SKIP - Das Kinomagazin, Ausgabe März 2012
SKIP - Das Kinomagazin, Ausgabe März 2012 - SKIP 2.0: Hier findest du SKIP - Das Kinomagazin zum online Durchblättern. Deine Lieblingskinozeitschrift als Print-Magazin gibts natürlich auch - ab sofort gratis in deinem Kino, bei Thalia und in den Bank Aust
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▶l Film<br />
The Brussels<br />
Business<br />
Barroso, das Parlament oder Merkozy? Wer schafft eigentlich an in der EU? Dieser Doku-Thriller<br />
zeigt die EU-Entscheidungsträger als Teil eines ebenso eingeschworenen wie öffentlichkeitsscheuen<br />
Netzwerks aus Lobbyisten und einflussreichen Interessensvertretungen.<br />
Demokratie oder Lobbying-Wildwuchs? In der inoffiziellen Version der Geschichte der EU gehts weniger um die Macht, die vom<br />
Volk ausgeht, und mehr um die ungeniert von Konzerninteressen gesteuerte neoliberale Ausrichtung der Wirtschaftsunion.<br />
Zur Eu hat jeder eine Meinung. <strong>Das</strong> ist<br />
entweder dieser Wasserkopf mit sitz in Brüssel,<br />
der darüber bestimmt, wie schief Gurken<br />
sein dürfen, uns Konfitüre statt Marmelade<br />
aufs Brot schmieren wollte und überhaupt mit<br />
immer neuen richtlinien beweist, wie man am<br />
Bürger vorbeiregiert. Für andere ist der<br />
staatenbund ein zukunftsweisendes symbol<br />
für den Willen, Gemeinsames über Trennendes<br />
zu stellen, Frieden und stabilität zu sichern.<br />
Längst nicht vollkommen, aber letztlich alternativlos.<br />
Dabei sind glühende Befürworter<br />
und EU-Gegner ja die ausnahme – die<br />
meisten der rund 500 Millionen EU-Bürger<br />
betrachten die Union doch nicht anders als<br />
das Wetter: Man muss es nehmen, wie es ist.<br />
Und wenn es einem nicht passt, hat man zumindest<br />
etwas, worüber man schimpfen kann.<br />
angenehmer Nebeneffekt dieser bürgerlichen<br />
100 <strong>SKIP</strong> MärZ<br />
Wurschtigkeit: Die Entscheidungsträger können<br />
weitgehend unbehelligt von funktionierenden<br />
Kontrollmechanismen die EU formen,<br />
wie es denen zusagt, die am vehementesten<br />
auftreten. Nicht zufällig sind in Brüssel rund<br />
15.000 Lobbyisten am Werk – das größte<br />
Lobbyisten-aufkommen außerhalb Washingtons.<br />
Und in diese Grauzone aus legitimer<br />
Interessenvertretung und schamloser Einflussnahme<br />
taucht dieser sorgfältig recherchierte,<br />
aufschlussreiche Doku-Thriller ein: entblößt<br />
scheinseriöse Think Tanks als gezielt gesteuerte<br />
Pr-Maschinerien; fragt, wie es um die<br />
Unabhängigkeit eines von Barroso anlässlich<br />
der Finanzkrise eingesetzten Weisenrates zur<br />
regulierung der Finanzmärkte bestellt ist, in<br />
dem ausschließlich abgesandte von krisenauslösenden<br />
Us-Großbanken und deregulierungsfreudige<br />
Finanzlobbyisten zu finden<br />
sind; und rückt vor allem den European<br />
roundtable of Industrialists (ErT) ins Zentrum<br />
der aufmerksamkeit, die vielleicht am<br />
erfolgreichsten agierende Interessensvertretung<br />
überhaupt: Zusammengesetzt aus über<br />
40 CEos von Multis wie Nestlé, Nokia,<br />
Philips oder Volvo, nimmt der exklusive Club<br />
ungehemmt und nicht mal sonderlich diskret<br />
Einfluss auf die EU-Kommission. Die sicht<br />
des Lobbyisten wird im Film übrigens vertreten<br />
von Pascal Kerneis von der mächtigen<br />
Lobbying-Firma European services Forum.<br />
Er sieht sich als legitime, unverzichtbare<br />
schaltstelle zwischen Interessengruppen und<br />
Entscheidungsträgern, das Lobbying keineswegs<br />
als schmutziges oder gar verwerfliches<br />
Geschäft. ob diese Einschätzung angesichts<br />
nicht von der hand zu weisender Belege für<br />
übelste Einflussnahmen des Big Business allerdings<br />
glaubwürdig ist, davon sollte sich<br />
jeder selber überzeugen. Dm<br />
▶l 16 03 <strong>2012</strong><br />
Doku. oT: ThE BrUssELs BUsINEss – Who rUNs<br />
ThE EUroPEaN UNIoN? Österreich/Belgien <strong>2012</strong>.<br />
Länge: 88 Min. Buch & Regie: Friedrich Moser, Matthieu<br />
Lietaert. kameRa: Friedrich Moser. SchniTT:<br />
Jesper osmund, Friedrich Moser, Michaela Müllner.<br />
muSik: Johannes rothenaicher. PRoDukTion:<br />
Friedrich Moser, steven Dhoedt. VeRLeih: Thimfilm.