ForestFinest 2/2012
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
ISSN 1866-7325 4,00 €<br />
<strong>ForestFinest</strong><br />
Ausgabe 2 <strong>2012</strong><br />
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />
Wald & Werte<br />
Im Wandel
Mein Baum<br />
sorgt für gutes Klima<br />
und faire Zusammenarbeit<br />
Für Fairness und Vielfalt<br />
Fairness gehört zum Sport – aber auch in die ganze Welt getragen, findet Julian Ekelhof, Baumstifter bei<br />
der Deutschen Umweltstiftung. Dazu gehört für den Basketballer, dass diejenigen, die die Welt mit CO 2<br />
belasten, etwas tun, um sie davon zu befreien. Wie sein Baum: Er wächst im neuen Stifterwald und hilft<br />
dem Klima. Er sichert der Welt den Regenwald und vielen Menschen dort gute Wald-Arbeit. Er sorgt für<br />
sauberes Wasser und gibt vielen Tieren und Pflanzen ein Zuhause. Mit 33 Euro sind Sie dabei – wie Julian.<br />
Einfach online baumstiften gehen. Danke.<br />
www.baumstifter.de<br />
Julian Ekelhof<br />
Projektleiter CO OL und Baumstifter<br />
2<br />
Deutsche<br />
Umweltstiftung<br />
Foto: Nicolas Rieger
Foto: Universal Picture (r.) · ForestFinance (u.)<br />
Illustration: Mona Godzewski<br />
Wem gehört die Welt …<br />
… natürlich der Menschheit. Wenn’s um das „Große Ganze“ geht, sind vor allem Politiker<br />
großzügig – weil es keine praktischen Folgen hat. Bei Kleinkram sieht das anders aus. Wem<br />
gehört das Öl unter dem Festlandsockel? Wem die Arktis? Wem gehört die Atmosphäre?<br />
Und wem gehört der Boden? Jeder – ob Einzelner oder Gruppe –, der etwas „gemacht“ hat,<br />
hat auch ein Recht an der Nutzung oder am Besitz. Wir bauen ein Haus – es ist unseres. Aber<br />
wer hat die Atmosphäre „gemacht“? Dass diese Güter der Gemeinschaft „Menschheit“ einfach<br />
gehören, ist für neoliberale Politiker und Ökonomen eine schlimme Vorstellung. Sie<br />
gehören privatisiert. Die Aufteilung der Welt in kleine Stücke ist wichtig, sonst kann man sie<br />
niemandem verkaufen. Und gerade darum geht es. Unberührter Urwald? Der liegt in „unserem“<br />
Staatsgebiet also können wir ihn aufteilen und verkaufen – an Unternehmen oder<br />
vielleicht Milliardäre, die dort vielleicht sogar „Naturschutz“ betreiben wollen. Wen interessiert<br />
schon, dass dort auch Menschen leben. Die Privatisierung der Welt und die Enteignung<br />
der Masse der Menschen, die in, auf und von der Welt leben, geht munter voran. Auch unter<br />
ökologischem Vorzeichen.<br />
Der Handel mit CO 2 -Zertifikaten ist so ein Beispiel der Privatisierung der Welt. Hier wird die<br />
Atmosphäre zur privaten Nutzung (als Mülldeponie für CO 2 ) freigegeben und diese Nutzung<br />
mit einem Preisschild versehen. Der „Eigentümer“ der Atmosphäre – die Menschheit – profitiert<br />
von diesem eingeführten Finanzspiel nicht. Die Gewinne bleiben zum Beispiel bei den<br />
Energiekonzernen, die CO 2 -Zertifikate geschenkt bekommen, aber wieder verkaufen. Sinnigerweise<br />
an die Eigner der Atmosphäre – vulgo die Verbraucher –, denen als Gemeinschaft<br />
die Atmosphäre gehört. Die Erträge müssten an diese Gemeinschaft fließen. Stattdessen<br />
sorgt die Politik dafür, dass die Gewinne bei den Verschmutzern und bei der Finanzwirtschaft<br />
landen.<br />
Wir alle – ForestFinance eingeschlossen – sind Teil dieses Wirtschaftssystems. Auch Wald<br />
kann auf privatem Grundstück stehen, das jemandem gehört – ob einzelner Person oder<br />
einem deutschen „Öko-Fonds“. Auch das ist eine, wenn auch subtilere Form der Enteignung<br />
und spielt quantitativ weltweit nicht die entscheidende Rolle. Wenn wir aber die „Ökologie“<br />
nicht um eine andere Art von Ökonomie erweitern, dann praktizieren wir nur grün angestrichenes<br />
Land Grabbing.<br />
Wirtschaften im Sinne von Gemeinwirtschaft und Gemeinwohl ist innerhalb dieses Systems<br />
nicht einfach – auch weil das innerlich wie äußerlich ein anderes Wertesystem erfordert.<br />
Hier werden Profit und Wachstum zum Nutzen der Gemeinschaft verstanden und nicht<br />
unter dem Motto „Wenn jeder an sich selber denkt, ist für alle gesorgt“. Wir wollen diesen<br />
Weg in ein anderes Wirtschaften jetzt langsam antreten. Deswegen werden Teile von Forest-<br />
Finance behutsam in genossenschaftliche Strukturen<br />
übergehen. Vor allem damit wenigstens ein kleiner<br />
Teil der Welt – nämlich die Wälder von ForestFinance<br />
– dann wieder allen gehören und von allen genutzt<br />
werden können. Dieses <strong>ForestFinest</strong> Magazin, soll uns<br />
und Ihnen dazu Denkanstöße geben.<br />
Harry Assenmacher,<br />
Gründer und Geschäftsführer ForestFinance<br />
Herausgeber <strong>ForestFinest</strong><br />
Inhalt<br />
4 An uns<br />
Die Seite für Leser · Impressum<br />
5 Die phänomenale Fünf<br />
Streiflichter in Zahlen zu Biodiversität<br />
6 Buschtrommel<br />
Meldungen zu Wald und Welt<br />
8 Titel<br />
In Wert und Wandel gesetzte Wälder<br />
Wem gehört die Welt? Fragen an Robin Hood<br />
22 Waldwirtschaft<br />
Deutsche Bank vernichtet Wälder · Holz in Kohlekraftwerken<br />
· Qualitätssiegel · Meldungen<br />
26 Reportage<br />
Junge Menschen forsten Ecuador auf<br />
28 Forest Finance<br />
Fonds und Waldinvestments<br />
32 LandPartie<br />
Problematik Landraub · Meldungen und<br />
Hintergründe<br />
36 World of ForestFinance – WFF<br />
10-jährige Jubiläen · Menschen · Kakaogeschichten<br />
aus Peru · Meldungen aus Panama und<br />
Deutschland · CO2OLes<br />
46 BaumFreund & BaumSchule<br />
Von Menschen und Bäumen<br />
48 iForest<br />
Wald &<br />
Werte<br />
Mundraub ganz legal<br />
50 Für Waldläufer durchforstet<br />
Bücher · Links · Termine<br />
www.forestfinance.de FF 3<br />
Editorial
An und über uns …<br />
… die Seite für Leser und Meinungen<br />
Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Dieses Mal haben wir sogar Post aus Vietnam –<br />
elektronische, natürlich. Als E-Mails kamen auch beharrliche Fragen zu dem vernünftigen Umgang mit Geld<br />
und Rückstellungen bei ForestFinance. Lesen können Sie alles hier. Ebenso wie die Antworten.<br />
Ha Sy Dong, Vorstand der Ben Hai Forestry<br />
Company, mailte nach seinem Deutschland-<br />
Besuch: Im Namen der Quang Tri Provinz Delegation<br />
möchte ich mich bei ForestFinance herzlich für<br />
die Organisation unseres Besuchsprogramms in der<br />
Schweiz, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden<br />
bedanken. Ihre Begeisterung und Gastfreundschaft<br />
ließ unseren kurzen Besuch zu einem<br />
Erlebnis werden, und wir haben insbesondere<br />
während unseres Ausfluges viele interessante Erfahrungen<br />
gemacht. Deutschlands moderne Kultur<br />
und Gesellschaft haben bei uns unvergessliche Eindrücke<br />
hinterlassen. Wir hoffen, dass unsere Kooperation<br />
fortbesteht und auch in Zukunft viele neue<br />
Geschäftsideen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
hervorbringt. Wir freuen uns bereits darauf,<br />
Sie im August in Vietnam willkommen zu heißen.<br />
Lars Gorschlüter, Gründer des Save Wildlife<br />
Conservation Fund: Ich las gerade mal wieder auf<br />
einer Reise die neue <strong>ForestFinest</strong>-Zeitschrift durch<br />
und bin wirklich begeistert – eine tolle Zeitschrift!<br />
Annette Bauer-Löwenberg fragte 2011, wie<br />
ForestFinance PR-Arbeit wie das Kundenmagazin<br />
und zeitgleich Pflege und Ernte der Bäume<br />
bezahlt*, <strong>2012</strong> hakte sie nach: Sie hatten mir<br />
auf meine Frage geantwortet, indem Sie mir den<br />
Prozentsatz der Verwaltung und Werbung mitteilten.<br />
Das reicht mir nicht als Antwort. Also habe ich<br />
selbst eine Antwort gefunden. ForestFinance kann<br />
nämlich von dem Geld, das die Investoren zahlen,<br />
nicht nur die Bäume pflanzen lassen, die der Kunde<br />
will, sondern lässt auch Bäume für sich selbst<br />
pflanzen. Im Jahre „x“ sind die ausgewachsen,<br />
werden verkauft und daraus wird die Pflege und<br />
Ernte der Kundenbäume bezahlt. Machen Sie das<br />
etwa schon, bzw. wie finden Sie die Idee?<br />
(* Wir veröffentlichten den Leserbrief und die Antwort<br />
des Geschäftsführers Harry Assenmacher in<br />
der <strong>ForestFinest</strong>-Ausgabe 2-2011.)<br />
Harry Assenmacher antwortet: Die Idee finden<br />
wir so gut, dass wir sie schon vor Jahren umgesetzt<br />
haben (also ansatzweise …). ForestFinance ist<br />
nach unseren AGB mit einem gewissen Prozentsatz<br />
am Ernteergebnis beteiligt. Der Hintergrund ist<br />
allerdings nicht, mit diesem anteiligen Ertrag Kundenbäume<br />
zu pflegen, sondern einen Ansporn für<br />
uns zu schaffen, möglichst gute Arbeit zu leisten.<br />
Denn: Je mehr Ertrag für den Kunden, je höher ist<br />
auch unsere „Belohnung“. Ich hatte Ihnen auf Ihre<br />
Frage aber auch mehr als die Verwaltungs- und<br />
Werbekosten aufgeschlüsselt. Vor allem hatte ich<br />
aufgeführt, dass der weit überwiegende Teil des<br />
Pflegeaufwands in den allerersten Jahren (1 bis 4)<br />
entsteht, also auch die Kosten in den folgenden 25<br />
Jahren ausgesprochen gering sind. Darüber hinaus,<br />
dass für diese (geringen) Kosten natürlich (nachgewiesene!)<br />
Rückstellungen gebildet werden.<br />
Darauf schrieb Annette Bauer-Löwenberg:<br />
Sehr geehrter Herr Assenmacher, danke für Ihre<br />
recht befriedigende Antwort. Rückstellungen sind<br />
aus Geld, und das kann durch Inflation abgewertet<br />
werden. Da der Staat so viele Schulden hat, könnte<br />
die Inflation höher werden. Ich würde Rückstellungen<br />
aus neuen Bäumen bilden.<br />
Harry Assenmacher antwortet: Rückstellungen<br />
sind keineswegs immer aus Geld. Rückstellungen<br />
sind Bilanzwerte, welche gegen künftige oder erwartete<br />
Forderungen gebildet werden. Dies kann<br />
(!) aber muss keineswegs in Form von Liquiditätsreserven<br />
(vulgo Geld) geschehen. Wir bilden Rückstellungen<br />
in Form von Geld und Sachwerten.<br />
Wobei die Sachwerte eben Grund und Boden und<br />
Bäume sind. Die Mischung dabei liegt in der Tat<br />
auf Sachwerten. Insofern berücksichtigen wir auch<br />
diese Ihre Anregung bereits.<br />
Alle Zahlen finden Sie im<br />
Geschäftsbericht auf:<br />
www.forestfinance.de/go/<br />
geschaeftsbericht-2011<br />
ForestFinance Gruppe<br />
Finanz- und<br />
Geschäftsbericht 2011 / 12<br />
4000<br />
3500<br />
3 000<br />
2500<br />
2000<br />
1500<br />
1000<br />
500<br />
2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />
2011<br />
<strong>2012</strong><br />
ISSN 1866-7325 4,00 €<br />
<strong>ForestFinest</strong><br />
Ausgabe 1 <strong>2012</strong><br />
Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />
Biodiversität<br />
oder:<br />
Ich bin dann<br />
mal weg!<br />
Impressum<br />
<strong>ForestFinest</strong> – Das Magazin<br />
für weltweite Waldwirtschaft Nr. 2/<strong>2012</strong><br />
ISSN 1866-7325<br />
Herausgeber und V.i.S.d.P.:<br />
Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher,<br />
Geschäftsführer, HRB 13610, AG Bonn, Eifelstraße 20,<br />
53119 Bonn<br />
Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher<br />
MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Achim Berger, Silke<br />
Berger, Silke Elwers, Jan Fockele, Janina Mai, Mira Nürnberg,<br />
Nicolas Rieger, Kristin Steffan, Yannick Witt<br />
Gestaltung und Produktion:<br />
SOKO-Layout, Marc Venner<br />
Titelfoto: Universal Pictures<br />
Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de<br />
Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn,<br />
Fon: 0228/943 778 0<br />
Druck: 35 000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln,<br />
auf 100 % Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden<br />
ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D)<br />
Bestellungen für Jahresabonnements:<br />
Zwei Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance<br />
Service GmbH (Anschrift siehe oben)<br />
Veröffentlichungen und Nachdrucke mit Quellenangabe<br />
sehen wir gern.<br />
4 FF www.forestfinance.de<br />
Baumsparverträge<br />
COB-43753/<strong>2012</strong>
Der Wert des Waldes<br />
Zwischen Klimaschutz, Erholung und wirtschaftlichen Interessen<br />
Riesige Waldflächen bedecken unsere Erde.<br />
Laut Aussagen des WWF sind es mit 4 Milliar<br />
den Hektar fast 1/ 3 der Landfläche. In Deutschland<br />
existieren derzeit rund 11 Millionen<br />
Hektar. Doch welchen Wert haben Wälder?<br />
Sowohl für Menschen als auch Tiere sind sie<br />
lebenswichtig – und das lässt sich nicht in<br />
Geld ausdrücken:<br />
Bäume speichern CO 2 , wandeln das<br />
schäd liche Treibhausgas in Sauerstoff um<br />
und sind zudem wichtige Wasserspeicher.<br />
Nicht zuletzt werden Wälder auch in ihrer<br />
Funktion als Erholungsraum immer wichti -<br />
ger. So bieten sie die Möglichkeit fernab des<br />
stressigen Arbeitsalltags Ruhe und Entspan<br />
nung zu finden. Da immer mehr Menschen<br />
in den großen Ballungsräumen, fern<br />
von Natur und Wald, leben, wächst auch der<br />
Bedarf an naturbezogener Umweltbildung.<br />
So existieren in Deutschland aktuell rund<br />
1.400 Natur- und Waldkindergärten.<br />
66 % der<br />
deutschen Bevölkerung<br />
besuchen den Wald mindestens<br />
einmal pro Jahr, 50 % einmal<br />
im Monat und rund<br />
25 % sogar einmal<br />
wöchentlich.<br />
Laut § 14 des<br />
Bundeswaldgesetzes<br />
(BWaldG) ist es jedem erlaubt<br />
Wald aller Eigentumsarten<br />
zum Zwecke der Erholung<br />
zu betreten.<br />
Doch Wälder sind auch Rohstofflieferan ten<br />
und somit wirtschaftlich nutzbringend.<br />
Zu dem sind allein in Deutschland rund<br />
46.000 Unternehmen im Bereich der Holzverar<br />
beitung tätig. Ihr Jahresumsatz lag 2009<br />
bei insgesamt 35 Milliarden Euro. In Deutschland<br />
arbeiten 1.300.000 Menschen im Bereich<br />
des Wald- und Holzclusters, weltweit sind<br />
ca. 1,6 Milliarden Menschen auf den Wald als<br />
überlebenswichtige Existenzgrundlage angewiesen.<br />
Über einen Zeitraum von fast 200 Jahren<br />
wurden die Wälder als nutzbare Natur den<br />
Prinzipien des klassischen Waldbaus unterworfen.<br />
Sowohl der Wald als auch die ihn<br />
umgebende Landschaft tragen noch heute<br />
deutliche Zeichen davon. Ende des letzten<br />
Jahrhunderts wurde die Kahlschlagwirtschaft<br />
in Deutschland durch das Prinzip des<br />
Dauerwalds abgelöst.<br />
Die Holzvorräte in<br />
Deutschland liegen bei<br />
insgesamt 3.400.000.000<br />
Kubikmetern – damit<br />
nehmen wir im europäischen<br />
Vergleich einen führenden<br />
Platz ein.<br />
Mittlerweile<br />
sind 70 % der<br />
Waldflächen in<br />
Deutschland<br />
zertifiziert.<br />
Ziel ist es seitdem, einen „naturnahen“<br />
Waldbau zu betreiben und langfristig wieder<br />
mehr urwaldnahe Waldflächen entstehen<br />
zu lassen. Um der weltweit steigenden<br />
Abholzung entgegen zuwirken, werden<br />
seit einigen Jahren verstärkt bestimmte<br />
Waldregionen zu Schutzgebieten erklärt –<br />
in Deutschland stehen bereits 17 % der<br />
Flächen unter Schutz. Der gesamte Wald in<br />
Deutschland besteht aus rund 7.000.000.000<br />
Bäumen.<br />
Zahlenspiele von Jan Fockele,<br />
Geschäftsführer und Inhaber<br />
der ForestFinance PR-Agentur<br />
Laub & Partner. Der Mitgesellschafter<br />
begleitet Forest-<br />
Finance seit Sommer 2004.<br />
Die phänomenale 5<br />
3<br />
Der Zahlendreier (fast) ohne Worte<br />
1. Ein Baum produziert bis zu 4.600 kg<br />
Sauerstoff pro Jahr.<br />
2. Ein Mensch verbraucht durchschnittlich<br />
330 kg Sauerstoff im Jahr.<br />
3. Ein Düsenflugzeug verbraucht bei einer<br />
Atlantiküberquerung 35.000 kg<br />
Sauerstoff.<br />
Zur Gewinnung<br />
von Energie werden in<br />
Deutschland jährlich rund<br />
50.000.000 Kubikmeter<br />
Holz genutzt.<br />
www.forestfinance.de FF 5
Buschtrommel<br />
Dieser Frosch (Diasporus citrinobapheus) färbt ab. Er<br />
wurde in der westlichen Bergwelt Panamas entdeckt.<br />
Foto: Senckenberg<br />
Das sind fossile Spuren der baumförmig wachsenden,<br />
ausgestorbenen Bärlapppflanzen, der Sigillariaceae,<br />
die auch im neu entdeckten Pompeji-Wald gefunden<br />
wurden. Foto: porshunta, wikipedia<br />
Pompeji in China: Forscher entdecken Überreste<br />
eines 300 Millionen Jahre alten Tropenwaldes<br />
in einer Ascheschicht. Diese<br />
hatte den tropischen Wald unter sich begraben<br />
und konserviert. „Wir entdecken<br />
einen Ast mitsamt Blättern dran, (…). Und<br />
dann finden wir den zugehörigen Stamm.<br />
Das ist einfach aufregend“, schwärmt Hermann<br />
Pfefferkorn von der University of<br />
Pennsylvania von den Funden. Unter der<br />
Vulkanasche verrotteten die Pflanzen nicht,<br />
sondern blieben fast vollständig erhalten.<br />
Den Wissenschaftlern ermöglicht der 1000<br />
Quadratmeter große versteinerte Wald Einblicke<br />
in die damalige Vegetation. Demnach<br />
bildeten Baumfarne das Blätterdach, das<br />
von einzelnen, bis zu 25 Meter hohen Siegelbäumen<br />
(Sigillaria) und Nadelbäumen<br />
(Cordaites) überragt wurde.<br />
Mehr über den Fund können Sie hier lesen:<br />
www.forestfinance.de/go/fossile<br />
Meldungen zu Wald und Welt –<br />
Von verlorenen und wiedergefundenen Fröschen<br />
Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes haben mehrere Frosch- und<br />
Sala manderarten im Hochland Panamas wiederentdeckt, die seit dem Amphibien-Massensterben<br />
Ende der 1990er Jahre als verschollen galten. Das Forscherteam fand außerdem<br />
eine neue Froschart. Die ist nur etwa zwei Zentimeter groß, leuchtend gelb, färbt bei<br />
Berührung ab und heißt deswegen Gelbfärber-Regenfrosch, Diasporus citrinobapheus.<br />
Die Paarungsrufe der männlichen Regenfrösche erregten die Aufmerksamkeit der Forscher.<br />
„Es war aber gar nicht so einfach, die winzigen Tiere im dichten Regenwald ausfindig zu<br />
machen, geschweige denn zu fangen“, erzählt Biologe Andreas Hertz. Als die Forscher den<br />
kleinen Frosch dann in den Händen hielten, stellten sie fest: „Beim Anfassen des Tieres färbten<br />
sich unsere Finger gelb“, so Hertz. „Wir können aber leider noch nicht sagen, welchen<br />
Sinn das Abfärben hat.“ Zur Abwehr von Fressfeinden ist die Eigenschaft jedenfalls ungeeignet;<br />
die Biologen konnten keinerlei giftige Komponenten finden. Neben dem nicht<br />
farbechten Frosch konnten die Wissenschaftler 18 von insgesamt 33 gefährdeten und stark<br />
gefährdeten Amphibienarten nachweisen, die in dem untersuchten Gebiet als heimisch<br />
gelten. Mehr zu den seltenen Fröschen: www.forestfinance.de/go/redlist-panama<br />
Junge Pflanzen, die in Anwesenheit von einem Bodenschimmelpilz wachsen. Die Pflanzen rechts im Bild sind<br />
alle wegen des Pilzbefalls gestorben, während die Pflanzen links dank Zugabe nützlicher, pilzhemmender Bakterien<br />
vor der Krankheit geschützt werden konnten. Foto: Universität Göttingen<br />
Pflanzen leben eng mit Bodenbakterien<br />
zusammen: Sie fördern eine spezifische<br />
mikrobielle Gemeinschaft, die die Wurzeln<br />
besiedelt und das Wachstum der Pflanzen<br />
verbessert. Bestimmte Bakterien wie die<br />
Pseudomonaden bilden Wirkstoffe, die die<br />
Wirtspflanze gesund halten und vor Krankheits<br />
erregern schützen. Wissenschaftler<br />
der Universität Göttingen konnten zeigen,<br />
dass die Vielfalt der mikrobiellen Gemeinschaften<br />
entscheidend für ihre schützende<br />
Wirkung auf Pflanzen ist. Sie bewiesen,<br />
dass nützliche Bodenbakterien den Pflanzenkrankheitserreger<br />
Rhizoctonia solani,<br />
der die Rübenfäule verursacht, hemmen<br />
und dass Pflanzen mit Hilfe von pilzhemmenden<br />
Bakterien vor der Krankheit geschützt<br />
werden können. Diese Erkenntnisse<br />
stellen einen wichtigen Schritt für die Erforschung<br />
der Lebensbedingungen von<br />
nützlichen Bodenmikroorganismen dar<br />
und zeigen, wodurch das Überleben dieser<br />
Bodenbakterien bestimmt wird. Die Arbeit<br />
kann damit zur Verbesserung des natürlichen<br />
Pflanzenschutzes sowie zur Verringerung<br />
des Einsatzes von Pestiziden im Ackerbau<br />
beitragen. Der Link zur Studie: www.forestfinance.de/go/biodiversitaet-pflanzenschutz<br />
6 FF www.forestfinance.de
für Sie aufgelesen<br />
Bonn hisst die Flaggen der Länder, die in der UN vertreten<br />
sind. Foto: Presseamt Bundesstadt Bonn<br />
Bonn – kleine Stadt, große Aufgabe für globale<br />
Artenvielfalt. Die Ex-Bundeshauptstadt<br />
ist zukünftig der Sitz des Sekretariats<br />
für das neue Wissenschaftlergremium für<br />
Biodiversität, die Intergovernmental Science-Policy<br />
Platform on Biodiversity and Ecosystem<br />
Services (IPBES). Der sogenannte<br />
Weltbiodiversitätsrat soll Informationen<br />
zur biologischen Vielfalt liefern, Daten sammeln,<br />
analysieren und Entscheidungsträgern<br />
Handlungsoptionen anbieten.<br />
Mit IPBES beherbergt Bonn nun 19 UN-Orga<br />
nisationen und über 100 NGO-Büros, die<br />
im Umwelt- und Klimaschutz arbeiten. Das<br />
passt zu ForestFinance, dem internationalen<br />
Waldmacher mit Bonner Wurzeln.<br />
Natur-Defizit-Syndrom –<br />
neuer Name, altes Leid<br />
„Raus, zum Spielen“ hören Kinder immer<br />
seltener. Die meisten Eltern würden ihre Kinder<br />
am liebsten in Watte packen und nicht<br />
allein vor die Haustür lassen. Traurige Folge:<br />
das Natur-Defizit-Syndrom. Das ist zwar<br />
nur ein Name, geprägt vom US-Amerikaner<br />
Richard Louv, und keine Diagnose, aber<br />
macht Sinn: als Aufruf an alle Eltern und<br />
Pädagogen, mit Kindern rauszugehen, besser<br />
noch, sie alleine rauszuschicken. Kinder<br />
brauchen Freiräume und keine organisierte<br />
Freizeit. Das beweist eine britische Studie,<br />
deren Ergebnisse problemlos in die meisten<br />
europäischen Länder übernommen werden<br />
können.<br />
Seit den 1970er Jahren haben Kinder 90 Prozent<br />
des Raumes eingebüßt, in dem sie<br />
ohne Elternaufsicht spielen dürfen. 50 Prozent<br />
der Eltern gaben an, dass sie ihre Kinder<br />
wenn möglich bis zum 14. Lebensjahr gar<br />
nicht ohne Begleitung aus dem Haus lassen.<br />
Das Ergebnis: die Hälfte der 11- bis 15-Jährigen<br />
verbringen täglich siebeneinhalb Stunden<br />
vor PC- oder TV-Bildschirmen. Sie versäumen<br />
dabei wichtige Erfahrungen wie das<br />
Erproben von Gren zen, die Ausbildung sozialer<br />
Fähigkeiten beim Baumhausbauen<br />
oder Ausflüge planen, die sie nur draußen<br />
und unter ih res gleichen machen können.<br />
Und sie lernen zu wenig über Natur. Die von<br />
Zuerst die gute Nachricht: Schokolade macht dünn. Diese Botschaft verkünden Wissenschaftler<br />
aus Kalifornien, die mit einer Studie an der Universität San Diego eine negative<br />
Korrelation zwischen der Häufigkeit des Schokoladenkonsums und dem sogenannten<br />
Body-Mass-Index (BMI) entdeckten. Will heißen: Menschen, die regelmäßig<br />
Schokolade essen, sind schlanker als die, die sich das verkneifen.<br />
Und jetzt die schlechte: Stimmt nicht ganz. Die Meldung ist zwar genuss- und menschen -<br />
freundlich, aber wissenschaftlich nicht korrekt. Denn wie die Forscher zu ihrer Erkenntnis<br />
beziehungsweise die Schokoladenesser zu ihrer Schlankheit kommen, ist nicht ganz<br />
klar. Wahrscheinlich spielen bei den schlanken Schokoladenfreunden andere Variablen<br />
eine Rolle – wie zum Beispiel, dass sie sich mit einem Bissen Schokolade dafür belohnen,<br />
auf Currywurst oder andere Fettfallen verzichtet zu haben. Wie dem auch sei: Schokolade<br />
kann Gutes bewirken. Mehr dazu können Sie ab Seite 40 in diesem Heft lesen.<br />
Immer mehr Kinder verbringen ihre Freizeit vor Bildschirmen<br />
anstatt draußen in der Natur.<br />
Foto: fotolia.com/contrastwerkstatt<br />
Buschtrommel<br />
den Wissenschaftlern untersuchten Kinder<br />
konnten kaum Wespen von Bienen unterscheiden.<br />
Die Studie finden Sie hier:<br />
www.forestfinance.de/go/natural-childhood<br />
+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++<br />
Schokolade macht glücklich. Auch dünn?<br />
www.forestfinance.de FF 7<br />
Foto: ForestFinacne
Errol Flynn war nur einer von vielen Robin Hoods. Erst gab es letzteren als Ballade, dann als Sage und vor genau 100 Jahren dann auch als Leinwandhelden – in einem Stummfilm,<br />
künstlichem Wald und in einer Strumpfhose. Weiteres Markenzeichen: Der Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit. Der Wald spielte dabei in allen Medien – vom mittelalterlichen<br />
Lied bis zum Blockbuster – eine Hauptrolle. In seinem Schutz konnte der Held leben und sein Hab und Gut mit den Armen teilen. Und in der Tat: Wälder waren lange Zeit<br />
Gemeingüter. Sie gehörten allen Menschen, ebenso wie das Holz zur Entwicklungsgeschichte der Menschheit, wie Teilen zum Überleben. Die Bilder und Geschichten über den<br />
Wald sind also immer auch Geschichten über die Menschen und ihre Zeit, ihre Werte und Lebenshaltung.<br />
8 FF www.forestfinance.de
WALD<br />
WERTE<br />
&<br />
Wälder sind wertvoll – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sind voll besetzt mit<br />
Werten, Idealen, Ideen bis hin zu Klischees. Wir verbinden damit Träume von Freiheit –<br />
lassen Eremiten, Räuber von Hotzenplotz bis Robin Hood im Wald leben. Wir setzen unsere<br />
Hoffnungen auf ihn als Klimaretter, Arterhalter und Wertanlage. Aber wir haben auch Ängste – vor<br />
seiner Dunkelheit in der Nacht, vor dem Wilden und Fremden in ihm, das wir Menschen zu wenig kennen und<br />
deswegen kaum verstehen. Und so ranken sich Legenden und Mythen, Märchen, Filme und ganze Opern bis hin zu<br />
Berechnungen und Prognosen, ökonomische wie ökologische Theorien um die Bäume der Welt. Auf den folgenden<br />
Seiten beleuchten wir diese Aspekte und spüren ihren Entwicklungen nach. Auf all ihren verschlungenen Pfaden.<br />
Können Sie sich Rotkäppchen in der Stadt<br />
vorstellen? Sie steht an der Supermarktkasse,<br />
bezahlt noch schnell Omas Einkäufe,<br />
bevor sie mit der U-Bahn in die freundliche<br />
Senio ren residenz am Stadtrand fährt. Und<br />
der Wolf? Der kommt in Gestalt des pöbelnden<br />
Punks in die Bahn, der ihr Unflätiges<br />
zuruft, während sie verlegen aus dem<br />
Fenster in die Dunkelheit (weg)schaut.<br />
Nein? Fehlt Ihnen was? Uns auch. Das Mädel<br />
gehört samt Wolf und Großmutter in<br />
den Wald. Der macht die Geschichte erst<br />
spannend und bietet die tiefgrün(dig)e<br />
Kulisse. Der Wald, wo die Räuber sind, Faune<br />
und Feen, Trolle und Geister. Lauter unberechenbare<br />
– alles in allem recht reizvolle<br />
Wesen. Der Wald ist aber nicht nur ein verheißungsvoller<br />
Ort, der Abenteuer verspricht,<br />
er bietet auch Schutz. Schneewittchen<br />
zum Beispiel. Oder Robin Hood, den wir<br />
zu seiner Wald-Beziehung für Sie interviewt<br />
haben (ab Seite 10). Wälder sind Welten<br />
mit eigenen Regeln und Natur gesetzen.<br />
Die meisten davon beginnen wir langsam<br />
zu verstehen.<br />
Mystik und rauhe Wirklichkeit<br />
Beides gehört zusammen. Nicht nur in diesem<br />
Fall. Wirklich ist, dass erst die Wälder<br />
uns Menschen zu einer erfolgreichen Spezies<br />
gemacht haben. Sie waren und sind für<br />
die Entstehung und das Überleben aller Kulturen<br />
existenziell. Denn sie liefern den<br />
wichtigsten Rohstoff: Holz. Es wärmt, ermöglicht<br />
keimfreies Essen und Trinken, lieferte<br />
früher den wichtigsten Baustoff für<br />
Häuser und Burgen sowie das Material für<br />
Waffen. „… ohne Bäume wäre der frühe<br />
Mensch kläglich gescheitert, seine Existenz<br />
bestenfalls eine Anek dote der Evolution<br />
geblieben“, bringt es Peter Wohl leben auf<br />
den Punkt. (Ein Interview mit dem Waldexperten<br />
und Buchautoren finden Sie auf<br />
Seite 17.) Und so verehrten viele Kulturen<br />
Bäume als mächtige, heilige Wesen. Die<br />
Germanen ehrten die Götter in Heiligen Hai-<br />
nen, Hindus versuchen auch heute noch als<br />
Waldmönche den sich ständig wiederholenden<br />
Kreislauf des Lebens, Samsara, zu erfassen<br />
und Buddha erlangte unter einem<br />
Baum Erleuchtung. Christen haben zum<br />
Wald ein gespaltenes Verhältnis: Ihre Missio<br />
nare ließen Bäume fällen, um all die<br />
Heiden aus den alten Hainen in die neuen<br />
Kirchen zu treiben.<br />
Aber in Märchen, Mythen und Liedern<br />
blieb auch in den christlich geprägten Kultu<br />
ren die tiefe Bedeutung, die Menschen<br />
Wäldern gaben, erhalten – wie in Grimms<br />
Märchen, Wagners Ring oder von Webers berühm<br />
ten Freischütz.<br />
Und die Gegenwart? Wir scheinen in einer<br />
Zeit zu leben, die diese Bedeutung wieder<br />
sehr ernst nimmt. Hollywood zum Beispiel<br />
hat diesen Trend erkannt: Es gibt seit<br />
Jahren immer mehr Filme – über Robin<br />
Hood, die Herren der Ringe oder auch waldfreundliche<br />
Aliens wie in Avatar – die Wälder<br />
als Orte der Macht und Mystik darstellen.<br />
www.forestfinance.de FF 9<br />
Titel
Titel<br />
Werte, die Waldbesitzer ihren Wäldern zumessen<br />
Neue Waldbesitzer – Alte Bundesländer<br />
Naturschutz Priorität (Pr.) 1<br />
Schutz und Nutzung (*)<br />
Erholung Pr. 2<br />
Geldanlage, Sicherheit Pr. 3<br />
Wirtschaftl. Gewinn, Holzvermarktung Pr. 4<br />
Tradition, Pflege, Erhalt Pr. 5<br />
Hobby, Liebhaberei Pr. 6<br />
Steuervorteile Pr. 7<br />
„Was bedeutet mir mein Wald ganz persönlich?“ fragte der Bayerische Waldbesitzerverband. Er unterteilt die Waldbesitzer in „Neue Waldbesitzer“ und die alten, die<br />
schon lange Mitglieder der Forstzusammenschlüsse sind. Die Neuen haben keine land- oder forstwirtschaftlichen Berufe, haben den Wald geerbt oder gekauft und ganz<br />
andere Interessen als die traditionellen. Grafik: ForestFinance, Quelle: waldbesitzer-info.de<br />
„Und ewig singen die Wälder …“ – einer der erfolgreichsten<br />
Filme der 1950er Jahre. Wussten Sie, dass<br />
Heimatfilme – die immer in schönen, gern bewaldeten<br />
Landschaften spielen – ein einzigartiges Filmgenre<br />
bilden? Wälder, Wiesen und Berge bieten die Kulisse<br />
für sich heftig liebende, stark leidende und unter erschwerten<br />
Umständen sich findende Menschen.<br />
Fotos: filmposter-archiv.de<br />
Deutsche Exportschlager: Waldromantik,<br />
Waldeinsamkeit und Waldsterben<br />
Gut, deutsche Heimatfilme vor waldwogenden<br />
Kulissen konnten sich nicht durchsetzen.<br />
Hollywood hatte seine eigenen – die<br />
Western. Und Indien war noch nicht so<br />
weit. Bollywood kam zu spät – oder der Heimatfilm<br />
starb zu früh. Aber dafür haben wir<br />
den Waldweltschmerz in die Welt getragen.<br />
Kein anderes Land scheint Wald gefühls -<br />
mäßig so intensiv zu erleben wie Deutschland.<br />
So sehen das nicht nur die Deut-<br />
Neue Waldbesitzer – Neue Bundesländer<br />
Gesellschaftliche und soziale Aspekte Pr. 1<br />
(wie z. B. ideeller Wert, Familientradition, zu den<br />
eigenen Wurzel zurückkehren, Besitzerstolz etc.)<br />
Holzvermarktung und Jagd (*)<br />
Naturschutz Pr. 2<br />
(es blieb unklar, was darunter verstanden wurde.<br />
Gemeint war wohl eher Schutz & Nutzung)<br />
Eigenversorgung Pr. 3<br />
Wirtschaftlicher Gewinn/Holzvermarktung Pr. 4<br />
Erholung Pr. 5<br />
Geldanlage Pr. 6<br />
Steuervorteile Pr. 7<br />
schen. Der Autor des Buches „Wälder – Ursprung<br />
und Spiegel der Kultur“, Robert Pogue<br />
Harrison, schreibt darin vom „deutschen<br />
Drang zur Waldmystifizierung“. Frankreich<br />
und viele englisch sprachige Länder übernahmen<br />
sogar die deutschen Begriffe<br />
„Waldeinsamkeit“ und „Waldsterben“, ohne<br />
sie in ihren eigenen Wortschatz zu übersetzen.<br />
Sie bedeuten mehr als emotionale<br />
Verwir rung oder überspannte Hysterie.<br />
Wald ein samkeit drückt das Ideal des in<br />
sich gekehr ten Menschen aus, der im Wald<br />
Freiheit und Ruhe findet. Waldsterben hingegen<br />
benannte den sauren Regen als für<br />
das Eingehen der Wälder verantwortlich. Es<br />
fiel zum Glück aus, das große Sterben, was<br />
die Berechenbarkeit menschlichen Schaffens,<br />
Schätzens und Zerstörens nicht gerade<br />
einfacher macht.<br />
Schwer berechenbare geldwerte Vorteile<br />
Prof. Dr. Matthias Dieter, Leiter des Institutes<br />
für Ökonomie der Forst- und Holzwirtschaft<br />
am Johann Heinrich von Thünen-<br />
Ins titut, schreibt zu den Werten der Wälder:<br />
„Sie liefern zum Beispiel Schutzleistungen,<br />
die als unentgeltliche Vorleistungen in die<br />
Produktion anderer Güter eingehen. Reinigung<br />
des Grundwassers oder Schutz von<br />
Siedlungs-, Verkehrs- und Landwirtschafts -<br />
flächen vor Lawinen und Erosion sind Beispiele<br />
hierfür. Die Werte dieser Schutzleistungen<br />
tauchen aber in keiner systematischen<br />
statistischen Erfassung auf. Bezogen<br />
auf den gesamtwirtschaftlichen Umsatz<br />
Mitglieder von Forstzusammenschlüssen<br />
Rentabilität und guter Pflegezustand Pr. 1<br />
Wirtschaftliche Rentabilität Pr. 2<br />
Nachhaltiger Waldbau Pr. 3<br />
Naturnaher Waldbau, Mischwälder Pr. 4<br />
Gesellschaftliche und soziale Aspekte Pr. 5<br />
liegt die forstliche Primärproduktion in<br />
Deutschland bei unter einem Promille.“<br />
Das ist nicht viel. Und würde man Wald nur<br />
unter diesem Aspekt betrachten, wäre er<br />
wertlos. Aber da ist noch der Rohstoff Holz,<br />
den Wälder liefern, und da kommen dann<br />
satte Zahlen ins Spiel: „Das Cluster Forst und<br />
Holz – also alle Wirtschaftszweige, die auf<br />
Holz als Vorleistungsgut angewiesen sind –<br />
erwirtschaftet einen Umsatz in Höhe von<br />
etwa 170 Milliarden Euro.“<br />
Wer einen eigenen Wald hat, kann dessen<br />
Wert grob ermitteln. Dazu gibt es Formeln,<br />
die Faktoren wie Fläche, Alter der Bäume,<br />
Kulturkosten und Bestockung zueinan -<br />
der in Beziehung setzen. Es gibt aber immer<br />
mehr Menschen, die im Wald mehr sehen als<br />
Bestands- oder Verkehrswerte (siehe Grafik<br />
oben).<br />
Kühles Kalkül – Wald als Klimaretter<br />
Viele ärgern sich, dass Wald im Zuge des Klimaschutzes<br />
in CO 2 -Tonnen berechnet und<br />
zum Faktor des Emissionshandels runtergebrochen<br />
wird. So entwickelt die Klimarahmenkonvention<br />
der UN einen Mechanismus,<br />
der finanzielle Anreize schafft Wälder<br />
zu erhalten und dadurch Emissionen zu<br />
vermindern. Dieser Mechanismus heißt<br />
„Reducing Emissions from Deforestation<br />
and Degradation“ (Reduktion von Emissionen<br />
aus Entwaldung und Schädigung<br />
von Wäldern) und ist als REDD bekannt. Er<br />
steht aber auch in der Kritik, denn viele Menschen,<br />
die von und in Wäldern leben, fürch-<br />
10 FF www.forestfinance.de
ten um ihre Rechte. So haben <strong>2012</strong> viele sogenannte<br />
indigene Völker eigene Vertreter<br />
zur UN-Klimakonferenz nach Rio geschickt,<br />
um den Schutz ihrer Umwelt und Ansprüche<br />
einzufordern (mehr dazu finden Sie auf<br />
den Seiten 14 –15). Aber die Grundidee, den<br />
Wert der Natur zu berechnen und diesen in<br />
die wirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen<br />
zu lassen, macht Sinn. Die TEEB-Studie<br />
(The Economics of Ecosystems and Biodiversity,<br />
die wir im Heft 2/2011 vorstellten)<br />
berechnet zum Beispiel, dass der Verlust von<br />
Wäldern und der Verschlechterung ihres Zustandes<br />
bis zu 4,5 Billionen US-Dollar im Jahr<br />
kosten – mehr als die aktuelle und anhaltende<br />
Finanzkrise. Und wenn Ökonomen<br />
diese Zusammenhänge begreifen, sind sie<br />
vielleicht eher bereit, in den Schutz der<br />
Wälder zu investieren.<br />
Agroforst – Hoffnungsträger von morgen,<br />
Niederlage von vorgestern<br />
Als Hans Carl von Carlowitz im 18. Jahrhun<br />
dert den Begriff Nachhaltigkeit prägte,<br />
enteignete er im Grunde die Bauern.<br />
Sie verloren im Namen der Nachhaltigkeit<br />
das Recht, im Wald ihr Vieh weiden zu lassen.<br />
Fortan sollten Hochwälder wachsen,<br />
ohne dass Ziegen und Schweine die Triebe<br />
und Samen fraßen. Das Ziel: ein unerschöpfliches<br />
Reservoir des Rohstoffs Holz.<br />
Profiteure des neuen Konzepts waren die<br />
Reichen, die Wälder besaßen und die, die<br />
sich Holz als Brenn- und Baustoff leisten<br />
konnten. Die Idee des Gemeinwalds ging<br />
ebenso unter wie die der Agroforstwirtschaft,<br />
die Wald- mit Landwirtschaft kombinierte.<br />
Wälder wurden zu Holzlieferanten<br />
und nur noch in seltenen Fällen ganzheitlich<br />
genutzt.<br />
Heute ist das Interesse an Agroforsten<br />
wieder erwacht. Denn die Vorteile liegen auf<br />
der Hand: Sie bieten Lebensraum für viele<br />
Tiere und Pflanzen, die ein Ökosystem stabilisieren.<br />
Sie verringern die Bodenerosion,<br />
verhindern Überschwemmungen und zu<br />
schnelles Verdunsten von Regenwasser.<br />
Wenn in den Agrowäldern Tiere gehalten<br />
werden, liefern diese Dünger und bekommen<br />
dafür von den Bäumen im Sommer<br />
wertvollen Schatten. Letzten Endes profitieren<br />
die Agrobauern dann auch vom<br />
Wald, wenn sie das Holz – nach langen<br />
Jahren einträglicher Gemeinschaft – ernten<br />
und verkaufen.<br />
So schließt sich der Kreis – Wald ist wert -<br />
voll. In seiner selten gewordenen Wildnis<br />
– der realen wie auch sentimentalen,<br />
ebenso wie als gezähmter Forst.<br />
Wem gehört die Welt?<br />
Ein Interview mit Robin Hood zu Wald und noch viel mehr Werten im Wandel<br />
<strong>ForestFinest</strong>: Herr Hood, immer noch aktiv in<br />
Sachen „Rächer der Enterbten” und Wald?<br />
Robin Hood: Selbstverständlich – Vision und<br />
Mission meines Unternehmens haben immer<br />
noch Relevanz oder gerade wieder vermehrt! Sehen<br />
Sie, wir haben angefangen, als einige Leute<br />
meinten, der Wald oder die Tiere, die darin leben,<br />
gehören ihnen und nicht der Gemeinde und den<br />
Menschen, die dort wohnen und arbeiten. Plötzlich<br />
behauptete der Adel, der Wald sei sein Eigentum<br />
und jagen darin dürfe nur er. Dabei war<br />
das schon immer Gemeindewald, den alle gemeinsam<br />
genutzt haben. Klar, das gab Streit und<br />
wir haben dem Adel nur genommen, was er vorher<br />
den Bürgern genommen und privatisiert hat.<br />
FF: Na gut, das war sicher nicht in Ordnung, aber<br />
das ist ja nun über 800 Jahre her, war eine lokale<br />
Angelegenheit in Nordengland und niemand<br />
regt sich heute noch über Privatwald auf.<br />
RH: Ich sage nur: „Der erste, welcher ein Stück Land<br />
umzäunte, sich in den Sinn kommen ließ zu sagen,<br />
dies ist mein, und der einfältige Leute antraf, die<br />
dies glaubten, der war der wahre Stifter der bürgerlichen<br />
Gesellschaft. Wie viel Laster, wie viel Krieg,<br />
wie viel Mord, Elend und Gräuel hätte einer nicht<br />
verhüten können, der die Pfähle ausgerissen,<br />
den Graben verschüttet und seinen Mitmenschen<br />
zugerufen hätte: „Glaubt diesem Betrüger nicht.<br />
Robin Hood wurde durch seine<br />
in Film, Funk und Fernsehen<br />
verbreiteten Aktionen als „Rächer<br />
der Enterbten” bekannt, welche er<br />
vornehmlich aus dem Sherwood<br />
Forest heraus startete, wo auch<br />
sein Hauptquartier angesiedelt<br />
war. Anlässlich seines etwa 800jährigen<br />
Unternehmensjubiläums<br />
sprach <strong>ForestFinest</strong> mit ihm.<br />
Ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte<br />
euch allen, der Boden aber niemandem gehört.“<br />
FF: Stark Worte – klingen aber ein wenig altmodisch.<br />
RH: Sind auch nicht von mir, hat mir mein alter<br />
Freund Jean Jacques Rousseau mal geschrieben.<br />
Was ich sagen will: Das ist nicht 800 Jahre her, sondern<br />
geht seit Jahrhunderten so – Ihr deutscher<br />
Bauernkrieg war auch in weiten Teilen eine Folge<br />
der Enteignung der „Allmende“ – also der<br />
„Allgemeinde“-Güter – durch den Adel und ist heute<br />
wieder ein ganz aktueller Trend und zwar weltweit.<br />
FF: Also, wir sind vom Bauernkrieg weit<br />
weg …<br />
RH: Von wegen! Nicht mal in Deutschland. Die<br />
Frage: Wem gehört der Wald oder der Boden und<br />
wer darf ihn wie nutzen, die Nutzung regulieren,<br />
verkaufen und wer verdient daran etc.? – ist doch<br />
ein großes Thema bei Ihnen. Und das nicht nur jetzt<br />
in Zeiten der Energiewende, wo es darum geht, ob<br />
die großen Energieversorger Zugriff auf Land<br />
und Wald bekommen, um ihre Art der Energieversorgung<br />
und Profitmaximierung durchzusetzen.<br />
Soweit ich weiß, gibt es schon eine ganz ordentliche<br />
Bewegung von regionaler und lokaler Energiewende<br />
und -autarkie, die dann auch Gemein-<br />
www.forestfinance.de FF 11<br />
Titel
Titel<br />
dewald als Lieferant nachhaltiger regenerativer und<br />
CO 2 -neutraler Energie beinhaltet. Das mögen<br />
die großen Konzerne gar nicht.<br />
FF: Na gut, da gibt es ein paar Beispiele und Ansätze,<br />
aber das ist doch mengenmäßig ein<br />
Nebenkriegsschauplatz.<br />
RH: Auch falsch – derzeit werden über 90 Prozent<br />
der deutschen Energie von den vier großen Energieversorgern<br />
erzeugt. Selbst Ihre – weiß Gott nicht<br />
mehr konzernkritische SPD – will in ihrem Energiepolitischen<br />
Programm diesen Anteil auf 50 Prozent<br />
senken und 50 Prozent regional und lokal erzeugen<br />
– und zwar regenerativ. Das ist sozusagen<br />
ein „Roll Back“ – für die SPD sogar eine Rolle rückwärts.<br />
Noch vor 50 Jahren hatten zahlreiche<br />
deutsche Städte Stadtwerke, die selbst Strom erzeugt<br />
und Wasser sowie Gas geliefert haben – alles<br />
im Eigentum der Kommune. Gemeineigentum<br />
eben. Erst nach und nach meinten die neoliberalen<br />
Ökonomen, Privatisierung sei die Voraussetzung<br />
für „Fortschritt“ und „Entwicklung“. Alles sollte<br />
privatisiert, an alles ein Preisschild gehängt werden<br />
und dann würde der „Markt“ schon alles richten.<br />
Auch SPDler haben das geglaubt und glauben<br />
das ja zum Teil noch. Da kam es dann auch<br />
zu so kabarettreifen Dingen, wie dass Ruhrgebietsstädte<br />
ihre Abwassersysteme an US-Fonds verkauft<br />
und dann wieder zurückgemietet haben. Jetzt<br />
muss man sich das alles mühsam wieder ins Gemeineigentum<br />
holen. Da bleibt für meine Firma viel<br />
zu tun.<br />
FF: Verstehen wir richtig: Sie wollen die Privatisierungen<br />
rückgängig machen und alles wieder<br />
verstaatlichen? Roll back to socialism? Mit<br />
so einer unproduktiven, tristen Perspektive<br />
werden Sie wenige Menschen in den Gemeinde-<br />
Wald locken und mächtig Sympathie verlieren.<br />
RH: Also erstens kann ein Markt-System zugegeben<br />
sehr effizient sein. Kein anderes System hat<br />
in den letzten 1000 Jahren so viel Reichtum und<br />
auch Wohlstand geschaffen. Aber zu welchem<br />
Preis? Dass das nicht nachhaltig ist und so auf Dauer<br />
nicht weitergeht, spüren inzwischen selbst<br />
Mitglieder von ganz bürgerlichen deutschen Parteien<br />
– naja, ausgenommen die FDP vielleicht. Aber<br />
wir können ja nicht auf jede bildungsferne Randgruppe<br />
Rücksicht nehmen (lacht ein freches Lachen).<br />
Ansonsten denken Sie wirklich sehr schlicht<br />
in schwarz-weiß. Oder besser schwarz-rot. Es ist<br />
ein Unterschied, ob Sie ein Gut, eine Ressource, verstaatlichen<br />
oder in ein Gemeingut umwandeln.<br />
FF: Gemeingüter sind nicht verstaatlichte Güter<br />
oder Ressourcen?<br />
RH: Nein, sind sie nicht. Recht haben Sie, wenn Sie<br />
sagen, der Staat ist oft sehr unproduktiv, hat eine<br />
Tendenz zur Bürokratisierung. Mal abgesehen von<br />
Korruption und auch einer latenten Nähe zur Privatwirtschaft.<br />
Auch ein weltweites Problem. Der<br />
Staat soll aber Rahmenbedingungen schaffen, in<br />
denen Zusammenschlüsse, welche Gemein güter<br />
nutzen, vernünftig arbeiten können oder als Treuhänder<br />
die Gemeingüter verwalten. Die Gemeingüter<br />
gehören aber den Bürgern – nicht dem Staat.<br />
Der Anspruch der Bürger steht hier über denen des<br />
Staates.<br />
FF: Ehrlich gesagt, das klingt mächtig utopisch<br />
und theoretisch, so ein „Dritter Weg”. Genossenschaften<br />
kennen wir ja und die arbeiten auch<br />
hier und da ganz ordentlich, sind aber doch keine<br />
generelle Lösung für eine nationale oder gar<br />
internationale Organisationsform, die nicht Verstaatlichung<br />
heißt. Schon gar nicht für Wald oder<br />
andere Ressourcen und Güter.<br />
RH: Also Ihr Bundeskanzler Adenauer hat mal<br />
zu einem Journalisten gesagt „Und ich han’ jedacht,<br />
Sie sind ‘ne jebildete Mensch ...“ Das verkneif ich<br />
mir jetzt. Lieber nur ein paar ganz praktische Beispiele:<br />
In Alaska gibt es den „Permanent Trust“ einen<br />
Treuhandfonds, der für die Bürger die Einnahmen<br />
verwaltet, die aus dem Verkauf der Ölreserven<br />
Alaskas erzielt werden. Der „Permanent<br />
Trust“ hat schon 2006 über 1110 Dollar pro Kopf<br />
an die Bürger ausgeschüttet. Der Staat kann hier<br />
als Treuhänder oder Verwalter von gemeinschaftlichem<br />
Bürgereigentum eine vernünftige Rolle spielen<br />
und zumindest die geldlichen Nutzen von gemeinschaftlichem<br />
Eigentum einigermaßen gerecht<br />
verteilen. Ist auch mal ‘ne neue Erfahrung –<br />
der Bürger bekommt Geld vom Staat, statt dass<br />
dieser ihn zur Kasse bittet und dann wieder einen<br />
Teil des Geldes zuteilt – nach dem Willen der Politiker.<br />
FF: Ja, Alaska. Weit weg. Viele Ressourcen, wenig<br />
Einwohner. Sehr urig …<br />
RH: Ach, der Norwegische Staatsfonds, der die Erträge<br />
aus den Ölreserven des Landes verwaltet, geht<br />
in die gleiche Richtung. Letztlich geht es um die<br />
Frage: Wem gehört die Welt eigentlich? Wem gehört<br />
der Boden, der Wald, die Luft?<br />
FF: Na, die Luft zum Atmen ist zumindest noch<br />
freies Gemeineigentum und jeder kann und<br />
darf atmen. Da können wir ja froh sein.<br />
RH: Da haben Sie wieder nur eine Seite im Blick.<br />
In der Tat darf weltweit noch jeder Mensch kostenfrei<br />
einatmen. Auch ist diese Nutzung nicht geregelt<br />
– wobei die Nutzung von Gemeingütern natürlich<br />
Regeln unterworfen ist. So gesehen ist der<br />
Zugang zur Ressource Luft noch frei. Beim Ausatmen<br />
wird es schon komplizierter. Da gibt es zumindest<br />
schon mal gesellschaftliche und kulturelle<br />
Regeln. Man atmet andere nicht einfach dicht vor<br />
dem Gesicht heftig an … Beim industriellen<br />
„Ausatmen“ wird es nochmal komplizierter,<br />
das ist sehr wohl geregelt. Und wer die<br />
Luft, die Atmosphäre als Müllhalde nutzt<br />
und zum Beispiel mit CO 2 belastet, der<br />
muss neuerdings dafür auch zahlen.<br />
FF: Ja, der Bürger zahlt – die<br />
Strompreise steigen, wegen der<br />
CO 2 -Kosten etc. Tolles Gemein -<br />
eigentum. Da wären die meisten<br />
Bürger sicher dafür, es<br />
schnell wieder unreguliert<br />
nutzen zu lassen, damit<br />
der Strom billiger wird.<br />
RH: Sie haben es immer<br />
noch nicht verstanden.<br />
Was hier geschieht<br />
und geschehen ist, ist<br />
genau eine Privatisierung<br />
von Gemeineigentum.<br />
Die Atmosphäre<br />
ist von niemandem<br />
„gemacht“<br />
worden.<br />
12 FF www.forestfinance.de
Sie gehört also allen Menschen, allen Bürgern. Der<br />
Emissionshandel ist nichts anderes als die Vergabe<br />
von Nutzungslizenzen für ein Gemeingut: Hier<br />
zahlen – oder sollen zahlen – die Konzerne dafür,<br />
dass sie die Atmosphäre als Mülldeponie nutzen<br />
dürfen.<br />
FF: Super. Und dafür steigen die Strompreise für<br />
die Eigentümer der Atmosphäre – die Bürger …<br />
RH: Exakt das ist die Privatisierung! Weil die Energiekonzerne<br />
diese Lizenz nämlich nicht kaufen müssen,<br />
sondern weitgehend geschenkt bekommen haben<br />
und der Staat die Gewinne daraus nicht an die<br />
Bürger wieder verteilt hat, fuhren in Europa in den<br />
letzten Jahren die Konzerne hohe zweistellige Milliarden<br />
Extra-Gewinne ein, weil sie die „Kosten“ für<br />
die für sie kostenlosen Verschmutzungslizenzen<br />
an die Bürger weiterberechnet<br />
haben. Beriebswirtschaftlich ist das<br />
verständlich und sogar lehrbuchmäßig richtig.<br />
Das System muss aber geändert werden.<br />
Die Stromkonzerne müssen die Lizenzen tatsächlich<br />
kaufen und der Staat als Treuhänder der<br />
Bürger muss diese Einnahmen daraus wieder an<br />
die Bürger weitergeben!<br />
FF: Dann sinken die Strompreise auch nicht …<br />
RH: Nein, sollen sie ja auch nicht. Der Gedanke,<br />
dass man Verschmutzungskosten oder Nutzungskosten<br />
für ein Gemeingut in ein Produkt einrechnet,<br />
ist ja richtig. Aber die Gewinne aus diesen<br />
Lizenzen fließen wieder an die Eigentümer des<br />
genutzten Gemeingutes – hier der Atmosphäre –<br />
zurück. By the way hat das noch einen steuernden<br />
Effekt: Diejenigen Bürger, die viel Energie verbrauchen,<br />
bekommen weniger zurück; wer Energie<br />
und damit CO 2 -Emissionen einspart, behält<br />
mehr von der Rückvergütung aus der Gemeingutnutzung.<br />
Vorschläge selbst auf Regierungsebene<br />
für so einen „Sky Trust“ gibt es beispielsweise in<br />
den USA bereits. Da könnten Sie zum Beispiel mit<br />
Ihrer Abteilung CO 2 OL auch mal in Deutschland<br />
intervenieren und diese Idee verbreiten.<br />
FF: Hört sich an, als ob Sie aus dem Unterholz<br />
raus sind und weg von Pfeil und Bogen als Mittel<br />
für die Rache der Enterbten. Mit Gewalt wachsen<br />
die Bäume wohl doch nicht in den Himmel,<br />
was?<br />
RH: Jetzt wollen Sie meine Hollywood-Karriere auf<br />
die Wirklichkeit übertragen und ins Lächerliche ziehen.<br />
Aber glauben Sie nicht, dass es bei Wäldern<br />
weltweit heute anders hergeht als vor 800 Jahren<br />
in Nordengland. Ob in Indonesien oder in Brasilien<br />
– überall wird das noch freie Gemeingut Urwald<br />
privatisiert. Entweder direkt verkauft an private<br />
Eigentümer oder es werden vom Staat Lizenzen<br />
zur Nutzung an Private verkauft, ohne dass<br />
die Erträge daraus an die indigenen Völker fließen,<br />
die in diesen Wäldern leben. Oder wenigstens in<br />
diese Region wieder gehen. Meist profitieren neben<br />
den Investoren nur korrupte Politiker oder ein<br />
anonymer Staatsetat. Und natürlich wird dort teilweise<br />
noch mit Pfeil und Bogen gegen diese Enteignung<br />
gekämpft. Und es gibt Tote.<br />
FF: Stimmt schon, da gibt es aber auch ei ne<br />
starke Bewegung zum Schutz der Natur.<br />
RH: Klar – der „Natur“. Aber wem gehört die<br />
Natur? Der Privatisierungswahn geht soweit,<br />
dass US-Milliardäre ganze Regionen aufkaufen und<br />
die dort lebende Bevölkerung unter dem Schild<br />
„Naturschutz“ von der Nutzung dieser Region ausschließen.<br />
Der Kaufpreis aber geht an die Regierung<br />
oder Provinzpolitiker. Immer wieder die gleiche<br />
Frage: Wem gehört die Welt und wer darf sie<br />
wie nutzen? Sie als Unternehmen sind doch damit<br />
konfrontiert: So haben doch erst im Frühjahr<br />
diesen Jahres die Ngobe Bugle Indianer in Panama<br />
– ganz in der Nähe Ihrer Wälder – verhindert,<br />
dass ausländische Firmen, die eine Lizenz hatten,<br />
in den Bergen und Wäldern der Region eine riesige<br />
Kupfermine aufziehen. Die Lizenzgebühren gingen<br />
natürlich auch an die „Regierung“ und die Indigenen<br />
sind auch gar nicht gefragt worden. Das<br />
waren ganz schön gewalttätige Auseinandersetzungen<br />
und es hat auch Tote gegeben.<br />
FF: Schwer vorstellbar, das Privateigentum an<br />
Gemeingütern weltweit so einzuschrän ken oder<br />
zu regeln …<br />
RH: Nun ja, das ist auch eine Frage der Gewöhnung.<br />
Selbst in Deutschland <strong>2012</strong> finden Sie ja noch<br />
Reste von so einer gemeinschaftlichen Nutzung von<br />
Gütern, die allen gehören. Im deutschen Waldgesetz<br />
zum Beispiel ist geregelt, dass jeder den Wald betreten<br />
darf – egal, wem er gehört.<br />
Da fällt mir ein: Was machen Sie eigentlich mit den<br />
Wäldern, die ForestFinance gehören? Im Moment<br />
sind die ja in weiten Teilen an Einzelpersonen oder<br />
Unternehmen verpachtet, die dann auch den<br />
wesentlichen Gewinn daraus ziehen. Immerhin profitieren<br />
die Region und auch die Menschen, die dort<br />
leben von dieser forstlichen Arbeit. Aber was passiert<br />
nach Ernte mit dem Boden, mit den Wäldern?<br />
FF: Entschuldigung, aber wir führen hier das<br />
Interview und stellen die Fragen ...<br />
RH: Aha – so ist das. Also wenn ich Ihnen einen<br />
guten Rat geben darf: Sorgen Sie dafür, dass diese<br />
Wälder langfristig Gemeineigentum werden,<br />
genossenschaftlich in Eigentum sind und genutzt<br />
werden. Entweder regional oder vielleicht sogar<br />
international.<br />
FF: Danke für die Beratung, aber genau in die<br />
Richtung überlegen wir und sind schon dabei. Da<br />
sollen die Wälder auch hin – in das Eigentum der<br />
Menschen, die dort leben und arbeiten.<br />
RH: Sehr gut. Wenn Sie sich ein wenig weiterbilden<br />
wollen. Auf Seite 20 finden Sie noch ein paar<br />
von mir ausgesuchte Bücher, die ich zum Studium<br />
empfehle. Machen Sie so weiter. Sonst komm ich<br />
mit Pfeil und Bogen zurück … (lacht).<br />
*das Interview für <strong>ForestFinest</strong> führte<br />
Harry Assenmacher<br />
Harry Assenmacher<br />
(Geschäftsführer ForestFinance).<br />
Als ehemaliger Chefredakteur<br />
der „fairkehr“, Verlagsleiter<br />
der BUND-eigenen Natur &<br />
Umwelt GmbH und Journalist<br />
beobachtet und beschreibt er<br />
seit über 30 Jahren das Feld<br />
der Umwelt- und Naturschutzpolitik.<br />
www.forestfinance.de FF 13<br />
Titel
Titel<br />
Grünes Wachstum – was<br />
spricht dafür, wer dagegen?<br />
Kristin Steffan gibt Ihnen einen Blick über die Positionen.<br />
Erst „Nachhaltigkeit“, dann „Grünes Wachstum“<br />
– diese alten und neuen Lieblingsbegriffe<br />
von Industrie und Politik versprechen<br />
Wirtschaft und Naturschutz endlich zu<br />
vereinen. Doch kann die Wirtschaft tatsäch -<br />
lich umweltfreundlich weiterwach sen, ohne<br />
an natürliche Grenzen zu stoßen? Und wie<br />
sieht es dabei mit sozialer Nachhaltigkeit<br />
aus?<br />
Fallstudien von Forschern des britischen<br />
Institute of Development Studies belegen mit<br />
Beispielen aus drei Kontinenten, dass die<br />
Green Economy für die Menschen vor Ort bislang<br />
meist wenig förderlich ist, sondern die<br />
Armut noch vergrößert. Nur selten profi tiert<br />
die lokale Bevölkerung von neuen Arbeitsplätzen<br />
und Ausgleichszahlungen. Stattdessen<br />
häufen sich gewaltsame Ent eig nungen<br />
und Vertreibungen – auch im Namen<br />
von Biokohle-Gewinnung und Waldschutz.<br />
Der Anbau von Biomasse, Palmöl und Soja benötigt<br />
immer mehr Flächen, von denen oft-<br />
mals Menschen vertrieben werden. Das<br />
kann dann als „grün“ verkauft werden, ist<br />
aber ganz sicher nicht sozial – eher „Green<br />
Grabbing“. Und das, obwohl soziale ebenso<br />
wie ökologische Nachhaltigkeit ausdrücklich<br />
ein Bestandteil der Green Economy sein sollen.<br />
UN-Definition und Unmut<br />
Auf der letzten Konferenz der Vereinten Nationen<br />
über nachhaltige Entwicklung, die im<br />
Juni <strong>2012</strong> in Rio de Janeiro stattfand, war<br />
Green Economy eines der Leitthemen. Das<br />
Umweltprogramm der Vereinten Nationen<br />
(UNEP), das seit 2008 an der konzeptionellen<br />
Weiterentwicklung der Green Economy<br />
maßgeblich beteiligt ist, definiert diese als<br />
eine Wirtschaftsweise, die „menschliches<br />
Wohlergehen steigert und soziale Gleichheit<br />
sicherstellt, während gleichzeitig Umweltrisiken<br />
und ökologische Knappheiten erheb -<br />
lich verringert werden.“ An den ersten bei-<br />
den Punkten fehlt es bisher eindeutig.<br />
Kein Wunder, dass Nichtregierungsorganisationen<br />
wie die Heinrich Böll Stiftung<br />
der Green Economy kritisch gegenüberstehen.<br />
In der Ausgabe „Grüne Ökonomie<br />
– Was uns die Natur wert ist“ ihrer<br />
Zeitschrift „Böll Thema“ stellt sie die Frage,<br />
ob wir Natur schützen, indem wir ihr einen<br />
monetären Wert geben – und welche Instrumente<br />
und marktbasierten Ansätze<br />
sinnvoll sind. Dabei richten die Auto ren<br />
den Blick auch auf die international umstrittene<br />
Studie „The Economics of Ecosystems<br />
and Biodiversity“ (TEEB), die im Auftrag<br />
der UN und unter der Leitung des Londoner<br />
Deutsche-Bank-Managers Pavan Sukhdev erstellt<br />
wurde. Ziel dieser Studie war, den wirtschaftlichen<br />
Wert der Dienstleistungen von<br />
Ökosystemen und der Biodiversität zu erfassen,<br />
um diese besser schützen zu können.<br />
Barbara Unmüßig, eine der Autoren der<br />
Zeitschrift und bekannte Umweltschützerin,<br />
Uwe Möller vom Club of Rome im Interview zu den Grenzen des Wachstums<br />
Der Volkswirtschaftler Uwe Möller war viele Jahre Generalsekretär<br />
der internationalen Organisation Club of Rome und ist<br />
heute Ehrenpräsident der deutschen Sektion. Im Interview mit<br />
<strong>ForestFinest</strong> erklärt er, was passieren muss, damit die Erde<br />
mit der Wirtschaft mithalten kann.<br />
Der 1972 vom Club of Rome veröffentlichte Bericht „Die Grenzen des<br />
Wachstums” erlangte weltweit große Beachtung. Wie schätzen Sie die<br />
Bedeutung des Berichts aus heutiger Sicht ein?<br />
Es ist das Verdienst von „Grenzen des Wachstums“, mit seinen warnenden<br />
und damals provozierenden Szenarien, gewonnen aus den Berechnungen<br />
eines kybernetisch-dynamischen Weltmodells, das Bewusstsein dafür geweckt<br />
zu haben, dass den materiellen Ansprüchen einer wachsenden Weltbevölkerung<br />
nur endliche Naturressourcen gegenüberstehen. Damit wurde<br />
die Grundlage für eine umfassende Sicht der Nachhaltigkeitsproblematik geschaffen.<br />
Ein „Update“ des Berichts aus dem Jahre 2004 belegt, dass die<br />
Menschheit inzwischen die natürliche Tragfähigkeit von „Mutter Erde“ mit<br />
dem Faktor 1,4 überstrapaziert! Verursacht zu 80 Prozent von einem Fünftel<br />
der „reichen Gesellschaften“ mit ihrer „Verschwendungsökonomie“.<br />
Was halten Sie von dem Prinzip „Green Economy”? Ist grünes Wachstum<br />
möglich und wo stößt es an seine Grenzen?<br />
Das Prinzip einer „Green Economy“ muss zu einer „De-Materialisierung“<br />
der Wirtschaft führen, sowohl durch eine dramatische Steigerung der<br />
Ressourcen-Effizienz wie auch der Einführung immateriellerer Lebensstile<br />
(weniger ist mehr!). Eine solche „Green Economy“ wird geprägt sein durch<br />
naturgebundene und arbeitsintensivere Kreislaufwirtschaften. Stärker Werte-orientierte<br />
Bedürfnisse in Bildung, Kultur, Gesundheit und Soziales schaffen<br />
neue anspruchsvollere Dienstleistungsmärkte.<br />
Die UNEP und andere Organisationen halten es für sinnvoll, den Ökosystemdienstleistungen<br />
der Natur einen Wert beizumessen. Andere warnen<br />
davor, der Natur ein Preisschild umzuhängen. Wie stehen Sie dazu?<br />
14 FF www.forestfinance.de
Diese Skulptur aus PET-Flaschen sollte den UN-Konferenz-Teilnehmern in Rio de Janeiro <strong>2012</strong><br />
die Ressourcenverschwendung vor Augen führen. Sie diskutierten hier einen Weg aus der<br />
Umweltkrise „Green Economy“. Die „grüne Wirtschaft“ soll Umweltzerstörung<br />
stoppen und dabei Arbeitsplätze schaffen. Aber hält sie auch,<br />
was sie verspricht? Der Natur einen Wert geben,<br />
sagen die einen. Ausverkauf der Natur, warnen<br />
die anderen. Foto: Alexandre Macieira/Riotur<br />
gehen die Konzepte der Green Economy<br />
nicht weit genug. Sie schreibt: „Natur ist zu<br />
einer Bereitstelle rin von Dienstleistungen geworden.<br />
Wir haben uns daran gewöhnt,<br />
dass Dienstleistungen einen Wert haben und<br />
gehandelt werden können.“ Es reiche nicht,<br />
die Wirt schaft ein wenig „ergrünen“ zu lassen,<br />
es brauche eine Transformation des gesamten<br />
Systems, hin zu einem maßvolleren<br />
Umgang mit unseren Ressour cen.<br />
Dem gegenüber steht der Ansatz von<br />
TEEB, der Natur einen Wert zu geben. Was<br />
„Wert“ dabei genau meint, bleibt offen<br />
und muss nicht zwangsläufig nur monetär<br />
sein. Dahinter steht der Gedanke, dass Ökosysteme<br />
gefährdet sind, weil ihre Dienstleistungen<br />
keinen Preis haben. Nur, wenn<br />
der Schutz und die Wiederherstellung von<br />
Ökosystemen Profit bringen, können sie<br />
sich in unserer Welt durchsetzen, so das Credo.<br />
Dennoch stößt TEEB mit dieser Haltung<br />
nicht nur bei Nichtregierungsorgani-<br />
Die für die Existenz der Menschheit so wichtige Natur basiert auf einem<br />
komplexen Kreislaufsystem, das sich bis ins Einzelne nicht in seiner Bedeutung<br />
für die menschliche Gesellschaft bewerten und „rechnen“ lässt. Aber<br />
trotzdem kann es sinnvoll sein, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen<br />
Ressourcenverbrauch und Umweltschäden als Kosten in den Wirtschaftsprozess<br />
einzubeziehen, um damit die erforderlichen Vermeidungsstrategien<br />
zu fördern. Ökosteuern und CO 2 -Zertifikate können dazu als hilfreiche Instrumente<br />
dienen.<br />
Was würden Sie Entscheidungsträgern empfehlen, um der Ressourcenverknappung<br />
und Umweltzerstörung Einhalt zu gebieten?<br />
Politik kann nur die erforderlichen Rahmenbedingungen für eine ökologische<br />
Marktwirtschaft setzen, wenn sie in einer Demokratie Mehrheiten dafür<br />
findet. Das ist häufig sehr schwierig, da eine auf Nachhaltigkeit zielende<br />
Politik in der Regel zunächst mit unpopulären Belastungen verbunden ist<br />
und einen langen Atem über mehr als eine Wahlperiode erfordert. Daher inzwischen<br />
die lebhafte Diskussion, ob „aufgeklärte“ autoritäre Regime für<br />
diese Aufgabe nicht besser gerüstet seien (so zum Beispiel China).<br />
Viele Unternehmen wissen, dass die Märkte der Zukunft „grün“ sind, sie<br />
sationen, sondern auch bei einigen Regierungen<br />
Lateinamerikas auf Kritik. Denn<br />
was ist mit den Aspekten der Natur, die nicht<br />
direkt in Geld umgerechnet werden können?<br />
Sind diese weniger schützenswert?<br />
Auch der Umweltökonom Niko Paech äußert<br />
Zweifel. Er kenne keine technische Innovation,<br />
die zu einer Entlastung der Umwelt geführt<br />
habe, sagt er dem Schweizer Sender<br />
DRS und führt als Beispiel das Computerzeitalter<br />
an, das statt dem papierlosen<br />
Büro jede Menge Elektroschrott hervorgebracht<br />
habe. Die langfristige Option besteht<br />
laut Paech und anderen Umweltökonomen<br />
darin, Wachstum einzuschränken, weniger<br />
Ressourcen zu verbrauchen und lokale<br />
Selbstversorgungskonzepte zu stärken.<br />
Die (Pre- oder Post-)Alternative?<br />
Aus diesem Ansatz heraus hat sich eine<br />
Wirtschaftsphilosophie entwickelt, die sogenannte<br />
Postwachstumsökonomie, die eine<br />
Rücknahme des Konsum- und Produktionswachstums<br />
fordert. Die Idee ist nicht neu:<br />
Schon in der Veröffentlichung des Club of<br />
Rome „Die Grenzen des Wachstums“ von André<br />
Gorz im Jahr 1972 ging es darum.<br />
Doch das UN-Konzept der Green Economy<br />
erhält auch Zustimmung von Seiten der<br />
Naturschützer. So erklärte NABU-Präsident<br />
Olaf Tschimpke: „Die Gratis-Dienstleistungen<br />
der Natur müssen sich endlich als Faktor<br />
in ökonomische Bilanzen wiederfinden.<br />
Die Erde darf nicht länger ein frei verfügbares<br />
Rohstofflager für die Konzerne<br />
dieser Welt sein“. Andere Stimmen, wie<br />
der Sprecher der Welthungerhilfe Rafael<br />
Schneider, rufen zu mehr Geduld auf. Die<br />
Ausgestaltung der Green Economy brauche<br />
Zeit und sei noch nicht abgeschlossen. Dabei<br />
beruft er sich auch auf die Definition des<br />
Begriffs „Green Economy“ durch die UN:<br />
„Diese Formulierung impliziert eine Anpassung<br />
des Lebensstandards an die Umwelt.<br />
Für die Industrienationen bedeutet das<br />
Einschränkungen etwa bei Treibstoff, Flugreisen<br />
oder Fleisch – also eher eine Vollbremsung<br />
als Wachstum“, so Schneider.<br />
Die Zeitschrift „Böll Thema 1/<strong>2012</strong>: Grüne Ökonomie<br />
– Was uns die Natur wert ist“ finden Sie<br />
hier als kostenlosen PDF-Download: www.forestifinance.de/go/boell-gruene-oekonomie<br />
Kristin Steffan ist seit 2008<br />
Redakteurin bei ForestFinance,<br />
hat nebenberuflich die Ausbildung<br />
zur geprüften Übersetzerin<br />
absolviert und <strong>2012</strong> alles<br />
bestanden. Herzlichen Glückwunsch!<br />
sich also um „grüne“ Innovationen bemühen müssen. Die dafür notwendigen<br />
langfristigen Investitionsstrategien werden gegenwärtig dadurch erschwert,<br />
dass an den Kapitalmärkten die kurzfristigen Rendite-Überlegungen<br />
vorherrschen. Hilfreich für die zukunftsorientierten Unternehmen wäre<br />
jedoch, wenn die kaufkräftigen gesellschaftlichen Schichten mehr Bereitschaft<br />
zeigen würden, verstärkt nachhaltige Produkte und Dienstleistungen<br />
nachzufragen. Besondere Bedeutung kommt auch der Zivilgesellschaft zu,<br />
kann sie doch in erheblichem Maße diesen Prozess durch öffentlichkeitswirksame<br />
Aktionen kritisch-konstruktiv begleiten.<br />
Letztlich gilt es, eine „Koalition der Willigen“ in Politik, Wirtschaft und Zivil -<br />
gesellschaft für die Nachhaltigkeit zu mobilisieren. Da diese epochale Aufgabe<br />
zudem eine globale Dimension hat, benötigen wir eine „Eine-Welt-Koa<br />
lition“.<br />
Wer sich mit dieser Thematik beschäftigen möchte, den lädt der Club of Rome mit<br />
seinen neuen Thesen zu den Grenzen des Wachstums unter dem Motto „Wachstum?<br />
– Ja bitte – aber 2.0!“ dazu ein:<br />
www.clubofrome.de/sup<strong>2012</strong>/wachstumsthesen.pdf<br />
www.forestfinance.de FF 15
Titel<br />
„Geld ist offensichtlich da”<br />
Prof. Dr. Niekisch fordert mehr Mittel für Naturschutz und will, dass Bauern und Förster für das Bewahren von<br />
Natur- und Gemeingütern aus EU-Töpfen Geld bekommen. Was noch auf politischer Ebene für die Umwelt getan<br />
werden kann und muss, fragte ihn Jan Fockele für <strong>ForestFinest</strong>.<br />
Prof. Dr. Niekisch arbeitet wissenschaftlich vor allem<br />
an Strategien und Instrumenten zur nachhaltigen<br />
Nutzung natürlicher Ressourcen, speziell zum<br />
Schutz der Biodiversität. Foto: Zoo Frankfurt am Main<br />
Zur Person:<br />
Der Frankfurter Zoodirektor Professor Dr. Manfred<br />
Niekisch ist im Juli <strong>2012</strong> erneut in den<br />
Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU)<br />
der Bundesregierung berufen worden. Der studierte<br />
Biologie war von 1983 bis 1989 Direktor<br />
der Artenschutzzentrale/TRAFFIC Germany der<br />
Umweltstiftung WWF Deutschland, anschließend<br />
bis 1998 wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />
der Tropenwaldstiftung Oro-Verde.<br />
Seit März 2008 ist er Direktor des Frankfurter<br />
Zoos und seit Juli 2010 zudem Professor für<br />
„Internationalen Naturschutz“ an der Goethe-<br />
Universität Frankfurt. Von 1998 bis 2008 hatte<br />
er die gleichnamige Professur an der Universität<br />
Greifswald inne und nimmt zudem seit vielen<br />
Jahren Lehraufträge zum Naturschutz u.a.<br />
an den Universitäten Hanoi/Vietnam und in<br />
Spanien wahr.<br />
Ehrenamtlich ist er in zahlreichen Funktionen<br />
tätig, so z. B. als Vizepräsident der Zoologischen<br />
Gesellschaft Frankfurt und Präsident der Gesellschaft<br />
für Tropenökologie sowie im Beirat von<br />
National Geographic.<br />
Sie sind Mitglied im Sachverständigenrat für<br />
Umweltfragen der Bundesregierung. Was sind<br />
die Hauptaufgaben dieses Gremiums?<br />
Der Sachverständigenrat hat die Aufgabe, die<br />
Umweltpolitik der Bundesrepublik kritisch zu begleiten,<br />
auf Fehlentwicklungen hinzuweisen und<br />
Verbesserungsvorschläge zu machen. Wir sind<br />
dabei unabhängig. Das heißt, wir suchen uns die<br />
Themen unserer Gutachten selbst, diskutieren<br />
diese im Laufe des Entstehens mit zuständigen<br />
Fachministerien und anderen Institutionen, erörtern<br />
spezielle Fragen in Anhörungen mit Fachleuten<br />
und legen die daraus entstehenden Gutachten<br />
dann der Öffentlichkeit vor. Überraschend<br />
waren zum Beispiel die Folgen unseres Sondergutachtens<br />
über eine Stromversorgung aus 100<br />
Prozent erneuerbaren Ressourcen, für das wir von<br />
mancher Seite ziemlich viel Häme einstecken<br />
mussten. Das war wenige Wochen vor Fukushima.<br />
Und nach Fukushima wurde genau das von<br />
der Bundesregierung beschlossen, was wir empfohlen<br />
hatten, nämlich der Einstieg in eine richtig<br />
konsequente Energiewende.<br />
Wie hoch schätzen Sie Ihren Einfluss ein, den<br />
Sie mit dem Sachverständigenrat haben?<br />
Der Sachverständigenrat ist ja nicht einfach ein<br />
Klub von sieben Professoren, die ab und zu mal<br />
was von sich geben. Wir haben eine mit wissenschaftlichen<br />
Mitarbeitern besetzte Geschäftsstelle<br />
in Berlin. Jeder von uns Räten hat einen wissenschaftlichen<br />
Assistenten, und wir treffen uns<br />
jeden Monat für zwei Tage, um unsere Thesen zu<br />
diskutieren. Dazwischen haben wir jede Menge<br />
Telefon- und E-Mail-Kontakt. Wir erheben nicht<br />
einfach Forderungen, was getan werden müsste<br />
und wo man mal genauer drauf schauen müsste,<br />
sondern wir arbeiten wissenschaftlich fundiert<br />
und konkret: Wir lassen Szenarien durchrechnen<br />
und analysieren genau.<br />
Wie zufrieden sind Sie mit der Bundesregierung<br />
hinsichtlich des Umgangs mit den<br />
Em pfehlungen des Sachverständigenrates?<br />
Wenn ich mit den Ergebnissen nicht zufrieden<br />
bin, liegt das nicht unbedingt daran, dass sich<br />
irgendjemand standhaft geweigert hätte, unsere<br />
Empfehlungen anzunehmen. Es liegt oft daran,<br />
dass solche Umstellungen Zeit brauchen. Ich denke,<br />
da tut sich schon einiges, auch wenn wir uns<br />
natürlich wünschen, dass manches schneller ginge<br />
und dass manches direkter umgesetzt würde.<br />
Ihre Vorschläge sind ja Basis für nationale<br />
und internationale Empfehlungen, oder?<br />
Wir haben eine ganze Reihe von Instrumentarien<br />
vorgeschlagen, mit denen die Bundesregierung<br />
im eigenen Lande Biodiversitätsschutz viel besser<br />
gestalten könnte. Etwa indem man in der Landwirtschaftspolitik<br />
aufhört, Bauern dafür zu subventionieren,<br />
dass sie sich an Gesetze halten.<br />
Wenn ich an einer roten Ampel halte, kommt kein<br />
Polizist und gibt mir 50 Euro. Warum kommt die<br />
EU mit ihren Geldern und gibt dem Bauern Geld<br />
dafür, dass er seine gute fachliche Praxis durchführt?<br />
Wir sind dafür, dass Bauern ruhig weiter<br />
unterstützt werden aus diesen Töpfen, aber für<br />
die Erbringung von Gemeingütern. Und damit<br />
sind wir bei dem Punkt, wer für Ökosystemleistungen<br />
zahlt. Ein Land- oder Forstwirt sieht sich<br />
traditionell ja nicht als Subventionsempfänger,<br />
sondern als Bewahrer von Naturgütern, von<br />
Landschaft, von Heimat. Sie sind also von ihrem<br />
Selbstverständnis her sehr viel näher daran, Geld<br />
dafür zu bekommen, dass sie beispielsweise Böden<br />
fruchtbar, Luft sauber und die Erholungsfunktionen<br />
von Landschaft erhalten, als dafür,<br />
dass sie Mais anbauen oder nicht anbauen.<br />
Werden diese Töpfe auch zukünftig gefüllt zur<br />
Verfügung stehen?<br />
Man sieht ja gerade jetzt, wie schnell mal 100,<br />
140, 200 Milliarden Euro zur Bankenrettung zur<br />
Verfügung stehen, und gleichzeitig hat man<br />
Schwierigkeiten, 5 Millionen Euro für den Naturschutz<br />
zu bekommen. Das Geld ist offensichtlich<br />
da. Es wird nur für andere Dinge ausgegeben.<br />
Es gibt zwischen Mono- und Mischkulturen<br />
einen gewaltigen Unterschied. Wie schaffen<br />
wir es, dass die In-Wert-Setzung von solchen<br />
System sich da unterscheidet?<br />
Ich denke, das ist ein Prozess. Wir haben in<br />
Deutschland durch die Sturmschäden eine sehr<br />
viel dynamischere Entwicklung in Richtung naturnaher<br />
Waldbau eingeschlagen, als wir das vor-<br />
16 FF www.forestfinance.de
her mit all den Appellen von heimischen Naturschützern<br />
hinbekommen haben. Aber diese bildeten<br />
natürlich die Grundlage.<br />
Wir haben jetzt in Deutschland gerade die<br />
Maisschwemme, weil Biogasanlagen befeuert<br />
werden müssen. Und dann gibt es Raps. Wird<br />
es nicht Zeit, dass es auch da mal eine Neuordnung<br />
gibt, dass man sagt, wir haben eine<br />
klare Aufteilung für Wald, Acker, Grünflächen<br />
und Nutzungsflächen?<br />
Ja und nein. Wobei man da natürlich in einem<br />
marktwirtschaftlich und demokratisch organisierten<br />
Staat für das Privateigentum schon Freiraum<br />
lassen muss, man aber mit ökonomischen Anreizen,<br />
steuerlichen Regelungen und weiteren Steuerungsmechanismen<br />
gleichzeitig Einfluss nehmen<br />
kann. Also, dass die Erhaltung von Grünland<br />
und Grünlandnutzung besser ist als der Umbruch<br />
von Grünland, das haben wir inzwischen gelernt,<br />
das kann man prämieren.<br />
Dass die Produktion von Biomasse zur Herstellung<br />
von Biokraftstoffen ein Unsinn ist, den wir<br />
uns nicht leisten können, sollte auch allmählich<br />
klar werden. Wir brauchen klare Regularien und<br />
dürfen das nicht nur dem freien Spiel der Nachfrage<br />
überlassen.<br />
Wie weit ist da auch die Förderpolitik der<br />
Bundesrepublik in der Lage, Einfluss zu nehmen?<br />
Na ja, was kann die Bundesrepublik da allein<br />
tun? Die Tatsache, dass es nur im europäischen<br />
Kontext möglich ist, in der Landwirtschaft wirklich<br />
was zu bewegen, heißt ja noch nicht, dass man<br />
nicht versuchen muss, dorthin zu kommen.<br />
Bezogen auf den deutschen Wald: Was sind die<br />
wichtigsten Aufgaben aus Ihrer Sicht?<br />
Erstens ist die Multifunktionalität des Waldes<br />
stärker in den Mittelpunkt zu rücken als die Betrachtung<br />
von Einzelaspekten. Dazu gehören<br />
ökologische Mindeststandards für den Wald mit<br />
der Erhaltung von mindestens 50 Prozent der natürlichen<br />
Holzvorräte, um die CO 2 -Bindung und<br />
gleichzeitig den Biodiversitätsschutz zu gewährleisten.<br />
Des Weiteren die In-Wert-Setzung öffentlicher<br />
Leistungen des Waldes, die jeder nutzt. Kein<br />
Mensch kann sich davon ausschließen, saubere<br />
Luft zu atmen, wenn sie da ist. Das sind Leistungen<br />
so nach dem Deichprinzip: Wenn ein Deich<br />
gebaut wird, sind auch die geschützt, die den<br />
Deich gar nicht haben wollten und nicht nur die,<br />
die ihn bezahlt haben.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
„Märchenland ist abgebrannt”<br />
Peter Wohlleben stellten wir in der <strong>ForestFinest</strong> Ausgabe 1/2011 als<br />
„Förster aus Leidenschaft” vor. Nun haben wir ihn zum Thema Wald<br />
und Werte befragt, denn er kennt den deutschen Wald wie nur wenige<br />
andere.<br />
Hat das Verhältnis der Deutschen zum Wald<br />
sich im Laufe der Zeit gewandelt?<br />
Früher war die Bevölkerung abhängig vom Holz,<br />
und daher hatte der Wald eine existenzielle Bedeutung.<br />
Mitte des 20. Jahrhunderts hat das<br />
Interesse stark nachgelassen, da andere Stoffe<br />
wie Öl oder Gas diese Abhängigkeit auflösten.<br />
Der Wald wurde zu einer Freizeitkulisse. Mittlerweile<br />
rauchen wieder über zwei Millionen Öfen<br />
in Deutschlands Haushalten und über das Brennholz<br />
und die Arbeit im Wald wächst das Bewusstsein,<br />
dass Bäume mehr sind als grüne Statisten.<br />
Der Wald vereint viele Werte und Vorstellungen<br />
in sich, vom finsteren Märchenwald aus<br />
Hänsel und Gretel über die romantische Waldesruh<br />
bis hin zum Forst als Holzlieferant.<br />
Welches Waldbild entspricht am ehesten der<br />
Realität?<br />
Um es knallhart zu sagen: Deutschland ist ein<br />
Plantagenland, bewirtschaftet die Wälder auf<br />
dem Niveau eines Entwicklungslandes. Kahlschläge,<br />
Gifteinsätze, fremde Baumarten – von<br />
der Ursprünglichkeit ist kaum noch etwas vorhanden.<br />
Kurzgefasst: Märchenland ist abgebrannt.<br />
Mehr und mehr Deutsche integrieren den<br />
Wald in ihr neues Lebensgefühl und genießen<br />
dort Wellness und Sport oder erleben Abenteuer<br />
in Kletterparadiesen. Schadet das dem<br />
Wald?<br />
Ich begrüße diesen Trend, denn er schadet dem<br />
Wald keineswegs. Natürlich gibt es sensible Bereiche,<br />
aber dort hinein muss man ja keine Wege<br />
bauen und kann so die Besucherströme darum<br />
herum lenken. Je mehr Menschen den Wald als<br />
wichtig erachten, desto mehr werden ihn schützen.<br />
Und davon abgesehen: Wir sind Bestandteil<br />
dieses Ökosystems, und wenn wir nichts zerstören,<br />
kommen Pflanzen und Tiere bestens mit uns<br />
klar.<br />
Wie kann dem Wald und seinen Leistungen ein<br />
monetärer Wert beigemessen werden?<br />
Das ist eine schwierige Frage. Es gibt bereits erste<br />
Ansätze, etwa die Speicherwirkung für Treib-<br />
hausgase zu bewerten. Das sind immerhin bis zu<br />
100000 Tonnen Kohlendioxid, die ein Quadratkilometer<br />
Wald in Form von Holz und Humus festhält.<br />
Oder das Beispiel aus Ihrem Hause: Die<br />
„Wilde Buche“, ein Waldreservat, wird nicht<br />
mehr genutzt, indem es an Firmen als Schutzwald<br />
verpachtet wird. Noch besser würde es mir gefallen,<br />
wenn wir die Wälder einfach so, aus moralischen<br />
Gründen, schonen könnten, aber das ist<br />
wohl utopisch.<br />
Welches Verhältnis zwischen Mensch und<br />
Wald wäre Ihrer Meinung nach erstrebenswert?<br />
Momentan verkommen unsere Wälder in der offiziellen<br />
Sicht immer mehr zu Rohstofflagern, die<br />
es auszubeuten gilt. Ich wünsche mir für die Zukunft<br />
mehr Ausgewogenheit, also einerseits<br />
sanfte Holznutzung, andererseits ausreichend<br />
große Schutzgebiete. Damit es so weit kommt,<br />
müssen wir wieder bescheidener werden, unseren<br />
Konsum zurückfahren. So können wir Druck<br />
von der Natur nehmen. Ich bin immer noch optimistisch,<br />
dass dies funtionieren kann.<br />
Mit über 8000 verkauften Büchern hat sich Peter<br />
Wohlleben einen Namen nicht nur als Forstingenieur<br />
und Umweltschützer, sondern auch als Autor gemacht.<br />
Das Buch „Wald ohne Hüter” wurde mittlerweile<br />
zum fünften Mal aufgelegt, „Holzrausch” erschien<br />
<strong>2012</strong> in einer überarbeiteten Auflage. Beide<br />
verlegt der Adatia Verlag, www.adatiaverlag.de.<br />
Wir legen Ihnen diese Bücher ans Herz, da sie Ihnen<br />
viel über Wald und Werte erzählen.<br />
Peter Wohlleben ist<br />
Revierförster der<br />
Gemeinde Hümmel,<br />
verantwortlich für<br />
das Buchenreservat<br />
„Wilde Buche“ und<br />
erfolgreicher<br />
Buchautor.<br />
Foto: privat<br />
www.forestfinance.de FF 17<br />
Titel
Titel<br />
Wald, Wellness und<br />
organisierte Wildnis<br />
Hiken, Walken, Mountainbiken, ein Bett im Baumhaus<br />
– Wälder sind in. Sie werden ausgebaut zum<br />
Abenteuerland – oft inklusive Schnellimbiss und<br />
Sommerrodelbahn. Printmagazine schmücken sich mit<br />
der neu entdeckten Wildnis und machen zwischen<br />
Burnout und Wirtschaftskrise Platz für wunderschöne<br />
Landschaften. Wir versuchen herauszufinden, was sich<br />
hinter dem Boomtown-Wald verbirgt.<br />
Es ist ein Geschäft. Ein großer, wachsender Outdoor-Markt:<br />
„Richtig in Fahrt gekommen ist er vor etwa zehn Jahren“, erklärt<br />
Thomas Lipke, Geschäftsführer von Europas größtem Outdoor-Kaufhaus<br />
Globetrotter, der Wirtschaftswoche, und meint darin einen<br />
Gegentrend „zur gallopierenden Technikentwicklung mit ihrer<br />
Schnelligkeit und ihrem Paradigma der permanenten Erreichbarkeit“<br />
zu erkennen. „Das führt bei sehr vielen Menschen zu einem<br />
Bedürfnis nach Ruhe und Natur. Das ‘Draußen sein’ verschafft mir<br />
ein Erlebnis, aus dem ich Kraft schöpfe für meinen als stressig empfundenen<br />
Alltag.“ Und so werben sie alle – von Globetrotter über<br />
Fjällraven und North Face bis Jack Wolfskin – mit den Klischees der<br />
Wildnis, Freiheit, Natur.<br />
Baumhausboom<br />
Die Nähe zur Natur suchen aber nicht nur Anbieter von Hightech-<br />
Bekleidung, zigfachbeschichteten Jacken und Voller-Thermo-Wunder-Schlafsäcken.<br />
Auch Hoteliers bieten den neuen Naturliebhabern<br />
lauschige Schlafplätze im Grünen an. Baumhäuser sind als Hotel<br />
der letzte Schrei. Man lebt für einige Tage mitten im Wald, kann<br />
frische Luft und Stille genießen. Auch hier gibt es schon Baumhäuser<br />
der Luxusklasse, wie in Schweden (http://treehotel.se). Aber selbst die<br />
schlichten bitten die Ruhebedürftigen für die meist recht rustikalen<br />
In Schweden stehen bei Harads mehrere Baumhäuser – mitten im Wald, mit herrlich wildem<br />
Ausblick auf den Fluss Lule. Waldeinsamkeit pur – für gestresste Städter mit Hang zum Eskapismus<br />
und gefülltem 18 FF Portemonnaie. Fotos: Fredrik Broman, Human Spectra / www.treehotel.se<br />
www.forestfinance.de
Unterkünfte zur Kasse. Ab 120 Euro aufwärts<br />
kostet eine Nacht in luftiger Höhe. Aber die<br />
Gäste kommen. Denn es scheint genau das<br />
zu sein, was sie suchen: Einfachheit, Überschaubarkeit,<br />
Lager feuerromantik. (Einige<br />
Baumhausanbieter finden Sie hier, auf<br />
www.forestfinance.de/go/das-baumhaus und<br />
tolle Beispiele auf http://freecabinporn.com)<br />
Das gedruckte Wort<br />
Auch die Medien haben längst die Zeichen<br />
der Zeit erkannt. Journalisten erzählen tief<br />
bewegt von ihren Erfahrungen der Wildnis:<br />
„Die Luft wurde weicher, die Sonne trocknete<br />
Wege und Pfade. In den Schonungen duftete<br />
es mild, überall Bärlauch und Waldmeister.<br />
Es tat so gut, abends erschöpft ins Bett zu sinken<br />
oder in den Schlafsack, die Wangen<br />
warm von der Anstrengung des Tages. Ein<br />
sattes, zufriedenes Gefühl, sich selber gespürt<br />
zu haben“, schreibt Uli Hauser im<br />
Stern 25/<strong>2012</strong>. Und vermutlich ist es genau<br />
dieses Lebensgefühl, nach dem sich viele<br />
Menschen sehnen. Und so kaufen sie sich<br />
nicht nur atmungsaktive Wanderschuhe,<br />
Fahrräder frisch aus dem Entwicklungslabor<br />
und Zelte, die Kältekammern trotzen, sondern<br />
auch Hochglanzmagazine, die Natur –<br />
aufgeräumt und durchgestylt, anmutig begrünt<br />
– näherbringt.<br />
Die „Landlust“ zum Beispiel. So heißt das<br />
Magazin, dessen Auflage in den letzten<br />
Jahren auf über 650000 Exemplare schnellte,<br />
während andere Zeitschriften um ihr<br />
Überleben kämpfen. In seinem Fahrwasser<br />
schwimmen mittlerweile viele andere, die<br />
Tipps zu naturnahen Gärten und idealer<br />
Tierhaltung bringen, Geschichten und Bilder<br />
vom gesunden Landleben präsentieren,<br />
mit viel Nostalgie und einer Portion Kitsch<br />
versehen. Aber das Geschäft läuft, die Sehnsucht<br />
ist da.<br />
Moderner Eskapismus<br />
Es scheint ausgemacht, dass der moderne<br />
Mensch von all den Informationsfluten<br />
und Anforderungen des Arbeitslebens überfordert<br />
ist. Er sehnt sich nach Schlichtheit,<br />
Überschaubarkeit, Einfachheit. Aber wozu<br />
dann all der Hightech-Kram und Hochglanz?<br />
Wieso verkaufen sich diese Illusionen<br />
von Wildnis, Freiheit und Idylle so gut, anstatt<br />
dass jeder schlicht im Wald seines Weges<br />
geht?<br />
Es scheint beides zu sein – die Sehnsucht<br />
nach Wildnis, aber das ganze ohne Risiko.<br />
Kaum jemand gibt seinen sicheren Job auf,<br />
um als Eremit in den Schwarzwald zu zie-<br />
hen. Aber für einige Tage in einem Baumhaus<br />
leben, das geht. Und wenn sich das<br />
Ganze auch noch online buchen lässt, ist der<br />
moderne Mensch doch im Grunde froh<br />
über Informationsangebote und streicht das<br />
„über“, das sonst oft in die Mitte des Wortes<br />
gesetzt wird.<br />
Und all die Kletterparks: „Trotz der immer<br />
mehr werdenden Anlagen, sind die Besucherzahlen<br />
bei uns nicht rückläufig. Es ist<br />
vielmehr so, dass Kletterwälder immer<br />
mehr als Freizeitbetätigung wahrgenommen<br />
werden und nicht mehr exotisch sind“,<br />
schreibt uns Christof Mahler, Geschäftsfüh<br />
rer der Abenteuerwerkstatt, die seit<br />
2005 Kletterparks bauen und betreiben.<br />
Solange die Bäume und Parks für die Klette<br />
rer sichere Bedingungen bieten, sind sie<br />
der ideale Ort, um Abenteuer ohne Risiko zu<br />
erleben. Kurzfristig buchbar, schnell erlebbar<br />
– der Instant-Kick Freiheit am Wochen -<br />
ende.<br />
Umwelt bildet<br />
Das neu erwachte Interesse an Freizeit in der<br />
Natur hat aber auch viele Vorteile – wer sich<br />
darin bewegt, lernt einiges darüber. Und die<br />
meisten Vereine und Verbände achten darauf,<br />
dass ihre Mitglieder sorgsam mit der<br />
Umwelt umgehen. Es gibt sogar ein Bundeslehrteam<br />
Natur- und Umweltschutz. Es bildet<br />
seit 1990 die Lehrteams Bergsteigen,<br />
Familienbergsteigen, Moutainbike, Skilauf,<br />
Skilanglauf sowie Sportklettern aus. Die Trainer<br />
sollen Wissen um Natur erwerben und<br />
an alle Menschen, die sie anleiten, weitergeben.<br />
Umweltbildung im besten Sinne.<br />
(Mehr darüber erfahren Sie auf www.alpen<br />
verein.de.)<br />
Zu guter Letzt<br />
Und wenn das Abenteuer Leben zu Ende<br />
geht, bleibt immer noch der Wald. Auch als<br />
letzte Ruhestatt. Laut „Ruheforst“, einer<br />
der beiden großen Anbieter von Waldbestattungen<br />
in Deutschland, steigt die Nachfrage<br />
nach individuellen Bestattungsformen:<br />
„Der Wunsch vieler Menschen nach einer<br />
Ruhstätte in freier Natur, …, ist immer<br />
stärker zu spüren.“ Die Sehnsucht nach<br />
Erd verbundenheit und Wildnis, nach wahren<br />
und bleibenden Werten – als Gegensatz<br />
zur Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit<br />
unseres postindustriellen Zeitalters – wird<br />
stärker. Vielleicht führt sie dazu, dass wir die<br />
Natur wieder mehr schätzen und darüber<br />
auch schützen lernen.<br />
Unser Waldweg für die<br />
Umwelt- und Herzensbildung<br />
ForestFinance baute in Panama den Naturlehrpfad Los<br />
Monos. Foto: Rafael Lau<br />
Auch ForestFinance hat Planken auf Waldboden gelegt,<br />
Stege über Bäche gebaut und Waldwege bereitet<br />
um Wald als Ausflugsziel attraktiv zu machen.<br />
Das ist im Land am Kanal auch bitter nötig, denn<br />
immer weniger Menschen betreten dort Wälder. Sie<br />
verbinden mit ihm nicht den Ort, an dem sie sich<br />
erholen können. Umweltschutz, Sehnsucht nach<br />
Wildnis und Waldausflüge gehören in Panama weder<br />
zum guten Ton, noch verbinden die Menschen<br />
damit Romantik, Freiheit und Abenteuer. Viele Menschen<br />
leben direkt an dessen Rand, kennen ihn<br />
aber kaum, meint auch die Studentin Iselina Nieto<br />
von der Landwirtschaftlichen Fakultät an der Universität<br />
Panama, die an der Gestaltung des Lehrpfades<br />
mitgewirkt hat.<br />
Die Anlage des Lehrpfades wurde Anfang 2010<br />
initiiert. Nach einer Informationsveranstaltung von<br />
ForestFinance in Panama beschlossen einige Lehrer<br />
und Schüler an der Sekundarschule von Las Lajas,<br />
in der westlichen Provinz Chiriquí, die Umweltgruppe<br />
ALFA zu gründen. Sie suchten nach Möglichkeiten,<br />
aktiv zu werden und hatten die Idee, den Wald<br />
ihren Mitmenschen näher zu bringen. Zusammen<br />
mit unseren Mitarbeitern begannen sie den Lehrpfad<br />
auszuarbeiten. Sie ließen den Pfad durch eines<br />
der ältesten Aufforstungsprojekte von ForestFinance<br />
laufen, die Finka Los Monos, durch ein angrenzendes<br />
Waldschutzgebiet, an einen Fluss entlang<br />
und wieder zurück.<br />
Heute finden viele Schulklassen auf diesem Weg in<br />
den Wald – und auch viele ForestFinance-Kunden,<br />
die ihre Wälder in Panama besuchen. Wenn Sie<br />
einen Blick darauf werfen möchten:<br />
www.forestfinance.de/go/naturlehrpfad<br />
www.forestfinance.de FF 19<br />
Titel
Titel<br />
Lesens-, Sehens- und Wissenswertes<br />
Bücher rund um Wald gibt es viele. Wunderschöne Bilderbücher, die zu herrlichen Ausflügen einladen, aber auch<br />
solche, die den Rohstoff Holz vorstellen und zeigen, wie er ökologisch sinnvoll genutzt werden kann. Sinnvoll –<br />
im wahrsten Sinne des Wortes – sind auch die Bücher, die sich dem Gemeingut widmen. Hier eine Auswahl.<br />
Gemeingüter – Alles für alle<br />
Elinor Ostrom<br />
(1933–<strong>2012</strong>)<br />
erhielt 2009 den<br />
Nobelpreis für<br />
Wirtschaft.<br />
Foto: Holger Motzkau/<br />
wikipedia<br />
„Ich bin dagegen, bei jedem Problem die Lösung<br />
ausschließlich beim Markt oder beim Staat zu suchen.<br />
Es gibt auch noch andere Wege“, schrieb Elinor<br />
Ostrom und fasste ihre Alternative dazu in<br />
ihrem Buch „Was mehr wird, wenn wir teilen“ zusammen.<br />
Sie zeigt, wie es gelingen kann, mit gemeinsam<br />
genutzten Dingen so umzugehen,<br />
dass alle Menschen ihre Bedürfnisse langfristig<br />
befriedigen können und plädiert dafür, die<br />
Menschen vor Ort an der Lösung der Probleme<br />
zu beteiligen, um Respekt, Zusammenhalt und<br />
Verantwortlichkeit zu fördern.<br />
„Was mehr wird, wenn wir teilen” Vom gesellschaft<br />
lichen Wert der Gemeingüter, Elinor Ostrom,<br />
oekom Verlag, ISBN 978-3-86581-251-3, Preis<br />
14,95 € (D)<br />
Es geht in der Welt um mehr als nur um Staat<br />
oder Markt, ist auch die Heinrich-Böll-Stiftung<br />
überzeugt. In einer Neujustierung der Kräfteverhältnisse<br />
zwischen den Akteuren muss ein<br />
neues Gleichgewicht zwischen einer Bürgergesellschaft,<br />
dem Markt und Staat erstritten werden.<br />
Diese Dimension wird allzu häufig in den<br />
Diskussionen vergessen. Ob in den Kämpfen um<br />
Wasser, um freie Kultur oder um den Schutz der<br />
Atmosphäre – es besteht die Gefahr, dass die<br />
Allgemeinheit die Verfügungsrechte über die<br />
gesellschaftlichen Reichtümer preisgibt. Das ist der wichtigste Augenöffner<br />
des vorliegenden Sammelbandes.<br />
„Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter, Eine<br />
Aufsatzsammlung, Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung, ISBN 978-<br />
3-86581-133-2, Preis 24,90 € (D). Die Netzausgabe können Sie auf<br />
www.forestfinance.de/go/boell-gemeingueter kostenlos downloaden<br />
(PDF, 2,54 MB, 290 Seiten)<br />
Wildnis gleich um die Ecke<br />
Kennen Sie Deutschland? Das werden<br />
Sie sich beim Anblick dieser außergewöhnlichen<br />
Landschaftsbilder häufig<br />
fragen. Entdecken Sie Küstenabschnitte,<br />
die so auch in der Karibik liegen könnten,<br />
oder Wälder, die Sie so eher in Kanada<br />
vermuten würden. Der Bildband<br />
„Wildes Deutschland“ zeigt die Vielfalt<br />
deutscher Naturschätze, wie Sie sie<br />
noch nie gesehen haben. Ob Biosphären-Reservat,<br />
National- oder Naturpark,<br />
sie alle gehören nun zu den „Nationalen<br />
Naturlandschaften“. National Geographic stellt Ihnen in diesem<br />
Buch – das mit weniger Seiten auch als sogenanntes Bookazine,<br />
einer Mischung aus Buch und Magazin erschienen ist – die schönsten<br />
und ökologisch wertvollsten vor.<br />
Wildes Deutschland – National Geographic, Bildband, Hardcover<br />
ca. 248 Seiten, ca. 180 Fotos und Karten, ISBN: 978-3866900127<br />
Preis: 39,95 € (D), als Bookazine mit 128 Seiten, 90 Fotos, 14 Infokarten,<br />
ISBN: 978-3-86690-305-0, 7,95 € (D)<br />
Profan existenziell<br />
Dieses Buch erzählt die wechselvolle<br />
Kulturgeschichte des Holzes und ge -<br />
währt überraschende Einblicke in die<br />
Beziehung zwischen dem Naturstoff<br />
Holz und seinem Nutznießer Mensch:<br />
angefangen bei den Jägern der Steinzeit<br />
bis zur globalisierten Gesellschaft<br />
des 21. Jahrhunderts, in der das Holz<br />
eine vielfältige und unerwartete<br />
Renais sance erlebt.<br />
Holz – Wie ein Naturstoff Geschichte<br />
schreibt, Joachim Radkau, oekom verlag,<br />
ISBN-13: 978-3-86581-321-3, 22,95 € (D)<br />
20 FF www.forestfinance.de
Wertvolle Waldseiten im Netz<br />
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Unter dem<br />
Decknamen „SOKO Wald“ ziehen dieses Jahr wieder<br />
Schulklassen durch die Straßen und suchen<br />
Spuren vom Wald in der Stadt. In welchen Produk<br />
ten steckt er? Was denken Passanten über<br />
ihn? Hinter den spannenden Ermittlungen steckt<br />
eines von vielen Waldschutz- und Informationsprojekten<br />
der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“, die sich<br />
seit 1947 für den Erhalt und die waldschonende Nutzung von<br />
Wäldern engagiert. Die äußerst informative Website gibt außerdem<br />
einen Überblick rund um das Ökosystem Wald, nachhaltige<br />
Nutzung und Erhalt (beispielsweise die Seite „Licht ins Dickicht –<br />
Waldwissen für Erwachsene“ – unbedingt reinschauen!).<br />
www.sdw.de<br />
OroVerde Ja, die Tropenwälder dieser Welt sind<br />
wahrhaft „Grünes Gold“ – das hat auch die Waldschutzorganisation<br />
„OroVerde“ erkannt. Und seitdem<br />
ist die Stiftung in allen Bereichen für den<br />
Wald unterwegs: Wiederaufforstung, Umweltbildung,<br />
Einführung waldschonender Wirtschaftsweisen<br />
und Einrichtung von Schutzgebieten.<br />
Dabei steht vor allem in Entwicklungsländern stets das Prinzip<br />
„Hilfe zur Selbsthilfe“ im Vordergrund. Aber auch in Deutschland<br />
wird das Thema in den Mittelpunkt gerückt: Hier trifft Umweltauf<br />
Medienbildung, es gibt regelmäßige Plakatwettbewerbe und<br />
Veranstaltungen zum Thema Verbraucherschutz – denn klar ist:<br />
Regenwaldschutz fängt im heimischen Supermarkt an.<br />
www.oroverde.de<br />
Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft<br />
1950 haben sich Forstleute, Waldbesitzer,<br />
Wissenschaftler und Waldfreunde zusammengetan<br />
und die „Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße<br />
Waldwirtschaft“ gegründet. Sie setzen sich für<br />
ver antwortungsbewusste, nachhaltige und na -<br />
tur gemäße Waldpflege und -nutzung ein. In den<br />
Landesgruppen werden Konzepte erarbeitet und anschließend<br />
im „Dauerwald“, der Zeitschrift der ANW, veröffentlicht. Die<br />
Grundsätze umfassen Standort- und Baumartenauswahl, Biodiversitätserhalt<br />
und besonders die in allen Facetten verschiede-<br />
sed five fountains, although umpteen sheep bought one trailer.<br />
Two quixotic tickets laughed. The cats grew up, and Pluto ran<br />
away, although two Klingons perused one putrid pawnbroker, and<br />
five angst-ridden lampstands gossips cleverly. One television<br />
drunkenly marries umpteen Jabberwockies. Two very obese dwarves<br />
fights five dogs. One botulism grew up noisily. The irascible orificeFive<br />
dogs auctioned off schizophrenic chrysanthemums, yet<br />
Quark drunkenly abused umpteen televisions. The bourgeois cats<br />
bought one television, and the subways sacrificed two trailers. Umpteen<br />
putrid dwarves com<br />
Hier sollte das Auge mal Halt machne können<br />
Links<br />
Online können Sie viel über Wälder lernen und das von Menschen, die sich damit auskennen. Und weil diese<br />
wollen, dass Sie auch viel darüber wissen, um ihn noch besser zu schützen, haben sie virtuelle Seiten mit<br />
wertvollem Content gefüllt. Auf denen finden sich Informationen über Bäume und Wälder, oft unterhaltsam,<br />
aber immer auch lehrreich.<br />
nen Entwicklungsstufen eines Waldes, die nie getrennt voneinander,<br />
sondern immer auf einer Fläche angeordnet sein sollen –<br />
so wie es die Natur vorsieht. Denn nur so entsteht ein dauerhafter<br />
Wald, von dem nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern insbesondere<br />
auch der Mensch profitiert. www.anw-deutschland.de<br />
Wald-online / Treffpunkt Wald Den Tag der<br />
offenen Tür gibt es bei vielen Einrichtungen<br />
und Unternehmen, er bietet die Möglichkeit,<br />
einmal hinter die Kulissen zu schauen und<br />
gewährt Einblicke für sonst Außenstehende.<br />
Förster aus ganz Deutschland haben diese<br />
Idee aufgegriffen und ein Veranstaltungsportal<br />
ins Leben gerufen, das den Menschen die Arbeit der Förster<br />
und natürlich deren Arbeitsplatz, den Wald, näherbringen<br />
soll. Die Kampagne „Treffpunkt Wald“ und die Partnerseite Waldonline<br />
sammeln Veranstaltungen und Tipps rund um Bäume<br />
und Wälder. Ob Theaterworkshops, Führungen, Mountainbike-<br />
Touren – so vielfältig wie die deutschen Wälder, sind auch die<br />
angebotenen Veranstaltungen. Treffpunkt Wald ist die erste<br />
gemeinsame, deutschlandweite Initiative der Forstverwaltungen<br />
der Bundesländer und wurde 2009 im Rahmen der UN-<br />
Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.<br />
www.wald-online.de<br />
Der Kinderwald wird in diesem Jahr 16 Jahre<br />
alt. Was als Ferien-Aktion begann, ist nun ein<br />
erfolgreiches Projekt für junge Menschen bis<br />
18 aus der Region Hannover. Nach dem Motto<br />
„ich schütze, was ich kenne“ erfahren die Kinder<br />
die Natur als etwas Wertvolles. Die Waldpädagogen<br />
helfen ihnen aber auch, Ideen und Wünsche auszudrücken<br />
und ihnen Gestalt zu geben. Dies bezieht sich in erster<br />
Linie auf das Kinderwald-Gelände, darüber hinaus aber auch auf<br />
die Gestaltung ihrer alltäglichen Lebensumwelt. Die Kinder sammeln<br />
Erfahrungen bei naturkundlichen Bastel- oder Bauaktionen<br />
und erleben die Natur als Kulisse für künstlerische Aktivitäten<br />
wie Theatergruppe, Trommelgruppe oder Chöre. Wenn Sie<br />
das Glück und Kinder in Hannover haben, dann schauen Sie mal<br />
vorbei: www.kinderwald.de<br />
www.forestfinance.de FF 21
Waldwirtschaft<br />
Holz zu Asche<br />
In konventionellen Kohlekraftwerken ist die Verbrennung<br />
von Holz wenig ergiebig: der Wirkungsgrad beträgt<br />
höchstens 45 Prozent. Foto: Volker Röös/pixelio.de<br />
Umweltschützer und Verbände der deutschen<br />
Holzwirtschaft stemmen sich gegen<br />
den Einsatz holzartiger Biomasse in Kohlekraftwerken:<br />
Der Plan sei wirtschaftlich<br />
sinnlos, klimapolitisch falsch und schlecht<br />
In Hannover wird gerade die erste Windkraftanlage<br />
aus Holz gebaut. Foto: timbertower<br />
Vier Jahre tüftelten die Ingenieure an dem<br />
uralten Konzept, einen stabilen Holzturm<br />
zu bauen. Das war nicht ganz so leicht, wie<br />
es klingt. Denn dieser Turm sollte mehr<br />
für den Wald, schreiben sie in einer gemeinsamen<br />
Presseerklärung. Mangelnde Effizienz,<br />
Ressourcenverschwendung, die Verknappung<br />
des einheimischen Rohstoffs<br />
Holz sowie ökologisch und wirtschaftlich<br />
sinnvollere Alternativen (insbesondere des<br />
Recyclings) sind die Hauptgründe, weshalb<br />
sich Umweltverbände und Verbände der<br />
deutschen Holzwirtschaft gegen die Mitverbrennung<br />
wehren: „Das in Deutschland<br />
verfügbare Holzaufkommen wird bereits<br />
vollständig durch stoffliche und energetische<br />
Holzverbraucher verwertet“, sagt<br />
Denny Ohnesorge von der Arbeitsgemeinschaft<br />
Rohholzverbraucher e.V. (AGR). „Die<br />
Hälfte des Holzaufkommens wird energetisch<br />
genutzt. Dabei ist die stoffliche Holzverwendung<br />
auch aus klimapolitischer<br />
Sicht viel günstiger zu bewerten. Die Politik<br />
sollte daher nicht auch noch Anreize für<br />
eine Mitverbrennung von Holz in Kohlekraftwerken<br />
schaffen.“ Jürgen Maier vom<br />
Forum Umwelt und Entwicklung ergänzt:<br />
„Wir können es uns nicht leisten, Holz in<br />
Großkraftwerken mit Wirkungsgraden von<br />
können als all seine historischen Vorgänger:<br />
Er muss eine 100 Tonnen schwere Multimegawatt<br />
Windkraftanlage verkraften.<br />
Die Ingenieure waren sich schnell einig,<br />
dass Holz das kann – aber es galt zahlreiche<br />
Skeptiker und Geldgeber für die Idee zu<br />
gewinnen. „Es war ein langer Weg, aber<br />
letzten Endes konnten wir alle Beteiligten<br />
überzeugen, dass das Material Holz bes -<br />
tens für solche Anwendungen geeignet<br />
ist“, sagt Bauingenieur Gregor Prass, Gründer<br />
und neben Holger Giebel einer der<br />
Geschäftsführer der niedersächsischen<br />
TimberTower GmbH. Dabei ist Holz ideal<br />
für solche Aufgaben: Es ist billiger als Stahl,<br />
ebenso belastbar – wenn nicht gar noch<br />
belastbarer, meint Prass – und stabiler. Bei<br />
dem Holzturm verteile sich die Last dank<br />
der kreuzweise übereinander gestapelten<br />
und miteinander verleimten Fichtenbretter<br />
nicht in eine Richtung wie bei Balken<br />
oder Stützen, sondern auf alle Seiten. Weitere<br />
Vorteile, so die Konstrukteure: Der<br />
Holzturm dämpfe die Geräusche einer<br />
Windkraftanlage und erhöhe deren Sicher-<br />
höchstens 45 Prozent zu verbrennen, statt<br />
es dezentral und effizient für die stoffliche<br />
Nutzung und – in geringem Umfang –<br />
auch für die Raumheizung und in Kraft-<br />
Wärme-Kopplung zu nutzen. Der Bedarf solcher<br />
Kraftwerke würde zusätzlichen Druck<br />
auf die Wälder verursachen und den Spielraum<br />
für eine ökologischere Waldnutzung<br />
und Waldschutz verringern.“<br />
Bekräftigt wurden die Pläne einiger Energieversorger<br />
zur Holzmitverbrennung in<br />
konventionellen Kohlekraftwerken durch<br />
eine Studie der Deutschen Energieagentur<br />
(DENA), die durch die Vattenfall Europe AG<br />
unterstützt wurde. Hierin wird unter anderem<br />
davon ausgegangen, dass bis zu 50<br />
Prozent der derzeit eingesetzten Kohle<br />
durch holzhaltige Biomasse in Kohlekraftwerken<br />
ersetzt werden könne. Studien der<br />
Europäischen Union (zum Beispiel Mantau,<br />
Uni Hamburg) zeigen jedoch, dass Westeuropa<br />
auf eine massive Deckungslücke in<br />
der Holzversorgung zusteuert.<br />
Mehr zu dem Thema erfahren Sie auf<br />
www.forestfinance.de/go/holz-kohlekraftwerke<br />
High technology – hölzern, hohl und hoch hinaus<br />
heit, da Holz keinen Strom leite. Auch der<br />
Transport sei wesentlich leichter als der<br />
eines Stahlungetüms, der als Schwertstransport<br />
oft noch nicht mal unter den<br />
Autobahnbrücken durchpasse. Hinzu<br />
kommt die günstigere und ökologisch<br />
überlegene Produktion sowie der Bindung<br />
von etwa 400 Tonnen CO 2 pro Holzturm.<br />
Der Holzturm wird so ähnlich gebaut<br />
wie seine stählernen Kollegen: als ge -<br />
schlos sener Turm, mit acht Ecken, der sich<br />
nach oben verjüngt. Innen befindet sich<br />
ein hölzernes Gerüst, durch dessen Mitte<br />
ein Aufzug und die Stromkabel führen. 30<br />
Zentimeter dicke, tonnenschwere Vollholzplatten<br />
werden außen angebracht und tragen<br />
den Turm. „Dieses Fichten-Brettsperrholz<br />
wird kreuzweise verschachtelt und<br />
verleimt, was die natürlichen Bewegungen<br />
des Holzes ausgleicht und die Lasten auf<br />
alle Seiten verteilt“, schwärmen die Experten<br />
von windkraftanlage.de. Der weltweit<br />
erste Holzturm dieser Art wird im Sommer<br />
<strong>2012</strong> in Hannover fertiggestellt. Wenn Sie<br />
ihn sehen wollen: www.timbertower.de<br />
22 FF www.forestfinance.de
„Ikea: Wohnst du noch oder zerstörst du schon?”…<br />
… fragt die deutsche Umweltschutzorganisation Rettet den Regenwald e.V., die zusammen<br />
mit der schwedischen Umweltorganisation Protect the Forest eine Protestaktion gegen<br />
Ikea durchführt. Das Ziel: Ikea soll sofort den Kahlschlag der Naturwälder beenden.<br />
Die Waldschützer rechnen aus, dass der Konzern 100 Millionen Möbelstücke pro Jahr in<br />
seinen Einrichtungshäusern rund um den Globus verkaufe, was einem Holzbedarf von<br />
über 13,6 Millionen Kubikmetern entspricht. Ein großer Teil der Möbelhölzer stamme dabei<br />
aus dem hohen Norden Russlands, wie die sehr feinen Jahrringe verraten würden. „Im<br />
kühlen Klima nahe des Polarkreises wachsen die Bäume nur sehr langsam. 300.000 Hektar<br />
Naturwald hat die Ikea-Tochter Swedwood allein in Karelien gepachtet. Seitdem geht<br />
es dem Wald an den Kragen, darunter viele bisher von der Holzindustrie unberührte<br />
Flächen“, schreibt Rettet den Regenwald. Und weiter: „Tonnenschwere Erntemaschinen<br />
legen innerhalb von Sekunden die jahrhundertealten Bäume um. 800 Stück pro Tag rodet<br />
jedes der Ungetüme, entastet die Stämme und stapelt sie für den Abtransport ins Möbelwerk.<br />
Die fast mannshohen Reifen durchpflügen den weichen, sumpfigen Waldboden.<br />
Es wird Jahrzehnte dauern, bis sie sich wieder davon erholen. Tagtäglich holzt Ikea weitere<br />
artenreiche Urwaldstücke ab. Öde, leblose Kahlschläge machen sich überall breit.“ Auch<br />
Sie können die Aktion zum Schutz der Wälder unterstützen – mit wenigen Klicks auf<br />
www.forestfinance.de/go/ikea-kahlschlag<br />
Nachfrage nach FSC-<br />
Holz größer als Angebot<br />
Vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziertes<br />
Holz aus heimischen Wäldern ist<br />
in Deutschland Mangelware, dabei wird die<br />
Nachfrage in Zukunft eher noch weiter<br />
ansteigen. Das ist das Ergebnis einer vom<br />
NABU (Naturschutzbund Deutschland) in<br />
Auftrag gegebenen Studie bei rund 100<br />
Unternehmen der holzverarbeitenden Industrie<br />
und des Holzhandels. Weil es zu wenig<br />
FSC-Holz aus heimischen Wäldern gibt,<br />
muss viel importiert werden. Die Studie<br />
wurde unterstützt vom Holzhandelsverbund<br />
Der Holzring GmbH und der Indus triegewerkschaft<br />
Bauen-Agrar-Umwelt.<br />
„Das Qualitätssiegel des Forest Steward -<br />
ship Council (FSC) steht für eine vergleichs -<br />
weise naturverträgliche Forstwirtschaft<br />
und hohe soziale Standards. Wir Umweltverbände<br />
fordern daher schon seit Jahren,<br />
dass die Wälder von Bund und Ländern nach<br />
FSC zertifiziert werden. Nach Schleswig-<br />
Holstein, Nordrhein-Westfalen, Berlin und<br />
Hamburg haben nun auch die waldreichen<br />
Bundesländer Rheinland-Pfalz und<br />
Baden-Württemberg die Zeichen der Zeit erkannt<br />
und werden ihre Staatswälder nach<br />
FSC zertifizieren lassen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer<br />
Leif Miller. Mehr dazu<br />
finden Sie hier: www.forestfinance.de/go/<br />
zertifiziertes-holz-deutschland<br />
Welthandel gefährdet<br />
Wälder und Vielfalt<br />
30 Prozent der gefährdeten Tierarten,<br />
schätzt eine neue Studie, sind allein wegen<br />
des Welthandels gefährdet. Die restlichen<br />
70 Prozent werden von Landwirtschaft und<br />
Industrie bedroht, die den Lebensraum der<br />
Tiere zerstören. Und im Grunde läuft alles<br />
darauf hinaus: Während die Menschen in<br />
den reichen Industrienationen Konsum<br />
und Wohlstand genießen, werden all die<br />
Konsum- und Luxusgüter in Ländern produziert,<br />
die dafür ihre Natur zerstören und<br />
Artenvielfalt gefährden. Die Universität<br />
Sydney hat die „Handelsbilanz des Artensterbens“<br />
erarbeitet und dafür Daten zu bedrohten<br />
Tierarten mit Angaben zum Handel<br />
verknüpft. Sie sahen sich 187 Länder und<br />
ihre Waren an und stellten fest, dass die Länder,<br />
in denen durch die Warenproduktion<br />
die meisten Tiere aussterben oder vom<br />
Aussterben bedroht sind, diese Zerstörung<br />
für den Export angerichtet wird. Die Waren<br />
werden fern der Produktionsstätten konsumiert.<br />
Wenn Sie die Handelsbilanz der<br />
Länder dieser Welt unter dem Aspekt des<br />
Artensterbens sehen wollen, finden Sie die<br />
Import- und Exportwerte inklusive der gefährdeten<br />
Tierarten ebenso wie eine kurze<br />
Zusammenfassung der Studie auf<br />
www.forestfinance.de/go/nature-biodiversitaet<br />
Waldwirtschaft<br />
Ikea bietet vieles an, was das Lebensgefühl nach dem<br />
Motto „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ trifft.<br />
Umweltschützer von Rettet den Regenwald e.V.<br />
warnen, dass das auf Kosten der Wälder geschieht.<br />
Foto: screenshot/www.regenwald.org<br />
Dieser Geoffrey-Klammeraffe lebt in Mittelamerika und<br />
steht zusammen mit seinen Artgenossen auf der Roten<br />
Liste der bedrohten Arten. Der Grund: Sein Lebensraum<br />
geht wegen immer größeren Kakao- und Kaffeeplantagen<br />
verloren. Kaffee und Schokolade werden dabei<br />
hauptsächlich für den Export produziert.<br />
Foto: Steven G. Johnson/wikipedia<br />
www.forestfinance.de FF 23
Waldwirtschaft<br />
Mit der Lizenz zur Bestäubung<br />
Der ökonomische Wert von bestäubungsabhängigen Anbaufrüchten hat sich in den vergangenen Jahren<br />
weltweit deutlich erhöht, fand ein Team unter der Federführung von Forschern des Helmholtz-Zentrums für<br />
Umweltforschung (UFZ) heraus. Bestäuberprodukte wie Kaffee oder Kakao könnten daher langfristig global<br />
im Preis weiter steigen.<br />
Der Wert der ökologischen Dienstleistung<br />
durch Bestäubung nahm von rund 200<br />
Milliarden US-Dollar im Jahr 1993 auf rund<br />
350 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 zu,<br />
berechneten die UFZ-Forscher. Sie konnten<br />
zudem erstmals zeigen, in welchen Regionen<br />
der Welt der Wert der Bestäubung besonders<br />
hoch und die Landwirtschaft zudem<br />
besonders abhängig von tierischer Bestäubungsleistung<br />
ist. Sie analysierten in diesen<br />
Zusammenhang 60 Anbaufrüchte wie Kakao,<br />
Kaffee, Äpfel oder Sojabohnen, die auf<br />
die Bestäubung durch Tiere, zumeist Insek -<br />
ten wie Honig- und Wildbienen, Schmetter -<br />
linge oder Hummeln angewiesen sind. Damit<br />
konnten sie eine globale Karte der<br />
Abhängigkeit der landwirtschaftlichen Erträge<br />
von der Bestäubungsleistung vorlegen.<br />
„Wir können jetzt mit einer hohen räum -<br />
lichen Auflösung schätzen, wie groß dieser<br />
Beitrag in vielen Regionen ist“, sagt Hauptautor<br />
Dr. Sven Lautenbach, Wissenschaftler<br />
am UFZ-Department für Landschaftsökologie.<br />
In Staaten wie etwa China, Indien, den<br />
USA, Brasilien und Japan ist der Nutzen<br />
durch die bestäubungsabhängigen Produk<br />
te besonders hoch.<br />
Global hat der Wert bestäubungsabhän<br />
giger Agrarprodukte und damit der<br />
Wert der ökologischen Dienstleistung stetig<br />
zugenommen. Zurückzuführen ist das<br />
auf stark gestiegene Produktionsmengen<br />
bestäubungsabhängiger Anbaufrüchte. Seit<br />
2001 kann zudem eine starke Zunahme<br />
der Produzentenpreise bestäubungsabhän -<br />
gi ger Anbaufrüchte beobachtet werden,<br />
die deutlich stärker in die Höhe schnellten<br />
als Preise nicht bestäubungsabhängiger<br />
Ackerfrüchte wie etwa Reis, Getreide oder<br />
Mais. Für die Forschergruppe ist dies ein Hinweis,<br />
dass sich die Intensivierung der Landwirtschaft<br />
in einem weltweiten Preisanstieg<br />
von bestäubungsabhängigen Kulturen niederschlägt.<br />
Werden auf Äckern mehr Pestizi<br />
de gespritzt, mehr Dünger ausgebracht<br />
Die Rote Mauerbiene bei der Arbeit. Der Wert der ökologischen Dienstleistung durch Bestäubung nahm von<br />
rund 200 Milliarden US-Dollar im Jahr 1993 auf rund 350 Milliarden US-Dollar in2009 zu. Foto: Susan Walter /UFZ<br />
und wertvolle Landschaftsstrukturelemente<br />
wie Hecken und Baumreihen in Ackerland<br />
umgewandelt, verschwinden Insekten. Damit<br />
sinkt die Bestäubungsleistung, was<br />
sich wiederum in höheren Produzentenpreisen<br />
niederschlägt. „Wir werten diesen<br />
Preisanstieg als ein erstes Warnsignal, dass<br />
es zu Konflikten zwischen der Dienstleistung<br />
der Insektenbestäubung und anderen Landnutzungen<br />
kommen könnte“, sagt Sven<br />
Lautenbach. Sollten beispielsweise Hecken,<br />
Baumreihen oder Saumstrukturen als wertvolle<br />
Habitate für Insekten in den Produzentenländern<br />
weiter verschwinden und in<br />
landwirtschaftliche Flächen oder Siedlungs -<br />
flächen umgewandelt werden, könnten die<br />
Preise für Kaffee oder Kakao in Zukunft steigen.<br />
Die mit der Studie erstmalig vorgelegten<br />
räumlichen Analysen liefern für die Naturschutzpraxis<br />
und die Politik wichtige Grundlagen.<br />
Auf Basis dieser Informationen könnten<br />
auf regionaler Ebene Empfehlungen für<br />
den Schutz von Landschaftselementen ausgesprochen<br />
werden, die für das Überleben<br />
von Insekten unerlässlich sind.<br />
Mehr zu der Studie und den beteiligten<br />
Wissenschaftlern finden Sie auf<br />
www.forestfinance.de/go/wert-bestaeubung<br />
24 FF www.forestfinance.de
Von der Kakaobohne zur Schokolade<br />
Kakaoanbau und erste Verarbeitungsschritte<br />
Pflanzen und pflegen der Kakaobäume<br />
Ernte<br />
Öffnen der Früchte<br />
Definition einer Wertschöpfungskette<br />
Fermentieren und trocknen<br />
Verpacken in Säcke und lagern<br />
<br />
Handelsstufe<br />
<br />
Bauern und Genossenschaften verkaufen an<br />
Kleinhändler/Aufkauforganisationen/Exporteure<br />
Transport in die Häfen<br />
Export oder Weiterverarbeitung im Anbauland<br />
<br />
Weiterverarbeitung der Bohnen<br />
<br />
Lagern<br />
<br />
Reinigen und rösten<br />
Brechen<br />
Vermahlen zu Kakaomasse<br />
Herkunft, Eigenschaften und Anbaugebiete<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Fact-Sheet:<br />
Die Wertschöpfungskette<br />
von Schokolade<br />
Herstellung der Schokolade<br />
Verarbeiten der Kakaomasse<br />
• zu Schokolade (mit Milch, Zucker, Haselnüsse,<br />
Nougat, Kakaobutter etc.)<br />
• Oder: Auspressen der Kakaomasse<br />
zu Kakaobutter und Kakaopulver<br />
– Kakaobutter: Verwendung in Schokolade<br />
(sowie Kosmetika, pharmazeutische Produkte)<br />
– Kakaopulver: Weiterverarbeiten zu<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Verpacken<br />
<br />
Der Weg zum Kunden<br />
<br />
Transport in die Geschäfte<br />
Verkaufen<br />
Verbrauchen<br />
Entsorgen<br />
<br />
Kakaoerzeugnissen<br />
Fact-Sheet: Die Wertschöpfungskette von Schokolade Autorin<br />
Kakao & Konsum<br />
In den vergangenen Jahrzehnten ist Schokolade<br />
in Deutschland gemessen an der<br />
Kaufkraft immer billiger geworden und<br />
die konsumierte Menge stieg massiv an.<br />
„Getrübt wird die Freude über die preiswerte<br />
Schokolade durch Berichte über<br />
schlechte Lebensbedingungen der Menschen,<br />
die Kakao anbauen. Vor allem in<br />
den westafrikanischen Kakaoanbaugebieten<br />
ist die Lebenssituation des größten<br />
Teils der Kakaoanbauer sehr schlecht. Von<br />
dort stammen mehr als 90 Prozent des in<br />
Deutschland konsumierten Kakaos“, so<br />
Friedel Hütz-Adams, Kakaoexperte des<br />
SÜDWIND-Instituts. Um herauszufinden,<br />
wer Verantwortung für Missstände übernehmen<br />
muss, erarbeitete das Institut<br />
eine Studie zur Wertschöpfungskette der<br />
Schokolade.<br />
Die Analyse zeigt, dass in den verschiedenen<br />
Produktionsstufen unterschiedliche<br />
Instanzen den Markt dominieren. Beim<br />
Anbau sind dies rund 5,5 Millionen nicht<br />
organisierte Kleinbauern, in den weiteren<br />
Verarbeitungsstufen jeweils eine Hand<br />
voll multinationaler Unternehmen. „Die<br />
Analyse belegt, dass eine Verbesserung<br />
der Situation in den Kakaogebieten nur zu<br />
sehr geringen Preiserhöhungen in der<br />
Produktionskette führen würde. Eine<br />
durchschnittliche Tafel Vollmilchschokolade<br />
enthält lediglich Kakao im Wert von<br />
rund sechs Cent und bei den derzeitigen<br />
Zertifizierungsansätzen liegt der Aufpreis<br />
für Schokolade aus nachhaltiger Produktion<br />
derzeit bei rund einem Cent pro Tafel“,<br />
so Hütz-Adams weiter.<br />
Letztendlich werden alle Beteiligten<br />
der Wertschöpfungskette und die Regierungen<br />
der Anbauländer zusammenarbeiten<br />
müssen, um die Situation der Bauern<br />
zu verbessern. Hütz-Adams sieht die<br />
deutsche Branche in der Pflicht: „Aufgrund<br />
ihrer Machtpositionen kommt den<br />
Unternehmen in den Verbraucherländern<br />
eine große Verantwortung zu. Dies gilt<br />
ins besondere für die in Deutschland operierenden<br />
Anbieter, die den weltweit<br />
zweitgrößten Schokoladenmarkt versorgen<br />
und zudem große Mengen ihrer<br />
Erzeugnisse exportieren.“<br />
Studie und Factsheet stehen auf<br />
www.suedwind-institut.de zum Download<br />
bereit.<br />
1<br />
Foto: angieconscious/pixelio.de<br />
Pflanzenvielfalt ist Schlüssel zu hohem Ertrag<br />
Waldwirtschaft<br />
Ob im Grasland oder im Wald – mit der Zahl unterschiedlicher Arten steigt der Biomasse-Ertrag<br />
von Ökosystemen über die Zeit immer stärker an. Die Pflanzenvielfalt fördert<br />
langfristig aber auch die Bodenfruchtbarkeit. Das hat ein internationales Forscherteam<br />
um Peter Reich (University of Minnesota) und Nico Eisenhauer (Technische Universität München)<br />
herausgefunden. Die Studie umfasst einen Zeitraum von 14 Jahren: So lang wurden<br />
im Rahmen zweier Langzeitversuche Grasland-Parzellen mit unterschiedlich vielen<br />
Pflanzenarten auf ihre Produktivität hin untersucht.<br />
Je höher die Artenvielfalt, desto ertragreicher werden Pflanzen-Ökosysteme über die<br />
Zeit. Jede zusätzliche Pflanzenart führt demnach langfristig dazu, dass sowohl die Biomasse-Produktion<br />
als auch die Bodenfruchtbarkeit ansteigen. Zwar stehen Grasland-Ökosysteme<br />
im Mittelpunkt der Untersuchungen, die Ergebnisse lassen sich aber auch auf<br />
Wälder oder Getreidefelder übertragen.<br />
Für ihre Studie haben die Wissenschaftler mehr als ein Jahrzehnt in die Vergangenheit<br />
geschaut: Die von ihnen analysierten Daten stammen aus zwei Langzeit-Versuchen an der<br />
University of Minnesota. Auf einer Fläche von insgesamt 2200 Hektar wurden dort Anfang<br />
der 90er Jahre Grasland-Parzellen mit jeweils einer, vier, neun oder 16 verschiedenen<br />
Pflanzenarten gesät. Für jede dieser mehr oder weniger vielfältigen Pflanzengemeinschaften<br />
konnten die Wissenschaftler deshalb über 14 Jahre hinweg den Biomasse-<br />
Ertrag und die Bodenfruchtbarkeit vergleichen. Kürzer angelegte Untersuchungen ließen<br />
bislang darauf schließen, dass bereits mit sechs oder acht verschiedenen Arten pro Parzelle<br />
der Produktivitätsanstieg abflacht. Die Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass „diversity<br />
matters“: Auch in bereits vielfältigen Ökosystemen bedeutet jede einzelne zusätzliche<br />
Art einen Zugewinn.<br />
„Überflüssige Arten gibt es nicht“, sagt Dr. Nico Eisenhauer, Co-Autor der Studie und<br />
Wissenschaftler an der Technischen Universität München. Der Ökologe erforscht die komplexen<br />
Wechselwirkungen von Bodenorganismen und deren Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit.<br />
„Je mehr Pflanzenarten zentrale Funktionen übernehmen – zum Beispiel<br />
die Speicherung von Kohlenstoff oder die Erschließung von Nährstoffen – desto stabiler<br />
und ertragreicher ist das Ökosystem“, erklärt Eisenhauer. Der Wissenschaftler sieht deshalb<br />
im Erhalt von artenreichen Landschaften einen großen Nutzen für die Menschen. Nico<br />
Eisenhauer: „Selbst wenn nur wenige Arten verloren gehen, kann das massive Einschnitte<br />
in die Ökosystem-Funktionen bedeuten – beispielsweise bei der Bereitstellung von<br />
Nahrungsmitteln, aber auch bei der Klimaregulierung oder der Wahrung einer hohen Wasserqualität.“<br />
Mehr dazu finden Sie auf www.forestfinance.de/go/pflanzenvielfalt-ertrag<br />
www.forestfinance.de FF 25
Reportage<br />
Saftiges Grün, ein plätschernder<br />
Bach, zwitschernde Vögel, zirpende<br />
Grillen und quakende Frösche …<br />
Nein, wir befinden uns nicht im<br />
heimischen Laub- und Mischwald,<br />
der nur im Sommer zum Leben<br />
erwacht, sondern mitten im tropischen<br />
Regenwald Ecuadors. Hier<br />
hat, unser Autor, Yannick Witt, der<br />
bis 2011 als studentische Hilfskraft<br />
bei ForestFinance arbeitete, zwei<br />
Monate lang Bäume gepflanzt.<br />
Warum? Lesen Sie selbst. Er hat<br />
es uns geschrieben.<br />
Es begann mit einem Tipp meiner Geografie-Fachschaft,<br />
der mich darauf brachte als<br />
Volontär beim Centro de Educacion Ambiental<br />
Amazonico Lisan Yacu (ehemals<br />
Stiftung Curiquingue) nach Ecuador zu<br />
gehen. Der Tipp bezog sich auf eine Organisation<br />
mit Sitz in Tena, der Hauptstadt der<br />
Provinz Napo im Amazonas-Tiefland. Hier<br />
würden unter der Leitung des Geografen<br />
Jens Töniges und des Forstwirts Robby Flemisch<br />
zusammen mit der Bevölkerung lokale<br />
Projekte zur Umweltbildung und Wiederaufforstung<br />
im Regenwald betrieben.<br />
Dazu fand ich heraus, dass die Stiftung<br />
parallel auch noch die Travel Agency Mundopuma<br />
(www.mundopuma.com) unterhält,<br />
die ökologische Touren in die Projektgebiete<br />
anbietet. Zu den Zielen des Umweltbildungszentrums<br />
zählen der Erhalt<br />
und die Wiederherstellung von Biodiversität,<br />
eine nachhaltige Regionalentwicklung sowie<br />
ein sanfter ökologischer Tourismus.<br />
Projekte und Aufgaben<br />
Zurzeit besitzt die Organisation zwei Projektgebiete:<br />
Das ältere befindet sich einige<br />
Kilometer südlich des touristischen Ortes<br />
Misahuallí. Die Fläche umfasst circa 210<br />
Hektar, wovon ein Drittel Sekundärwald<br />
aus ehemaligen Agrarflächen ist und zwei<br />
Drittel Primärwald aus Tieflandregenwald<br />
bestehen. Die Projekte sind hier weitestgehend<br />
abgeschlossen. Neben dem Schutz<br />
des Primärwalds dient das Gelände mit<br />
Erst die Bäume, dann der Beruf<br />
seinem Vogelbeobachtungsturm und neuem<br />
Umweltlehrpfad der Umweltbildung für<br />
Einheimische und Touristen.<br />
Ich selbst war in der neuen Station Lisan<br />
Yacu untergebracht, die seit 2010 besteht<br />
und deren Name vom gleichnamigen benachbarten<br />
Fluss stammt. Die Station wurde<br />
auf einem Gelände errichtet, das von einem<br />
großen Windwurf betroffen war. Für<br />
den Aufbau der Hütten wurde ausschließlich<br />
das Holz der umgestürzten Bäume genutzt.<br />
Darüber hinaus ist Lisan Yacu nicht<br />
an das Elektrizitätsnetz angeschlossen und<br />
die Toiletten werden mit Regenwasser betrieben.<br />
Deshalb kochten wir mit Gas oder<br />
über offenem Feuer und wuschen uns im<br />
nahen Fluss.<br />
Das insgesamt 33 Hektar große Projektgebiet,<br />
in dem sich Lisan Yacu befindet, ist<br />
Eigentum der Stiftung und liegt am Rande<br />
des Nationalparks Llanganates etwa sieben<br />
Kilometer von der Kichwa-Gemeinde Serena<br />
entfernt. Die Vegetation besteht komplett<br />
aus Primärwald und bildet einen Übergangsbereich<br />
des tropischen Tieflandregenwaldes<br />
zum Bergregenwald. Daher ist<br />
diese Gegend von einer besonders großen<br />
Artenvielfalt geprägt. Aufgrund der Höhe<br />
und der Nähe zu den Anden sind die Temperaturen<br />
tagsüber sehr gut erträglich,<br />
nachts jedoch recht frisch. Die Topografie bedingt<br />
hier außerdem wesentlich höhere<br />
Niederschlagsmengen als im Flachland.<br />
Fast täglich kam es während meines zwei-<br />
monatigen Aufenthalts zu mal kürzer mal<br />
länger andauernden Starkregenfällen. Vor<br />
allem abends ließ mich das nicht enden wollende<br />
Trommeln der Regentropfen auf das<br />
Hüttendach kaum einschlafen.<br />
Wildnis – nicht nur romantisch<br />
Das Projektgebiet ist ab der Ortsgrenze<br />
von Serena, wo auch der letzte Handyempfang<br />
endet, nur über einen unbefestigten<br />
Trampelpfad zu Fuß oder beim Transport<br />
von schweren Lasten per Pferd zu erreichen.<br />
Nicht nur der Matsch, der bei jedem Schritt<br />
die doppelte Kraftanstrengung erforderte,<br />
stellte eine Herausforderung dar, sondern<br />
ebenfalls die den Pfad kreuzenden Flüsse<br />
und Bäche. Da es keine Brücken gibt, bleibt<br />
einem nichts weiter übrig, als die Gewässer<br />
zu durchwaten, was bei einem erhöhten<br />
Flusspegel höchste Konzentration erfordert.<br />
Das ein oder andere Mal machten –<br />
trotz Gummistiefeln – nicht nur meine<br />
Füße Bekanntschaft mit dem kühlen Nass<br />
… Doch die Anstrengung des Pfades lohnte<br />
sich, fand ich mich am Ende doch auf einem<br />
idyllischen fast paradiesischen Flecken Erde<br />
mitten im tropischen Regenwald weit weg<br />
vom Alltagsstress der Zivilisation wieder.<br />
Hier hört man nichts als das Rauschen der<br />
Flüsse, das Zwitschern der Vögel und das Zirpen<br />
der Zikaden. Fürs Auge gibt es neben<br />
handgroßen Schmetterlingen, die jede erdenkliche<br />
Farbe annehmen, Tukane in den<br />
Baumwipfeln und bodennah den ein oder<br />
26 FF www.forestfinance.de
„Nach meinem Studium der Geografie wollte ich<br />
vor dem Eintritt ins Berufsleben die letzte Chance<br />
nutzen, um noch einmal für ein paar Monate ins<br />
Ausland zu gehen. Neben einer Reise sollte dieser<br />
Auslandsaufenthalt aber auch praktische Erfahrung<br />
der besonderen Art beinhalten“, erklärt Yannick<br />
Witt seine Motivation, nach Ecuador zu gehen. Die<br />
Erfahrungen, die er im Regenwald machte – beim<br />
Baden im Fluss, der links zu sehen ist, und Wohnen<br />
in einfachen Unterkünften (rechts), weiß er zu<br />
schätzen.<br />
Fotos: privat<br />
anderen Kolibri. Verschweigen möchte ich<br />
allerdings auch nicht die ungewohnten<br />
Begegnungen mit Spinnen oder Schlangen,<br />
die meinen Adrenalinspiegel in die<br />
Höhe schnellen ließen.<br />
Land- in der Waldwirtschaft<br />
Im Rahmen des Aufbaus der neuen Station<br />
soll neben der Entwicklung eines ökologischen<br />
Tourismus auch bei der nachhaltigen<br />
ökologischen Bewirtschaftung von benachbarten<br />
Flächen geholfen werden. Die<br />
ansässigen Kleinbauern besitzen entlang<br />
des Flusses Parzellen aus Waldgebieten<br />
und Agrarflächen, die sie für den eigenen<br />
Bedarf nutzen. In der Vergangenheit wurden<br />
Werthölzer wie Balsa oder Chuncho aus<br />
den Primärwäldern entnommen, ohne die-<br />
se nachzupflanzen. Die Stiftung versucht<br />
durch Schulungen und Bereitstellung von<br />
Pflanzmaterial eine nachhaltige Nutzung<br />
und In-Wert-Setzung dieser Gebiete zu unterstützen.<br />
Darüber hinaus sollen die landwirtschaftlich<br />
genutzten Flächen durch die<br />
Pflanzung von Setzlingen in Agroforste<br />
umgestaltet werden. Durch diese Nutzung<br />
können die Kleinbauern – neben den landwirtschaftlichen<br />
Erzeugnissen wie Bananen<br />
oder Yuca (Maniok) – nach einigen Jahren<br />
des Baumwachstums auch auf forstwirtschaftliche<br />
Produkte zurückgreifen. Durch<br />
den Anbau von Mischkulturen wird zudem<br />
ein zu einseitiger Nährstoffverbrauch<br />
des Bodens verhindert.<br />
Zu meinen Aufgaben zählten neben<br />
dem Aufbau der Station die Wiederaufforstung<br />
von degenerierten Landwirtschaftsund<br />
Sekundärwaldflächen, die Anlage von<br />
Agroforstsystemen, der Aufbau von Baumschulen<br />
sowie die Pflege von mit Balsa bäumen<br />
bepflanzten gestörten Primärwaldflächen.<br />
Sehr interessant war dabei die Zusammenarbeit<br />
mit den indigenen Mitarbeitern:<br />
Neben Einblicken in die Nutzung<br />
von Medizinpflanzen lernte ich viel über die<br />
Pflanzung, Pflege und Ernte tropischer<br />
Nutzpflanzen wie Bananen oder Yuca.<br />
Starke Eindrücke aus dem Regenwald<br />
Immer in Erinnerung bleiben mir sicherlich<br />
die spannenden Exkursionen zu einem geheimen<br />
Wasserfall im Nationalpark Llanganates,<br />
der von den Mitarbeitern der Fundacion<br />
gefunden wurde, und zum Schutzgebiet<br />
Limoncocha nahe der Ölstadt Coca.<br />
In Limoncocha unternahmen meine Mit-<br />
volontäre und ich Touren in den Überschwemmungs-<br />
und Tieflandregenwald<br />
sowie auf den benachbarten See mit dem<br />
Kanu. Neben zahlreichen bunten Vögeln, verschiedenen<br />
Affenarten, gigantischen Bäumen<br />
und Riesenameisen bildete die nächtliche<br />
Kaiman-Watching-Tour den grandiosen<br />
Höhepunkt des viertägigen Ausflugs.<br />
Eine der hier lebenden Anacondas bekamen<br />
wir zu meiner Enttäuschung allerdings<br />
nicht zu sehen.<br />
Leider gingen die zwei spannenden und<br />
ereignisreichen Monate viel zu schnell vorbei.<br />
Neben den wenigen unheimlichen Bekanntschaften<br />
mit Schlangen und Spinnen<br />
werden mir in Zukunft sicher die positiven<br />
Momente in Erinnerung bleiben, wie<br />
die ungestörte Ruhe, das tägliche Baden im<br />
Fluss sowie die sehr netten Mitarbeiter.<br />
Die Zeit in Ecuador hat mir nochmal gezeigt,<br />
wie wertvoll jeder noch so kleine Beitrag für<br />
den Schutz des Regenwaldes und die lokale<br />
Bevölkerung sein kann.<br />
Informationen zum Zentrum für Umweltbildung<br />
„Lisan Yacu” (Ehemals Fundación<br />
Ecológica Curiquingue)<br />
Gründung: 2001<br />
Hauptbüro: Tena, Provinz Napo, Ecuador<br />
Leitung: Jens Töniges & Robby Flemisch<br />
Projektgebiete: Misahualli & Serena, Provinz<br />
Napo<br />
Betreute Fläche: circa 245 Hektar<br />
Webseite: www.curiquingue.org<br />
www.forestfinance.de FF 27<br />
Reportage
Forest Finance<br />
Wald:Energie II<br />
Dieser Fonds hat bereits in Flächen in Brandenburg investiert. Die ersten Hektar<br />
wurden schon erfolgreich mit schnell wachsenden Pappeln aufgeforstet.<br />
Somit kann ab 2015 mit ersten Erträgen aus Holz-Verkäufen gerechnet werden.<br />
Viele Interessenten und Investoren suchen nach Fonds, die in<br />
Wald investieren und die von der BaFin (Bundesanstalt für Finanz -<br />
dienstleistungsaufsicht) geprüft sind. In der Tat ist es sehr wünschenswert,<br />
dass dieses Angebot in Deutschland umgesetzt wird,<br />
mit entsprechend stabilem Rechtsumfeld.<br />
ForestFinance ist diesem Wunsch nachgekommen und hat sich<br />
mit erfahrenen und angenehmen Profis aus dem Finanzbereich zusammengetan,<br />
die nicht nur ihr Geschäft – die Fonds er stellung –<br />
verstehen, sondern es auch mit Ökologie und Nachhaltigkeit<br />
ernst meinen. Sie sind außerdem wissenschaftlich eng eingebunden<br />
in die deutsche Forstforschung. ForestFinance begleitet die forstliche<br />
und ökologische Seite im Beirat auf der Basis der BUND- und<br />
NABU-Position zu Kurzumtriebsplantagen (KUP).<br />
Sicherheit verspricht der Fonds, weil er bereits geeignete<br />
Flächen gekauft und mit dem Betrieb begonnen hat. Die Fondszeichner<br />
„kaufen“ also nicht nur eine versprochene Zukunft, sondern<br />
zum Teil bereits etwas, das schon „da ist“.<br />
Der ökologische Aspekt des Fonds besteht auch darin, dass hier<br />
auf geforstet wird, um bestehenden Wald zu schützen! Die Nachfrage<br />
nach Energie-Holz wird bis zum Jahr 2020 aus heimischen Wäldern<br />
nicht mehr zu decken sein. Deshalb brauchen wir Alternativen.<br />
Und deswegen engagiert sich ForestFinance auch mit dem<br />
Vertrieb des Wald:Energie II für eine nachhaltige und ökologisch<br />
vertretbare Lösung.<br />
Preisentwicklung bei Waldhackschnitzel (€/t)<br />
138,31<br />
2011 94,59<br />
2010<br />
2009<br />
2008<br />
2007<br />
2006<br />
2005<br />
2004<br />
2003<br />
125,60<br />
85,94<br />
114,43<br />
82,63<br />
108,65<br />
76,58<br />
69,90<br />
65,94<br />
51,35<br />
48,05<br />
46,94<br />
*Der Wassergehalt bestimmt den<br />
Energieinhalt der Waldhackschnitzel.<br />
Je höher der Wassergehalt,<br />
desto weniger verfügbare Energie,<br />
desto billiger die Schnitzel.<br />
Wassergehalt* 35<br />
Wassergehalt* 20<br />
⊳ Die Preise für Waldhackschnitzel<br />
steigen seit Jahren<br />
kontinuierlich und ein Ende<br />
dieses Wachstums ist nicht in<br />
Sicht. Im Gegenteil – der Bedarf<br />
wächst und das Angebot<br />
sinkt. Grafik: ForestFinance,<br />
Quelle: C.A.R.M.E.N.<br />
Viele Pappeln verdanken<br />
ihre Existenz dem menschlichen<br />
Hunger nach Energie.<br />
Sie gehören zu den Bäumen,<br />
die auf den sogenannten<br />
Kurzumtriebsplantagen<br />
gepflanzt werden.<br />
Foto: fotolia/LianeM<br />
28 FF www.forestfinance.de
Der erste pure Waldfonds<br />
Mit Pure Forest I ist ein Waldfonds auf dem Markt, dessen komplettes forstliches und ökologisches Konzept von<br />
ForestFinance erstellt wurde. Der geschlossene Fonds zeichnet sich insbesondere durch die kurze Gesamtlaufzeit<br />
von 15 Jahren sowie die ersten kalkulierten Rückflüsse nach bereits vier Jahren aus. Initiator und Partner<br />
ist das Hamburger Emissionshaus Pure Blue.<br />
Anleger investieren bei Pure Forest I nicht in einen Blindpool, sondern<br />
in bereits bestehende Teakforste, die ForestFinance-typisch sukzessive<br />
in Mischwald umgewandelt werden. Dieser Mischforst wird<br />
nach Ende der Gesamtlaufzeit dauerhaft bestehen bleiben. Die Forste<br />
sind – wie alle ForestFinance Wälder in Panama – im Rahmen umwelt-<br />
und sozialverträglicher Forstwirtschaft zertifiziert. Die Bäume<br />
sind bereits zwischen vier und 17 Jahren alt und haben damit die ersten<br />
kritischen Jahre überstanden.<br />
Das gesamte ökologische und forstfachliche Konzept basiert auf<br />
der über 15-jährigen Erfahrung von ForestFinance. Geschäftsführer<br />
Harry Assenmacher empfiehlt u. a. deswegen eine Fonds-Beteiligung<br />
auch seinen Investoren: „Wir haben viele Interessenten, die einen von<br />
der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) geprüften<br />
Fonds bevorzugen. Mit Pure Blue haben wir nun einen Projektpartner,<br />
der nicht nur sein Geschäft der Fondserstellung versteht,<br />
sondern es auch mit Ökologie und Nachhaltigkeit ernst meint.“ Darüber<br />
hinaus wird der Waldfonds Pure Forest I den hohen unternehmenseigenen<br />
Ansprüchen an Transparenz und Sicherheit gerecht:<br />
Alle Aussagen des Fondsprospekts wurden über die BaFin-Zulassung<br />
hinaus von einem deutschen Wirtschaftsprüfer auf Wahrheitsgehalt<br />
und Plausibilität geprüft.<br />
Der nachhaltige Forstmanagementplan<br />
Beispielhaft für die 1995 aufgeforstete Fläche.<br />
Forest Finance<br />
Das Finanz-Produkt für Menschen, die dreifach<br />
attraktiven Ertrag suchen: ökonomisch, ökologisch<br />
und sozial.<br />
Die Eckdaten von PureForest I:<br />
• Geplante Laufzeit: 15 Jahre mit Verlängerungsoption<br />
• Das geplante Fondsvolumen beträgt 7,8 Millionen Euro<br />
• Über die Laufzeit wird eine Gesamtauszahlung von<br />
ca. 275 Prozent vor Abgeltungssteuer prognostiziert<br />
• Sicherheit durch 100 Prozent Eigenkapitalfinanzierung<br />
• Rückkaufgarantie für den Forst nach Ablauf der Fondslaufzeit<br />
Haben wir Ihr Interesse geweckt? Vertragsunterlagen erhalten<br />
Sie hier: Forest Finance Service GmbH, Eifelstraße 20, 53119<br />
Bonn. Oder schicken Sie eine E-Mail an: info@forestfinance.de,<br />
Stichwort: PureForest<br />
Rinderweide 1996 <strong>2012</strong> Teak-Monokultur 2016 Zyklus Akazien 2026 Ökologischer Mischwald<br />
1<br />
Teak-Monokultur<br />
Jahr 1<br />
2<br />
Übernahme durch<br />
den Fonds<br />
Investitionszeitraum von Pure Forest I<br />
Intensive forstliche<br />
Betreuung (Wertästung,<br />
biologische Düngung etc.)<br />
3<br />
Ernte Teak<br />
Aufforstung Akazie<br />
Akazie bereitet biologisch den<br />
ausgelaugten Boden für die Mischwald-Aufforstung<br />
auf<br />
Achtung<br />
Zeichungsfrist<br />
endet am<br />
31.12.<strong>2012</strong><br />
4<br />
Ernte Akazie<br />
Aufforstung: ökologischer Mischwald / Ende des Fonds<br />
Hinweis: Dies ist ein schematisches Modell,<br />
der Ablauf ab dem Jahr <strong>2012</strong> ist eine Prognose<br />
und kann sich verändern.<br />
Nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung<br />
www.forestfinance.de FF 29
Forest Finance<br />
Wurde dieser Hughes AH-64D Apache Longbow Kampfhubschrauber der United States Army auch mit Geldern eines nachhaltigen Fonds gebaut?<br />
„Von ethischen Maschinenpistolen<br />
und ökologischem Uranabbau”<br />
Was Nachhaltigkeitsfonds versprechen und was tatsächlich drin steckt<br />
Nachhaltigkeit – der Begriff verspricht viel, ist aber nicht geschützt.<br />
Auch hinter „nachhaltigen Fonds” kann sich so einiges verbergen, vom<br />
Kampfhubschrauber bis zum Atomkraftwerk. Die aktuelle Kurzstudie<br />
„Von ethischen Maschinenpistolen und ökologischem Uranabbau” von<br />
Jochen Bettzieche im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/<br />
Die Grünen informiert über den Inhalt von Nachhaltigkeitsfonds –<br />
mit überraschenden Ergebnissen.<br />
Jeder der Anbieter scheint Nachhaltigkeit anders<br />
auszulegen. So befand die Studie, dass<br />
die untersuchten Portfolios nur wenig gemeinsam<br />
haben.<br />
Ein weiteres Problem seien die Umsatzschwellen,<br />
mit denen Nachhaltigkeits-Ratings<br />
arbeiten: So werden kritische Geschäftsfelder<br />
oft zugelassen, solange diese<br />
nicht mehr als fünf Prozent des Umsatzes<br />
ausmachen. „In der Praxis heißt das, ein Unternehmen,<br />
das fünf Prozent seines Umsatz<br />
im Bereich Kernenergie erwirtschaftet, fünf<br />
Prozent mit Rüstungsgütern, fünf Prozent<br />
im Sektor Öl & Gas und weitere fünf Prozent<br />
beispielsweise mit der oft ebenfalls als kritisch<br />
betrachteten Gentechnik in der Landwirtschaft,<br />
erzeugt 20 Prozent seines Umsat<br />
zes in kritischen Sektoren – und gilt<br />
den noch als nachhaltig“, fasst Bettzieche die<br />
Problematik zusammen. Gleichzeitig wird<br />
ein Engagement in beispielsweise erneuerbare<br />
Energien häufig als Positivbeispiel<br />
angeführt, obwohl es nur einen vernachlässigbar<br />
kleinen Teil des Umsatzes ausmacht.<br />
Transparenz und Standards sind gefragt<br />
Als Konsequenz fordert der Autor einen<br />
Mindeststandard für Nachhaltigkeitsfonds,<br />
der Anlegern eine echte Garantie dafür bietet,<br />
dass ihr Investment tatsächlich ökologisch<br />
und sozial verantwortbar ist. Denn derzeit<br />
darf sich fast jede Geldanlage „nachhaltig“<br />
nennen – die Anbieter müssen nur<br />
ihre Auswahlkriterien entsprechend anpassen.<br />
Das macht es für den umweltbewussten<br />
Investor fast einfacher, direkt in entsprechende<br />
Aktien zu investieren, als die Zusammensetzung<br />
unterschiedlicher Fonds<br />
zu recherchieren – mehr Transparenz ist also<br />
dringend nötig.<br />
Wer wirklich nachhaltig in einen Fonds investieren<br />
möchte, dem empfehlen wir außer<br />
der Lektüre der Studie, die kostenlos als PDF<br />
unter www.forestfinance.de/go/studie-nachhaltigkeitsfonds<br />
heruntergeladen werden kann,<br />
unser neues Angebot PureForest 1: Da steckt<br />
garantiert Wald drin. Sonst nichts.<br />
Erste internationale, nachhaltige und<br />
unabhängige Rating-Stiftung<br />
Über Moody’s und Co wird viel geschimpft –<br />
vor allem deshalb, weil sie von Auftraggebern<br />
bezahlt werden, deren Finanzprodukte<br />
sie gleichzeitig bewerten sollen. Nun haben<br />
Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Organisationen<br />
die Rufe nach einer neuen, unabhängigen<br />
Rating-Agentur erhört. Die erste<br />
internationale und nachhaltige Rating-Stiftung<br />
„Carlo Foundation“ mit Sitz in Vaduz,<br />
Liechtenstein, soll ein unabhängiges Finanzprodukterating<br />
zur Förderung nachhaltiger<br />
Geschäftsmodelle aufbauen und betreiben.<br />
Der Name der Stiftung verspricht dabei viel,<br />
ist sie doch nach Hans Carl von Carlowitz<br />
benannt, der erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
formulierte und damit als Urvater<br />
des Nachhaltigkeitsgedankens gilt. So ist es<br />
Ziel der Carlo Foundation, die Transparenz<br />
von nachhaltigen Finanzprodukten zu fördern<br />
und das Verständnis von Nachhaltigkeit<br />
bei den Anlegern zu schärfen.<br />
Mit der Bezeichnung „Rating-Stiftung“ statt<br />
Rating-Agentur möchte sich die Stiftung bewusst<br />
von den etablierten, profitorientierten<br />
Rating-Agenturen abgrenzen. „Die bisherige<br />
Ratingpraxis ist weder nachhaltig noch<br />
transparent“, erklärt Jörg Sommer, Vizepräsident<br />
der Carlo Foundation. „Investoren, Politik<br />
und Gesellschaft brauchen jedoch klare<br />
Kriterien, um beurteilen zu können, wie<br />
nachhaltig Finanzprodukte und Unternehmen<br />
wirklich sind. Nur so können wir die<br />
dringend nötige Wende zu einer nachhaltigen<br />
Wirtschaft und Gesellschaft voran bringen.“<br />
Am 27. September <strong>2012</strong> – nach Redaktionsschluss<br />
– werden sich die Gründer und<br />
Initiatoren der Stiftung in Berlin erstmals<br />
der Öffentlichkeit präsentieren. Wir werden<br />
darüber berichten.<br />
30 FF www.forestfinance.de<br />
Foto: www.army.mil/wikipedia
Weltbankbericht:<br />
mehr Wachstum –<br />
aber bitte nachhaltig<br />
Die Zentrale der Weltbank in Washington D.C./USA. Die Weltbankgruppe hatte ursprünglich den Zweck,<br />
den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Staaten zu finanzieren. Heute gilt sie als die<br />
interna tionale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Foto: Shiny Things/wikipedia<br />
Die Weltbank ist der Meinung, dass „Grünes<br />
Wachstum“ relativ schnell er reicht<br />
wer den kann, wenn wachstumsorientierte<br />
Maßnahmen mit Regeln oder Anreizen<br />
kombiniert werden, die Industrie und<br />
Politik dazu animieren, ökologisch und<br />
nachhaltig zu handeln. Einige Entwicklungsländer<br />
sehen das ganz anders. Sie<br />
betrachten Ökologie und nachhaltige Produktion<br />
als Luxus, den sie sich gar nicht<br />
leisten können. Der neue Weltbankbericht<br />
richtet sich aber vor allem an sie, an die<br />
Regierungen dieser Länder, und entkräftet<br />
ihr Argument, dass sie in erster Linie ein<br />
Recht auf Entwicklung haben und es den<br />
Industrie ländern obliege, sich um den<br />
Naturschutz zu kümmern.<br />
Die Notwendigkeit des Wachsstums um<br />
Bedürfnisse wie Trinkwasserversorgung<br />
und Bildung befriedigen zu können, spricht<br />
der Weltbankbericht den Entwicklungsländern<br />
nicht ab. Das heiße aber nicht,<br />
dass dieses Wachstum nicht nachhaltig<br />
sein könne und müsse. „Wir müssen sehr<br />
umsichtig vorgehen, um sicherzustellen,<br />
dass Städte und Straßen, Industrie und<br />
Landwirtschaft derart gestaltet und reguliert<br />
werden, dass Lebensstandards gehoben<br />
und natürliche, menschliche und finanzielle<br />
Ressourcen dabei effizient genutzt wer-<br />
den“, erklärte Rachel Kyte, Vizepräsidentin<br />
der Weltbank für nachhaltige Entwicklung.<br />
Dazu gehört, neue Marktchancen zu<br />
nutzen, die sich durch eine grünere Wirtschaft<br />
auftun. Einige Länder haben dies<br />
bereits erfolgreich getan: Solarenergie in<br />
China, Windkraft in Deutschland, Ethanol<br />
in Brasilien und Biotechnologie in Korea<br />
sind nur einige Beispiele. Tiefseebohrung,<br />
Schiefergas und Co sind für die Weltbank<br />
dagegen keine Wege aus der Rohstoffkrise,<br />
sondern falsche Hoffnungsträger, die<br />
tiefer in den Teufelskreis der Umweltzerstörung<br />
führen.<br />
Geregeltes Wachstum<br />
Ebenso wenig könne es eine Lösung sein,<br />
erst ohne Rücksicht auf Verluste zu wachsen<br />
und später aufräumen zu wollen. Das<br />
kann schlicht nicht funktionieren, einerseits,<br />
weil schon kurzfristige Effekte wie die<br />
Luftverschmutzung – hauptsächlich auf<br />
Kosten der ärmeren Bevölkerung – nicht in<br />
Kauf genommen werden sollten und andererseits,<br />
weil die Kosten für die Aufhebung<br />
der angerichteten Umweltschäden unterschätzt<br />
werden oder diese wie der Klimawandel<br />
und der Biodiversi tätsverlust nicht<br />
mehr zurückgenommen werden können.<br />
„Die ökologischen Schäden erreichen ein<br />
Forest Finance<br />
Während die UNEP von „Green<br />
Economy” spricht, ist bei der<br />
Weltbank von „Green Growth”,<br />
vom „Grünen Wachstum”, die Rede.<br />
Grünes Wachstum, so die Haupt -<br />
aussage, sei erstens notwendig,<br />
zweitens effizient und drittens<br />
machbar – sowohl für arme Länder<br />
als auch für reiche. Es biete Chancen<br />
zur Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />
und bessere Lebens perspektiven.<br />
Maß, das sowohl die Wachstumsaussichten<br />
als auch die sozialen Fortschritte<br />
gefährdet“, warnt der Bericht.<br />
Monetarisierung der Natur<br />
Wie auch die UNEP verlangt der Weltbankbericht,<br />
der Natur und ihren Dienstleistungen<br />
einen Wert beizumessen. Das<br />
schließt ein, dass Subventionen, die ihre<br />
Übernutzung belohnen, gestrichen werden<br />
müssen. Alleine in Deutschland fallen<br />
laut dem Umweltbundesamt im Jahr fast<br />
50 Milliarden Euro für umweltschädliche<br />
Subventionen an. Mit finanziellen Anreizen<br />
sollten, so der Bericht, lieber langfristige<br />
Infrastruk turinvestitionen belohnt<br />
wer den als umweltschädliches Verhalten,<br />
das auf schnellen Profit abzielt.<br />
Viele Anregungen also, von denen einige<br />
sicher der Umwelt nutzen werden. Was<br />
im Weltbankbericht jedoch ebenso wie bei<br />
der UNEP fehlt, sind detaillierte Empfehlungen<br />
dazu, welche Technologien nicht<br />
nur grün, sondern auch sozial nachhaltig<br />
sind.<br />
Den Weltbankbericht finden Sie als englisch<br />
sprachiges PDF zum kostenlosen Download<br />
unter www.forestfinance.de/go/inclusivegreen-growth<br />
www.forestfinance.de FF 31
LandPartie<br />
Ausgeackert – Bilanz der Ära Ackermann<br />
Das zivilgesellschaftliche Bündnis<br />
„Andere Banken braucht das Land!”<br />
kritisiert im Dossier „Deutsche Bank:<br />
die düstere Bilanz der Ära Ackermann”<br />
die Geschäfte des Bankinstitutes.<br />
Hinter dem Bündnis stehen Urgewald,<br />
der Dachverband der Kritischen Aktionäre,<br />
Facing Finance, foodwatch sowie<br />
Ohne Rüstung Leben.<br />
Das Geschachere um Land hatte unter Ackermann bei der Deutschen Bank<br />
Tradition. Umweltschützer und Menschenrechtler ziehen eine düstere Bilanz<br />
der sogenannten Ära Ackermann. Foto: sxc.hu / Kriss Szkurlatowski<br />
Josef Ackermann hat den Ruf der Deutschen Bank mit der Finanzierung<br />
von ökologisch und sozial unverantwortlichen Geschäften<br />
im letzten Jahrzehnt massiv beschädigt, so das Urteil der Nichtregierungsorganisationen,<br />
die zu dem Bündnis „Andere Banken<br />
braucht das Land“ gehören.<br />
„Dem Anspruch, zur weltweit führenden Bankenelite zu gehören,<br />
wird Ackermann in keiner Weise gerecht. Im Gegenteil: Oftmals<br />
hat die Bank in der Vergangenheit auch Geschäfte getätigt, die bei<br />
anderen Finanzinstituten längst auf dem Index stehen“, bilanziert<br />
Barbara Happe von urgewald. Josef Ackermann hat damit die Deutsche<br />
Bank in die erste Liga der Finanzdienstleister geführt, die ihre<br />
Profite mit inakzeptablen Kohle-, Atom- und Rüstungsfinanzierungen<br />
maximieren und die zu den Pionieren bei der Einführung<br />
hochspekulativer Rohstofffonds gehören, meint Happe.<br />
Das Bündnis beklagt besonders die Finanzierung von Rüstungs<br />
firmen, die völkerrechtswidrige Rüstungsgüter wie Streumunition<br />
und Atomwaffen herstellen. „Es ist schon zynisch, sich einerseits<br />
im Nachhaltigkeitsbericht zu rühmen, 83 Millionen Euro für<br />
Bildung, Soziales und Nachhaltigkeit zu zahlen und andererseits die<br />
Top-5 der internationalen Rüstungsindustrie mit Milliarden-Krediten<br />
zu versorgen”, kritisiert Thomas Küchenmeister von Facing Finance<br />
das Geschäftsgebaren der Deutschen Bank. Sogar die Financial<br />
Times Deutschland bezeichnete den Nachhaltigkeitsbericht des deutschen<br />
Bankenprimus als „unsägliche Augenwischerei“.<br />
Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation<br />
foodwatch, kritisiert die ständigen PR-Tricks<br />
der Deutschen Bank: „Es ist unredlich, die Absage an neue, börsengehandelte<br />
Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln<br />
als großen Fortschritt zu verkaufen, wenn gleichzeitig die<br />
bestehenden Produkte fortgeführt werden und die Hungerkrise in<br />
der Welt verschärfen.“<br />
Aber hat nun eine neue Ära nach Ackermann begonnen, die Nachhaltigkeit<br />
nicht nur in hübsche Berichte, sondern sich wirklich auf<br />
die Fahne schreibt? Die Antwort muss vorerst wohl „nein“ lauten.<br />
„Die Deutsche Bank hilft FELDA unser Land wegzunehmen und Regenwald<br />
abzuholzen“, sagt zum Beispiel Mazlan Aliman. Der couragierte<br />
Bauer ist Sprachrohr des Widerstands in Malaysia. Seine Koo<br />
perative ist gegen den Börsengang des Palmöl-Giganten FELDA.<br />
Denn das hereinströmende Geld soll für die großflächige Vernichtung<br />
von Regenwald verwendet werden. Drei Milliarden Dollar will<br />
das malaysische Unternehmen FELDA Global Ventures Holding für<br />
neue Palmöl-Plantagen an Malaysias Börse einsammeln. Die Deutsche<br />
Bank hilft bei der Suche nach Investoren.<br />
Mehr Informationen unter:<br />
www.andere-banken.de und wwww.regenwald.org<br />
32 FF www.forestfinance.de
Wie fair ist fair?<br />
Fairtrade in der Kritik: Sind 20 Prozent „Fairness“ fair genug?<br />
Naturland hat die Kampagne „Öko+Fair ernährt<br />
mehr!“ gestartet, um auf das Potenzial von Öko-Landbau<br />
und fairem Handel mit strengen Regeln aufmerksam<br />
zu machen. Informationen dazu finden Sie auf<br />
www.oekoplusfair.de. Austausch zum Thema auf<br />
www.facebook.com/oekoplusfair<br />
Ein schwerer Schlag für Fairtrade: Gepa, Europas<br />
größter Importeur fair gehandelter Produkte,<br />
will das Fairtrade-Siegel von einem<br />
Großteil ihrer Waren entfernen und durch ein<br />
eigenes Zeichen ersetzen, das dem Verbraucher<br />
zeigt, dass es sich um ein faires Produkt handelt.<br />
Zu diesem Schritt hat sich Gepa entschlossen,<br />
nachdem Fairtrade zunehmend unter Kritik<br />
geraten ist, die eigenen Standards allmählich<br />
aufzuweichen, um mehr Gewinn zu machen.<br />
Längst geht es beim Fairen Handel nicht mehr<br />
nur um eine soziale Bewegung, sondern vor allem<br />
auch ums Geschäft. So soll in diesem Jahr<br />
der Umsatz von Transfair zum ersten Mal die<br />
500-Millionen-Marke knacken. Nicht nur Lebens -<br />
mittel, sondern auch Blumen und Kleidungsstücke<br />
werden von dem Unternehmen mit<br />
dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet. Transfair<br />
selbst importiert dabei keine Waren, sondern<br />
vergibt das Fairtrade-Siegel an Produkte, die den<br />
Kriterien entsprechen – und das bereits seit 20<br />
Jahren. Doch war es bislang noch notwendig,<br />
dass ein Produkt mindestens zu 50 Prozent<br />
aus fair gehandelten Inhaltsstoffen bestand, so<br />
wurde die Schwelle nun auf 20 Prozent gesenkt.<br />
Viel zu wenig, wie einige Eine-Welt-Handelshäuser<br />
und Importeure finden. Der Importeur<br />
dwp beispielsweise kennzeichnet seine Waren<br />
nun lieber mit dem neuen Naturland fair-Siegel,<br />
das strengere Maßstäbe hat.<br />
„Weltweit hungern eine Milliarde Menschen, zwei Drittel von ihnen leben auf dem Land.<br />
Noch nie zuvor haben auf unserer Erde so viele Menschen gehungert wie heute. Dabei werden<br />
weltweit mehr Lebensmittel produziert als je zuvor“, schreibt uns Agnes Bergmeister,<br />
Koordinatorin der Naturland-Kampagne „Öko+Fair ernährt mehr!“. Mit dem Slogan<br />
„Kleinbauern säen die Zukunft“ will sie auf das Potenzial von Öko-Landbau und Fairem<br />
Handel verweisen: 85 % der weltweit 525 Millionen Bauernhöfe umfassen weniger als zwei<br />
Hektar Land, darunter häufig mit schlechteren und weniger gut bewässerten Böden. „Dennoch<br />
erwirtschaften diese Kleinbauern circa die Hälfte der weltweit geernteten Lebensmittel!“,<br />
staunt die Kampagnenleiterin und fordert: „Konzepte zur Ernährungssicherung<br />
müssen hier ansetzen und sich nicht wie bisher auf industrielle Landwirtschaft fokussieren.<br />
Denn Kleinbauern können mit den Prinzipien des ökologischen Landbaus langfristig stabile<br />
und hohe Erträge erwirtschaften.“ Denn wo Kleinbauern genügend Ressourcen zur<br />
Verfügung haben, produzieren sie einen deutlich höheren Nährwert pro Hektar als die<br />
industrielle Landwirtschaft und dies in der Regel umweltschonend und mit erheblich niedrigerem<br />
Einsatz von externen Ressourcen. Sie passen sich besser und flexibler den Erfordernissen<br />
und Veränderungen ihrer Standorte an, sichern mehr Existenzen auf dem<br />
Land, weil ihre Betriebe arbeitsintensiver sind. Voraussetzung dafür sind ein Mindestmaß<br />
an Rechtssicherheit, auskömmliche Einkünfte und sinnvolle Infrastruktur.<br />
Neue Leitlinien<br />
gegen Landraub<br />
Am 11. Mai <strong>2012</strong> wurden die Freiwilligen Leitlinien<br />
zur verantwortungsvollen Verwaltung<br />
von Boden und Landnutzungsrechten,<br />
Fischgründen und Wäldern auf internatio -<br />
naler Ebene verabschiedet. Michael Windfuhr<br />
vom Deutschen Institut für Menschen -<br />
rechte stellte zu den Leitlinien, die durch den<br />
Ausschuss für Welternährungssicherheit<br />
der Vereinten Nationen verabschiedet wurden,<br />
fest, dass mit den Leitlinien die internationale<br />
Staatengemeinschaft endlich auf<br />
das zunehmende Interesse an der Ressource<br />
Land durch (private) Investoren und die<br />
damit verbundenen Konflikte reagiert hätte.<br />
Hervorgerufen wird das steigende Interesse<br />
unter anderem durch die Welternährungskrise,<br />
die wachsende Nachfrage nach<br />
Agrarkraftstoffen, Bevölkerungs wachstum,<br />
unsichere Finanzmärkte und die Abnahme<br />
von landwirtschaftlichen Flächen durch<br />
Verstädterung und Klimawandel.<br />
Experten sind sich einig, dass die freiwilli -<br />
gen Leitlinien ein wichtiges Instrument<br />
dar stellen können, wenn es zu einer ernsthaften<br />
Implementierung kommt. Sie seien<br />
ein wichtiger erster Schritt, um eine verant -<br />
wortungsvolle Verwaltung von Land und ande<br />
ren Ressourcen sicherzustellen, meint<br />
auch Windfuhr. Die Leitlinien nähmen Bezug<br />
auf verschiedene internationale Menschenrechtsstandards<br />
und würden dadurch<br />
zu einem völkerrechtlichen Instrument.<br />
Jetzt müssen die Leitlinien nur noch auf nationalen<br />
wie internationaler Ebenen implementiert<br />
werden, und das am bes -ten<br />
unter der Koordination der FAO, der Ernährungs-<br />
und Landwirtschaftsorganisation<br />
der Vereinten Nationen meint Candrika<br />
Sharma vom Internatinal Planning Committee<br />
for Food Sovereignty. Die Leit linien<br />
finden Sie auf Englisch unter www.forestfinance.de/go/voluntary-guidelines.<br />
www.forestfinance.de FF 33<br />
LandPartie
LandPartie<br />
Georg Agricola zeichnete 1556 dieses Bild der Bergbauern.<br />
Seit Jahrhunderten nutzen Menschen Bodenschätze<br />
und zerstören damit auch die Umwelt.<br />
Urban Gardening – die Entdeckung und<br />
Erforschung der Nachhaltigkeit<br />
Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und die Landwirtschaftlich-Gärtnerische<br />
Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) beschäftigen sich<br />
mit der Frage, wie Urban Farming-Konzepte gestaltet werden können, um ressourcenschonend<br />
zur ökonomischen, kulturellen und sozialen Nachhaltigkeit in Metropolen<br />
beizutragen. Gemeinsam mit Stadtgärtnern, Nachbarn, bürgerschaftlich engagierten<br />
Gärtnern, urbanen Farmern, Stadtplanern und kommunalen Verwaltungen wollen sie<br />
so „Nachhaltigkeitsforschung“ greifbar und schmackhaft machen. „Forschen heißt Fragen.<br />
Und Forschen zur Nachhaltigkeit heißt, dass nicht nur Wissenschaftler die Fragen<br />
stellen, sondern auch diejenigen, die direkt beteiligt sind, mit ihren jeweils unterschiedlichen<br />
Interessen und Potenzialen“, erklärt Projektleiter Dr. Armin Werner (ZALF).<br />
Forschen zur Nachhaltigkeit ist deshalb auch Aktionsforschung: Die Kampagne lädt<br />
zum Mitmachen, Ausprobieren und Umsetzen ein. Wenn Sie dabei sein wollen, klicken<br />
Sie einfach auf http://urbangardening2.de<br />
„Urbane Landwirtschaft ist ein wichtiges Handlungsfeld, um Beiträge für eine ökologisch<br />
und sozial verträgliche Ökonomie und Gesellschaft zu leisten“, sind die Gesellschaf<br />
ter der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis überzeugt. Deshalb vernetzt,<br />
fördert und erforscht die Stiftungsgemeinschaft die vielfältigen Formen des gemeinschaftlichen<br />
Gärtnerns und andere Praxen des Selbermachens. Sie bringt innovative<br />
Akteure zusammen und kooperiert mit ihnen wie beispielsweise mit der Internet-Plattform<br />
urbanacker, mit prinzessinnengarten, mundraub, Allmende-Kontor oder agropolis. (Die<br />
Plattform mundraub.org stellen wie Ihnen in unserer Rubrik iForest, auf den Seiten<br />
48–49 vor.) Wenn Sie mehr über die Arbeit und Aktivitäten der Stiftung lesen wollen:<br />
www.anstiftung-ertomis.de.<br />
Stadtgarten in Berlin, Tempelhofer Feld.<br />
Foto: Monique Luckas<br />
Bergbauindustrie öffnet Büchse der Pandora<br />
Wir sind auf dem besten Weg, unsere Erde zu zerstören. Zu diesem Schluss kommt eine<br />
Studie der britischen Stiftung Gaia Foundation. Die aktuelle Untersuchung mit dem<br />
Titel „Die Büchse der Pandora wird geöffnet“ informiert über Auswüchse der Rohstoffindustrie<br />
und ihre Folgen für Umwelt, Tiere und Menschen. Dass Rohstoffe knapp werden,<br />
ist bekannt – egal ob es sich um Holz, Metall oder Öl handelt. Im Kampf um das Land,<br />
auf dem sie sich befinden, werden allzu oft die Rechte von Kleinbauern und indigenen<br />
Gemeinschaften ignoriert. Auch im Namen der Bergbauindustrie werden lokale Gemeinden<br />
ihres Lands enteignet und Ökosysteme großflächig und nachhaltig zerstört – durch Luftverschmutzung,<br />
Abholzung, die Auslaugung von Böden und die Vergiftung von Gewässern.<br />
Und das in einem solchen Ausmaß, dass über kurz oder lang jeder von uns direkt<br />
oder indirekt betroffen sein könnte. Denn während sich die schlimmste Umweltzerstörung<br />
bislang meist in den ärmeren Regionen unserer Erde abspielte, fernab von uns, den<br />
Konsumenten in den reichen Industrienationen, haben es Konzerne dank einer neuen Technik<br />
nun auch auf große Öl- und Erdgasvorkommen in Europa und Nordamerika abgesehen.<br />
„Fracking“ heißt die Methode, bei der giftige Stoffe mit Hochdruck in Schiefer gepresst<br />
werden, um an das darin enthaltene Erdgas zu gelangen.<br />
Ein Ende dieses Trends ist nicht absehbar: Dem UN-Umweltprogramm (UNEP)<br />
zufolge wird bis 2050 eine Verdreifachung der globalen jährlichen Rohstoffförderung<br />
eintreten, sofern sich die momentane Wachstumsrate fortsetzt. Die Büchse der Pandora<br />
ist also längst offen. Bleibt die Frage, ob wir sie rechtzeitig wieder schließen können. Die<br />
komplette Studie sowie einen zusammenfassenden Bericht finden Sie auf Englisch<br />
unter www.forestfinance.de/go/pandoras-box<br />
34 FF www.forestfinance.de
Landgrabbing im wilden Südwesten Im Namen der Unabhängigkeit und des Wohlstands.<br />
Sojaanbau im brasilianischen Rio Grande do Sul. Die Region gehört zu dem sogenannten Sojagürtel Amerikas. Foto: Tiago Fioreze/Wikipedia<br />
„Profitorientierte Konzerne eignen sich seit<br />
vielen Jahrzehnten fruchtbares Tropen land<br />
an, um Kaffee, Kakao oder Bananen für den<br />
Export anzubauen“, schreibt das Forschungs-<br />
und Dokumentationszentrum<br />
Chile-Lateinamerika e. V. (FDCL). „Neu sind<br />
jedoch das Ausmaß und die Ge schwindigkeit<br />
dieses Landerwerbs so wie die dabei zu<br />
beobachtende massive Um ge hung von<br />
Landrechten.“<br />
Der Weltbank-Ökonom Klaus Deininger<br />
schätzt, dass über 10 bis 30 Prozent des global<br />
verfügbaren Ackerlandes Verhandlungen<br />
laufen. Die Nichtregierungsorganisation<br />
GRAIN, die sich für eine nachhaltige<br />
Landwirtschaft einsetzt, veranschlagt die<br />
bisher für internationale Land käufe investierte<br />
Summe auf 100 Milliarden US-Dollar.<br />
Die Weltbank geht dagegen vorsichtig von<br />
50 Milliarden US-Dollar aus. Das wissenschaftliche<br />
Institut IFPRI (International Food<br />
Policy Research Institute) gibt an, dass ausländische<br />
Investoren sich in den Entwicklungsländern<br />
bereits zwischen 15 und 19,8<br />
Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche<br />
gesichert haben oder kurz davor stehen,<br />
diese zu erwerben.<br />
Orte des Schreckens<br />
Landgrabbing findet vor allem in den ärms -<br />
ten Ländern Afrikas und Asiens statt, die von<br />
der FAO (Food and Agricultural Organization,<br />
Teilorganisation der UNO) als Länder mit<br />
unsicherer Ernährungssituation eingestuft<br />
wurden, so beispielswei se Kenia, Sudan,<br />
Uganda und Myanmar. Aber auch Länder<br />
Mittel- und Südamerikas sind davon betroffen.<br />
Denn landwirtschaftlicher Boden wird<br />
immer mehr zu einem knappen Gut und<br />
rückt somit verstärkt ins ökonomische Interesse.<br />
Die Akteure sind laut FDCL die expandierenden<br />
Länder Ostasiens (China, Südkorea<br />
und Japan), die ein hohes Bevölkerungs- und<br />
Wirtschaftswachstum verzeichnen. Ihr Be -<br />
darf an Nahrungsmitteln und Agrarrohstoffen<br />
steigt. Mit der Produktion von Grundnahrungsmitteln<br />
in Drittländern wollen sie<br />
den eigenen Bedarf decken und eine höhere<br />
Unabhängigkeit vom Weltmarkt erreichen.<br />
Eine andere Gruppe sind die vom Nahrungsmittelimport<br />
abhängigen Golfstaaten sowie<br />
die multinationalen Großkonzerne der In -<br />
dus triestaaten. Diese investieren hauptsäch<br />
lich in Anbauflächen für Agrarrohstoffe.<br />
Europäische und nordamerikanische Agrarkonzerne<br />
sichern sich überwiegend Land<br />
zum Anbau von Pflanzen zur Energieproduktion<br />
(Mais, Zuckerrohr, Ölpflanzen).<br />
Zustände wie im wilden Westen<br />
Amerika ist längst in den Fängen der Landgrabber.<br />
Ihr Interesse im Süden des Kontinents:<br />
Soja. Südamerika gehört zu den<br />
Hauptanbaugebieten des – größtenteils<br />
gen manipulierten – Sojas. Der so genannte<br />
Sojagürtel umfasst Teile von Brasilien,<br />
Argentinien, Paraguay, Bolivien und Uruguay<br />
und erstreckt sich auf etwa 50 Millionen<br />
Hektar. Laut Berechnungen des Bundes<br />
für Umwelt und Naturschutz (BUND) wird<br />
auf circa 2,8 Millionen Hektar in Übersee<br />
Soja für die deutsche Tierproduktion angebaut<br />
– das entspricht in etwa der Fläche<br />
Brandenburgs.<br />
Auf die kleinbäuerliche Landwirschaft,<br />
die Menschen vor Ort und die Umwelt hat<br />
der Soja-Boom dramatische Auswirkungen.<br />
Denn Soja-Anbau basiert auf der Monokultur<br />
und Mechanisierung der Landwirtschaft.<br />
Er rentiert sich nur im großen Maßstab, da<br />
für genmanipulierte Samen, Pestizide und<br />
Technik hohe Kosten anfallen. Bauern werden<br />
in dem Soja-Modell praktisch überflüssig.<br />
Für 500 Hektar Soja-Anbau reicht eine<br />
Person zur Bewirtschaftung des Landes.<br />
Hinzu kommt, dass durch den fortschreitenden<br />
Soja-Anbau die Artenvielfalt zurückgeht<br />
und große Waldflächen vernichtet werden.<br />
Mindestens 21 Millionen Hektar Wald in<br />
Brasilien, 14 Millionen Hektar in Argentinien<br />
und je zwei Millionen Hektar in Paraguay<br />
und Bolivien wurden bereits abgeholzt, um<br />
Sojafelder anzulegen, schreibt FDCL. Die Produktion<br />
von Hauptnahrungsmitteln wie<br />
Reis, Bohnen oder Mais geht dafür in diesen<br />
Ländern zurück und wird auch in Zukunft<br />
schlecht möglich sein. Denn durch den Soja-<br />
Anbau geht fruchtbares Land verloren, da<br />
die Böden einer erhöhten Erosion ausgesetzt<br />
sind. Um ein Kilo Sojabohnen zu produzieren,<br />
werden zehn Kilo Erde geopfert, berechnet<br />
GRAIN.<br />
Mehr zum Thema: http://land-grabbing.de<br />
und auf Englisch unter www.grain.org<br />
www.forestfinance.de FF 35<br />
LandPartie
WFF – World of ForestFinance<br />
„Mi mamá nos regaló”<br />
Portrait einer ForestFinance-Mitarbeiterin in Panama<br />
„Unsere Mutter verschenkte uns”,<br />
übersetzt Silke Berger von<br />
ForestFinance. Sara Medina erzählte<br />
ihr, wie sie als kleines Mädchen auf<br />
sich selbst gestellt war, wie sie hart<br />
arbeiten und herbe Enttäuschungen<br />
erleben musste. Es ist eine traurige<br />
Geschichte, die aber auch Mut macht.<br />
Denn mit Konsequenz, Zuversicht –<br />
und Talent! – hat Sara ihr Leben<br />
geändert.<br />
Saras Heimat ist Aguadulce, eine am Pazifik<br />
gelegene Stadt in Panama. Ihre Eltern trennten<br />
sich als sie fünf Jahre alt war und ab da<br />
begann für Sara und ihre sechs Geschwister<br />
ein Leben voller Entbehrungen. Ein Kind<br />
blieb beim Vater, die anderen verteilte die<br />
mittellose, überforderte Mutter an Familien<br />
in der Nachbarschaft. Vormittags besuchte<br />
Sara die Grundschule, abends musste sie für<br />
ihre Pflegemutter arbeiten, sobald deren<br />
Kinder schliefen. Die Pflegemutter schlug das<br />
kleine Mädchen und behandelte sie so<br />
schlecht, dass eine Nachbarin sich für Sara<br />
einsetzte und ihr kurz nach ihrem siebenten<br />
Geburts tag in Panama City einen Job für Kost<br />
und Logis als Putzhilfe vermittelte. Als Sara<br />
12 war, holte ihr Vater sie zu sich aufs Land,<br />
wo es ihr gut ging – bis er zu trinken anfing.<br />
So kehrte sie bald zu ihrer alten Arbeitsstelle<br />
zu rück, wo sie erstmals ihr eigenes Geld<br />
verdiente: 60 Dollar im Monat. Sie war fleißig<br />
und gab nicht auf: Auf einer Abendschule<br />
beendete sie ihre Grundschulausbildung<br />
und lernte mit 17 ihren Mann, Daniel, kennen.<br />
Heute ist Sara in den besten Jahren, hat drei<br />
Söhne, arbeitet immer noch als Reinigungskraft<br />
– aber gleichzeitig auch an einem<br />
neuen Leben, als Designerin.<br />
Die 38-jährige Sara Medina (re.) arbeitet im ForestFinance-Büro in Panama City als Reinigungskraft. Aus ihrer<br />
Leidenschaft zum Nähen entstand die Geschäftsidee, Taschen zu designen und zu verkaufen. Mit Erfolg und der<br />
Hilfe von ForestFinance Panama. Auch unsere Sekretärin Danelys Noriega (li.) ist begeistert. Foto: Silke Berger<br />
Vor drei Jahren kam Sara als Putzkraft in das<br />
ForestFinance Büro in Panama City. Als Petra<br />
Kollmannsberger, unsere Geschäftsführerin<br />
vor Ort, Saras Freude am Nähen entdeckte,<br />
begannen die beiden, Taschen zu designen.<br />
Abends nähte Sara noch stundenlang und<br />
verkaufte die Taschen im Freundes- und<br />
Bekanntenkreis. Dabei kam ihr eine für Panama<br />
recht ungewöhnliche Regelung zugute:<br />
Sara und ihr Mann teilen sich die Arbeit.<br />
„Wenn ich viel nähen muss oder außer Haus<br />
Geld verdiene, übernimmt mein Mann die<br />
Hausarbeit und kümmert sich um die Kinder.<br />
Das war nicht immer so, aber wir haben<br />
uns einigen können.“<br />
Taschengeld – buchstäblich<br />
Inzwischen hat Sara sich vom „Taschengeld“<br />
eine Industrie-Nähmaschine gekauft und verkauft<br />
ihre Werke an renommierte Läden in<br />
Panama City. Nach der Putzarbeit sitzt Sara<br />
zwischen bunten Stoffbergen, die sie vor den<br />
Schimmelsporen in der schwülheißen Luft<br />
schützen muss, entwirft und näht neben Taschen<br />
auch Schürzen, Kosmetikbeutel und<br />
Röcke. Ihre Söhne schneiden zu, sortieren und<br />
helfen, wo sie können. Der älteste studiert<br />
mittlerweile Wirtschaftswesen, die beiden<br />
Bunte Taschen<br />
aus guten Händen:<br />
www.treeshop.de<br />
jüngeren, 12 und 15 Jahre alten Brüder besuchen<br />
die Sekundarstufe.<br />
Sara plant seit kurzem sogar eine eigene<br />
Schneiderei. Mit der Nachbarin ist sie sich bereits<br />
einig: im März 2014 will sie deren Haus<br />
kaufen und darin einen Laden einrichten. Sie<br />
wird Nähkurse belegen, um auf Anfrage<br />
auch Kleidungstücke anfertigen zu können.<br />
„Dass meine Mutter mich damals weggegeben<br />
hat, nehme ich ihr nicht übel. Was<br />
hätte sie denn machen sollen? Ich weiß,<br />
dass ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen<br />
ist. Heute ist unsere Beziehung zueinander<br />
liebevoll. Ich konzentriere mich auf<br />
mein Familienleben und das Geschäft, das ich<br />
aufmachen will.“<br />
Sara hat klare Ziele. ForestFinance unterstützt<br />
sie auf ihrem Weg. Wenn Sie das<br />
auch wollen: Auf www.treeshop.de finden Sie<br />
zehn ihrer Taschen.<br />
Silke Berger ist für<br />
Projektmonitoring und<br />
Datenbankpflege zuständig,<br />
organisiert Events und<br />
koordiniert die Arbeit mit<br />
den Kollegen in Las Lajas.<br />
36 FF www.forestfinance.de
Fotos (v.l.n.r): privat, HNE Eberswalde<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Menschen, Partner, Ein- und Aussichten<br />
Marco Guerrero im ecuadorianischen Regenwald,<br />
im Naturschutzgebiet Rio Canande Reserve.<br />
Marco Guerrero – seit Juli <strong>2012</strong> ist unser ehemaliger<br />
Praktikant Marco Guerrero fester<br />
Teil des ForestFinance Teams. Der gebürtige<br />
Ecuadorianer ist insbesondere für CO 2 OL<br />
im Bereich CO 2 -Consulting und im forst -<br />
lichem Projekt-Management tätig. Nebenbei<br />
absolvierte er den Masterstudiengang<br />
„Technologie und Ressourcenmanagement<br />
in den Tropen und Subtropen“ an der Fachhochschule<br />
Köln Deutz und arbeitete an seiner<br />
Masterthesis, für die er REDD+ Program<br />
me für ein Schutzreservat in Ecuador<br />
testet. Am letzten Tag vor Redaktionschluss<br />
verkündete er stolz, dass er seine Master arbeit<br />
mit Erfolg präsentiert hat.<br />
„Das Management und der Schutz natür -<br />
licher Ressourcen in tropischen Wäldern<br />
erfordern eine sehr sensible und spezi fische<br />
Vorgehensweise. Dennoch ist es möglich,<br />
Waldwirtschaft zu betreiben und gleichzeitig<br />
die Ökosysteme im Gleichgewicht zu halten“,<br />
ist Marco überzeugt. Nach dem Abschluss<br />
seines Praktikums schrieb er an das Team<br />
Bonn: „Ich freue mich sehr, dass ich bei<br />
euch bleiben kann. Hier gibt es Leute mit viel<br />
Talent, Potenzial und Charisma. Jetzt geht’s<br />
los!“ Wir freuen uns auch.<br />
Neue Gesichter, bewährte und erweiterte Angebote, Transparenz<br />
Studenten bei einer Vorlesung an der Hochschule für<br />
Nachhaltige Entwicklung Eberswalde.<br />
ForestFinance in der Forschung. Wir haben<br />
seit Anbeginn junge Akademiker Innen<br />
unterstützt und ihnen unsere Forste für wissenschaftliche<br />
Untersuchungen zur Verfügung<br />
gestellt. So erforschte die Forstingenieurin<br />
Carola Paul für ihre Diplomarbeit die<br />
Artenvielfalt darin und fand eine erfreulich<br />
hohe. Ihre Arbeit wurde sogar mit dem<br />
För derpreis der Münchner Forstwissenschaft<br />
lichen Gesellschaft ausgezeichnet<br />
(wir berichteten im News letter). Im Rahmen<br />
ihrer Promotion an der TU München forscht<br />
sie nun erneut bei ForestFinance in Sachen<br />
Agro-Forstprojekte.<br />
ForestFinance hat viele Bachelor- und Masterabschlüsse<br />
durch Aufenthalte in Panama<br />
und Vietnam ermöglicht und unterstützt aktuell<br />
viele Akademiker bei ihren Arbeiten zu<br />
Wald-, Umwelt-, Klima- und Wirtschaftsthe -<br />
men. Seit diesem Wintersemester finan zieren<br />
wir nun auch zwei Stipendien für drei<br />
Jahre: eines im Fachbereich Wald und Umwelt<br />
der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung<br />
(HNE) Eberswalde und eines im<br />
Forstbereich Weihenstephan. Im nächsten<br />
Heft werden wir Ihnen davon berichten.<br />
Im ForestFinance-Downloadbereich finden Sie den<br />
Geschäftsbericht und die neue Imagebroschüre.<br />
Hintergründe und Fakten für unsere Inves<br />
toren fassen wir in Berichten zusammen,<br />
die wir allen zur Verfügung stellen: „Bereits<br />
seit Jahren gestalten wir unsere Forst-Direk -<br />
tinvestments stetig transparenter. Hierzu<br />
gehören neben unserem Online-Kunden bereich,<br />
regelmäßigen Investorenreisen zu den<br />
Forsten und unabhängigen Zertifizierungen<br />
auch die Herausgabe unserer Forstund<br />
Nachhaltigkeitsberichte sowie des<br />
Ge schäftsberichts“, kommen tiert Forest Finance<br />
Gründer und Geschäfts führer Harry<br />
Assenmacher diese Tradi tion. Die Veröffentlichungen<br />
detaillierter Tätigkeits- und Geschäfts<br />
berichte sind im Bereich der Forst-<br />
Direktinvestments in Deutschland einzigartig.<br />
Auch der aktuelle Geschäftsbericht<br />
enthält ausführliche Informationen zur<br />
Mittelverwendung bis hin zum Gesamt gehalt<br />
der Geschäftsführung und tes tierten<br />
Bilanzen aller Auslandsgesell schaften. Die<br />
neue Image broschüre stellt die Forest-<br />
Finance-Unternehmensphilosophie vor.<br />
Beides finden Sie auf:<br />
www.forestfinance.de/go/imagebroschuere<br />
www.forestfinance.de/go/geschaeftsbericht-2011<br />
www.forestfinance.de FF 37
WFF – World of ForestFinance<br />
Glücksfälle, -kinder, -feen und -zahlen<br />
Wir haben uns in der letzten <strong>ForestFinest</strong> auf den 10.000sten Kunden gefreut, wollten ihn mit einem Gewinnspiel<br />
feiern und ihn mit einer Reise nach Panama ehren. Es kam dann doch etwas anders.<br />
Foto: Till Gläser/tillglaeser.de<br />
So sehen Glückskinder<br />
aus. Arun<br />
Fels ist mit<br />
gerade mal drei<br />
Monaten unser<br />
10.000 Kunde.<br />
Dank seiner Eltern,<br />
die für ihn ein<br />
WaldSparBuch<br />
abschlossen. Nur:<br />
Wie kommt der<br />
Kleine nun nach<br />
Panama?<br />
Im April <strong>2012</strong> wurde es in den ForestFinance-Büros sehr spannend –<br />
jeden Moment konnte der 10.000ste Kunde einen Vertrag<br />
ab schließen. Als der Kundenservice feststellte, dass ausgerechnet<br />
ein Baby ein WaldSparBuch abgeschlossen hatte – beziehungsweise<br />
seine Eltern für ihn – haben wir uns alle gefreut. So sehr, dass wir<br />
bei ForestFinance schnell zum Schluss kamen: Dann darf der Kleine<br />
eben zusammen mit seinen Eltern nach Panama. Aus der einen<br />
Reise ins Land, in dem die ersten ForestFinance-Wälder wuchsen,<br />
machten wir also drei. Diesen Entschluss haben wir nicht bereut,<br />
erstrecht nicht, als wir die junge Familie anriefen, um sie vom Gewinn<br />
zu benachrichtigen. Die offenherzige Art der jungen Familie,<br />
sich für die Reise nach Panama zu bedanken, hat uns alle sehr<br />
gerührt. Aber lesen Sie selbst, was die junge Mutter, Mira Fels, uns<br />
schrieb: „Zur Geburt unserer Tochter Tara Norea 2010 haben wir das<br />
von den Großeltern und Uroma geschenkte Geld in ein Wald-<br />
SparBuch investiert, weil wir es wunderbar fanden, damit auch anderem<br />
Leben, dem im Wald, etwas Gutes zu tun und gleichzeitig<br />
für unsere Tochter eine gute Rendite zu erwirtschaften, die sie ausgezahlt<br />
bekommt, wenn sie älter ist. Zur Geburt unseres Sohnes<br />
Arun Josia am 30. März <strong>2012</strong> haben wir dann das Gleiche auch für<br />
ihn getan. Wir finden, es ist die Verantwortung jedes einzelnen, der<br />
ein – wenn auch kleines – Vermögen verwaltet, dies zum Wohle auch<br />
der kommenden Generationen und der Erde anzulegen (oder auch<br />
auszugeben) und freuen uns, dafür mit ForestFinance einen<br />
glaubwürdigen Anbieter gefunden zu haben. Da wir die zweite Elternzeit<br />
nutzen, um ein Niedrigenergiehaus auf dem Gelände des<br />
ehemaligen Obstbauernhofes meiner Schwiegereltern zu bauen<br />
(auf dem dann mit Uroma und den Großeltern vier Generationen<br />
leben – der Bau hatte soeben begonnen, als Sie uns telefonisch über<br />
den Gewinn benachrichtigten!), hatten wir eigentlich schweren Herzens<br />
beschlossen, auf Urlaub erstmal zu verzichten. Ursprünglich<br />
Kim Jeckstadt,<br />
vom Forest -<br />
Finance-Kundenservice<br />
verpackt<br />
die Päckchen für<br />
die Gewinner<br />
unseres Online-<br />
Gewinnspiels, die<br />
sie als Glücksfee<br />
vorher bestimmt<br />
hatte.<br />
hatten wir vor, in der Elternzeit entweder eine Weltreise zu machen<br />
und uns dabei verschiedene nachhaltige Projekte und Gemeinschaften<br />
weltweit anzuschauen, oder ein Haus zu bauen. Die Entscheidung<br />
fiel für das Haus und so freuen wir uns umso mehr über<br />
diesen Gewinn!“<br />
Wir freuen uns mit Ihnen! Ihr ForestFinance-Team<br />
Benjam Karsten ist langjähriger ForestFinance-<br />
Inve s tor und freut sich sehr über den Hauptgewinn<br />
unseres Online-Gewinnspiels, einen BaumSparVertrag.<br />
Wir fragten ihn, wie er zu ForestFinance kam:<br />
„Wenn ich mich recht erinnere, war das 2006. Ich<br />
interessiere mich für Nachhaltigkeit und habe gesucht,<br />
was es neben Investitionen im grünen Energiebereich<br />
wie Wind, Sonne, Bio noch für andere<br />
Möglichkeiten gibt. In diesem Zusammenhang habe ich damals mehrere<br />
Anbieter von Waldinvestments verglichen, ForestFinance schien mit meinen<br />
Zielen am besten übereinzustimmen. Interessant an Waldinvestments<br />
finde ich die Möglichkeit, der Umwelt wieder etwas von dem zurückzugeben,<br />
was der Mensch zerstört hat. Am besten ist natürlich der Erhalt von<br />
Wäldern (insbesondere Tropenwäldern). Wenn diese aber nicht mehr da<br />
sind, und man wie ForestFinance wieder artenreiche Mischwälder aufbaut,<br />
möchte ich gerne dabei sein. Der Gedanke lokaler Wertschöpfung in den<br />
Waldinvestment-Ländern Panama, Peru und Vietnam sowie einer Wertsteigerung<br />
des finanziellen Einsatzes ist natürlich auch sehr wesentlich.“ Wir<br />
fragten ihn auch, was er sich für ForestFinance und die Zukunft wünscht.<br />
Seine Antwort: „Machen Sie so weiter wie bisher! Ich habe bisher bei<br />
jeder Ausgabe von <strong>ForestFinest</strong> gedacht – prima, richtig gemacht. Für<br />
nachhaltige Waldinvestments braucht man einen langen Atem, den wünsche<br />
ich Ihnen allen.“ Dankeschön!<br />
38 FF www.forestfinance.de
Foto: FF/Nicolas Rieger<br />
Foto: B.A.U.M. e.V., Rainer Kant<br />
Unser Holz kommt gut an<br />
Edelholz aus Panama erreichte den Hamburger Hafen im Juni <strong>2012</strong>. Die über drei Meter<br />
langen Stämme sind Durchforstungsholz aus ForestFinance-Forsten. Gewachsen in Wäldern,<br />
die allesamt ökologisch-nachhaltig zertifiziert bewirtschaftet werden. Die knapp zehn<br />
Festmeter Durchforstungsholz mit Durchmessern von 15 bis über 30 Zentimeter dienen<br />
der Erprobung von Sägewerken und physikalischer Eigenschaften der in Panama heimischen<br />
Holzarten. Diese erfordern eine besondere Technik und Sachkenntnis in Sägewerken.<br />
ForestFinance ist der einzige Anbieter von Waldinvestments, der bereits aus eigenen,<br />
selbst aufgeforsteten Wäldern Hölzer erntet und auch vermarktet. Bisher wurde in den<br />
letzten beiden Jahren dabei immer Rundholz direkt am Waldrand an Holzhändler verkauft.<br />
Mit zunehmendem Alter und Durchmesser der Bäume wird es jedoch interessant,<br />
diese Hölzer wertsteigernd in Brettware weiter zu verarbeiten. Die Testläufe dienen zum<br />
Beispiel als Entscheidungsgrundlage, ob Rundholz nach Europa zur Weiterverarbeitung<br />
transportiert wird oder ob es sinnvoll und machbar ist, ein Sägewerk vor Ort aufzubauen.<br />
Aber auch die Frage, für welche Nutzung welches Holz am besten geeignet ist, soll<br />
geklärt werden. In unseren hoch biodiversen Mischwäldern wachsen so unterschiedliche<br />
Arten wie Zapatero, Amarillo, Cedro Espino, Mahagoni oder auch Rosenholz (Coco Bolo)<br />
zur Ernte heran. Aber auch das im Handel weit verbreitet Teakholz wird angebaut. Neben<br />
Sägetechnik werden auch weitere holzphysikalische Eigenschaften ermittelt. Dazu hat<br />
ForestFinance eine deutsche Hochschule mit der Untersuchung der Hölzer beauftragt.<br />
Im TreeShop finden Sie jetzt schon viel Schönes, das wir aus unserem Holz gemacht haben.<br />
Mehr dazu im „Klappentext“ hinten in diesem Heft und auf www.treeshop.de<br />
Dieses Rundholz – Teak, Zapatero und Amarillo – kam <strong>2012</strong> aus Panama per Schiff nach Deutschland und wurde in<br />
Grevesmühlen für die Erforschung und anstehenden Tests sortiert. Fotos: Ivo Voß<br />
Bonn: Unser Büro erhielt den dritten Platz im<br />
bundesweiten Wettbewerb „Büro & Umwelt“.<br />
Der Wettbewerb des Bundesdeutschen<br />
Arbeitskreises für Umweltbewusstes<br />
Management (B.A.U.M. e.V.) zeichnet jedes<br />
Jahr die umweltfreundlichsten Büros aus. Im<br />
Mittelpunkt stehen dabei der schonende<br />
Umgang mit Ressourcen im Büroalltag sowie<br />
die Beachtung von Umweltaspekten bei<br />
der Beschaffung von Büroprodukten.<br />
Dieter Brübach, im B.A.U.M. e. V. Vorstand, überreichte<br />
Iris Gerritsen von ForestFinance schon 2011<br />
die Urkunde für umweltfreundliche Büroarbeit. Die<br />
Feier <strong>2012</strong> findet nach Redaktionsschluss statt.<br />
Berlin: Am 13.6.<strong>2012</strong> fand die Gründungsveranstaltung<br />
des „Forums Nachhaltiger<br />
Kakao“ statt, einer Initiative des BMZ<br />
(Bundesministerium für wirtschaftliche<br />
Zu sammenarbeit und Entwicklung) und<br />
des BMELV (Bundesministerium für Ernährung,<br />
Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
), in Kooperation mit der GIZ (Deutsche<br />
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)<br />
und dem BdSI (Bundesverband<br />
der Deutschen Süßwarenindustrie<br />
e. V.). ForestFinance ist eines der 30 Gründungsmitglieder<br />
dieses Forums, welches<br />
nachhaltige und produktive Anbaumethoden<br />
fördern will, um die Ertragsmöglichkeiten<br />
besser auszuschöpfen und somit<br />
Kakaobauern durch ein höheres Einkommen<br />
aus der Armut verhelfen soll. Unsere Kakao-<br />
Expertin Dr. Silke Elwers wird die Arbeit des<br />
Forums begleiten und uns darüber berichten.<br />
Was ForestFinance jetzt schon für eine<br />
nachhaltige Kakao-Produktion tut, lesen<br />
Sie auf den Seiten 40 – 43.<br />
++ Meldungen aus Panama +++Me<br />
Rettung in letzter Minute: „Wer ist hier faul?“<br />
fragte Silke Berger, ForestFinance-Mitarbeiterin<br />
in Panama, in einer Mail. Die Antwort muss<br />
lauten: Im Grunde überhaupt niemand. Das<br />
Faultier versucht nur heil über die Straße vor<br />
der ForestFinance-Kakao-Finca Quebrada<br />
Pitty in Bocas del Toro zu kommen. Es war – wie<br />
der Name vermuten lässt – nicht schnell genug.<br />
Also „haben wir das Tier natürlich gerettet<br />
und über die Straße getragen“, berichtet Silke<br />
Berger. Von wegen faul …<br />
Dieses Faultier brauchte dringend Hilfe – und bekam<br />
sie von unseren MitarbeiterInnen in Panama.<br />
Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />
Der Internationale Tag des Baumes wird auch in<br />
Panama am 18. Mai gefeiert und ForestFinance<br />
ist natürlich mit dabei. Wir haben zusammen<br />
mit Marisa Vallarino, der Präsidentin von<br />
ANARAP (Asociacion Nacional de Reforestadores<br />
y Afines de Panama), Diego Dipieri, Geschäftsführer<br />
unseres Forstdienstleisters BAR-<br />
CA, sowie zahlreichen Mitarbeitern anderer<br />
Unternehmen tatkräftig mitgemacht und<br />
50 Bäume im Park „Parque Metropolitano“ in<br />
Panama Stadt gepflanzt. Die Fläche sowie die<br />
Bäumchen wurden vom Park zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
V.r.n.l: Diego Dipieri (BARCA), Marisa Vallarino (AN-<br />
ARAP), Luis Carles (Panama Forest Services) und eine<br />
uns leider unbekannte Dame bei der Baumpflanz -<br />
aktion zum Tag des Baumes.<br />
Foto: ForestFinance/Carina Weber<br />
www.forestfinance.de FF 39
WFF – World of ForestFinance<br />
CACAOINVEST PERU<br />
Unsere<br />
Schoko<br />
seiten<br />
„Por qué Perú?“ – Warum Peru? Wegen Marisol<br />
Najarro. Sie ist 32 Jahre alt, arbeitet als<br />
Finanzbuchhalterin bei ForestFinance in<br />
Bonn und ist gebürtige Peruanerin. Mit diskretem<br />
Nationalstolz wies sie Anfang 2011 die<br />
Geschäftsführung auf ihre Heimat als ein lohnendes<br />
Land hin, denn in der Tat spricht Einiges<br />
für Peru: Die Wirtschaft weist beeindruckende<br />
Wachstumszahlen auf, eine gerin -<br />
ge Inflation und hohe Weltmarktpreise für exportierte<br />
Edelmetalle bescheren dem Land<br />
eine andauernde Bonanza. Es ist politisch stabil<br />
und das Investitionsklima ist für ausländische<br />
Firmen außerordentlich gut. Um sich<br />
aus der Abhängigkeit vom Bergbau zu lösen,<br />
setzt die Regierung auf Diversifizierung<br />
durch Förderung von Industrie, Tourismus<br />
und Landwirtschaft.<br />
ForestFinance will zu der Entwicklung einer<br />
nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft<br />
beitragen und setzt in Peru auf das Agroforst-Produkt<br />
Kakao. Auf dem Weltmarkt<br />
werden für Kakao gute Preise erzielt und<br />
Peru ist der ideale Standort für den Anbau.<br />
Wie CacaoInvest nach Peru kam<br />
ForestFinance überträgt ein erfolgreiches Modell von Mittel- auf Südamerika.<br />
Im März <strong>2012</strong> erwarb ForestFinance zwei Fincas in den östlichen Andenausläufern.<br />
Nun erzeugen wir auch auf dem südamerikanischen Kontinent biologisch angebauten<br />
Qualitätskakao – in Peru, dem Mutterland des Kakaos.<br />
Zu Wasser, Land und Maultier: Reisen in Peru erfordert ein hohes Maß an Flexibilität. Die bringt Dr. Silke Elwers<br />
zum Glück mit. Fotos: ForestFinance/Berger<br />
Durch das „International Cocoa Agreement“<br />
von 2010 ist Peru als Erzeuger von Edel-Kakao<br />
anerkannt und zählt nun zu dem erlesenen<br />
Kreis von acht Nationen, die 100 Prozent ihrer<br />
Produktion als Edel-Kakao bezeichnen<br />
dürfen. Im Oktober 2009 wurde auf dem renom<br />
mier ten Salon du Chocolat in Paris eine<br />
Probe aus Peru als aromatischster Kakao der<br />
Welt prämiert. Wir sind überzeugt: Bald werden<br />
Peru und hervorragender Kakao ebenso<br />
in einem Atemzug genannt werden wie Kolumbien<br />
und Qualitätskaffee.<br />
In den letzten zehn Jahren hat der Kakao-<br />
Anbau in Peru um 400 Prozent zugelegt. Mit<br />
inzwischen 40000 Tonnen Jahresproduktion<br />
steht Peru kurz davor, in die Top-Ten der<br />
Erzeugerländer aufzusteigen. Da gehört es<br />
auch hin, gilt doch das peruanische Amazonasgebiet<br />
als die natürliche Heimat des Kakaos.<br />
90 Prozent der Produktion gehen in den<br />
Export, die Hauptabnehmer sind die Niederlande<br />
und die USA. Im Anbau von biologisch<br />
angebautem Kakao steht Peru weltweit bereits<br />
an zweiter Stelle.<br />
ForestFinance-Mitarbeiter besichtigen freie Flächen.<br />
Die Suche nach El Cacao<br />
Peru liegt an der Pazifikküste Südamerikas<br />
und erstreckt sich vom Äquator südwärts bis<br />
Chile am 18. Breitengrad. Kakao wächst von<br />
dem südöstlichen Departamento Madre de<br />
Diós an der bolivianischen Grenze bis Piura<br />
im Nordwesten an der Pazifikküste bei Ecuador.<br />
Das ergibt eine potentielle Anbaufläche,<br />
die fast zweimal so groß wie Deutschland ist.<br />
Im Juli 2011 reiste die Kakao-Expertin von<br />
ForestFinance, Dr. Silke Elwers, in Begleitung<br />
eines Agrarspezialisten nach Peru, um vor Ort<br />
den Kakao-Anbau zu besichtigen und die<br />
Möglichkeiten für ForestFinance in diesem<br />
Land zu eruieren. Nach einigen Gesprächen<br />
mit Experten in Lima flogen Dr. Elwers und ihr<br />
Team über die Anden nach Tarapoto, dem<br />
wirtschaftlichen Zentrum von San Martín,<br />
einem Departamento im Nordosten Perus,<br />
um hier mit der Sichtung zu beginnen. Wie<br />
sich herausstellte, waren sie genau am richtigen<br />
Ort gelandet.<br />
40 FF www.forestfinance.de
Wirtschaft: Das Modelo San Martín<br />
Noch vor etwas mehr als einem Jahrzehnt war<br />
San Martín die Hochburg des illegalen Koka-<br />
Anbaus in Peru. Dadurch ist viel Geld in die<br />
Region gekommen. Dann begann die Zentralregierung<br />
eine Kampagne, mit der es<br />
gelang, den Koka-Anbau zu verdrängen und<br />
Kaffee und Kakao als Alternativkulturen zu<br />
etablieren. Binnen zehn Jahren ist San Martín<br />
auf den ersten Platz der Kakao anbauenden<br />
Departamentos vorgerückt. Von den<br />
ehemaligen Koka-Feldern ist der größte Teil<br />
brachgefallen und verbuscht.<br />
Basilo Suarez, ForestFinance-Mitarbeiter und studierter Forstingeniuer (rechts), befragt die Einwohner<br />
San Martíns, wo die besten Flächen für Kakao sind, und hängt im Dorf ein Kaufgesuch für Ländereien auf.<br />
Kakao-Know-how konzentriert<br />
Tarapoto entwickelt sich mittlerweile zu einem<br />
Kakao-Zentrum von internationaler Bedeutung,<br />
in dem das Wissen über Zucht, Anbau<br />
und Verarbeitung konserviert, weiterentwickelt<br />
und vermittelt wird. Eine herausragende<br />
Institution ist das ICT (Instituto<br />
de Cultivos Tropicales), mit einem umfangreichen<br />
Kakao-Klon-Garten, in dem über 340<br />
aus Wildbeständen gesammelte Varietäten<br />
gesichtet werden. Mit modernster Labortechnik<br />
erforschen Wissenschaftler hier Inhaltsstoffe,<br />
Widerstandsfähigkeit und Genstrukturen.<br />
Sisa, Ponaza oder Saposoa?<br />
Mit dem Umkreis von Tarapoto war die Region<br />
festgelegt. Nun galt es, das geeignete Land für<br />
eine Plantage zu finden. Das weite klimatische<br />
Spektrum von San Martín ermöglichte es, ein<br />
Niederschlagsoptimum zu definieren und anhand<br />
dessen die beste Region für Kakao-Anbau<br />
zu selektieren. Auch die Böden untersuchten<br />
wir ganz genau.<br />
ForestFinance entwickelte präzise Kriterien,<br />
anhand derer der junge peruanische Forstingenieur<br />
und neuer ForestFinance-Mitarbeiter<br />
Basilio Suarez das zentrale San Martín<br />
bereiste und gezielt nach Flächen suchte. Aufgrund<br />
eines hervorragenden Anbaupotentials<br />
wurde ein Gebiet relativ bald zum Favoriten.<br />
Sisa sí !<br />
Im indigenen Quechua, das im ländlichen San<br />
Martín noch vielerorts gesprochen wird,<br />
heißt „sisa“ Blüte. Von Tarapoto aus ist das<br />
Hochtal um San José de Sisa über eine asphaltierte<br />
Straße und geschotterte Pisten gut<br />
zu erreichen.<br />
Das Tal ist ein vergleichsweise altes und<br />
seit Jahrzehnten entwaldetes Siedlungsgebiet.<br />
Mit mehr als 40 Hektar sind die Fincas hier für<br />
regionale Verhältnisse relativ groß und mit<br />
grundbuchrechtlich eingetragenen Besitz urkunden<br />
ausgestattet, was im ländlichen<br />
Peru eher die Ausnahme ist. Im November<br />
2011 begutachteten also Marisol Najarro und<br />
Basilio Suarez für ForestFinance am besten geeignete<br />
Flächen um Sisa und begannen mit<br />
den Kaufverhandlungen.<br />
Das Projekt nimmt Gestalt an<br />
Mittlerweile – wenige Monate nach der Definition<br />
des Sisa-Tals als idealer Standort – erwarb<br />
ForestFinance zwei benachbarte Fincas<br />
mit insgesamt 60 Hektar Anbaufläche zu einem<br />
fairen Preis. Ein Arbeiterteam wurde zusammengestellt,<br />
das das zumeist aus brachliegenden<br />
Viehweiden bestehende Farmland<br />
säuberte und für die Pflanzung vorbe-<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
reitete. Auf einem Teil der Fläche treiben<br />
bereits die neu installierten Bananensetzlinge<br />
aus, welche zusammen mit Straucherbsen<br />
und Maniok den temporären Schatten für<br />
den jungen Kakao spenden werden. Bald<br />
soll die gesamte Fläche mit Schattenpflanzen<br />
instal liert sein. Der Kakao folgt dann einige<br />
Monate später, wenn die Feldbedingungen<br />
ihm genügend Schutz vor der tropischen<br />
Sonne bieten.<br />
Experten unter sich<br />
„Die rasche und erfolgreiche Umsetzung der<br />
Etappenziele in Peru ist maßgeblich Marisol<br />
Najarro als operativer Leiterin und Basilio Suarez<br />
zu verdanken, welche motiviert und<br />
voller Elan an der Umsetzung arbeiten“,<br />
freut sich Dr. Silke Elwers, die dem neuen Kakao-Team<br />
in Peru gerne ihr Know-how weitergibt.<br />
So profitiert CacaoInvest Peru auch von<br />
Erfahrungen, die innerhalb des CacaoInvest-<br />
Projektes in Panama gesammelt wurden.<br />
Aber auch lokale Kakaoexperten renommierter<br />
Kooperativen beraten und unterstützen<br />
ForestFinance bei der Auswahl und<br />
dem Erwerb geeigneter Edelkakaosorten.<br />
Angesichts der hervorragenden Rahmenbedingungen<br />
in Sisa und der bisherigen,<br />
raschen Projektentwicklung schaut das Peru-<br />
Team von ForestFinance voller Optimismus in<br />
die Zukunft. Schon jetzt profitiert auch die Region<br />
von dem Engagement des deutschen<br />
Unternehmens und seiner Investoren: Es<br />
wurden siche re, gut bezahlte Arbeitsplätze geschaffen,<br />
Handelsbeziehungen zu benach barten<br />
Bauern und Kleinunternehmen aufgebaut.<br />
Mit der Etablierung eines nachhaltigen<br />
Agroforstsystems auf degradierten Weidegebieten<br />
läutet ForestFinance ein Renaturierungsprozess<br />
ein, der hoffentlich in San Martín<br />
bald Schule machen wird. Auf dass die<br />
nachhaltige Wirtschaft in Sisa weiter wächst<br />
und gute (Kakao-)Früchte trägt!<br />
Marisol Najarro studierte<br />
BWL mit den Schwerpunkten<br />
Internationale<br />
Rech nungslegung und Control<br />
ling. Bei ForestFinance<br />
ist sie für die Finanzbuchhaltung<br />
der Tochtergesellschaft<br />
„Forest Finance S. A. Pana ma“, und als Projektleiterin<br />
Peru für den Aufbau der Strukturen vor Ort und die<br />
Koordination mit dem Team in Bonn verantwortlich.<br />
Foto: ForestFinance<br />
www.forestfinance.de FF 41
WFF – World of ForestFinance<br />
Streiflichter einer Reise durch Peru<br />
Claudia Heinrich arbeitet beim<br />
h+h Versicherungskontor Hamburg,<br />
einem ForestFinance-Vertriebspartner.<br />
Sie lernte Peru auf Reisen kennen<br />
und kehrte mehrfach zurück,<br />
um in Kultureinrichtungen als<br />
Volontärin zu arbeiten. <strong>2012</strong><br />
besichtigte sie für h+h die Kakao -<br />
pflanzungen von ForestFinance Peru<br />
in Tarapoto und reiste über Chachapoyas,<br />
Cajamarca und Paracas<br />
nach Lima. Ihre Reiseeindrücke<br />
hielt sie im Blog von h+h im April<br />
<strong>2012</strong> auf www.vkhh.de/blog fest.<br />
Uns haben sie so gut gefallen, dass<br />
wir Ihnen einige davon auf dieser<br />
Seite abdrucken.<br />
Begegnungen<br />
Taxifahrer Enrique beruhigt meinen Zweifel am<br />
Fahrpreis, indem er mir ungefragt sein Telefon<br />
ans Ohr hält und mich mit der Koordinatorin in<br />
der Zentrale sprechen lässt. Informelle Wege,<br />
um Formelles zu regeln. „Según la ley N° ….“,<br />
laut Gesetz Nr. … Unter jedem Ver- oder Gebot<br />
der Hinweis auf die institutionelle Autorität.<br />
Eine Lösung gibt es immer, eine Anrede ohne<br />
Namen gibt es nie. Persönlich und aufmerksam<br />
kommuniziert man hier. Auch wenn die Bevölkerungszahl<br />
seit 1950 auf das Zwölffache angestiegen<br />
ist, bleibt und nimmt sich die einzelne<br />
Person wichtig.<br />
Lima – die 9-Millionen-Stadt im Nebel<br />
Wo befände sich Perus Hauptstadt, hätte Francisco<br />
Pizarro 1535 nicht im Januar einen geeigneten<br />
Platz für die Stadtgründung gesucht,<br />
sondern im Juli oder August, zur Zeit des „garúas“,<br />
des dichten Winternebels? Der Nabel<br />
Perus wäre dann vielleicht die alte Inka-Hauptstadt<br />
Cuzco geblieben, die dank ihrer Lage auf<br />
3326 Meter keinen „garúa“ kennt – jedoch<br />
auch keinen Meerzugang. Gäbe es dann auch<br />
jetzt noch die Läufer, die den Inkakönigen in<br />
Das wertvollste Gastgeschenk,<br />
das die Peruaner<br />
fremden Reisenden<br />
offerieren, ist ihr erfinderischer<br />
Pragmatis -<br />
mus, der auf einer<br />
Welle stoischer Zuversicht<br />
gleitet, die sich in<br />
gewitzter Alltagsanarchie<br />
bricht. Ich bin<br />
in Peru – ich bin im<br />
Land von Costa –<br />
Sierra – Selva.<br />
Diese beiden Frauen auf<br />
einem Marktplatz in Peru<br />
waren nur eine von vielen<br />
Begegnungen von Claudia<br />
Heinrich, die sie bewegten.<br />
Einige Eindrücke<br />
von einem sprichwörtlich<br />
großartigem Land, mit<br />
hohen Bergen, einer imposanten<br />
Geschichte und<br />
einer faszinierenden<br />
Hauptstadt geben wir<br />
Ihnen hier weiter. Wenn<br />
Sie mehr davon haben<br />
wollen, finden Sie sie im<br />
Blog von h+h (s.u.).<br />
Fotos: Claudia Heinrich<br />
weniger als 36 Stunden frischen Fisch aus dem<br />
Pazifik brachten?<br />
Inkakönige<br />
Nur einmal im Leben muss man Ceviche, rohen,<br />
mit Zitrone und Zwiebeln marinierten Fisch gegessen<br />
haben, um die Inkakönige kulinarisch<br />
verstehen zu können. Mit Dekadenz und Gewalt<br />
herrschten sie auf dem bergigen Rückgrat des<br />
Landes, beerbten und beraubten die von ihnen<br />
eroberten Kulturen.<br />
Sierra = Peru …<br />
Die Region, die gemeinhin mit Peru verbunden<br />
wird: die Anden. Der Name ist sehr alt, stammt<br />
aus Vor-Inkakulturen – „andenes“ hießen die<br />
terassenförmig<br />
angelegten<br />
Felder. Peruanern<br />
ist das<br />
Wissen über<br />
die Vor-Inkakulturen<br />
eine Selbstverständlichkeit.<br />
42 FF www.forestfinance.de
CACAOINVEST PERU<br />
Unsere<br />
Schoko<br />
seiten<br />
Liebe Frau Hegemann, wie sind Sie auf das Thema<br />
Kakao gekommen?<br />
Im Rahmen meines Bachelorstudiums der Agrarwissenschaften<br />
musste ich ein Praktikum absolvieren.<br />
Ein Kommilitone berichtete mir mit großer<br />
Begeisterung von seinem Aufenthalt am CATIE<br />
(Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza)<br />
in Costa Rica. Ich erhielt dort einen Praktikumsplatz<br />
und durchlief verschiedene Abteilungen<br />
– u.a. die Kakao-Forschungsgruppe. Dank<br />
CATIE, das die zweitgrößte Kakaokollektion der<br />
Welt beherbergt, lernte ich die Forschungswelt rund<br />
um Kakao kennen und von da an war klar, dass<br />
ich an Kakao forschen möchte. Im Jahr 2010 war<br />
ich während der Semesterferien noch einmal am<br />
CATIE und sprach mit Dr. Wilberth Phillips über<br />
Möglichkeiten für meine Masterarbeit. Er schlug<br />
eine Studie im Rahmen des Central American Cocoa<br />
Projects (PCC) vor, das die Wiederherstellung<br />
von Kleinbauern-Plantagen in Zentralamerika anstrebt,<br />
die von Pilzkrankheiten heimgesucht wurden.<br />
Kernbestandteil des Projektes sind sechs Kakaoklone,<br />
die am CATIE aufgrund ihrer Krankheits -<br />
toleranz, ihres Ertragspotentials und ihrer vielver -<br />
sprechenden Aromaqualität selektiert wurden.<br />
Zusammen mit lokalen Kooperativen und Institutionen<br />
werden in verschiedenen Projektgebieten<br />
neue Plantagen mit Stecklingen dieser Klone angelegt,<br />
so auch auf den ForestFinance-Anbauflächen<br />
in Panama.<br />
Womit haben Sie sich konkret in Ihrer Master -<br />
arbeit beschäftigt?<br />
Ich beschäftigte mich mit der Entwicklung eines<br />
auf die sechs CATIE-Kakaosorten angepassten Fermentations-<br />
und Trocknungsverfahrens. Nur durch<br />
eine optimale Fermentation und Trocknung kann<br />
ein Edelkakao sein Aromapotential voll entfalten.<br />
Weltweit werden viele Fermentations- und Trocknungs<br />
verfahren ange wandt, doch viele Kakaobauern<br />
wissen nicht, wie entscheidend eine optimal<br />
verlaufende Fermentation für die finale Rohkakaoqualität<br />
ist. Auch zu den CATIE-Klonen lagen<br />
bisher nur wenige Informationen vor, wie ihr<br />
Nacherntemanagement gestaltet sein sollte, damit<br />
deren Qualitätspotential bestmöglich ausgeschöpft<br />
werden kann.<br />
In meiner Arbeit habe ich zwei für größere<br />
Kakao -mengen übliche Fermentationsverfahren<br />
mit-einander verglichen. Im ersten wurden die<br />
Kakaosamen in Holzkisten fermentiert, im zweiten<br />
ein System benutzt, in dem mehrere mit Ka-<br />
Kakao, Klone & Kisten<br />
kaomaterial gefüllte Tabletts übereinander gestapelt<br />
werden. Die Fermentationsverläufe habe<br />
ich in zwei Zeitfenstern – mit fünf bzw. sechs<br />
Tagen – an zwei unterschiedlichen Standorten<br />
untersucht. Zusätzlich habe ich zwei verschiedene<br />
Trocknungsverfahren, unter freiem Himmel und<br />
in einer Art Gewächshaus, miteinander verglichen.<br />
Um den Einfluss der einzelnen Versuchsparameter<br />
auf die Rohkakaoqualität zu erörtern,<br />
habe ich die gesammelten Kakaoproben an der<br />
Universität Hamburg verschiedenen chemischen<br />
Analysen unterzogen.<br />
Welches ist das für Sie bedeutendste Ergebnis<br />
Ihrer Arbeit?<br />
Ich rate von einer Fermentation auf Tabletts ab, unter<br />
anderem weil sie sich als anfällig für Schimmelbildung<br />
erwies. Mit dem Verfahren in Kisten und<br />
einer Fermentationsdauer von fünf Tagen wurden<br />
hingegen gute Ergebnisse erzielt.<br />
Wo besteht weiterer Handlungsbedarf?<br />
Da nicht genügend Material für typische Großfermentationen<br />
(mehrere hundert Kilo) zur Verfügung<br />
stand, sollte das Verhalten bzw. die Qualität<br />
der Klone während und nach der Fünf-Tage-Kistenfermentationen<br />
genauer untersucht- und entsprechend<br />
optimiert werden. Zusätzliche biochemische<br />
Analysen können zudem tiefere Einblicke<br />
in das Qualitätspotential der Klone geben geben.<br />
World of ForestFinance – WFF<br />
Die junge Kakaoforscherin Elsa Hegemann hat ihre Masterarbeit der<br />
optimalen Fermentation und Trocknung von Edelkakao gewidmet. Den<br />
ForestFinance-Kakao stellten wir ihr ebenso gern zur Verfügung wie<br />
das Know-how unserer Kakao-Expertin Dr. Silke Elwers.<br />
www.forestfinance.de FF 43<br />
Elsa Hegemann kontrolliert<br />
die Fermentation<br />
der Kakaobohnen.<br />
Fotos: privat<br />
Welche persönliche Bereicherung haben Sie<br />
aus Ihrer Arbeit gewonnen?<br />
Ich bin noch immer überwältigt davon, was ich<br />
während meiner Masterarbeit alles dazugelernt<br />
habe. Die vielen Beobachtungen während der Versuche<br />
und die Begegnungen mit unterschiedlichsten<br />
Menschen – Plantagenarbeitern, die sich tagtäglich<br />
dem Kakaoanbau widmen, als auch Wissenschaftlern,<br />
die sich seit Jahren mit unterschiedlichsten<br />
Aspekten der Kakaoforschung befassen<br />
– haben mich enorm bereichert und ich freue<br />
mich über die vielen Erfahrungen im Ausland und<br />
in Deutschland während der letzten Monate.<br />
Was werden Sie nun als nächstes tun?<br />
Da mir die Forschung sehr gefällt und ich gerne<br />
weiteren, geheimnisvollen Aspekten der Aromaentwicklung<br />
bei Kakao auf den Kern fühlen<br />
will, habe ich mich sehr über das Angebot einer<br />
Promotion zu diesem Thema an der Uni Hamburg<br />
gefreut. Das Projekt wird demnächst in einer Kooperation<br />
mit dem CATIE starten und hoffentlich<br />
ebenfalls Ergebnisse hervorbringen, von denen<br />
auch die Kakaobauern profitieren können.<br />
An dieser Stelle möchte ich mich nochmals<br />
ganz herzlich bei ForestFinance für die großzügige<br />
Unterstützung bedanken – ohne die finan -<br />
zielle Hilfe wären meine Masterarbeitsforschungen<br />
in dieser Form nicht realisierbar gewesen.
WFF – World of ForestFinance<br />
Ausgezeichnet und sehr feierlich<br />
<strong>2012</strong> zeichnete die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ das Waldreservat „Wilde Buche“ von<br />
ForestFinance und B.A.U.M. e. V. als einen der herausragenden „365 Orte im Land der Ideen“ aus. Die<br />
Initiative prämiert innovative Konzepte, die für ein modernes, offenes und nachhaltiges Deutschland<br />
stehen. Zu der Preisverleihung kamen rund 40 Gäste nach Hümmel in Rheinland-Pfalz, darunter Peter<br />
Wohlleben, Forstrevierleiter der Gemeinde Hümmel, Franz-Peter Schmitz, Ortsbürgermeister Gemeinde<br />
Hümmel, Laudator Harald Jung von der Deutschen Bank sowie Mira Nürnberg von ForestFinance und<br />
Rainer Kant vom B.A.U.M. e.V. als Kooperationspartner des Projekts. „Die Auszeichnung und Anerkennung<br />
des Projekts im ‘Land der Ideen’-Wettbewerb freut uns sehr“, so Mira Nürnberg, Projektleiterin<br />
bei ForestFinance. „Wir hoffen, dass dadurch noch mehr Unternehmen am Projekt mitwirken und<br />
einen Beitrag zum Klima- und Artenschutz sowie der Bewahrung eines sehr selten gewordenen Ökosystems<br />
leisten.“<br />
Buchenwälder leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität sowie zum Klima- und Umweltschutz.<br />
Dennoch existieren mittlerweile nur noch wenige zusammenhängende Flächen, deren Baumbeständen<br />
der Natur überlassenen werden. ForestFinance und B.A.U.M. e. V. bieten Unternehmen und Privatpersonen<br />
im Rahmen des Waldschutzprojektes „Wilde Buche“ die Möglichkeit einer Beteiligung am Schutz<br />
von 100 Hektar Waldfläche mit mehreren hundert Jahre alten Bäumen. In Hümmel werden Flächen mit<br />
besonders alten und seltenen Buchenwäldern jeweils für einen Zeitraum von 50 Jahren verpachtet –<br />
mit dem alleinigen Zweck, sie zu<br />
schützen. Mit den Erlösen finanziert<br />
der Forstbetrieb Hümmel weitere<br />
Waldflächen und deren ökologische,<br />
nachhaltige Bewirtschaftung.<br />
www.wildebuche.de<br />
Mira Nürnberg, ForestFinance-Projektleiterin,<br />
bei der Preisverleihung.<br />
Foto: ForestFinance<br />
Andreas Viebrock plant Häuser für seine Kunden und bietet ihnen die Möglich<br />
keit, nicht nur auf die eigene Zukunft, sondern auch auf die ihrer Kinder<br />
zu bauen. Mehr Informationen dazu finden Sie auf<br />
www.viebrockhaus.de Foto: Viebrockhaus<br />
Unter der Marke CO 2 OL bietet ForestFinance klim<br />
für Privat- und Geschäftskunden. Für Businessku<br />
individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ih<br />
unternehmerischen Verantwortung für Klima- und<br />
Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO2OL in<br />
1. validierte Ermittlung der CO2-Bilanz, 2. effiziente Reduktion der CO2-Emissionen und<br />
3. Kompensation der restlichen CO2-Emissionen d<br />
anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokum<br />
ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard un<br />
4. Unterstützung der Kunden bei der internen und<br />
Hier stellen wir Mög<br />
dem Klima mit CO2OL 100 klimafreundliche Häuser<br />
Kunden von Viebrockhaus können mit dem Bau ihres Eigenheims einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten. Durch<br />
eine Kooperation zwischen dem Massivhaushersteller und CO 2 OL erhalten Bauherren die Möglichkeit, Waldflächen in Panama<br />
stillzulegen und deren Ökosysteme der Natur zu überlassen. Bereits 100 Bauherren haben sich am Erhalt der artenreichen Waldflächen<br />
beteiligt – insgesamt werden bis heute deshalb schon 50000 Quadratmeter Regenwald geschützt.<br />
Seit Beginn des Jahres beteiligt sich jeder Bauherr eines Aktiv Energieplus-Hauses <strong>2012</strong> automatisch am Schutz von jeweils<br />
500 Quadratmetern Regenwald in Bocas del Toro im Nordosten Panamas und leistet damit einen Beitrag zum Ausgleich für die<br />
CO 2 -Emissionen, die beim Bau seines neuen Eigenheims anfallen. Er übernimmt beim Vertragsabschluss automatisch die Patenschaft für ein konkretes Areal<br />
und erhält eine Grundstücksurkunde mit allen geografischen Koordinaten des jeweiligen geschützten Waldstücks. Durch diese Unterstützung wird der Erhalt<br />
der Waldflächen über einen Zeitraum von mindestens 50 weiteren Jahren ermöglicht. Der Schutzwald dient neben der CO 2 -Bindung auch dem Boden- und<br />
Wasserschutz und ist wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Die Bauherren Franziska Knahl und Daniel Ursic aus Wotersen bekommen<br />
nun sogar die Möglichkeit, ihren „persönlichen“ Schutzwald zu besuchen. Das Paar, das die Panama-Reise im Rahmen einer Viebrockhaus-Verlosung<br />
gewonnen hatte, reist Anfang 2013 nach Bocas del Toro, um sich von der biologischen Vielfalt des nun geschützten Regenwaldes zu überzeugen. Unter<br />
allen Kunden, die sich noch bis Ende <strong>2012</strong> für ein Aktiv Energieplus-Haus entscheiden, wird eine weitere Reise nach Panama verlost. „Viele Bauherren<br />
sind mittlerweile aktive Klimaschützer und legen Wert auf ein nachhaltiges Eigenheim. Es freut uns sehr, dass wir innerhalb so kurzer Zeit schon 50000 Quadratmeter<br />
Regenwaldfläche in Panama für Viebrockhaus schützen konnten “, so Julia Daniel, Projektleiterin bei CO 2 OL.<br />
44 FF www.forestfinance.de<br />
Worl
World of ForestFinance – WFF<br />
d<br />
afreundliche Produkte und Dienstleis tungen<br />
den bietet CO2OL praxisorientierte und<br />
re Klimabilanz verbessern und so ihrer<br />
Umweltschutz gerecht werden können.<br />
vier Stufen:<br />
urch Zertifikate aus international<br />
entierten zusätzlichen sozialen und<br />
d CCB Standard bzw. GoldStandard).<br />
externen Kommunikation der Maßnahmen.<br />
lichkeiten vor, die<br />
gut tun.<br />
+++ news +++news Travel to Nature<br />
Im Urlaub Klimaschutz und Aufforstung in Costa<br />
Rica unterstützen? Reisende, die die natürliche Vielfalt<br />
Mittelamerikas erleben und dabei gleichzeitig<br />
schützen möchten, profitieren ab sofort von der Zusammenarbeit<br />
des Reiseveranstalters travel-to-nature<br />
GmbH (TTN) mit CO2OL. Über sechs Tonnen CO2 entstehen pro Person bei<br />
einem Hin- und Rückflug von Köln/Bonn nach<br />
Costa Rica. Der klimaverträgliche CO2-Ausstoß liegt<br />
jedoch laut Weltklimarat bei lediglich zwei Tonnen CO2-Emissionen pro Erdenbürger und Jahr! Die Kooperation<br />
von travel-to-nature, dem CSR-zertifizierten und mehrfach ausgezeichneten Anbieter für Entdecker-<br />
und Familienreisen, und CO2OL bietet nun allen Abenteurern an, anfallende CO2-Emissionen einer Reise mittels Emissionszertifikaten zu kompensieren. TTN, eines von 130 Mitgliedern des Reiseportals<br />
forum anders reisen e. V., zeigt sich damit als Vorreiter im nachhaltigen Tourismus. Die Klimaschutzexperten<br />
von CO2OL errechnen dabei im ersten Schritt die Klimabilanzen für die Hin- und<br />
Rückflüge aller Reisen. Für die Kompensation des schädlichen Treibhausgases entwickeln sie ein Klimaschutz-Aufforstungsprojekt<br />
in Costa Rica. CO2OL forstet dafür in den Tropen brachliegende Flächen<br />
mit biodiversen Mischwäldern auf – die wachsenden Pflanzen binden bei diesem Prozess freies CO2 dauerhaft und es werden CO2-Zertifikate generiert. Das Projekt wird nach den strengsten anerkannten<br />
internationalen Klimaschutzstandards zertifiziert, trägt durch die Aufforstung einheimischer Baumarten<br />
zum Schutz der Artenvielfalt bei und schafft sozial abgesicherte Arbeitsplätze für die ländliche<br />
Bevölkerung vor Ort. Wer sich persönlich einen Einblick verschaffen oder sogar einen Baum pflanzen<br />
möchte, für den bieten CO2OL und TTN ein besonderes Reise-Highlight: Alle Costa Rica-Reisenden<br />
können ab 2013 auf Wunsch das Projekt besuchen. „TTN setzt mit uns ein wirklich innovatives Projekt<br />
um: Kompensation ist nun erstmals erlebbar. Die Besucher unseres Projektes in Costa Rica sehen,<br />
woher ihre CO2-Zertifikate stammen – dadurch sorgen wir für Transparenz auf höchstem Niveau“, so<br />
Dirk Walterspacher, Geschäftsführer Carbon Business.<br />
Dirk Walterspacher in Hanoi. Er berichtete auf der Climate<br />
Change Conference über Erfahrungen, die ForestFinance bei<br />
einem PPP-Projekt in Vietnam sammelte. Foto: ForestFinance<br />
CO 2 OL auf der Climate Change Conference<br />
Im Mai <strong>2012</strong> fand die Bonner Climate Change Conference statt,<br />
auf der sich CO 2 OL als erfahrener Partner im Bereich Klimaschutz präsentierte. Dirk Walterspacher,<br />
ForestFinance-Geschäftsführer Carbon Business, referierte auf der Veranstaltung über die Rahmenbedingungen<br />
für Public Private Partnership-Projekte (PPP) im Bereich der nachhaltigen Forstwirtschaft.<br />
Er hielt Vorträge über den ganzheitlichen Ansatz der Aufforstungsprojekte der ForestFinance Gruppe<br />
in Lateinamerika und Asien – die sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen<br />
berücksichtigen. Dirk Walterspacher behandelte unter anderem die vielfältigen Herausforderungen<br />
von PPP-Projekten und den Erfahrungen, die ForestFinance damit in Vietnam gesammelt hat<br />
(wir berichteten in <strong>ForestFinest</strong> 1/<strong>2012</strong>). „Aufforstungsprojekte können nur dann langfristig erfolgreich<br />
sein, wenn sie alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vereinen – Ökonomie, Ökologie und<br />
Soziales. Diesen Ansatz verfolgt die ForestFinance Gruppe von Beginn an und konnte so das Vertrauen<br />
der benötigten Geschäftspartner auch auf politischer Ebene erlangen“, so Dirk Walterspacher.<br />
Auf der zweiwöchigen Klimarahmenkonferenz UNFCCC (United Nations Framework Convention on<br />
Climate Change) wurde über Ansätze und Projekte zum globalen Klimaschutz diskutiert. Die Veranstaltung<br />
diente als Vorbereitung für die UN-Klimakonferenz in Doha Ende <strong>2012</strong>.<br />
Mit etwas Glück sieht man<br />
in Costa Rica mit TTN diese<br />
Purpurkehlnymphe. Die Tour<br />
„Costa Rica pur“, zeichnete<br />
Geo Saison mit der Goldenen<br />
Palme aus.<br />
In die Verlängerung:<br />
CO 2 OL ist auch <strong>2012</strong> Hauptsponsor der U17-<br />
Fußball-Bundesligamannschaft des Bonner SC.<br />
Dazu gehört auch, dass CO 2 OL den jungen<br />
Fußballern die Ausrüstung für die Saison sponsort<br />
und die Mannschaft erneut klimaneutral<br />
stellt. CO 2 OL berechnet auch wieder den CO 2 -<br />
Fußabdruck der Rheinlöwen, der sich unter<br />
anderem aus der Mobilität, den Übernachtungen<br />
und der Verpflegung der Mannschaft bei<br />
Heim- und Auswärtsspielen zusammensetzt. In<br />
der vergangenen Spielzeit wurden dabei<br />
insgesamt 77 Tonnen CO 2 -Emissionen ermittelt,<br />
die von CO 2 OL kompensiert werden.<br />
Gemeinsam soll mit dieser Aktion ein nachhaltiges<br />
Zeichen für das Klimabewusstsein im<br />
Sport gesetzt werden.<br />
www.forestfinance.de FF 45<br />
Foto: wikipedai/user: Flicka
BaumFreundin<br />
In jeder <strong>ForestFinest</strong> stellen wir<br />
Ihnen jemand vor, der sich um<br />
Bäume verdient gemacht hat.<br />
Unsere BaumFreundin dieser<br />
Ausgabe war ganze 30 Jahre für<br />
die Nichtregierungsorganisation<br />
Robin Wood und den Waldschutz<br />
aktiv. Jetzt ist Djoeke Lueken in<br />
den wohlverdienten Ruhestand<br />
eingetreten. Ihre Arbeit lebt<br />
trotzdem weiter – denn sie hat<br />
Robin Wood geprägt wie kaum<br />
eine andere.<br />
Djoeke Lueken hat die Entwicklung Robin<br />
Woods von den Anfängen 1982 als kleiner<br />
Verein bis hin zur international erfolgreichen<br />
Nichtregierungsorganisation hautnah<br />
miterlebt – zunächst als Aktivistin, später<br />
als Leiterin der Bundesgeschäftsstelle.<br />
„Mir gefiel von Anfang an die freche und fantasievolle<br />
Art von Robin Wood sowie die Themen<br />
und die Aktionsformen des neuen Vereins“,<br />
erzählt Lueken. „Bei der ersten Aktion<br />
zum Waldsterben Ende Februar 1983 war ich<br />
schon aktiv dabei: Die bundesweiten Aktionen<br />
an verschiedenen Orten von Hamburg<br />
bis in den Schwarzwald schlugen hohe<br />
Wellen und wurden – unerreicht! – als erste<br />
Nachricht in der Tagesschau präsentiert.“<br />
Eigentlich hatte Lueken Lehramt für<br />
Deutsch und Geschichte studiert, konnte<br />
aber im Schuldienst aufgrund eines Einstellungsstops<br />
nicht direkt unterkommen.<br />
So half sie stattdessen, die Robin Wood<br />
Bundesgeschäftsstelle in Bremen aufzubauen.<br />
Was als Überbrückung gedacht war,<br />
wurde zu Beruf und Berufung: Luekens<br />
zunächst ehrenamtlicher Einsatz nahm<br />
bald so viel Zeit ein, dass sie ihre Stelle als<br />
Lehrerin an der Abendschule aufgeben<br />
musste, um sich ganz Robin Wood widmen<br />
zu können.<br />
30 Jahre (für) Robin Wood<br />
Djoeke Lueken 1983 bei einer Aktion für den Erhalt des Bürgerparks in Bremen und heute. Foto: Robin Wood<br />
In den ersten 15 Jahren ihrer Tätigkeit für Robin<br />
Wood gründete Lueken gemeinsam mit<br />
Christiane Rieve aus dem Gründungsvorstand<br />
in der Regionalgruppe Bremen die<br />
Fachgruppen zu Tropenwald und Verkehr.<br />
1994 setzte sie sich sehr – und mit Erfolg –<br />
dafür ein, dass vier hauptamtliche FachreferentInnen<br />
zu den Schwerpunktthemen<br />
Wald, Tropenwald, Verkehr und Energie eingestellt<br />
wurden. „Mir hat die teamorientierte<br />
Zusammenarbeit in der Geschäftsstelle immer<br />
sehr gefallen“, resümiert Lueken. „Dabei<br />
hat mir die Arbeit mit den jungen Leuten<br />
– zuerst mit unseren Zivildienstleistenden<br />
und später mit den FÖJlern (Freiwilliges<br />
Ökologisches Jahr) und PraktikantInnen besonders<br />
viel Spaß gemacht. Vor allem, wenn<br />
sie nach ihrer Tätigkeit weiter ehrenamtlich<br />
bei Robin Wood aktiv geblieben sind.“ Im Vergleich<br />
zu damals sei die Arbeit in der Zwischenzeit<br />
aber schwieriger geworden: „Es ist<br />
nicht mehr so leicht, Menschen dafür zu gewinnen<br />
selbst aktiv zu werden oder uns finanziell<br />
zu unterstützen. Anfang der 1980er<br />
Jahre war es sehr viel einfacher mit spektakulären<br />
Aktionen von der Presse und der Öffentlichkeit<br />
wahrgenommen zu werden.“<br />
Doch obwohl es inmitten einer wachsenden<br />
Anzahl von Umweltschutzvereinen, die um<br />
die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit werben,<br />
immer schwerer wird, genügend Unterstützer<br />
zu finden, hat Djoeke Lueken es<br />
mit ihren Mitstreitern geschafft, Robin Wood<br />
zu einer international anerkannten und<br />
erfolgreichen Organisation zu machen, die<br />
sich seit 30 Jahren weltweit für Wälder engagiert.<br />
Wie sie das gemacht hat? Mit<br />
Durchhaltevermögen und viel Herzblut: „ In<br />
einem Verein wie Robin Wood, in dem von<br />
Anfang an die basisdemokratischen Strukturen<br />
sehr ernst genommen wurden, kann<br />
man Ideen und Projekte nicht einfach durchdrücken,<br />
sondern es müssen Mehrheiten<br />
überzeugt werden. Das erfordert viel Geduld<br />
und Hartnäckigkeit und die Fähigkeit, andere<br />
Menschen für seine eigenen Ideen zu begeistern<br />
oder zumindest ein Verständnis für<br />
das Problem zu erreichen. Das wiederum<br />
kann nur funktionieren mit einem sehr<br />
starken eigenen Engagement für die Sache.“<br />
Wir von ForestFinance gratulieren Robin<br />
Wood als Mitgliedsunternehmen herzlich<br />
zum 30. Jubiläum und sagen: Weiter so!<br />
Wenn auch Sie sich mit Robin Wood für den<br />
Wald engagieren möchten, dann schauen Sie<br />
doch mal auf www.robinwood.de vorbei.<br />
46 FF www.forestfinance.de
Acacia mangium in Panama. Die Bäume werden rund um den Globus angebaut, weil sie schnell wachsen und<br />
die Bodenqualität verbessern. Fotos: ForestFinance/Silke Berger<br />
Ähnlich wie Eukalyptus- und Kiefern arten<br />
wächst Moaholz besonders schnell. Deshalb<br />
werden viele Plantagen mit diesen Bäumen<br />
bewirtschaftet, auch um der voranschreitenden<br />
Entwaldung entgegenzuwirken.<br />
Auf sogenannten degradierten Böden, also<br />
kahlen Freiflächen, die zum Beispiel durch<br />
Kahlschlag oder Brand entstanden sind,<br />
wächst das beeindruckend resistente Moaholz<br />
in die Höhe – bis zu 35 Meter hoch! –<br />
und trotzt selbst nährstoffarmen Böden<br />
mit hohen pH-Wer ten. Die Fähigkeit der<br />
Akazien, aktiv Stickstoff aus der Atmosphäre<br />
im Boden zu binden, verbessert die<br />
Bodeneigenschaften, ihre Wurzeln halten<br />
das Erdreich fest und schützen vor Erosionen.<br />
Die Rinde hat außerdem noch eine weitere<br />
Superkraft: Sie ist feuerresistent und<br />
schützt den Baum somit vor Bränden.<br />
Der natürliche Lebensraum der Acacia<br />
mangium reicht von Australien über Papua<br />
Neuguinea bis nach Indonesien. Am liebsten<br />
wächst sie in der Nähe von Sumpfgebieten,<br />
Mangroven und Flüssen. Die Früchte<br />
der Akazie sind 90 Millimeter lange, gewellte<br />
Hülsen, in denen kleine schwarzglänzende<br />
Samen liegen. Bereits zwei Jahre<br />
nach der Pflanzung können die Samen ge-<br />
Moaholz (Acacia mangium)<br />
erntet werden. Aus einem Kilo Samen lassen<br />
sich bis zu 120.000 Setzlinge heranziehen.<br />
Die Samen gelten übrigens unter<br />
dem Namen „Wattleseed“, beispielsweise in<br />
Australien, als Delikatesse.<br />
Das dunkle, grünbräunliche Moaholz<br />
hat vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Ob in<br />
der Bau- und Bergbauindustrie als Konstruktionsholz,<br />
für Möbel und Furniere<br />
oder für die Herstellung von Kohlebriketts<br />
und Kunstkohle.<br />
So sahen wohl die Moas, Laufvögel<br />
und Namensvetter des edlen Holzes,<br />
aus. Sie hatten bis die Menschen<br />
nach Neuseeland kamen außer<br />
Adlern keine natürlichen Feinde.<br />
Fotos: PLoS Biology<br />
Dieser Baum ist wirklich bescheiden<br />
– viel braucht er nicht um gut zu<br />
wachsen. Acacia mangium scheut<br />
weder Feuer noch nährstoffarme<br />
Böden und leistet gleichzeitig einen<br />
wichtigen Beitrag um der massiven<br />
Entwaldung entgegenzuwirken.<br />
Ganz nebenbei liefert er auch noch<br />
das wunderbar dunkle Moaholz.<br />
Wussten Sie, dass der Name Moa ursprüng -<br />
lich zu einem Vogel gehörte?Moa hieß ein<br />
Vogel in Neuseeland, den es leider nicht<br />
mehr gibt. Die flugunfähigen Laufvögel<br />
wurden von den ersten menschlichen Einwanderern<br />
von den polynesischen Inseln im<br />
13. Jahrhundert ausgerottet.<br />
www.forestfinance.de FF 47<br />
BaumSchule
iForest<br />
q q<br />
Mundraubritter und Obstallmende<br />
Mundraub und Allmende – das sind zwei Wörter, die dem modernen Menschen des 21. Jahrhunderts recht<br />
antiquiert vorkommen. In der Alltagssprache tauchen sie praktisch nicht auf und ihre Bedeutung mag so<br />
mancher nur noch vage kennen. Daher an dieser Stelle eine kurze Erläuterung.<br />
Mundraub: Der Begriff beschreibt einen<br />
Straftatbestand, der in den 1970er Jahren<br />
in der Bundesrepublik abgeschafft wur de.<br />
Wer beispielsweise damals in einem privaten<br />
Apfelhain eine Frucht vom Baum<br />
pflückte und aß, machte sich dieses Vergehens<br />
strafbar – jedoch auch, wer dies auf<br />
vermeintlich herrenlosen Obstwiesen tat.<br />
Allmende: Dieser Begriff beschreibt – auch<br />
im rechtlichen Sinn – gemeinschaftliches Eigentum,<br />
zu dessen Nutzung jedes Mitglied<br />
der Gemeinschaft berechtigt ist. Insbesondere<br />
im süddeutschen Raum findet sich die<br />
Allmende in Form von Almen recht häufig,<br />
auf denen verschiedene Viehbauern ihre<br />
Tiere weiden lassen dürfen. Aber auch kommunale<br />
Wege, Gemeindewiesen oder Wälder<br />
sind Allmenden.<br />
Doch was haben diese beiden Begriffe miteinander<br />
zu tun? Und warum thematisieren<br />
wir sie hier? Die Antwort lautet: Weil<br />
jemand die Idee hatte, sie zu verbinden.<br />
Ökologie online von<br />
Nicolas Rieger;<br />
der studierte Technik-<br />
Jour nalist ist Master des<br />
ForestFinance IT-Netzwerkes.<br />
Die Internetseite www.mundraub.org ruft<br />
nicht – wie der Name vermuten ließe – zum<br />
Tatbestand des geringfügigen Diebstahls<br />
auf, sondern zu Höherem: zur gemein -<br />
schaft lichen Nutzung und gerechten Verteilung<br />
– zur Obstallmende. Der Name aber ist<br />
gut gewählt: er ist einprägsamen und gewitzt<br />
selbstironischen. Der Ablauf selbst ist<br />
gut organisiert und für jeden offen. Registrierte<br />
Mitglieder können auf einer interaktiven<br />
Karte Orte eintragen, an denen<br />
sich herrenlose Obstbäume befinden. Auch<br />
natürliche Kräutergärten, Nussbäume und<br />
Beerensträucher finden sich auf der Website,<br />
die mittlerweile über 4 .000 Einträge hat.<br />
Die Einträge sind frei einsehbar, und so kann<br />
jeder Besucher einfach mal nachsehen, ob<br />
es in seiner Umgebung eine Alternative zum<br />
Obstkauf im Supermarkt gibt. Weiß er<br />
dann noch, was wann wächst, kennt er<br />
nun auch das Wo und kann raus in die Natur<br />
und die Zutaten für den Obstsalat<br />
selbst zusammenpflücken.<br />
Respekt und Ehrenkodex<br />
Wichtig ist den Betreibern von mund -<br />
raub.org aber auch, dass die Nutzer Res pekt<br />
vor Privateigentum wahren, behutsam mit<br />
der Natur umgehen und sich nicht nur bei<br />
der Ernte, sondern auch beim Nachpflanzen<br />
und Pflegen der Bäume engagieren. Hie und<br />
da finden sich aber sogar Einträge von<br />
Obst baumbesitzern, die ihre Bäume zum<br />
Bepflücken freigeben. Über einen 100 Jahre<br />
alten Walnussbaum in Stieldorf bei Bonn,<br />
der auf Privatgrund steht, schreibt der Entdecker:<br />
„Der Eigentümer bittet sogar darum,<br />
die auf der Straße liegenden Nüsse aufzusammeln,<br />
da sie sonst von Autoreifen zermahlen<br />
werden.“<br />
Um hingegen ungebetenen Zaungästen<br />
vorzubeugen, bieten die Betreiber die Möglichkeit<br />
an, Fundstellen als privat zu melden<br />
und aus der Karte entfernen zu lassen.<br />
Und auch die Betreiber versuchen, jeden Eintrag<br />
zu prüfen: Sieht eine Fundstelle auf<br />
dem Satellitenbild aus wie eine Plantage, ist<br />
sie umzäunt oder allzu nah an einem Haus,<br />
so wird der Eintrag verworfen. Häufig kommen<br />
solche Meldungen aber nicht vor, die<br />
meisten der Nutzer respektieren den Verhaltenskodex.<br />
Historie und Altruismus<br />
Die Idee zu mundraub.org entstand nicht<br />
etwa im Mindmap-Programm einer cleve -<br />
ren Marketingagentur, sondern bei einem<br />
Gespräch unter Freunden. Katharina Frosch<br />
erzählte ihren Freunden Kai Gildhorn und<br />
Mirco Meyer von einer Kanutour, während<br />
derer sie an der Uferböschung frisches<br />
Obst gepflückt hatte: „Es ist doch schade,<br />
dass die alle vergammeln.“ Diese Erkenntnis<br />
in eine Internetseite umzusetzen, das haben<br />
die drei Freunde dann „einfach gemacht“,<br />
resümiert Mirco Meyer heute. Und<br />
so ist der Hauptantrieb für mundraub.org<br />
Altruismus und das schöne Gefühl, der<br />
Welt etwas schenken zu können: „Es ist<br />
ein bisschen die Philosophie, dass allen alles<br />
gehört“, meint Kai Gildhorn. „Natürlich<br />
gilt das nur für Bäume, die wirklich niemandem<br />
gehören.“<br />
Idealismus und Finanzierung<br />
In einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft<br />
steht einem solchen Idealismus leider nur<br />
allzu oft das Geld bzw. der Mangel an solchem<br />
im Weg. Überlegungen, die Plattform<br />
mit Werbung zu refinanzieren oder an<br />
48 FF www.forestfinance.de
Crowdfunding<br />
Die Startfinanzierung für ihr Buch haben<br />
die Mundraub-Macher übrigens über eine<br />
andere, nicht minder soziale und gemeinschaftliche<br />
Institution des Internets<br />
gestemmt, nämlich über Crowdfunding.<br />
Crowdfunding-Internetseiten wie etwa<br />
VisionBakery.de, StartNext.de oder<br />
Kickstarter.com bieten die Möglichkeit,<br />
Projekte und Ideen vorzustellen, und für<br />
deren Umsetzung Spenden von Nutzern<br />
aus aller Welt einzusammeln. Für das<br />
„Mundräuber-Handbuch“ kamen so in<br />
55 Tagen 5.497,44 Euro von 166 Personen<br />
zusammen.<br />
Neben Bands, die gerne ein Album produzieren<br />
würden und finanzielle Hilfe brauchen,<br />
ambitionierten Computer spielideen<br />
unabhängiger Softwareentwickler und<br />
Indie-Filmen finden sich auf genannten<br />
Portalen auch immer wieder soziale Projekte.<br />
Abseits der großen karitativen Verbände<br />
versuchen hier nämlich oft Gruppen von<br />
Privatpersonen, Probleme anzupacken und<br />
hierfür finanzielle Unterstützung zu erhalten.<br />
Ein Blick in das Portfolio der Crowdfunding-Seiten<br />
lohnt sich allemal!<br />
einen Investor zu verkaufen, stießen bei der<br />
Nutzerschaft auf Kritik.<br />
Seit Mitte August jedoch haben die<br />
Mund räuber all diesen Bedenken und Problemen<br />
eine pfiffige Idee entgegengesetzt:<br />
Für rund 17 Euro kann man auf der Internetseite<br />
das „Mundräuber-Handbuch” bestellen.<br />
Auf 84 Seiten erhält der geneigte Obstpflücker<br />
viele Informationen rund um Ernte,<br />
Verarbeitung, Pflanzung und Pflege,<br />
aber auch die rechtlichen Aspekte des Mundraub<br />
2.0. Mit dem Erlös des Buchverkaufs<br />
soll die Wartung, Pflege und Weiterentwicklung<br />
von mundraub.org sichergestellt werden,<br />
auf dass noch viele einsame Obsthaine<br />
neu entdeckt werden und ihre Früchte<br />
nicht ungenutzt Jahr für Jahr verrotten.<br />
Das Buch, regional und saisonal frisches<br />
Obst, reife Beeren und köstliche Nüsse finden<br />
Sie hier: www.mundraub.org<br />
Reifes Früchtchen kostenlos pflücken.<br />
Wo? Sehen sie nach bei www.mundraub.org<br />
Sie haben selbst genug und möchten teilen?<br />
Eintragen bei www.mundraub.org.<br />
Fotos: photocase.com/missx-Montage ForestFinance<br />
www.forestfinance.de FF 49<br />
iForest
Für Waldläufer<br />
Bezaubernd nostalgisch<br />
100 Jahre alte Geschichten – und doch<br />
erstaunlich kindlich. Am 7. 12. 1912 fand<br />
die Uraufführung von „Peterchens<br />
Mond fahrt“ als Theaterstück statt. 1916<br />
folgte das Theaterstück „Pips der Pilz“,<br />
das dann 1920 als Buch erschien. Beide<br />
Kindergeschichten schrieb Gerdt von<br />
Bassewitz und für beide machte Hans<br />
Baluschek die Illustrationen. Aber<br />
während „Peterchens Mondfahrt“ international<br />
bekannt wurde, geriet der<br />
kleine Pips in Vergessenheit. Dabei ist die<br />
Geschichte so schlicht wie herzerfrischend:<br />
Der kleine Pilz Pips will laufen<br />
lernen und die Welt erkunden. Er nimmt<br />
seinen ganzen Mut zusammen und findet<br />
Freunde: den Hasen Flips, den Dachs,<br />
die Taube, den dicken Frosch Pamps<br />
und vor allem das Taumariechen und<br />
den Mooskönig. Mit ihrer Hilfe gelingt<br />
es Pips, über sich hinaus zu wachsen und<br />
seinen Platz im Leben zu finden.<br />
Kinder können daraus viel lernen –<br />
charmant Verträumtes über das Leben<br />
im Wald, aber auch, dass man zusammen<br />
mit Freunden, Mut und eigenem<br />
Willen Außergewöhnliches erreichen<br />
kann.<br />
Hillen, Barbara (Hg): Pips der Pilz,<br />
88 Seiten mit zahlreichen Abbildungen,<br />
ISBN 978-3-9814718-1-6<br />
Preis: 14,95 €,<br />
Bestellung: verlag@barbara-hillen.de<br />
Die Welt verstehen<br />
Der Geologe Axel Bojanowski arbeitet als<br />
Redakteur in der Spiegel-Wissenschaftsredak<br />
tion und löst seit 1997 als Journalist und<br />
bekannter Verfasser der Kolumne „Graf<br />
Seismo“ die Rätsel dieser Erde. Nun hat er<br />
in einem Buch so seltsamen Phänomen<br />
nachgespürt wie, warum es am Wochenende<br />
häufig regnet und am Montag dann<br />
wieder die Sonne scheint. Rätselhaft! Ja, aber<br />
nur weil viele Naturerscheinungen esoterisch<br />
verklärt oder extrem kompliziert von<br />
Wissenschaftlern erklärt werden, meint<br />
der Autor.<br />
Axel Bojanowski hat die verklausulierte<br />
Sprache vieler Wissenschaftler als Hauptman<br />
ko des Nicht-Verstehens ausgemacht<br />
und führt die Leser in eine fantastische Welt<br />
natürlicher Phänomene. Er erzählt von<br />
wan dernden Felsblöcken, Algen, die das<br />
Klima abkühlen und von rotierenden gigan -<br />
ti schen Eiskreisen auf dem Bajkalsee. Bojanowski<br />
verführt zum Staunen und verdeutlicht<br />
zugleich die Hybris menschlichen<br />
Lebens. Er präsentiert wissenschaftliche Erkentnisse,<br />
verständlich formuliert und<br />
macht damit klar: Es gilt nicht, alles zu verstehen,<br />
vielmehr die Natur der Erde als ein<br />
komplexes System zu achten, das wir Menschen<br />
zunehmend gefährden. Ein sehr kluges,<br />
kurzweiliges und lesenswertes Buch.<br />
Axel Bojanowski: Nach zwei Tagen Regen<br />
folgt Montag, ISBN: 978-3-421-04534-8<br />
14,99 € (D), DVA Sachbuch<br />
Hilfe für die Awá in Brasilien<br />
Der Oscar-Preisträger Colin Firth gab <strong>2012</strong><br />
den Startschuss für eine neue Kampagne<br />
von Survival International zur Rettung des<br />
„bedrohtesten Volkes der Welt“: den Awá im<br />
brasilianischen Amazonasgebiet. Das Herzstück<br />
der Kampagne ist ein Videoclip über<br />
die Awá, mit einem Appell von Colin Firth<br />
und Musik des Grammy-Gewinners Heitor<br />
Pereira.<br />
Die Awá sind ein kleines indigenes Volk,<br />
dessen Gebiet von einer Welle illegaler<br />
Holzfäller, Viehzüchter und Siedler überrollt<br />
wird. Die neue Kampagnenseite zeigt mit<br />
eindrücklichen Grafiken die Zerstörung des<br />
Waldes der Awá, die schneller voranschreitet<br />
als in jedem anderen Indigenen-Gebiet<br />
in Amazonien. Die Situation der Awá ist so<br />
kritisch, dass einige brasilianische Experten<br />
von „Genozid“ sprechen. Viele der etwa<br />
360 bereits kontaktierten Awá-Indianer<br />
sind Überlebende brutaler Massaker. Man<br />
schätzt, dass bis zu 100 weitere unkontaktierte<br />
Awá in dem rapide schrumpfenden<br />
Wald Zuflucht vor der Zerstörung suchen.<br />
Ziel der Kampagne ist es, Brasiliens Jus -<br />
tiz minister dazu zu bewegen, die Holzfäller,<br />
Viehzüchter und Siedler mithilfe der Bundespolizei<br />
dauerhaft aus dem Gebiet auszuweisen.<br />
In seinem Appell sagt Colin Firth<br />
über die Awá: „Pfeil und Bogen haben gegen<br />
Gewehre keine Chance. Und an jedem anderen<br />
Punkt in der Geschichte, wär’s das gewesen.<br />
Wieder wäre ein Volk für immer vom<br />
Erdball verschwunden. Aber wir werden<br />
die smal dafür sorgen, dass es nicht dazu<br />
kommt …”. Helfen Sie mit:<br />
www.survivalinternational.de/awa<br />
FF 50 www.forestfinance.de
Foto: Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem<br />
Foto: screenshot<br />
Foto: Deutsche Wildtier Stiftung/T. Martin<br />
Ausstellungen – Termine – Events<br />
Die i Erfassung der Grünen Welt lt<br />
++<br />
++<br />
racaena caena<br />
m<br />
a<br />
usta<br />
ga<br />
da<br />
igelia africana icana<br />
a<br />
is<br />
++<br />
cias<br />
a<br />
grand<br />
difollia<br />
++<br />
++ +FVa Floras Flal Fl V or Ua lesia<br />
Schätze<br />
Flora’s treasures<br />
27. April <strong>2012</strong> bis 24. Februar 2013<br />
gni + r as auran<br />
Ug r + assn<br />
s myric<br />
ora<br />
coides<br />
allesia aurantiaca ntiaca ++<br />
F g<br />
F g<br />
++ +Fal FVa<br />
V<br />
Wa W hin<br />
Xy<br />
SpiaStS<br />
guatem<br />
Fl tS t<br />
++ FVa<br />
Valor<br />
lesia ras auran<br />
ash ngtoniia<br />
fili ifera<br />
ylop Sch a frute hät escens ättze<br />
tz s ++<br />
t malensi l le i iis<br />
i ++<br />
’<br />
Ye t ze Z i i<br />
n sntiaca tze Ziziphe<br />
+<br />
allesia aurantiaca ++<br />
++<br />
e eYe Yue<br />
uc cca he hus<br />
F g gguatem<br />
F Flor s stem 27. AApril<br />
nsi<br />
agu’ e maal alensi is ++<br />
rrguatem<br />
r rg<br />
a a’sst<br />
s malens trea tre trea l sis as<br />
Z izip hus<br />
sis as asur i sur res<br />
Februar 2013<br />
p <strong>2012</strong> bbis<br />
244.<br />
Sonderausstellung im im im Botanischen Museum<br />
Berlin-Dahlem, täglich von 10-18 Uhr<br />
Bus X83/101<br />
Eingang Königin-Luise-Str. Königin-Luise-Str. 6-8<br />
Im Museum Koenig machen viele mit, um den Regenwald<br />
nach Bonn zu holen.<br />
Einheimische Wildtiere wie dieser Fuchs gehören zu<br />
den Hauptdarstellern im Naturfilm der Stiftung.<br />
… durchforstet<br />
Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – über Blumen und Botanik in Berlin,<br />
Regenwald-Paten in Bonn und Wildtiere in Deutschland. Hier unsere Reihe<br />
mit Veranstaltungstipps im <strong>ForestFinest</strong> Magazin<br />
„Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt“ heißt die Ausstellung des Botanischen<br />
Gartens und des Botanischen Museum Berlin-Dahlem, in der eines der wichtigsten<br />
Arbeitsgebiete der Botanik vorgestellt wird. Bereits seit einem Vierteljahrtausend<br />
erfassen Botaniker die Pflanzenwelt verschiedener geografischer Regionen und vereinen<br />
die Ergebnisse in einem Florenwerk, einem Inventar und zugleich Bestimmungsbuch<br />
für die Pflanzen eines Gebietes. Dennoch ist unser Wissen über das grüne Kleid der Erde<br />
noch immer sehr lückenhaft: Bis heute gibt es „weiße Flecken“ auf der botanischen<br />
Weltkarte. Die Sonderausstellung wird bis zum 24. Februar 2013 in Berlin gezeigt. Die<br />
Ausstellung vermittelt, wie aufregend und zugleich anstrengend und aufwändig der<br />
Weg von der Expe dition bis zur fertigen Publikation einer Flora ist. Alles zu Terminen<br />
und Anfahrt erfahren Sie auf www.botanischer-garten-berlin.de.<br />
Paten gesucht – Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn plant<br />
eine neues Regenwald-Projekt und sucht dafür noch Unterstützung. Als Teilbereich der<br />
Dauer ausstellung „Unser blauer Planet – Leben im Netzwerk“ soll eine neue Regenwald-Ausstellung<br />
den Museumsbesuchern Einblicke in eines der faszinierendsten und<br />
bedeutsamsten Ökosysteme unserer Erde eröffnen. Ob als Privatperson oder Unternehmen,<br />
jeder kann helfen, ein Stück Regenwald nach Bonn zu bringen und Aufklärung zu<br />
leisten über eines der wichtigsten Ökosysteme. Werden Sie Pate für ein Regenwald-Tierexponat<br />
oder werden Sie „Koenig“ im gleichnamigen Museum und genießen Sie dafür<br />
besondere Vorteile in einem der wichtigsten naturkundlichen Museen Deutschlands.<br />
Informationen dazu finden Sie hier: www.regenwald-ausstellung.de/pate-werden/paten<br />
schaften.html<br />
Wildtier-Paradiese schaffen! Jeden Tag gehen in Deutschland 100 Hektar Natur verloren.<br />
Mit den Wäldern, Wiesen und Feuchtgebieten verschwinden Lebensräume für Wildtiere.<br />
Sie finden immer weniger Rückzugsräume. Die Deutsche Wildtier Stiftung wirkt diesem<br />
Trend entgegen: Sie erhält und sichert Flächen aus dem Nationalen Naturerbe (NNE)<br />
für den Natur- und Artenschutz. „Die alten Wälder, die wir heute so genießen und die so<br />
wichtig für viele Tiere sind, haben unsere Ur-Urgroßeltern einst gepflanzt. Was wir<br />
heute tun, tun wir für unsere nachfolgenden Generationen“, sagt Birgit Radow von der<br />
Stiftung. Ein neuer Naturfilm der Stiftung zeigt, wie wichtig die Arbeit rund um NNE-<br />
Flächen ist. Imposante Bilder zeigen in einem elfminütigen Film die Schönheit dieser<br />
Natur und ihre beeindruckende Tierwelt. Alte Bäume dürfen auf den NNE-Flächen der<br />
Stiftung fallen, liegenbleiben und verrotten. Denn Totholz ist wertvoller Lebensraum<br />
und bietet für viele Wildtiere perfekte Bedingungen. Der Film zeigt anschaulich, wie in<br />
einem intakten Ökosystem alles voneinander abhängig ist und miteinander interagiert.<br />
Zu sehen ist der Film auf www.deutschewildtierstiftung. de/de/schuetzen/wildtierland-schaffen/<br />
video-wildtierparadiese-schaffen/.<br />
www.forestfinance.de FF 51
Teilnahmebedingungen: Teilnahmeschluss ist der 31. November 2013. Die Preise werden unter allen, die ab 18. 10. <strong>2012</strong> einen neuen Vertrag mit der Forest Finance Service GmbH abschließen, verlost. Ausgeschlossen sind<br />
Mitarbeiter der Forest Finance Service GmbH oder eines anderen Unternehmens der Forest Finance Gruppe sowie deren Angehörige. Die Gewinne können nicht gegen Bargeld oder einen anderen Preis eingetauscht werden.<br />
Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Die Gewinner werden nach Teilnahme schluss schriftlich/per E-Mail benachrichtigt. Sollte der Gewinner nicht innerhalb von 28 Tagen auf die Gewinn benachrichtigung antworten,<br />
verfällt der Gewinn und ein Ersatzgewinner wird ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />
Jetzt schlägt's 12 plus 1!<br />
12 unkaufbare Preise und 1 Traumreise<br />
Seit 2003 gibt es den BaumSparVertrag und<br />
WoodStockInvest. Und deswegen gibt es ab<br />
sofort jeden Monat einen Gewinn, den man<br />
nicht kaufen kann, und als großes Finale eine<br />
Panama-Traumreise für zwei. Macht alles zusammen:<br />
12 Gewinnspiele + 1 Hauptgewinn = ein SuperBaumJahr 2013<br />
Ab sofort ist jeder Neu-Kunde dabei<br />
An unserem Gewinnspiel nimmt automatisch jeder teil, der ab<br />
dem 18. 10. <strong>2012</strong> einen neuen Vertrag abschließt – gleich welches<br />
Produkt, also auch GeschenkBaum-Kunden. Jeden Monat spielt<br />
eine ForestFinance-Mitarbeiterin Glücksfee und zieht den<br />
Gewinner. Im Dezember 2013 ziehen wir dann unter allen<br />
den Hauptgewinn:<br />
Zwei Wochen Panama mit dem preisgekrönten Reiseveranstalter travel-to-nature,<br />
der Ihnen die schönsten und natürlichsten Winkel des Landes zeigen wird.<br />
12 unkaufbare Gewinne<br />
Wir haben uns für jeden Monat des Jahres ein ganz besonderes Event erdacht.<br />
Jedes hat etwas mit Bäumen, Wäldern, Forest-Finance und unseren Partnern zu<br />
tun. Lernen Sie uns kennen. Gewinnen Sie besondere Konzertkarten für einen<br />
Künstler, der 2013 mit CO2OL klimafreundlich tourt, oder ein Schokoladen-<br />
Seminar mit unserer Kakao-Expertin, bauen Sie Blockhütten im Wald mit Peter<br />
Wohlleben, Förster, Buchautor und ForestFinance-Naturschutzpartner in der<br />
Eifel, oder kommen Sie zu einem ForestFinance-Fest nach Bonn und lachen über<br />
ein Finanz-Kabarettprogramm. Gerne nehmen wir Sie auch auf die Burg Guttenberg<br />
mit, wo wir Sie gemeinsam mit der Deutschen Umweltstiftung zum<br />
BaumStifter machen.<br />
Daten, Daten<br />
Ab Oktober <strong>2012</strong> zählt zwar jeder neu unterschriebene Vertrag –<br />
die Events, die es zu gewinnen gibt, finden aber erst ab Januar<br />
2013 statt. Welche wann stattfinden, können Sie ab Januar 2013<br />
online sehen, auf www.forestfinance.de/go/2013 (Änderungen<br />
müssen wir uns aus organisatorischen Gründen vorbehalten).<br />
Viel Glück in 2013<br />
wünscht Ihnen<br />
Ihr ForestFinance-Team<br />
Fotos: Jan Fockele
Los L Los<br />
SSantos<br />
anto<br />
PPanama<br />
anama<br />
Zur Feier des Jahres<br />
10 Jahre<br />
BaumSparVertrag + WoodStockInvest<br />
12 Events plus eine Panama-Traumreise<br />
Macht alles zusammen: SuperBaumJahr 2013