Diakonie: Jahresbericht 2012
Diakonisches Werk Rhein-Kreis Neuss
Diakonisches Werk Rhein-Kreis Neuss
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Rhein-Kreis Neuss<br />
<strong>Jahresbericht</strong><br />
<strong>2012</strong><br />
1
2<br />
Impressum<br />
Diakonisches Werk<br />
Evangelischer<br />
Kirchengemeinden<br />
im Rhein-Kreis-Neuss e. V.<br />
Am Ständehaus 12<br />
41515 Grevenbroich<br />
Telefon 02181 / 605 - 1<br />
Vorstand<br />
Bernd Gellrich<br />
(Fachvorstand und<br />
Sprecher des Vorstandes)<br />
Anja Lippke<br />
(Kaufmännischer Vorstand)<br />
Verwaltungsrat<br />
Uwe Amelungk<br />
(Vorsitzender)<br />
Ernst-Walter Poser<br />
(Stellv. Vorsitzender)<br />
Michael Dries<br />
Ulrich Garthe<br />
Dr. Barbara Gigowski<br />
Walter Peiffer<br />
Thorsten Schmidt<br />
Gabriele Schüller<br />
Volker Schwach<br />
Internet<br />
www.DiakonischesWerk.de<br />
Redaktion<br />
Bernd Gellrich<br />
Simone Geringswald<br />
Layout,<br />
Abwicklung, Realisation<br />
Werbeagentur und Verlag<br />
Norbert Küpping<br />
Martina Mauerer<br />
Fotos<br />
Michael Reuter<br />
Bernd Gellrich<br />
Norbert Küpping<br />
Martina Mauerer<br />
<strong>Diakonie</strong><br />
privat
Inhalt<br />
4 Vorworte - eine starke Gemeinschaft<br />
6 50 Jahre Diakonisches Werk Rhein-Kreis Neuss e. V.<br />
10 Familien- und Jugendhilfe<br />
11 Flexible Erziehungshilfe<br />
12 Kinder- und Jugendzentrum Horrem - Die Rübe<br />
16 Soziale Beratung in Grevenbroich<br />
18 Freiwilligen Agentur Dormagen<br />
20 Psychiatrische Hilfen<br />
21 Kontakt- und Beratungsstelle SPZ Dormagen<br />
22 Anbieterneutrale Erstberatung<br />
24 Ambulant Betreutes Wohnen<br />
26 Erftaue Service Gesellschaft GmbH<br />
28 Leben im Alter<br />
29 Seniorenberatungsstellen<br />
32 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen Rhein-Kreis Neuss<br />
34 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Grevenbroich / Rommerskirchen<br />
35 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Dormagen<br />
36 <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation Jüchen / Korschenbroich<br />
37 Palliativ-Fachpflegedienst Rhein-Kreis Neuss<br />
38 Zukunftsvisionen in der Ambulanten Pflege<br />
40 Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus Grevenbroich<br />
42 Seniorenzentrum Haus Tabita Kleinenbroich<br />
45 Seniorenzentrum Haus Timon Kleinenbroich<br />
48 Seniorenzentrum Markuskirche Dormagen-Horrem<br />
50 Einrichtungen und Kontakte<br />
10<br />
20<br />
28<br />
Familien- und<br />
Jugendhilfe<br />
Psychiatrische<br />
Hilfen<br />
Leben<br />
im Alter<br />
3
4<br />
Ein Spiegel der Mitmenschlichkeit<br />
Hans-Jürgen<br />
Petrauschke<br />
Landrat<br />
Mit seinem <strong>Jahresbericht</strong> für <strong>2012</strong> legt das Diakonische<br />
Werk Evangelischer Kirchen im Rhein-Kreis Neuss einmal<br />
mehr einen Leistungsbericht vor, der gelebte Fürsorge<br />
dokumentiert. Und die Tatsache, dass die <strong>Diakonie</strong> im<br />
Rhein-Kreis Neuss im Erscheinungsjahr ihr 50. Jubiläum<br />
feiert, unterstreicht: Wir schauen als Leser in einen Spiegel<br />
der Mitmenschlichkeit.<br />
Aus der helfenden Tradition der evangelischen Kirche<br />
heraus gründeten 1963 sieben Kirchengemeinden das<br />
Diakonische Werk im damaligen Landkreis Grevenbroich.<br />
Seither ist Großartiges geleistet worden. Vielen Bürgerinnen<br />
und Bürgern konnte in schwierigen Lebenssituationen<br />
geholfen werden. Die vielfältigen Einrichtungen<br />
und Dienste sind unverzichtbar für die Wohlfahrtspflege<br />
in großen Teilen unseres heutigen Kreisgebiets.<br />
So ist das Diakonische Werk mit großem Engagement in<br />
der Arbeit mit Familien, Kindern und Jugendlichen, der<br />
Beratungs- und Integrationsarbeit aktiv. Neben den vier<br />
großen Seniorenzentren und weiteren ambulanten Einrichtungen<br />
der Altenhilfe ist auch die Seniorenberatung<br />
besonders zu erwähnen. Gerade die vielfältigen Hilfsangebote<br />
rund ums Wohnen zu Hause sind eine wertvolle<br />
Ergänzung der Pflegeinfrastruktur.<br />
Der Rhein-Kreis Neuss wird auch in Zukunft nicht auf die<br />
Mitarbeit der Wohlfahrtsverbände verzichten können und<br />
nur gemeinsam mit starken und kompetenten Partnern<br />
wie dem Diakonischen Werk den Menschen in unserer<br />
Heimat breitgefächerte Hilfe anbieten können. „Wert und<br />
Würde des Menschen sind Maßstab unseres Handelns“<br />
- so steht es im Leitbild der <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss.<br />
In diesem Sinne verbinde ich mit meinem Dank für die<br />
hervorragende Zusammenarbeit in den zurückliegenden<br />
Jahrzehnten auch die Hoffnung, dass wir weiterhin gemeinsam<br />
etwas bewegen können.<br />
Hans-Jürgen Petrauschke<br />
Landrat
Von Menschen - für Menschen - mit Menschen<br />
Liebe Leserinnen und Leser<br />
unseres <strong>Jahresbericht</strong>es,<br />
in diesem Jahr wird das Diakonische Werk im Rhein-<br />
Kreis Neuss e.V. 50 Jahre alt.<br />
Auf Initiative des Superintendenten des Evangelischen<br />
Kirchenkreises Gladbach, Herrn Pfr. Wilhelm Eigemann,<br />
gründeten engagierte evangelische Christen im Auftrag<br />
ihrer Kirchengemeinden am 13. Mai 1963 den evangelischen<br />
Gemeindedienst für Innere Mission und Hilfswerk<br />
e.V. im Landkreis Grevenbroich.<br />
Die Gründung des Vereines war aus strategischen und<br />
wirtschaftlichen Gründen eine sehr nachhaltige Entscheidung,<br />
die sich seit fünf Jahrzehnten bewährt hat.<br />
In den 60er Jahren gehörte das Hilfswerk zu den ganz<br />
wenigen evangelischen örtlichen Wohlfahrtsverbänden<br />
innerhalb der Rheinischen Landeskirche, die eine Vereinsstruktur<br />
außerhalb der verfassten Kirche aufwiesen.<br />
Dies sicherte den Gründungskirchengemeinden (Grevenbroich,<br />
Wevelinghoven, Korschenbroich, Rommerskirchen,<br />
Jüchen, Otzenrath und Kelzenberg) größtmögliche<br />
Mitsprache.<br />
So konnte das Diakonische Werk immer wieder sehr<br />
kurzfristig auf sozialpolitische Veränderungsprozesse reagieren<br />
und die notwendigen Angebotsstrukturen aufbauen<br />
oder entsprechend anpassen.<br />
Nicht zuletzt war Vieles nur im Rahmen des Subsidiaritätsprinzips<br />
und somit der finanziellen Unterstützung des<br />
Rhein-Kreises Neuss und der kreisangehörigen Kommunen<br />
möglich. Ohne die vertrauensvolle und sehr konstruktive<br />
Zusammenarbeit hätten nicht die vorhandenen,<br />
effektiven Hilfestrukturen aufgebaut werden können.<br />
Entscheidend waren hierbei immer die ehrenamtlich<br />
und hauptamtlich tätigen Mitarbeitenden, die mit sehr<br />
hohem Engagement und viel Herz ihre Arbeit für andere<br />
Menschen erbracht haben. Die hohe Professionalität<br />
und Fachlichkeit der Mitarbeitenden waren und sind die<br />
Grundsäule des Erfolges des Diakonischen Werkes.<br />
Unser Dank gilt all denen, die in den vergangenen fünf<br />
Jahrzehnten mit „Wort und Tat“ an der Gestaltung des Diakonischen<br />
Werkes mitgewirkt haben.<br />
Uwe Amelungk<br />
Verwaltungsratsvorsitzender<br />
Bernd Gellrich & Anja Lippke<br />
Vorstand<br />
Von Menschen<br />
für Menschen<br />
mit Menschen<br />
5
6<br />
50 Jahre <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss<br />
Ein kurzer Rückblick<br />
Bernd Gellrich<br />
Vorstand<br />
Die Gründungsphase:<br />
Der Superintendent des Kirchenkreises Gladbach, Herr<br />
Pfarrer Eigemann, ergriff 1963 die Initiative und schlug<br />
den örtlichen Kirchengemeinden eine Umwandlung des<br />
bisherigen Gemeindedienstes in eine neue Vereinsstruktur<br />
vor. In einem Schreiben an die evangelischen Kirchengemeinden<br />
Grevenbroich, Jüchen, Kelzenberg, Otzenrath,<br />
Korschenbroich, Rommerskirchen und Wevelinghoven<br />
vom 27. März 1963 mahnte der Superintendent<br />
zur Eile: „In unserer Synode soll vom 16. April 1963<br />
ab eine Dorfhelferin eingestellt werden. Um die bereitstehenden<br />
Mittel vom Landkreis und Land Nordrhein-Westfalen<br />
zu bekommen, muss ein Gemeindedienst Träger<br />
der Arbeit sein. So hat der Kreissynodalvorstand mich<br />
beauftragt, zu einer Gründungsversammlung für einen<br />
Gemeindedienst für Innere Mission und Hilfswerk im<br />
Landkreis Grevenbroich einzuladen“. Eine ursprünglich<br />
für den 8. April 1963 geplante Gründungsversammlung<br />
wurde auf den 13. Mai 1963 verlegt. So entsandten die<br />
Presbyterien jeweils zwei bevollmächtigte Vertreter zur<br />
Gründungsversammlung, die dann die Gründung des<br />
Vereines sowie die geltende Satzung beschlossen. Als<br />
erster Vorsitzender wurde Herr Pfarrer Schraut aus Otzenrath<br />
gewählt und als weitere Mitglieder Herr Dr. Klose<br />
(Korschenbroich), Herr Winz, Herr Pfarrer Hundt (beide<br />
Grevenbroich) sowie Herr Quack (Jüchen).<br />
Die Kirchengemeinde Dormagen war mit einem Gaststatus<br />
durch Herrn Pfarrer Keller beteiligt und wurde formal<br />
im Jahre 1964 von der Mitgliederversammlung aufgenommen.<br />
Die Kirchengemeinde Wickrathberg folgte<br />
1965 als Mitglied.<br />
Arbeitsinhalte der Mitarbeitenden waren in der Startphase<br />
Familienpflege, Fürsorge sowie der Aufbau eines Ferienhilfswerkes.<br />
Einzelfallhilfen und letztendlich auch die<br />
Personalführung gehörten zu den wesentlichen Tätigkeitsbereichen<br />
des Vorstandes bzw. der Mitgliederversammlung<br />
während der Aufbauphase des Vereins. Die<br />
erste Geschäftsstelle war im heutigen Gemeindeamt der<br />
Kirchengemeinde Grevenbroich in der Graf-Kessel-Str. 9<br />
untergebracht.<br />
70er Jahre:<br />
Installierung einer hauptamtlichen Geschäftsführung<br />
und Aufbau der <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen<br />
Der Bedarf an Pflege wuchs seit Anfang der 70er Jahre<br />
zunehmend und konnte von den bis dahin tätigen Gemeindeschwestern<br />
nicht mehr ausreichend gedeckt werden.<br />
Ebenso erhöhten sich durch Zuzug seit Mitte der<br />
60er Jahre kontinuierlich die Gemeindemitgliederzahlen<br />
der evangelischen Kirchengemeinden.<br />
Damit stieg auch die Nachfrage nach Hilfsangeboten.<br />
Das Ferienhilfswerk hatte bereits 1970 insgesamt 159<br />
Kindern einen Urlaub ermöglicht und erlangte bis in die<br />
80er Jahre eine sehr große Bedeutung innerhalb des Diakonischen<br />
Werkes. Betreuer wurden in Zusammenarbeit<br />
mit den Kirchengemeinden ausgebildet, so dass bis<br />
zu zehn Ferienfreizeiten jährlich veranstaltet wurden.<br />
Ebenso bekam die Vermittlung von Kinder- und Mutter-Kind-Kuren<br />
einen größeren Stellenwert. Der zunehmende<br />
Wohlstand in der Region führte jedoch zu einer<br />
höheren individuellen Reiseintensität, so dass die Nachfrage<br />
nach Ferienfahrten stetig zurückging.<br />
Durch die vielfältigen Aktivitäten des Vereins nahm die<br />
administrative Arbeit so zu, dass der Vorstand die Notwendigkeit<br />
sah, einen Sozialarbeiter und Geschäftsführer<br />
zum 1. Juli 1970 einzustellen. Bereits 1973 befasste<br />
sich der Vorstand des Werkes mit dem Bau eines<br />
Altersheimes in Grevenbroich und bewarb sich schließlich<br />
1978 um die Trägerschaft eines Alters- und Pflegeheimes,<br />
das der Kreis Neuss in Grevenbroich errichten<br />
wollte.<br />
Die kommunale Neugliederung von 1975 bewirkte, dass<br />
sich auch die diakonische Landschaft veränderte. Der
damalige Kreis Grevenbroich wurde u. a. mit der Stadt<br />
Neuss und den Regionen Kaarst und Meerbusch zusammengefasst.<br />
Dies führte dazu, dass die Ev. Kirchengemeinde<br />
Wickrathberg entsprechend der kommunalen<br />
Zuordnung der Stadt Mönchengladbach angehörte und<br />
somit Ende 1974 die Mitgliedschaft aufgab. In den Folgejahren<br />
wurde die Kirchengemeinde Norf-Nievenheim<br />
Mitglied.<br />
Der Vereinsname wurde angelehnt an der kommunalen<br />
Namensänderung in „Diakonisches Werk Evangelischer<br />
Kirchengemeinden im Kreis Neuss e.V.“ geändert.<br />
Konsequenterweise wurde der Vorsitzende des Diakonischen<br />
Werkes im Kreis Neuss, Herr Pfr. Keller beauftragt,<br />
mit dem Vorsitzenden des Diakonischen Werkes<br />
in der Stadt Neuss, Herr Pfr. Keuper über den Zusammenschluss<br />
beider Werke zu beraten. Allerdings wurde<br />
bereits ein Jahr später gemeinsam festgestellt, dass es<br />
zwischen beiden Werken „aufgrund der kommunalen Eigenheiten“<br />
zu keiner engeren Zusammenarbeit kommen<br />
kann.<br />
Im Jahr 1978 wurde landesweit die Alten-Krankenpflege<br />
neu strukturiert. Das Diakonische Werk errichtete <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen<br />
an den Standorten Dormagen,<br />
Jüchen-Kelzenberg und Grevenbroich. Die angestellten<br />
Pflegefachkräfte wurden vom Kreis Neuss bezuschusst.<br />
Es wurde ein Personalschlüssel von 4000 Einwohnern<br />
pro Pflegefachkraft als Grundlage herangezogen.<br />
Mit der Neuordnung der pflegerischen Versorgung der<br />
Menschen im Kreis Neuss wurden vom Diakonischen<br />
Werk teilweise kommunaltätige Gemeindeschwestern<br />
oder aber auch Pflegemitarbeitende aus den Kirchengemeinden,<br />
wie z.B. in Korschenbroich, übernommen.<br />
80er Jahre:<br />
Bauvorhaben Albert-Schweitzer-Haus in Grevenbroich<br />
Zu Beginn der 80er Jahre wurden wieder die Gespräche<br />
mit dem Diakonischen Werk in der Stadt Neuss aufgenommen<br />
und über einen möglichen Zusammenschluss<br />
verhandelt. Zeitweise<br />
übernahm das Diakonische Werk in<br />
der Stadt Neuss sogar Buchhaltungsaufgaben. Ebenso<br />
wurde eine Kommission des Vorstandes eingerichtet,<br />
der sich mit dem Bau des Pflege- und Altersheimes beschäftigt.<br />
Zum 1. Oktober 1984 wurden die Ambulanten Pflegestationen<br />
von drei Einsatzleitungen geführt. Die Zuständigkeiten<br />
waren auf die Standorte Grevenbroich/Rommerskirchen,<br />
Jüchen/Korschenbroich sowie Dormagen festgelegt.<br />
Frau Ritter<br />
war die erste Koordinatorin für<br />
alle drei <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen.<br />
Am 12. 11. 1984 wurde das Richtfest für das Seniorenzentrum<br />
Albert-Schweitzer-Haus gefeiert und drei Jahre<br />
später konnte das Diakonische Werk den Betrieb der<br />
Einrichtung aufnehmen. 1986 erwarb das Diakonische<br />
Werk ein Haus in Grevenbroich (Auf der Schanze 88),<br />
um dort die Geschäftsstelle einzurichten.<br />
Eine Wohngemeinschaft für „psychisch Kranke“ wurde<br />
im Nachbargebäude (Auf der Schanze 86) errichtet. Für<br />
die Einzugsbereiche Dormagen, Rommerskirchen, Jüchen<br />
und Korschenbroich wurden die Tätigkeiten der<br />
Sozialpädagogischen Familienhilfe übernommen.<br />
90er Jahre:<br />
Erweiterung des sozialen Engagements und Umstellung<br />
auf die Pflegeversicherung<br />
Die 90er Jahre waren geprägt durch einen großen Umbruch<br />
im Bereich der Gesundheits- und Sozialpolitik und<br />
eine Neuausrichtung der Tätigkeiten im Bereich der Sozialen<br />
Dienste.<br />
Die Einführung der Pflegeversicherung (zum 1. 4. 1995<br />
7
8<br />
ambulant und zum 1. 7. 1996 stationär) sorgte für vielfältige<br />
Veränderungen in den Arbeitsabläufen der ambulanten<br />
Pflegestationen und des Albert-Schweitzer-<br />
Hauses. Damit erhöhte sich der administrative Aufwand<br />
in erheblichem Maße. Durch die Stärkung des ambulanten<br />
Bereichs nahm auch die Pflegebedürftigkeit der<br />
stationär aufgenommenen Bewohner/Bewohnerinnen im<br />
Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus zu. Dies führte<br />
zu einer Verlängerung der Verweildauer der pflegebedürftigen<br />
Menschen im häuslichen Umfeld.<br />
Des Weiteren standen die ambulanten Pflegestationen<br />
in einem Wettbewerb mit gewerblichen Pflegediensten<br />
und die Bezuschussung der Pflegekräfte durch den Kreis<br />
Neuss entfiel, so dass der Kosten- und Refinanzierungsdruck<br />
zunahm. Durch die Pflegeversicherung entfielen<br />
fast 500.000 DM an jährlichen Zuschüssen, die das Diakonische<br />
Werk für die Pflegetätigkeit vom Kreis Neuss<br />
erhalten hatte. In den ersten zwei Jahren nach der<br />
Umstellung auf die Pflegeversicherung erwirtschafteten<br />
die <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen demzufolge ein hohes Defizit.<br />
Erst ab 1998 konnte dann eine Kostendeckung erreicht<br />
werden. Im Bereich der Sozialen Dienste wurden<br />
1994 das Sozialpsychiatrische Zentrum in Dormagen in<br />
Räumlichkeiten in der Knechtstedender Straße in Dormagen-Horrem<br />
eröffnet. Im selben Jahr konnte das Seniorenzentrum<br />
Albert-Schweitzer-Haus vom Kreis Neuss<br />
erworben werden. 1996 wurde ein Kooperationsvertrag<br />
mit der Hospizbewegung Dormagen geschlossen.<br />
Im Jahr 1998 wurde aus wirtschaftlichen und grundsätzlichen<br />
Überlegungen der Bereich Mutter-Kindkuren eingestellt.<br />
Die FreiwilligenAgentur Dormagen nahm als Modellprojekt<br />
1999 ihre Tätigkeit auf. Das noch heute gültige<br />
Leitbild des Diakonischen Werkes wurde im Dezember<br />
1999 von der Mitgliederversammlung verabschiedet.<br />
2000 - Das<br />
neue Jahrtausend:<br />
Anpassung an<br />
die Erfordernisse des<br />
Pflegemarktes und Neustrukturierung der<br />
Organisationsformen<br />
Seit 2000 hat sich das Diakonische Werk mit einer enormen<br />
Dynamik weiterentwickelt. Neben dem Ausbau<br />
von Arbeitsbereichen ist sehr zielstrebig die Organisationsentwicklung<br />
vorangetrieben worden. Es wurden die<br />
Tochterunternehmen Seniorenzentrum Korschenbroich<br />
gGmbH, Erftaue Service GmbH und die Seniorenzentrum<br />
Albert-Schweitzer-Haus gGmbH gegründet.<br />
2004 wurde das Seniorenzentrum Haus Tabita in Korschenbroich/Kleinenbroich<br />
in Betrieb genommen. Es<br />
folgten die Modernisierung des Albert-Schweitzer-<br />
Hauses in den Jahren 2006/2007 sowie der Umzug der<br />
Geschäftsstelle neben das Albert-Schweitzer-Haus. Das<br />
Seniorenzentrum Markuskirche ging im Jahr 2008 in<br />
Betrieb. Im Jahr <strong>2012</strong> konnte in Kleinenbroich das Seniorenzentrum<br />
Haus Timon, eine Spezialeinrichtung für<br />
Menschen mit dementiellen Veränderungen, eröffnet<br />
werden.<br />
Der Betrieb der Pflegeheime wurde in die Tochterunternehmen<br />
verlagert, während das Diakonische Werk noch<br />
Träger der ambulanten Pflege und der Sozialen Dienste<br />
ist. So hat sich von 2002 bis 2011 die Anzahl der Mitarbeitenden<br />
verdreifacht. Ebenso ist der Gesamtumsatz<br />
aller Arbeitsbereiche von 7 Mio € im Jahr 2003 auf ca. 21<br />
Mio € im Jahr 2011 angestiegen.<br />
Auch im Bereich der Arbeit mit psychisch Behinderten<br />
veränderten sich die Rahmenbedingungen aufgrund<br />
eines stärkeren Ausbaues der ambulanten Versorgungsstrukturen.<br />
Im Jahr 2000 wurden insgesamt 28 psychisch<br />
behinderte Menschen im Bereich des ambulanten
Betreuten Wohnens versorgt. Zur Zeit sind es nahezu<br />
120 Personen, die von insgesamt 10 Mitarbeitenden betreut<br />
werden. Als neues Aufgabengebiet übernahm das<br />
Diakonische Werk im August 2006 die Jugendeinrichtung<br />
„Die Rübe“ in Dormagen-Horrem.<br />
Aufgrund der zunehmenden Anforderungen, die an eine<br />
Unternehmensführung gestellt werden und im Zuge der<br />
Umsetzung des Diakonischen Governance Kodex, wurden<br />
klare Abgrenzungen zwischen Aufsicht und Führung<br />
des operativen Geschäftes vorgenommen.<br />
Durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon testiert,<br />
erfüllte 2006 das Diakonische Werk im Rhein-<br />
Kreis Neuss als erste Einrichtung innerhalb der Rheinischen<br />
Landeskirche und als eine der ersten Einrichtungen<br />
bundesweit die Anforderungen des Diakonischen<br />
Governance Kodex. Auch wurde im selben Jahr mit dem<br />
Diakonischen Werk in der Stadt Neuss sehr intensiv und<br />
unter Einbeziehung einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
über eine Fusion beider Werke verhandelt. Letztendlich<br />
ist diese an unterschiedlichen Einschätzungen<br />
der finanziellen Rahmenbedingungen gescheitert. Verabredet<br />
wurde aber eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit<br />
zwischen den Vorständen beider Werke,<br />
die weiterhin Bestand hat.<br />
Mit einer im Jahr 2007 durchgeführten Satzungsreform<br />
konnte unter juristischer Begleitung durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft<br />
Curacon der heutige Organisationsaufbau<br />
umgesetzt werden. Es gibt neben den<br />
Vereinsorganen Mitgliederversammlung und Verwaltungsrat<br />
einen hauptamtlichen Vorstand.<br />
Die kommenden Jahre:<br />
Die bisherige Refinanzierung der sozialen Systeme – sei<br />
es durch Entgelte der Krankenkassen, Pflegeversicherung<br />
oder auch öffentliche Zuschüsse – wird weiterhin<br />
auf dem Prüfstand stehen. Immer kurzfristigere durch die<br />
Gesetzgeber (Bund/Land) veranlasste Veränderungsprozesse<br />
haben auf alle im sozialen System Beteiligte<br />
enorme Auswirkungen.<br />
Der wirtschaftliche Erfolgsdruck - unter dem heute schon<br />
viele soziale Einrichtungen stehen - hat sich zunehmend<br />
verstärkt. Bei verschiedenen gemeinnützigen Trägern<br />
mussten in der Vergangenheit die Mitarbeitenden bereits<br />
aus wirtschaftlichen Gründen auf Teile des sogenannten<br />
Weihnachtsgeldes verzichten. Unweigerlich wird es in<br />
den nächsten Jahren zu einem Konzentrationsprozess<br />
von Trägern und Einrichtungen kommen. Engere Kooperationen,<br />
Fusionen und Übernahmen werden Themen<br />
sein, mit denen sich alle Akteure im sozialen Markt<br />
auseinandersetzen müssen.<br />
Aus heutiger Sicht hat das Diakonische Werk im Rhein-<br />
Kreis Neuss schon frühzeitig viele Veränderungsprozesse<br />
eingeleitet, um weiterhin fachlich und wirtschaftlich<br />
Erfolg zu haben. Garant hierfür sind die Vielzahl an<br />
engagierten, qualifizierten und motivierten Mitarbeitenden,<br />
die 365 Tage im Jahr für sehr gut versorgte und betreute<br />
Kunden Sorge tragen.<br />
Nur durch ein gemeinwohlorientiertes unternehmerisches<br />
Handeln, das durch Menschlichkeit, Kontinuität,<br />
Kreativität und Besonnenheit geprägt ist, werden der Erfolg<br />
und der Bestand der <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss<br />
gesichert bleiben. Hierfür ist weiterhin eine konstruktive<br />
Zusammenarbeit der sozial tätigen Verbände untereinander<br />
sowie mit der Verwaltung des Rhein-Kreis Neuss,<br />
den kreisangehörigen Kommunen, den politischen<br />
Entscheidungsträgern, Kostenträgern und im Bereich<br />
des Diakonischen Werkes mit den Mitgliedskirchengemeinden<br />
notwendig. Ebenso gilt es ganz besonders,<br />
sich weiterhin für die Verbesserung der Bedingungen für<br />
das Zusammenleben und den sozialen Zusammenhalt<br />
einzusetzen. Dieses sozialpolitische Mandat muss ein<br />
Schwerpunkt der Arbeit bleiben.<br />
9
Familien- und<br />
Jugendhilfe
Flexible Erziehungshilfe<br />
Ambulantes Clearing<br />
Constanze Studeny<br />
Aufsuchende<br />
Familienhilfe<br />
Die Angebote der ambulanten Hilfen orientieren<br />
sich am stetigen Wandel der gesellschaftlichen<br />
und sozialen Entwicklung von Familien. Heute<br />
haben die Menschen viele Entscheidungsmöglichkeiten<br />
ihr Leben zu gestalten. Eine steigende Anzahl von Trennungen<br />
und Scheidungen, der Rückgang der Geburten,<br />
eine späte Elternschaft und die Zunahme von Patchwork<br />
- Familien sind einige Symptome dieses Wandels.<br />
Viele Familien leben isoliert, mit wenig familiären Anbindungen,<br />
in schwierigen Lebenssituationen, mit einer<br />
Vielzahl von Herausforderungen. Ambulantes Clearing<br />
kann ein wichtiger Baustein sein, Zugänge zu Familien<br />
zu schaffen, mit ihnen gemeinsam ihre Lebensumstände<br />
zu sortieren, um dann weitere Hilfen anzubieten und<br />
zu initiieren.<br />
Ambulantes Clearing ist eines von mehreren Arbeitsfeldern<br />
der flexiblen Familienhilfe. Es wird in Familien<br />
und Lebensgemeinschaften mit Kindern und Jugendlichen<br />
eingesetzt, bei denen Problemlagen gesehen werden,<br />
es jedoch noch unklar ist, ob und wie sie durch pädagogische<br />
Hilfe zu lösen sind.<br />
Auf der Grundlage des § 27 (2) SGB VIII wird das Clearing<br />
durchgeführt. Es findet im häuslichen und sozialen<br />
Umfeld der Familie statt. Clearing ist eine im Alltag eingebundene<br />
Hilfe und dient zur Klärung der Ressourcen,<br />
Problemlagen und Beziehungen.<br />
Ziel eines Clearing-Hilfeprozesses ist es, zu einer fachlichen<br />
Einschätzung der familiären Situation zu gelangen,<br />
Probleme konkret zu benennen, Lösungsansät-<br />
ze aufzuzeigen und geeignete Hilfemaßnahmen anzubieten.<br />
Bei einem Erstkontakt mit der Familie und dem<br />
Fallverantwortlichen des Jugendamtes und der Clearingfachkraft<br />
haben die Beteiligten die Möglichkeit, aus ihrer<br />
Sicht die Schwierigkeiten zu benennen und Ideen zur Lösung<br />
vorzutragen. In der Regel werden fünf weitere Termine<br />
ohne die Jugendamtsmitarbeiterin vereinbart, um<br />
zu einer Klärung der Situation zu gelangen. Der Umfang<br />
richtet sich auch nach der Größe des Familiensystems<br />
und kann in Einzelfällen über fünf Termine hinausgehen.<br />
Bei vielfältigen Problemlagen und wenn es um Kinderschutz<br />
geht, sollte das Clearing von zwei Fachkräften<br />
durchgeführt werden, um die subjektive Wahrnehmung<br />
und Einschätzung zu prüfen.<br />
Zu Beginn der Hilfe steht die Erarbeitung des<br />
Clearingauftrages mit der Familie.<br />
(Wer? Will was? Von wem? Wozu? Weshalb?)<br />
Unterschiedliche Methoden wie z. B. Gesprächs-und<br />
Fragetechniken, Genogramme, Skulpturen, Netzwerkkarten<br />
oder Arbeiten mit Bildern und Metaphern werden<br />
eingesetzt, um das Familiensystem mit seinen funktionalen<br />
und dysfunktionalen Mustern sowie Kommunikations-<br />
und Beziehungsbedingungen zu verstehen und zu<br />
verdeutlichen.<br />
Aus einer gemeinsamen Beschreibung können Aufträge<br />
und Ziele formuliert werden. Reichen bisherige Lösungsmöglichkeiten<br />
nicht aus, wird gemeinsam mit den Beteiligten<br />
überlegt, welche Hilfe die Familie oder einzelne Familienmitglieder<br />
benötigen.<br />
Nach Beendigung der vereinbarten Termine findet ein<br />
Abschlussgespräch mit der Familie und der Fachkraft<br />
des Amtes statt. Die Gespräche werden ausgewertet<br />
und Perspektiven aufgezeigt. Sollte es notwendig sein,<br />
werden Fördermaßnahmen oder therapeutische Hilfen<br />
eingeleitet. Für die Familie besteht nach einem Clearing<br />
die Möglichkeit, weitere ambulante Hilfen wie z. B. Sozialpädagogische<br />
Familienhilfe zu beantragen.<br />
11
12<br />
Kinder- und Jugendarbeit in der RÜBE<br />
Alles wirkliche Leben ist Begegnung<br />
Andreas Stefen<br />
Die Rübe<br />
Die RÜBE ist zu einem festen Bestandteil des Stadtteils<br />
Horrem geworden. Seit August 2006 bietet das Diakonische<br />
Werk mit dem Kinder- und Jugendtreff einen<br />
Begegnungsraum an, der generationsübergreifend das<br />
ganze Jahr über genutzt wird. Durchschnittlich 40-50 Jugendliche<br />
(ca. 80-90% mit Migrationshintergrund, ca. 70-<br />
80% zwischen 14 und 18 Jahren, 85% Jungen) nutzen<br />
die RÜBE täglich als einen Treffpunkt für Spiel, Spaß<br />
und Entspannung, denn die Rübe ist mehr als nur ein<br />
Gebäude oder eine Einrichtung: Sie ist eine grüne Oase<br />
inmitten von Hochhäusern,<br />
umgeben von Bahn- und<br />
Autoverkehr. Sie ist ein Ort<br />
für lebendige und authentische<br />
Begegnungen, in<br />
denen häufig unterschiedliche<br />
Generationen miteinander<br />
in Kontakt treten<br />
und gemeinsam Projekte<br />
durchführen.<br />
In der „Offenen Kinder-<br />
und Jugendarbeit“ findet<br />
eine ganzheitliche Entwicklungsförderung<br />
statt,<br />
deren primäres Ziel die<br />
Förderung der sozialen<br />
Kompetenzen und der Beziehungsfähigkeit<br />
von Kindern<br />
und Jugendlichen ist.<br />
Offene Kinder- und Ju-<br />
(M. Buber)<br />
gendarbeit bietet Unterstützung bei der Identitätsentwicklung<br />
und sie ermöglicht schließlich gezielte Hilfestellungen<br />
bei der Eingliederung in die Gesellschaft. Die Kinder<br />
und Jugendlichen, die zu uns kommen, sind dankbar<br />
wenn man ihnen zuhört, sie freuen sich, wenn man<br />
sich Zeit für sie nimmt und sind zunächst oft damit überfordert,<br />
wenn man ihnen das Gefühl gibt, dass sie wichtig<br />
und wertvoll sind. Aber genau darum geht es uns im<br />
täglichen Kontakt mit den jungen Menschen: Wir investieren<br />
Zeit, Liebe und Kraft in die Begegnungen, gestalten<br />
einen vertrauensvollen Kontakt und nutzen diese<br />
Vertrauensbasis als Fundament für gezielte Unterstützungsangebote<br />
und Fördermöglichkeiten, z.B. in puncto<br />
Berufsorientierung, Suchtprävention oder Mädchenarbeit.<br />
So gibt es beispielsweise an jedem Donnerstag<br />
das inzwischen legendäre „Mädchen Café“, es ist ein<br />
geschlechtsspezifisches Angebot nur für Mädchen. Hier<br />
können Mädchen alterstypische Themen in gemütlicher
Atmosphäre besprechen und erleben. Eine kontinuierliche<br />
Beziehungsarbeit findet hier im geschützten Rahmen<br />
statt, der von ca. 20 Mädchen zwischen 6 und 16<br />
Jahren wöchentlich genutzt wird.<br />
Weiterhin bieten wir den Jugendlichen in der RÜBE an<br />
jedem Mittwoch Orientierungsberatung an, d. h. sie können<br />
in Einzelberatung oder in Gruppendiskussionen<br />
über ihre Zukunftsvorstellungen oder über konkrete Bedingungen<br />
der Arbeitswelt diskutieren und lernen dabei<br />
ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt realistischer<br />
einzuschätzen bzw. Alternativen zu entdecken.<br />
Wir greifen kontinuierlich wichtige Themen<br />
der Jugendlichen auf, nehmen uns Zeit<br />
für deren Probleme, begegnen ihnen authentisch,<br />
schenken Wertschätzung und vermitteln<br />
ihnen Werte. Diese Kontinuität der Wertschätzung<br />
und das Interesse an den jungen<br />
Menschen, kann ihnen dabei helfen ggf.<br />
neue, stimmigere Möglichkeiten der Gestaltung<br />
ihres Lebensweges zu entdecken.<br />
Kinder- und Jugendarbeit im Quartier besteht aber auch<br />
aus Stadtteilarbeit. Neben den wöchentlich 22 Stunden<br />
Öffnungszeit für die „Offene Arbeit“ mit den Kindern und<br />
Jugendlichen gibt es auch noch diverse Veranstaltungen<br />
und Feste, die im Laufe eines Jahres in der RÜBE stattfinden<br />
und an denen die Bürger und Institutionen des<br />
Stadtteils aktiv mitwirken können.<br />
Im Folgenden sollen einige Beispiele dies verdeutlichen:<br />
Es gibt seit sechs Jahren die jährlich stattfindende Stadtranderholung,<br />
bei der zwei Wochen lang 60 Kinder pädagogisch<br />
begleitet in ein „Abenteuerland“ eintauchen.<br />
Seit zwei Jahren werden nun auch die Eltern der Kinder<br />
inhaltlich miteingebunden, was dazu geführt hat, dass<br />
sich die Beziehung zu den Eltern mittlerweile als eine<br />
sehr vertrauliche entwickelt hat und 90% der Eltern ihre<br />
Kinder bereits seit mehreren Jahren wiederholt für die<br />
Stadtranderholung anmelden.<br />
Zahlreiche Kindertagesstätten (Kitas), Grund- und weiterführende<br />
Schulen nutzten die RÜBE zwischen April<br />
und Oktober für Abschluss- bzw. Klassenfeste. Insbesondere<br />
den Kitas und Grundschulen, hauptsächlich<br />
aus dem Stadtteil Horrem, wird dieses Angebot ermöglicht.<br />
Der Kontakt zwischen uns und den jeweiligen Erzieherinnen<br />
und Lehrerinnen erfährt dadurch eine bereichernde<br />
Intensivierung.<br />
Die „St. Hubertus-Schützenbruderschaft-Horrem“<br />
nutzt die RÜBE für regelmäßige Treffen der Edelknaben<br />
(u. a. für das Edelknabenkönigsschießen), sie organisiert<br />
in der RÜBE mehrmals im Jahr Wettbewerbe im<br />
Bogenschießen.<br />
Die Wohnpark-Interessengemeinschaft (WIG e.V.)<br />
nutzt das Gelände wöchentlich für ein Freizeitangebot,<br />
dass sich an Horremer Bürger, insbesondere an „55+ Aktive“,<br />
richtet. Dort gibt es Kaffee und Kuchen, bei schönem<br />
Wetter finden kleinere Bouleturniere statt oder es<br />
wird gegrillt und getanzt. Jedenfalls ist beim<br />
Treffen der WIG e.V. immer etwas los!<br />
Kinder- und Jugendarbeit im Quartier bedeutet<br />
für das Team der RÜBE immer auch die<br />
Förderung und Begleitung von Ehrenamtlichen.<br />
In Kooperation mit der „Freiwilligen-<br />
Agentur Dormagen“ konnten rund 50 Ehrenamtliche<br />
im Jahr <strong>2012</strong> in unterschiedlichste<br />
Projekte der diakonischen Kinder- und Jugendarbeit<br />
eingebunden werden, wie z.B. beim Kochen<br />
für die Kinder der Stadtranderholung durch die „Kochfreunde-Zons“.<br />
Gemeinsam mit der WIG e. V. fanden<br />
unterschiedlichste Angebote für Jung und Alt statt (z.B.<br />
„Miteinander der Generationen“), die, wie bereits in den<br />
Vorjahren, auf beiden Seiten zu einem geselligen Miteinander<br />
führten. Auch im offenen Bereich der Kinder-<br />
und Jugendarbeit agieren Ehrenamtliche als Multiplikatoren,<br />
die mit ihrer Hingabe und ihrem Engagement unterschiedlichste<br />
Bildungsprozesse bei den Kindern und<br />
Jugendlichen anstoßen und den jungen Menschen, wie<br />
auch sich selbst, eine besondere Form der generationsübergreifenden<br />
Begegnung ermöglichen.<br />
Bildungsprozesse anstoßen! Das ist ein Thema, welches<br />
wir im vergangenen Arbeitsjahr insbesondere im Hinblick<br />
auf die festzustellende Orientierungs- und Perspektivlosigkeit<br />
im Jugendalter aufgegriffen und in modularisierter<br />
Form als außerschulische Bildungsangebote angeboten<br />
haben:<br />
Profil<br />
Pass-<br />
Beratung/<br />
Kompetenzbilanzierungen<br />
Laufbahnberatung/Orientierungsberatung<br />
Vorbereitung und Hilfestellung<br />
für den<br />
Start ins Berufsleben<br />
(Übergang Schule/<br />
Beruf)<br />
Außerschulische Bildungsarbeit im Quartier:<br />
Vier Quartale – vier Module<br />
Lebenskompetenzförderung<br />
13
14<br />
Viele Jugendliche wissen leider nicht, was sie aus ihrem<br />
Leben machen bzw. welchen Beruf sie anstreben möchten<br />
oder können. Erschreckend ist, dass bereits einige<br />
von ihnen „Gürtelschnallen“ tragen, auf denen „Hartz IV“<br />
steht, d. h. sie identifizieren sich auf eine subtile Art und<br />
Weise mit dem Ziel, Hartz IV-Empfänger zu werden. Oft<br />
fehlt den jungen Menschen die Motivation für eine adäquate<br />
Gestaltung ihres Übergangs von der Schule in den<br />
Beruf, häufig fehlt ihnen aber auch einfach nur der Überblick<br />
in diesem scheinbar endlosen Feld der Arbeitswelt.<br />
Viele unserer Besucher versuchen jahrelang im sog.<br />
„Übergangssystem“ ihre Ausbildungsreife zu erwerben,<br />
die aus Sicht der Arbeitgeber bei einer ansteigenden Anzahl<br />
Jugendlicher nicht mehr vorhanden ist. Perspektiv-<br />
und Orientierungslosigkeit wie auch eine fehlende Ausbildungsreife<br />
sind Probleme, mit denen wir in unserer<br />
täglichen Arbeit konfrontiert werden und auf die wir mit<br />
einem spezifischen Ausbau der außerschulischen Bildungsarbeit<br />
im Rahmen unserer diakonischen Kinder-<br />
und Jugendarbeit reagiert haben.<br />
Die im Vorjahr theoretisch erarbeiteten Module zur außerschulischen<br />
Bildungsarbeit konnten in der Pilotphase<br />
<strong>2012</strong> mit konkreten Projekten in der Praxis umgesetzt<br />
werden. In den vier Quartalen des Jahres fanden vier<br />
Module statt, die thematisch alle um die o. g. Problematik<br />
„kreisten“ und den Jugendlichen Hilfestellungen und Unterstützung<br />
bei der Gestaltung ihres Lebensweges anboten.<br />
ProfilPass-Beratung/Kompetenzbilanzierung<br />
Der ProfilPass ist ein Instrument der Kompetenzfeststellung/Kompetenzbilanzierung.<br />
Es stärkt die Jugendlichen<br />
in ihrem Selbstwertgefühl und hilft ihnen dabei, konkretere<br />
Aussagen über ihre berufliche Entwicklung machen<br />
zu können. Im Rahmen der „ProfilPass-Beratung 1 “<br />
lernten zahlreiche Jugendliche in jeweils fünf intensiven<br />
Einzelberatungen ihre aktuellen Stärken, Fähigkeiten<br />
und (informellen) Kompetenzen kennen. Der ProfilPass<br />
konnte im ersten Quartal, insbesondere durch Informationsveranstaltungen,<br />
an die Jugendlichen herangeführt<br />
werden. Im Laufe des Jahres wurden insgesamt schon<br />
30 Jugendliche durch den ProfilPass begleitet. 70% der<br />
Teilnehmer waren zwischen 15-17 Jahre alt, ca. 15% der<br />
Teilnehmer waren „Externe“ und haben durch Presseartikel<br />
oder Empfehlungen von dem ProfilPass erfahren.<br />
In Zusammenarbeit mit der Schulsozialarbeiterin des Berufsbildungszentrums<br />
in Dormagen (BBZ-Dormagen) ist<br />
das Projekt „Persönliches Kompetenzmanagement“ entstanden.<br />
Dabei geht es um die Verzahnung von Profil-<br />
Pass-Beratung und einer anschließenden praktischen<br />
Erprobungsphase in einem Kooperationsbetrieb (bisher<br />
sind es Betriebe des Dormagener Weges: Kreishandwerkerschaft<br />
und Internationaler Bund; ein Verbund unterschiedlichster<br />
Betriebe im Kreisgebiet ist geplant).<br />
Die Jugendlichen erhalten schließlich eine Teilnahmebescheinigung,<br />
die sie beispielsweise bei der Berufsberatung<br />
der Bundesagentur für Arbeit vorlegen können.<br />
Auf diese Weise kann eine passgenauere Vermittlung in<br />
Ausbildungsberufe erfolgen.<br />
In Kooperation mit der Stadt Dormagen (Jugend- und<br />
Sozialförderung/Jugendbildungsbüro) ist die Idee entstanden,<br />
den ProfilPass im Stadtgebiet weiter auszubauen.<br />
Dafür sollen Schulsozialarbeiter der Dormagener<br />
Schulen durch Informationsveranstaltungen an den ProfilPass<br />
herangeführt und begeistert werden, so dass diese<br />
schließlich interessierte Schüler als Kandidaten für<br />
die ProfilPass-Beratung an die RÜBE vermitteln.<br />
Laufbahn- bzw. Orientierungsberatung<br />
Im zweiten Modul stand das Thema „Laufbahn- bzw.<br />
Orientierungsberatung“ im Vordergrund. Hier wurden in<br />
einem Intensivseminar konkrete berufliche Perspektiven<br />
und Ziele (SMARTE Ziele) mit den Jugendlichen erarbeitet.<br />
Ebenso gut angenommen wurde das „World<br />
Café 2 “, welches als generationsübergreifendes Projekt<br />
angeboten wurde. Drei Generationen konnten dabei in<br />
einem Dialog Lebensentwürfe und wichtige Meilensteine<br />
besprechen, die bei der Gestaltung des Lebensweges<br />
von Bedeutung gewesen waren bzw. sind. Themenfelder<br />
waren: „Start ins Berufsleben“, „Erwartungen ans Leben“,<br />
„Alltagsleben“, Hilfestellungen“, „Plan B“ und das<br />
„Berufsleben“. 14 Jugendliche, 12 Arbeitnehmer und 12<br />
„55+-Aktive“ wurden dazu eingeladen. Da die Nachfrage<br />
nach einer Wiederholung sehr groß war, findet auch im<br />
Frühjahr des Jahres 2013 wieder ein „World Café“ in der<br />
RÜBE statt. Das Einbeziehen von Arbeitgebern steht als<br />
bereichernde Ergänzung auf der Agenda der nächsten<br />
Durchführung.<br />
Vorbereitungen und Hilfestellungen für<br />
den Start ins Berufsleben<br />
Das dritte Modul im Rahmen außerschulischer Bildungs-<br />
1 Der „ProfilPass“ wurde entwickelt, um die Stärken und Fähigkeiten<br />
zielgruppengerecht zu erfassen. Er wurde im Rahmen des Verbundprojektes<br />
„Weiterbildungspass mit Zertifizierung informellen Lernens“<br />
als Teil des Modellversuchsprogramms „Lebenslanges Lernen“<br />
entwickelt und wissenschaftlich erprobt. Gefördert wird der<br />
ProfilPass durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
(BMBF) und den Europäischen Sozialfonds (ESF).
arbeit widmete sich ganz dem Thema „Vorbereitungen<br />
und Hilfestellungen für den Start in das Berufsleben“.<br />
In einem fünftägigen Intensivseminar unter dem Motto<br />
„Mein Leben plan‘ ich selbst!“ lernten die Jugendlichen<br />
wichtige Umgangsformen des Berufslebens kennen (z.<br />
B. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Ordnungssinn, Durchhaltevermögen,<br />
etc.), die eine wesentliche Grundvoraussetzung<br />
für Ausbildungsreife darstellen. Vorstellungsgespräche<br />
wurden mit Hilfe von Videoaufzeichnungen analysiert<br />
und Erwartungen der Arbeitgeber wurden in Dialogrunden<br />
unter die Lupe genommen. Es ging um Fragen,<br />
wie z.B.: „Was wünschen sich Ausbilder und Arbeitgeber<br />
von Auszubildenden/Arbeitnehmern, etc.?<br />
Ein weiterer Baustein des Intensivseminars war der „Talentkompass<br />
NRW 3 “: Über das Ermitteln ihrer persönlichen<br />
Eigenschaften, Fähigkeiten, Interessen und Werte<br />
wurden die Jugendlichen systematisch an die Vorstellung<br />
ihres beruflichen „Wunschumfeldes“ herangeführt<br />
und konnten darauf aufbauend konkretere berufliche<br />
Perspektiven entwickeln.<br />
Zum Abschluss des Seminars stand das Thema „Von<br />
der Person zur Vision“ im Raum. Die Jugendlichen ermittelten<br />
in Rollenspielen ihren Umgang mit Stress und<br />
Krisen und entfalteten in einem weiteren Schritt Visionen<br />
hinsichtlich ihres beruflichen Lebensweges.<br />
Lebenskompetenzförderung<br />
Im vierten Modul unserer Bildungsarbeit stand das Thema<br />
„Lebenskompetenzförderung“ im Vordergrund. Wir<br />
orientierten uns bei der Förderung der Lebenskompetenzen<br />
von Jugendlichen an der Definition der Weltgesundheitsorganisation,<br />
wonach lebenskompetent ist, wer<br />
sich selbst kennt und mag, empathisch sein kann, kritisch<br />
und kreativ denkt, kommunizieren und Beziehungen führen<br />
kann, durchdachte Entscheidungen trifft, erfolgreich<br />
Probleme löst und Gefühle und Stress bewältigen kann.<br />
In Anlehnung an das pädagogische Konstrukt der berühmten<br />
Reformpädagogin Maria Montessori, ermöglichten<br />
wir den Jugendlichen einen Zugang zu den einzelnen<br />
Lebenskompetenzen in einer arrangierten, „vorbereiteten<br />
Lernumgebung“: Impulsfragen und -plakate innerhalb<br />
der Einrichtung, Flyer mit einzelnen Lebenskompetenzen,<br />
die von uns in Jugendsprache erklärt wurden,<br />
förderten die Aufmerksamkeit der Jugendlichen für die<br />
Thematik und eröffneten schließlich spannende Dialoge.<br />
2 Das World Café ist eine Workshop- und Konferenzmethode, die sowohl<br />
für Teams und Klein- oder Großgruppen angewendet wird.<br />
Durch das mehrmalige Wechseln in andere Gruppen erfahren die<br />
Teilnehmer die Vielfalt unterschiedlicher Sichtweisen.<br />
Netzwerkarbeit: Ein fortlaufender Prozess<br />
Die oben aufgeführten Umsetzungsbeispiele außerschulischer<br />
Bildungsarbeit zeigen sehr deutlich, wie in<br />
einem „Netz der Kontakt- und Kooperationspartner“ Zusammenarbeit<br />
gestaltet und die im Stadtteil vorhandene<br />
Ressourcen genutzt werden können. Sei es ein generationsübergreifendes<br />
Projekt wie das World Café, eine intensive<br />
Bildungswoche, die mit Bildungsakteuren vor Ort<br />
durchgeführt wird oder die ProfilPass-Beratung, zu der<br />
Jugendliche aus naheliegenden Schulen oder über Eltern,<br />
Kollegen an die RÜBE vermittelt werden. Vernetzung<br />
und Zusammenarbeit stellen eine notwendige Bedingung<br />
dar, um professionelle (außerschulische) Bildungsarbeit<br />
für Jugendliche im Quartier gewährleisten<br />
zu können.<br />
Auch zukünftig verfolgen wir das Ziel jungen Menschen<br />
bei der Gestaltung ihres Lebensweges Unterstützung<br />
anzubieten. Insbesondere konzentrieren wir uns darauf,<br />
ihnen dabei zu helfen, Orientierung zu finden und für sie<br />
zutreffende Perspektiven zu entwickeln. Auch die Förderung<br />
der fehlenden Ausbildungsreife steht im Fokus unserer<br />
Aufmerksamkeit. Hierbei wollen wir vor allem den<br />
Fragen nachgehen, woher es eigentlich kommt, dass immer<br />
mehr Jugendlichen die sog. „Ausbildungsreife“ fehlt,<br />
was diese eigentlich bedeutet und ab wann ein Mensch<br />
überhaupt ausbildungsreif ist?<br />
Die dargestellten Module bieten eine gute Grundlage<br />
für eine Unterstützung der Jugendlichen in ihrer persönlichen<br />
und beruflichen Findungsphase. Ein intensiverer<br />
Kontakt zu Arbeitgebern und ein stetiger Ausbau der<br />
Vernetzung vor Ort sind für die Entwicklung der diakonischen<br />
Kinder- und Jugendarbeit im Quartier eine wichtige<br />
und notwendige Voraussetzung.<br />
3 Der Talentkompass ist ein Instrument der Kompetenzbilanzierung;<br />
die Grundkonzeption des TalentKompass NRW beruht auf dem von<br />
Richard N. Bolles in den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts<br />
entwickelten Berufs- und Lebensplanungsverfahren Life/Work Planning.<br />
15
16<br />
Soziale Beratung in Grevenbroich<br />
Zuhören und Weiterhelfen<br />
Wiltrud Winzen<br />
Soziale Beratung<br />
Die Allgemeine Soziale Beratung ist eine Beratungsstelle,<br />
die von in Grevenbroich lebenden Menschen aus unterschiedlichen<br />
sozialen Verhältnissen und familiären Situationen<br />
in Anspruch genommen wird.<br />
Die Ratsuchenden finden über die Internetseite des Diakonischen<br />
Werkes im Rhein-Kreis Neuss zu uns oder<br />
sie kommen über eine Weiterempfehlung. Die Termine<br />
werden zeitnah vergeben und werden ohne lange Wartezeiten<br />
durchgeführt.<br />
Die Beratung findet im Allgemeinen im Büro der Beratungsstelle<br />
statt; bei Anschlussbe-ratungen oder kurzen<br />
Klärungen auch telefonisch. Sie unterliegt der Schweigepflicht<br />
und ist für den Ratsuchenden kostenfrei.<br />
Ein wichtiges Ziel der Allgemeinen Sozialen Beratung ist<br />
es, drohender oder bereits vorhandener Lebenslagenarmut<br />
zu begegnen. Es geht aber auch darum, dem Betroffenen<br />
neue Perspektiven aufzuzeigen und mit dem Klienten<br />
gemeinsam neue Lösungswege aus der schwierigen<br />
Lebenslage zu erarbeiten.<br />
Wir informieren, beraten und unterstützen die Klienten:<br />
• in vielfältigen Fragen der Existenzsicherung<br />
• bei der Realisierung von Ansprüchen und Hilfen<br />
(Grundsicherung, Sozialhilfe, Wohngeld u. a.)<br />
• bei Problemen im sozialen Umfeld, Partnerschaft, bei<br />
psychischen und somatischen Problemen<br />
• hinsichtlich neuer Lebensabschnitte<br />
Wir vermitteln in der Beratung an interne und externe<br />
Dienste und binden diese, falls nötig, in den Beratungsprozess<br />
mit ein. Die Mehrheit der Klienten haben entweder<br />
Verständnisschwierigkeiten mit den Leistungs-<br />
bescheiden des Jobcenters oder mit nicht nachvollziehbaren<br />
Kürzungen. Sie brauchten Unterstützung bei der<br />
Überprüfung ihrer Bescheide, beim Ausfüllen von Formularen<br />
und Folgeanträgen. Da der Bedarf knapp bemessen<br />
ist, kam es bei einigen Klienten zu finanziellen<br />
Notlagen, wenn z.B. eine Nachzahlung der Stromrechnung<br />
anstand oder das Jobcenter von einem höheren<br />
Verdienst ausgegangen war und die Differenz erst rückwirkend<br />
bezahlt wurde. Teilweise wurden solche unverschuldeten<br />
existentiellen Notlagen über Spenden aus<br />
der Karl-Herriger-Stiftung gedeckt.<br />
Weitere Anliegen der Klienten waren im vergangenen<br />
Jahr: die Unterstützung bei der Wohnungssuche und die<br />
Begleitung zu Behörden, Informationen über Wege und<br />
Hilfe bei Trennung und Scheidung.<br />
Die Vermittlung zwischen Behörden, Schulen oder Vermieter<br />
und Klienten war ein wesentlicher Aspekt in der<br />
sozialen Beratung im Jahr <strong>2012</strong>. So konnte bei zwei jungen<br />
alleinerziehenden Müttern eine Unterstützung zur<br />
Erziehung beim Jugendamt beantragt und installiert werden.<br />
Diese Beratung geschah sowohl telefonisch, als<br />
Daten und Fakten<br />
• 23 Klienten suchten die Allgemeine Soziale Beratung<br />
auf (13 Frauen und 10 Männer)<br />
• Es gab 88 direkte Kontakte<br />
• 12 Personen, also gut die Hälfte der Ratsuchenden,<br />
bezogen Arbeitslosengeld II<br />
• 2 Klienten verdienten neben der Unterstützung durch<br />
das Jobcenter geringfügig dazu<br />
• 4 Klienten hatten eine Arbeit<br />
• 3 Klienten bezogen Rente<br />
• 2 junge Menschen befanden sich in einer Ausbildung<br />
und erhielten ergänzend BAföG<br />
• Die Altersspanne der Klienten lag zwischen 20<br />
und 65 Jahren<br />
• 6 Klienten haben im vergangenen Jahr immer wieder<br />
die Beratungsstelle kontaktiert (4 bis 14 Mal).
auch begleitend.<br />
Da die Mitarbeiter des Jobcenters sowohl für die Klienten<br />
als auch für die Berater nur über die Hotline zu erreichen<br />
sind, war die einzige Möglichkeit der Kontaktaufnahme,<br />
vor allem zur schnellen Klärung von Unklarheiten oder<br />
Informationseinholung nur über die Anmeldung beim<br />
Jobcenter vor Ort möglich. Eine gute Beratung konnte so<br />
teilweise nur sehr zeitaufwendig stattfinden, nämlich in<br />
dem der Klient zur Behörde begleitet wurde.<br />
Einige Klienten wurden weiter vermittelt an die Senioren-<br />
Beratung, an den schulpsychologischen Dienst, an den<br />
Fachdienst für Integration und Migration, an die Erziehungs-und<br />
Familienberatungsstelle oder an eine Rechtsberatung.<br />
Die Beratung fand überwiegend im Büro der<br />
Dienststelle statt; bei einer gehbehinderten Frau wurde<br />
ein Hausbesuch gemacht.<br />
Wie sich auch im vergangenen Jahr zeigte, erhält der<br />
überwiegende Teil der die Beratung aufsuchenden Menschen<br />
Arbeitslosengeld II-Bezug. Da der Regelsatz sehr<br />
knapp bemessen ist, kommen diese Menschen immer<br />
wieder in finanzielle Schwierigkeiten und den damit verbundenen<br />
Folgen, wie Mahnungen für Miete, Stromabschlag<br />
u. ä.. Sie sind in der Regel auch nicht in der Lage,<br />
Ansparungen zu machen, um einen außerordentlichen<br />
Bedarf zu decken, wie z. B. den Ersatz von Elektrogeräten<br />
oder Möbeln. Wenn zusätzlich Fehler in der Berechnung<br />
des Leistungsanspruches oder anderer Hilfen zu<br />
erkennen und zu korrigieren sind, kann es sehr schnell<br />
zu einer unverschuldeten existentiellen Notlage kommen.<br />
In solchen Situationen konnten wir auch hier die<br />
Klienten und Familien kurzfristig mit kleineren Beträgen<br />
aus der Karl-Herriger-Stiftung unterstützen.<br />
Für die ratsuchenden Menschen und für eine hilfreiche<br />
Soziale Beratung ist es wichtig, die Erreichbarkeit der<br />
Mitarbeiter des Jobcenters in Grevenbroich weiter zu<br />
verbessern. Es wäre wünschenswert eine Möglichkeit zu<br />
schaffen, sich Informationen zu bestimmten manchmal<br />
komplizierten Sachverhalten zu erfragen, aber auch im<br />
individuellen Fall für den Klienten über eine direkte Kontaktmöglichkeit<br />
eine Verbesserung zu erreichen. Die aktuellen<br />
Möglichkeiten (Kontakt über e-Mail) reichen oft<br />
nicht aus, bzw. verschlimmern durch die Wartezeit die<br />
häufig existentiell bedrohliche Lebenssituation des Klienten.<br />
Wohngebietsbetreuung „Miteinander-Füreinander“<br />
Im Rahmen des Projektes Wohngebietsbetreuung in Zusammenarbeit<br />
mit dem Bauverein Grevenbroich gab es<br />
im Jahr Einzeltermine mit 63 Mietern aus verschiedenen<br />
Wohnquartieren. Bei 53 Mietern reichten ein- bis zweimalige<br />
Kontakte zur Klärung aus; bei 6 Mietern mussten<br />
bis zu fünf Gespräche vereinbart werden und bei vier Bewohnern<br />
musste bis zu 14 Mal Kontakt hergestellt werden,<br />
um Probleme zu lösen oder zu besprechen.<br />
In den Einzelberatungen vor Ort in den Wohnungen der<br />
Mieter ging es um Klärung von Streitigkeiten und neue<br />
Vereinbarungen des Zusammenlebens. Ältere Mieter<br />
wurden an die Seniorenberatung weitervermittelt zur Beantragung<br />
und für unterstützende Hilfen.<br />
Im neuen Wohngebäude auf der Arndtstraße fanden im<br />
Jahr <strong>2012</strong> zwei Mietertreffen zur Förderung des Gemeinschaftslebens<br />
statt. Mit der Unterstützung der Fachkraft<br />
der Allgemeinen Sozialen Beratung bereiteten drei Mieterinnen<br />
des Wohnquartiers ein Herbstcafe und eine Adventsfeier<br />
vor, die von einem guten Drittel der Mieter besucht<br />
wurde.<br />
Auch in der Niermannstraße kam es im Mai <strong>2012</strong> zu einer<br />
Mieterversammlung. Es fand ein guter Austausch<br />
statt und es wurden Ideen zur Nutzung des Gemeinschaftsraums<br />
entwickelt.<br />
Am 30. Juni waren alle Familien, die eine Wohnung des<br />
Bauvereins bewohnen eingeladen, die Karl-May-Festspiele<br />
in Elspe im Sauerland zu besuchen.<br />
Karl-Herriger-Stiftung<br />
Wie im voranstehenden Text mehrmals erwähnt, kann<br />
mit Hilfe der Karl-Herriger-Stiftung in vielen Fällen aus<br />
Notlagen geholfen werden. Im Laufe des Jahres wurde<br />
62 Mal Beträge bis zu 200,- € an Hilfesuchende abgegeben.<br />
Zum Teil wurde das Geld ausgeliehen und Rückzahlungen<br />
vereinbart, so dass immer wieder das zurückfließende<br />
Geld aus weiteren Notlagen geholfen hat. Diese<br />
unbürokratische Verfahrensweise hat sich in den letzten<br />
Jahren sehr bewährt. Die Rückzahlungsmoral ist<br />
hoch und wird zusätzlich dadurch gesteigert, dass nur<br />
wer zurückzahlt oder den Willen dazu zeigt, auch später<br />
noch einmal Geld aus diesem Topf bekommen kann.<br />
17
18<br />
FreiwilligenAgentur Dormagen<br />
Ehrenamt ausüben und leben<br />
Dagmar Drossart<br />
FreiwilligenAgentur<br />
…“Ich möchte wissen“, sagte er vor sich hin, „was eigentlich<br />
in einem Buch los ist, solange es zu ist. Natürlich<br />
sind nur Buchstaben drin, die auf Papier gedruckt<br />
sind, aber trotzdem – irgendwas muss doch los sein,<br />
denn wenn ich es aufschlage, dann ist da auf einmal eine<br />
ganze Geschichte. Da sind Personen, die ich noch<br />
nicht kenne, und es gibt alle möglichen Abenteuer und<br />
Taten und Kämpfe – und manchmal ereignen sich Meeresstürme,<br />
oder man kommt in fremde Länder und Städte.<br />
Das ist doch alles irgendwie drin im Buch. Man muss<br />
es lesen, damit man’s erlebt, das ist klar. Aber drin ist es<br />
schon vorher. Ich möcht‘ wissen, wie?“<br />
(aus: Die unendliche Geschichte von Michael Ende)<br />
Diesen Text kann man auf dem Flyer zu „Dormagen liest<br />
vor“ einem Projekt der FreiwilligenAgentur Dormagen lesen.<br />
50 Menschen haben sich bereits für dieses Projekt<br />
erwärmen können, sind Vorleser in Altenheimen, Lesepaten<br />
in Kindereinrichtungen und Schulen. Einige wurden<br />
mittlerweile Lernförderer, was nicht ausbleibt, wenn<br />
kontinuierlich ein Schuljahr lang mit einem Kind gearbeitet<br />
wird. Die FreiwilligenAgentur unterstützt die Lesepaten<br />
durch Austauschforen und wie zu Beginn des Projekts<br />
vereinbart, fand im Herbst eine Fortbildung in der<br />
VHS zu Entwicklungsstadien, Fähigkeiten und Möglichkeiten<br />
von Kindern statt, die von neun Lesepaten besucht<br />
wurde. Auch in diesem Jahr wird an dem Thema<br />
gemeinsam weitergearbeitet. Motivation und Strategien,<br />
Kinder für das Lesen zu begeistern, stehen in diesem<br />
Frühjahr auf dem Fortbildungsprogramm.<br />
Ein weiterer Arbeitstitel der FreiwilligenAgentur für ein<br />
Projekt lautet „ Miteinander der Generationen“. In Zusammenarbeit<br />
mit der Kinder- und Jugendeinrichtung<br />
Rübe, der Seniorenberatung und der FreiwilligenAgentur<br />
wurden mit Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements<br />
des Vereins Wohnpark Interessen Gemeinschaft<br />
e.V. Projekte und Ideen umgesetzt, die möglichst viele<br />
Generationen miteinander verbindet. Das Wordcafé zum<br />
Thema Arbeitswelt, Beruf und Freizeit fand mit Jugendlichen,<br />
Berufstätigen und Ruheständlern statt. Ziel war<br />
es, durch das gemeinsame Zusammentragen von Vorstellungen,<br />
Erwartungen und Erfahrungen den Jugendlichen<br />
für den Einstieg in die Berufswelt auf gleichberechtigter<br />
Gesprächsebene Informationen nahe zu bringen.<br />
Wie schon die Jahre davor, wurde auch wieder mit<br />
Kindern und Jugendlichen gebastelt und gewerkelt. Im<br />
Herbst war das Thema Winddrachen und im Advent wurden<br />
Friesenbäume zur dekorativen Weihnachtsbeleuchtung.<br />
Generationen finden sich auch während der Stadtranderholung<br />
in der Kinder- und Jugendeinrichtung zum<br />
gemeinsamen Tun zusammen. Engagierte Erwachsene<br />
sorgten wieder einmal ehrenamtlich für das leibliche<br />
Wohl der Kinder und trugen am Markttag durch ihren<br />
Einsatz zu einem reibungslosen Verlauf bei.<br />
Stetige Angebote der Agentur sind der Kulturbegleitdienst,<br />
die Koordination Ehrenamt zum Weihnachtsabend<br />
für Alleinlebende und die Teilnahme am Tag des<br />
Ehrenamts mit der Stadt Dormagen. In <strong>2012</strong> ehrte die<br />
Agentur Anne Schmitt von der Arbeiterwohlfahrt als engagierte<br />
Kooperationspartnerin bei verschiedenen Veranstaltungen,<br />
Bernward Abraham, unermüdlich enga-
giert in der Kinder- und Jugendarbeit und Johann Dudek<br />
für gelebte Nachbarschaftshilfe.<br />
In diesem Jahr wurden durch die Mitarbeiterinnen der<br />
Agentur 38 Frauen und 32 Männer in ein Ehrenamt vermittelt.<br />
29 Ehrenamtliche übernahmen als Erstvermittelte<br />
eine Aufgabe. 14 Ehrenamtliche waren unter 40 Jahren.<br />
Schüler und Studenten suchen vorwiegend einen Ausgleich<br />
zu Leistungsdruck und Lerninhalten, engagieren<br />
sich in sozialen oder umweltorientierten Bereichen.<br />
Die Planungen in 2013 sehen die Ausrichtung eines Regionaltreffens<br />
vor, die Organisation eines nochmaligen<br />
Wordcafés, die Begleitung der Lesepaten und die Unterstützung<br />
ehrenamtlichen Engagements in einem Seniorenbeirat<br />
für die Stadt Dormagen.<br />
Durch eine großzügige Spende des Lions-Clubs und der<br />
Kollekte des Einschulungsgottesdienstes in der Christuskirche<br />
kann in 2013 wieder der Dormagener Schulranzen<br />
durchgeführt werden.<br />
19
20<br />
Psychiatrische<br />
Hilfen
Kontakt- und Beratungsstelle SPZ Dormagen<br />
Qualität auf allen Ebenen<br />
Wiltrud Winzen<br />
Soziale Beratung<br />
Karl-Heinz Groß<br />
Kontaktstelle<br />
Seit 1993 leistet das Sozialpsychiatrische Zentrum Dormagen/Grevenbroich<br />
(SPZ) im südlichen Rhein-Kreis<br />
Neuss Hilfen in der Betreuung psychisch erkrankter Erwachsener.<br />
Dies geschieht durch die Kontakt- und Beratungsstelle<br />
in Dormagen, Knechtstedener Str. 20 und<br />
durch das Ambulant Betreute Wohnen (ABW).<br />
Alle, die in irgendeiner Weise mit psychischen Erkrankungen<br />
in Berührung kommen, können sich zunächst an<br />
unsere Kontakt- und Beratungsstelle wenden. Sie erfahren<br />
hier in Rat und Tat die gewünschte Unterstützung.<br />
Die Sozialpsychiatrische Arbeit in den Gemeinden wird<br />
vom Landschaftsverband Rheinland seit 1986 durch eine<br />
finanzielle Förderung der SPZ sichergestellt.<br />
In den letzten Jahren haben sich die SPZ im Rheinland<br />
im Rahmen einer intensiven Qualitätsentwicklung untereinander<br />
ausgetauscht. Nach einem gemeinsam entwickelten<br />
Kriterienkatalog fand in jedem SPZ eine gründliche<br />
Bestandsaufnahme statt. Im Vorfeld wurden Trägervertreter,<br />
Betroffene und Angehörige im Rahmen einer<br />
Fortbildungsveranstaltung durch den Landschaftsverband<br />
Rheinland in die Qualitätskriterien eingeführt.<br />
Auf diese Weise sollte gewährleistet sein, dass alle SPZ<br />
rheinlandweit nach den gleichen Kriterien beurteilt werden.<br />
Eine weitere Besonderheit des Prüfungsverfahrens<br />
ist, dass nicht die Behörde kontrolliert, sondern die geschulten<br />
Nutzer des SPZ und die hauptamtlichen SPZ-<br />
Mitarbeitenden besuchen sich gegenseitig und geben eine<br />
Bewertung ab.<br />
Schon im Selbstbewertungsprozess haben die ganz unterschiedlichen<br />
Sichtweisen zu spannenden Diskussionen<br />
geführt. Durch regelmäßige Treffen in unserem<br />
SPZ konnten die Hauptamtlichen feststellen, dass ein<br />
Perspektivenwechsel der Weiterentwicklung nicht im<br />
Wege steht. Hier ist besonders die überaus engagierte<br />
ehrenamtliche Mitarbeit der Besucher und der Angehörigen<br />
zu würdigen, die unermüdlich auf ihre Bedürfnisse<br />
aufmerksam gemacht haben und dadurch<br />
auch auf Schwachstellen hingewiesen haben. Dadurch<br />
ist klargeworden: wir brauchen das Erfahrungswissen<br />
der psychisch Kranken und deren Angehörigen!<br />
Sie sind aus eigenem Erleben, aus eigener<br />
Sicht und Anschauung und durch viele Begeg-<br />
nungen in Kliniken, Kontaktstellen und Selbsthilfegruppen<br />
eben auch Experten der Psychiatrie! So arbeiten<br />
wir auf Augenhöhe zusammen: Wir wollen nach Wegen<br />
suchen, die Erkrankten und Beeinträchtigten in unserer<br />
Mitte zu behalten. Wir brauchen sie wegen ihres großen<br />
Erfahrungsschatzes.<br />
Im Prozess der Qualitätsentwicklung der SPZ wird der<br />
Visitation ein hoher Stellenwert eingeräumt. Der Besuch<br />
dient dem Erfahrungsaustausch auf kollegialer Ebene<br />
unter fachlichen Aspekten. Auf der Basis der Selbstbewertung<br />
schaffen sich die Visitatoren vor Ort ein Bild<br />
über den Ist-Zustand und das Entwicklungspotential.<br />
Am 29.03.<strong>2012</strong> war es dann soweit: eine trialogisch zusammengesetzte,<br />
dreiköpfige Gruppe aus einem Mitarbeiter,<br />
einem Angehörigen und einem Psychiatrieerfahrenen<br />
eines anderen SPZ besuchte das SPZ in Dormagen.<br />
Die Visitatoren wurden durch die Räumlichkeiten<br />
geführt und hatten die Möglichkeit, im Rahmen eines<br />
von SPZ-Besuchern zubereiteten Mittagessens mit unterschiedlichen<br />
Nutzergruppen Kontakt aufzunehmen. In<br />
einem abschließend zusammengestellten Visitationsbericht<br />
wurden alle wesentlichen Aspekte des Besuchs und<br />
der Gespräche festgehalten. Die darin enthaltene Wiedergabe<br />
der Atmosphäre, die Einschätzung zum Stand<br />
der Umsetzung der Qualitätsbereiche sowie Empfehlungen<br />
zur Weiterentwicklung bescheinigten, dass sich<br />
„die sozialpsychiatrische Arbeit des SPZ Dormagen auf<br />
einem guten Niveau befindet“ und „in Teilbereichen auch<br />
noch genügend Entwicklungspotentiale bestehen“. Der<br />
abschließenden Bemerkung des Besucherkomitees<br />
„Grundsätzlich benötigt das SPZ Dormagen – wie alle<br />
SPZ im Rheinland auch – mehr personelle Ressourcen,<br />
um Inklusion zielgerichtet und effizient umzusetzen!“ ist<br />
von Seiten des SPZ Dormagen nichts hinzuzufügen.<br />
21
22<br />
IHP 3 Beratung<br />
Anbieterneutrale Erstberatung<br />
Margret Lahey<br />
IHP 3 Beratung<br />
Seit Mitte des Jahres 2011 ist der Rhein-Kreis Neuss<br />
Modellregion für die anbieterneutrale Erstberatung von<br />
leistungssuchenden Personen in der Eingliederungshilfe.<br />
In <strong>2012</strong> wurde das Projekt fortgeführt und endet am<br />
31.12.2013. Es wird vom Team um Professor Dr. Erich<br />
Weber, Universität Darmstadt, in Halbjahresintervallen<br />
evaluiert.<br />
Im Rhein-Kreis Neuss sind jeweils drei qualifizierte MitarbeiterInnen<br />
in drei Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstellen<br />
für geistig behinderte Menschen (Koko-<br />
be) und drei in Sozialpsychiatrischen Zentren für psychisch-<br />
und/oder suchterkrankte Menschen (SPZ) mit jeweils<br />
einem 0,5 Stellenanteil mit der Hilfeplanerstellung<br />
betraut.<br />
Als Träger eines SPZ wurde diese anbieterneutrale Erstberatung<br />
für psychisch erkrankte Menschen aus Grevenbroich,<br />
Dormagen und Rommerskirchen einer erfahrenen<br />
Mitarbeiterin aus dem Ambulant Betreuten Wohnen<br />
übertragen.<br />
Die Beratung und Hilfeplanerstellung findet entweder in<br />
den Räumlichkeiten von Kokobe und SPZ oder in der gewohnten<br />
Umgebung des Klienten statt. Das kann die eigene<br />
Wohnung, die Wohnung von Eltern oder Freunden,<br />
das Büro des Anbieters oder das Zimmer eines Fachkrankenhauses<br />
sein. Zur Unterstützung können Eltern,<br />
Freunde, gesetzliche Betreuer, Bezugsbetreuer der Anbieter<br />
etc. anwesend sein oder hinzugezogen werden.<br />
Die Beraterin des SPZ Dormagen/Rommerskirchen/Grevenbroich<br />
konnte über 50% der Gespräche aufsuchend<br />
führen. Für die Fahrten wurden ihr ein Dienstfahrzeug<br />
und ein Laptop mit Drucker zur Verfügung gestellt.<br />
Der Hilfeplan ist ein wichtiges Instrument der Bedarfsermittlung.<br />
Er soll den Hilfebedarf des Klienten für ambulant<br />
betreutes oder stationäres Wohnen ermitteln und in<br />
Fachleistungsstunden darstellen.<br />
Im Bereich der SPZ Dormagen/Rommerskirchen/Grevenbroich<br />
konnten 181 Hilfepläne erstellt werden. Die<br />
Zahl der reinen Beratungen, also der Informationsvermittlung<br />
von Kontaktdaten und der Hilfsangebote der<br />
Leistungsanbieter von BeWo im Kreisgebiet, waren mit 7<br />
Beratungsgesprächen sehr niedrig. Die meisten Antragsteller<br />
hatten bereits vorher mit einem Leistungsanbieter
Kontakt aufgenommen und kamen lediglich zur Hilfeplanerstellung.<br />
Die Zusammenarbeit mit den Anbietern der Region und<br />
den Klienten verlief, bis auf kleinere Unstimmigkeiten,<br />
durchweg zufriedenstellend. Nachdem Anfang des Jahres<br />
festgestellt wurde, dass die Anfragen zur Hilfeplanerstellung<br />
bei weitem höher waren, als die Kapazitäten der<br />
Mitarbeiter von Kokobe und SPZ ermöglichten, wurde<br />
das Antragsverfahren dahingehend novelliert, dass nur<br />
noch Erstanträge und der erste Folgeantrag von den Beratern<br />
erstellt werden sollten. Alle weiteren Folgeanträge<br />
sollten, wie vorher üblich, von den Leistungsanbietern<br />
oder Hilfesuchenden geschrieben werden. Dies brachte<br />
den Beratern kurzfristig Entlastung, gegen Ende des<br />
Jahres mussten die Anbieter jedoch aufgrund des hohen<br />
Antragvolumens, wieder längere Wartezeiten zur Erstellung<br />
des Hilfeplans in Kauf nehmen.<br />
Die vorgesehene Hilfeplanerstellung für stationäres<br />
Wohnen, die einrichtungsweise durchgeführt werden<br />
sollte, konnte im Arbeitsbereich der SPZ Neuss, Meerbusch,<br />
Dormagen/Rommerskirchen/Grevenbroich nur<br />
ansatzweise durchgeführt werden. Hier ist wieder das<br />
hohe Anfragevolumen für Ambulant Betreutes Wohnen<br />
Hauptursache der Stagnation, da diese vorrangig zu behandeln<br />
waren und dementsprechend zuerst bearbeitet<br />
werden mussten.<br />
Nun stellt sich für manchen die Frage, wie kommt es zu<br />
solch einer hohen Nachfrage nach ambulanten Hilfen?<br />
Gibt es heute mehr psychisch oder suchterkrankte Menschen<br />
als noch vor einigen Jahren? Dazu muss gesagt<br />
werden, dass sich das Bewusstsein der Menschen geändert<br />
hat: Wo vor ca. zehn Jahren noch verschwiegen<br />
wurde, dass jemand in psychiatrischer Behandlung war,<br />
um nicht als „verrückt“ abgestempelt zu werden, ist heute<br />
die Hemmschwelle geringer anderen mitzuteilen, dass<br />
eine psychische- oder Suchterkrankung vorliegt. Depressionen<br />
und Burnout bekamen z. B. nach dem Suizid<br />
von Norbert Enke einen anderen Stellenwert und rückten<br />
in den Focus des öffentlichen Interesses. Es war nicht<br />
mehr „schlimm“ psychisch krank zu sein. Dementsprechend<br />
werden die Hilfen, die den Erkrankten zur Verfügung<br />
stehen auch in höherem Maße nachgefragt und in<br />
Anspruch genommen.<br />
23
24<br />
Ambulant Betreutes<br />
Wohnen (ABW)<br />
Wiltrud Winzen<br />
Ambulant<br />
Betreutes Wohnen<br />
Das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) ist ein Hilfsangebot<br />
für psychisch kranke oder behinderte Menschen, damit<br />
sie in einer eigenen Wohnung leben können und ihre<br />
Selbstständigkeit erhalten bleibt oder verbessert wird.<br />
In der Regel werden die Leistungen als Eingliederungshilfe<br />
vom Landschaftsverband Rheinland bezahlt, nachdem<br />
der individuell notwendige Unterstützungsbedarf in<br />
einem Hilfeplan erfasst und genehmigt worden ist. Oberstes<br />
Ziel ist immer, die eigenen Stärken auszuschöpfen<br />
und Fähigkeiten zu verbessern, so dass Teilhabe in allen<br />
Bereichen des gesellschaftlichen Lebens möglich und<br />
professionelle Hilfe zunehmend entbehrlich wird.<br />
Der Weg dahin verlangt viel gegenseitiges Vertrauen,<br />
Kooperationsbereitschaft, Einfühlungsvermögen, Kritik-<br />
und Reflexionsfähigkeit und nicht zuletzt Geduld auf Seiten<br />
des Klienten und des Helfers.<br />
Im folgenden Fallbeispiel kann nachvollzogen werden,<br />
wie die Begleitung und Unterstützung durch die Fachkraft,<br />
begünstigende Bedingungen der Umwelt und nicht<br />
zuletzt der Wille zur Veränderung, die Klientin zu einer<br />
Stabilisierung und Steigerung ihrer Lebensqualität geführt<br />
hat.<br />
In der Regel bleiben die Klienten zwischen einem und<br />
fünf Jahren in der Betreuung. Beim chronischen Verlauf<br />
einer psychischen Erkrankung kann die Begleitung weit<br />
darüber hinaus gehen, wobei eine mehrjährige Begleitung<br />
nicht zwangsläufig auf einen langsamen Entwicklungsprozess<br />
hindeuten muss.<br />
Um einen positiven Verlauf zu gewährleisten, ist das Erreichen<br />
einer Vertrauensgrundlage zwischen dem Klienten<br />
und dem Betreuer bedeutend.<br />
Zu Beginn einer Betreuung werden mit Hilfe des Individuellen<br />
Hilfeplanes alle Ziele erarbeitet, die der Klient innerhalb<br />
eines Jahres erreichen möchte. Einen optimalen<br />
Verlauf zu erwirken, ist aus Sicht des Betreuers und<br />
der Betreuten mit viel Geduld verbunden. Rückschläge<br />
in fast allen Lebensbereichen sind zu erwarten.<br />
Wie es funktioniert bzw. wie sich der Prozess eines Betreuungsverhältnisses<br />
entwickeln kann, stellen wir anhand<br />
einer Klientin dar, welche sich sechs Jahre in der<br />
Betreuung befand.<br />
Frau B. wandte sich mit 18 Jahren, auf Anraten ihres gesetzlichen<br />
Betreuers, an das Ambulant Betreute Wohnen.<br />
Ihre Diagnose war: Borderline-Persönlichkeitsstörung<br />
(ist eine Persönlichkeitsstörung, die durch Impulsivität<br />
und Instabilität in zwischenmenschlichen Beziehungen<br />
gekennzeichnet ist).<br />
Außerdem lagen aggressives Verhalten, posttraumatische<br />
Belastungsreaktionen (Reaktion auf eine einmalige<br />
oder fortgesetzte Belastung) und selbstverletzendes<br />
Zahlen und Fakten<br />
• 128 Personen (122 in 2011) wurden ambulant betreut<br />
• 100 Klienten kamen aus Grevenbroich u. Umgebung<br />
• 28 Klienten wurden von Dormagen aus begleitet<br />
• 37 Klienten konnten aus dem Betreuten Wohnen<br />
entlassen werden<br />
• 31 Menschen sind neu aufgenommen worden
Verhalten vor. Frau B. ist im Heim groß geworden, und<br />
sie hatte erst kürzlich ihre erste eigene Wohnung bezogen.<br />
Sie befand sich in einer Ausbildung.<br />
Schwierigkeiten zeigten sich in der Gefühlsregulation,<br />
die sich vornehmlich durch Gefühlsschwankungen<br />
zeigten. Sie „rastete“ verbal immer wieder aus. Dabei<br />
kam es auch zu körperlichen Auseinandersetzungen<br />
zwischen ihr und ihrem Partner. Ihre Arme und Beine ritzte<br />
sie regelmäßig mit einer Rasierklinge. Dadurch kam<br />
es zu mehreren Aufenthalten in der Psychiatrie.<br />
Im ersten Jahr des Begleitprozesses, konzentrierte sich<br />
die Betreuung auf die regelmäßige, ambulante medizinische<br />
Behandlung. Parallel sollte ein geeigneter Verhaltenstherapieplatz<br />
gesucht werden, um dadurch zu gewährleisten,<br />
dass sie ihre Ausbildung abschließen konnte.<br />
Unterstützung und Hilfestellung benötigte die Klientin<br />
in vielen Alltagssituationen, vor allem im sozialen Bereich.<br />
Zum Beispiel bei der Abgrenzung in Krisensituationen<br />
innerhalb der Herkunftsfamilie oder bei partnerschaftlichen<br />
Problemen. Diese emotionsgebundenen<br />
Ausbrüche führten immer wieder zu Rückschlägen.<br />
Für die Betreuung der Klientin stand dem Bezugsbetreuer<br />
ein Jahreskontingent von 195 Stunden zur Verfügung,<br />
das sind durchschnittlich vier Betreuungsstunden<br />
in der Woche. Glücklicherweise zeigte sich die Betreute<br />
innerhalb der Termine sehr offen, zugänglich und<br />
zur Reflexion bereit. Es kam aber auch zu Kontaktabbrüchen<br />
und sie „tauchte“ über einen längeren Zeitraum<br />
ab. Durch den Bezugsbetreuer, der ihr kontinuierlich zur<br />
Seite stand und immer wieder den Kontakt herstellte, festigte<br />
sich das Betreuungsverhältnis bald, und sie wand-<br />
te sich auch in Krisen an ihn.<br />
Nach einem Jahr war viel erreicht. Sie hatte die Ausbildung<br />
abgeschlossen und konnte durch viel Training den<br />
Alltag besser strukturieren. Sie nutzte die Therapie weiterhin,<br />
um Erlerntes zu festigen.<br />
Auf Grund sehr belastender Ereignisse, gegen Ende des<br />
zweiten Jahres häuften sich ihre emotionalen Einbrüche<br />
wieder. Eine arbeitsstabilisierende Maßnahme des Jobcenters,<br />
die sie zu diesem Zeitpunkt absolvierte, brach<br />
sie ab. Die Auseinandersetzungen zwischen ihr und dem<br />
Partner eskalierten immer häufiger. Das hatte zur Folge,<br />
dass die Klientin mit dem Gesetz in Konflikt kam und sie<br />
sich vor einem Gericht verantworten musste. Sie trank<br />
und kiffte und war oftmals nicht erreichbar. Absprachen<br />
einzuhalten fiel ihr sehr schwer, und sie zog sich immer<br />
mehr zurück. Nach Rücksprache mit ihr und dem behandelnden<br />
Arzt, meldete sie sich in der Tagesklinik (Im Bereich<br />
der Psychiatrie sind Tageskliniken sozialtherapeutisch<br />
und teilweise auch psychotherapeutisch ausgerichtete<br />
Einrichtungen von Krankenhäusern, in denen Patienten<br />
tagsüber weiter betreut werden, wenn sie fähig<br />
sind, in der übrigen Zeit in der eigenen Wohnung zurechtzukommen.<br />
Zur Anwendung kommen diese zum einen<br />
zur Nachsorge nach stationärer Behandlung oder<br />
zur Vermeidung einer stationären Behandlung) an. Nach<br />
drei Monaten konnte durch das gruppentherapeutische<br />
Setting in der Tagesklinik eine Stabilisierung des Gefühlslebens<br />
erreicht werden. Während des ganzen Prozesses<br />
wurde die Klientin durch den Bezugsbetreuer begleitet<br />
und motiviert. Ängste wurden durch Gespräche reflektiert,<br />
und auch durch die gute Kooperation mit Ärzten,<br />
Therapeuten, dem gesetzlichen Betreuer und dem ABW,<br />
erreichte die Betreute wieder die nötige Stabilität.<br />
In den letzten Jahren bestanden die Ziele und Wünsche<br />
der Klientin darin, erlernte Fertigkeiten im Alltag umzusetzen<br />
und Klinikaufenthalte zu vermeiden. Ihre gewonnene<br />
Stabilität half ihr, besser mit emotionalen Krisen<br />
umzugehen und Gefühle besser zu regulieren.<br />
Im letzten Betreuungsjahr wurde das Stundenkontingent<br />
auf eine Fachleistungsstunde pro Woche reduziert.<br />
Ihren Alltag bekam sie immer besser und selbstständig<br />
bewältigt, und sie wandte sich nur noch selten hilfesuchend<br />
an den Bezugsbetreuer. Insbesondere Probleme<br />
innerhalb ihres sozialen Umfeldes kann sie durch Distanzierung,<br />
Ablenkung und Kommunikation sehr gut selber<br />
beeinflussen und bewältigen. Sie hält den Status Quo<br />
und eine langjährige Betreuung, mit sehr viele Höhen<br />
und Tiefen konnte erfolgreich beendet werden.<br />
25
Erftaue Service GmbH<br />
Rund 100 Mitarbeiter steigern erneut den Umsatz<br />
Karin<br />
Kremer-Schillings<br />
Betriebsleiterin<br />
Die Erftaue Service GmbH wurde im Jahr 2005 mit dem<br />
Ziel gegründet, Serviceleistungen vorrangig für die Tochtergesellschaften<br />
und Einrichtungen des Diakonischen<br />
Werkes im Rhein-Kreis Neuss zu erbringen.<br />
Zu diesem Zweck beschäftigt die Gesellschaft ca. 100<br />
Mitarbeiter, den überwiegenden Anteil davon in Teilzeit.<br />
Die Serviceleistungen werden im Wesentlichen<br />
durch den Betrieb einer Großküche und einer Wäscherei<br />
erbracht und dienen als Versorgungsbasis für die unter<br />
dem Dach des Diakonischen Werkes geführten Seniorenzentren<br />
und deren Bewohner sowie für die Kunden<br />
des Fahrbaren Mittagstisches. Mit elf Mitarbeitern in<br />
der zentralen Großküche werden täglich die Mahlzeitenkomponenten<br />
für bis zu 450 Personen hergestellt und in<br />
Großgebinden verteilt. Weitere Personen sind zuständig<br />
für den Transport der Mahlzeiten zu weiteren Standorten<br />
sowie für den Tischservice im Bewohnerrestaurant und<br />
in den Wohnbereichen.<br />
Mit der Zulassung des Küchenbetriebs als erste EU-<br />
Großküche im Rhein-Kreis Neuss konnte die Küchenmannschaft<br />
der Erftaue Service GmbH einen entscheidenden<br />
Erfolg verbuchen. Es handelt sich bei der Zertifizierung<br />
um ein Hygienepaket, nach dem Betriebe eine<br />
Zulassung brauchen, die tierische Produkte verarbeiten<br />
und mehr als ein Drittel des Angebotes außer Haus<br />
liefern. Die EU-Zulassungspflicht für Großküchen beinhaltet<br />
die Einhaltung strenger hygienischer Standards,<br />
wobei besonders Sauberkeit und Ordnung die zwei we-<br />
sentlichen Voraussetzungen für die Sicherheit der produzierten<br />
Lebensmittel darstellen.<br />
Der im Jahr 2011 modernisierte und vergrößerte Wäschereibetrieb<br />
versorgt alle Seniorenzentren einschließlich<br />
Mitarbeiter über den Standort Grevenbroich.<br />
Weiterhin betreibt die Servicegesellschaft an drei Standorten<br />
Cafeteriabetriebe, die in zunehmendem Maße von<br />
Bewohnern und deren Angehörigen, aber auch von Mitarbeitern<br />
und Stammgästen aus der Nachbarschaft der<br />
Seniorenzentren zur Mittagszeit und am Nachmittag besucht<br />
werden.<br />
Als weitere Geschäftsfelder der Erftaue Service GmbH<br />
haben sich der Hausmeisterservice und die Personalgestellung<br />
von Mitarbeitern im Verwaltungsbereich etabliert.<br />
Der Jahresumsatz der Servicegesellschaft lag im Jahr<br />
<strong>2012</strong> mit 2,9 Mio. € wiederholt über dem Vorjahresniveau.<br />
Die Umsatzsteigerung ist im Wesentlichen auf die<br />
Eröffnung des Demenzzentrums am Standort Korschenbroich<br />
mit bis zu 44 weiteren Bewohnerplätzen zurückzuführen.<br />
Für das Jahr 2013 sind in der Servicegesellschaft umfangreiche<br />
Modernisierungsinvestitionen in die Küchen-<br />
und Wäscherei-Technik geplant, um auch weiterhin den<br />
Einrichtungen des Diakonischen Werkes ein hohes Serviceniveau<br />
gewährleisten zu können.<br />
27
28<br />
Leben<br />
im Alter
Seniorenberatungsstellen<br />
Die Nachfrage wächst stetig<br />
Dagmar Drossart<br />
Beratung Dormagen<br />
Rosemarie Mörtzsch<br />
Beratung Jüchen/<br />
Korschenbroich<br />
Ein fast alltäglicher Fall. Ein Ehepaar, beide Partner<br />
sind über 80 Jahre alt. Der Ehemann ist nach<br />
einem Sturz pflegebedürftig. Bislang hat er seine<br />
an Demenz erkrankte Ehefrau noch betreuen können.<br />
Unterstützung von seiner Seite ist nun nicht mehr<br />
möglich. Die Haushaltshilfe wird von der Ehefrau als Folge<br />
der Demenz nicht geduldet. Wird das Bestreben der<br />
Ehefrau, den Ehemann pflegen zu wollen, von den Angehörigen<br />
in Frage gestellt, reagiert sie aggressiv. Die Seniorenberaterinnen<br />
haben als außenstehende Personen<br />
vielfach die Möglichkeit vermittelnd in ein Familiensystem<br />
einzuwirken, Bedürfnisse und Ressourcen abzufragen,<br />
Hilfsangebote zur Entlastung vorzustellen, ohne<br />
dass sich Familienmitglieder ausgeschlossen oder überfordert<br />
fühlen.<br />
Im Umgang mit an Demenz erkrankten Menschen sind<br />
sie erfahren, können von Situationen, die Aggressionen<br />
hervorrufen ablenken und Hilfen einrichten, die toleriert<br />
werden. Nicht immer wird es eine perfekte Lösung geben,<br />
zumal die in Frage kommenden Dienstleistungen,<br />
Pflege und Betreuungsdienste zur Mangelware werden,<br />
dennoch wirken Ideen und Impulse in die Familienbeziehungen<br />
hinein und führen in der Regel zu befriedigenden<br />
Ergebnissen für alle Beteiligten.<br />
Neben solch komplexen Fallmanagements stellte in beiden<br />
Seniorenberatungsstellen in Jüchen/Korschenbroich<br />
und Dormagen die leistungserschließende Beratung einen<br />
Schwerpunkt dar. Außer Anträgen, Stellungnahmen<br />
und Widersprüchen gehörte insbesondere auch die Beratung<br />
zu finanziellen Entlastungsmöglichkeiten der pflegenden<br />
Angehörigen zur Kernaufgabe der Beratungsstellen.<br />
Nach dem Pflegeneuausrichtungsgesetz haben<br />
Betroffene nun die Möglichkeit, Geldleistungen für ihre<br />
dementiell erkrankten Angehörigen zu beantragen sowie<br />
alle Geldleistungen in Betreuungsleistungen umzuwandeln,<br />
um so eine umfangreiche, entlastende Unterstützung<br />
bei der Betreuung ihrer Angehörigen zu erhalten.<br />
Beide Seniorenberaterinnen hielten Vorträge zu den<br />
Themenbereichen Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung.<br />
Zunehmend warben sie dafür, auch schon in<br />
jüngeren Jahren entsprechende Vorsorge zu treffen, da<br />
es hinsichtlich der Geschäfts- oder Einwilligungsfähigkeit<br />
krankheitsbedingt für diese Maßnahmen auch schon<br />
zu spät werden kann. Es fanden Vorträge im Matthäushof<br />
für Bewohner und Mitglieder der Frauenhilfe, in der<br />
Buchhandlung Seitenweise, der Arbeiterwohlfahrt und<br />
vor der Selbsthilfegruppe Angst und Depression statt.<br />
In der Beratung in Jüchen/Korschenbroich war die Be-<br />
29
30<br />
ratung bei Demenz und bei notwendig werdender Pflege<br />
ein weiterer Schwerpunkt. Als hilfreich erwies sich die<br />
enge Zusammenarbeit und gute Vernetzung zur <strong>Diakonie</strong>-Pflegestation.<br />
Die von der Beraterin in Dormagen initiierten Projekte<br />
Seniorenkino und das Miteinander der Generationen,<br />
Zahlen und Fakten<br />
Die Seniorenberatung<br />
in Dormagen und Jüchen/Korschenbroich:<br />
Es fanden 467 Kontakte statt,<br />
davon nahmen 61 Institutionen<br />
mit den Beraterinnen Kontakt auf.<br />
476 Menschen wurden beraten,<br />
davon 240 Frauen und<br />
136 Männer.<br />
Während in Jüchen sich mehr Angehörige,<br />
28 Betroffene und<br />
47 Angehörige,<br />
an die Beratungsstelle wandten, waren es<br />
in Dormagen mehr die Betroffenen selbst.<br />
152 Betroffene und<br />
71 Angehörige.<br />
Die Altersgruppe der<br />
81-90-jährigen fragt am<br />
meisten um Rat.<br />
Es zeigte sich, dass überwiegend Alleinlebende<br />
die Beratung suchen. Aus den Kontakten ergaben<br />
sich 1609 Folgekontakte,<br />
wovon 232 auf Hausbesuche entfielen.<br />
dieses Jahr standen Winddrachen basteln und Adventlichter<br />
gestalten auf dem gemeinsamen Programm von<br />
Jung und Alt, haben sich etabliert und sind fester Bestandteil<br />
der Jahresplanung geworden. Weitere wichtige<br />
Projekt in <strong>2012</strong> waren zum einen „Wir für Horrem“<br />
und die Durchführung eines Demenzparcours in der Rathausgalerie.<br />
Die Seniorenberaterin der <strong>Diakonie</strong> arbeitete<br />
mit an dem Konzept für die Initiative „Wir für Horrem“<br />
des Gesundheitsforums Dormagen e. V.. Ziel ist<br />
es, einfachste Hilfestellungen zu vermitteln, um vereinsamten<br />
Menschen Mut zu machen, nach Unterstützung<br />
zu fragen und sich dem Gemeinwesen zu öffnen. Nach<br />
einem ersten Resümee wird das Angebot durchaus rege<br />
angefragt, leider ist es noch nicht gelungen, diese Zielgruppe<br />
zu erreichen. Die Arbeitsgruppe wird in 2013 eine<br />
Briefaktion durchführen, um auf dieses Angebot aufmerksam<br />
zu machen.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Seniorenforum Dormagen<br />
organisierte und betreute die Mitarbeiterin den Demenzparcours<br />
der Evangelischen Stiftung Tannenhof. Vorbereitet<br />
durch eine Visitation während der Demenzwoche<br />
in Köln wurde interessierten Besuchern in der Rathausgalerie<br />
in Dormagen demonstriert, wie komplex alltägliche<br />
Handhabungen sein können, und wie schon kleine<br />
Veränderungen in Erstaunen bis hin zu Verzweiflung<br />
führen können. So wurde erlebbar, wie sich ein an Demenz<br />
erkrankter Mensch fühlt, wenn ihm sein Gehirn die<br />
gewohnte Übung versagt. Die Resonanz der Interessierten<br />
auf die ungewöhnliche Herausforderung war ausgesprochen<br />
gut und das Fazit des Seniorenforums hieß:<br />
Wiederholung.<br />
Ein ganz persönliches Highlight für die Mitarbeiterin der<br />
Seniorenberatung war ein Liveauftritt in „Daheim und<br />
Unterwegs“ des WDR-Fernsehens. Bürokratie und deren<br />
Sprache insbesondere auf Anträgen, Anweisungen<br />
und Erklärungen war das Thema. Das tägliche Brot der<br />
Beratungsstellen! und ein Thema, von dem sich Verantwortliche<br />
angesprochen fühlen sollten.
32<br />
<strong>Diakonie</strong> Pflegestationen<br />
<strong>2012</strong> stand im Zeichen der Konsolidierung<br />
Heribert<br />
Lehnacker<br />
Ambulante Pflege<br />
<strong>2012</strong> in Schlagworten: Erfolgreiche Weiterentwicklung<br />
der Strukturänderungen – Wegfall der Zivildienstleistenden<br />
– hervorragende MDK-Prüfungen<br />
– Entgelte decken die höheren Kosten nicht mehr<br />
ab – Personalsituation weiterhin teilweise stark angespannt<br />
– Ausbildungskapazitäten werden erhöht,<br />
schwierige Verhandlungen mit den Kranken- und<br />
Pflegekassen<br />
Im Jahr <strong>2012</strong> stand die Konsolidierung der bereits 2011<br />
begonnen Neu- und Umstrukturierung im Vordergrund.<br />
Die Übernahme von administrativen Aufgaben der Verwaltungskräfte<br />
und somit die zeitliche Entlastung der<br />
Pflegedienstleitungen hat sich gut bewährt. Vermehrt<br />
konnten deshalb Mitarbeitergespräche und -beurteilungen<br />
sowie Pflegevisiten bei den Kunden durchgeführt<br />
werden. Auch der Telefondienst verlagerte sich überwiegend<br />
von den Leitungen zu den Verwaltungskräften.<br />
Der Wegfall des bundesweiten Zivildienstes hat zu den<br />
befürchteten Einschnitten in die niedrigschwellige Versorgungsstruktur<br />
für die Pflegekunden geführt. Das persönliche<br />
Gespräch, die kleine Runde um den Häuser-<br />
Stand: 31. 12. <strong>2012</strong><br />
block, das vertraute Vorlesen aus der Zeitung – all diese<br />
liebgewonnen Dienste konnten nur noch sporadisch<br />
angeboten und manche Leistung muss nun bezahlt werden.<br />
Die Übernahme dieser Dienste in die Bereiche der<br />
Hauwirtschaft und Betreuung konnte einiges an Zeit abfedern,<br />
aber da wir nur 1/3 der bisherigen Zivildienststellen<br />
durch Bundesfreiwillige und MitarbeiterInnen im Freiwilligen<br />
Sozialen Jahr ersetzen konnten, klafft weiterhin<br />
eine große Lücke zwischen Nachfrage und Angebot.<br />
In der EDV wurden die bisher getrennten Datenbanken<br />
der drei Stationen zusammengefasst und nun kann die<br />
Eingabe und Auswertung von Daten schneller, übersichtlicher<br />
und kostengünstiger erfolgen. Der Kauf eines Auswertungsmoduls<br />
unsere Betriebssoftware führt in Zukunft<br />
zu einer umfangreichen und aussagekräftigen Darstellung<br />
der wichtigsten Kennzahlen, die ein Steuern<br />
sehr zeitnah ermöglichen.<br />
Die Ausgliederung des Fahrbaren Mittagstisches in Grevenbroich<br />
in eine eigenständig operierende Versorgungseinheit<br />
hat sich bewährt, auch wenn die ein oder<br />
andere Feinabstimmung noch verbessert werden muss.<br />
Die MDK-Prüfungen der drei Stationen waren durch eine
sehr ruhige und professionelle Arbeitsweise geprägt. Wir<br />
sind mit den überdurchschnittlichen Bewertungen der<br />
Transparenzberichte sehr zufrieden.<br />
Die durchschnittliche Versorgungszeit der Kunden hat in<br />
den letzen Jahren kontinuierlich abgenommen. Manchmal<br />
werden Versorgungen nur wenige Tage in Anspruch<br />
genommen. Dann steht der große Arbeitsaufwand zu<br />
Beginn einer Versorgung (Verträge, Visiten, Pflegedokumentation,<br />
evtl. Einarbeitung usw.) in keinem Verhältnis<br />
zu den erwirtschafteten Erträgen.<br />
Da wir in den letzten Jahren immer wieder bei der Rückgabe<br />
der Leasing-Fahrzeuge unangenehme finanzielle<br />
Überraschungen erlebten, wurde ab Mitte des Jahres<br />
begonnen, die Autos wieder zu kaufen. Ganz generell<br />
haben sich unsere Fahrzeuge der Marke Ford Ka sehr<br />
bewährt und der Fuhrpark wird dementsprechend nach<br />
und nach umgestellt. Im kommenden Jahr steht dann die<br />
Neustrukturierung des Fuhrparkmanagements an.<br />
Die im Oktober 2011 erfolgte Kündigung der Entgelte<br />
zum 31. 01. <strong>2012</strong> im Bereich der Grundpflege hat bis<br />
heute noch zu keinem neuen Vertragsabschluss geführt.<br />
Obwohl wir bereit waren sehr dezidierte und aussagefähige<br />
Unterlagen beizubringen, werden von Seiten der<br />
Pflegekassen immer wieder neue und kaum einbringbare<br />
Unterlagen angefordert. Der Zusammenhang zwischen<br />
den individuell aushandelbaren Erhöhungen der<br />
Preise und dem seit dem 01. 01. 2013 bundesweit zu<br />
verhandelnden Stundenentgelte für die Pflege wird von<br />
den Kassen ausdrücklich erwünscht.<br />
Im Bereich der Körperpflege bieten die Kassen ein Stundenentgelt<br />
von 29,88 € an. Damit müssen die Personal-<br />
und Fuhrparkkosten, die Mieten, Versicherungen, Abgaben,<br />
EDV, Overhead usw. abgedeckt werden. Wir benötigen<br />
jedoch für eine Kostendeckung in der Grundpflege<br />
einen Satz von ca. 53,00 €. Damit liegen wir z.B. noch<br />
weit unterhalb der KFZ Entgelte von 85,00 – 105,00 €<br />
pro Arbeitsstunde. Noch schlimmer wird es in den Bereichen<br />
von Betreuung und Hauswirtschaft. Das letzte<br />
Angebot lag bei 16,20 € pro Stunde. Die realen Kosten<br />
liegen jedoch bei ca. 48,00 €. Somit werden sich wohl<br />
Schiedsstellen und Gerichte mit der Angelegenheit auseinandersetzen<br />
müssen.<br />
Die im Sommer verhandelten geringen Steigerungen der<br />
Entgelte im Bereich der Behandlungspflege werden zum<br />
01. 01. 2013 gleich wieder abgesenkt. Dieser Versorgungsvertrag<br />
wird von unserem Spitzenverband gerichtlich<br />
geprüft.<br />
Auch die Verhandlungen im Bereich der Spezialisierten<br />
Ambulanten Palliativ Pflege (SAPV) kommen nicht voran,<br />
da die vertraglichen und gesetzlichen Vorgaben der<br />
Kassen mit der Pflegewirklichkeit nicht immer in Einklang<br />
zu bringen sind.<br />
Im Bereich der Weiterbildung stand in diesem Jahr die<br />
Aufnahme eines Palliativ-Grundkurses von acht Mitarbeiterinnen<br />
der <strong>Diakonie</strong>-Pflegestationen im Vordergrund.<br />
Besonders schön ist auch, dass drei weitere Kolleginnen<br />
aus dem stationären Bereich (Albert-Schweitzer-Haus)<br />
daran teilnehmen und somit eine sektorenübergreifende<br />
Zusammenarbeit sichtbar wird. Zum Ende<br />
des Jahres sind die Leitungskräfte, aber auch alle Mitarbeiterinnen,<br />
über die neuen Versorgungs- und Entgeltmodelle<br />
nach dem neuen Pflegeneuausrichtungsgesetz<br />
(PNG) geschult worden. Für die Angehörigen gab es in<br />
allen fünf Standorten die Chance, über Vorträge und Broschüren<br />
ebenfalls die neuesten Informationen über die<br />
neuen Rechte und Möglichkeiten zu erhalten.<br />
Durch die Einführung der Altenpflegeausbildungsumlage<br />
sind zwar Mehrbelastungen auf die drei Pflegestationen<br />
zugekommen, aber wir können nun unsere eigenen Auszubildenden<br />
der Altenpflege gegenfinanziert bekommen.<br />
Zum Jahresende haben wir nun vier Azubis in den Stationen.<br />
2013 werden weitere zwei oder drei neue Auszubildende<br />
beginnen. Damit leisten wir unseren Anteil zur<br />
Verringerung des Fachkräfteanteils in der Pflege.<br />
33
34<br />
<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />
Grevenbroich / Rommerskirchen<br />
Die Personalsituation war, wie in den vergangenen Jahren<br />
auch, sehr angespannt. Leider konnten nicht alle<br />
Neueinstellungen fest übernommen werden, so dass<br />
der Personalmangel über das ganze Jahr hinweg zum<br />
Tragen kam. Einige Mitarbeiter aus den beiden anderen<br />
Pflegestationen wurden auch dieses Jahr für mehrere<br />
Wochen umgesetzt. Anfragen bei diversen Leiharbeitsfirmen<br />
über die Bereitstellung von examiniertem Fremdpersonal<br />
wurden leider immer negativ beschieden. Die<br />
erfolgreiche Wiedereingliederung einer Mitarbeiterin zum<br />
Ende des Jahres brachte eine gewisse Entspannung mit<br />
sich und zwei examinierte Kolleginnen in der Elternzeit<br />
sind mit einem geringen Stundenumfang wieder in die<br />
Arbeit eingestiegen. Unsere Auszubildende hat die Lehre<br />
mit einer glatten 1 abgeschlossen, sich aber entschieden<br />
weiter auf die Uni zu gehen. Wir wünschen ihr für<br />
den weiteren Weg viel Erfolg. Im Mai fing eine neue zukünftige<br />
Altenpflegefachkraft die Ausbildung bei uns an,<br />
die wir aus dem stationären Bereich übernahmen.<br />
Die Aus- und Weiterbildung hat sich, neben der Palliativ<br />
Care, auf interne Felder wie Pflegedokumentation, Fallbeispiele,<br />
Medikamentengabe sowie Infusionsgrundlagen<br />
bezogen.<br />
Die Anzahl der Versorgten in der Pflege nahm in diesem<br />
Jahr stark zu, obwohl wir am Rande unserer Versorgungskapazitäten<br />
ankamen. Ebenso stark zugenommen<br />
haben Anfragen aus den niedrigschwelligen Bereichen<br />
der Betreuungen, Hauswirtschaft und Besuchsdienste.<br />
Wir konnten dort alle Kundenwünsche umsetzen,<br />
da wir in dem Bereich Personal aufgestockt haben.<br />
In unseren beiden Häusern mit Betreutem Wohnen haben<br />
sich die Bewohner gut eingelebt, jedoch war die<br />
Fluktationsrate höher als in den Jahren zuvor. Nach und<br />
nach müssen doch einige Mieter in den stationären Pflegebereich<br />
aufgenommen werden, oder sie versterben in<br />
der häuslichen Umgebung.<br />
Im Frühjahr stand die Prüfung des Medizinischen Dienstes<br />
der Krankenversicherungen an, die sehr viel besser<br />
verlief als die des vorherigen Jahres. Wir sind mit der<br />
Benotung von 1,1 sehr zufrieden.<br />
Der Fahrbare Mittagstisch<br />
konnte weiter ausgebaut<br />
werden, obwohl wir die<br />
Preise zum Jahresanfang<br />
an die verteuerten Lebensmittelpreise<br />
anpassen<br />
mussten. Mit der begonnen<br />
Fuhrparkerneuerung<br />
stehen uns nun hochwertige,<br />
zuverlässige und kostensparende<br />
Fahrzeuge<br />
zur Verfügung.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung<br />
entsprach genau<br />
unseren Prognosen<br />
und wir sind mit dem Gesamtergebnis<br />
gerade im 2.<br />
Halbjahr sehr zufrieden.
<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />
Dormagen<br />
Das Leitungsteam um Sandra Effertz als Pflegedienstleitung<br />
bewährte sich wie in den Jahren zuvor. Durch die<br />
Einstellung von mehreren Mitarbeiterinnen entspannte<br />
sich die Personalsituation und die Versorgung der Pflegekunden<br />
konnte optimiert werden. Leider konnte nur eine<br />
der auslaufenden Zivildienststellen durch einen entsprechenden<br />
Bewerber des Bundesfreiwilligen Dienstes<br />
ersetzt werden. Die MDK Prüfung im Oktober war sehr<br />
gut laufen und die Station konnte das Ergebnis des Vorjahres<br />
mit 1,1 fast halten.<br />
Im Dezember fing auch in Dormagen wieder eine Auszubildende<br />
in der Altenpflege an, sie hatte vorher schon<br />
einige Monate hospitiert und bewiesen, dass sie für den<br />
Beruf geeignet ist.<br />
In der Weiterbildung stand ganz klar die Qualifikation zur<br />
Palliativ-Care-Pflegefachkraft im Vordergrund. Fünf Mitarbeiterinnen<br />
begannen den Kurs. Zusammen mit den<br />
anderen Pflegestationen und dem Albert-Schweitzer-<br />
Haus stehen zukünftig dem Diakonischen Werk weitere<br />
elf Fachkräfte zur Verfügung. Die weiteren Fortbildungen<br />
betrafen die Bereiche Medikamentengabe, Infusionen,<br />
Portversorgung, Pflegeplanung und Kompressionstherapien.<br />
Die Zahl der Pflegekunden, der Umsatz und die Einsätze<br />
in der Behandlungspflege stiegen ab März signifikant<br />
an. Alle Anfragen konnten im Pflegebereich abgedeckt<br />
werden. Im Bereich der hauswirtschaftlichen Versorgung<br />
konnten aufgrund von personellen Engpässen nicht alle<br />
Kundenwünsche erfüllt werden.<br />
Erfreulicherweise lag die wirtschaftliche Gesamtentwicklung<br />
über den geplanten Zahlen - besonders im 2.<br />
Halbjahr gab es spürbare Mehreinnahmen und Versorgungen.<br />
„Die Weiterbildung zur<br />
Palliativ-Care-Pflegefachkraft<br />
stand im Vordergrund.“<br />
35
36<br />
<strong>Diakonie</strong>-Pflegestation<br />
Jüchen / Korschenbroich<br />
Die Personalsituation war in diesem Jahr, bis auf wenige<br />
Wochen, entspannter als in den Jahren zuvor. Die<br />
Krankheitsquote lag weit unter der der vergangenen beiden<br />
Jahre. Trotzdem konnte ein Teil der vermehrten Einsätze<br />
nur durch den Aufbau von einigen Mehrarbeitsstunden<br />
ausgeglichen werden.<br />
Auch in dieser Pflegestation ging eine Mitarbeiterin in<br />
die Palliativweiterbildung nach Dormagen. Der Fort- und<br />
Weiterbildungsbereich war auch auf eher interne Gebiete<br />
beschränkt. So wurden Kurse über Medikamentengabe,<br />
Kompressionstherapien, Portversorgung und Pflegeplanung<br />
angeboten.<br />
Der in diesem Jahr geplante Umzug in neue Räumlichkeiten<br />
wurde verschoben. Zur Zeit ist es gar nicht so einfach,<br />
in Jüchen geeignete und bezahlbare Büroräumlichen<br />
zu finden, die auch noch zentral gelegen und mit<br />
einem großen Parkplatz ausgestattet sind.<br />
Die Zahl der Pflegekunden stieg auch <strong>2012</strong> weiter an.<br />
Auffällig ist dabei, dass die Zahl der Kunden mit Behandlungspflegen<br />
überproportional anstieg. Die Nachfrage in<br />
den Bereichen Hauswirtschaft und Betreuung war weiterhin<br />
hoch und dieses Jahr konnte sie dank Stundenaufstockungen<br />
und Personaleinstellungen auch abgedeckt<br />
werden.<br />
Kurz nach der Prüfung in Grevenbroich bestätigte der<br />
MDK auch in Jüchen das sehr gute Vorjahresergebnis<br />
von 1,2.<br />
Mit dem dienstältesten Mitarbeiter im Bundesfreiwilligen<br />
Dienst im Rheinland, Dieter Fink, haben wir einen Menschen<br />
in unserer Organisation, der sehr umsichtig, mitdenkend<br />
und äußerst zuverlässig die kleinen Aufgaben<br />
für die Kunden und Mitarbeitenden übernimmt. Bei Menschen<br />
wie ihm wird es ganz deutlich, dass sinnvolle, soziale<br />
und freiwillige Aufgaben auch noch in höherem Alter<br />
gut zu meistern sind und eben gerade die Vorteile<br />
wie Lebenserfahrung, Geduld, Übersicht und Achtsamkeit<br />
gut zum Tragen kommen.<br />
Unsere Auszubildende, Dagmar Schmitz, konnte mit<br />
einem sehr guten Ergebnis die Prüfung abschließen und<br />
wurde gerne in das Pflegeteam als neue Mitarbeiterin<br />
aufgenommen. Zwei weitere Frauen haben in diesem<br />
Jahr die Ausbildung in Jüchen begonnen. Hierbei haben<br />
wir uns als sehr flexibel und kurz entschlossen gezeigt –<br />
zwischen Bewerbung und Ausbildungsbeginn lagen einmal<br />
nur zehn Tage.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung verlief positiver als im<br />
Budget geplant.
Palliativ-Fachpflegedienst<br />
Rhein-Kreis Neuss<br />
Das Palliativ-Team in Dormagen, dass für das gesamte<br />
Einzugsgebiet des Diakonischen Werkes im Rhein-Kreis<br />
Neuss zuständig ist, konnte seine Aufgaben sehr gut<br />
wahrnehmen.<br />
Der Fachpflegedienst freut sich auf weitere acht, gut fortgebildete<br />
Palliativ-Care-Kräfte, die im September mit der<br />
Weiterbildung begonnen haben. Durch die breite Aufstellung<br />
in allen fünf Standorten ist die flächendeckende<br />
Versorgung von Sterbenden zu Hause gut gewährleistet.<br />
Leider gibt es immer noch keine verbindliche vertragliche<br />
Regelung mit den Krankenkassen über die Struktur, das<br />
Entgeltsystem und das Zusammenwirken der einzelnen<br />
beteiligten Organe. Die betroffenen Menschen und deren<br />
An- und Zugehörige merken aber in keiner Weise etwas<br />
von der etwas vertrackten Situation.<br />
Sie werden pflegerisch, medizinische und sozial optimal<br />
versorgt. Das sehr gut funktionierende Palliativ-Netzwerk<br />
mit den behandelnden Ärzten und Pflegefachkräften,<br />
der Sonnen-Apotheke, den Koordinatoren der Hospizbewegung<br />
sowie den handelnden Personen aus dem<br />
Kreiskrankenhaus Dormagen machen eine lückenlose<br />
Versorgung möglich.<br />
37
38<br />
Ambulante Pflege<br />
Zukunftsvisionen<br />
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten wird die bisher<br />
schon vorrangig angesehene ambulante Versorgung von<br />
Menschen in ihrem Zuhause im Mittelpunkt der Pflegelandschaft<br />
stehen. Es wird weiterhin die klassische ambulante<br />
Pflege von Menschen in deren altem Wohnumfeld<br />
geben. Aber eine Vielzahl an zusätzlichen kleineren<br />
und niedrigschwelligen Dienstleistungen wird das bisherige<br />
Portfolio erweitern. Neu hinzukommen werden kleine<br />
Handreichungen bei der Alltagsbeschäftigung, der<br />
Lebens- und Haushaltsführung, dem Gestalten von Freizeit-<br />
und Sportaktivitäten, der Begleitung von kulturellen<br />
und gesellschaftlichen Erlebnissen wie Sportfeste,<br />
Kino- und Theaterbesuche. Diese Leistungen können<br />
aus Kostengründen nicht von ausgebildeten Fachkräften<br />
durchgeführt werden, sondern hier sind Menschen mit<br />
Einfühlungsvermögen, Zuverlässig- und Achtsamkeit,<br />
gesundem Menschenverstand und Hilfsbereitschaft gefragt.<br />
Dies können festangestellte Hauswirtschafts- und<br />
Betreuungskräfte sein aber auf jeden Fall auch Ehrenamtliche,<br />
Nachbarn, Kolleginnen, Kameradinnen.<br />
Denn der jetzt schon vorgezeichnete Weg geht dahin,<br />
das Zusammenleben in Straßenzügen, Dorfgemeinschaften,<br />
Stadtteilen oder Wohnanlagen zu stärken, ein<br />
Gespür für den Anderen in der unmittelbarer Umgebung<br />
zu entwickeln – und das nicht nur in Bezug auf alte und<br />
kranke Menschen, sondern bezogen auf alle Mitmenschen.<br />
Unter dem Schlagwort Quartiersarbeit wird dieses<br />
Konzept bundesweit zu einer spürbaren Verbesserung<br />
der häuslichen Versorgung führen. Wir werden aufeinander<br />
achtgeben und ein altmodisches aber trotzdem<br />
topmodernes Wort Fürsorge für einander tragen.<br />
Auf Grund der demographischen Entwicklung wird aber<br />
die klassische häusliche Versorgung immer weniger<br />
durchzuführen sein, sondern es wird Wohnmischformen<br />
geben, die neben der stationären Unterbringung in Hei-
men und der Pflege in dem alten Wohnumfeld angesiedelt<br />
sind.<br />
Ein immer größeres Angebot an betreutem Wohnen mit<br />
unterschiedlichen Serviceleistungen wird jetzt schon<br />
aufgebaut. Dabei steht das weitgehend selbstständige<br />
Leben in neuer, aber eben normaler Wohnung im Vordergrund<br />
– bei Bedarf kann aber zusätzliche Unterstützung<br />
aus einer Hand angeboten oder vermittelt werden.<br />
Die <strong>Diakonie</strong> im Rhein-Kreis Neuss betreut bereits drei<br />
Wohnanlagen, teils in Kooperation mit örtlichen Bauträgern.<br />
Immer mehr Menschen benötigen jedoch mehr körperliche<br />
oder soziale Unterstützung in der Gestaltung ihres<br />
Alltags, was zusätzliche Aufsicht, Versorgung, Pflege<br />
und Betreuung rund um die Uhr notwendig machen. Ein<br />
viel versprechendes Modell ist dabei eine Wohngruppe<br />
von Menschen, die dort sicher und sehr selbstbestimmt<br />
bis zum Lebensende leben und auch sterben können.<br />
Die ersten bundes- und landesweiten Gesetze sind bereits<br />
in Kraft getreten, um diese Wohnform stärker in den<br />
Fokus der Lebensmöglichkeiten im Alter zu rücken. Leider<br />
ist aber eine finanzielle Absicherung nicht gegeben.<br />
Deshalb tun sich Anbieter noch schwer, auf diesem Feld<br />
die Kapazitäten auszubauen.<br />
Eine weitere Möglichkeit, sich ein gutes und selbstständiges<br />
Leben im Alter zu erfüllen, sind Mehrgeneratio-<br />
nenhäuser, in denen junge und alte Bewohner, Familien,<br />
Ehepaare und Singles zusammen wohnen und auch gegenseitige<br />
Hilfen anbieten. So passt das ältere Ehepaar<br />
auf die kleinen Kinder der Nachbarin auf und diese erledigt<br />
dafür den Einkauf oder hilft bei der Korrespondenz<br />
mit Behörde und Ämtern. Dabei ist für alle Beteiligten ein<br />
hohes Maß an Toleranz und Rücksichtnahme gefordert.<br />
Alle diese neuen und vorrangig gewünschten Wohnformen<br />
haben eines gemeinsam: „Sie kosten der Allgemeinheit<br />
und jedem Einzelnen mehr Geld als bisher eingebracht<br />
wird“. Wir alle müssen uns entscheiden, ob wir<br />
das offensichtlich vorhandene Geld in Wirtschaft, Banken,<br />
Infrastruktur, Bildung, Energie und Aufbauleistungen<br />
oder nicht doch auch in eine sehr gute pflegerische und<br />
soziale Versorgung unserer Eltern, Großeltern und letztendlich<br />
uns selbst investieren wollen.<br />
Solange Politik, Kranken- und Pflegekassen glauben,<br />
durch Qualitätsabsenkungen, Sparrunden, bürokratischem<br />
Zusatzballast und Kontrollwahnsinn dem bestehenden<br />
Pflegenotstand zu begegnen, solange brauchen<br />
wir engagierte Bürger, Angehörige, Versicherte, Patienten,<br />
Ehrenamtliche und „Wutbürger“ die diesen Vorschlägen<br />
entschieden entgegentreten. Die <strong>Diakonie</strong>-<br />
Pflegestationen werden gemeinsam mit diesen Menschen<br />
alles versuchen, um eine menschenwürdige, dauerhafte,<br />
sichere und qualitativ hochwertige Versorgung<br />
aller Mitbürger im Rhein-Kreis Neuss zu gewährleisten.<br />
39
40<br />
Albert-Schweitzer-Haus<br />
Zum Wohl der Bewohner ...<br />
Ines Netzer<br />
Einrichtungsleiterin<br />
Qualitäts- und Risikomanagement der Arzneimittelversorgung<br />
Ältere Menschen leiden oft unter mehreren Krankheiten<br />
gleichzeitig. Die Bewohner des Albert-Schweitzer-Hauses<br />
bilden da keine Ausnahme: Auch sie plagen<br />
sich mit Beschwerden verschiedenster Art und müssen<br />
sie mit entsprechenden Medikamenten bekämpfen. Jede<br />
Medizin für sich hat Nebenwirkungen, die dann in der<br />
Summe zu neuen Beeinträchtigungen führen können.<br />
Dieser Gefahren sind sich die Mitarbeiter unseres<br />
Hauses bewusst. Deshalb haben sie sich gerne an einer<br />
von der Apothekerkammer Nordrhein initiierten Untersuchung<br />
der Arzneimittelversorgung beteiligt, in der die<br />
behandelnden Ärzte, die Apotheker und die Pflegefachkräfte<br />
mit betroffenen und zur Zusammenarbeit bereiten<br />
Hausbewohnern die jeweilige Medikamentierung auf ihre<br />
Verträglichkeit hin überprüften.<br />
In der Zeit von Juli bis Oktober <strong>2012</strong> wurden im Albert-<br />
Schweitzer-Haus sechs Nebenwirkungen an vier Heimbewohnern<br />
betrachtet. Beispielsweise kam es bei drei<br />
Bewohnern nach der Einnahme von Blutdruckmitteln zu<br />
sogenannten ‚Gangstörungen’. Bei einem Bewohner verursachten<br />
die eingenommenen Medikamente allergische<br />
Hautreaktionen. Der Aufwand hat sich gelohnt: Mit dem<br />
Absetzen des Medikaments, einer Verringerung der Dosis<br />
oder der Einnahme eines anderen Präparats konnten<br />
glücklicherweise fünf der sechs beobachteten Nebenwirkungen<br />
so gemildert werden, dass sich die Betroffenen<br />
nachher deutlich besser fühlten.<br />
Nach diesen erfolgreichen Versuchen wird im Albert-<br />
Schweitzer-Haus in den kommenden zwei Jahren ein<br />
sogenanntes ‚Qualitäts- und Risikomanagement der Arzneimittelversorgung’<br />
eingeführt, das im wesentlichen mit<br />
Fortbildungen und Kommunikationsverbesserungen verbunden<br />
sein wird. Außer von der Grevenbroicher Hirsch-<br />
Apotheke werden diese Arbeiten von der Apothekerkammer<br />
Nordrhein sowie einem Expertengremium aus mehreren<br />
Instituten wissenschaftlich begleitet.<br />
Eingewöhnungsphase für Bewohner<br />
Den meisten pflegebedürftigen Menschen und deren<br />
Angehörigen ist der Entschluss, in unsere Pflegeeinrichtung<br />
umzuziehen, nicht leicht gefallen. Dieses einschneidende<br />
Erlebnis, welches vom Betreffenden häufig<br />
als großer Verlust der Unabhängigkeit erlebt wird, wollen<br />
wir so gestalten, dass die Umstellung als nicht zu<br />
belastend erlebt wird und der Übergang in den Einrichtungsalltag<br />
so leicht wie möglich fällt. Der Bewohner erhält<br />
eine Bezugsperson. Diese unterstützt ihn und stellt<br />
ihm seine neuen Mitbewohner vor. Sie gestaltet mit ihm<br />
sein neues Zimmer und seinen Tagesablauf. Weiterhin<br />
hilft sie ihm, sich im Wohnbereich, innerhalb des Hauses<br />
und in der Umgebung zu orientieren. Die Biografie und<br />
die Wünsche des Bewohners werden eruiert, ebenso<br />
seine Erwartungen und Pläne für den neuen Lebensabschnitt.<br />
Die verantwortliche Kraft gestaltet gemeinsam<br />
mit dem Bewohner und evtl. den Angehörigen eine strukturierte<br />
und systematische Eingewöhnungsphase. Bei<br />
Störungen greift sie vermittelnd ein und überwacht die<br />
Eingewöhnungszeit. Nach sechs Wochen sollte die Integrationsphase<br />
abgeschlossen sein. Die Bezugsperson<br />
führt ein Integrationsgespräch mit dem Bewohner, klärt<br />
noch offene Fragen und plant die weiteren Schritte.<br />
Im Jahr 2013 wurde mit 25 Bewohnern das Integrationsgespräch<br />
geführt, in dem zu folgenden Themen die Bewohner<br />
befragt wurden: Hausreinigung, Wäsche- und<br />
Speisenversorgung, Sozialkompetenzen und Atmosphäre,<br />
Grund- und Behandlungspflege, soziale Betreuung<br />
und Ausstattung der Räumlichkeiten. Im folgenden<br />
Schema stelle ich Ihnen die Auswertung vor:<br />
Die Antworten der Gespräche haben wir evaluiert und<br />
sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden. Die Rückmeldungen<br />
zeigen deutlich, dass die neu eingezogenen Bewohner<br />
bei uns im Albert-Schweitzer-Haus gut integriert<br />
worden sind und sich bei uns wohl fühlen.
…. und der Mitarbeiter<br />
An zwei Tagen im Spätsommer des letzten Jahres versammelten<br />
sich die Mitarbeiter des Albert-Schweitzer-<br />
Hauses in den frühen Morgenstunden vor dem Haupteingang:<br />
Aufbruch ins Phantasialand! Auf allgemeinen<br />
Wunsch und gut ausgestattet mit „K….-Beuteln“ für die<br />
Fahrten auf der „Black Mamba“ – einer atemberaubenden<br />
Achterbahn – brachen die Damen und Herren<br />
auf. Nach einer unterhaltsamen Anreise, während der<br />
auch schon mal kurzzeitig ein Wagen aus der Kolonne<br />
verlorenging, stürmten sie das Gelände. Bei wunderschönem,<br />
aber kaltem Wetter war bald die erste befahrbare<br />
Attraktion, das zentrale Kettenkarussell, gefunden.<br />
Mit fortschreitendem Tag wurde das Wetter immer besser,<br />
die Temperaturen stiegen und damit auch die Unternehmungslust<br />
der Teilnehmer. Nach einer ausgiebigen<br />
Mittagspause hatten die Mägen dann die nötige<br />
Füllung für das größte Abenteuer auf dem Gelände,<br />
dem Überschlag mit der bereits erwähnten „Black<br />
Mamba“. Alles in allem war es für die Teilnehmer ein<br />
wunderschöner Tag, den sie nicht so schnell vergessen<br />
werden.<br />
Blick in die Zukunft<br />
Die Leitungen des Albert-Schweitzer-Hauses haben<br />
sich 2013 drei große Ziele gesetzt:<br />
1. Alle Mitarbeiter der Pflege, des Sozialdienstes<br />
und der Betreuungsassistenten absolvieren einen<br />
4-tägigen Grundkurs „Palliativ Care“.<br />
(Definition nach WHO: Palliativ Care ist ein Ansatz zur<br />
Verbesserung der Lebensqualität von Patienten und<br />
deren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind,<br />
die mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen:<br />
durch Vorbeugen und Lindern von Leiden, durch<br />
frühzeitiges Erkennen, untadelige Einschätzung und<br />
Behandlung von Schmerzen sowie anderen belastenden<br />
Beschwerden körperlicher, psychosozialer und<br />
spiritueller Art.) In diesem Zuge wird mit den Mitarbeitern<br />
ein neues Konzept erarbeitet und bis Ende des<br />
Jahres eingeführt.<br />
Die medizinischen und pflegerischen Anforderungen<br />
für das Pflegepersonal in einem Seniorenzentrum nehmen<br />
ständig zu - die Multimorbidität nimmt zu, die Verweildauer<br />
der Bewohner sinkt und sie werden immer<br />
schneller und mit komplexeren Krankheitsbildern aus<br />
den Krankenhäusern entlassen. Um unsere Mitarbeiter<br />
auf diese Situationen fachlich und menschlich vorzubereiten<br />
und somit unseren Bewohnern ein Höchst-<br />
maß an Professionalität zu bieten, haben wir uns für diesen<br />
kleinen Grundkurs „palliativ care“ für alle Mitarbeiter<br />
entschieden.<br />
Da „Palliativ Care“ sehr viel mit Haltung zu tun hat, haben<br />
wir nur die Chance, diesen Gedanken in unserem<br />
Haus zu leben, wenn wir alle Mitarbeiter aus unterschiedlichen<br />
Bereichen schulen.<br />
2. Gesundheitsförderung für die Mitarbeiter<br />
Im März 2013 wird das Albert-Schweitzer-Haus eine Kooperation<br />
mit dem Savita-Therapiezentrum Grevenbroich<br />
eingehen. Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, mit geeigneten<br />
Schulungen und Maßnahmen die Gesundheit<br />
der Mitarbeiter deutlich zu verbessern. Vor allem im Pflegedienst<br />
sind ihre körperlichen Belastungen und das Erkrankungsrisiko<br />
so hoch, dass sich die Mitarbeiter im<br />
Rahmen des Qualitätsmanagements Vorsorgemaßnahmen<br />
zur eigenen Gesunderhaltung gewünscht hatten.<br />
3. Analyse und Überarbeitung des internen Ausbildungskonzeptes<br />
– im Kontext des Qualitätsmanagements.<br />
Seit vielen Jahren bieten wir im Albert-Schweitzer-Haus<br />
die dreijährige Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin<br />
an. Wir haben Pflegfachkräfte, die zu Mentoren weitergebildet<br />
wurden. Diese unterstützen unsere Auszubildenden<br />
im Praxisalltag und sind im regen Kontakt mit den<br />
Schulen. Doch die Anforderungen an die Pflegefachkräfte<br />
haben sich in den letzten Jahren sehr verändert. Somit<br />
ist auch klar, dass wir die Ausbildungen in unserem Haus<br />
dem heutigen Standard anpassen müssen. Die Bedürfnisse<br />
und Wünsche der Auszubildenden, Mentoren und<br />
alle an der Ausbildung beteiligten Personen werden eruiert<br />
und ausgewertet. Danach erfolgt eine Anpassung unseres<br />
Konzeptes.<br />
41
42<br />
Seniorenzentrum<br />
Haus Tabita<br />
Rainer Gerdau<br />
Einrichtungsleiter<br />
Das Seniorenzentrum Haus Tabita ist seit 2004 Heimat für<br />
80 hilfs- und pflegebedürftige Bewohner aus Korschenbroich,<br />
Kleinenbroich und den umliegenden Ortschaften.<br />
Die Bewohner leben in insgesamt neun Hausgemein-<br />
schaften verteilt auf drei Wohnbereichen. Der Wohnbereich<br />
1, bislang ein geschützter Wohnbereich für dementiell<br />
veränderte Bewohner erfährt seit der Eröffnung von<br />
Haus Timon seine langsame Umwidmung zu einem speziellen<br />
Wohnbereich für schwerst-pflegebedürftige Bewohner.<br />
Ähnlich, wie in so genannten Pflegeoasen wird<br />
hier ein Bereich entstehen, in dem auch ständig bettlägerige<br />
Bewohner weitestgehend an einem normalen Tagesablauf<br />
an der Gemeinschaft teilnehmen können und<br />
nicht mehr nur auf ihr Zimmer angewiesen sind. Abweichend<br />
vom Konzept der Pflegeoasen soll aber ganz bewusst<br />
der Wechsel vom privaten eigenen Zimmer in den<br />
öffentlichen Tagesaufenthalt erhalten bleiben.<br />
Ansonsten weist die Zusammensetzung der Bewohner
seit Jahren wenig Veränderung auf. Das Durchschnittsalter<br />
liegt konstant um die 85 Jahre. Die jüngste Bewohnerin<br />
ist mit aktuell 60 Jahren 41 Jahre jünger als unsere<br />
älteste Bewohnerin mit 101 Jahren. Die Durchschnittliche<br />
Verweildauer liegt bei etwa dreieinhalb Jahren. Der<br />
männliche Anteil an den Bewohnern schrumpft leicht auf<br />
jetzt nur noch 17% während die Verteilung nach Pflegestufen<br />
sich kaum verändert hat. Bei nunmehr 86% aller<br />
Bewohner liegt die Pflegestufe 2 oder 3 vor. Nur noch<br />
14% sind in die leichteste Pflegestufe 1 eingestuft.<br />
Ausbau der Angebote im Haus<br />
Gruppenangebote und Veranstaltungen im Haus Tabita<br />
nehmen einen großen Teil der Arbeit von Sozialdienst,<br />
Betreuungskräften aber auch von Mitarbeitern der Pflege<br />
und der Service-Mitarbeiter ein. Es wird immer versucht<br />
ein Gleichgewicht aus den Bereichen Bewegung<br />
für den Körper, Bewegung für den Kopf und Geselligkeit<br />
herzustellen. Beispielhaft sei hier das Angebot „Kraft und<br />
Balance Training“ genannt, um die Gefahr von Stürzen<br />
zu verringern. Die vielen Gruppen zum Thema Gedächtnistraining,<br />
aber auch unterschiedliche Feste, Feiern und<br />
Ausflüge, die dem jahreszeitlichen Ablauf folgen, ergänzen<br />
das Angebot.<br />
Qualitätssicherung<br />
Bedingt durch einen Personellen Wechsel der QM Beauftragten<br />
kam es <strong>2012</strong> zu einer Neuausrichtung der Arbeit.<br />
Richtungweisend sind in den Häusern stets die Ergebnisse<br />
der Expertenstandards zu den unterschiedlichen<br />
Themen wie „„Kontinenzförderung“, „Sturzprophylaxe“<br />
oder auch „Mangelernährung“ um nur einige zu nennen.<br />
Ernährungssituation<br />
Während die öffentliche Diskussion zur Ernährungssituation<br />
von Heimbewohnern oft durch reißerische Berichte<br />
über steigende Zahlen von mangelernährten Bewohnern<br />
in den Häusern bestimmt wird, kämpfen wir in unseren<br />
Einrichtungen einen differenzierteren Kampf. Übergewicht<br />
und Fehlernährung stellen oft ein zahlenmäßig größeres<br />
Problem dar, als verschiedene Formen von Mangelernährung.<br />
Die Ursachen für alle Probleme sind vielfältig<br />
und bedürfen einer genauen Anamnese und biographischen<br />
Erfassung von Ernährungsgewohnheiten. Hinzu<br />
kommen allgemeine altersbedingte Einschränkungen<br />
im Bereich von Geschmacksempfinden und Verdauung.<br />
Neben allen medizinischen und pflegerischen Erkenntnissen<br />
darf nicht vergessen werden, dass Essen und<br />
Trinken mit Genuss zu tun hat. Freude und Spaß an Es-<br />
sen und Trinken müssen immer mit vermittelt werden.<br />
Genauso wichtig ist der bewusst gestaltete Anteil an Geselligkeit<br />
und Gemeinschaft, der zu gutem Essen und<br />
Trinken unbedingt dazu gehören sollte.<br />
Personal/Ausbildung<br />
Für die Personalentwicklung war <strong>2012</strong> natürlich die Eröffnung<br />
von Haus Timon der bestimmende Faktor. Mitarbeiter,<br />
die sich im Haus Tabita als Führungskräfte bewährt<br />
hatten, bildeten den Kern des neu aufzubauenden<br />
Teams im Haus Timon. Bei der Neubesetzung der so frei<br />
werdenden Stellen, profitierten wir von einigen bei uns<br />
selbst ausgebildeten frisch examinierten Altenpflegekräften.<br />
Nicht zuletzt aus diesem Grund versucht das Diakonische<br />
Werk in allen seinen Einrichtungen eine Vielzahl<br />
an Ausbildungsplätzen vorzuhalten und auch in Zukunft<br />
zu besetzen. Die im letzten Jahr wieder eingeführte Altenpfleausbildungsumlage<br />
hat etliche Ungerechtigkeiten<br />
zwischen Einrichtungen, die viel ausgebildet haben und<br />
Einrichtungen, die dieser Verpflichtung nicht nachgekommen<br />
sind, ausgeglichen. Nach wie vor stellt die Besetzung<br />
von Stellen bei examiniertem Fachpersonal alle<br />
Einrichtungen vor große Probleme. Die jetzt schon absehbare<br />
Eröffnung weiterer stationärer Einrichtungen im<br />
Rhein-Kreis Neuss wird die Situation zusätzlich belasten.<br />
Neben einem insgesamt erfreulich niedrigen Krankenstand,<br />
machen wenige Einzelfälle die außerordentlich<br />
hohe psychische wie auch physische Belastung in<br />
der Altenpflege deutlich. Die engen Grenzen, die den<br />
Einrichtungen durch die knappe Refinanzierung über<br />
die Pflegesätze vorgegeben sind, lässt kaum Spielraum,<br />
Zahlen und Fakten<br />
Altersstufenstatistik <strong>2012</strong>,<br />
männlich weiblich gesamt<br />
bis 65 Jahre 0 1 1 1,3 %<br />
65 bis 70 Jahre 1 2 3 3,9 %<br />
71 bis 75 Jahre 1 5 6 7,8 %<br />
76 bis 80 Jahre 2 9 11 14,3 %<br />
81 bis 85 Jahre 2 15 17 22,1 %<br />
86 bis 90 Jahre 5 16 21 27,3 %<br />
91 bis 100 Jahre 2 15 17 22,1 %<br />
über 100 Jahre 0 1 1 1,3 %<br />
Summen 13 64 77 100 %<br />
Alter ø 84,54 85,36 85,22<br />
Stichtag 31. 12. <strong>2012</strong><br />
43
44<br />
Mitarbeitern, die den Belastungen der Pflege nicht mehr<br />
gewachsen sind, Ausweicharbeitsplätze in anderen Bereichen<br />
anzubieten.<br />
FSJ/Bundesfreiwilligendienst<br />
Die Umstellung von Zivildienst auf den neu eingerichteten<br />
Bundesfreiwilligendienst gestaltete sich <strong>2012</strong> recht<br />
positiv. Mittlerweile hat sich anscheinend bei allen Beteiligten<br />
die neue Situation eingespielt. Erstmals konnten<br />
alle eingerichteten Plätze auch besetzt werden.<br />
Spendengeschehen<br />
Bewohner und Mitarbeiter aus dem Haus Tabita konnten<br />
sich <strong>2012</strong> über zwei außergewöhnliche Spenden freuen.<br />
Der Verein „Sport Ältere Generation“ machte in Zusammenarbeit<br />
mit dem Gartenbauverein die Anschaffung<br />
eines Trimm-Geräts für den Garten möglich, sodass<br />
sich Bewohner zukünftig bei schönem Wetter auch<br />
draußen sportlich betätigen können. Viel Freude berei-<br />
Zahlen und Fakten<br />
Verweildauer <strong>2012</strong>,<br />
männlich weiblich gesamt<br />
60 bis 89 Tage 0 3 3 3,9 %<br />
90 bis 6 Monate 2 3 5 6,5 %<br />
6 bis 12 Monate 4 8 12 15,6 %<br />
1 bis 2 Jahre 4 10 14 18,1 %<br />
2 bis 3 Jahre 1 5 6 7,8 %<br />
3 bis 4 Jahre 0 8 8 10,4 %<br />
4 bis 5 Jahre 0 8 8 10,4 %<br />
5 bis 10 Jahre 2 19 21 27,3 %<br />
Summen 13 64 77 100 %<br />
Verweildauer ø 2,25 3,71 3,47 Jahre<br />
Stichtag 31. 12. <strong>2012</strong><br />
Aufgenommene Bewohner<br />
nach Pflegestufen<br />
Aufnahme HF Pflegestufe 0 I II III Summe<br />
0 1 11 6 1 20<br />
Konfessionen der Bewohner %<br />
römisch-katholisch 50 65 %<br />
Neu-apostolisch 2 2,6 %<br />
evangelisch 22 28,5 %<br />
ohne Konfession 3 3,9 %<br />
ten auch die Spenden zweier Kleinenbroicher Familien,<br />
die uns je ein Klavier aus ihrem Familienbesitz zur Verfügung<br />
gestellt haben. So kann jetzt auch direkt im Wohnbereich<br />
gemeinsam musiziert werden.<br />
Neuer gemeinsamer Hausprospekt<br />
Im Sommer <strong>2012</strong> erschien die letzte Ausgabe der gemeinsamen<br />
Hauszeitung aller Seniorenzentren des Diakonischen<br />
Werks. Die Häuser haben sich entschlossen,<br />
zukünftig eigene Publikationen zu veröffentlichen, in denen<br />
mehr Platz für hausspezifische Themen und Veröffentlichungen<br />
sein soll.<br />
Mit Jürgen Splinter steht den Häusern Tabita und Timon<br />
ein hochqualifizierter ehrenamtlicher Mitarbeiter zur Verfügung,<br />
der sich bereit erklärt hat, diese neue Hauszeitung<br />
hauptverantwortlich zu gestalten und zu betreuen.<br />
Mittlerweile liegt die erste Ausgabe dieser Zeitschrift vor.<br />
Sie stellt eine Mischung aus Hausprospekt und Heimzeitung<br />
dar und wird zwei Mal jährlich erscheinen. So ist<br />
auch der Hausprospekt zukünftig nicht mehr von aktuellen<br />
Entwicklungen abgeschnitten. Wir freuen uns sehr<br />
über dieses vorbildliche ehrenamtliche Engagement.<br />
Zukünftige Anforderungen / Veränderungen<br />
sowie Perspektiven der Arbeit<br />
„Demographischer Wandel“ dieses Thema beschäftigt<br />
zunehmend die Fachöffentlichkeit, ist aber auch Medienthema<br />
und bestimmt die Diskussion in vielen Talkshows<br />
und Fernsehsendungen. Wie genau, und in welchem<br />
Tempo unsere Gesellschaft altert, ist wissenschaftlich<br />
ziemlich genau belegt. Welche Schlüsse die<br />
unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppierungen und<br />
Handlungsträger daraus ziehen, ist Gegenstand von vielen<br />
Kontroversen, um zukunftssichere und finanzierbare<br />
Lösungen. Es scheinen sich jedoch einige unumstrittene<br />
Entwicklungen durchzusetzen.<br />
• Ambulante Hilfen, die es hilfs-und pflegebedürftigen<br />
Menschen ermöglichen länger in ihrer gewohnten<br />
Umgebung zu verbleiben, sollen ausgebaut werden.<br />
• Ehrenamtliche Unterstützersysteme müssen mehr<br />
gefördert werden.<br />
• Alle Hilfesysteme sollen wohnortnah, “quartiersbezogen“<br />
vernetzt werden.<br />
• Stationäre Einrichtungen werden ihre Angebote im<br />
Bereich Betreuung von Demenz Kranken ausbauen<br />
müssen.<br />
• Die Versorgung sterbender Bewohner (Palliativpflege)<br />
muss verbessert werden.
Seniorenzentrum<br />
Haus Timon<br />
Rainer Gerdau<br />
Einrichtungsleiter<br />
Die große Nachfrage nach Plätzen in unserem geschützten<br />
Wohnbereich für dementiell veränderte Bewohner im<br />
Haus Tabita, führte schon früh zu der Überlegung, das<br />
Haus zu erweitern. Am 5.März <strong>2012</strong> konnte mit Herrn<br />
Mende der erste Bewohner in die neu eröffnete Einrichtung<br />
Haus Timon einziehen. Nach kurzer Planungsphase<br />
und knapp einjähriger Bauzeit war das Haus termingerecht<br />
im März bezugsfertig. Das Haus ist speziell auf<br />
die Bedürfnisse von Demenzkranken ausgerichtet. Es<br />
ersetzt den bisherigen geschützten Wohnbereich 1 im<br />
Haus Tabita.<br />
Konzeptionelles<br />
In zwei Wohnbereichen leben jeweils 20 Bewohner in<br />
Einzelzimmern und ein Paar in einem Doppelzimmer gemeinsam.<br />
Es besteht sowohl die Möglichkeit einer geschlossenen<br />
Unterbringung nach Betreuungsrecht, als<br />
auch die Unterbringung in einer offenen Situation. Baulich<br />
gibt es keine weiteren Unterschiede zwischen beiden<br />
Bereichen. Die zum Wohnbereich hin offene Küche<br />
und die ebenfalls zum Wohnbereich hin offenen Thekenarbeitsplätze<br />
des Pflegepersonals machen eine ständige<br />
Erreichbarkeit des Personals für die Bewohner möglich<br />
und vermitteln so zu jeder Tageszeit Sicherheit. Durch<br />
den als gestreckte Acht geplanten Baukörper entstehen<br />
unendlich lange Laufwege, die sich im Tagesaufenthaltsbereich<br />
kreuzen und so einen Bewohner immer wieder<br />
in den Gruppenaufenthaltsbereich führen. Die Unterbrin-<br />
45
46<br />
gung in Einzelzimmern bietet dem Bewohner immer die<br />
Möglichkeit, sich zwischen einem Aufenthalt in seiner<br />
Privatsphäre oder im halböffentlichen Raum zu entscheiden.<br />
Das gesamte Außengelände von Haus Timon und<br />
Haus Tabita wurde gemeinsam zu einem geschützten<br />
Garten umgewidmet, der bei schönem Wetter auch desorientierten<br />
Bewohnern den Aufenthalt im Freien möglich<br />
macht. Das Pflege-und Betreuungskonzept des Hauses<br />
wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gerontopsychiatrie<br />
IGP, einer Einrichtung der Zukunftswerkstatt<br />
Therapie kreativ gGmbH, von Herrn Dr. Udo Baer erstellt.<br />
Herr Dr. Baer begleitet mit Mitarbeitern seines Instituts<br />
auch die Implementierung des Konzepts im Betreuungsalltag<br />
der Startphase.<br />
Personal<br />
Bereits seit Anfang Januar konnten erste neue Mitarbeiter<br />
eingestellt und im Haus Tabita auf die neuen Aufgaben<br />
vorbereitet werden. Gemeinsam mit den langjährig<br />
in Tabita beschäftigten Kräften, bildeten sie das Kernteam<br />
für Haus Timon, dass sich in dem Maße erweiterte,<br />
wie die Belegung des Hauses voranschritt. Seit Ende Ju-<br />
Zahlen und Fakten<br />
Altersstufenstatistik <strong>2012</strong>,<br />
männlich weiblich gesamt<br />
bis 65 Jahre 0 0 0 0 %<br />
65 bis 70 Jahre 1 1 2 4,4 %<br />
71 bis 75 Jahre 1 1 2 4,4 %<br />
76 bis 80 Jahre 2 5 7 15,6 %<br />
81 bis 85 Jahre 4 11 15 33,3 %<br />
86 bis 90 Jahre 6 13 19 42,2 %<br />
91 bis 100 Jahre 0 0 07 0 %<br />
über 100 Jahre 0 0 0 0 %<br />
Summen 14 31 45 100 %<br />
Alter ø 82,8 84,1 83,7<br />
Stichtag 31. 12. <strong>2012</strong><br />
Aufgenommene Bewohner<br />
nach Pflegestufen<br />
Aufnahme HF Pflegestufe 0 I II III Summe<br />
0 1 37 16 3 57<br />
Konfessionen der Bewohner %<br />
römisch-katholisch 24 53,3 %<br />
evangelisch 17 37,8 %<br />
ohne Konfession 4 8,8 %<br />
li <strong>2012</strong> ist das Haus voll belegt und die Teams von Pflege,<br />
Betreuung, Sozialdienst und Service vollständig aufgebaut.<br />
Bewohner<br />
In den Monaten März – Juli zogen in kurzer Folge 44<br />
neue Bewohner in das Haus Timon ein. Teilweise hatten<br />
Familien ihre Angehörigen bereits schon vor Jahren<br />
für einen geschützten Platz im Haus Tabita angemeldet.<br />
Teilweise kamen Bewohner direkt nach einem Krankenhausaufenthalt<br />
ins Haus. Allen gemeinsam war, dass sie<br />
an Demenz erkrankt sind. Demenz ist sehr häufig eine<br />
Erscheinung im Alter. Fast jeder Vierte über 80 ist davon<br />
betroffen. Es gibt viele Arten von Demenz und viele<br />
Ausprägungen. Ihnen allen zu Grunde liegt eine Veränderung<br />
im Gehirn. Dieser Lebensabschnitt ist für die betroffene<br />
Person und für ihre Angehörigen sehr schwer.<br />
Denn der Mensch mit Demenz verändert sich. Kaum etwas<br />
bleibt mehr, wie es war. Der Mensch, den ich geliebt<br />
habe, wird ein Fremder, einer, den ich nicht mehr verstehe.<br />
Vieles fällt bei ihm zurück ins Vergessen – bis hin<br />
zum eigenen Ich. Demente Menschen erkennen oft ihre<br />
Angehörigen nicht mehr, selbst ihre eigenen Kinder. Sie<br />
vergessen, wer sie selber sind, was sie waren; sie vergessen,<br />
was sie im Alltag zum Leben brauchen. Aber sie<br />
leben! Sie haben Gefühle, Bedürfnisse, Wünsche. Sie<br />
wollen Freude erfahren, nicht herum geschoben werden,<br />
nur am Rande stehen. Kein Mensch möchte das. Gerade<br />
in dieser Phase ihres Lebens sind diese Menschen<br />
darauf angewiesen, verstanden zu werden. Und angenommen<br />
zu werden, so wie sie sind. Und das ist nicht<br />
leicht. Selbst Angehörige wissen dann oft nicht mehr weiter,<br />
sind überfordert, reiben sich auf. Sie wollen verstehen<br />
und da sein – aber stoßen an ihre Grenzen. Deshalb<br />
hat das Haus ein besonderes Konzept: Hier finden<br />
Menschen mit Demenz das Verständnis und die Geborgenheit,<br />
die sie brauchen. Hier dürfen sie so sein, wie<br />
sie sind. Zu Hause sein. Begleitet auf ihrem Lebensweg.<br />
Erste Schritte<br />
Alle Mitarbeitergruppen, im neuen Haus Timon, aber<br />
auch im Haus Tabita mussten das Jahr <strong>2012</strong> nutzen, um<br />
sich organisatorisch neu aufeinander einzustellen.<br />
Die Mitarbeiter aus dem Bereich Service standen vor der<br />
Aufgabe, zwei neue Wohnbereiche in die Versorgung mit<br />
Essen und Getränken mit einzubeziehen. Da das „System<br />
Tabita“ aus logistischen Gründen nicht einfach erweitert<br />
werden konnte, wurde für beide Häuser ein komplett<br />
neues Versorgungssystem eingeführt.
Die Teams von Sozialdienst und Betreuung probierten<br />
aus, welche Veranstaltungen man besser getrennt in den<br />
einzelnen Häusern stattfinden ließ und was besser gemeinsam<br />
in Tabita oder Timon gefeiert werden konnte.<br />
Neue Gruppenangebote einzuführen und die geeigneten<br />
Bewohner dafür auszuwählen und zur Mitarbeit zu motivieren,<br />
stellte einen Schwerpunkt ihrer Arbeit im vergan-<br />
genen Jahr dar. Auch in der Zusammenarbeit mit den<br />
Mitarbeitern der Pflege wurden neue Wege gefunden.<br />
Die Pflegemitarbeiter standen schließlich vor der Aufgabe<br />
mit einem neuen jungen Team eine Vielzahl unterschiedlichster<br />
Bewohner in kürzester in die Einrichtung<br />
zu integrieren und ihnen eine sichere wohnliche neue<br />
Heimat zu schaffen.<br />
47
48<br />
Seniorenzentrum Markuskirche<br />
Der Pflegeaufwand bei den Bewohnern wächst<br />
Franz-Josef<br />
Laermanns<br />
Einrichtungsleiter<br />
Das Seniorenzentrum Markuskirche ist gerade vier Jahre<br />
alt geworden. Für Mitarbeitende und Bewohner, die<br />
von den ersten Monaten an eine Zeit der Eingewöhnung,<br />
Etablierung und Stabilisierung des Hauses hinter sich<br />
haben, ist Routine und Alltag eingekehrt. Festgelegte Tagesabläufe<br />
und Strukturen bestimmen die Tage sowie<br />
jahreszeitliche Gegebenheiten mit ihren Veranstaltungen<br />
und Besonderheiten.<br />
Bewohnerinnen und Bewohner<br />
Inzwischen haben viele Menschen das Seniorenzentrum<br />
auf unterschiedlichste Art kennenlernen können.<br />
Auch in <strong>2012</strong> sind wieder einige neue Bewohner<br />
zu uns gekommen. 20 Frauen und 9 Männer sind<br />
eingezogen. Der Pflegeaufwand bei den Bewohnern<br />
wächst, was unter anderem an den Pflegestufen erkennbar<br />
ist. So hatten die Bewohner am Ende des Jahres<br />
<strong>2012</strong> zu 50% Pflegestufe 2 und 22,5 % Pflegestufe 3.<br />
Bei 80 % aller Bewohner ist auf Grund ihrer eingeschränkten<br />
Alltagskompetenz ein erhöhter Betreuungsaufwand<br />
nach § 45a SGB 11 festgestellt worden, bei ca.<br />
90 % eine Inkontinenz.<br />
Durchschnittlich sind die Bewohner 83 Jahre alt, zu 76<br />
% weiblich, 45 % evangelisch, 50 % katholisch und verbleiben<br />
ca. 1,9 Jahre im Seniorenzentrum Markuskirche.<br />
Wobei die durchschnittliche Verweildauer schnell darüber<br />
hinwegtäuscht, dass alleine vier Bewohner im letzten<br />
Jahr weniger als 30 Tage hier im Haus gelebt haben,<br />
bevor sie verstorben sind, sechs Bewohner 1 - 3 Monate<br />
und drei Bewohner 4 – 6 Monate. Hier nimmt das Haus<br />
bei aller Lebendigkeit auch eine Hospiz-Funktion wahr.<br />
Fünf Besucher waren bei uns im letzten Jahr zur Kurzzeitpflege.<br />
Wie schon in den Jahren zuvor, kommen auch die neu-<br />
en Bewohner vorwiegend aus dem Stadtteil Horrem und<br />
angrenzenden Stadtteilen, aber auch aus Dormagen und<br />
angrenzenden Ortschaften, meist aber mit einer Verbundenheit<br />
zum Stadtteil Horrem.<br />
Mitarbeitende<br />
Aufgrund von zunehmender Pflegebedürftigkeit der Bewohner<br />
musste in den vergangenen Jahren der Personalbestand<br />
kontinuierlich erweitert werden. Grundlage<br />
hierfür sind die vertraglichen Vereinbarungen mit den<br />
Pflegekassen in Nordrhein-Westfalen. Zurzeit gelten folgenden<br />
Personalbemessungsgrundlagen:<br />
Waren in der Pflege im Jahr 2009 ca. 25 Vollzeitstellen<br />
besetzt, so sind es Ende <strong>2012</strong> schon über 32 Vollzeitäquivalenzstellen.<br />
Aufgrund einer Vielzahl von Teilzeitmitarbeitenden<br />
sind zur Zeit über 50 Mitarbeitende<br />
in der Pflege tätig. Auf der Basis des § 87b XI und den<br />
„Richtlinien zur Qualifikation und zu den Aufgaben von<br />
zusätzlichen Betreuungskräften in Pflegeeinrichtungen“<br />
sind seit 2009 insgesamt vier Betreuungsassistenten beschäftigt.<br />
Sie kümmern sich um Pflegebedürftige mit erheblichen<br />
allgemeinen Betreuungsbedarf.<br />
Unterstützt werden die Mitarbeiter in der Betreuung<br />
durch derzeit 18 ehrenamtliche Helfer, drei im „Freiwilligen<br />
Sozialen Jahr“ und insgesamt 14 Schüler und Studenten,<br />
die als Wochenendhilfen sowohl die Pflege als<br />
auch den Sozialdienst in der Versorgung der Bewohner<br />
unterstützen.<br />
Schon immer hat die Ausbildung von Altenpflegefachkräften<br />
eine große Bedeutung im Diakonischen Werk gehabt.<br />
Seit Bestehen der Einrichtung haben bereits vier<br />
„Azubis“ ihre Ausbildung abgeschlossen. Zwei weitere<br />
werden ihre Ausbildung in 2013 abschließen. Insgesamt
sind durchschnittlich sechs Auszubildende in der Einrichtung,<br />
so dass 2-3 Auszubildende jährlich die Ausbildung<br />
starten. Zu berücksichtigen ist hierbei, dass die branchenübliche<br />
Abbruchquote bei ca. 30% liegt.<br />
Da sich alle Mitarbeitenden persönlich und aktiv in den<br />
kontinuierlichen Qualitätsverbesserungsprozess einbringen,<br />
konnte in den vergangenen Jahren in der Betreuung,<br />
Pflege und Versorgung ein hohes Niveau erreicht<br />
werden. Dreimal in Folge wurden die Prüfungen des Medizinischen<br />
Dienstes der Pflegekassen mit der Bestnote<br />
1,0 (in allen Prüfbereichen) abgeschlossen. Die Zeitschrift<br />
„Focus“ zählte in ihrem Sonderheft „Wohnen und<br />
Leben im Alter“ von November <strong>2012</strong> das Seniorenzentrum<br />
Markuskirche zu einem der 800 Besten in Deutschland.<br />
Auch die Heimaufsicht des Rhein-Kreis Neuss stellte<br />
bei zwei Überprüfungen nach dem Wohn- und Teilhabegesetz<br />
(WTG) 2011 und Anfang 2013 „Pflege, Betreuung<br />
und Versorgung auf sehr hohem Niveau“ fest.<br />
Das Seniorenzentrum im Quartier Horrem<br />
Als Anlaufstation für ältere Menschen ist das Seniorenzentrum<br />
Markuskirche im Quartier Horrem inzwischen<br />
eine feste Größe mit folgenden Angeboten geworden:<br />
• Vollstationäre Pflege und Versorgung für 80 Menschen<br />
inklusive einem eingestreuten Kurzzeitpflegeplatz,<br />
• sechs Seniorenwohnungen mit Serviceleistungen<br />
und Betreuung,<br />
• Station der ambulanten Pflege des Diakonischen<br />
Werkes mit 18 Mitarbeitenden und 8 Fahrzeugen zur<br />
Versorgung von durchschnittlich 80 - 90 Kunden aus<br />
dem Stadtgebiet von Dormagen,<br />
• Palliativzentrum des Ärztenetzwerkes für Dormagen,<br />
• Kontaktstelle zur Diabetikerberatung und der Seniorenbeauftragten<br />
der Stadt Dormagen,<br />
• Anlaufstelle und Treffpunkt für die Seniorengruppen<br />
der evangelischen Kirche in Horrem,<br />
• regelmäßiger Veranstaltungsort für den Hospiz-Verein<br />
Dormagen, die Musikschule Dormagen und andere<br />
Vereine, Organisationen und Gruppierungen,<br />
• täglicher, offener Cafe-Betrieb und Essensangebot zu<br />
Mittag für Senioren, Angehörige und Gäste,<br />
• regelmäßige evangelische und katholische Gottesdienst-Angebote,<br />
auch für Kindergärten und Grundschule<br />
• Konzerte, Ausstellungen und Veranstaltungen<br />
Das Seniorenzentrum bietet eine Vielfalt an Hilfs- und<br />
Freizeitangeboten in erster Linie für Senioren an.<br />
Die zukünftigen Jahre<br />
Neben der vollstationären Pflege und Versorgung, werden<br />
quartiersnahe Versorgungsformen immer größere<br />
Bedeutung erlangen. So wird sich das Seniorenzentrum<br />
Markuskirche aktiv an der Entwicklung von anderen Formen<br />
der Betreuung und Pflege einbringen. Insbesondere<br />
durch die anstehenden Projektentwicklungen der Stadt<br />
Dormagen im Rahmen der erhofften Unterstützung aus<br />
dem Förderprogramm „Soziale Stadt“ könnten nachhaltige<br />
Strukturverbesserungen erreicht werden.<br />
Der Bedarf für Seniorenwohngemeinschaften sowie Demenzpflegewohngruppen<br />
und anderen Betreuungsformen<br />
ist bereits vorhanden und sollte über gezielte<br />
Projektentwicklungen modellhaft aufgebaut werden. Dies<br />
gilt ebenso für niedrigschwellige Betreuungsformen,<br />
die eine Heimaufnahme hinauszögern.<br />
Hierbei ist es aber von enormer Wichtigkeit, dass der ambulante<br />
Bereich auskömmlich refinanziert wird und dass<br />
es engagierte Akteure gibt, die viel Idealismus mitbringen.<br />
Nach dem bisherigen Wohn- und Teilhabegesetz (WtG),<br />
das hierfür die Rahmenbedingungen setzt, wurde zum Beispiel<br />
der Betrieb von ambulant betreuten Wohngemeinschaften<br />
- aufgrund einer rechtlichen Gleichsetzung mit<br />
einer stationären Pflegeeinrichtung - erheblich behindert.<br />
Ob sich die Rahmenbedingungen nachhaltig verbessern,<br />
ist von der für Ende 2013 vorsehenden Gesetzesnovellierung<br />
abhängig.<br />
Hiervon unabhängig ist das Seniorenzentrum Markuskirche,<br />
das ein Teil des Stadtteils Horrem geworden ist, für<br />
die Zukunft gut aufgestellt. Basis hierfür ist die sehr gute<br />
Pflegequalität und das breitgefächerte Betreuungs- und<br />
Versorgungsangebot, dass bei den Bewohnern und Angehörigen<br />
sowie im Stadtteil bekannt ist.<br />
49
50<br />
Einrichtungen<br />
und Kontakte Rhein-<br />
Kreis<br />
Neuss<br />
Familien- und Jugendhilfe<br />
Kinder- und Jugendtreff<br />
Am Rübenweg 16<br />
41540 Dormagen<br />
Tel. 02133 / 53 65 27<br />
Fax 02133 / 24 45 89<br />
andreas.stefen@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartner: Andreas Stefen<br />
Flexible Erziehungshilfe Dormagen (FED)<br />
Knechtstedener Straße 20, 41540 Dormagen<br />
Tel. 02133 / 21 45 31<br />
Fax: 02133 / 24 45 89<br />
liane.kusch@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Liane Kusch<br />
Aufsuchende Familienhilfe<br />
Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />
Tel.: 02181 / 21 23 218<br />
Fax: 02181 / 21 23 226<br />
constanze.studeny@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Constanze Studeny<br />
Sozialberatung<br />
Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />
Tel.: 02181 / 21 23 211<br />
Fax: 02181 / 21 23 226<br />
wiltrud.winzen@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Wiltrud Winzen<br />
Wohngebietsbetreuung<br />
Wilhelmitenstraße 10, 41515 Grevenbroich<br />
Tel. 02181 / 21 23 215<br />
Fax: 02181 / 21 23 226<br />
constanze.studeny@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Constanze Studeny<br />
Ehrenamtliches Engagement<br />
FreiwilligenAgentur Dormagen<br />
Knechtstedener Straße 20, 41540 Dormagen<br />
Tel.: 02133 / 53 92 20<br />
Fax: 02133 / 24 45 89<br />
dagmar.drossart@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Dagmar Drossart
Psychiatrische Hilfen<br />
Sozialpsychiatrisches Zentrum (SPZ)<br />
Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />
Tel. 02133 / 47 73 33<br />
Fax 02133 / 47 00 77<br />
karl-heinz.gross@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartner: Karl-Heinz Groß<br />
Kontakt- und Beratungsstelle<br />
Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />
Tel. 02133 / 47 73 33<br />
Fax 02133 / 47 00 77<br />
helga.loenze@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Helga Lönze<br />
Ambulant Betreutes Wohnen<br />
• Wilhelmitenstr. 10, 41515 Grevenbroich<br />
Tel. 02181 / 21 23 211<br />
Fax 02181 / 21 23 226<br />
Ansprechpartnerin: Wiltrud Winzen<br />
wiltrud.winzen@DiakonischesWerk.de<br />
• Knechtstedener Str. 20, 41540 Dormagen<br />
Tel. 02133 / 47 79 04<br />
Fax 02133 / 47 00 77<br />
karl-alexander.loewenthal@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartner: Karl-Alexander Löwenthal<br />
Leben im Alter<br />
Beratungsstelle für Fragen im Alter<br />
• Knechtstedener Straße 20<br />
41540 Dormagen<br />
Tel.: 02133 / 53 92 21<br />
Fax: 02133 / 24 45 89<br />
dagmar.drossart@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Dagmar Drossart<br />
• Dietrich-Bonhoeffer-Str. 3<br />
41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />
Tel.: 02161 / 57 44 - 195<br />
rosemarie.moertzsch@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Rosemarie Mörtzsch<br />
<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />
Jüchen / Korschenbroich<br />
Markt 6, 41363 Jüchen<br />
Tel.: 02165 / 91 12 29<br />
Fax: 02165 / 91 12 30<br />
andreas.effertz@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartner: Andreas Effertz<br />
<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />
Grevenbroich / Rommerskirchen<br />
Am Ständehaus 10, 41515 Grevenbroich<br />
Tel.: 02181 / 60 52 16<br />
Fax: 02181 / 60 52 48<br />
barbara.schuenzel@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Barbara Schünzel<br />
<strong>Diakonie</strong> Pflegestation<br />
Dormagen<br />
Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />
Tel.: 02133 / 26 60 999<br />
Fax: 02133 / 21 09 42<br />
sandra.effertz@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Sandra Effertz<br />
Palliativfachpflegedienst<br />
Rhein-Kreis Neuss<br />
Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />
Tel.: 02133 / 26 60 999<br />
Fax: 02133 / 21 09 42<br />
sandra.effertz@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Sandra Effertz<br />
Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus<br />
Am Ständehaus 10, 41515 Grevenbroich<br />
Tel.: 02181 / 605 - 1<br />
ines.netzer@DiakonischesWerk.de<br />
Ansprechpartnerin: Ines Netzer<br />
Seniorenzentrum Haus Tabita<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Str. 2<br />
41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />
Tel.: 02161 / 57 44 - 0<br />
rainer.gerdau@Haus-Tabita.de<br />
Ansprechpartner: Rainer Gerdau<br />
Seniorenzentrum Haus Timon<br />
Dietrich-Bonhoeffer-Str. 4<br />
41352 Korschenbroich-Kleinenbroich<br />
Tel.: 02161 / 57 44 - 0<br />
rainer.gerdau@Haus-Timon.de<br />
Ansprechpartner: Rainer Gerdau<br />
Seniorenzentrum Markuskirche<br />
Weilerstr. 18a, 41540 Dormagen<br />
Tel.: 02133 / 26 605<br />
franz-josef.laermanns@Seniorenzentrum-Markuskirche.de<br />
Ansprechpartner: Franz-Josef Laermanns<br />
Tochterunternehmen<br />
Erftaue Service Gesellschaft GmbH<br />
Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />
Tel. 02181 / 605 - 541<br />
info@DiakonischesWerk.de<br />
Seniorenzentrum Albert-Schweitzer-Haus gGmbH<br />
Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />
Tel.: 02181 / 605 - 1<br />
info@DiakonischesWerk.de<br />
Seniorenzentrum Korschenbroich gGmbH<br />
Am Ständehaus 12, 41515 Grevenbroich<br />
Tel.: 02181 / 605 - 1<br />
info@DiakonischesWerk.de<br />
51
52<br />
Rhein-Kreis Neuss<br />
Diakonisches Werk<br />
Evangelischer Kirchengemeinden<br />
im Rhein-Kreis Neuss e. V.<br />
Am Ständehaus 12<br />
41515 Grevenbroich<br />
Telefon 02181 / 605 - 1<br />
www.DiakonischesWerk.de