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Diakonie: Jahresbericht 2012

Diakonisches Werk Rhein-Kreis Neuss

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Rhein-Kreis Neuss<br />

<strong>Jahresbericht</strong><br />

<strong>2012</strong><br />

1


2<br />

Impressum<br />

Diakonisches Werk<br />

Evangelischer<br />

Kirchengemeinden<br />

im Rhein-Kreis-Neuss e. V.<br />

Am Ständehaus 12<br />

41515 Grevenbroich<br />

Telefon 02181 / 605 - 1<br />

Vorstand<br />

Bernd Gellrich<br />

(Fachvorstand und<br />

Sprecher des Vorstandes)<br />

Anja Lippke<br />

(Kaufmännischer Vorstand)<br />

Verwaltungsrat<br />

Uwe Amelungk<br />

(Vorsitzender)<br />

Ernst-Walter Poser<br />

(Stellv. Vorsitzender)<br />

Michael Dries<br />

Ulrich Garthe<br />

Dr. Barbara Gigowski<br />

Walter Peiffer<br />

Thorsten Schmidt<br />

Gabriele Schüller<br />

Volker Schwach<br />

Internet<br />

www.DiakonischesWerk.de<br />

Redaktion<br />

Bernd Gellrich<br />

Simone Geringswald<br />

Layout,<br />

Abwicklung, Realisation<br />

Werbeagentur und Verlag<br />

Norbert Küpping<br />

Martina Mauerer<br />

Fotos<br />

Michael Reuter<br />

Bernd Gellrich<br />

Norbert Küpping<br />

Martina Mauerer<br />

<strong>Diakonie</strong><br />

privat


Inhalt<br />

4 Vorworte - eine starke Gemeinschaft<br />

6 50 Jahre Diakonisches Werk Rhein-Kreis Neuss e. V.<br />

10 Familien- und Jugendhilfe<br />

11 Flexible Erziehungshilfe<br />

12 Kinder- und Jugendzentrum Horrem - Die Rübe<br />

16 Soziale Beratung in Grevenbroich<br />

18 Freiwilligen Agentur Dormagen<br />

20 Psychiatrische Hilfen<br />

21 Kontakt- und Beratungsstelle SPZ Dormagen<br />

22 Anbieterneutrale Erstberatung<br />

24 Ambulant Betreutes Wohnen<br />

26 Erftaue Service Gesellschaft GmbH<br />

28 Leben im Alter<br />

29 Seniorenberatungsstellen<br />

32 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen Rhein-Kreis Neuss<br />

34 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Grevenbroich / Rommerskirchen<br />

35 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Dormagen<br />

36 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Jüchen / Korschenbroich<br />

37 Palliativ-Fachpflegedienst Rhein-Kreis Neuss<br />

38 Zukunftsvisionen in der Ambulanten Pflege<br />

40 Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus Grevenbroich<br />

42 Seniorenzentrum Haus Tabita Kleinenbroich<br />

45 Seniorenzentrum Haus Timon Kleinenbroich<br />

48 Seniorenzentrum Markuskirche Dormagen-Horrem<br />

50 Einrichtungen und Kontakte<br />

10<br />

20<br />

28<br />

Familien- und<br />

Jugendhilfe<br />

Psychiatrische<br />

Hilfen<br />

Leben<br />

im Alter<br />

3


4<br />

Ein Spiegel der Mitmenschlichkeit<br />

Hans-Jürgen<br />

Petrauschke<br />

Landrat<br />

Mit seinem <strong>Jahresbericht</strong> für <strong>2012</strong> legt das Diakonische<br />

Werk Evangelischer Kirchen im Rhein-Kreis Neuss einmal<br />

mehr einen Leistungsbericht vor, der gelebte Fürsorge<br />

dokumentiert. Und die Tatsache, dass die <strong>Diakonie</strong> im<br />

Rhein-Kreis Neuss im Erscheinungsjahr ihr 50. Jubiläum<br />

feiert, unterstreicht: Wir schauen als Leser in einen Spiegel<br />

der Mitmenschlichkeit.<br />

Aus der helfenden Tradition der evangelischen Kirche<br />

heraus gründeten 1963 sieben Kirchengemeinden das<br />

Diakonische Werk im damaligen Landkreis Grevenbroich.<br />

Seither ist Großartiges geleistet worden. Vielen Bürgerinnen<br />

und Bürgern konnte in schwierigen Lebenssituationen<br />

geholfen werden. Die vielfältigen Einrichtungen<br />

und Dienste sind unverzichtbar für die Wohlfahrtspflege<br />

in großen Teilen unseres heutigen Kreisgebiets.<br />

So ist das Diakonische Werk mit großem Engagement in<br />

der Arbeit mit Familien, Kindern und Jugendlichen, der<br />

Beratungs- und Integrationsarbeit aktiv. Neben den vier<br />

großen Seniorenzentren und weiteren ambulanten Einrichtungen<br />

der Altenhilfe ist auch die Seniorenberatung<br />

besonders zu erwähnen. Gerade die vielfältigen Hilfsangebote<br />

rund ums Wohnen zu Hause sind eine wertvolle<br />

Ergänzung der Pflegeinfrastruktur.<br />

Der Rhein-Kreis Neuss wird auch in Zukunft nicht auf die<br />

Mitarbeit der Wohlfahrtsverbände verzichten können und<br />

nur gemeinsam mit starken und kompetenten Partnern<br />

wie dem Diakonischen Werk den Menschen in unserer<br />

Heimat breitgefächerte Hilfe anbieten können. „Wert und<br />

Würde des Menschen sind Maßstab unseres Handelns“<br />

- so steht es im Leitbild der <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss.<br />

In diesem Sinne verbinde ich mit meinem Dank für die<br />

hervorragende Zusammenarbeit in den zurückliegenden<br />

Jahrzehnten auch die Hoffnung, dass wir weiterhin gemeinsam<br />

etwas bewegen können.<br />

Hans-Jürgen Petrauschke<br />

Landrat


Von Menschen - für Menschen - mit Menschen<br />

Liebe Leserinnen und Leser<br />

unseres <strong>Jahresbericht</strong>es,<br />

in diesem Jahr wird das Diakonische Werk im Rhein-<br />

Kreis Neuss e.V. 50 Jahre alt.<br />

Auf Initiative des Superintendenten des Evangelischen<br />

Kirchenkreises Gladbach, Herrn Pfr. Wilhelm Eigemann,<br />

gründeten engagierte evangelische Christen im Auftrag<br />

ihrer Kirchengemeinden am 13. Mai 1963 den evangelischen<br />

Gemeindedienst für Innere Mission und Hilfswerk<br />

e.V. im Landkreis Grevenbroich.<br />

Die Gründung des Vereines war aus strategischen und<br />

wirtschaftlichen Gründen eine sehr nachhaltige Entscheidung,<br />

die sich seit fünf Jahrzehnten bewährt hat.<br />

In den 60er Jahren gehörte das Hilfswerk zu den ganz<br />

wenigen evangelischen örtlichen Wohlfahrtsverbänden<br />

innerhalb der Rheinischen Landeskirche, die eine Vereinsstruktur<br />

außerhalb der verfassten Kirche aufwiesen.<br />

Dies sicherte den Gründungskirchengemeinden (Grevenbroich,<br />

Wevelinghoven, Korschenbroich, Rommerskirchen,<br />

Jüchen, Otzenrath und Kelzenberg) größtmögliche<br />

Mitsprache.<br />

So konnte das Diakonische Werk immer wieder sehr<br />

kurzfristig auf sozialpolitische Veränderungsprozesse reagieren<br />

und die notwendigen Angebotsstrukturen aufbauen<br />

oder entsprechend anpassen.<br />

Nicht zuletzt war Vieles nur im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips<br />

und somit der finanziellen Unterstützung des<br />

Rhein-Kreises Neuss und der kreisangehörigen Kommunen<br />

möglich. Ohne die vertrauensvolle und sehr konstruktive<br />

Zusammenarbeit hätten nicht die vorhandenen,<br />

effektiven Hilfestrukturen aufgebaut werden können.<br />

Entscheidend waren hierbei immer die ehrenamtlich<br />

und hauptamtlich tätigen Mitarbeitenden, die mit sehr<br />

hohem Engagement und viel Herz ihre Arbeit für andere<br />

Menschen erbracht haben. Die hohe Professionalität<br />

und Fachlichkeit der Mitarbeitenden waren und sind die<br />

Grundsäule des Erfolges des Diakonischen Werkes.<br />

Unser Dank gilt all denen, die in den vergangenen fünf<br />

Jahrzehnten mit „Wort und Tat“ an der Gestaltung des Diakonischen<br />

Werkes mitgewirkt haben.<br />

Uwe Amelungk<br />

Verwaltungsratsvorsitzender<br />

Bernd Gellrich & Anja Lippke<br />

Vorstand<br />

Von Menschen<br />

für Menschen<br />

mit Menschen<br />

5


6<br />

50 Jahre <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss<br />

Ein kurzer Rückblick<br />

Bernd Gellrich<br />

Vorstand<br />

Die Gründungsphase:<br />

Der Superintendent des Kirchenkreises Gladbach, Herr<br />

Pfarrer Eigemann, ergriff 1963 die Initiative und schlug<br />

den örtlichen Kirchengemeinden eine Umwandlung des<br />

bisherigen Gemeindedienstes in eine neue Vereinsstruktur<br />

vor. In einem Schreiben an die evangelischen Kirchengemeinden<br />

Grevenbroich, Jüchen, Kelzenberg, Otzenrath,<br />

Korschenbroich, Rommerskirchen und Wevelinghoven<br />

vom 27. März 1963 mahnte der Superintendent<br />

zur Eile: „In unserer Synode soll vom 16. April 1963<br />

ab eine Dorfhelferin eingestellt werden. Um die bereitstehenden<br />

Mittel vom Landkreis und Land Nordrhein-Westfalen<br />

zu bekommen, muss ein Gemeindedienst Träger<br />

der Arbeit sein. So hat der Kreissynodalvorstand mich<br />

beauftragt, zu einer Gründungsversammlung für einen<br />

Gemeindedienst für Innere Mission und Hilfswerk im<br />

Landkreis Grevenbroich einzuladen“. Eine ursprünglich<br />

für den 8. April 1963 geplante Gründungsversammlung<br />

wurde auf den 13. Mai 1963 verlegt. So entsandten die<br />

Presbyterien jeweils zwei bevollmächtigte Vertreter zur<br />

Gründungsversammlung, die dann die Gründung des<br />

Vereines sowie die geltende Satzung beschlossen. Als<br />

erster Vorsitzender wurde Herr Pfarrer Schraut aus Otzenrath<br />

gewählt und als weitere Mitglieder Herr Dr. Klose<br />

(Korschenbroich), Herr Winz, Herr Pfarrer Hundt (beide<br />

Grevenbroich) sowie Herr Quack (Jüchen).<br />

Die Kirchengemeinde Dormagen war mit einem Gaststatus<br />

durch Herrn Pfarrer Keller beteiligt und wurde formal<br />

im Jahre 1964 von der Mitgliederversammlung aufgenommen.<br />

Die Kirchengemeinde Wickrathberg folgte<br />

1965 als Mitglied.<br />

Arbeitsinhalte der Mitarbeitenden waren in der Startphase<br />

Familienpflege, Fürsorge sowie der Aufbau eines Ferienhilfswerkes.<br />

Einzelfallhilfen und letztendlich auch die<br />

Personalführung gehörten zu den wesentlichen Tätigkeitsbereichen<br />

des Vorstandes bzw. der Mitgliederversammlung<br />

während der Aufbauphase des Vereins. Die<br />

erste Geschäftsstelle war im heutigen Gemeindeamt der<br />

Kirchengemeinde Grevenbroich in der Graf-Kessel-Str. 9<br />

untergebracht.<br />

70er Jahre:<br />

Installierung einer hauptamtlichen Geschäftsführung<br />

und Aufbau der <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen<br />

Der Bedarf an Pflege wuchs seit Anfang der 70er Jahre<br />

zunehmend und konnte von den bis dahin tätigen Gemeindeschwestern<br />

nicht mehr ausreichend gedeckt werden.<br />

Ebenso erhöhten sich durch Zuzug seit Mitte der<br />

60er Jahre kontinuierlich die Gemeindemitgliederzahlen<br />

der evangelischen Kirchengemeinden.<br />

Damit stieg auch die Nachfrage nach Hilfsangeboten.<br />

Das Ferienhilfswerk hatte bereits 1970 insgesamt 159<br />

Kindern einen Urlaub ermöglicht und erlangte bis in die<br />

80er Jahre eine sehr große Bedeutung innerhalb des Diakonischen<br />

Werkes. Betreuer wurden in Zusammenarbeit<br />

mit den Kirchengemeinden ausgebildet, so dass bis<br />

zu zehn Ferienfreizeiten jährlich veranstaltet wurden.<br />

Ebenso bekam die Vermittlung von Kinder- und Mutter-Kind-Kuren<br />

einen größeren Stellenwert. Der zunehmende<br />

Wohlstand in der Region führte jedoch zu einer<br />

höheren individuellen Reiseintensität, so dass die Nachfrage<br />

nach Ferienfahrten stetig zurückging.<br />

Durch die vielfältigen Aktivitäten des Vereins nahm die<br />

administrative Arbeit so zu, dass der Vorstand die Notwendigkeit<br />

sah, einen Sozialarbeiter und Geschäftsführer<br />

zum 1. Juli 1970 einzustellen. Bereits 1973 befasste<br />

sich der Vorstand des Werkes mit dem Bau eines<br />

Altersheimes in Grevenbroich und bewarb sich schließlich<br />

1978 um die Trägerschaft eines Alters- und Pflegeheimes,<br />

das der Kreis Neuss in Grevenbroich errichten<br />

wollte.<br />

Die kommunale Neugliederung von 1975 bewirkte, dass<br />

sich auch die diakonische Landschaft veränderte. Der


damalige Kreis Grevenbroich wurde u. a. mit der Stadt<br />

Neuss und den Regionen Kaarst und Meerbusch zusammengefasst.<br />

Dies führte dazu, dass die Ev. Kirchengemeinde<br />

Wickrathberg entsprechend der kommunalen<br />

Zuordnung der Stadt Mönchengladbach angehörte und<br />

somit Ende 1974 die Mitgliedschaft aufgab. In den Folgejahren<br />

wurde die Kirchengemeinde Norf-Nievenheim<br />

Mitglied.<br />

Der Vereinsname wurde angelehnt an der kommunalen<br />

Namensänderung in „Diakonisches Werk Evangelischer<br />

Kirchengemeinden im Kreis Neuss e.V.“ geändert.<br />

Konsequenterweise wurde der Vorsitzende des Diakonischen<br />

Werkes im Kreis Neuss, Herr Pfr. Keller beauftragt,<br />

mit dem Vorsitzenden des Diakonischen Werkes<br />

in der Stadt Neuss, Herr Pfr. Keuper über den Zusammenschluss<br />

beider Werke zu beraten. Allerdings wurde<br />

bereits ein Jahr später gemeinsam festgestellt, dass es<br />

zwischen beiden Werken „aufgrund der kommunalen Eigenheiten“<br />

zu keiner engeren Zusammenarbeit kommen<br />

kann.<br />

Im Jahr 1978 wurde landesweit die Alten-Krankenpflege<br />

neu strukturiert. Das Diakonische Werk errichtete <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen<br />

an den Standorten Dormagen,<br />

Jüchen-Kelzenberg und Grevenbroich. Die angestellten<br />

Pflegefachkräfte wurden vom Kreis Neuss bezuschusst.<br />

Es wurde ein Personalschlüssel von 4000 Einwohnern<br />

pro Pflegefachkraft als Grundlage herangezogen.<br />

Mit der Neuordnung der pflegerischen Versorgung der<br />

Menschen im Kreis Neuss wurden vom Diakonischen<br />

Werk teilweise kommunaltätige Gemeindeschwestern<br />

oder aber auch Pflegemitarbeitende aus den Kirchengemeinden,<br />

wie z.B. in Korschenbroich, übernommen.<br />

80er Jahre:<br />

Bauvorhaben Albert-Schweitzer-Haus in Grevenbroich<br />

Zu Beginn der 80er Jahre wurden wieder die Gespräche<br />

mit dem Diakonischen Werk in der Stadt Neuss aufgenommen<br />

und über einen möglichen Zusammenschluss<br />

verhandelt. Zeitweise<br />

übernahm das Diakonische Werk in<br />

der Stadt Neuss sogar Buchhaltungsaufgaben. Ebenso<br />

wurde eine Kommission des Vorstandes eingerichtet,<br />

der sich mit dem Bau des Pflege- und Altersheimes beschäftigt.<br />

Zum 1. Oktober 1984 wurden die Ambulanten Pflegestationen<br />

von drei Einsatzleitungen geführt. Die Zuständigkeiten<br />

waren auf die Standorte Grevenbroich/Rommerskirchen,<br />

Jüchen/Korschenbroich sowie Dormagen festgelegt.<br />

Frau Ritter<br />

war die erste Koordinatorin für<br />

alle drei <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen.<br />

Am 12. 11. 1984 wurde das Richtfest für das Seniorenzentrum<br />

Albert-Schweitzer-Haus gefeiert und drei Jahre<br />

später konnte das Diakonische Werk den Betrieb der<br />

Einrichtung aufnehmen. 1986 erwarb das Diakonische<br />

Werk ein Haus in Grevenbroich (Auf der Schanze 88),<br />

um dort die Geschäftsstelle einzurichten.<br />

Eine Wohngemeinschaft für „psychisch Kranke“ wurde<br />

im Nachbargebäude (Auf der Schanze 86) errichtet. Für<br />

die Einzugsbereiche Dormagen, Rommerskirchen, Jüchen<br />

und Korschenbroich wurden die Tätigkeiten der<br />

Sozialpädagogischen Familienhilfe übernommen.<br />

90er Jahre:<br />

Erweiterung des sozialen Engagements und Umstellung<br />

auf die Pflegeversicherung<br />

Die 90er Jahre waren geprägt durch einen großen Umbruch<br />

im Bereich der Gesundheits- und Sozialpolitik und<br />

eine Neuausrichtung der Tätigkeiten im Bereich der Sozialen<br />

Dienste.<br />

Die Einführung der Pflegeversicherung (zum 1. 4. 1995<br />

7


8<br />

ambulant und zum 1. 7. 1996 stationär) sorgte für vielfältige<br />

Veränderungen in den Arbeitsabläufen der ambulanten<br />

Pflegestationen und des Albert-Schweitzer-<br />

Hauses. Damit erhöhte sich der administrative Aufwand<br />

in erheblichem Maße. Durch die Stärkung des ambulanten<br />

Bereichs nahm auch die Pflegebedürftigkeit der<br />

stationär aufgenommenen Bewohner/Bewohnerinnen im<br />

Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus zu. Dies führte<br />

zu einer Verlängerung der Verweildauer der pflegebedürftigen<br />

Menschen im häuslichen Umfeld.<br />

Des Weiteren standen die ambulanten Pflegestationen<br />

in einem Wettbewerb mit gewerblichen Pflegediensten<br />

und die Bezuschussung der Pflegekräfte durch den Kreis<br />

Neuss entfiel, so dass der Kosten- und Refinanzierungsdruck<br />

zunahm. Durch die Pflegeversicherung entfielen<br />

fast 500.000 DM an jährlichen Zuschüssen, die das Diakonische<br />

Werk für die Pflegetätigkeit vom Kreis Neuss<br />

erhalten hatte. In den ersten zwei Jahren nach der<br />

Umstellung auf die Pflegeversicherung erwirtschafteten<br />

die <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen demzufolge ein hohes Defizit.<br />

Erst ab 1998 konnte dann eine Kostendeckung erreicht<br />

werden. Im Bereich der Sozialen Dienste wurden<br />

1994 das Sozialpsychiatrische Zentrum in Dormagen in<br />

Räumlichkeiten in der Knechtstedender Straße in Dormagen-Horrem<br />

eröffnet. Im selben Jahr konnte das Seniorenzentrum<br />

Albert-Schweitzer-Haus vom Kreis Neuss<br />

erworben werden. 1996 wurde ein Kooperationsvertrag<br />

mit der Hospizbewegung Dormagen geschlossen.<br />

Im Jahr 1998 wurde aus wirtschaftlichen und grundsätzlichen<br />

Überlegungen der Bereich Mutter-Kindkuren eingestellt.<br />

Die FreiwilligenAgentur Dormagen nahm als Modellprojekt<br />

1999 ihre Tätigkeit auf. Das noch heute gültige<br />

Leitbild des Diakonischen Werkes wurde im Dezember<br />

1999 von der Mitgliederversammlung verabschiedet.<br />

2000 - Das<br />

neue Jahrtausend:<br />

Anpassung an<br />

die Erfordernisse des<br />

Pflegemarktes und Neustrukturierung der<br />

Organisationsformen<br />

Seit 2000 hat sich das Diakonische Werk mit einer enormen<br />

Dynamik weiterentwickelt. Neben dem Ausbau<br />

von Arbeitsbereichen ist sehr zielstrebig die Organisationsentwicklung<br />

vorangetrieben worden. Es wurden die<br />

Tochterunternehmen Seniorenzentrum Korschenbroich<br />

gGmbH, Erftaue Service GmbH und die Seniorenzentrum<br />

Albert-Schweitzer-Haus gGmbH gegründet.<br />

2004 wurde das Seniorenzentrum Haus Tabita in Korschenbroich/Kleinenbroich<br />

in Betrieb genommen. Es<br />

folgten die Modernisierung des Albert-Schweitzer-<br />

Hauses in den Jahren 2006/2007 sowie der Umzug der<br />

Geschäftsstelle neben das Albert-Schweitzer-Haus. Das<br />

Seniorenzentrum Markuskirche ging im Jahr 2008 in<br />

Betrieb. Im Jahr <strong>2012</strong> konnte in Kleinenbroich das Seniorenzentrum<br />

Haus Timon, eine Spezialeinrichtung für<br />

Menschen mit dementiellen Veränderungen, eröffnet<br />

werden.<br />

Der Betrieb der Pflegeheime wurde in die Tochterunternehmen<br />

verlagert, während das Diakonische Werk noch<br />

Träger der ambulanten Pflege und der Sozialen Dienste<br />

ist. So hat sich von 2002 bis 2011 die Anzahl der Mitarbeitenden<br />

verdreifacht. Ebenso ist der Gesamtumsatz<br />

aller Arbeitsbereiche von 7 Mio € im Jahr 2003 auf ca. 21<br />

Mio € im Jahr 2011 angestiegen.<br />

Auch im Bereich der Arbeit mit psychisch Behinderten<br />

veränderten sich die Rahmenbedingungen aufgrund<br />

eines stärkeren Ausbaues der ambulanten Versorgungsstrukturen.<br />

Im Jahr 2000 wurden insgesamt 28 psychisch<br />

behinderte Menschen im Bereich des ambulanten


Betreuten Wohnens versorgt. Zur Zeit sind es nahezu<br />

120 Personen, die von insgesamt 10 Mitarbeitenden betreut<br />

werden. Als neues Aufgabengebiet übernahm das<br />

Diakonische Werk im August 2006 die Jugendeinrichtung<br />

„Die Rübe“ in Dormagen-Horrem.<br />

Aufgrund der zunehmenden Anforderungen, die an eine<br />

Unternehmensführung gestellt werden und im Zuge der<br />

Umsetzung des Diakonischen Governance Kodex, wurden<br />

klare Abgrenzungen zwischen Aufsicht und Führung<br />

des operativen Geschäftes vorgenommen.<br />

Durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon testiert,<br />

erfüllte 2006 das Diakonische Werk im Rhein-<br />

Kreis Neuss als erste Einrichtung innerhalb der Rheinischen<br />

Landeskirche und als eine der ersten Einrichtungen<br />

bundesweit die Anforderungen des Diakonischen<br />

Governance Kodex. Auch wurde im selben Jahr mit dem<br />

Diakonischen Werk in der Stadt Neuss sehr intensiv und<br />

unter Einbeziehung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

über eine Fusion beider Werke verhandelt. Letztendlich<br />

ist diese an unterschiedlichen Einschätzungen<br />

der finanziellen Rahmenbedingungen gescheitert. Verabredet<br />

wurde aber eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />

zwischen den Vorständen beider Werke,<br />

die weiterhin Bestand hat.<br />

Mit einer im Jahr 2007 durchgeführten Satzungsreform<br />

konnte unter juristischer Begleitung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />

Curacon der heutige Organisationsaufbau<br />

umgesetzt werden. Es gibt neben den<br />

Vereinsorganen Mitgliederversammlung und Verwaltungsrat<br />

einen hauptamtlichen Vorstand.<br />

Die kommenden Jahre:<br />

Die bisherige Refinanzierung der sozialen Systeme – sei<br />

es durch Entgelte der Krankenkassen, Pflegeversicherung<br />

oder auch öffentliche Zuschüsse – wird weiterhin<br />

auf dem Prüfstand stehen. Immer kurzfristigere durch die<br />

Gesetzgeber (Bund/Land) veranlasste Veränderungsprozesse<br />

haben auf alle im sozialen System Beteiligte<br />

enorme Auswirkungen.<br />

Der wirtschaftliche Erfolgsdruck - unter dem heute schon<br />

viele soziale Einrichtungen stehen - hat sich zunehmend<br />

verstärkt. Bei verschiedenen gemeinnützigen Trägern<br />

mussten in der Vergangenheit die Mitarbeitenden bereits<br />

aus wirtschaftlichen Gründen auf Teile des sogenannten<br />

Weihnachtsgeldes verzichten. Unweigerlich wird es in<br />

den nächsten Jahren zu einem Konzentrationsprozess<br />

von Trägern und Einrichtungen kommen. Engere Kooperationen,<br />

Fusionen und Übernahmen werden Themen<br />

sein, mit denen sich alle Akteure im sozialen Markt<br />

auseinandersetzen müssen.<br />

Aus heutiger Sicht hat das Diakonische Werk im Rhein-<br />

Kreis Neuss schon frühzeitig viele Veränderungsprozesse<br />

eingeleitet, um weiterhin fachlich und wirtschaftlich<br />

Erfolg zu haben. Garant hierfür sind die Vielzahl an<br />

engagierten, qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden,<br />

die 365 Tage im Jahr für sehr gut versorgte und betreute<br />

Kunden Sorge tragen.<br />

Nur durch ein gemeinwohlorientiertes unternehmerisches<br />

Handeln, das durch Menschlichkeit, Kontinuität,<br />

Kreativität und Besonnenheit geprägt ist, werden der Erfolg<br />

und der Bestand der <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss<br />

gesichert bleiben. Hierfür ist weiterhin eine konstruktive<br />

Zusammenarbeit der sozial tätigen Verbände untereinander<br />

sowie mit der Verwaltung des Rhein-Kreis Neuss,<br />

den kreisangehörigen Kommunen, den politischen<br />

Entscheidungsträgern, Kostenträgern und im Bereich<br />

des Diakonischen Werkes mit den Mitgliedskirchengemeinden<br />

notwendig. Ebenso gilt es ganz besonders,<br />

sich weiterhin für die Verbesserung der Bedingungen für<br />

das Zusammenleben und den sozialen Zusammenhalt<br />

einzusetzen. Dieses sozialpolitische Mandat muss ein<br />

Schwerpunkt der Arbeit bleiben.<br />

9


Familien- und<br />

Jugendhilfe


Flexible Erziehungshilfe<br />

Ambulantes Clearing<br />

Constanze Studeny<br />

Aufsuchende<br />

Familienhilfe<br />

Die Angebote der ambulanten Hilfen orientieren<br />

sich am stetigen Wandel der gesellschaftlichen<br />

und sozialen Entwicklung von Familien. Heute<br />

haben die Menschen viele Entscheidungsmöglichkeiten<br />

ihr Leben zu gestalten. Eine steigende Anzahl von Trennungen<br />

und Scheidungen, der Rückgang der Geburten,<br />

eine späte Elternschaft und die Zunahme von Patchwork<br />

- Familien sind einige Symptome dieses Wandels.<br />

Viele Familien leben isoliert, mit wenig familiären Anbindungen,<br />

in schwierigen Lebenssituationen, mit einer<br />

Vielzahl von Herausforderungen. Ambulantes Clearing<br />

kann ein wichtiger Baustein sein, Zugänge zu Familien<br />

zu schaffen, mit ihnen gemeinsam ihre Lebensumstände<br />

zu sortieren, um dann weitere Hilfen anzubieten und<br />

zu initiieren.<br />

Ambulantes Clearing ist eines von mehreren Arbeitsfeldern<br />

der flexiblen Familienhilfe. Es wird in Familien<br />

und Lebensgemeinschaften mit Kindern und Jugendlichen<br />

eingesetzt, bei denen Problemlagen gesehen werden,<br />

es jedoch noch unklar ist, ob und wie sie durch pädagogische<br />

Hilfe zu lösen sind.<br />

Auf der Grundlage des § 27 (2) SGB VIII wird das Clearing<br />

durchgeführt. Es findet im häuslichen und sozialen<br />

Umfeld der Familie statt. Clearing ist eine im Alltag eingebundene<br />

Hilfe und dient zur Klärung der Ressourcen,<br />

Problemlagen und Beziehungen.<br />

Ziel eines Clearing-Hilfeprozesses ist es, zu einer fachlichen<br />

Einschätzung der familiären Situation zu gelangen,<br />

Probleme konkret zu benennen, Lösungsansät-<br />

ze aufzuzeigen und geeignete Hilfemaßnahmen anzubieten.<br />

Bei einem Erstkontakt mit der Familie und dem<br />

Fallverantwortlichen des Jugendamtes und der Clearingfachkraft<br />

haben die Beteiligten die Möglichkeit, aus ihrer<br />

Sicht die Schwierigkeiten zu benennen und Ideen zur Lösung<br />

vorzutragen. In der Regel werden fünf weitere Termine<br />

ohne die Jugendamtsmitarbeiterin vereinbart, um<br />

zu einer Klärung der Situation zu gelangen. Der Umfang<br />

richtet sich auch nach der Größe des Familiensystems<br />

und kann in Einzelfällen über fünf Termine hinausgehen.<br />

Bei vielfältigen Problemlagen und wenn es um Kinderschutz<br />

geht, sollte das Clearing von zwei Fachkräften<br />

durchgeführt werden, um die subjektive Wahrnehmung<br />

und Einschätzung zu prüfen.<br />

Zu Beginn der Hilfe steht die Erarbeitung des<br />

Clearingauftrages mit der Familie.<br />

(Wer? Will was? Von wem? Wozu? Weshalb?)<br />

Unterschiedliche Methoden wie z. B. Gesprächs-und<br />

Fragetechniken, Genogramme, Skulpturen, Netzwerkkarten<br />

oder Arbeiten mit Bildern und Metaphern werden<br />

eingesetzt, um das Familiensystem mit seinen funktionalen<br />

und dysfunktionalen Mustern sowie Kommunikations-<br />

und Beziehungsbedingungen zu verstehen und zu<br />

verdeutlichen.<br />

Aus einer gemeinsamen Beschreibung können Aufträge<br />

und Ziele formuliert werden. Reichen bisherige Lösungsmöglichkeiten<br />

nicht aus, wird gemeinsam mit den Beteiligten<br />

überlegt, welche Hilfe die Familie oder einzelne Familienmitglieder<br />

benötigen.<br />

Nach Beendigung der vereinbarten Termine findet ein<br />

Abschlussgespräch mit der Familie und der Fachkraft<br />

des Amtes statt. Die Gespräche werden ausgewertet<br />

und Perspektiven aufgezeigt. Sollte es notwendig sein,<br />

werden Fördermaßnahmen oder therapeutische Hilfen<br />

eingeleitet. Für die Familie besteht nach einem Clearing<br />

die Möglichkeit, weitere ambulante Hilfen wie z. B. Sozialpädagogische<br />

Familienhilfe zu beantragen.<br />

11


12<br />

Kinder- und Jugendarbeit in der RÜBE<br />

Alles wirkliche Leben ist Begegnung<br />

Andreas Stefen<br />

Die Rübe<br />

Die RÜBE ist zu einem festen Bestandteil des Stadtteils<br />

Horrem geworden. Seit August 2006 bietet das Diakonische<br />

Werk mit dem Kinder- und Jugendtreff einen<br />

Begegnungsraum an, der generationsübergreifend das<br />

ganze Jahr über genutzt wird. Durchschnittlich 40-50 Jugendliche<br />

(ca. 80-90% mit Migrationshintergrund, ca. 70-<br />

80% zwischen 14 und 18 Jahren, 85% Jungen) nutzen<br />

die RÜBE täglich als einen Treffpunkt für Spiel, Spaß<br />

und Entspannung, denn die Rübe ist mehr als nur ein<br />

Gebäude oder eine Einrichtung: Sie ist eine grüne Oase<br />

inmitten von Hochhäusern,<br />

umgeben von Bahn- und<br />

Autoverkehr. Sie ist ein Ort<br />

für lebendige und authentische<br />

Begegnungen, in<br />

denen häufig unterschiedliche<br />

Generationen miteinander<br />

in Kontakt treten<br />

und gemeinsam Projekte<br />

durchführen.<br />

In der „Offenen Kinder-<br />

und Jugendarbeit“ findet<br />

eine ganzheitliche Entwicklungsförderung<br />

statt,<br />

deren primäres Ziel die<br />

Förderung der sozialen<br />

Kompetenzen und der Beziehungsfähigkeit<br />

von Kindern<br />

und Jugendlichen ist.<br />

Offene Kinder- und Ju-<br />

(M. Buber)<br />

gendarbeit bietet Unterstützung bei der Identitätsentwicklung<br />

und sie ermöglicht schließlich gezielte Hilfestellungen<br />

bei der Eingliederung in die Gesellschaft. Die Kinder<br />

und Jugendlichen, die zu uns kommen, sind dankbar<br />

wenn man ihnen zuhört, sie freuen sich, wenn man<br />

sich Zeit für sie nimmt und sind zunächst oft damit überfordert,<br />

wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass sie wichtig<br />

und wertvoll sind. Aber genau darum geht es uns im<br />

täglichen Kontakt mit den jungen Menschen: Wir investieren<br />

Zeit, Liebe und Kraft in die Begegnungen, gestalten<br />

einen vertrauensvollen Kontakt und nutzen diese<br />

Vertrauensbasis als Fundament für gezielte Unterstützungsangebote<br />

und Fördermöglichkeiten, z.B. in puncto<br />

Berufsorientierung, Suchtprävention oder Mädchenarbeit.<br />

So gibt es beispielsweise an jedem Donnerstag<br />

das inzwischen legendäre „Mädchen Café“, es ist ein<br />

geschlechtsspezifisches Angebot nur für Mädchen. Hier<br />

können Mädchen alterstypische Themen in gemütlicher


Atmosphäre besprechen und erleben. Eine kontinuierliche<br />

Beziehungsarbeit findet hier im geschützten Rahmen<br />

statt, der von ca. 20 Mädchen zwischen 6 und 16<br />

Jahren wöchentlich genutzt wird.<br />

Weiterhin bieten wir den Jugendlichen in der RÜBE an<br />

jedem Mittwoch Orientierungsberatung an, d. h. sie können<br />

in Einzelberatung oder in Gruppendiskussionen<br />

über ihre Zukunftsvorstellungen oder über konkrete Bedingungen<br />

der Arbeitswelt diskutieren und lernen dabei<br />

ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt realistischer<br />

einzuschätzen bzw. Alternativen zu entdecken.<br />

Wir greifen kontinuierlich wichtige Themen<br />

der Jugendlichen auf, nehmen uns Zeit<br />

für deren Probleme, begegnen ihnen authentisch,<br />

schenken Wertschätzung und vermitteln<br />

ihnen Werte. Diese Kontinuität der Wertschätzung<br />

und das Interesse an den jungen<br />

Menschen, kann ihnen dabei helfen ggf.<br />

neue, stimmigere Möglichkeiten der Gestaltung<br />

ihres Lebensweges zu entdecken.<br />

Kinder- und Jugendarbeit im Quartier besteht aber auch<br />

aus Stadtteilarbeit. Neben den wöchentlich 22 Stunden<br />

Öffnungszeit für die „Offene Arbeit“ mit den Kindern und<br />

Jugendlichen gibt es auch noch diverse Veranstaltungen<br />

und Feste, die im Laufe eines Jahres in der RÜBE stattfinden<br />

und an denen die Bürger und Institutionen des<br />

Stadtteils aktiv mitwirken können.<br />

Im Folgenden sollen einige Beispiele dies verdeutlichen:<br />

Es gibt seit sechs Jahren die jährlich stattfindende Stadtranderholung,<br />

bei der zwei Wochen lang 60 Kinder pädagogisch<br />

begleitet in ein „Abenteuerland“ eintauchen.<br />

Seit zwei Jahren werden nun auch die Eltern der Kinder<br />

inhaltlich miteingebunden, was dazu geführt hat, dass<br />

sich die Beziehung zu den Eltern mittlerweile als eine<br />

sehr vertrauliche entwickelt hat und 90% der Eltern ihre<br />

Kinder bereits seit mehreren Jahren wiederholt für die<br />

Stadtranderholung anmelden.<br />

Zahlreiche Kindertagesstätten (Kitas), Grund- und weiterführende<br />

Schulen nutzten die RÜBE zwischen April<br />

und Oktober für Abschluss- bzw. Klassenfeste. Insbesondere<br />

den Kitas und Grundschulen, hauptsächlich<br />

aus dem Stadtteil Horrem, wird dieses Angebot ermöglicht.<br />

Der Kontakt zwischen uns und den jeweiligen Erzieherinnen<br />

und Lehrerinnen erfährt dadurch eine bereichernde<br />

Intensivierung.<br />

Die „St. Hubertus-Schützenbruderschaft-Horrem“<br />

nutzt die RÜBE für regelmäßige Treffen der Edelknaben<br />

(u. a. für das Edelknabenkönigsschießen), sie organisiert<br />

in der RÜBE mehrmals im Jahr Wettbewerbe im<br />

Bogenschießen.<br />

Die Wohnpark-Interessengemeinschaft (WIG e.V.)<br />

nutzt das Gelände wöchentlich für ein Freizeitangebot,<br />

dass sich an Horremer Bürger, insbesondere an „55+ Aktive“,<br />

richtet. Dort gibt es Kaffee und Kuchen, bei schönem<br />

Wetter finden kleinere Bouleturniere statt oder es<br />

wird gegrillt und getanzt. Jedenfalls ist beim<br />

Treffen der WIG e.V. immer etwas los!<br />

Kinder- und Jugendarbeit im Quartier bedeutet<br />

für das Team der RÜBE immer auch die<br />

Förderung und Begleitung von Ehrenamtlichen.<br />

In Kooperation mit der „Freiwilligen-<br />

Agentur Dormagen“ konnten rund 50 Ehrenamtliche<br />

im Jahr <strong>2012</strong> in unterschiedlichste<br />

Projekte der diakonischen Kinder- und Jugendarbeit<br />

eingebunden werden, wie z.B. beim Kochen<br />

für die Kinder der Stadtranderholung durch die „Kochfreunde-Zons“.<br />

Gemeinsam mit der WIG e. V. fanden<br />

unterschiedlichste Angebote für Jung und Alt statt (z.B.<br />

„Miteinander der Generationen“), die, wie bereits in den<br />

Vorjahren, auf beiden Seiten zu einem geselligen Miteinander<br />

führten. Auch im offenen Bereich der Kinder-<br />

und Jugendarbeit agieren Ehrenamtliche als Multiplikatoren,<br />

die mit ihrer Hingabe und ihrem Engagement unterschiedlichste<br />

Bildungsprozesse bei den Kindern und<br />

Jugendlichen anstoßen und den jungen Menschen, wie<br />

auch sich selbst, eine besondere Form der generationsübergreifenden<br />

Begegnung ermöglichen.<br />

Bildungsprozesse anstoßen! Das ist ein Thema, welches<br />

wir im vergangenen Arbeitsjahr insbesondere im Hinblick<br />

auf die festzustellende Orientierungs- und Perspektivlosigkeit<br />

im Jugendalter aufgegriffen und in modularisierter<br />

Form als außerschulische Bildungsangebote angeboten<br />

haben:<br />

Profil<br />

Pass-<br />

Beratung/<br />

Kompetenzbilanzierungen<br />

Laufbahnberatung/Orientierungsberatung<br />

Vorbereitung und Hilfestellung<br />

für den<br />

Start ins Berufsleben<br />

(Übergang Schule/<br />

Beruf)<br />

Außerschulische Bildungsarbeit im Quartier:<br />

Vier Quartale – vier Module<br />

Lebenskompetenzförderung<br />

13


14<br />

Viele Jugendliche wissen leider nicht, was sie aus ihrem<br />

Leben machen bzw. welchen Beruf sie anstreben möchten<br />

oder können. Erschreckend ist, dass bereits einige<br />

von ihnen „Gürtelschnallen“ tragen, auf denen „Hartz IV“<br />

steht, d. h. sie identifizieren sich auf eine subtile Art und<br />

Weise mit dem Ziel, Hartz IV-Empfänger zu werden. Oft<br />

fehlt den jungen Menschen die Motivation für eine adäquate<br />

Gestaltung ihres Übergangs von der Schule in den<br />

Beruf, häufig fehlt ihnen aber auch einfach nur der Überblick<br />

in diesem scheinbar endlosen Feld der Arbeitswelt.<br />

Viele unserer Besucher versuchen jahrelang im sog.<br />

„Übergangssystem“ ihre Ausbildungsreife zu erwerben,<br />

die aus Sicht der Arbeitgeber bei einer ansteigenden Anzahl<br />

Jugendlicher nicht mehr vorhanden ist. Perspektiv-<br />

und Orientierungslosigkeit wie auch eine fehlende Ausbildungsreife<br />

sind Probleme, mit denen wir in unserer<br />

täglichen Arbeit konfrontiert werden und auf die wir mit<br />

einem spezifischen Ausbau der außerschulischen Bildungsarbeit<br />

im Rahmen unserer diakonischen Kinder-<br />

und Jugendarbeit reagiert haben.<br />

Die im Vorjahr theoretisch erarbeiteten Module zur außerschulischen<br />

Bildungsarbeit konnten in der Pilotphase<br />

<strong>2012</strong> mit konkreten Projekten in der Praxis umgesetzt<br />

werden. In den vier Quartalen des Jahres fanden vier<br />

Module statt, die thematisch alle um die o. g. Problematik<br />

„kreisten“ und den Jugendlichen Hilfestellungen und Unterstützung<br />

bei der Gestaltung ihres Lebensweges anboten.<br />

ProfilPass-Beratung/Kompetenzbilanzierung<br />

Der ProfilPass ist ein Instrument der Kompetenzfeststellung/Kompetenzbilanzierung.<br />

Es stärkt die Jugendlichen<br />

in ihrem Selbstwertgefühl und hilft ihnen dabei, konkretere<br />

Aussagen über ihre berufliche Entwicklung machen<br />

zu können. Im Rahmen der „ProfilPass-Beratung 1 “<br />

lernten zahlreiche Jugendliche in jeweils fünf intensiven<br />

Einzelberatungen ihre aktuellen Stärken, Fähigkeiten<br />

und (informellen) Kompetenzen kennen. Der ProfilPass<br />

konnte im ersten Quartal, insbesondere durch Informationsveranstaltungen,<br />

an die Jugendlichen herangeführt<br />

werden. Im Laufe des Jahres wurden insgesamt schon<br />

30 Jugendliche durch den ProfilPass begleitet. 70% der<br />

Teilnehmer waren zwischen 15-17 Jahre alt, ca. 15% der<br />

Teilnehmer waren „Externe“ und haben durch Presseartikel<br />

oder Empfehlungen von dem ProfilPass erfahren.<br />

In Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeiterin des Berufsbildungszentrums<br />

in Dormagen (BBZ-Dormagen) ist<br />

das Projekt „Persönliches Kompetenzmanagement“ entstanden.<br />

Dabei geht es um die Verzahnung von Profil-<br />

Pass-Beratung und einer anschließenden praktischen<br />

Erprobungsphase in einem Kooperationsbetrieb (bisher<br />

sind es Betriebe des Dormagener Weges: Kreishandwerkerschaft<br />

und Internationaler Bund; ein Verbund unterschiedlichster<br />

Betriebe im Kreisgebiet ist geplant).<br />

Die Jugendlichen erhalten schließlich eine Teilnahmebescheinigung,<br />

die sie beispielsweise bei der Berufsberatung<br />

der Bundesagentur für Arbeit vorlegen können.<br />

Auf diese Weise kann eine passgenauere Vermittlung in<br />

Ausbildungsberufe erfolgen.<br />

In Kooperation mit der Stadt Dormagen (Jugend- und<br />

Sozialförderung/Jugendbildungsbüro) ist die Idee entstanden,<br />

den ProfilPass im Stadtgebiet weiter auszubauen.<br />

Dafür sollen Schulsozialarbeiter der Dormagener<br />

Schulen durch Informationsveranstaltungen an den ProfilPass<br />

herangeführt und begeistert werden, so dass diese<br />

schließlich interessierte Schüler als Kandidaten für<br />

die ProfilPass-Beratung an die RÜBE vermitteln.<br />

Laufbahn- bzw. Orientierungsberatung<br />

Im zweiten Modul stand das Thema „Laufbahn- bzw.<br />

Orientierungsberatung“ im Vordergrund. Hier wurden in<br />

einem Intensivseminar konkrete berufliche Perspektiven<br />

und Ziele (SMARTE Ziele) mit den Jugendlichen erarbeitet.<br />

Ebenso gut angenommen wurde das „World<br />

Café 2 “, welches als generationsübergreifendes Projekt<br />

angeboten wurde. Drei Generationen konnten dabei in<br />

einem Dialog Lebensentwürfe und wichtige Meilensteine<br />

besprechen, die bei der Gestaltung des Lebensweges<br />

von Bedeutung gewesen waren bzw. sind. Themenfelder<br />

waren: „Start ins Berufsleben“, „Erwartungen ans Leben“,<br />

„Alltagsleben“, Hilfestellungen“, „Plan B“ und das<br />

„Berufsleben“. 14 Jugendliche, 12 Arbeitnehmer und 12<br />

„55+-Aktive“ wurden dazu eingeladen. Da die Nachfrage<br />

nach einer Wiederholung sehr groß war, findet auch im<br />

Frühjahr des Jahres 2013 wieder ein „World Café“ in der<br />

RÜBE statt. Das Einbeziehen von Arbeitgebern steht als<br />

bereichernde Ergänzung auf der Agenda der nächsten<br />

Durchführung.<br />

Vorbereitungen und Hilfestellungen für<br />

den Start ins Berufsleben<br />

Das dritte Modul im Rahmen außerschulischer Bildungs-<br />

1 Der „ProfilPass“ wurde entwickelt, um die Stärken und Fähigkeiten<br />

zielgruppengerecht zu erfassen. Er wurde im Rahmen des Verbundprojektes<br />

„Weiterbildungspass mit Zertifizierung informellen Lernens“<br />

als Teil des Modellversuchsprogramms „Lebenslanges Lernen“<br />

entwickelt und wissenschaftlich erprobt. Gefördert wird der<br />

ProfilPass durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

(BMBF) und den Europäischen Sozialfonds (ESF).


arbeit widmete sich ganz dem Thema „Vorbereitungen<br />

und Hilfestellungen für den Start in das Berufsleben“.<br />

In einem fünftägigen Intensivseminar unter dem Motto<br />

„Mein Leben plan‘ ich selbst!“ lernten die Jugendlichen<br />

wichtige Umgangsformen des Berufslebens kennen (z.<br />

B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungssinn, Durchhaltevermögen,<br />

etc.), die eine wesentliche Grundvoraussetzung<br />

für Ausbildungsreife darstellen. Vorstellungsgespräche<br />

wurden mit Hilfe von Videoaufzeichnungen analysiert<br />

und Erwartungen der Arbeitgeber wurden in Dialogrunden<br />

unter die Lupe genommen. Es ging um Fragen,<br />

wie z.B.: „Was wünschen sich Ausbilder und Arbeitgeber<br />

von Auszubildenden/Arbeitnehmern, etc.?<br />

Ein weiterer Baustein des Intensivseminars war der „Talentkompass<br />

NRW 3 “: Über das Ermitteln ihrer persönlichen<br />

Eigenschaften, Fähigkeiten, Interessen und Werte<br />

wurden die Jugendlichen systematisch an die Vorstellung<br />

ihres beruflichen „Wunschumfeldes“ herangeführt<br />

und konnten darauf aufbauend konkretere berufliche<br />

Perspektiven entwickeln.<br />

Zum Abschluss des Seminars stand das Thema „Von<br />

der Person zur Vision“ im Raum. Die Jugendlichen ermittelten<br />

in Rollenspielen ihren Umgang mit Stress und<br />

Krisen und entfalteten in einem weiteren Schritt Visionen<br />

hinsichtlich ihres beruflichen Lebensweges.<br />

Lebenskompetenzförderung<br />

Im vierten Modul unserer Bildungsarbeit stand das Thema<br />

„Lebenskompetenzförderung“ im Vordergrund. Wir<br />

orientierten uns bei der Förderung der Lebenskompetenzen<br />

von Jugendlichen an der Definition der Weltgesundheitsorganisation,<br />

wonach lebenskompetent ist, wer<br />

sich selbst kennt und mag, empathisch sein kann, kritisch<br />

und kreativ denkt, kommunizieren und Beziehungen führen<br />

kann, durchdachte Entscheidungen trifft, erfolgreich<br />

Probleme löst und Gefühle und Stress bewältigen kann.<br />

In Anlehnung an das pädagogische Konstrukt der berühmten<br />

Reformpädagogin Maria Montessori, ermöglichten<br />

wir den Jugendlichen einen Zugang zu den einzelnen<br />

Lebenskompetenzen in einer arrangierten, „vorbereiteten<br />

Lernumgebung“: Impulsfragen und -plakate innerhalb<br />

der Einrichtung, Flyer mit einzelnen Lebenskompetenzen,<br />

die von uns in Jugendsprache erklärt wurden,<br />

förderten die Aufmerksamkeit der Jugendlichen für die<br />

Thematik und eröffneten schließlich spannende Dialoge.<br />

2 Das World Café ist eine Workshop- und Konferenzmethode, die sowohl<br />

für Teams und Klein- oder Großgruppen angewendet wird.<br />

Durch das mehrmalige Wechseln in andere Gruppen erfahren die<br />

Teilnehmer die Vielfalt unterschiedlicher Sichtweisen.<br />

Netzwerkarbeit: Ein fortlaufender Prozess<br />

Die oben aufgeführten Umsetzungsbeispiele außerschulischer<br />

Bildungsarbeit zeigen sehr deutlich, wie in<br />

einem „Netz der Kontakt- und Kooperationspartner“ Zusammenarbeit<br />

gestaltet und die im Stadtteil vorhandene<br />

Ressourcen genutzt werden können. Sei es ein generationsübergreifendes<br />

Projekt wie das World Café, eine intensive<br />

Bildungswoche, die mit Bildungsakteuren vor Ort<br />

durchgeführt wird oder die ProfilPass-Beratung, zu der<br />

Jugendliche aus naheliegenden Schulen oder über Eltern,<br />

Kollegen an die RÜBE vermittelt werden. Vernetzung<br />

und Zusammenarbeit stellen eine notwendige Bedingung<br />

dar, um professionelle (außerschulische) Bildungsarbeit<br />

für Jugendliche im Quartier gewährleisten<br />

zu können.<br />

Auch zukünftig verfolgen wir das Ziel jungen Menschen<br />

bei der Gestaltung ihres Lebensweges Unterstützung<br />

anzubieten. Insbesondere konzentrieren wir uns darauf,<br />

ihnen dabei zu helfen, Orientierung zu finden und für sie<br />

zutreffende Perspektiven zu entwickeln. Auch die Förderung<br />

der fehlenden Ausbildungsreife steht im Fokus unserer<br />

Aufmerksamkeit. Hierbei wollen wir vor allem den<br />

Fragen nachgehen, woher es eigentlich kommt, dass immer<br />

mehr Jugendlichen die sog. „Ausbildungsreife“ fehlt,<br />

was diese eigentlich bedeutet und ab wann ein Mensch<br />

überhaupt ausbildungsreif ist?<br />

Die dargestellten Module bieten eine gute Grundlage<br />

für eine Unterstützung der Jugendlichen in ihrer persönlichen<br />

und beruflichen Findungsphase. Ein intensiverer<br />

Kontakt zu Arbeitgebern und ein stetiger Ausbau der<br />

Vernetzung vor Ort sind für die Entwicklung der diakonischen<br />

Kinder- und Jugendarbeit im Quartier eine wichtige<br />

und notwendige Voraussetzung.<br />

3 Der Talentkompass ist ein Instrument der Kompetenzbilanzierung;<br />

die Grundkonzeption des TalentKompass NRW beruht auf dem von<br />

Richard N. Bolles in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />

entwickelten Berufs- und Lebensplanungsverfahren Life/Work Planning.<br />

15


16<br />

Soziale Beratung in Grevenbroich<br />

Zuhören und Weiterhelfen<br />

Wiltrud Winzen<br />

Soziale Beratung<br />

Die Allgemeine Soziale Beratung ist eine Beratungsstelle,<br />

die von in Grevenbroich lebenden Menschen aus unterschiedlichen<br />

sozialen Verhältnissen und familiären Situationen<br />

in Anspruch genommen wird.<br />

Die Ratsuchenden finden über die Internetseite des Diakonischen<br />

Werkes im Rhein-Kreis Neuss zu uns oder<br />

sie kommen über eine Weiterempfehlung. Die Termine<br />

werden zeitnah vergeben und werden ohne lange Wartezeiten<br />

durchgeführt.<br />

Die Beratung findet im Allgemeinen im Büro der Beratungsstelle<br />

statt; bei Anschlussbe-ratungen oder kurzen<br />

Klärungen auch telefonisch. Sie unterliegt der Schweigepflicht<br />

und ist für den Ratsuchenden kostenfrei.<br />

Ein wichtiges Ziel der Allgemeinen Sozialen Beratung ist<br />

es, drohender oder bereits vorhandener Lebenslagenarmut<br />

zu begegnen. Es geht aber auch darum, dem Betroffenen<br />

neue Perspektiven aufzuzeigen und mit dem Klienten<br />

gemeinsam neue Lösungswege aus der schwierigen<br />

Lebenslage zu erarbeiten.<br />

Wir informieren, beraten und unterstützen die Klienten:<br />

• in vielfältigen Fragen der Existenzsicherung<br />

• bei der Realisierung von Ansprüchen und Hilfen<br />

(Grundsicherung, Sozialhilfe, Wohngeld u. a.)<br />

• bei Problemen im sozialen Umfeld, Partnerschaft, bei<br />

psychischen und somatischen Problemen<br />

• hinsichtlich neuer Lebensabschnitte<br />

Wir vermitteln in der Beratung an interne und externe<br />

Dienste und binden diese, falls nötig, in den Beratungsprozess<br />

mit ein. Die Mehrheit der Klienten haben entweder<br />

Verständnisschwierigkeiten mit den Leistungs-<br />

bescheiden des Jobcenters oder mit nicht nachvollziehbaren<br />

Kürzungen. Sie brauchten Unterstützung bei der<br />

Überprüfung ihrer Bescheide, beim Ausfüllen von Formularen<br />

und Folgeanträgen. Da der Bedarf knapp bemessen<br />

ist, kam es bei einigen Klienten zu finanziellen<br />

Notlagen, wenn z.B. eine Nachzahlung der Stromrechnung<br />

anstand oder das Jobcenter von einem höheren<br />

Verdienst ausgegangen war und die Differenz erst rückwirkend<br />

bezahlt wurde. Teilweise wurden solche unverschuldeten<br />

existentiellen Notlagen über Spenden aus<br />

der Karl-Herriger-Stiftung gedeckt.<br />

Weitere Anliegen der Klienten waren im vergangenen<br />

Jahr: die Unterstützung bei der Wohnungssuche und die<br />

Begleitung zu Behörden, Informationen über Wege und<br />

Hilfe bei Trennung und Scheidung.<br />

Die Vermittlung zwischen Behörden, Schulen oder Vermieter<br />

und Klienten war ein wesentlicher Aspekt in der<br />

sozialen Beratung im Jahr <strong>2012</strong>. So konnte bei zwei jungen<br />

alleinerziehenden Müttern eine Unterstützung zur<br />

Erziehung beim Jugendamt beantragt und installiert werden.<br />

Diese Beratung geschah sowohl telefonisch, als<br />

Daten und Fakten<br />

• 23 Klienten suchten die Allgemeine Soziale Beratung<br />

auf (13 Frauen und 10 Männer)<br />

• Es gab 88 direkte Kontakte<br />

• 12 Personen, also gut die Hälfte der Ratsuchenden,<br />

bezogen Arbeitslosengeld II<br />

• 2 Klienten verdienten neben der Unterstützung durch<br />

das Jobcenter geringfügig dazu<br />

• 4 Klienten hatten eine Arbeit<br />

• 3 Klienten bezogen Rente<br />

• 2 junge Menschen befanden sich in einer Ausbildung<br />

und erhielten ergänzend BAföG<br />

• Die Altersspanne der Klienten lag zwischen 20<br />

und 65 Jahren<br />

• 6 Klienten haben im vergangenen Jahr immer wieder<br />

die Beratungsstelle kontaktiert (4 bis 14 Mal).


auch begleitend.<br />

Da die Mitarbeiter des Jobcenters sowohl für die Klienten<br />

als auch für die Berater nur über die Hotline zu erreichen<br />

sind, war die einzige Möglichkeit der Kontaktaufnahme,<br />

vor allem zur schnellen Klärung von Unklarheiten oder<br />

Informationseinholung nur über die Anmeldung beim<br />

Jobcenter vor Ort möglich. Eine gute Beratung konnte so<br />

teilweise nur sehr zeitaufwendig stattfinden, nämlich in<br />

dem der Klient zur Behörde begleitet wurde.<br />

Einige Klienten wurden weiter vermittelt an die Senioren-<br />

Beratung, an den schulpsychologischen Dienst, an den<br />

Fachdienst für Integration und Migration, an die Erziehungs-und<br />

Familienberatungsstelle oder an eine Rechtsberatung.<br />

Die Beratung fand überwiegend im Büro der<br />

Dienststelle statt; bei einer gehbehinderten Frau wurde<br />

ein Hausbesuch gemacht.<br />

Wie sich auch im vergangenen Jahr zeigte, erhält der<br />

überwiegende Teil der die Beratung aufsuchenden Menschen<br />

Arbeitslosengeld II-Bezug. Da der Regelsatz sehr<br />

knapp bemessen ist, kommen diese Menschen immer<br />

wieder in finanzielle Schwierigkeiten und den damit verbundenen<br />

Folgen, wie Mahnungen für Miete, Stromabschlag<br />

u. ä.. Sie sind in der Regel auch nicht in der Lage,<br />

Ansparungen zu machen, um einen außerordentlichen<br />

Bedarf zu decken, wie z. B. den Ersatz von Elektrogeräten<br />

oder Möbeln. Wenn zusätzlich Fehler in der Berechnung<br />

des Leistungsanspruches oder anderer Hilfen zu<br />

erkennen und zu korrigieren sind, kann es sehr schnell<br />

zu einer unverschuldeten existentiellen Notlage kommen.<br />

In solchen Situationen konnten wir auch hier die<br />

Klienten und Familien kurzfristig mit kleineren Beträgen<br />

aus der Karl-Herriger-Stiftung unterstützen.<br />

Für die ratsuchenden Menschen und für eine hilfreiche<br />

Soziale Beratung ist es wichtig, die Erreichbarkeit der<br />

Mitarbeiter des Jobcenters in Grevenbroich weiter zu<br />

verbessern. Es wäre wünschenswert eine Möglichkeit zu<br />

schaffen, sich Informationen zu bestimmten manchmal<br />

komplizierten Sachverhalten zu erfragen, aber auch im<br />

individuellen Fall für den Klienten über eine direkte Kontaktmöglichkeit<br />

eine Verbesserung zu erreichen. Die aktuellen<br />

Möglichkeiten (Kontakt über e-Mail) reichen oft<br />

nicht aus, bzw. verschlimmern durch die Wartezeit die<br />

häufig existentiell bedrohliche Lebenssituation des Klienten.<br />

Wohngebietsbetreuung „Miteinander-Füreinander“<br />

Im Rahmen des Projektes Wohngebietsbetreuung in Zusammenarbeit<br />

mit dem Bauverein Grevenbroich gab es<br />

im Jahr Einzeltermine mit 63 Mietern aus verschiedenen<br />

Wohnquartieren. Bei 53 Mietern reichten ein- bis zweimalige<br />

Kontakte zur Klärung aus; bei 6 Mietern mussten<br />

bis zu fünf Gespräche vereinbart werden und bei vier Bewohnern<br />

musste bis zu 14 Mal Kontakt hergestellt werden,<br />

um Probleme zu lösen oder zu besprechen.<br />

In den Einzelberatungen vor Ort in den Wohnungen der<br />

Mieter ging es um Klärung von Streitigkeiten und neue<br />

Vereinbarungen des Zusammenlebens. Ältere Mieter<br />

wurden an die Seniorenberatung weitervermittelt zur Beantragung<br />

und für unterstützende Hilfen.<br />

Im neuen Wohngebäude auf der Arndtstraße fanden im<br />

Jahr <strong>2012</strong> zwei Mietertreffen zur Förderung des Gemeinschaftslebens<br />

statt. Mit der Unterstützung der Fachkraft<br />

der Allgemeinen Sozialen Beratung bereiteten drei Mieterinnen<br />

des Wohnquartiers ein Herbstcafe und eine Adventsfeier<br />

vor, die von einem guten Drittel der Mieter besucht<br />

wurde.<br />

Auch in der Niermannstraße kam es im Mai <strong>2012</strong> zu einer<br />

Mieterversammlung. Es fand ein guter Austausch<br />

statt und es wurden Ideen zur Nutzung des Gemeinschaftsraums<br />

entwickelt.<br />

Am 30. Juni waren alle Familien, die eine Wohnung des<br />

Bauvereins bewohnen eingeladen, die Karl-May-Festspiele<br />

in Elspe im Sauerland zu besuchen.<br />

Karl-Herriger-Stiftung<br />

Wie im voranstehenden Text mehrmals erwähnt, kann<br />

mit Hilfe der Karl-Herriger-Stiftung in vielen Fällen aus<br />

Notlagen geholfen werden. Im Laufe des Jahres wurde<br />

62 Mal Beträge bis zu 200,- € an Hilfesuchende abgegeben.<br />

Zum Teil wurde das Geld ausgeliehen und Rückzahlungen<br />

vereinbart, so dass immer wieder das zurückfließende<br />

Geld aus weiteren Notlagen geholfen hat. Diese<br />

unbürokratische Verfahrensweise hat sich in den letzten<br />

Jahren sehr bewährt. Die Rückzahlungsmoral ist<br />

hoch und wird zusätzlich dadurch gesteigert, dass nur<br />

wer zurückzahlt oder den Willen dazu zeigt, auch später<br />

noch einmal Geld aus diesem Topf bekommen kann.<br />

17


18<br />

FreiwilligenAgentur Dormagen<br />

Ehrenamt ausüben und leben<br />

Dagmar Drossart<br />

FreiwilligenAgentur<br />

…“Ich möchte wissen“, sagte er vor sich hin, „was eigentlich<br />

in einem Buch los ist, solange es zu ist. Natürlich<br />

sind nur Buchstaben drin, die auf Papier gedruckt<br />

sind, aber trotzdem – irgendwas muss doch los sein,<br />

denn wenn ich es aufschlage, dann ist da auf einmal eine<br />

ganze Geschichte. Da sind Personen, die ich noch<br />

nicht kenne, und es gibt alle möglichen Abenteuer und<br />

Taten und Kämpfe – und manchmal ereignen sich Meeresstürme,<br />

oder man kommt in fremde Länder und Städte.<br />

Das ist doch alles irgendwie drin im Buch. Man muss<br />

es lesen, damit man’s erlebt, das ist klar. Aber drin ist es<br />

schon vorher. Ich möcht‘ wissen, wie?“<br />

(aus: Die unendliche Geschichte von Michael Ende)<br />

Diesen Text kann man auf dem Flyer zu „Dormagen liest<br />

vor“ einem Projekt der FreiwilligenAgentur Dormagen lesen.<br />

50 Menschen haben sich bereits für dieses Projekt<br />

erwärmen können, sind Vorleser in Altenheimen, Lesepaten<br />

in Kindereinrichtungen und Schulen. Einige wurden<br />

mittlerweile Lernförderer, was nicht ausbleibt, wenn<br />

kontinuierlich ein Schuljahr lang mit einem Kind gearbeitet<br />

wird. Die FreiwilligenAgentur unterstützt die Lesepaten<br />

durch Austauschforen und wie zu Beginn des Projekts<br />

vereinbart, fand im Herbst eine Fortbildung in der<br />

VHS zu Entwicklungsstadien, Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />

von Kindern statt, die von neun Lesepaten besucht<br />

wurde. Auch in diesem Jahr wird an dem Thema<br />

gemeinsam weitergearbeitet. Motivation und Strategien,<br />

Kinder für das Lesen zu begeistern, stehen in diesem<br />

Frühjahr auf dem Fortbildungsprogramm.<br />

Ein weiterer Arbeitstitel der FreiwilligenAgentur für ein<br />

Projekt lautet „ Miteinander der Generationen“. In Zusammenarbeit<br />

mit der Kinder- und Jugendeinrichtung<br />

Rübe, der Seniorenberatung und der FreiwilligenAgentur<br />

wurden mit Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements<br />

des Vereins Wohnpark Interessen Gemeinschaft<br />

e.V. Projekte und Ideen umgesetzt, die möglichst viele<br />

Generationen miteinander verbindet. Das Wordcafé zum<br />

Thema Arbeitswelt, Beruf und Freizeit fand mit Jugendlichen,<br />

Berufstätigen und Ruheständlern statt. Ziel war<br />

es, durch das gemeinsame Zusammentragen von Vorstellungen,<br />

Erwartungen und Erfahrungen den Jugendlichen<br />

für den Einstieg in die Berufswelt auf gleichberechtigter<br />

Gesprächsebene Informationen nahe zu bringen.<br />

Wie schon die Jahre davor, wurde auch wieder mit<br />

Kindern und Jugendlichen gebastelt und gewerkelt. Im<br />

Herbst war das Thema Winddrachen und im Advent wurden<br />

Friesenbäume zur dekorativen Weihnachtsbeleuchtung.<br />

Generationen finden sich auch während der Stadtranderholung<br />

in der Kinder- und Jugendeinrichtung zum<br />

gemeinsamen Tun zusammen. Engagierte Erwachsene<br />

sorgten wieder einmal ehrenamtlich für das leibliche<br />

Wohl der Kinder und trugen am Markttag durch ihren<br />

Einsatz zu einem reibungslosen Verlauf bei.<br />

Stetige Angebote der Agentur sind der Kulturbegleitdienst,<br />

die Koordination Ehrenamt zum Weihnachtsabend<br />

für Alleinlebende und die Teilnahme am Tag des<br />

Ehrenamts mit der Stadt Dormagen. In <strong>2012</strong> ehrte die<br />

Agentur Anne Schmitt von der Arbeiterwohlfahrt als engagierte<br />

Kooperationspartnerin bei verschiedenen Veranstaltungen,<br />

Bernward Abraham, unermüdlich enga-


giert in der Kinder- und Jugendarbeit und Johann Dudek<br />

für gelebte Nachbarschaftshilfe.<br />

In diesem Jahr wurden durch die Mitarbeiterinnen der<br />

Agentur 38 Frauen und 32 Männer in ein Ehrenamt vermittelt.<br />

29 Ehrenamtliche übernahmen als Erstvermittelte<br />

eine Aufgabe. 14 Ehrenamtliche waren unter 40 Jahren.<br />

Schüler und Studenten suchen vorwiegend einen Ausgleich<br />

zu Leistungsdruck und Lerninhalten, engagieren<br />

sich in sozialen oder umweltorientierten Bereichen.<br />

Die Planungen in 2013 sehen die Ausrichtung eines Regionaltreffens<br />

vor, die Organisation eines nochmaligen<br />

Wordcafés, die Begleitung der Lesepaten und die Unterstützung<br />

ehrenamtlichen Engagements in einem Seniorenbeirat<br />

für die Stadt Dormagen.<br />

Durch eine großzügige Spende des Lions-Clubs und der<br />

Kollekte des Einschulungsgottesdienstes in der Christuskirche<br />

kann in 2013 wieder der Dormagener Schulranzen<br />

durchgeführt werden.<br />

19


20<br />

Psychiatrische<br />

Hilfen


Kontakt- und Beratungsstelle SPZ Dormagen<br />

Qualität auf allen Ebenen<br />

Wiltrud Winzen<br />

Soziale Beratung<br />

Karl-Heinz Groß<br />

Kontaktstelle<br />

Seit 1993 leistet das Sozialpsychiatrische Zentrum Dormagen/Grevenbroich<br />

(SPZ) im südlichen Rhein-Kreis<br />

Neuss Hilfen in der Betreuung psychisch erkrankter Erwachsener.<br />

Dies geschieht durch die Kontakt- und Beratungsstelle<br />

in Dormagen, Knechtstedener Str. 20 und<br />

durch das Ambulant Betreute Wohnen (ABW).<br />

Alle, die in irgendeiner Weise mit psychischen Erkrankungen<br />

in Berührung kommen, können sich zunächst an<br />

unsere Kontakt- und Beratungsstelle wenden. Sie erfahren<br />

hier in Rat und Tat die gewünschte Unterstützung.<br />

Die Sozialpsychiatrische Arbeit in den Gemeinden wird<br />

vom Landschaftsverband Rheinland seit 1986 durch eine<br />

finanzielle Förderung der SPZ sichergestellt.<br />

In den letzten Jahren haben sich die SPZ im Rheinland<br />

im Rahmen einer intensiven Qualitätsentwicklung untereinander<br />

ausgetauscht. Nach einem gemeinsam entwickelten<br />

Kriterienkatalog fand in jedem SPZ eine gründliche<br />

Bestandsaufnahme statt. Im Vorfeld wurden Trägervertreter,<br />

Betroffene und Angehörige im Rahmen einer<br />

Fortbildungsveranstaltung durch den Landschaftsverband<br />

Rheinland in die Qualitätskriterien eingeführt.<br />

Auf diese Weise sollte gewährleistet sein, dass alle SPZ<br />

rheinlandweit nach den gleichen Kriterien beurteilt werden.<br />

Eine weitere Besonderheit des Prüfungsverfahrens<br />

ist, dass nicht die Behörde kontrolliert, sondern die geschulten<br />

Nutzer des SPZ und die hauptamtlichen SPZ-<br />

Mitarbeitenden besuchen sich gegenseitig und geben eine<br />

Bewertung ab.<br />

Schon im Selbstbewertungsprozess haben die ganz unterschiedlichen<br />

Sichtweisen zu spannenden Diskussionen<br />

geführt. Durch regelmäßige Treffen in unserem<br />

SPZ konnten die Hauptamtlichen feststellen, dass ein<br />

Perspektivenwechsel der Weiterentwicklung nicht im<br />

Wege steht. Hier ist besonders die überaus engagierte<br />

ehrenamtliche Mitarbeit der Besucher und der Angehörigen<br />

zu würdigen, die unermüdlich auf ihre Bedürfnisse<br />

aufmerksam gemacht haben und dadurch<br />

auch auf Schwachstellen hingewiesen haben. Dadurch<br />

ist klargeworden: wir brauchen das Erfahrungswissen<br />

der psychisch Kranken und deren Angehörigen!<br />

Sie sind aus eigenem Erleben, aus eigener<br />

Sicht und Anschauung und durch viele Begeg-<br />

nungen in Kliniken, Kontaktstellen und Selbsthilfegruppen<br />

eben auch Experten der Psychiatrie! So arbeiten<br />

wir auf Augenhöhe zusammen: Wir wollen nach Wegen<br />

suchen, die Erkrankten und Beeinträchtigten in unserer<br />

Mitte zu behalten. Wir brauchen sie wegen ihres großen<br />

Erfahrungsschatzes.<br />

Im Prozess der Qualitätsentwicklung der SPZ wird der<br />

Visitation ein hoher Stellenwert eingeräumt. Der Besuch<br />

dient dem Erfahrungsaustausch auf kollegialer Ebene<br />

unter fachlichen Aspekten. Auf der Basis der Selbstbewertung<br />

schaffen sich die Visitatoren vor Ort ein Bild<br />

über den Ist-Zustand und das Entwicklungspotential.<br />

Am 29.03.<strong>2012</strong> war es dann soweit: eine trialogisch zusammengesetzte,<br />

dreiköpfige Gruppe aus einem Mitarbeiter,<br />

einem Angehörigen und einem Psychiatrieerfahrenen<br />

eines anderen SPZ besuchte das SPZ in Dormagen.<br />

Die Visitatoren wurden durch die Räumlichkeiten<br />

geführt und hatten die Möglichkeit, im Rahmen eines<br />

von SPZ-Besuchern zubereiteten Mittagessens mit unterschiedlichen<br />

Nutzergruppen Kontakt aufzunehmen. In<br />

einem abschließend zusammengestellten Visitationsbericht<br />

wurden alle wesentlichen Aspekte des Besuchs und<br />

der Gespräche festgehalten. Die darin enthaltene Wiedergabe<br />

der Atmosphäre, die Einschätzung zum Stand<br />

der Umsetzung der Qualitätsbereiche sowie Empfehlungen<br />

zur Weiterentwicklung bescheinigten, dass sich<br />

„die sozialpsychiatrische Arbeit des SPZ Dormagen auf<br />

einem guten Niveau befindet“ und „in Teilbereichen auch<br />

noch genügend Entwicklungspotentiale bestehen“. Der<br />

abschließenden Bemerkung des Besucherkomitees<br />

„Grundsätzlich benötigt das SPZ Dormagen – wie alle<br />

SPZ im Rheinland auch – mehr personelle Ressourcen,<br />

um Inklusion zielgerichtet und effizient umzusetzen!“ ist<br />

von Seiten des SPZ Dormagen nichts hinzuzufügen.<br />

21


22<br />

IHP 3 Beratung<br />

Anbieterneutrale Erstberatung<br />

Margret Lahey<br />

IHP 3 Beratung<br />

Seit Mitte des Jahres 2011 ist der Rhein-Kreis Neuss<br />

Modellregion für die anbieterneutrale Erstberatung von<br />

leistungssuchenden Personen in der Eingliederungshilfe.<br />

In <strong>2012</strong> wurde das Projekt fortgeführt und endet am<br />

31.12.2013. Es wird vom Team um Professor Dr. Erich<br />

Weber, Universität Darmstadt, in Halbjahresintervallen<br />

evaluiert.<br />

Im Rhein-Kreis Neuss sind jeweils drei qualifizierte MitarbeiterInnen<br />

in drei Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen<br />

für geistig behinderte Menschen (Koko-<br />

be) und drei in Sozialpsychiatrischen Zentren für psychisch-<br />

und/oder suchterkrankte Menschen (SPZ) mit jeweils<br />

einem 0,5 Stellenanteil mit der Hilfeplanerstellung<br />

betraut.<br />

Als Träger eines SPZ wurde diese anbieterneutrale Erstberatung<br />

für psychisch erkrankte Menschen aus Grevenbroich,<br />

Dormagen und Rommerskirchen einer erfahrenen<br />

Mitarbeiterin aus dem Ambulant Betreuten Wohnen<br />

übertragen.<br />

Die Beratung und Hilfeplanerstellung findet entweder in<br />

den Räumlichkeiten von Kokobe und SPZ oder in der gewohnten<br />

Umgebung des Klienten statt. Das kann die eigene<br />

Wohnung, die Wohnung von Eltern oder Freunden,<br />

das Büro des Anbieters oder das Zimmer eines Fachkrankenhauses<br />

sein. Zur Unterstützung können Eltern,<br />

Freunde, gesetzliche Betreuer, Bezugsbetreuer der Anbieter<br />

etc. anwesend sein oder hinzugezogen werden.<br />

Die Beraterin des SPZ Dormagen/Rommerskirchen/Grevenbroich<br />

konnte über 50% der Gespräche aufsuchend<br />

führen. Für die Fahrten wurden ihr ein Dienstfahrzeug<br />

und ein Laptop mit Drucker zur Verfügung gestellt.<br />

Der Hilfeplan ist ein wichtiges Instrument der Bedarfsermittlung.<br />

Er soll den Hilfebedarf des Klienten für ambulant<br />

betreutes oder stationäres Wohnen ermitteln und in<br />

Fachleistungsstunden darstellen.<br />

Im Bereich der SPZ Dormagen/Rommerskirchen/Grevenbroich<br />

konnten 181 Hilfepläne erstellt werden. Die<br />

Zahl der reinen Beratungen, also der Informationsvermittlung<br />

von Kontaktdaten und der Hilfsangebote der<br />

Leistungsanbieter von BeWo im Kreisgebiet, waren mit 7<br />

Beratungsgesprächen sehr niedrig. Die meisten Antragsteller<br />

hatten bereits vorher mit einem Leistungsanbieter


Kontakt aufgenommen und kamen lediglich zur Hilfeplanerstellung.<br />

Die Zusammenarbeit mit den Anbietern der Region und<br />

den Klienten verlief, bis auf kleinere Unstimmigkeiten,<br />

durchweg zufriedenstellend. Nachdem Anfang des Jahres<br />

festgestellt wurde, dass die Anfragen zur Hilfeplanerstellung<br />

bei weitem höher waren, als die Kapazitäten der<br />

Mitarbeiter von Kokobe und SPZ ermöglichten, wurde<br />

das Antragsverfahren dahingehend novelliert, dass nur<br />

noch Erstanträge und der erste Folgeantrag von den Beratern<br />

erstellt werden sollten. Alle weiteren Folgeanträge<br />

sollten, wie vorher üblich, von den Leistungsanbietern<br />

oder Hilfesuchenden geschrieben werden. Dies brachte<br />

den Beratern kurzfristig Entlastung, gegen Ende des<br />

Jahres mussten die Anbieter jedoch aufgrund des hohen<br />

Antragvolumens, wieder längere Wartezeiten zur Erstellung<br />

des Hilfeplans in Kauf nehmen.<br />

Die vorgesehene Hilfeplanerstellung für stationäres<br />

Wohnen, die einrichtungsweise durchgeführt werden<br />

sollte, konnte im Arbeitsbereich der SPZ Neuss, Meerbusch,<br />

Dormagen/Rommerskirchen/Grevenbroich nur<br />

ansatzweise durchgeführt werden. Hier ist wieder das<br />

hohe Anfragevolumen für Ambulant Betreutes Wohnen<br />

Hauptursache der Stagnation, da diese vorrangig zu behandeln<br />

waren und dementsprechend zuerst bearbeitet<br />

werden mussten.<br />

Nun stellt sich für manchen die Frage, wie kommt es zu<br />

solch einer hohen Nachfrage nach ambulanten Hilfen?<br />

Gibt es heute mehr psychisch oder suchterkrankte Menschen<br />

als noch vor einigen Jahren? Dazu muss gesagt<br />

werden, dass sich das Bewusstsein der Menschen geändert<br />

hat: Wo vor ca. zehn Jahren noch verschwiegen<br />

wurde, dass jemand in psychiatrischer Behandlung war,<br />

um nicht als „verrückt“ abgestempelt zu werden, ist heute<br />

die Hemmschwelle geringer anderen mitzuteilen, dass<br />

eine psychische- oder Suchterkrankung vorliegt. Depressionen<br />

und Burnout bekamen z. B. nach dem Suizid<br />

von Norbert Enke einen anderen Stellenwert und rückten<br />

in den Focus des öffentlichen Interesses. Es war nicht<br />

mehr „schlimm“ psychisch krank zu sein. Dementsprechend<br />

werden die Hilfen, die den Erkrankten zur Verfügung<br />

stehen auch in höherem Maße nachgefragt und in<br />

Anspruch genommen.<br />

23


24<br />

Ambulant Betreutes<br />

Wohnen (ABW)<br />

Wiltrud Winzen<br />

Ambulant<br />

Betreutes Wohnen<br />

Das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) ist ein Hilfsangebot<br />

für psychisch kranke oder behinderte Menschen, damit<br />

sie in einer eigenen Wohnung leben können und ihre<br />

Selbstständigkeit erhalten bleibt oder verbessert wird.<br />

In der Regel werden die Leistungen als Eingliederungshilfe<br />

vom Landschaftsverband Rheinland bezahlt, nachdem<br />

der individuell notwendige Unterstützungsbedarf in<br />

einem Hilfeplan erfasst und genehmigt worden ist. Oberstes<br />

Ziel ist immer, die eigenen Stärken auszuschöpfen<br />

und Fähigkeiten zu verbessern, so dass Teilhabe in allen<br />

Bereichen des gesellschaftlichen Lebens möglich und<br />

professionelle Hilfe zunehmend entbehrlich wird.<br />

Der Weg dahin verlangt viel gegenseitiges Vertrauen,<br />

Kooperationsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Kritik-<br />

und Reflexionsfähigkeit und nicht zuletzt Geduld auf Seiten<br />

des Klienten und des Helfers.<br />

Im folgenden Fallbeispiel kann nachvollzogen werden,<br />

wie die Begleitung und Unterstützung durch die Fachkraft,<br />

begünstigende Bedingungen der Umwelt und nicht<br />

zuletzt der Wille zur Veränderung, die Klientin zu einer<br />

Stabilisierung und Steigerung ihrer Lebensqualität geführt<br />

hat.<br />

In der Regel bleiben die Klienten zwischen einem und<br />

fünf Jahren in der Betreuung. Beim chronischen Verlauf<br />

einer psychischen Erkrankung kann die Begleitung weit<br />

darüber hinaus gehen, wobei eine mehrjährige Begleitung<br />

nicht zwangsläufig auf einen langsamen Entwicklungsprozess<br />

hindeuten muss.<br />

Um einen positiven Verlauf zu gewährleisten, ist das Erreichen<br />

einer Vertrauensgrundlage zwischen dem Klienten<br />

und dem Betreuer bedeutend.<br />

Zu Beginn einer Betreuung werden mit Hilfe des Individuellen<br />

Hilfeplanes alle Ziele erarbeitet, die der Klient innerhalb<br />

eines Jahres erreichen möchte. Einen optimalen<br />

Verlauf zu erwirken, ist aus Sicht des Betreuers und<br />

der Betreuten mit viel Geduld verbunden. Rückschläge<br />

in fast allen Lebensbereichen sind zu erwarten.<br />

Wie es funktioniert bzw. wie sich der Prozess eines Betreuungsverhältnisses<br />

entwickeln kann, stellen wir anhand<br />

einer Klientin dar, welche sich sechs Jahre in der<br />

Betreuung befand.<br />

Frau B. wandte sich mit 18 Jahren, auf Anraten ihres gesetzlichen<br />

Betreuers, an das Ambulant Betreute Wohnen.<br />

Ihre Diagnose war: Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />

(ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität<br />

und Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen<br />

gekennzeichnet ist).<br />

Außerdem lagen aggressives Verhalten, posttraumatische<br />

Belastungsreaktionen (Reaktion auf eine einmalige<br />

oder fortgesetzte Belastung) und selbstverletzendes<br />

Zahlen und Fakten<br />

• 128 Personen (122 in 2011) wurden ambulant betreut<br />

• 100 Klienten kamen aus Grevenbroich u. Umgebung<br />

• 28 Klienten wurden von Dormagen aus begleitet<br />

• 37 Klienten konnten aus dem Betreuten Wohnen<br />

entlassen werden<br />

• 31 Menschen sind neu aufgenommen worden


Verhalten vor. Frau B. ist im Heim groß geworden, und<br />

sie hatte erst kürzlich ihre erste eigene Wohnung bezogen.<br />

Sie befand sich in einer Ausbildung.<br />

Schwierigkeiten zeigten sich in der Gefühlsregulation,<br />

die sich vornehmlich durch Gefühlsschwankungen<br />

zeigten. Sie „rastete“ verbal immer wieder aus. Dabei<br />

kam es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen<br />

zwischen ihr und ihrem Partner. Ihre Arme und Beine ritzte<br />

sie regelmäßig mit einer Rasierklinge. Dadurch kam<br />

es zu mehreren Aufenthalten in der Psychiatrie.<br />

Im ersten Jahr des Begleitprozesses, konzentrierte sich<br />

die Betreuung auf die regelmäßige, ambulante medizinische<br />

Behandlung. Parallel sollte ein geeigneter Verhaltenstherapieplatz<br />

gesucht werden, um dadurch zu gewährleisten,<br />

dass sie ihre Ausbildung abschließen konnte.<br />

Unterstützung und Hilfestellung benötigte die Klientin<br />

in vielen Alltagssituationen, vor allem im sozialen Bereich.<br />

Zum Beispiel bei der Abgrenzung in Krisensituationen<br />

innerhalb der Herkunftsfamilie oder bei partnerschaftlichen<br />

Problemen. Diese emotionsgebundenen<br />

Ausbrüche führten immer wieder zu Rückschlägen.<br />

Für die Betreuung der Klientin stand dem Bezugsbetreuer<br />

ein Jahreskontingent von 195 Stunden zur Verfügung,<br />

das sind durchschnittlich vier Betreuungsstunden<br />

in der Woche. Glücklicherweise zeigte sich die Betreute<br />

innerhalb der Termine sehr offen, zugänglich und<br />

zur Reflexion bereit. Es kam aber auch zu Kontaktabbrüchen<br />

und sie „tauchte“ über einen längeren Zeitraum<br />

ab. Durch den Bezugsbetreuer, der ihr kontinuierlich zur<br />

Seite stand und immer wieder den Kontakt herstellte, festigte<br />

sich das Betreuungsverhältnis bald, und sie wand-<br />

te sich auch in Krisen an ihn.<br />

Nach einem Jahr war viel erreicht. Sie hatte die Ausbildung<br />

abgeschlossen und konnte durch viel Training den<br />

Alltag besser strukturieren. Sie nutzte die Therapie weiterhin,<br />

um Erlerntes zu festigen.<br />

Auf Grund sehr belastender Ereignisse, gegen Ende des<br />

zweiten Jahres häuften sich ihre emotionalen Einbrüche<br />

wieder. Eine arbeitsstabilisierende Maßnahme des Jobcenters,<br />

die sie zu diesem Zeitpunkt absolvierte, brach<br />

sie ab. Die Auseinandersetzungen zwischen ihr und dem<br />

Partner eskalierten immer häufiger. Das hatte zur Folge,<br />

dass die Klientin mit dem Gesetz in Konflikt kam und sie<br />

sich vor einem Gericht verantworten musste. Sie trank<br />

und kiffte und war oftmals nicht erreichbar. Absprachen<br />

einzuhalten fiel ihr sehr schwer, und sie zog sich immer<br />

mehr zurück. Nach Rücksprache mit ihr und dem behandelnden<br />

Arzt, meldete sie sich in der Tagesklinik (Im Bereich<br />

der Psychiatrie sind Tageskliniken sozialtherapeutisch<br />

und teilweise auch psychotherapeutisch ausgerichtete<br />

Einrichtungen von Krankenhäusern, in denen Patienten<br />

tagsüber weiter betreut werden, wenn sie fähig<br />

sind, in der übrigen Zeit in der eigenen Wohnung zurechtzukommen.<br />

Zur Anwendung kommen diese zum einen<br />

zur Nachsorge nach stationärer Behandlung oder<br />

zur Vermeidung einer stationären Behandlung) an. Nach<br />

drei Monaten konnte durch das gruppentherapeutische<br />

Setting in der Tagesklinik eine Stabilisierung des Gefühlslebens<br />

erreicht werden. Während des ganzen Prozesses<br />

wurde die Klientin durch den Bezugsbetreuer begleitet<br />

und motiviert. Ängste wurden durch Gespräche reflektiert,<br />

und auch durch die gute Kooperation mit Ärzten,<br />

Therapeuten, dem gesetzlichen Betreuer und dem ABW,<br />

erreichte die Betreute wieder die nötige Stabilität.<br />

In den letzten Jahren bestanden die Ziele und Wünsche<br />

der Klientin darin, erlernte Fertigkeiten im Alltag umzusetzen<br />

und Klinikaufenthalte zu vermeiden. Ihre gewonnene<br />

Stabilität half ihr, besser mit emotionalen Krisen<br />

umzugehen und Gefühle besser zu regulieren.<br />

Im letzten Betreuungsjahr wurde das Stundenkontingent<br />

auf eine Fachleistungsstunde pro Woche reduziert.<br />

Ihren Alltag bekam sie immer besser und selbstständig<br />

bewältigt, und sie wandte sich nur noch selten hilfesuchend<br />

an den Bezugsbetreuer. Insbesondere Probleme<br />

innerhalb ihres sozialen Umfeldes kann sie durch Distanzierung,<br />

Ablenkung und Kommunikation sehr gut selber<br />

beeinflussen und bewältigen. Sie hält den Status Quo<br />

und eine langjährige Betreuung, mit sehr viele Höhen<br />

und Tiefen konnte erfolgreich beendet werden.<br />

25


Erftaue Service GmbH<br />

Rund 100 Mitarbeiter steigern erneut den Umsatz<br />

Karin<br />

Kremer-Schillings<br />

Betriebsleiterin<br />

Die Erftaue Service GmbH wurde im Jahr 2005 mit dem<br />

Ziel gegründet, Serviceleistungen vorrangig für die Tochtergesellschaften<br />

und Einrichtungen des Diakonischen<br />

Werkes im Rhein-Kreis Neuss zu erbringen.<br />

Zu diesem Zweck beschäftigt die Gesellschaft ca. 100<br />

Mitarbeiter, den überwiegenden Anteil davon in Teilzeit.<br />

Die Serviceleistungen werden im Wesentlichen<br />

durch den Betrieb einer Großküche und einer Wäscherei<br />

erbracht und dienen als Versorgungsbasis für die unter<br />

dem Dach des Diakonischen Werkes geführten Seniorenzentren<br />

und deren Bewohner sowie für die Kunden<br />

des Fahrbaren Mittagstisches. Mit elf Mitarbeitern in<br />

der zentralen Großküche werden täglich die Mahlzeitenkomponenten<br />

für bis zu 450 Personen hergestellt und in<br />

Großgebinden verteilt. Weitere Personen sind zuständig<br />

für den Transport der Mahlzeiten zu weiteren Standorten<br />

sowie für den Tischservice im Bewohnerrestaurant und<br />

in den Wohnbereichen.<br />

Mit der Zulassung des Küchenbetriebs als erste EU-<br />

Großküche im Rhein-Kreis Neuss konnte die Küchenmannschaft<br />

der Erftaue Service GmbH einen entscheidenden<br />

Erfolg verbuchen. Es handelt sich bei der Zertifizierung<br />

um ein Hygienepaket, nach dem Betriebe eine<br />

Zulassung brauchen, die tierische Produkte verarbeiten<br />

und mehr als ein Drittel des Angebotes außer Haus<br />

liefern. Die EU-Zulassungspflicht für Großküchen beinhaltet<br />

die Einhaltung strenger hygienischer Standards,<br />

wobei besonders Sauberkeit und Ordnung die zwei we-<br />

sentlichen Voraussetzungen für die Sicherheit der produzierten<br />

Lebensmittel darstellen.<br />

Der im Jahr 2011 modernisierte und vergrößerte Wäschereibetrieb<br />

versorgt alle Seniorenzentren einschließlich<br />

Mitarbeiter über den Standort Grevenbroich.<br />

Weiterhin betreibt die Servicegesellschaft an drei Standorten<br />

Cafeteriabetriebe, die in zunehmendem Maße von<br />

Bewohnern und deren Angehörigen, aber auch von Mitarbeitern<br />

und Stammgästen aus der Nachbarschaft der<br />

Seniorenzentren zur Mittagszeit und am Nachmittag besucht<br />

werden.<br />

Als weitere Geschäftsfelder der Erftaue Service GmbH<br />

haben sich der Hausmeisterservice und die Personalgestellung<br />

von Mitarbeitern im Verwaltungsbereich etabliert.<br />

Der Jahresumsatz der Servicegesellschaft lag im Jahr<br />

<strong>2012</strong> mit 2,9 Mio. € wiederholt über dem Vorjahresniveau.<br />

Die Umsatzsteigerung ist im Wesentlichen auf die<br />

Eröffnung des Demenzzentrums am Standort Korschenbroich<br />

mit bis zu 44 weiteren Bewohnerplätzen zurückzuführen.<br />

Für das Jahr 2013 sind in der Servicegesellschaft umfangreiche<br />

Modernisierungsinvestitionen in die Küchen-<br />

und Wäscherei-Technik geplant, um auch weiterhin den<br />

Einrichtungen des Diakonischen Werkes ein hohes Serviceniveau<br />

gewährleisten zu können.<br />

27


28<br />

Leben<br />

im Alter


Seniorenberatungsstellen<br />

Die Nachfrage wächst stetig<br />

Dagmar Drossart<br />

Beratung Dormagen<br />

Rosemarie Mörtzsch<br />

Beratung Jüchen/<br />

Korschenbroich<br />

Ein fast alltäglicher Fall. Ein Ehepaar, beide Partner<br />

sind über 80 Jahre alt. Der Ehemann ist nach<br />

einem Sturz pflegebedürftig. Bislang hat er seine<br />

an Demenz erkrankte Ehefrau noch betreuen können.<br />

Unterstützung von seiner Seite ist nun nicht mehr<br />

möglich. Die Haushaltshilfe wird von der Ehefrau als Folge<br />

der Demenz nicht geduldet. Wird das Bestreben der<br />

Ehefrau, den Ehemann pflegen zu wollen, von den Angehörigen<br />

in Frage gestellt, reagiert sie aggressiv. Die Seniorenberaterinnen<br />

haben als außenstehende Personen<br />

vielfach die Möglichkeit vermittelnd in ein Familiensystem<br />

einzuwirken, Bedürfnisse und Ressourcen abzufragen,<br />

Hilfsangebote zur Entlastung vorzustellen, ohne<br />

dass sich Familienmitglieder ausgeschlossen oder überfordert<br />

fühlen.<br />

Im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen sind<br />

sie erfahren, können von Situationen, die Aggressionen<br />

hervorrufen ablenken und Hilfen einrichten, die toleriert<br />

werden. Nicht immer wird es eine perfekte Lösung geben,<br />

zumal die in Frage kommenden Dienstleistungen,<br />

Pflege und Betreuungsdienste zur Mangelware werden,<br />

dennoch wirken Ideen und Impulse in die Familienbeziehungen<br />

hinein und führen in der Regel zu befriedigenden<br />

Ergebnissen für alle Beteiligten.<br />

Neben solch komplexen Fallmanagements stellte in beiden<br />

Seniorenberatungsstellen in Jüchen/Korschenbroich<br />

und Dormagen die leistungserschließende Beratung einen<br />

Schwerpunkt dar. Außer Anträgen, Stellungnahmen<br />

und Widersprüchen gehörte insbesondere auch die Beratung<br />

zu finanziellen Entlastungsmöglichkeiten der pflegenden<br />

Angehörigen zur Kernaufgabe der Beratungsstellen.<br />

Nach dem Pflegeneuausrichtungsgesetz haben<br />

Betroffene nun die Möglichkeit, Geldleistungen für ihre<br />

dementiell erkrankten Angehörigen zu beantragen sowie<br />

alle Geldleistungen in Betreuungsleistungen umzuwandeln,<br />

um so eine umfangreiche, entlastende Unterstützung<br />

bei der Betreuung ihrer Angehörigen zu erhalten.<br />

Beide Seniorenberaterinnen hielten Vorträge zu den<br />

Themenbereichen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.<br />

Zunehmend warben sie dafür, auch schon in<br />

jüngeren Jahren entsprechende Vorsorge zu treffen, da<br />

es hinsichtlich der Geschäfts- oder Einwilligungsfähigkeit<br />

krankheitsbedingt für diese Maßnahmen auch schon<br />

zu spät werden kann. Es fanden Vorträge im Matthäushof<br />

für Bewohner und Mitglieder der Frauenhilfe, in der<br />

Buchhandlung Seitenweise, der Arbeiterwohlfahrt und<br />

vor der Selbsthilfegruppe Angst und Depression statt.<br />

In der Beratung in Jüchen/Korschenbroich war die Be-<br />

29


30<br />

ratung bei Demenz und bei notwendig werdender Pflege<br />

ein weiterer Schwerpunkt. Als hilfreich erwies sich die<br />

enge Zusammenarbeit und gute Vernetzung zur <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation.<br />

Die von der Beraterin in Dormagen initiierten Projekte<br />

Seniorenkino und das Miteinander der Generationen,<br />

Zahlen und Fakten<br />

Die Seniorenberatung<br />

in Dormagen und Jüchen/Korschenbroich:<br />

Es fanden 467 Kontakte statt,<br />

davon nahmen 61 Institutionen<br />

mit den Beraterinnen Kontakt auf.<br />

476 Menschen wurden beraten,<br />

davon 240 Frauen und<br />

136 Männer.<br />

Während in Jüchen sich mehr Angehörige,<br />

28 Betroffene und<br />

47 Angehörige,<br />

an die Beratungsstelle wandten, waren es<br />

in Dormagen mehr die Betroffenen selbst.<br />

152 Betroffene und<br />

71 Angehörige.<br />

Die Altersgruppe der<br />

81-90-jährigen fragt am<br />

meisten um Rat.<br />

Es zeigte sich, dass überwiegend Alleinlebende<br />

die Beratung suchen. Aus den Kontakten ergaben<br />

sich 1609 Folgekontakte,<br />

wovon 232 auf Hausbesuche entfielen.<br />

dieses Jahr standen Winddrachen basteln und Adventlichter<br />

gestalten auf dem gemeinsamen Programm von<br />

Jung und Alt, haben sich etabliert und sind fester Bestandteil<br />

der Jahresplanung geworden. Weitere wichtige<br />

Projekt in <strong>2012</strong> waren zum einen „Wir für Horrem“<br />

und die Durchführung eines Demenzparcours in der Rathausgalerie.<br />

Die Seniorenberaterin der <strong>Diakonie</strong> arbeitete<br />

mit an dem Konzept für die Initiative „Wir für Horrem“<br />

des Gesundheitsforums Dormagen e. V.. Ziel ist<br />

es, einfachste Hilfestellungen zu vermitteln, um vereinsamten<br />

Menschen Mut zu machen, nach Unterstützung<br />

zu fragen und sich dem Gemeinwesen zu öffnen. Nach<br />

einem ersten Resümee wird das Angebot durchaus rege<br />

angefragt, leider ist es noch nicht gelungen, diese Zielgruppe<br />

zu erreichen. Die Arbeitsgruppe wird in 2013 eine<br />

Briefaktion durchführen, um auf dieses Angebot aufmerksam<br />

zu machen.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Seniorenforum Dormagen<br />

organisierte und betreute die Mitarbeiterin den Demenzparcours<br />

der Evangelischen Stiftung Tannenhof. Vorbereitet<br />

durch eine Visitation während der Demenzwoche<br />

in Köln wurde interessierten Besuchern in der Rathausgalerie<br />

in Dormagen demonstriert, wie komplex alltägliche<br />

Handhabungen sein können, und wie schon kleine<br />

Veränderungen in Erstaunen bis hin zu Verzweiflung<br />

führen können. So wurde erlebbar, wie sich ein an Demenz<br />

erkrankter Mensch fühlt, wenn ihm sein Gehirn die<br />

gewohnte Übung versagt. Die Resonanz der Interessierten<br />

auf die ungewöhnliche Herausforderung war ausgesprochen<br />

gut und das Fazit des Seniorenforums hieß:<br />

Wiederholung.<br />

Ein ganz persönliches Highlight für die Mitarbeiterin der<br />

Seniorenberatung war ein Liveauftritt in „Daheim und<br />

Unterwegs“ des WDR-Fernsehens. Bürokratie und deren<br />

Sprache insbesondere auf Anträgen, Anweisungen<br />

und Erklärungen war das Thema. Das tägliche Brot der<br />

Beratungsstellen! und ein Thema, von dem sich Verantwortliche<br />

angesprochen fühlen sollten.


32<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestationen<br />

<strong>2012</strong> stand im Zeichen der Konsolidierung<br />

Heribert<br />

Lehnacker<br />

Ambulante Pflege<br />

<strong>2012</strong> in Schlagworten: Erfolgreiche Weiterentwicklung<br />

der Strukturänderungen – Wegfall der Zivildienstleistenden<br />

– hervorragende MDK-Prüfungen<br />

– Entgelte decken die höheren Kosten nicht mehr<br />

ab – Personalsituation weiterhin teilweise stark angespannt<br />

– Ausbildungskapazitäten werden erhöht,<br />

schwierige Verhandlungen mit den Kranken- und<br />

Pflegekassen<br />

Im Jahr <strong>2012</strong> stand die Konsolidierung der bereits 2011<br />

begonnen Neu- und Umstrukturierung im Vordergrund.<br />

Die Übernahme von administrativen Aufgaben der Verwaltungskräfte<br />

und somit die zeitliche Entlastung der<br />

Pflegedienstleitungen hat sich gut bewährt. Vermehrt<br />

konnten deshalb Mitarbeitergespräche und -beurteilungen<br />

sowie Pflegevisiten bei den Kunden durchgeführt<br />

werden. Auch der Telefondienst verlagerte sich überwiegend<br />

von den Leitungen zu den Verwaltungskräften.<br />

Der Wegfall des bundesweiten Zivildienstes hat zu den<br />

befürchteten Einschnitten in die niedrigschwellige Versorgungsstruktur<br />

für die Pflegekunden geführt. Das persönliche<br />

Gespräch, die kleine Runde um den Häuser-<br />

Stand: 31. 12. <strong>2012</strong><br />

block, das vertraute Vorlesen aus der Zeitung – all diese<br />

liebgewonnen Dienste konnten nur noch sporadisch<br />

angeboten und manche Leistung muss nun bezahlt werden.<br />

Die Übernahme dieser Dienste in die Bereiche der<br />

Hauwirtschaft und Betreuung konnte einiges an Zeit abfedern,<br />

aber da wir nur 1/3 der bisherigen Zivildienststellen<br />

durch Bundesfreiwillige und MitarbeiterInnen im Freiwilligen<br />

Sozialen Jahr ersetzen konnten, klafft weiterhin<br />

eine große Lücke zwischen Nachfrage und Angebot.<br />

In der EDV wurden die bisher getrennten Datenbanken<br />

der drei Stationen zusammengefasst und nun kann die<br />

Eingabe und Auswertung von Daten schneller, übersichtlicher<br />

und kostengünstiger erfolgen. Der Kauf eines Auswertungsmoduls<br />

unsere Betriebssoftware führt in Zukunft<br />

zu einer umfangreichen und aussagekräftigen Darstellung<br />

der wichtigsten Kennzahlen, die ein Steuern<br />

sehr zeitnah ermöglichen.<br />

Die Ausgliederung des Fahrbaren Mittagstisches in Grevenbroich<br />

in eine eigenständig operierende Versorgungseinheit<br />

hat sich bewährt, auch wenn die ein oder<br />

andere Feinabstimmung noch verbessert werden muss.<br />

Die MDK-Prüfungen der drei Stationen waren durch eine


sehr ruhige und professionelle Arbeitsweise geprägt. Wir<br />

sind mit den überdurchschnittlichen Bewertungen der<br />

Transparenzberichte sehr zufrieden.<br />

Die durchschnittliche Versorgungszeit der Kunden hat in<br />

den letzen Jahren kontinuierlich abgenommen. Manchmal<br />

werden Versorgungen nur wenige Tage in Anspruch<br />

genommen. Dann steht der große Arbeitsaufwand zu<br />

Beginn einer Versorgung (Verträge, Visiten, Pflegedokumentation,<br />

evtl. Einarbeitung usw.) in keinem Verhältnis<br />

zu den erwirtschafteten Erträgen.<br />

Da wir in den letzten Jahren immer wieder bei der Rückgabe<br />

der Leasing-Fahrzeuge unangenehme finanzielle<br />

Überraschungen erlebten, wurde ab Mitte des Jahres<br />

begonnen, die Autos wieder zu kaufen. Ganz generell<br />

haben sich unsere Fahrzeuge der Marke Ford Ka sehr<br />

bewährt und der Fuhrpark wird dementsprechend nach<br />

und nach umgestellt. Im kommenden Jahr steht dann die<br />

Neustrukturierung des Fuhrparkmanagements an.<br />

Die im Oktober 2011 erfolgte Kündigung der Entgelte<br />

zum 31. 01. <strong>2012</strong> im Bereich der Grundpflege hat bis<br />

heute noch zu keinem neuen Vertragsabschluss geführt.<br />

Obwohl wir bereit waren sehr dezidierte und aussagefähige<br />

Unterlagen beizubringen, werden von Seiten der<br />

Pflegekassen immer wieder neue und kaum einbringbare<br />

Unterlagen angefordert. Der Zusammenhang zwischen<br />

den individuell aushandelbaren Erhöhungen der<br />

Preise und dem seit dem 01. 01. 2013 bundesweit zu<br />

verhandelnden Stundenentgelte für die Pflege wird von<br />

den Kassen ausdrücklich erwünscht.<br />

Im Bereich der Körperpflege bieten die Kassen ein Stundenentgelt<br />

von 29,88 € an. Damit müssen die Personal-<br />

und Fuhrparkkosten, die Mieten, Versicherungen, Abgaben,<br />

EDV, Overhead usw. abgedeckt werden. Wir benötigen<br />

jedoch für eine Kostendeckung in der Grundpflege<br />

einen Satz von ca. 53,00 €. Damit liegen wir z.B. noch<br />

weit unterhalb der KFZ Entgelte von 85,00 – 105,00 €<br />

pro Arbeitsstunde. Noch schlimmer wird es in den Bereichen<br />

von Betreuung und Hauswirtschaft. Das letzte<br />

Angebot lag bei 16,20 € pro Stunde. Die realen Kosten<br />

liegen jedoch bei ca. 48,00 €. Somit werden sich wohl<br />

Schiedsstellen und Gerichte mit der Angelegenheit auseinandersetzen<br />

müssen.<br />

Die im Sommer verhandelten geringen Steigerungen der<br />

Entgelte im Bereich der Behandlungspflege werden zum<br />

01. 01. 2013 gleich wieder abgesenkt. Dieser Versorgungsvertrag<br />

wird von unserem Spitzenverband gerichtlich<br />

geprüft.<br />

Auch die Verhandlungen im Bereich der Spezialisierten<br />

Ambulanten Palliativ Pflege (SAPV) kommen nicht voran,<br />

da die vertraglichen und gesetzlichen Vorgaben der<br />

Kassen mit der Pflegewirklichkeit nicht immer in Einklang<br />

zu bringen sind.<br />

Im Bereich der Weiterbildung stand in diesem Jahr die<br />

Aufnahme eines Palliativ-Grundkurses von acht Mitarbeiterinnen<br />

der <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen im Vordergrund.<br />

Besonders schön ist auch, dass drei weitere Kolleginnen<br />

aus dem stationären Bereich (Albert-Schweitzer-Haus)<br />

daran teilnehmen und somit eine sektorenübergreifende<br />

Zusammenarbeit sichtbar wird. Zum Ende<br />

des Jahres sind die Leitungskräfte, aber auch alle Mitarbeiterinnen,<br />

über die neuen Versorgungs- und Entgeltmodelle<br />

nach dem neuen Pflegeneuausrichtungsgesetz<br />

(PNG) geschult worden. Für die Angehörigen gab es in<br />

allen fünf Standorten die Chance, über Vorträge und Broschüren<br />

ebenfalls die neuesten Informationen über die<br />

neuen Rechte und Möglichkeiten zu erhalten.<br />

Durch die Einführung der Altenpflegeausbildungsumlage<br />

sind zwar Mehrbelastungen auf die drei Pflegestationen<br />

zugekommen, aber wir können nun unsere eigenen Auszubildenden<br />

der Altenpflege gegenfinanziert bekommen.<br />

Zum Jahresende haben wir nun vier Azubis in den Stationen.<br />

2013 werden weitere zwei oder drei neue Auszubildende<br />

beginnen. Damit leisten wir unseren Anteil zur<br />

Verringerung des Fachkräfteanteils in der Pflege.<br />

33


34<br />

<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />

Grevenbroich / Rommerskirchen<br />

Die Personalsituation war, wie in den vergangenen Jahren<br />

auch, sehr angespannt. Leider konnten nicht alle<br />

Neueinstellungen fest übernommen werden, so dass<br />

der Personalmangel über das ganze Jahr hinweg zum<br />

Tragen kam. Einige Mitarbeiter aus den beiden anderen<br />

Pflegestationen wurden auch dieses Jahr für mehrere<br />

Wochen umgesetzt. Anfragen bei diversen Leiharbeitsfirmen<br />

über die Bereitstellung von examiniertem Fremdpersonal<br />

wurden leider immer negativ beschieden. Die<br />

erfolgreiche Wiedereingliederung einer Mitarbeiterin zum<br />

Ende des Jahres brachte eine gewisse Entspannung mit<br />

sich und zwei examinierte Kolleginnen in der Elternzeit<br />

sind mit einem geringen Stundenumfang wieder in die<br />

Arbeit eingestiegen. Unsere Auszubildende hat die Lehre<br />

mit einer glatten 1 abgeschlossen, sich aber entschieden<br />

weiter auf die Uni zu gehen. Wir wünschen ihr für<br />

den weiteren Weg viel Erfolg. Im Mai fing eine neue zukünftige<br />

Altenpflegefachkraft die Ausbildung bei uns an,<br />

die wir aus dem stationären Bereich übernahmen.<br />

Die Aus- und Weiterbildung hat sich, neben der Palliativ<br />

Care, auf interne Felder wie Pflegedokumentation, Fallbeispiele,<br />

Medikamentengabe sowie Infusionsgrundlagen<br />

bezogen.<br />

Die Anzahl der Versorgten in der Pflege nahm in diesem<br />

Jahr stark zu, obwohl wir am Rande unserer Versorgungskapazitäten<br />

ankamen. Ebenso stark zugenommen<br />

haben Anfragen aus den niedrigschwelligen Bereichen<br />

der Betreuungen, Hauswirtschaft und Besuchsdienste.<br />

Wir konnten dort alle Kundenwünsche umsetzen,<br />

da wir in dem Bereich Personal aufgestockt haben.<br />

In unseren beiden Häusern mit Betreutem Wohnen haben<br />

sich die Bewohner gut eingelebt, jedoch war die<br />

Fluktationsrate höher als in den Jahren zuvor. Nach und<br />

nach müssen doch einige Mieter in den stationären Pflegebereich<br />

aufgenommen werden, oder sie versterben in<br />

der häuslichen Umgebung.<br />

Im Frühjahr stand die Prüfung des Medizinischen Dienstes<br />

der Krankenversicherungen an, die sehr viel besser<br />

verlief als die des vorherigen Jahres. Wir sind mit der<br />

Benotung von 1,1 sehr zufrieden.<br />

Der Fahrbare Mittagstisch<br />

konnte weiter ausgebaut<br />

werden, obwohl wir die<br />

Preise zum Jahresanfang<br />

an die verteuerten Lebensmittelpreise<br />

anpassen<br />

mussten. Mit der begonnen<br />

Fuhrparkerneuerung<br />

stehen uns nun hochwertige,<br />

zuverlässige und kostensparende<br />

Fahrzeuge<br />

zur Verfügung.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung<br />

entsprach genau<br />

unseren Prognosen<br />

und wir sind mit dem Gesamtergebnis<br />

gerade im 2.<br />

Halbjahr sehr zufrieden.


<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />

Dormagen<br />

Das Leitungsteam um Sandra Effertz als Pflegedienstleitung<br />

bewährte sich wie in den Jahren zuvor. Durch die<br />

Einstellung von mehreren Mitarbeiterinnen entspannte<br />

sich die Personalsituation und die Versorgung der Pflegekunden<br />

konnte optimiert werden. Leider konnte nur eine<br />

der auslaufenden Zivildienststellen durch einen entsprechenden<br />

Bewerber des Bundesfreiwilligen Dienstes<br />

ersetzt werden. Die MDK Prüfung im Oktober war sehr<br />

gut laufen und die Station konnte das Ergebnis des Vorjahres<br />

mit 1,1 fast halten.<br />

Im Dezember fing auch in Dormagen wieder eine Auszubildende<br />

in der Altenpflege an, sie hatte vorher schon<br />

einige Monate hospitiert und bewiesen, dass sie für den<br />

Beruf geeignet ist.<br />

In der Weiterbildung stand ganz klar die Qualifikation zur<br />

Palliativ-Care-Pflegefachkraft im Vordergrund. Fünf Mitarbeiterinnen<br />

begannen den Kurs. Zusammen mit den<br />

anderen Pflegestationen und dem Albert-Schweitzer-<br />

Haus stehen zukünftig dem Diakonischen Werk weitere<br />

elf Fachkräfte zur Verfügung. Die weiteren Fortbildungen<br />

betrafen die Bereiche Medikamentengabe, Infusionen,<br />

Portversorgung, Pflegeplanung und Kompressionstherapien.<br />

Die Zahl der Pflegekunden, der Umsatz und die Einsätze<br />

in der Behandlungspflege stiegen ab März signifikant<br />

an. Alle Anfragen konnten im Pflegebereich abgedeckt<br />

werden. Im Bereich der hauswirtschaftlichen Versorgung<br />

konnten aufgrund von personellen Engpässen nicht alle<br />

Kundenwünsche erfüllt werden.<br />

Erfreulicherweise lag die wirtschaftliche Gesamtentwicklung<br />

über den geplanten Zahlen - besonders im 2.<br />

Halbjahr gab es spürbare Mehreinnahmen und Versorgungen.<br />

„Die Weiterbildung zur<br />

Palliativ-Care-Pflegefachkraft<br />

stand im Vordergrund.“<br />

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36<br />

<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />

Jüchen / Korschenbroich<br />

Die Personalsituation war in diesem Jahr, bis auf wenige<br />

Wochen, entspannter als in den Jahren zuvor. Die<br />

Krankheitsquote lag weit unter der der vergangenen beiden<br />

Jahre. Trotzdem konnte ein Teil der vermehrten Einsätze<br />

nur durch den Aufbau von einigen Mehrarbeitsstunden<br />

ausgeglichen werden.<br />

Auch in dieser Pflegestation ging eine Mitarbeiterin in<br />

die Palliativweiterbildung nach Dormagen. Der Fort- und<br />

Weiterbildungsbereich war auch auf eher interne Gebiete<br />

beschränkt. So wurden Kurse über Medikamentengabe,<br />

Kompressionstherapien, Portversorgung und Pflegeplanung<br />

angeboten.<br />

Der in diesem Jahr geplante Umzug in neue Räumlichkeiten<br />

wurde verschoben. Zur Zeit ist es gar nicht so einfach,<br />

in Jüchen geeignete und bezahlbare Büroräumlichen<br />

zu finden, die auch noch zentral gelegen und mit<br />

einem großen Parkplatz ausgestattet sind.<br />

Die Zahl der Pflegekunden stieg auch <strong>2012</strong> weiter an.<br />

Auffällig ist dabei, dass die Zahl der Kunden mit Behandlungspflegen<br />

überproportional anstieg. Die Nachfrage in<br />

den Bereichen Hauswirtschaft und Betreuung war weiterhin<br />

hoch und dieses Jahr konnte sie dank Stundenaufstockungen<br />

und Personaleinstellungen auch abgedeckt<br />

werden.<br />

Kurz nach der Prüfung in Grevenbroich bestätigte der<br />

MDK auch in Jüchen das sehr gute Vorjahresergebnis<br />

von 1,2.<br />

Mit dem dienstältesten Mitarbeiter im Bundesfreiwilligen<br />

Dienst im Rheinland, Dieter Fink, haben wir einen Menschen<br />

in unserer Organisation, der sehr umsichtig, mitdenkend<br />

und äußerst zuverlässig die kleinen Aufgaben<br />

für die Kunden und Mitarbeitenden übernimmt. Bei Menschen<br />

wie ihm wird es ganz deutlich, dass sinnvolle, soziale<br />

und freiwillige Aufgaben auch noch in höherem Alter<br />

gut zu meistern sind und eben gerade die Vorteile<br />

wie Lebenserfahrung, Geduld, Übersicht und Achtsamkeit<br />

gut zum Tragen kommen.<br />

Unsere Auszubildende, Dagmar Schmitz, konnte mit<br />

einem sehr guten Ergebnis die Prüfung abschließen und<br />

wurde gerne in das Pflegeteam als neue Mitarbeiterin<br />

aufgenommen. Zwei weitere Frauen haben in diesem<br />

Jahr die Ausbildung in Jüchen begonnen. Hierbei haben<br />

wir uns als sehr flexibel und kurz entschlossen gezeigt –<br />

zwischen Bewerbung und Ausbildungsbeginn lagen einmal<br />

nur zehn Tage.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung verlief positiver als im<br />

Budget geplant.


Palliativ-Fachpflegedienst<br />

Rhein-Kreis Neuss<br />

Das Palliativ-Team in Dormagen, dass für das gesamte<br />

Einzugsgebiet des Diakonischen Werkes im Rhein-Kreis<br />

Neuss zuständig ist, konnte seine Aufgaben sehr gut<br />

wahrnehmen.<br />

Der Fachpflegedienst freut sich auf weitere acht, gut fortgebildete<br />

Palliativ-Care-Kräfte, die im September mit der<br />

Weiterbildung begonnen haben. Durch die breite Aufstellung<br />

in allen fünf Standorten ist die flächendeckende<br />

Versorgung von Sterbenden zu Hause gut gewährleistet.<br />

Leider gibt es immer noch keine verbindliche vertragliche<br />

Regelung mit den Krankenkassen über die Struktur, das<br />

Entgeltsystem und das Zusammenwirken der einzelnen<br />

beteiligten Organe. Die betroffenen Menschen und deren<br />

An- und Zugehörige merken aber in keiner Weise etwas<br />

von der etwas vertrackten Situation.<br />

Sie werden pflegerisch, medizinische und sozial optimal<br />

versorgt. Das sehr gut funktionierende Palliativ-Netzwerk<br />

mit den behandelnden Ärzten und Pflegefachkräften,<br />

der Sonnen-Apotheke, den Koordinatoren der Hospizbewegung<br />

sowie den handelnden Personen aus dem<br />

Kreiskrankenhaus Dormagen machen eine lückenlose<br />

Versorgung möglich.<br />

37


38<br />

Ambulante Pflege<br />

Zukunftsvisionen<br />

In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird die bisher<br />

schon vorrangig angesehene ambulante Versorgung von<br />

Menschen in ihrem Zuhause im Mittelpunkt der Pflegelandschaft<br />

stehen. Es wird weiterhin die klassische ambulante<br />

Pflege von Menschen in deren altem Wohnumfeld<br />

geben. Aber eine Vielzahl an zusätzlichen kleineren<br />

und niedrigschwelligen Dienstleistungen wird das bisherige<br />

Portfolio erweitern. Neu hinzukommen werden kleine<br />

Handreichungen bei der Alltagsbeschäftigung, der<br />

Lebens- und Haushaltsführung, dem Gestalten von Freizeit-<br />

und Sportaktivitäten, der Begleitung von kulturellen<br />

und gesellschaftlichen Erlebnissen wie Sportfeste,<br />

Kino- und Theaterbesuche. Diese Leistungen können<br />

aus Kostengründen nicht von ausgebildeten Fachkräften<br />

durchgeführt werden, sondern hier sind Menschen mit<br />

Einfühlungsvermögen, Zuverlässig- und Achtsamkeit,<br />

gesundem Menschenverstand und Hilfsbereitschaft gefragt.<br />

Dies können festangestellte Hauswirtschafts- und<br />

Betreuungskräfte sein aber auf jeden Fall auch Ehrenamtliche,<br />

Nachbarn, Kolleginnen, Kameradinnen.<br />

Denn der jetzt schon vorgezeichnete Weg geht dahin,<br />

das Zusammenleben in Straßenzügen, Dorfgemeinschaften,<br />

Stadtteilen oder Wohnanlagen zu stärken, ein<br />

Gespür für den Anderen in der unmittelbarer Umgebung<br />

zu entwickeln – und das nicht nur in Bezug auf alte und<br />

kranke Menschen, sondern bezogen auf alle Mitmenschen.<br />

Unter dem Schlagwort Quartiersarbeit wird dieses<br />

Konzept bundesweit zu einer spürbaren Verbesserung<br />

der häuslichen Versorgung führen. Wir werden aufeinander<br />

achtgeben und ein altmodisches aber trotzdem<br />

topmodernes Wort Fürsorge für einander tragen.<br />

Auf Grund der demographischen Entwicklung wird aber<br />

die klassische häusliche Versorgung immer weniger<br />

durchzuführen sein, sondern es wird Wohnmischformen<br />

geben, die neben der stationären Unterbringung in Hei-


men und der Pflege in dem alten Wohnumfeld angesiedelt<br />

sind.<br />

Ein immer größeres Angebot an betreutem Wohnen mit<br />

unterschiedlichen Serviceleistungen wird jetzt schon<br />

aufgebaut. Dabei steht das weitgehend selbstständige<br />

Leben in neuer, aber eben normaler Wohnung im Vordergrund<br />

– bei Bedarf kann aber zusätzliche Unterstützung<br />

aus einer Hand angeboten oder vermittelt werden.<br />

Die <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss betreut bereits drei<br />

Wohnanlagen, teils in Kooperation mit örtlichen Bauträgern.<br />

Immer mehr Menschen benötigen jedoch mehr körperliche<br />

oder soziale Unterstützung in der Gestaltung ihres<br />

Alltags, was zusätzliche Aufsicht, Versorgung, Pflege<br />

und Betreuung rund um die Uhr notwendig machen. Ein<br />

viel versprechendes Modell ist dabei eine Wohngruppe<br />

von Menschen, die dort sicher und sehr selbstbestimmt<br />

bis zum Lebensende leben und auch sterben können.<br />

Die ersten bundes- und landesweiten Gesetze sind bereits<br />

in Kraft getreten, um diese Wohnform stärker in den<br />

Fokus der Lebensmöglichkeiten im Alter zu rücken. Leider<br />

ist aber eine finanzielle Absicherung nicht gegeben.<br />

Deshalb tun sich Anbieter noch schwer, auf diesem Feld<br />

die Kapazitäten auszubauen.<br />

Eine weitere Möglichkeit, sich ein gutes und selbstständiges<br />

Leben im Alter zu erfüllen, sind Mehrgeneratio-<br />

nenhäuser, in denen junge und alte Bewohner, Familien,<br />

Ehepaare und Singles zusammen wohnen und auch gegenseitige<br />

Hilfen anbieten. So passt das ältere Ehepaar<br />

auf die kleinen Kinder der Nachbarin auf und diese erledigt<br />

dafür den Einkauf oder hilft bei der Korrespondenz<br />

mit Behörde und Ämtern. Dabei ist für alle Beteiligten ein<br />

hohes Maß an Toleranz und Rücksichtnahme gefordert.<br />

Alle diese neuen und vorrangig gewünschten Wohnformen<br />

haben eines gemeinsam: „Sie kosten der Allgemeinheit<br />

und jedem Einzelnen mehr Geld als bisher eingebracht<br />

wird“. Wir alle müssen uns entscheiden, ob wir<br />

das offensichtlich vorhandene Geld in Wirtschaft, Banken,<br />

Infrastruktur, Bildung, Energie und Aufbauleistungen<br />

oder nicht doch auch in eine sehr gute pflegerische und<br />

soziale Versorgung unserer Eltern, Großeltern und letztendlich<br />

uns selbst investieren wollen.<br />

Solange Politik, Kranken- und Pflegekassen glauben,<br />

durch Qualitätsabsenkungen, Sparrunden, bürokratischem<br />

Zusatzballast und Kontrollwahnsinn dem bestehenden<br />

Pflegenotstand zu begegnen, solange brauchen<br />

wir engagierte Bürger, Angehörige, Versicherte, Patienten,<br />

Ehrenamtliche und „Wutbürger“ die diesen Vorschlägen<br />

entschieden entgegentreten. Die <strong>Diakonie</strong>-<br />

Pflegestationen werden gemeinsam mit diesen Menschen<br />

alles versuchen, um eine menschenwürdige, dauerhafte,<br />

sichere und qualitativ hochwertige Versorgung<br />

aller Mitbürger im Rhein-Kreis Neuss zu gewährleisten.<br />

39


40<br />

Albert-Schweitzer-Haus<br />

Zum Wohl der Bewohner ...<br />

Ines Netzer<br />

Einrichtungsleiterin<br />

Qualitäts- und Risikomanagement der Arzneimittelversorgung<br />

Ältere Menschen leiden oft unter mehreren Krankheiten<br />

gleichzeitig. Die Bewohner des Albert-Schweitzer-Hauses<br />

bilden da keine Ausnahme: Auch sie plagen<br />

sich mit Beschwerden verschiedenster Art und müssen<br />

sie mit entsprechenden Medikamenten bekämpfen. Jede<br />

Medizin für sich hat Nebenwirkungen, die dann in der<br />

Summe zu neuen Beeinträchtigungen führen können.<br />

Dieser Gefahren sind sich die Mitarbeiter unseres<br />

Hauses bewusst. Deshalb haben sie sich gerne an einer<br />

von der Apothekerkammer Nordrhein initiierten Untersuchung<br />

der Arzneimittelversorgung beteiligt, in der die<br />

behandelnden Ärzte, die Apotheker und die Pflegefachkräfte<br />

mit betroffenen und zur Zusammenarbeit bereiten<br />

Hausbewohnern die jeweilige Medikamentierung auf ihre<br />

Verträglichkeit hin überprüften.<br />

In der Zeit von Juli bis Oktober <strong>2012</strong> wurden im Albert-<br />

Schweitzer-Haus sechs Nebenwirkungen an vier Heimbewohnern<br />

betrachtet. Beispielsweise kam es bei drei<br />

Bewohnern nach der Einnahme von Blutdruckmitteln zu<br />

sogenannten ‚Gangstörungen’. Bei einem Bewohner verursachten<br />

die eingenommenen Medikamente allergische<br />

Hautreaktionen. Der Aufwand hat sich gelohnt: Mit dem<br />

Absetzen des Medikaments, einer Verringerung der Dosis<br />

oder der Einnahme eines anderen Präparats konnten<br />

glücklicherweise fünf der sechs beobachteten Nebenwirkungen<br />

so gemildert werden, dass sich die Betroffenen<br />

nachher deutlich besser fühlten.<br />

Nach diesen erfolgreichen Versuchen wird im Albert-<br />

Schweitzer-Haus in den kommenden zwei Jahren ein<br />

sogenanntes ‚Qualitäts- und Risikomanagement der Arzneimittelversorgung’<br />

eingeführt, das im wesentlichen mit<br />

Fortbildungen und Kommunikationsverbesserungen verbunden<br />

sein wird. Außer von der Grevenbroicher Hirsch-<br />

Apotheke werden diese Arbeiten von der Apothekerkammer<br />

Nordrhein sowie einem Expertengremium aus mehreren<br />

Instituten wissenschaftlich begleitet.<br />

Eingewöhnungsphase für Bewohner<br />

Den meisten pflegebedürftigen Menschen und deren<br />

Angehörigen ist der Entschluss, in unsere Pflegeeinrichtung<br />

umzuziehen, nicht leicht gefallen. Dieses einschneidende<br />

Erlebnis, welches vom Betreffenden häufig<br />

als großer Verlust der Unabhängigkeit erlebt wird, wollen<br />

wir so gestalten, dass die Umstellung als nicht zu<br />

belastend erlebt wird und der Übergang in den Einrichtungsalltag<br />

so leicht wie möglich fällt. Der Bewohner erhält<br />

eine Bezugsperson. Diese unterstützt ihn und stellt<br />

ihm seine neuen Mitbewohner vor. Sie gestaltet mit ihm<br />

sein neues Zimmer und seinen Tagesablauf. Weiterhin<br />

hilft sie ihm, sich im Wohnbereich, innerhalb des Hauses<br />

und in der Umgebung zu orientieren. Die Biografie und<br />

die Wünsche des Bewohners werden eruiert, ebenso<br />

seine Erwartungen und Pläne für den neuen Lebensabschnitt.<br />

Die verantwortliche Kraft gestaltet gemeinsam<br />

mit dem Bewohner und evtl. den Angehörigen eine strukturierte<br />

und systematische Eingewöhnungsphase. Bei<br />

Störungen greift sie vermittelnd ein und überwacht die<br />

Eingewöhnungszeit. Nach sechs Wochen sollte die Integrationsphase<br />

abgeschlossen sein. Die Bezugsperson<br />

führt ein Integrationsgespräch mit dem Bewohner, klärt<br />

noch offene Fragen und plant die weiteren Schritte.<br />

Im Jahr 2013 wurde mit 25 Bewohnern das Integrationsgespräch<br />

geführt, in dem zu folgenden Themen die Bewohner<br />

befragt wurden: Hausreinigung, Wäsche- und<br />

Speisenversorgung, Sozialkompetenzen und Atmosphäre,<br />

Grund- und Behandlungspflege, soziale Betreuung<br />

und Ausstattung der Räumlichkeiten. Im folgenden<br />

Schema stelle ich Ihnen die Auswertung vor:<br />

Die Antworten der Gespräche haben wir evaluiert und<br />

sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Rückmeldungen<br />

zeigen deutlich, dass die neu eingezogenen Bewohner<br />

bei uns im Albert-Schweitzer-Haus gut integriert<br />

worden sind und sich bei uns wohl fühlen.


…. und der Mitarbeiter<br />

An zwei Tagen im Spätsommer des letzten Jahres versammelten<br />

sich die Mitarbeiter des Albert-Schweitzer-<br />

Hauses in den frühen Morgenstunden vor dem Haupteingang:<br />

Aufbruch ins Phantasialand! Auf allgemeinen<br />

Wunsch und gut ausgestattet mit „K….-Beuteln“ für die<br />

Fahrten auf der „Black Mamba“ – einer atemberaubenden<br />

Achterbahn – brachen die Damen und Herren<br />

auf. Nach einer unterhaltsamen Anreise, während der<br />

auch schon mal kurzzeitig ein Wagen aus der Kolonne<br />

verlorenging, stürmten sie das Gelände. Bei wunderschönem,<br />

aber kaltem Wetter war bald die erste befahrbare<br />

Attraktion, das zentrale Kettenkarussell, gefunden.<br />

Mit fortschreitendem Tag wurde das Wetter immer besser,<br />

die Temperaturen stiegen und damit auch die Unternehmungslust<br />

der Teilnehmer. Nach einer ausgiebigen<br />

Mittagspause hatten die Mägen dann die nötige<br />

Füllung für das größte Abenteuer auf dem Gelände,<br />

dem Überschlag mit der bereits erwähnten „Black<br />

Mamba“. Alles in allem war es für die Teilnehmer ein<br />

wunderschöner Tag, den sie nicht so schnell vergessen<br />

werden.<br />

Blick in die Zukunft<br />

Die Leitungen des Albert-Schweitzer-Hauses haben<br />

sich 2013 drei große Ziele gesetzt:<br />

1. Alle Mitarbeiter der Pflege, des Sozialdienstes<br />

und der Betreuungsassistenten absolvieren einen<br />

4-tägigen Grundkurs „Palliativ Care“.<br />

(Definition nach WHO: Palliativ Care ist ein Ansatz zur<br />

Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und<br />

deren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind,<br />

die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen:<br />

durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch<br />

frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und<br />

Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden<br />

Beschwerden körperlicher, psychosozialer und<br />

spiritueller Art.) In diesem Zuge wird mit den Mitarbeitern<br />

ein neues Konzept erarbeitet und bis Ende des<br />

Jahres eingeführt.<br />

Die medizinischen und pflegerischen Anforderungen<br />

für das Pflegepersonal in einem Seniorenzentrum nehmen<br />

ständig zu - die Multimorbidität nimmt zu, die Verweildauer<br />

der Bewohner sinkt und sie werden immer<br />

schneller und mit komplexeren Krankheitsbildern aus<br />

den Krankenhäusern entlassen. Um unsere Mitarbeiter<br />

auf diese Situationen fachlich und menschlich vorzubereiten<br />

und somit unseren Bewohnern ein Höchst-<br />

maß an Professionalität zu bieten, haben wir uns für diesen<br />

kleinen Grundkurs „palliativ care“ für alle Mitarbeiter<br />

entschieden.<br />

Da „Palliativ Care“ sehr viel mit Haltung zu tun hat, haben<br />

wir nur die Chance, diesen Gedanken in unserem<br />

Haus zu leben, wenn wir alle Mitarbeiter aus unterschiedlichen<br />

Bereichen schulen.<br />

2. Gesundheitsförderung für die Mitarbeiter<br />

Im März 2013 wird das Albert-Schweitzer-Haus eine Kooperation<br />

mit dem Savita-Therapiezentrum Grevenbroich<br />

eingehen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, mit geeigneten<br />

Schulungen und Maßnahmen die Gesundheit<br />

der Mitarbeiter deutlich zu verbessern. Vor allem im Pflegedienst<br />

sind ihre körperlichen Belastungen und das Erkrankungsrisiko<br />

so hoch, dass sich die Mitarbeiter im<br />

Rahmen des Qualitätsmanagements Vorsorgemaßnahmen<br />

zur eigenen Gesunderhaltung gewünscht hatten.<br />

3. Analyse und Überarbeitung des internen Ausbildungskonzeptes<br />

– im Kontext des Qualitätsmanagements.<br />

Seit vielen Jahren bieten wir im Albert-Schweitzer-Haus<br />

die dreijährige Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin<br />

an. Wir haben Pflegfachkräfte, die zu Mentoren weitergebildet<br />

wurden. Diese unterstützen unsere Auszubildenden<br />

im Praxisalltag und sind im regen Kontakt mit den<br />

Schulen. Doch die Anforderungen an die Pflegefachkräfte<br />

haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. Somit<br />

ist auch klar, dass wir die Ausbildungen in unserem Haus<br />

dem heutigen Standard anpassen müssen. Die Bedürfnisse<br />

und Wünsche der Auszubildenden, Mentoren und<br />

alle an der Ausbildung beteiligten Personen werden eruiert<br />

und ausgewertet. Danach erfolgt eine Anpassung unseres<br />

Konzeptes.<br />

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42<br />

Seniorenzentrum<br />

Haus Tabita<br />

Rainer Gerdau<br />

Einrichtungsleiter<br />

Das Seniorenzentrum Haus Tabita ist seit 2004 Heimat für<br />

80 hilfs- und pflegebedürftige Bewohner aus Korschenbroich,<br />

Kleinenbroich und den umliegenden Ortschaften.<br />

Die Bewohner leben in insgesamt neun Hausgemein-<br />

schaften verteilt auf drei Wohnbereichen. Der Wohnbereich<br />

1, bislang ein geschützter Wohnbereich für dementiell<br />

veränderte Bewohner erfährt seit der Eröffnung von<br />

Haus Timon seine langsame Umwidmung zu einem speziellen<br />

Wohnbereich für schwerst-pflegebedürftige Bewohner.<br />

Ähnlich, wie in so genannten Pflegeoasen wird<br />

hier ein Bereich entstehen, in dem auch ständig bettlägerige<br />

Bewohner weitestgehend an einem normalen Tagesablauf<br />

an der Gemeinschaft teilnehmen können und<br />

nicht mehr nur auf ihr Zimmer angewiesen sind. Abweichend<br />

vom Konzept der Pflegeoasen soll aber ganz bewusst<br />

der Wechsel vom privaten eigenen Zimmer in den<br />

öffentlichen Tagesaufenthalt erhalten bleiben.<br />

Ansonsten weist die Zusammensetzung der Bewohner


seit Jahren wenig Veränderung auf. Das Durchschnittsalter<br />

liegt konstant um die 85 Jahre. Die jüngste Bewohnerin<br />

ist mit aktuell 60 Jahren 41 Jahre jünger als unsere<br />

älteste Bewohnerin mit 101 Jahren. Die Durchschnittliche<br />

Verweildauer liegt bei etwa dreieinhalb Jahren. Der<br />

männliche Anteil an den Bewohnern schrumpft leicht auf<br />

jetzt nur noch 17% während die Verteilung nach Pflegestufen<br />

sich kaum verändert hat. Bei nunmehr 86% aller<br />

Bewohner liegt die Pflegestufe 2 oder 3 vor. Nur noch<br />

14% sind in die leichteste Pflegestufe 1 eingestuft.<br />

Ausbau der Angebote im Haus<br />

Gruppenangebote und Veranstaltungen im Haus Tabita<br />

nehmen einen großen Teil der Arbeit von Sozialdienst,<br />

Betreuungskräften aber auch von Mitarbeitern der Pflege<br />

und der Service-Mitarbeiter ein. Es wird immer versucht<br />

ein Gleichgewicht aus den Bereichen Bewegung<br />

für den Körper, Bewegung für den Kopf und Geselligkeit<br />

herzustellen. Beispielhaft sei hier das Angebot „Kraft und<br />

Balance Training“ genannt, um die Gefahr von Stürzen<br />

zu verringern. Die vielen Gruppen zum Thema Gedächtnistraining,<br />

aber auch unterschiedliche Feste, Feiern und<br />

Ausflüge, die dem jahreszeitlichen Ablauf folgen, ergänzen<br />

das Angebot.<br />

Qualitätssicherung<br />

Bedingt durch einen Personellen Wechsel der QM Beauftragten<br />

kam es <strong>2012</strong> zu einer Neuausrichtung der Arbeit.<br />

Richtungweisend sind in den Häusern stets die Ergebnisse<br />

der Expertenstandards zu den unterschiedlichen<br />

Themen wie „„Kontinenzförderung“, „Sturzprophylaxe“<br />

oder auch „Mangelernährung“ um nur einige zu nennen.<br />

Ernährungssituation<br />

Während die öffentliche Diskussion zur Ernährungssituation<br />

von Heimbewohnern oft durch reißerische Berichte<br />

über steigende Zahlen von mangelernährten Bewohnern<br />

in den Häusern bestimmt wird, kämpfen wir in unseren<br />

Einrichtungen einen differenzierteren Kampf. Übergewicht<br />

und Fehlernährung stellen oft ein zahlenmäßig größeres<br />

Problem dar, als verschiedene Formen von Mangelernährung.<br />

Die Ursachen für alle Probleme sind vielfältig<br />

und bedürfen einer genauen Anamnese und biographischen<br />

Erfassung von Ernährungsgewohnheiten. Hinzu<br />

kommen allgemeine altersbedingte Einschränkungen<br />

im Bereich von Geschmacksempfinden und Verdauung.<br />

Neben allen medizinischen und pflegerischen Erkenntnissen<br />

darf nicht vergessen werden, dass Essen und<br />

Trinken mit Genuss zu tun hat. Freude und Spaß an Es-<br />

sen und Trinken müssen immer mit vermittelt werden.<br />

Genauso wichtig ist der bewusst gestaltete Anteil an Geselligkeit<br />

und Gemeinschaft, der zu gutem Essen und<br />

Trinken unbedingt dazu gehören sollte.<br />

Personal/Ausbildung<br />

Für die Personalentwicklung war <strong>2012</strong> natürlich die Eröffnung<br />

von Haus Timon der bestimmende Faktor. Mitarbeiter,<br />

die sich im Haus Tabita als Führungskräfte bewährt<br />

hatten, bildeten den Kern des neu aufzubauenden<br />

Teams im Haus Timon. Bei der Neubesetzung der so frei<br />

werdenden Stellen, profitierten wir von einigen bei uns<br />

selbst ausgebildeten frisch examinierten Altenpflegekräften.<br />

Nicht zuletzt aus diesem Grund versucht das Diakonische<br />

Werk in allen seinen Einrichtungen eine Vielzahl<br />

an Ausbildungsplätzen vorzuhalten und auch in Zukunft<br />

zu besetzen. Die im letzten Jahr wieder eingeführte Altenpfleausbildungsumlage<br />

hat etliche Ungerechtigkeiten<br />

zwischen Einrichtungen, die viel ausgebildet haben und<br />

Einrichtungen, die dieser Verpflichtung nicht nachgekommen<br />

sind, ausgeglichen. Nach wie vor stellt die Besetzung<br />

von Stellen bei examiniertem Fachpersonal alle<br />

Einrichtungen vor große Probleme. Die jetzt schon absehbare<br />

Eröffnung weiterer stationärer Einrichtungen im<br />

Rhein-Kreis Neuss wird die Situation zusätzlich belasten.<br />

Neben einem insgesamt erfreulich niedrigen Krankenstand,<br />

machen wenige Einzelfälle die außerordentlich<br />

hohe psychische wie auch physische Belastung in<br />

der Altenpflege deutlich. Die engen Grenzen, die den<br />

Einrichtungen durch die knappe Refinanzierung über<br />

die Pflegesätze vorgegeben sind, lässt kaum Spielraum,<br />

Zahlen und Fakten<br />

Altersstufenstatistik <strong>2012</strong>,<br />

männlich weiblich gesamt<br />

bis 65 Jahre 0 1 1 1,3 %<br />

65 bis 70 Jahre 1 2 3 3,9 %<br />

71 bis 75 Jahre 1 5 6 7,8 %<br />

76 bis 80 Jahre 2 9 11 14,3 %<br />

81 bis 85 Jahre 2 15 17 22,1 %<br />

86 bis 90 Jahre 5 16 21 27,3 %<br />

91 bis 100 Jahre 2 15 17 22,1 %<br />

über 100 Jahre 0 1 1 1,3 %<br />

Summen 13 64 77 100 %<br />

Alter ø 84,54 85,36 85,22<br />

Stichtag 31. 12. <strong>2012</strong><br />

43


44<br />

Mitarbeitern, die den Belastungen der Pflege nicht mehr<br />

gewachsen sind, Ausweicharbeitsplätze in anderen Bereichen<br />

anzubieten.<br />

FSJ/Bundesfreiwilligendienst<br />

Die Umstellung von Zivildienst auf den neu eingerichteten<br />

Bundesfreiwilligendienst gestaltete sich <strong>2012</strong> recht<br />

positiv. Mittlerweile hat sich anscheinend bei allen Beteiligten<br />

die neue Situation eingespielt. Erstmals konnten<br />

alle eingerichteten Plätze auch besetzt werden.<br />

Spendengeschehen<br />

Bewohner und Mitarbeiter aus dem Haus Tabita konnten<br />

sich <strong>2012</strong> über zwei außergewöhnliche Spenden freuen.<br />

Der Verein „Sport Ältere Generation“ machte in Zusammenarbeit<br />

mit dem Gartenbauverein die Anschaffung<br />

eines Trimm-Geräts für den Garten möglich, sodass<br />

sich Bewohner zukünftig bei schönem Wetter auch<br />

draußen sportlich betätigen können. Viel Freude berei-<br />

Zahlen und Fakten<br />

Verweildauer <strong>2012</strong>,<br />

männlich weiblich gesamt<br />

60 bis 89 Tage 0 3 3 3,9 %<br />

90 bis 6 Monate 2 3 5 6,5 %<br />

6 bis 12 Monate 4 8 12 15,6 %<br />

1 bis 2 Jahre 4 10 14 18,1 %<br />

2 bis 3 Jahre 1 5 6 7,8 %<br />

3 bis 4 Jahre 0 8 8 10,4 %<br />

4 bis 5 Jahre 0 8 8 10,4 %<br />

5 bis 10 Jahre 2 19 21 27,3 %<br />

Summen 13 64 77 100 %<br />

Verweildauer ø 2,25 3,71 3,47 Jahre<br />

Stichtag 31. 12. <strong>2012</strong><br />

Aufgenommene Bewohner<br />

nach Pflegestufen<br />

Aufnahme HF Pflegestufe 0 I II III Summe<br />

0 1 11 6 1 20<br />

Konfessionen der Bewohner %<br />

römisch-katholisch 50 65 %<br />

Neu-apostolisch 2 2,6 %<br />

evangelisch 22 28,5 %<br />

ohne Konfession 3 3,9 %<br />

ten auch die Spenden zweier Kleinenbroicher Familien,<br />

die uns je ein Klavier aus ihrem Familienbesitz zur Verfügung<br />

gestellt haben. So kann jetzt auch direkt im Wohnbereich<br />

gemeinsam musiziert werden.<br />

Neuer gemeinsamer Hausprospekt<br />

Im Sommer <strong>2012</strong> erschien die letzte Ausgabe der gemeinsamen<br />

Hauszeitung aller Seniorenzentren des Diakonischen<br />

Werks. Die Häuser haben sich entschlossen,<br />

zukünftig eigene Publikationen zu veröffentlichen, in denen<br />

mehr Platz für hausspezifische Themen und Veröffentlichungen<br />

sein soll.<br />

Mit Jürgen Splinter steht den Häusern Tabita und Timon<br />

ein hochqualifizierter ehrenamtlicher Mitarbeiter zur Verfügung,<br />

der sich bereit erklärt hat, diese neue Hauszeitung<br />

hauptverantwortlich zu gestalten und zu betreuen.<br />

Mittlerweile liegt die erste Ausgabe dieser Zeitschrift vor.<br />

Sie stellt eine Mischung aus Hausprospekt und Heimzeitung<br />

dar und wird zwei Mal jährlich erscheinen. So ist<br />

auch der Hausprospekt zukünftig nicht mehr von aktuellen<br />

Entwicklungen abgeschnitten. Wir freuen uns sehr<br />

über dieses vorbildliche ehrenamtliche Engagement.<br />

Zukünftige Anforderungen / Veränderungen<br />

sowie Perspektiven der Arbeit<br />

„Demographischer Wandel“ dieses Thema beschäftigt<br />

zunehmend die Fachöffentlichkeit, ist aber auch Medienthema<br />

und bestimmt die Diskussion in vielen Talkshows<br />

und Fernsehsendungen. Wie genau, und in welchem<br />

Tempo unsere Gesellschaft altert, ist wissenschaftlich<br />

ziemlich genau belegt. Welche Schlüsse die<br />

unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen und<br />

Handlungsträger daraus ziehen, ist Gegenstand von vielen<br />

Kontroversen, um zukunftssichere und finanzierbare<br />

Lösungen. Es scheinen sich jedoch einige unumstrittene<br />

Entwicklungen durchzusetzen.<br />

• Ambulante Hilfen, die es hilfs-und pflegebedürftigen<br />

Menschen ermöglichen länger in ihrer gewohnten<br />

Umgebung zu verbleiben, sollen ausgebaut werden.<br />

• Ehrenamtliche Unterstützersysteme müssen mehr<br />

gefördert werden.<br />

• Alle Hilfesysteme sollen wohnortnah, “quartiersbezogen“<br />

vernetzt werden.<br />

• Stationäre Einrichtungen werden ihre Angebote im<br />

Bereich Betreuung von Demenz Kranken ausbauen<br />

müssen.<br />

• Die Versorgung sterbender Bewohner (Palliativpflege)<br />

muss verbessert werden.


Seniorenzentrum<br />

Haus Timon<br />

Rainer Gerdau<br />

Einrichtungsleiter<br />

Die große Nachfrage nach Plätzen in unserem geschützten<br />

Wohnbereich für dementiell veränderte Bewohner im<br />

Haus Tabita, führte schon früh zu der Überlegung, das<br />

Haus zu erweitern. Am 5.März <strong>2012</strong> konnte mit Herrn<br />

Mende der erste Bewohner in die neu eröffnete Einrichtung<br />

Haus Timon einziehen. Nach kurzer Planungsphase<br />

und knapp einjähriger Bauzeit war das Haus termingerecht<br />

im März bezugsfertig. Das Haus ist speziell auf<br />

die Bedürfnisse von Demenzkranken ausgerichtet. Es<br />

ersetzt den bisherigen geschützten Wohnbereich 1 im<br />

Haus Tabita.<br />

Konzeptionelles<br />

In zwei Wohnbereichen leben jeweils 20 Bewohner in<br />

Einzelzimmern und ein Paar in einem Doppelzimmer gemeinsam.<br />

Es besteht sowohl die Möglichkeit einer geschlossenen<br />

Unterbringung nach Betreuungsrecht, als<br />

auch die Unterbringung in einer offenen Situation. Baulich<br />

gibt es keine weiteren Unterschiede zwischen beiden<br />

Bereichen. Die zum Wohnbereich hin offene Küche<br />

und die ebenfalls zum Wohnbereich hin offenen Thekenarbeitsplätze<br />

des Pflegepersonals machen eine ständige<br />

Erreichbarkeit des Personals für die Bewohner möglich<br />

und vermitteln so zu jeder Tageszeit Sicherheit. Durch<br />

den als gestreckte Acht geplanten Baukörper entstehen<br />

unendlich lange Laufwege, die sich im Tagesaufenthaltsbereich<br />

kreuzen und so einen Bewohner immer wieder<br />

in den Gruppenaufenthaltsbereich führen. Die Unterbrin-<br />

45


46<br />

gung in Einzelzimmern bietet dem Bewohner immer die<br />

Möglichkeit, sich zwischen einem Aufenthalt in seiner<br />

Privatsphäre oder im halböffentlichen Raum zu entscheiden.<br />

Das gesamte Außengelände von Haus Timon und<br />

Haus Tabita wurde gemeinsam zu einem geschützten<br />

Garten umgewidmet, der bei schönem Wetter auch desorientierten<br />

Bewohnern den Aufenthalt im Freien möglich<br />

macht. Das Pflege-und Betreuungskonzept des Hauses<br />

wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gerontopsychiatrie<br />

IGP, einer Einrichtung der Zukunftswerkstatt<br />

Therapie kreativ gGmbH, von Herrn Dr. Udo Baer erstellt.<br />

Herr Dr. Baer begleitet mit Mitarbeitern seines Instituts<br />

auch die Implementierung des Konzepts im Betreuungsalltag<br />

der Startphase.<br />

Personal<br />

Bereits seit Anfang Januar konnten erste neue Mitarbeiter<br />

eingestellt und im Haus Tabita auf die neuen Aufgaben<br />

vorbereitet werden. Gemeinsam mit den langjährig<br />

in Tabita beschäftigten Kräften, bildeten sie das Kernteam<br />

für Haus Timon, dass sich in dem Maße erweiterte,<br />

wie die Belegung des Hauses voranschritt. Seit Ende Ju-<br />

Zahlen und Fakten<br />

Altersstufenstatistik <strong>2012</strong>,<br />

männlich weiblich gesamt<br />

bis 65 Jahre 0 0 0 0 %<br />

65 bis 70 Jahre 1 1 2 4,4 %<br />

71 bis 75 Jahre 1 1 2 4,4 %<br />

76 bis 80 Jahre 2 5 7 15,6 %<br />

81 bis 85 Jahre 4 11 15 33,3 %<br />

86 bis 90 Jahre 6 13 19 42,2 %<br />

91 bis 100 Jahre 0 0 07 0 %<br />

über 100 Jahre 0 0 0 0 %<br />

Summen 14 31 45 100 %<br />

Alter ø 82,8 84,1 83,7<br />

Stichtag 31. 12. <strong>2012</strong><br />

Aufgenommene Bewohner<br />

nach Pflegestufen<br />

Aufnahme HF Pflegestufe 0 I II III Summe<br />

0 1 37 16 3 57<br />

Konfessionen der Bewohner %<br />

römisch-katholisch 24 53,3 %<br />

evangelisch 17 37,8 %<br />

ohne Konfession 4 8,8 %<br />

li <strong>2012</strong> ist das Haus voll belegt und die Teams von Pflege,<br />

Betreuung, Sozialdienst und Service vollständig aufgebaut.<br />

Bewohner<br />

In den Monaten März – Juli zogen in kurzer Folge 44<br />

neue Bewohner in das Haus Timon ein. Teilweise hatten<br />

Familien ihre Angehörigen bereits schon vor Jahren<br />

für einen geschützten Platz im Haus Tabita angemeldet.<br />

Teilweise kamen Bewohner direkt nach einem Krankenhausaufenthalt<br />

ins Haus. Allen gemeinsam war, dass sie<br />

an Demenz erkrankt sind. Demenz ist sehr häufig eine<br />

Erscheinung im Alter. Fast jeder Vierte über 80 ist davon<br />

betroffen. Es gibt viele Arten von Demenz und viele<br />

Ausprägungen. Ihnen allen zu Grunde liegt eine Veränderung<br />

im Gehirn. Dieser Lebensabschnitt ist für die betroffene<br />

Person und für ihre Angehörigen sehr schwer.<br />

Denn der Mensch mit Demenz verändert sich. Kaum etwas<br />

bleibt mehr, wie es war. Der Mensch, den ich geliebt<br />

habe, wird ein Fremder, einer, den ich nicht mehr verstehe.<br />

Vieles fällt bei ihm zurück ins Vergessen – bis hin<br />

zum eigenen Ich. Demente Menschen erkennen oft ihre<br />

Angehörigen nicht mehr, selbst ihre eigenen Kinder. Sie<br />

vergessen, wer sie selber sind, was sie waren; sie vergessen,<br />

was sie im Alltag zum Leben brauchen. Aber sie<br />

leben! Sie haben Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche. Sie<br />

wollen Freude erfahren, nicht herum geschoben werden,<br />

nur am Rande stehen. Kein Mensch möchte das. Gerade<br />

in dieser Phase ihres Lebens sind diese Menschen<br />

darauf angewiesen, verstanden zu werden. Und angenommen<br />

zu werden, so wie sie sind. Und das ist nicht<br />

leicht. Selbst Angehörige wissen dann oft nicht mehr weiter,<br />

sind überfordert, reiben sich auf. Sie wollen verstehen<br />

und da sein – aber stoßen an ihre Grenzen. Deshalb<br />

hat das Haus ein besonderes Konzept: Hier finden<br />

Menschen mit Demenz das Verständnis und die Geborgenheit,<br />

die sie brauchen. Hier dürfen sie so sein, wie<br />

sie sind. Zu Hause sein. Begleitet auf ihrem Lebensweg.<br />

Erste Schritte<br />

Alle Mitarbeitergruppen, im neuen Haus Timon, aber<br />

auch im Haus Tabita mussten das Jahr <strong>2012</strong> nutzen, um<br />

sich organisatorisch neu aufeinander einzustellen.<br />

Die Mitarbeiter aus dem Bereich Service standen vor der<br />

Aufgabe, zwei neue Wohnbereiche in die Versorgung mit<br />

Essen und Getränken mit einzubeziehen. Da das „System<br />

Tabita“ aus logistischen Gründen nicht einfach erweitert<br />

werden konnte, wurde für beide Häuser ein komplett<br />

neues Versorgungssystem eingeführt.


Die Teams von Sozialdienst und Betreuung probierten<br />

aus, welche Veranstaltungen man besser getrennt in den<br />

einzelnen Häusern stattfinden ließ und was besser gemeinsam<br />

in Tabita oder Timon gefeiert werden konnte.<br />

Neue Gruppenangebote einzuführen und die geeigneten<br />

Bewohner dafür auszuwählen und zur Mitarbeit zu motivieren,<br />

stellte einen Schwerpunkt ihrer Arbeit im vergan-<br />

genen Jahr dar. Auch in der Zusammenarbeit mit den<br />

Mitarbeitern der Pflege wurden neue Wege gefunden.<br />

Die Pflegemitarbeiter standen schließlich vor der Aufgabe<br />

mit einem neuen jungen Team eine Vielzahl unterschiedlichster<br />

Bewohner in kürzester in die Einrichtung<br />

zu integrieren und ihnen eine sichere wohnliche neue<br />

Heimat zu schaffen.<br />

47


48<br />

Seniorenzentrum Markuskirche<br />

Der Pflegeaufwand bei den Bewohnern wächst<br />

Franz-Josef<br />

Laermanns<br />

Einrichtungsleiter<br />

Das Seniorenzentrum Markuskirche ist gerade vier Jahre<br />

alt geworden. Für Mitarbeitende und Bewohner, die<br />

von den ersten Monaten an eine Zeit der Eingewöhnung,<br />

Etablierung und Stabilisierung des Hauses hinter sich<br />

haben, ist Routine und Alltag eingekehrt. Festgelegte Tagesabläufe<br />

und Strukturen bestimmen die Tage sowie<br />

jahreszeitliche Gegebenheiten mit ihren Veranstaltungen<br />

und Besonderheiten.<br />

Bewohnerinnen und Bewohner<br />

Inzwischen haben viele Menschen das Seniorenzentrum<br />

auf unterschiedlichste Art kennenlernen können.<br />

Auch in <strong>2012</strong> sind wieder einige neue Bewohner<br />

zu uns gekommen. 20 Frauen und 9 Männer sind<br />

eingezogen. Der Pflegeaufwand bei den Bewohnern<br />

wächst, was unter anderem an den Pflegestufen erkennbar<br />

ist. So hatten die Bewohner am Ende des Jahres<br />

<strong>2012</strong> zu 50% Pflegestufe 2 und 22,5 % Pflegestufe 3.<br />

Bei 80 % aller Bewohner ist auf Grund ihrer eingeschränkten<br />

Alltagskompetenz ein erhöhter Betreuungsaufwand<br />

nach § 45a SGB 11 festgestellt worden, bei ca.<br />

90 % eine Inkontinenz.<br />

Durchschnittlich sind die Bewohner 83 Jahre alt, zu 76<br />

% weiblich, 45 % evangelisch, 50 % katholisch und verbleiben<br />

ca. 1,9 Jahre im Seniorenzentrum Markuskirche.<br />

Wobei die durchschnittliche Verweildauer schnell darüber<br />

hinwegtäuscht, dass alleine vier Bewohner im letzten<br />

Jahr weniger als 30 Tage hier im Haus gelebt haben,<br />

bevor sie verstorben sind, sechs Bewohner 1 - 3 Monate<br />

und drei Bewohner 4 – 6 Monate. Hier nimmt das Haus<br />

bei aller Lebendigkeit auch eine Hospiz-Funktion wahr.<br />

Fünf Besucher waren bei uns im letzten Jahr zur Kurzzeitpflege.<br />

Wie schon in den Jahren zuvor, kommen auch die neu-<br />

en Bewohner vorwiegend aus dem Stadtteil Horrem und<br />

angrenzenden Stadtteilen, aber auch aus Dormagen und<br />

angrenzenden Ortschaften, meist aber mit einer Verbundenheit<br />

zum Stadtteil Horrem.<br />

Mitarbeitende<br />

Aufgrund von zunehmender Pflegebedürftigkeit der Bewohner<br />

musste in den vergangenen Jahren der Personalbestand<br />

kontinuierlich erweitert werden. Grundlage<br />

hierfür sind die vertraglichen Vereinbarungen mit den<br />

Pflegekassen in Nordrhein-Westfalen. Zurzeit gelten folgenden<br />

Personalbemessungsgrundlagen:<br />

Waren in der Pflege im Jahr 2009 ca. 25 Vollzeitstellen<br />

besetzt, so sind es Ende <strong>2012</strong> schon über 32 Vollzeitäquivalenzstellen.<br />

Aufgrund einer Vielzahl von Teilzeitmitarbeitenden<br />

sind zur Zeit über 50 Mitarbeitende<br />

in der Pflege tätig. Auf der Basis des § 87b XI und den<br />

„Richtlinien zur Qualifikation und zu den Aufgaben von<br />

zusätzlichen Betreuungskräften in Pflegeeinrichtungen“<br />

sind seit 2009 insgesamt vier Betreuungsassistenten beschäftigt.<br />

Sie kümmern sich um Pflegebedürftige mit erheblichen<br />

allgemeinen Betreuungsbedarf.<br />

Unterstützt werden die Mitarbeiter in der Betreuung<br />

durch derzeit 18 ehrenamtliche Helfer, drei im „Freiwilligen<br />

Sozialen Jahr“ und insgesamt 14 Schüler und Studenten,<br />

die als Wochenendhilfen sowohl die Pflege als<br />

auch den Sozialdienst in der Versorgung der Bewohner<br />

unterstützen.<br />

Schon immer hat die Ausbildung von Altenpflegefachkräften<br />

eine große Bedeutung im Diakonischen Werk gehabt.<br />

Seit Bestehen der Einrichtung haben bereits vier<br />

„Azubis“ ihre Ausbildung abgeschlossen. Zwei weitere<br />

werden ihre Ausbildung in 2013 abschließen. Insgesamt


sind durchschnittlich sechs Auszubildende in der Einrichtung,<br />

so dass 2-3 Auszubildende jährlich die Ausbildung<br />

starten. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die branchenübliche<br />

Abbruchquote bei ca. 30% liegt.<br />

Da sich alle Mitarbeitenden persönlich und aktiv in den<br />

kontinuierlichen Qualitätsverbesserungsprozess einbringen,<br />

konnte in den vergangenen Jahren in der Betreuung,<br />

Pflege und Versorgung ein hohes Niveau erreicht<br />

werden. Dreimal in Folge wurden die Prüfungen des Medizinischen<br />

Dienstes der Pflegekassen mit der Bestnote<br />

1,0 (in allen Prüfbereichen) abgeschlossen. Die Zeitschrift<br />

„Focus“ zählte in ihrem Sonderheft „Wohnen und<br />

Leben im Alter“ von November <strong>2012</strong> das Seniorenzentrum<br />

Markuskirche zu einem der 800 Besten in Deutschland.<br />

Auch die Heimaufsicht des Rhein-Kreis Neuss stellte<br />

bei zwei Überprüfungen nach dem Wohn- und Teilhabegesetz<br />

(WTG) 2011 und Anfang 2013 „Pflege, Betreuung<br />

und Versorgung auf sehr hohem Niveau“ fest.<br />

Das Seniorenzentrum im Quartier Horrem<br />

Als Anlaufstation für ältere Menschen ist das Seniorenzentrum<br />

Markuskirche im Quartier Horrem inzwischen<br />

eine feste Größe mit folgenden Angeboten geworden:<br />

• Vollstationäre Pflege und Versorgung für 80 Menschen<br />

inklusive einem eingestreuten Kurzzeitpflegeplatz,<br />

• sechs Seniorenwohnungen mit Serviceleistungen<br />

und Betreuung,<br />

• Station der ambulanten Pflege des Diakonischen<br />

Werkes mit 18 Mitarbeitenden und 8 Fahrzeugen zur<br />

Versorgung von durchschnittlich 80 - 90 Kunden aus<br />

dem Stadtgebiet von Dormagen,<br />

• Palliativzentrum des Ärztenetzwerkes für Dormagen,<br />

• Kontaktstelle zur Diabetikerberatung und der Seniorenbeauftragten<br />

der Stadt Dormagen,<br />

• Anlaufstelle und Treffpunkt für die Seniorengruppen<br />

der evangelischen Kirche in Horrem,<br />

• regelmäßiger Veranstaltungsort für den Hospiz-Verein<br />

Dormagen, die Musikschule Dormagen und andere<br />

Vereine, Organisationen und Gruppierungen,<br />

• täglicher, offener Cafe-Betrieb und Essensangebot zu<br />

Mittag für Senioren, Angehörige und Gäste,<br />

• regelmäßige evangelische und katholische Gottesdienst-Angebote,<br />

auch für Kindergärten und Grundschule<br />

• Konzerte, Ausstellungen und Veranstaltungen<br />

Das Seniorenzentrum bietet eine Vielfalt an Hilfs- und<br />

Freizeitangeboten in erster Linie für Senioren an.<br />

Die zukünftigen Jahre<br />

Neben der vollstationären Pflege und Versorgung, werden<br />

quartiersnahe Versorgungsformen immer größere<br />

Bedeutung erlangen. So wird sich das Seniorenzentrum<br />

Markuskirche aktiv an der Entwicklung von anderen Formen<br />

der Betreuung und Pflege einbringen. Insbesondere<br />

durch die anstehenden Projektentwicklungen der Stadt<br />

Dormagen im Rahmen der erhofften Unterstützung aus<br />

dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ könnten nachhaltige<br />

Strukturverbesserungen erreicht werden.<br />

Der Bedarf für Seniorenwohngemeinschaften sowie Demenzpflegewohngruppen<br />

und anderen Betreuungsformen<br />

ist bereits vorhanden und sollte über gezielte<br />

Projektentwicklungen modellhaft aufgebaut werden. Dies<br />

gilt ebenso für niedrigschwellige Betreuungsformen,<br />

die eine Heimaufnahme hinauszögern.<br />

Hierbei ist es aber von enormer Wichtigkeit, dass der ambulante<br />

Bereich auskömmlich refinanziert wird und dass<br />

es engagierte Akteure gibt, die viel Idealismus mitbringen.<br />

Nach dem bisherigen Wohn- und Teilhabegesetz (WtG),<br />

das hierfür die Rahmenbedingungen setzt, wurde zum Beispiel<br />

der Betrieb von ambulant betreuten Wohngemeinschaften<br />

- aufgrund einer rechtlichen Gleichsetzung mit<br />

einer stationären Pflegeeinrichtung - erheblich behindert.<br />

Ob sich die Rahmenbedingungen nachhaltig verbessern,<br />

ist von der für Ende 2013 vorsehenden Gesetzesnovellierung<br />

abhängig.<br />

Hiervon unabhängig ist das Seniorenzentrum Markuskirche,<br />

das ein Teil des Stadtteils Horrem geworden ist, für<br />

die Zukunft gut aufgestellt. Basis hierfür ist die sehr gute<br />

Pflegequalität und das breitgefächerte Betreuungs- und<br />

Versorgungsangebot, dass bei den Bewohnern und Angehörigen<br />

sowie im Stadtteil bekannt ist.<br />

49


50<br />

Einrichtungen<br />

und Kontakte Rhein-<br />

Kreis<br />

Neuss<br />

Familien- und Jugendhilfe<br />

Kinder- und Jugendtreff<br />

Am Rübenweg 16<br />

41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 53 65 27<br />

Fax 02133 / 24 45 89<br />

andreas.stefen@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartner: Andreas Stefen<br />

Flexible Erziehungshilfe Dormagen (FED)<br />

Knechtstedener Straße 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 21 45 31<br />

Fax: 02133 / 24 45 89<br />

liane.kusch@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Liane Kusch<br />

Aufsuchende Familienhilfe<br />

Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 21 23 218<br />

Fax: 02181 / 21 23 226<br />

constanze.studeny@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Constanze Studeny<br />

Sozialberatung<br />

Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 21 23 211<br />

Fax: 02181 / 21 23 226<br />

wiltrud.winzen@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Wiltrud Winzen<br />

Wohngebietsbetreuung<br />

Wilhelmitenstraße 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel. 02181 / 21 23 215<br />

Fax: 02181 / 21 23 226<br />

constanze.studeny@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Constanze Studeny<br />

Ehrenamtliches Engagement<br />

FreiwilligenAgentur Dormagen<br />

Knechtstedener Straße 20, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 53 92 20<br />

Fax: 02133 / 24 45 89<br />

dagmar.drossart@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Dagmar Drossart


Psychiatrische Hilfen<br />

Sozialpsychiatrisches Zentrum (SPZ)<br />

Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 47 73 33<br />

Fax 02133 / 47 00 77<br />

karl-heinz.gross@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartner: Karl-Heinz Groß<br />

Kontakt- und Beratungsstelle<br />

Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 47 73 33<br />

Fax 02133 / 47 00 77<br />

helga.loenze@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Helga Lönze<br />

Ambulant Betreutes Wohnen<br />

• Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel. 02181 / 21 23 211<br />

Fax 02181 / 21 23 226<br />

Ansprechpartnerin: Wiltrud Winzen<br />

wiltrud.winzen@DiakonischesWerk.de<br />

• Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />

Tel. 02133 / 47 79 04<br />

Fax 02133 / 47 00 77<br />

karl-alexander.loewenthal@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartner: Karl-Alexander Löwenthal<br />

Leben im Alter<br />

Beratungsstelle für Fragen im Alter<br />

• Knechtstedener Straße 20<br />

41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 53 92 21<br />

Fax: 02133 / 24 45 89<br />

dagmar.drossart@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Dagmar Drossart<br />

• Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3<br />

41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />

Tel.: 02161 / 57 44 - 195<br />

rosemarie.moertzsch@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Rosemarie Mörtzsch<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />

Jüchen / Korschenbroich<br />

Markt 6, 41363 Jüchen<br />

Tel.: 02165 / 91 12 29<br />

Fax: 02165 / 91 12 30<br />

andreas.effertz@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartner: Andreas Effertz<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />

Grevenbroich / Rommerskirchen<br />

Am Ständehaus 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 60 52 16<br />

Fax: 02181 / 60 52 48<br />

barbara.schuenzel@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Barbara Schünzel<br />

<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />

Dormagen<br />

Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 26 60 999<br />

Fax: 02133 / 21 09 42<br />

sandra.effertz@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Sandra Effertz<br />

Palliativfachpflegedienst<br />

Rhein-Kreis Neuss<br />

Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 26 60 999<br />

Fax: 02133 / 21 09 42<br />

sandra.effertz@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Sandra Effertz<br />

Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus<br />

Am Ständehaus 10, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 605 - 1<br />

ines.netzer@DiakonischesWerk.de<br />

Ansprechpartnerin: Ines Netzer<br />

Seniorenzentrum Haus Tabita<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Str. 2<br />

41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />

Tel.: 02161 / 57 44 - 0<br />

rainer.gerdau@Haus-Tabita.de<br />

Ansprechpartner: Rainer Gerdau<br />

Seniorenzentrum Haus Timon<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Str. 4<br />

41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />

Tel.: 02161 / 57 44 - 0<br />

rainer.gerdau@Haus-Timon.de<br />

Ansprechpartner: Rainer Gerdau<br />

Seniorenzentrum Markuskirche<br />

Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />

Tel.: 02133 / 26 605<br />

franz-josef.laermanns@Seniorenzentrum-Markuskirche.de<br />

Ansprechpartner: Franz-Josef Laermanns<br />

Tochterunternehmen<br />

Erftaue Service Gesellschaft GmbH<br />

Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />

Tel. 02181 / 605 - 541<br />

info@DiakonischesWerk.de<br />

Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus gGmbH<br />

Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 605 - 1<br />

info@DiakonischesWerk.de<br />

Seniorenzentrum Korschenbroich gGmbH<br />

Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />

Tel.: 02181 / 605 - 1<br />

info@DiakonischesWerk.de<br />

51


52<br />

Rhein-Kreis Neuss<br />

Diakonisches Werk<br />

Evangelischer Kirchengemeinden<br />

im Rhein-Kreis Neuss e. V.<br />

Am Ständehaus 12<br />

41515 Grevenbroich<br />

Telefon 02181 / 605 - 1<br />

www.DiakonischesWerk.de

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