dränagen müssen über <strong>de</strong>m Niveau <strong>de</strong>r alten Särgen<br />
verlegt wer<strong>de</strong>n. Da Aufschüttungen über alten Gräbern bo<strong>de</strong>nmechanisch nicht kontrolliert<br />
verdichtet wer<strong>de</strong>n können, sind aufgesetzte einfach tiefe Grabkammern die bessere Lösung.<br />
6.3. Alternativen <strong>de</strong>r Körperbestattung<br />
Bei <strong>de</strong>r Darstellung <strong>de</strong>r Alternativen zur Körperbestattung wer<strong>de</strong>n oft emotional begrün<strong>de</strong>te Be<strong>de</strong>nken<br />
gegen Grabkammern vorgebracht, in keinem <strong>de</strong>r bekannten Fälle jedoch von <strong>de</strong>n Geistlichen<br />
<strong>de</strong>r bei<strong>de</strong>n großen Konfessionen. Eine Verringerung <strong>de</strong>r Hemmschwelle bewirkt <strong>de</strong>r Hinweis<br />
darauf, dass die Bestattung in Grabkammern jahrhun<strong>de</strong>rtelang ein Privileg <strong>de</strong>s A<strong>de</strong>ls und<br />
<strong>de</strong>r hohen Geistlichkeit war und nun zunehmend zu einem neuzeitlichen Standard wird. Eine<br />
Gegenüberstellung <strong>de</strong>r Alternativen, wie sie <strong>de</strong>r christlich- abendländischen Tradition <strong>de</strong>r Körperbestattung<br />
entsprechen, kann zu einer sachlichen Entscheidung beitragen.<br />
Tabelle 5: Tradition und Weiterentwicklung <strong>de</strong>r Körperbestattung<br />
Ort <strong>de</strong>r Körperbestattung Umwelteinfluss Auswirkung<br />
Erdbestattung in lehmigem Bo<strong>de</strong>n Grundwasser,Staunässe Wachsleichen<br />
Grabkammern in Kirchen, Grüfte,<br />
oberirdische Grabkammern auf Friedhöfen trockene Luft Mumien<br />
Grabkammern mit Bo<strong>de</strong>nmatrix<br />
in Erdbestattungs-Tiefe<br />
optimal einstellbares<br />
biologisches Milieu Er<strong>de</strong> zu Er<strong>de</strong> ...<br />
12
7. Zusammenfassung<br />
Die rechtlich gefor<strong>de</strong>rten Eigenschaften an Bo<strong>de</strong>nbeschaffenheit und Lage von Friedhöfen sind<br />
an vielen Standorten von Natur aus nicht gegeben. Hydrogeologisch ungünstige Friedhofsstandorte<br />
können in <strong>de</strong>r Regel nur mit Bo<strong>de</strong>naustausch, Auffüllung, Einzelgrabdränagen,<br />
Flächendränagen, Grabhüllen o<strong>de</strong>r Grabkammern erschlossen wer<strong>de</strong>n. Wenn Grundwasserabsenkungen<br />
vermie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n müssen, u.a. zur Vermeidung von Setzungsschä<strong>de</strong>n, ist eine<br />
Erschließung nur mit geschlossenen, wasserdichten Grabkammern möglich.<br />
Die Zuständigkeit <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong>n bei <strong>de</strong>r Festlegung <strong>de</strong>r Ruhezeiten kann dazu führen, dass<br />
lediglich die Ruhezeiten verlängert und ungünstige Bo<strong>de</strong>nverhältnisse nicht mit adäquaten Maßnahmen<br />
verbessert wer<strong>de</strong>n. Die Lösung <strong>de</strong>r Standortprobleme wird damit in die nächste Generation<br />
verschoben.<br />
Der allgemein gültige Grundsatz, wonach Friedhöfe für die Erdbestattung nur auf Bö<strong>de</strong>n<br />
angelegt wer<strong>de</strong>n dürfen, die zur Leichenverwesung geeignet sind, begrün<strong>de</strong>t möglicherweise<br />
die Haftung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>n Nutzungsberechtigten, falls die Verwesung <strong>de</strong>r<br />
Weichteile innerhalb <strong>de</strong>r Ruhefrist nicht stattgefun<strong>de</strong>n hat.<br />
Tabelle 6: Alternativen <strong>de</strong>r Standortverbesserung<br />
Kriterien Bo<strong>de</strong>n-Austausch<br />
und Dränage<br />
Grabkammern<br />
mit Bo<strong>de</strong>nmatrix<br />
Bo<strong>de</strong>n<br />
Geologie, Bo<strong>de</strong>nart, Bo<strong>de</strong>ntyp - Eignung entschei<strong>de</strong>nd be<strong>de</strong>utungslos<br />
Bo<strong>de</strong>nverbesserungen, Bo<strong>de</strong>naustausch häufig erfor<strong>de</strong>rlich entfällt<br />
„Ermüdung“ von Friedhofsbö<strong>de</strong>n, Nekrosole problematisch entfällt<br />
Wasser<br />
Anlage in Überschwemmungsgebieten nicht zulässig genehmigungsfähig<br />
Anlage im Wasserschutzgebiet IIIA nicht zulässig genehmigungsfähig<br />
Einfluss <strong>de</strong>s kapillaren Wasseranstiegs problematisch entfällt<br />
Stauwasser, Haftwasser problematisch entfällt<br />
Zulauf von Hang- bzw. Schichtwasser problematisch unproblematisch<br />
Zulauf von Nie<strong>de</strong>rschlags- und Gießwasser problematisch unproblematisch<br />
Flächen- /Reihendränage ja nein<br />
Kontrollschächte ja nein<br />
Wartung: Fernsehkontrolle, Wurzelfräse ja nein<br />
Dränagewasser in die Kanalisation ja nein<br />
Dränagewasser in die Umgebung nein ja<br />
Rutschungen, Setzungen, Baumschä<strong>de</strong>n<br />
Abstand <strong>de</strong>r Einzelgräber/ Zwischenwän<strong>de</strong> 40-60 cm Kammer an Kammer<br />
Grabausbau ja nein<br />
Störung <strong>de</strong>r Nachbargräber beim Aushub ja nein<br />
Störung <strong>de</strong>r Zwischenwege bei Sargeinbruch ja nein<br />
Nachbesserung <strong>de</strong>r Einfassung erfor<strong>de</strong>rlich nein<br />
Fundamente <strong>de</strong>r Grabmale nicht zuverlässig zuverlässig<br />
Stützmauern in Hanglagen u. Terrassen erfor<strong>de</strong>rlich nur zur Dekoration<br />
Setzungsschä<strong>de</strong>n an Gebäu<strong>de</strong>n u. Leitungen ja nein<br />
Trockenschä<strong>de</strong>n an Bäumen ja nein<br />
Ruhezeit, Wie<strong>de</strong>rbelegung<br />
Ruhezeit 15 Jahre selten ausreichend zuverlässig<br />
Wachsleichenbildung möglich entfällt<br />
Nachbestattung frühzeitig nein je<strong>de</strong>rzeit<br />
Doppelt tiefe Belegung problematisch einfach<br />
Dreifach tiefe Belegung sehr problematisch einfach<br />
Verbleib von Leichenresten problematisch Beinkammer<br />
Neubepflanzung bei Nachbestattung erfor<strong>de</strong>rlich entfällt (Pflanztrog)<br />
Zufahrt mit Friedhofsbagger oft schwierig entfällt<br />
Zwischenlagerung <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>naushubs erfor<strong>de</strong>rlich entfällt<br />
Arbeitssicherheit, Hygiene gefähr<strong>de</strong>t einwandfrei<br />
13
8. Literatur<br />
AG BODEN (1996): Bo<strong>de</strong>nkundliche Kartieranleitung 4. Aufl. Hrsg: Bun<strong>de</strong>sanstalt für Geowissenschaften<br />
und Rohstoffe & Geologische Lan<strong>de</strong>sämter <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik Deutschland.<br />
ALBRECHT, M. et al. (1996): Die bo<strong>de</strong>nkundliche Untersuchung von Friedhofsflächen.- DFK<br />
08/96.<br />
ALBRECHT, M. (2002): Aktuelle Planungsfragen aus <strong>de</strong>n Friedhofsverwaltungen – Bewertungen<br />
aus bo<strong>de</strong>nkundlicher-hygienischer Sicht. 2. Friedhofstagung Geologisches Lan<strong>de</strong>samt<br />
Rheinland-Pfalz 10.04.02 Mainz.<br />
BADEN-WÜRTTEMBERG, LANDESAMT FÜR GEOLOGIE, ROHSTOFFE UND BERGBAU<br />
(2002): Karte <strong>de</strong>r potentiellen Problemstandorte für Erdbestattungen in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg<br />
1:350 000.<br />
BÜCHI, HJ. & WILLIMANN,I. (2002): Verdachtsfläche Friedhof: Umweltgefährdung durch Leichenzersetzung?-<br />
Wasser und Bo<strong>de</strong>n 54/11<br />
DIN 4220 Teil 1 (1998): Bo<strong>de</strong>nkundliche Standortbeurteilung, Kennzeichnung, Klassifizierung<br />
und Ableitung von Bo<strong>de</strong>nkennwerten.<br />
EGGELSMANN, R. (1981): Dränanleitung für Landbau, Ingenieurbau und Landschaftsbau, 2.<br />
Aufl. Paul Parey Hamburg, Berlin.<br />
FIEDLER, S. & VAN DE SAND, M. (2001): Welche Bo<strong>de</strong>neigenschaften sind für eine<br />
Friedhofsnutzung von Be<strong>de</strong>utung? Die Gemein<strong>de</strong>, 8.<br />
FIEDLER, S. et al. (2002): Bildung so genannter Fettwachsleichen in redoximorphen<br />
Nekrosolen- Beispiel St. Georgen.- Wasser und Bo<strong>de</strong>n 54/11 2002.<br />
FIEDLER, S. et al. (2003): Decomposition of buried corpses, with special reference to the<br />
formation of adipocere.- Naturwissenschaften 2003<br />
FLEIGE, H., HORN, R. et al. (2002): Bo<strong>de</strong>nkundliche Bewertungsverfahren zur Bestimmung<br />
<strong>de</strong>s Eignungsgra<strong>de</strong>s von Friedhöfen.- Wasser und Bo<strong>de</strong>n 54/11<br />
GAEDKE, J. (2004): Handbuch <strong>de</strong>s Friedhofs- und Bestattungsrechts. Heymanns-Verlag<br />
GRAW, M., SCHMIDT, M. SCHNECKENBERGER,K. & FIEDLER,S. (2002): Degradation von<br />
Leichen- Fäulnis, Verwesung und Artefaktbildung.- Wasser und Bo<strong>de</strong>n 54/11.<br />
HESSISCHES LANDESAMT FÜR UMWELT UND GEOLOGIE (2002): Arbeitshilfen für bo<strong>de</strong>nkundliche<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen bei <strong>de</strong>r Anlage o<strong>de</strong>r Erweiterung von Friedhöfen; Untersuchungskriterien<br />
zur Bewertung <strong>de</strong>r Eignung von Bö<strong>de</strong>n für Erdbestattungen.<br />
HOPPENBERG, M. (2002): Rechtliche Aspekte <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>nschutzes im Friedhofswesen.- Friedhofskultur<br />
Feb. 2002.<br />
KELLER,G. (1969): Angewandte Hydrogeologie.- Wasser und Bo<strong>de</strong>n.<br />
NORDRHEIN-WESTFALEN (2001): MINISTERIALBLATT DES LANDES (16, 979, 2001):<br />
Hygiene-Richtlinien für die Anlage und Erweiterung von Begräbnisplätzen.<br />
PAGELS, B., FLEIGE, H. & HORN, R. (2004): Endbericht zur Studie Bo<strong>de</strong>nbeschaffenheit und<br />
Zersetzungsproblematik auf Friedhöfen Univ. Kiel.<br />
RHEINLAND-PFALZ, LANDESAMT FÜR GEOLOGIE UND BERGBAU (2004):<br />
Bo<strong>de</strong>nkundliche Anfor<strong>de</strong>rungen an Neuanlagen o<strong>de</strong>r Erweiterungen von Friedhöfen.<br />
SCHOENEN, D. & ALBRECHT,M.C., (2003): Die Verwesung aus hygienischer und bo<strong>de</strong>nkundlicher<br />
Sicht. Schriftenreihe <strong>de</strong>s Vereins für Wasser-, Bo<strong>de</strong>n- und Lufthygiene, 113 Berlin.<br />
WEINZIERL, W. & WALDMANN, F. (2002): Karte <strong>de</strong>r potentiellen Problemstandorte für die<br />
Erdbestattung in Ba<strong>de</strong>n-Württemberg.- Wasser und Bo<strong>de</strong>n 54/11.<br />
WOURTSAKIS, A. (2003): Bo<strong>de</strong>nkundliche und hydrogeologische Anfor<strong>de</strong>rungen für die<br />
Erdbestattung.- Friedhofskultur 01/03.- Braunschweig.<br />
14
geologie@behmel.<strong>de</strong> Dr. Hermann Behmel<br />
Diplom-Geologe<br />
Umweltschutzgeologie<br />
Infrastrukturplanung<br />
Rohstoffsicherung<br />
Friedhofsplanung<br />
Relenbergstr. 57<br />
70174 Stuttgart<br />
Tel.u.Fax 0711-292605<br />
mobil 0163-55 23 175<br />
geologie@behmel.<strong>de</strong><br />
Stuttgart, <strong>de</strong>n 02.05.2007<br />
Pressemitteilung<br />
Risiken von Gelän<strong>de</strong>- und Bo<strong>de</strong>neigenschaften für Friedhöfe - Einsatz von Grabkammern<br />
an problematischen Standorten<br />
Stichworte: Standortkriterien im Bestattungsrecht <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r, Haftung <strong>de</strong>r Friedhofsträger, Biologie <strong>de</strong>r<br />
Verwesung, geologische Standortkriterien, Bo<strong>de</strong>n und Wasser, Überschwemmungs- und Wasserschutzgebiete,<br />
Böschungsbruch, Bo<strong>de</strong>naustausch, Dränage, Grabkammern.<br />
Zusammenfassung: Das Bestattungsrecht ist Län<strong>de</strong>rsache. Zu <strong>de</strong>n gemeinsamen Grundsätzen gehört,<br />
dass Gräberfel<strong>de</strong>r für die Erdbestattung nur auf Bö<strong>de</strong>n angelegt wer<strong>de</strong>n dürfen, die zur Verwesung geeignet<br />
sind und nicht in Überschwemmungs- und Wasserschutzgebieten liegen. Die geologische Karte von<br />
Deutschland zeigt, dass die gesetzlichen Min<strong>de</strong>stfor<strong>de</strong>rungen von Natur aus häufig nicht gegeben sind: in<br />
<strong>de</strong>n Berglandschaften auf min<strong>de</strong>stens 40%, in <strong>de</strong>n Tieflän<strong>de</strong>rn über 80% <strong>de</strong>r Gesamtfläche <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r.<br />
Es liegt in <strong>de</strong>r Verantwortung <strong>de</strong>r Städte und Gemein<strong>de</strong>n, die gesetzlichen Anfor<strong>de</strong>rungen durch<br />
technische Maßnahmen zu gewährleisten. In Verbindung mit <strong>de</strong>m Friedhofszwang begrün<strong>de</strong>t dies<br />
möglicherweise die Haftung <strong>de</strong>r Gemein<strong>de</strong> gegenüber <strong>de</strong>n Nutzungsberechtigten, in <strong>de</strong>r Regel die<br />
Angehörigen, falls keine Standortverbesserung durchgeführt wur<strong>de</strong> und die Verwesung <strong>de</strong>r Weichteile<br />
innerhalb <strong>de</strong>r Ruhefrist nicht stattgefun<strong>de</strong>n hat.<br />
Zahlreiche Friedhöfe wur<strong>de</strong>n nach unvollständigen o<strong>de</strong>r unzutreffen<strong>de</strong>n Bewertungen von Bo<strong>de</strong>n und<br />
Standort angelegt. Zeitweise o<strong>de</strong>r dauernd hohe Grundwasserstän<strong>de</strong>, hoher kapillarer Wasseranstieg und<br />
Staunässe in <strong>de</strong>n weit verbreiteten Lehmbö<strong>de</strong>n behin<strong>de</strong>rn die Verwesung, „Wachsleichen“ sind jedoch ein<br />
Tabu-Thema. Im Bergland wird die mit zunehmen<strong>de</strong>r Belegung wachsen<strong>de</strong> Gefahr von Rutschungen unterschätzt.<br />
Typische Scha<strong>de</strong>nsfälle zeigen, dass problematische Standorte optimal mit Grabkammern erschlossen<br />
wer<strong>de</strong>n können.<br />
Arbeitsgebiete bis 2002<br />
● Aka<strong>de</strong>mischer Direktor, Geschäftsführer <strong>de</strong>s Instituts für Geologie <strong>de</strong>r Universität Stuttgart<br />
● Universität Stuttgart: Geologie für Bauingenieure, Umweltschutztechniker und Planer<br />
● ICE-Stuttgart 21 und Stuttgart-Ulm, Baugrundrisiken, Trassenoptimierung<br />
● Kernkraftwerk Neckarwestheim, Baugrundrisiken durch Subrosion<br />
Aktuell<br />
● Beirat für Umweltschutz <strong>de</strong>r Stadt Stuttgart<br />
● Friedhofsplanung, geologische Kriterien im Bestattungsrecht<br />
● Lehrauftrag an <strong>de</strong>r Universität Stuttgart: Geologische Grundlagen <strong>de</strong>r Landschaftsplanung<br />
● IHK Region Stuttgart, Prüfer <strong>de</strong>r vereidigten Sachverständigen im Fachausschuss Hydrogeologie
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln<br />
Thema: Vorstellung <strong>de</strong>r novellierten Gütesicherung RAL-GZ 502/1<br />
Referenten: Dr. Bernhard Fischer, Bun<strong>de</strong>samt für Bauwesen und<br />
Raumordnung, Bonn<br />
Roland Braun, Obmann Güteausschuss <strong>de</strong>r RAL-<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V., Berlin
Auftaktveranstaltung<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong><br />
15. Mai 2007 – Köln<br />
Gütesicherung<br />
RAL-GZ 502/1<br />
Novellierung <strong>de</strong>r<br />
Güte- und<br />
Prüfbestimmungen
<strong>Gütegemeinschaft</strong><br />
<strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Kronenstraße 55-58<br />
10117 Berlin<br />
Tel.: (030) 203 14 – 118<br />
Fax: (030) 203 14 – 565<br />
Grabkammersysteme<br />
Gütesicherung<br />
RAL-GZ 502/1<br />
� Die vorliegen<strong>de</strong>n Güte- und Prüfbestimmungen sind vom RAL<br />
DeutschesInstitut für Gütesicherung und Kennzeichnung e.V. im<br />
Rahmen <strong>de</strong>r Grundsätze für Gütezeichen in einem<br />
Anerkennungsverfahren mit <strong>de</strong>n betroffenen Fach- und<br />
Verkehrskreisen sowie <strong>de</strong>n zuständigen Behör<strong>de</strong>n gemeinsam<br />
erarbeitet wor<strong>de</strong>n. Die Gütesicherung wur<strong>de</strong> im Jahr 2005 einer<br />
Überarbeitung unterzogen und liegt nunmehr in <strong>de</strong>r Ausgabe August<br />
2006 vor.<br />
Sankt Augustin, im August 2006<br />
RAL DEUTSCHES INSTITUT<br />
� FÜR GÜTESICHERUNG<br />
� UND KENNZEICHNUNG E.V.
1 Geltungsbereich / Definition<br />
� Herstellung und konstruktive Ausführung<br />
� für ober- und unterirdische Anlagen auf<br />
Friedhöfen<br />
� aus Beton<br />
� zur Aufnahme von Särgen<br />
� be- und entlüftet<br />
� Verhin<strong>de</strong>rung von Staunässe<br />
� pietätvolle und umweltfreundliche<br />
Anwendung<br />
� beachtung <strong>de</strong>r traditionellen<br />
Bestattungsformen<br />
� wie<strong>de</strong>rverwendbar / recyclingfähig<br />
� dauerhaft und betriebssicher<br />
� möglichst rasche Wie<strong>de</strong>rbelegung
2 Mitgelten<strong>de</strong> Vorschriften<br />
�Bestattungsgesetze <strong>de</strong>r Län<strong>de</strong>r<br />
�Hygienerichtlinien<br />
�Bauordnungen<br />
�Wassergesetze<br />
�TA Luft<br />
�etc.
3 Gütebestimmungen<br />
� Umweltbelastungen vermei<strong>de</strong>n<br />
� Schutz <strong>de</strong>s Grundwassers, <strong>de</strong>s<br />
Bo<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>r Luft<br />
� alle verwen<strong>de</strong>ten Teile dauerhaft<br />
und betriebssicher<br />
� in <strong>de</strong>r Praxis bewährt<br />
� Stand <strong>de</strong>r Technik entsprechend
3.1 Nachweis <strong>de</strong>r<br />
Systemtauglichkeit<br />
� Amtliche Bestätigung <strong>de</strong>r<br />
Lan<strong>de</strong>sbehör<strong>de</strong> für Friedhofswesen<br />
� Nachweis bei <strong>de</strong>r Erstprüfung<br />
vorlegen<br />
� Keine Verwesungsgase ungefiltert<br />
an die Oberfläche<br />
� Verwesungsprozess nach max. 12<br />
Jahren abgeschlossen<br />
� Ausreichen<strong>de</strong> Belüftung /<br />
Sauerstoffaustausch<br />
� Stauwasser verhin<strong>de</strong>rn
3.2 Anfor<strong>de</strong>rung an<br />
Filterelemente/ - medien<br />
� technisches o<strong>de</strong>r biologisches<br />
Filtersystem<br />
� als ausgleich von 90 cm<br />
Erdüber<strong>de</strong>ckung<br />
� Standzeit min. 18 Monate
3.3 Anfor<strong>de</strong>rungen an die Be-<br />
und Entlüftung<br />
� erdberührte Teile formstabil<br />
� Umweltanfor<strong>de</strong>rungen<br />
entsprechend<br />
� sicher gegen Beschädigung<br />
� wie<strong>de</strong>rverwendbar und/o<strong>de</strong>r<br />
recyclingfähig<br />
� Sicher vor Oberflächen- und<br />
Schichtenwasser<br />
� dauerhafter Luftdurchsatz von 400<br />
l/Tag muß nachgewiesen wer<strong>de</strong>n<br />
� darf nicht durch Erdüber<strong>de</strong>ckung,<br />
Füllmaterial, etc. verhin<strong>de</strong>rt wer<strong>de</strong>n
3.4 Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Bauausführung<br />
� 90 cm Erüber<strong>de</strong>ckung dürfen nur<br />
unterschritten wer<strong>de</strong>n, wenn<br />
einFilter eingesetzt wird<br />
� keine Bypässe zur Erdoberfläche<br />
� sichere Verhin<strong>de</strong>rung von<br />
Staunässe (Drainage)<br />
� Frostsicherheit aller Bauteile<br />
� das Gesamtbauwerk muss <strong>de</strong>n<br />
statischen Erfor<strong>de</strong>rnissen<br />
entsprechen (Eigengewicht,<br />
Über<strong>de</strong>ckung, seitl. Erddruck)<br />
� Ausreichen<strong>de</strong> Gründung<br />
gewährleisten<br />
� Verkehrslast min. 3,5 kN /m²<br />
� Einbau- und Betriebsanleitung
3.5 Konstruktive Gestaltung<br />
� Pietätvolle, umweltfreundliche und<br />
wür<strong>de</strong>volle Anwendbarkeit über<br />
mehrere Ruhefristen<br />
� Betonqualität nach DIN EN 206-1 /<br />
DIN 1045-2<br />
� Min<strong>de</strong>stbestandteile<br />
�min<strong>de</strong>stens ein Rahmenteil<br />
�ein- o<strong>de</strong>r mehrteiliger Deckel o<strong>de</strong>r<br />
Pflanztrog<br />
�Be- und Entlüftung<br />
�Filtersystem<br />
� Min<strong>de</strong>stabmessungen und Toleranzen<br />
gem. Tabelle 2 sind einzuhalten
� bei wasserdurchlässiger<br />
Ab<strong>de</strong>ckung offenen Bo<strong>de</strong>n und<br />
Entwässerung<br />
� geschlossener Grabkammerbo<strong>de</strong>n<br />
nur mit Wasserableitung<br />
� bei Pflanztrögen o<strong>de</strong>r<br />
Umwehrungen muß die<br />
Entwässerung sichergestellt<br />
wer<strong>de</strong>n
3.6 Personelle und betriebliche<br />
Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
� qualifizierte Fachkraft<br />
� Verantwortlich für Tätigkeitsbereich<br />
gemäß Güte- und<br />
Prüfbestimmungen<br />
� regelmäßige Weiterbildung<br />
� Nachunternehmer müssen<br />
dieselben Anfor<strong>de</strong>rungen erfüllen<br />
� Teilbereiche <strong>de</strong>r<br />
Fremdüberwachung ggf. Beim<br />
Nachunternehmer<br />
� Verantwortlich bleibt <strong>de</strong>r<br />
Gütezeichenbenutzer
Tabelle 1: Grabkammersysteme, Definition<br />
Erläuterung:<br />
Grabkammergrundtypen/Bauklasse<br />
Ab<strong>de</strong>ckung Ausführung<br />
Deckelplatten<br />
einteilig o<strong>de</strong>r<br />
mehrteilig<br />
Pflanztrog<br />
o<strong>de</strong>r<br />
Umwehrung<br />
Tiefgrab<br />
Flachgrab<br />
Tiefgrab<br />
Flachgrab<br />
Bauart (K urzbez.)<br />
offen geschlossen<br />
OT-D<br />
OF-D<br />
OT-P<br />
OF-P<br />
GT-D<br />
GF-D<br />
GT-P<br />
GF-P<br />
Diese Übersicht zeigt 8 Grabkammergrundtypen. Grundsätzlich sind diese mit einer o<strong>de</strong>r mehreren<br />
Deckelplatte(n) o<strong>de</strong>r einem Pflanztrog bzw. Umwehrung ausgestattet.<br />
Soweit Grabsteine verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n muss ein Fundament entsprechend <strong>de</strong>n funktionalen Anfor<strong>de</strong>rungen <strong>de</strong>r<br />
"Richtlinien für das Fundamentieren und Versetzen von Grab<strong>de</strong>nkmälern und Einfassungen für Grabstätten"<br />
fest an <strong>de</strong>n Grabkammerelementen vorhan<strong>de</strong>n sein. Die Bauart "offen" be<strong>de</strong>utet, dass die Grabkammer keinen<br />
Bo<strong>de</strong>n; bzw. "geschlossen" das diese Grabkammer einen Bo<strong>de</strong>n hat.<br />
Die Kurzbezeichnungen be<strong>de</strong>uten:<br />
OT-D Offenes Tiefgrab mit Deckelplatte(n)<br />
GT-D Geschlossenes Tiefgrab mit Deckelplatte(n)<br />
OF-D Offenes Flachgrab mit Deckelplatte(n)<br />
GF-D Geschlossenes Flachgrab mit Deckelplatte(n)<br />
OT-P Offenes Tiefgrab mit Pflanztrog/Umwehrung<br />
GT-P Geschlossenes Tiefgrab mit Pflanztrog/Umwehrung<br />
OF-P Offenes Flachgrab mit Pflanztrog/Umwehrung<br />
GF-P Geschlossenes Flachgrab mit Pflanztrog/Umwehrung<br />
Tiefgrab = Grabkammer/-stelle für zwei Belegungen übereinan<strong>de</strong>r<br />
Flachgrab = Grabkammer/-stelle für eine Belegung<br />
*)
RAL – <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland – Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen<br />
Vorstellung <strong>de</strong>r novellierten RAL – GZ 502/1 - Gütesicherung<br />
- Teil 2 Durchführung <strong>de</strong>r Güteüberprüfung<br />
0. Einleitung<br />
Mit <strong>de</strong>r Entwicklung <strong>de</strong>r Grabkammersysteme wur<strong>de</strong> eine Antwort auf die<br />
teilweise langen Belegungszeiten sowie auf schwierige Standortverhältnisse <strong>de</strong>r<br />
Friedhöfe gefun<strong>de</strong>n. Den Friedhofsbetreibern wird bei <strong>de</strong>r Neuanlegung, <strong>de</strong>r<br />
Erweiterung o<strong>de</strong>r auch <strong>de</strong>r Sanierung <strong>de</strong>r Anlagen durch diese neuen<br />
<strong>Friedhofsysteme</strong> eine attraktive Alternative zu <strong>de</strong>n herkömmlichen<br />
Erdbestattungen eröffnet. Dabei wird durch <strong>de</strong>n Einsatz <strong>de</strong>r<br />
Grabkammersysteme in beson<strong>de</strong>rem Maße Umweltbelastungen <strong>de</strong>s<br />
Grundwassers, <strong>de</strong>s Bo<strong>de</strong>ns und <strong>de</strong>r Luft reduziert bzw. fast gänzlich<br />
ausgeschlossen.<br />
Zur Sicherung dieser Ansprüche ist die Einhaltung einer hohen Qualität <strong>de</strong>r<br />
Grabkammersysteme durch Güteüberwachungen Voraussetzung.<br />
Mit <strong>de</strong>m RAL-Gütezeichen <strong>Friedhofsysteme</strong> wur<strong>de</strong> zu<strong>de</strong>m die Voraussetzung für<br />
pietätvolle und umweltfreundliche Anwendung von qualitativ hochwertige<br />
Grabkammersysteme und –Anlagen aus Beton unter Beachtung <strong>de</strong>r<br />
traditionellen Bestattungsformen geschaffen.<br />
Die RAL-GZ 502/1 (Gütesicherung – Grabkammersysteme) for<strong>de</strong>rt (Kapitel 4.4<br />
Fremdüberwachung/Nachfolgeprüfung) min<strong>de</strong>stens einmal pro Jahr eine<br />
Fremdüberwachung. Um diesen Verpflichtungen nachzukommen, hat die<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V. einen Sachverständigen mit <strong>de</strong>r<br />
Durchführung <strong>de</strong>r Fremdüberwachungen beauftragt.<br />
Nachfolgend wird die Durchführung <strong>de</strong>r Prüfung zur Einhaltung <strong>de</strong>r Güte- und<br />
Prüfbestimmungen für Grabkammersysteme beschrieben.<br />
1. Geltungsbereich/Definition<br />
Das Kapitel 1 Geltungsbereich/Definition beschreibt die Grabkammersysteme<br />
als technische Bauwerke und legt ihren Anwendungsbereich fest.<br />
Ob und mit welcher Tiefe die zu überprüfen<strong>de</strong>n<br />
Mitgliedfirmen ausreichen<strong>de</strong> Erfahrungen mit<br />
diesen Systemen vorweisen können, gilt zu überprüfen.<br />
Dies stellte bei <strong>de</strong>n überprüften Firmen keinerlei<br />
Schwierigkeiten dar, weil alle Mitgliedfirmen langjährige<br />
Erfahrungen und Referenzen mit Grabkammersystemen<br />
vorweisen können.<br />
Es sei jedoch die Frage gestattet, wie dies bei neuen<br />
Mitgliedsfirmen zu überprüfen ist. Hier könnte zukünftig<br />
ein Lösungsweg in <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r technischen Bild 1: Grabkammersysteme<br />
Zulässigkeit <strong>de</strong>r Produkte – <strong>de</strong>r Grabkammersysteme liegen.<br />
Dies leitet auch schon zu <strong>de</strong>r Überprüfung <strong>de</strong>r Funktionsfähigkeit <strong>de</strong>r<br />
Grabkammersysteme über.<br />
Die Feststellung, ob die Grabkammersysteme aus Betonfertigteilen sind, ist eine<br />
<strong>de</strong>r leichteren Überprüfungen. Bei <strong>de</strong>r Fragestellung, ob die zu überprüfen<strong>de</strong>n<br />
Dr. Fischer – Sachverständiger <strong>de</strong>r <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V. 1
RAL – <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland – Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen<br />
Friedhof-/Grabkammersysteme eine Ruhefrist von maximal 12 Jahren<br />
ermöglichen, kann jedoch nicht ohne weiteres vor Ort entschie<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und<br />
sprengt <strong>de</strong>n Rahmen einer einfachen Überprüfung. Um diese Fragestellung in<br />
<strong>de</strong>r gebotenen Aussage beantworten zu können, stützt sich die Überprüfung auf<br />
Gutachten berufener Stellen. So wur<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n<br />
Überprüfungen auf Gutachten von Universitäten<br />
Bezug genommen, die eine Ruhefrist innerhalb<br />
von beispielsweise 12 o<strong>de</strong>r 15 Jahren nachgewiesen<br />
haben.<br />
In gleicher Weise wur<strong>de</strong> sich <strong>de</strong>r Fragestellung<br />
einer pietätvollen und wür<strong>de</strong>vollen Benutzung<br />
<strong>de</strong>r <strong>Friedhofsysteme</strong> genähert. Hier konnte auf<br />
entsprechen<strong>de</strong> Zulassungen von<br />
Genehmigungsbehör<strong>de</strong>n zurückgegriffen wer<strong>de</strong>n.<br />
Bild 2: pietätvolle Benutzung<br />
2. Einhaltung <strong>de</strong>r mitgelten<strong>de</strong>n Vorschriften<br />
Mit <strong>de</strong>m Kapitel 2 Mitgelten<strong>de</strong> Vorschriften, Verordnungen und Richtlinien in<br />
ihren auf <strong>de</strong>n Geltungsbereich dieser Güte- und Prüfbestimmungen relevanten<br />
Ausführungen jeweils in <strong>de</strong>n neuesten Fassungen wird die Verantwortung <strong>de</strong>s<br />
Herstellers von Grabkammersystemen bezüglich Einhaltung von Vorschriften,<br />
Verordnungen und Richtlinien beson<strong>de</strong>rs hervorgehoben.<br />
Abb. 1: beispielhafte Aufzählung von mitgelten<strong>de</strong>n Vorschriften<br />
Die Einhaltung von Normen, Bun<strong>de</strong>s- und Lan<strong>de</strong>sgesetzen sowie kommunalen<br />
Satzungen und Vorschriften scheint <strong>de</strong>m Leser als Selbstverständlichkeit zu<br />
erscheinen. So beschränken sich auch die Überprüfungen <strong>de</strong>r Einhaltungen<br />
dieser Regelungen auf eine schriftliche Erklärung <strong>de</strong>s Herstellers von<br />
Grabkammersystemen zur Einhaltung <strong>de</strong>r mitgelten<strong>de</strong>n Vorschriften.<br />
Dr. Fischer – Sachverständiger <strong>de</strong>r <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V. 2
RAL – <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland – Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen<br />
Mit dieser Erklärung wird die Einbindung <strong>de</strong>s Grabkammersystems als eines <strong>de</strong>r<br />
vielfältigen Produkte aus <strong>de</strong>r Angebotspalette <strong>de</strong>r Betonfertigteile unterstrichen.<br />
3. Gütebestimmungen<br />
Das Kapitel 3 Gütebestimmungen kann mit Fug und Recht als <strong>de</strong>r zentrale<br />
Bestandteil <strong>de</strong>r Güteüberprüfung angesehen wer<strong>de</strong>n.<br />
Der Sachverständige hat die Vereinbarkeit <strong>de</strong>r jeweiligen Grabkammersysteme<br />
mit <strong>de</strong>r Vermeidung von Umweltbelastungen, <strong>de</strong>r Einhaltung <strong>de</strong>r<br />
berufsgenossenschaftlichen Unfallverhütungsvorschriften abzufragen.<br />
Bei <strong>de</strong>r Feststellung <strong>de</strong>r Systemtauglichkeit stützt sich die Überprüfung zwar<br />
teilweise auf Gutachten von sachkundigen Universitäten ab, muss jedoch im<br />
Einzelfall die Funktionalität auch unabhängig hiervon einschätzen. Hierbei sind<br />
beispielhaft Fragen ob keine Verwesungsgase ungefiltert an die Oberfläche<br />
austreten gleichermaßen mit Fragen <strong>de</strong>r Verhin<strong>de</strong>rung von Stauwasser in <strong>de</strong>r<br />
Grabkammer zu beantworten.<br />
Abb. 2: Beispiel einer Systemskizze<br />
„Grabkammersystem“<br />
Abb.3: Beispiel einer Systemskizze „Grabkammersystem“<br />
Es ist aus <strong>de</strong>r Anwen<strong>de</strong>rsicht von Grabkammersystemen nachvollziehbar, dass<br />
die Anfor<strong>de</strong>rungen an Filterelemente und –medien eine herausragen<strong>de</strong> Stellung<br />
im Rahmen <strong>de</strong>r Überprüfungen einnehmen.<br />
Luftdurchlassrate (mind. 400 l/d als Referenzwert), Formstabilität und<br />
Beständigkeit gegen Tierfraß wer<strong>de</strong>n durch <strong>de</strong>n Sachverständigen sowohl auf<br />
Grundlage von Gutachten als auch durch Überprüfungen am Material in <strong>de</strong>r<br />
Produktionshalle nachvollzogen.<br />
Ein weiterer Überprüfungsschwerpunkt liegt bei <strong>de</strong>n Anfor<strong>de</strong>rungen an die<br />
Bauausführung <strong>de</strong>r Grabkammersysteme.<br />
Der Sachverständige hat die Verhin<strong>de</strong>rung von anfallen<strong>de</strong>m Stauwasser sowie<br />
die Einhaltung von vorgegebenen Maßtoleranzen zu überprüfen.<br />
Auch ist von <strong>de</strong>m Hersteller <strong>de</strong>r Grabkammersysteme ein Nachweis von<br />
Einbauanleitungen zu erbringen.<br />
Dr. Fischer – Sachverständiger <strong>de</strong>r <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V. 3
RAL – <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland – Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen<br />
Bild 3: Einbauanleitung Bild 4: Einbauanleitung<br />
Sind diese Fragen zufrie<strong>de</strong>nstellend beantwortet, geht <strong>de</strong>r Sachverständige in<br />
seiner Überprüfung <strong>de</strong>r Grabkammersysteme zur Betontechnologie über.<br />
Bei <strong>de</strong>r konstruktiven Gestaltung und Güteanfor<strong>de</strong>rungen ist die Überprüfung <strong>de</strong>r<br />
Einhaltung <strong>de</strong>r EN-206-1/DIN 1045 von beson<strong>de</strong>rem Belang. Die<br />
vorgeschriebenen Eigen- und Fremdüberprüfungen entsprechend <strong>de</strong>r gültigen<br />
EN/ DIN-Norm sind zu überprüfen.<br />
Dabei ist die Werksbesichtigung ein unerlässlicher Bestandteil <strong>de</strong>r<br />
Überprüfungen <strong>de</strong>s Sachverständigen. Selbstverständlich wird hierbei neben<br />
<strong>de</strong>n Gesprächen mit <strong>de</strong>r Werksleitung <strong>de</strong>r Kontakt zu <strong>de</strong>n Arbeitern <strong>de</strong>s<br />
Produktionsbetriebes gesucht, um sich ein möglichst realistisches Bild vom<br />
Produktionsprozess zu verschaffen.<br />
Abschließend wird die Eignung <strong>de</strong>r Fachkräfte <strong>de</strong>s Gütezeicheninhabers im<br />
persönlichen Gespräch und durch <strong>de</strong>n Nachweis von Fachlehrgängen <strong>de</strong>r<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> festgestellt.<br />
Der Abschlußbericht <strong>de</strong>s Sachverständigen schließt mit <strong>de</strong>m nachfolgend<br />
aufgeführten Ergebnis ab.<br />
Prüfungsergebnis:<br />
Eine Verleihung <strong>de</strong>s Gütezeichens „<strong>Friedhofsysteme</strong>“ mit <strong>de</strong>r Inschrift „RAL-GZ 502/1“ an die<br />
überprüfte Firma wird <strong>de</strong>r <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
vorbehaltlos empfohlen: O<br />
mit Auflagen gemäß Anlage empfohlen: O<br />
nicht empfohlen (siehe Anlage): O<br />
Die Geschäftsstelle <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V. stellt bei positivem<br />
Prüfergebnis <strong>de</strong>m Hersteller von Grabkammersysteme die nachfolgend<br />
aufgeführte Verleihungsurkun<strong>de</strong> das „Gütezeichen <strong>Friedhofsysteme</strong>“ aus.<br />
Dr. Bernhard Fischer<br />
Dr. Fischer – Sachverständiger <strong>de</strong>r <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V. 4
Literatur:<br />
RAL – <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
Demographischer Wan<strong>de</strong>l in Deutschland – Herausfor<strong>de</strong>rungen im Friedhofswesen<br />
� RAL 502/1<br />
� EN 206-1/DIN 1045<br />
� Homepage <strong>de</strong>r Firmen<br />
♦ Thumshirn GmbH Betonwerke<br />
♦ Finger Baustoffe - Ackermann Oekotec GmbH<br />
♦ Mallbeton GmbH<br />
Dr. Fischer – Sachverständiger <strong>de</strong>r <strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V. 5
Ackermann Oekotec GmbH<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Fleitz<br />
Dr. Rudolf-Eberle-Straße 11-13<br />
D- 76534 Ba<strong>de</strong>n-Ba<strong>de</strong>n/Steinbach<br />
Baumeister Ingenieurbüro<br />
Dipl.-Ing. Gerhard Schmitt<br />
Marktplatz 1<br />
D- 76547 Sinzheim<br />
Bun<strong>de</strong>samt für Bauwesen<br />
und Raumordnung<br />
Dr. Bernhard Fischer<br />
Deichmannsaue 31-37<br />
D- 53179 Bonn<br />
CEMTERRA GmbH<br />
Dipl.-Ing. Heinrich Kettler<br />
Kardinalstraße 5<br />
D- 48165 Münster<br />
Finger Baustoffe GmbH<br />
Dipl.-Ing. Konrad Finger<br />
Bellnhäuser Straße 1<br />
D- 35112 Frohnhausen<br />
Finger Beton Westerburg GmbH & Co. KG<br />
Bernd Thielmann<br />
Postfach 1311<br />
D- 56450 Westerburg<br />
Firma BayWaAG<br />
Anton Haaf<br />
Nürnbergerstraße 133<br />
D- 97076 Würburg<br />
Firma BayWaAG<br />
Anton Deibl<br />
Nürnbergerstraße 133<br />
D- 97076 Würburg<br />
Firma BayWaAG<br />
Bernhard Ufer<br />
Nürnbergerstraße 133<br />
D- 97076 Würburg<br />
T e i l n e h m e r l i s t e<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln
Friedhofs- und Bestattungsbetrieb<br />
Lan<strong>de</strong>shauptstadt Saarbrücken<br />
Dipl.-Betrw. Uwe Kunzler<br />
Richard-Wagner-Straße 52-56<br />
D- 66111 Saarbrücken<br />
Gemein<strong>de</strong> In<strong>de</strong>n<br />
Bauamt<br />
Renate Xhonneux<br />
Rathausstraße 1<br />
D- 52459 In<strong>de</strong>n<br />
Gemein<strong>de</strong> Ratgen<br />
Bauamt<br />
Dirk Meyer<br />
Hauptstraße 55<br />
D- 52159 Ratgen<br />
Gemein<strong>de</strong> Swisttal<br />
Beigeordnete Petra Kalkbrenner<br />
Rathausstraße 1<br />
D- 53913 Swisttal<br />
Gemein<strong>de</strong> Swistal<br />
Fachbereichsleiter Armin Wallraff<br />
Rathausstraße 1<br />
D- 53913 Swisttal<br />
Genossenschaft Kölner<br />
Friedhofsgärtner eG<br />
Josef F. Terfrüchte<br />
Weinsbergstraße 138<br />
D- 50823 Köln<br />
Genossenschaft Kölner<br />
Friedhofsgärtner eG<br />
Lutz Pakendorf<br />
Weinsbergstraße 138<br />
D- 50823 Köln<br />
Geologischer Dienst NRW<br />
Dr. Stefan Miara<br />
De-Greiff-Straße 195<br />
D- 47803 Krefeld<br />
Geologischer Dienst NRW<br />
FB 34<br />
Heinrich Wolfsperger<br />
De-Greiff-Straße 195<br />
D- 47803 Krefeld<br />
T e i l n e h m e r l i s t e<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln
Grabkammer-Vertriebs GmbH<br />
Roland Braun<br />
Gartenstraße 5<br />
D- 97618 Nie<strong>de</strong>rlauer<br />
Grabkammer-Vertriebs GmbH<br />
Hubert Schmitt<br />
Gartenstraße 5<br />
D- 97618 Nie<strong>de</strong>rlauer<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong><br />
e.V.<br />
Dipl.-Ing. Hans San<strong>de</strong>r<br />
Kronenstraße 55-58<br />
D- 10117 Berlin<br />
<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong><br />
e.V.<br />
Dipl.-Ing. Nora Dahle<br />
Kronenstraße 55-58<br />
D- 10117 Berlin<br />
Institut für Geologie <strong>de</strong>r<br />
Universität Stuttgart<br />
Dr. Hermann Behmel<br />
Relenbergstraße 57<br />
D- 70174 Stuttgart<br />
RAL e.V.<br />
Geschäftsführer Manfred Eihoff<br />
Siegburgerstraße 39<br />
53757 Sankt Augustin<br />
RW Best. GmbH & Co.KG<br />
Klaus-Peter Müller<br />
Schillerstraße 5<br />
D- 95152 Selbitz<br />
RW Best. GmbH & Co.KG<br />
Jürgen Röser<br />
Schillerstraße 5<br />
D- 95152 Selbitz<br />
Stadt Eschweiler<br />
Bauordnungs- und Umweltamt<br />
Siegfried Zehn<br />
Johannes-Rau-Platz 1<br />
D- 52249 Eschweiler<br />
T e i l n e h m e r l i s t e<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln
Stadt Eschweiler<br />
Bauordnungs- und Umweltamt<br />
Wolfgang Uebachs<br />
Johannes-Rau-Platz 1<br />
D- 52249 Eschweiler<br />
Stadt Köln<br />
Amt für Landschaftspflege<br />
und Grünflächen<br />
Reinhard Muck<br />
Willy-Brandt-Platz 2<br />
D- 50679 Köln<br />
Stadt Köln<br />
Amt für Landschaftspflege<br />
und Grünflächen<br />
Siegfried Ulmer<br />
Willy-Brandt-Platz 2<br />
D- 50679 Köln<br />
Stadt Lohmar<br />
Tiefbauamt<br />
Dietmar Schlösser<br />
Hauptstraße 27-29<br />
D- 53797 Lohmar<br />
Stadt Lohmar<br />
Tiefbauamt<br />
Ursula Schreib<br />
Hauptstraße 27-29<br />
D- 53797 Lohmar<br />
Stadt Overath<br />
Friedhofsverwaltung<br />
Doris Wierling<br />
Hauptstraße 10<br />
D- 51491 Overath<br />
Stadt Overath<br />
Friedhofsverwaltung<br />
Günther Grützenbach<br />
Hauptstraße 10<br />
D- 51491 Overath<br />
Stadt Siegburg<br />
Baubetriebsamt<br />
Horst Krybus<br />
Lin<strong>de</strong>nstraße 87<br />
D- 53721 Siegburg<br />
T e i l n e h m e r l i s t e<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln
Stadt Solms<br />
Der Magistrat<br />
Amtsleiter Hans-Werner Fuchs<br />
Oberdorfer Straße 20<br />
D- 35606 Solms<br />
Stadtverwaltung Sinzig<br />
Abteilung Bauamt<br />
Norbert Stockhausen<br />
Kirchplatz 5<br />
D- 53489 Sinzig<br />
Stadtverwaltung Sinzig<br />
Abteilung Bauamt<br />
Mario Steffens<br />
Kirchplatz 5<br />
D- 53489 Sinzig<br />
Thumshirn Bausysteme GmbH & Co. KG<br />
Ludwig Faidt<br />
Böschleinsmühle 2-3<br />
D- 91785 Pleinfeld<br />
UTAG Ingenieure GmbH<br />
Dipl.-Ing. Ulrich Zimmermann<br />
Friedrichstraße 76<br />
D- 10117 Berlin<br />
VBS <strong>de</strong>r Stadt Solingen<br />
Straßen und Grünflächen (80-3)<br />
Erika Skowach<br />
Bonner Straße 100<br />
D- 42697 Solingen<br />
VBS <strong>de</strong>r Stadt Solingen<br />
Straßen und Grünflächen (80-3)<br />
Andreas Brühne<br />
Bonner Straße 100<br />
D- 42697 Solingen<br />
VBS <strong>de</strong>r Stadt Solingen<br />
Straßen und Grünflächen (80-3)<br />
N.N.<br />
Bonner Straße 100<br />
D- 42697 Solingen<br />
WACO/Ballast Needam<br />
Herr Oudmaijer<br />
Lelyweg 23<br />
NL- 4612 Bergen op Zom<br />
T e i l n e h m e r l i s t e<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln
WACO/Ballast Needam<br />
Herr Dr. Sjjoerd<br />
Lelyweg 23<br />
NL- 4612 Bergen op Zom<br />
Wirtschaftsbetrieb Mainz (WBM<br />
Betriebszweig Bestattung<br />
Dipl.-Ing. Klaus Hummel<br />
Zita<strong>de</strong>lle, Bau C<br />
D- 55131 Mainz<br />
Zentralverband Deutsches<br />
Baugewerbe<br />
Dipl.-Ing. Michael Hei<strong>de</strong><br />
Kronenstraße 55-58<br />
D- 10117 Berlin<br />
T e i l n e h m e r l i s t e<br />
Auftaktveranstaltung <strong>de</strong>r<br />
RAL-<strong>Gütegemeinschaft</strong> <strong>Friedhofsysteme</strong> e.V.<br />
am 15. Mai 2007 in Köln