IntervIew Social Business COMe BACK Mit dieser Eingliederungsbeihilfe <strong>des</strong> <strong>AMS</strong> kann unter anderem das Arbeitsverhältnis von Arbeitsuchenden, die min<strong>des</strong>tens 6 carLa Carla ist ein Projekt der Caritas <strong>Vorarlberg</strong> und wird unterstützt von <strong>AMS</strong>, dem Land <strong>Vorarlberg</strong> und dem europäischen Sozialfonds. in den jeweiligen Shops werden second hand-Produkte wie Möbel, textilien und Accessoires verkauft. Derzeit sind rund 200 transitarbeitskräfte bei carla tätig. Vermittelt wird in alle Branchen. <strong>Unternehmen</strong> finden Lebensläufe zu den zu vermittelnden Personen unter www.carla-vorarlberg.at oder direkt bei carla <strong>Vorarlberg</strong>. Monate (bei Personen unter 25 Jahren) bzw. 12 Monate (bei Personen ab 25 Jahren) arbeitslos vorgemerkt sind, gefördert werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann die Förderung auch Personen, die akut von Langzeitarbeitslosigkeit bedroht sind (z.B. WiedereinsteigerInnen oder AusbildungsabsolventInnen mit fehlender betrieblicher Praxis, Personen mit Behinderungen), gewährt werden. 4 U - <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Unternehmen</strong> Frau Mätzler, Sie sind derzeit mit dem Slogan „Schenk mir ein zweites Leben“ in den Medien präsent und bewerben damit die Personalvermittlung durch carla. Wie funktioniert das? Personalvermittlung machen wir seit jeher, jetzt soll sie einer breiten Öffentlichkeit ins Bewusstsein gebracht werden. Unser Auf- gabenfeld ist das Social Business, das auf drei Säulen ruht: Soziales, Ökologie und Ökonomie. Wir erwirtschaften inzwischen 50 Prozent Eigenleistung. Wir verkaufen Recycling-Produkte und setzen auf Nachhaltigkeit. Unser Hauptziel ist die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt, dazu akquirieren wir Stellen, machen Firmenbesuche, Exkursionen in <strong>Unternehmen</strong> und bieten unserer Klientel Gelegenheiten zum „Schnuppern“. Seit Anfang Februar haben wir einen Mitarbeiter, der sich speziell um die Kontakte zu den <strong>Unternehmen</strong> kümmert. Edgar Huber kommt selbst aus dem Personalbereich und weiß, wie der Hase läuft. Selbstverständlich funktioniert das Ganze mit sozialpädagogischer Begleitung. Jede/r Langzeitarbeitslose kommt mit einem „Rucksack“ an Problemen zu uns. Gemeinsam beheben wir die Defizite, konzen- trieren uns auf die Stärken, machen Bewerbungstrainings, Qualifikationen und praktische Erprobungen mit ihnen. Am Anfang steht meistens ein Schicksalsschlag. Warum sollte ein Arbeitgeber, eine Arbeitgeberin einen langzeitarbeitslosen Menschen von carla einstellen? Wir kennen jeden einzelnen, den wir vermitteln, persönlich. Wir erstellen Jobprofile, holen die Stellenbeschreibungen ein und schauen genau hin, ob jemand auf den Arbeitsplatz passt. Dazu kommt noch der Input aus der Sozialbetreuung, wo liegen die Stärken, was sind die Schwächen? <strong>Das</strong> ist das Benefit <strong>für</strong> die <strong>Unternehmen</strong>, sie wissen, dass sie eine Arbeitskraft bekommen, die genau passt. <strong>Das</strong> ist die Grundlage unserer Personalvermittlung. Bei der Einstellung von Langzeitarbeitslosen spielt vor allem der aktuelle Personalmangel eine Rolle, weniger das soziale Verantwortungsbewusstsein der <strong>Unternehmen</strong>. Wie sind Ihre Erfahrungen mit langzeitarbeitslosen Menschen? Unsere Klientel ist sehr vielfältig, die einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie länger als ein Jahr arbeitslos sind. Dann kommen sie zu uns, meist mit der Frage „Warum bekomme ich keine Chance?“ Unsere Arbeitsprojekte haben eine Vermittlungsquote von 30-40 Prozent, die Jugend- und Beschäftigungsprojekte bis zu 70 Prozent. Menschen, die schon länger ohne Arbeit sind, einfach als „faul“ oder arbeitsunwillig abzustempeln, greift viel zu kurz. Wir sehen uns als professioneller Dienstleister. Was wir hier machen, ist keine Beschäftigungstherapie. Wir sind durchaus leistungsorientiert. So sortiert beispielsweise eine ehemals langzeitarbeitslose Frau eine ganze Tonne Kleidung am Tag. Es gibt oft Fähigkeiten und Talente, die aus dem Lebenslauf nicht ersichtlich sind. Sehr wichtig ist mir auch die betriebliche Sozialarbeit, um die Arbeitsfähigkeit der erwerbstätigen Menschen zu erhalten. <strong>Das</strong> ist ein präventiver Ansatz, der sich garantiert bezahlt macht. In der heutigen Arbeitswelt muss jeder Mitarbeiter sozusagen ein Hochleistungssportler sein, <strong>für</strong> die soziale Komponente ist kein Platz mehr. Die Arbeitnehmer stehen unter hohem Druck, psychosoziale Probleme boomen. Wir bieten den <strong>Unternehmen</strong> auch auf diesem Gebiet Beratungen. Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit den anderen Akteuren auf dem <strong>Vorarlberg</strong>er Arbeitsmarkt? Wir sehen uns auf Augenhöhe mit den anderen Arbeitsvermittlern im Land. Wir bedienen das Segment Hilfsarbeiter, und unsere oberste Priorität ist Qualität. Wenn wir <strong>für</strong> eine Stelle keine geeignete Arbeitskraft finden, arbeiten wir auch mit anderen arbeitsmarktpolitischen Projekten zusammen. Wir lassen nicht locker, bis die Stelle besetzt ist. Wir legen den Arbeitsuchenden eine „Rutsche“ zu den <strong>Unternehmen</strong>, und den <strong>Unternehmen</strong> erleichtern wir die Wege, damit sie bei der Suche möglichst wenig Aufwand haben. Wir kennen natürlich auch die Möglichkeiten, die das <strong>AMS</strong> bietet, sehr gut. Wir haben ein generelles Interesse, stärker mit dem Service <strong>für</strong> <strong>Unternehmen</strong> <strong>des</strong> <strong>AMS</strong> <strong>Vorarlberg</strong> zusammenzuarbeiten. zur person Karoline Mätzler Fachbereichsleiterin Arbeit & Qualifizierung bei carla <strong>Vorarlberg</strong> Ausbildung und Laufbahn Aufgewachsen in Andelsbuch im Bregenzer Wald, hat sie eine Lehre zur Hotel- und Gastgewerbeassistentin gemacht. Sie war 20 Jahre im Tourismus beschäftigt, zuletzt im Management einer einheimischen Hotelgruppe. Vor vier Jahren wurde sie angesprochen, ob sie ihr wirtschaftliches Know-How und ihre Sozialkompetenzen bei carla einbringen möchte. Wohin reisen Sie gerne? Überall dorthin, wo ich noch nicht war. Sportliche Aktivitäten Bewegung in der Natur, Schwimmen, Joggen, Biken, Schitouren – aber alles in Maßen. Lebensmotto Geht nicht gibt´s nicht! <strong>Das</strong> lernt man schon im Gastgewerbe. 3 Fragen an: Jürgen Marcabruni geschäftsführer ABO (Verein zur Förderung von Ausbildung und Beschäftigung im Oberland) WeLchen VorurteiLen sind Länger arbeitsLose Menschen in der geseLLschaft ausgesetzt? Ganz klassisch hört man oft: “Wer arbeiten will, findet auch eine Arbeit“. Wir sehen in unserer täglichen Arbeit, dass dies leider so nicht stimmt und oftmals auch große Anstrengungen nicht zum gewünschten Erfolg bzw. zur Arbeitsaufnahme führen. Natürlich werden wir auch mit der Aussage, dass es den Arbeitsuchenden zu gut geht und die finanzielle Unterstützung zu hoch ist, konfrontiert. Dem „glücklichen Arbeitslosen“ bin ich in der Realität nicht begegnet, vielmehr sind die Betroffenen in ihrer Situation mit Ängsten, Scham und einer wirtschaftlich prekären Lage konfrontiert. Wo sehen sie die grössten schWierigkeiten bei der arbeitsMarktintegration Von Länger arbeitsLosen Menschen? Es ist sicherlich die Lücke, die zwischen den Anforderungen in der Arbeitswelt und den Angeboten der Arbeitsuchenden klafft. Die Gründe, dass diese Ansprüche nicht erfüllt werden können, sind vielfältig: gesundheitliche Einschränkungen sind speziell bei Menschen mit keiner oder nur sehr geringer Ausbildung oft ein Handicap. Auch das Alter spielt eine große Rolle. Hier haben Menschen mit höherem Ausbildungsniveau bessere Chancen auf eine neue Arbeitsstelle. Wenngleich es auch <strong>für</strong> diese schwierig ist. Bei Frauen zeigt sich, dass Betreuungspflichten <strong>für</strong> Kinder immer noch speziell als ihre Aufgabe gesehen werden. Was wiederum die Chancen am Arbeitsmarkt mindert. Besonders schwierig ist es <strong>für</strong> Alleinerzieherinnen, die potenziellen Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass die Kinderbetreuung geregelt ist und einem engagierten Einsatz nichts im Wege steht. Wie unterstützt abo die Menschen bei der arbeitsuche? Wir sehen unsere erste Aufgabe darin, Menschen so weit zu begleiten, dass sie sich fit <strong>für</strong> den ersten Arbeitsmarkt fühlen. Denn nur wer sich bewusst ist, dass er/sie den gestellten Aufgaben gerecht werden kann, wird sich auch engagiert an die Arbeitsuche machen. Wir unterstützen unsere MitarbeiterInnen im Bewerbungsprozess, stellen Kontakte zu Firmen her und bieten ihnen die Möglichkeit, während ihrer Zeit bei ABO Praktika bei möglichen Arbeitgebern zu absolvieren. Man muss jedoch so ehrlich sein und ansprechen, dass manche Menschen auf Grund ihrer Einschränkungen keine Chancen mehr am ersten Arbeitsmarkt haben. Nach der UN-Menschenrechtscharta wird das Recht auf Arbeit als elementares Menschenrecht betrachtet. Hier fehlen Angebote und wir sehen hier dringenden Handlungsbedarf, denn auch diese Menschen haben den Wunsch nach einer geregelten Arbeit. U - <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Unternehmen</strong> 5