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Magazin 196210

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ZIVILER BEVOLKERUNGSSCHUTZ<br />

Wahrend dir Fad .... hr.an'. fO, Rettung. dl, In dln Sdtulen d,s Bund .. luftschutnlrband •• ab •• halten<br />

wIrdin, I.rnen dl, Teilnehmer audl dl, tacht.r.ctltl AusfÜhrung won Mauer- und Dldl:endurchbrOdten.<br />

• Wirtschaft und Zivilverteidigung<br />

• Meßgeräte für den Strahlenschutz<br />

• Mit Motorsäge und Bohrhammer<br />

• Ohne Schutzraum geht es nicht<br />

Herausgegeben Im Auftrag des<br />

Bundesministeriums des Innern<br />

vom Bundesluftschutzverband<br />

Nr. 10. Okt. 1962 • 7. Jahrgang<br />

Preis des EInzeiheftes DM 1, 50


Scheibe einschlagen -<br />

Knopf drücken<br />

Nicht immer ist ein Großbrand zu bekämpfen, wenn der<br />

Feuermelder ruft. Über 70 Prozent all er Ein sätze si nd<br />

viel undramatischer: Bekämpfung klei ner Brände,<br />

schnelle Hilfe bei ganz alltäglichen Nöten und Pannen.<br />

Natürlich kann die Feuerwehr auf ihre großen<br />

Löschfahrzeuge nicht verzichten.<br />

Darüber hinaus braucht sie aber flinke, wendige,<br />

leistungsfähige Einsatzwagen, mit denen sie schnell<br />

und tatkräftig helfen kann.<br />

Mit einem W ort: sie braucht das VW-Feuerlöschfahrzeug<br />

TSF (T)!<br />

Die Konstruktion des VW-Transporters ist wie geschaffen<br />

für die feuerwehrtechnische Grundausrüstung nach DIN 14530.<br />

Die hohe Bodenfreiheit, die Einzel radaufhängung, die Torsionsstabfederung,<br />

der starke, langlebige luftgekü hlte VW- Motor<br />

(auch für die Tragkraftspritzen TS 8/8), die Startautomatik<br />

sind die Vorzüge dieses Einsatzwagens. Tragbare Feuerl öschgeräte,<br />

ausgerüstet mit dem universellen VW-Industrie-Motor.<br />

sind jederzeit einsatzbereit für schnellen und wirksamen<br />

Brand- und Katastrophenschutz. Der VW-Industrie-Motor<br />

ist wie der Volkswagen-Motor wirtschaftlich, anspruchslos<br />

und bequem in Wartung und Pflege.<br />

All es in allem : das VW-Feuerlöschfahrzeug ist ein Wagen<br />

nach Maß; goldrichtig für die Feuerwehr.


•<br />

10<br />

'96~<br />

Acht namhafte evangelische Persönlichkeiten verfaßten vor einiger<br />

Zeit eine Denkschrift, in der sie sich auch mit Fragen des zivilen<br />

Bevölkerungsschutzes beschäftigten. Diesen Teil der Denkschrift<br />

- sie ist unter dem Namen "Tübinger Memorandum" bekannt<br />

geworden - erläuterte einer der Unterzeichner, der weltbekannte<br />

Physiker und Philosoph Professor Dr. Carl Friedrich Frhr.<br />

von Weizsöcker, in einem ganzseitigen Beitrag für die Zeitschrift<br />

DIE ZEIT. Wenn diese Ausführungen auch nicht in allen Punkten<br />

mit den Ansichten, die vom BLSV vertreten werden, übereinstimmen,<br />

so halten wir sie doch für so beachtenswert und so wichtig,<br />

daß wir sie - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und<br />

der ZEIT-Redaktion - der Fachwelt zur Diskussion stellen möchten.<br />

INHALT<br />

Prof. Dr. Carl Friedrich von Weizsöcker<br />

zum zivilen Bevölkerungsschutz: Hat jeder<br />

eine Chance? .......................... .<br />

Wirtschaft und Zivilverteidigung. "Es gibt<br />

nur die Sicherheit, die man sich selbst<br />

schafft" • Der Bundesminister des Innern vOr<br />

dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />

Objektive Norweger • Ein Erfahrungsaustausch<br />

mit dem Informationschef der norwegischen<br />

Zivilverteidigung ............ .<br />

Im Deutsdaen Fernsehen: "überleben im<br />

Atomkrieg?" .......................... .<br />

Meßgeräte für den individuellen Strahlenschutz<br />

................................ .<br />

Mit Motorsäge und Bohrhammer • 130<br />

LSHD-Helfer übten wirklichkeitsnah ....<br />

Stadt im Stahlgewitter (4. Teil) ......... .<br />

Ohne Schu tzraum geht es nicht. Delegation<br />

der Eidgenossen zu Gast beim BLSV .....<br />

Landesstellen des BLSV berichten ...... .<br />

ZB im Bild ...........................•.<br />

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111<br />

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IIII<br />

Herausgeber: Bundesluftschutzverband, Köln<br />

Chefredakteur: Frted. Walter Dinger, Redakteure: Heinrich<br />

Deurer, Helmut Freu tel, alle in Köln, Merlostraße 10-14,<br />

Tel. 701 31. Druck, Verlag und Anzel.genverwaltung: Münchner<br />

Buchgewerbehaus GmbH, München 13, Schelllngstraße 39-41,<br />

Tel. 22 13 61. Für den AnzeigenteU verantwortlich: O. Lederer.<br />

Z. Z. gUt Anzeigenpre1sllste 310. Manuskripte und BUder nur<br />

an die Redaktlon. Bel Einsendungen Rückporto beifügen. Für<br />

unverlangte Beiträge keine GewAhr. - Photomechantsdle Ver~<br />

vlelfältiglmgen für den innerbetrieblichen Gebrauch nach Maßgabe<br />

dee Rahmenabkommens ~w1sd:len dem Börsenverein des<br />

Deutschen Buchhandels und dem Bundesverband der Deutschen<br />

Industrie gestattet. Als Gebühr 1st für jedes Blatt eine Wertmarke<br />

von DM -.10 zu verwenden. - Diese Zeitschrift ersdJ.eint<br />

monatlich. Einzelpreis je Heft DM 1.50 zuzügliCh Porto<br />

(osterrei.ch: ÖS 10.-, Schweiz: Fr. 1.80, Italien: L 250).<br />

I Abonnement: vierteljährlich DM 4.50 zuzüglich DM 0.09<br />

.... V~ Zustellgebühr. Bestellungen bei jedem Postamt oder<br />

- beim Verlag.<br />

~<br />

Bekanntmachung gemäß I 8, ZiIl.3 des Gesetzes über die Presse<br />

vom 3. Oktober lN9: Inhaber- und Beteiugungsverh.llltnisse der<br />

MOnchner Buchgewerbehaus GmbH: Otto Georg Königer, Verleger,<br />

München, 5Off" Else Peltz, Kaufmannsgattin, München,<br />

8,375'/" El1sabeth Metzler, Ehefrau, St. QuirIn, 9,375'/" Charlotte<br />

Cloppenburg, Kaufmannsgattin, Ennepetal-Milspe, 6,25'f" ehrtatine<br />

Müller, München, 6,25'/" Helmut Müller, PHot, München,<br />

6,25'/" Oskar Müller, PrOkurist, München, 6,25'/" Adol! Millier,<br />

Ingenieur, München, 6.25'/,.<br />

earl Friedrich von Weizsäcker<br />

zum zivilen Bevölkerungsschutz:<br />

Hat jeder 9<br />

eine Chance<br />

Erläuterungen zum Tübinger<br />

Memorandum der Acht<br />

Wenn ein Volk den dreißigjährigen Krieg von 1914 bis 1945<br />

hinter sich hat, so sind nachher 15 Jahre Schlaf der öffentlichen<br />

Meinung vielleicht verzeihlich. Es könnte ein Heilschlaf<br />

gewesen sein, zumal wenn in diese Zeit die bewundernswerte<br />

Leistung des wirtschaftlichen Wiederaufbaus fällt. Wer aber<br />

heute in der Welt herumkommt, der weiß, wie provinziell die<br />

Denkweise in der Bundesrepublik durch diesen Schlaf geblieben<br />

ist. Wenn aber das überleben von der Wachheit abhängt,<br />

wäre es dann nicht ratsam, aufzuwachen? Wenn man<br />

so denkt und wenn man meint, zur Wachheit gehöre es, daß<br />

unsere Politiker ohne Angst vor Wahlverlusten wagen dürfen,<br />

das Notwendige zu sagen und zu tun - nun, dann nimmt<br />

man es sich unter Umständen heraus, ein Memorandum für<br />

Bundestagsabgeordnete zu schreiben.<br />

Unser "Memorandum der Acht" empfiehlt als dritten von<br />

fünf Punkten richtig begrenzte, aber energische Maßnahmen<br />

zum Bevölkerungsschutz.<br />

Diese Empfehlung hat in den Erwiderungen nirgends Kritik<br />

und vielfach Zustimmung gefunden. Die SPD hat die Unterzeichner<br />

sogar mit Recht darauf hingewiesen, daß sie selbst<br />

solche Maßnahmen seit Jahren gefordert habe. Trotz dieser<br />

scheinbaren übereinstimmung der Ansichten scheint es mir<br />

richtig, gerade dieses Thema als erstes ausführlicher zu erörtern.<br />

Vielleicht hat man uns nur deshalb so mühelos zugestimmt,<br />

weil wir uns zu knapp und insofern undeutlich ausgedrückt<br />

haben. Der Bevölkerungsschutz beginnt gerade jetzt<br />

"in Mode zu kommen". Wir laufen aber Gefahr, bei seiner<br />

Durchführung in schlimmerer Weise den Fehler zu wiederholen,<br />

der bisher an seiner Vernachlässigung schuld war. Ich<br />

werde daher den Hauptteil dieses Aufsatzes einer vorläufigen<br />

Analyse dessen widmen, was im Bevölkerungsschutz möglieh<br />

und nötig ist, also einer Erläuterung der Worte des Memorandums:<br />

"richtig begrenzt". Am Ende folgen dann einige<br />

praktische Vorschläge für den jetzigen Augenblick.


Das Für und Wider<br />

Für den Bevölkerungsschutz und gegen<br />

ihn lassen sich jeweils zwei versdliedene<br />

Gründe anführen.<br />

Pro: Man kann für den Bevölkerungsschutz<br />

eintreten,<br />

1. weil man es a ls ein schlichtes Gebot<br />

der MenSchlichkeit ansieht, Menschen<br />

vor drohenden Gefahren zu schülzen,<br />

2. weil man das militärische Potential<br />

des eigenen Landes steigern will.<br />

Contra: Man kann gegen den Bevölkerungsschutz<br />

eintreten,<br />

1. weil man ihn für nutzlos oder undurchführbar<br />

hält,<br />

2. weil man schädliche Wirkungen von<br />

ihm erwartet.<br />

Das Memorandum hat grundsätzlich für<br />

den Bevölkerungsschutz gesprochen. Es<br />

hat sich dabei nur auf den ersten Grund,<br />

das Gebot der Menschlichkeit, berufen.<br />

Durch diese Argumentation wollte es<br />

ihn aus jeder möglichen rüstungspolitisehen<br />

Kontroverse herausheben. Im<br />

heutigen Aufsatz muß ich aber auch auf<br />

den militärischen Wert von Schutzmaßnahmen<br />

kurz eingehen.<br />

Die Argumente gegen den Bevölkerungsschutz<br />

hat das Memorandum jedodl<br />

berücksichtigt durch die Worte<br />

"richtig begrenzt" und durch die Hervorhebung<br />

bestimmter Arten von<br />

Schutzmaßnahmen. Es nennt Vorbereitung<br />

der Bevölkerung aut den Ernstfall,<br />

und es schweigt vom Bunkerbau.<br />

Heute, ein halbes Jahr nach der Abtassung<br />

des Memorandums, finde ich, dDß<br />

wir damals zu vorsichtig und daher zu<br />

undeutlich formuliert haben. Diese Unklarheit<br />

versuclte ich heute zu beheben.<br />

Die bei den möglichen Gründe gegen gewisse<br />

Schutzmaßnahmen hängen ja miteinander<br />

zusammen. Nutzlose Maßnahmen<br />

sind nicht nur nutzlos, sondern positiv<br />

schädlich, vor alIem, da sie die Illusionen<br />

(den "Schlaf") nicht zerstreuen,<br />

sondern befestigen.<br />

Gibt es eine Kriegsgefahr, gegen die wir<br />

uns schützen können?<br />

Der sicherste Schutz gegen Kriegsgefahren<br />

ist die Vermeidung des Krieges. Ich<br />

diskutiere hier nicht mit den Leuten, die<br />

meinen, die allgemein bekannte selbstmörderische<br />

Wirkung der heutigen<br />

Waffen genüge, um den Ausbrudl eines<br />

Kriegs zu verhindern. Wenn diese T .eute<br />

recht hätten, wäre natürlidl jede BevÖlkerungsschut7maßnahme<br />

überflüssig.<br />

Idl bin ohne Zweifel im Einklang<br />

mit den führenden Staatsmännern der<br />

wC'sUichen und der östlichen Welt, wenn<br />

ich dieses Maß an Zuversicht für falsch<br />

halte. Der Krieg ist heute weniger wahrscheinlich<br />

als vor der Erfindung der<br />

WasserstofTbombe, aber er ist nicht 1mmöglich.<br />

Ihn ausdrücklich oder stillschweigend<br />

für unmöglich zu halten, ist<br />

ein Teil des begreiflichen Verdrängungsvorganges,<br />

den ich soeben als Schlaf bezeichnet<br />

habe.<br />

Ernster zu nehmen ist eine andere Ansieht.<br />

Nach ihr ist Vermeidung des Kric-<br />

2<br />

ges heute nicht nur der sicherste, sondern<br />

der einzige Sehutz gegen Kriegsgefahren:<br />

"Wenn es losgeht, sind wir<br />

doch alle tot." Auch wenn diese Ansidll<br />

richtig ist, sind Schutzmaßnahmen<br />

über!1üssig, weil vergeblich. Ich glaube,<br />

niemand kann heute beweisen, daß diese<br />

Ansicht (speziell für das kleine, dicht<br />

bevölkerte Gebiet der Bundesrepublik)<br />

mit Sicherheit falsch ist. Aber ich glaube<br />

auch, niemand kann beweisen, daß sie<br />

mit Sicherheit richtig ist. Erstens kann<br />

man nicht mit Sicherheit wissen, wie die<br />

vorhandenen Waffen im Ernstfall eingesetzt<br />

würden, ob ein begonnener<br />

Kampf durchgefochten oder abgebrochen<br />

würde, zweitens ändert sich die<br />

Waffentechnik heutzutage alle fünf bis<br />

zehn Jahre grundlegend.<br />

Diese Ungewißheit ist nach meiner Meinung<br />

der einZige Grund dafür, daß Bevölkerungsschutz-Vorbereitungen<br />

nicht<br />

sinnlos sind. Wir können nicht wissen,<br />

ob nicht eben eine solche Kriegshandlung<br />

stattfinden wird, in der richtige<br />

Vorbereitungen Millionen von Menschen<br />

das Leben retten und anderen<br />

schwere Leiden lindern oder ersparen<br />

könnten. Aus diesem Grund habe ich die<br />

Lethargie, die gerade in der Bundesrepublik<br />

(anders a ls in manchen unserer<br />

kleineren Nachb:lrstaaten) im lelzten<br />

Jahrzehnt in dieser Frage geherrscht<br />

hat, seit langem für gefährlich gehalten.<br />

Die Bundesregierung hat bisher gemeint,<br />

die in den zuständigen Ministerien<br />

vorbereiteten Pläne nicht mit<br />

Nachdruck durchführen zu soBen;<br />

ohne Zweifel, weil dies in der Bevölkerung<br />

die Besorgnis, es könne in unserem<br />

Lande zu einem Krieg kommen, belebt<br />

und damit Widerstand gegen die<br />

von der Regierung für notwendig gehaltene<br />

Rüstungspolitik wachgerufen hätte.<br />

Diese Phase geht heute zu Ende. Heute<br />

wird der BevölkerungssdlUtz von a llen<br />

Seiten gefordert; aber nun entstehen<br />

zwei neue Gelahren: die Gefahr der<br />

Verharmlosung und die Gelahr falscher,<br />

weil nutzloser Schutzprogramme.<br />

Die Gefahr der Verharmlosung<br />

Der erste aktive Schritt in die Breite<br />

war eine unlängst an ane Haushaltungen<br />

verteilte Postwur[sendung des Bundesamts<br />

für zivilen Bevölkerungsschutz<br />

mit dem Titel "Jeder hat eine Chance".<br />

Es liegt mir fern, die psychologischen<br />

Widerstände zu unterschätzen, mit denen<br />

gerade in Deutschland, nach den<br />

Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs,<br />

jeder Versuch rechnen muß, die Menschen<br />

von neuem an Luftschutz denken<br />

zu lassen.<br />

Ich verstehe die Schwierigkeit, in der<br />

sich die Verfasser und Verteiler dieser<br />

Schrift befanden. Trotzdem möchte ich<br />

die Hoffnung aussprechen, daß künftige<br />

Äußerungen offizieller Stellen unserer<br />

Bevölkerung die Ehre antun werden,<br />

ihrem Ul'teil mehr zuzutrauen und sie<br />

in höherem Maß mit der bitteren Wahrheit<br />

bekannt zu machen, als es hier geschehen<br />

ist. Die analoge, ebenfalls unlängst<br />

ausgegebene amerikanische<br />

DruckschrHt "Fall out Protection. What<br />

to know and do about nuclcar attack"<br />

- Schutz gegen radioaktiven Niederschlag.<br />

Was muß man wIssen, was kann<br />

man tun beim atomaren Angriff - (Department<br />

of De!ense, Office of Civil Dcfense,<br />

Washington D. C,) könnte zum<br />

Vorbild dienen, obgleich selbst diese<br />

noch von urteilsfähigen Kritikern als<br />

zu optimistisch angesehen wird.<br />

Die Schrift "Jeder hat eine Chance" enthält<br />

zwar auf ihren letzten Seiten eint·<br />

Reihe sehr vernünftiger, beherzigenswerter<br />

Hinweise für die Vorbereitung<br />

und für das Verhalten im Ernstfall. Sie<br />

beginnt jedoch mit einer Darstellung davon,<br />

wie es 1945 zwei Japanern geglückt<br />

ist, die beiden Atomangriffe auf<br />

Hiroshima und Nagasaki durch richtiges<br />

Verhalten zu überleben, und sie el'­<br />

weckt den Eindruck, dies sei d ie Art<br />

von Gefahren, die uns heute erwarten;<br />

der Leser muß den Eindruck gewinnen,<br />

jeder habe die Chance, durch richtiges<br />

Verhalten einen Atombombenangriff zu<br />

überleben. Richtiger wäre es, zu sagen:<br />

Jeder hat die Chance, der sich nicht in<br />

dem Hunderte von Qutldratkilometern<br />

großen Wirkungsbereich einer modernen<br />

Wasserstoffbombe, in dem es kaum<br />

eine Rettung gibt, befindet. Wenn er<br />

am Rande dieses Wirkungsbereichs oder<br />

in hinreichendem Abstand von einer<br />

kleineren Bombe ist, dann allerdings<br />

hat er die Chance, daß richtiges Verhalten<br />

und ridllige Vorbereitung ihn retten.<br />

Die amerika nische Schrift läßt hierüber<br />

keinen Zweifel. Sie beginnt mit einer<br />

seitenlangen Schilderung der totalen,<br />

durch keinen Bunker aufzuhaltenden<br />

Zerstörung im Bereich der unmittelbaren<br />

Bombenwirkung und beschränkt<br />

sich auf Schutzmaßnahmen für diejenigen,<br />

die die Bombe nicht unmittelbar<br />

erreicht hat, vor a llem auf Schutz gegen<br />

den nachträglich ausregnenden radioaktiven<br />

Niederschlag (fall-out).<br />

Ich möchte die verantwortlichen Instanzen<br />

in der Bundesrepublik bitten, gerade<br />

der Gefahr der Verharmlosung besondere<br />

Aufmerksamkeit zu widmen.<br />

Ich sage das nicht aus WahrheitsfanDtismus;<br />

mir ist bewußt, daß wir Menschen<br />

gewisse Wahrheiten im Durchschnitt<br />

nicht ertragen und daß der Politiker<br />

wie der Erzieher und der Arzt oft<br />

vor dem DilcmmD steht, was er sagen<br />

darf und was nicht. Im vorliegenden<br />

Fall ist zu erwägen, was durch Verharmlosung<br />

und was durch Aufrichtigkeit<br />

erreicht wird.<br />

Eine verharmlosende Unterrichtung unserer<br />

jungen Männer in der Bundeswehr<br />

und der ganzen Bevölkerung<br />

durch eine umfassende LuftschutzorgDnisation<br />

könnte dann vielleidll einen


Sinn haben, wenn wir uns in Bundeswehr<br />

und Luftschutz gar nicht wirklich.<br />

auf den Ernstfall vorbereiten, sondern<br />

beide nur zu einem großen Bluff<br />

verwenden wollen. Man kann die Drohung<br />

mit unserer Kriegsbereitschaft sicher<br />

leichter als Mittel unserer Politik<br />

einsetzen, wenn Truppe und Bevölkerung<br />

gutgläubig zum Krieg bereit sind,<br />

weil sie nicht wissen, was der Ernstfall<br />

für sie bedeuten würde. Gerade für einen<br />

dynamischen Politiker, der den<br />

selbstmörderischen Charakter des heutigen<br />

Krieges kennt und der daher den<br />

Krieg nicht will, der aber zugleich alle<br />

Politik in Kategorien von Druck und<br />

Gegendruck beurteilt, gerade für einen<br />

solchen Politiker liegt es heute nahe,<br />

Rüstung und Bevölkerungsschutz als<br />

Mittel eines Bluffs zu betreiben.<br />

Ich bin diesem Gedankengang nachgegangen,<br />

nicht um ihn zu rechtfertigen,<br />

sondern um auf ihn aufmerksam zu machen,<br />

denn er liegt vielleicht versteckt<br />

im Gemüt eines jeden von uns, und wir<br />

scheuen uns nur, uns zu ihm zu bekennen.<br />

Wenn wir ihn klar vor uns sehen,<br />

werden wir erkennen, wie gefährlich er<br />

ist. The Muff may be called, wie man<br />

auf englisch im Pokerspicl sagt. Der<br />

Gegner ist nicht töricht genug, Bluff<br />

nicht als Bluff zu erkennen. Wir werden<br />

entweder einem Gegenbluff weichen<br />

oder den Ernstfall riskieren müssen,<br />

und wehe uns, wenn wir dann als<br />

unvorbereitet erkannt werden.<br />

Ich glaube, man kann in der Zeit der<br />

Wasserstoffbombe weder eine zuverlässige<br />

Wehrmacht aufbauen noch ein gesundes<br />

Staatswesen bewahren, wenn<br />

man die Menschen über die extreme<br />

Möglichkeit der Vernichtung täuscht.<br />

Man hofft, durch solche Täuschung nervöse<br />

Kurzschlußreaktionen zu vermeiden,<br />

aber man beraubt sich der Mitarbeit,<br />

die nur wissende Menschen leisten<br />

können.<br />

Gefahr nul%loser Schul.programme<br />

Die Ungewißheit, ob es zu derartigen<br />

Kriegshandlungen kommt, gegen die<br />

kein Schutz mehr möglich ist, rechtfertigt,<br />

wie idl oben sagte, ein Schutzprogramm.<br />

Eben diese Ungewißheit muß<br />

dilher auch in jedem vernünftigen<br />

Schutzprogramm einkalkuliert sein. Ein<br />

Grund der Ungewißheit ist die ständige<br />

Weiterentwicklung der WafIentechnik.<br />

Daher wäre es sinnlos, sich im Stil der<br />

Maginotlinie für viele Jahre auf ein<br />

starres Programm festzulegen, das unsere<br />

Volkswirtschaft aufs schwerste belilsten<br />

würde und uns vielleicht am Ende<br />

verarmt und betört in einer surrealistischen<br />

Landschaft nutzloser Bunkerbauten<br />

zurückließe.<br />

In den Vereinigten Stilaten von Amerika<br />

hat ebendiese Frage im letzten<br />

Jahr einen Wirbel in der öffentlichen<br />

Meinung hervorgerufen. Wir können<br />

aus der amerikanischen Debatte viel<br />

lernen.<br />

Einer der Hiluptbefürworter eines großen<br />

Schutzprogramms ist seit Jahren<br />

Edward Teller, der bedeutende Physiker,<br />

dessen Name der Öffentlichkeit vor<br />

allem im Zusammenhang mit der Wasserstoffbombe<br />

bekanntgeworden ist.<br />

TeUer argumentiert wie folgt: Die technische<br />

Entwicklung führt dahin, daß<br />

jede der beiden großen Atommächte<br />

über dem Gebiet der anderen eine Menge<br />

atomarer Sprengkörper entzünden<br />

kann, die durch Druck, Feuersturm und<br />

Radioaktivität den größten Teil der Bevölkerung<br />

töten, die Industrie zerstören<br />

und die Ernten vernichten würden.<br />

Das einzige, was nicht wirklich getroffen<br />

werden kann, ist die von Raketen<br />

getragene Macht zum atomaren Gegenschlag,<br />

die einbetoniert in Felsen oder<br />

getragen von getauchten U-Booten unerreichbar<br />

bleibt. Dadurch paralysieren<br />

die großen Schlagkräfte einander; die<br />

Drohung mit Mord und Selbstmord ist<br />

nur in extremen Situationen glaubwürdig.<br />

Das gibt, so folgert Teller, einer russisdlen<br />

Politik kleiner übergriffe (Salami­<br />

Taktik) freie Hand. Hiergegen gibt es<br />

zwar verschiedene Gegenmittel, wie beispielsweise<br />

die abgestufte Abschreckung,<br />

die Teller seit langem befürwortet (und<br />

die von der heutigen Linie der amerikanischen<br />

Rüstungspolitik vor allem auf<br />

konventionelle Waffen gegründet wird).<br />

Die Situation würde aber völlig verändert,<br />

wenn Amerika einen hinreichenden<br />

Teil seiner Bevölkerung mit allen<br />

notwendigen Vorräten in Bunkern schützen<br />

könnte, um in zwei Jahren seine<br />

Industrie wieder aufzubauen und nach<br />

zweijähriger Ernährung aus Konserven<br />

neue Ernten auszusäen. Dann brauchte<br />

Amerika den Gegenschlag nidlt zu<br />

fürchten; seine militärischen Drohungen<br />

würden wieder glaubwürdig, und<br />

ebendarum brauchte es nie wirklich<br />

zum großen Krieg zu schreiten.<br />

Dies ist das Modell einer Argumentation<br />

für Bevölkerungsschutz, um das<br />

militärische Potential zu steigern. Wie<br />

vieles, was Teller vorgeschlagen hat, hat<br />

es den Vorteil, ein Problem als Denkaufgabe<br />

klar vor uns zu stellen. Ich<br />

glaube, daß das Ergebnis des Durchdenkens<br />

lautet: So geht es nidlt. Die drei<br />

großen Waffenwirkungen sind Druck,<br />

Radioaktivität und Hitze. Nun bewegen<br />

sich für die Bundesrepublik die Schätzungen<br />

der Kosten eines Bunkerbauprogramms,<br />

das einen großen Teil der<br />

Bevölkerung nur gegen Druck und Radioaktivität<br />

schützen würde, zwischen<br />

60 und 120 Milliarden DM; dies würde<br />

unsere gesamte Hochbaukapazität ein<br />

knappes Jahrzehnt lang in Anspruch<br />

nehmen. Der Schutz gegen die Hitzewirkung<br />

wäre damit noch nicht gegeben.<br />

Die Wasserstoffbomben werden voraussichtlich<br />

ganze Großstädte in ein Areal<br />

riesiger Feuerstürme verwandeln, in denen<br />

in allen Bunkern, die nicht viele<br />

Meter unter dem Boden liegen und die<br />

nicht zugleich Sauerstoffvorräte für hinreichend<br />

lange Zeit besitzen, die Menschen<br />

entweder durch Hitze ocler an Erstickung<br />

(SauerstalTmangel und Kohlenmonoxyd)<br />

sterben werden. Ob ein<br />

Schutz gegen diese Hitzewirkungen<br />

überhaupt erreicht werden kann, weiß<br />

ich nicht.<br />

Selbst wenn sich ein derartiger Schutz<br />

als technisch möglich erweisen sollte,<br />

müßte man immer noch dreierlei gegen<br />

Teller einwenden:<br />

1. Eine demokratische Gesellschaft wird<br />

faktisch die völlige Verwandlung ihres<br />

Lebensstils, die die Verwirklichung dieses<br />

Programms verlangt, nicht auf sich<br />

nehmen.<br />

2. Wenn sie es täte, müßte sie sich voraussichtlich<br />

einer Diktatur unterwerfen,<br />

welche die Freiheit, die sie verteidigen<br />

will, illusorisch macht.<br />

3. Wenn Amerika dieses Programm<br />

heute durchführen kann, wird Rußland<br />

es bald auch können; dann wäre nur<br />

mit größten Opfern die Gleichheit beider<br />

Seiten wiederhergestellt.<br />

Faktisch hat man in Amerika ein Programm<br />

dieser Größe nicht angestrebt.<br />

Nun folgt aber der charakteristische<br />

Fehlschluß: Um doch nicht nichts zu<br />

tun, versucht man ein viel schwächeres<br />

Programm, den Bau von kleinen Bunkern<br />

für die einzelnen Familien, die nur<br />

gegen Radioaktivität (falt-out) schützen<br />

und weitgehend privat finanziert werden<br />

sollen. Dies aber scheint mir, wie<br />

wenn einer, der über einen breiten Graben<br />

springen wollte und ihn zu breit<br />

findet, sagte: Gut, dann springe ich nur<br />

über die halbe Breite des Grabens.<br />

Das Fall-out-Bunker-Programm gibt den<br />

militärischen Zweck des Tellerschen Programms<br />

preis. Es schützt nur die Menschen,<br />

die der Feind zu verschonen bereit<br />

ist; es sichert das Land nicht mehr<br />

gegen den Vernichtungsschlag. Auch<br />

humanitär ist ein Programm privater<br />

Fall-out-Bunker aber von höchster Fragwürdigkeit.<br />

Es privilegiert die Besitzenden,<br />

und es würde vermutlich im Alarmfall<br />

schon vor der Ankunft der feindlichen<br />

Atombomben zu einem Gemetzel<br />

innerhalb der Bevölkerung führen, die<br />

die zu knapp vorhandenen Schutzräume<br />

stürmen würde.<br />

Wenn ich die letzten Nachrichten aus<br />

den Vereinigten Staaten richtig deute,<br />

ist das Programm privater Fall-out-Bunker,<br />

gegen das sidl führende Autoritäten<br />

(z. B. die Federation 01 American<br />

Scientists, F AS) in zum Teil sehr abgewogenen<br />

Erörterungen kritisch geäußert<br />

haben, heute schon tot. Sicher<br />

scheint, daß man in England und auch<br />

in Frankreich auf größere Bunkerbauprogramme<br />

überhaupt verzidltet hat,<br />

und dasselbe scheint für die Sowjetunion<br />

zu gelten.<br />

In der Bundesrepublik scheint mir im<br />

Augenblick die Gefahr zu bestehen, daß<br />

3


wir, um die Versäumnisse der Vergangenheit<br />

gutzumachen, uns auf ein Bunkerbauprogramm<br />

festlegen, das vor der<br />

Entwicklung der modemen Wasserstoffbomben<br />

vielleicht sinnvoll gewesen wäre.<br />

Davor möchte ich 3ufs entschiedenste<br />

warnen.<br />

Die Frage, welche Maßnahmen sinnvoll<br />

sind, läßt sich nur durdt sehr sorgfältige<br />

Abwägung aller Eventualitäten entscheiden.<br />

Die Vereinigung deutscher<br />

Wissenschaftler (VDW), die nach dem<br />

Vorbild der Federation 01 American<br />

Scientists gegründet worden is~ hat im<br />

letzten Jahr eine Expertenkommission<br />

mit dem Studium dieser Frage beauftragt.<br />

Wie ich höre, wird diese Kommission<br />

einen vorläufigen Bericht in wenigen<br />

Wochen vorlegen. Im sdtlage vor,<br />

daß die zuständigen Ausschüsse des<br />

Bundestages und die zuständigen Ministerien<br />

die aufgeworfenen Fragen mit<br />

den Verfassern des genannten Berichts<br />

und anderen Fachleuten noch einmal<br />

sorgfältig diskutieren.<br />

Es dürfte sich empfehlen, für langfristige<br />

Planungen das Ergebnis dieser<br />

Diskussionen abzuwarten. Dies würde<br />

uns aber für den Augenblick niebt zur<br />

Untätigkeit nötigen, denn es gibt genug<br />

Maßnahmen, die jedenfalls sinnvoll sind<br />

und alsbald eingeleitet werden können.<br />

Ich ende daher mit einer Liste von Vorschlägen.<br />

Diese Vorschläge sind zum<br />

größten Teil nicht neu. Ich glaube aber,<br />

daß der Zeitpunkt zur unverzüglichen<br />

Durchführung der unter 1 bis 4 genannten<br />

Maßnahmen nunmehr gekommen<br />

ist.<br />

VorachUlge<br />

1. Die Bevölkerung ist über richtiges<br />

und falsches Verhalten zur Vorbereitung<br />

auf den Ernstfall und im Ernstfall<br />

wahrheitsgemäß und gründlich aufzuklären.<br />

Sie ist in möglidlSt weitem<br />

Umfang in Erster Hilfe auszubilden.<br />

2. Mit wirkungsvollem Gerät ausgerüstete<br />

"tedmische Hilfstrupps" sind aufzustellen<br />

und auszubilden. Diese HiUstrupps<br />

sind, schon um ihrem Weiterfunktionieren<br />

im Fall eines feindlichen<br />

Einmarsches eine Chance zu geben, vom<br />

Militär scharf zu scheiden; sie müßten<br />

den Charakter des Roten Kreuzes haben.<br />

3. Es scheint sinnvoll, Strahlenwarngeräte,<br />

gewisse Medikamente, eine Volksschutzmaske<br />

und Batterieempfänger<br />

(zum Empfang von Warnungen durch<br />

Radio trotz Stromausfalls) zu verteilen.<br />

4. Lebensmittelvorräte sind von der öffentlichen<br />

Hand anzulegen und strahlensicher<br />

zu lagern. Lebensmittellagerung<br />

durch die Bevölkerung ist außerdem<br />

nachdrücklich 2.U befürworten.<br />

5. Die Entscheidung über Programme<br />

baulichen Schutzes (Bunker usw.) sollte<br />

um ein Jahr hinausgeschoben werden,<br />

bis die hier entstehenden Fragen von<br />

Experten geklärt sind.<br />

elche Aufmerksamkeit auch in maßgeblichen Kreisen der<br />

Wirtschaft den Problemen der zivilen Verteidigung geschenkt<br />

wird, dokumentiert das kürzlich erschienene Heft 79<br />

der Schriftenreihe des Deutschen Industrie- und Handelstages<br />

(DIHT). Es enthält die Reden, die vom Präsidenten des<br />

"" Deutschen Industrie- und Handelstages, Münchmeyer, dem<br />

Bundesminister des Innern, Hennann Röcherl, und Hauptgeschäftsführer<br />

Dr. BielCeldt von der Handelskammer Hamburg<br />

- er erläuterte die Hamburger Erfahrungen aus der<br />

Flutkatastrophe - an läßlich der diesjährigen Vollversammlung<br />

des DIHT in Bremen gehalten wurden.<br />

Für unsere Leser dürfte dazu folgendes wissenswert sein:<br />

Eine der gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben der Industrieund<br />

Handelskammern ist die Förderung der gewerblichen<br />

Wirtschaft. Dazu gehört auch im Verteidjgungsfall der Schutz<br />

und die Sicherheit der kammerzugehörigen Gesamtwirtschaft.<br />

Da die Kammern aufgrund ihrer betriebsnahen Tätigkeit<br />

und ihrer wirtschaftlichen Sachkenntnis wesentlich zur notwendigen<br />

Schutzbereitschaft der Wirtschaft beitragen können,<br />

müssen sie frühzeitig an den Planungsarbeiten und vorbereitenden<br />

Maßnahmen zur zivilen Verteidigung teilnehmen.<br />

4


Von Notstond .... it.n würden Untflnehm.n und e.tri.be der mannigfach.ten<br />

Art betraffen. Un •• r Bild : Blide: auf da. Industriegebi.t von VölldingeniSaar.<br />

Wir'lschu'f'l und Zivilver'leidigung<br />

" Es gibt nur die Sicherheit, die man sich selbst schafft" - Der Bundesminister<br />

des Innern vor dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />

Aus dieser Verantwortung heraus haben sich die Kammern<br />

bereits in einem frühen Stadium mit den Fragen der Landesverteidigung<br />

befaßt. Sie taten dies aus der nüdlternen Erkenntnis,<br />

daß Staat und Wirtschaft eines äußeren Schutzes<br />

notwendig bedürfen. Auf Beschluß des Vorstandes des Deutschen<br />

Industrie- und Handelstages wurde Anfang 1956 der<br />

Arbeitskreis tür verteidigungswirtschaftliche Fragen gebildet.<br />

Er setzt sich aus 40 Mitgliedern zusammen, die als Unternehmer<br />

ehrenamtlich oder als Geschäftsführer hauptamtlich<br />

in den Industrie- und Handelskammern tätig sind. Der Arbeitskreis<br />

wird von Generaldirektor Ministerialdirektor a. D.<br />

Dr. Elmar Michel, Vorsitzender der Salamander AG, geleitet.<br />

Während zunächst wirtschaftliche Fragen des Aufbaues der<br />

Bundeswehr zu behandeln waren, rückten bald Probleme der<br />

Sicllerheit und des Schutzes der Betriebe und der Wirtsdla.ft<br />

in den Vordergrund.<br />

Aus eigener Initiative und zuerst ohne nennenswerte amtliche<br />

Unterstützung begannen Kammern und DIHT mit einer Aufklärung<br />

über verteidigungswirtschaftliche Probleme. Erschwert<br />

wurde diese Arbeit, weil die psychologische Aufnahmebereitschaft<br />

der Bevölkerung und wichtige sachliche Voraussetzungen<br />

nicht gegeben waren.<br />

Schon früh forderte der DIHT eine umfassende und kontinuierliche<br />

Aufklärung der Bevölkerung über die drohenden<br />

Gefahren und die nach seiner Meinung durchaus vorhandenen<br />

Möglichkeiten eines Schutzes als Voraussetzung dafür,<br />

Pipelin e mit Kühlturm der She ll­<br />

Raffinerie in Wesseling bei Köln.


Rauchen verboten! Auch im Frieden sind in vielon We rken umfangroiche Schutz·<br />

maßnahmen und Sicherungsvorkehrungon erforderlich. Für Not. und Kriegn:eiten<br />

müßten sie bedeutend erweitert werden. Darauf sind wir noch schlecht gerüste'.<br />

daß Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung<br />

mit Verständnis aufgenommen<br />

und durchgeführt würden,<br />

*<br />

.. Notstand kann nicht nur innen- und<br />

außenpolitische oder kriegerische Ursachen<br />

haben, sondern auch die Natur<br />

läßt uns - wic es erst Anfang des Jahres<br />

in Norddeutschland gcschehen ist - ihre<br />

Macht übct' den Menschen fühlen. Darauf<br />

sind wir bis heute schledll gerüstet.


gung und Mitwirkung der Öffentlichkeit<br />

nichts auszurichten. (Eine Tatsache, die<br />

ganz besonders für die Aufklärungsarbeit<br />

des BLSV Gültigkeit besitzt.)<br />

"Das ist", sagte der Minister, "ein Gesetz,<br />

das wir uns selbst gegeben haben,<br />

das auf der einen Seite unsere Freiheit<br />

garantiert, das uns auf der anderen Seite<br />

aber auch Beschränkungen auferlegt<br />

. . . "<br />

Alle Maßnahmen des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />

könnten nichts anderes<br />

sein als die negative Seite des Kriegsbildes.<br />

Das Kriegsbild jedoch, die Spekulation<br />

darüber, wie Konflikte modernster<br />

Art mit ihrer unerhörtc:1 Bandbreite<br />

von der größten Katastrophe bis<br />

zum örtlichen militärischen Vorgang<br />

nun in der Wirklichkeit aussehen würden,<br />

sei keineswegs geklärt. "Ich möchte<br />

die Behauptung wagen, daß es keinen<br />

lebenden Menschen gibt, der ein gültiges<br />

Kriegsbild haben kann, vor allem<br />

darüber, welche psychologischen Auswirkungen<br />

ein Krieg in der schärfsten<br />

Art hätte, die möglich ist, die wir aber<br />

nicht kennen. CI<br />

In Japan habe man die bemerkenswerte<br />

Erfahrung gemacht, daß 85010 der Mensehen<br />

durch Trümmerschäden und nur<br />

15 % durch Strahlenschäden ihr Leben<br />

verloren haben, obwohl es damals den<br />

Begriff der "sauberen Bombe" noch gar<br />

nicht gab. Das sollte, so sagte der Minister,<br />

einmal gegenüber dem Halbwissen<br />

festgestellt werden, das in der Öffentlichkeit<br />

durch gewisse Massenmedien verbreitet<br />

werde und dem zivilen Bevölkerungsschutz<br />

so viele Schwierigkeiten<br />

mache.<br />

Niemand wisse, wie diegrößteKatastrophe<br />

aussehen und welche Wirkungen<br />

sie auf die Menschen haben werde. "Vorstellungen<br />

darüber wird man allenfalls<br />

generalstabsmäßig, wenn ich es einmal<br />

so sagen darf, entwickeln müssen, weil<br />

man sonst überhaupt keine Planung ansetzen<br />

kann. Man wird sie dann immer<br />

wieder den neuesten Erkenntnissen anpassen<br />

müssen."<br />

Das aber sei nur die eine Seite der Planung,<br />

und viel1eicht nicht einmal die<br />

schwierigste. Die andere Seite sei, daß<br />

man keine Planungen machen, keine<br />

Maßnahmen vorbereiten könne, ohne<br />

•<br />

Die Wiederaufbauarbeit, die nach dem Kriege in unserem lande ge·<br />

leistet wurde, findet in aller Welt Bewunderung und Anerkennung.<br />

Den ungeheuren Anstrengungen, die unternommen werden mußten,<br />

um unser leben wieder menschenwürdig zu machen, verdankt die<br />

Bundesrepublik Wohlstand und Wirtschaftswunder. In dieser Zeit hat<br />

sich auch das Aussehen unserer Städte gewandelt. An Stelle der Trüm·<br />

mer finden wir neuerrichtete Geschäftshäuser und Fabrikationsstätten,<br />

•<br />

die ihnen ein neues, modernes Gesicht geben. Bei der Planung mancher<br />

dieser Gebäude wurden die Erfordernisse luftschutzmäßigen<br />

Denkens leider nicht immer in ausreichendem Maße berücksichtigt.<br />

7


Im letzten Kriego: Sp litterschutz an TonIclagern.<br />

So wurde ein Kompressor vor Splittern geschützt.<br />

Schu tz a us Fe rtig-Betonteilen übe r einem Motor.<br />

die wirtschaftlichen, finanziellen, psychologischen und politischen<br />

Möglichkeiten realpolitisch in die Rechnung einzubeziehen.<br />

"Wenn ich angesichts der heutigen Arbeitsmarktlage", sagte<br />

Höcherl, "wenn ich heute, in den Tagen eines geplanten Baustopps,<br />

meine überlegungen für den zivilen Bevölkerungsschutz<br />

ansteHe, wenn ich berücksichtige, daß die finanziellen<br />

Mittel von der öffentlichen Hand aufzubringen sind, aber auch<br />

die erforderlichen Kapitalmarktmittel aus anderen Bereichen<br />

abgezweigt werden müssen, so muß Ich erkennen, daß es in<br />

der Volkswirtschaft immer nur Gleichungssysteme geben kann:<br />

Das, was wir auf der einen Seite wegnehmen, das hat zwangsläufig<br />

Auswirkungen nach der anderen Seite."<br />

Dies werde, weil die meisten Menschen ihre Umwelt je nach<br />

ihrem lnteressenstandpunkt betrachteten, immer wieder übersehen.<br />

Hier gebe es eben keine Kunststücke, keine Tricks,<br />

sondern nur Zwangsläufigkeiten.<br />

Im übrigen sei für den zivilen Bevölkerungsschutz nicht<br />

ganz so wenig geschehen, wie manchmal angenommen<br />

werde. "Zuwenig wird es immer sein! Jedes Streben und<br />

Vorwärtsgehen würde aufhören müssen, wenn wir nicht immer<br />

vor diesem ,Zuwenig' stünden und wenn wir nicht immer<br />

wieder ein neues, weiteres Ziel vor uns hätten." Aber<br />

unsere Möglichkeiten seien besdleiden, und der Wiederaulbau<br />

unserer Sicherheit gegen die Bedrohung von außen müsse,<br />

garantiert durch die Bündnisse, die wir eingegangen seien,<br />

den absoluten Vorrang haben. "Die Bündnisse geben uns<br />

stärkeren Bevölkerungssdlutz als alles, was wir bauen, ausbilden<br />

und psychologisch vorbereiten können!"<br />

Ausgangspunkt aller Betrachtungen über den zivilen Bevölkerungsschutz<br />

sei und bleibe das Kriegsbild. Der Minister<br />

wies darauf hin, daß er dem Verteidigungsrat angehört und<br />

Einblick in die neuesten Erkenntnisse habe, die aber auch<br />

wiederum nidlt unbestritten seien, sondern sich ebenfalls im<br />

Spekulationsbereich halten. im Erfahrungsaustausch mit anderen<br />

entstanden und fortgesetzt in Bewegung seien. Höcherl<br />

glaubt jedoch nicht, daß alles, was auf diesem ungeheuren<br />

Gebiet - "die Menschen waren nie schöpferischer als auf dem<br />

Gebiet der Vernichtung!" - in den beiden großen Lagern<br />

geschaffen worden ist, "uns in der letzten Geheimnisstufe mitgeteilt<br />

wird". Die letzten Geheimnisse hielten sich in einem<br />

ganz engen Bereich, sowohl was den Osten, wie auch was den<br />

Westen betreffe, so daß man nur von beschränkten Erkenntnissen<br />

ausgehen könne.<br />

Daraus aber ergebe sich, daß es in einem Kriege, der mit<br />

allen zur Verfügung stehenden Waffen geführt werde, zu<br />

Verwüstungen und Zerstörungen von unabsehbarem Ausmaße<br />

komme. Bei den Wamzeiten, die heute angenommen<br />

werden müssen, handle es sich um Minutenwerte. Dies bestimme<br />

auch die möglichen Vorbereitungen und Größenordnungen<br />

einer Evakuierung. Viele Pläne, woanders mit Fleiß<br />

und Akribie gemacht, seien sicherlidl schon längst Makulatur<br />

und nur noch als Stilübungen zu werten.<br />

"Wir gehen deshalb davon aus, daß jeder zu Hause, jeder<br />

dort bleiben soll, wo er ist, weil Bewegungen verkehrsmäßig<br />

und schutzmäßig nicht zu verkraften sind."<br />

Es sei aber auch notwendig, die Möglichkeit eines "konventionellen"<br />

Krieges mit den Erfahrungen, die uns aus dem<br />

letzten Kriege zur Verfügung stehen, in die Planungen einzubeziehen,<br />

weil ein solcher, mehr als noch vor wenigen Jahren,<br />

wieder Gegenstand strategischer und verteidigungspolitischer<br />

überlegungen geworden sei.<br />

Bei der schlimmste n Form eines Krieges müsse mit ganz kurzen<br />

Warnzeiten, schlagartigem überfall mit Bomben und Raketen,<br />

massiertem gleichzeitigem Einfall feindlicher Landstreitkräfte<br />

und mit zahllosen Verletzten, Toten und Obdadllosen<br />

gerechnet werden. Es könne zu radioaktiver Verseuchung<br />

und zur Verwendung biologischer und chemischer<br />

Kampfstoffe kommen. Der Minister glaubt, daß die Wirkungen<br />

solcher Kampfmittel möglicherweise längere Zeit anhalten,<br />

so daß die überlebenden dann für Wochen unterirdisch<br />

leben müssen.<br />

Hinzu kämen Engpässe in der Ernährung, der ärztlichen<br />

Versorgung, Arztemangel, Zusammenbruch des Verkehrs und<br />

des Versorgungswesens, Stillegung und Ausfall auch der<br />

lebenswichtigsten Betriebe und Ämter.<br />

"Hie r gibt es nur ein Grundziel", sagte der Minister, "nämlich<br />

Vorkehrungen dafür zu treffen, daß man möglichst viele<br />

Menschenleben erhalten kann ... Das ist immer die entscheidende<br />

Aufgabe, wie überhaupt bei allem, einschließlich der<br />

Der Splitlerschutz für den Uberflur-Hydranten (in der Mill.)<br />

konnte bei Bedarf abgenommen werden.


wirtschaftlichen Betätigung, nur an den Menschen gedacht<br />

werden muß."<br />

Höcher} machte darauf aufmerksam, daß alle Theorien, die<br />

wegen der Furchtbarkeit der Waffenentwicklung mit einer<br />

kurzen Kriegsdauer rechnen, von den Fadlleuten nicht ge.<br />

teilt würden. Die Experten seien vielmehr der Meinung, daß<br />

sich die Kampfhandlungen auch angesidltssolcherMöglichkeiten<br />

über erhebliche Zeiträume erstrecken könnten, weil die<br />

unmittelbare Inbesitznahme feindlichen Gebiets nach wie vor<br />

die Voraussetzung zumindest für den Abschluß eines Krieges<br />

sei. So müsse also auch der Faktor "Zeit" in die Rechnung<br />

mit einbezogen werden.<br />

"Wir werden Vorkehrungen treffen müssen, um Lebensnotwendiges,<br />

sei es auf dem Gebiet der Versorgung, sei es auf<br />

dem der staatlichen und kommunalen Ordnung - in welcher<br />

Form sie sich dann noch darstellt, wissen wir alle nicht -,<br />

zu sichern und mindestens eine gewisse Funktionsfähigkeit<br />

zu erhalten."<br />

Auf diese äußerste Möglichkeit müsse alles abgestellt sein.<br />

Man könne nicht sagen: "Wir suchen uns aus dem Kriegsbild<br />

bescheidene Möglichkeiten heraus und versuchen, uns gegen<br />

diese zu schützen, lassen aber eine andere große Komponente<br />

einfach außer Ansatz, weil wir glauben, wir werden ihrer<br />

doch nicht Herr." Der Minister fuhr fort: "Ich bin vielmehr<br />

der Meinung: Wenn ich die Sicherheit hätte, mit Milliarden<br />

Mark auch nur wenige Menschenleben erhalten zu können,<br />

wäre das jeder Anstrengung wert. Das muß der Ausgangs.<br />

punkt aller überlegungen sein! Doch das ist sehr scl1\ver zu<br />

verwirklichen, wenn es über bloße Lippenbekenntnisse hinausgeht."<br />

Wenn die Verwirklichung in Form von Steuern und<br />

Lasten komme, und zwar in einer Zeit, in der vielleicht andere<br />

Sorgen drängen, dann sehe alles ganz anders aus.<br />

Angesichts der Gefahren hat der Bund zusammen mit den<br />

Ländern begonnen, Vorkehrungen zu treffen. Vor allem für<br />

eine rechtzeitige Warnung. Dabei muß das Warnsystem so organisiert<br />

sein, daß es nicht unmittelbar vom elektrischen<br />

Strom abhängt. In unserem technisierten Leben werden wir<br />

bei Ausfall irgendeines Energiespenders fast hilflos und sehen<br />

dann, wie die an sich fruchtbare Arbeitsteilung auf der<br />

anderen Seite ein unerhörtes Maß an Abhängigkeit bringt.<br />

"Dem waUen wir begegnen", erklärte HÖcher}, "indem wir<br />

unser Warnsystem möglichst unempfindlich gegen Stromausfälle<br />

machen." Bekanntlich sind inzwischen die geplanten<br />

zehn großen Warnämter in der Bundesrepublik errichtet und<br />

mit Personal wie Geräten ausgestattet. Sie stehen und sind<br />

arbeitsfähig.<br />

Besonders eindringlich unterstrich der Bundesminister des Innern<br />

in seiner Rede vor dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />

die Bedeutung des Selbstschutzes. "Es gibt nur die<br />

Sicherheit", sagte er, "die man sich selbst schafft. Zwei Beispiele<br />

in unserer Geschichte müßten ausreichen, um das klarzumachen."<br />

Oft habe man den Eindruck, daß sie zu rasch vergessen<br />

worden seien, obwohl die Vergeßlichkeit manchmal<br />

eine gute Lebenshilfe sein könne.<br />

Der Minister zeigte in diesem Zusammenhang auch die komplizierten<br />

psychologischen Zusammenhänge um das Problem<br />

"Aufklärung der Bevölkerung" auf. Die Zahl der freiwilligen<br />

Helfer des Bundesluftschutzverbandes bezeichnete er als "für<br />

unsere VerhäHnisse" sehr beachtlich. "Ich meine", so fuhr<br />

er fort, "wir sollten den Mensdlen, die sich wieder freiwillig<br />

zur Verfügung stellen, wirklich dankbar sein." Und: "Wir<br />

sollten uns dessen bewußt sein, daß wir den Selbstschutz der<br />

BeVÖlkerung ohne diese Freiwilligen. ohne diese Idealisten<br />

überhaupt nicht bewältigen können!"<br />

Am Schluß seiner umfassenden Darlegungen dankte der Bundesminister<br />

des Innern dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />

dafür, daß er dieses Thema auf die Tagesordnung<br />

seiner Vollversammlung gesetzt und ihm damit Gelegenheit<br />

gegeben habe, ihr eine übersicht über die Planung, die Entwicklungen<br />

und den derzeitigen Stand der Vorbereitungen<br />

für den zivilen Bevölkerungsschutz zu geben. Er dankte Ge·<br />

neraldirektor Dr. Michel, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises<br />

für verteidigungswirtschattliche Fragen, und den anderen<br />

Herren des DIHT, die sich mit diesem Problem besonders eingehend<br />

befassen, für ihre fachJiche Mitarbeit und dafür, "daß<br />

sie uns in dieser heiklen Frage so ernsthaft mit ihrem hervorragenden<br />

Sachverstand unterstützten ... Es geht hier ja<br />

nicht um eine Angelegenheit der Regierung, sondern um eine<br />

gemeinsame Sache, um einen Teil unserer Sicherheit und da·<br />

mit um einen Teil unserer Freiheit."<br />

Betonwall gegen Wasserausb,üche um Gasometerhaus.<br />

Die Ummantelung hot die Gosometertane geschützt.<br />

Auch diese .,Ponzerzelle" hat ihren Zweck erfüllt.<br />

T ,oh: Einschlags in unm ittelbarer Nähe blieb der Hydrantenschuh:<br />

(li nks im Foto) yöllig intakt.


Objektive Norweger<br />

Ein Erfahrungsaustausch mit dem<br />

Informationschef der norwegischen<br />

Zivilv ertcidigur.g<br />

Der I nformationschef der norwegischen<br />

Zivilverteid igung, Rolf Th ue, weilte in<br />

der Zeit vom 3. bis 7. September 1962<br />

in der BundeshauptsteIle bzw. in der<br />

Bundesschule des BLSV zu Gast. Der<br />

Zweck seines Besuches war ein Erfahrungsaustausch,<br />

Das Wort "Erfa hrungsaustausch" gewinnt<br />

immer mehr an Bedeutung. Man<br />

liest und hört von Politikern, Wissenschaftlern,<br />

Arzten, Studenten und Schülern,<br />

die ihre Erfahrungen, Gedanken<br />

und Pläne auf nationaler oder auch<br />

internationaler Ebene austauschen. Es<br />

gibt auch viele Länder, die sich an<br />

einem Besuchs-, Studier- und Arbeitsplatzausta<br />

usch beteiligen, der nicht nur<br />

zum Ziele ha t, Sprach- und Kulturkenn<br />

tnisse zu fördern, er soll auch zu<br />

wed1selseitigem Verstä ndnis und besser<br />

em Zusammenleben d er Völker Oberhaupt<br />

beitragen.<br />

Erfahrung kann positiv und negativ<br />

sein, böse und gut. Sie ist immer ein<br />

kostbares Gut. Warum also soll m an<br />

nicht andere Menschen von eigenen Erfahrungen<br />

profitieren lassen, warum<br />

nicht mit offenen Karten spielen, wenn<br />

es darum geht, erworbene Kenntnisse<br />

zum Wohle eines noch größeren Menschenkreises<br />

auszunutzen? Ist nicht für<br />

jedes Land die Frage, was das Ausland<br />

zum Schutze der Zivilbevölkerung<br />

für den Fall eines neuen Krieges tut,<br />

von beträdltlicher Bedeutung? Gibtdoch<br />

die Antwort auf die Frage : "Was machen<br />

die anderen?" zugleich Auskunft<br />

darüber, was bei einem selbst a uf d em<br />

Gebiete des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />

noch zu tun ist.<br />

Gewiß, was für d as eine Land richtig<br />

ist, muß nicht für das andere La nd<br />

auch ridJ.tig sein. Die jeweiligen Verhältnisse<br />

wie z. B. die Bevölkerungsdichte,<br />

die geographische Lage, die topographischen<br />

Bedingungen, aber auch<br />

die Art d er Wirtscha ft, das Recht und<br />

die soziale Struktur sind m itbestimmend.<br />

Luftschutzdienstpflicht<br />

Ein weiterer Faktor der nicht unbedeutenden<br />

Einfluß auf die Entwicklung der<br />

Zivilverteidigung eines Landes hat, ist<br />

die Einstellung der Bevölkerung. Mit<br />

Zufriedenheit konnte Herr Thue berichten,<br />

daß 8ooto der norwegischen Bevölkerung<br />

für Luftschutzmaßnahmen und<br />

-aufklärung sind. Nur 7% seien noch<br />

dagegen. Bezeichnend für die objektive<br />

Einstellung der Norweger wertete der<br />

Informationsrnel auch die Tatsam e, d aß<br />

es dort bereits seit 1953 ein Luftschutzdienstpflichtgesetz<br />

gibt. Alle Männer<br />

und Frauen zwischen 18 und 65 J ahren,<br />

die nicht zum Wehrdienst aufgeboten<br />

sind, können kraft dieses Gesetzes zum<br />

Dienst am zivilen Bevölkerungssmutz<br />

herangezogen werden.<br />

Organisation<br />

Die Lösung aller Aufgaben des norwegischen<br />

Zivilschutzes obliegt einem zentralen<br />

Amt, dem staatlichen Direktorat,<br />

dem ein Zivilschutzdirektor vorsteht. Orga<br />

nisation, Ausbildung, Verwaltung,<br />

technische Angelegenheiten, MaterialbeschafTung<br />

und Sta bsplan u ng sind die<br />

Gebiete, mit d enen sich d ie Abteilungen<br />

dieses Amtes befassen.<br />

Norwegen, das eine Bevölkerungszahl<br />

von 3,5 Millionen und eine Bodenfläche<br />

von 332 000 qkm hat, ist regional in<br />

vier Zivilschutzkreise eingeteilt, denen<br />

jeweils ein Kreischef vorsteht. Diese<br />

Kreise sind wiederum in eine Anzahl<br />

von Luftschutzbezirken unterteilt, die<br />

den Polizeibezirken entsprechen. Der<br />

Leiter des Polizeibezirks ist gleichzeitig<br />

Luftschutzleiter.<br />

über 130 Städte oder Orte verfügen<br />

über lokale Einheiten mit einer Gesa<br />

mtstärke von 51000. Dazu kommen<br />

die mobilen Kolonnen, eine "regelrechte<br />

Luitschutz-Elitetruppe", wie Thue sie<br />

bezeichnete, mit einer Stärke von 8400<br />

Mann. über das Land verteilt, sind bereits<br />

14 Lager fü r diese mobilen Einheiten<br />

errichtet worden, d ie aum für<br />

überörtliche Einsätze vorgesehen sind.<br />

Ausbildung<br />

Herr Thue, d er von den vorzüglichen<br />

Ausbildungsm öglichkeiten der Bundesschule<br />

des BLSV in Waldbröl mit ihren<br />

übungsanlagen sehr angetan war, berichtete<br />

auch über die Ausbildungslehrgänge,<br />

die von d en Angehörigen örtlicher<br />

und überörtlicher Zivilschutzorganisationen<br />

Norwegens absolviert w erden<br />

müssen. So gibt es für Offiziere,<br />

Instruktoren und Spezialisten eine Zentralschule<br />

in der Nähe Oslos, an der<br />

Lehrgänge bis zu einer Dauer von 3<br />

Wochen abgehalten werden. Für das<br />

Persona l der lokalen Einheiten, das an<br />

einer Grundausbildung von 40 Stunden<br />

teilnehmen muß, sind jährliche Wiederholungskurse<br />

von 20stündiger Dauer<br />

vorgesehen, in denen auch jeweils die<br />

neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiete<br />

des Bevölkerungsschutzes vermittelt<br />

werden. Während dieser Wiederholungskurse<br />

finden praktisdle, kombinierte<br />

übungen statt, an d enen außer den verschiedenen<br />

lokalen Dienstzweigen auch<br />

häufig mobile Kolonnen teilnehmen.<br />

Warn· und Alarmdienst<br />

Die gesamte städtische Bevölkerung<br />

kann, wenn es nötig werden sollte,<br />

durch etwa 800 bereits installierte Sirenen<br />

gewarnt werden. Außer den üblichen<br />

Warn- u nd Entwarnungssignalen<br />

gibt es in Norwegen noch ein SIgnallür<br />

"Mobilisierungsalarm". Bei seinem<br />

Ertönen müssen sidl Solda ten<br />

und aum Zivilisten an den ihnen tur<br />

solche Fälle vorgeschriebenen Stellen<br />

m elden.<br />

Evakuierung und Katastrophenschutz<br />

Wie andere nordisdle Staaten halten<br />

auch die Norweger an ihren Plänen zur<br />

Evakuierung größerer Städte test. Die<br />

großen freien Räume, die sich als Aufnahmegebiet<br />

sehr gut eignen, bieten<br />

sich förmlich an. Doch das Evakuierungsprogramm<br />

verlangt nicht nur eine<br />

ausgefeilte Planung, sondern a uch einen<br />

gut funktionierenden Evakuierungsdienst.<br />

Weitere Helfer, deren Zahl<br />

in d ie Tausende geht, werden<br />

für die Betreuung der Menschen in<br />

den Einquartierungszonen benötigt. Doch<br />

mit Befriedigung konnte Herr Thue berichten,<br />

d aß die meisten dieser Helfer<br />

bereits eine Ausbildung erhalten haben.<br />

Während seines Aufenthaltes besuchte<br />

Herr Thue auch die Ortsstelle Bonn<br />

sowie die Kreisstelle Bonn-Land. Dort<br />

lernte er die bundesdeutschen Zivilschutzprobleme<br />

auf unterer Ebene kennen.<br />

So w Ie wir viel Interessantes über sein<br />

Land erfahren haben, bestätigte Herr<br />

Thue uns, daß er durch seinen Besuch<br />

manche brauchbare Anregung erhalten<br />

habe, und versicherte auch für die Zukunft,<br />

d en Austausch von Erfahrungen<br />

fortzusetzen zum Wohle der Zivilbevölkerung<br />

Norwegens und der Bundesr e­<br />

pu blik. R . F.<br />

10


Im Deutschen<br />

Fernsehen:<br />

"überleben im Atomkrieg?" lautete der<br />

Titel eines Berichtes von Dr. Wolfgang<br />

Broheil und Karlheinz Rudolph über<br />

Schutzbauten, der als Beitrag des Südw<br />

estfunks am 29. Juni 1962 in der Zeit<br />

von 20.20 bis 21.10 Uhr im ersten Programm<br />

des Deutschen Fernsehens zu<br />

sehen war.<br />

Dr. W. Brobeil, der die Sendung komm<br />

entierte, ließ keinen Zweifel darüber,<br />

daß es kaum ein Thema gibt, das bei<br />

der Bevölkerung unseres Landes soviel<br />

unangenehme Erinnerungen weckt wie<br />

das Thema "Luftschutz", Er wies aber<br />

auch darauf hin, daß man nicht verge:ssen<br />

sollte, wie vielen Menschen im letzten<br />

Krieg durdl den Luftschutz das Leben<br />

gerettet worden ist.<br />

Natürlich seien die Chancen des überlebens<br />

geringer als im letzten Krieg,<br />

dodl wenn es um wertvolle Menschenleben<br />

ginge, dürfe man keine Kosten<br />

und keine persönlichen Opfer scheuen.<br />

Außerdem, so folgerte er, sei die militärische<br />

Stärke allein keine wirksame<br />

Abschreckung, wenn nicht gleichzeitig<br />

ein gut ausgebauter Luftschutz das<br />

überleben der Zivilbevölkerung sichere.<br />

Ohne den Versuch der Verniedlichung<br />

zu machen, aber auch ohne Panikstimmung<br />

zu erzeugen, war die Sendung von<br />

Anfang bis Ende bemüht, durch Schaubilder,<br />

Interviews und sehr anschaulich<br />

dargestellte Berechnungen dem Zuschauer<br />

zu zeigen, wie er durch bauliche<br />

Maßnahmen dem Atomtod entgehen<br />

kann.<br />

Prof. Dr. Otto Haxel von der Universität<br />

Heidelberg ließ keinen Zweifel darüber,<br />

daß es keinen Voll schutz mehr<br />

gibt. Aber jeder, der außerhalb des<br />

"Kraterrandes" lebt, hätte eine mit zunehmender<br />

Entfernung wachsende<br />

Chance zu überleben. Er bestätigte, daß<br />

durch geeignete Maßnahmen viele Menschen<br />

gerettet werden können, die sonst<br />

sterben müßten. Ganz besonders gegen<br />

die Gefahren des radioaktiven Niederschlages<br />

seien durch relativ einfache<br />

bauliche Maßnahmen Schutzmöglichkeiten<br />

zu schaffen.<br />

Nach einer übersicht über die bisher<br />

vom Bund für den zivilen Bevölkerungsschutz<br />

geleisteten Ausgaben in einer<br />

Höhe von 2 Milliarden D-Mark für den<br />

Ausbau des Warn- und Alarmdienstes,<br />

für Forschung, Arznei- und Lebensmittelbevorratung<br />

sowie die Ausrüstung<br />

Mit sehr anschaulichen Bildern und Grafiken<br />

wiesen die Autoren der Sendung, die gut informiert<br />

wo ren, den Wert baulicher MaBnahmen<br />

auch bei Kernwaffenangriffen nach.<br />

11


des Luftschutzhilfsdienstes bot dfir<br />

Bildschirm eine ganze Reihe von Beispielen<br />

baulicher Schutzmöglichkeiten<br />

mit Angabe der Kosten pro zu schützender<br />

Person.<br />

Regierungsdirektor Dipl.-Ing. Hermann<br />

Leutz vom Bundesministerium fürWohnungsbau<br />

berichtete dann über die im<br />

Jahre 1957 in der Wüste von Nev:lda<br />

bei KernwafTenversuchen getesteten<br />

deutschen Bunkermodelle, die ihre Prüfung<br />

so gut bestanden hätten, daß die<br />

NATO sich dieser Modelle annahm und<br />

daß sie von den Russen kopiert worden<br />

seien.<br />

Oberregierungsbaurat Dipl.-Ing. Klingmüller<br />

sprach über Belegungsversuche<br />

und die Erfahrungen, die mit Nolvcrpflegung,<br />

Wasservorrat und anderen für<br />

die Schutzraumausrüstung empfohlenen<br />

Gegenständen gemacht wurden.<br />

Mit größtem Interesse dürften die Zuschauer<br />

auch die Darlegungen des früheren<br />

P räsidenten der Bundesanstalt<br />

für zivilen Bevölkerungsschutz, Erich<br />

Rampe, aufgenommen haben, der sich<br />

u. a. für die unterirdische Verbindung<br />

aller Häuserreihen und auch der Straßenseiten<br />

aussprach.<br />

Baur:lt Herbert Re-ich vom Bundesministerium<br />

für Wohnungsbau sagte, daß<br />

es noch heute möglich sei, 60 % der zu<br />

erstellenden Schutzräume außerhalb der<br />

Häuser zu errichten. Er erläuterte eine<br />

Arbeitsmethode, die trotz des Bedarfs<br />

an BoufachkräHen großen Erfolg verspricht.<br />

über die Benutzung von Tiefbauten,<br />

die als Garagen und ebenso als Schutzräume<br />

dienen könnten, referierte Ministerialrat<br />

Erhard Schmitt vom Bundesministerium<br />

des Innern.<br />

Ein Schutzraum ist so stark oder so schwach<br />

wie seine Abschlußtür. Darum werden on alle<br />

Abschlüsse ganz besondere Anforderungen<br />

gestellt. Allein das Türblatt (unser Bild) muß<br />

nach den amtlichen Richtlinien verwindungssleif,<br />

mechanisch ausreichend widerstands~<br />

fähig, gasdicht und feuerhemmend sein.<br />

Bild links: Stollenartige Deckungsgräben mit<br />

ausreichenden Erdanschüttungen haben in<br />

entsprechenden Entfernungen vom Detona~<br />

tionspunkt schon den Initial wirkungen der<br />

Luftdetonation von Kernwaffen standgehal ~<br />

len. Aus vorgefertigten Bauelementen lassen<br />

sie sich verhältnismäßig schnell errichten.<br />

Rechts: Die Herstellung der Bauelemente und<br />

der Montagevorgang sind bei dieser Baumethode<br />

so einfach, daß bei einem Mangel<br />

an Facharbeitern auch auf ungelernte Kräfte<br />

zurückgegriffen werden kann. Auch diese<br />

Aufnahme wurde, wie alle Fotos dieses Berichtes,<br />

die sich mit praktischen baulichen<br />

Maßnahmen befassen, während der Dreharbeiten<br />

zu der Fernsehsendung " Uberleben<br />

im Atomkrieg?" gemocht. Alle "Akteure"<br />

sind Helfer des Bundesluftschulzverbandes.<br />

12


Baurat Dr.-Ing. Rudolf Michels sprach<br />

über die Wiederverwendung der alten<br />

Großbunker, die gemäß den "Richtlinien<br />

für Schutzraumbauten" in der Fassung<br />

vom Dezember 1960 noch gut instand<br />

zu setzen seien. Es wäre dadurch<br />

immerhin möglich, in den Ballungsgebieten<br />

einer Million Menschen Schutz<br />

zu bieten.<br />

Sehr ausführlich schilderte Ministerialdirektor<br />

Walter Bargatzky, Leiter der<br />

Abteilung ziviler Bevölkerungsschutzim<br />

BMI, die Möglichkeiten eines Schutzraumbauprogramms.<br />

Er wies aber auch<br />

auf die Schwierigkeiten der Durchführung<br />

hin, da das P rogramm finanzierbar<br />

sein müsse und auch die Grenzen<br />

der Baukapazität nicht überschreiten<br />

dürfe. (Fortsetzung Seite 15)<br />

Der im letzten Krieg o ft mit Erfolg verwendete<br />

Unterzug zur Verstä rkung de r Druckresistenz<br />

von Kelle rdecken bildet heule nur<br />

die unterste Grenze eines Mindeslschutzes.<br />

VARTA<br />

Licht<br />

bannt Gefahr<br />

Not l ichtanlagen und<br />

Hand s cheinwerfer m it<br />

DEAC<br />

Stahlakku mulator en<br />

schützen Eigentum, Gesundheit<br />

und Leben<br />

Licht ohne Risiko<br />

DOMINIT<br />

für alle explosiansgeföhrdeten Betriebsröume I<br />

DOM I N I T -leuchten mit de m @ Zeichen<br />

bieten Schutz und Sicherheit. Die Leuchten sind<br />

von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />

geprüft und zugelassen.<br />

DOMINITWER KE GMBH BRILON<br />

Seit 40 Jahren<br />

im Dienste d er Sicherheit


Mitte links: Beim Bau eines Schutzraumes<br />

aus Fertigteilen werden die Wände so gebildet,<br />

daß der Füllbeton zwischen den Steinen<br />

sich nach Fertigstellung wie ein armdidtas<br />

Gi".r ausbreitet, wobei Hohlsteine<br />

sowie Füllmass. zu einem Ganzen werden.<br />

Mitte rechts : Horizontaleisen, die Steinschicht<br />

um Steinschicht eingelegt werden, bilden zusammen<br />

mit den Vertikaleisen, dia später im<br />

Abstand von etwa 2S cm eingesteckt werden,<br />

umgeben von Füllbeton ein weite res Gitter.<br />

Rechts : Dia Schwierigkeit, trotz der Zusammensetzung<br />

aus Einzelteilen einen ßaukörpe r<br />

zu erhalten, der sich statisch nicht ungünstiger<br />

verhält als derjenige aus einem Guß,<br />

macht die hier gezeigte, zunächst ungewöhnlich<br />

anmutende Baumethode notwendig.<br />

14


Für erweiterten Selbstschutz<br />

im zivilen Bevölkerungsschutz<br />

(Fortsetzung von Seite 13)<br />

Aus den Worten des Bundesministers des Innern, Hennann<br />

Hödlerl, ging eindeutig hervor, wie sehr ihm das Problem des<br />

zivilen Bevölkerungsschutzes am Herzen liegt. Die notwendige<br />

Gesetzgebung für den Aufbau des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />

sei nur gemeinsam mit allen Parteien zu lösen. Ein jeder<br />

müsse die Bestrebungen des zivilen Bevölkerungsschutzes unterstützen.<br />

Diejenigen, die versuchten, alles lächerlich zu machen,<br />

versündigten sich an ihren Mitmenschen.<br />

Nach einem Erfahrungsbericht des ehrenamtlichen Bauberaters<br />

des BLSV, Dipl.-Ing. H. F. Erker, Frankfurt, wurde noch<br />

einmal der vorbildliche Luftschutz in den klassisch neutralen<br />

Ländern Schweden und Schweiz angeführt.<br />

Die Sendung klang aus mit dem Fazit, daß nur ein umfangreiches,<br />

gesetzlich fundiertes Schutzraumbauprogramm die<br />

Chance des Uberlebens in einem Atomkrieg wirksam vergrößern<br />

kann. H. F.<br />

Die Magirus-Tragkraftspritze TS 2/5 ist auf Grund ihres<br />

geringen Gewichtes, auch in schwierigstem Gelände, leicht<br />

tragbar und einfach zu bedienen.<br />

Mit lIo-Motor und einstufiger Kreiselpumpe ausgestattet,<br />

erreicht sie eine Leistung von 200 I/min bei 50 m Ws.<br />

Das Magirus-Tragkraftspritzen-Bauprogramm umfaßt<br />

5 weitere Bauarten mit entsprechend höheren Förderleistungen<br />

bis zu 6000 I/min.<br />

Klöckner-Humboldl-Deutz AG<br />

Werk Ulm


Wür den<br />

individuellen S.rahlenachu.z<br />

Als das Atomzeitalter mit der Errichtung des ersten Kernreaktors<br />

in Chicago vor 20 Jahren begann, blieb das, wie viele<br />

bedeutsame Geschehnisse, zunächst von der Öffentlichkeit<br />

weitgehend unbemerkt. Eine lebhafte Entwicklung der Kernwissenschaft<br />

war diesem Ereignis vorangegangen. Die fast<br />

gleichzeitigen Entdeckungen der X-Strahlen durch Röntgen<br />

und der Radioaktivität durch den Franzosen Becquerel kurz<br />

vor der Jahrhundertwende sowie die Isolierung des Radiums<br />

durch das Ehepaar Marie und Pierre Curie in den darauffolgenden<br />

Jahren ermöglidüen bereits damals die Erzeugung<br />

von Strahlungsintensitäten, die für den Menscllen gefährlich<br />

werden konnten. Zunächst kam zwar nur ein kleiner<br />

Personenkreis mit schädigender Strahlung in Berührung, aber<br />

die Entwicklung ging weiter. In London erkannte Sir Ernest<br />

Ruthcrford die unterschiedliche physikalische Natur der<br />

Strahlenarten. Zusammen mit seinem deutschen Schüler Hans<br />

Geiger schuf er 1908 einen elektrischen Zähler für Alphateilchen.<br />

Der Däne Nils Bohr entwarf 191 3 ein erstes Atommodell<br />

und 1919 wandelte Rulheriord erstmals chemische Elemente<br />

schädigende Strahlung solcher Stoffe nachgewiesen und gemessen<br />

werden kann. Besondere Bedeutung erhielten die Probleme<br />

des Strahlenschutzes seit der Wiederaufnahme von<br />

Kernwaffenversuchen in jüngster Zeit, weil hierdurch der gesamte<br />

menschlidle Lebensraum betroffen wird. Neben den<br />

künstlichen radioaktiven Teilchen, die nach Kernwaffenversuchen<br />

frei werden und wegen ihrer Gefährlichkeit am meisten<br />

interessierten, bestehen noch weitere Quellen natürlicher<br />

und künstlicher Radioaktivität in Luft und Wasser, von denen<br />

Bild 1 die wichtigsten zeigt. Die unbedenkliche natürliche<br />

Radioaktivität im linken Teil der Darstellung kann aus der<br />

Atmosphäre und der Erdrinde stammen. Diese enthält langlebige<br />

radioaktive Substanzen wie Uran, Radium, Thorium,<br />

Kalium usw., die gas- oder staubföl'mige, meist kurz.lebige<br />

Folgeprodukte entwickeln, deren physikalische Halbwertszeit<br />

(Tl/,) zum Teil nur wenige Sekunden beträgt.<br />

Beim Strahlenschutz für die Gesamtbevölkerung interessieren<br />

vor allem Alpha-, Beta- und Gammastrahlen, die ihre<br />

Namen dem Engländer Ernest Rutherford verdanken. Alphateilchen<br />

sind doppelt positiv geladene Heliumkerne von geringer<br />

Reidlweitc, die bereits von einem Blatt Papier absorbiert<br />

werden. Bei Betastrahlen handelt es sich um negati<br />

ve Elektronen mit großer Geschwindigkeit, zu deren Abschirmung<br />

bereits eine Acrylglasscheibe von 1 cm Stärke notwendig<br />

ist. Gammastrahlung ist im Gegensatz z.ur Alphaund<br />

Betastrahlung, die Materialteilchen aussenden und als<br />

Korpuskularstrahlung bezeichnet werden, eine Wellenstrahlung,<br />

ähnlich der Röntgenstrahlung, die sich mit Lichtgeschwindigkeit<br />

fortbewegt und von allen drei Strahlenarten mit Abstand<br />

die größte DurchdringungsCähigkeit besitzt. Zur Ab­<br />

Schirmung sind deshalb schon Bleiwände notwendig.<br />

Zum besseren Verständnis des Aufbaus und der Funktion<br />

von Geräten zum Messen und Nachweisen dieser Slrahlenarten<br />

ist es notwendig, einige meßtechnische Begriffe kennenzulernen.<br />

Die Maßeinheit für Gamma- oder Röntgenstrahlung<br />

ist das "Röntgen", abgekürzt r. Gemessen wird z. B.<br />

die Strahlungsdosis, die Dosisleistung oder die Impulsrate.<br />

Unter Dosis versteht man die in einer bestimmten Zeit, beispielsweise<br />

innerhalb einer Woche aufgenommene Strahlenmenge<br />

in "Röntgen". Die Dosisleistung ist die in einer Zeiteinheit<br />

aufgenommene Strahlenmenge, beispielsweise "Röntgen"<br />

pro Stunde (rlh). Dosis und Dosisleistung verhalten<br />

sich also wie Arbeit zu Leistung. Die Impulsrate,die z. B. beim<br />

Nachweis von Alpha- und Betastrahlung gemessen wird, ist<br />

Abb. 2: Aufbau des Taschendosimeters Typ " FH 39" .<br />

Abb. 1; Die wichtigsten Quollen natürlicher und<br />

künstlicher Radioaktivität in l uft und Wasser<br />

(N.ach .. Atompra xis", Karlsruhe, Heft 10/57 )<br />

auf künstlicl1ern Wege um. 1932 wurde das Neutron als elektrisdl<br />

neutraler Baustein des Atomkerns entdeckt und bereits<br />

1934 gelang es dem Ehepaar Joliot-Curie (Tochter und Schwiegersohn<br />

vvn M. und P. Curie) künstliche Radioaktivität zu erzeugen.<br />

Die deutschen Forscher OUo Hahn und Fritz StraOmann<br />

entdeckten schließlich 1939 in Berlin die Kernspaltung.<br />

Durch die anschließende Entwicklung wuchsen die Möglichkeiten,<br />

künstliche radioaktive SlotTe zu erzeugen sehr sch nell,<br />

und es entstand die Forderung nach Geräten, mit denen die<br />

~<br />

hn'I4I,"'d"""",.,<br />

-<br />

~----------~v-----------~<br />

O"J",_<br />

16


zeitliche Mittelwert einer Impulsfol ge, der in Impulsen<br />

d~r<br />

pro Minute (lmp/min) angegeben wird.<br />

Ein wirksamer Strahlenschutz setzt voraus, daß eine maximal<br />

zumutbare Strahlenbelastung des menschlichen Organismus<br />

zugrunde gelegt und die Radioaktivität daraufhin<br />

überwacht wird. Hierbei wird unterschieden zwischen beruflich<br />

strahlenexponierten Personen, nichtberuflich strahlenexponierten<br />

Personen, die sich gelegentlich in Kontrollbereichen<br />

aufhalten, und der Gesamtbevölkerung. Die maximal zulässige<br />

Strahlenbelastung für Personen, die beruflich mit Strahlung<br />

umgehen, beträgt bei Ganzkörperbestrahlung nach Empfehlung<br />

der International Commission on Radiological Proteetion<br />

(Internationale Strahlenschutzkommission) 0,1 rem·<br />

während einer Arbeitswoche von 40 Stunden, entsprechend<br />

einer Dosisleistung von 2,5 mrem/h. Nichtberuflich strahlenexponierte<br />

Personen sollen bis zum 18. Lebensjahr 0,5 rem,<br />

vom 18. Lebensjahr ab 1.5 rem pro Jahr nicht überschreiten.<br />

Strahlenschutz-<br />

Taschendosimeter<br />

Abb. 3: Taschendosimeter Typ " FH 39" mit Batterieladege rät. 1 =<br />

Batteriekammerdeckel; 2 = DosimetereinsteckäRnung : 3 = Fenstor;<br />

4 - Regler für lodespannung: 5 "" lampenschalter ; 6 = Okular:<br />

7 "" Klipp; 8 '"" Verschlußdeckel (Frieseke & Hoepfner, GmbH, Erlongen-Bruck)<br />

Für die Gesamtbevölkerung gilt ein Richtwert von 5 rem, die<br />

insgesamt bis zum 30. Lebensjahr nicht überschritten werden<br />

sollen. Diese Werte enthalten nicht die natürliche Strahlung,<br />

die etwa 100 mrern pro Jahr beträgt.<br />

Da der Mensch kein Sinneswerkzeug zur Wahrnehmung radioaktiver<br />

Strahlung besitzt, braucht er zu ihrer Feststellung<br />

und Messung geeignete Geräte, die ihm den fehlenden Sinn<br />

ersetzen. Viele Meßgeräte für den individuellen Strahlenschutz<br />

bestehen grundsätzlich aus dem Strahlungsdetektor,<br />

der die Aufgabe hat, die Strahlung zu entdecken und mit<br />

Hilfe eines physikalischen Effektes in elektrische Impulse umzuwandeln,<br />

sowie einem Zähl- oder Anzeigeinstrument, dem<br />

diese Impulse zugeführt werden. Als Strahlungsdetektoren<br />

für derartige Meßgeräte werden hauptsächlich Ionisationskammern<br />

und Zählrohre verwendet, mit denen die ionisierende<br />

Wirkung der Strahlung genutzt wird, um leicht meßbare<br />

elektrische Größen zu gewinnen. Alpha-, Beta- oder<br />

Gammastrahlung, die in die Ionisationskammer eindringt,<br />

trennt negativ geladene Elektronen von den Atomen oder<br />

Molekülen des Füllgases. Da jedes Atom, soll es elektrisch<br />

neutral sein, die gleiche Anzahl negativer Hüllenelektronen<br />

wie positiver Protonen im Atomkern besitzen muß, verwandelt<br />

es sich bei Verlust eines oder mehrerer Elektronen für den<br />

Bruchteil einer Sekunde in ein elektrisch positives Ion. Dieser<br />

Effekt wird beim Prinzip der Ionisationskammer genutzt, um<br />

durch die einfallende energiereiche Strahlung einen Strom<br />

zu erzeugen und zu messen. In der Praxis wird mit entspre-<br />

• rem (= Abkürzung für ~röntgen equlvalent man") gilt als Maß für<br />

eine beliebige Strahlung. die In dem betrachteten Körpergewebe den<br />

gleichen biologischen Effekt erzeugt wie 1 r Gamma- oder Röntgenstrahlung.<br />

1 mrem h ist ein tausendstel rem pro Stunde.<br />

Dem Menschen fehlt der Sinn für die<br />

Wahrnehmung von Kernstrahlung. Strahlenschutz-Taschendosimeter<br />

helfen uns,<br />

diese gefährliche Strahlung auf einfache<br />

Weise durch Direktablesung der Strahleneinwirkung<br />

festzustellen. Wir liefern<br />

Taschendosimeter, System Bendix, zur<br />

Messung der empfangenen Dosis von<br />

Gamma- und Rän tg enslrah lung, von thermischen<br />

Neutronen, mit al1en in der Praxis<br />

erforderlichen Meßbereichen. Für den<br />

Zivilen Bevälkerungsschutz haben sich<br />

komplette Sätze bewährt, die in einer<br />

robusten ledertaSche 6 Dosimeter und<br />

das l adegerät enthalten.<br />

TELEFUNKEN<br />

17


.ur d.n .nd.v.du •••• n<br />

...... h •• n.o .. u ••<br />

chend geeichten Ionisationskammern<br />

beispielsweise die Gammastrahlendosis<br />

gemessen. Zählrohre zur Messung der<br />

Dosisleistung oder der Impulsrate arbeiten<br />

ebenfalls aut der Grundlage der<br />

Ionisation, jedoch mit wesentlich höherer<br />

an den Elektroden angelegter Spannung.<br />

Durch das starke elektrische<br />

Feld im Zählrohr werden die von der<br />

einfallenden Strahlung erzeugten Ionen<br />

derart beschleunigt, daß sie weitere<br />

Ionen bilden und schließlich eine Ionenlawine<br />

entsteht. Durch Zusatz eines<br />

Löschgases zum eigentlichen Zählgas<br />

wird das lawinenartige Anwachsen der<br />

Ionenbildung zum Erlöschen gebrach}<br />

und eine Selbstzerstörung des Zählrohres<br />

verhindert. Die so erzeugten Stromstöße<br />

werden verstärkt und angezeigt.<br />

Fllmdoslmeler<br />

Radioaktive Strahlung kann aber auch<br />

auf einfache Weise mit photographischen<br />

Fllmen nachgewiesen werden.<br />

Grundlage der FiJmdosimetrie ist die<br />

Schwärzung solcher Filme, die durch radioaktive<br />

Strahlung ebenso wie durch<br />

Licht hervorgerufen werden kann. Da<br />

zwischen der Schwärzung des Films<br />

durch einfallende Strahlung und der<br />

Strahlungsdosis in bestimmten Grenzen<br />

ein linearer Zusammenhang besteht,<br />

läßt sich nach photometrischer Auswertung<br />

des Schwärzungsgrades die Strahlungsdosis<br />

bestimmen, welcher der Träger<br />

des Filmdosimeters in einem bestimmten<br />

Zeitraum ausgesetzt war. Filmdosimeter<br />

eignen sich zum Nachweis von<br />

Beta-, Gamma-, Röntgen- oder Neutronenstrahlung<br />

(Neutronen sind die elektrisch<br />

neutralen Bausteine des Atomkerns).<br />

Sie geben allerdings nicht jederzeit,<br />

sondern erst nach Auswertung, die<br />

meist in einem Zentrallabor stattfinden<br />

muß, Aufschluß über die aufgenommene<br />

Strahlungsdosis und werden deshalb<br />

zweckmäßig durch direkt ablesbare Taschendosimeter<br />

ergänzt.<br />

Taschendoslmeler<br />

Diese Geräte in Fillihalterform dienen<br />

ebenfalls zur Messung einer vom Träger<br />

aufgenommenen Dosis von Gammaoder<br />

Röntgenstrahlen, die an einer Skala<br />

angezeigt wird und jederzeit abgelesen<br />

werden kann, so daß ein überschreiten<br />

der höchstzulässigen Dosis leicht zu<br />

vermeiden ist. Taschendosimeter enthalten<br />

eine kleine Ionisationskammer.<br />

Abb. 6: Abl esen eines Taschendosimet.,..<br />

System .. Bendix" (Te l. fu nken GmbH, Ulm)<br />

Dringt eine Gamma- oder Röntgenstrahlung<br />

in diese eIn, so erzeugt sie<br />

darin einen Ionenstrom, der über die<br />

Kammerelektroden die Kapazität einer<br />

vorher mit einem batterie- oder netzbetriebenen<br />

Ladegerät aufgeladenen<br />

Spannung entlädt. Der Spannungsrückgang<br />

wird an einem Quarzfadenelektrometer<br />

angezeigt, das unmittelbar<br />

Aufschluß über die erhaltene Strahlungsdosis<br />

gibt. Die Bilder 2 und 3 zeigen<br />

den Aufbau eines Taschendosimeters<br />

Typ "FH 39'\ das von strahlenexponierten<br />

Personen meist zusammen mit<br />

einem Filmdosimeter an der Kleidung<br />

getragen wird. Diese Kombination entspricht<br />

der 1. deutschen Strahlenschutzverordnung<br />

vom Juni 1960, die vorschreibt,<br />

daß die Individualdosimetrie<br />

nach zwei voneinander unabhängigen<br />

Verfahren durchgeführt werden muß.<br />

Es sind z. B. Taschendosimeter mitMeßbereichen<br />

von O-ü,2 r, 0--50 r, 0-500 r<br />

oder auch 0-2000 r üblich. Das Gerät<br />

nach Bild 2 ist wasser- und luftdicht<br />

und wiegt nur 50 g. Bild 6 zeigt das<br />

Ablesen eines Tasdlendosimeters System<br />

"Bendix".<br />

Als Alarmdosimeter dient der batteriebetriebene<br />

Monitor, Typ "PTW-Total<br />

6119" (Bild 4). Das Gerät wird eben-<br />

I . .<br />

- I<br />

. I<br />

18


falls in einer Rocktasche getragen.<br />

Dringt radioaktive Strahlung in die Ionisationskammer<br />

ein, wird ein elektrostatisches<br />

Relais aufgeladen, das bei Erreichen<br />

der Alarmdosis einen Warnton<br />

auslöst.<br />

Dosisleistungsmeßgeräte<br />

Von diesen meist batteriebetriebenen<br />

handlichen Geräten sind in der Bundesrepublik<br />

sehr viele Bauarten in Fotoapparat-,<br />

Bügeleisen-, Pistolen- oder<br />

Stabform auf dem Markte. Sie dienen<br />

vor allem dazu, einen überblick zu bekommen,<br />

welche Dosisleistung im Augenblick<br />

der Messung herrscht. Aus der<br />

Dosisleistung kann bestimmt werden,<br />

wie lange sich Menschen ohne Schaden<br />

im Bereich einer radioaktiven Strahlung<br />

aufhalten dürfen. Dosisleistungsmeßgeräte<br />

sind zur Messung von Gamma-<br />

oder Röntgenstrahlung geeidlt. Sie<br />

werden deshalb dort verwendet, wo diese<br />

elektromagnetisdlen Wellenstrahlen<br />

gemessen werden müssen, jedoch ledigtidl<br />

ein Nadlweis von Alpha- und Betastrahlen<br />

genügt. Das ist bei vielen Meßaufgaben<br />

der Fall, wie bei der Feststellung<br />

von Kontaminationen in Isotopenlaboratorien<br />

an Tischen, Geräten,<br />

Kleidern und Gefäßen, im Freien oder<br />

im Gelände. Auch gröbere Kontaminationen<br />

von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen<br />

sowie Undichtigkeiten<br />

von Verpackungen radioaktiver<br />

Stoffe lassen sidl damit feststellen.<br />

Gammastrahlenmessungen in der Nähe<br />

von Kernanlagen und radioaktiven Präparaten<br />

bei medizinischen und technischen<br />

Anwendungen, orientierende Messungen<br />

in der Leitisotopentechnik und<br />

bei Untersucl1Ungen über Absorption,<br />

Reichweite, Rückstreuung von Alpha-,<br />

Beta- und Gammastrahlen sowie geologische<br />

Untersuchungen im Gelände<br />

und Labor sind weitere Anwendungsbereiche<br />

von Dosisleistungsmeßgeräten.<br />

Als Strahlungsdetektoren werden Zählrohre<br />

mit Halogenfüllung bevorzugt,<br />

weil diese nur eine relativ niedrige Arbeitsspannung<br />

benötigen, die von batteriebetriebenen<br />

Geräten noch erzeugt<br />

werden kann. Sie besitzen außerdem<br />

eine sehr lange Lebensdauer und sind<br />

weitgehend temperaturunabhängig.<br />

Ein handliches Kleingerät in einem<br />

schlagfesten KunststofIgehäuse zur Dosisleistungsmessung<br />

von Gamma- und<br />

zum Nachweis von Betastrahlung mit<br />

einem Meßbereich von 0-50 mr/h<br />

(Milliröntgenlh = ein tausendstel Röntgen<br />

pro Stunde) ist das nKleinradiameter<br />

FR 40 K" (Bild 5). Es ist äußerst<br />

einfach zu bedienen und deshalb vor<br />

allem für den Laien geeignet. Das volltransistorisierte<br />

Gerät besitzt gedruckte<br />

Schaltung und ist mit einem Halogenzählrohr<br />

bestückt. Man kann damit vor<br />

allem schnell einen überblick über radioaktive<br />

Kontaminationen, die von<br />

Gamma- und Betastrahlem stammen,<br />

gewinnen. Weitere Anwendungen sind<br />

die Lokalisierung von Strahlungsquellen,<br />

die Ermittlung von Strahlungsstärken<br />

und die Kontrolle von Strahlenschutzeinrichtungen<br />

beim Umgang mit<br />

radioaktiven Isotopen und Röntgenanlagen.<br />

Unabhängig von der optischen<br />

Anzeige können die Zählrohrimpulse<br />

auch mit einem anschließ ba ren Kleinkopfhörer<br />

abgehört werden. Den Strom<br />

zum Betrieb des Gerätes liefern zwei<br />

handelsübliche Batterien, mit denen ein<br />

Dauerbetrieb von 5 Stunden möglidl ist.<br />

Bei intermittierendem Betrieb erhöht<br />

sich diese Zeit entsprechend. An der<br />

Zählrohrseite des "FH 40 K" befindet<br />

sich ein Schiebedeckel, der zum Nachweis<br />

der weniger durchdringungsfähigen<br />

Betastrahlen geöffnet wird. Für die<br />

besonderen Zwecke des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />

ist beabsichtigt, dieses<br />

Gerät auch mit einem Meßbereich bis<br />

10 rlh auszulegen.<br />

Der besondere Vorteil des Typs "Teletektor"<br />

(Bild 7) ist die bis zu 4,5 m<br />

ausziehbare Teleskopsonde, mit der auch<br />

hohe Dosisleistungen an schwer zugänglicl1en<br />

Stellen gemessen werden<br />

können. Es besitzt deshalb vier Meßbereiche<br />

bis zu 3000 rlh.<br />

Das Transistor-Strahlungskontrollgerät<br />

Typ "PW 4014" in Pistolen/orm (Bild 8)<br />

eignet sich ebenfalls zu den beschriebenen<br />

Meßaufgaben und besonders zur<br />

Messung von äußeren Kontaminationen,<br />

die strahlenexponierte Personen<br />

erlitten haben. Es besitzt 3 Meßbereiche<br />

für Radium-Gamma-Strahlung: 0--1<br />

mr/h, (;-10 mr/h und (;-100 mr/h,<br />

gedruckte Schaltung und ein eingebautes<br />

Geiger-Müller-Zählrohr. Mit Zusatzzählrohren<br />

ist auch der Nachweis<br />

von Alpha- und Betastrahlung möglich.<br />

Eine anschließbare Sondenverlängerung<br />

ermöglicht es, den Abstand zwischen<br />

Strahlungsquellen und Bedienungspersonat<br />

um zusätzlich 40 cm zu vergrößern,<br />

wodurch auch an schwer zugänglichen<br />

Plätzen gemessen werden<br />

kann. Ein Kleinkopfhörer ist ebenfalls<br />

anschließbar.<br />

(Wird fortgesetzt)<br />

19


d Bohrhammer<br />

130 LSHD-Heller<br />

übten wirklichkeitsnah<br />

Situation on zu meist. rn, wie si. durch<br />

Gasexplosionen, erdbeben oder luft·<br />

angriffe jederzeit hervorgerufen wer·<br />

den können, ist der Zwedc realistische,<br />

Ubungen. Hier erkundet der Gruppenführer<br />

eines lS-Bergungnuges eine<br />

Schadensstelle, um sich zunächst einen<br />

guten Gesamtüberblick tU verschaffen.<br />

Kennen Sie AIt-Mödroth? Wenn nicht, Sie brauchen sich den Namen<br />

dieses O rtes nicht zu merken. Es wird ihn bo ld nicht mehr geben.<br />

Dort, wo vor nichJ allzu langer Zeit noch sc:hmudco Häuschen standen,<br />

wo in gepflegten Gär.en Obst und Gemüse wuchsen, da finde n Sie<br />

heut. nur noch Häusertrümmer oder von Mensch und Ti er verlassene<br />

GebÖude. Hier kloppert ein abgerissener Fensterladen im Wind, dort<br />

quietscht eine Haustür, deren grünspaniger Messingknopl von kei ne r<br />

fleißigen Hausfrau enhand mehr a uf Hochglanx poliert werden wird.<br />

AIt-Mödrath ist ein totes Dorf. Nur die Vögel in den von Unkraut<br />

überwucherten Gärten xwitschern lauter denn je. Bald werden auch<br />

sie hier nicht mehr munter einhe rfliegen. Nicht e inmal mohr Nester<br />

werden sie bauen können. Dort, wo ietxt das verlassene Dorf steht,<br />

wird bald ein großes schwanes Loch gähnen. Denn imme r weiter<br />

Iressen sich die Riesenbagger der Rheinischen Braunkohle AG im<br />

nord rhein-westfälischen Landkreis Bergheim an der Erft in das land<br />

hinein. Die abbruchreifen Häuser jedoch sind idea le Objekte zu realistischen<br />

Ubungen der LSH D-Fac:hdienste des Regierungsbexirks Köln,<br />

die, wi e der Bericht xeigt, bereits vorbildlich zusammenarbeiten.<br />

Dieses tragbare, für Katastrophenfälle ~<br />

oller Art geeignete Brennschneidegeräl<br />

kann selbst an schwer xugängliche n<br />

Stellen mühelos eingesetxt werden.<br />

Links : Zur technischen Au srüstung d er<br />

Fach..Jienste des LSHD gehö rt auch das<br />

unentbehrlich gewordeno Handfunk~<br />

sprechgerät FuG 6. Daneben: Feuer<br />

und starke Rauchentwidclu ng behin.<br />

dern die lösch- und Bergungsarbeiten<br />

der Ubung, machen sie aber gerade<br />

deshalb so realistisch und lehrreich.


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zur Trup~nwouerversor9ung und zum Bevölkerunguchutz in vielen ländern.<br />

Höhepunkte der Ausbildung für Führungskräfte und Helfer<br />

im Luftschutzhilfsdienst sind die Durchführungen von Luftschutzübungen.<br />

Bei diesen übungen mit wirklichkeitsnaher<br />

Darstellung wird der allgemeine Ausbildungsstand aufgezeigt.<br />

Führer und Unterführer mtissen beweisen, ob sie in der Lage<br />

sind, die ihnen gestellten Aufgaben Zu lösen.<br />

Neben der manchmal etwas eintönigen theoretischen und praktischen<br />

Grundausbildung erfreuen sich "lebensnahe'4 übungen<br />

bei den freiwilligen Helfern großer Beliebtheit. Das ist nur<br />

zu verständlich, wenn man bedenkt, daß jeder einmal seine erworbenen<br />

Fähigkeiten zeigen möchte. Wie er sein Gerät be-<br />

herrscht, wie er Menschen in schweren Situationen helfen<br />

kann. Die stille, opferbereite Einstellung aller Helfer wird<br />

von der Öffentlichkeit leider zumeist erst dann anerkannt,<br />

wenn echte hilfsreiche Taten notwendig wurden. Es liegt in<br />

der Natur der Sache, daß kein Helfer, der sich für Hilfeleistungen<br />

im Katastrophen- oder Verteidigungsfall ausbilden läßt,<br />

wünschen kann, daß dieser Fall eintritt.<br />

Die Helfer der behördlich geführten Luftschutzhilfsdienste<br />

sind auf übungen angewiesen.<br />

Um eine Lage darzustellen, wie sie sich nach einem Luftangriff<br />

ergibt, bedarf es jedoch mehr als nur des Vorstellungsver-


• •<br />

Oben: Das löschen des Ubungsbrandes war<br />

für di e Züge de r in Bergheim stationierten<br />

51 . LS-Feue rwehrbereitschaft ein Werk von<br />

Minuten. Unten: Wo Menschenkraft nicht ausreicht,<br />

leistet diese Hydropross& mit einer<br />

Traglast von 20 Tonnen wertvollen Dienst.<br />

Unton : Ein Verbandsplatz wird in unmittelbarer<br />

Nähe der Schadensstelle errichtet. Der<br />

Großraum krankenwagen wird noch Entladen<br />

der Sanitätskisten :rum Abtransport von .. Verletzten"<br />

eingosent. So werden ärztliche<br />

Versorgung und Betreuung sichergestellt.<br />

Obon : Die Gerälekraftfahrnuge des LS-Be,-<br />

gungsdienstes enthalten alle die techniscnen<br />

Hilfsmittel, die nach Katastrophen oder Sehadenswi,kungen<br />

durch Kriegsereignisse benötigt<br />

werden, darunter auch Geräte, die zum<br />

Ab'ransport von Gefallenen dienen (unten).<br />

mögens. Besonders die Schadensdarstellung ist neben den sonstigen<br />

organisatorischen Vorarbeiten wie Leitungs- und<br />

Schiedsrichterdienst usw. ein Problem. Wo stehen einem<br />

LSHD-Ausbildungsleiter die Schadenselemente und die Anzahl<br />

von VerletztendarsteIlem zur Verfügung, die den übungseinsatz<br />

von mehreren LSHD-Bereitschaften red1t!ertigen<br />

könnten? Die an Bundes- und Landesausbildungsstätten vorhandenen<br />

Obungsanlagen werden von diesen selbst benötigt.<br />

Darum wird es besonders begrüßt, wenn gelegentlich große,<br />

abbruchreife Gebäudekomplexe bekanntwerden, deren Eigentümer<br />

die Zustimmung zur Benutzung als Obungsobjektgeben.<br />

Ubungslage und Aufgaben<br />

Die Rht:-inische Braunkohle AG im Landkreis Bergheim stellte<br />

dem Regierungspräsidenten in Köln für die Luftschutzhilfsdienste<br />

seines Bezirks ein derartiges übungsgelände zur Verfügung.<br />

Es handelte sich um Gebäude in AJt-Mödrath, die<br />

im Zuge des Abbaus von Braunkohle abgerissen werden.<br />

In diesem Gelände fand eine Lu.ftschutz-Einsatzübung statt,<br />

an der 2 Züge der in Landkreis Bergheim stationierten 51. LS­<br />

Feuerwehrbereitschaft sowie je 1 Zug der 51. LS-Bergungsbereitschaft<br />

und 5l. LS-Sanitätsbereitscha.ft, beide aus dem<br />

Landkreis Euskirchen, beteiligt wurden. Mit den Verletzten-<br />

...IIIIIIII links: Hölzer, zum Ab. tützen won Mauerwerk oder Oedl:en. die in ~<br />

"'1IIIIIIII folge Zerstörung einzustünen drohen. werden schneU mit der leichten<br />

E i n-Man n~Matarsäge auf MoB geschni"en. Unten: Ist Eile geboten, um<br />

an VerschüHete he ranzukommen ode r sie mit Sauerstoff zu . e rsorgen,<br />

wird zu Mauerdurchbrüchern ein Gestein, bohrhammer eingesetzt. ...


~ l inks! Betoneisen, l eitungsrohre<br />

~ und andere metallene Gegenstände,<br />

die den luftschulz-Bergungshelfern<br />

bei ihren Arbeiten<br />

im Wege sind, können mit<br />

dem Brennschneider Stück um<br />

Stück herausgeschnitten werden.<br />

eines Großbrandes wird nicht immer<br />

auf Anhieb klappen. Auch auf die Notwendigkeit<br />

von Absperrmaßnahmen gegen<br />

allzu interessierte "Zaungäste" sowie<br />

die erforderliche Anwesenheit von<br />

zumindest einem Vertreter der Ordnungsorgane<br />

muß hingewiesen werden.<br />

Für die übungsleitung, Führer und Helfer<br />

der beteiligten Einheiten war es der<br />

erste gemeinsame Einsatz von LS­<br />

Brandschutz-, LS-Bergungs- und LS­<br />

Sanitätsdienst im Regierungsbezirk<br />

Köln. Es wurden wertvolle Erfahrungen<br />

gesammelt, die sich bei weiteren geplanten<br />

Ausbildungsvorhaben bezahlt machen<br />

werden.<br />

Der Eifer und die Einsatzfreudigkeit der<br />

ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer<br />

waren eindrucksvoll. Dieser einhelligen<br />

Meinung waren auch die Vertreter der<br />

Bezirksregierung Köln sowie der Landkreisverwaltungen<br />

Bergheim und Euskirchen,<br />

die als Sachkundige und für den<br />

Aufbau des LuItschutzhillsdienstes Verantwortliche<br />

der übung beiwohnten.<br />

Es bleibt zu hoffen, daß dieses Beispiel<br />

Scl1Ule macht und den HeUern in anderen<br />

Gegenden der Bundesrepublik ähnliche<br />

Ubungsmöglichkeiten geboten<br />

werden. Uelnz Günter Albrecht<br />

darstellern wa ren rund 130 Helfer eingesetzt.<br />

Als allgemeine übungs lage war<br />

ein mit herkömmlichen Spreng- und<br />

Brandbomben erfolgter Luf ta ngriff angenommen.<br />

Es wurde zugrunde gelegt,<br />

daß die Bewohner vor dem Angriff gewarnt<br />

worden waren und daß während<br />

des Einsatzes des Luftschutzhilfsdienstes<br />

keine weiteren Angriffe erfolgen. Zu den<br />

Ubungsaufgaben gehörte:<br />

der KrafUa hrzeugmarsch von den Standorten<br />

auf vorgeschriebenen Straßen zur<br />

Sdladensstelle,<br />

die Bekämpfung von Bränden,<br />

das Heranleiten von Löschwasser über<br />

größere Entfernungen,<br />

die Bergung von verschütteten Personen,<br />

Erste- Hilfe-Leistung,<br />

der Au.fbau eines Verbandsplatzes und<br />

das Abtransportieren von Verletzten in<br />

Großraumkrankenwagen.<br />

Darüber hinaus sollte das Zusammenwirken<br />

der einzelnen Fachdienste geübt<br />

werden.<br />

Man lernt nie aus<br />

Die übung lief im großen und ganzen so<br />

ab, wie sie von der Leitung vorgesehen<br />

war. Selbstverstä ndlich traten die üblichen<br />

P annen auf, die, und darüber<br />

sollte sidl niema nd tä usdlen, auch in<br />

Ernstfällen nicht zu vermeiden sind. Im<br />

übrigen erwiesen sich die Hilfsaktionen<br />

als verhältnismä ßig glatt durchzuführen,<br />

während die Schwierigkeiten mehr<br />

bei der "Darstellung" lagen.<br />

Das "Einbauen" der Verschütteten in die<br />

verschiedensten Trümmer-Lagen und<br />

Gebäudeteile, ja selbst das Entfachen<br />

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DIE DEMOKRATISCHE GEMEINDE. BAD GODESBERG • POSTFACH 910<br />

23


Die letzte Folge schloß: Aus den Tiefen der Keller,<br />

4<br />

aus den Türen der Bunker strömten milde, abge<br />

4<br />

spannte Menschen. Angstvolle Blicke der lIeimkeh<br />

ren den tasten die Häusermauern ab. Nur ein Gedanke<br />

bewegt sie alle: 'Vas werden wir von unserem<br />

Heim noch vorfinden? Auf einigen Plätzen und in<br />

Griinanlagen steht hastig geborgener Hausrat, auf<br />

dem alte Leute und Kinder sitzen. Hier herrscht die<br />

Stille lautloser Tränen. Selbst Männer in Uniform,<br />

die soeben noch unter Aufbietung ihrer ganzen Energie<br />

gegen Rauch. Feuer und Phosphor ankämpften.<br />

dämpften ihre Stimme, wenn sie den Leuten, die auf<br />

den angesengten PolstersHihJen, auf dem im Grase<br />

liegenden Bettzeug oder auf Kasten und Koffern<br />

sich ausruhen, eine Nachricht bringen oder Worte<br />

des Trostes sagen.<br />

In der LS-Leitung atmen die Männer auf. Alle<br />

Löschkräfte der Stadt und die zusätzlich angeforderten<br />

Hilfskräfte haben bisher ohne Pause im<br />

Einsatz gestanden. Es wird Zeit, daß sie etwas Ruhe<br />

finden, denn auch ihre Kräfte sind nicht unerschöpflich.<br />

Aber noch ist nicht daran zu denken! Wieder<br />

schrillt das Telefon, wieder hebt der Wachtmeister<br />

ab und wiederholt dann deutlich die Meldung aus<br />

dem Stadtteil Hemshof:<br />

"Frankenthaler Straße beim Roten Kreuz gesperrt<br />

wegen Blindgängergefahr. Häuteverwertung und<br />

Bruchwiesenstraße ebenfalls wegen Blindgänger gesperrt.<br />

Ende!" Der LS-Offizier nickt, blickt auf die<br />

Uhr und rügt hinzu : "Es ist jetzt genau fünf Uhr."<br />

Allmählich können die ersten Löschzüge zurückgezogen<br />

werden. Die Männer sind abgekämpft und<br />

todmüde. Verletzte hat bisher nurdieBrandbekämp­<br />

Cung im Tanklager gekostet. Dort ist ein Angehöriger<br />

der Feuerschutzpolizei mit einem Mann vom<br />

Hilfsdienst von einer acht Meter hohen Mauer abgestürzt.<br />

- Man atmet auf in der Luftschutzzentrale.<br />

Es scheint tür diesmal ziemlich gut gegangen<br />

zu sein - wenn es bei diesen beiden Verletzten<br />

bleibt. Aber was sollte jetzt wohl noch geschehen?<br />

Erneut läutet das Telefon. 5.20 Uhr ist es. Der Fernspruch<br />

wird wiederholt, Wort CUr Wort:<br />

"In Schauerheim brennen etwa 25 Scheunen. In drei<br />

bis vier Wohnhäusern Brände gelöscht. Zwei Pferde<br />

tot. Zahl der Obdachlosen noch nicht bekannt."<br />

Die anwesenden Dienstgruppenführer und Offiziere<br />

der Schutzpolizei wenden sich wieder einem Melder<br />

24


zu. Der setzt seinen Bericht fort, wo er<br />

gerade vom Telefon unterbrochen wurde:<br />

"Die Teile des feindlichen Flugzeuges<br />

liegen zerstreut auf dem Gelände zwischen<br />

Schlachthof, Bayreuther Straße,<br />

Frankenthaler Straße, Roter Kreuzweg<br />

und Friedhof. Dort sind auch die fünf<br />

toten Besatzungsangehörigen gefunden<br />

worden."<br />

Eine Stunde später ruft Luftwaffenmajor<br />

Schäfer beim Luftschutz-Sachbearbeiter<br />

der Stadt an:<br />

"Eschkopfweg 40 wurden fünf Tote geborgen!"<br />

Der aufgehenden Sonne sind an diesem<br />

Morgen noch die roten Flammen entgegengelodert,<br />

und träge Rauchwolken<br />

verhinderten dem Licht Zugang zu<br />

den von stickigem Qualm erfüllten Straßenschluchten.<br />

Nur aus den Schloten der<br />

1. G. Farben quirlte ruhig wie seit Monaten<br />

der Rauch der Kesselfeuer. Nicht<br />

eine Bombe hat in dieser Nacht das Riesenwerk<br />

getroffen. - Nun, kurz nach<br />

sechs Uhr, sind die Brände gelöscht oder<br />

zumindest eingedämmt. Mut und Tapferkeit<br />

haben die entfesselten Flammen<br />

wieder unter Kontrolle gebracht. Nur<br />

im Tanklager schickt der Großbrand<br />

noch immer Feuer und dichten Qualm<br />

gen Himmel.<br />

*<br />

Sdlon einen Tag nach dem Angriff ist<br />

der Straßenbahnverkehr zwischen dem<br />

großen Tor der 1. G. und Oppau und<br />

nach der Ruthenstraße bis Jahnsaal<br />

wiederaufgenommen, ferner zwischen<br />

Marienkirche und Friesenheim, Oggersheim<br />

und Friedhof und zwischen Knollstraße<br />

und Bahnhof Mundenheim. Auch<br />

die Rhein-Haardt-Bahn kann von Bad<br />

Dürkheim bis zum Roten Kreuz fahren.<br />

Die planmäßigen Omnibuslinien verkehren<br />

alle wie vordem.<br />

Im Wehrmachtsbericht aber wird nach<br />

dem Angriff nur Mannheim genannt.<br />

"Es entstanden Brandschäden in den<br />

Wohngebieten. Die Bevölkerung hatte<br />

geringe Verluste ..." sagt der Rundfunksprecher,<br />

und kopfschüttelnd wenden<br />

sich die Ludwigshafener von den<br />

Lautsprechern ab.<br />

Suche nach Angehörigen<br />

Zahlreiche Menschen stehen im raucllverhangenen<br />

Morgengrauen des 6. Sep.l<br />

tember vor den Ruinen ihrer Wohnungen<br />

und Betriebe. Auswärtige Arbeiter müssen<br />

an diesem Vormittag weite Strecken<br />

zu Fuß zurücklegen. Wenn sie dann vor<br />

den trümmerbedeckten und von Bomben<br />

aufgewühlten Straßen der betroffenen<br />

Stadtteile stehen, möchte ihnen der<br />

Mut zum Weitergehen schwinden. Mühsam<br />

gehen und klettern sie dennocll weiter.<br />

Sie wissen, wieviele Kollegen im<br />

Werk sehnlicllst die Ablösung erwarten;<br />

Männer, die noch völlig im Ungewissen<br />

sind über das Schicksal ihrer Familien.<br />

Vor den Toren der Industriebetriebe<br />

stehen Frauen. Verstaubt sind ihre Kleider<br />

und Schuhe; auf ihre Gesichter und<br />

Hände haben sich Ruß teilchen gesenkt.<br />

Aus ihren müden Augen flackert Unruhe.<br />

Ihre Hände, die vielfach ein leise<br />

weinendes Kind stützen, zittern zuweilen.<br />

Hin und wieder kommt ein Mann aus<br />

dem Werk. Dann leuchten ihm zwei<br />

Augen glücklich entgegen, während sich<br />

andere fragend und voller Sorge auf<br />

ihn richten. Dann werden Namen genannt.<br />

Der Mann nickt, sagt: "Er kommt<br />

noch" oder "Ich weiß nicht" oder zuckt<br />

nur mit den Schultern. Dann gleiten<br />

die Augen der Frauen von seinem Gesicht<br />

ab und starren wieder unterschweren<br />

Lidern auf das Tor. Bis der nächste<br />

heraustritt.<br />

überall sind Menschen unterwegs, um<br />

in den betreffenden Stadtteilen nach<br />

dem Ergehen von Angehörigen und<br />

Freunden zu forschen. Manchmal geben<br />

ihnen ein paar Worte - mit weißer<br />

Kreide auf die Mauerreste geschrieben<br />

- einen Hinweis, oder die Ausgebombten<br />

sitzen auf wenigen geretteten Habseligkeiten<br />

inmitten der Straße und<br />

schauen verzweifelt auf die noch rauchenden<br />

Trümmer, sofern sie nicht noch<br />

unter Scllutt und in Kellern nach ein<br />

wenig Hausrat suchen.<br />

In vielen Bezirken aber brennen die<br />

Häuser noch. Dort sind Männer der<br />

Feuerwehr bemüht, das Ubergreifen der<br />

Brände zu verhindern und zu retten,<br />

was noch nicht von den Flammen erfaßt<br />

wurde. Die Bewohner gehen ihnen<br />

zur Hand, soweit sie es können. Mit nassen<br />

Tüchern, die sie um Kopf und Hände<br />

geschlungen haben, versuchen sie,<br />

sich gegen Hitze und Glut zu schützen,<br />

immer bedacht, nicht von einstürzenden<br />

Mauern oder brennendem Gebälk getroffen<br />

zu werden.<br />

Wie in den Wohnvierteln ist man auch<br />

in den Industrie- und Handwerksbetrieben<br />

noch längst nicllt überall Herr des<br />

Feuers geworden. Drei Flächenbrände,<br />

950 Großbrände, 600 mittlere und 300<br />

Kleinbrände sind vom Luftschutz seit<br />

dem vierzig Minuten währenden Angriff<br />

gezählt worden, davon allein in<br />

der Industrie 139.<br />

Schwerste Schäden werden bei der Isolierrnittelfabrik<br />

Grünzweig & Hartmann<br />

festgestellt, bei der Chemischen<br />

Fabrik Raschig, bei den Ludwigshafener<br />

Ziegelwerken, bei Fasig & Sohn<br />

und bei Weiß & Rameier. Ferner sind<br />

verschiedene Kaufhäuser, Banken und<br />

Handwerksbetriebe total zerstört worden,<br />

ebenso die Paketumschlagstelle<br />

und die Reparaturwerkstätte der Reichspost,<br />

mehrere Dienstgebäude und Waggons<br />

der Reichsbahn, die Privatklinik<br />

Dr. Meder und auch die Luther- und<br />

die Christuskirche.<br />

Die IG-Farben-Industrie meldet Produktionsausfall<br />

durch Stromausfall, in<br />

der Pfälzischen Preßhefen- und Spritfabrik<br />

muß die Produktion zum Teil<br />

ausfallen, jedoch für längere Zeit, und<br />

auch die Pfälzische Maschinenfabrik C.<br />

Platz, die Firma J. A. Benckiser und die<br />

Knoll AG berichten von Einschränkungen<br />

der Produktion infolge mittlerer<br />

oder schwerer Schäden.<br />

Seit 5 Uhr morgens wird wenigstens<br />

das Wasserwerk wieder mit Strom versorgt,<br />

so daß die beinahe lahmgelegte<br />

Wasserversorgung der Stadt wieder gesichert<br />

ist und wieder Wasser für Löschzwecke<br />

zur Verfügung steht. Noch im<br />

Laufe des Montags sollen die weniger<br />

betroffenen Stadtteile wieder Strom erhalten.<br />

Dennoch wird der Straßenbahnverkehr<br />

noch für Tage unterbunden<br />

sein, so groß sind die Zerstörungen an<br />

Oberleitungen und Schienenweg.<br />

Den ganzen Tag über sind die Löschund<br />

Bergungsarbeiten im Gange. Immer<br />

neue Patienten bekommen die Ärzte,<br />

Helfer und Helferinnen der fünf Rettungsstellen.<br />

Alle Hände, die zufassen<br />

wollen, werden gebraucht, um den vielen<br />

Verletzten Hilfe und Linderung ihrer<br />

Schmerzen zu bringen.<br />

Ratschläge<br />

für d ie Stadtbevölkerung<br />

Die neuen britischen und amerikanischen<br />

Riesenbomber sind nicht bloß imstande,<br />

immer tiefer ins Deutsche Reich<br />

vorzustoßen, sie können sich auch länger<br />

über ihrem Ziel aufhalten, und vor<br />

allem: sie können viel mehr und viel<br />

schwerere Bomben befördern.<br />

Hier einige Ratschläge an die Stadtbevölkerung<br />

für Herbst und Winter. Sie<br />

stammen aus den Erfahrungen, die England<br />

gemacht hat.<br />

1. Achtung auf das Leitungswasser nach<br />

einem Luftangriff! Gewöhnlich sind<br />

nach einem Treffer auf die Hauptstraße<br />

die Wasserrohre beschädigt, und das<br />

Leitungswasser kann durch die Kanalisation<br />

verunreinigt werden.<br />

2. Kein Luftschutzkeller ohne Stahlstützen!<br />

Kein Luftschutzraum bietet Schutz gegen<br />

einstürzende Gebäude, wenn er<br />

nicht durch stählerne Träger und Streben<br />

abgesteift ist.<br />

3. Haltet die Badewannen stets voll<br />

Wasser!<br />

Eine Stadt, deren Hauptwasserleitung<br />

bei einem Luftangriff beschädigt würde,<br />

ist bei einem zweiten Angriff mit Brandbomben<br />

ganz besonders gefährdet. Das<br />

beste Mittel, Eure Wohnungen zu scllützen,<br />

ist Eure Badewannen immer voll<br />

Wasser zu haben.<br />

4. Kümmert Euch jetzt um eine Winterwohnung<br />

außerhalb der Gefahrenzone!<br />

*<br />

Am Samstag, dem 11. September 1943,<br />

findet morgens um 11 Uhr in der Geschäftsstelle<br />

des Einzelhandelsverbandes<br />

eine improvisierte Besprechung statt.<br />

Fünfunddreißig Textil- und Schuhhändler<br />

sowie einige andere Einzelhändler<br />

sind in der Bismarckstraße 83<br />

zusammengekommen. Es gilt schwierige<br />

Probleme zu meistern.<br />

Rund 50000 Menschen sind in der Nacht<br />

zum Montag obdachlos geworden. Sie<br />

alle brauchen neue Kleidung und neues<br />

Schuhwerk. Aber sehr viele Einzelhandelsgesmäfte<br />

sind bei diesem Angriff<br />

zerstört worden oder ausgebrannt. Nur<br />

ein Teil von ihnen hat schon wieder -<br />

meist in Ausweichläden - mit dem Verkauf<br />

begonnen. Einige werden in den<br />

nächsten Tag erst soweit sein.<br />

Man erörtert zunächst die Versorgung<br />

mit Schuhen. Sie scheint im Rahmen des<br />

Möglichen gesichert zu sein. Nacl1 Angaben<br />

der anwesenden Schuhhändler<br />

stehen im Augenblick für den Verkauf<br />

etwa 32000 Paar Schuhe zur Verfügung.<br />

Weitere Mengen können gegen die vorgeschriebenen<br />

Bestellscheine sofort vom<br />

Lager des Lieferanten abgerufen werden.<br />

Etwas schwieriger dürfte sich die Textilversorgung<br />

gestalten, weil die größeren<br />

Textilgesclläfte sich in den am<br />

schwersten betroffenen Stadtteilen befanden<br />

und nahezu alle zumindest<br />

schwere Schäden aufweisen. Den Tex-<br />

25


lilhändlern wird es daher zur AuUage<br />

gemacht, ihre Ausweichlagerbestände<br />

sofort nach Ludwigshafen zu verbringen<br />

und ihre vorhandenen Waren unbegrenzt<br />

zum VerkauI zu bringen.<br />

Einen Lichtblick bedeutet dabei die Mitteilung<br />

der BczirksCachgruppe, daß die<br />

Reichsstelle in Berlin 5000 Ausstattungen<br />

zur Verfügung gestellt hat. Ein Drittel<br />

dieser Menge befindet sich im Lager<br />

in Grünstadt und ist für die Stadt<br />

Ludwigshafen bestimmt, der Rest für<br />

die Evakuierten.<br />

Durch die Straßen laufen die Leute,<br />

Ausgebombte und solche, die ihr Heim<br />

vorerst noch besitzen. Sie nehmen es als<br />

selbstverständlich hin, daß eine Großstadt<br />

wie Ludwigshafen auch in Tagen<br />

solcher Not reibungslos mit Lebensmitteln<br />

und den Gütern des täglichen Bedarfs<br />

beliefert wird. Wer ahnt schon,<br />

welch sorgfältig eingespielter Apparat<br />

und welche Erfahrungen notwendig<br />

sind, um ihre Forderungen erfüllen zu<br />

können - mögen sie auch kriegsmäßig<br />

bescheidener sein als in normalen Zeiten!<br />

Das Jahr neigt sich zum Ende<br />

Immer neue Angriffe im Schutze der<br />

Dunkelheit muß das schwergeprüIte<br />

Ludwigshafen erdulden. Immer wieder<br />

heulen die Sirenen Warnung vor Gefahr<br />

übel' die Dächer der Stadt.<br />

Noch im gleichen Monat, nachdem der<br />

schwere(Angriff gerade el'st überstanden<br />

ist, fli egen neue Wellen feindlicher Bomber<br />

die Stadt am Rhein an.<br />

24. September 1943, zwischen 22.14 und<br />

0,10 Uhr: Binnen vierzig Minuten hatten<br />

annähernd vierhundert Bomber 15<br />

Minenbomben, 2 11 Sprengbomben, 5000<br />

Phosphorbrandbomben und 30 000 Stabbrandbomben<br />

abgeworfen, hauptsächlich<br />

auf das Gebiet der IC-Farben-Industrie<br />

und auf den Raum Oppau-Edigheim.<br />

Im Werk Oppau fiel die StickstofTabrik<br />

mit angeschlossenen Betrieben aus. Die<br />

Produktion in der Bunafabrik wurde<br />

vorübergehend unterbrochen. Zahlreidle<br />

Scheunen mit Erntevorräten und Ställe<br />

mit dem Vieh darin brannten in Oppau<br />

selbst ab, wo auch zwei Kirchen total<br />

zerstört wurden.<br />

Da das Gelände des Hauptbahnhofs<br />

Ludwigshafen ebenfalls stark mit<br />

Brandbomben belegt wurde, geriet das<br />

Bahnhofsgebäude in Brand und erlitt<br />

schwere Schäden. Außerdem wurde das<br />

Gebäude der Personalunterkunft total<br />

zerstört. Doch audt das Hafengebiet<br />

wurde erneut betroffen, und zahlreiche<br />

Schiffe erhielten teils schwere, teils leichtere<br />

Treffer.<br />

An Wohn- und Geschäftshäusern, Kirchen,<br />

gewerblichen und Industriebauten<br />

verzeidtnet der amtliche Bericht insge-<br />

~amt 314 Totalschäden in diesel' Nacht<br />

sowie 767 schwere und mittlere Schäden<br />

lind 2150 leichte Schäden. Ferner wurden<br />

61 Großbrände, 175 mittlere und<br />

2121 kleine Brände gezählt.<br />

Als morgens um 6.35 Uhr die Bevölkerung<br />

nochmals in den Keller muß, erreidtt<br />

die Beunruhigung der Einwohner<br />

der nom brennenden Stadt ihren<br />

Höhepunkt. Vierzig Minuten werden zu<br />

einer Ewigkeit. Dann erfolgt Entwarnung.<br />

Die feindlichen Verbände sind<br />

vorbeigeflogen.<br />

Von hundert Hitlerjungen, die sich in<br />

Oppau~Edigheim im Einsatz befanden,<br />

wurden sieben Opfer der Bomben. Vier<br />

von ihnen - im Alter von 17 Jahren -<br />

fanden als LuftwafTenhelfer den Tod.<br />

Drei weitere Jungen starben im Alter<br />

von nur 15 Jahren. Als Angehörige des<br />

Hilfstrupps Oppau wurden sie auf dem<br />

Wege zur Einsatzstelle durch eine<br />

Sprengbombe verschüttet und getötet.<br />

Und weiter geht das Leben und weiter<br />

der Krieg. Immer kritischer wird die<br />

Situation für die Bevölkerung. Immer<br />

unruhiger gehen die Menschen des<br />

Abends zu Bett, denn jede Nacht kann<br />

einen nom schlimmeren, noch vernichtenderen<br />

Angrifl' bringen. Was die Zeitungen<br />

nicht berichten, das geht von<br />

Mund zu Mund weiter.<br />

(Wird fortgesetzt)<br />

Die Wirkung von Brandbomben: So sah es in der katholischen<br />

Kirche in Neckarau nach einem Angriff am 10. August 1943 aus.<br />

26


Die Schweizer Delegation besichtigt in der<br />

BLVS·Bundesschulc, Waldbröl, ein Planspiel·<br />

modell. V. I. n. r.: Der leiter der Bundesschule<br />

H. G. Meyer: de r leiter der Kantonale~<br />

ZivilschutzsteIle Bern, Camment ; der<br />

leiter der Kantonalen ZivilschutzsteIle Zürich,<br />

Forrer; der Leiter der Schweizer Delegation,<br />

Oberst i. Gst. Fischer; Fritz Wagner, Sundesschule<br />

Waldbröl und Major i. Gst. Möri.<br />

Delegation der Eidgenossen zu Gast beim BLSV<br />

Anlagen, die für die Ausbildung der Selbstschutzkräfte<br />

geschaffen worden sind, fanden<br />

bei den Schweizer Gästen reges Interesse.<br />

Die Schweiz ist neutral. Seit 150 Jahren<br />

war sie in keinen Krieg verwickelt.<br />

Wie kommt es, daß ausgerechnet in einem<br />

solchen Lande so großes Gewicht<br />

auf den Zivilschutz gelegt wird?<br />

Diese Frage mag sich schon mancher gestellt<br />

haben, der mit Verwunderung<br />

Kenntnis von den ungewöhnlich umfassenden<br />

Vorsorgemaßnahmen erhielt, die<br />

unser südlicher Nachbar bisher getroffen<br />

hat und immer wieder aufs neue,<br />

der jeweils gegebenen Lage moderner<br />

Waffentechnik angepaßt, trifft.<br />

Wir hatten Gelegenheit, uns über diese<br />

und über zahlreiche andere Fragen des<br />

Zivilschutzes mit den Angehörigen einer<br />

sieben köpfigen Schweizer Delegation<br />

zu unterhalten, die unter Leitung<br />

von Oberst i. Gst. Ernst Fischer, dem<br />

Beauftragten für Zivilschutz des Eidgenössischen<br />

Justiz- und Polizeidepartements<br />

und Chef der Abteilung für Luftschutz<br />

aus Bern, die Bundesrepublik besuchte<br />

und dabei einige Tage beimBLSV<br />

zu Gast war.<br />

Der Grund des Besuches? Man sprach<br />

ganz offen darüber. Die Schweizer Luftschutztruppe<br />

und der Zivilschutz benötigen<br />

neue übungsplätze und neues<br />

Ubungsgelände, ein "Ubungszentrum",<br />

sagte Oberst Fischer. Das wirft natürlich<br />

manches Problem auf. Und nun wollte<br />

man sich darüber informieren, wie diese<br />

Probleme in der Bundesrepublik,<br />

beim Bundesluftschutzverband j gelöst<br />

sind.<br />

In der Bundesschule des BLSV in Waldbröl<br />

wollte man vor allem Ubungsanlagen<br />

besichtigen und außerdem studieren,<br />

wie und nach welchen Gesichtspunkten<br />

die Ausbildung leitender<br />

Selbstschutzkräfte erfolgt. Weiter stand<br />

auf dem Programm ein allgemeiner Erfahrungsaustausch<br />

über die Erkenntnisse,<br />

die in jüngster Zeit für Zivilschutz<br />

und Zivilverteidigung gewonnen wurden.<br />

27


Hi er demonstriert ein BlSV-Helfer den Einsatz. von Rettungshunden.<br />

Aber zurück zu unserer Frage: Warum<br />

legen die Schweizer so großes Gewicht<br />

auf den Zivilschutz?<br />

Die Antwort gaben, wie auf alle unsere<br />

Fragen, stets mehrere Herren der Delegation.<br />

Sie umrissen dabei jeweils den<br />

Standpunkt des Ressorts, für das sie z~ständig<br />

sind. Oberst Fischer faßte die<br />

verschiedenen Gesichtspunkte dann zusammen:<br />

Man ist sich heute in aller Welt darüber<br />

im klaren, so sagte er, daß ei.n Staat im<br />

Kriegsfalle nur erhalten bleiben kann,<br />

wenn Armee und Zivilverteidigung eng<br />

zusammenarbeiten. Soldaten werden<br />

nur kämpfen, wenn sie wissen, daß ihr<br />

Kampf einen Sinn hat, daß das, wofür<br />

sie kämpfen, zumindest in der Substanz<br />

erhalten bleibt. Diese Einsicht hat in<br />

den letzten Jahren ständig a n Boden gewonnen<br />

und sich schließlich auch durchgesetzt.<br />

Wir haben in der Schweiz das Glück<br />

gehabt, erklärte Oberst Fischer, daß<br />

1950 die Luftschutztruppe geschaIIen<br />

wurde. Das war die denkbar beste Werbung<br />

für den Zivilschutzgedanken. Die<br />

Lultschutztruppe hat immer wieder<br />

überzeugend demonstriert, was alles getan<br />

werden muß und getan werden<br />

kann, um einer Katastrophe Herr zu<br />

werden. So konnte zugleich auch der<br />

Zivilbevölkerung eindringlich vor Augen<br />

gelührt werden, daß ein wirkungsvoller<br />

Zivilschutz unumgänglich ist. Dadurch<br />

wurde auch die Bereitschaft zu<br />

einer Kaderausbildung im Zivilschutz,<br />

die in Anlehnung an die Ausbildung<br />

der Luftschutztruppe vorgenommen<br />

wurde, sehr gefördert.<br />

Hinzu kommt dann die intensive und<br />

erfolgreiche Aufklärungstätigkeit, die<br />

der Schweizerische Bund für Zivilschutz<br />

seit einigen Jahren betreibt und<br />

die in den Kaderkursen des Zivilschutzes<br />

den besten Nährboden besitzt.<br />

Nicht unterschätzt werden s01lte jedoch<br />

die Wirkung, die von der Rekrutenschulung<br />

in den Kasernen undderSchu­<br />

Jung der Luftschutztruppe selbst ausgeht.<br />

Dort sind unsere Leute gründlich<br />

in die Thematik eingeführt worden. Sie<br />

haben gesehen und an praktischen Beispielen<br />

erlebt, wie auch schwierige Probleme<br />

zu lösen sind. Das hat echte<br />

überzeugungen und eine positive Einstellung<br />

geschaHen, die dann wieder<br />

hinausgetragen wurde in das ganze<br />

Volk. Ich glaube, so sagte Oberst Fischer,<br />

das war die Wende: a ls man unserer<br />

Bevölkerung die Arbeit der Luftschutztruppe<br />

und den Sinn der Kaderausbildung<br />

des Zivilschutzes auf diese<br />

Weise nahebringen konnte.<br />

Die Luftschutztruppe ist der Beitrag,<br />

den die Schweizer Armee für den Schut.z<br />

der Zivilbevölkerung in Kriegs- und<br />

Katastrophenfällen leistet. Ihre Einheiten<br />

sind nach bestimmten Gesichtspunkten<br />

einzelnen Städten fest zugeteilt. Als<br />

Teil der Armee ist sie mit leichten Infanteriewaffen<br />

ausgerüstet, die es ihr<br />

gestatten, notfalls sich selbst zu schützen<br />

und ihre Standorte zu verteidigen.<br />

Die Ausrüstung entspricht zu einem Teil<br />

der von Pioniereinheiten, zum andern<br />

Teil ist sie besonders aut die Rettung<br />

ausgerichtet. Gerade dieses moderne Material,<br />

dessen Zweckmäßigkeit sich im<br />

Einsatz der Truppe bewährte, hat die<br />

Sache des Zivilschutzes sehr gefördert,<br />

indem die guten Erfahrungen mithelfen,<br />

auch den Zivilschutz nach und nach<br />

Gründlich unlenudten Oberst i. Gst. Klunge<br />

(links) und Major i. Gs •. Möri den neuen Schutzkorb<br />

aus Drah'geilecht für den CSaugkorb •<br />

...<br />

....<br />

Die sm .. ize, He,ren (v. I. n. r.: Major Bornhaute,<br />

Instruktions-Unteroffiz.ier Simmen,<br />

Major i. Gst. Möri) überzeugen sj~ von de,<br />

leistungsfähigkeit der Tragkraltsprrtze TS 215.<br />

28


mit der gleidl guten Ausrüstung zu versehen.<br />

Es besteht einzig der Unterschied,<br />

daß der Zivilschutz unbewaffnet bleibt.<br />

Sein Ausbildungsstand wird aber mit<br />

der Zeit dem der Luftschutztruppen angepaßt<br />

werden können.<br />

Und die Schutzbaupflicht,<br />

*<br />

wie hat sie<br />

sich ausgewirkt? Die Schweiz gehört zu<br />

den wenigen Ländern, deren Schutzbauprogra<br />

mm von der internationalen Fachwelt<br />

als vorbildlich bezeichnet wird.<br />

Wer trägt die Kosten und für wie viele<br />

Schweizer Bürger gibt es bisher Schutzräume?<br />

Oberst Fischer: Nach unserer Meinung<br />

hat sie sich sehr gut ausgewirkt. Die<br />

Schutzbaupflicht besteht seit etwas mehr<br />

als zehn Jahren: für Neubauten und für<br />

Umba uten, soweit die Kellerräume mit<br />

betroffen sind. Diese Regelung - sie beruht<br />

auf einem Bundesbeschluß vom 2l.<br />

Dezember 1950 - ist seit 1951 in<br />

Kraft. Auf Grund dieses Erlasses verfügt<br />

heute schon ein Drittel unserer Bevölkerung<br />

über Schutzräume, und jedes<br />

Jahr werden für ungefähr 150000 bis<br />

160000 Menschen weitere Schutzräume<br />

geschaffen. Hinzu kommen die Schutzbauten,<br />

die für Kommandoposten,<br />

Alarmzentralen, Bereitstellungsräume,<br />

Sanitätshilfsstellen usw. benötigt werden.<br />

Mit ihnen sind weitere 200000 bis<br />

300000 Menschen geschützt, vielleicht<br />

sogar noch mehr. Man darf a lso sagen,<br />

daß bald schon für die Hälfte aller<br />

Schweizer Bürger Schutzräume vorhanden<br />

sind. Dabei verbessert sich die Situation<br />

infolge der auch bei uns herrschenden<br />

Baukonjunktur außerordentlich<br />

rasch.<br />

Mit der Einrichtung von Schutzräumen<br />

wurde schon während des letzten Krieges<br />

begonnen. Aber damals ging es in<br />

der Hauptsache darum, die vorhandenen<br />

Keller zu verstärken. Es bestand ja<br />

noch kein Grund, sich auch gegen<br />

Strahlen zu schützen, wie das heute leider<br />

nötig ist.<br />

In der Schweiz ist man zu der Erkenntnis<br />

gekommen, daß der Schutzraum die<br />

Basis jedes vernünftigen Zivilschutzes<br />

ist. Ohne Schutzraum kann man auch<br />

die Hauswehren nicht bereitstellen, und<br />

damit wäre jeder wirkungsvollen Aktion<br />

von Anfang an die Basis entzogen.<br />

Darum hilft die Schweizer Bundesregierung<br />

auch großzügig bei der Finanzierung.<br />

Bund, Kantone und Gemeinden<br />

subventionieren den Schutzraumbau<br />

insgesamt zu etwa zwei Dritteln, der<br />

Hausbesitzer trägt ungefähr ein Drittel<br />

der Baukosten; bei Schutzraumbauten<br />

in bestehenden Häusern betragen die<br />

Beiträge der öffentlichen Hand sogar 80<br />

Prozent.<br />

Oberst Fischer glaubt ebensowenig wie<br />

die übrigen Angehörigen seiner Delegation,<br />

daß ein Schutzsystem nur mit<br />

Großschutzräumen für die Schweiz einen<br />

Sinn hat. Er sagte: Wir sind ein<br />

kleines Land, wir müssen zusehen, daß<br />

unsere Bevölkerung bei Gefahr so<br />

schnell wie möglich die Schutzräume erreicht.<br />

Bei den modernen Waffen geht<br />

es ja schon nicht mehr um Minuten. Die<br />

Warnfristen schrumpfen mit der ständig<br />

größer werdenden Geschwindigkeit<br />

der Flugkörper immer mehr zusammen.<br />

Die Zeiten, in denen man nach der Warnung<br />

gemütlich in den Schutzraum spazieren<br />

konnte, sind vorbei. Große Sammelschutzräume<br />

mit naturgemäß längeren<br />

Anmarschwegen dürften, wenn<br />

ernsthaft Gefahr im Verzuge ist, kaum<br />

noch rechtzeitig zu erreichen sein. Dagegen<br />

si nd öffentliche Schutzräume unter<br />

Verkehrs- und Geschäftszentren in den<br />

Städten vorgesehen.<br />

Aber auch, wenn die Schweiz nicht unmittelbar<br />

in einen evtl. Krieg verwikkelt<br />

würde, wären sorgsam durchdachte<br />

Schutzmaßnahmen gegen radioaktive<br />

Niederschläge, die ja bekanntlich keine<br />

Grenzen respektieren, erforderlich.<br />

J edenfalls wollen die Schweizer allen<br />

Möglichkeiten gegenüber gewappnet<br />

sein: Eine Gruppe von Wissenschaftlern,<br />

zu einer Kommission zusammengefaßt,<br />

überwacht im Auftrage des Eidgenössischen<br />

Gesundheitsamtes - es untersteht<br />

dem Innenministerium - ständig die<br />

Fortsetzung Seite 30<br />

Auf dem Bild rechts oben wird die Ausrüstung<br />

einer Loienhelferstaffel mit fachmännischen<br />

Augen begutachtet und lebhaft erörtert.<br />

Oie Besucher ous der Schweiz lassen sich lIrrrrr..<br />

über die verschiedenen Methoden des ,..<br />

Schutzraumbaus, die bei uns empfahlen<br />

und auch angewandt werden, infonnie,.n.<br />

~ Ein lehrer der Bundesschule erläutert den<br />

Gästen die Ausrüstung eines löschkarrens.<br />

29


Landess'lellen<br />

berich'len<br />

SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />

Zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Klose<br />

Am 21. Juli 1962 beging Prof. Dr. Klase<br />

seinen 75. Geburtstag. Gleichzeitig konnte<br />

er sein 50jlihriges Doktorjubiläum feiern<br />

und aur eine SOjähriee Tätigkeit beim<br />

Deutschen Roten Kreuz zurückblicken.<br />

Prof. Dr. Klase, der im Jahr 1887 in Licgnitz<br />

Niederschlesien geboren wurde und<br />

seine Ausbildung in der militärärzUichen<br />

Akademie und der Charite zu Berlin erhielt,<br />

hat sich im Laure seiner langjährigen<br />

Tätigkeit insbesondere um die Scuchcnbekämpfung,<br />

die hygienisch-bakteriologischen<br />

Forschungen und das allgemeine<br />

Gesundheitswesen verdient gemadtt. Als<br />

ordenUidter Professor für Hygiene und<br />

Sozial hygiene an der Universität in Kiel<br />

konnte er sein reiches Wissen weitergeben.<br />

Während des 2. Weltkrieges war er<br />

als leitender Luftsmutzarzt im Sidterheilsund<br />

Hilfsdienst der Stadt Kiel tätig sowie<br />

als beratender Hygieniker des Wehrkreises<br />

111. Noch heute ist Pror. Dr. Klose<br />

Mitglied der Kommission für internationale<br />

Quarantäne der Weltgesundheitsorgantsation.<br />

Prof. Dr. Klose blickt aul ein an Arbeit<br />

und Aufgaben reiches Leben zurück, dem<br />

der Erfolg nicht versagt blieb. Der Bundesluftschutzverband<br />

wünscht ihm die Errollung<br />

der ihm noch am Herzen liegenden<br />

Ziele im Interesse eines vorbildlichen<br />

Gesundheitswesens.<br />

, ,<br />

Fortsetzung ,'on Seite 29<br />

Radioaktivität der Luft, des Wassers<br />

und der Bodenobertläche. Die Feststellungen<br />

der Kommission werden in den<br />

Zeitungen bekanntgegeben.<br />

Im Ernstfall würde ein gut ausgebautes,<br />

modernes Warnsystem in Funktion treten.<br />

Seine Geräte geben bei einem bestimmten<br />

Stand der Radioaktivität<br />

Alarm. Meßgruppen, von ABC-Offizieren<br />

geleitet, hätten dann die Möglichkeit,<br />

sofort an Ort und Stelle weiterzumessen<br />

und geeignete Gegenmaßnahmen<br />

zu veranlassen.<br />

In einem Kriege würde die Schweiz über<br />

ein zentrales Warnnetz mit Meßstellen<br />

in allen Orten verfügen können, die sich<br />

bei der Armee und in den Zivilschulzorganisationen<br />

belinden werden und zusammen<br />

ein engmaschiges Meßnetz bilden.<br />

*<br />

Dies sind einige der widltigsten Punkte<br />

des Gesprächs, das mit der Schweizer<br />

Zivilschutzdelegiltion über die Situation<br />

in ihrem Lande geführt wurde. Leider<br />

müssen wir uns aus Platzmangel mit<br />

ihrer Wiedergabe begnügen. Wir glauben,<br />

daß aber iluch diese "Kurzfassung"<br />

einen Eindruck von dem großen Ernst<br />

und der Sorgfalt gibt, mit denen die<br />

Schweiz an die Probleme des 7.ivilen Bevölkerungsschutzes<br />

herangeht.<br />

Zum Abschluß des Besuches seiner Delegation<br />

sagte Oberst Fischer: Wir nehmen<br />

viel mit nach Hause, eine ganze<br />

Reihe von Anregungen, die wir übernehmen<br />

können. Einiges müssen wir in<br />

der Schwei7. anders machen oder unseren<br />

Verhältnissen anpassen. Das bringt<br />

zum Teil schon die geographische Lage<br />

mit sich. Es ist ja die Aufgabe unserer<br />

Delegation, das herauszufinden.<br />

Sie in der Bundesrepublik hatten mehr<br />

Erfahrungen als wir Schweizer. Sie<br />

sind hier ::tußerordentlich aktiv. Das hat<br />

uns beeindruckt. Vor allem die Art, wie<br />

miln bei Ihnen die Menschen für den<br />

Zivilschutz zu gewinnen sucht, wie man<br />

sie für ihre Aufgaben ausbildet und vorbereitet.<br />

Wir hofTen, daß wir auch in Zukunft<br />

mit Ihnen zusammenarbeiten und Gedanken<br />

austauschen können. Es ist für<br />

uns beruhigend, zu wissen, daß wir im<br />

Ernstfalle nicht alloin stehen, daß dils<br />

Nachbarland ebenfa)]s vorbereitet ist<br />

und, soweit das heute möglidl ist, allen<br />

Ereignissen, die auf uns zukommen<br />

können, gewappnet gegenübersteht ...<br />

H.D.<br />

Die Ausstellung d es ßLSV auf der SchJeswlg·Holstelnlschen Landwlrtschattsschau<br />

Wie Im Vorjahr hatte der Bundesluftschutzverband<br />

auch diesmal auf der Schleswig-Holstei<br />

nischen Landwi rtschaftsschau,<br />

verbunden mit der Landestierschau, einen<br />

repräsentativen umfangreichen Ausstellungsstand<br />

aufgebaut.<br />

Erstmalig war auch der Filmwagen im<br />

Einsatz und rand reges Interesse.<br />

Trotz des fast ununterbrochenen Regenwetters,<br />

trotz der Unruhe der Landbevölkerung,<br />

weil die Ernte noch nid1t eingebracht<br />

war, wurde der Stand von ca.<br />

10000 Besuchern zur Beratung aulgesucht.<br />

Die Arbeit In den Orts- und Kreisstellen<br />

im letzten Jahr hat ihre Frümte getragen.<br />

Der BLSV ist zu einem Begriff geworden.<br />

Viele Besucher erklärten, sie hätten uns<br />

auf dem alten Stand gesucht. Präzise Fragen<br />

Ober Futterbevorratung, Absdlirmung<br />

der Stii1le gegen radioaktive Niederschläge<br />

und Bau von Schutzräumen in vorhandenen<br />

Kellern wurden gest 1It. Wünsche, den<br />

Hof zu besichtigen und zu beraten, was<br />

getan werden muß, wurden sehr oft geäußert<br />

und von den Helfern notiert.<br />

Wo Presse und Rundlunk negativ berichtet<br />

haUen, wurde an Hand von Beispielen<br />

und Anschauungsmaterial aufgezeigt,<br />

daß ein Schutz möglich ist. Nicht selten<br />

hörte man nach der Aulklärung: .. Es 1st<br />

wohl doch nötig, daß wir uns damit befassen."<br />

Die mit einer gewissen Skepsis<br />

kamen, gingen nam der Beratung mit Befriedigung<br />

und einem Aufatmen wieder<br />

vom Stand.<br />

Bürgermeister und Amtmänner besuchten<br />

die Ausstellung und ließen sim eingehend<br />

informieren.<br />

Der Stand des BLSV auf der Schleswig­<br />

Holsteinischen Landwirtsmaftsschau ist<br />

nicht mehr wegzudenken. Schleswig-Holstein,<br />

das Agrarland zwischen Nord- und<br />

Oslsee, ist nur die Hille des Bundesluftschutzverbandes<br />

angewiesen und es nimmt<br />

diese HiI(e dankbar an.<br />

I<br />

Bild links : Das Ausstellungs·<br />

zelt des Bundesluftsdlutx·<br />

verbandes auf der Schleswig<br />

• Halsteinischen land·<br />

wirfschaftsschau in Rends·<br />

burg. Bild rechts: Ein besan·<br />

derer Anxiehungspunkl für<br />

viele Besucher der Land·<br />

wirlschaftsschau war der<br />

Stand "Baulicher Luftschul%".<br />

30


BREMEN<br />

Der Aufklärungs. und ßeratungsstand des<br />

BLSV auf der großen Herbstauss,tellung<br />

in Bremen<br />

Es ist der Landesstelle Bremen zur Tradition<br />

geworden, sich alljährlich mit einem<br />

Aufklärungsstand an der Herbstausstel­<br />

Jung auf der Bremer Bürgerweide zu beteiligen.<br />

Dieses Mal handelte es sidl um<br />

eine Landmaschinen- und Baumaschinen­<br />

Ausstellung, die vom 25. 8.-2. 9. 1962 stattfand.<br />

Ober 230 000 Personen besuchten<br />

trotz der ungünstigen Witterung das<br />

90000 qm große Ausstellungsgelände mit<br />

seinen 7 geschmackvoll hergerichteten Ausstellungshallen.<br />

In der besonders sorgfältig ausgestalteten<br />

Halle A hatte die Landesstelle neben der<br />

Ausstellungsleitung ihren über 100 qm großen<br />

Aufklärungs- und Beratungsstand aufgebaut.<br />

Die Thematik hatte drei Schwerpunkte:<br />

die Frau im Selbstschutz im Rahmen der<br />

Selbstschutzgemeinscha ft, der Selbstschutzzug<br />

und die Ausrüstung seiner 3 Staffeln<br />

und die Schutztechnik im Selbstschutz.<br />

Selbstverständlich durfte der 35 qm große<br />

Filmraum nicht fehlen, in dem pausenlos<br />

Kurzfilme vorgeführt wurden.<br />

Symbol für die Frau im Selbstschutz war<br />

eine Schaufensterpuppe in der Mitte des<br />

Ausstellungsstandes, die schlicht, aber<br />

zweckmäßig gekleidet das Gesamtbild beherrschte.<br />

In ihrer Nähe fand man praktische<br />

Ratschläge zur Lebensmittel- und<br />

Trinkwasserbevorratung. Die Rauchschutzbri11e,<br />

die sie in der Hand hielt, und die umgehängte<br />

BLSV-Verbandsmitteltasche erinnerten<br />

an weitere Aufgaben im Selbstschutz.<br />

Wer näher hinsal1, bemerkte auf<br />

dem Stuhl vor ihr Schutzhelm, Schutzhandschuhe<br />

und die neue, in der Erprobung<br />

beflndliche Volksschutzmaske. Das Reich<br />

der Frau im Selbstschutz konnte im Anschluß<br />

daran unschwer interpretiert werden:<br />

denn Behälter für den unvermeidlichen<br />

Löschwasservorrat, Trinkwasserbehälter<br />

aus Kunststoff und Kunststoff­<br />

Folie, Schutzraumkoffer für das Notgepäck,<br />

handelsübliche LS-Hausapotheke und<br />

Der Aufklärungs- und Beratungsstand der landesstelle Bremen<br />

auf der Landmaschinen- und Baumaschinen-Ausstellung in Bremen.<br />

BLSV-Verbandsmitteltaschen sowie je ein<br />

handelsüblicher Satz von Rettungs- und<br />

Brandlöschgeräten waren vorhanden.<br />

Die "Frau im Selbstschutz" zeigte mit einer<br />

Hand auf den Selbstschutzzug, als ob sie<br />

von dort Unterstützung erwarte, falls auch<br />

die nachbarliche Hilfe nicht ausreichen sollte.<br />

Besonderes Interesse fand das neue<br />

Gerät der Laienhelferstaffel, das auf hygienische<br />

Weise die Mund-zu-Mund-Beatmung<br />

zur Wiederbelebung gestattet.<br />

Auch die Strahlen meßgeräte des Selbstschutzzugführers<br />

erregten Aufmerksamkeit<br />

und trugen zu einer gewissen Beruhigung<br />

bei.<br />

Das Modell eines selbstschutz be reiten Hauses<br />

leitete zum Problem der Schutz technik<br />

im Selbstschutz über. Zwei Modelle von<br />

Kellerräumen mit ihren Strahlungsschutzbauten<br />

und den entsprechenden Bauzeichnungen<br />

hatten bei den auf der Ausstellung<br />

anwesenden Baufachleuten - schließlich<br />

waren ja im Freigelände auch zahlreiche<br />

Baumaschinen ausgestellt - Zuspruch.<br />

Proben vorschriftsmäßigen Filtergrobsandes<br />

und das Modell eines Grobsandfilters<br />

fanden starke Beachtung. Dabei<br />

wurde auch der Schutz bau aus Fertigteilen<br />

an Hand von Fotografien erläutert<br />

und auf das Abschirmen radioaktiver<br />

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NIEDERSACHSEN<br />

Ericll Ebe! im Ruhestand<br />

Am 24. August 1962 wurde der Ortsstellenleiter<br />

der Stadt Braunschweig, Erich<br />

Ebel, in einer eindrucksvollen Feier in den<br />

Räumen der Ortsstelle verabschiedet.<br />

Als Anerkennung seiner großen Verdienste<br />

um den Aufbau des BLSV, dem er<br />

seit 1953 angehört, überreichte Präsident<br />

Dr. Lotz, im Namen des Präsidiums, Erich<br />

Ebel die goldene Ehrennadel des BLSV.<br />

In seiner Ansprache würdigte der Präsident<br />

die aufopfernde Pflichterfüllung, Gewissenhaftigkeit<br />

und Gerechtigkeit des<br />

am 1. September 1962 in den Ruhestand<br />

getretenen Dienststellenleiters.<br />

Mit bewegten Worten dankte Erich Ebel<br />

für die ihm zuteil gewordenen Ehrungen,<br />

mit denen er nicht gerechnet habe, da er<br />

seine Arbeit als selbstverständliche Pflichterfüllung<br />

betradltet habe.<br />

An der Feier nahmen außer einem Vertreter<br />

der BundeshauptsteIle, dem Landesstellenleiter,<br />

dem Leiter der Bezirksstelle<br />

und den engsten Mitarbeitern der Ortsstelle<br />

auch Persönlichkeiten des Verwaltungspräsidiums,<br />

der Stadt, des Deutschen<br />

Roten Kreuzes, des Arbeitersamariterbundes,<br />

der Feuerwehr und des Technischen<br />

Hilfswerks teil.<br />

Die Leitung der Ortsstelle Braunschweig<br />

hat seit dem 1. 9. 1962 Adolf Bertram, bisher<br />

Leiter der KreisstelJe Braunschweig­<br />

Land.<br />

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31


StrahJcn durch Baustoffe aufmerksam gemacht.<br />

Bei dieser Gelegenheit lerntcn die<br />

Besucher die Handhabung von Dosimetern<br />

und Dosisleistungsmessern kennen.<br />

Der Ausstellungsstand wurde in diesem<br />

Jahr so gestaltet, daß die Beratung über<br />

Selbstschutzmaßnahmen im Vordergrund<br />

stand. An etwa 80000 Besucher konnten<br />

übe r 50000 BLSV-Schriften versdliedener<br />

Art ausgegeben werden. Rückantwortkarten,<br />

die sich nuI dic Vormerkung tür die<br />

nächste Grundausbildung im Selbstsmutz<br />

und Beratungsfragen beziehen, gehen tägtim<br />

bei der Landesstelle ein. Das ist ein<br />

Zeichen dalür, daß der Ausstellungsstand<br />

bei der Bremer Bevölkerung ein gutes<br />

Echo getunden hat.<br />

NORDRHEIN - WESTFALEN<br />

Oberstadtdirektoren werben bei ihren Mitarbeitern<br />

für den zivilen ß evölkerungsschutz<br />

In seiner Eigenschaft als örtlicher LuItschutzleiter<br />

lührt der Oberstadtdirektor<br />

von Essen mit Hille von BLSV-Sonderdrucken<br />

bei seinen Mitarbeitern eine Aufklärungs-<br />

und Werbeaktion für den zivilen<br />

Bevölkerungsschutz durch. Dabei gelangen<br />

folgende Schriften des BLSV zur<br />

Verteilung: "Der Selbsterhaltungstrieb befiehlt:<br />

überleben!", "Selbsthilfemaßnahmen<br />

im Haus", .,Die Wolke droht".<br />

Im Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung<br />

Köln Nr. 32 vom 2.8. 1962 gibt der Oberstadtdirektor<br />

von Köln folgendes bekannt:<br />

Als örtlicher Luftschutzleiter ist mir nach<br />

dem 1. Gesetz über Maßnahmen zum<br />

Schutz der Zivilbevölkerung vom 9.10.57<br />

de r Schutz unserer Kölner Bevölkerung<br />

vor Luftgefahren anvertraut.<br />

So sdlwer das Erleben der Bombennächte<br />

aus der Vergangenheit auf vielen von uns<br />

noch lasten mag, so zwingend ist doch die<br />

Erkenntnis, daß wir aus Vorsorge im Interesse<br />

aller nichts unterlassen sollten, was<br />

unserem Schutz im Falle einer Gefahr nur<br />

irgendwie dienlidl sein könnte.<br />

Ein Teil der gesetzlich angeordneten<br />

Sdlutzmaßnahmen ist der Aufbau der<br />

Selbstschutzorganisation unserer Bevölkerung<br />

und ihre Unterweisung in allen Zivilschutzfragen.<br />

Die Durchführung dieser<br />

Aufgaben ist den Dienststellen des Bundesluftschutzverbandes<br />

übertrngen worden.<br />

Für unseren Stadtbereidl ist die Ortsstelle<br />

Köln, Norbertstr. 3, zuständig.<br />

Der zivile Bevölkerungsschutz ist ein Anliegen,<br />

das jeden von uns angeht und vieler<br />

helfender Hände bedarf. Ich wende<br />

mich daher heute besonders an Sie, meine<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit der<br />

Bitle, sich mehr als bisher der Kölner<br />

OrtsstelJe des Bundesluftsdlutzverbandes<br />

ehrenamtlich als FÜhrungskräfte in der<br />

Selbstschutzorganisation zur Verfügung zu<br />

stellen. Auch ei ne rege Teilnahme mit Ihren<br />

Angehörigen an den AuCklärun,e;sund<br />

Unterweisungsabenden der Ortsstelle,<br />

die dem" Tageskalender" der Kölner Presse<br />

zu entnehmen sind, würde ich sehr begrüßen,<br />

zuma! damit keinerlei Unkosten<br />

verbunden si nd.<br />

Leider sind z. Z. unter den 1450 bereits<br />

im Selbstschutz ehrenamtlich tätigen Kölnerinnen<br />

und Kölnern nur wenjge städtische<br />

Verwnltungsangehörige. Mit einem<br />

stärkeren Einsatz könnten wir unserer<br />

Bevölkerung den Beweis vorbildlicher<br />

Hilfsbereitschaft geben !<br />

Es würde mich daher mit besonderer Genugtuung<br />

erfüllen, wenn mir die Ortsstelle<br />

a lsbald ei nen guten Erfolg meines<br />

Appells mitteilen könnte.<br />

32<br />

HESSEN<br />

22 J ahre im Dienste des RLB und BLSV<br />

Am 30. Juni 1962 schied wegen ErreidlUng<br />

der Altersgrenze BezirkssteUenleiter Rudolt<br />

SdJader (Bezirksstelle Kassel) als<br />

hauptamtlich Bediensteter aus dem BundesJultschutzverband<br />

aus.<br />

Bereits am 1. September 1933 trat Rudolf<br />

Sdlaefer als Werbeleiter hauptamtlich<br />

in den Dienst der RLB-Ortsgruppe<br />

Offenbach. Dort blieb er bis zu seiner Versetzung<br />

zur RLB-Bezirksgruppe Rheinland-Koblenz<br />

im August 1936. Vom 1. Mai<br />

1939 bis Kriegsende war Herr Schaeter<br />

Bezirksgruppenführer von Rheinland­<br />

Koblenz, gleichzeitig war er mit der Führung<br />

der Bezirksgruppe Trier beauftragt.<br />

Der Ausgang des Krieges und die Auflösung<br />

des RLB setzten seiner langjährigen<br />

und segensreichen Tätigkeit im Dienste<br />

am Mitmenschen ein Vorläufiges Ende.<br />

Im Jahre 1953 stellte sich Rudolf Schaefer<br />

ehrenamtlich zum Aufbau des BLSV zur<br />

Verfügung und übernahm kurz darauf die<br />

Leitung der BLSV-Bezirksstelle Kassel.<br />

Durch seine kameradschaftliche Art, seine<br />

Gewissenhaftigkeit und seinen Fleiß war<br />

Sdlaefer seinen Mitarbeitern und den Helfern<br />

im Bereich der Bezirksstelle Kassel<br />

stets Vorbild und Ansporn, und es wird<br />

schwer sein, die Lücke zu schließen, die<br />

durch sein Ausscheiden entstanden ist. Wie<br />

nimt anders zu erwarten, wird er sich jedoch<br />

auch weiterhin für eine ehrenamtliche<br />

Tätigkeit zur Verfügung stellen, so daß<br />

seine Erfahrung und sein Können dem<br />

BLSV nicht verloren sein werden.<br />

Die Landesstelle Hessen dankt Rudolf<br />

Schaeter auch auf diesem Wege noch einmal<br />

herzlichst für seinen unermüdlichen<br />

Einsatz und hofft auf eine weitere, lange<br />

Zusammenarbeit im Dienste des zivilen<br />

Bevölkerungsschu tzes.<br />

BADEN -W UIlTTEMBERG<br />

Arbeitstagung der Sachbearbeite r VI von<br />

vier Landesstellen in ßühl/ß aden<br />

Die Bundeshauptstelle hatte die Sachbearbeiter<br />

VI der LSHD-Orte aus Hessen,<br />

Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg<br />

zu einer Arbeitstagung nach Bühl!<br />

Baden eingeladen. Unter der Leitung des<br />

Herrn Ltd. Rcg. Dir. Fritze wurde Rückschau<br />

und Vorsdlau gehalten.<br />

Der übergang vom "eingetragenen Verein"<br />

zur "bundesunmittelbaren Körperschaft<br />

des öffentlidlen Redlts" hat den<br />

Bundesluftschutzverband vor neue Probleme<br />

gestellt, deren Bew;:iltigung mit feste<br />

r Hand angepackt werden. Sdlwerpunkt<br />

aller Arbeit ist und bleibt der Selbstschutz.<br />

Ein gewisser Fortsdlritt in der Erfüllung<br />

der Aufgaben wurde erreicht, doch werden<br />

gerade dem Sachbearbeiter für Werbung<br />

und Aufklärung immer neue Aufträge<br />

zufallen. Nur im Dreiklang von Werbung<br />

und Aufklärung - Organisation _<br />

Ausbildung wird der "Selbstsdlutz" schlagkrä[tig<br />

aufgebaut werden können.<br />

Die neuen In Vorbe reitung befindlichen<br />

Gesetze werden manche Erleichterung für<br />

die Arbeit des Bundesluftschutzverbandes<br />

bringen, sie werden aber aure einen verstärkten<br />

Einsatz der Hellerschalt des BLSV<br />

verfangen.<br />

Referate über neue Werbemaßnahmen,<br />

Durdllührung von Selbstschutz wochen und<br />

über Rednerschulung wurden gründlich diskutiert,<br />

so daß die Teilnehmer mit neuen<br />

Impulsen an ihre Arbeit gehen konnten.<br />

De r SelbstsdlUtu ug von Mühlacker im<br />

Festzug der Feuerwehr<br />

Anläßlich des 100jährigen Bestehens der<br />

Freiwilligen Feuerwehr in Mühlacker nahm<br />

auch ein Selbstschutzzug des BLSV am<br />

Festzug tell. Sein ihm zugeteilter Platz am<br />

Ende des langen Zuges versinnbildlidlte<br />

deutlich die Entwicklung des Brandschutzes<br />

im Laufe der Zeilen.<br />

Zum ersten Mal trat damit der Selbstschutzzug<br />

Mühlacker öffentlich in Erscheinung.<br />

Er hinterließ bei der Bevölkerung<br />

einen ausgezeichneten Eindruck und wurde<br />

von den Zuschauern oft mit Beifall bedacht.<br />

Die Angehörigen des Se-Zuges haben<br />

durch ihr diszipliniertes Verhalten einen<br />

guten Werbeerfolg errungen. Dieser<br />

wird dazu beitragen, den Gedanken eines<br />

notwendigen Selbstschutzes in Stadt und<br />

Land zu fördern.<br />

Von der örtlichen Presse wurde die Beteiligung<br />

der BLSV-Ortsstelle Mühlacker besonders<br />

gewürdigt.<br />

Die ZeltsdJrlH "Ziviler LultsdJutz U , Koblenz,<br />

brachte in Ihrer JuIVAugust-Ausgabe:<br />

ZUT Lage: Absdlied vom strategischen<br />

Großbomber?<br />

Hampe: Mahnrut und Warnzeichen bei<br />

Katastrophen<br />

NiißleT: Konsequenzen in führungsmäßiger<br />

Hinsicht aus Erfahrungen im Katastrophenfalle<br />

FischleT: Die Flutkatastrophe und das Bundesleistungsgesetz<br />

Eichstödt: Notwendigkeit und Wesen der<br />

zivilen Notstandsplanung<br />

K irchner: EinfUhruOJ( zur allgemeinen<br />

VerwaltungsvorschriIt über die Ausbildung<br />

des Lult.schutzhilfsdienstes<br />

Bocttchcr: Die Notstandsplanung in der<br />

zentralen öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />

Weiler: Transporlclble Trlnkwasser-Aulbereitungsanlagen<br />

im Hamburger Katastrophengebiet<br />

Bot/sen: Sicherung der ferruneldetedmisdlen<br />

Einrichtungen für den Lult.schutzfaU<br />

(Schluß)<br />

Haep: AnsdlIuß von Betrieben an den<br />

Lultschutzwarndienst<br />

Schmidt: Sind Schutzmasken für die Bevölkerung<br />

im Atomzeitalter noch notwendig?<br />

Scheichl: Nichtschädigende chemische<br />

KampfstofTe<br />

Walter: Ober die Ausbildung von SohJplatten<br />

bel Schutzbunkern<br />

Persönliches I Luftkrieg und LandesverteidigunR<br />

I Aktueller Rundblick / Palentschau<br />

I Schrifttum


Stra hlen im Di enste der Techni k: Werkstücke<br />

der Metallwarenfabrik COMET in Mech el n<br />

(Be lgien) werden vor ihrer Auslieferung mit<br />

Röntgenapparaten ge nau auf Fehlerunte rsucht.<br />

Modell eines luftstoß- und Strahlungss chutzbaues,<br />

das auf der Ausstellung "Fe rti gbau in<br />

Th eo rie und Proxis" im Dortmunder Westfalenpark<br />

den Besuchern gezeigt wurde .<br />

•<br />

. ~<br />

iII!<br />

-<br />

lI/ieDen Sie rllh!<br />

-<br />

Die OrtssteHe landau des Bundesluflschutzverbandes<br />

hat "Selbstbedi enungskä sten" für<br />

Aufklärungssch ri flen he rste llen und an öffentli<br />

chen Stell en de r Stadt aufhängen lassen.<br />

I II


:~<br />

Mit Ubcrschollgeschwindigkei' schießt diese<br />

von der amerikanischen luftwaffe entwicke lto<br />

"Steppcnhund"-Rakete (Hound 009) dicht<br />

übe r de r Wüste von Neum exiko ihrem Zi el<br />

entgegen. Die Rakete, die von einem Uberschallbomber<br />

aus abgeschossen wird, hat eine<br />

Re ichweite von mindestens 16000 km. Sie<br />

is t in de r lage, Atomsprengköpfe zu frag en.

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