Generationenwechsel
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Generationenwechsel</strong><br />
Innerfamiliäre Nachfolgeregelung – ein Problem?<br />
Stabsübergabe im Steinmetzbetrieb<br />
Dezember Thomas Ehrler: Pensioniert und experimentierfreudig<br />
6 • 2013 Trauer 2.0 – Gedenkstätten im Internet
Ausgewiesene Fachleute<br />
mit ausgezeichneten Referenzen<br />
empfehlen sich<br />
für Renovationen<br />
und Restaurierungsarbeiten<br />
Roland E. Schmitt AG<br />
Natursteine – Restaurationen<br />
9011 St. Gallen, 9100 Herisau und<br />
9642 Ebnat-Kappel<br />
Telefon 071 353 90 00<br />
Fax 071 353 90 01<br />
www.schmitt-naturstein.ch<br />
Kirche Trogen; Kirche Gossau; Kirche Abtwil; Kirche Linsebühl, Haus zum<br />
Tannenbaum, Herisau; SBG St. Gallen und Oceanic, St. Gallen; Kirche<br />
Amriswil; Kirche Romanshorn; Kirche Niederuzwil; Kirche Sennwald;<br />
Kirche Mogelsberg; Kirche Nesslau; Kirche Andwil; Apotheke Hausmann,<br />
St. Gallen; Sparad, St. Gallen; Haus Museums strasse 1, St. Gallen; Kirche<br />
Ricken; Kirche Bazenheid; Goldschmied Wipf, Wil; Stadtkirche Wil; Kirche<br />
Flums; Kirche Mels; Kirche Oberegg innen; Kath. Kirche, Bütschwil; Kath.<br />
Kirche St. Otmar, St. Gallen.<br />
Kopie Georgs-, Chälbli- und Neugassbrunnen St. Gallen.<br />
Sandsteinlieferungen in Blöcken, Platten oder gesägt und gefräste<br />
Stücke aus dem Steinbruch Lochmüli in Teufen.<br />
Daniel Burla<br />
Natursteinarbeiten, Restaurierungen,<br />
Kalkputze<br />
Prehlstrasse 20<br />
3280 Murten<br />
Telefon 026 670 24 35<br />
www.burla-murten.ch<br />
Murten, Restaurierung der Bubenberg-Figur 1955 von Willy Burla und<br />
Staatswappen Kanzlei, Freiburg, beide in Zusammenarbeit mit Tobias<br />
Hotz th-conservations; Brunnen in Lessoc FR und La Part-Dieu bei Bulle<br />
FR; Brunnen Vucheret und Du Port in Estavayer-le-Lac; Giebelfeld<br />
Ancienne Poste und Collège Place d’Armes, Yverdon; St.Johannsen,<br />
Brunnen, Scheibentor, Turm und Westfassade Kirche; Bildhauerarbeiten<br />
Château de Neuchâtel; Rathaus Murten, Bubenbergfigur von<br />
Niklaus Kessler; Schlosshof Murten, Brunnen; Altstadtbrunnen und<br />
Ringmauern Murten: Hexen-oder Roter Turm.<br />
Andreas Aeschbach<br />
Bildhauerei Steinrestaurationen<br />
Rain 42<br />
5000 Aarau<br />
Telefon 062 822 93 53<br />
Restaurationsarbeiten<br />
denkmalgeschützter Objekte<br />
wie Kirchen, Bürgerhäuser,<br />
Schlösser, sowie Skulpturen<br />
und Brunnen<br />
Figur von Hans Trudel<br />
Restauriert: A. Aeschbach<br />
FACHGERECHTE RESTAURIERUNGEN<br />
UNSERE AUFGABE
KUNST+STEIN 6/2013<br />
INHALT<br />
Thema<br />
Damit die innerfamiliäre Nachfolgeregelung<br />
nicht zum Problemfall wird 4<br />
Stabsübergabe im Steinmetzbetrieb 6<br />
Vater und Sohn – Parallelen und Unterschiede 10<br />
Thomas Ehrler: Pensioniert und voller Experimentierfreude 14<br />
Objekte und Projekte<br />
Erinnerungsstätte für im Dienst verstorbene Polizisten 18<br />
EDITORIAL<br />
Liebe Leserinnen<br />
Ja, an Sie, liebe Leserinnen, wende ich mich heute speziell –<br />
und bitte Sie erst einmal um Verständnis. In unseren Beiträgen<br />
zum Heftthema «<strong>Generationenwechsel</strong>» kommen die Frauen<br />
nämlich kaum oder nur am Rande vor. Fast durchwegs ist von<br />
Unternehmervätern die Rede, die ihren Betrieb einem ihrer<br />
Söhne übergeben oder übergeben haben. Tatsache ist: In der<br />
schweizerischen Unternehmenswelt – und das gilt auch für<br />
VSBS-Qualitätszeichenwettbewerb 2013<br />
Der künstlerische Anspruch 20<br />
Friedhof<br />
Trauer 2.0 22<br />
VSBS<br />
Steinmetz-Feiertag in Freiburg 24<br />
Auf Steinkulturreise in der Südschweiz 25<br />
Steinbruch<br />
Ein Kunsthandy zum Herunterfahren 26<br />
Stein und Design in Verona 26<br />
«Naturstein entdecken» an der Swissbau 27<br />
Neues Natursteinunternehmen im Laufental 27<br />
Skulptur und Kur 27<br />
Echo<br />
Glasstern-Streit bewegt auch Steinfachleute 28<br />
Literatur<br />
Von Erde zu Erde 29<br />
Das Handbuch für den Steinmetz 29<br />
Agenda<br />
Ausstellungen / Seminare / Fachmessen 30<br />
Titelseite<br />
«Der bewegte Mensch», Steinbild von Daniel Poffa,<br />
Bildhaueratelier, Schönenwerd SO; Schiefer, 30 x 30 x 0,6 cm.<br />
(Foto: Daniel Poffa)<br />
Bild im Editorial<br />
«Aussichten», Skulptur von Daniel Poffa, Köpfe aus verschiedenen<br />
Steinsorten, 30 x 18 x 16 cm bis 50 x 20 x 18 cm,<br />
auf Eisensockel, 250 x 40 x 1 cm. (Foto: Daniel Poffa)<br />
Betriebe in der Naturstein-, Steinmetz- und Bildhauerbranche<br />
– werden Familienunternehmen grossmehrheitlich noch immer<br />
von den Vätern an ihre Söhne übertragen. Umso erfreulicher ist<br />
es aber, dass auch hier allmählich ein gesellschaftlicher Wandel<br />
stattfindet und man vermehrt von Frauen hört und liest, die eine<br />
eigene Firma führen und sie an ihre Tochter oder ihren Sohn<br />
weitergeben. Und ebenfalls häufiger kommt es zu Geschäftsübergaben<br />
von Vätern an ihre Töchter. Fragestellungen bei einem<br />
Wechsel in der Unternehmensführung jedoch bleiben sich<br />
in all diesen Fällen gleich. So gesehen sind die männerlastigen<br />
Beiträge in diesem Heft bestimmt auch für Frauen von Interesse.<br />
Bei der Bearbeitung dieses Heftes ist mir einmal mehr bewusst<br />
geworden, wie schwierig es zuweilen ist, geschlechtsneutrale<br />
Formulierungen zu finden, ohne dass das Lesen dabei zur Qual<br />
wird. In unserem Beispiel lässt sich ja nicht in fast jedem Satz<br />
sinngemäss schreiben: «Wenn der Vater oder die Mutter der<br />
Tochter oder dem Sohn das Geschäft übergibt, so ist das sowohl<br />
für die Mutter oder den Vater als auch für den Sohn oder die<br />
Tochter oft nicht ganz so einfach, weil sie bzw. er ihr/ihm oder<br />
sie ihm/ihr...». Würden Sie bei solchen Sätzen weiterlesen?<br />
Liebe Leserinnen und Leser, liebe Inserierende und Mitarbeitende:<br />
Verlag und Redaktion von «Kunst+Stein» danken Ihnen<br />
herzlich für Ihr Interesse, für Ihre Unterstützung und Ihre Treue.<br />
Frohe Festtage und ein glückliches und erfolgreiches 2014!<br />
Robert Stadler<br />
Redaktor «Kunst+Stein»<br />
Dezember 2013 – 58. Jahrgang<br />
Erscheint 6 Mal jährlich<br />
Herausgegeber: Verband Schweizer<br />
Bildhauer- und Steinmetzmeister VSBS<br />
ISBN 0023-5458<br />
Redaktion / Layout<br />
Robert Stadler (sta), Redaktor BR SFJ<br />
Tobias Stadler (Layout)<br />
Renggerstrasse 3, CH-8038 Zürich<br />
Tel. 044 480 03 40, Fax 044 480 03 44<br />
robert.stadler@vtxmail.ch<br />
Verlag<br />
Geschäftsstelle VSBS<br />
Fachzeitschrift «Kunst+Stein»<br />
Birkenweg 38<br />
CH-3123 Belp, Tel. 031 819 08 20<br />
Fax 031 819 08 21, www.vsbs.ch<br />
Anzeigenverkauf<br />
inMedia Services AG, Postfach 6723,<br />
CH-3001 Bern<br />
Tel. 031 382 11 80, Fax 031 382 11 83<br />
info@inmedia.ch<br />
Druck<br />
Lippuner Graphics AG,<br />
Bernstrasse 3/5, CH-3421 Lyssach<br />
Tel. 034 447 44 04, Fax 034 447 44 00<br />
Abonnemente und Service<br />
Adressänderungen, Anfragen über<br />
Abonnemente oder Zustell probleme bitte<br />
an folgene Adresse melden:<br />
Abonnementsdienst Kunst+Stein,<br />
Industriestr. 37, CH-3178 Bösingen,<br />
Tel. 031 740 97 82<br />
Jahresabonnement<br />
VSBS-Mitglieder: CHF 85.–<br />
Nichtmitglieder: CHF 91.–<br />
Einzelnummer: CHF 16.–<br />
und Versandkosten<br />
Vorschau<br />
Die nächste Ausgabe «Kunst+Stein»<br />
erscheint am 30. Januar 2014<br />
zum Thema «Sakrale Räume».<br />
Redaktionsschluss: 10. Januar 2014<br />
Insertionsschluss. 10. Januar 2014<br />
6/2013 3
THEMA<br />
Damit die innerfamiliäre Nachfolgeregelung<br />
nicht zum Problemfall wird<br />
ROLF DÜGGELIN<br />
Ein Unternehmer und Vater hängt emotional an<br />
seinem Lebenswerk, an seinem Unternehmen<br />
und identifiziert sich stark mit ihm. Oftmals setzt<br />
er den Übergang seines Lebenswerkes an seinen<br />
Nachfolger mit einem Werteverlust seiner eigenen<br />
Person gleich.<br />
Es kommt vor, dass sich ein<br />
Unternehmervater davor<br />
fürchtet, mit der Abgabe<br />
der Führungsaufgabe gleichzeitig<br />
überflüssig zu werden<br />
und fortan zum alten Eisen<br />
zu gehören. Vielleicht fehlen<br />
Hobbys, welche die zeitliche,<br />
soziale und emotionale Lücke<br />
ausfüllen könnten. Vielleicht<br />
ist das Unternehmertum sein<br />
einziger Lebensinhalt, Lebenszweck<br />
und Lebenssinn! Es können<br />
wertvolle Jahre verrinnen,<br />
ohne dass die Nachfolgeregelung<br />
angepackt wird. Der Unternehmer<br />
entwickelt sich so<br />
zum Unterlasser.<br />
Dieses Verhalten zieht entscheidende<br />
Nachteile mit sich.<br />
Eine notwendige Strukturbereinigung<br />
wird möglicherweise<br />
verpasst. Es wird zuwenig<br />
oder gar nicht mehr in neue<br />
Technologien, Maschinen und<br />
Werkzeuge investiert. Das Beziehungsnetz<br />
des alten Patrons<br />
wird nicht aufgefrischt. Der Personalbestand<br />
überaltert. Die<br />
Firma wird trotz noch guten<br />
Ergebnissen für einen Nachfolger<br />
immer uninteressanter,<br />
weil die Zukunftschancen der<br />
Unternehmung minimiert werden.<br />
Wenn ein Sohn als bald<br />
50-Jähriger immer noch darauf<br />
wartet, die Firma übernehmen<br />
zu dürfen, dann riecht das doch<br />
irgendwie komisch.<br />
Nachfolge seriös planen<br />
Die Regelung der Nachfolge<br />
benötigt Zeit und muss seriös<br />
organisiert werden. Weil die<br />
Übergabe eines Unternehmens<br />
in der Regel ein einmaliges<br />
oder zumindest seltenes Ereignis<br />
ist. Persönliche, familiäre,<br />
aber auch betriebswirtschaftliche,<br />
rechtliche, finanzielle und<br />
steuerliche Fragen bedürfen<br />
der Klärung. Eine Faustregel<br />
besagt, dass sich der Unternehmer<br />
fünf bis zehn Jahre vor<br />
seiner Pensionierung mit dem<br />
Thema beschäftigen müsste.<br />
Offen miteinander umgehen<br />
Wenn nun ein Unternehmer seine<br />
Situation und diejenige seiner<br />
Unternehmung analysiert<br />
hat, wenn die persönlichen und<br />
unternehmensrelevanten Ziele<br />
gesetzt sind, muss er Lösungsmöglichkeiten<br />
erarbeiten und<br />
beurteilen. Wenn er zur Auffassung<br />
gelangt, dass sich als beste<br />
Variante eine innerfamiliäre<br />
Nachfolgeregelung aufdrängt,<br />
darf er sich glücklich schätzen.<br />
In Bezug auf betriebswirtschaftliche,<br />
rechtliche, finanzielle<br />
und steuerliche Fragen<br />
vereinfacht dies die Sache. Das<br />
Gespräch bleibt sozusagen in<br />
der Familie. Voraussetzung ist,<br />
dass man sich innerhalb der<br />
Familie gewohnt ist, offen und<br />
vertrauensvoll miteinander umzugehen.<br />
Gerade bei erbrechtlichen<br />
Diskussionspunkten zeigt<br />
sich schnell einmal der Stand<br />
des Kommunikationsstils.<br />
Der Unternehmer soll seine<br />
Nachfolge planen, solange er<br />
noch über genügend Kraft und<br />
Selbstdisziplin verfügt. Wenn<br />
Freunde, Bekannte, Verwandte,<br />
Banken und Berater leicht<br />
ironisch zu witzeln beginnen,<br />
ist es meist zu spät.<br />
Umgekehrt sollte ein Nachfolger<br />
die volle Führungsverantwortung<br />
in einem Alter<br />
Nicht alles ist in Stein gemeisselt bei einer Firmenübergabe ...<br />
übernehmen können, in welchem<br />
er noch Kraft, Energie<br />
und Innovationsideen für den<br />
Geschäftsausbau aufbringt. Seine<br />
Ausbildung und praktische<br />
Erfahrung sind wesentliche<br />
Faktoren für den Zukunftserfolg.<br />
Zur guten Ausbildung<br />
zählt nach wie vor das Absolvieren<br />
eine Meisterschule mit<br />
anschliessender betriebswirtschaftlicher<br />
Weiterbildung. Mit<br />
diesem Rucksack auf dem Rücken<br />
beweist ein potentieller<br />
Nachfolger, dass er über<br />
Durchhaltewillen, Ehrgeiz und<br />
das nötige Fachwissen verfügt.<br />
Erfahrung gewinnt man auch<br />
heute noch, indem man sich ein<br />
paar Jahre bei 2 oder 3 Firmen<br />
seine Sporen abverdient. Im<br />
Idealalter von 30 bis 35 Jahren<br />
nähern sich die Dynamik-und<br />
Erfahrungslebenskurven an.<br />
Eine solche familieninterne<br />
Nachfolgeregelung stellt an<br />
den abtretenden Unternehmer<br />
und an den Nachfolger hohe<br />
charakterliche Anforderungen.<br />
Die Todsünde, dass der Nachfolger<br />
vom Vater mit sehr viel<br />
Verantwortung überhäuft wird<br />
ohne gleichzeitig ebenso viele<br />
Kompetenzen zu erhalten,<br />
wird immer und immer wieder<br />
begangen.<br />
Toleranz ist gefordert<br />
Solche und ähnlich gelagerte<br />
Konflikte zeigen die Wichtigkeit<br />
von funktionierenden Vertrauensbrücken<br />
auf, die zwischen<br />
Vater und Nachkomme<br />
während vielen Jahren aufge-<br />
4<br />
6/2013
Psychologische Momente oft entscheidend<br />
«Obelix», Lilak-Marmor,<br />
100 x 38 x 38 cm, Geschenk<br />
zu einem 50. Geburtstag.<br />
Bildhauer: Sinisa Stasi,<br />
Stein & Kunst, Rothrist.<br />
Wenn das persönliche Verhältnis zwischen Vater und Sohn<br />
nach vielen Jahren des Zusammenlebens nicht die notwendige<br />
Vertrauensbasis erreicht hat, wird die innerfamiliäre<br />
Geschäftsübergabe problematisch. Da nutzen die besten<br />
Verträge, die noch so sorgfältig durch Treuhänder und<br />
Juristen ausgefertigt wurden, nicht viel. Differenzen sind<br />
vorprogrammiert.<br />
Es gibt zweifellos Söhne, die für eine Geschäftsübernahme<br />
ungeeignet sind. Weil ihnen die charakterlichen Fähigkeiten<br />
fehlen. Weil sie lieber ihre Hobbys pflegen, als die langjährige<br />
Kundschaft der Firma. Weil sie lieber mit Kollegen beim<br />
Bier zusammensitzen, als mit Kollegen im Schulzimmer einer<br />
Weiterbildungsinstitution. In solchen Situationen soll sich<br />
der Vater grundsätzliche Gedanken machen.<br />
Es gibt aber auch Väter, die für eine Geschäftsübergabe ungeeignet<br />
sind. Wenn ein Sohn willens ist und über die charakterlichen<br />
Fähigkeiten verfügt, den elterliche Betrieb zu übernehmen,<br />
wenn er die Arbeit nicht scheut, sich weiterbildet,<br />
sich für die Firma einsetzt und einen seriösen Lebenswandel<br />
führt, sind die wichtigsten Voraussetzungen gegeben, die<br />
Firma erfolgreich weiterführen können.<br />
Es gibt Väter mit Tendenzen zu patriarchalischen Zügen, die<br />
davon ausgehen, dass «es» sowieso niemand besser kann als<br />
sie selber. Das sind schwierige Voraussetzungen für den Sohn.<br />
Wenn das innerfamiliäre Vertrauensverhältnis nicht oder nur<br />
schwach ausgebildet ist, fehlt es auch in einer Geschäftsübergabesituation.<br />
Dieser Vater wird vertragliche Regelungen<br />
einbauen wollen, die die Kompetenzen des Sohnes schmälern<br />
und die sein weiteres Eingreifen legitimieren. Seine Überwachung<br />
und sein Misstrauen werden spürbar sein. Begründet<br />
mit dem lobenswerten Vorwand, Schlimmes zu verhindern.<br />
Tatsächlich aber, weil es am Vertrauen hapert und an der<br />
Fähigkeit, loszulassen.<br />
... diese darf aber nicht zur Last werden.<br />
baut wurden. Gesprächsbereitschaft<br />
und –fähigkeit vorausgesetzt,<br />
können alle persönlichen,<br />
familiären und geschäftlichen<br />
Fragen sachlich diskutiert werden.<br />
Geduld, Toleranz, Kompromissbereitschaft<br />
und Anerkennung<br />
sind die charakterlichen<br />
Schlüsselqualifikationen in<br />
solchen Situationen mit heiklen<br />
Diskussionen.<br />
Wenn man es gemeinsam bis<br />
hierher geschafft hat, wenn der<br />
Vater den Sohn als vollwertigen<br />
Geschäftspartner betrachtet,<br />
wenn der Sohn weiss, dass er sich<br />
jederzeit vertrauensvoll an den<br />
Vater wenden darf, und wenn<br />
ihm der Vater aus der zweiten<br />
Reihe heraus diese Unterstützung<br />
zukommen lässt, wird sich<br />
der Erfolg zweifellos einstellen.<br />
Mit in diesem Sinne umgesetzten<br />
Nachfolgeregelungen<br />
wird der persönliche Lebenserfolg<br />
des Vaters vergoldet, der<br />
persönliche und geschäftliche<br />
Erfolg des Nachfolgers ermöglicht,<br />
und ebenso die langfristige<br />
Erhaltung der Unternehmung.<br />
Auch dem langfristigen Familienfrieden<br />
wird eine grosse<br />
Chance gegeben! Fragen Sie<br />
die Mütter und Ehefrauen, wie<br />
wichtig ihnen diese Zielsetzung<br />
ist!<br />
Der Autor führt in Scherz AG<br />
ein Büro für Unternehmensberatung<br />
und Mediation.<br />
rolfdueggelin@dueggelin.ch<br />
www.dueggelin.ch<br />
Für den Sohn wird es unter solchen Bedingungen schwierig,<br />
das Unternehmen mit Schwung und Elan weiterzuführen.<br />
Nebst dem tagtäglichen harten Kampf an der Front wird er<br />
ständig gegen den Vater kämpfen müssen, der ihm im Nacken<br />
sitzt. Im Verlaufe der Zeit wirken solche Situationen zermürbend,<br />
auf beide. Der Sohn wird entmutigt, demotiviert<br />
und in der Folge fehlen ihm die Kräfte für das Wesentliche.<br />
Manchmal ist einem Sohn tatsächlich zu empfehlen, seine<br />
inneren Kräfte zu bündeln und NEIN zu sagen. Er muss laut<br />
und deutlich aussprechen, dass er unter solchen Bedingungen<br />
die Firma nicht übernehmen und weiterführen will. Allen<br />
Unkenrufen der gesamten Verwandtschaft und dem lieben<br />
Familienfrieden zum Trotz! Es gibt für fähige und willige Leute<br />
genügend gute Jobs auf dem Markt. Das Gründen einer<br />
eigenen Firma kann eine Option sein.<br />
In zerfahrenen Situationen können Vermittler, Mediatoren<br />
eine neutrale Funktion übernehmen und Brücken bauen. Ziel<br />
ist es, einvernehmliche und in der Praxis gut umzusetzende<br />
Lösungen zu erarbeiten, die nachhaltig in die Zukunft wirken.<br />
In jedem Vertragswerk einer Geschäftsübergabe müssen<br />
neben allen harten auch die weichen Fakten mitberücksichtig<br />
werden. Alle Beteiligten, der Vater, der Sohn, und keinesfalls<br />
zu vergessen die Mutter, müssen aus innerer Überzeugung<br />
heraus JA sagen können zum gemeinsamen grossen Lebensschritt,<br />
den man Nachfolgeregelung nennt. (rd)<br />
6/2013 5
THEMA<br />
Stabsübergabe im<br />
Steinmetzbetrieb<br />
INTERVIEW: ROBERT STADLER<br />
Der Wechsel in der Geschäftsleitung des Natursteinwerks<br />
Roland E. Schmitt AG in Herisau<br />
verläuft fliessend. Dieses Vorgehen habe sich<br />
bewährt, sagen Roland Schmitt und sein Sohn Urs<br />
Schmitt übereinstimmend. Als Nachfolger in einem<br />
Familienunternehmen dürfe man sich aber nicht<br />
damit begnügen, das Geschäft im bisherigen Stil<br />
weiterzuführen, sondern müsse eigene Akzente<br />
setzen.<br />
«Kunst+Stein»: War es für<br />
Sie beide selbstverständlich,<br />
dass der Betrieb einmal vom<br />
Vater auf den Sohn übergehen<br />
sollte?<br />
Roland Schmitt: Selbstverständlich<br />
ist so etwas nie – und<br />
sollte es auch nicht sein. Ich habe<br />
meinen Sohn nie zu einem<br />
Beruf und später auch nie zur<br />
Betriebsübernahme gedrängt.<br />
Aber natürlich habe ich mich<br />
gefreut, als er sich entschlossen<br />
hat, eine Steinhauerlehre zu<br />
beginnen und die Berufsmittelschule<br />
(BMS) zu besuchen.<br />
Über eine mögliche Nachfolge<br />
haben wir in den folgenden<br />
Jahren kaum je miteinander<br />
geredet. Als Urs etwa 28 und<br />
ich 60 Jahre alt waren, sagte<br />
ich ihm aber: Jetzt musst du<br />
dich entscheiden!<br />
Urs Schmitt: Klar, hatte<br />
ich mir schon vorher hin und<br />
wieder Gedanken darüber gemacht.<br />
Nach meiner Lehre und<br />
der BMS wollte ich aber erst<br />
etwas weg von zuhause. Ich<br />
habe einen Sprachaufenthalt<br />
in Italien verbracht und wollte<br />
danach an einer Fachhoch-<br />
schule Architektur studieren.<br />
Während des Praktikums habe<br />
ich aber festgestellt, dass dies<br />
nicht das Richtige für mich<br />
ist. Also kehrte ich in den<br />
elterlichen Betrieb zurück und<br />
war hier zunächst vor allem<br />
gestalterisch tätig; ich entwarf<br />
Möbel und andere Gegenstände<br />
aus Stein; dass gefiel mir<br />
wesentlich besser.<br />
Was war der unmittelbare<br />
Anlass, dass sich Urs mit 28<br />
Jahren entscheiden musste?<br />
Roland Schmitt: Ein langjähriger<br />
Mitarbeiter, der unseren<br />
Steinbruch Lochmühli geleitet<br />
hatte, verliess damals unsere<br />
Firma. Es stellte sich damit für<br />
uns die Frage, wie es mit dem<br />
Bruch weitergehen soll. Aufgeben<br />
wollten wir ihn nicht, vor<br />
allem deshalb, weil wir vorher<br />
gerade grosse Investitionen<br />
getätigt hatten. Einen neuen<br />
Bruchmeister zu finden, wäre<br />
aber schwierig gewesen. Es<br />
war daher naheliegend, dass<br />
ich selbst den Bruch führe und<br />
Urs das Werk. So haben wir es<br />
dann auch gemacht.<br />
Sie hätten ja auch einen<br />
aussenstehenden Dritten für<br />
das Verarbeitungswerk suchen<br />
können.<br />
Roland Schmitt: Ja, das wäre<br />
eine Alternative gewesen, und<br />
das war ja auch der Grund,<br />
weshalb sich ein Entscheid<br />
damals aufgedrängt hat. Einen<br />
geeigneten Betriebsfremden<br />
zu finden und ihn auf das<br />
Führen des Betriebes vorzubereiten<br />
– das kann viele Jahre<br />
dauern. In unserem Metier mit<br />
einer personell sehr kleinen<br />
Auswahl an möglichen in Frage<br />
kommenden Personen ist<br />
das noch viel schwieriger als in<br />
anderen Branchen.<br />
Wie haben Sie den Geschäftsführungswechsel<br />
organisiert?<br />
Roland Schmitt: Es gab eigentlich<br />
gar nicht viel zu organisieren<br />
und zu reden. Urs arbeitete<br />
ja bereits im Betrieb, kannte<br />
alle Mitarbeitenden und<br />
alle Abläufe. Der Übergang<br />
war fliessend. Ich zog mich<br />
sukzessive aus dem Tagesgeschäft<br />
zurück, stand und stehe<br />
meinem Sohn bei Bedarf aber<br />
selbstverständlich nach wie<br />
vor mit Rat und Tat zur Seite.<br />
Die Verantwortung im Betrieb<br />
liegt jetzt aber bei ihm.<br />
Urs Schmitt: Wichtig scheint<br />
mir, dass man als innerfamiliärer<br />
Nachfolger die Führungs-<br />
«Als mein Sohn<br />
28 und ich 60<br />
Jahre alt waren,<br />
sagte ich zu ihm:<br />
Jetzt musst du<br />
dich entscheiden!»<br />
Roland Schmitt<br />
übernahme nicht einfach als<br />
Geschenk betrachtet und es als<br />
Erbe des Vaters beziehungsweise<br />
der Eltern weiterverwaltet.<br />
Man muss auch gewillt<br />
sein, selbst etwas aufzubauen<br />
und seinen eigenen Weg zu<br />
finden.<br />
Roland Schmitt: Das halte<br />
ich auch für sehr wichtig.<br />
Unsere Kundschaft kommt ja<br />
hauptsächlich aus dem Bereich<br />
6<br />
6/2013
Roland Schmitt und Urs Schmitt:<br />
Die Geschäftsübergabe bei der<br />
Roland E. Schmitt Natursteinwerk<br />
AG in Herisau verlief bisher<br />
reibungslos. (Foto: R. Stadler)<br />
Steinmetz die Verantwortung.<br />
In der Qualität machen wir<br />
nie bereits zum Vornherein<br />
Kompromisse – und wir sind<br />
gut gefahren damit.<br />
der Renovation und Restaurierung.<br />
In diesem Segment haben<br />
wir uns in den letzten drei<br />
Jahrzehnten einen bekannten<br />
Namen geschaffen Auch waren<br />
wir in den letzten Jahren<br />
mit Renovationsaufträgen<br />
fast immer voll ausgelastet.<br />
Wir dürfen aber nicht darauf<br />
vertrauen, dass dies auch in<br />
Zukunft so ist. Die Preise sind<br />
aufgrund des öffentlichen<br />
Spardrucks ja ohnehin oft<br />
kaum mehr kostendeckend.<br />
Für billige Pfuscharbeiten aber<br />
sind wir uns zu schade. Neue<br />
Wege zu suchen, kann überlebenswichtig<br />
sein.<br />
Urs Schmitt: Darum setzen<br />
wir jetzt also vermehrt auch<br />
auf andere Bereiche, auf<br />
anspruchsvolle konstruktive<br />
Spezialteile beispielsweise, ein<br />
Geschäftszweig, der bei uns<br />
momentan sehr gut läuft. Wie<br />
in der Restaurierung legen wir<br />
auch hier grossen Wert auf<br />
qualitativ hochstehende Arbeit<br />
und nicht auf einen möglichst<br />
günstigen Preis. Da sind wir<br />
uns sehr ähnlich, mein Vater<br />
und ich.<br />
Roland Schmitt: Darüber bin<br />
ich sehr froh. Im Gegensatz zu<br />
manchen Berufskollegen ist es<br />
mir nie darum gegangen, bei<br />
einer Offerte den tiefsten Preis<br />
einzureichen. Für mich stand<br />
immer die Qualität im Vordergrund.<br />
Es gibt ja in unserer<br />
Branche Unternehmen, die sich<br />
beim Kalkulieren stets fragen,<br />
wo sie vielleicht nochmals<br />
ein paar Franken einsparen<br />
können. Ich dagegen frage<br />
mich zuerst immer, wie ich die<br />
Arbeit bestmöglich ausführen<br />
kann. Ist sie dem Bauherrn<br />
dann zu teuer, soll dieser selbst<br />
entscheiden, wo eingespart<br />
werden soll. Dann trägt aber<br />
auch er und nicht ich als<br />
Wenn der Sohn vom Vater die<br />
Geschäftsführung übernimmt,<br />
so übernimmt er in der Regel<br />
auch das gesamte Personal.<br />
Hinterliess der Wechsel bei<br />
Ihren Mitarbeitenden Spuren?<br />
Gab es in dieser Hinsicht Konflikte?<br />
Urs Schmitt: Aus meiner Sicht<br />
hat das gut geklappt. Ich pflege<br />
mit allen Mitarbeitenden<br />
ein gutes Verhältnis. Natürlich<br />
mussten auch sie sich etwas<br />
umstellen und sich meinem<br />
etwas anderen Führungsstil<br />
anpassen. Weil, wie erwähnt,<br />
unsere Aufträge jetzt ein<br />
teilweise anderes Segment<br />
betreffen, hat sich auch die Art<br />
der auszuführenden Arbeiten<br />
geändert. Unsere heutigen<br />
Aufträge setzen vermehrt ein<br />
sehr gutes Verständnis beim<br />
Planlesen voraus. Auch sind<br />
die Arbeiten nun oft von einzelnen<br />
Mitarbeitenden allein<br />
auszuführen, und weniger in<br />
Gruppen, wie das früher der<br />
Die Roland E. Schmitt AG setzt im<br />
Verarbeitungswerk Herisau auf<br />
einen zeitgemässen und leistungsfähigen<br />
Maschinenpark; auf dem<br />
Bild die Hochdruckwasserstrahlschneidanlage.<br />
(Werkbild)<br />
6/2013 7
THEMA<br />
Fall war. Ein <strong>Generationenwechsel</strong><br />
in der Führung erfordert<br />
also immer auch beim<br />
Personal eine gewisse Flexibilität.<br />
Aber es ist nicht etwa<br />
so, dass ich eine ganz andere<br />
Linie fahre als mein Vater. Wir<br />
machen zwar manche Dinge<br />
etwas anders, das ist wohl normal,<br />
aber am Ende kommen<br />
wir fast immer auf das gleiche<br />
Ergebnis. Das ist übrigens auch<br />
bei der Preiskalkulation so.<br />
Mein Vater sagt beispielsweise<br />
immer, ich sei im Rechnen zu<br />
langsam...<br />
Roland Schmitt: Wir haben<br />
halt in der Schule noch Kopf-<br />
«Als Sohn darf<br />
man nicht einfach<br />
das väterliche Erbe<br />
weiterverwalten,<br />
sondern muss<br />
selbst Visionen<br />
entwickeln.»<br />
Urs Schmitt<br />
rechnen gelernt und nicht 3+3<br />
am Computer ausgerechnet...<br />
(beide lachen). Ich glaube, dass<br />
das auch seine Vorteile hatte.<br />
Meine Generation hat dadurch<br />
ein besseres Verständnis von<br />
Grössenordnungen, davon bin<br />
ich fest überzeugt.<br />
Trotzdem hat der Computer im<br />
Steinmetzbetrieb schon seit<br />
langem seinen festen Platz.<br />
Roland Schmitt: Ja natürlich.<br />
Nichts gegen den Computer!<br />
Wir waren überhaupt in<br />
technischer Hinsicht schon<br />
immer recht fortschrittlich. So<br />
waren wir beispielsweise einer<br />
der ersten Natursteinbetriebe<br />
in der Schweiz, der in den<br />
achtziger Jahren eine NC-Fräse<br />
und eine NC-Seilsäge installiert<br />
haben. Das hat uns auch<br />
weitergebracht und war für<br />
unseren Geschäftserfolg sicher<br />
mitverantwortlich.<br />
Vielen Vätern fällt es schwer,<br />
loszulassen, wenn sie dem<br />
Sohn das Geschäft übergeben.<br />
Ist das bei Ihnen auch so?<br />
Urs Schmitt: Aus meiner Sicht<br />
ist das bei uns kein Problem,<br />
nein.<br />
Roland Schmitt: Wenn mein<br />
Sohn etwas von mir wissen<br />
möchte, bin ich für ihn da.<br />
Sonst aber rede ich ihm nicht<br />
drein. Jeder muss seine Erfahrungen<br />
selbst machen.<br />
Was haben Sie juristisch<br />
vorgekehrt?<br />
Roland Schmitt: Die Geschäftsführung<br />
des Natursteinwerks<br />
Roland E. Schmitt AG liegt<br />
jetzt zwar bei meinem Sohn,<br />
die Liegenschaften – sowohl<br />
unsere Privatliegenschaften als<br />
auch die Betriebsgebäude und<br />
Betriebsanlagen unserer vier<br />
Firmen (siehe Kasten) – sind<br />
aber weiterhin im Besitz von<br />
mir und meiner Frau. Daran<br />
möchten wir auch nichts ändern.<br />
Im Erbfall lassen sich die<br />
Aktien der vier Firmen einfach<br />
auf unsere drei Kinder aufteilen.<br />
Dabei muss aber natürlich<br />
sichergestellt sein, dass die Aktienstimmen<br />
so gewichtet sind,<br />
dass Urs als Geschäftsleiter und<br />
Hauptverantwortlicher des<br />
Unternehmens die Stimmenmehrheit<br />
hätte.<br />
Theoretisch könnten ihn die<br />
beiden anderen Geschwister<br />
sonst überstimmen und den<br />
Betrieb sogar verkaufen...<br />
Roland Schmitt: Ja, bei aller<br />
Liebe zu den eigenen Kindern<br />
gilt es bei einer Geschäftsübergabe<br />
auch solche Dinge genau<br />
zu überdenken. Spätere mögliche<br />
Streitigkeiten sind sonst<br />
so gut wie vorprogrammiert.<br />
Ich glaube aber, dass wir jetzt<br />
alles Notwendige vorgekehrt<br />
haben, damit unser Betrieb<br />
in den nächsten Jahrzehnten<br />
erfolgreich weitergeführt<br />
werden kann.<br />
Haben Sie vielleicht einen<br />
Tipp für andere, die in einer<br />
Unsere Gesprächspartner<br />
Roland E. Schmitt (68) ist von<br />
Beruf diplomierter Steinmetzmeister.<br />
Seine Eltern<br />
betrieben in Ebnat Kappel<br />
einen Steinbruchbetrieb. Im<br />
Alter von 26 Jahren machte<br />
er sich selbständig und gründete<br />
die Roland E. Schmitt<br />
AG mit Sitz in Herisau und<br />
die Roland E. Schmitt Steinund<br />
Bildhauerei AG mit Sitz<br />
in St. Gallen. Die beiden<br />
Unternehmen mit zurzeit<br />
26 Mitarbeitenden sind auf<br />
anspruchsvolle Natursteinarbeiten<br />
in Denkmalpflege,<br />
Renovation und Neubau<br />
spezialisiert. 1980 kam als<br />
weitere Firma die Steinbruch<br />
ähnlichen Situation stehen wie<br />
Sie jetzt?<br />
Urs Schmitt: In einem Unternehmen,<br />
das sehr stark von<br />
einer Einzelperson geprägt<br />
wurde und wird – so wie dies<br />
mit meinem Vater sicher der<br />
Fall ist –, braucht ein Nachfolger<br />
ein starkes Grundinteresse<br />
und auch genügend Selbstvertrauen,<br />
um eigene Wege<br />
zu gehen. Man darf sich nicht<br />
damit begnügen, das Geschäft<br />
einfach im bisherigen Stil<br />
weiterzuführen, sondern muss<br />
eigene Akzente setzen. Dazu<br />
Lochmüli AG hinzu. Diese<br />
betreibt bei Teufen einen<br />
Sandsteinbruch, aus dem<br />
jährlich zwischen 300 bis 500<br />
Kubikmeter Teufener Sandstein<br />
abgebaut werden. Seit<br />
einem Jahr besteht ausserdem<br />
die Schmitt Steinprojekte<br />
AG mit Sitz in Herisau, die<br />
sich auf die Projektierung<br />
und die Beratung im Bereich<br />
anspruchsvoller Natursteinarbeiten<br />
spezialisiert. Sohn<br />
Urs Schmitt (Jahrgang 1977)<br />
ist gelernter Steinhauer. Er<br />
arbeitet seit fünfzehn Jahren<br />
in der Roland E. Schmitt<br />
AG mit und ist heute ihr<br />
Geschäftsführer.<br />
braucht es auch Freude an<br />
dem, was man tagtäglich tut<br />
und ebenso eine Vision.<br />
Roland Schmitt: Wichtig<br />
ist aber auch, dass der Vater<br />
oder Patron seinem Nachfolger<br />
nicht das Gefühl vermittelt,<br />
dass er ohnehin alles besser<br />
weiss und besser kann als der<br />
Neue. Man muss der jungen<br />
Generation rechtzeitig die<br />
Chance geben, sich im Beruf<br />
und im Geschäft nach eigenen<br />
Vorstellungen zu verwirklichen.<br />
Dies verlangt vom Vater<br />
aber eine gewisse Grösse. ■<br />
8<br />
6/2013
DER NEUE CANTER<br />
JETZT MIT EURO 6 UND DUONIC ® -DOPPELKUPPLUNGSGETRIEBE<br />
Fuso – eine Marke der Daimler AG<br />
NUR 1,9 % LEASING<br />
INKLUSIVE AUFBAU<br />
GÜLTIG BIS 31.12.2013 BEI IHREM MERCEDES-BENZ PARTNER<br />
Der neue FUSO Canter überzeugt in fünf Gewichtsklassen von 3,5 bis 8,5 Tonnen (6,5 t bis 8,5 t neu<br />
mit Euro-6-Motoren). Hohe Nutzlast, eine maximale Aufbaulänge von bis zu sieben Metern und<br />
ausreichende Kraftreserven sprechen für ihn. Wählen Sie aus sechs Radständen, drei drehmomentstarken<br />
Motoren mit Start-Stopp-Funktion, drei Kabinenvarianten und zwei Kabinenbreiten. Für mehr<br />
Antrieb bei weniger Kosten gibt es den Canter mit dem automatischen DUONIC ® -Doppelkupplungsgetriebe<br />
und für abseits der Strassen den Canter mit Allradantrieb. Fahren Sie jetzt den neuen Canter<br />
zur Probe bei Ihrem Mercedes-Benz Partner. www.fuso-trucks.ch<br />
6/2013 9
THEMA<br />
Vater und Sohn –<br />
Parallelen und Unterschiede<br />
ROBERT STADLER<br />
Vater und Sohn – beide von Beruf Steinbildhauer, beide künstlerisch tätig:<br />
Im Werdegang und im Wirken von Ernst Ghenzi (79) und Ernesto Ghenzi (54)<br />
zeigen sich manche Parallelen, aber auch manche Unterschiede. Dies machte<br />
die Ausstellung deutlich, die im Oktober und November in Jona-Rapperswil<br />
zu sehen war. Ein Künstlergespräch.<br />
«Kunst+Stein»: Ernst Ghenzi,<br />
wie sind Sie auf die Kunst<br />
gekommen?<br />
Ernst Ghenzi: Steinbildhauer<br />
bewegten sich schon immer<br />
zwischen Handwerk und Kunst<br />
– der eine mehr auf dieser, der<br />
andere mehr auf jener Seite.<br />
Durch meinen Vater, der ein<br />
typischer Grabsteinbildhauer<br />
war, kam ich von Kindsbeinen<br />
an mit diesem Beruf in<br />
Kontakt, ja, man kann schon<br />
sagen, dass meine Berufswahl<br />
familiär so gut wie vorgegeben<br />
war. Zudem habe ich<br />
immer gerne gezeichnet und<br />
modelliert, was für diesen<br />
Beruf eine wichtige Grundvoraussetzung<br />
ist. Nach der Lehre<br />
und den Gesellenjahren war<br />
ich einige Zeit bei Bildhauer<br />
Peyer-Wipplinger in Einsiedeln<br />
tätig, der an der Klosterfassade<br />
Barockfiguren aus Sandstein<br />
zu ersetzen hatte – das war für<br />
mich eine spannende und faszinierende<br />
Arbeit. Ich erinnere<br />
mich noch gut: Meine erste<br />
Figur war ein kleiner Engel, die<br />
zweite war die Heilige Anna<br />
– die ich übrigens später auch<br />
geheiratet habe.<br />
Wie bitte?<br />
Ernst Ghenzi: Meine Frau heisst<br />
eben auch Anna... (lacht). Die<br />
Tätigkeit in Einsiedeln hat<br />
mich bestimmt etwas näher<br />
zur Kunst hingeführt. Später<br />
übernahm ich die Grabsteinbildhauerei<br />
meines Vaters,<br />
erhielt aber immer auch<br />
Aufträge für Brunnen oder<br />
Skulpturen, die künstlerisch<br />
gestaltet werden sollten.<br />
Ernesto Ghenzi, was hat Sie<br />
bei Ihrer Berufswahl mehr ge-<br />
reizt – das Künstlerische oder<br />
das Handwerkliche?<br />
Ernesto Ghenzi: Das Künstlerische<br />
hat mich immer gereizt,<br />
aber dafür ist ein gute handwerkliche<br />
Grundausbildung<br />
notwendig. Wie mein Vater<br />
habe auch ich schon als Kind<br />
gerne gezeichnet und modelliert.<br />
Nach der Primarschule<br />
in Rapperswil und Uznach<br />
besuchte ich das Gymnasium<br />
in Einsiedeln. Nach vier Jahren<br />
entschloss ich mich, nach<br />
Hause zu gehen und den Beruf<br />
meines Vaters zu erlernen.<br />
Meine Lehre absolvierte ich<br />
bei Bildhauermeister Richard<br />
Brun in Zürich und bei meinem<br />
Vater. Da kam ich oft auch<br />
mit künstlerischen Arbeiten in<br />
Kontakt. Während der Lehre<br />
besuchte ich in Zürich verschiedene<br />
Zeichen- und Malkurse.<br />
Meine erste Skulptur war ein<br />
männlicher Torso aus einem<br />
Serpentinsockel. Prägend für<br />
meinen künstlerisch-gestalterischen<br />
Werdegang war dann<br />
der Studienaufenthalt im Bildhaueratelier<br />
von Silverio Paoli<br />
in Pietrasanta, in der Nähe der<br />
Marmorbrüche von Carrara,<br />
ebenso wie verschiedene Kulturreisen<br />
im Ausland.<br />
Wie ging es weiter?<br />
Ernst Ghenzi: Wie gesagt, die<br />
Grenze zwischen Handwerk<br />
und Kunst ist in der Bildhauerei<br />
oft fliessend. Im Grabmalschaffen<br />
stehen die Ansprüche<br />
und Wünsche des Auftraggebers<br />
im Vordergrund, in der<br />
Kunst kann man frei seine<br />
eigenen Ideen entwickeln und<br />
verwirklichen. Zu Kunstaufträgen<br />
kommt man aber auch<br />
als Bildhauer nicht einfach so.<br />
Man muss sich schon darum<br />
bemühen und aktiv auf Architekten<br />
und Auftraggeber<br />
zugehen. Meine Tätigkeit in<br />
der Politik – ich war während<br />
zwölf Jahren Mitglied im St.<br />
Galler Grossen Rat – hat mir<br />
diesbezüglich manche Türe geöffnet,<br />
die mir sonst verschlossen<br />
geblieben wäre.<br />
Wie haben Sie zu Ihrem Stil<br />
gefunden?<br />
Ernst Ghenzi: Ich habe meinen<br />
Stil im Laufe meiner künstlerischen<br />
Tätigkeit oft verändert,<br />
was bei mir immer ein recht<br />
schwieriger Prozess war. Zuerst<br />
arbeitete ich realistisch, dann<br />
stilisierte ich immer mehr<br />
bis zum völlig Abstrakten.<br />
Bei der Gestaltung mancher<br />
meiner Arbeiten spielte auch<br />
der Zufall eine wichtige Rolle.<br />
So spazierte ich einmal mit<br />
meiner Frau über eine Linth-<br />
Brücke und sah dabei eine<br />
ungewöhnlich geformte riesige<br />
Baumwurzel den Fluss hinuntertreiben.<br />
Aus Erfahrung<br />
wusste ich, wo sie schliesslich<br />
an Land geschwemmt würde.<br />
Dort habe ich sie einige Tage<br />
später mit einem Kran aus<br />
dem Wasser gezogen. Sie wog<br />
rund eine Tonne, ihre Form<br />
gefiel mir. Ich habe sie dann<br />
«rasiert», das heisst entrindet<br />
und geschliffen. Später<br />
«Meine Tätigkeit<br />
in der Politik hat<br />
mir manche Türe<br />
geöffnet.»<br />
Ernst Ghenzi<br />
liess ich sie in Metall giessen.<br />
Heute steht sie in Weesen am<br />
Walensee als Stele auf einem<br />
Sockel. Eine weitere Wende in<br />
meinem künstlerischen Schaffen<br />
brachte eine Japan-Reise.<br />
Dort bin ich auf Schritt und<br />
Tritt der Kugelform begegnet.<br />
Voll neuer Kraft und Energie<br />
bin ich damals zurück in die<br />
Schweiz gereist und habe mich<br />
danach während mehreren<br />
Jahren fast ausschliesslich mit<br />
der Kugelform beschäftigt. Seit<br />
einigen Jahren stecke ich nun<br />
in der der kubischen Phase...<br />
Wie kommen Sie zu ihren<br />
Formen, Ernesto Ghenzi?<br />
Ernesto Ghenzi: Für mich ist<br />
die Natur der grösste Künstler.<br />
In der Natur entdecke ich<br />
immer wieder etwas Neues,<br />
das mich inspiriert und das sich<br />
künstlerisch weiterentwickeln<br />
lässt. Auch auf Reisen finde ich<br />
immer wieder Anregungen für<br />
neue Skulpturen. Ich arbeite<br />
sehr gerne mit organischen<br />
Formen und die Kugel fasziniert<br />
mich auch. Hier bin ich<br />
10<br />
6/2013
Ernst Ghenzi-Helbling und<br />
Ernesto Ghenzi in dessen Atelier in<br />
einem alten Spinnereigebäude in<br />
Rapperswil-Jona SG.<br />
(Bilder: R. Stadler und zvg.)<br />
ler nennen, der Titel ist nicht<br />
geschützt.<br />
Trotzdem haben Sie den<br />
Schritt zum freien Künstler<br />
gewagt und das Grabmalgeschäft<br />
im Alter von 55 Jahren<br />
Ihrem Sohn Ernesto übergeben.<br />
War das finanziell für Sie<br />
ein Rückschritt?<br />
Ernst Ghenzi: Nein, überhaupt<br />
nicht – im Gegenteil. Ich war ja<br />
schon vorher künstlerisch tätig<br />
und war dafür bekannt. Ich<br />
ging damit kein grosses Risiko<br />
ein.<br />
sicher auch von meinem Vater<br />
beeinflusst worden. Die Kugel<br />
als Form kann aber niemand<br />
für sich allein beanspruchen<br />
– die Kugel gehört allen...<br />
(lacht). Bei den neusten Werken<br />
gehe ich von der Kugel als<br />
Grundform aus und erarbeite<br />
dann darin meine finale Form.<br />
Gewisse Gemeinsamkeiten<br />
und Parallelen zur Entwicklung<br />
und zum Schaffen Ihres Vaters<br />
sind nicht zu übersehen.<br />
Ernesto Ghenzi: Ja, das liegt<br />
wohl an unseren Genen. Wir<br />
ticken in vielem ähnlich. Das<br />
macht es für mich als Sohn<br />
natürlich auch nicht immer<br />
einfach...<br />
Als Sohn will man sich vom<br />
Vater abgrenzen.<br />
Ernesto Ghenzi: Ja, früher – in<br />
der Lehre und auch später<br />
noch – kam es oft vor, dass mir<br />
mein Vater Ratschläge gab,<br />
das solle ich doch besser so<br />
oder anders machen. Als Sohn<br />
möchte man dies natürlich<br />
nicht die ganze Zeit hören.<br />
Trotzdem ist man geprägt<br />
vom Vater, durch die Erziehung,<br />
durch die Lehre. Sich<br />
abzugrenzen, wenn man oft<br />
zusammen ist und erst noch<br />
den gleichen Beruf hat, ist<br />
nicht so einfach. Deshalb habe<br />
ich mich 1990 selbständig gemacht<br />
und ein Jahr später ein<br />
eigenes Atelier in Gommiswald<br />
eröffnet. Inzwischen gehen wir<br />
weitgehend unsere eigenen<br />
Wege, haben aber guten Kontakt<br />
und auch immer wieder<br />
gemeinsame Ausstellungen.<br />
Die Freude am Beruf ist uns<br />
gemeinsam.<br />
Ihr Vater sagte, dass ihm seine<br />
politische Tätigkeit oft von<br />
Nutzen war, dass er durch sie<br />
zu Aufträgen gekommen sei.<br />
Ernesto Ghenzi: Das ist heute<br />
bestimmt schwieriger. Persönliche<br />
Verbindungen können<br />
nützen, sie sind aber vielleicht<br />
manchmal auch ein Hindernis.<br />
Durch finanzielle Engpässe<br />
in den öffentlichen Stellen<br />
werden heute auch weniger<br />
öffentliche Kunstwerke realisiert<br />
als früher und wenn doch,<br />
werden wir Bildhauer selten<br />
direkt angefragt. Oft läuft dies<br />
über Architekten oder interne<br />
Wettbewerbe. Dann wird nur<br />
noch ein Bildhauer gesucht,<br />
zum Ausführen oder Aufstellen<br />
eines Objektes zum günstigsten<br />
Preis. Vieles – vor allem<br />
im Bereich Kunst am Bau – ist<br />
inzwischen bereits im Projekt<br />
des Architekten vorgespurt.<br />
Ernst Ghenzi: Kommt noch<br />
dazu: Viele nennen sich heute<br />
freie Künstler, obwohl sie beispielsweise<br />
vom Material, das<br />
sie einsetzen, sehr wenig bis<br />
gar nichts verstehen. Dagegen<br />
ist aber schwer anzukommen.<br />
Jeder kann sich ja heute Künst-<br />
«Wir ticken<br />
ähnlich. Das macht<br />
es für mich als<br />
Sohn nicht immer<br />
einfach...»<br />
Ernesto Ghenzi<br />
Möchten Sie das auch einmal<br />
so machen, Ernesto?<br />
Ernesto Ghenzi: Mein Ziel ist<br />
es selbstverständlich auch,<br />
möglichst viel frei zu arbeiten.<br />
Mein Broterwerb ist nach wie<br />
vor das Grabmalschaffen. Hier<br />
muss man auch Kompromisse<br />
eingehen. Einerseits sind die<br />
Vorstellungen des Auftraggebers<br />
zu berücksichtigen<br />
und umzusetzen, anderseits<br />
die Vorgaben der Friedhofbehörden<br />
beziehungsweise<br />
die Friedhofverordnungen<br />
einzuhalten. Das verlangt<br />
etwas Fingerspitzengefühl,<br />
ist aber auch ein spannender<br />
Prozess. Die Schwierigkeit<br />
besteht meistens eher darin,<br />
die Hinterbliebenen eines Verstorbenen<br />
von den Vorzügen<br />
eines persönlich gestalteten<br />
Grabzeichens zu überzeugen<br />
gegenüber einem importierten<br />
Massenprodukt. Leider<br />
sieht man heute auf unseren<br />
Friedhöfen zuviel Importiertes<br />
aus Billiglohnländern, das um<br />
die halbe Welt geschifft wird.<br />
Dieser ökologische Unsinn wird<br />
gar nicht beachtet. Wir haben<br />
6/2013 11
THEMA<br />
Ernesto Ghenzi: «Blüte», australischer Sandstein, 58 x 46 x 38 cm.<br />
ja auch sehr schöne einheimische<br />
Steine.<br />
Ernst Ghenzi: Hier zeigt<br />
sich auch der gesellschaftliche<br />
Wandel. Früher ging praktisch<br />
jedermann am Sonntag zur<br />
Kirche und sehr oft nachher<br />
auch noch auf den Friedhof,<br />
der meist direkt neben der<br />
Kirche lag. Das ist heute immer<br />
weniger der Fall. Und vielfach<br />
wohnen die Hinterbliebenen<br />
auch nicht mehr am selben<br />
Ort. All dies führt dazu, dass<br />
«Mein Ziel ist es,<br />
so viel wie möglich<br />
frei zu arbeiten.»<br />
Ernesto Ghenzi<br />
der Friedhof heute einen viel<br />
geringeren Stellenwert hat<br />
als früher. Auch deshalb ist es<br />
immer schwieriger, Aufträge<br />
für gut gestaltete Grabmäler<br />
zu erhalten.<br />
Ernesto Ghenzi: Dazu<br />
kommt noch das wachsende<br />
Angebot an Bestattungsmöglichkeiten.<br />
Früher gab es nur<br />
das Erdbestattungsgrab, das<br />
Reihengrab, dann kam das<br />
Urnengrab und heute gibt es<br />
noch das Gemeinschaftsgrab,<br />
den Waldfriedhof, die Bestattung<br />
zur See oder auf dem<br />
Gletscher, oder die Urne steht<br />
zuhause auf dem Stubenbuffet...<br />
Im Gegensatz etwa zu<br />
Deutschland gibt es bei uns<br />
keine Friedhofspflicht. All<br />
dies führt beim traditionellen<br />
Grabmalbildhauer zu immer<br />
weniger Aufträgen.<br />
Sprechen wir noch etwas über<br />
die Materialien, mit denen Sie<br />
arbeiten. Sie verwenden ja<br />
nicht nur Stein.<br />
Ernst Ghenzi: Ich arbeite<br />
auch sehr gerne mit Bronze,<br />
Stahl oder Leichtmetall. Diese<br />
Materialien bieten natürlich<br />
ganz andere Möglichkeiten<br />
in der Bearbeitung und in der<br />
Konstruktion als Stein.<br />
Ernesto Ghenzi: Bei mir ist<br />
der Stein das Hauptmaterial.<br />
Früher habe ich lieber mit<br />
weichen Materialien gearbeitet<br />
– mit Sandsteinen und<br />
Kalksteinen. Heute faszinieren<br />
mich aber die harten Steine<br />
genauso. Sie sind zwar zeitaufwändiger,<br />
aber beständiger.<br />
Jeder Stein stellt den Bildhauer<br />
wieder vor neue Herausforderungen.<br />
Ich lasse aber auch<br />
Modelle in Bronze giessen,<br />
oder auch Schnee ist als Material<br />
sehr interessant. Es lassen<br />
sich damit in wenigen Tagen<br />
Formen in riesigen Dimensionen<br />
schaffen, die in Stein<br />
niemals möglich wären.<br />
Ernst Ghenzi: Auch das hat<br />
Ernesto von mir... (lacht). Ich<br />
war wohl einer der ersten aus<br />
der Schweiz, der an internationalen<br />
Schneeskulpturen-<br />
Wettbewerben teilgenommen<br />
hat, mehrere Male davon<br />
in Kanada und einige Male<br />
dann auch zusammen mit<br />
meinem Sohn. Schnee hat den<br />
Vorteil, dass man auch einmal<br />
eine besonders verrückte Idee<br />
realisieren kann – dies in einer<br />
monumentalen Grösse und in<br />
kurzer Zeit. Mit Schnee kann<br />
man experimentieren – ohne<br />
Risiko und ohne grosse Materialkosten.<br />
Ist der «reine» Steinbildhauer<br />
passé? Gehört die Zukunft in<br />
der Bildhauerei der Kombination<br />
von Materialien?<br />
Ernesto Ghenzi: Passé – nein,<br />
das glaube ich nicht. Restaurierungen<br />
von kunsthistorischen<br />
Bauten und Steinwerken wird<br />
es immer geben. Es trifft aber<br />
zu, dass ständig neue Materialien<br />
und Verfahren auf den<br />
Markt kommen, die den Steinbildhauer<br />
fordern und ihm<br />
neue Möglichkeiten eröffnen.<br />
Diese gilt es zu nutzen. Zudem:<br />
Auch in der Bildhauerei gibt<br />
es gewisse Modeströmungen,<br />
was das Material betrifft. Das<br />
traditionelle Grabzeichen wird<br />
aber vermutlich in nächster<br />
Zeit kaum eine Renaissance<br />
erleben.<br />
Werben Sie für Ihre Kunst –<br />
etwa in Zeitungen?<br />
Ernst Ghenzi: Nein, heute gar<br />
nicht mehr. Ich komme zu<br />
genügend Aufträgen auch<br />
ohne Werbung. Zudem werde<br />
im Januar des nächsten Jahres<br />
80 Jahre alt. Aber ich bin<br />
noch lange nicht arbeitsmüde.<br />
Solange mich meine Frau im<br />
Atelier anruft, und mir sagt, es<br />
sei 12 Uhr und Zeit zum Mittagessen,<br />
und ich dabei immer<br />
noch das Gefühl habe, es sei<br />
erst 10 Uhr, solange mache ich<br />
weiter.<br />
Welche Rolle spielt bei Ihnen<br />
das Internet?<br />
Ernst Ghenzi: Diesbezüglich<br />
hat sich in den letzten<br />
Jahren auch bei uns sehr viel<br />
verändert. Kürzlich hatte ich<br />
beispielsweise eine Mailanfrage<br />
aus Deutschland, von<br />
einer Frau aus der Umgebung<br />
von Hannover: Sie hatte eine<br />
meiner Skulpturen auf meiner<br />
Homepage gesehen und wollte<br />
etwas Ähnliches für Ihren<br />
Garten. Ich bin dann nach<br />
Hannover gereist, und die Frau<br />
hat gleich drei Skulpturen in<br />
Auftrag gegeben.<br />
Wie stark spüren Sie die<br />
konjunkturellen Auf- und Abwärtsbewegungen?<br />
Ernesto Ghenzi: Wenn es in der<br />
Wirtschaft abwärts geht, wird<br />
zuerst in der Kunst gespart.<br />
Besonders stark spürt und<br />
sieht man das im Verhalten der<br />
öffentlichen Hand, aber auch<br />
Private werden vorsichtiger.<br />
Auf Kunst verzichtet man eher<br />
als auf ein neues Auto oder<br />
auf die Ferien. Und wenn es<br />
wirtschaftlich wieder aufwärts<br />
«Ich bin auch mit<br />
bald 80 Jahren<br />
noch lange nicht<br />
arbeitsmüde.»<br />
Ernst Ghenzi<br />
geht, steht die Kunst auch<br />
wieder zuhinterst.<br />
Zum Schluss: Wie entstehen<br />
eigentlich Ihre Ideen? Sind das<br />
plötzliche Eingebungen? Sind<br />
es Zufälle? Oder setzen Sie<br />
sich hin und denken Sie sich<br />
etwas aus?<br />
Ernesto Ghenzi: Das ist unterschiedlich.<br />
Oft habe ich eine<br />
spontane Idee, die ich dann<br />
gleich umsetzen möchte, weil<br />
12<br />
6/2013
sie mich «beisst» und nicht<br />
mehr loslässt. Dann gehe ich<br />
gleich an die Umsetzung und<br />
lasse alles andere stehen.<br />
Manchmal mache ich eine Skizze<br />
meiner Idee und lasse sie<br />
erst einmal ruhen. Später entwickle<br />
ich die Idee dann weiter<br />
und setzte sie um, wenn ich<br />
Zeit dazu habe. Ideen kommen<br />
einfach.<br />
Ernst Ghenzi: Die Ideen<br />
schlummern. Irgendwann<br />
erwachen sie und drängen auf<br />
Verwirklichung. So ist es bei<br />
mir. Oft habe ich auch Träume.<br />
Zum Beispiel möchte ich meine<br />
Skulptur «Unendlichkeit» irgendwann<br />
in einer Grösse von<br />
10 x 10 Meter realisieren. Ja,<br />
diesen Traum habe ich noch. ■<br />
Zwei Werke von Ernst Ghenzi, links: «Lebensquelle», 12 x 8 x 8 cm, Bronze, eine der zahlreichen Kugel-Skulpturen;<br />
rechts: «Durchgebogen», 34 x 34 x 30 cm, Granit Schwarz-Schwedisch.<br />
Unsere Gesprächspartner<br />
Ernst Ghenzi-Helbling (geb.<br />
1934), von Beruf Steinbildhauermeister,<br />
eröffnete<br />
1966 ein eigenes Atelier in<br />
Uznach. Neben der Grabmalkunst<br />
wandte er sich mit<br />
den Jahren immer mehr dem<br />
freien Schaffen zu. 1990<br />
übergab er das Grabmalgeschäft<br />
an Ernesto Ghenzi<br />
(geb. 1959), dem älteren<br />
seiner beiden Söhne, und<br />
wandte sich in der Folge aus-<br />
schlieslich der freien Kunst zu.<br />
Ernesto Ghenzi, gelernter Bildhauer<br />
wie sein Vater, arbeitet<br />
heute in einem eigenen Atelier<br />
in Rapperswil SG, nachdem er<br />
ein solches während rund<br />
zwanzig Jahren in Gommiswald<br />
SG betrieben hatte.<br />
Neben Grabmalen realisiert er<br />
vor allem Gross- und Kleinskulpturen<br />
in Stein und Bronze.<br />
Seit einem Jahr ist er Präsident<br />
des Verbandes Schweizer<br />
Bildhauer und Steinmetzmeister<br />
(VSBS).<br />
Von Mitte Oktober bis<br />
Mitte November dieses Jahres<br />
zeigten Vater und Sohn<br />
Ghenzi im Atrium des Elektrizitätswerkgebäudes<br />
der<br />
Stadt Rapperswil-Jona eine<br />
grössere gemeinsame Skulpturenausstellung<br />
(Bild rechts).<br />
Die Arbeit am Stein liegt den<br />
Ghenzis nachweislich seit<br />
mindestens fünf Generationen<br />
im Blut. Die Tradition wird<br />
auch von Walter Ghenzi<br />
(geb.1962), dem jüngeren<br />
Sohn von Ernst Ghenzi und<br />
dessen Ehefrau Anna Ghenzi-Helbling,<br />
weitergeführt.<br />
Er ist gelernter Steinmetz<br />
und betreibt in Uznach zwei<br />
grössere Natursteinunternehmen<br />
mit Schwergewicht<br />
Restaurierungen/Renovationen<br />
beziehungsweise<br />
Innenausbau. (sta)<br />
6/2013 13
PORTRÄT<br />
Pensioniert und voller Experimentierfreude<br />
CHRISTIANE WEISHAUPT<br />
Auch im Ruhestand schliesst Thomas Ehrler die Tür zu seinem Atelier nicht ganz. Es wird Raum für<br />
Kreativität und Gestaltung bleiben. In Zukunft wird der Bildhauer, der 40 Jahre mit Stein arbeitete,<br />
aber andere Schwerpunkte setzen.<br />
Das ehemalige Bauernhaus<br />
liegt wie ein Fremdkörper<br />
an der Witellikerstrasse,<br />
Ecke Forchstrasse in<br />
Zürich und ist umtost vom Verkehr.<br />
Vis-à-vis liegt der moderne<br />
Gebäudekomplex der Universitätsklinik<br />
Balgrist. Steine,<br />
roh und behauen, stehen und<br />
liegen im Hof des Hauses. Eine<br />
mindestens drei Meter hohe<br />
Stele zieht die Blicke auf sich,<br />
und es kommt vor, dass Passanten<br />
sie fotografieren. «Gewalt<br />
mit Gewalt zu bekämpfen<br />
ist absurd», ist auf Deutsch und<br />
Arabisch sorgfältig in den grau<br />
verwitterten Cristallina Marmor<br />
gehauen. Der Text stammt von<br />
der international bekannten<br />
Künstlerin Jenny Holzer und<br />
wurde mit ihrem Einverständnis<br />
verwendet. Das Monument<br />
trägt das Datum 20. März 2003<br />
und den Zusatz «Völkerrecht<br />
und Menschenrecht killed by<br />
George W. Bush». Es erinnert<br />
an den Beginn des zweiten Irakkrieges<br />
und ist das in Stein gehauene<br />
politische Statement<br />
von Thomas Ehrler und Nora<br />
Fehr. Mit der vielseitigen Künstlerin,<br />
die auch Grabmäler für<br />
Menschen und Tiere gestaltet,<br />
steht Ehrler seit vielen Jahren in<br />
Kontakt. Hinter der Stele ist die<br />
Tür zum Atelier des Bildhauers<br />
offen, darin ist ein dunkler<br />
Grabstein aufgebänkt, bereit<br />
zur Beschriftung.<br />
Eigentlich ist Thomas Ehrler<br />
im Ruhestand. Die erste<br />
14<br />
6/2013
Auch im Ruhestand hat Thomas<br />
Ehrler sein Atelier offen, sein Pensum<br />
aber deutlich reduziert.<br />
Ein in Stein gehauenes<br />
politisches Statement vor dem<br />
Atelier von Thomas Ehrler.<br />
Rentenzahlung Anfang Oktober<br />
registrierte er «mit einem<br />
guten Gefühl». Nicht nur des<br />
Geldes wegen. Der 65-Jährige<br />
hat frühzeitig vorgesorgt und<br />
ist finanziell abgesichert. Aber<br />
Druck und Leistungszwang gehören<br />
nun auch offiziell der<br />
Vergangenheit an. «Früher hatte<br />
ich ein schlechtes Gewissen,<br />
wenn ich fünf Minuten später<br />
als üblich ins Atelier kam», erzählt<br />
Ehrler. Erst eine Hüftoperation<br />
vor sechs Jahren, die ihn<br />
zweieinhalb Monate ausser Gefecht<br />
setzte, liess ihn gelassener<br />
werden. Bis zur Genesung war<br />
sein Atelier geschlossen. Nach<br />
der Wiedereröffnung befürchtete<br />
Ehrler einen Einbruch an<br />
Aufträgen. Doch der blieb aus.<br />
Die Kunden kamen unvermindert,<br />
und einige werden auch<br />
jetzt, da Ehrler im Ruhestand<br />
ist, nicht vor verschlossenen Türen<br />
stehen. Aber er wird sein<br />
Pensum massiv reduzieren und<br />
vermehrt Anfragen ablehnen<br />
oder an Kollegen verweisen.<br />
Mehr als die Arbeit am Stein,<br />
bei der er inzwischen die Gelenke<br />
in den Armen spürt,<br />
vermisst er seine rote Ducati.<br />
Als Töff-Fahrer genoss er den<br />
Geschwindigkeitsrausch bei<br />
Rennen und Trainingsfahrten.<br />
Doch nach zwei Stürzen schien<br />
es ihm vor drei Jahren vernünftiger,<br />
mit den Rennen aufzuhören.<br />
Er wird also weniger am<br />
Stein arbeiten und mehr am<br />
Computer. Denn er hat früh<br />
begonnen, digital zu zeichnen<br />
und zu entwerfen. Diese Fertigkeit<br />
will er jetzt verstärkt für<br />
seine freien Arbeiten nutzen,<br />
die Ausführung aber anderen<br />
überlassen, in verschiedenen<br />
Techniken, mit unterschiedlichen<br />
Materialien.<br />
Lust auf Neues<br />
Dass Ehrler offen ist für Neues,<br />
war zuletzt von September 2012<br />
bis April 2013 im Friedhof Forum<br />
Zürich bei der Ausstellung «verschieden<br />
bis zuletzt» zu sehen.<br />
Kuratorin der Ausstellung über<br />
Grabzeichen war Nora Fehr. Für<br />
die Ausstellung fertigten sie<br />
gemeinsam ein Grabmal aus<br />
Kautschuk mit dem Titel «Responsum<br />
Citum». Den technischen<br />
Support übernahm Ehrler.<br />
«Das war gar nicht so einfach.»<br />
Denn der Kautschuk musste<br />
schräg geschnitten werden.<br />
Ehrler fand eine Firma, die den<br />
Kautschuk mit einer Fünf-Achs-<br />
Wasserstrahlschneidemaschine<br />
exakt nach seinen digitalen<br />
Zeichnungen schneiden konnte.<br />
Schliesslich musste noch sichergestellt<br />
werden, dass der Kautschuk<br />
die Würfelform behält<br />
und sich nicht wölbt. «Das war<br />
ein Experiment von A bis Z»,<br />
6/2013 15
PORTRÄT<br />
Eine Windharfe für die ganz Kleinen<br />
Seit Sommer 2003 hat die<br />
Stadt Zürich ein «Gemeinschaftsgrab<br />
für die ganz<br />
Kleinen». Die erste Ruhestätte<br />
für fehl- und totgeborene<br />
Kinder in der Limmatstadt befindet<br />
sich auf dem Friedhof<br />
Nordheim in der Nähe bestehender<br />
Kindergräber. Auftraggeberin<br />
war die Stadt<br />
Zürich, die einen Gestaltungswettbewerb<br />
auslobte. Projektiert<br />
und ausgeführt wurde die<br />
Grabgestaltung von Thomas<br />
Ehrler. Das Gemeinschaftsgrab<br />
besteht aus einer 450 x 114 x 18<br />
Zentimeter grossen Windharfe<br />
in Regenbogenfarben und<br />
einem 320 x 80 x 24 Zentimeter<br />
grossen Schriftstein aus<br />
sagt Ehrler und freut sich über<br />
das Ergebnis.<br />
Veränderungen begreift er<br />
als Herausforderung. Deshalb<br />
sieht er auch im Wandel der<br />
Bestattungs- und Friedhofskultur<br />
nichts Bedrohliches. «Grabmale<br />
sind Zeitdokumente und<br />
weissem Carrara-Marmor für<br />
die Namen der verstorbenen<br />
Kinder in bunten Lettern. An<br />
einem rostenden Stahlprofil<br />
hängen 53 Pendel aus gefärbtem<br />
Lerchenholz, die im<br />
Wind aneinanderstossen und<br />
sanfte Töne erzeugen. Auch<br />
die Treppen zum Schriftstein<br />
und die ihn umfassende<br />
Pflästerung sind aus Carrara-Marmor.<br />
Mit Weiss als<br />
Farbe der Reinheit und dem<br />
Regenbogen als Verbindung<br />
zwischen Himmel und Erde<br />
ist das Grabmal sowohl für<br />
Menschen verschiedener<br />
Religionen und Ethnien als<br />
auch für Kinder und Geschwister<br />
der verstorbenen<br />
Kinder verständlich.<br />
Zehn Jahre nach der Errichtung<br />
der Grabanlage<br />
ist sie übersät mit bunten<br />
Windspielen, Laternen und<br />
Spielzeug. Der Schriftstein ist<br />
voller Namen.<br />
tragen den Geist der Generationen»,<br />
findet er. So sind<br />
Symbole für Berufe und Religion<br />
bei Grabzeichen so gut<br />
wie verschwunden. Während<br />
Ehrlers Ausbildung waren sie<br />
noch allgegenwärtig. Gemeinschaftsgräber<br />
– für viele früher<br />
undenkbar – sind heute genauso<br />
normal wie Feuerbestattungen.<br />
Angst um sein Handwerk<br />
hat Ehrler deshalb nicht. Lieber<br />
setzt er sich für liberalere<br />
Grabmalrichtlinien ein, in denen<br />
auch polierte oder sandgestrahlte<br />
Flächen ihren Platz<br />
haben, damit sich das Spektrum<br />
gestalterischer Elemente und<br />
damit auch die Möglichkeiten<br />
für den Grabmalschaffenden<br />
erweitern.<br />
Seine liberale Auffassung<br />
vertrat Thomas Ehrler auch als<br />
Kursinstruktor an der Schule<br />
für Gestaltung in St. Gallen<br />
und als langjähriger Präsident<br />
beim Bildhauer- und Steinmetzmeisterverband<br />
Zürich sowie<br />
als Präsident des VSBS von<br />
1989 bis 1991. «Ich dachte, ich<br />
könnte die Welt verändern»,<br />
lacht Thomas Ehrler über seine<br />
– letztlich vergeblichen – Versuche,<br />
seine Vorstellungen in<br />
den Verbänden durchzusetzen.<br />
Gerne hätte er das traditionelle<br />
Berufsbild des Bildhauers der<br />
Realität angepasst. Besser findet<br />
er die Berufsbezeichnungen<br />
Steinmetz, Steinhauer und<br />
Steinwerker, weil sie den heutigen<br />
Anforderungen an die<br />
Steinberufe eher entsprechen.<br />
Eine Zusatzausbildung «Gestalter»,<br />
die sich nicht nur auf Stein<br />
konzentriert, befürwortet er<br />
ebenso wie eine stärkere Einbindung<br />
der technischen Entwicklungen<br />
in die Ausbildung.<br />
Er selbst hat sich nie als Künstler<br />
gefühlt. «Ich bin Handwerker<br />
und Dienstleister.» Solange<br />
kein Kitsch von ihm verlangt<br />
wird, ist der Kunde König.<br />
Leben und arbeiten<br />
im Generationenhaus<br />
Ausgebildet wurde Thomas<br />
Ehrler im Wesentlichen von seinem<br />
Vater. Hans Ehrler hatte als<br />
junger Mann das Haus mit dem<br />
Bildhaueratelier an der Witellikerstrasse,<br />
mit den Friedhöfen<br />
Rehalp und Enzenbühl in der<br />
Nähe, von dessen Vorgänger,<br />
Paul Bacher, gekauft. Thomas<br />
wuchs in dem Haus auf und<br />
16<br />
6/2013
Thomas Ehrler, Gemeinschaftsgrab<br />
auf dem Friedhof Hittnau ZH,<br />
Stahlstele, 350 x 40 x 4 cm, 2013.<br />
war an die Künstler gewöhnt,<br />
die dort ein- und ausgingen.<br />
Trotzdem zog es ihn nicht<br />
gleich zum Stein, sondern in<br />
eine Ausbildung zum Maschinenmechaniker,<br />
vielleicht weil<br />
er schon damals passionierter<br />
Töff-Fahrer war und Spass an<br />
Technik und Geschwindigkeit<br />
hatte. Doch im vierten Lehrjahr<br />
merkte Thomas, dass er doch<br />
lieber beim Vater in die Lehre<br />
gehen wollte. Nach zwei Jahren<br />
absolvierte er die Prüfung,<br />
übernahm mit 30 Jahren das<br />
Atelier des Vaters und pflegte<br />
den Kontakt zu Künstlern weiter,<br />
die nun bei ihm die Ausführung<br />
ihrer Entwürfe in Auftrag<br />
gaben. So führte er Arbeiten<br />
für Arnold D’Altri, August<br />
Bläsi, Franz Fischer, Charlotte<br />
Germann-Jahn, Walter Hürlimann,<br />
Peter Meister und Kathrin<br />
Sallenbach aus, bis Stein in<br />
der Kunstszene immer weniger<br />
Verwendung fand. In der Denkmalpflege<br />
und Restaurierung<br />
war Thomas Ehrler vor allem<br />
in den siebziger und achtziger<br />
Jahren tätig. Damals gründete<br />
er zusammen mit fünf Kollegen<br />
die «ARGE Stein», um grosse<br />
Aufträge wie am Fraumünster-<br />
Kreuzgang, an der Kirche Küsnacht<br />
oder am Landesmuseum<br />
zu bewältigen. An der Villa<br />
Liebegg in Zürich-Männedorf<br />
rekonstruierte und kopierte er<br />
drei Figuren von Johann Baptist<br />
Babel, am Neumarktbrunnen<br />
Zukünftig arbeitet Thomas Ehrler<br />
weniger am Stein und mehr am<br />
Computer. Er entwirft seine freien<br />
Arbeiten digital und lässt sie von<br />
anderen ausführen.<br />
erin nur kurze Zeit in seine<br />
Fussstapfen getreten. Sie bildete<br />
sich an der Fachhochschule<br />
noch zur Industriedesignerin<br />
aus. Nun ist sie Mutter zweier<br />
Kleinkinder. Die Enkelkinder<br />
werden auch den Grossvater<br />
nicht in den Ruhestand entlassen,<br />
sondern auf Trab halten.<br />
Ausserdem kümmert sich Thomas<br />
Ehrler um das Hinterhaus<br />
an der Forchstrasse, das er vor<br />
einiger Zeit erwerben konnte<br />
und in dem er Wohnungen vermietet<br />
hat. Es steht seit 1999<br />
unter Denkmalschutz. Unter<br />
dem Dachstuhl, dessen Gebälk<br />
noch aus der Zeit der Errich-<br />
in Zürich setzte er die zerstörte<br />
Jupiterfigur zusammen und<br />
am Hauptportal des Zürcher<br />
Fraumünsters fertigte er eine<br />
Kopie einer Apostelfigur. Als<br />
sich die Doktrin in der Denkmalpflege<br />
vom Kopieren zum<br />
Erhalten wandelte, zog er sich<br />
aus diesem Bereich zurück und<br />
konzentrierte sich aufs Grabmal.<br />
Ausser Stein verwendet er<br />
für Grabzeichen immer wieder<br />
Eisen, Glas oder Kunststoff.<br />
«Die Wahl ergibt sich aus den<br />
Gesprächen mit den Angehörigen»,<br />
sagt Ehrler. Er verzichtet<br />
darauf, ihnen Fotos seiner Arbeiten<br />
zu zeigen und hört lieber<br />
zu. Im Gespräch spürt er,<br />
ob jemand auf der Suche nach<br />
einem Grabmal bereit ist, neue<br />
Wege zu gehen.<br />
An einen Verkauf des Ateliers<br />
dachte Thomas Ehrler nie.<br />
Das Haus hat er schon vor einiger<br />
Zeit seiner Tochter überschrieben<br />
und ihr auch die von<br />
ihm gezeichneten Pläne für<br />
Umbau und Instandhaltung<br />
übergeben. «Was sie damit<br />
macht, liegt nicht mehr in meiner<br />
Entscheidung», sagt Ehrler.<br />
Seine Tochter war nach einer<br />
ersten Ausbildung als Bildhautung<br />
des Hauses stammt, hat<br />
er sich ein Refugium ausbauen<br />
lassen. Ein dabei entdeckter<br />
Ziegel lässt auf das Baujahr<br />
1541 schliessen. «Ich fühle mich<br />
als temporärer Verwalter des<br />
Hauses», sagt Thomas Ehrler<br />
mit Blick auf die Generationen,<br />
die es vor ihm bewohnt haben<br />
und nach ihm nutzen werden.<br />
■<br />
Die Autorin arbeitet als freie<br />
Journalistin. Sie wohnt in<br />
Bad Säckingen, Deutschland.<br />
c.weishaupt@t-online.de<br />
6/2013 17
OBJEKTE UND PROJEKTE<br />
Erinnerungsstätte für<br />
im Dienst verstorbene Polizisten<br />
SABINE BURLA<br />
Auf dem Areal der Kantonspolizei in Bern ist eine Erinnerungsstätte für im Dienst verstorbenen Polizisten<br />
eingeweiht worden. Das aus einem Projektwettbewerb hervorgegangene Werk aus übereinander<br />
geschichteten Betonelementen stammt vom Bildhauer und Konzeptkünstler Patrick Harter aus Nidau.<br />
Patrick Harter hat für die 1,4<br />
Meter hohe Erinnerungsstätte<br />
ein unregelmässiges<br />
Fünfeck als Grundriss gewählt.<br />
Sein Werk beschreibt er so: «Ein<br />
erstes Stelenelement steht auf<br />
dem Grund, stellvertretend für<br />
die früher (vor der Erstellung<br />
einer entsprechenden Liste im<br />
Jahr 1971) verstorbenen Polizisten<br />
und Polizistinnen. Darauf<br />
folgt je verstorbene Polizeiperson<br />
eine Platte. Die Auflager<br />
der einzelnen Plattenelemente<br />
sind – sinnbildlich für das Individuum<br />
– von Hand bearbeitete,<br />
uneben geformte Oberflächen.<br />
Die jeweils obere Platte wird<br />
in die darunterliegende Platte<br />
aufgegossen. Somit sind die<br />
Platten passgenau und führen<br />
die Stele weiter. Die unebenen<br />
Ober- und Unterflächen zeichnen<br />
eine feine Linie zwischen<br />
den Platten und assoziieren eine<br />
sedimentartige Schichtung<br />
der Stele. Die Aussenflächen<br />
sind glatt. Die Inschrift, eine<br />
Wasserstrahlgravur im Schrifttyp<br />
der Kantonspolizei, zieht<br />
sich wie ein Band um die fünf<br />
Seiten der Platte.»<br />
Für jede der verstorbenen<br />
Polizeipersonen wurden zwei<br />
identische Platten hergestellt:<br />
Ansicht vor Ort, im hinteren Garten des Waisenhauses in Bern.<br />
(Fotos: Claudio Protopapa)<br />
die eine als Element in der Stele,<br />
die andere als stehendes<br />
Objekt am jeweiligen Stationierungsort<br />
des oder der Verstorbenen.<br />
Die Platten tragen den<br />
Namen, das Geburts- und Todesjahr<br />
sowie den Wirkungsort.<br />
«Das Individuum, der ganz per-<br />
sönliche Charakter, die Schwächen<br />
oder die besonderen Stärken<br />
der Verstorbenen scheinen<br />
alle hinter der Uniform – Symbol<br />
des grossen Körpers (Korps)<br />
– verborgen zu bleiben. Es ist<br />
mir ein Anliegen, diese zwei<br />
Seiten – die Uniform und das<br />
Individuum – in einem schlüssigen<br />
Vorschlag zu vereinen.»<br />
Patrick Harter gelang dies<br />
durch ein äusserst komplexes<br />
Vorgehen bei der Herstellung,<br />
die in Zusammenarbeit mit der<br />
Betonmanufaktur der Firma<br />
Creabeton in Einigen bei Thun<br />
erfolgte. Der einheitliche Aspekt<br />
des Werks, durchzogen<br />
mit den jeweils verschiedenen<br />
Schichtlinien, kann als Abbild<br />
des Polizeikorps und der Individuen<br />
in diesem «Körper» verstanden<br />
werden.<br />
«Die angefangene Liste der<br />
verstorbenen Polizisten ist eine<br />
offene, unfertige», erklärt<br />
Patrick Harter abschliessend<br />
das von ihm geschaffene, würdige<br />
und doch zurückhaltende<br />
Denkmal: «Ich versuchte, das<br />
ewig unfertige Objekt möglichst<br />
selbstverständlich zu gestalten,<br />
damit die des Werks<br />
inhärente Unfertigkeit nicht<br />
störend wirkt.»<br />
■<br />
Drei Schritte im Herstellungsprozess (v.l.n.r.): Betonguss in der Betonmanufaktur in Einigen; Ablösen der Negativform; Aufschichten der Platten.<br />
18<br />
6/2013
Alles für den Stein<br />
Hartmetallwerkzeuge<br />
Stahlwerkzeuge<br />
Grava 121<br />
CH - 7440 Andeer<br />
Tel. +41 (0)81 661 11 07<br />
Fax +41 (0)81 661 14 55<br />
info@andeergranitconrad.ch<br />
www.andeergranitconrad.ch<br />
Presslufthammer<br />
wünscht<br />
allen Steinliebhabern<br />
ein schönes und<br />
erfolgreiches 2014<br />
Diamantschleifteller<br />
Diamantschleifstifte<br />
Diamanttrennscheiben<br />
Klebstoffe/Polyester/ Epoxy, Imprägnierungsmittel,<br />
Pflege- und Reinigunsprodukte<br />
Besuchen Sie unseren<br />
Online-Shop<br />
shop.ferronato.ch<br />
Ferronato AG<br />
Ried CH-5420 Ehrendingen<br />
Tel. +41 (0)56 204 01 40 Fax +41 (0)56 204 01 49<br />
<br />
6/2013 19
VSBS-QUALITÄTSZEICHENWETTBEWERB 2013<br />
Der künstlerische Anspruch<br />
RUTH HANNA STAHEL<br />
Ich meine, Grabsteine dürfen<br />
einen künstlerischen<br />
Anspruch haben», sagt der<br />
Zürcher Bildhauer Gabor Hrusovszky.<br />
«So wie die Häuser<br />
in den Städten der Lebenden,<br />
stehen Grabsteine in den Friedhöfen<br />
für die Verstorbenen:<br />
Monströses neben Lieblichem,<br />
Ländliches neben Gestyltem,<br />
Beliebigkeit ist in allen Lebensbereichen<br />
spürbar, everything<br />
goes. Ich versuche, meine Ar-<br />
beit in Form der allgemein gültigen<br />
Sprache von Gestaltungsprinzipien<br />
zu halten.»<br />
Der Qualitätszeichenwettbewerb<br />
(QZ-Wettbewerb) des<br />
Verbandes Schweizer Bildhauer-<br />
und Steinmetzmeister VSBS<br />
stützt wohl dieses Bewusstsein<br />
für neue und eigene Schöpfungen,<br />
die zu überraschen und zu<br />
überzeugen vermögen. Während<br />
der Juryarbeit für den QZ-<br />
Wettbewerb 2013 fiel auf, wie<br />
gross die Übereinstimmung in<br />
der Beurteilung der Arbeiten<br />
war. Es scheint einen Konsens zu<br />
Ansprüchen zu geben. Das Zitat<br />
aus einem Text von Felix Philipp<br />
Ingold zu Sprachkunst macht<br />
möglicherweise auch Sinn in<br />
Bezug auf bildende Kunst: «Je<br />
mehr sich etwas den gängigen<br />
Erwartungen entzieht, je mehr<br />
es zu überraschen, zu befremden<br />
vermag, je grösser seine<br />
semantische Dichte ist, umso<br />
grösser ist auch seine ‹explosive›,<br />
normbrechende, normbegründende<br />
Potenz.» ■<br />
Die Autorin ist Landschaftsarchitektin<br />
BSLA. Sie führt<br />
in Uster ein Büro für Aussenraum-<br />
und Grünplanung. Von<br />
2007 bis 2013 war sie Mitglied<br />
der QZ-Jury des VSBS.<br />
Ein Kreuzmotiv als religiöses Bekenntnis zeigt sich in der Gesamtgestaltung<br />
als Schriftfläche, in den sich wiederholenden<br />
Ornamenten und darin noch einmal in der Kreuzstichstruktur.<br />
Diese «Chrützlistich-Stickereien», die in der Heimat der Verstorbenen<br />
weit verbreitet sind, umgaben diese auch in ihrem<br />
Wohnhaus. Gabor Hrusovszky hat ein sicheres Gespür für feine,<br />
spannende, unverbrauchte und komplexe Gestaltungen. Überdies<br />
überzeugte er die Jury dieses Jahr gleich mit fünf Arbeiten, drei<br />
davon mit besonderer Auszeichnung. Besonders positiv wurde an<br />
dieser Arbeit die Schriftgestaltung bewertet und wie sie plastisch<br />
aus der Fläche herausgearbeitet wurde. Schön ist auch, wie er die<br />
streng geometrische Gestaltung in Kontrast setzt zur gebrochenen<br />
Struktur der Steinoberfläche.<br />
Qualitätszeichen mit<br />
besonderer Auszeichnung<br />
Gabor Hrusovszky, Zürich<br />
Rorschacher Sandstein<br />
120 x 30 x 14 cm<br />
Friedhof Schwamendingen, Zürich<br />
Detail der Struktur,<br />
inspiriert von den<br />
«Chrützlistich-Stickereien»<br />
20<br />
6/2013
Karl Imfeld, Schöpfer von vielen eindrücklichen Skulpturen in<br />
Holz und Stein, hat nun auch für dieses Grabmal das Material<br />
Holz gewählt und bezieht sich damit auf den Beruf des Küfers, in<br />
dem der Verstorbene viele Gefässe aus Holz herstellte. Er soll auch<br />
vorbildlich für seine Frau und die sechs Kinder gesorgt und ihnen<br />
ein Gefühl von Beschütztsein gegeben haben. Die «umfassende»<br />
Form des Grabmals symbolisiert dieses Geborgenheitsgefühl. Der<br />
schmale Zwischenraum kann zusammen mit der Schrift als Kreuz<br />
und Hinweis auf die Bedeutung seines Glaubens gelesen werden.<br />
Dannzumal wird da auch einmal noch der Name seiner Frau eingraviert<br />
werden.<br />
Karl Imfeld, Lungern<br />
Eichenholz, imprägniert<br />
115 x 40 x 15 cm<br />
Friedhof Lungern OW<br />
Doris Solenthaler, Gebensdorf<br />
Bronze patiniert/poliert<br />
20 x 20 x 20 cm<br />
Friedhof Brugg AG<br />
Paul Coray war eine klar strukturierte Persönlichkeit mit eigener<br />
Werbeagentur. Er liebte ausgefallene Objekte und hatte einen<br />
Hang zum Verspielten. Berühmt war er für seine selten üppig<br />
gestalteten Weihnachtsdekorationen. Etwas von diesem Glanz<br />
nimmt der Bronzewürfel auf. Die klare Form des Grabmals symbolisiert<br />
die Persönlichkeit des Verstorbenen. Die Spiegelungen<br />
der Vegetation in der polierten Fläche tragen der verspielten,<br />
dekorativen Seite Rechnung. Auch an diesem Grabmal überzeugt<br />
die schöne Schrift und deren spannende Platzierung auf dem<br />
Würfel. Reizvoll ist auch die schillernde Türkis- und Goldfarbe der<br />
patinierten und polierten Bronze.<br />
Die Sicht von oben zeigt die<br />
«umfassende» Bewegung der<br />
Holzgestaltung.<br />
Die präzise Setzung der<br />
schön gewählten Schrift<br />
Übersicht zum Qualitätszeichewettbewerb 2013<br />
Von den 49 eingereichten Arbeiten wurden 13 Grabmale mit<br />
einem QZ geehrt, davon drei mit besonderer Auszeichnung.<br />
Preisträger: Roman Brunschwiler, Gossau SG, 4 QZ • Sabine<br />
und Daniel Burla, Murten FR, 1 QZ • Gabor Hrusovszky,<br />
Zürich, 5 QZ, davon 3 mit besonderer Auszeichnung • Karl<br />
Imfeld, Lungern OW, 1 QZ • ledergerber+siegrist ag, Glarus,<br />
1 QZ • Doris Solenthaler, Gebenstorf AG, 1 QZ<br />
Das Gipsmodell für<br />
den Bronzeabguss<br />
Jurymitglieder: Ueli Gantner, Bülach ZH (Präsident) • Urs<br />
Fritz, Wittenbach SG • Daniel Isler, St. Margarethen TG • Eva<br />
Oertli, Ennenda GL • Ruth Hanna Stahel, Uster ZH<br />
6/2013 21
FRIEDHOF<br />
Trauer 2.0<br />
VERENA GROSS<br />
Memorialseiten im Internet schaffen virtuelle Andenken. Den nächsten<br />
Schritt gehen Gestalter, die Grabsteine mit grafischen Codes versehen, die<br />
über eine Smartphone-Kamera direkt ins Netz weiterleiten. Schweizer<br />
Steinmetze reagieren jedoch verhalten auf die Idee.<br />
Der deutsche Steinbildhauer Andreas Rosenkranz hat die QR-Matrix in ein Kreuz eingearbeitet. (Fotos: zvg)<br />
Vorreiter waren zwei<br />
Steinbildhauer aus Nordrhein-Westfalen.<br />
Andreas<br />
Rosenkranz und Timothy C.<br />
Vincent brachten vergangenes<br />
Jahr unabhängig voneinander<br />
QR-Codes auf Grabsteinen<br />
auf und lösten reges Interesse<br />
der Medien und Diskussionen<br />
aus. Die Reaktionen reichten<br />
von «cool» bis «geschmacklos».<br />
Denn durch die Codes<br />
bekommt die virtuelle Trauer<br />
einen permanenten Platz auf<br />
dem Friedhof. Zwar wurde 1999<br />
in Schweden bereits der erste<br />
Grabstein mit eingravierter<br />
Web-Adresse aufgestellt, doch<br />
dass Besucher auf dem Friedhof<br />
das Handy zücken, ist wohl<br />
noch die Ausnahme.<br />
Die Idee stammt aus Japan:<br />
Dort zierte 2008 erstmals ein<br />
Quick-Response-Code (englisch<br />
für «schnelle Antwort», kurz<br />
QR) ein Grab. Ein YouTube-Video<br />
sorgte dafür, dass die Welt<br />
davon erfuhr. Entwickelt wurde<br />
das computergenerierte Quadrat<br />
1994 für die japanische Autoindustrie.<br />
Die quadratische<br />
Matrix mit schwarzen und weissen<br />
Punkten und Markierungen<br />
in drei Ecken zur Orientierung<br />
darf kostenlos verwendet werden.<br />
Wer den Code über ein<br />
Erkennungsprogramm abfotografiert,<br />
beispielweise eine kostenlose<br />
App für Smartphone<br />
oder den Tablet-PC, bekommt<br />
automatisch die hinterlegten<br />
Informationen angezeigt. Das<br />
kann eine Seite im Internet sein<br />
oder ein einfacher Text.<br />
Für zwei Auftraggeber hat<br />
der Steinbildhauer Timothy C.<br />
Vincent bereits Grabsteine mit<br />
QR-Codes gefertigt. Einer steht<br />
auf einem Kindergrab in Westfalen,<br />
der andere zieht demnächst<br />
von der Internationalen<br />
Gartenschau in Hamburg auf<br />
das Grab eines Schlossers in die<br />
Nähe von Nürnberg um. «Nicht<br />
jede Friedhofverwaltung erlaubt<br />
jedoch Codes auf Grabsteinen,<br />
in Köln beispielsweise<br />
hat die Stadt sie verboten»,<br />
berichtet Vincent. Denn es sei<br />
schwer zu kontrollieren, wohin<br />
der Code verlinke. Deshalb<br />
arbeitet der Steinbildhauer<br />
ausschliesslich mit dem Trauerportal<br />
Aspetos.de zusammen,<br />
das 99 Jahre Datensicherheit<br />
verspricht. Er hätte ein ungutes<br />
Gefühl, wenn ein Auftraggeber<br />
auf eine eigene Internetseite<br />
verlinken würde, die vielleicht<br />
gehackt oder gelöscht werden<br />
könnte. «Wenn ich einen QR-<br />
Code anbiete, trage ich auch<br />
Verantwortung dafür, wohin<br />
er weiterleitet, und kann den<br />
Kunden nicht damit allein lassen»,<br />
sagt Vincent.<br />
Andreas Rosenkranz setzt<br />
deshalb auf flexible QR-Codes,<br />
deren Zieladressen sich beliebig<br />
verändern lassen. «Was ist,<br />
wenn mal wieder ein Trauerportal<br />
schliesst und der Code<br />
nirgendwo mehr hinleitet?»,<br />
gibt er zu bedenken. Ein Grabmal<br />
stehe mindestens 20 Jahre,<br />
da müsse gewährleistet sein,<br />
dass die Zielseite auch nach<br />
Jahren noch Bestand habe. Für<br />
den Inhalt sehe er jedoch die<br />
Hinterbliebenen in der Verantwortung,<br />
stellt Rosenkranz<br />
klar. Er habe zur Zeit vermehrt<br />
Aufträge, bestehende Grabstätten<br />
mit einem QR-Code zu<br />
versehen. Plaketten anzukleben<br />
kommt für den Steinmetz<br />
nicht in Frage. «Sie wirken<br />
wie Klingelschilder und lassen<br />
sich leicht mit einem scharfen<br />
Messer entfernen», sagt Rosenkranz.<br />
Stattdessen gestalte er<br />
Sockelsteine, die neben einem<br />
eingearbeiteten Code auch mit<br />
dem Namen oder der Unterschrift<br />
des Verstorbenen personalisiert<br />
sind. Für ihn sei ein<br />
Code auch ein Relief, dass eine<br />
ästhetische Eigenständigkeit<br />
habe und sich beispielsweise in<br />
ein Kreuz einarbeiten lasse.<br />
In der Schweiz sei ihm kein<br />
Grabstein mit QR-Code bekannt,<br />
berichtet Ernesto Ghenzi,<br />
22<br />
6/2013
Der QR-Code kann mit der<br />
Smartphone-Kamera eingescannt<br />
werden. Die App leitet dann<br />
automatisch auf die hinterlegten<br />
Informationen weiter.<br />
Präsident des Verbands Schweizer<br />
Bildhauer- und Steinmetzmeister<br />
VSBS. «Dass es vereinzelt<br />
solche Steine geben wird,<br />
ist wohl möglich, aber sie sind<br />
in meinen Augen nicht sehr<br />
persönlich – das passt vielleicht<br />
für einen Computer-Spezialisten.»<br />
Bereits zu sehen gab es in<br />
diesem Jahr ein Grabmal bei einer<br />
Ausstellung des Friedhofsforums<br />
der Stadt Zürich. Responsum<br />
citum (Latein für quick<br />
response) heisst der Kautschuk-<br />
Kubus der Künstlerin Nora Fehr<br />
und des Bildhauers Thomas<br />
Ehrler. Derzeit arbeitet die Züricher<br />
Künstlerin und Dozentin<br />
an zwei weiteren Entwürfen.<br />
Eine Arbeit ist für ein Zürcher<br />
Grabmal gedacht, die andere<br />
wird in New York für einen<br />
verstorbenen Designer aufgestellt.<br />
Der Code soll zu einer Internetseite<br />
über das Leben des<br />
Mannes weiterleiten, welche<br />
die Eltern gestalten. QR-Codes<br />
eröffnen die Möglichkeit, auf<br />
ein Grabmal Informationen,<br />
Geschichten und Bilder zu bringen,<br />
indem sie als Verzierung<br />
oder Ornament mit dem Smartphone<br />
lesbar werden, betont<br />
Fehr. Zudem erinnern sie an<br />
byzantinische Ornamente, Mosaikböden<br />
in Pompeji oder in<br />
einem gotischen Dom. «Diese<br />
Codes sind auch mystische Geheimzeichen,<br />
losgelöst vom<br />
Zweck sind sie einfach schön<br />
und wecken Neugier und Gefühle<br />
– sie sprechen uns an.»<br />
Für ihn seien QR-Codes ein<br />
Marketingtrick für ideenlose<br />
Grabsteinproduzenten, erklärt<br />
Ueli Gantner, Qualitätszeichen-<br />
Obmann des VSBS. «Wird das<br />
eine neue Eventkultur auf<br />
Friedhöfen, um per Smartphone<br />
seine Informationssucht zu<br />
befriedigen?», fragt der Bildhauer<br />
aus Bülach provokativ.<br />
«Da könnten Hinterbliebene<br />
ja gleich anstelle eines Grabsteines<br />
ein iPad mit Solarzelle<br />
aufstellen.» Keine so abwegige<br />
Idee, wie ein Artikel aus der<br />
britischen Zeitung «The Sun»<br />
zeigt, die im vergangenen<br />
Herbst über ein Grabmal namens<br />
«iTomb» des Steinmetzes<br />
Ken Howe berichtete, in das ein<br />
Tablet-CP eingebaut war. ■<br />
Die Autorin ist freischaffende<br />
Journalistin. Sie wohnt in<br />
Koblenz am Rhein.<br />
mail@verenagross.info<br />
»Trennung ist unser Los,<br />
Wiedersehen ist unsere Hoffnung.<br />
So bitter der Tod ist,<br />
die Liebe vermag er nicht zu scheiden.<br />
Aus dem Leben ist er zwar geschieden,<br />
aber nicht aus unserem Leben;<br />
denn wie vermöchten wir ihn tot zu wähnen,<br />
der so lebendig unserem Herzen innewohnt!«<br />
Augustinus<br />
STRASSACKER & CO. BRONZEN<br />
BLUMENHALDENWEG 12 · 9403 GOLDACH<br />
TEL. (0 71) 8 414150 · FAX (0 71) 8 412152<br />
mail@strassacker.de · www.strassacker.de<br />
Partner des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks<br />
In diesem Jahr zeigten Nora Fehr und Thomas Ehrler bei einer Ausstellung<br />
in Zürich das Grabmal «Responsum citum» mit drei QR-Codes.<br />
6/2013 23
VSBS<br />
1<br />
2 3<br />
4<br />
Steinmetz-Feiertag in Freiburg<br />
5<br />
«Die Steinmetze haben die Steine zugehauen und die Räume gebaut.<br />
Wir füllen den Raum mit Leben, wir leben darin in gutem<br />
Geist, so sind die Steine lebendig, und so wie die Steine in einem<br />
Gebäude, in einem Bogen, zu einer Mauer aufgebaut werden und<br />
zusammenhalten, so halten die Menschen in einer Gemeinschaft<br />
zusammen». Diese zum Anlass und Ort passenden Worte der Ordensschwester<br />
Anne-Stefanie, zitiert von Sabine Burla vom organisierenden<br />
VSBS-Regionalverband Aare, standen am Beginn einer<br />
besinnlichen Feier zum diesjährigen Gedenktag der Steinmetze<br />
am 8. November im Zisterzienser-Frauenkloster Magerau in Freiburg.<br />
Nach Begrüssungsworten von Äbtissin Marianne Zürcher und<br />
VSBS-Präsident Ernesto Ghenzi gestaltete Pastoralassistent Mario<br />
Parpan, unterstützt von Sabine Burla und Urs Lauber vom VSBS,<br />
einen eindrücklichen Gottesdienst.<br />
Im Anschluss an eine Klosterbesichtigung und das gemeinsame<br />
Mittagessen standen drei Führungen auf dem Programm. Mit<br />
François Guex vom Kantonalen Amt für Kulturgüter ging es durch<br />
die an Sandsteinbauten reiche Altstadt, mit Stanislav Rück, Kantonaler<br />
Denkmalpfleger, in und auf die Kathedrale St. Nicolas, mit<br />
Museumskonservator Stefan Gasser und der Archäologin Lambrini<br />
Koutoussaki zu Altstadtbrunnen und ins Museum für Kunst und<br />
Geschichte. Der diesjährige «Tag der Vier Gekrönten», der bei<br />
den über 60 Teilnehmenden wiederum auf einhellige Begeisterung<br />
stiess, endete mit einem Schlusstrunk auf der Terrasse eines<br />
Altstadthotels. Nicht zu vergessen sind die drei Sponsoren-Firmen<br />
Ferronato AG, Ehrendingen, E. Salvisberg AG, Natursteinwerk,<br />
Rüegsau, und die Kunstgiesserei Ernst Strassacker GmbH & Co. KG,<br />
Süssen, Deutschland. (sta)<br />
6<br />
1 Andacht im Frauenkloster, 2 Die emeritierte Äbtissin Getrud Schaller mit<br />
VSBS-Präsident Ernesto Ghenzi, 3 Sabine Burla und Gabor Hrusovszky auf<br />
der Plattform des 76 Meter hohen Münsterturms, 4 Führung im Kapitelsaal<br />
des Klosters Magerau; im Vordergrund Grabplatten verstorbener Äbtissinnen,<br />
5 Auf der Walz: Lea Radau und Andreas Baum aus Deutschland,<br />
6 Pastoralassistent Mario Parpan erhält als Dank einen Spezialitätenkorb.<br />
(Fotos: Robert Heidelberger und Robert Stadler)<br />
24<br />
6/2013
VSBS<br />
Steinabbau im Bruch von Flavio Giannini, Lodrino • Aufmerksam lauscht die Gruppe den Ausführungen von Giovanni Polti, Arvigo • Kurzes Innehalten in<br />
der Kirche von Mario Botta, Mogno. (Fotos: Robert Heidelberger)<br />
Auf Steinkulturreise<br />
in der Südschweiz<br />
DORIS SOLENTALER<br />
Die diesjährige Verbandsreise<br />
des VSBS-Regionalverbandes<br />
Mitte vom<br />
3. bis 5. Oktober 2013 vermittelte<br />
spannende und abwechslungsreiche<br />
Einblicke in die<br />
«Stein-Kultur» ennet dem Gotthard.<br />
Die Besuche in den Steinbrüchen<br />
von Giannini Graniti<br />
SA, Lodrino, Alfredo Polti<br />
SA, Arvigo und Cristallina SA,<br />
Peccia, hinterliessen bei den<br />
fünfzehn Teilnehmenden bleibende<br />
Eindrücke, sowohl was<br />
die ganz unterschiedlichen Abbaumethoden<br />
als auch was die<br />
Schwerpunkte in Produktion<br />
und Verarbeitung betreffen.<br />
Die Inhaber beziehungsweise<br />
Geschäftsführer der genannten<br />
Betriebe – Flavio Giannini,<br />
Giovanni Polti und Marzio<br />
Maurino – nahmen sich viel Zeit<br />
für Erklärungen. Mit oft sehr<br />
pointierten Aussagen berichteten<br />
sie über ihre Sorgen und<br />
Nöte mit Behörden, Natur und<br />
Geschäft. Ihre herzliche Gastfreundschaft,<br />
ganz besonders<br />
auch auf kulinarischer Ebene,<br />
bleibt den Teilnehmenden in<br />
bester Erinnerung.<br />
Der Ort Peccia im oberen<br />
Maggiatal ist nicht nur in Bildhauerkreisen<br />
ein Begriff. Auch<br />
hier standen die Türen, wo es<br />
denn welche hatte, weit offen.<br />
Alex Näf und seine Frau Almute<br />
stellten ihre 1984 gegründete<br />
Scuola di Scultura vor und<br />
erläuterten das ambitionierte<br />
Projekt des «Centro Internazionale<br />
di Scultura» im Valle Lavizzara<br />
(«Kunst+Stein» 2/2012).<br />
Von Peccia aus ist es nicht weit<br />
zur berühmten Kirche von Mario<br />
Botta in Mogno, wo eine<br />
kurze Führung auf dem Programm<br />
stand. Am Abend übernachtete<br />
die von Georg Schlag<br />
(Ferrnonato AG, Ehrendingen)<br />
professionell geführte Reisegruppe<br />
in einem Hotel auf dem<br />
geschichtsträchtigen Monte<br />
Verità oberhalb Ascona.<br />
Eine Skulptur von VSBS-Mitglied<br />
Ueli Gantner, Bülach, an der<br />
«openArt 2013» in Roveredo.<br />
Wenn Bildhauer und Bildhauerinnen<br />
reisen, darf die<br />
bildende Kunst nicht leer ausgehen.<br />
Am ersten Reisetag besuchte<br />
die Gruppe die «open-<br />
Art 2013» in Roveredo und auf<br />
der Heimfahrt das Museum<br />
la Congiunta in Giornico. Der<br />
Gegensatz dieser beiden Ausstellungen<br />
könnte grösser nicht<br />
sein. In Roveredo, auf freiem<br />
Feld, die temporäre Präsentation<br />
der Werke von 65 Künstlerinnen<br />
und Künstlern aus dem<br />
In- und Ausland, in Giornico<br />
dann die Dauerausstellung eines<br />
einzigen Künstlers – Hans<br />
Josephson – in einem eigens<br />
für ihn gebauten Haus, bei dem<br />
man sich mittels Schlüssel Zugang<br />
verschaffen muss. Es war<br />
eine rundum gelungene Reise.<br />
Alla prossima volta!<br />
Die Autorin ist Präsidentin<br />
des VSBS Regionalverbandes<br />
Mitte.<br />
madoso@bluewin.ch<br />
6/2013 25
STEINBRUCH<br />
Ein Kunsthandy zum Herunterfahren<br />
Ein garantiert abhörsicheres Handy? Und eines, das gleichzeitig nie stört,<br />
nie stresst? Doch, das gibt es! Der Bildhauer und Gestalter Horst Bohnet aus<br />
Buchs ZH hat es kreiert. Aus Stein natürlich.<br />
In der Schweiz – und wohl<br />
bald auch weltweit – gibt es<br />
inzwischen mehr Handys als<br />
Menschen. Die kleinen Wunderdinger<br />
sind allgegenwärtig:<br />
auf der Strasse, im Zug,<br />
im Restaurant und oft genug<br />
auch am häuslichen Familientisch.<br />
«Die digitalen Kommunikationsmittel<br />
sind zwar eine<br />
geniale technische Errungenschaft»,<br />
anerkennt auch Horst<br />
Bohnet. «Dank ihnen sind wir<br />
permanent erreichbar und können<br />
uns mit der ganzen Welt<br />
unterhalten. Gleichzeitig entfernen<br />
wird uns aber immer<br />
mehr voneinander und gönnen<br />
uns nur noch kurze Momente<br />
für echte Kontakte mit unseren<br />
Mitmenschen. Wir sind<br />
rund um die Uhr auf virtuellem<br />
Empfang und haben keine Zeit<br />
mehr herunterzufahren, um<br />
die Stille zu geniessen.»<br />
Dauerhaft stumm<br />
Gegen diese Entwicklung, die<br />
immer mehr Menschen auch<br />
als störend zu empfinden beginnen,<br />
hat Bohnet ein greifbares<br />
Zeichen geschaffen: den<br />
«iStone». Das smARTphone, wie<br />
er seine Kreation auch nennt,<br />
ermöglicht dank permanenter<br />
Stummschaltung störungsfreie<br />
reale mitmenschliche Kontakte.<br />
«Mit diesem Antiburnout-<br />
Gadget bist du voll dabei und<br />
unerreichbar», preist Bohnet<br />
Im Zeitalter der virtuellen Kommunikation sind Ruhe und Zeit der neue<br />
Luxus. «iStone» ist eine künstlerische Antwort auf diese Entwicklung.<br />
sein neuestes Werk an. Das<br />
«Gerät» sei ideal beim Date, am<br />
Arbeitsplatz, in der Schule, im<br />
Kino und im Theater: «Es versteht<br />
sich rund um die Uhr als<br />
ein stilles, trendiges Statement<br />
für eine bewusste Gesprächskultur,<br />
für echte Verbindungen<br />
und für Entschleunigung.»<br />
Die Hardware des iStone besteht<br />
aus massivem, feinpoliertem<br />
Granit. Die darin seit Jahrmillionen<br />
gespeicherte Energie<br />
stammt aus der Tiefe unserer<br />
Erde. Das Kunsthandy ist nicht<br />
nur absolut abhörsicher und<br />
strahlungsfrei, sondern auch<br />
Horst Bohnet<br />
am iStone.<br />
wasserfest und staubresistent.<br />
Selbstverständlich gibt es dazu<br />
eine passende edle schallschluckende<br />
Software-Hülle aus<br />
100 Prozent Wollfilz. Der Gesamtpreis<br />
beträgt 88 Franken.<br />
Ein ideales Geschenk für Menschen,<br />
die alles haben – ausser<br />
Ruhe und Zeit.<br />
Dreidimensionale<br />
Mitteilungen<br />
Horst Bohnet, der zusammen<br />
mit seiner Familie auf einem<br />
Bauernhof in Buchs im Zürcher<br />
Unterland lebt und dort<br />
auch sein Atelier betreibt,<br />
versteht seine Skulpturen als<br />
«dreidimensionale Mitteilungen».<br />
«Für das Erarbeiten eines<br />
einzigen Werkes brauche ich<br />
manchmal Wochen oder Monate»,<br />
sagt er. Dafür könnten<br />
solche Kunst-Botschaften wie<br />
der iStone – anders als flüchtige<br />
SMS-Mitteilungen – aber auch<br />
in tausend Jahren noch gelesen<br />
werden, ist er überzeugt. Mehr<br />
Infos und Bestellmöglichkeit<br />
unter www.i-stone.ch (sta)<br />
Stein und Design<br />
in Verona<br />
56000 Fachleute, davon<br />
55 Prozent von ausserhalb<br />
Italiens, besuchten vom 25.<br />
bis 28. September die 48.<br />
Marmomacc in Verona. Die<br />
Zahl der Aussteller lag mit<br />
1400 knapp unter Vorjahresniveau<br />
(1450). Die Messe<br />
behauptet sich jedoch weiterhin<br />
als wichtigster internationaler<br />
Branchentreff in<br />
Europa. Zudem zeigt keine<br />
andere Natursteinmesse so<br />
vielfältige Steinanwendungen<br />
wie die Marmomacc.<br />
Mit Preisen fördert die Messe<br />
gute Steinarchitektur<br />
und aussergewöhnliches<br />
Steindesign. So wurden im<br />
Rahmen der Marmomacc<br />
zum 13. Mal die «International<br />
Stone Architecture<br />
Awards» verliehen. Unter<br />
den Preisträgern war diesmal<br />
auch der Schweizer Architekt<br />
Max Dudler.<br />
Unter dem Titel «Fluid<br />
Stone» interpretierten<br />
junge Designer Stein unter<br />
Nutzung der neuen Medien.<br />
«Bathing in Light» hiess<br />
eine Ausstellung mit Steinexponaten<br />
aus der Türkei.<br />
Unter dem Motto «Marmomacc<br />
& The City» waren<br />
zudem bis Ende Oktober<br />
im historischen Zentrum<br />
von Verona Steinskulpturen<br />
und Installationen zu<br />
bewundern.<br />
Einmal mehr hatte die<br />
Messeleitung Architekten<br />
und Architekturstudenten<br />
aus aller Welt nach Verona<br />
eingeladen. Die Resonanz<br />
auf die vielfältigen Angebote<br />
hätte allerdings noch<br />
viel grösser sein können.<br />
Fest steht aber, dass die<br />
Messe in vorbildlicher Weise<br />
Werbung für den Werkstoff<br />
Naturstein macht. Die<br />
nächste Marmomacc findet<br />
vom 24. bis 27. September<br />
2014 statt.<br />
Bärbel Holländer<br />
www.veronafiere.ch<br />
26<br />
6/2013
STEINBRUCH<br />
Naturstein entdecken an der Swissbau<br />
Unter dem Motto «Natursteine<br />
entdecken» beteiligt sich<br />
ProNaturstein, Schweizerische<br />
Arbeitsgemeinschaft für den<br />
Naturstein, an der kommenden<br />
Swissbau 2014 (21. bis 25.<br />
Januar) mit einem rund 100<br />
Quadratmeter grossen Informationstand.<br />
Das von einer<br />
Projektgruppe unter Beizug<br />
zweier Architektinnen und ei-<br />
ner Szenografin ausgearbeitete<br />
Konzept sieht vor, in drei Räumen<br />
Natursteinobjekte zu den<br />
drei Elementen «Wasser», «Feuer»<br />
und «Luft» gezielt ins Szene<br />
zu setzen beziehungsweise ins<br />
rechte Licht zu rücken. Das vierte<br />
Element «Erde» wird in einer<br />
Art Gartenanlage in der zweiten<br />
Standhälfte thematisiert,<br />
wo Sitzgelegenheiten zum<br />
Mit diesem Ausstellungsstand<br />
wirbt ProNaturstein an der<br />
Swissbau 2014. (Foto: zvg)<br />
Diskutieren und Verweilen einladen<br />
und dazu Erfrischungen<br />
und Kleinigkeiten zum Essen<br />
serviert werden.<br />
Auf den Auftritt der ProNaturstein<br />
(Halle 1.0, Stand D50)<br />
darf man gespannt sein. Die<br />
Konzeption wurde mit dem<br />
Kreativ-Team um die Architektin<br />
Marie-Claude Bétrix (Bétrix<br />
& Consolascio Architekten,<br />
Zürich) erarbeitet, das an der<br />
expo.02 in Murten die «Werft»<br />
entworfen hat.<br />
An der letzten Swissbau<br />
vor zwei Jahren hatten sich<br />
rund 1300 Aussteller beteiligt;<br />
die Besucherzahl lag bei über<br />
115 000 Eintritten. Ähnliche<br />
Zahlen erwarten die Messeorganisatoren<br />
auch diesmal. (sta)<br />
www.pronaturstein.ch<br />
www.swissbau.ch<br />
Skulptur und Kur<br />
Der Steinmetzverband Nordwestschweiz<br />
fördert die<br />
Aus- und Weiterbildung, ist<br />
an historischen Bauwerken<br />
tätig und organisiert regelmässig<br />
Kunstausstellungen<br />
im öffentlichen Raum. Seit<br />
dem 21. September dieses<br />
Jahres ist er Organisator<br />
einer Kunstausstellung im<br />
und um das Kurhotel Bad<br />
Ramsach, oberhalb von<br />
Läufelfingen BL. 22 der teilnehmenden<br />
Kü nstlerinnen<br />
und Kü nstler sind Mitglieder<br />
des Verbandes, weitere<br />
14 sind eingeladene Kunstschaffende<br />
aus der Region.<br />
Auf dem Gelände des Kurhotels,<br />
in Wiese und Wald,<br />
finden sich Werke, die sich<br />
mit den Themen Skulptur<br />
und Kur auseinandersetzen.<br />
Die Ausstellung dauert<br />
noch bis am 21. Juni<br />
www.skulpturkur.ch<br />
Aus eins mach zwei: Neues Natursteinunternehmen im Laufental<br />
Kunden, Branchenkollegen<br />
und weitere Gäste – unter ihnen<br />
der Präsident des NVS, Naturstein-Verband<br />
Schweiz, Titus<br />
Toscano – liessen sich kürzlich<br />
in Zwingen BL über die Tätigkeit<br />
der neu gegründeten Firma<br />
staudtcarrera ag – so die<br />
offizielle Schreibweise – orientierten.<br />
Das Unternehmen<br />
ist aus dem Standbein «Bau»<br />
der Staudt AG entstanden. Mit<br />
Ein Beispiel aus dem Angebot an exklusiven Steinanwendungen<br />
im Segment Bad. (Fotos: zvg.)<br />
der Neugründung möchten die<br />
beiden Inhaber Robert Staudt<br />
und Fabian Carrera das Angebotssegment<br />
im Baubereich<br />
verstärken. Vorgesehen ist eine<br />
gezielte Konzentration auf<br />
Natursteinprodukte für Boden-<br />
und Wandbeläge, Fassaden,<br />
Aussenanwendungen und<br />
Schwimmbäder.<br />
Laut Robert Staudt soll<br />
mit der staudtcarrera ag der<br />
Grundstein für ein eigentliches<br />
regionales Naturstein-Kompetenzzentrum<br />
gelegt werden.<br />
Grundsätzlich werden Steine<br />
aus aller Welt angeboten. Sowohl<br />
Staudt als auch Mitinhaber<br />
Fabian Carrera sehen aber<br />
viel Potential für den vermehrten<br />
Einsatz von Schweizer Natursteinen.<br />
Für ihre Produktion<br />
kann die staudtcarrera ag den<br />
Maschinenpark der Staudt AG<br />
Robert Staudt (rechts) stellt den Geschäftsführer und<br />
Mitinhaber der staducarrera ag, Fabian Carrera, vor.<br />
mitbenutzen und so auf spezielle<br />
Kundenwünsche eingehen.<br />
Mit dem neuen Slogan<br />
«the living material» soll das<br />
Engagement zum natürlichen<br />
Baustoff Naturstein unterstrichen<br />
werden. Ein breites,<br />
reichhaltiges Angebot an Graniten,<br />
Gneisen und Quarziten<br />
findet sich im Lager der Staudt<br />
AG übersichtlich ausgestellt.<br />
Die staudtcarrera ag beschäftigt<br />
zurzeit drei Versetzer-<br />
Teams mit je zwei ausgebildeten<br />
Naturstein-Versetzern.<br />
Der Geschäftsführer und eine<br />
Kauffrau vervollständigen das<br />
Team. Nach der Abspaltung des<br />
Bereiches Bau konzentriert sich<br />
die Staudt AG jetzt auf den Bereich<br />
hochwertiger Küchenabdeckungen<br />
aus Naturstein und<br />
alternativen Materialien. Der<br />
Sitz beider Unternehmen befindet<br />
sich an der Baselstrasse<br />
24 in Zwingen. (pd/sta)<br />
www.staudtcarrera.ch<br />
www.staudt.ch<br />
6/2013 27
ECHO<br />
Glasstern-Streit bewegt auch Steinfachleute<br />
Weil sie im Friedhofreglement<br />
nicht erlaubt sind, musste kürzlich<br />
in Aarburg ein Bildhauer<br />
drei in ein Grabmal eingefügte<br />
Glassterne wieder entfernen<br />
und durch solche aus Stein ersetzen.<br />
In der Bevölkerung, im<br />
Internet und in der Regionalpresse<br />
stiess dieser Entscheid<br />
des Aarburger Gemeinderats<br />
auf heftige Kritik. Auf unseren<br />
Bericht «Streit um Glassterne»<br />
(«Kunst+Stein» 6/2013) sind uns<br />
drei Zuschriften zugegangen.<br />
Im Gegensatz zur Reaktion in<br />
der Öffentlichkeit stösst darin<br />
vor allem das Vorgehen des beteiligten<br />
Bildhauers auf wenig<br />
Verständnis.<br />
«Vorwürfe ungerechtfertigt»<br />
Ein Grabmal, welches durch<br />
Form, Charakter und Symbolkraft<br />
den Hinterbliebenen<br />
Trost spenden sollte, wird<br />
durch das Nichterteilen der<br />
Bewilligung durch die zuständige<br />
Amtsstelle zu einer<br />
zusätzlichen Belastung. Auch<br />
ich konnte im ersten Moment<br />
kein Verständnis für dieses<br />
Vorgehen aufbringen. Zusammen<br />
mit den Hinterbliebenen<br />
wurde durch den Bildhauer ein<br />
Grabmal entworfen und es ist<br />
ärgerlich, dieses dann nicht so<br />
umsetzen zu können, wie es<br />
geplant war. Die meisten Friedhofreglemente<br />
sind meiner<br />
Meinung nach nicht mehr zeitgemäss<br />
und müssten dringend<br />
überarbeitet werden. Gerade<br />
der Werkstoff Glas ist in vielen<br />
Reglementen nicht gestattet.<br />
Eine Regelung die ich nicht<br />
verstehen kann, handelt es<br />
sich bei Glas doch um einen<br />
sehr edlen Werkstoff. Nichts<br />
desto trotz haben Friedhöfe<br />
Reglemente. Und auch wenn<br />
diese veraltet sein sollten,<br />
gehört es zu den Aufgaben<br />
eines Bildhauers, diese Vorgaben<br />
beim Entwerfen eines<br />
Grabmals zu berücksichtigen.<br />
Das kann manchmal vielleicht<br />
eine Herausforderung<br />
darstellen, aber es ist machbar.<br />
Viele Gemeinden erteilen auch<br />
Sonderbewilligungen, sofern<br />
besondere künstlerische,<br />
ästhetische, ethische oder re-<br />
ligiöse Gründe dies rechtfertigen.<br />
Beim Grabmal mit den<br />
Glassternen wurde diese aber<br />
auch nicht erteilt. Trotzdem<br />
wurde mit den Arbeiten am<br />
Grabmal begonnen, und es<br />
wurde fertiggestellt. Trotz dem<br />
Wissen, dass dieses Grabmal<br />
nicht reglementskonform sein<br />
wird, und es so nicht versetzt<br />
werden kann. Dieses Vorgehen<br />
des Bildhauers war aus meiner<br />
Sicht falsch. Spätestens bei der<br />
Ablehnung seines Antrags auf<br />
eine Sonderbewilligung hätte<br />
er den Entwurf überarbeiten<br />
müssen. Das hätte allen<br />
Parteien viel Leid erspart. Die<br />
Vorwürfe gegen die Gemeinde<br />
sind ungerechtfertigt. Diese<br />
hat lediglich ihr Reglement<br />
umgesetzt.<br />
N.N. (Name und Adresse der<br />
Redaktion bekannt)<br />
«Reglement anpassen»<br />
Grundsätzlich ist es einleuchtend,<br />
dass Reglemente beachtet<br />
werden müssen. Wenn<br />
sie aber so ausgestaltet sind,<br />
dass mit gesundem Menschenverstand<br />
keine vernünftigen<br />
Lösungen zu erreichen sind,<br />
dann wäre es an der Zeit, sie<br />
anzupassen. Der Friedhof ist<br />
für Angehörige eine Möglichkeit,<br />
sich den Verstorbenen<br />
nahe zu fühlen und eine<br />
Verbundenheit aufrecht zu<br />
erhalten. Entsprechend wäre<br />
es doch schön, wenn Grabmale<br />
so gestaltet werden könnten,<br />
dass sie einen Hinweis auf das<br />
Leben, die Vorlieben des Verstorbenen<br />
geben. Auch wenn<br />
im Tod alle Menschen gleich<br />
sind, heisst das doch nicht, dass<br />
auch die letzte Ruhestätte für<br />
alle gleich sein muss.<br />
Gabriela Iseli-Arlati, Olten<br />
«Falsch beraten»<br />
Der Gemeinderat von Aarburg<br />
ist nicht engstirnig in seinen<br />
Beschlüssen, sondern nur etwas<br />
verschlafen was die Überarbeitung<br />
der Friedhofsreglemente<br />
betrifft. Es gibt keinen<br />
Grund, warum Stein nicht mit<br />
Glas kombiniert werden darf,<br />
diese Materialkombination<br />
ist gängig und man findet<br />
sie auch häufig in anderen<br />
Gestaltungsbereichen wie<br />
zum Beispiel in der modernen<br />
Architektur. Der Bildhauer hier<br />
hat es aber eindeutig verpasst,<br />
auf konstruktive Art auf eine<br />
längst fällige Anpassung im<br />
Reglement hinzuweisen. Die<br />
Friedhofgestaltung und auch<br />
ihre Reglemente müssen sich<br />
mit der Gesellschaft wandeln.<br />
Wir Bildhauer stehen hier in<br />
der Pflicht, die zuständigen Behörden<br />
darüber zu informieren<br />
und eine beratende Funktion<br />
einzunehmen. Dass das Friedhofreglement<br />
von Aarburg<br />
nicht dem Zeitgeist entspricht,<br />
entschuldigt aber noch lange<br />
nicht die falsche Vorgehensweise<br />
des beteiligten<br />
Bildhauers. Dem Bericht nach<br />
wurde das Grabmal fertiggestellt<br />
bevor die Bewilligung<br />
bei der zuständigen Behörde<br />
dafür eingeholt wurde. Als<br />
Fachmann hat er das geltende<br />
Friedhofreglement ignoriert<br />
«Dieses<br />
Verhalten entspricht<br />
nicht dem<br />
Berufskodex der<br />
Steinbildhauer.»<br />
Lilian H. Zürcher<br />
und seine Kundin falsch<br />
beraten. Er ist ihr gegenüber<br />
verpflichtet, das Reglement<br />
zu studieren, sie richtig zu<br />
beraten und entsprechende<br />
Lösungen anzubieten. Er hätte<br />
von Beginn weg eine andere<br />
Lösung anstelle der Glassterne<br />
anbieten müssen, die er jetzt<br />
im Material Alabaster erst<br />
auf Druck hin auch gefunden<br />
hat. Auf diesem Weg bei der<br />
Gemeinde eine Überarbeitung<br />
des Reglements zu thematisieren,<br />
finde ich schlecht, denn es<br />
kommt einer Ausnutzung der<br />
Kundin gleich. Ihre Trauer und<br />
Erinnerung an die verstorbene<br />
Person wird von dieser ganzen<br />
Geschichte nachträglich überschattet.<br />
Diese Verhaltensweise<br />
entspricht aus meiner Sicht<br />
nicht dem Berufskodex der<br />
Steinbildhauer.<br />
Lilian H. Zürcher,<br />
Steinbildhauerin, Schüpbach<br />
28<br />
6/2013
LITERATUR<br />
Von Erde zu Erde<br />
Aufmerksame Leserinnen und<br />
Leser erinnern sich: Im Sommer<br />
2011 schufen die Bildhauer<br />
Hansjörg Hemmi (Bischofszell),<br />
Horst Bohnet (Buchs ZH),<br />
David Pepe (Zürich) und Cla<br />
Coray (Oberrieden ZH) auf einem<br />
Wegkreuz des Friedhofs<br />
Amriswil ein beeindruckendes<br />
Kunstwerk aus Eisblöcken und<br />
Kieselsteinen (Fotoreportage<br />
in «Kunst+Stein», 4/2011). Das<br />
Werk mit der Bezeichnung «Zyklus»,<br />
entstand damals im Rahmen<br />
einer vom Verein Hospizdienst<br />
Thurgau organisierten<br />
Fotoausstellung mit dem Titel<br />
«LebenskunSterben». Das Eis<br />
Das Handbuch für den Steinmetz<br />
Das Standardwerk «Der Steinmetz<br />
– das Handbuch für Ausbildung<br />
und Betrieb» ist soeben<br />
in neuer Überarbeitung<br />
erschienen. Abgedeckt werden<br />
alle Bereiche des Handwerks.<br />
schmolz mit den Tagen – ein<br />
beinahe unbeachteter Prozess,<br />
an dessen Ende die Kieselsteine<br />
wieder an den Ort zurückkehrten,<br />
woher sie genommen<br />
wurden. Im kürzlich erschienenen<br />
Büchlein «Von Erde zu<br />
Erde», spürt Karin Kaspers-<br />
Elekes, Pfarrerin von Horn TG,<br />
in Gedichten der Intention des<br />
Kunstwerks als einem Symbol<br />
des vergänglichen Lebens nach.<br />
Sie findet dazu Worte, in denen<br />
die spirituelle Dimension des<br />
Werdens und Vergehens bleibenden<br />
Ausdruck findet und<br />
die wiederum einladen, ihnen<br />
nachzuempfinden. (sta)<br />
Karin Kaspers-Elekes, Von Erde<br />
zu Erde. Gedichte zum<br />
Prozesskunstwerk Zyklus. Fotos<br />
von Hansjörg Hemmi und<br />
Walter Stucki, Nachwort von<br />
Margrit Walt, Präsidentin des<br />
Vereins Hospizdienst Thurgau.<br />
Broschiert, 21 x 14 cm, 62 Seiten.<br />
Herausgeberin und Bezug:<br />
Evangelischer Kirchenrat des<br />
Kantons Thurgau, 8500 Frauenfeld;<br />
kanzlei@evang-tg.ch.<br />
Preis 20 Fr. zuzüglich Porto. 10<br />
Franken davon gehen an den<br />
Verein Hospizdienst des Kantons<br />
Thurgau.<br />
Erweitert wurde das Buch um<br />
die Themen «Naturstein fachgerecht<br />
verlegen und versetzen»<br />
und «Naturstein reinigen,<br />
pflegen und schützen.»<br />
Ein Schwerpunkt liegt auf der<br />
zeitgemässen Be- und Verarbeitung<br />
von Naturstein.<br />
Das Werk ist das offizielle<br />
Lehrbuch des Bundes Deutscher<br />
Steinmetzen (BIV) und enthält<br />
viele Fachbeiträge namhafter<br />
Experten. (sta)<br />
«Der Steinmetz», herausgegeben<br />
von Richard Watzke. 608<br />
Seiten, ca. 200 Abbildungen, 21<br />
x 29,7 cm, gebunden. Preis in<br />
der Schweiz: 213.90 Franken;<br />
in Deutschland: 159 €, in Österreich<br />
163.50 €. Callwey Verlag,<br />
München.<br />
ISBN: 978-3-7667-2028-3.<br />
Tagesseminare im 2014!<br />
Wie können kleine Schäden wie stehendes Wasser auf Terrassen- und Balkon,<br />
defekte Fugen zwischen den Fliessen, feuchte Sockel behoben werden?<br />
Mauertrockenlegung, Behandlung von<br />
Sanierungsmethoden bei Schäden an der<br />
Feuchte und Schimmel<br />
Bausubstanz<br />
Terrassensanierung<br />
Dauer: von 10.00 bis ca. 17.00 Uhr Dauer: von 14.00 bis ca. 17.00 Uhr<br />
Dienstag, 4. Februar 2014 Mittwoch, 5. Februar 2014<br />
Dienstag, 11. Februar 2014 Mittwoch, 12. Februar 2014<br />
Dienstag, 25. Februar 2014 Mittwoch, 26. Februar 2014<br />
Gerne erwarten wir Ihre Anmeldung unter postmaster@blsystem.ch<br />
oder per Fax auf die Nummer +41 (0) 62 923 83 81.<br />
oder www.blsystem.ch<br />
Administration:<br />
Werk:<br />
Neuweilerstrasse 68 Dennliweg 39<br />
CH 4054 Basel<br />
CH 4900 Langenthal<br />
Tel. 0041 61 / 367 97 70 Tel. 0041 62 / 923 83 83<br />
Fax 0041 61 / 367 97 71 Fax 0041 62 / 923 83 81<br />
Steinmetz/Bildhauer Meister<br />
mit umfangreicher Erfahrung<br />
im exklusiven Küchenbau / Bad,<br />
Gartenbau / Brunnen, Grabsteine und<br />
Bildhauerei / Bau, Sandsteinrestauration /<br />
Trass sucht neue Herausforderung auch<br />
im Ausland.<br />
http://www.formkreis.ch<br />
Kontakt: formkreis@bluewin.ch<br />
Martin Hess<br />
Natursteine GmbH<br />
www.hessnatursteine.ch<br />
info@hessnatursteine.ch<br />
Tel: 0041 61 943 10 25<br />
Fax: 0041 61 943 10 27<br />
Frankreich<br />
Spanien<br />
Deutschland<br />
Kroatien<br />
Belgien<br />
Portugal<br />
Italien<br />
Bosnien<br />
Natursteinhandel und Fachberatung<br />
seit 1998<br />
6/2013 29
AGENDA<br />
Ausstellungen<br />
SkulpturKur<br />
Skulpturen von 36 Künstlern und Kunsthandwerker, darunter<br />
22 Mitgliedern des Steinmetzverbandes Nordwestschweiz.<br />
Kurhotel Bad Ramsach, Läufelfingen BL<br />
Bis 21. Juni 2014<br />
www.skulpturkur.ch<br />
Fachmessen<br />
Carrara Marmotec 2014<br />
32. Internationale Fachmesse für Marmor, Technologien, Design<br />
Messegelände Carrara<br />
21. bis 24. Mai 2014<br />
www.carraramarmotec.com<br />
Swissbau 2014<br />
Fachmesse für die Bereiche Planung, Investment, Immobilienwirtschaft,<br />
Baugewerbe, Handel, Bildung und Forschung sowie<br />
private Bauinteressierte<br />
Messezentrum Basel<br />
21. bis 25. Januar 2014<br />
www.swissbau.ch<br />
Giardina<br />
Leben im Garten<br />
Messe Zürich<br />
12. bis 16. März 2014<br />
www.giardina.ch<br />
trost und gedenken<br />
Fachmesse für den Erhalt der Friedhofskultur<br />
27. bis 29. November 2014<br />
Messe und Congress Centrum Münster, Deutschland<br />
www.trost-und-gedenken.de<br />
Seminare<br />
Rorschacher [Stein]Fachgespräch<br />
Schloss Wartegg, Rorschach<br />
3. bis 4. Juli 2014<br />
www.rorschacher-stein-fachgespraech.ch<br />
Melden Sie Ihre Veranstaltungen rechtzeitig an<br />
robert.stadler@vtxmail.ch; Redaktionsschluss für die<br />
nächste Ausgabe ist der 10. Januar 2014.<br />
Urs Bridevaux AG<br />
Steinrestaurierungen | Steinergänzungsmörtel<br />
Stauffacherstrasse 130g | 3014 Bern | Schweiz<br />
T +41 31 333 61 31 | F +41 31 333 61 32<br />
www.bridevaux.ch | info@bridevaux.ch<br />
Mineralischer Steinergänzungsmörtel für<br />
Weichsandstein, Hartsandstein<br />
und Kalkstein<br />
139 verschiedene Farben<br />
Web-Shop www.bridevaux.ch<br />
Gesucht<br />
Steinmetz/<br />
Steinbildhauer<br />
Per 1. Februar 2014 Raum Basel<br />
für Natursteinarbeiten jeder Art sowie<br />
Ausführung von kunsthandwerklichen<br />
Grabmalen<br />
Wir freuen uns auf Ihre schriftliche Bewerbung unter<br />
Chiffre 11896, inMedia Services AG,<br />
Postfach 6723, 3001 Bern<br />
VORSCHAU<br />
Die nächste Ausgabe von «Kunst+Stein»<br />
erscheint am 30. 01. 2014 und ist dem<br />
Thema «Sakrale Räume» gewidmet.<br />
Insertionsschluss: 10. Januar 2014<br />
Redaktionsschluss: 10. Januar 2014<br />
30<br />
6/2013
Kompromisslos auf Qualität und Langlebigkeit ausgelegt.<br />
Unsere Produkte beweisen sich überall dort, wo es<br />
auf Produktivität und Verlässlichkeit ankommt.<br />
• Brückensägen<br />
• Flächenschleif- und Polierautomaten<br />
• Gelenkarmschleifmaschinen<br />
• Blockkreis- und Blockseilsägen<br />
• Profilseilsägen<br />
• Kantenschleifautomaten<br />
• CNC-Bearbeitungszentren<br />
• Sondermaschinenbau<br />
Sprechen Sie uns an, wir beraten Sie gerne.<br />
KUSTER<br />
J. & A. Kuster Steinbrüche AG Bäch<br />
8807 Freienbach, Telefon 044 787 70 70, Fax 044 787 70 71<br />
Steinbruch Guntliweid, Nuolen, Telefon 055 440 24 13<br />
Steinbruch Lehholz, Bollingen, Telefon 055 212 62 70<br />
www.kuster.biz, E-Mail info@kuster.biz<br />
Fickert + Winterling<br />
Maschinenbau GmbH<br />
Wölsauer Straße 20 D-95615 Marktredwitz<br />
Tel: +49-9231-502-0 Fax:+49-9231-502-52<br />
Email: info@fickertwinterling.de<br />
Weitere Informationen: www.fickertwinterling.de<br />
Wir suchen für unseren Steinhauerbetrieb:<br />
Verkaufsberater/in ca. 70%<br />
Für Verkauf/Beratung von Natursteinen<br />
– Fundierte Kenntnisse erforderlich<br />
– Gute Deutschkenntnisse in Wort und Schrift<br />
Französisch- und Englischkenntnisse<br />
von Vorteil<br />
– Führerausweis PW, (evtl. Staplerausweis)<br />
Ihre schriftliche Bewerbung bitte senden an:<br />
Christian Messerli AG, Steinhauergeschäft,<br />
Tempelstrasse 4, 3608 Thun<br />
Die Patronatsträger des Gedenktages<br />
der Schutzheiligen der Steinmetze 2013 in Freiburg<br />
Verkauf und Betrieb:<br />
Baselstrasse/Delsbergstrasse<br />
4253 Liesberg<br />
Telefon 061/771 05 52<br />
Telefax 061/771 03 76<br />
E-Mail info@gtho.ch<br />
www.steinwelt.ch<br />
6/2013 31
Rolf Düggelin AG<br />
Vermittlung Mediation<br />
Kommunikation Unternehmensberatung<br />
Konflikte sind alltäglich, teuer und nervenaufreibend<br />
In Familie / Partnerschaft / Verwandtschaft /<br />
Mit älteren Menschen und ihren Familien<br />
In der Schule / Nachbarschaft<br />
In KMU und Gewerbebetrieben / Am Arbeitsplatz<br />
Beim Planen und Bauen<br />
Unsere Mithilfe und Vermittlung zur Lösung und<br />
Vermeidung von Konflikten sind nicht alltäglich<br />
Vermittlung und Mediation bei vorhandenen Konflikten<br />
In aussichtslos erscheinenden und hochstrittigen Fällen<br />
Präventives Vermeiden und Nutzen von Konflikten<br />
Konfliktmanagement-Systeme und Systemdesign<br />
für KMU<br />
25 Jahre Rolf Düggelin AG<br />
Baden / Scherz / Villigen<br />
056 200 14 50 www.dueggelin.ch<br />
www.aigt.ch<br />
«SCHWEIZER<br />
NATURSTEINE AUS<br />
DEM TESSIN»