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ForestFinest 2/2012

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft.

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ISSN 1866-7325 4,00 €<br />

<strong>ForestFinest</strong><br />

Ausgabe 2 <strong>2012</strong><br />

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />

Wald & Werte<br />

Im Wandel


Mein Baum<br />

sorgt für gutes Klima<br />

und faire Zusammenarbeit<br />

Für Fairness und Vielfalt<br />

Fairness gehört zum Sport – aber auch in die ganze Welt getragen, findet Julian Ekelhof, Baumstifter bei<br />

der Deutschen Umweltstiftung. Dazu gehört für den Basketballer, dass diejenigen, die die Welt mit CO 2<br />

belasten, etwas tun, um sie davon zu befreien. Wie sein Baum: Er wächst im neuen Stifterwald und hilft<br />

dem Klima. Er sichert der Welt den Regenwald und vielen Menschen dort gute Wald-Arbeit. Er sorgt für<br />

sauberes Wasser und gibt vielen Tieren und Pflanzen ein Zuhause. Mit 33 Euro sind Sie dabei – wie Julian.<br />

Einfach online baumstiften gehen. Danke.<br />

www.baumstifter.de<br />

Julian Ekelhof<br />

Projektleiter CO OL und Baumstifter<br />

2<br />

Deutsche<br />

Umweltstiftung<br />

Foto: Nicolas Rieger


Foto: Universal Picture (r.) · ForestFinance (u.)<br />

Illustration: Mona Godzewski<br />

Wem gehört die Welt …<br />

… natürlich der Menschheit. Wenn’s um das „Große Ganze“ geht, sind vor allem Politiker<br />

großzügig – weil es keine praktischen Folgen hat. Bei Kleinkram sieht das anders aus. Wem<br />

gehört das Öl unter dem Festlandsockel? Wem die Arktis? Wem gehört die Atmosphäre?<br />

Und wem gehört der Boden? Jeder – ob Einzelner oder Gruppe –, der etwas „gemacht“ hat,<br />

hat auch ein Recht an der Nutzung oder am Besitz. Wir bauen ein Haus – es ist unseres. Aber<br />

wer hat die Atmosphäre „gemacht“? Dass diese Güter der Gemeinschaft „Menschheit“ einfach<br />

gehören, ist für neoliberale Politiker und Ökonomen eine schlimme Vorstellung. Sie<br />

gehören privatisiert. Die Aufteilung der Welt in kleine Stücke ist wichtig, sonst kann man sie<br />

niemandem verkaufen. Und gerade darum geht es. Unberührter Urwald? Der liegt in „unserem“<br />

Staatsgebiet also können wir ihn aufteilen und verkaufen – an Unternehmen oder<br />

vielleicht Milliardäre, die dort vielleicht sogar „Naturschutz“ betreiben wollen. Wen interessiert<br />

schon, dass dort auch Menschen leben. Die Privatisierung der Welt und die Enteignung<br />

der Masse der Menschen, die in, auf und von der Welt leben, geht munter voran. Auch unter<br />

ökologischem Vorzeichen.<br />

Der Handel mit CO 2 -Zertifikaten ist so ein Beispiel der Privatisierung der Welt. Hier wird die<br />

Atmosphäre zur privaten Nutzung (als Mülldeponie für CO 2 ) freigegeben und diese Nutzung<br />

mit einem Preisschild versehen. Der „Eigentümer“ der Atmosphäre – die Menschheit – profitiert<br />

von diesem eingeführten Finanzspiel nicht. Die Gewinne bleiben zum Beispiel bei den<br />

Energiekonzernen, die CO 2 -Zertifikate geschenkt bekommen, aber wieder verkaufen. Sinnigerweise<br />

an die Eigner der Atmosphäre – vulgo die Verbraucher –, denen als Gemeinschaft<br />

die Atmosphäre gehört. Die Erträge müssten an diese Gemeinschaft fließen. Stattdessen<br />

sorgt die Politik dafür, dass die Gewinne bei den Verschmutzern und bei der Finanzwirtschaft<br />

landen.<br />

Wir alle – ForestFinance eingeschlossen – sind Teil dieses Wirtschaftssystems. Auch Wald<br />

kann auf privatem Grundstück stehen, das jemandem gehört – ob einzelner Person oder<br />

einem deutschen „Öko-Fonds“. Auch das ist eine, wenn auch subtilere Form der Enteignung<br />

und spielt quantitativ weltweit nicht die entscheidende Rolle. Wenn wir aber die „Ökologie“<br />

nicht um eine andere Art von Ökonomie erweitern, dann praktizieren wir nur grün angestrichenes<br />

Land Grabbing.<br />

Wirtschaften im Sinne von Gemeinwirtschaft und Gemeinwohl ist innerhalb dieses Systems<br />

nicht einfach – auch weil das innerlich wie äußerlich ein anderes Wertesystem erfordert.<br />

Hier werden Profit und Wachstum zum Nutzen der Gemeinschaft verstanden und nicht<br />

unter dem Motto „Wenn jeder an sich selber denkt, ist für alle gesorgt“. Wir wollen diesen<br />

Weg in ein anderes Wirtschaften jetzt langsam antreten. Deswegen werden Teile von Forest-<br />

Finance behutsam in genossenschaftliche Strukturen<br />

übergehen. Vor allem damit wenigstens ein kleiner<br />

Teil der Welt – nämlich die Wälder von ForestFinance<br />

– dann wieder allen gehören und von allen genutzt<br />

werden können. Dieses <strong>ForestFinest</strong> Magazin, soll uns<br />

und Ihnen dazu Denkanstöße geben.<br />

Harry Assenmacher,<br />

Gründer und Geschäftsführer ForestFinance<br />

Herausgeber <strong>ForestFinest</strong><br />

Inhalt<br />

4 An uns<br />

Die Seite für Leser · Impressum<br />

5 Die phänomenale Fünf<br />

Streiflichter in Zahlen zu Biodiversität<br />

6 Buschtrommel<br />

Meldungen zu Wald und Welt<br />

8 Titel<br />

In Wert und Wandel gesetzte Wälder<br />

Wem gehört die Welt? Fragen an Robin Hood<br />

22 Waldwirtschaft<br />

Deutsche Bank vernichtet Wälder · Holz in Kohlekraftwerken<br />

· Qualitätssiegel · Meldungen<br />

26 Reportage<br />

Junge Menschen forsten Ecuador auf<br />

28 Forest Finance<br />

Fonds und Waldinvestments<br />

32 LandPartie<br />

Problematik Landraub · Meldungen und<br />

Hintergründe<br />

36 World of ForestFinance – WFF<br />

10-jährige Jubiläen · Menschen · Kakaogeschichten<br />

aus Peru · Meldungen aus Panama und<br />

Deutschland · CO2OLes<br />

46 BaumFreund & BaumSchule<br />

Von Menschen und Bäumen<br />

48 iForest<br />

Wald &<br />

Werte<br />

Mundraub ganz legal<br />

50 Für Waldläufer durchforstet<br />

Bücher · Links · Termine<br />

www.forestfinance.de FF 3<br />

Editorial


An und über uns …<br />

… die Seite für Leser und Meinungen<br />

Liebe Leserinnen und Leser, diese Seite gehört Ihnen. Dieses Mal haben wir sogar Post aus Vietnam –<br />

elektronische, natürlich. Als E-Mails kamen auch beharrliche Fragen zu dem vernünftigen Umgang mit Geld<br />

und Rückstellungen bei ForestFinance. Lesen können Sie alles hier. Ebenso wie die Antworten.<br />

Ha Sy Dong, Vorstand der Ben Hai Forestry<br />

Company, mailte nach seinem Deutschland-<br />

Besuch: Im Namen der Quang Tri Provinz Delegation<br />

möchte ich mich bei ForestFinance herzlich für<br />

die Organisation unseres Besuchsprogramms in der<br />

Schweiz, Deutschland, Frankreich und den Niederlanden<br />

bedanken. Ihre Begeisterung und Gastfreundschaft<br />

ließ unseren kurzen Besuch zu einem<br />

Erlebnis werden, und wir haben insbesondere<br />

während unseres Ausfluges viele interessante Erfahrungen<br />

gemacht. Deutschlands moderne Kultur<br />

und Gesellschaft haben bei uns unvergessliche Eindrücke<br />

hinterlassen. Wir hoffen, dass unsere Kooperation<br />

fortbesteht und auch in Zukunft viele neue<br />

Geschäftsideen und Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

hervorbringt. Wir freuen uns bereits darauf,<br />

Sie im August in Vietnam willkommen zu heißen.<br />

Lars Gorschlüter, Gründer des Save Wildlife<br />

Conservation Fund: Ich las gerade mal wieder auf<br />

einer Reise die neue <strong>ForestFinest</strong>-Zeitschrift durch<br />

und bin wirklich begeistert – eine tolle Zeitschrift!<br />

Annette Bauer-Löwenberg fragte 2011, wie<br />

ForestFinance PR-Arbeit wie das Kundenmagazin<br />

und zeitgleich Pflege und Ernte der Bäume<br />

bezahlt*, <strong>2012</strong> hakte sie nach: Sie hatten mir<br />

auf meine Frage geantwortet, indem Sie mir den<br />

Prozentsatz der Verwaltung und Werbung mitteilten.<br />

Das reicht mir nicht als Antwort. Also habe ich<br />

selbst eine Antwort gefunden. ForestFinance kann<br />

nämlich von dem Geld, das die Investoren zahlen,<br />

nicht nur die Bäume pflanzen lassen, die der Kunde<br />

will, sondern lässt auch Bäume für sich selbst<br />

pflanzen. Im Jahre „x“ sind die ausgewachsen,<br />

werden verkauft und daraus wird die Pflege und<br />

Ernte der Kundenbäume bezahlt. Machen Sie das<br />

etwa schon, bzw. wie finden Sie die Idee?<br />

(* Wir veröffentlichten den Leserbrief und die Antwort<br />

des Geschäftsführers Harry Assenmacher in<br />

der <strong>ForestFinest</strong>-Ausgabe 2-2011.)<br />

Harry Assenmacher antwortet: Die Idee finden<br />

wir so gut, dass wir sie schon vor Jahren umgesetzt<br />

haben (also ansatzweise …). ForestFinance ist<br />

nach unseren AGB mit einem gewissen Prozentsatz<br />

am Ernteergebnis beteiligt. Der Hintergrund ist<br />

allerdings nicht, mit diesem anteiligen Ertrag Kundenbäume<br />

zu pflegen, sondern einen Ansporn für<br />

uns zu schaffen, möglichst gute Arbeit zu leisten.<br />

Denn: Je mehr Ertrag für den Kunden, je höher ist<br />

auch unsere „Belohnung“. Ich hatte Ihnen auf Ihre<br />

Frage aber auch mehr als die Verwaltungs- und<br />

Werbekosten aufgeschlüsselt. Vor allem hatte ich<br />

aufgeführt, dass der weit überwiegende Teil des<br />

Pflegeaufwands in den allerersten Jahren (1 bis 4)<br />

entsteht, also auch die Kosten in den folgenden 25<br />

Jahren ausgesprochen gering sind. Darüber hinaus,<br />

dass für diese (geringen) Kosten natürlich (nachgewiesene!)<br />

Rückstellungen gebildet werden.<br />

Darauf schrieb Annette Bauer-Löwenberg:<br />

Sehr geehrter Herr Assenmacher, danke für Ihre<br />

recht befriedigende Antwort. Rückstellungen sind<br />

aus Geld, und das kann durch Inflation abgewertet<br />

werden. Da der Staat so viele Schulden hat, könnte<br />

die Inflation höher werden. Ich würde Rückstellungen<br />

aus neuen Bäumen bilden.<br />

Harry Assenmacher antwortet: Rückstellungen<br />

sind keineswegs immer aus Geld. Rückstellungen<br />

sind Bilanzwerte, welche gegen künftige oder erwartete<br />

Forderungen gebildet werden. Dies kann<br />

(!) aber muss keineswegs in Form von Liquiditätsreserven<br />

(vulgo Geld) geschehen. Wir bilden Rückstellungen<br />

in Form von Geld und Sachwerten.<br />

Wobei die Sachwerte eben Grund und Boden und<br />

Bäume sind. Die Mischung dabei liegt in der Tat<br />

auf Sachwerten. Insofern berücksichtigen wir auch<br />

diese Ihre Anregung bereits.<br />

Alle Zahlen finden Sie im<br />

Geschäftsbericht auf:<br />

www.forestfinance.de/go/<br />

geschaeftsbericht-2011<br />

ForestFinance Gruppe<br />

Finanz- und<br />

Geschäftsbericht 2011 / 12<br />

4000<br />

3500<br />

3 000<br />

2500<br />

2000<br />

1500<br />

1000<br />

500<br />

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010<br />

2011<br />

<strong>2012</strong><br />

ISSN 1866-7325 4,00 €<br />

<strong>ForestFinest</strong><br />

Ausgabe 1 <strong>2012</strong><br />

Das Magazin für weltweite Waldwirtschaft<br />

Biodiversität<br />

oder:<br />

Ich bin dann<br />

mal weg!<br />

Impressum<br />

<strong>ForestFinest</strong> – Das Magazin<br />

für weltweite Waldwirtschaft Nr. 2/<strong>2012</strong><br />

ISSN 1866-7325<br />

Herausgeber und V.i.S.d.P.:<br />

Forest Finance Service GmbH, Harry Assenmacher,<br />

Geschäftsführer, HRB 13610, AG Bonn, Eifelstraße 20,<br />

53119 Bonn<br />

Redaktion: Christine Sommer-Guist, Harry Assenmacher<br />

MitarbeiterInnen dieser Ausgabe: Achim Berger, Silke<br />

Berger, Silke Elwers, Jan Fockele, Janina Mai, Mira Nürnberg,<br />

Nicolas Rieger, Kristin Steffan, Yannick Witt<br />

Gestaltung und Produktion:<br />

SOKO-Layout, Marc Venner<br />

Titelfoto: Universal Pictures<br />

Kontakt Redaktion: redaktion@forestfinance.de<br />

Forest Finance Service GmbH, Eifelstr. 20, 53119 Bonn,<br />

Fon: 0228/943 778 0<br />

Druck: 35 000 Exemplare, Z.B.! Kunstdruck mbH, Köln,<br />

auf 100 % Recycling-Papier. Für ForestFinance-Kunden<br />

ist der Bezug kostenlos. Preis: 4 Euro (D)<br />

Bestellungen für Jahresabonnements:<br />

Zwei Ausgaben – 6 Euro, schriftlich an: Forest Finance<br />

Service GmbH (Anschrift siehe oben)<br />

Veröffentlichungen und Nachdrucke mit Quellenangabe<br />

sehen wir gern.<br />

4 FF www.forestfinance.de<br />

Baumsparverträge<br />

COB-43753/<strong>2012</strong>


Der Wert des Waldes<br />

Zwischen Klimaschutz, Erholung und wirtschaftlichen Interessen<br />

Riesige Waldflächen bedecken unsere Erde.<br />

Laut Aussagen des WWF sind es mit 4 Milliar<br />

den Hektar fast 1/ 3 der Landfläche. In Deutschland<br />

existieren derzeit rund 11 Millionen<br />

Hektar. Doch welchen Wert haben Wälder?<br />

Sowohl für Menschen als auch Tiere sind sie<br />

lebenswichtig – und das lässt sich nicht in<br />

Geld ausdrücken:<br />

Bäume speichern CO 2 , wandeln das<br />

schäd liche Treibhausgas in Sauerstoff um<br />

und sind zudem wichtige Wasserspeicher.<br />

Nicht zuletzt werden Wälder auch in ihrer<br />

Funktion als Erholungsraum immer wichti -<br />

ger. So bieten sie die Möglichkeit fernab des<br />

stressigen Arbeitsalltags Ruhe und Entspan<br />

nung zu finden. Da immer mehr Menschen<br />

in den großen Ballungsräumen, fern<br />

von Natur und Wald, leben, wächst auch der<br />

Bedarf an naturbezogener Umweltbildung.<br />

So existieren in Deutschland aktuell rund<br />

1.400 Natur- und Waldkindergärten.<br />

66 % der<br />

deutschen Bevölkerung<br />

besuchen den Wald mindestens<br />

einmal pro Jahr, 50 % einmal<br />

im Monat und rund<br />

25 % sogar einmal<br />

wöchentlich.<br />

Laut § 14 des<br />

Bundeswaldgesetzes<br />

(BWaldG) ist es jedem erlaubt<br />

Wald aller Eigentumsarten<br />

zum Zwecke der Erholung<br />

zu betreten.<br />

Doch Wälder sind auch Rohstofflieferan ten<br />

und somit wirtschaftlich nutzbringend.<br />

Zu dem sind allein in Deutschland rund<br />

46.000 Unternehmen im Bereich der Holzverar<br />

beitung tätig. Ihr Jahresumsatz lag 2009<br />

bei insgesamt 35 Milliarden Euro. In Deutschland<br />

arbeiten 1.300.000 Menschen im Bereich<br />

des Wald- und Holzclusters, weltweit sind<br />

ca. 1,6 Milliarden Menschen auf den Wald als<br />

überlebenswichtige Existenzgrundlage angewiesen.<br />

Über einen Zeitraum von fast 200 Jahren<br />

wurden die Wälder als nutzbare Natur den<br />

Prinzipien des klassischen Waldbaus unterworfen.<br />

Sowohl der Wald als auch die ihn<br />

umgebende Landschaft tragen noch heute<br />

deutliche Zeichen davon. Ende des letzten<br />

Jahrhunderts wurde die Kahlschlagwirtschaft<br />

in Deutschland durch das Prinzip des<br />

Dauerwalds abgelöst.<br />

Die Holzvorräte in<br />

Deutschland liegen bei<br />

insgesamt 3.400.000.000<br />

Kubikmetern – damit<br />

nehmen wir im europäischen<br />

Vergleich einen führenden<br />

Platz ein.<br />

Mittlerweile<br />

sind 70 % der<br />

Waldflächen in<br />

Deutschland<br />

zertifiziert.<br />

Ziel ist es seitdem, einen „naturnahen“<br />

Waldbau zu betreiben und langfristig wieder<br />

mehr urwaldnahe Waldflächen entstehen<br />

zu lassen. Um der weltweit steigenden<br />

Abholzung entgegen zuwirken, werden<br />

seit einigen Jahren verstärkt bestimmte<br />

Waldregionen zu Schutzgebieten erklärt –<br />

in Deutschland stehen bereits 17 % der<br />

Flächen unter Schutz. Der gesamte Wald in<br />

Deutschland besteht aus rund 7.000.000.000<br />

Bäumen.<br />

Zahlenspiele von Jan Fockele,<br />

Geschäftsführer und Inhaber<br />

der ForestFinance PR-Agentur<br />

Laub & Partner. Der Mitgesellschafter<br />

begleitet Forest-<br />

Finance seit Sommer 2004.<br />

Die phänomenale 5<br />

3<br />

Der Zahlendreier (fast) ohne Worte<br />

1. Ein Baum produziert bis zu 4.600 kg<br />

Sauerstoff pro Jahr.<br />

2. Ein Mensch verbraucht durchschnittlich<br />

330 kg Sauerstoff im Jahr.<br />

3. Ein Düsenflugzeug verbraucht bei einer<br />

Atlantiküberquerung 35.000 kg<br />

Sauerstoff.<br />

Zur Gewinnung<br />

von Energie werden in<br />

Deutschland jährlich rund<br />

50.000.000 Kubikmeter<br />

Holz genutzt.<br />

www.forestfinance.de FF 5


Buschtrommel<br />

Dieser Frosch (Diasporus citrinobapheus) färbt ab. Er<br />

wurde in der westlichen Bergwelt Panamas entdeckt.<br />

Foto: Senckenberg<br />

Das sind fossile Spuren der baumförmig wachsenden,<br />

ausgestorbenen Bärlapppflanzen, der Sigillariaceae,<br />

die auch im neu entdeckten Pompeji-Wald gefunden<br />

wurden. Foto: porshunta, wikipedia<br />

Pompeji in China: Forscher entdecken Überreste<br />

eines 300 Millionen Jahre alten Tropenwaldes<br />

in einer Ascheschicht. Diese<br />

hatte den tropischen Wald unter sich begraben<br />

und konserviert. „Wir entdecken<br />

einen Ast mitsamt Blättern dran, (…). Und<br />

dann finden wir den zugehörigen Stamm.<br />

Das ist einfach aufregend“, schwärmt Hermann<br />

Pfefferkorn von der University of<br />

Pennsylvania von den Funden. Unter der<br />

Vulkanasche verrotteten die Pflanzen nicht,<br />

sondern blieben fast vollständig erhalten.<br />

Den Wissenschaftlern ermöglicht der 1000<br />

Quadratmeter große versteinerte Wald Einblicke<br />

in die damalige Vegetation. Demnach<br />

bildeten Baumfarne das Blätterdach, das<br />

von einzelnen, bis zu 25 Meter hohen Siegelbäumen<br />

(Sigillaria) und Nadelbäumen<br />

(Cordaites) überragt wurde.<br />

Mehr über den Fund können Sie hier lesen:<br />

www.forestfinance.de/go/fossile<br />

Meldungen zu Wald und Welt –<br />

Von verlorenen und wiedergefundenen Fröschen<br />

Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstitutes haben mehrere Frosch- und<br />

Sala manderarten im Hochland Panamas wiederentdeckt, die seit dem Amphibien-Massensterben<br />

Ende der 1990er Jahre als verschollen galten. Das Forscherteam fand außerdem<br />

eine neue Froschart. Die ist nur etwa zwei Zentimeter groß, leuchtend gelb, färbt bei<br />

Berührung ab und heißt deswegen Gelbfärber-Regenfrosch, Diasporus citrinobapheus.<br />

Die Paarungsrufe der männlichen Regenfrösche erregten die Aufmerksamkeit der Forscher.<br />

„Es war aber gar nicht so einfach, die winzigen Tiere im dichten Regenwald ausfindig zu<br />

machen, geschweige denn zu fangen“, erzählt Biologe Andreas Hertz. Als die Forscher den<br />

kleinen Frosch dann in den Händen hielten, stellten sie fest: „Beim Anfassen des Tieres färbten<br />

sich unsere Finger gelb“, so Hertz. „Wir können aber leider noch nicht sagen, welchen<br />

Sinn das Abfärben hat.“ Zur Abwehr von Fressfeinden ist die Eigenschaft jedenfalls ungeeignet;<br />

die Biologen konnten keinerlei giftige Komponenten finden. Neben dem nicht<br />

farbechten Frosch konnten die Wissenschaftler 18 von insgesamt 33 gefährdeten und stark<br />

gefährdeten Amphibienarten nachweisen, die in dem untersuchten Gebiet als heimisch<br />

gelten. Mehr zu den seltenen Fröschen: www.forestfinance.de/go/redlist-panama<br />

Junge Pflanzen, die in Anwesenheit von einem Bodenschimmelpilz wachsen. Die Pflanzen rechts im Bild sind<br />

alle wegen des Pilzbefalls gestorben, während die Pflanzen links dank Zugabe nützlicher, pilzhemmender Bakterien<br />

vor der Krankheit geschützt werden konnten. Foto: Universität Göttingen<br />

Pflanzen leben eng mit Bodenbakterien<br />

zusammen: Sie fördern eine spezifische<br />

mikrobielle Gemeinschaft, die die Wurzeln<br />

besiedelt und das Wachstum der Pflanzen<br />

verbessert. Bestimmte Bakterien wie die<br />

Pseudomonaden bilden Wirkstoffe, die die<br />

Wirtspflanze gesund halten und vor Krankheits<br />

erregern schützen. Wissenschaftler<br />

der Universität Göttingen konnten zeigen,<br />

dass die Vielfalt der mikrobiellen Gemeinschaften<br />

entscheidend für ihre schützende<br />

Wirkung auf Pflanzen ist. Sie bewiesen,<br />

dass nützliche Bodenbakterien den Pflanzenkrankheitserreger<br />

Rhizoctonia solani,<br />

der die Rübenfäule verursacht, hemmen<br />

und dass Pflanzen mit Hilfe von pilzhemmenden<br />

Bakterien vor der Krankheit geschützt<br />

werden können. Diese Erkenntnisse<br />

stellen einen wichtigen Schritt für die Erforschung<br />

der Lebensbedingungen von<br />

nützlichen Bodenmikroorganismen dar<br />

und zeigen, wodurch das Überleben dieser<br />

Bodenbakterien bestimmt wird. Die Arbeit<br />

kann damit zur Verbesserung des natürlichen<br />

Pflanzenschutzes sowie zur Verringerung<br />

des Einsatzes von Pestiziden im Ackerbau<br />

beitragen. Der Link zur Studie: www.forestfinance.de/go/biodiversitaet-pflanzenschutz<br />

6 FF www.forestfinance.de


für Sie aufgelesen<br />

Bonn hisst die Flaggen der Länder, die in der UN vertreten<br />

sind. Foto: Presseamt Bundesstadt Bonn<br />

Bonn – kleine Stadt, große Aufgabe für globale<br />

Artenvielfalt. Die Ex-Bundeshauptstadt<br />

ist zukünftig der Sitz des Sekretariats<br />

für das neue Wissenschaftlergremium für<br />

Biodiversität, die Intergovernmental Science-Policy<br />

Platform on Biodiversity and Ecosystem<br />

Services (IPBES). Der sogenannte<br />

Weltbiodiversitätsrat soll Informationen<br />

zur biologischen Vielfalt liefern, Daten sammeln,<br />

analysieren und Entscheidungsträgern<br />

Handlungsoptionen anbieten.<br />

Mit IPBES beherbergt Bonn nun 19 UN-Orga<br />

nisationen und über 100 NGO-Büros, die<br />

im Umwelt- und Klimaschutz arbeiten. Das<br />

passt zu ForestFinance, dem internationalen<br />

Waldmacher mit Bonner Wurzeln.<br />

Natur-Defizit-Syndrom –<br />

neuer Name, altes Leid<br />

„Raus, zum Spielen“ hören Kinder immer<br />

seltener. Die meisten Eltern würden ihre Kinder<br />

am liebsten in Watte packen und nicht<br />

allein vor die Haustür lassen. Traurige Folge:<br />

das Natur-Defizit-Syndrom. Das ist zwar<br />

nur ein Name, geprägt vom US-Amerikaner<br />

Richard Louv, und keine Diagnose, aber<br />

macht Sinn: als Aufruf an alle Eltern und<br />

Pädagogen, mit Kindern rauszugehen, besser<br />

noch, sie alleine rauszuschicken. Kinder<br />

brauchen Freiräume und keine organisierte<br />

Freizeit. Das beweist eine britische Studie,<br />

deren Ergebnisse problemlos in die meisten<br />

europäischen Länder übernommen werden<br />

können.<br />

Seit den 1970er Jahren haben Kinder 90 Prozent<br />

des Raumes eingebüßt, in dem sie<br />

ohne Elternaufsicht spielen dürfen. 50 Prozent<br />

der Eltern gaben an, dass sie ihre Kinder<br />

wenn möglich bis zum 14. Lebensjahr gar<br />

nicht ohne Begleitung aus dem Haus lassen.<br />

Das Ergebnis: die Hälfte der 11- bis 15-Jährigen<br />

verbringen täglich siebeneinhalb Stunden<br />

vor PC- oder TV-Bildschirmen. Sie versäumen<br />

dabei wichtige Erfahrungen wie das<br />

Erproben von Gren zen, die Ausbildung sozialer<br />

Fähigkeiten beim Baumhausbauen<br />

oder Ausflüge planen, die sie nur draußen<br />

und unter ih res gleichen machen können.<br />

Und sie lernen zu wenig über Natur. Die von<br />

Zuerst die gute Nachricht: Schokolade macht dünn. Diese Botschaft verkünden Wissenschaftler<br />

aus Kalifornien, die mit einer Studie an der Universität San Diego eine negative<br />

Korrelation zwischen der Häufigkeit des Schokoladenkonsums und dem sogenannten<br />

Body-Mass-Index (BMI) entdeckten. Will heißen: Menschen, die regelmäßig<br />

Schokolade essen, sind schlanker als die, die sich das verkneifen.<br />

Und jetzt die schlechte: Stimmt nicht ganz. Die Meldung ist zwar genuss- und menschen -<br />

freundlich, aber wissenschaftlich nicht korrekt. Denn wie die Forscher zu ihrer Erkenntnis<br />

beziehungsweise die Schokoladenesser zu ihrer Schlankheit kommen, ist nicht ganz<br />

klar. Wahrscheinlich spielen bei den schlanken Schokoladenfreunden andere Variablen<br />

eine Rolle – wie zum Beispiel, dass sie sich mit einem Bissen Schokolade dafür belohnen,<br />

auf Currywurst oder andere Fettfallen verzichtet zu haben. Wie dem auch sei: Schokolade<br />

kann Gutes bewirken. Mehr dazu können Sie ab Seite 40 in diesem Heft lesen.<br />

Immer mehr Kinder verbringen ihre Freizeit vor Bildschirmen<br />

anstatt draußen in der Natur.<br />

Foto: fotolia.com/contrastwerkstatt<br />

Buschtrommel<br />

den Wissenschaftlern untersuchten Kinder<br />

konnten kaum Wespen von Bienen unterscheiden.<br />

Die Studie finden Sie hier:<br />

www.forestfinance.de/go/natural-childhood<br />

+GTST +++ Gute Trommel +++ Schlechte Trommel +++ GTST ++<br />

Schokolade macht glücklich. Auch dünn?<br />

www.forestfinance.de FF 7<br />

Foto: ForestFinacne


Errol Flynn war nur einer von vielen Robin Hoods. Erst gab es letzteren als Ballade, dann als Sage und vor genau 100 Jahren dann auch als Leinwandhelden – in einem Stummfilm,<br />

künstlichem Wald und in einer Strumpfhose. Weiteres Markenzeichen: Der Kampf für Freiheit und Gerechtigkeit. Der Wald spielte dabei in allen Medien – vom mittelalterlichen<br />

Lied bis zum Blockbuster – eine Hauptrolle. In seinem Schutz konnte der Held leben und sein Hab und Gut mit den Armen teilen. Und in der Tat: Wälder waren lange Zeit<br />

Gemeingüter. Sie gehörten allen Menschen, ebenso wie das Holz zur Entwicklungsgeschichte der Menschheit, wie Teilen zum Überleben. Die Bilder und Geschichten über den<br />

Wald sind also immer auch Geschichten über die Menschen und ihre Zeit, ihre Werte und Lebenshaltung.<br />

8 FF www.forestfinance.de


WALD<br />

WERTE<br />

&<br />

Wälder sind wertvoll – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie sind voll besetzt mit<br />

Werten, Idealen, Ideen bis hin zu Klischees. Wir verbinden damit Träume von Freiheit –<br />

lassen Eremiten, Räuber von Hotzenplotz bis Robin Hood im Wald leben. Wir setzen unsere<br />

Hoffnungen auf ihn als Klimaretter, Arterhalter und Wertanlage. Aber wir haben auch Ängste – vor<br />

seiner Dunkelheit in der Nacht, vor dem Wilden und Fremden in ihm, das wir Menschen zu wenig kennen und<br />

deswegen kaum verstehen. Und so ranken sich Legenden und Mythen, Märchen, Filme und ganze Opern bis hin zu<br />

Berechnungen und Prognosen, ökonomische wie ökologische Theorien um die Bäume der Welt. Auf den folgenden<br />

Seiten beleuchten wir diese Aspekte und spüren ihren Entwicklungen nach. Auf all ihren verschlungenen Pfaden.<br />

Können Sie sich Rotkäppchen in der Stadt<br />

vorstellen? Sie steht an der Supermarktkasse,<br />

bezahlt noch schnell Omas Einkäufe,<br />

bevor sie mit der U-Bahn in die freundliche<br />

Senio ren residenz am Stadtrand fährt. Und<br />

der Wolf? Der kommt in Gestalt des pöbelnden<br />

Punks in die Bahn, der ihr Unflätiges<br />

zuruft, während sie verlegen aus dem<br />

Fenster in die Dunkelheit (weg)schaut.<br />

Nein? Fehlt Ihnen was? Uns auch. Das Mädel<br />

gehört samt Wolf und Großmutter in<br />

den Wald. Der macht die Geschichte erst<br />

spannend und bietet die tiefgrün(dig)e<br />

Kulisse. Der Wald, wo die Räuber sind, Faune<br />

und Feen, Trolle und Geister. Lauter unberechenbare<br />

– alles in allem recht reizvolle<br />

Wesen. Der Wald ist aber nicht nur ein verheißungsvoller<br />

Ort, der Abenteuer verspricht,<br />

er bietet auch Schutz. Schneewittchen<br />

zum Beispiel. Oder Robin Hood, den wir<br />

zu seiner Wald-Beziehung für Sie interviewt<br />

haben (ab Seite 10). Wälder sind Welten<br />

mit eigenen Regeln und Natur gesetzen.<br />

Die meisten davon beginnen wir langsam<br />

zu verstehen.<br />

Mystik und rauhe Wirklichkeit<br />

Beides gehört zusammen. Nicht nur in diesem<br />

Fall. Wirklich ist, dass erst die Wälder<br />

uns Menschen zu einer erfolgreichen Spezies<br />

gemacht haben. Sie waren und sind für<br />

die Entstehung und das Überleben aller Kulturen<br />

existenziell. Denn sie liefern den<br />

wichtigsten Rohstoff: Holz. Es wärmt, ermöglicht<br />

keimfreies Essen und Trinken, lieferte<br />

früher den wichtigsten Baustoff für<br />

Häuser und Burgen sowie das Material für<br />

Waffen. „… ohne Bäume wäre der frühe<br />

Mensch kläglich gescheitert, seine Existenz<br />

bestenfalls eine Anek dote der Evolution<br />

geblieben“, bringt es Peter Wohl leben auf<br />

den Punkt. (Ein Interview mit dem Waldexperten<br />

und Buchautoren finden Sie auf<br />

Seite 17.) Und so verehrten viele Kulturen<br />

Bäume als mächtige, heilige Wesen. Die<br />

Germanen ehrten die Götter in Heiligen Hai-<br />

nen, Hindus versuchen auch heute noch als<br />

Waldmönche den sich ständig wiederholenden<br />

Kreislauf des Lebens, Samsara, zu erfassen<br />

und Buddha erlangte unter einem<br />

Baum Erleuchtung. Christen haben zum<br />

Wald ein gespaltenes Verhältnis: Ihre Missio<br />

nare ließen Bäume fällen, um all die<br />

Heiden aus den alten Hainen in die neuen<br />

Kirchen zu treiben.<br />

Aber in Märchen, Mythen und Liedern<br />

blieb auch in den christlich geprägten Kultu<br />

ren die tiefe Bedeutung, die Menschen<br />

Wäldern gaben, erhalten – wie in Grimms<br />

Märchen, Wagners Ring oder von Webers berühm<br />

ten Freischütz.<br />

Und die Gegenwart? Wir scheinen in einer<br />

Zeit zu leben, die diese Bedeutung wieder<br />

sehr ernst nimmt. Hollywood zum Beispiel<br />

hat diesen Trend erkannt: Es gibt seit<br />

Jahren immer mehr Filme – über Robin<br />

Hood, die Herren der Ringe oder auch waldfreundliche<br />

Aliens wie in Avatar – die Wälder<br />

als Orte der Macht und Mystik darstellen.<br />

www.forestfinance.de FF 9<br />

Titel


Titel<br />

Werte, die Waldbesitzer ihren Wäldern zumessen<br />

Neue Waldbesitzer – Alte Bundesländer<br />

Naturschutz Priorität (Pr.) 1<br />

Schutz und Nutzung (*)<br />

Erholung Pr. 2<br />

Geldanlage, Sicherheit Pr. 3<br />

Wirtschaftl. Gewinn, Holzvermarktung Pr. 4<br />

Tradition, Pflege, Erhalt Pr. 5<br />

Hobby, Liebhaberei Pr. 6<br />

Steuervorteile Pr. 7<br />

„Was bedeutet mir mein Wald ganz persönlich?“ fragte der Bayerische Waldbesitzerverband. Er unterteilt die Waldbesitzer in „Neue Waldbesitzer“ und die alten, die<br />

schon lange Mitglieder der Forstzusammenschlüsse sind. Die Neuen haben keine land- oder forstwirtschaftlichen Berufe, haben den Wald geerbt oder gekauft und ganz<br />

andere Interessen als die traditionellen. Grafik: ForestFinance, Quelle: waldbesitzer-info.de<br />

„Und ewig singen die Wälder …“ – einer der erfolgreichsten<br />

Filme der 1950er Jahre. Wussten Sie, dass<br />

Heimatfilme – die immer in schönen, gern bewaldeten<br />

Landschaften spielen – ein einzigartiges Filmgenre<br />

bilden? Wälder, Wiesen und Berge bieten die Kulisse<br />

für sich heftig liebende, stark leidende und unter erschwerten<br />

Umständen sich findende Menschen.<br />

Fotos: filmposter-archiv.de<br />

Deutsche Exportschlager: Waldromantik,<br />

Waldeinsamkeit und Waldsterben<br />

Gut, deutsche Heimatfilme vor waldwogenden<br />

Kulissen konnten sich nicht durchsetzen.<br />

Hollywood hatte seine eigenen – die<br />

Western. Und Indien war noch nicht so<br />

weit. Bollywood kam zu spät – oder der Heimatfilm<br />

starb zu früh. Aber dafür haben wir<br />

den Waldweltschmerz in die Welt getragen.<br />

Kein anderes Land scheint Wald gefühls -<br />

mäßig so intensiv zu erleben wie Deutschland.<br />

So sehen das nicht nur die Deut-<br />

Neue Waldbesitzer – Neue Bundesländer<br />

Gesellschaftliche und soziale Aspekte Pr. 1<br />

(wie z. B. ideeller Wert, Familientradition, zu den<br />

eigenen Wurzel zurückkehren, Besitzerstolz etc.)<br />

Holzvermarktung und Jagd (*)<br />

Naturschutz Pr. 2<br />

(es blieb unklar, was darunter verstanden wurde.<br />

Gemeint war wohl eher Schutz & Nutzung)<br />

Eigenversorgung Pr. 3<br />

Wirtschaftlicher Gewinn/Holzvermarktung Pr. 4<br />

Erholung Pr. 5<br />

Geldanlage Pr. 6<br />

Steuervorteile Pr. 7<br />

schen. Der Autor des Buches „Wälder – Ursprung<br />

und Spiegel der Kultur“, Robert Pogue<br />

Harrison, schreibt darin vom „deutschen<br />

Drang zur Waldmystifizierung“. Frankreich<br />

und viele englisch sprachige Länder übernahmen<br />

sogar die deutschen Begriffe<br />

„Waldeinsamkeit“ und „Waldsterben“, ohne<br />

sie in ihren eigenen Wortschatz zu übersetzen.<br />

Sie bedeuten mehr als emotionale<br />

Verwir rung oder überspannte Hysterie.<br />

Wald ein samkeit drückt das Ideal des in<br />

sich gekehr ten Menschen aus, der im Wald<br />

Freiheit und Ruhe findet. Waldsterben hingegen<br />

benannte den sauren Regen als für<br />

das Eingehen der Wälder verantwortlich. Es<br />

fiel zum Glück aus, das große Sterben, was<br />

die Berechenbarkeit menschlichen Schaffens,<br />

Schätzens und Zerstörens nicht gerade<br />

einfacher macht.<br />

Schwer berechenbare geldwerte Vorteile<br />

Prof. Dr. Matthias Dieter, Leiter des Institutes<br />

für Ökonomie der Forst- und Holzwirtschaft<br />

am Johann Heinrich von Thünen-<br />

Ins titut, schreibt zu den Werten der Wälder:<br />

„Sie liefern zum Beispiel Schutzleistungen,<br />

die als unentgeltliche Vorleistungen in die<br />

Produktion anderer Güter eingehen. Reinigung<br />

des Grundwassers oder Schutz von<br />

Siedlungs-, Verkehrs- und Landwirtschafts -<br />

flächen vor Lawinen und Erosion sind Beispiele<br />

hierfür. Die Werte dieser Schutzleistungen<br />

tauchen aber in keiner systematischen<br />

statistischen Erfassung auf. Bezogen<br />

auf den gesamtwirtschaftlichen Umsatz<br />

Mitglieder von Forstzusammenschlüssen<br />

Rentabilität und guter Pflegezustand Pr. 1<br />

Wirtschaftliche Rentabilität Pr. 2<br />

Nachhaltiger Waldbau Pr. 3<br />

Naturnaher Waldbau, Mischwälder Pr. 4<br />

Gesellschaftliche und soziale Aspekte Pr. 5<br />

liegt die forstliche Primärproduktion in<br />

Deutschland bei unter einem Promille.“<br />

Das ist nicht viel. Und würde man Wald nur<br />

unter diesem Aspekt betrachten, wäre er<br />

wertlos. Aber da ist noch der Rohstoff Holz,<br />

den Wälder liefern, und da kommen dann<br />

satte Zahlen ins Spiel: „Das Cluster Forst und<br />

Holz – also alle Wirtschaftszweige, die auf<br />

Holz als Vorleistungsgut angewiesen sind –<br />

erwirtschaftet einen Umsatz in Höhe von<br />

etwa 170 Milliarden Euro.“<br />

Wer einen eigenen Wald hat, kann dessen<br />

Wert grob ermitteln. Dazu gibt es Formeln,<br />

die Faktoren wie Fläche, Alter der Bäume,<br />

Kulturkosten und Bestockung zueinan -<br />

der in Beziehung setzen. Es gibt aber immer<br />

mehr Menschen, die im Wald mehr sehen als<br />

Bestands- oder Verkehrswerte (siehe Grafik<br />

oben).<br />

Kühles Kalkül – Wald als Klimaretter<br />

Viele ärgern sich, dass Wald im Zuge des Klimaschutzes<br />

in CO 2 -Tonnen berechnet und<br />

zum Faktor des Emissionshandels runtergebrochen<br />

wird. So entwickelt die Klimarahmenkonvention<br />

der UN einen Mechanismus,<br />

der finanzielle Anreize schafft Wälder<br />

zu erhalten und dadurch Emissionen zu<br />

vermindern. Dieser Mechanismus heißt<br />

„Reducing Emissions from Deforestation<br />

and Degradation“ (Reduktion von Emissionen<br />

aus Entwaldung und Schädigung<br />

von Wäldern) und ist als REDD bekannt. Er<br />

steht aber auch in der Kritik, denn viele Menschen,<br />

die von und in Wäldern leben, fürch-<br />

10 FF www.forestfinance.de


ten um ihre Rechte. So haben <strong>2012</strong> viele sogenannte<br />

indigene Völker eigene Vertreter<br />

zur UN-Klimakonferenz nach Rio geschickt,<br />

um den Schutz ihrer Umwelt und Ansprüche<br />

einzufordern (mehr dazu finden Sie auf<br />

den Seiten 14 –15). Aber die Grundidee, den<br />

Wert der Natur zu berechnen und diesen in<br />

die wirtschaftliche Gesamtrechnung einfließen<br />

zu lassen, macht Sinn. Die TEEB-Studie<br />

(The Economics of Ecosystems and Biodiversity,<br />

die wir im Heft 2/2011 vorstellten)<br />

berechnet zum Beispiel, dass der Verlust von<br />

Wäldern und der Verschlechterung ihres Zustandes<br />

bis zu 4,5 Billionen US-Dollar im Jahr<br />

kosten – mehr als die aktuelle und anhaltende<br />

Finanzkrise. Und wenn Ökonomen<br />

diese Zusammenhänge begreifen, sind sie<br />

vielleicht eher bereit, in den Schutz der<br />

Wälder zu investieren.<br />

Agroforst – Hoffnungsträger von morgen,<br />

Niederlage von vorgestern<br />

Als Hans Carl von Carlowitz im 18. Jahrhun<br />

dert den Begriff Nachhaltigkeit prägte,<br />

enteignete er im Grunde die Bauern.<br />

Sie verloren im Namen der Nachhaltigkeit<br />

das Recht, im Wald ihr Vieh weiden zu lassen.<br />

Fortan sollten Hochwälder wachsen,<br />

ohne dass Ziegen und Schweine die Triebe<br />

und Samen fraßen. Das Ziel: ein unerschöpfliches<br />

Reservoir des Rohstoffs Holz.<br />

Profiteure des neuen Konzepts waren die<br />

Reichen, die Wälder besaßen und die, die<br />

sich Holz als Brenn- und Baustoff leisten<br />

konnten. Die Idee des Gemeinwalds ging<br />

ebenso unter wie die der Agroforstwirtschaft,<br />

die Wald- mit Landwirtschaft kombinierte.<br />

Wälder wurden zu Holzlieferanten<br />

und nur noch in seltenen Fällen ganzheitlich<br />

genutzt.<br />

Heute ist das Interesse an Agroforsten<br />

wieder erwacht. Denn die Vorteile liegen auf<br />

der Hand: Sie bieten Lebensraum für viele<br />

Tiere und Pflanzen, die ein Ökosystem stabilisieren.<br />

Sie verringern die Bodenerosion,<br />

verhindern Überschwemmungen und zu<br />

schnelles Verdunsten von Regenwasser.<br />

Wenn in den Agrowäldern Tiere gehalten<br />

werden, liefern diese Dünger und bekommen<br />

dafür von den Bäumen im Sommer<br />

wertvollen Schatten. Letzten Endes profitieren<br />

die Agrobauern dann auch vom<br />

Wald, wenn sie das Holz – nach langen<br />

Jahren einträglicher Gemeinschaft – ernten<br />

und verkaufen.<br />

So schließt sich der Kreis – Wald ist wert -<br />

voll. In seiner selten gewordenen Wildnis<br />

– der realen wie auch sentimentalen,<br />

ebenso wie als gezähmter Forst.<br />

Wem gehört die Welt?<br />

Ein Interview mit Robin Hood zu Wald und noch viel mehr Werten im Wandel<br />

<strong>ForestFinest</strong>: Herr Hood, immer noch aktiv in<br />

Sachen „Rächer der Enterbten” und Wald?<br />

Robin Hood: Selbstverständlich – Vision und<br />

Mission meines Unternehmens haben immer<br />

noch Relevanz oder gerade wieder vermehrt! Sehen<br />

Sie, wir haben angefangen, als einige Leute<br />

meinten, der Wald oder die Tiere, die darin leben,<br />

gehören ihnen und nicht der Gemeinde und den<br />

Menschen, die dort wohnen und arbeiten. Plötzlich<br />

behauptete der Adel, der Wald sei sein Eigentum<br />

und jagen darin dürfe nur er. Dabei war<br />

das schon immer Gemeindewald, den alle gemeinsam<br />

genutzt haben. Klar, das gab Streit und<br />

wir haben dem Adel nur genommen, was er vorher<br />

den Bürgern genommen und privatisiert hat.<br />

FF: Na gut, das war sicher nicht in Ordnung, aber<br />

das ist ja nun über 800 Jahre her, war eine lokale<br />

Angelegenheit in Nordengland und niemand<br />

regt sich heute noch über Privatwald auf.<br />

RH: Ich sage nur: „Der erste, welcher ein Stück Land<br />

umzäunte, sich in den Sinn kommen ließ zu sagen,<br />

dies ist mein, und der einfältige Leute antraf, die<br />

dies glaubten, der war der wahre Stifter der bürgerlichen<br />

Gesellschaft. Wie viel Laster, wie viel Krieg,<br />

wie viel Mord, Elend und Gräuel hätte einer nicht<br />

verhüten können, der die Pfähle ausgerissen,<br />

den Graben verschüttet und seinen Mitmenschen<br />

zugerufen hätte: „Glaubt diesem Betrüger nicht.<br />

Robin Hood wurde durch seine<br />

in Film, Funk und Fernsehen<br />

verbreiteten Aktionen als „Rächer<br />

der Enterbten” bekannt, welche er<br />

vornehmlich aus dem Sherwood<br />

Forest heraus startete, wo auch<br />

sein Hauptquartier angesiedelt<br />

war. Anlässlich seines etwa 800jährigen<br />

Unternehmensjubiläums<br />

sprach <strong>ForestFinest</strong> mit ihm.<br />

Ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte<br />

euch allen, der Boden aber niemandem gehört.“<br />

FF: Stark Worte – klingen aber ein wenig altmodisch.<br />

RH: Sind auch nicht von mir, hat mir mein alter<br />

Freund Jean Jacques Rousseau mal geschrieben.<br />

Was ich sagen will: Das ist nicht 800 Jahre her, sondern<br />

geht seit Jahrhunderten so – Ihr deutscher<br />

Bauernkrieg war auch in weiten Teilen eine Folge<br />

der Enteignung der „Allmende“ – also der<br />

„Allgemeinde“-Güter – durch den Adel und ist heute<br />

wieder ein ganz aktueller Trend und zwar weltweit.<br />

FF: Also, wir sind vom Bauernkrieg weit<br />

weg …<br />

RH: Von wegen! Nicht mal in Deutschland. Die<br />

Frage: Wem gehört der Wald oder der Boden und<br />

wer darf ihn wie nutzen, die Nutzung regulieren,<br />

verkaufen und wer verdient daran etc.? – ist doch<br />

ein großes Thema bei Ihnen. Und das nicht nur jetzt<br />

in Zeiten der Energiewende, wo es darum geht, ob<br />

die großen Energieversorger Zugriff auf Land<br />

und Wald bekommen, um ihre Art der Energieversorgung<br />

und Profitmaximierung durchzusetzen.<br />

Soweit ich weiß, gibt es schon eine ganz ordentliche<br />

Bewegung von regionaler und lokaler Energiewende<br />

und -autarkie, die dann auch Gemein-<br />

www.forestfinance.de FF 11<br />

Titel


Titel<br />

dewald als Lieferant nachhaltiger regenerativer und<br />

CO 2 -neutraler Energie beinhaltet. Das mögen<br />

die großen Konzerne gar nicht.<br />

FF: Na gut, da gibt es ein paar Beispiele und Ansätze,<br />

aber das ist doch mengenmäßig ein<br />

Nebenkriegsschauplatz.<br />

RH: Auch falsch – derzeit werden über 90 Prozent<br />

der deutschen Energie von den vier großen Energieversorgern<br />

erzeugt. Selbst Ihre – weiß Gott nicht<br />

mehr konzernkritische SPD – will in ihrem Energiepolitischen<br />

Programm diesen Anteil auf 50 Prozent<br />

senken und 50 Prozent regional und lokal erzeugen<br />

– und zwar regenerativ. Das ist sozusagen<br />

ein „Roll Back“ – für die SPD sogar eine Rolle rückwärts.<br />

Noch vor 50 Jahren hatten zahlreiche<br />

deutsche Städte Stadtwerke, die selbst Strom erzeugt<br />

und Wasser sowie Gas geliefert haben – alles<br />

im Eigentum der Kommune. Gemeineigentum<br />

eben. Erst nach und nach meinten die neoliberalen<br />

Ökonomen, Privatisierung sei die Voraussetzung<br />

für „Fortschritt“ und „Entwicklung“. Alles sollte<br />

privatisiert, an alles ein Preisschild gehängt werden<br />

und dann würde der „Markt“ schon alles richten.<br />

Auch SPDler haben das geglaubt und glauben<br />

das ja zum Teil noch. Da kam es dann auch<br />

zu so kabarettreifen Dingen, wie dass Ruhrgebietsstädte<br />

ihre Abwassersysteme an US-Fonds verkauft<br />

und dann wieder zurückgemietet haben. Jetzt<br />

muss man sich das alles mühsam wieder ins Gemeineigentum<br />

holen. Da bleibt für meine Firma viel<br />

zu tun.<br />

FF: Verstehen wir richtig: Sie wollen die Privatisierungen<br />

rückgängig machen und alles wieder<br />

verstaatlichen? Roll back to socialism? Mit<br />

so einer unproduktiven, tristen Perspektive<br />

werden Sie wenige Menschen in den Gemeinde-<br />

Wald locken und mächtig Sympathie verlieren.<br />

RH: Also erstens kann ein Markt-System zugegeben<br />

sehr effizient sein. Kein anderes System hat<br />

in den letzten 1000 Jahren so viel Reichtum und<br />

auch Wohlstand geschaffen. Aber zu welchem<br />

Preis? Dass das nicht nachhaltig ist und so auf Dauer<br />

nicht weitergeht, spüren inzwischen selbst<br />

Mitglieder von ganz bürgerlichen deutschen Parteien<br />

– naja, ausgenommen die FDP vielleicht. Aber<br />

wir können ja nicht auf jede bildungsferne Randgruppe<br />

Rücksicht nehmen (lacht ein freches Lachen).<br />

Ansonsten denken Sie wirklich sehr schlicht<br />

in schwarz-weiß. Oder besser schwarz-rot. Es ist<br />

ein Unterschied, ob Sie ein Gut, eine Ressource, verstaatlichen<br />

oder in ein Gemeingut umwandeln.<br />

FF: Gemeingüter sind nicht verstaatlichte Güter<br />

oder Ressourcen?<br />

RH: Nein, sind sie nicht. Recht haben Sie, wenn Sie<br />

sagen, der Staat ist oft sehr unproduktiv, hat eine<br />

Tendenz zur Bürokratisierung. Mal abgesehen von<br />

Korruption und auch einer latenten Nähe zur Privatwirtschaft.<br />

Auch ein weltweites Problem. Der<br />

Staat soll aber Rahmenbedingungen schaffen, in<br />

denen Zusammenschlüsse, welche Gemein güter<br />

nutzen, vernünftig arbeiten können oder als Treuhänder<br />

die Gemeingüter verwalten. Die Gemeingüter<br />

gehören aber den Bürgern – nicht dem Staat.<br />

Der Anspruch der Bürger steht hier über denen des<br />

Staates.<br />

FF: Ehrlich gesagt, das klingt mächtig utopisch<br />

und theoretisch, so ein „Dritter Weg”. Genossenschaften<br />

kennen wir ja und die arbeiten auch<br />

hier und da ganz ordentlich, sind aber doch keine<br />

generelle Lösung für eine nationale oder gar<br />

internationale Organisationsform, die nicht Verstaatlichung<br />

heißt. Schon gar nicht für Wald oder<br />

andere Ressourcen und Güter.<br />

RH: Also Ihr Bundeskanzler Adenauer hat mal<br />

zu einem Journalisten gesagt „Und ich han’ jedacht,<br />

Sie sind ‘ne jebildete Mensch ...“ Das verkneif ich<br />

mir jetzt. Lieber nur ein paar ganz praktische Beispiele:<br />

In Alaska gibt es den „Permanent Trust“ einen<br />

Treuhandfonds, der für die Bürger die Einnahmen<br />

verwaltet, die aus dem Verkauf der Ölreserven<br />

Alaskas erzielt werden. Der „Permanent<br />

Trust“ hat schon 2006 über 1110 Dollar pro Kopf<br />

an die Bürger ausgeschüttet. Der Staat kann hier<br />

als Treuhänder oder Verwalter von gemeinschaftlichem<br />

Bürgereigentum eine vernünftige Rolle spielen<br />

und zumindest die geldlichen Nutzen von gemeinschaftlichem<br />

Eigentum einigermaßen gerecht<br />

verteilen. Ist auch mal ‘ne neue Erfahrung –<br />

der Bürger bekommt Geld vom Staat, statt dass<br />

dieser ihn zur Kasse bittet und dann wieder einen<br />

Teil des Geldes zuteilt – nach dem Willen der Politiker.<br />

FF: Ja, Alaska. Weit weg. Viele Ressourcen, wenig<br />

Einwohner. Sehr urig …<br />

RH: Ach, der Norwegische Staatsfonds, der die Erträge<br />

aus den Ölreserven des Landes verwaltet, geht<br />

in die gleiche Richtung. Letztlich geht es um die<br />

Frage: Wem gehört die Welt eigentlich? Wem gehört<br />

der Boden, der Wald, die Luft?<br />

FF: Na, die Luft zum Atmen ist zumindest noch<br />

freies Gemeineigentum und jeder kann und<br />

darf atmen. Da können wir ja froh sein.<br />

RH: Da haben Sie wieder nur eine Seite im Blick.<br />

In der Tat darf weltweit noch jeder Mensch kostenfrei<br />

einatmen. Auch ist diese Nutzung nicht geregelt<br />

– wobei die Nutzung von Gemeingütern natürlich<br />

Regeln unterworfen ist. So gesehen ist der<br />

Zugang zur Ressource Luft noch frei. Beim Ausatmen<br />

wird es schon komplizierter. Da gibt es zumindest<br />

schon mal gesellschaftliche und kulturelle<br />

Regeln. Man atmet andere nicht einfach dicht vor<br />

dem Gesicht heftig an … Beim industriellen<br />

„Ausatmen“ wird es nochmal komplizierter,<br />

das ist sehr wohl geregelt. Und wer die<br />

Luft, die Atmosphäre als Müllhalde nutzt<br />

und zum Beispiel mit CO 2 belastet, der<br />

muss neuerdings dafür auch zahlen.<br />

FF: Ja, der Bürger zahlt – die<br />

Strompreise steigen, wegen der<br />

CO 2 -Kosten etc. Tolles Gemein -<br />

eigentum. Da wären die meisten<br />

Bürger sicher dafür, es<br />

schnell wieder unreguliert<br />

nutzen zu lassen, damit<br />

der Strom billiger wird.<br />

RH: Sie haben es immer<br />

noch nicht verstanden.<br />

Was hier geschieht<br />

und geschehen ist, ist<br />

genau eine Privatisierung<br />

von Gemeineigentum.<br />

Die Atmosphäre<br />

ist von niemandem<br />

„gemacht“<br />

worden.<br />

12 FF www.forestfinance.de


Sie gehört also allen Menschen, allen Bürgern. Der<br />

Emissionshandel ist nichts anderes als die Vergabe<br />

von Nutzungslizenzen für ein Gemeingut: Hier<br />

zahlen – oder sollen zahlen – die Konzerne dafür,<br />

dass sie die Atmosphäre als Mülldeponie nutzen<br />

dürfen.<br />

FF: Super. Und dafür steigen die Strompreise für<br />

die Eigentümer der Atmosphäre – die Bürger …<br />

RH: Exakt das ist die Privatisierung! Weil die Energiekonzerne<br />

diese Lizenz nämlich nicht kaufen müssen,<br />

sondern weitgehend geschenkt bekommen haben<br />

und der Staat die Gewinne daraus nicht an die<br />

Bürger wieder verteilt hat, fuhren in Europa in den<br />

letzten Jahren die Konzerne hohe zweistellige Milliarden<br />

Extra-Gewinne ein, weil sie die „Kosten“ für<br />

die für sie kostenlosen Verschmutzungslizenzen<br />

an die Bürger weiterberechnet<br />

haben. Beriebswirtschaftlich ist das<br />

verständlich und sogar lehrbuchmäßig richtig.<br />

Das System muss aber geändert werden.<br />

Die Stromkonzerne müssen die Lizenzen tatsächlich<br />

kaufen und der Staat als Treuhänder der<br />

Bürger muss diese Einnahmen daraus wieder an<br />

die Bürger weitergeben!<br />

FF: Dann sinken die Strompreise auch nicht …<br />

RH: Nein, sollen sie ja auch nicht. Der Gedanke,<br />

dass man Verschmutzungskosten oder Nutzungskosten<br />

für ein Gemeingut in ein Produkt einrechnet,<br />

ist ja richtig. Aber die Gewinne aus diesen<br />

Lizenzen fließen wieder an die Eigentümer des<br />

genutzten Gemeingutes – hier der Atmosphäre –<br />

zurück. By the way hat das noch einen steuernden<br />

Effekt: Diejenigen Bürger, die viel Energie verbrauchen,<br />

bekommen weniger zurück; wer Energie<br />

und damit CO 2 -Emissionen einspart, behält<br />

mehr von der Rückvergütung aus der Gemeingutnutzung.<br />

Vorschläge selbst auf Regierungsebene<br />

für so einen „Sky Trust“ gibt es beispielsweise in<br />

den USA bereits. Da könnten Sie zum Beispiel mit<br />

Ihrer Abteilung CO 2 OL auch mal in Deutschland<br />

intervenieren und diese Idee verbreiten.<br />

FF: Hört sich an, als ob Sie aus dem Unterholz<br />

raus sind und weg von Pfeil und Bogen als Mittel<br />

für die Rache der Enterbten. Mit Gewalt wachsen<br />

die Bäume wohl doch nicht in den Himmel,<br />

was?<br />

RH: Jetzt wollen Sie meine Hollywood-Karriere auf<br />

die Wirklichkeit übertragen und ins Lächerliche ziehen.<br />

Aber glauben Sie nicht, dass es bei Wäldern<br />

weltweit heute anders hergeht als vor 800 Jahren<br />

in Nordengland. Ob in Indonesien oder in Brasilien<br />

– überall wird das noch freie Gemeingut Urwald<br />

privatisiert. Entweder direkt verkauft an private<br />

Eigentümer oder es werden vom Staat Lizenzen<br />

zur Nutzung an Private verkauft, ohne dass<br />

die Erträge daraus an die indigenen Völker fließen,<br />

die in diesen Wäldern leben. Oder wenigstens in<br />

diese Region wieder gehen. Meist profitieren neben<br />

den Investoren nur korrupte Politiker oder ein<br />

anonymer Staatsetat. Und natürlich wird dort teilweise<br />

noch mit Pfeil und Bogen gegen diese Enteignung<br />

gekämpft. Und es gibt Tote.<br />

FF: Stimmt schon, da gibt es aber auch ei ne<br />

starke Bewegung zum Schutz der Natur.<br />

RH: Klar – der „Natur“. Aber wem gehört die<br />

Natur? Der Privatisierungswahn geht soweit,<br />

dass US-Milliardäre ganze Regionen aufkaufen und<br />

die dort lebende Bevölkerung unter dem Schild<br />

„Naturschutz“ von der Nutzung dieser Region ausschließen.<br />

Der Kaufpreis aber geht an die Regierung<br />

oder Provinzpolitiker. Immer wieder die gleiche<br />

Frage: Wem gehört die Welt und wer darf sie<br />

wie nutzen? Sie als Unternehmen sind doch damit<br />

konfrontiert: So haben doch erst im Frühjahr<br />

diesen Jahres die Ngobe Bugle Indianer in Panama<br />

– ganz in der Nähe Ihrer Wälder – verhindert,<br />

dass ausländische Firmen, die eine Lizenz hatten,<br />

in den Bergen und Wäldern der Region eine riesige<br />

Kupfermine aufziehen. Die Lizenzgebühren gingen<br />

natürlich auch an die „Regierung“ und die Indigenen<br />

sind auch gar nicht gefragt worden. Das<br />

waren ganz schön gewalttätige Auseinandersetzungen<br />

und es hat auch Tote gegeben.<br />

FF: Schwer vorstellbar, das Privateigentum an<br />

Gemeingütern weltweit so einzuschrän ken oder<br />

zu regeln …<br />

RH: Nun ja, das ist auch eine Frage der Gewöhnung.<br />

Selbst in Deutschland <strong>2012</strong> finden Sie ja noch<br />

Reste von so einer gemeinschaftlichen Nutzung von<br />

Gütern, die allen gehören. Im deutschen Waldgesetz<br />

zum Beispiel ist geregelt, dass jeder den Wald betreten<br />

darf – egal, wem er gehört.<br />

Da fällt mir ein: Was machen Sie eigentlich mit den<br />

Wäldern, die ForestFinance gehören? Im Moment<br />

sind die ja in weiten Teilen an Einzelpersonen oder<br />

Unternehmen verpachtet, die dann auch den<br />

wesentlichen Gewinn daraus ziehen. Immerhin profitieren<br />

die Region und auch die Menschen, die dort<br />

leben von dieser forstlichen Arbeit. Aber was passiert<br />

nach Ernte mit dem Boden, mit den Wäldern?<br />

FF: Entschuldigung, aber wir führen hier das<br />

Interview und stellen die Fragen ...<br />

RH: Aha – so ist das. Also wenn ich Ihnen einen<br />

guten Rat geben darf: Sorgen Sie dafür, dass diese<br />

Wälder langfristig Gemeineigentum werden,<br />

genossenschaftlich in Eigentum sind und genutzt<br />

werden. Entweder regional oder vielleicht sogar<br />

international.<br />

FF: Danke für die Beratung, aber genau in die<br />

Richtung überlegen wir und sind schon dabei. Da<br />

sollen die Wälder auch hin – in das Eigentum der<br />

Menschen, die dort leben und arbeiten.<br />

RH: Sehr gut. Wenn Sie sich ein wenig weiterbilden<br />

wollen. Auf Seite 20 finden Sie noch ein paar<br />

von mir ausgesuchte Bücher, die ich zum Studium<br />

empfehle. Machen Sie so weiter. Sonst komm ich<br />

mit Pfeil und Bogen zurück … (lacht).<br />

*das Interview für <strong>ForestFinest</strong> führte<br />

Harry Assenmacher<br />

Harry Assenmacher<br />

(Geschäftsführer ForestFinance).<br />

Als ehemaliger Chefredakteur<br />

der „fairkehr“, Verlagsleiter<br />

der BUND-eigenen Natur &<br />

Umwelt GmbH und Journalist<br />

beobachtet und beschreibt er<br />

seit über 30 Jahren das Feld<br />

der Umwelt- und Naturschutzpolitik.<br />

www.forestfinance.de FF 13<br />

Titel


Titel<br />

Grünes Wachstum – was<br />

spricht dafür, wer dagegen?<br />

Kristin Steffan gibt Ihnen einen Blick über die Positionen.<br />

Erst „Nachhaltigkeit“, dann „Grünes Wachstum“<br />

– diese alten und neuen Lieblingsbegriffe<br />

von Industrie und Politik versprechen<br />

Wirtschaft und Naturschutz endlich zu<br />

vereinen. Doch kann die Wirtschaft tatsäch -<br />

lich umweltfreundlich weiterwach sen, ohne<br />

an natürliche Grenzen zu stoßen? Und wie<br />

sieht es dabei mit sozialer Nachhaltigkeit<br />

aus?<br />

Fallstudien von Forschern des britischen<br />

Institute of Development Studies belegen mit<br />

Beispielen aus drei Kontinenten, dass die<br />

Green Economy für die Menschen vor Ort bislang<br />

meist wenig förderlich ist, sondern die<br />

Armut noch vergrößert. Nur selten profi tiert<br />

die lokale Bevölkerung von neuen Arbeitsplätzen<br />

und Ausgleichszahlungen. Stattdessen<br />

häufen sich gewaltsame Ent eig nungen<br />

und Vertreibungen – auch im Namen<br />

von Biokohle-Gewinnung und Waldschutz.<br />

Der Anbau von Biomasse, Palmöl und Soja benötigt<br />

immer mehr Flächen, von denen oft-<br />

mals Menschen vertrieben werden. Das<br />

kann dann als „grün“ verkauft werden, ist<br />

aber ganz sicher nicht sozial – eher „Green<br />

Grabbing“. Und das, obwohl soziale ebenso<br />

wie ökologische Nachhaltigkeit ausdrücklich<br />

ein Bestandteil der Green Economy sein sollen.<br />

UN-Definition und Unmut<br />

Auf der letzten Konferenz der Vereinten Nationen<br />

über nachhaltige Entwicklung, die im<br />

Juni <strong>2012</strong> in Rio de Janeiro stattfand, war<br />

Green Economy eines der Leitthemen. Das<br />

Umweltprogramm der Vereinten Nationen<br />

(UNEP), das seit 2008 an der konzeptionellen<br />

Weiterentwicklung der Green Economy<br />

maßgeblich beteiligt ist, definiert diese als<br />

eine Wirtschaftsweise, die „menschliches<br />

Wohlergehen steigert und soziale Gleichheit<br />

sicherstellt, während gleichzeitig Umweltrisiken<br />

und ökologische Knappheiten erheb -<br />

lich verringert werden.“ An den ersten bei-<br />

den Punkten fehlt es bisher eindeutig.<br />

Kein Wunder, dass Nichtregierungsorganisationen<br />

wie die Heinrich Böll Stiftung<br />

der Green Economy kritisch gegenüberstehen.<br />

In der Ausgabe „Grüne Ökonomie<br />

– Was uns die Natur wert ist“ ihrer<br />

Zeitschrift „Böll Thema“ stellt sie die Frage,<br />

ob wir Natur schützen, indem wir ihr einen<br />

monetären Wert geben – und welche Instrumente<br />

und marktbasierten Ansätze<br />

sinnvoll sind. Dabei richten die Auto ren<br />

den Blick auch auf die international umstrittene<br />

Studie „The Economics of Ecosystems<br />

and Biodiversity“ (TEEB), die im Auftrag<br />

der UN und unter der Leitung des Londoner<br />

Deutsche-Bank-Managers Pavan Sukhdev erstellt<br />

wurde. Ziel dieser Studie war, den wirtschaftlichen<br />

Wert der Dienstleistungen von<br />

Ökosystemen und der Biodiversität zu erfassen,<br />

um diese besser schützen zu können.<br />

Barbara Unmüßig, eine der Autoren der<br />

Zeitschrift und bekannte Umweltschützerin,<br />

Uwe Möller vom Club of Rome im Interview zu den Grenzen des Wachstums<br />

Der Volkswirtschaftler Uwe Möller war viele Jahre Generalsekretär<br />

der internationalen Organisation Club of Rome und ist<br />

heute Ehrenpräsident der deutschen Sektion. Im Interview mit<br />

<strong>ForestFinest</strong> erklärt er, was passieren muss, damit die Erde<br />

mit der Wirtschaft mithalten kann.<br />

Der 1972 vom Club of Rome veröffentlichte Bericht „Die Grenzen des<br />

Wachstums” erlangte weltweit große Beachtung. Wie schätzen Sie die<br />

Bedeutung des Berichts aus heutiger Sicht ein?<br />

Es ist das Verdienst von „Grenzen des Wachstums“, mit seinen warnenden<br />

und damals provozierenden Szenarien, gewonnen aus den Berechnungen<br />

eines kybernetisch-dynamischen Weltmodells, das Bewusstsein dafür geweckt<br />

zu haben, dass den materiellen Ansprüchen einer wachsenden Weltbevölkerung<br />

nur endliche Naturressourcen gegenüberstehen. Damit wurde<br />

die Grundlage für eine umfassende Sicht der Nachhaltigkeitsproblematik geschaffen.<br />

Ein „Update“ des Berichts aus dem Jahre 2004 belegt, dass die<br />

Menschheit inzwischen die natürliche Tragfähigkeit von „Mutter Erde“ mit<br />

dem Faktor 1,4 überstrapaziert! Verursacht zu 80 Prozent von einem Fünftel<br />

der „reichen Gesellschaften“ mit ihrer „Verschwendungsökonomie“.<br />

Was halten Sie von dem Prinzip „Green Economy”? Ist grünes Wachstum<br />

möglich und wo stößt es an seine Grenzen?<br />

Das Prinzip einer „Green Economy“ muss zu einer „De-Materialisierung“<br />

der Wirtschaft führen, sowohl durch eine dramatische Steigerung der<br />

Ressourcen-Effizienz wie auch der Einführung immateriellerer Lebensstile<br />

(weniger ist mehr!). Eine solche „Green Economy“ wird geprägt sein durch<br />

naturgebundene und arbeitsintensivere Kreislaufwirtschaften. Stärker Werte-orientierte<br />

Bedürfnisse in Bildung, Kultur, Gesundheit und Soziales schaffen<br />

neue anspruchsvollere Dienstleistungsmärkte.<br />

Die UNEP und andere Organisationen halten es für sinnvoll, den Ökosystemdienstleistungen<br />

der Natur einen Wert beizumessen. Andere warnen<br />

davor, der Natur ein Preisschild umzuhängen. Wie stehen Sie dazu?<br />

14 FF www.forestfinance.de


Diese Skulptur aus PET-Flaschen sollte den UN-Konferenz-Teilnehmern in Rio de Janeiro <strong>2012</strong><br />

die Ressourcenverschwendung vor Augen führen. Sie diskutierten hier einen Weg aus der<br />

Umweltkrise „Green Economy“. Die „grüne Wirtschaft“ soll Umweltzerstörung<br />

stoppen und dabei Arbeitsplätze schaffen. Aber hält sie auch,<br />

was sie verspricht? Der Natur einen Wert geben,<br />

sagen die einen. Ausverkauf der Natur, warnen<br />

die anderen. Foto: Alexandre Macieira/Riotur<br />

gehen die Konzepte der Green Economy<br />

nicht weit genug. Sie schreibt: „Natur ist zu<br />

einer Bereitstelle rin von Dienstleistungen geworden.<br />

Wir haben uns daran gewöhnt,<br />

dass Dienstleistungen einen Wert haben und<br />

gehandelt werden können.“ Es reiche nicht,<br />

die Wirt schaft ein wenig „ergrünen“ zu lassen,<br />

es brauche eine Transformation des gesamten<br />

Systems, hin zu einem maßvolleren<br />

Umgang mit unseren Ressour cen.<br />

Dem gegenüber steht der Ansatz von<br />

TEEB, der Natur einen Wert zu geben. Was<br />

„Wert“ dabei genau meint, bleibt offen<br />

und muss nicht zwangsläufig nur monetär<br />

sein. Dahinter steht der Gedanke, dass Ökosysteme<br />

gefährdet sind, weil ihre Dienstleistungen<br />

keinen Preis haben. Nur, wenn<br />

der Schutz und die Wiederherstellung von<br />

Ökosystemen Profit bringen, können sie<br />

sich in unserer Welt durchsetzen, so das Credo.<br />

Dennoch stößt TEEB mit dieser Haltung<br />

nicht nur bei Nichtregierungsorgani-<br />

Die für die Existenz der Menschheit so wichtige Natur basiert auf einem<br />

komplexen Kreislaufsystem, das sich bis ins Einzelne nicht in seiner Bedeutung<br />

für die menschliche Gesellschaft bewerten und „rechnen“ lässt. Aber<br />

trotzdem kann es sinnvoll sein, unter marktwirtschaftlichen Bedingungen<br />

Ressourcenverbrauch und Umweltschäden als Kosten in den Wirtschaftsprozess<br />

einzubeziehen, um damit die erforderlichen Vermeidungsstrategien<br />

zu fördern. Ökosteuern und CO 2 -Zertifikate können dazu als hilfreiche Instrumente<br />

dienen.<br />

Was würden Sie Entscheidungsträgern empfehlen, um der Ressourcenverknappung<br />

und Umweltzerstörung Einhalt zu gebieten?<br />

Politik kann nur die erforderlichen Rahmenbedingungen für eine ökologische<br />

Marktwirtschaft setzen, wenn sie in einer Demokratie Mehrheiten dafür<br />

findet. Das ist häufig sehr schwierig, da eine auf Nachhaltigkeit zielende<br />

Politik in der Regel zunächst mit unpopulären Belastungen verbunden ist<br />

und einen langen Atem über mehr als eine Wahlperiode erfordert. Daher inzwischen<br />

die lebhafte Diskussion, ob „aufgeklärte“ autoritäre Regime für<br />

diese Aufgabe nicht besser gerüstet seien (so zum Beispiel China).<br />

Viele Unternehmen wissen, dass die Märkte der Zukunft „grün“ sind, sie<br />

sationen, sondern auch bei einigen Regierungen<br />

Lateinamerikas auf Kritik. Denn<br />

was ist mit den Aspekten der Natur, die nicht<br />

direkt in Geld umgerechnet werden können?<br />

Sind diese weniger schützenswert?<br />

Auch der Umweltökonom Niko Paech äußert<br />

Zweifel. Er kenne keine technische Innovation,<br />

die zu einer Entlastung der Umwelt geführt<br />

habe, sagt er dem Schweizer Sender<br />

DRS und führt als Beispiel das Computerzeitalter<br />

an, das statt dem papierlosen<br />

Büro jede Menge Elektroschrott hervorgebracht<br />

habe. Die langfristige Option besteht<br />

laut Paech und anderen Umweltökonomen<br />

darin, Wachstum einzuschränken, weniger<br />

Ressourcen zu verbrauchen und lokale<br />

Selbstversorgungskonzepte zu stärken.<br />

Die (Pre- oder Post-)Alternative?<br />

Aus diesem Ansatz heraus hat sich eine<br />

Wirtschaftsphilosophie entwickelt, die sogenannte<br />

Postwachstumsökonomie, die eine<br />

Rücknahme des Konsum- und Produktionswachstums<br />

fordert. Die Idee ist nicht neu:<br />

Schon in der Veröffentlichung des Club of<br />

Rome „Die Grenzen des Wachstums“ von André<br />

Gorz im Jahr 1972 ging es darum.<br />

Doch das UN-Konzept der Green Economy<br />

erhält auch Zustimmung von Seiten der<br />

Naturschützer. So erklärte NABU-Präsident<br />

Olaf Tschimpke: „Die Gratis-Dienstleistungen<br />

der Natur müssen sich endlich als Faktor<br />

in ökonomische Bilanzen wiederfinden.<br />

Die Erde darf nicht länger ein frei verfügbares<br />

Rohstofflager für die Konzerne<br />

dieser Welt sein“. Andere Stimmen, wie<br />

der Sprecher der Welthungerhilfe Rafael<br />

Schneider, rufen zu mehr Geduld auf. Die<br />

Ausgestaltung der Green Economy brauche<br />

Zeit und sei noch nicht abgeschlossen. Dabei<br />

beruft er sich auch auf die Definition des<br />

Begriffs „Green Economy“ durch die UN:<br />

„Diese Formulierung impliziert eine Anpassung<br />

des Lebensstandards an die Umwelt.<br />

Für die Industrienationen bedeutet das<br />

Einschränkungen etwa bei Treibstoff, Flugreisen<br />

oder Fleisch – also eher eine Vollbremsung<br />

als Wachstum“, so Schneider.<br />

Die Zeitschrift „Böll Thema 1/<strong>2012</strong>: Grüne Ökonomie<br />

– Was uns die Natur wert ist“ finden Sie<br />

hier als kostenlosen PDF-Download: www.forestifinance.de/go/boell-gruene-oekonomie<br />

Kristin Steffan ist seit 2008<br />

Redakteurin bei ForestFinance,<br />

hat nebenberuflich die Ausbildung<br />

zur geprüften Übersetzerin<br />

absolviert und <strong>2012</strong> alles<br />

bestanden. Herzlichen Glückwunsch!<br />

sich also um „grüne“ Innovationen bemühen müssen. Die dafür notwendigen<br />

langfristigen Investitionsstrategien werden gegenwärtig dadurch erschwert,<br />

dass an den Kapitalmärkten die kurzfristigen Rendite-Überlegungen<br />

vorherrschen. Hilfreich für die zukunftsorientierten Unternehmen wäre<br />

jedoch, wenn die kaufkräftigen gesellschaftlichen Schichten mehr Bereitschaft<br />

zeigen würden, verstärkt nachhaltige Produkte und Dienstleistungen<br />

nachzufragen. Besondere Bedeutung kommt auch der Zivilgesellschaft zu,<br />

kann sie doch in erheblichem Maße diesen Prozess durch öffentlichkeitswirksame<br />

Aktionen kritisch-konstruktiv begleiten.<br />

Letztlich gilt es, eine „Koalition der Willigen“ in Politik, Wirtschaft und Zivil -<br />

gesellschaft für die Nachhaltigkeit zu mobilisieren. Da diese epochale Aufgabe<br />

zudem eine globale Dimension hat, benötigen wir eine „Eine-Welt-Koa<br />

lition“.<br />

Wer sich mit dieser Thematik beschäftigen möchte, den lädt der Club of Rome mit<br />

seinen neuen Thesen zu den Grenzen des Wachstums unter dem Motto „Wachstum?<br />

– Ja bitte – aber 2.0!“ dazu ein:<br />

www.clubofrome.de/sup<strong>2012</strong>/wachstumsthesen.pdf<br />

www.forestfinance.de FF 15


Titel<br />

„Geld ist offensichtlich da”<br />

Prof. Dr. Niekisch fordert mehr Mittel für Naturschutz und will, dass Bauern und Förster für das Bewahren von<br />

Natur- und Gemeingütern aus EU-Töpfen Geld bekommen. Was noch auf politischer Ebene für die Umwelt getan<br />

werden kann und muss, fragte ihn Jan Fockele für <strong>ForestFinest</strong>.<br />

Prof. Dr. Niekisch arbeitet wissenschaftlich vor allem<br />

an Strategien und Instrumenten zur nachhaltigen<br />

Nutzung natürlicher Ressourcen, speziell zum<br />

Schutz der Biodiversität. Foto: Zoo Frankfurt am Main<br />

Zur Person:<br />

Der Frankfurter Zoodirektor Professor Dr. Manfred<br />

Niekisch ist im Juli <strong>2012</strong> erneut in den<br />

Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU)<br />

der Bundesregierung berufen worden. Der studierte<br />

Biologie war von 1983 bis 1989 Direktor<br />

der Artenschutzzentrale/TRAFFIC Germany der<br />

Umweltstiftung WWF Deutschland, anschließend<br />

bis 1998 wissenschaftlicher Geschäftsführer<br />

der Tropenwaldstiftung Oro-Verde.<br />

Seit März 2008 ist er Direktor des Frankfurter<br />

Zoos und seit Juli 2010 zudem Professor für<br />

„Internationalen Naturschutz“ an der Goethe-<br />

Universität Frankfurt. Von 1998 bis 2008 hatte<br />

er die gleichnamige Professur an der Universität<br />

Greifswald inne und nimmt zudem seit vielen<br />

Jahren Lehraufträge zum Naturschutz u.a.<br />

an den Universitäten Hanoi/Vietnam und in<br />

Spanien wahr.<br />

Ehrenamtlich ist er in zahlreichen Funktionen<br />

tätig, so z. B. als Vizepräsident der Zoologischen<br />

Gesellschaft Frankfurt und Präsident der Gesellschaft<br />

für Tropenökologie sowie im Beirat von<br />

National Geographic.<br />

Sie sind Mitglied im Sachverständigenrat für<br />

Umweltfragen der Bundesregierung. Was sind<br />

die Hauptaufgaben dieses Gremiums?<br />

Der Sachverständigenrat hat die Aufgabe, die<br />

Umweltpolitik der Bundesrepublik kritisch zu begleiten,<br />

auf Fehlentwicklungen hinzuweisen und<br />

Verbesserungsvorschläge zu machen. Wir sind<br />

dabei unabhängig. Das heißt, wir suchen uns die<br />

Themen unserer Gutachten selbst, diskutieren<br />

diese im Laufe des Entstehens mit zuständigen<br />

Fachministerien und anderen Institutionen, erörtern<br />

spezielle Fragen in Anhörungen mit Fachleuten<br />

und legen die daraus entstehenden Gutachten<br />

dann der Öffentlichkeit vor. Überraschend<br />

waren zum Beispiel die Folgen unseres Sondergutachtens<br />

über eine Stromversorgung aus 100<br />

Prozent erneuerbaren Ressourcen, für das wir von<br />

mancher Seite ziemlich viel Häme einstecken<br />

mussten. Das war wenige Wochen vor Fukushima.<br />

Und nach Fukushima wurde genau das von<br />

der Bundesregierung beschlossen, was wir empfohlen<br />

hatten, nämlich der Einstieg in eine richtig<br />

konsequente Energiewende.<br />

Wie hoch schätzen Sie Ihren Einfluss ein, den<br />

Sie mit dem Sachverständigenrat haben?<br />

Der Sachverständigenrat ist ja nicht einfach ein<br />

Klub von sieben Professoren, die ab und zu mal<br />

was von sich geben. Wir haben eine mit wissenschaftlichen<br />

Mitarbeitern besetzte Geschäftsstelle<br />

in Berlin. Jeder von uns Räten hat einen wissenschaftlichen<br />

Assistenten, und wir treffen uns<br />

jeden Monat für zwei Tage, um unsere Thesen zu<br />

diskutieren. Dazwischen haben wir jede Menge<br />

Telefon- und E-Mail-Kontakt. Wir erheben nicht<br />

einfach Forderungen, was getan werden müsste<br />

und wo man mal genauer drauf schauen müsste,<br />

sondern wir arbeiten wissenschaftlich fundiert<br />

und konkret: Wir lassen Szenarien durchrechnen<br />

und analysieren genau.<br />

Wie zufrieden sind Sie mit der Bundesregierung<br />

hinsichtlich des Umgangs mit den<br />

Em pfehlungen des Sachverständigenrates?<br />

Wenn ich mit den Ergebnissen nicht zufrieden<br />

bin, liegt das nicht unbedingt daran, dass sich<br />

irgendjemand standhaft geweigert hätte, unsere<br />

Empfehlungen anzunehmen. Es liegt oft daran,<br />

dass solche Umstellungen Zeit brauchen. Ich denke,<br />

da tut sich schon einiges, auch wenn wir uns<br />

natürlich wünschen, dass manches schneller ginge<br />

und dass manches direkter umgesetzt würde.<br />

Ihre Vorschläge sind ja Basis für nationale<br />

und internationale Empfehlungen, oder?<br />

Wir haben eine ganze Reihe von Instrumentarien<br />

vorgeschlagen, mit denen die Bundesregierung<br />

im eigenen Lande Biodiversitätsschutz viel besser<br />

gestalten könnte. Etwa indem man in der Landwirtschaftspolitik<br />

aufhört, Bauern dafür zu subventionieren,<br />

dass sie sich an Gesetze halten.<br />

Wenn ich an einer roten Ampel halte, kommt kein<br />

Polizist und gibt mir 50 Euro. Warum kommt die<br />

EU mit ihren Geldern und gibt dem Bauern Geld<br />

dafür, dass er seine gute fachliche Praxis durchführt?<br />

Wir sind dafür, dass Bauern ruhig weiter<br />

unterstützt werden aus diesen Töpfen, aber für<br />

die Erbringung von Gemeingütern. Und damit<br />

sind wir bei dem Punkt, wer für Ökosystemleistungen<br />

zahlt. Ein Land- oder Forstwirt sieht sich<br />

traditionell ja nicht als Subventionsempfänger,<br />

sondern als Bewahrer von Naturgütern, von<br />

Landschaft, von Heimat. Sie sind also von ihrem<br />

Selbstverständnis her sehr viel näher daran, Geld<br />

dafür zu bekommen, dass sie beispielsweise Böden<br />

fruchtbar, Luft sauber und die Erholungsfunktionen<br />

von Landschaft erhalten, als dafür,<br />

dass sie Mais anbauen oder nicht anbauen.<br />

Werden diese Töpfe auch zukünftig gefüllt zur<br />

Verfügung stehen?<br />

Man sieht ja gerade jetzt, wie schnell mal 100,<br />

140, 200 Milliarden Euro zur Bankenrettung zur<br />

Verfügung stehen, und gleichzeitig hat man<br />

Schwierigkeiten, 5 Millionen Euro für den Naturschutz<br />

zu bekommen. Das Geld ist offensichtlich<br />

da. Es wird nur für andere Dinge ausgegeben.<br />

Es gibt zwischen Mono- und Mischkulturen<br />

einen gewaltigen Unterschied. Wie schaffen<br />

wir es, dass die In-Wert-Setzung von solchen<br />

System sich da unterscheidet?<br />

Ich denke, das ist ein Prozess. Wir haben in<br />

Deutschland durch die Sturmschäden eine sehr<br />

viel dynamischere Entwicklung in Richtung naturnaher<br />

Waldbau eingeschlagen, als wir das vor-<br />

16 FF www.forestfinance.de


her mit all den Appellen von heimischen Naturschützern<br />

hinbekommen haben. Aber diese bildeten<br />

natürlich die Grundlage.<br />

Wir haben jetzt in Deutschland gerade die<br />

Maisschwemme, weil Biogasanlagen befeuert<br />

werden müssen. Und dann gibt es Raps. Wird<br />

es nicht Zeit, dass es auch da mal eine Neuordnung<br />

gibt, dass man sagt, wir haben eine<br />

klare Aufteilung für Wald, Acker, Grünflächen<br />

und Nutzungsflächen?<br />

Ja und nein. Wobei man da natürlich in einem<br />

marktwirtschaftlich und demokratisch organisierten<br />

Staat für das Privateigentum schon Freiraum<br />

lassen muss, man aber mit ökonomischen Anreizen,<br />

steuerlichen Regelungen und weiteren Steuerungsmechanismen<br />

gleichzeitig Einfluss nehmen<br />

kann. Also, dass die Erhaltung von Grünland<br />

und Grünlandnutzung besser ist als der Umbruch<br />

von Grünland, das haben wir inzwischen gelernt,<br />

das kann man prämieren.<br />

Dass die Produktion von Biomasse zur Herstellung<br />

von Biokraftstoffen ein Unsinn ist, den wir<br />

uns nicht leisten können, sollte auch allmählich<br />

klar werden. Wir brauchen klare Regularien und<br />

dürfen das nicht nur dem freien Spiel der Nachfrage<br />

überlassen.<br />

Wie weit ist da auch die Förderpolitik der<br />

Bundesrepublik in der Lage, Einfluss zu nehmen?<br />

Na ja, was kann die Bundesrepublik da allein<br />

tun? Die Tatsache, dass es nur im europäischen<br />

Kontext möglich ist, in der Landwirtschaft wirklich<br />

was zu bewegen, heißt ja noch nicht, dass man<br />

nicht versuchen muss, dorthin zu kommen.<br />

Bezogen auf den deutschen Wald: Was sind die<br />

wichtigsten Aufgaben aus Ihrer Sicht?<br />

Erstens ist die Multifunktionalität des Waldes<br />

stärker in den Mittelpunkt zu rücken als die Betrachtung<br />

von Einzelaspekten. Dazu gehören<br />

ökologische Mindeststandards für den Wald mit<br />

der Erhaltung von mindestens 50 Prozent der natürlichen<br />

Holzvorräte, um die CO 2 -Bindung und<br />

gleichzeitig den Biodiversitätsschutz zu gewährleisten.<br />

Des Weiteren die In-Wert-Setzung öffentlicher<br />

Leistungen des Waldes, die jeder nutzt. Kein<br />

Mensch kann sich davon ausschließen, saubere<br />

Luft zu atmen, wenn sie da ist. Das sind Leistungen<br />

so nach dem Deichprinzip: Wenn ein Deich<br />

gebaut wird, sind auch die geschützt, die den<br />

Deich gar nicht haben wollten und nicht nur die,<br />

die ihn bezahlt haben.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

„Märchenland ist abgebrannt”<br />

Peter Wohlleben stellten wir in der <strong>ForestFinest</strong> Ausgabe 1/2011 als<br />

„Förster aus Leidenschaft” vor. Nun haben wir ihn zum Thema Wald<br />

und Werte befragt, denn er kennt den deutschen Wald wie nur wenige<br />

andere.<br />

Hat das Verhältnis der Deutschen zum Wald<br />

sich im Laufe der Zeit gewandelt?<br />

Früher war die Bevölkerung abhängig vom Holz,<br />

und daher hatte der Wald eine existenzielle Bedeutung.<br />

Mitte des 20. Jahrhunderts hat das<br />

Interesse stark nachgelassen, da andere Stoffe<br />

wie Öl oder Gas diese Abhängigkeit auflösten.<br />

Der Wald wurde zu einer Freizeitkulisse. Mittlerweile<br />

rauchen wieder über zwei Millionen Öfen<br />

in Deutschlands Haushalten und über das Brennholz<br />

und die Arbeit im Wald wächst das Bewusstsein,<br />

dass Bäume mehr sind als grüne Statisten.<br />

Der Wald vereint viele Werte und Vorstellungen<br />

in sich, vom finsteren Märchenwald aus<br />

Hänsel und Gretel über die romantische Waldesruh<br />

bis hin zum Forst als Holzlieferant.<br />

Welches Waldbild entspricht am ehesten der<br />

Realität?<br />

Um es knallhart zu sagen: Deutschland ist ein<br />

Plantagenland, bewirtschaftet die Wälder auf<br />

dem Niveau eines Entwicklungslandes. Kahlschläge,<br />

Gifteinsätze, fremde Baumarten – von<br />

der Ursprünglichkeit ist kaum noch etwas vorhanden.<br />

Kurzgefasst: Märchenland ist abgebrannt.<br />

Mehr und mehr Deutsche integrieren den<br />

Wald in ihr neues Lebensgefühl und genießen<br />

dort Wellness und Sport oder erleben Abenteuer<br />

in Kletterparadiesen. Schadet das dem<br />

Wald?<br />

Ich begrüße diesen Trend, denn er schadet dem<br />

Wald keineswegs. Natürlich gibt es sensible Bereiche,<br />

aber dort hinein muss man ja keine Wege<br />

bauen und kann so die Besucherströme darum<br />

herum lenken. Je mehr Menschen den Wald als<br />

wichtig erachten, desto mehr werden ihn schützen.<br />

Und davon abgesehen: Wir sind Bestandteil<br />

dieses Ökosystems, und wenn wir nichts zerstören,<br />

kommen Pflanzen und Tiere bestens mit uns<br />

klar.<br />

Wie kann dem Wald und seinen Leistungen ein<br />

monetärer Wert beigemessen werden?<br />

Das ist eine schwierige Frage. Es gibt bereits erste<br />

Ansätze, etwa die Speicherwirkung für Treib-<br />

hausgase zu bewerten. Das sind immerhin bis zu<br />

100000 Tonnen Kohlendioxid, die ein Quadratkilometer<br />

Wald in Form von Holz und Humus festhält.<br />

Oder das Beispiel aus Ihrem Hause: Die<br />

„Wilde Buche“, ein Waldreservat, wird nicht<br />

mehr genutzt, indem es an Firmen als Schutzwald<br />

verpachtet wird. Noch besser würde es mir gefallen,<br />

wenn wir die Wälder einfach so, aus moralischen<br />

Gründen, schonen könnten, aber das ist<br />

wohl utopisch.<br />

Welches Verhältnis zwischen Mensch und<br />

Wald wäre Ihrer Meinung nach erstrebenswert?<br />

Momentan verkommen unsere Wälder in der offiziellen<br />

Sicht immer mehr zu Rohstofflagern, die<br />

es auszubeuten gilt. Ich wünsche mir für die Zukunft<br />

mehr Ausgewogenheit, also einerseits<br />

sanfte Holznutzung, andererseits ausreichend<br />

große Schutzgebiete. Damit es so weit kommt,<br />

müssen wir wieder bescheidener werden, unseren<br />

Konsum zurückfahren. So können wir Druck<br />

von der Natur nehmen. Ich bin immer noch optimistisch,<br />

dass dies funtionieren kann.<br />

Mit über 8000 verkauften Büchern hat sich Peter<br />

Wohlleben einen Namen nicht nur als Forstingenieur<br />

und Umweltschützer, sondern auch als Autor gemacht.<br />

Das Buch „Wald ohne Hüter” wurde mittlerweile<br />

zum fünften Mal aufgelegt, „Holzrausch” erschien<br />

<strong>2012</strong> in einer überarbeiteten Auflage. Beide<br />

verlegt der Adatia Verlag, www.adatiaverlag.de.<br />

Wir legen Ihnen diese Bücher ans Herz, da sie Ihnen<br />

viel über Wald und Werte erzählen.<br />

Peter Wohlleben ist<br />

Revierförster der<br />

Gemeinde Hümmel,<br />

verantwortlich für<br />

das Buchenreservat<br />

„Wilde Buche“ und<br />

erfolgreicher<br />

Buchautor.<br />

Foto: privat<br />

www.forestfinance.de FF 17<br />

Titel


Titel<br />

Wald, Wellness und<br />

organisierte Wildnis<br />

Hiken, Walken, Mountainbiken, ein Bett im Baumhaus<br />

– Wälder sind in. Sie werden ausgebaut zum<br />

Abenteuerland – oft inklusive Schnellimbiss und<br />

Sommerrodelbahn. Printmagazine schmücken sich mit<br />

der neu entdeckten Wildnis und machen zwischen<br />

Burnout und Wirtschaftskrise Platz für wunderschöne<br />

Landschaften. Wir versuchen herauszufinden, was sich<br />

hinter dem Boomtown-Wald verbirgt.<br />

Es ist ein Geschäft. Ein großer, wachsender Outdoor-Markt:<br />

„Richtig in Fahrt gekommen ist er vor etwa zehn Jahren“, erklärt<br />

Thomas Lipke, Geschäftsführer von Europas größtem Outdoor-Kaufhaus<br />

Globetrotter, der Wirtschaftswoche, und meint darin einen<br />

Gegentrend „zur gallopierenden Technikentwicklung mit ihrer<br />

Schnelligkeit und ihrem Paradigma der permanenten Erreichbarkeit“<br />

zu erkennen. „Das führt bei sehr vielen Menschen zu einem<br />

Bedürfnis nach Ruhe und Natur. Das ‘Draußen sein’ verschafft mir<br />

ein Erlebnis, aus dem ich Kraft schöpfe für meinen als stressig empfundenen<br />

Alltag.“ Und so werben sie alle – von Globetrotter über<br />

Fjällraven und North Face bis Jack Wolfskin – mit den Klischees der<br />

Wildnis, Freiheit, Natur.<br />

Baumhausboom<br />

Die Nähe zur Natur suchen aber nicht nur Anbieter von Hightech-<br />

Bekleidung, zigfachbeschichteten Jacken und Voller-Thermo-Wunder-Schlafsäcken.<br />

Auch Hoteliers bieten den neuen Naturliebhabern<br />

lauschige Schlafplätze im Grünen an. Baumhäuser sind als Hotel<br />

der letzte Schrei. Man lebt für einige Tage mitten im Wald, kann<br />

frische Luft und Stille genießen. Auch hier gibt es schon Baumhäuser<br />

der Luxusklasse, wie in Schweden (http://treehotel.se). Aber selbst die<br />

schlichten bitten die Ruhebedürftigen für die meist recht rustikalen<br />

In Schweden stehen bei Harads mehrere Baumhäuser – mitten im Wald, mit herrlich wildem<br />

Ausblick auf den Fluss Lule. Waldeinsamkeit pur – für gestresste Städter mit Hang zum Eskapismus<br />

und gefülltem 18 FF Portemonnaie. Fotos: Fredrik Broman, Human Spectra / www.treehotel.se<br />

www.forestfinance.de


Unterkünfte zur Kasse. Ab 120 Euro aufwärts<br />

kostet eine Nacht in luftiger Höhe. Aber die<br />

Gäste kommen. Denn es scheint genau das<br />

zu sein, was sie suchen: Einfachheit, Überschaubarkeit,<br />

Lager feuerromantik. (Einige<br />

Baumhausanbieter finden Sie hier, auf<br />

www.forestfinance.de/go/das-baumhaus und<br />

tolle Beispiele auf http://freecabinporn.com)<br />

Das gedruckte Wort<br />

Auch die Medien haben längst die Zeichen<br />

der Zeit erkannt. Journalisten erzählen tief<br />

bewegt von ihren Erfahrungen der Wildnis:<br />

„Die Luft wurde weicher, die Sonne trocknete<br />

Wege und Pfade. In den Schonungen duftete<br />

es mild, überall Bärlauch und Waldmeister.<br />

Es tat so gut, abends erschöpft ins Bett zu sinken<br />

oder in den Schlafsack, die Wangen<br />

warm von der Anstrengung des Tages. Ein<br />

sattes, zufriedenes Gefühl, sich selber gespürt<br />

zu haben“, schreibt Uli Hauser im<br />

Stern 25/<strong>2012</strong>. Und vermutlich ist es genau<br />

dieses Lebensgefühl, nach dem sich viele<br />

Menschen sehnen. Und so kaufen sie sich<br />

nicht nur atmungsaktive Wanderschuhe,<br />

Fahrräder frisch aus dem Entwicklungslabor<br />

und Zelte, die Kältekammern trotzen, sondern<br />

auch Hochglanzmagazine, die Natur –<br />

aufgeräumt und durchgestylt, anmutig begrünt<br />

– näherbringt.<br />

Die „Landlust“ zum Beispiel. So heißt das<br />

Magazin, dessen Auflage in den letzten<br />

Jahren auf über 650000 Exemplare schnellte,<br />

während andere Zeitschriften um ihr<br />

Überleben kämpfen. In seinem Fahrwasser<br />

schwimmen mittlerweile viele andere, die<br />

Tipps zu naturnahen Gärten und idealer<br />

Tierhaltung bringen, Geschichten und Bilder<br />

vom gesunden Landleben präsentieren,<br />

mit viel Nostalgie und einer Portion Kitsch<br />

versehen. Aber das Geschäft läuft, die Sehnsucht<br />

ist da.<br />

Moderner Eskapismus<br />

Es scheint ausgemacht, dass der moderne<br />

Mensch von all den Informationsfluten<br />

und Anforderungen des Arbeitslebens überfordert<br />

ist. Er sehnt sich nach Schlichtheit,<br />

Überschaubarkeit, Einfachheit. Aber wozu<br />

dann all der Hightech-Kram und Hochglanz?<br />

Wieso verkaufen sich diese Illusionen<br />

von Wildnis, Freiheit und Idylle so gut, anstatt<br />

dass jeder schlicht im Wald seines Weges<br />

geht?<br />

Es scheint beides zu sein – die Sehnsucht<br />

nach Wildnis, aber das ganze ohne Risiko.<br />

Kaum jemand gibt seinen sicheren Job auf,<br />

um als Eremit in den Schwarzwald zu zie-<br />

hen. Aber für einige Tage in einem Baumhaus<br />

leben, das geht. Und wenn sich das<br />

Ganze auch noch online buchen lässt, ist der<br />

moderne Mensch doch im Grunde froh<br />

über Informationsangebote und streicht das<br />

„über“, das sonst oft in die Mitte des Wortes<br />

gesetzt wird.<br />

Und all die Kletterparks: „Trotz der immer<br />

mehr werdenden Anlagen, sind die Besucherzahlen<br />

bei uns nicht rückläufig. Es ist<br />

vielmehr so, dass Kletterwälder immer<br />

mehr als Freizeitbetätigung wahrgenommen<br />

werden und nicht mehr exotisch sind“,<br />

schreibt uns Christof Mahler, Geschäftsfüh<br />

rer der Abenteuerwerkstatt, die seit<br />

2005 Kletterparks bauen und betreiben.<br />

Solange die Bäume und Parks für die Klette<br />

rer sichere Bedingungen bieten, sind sie<br />

der ideale Ort, um Abenteuer ohne Risiko zu<br />

erleben. Kurzfristig buchbar, schnell erlebbar<br />

– der Instant-Kick Freiheit am Wochen -<br />

ende.<br />

Umwelt bildet<br />

Das neu erwachte Interesse an Freizeit in der<br />

Natur hat aber auch viele Vorteile – wer sich<br />

darin bewegt, lernt einiges darüber. Und die<br />

meisten Vereine und Verbände achten darauf,<br />

dass ihre Mitglieder sorgsam mit der<br />

Umwelt umgehen. Es gibt sogar ein Bundeslehrteam<br />

Natur- und Umweltschutz. Es bildet<br />

seit 1990 die Lehrteams Bergsteigen,<br />

Familienbergsteigen, Moutainbike, Skilauf,<br />

Skilanglauf sowie Sportklettern aus. Die Trainer<br />

sollen Wissen um Natur erwerben und<br />

an alle Menschen, die sie anleiten, weitergeben.<br />

Umweltbildung im besten Sinne.<br />

(Mehr darüber erfahren Sie auf www.alpen<br />

verein.de.)<br />

Zu guter Letzt<br />

Und wenn das Abenteuer Leben zu Ende<br />

geht, bleibt immer noch der Wald. Auch als<br />

letzte Ruhestatt. Laut „Ruheforst“, einer<br />

der beiden großen Anbieter von Waldbestattungen<br />

in Deutschland, steigt die Nachfrage<br />

nach individuellen Bestattungsformen:<br />

„Der Wunsch vieler Menschen nach einer<br />

Ruhstätte in freier Natur, …, ist immer<br />

stärker zu spüren.“ Die Sehnsucht nach<br />

Erd verbundenheit und Wildnis, nach wahren<br />

und bleibenden Werten – als Gegensatz<br />

zur Oberflächlichkeit und Schnelllebigkeit<br />

unseres postindustriellen Zeitalters – wird<br />

stärker. Vielleicht führt sie dazu, dass wir die<br />

Natur wieder mehr schätzen und darüber<br />

auch schützen lernen.<br />

Unser Waldweg für die<br />

Umwelt- und Herzensbildung<br />

ForestFinance baute in Panama den Naturlehrpfad Los<br />

Monos. Foto: Rafael Lau<br />

Auch ForestFinance hat Planken auf Waldboden gelegt,<br />

Stege über Bäche gebaut und Waldwege bereitet<br />

um Wald als Ausflugsziel attraktiv zu machen.<br />

Das ist im Land am Kanal auch bitter nötig, denn<br />

immer weniger Menschen betreten dort Wälder. Sie<br />

verbinden mit ihm nicht den Ort, an dem sie sich<br />

erholen können. Umweltschutz, Sehnsucht nach<br />

Wildnis und Waldausflüge gehören in Panama weder<br />

zum guten Ton, noch verbinden die Menschen<br />

damit Romantik, Freiheit und Abenteuer. Viele Menschen<br />

leben direkt an dessen Rand, kennen ihn<br />

aber kaum, meint auch die Studentin Iselina Nieto<br />

von der Landwirtschaftlichen Fakultät an der Universität<br />

Panama, die an der Gestaltung des Lehrpfades<br />

mitgewirkt hat.<br />

Die Anlage des Lehrpfades wurde Anfang 2010<br />

initiiert. Nach einer Informationsveranstaltung von<br />

ForestFinance in Panama beschlossen einige Lehrer<br />

und Schüler an der Sekundarschule von Las Lajas,<br />

in der westlichen Provinz Chiriquí, die Umweltgruppe<br />

ALFA zu gründen. Sie suchten nach Möglichkeiten,<br />

aktiv zu werden und hatten die Idee, den Wald<br />

ihren Mitmenschen näher zu bringen. Zusammen<br />

mit unseren Mitarbeitern begannen sie den Lehrpfad<br />

auszuarbeiten. Sie ließen den Pfad durch eines<br />

der ältesten Aufforstungsprojekte von ForestFinance<br />

laufen, die Finka Los Monos, durch ein angrenzendes<br />

Waldschutzgebiet, an einen Fluss entlang<br />

und wieder zurück.<br />

Heute finden viele Schulklassen auf diesem Weg in<br />

den Wald – und auch viele ForestFinance-Kunden,<br />

die ihre Wälder in Panama besuchen. Wenn Sie<br />

einen Blick darauf werfen möchten:<br />

www.forestfinance.de/go/naturlehrpfad<br />

www.forestfinance.de FF 19<br />

Titel


Titel<br />

Lesens-, Sehens- und Wissenswertes<br />

Bücher rund um Wald gibt es viele. Wunderschöne Bilderbücher, die zu herrlichen Ausflügen einladen, aber auch<br />

solche, die den Rohstoff Holz vorstellen und zeigen, wie er ökologisch sinnvoll genutzt werden kann. Sinnvoll –<br />

im wahrsten Sinne des Wortes – sind auch die Bücher, die sich dem Gemeingut widmen. Hier eine Auswahl.<br />

Gemeingüter – Alles für alle<br />

Elinor Ostrom<br />

(1933–<strong>2012</strong>)<br />

erhielt 2009 den<br />

Nobelpreis für<br />

Wirtschaft.<br />

Foto: Holger Motzkau/<br />

wikipedia<br />

„Ich bin dagegen, bei jedem Problem die Lösung<br />

ausschließlich beim Markt oder beim Staat zu suchen.<br />

Es gibt auch noch andere Wege“, schrieb Elinor<br />

Ostrom und fasste ihre Alternative dazu in<br />

ihrem Buch „Was mehr wird, wenn wir teilen“ zusammen.<br />

Sie zeigt, wie es gelingen kann, mit gemeinsam<br />

genutzten Dingen so umzugehen,<br />

dass alle Menschen ihre Bedürfnisse langfristig<br />

befriedigen können und plädiert dafür, die<br />

Menschen vor Ort an der Lösung der Probleme<br />

zu beteiligen, um Respekt, Zusammenhalt und<br />

Verantwortlichkeit zu fördern.<br />

„Was mehr wird, wenn wir teilen” Vom gesellschaft<br />

lichen Wert der Gemeingüter, Elinor Ostrom,<br />

oekom Verlag, ISBN 978-3-86581-251-3, Preis<br />

14,95 € (D)<br />

Es geht in der Welt um mehr als nur um Staat<br />

oder Markt, ist auch die Heinrich-Böll-Stiftung<br />

überzeugt. In einer Neujustierung der Kräfteverhältnisse<br />

zwischen den Akteuren muss ein<br />

neues Gleichgewicht zwischen einer Bürgergesellschaft,<br />

dem Markt und Staat erstritten werden.<br />

Diese Dimension wird allzu häufig in den<br />

Diskussionen vergessen. Ob in den Kämpfen um<br />

Wasser, um freie Kultur oder um den Schutz der<br />

Atmosphäre – es besteht die Gefahr, dass die<br />

Allgemeinheit die Verfügungsrechte über die<br />

gesellschaftlichen Reichtümer preisgibt. Das ist der wichtigste Augenöffner<br />

des vorliegenden Sammelbandes.<br />

„Wem gehört die Welt? Zur Wiederentdeckung der Gemeingüter, Eine<br />

Aufsatzsammlung, Silke Helfrich und Heinrich-Böll-Stiftung, ISBN 978-<br />

3-86581-133-2, Preis 24,90 € (D). Die Netzausgabe können Sie auf<br />

www.forestfinance.de/go/boell-gemeingueter kostenlos downloaden<br />

(PDF, 2,54 MB, 290 Seiten)<br />

Wildnis gleich um die Ecke<br />

Kennen Sie Deutschland? Das werden<br />

Sie sich beim Anblick dieser außergewöhnlichen<br />

Landschaftsbilder häufig<br />

fragen. Entdecken Sie Küstenabschnitte,<br />

die so auch in der Karibik liegen könnten,<br />

oder Wälder, die Sie so eher in Kanada<br />

vermuten würden. Der Bildband<br />

„Wildes Deutschland“ zeigt die Vielfalt<br />

deutscher Naturschätze, wie Sie sie<br />

noch nie gesehen haben. Ob Biosphären-Reservat,<br />

National- oder Naturpark,<br />

sie alle gehören nun zu den „Nationalen<br />

Naturlandschaften“. National Geographic stellt Ihnen in diesem<br />

Buch – das mit weniger Seiten auch als sogenanntes Bookazine,<br />

einer Mischung aus Buch und Magazin erschienen ist – die schönsten<br />

und ökologisch wertvollsten vor.<br />

Wildes Deutschland – National Geographic, Bildband, Hardcover<br />

ca. 248 Seiten, ca. 180 Fotos und Karten, ISBN: 978-3866900127<br />

Preis: 39,95 € (D), als Bookazine mit 128 Seiten, 90 Fotos, 14 Infokarten,<br />

ISBN: 978-3-86690-305-0, 7,95 € (D)<br />

Profan existenziell<br />

Dieses Buch erzählt die wechselvolle<br />

Kulturgeschichte des Holzes und ge -<br />

währt überraschende Einblicke in die<br />

Beziehung zwischen dem Naturstoff<br />

Holz und seinem Nutznießer Mensch:<br />

angefangen bei den Jägern der Steinzeit<br />

bis zur globalisierten Gesellschaft<br />

des 21. Jahrhunderts, in der das Holz<br />

eine vielfältige und unerwartete<br />

Renais sance erlebt.<br />

Holz – Wie ein Naturstoff Geschichte<br />

schreibt, Joachim Radkau, oekom verlag,<br />

ISBN-13: 978-3-86581-321-3, 22,95 € (D)<br />

20 FF www.forestfinance.de


Wertvolle Waldseiten im Netz<br />

Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Unter dem<br />

Decknamen „SOKO Wald“ ziehen dieses Jahr wieder<br />

Schulklassen durch die Straßen und suchen<br />

Spuren vom Wald in der Stadt. In welchen Produk<br />

ten steckt er? Was denken Passanten über<br />

ihn? Hinter den spannenden Ermittlungen steckt<br />

eines von vielen Waldschutz- und Informationsprojekten<br />

der „Schutzgemeinschaft Deutscher Wald“, die sich<br />

seit 1947 für den Erhalt und die waldschonende Nutzung von<br />

Wäldern engagiert. Die äußerst informative Website gibt außerdem<br />

einen Überblick rund um das Ökosystem Wald, nachhaltige<br />

Nutzung und Erhalt (beispielsweise die Seite „Licht ins Dickicht –<br />

Waldwissen für Erwachsene“ – unbedingt reinschauen!).<br />

www.sdw.de<br />

OroVerde Ja, die Tropenwälder dieser Welt sind<br />

wahrhaft „Grünes Gold“ – das hat auch die Waldschutzorganisation<br />

„OroVerde“ erkannt. Und seitdem<br />

ist die Stiftung in allen Bereichen für den<br />

Wald unterwegs: Wiederaufforstung, Umweltbildung,<br />

Einführung waldschonender Wirtschaftsweisen<br />

und Einrichtung von Schutzgebieten.<br />

Dabei steht vor allem in Entwicklungsländern stets das Prinzip<br />

„Hilfe zur Selbsthilfe“ im Vordergrund. Aber auch in Deutschland<br />

wird das Thema in den Mittelpunkt gerückt: Hier trifft Umweltauf<br />

Medienbildung, es gibt regelmäßige Plakatwettbewerbe und<br />

Veranstaltungen zum Thema Verbraucherschutz – denn klar ist:<br />

Regenwaldschutz fängt im heimischen Supermarkt an.<br />

www.oroverde.de<br />

Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft<br />

1950 haben sich Forstleute, Waldbesitzer,<br />

Wissenschaftler und Waldfreunde zusammengetan<br />

und die „Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße<br />

Waldwirtschaft“ gegründet. Sie setzen sich für<br />

ver antwortungsbewusste, nachhaltige und na -<br />

tur gemäße Waldpflege und -nutzung ein. In den<br />

Landesgruppen werden Konzepte erarbeitet und anschließend<br />

im „Dauerwald“, der Zeitschrift der ANW, veröffentlicht. Die<br />

Grundsätze umfassen Standort- und Baumartenauswahl, Biodiversitätserhalt<br />

und besonders die in allen Facetten verschiede-<br />

sed five fountains, although umpteen sheep bought one trailer.<br />

Two quixotic tickets laughed. The cats grew up, and Pluto ran<br />

away, although two Klingons perused one putrid pawnbroker, and<br />

five angst-ridden lampstands gossips cleverly. One television<br />

drunkenly marries umpteen Jabberwockies. Two very obese dwarves<br />

fights five dogs. One botulism grew up noisily. The irascible orificeFive<br />

dogs auctioned off schizophrenic chrysanthemums, yet<br />

Quark drunkenly abused umpteen televisions. The bourgeois cats<br />

bought one television, and the subways sacrificed two trailers. Umpteen<br />

putrid dwarves com<br />

Hier sollte das Auge mal Halt machne können<br />

Links<br />

Online können Sie viel über Wälder lernen und das von Menschen, die sich damit auskennen. Und weil diese<br />

wollen, dass Sie auch viel darüber wissen, um ihn noch besser zu schützen, haben sie virtuelle Seiten mit<br />

wertvollem Content gefüllt. Auf denen finden sich Informationen über Bäume und Wälder, oft unterhaltsam,<br />

aber immer auch lehrreich.<br />

nen Entwicklungsstufen eines Waldes, die nie getrennt voneinander,<br />

sondern immer auf einer Fläche angeordnet sein sollen –<br />

so wie es die Natur vorsieht. Denn nur so entsteht ein dauerhafter<br />

Wald, von dem nicht nur Tiere und Pflanzen, sondern insbesondere<br />

auch der Mensch profitiert. www.anw-deutschland.de<br />

Wald-online / Treffpunkt Wald Den Tag der<br />

offenen Tür gibt es bei vielen Einrichtungen<br />

und Unternehmen, er bietet die Möglichkeit,<br />

einmal hinter die Kulissen zu schauen und<br />

gewährt Einblicke für sonst Außenstehende.<br />

Förster aus ganz Deutschland haben diese<br />

Idee aufgegriffen und ein Veranstaltungsportal<br />

ins Leben gerufen, das den Menschen die Arbeit der Förster<br />

und natürlich deren Arbeitsplatz, den Wald, näherbringen<br />

soll. Die Kampagne „Treffpunkt Wald“ und die Partnerseite Waldonline<br />

sammeln Veranstaltungen und Tipps rund um Bäume<br />

und Wälder. Ob Theaterworkshops, Führungen, Mountainbike-<br />

Touren – so vielfältig wie die deutschen Wälder, sind auch die<br />

angebotenen Veranstaltungen. Treffpunkt Wald ist die erste<br />

gemeinsame, deutschlandweite Initiative der Forstverwaltungen<br />

der Bundesländer und wurde 2009 im Rahmen der UN-<br />

Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet.<br />

www.wald-online.de<br />

Der Kinderwald wird in diesem Jahr 16 Jahre<br />

alt. Was als Ferien-Aktion begann, ist nun ein<br />

erfolgreiches Projekt für junge Menschen bis<br />

18 aus der Region Hannover. Nach dem Motto<br />

„ich schütze, was ich kenne“ erfahren die Kinder<br />

die Natur als etwas Wertvolles. Die Waldpädagogen<br />

helfen ihnen aber auch, Ideen und Wünsche auszudrücken<br />

und ihnen Gestalt zu geben. Dies bezieht sich in erster<br />

Linie auf das Kinderwald-Gelände, darüber hinaus aber auch auf<br />

die Gestaltung ihrer alltäglichen Lebensumwelt. Die Kinder sammeln<br />

Erfahrungen bei naturkundlichen Bastel- oder Bauaktionen<br />

und erleben die Natur als Kulisse für künstlerische Aktivitäten<br />

wie Theatergruppe, Trommelgruppe oder Chöre. Wenn Sie<br />

das Glück und Kinder in Hannover haben, dann schauen Sie mal<br />

vorbei: www.kinderwald.de<br />

www.forestfinance.de FF 21


Waldwirtschaft<br />

Holz zu Asche<br />

In konventionellen Kohlekraftwerken ist die Verbrennung<br />

von Holz wenig ergiebig: der Wirkungsgrad beträgt<br />

höchstens 45 Prozent. Foto: Volker Röös/pixelio.de<br />

Umweltschützer und Verbände der deutschen<br />

Holzwirtschaft stemmen sich gegen<br />

den Einsatz holzartiger Biomasse in Kohlekraftwerken:<br />

Der Plan sei wirtschaftlich<br />

sinnlos, klimapolitisch falsch und schlecht<br />

In Hannover wird gerade die erste Windkraftanlage<br />

aus Holz gebaut. Foto: timbertower<br />

Vier Jahre tüftelten die Ingenieure an dem<br />

uralten Konzept, einen stabilen Holzturm<br />

zu bauen. Das war nicht ganz so leicht, wie<br />

es klingt. Denn dieser Turm sollte mehr<br />

für den Wald, schreiben sie in einer gemeinsamen<br />

Presseerklärung. Mangelnde Effizienz,<br />

Ressourcenverschwendung, die Verknappung<br />

des einheimischen Rohstoffs<br />

Holz sowie ökologisch und wirtschaftlich<br />

sinnvollere Alternativen (insbesondere des<br />

Recyclings) sind die Hauptgründe, weshalb<br />

sich Umweltverbände und Verbände der<br />

deutschen Holzwirtschaft gegen die Mitverbrennung<br />

wehren: „Das in Deutschland<br />

verfügbare Holzaufkommen wird bereits<br />

vollständig durch stoffliche und energetische<br />

Holzverbraucher verwertet“, sagt<br />

Denny Ohnesorge von der Arbeitsgemeinschaft<br />

Rohholzverbraucher e.V. (AGR). „Die<br />

Hälfte des Holzaufkommens wird energetisch<br />

genutzt. Dabei ist die stoffliche Holzverwendung<br />

auch aus klimapolitischer<br />

Sicht viel günstiger zu bewerten. Die Politik<br />

sollte daher nicht auch noch Anreize für<br />

eine Mitverbrennung von Holz in Kohlekraftwerken<br />

schaffen.“ Jürgen Maier vom<br />

Forum Umwelt und Entwicklung ergänzt:<br />

„Wir können es uns nicht leisten, Holz in<br />

Großkraftwerken mit Wirkungsgraden von<br />

können als all seine historischen Vorgänger:<br />

Er muss eine 100 Tonnen schwere Multimegawatt<br />

Windkraftanlage verkraften.<br />

Die Ingenieure waren sich schnell einig,<br />

dass Holz das kann – aber es galt zahlreiche<br />

Skeptiker und Geldgeber für die Idee zu<br />

gewinnen. „Es war ein langer Weg, aber<br />

letzten Endes konnten wir alle Beteiligten<br />

überzeugen, dass das Material Holz bes -<br />

tens für solche Anwendungen geeignet<br />

ist“, sagt Bauingenieur Gregor Prass, Gründer<br />

und neben Holger Giebel einer der<br />

Geschäftsführer der niedersächsischen<br />

TimberTower GmbH. Dabei ist Holz ideal<br />

für solche Aufgaben: Es ist billiger als Stahl,<br />

ebenso belastbar – wenn nicht gar noch<br />

belastbarer, meint Prass – und stabiler. Bei<br />

dem Holzturm verteile sich die Last dank<br />

der kreuzweise übereinander gestapelten<br />

und miteinander verleimten Fichtenbretter<br />

nicht in eine Richtung wie bei Balken<br />

oder Stützen, sondern auf alle Seiten. Weitere<br />

Vorteile, so die Konstrukteure: Der<br />

Holzturm dämpfe die Geräusche einer<br />

Windkraftanlage und erhöhe deren Sicher-<br />

höchstens 45 Prozent zu verbrennen, statt<br />

es dezentral und effizient für die stoffliche<br />

Nutzung und – in geringem Umfang –<br />

auch für die Raumheizung und in Kraft-<br />

Wärme-Kopplung zu nutzen. Der Bedarf solcher<br />

Kraftwerke würde zusätzlichen Druck<br />

auf die Wälder verursachen und den Spielraum<br />

für eine ökologischere Waldnutzung<br />

und Waldschutz verringern.“<br />

Bekräftigt wurden die Pläne einiger Energieversorger<br />

zur Holzmitverbrennung in<br />

konventionellen Kohlekraftwerken durch<br />

eine Studie der Deutschen Energieagentur<br />

(DENA), die durch die Vattenfall Europe AG<br />

unterstützt wurde. Hierin wird unter anderem<br />

davon ausgegangen, dass bis zu 50<br />

Prozent der derzeit eingesetzten Kohle<br />

durch holzhaltige Biomasse in Kohlekraftwerken<br />

ersetzt werden könne. Studien der<br />

Europäischen Union (zum Beispiel Mantau,<br />

Uni Hamburg) zeigen jedoch, dass Westeuropa<br />

auf eine massive Deckungslücke in<br />

der Holzversorgung zusteuert.<br />

Mehr zu dem Thema erfahren Sie auf<br />

www.forestfinance.de/go/holz-kohlekraftwerke<br />

High technology – hölzern, hohl und hoch hinaus<br />

heit, da Holz keinen Strom leite. Auch der<br />

Transport sei wesentlich leichter als der<br />

eines Stahlungetüms, der als Schwertstransport<br />

oft noch nicht mal unter den<br />

Autobahnbrücken durchpasse. Hinzu<br />

kommt die günstigere und ökologisch<br />

überlegene Produktion sowie der Bindung<br />

von etwa 400 Tonnen CO 2 pro Holzturm.<br />

Der Holzturm wird so ähnlich gebaut<br />

wie seine stählernen Kollegen: als ge -<br />

schlos sener Turm, mit acht Ecken, der sich<br />

nach oben verjüngt. Innen befindet sich<br />

ein hölzernes Gerüst, durch dessen Mitte<br />

ein Aufzug und die Stromkabel führen. 30<br />

Zentimeter dicke, tonnenschwere Vollholzplatten<br />

werden außen angebracht und tragen<br />

den Turm. „Dieses Fichten-Brettsperrholz<br />

wird kreuzweise verschachtelt und<br />

verleimt, was die natürlichen Bewegungen<br />

des Holzes ausgleicht und die Lasten auf<br />

alle Seiten verteilt“, schwärmen die Experten<br />

von windkraftanlage.de. Der weltweit<br />

erste Holzturm dieser Art wird im Sommer<br />

<strong>2012</strong> in Hannover fertiggestellt. Wenn Sie<br />

ihn sehen wollen: www.timbertower.de<br />

22 FF www.forestfinance.de


„Ikea: Wohnst du noch oder zerstörst du schon?”…<br />

… fragt die deutsche Umweltschutzorganisation Rettet den Regenwald e.V., die zusammen<br />

mit der schwedischen Umweltorganisation Protect the Forest eine Protestaktion gegen<br />

Ikea durchführt. Das Ziel: Ikea soll sofort den Kahlschlag der Naturwälder beenden.<br />

Die Waldschützer rechnen aus, dass der Konzern 100 Millionen Möbelstücke pro Jahr in<br />

seinen Einrichtungshäusern rund um den Globus verkaufe, was einem Holzbedarf von<br />

über 13,6 Millionen Kubikmetern entspricht. Ein großer Teil der Möbelhölzer stamme dabei<br />

aus dem hohen Norden Russlands, wie die sehr feinen Jahrringe verraten würden. „Im<br />

kühlen Klima nahe des Polarkreises wachsen die Bäume nur sehr langsam. 300.000 Hektar<br />

Naturwald hat die Ikea-Tochter Swedwood allein in Karelien gepachtet. Seitdem geht<br />

es dem Wald an den Kragen, darunter viele bisher von der Holzindustrie unberührte<br />

Flächen“, schreibt Rettet den Regenwald. Und weiter: „Tonnenschwere Erntemaschinen<br />

legen innerhalb von Sekunden die jahrhundertealten Bäume um. 800 Stück pro Tag rodet<br />

jedes der Ungetüme, entastet die Stämme und stapelt sie für den Abtransport ins Möbelwerk.<br />

Die fast mannshohen Reifen durchpflügen den weichen, sumpfigen Waldboden.<br />

Es wird Jahrzehnte dauern, bis sie sich wieder davon erholen. Tagtäglich holzt Ikea weitere<br />

artenreiche Urwaldstücke ab. Öde, leblose Kahlschläge machen sich überall breit.“ Auch<br />

Sie können die Aktion zum Schutz der Wälder unterstützen – mit wenigen Klicks auf<br />

www.forestfinance.de/go/ikea-kahlschlag<br />

Nachfrage nach FSC-<br />

Holz größer als Angebot<br />

Vom Forest Stewardship Council (FSC) zertifiziertes<br />

Holz aus heimischen Wäldern ist<br />

in Deutschland Mangelware, dabei wird die<br />

Nachfrage in Zukunft eher noch weiter<br />

ansteigen. Das ist das Ergebnis einer vom<br />

NABU (Naturschutzbund Deutschland) in<br />

Auftrag gegebenen Studie bei rund 100<br />

Unternehmen der holzverarbeitenden Industrie<br />

und des Holzhandels. Weil es zu wenig<br />

FSC-Holz aus heimischen Wäldern gibt,<br />

muss viel importiert werden. Die Studie<br />

wurde unterstützt vom Holzhandelsverbund<br />

Der Holzring GmbH und der Indus triegewerkschaft<br />

Bauen-Agrar-Umwelt.<br />

„Das Qualitätssiegel des Forest Steward -<br />

ship Council (FSC) steht für eine vergleichs -<br />

weise naturverträgliche Forstwirtschaft<br />

und hohe soziale Standards. Wir Umweltverbände<br />

fordern daher schon seit Jahren,<br />

dass die Wälder von Bund und Ländern nach<br />

FSC zertifiziert werden. Nach Schleswig-<br />

Holstein, Nordrhein-Westfalen, Berlin und<br />

Hamburg haben nun auch die waldreichen<br />

Bundesländer Rheinland-Pfalz und<br />

Baden-Württemberg die Zeichen der Zeit erkannt<br />

und werden ihre Staatswälder nach<br />

FSC zertifizieren lassen“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer<br />

Leif Miller. Mehr dazu<br />

finden Sie hier: www.forestfinance.de/go/<br />

zertifiziertes-holz-deutschland<br />

Welthandel gefährdet<br />

Wälder und Vielfalt<br />

30 Prozent der gefährdeten Tierarten,<br />

schätzt eine neue Studie, sind allein wegen<br />

des Welthandels gefährdet. Die restlichen<br />

70 Prozent werden von Landwirtschaft und<br />

Industrie bedroht, die den Lebensraum der<br />

Tiere zerstören. Und im Grunde läuft alles<br />

darauf hinaus: Während die Menschen in<br />

den reichen Industrienationen Konsum<br />

und Wohlstand genießen, werden all die<br />

Konsum- und Luxusgüter in Ländern produziert,<br />

die dafür ihre Natur zerstören und<br />

Artenvielfalt gefährden. Die Universität<br />

Sydney hat die „Handelsbilanz des Artensterbens“<br />

erarbeitet und dafür Daten zu bedrohten<br />

Tierarten mit Angaben zum Handel<br />

verknüpft. Sie sahen sich 187 Länder und<br />

ihre Waren an und stellten fest, dass die Länder,<br />

in denen durch die Warenproduktion<br />

die meisten Tiere aussterben oder vom<br />

Aussterben bedroht sind, diese Zerstörung<br />

für den Export angerichtet wird. Die Waren<br />

werden fern der Produktionsstätten konsumiert.<br />

Wenn Sie die Handelsbilanz der<br />

Länder dieser Welt unter dem Aspekt des<br />

Artensterbens sehen wollen, finden Sie die<br />

Import- und Exportwerte inklusive der gefährdeten<br />

Tierarten ebenso wie eine kurze<br />

Zusammenfassung der Studie auf<br />

www.forestfinance.de/go/nature-biodiversitaet<br />

Waldwirtschaft<br />

Ikea bietet vieles an, was das Lebensgefühl nach dem<br />

Motto „Wohnst du noch oder lebst du schon?“ trifft.<br />

Umweltschützer von Rettet den Regenwald e.V.<br />

warnen, dass das auf Kosten der Wälder geschieht.<br />

Foto: screenshot/www.regenwald.org<br />

Dieser Geoffrey-Klammeraffe lebt in Mittelamerika und<br />

steht zusammen mit seinen Artgenossen auf der Roten<br />

Liste der bedrohten Arten. Der Grund: Sein Lebensraum<br />

geht wegen immer größeren Kakao- und Kaffeeplantagen<br />

verloren. Kaffee und Schokolade werden dabei<br />

hauptsächlich für den Export produziert.<br />

Foto: Steven G. Johnson/wikipedia<br />

www.forestfinance.de FF 23


Waldwirtschaft<br />

Mit der Lizenz zur Bestäubung<br />

Der ökonomische Wert von bestäubungsabhängigen Anbaufrüchten hat sich in den vergangenen Jahren<br />

weltweit deutlich erhöht, fand ein Team unter der Federführung von Forschern des Helmholtz-Zentrums für<br />

Umweltforschung (UFZ) heraus. Bestäuberprodukte wie Kaffee oder Kakao könnten daher langfristig global<br />

im Preis weiter steigen.<br />

Der Wert der ökologischen Dienstleistung<br />

durch Bestäubung nahm von rund 200<br />

Milliarden US-Dollar im Jahr 1993 auf rund<br />

350 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 zu,<br />

berechneten die UFZ-Forscher. Sie konnten<br />

zudem erstmals zeigen, in welchen Regionen<br />

der Welt der Wert der Bestäubung besonders<br />

hoch und die Landwirtschaft zudem<br />

besonders abhängig von tierischer Bestäubungsleistung<br />

ist. Sie analysierten in diesen<br />

Zusammenhang 60 Anbaufrüchte wie Kakao,<br />

Kaffee, Äpfel oder Sojabohnen, die auf<br />

die Bestäubung durch Tiere, zumeist Insek -<br />

ten wie Honig- und Wildbienen, Schmetter -<br />

linge oder Hummeln angewiesen sind. Damit<br />

konnten sie eine globale Karte der<br />

Abhängigkeit der landwirtschaftlichen Erträge<br />

von der Bestäubungsleistung vorlegen.<br />

„Wir können jetzt mit einer hohen räum -<br />

lichen Auflösung schätzen, wie groß dieser<br />

Beitrag in vielen Regionen ist“, sagt Hauptautor<br />

Dr. Sven Lautenbach, Wissenschaftler<br />

am UFZ-Department für Landschaftsökologie.<br />

In Staaten wie etwa China, Indien, den<br />

USA, Brasilien und Japan ist der Nutzen<br />

durch die bestäubungsabhängigen Produk<br />

te besonders hoch.<br />

Global hat der Wert bestäubungsabhän<br />

giger Agrarprodukte und damit der<br />

Wert der ökologischen Dienstleistung stetig<br />

zugenommen. Zurückzuführen ist das<br />

auf stark gestiegene Produktionsmengen<br />

bestäubungsabhängiger Anbaufrüchte. Seit<br />

2001 kann zudem eine starke Zunahme<br />

der Produzentenpreise bestäubungsabhän -<br />

gi ger Anbaufrüchte beobachtet werden,<br />

die deutlich stärker in die Höhe schnellten<br />

als Preise nicht bestäubungsabhängiger<br />

Ackerfrüchte wie etwa Reis, Getreide oder<br />

Mais. Für die Forschergruppe ist dies ein Hinweis,<br />

dass sich die Intensivierung der Landwirtschaft<br />

in einem weltweiten Preisanstieg<br />

von bestäubungsabhängigen Kulturen niederschlägt.<br />

Werden auf Äckern mehr Pestizi<br />

de gespritzt, mehr Dünger ausgebracht<br />

Die Rote Mauerbiene bei der Arbeit. Der Wert der ökologischen Dienstleistung durch Bestäubung nahm von<br />

rund 200 Milliarden US-Dollar im Jahr 1993 auf rund 350 Milliarden US-Dollar in2009 zu. Foto: Susan Walter /UFZ<br />

und wertvolle Landschaftsstrukturelemente<br />

wie Hecken und Baumreihen in Ackerland<br />

umgewandelt, verschwinden Insekten. Damit<br />

sinkt die Bestäubungsleistung, was<br />

sich wiederum in höheren Produzentenpreisen<br />

niederschlägt. „Wir werten diesen<br />

Preisanstieg als ein erstes Warnsignal, dass<br />

es zu Konflikten zwischen der Dienstleistung<br />

der Insektenbestäubung und anderen Landnutzungen<br />

kommen könnte“, sagt Sven<br />

Lautenbach. Sollten beispielsweise Hecken,<br />

Baumreihen oder Saumstrukturen als wertvolle<br />

Habitate für Insekten in den Produzentenländern<br />

weiter verschwinden und in<br />

landwirtschaftliche Flächen oder Siedlungs -<br />

flächen umgewandelt werden, könnten die<br />

Preise für Kaffee oder Kakao in Zukunft steigen.<br />

Die mit der Studie erstmalig vorgelegten<br />

räumlichen Analysen liefern für die Naturschutzpraxis<br />

und die Politik wichtige Grundlagen.<br />

Auf Basis dieser Informationen könnten<br />

auf regionaler Ebene Empfehlungen für<br />

den Schutz von Landschaftselementen ausgesprochen<br />

werden, die für das Überleben<br />

von Insekten unerlässlich sind.<br />

Mehr zu der Studie und den beteiligten<br />

Wissenschaftlern finden Sie auf<br />

www.forestfinance.de/go/wert-bestaeubung<br />

24 FF www.forestfinance.de


Von der Kakaobohne zur Schokolade<br />

Kakaoanbau und erste Verarbeitungsschritte<br />

Pflanzen und pflegen der Kakaobäume<br />

Ernte<br />

Öffnen der Früchte<br />

Definition einer Wertschöpfungskette<br />

Fermentieren und trocknen<br />

Verpacken in Säcke und lagern<br />

<br />

Handelsstufe<br />

<br />

Bauern und Genossenschaften verkaufen an<br />

Kleinhändler/Aufkauforganisationen/Exporteure<br />

Transport in die Häfen<br />

Export oder Weiterverarbeitung im Anbauland<br />

<br />

Weiterverarbeitung der Bohnen<br />

<br />

Lagern<br />

<br />

Reinigen und rösten<br />

Brechen<br />

Vermahlen zu Kakaomasse<br />

Herkunft, Eigenschaften und Anbaugebiete<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Fact-Sheet:<br />

Die Wertschöpfungskette<br />

von Schokolade<br />

Herstellung der Schokolade<br />

Verarbeiten der Kakaomasse<br />

• zu Schokolade (mit Milch, Zucker, Haselnüsse,<br />

Nougat, Kakaobutter etc.)<br />

• Oder: Auspressen der Kakaomasse<br />

zu Kakaobutter und Kakaopulver<br />

– Kakaobutter: Verwendung in Schokolade<br />

(sowie Kosmetika, pharmazeutische Produkte)<br />

– Kakaopulver: Weiterverarbeiten zu<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

Verpacken<br />

<br />

Der Weg zum Kunden<br />

<br />

Transport in die Geschäfte<br />

Verkaufen<br />

Verbrauchen<br />

Entsorgen<br />

<br />

Kakaoerzeugnissen<br />

Fact-Sheet: Die Wertschöpfungskette von Schokolade Autorin<br />

Kakao & Konsum<br />

In den vergangenen Jahrzehnten ist Schokolade<br />

in Deutschland gemessen an der<br />

Kaufkraft immer billiger geworden und<br />

die konsumierte Menge stieg massiv an.<br />

„Getrübt wird die Freude über die preiswerte<br />

Schokolade durch Berichte über<br />

schlechte Lebensbedingungen der Menschen,<br />

die Kakao anbauen. Vor allem in<br />

den westafrikanischen Kakaoanbaugebieten<br />

ist die Lebenssituation des größten<br />

Teils der Kakaoanbauer sehr schlecht. Von<br />

dort stammen mehr als 90 Prozent des in<br />

Deutschland konsumierten Kakaos“, so<br />

Friedel Hütz-Adams, Kakaoexperte des<br />

SÜDWIND-Instituts. Um herauszufinden,<br />

wer Verantwortung für Missstände übernehmen<br />

muss, erarbeitete das Institut<br />

eine Studie zur Wertschöpfungskette der<br />

Schokolade.<br />

Die Analyse zeigt, dass in den verschiedenen<br />

Produktionsstufen unterschiedliche<br />

Instanzen den Markt dominieren. Beim<br />

Anbau sind dies rund 5,5 Millionen nicht<br />

organisierte Kleinbauern, in den weiteren<br />

Verarbeitungsstufen jeweils eine Hand<br />

voll multinationaler Unternehmen. „Die<br />

Analyse belegt, dass eine Verbesserung<br />

der Situation in den Kakaogebieten nur zu<br />

sehr geringen Preiserhöhungen in der<br />

Produktionskette führen würde. Eine<br />

durchschnittliche Tafel Vollmilchschokolade<br />

enthält lediglich Kakao im Wert von<br />

rund sechs Cent und bei den derzeitigen<br />

Zertifizierungsansätzen liegt der Aufpreis<br />

für Schokolade aus nachhaltiger Produktion<br />

derzeit bei rund einem Cent pro Tafel“,<br />

so Hütz-Adams weiter.<br />

Letztendlich werden alle Beteiligten<br />

der Wertschöpfungskette und die Regierungen<br />

der Anbauländer zusammenarbeiten<br />

müssen, um die Situation der Bauern<br />

zu verbessern. Hütz-Adams sieht die<br />

deutsche Branche in der Pflicht: „Aufgrund<br />

ihrer Machtpositionen kommt den<br />

Unternehmen in den Verbraucherländern<br />

eine große Verantwortung zu. Dies gilt<br />

ins besondere für die in Deutschland operierenden<br />

Anbieter, die den weltweit<br />

zweitgrößten Schokoladenmarkt versorgen<br />

und zudem große Mengen ihrer<br />

Erzeugnisse exportieren.“<br />

Studie und Factsheet stehen auf<br />

www.suedwind-institut.de zum Download<br />

bereit.<br />

1<br />

Foto: angieconscious/pixelio.de<br />

Pflanzenvielfalt ist Schlüssel zu hohem Ertrag<br />

Waldwirtschaft<br />

Ob im Grasland oder im Wald – mit der Zahl unterschiedlicher Arten steigt der Biomasse-Ertrag<br />

von Ökosystemen über die Zeit immer stärker an. Die Pflanzenvielfalt fördert<br />

langfristig aber auch die Bodenfruchtbarkeit. Das hat ein internationales Forscherteam<br />

um Peter Reich (University of Minnesota) und Nico Eisenhauer (Technische Universität München)<br />

herausgefunden. Die Studie umfasst einen Zeitraum von 14 Jahren: So lang wurden<br />

im Rahmen zweier Langzeitversuche Grasland-Parzellen mit unterschiedlich vielen<br />

Pflanzenarten auf ihre Produktivität hin untersucht.<br />

Je höher die Artenvielfalt, desto ertragreicher werden Pflanzen-Ökosysteme über die<br />

Zeit. Jede zusätzliche Pflanzenart führt demnach langfristig dazu, dass sowohl die Biomasse-Produktion<br />

als auch die Bodenfruchtbarkeit ansteigen. Zwar stehen Grasland-Ökosysteme<br />

im Mittelpunkt der Untersuchungen, die Ergebnisse lassen sich aber auch auf<br />

Wälder oder Getreidefelder übertragen.<br />

Für ihre Studie haben die Wissenschaftler mehr als ein Jahrzehnt in die Vergangenheit<br />

geschaut: Die von ihnen analysierten Daten stammen aus zwei Langzeit-Versuchen an der<br />

University of Minnesota. Auf einer Fläche von insgesamt 2200 Hektar wurden dort Anfang<br />

der 90er Jahre Grasland-Parzellen mit jeweils einer, vier, neun oder 16 verschiedenen<br />

Pflanzenarten gesät. Für jede dieser mehr oder weniger vielfältigen Pflanzengemeinschaften<br />

konnten die Wissenschaftler deshalb über 14 Jahre hinweg den Biomasse-<br />

Ertrag und die Bodenfruchtbarkeit vergleichen. Kürzer angelegte Untersuchungen ließen<br />

bislang darauf schließen, dass bereits mit sechs oder acht verschiedenen Arten pro Parzelle<br />

der Produktivitätsanstieg abflacht. Die Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass „diversity<br />

matters“: Auch in bereits vielfältigen Ökosystemen bedeutet jede einzelne zusätzliche<br />

Art einen Zugewinn.<br />

„Überflüssige Arten gibt es nicht“, sagt Dr. Nico Eisenhauer, Co-Autor der Studie und<br />

Wissenschaftler an der Technischen Universität München. Der Ökologe erforscht die komplexen<br />

Wechselwirkungen von Bodenorganismen und deren Einfluss auf die Bodenfruchtbarkeit.<br />

„Je mehr Pflanzenarten zentrale Funktionen übernehmen – zum Beispiel<br />

die Speicherung von Kohlenstoff oder die Erschließung von Nährstoffen – desto stabiler<br />

und ertragreicher ist das Ökosystem“, erklärt Eisenhauer. Der Wissenschaftler sieht deshalb<br />

im Erhalt von artenreichen Landschaften einen großen Nutzen für die Menschen. Nico<br />

Eisenhauer: „Selbst wenn nur wenige Arten verloren gehen, kann das massive Einschnitte<br />

in die Ökosystem-Funktionen bedeuten – beispielsweise bei der Bereitstellung von<br />

Nahrungsmitteln, aber auch bei der Klimaregulierung oder der Wahrung einer hohen Wasserqualität.“<br />

Mehr dazu finden Sie auf www.forestfinance.de/go/pflanzenvielfalt-ertrag<br />

www.forestfinance.de FF 25


Reportage<br />

Saftiges Grün, ein plätschernder<br />

Bach, zwitschernde Vögel, zirpende<br />

Grillen und quakende Frösche …<br />

Nein, wir befinden uns nicht im<br />

heimischen Laub- und Mischwald,<br />

der nur im Sommer zum Leben<br />

erwacht, sondern mitten im tropischen<br />

Regenwald Ecuadors. Hier<br />

hat, unser Autor, Yannick Witt, der<br />

bis 2011 als studentische Hilfskraft<br />

bei ForestFinance arbeitete, zwei<br />

Monate lang Bäume gepflanzt.<br />

Warum? Lesen Sie selbst. Er hat<br />

es uns geschrieben.<br />

Es begann mit einem Tipp meiner Geografie-Fachschaft,<br />

der mich darauf brachte als<br />

Volontär beim Centro de Educacion Ambiental<br />

Amazonico Lisan Yacu (ehemals<br />

Stiftung Curiquingue) nach Ecuador zu<br />

gehen. Der Tipp bezog sich auf eine Organisation<br />

mit Sitz in Tena, der Hauptstadt der<br />

Provinz Napo im Amazonas-Tiefland. Hier<br />

würden unter der Leitung des Geografen<br />

Jens Töniges und des Forstwirts Robby Flemisch<br />

zusammen mit der Bevölkerung lokale<br />

Projekte zur Umweltbildung und Wiederaufforstung<br />

im Regenwald betrieben.<br />

Dazu fand ich heraus, dass die Stiftung<br />

parallel auch noch die Travel Agency Mundopuma<br />

(www.mundopuma.com) unterhält,<br />

die ökologische Touren in die Projektgebiete<br />

anbietet. Zu den Zielen des Umweltbildungszentrums<br />

zählen der Erhalt<br />

und die Wiederherstellung von Biodiversität,<br />

eine nachhaltige Regionalentwicklung sowie<br />

ein sanfter ökologischer Tourismus.<br />

Projekte und Aufgaben<br />

Zurzeit besitzt die Organisation zwei Projektgebiete:<br />

Das ältere befindet sich einige<br />

Kilometer südlich des touristischen Ortes<br />

Misahuallí. Die Fläche umfasst circa 210<br />

Hektar, wovon ein Drittel Sekundärwald<br />

aus ehemaligen Agrarflächen ist und zwei<br />

Drittel Primärwald aus Tieflandregenwald<br />

bestehen. Die Projekte sind hier weitestgehend<br />

abgeschlossen. Neben dem Schutz<br />

des Primärwalds dient das Gelände mit<br />

Erst die Bäume, dann der Beruf<br />

seinem Vogelbeobachtungsturm und neuem<br />

Umweltlehrpfad der Umweltbildung für<br />

Einheimische und Touristen.<br />

Ich selbst war in der neuen Station Lisan<br />

Yacu untergebracht, die seit 2010 besteht<br />

und deren Name vom gleichnamigen benachbarten<br />

Fluss stammt. Die Station wurde<br />

auf einem Gelände errichtet, das von einem<br />

großen Windwurf betroffen war. Für<br />

den Aufbau der Hütten wurde ausschließlich<br />

das Holz der umgestürzten Bäume genutzt.<br />

Darüber hinaus ist Lisan Yacu nicht<br />

an das Elektrizitätsnetz angeschlossen und<br />

die Toiletten werden mit Regenwasser betrieben.<br />

Deshalb kochten wir mit Gas oder<br />

über offenem Feuer und wuschen uns im<br />

nahen Fluss.<br />

Das insgesamt 33 Hektar große Projektgebiet,<br />

in dem sich Lisan Yacu befindet, ist<br />

Eigentum der Stiftung und liegt am Rande<br />

des Nationalparks Llanganates etwa sieben<br />

Kilometer von der Kichwa-Gemeinde Serena<br />

entfernt. Die Vegetation besteht komplett<br />

aus Primärwald und bildet einen Übergangsbereich<br />

des tropischen Tieflandregenwaldes<br />

zum Bergregenwald. Daher ist<br />

diese Gegend von einer besonders großen<br />

Artenvielfalt geprägt. Aufgrund der Höhe<br />

und der Nähe zu den Anden sind die Temperaturen<br />

tagsüber sehr gut erträglich,<br />

nachts jedoch recht frisch. Die Topografie bedingt<br />

hier außerdem wesentlich höhere<br />

Niederschlagsmengen als im Flachland.<br />

Fast täglich kam es während meines zwei-<br />

monatigen Aufenthalts zu mal kürzer mal<br />

länger andauernden Starkregenfällen. Vor<br />

allem abends ließ mich das nicht enden wollende<br />

Trommeln der Regentropfen auf das<br />

Hüttendach kaum einschlafen.<br />

Wildnis – nicht nur romantisch<br />

Das Projektgebiet ist ab der Ortsgrenze<br />

von Serena, wo auch der letzte Handyempfang<br />

endet, nur über einen unbefestigten<br />

Trampelpfad zu Fuß oder beim Transport<br />

von schweren Lasten per Pferd zu erreichen.<br />

Nicht nur der Matsch, der bei jedem Schritt<br />

die doppelte Kraftanstrengung erforderte,<br />

stellte eine Herausforderung dar, sondern<br />

ebenfalls die den Pfad kreuzenden Flüsse<br />

und Bäche. Da es keine Brücken gibt, bleibt<br />

einem nichts weiter übrig, als die Gewässer<br />

zu durchwaten, was bei einem erhöhten<br />

Flusspegel höchste Konzentration erfordert.<br />

Das ein oder andere Mal machten –<br />

trotz Gummistiefeln – nicht nur meine<br />

Füße Bekanntschaft mit dem kühlen Nass<br />

… Doch die Anstrengung des Pfades lohnte<br />

sich, fand ich mich am Ende doch auf einem<br />

idyllischen fast paradiesischen Flecken Erde<br />

mitten im tropischen Regenwald weit weg<br />

vom Alltagsstress der Zivilisation wieder.<br />

Hier hört man nichts als das Rauschen der<br />

Flüsse, das Zwitschern der Vögel und das Zirpen<br />

der Zikaden. Fürs Auge gibt es neben<br />

handgroßen Schmetterlingen, die jede erdenkliche<br />

Farbe annehmen, Tukane in den<br />

Baumwipfeln und bodennah den ein oder<br />

26 FF www.forestfinance.de


„Nach meinem Studium der Geografie wollte ich<br />

vor dem Eintritt ins Berufsleben die letzte Chance<br />

nutzen, um noch einmal für ein paar Monate ins<br />

Ausland zu gehen. Neben einer Reise sollte dieser<br />

Auslandsaufenthalt aber auch praktische Erfahrung<br />

der besonderen Art beinhalten“, erklärt Yannick<br />

Witt seine Motivation, nach Ecuador zu gehen. Die<br />

Erfahrungen, die er im Regenwald machte – beim<br />

Baden im Fluss, der links zu sehen ist, und Wohnen<br />

in einfachen Unterkünften (rechts), weiß er zu<br />

schätzen.<br />

Fotos: privat<br />

anderen Kolibri. Verschweigen möchte ich<br />

allerdings auch nicht die ungewohnten<br />

Begegnungen mit Spinnen oder Schlangen,<br />

die meinen Adrenalinspiegel in die<br />

Höhe schnellen ließen.<br />

Land- in der Waldwirtschaft<br />

Im Rahmen des Aufbaus der neuen Station<br />

soll neben der Entwicklung eines ökologischen<br />

Tourismus auch bei der nachhaltigen<br />

ökologischen Bewirtschaftung von benachbarten<br />

Flächen geholfen werden. Die<br />

ansässigen Kleinbauern besitzen entlang<br />

des Flusses Parzellen aus Waldgebieten<br />

und Agrarflächen, die sie für den eigenen<br />

Bedarf nutzen. In der Vergangenheit wurden<br />

Werthölzer wie Balsa oder Chuncho aus<br />

den Primärwäldern entnommen, ohne die-<br />

se nachzupflanzen. Die Stiftung versucht<br />

durch Schulungen und Bereitstellung von<br />

Pflanzmaterial eine nachhaltige Nutzung<br />

und In-Wert-Setzung dieser Gebiete zu unterstützen.<br />

Darüber hinaus sollen die landwirtschaftlich<br />

genutzten Flächen durch die<br />

Pflanzung von Setzlingen in Agroforste<br />

umgestaltet werden. Durch diese Nutzung<br />

können die Kleinbauern – neben den landwirtschaftlichen<br />

Erzeugnissen wie Bananen<br />

oder Yuca (Maniok) – nach einigen Jahren<br />

des Baumwachstums auch auf forstwirtschaftliche<br />

Produkte zurückgreifen. Durch<br />

den Anbau von Mischkulturen wird zudem<br />

ein zu einseitiger Nährstoffverbrauch<br />

des Bodens verhindert.<br />

Zu meinen Aufgaben zählten neben<br />

dem Aufbau der Station die Wiederaufforstung<br />

von degenerierten Landwirtschaftsund<br />

Sekundärwaldflächen, die Anlage von<br />

Agroforstsystemen, der Aufbau von Baumschulen<br />

sowie die Pflege von mit Balsa bäumen<br />

bepflanzten gestörten Primärwaldflächen.<br />

Sehr interessant war dabei die Zusammenarbeit<br />

mit den indigenen Mitarbeitern:<br />

Neben Einblicken in die Nutzung<br />

von Medizinpflanzen lernte ich viel über die<br />

Pflanzung, Pflege und Ernte tropischer<br />

Nutzpflanzen wie Bananen oder Yuca.<br />

Starke Eindrücke aus dem Regenwald<br />

Immer in Erinnerung bleiben mir sicherlich<br />

die spannenden Exkursionen zu einem geheimen<br />

Wasserfall im Nationalpark Llanganates,<br />

der von den Mitarbeitern der Fundacion<br />

gefunden wurde, und zum Schutzgebiet<br />

Limoncocha nahe der Ölstadt Coca.<br />

In Limoncocha unternahmen meine Mit-<br />

volontäre und ich Touren in den Überschwemmungs-<br />

und Tieflandregenwald<br />

sowie auf den benachbarten See mit dem<br />

Kanu. Neben zahlreichen bunten Vögeln, verschiedenen<br />

Affenarten, gigantischen Bäumen<br />

und Riesenameisen bildete die nächtliche<br />

Kaiman-Watching-Tour den grandiosen<br />

Höhepunkt des viertägigen Ausflugs.<br />

Eine der hier lebenden Anacondas bekamen<br />

wir zu meiner Enttäuschung allerdings<br />

nicht zu sehen.<br />

Leider gingen die zwei spannenden und<br />

ereignisreichen Monate viel zu schnell vorbei.<br />

Neben den wenigen unheimlichen Bekanntschaften<br />

mit Schlangen und Spinnen<br />

werden mir in Zukunft sicher die positiven<br />

Momente in Erinnerung bleiben, wie<br />

die ungestörte Ruhe, das tägliche Baden im<br />

Fluss sowie die sehr netten Mitarbeiter.<br />

Die Zeit in Ecuador hat mir nochmal gezeigt,<br />

wie wertvoll jeder noch so kleine Beitrag für<br />

den Schutz des Regenwaldes und die lokale<br />

Bevölkerung sein kann.<br />

Informationen zum Zentrum für Umweltbildung<br />

„Lisan Yacu” (Ehemals Fundación<br />

Ecológica Curiquingue)<br />

Gründung: 2001<br />

Hauptbüro: Tena, Provinz Napo, Ecuador<br />

Leitung: Jens Töniges & Robby Flemisch<br />

Projektgebiete: Misahualli & Serena, Provinz<br />

Napo<br />

Betreute Fläche: circa 245 Hektar<br />

Webseite: www.curiquingue.org<br />

www.forestfinance.de FF 27<br />

Reportage


Forest Finance<br />

Wald:Energie II<br />

Dieser Fonds hat bereits in Flächen in Brandenburg investiert. Die ersten Hektar<br />

wurden schon erfolgreich mit schnell wachsenden Pappeln aufgeforstet.<br />

Somit kann ab 2015 mit ersten Erträgen aus Holz-Verkäufen gerechnet werden.<br />

Viele Interessenten und Investoren suchen nach Fonds, die in<br />

Wald investieren und die von der BaFin (Bundesanstalt für Finanz -<br />

dienstleistungsaufsicht) geprüft sind. In der Tat ist es sehr wünschenswert,<br />

dass dieses Angebot in Deutschland umgesetzt wird,<br />

mit entsprechend stabilem Rechtsumfeld.<br />

ForestFinance ist diesem Wunsch nachgekommen und hat sich<br />

mit erfahrenen und angenehmen Profis aus dem Finanzbereich zusammengetan,<br />

die nicht nur ihr Geschäft – die Fonds er stellung –<br />

verstehen, sondern es auch mit Ökologie und Nachhaltigkeit<br />

ernst meinen. Sie sind außerdem wissenschaftlich eng eingebunden<br />

in die deutsche Forstforschung. ForestFinance begleitet die forstliche<br />

und ökologische Seite im Beirat auf der Basis der BUND- und<br />

NABU-Position zu Kurzumtriebsplantagen (KUP).<br />

Sicherheit verspricht der Fonds, weil er bereits geeignete<br />

Flächen gekauft und mit dem Betrieb begonnen hat. Die Fondszeichner<br />

„kaufen“ also nicht nur eine versprochene Zukunft, sondern<br />

zum Teil bereits etwas, das schon „da ist“.<br />

Der ökologische Aspekt des Fonds besteht auch darin, dass hier<br />

auf geforstet wird, um bestehenden Wald zu schützen! Die Nachfrage<br />

nach Energie-Holz wird bis zum Jahr 2020 aus heimischen Wäldern<br />

nicht mehr zu decken sein. Deshalb brauchen wir Alternativen.<br />

Und deswegen engagiert sich ForestFinance auch mit dem<br />

Vertrieb des Wald:Energie II für eine nachhaltige und ökologisch<br />

vertretbare Lösung.<br />

Preisentwicklung bei Waldhackschnitzel (€/t)<br />

138,31<br />

2011 94,59<br />

2010<br />

2009<br />

2008<br />

2007<br />

2006<br />

2005<br />

2004<br />

2003<br />

125,60<br />

85,94<br />

114,43<br />

82,63<br />

108,65<br />

76,58<br />

69,90<br />

65,94<br />

51,35<br />

48,05<br />

46,94<br />

*Der Wassergehalt bestimmt den<br />

Energieinhalt der Waldhackschnitzel.<br />

Je höher der Wassergehalt,<br />

desto weniger verfügbare Energie,<br />

desto billiger die Schnitzel.<br />

Wassergehalt* 35<br />

Wassergehalt* 20<br />

⊳ Die Preise für Waldhackschnitzel<br />

steigen seit Jahren<br />

kontinuierlich und ein Ende<br />

dieses Wachstums ist nicht in<br />

Sicht. Im Gegenteil – der Bedarf<br />

wächst und das Angebot<br />

sinkt. Grafik: ForestFinance,<br />

Quelle: C.A.R.M.E.N.<br />

Viele Pappeln verdanken<br />

ihre Existenz dem menschlichen<br />

Hunger nach Energie.<br />

Sie gehören zu den Bäumen,<br />

die auf den sogenannten<br />

Kurzumtriebsplantagen<br />

gepflanzt werden.<br />

Foto: fotolia/LianeM<br />

28 FF www.forestfinance.de


Der erste pure Waldfonds<br />

Mit Pure Forest I ist ein Waldfonds auf dem Markt, dessen komplettes forstliches und ökologisches Konzept von<br />

ForestFinance erstellt wurde. Der geschlossene Fonds zeichnet sich insbesondere durch die kurze Gesamtlaufzeit<br />

von 15 Jahren sowie die ersten kalkulierten Rückflüsse nach bereits vier Jahren aus. Initiator und Partner<br />

ist das Hamburger Emissionshaus Pure Blue.<br />

Anleger investieren bei Pure Forest I nicht in einen Blindpool, sondern<br />

in bereits bestehende Teakforste, die ForestFinance-typisch sukzessive<br />

in Mischwald umgewandelt werden. Dieser Mischforst wird<br />

nach Ende der Gesamtlaufzeit dauerhaft bestehen bleiben. Die Forste<br />

sind – wie alle ForestFinance Wälder in Panama – im Rahmen umwelt-<br />

und sozialverträglicher Forstwirtschaft zertifiziert. Die Bäume<br />

sind bereits zwischen vier und 17 Jahren alt und haben damit die ersten<br />

kritischen Jahre überstanden.<br />

Das gesamte ökologische und forstfachliche Konzept basiert auf<br />

der über 15-jährigen Erfahrung von ForestFinance. Geschäftsführer<br />

Harry Assenmacher empfiehlt u. a. deswegen eine Fonds-Beteiligung<br />

auch seinen Investoren: „Wir haben viele Interessenten, die einen von<br />

der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht) geprüften<br />

Fonds bevorzugen. Mit Pure Blue haben wir nun einen Projektpartner,<br />

der nicht nur sein Geschäft der Fondserstellung versteht,<br />

sondern es auch mit Ökologie und Nachhaltigkeit ernst meint.“ Darüber<br />

hinaus wird der Waldfonds Pure Forest I den hohen unternehmenseigenen<br />

Ansprüchen an Transparenz und Sicherheit gerecht:<br />

Alle Aussagen des Fondsprospekts wurden über die BaFin-Zulassung<br />

hinaus von einem deutschen Wirtschaftsprüfer auf Wahrheitsgehalt<br />

und Plausibilität geprüft.<br />

Der nachhaltige Forstmanagementplan<br />

Beispielhaft für die 1995 aufgeforstete Fläche.<br />

Forest Finance<br />

Das Finanz-Produkt für Menschen, die dreifach<br />

attraktiven Ertrag suchen: ökonomisch, ökologisch<br />

und sozial.<br />

Die Eckdaten von PureForest I:<br />

• Geplante Laufzeit: 15 Jahre mit Verlängerungsoption<br />

• Das geplante Fondsvolumen beträgt 7,8 Millionen Euro<br />

• Über die Laufzeit wird eine Gesamtauszahlung von<br />

ca. 275 Prozent vor Abgeltungssteuer prognostiziert<br />

• Sicherheit durch 100 Prozent Eigenkapitalfinanzierung<br />

• Rückkaufgarantie für den Forst nach Ablauf der Fondslaufzeit<br />

Haben wir Ihr Interesse geweckt? Vertragsunterlagen erhalten<br />

Sie hier: Forest Finance Service GmbH, Eifelstraße 20, 53119<br />

Bonn. Oder schicken Sie eine E-Mail an: info@forestfinance.de,<br />

Stichwort: PureForest<br />

Rinderweide 1996 <strong>2012</strong> Teak-Monokultur 2016 Zyklus Akazien 2026 Ökologischer Mischwald<br />

1<br />

Teak-Monokultur<br />

Jahr 1<br />

2<br />

Übernahme durch<br />

den Fonds<br />

Investitionszeitraum von Pure Forest I<br />

Intensive forstliche<br />

Betreuung (Wertästung,<br />

biologische Düngung etc.)<br />

3<br />

Ernte Teak<br />

Aufforstung Akazie<br />

Akazie bereitet biologisch den<br />

ausgelaugten Boden für die Mischwald-Aufforstung<br />

auf<br />

Achtung<br />

Zeichungsfrist<br />

endet am<br />

31.12.<strong>2012</strong><br />

4<br />

Ernte Akazie<br />

Aufforstung: ökologischer Mischwald / Ende des Fonds<br />

Hinweis: Dies ist ein schematisches Modell,<br />

der Ablauf ab dem Jahr <strong>2012</strong> ist eine Prognose<br />

und kann sich verändern.<br />

Nachhaltige und ökologische Bewirtschaftung<br />

www.forestfinance.de FF 29


Forest Finance<br />

Wurde dieser Hughes AH-64D Apache Longbow Kampfhubschrauber der United States Army auch mit Geldern eines nachhaltigen Fonds gebaut?<br />

„Von ethischen Maschinenpistolen<br />

und ökologischem Uranabbau”<br />

Was Nachhaltigkeitsfonds versprechen und was tatsächlich drin steckt<br />

Nachhaltigkeit – der Begriff verspricht viel, ist aber nicht geschützt.<br />

Auch hinter „nachhaltigen Fonds” kann sich so einiges verbergen, vom<br />

Kampfhubschrauber bis zum Atomkraftwerk. Die aktuelle Kurzstudie<br />

„Von ethischen Maschinenpistolen und ökologischem Uranabbau” von<br />

Jochen Bettzieche im Auftrag der Bundestagsfraktion Bündnis 90/<br />

Die Grünen informiert über den Inhalt von Nachhaltigkeitsfonds –<br />

mit überraschenden Ergebnissen.<br />

Jeder der Anbieter scheint Nachhaltigkeit anders<br />

auszulegen. So befand die Studie, dass<br />

die untersuchten Portfolios nur wenig gemeinsam<br />

haben.<br />

Ein weiteres Problem seien die Umsatzschwellen,<br />

mit denen Nachhaltigkeits-Ratings<br />

arbeiten: So werden kritische Geschäftsfelder<br />

oft zugelassen, solange diese<br />

nicht mehr als fünf Prozent des Umsatzes<br />

ausmachen. „In der Praxis heißt das, ein Unternehmen,<br />

das fünf Prozent seines Umsatz<br />

im Bereich Kernenergie erwirtschaftet, fünf<br />

Prozent mit Rüstungsgütern, fünf Prozent<br />

im Sektor Öl & Gas und weitere fünf Prozent<br />

beispielsweise mit der oft ebenfalls als kritisch<br />

betrachteten Gentechnik in der Landwirtschaft,<br />

erzeugt 20 Prozent seines Umsat<br />

zes in kritischen Sektoren – und gilt<br />

den noch als nachhaltig“, fasst Bettzieche die<br />

Problematik zusammen. Gleichzeitig wird<br />

ein Engagement in beispielsweise erneuerbare<br />

Energien häufig als Positivbeispiel<br />

angeführt, obwohl es nur einen vernachlässigbar<br />

kleinen Teil des Umsatzes ausmacht.<br />

Transparenz und Standards sind gefragt<br />

Als Konsequenz fordert der Autor einen<br />

Mindeststandard für Nachhaltigkeitsfonds,<br />

der Anlegern eine echte Garantie dafür bietet,<br />

dass ihr Investment tatsächlich ökologisch<br />

und sozial verantwortbar ist. Denn derzeit<br />

darf sich fast jede Geldanlage „nachhaltig“<br />

nennen – die Anbieter müssen nur<br />

ihre Auswahlkriterien entsprechend anpassen.<br />

Das macht es für den umweltbewussten<br />

Investor fast einfacher, direkt in entsprechende<br />

Aktien zu investieren, als die Zusammensetzung<br />

unterschiedlicher Fonds<br />

zu recherchieren – mehr Transparenz ist also<br />

dringend nötig.<br />

Wer wirklich nachhaltig in einen Fonds investieren<br />

möchte, dem empfehlen wir außer<br />

der Lektüre der Studie, die kostenlos als PDF<br />

unter www.forestfinance.de/go/studie-nachhaltigkeitsfonds<br />

heruntergeladen werden kann,<br />

unser neues Angebot PureForest 1: Da steckt<br />

garantiert Wald drin. Sonst nichts.<br />

Erste internationale, nachhaltige und<br />

unabhängige Rating-Stiftung<br />

Über Moody’s und Co wird viel geschimpft –<br />

vor allem deshalb, weil sie von Auftraggebern<br />

bezahlt werden, deren Finanzprodukte<br />

sie gleichzeitig bewerten sollen. Nun haben<br />

Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Organisationen<br />

die Rufe nach einer neuen, unabhängigen<br />

Rating-Agentur erhört. Die erste<br />

internationale und nachhaltige Rating-Stiftung<br />

„Carlo Foundation“ mit Sitz in Vaduz,<br />

Liechtenstein, soll ein unabhängiges Finanzprodukterating<br />

zur Förderung nachhaltiger<br />

Geschäftsmodelle aufbauen und betreiben.<br />

Der Name der Stiftung verspricht dabei viel,<br />

ist sie doch nach Hans Carl von Carlowitz<br />

benannt, der erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />

formulierte und damit als Urvater<br />

des Nachhaltigkeitsgedankens gilt. So ist es<br />

Ziel der Carlo Foundation, die Transparenz<br />

von nachhaltigen Finanzprodukten zu fördern<br />

und das Verständnis von Nachhaltigkeit<br />

bei den Anlegern zu schärfen.<br />

Mit der Bezeichnung „Rating-Stiftung“ statt<br />

Rating-Agentur möchte sich die Stiftung bewusst<br />

von den etablierten, profitorientierten<br />

Rating-Agenturen abgrenzen. „Die bisherige<br />

Ratingpraxis ist weder nachhaltig noch<br />

transparent“, erklärt Jörg Sommer, Vizepräsident<br />

der Carlo Foundation. „Investoren, Politik<br />

und Gesellschaft brauchen jedoch klare<br />

Kriterien, um beurteilen zu können, wie<br />

nachhaltig Finanzprodukte und Unternehmen<br />

wirklich sind. Nur so können wir die<br />

dringend nötige Wende zu einer nachhaltigen<br />

Wirtschaft und Gesellschaft voran bringen.“<br />

Am 27. September <strong>2012</strong> – nach Redaktionsschluss<br />

– werden sich die Gründer und<br />

Initiatoren der Stiftung in Berlin erstmals<br />

der Öffentlichkeit präsentieren. Wir werden<br />

darüber berichten.<br />

30 FF www.forestfinance.de<br />

Foto: www.army.mil/wikipedia


Weltbankbericht:<br />

mehr Wachstum –<br />

aber bitte nachhaltig<br />

Die Zentrale der Weltbank in Washington D.C./USA. Die Weltbankgruppe hatte ursprünglich den Zweck,<br />

den Wiederaufbau der vom Zweiten Weltkrieg verwüsteten Staaten zu finanzieren. Heute gilt sie als die<br />

interna tionale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung. Foto: Shiny Things/wikipedia<br />

Die Weltbank ist der Meinung, dass „Grünes<br />

Wachstum“ relativ schnell er reicht<br />

wer den kann, wenn wachstumsorientierte<br />

Maßnahmen mit Regeln oder Anreizen<br />

kombiniert werden, die Industrie und<br />

Politik dazu animieren, ökologisch und<br />

nachhaltig zu handeln. Einige Entwicklungsländer<br />

sehen das ganz anders. Sie<br />

betrachten Ökologie und nachhaltige Produktion<br />

als Luxus, den sie sich gar nicht<br />

leisten können. Der neue Weltbankbericht<br />

richtet sich aber vor allem an sie, an die<br />

Regierungen dieser Länder, und entkräftet<br />

ihr Argument, dass sie in erster Linie ein<br />

Recht auf Entwicklung haben und es den<br />

Industrie ländern obliege, sich um den<br />

Naturschutz zu kümmern.<br />

Die Notwendigkeit des Wachsstums um<br />

Bedürfnisse wie Trinkwasserversorgung<br />

und Bildung befriedigen zu können, spricht<br />

der Weltbankbericht den Entwicklungsländern<br />

nicht ab. Das heiße aber nicht,<br />

dass dieses Wachstum nicht nachhaltig<br />

sein könne und müsse. „Wir müssen sehr<br />

umsichtig vorgehen, um sicherzustellen,<br />

dass Städte und Straßen, Industrie und<br />

Landwirtschaft derart gestaltet und reguliert<br />

werden, dass Lebensstandards gehoben<br />

und natürliche, menschliche und finanzielle<br />

Ressourcen dabei effizient genutzt wer-<br />

den“, erklärte Rachel Kyte, Vizepräsidentin<br />

der Weltbank für nachhaltige Entwicklung.<br />

Dazu gehört, neue Marktchancen zu<br />

nutzen, die sich durch eine grünere Wirtschaft<br />

auftun. Einige Länder haben dies<br />

bereits erfolgreich getan: Solarenergie in<br />

China, Windkraft in Deutschland, Ethanol<br />

in Brasilien und Biotechnologie in Korea<br />

sind nur einige Beispiele. Tiefseebohrung,<br />

Schiefergas und Co sind für die Weltbank<br />

dagegen keine Wege aus der Rohstoffkrise,<br />

sondern falsche Hoffnungsträger, die<br />

tiefer in den Teufelskreis der Umweltzerstörung<br />

führen.<br />

Geregeltes Wachstum<br />

Ebenso wenig könne es eine Lösung sein,<br />

erst ohne Rücksicht auf Verluste zu wachsen<br />

und später aufräumen zu wollen. Das<br />

kann schlicht nicht funktionieren, einerseits,<br />

weil schon kurzfristige Effekte wie die<br />

Luftverschmutzung – hauptsächlich auf<br />

Kosten der ärmeren Bevölkerung – nicht in<br />

Kauf genommen werden sollten und andererseits,<br />

weil die Kosten für die Aufhebung<br />

der angerichteten Umweltschäden unterschätzt<br />

werden oder diese wie der Klimawandel<br />

und der Biodiversi tätsverlust nicht<br />

mehr zurückgenommen werden können.<br />

„Die ökologischen Schäden erreichen ein<br />

Forest Finance<br />

Während die UNEP von „Green<br />

Economy” spricht, ist bei der<br />

Weltbank von „Green Growth”,<br />

vom „Grünen Wachstum”, die Rede.<br />

Grünes Wachstum, so die Haupt -<br />

aussage, sei erstens notwendig,<br />

zweitens effizient und drittens<br />

machbar – sowohl für arme Länder<br />

als auch für reiche. Es biete Chancen<br />

zur Schaffung neuer Arbeitsplätze<br />

und bessere Lebens perspektiven.<br />

Maß, das sowohl die Wachstumsaussichten<br />

als auch die sozialen Fortschritte<br />

gefährdet“, warnt der Bericht.<br />

Monetarisierung der Natur<br />

Wie auch die UNEP verlangt der Weltbankbericht,<br />

der Natur und ihren Dienstleistungen<br />

einen Wert beizumessen. Das<br />

schließt ein, dass Subventionen, die ihre<br />

Übernutzung belohnen, gestrichen werden<br />

müssen. Alleine in Deutschland fallen<br />

laut dem Umweltbundesamt im Jahr fast<br />

50 Milliarden Euro für umweltschädliche<br />

Subventionen an. Mit finanziellen Anreizen<br />

sollten, so der Bericht, lieber langfristige<br />

Infrastruk turinvestitionen belohnt<br />

wer den als umweltschädliches Verhalten,<br />

das auf schnellen Profit abzielt.<br />

Viele Anregungen also, von denen einige<br />

sicher der Umwelt nutzen werden. Was<br />

im Weltbankbericht jedoch ebenso wie bei<br />

der UNEP fehlt, sind detaillierte Empfehlungen<br />

dazu, welche Technologien nicht<br />

nur grün, sondern auch sozial nachhaltig<br />

sind.<br />

Den Weltbankbericht finden Sie als englisch<br />

sprachiges PDF zum kostenlosen Download<br />

unter www.forestfinance.de/go/inclusivegreen-growth<br />

www.forestfinance.de FF 31


LandPartie<br />

Ausgeackert – Bilanz der Ära Ackermann<br />

Das zivilgesellschaftliche Bündnis<br />

„Andere Banken braucht das Land!”<br />

kritisiert im Dossier „Deutsche Bank:<br />

die düstere Bilanz der Ära Ackermann”<br />

die Geschäfte des Bankinstitutes.<br />

Hinter dem Bündnis stehen Urgewald,<br />

der Dachverband der Kritischen Aktionäre,<br />

Facing Finance, foodwatch sowie<br />

Ohne Rüstung Leben.<br />

Das Geschachere um Land hatte unter Ackermann bei der Deutschen Bank<br />

Tradition. Umweltschützer und Menschenrechtler ziehen eine düstere Bilanz<br />

der sogenannten Ära Ackermann. Foto: sxc.hu / Kriss Szkurlatowski<br />

Josef Ackermann hat den Ruf der Deutschen Bank mit der Finanzierung<br />

von ökologisch und sozial unverantwortlichen Geschäften<br />

im letzten Jahrzehnt massiv beschädigt, so das Urteil der Nichtregierungsorganisationen,<br />

die zu dem Bündnis „Andere Banken<br />

braucht das Land“ gehören.<br />

„Dem Anspruch, zur weltweit führenden Bankenelite zu gehören,<br />

wird Ackermann in keiner Weise gerecht. Im Gegenteil: Oftmals<br />

hat die Bank in der Vergangenheit auch Geschäfte getätigt, die bei<br />

anderen Finanzinstituten längst auf dem Index stehen“, bilanziert<br />

Barbara Happe von urgewald. Josef Ackermann hat damit die Deutsche<br />

Bank in die erste Liga der Finanzdienstleister geführt, die ihre<br />

Profite mit inakzeptablen Kohle-, Atom- und Rüstungsfinanzierungen<br />

maximieren und die zu den Pionieren bei der Einführung<br />

hochspekulativer Rohstofffonds gehören, meint Happe.<br />

Das Bündnis beklagt besonders die Finanzierung von Rüstungs<br />

firmen, die völkerrechtswidrige Rüstungsgüter wie Streumunition<br />

und Atomwaffen herstellen. „Es ist schon zynisch, sich einerseits<br />

im Nachhaltigkeitsbericht zu rühmen, 83 Millionen Euro für<br />

Bildung, Soziales und Nachhaltigkeit zu zahlen und andererseits die<br />

Top-5 der internationalen Rüstungsindustrie mit Milliarden-Krediten<br />

zu versorgen”, kritisiert Thomas Küchenmeister von Facing Finance<br />

das Geschäftsgebaren der Deutschen Bank. Sogar die Financial<br />

Times Deutschland bezeichnete den Nachhaltigkeitsbericht des deutschen<br />

Bankenprimus als „unsägliche Augenwischerei“.<br />

Matthias Wolfschmidt, stellvertretender Geschäftsführer der Verbraucherorganisation<br />

foodwatch, kritisiert die ständigen PR-Tricks<br />

der Deutschen Bank: „Es ist unredlich, die Absage an neue, börsengehandelte<br />

Anlageprodukte auf Basis von Grundnahrungsmitteln<br />

als großen Fortschritt zu verkaufen, wenn gleichzeitig die<br />

bestehenden Produkte fortgeführt werden und die Hungerkrise in<br />

der Welt verschärfen.“<br />

Aber hat nun eine neue Ära nach Ackermann begonnen, die Nachhaltigkeit<br />

nicht nur in hübsche Berichte, sondern sich wirklich auf<br />

die Fahne schreibt? Die Antwort muss vorerst wohl „nein“ lauten.<br />

„Die Deutsche Bank hilft FELDA unser Land wegzunehmen und Regenwald<br />

abzuholzen“, sagt zum Beispiel Mazlan Aliman. Der couragierte<br />

Bauer ist Sprachrohr des Widerstands in Malaysia. Seine Koo<br />

perative ist gegen den Börsengang des Palmöl-Giganten FELDA.<br />

Denn das hereinströmende Geld soll für die großflächige Vernichtung<br />

von Regenwald verwendet werden. Drei Milliarden Dollar will<br />

das malaysische Unternehmen FELDA Global Ventures Holding für<br />

neue Palmöl-Plantagen an Malaysias Börse einsammeln. Die Deutsche<br />

Bank hilft bei der Suche nach Investoren.<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.andere-banken.de und wwww.regenwald.org<br />

32 FF www.forestfinance.de


Wie fair ist fair?<br />

Fairtrade in der Kritik: Sind 20 Prozent „Fairness“ fair genug?<br />

Naturland hat die Kampagne „Öko+Fair ernährt<br />

mehr!“ gestartet, um auf das Potenzial von Öko-Landbau<br />

und fairem Handel mit strengen Regeln aufmerksam<br />

zu machen. Informationen dazu finden Sie auf<br />

www.oekoplusfair.de. Austausch zum Thema auf<br />

www.facebook.com/oekoplusfair<br />

Ein schwerer Schlag für Fairtrade: Gepa, Europas<br />

größter Importeur fair gehandelter Produkte,<br />

will das Fairtrade-Siegel von einem<br />

Großteil ihrer Waren entfernen und durch ein<br />

eigenes Zeichen ersetzen, das dem Verbraucher<br />

zeigt, dass es sich um ein faires Produkt handelt.<br />

Zu diesem Schritt hat sich Gepa entschlossen,<br />

nachdem Fairtrade zunehmend unter Kritik<br />

geraten ist, die eigenen Standards allmählich<br />

aufzuweichen, um mehr Gewinn zu machen.<br />

Längst geht es beim Fairen Handel nicht mehr<br />

nur um eine soziale Bewegung, sondern vor allem<br />

auch ums Geschäft. So soll in diesem Jahr<br />

der Umsatz von Transfair zum ersten Mal die<br />

500-Millionen-Marke knacken. Nicht nur Lebens -<br />

mittel, sondern auch Blumen und Kleidungsstücke<br />

werden von dem Unternehmen mit<br />

dem Fairtrade-Siegel ausgezeichnet. Transfair<br />

selbst importiert dabei keine Waren, sondern<br />

vergibt das Fairtrade-Siegel an Produkte, die den<br />

Kriterien entsprechen – und das bereits seit 20<br />

Jahren. Doch war es bislang noch notwendig,<br />

dass ein Produkt mindestens zu 50 Prozent<br />

aus fair gehandelten Inhaltsstoffen bestand, so<br />

wurde die Schwelle nun auf 20 Prozent gesenkt.<br />

Viel zu wenig, wie einige Eine-Welt-Handelshäuser<br />

und Importeure finden. Der Importeur<br />

dwp beispielsweise kennzeichnet seine Waren<br />

nun lieber mit dem neuen Naturland fair-Siegel,<br />

das strengere Maßstäbe hat.<br />

„Weltweit hungern eine Milliarde Menschen, zwei Drittel von ihnen leben auf dem Land.<br />

Noch nie zuvor haben auf unserer Erde so viele Menschen gehungert wie heute. Dabei werden<br />

weltweit mehr Lebensmittel produziert als je zuvor“, schreibt uns Agnes Bergmeister,<br />

Koordinatorin der Naturland-Kampagne „Öko+Fair ernährt mehr!“. Mit dem Slogan<br />

„Kleinbauern säen die Zukunft“ will sie auf das Potenzial von Öko-Landbau und Fairem<br />

Handel verweisen: 85 % der weltweit 525 Millionen Bauernhöfe umfassen weniger als zwei<br />

Hektar Land, darunter häufig mit schlechteren und weniger gut bewässerten Böden. „Dennoch<br />

erwirtschaften diese Kleinbauern circa die Hälfte der weltweit geernteten Lebensmittel!“,<br />

staunt die Kampagnenleiterin und fordert: „Konzepte zur Ernährungssicherung<br />

müssen hier ansetzen und sich nicht wie bisher auf industrielle Landwirtschaft fokussieren.<br />

Denn Kleinbauern können mit den Prinzipien des ökologischen Landbaus langfristig stabile<br />

und hohe Erträge erwirtschaften.“ Denn wo Kleinbauern genügend Ressourcen zur<br />

Verfügung haben, produzieren sie einen deutlich höheren Nährwert pro Hektar als die<br />

industrielle Landwirtschaft und dies in der Regel umweltschonend und mit erheblich niedrigerem<br />

Einsatz von externen Ressourcen. Sie passen sich besser und flexibler den Erfordernissen<br />

und Veränderungen ihrer Standorte an, sichern mehr Existenzen auf dem<br />

Land, weil ihre Betriebe arbeitsintensiver sind. Voraussetzung dafür sind ein Mindestmaß<br />

an Rechtssicherheit, auskömmliche Einkünfte und sinnvolle Infrastruktur.<br />

Neue Leitlinien<br />

gegen Landraub<br />

Am 11. Mai <strong>2012</strong> wurden die Freiwilligen Leitlinien<br />

zur verantwortungsvollen Verwaltung<br />

von Boden und Landnutzungsrechten,<br />

Fischgründen und Wäldern auf internatio -<br />

naler Ebene verabschiedet. Michael Windfuhr<br />

vom Deutschen Institut für Menschen -<br />

rechte stellte zu den Leitlinien, die durch den<br />

Ausschuss für Welternährungssicherheit<br />

der Vereinten Nationen verabschiedet wurden,<br />

fest, dass mit den Leitlinien die internationale<br />

Staatengemeinschaft endlich auf<br />

das zunehmende Interesse an der Ressource<br />

Land durch (private) Investoren und die<br />

damit verbundenen Konflikte reagiert hätte.<br />

Hervorgerufen wird das steigende Interesse<br />

unter anderem durch die Welternährungskrise,<br />

die wachsende Nachfrage nach<br />

Agrarkraftstoffen, Bevölkerungs wachstum,<br />

unsichere Finanzmärkte und die Abnahme<br />

von landwirtschaftlichen Flächen durch<br />

Verstädterung und Klimawandel.<br />

Experten sind sich einig, dass die freiwilli -<br />

gen Leitlinien ein wichtiges Instrument<br />

dar stellen können, wenn es zu einer ernsthaften<br />

Implementierung kommt. Sie seien<br />

ein wichtiger erster Schritt, um eine verant -<br />

wortungsvolle Verwaltung von Land und ande<br />

ren Ressourcen sicherzustellen, meint<br />

auch Windfuhr. Die Leitlinien nähmen Bezug<br />

auf verschiedene internationale Menschenrechtsstandards<br />

und würden dadurch<br />

zu einem völkerrechtlichen Instrument.<br />

Jetzt müssen die Leitlinien nur noch auf nationalen<br />

wie internationaler Ebenen implementiert<br />

werden, und das am bes -ten<br />

unter der Koordination der FAO, der Ernährungs-<br />

und Landwirtschaftsorganisation<br />

der Vereinten Nationen meint Candrika<br />

Sharma vom Internatinal Planning Committee<br />

for Food Sovereignty. Die Leit linien<br />

finden Sie auf Englisch unter www.forestfinance.de/go/voluntary-guidelines.<br />

www.forestfinance.de FF 33<br />

LandPartie


LandPartie<br />

Georg Agricola zeichnete 1556 dieses Bild der Bergbauern.<br />

Seit Jahrhunderten nutzen Menschen Bodenschätze<br />

und zerstören damit auch die Umwelt.<br />

Urban Gardening – die Entdeckung und<br />

Erforschung der Nachhaltigkeit<br />

Das Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung (ZALF) e. V. und die Landwirtschaftlich-Gärtnerische<br />

Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) beschäftigen sich<br />

mit der Frage, wie Urban Farming-Konzepte gestaltet werden können, um ressourcenschonend<br />

zur ökonomischen, kulturellen und sozialen Nachhaltigkeit in Metropolen<br />

beizutragen. Gemeinsam mit Stadtgärtnern, Nachbarn, bürgerschaftlich engagierten<br />

Gärtnern, urbanen Farmern, Stadtplanern und kommunalen Verwaltungen wollen sie<br />

so „Nachhaltigkeitsforschung“ greifbar und schmackhaft machen. „Forschen heißt Fragen.<br />

Und Forschen zur Nachhaltigkeit heißt, dass nicht nur Wissenschaftler die Fragen<br />

stellen, sondern auch diejenigen, die direkt beteiligt sind, mit ihren jeweils unterschiedlichen<br />

Interessen und Potenzialen“, erklärt Projektleiter Dr. Armin Werner (ZALF).<br />

Forschen zur Nachhaltigkeit ist deshalb auch Aktionsforschung: Die Kampagne lädt<br />

zum Mitmachen, Ausprobieren und Umsetzen ein. Wenn Sie dabei sein wollen, klicken<br />

Sie einfach auf http://urbangardening2.de<br />

„Urbane Landwirtschaft ist ein wichtiges Handlungsfeld, um Beiträge für eine ökologisch<br />

und sozial verträgliche Ökonomie und Gesellschaft zu leisten“, sind die Gesellschaf<br />

ter der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis überzeugt. Deshalb vernetzt,<br />

fördert und erforscht die Stiftungsgemeinschaft die vielfältigen Formen des gemeinschaftlichen<br />

Gärtnerns und andere Praxen des Selbermachens. Sie bringt innovative<br />

Akteure zusammen und kooperiert mit ihnen wie beispielsweise mit der Internet-Plattform<br />

urbanacker, mit prinzessinnengarten, mundraub, Allmende-Kontor oder agropolis. (Die<br />

Plattform mundraub.org stellen wie Ihnen in unserer Rubrik iForest, auf den Seiten<br />

48–49 vor.) Wenn Sie mehr über die Arbeit und Aktivitäten der Stiftung lesen wollen:<br />

www.anstiftung-ertomis.de.<br />

Stadtgarten in Berlin, Tempelhofer Feld.<br />

Foto: Monique Luckas<br />

Bergbauindustrie öffnet Büchse der Pandora<br />

Wir sind auf dem besten Weg, unsere Erde zu zerstören. Zu diesem Schluss kommt eine<br />

Studie der britischen Stiftung Gaia Foundation. Die aktuelle Untersuchung mit dem<br />

Titel „Die Büchse der Pandora wird geöffnet“ informiert über Auswüchse der Rohstoffindustrie<br />

und ihre Folgen für Umwelt, Tiere und Menschen. Dass Rohstoffe knapp werden,<br />

ist bekannt – egal ob es sich um Holz, Metall oder Öl handelt. Im Kampf um das Land,<br />

auf dem sie sich befinden, werden allzu oft die Rechte von Kleinbauern und indigenen<br />

Gemeinschaften ignoriert. Auch im Namen der Bergbauindustrie werden lokale Gemeinden<br />

ihres Lands enteignet und Ökosysteme großflächig und nachhaltig zerstört – durch Luftverschmutzung,<br />

Abholzung, die Auslaugung von Böden und die Vergiftung von Gewässern.<br />

Und das in einem solchen Ausmaß, dass über kurz oder lang jeder von uns direkt<br />

oder indirekt betroffen sein könnte. Denn während sich die schlimmste Umweltzerstörung<br />

bislang meist in den ärmeren Regionen unserer Erde abspielte, fernab von uns, den<br />

Konsumenten in den reichen Industrienationen, haben es Konzerne dank einer neuen Technik<br />

nun auch auf große Öl- und Erdgasvorkommen in Europa und Nordamerika abgesehen.<br />

„Fracking“ heißt die Methode, bei der giftige Stoffe mit Hochdruck in Schiefer gepresst<br />

werden, um an das darin enthaltene Erdgas zu gelangen.<br />

Ein Ende dieses Trends ist nicht absehbar: Dem UN-Umweltprogramm (UNEP)<br />

zufolge wird bis 2050 eine Verdreifachung der globalen jährlichen Rohstoffförderung<br />

eintreten, sofern sich die momentane Wachstumsrate fortsetzt. Die Büchse der Pandora<br />

ist also längst offen. Bleibt die Frage, ob wir sie rechtzeitig wieder schließen können. Die<br />

komplette Studie sowie einen zusammenfassenden Bericht finden Sie auf Englisch<br />

unter www.forestfinance.de/go/pandoras-box<br />

34 FF www.forestfinance.de


Landgrabbing im wilden Südwesten Im Namen der Unabhängigkeit und des Wohlstands.<br />

Sojaanbau im brasilianischen Rio Grande do Sul. Die Region gehört zu dem sogenannten Sojagürtel Amerikas. Foto: Tiago Fioreze/Wikipedia<br />

„Profitorientierte Konzerne eignen sich seit<br />

vielen Jahrzehnten fruchtbares Tropen land<br />

an, um Kaffee, Kakao oder Bananen für den<br />

Export anzubauen“, schreibt das Forschungs-<br />

und Dokumentationszentrum<br />

Chile-Lateinamerika e. V. (FDCL). „Neu sind<br />

jedoch das Ausmaß und die Ge schwindigkeit<br />

dieses Landerwerbs so wie die dabei zu<br />

beobachtende massive Um ge hung von<br />

Landrechten.“<br />

Der Weltbank-Ökonom Klaus Deininger<br />

schätzt, dass über 10 bis 30 Prozent des global<br />

verfügbaren Ackerlandes Verhandlungen<br />

laufen. Die Nichtregierungsorganisation<br />

GRAIN, die sich für eine nachhaltige<br />

Landwirtschaft einsetzt, veranschlagt die<br />

bisher für internationale Land käufe investierte<br />

Summe auf 100 Milliarden US-Dollar.<br />

Die Weltbank geht dagegen vorsichtig von<br />

50 Milliarden US-Dollar aus. Das wissenschaftliche<br />

Institut IFPRI (International Food<br />

Policy Research Institute) gibt an, dass ausländische<br />

Investoren sich in den Entwicklungsländern<br />

bereits zwischen 15 und 19,8<br />

Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche<br />

gesichert haben oder kurz davor stehen,<br />

diese zu erwerben.<br />

Orte des Schreckens<br />

Landgrabbing findet vor allem in den ärms -<br />

ten Ländern Afrikas und Asiens statt, die von<br />

der FAO (Food and Agricultural Organization,<br />

Teilorganisation der UNO) als Länder mit<br />

unsicherer Ernährungssituation eingestuft<br />

wurden, so beispielswei se Kenia, Sudan,<br />

Uganda und Myanmar. Aber auch Länder<br />

Mittel- und Südamerikas sind davon betroffen.<br />

Denn landwirtschaftlicher Boden wird<br />

immer mehr zu einem knappen Gut und<br />

rückt somit verstärkt ins ökonomische Interesse.<br />

Die Akteure sind laut FDCL die expandierenden<br />

Länder Ostasiens (China, Südkorea<br />

und Japan), die ein hohes Bevölkerungs- und<br />

Wirtschaftswachstum verzeichnen. Ihr Be -<br />

darf an Nahrungsmitteln und Agrarrohstoffen<br />

steigt. Mit der Produktion von Grundnahrungsmitteln<br />

in Drittländern wollen sie<br />

den eigenen Bedarf decken und eine höhere<br />

Unabhängigkeit vom Weltmarkt erreichen.<br />

Eine andere Gruppe sind die vom Nahrungsmittelimport<br />

abhängigen Golfstaaten sowie<br />

die multinationalen Großkonzerne der In -<br />

dus triestaaten. Diese investieren hauptsäch<br />

lich in Anbauflächen für Agrarrohstoffe.<br />

Europäische und nordamerikanische Agrarkonzerne<br />

sichern sich überwiegend Land<br />

zum Anbau von Pflanzen zur Energieproduktion<br />

(Mais, Zuckerrohr, Ölpflanzen).<br />

Zustände wie im wilden Westen<br />

Amerika ist längst in den Fängen der Landgrabber.<br />

Ihr Interesse im Süden des Kontinents:<br />

Soja. Südamerika gehört zu den<br />

Hauptanbaugebieten des – größtenteils<br />

gen manipulierten – Sojas. Der so genannte<br />

Sojagürtel umfasst Teile von Brasilien,<br />

Argentinien, Paraguay, Bolivien und Uruguay<br />

und erstreckt sich auf etwa 50 Millionen<br />

Hektar. Laut Berechnungen des Bundes<br />

für Umwelt und Naturschutz (BUND) wird<br />

auf circa 2,8 Millionen Hektar in Übersee<br />

Soja für die deutsche Tierproduktion angebaut<br />

– das entspricht in etwa der Fläche<br />

Brandenburgs.<br />

Auf die kleinbäuerliche Landwirschaft,<br />

die Menschen vor Ort und die Umwelt hat<br />

der Soja-Boom dramatische Auswirkungen.<br />

Denn Soja-Anbau basiert auf der Monokultur<br />

und Mechanisierung der Landwirtschaft.<br />

Er rentiert sich nur im großen Maßstab, da<br />

für genmanipulierte Samen, Pestizide und<br />

Technik hohe Kosten anfallen. Bauern werden<br />

in dem Soja-Modell praktisch überflüssig.<br />

Für 500 Hektar Soja-Anbau reicht eine<br />

Person zur Bewirtschaftung des Landes.<br />

Hinzu kommt, dass durch den fortschreitenden<br />

Soja-Anbau die Artenvielfalt zurückgeht<br />

und große Waldflächen vernichtet werden.<br />

Mindestens 21 Millionen Hektar Wald in<br />

Brasilien, 14 Millionen Hektar in Argentinien<br />

und je zwei Millionen Hektar in Paraguay<br />

und Bolivien wurden bereits abgeholzt, um<br />

Sojafelder anzulegen, schreibt FDCL. Die Produktion<br />

von Hauptnahrungsmitteln wie<br />

Reis, Bohnen oder Mais geht dafür in diesen<br />

Ländern zurück und wird auch in Zukunft<br />

schlecht möglich sein. Denn durch den Soja-<br />

Anbau geht fruchtbares Land verloren, da<br />

die Böden einer erhöhten Erosion ausgesetzt<br />

sind. Um ein Kilo Sojabohnen zu produzieren,<br />

werden zehn Kilo Erde geopfert, berechnet<br />

GRAIN.<br />

Mehr zum Thema: http://land-grabbing.de<br />

und auf Englisch unter www.grain.org<br />

www.forestfinance.de FF 35<br />

LandPartie


WFF – World of ForestFinance<br />

„Mi mamá nos regaló”<br />

Portrait einer ForestFinance-Mitarbeiterin in Panama<br />

„Unsere Mutter verschenkte uns”,<br />

übersetzt Silke Berger von<br />

ForestFinance. Sara Medina erzählte<br />

ihr, wie sie als kleines Mädchen auf<br />

sich selbst gestellt war, wie sie hart<br />

arbeiten und herbe Enttäuschungen<br />

erleben musste. Es ist eine traurige<br />

Geschichte, die aber auch Mut macht.<br />

Denn mit Konsequenz, Zuversicht –<br />

und Talent! – hat Sara ihr Leben<br />

geändert.<br />

Saras Heimat ist Aguadulce, eine am Pazifik<br />

gelegene Stadt in Panama. Ihre Eltern trennten<br />

sich als sie fünf Jahre alt war und ab da<br />

begann für Sara und ihre sechs Geschwister<br />

ein Leben voller Entbehrungen. Ein Kind<br />

blieb beim Vater, die anderen verteilte die<br />

mittellose, überforderte Mutter an Familien<br />

in der Nachbarschaft. Vormittags besuchte<br />

Sara die Grundschule, abends musste sie für<br />

ihre Pflegemutter arbeiten, sobald deren<br />

Kinder schliefen. Die Pflegemutter schlug das<br />

kleine Mädchen und behandelte sie so<br />

schlecht, dass eine Nachbarin sich für Sara<br />

einsetzte und ihr kurz nach ihrem siebenten<br />

Geburts tag in Panama City einen Job für Kost<br />

und Logis als Putzhilfe vermittelte. Als Sara<br />

12 war, holte ihr Vater sie zu sich aufs Land,<br />

wo es ihr gut ging – bis er zu trinken anfing.<br />

So kehrte sie bald zu ihrer alten Arbeitsstelle<br />

zu rück, wo sie erstmals ihr eigenes Geld<br />

verdiente: 60 Dollar im Monat. Sie war fleißig<br />

und gab nicht auf: Auf einer Abendschule<br />

beendete sie ihre Grundschulausbildung<br />

und lernte mit 17 ihren Mann, Daniel, kennen.<br />

Heute ist Sara in den besten Jahren, hat drei<br />

Söhne, arbeitet immer noch als Reinigungskraft<br />

– aber gleichzeitig auch an einem<br />

neuen Leben, als Designerin.<br />

Die 38-jährige Sara Medina (re.) arbeitet im ForestFinance-Büro in Panama City als Reinigungskraft. Aus ihrer<br />

Leidenschaft zum Nähen entstand die Geschäftsidee, Taschen zu designen und zu verkaufen. Mit Erfolg und der<br />

Hilfe von ForestFinance Panama. Auch unsere Sekretärin Danelys Noriega (li.) ist begeistert. Foto: Silke Berger<br />

Vor drei Jahren kam Sara als Putzkraft in das<br />

ForestFinance Büro in Panama City. Als Petra<br />

Kollmannsberger, unsere Geschäftsführerin<br />

vor Ort, Saras Freude am Nähen entdeckte,<br />

begannen die beiden, Taschen zu designen.<br />

Abends nähte Sara noch stundenlang und<br />

verkaufte die Taschen im Freundes- und<br />

Bekanntenkreis. Dabei kam ihr eine für Panama<br />

recht ungewöhnliche Regelung zugute:<br />

Sara und ihr Mann teilen sich die Arbeit.<br />

„Wenn ich viel nähen muss oder außer Haus<br />

Geld verdiene, übernimmt mein Mann die<br />

Hausarbeit und kümmert sich um die Kinder.<br />

Das war nicht immer so, aber wir haben<br />

uns einigen können.“<br />

Taschengeld – buchstäblich<br />

Inzwischen hat Sara sich vom „Taschengeld“<br />

eine Industrie-Nähmaschine gekauft und verkauft<br />

ihre Werke an renommierte Läden in<br />

Panama City. Nach der Putzarbeit sitzt Sara<br />

zwischen bunten Stoffbergen, die sie vor den<br />

Schimmelsporen in der schwülheißen Luft<br />

schützen muss, entwirft und näht neben Taschen<br />

auch Schürzen, Kosmetikbeutel und<br />

Röcke. Ihre Söhne schneiden zu, sortieren und<br />

helfen, wo sie können. Der älteste studiert<br />

mittlerweile Wirtschaftswesen, die beiden<br />

Bunte Taschen<br />

aus guten Händen:<br />

www.treeshop.de<br />

jüngeren, 12 und 15 Jahre alten Brüder besuchen<br />

die Sekundarstufe.<br />

Sara plant seit kurzem sogar eine eigene<br />

Schneiderei. Mit der Nachbarin ist sie sich bereits<br />

einig: im März 2014 will sie deren Haus<br />

kaufen und darin einen Laden einrichten. Sie<br />

wird Nähkurse belegen, um auf Anfrage<br />

auch Kleidungstücke anfertigen zu können.<br />

„Dass meine Mutter mich damals weggegeben<br />

hat, nehme ich ihr nicht übel. Was<br />

hätte sie denn machen sollen? Ich weiß,<br />

dass ihr die Entscheidung nicht leicht gefallen<br />

ist. Heute ist unsere Beziehung zueinander<br />

liebevoll. Ich konzentriere mich auf<br />

mein Familienleben und das Geschäft, das ich<br />

aufmachen will.“<br />

Sara hat klare Ziele. ForestFinance unterstützt<br />

sie auf ihrem Weg. Wenn Sie das<br />

auch wollen: Auf www.treeshop.de finden Sie<br />

zehn ihrer Taschen.<br />

Silke Berger ist für<br />

Projektmonitoring und<br />

Datenbankpflege zuständig,<br />

organisiert Events und<br />

koordiniert die Arbeit mit<br />

den Kollegen in Las Lajas.<br />

36 FF www.forestfinance.de


Fotos (v.l.n.r): privat, HNE Eberswalde<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Menschen, Partner, Ein- und Aussichten<br />

Marco Guerrero im ecuadorianischen Regenwald,<br />

im Naturschutzgebiet Rio Canande Reserve.<br />

Marco Guerrero – seit Juli <strong>2012</strong> ist unser ehemaliger<br />

Praktikant Marco Guerrero fester<br />

Teil des ForestFinance Teams. Der gebürtige<br />

Ecuadorianer ist insbesondere für CO 2 OL<br />

im Bereich CO 2 -Consulting und im forst -<br />

lichem Projekt-Management tätig. Nebenbei<br />

absolvierte er den Masterstudiengang<br />

„Technologie und Ressourcenmanagement<br />

in den Tropen und Subtropen“ an der Fachhochschule<br />

Köln Deutz und arbeitete an seiner<br />

Masterthesis, für die er REDD+ Program<br />

me für ein Schutzreservat in Ecuador<br />

testet. Am letzten Tag vor Redaktionschluss<br />

verkündete er stolz, dass er seine Master arbeit<br />

mit Erfolg präsentiert hat.<br />

„Das Management und der Schutz natür -<br />

licher Ressourcen in tropischen Wäldern<br />

erfordern eine sehr sensible und spezi fische<br />

Vorgehensweise. Dennoch ist es möglich,<br />

Waldwirtschaft zu betreiben und gleichzeitig<br />

die Ökosysteme im Gleichgewicht zu halten“,<br />

ist Marco überzeugt. Nach dem Abschluss<br />

seines Praktikums schrieb er an das Team<br />

Bonn: „Ich freue mich sehr, dass ich bei<br />

euch bleiben kann. Hier gibt es Leute mit viel<br />

Talent, Potenzial und Charisma. Jetzt geht’s<br />

los!“ Wir freuen uns auch.<br />

Neue Gesichter, bewährte und erweiterte Angebote, Transparenz<br />

Studenten bei einer Vorlesung an der Hochschule für<br />

Nachhaltige Entwicklung Eberswalde.<br />

ForestFinance in der Forschung. Wir haben<br />

seit Anbeginn junge Akademiker Innen<br />

unterstützt und ihnen unsere Forste für wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zur Verfügung<br />

gestellt. So erforschte die Forstingenieurin<br />

Carola Paul für ihre Diplomarbeit die<br />

Artenvielfalt darin und fand eine erfreulich<br />

hohe. Ihre Arbeit wurde sogar mit dem<br />

För derpreis der Münchner Forstwissenschaft<br />

lichen Gesellschaft ausgezeichnet<br />

(wir berichteten im News letter). Im Rahmen<br />

ihrer Promotion an der TU München forscht<br />

sie nun erneut bei ForestFinance in Sachen<br />

Agro-Forstprojekte.<br />

ForestFinance hat viele Bachelor- und Masterabschlüsse<br />

durch Aufenthalte in Panama<br />

und Vietnam ermöglicht und unterstützt aktuell<br />

viele Akademiker bei ihren Arbeiten zu<br />

Wald-, Umwelt-, Klima- und Wirtschaftsthe -<br />

men. Seit diesem Wintersemester finan zieren<br />

wir nun auch zwei Stipendien für drei<br />

Jahre: eines im Fachbereich Wald und Umwelt<br />

der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung<br />

(HNE) Eberswalde und eines im<br />

Forstbereich Weihenstephan. Im nächsten<br />

Heft werden wir Ihnen davon berichten.<br />

Im ForestFinance-Downloadbereich finden Sie den<br />

Geschäftsbericht und die neue Imagebroschüre.<br />

Hintergründe und Fakten für unsere Inves<br />

toren fassen wir in Berichten zusammen,<br />

die wir allen zur Verfügung stellen: „Bereits<br />

seit Jahren gestalten wir unsere Forst-Direk -<br />

tinvestments stetig transparenter. Hierzu<br />

gehören neben unserem Online-Kunden bereich,<br />

regelmäßigen Investorenreisen zu den<br />

Forsten und unabhängigen Zertifizierungen<br />

auch die Herausgabe unserer Forstund<br />

Nachhaltigkeitsberichte sowie des<br />

Ge schäftsberichts“, kommen tiert Forest Finance<br />

Gründer und Geschäfts führer Harry<br />

Assenmacher diese Tradi tion. Die Veröffentlichungen<br />

detaillierter Tätigkeits- und Geschäfts<br />

berichte sind im Bereich der Forst-<br />

Direktinvestments in Deutschland einzigartig.<br />

Auch der aktuelle Geschäftsbericht<br />

enthält ausführliche Informationen zur<br />

Mittelverwendung bis hin zum Gesamt gehalt<br />

der Geschäftsführung und tes tierten<br />

Bilanzen aller Auslandsgesell schaften. Die<br />

neue Image broschüre stellt die Forest-<br />

Finance-Unternehmensphilosophie vor.<br />

Beides finden Sie auf:<br />

www.forestfinance.de/go/imagebroschuere<br />

www.forestfinance.de/go/geschaeftsbericht-2011<br />

www.forestfinance.de FF 37


WFF – World of ForestFinance<br />

Glücksfälle, -kinder, -feen und -zahlen<br />

Wir haben uns in der letzten <strong>ForestFinest</strong> auf den 10.000sten Kunden gefreut, wollten ihn mit einem Gewinnspiel<br />

feiern und ihn mit einer Reise nach Panama ehren. Es kam dann doch etwas anders.<br />

Foto: Till Gläser/tillglaeser.de<br />

So sehen Glückskinder<br />

aus. Arun<br />

Fels ist mit<br />

gerade mal drei<br />

Monaten unser<br />

10.000 Kunde.<br />

Dank seiner Eltern,<br />

die für ihn ein<br />

WaldSparBuch<br />

abschlossen. Nur:<br />

Wie kommt der<br />

Kleine nun nach<br />

Panama?<br />

Im April <strong>2012</strong> wurde es in den ForestFinance-Büros sehr spannend –<br />

jeden Moment konnte der 10.000ste Kunde einen Vertrag<br />

ab schließen. Als der Kundenservice feststellte, dass ausgerechnet<br />

ein Baby ein WaldSparBuch abgeschlossen hatte – beziehungsweise<br />

seine Eltern für ihn – haben wir uns alle gefreut. So sehr, dass wir<br />

bei ForestFinance schnell zum Schluss kamen: Dann darf der Kleine<br />

eben zusammen mit seinen Eltern nach Panama. Aus der einen<br />

Reise ins Land, in dem die ersten ForestFinance-Wälder wuchsen,<br />

machten wir also drei. Diesen Entschluss haben wir nicht bereut,<br />

erstrecht nicht, als wir die junge Familie anriefen, um sie vom Gewinn<br />

zu benachrichtigen. Die offenherzige Art der jungen Familie,<br />

sich für die Reise nach Panama zu bedanken, hat uns alle sehr<br />

gerührt. Aber lesen Sie selbst, was die junge Mutter, Mira Fels, uns<br />

schrieb: „Zur Geburt unserer Tochter Tara Norea 2010 haben wir das<br />

von den Großeltern und Uroma geschenkte Geld in ein Wald-<br />

SparBuch investiert, weil wir es wunderbar fanden, damit auch anderem<br />

Leben, dem im Wald, etwas Gutes zu tun und gleichzeitig<br />

für unsere Tochter eine gute Rendite zu erwirtschaften, die sie ausgezahlt<br />

bekommt, wenn sie älter ist. Zur Geburt unseres Sohnes<br />

Arun Josia am 30. März <strong>2012</strong> haben wir dann das Gleiche auch für<br />

ihn getan. Wir finden, es ist die Verantwortung jedes einzelnen, der<br />

ein – wenn auch kleines – Vermögen verwaltet, dies zum Wohle auch<br />

der kommenden Generationen und der Erde anzulegen (oder auch<br />

auszugeben) und freuen uns, dafür mit ForestFinance einen<br />

glaubwürdigen Anbieter gefunden zu haben. Da wir die zweite Elternzeit<br />

nutzen, um ein Niedrigenergiehaus auf dem Gelände des<br />

ehemaligen Obstbauernhofes meiner Schwiegereltern zu bauen<br />

(auf dem dann mit Uroma und den Großeltern vier Generationen<br />

leben – der Bau hatte soeben begonnen, als Sie uns telefonisch über<br />

den Gewinn benachrichtigten!), hatten wir eigentlich schweren Herzens<br />

beschlossen, auf Urlaub erstmal zu verzichten. Ursprünglich<br />

Kim Jeckstadt,<br />

vom Forest -<br />

Finance-Kundenservice<br />

verpackt<br />

die Päckchen für<br />

die Gewinner<br />

unseres Online-<br />

Gewinnspiels, die<br />

sie als Glücksfee<br />

vorher bestimmt<br />

hatte.<br />

hatten wir vor, in der Elternzeit entweder eine Weltreise zu machen<br />

und uns dabei verschiedene nachhaltige Projekte und Gemeinschaften<br />

weltweit anzuschauen, oder ein Haus zu bauen. Die Entscheidung<br />

fiel für das Haus und so freuen wir uns umso mehr über<br />

diesen Gewinn!“<br />

Wir freuen uns mit Ihnen! Ihr ForestFinance-Team<br />

Benjam Karsten ist langjähriger ForestFinance-<br />

Inve s tor und freut sich sehr über den Hauptgewinn<br />

unseres Online-Gewinnspiels, einen BaumSparVertrag.<br />

Wir fragten ihn, wie er zu ForestFinance kam:<br />

„Wenn ich mich recht erinnere, war das 2006. Ich<br />

interessiere mich für Nachhaltigkeit und habe gesucht,<br />

was es neben Investitionen im grünen Energiebereich<br />

wie Wind, Sonne, Bio noch für andere<br />

Möglichkeiten gibt. In diesem Zusammenhang habe ich damals mehrere<br />

Anbieter von Waldinvestments verglichen, ForestFinance schien mit meinen<br />

Zielen am besten übereinzustimmen. Interessant an Waldinvestments<br />

finde ich die Möglichkeit, der Umwelt wieder etwas von dem zurückzugeben,<br />

was der Mensch zerstört hat. Am besten ist natürlich der Erhalt von<br />

Wäldern (insbesondere Tropenwäldern). Wenn diese aber nicht mehr da<br />

sind, und man wie ForestFinance wieder artenreiche Mischwälder aufbaut,<br />

möchte ich gerne dabei sein. Der Gedanke lokaler Wertschöpfung in den<br />

Waldinvestment-Ländern Panama, Peru und Vietnam sowie einer Wertsteigerung<br />

des finanziellen Einsatzes ist natürlich auch sehr wesentlich.“ Wir<br />

fragten ihn auch, was er sich für ForestFinance und die Zukunft wünscht.<br />

Seine Antwort: „Machen Sie so weiter wie bisher! Ich habe bisher bei<br />

jeder Ausgabe von <strong>ForestFinest</strong> gedacht – prima, richtig gemacht. Für<br />

nachhaltige Waldinvestments braucht man einen langen Atem, den wünsche<br />

ich Ihnen allen.“ Dankeschön!<br />

38 FF www.forestfinance.de


Foto: FF/Nicolas Rieger<br />

Foto: B.A.U.M. e.V., Rainer Kant<br />

Unser Holz kommt gut an<br />

Edelholz aus Panama erreichte den Hamburger Hafen im Juni <strong>2012</strong>. Die über drei Meter<br />

langen Stämme sind Durchforstungsholz aus ForestFinance-Forsten. Gewachsen in Wäldern,<br />

die allesamt ökologisch-nachhaltig zertifiziert bewirtschaftet werden. Die knapp zehn<br />

Festmeter Durchforstungsholz mit Durchmessern von 15 bis über 30 Zentimeter dienen<br />

der Erprobung von Sägewerken und physikalischer Eigenschaften der in Panama heimischen<br />

Holzarten. Diese erfordern eine besondere Technik und Sachkenntnis in Sägewerken.<br />

ForestFinance ist der einzige Anbieter von Waldinvestments, der bereits aus eigenen,<br />

selbst aufgeforsteten Wäldern Hölzer erntet und auch vermarktet. Bisher wurde in den<br />

letzten beiden Jahren dabei immer Rundholz direkt am Waldrand an Holzhändler verkauft.<br />

Mit zunehmendem Alter und Durchmesser der Bäume wird es jedoch interessant,<br />

diese Hölzer wertsteigernd in Brettware weiter zu verarbeiten. Die Testläufe dienen zum<br />

Beispiel als Entscheidungsgrundlage, ob Rundholz nach Europa zur Weiterverarbeitung<br />

transportiert wird oder ob es sinnvoll und machbar ist, ein Sägewerk vor Ort aufzubauen.<br />

Aber auch die Frage, für welche Nutzung welches Holz am besten geeignet ist, soll<br />

geklärt werden. In unseren hoch biodiversen Mischwäldern wachsen so unterschiedliche<br />

Arten wie Zapatero, Amarillo, Cedro Espino, Mahagoni oder auch Rosenholz (Coco Bolo)<br />

zur Ernte heran. Aber auch das im Handel weit verbreitet Teakholz wird angebaut. Neben<br />

Sägetechnik werden auch weitere holzphysikalische Eigenschaften ermittelt. Dazu hat<br />

ForestFinance eine deutsche Hochschule mit der Untersuchung der Hölzer beauftragt.<br />

Im TreeShop finden Sie jetzt schon viel Schönes, das wir aus unserem Holz gemacht haben.<br />

Mehr dazu im „Klappentext“ hinten in diesem Heft und auf www.treeshop.de<br />

Dieses Rundholz – Teak, Zapatero und Amarillo – kam <strong>2012</strong> aus Panama per Schiff nach Deutschland und wurde in<br />

Grevesmühlen für die Erforschung und anstehenden Tests sortiert. Fotos: Ivo Voß<br />

Bonn: Unser Büro erhielt den dritten Platz im<br />

bundesweiten Wettbewerb „Büro & Umwelt“.<br />

Der Wettbewerb des Bundesdeutschen<br />

Arbeitskreises für Umweltbewusstes<br />

Management (B.A.U.M. e.V.) zeichnet jedes<br />

Jahr die umweltfreundlichsten Büros aus. Im<br />

Mittelpunkt stehen dabei der schonende<br />

Umgang mit Ressourcen im Büroalltag sowie<br />

die Beachtung von Umweltaspekten bei<br />

der Beschaffung von Büroprodukten.<br />

Dieter Brübach, im B.A.U.M. e. V. Vorstand, überreichte<br />

Iris Gerritsen von ForestFinance schon 2011<br />

die Urkunde für umweltfreundliche Büroarbeit. Die<br />

Feier <strong>2012</strong> findet nach Redaktionsschluss statt.<br />

Berlin: Am 13.6.<strong>2012</strong> fand die Gründungsveranstaltung<br />

des „Forums Nachhaltiger<br />

Kakao“ statt, einer Initiative des BMZ<br />

(Bundesministerium für wirtschaftliche<br />

Zu sammenarbeit und Entwicklung) und<br />

des BMELV (Bundesministerium für Ernährung,<br />

Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

), in Kooperation mit der GIZ (Deutsche<br />

Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit)<br />

und dem BdSI (Bundesverband<br />

der Deutschen Süßwarenindustrie<br />

e. V.). ForestFinance ist eines der 30 Gründungsmitglieder<br />

dieses Forums, welches<br />

nachhaltige und produktive Anbaumethoden<br />

fördern will, um die Ertragsmöglichkeiten<br />

besser auszuschöpfen und somit<br />

Kakaobauern durch ein höheres Einkommen<br />

aus der Armut verhelfen soll. Unsere Kakao-<br />

Expertin Dr. Silke Elwers wird die Arbeit des<br />

Forums begleiten und uns darüber berichten.<br />

Was ForestFinance jetzt schon für eine<br />

nachhaltige Kakao-Produktion tut, lesen<br />

Sie auf den Seiten 40 – 43.<br />

++ Meldungen aus Panama +++Me<br />

Rettung in letzter Minute: „Wer ist hier faul?“<br />

fragte Silke Berger, ForestFinance-Mitarbeiterin<br />

in Panama, in einer Mail. Die Antwort muss<br />

lauten: Im Grunde überhaupt niemand. Das<br />

Faultier versucht nur heil über die Straße vor<br />

der ForestFinance-Kakao-Finca Quebrada<br />

Pitty in Bocas del Toro zu kommen. Es war – wie<br />

der Name vermuten lässt – nicht schnell genug.<br />

Also „haben wir das Tier natürlich gerettet<br />

und über die Straße getragen“, berichtet Silke<br />

Berger. Von wegen faul …<br />

Dieses Faultier brauchte dringend Hilfe – und bekam<br />

sie von unseren MitarbeiterInnen in Panama.<br />

Foto: ForestFinance/Silke Berger<br />

Der Internationale Tag des Baumes wird auch in<br />

Panama am 18. Mai gefeiert und ForestFinance<br />

ist natürlich mit dabei. Wir haben zusammen<br />

mit Marisa Vallarino, der Präsidentin von<br />

ANARAP (Asociacion Nacional de Reforestadores<br />

y Afines de Panama), Diego Dipieri, Geschäftsführer<br />

unseres Forstdienstleisters BAR-<br />

CA, sowie zahlreichen Mitarbeitern anderer<br />

Unternehmen tatkräftig mitgemacht und<br />

50 Bäume im Park „Parque Metropolitano“ in<br />

Panama Stadt gepflanzt. Die Fläche sowie die<br />

Bäumchen wurden vom Park zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

V.r.n.l: Diego Dipieri (BARCA), Marisa Vallarino (AN-<br />

ARAP), Luis Carles (Panama Forest Services) und eine<br />

uns leider unbekannte Dame bei der Baumpflanz -<br />

aktion zum Tag des Baumes.<br />

Foto: ForestFinance/Carina Weber<br />

www.forestfinance.de FF 39


WFF – World of ForestFinance<br />

CACAOINVEST PERU<br />

Unsere<br />

Schoko<br />

seiten<br />

„Por qué Perú?“ – Warum Peru? Wegen Marisol<br />

Najarro. Sie ist 32 Jahre alt, arbeitet als<br />

Finanzbuchhalterin bei ForestFinance in<br />

Bonn und ist gebürtige Peruanerin. Mit diskretem<br />

Nationalstolz wies sie Anfang 2011 die<br />

Geschäftsführung auf ihre Heimat als ein lohnendes<br />

Land hin, denn in der Tat spricht Einiges<br />

für Peru: Die Wirtschaft weist beeindruckende<br />

Wachstumszahlen auf, eine gerin -<br />

ge Inflation und hohe Weltmarktpreise für exportierte<br />

Edelmetalle bescheren dem Land<br />

eine andauernde Bonanza. Es ist politisch stabil<br />

und das Investitionsklima ist für ausländische<br />

Firmen außerordentlich gut. Um sich<br />

aus der Abhängigkeit vom Bergbau zu lösen,<br />

setzt die Regierung auf Diversifizierung<br />

durch Förderung von Industrie, Tourismus<br />

und Landwirtschaft.<br />

ForestFinance will zu der Entwicklung einer<br />

nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft<br />

beitragen und setzt in Peru auf das Agroforst-Produkt<br />

Kakao. Auf dem Weltmarkt<br />

werden für Kakao gute Preise erzielt und<br />

Peru ist der ideale Standort für den Anbau.<br />

Wie CacaoInvest nach Peru kam<br />

ForestFinance überträgt ein erfolgreiches Modell von Mittel- auf Südamerika.<br />

Im März <strong>2012</strong> erwarb ForestFinance zwei Fincas in den östlichen Andenausläufern.<br />

Nun erzeugen wir auch auf dem südamerikanischen Kontinent biologisch angebauten<br />

Qualitätskakao – in Peru, dem Mutterland des Kakaos.<br />

Zu Wasser, Land und Maultier: Reisen in Peru erfordert ein hohes Maß an Flexibilität. Die bringt Dr. Silke Elwers<br />

zum Glück mit. Fotos: ForestFinance/Berger<br />

Durch das „International Cocoa Agreement“<br />

von 2010 ist Peru als Erzeuger von Edel-Kakao<br />

anerkannt und zählt nun zu dem erlesenen<br />

Kreis von acht Nationen, die 100 Prozent ihrer<br />

Produktion als Edel-Kakao bezeichnen<br />

dürfen. Im Oktober 2009 wurde auf dem renom<br />

mier ten Salon du Chocolat in Paris eine<br />

Probe aus Peru als aromatischster Kakao der<br />

Welt prämiert. Wir sind überzeugt: Bald werden<br />

Peru und hervorragender Kakao ebenso<br />

in einem Atemzug genannt werden wie Kolumbien<br />

und Qualitätskaffee.<br />

In den letzten zehn Jahren hat der Kakao-<br />

Anbau in Peru um 400 Prozent zugelegt. Mit<br />

inzwischen 40000 Tonnen Jahresproduktion<br />

steht Peru kurz davor, in die Top-Ten der<br />

Erzeugerländer aufzusteigen. Da gehört es<br />

auch hin, gilt doch das peruanische Amazonasgebiet<br />

als die natürliche Heimat des Kakaos.<br />

90 Prozent der Produktion gehen in den<br />

Export, die Hauptabnehmer sind die Niederlande<br />

und die USA. Im Anbau von biologisch<br />

angebautem Kakao steht Peru weltweit bereits<br />

an zweiter Stelle.<br />

ForestFinance-Mitarbeiter besichtigen freie Flächen.<br />

Die Suche nach El Cacao<br />

Peru liegt an der Pazifikküste Südamerikas<br />

und erstreckt sich vom Äquator südwärts bis<br />

Chile am 18. Breitengrad. Kakao wächst von<br />

dem südöstlichen Departamento Madre de<br />

Diós an der bolivianischen Grenze bis Piura<br />

im Nordwesten an der Pazifikküste bei Ecuador.<br />

Das ergibt eine potentielle Anbaufläche,<br />

die fast zweimal so groß wie Deutschland ist.<br />

Im Juli 2011 reiste die Kakao-Expertin von<br />

ForestFinance, Dr. Silke Elwers, in Begleitung<br />

eines Agrarspezialisten nach Peru, um vor Ort<br />

den Kakao-Anbau zu besichtigen und die<br />

Möglichkeiten für ForestFinance in diesem<br />

Land zu eruieren. Nach einigen Gesprächen<br />

mit Experten in Lima flogen Dr. Elwers und ihr<br />

Team über die Anden nach Tarapoto, dem<br />

wirtschaftlichen Zentrum von San Martín,<br />

einem Departamento im Nordosten Perus,<br />

um hier mit der Sichtung zu beginnen. Wie<br />

sich herausstellte, waren sie genau am richtigen<br />

Ort gelandet.<br />

40 FF www.forestfinance.de


Wirtschaft: Das Modelo San Martín<br />

Noch vor etwas mehr als einem Jahrzehnt war<br />

San Martín die Hochburg des illegalen Koka-<br />

Anbaus in Peru. Dadurch ist viel Geld in die<br />

Region gekommen. Dann begann die Zentralregierung<br />

eine Kampagne, mit der es<br />

gelang, den Koka-Anbau zu verdrängen und<br />

Kaffee und Kakao als Alternativkulturen zu<br />

etablieren. Binnen zehn Jahren ist San Martín<br />

auf den ersten Platz der Kakao anbauenden<br />

Departamentos vorgerückt. Von den<br />

ehemaligen Koka-Feldern ist der größte Teil<br />

brachgefallen und verbuscht.<br />

Basilo Suarez, ForestFinance-Mitarbeiter und studierter Forstingeniuer (rechts), befragt die Einwohner<br />

San Martíns, wo die besten Flächen für Kakao sind, und hängt im Dorf ein Kaufgesuch für Ländereien auf.<br />

Kakao-Know-how konzentriert<br />

Tarapoto entwickelt sich mittlerweile zu einem<br />

Kakao-Zentrum von internationaler Bedeutung,<br />

in dem das Wissen über Zucht, Anbau<br />

und Verarbeitung konserviert, weiterentwickelt<br />

und vermittelt wird. Eine herausragende<br />

Institution ist das ICT (Instituto<br />

de Cultivos Tropicales), mit einem umfangreichen<br />

Kakao-Klon-Garten, in dem über 340<br />

aus Wildbeständen gesammelte Varietäten<br />

gesichtet werden. Mit modernster Labortechnik<br />

erforschen Wissenschaftler hier Inhaltsstoffe,<br />

Widerstandsfähigkeit und Genstrukturen.<br />

Sisa, Ponaza oder Saposoa?<br />

Mit dem Umkreis von Tarapoto war die Region<br />

festgelegt. Nun galt es, das geeignete Land für<br />

eine Plantage zu finden. Das weite klimatische<br />

Spektrum von San Martín ermöglichte es, ein<br />

Niederschlagsoptimum zu definieren und anhand<br />

dessen die beste Region für Kakao-Anbau<br />

zu selektieren. Auch die Böden untersuchten<br />

wir ganz genau.<br />

ForestFinance entwickelte präzise Kriterien,<br />

anhand derer der junge peruanische Forstingenieur<br />

und neuer ForestFinance-Mitarbeiter<br />

Basilio Suarez das zentrale San Martín<br />

bereiste und gezielt nach Flächen suchte. Aufgrund<br />

eines hervorragenden Anbaupotentials<br />

wurde ein Gebiet relativ bald zum Favoriten.<br />

Sisa sí !<br />

Im indigenen Quechua, das im ländlichen San<br />

Martín noch vielerorts gesprochen wird,<br />

heißt „sisa“ Blüte. Von Tarapoto aus ist das<br />

Hochtal um San José de Sisa über eine asphaltierte<br />

Straße und geschotterte Pisten gut<br />

zu erreichen.<br />

Das Tal ist ein vergleichsweise altes und<br />

seit Jahrzehnten entwaldetes Siedlungsgebiet.<br />

Mit mehr als 40 Hektar sind die Fincas hier für<br />

regionale Verhältnisse relativ groß und mit<br />

grundbuchrechtlich eingetragenen Besitz urkunden<br />

ausgestattet, was im ländlichen<br />

Peru eher die Ausnahme ist. Im November<br />

2011 begutachteten also Marisol Najarro und<br />

Basilio Suarez für ForestFinance am besten geeignete<br />

Flächen um Sisa und begannen mit<br />

den Kaufverhandlungen.<br />

Das Projekt nimmt Gestalt an<br />

Mittlerweile – wenige Monate nach der Definition<br />

des Sisa-Tals als idealer Standort – erwarb<br />

ForestFinance zwei benachbarte Fincas<br />

mit insgesamt 60 Hektar Anbaufläche zu einem<br />

fairen Preis. Ein Arbeiterteam wurde zusammengestellt,<br />

das das zumeist aus brachliegenden<br />

Viehweiden bestehende Farmland<br />

säuberte und für die Pflanzung vorbe-<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

reitete. Auf einem Teil der Fläche treiben<br />

bereits die neu installierten Bananensetzlinge<br />

aus, welche zusammen mit Straucherbsen<br />

und Maniok den temporären Schatten für<br />

den jungen Kakao spenden werden. Bald<br />

soll die gesamte Fläche mit Schattenpflanzen<br />

instal liert sein. Der Kakao folgt dann einige<br />

Monate später, wenn die Feldbedingungen<br />

ihm genügend Schutz vor der tropischen<br />

Sonne bieten.<br />

Experten unter sich<br />

„Die rasche und erfolgreiche Umsetzung der<br />

Etappenziele in Peru ist maßgeblich Marisol<br />

Najarro als operativer Leiterin und Basilio Suarez<br />

zu verdanken, welche motiviert und<br />

voller Elan an der Umsetzung arbeiten“,<br />

freut sich Dr. Silke Elwers, die dem neuen Kakao-Team<br />

in Peru gerne ihr Know-how weitergibt.<br />

So profitiert CacaoInvest Peru auch von<br />

Erfahrungen, die innerhalb des CacaoInvest-<br />

Projektes in Panama gesammelt wurden.<br />

Aber auch lokale Kakaoexperten renommierter<br />

Kooperativen beraten und unterstützen<br />

ForestFinance bei der Auswahl und<br />

dem Erwerb geeigneter Edelkakaosorten.<br />

Angesichts der hervorragenden Rahmenbedingungen<br />

in Sisa und der bisherigen,<br />

raschen Projektentwicklung schaut das Peru-<br />

Team von ForestFinance voller Optimismus in<br />

die Zukunft. Schon jetzt profitiert auch die Region<br />

von dem Engagement des deutschen<br />

Unternehmens und seiner Investoren: Es<br />

wurden siche re, gut bezahlte Arbeitsplätze geschaffen,<br />

Handelsbeziehungen zu benach barten<br />

Bauern und Kleinunternehmen aufgebaut.<br />

Mit der Etablierung eines nachhaltigen<br />

Agroforstsystems auf degradierten Weidegebieten<br />

läutet ForestFinance ein Renaturierungsprozess<br />

ein, der hoffentlich in San Martín<br />

bald Schule machen wird. Auf dass die<br />

nachhaltige Wirtschaft in Sisa weiter wächst<br />

und gute (Kakao-)Früchte trägt!<br />

Marisol Najarro studierte<br />

BWL mit den Schwerpunkten<br />

Internationale<br />

Rech nungslegung und Control<br />

ling. Bei ForestFinance<br />

ist sie für die Finanzbuchhaltung<br />

der Tochtergesellschaft<br />

„Forest Finance S. A. Pana ma“, und als Projektleiterin<br />

Peru für den Aufbau der Strukturen vor Ort und die<br />

Koordination mit dem Team in Bonn verantwortlich.<br />

Foto: ForestFinance<br />

www.forestfinance.de FF 41


WFF – World of ForestFinance<br />

Streiflichter einer Reise durch Peru<br />

Claudia Heinrich arbeitet beim<br />

h+h Versicherungskontor Hamburg,<br />

einem ForestFinance-Vertriebspartner.<br />

Sie lernte Peru auf Reisen kennen<br />

und kehrte mehrfach zurück,<br />

um in Kultureinrichtungen als<br />

Volontärin zu arbeiten. <strong>2012</strong><br />

besichtigte sie für h+h die Kakao -<br />

pflanzungen von ForestFinance Peru<br />

in Tarapoto und reiste über Chachapoyas,<br />

Cajamarca und Paracas<br />

nach Lima. Ihre Reiseeindrücke<br />

hielt sie im Blog von h+h im April<br />

<strong>2012</strong> auf www.vkhh.de/blog fest.<br />

Uns haben sie so gut gefallen, dass<br />

wir Ihnen einige davon auf dieser<br />

Seite abdrucken.<br />

Begegnungen<br />

Taxifahrer Enrique beruhigt meinen Zweifel am<br />

Fahrpreis, indem er mir ungefragt sein Telefon<br />

ans Ohr hält und mich mit der Koordinatorin in<br />

der Zentrale sprechen lässt. Informelle Wege,<br />

um Formelles zu regeln. „Según la ley N° ….“,<br />

laut Gesetz Nr. … Unter jedem Ver- oder Gebot<br />

der Hinweis auf die institutionelle Autorität.<br />

Eine Lösung gibt es immer, eine Anrede ohne<br />

Namen gibt es nie. Persönlich und aufmerksam<br />

kommuniziert man hier. Auch wenn die Bevölkerungszahl<br />

seit 1950 auf das Zwölffache angestiegen<br />

ist, bleibt und nimmt sich die einzelne<br />

Person wichtig.<br />

Lima – die 9-Millionen-Stadt im Nebel<br />

Wo befände sich Perus Hauptstadt, hätte Francisco<br />

Pizarro 1535 nicht im Januar einen geeigneten<br />

Platz für die Stadtgründung gesucht,<br />

sondern im Juli oder August, zur Zeit des „garúas“,<br />

des dichten Winternebels? Der Nabel<br />

Perus wäre dann vielleicht die alte Inka-Hauptstadt<br />

Cuzco geblieben, die dank ihrer Lage auf<br />

3326 Meter keinen „garúa“ kennt – jedoch<br />

auch keinen Meerzugang. Gäbe es dann auch<br />

jetzt noch die Läufer, die den Inkakönigen in<br />

Das wertvollste Gastgeschenk,<br />

das die Peruaner<br />

fremden Reisenden<br />

offerieren, ist ihr erfinderischer<br />

Pragmatis -<br />

mus, der auf einer<br />

Welle stoischer Zuversicht<br />

gleitet, die sich in<br />

gewitzter Alltagsanarchie<br />

bricht. Ich bin<br />

in Peru – ich bin im<br />

Land von Costa –<br />

Sierra – Selva.<br />

Diese beiden Frauen auf<br />

einem Marktplatz in Peru<br />

waren nur eine von vielen<br />

Begegnungen von Claudia<br />

Heinrich, die sie bewegten.<br />

Einige Eindrücke<br />

von einem sprichwörtlich<br />

großartigem Land, mit<br />

hohen Bergen, einer imposanten<br />

Geschichte und<br />

einer faszinierenden<br />

Hauptstadt geben wir<br />

Ihnen hier weiter. Wenn<br />

Sie mehr davon haben<br />

wollen, finden Sie sie im<br />

Blog von h+h (s.u.).<br />

Fotos: Claudia Heinrich<br />

weniger als 36 Stunden frischen Fisch aus dem<br />

Pazifik brachten?<br />

Inkakönige<br />

Nur einmal im Leben muss man Ceviche, rohen,<br />

mit Zitrone und Zwiebeln marinierten Fisch gegessen<br />

haben, um die Inkakönige kulinarisch<br />

verstehen zu können. Mit Dekadenz und Gewalt<br />

herrschten sie auf dem bergigen Rückgrat des<br />

Landes, beerbten und beraubten die von ihnen<br />

eroberten Kulturen.<br />

Sierra = Peru …<br />

Die Region, die gemeinhin mit Peru verbunden<br />

wird: die Anden. Der Name ist sehr alt, stammt<br />

aus Vor-Inkakulturen – „andenes“ hießen die<br />

terassenförmig<br />

angelegten<br />

Felder. Peruanern<br />

ist das<br />

Wissen über<br />

die Vor-Inkakulturen<br />

eine Selbstverständlichkeit.<br />

42 FF www.forestfinance.de


CACAOINVEST PERU<br />

Unsere<br />

Schoko<br />

seiten<br />

Liebe Frau Hegemann, wie sind Sie auf das Thema<br />

Kakao gekommen?<br />

Im Rahmen meines Bachelorstudiums der Agrarwissenschaften<br />

musste ich ein Praktikum absolvieren.<br />

Ein Kommilitone berichtete mir mit großer<br />

Begeisterung von seinem Aufenthalt am CATIE<br />

(Centro Agronómico Tropical de Investigación y Enseñanza)<br />

in Costa Rica. Ich erhielt dort einen Praktikumsplatz<br />

und durchlief verschiedene Abteilungen<br />

– u.a. die Kakao-Forschungsgruppe. Dank<br />

CATIE, das die zweitgrößte Kakaokollektion der<br />

Welt beherbergt, lernte ich die Forschungswelt rund<br />

um Kakao kennen und von da an war klar, dass<br />

ich an Kakao forschen möchte. Im Jahr 2010 war<br />

ich während der Semesterferien noch einmal am<br />

CATIE und sprach mit Dr. Wilberth Phillips über<br />

Möglichkeiten für meine Masterarbeit. Er schlug<br />

eine Studie im Rahmen des Central American Cocoa<br />

Projects (PCC) vor, das die Wiederherstellung<br />

von Kleinbauern-Plantagen in Zentralamerika anstrebt,<br />

die von Pilzkrankheiten heimgesucht wurden.<br />

Kernbestandteil des Projektes sind sechs Kakaoklone,<br />

die am CATIE aufgrund ihrer Krankheits -<br />

toleranz, ihres Ertragspotentials und ihrer vielver -<br />

sprechenden Aromaqualität selektiert wurden.<br />

Zusammen mit lokalen Kooperativen und Institutionen<br />

werden in verschiedenen Projektgebieten<br />

neue Plantagen mit Stecklingen dieser Klone angelegt,<br />

so auch auf den ForestFinance-Anbauflächen<br />

in Panama.<br />

Womit haben Sie sich konkret in Ihrer Master -<br />

arbeit beschäftigt?<br />

Ich beschäftigte mich mit der Entwicklung eines<br />

auf die sechs CATIE-Kakaosorten angepassten Fermentations-<br />

und Trocknungsverfahrens. Nur durch<br />

eine optimale Fermentation und Trocknung kann<br />

ein Edelkakao sein Aromapotential voll entfalten.<br />

Weltweit werden viele Fermentations- und Trocknungs<br />

verfahren ange wandt, doch viele Kakaobauern<br />

wissen nicht, wie entscheidend eine optimal<br />

verlaufende Fermentation für die finale Rohkakaoqualität<br />

ist. Auch zu den CATIE-Klonen lagen<br />

bisher nur wenige Informationen vor, wie ihr<br />

Nacherntemanagement gestaltet sein sollte, damit<br />

deren Qualitätspotential bestmöglich ausgeschöpft<br />

werden kann.<br />

In meiner Arbeit habe ich zwei für größere<br />

Kakao -mengen übliche Fermentationsverfahren<br />

mit-einander verglichen. Im ersten wurden die<br />

Kakaosamen in Holzkisten fermentiert, im zweiten<br />

ein System benutzt, in dem mehrere mit Ka-<br />

Kakao, Klone & Kisten<br />

kaomaterial gefüllte Tabletts übereinander gestapelt<br />

werden. Die Fermentationsverläufe habe<br />

ich in zwei Zeitfenstern – mit fünf bzw. sechs<br />

Tagen – an zwei unterschiedlichen Standorten<br />

untersucht. Zusätzlich habe ich zwei verschiedene<br />

Trocknungsverfahren, unter freiem Himmel und<br />

in einer Art Gewächshaus, miteinander verglichen.<br />

Um den Einfluss der einzelnen Versuchsparameter<br />

auf die Rohkakaoqualität zu erörtern,<br />

habe ich die gesammelten Kakaoproben an der<br />

Universität Hamburg verschiedenen chemischen<br />

Analysen unterzogen.<br />

Welches ist das für Sie bedeutendste Ergebnis<br />

Ihrer Arbeit?<br />

Ich rate von einer Fermentation auf Tabletts ab, unter<br />

anderem weil sie sich als anfällig für Schimmelbildung<br />

erwies. Mit dem Verfahren in Kisten und<br />

einer Fermentationsdauer von fünf Tagen wurden<br />

hingegen gute Ergebnisse erzielt.<br />

Wo besteht weiterer Handlungsbedarf?<br />

Da nicht genügend Material für typische Großfermentationen<br />

(mehrere hundert Kilo) zur Verfügung<br />

stand, sollte das Verhalten bzw. die Qualität<br />

der Klone während und nach der Fünf-Tage-Kistenfermentationen<br />

genauer untersucht- und entsprechend<br />

optimiert werden. Zusätzliche biochemische<br />

Analysen können zudem tiefere Einblicke<br />

in das Qualitätspotential der Klone geben geben.<br />

World of ForestFinance – WFF<br />

Die junge Kakaoforscherin Elsa Hegemann hat ihre Masterarbeit der<br />

optimalen Fermentation und Trocknung von Edelkakao gewidmet. Den<br />

ForestFinance-Kakao stellten wir ihr ebenso gern zur Verfügung wie<br />

das Know-how unserer Kakao-Expertin Dr. Silke Elwers.<br />

www.forestfinance.de FF 43<br />

Elsa Hegemann kontrolliert<br />

die Fermentation<br />

der Kakaobohnen.<br />

Fotos: privat<br />

Welche persönliche Bereicherung haben Sie<br />

aus Ihrer Arbeit gewonnen?<br />

Ich bin noch immer überwältigt davon, was ich<br />

während meiner Masterarbeit alles dazugelernt<br />

habe. Die vielen Beobachtungen während der Versuche<br />

und die Begegnungen mit unterschiedlichsten<br />

Menschen – Plantagenarbeitern, die sich tagtäglich<br />

dem Kakaoanbau widmen, als auch Wissenschaftlern,<br />

die sich seit Jahren mit unterschiedlichsten<br />

Aspekten der Kakaoforschung befassen<br />

– haben mich enorm bereichert und ich freue<br />

mich über die vielen Erfahrungen im Ausland und<br />

in Deutschland während der letzten Monate.<br />

Was werden Sie nun als nächstes tun?<br />

Da mir die Forschung sehr gefällt und ich gerne<br />

weiteren, geheimnisvollen Aspekten der Aromaentwicklung<br />

bei Kakao auf den Kern fühlen<br />

will, habe ich mich sehr über das Angebot einer<br />

Promotion zu diesem Thema an der Uni Hamburg<br />

gefreut. Das Projekt wird demnächst in einer Kooperation<br />

mit dem CATIE starten und hoffentlich<br />

ebenfalls Ergebnisse hervorbringen, von denen<br />

auch die Kakaobauern profitieren können.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals<br />

ganz herzlich bei ForestFinance für die großzügige<br />

Unterstützung bedanken – ohne die finan -<br />

zielle Hilfe wären meine Masterarbeitsforschungen<br />

in dieser Form nicht realisierbar gewesen.


WFF – World of ForestFinance<br />

Ausgezeichnet und sehr feierlich<br />

<strong>2012</strong> zeichnete die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ das Waldreservat „Wilde Buche“ von<br />

ForestFinance und B.A.U.M. e. V. als einen der herausragenden „365 Orte im Land der Ideen“ aus. Die<br />

Initiative prämiert innovative Konzepte, die für ein modernes, offenes und nachhaltiges Deutschland<br />

stehen. Zu der Preisverleihung kamen rund 40 Gäste nach Hümmel in Rheinland-Pfalz, darunter Peter<br />

Wohlleben, Forstrevierleiter der Gemeinde Hümmel, Franz-Peter Schmitz, Ortsbürgermeister Gemeinde<br />

Hümmel, Laudator Harald Jung von der Deutschen Bank sowie Mira Nürnberg von ForestFinance und<br />

Rainer Kant vom B.A.U.M. e.V. als Kooperationspartner des Projekts. „Die Auszeichnung und Anerkennung<br />

des Projekts im ‘Land der Ideen’-Wettbewerb freut uns sehr“, so Mira Nürnberg, Projektleiterin<br />

bei ForestFinance. „Wir hoffen, dass dadurch noch mehr Unternehmen am Projekt mitwirken und<br />

einen Beitrag zum Klima- und Artenschutz sowie der Bewahrung eines sehr selten gewordenen Ökosystems<br />

leisten.“<br />

Buchenwälder leisten einen wichtigen Beitrag zur Biodiversität sowie zum Klima- und Umweltschutz.<br />

Dennoch existieren mittlerweile nur noch wenige zusammenhängende Flächen, deren Baumbeständen<br />

der Natur überlassenen werden. ForestFinance und B.A.U.M. e. V. bieten Unternehmen und Privatpersonen<br />

im Rahmen des Waldschutzprojektes „Wilde Buche“ die Möglichkeit einer Beteiligung am Schutz<br />

von 100 Hektar Waldfläche mit mehreren hundert Jahre alten Bäumen. In Hümmel werden Flächen mit<br />

besonders alten und seltenen Buchenwäldern jeweils für einen Zeitraum von 50 Jahren verpachtet –<br />

mit dem alleinigen Zweck, sie zu<br />

schützen. Mit den Erlösen finanziert<br />

der Forstbetrieb Hümmel weitere<br />

Waldflächen und deren ökologische,<br />

nachhaltige Bewirtschaftung.<br />

www.wildebuche.de<br />

Mira Nürnberg, ForestFinance-Projektleiterin,<br />

bei der Preisverleihung.<br />

Foto: ForestFinance<br />

Andreas Viebrock plant Häuser für seine Kunden und bietet ihnen die Möglich<br />

keit, nicht nur auf die eigene Zukunft, sondern auch auf die ihrer Kinder<br />

zu bauen. Mehr Informationen dazu finden Sie auf<br />

www.viebrockhaus.de Foto: Viebrockhaus<br />

Unter der Marke CO 2 OL bietet ForestFinance klim<br />

für Privat- und Geschäftskunden. Für Businessku<br />

individuelle Beratungen und Lösungen, wie sie ih<br />

unternehmerischen Verantwortung für Klima- und<br />

Der Weg zur Klimaneutralität erfolgt bei CO2OL in<br />

1. validierte Ermittlung der CO2-Bilanz, 2. effiziente Reduktion der CO2-Emissionen und<br />

3. Kompensation der restlichen CO2-Emissionen d<br />

anerkannten Klimaschutzprojekten mit dokum<br />

ökologischen Vorteilen (CarbonFix Standard un<br />

4. Unterstützung der Kunden bei der internen und<br />

Hier stellen wir Mög<br />

dem Klima mit CO2OL 100 klimafreundliche Häuser<br />

Kunden von Viebrockhaus können mit dem Bau ihres Eigenheims einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz leisten. Durch<br />

eine Kooperation zwischen dem Massivhaushersteller und CO 2 OL erhalten Bauherren die Möglichkeit, Waldflächen in Panama<br />

stillzulegen und deren Ökosysteme der Natur zu überlassen. Bereits 100 Bauherren haben sich am Erhalt der artenreichen Waldflächen<br />

beteiligt – insgesamt werden bis heute deshalb schon 50000 Quadratmeter Regenwald geschützt.<br />

Seit Beginn des Jahres beteiligt sich jeder Bauherr eines Aktiv Energieplus-Hauses <strong>2012</strong> automatisch am Schutz von jeweils<br />

500 Quadratmetern Regenwald in Bocas del Toro im Nordosten Panamas und leistet damit einen Beitrag zum Ausgleich für die<br />

CO 2 -Emissionen, die beim Bau seines neuen Eigenheims anfallen. Er übernimmt beim Vertragsabschluss automatisch die Patenschaft für ein konkretes Areal<br />

und erhält eine Grundstücksurkunde mit allen geografischen Koordinaten des jeweiligen geschützten Waldstücks. Durch diese Unterstützung wird der Erhalt<br />

der Waldflächen über einen Zeitraum von mindestens 50 weiteren Jahren ermöglicht. Der Schutzwald dient neben der CO 2 -Bindung auch dem Boden- und<br />

Wasserschutz und ist wichtiger Lebensraum für eine Vielzahl von Tier- und Pflanzenarten. Die Bauherren Franziska Knahl und Daniel Ursic aus Wotersen bekommen<br />

nun sogar die Möglichkeit, ihren „persönlichen“ Schutzwald zu besuchen. Das Paar, das die Panama-Reise im Rahmen einer Viebrockhaus-Verlosung<br />

gewonnen hatte, reist Anfang 2013 nach Bocas del Toro, um sich von der biologischen Vielfalt des nun geschützten Regenwaldes zu überzeugen. Unter<br />

allen Kunden, die sich noch bis Ende <strong>2012</strong> für ein Aktiv Energieplus-Haus entscheiden, wird eine weitere Reise nach Panama verlost. „Viele Bauherren<br />

sind mittlerweile aktive Klimaschützer und legen Wert auf ein nachhaltiges Eigenheim. Es freut uns sehr, dass wir innerhalb so kurzer Zeit schon 50000 Quadratmeter<br />

Regenwaldfläche in Panama für Viebrockhaus schützen konnten “, so Julia Daniel, Projektleiterin bei CO 2 OL.<br />

44 FF www.forestfinance.de<br />

Worl


World of ForestFinance – WFF<br />

d<br />

afreundliche Produkte und Dienstleis tungen<br />

den bietet CO2OL praxisorientierte und<br />

re Klimabilanz verbessern und so ihrer<br />

Umweltschutz gerecht werden können.<br />

vier Stufen:<br />

urch Zertifikate aus international<br />

entierten zusätzlichen sozialen und<br />

d CCB Standard bzw. GoldStandard).<br />

externen Kommunikation der Maßnahmen.<br />

lichkeiten vor, die<br />

gut tun.<br />

+++ news +++news Travel to Nature<br />

Im Urlaub Klimaschutz und Aufforstung in Costa<br />

Rica unterstützen? Reisende, die die natürliche Vielfalt<br />

Mittelamerikas erleben und dabei gleichzeitig<br />

schützen möchten, profitieren ab sofort von der Zusammenarbeit<br />

des Reiseveranstalters travel-to-nature<br />

GmbH (TTN) mit CO2OL. Über sechs Tonnen CO2 entstehen pro Person bei<br />

einem Hin- und Rückflug von Köln/Bonn nach<br />

Costa Rica. Der klimaverträgliche CO2-Ausstoß liegt<br />

jedoch laut Weltklimarat bei lediglich zwei Tonnen CO2-Emissionen pro Erdenbürger und Jahr! Die Kooperation<br />

von travel-to-nature, dem CSR-zertifizierten und mehrfach ausgezeichneten Anbieter für Entdecker-<br />

und Familienreisen, und CO2OL bietet nun allen Abenteurern an, anfallende CO2-Emissionen einer Reise mittels Emissionszertifikaten zu kompensieren. TTN, eines von 130 Mitgliedern des Reiseportals<br />

forum anders reisen e. V., zeigt sich damit als Vorreiter im nachhaltigen Tourismus. Die Klimaschutzexperten<br />

von CO2OL errechnen dabei im ersten Schritt die Klimabilanzen für die Hin- und<br />

Rückflüge aller Reisen. Für die Kompensation des schädlichen Treibhausgases entwickeln sie ein Klimaschutz-Aufforstungsprojekt<br />

in Costa Rica. CO2OL forstet dafür in den Tropen brachliegende Flächen<br />

mit biodiversen Mischwäldern auf – die wachsenden Pflanzen binden bei diesem Prozess freies CO2 dauerhaft und es werden CO2-Zertifikate generiert. Das Projekt wird nach den strengsten anerkannten<br />

internationalen Klimaschutzstandards zertifiziert, trägt durch die Aufforstung einheimischer Baumarten<br />

zum Schutz der Artenvielfalt bei und schafft sozial abgesicherte Arbeitsplätze für die ländliche<br />

Bevölkerung vor Ort. Wer sich persönlich einen Einblick verschaffen oder sogar einen Baum pflanzen<br />

möchte, für den bieten CO2OL und TTN ein besonderes Reise-Highlight: Alle Costa Rica-Reisenden<br />

können ab 2013 auf Wunsch das Projekt besuchen. „TTN setzt mit uns ein wirklich innovatives Projekt<br />

um: Kompensation ist nun erstmals erlebbar. Die Besucher unseres Projektes in Costa Rica sehen,<br />

woher ihre CO2-Zertifikate stammen – dadurch sorgen wir für Transparenz auf höchstem Niveau“, so<br />

Dirk Walterspacher, Geschäftsführer Carbon Business.<br />

Dirk Walterspacher in Hanoi. Er berichtete auf der Climate<br />

Change Conference über Erfahrungen, die ForestFinance bei<br />

einem PPP-Projekt in Vietnam sammelte. Foto: ForestFinance<br />

CO 2 OL auf der Climate Change Conference<br />

Im Mai <strong>2012</strong> fand die Bonner Climate Change Conference statt,<br />

auf der sich CO 2 OL als erfahrener Partner im Bereich Klimaschutz präsentierte. Dirk Walterspacher,<br />

ForestFinance-Geschäftsführer Carbon Business, referierte auf der Veranstaltung über die Rahmenbedingungen<br />

für Public Private Partnership-Projekte (PPP) im Bereich der nachhaltigen Forstwirtschaft.<br />

Er hielt Vorträge über den ganzheitlichen Ansatz der Aufforstungsprojekte der ForestFinance Gruppe<br />

in Lateinamerika und Asien – die sowohl ökologische als auch ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen<br />

berücksichtigen. Dirk Walterspacher behandelte unter anderem die vielfältigen Herausforderungen<br />

von PPP-Projekten und den Erfahrungen, die ForestFinance damit in Vietnam gesammelt hat<br />

(wir berichteten in <strong>ForestFinest</strong> 1/<strong>2012</strong>). „Aufforstungsprojekte können nur dann langfristig erfolgreich<br />

sein, wenn sie alle drei Dimensionen der Nachhaltigkeit vereinen – Ökonomie, Ökologie und<br />

Soziales. Diesen Ansatz verfolgt die ForestFinance Gruppe von Beginn an und konnte so das Vertrauen<br />

der benötigten Geschäftspartner auch auf politischer Ebene erlangen“, so Dirk Walterspacher.<br />

Auf der zweiwöchigen Klimarahmenkonferenz UNFCCC (United Nations Framework Convention on<br />

Climate Change) wurde über Ansätze und Projekte zum globalen Klimaschutz diskutiert. Die Veranstaltung<br />

diente als Vorbereitung für die UN-Klimakonferenz in Doha Ende <strong>2012</strong>.<br />

Mit etwas Glück sieht man<br />

in Costa Rica mit TTN diese<br />

Purpurkehlnymphe. Die Tour<br />

„Costa Rica pur“, zeichnete<br />

Geo Saison mit der Goldenen<br />

Palme aus.<br />

In die Verlängerung:<br />

CO 2 OL ist auch <strong>2012</strong> Hauptsponsor der U17-<br />

Fußball-Bundesligamannschaft des Bonner SC.<br />

Dazu gehört auch, dass CO 2 OL den jungen<br />

Fußballern die Ausrüstung für die Saison sponsort<br />

und die Mannschaft erneut klimaneutral<br />

stellt. CO 2 OL berechnet auch wieder den CO 2 -<br />

Fußabdruck der Rheinlöwen, der sich unter<br />

anderem aus der Mobilität, den Übernachtungen<br />

und der Verpflegung der Mannschaft bei<br />

Heim- und Auswärtsspielen zusammensetzt. In<br />

der vergangenen Spielzeit wurden dabei<br />

insgesamt 77 Tonnen CO 2 -Emissionen ermittelt,<br />

die von CO 2 OL kompensiert werden.<br />

Gemeinsam soll mit dieser Aktion ein nachhaltiges<br />

Zeichen für das Klimabewusstsein im<br />

Sport gesetzt werden.<br />

www.forestfinance.de FF 45<br />

Foto: wikipedai/user: Flicka


BaumFreundin<br />

In jeder <strong>ForestFinest</strong> stellen wir<br />

Ihnen jemand vor, der sich um<br />

Bäume verdient gemacht hat.<br />

Unsere BaumFreundin dieser<br />

Ausgabe war ganze 30 Jahre für<br />

die Nichtregierungsorganisation<br />

Robin Wood und den Waldschutz<br />

aktiv. Jetzt ist Djoeke Lueken in<br />

den wohlverdienten Ruhestand<br />

eingetreten. Ihre Arbeit lebt<br />

trotzdem weiter – denn sie hat<br />

Robin Wood geprägt wie kaum<br />

eine andere.<br />

Djoeke Lueken hat die Entwicklung Robin<br />

Woods von den Anfängen 1982 als kleiner<br />

Verein bis hin zur international erfolgreichen<br />

Nichtregierungsorganisation hautnah<br />

miterlebt – zunächst als Aktivistin, später<br />

als Leiterin der Bundesgeschäftsstelle.<br />

„Mir gefiel von Anfang an die freche und fantasievolle<br />

Art von Robin Wood sowie die Themen<br />

und die Aktionsformen des neuen Vereins“,<br />

erzählt Lueken. „Bei der ersten Aktion<br />

zum Waldsterben Ende Februar 1983 war ich<br />

schon aktiv dabei: Die bundesweiten Aktionen<br />

an verschiedenen Orten von Hamburg<br />

bis in den Schwarzwald schlugen hohe<br />

Wellen und wurden – unerreicht! – als erste<br />

Nachricht in der Tagesschau präsentiert.“<br />

Eigentlich hatte Lueken Lehramt für<br />

Deutsch und Geschichte studiert, konnte<br />

aber im Schuldienst aufgrund eines Einstellungsstops<br />

nicht direkt unterkommen.<br />

So half sie stattdessen, die Robin Wood<br />

Bundesgeschäftsstelle in Bremen aufzubauen.<br />

Was als Überbrückung gedacht war,<br />

wurde zu Beruf und Berufung: Luekens<br />

zunächst ehrenamtlicher Einsatz nahm<br />

bald so viel Zeit ein, dass sie ihre Stelle als<br />

Lehrerin an der Abendschule aufgeben<br />

musste, um sich ganz Robin Wood widmen<br />

zu können.<br />

30 Jahre (für) Robin Wood<br />

Djoeke Lueken 1983 bei einer Aktion für den Erhalt des Bürgerparks in Bremen und heute. Foto: Robin Wood<br />

In den ersten 15 Jahren ihrer Tätigkeit für Robin<br />

Wood gründete Lueken gemeinsam mit<br />

Christiane Rieve aus dem Gründungsvorstand<br />

in der Regionalgruppe Bremen die<br />

Fachgruppen zu Tropenwald und Verkehr.<br />

1994 setzte sie sich sehr – und mit Erfolg –<br />

dafür ein, dass vier hauptamtliche FachreferentInnen<br />

zu den Schwerpunktthemen<br />

Wald, Tropenwald, Verkehr und Energie eingestellt<br />

wurden. „Mir hat die teamorientierte<br />

Zusammenarbeit in der Geschäftsstelle immer<br />

sehr gefallen“, resümiert Lueken. „Dabei<br />

hat mir die Arbeit mit den jungen Leuten<br />

– zuerst mit unseren Zivildienstleistenden<br />

und später mit den FÖJlern (Freiwilliges<br />

Ökologisches Jahr) und PraktikantInnen besonders<br />

viel Spaß gemacht. Vor allem, wenn<br />

sie nach ihrer Tätigkeit weiter ehrenamtlich<br />

bei Robin Wood aktiv geblieben sind.“ Im Vergleich<br />

zu damals sei die Arbeit in der Zwischenzeit<br />

aber schwieriger geworden: „Es ist<br />

nicht mehr so leicht, Menschen dafür zu gewinnen<br />

selbst aktiv zu werden oder uns finanziell<br />

zu unterstützen. Anfang der 1980er<br />

Jahre war es sehr viel einfacher mit spektakulären<br />

Aktionen von der Presse und der Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen zu werden.“<br />

Doch obwohl es inmitten einer wachsenden<br />

Anzahl von Umweltschutzvereinen, die um<br />

die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit werben,<br />

immer schwerer wird, genügend Unterstützer<br />

zu finden, hat Djoeke Lueken es<br />

mit ihren Mitstreitern geschafft, Robin Wood<br />

zu einer international anerkannten und<br />

erfolgreichen Organisation zu machen, die<br />

sich seit 30 Jahren weltweit für Wälder engagiert.<br />

Wie sie das gemacht hat? Mit<br />

Durchhaltevermögen und viel Herzblut: „ In<br />

einem Verein wie Robin Wood, in dem von<br />

Anfang an die basisdemokratischen Strukturen<br />

sehr ernst genommen wurden, kann<br />

man Ideen und Projekte nicht einfach durchdrücken,<br />

sondern es müssen Mehrheiten<br />

überzeugt werden. Das erfordert viel Geduld<br />

und Hartnäckigkeit und die Fähigkeit, andere<br />

Menschen für seine eigenen Ideen zu begeistern<br />

oder zumindest ein Verständnis für<br />

das Problem zu erreichen. Das wiederum<br />

kann nur funktionieren mit einem sehr<br />

starken eigenen Engagement für die Sache.“<br />

Wir von ForestFinance gratulieren Robin<br />

Wood als Mitgliedsunternehmen herzlich<br />

zum 30. Jubiläum und sagen: Weiter so!<br />

Wenn auch Sie sich mit Robin Wood für den<br />

Wald engagieren möchten, dann schauen Sie<br />

doch mal auf www.robinwood.de vorbei.<br />

46 FF www.forestfinance.de


Acacia mangium in Panama. Die Bäume werden rund um den Globus angebaut, weil sie schnell wachsen und<br />

die Bodenqualität verbessern. Fotos: ForestFinance/Silke Berger<br />

Ähnlich wie Eukalyptus- und Kiefern arten<br />

wächst Moaholz besonders schnell. Deshalb<br />

werden viele Plantagen mit diesen Bäumen<br />

bewirtschaftet, auch um der voranschreitenden<br />

Entwaldung entgegenzuwirken.<br />

Auf sogenannten degradierten Böden, also<br />

kahlen Freiflächen, die zum Beispiel durch<br />

Kahlschlag oder Brand entstanden sind,<br />

wächst das beeindruckend resistente Moaholz<br />

in die Höhe – bis zu 35 Meter hoch! –<br />

und trotzt selbst nährstoffarmen Böden<br />

mit hohen pH-Wer ten. Die Fähigkeit der<br />

Akazien, aktiv Stickstoff aus der Atmosphäre<br />

im Boden zu binden, verbessert die<br />

Bodeneigenschaften, ihre Wurzeln halten<br />

das Erdreich fest und schützen vor Erosionen.<br />

Die Rinde hat außerdem noch eine weitere<br />

Superkraft: Sie ist feuerresistent und<br />

schützt den Baum somit vor Bränden.<br />

Der natürliche Lebensraum der Acacia<br />

mangium reicht von Australien über Papua<br />

Neuguinea bis nach Indonesien. Am liebsten<br />

wächst sie in der Nähe von Sumpfgebieten,<br />

Mangroven und Flüssen. Die Früchte<br />

der Akazie sind 90 Millimeter lange, gewellte<br />

Hülsen, in denen kleine schwarzglänzende<br />

Samen liegen. Bereits zwei Jahre<br />

nach der Pflanzung können die Samen ge-<br />

Moaholz (Acacia mangium)<br />

erntet werden. Aus einem Kilo Samen lassen<br />

sich bis zu 120.000 Setzlinge heranziehen.<br />

Die Samen gelten übrigens unter<br />

dem Namen „Wattleseed“, beispielsweise in<br />

Australien, als Delikatesse.<br />

Das dunkle, grünbräunliche Moaholz<br />

hat vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Ob in<br />

der Bau- und Bergbauindustrie als Konstruktionsholz,<br />

für Möbel und Furniere<br />

oder für die Herstellung von Kohlebriketts<br />

und Kunstkohle.<br />

So sahen wohl die Moas, Laufvögel<br />

und Namensvetter des edlen Holzes,<br />

aus. Sie hatten bis die Menschen<br />

nach Neuseeland kamen außer<br />

Adlern keine natürlichen Feinde.<br />

Fotos: PLoS Biology<br />

Dieser Baum ist wirklich bescheiden<br />

– viel braucht er nicht um gut zu<br />

wachsen. Acacia mangium scheut<br />

weder Feuer noch nährstoffarme<br />

Böden und leistet gleichzeitig einen<br />

wichtigen Beitrag um der massiven<br />

Entwaldung entgegenzuwirken.<br />

Ganz nebenbei liefert er auch noch<br />

das wunderbar dunkle Moaholz.<br />

Wussten Sie, dass der Name Moa ursprüng -<br />

lich zu einem Vogel gehörte?Moa hieß ein<br />

Vogel in Neuseeland, den es leider nicht<br />

mehr gibt. Die flugunfähigen Laufvögel<br />

wurden von den ersten menschlichen Einwanderern<br />

von den polynesischen Inseln im<br />

13. Jahrhundert ausgerottet.<br />

www.forestfinance.de FF 47<br />

BaumSchule


iForest<br />

q q<br />

Mundraubritter und Obstallmende<br />

Mundraub und Allmende – das sind zwei Wörter, die dem modernen Menschen des 21. Jahrhunderts recht<br />

antiquiert vorkommen. In der Alltagssprache tauchen sie praktisch nicht auf und ihre Bedeutung mag so<br />

mancher nur noch vage kennen. Daher an dieser Stelle eine kurze Erläuterung.<br />

Mundraub: Der Begriff beschreibt einen<br />

Straftatbestand, der in den 1970er Jahren<br />

in der Bundesrepublik abgeschafft wur de.<br />

Wer beispielsweise damals in einem privaten<br />

Apfelhain eine Frucht vom Baum<br />

pflückte und aß, machte sich dieses Vergehens<br />

strafbar – jedoch auch, wer dies auf<br />

vermeintlich herrenlosen Obstwiesen tat.<br />

Allmende: Dieser Begriff beschreibt – auch<br />

im rechtlichen Sinn – gemeinschaftliches Eigentum,<br />

zu dessen Nutzung jedes Mitglied<br />

der Gemeinschaft berechtigt ist. Insbesondere<br />

im süddeutschen Raum findet sich die<br />

Allmende in Form von Almen recht häufig,<br />

auf denen verschiedene Viehbauern ihre<br />

Tiere weiden lassen dürfen. Aber auch kommunale<br />

Wege, Gemeindewiesen oder Wälder<br />

sind Allmenden.<br />

Doch was haben diese beiden Begriffe miteinander<br />

zu tun? Und warum thematisieren<br />

wir sie hier? Die Antwort lautet: Weil<br />

jemand die Idee hatte, sie zu verbinden.<br />

Ökologie online von<br />

Nicolas Rieger;<br />

der studierte Technik-<br />

Jour nalist ist Master des<br />

ForestFinance IT-Netzwerkes.<br />

Die Internetseite www.mundraub.org ruft<br />

nicht – wie der Name vermuten ließe – zum<br />

Tatbestand des geringfügigen Diebstahls<br />

auf, sondern zu Höherem: zur gemein -<br />

schaft lichen Nutzung und gerechten Verteilung<br />

– zur Obstallmende. Der Name aber ist<br />

gut gewählt: er ist einprägsamen und gewitzt<br />

selbstironischen. Der Ablauf selbst ist<br />

gut organisiert und für jeden offen. Registrierte<br />

Mitglieder können auf einer interaktiven<br />

Karte Orte eintragen, an denen<br />

sich herrenlose Obstbäume befinden. Auch<br />

natürliche Kräutergärten, Nussbäume und<br />

Beerensträucher finden sich auf der Website,<br />

die mittlerweile über 4 .000 Einträge hat.<br />

Die Einträge sind frei einsehbar, und so kann<br />

jeder Besucher einfach mal nachsehen, ob<br />

es in seiner Umgebung eine Alternative zum<br />

Obstkauf im Supermarkt gibt. Weiß er<br />

dann noch, was wann wächst, kennt er<br />

nun auch das Wo und kann raus in die Natur<br />

und die Zutaten für den Obstsalat<br />

selbst zusammenpflücken.<br />

Respekt und Ehrenkodex<br />

Wichtig ist den Betreibern von mund -<br />

raub.org aber auch, dass die Nutzer Res pekt<br />

vor Privateigentum wahren, behutsam mit<br />

der Natur umgehen und sich nicht nur bei<br />

der Ernte, sondern auch beim Nachpflanzen<br />

und Pflegen der Bäume engagieren. Hie und<br />

da finden sich aber sogar Einträge von<br />

Obst baumbesitzern, die ihre Bäume zum<br />

Bepflücken freigeben. Über einen 100 Jahre<br />

alten Walnussbaum in Stieldorf bei Bonn,<br />

der auf Privatgrund steht, schreibt der Entdecker:<br />

„Der Eigentümer bittet sogar darum,<br />

die auf der Straße liegenden Nüsse aufzusammeln,<br />

da sie sonst von Autoreifen zermahlen<br />

werden.“<br />

Um hingegen ungebetenen Zaungästen<br />

vorzubeugen, bieten die Betreiber die Möglichkeit<br />

an, Fundstellen als privat zu melden<br />

und aus der Karte entfernen zu lassen.<br />

Und auch die Betreiber versuchen, jeden Eintrag<br />

zu prüfen: Sieht eine Fundstelle auf<br />

dem Satellitenbild aus wie eine Plantage, ist<br />

sie umzäunt oder allzu nah an einem Haus,<br />

so wird der Eintrag verworfen. Häufig kommen<br />

solche Meldungen aber nicht vor, die<br />

meisten der Nutzer respektieren den Verhaltenskodex.<br />

Historie und Altruismus<br />

Die Idee zu mundraub.org entstand nicht<br />

etwa im Mindmap-Programm einer cleve -<br />

ren Marketingagentur, sondern bei einem<br />

Gespräch unter Freunden. Katharina Frosch<br />

erzählte ihren Freunden Kai Gildhorn und<br />

Mirco Meyer von einer Kanutour, während<br />

derer sie an der Uferböschung frisches<br />

Obst gepflückt hatte: „Es ist doch schade,<br />

dass die alle vergammeln.“ Diese Erkenntnis<br />

in eine Internetseite umzusetzen, das haben<br />

die drei Freunde dann „einfach gemacht“,<br />

resümiert Mirco Meyer heute. Und<br />

so ist der Hauptantrieb für mundraub.org<br />

Altruismus und das schöne Gefühl, der<br />

Welt etwas schenken zu können: „Es ist<br />

ein bisschen die Philosophie, dass allen alles<br />

gehört“, meint Kai Gildhorn. „Natürlich<br />

gilt das nur für Bäume, die wirklich niemandem<br />

gehören.“<br />

Idealismus und Finanzierung<br />

In einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft<br />

steht einem solchen Idealismus leider nur<br />

allzu oft das Geld bzw. der Mangel an solchem<br />

im Weg. Überlegungen, die Plattform<br />

mit Werbung zu refinanzieren oder an<br />

48 FF www.forestfinance.de


Crowdfunding<br />

Die Startfinanzierung für ihr Buch haben<br />

die Mundraub-Macher übrigens über eine<br />

andere, nicht minder soziale und gemeinschaftliche<br />

Institution des Internets<br />

gestemmt, nämlich über Crowdfunding.<br />

Crowdfunding-Internetseiten wie etwa<br />

VisionBakery.de, StartNext.de oder<br />

Kickstarter.com bieten die Möglichkeit,<br />

Projekte und Ideen vorzustellen, und für<br />

deren Umsetzung Spenden von Nutzern<br />

aus aller Welt einzusammeln. Für das<br />

„Mundräuber-Handbuch“ kamen so in<br />

55 Tagen 5.497,44 Euro von 166 Personen<br />

zusammen.<br />

Neben Bands, die gerne ein Album produzieren<br />

würden und finanzielle Hilfe brauchen,<br />

ambitionierten Computer spielideen<br />

unabhängiger Softwareentwickler und<br />

Indie-Filmen finden sich auf genannten<br />

Portalen auch immer wieder soziale Projekte.<br />

Abseits der großen karitativen Verbände<br />

versuchen hier nämlich oft Gruppen von<br />

Privatpersonen, Probleme anzupacken und<br />

hierfür finanzielle Unterstützung zu erhalten.<br />

Ein Blick in das Portfolio der Crowdfunding-Seiten<br />

lohnt sich allemal!<br />

einen Investor zu verkaufen, stießen bei der<br />

Nutzerschaft auf Kritik.<br />

Seit Mitte August jedoch haben die<br />

Mund räuber all diesen Bedenken und Problemen<br />

eine pfiffige Idee entgegengesetzt:<br />

Für rund 17 Euro kann man auf der Internetseite<br />

das „Mundräuber-Handbuch” bestellen.<br />

Auf 84 Seiten erhält der geneigte Obstpflücker<br />

viele Informationen rund um Ernte,<br />

Verarbeitung, Pflanzung und Pflege,<br />

aber auch die rechtlichen Aspekte des Mundraub<br />

2.0. Mit dem Erlös des Buchverkaufs<br />

soll die Wartung, Pflege und Weiterentwicklung<br />

von mundraub.org sichergestellt werden,<br />

auf dass noch viele einsame Obsthaine<br />

neu entdeckt werden und ihre Früchte<br />

nicht ungenutzt Jahr für Jahr verrotten.<br />

Das Buch, regional und saisonal frisches<br />

Obst, reife Beeren und köstliche Nüsse finden<br />

Sie hier: www.mundraub.org<br />

Reifes Früchtchen kostenlos pflücken.<br />

Wo? Sehen sie nach bei www.mundraub.org<br />

Sie haben selbst genug und möchten teilen?<br />

Eintragen bei www.mundraub.org.<br />

Fotos: photocase.com/missx-Montage ForestFinance<br />

www.forestfinance.de FF 49<br />

iForest


Für Waldläufer<br />

Bezaubernd nostalgisch<br />

100 Jahre alte Geschichten – und doch<br />

erstaunlich kindlich. Am 7. 12. 1912 fand<br />

die Uraufführung von „Peterchens<br />

Mond fahrt“ als Theaterstück statt. 1916<br />

folgte das Theaterstück „Pips der Pilz“,<br />

das dann 1920 als Buch erschien. Beide<br />

Kindergeschichten schrieb Gerdt von<br />

Bassewitz und für beide machte Hans<br />

Baluschek die Illustrationen. Aber<br />

während „Peterchens Mondfahrt“ international<br />

bekannt wurde, geriet der<br />

kleine Pips in Vergessenheit. Dabei ist die<br />

Geschichte so schlicht wie herzerfrischend:<br />

Der kleine Pilz Pips will laufen<br />

lernen und die Welt erkunden. Er nimmt<br />

seinen ganzen Mut zusammen und findet<br />

Freunde: den Hasen Flips, den Dachs,<br />

die Taube, den dicken Frosch Pamps<br />

und vor allem das Taumariechen und<br />

den Mooskönig. Mit ihrer Hilfe gelingt<br />

es Pips, über sich hinaus zu wachsen und<br />

seinen Platz im Leben zu finden.<br />

Kinder können daraus viel lernen –<br />

charmant Verträumtes über das Leben<br />

im Wald, aber auch, dass man zusammen<br />

mit Freunden, Mut und eigenem<br />

Willen Außergewöhnliches erreichen<br />

kann.<br />

Hillen, Barbara (Hg): Pips der Pilz,<br />

88 Seiten mit zahlreichen Abbildungen,<br />

ISBN 978-3-9814718-1-6<br />

Preis: 14,95 €,<br />

Bestellung: verlag@barbara-hillen.de<br />

Die Welt verstehen<br />

Der Geologe Axel Bojanowski arbeitet als<br />

Redakteur in der Spiegel-Wissenschaftsredak<br />

tion und löst seit 1997 als Journalist und<br />

bekannter Verfasser der Kolumne „Graf<br />

Seismo“ die Rätsel dieser Erde. Nun hat er<br />

in einem Buch so seltsamen Phänomen<br />

nachgespürt wie, warum es am Wochenende<br />

häufig regnet und am Montag dann<br />

wieder die Sonne scheint. Rätselhaft! Ja, aber<br />

nur weil viele Naturerscheinungen esoterisch<br />

verklärt oder extrem kompliziert von<br />

Wissenschaftlern erklärt werden, meint<br />

der Autor.<br />

Axel Bojanowski hat die verklausulierte<br />

Sprache vieler Wissenschaftler als Hauptman<br />

ko des Nicht-Verstehens ausgemacht<br />

und führt die Leser in eine fantastische Welt<br />

natürlicher Phänomene. Er erzählt von<br />

wan dernden Felsblöcken, Algen, die das<br />

Klima abkühlen und von rotierenden gigan -<br />

ti schen Eiskreisen auf dem Bajkalsee. Bojanowski<br />

verführt zum Staunen und verdeutlicht<br />

zugleich die Hybris menschlichen<br />

Lebens. Er präsentiert wissenschaftliche Erkentnisse,<br />

verständlich formuliert und<br />

macht damit klar: Es gilt nicht, alles zu verstehen,<br />

vielmehr die Natur der Erde als ein<br />

komplexes System zu achten, das wir Menschen<br />

zunehmend gefährden. Ein sehr kluges,<br />

kurzweiliges und lesenswertes Buch.<br />

Axel Bojanowski: Nach zwei Tagen Regen<br />

folgt Montag, ISBN: 978-3-421-04534-8<br />

14,99 € (D), DVA Sachbuch<br />

Hilfe für die Awá in Brasilien<br />

Der Oscar-Preisträger Colin Firth gab <strong>2012</strong><br />

den Startschuss für eine neue Kampagne<br />

von Survival International zur Rettung des<br />

„bedrohtesten Volkes der Welt“: den Awá im<br />

brasilianischen Amazonasgebiet. Das Herzstück<br />

der Kampagne ist ein Videoclip über<br />

die Awá, mit einem Appell von Colin Firth<br />

und Musik des Grammy-Gewinners Heitor<br />

Pereira.<br />

Die Awá sind ein kleines indigenes Volk,<br />

dessen Gebiet von einer Welle illegaler<br />

Holzfäller, Viehzüchter und Siedler überrollt<br />

wird. Die neue Kampagnenseite zeigt mit<br />

eindrücklichen Grafiken die Zerstörung des<br />

Waldes der Awá, die schneller voranschreitet<br />

als in jedem anderen Indigenen-Gebiet<br />

in Amazonien. Die Situation der Awá ist so<br />

kritisch, dass einige brasilianische Experten<br />

von „Genozid“ sprechen. Viele der etwa<br />

360 bereits kontaktierten Awá-Indianer<br />

sind Überlebende brutaler Massaker. Man<br />

schätzt, dass bis zu 100 weitere unkontaktierte<br />

Awá in dem rapide schrumpfenden<br />

Wald Zuflucht vor der Zerstörung suchen.<br />

Ziel der Kampagne ist es, Brasiliens Jus -<br />

tiz minister dazu zu bewegen, die Holzfäller,<br />

Viehzüchter und Siedler mithilfe der Bundespolizei<br />

dauerhaft aus dem Gebiet auszuweisen.<br />

In seinem Appell sagt Colin Firth<br />

über die Awá: „Pfeil und Bogen haben gegen<br />

Gewehre keine Chance. Und an jedem anderen<br />

Punkt in der Geschichte, wär’s das gewesen.<br />

Wieder wäre ein Volk für immer vom<br />

Erdball verschwunden. Aber wir werden<br />

die smal dafür sorgen, dass es nicht dazu<br />

kommt …”. Helfen Sie mit:<br />

www.survivalinternational.de/awa<br />

FF 50 www.forestfinance.de


Foto: Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem<br />

Foto: screenshot<br />

Foto: Deutsche Wildtier Stiftung/T. Martin<br />

Ausstellungen – Termine – Events<br />

Die i Erfassung der Grünen Welt lt<br />

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Schätze<br />

Flora’s treasures<br />

27. April <strong>2012</strong> bis 24. Februar 2013<br />

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Februar 2013<br />

p <strong>2012</strong> bbis<br />

244.<br />

Sonderausstellung im im im Botanischen Museum<br />

Berlin-Dahlem, täglich von 10-18 Uhr<br />

Bus X83/101<br />

Eingang Königin-Luise-Str. Königin-Luise-Str. 6-8<br />

Im Museum Koenig machen viele mit, um den Regenwald<br />

nach Bonn zu holen.<br />

Einheimische Wildtiere wie dieser Fuchs gehören zu<br />

den Hauptdarstellern im Naturfilm der Stiftung.<br />

… durchforstet<br />

Es gibt viel zu entdecken und zu lernen – über Blumen und Botanik in Berlin,<br />

Regenwald-Paten in Bonn und Wildtiere in Deutschland. Hier unsere Reihe<br />

mit Veranstaltungstipps im <strong>ForestFinest</strong> Magazin<br />

„Floras Schätze. Die Erfassung der Grünen Welt“ heißt die Ausstellung des Botanischen<br />

Gartens und des Botanischen Museum Berlin-Dahlem, in der eines der wichtigsten<br />

Arbeitsgebiete der Botanik vorgestellt wird. Bereits seit einem Vierteljahrtausend<br />

erfassen Botaniker die Pflanzenwelt verschiedener geografischer Regionen und vereinen<br />

die Ergebnisse in einem Florenwerk, einem Inventar und zugleich Bestimmungsbuch<br />

für die Pflanzen eines Gebietes. Dennoch ist unser Wissen über das grüne Kleid der Erde<br />

noch immer sehr lückenhaft: Bis heute gibt es „weiße Flecken“ auf der botanischen<br />

Weltkarte. Die Sonderausstellung wird bis zum 24. Februar 2013 in Berlin gezeigt. Die<br />

Ausstellung vermittelt, wie aufregend und zugleich anstrengend und aufwändig der<br />

Weg von der Expe dition bis zur fertigen Publikation einer Flora ist. Alles zu Terminen<br />

und Anfahrt erfahren Sie auf www.botanischer-garten-berlin.de.<br />

Paten gesucht – Das Zoologische Forschungsmuseum Alexander Koenig in Bonn plant<br />

eine neues Regenwald-Projekt und sucht dafür noch Unterstützung. Als Teilbereich der<br />

Dauer ausstellung „Unser blauer Planet – Leben im Netzwerk“ soll eine neue Regenwald-Ausstellung<br />

den Museumsbesuchern Einblicke in eines der faszinierendsten und<br />

bedeutsamsten Ökosysteme unserer Erde eröffnen. Ob als Privatperson oder Unternehmen,<br />

jeder kann helfen, ein Stück Regenwald nach Bonn zu bringen und Aufklärung zu<br />

leisten über eines der wichtigsten Ökosysteme. Werden Sie Pate für ein Regenwald-Tierexponat<br />

oder werden Sie „Koenig“ im gleichnamigen Museum und genießen Sie dafür<br />

besondere Vorteile in einem der wichtigsten naturkundlichen Museen Deutschlands.<br />

Informationen dazu finden Sie hier: www.regenwald-ausstellung.de/pate-werden/paten<br />

schaften.html<br />

Wildtier-Paradiese schaffen! Jeden Tag gehen in Deutschland 100 Hektar Natur verloren.<br />

Mit den Wäldern, Wiesen und Feuchtgebieten verschwinden Lebensräume für Wildtiere.<br />

Sie finden immer weniger Rückzugsräume. Die Deutsche Wildtier Stiftung wirkt diesem<br />

Trend entgegen: Sie erhält und sichert Flächen aus dem Nationalen Naturerbe (NNE)<br />

für den Natur- und Artenschutz. „Die alten Wälder, die wir heute so genießen und die so<br />

wichtig für viele Tiere sind, haben unsere Ur-Urgroßeltern einst gepflanzt. Was wir<br />

heute tun, tun wir für unsere nachfolgenden Generationen“, sagt Birgit Radow von der<br />

Stiftung. Ein neuer Naturfilm der Stiftung zeigt, wie wichtig die Arbeit rund um NNE-<br />

Flächen ist. Imposante Bilder zeigen in einem elfminütigen Film die Schönheit dieser<br />

Natur und ihre beeindruckende Tierwelt. Alte Bäume dürfen auf den NNE-Flächen der<br />

Stiftung fallen, liegenbleiben und verrotten. Denn Totholz ist wertvoller Lebensraum<br />

und bietet für viele Wildtiere perfekte Bedingungen. Der Film zeigt anschaulich, wie in<br />

einem intakten Ökosystem alles voneinander abhängig ist und miteinander interagiert.<br />

Zu sehen ist der Film auf www.deutschewildtierstiftung. de/de/schuetzen/wildtierland-schaffen/<br />

video-wildtierparadiese-schaffen/.<br />

www.forestfinance.de FF 51


Teilnahmebedingungen: Teilnahmeschluss ist der 31. November 2013. Die Preise werden unter allen, die ab 18. 10. <strong>2012</strong> einen neuen Vertrag mit der Forest Finance Service GmbH abschließen, verlost. Ausgeschlossen sind<br />

Mitarbeiter der Forest Finance Service GmbH oder eines anderen Unternehmens der Forest Finance Gruppe sowie deren Angehörige. Die Gewinne können nicht gegen Bargeld oder einen anderen Preis eingetauscht werden.<br />

Änderungen und Irrtümer vorbehalten. Die Gewinner werden nach Teilnahme schluss schriftlich/per E-Mail benachrichtigt. Sollte der Gewinner nicht innerhalb von 28 Tagen auf die Gewinn benachrichtigung antworten,<br />

verfällt der Gewinn und ein Ersatzgewinner wird ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Jetzt schlägt's 12 plus 1!<br />

12 unkaufbare Preise und 1 Traumreise<br />

Seit 2003 gibt es den BaumSparVertrag und<br />

WoodStockInvest. Und deswegen gibt es ab<br />

sofort jeden Monat einen Gewinn, den man<br />

nicht kaufen kann, und als großes Finale eine<br />

Panama-Traumreise für zwei. Macht alles zusammen:<br />

12 Gewinnspiele + 1 Hauptgewinn = ein SuperBaumJahr 2013<br />

Ab sofort ist jeder Neu-Kunde dabei<br />

An unserem Gewinnspiel nimmt automatisch jeder teil, der ab<br />

dem 18. 10. <strong>2012</strong> einen neuen Vertrag abschließt – gleich welches<br />

Produkt, also auch GeschenkBaum-Kunden. Jeden Monat spielt<br />

eine ForestFinance-Mitarbeiterin Glücksfee und zieht den<br />

Gewinner. Im Dezember 2013 ziehen wir dann unter allen<br />

den Hauptgewinn:<br />

Zwei Wochen Panama mit dem preisgekrönten Reiseveranstalter travel-to-nature,<br />

der Ihnen die schönsten und natürlichsten Winkel des Landes zeigen wird.<br />

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Wir haben uns für jeden Monat des Jahres ein ganz besonderes Event erdacht.<br />

Jedes hat etwas mit Bäumen, Wäldern, Forest-Finance und unseren Partnern zu<br />

tun. Lernen Sie uns kennen. Gewinnen Sie besondere Konzertkarten für einen<br />

Künstler, der 2013 mit CO2OL klimafreundlich tourt, oder ein Schokoladen-<br />

Seminar mit unserer Kakao-Expertin, bauen Sie Blockhütten im Wald mit Peter<br />

Wohlleben, Förster, Buchautor und ForestFinance-Naturschutzpartner in der<br />

Eifel, oder kommen Sie zu einem ForestFinance-Fest nach Bonn und lachen über<br />

ein Finanz-Kabarettprogramm. Gerne nehmen wir Sie auch auf die Burg Guttenberg<br />

mit, wo wir Sie gemeinsam mit der Deutschen Umweltstiftung zum<br />

BaumStifter machen.<br />

Daten, Daten<br />

Ab Oktober <strong>2012</strong> zählt zwar jeder neu unterschriebene Vertrag –<br />

die Events, die es zu gewinnen gibt, finden aber erst ab Januar<br />

2013 statt. Welche wann stattfinden, können Sie ab Januar 2013<br />

online sehen, auf www.forestfinance.de/go/2013 (Änderungen<br />

müssen wir uns aus organisatorischen Gründen vorbehalten).<br />

Viel Glück in 2013<br />

wünscht Ihnen<br />

Ihr ForestFinance-Team<br />

Fotos: Jan Fockele


Los L Los<br />

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PPanama<br />

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Zur Feier des Jahres<br />

10 Jahre<br />

BaumSparVertrag + WoodStockInvest<br />

12 Events plus eine Panama-Traumreise<br />

Macht alles zusammen: SuperBaumJahr 2013

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