Magazin 196210
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ZIVILER BEVOLKERUNGSSCHUTZ<br />
Wahrend dir Fad .... hr.an'. fO, Rettung. dl, In dln Sdtulen d,s Bund .. luftschutnlrband •• ab •• halten<br />
wIrdin, I.rnen dl, Teilnehmer audl dl, tacht.r.ctltl AusfÜhrung won Mauer- und Dldl:endurchbrOdten.<br />
• Wirtschaft und Zivilverteidigung<br />
• Meßgeräte für den Strahlenschutz<br />
• Mit Motorsäge und Bohrhammer<br />
• Ohne Schutzraum geht es nicht<br />
Herausgegeben Im Auftrag des<br />
Bundesministeriums des Innern<br />
vom Bundesluftschutzverband<br />
Nr. 10. Okt. 1962 • 7. Jahrgang<br />
Preis des EInzeiheftes DM 1, 50
Scheibe einschlagen -<br />
Knopf drücken<br />
Nicht immer ist ein Großbrand zu bekämpfen, wenn der<br />
Feuermelder ruft. Über 70 Prozent all er Ein sätze si nd<br />
viel undramatischer: Bekämpfung klei ner Brände,<br />
schnelle Hilfe bei ganz alltäglichen Nöten und Pannen.<br />
Natürlich kann die Feuerwehr auf ihre großen<br />
Löschfahrzeuge nicht verzichten.<br />
Darüber hinaus braucht sie aber flinke, wendige,<br />
leistungsfähige Einsatzwagen, mit denen sie schnell<br />
und tatkräftig helfen kann.<br />
Mit einem W ort: sie braucht das VW-Feuerlöschfahrzeug<br />
TSF (T)!<br />
Die Konstruktion des VW-Transporters ist wie geschaffen<br />
für die feuerwehrtechnische Grundausrüstung nach DIN 14530.<br />
Die hohe Bodenfreiheit, die Einzel radaufhängung, die Torsionsstabfederung,<br />
der starke, langlebige luftgekü hlte VW- Motor<br />
(auch für die Tragkraftspritzen TS 8/8), die Startautomatik<br />
sind die Vorzüge dieses Einsatzwagens. Tragbare Feuerl öschgeräte,<br />
ausgerüstet mit dem universellen VW-Industrie-Motor.<br />
sind jederzeit einsatzbereit für schnellen und wirksamen<br />
Brand- und Katastrophenschutz. Der VW-Industrie-Motor<br />
ist wie der Volkswagen-Motor wirtschaftlich, anspruchslos<br />
und bequem in Wartung und Pflege.<br />
All es in allem : das VW-Feuerlöschfahrzeug ist ein Wagen<br />
nach Maß; goldrichtig für die Feuerwehr.
•<br />
10<br />
'96~<br />
Acht namhafte evangelische Persönlichkeiten verfaßten vor einiger<br />
Zeit eine Denkschrift, in der sie sich auch mit Fragen des zivilen<br />
Bevölkerungsschutzes beschäftigten. Diesen Teil der Denkschrift<br />
- sie ist unter dem Namen "Tübinger Memorandum" bekannt<br />
geworden - erläuterte einer der Unterzeichner, der weltbekannte<br />
Physiker und Philosoph Professor Dr. Carl Friedrich Frhr.<br />
von Weizsöcker, in einem ganzseitigen Beitrag für die Zeitschrift<br />
DIE ZEIT. Wenn diese Ausführungen auch nicht in allen Punkten<br />
mit den Ansichten, die vom BLSV vertreten werden, übereinstimmen,<br />
so halten wir sie doch für so beachtenswert und so wichtig,<br />
daß wir sie - mit freundlicher Genehmigung des Verfassers und<br />
der ZEIT-Redaktion - der Fachwelt zur Diskussion stellen möchten.<br />
INHALT<br />
Prof. Dr. Carl Friedrich von Weizsöcker<br />
zum zivilen Bevölkerungsschutz: Hat jeder<br />
eine Chance? .......................... .<br />
Wirtschaft und Zivilverteidigung. "Es gibt<br />
nur die Sicherheit, die man sich selbst<br />
schafft" • Der Bundesminister des Innern vOr<br />
dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />
Objektive Norweger • Ein Erfahrungsaustausch<br />
mit dem Informationschef der norwegischen<br />
Zivilverteidigung ............ .<br />
Im Deutsdaen Fernsehen: "überleben im<br />
Atomkrieg?" .......................... .<br />
Meßgeräte für den individuellen Strahlenschutz<br />
................................ .<br />
Mit Motorsäge und Bohrhammer • 130<br />
LSHD-Helfer übten wirklichkeitsnah ....<br />
Stadt im Stahlgewitter (4. Teil) ......... .<br />
Ohne Schu tzraum geht es nicht. Delegation<br />
der Eidgenossen zu Gast beim BLSV .....<br />
Landesstellen des BLSV berichten ...... .<br />
ZB im Bild ...........................•.<br />
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111<br />
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IIII<br />
Herausgeber: Bundesluftschutzverband, Köln<br />
Chefredakteur: Frted. Walter Dinger, Redakteure: Heinrich<br />
Deurer, Helmut Freu tel, alle in Köln, Merlostraße 10-14,<br />
Tel. 701 31. Druck, Verlag und Anzel.genverwaltung: Münchner<br />
Buchgewerbehaus GmbH, München 13, Schelllngstraße 39-41,<br />
Tel. 22 13 61. Für den AnzeigenteU verantwortlich: O. Lederer.<br />
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Bekanntmachung gemäß I 8, ZiIl.3 des Gesetzes über die Presse<br />
vom 3. Oktober lN9: Inhaber- und Beteiugungsverh.llltnisse der<br />
MOnchner Buchgewerbehaus GmbH: Otto Georg Königer, Verleger,<br />
München, 5Off" Else Peltz, Kaufmannsgattin, München,<br />
8,375'/" El1sabeth Metzler, Ehefrau, St. QuirIn, 9,375'/" Charlotte<br />
Cloppenburg, Kaufmannsgattin, Ennepetal-Milspe, 6,25'f" ehrtatine<br />
Müller, München, 6,25'/" Helmut Müller, PHot, München,<br />
6,25'/" Oskar Müller, PrOkurist, München, 6,25'/" Adol! Millier,<br />
Ingenieur, München, 6.25'/,.<br />
earl Friedrich von Weizsäcker<br />
zum zivilen Bevölkerungsschutz:<br />
Hat jeder 9<br />
eine Chance<br />
Erläuterungen zum Tübinger<br />
Memorandum der Acht<br />
Wenn ein Volk den dreißigjährigen Krieg von 1914 bis 1945<br />
hinter sich hat, so sind nachher 15 Jahre Schlaf der öffentlichen<br />
Meinung vielleicht verzeihlich. Es könnte ein Heilschlaf<br />
gewesen sein, zumal wenn in diese Zeit die bewundernswerte<br />
Leistung des wirtschaftlichen Wiederaufbaus fällt. Wer aber<br />
heute in der Welt herumkommt, der weiß, wie provinziell die<br />
Denkweise in der Bundesrepublik durch diesen Schlaf geblieben<br />
ist. Wenn aber das überleben von der Wachheit abhängt,<br />
wäre es dann nicht ratsam, aufzuwachen? Wenn man<br />
so denkt und wenn man meint, zur Wachheit gehöre es, daß<br />
unsere Politiker ohne Angst vor Wahlverlusten wagen dürfen,<br />
das Notwendige zu sagen und zu tun - nun, dann nimmt<br />
man es sich unter Umständen heraus, ein Memorandum für<br />
Bundestagsabgeordnete zu schreiben.<br />
Unser "Memorandum der Acht" empfiehlt als dritten von<br />
fünf Punkten richtig begrenzte, aber energische Maßnahmen<br />
zum Bevölkerungsschutz.<br />
Diese Empfehlung hat in den Erwiderungen nirgends Kritik<br />
und vielfach Zustimmung gefunden. Die SPD hat die Unterzeichner<br />
sogar mit Recht darauf hingewiesen, daß sie selbst<br />
solche Maßnahmen seit Jahren gefordert habe. Trotz dieser<br />
scheinbaren übereinstimmung der Ansichten scheint es mir<br />
richtig, gerade dieses Thema als erstes ausführlicher zu erörtern.<br />
Vielleicht hat man uns nur deshalb so mühelos zugestimmt,<br />
weil wir uns zu knapp und insofern undeutlich ausgedrückt<br />
haben. Der Bevölkerungsschutz beginnt gerade jetzt<br />
"in Mode zu kommen". Wir laufen aber Gefahr, bei seiner<br />
Durchführung in schlimmerer Weise den Fehler zu wiederholen,<br />
der bisher an seiner Vernachlässigung schuld war. Ich<br />
werde daher den Hauptteil dieses Aufsatzes einer vorläufigen<br />
Analyse dessen widmen, was im Bevölkerungsschutz möglieh<br />
und nötig ist, also einer Erläuterung der Worte des Memorandums:<br />
"richtig begrenzt". Am Ende folgen dann einige<br />
praktische Vorschläge für den jetzigen Augenblick.
Das Für und Wider<br />
Für den Bevölkerungsschutz und gegen<br />
ihn lassen sich jeweils zwei versdliedene<br />
Gründe anführen.<br />
Pro: Man kann für den Bevölkerungsschutz<br />
eintreten,<br />
1. weil man es a ls ein schlichtes Gebot<br />
der MenSchlichkeit ansieht, Menschen<br />
vor drohenden Gefahren zu schülzen,<br />
2. weil man das militärische Potential<br />
des eigenen Landes steigern will.<br />
Contra: Man kann gegen den Bevölkerungsschutz<br />
eintreten,<br />
1. weil man ihn für nutzlos oder undurchführbar<br />
hält,<br />
2. weil man schädliche Wirkungen von<br />
ihm erwartet.<br />
Das Memorandum hat grundsätzlich für<br />
den Bevölkerungsschutz gesprochen. Es<br />
hat sich dabei nur auf den ersten Grund,<br />
das Gebot der Menschlichkeit, berufen.<br />
Durch diese Argumentation wollte es<br />
ihn aus jeder möglichen rüstungspolitisehen<br />
Kontroverse herausheben. Im<br />
heutigen Aufsatz muß ich aber auch auf<br />
den militärischen Wert von Schutzmaßnahmen<br />
kurz eingehen.<br />
Die Argumente gegen den Bevölkerungsschutz<br />
hat das Memorandum jedodl<br />
berücksichtigt durch die Worte<br />
"richtig begrenzt" und durch die Hervorhebung<br />
bestimmter Arten von<br />
Schutzmaßnahmen. Es nennt Vorbereitung<br />
der Bevölkerung aut den Ernstfall,<br />
und es schweigt vom Bunkerbau.<br />
Heute, ein halbes Jahr nach der Abtassung<br />
des Memorandums, finde ich, dDß<br />
wir damals zu vorsichtig und daher zu<br />
undeutlich formuliert haben. Diese Unklarheit<br />
versuclte ich heute zu beheben.<br />
Die bei den möglichen Gründe gegen gewisse<br />
Schutzmaßnahmen hängen ja miteinander<br />
zusammen. Nutzlose Maßnahmen<br />
sind nicht nur nutzlos, sondern positiv<br />
schädlich, vor alIem, da sie die Illusionen<br />
(den "Schlaf") nicht zerstreuen,<br />
sondern befestigen.<br />
Gibt es eine Kriegsgefahr, gegen die wir<br />
uns schützen können?<br />
Der sicherste Schutz gegen Kriegsgefahren<br />
ist die Vermeidung des Krieges. Ich<br />
diskutiere hier nicht mit den Leuten, die<br />
meinen, die allgemein bekannte selbstmörderische<br />
Wirkung der heutigen<br />
Waffen genüge, um den Ausbrudl eines<br />
Kriegs zu verhindern. Wenn diese T .eute<br />
recht hätten, wäre natürlidl jede BevÖlkerungsschut7maßnahme<br />
überflüssig.<br />
Idl bin ohne Zweifel im Einklang<br />
mit den führenden Staatsmännern der<br />
wC'sUichen und der östlichen Welt, wenn<br />
ich dieses Maß an Zuversicht für falsch<br />
halte. Der Krieg ist heute weniger wahrscheinlich<br />
als vor der Erfindung der<br />
WasserstofTbombe, aber er ist nicht 1mmöglich.<br />
Ihn ausdrücklich oder stillschweigend<br />
für unmöglich zu halten, ist<br />
ein Teil des begreiflichen Verdrängungsvorganges,<br />
den ich soeben als Schlaf bezeichnet<br />
habe.<br />
Ernster zu nehmen ist eine andere Ansieht.<br />
Nach ihr ist Vermeidung des Kric-<br />
2<br />
ges heute nicht nur der sicherste, sondern<br />
der einzige Sehutz gegen Kriegsgefahren:<br />
"Wenn es losgeht, sind wir<br />
doch alle tot." Auch wenn diese Ansidll<br />
richtig ist, sind Schutzmaßnahmen<br />
über!1üssig, weil vergeblich. Ich glaube,<br />
niemand kann heute beweisen, daß diese<br />
Ansicht (speziell für das kleine, dicht<br />
bevölkerte Gebiet der Bundesrepublik)<br />
mit Sicherheit falsch ist. Aber ich glaube<br />
auch, niemand kann beweisen, daß sie<br />
mit Sicherheit richtig ist. Erstens kann<br />
man nicht mit Sicherheit wissen, wie die<br />
vorhandenen Waffen im Ernstfall eingesetzt<br />
würden, ob ein begonnener<br />
Kampf durchgefochten oder abgebrochen<br />
würde, zweitens ändert sich die<br />
Waffentechnik heutzutage alle fünf bis<br />
zehn Jahre grundlegend.<br />
Diese Ungewißheit ist nach meiner Meinung<br />
der einZige Grund dafür, daß Bevölkerungsschutz-Vorbereitungen<br />
nicht<br />
sinnlos sind. Wir können nicht wissen,<br />
ob nicht eben eine solche Kriegshandlung<br />
stattfinden wird, in der richtige<br />
Vorbereitungen Millionen von Menschen<br />
das Leben retten und anderen<br />
schwere Leiden lindern oder ersparen<br />
könnten. Aus diesem Grund habe ich die<br />
Lethargie, die gerade in der Bundesrepublik<br />
(anders a ls in manchen unserer<br />
kleineren Nachb:lrstaaten) im lelzten<br />
Jahrzehnt in dieser Frage geherrscht<br />
hat, seit langem für gefährlich gehalten.<br />
Die Bundesregierung hat bisher gemeint,<br />
die in den zuständigen Ministerien<br />
vorbereiteten Pläne nicht mit<br />
Nachdruck durchführen zu soBen;<br />
ohne Zweifel, weil dies in der Bevölkerung<br />
die Besorgnis, es könne in unserem<br />
Lande zu einem Krieg kommen, belebt<br />
und damit Widerstand gegen die<br />
von der Regierung für notwendig gehaltene<br />
Rüstungspolitik wachgerufen hätte.<br />
Diese Phase geht heute zu Ende. Heute<br />
wird der BevölkerungssdlUtz von a llen<br />
Seiten gefordert; aber nun entstehen<br />
zwei neue Gelahren: die Gefahr der<br />
Verharmlosung und die Gelahr falscher,<br />
weil nutzloser Schutzprogramme.<br />
Die Gefahr der Verharmlosung<br />
Der erste aktive Schritt in die Breite<br />
war eine unlängst an ane Haushaltungen<br />
verteilte Postwur[sendung des Bundesamts<br />
für zivilen Bevölkerungsschutz<br />
mit dem Titel "Jeder hat eine Chance".<br />
Es liegt mir fern, die psychologischen<br />
Widerstände zu unterschätzen, mit denen<br />
gerade in Deutschland, nach den<br />
Erfahrungen des Zweiten Weltkriegs,<br />
jeder Versuch rechnen muß, die Menschen<br />
von neuem an Luftschutz denken<br />
zu lassen.<br />
Ich verstehe die Schwierigkeit, in der<br />
sich die Verfasser und Verteiler dieser<br />
Schrift befanden. Trotzdem möchte ich<br />
die Hoffnung aussprechen, daß künftige<br />
Äußerungen offizieller Stellen unserer<br />
Bevölkerung die Ehre antun werden,<br />
ihrem Ul'teil mehr zuzutrauen und sie<br />
in höherem Maß mit der bitteren Wahrheit<br />
bekannt zu machen, als es hier geschehen<br />
ist. Die analoge, ebenfalls unlängst<br />
ausgegebene amerikanische<br />
DruckschrHt "Fall out Protection. What<br />
to know and do about nuclcar attack"<br />
- Schutz gegen radioaktiven Niederschlag.<br />
Was muß man wIssen, was kann<br />
man tun beim atomaren Angriff - (Department<br />
of De!ense, Office of Civil Dcfense,<br />
Washington D. C,) könnte zum<br />
Vorbild dienen, obgleich selbst diese<br />
noch von urteilsfähigen Kritikern als<br />
zu optimistisch angesehen wird.<br />
Die Schrift "Jeder hat eine Chance" enthält<br />
zwar auf ihren letzten Seiten eint·<br />
Reihe sehr vernünftiger, beherzigenswerter<br />
Hinweise für die Vorbereitung<br />
und für das Verhalten im Ernstfall. Sie<br />
beginnt jedoch mit einer Darstellung davon,<br />
wie es 1945 zwei Japanern geglückt<br />
ist, die beiden Atomangriffe auf<br />
Hiroshima und Nagasaki durch richtiges<br />
Verhalten zu überleben, und sie el'<br />
weckt den Eindruck, dies sei d ie Art<br />
von Gefahren, die uns heute erwarten;<br />
der Leser muß den Eindruck gewinnen,<br />
jeder habe die Chance, durch richtiges<br />
Verhalten einen Atombombenangriff zu<br />
überleben. Richtiger wäre es, zu sagen:<br />
Jeder hat die Chance, der sich nicht in<br />
dem Hunderte von Qutldratkilometern<br />
großen Wirkungsbereich einer modernen<br />
Wasserstoffbombe, in dem es kaum<br />
eine Rettung gibt, befindet. Wenn er<br />
am Rande dieses Wirkungsbereichs oder<br />
in hinreichendem Abstand von einer<br />
kleineren Bombe ist, dann allerdings<br />
hat er die Chance, daß richtiges Verhalten<br />
und ridllige Vorbereitung ihn retten.<br />
Die amerika nische Schrift läßt hierüber<br />
keinen Zweifel. Sie beginnt mit einer<br />
seitenlangen Schilderung der totalen,<br />
durch keinen Bunker aufzuhaltenden<br />
Zerstörung im Bereich der unmittelbaren<br />
Bombenwirkung und beschränkt<br />
sich auf Schutzmaßnahmen für diejenigen,<br />
die die Bombe nicht unmittelbar<br />
erreicht hat, vor a llem auf Schutz gegen<br />
den nachträglich ausregnenden radioaktiven<br />
Niederschlag (fall-out).<br />
Ich möchte die verantwortlichen Instanzen<br />
in der Bundesrepublik bitten, gerade<br />
der Gefahr der Verharmlosung besondere<br />
Aufmerksamkeit zu widmen.<br />
Ich sage das nicht aus WahrheitsfanDtismus;<br />
mir ist bewußt, daß wir Menschen<br />
gewisse Wahrheiten im Durchschnitt<br />
nicht ertragen und daß der Politiker<br />
wie der Erzieher und der Arzt oft<br />
vor dem DilcmmD steht, was er sagen<br />
darf und was nicht. Im vorliegenden<br />
Fall ist zu erwägen, was durch Verharmlosung<br />
und was durch Aufrichtigkeit<br />
erreicht wird.<br />
Eine verharmlosende Unterrichtung unserer<br />
jungen Männer in der Bundeswehr<br />
und der ganzen Bevölkerung<br />
durch eine umfassende LuftschutzorgDnisation<br />
könnte dann vielleidll einen
Sinn haben, wenn wir uns in Bundeswehr<br />
und Luftschutz gar nicht wirklich.<br />
auf den Ernstfall vorbereiten, sondern<br />
beide nur zu einem großen Bluff<br />
verwenden wollen. Man kann die Drohung<br />
mit unserer Kriegsbereitschaft sicher<br />
leichter als Mittel unserer Politik<br />
einsetzen, wenn Truppe und Bevölkerung<br />
gutgläubig zum Krieg bereit sind,<br />
weil sie nicht wissen, was der Ernstfall<br />
für sie bedeuten würde. Gerade für einen<br />
dynamischen Politiker, der den<br />
selbstmörderischen Charakter des heutigen<br />
Krieges kennt und der daher den<br />
Krieg nicht will, der aber zugleich alle<br />
Politik in Kategorien von Druck und<br />
Gegendruck beurteilt, gerade für einen<br />
solchen Politiker liegt es heute nahe,<br />
Rüstung und Bevölkerungsschutz als<br />
Mittel eines Bluffs zu betreiben.<br />
Ich bin diesem Gedankengang nachgegangen,<br />
nicht um ihn zu rechtfertigen,<br />
sondern um auf ihn aufmerksam zu machen,<br />
denn er liegt vielleicht versteckt<br />
im Gemüt eines jeden von uns, und wir<br />
scheuen uns nur, uns zu ihm zu bekennen.<br />
Wenn wir ihn klar vor uns sehen,<br />
werden wir erkennen, wie gefährlich er<br />
ist. The Muff may be called, wie man<br />
auf englisch im Pokerspicl sagt. Der<br />
Gegner ist nicht töricht genug, Bluff<br />
nicht als Bluff zu erkennen. Wir werden<br />
entweder einem Gegenbluff weichen<br />
oder den Ernstfall riskieren müssen,<br />
und wehe uns, wenn wir dann als<br />
unvorbereitet erkannt werden.<br />
Ich glaube, man kann in der Zeit der<br />
Wasserstoffbombe weder eine zuverlässige<br />
Wehrmacht aufbauen noch ein gesundes<br />
Staatswesen bewahren, wenn<br />
man die Menschen über die extreme<br />
Möglichkeit der Vernichtung täuscht.<br />
Man hofft, durch solche Täuschung nervöse<br />
Kurzschlußreaktionen zu vermeiden,<br />
aber man beraubt sich der Mitarbeit,<br />
die nur wissende Menschen leisten<br />
können.<br />
Gefahr nul%loser Schul.programme<br />
Die Ungewißheit, ob es zu derartigen<br />
Kriegshandlungen kommt, gegen die<br />
kein Schutz mehr möglich ist, rechtfertigt,<br />
wie idl oben sagte, ein Schutzprogramm.<br />
Eben diese Ungewißheit muß<br />
dilher auch in jedem vernünftigen<br />
Schutzprogramm einkalkuliert sein. Ein<br />
Grund der Ungewißheit ist die ständige<br />
Weiterentwicklung der WafIentechnik.<br />
Daher wäre es sinnlos, sich im Stil der<br />
Maginotlinie für viele Jahre auf ein<br />
starres Programm festzulegen, das unsere<br />
Volkswirtschaft aufs schwerste belilsten<br />
würde und uns vielleicht am Ende<br />
verarmt und betört in einer surrealistischen<br />
Landschaft nutzloser Bunkerbauten<br />
zurückließe.<br />
In den Vereinigten Stilaten von Amerika<br />
hat ebendiese Frage im letzten<br />
Jahr einen Wirbel in der öffentlichen<br />
Meinung hervorgerufen. Wir können<br />
aus der amerikanischen Debatte viel<br />
lernen.<br />
Einer der Hiluptbefürworter eines großen<br />
Schutzprogramms ist seit Jahren<br />
Edward Teller, der bedeutende Physiker,<br />
dessen Name der Öffentlichkeit vor<br />
allem im Zusammenhang mit der Wasserstoffbombe<br />
bekanntgeworden ist.<br />
TeUer argumentiert wie folgt: Die technische<br />
Entwicklung führt dahin, daß<br />
jede der beiden großen Atommächte<br />
über dem Gebiet der anderen eine Menge<br />
atomarer Sprengkörper entzünden<br />
kann, die durch Druck, Feuersturm und<br />
Radioaktivität den größten Teil der Bevölkerung<br />
töten, die Industrie zerstören<br />
und die Ernten vernichten würden.<br />
Das einzige, was nicht wirklich getroffen<br />
werden kann, ist die von Raketen<br />
getragene Macht zum atomaren Gegenschlag,<br />
die einbetoniert in Felsen oder<br />
getragen von getauchten U-Booten unerreichbar<br />
bleibt. Dadurch paralysieren<br />
die großen Schlagkräfte einander; die<br />
Drohung mit Mord und Selbstmord ist<br />
nur in extremen Situationen glaubwürdig.<br />
Das gibt, so folgert Teller, einer russisdlen<br />
Politik kleiner übergriffe (Salami<br />
Taktik) freie Hand. Hiergegen gibt es<br />
zwar verschiedene Gegenmittel, wie beispielsweise<br />
die abgestufte Abschreckung,<br />
die Teller seit langem befürwortet (und<br />
die von der heutigen Linie der amerikanischen<br />
Rüstungspolitik vor allem auf<br />
konventionelle Waffen gegründet wird).<br />
Die Situation würde aber völlig verändert,<br />
wenn Amerika einen hinreichenden<br />
Teil seiner Bevölkerung mit allen<br />
notwendigen Vorräten in Bunkern schützen<br />
könnte, um in zwei Jahren seine<br />
Industrie wieder aufzubauen und nach<br />
zweijähriger Ernährung aus Konserven<br />
neue Ernten auszusäen. Dann brauchte<br />
Amerika den Gegenschlag nidlt zu<br />
fürchten; seine militärischen Drohungen<br />
würden wieder glaubwürdig, und<br />
ebendarum brauchte es nie wirklich<br />
zum großen Krieg zu schreiten.<br />
Dies ist das Modell einer Argumentation<br />
für Bevölkerungsschutz, um das<br />
militärische Potential zu steigern. Wie<br />
vieles, was Teller vorgeschlagen hat, hat<br />
es den Vorteil, ein Problem als Denkaufgabe<br />
klar vor uns zu stellen. Ich<br />
glaube, daß das Ergebnis des Durchdenkens<br />
lautet: So geht es nidlt. Die drei<br />
großen Waffenwirkungen sind Druck,<br />
Radioaktivität und Hitze. Nun bewegen<br />
sich für die Bundesrepublik die Schätzungen<br />
der Kosten eines Bunkerbauprogramms,<br />
das einen großen Teil der<br />
Bevölkerung nur gegen Druck und Radioaktivität<br />
schützen würde, zwischen<br />
60 und 120 Milliarden DM; dies würde<br />
unsere gesamte Hochbaukapazität ein<br />
knappes Jahrzehnt lang in Anspruch<br />
nehmen. Der Schutz gegen die Hitzewirkung<br />
wäre damit noch nicht gegeben.<br />
Die Wasserstoffbomben werden voraussichtlich<br />
ganze Großstädte in ein Areal<br />
riesiger Feuerstürme verwandeln, in denen<br />
in allen Bunkern, die nicht viele<br />
Meter unter dem Boden liegen und die<br />
nicht zugleich Sauerstoffvorräte für hinreichend<br />
lange Zeit besitzen, die Menschen<br />
entweder durch Hitze ocler an Erstickung<br />
(SauerstalTmangel und Kohlenmonoxyd)<br />
sterben werden. Ob ein<br />
Schutz gegen diese Hitzewirkungen<br />
überhaupt erreicht werden kann, weiß<br />
ich nicht.<br />
Selbst wenn sich ein derartiger Schutz<br />
als technisch möglich erweisen sollte,<br />
müßte man immer noch dreierlei gegen<br />
Teller einwenden:<br />
1. Eine demokratische Gesellschaft wird<br />
faktisch die völlige Verwandlung ihres<br />
Lebensstils, die die Verwirklichung dieses<br />
Programms verlangt, nicht auf sich<br />
nehmen.<br />
2. Wenn sie es täte, müßte sie sich voraussichtlich<br />
einer Diktatur unterwerfen,<br />
welche die Freiheit, die sie verteidigen<br />
will, illusorisch macht.<br />
3. Wenn Amerika dieses Programm<br />
heute durchführen kann, wird Rußland<br />
es bald auch können; dann wäre nur<br />
mit größten Opfern die Gleichheit beider<br />
Seiten wiederhergestellt.<br />
Faktisch hat man in Amerika ein Programm<br />
dieser Größe nicht angestrebt.<br />
Nun folgt aber der charakteristische<br />
Fehlschluß: Um doch nicht nichts zu<br />
tun, versucht man ein viel schwächeres<br />
Programm, den Bau von kleinen Bunkern<br />
für die einzelnen Familien, die nur<br />
gegen Radioaktivität (falt-out) schützen<br />
und weitgehend privat finanziert werden<br />
sollen. Dies aber scheint mir, wie<br />
wenn einer, der über einen breiten Graben<br />
springen wollte und ihn zu breit<br />
findet, sagte: Gut, dann springe ich nur<br />
über die halbe Breite des Grabens.<br />
Das Fall-out-Bunker-Programm gibt den<br />
militärischen Zweck des Tellerschen Programms<br />
preis. Es schützt nur die Menschen,<br />
die der Feind zu verschonen bereit<br />
ist; es sichert das Land nicht mehr<br />
gegen den Vernichtungsschlag. Auch<br />
humanitär ist ein Programm privater<br />
Fall-out-Bunker aber von höchster Fragwürdigkeit.<br />
Es privilegiert die Besitzenden,<br />
und es würde vermutlich im Alarmfall<br />
schon vor der Ankunft der feindlichen<br />
Atombomben zu einem Gemetzel<br />
innerhalb der Bevölkerung führen, die<br />
die zu knapp vorhandenen Schutzräume<br />
stürmen würde.<br />
Wenn ich die letzten Nachrichten aus<br />
den Vereinigten Staaten richtig deute,<br />
ist das Programm privater Fall-out-Bunker,<br />
gegen das sidl führende Autoritäten<br />
(z. B. die Federation 01 American<br />
Scientists, F AS) in zum Teil sehr abgewogenen<br />
Erörterungen kritisch geäußert<br />
haben, heute schon tot. Sicher<br />
scheint, daß man in England und auch<br />
in Frankreich auf größere Bunkerbauprogramme<br />
überhaupt verzidltet hat,<br />
und dasselbe scheint für die Sowjetunion<br />
zu gelten.<br />
In der Bundesrepublik scheint mir im<br />
Augenblick die Gefahr zu bestehen, daß<br />
3
wir, um die Versäumnisse der Vergangenheit<br />
gutzumachen, uns auf ein Bunkerbauprogramm<br />
festlegen, das vor der<br />
Entwicklung der modemen Wasserstoffbomben<br />
vielleicht sinnvoll gewesen wäre.<br />
Davor möchte ich 3ufs entschiedenste<br />
warnen.<br />
Die Frage, welche Maßnahmen sinnvoll<br />
sind, läßt sich nur durdt sehr sorgfältige<br />
Abwägung aller Eventualitäten entscheiden.<br />
Die Vereinigung deutscher<br />
Wissenschaftler (VDW), die nach dem<br />
Vorbild der Federation 01 American<br />
Scientists gegründet worden is~ hat im<br />
letzten Jahr eine Expertenkommission<br />
mit dem Studium dieser Frage beauftragt.<br />
Wie ich höre, wird diese Kommission<br />
einen vorläufigen Bericht in wenigen<br />
Wochen vorlegen. Im sdtlage vor,<br />
daß die zuständigen Ausschüsse des<br />
Bundestages und die zuständigen Ministerien<br />
die aufgeworfenen Fragen mit<br />
den Verfassern des genannten Berichts<br />
und anderen Fachleuten noch einmal<br />
sorgfältig diskutieren.<br />
Es dürfte sich empfehlen, für langfristige<br />
Planungen das Ergebnis dieser<br />
Diskussionen abzuwarten. Dies würde<br />
uns aber für den Augenblick niebt zur<br />
Untätigkeit nötigen, denn es gibt genug<br />
Maßnahmen, die jedenfalls sinnvoll sind<br />
und alsbald eingeleitet werden können.<br />
Ich ende daher mit einer Liste von Vorschlägen.<br />
Diese Vorschläge sind zum<br />
größten Teil nicht neu. Ich glaube aber,<br />
daß der Zeitpunkt zur unverzüglichen<br />
Durchführung der unter 1 bis 4 genannten<br />
Maßnahmen nunmehr gekommen<br />
ist.<br />
VorachUlge<br />
1. Die Bevölkerung ist über richtiges<br />
und falsches Verhalten zur Vorbereitung<br />
auf den Ernstfall und im Ernstfall<br />
wahrheitsgemäß und gründlich aufzuklären.<br />
Sie ist in möglidlSt weitem<br />
Umfang in Erster Hilfe auszubilden.<br />
2. Mit wirkungsvollem Gerät ausgerüstete<br />
"tedmische Hilfstrupps" sind aufzustellen<br />
und auszubilden. Diese HiUstrupps<br />
sind, schon um ihrem Weiterfunktionieren<br />
im Fall eines feindlichen<br />
Einmarsches eine Chance zu geben, vom<br />
Militär scharf zu scheiden; sie müßten<br />
den Charakter des Roten Kreuzes haben.<br />
3. Es scheint sinnvoll, Strahlenwarngeräte,<br />
gewisse Medikamente, eine Volksschutzmaske<br />
und Batterieempfänger<br />
(zum Empfang von Warnungen durch<br />
Radio trotz Stromausfalls) zu verteilen.<br />
4. Lebensmittelvorräte sind von der öffentlichen<br />
Hand anzulegen und strahlensicher<br />
zu lagern. Lebensmittellagerung<br />
durch die Bevölkerung ist außerdem<br />
nachdrücklich 2.U befürworten.<br />
5. Die Entscheidung über Programme<br />
baulichen Schutzes (Bunker usw.) sollte<br />
um ein Jahr hinausgeschoben werden,<br />
bis die hier entstehenden Fragen von<br />
Experten geklärt sind.<br />
elche Aufmerksamkeit auch in maßgeblichen Kreisen der<br />
Wirtschaft den Problemen der zivilen Verteidigung geschenkt<br />
wird, dokumentiert das kürzlich erschienene Heft 79<br />
der Schriftenreihe des Deutschen Industrie- und Handelstages<br />
(DIHT). Es enthält die Reden, die vom Präsidenten des<br />
"" Deutschen Industrie- und Handelstages, Münchmeyer, dem<br />
Bundesminister des Innern, Hennann Röcherl, und Hauptgeschäftsführer<br />
Dr. BielCeldt von der Handelskammer Hamburg<br />
- er erläuterte die Hamburger Erfahrungen aus der<br />
Flutkatastrophe - an läßlich der diesjährigen Vollversammlung<br />
des DIHT in Bremen gehalten wurden.<br />
Für unsere Leser dürfte dazu folgendes wissenswert sein:<br />
Eine der gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben der Industrieund<br />
Handelskammern ist die Förderung der gewerblichen<br />
Wirtschaft. Dazu gehört auch im Verteidjgungsfall der Schutz<br />
und die Sicherheit der kammerzugehörigen Gesamtwirtschaft.<br />
Da die Kammern aufgrund ihrer betriebsnahen Tätigkeit<br />
und ihrer wirtschaftlichen Sachkenntnis wesentlich zur notwendigen<br />
Schutzbereitschaft der Wirtschaft beitragen können,<br />
müssen sie frühzeitig an den Planungsarbeiten und vorbereitenden<br />
Maßnahmen zur zivilen Verteidigung teilnehmen.<br />
4
Von Notstond .... it.n würden Untflnehm.n und e.tri.be der mannigfach.ten<br />
Art betraffen. Un •• r Bild : Blide: auf da. Industriegebi.t von VölldingeniSaar.<br />
Wir'lschu'f'l und Zivilver'leidigung<br />
" Es gibt nur die Sicherheit, die man sich selbst schafft" - Der Bundesminister<br />
des Innern vor dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />
Aus dieser Verantwortung heraus haben sich die Kammern<br />
bereits in einem frühen Stadium mit den Fragen der Landesverteidigung<br />
befaßt. Sie taten dies aus der nüdlternen Erkenntnis,<br />
daß Staat und Wirtschaft eines äußeren Schutzes<br />
notwendig bedürfen. Auf Beschluß des Vorstandes des Deutschen<br />
Industrie- und Handelstages wurde Anfang 1956 der<br />
Arbeitskreis tür verteidigungswirtschaftliche Fragen gebildet.<br />
Er setzt sich aus 40 Mitgliedern zusammen, die als Unternehmer<br />
ehrenamtlich oder als Geschäftsführer hauptamtlich<br />
in den Industrie- und Handelskammern tätig sind. Der Arbeitskreis<br />
wird von Generaldirektor Ministerialdirektor a. D.<br />
Dr. Elmar Michel, Vorsitzender der Salamander AG, geleitet.<br />
Während zunächst wirtschaftliche Fragen des Aufbaues der<br />
Bundeswehr zu behandeln waren, rückten bald Probleme der<br />
Sicllerheit und des Schutzes der Betriebe und der Wirtsdla.ft<br />
in den Vordergrund.<br />
Aus eigener Initiative und zuerst ohne nennenswerte amtliche<br />
Unterstützung begannen Kammern und DIHT mit einer Aufklärung<br />
über verteidigungswirtschaftliche Probleme. Erschwert<br />
wurde diese Arbeit, weil die psychologische Aufnahmebereitschaft<br />
der Bevölkerung und wichtige sachliche Voraussetzungen<br />
nicht gegeben waren.<br />
Schon früh forderte der DIHT eine umfassende und kontinuierliche<br />
Aufklärung der Bevölkerung über die drohenden<br />
Gefahren und die nach seiner Meinung durchaus vorhandenen<br />
Möglichkeiten eines Schutzes als Voraussetzung dafür,<br />
Pipelin e mit Kühlturm der She ll<br />
Raffinerie in Wesseling bei Köln.
Rauchen verboten! Auch im Frieden sind in vielon We rken umfangroiche Schutz·<br />
maßnahmen und Sicherungsvorkehrungon erforderlich. Für Not. und Kriegn:eiten<br />
müßten sie bedeutend erweitert werden. Darauf sind wir noch schlecht gerüste'.<br />
daß Maßnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung<br />
mit Verständnis aufgenommen<br />
und durchgeführt würden,<br />
*<br />
.. Notstand kann nicht nur innen- und<br />
außenpolitische oder kriegerische Ursachen<br />
haben, sondern auch die Natur<br />
läßt uns - wic es erst Anfang des Jahres<br />
in Norddeutschland gcschehen ist - ihre<br />
Macht übct' den Menschen fühlen. Darauf<br />
sind wir bis heute schledll gerüstet.
gung und Mitwirkung der Öffentlichkeit<br />
nichts auszurichten. (Eine Tatsache, die<br />
ganz besonders für die Aufklärungsarbeit<br />
des BLSV Gültigkeit besitzt.)<br />
"Das ist", sagte der Minister, "ein Gesetz,<br />
das wir uns selbst gegeben haben,<br />
das auf der einen Seite unsere Freiheit<br />
garantiert, das uns auf der anderen Seite<br />
aber auch Beschränkungen auferlegt<br />
. . . "<br />
Alle Maßnahmen des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />
könnten nichts anderes<br />
sein als die negative Seite des Kriegsbildes.<br />
Das Kriegsbild jedoch, die Spekulation<br />
darüber, wie Konflikte modernster<br />
Art mit ihrer unerhörtc:1 Bandbreite<br />
von der größten Katastrophe bis<br />
zum örtlichen militärischen Vorgang<br />
nun in der Wirklichkeit aussehen würden,<br />
sei keineswegs geklärt. "Ich möchte<br />
die Behauptung wagen, daß es keinen<br />
lebenden Menschen gibt, der ein gültiges<br />
Kriegsbild haben kann, vor allem<br />
darüber, welche psychologischen Auswirkungen<br />
ein Krieg in der schärfsten<br />
Art hätte, die möglich ist, die wir aber<br />
nicht kennen. CI<br />
In Japan habe man die bemerkenswerte<br />
Erfahrung gemacht, daß 85010 der Mensehen<br />
durch Trümmerschäden und nur<br />
15 % durch Strahlenschäden ihr Leben<br />
verloren haben, obwohl es damals den<br />
Begriff der "sauberen Bombe" noch gar<br />
nicht gab. Das sollte, so sagte der Minister,<br />
einmal gegenüber dem Halbwissen<br />
festgestellt werden, das in der Öffentlichkeit<br />
durch gewisse Massenmedien verbreitet<br />
werde und dem zivilen Bevölkerungsschutz<br />
so viele Schwierigkeiten<br />
mache.<br />
Niemand wisse, wie diegrößteKatastrophe<br />
aussehen und welche Wirkungen<br />
sie auf die Menschen haben werde. "Vorstellungen<br />
darüber wird man allenfalls<br />
generalstabsmäßig, wenn ich es einmal<br />
so sagen darf, entwickeln müssen, weil<br />
man sonst überhaupt keine Planung ansetzen<br />
kann. Man wird sie dann immer<br />
wieder den neuesten Erkenntnissen anpassen<br />
müssen."<br />
Das aber sei nur die eine Seite der Planung,<br />
und viel1eicht nicht einmal die<br />
schwierigste. Die andere Seite sei, daß<br />
man keine Planungen machen, keine<br />
Maßnahmen vorbereiten könne, ohne<br />
•<br />
Die Wiederaufbauarbeit, die nach dem Kriege in unserem lande ge·<br />
leistet wurde, findet in aller Welt Bewunderung und Anerkennung.<br />
Den ungeheuren Anstrengungen, die unternommen werden mußten,<br />
um unser leben wieder menschenwürdig zu machen, verdankt die<br />
Bundesrepublik Wohlstand und Wirtschaftswunder. In dieser Zeit hat<br />
sich auch das Aussehen unserer Städte gewandelt. An Stelle der Trüm·<br />
mer finden wir neuerrichtete Geschäftshäuser und Fabrikationsstätten,<br />
•<br />
die ihnen ein neues, modernes Gesicht geben. Bei der Planung mancher<br />
dieser Gebäude wurden die Erfordernisse luftschutzmäßigen<br />
Denkens leider nicht immer in ausreichendem Maße berücksichtigt.<br />
7
Im letzten Kriego: Sp litterschutz an TonIclagern.<br />
So wurde ein Kompressor vor Splittern geschützt.<br />
Schu tz a us Fe rtig-Betonteilen übe r einem Motor.<br />
die wirtschaftlichen, finanziellen, psychologischen und politischen<br />
Möglichkeiten realpolitisch in die Rechnung einzubeziehen.<br />
"Wenn ich angesichts der heutigen Arbeitsmarktlage", sagte<br />
Höcherl, "wenn ich heute, in den Tagen eines geplanten Baustopps,<br />
meine überlegungen für den zivilen Bevölkerungsschutz<br />
ansteHe, wenn ich berücksichtige, daß die finanziellen<br />
Mittel von der öffentlichen Hand aufzubringen sind, aber auch<br />
die erforderlichen Kapitalmarktmittel aus anderen Bereichen<br />
abgezweigt werden müssen, so muß Ich erkennen, daß es in<br />
der Volkswirtschaft immer nur Gleichungssysteme geben kann:<br />
Das, was wir auf der einen Seite wegnehmen, das hat zwangsläufig<br />
Auswirkungen nach der anderen Seite."<br />
Dies werde, weil die meisten Menschen ihre Umwelt je nach<br />
ihrem lnteressenstandpunkt betrachteten, immer wieder übersehen.<br />
Hier gebe es eben keine Kunststücke, keine Tricks,<br />
sondern nur Zwangsläufigkeiten.<br />
Im übrigen sei für den zivilen Bevölkerungsschutz nicht<br />
ganz so wenig geschehen, wie manchmal angenommen<br />
werde. "Zuwenig wird es immer sein! Jedes Streben und<br />
Vorwärtsgehen würde aufhören müssen, wenn wir nicht immer<br />
vor diesem ,Zuwenig' stünden und wenn wir nicht immer<br />
wieder ein neues, weiteres Ziel vor uns hätten." Aber<br />
unsere Möglichkeiten seien besdleiden, und der Wiederaulbau<br />
unserer Sicherheit gegen die Bedrohung von außen müsse,<br />
garantiert durch die Bündnisse, die wir eingegangen seien,<br />
den absoluten Vorrang haben. "Die Bündnisse geben uns<br />
stärkeren Bevölkerungssdlutz als alles, was wir bauen, ausbilden<br />
und psychologisch vorbereiten können!"<br />
Ausgangspunkt aller Betrachtungen über den zivilen Bevölkerungsschutz<br />
sei und bleibe das Kriegsbild. Der Minister<br />
wies darauf hin, daß er dem Verteidigungsrat angehört und<br />
Einblick in die neuesten Erkenntnisse habe, die aber auch<br />
wiederum nidlt unbestritten seien, sondern sich ebenfalls im<br />
Spekulationsbereich halten. im Erfahrungsaustausch mit anderen<br />
entstanden und fortgesetzt in Bewegung seien. Höcherl<br />
glaubt jedoch nicht, daß alles, was auf diesem ungeheuren<br />
Gebiet - "die Menschen waren nie schöpferischer als auf dem<br />
Gebiet der Vernichtung!" - in den beiden großen Lagern<br />
geschaffen worden ist, "uns in der letzten Geheimnisstufe mitgeteilt<br />
wird". Die letzten Geheimnisse hielten sich in einem<br />
ganz engen Bereich, sowohl was den Osten, wie auch was den<br />
Westen betreffe, so daß man nur von beschränkten Erkenntnissen<br />
ausgehen könne.<br />
Daraus aber ergebe sich, daß es in einem Kriege, der mit<br />
allen zur Verfügung stehenden Waffen geführt werde, zu<br />
Verwüstungen und Zerstörungen von unabsehbarem Ausmaße<br />
komme. Bei den Wamzeiten, die heute angenommen<br />
werden müssen, handle es sich um Minutenwerte. Dies bestimme<br />
auch die möglichen Vorbereitungen und Größenordnungen<br />
einer Evakuierung. Viele Pläne, woanders mit Fleiß<br />
und Akribie gemacht, seien sicherlidl schon längst Makulatur<br />
und nur noch als Stilübungen zu werten.<br />
"Wir gehen deshalb davon aus, daß jeder zu Hause, jeder<br />
dort bleiben soll, wo er ist, weil Bewegungen verkehrsmäßig<br />
und schutzmäßig nicht zu verkraften sind."<br />
Es sei aber auch notwendig, die Möglichkeit eines "konventionellen"<br />
Krieges mit den Erfahrungen, die uns aus dem<br />
letzten Kriege zur Verfügung stehen, in die Planungen einzubeziehen,<br />
weil ein solcher, mehr als noch vor wenigen Jahren,<br />
wieder Gegenstand strategischer und verteidigungspolitischer<br />
überlegungen geworden sei.<br />
Bei der schlimmste n Form eines Krieges müsse mit ganz kurzen<br />
Warnzeiten, schlagartigem überfall mit Bomben und Raketen,<br />
massiertem gleichzeitigem Einfall feindlicher Landstreitkräfte<br />
und mit zahllosen Verletzten, Toten und Obdadllosen<br />
gerechnet werden. Es könne zu radioaktiver Verseuchung<br />
und zur Verwendung biologischer und chemischer<br />
Kampfstoffe kommen. Der Minister glaubt, daß die Wirkungen<br />
solcher Kampfmittel möglicherweise längere Zeit anhalten,<br />
so daß die überlebenden dann für Wochen unterirdisch<br />
leben müssen.<br />
Hinzu kämen Engpässe in der Ernährung, der ärztlichen<br />
Versorgung, Arztemangel, Zusammenbruch des Verkehrs und<br />
des Versorgungswesens, Stillegung und Ausfall auch der<br />
lebenswichtigsten Betriebe und Ämter.<br />
"Hie r gibt es nur ein Grundziel", sagte der Minister, "nämlich<br />
Vorkehrungen dafür zu treffen, daß man möglichst viele<br />
Menschenleben erhalten kann ... Das ist immer die entscheidende<br />
Aufgabe, wie überhaupt bei allem, einschließlich der<br />
Der Splitlerschutz für den Uberflur-Hydranten (in der Mill.)<br />
konnte bei Bedarf abgenommen werden.
wirtschaftlichen Betätigung, nur an den Menschen gedacht<br />
werden muß."<br />
Höcher} machte darauf aufmerksam, daß alle Theorien, die<br />
wegen der Furchtbarkeit der Waffenentwicklung mit einer<br />
kurzen Kriegsdauer rechnen, von den Fadlleuten nicht ge.<br />
teilt würden. Die Experten seien vielmehr der Meinung, daß<br />
sich die Kampfhandlungen auch angesidltssolcherMöglichkeiten<br />
über erhebliche Zeiträume erstrecken könnten, weil die<br />
unmittelbare Inbesitznahme feindlichen Gebiets nach wie vor<br />
die Voraussetzung zumindest für den Abschluß eines Krieges<br />
sei. So müsse also auch der Faktor "Zeit" in die Rechnung<br />
mit einbezogen werden.<br />
"Wir werden Vorkehrungen treffen müssen, um Lebensnotwendiges,<br />
sei es auf dem Gebiet der Versorgung, sei es auf<br />
dem der staatlichen und kommunalen Ordnung - in welcher<br />
Form sie sich dann noch darstellt, wissen wir alle nicht -,<br />
zu sichern und mindestens eine gewisse Funktionsfähigkeit<br />
zu erhalten."<br />
Auf diese äußerste Möglichkeit müsse alles abgestellt sein.<br />
Man könne nicht sagen: "Wir suchen uns aus dem Kriegsbild<br />
bescheidene Möglichkeiten heraus und versuchen, uns gegen<br />
diese zu schützen, lassen aber eine andere große Komponente<br />
einfach außer Ansatz, weil wir glauben, wir werden ihrer<br />
doch nicht Herr." Der Minister fuhr fort: "Ich bin vielmehr<br />
der Meinung: Wenn ich die Sicherheit hätte, mit Milliarden<br />
Mark auch nur wenige Menschenleben erhalten zu können,<br />
wäre das jeder Anstrengung wert. Das muß der Ausgangs.<br />
punkt aller überlegungen sein! Doch das ist sehr scl1\ver zu<br />
verwirklichen, wenn es über bloße Lippenbekenntnisse hinausgeht."<br />
Wenn die Verwirklichung in Form von Steuern und<br />
Lasten komme, und zwar in einer Zeit, in der vielleicht andere<br />
Sorgen drängen, dann sehe alles ganz anders aus.<br />
Angesichts der Gefahren hat der Bund zusammen mit den<br />
Ländern begonnen, Vorkehrungen zu treffen. Vor allem für<br />
eine rechtzeitige Warnung. Dabei muß das Warnsystem so organisiert<br />
sein, daß es nicht unmittelbar vom elektrischen<br />
Strom abhängt. In unserem technisierten Leben werden wir<br />
bei Ausfall irgendeines Energiespenders fast hilflos und sehen<br />
dann, wie die an sich fruchtbare Arbeitsteilung auf der<br />
anderen Seite ein unerhörtes Maß an Abhängigkeit bringt.<br />
"Dem waUen wir begegnen", erklärte HÖcher}, "indem wir<br />
unser Warnsystem möglichst unempfindlich gegen Stromausfälle<br />
machen." Bekanntlich sind inzwischen die geplanten<br />
zehn großen Warnämter in der Bundesrepublik errichtet und<br />
mit Personal wie Geräten ausgestattet. Sie stehen und sind<br />
arbeitsfähig.<br />
Besonders eindringlich unterstrich der Bundesminister des Innern<br />
in seiner Rede vor dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />
die Bedeutung des Selbstschutzes. "Es gibt nur die<br />
Sicherheit", sagte er, "die man sich selbst schafft. Zwei Beispiele<br />
in unserer Geschichte müßten ausreichen, um das klarzumachen."<br />
Oft habe man den Eindruck, daß sie zu rasch vergessen<br />
worden seien, obwohl die Vergeßlichkeit manchmal<br />
eine gute Lebenshilfe sein könne.<br />
Der Minister zeigte in diesem Zusammenhang auch die komplizierten<br />
psychologischen Zusammenhänge um das Problem<br />
"Aufklärung der Bevölkerung" auf. Die Zahl der freiwilligen<br />
Helfer des Bundesluftschutzverbandes bezeichnete er als "für<br />
unsere VerhäHnisse" sehr beachtlich. "Ich meine", so fuhr<br />
er fort, "wir sollten den Mensdlen, die sich wieder freiwillig<br />
zur Verfügung stellen, wirklich dankbar sein." Und: "Wir<br />
sollten uns dessen bewußt sein, daß wir den Selbstschutz der<br />
BeVÖlkerung ohne diese Freiwilligen. ohne diese Idealisten<br />
überhaupt nicht bewältigen können!"<br />
Am Schluß seiner umfassenden Darlegungen dankte der Bundesminister<br />
des Innern dem Deutschen Industrie- und Handelstag<br />
dafür, daß er dieses Thema auf die Tagesordnung<br />
seiner Vollversammlung gesetzt und ihm damit Gelegenheit<br />
gegeben habe, ihr eine übersicht über die Planung, die Entwicklungen<br />
und den derzeitigen Stand der Vorbereitungen<br />
für den zivilen Bevölkerungsschutz zu geben. Er dankte Ge·<br />
neraldirektor Dr. Michel, dem Vorsitzenden des Arbeitskreises<br />
für verteidigungswirtschattliche Fragen, und den anderen<br />
Herren des DIHT, die sich mit diesem Problem besonders eingehend<br />
befassen, für ihre fachJiche Mitarbeit und dafür, "daß<br />
sie uns in dieser heiklen Frage so ernsthaft mit ihrem hervorragenden<br />
Sachverstand unterstützten ... Es geht hier ja<br />
nicht um eine Angelegenheit der Regierung, sondern um eine<br />
gemeinsame Sache, um einen Teil unserer Sicherheit und da·<br />
mit um einen Teil unserer Freiheit."<br />
Betonwall gegen Wasserausb,üche um Gasometerhaus.<br />
Die Ummantelung hot die Gosometertane geschützt.<br />
Auch diese .,Ponzerzelle" hat ihren Zweck erfüllt.<br />
T ,oh: Einschlags in unm ittelbarer Nähe blieb der Hydrantenschuh:<br />
(li nks im Foto) yöllig intakt.
Objektive Norweger<br />
Ein Erfahrungsaustausch mit dem<br />
Informationschef der norwegischen<br />
Zivilv ertcidigur.g<br />
Der I nformationschef der norwegischen<br />
Zivilverteid igung, Rolf Th ue, weilte in<br />
der Zeit vom 3. bis 7. September 1962<br />
in der BundeshauptsteIle bzw. in der<br />
Bundesschule des BLSV zu Gast. Der<br />
Zweck seines Besuches war ein Erfahrungsaustausch,<br />
Das Wort "Erfa hrungsaustausch" gewinnt<br />
immer mehr an Bedeutung. Man<br />
liest und hört von Politikern, Wissenschaftlern,<br />
Arzten, Studenten und Schülern,<br />
die ihre Erfahrungen, Gedanken<br />
und Pläne auf nationaler oder auch<br />
internationaler Ebene austauschen. Es<br />
gibt auch viele Länder, die sich an<br />
einem Besuchs-, Studier- und Arbeitsplatzausta<br />
usch beteiligen, der nicht nur<br />
zum Ziele ha t, Sprach- und Kulturkenn<br />
tnisse zu fördern, er soll auch zu<br />
wed1selseitigem Verstä ndnis und besser<br />
em Zusammenleben d er Völker Oberhaupt<br />
beitragen.<br />
Erfahrung kann positiv und negativ<br />
sein, böse und gut. Sie ist immer ein<br />
kostbares Gut. Warum also soll m an<br />
nicht andere Menschen von eigenen Erfahrungen<br />
profitieren lassen, warum<br />
nicht mit offenen Karten spielen, wenn<br />
es darum geht, erworbene Kenntnisse<br />
zum Wohle eines noch größeren Menschenkreises<br />
auszunutzen? Ist nicht für<br />
jedes Land die Frage, was das Ausland<br />
zum Schutze der Zivilbevölkerung<br />
für den Fall eines neuen Krieges tut,<br />
von beträdltlicher Bedeutung? Gibtdoch<br />
die Antwort auf die Frage : "Was machen<br />
die anderen?" zugleich Auskunft<br />
darüber, was bei einem selbst a uf d em<br />
Gebiete des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />
noch zu tun ist.<br />
Gewiß, was für d as eine Land richtig<br />
ist, muß nicht für das andere La nd<br />
auch ridJ.tig sein. Die jeweiligen Verhältnisse<br />
wie z. B. die Bevölkerungsdichte,<br />
die geographische Lage, die topographischen<br />
Bedingungen, aber auch<br />
die Art d er Wirtscha ft, das Recht und<br />
die soziale Struktur sind m itbestimmend.<br />
Luftschutzdienstpflicht<br />
Ein weiterer Faktor der nicht unbedeutenden<br />
Einfluß auf die Entwicklung der<br />
Zivilverteidigung eines Landes hat, ist<br />
die Einstellung der Bevölkerung. Mit<br />
Zufriedenheit konnte Herr Thue berichten,<br />
daß 8ooto der norwegischen Bevölkerung<br />
für Luftschutzmaßnahmen und<br />
-aufklärung sind. Nur 7% seien noch<br />
dagegen. Bezeichnend für die objektive<br />
Einstellung der Norweger wertete der<br />
Informationsrnel auch die Tatsam e, d aß<br />
es dort bereits seit 1953 ein Luftschutzdienstpflichtgesetz<br />
gibt. Alle Männer<br />
und Frauen zwischen 18 und 65 J ahren,<br />
die nicht zum Wehrdienst aufgeboten<br />
sind, können kraft dieses Gesetzes zum<br />
Dienst am zivilen Bevölkerungssmutz<br />
herangezogen werden.<br />
Organisation<br />
Die Lösung aller Aufgaben des norwegischen<br />
Zivilschutzes obliegt einem zentralen<br />
Amt, dem staatlichen Direktorat,<br />
dem ein Zivilschutzdirektor vorsteht. Orga<br />
nisation, Ausbildung, Verwaltung,<br />
technische Angelegenheiten, MaterialbeschafTung<br />
und Sta bsplan u ng sind die<br />
Gebiete, mit d enen sich d ie Abteilungen<br />
dieses Amtes befassen.<br />
Norwegen, das eine Bevölkerungszahl<br />
von 3,5 Millionen und eine Bodenfläche<br />
von 332 000 qkm hat, ist regional in<br />
vier Zivilschutzkreise eingeteilt, denen<br />
jeweils ein Kreischef vorsteht. Diese<br />
Kreise sind wiederum in eine Anzahl<br />
von Luftschutzbezirken unterteilt, die<br />
den Polizeibezirken entsprechen. Der<br />
Leiter des Polizeibezirks ist gleichzeitig<br />
Luftschutzleiter.<br />
über 130 Städte oder Orte verfügen<br />
über lokale Einheiten mit einer Gesa<br />
mtstärke von 51000. Dazu kommen<br />
die mobilen Kolonnen, eine "regelrechte<br />
Luitschutz-Elitetruppe", wie Thue sie<br />
bezeichnete, mit einer Stärke von 8400<br />
Mann. über das Land verteilt, sind bereits<br />
14 Lager fü r diese mobilen Einheiten<br />
errichtet worden, d ie aum für<br />
überörtliche Einsätze vorgesehen sind.<br />
Ausbildung<br />
Herr Thue, d er von den vorzüglichen<br />
Ausbildungsm öglichkeiten der Bundesschule<br />
des BLSV in Waldbröl mit ihren<br />
übungsanlagen sehr angetan war, berichtete<br />
auch über die Ausbildungslehrgänge,<br />
die von d en Angehörigen örtlicher<br />
und überörtlicher Zivilschutzorganisationen<br />
Norwegens absolviert w erden<br />
müssen. So gibt es für Offiziere,<br />
Instruktoren und Spezialisten eine Zentralschule<br />
in der Nähe Oslos, an der<br />
Lehrgänge bis zu einer Dauer von 3<br />
Wochen abgehalten werden. Für das<br />
Persona l der lokalen Einheiten, das an<br />
einer Grundausbildung von 40 Stunden<br />
teilnehmen muß, sind jährliche Wiederholungskurse<br />
von 20stündiger Dauer<br />
vorgesehen, in denen auch jeweils die<br />
neuesten Erkenntnisse auf dem Gebiete<br />
des Bevölkerungsschutzes vermittelt<br />
werden. Während dieser Wiederholungskurse<br />
finden praktisdle, kombinierte<br />
übungen statt, an d enen außer den verschiedenen<br />
lokalen Dienstzweigen auch<br />
häufig mobile Kolonnen teilnehmen.<br />
Warn· und Alarmdienst<br />
Die gesamte städtische Bevölkerung<br />
kann, wenn es nötig werden sollte,<br />
durch etwa 800 bereits installierte Sirenen<br />
gewarnt werden. Außer den üblichen<br />
Warn- u nd Entwarnungssignalen<br />
gibt es in Norwegen noch ein SIgnallür<br />
"Mobilisierungsalarm". Bei seinem<br />
Ertönen müssen sidl Solda ten<br />
und aum Zivilisten an den ihnen tur<br />
solche Fälle vorgeschriebenen Stellen<br />
m elden.<br />
Evakuierung und Katastrophenschutz<br />
Wie andere nordisdle Staaten halten<br />
auch die Norweger an ihren Plänen zur<br />
Evakuierung größerer Städte test. Die<br />
großen freien Räume, die sich als Aufnahmegebiet<br />
sehr gut eignen, bieten<br />
sich förmlich an. Doch das Evakuierungsprogramm<br />
verlangt nicht nur eine<br />
ausgefeilte Planung, sondern a uch einen<br />
gut funktionierenden Evakuierungsdienst.<br />
Weitere Helfer, deren Zahl<br />
in d ie Tausende geht, werden<br />
für die Betreuung der Menschen in<br />
den Einquartierungszonen benötigt. Doch<br />
mit Befriedigung konnte Herr Thue berichten,<br />
d aß die meisten dieser Helfer<br />
bereits eine Ausbildung erhalten haben.<br />
Während seines Aufenthaltes besuchte<br />
Herr Thue auch die Ortsstelle Bonn<br />
sowie die Kreisstelle Bonn-Land. Dort<br />
lernte er die bundesdeutschen Zivilschutzprobleme<br />
auf unterer Ebene kennen.<br />
So w Ie wir viel Interessantes über sein<br />
Land erfahren haben, bestätigte Herr<br />
Thue uns, daß er durch seinen Besuch<br />
manche brauchbare Anregung erhalten<br />
habe, und versicherte auch für die Zukunft,<br />
d en Austausch von Erfahrungen<br />
fortzusetzen zum Wohle der Zivilbevölkerung<br />
Norwegens und der Bundesr e<br />
pu blik. R . F.<br />
10
Im Deutschen<br />
Fernsehen:<br />
"überleben im Atomkrieg?" lautete der<br />
Titel eines Berichtes von Dr. Wolfgang<br />
Broheil und Karlheinz Rudolph über<br />
Schutzbauten, der als Beitrag des Südw<br />
estfunks am 29. Juni 1962 in der Zeit<br />
von 20.20 bis 21.10 Uhr im ersten Programm<br />
des Deutschen Fernsehens zu<br />
sehen war.<br />
Dr. W. Brobeil, der die Sendung komm<br />
entierte, ließ keinen Zweifel darüber,<br />
daß es kaum ein Thema gibt, das bei<br />
der Bevölkerung unseres Landes soviel<br />
unangenehme Erinnerungen weckt wie<br />
das Thema "Luftschutz", Er wies aber<br />
auch darauf hin, daß man nicht verge:ssen<br />
sollte, wie vielen Menschen im letzten<br />
Krieg durdl den Luftschutz das Leben<br />
gerettet worden ist.<br />
Natürlich seien die Chancen des überlebens<br />
geringer als im letzten Krieg,<br />
dodl wenn es um wertvolle Menschenleben<br />
ginge, dürfe man keine Kosten<br />
und keine persönlichen Opfer scheuen.<br />
Außerdem, so folgerte er, sei die militärische<br />
Stärke allein keine wirksame<br />
Abschreckung, wenn nicht gleichzeitig<br />
ein gut ausgebauter Luftschutz das<br />
überleben der Zivilbevölkerung sichere.<br />
Ohne den Versuch der Verniedlichung<br />
zu machen, aber auch ohne Panikstimmung<br />
zu erzeugen, war die Sendung von<br />
Anfang bis Ende bemüht, durch Schaubilder,<br />
Interviews und sehr anschaulich<br />
dargestellte Berechnungen dem Zuschauer<br />
zu zeigen, wie er durch bauliche<br />
Maßnahmen dem Atomtod entgehen<br />
kann.<br />
Prof. Dr. Otto Haxel von der Universität<br />
Heidelberg ließ keinen Zweifel darüber,<br />
daß es keinen Voll schutz mehr<br />
gibt. Aber jeder, der außerhalb des<br />
"Kraterrandes" lebt, hätte eine mit zunehmender<br />
Entfernung wachsende<br />
Chance zu überleben. Er bestätigte, daß<br />
durch geeignete Maßnahmen viele Menschen<br />
gerettet werden können, die sonst<br />
sterben müßten. Ganz besonders gegen<br />
die Gefahren des radioaktiven Niederschlages<br />
seien durch relativ einfache<br />
bauliche Maßnahmen Schutzmöglichkeiten<br />
zu schaffen.<br />
Nach einer übersicht über die bisher<br />
vom Bund für den zivilen Bevölkerungsschutz<br />
geleisteten Ausgaben in einer<br />
Höhe von 2 Milliarden D-Mark für den<br />
Ausbau des Warn- und Alarmdienstes,<br />
für Forschung, Arznei- und Lebensmittelbevorratung<br />
sowie die Ausrüstung<br />
Mit sehr anschaulichen Bildern und Grafiken<br />
wiesen die Autoren der Sendung, die gut informiert<br />
wo ren, den Wert baulicher MaBnahmen<br />
auch bei Kernwaffenangriffen nach.<br />
11
des Luftschutzhilfsdienstes bot dfir<br />
Bildschirm eine ganze Reihe von Beispielen<br />
baulicher Schutzmöglichkeiten<br />
mit Angabe der Kosten pro zu schützender<br />
Person.<br />
Regierungsdirektor Dipl.-Ing. Hermann<br />
Leutz vom Bundesministerium fürWohnungsbau<br />
berichtete dann über die im<br />
Jahre 1957 in der Wüste von Nev:lda<br />
bei KernwafTenversuchen getesteten<br />
deutschen Bunkermodelle, die ihre Prüfung<br />
so gut bestanden hätten, daß die<br />
NATO sich dieser Modelle annahm und<br />
daß sie von den Russen kopiert worden<br />
seien.<br />
Oberregierungsbaurat Dipl.-Ing. Klingmüller<br />
sprach über Belegungsversuche<br />
und die Erfahrungen, die mit Nolvcrpflegung,<br />
Wasservorrat und anderen für<br />
die Schutzraumausrüstung empfohlenen<br />
Gegenständen gemacht wurden.<br />
Mit größtem Interesse dürften die Zuschauer<br />
auch die Darlegungen des früheren<br />
P räsidenten der Bundesanstalt<br />
für zivilen Bevölkerungsschutz, Erich<br />
Rampe, aufgenommen haben, der sich<br />
u. a. für die unterirdische Verbindung<br />
aller Häuserreihen und auch der Straßenseiten<br />
aussprach.<br />
Baur:lt Herbert Re-ich vom Bundesministerium<br />
für Wohnungsbau sagte, daß<br />
es noch heute möglich sei, 60 % der zu<br />
erstellenden Schutzräume außerhalb der<br />
Häuser zu errichten. Er erläuterte eine<br />
Arbeitsmethode, die trotz des Bedarfs<br />
an BoufachkräHen großen Erfolg verspricht.<br />
über die Benutzung von Tiefbauten,<br />
die als Garagen und ebenso als Schutzräume<br />
dienen könnten, referierte Ministerialrat<br />
Erhard Schmitt vom Bundesministerium<br />
des Innern.<br />
Ein Schutzraum ist so stark oder so schwach<br />
wie seine Abschlußtür. Darum werden on alle<br />
Abschlüsse ganz besondere Anforderungen<br />
gestellt. Allein das Türblatt (unser Bild) muß<br />
nach den amtlichen Richtlinien verwindungssleif,<br />
mechanisch ausreichend widerstands~<br />
fähig, gasdicht und feuerhemmend sein.<br />
Bild links: Stollenartige Deckungsgräben mit<br />
ausreichenden Erdanschüttungen haben in<br />
entsprechenden Entfernungen vom Detona~<br />
tionspunkt schon den Initial wirkungen der<br />
Luftdetonation von Kernwaffen standgehal ~<br />
len. Aus vorgefertigten Bauelementen lassen<br />
sie sich verhältnismäßig schnell errichten.<br />
Rechts: Die Herstellung der Bauelemente und<br />
der Montagevorgang sind bei dieser Baumethode<br />
so einfach, daß bei einem Mangel<br />
an Facharbeitern auch auf ungelernte Kräfte<br />
zurückgegriffen werden kann. Auch diese<br />
Aufnahme wurde, wie alle Fotos dieses Berichtes,<br />
die sich mit praktischen baulichen<br />
Maßnahmen befassen, während der Dreharbeiten<br />
zu der Fernsehsendung " Uberleben<br />
im Atomkrieg?" gemocht. Alle "Akteure"<br />
sind Helfer des Bundesluftschulzverbandes.<br />
12
Baurat Dr.-Ing. Rudolf Michels sprach<br />
über die Wiederverwendung der alten<br />
Großbunker, die gemäß den "Richtlinien<br />
für Schutzraumbauten" in der Fassung<br />
vom Dezember 1960 noch gut instand<br />
zu setzen seien. Es wäre dadurch<br />
immerhin möglich, in den Ballungsgebieten<br />
einer Million Menschen Schutz<br />
zu bieten.<br />
Sehr ausführlich schilderte Ministerialdirektor<br />
Walter Bargatzky, Leiter der<br />
Abteilung ziviler Bevölkerungsschutzim<br />
BMI, die Möglichkeiten eines Schutzraumbauprogramms.<br />
Er wies aber auch<br />
auf die Schwierigkeiten der Durchführung<br />
hin, da das P rogramm finanzierbar<br />
sein müsse und auch die Grenzen<br />
der Baukapazität nicht überschreiten<br />
dürfe. (Fortsetzung Seite 15)<br />
Der im letzten Krieg o ft mit Erfolg verwendete<br />
Unterzug zur Verstä rkung de r Druckresistenz<br />
von Kelle rdecken bildet heule nur<br />
die unterste Grenze eines Mindeslschutzes.<br />
VARTA<br />
Licht<br />
bannt Gefahr<br />
Not l ichtanlagen und<br />
Hand s cheinwerfer m it<br />
DEAC<br />
Stahlakku mulator en<br />
schützen Eigentum, Gesundheit<br />
und Leben<br />
Licht ohne Risiko<br />
DOMINIT<br />
für alle explosiansgeföhrdeten Betriebsröume I<br />
DOM I N I T -leuchten mit de m @ Zeichen<br />
bieten Schutz und Sicherheit. Die Leuchten sind<br />
von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt<br />
geprüft und zugelassen.<br />
DOMINITWER KE GMBH BRILON<br />
Seit 40 Jahren<br />
im Dienste d er Sicherheit
Mitte links: Beim Bau eines Schutzraumes<br />
aus Fertigteilen werden die Wände so gebildet,<br />
daß der Füllbeton zwischen den Steinen<br />
sich nach Fertigstellung wie ein armdidtas<br />
Gi".r ausbreitet, wobei Hohlsteine<br />
sowie Füllmass. zu einem Ganzen werden.<br />
Mitte rechts : Horizontaleisen, die Steinschicht<br />
um Steinschicht eingelegt werden, bilden zusammen<br />
mit den Vertikaleisen, dia später im<br />
Abstand von etwa 2S cm eingesteckt werden,<br />
umgeben von Füllbeton ein weite res Gitter.<br />
Rechts : Dia Schwierigkeit, trotz der Zusammensetzung<br />
aus Einzelteilen einen ßaukörpe r<br />
zu erhalten, der sich statisch nicht ungünstiger<br />
verhält als derjenige aus einem Guß,<br />
macht die hier gezeigte, zunächst ungewöhnlich<br />
anmutende Baumethode notwendig.<br />
14
Für erweiterten Selbstschutz<br />
im zivilen Bevölkerungsschutz<br />
(Fortsetzung von Seite 13)<br />
Aus den Worten des Bundesministers des Innern, Hennann<br />
Hödlerl, ging eindeutig hervor, wie sehr ihm das Problem des<br />
zivilen Bevölkerungsschutzes am Herzen liegt. Die notwendige<br />
Gesetzgebung für den Aufbau des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />
sei nur gemeinsam mit allen Parteien zu lösen. Ein jeder<br />
müsse die Bestrebungen des zivilen Bevölkerungsschutzes unterstützen.<br />
Diejenigen, die versuchten, alles lächerlich zu machen,<br />
versündigten sich an ihren Mitmenschen.<br />
Nach einem Erfahrungsbericht des ehrenamtlichen Bauberaters<br />
des BLSV, Dipl.-Ing. H. F. Erker, Frankfurt, wurde noch<br />
einmal der vorbildliche Luftschutz in den klassisch neutralen<br />
Ländern Schweden und Schweiz angeführt.<br />
Die Sendung klang aus mit dem Fazit, daß nur ein umfangreiches,<br />
gesetzlich fundiertes Schutzraumbauprogramm die<br />
Chance des Uberlebens in einem Atomkrieg wirksam vergrößern<br />
kann. H. F.<br />
Die Magirus-Tragkraftspritze TS 2/5 ist auf Grund ihres<br />
geringen Gewichtes, auch in schwierigstem Gelände, leicht<br />
tragbar und einfach zu bedienen.<br />
Mit lIo-Motor und einstufiger Kreiselpumpe ausgestattet,<br />
erreicht sie eine Leistung von 200 I/min bei 50 m Ws.<br />
Das Magirus-Tragkraftspritzen-Bauprogramm umfaßt<br />
5 weitere Bauarten mit entsprechend höheren Förderleistungen<br />
bis zu 6000 I/min.<br />
Klöckner-Humboldl-Deutz AG<br />
Werk Ulm
Wür den<br />
individuellen S.rahlenachu.z<br />
Als das Atomzeitalter mit der Errichtung des ersten Kernreaktors<br />
in Chicago vor 20 Jahren begann, blieb das, wie viele<br />
bedeutsame Geschehnisse, zunächst von der Öffentlichkeit<br />
weitgehend unbemerkt. Eine lebhafte Entwicklung der Kernwissenschaft<br />
war diesem Ereignis vorangegangen. Die fast<br />
gleichzeitigen Entdeckungen der X-Strahlen durch Röntgen<br />
und der Radioaktivität durch den Franzosen Becquerel kurz<br />
vor der Jahrhundertwende sowie die Isolierung des Radiums<br />
durch das Ehepaar Marie und Pierre Curie in den darauffolgenden<br />
Jahren ermöglidüen bereits damals die Erzeugung<br />
von Strahlungsintensitäten, die für den Menscllen gefährlich<br />
werden konnten. Zunächst kam zwar nur ein kleiner<br />
Personenkreis mit schädigender Strahlung in Berührung, aber<br />
die Entwicklung ging weiter. In London erkannte Sir Ernest<br />
Ruthcrford die unterschiedliche physikalische Natur der<br />
Strahlenarten. Zusammen mit seinem deutschen Schüler Hans<br />
Geiger schuf er 1908 einen elektrischen Zähler für Alphateilchen.<br />
Der Däne Nils Bohr entwarf 191 3 ein erstes Atommodell<br />
und 1919 wandelte Rulheriord erstmals chemische Elemente<br />
schädigende Strahlung solcher Stoffe nachgewiesen und gemessen<br />
werden kann. Besondere Bedeutung erhielten die Probleme<br />
des Strahlenschutzes seit der Wiederaufnahme von<br />
Kernwaffenversuchen in jüngster Zeit, weil hierdurch der gesamte<br />
menschlidle Lebensraum betroffen wird. Neben den<br />
künstlichen radioaktiven Teilchen, die nach Kernwaffenversuchen<br />
frei werden und wegen ihrer Gefährlichkeit am meisten<br />
interessierten, bestehen noch weitere Quellen natürlicher<br />
und künstlicher Radioaktivität in Luft und Wasser, von denen<br />
Bild 1 die wichtigsten zeigt. Die unbedenkliche natürliche<br />
Radioaktivität im linken Teil der Darstellung kann aus der<br />
Atmosphäre und der Erdrinde stammen. Diese enthält langlebige<br />
radioaktive Substanzen wie Uran, Radium, Thorium,<br />
Kalium usw., die gas- oder staubföl'mige, meist kurz.lebige<br />
Folgeprodukte entwickeln, deren physikalische Halbwertszeit<br />
(Tl/,) zum Teil nur wenige Sekunden beträgt.<br />
Beim Strahlenschutz für die Gesamtbevölkerung interessieren<br />
vor allem Alpha-, Beta- und Gammastrahlen, die ihre<br />
Namen dem Engländer Ernest Rutherford verdanken. Alphateilchen<br />
sind doppelt positiv geladene Heliumkerne von geringer<br />
Reidlweitc, die bereits von einem Blatt Papier absorbiert<br />
werden. Bei Betastrahlen handelt es sich um negati<br />
ve Elektronen mit großer Geschwindigkeit, zu deren Abschirmung<br />
bereits eine Acrylglasscheibe von 1 cm Stärke notwendig<br />
ist. Gammastrahlung ist im Gegensatz z.ur Alphaund<br />
Betastrahlung, die Materialteilchen aussenden und als<br />
Korpuskularstrahlung bezeichnet werden, eine Wellenstrahlung,<br />
ähnlich der Röntgenstrahlung, die sich mit Lichtgeschwindigkeit<br />
fortbewegt und von allen drei Strahlenarten mit Abstand<br />
die größte DurchdringungsCähigkeit besitzt. Zur Ab<br />
Schirmung sind deshalb schon Bleiwände notwendig.<br />
Zum besseren Verständnis des Aufbaus und der Funktion<br />
von Geräten zum Messen und Nachweisen dieser Slrahlenarten<br />
ist es notwendig, einige meßtechnische Begriffe kennenzulernen.<br />
Die Maßeinheit für Gamma- oder Röntgenstrahlung<br />
ist das "Röntgen", abgekürzt r. Gemessen wird z. B.<br />
die Strahlungsdosis, die Dosisleistung oder die Impulsrate.<br />
Unter Dosis versteht man die in einer bestimmten Zeit, beispielsweise<br />
innerhalb einer Woche aufgenommene Strahlenmenge<br />
in "Röntgen". Die Dosisleistung ist die in einer Zeiteinheit<br />
aufgenommene Strahlenmenge, beispielsweise "Röntgen"<br />
pro Stunde (rlh). Dosis und Dosisleistung verhalten<br />
sich also wie Arbeit zu Leistung. Die Impulsrate,die z. B. beim<br />
Nachweis von Alpha- und Betastrahlung gemessen wird, ist<br />
Abb. 2: Aufbau des Taschendosimeters Typ " FH 39" .<br />
Abb. 1; Die wichtigsten Quollen natürlicher und<br />
künstlicher Radioaktivität in l uft und Wasser<br />
(N.ach .. Atompra xis", Karlsruhe, Heft 10/57 )<br />
auf künstlicl1ern Wege um. 1932 wurde das Neutron als elektrisdl<br />
neutraler Baustein des Atomkerns entdeckt und bereits<br />
1934 gelang es dem Ehepaar Joliot-Curie (Tochter und Schwiegersohn<br />
vvn M. und P. Curie) künstliche Radioaktivität zu erzeugen.<br />
Die deutschen Forscher OUo Hahn und Fritz StraOmann<br />
entdeckten schließlich 1939 in Berlin die Kernspaltung.<br />
Durch die anschließende Entwicklung wuchsen die Möglichkeiten,<br />
künstliche radioaktive SlotTe zu erzeugen sehr sch nell,<br />
und es entstand die Forderung nach Geräten, mit denen die<br />
~<br />
hn'I4I,"'d"""",.,<br />
-<br />
~----------~v-----------~<br />
O"J",_<br />
16
zeitliche Mittelwert einer Impulsfol ge, der in Impulsen<br />
d~r<br />
pro Minute (lmp/min) angegeben wird.<br />
Ein wirksamer Strahlenschutz setzt voraus, daß eine maximal<br />
zumutbare Strahlenbelastung des menschlichen Organismus<br />
zugrunde gelegt und die Radioaktivität daraufhin<br />
überwacht wird. Hierbei wird unterschieden zwischen beruflich<br />
strahlenexponierten Personen, nichtberuflich strahlenexponierten<br />
Personen, die sich gelegentlich in Kontrollbereichen<br />
aufhalten, und der Gesamtbevölkerung. Die maximal zulässige<br />
Strahlenbelastung für Personen, die beruflich mit Strahlung<br />
umgehen, beträgt bei Ganzkörperbestrahlung nach Empfehlung<br />
der International Commission on Radiological Proteetion<br />
(Internationale Strahlenschutzkommission) 0,1 rem·<br />
während einer Arbeitswoche von 40 Stunden, entsprechend<br />
einer Dosisleistung von 2,5 mrem/h. Nichtberuflich strahlenexponierte<br />
Personen sollen bis zum 18. Lebensjahr 0,5 rem,<br />
vom 18. Lebensjahr ab 1.5 rem pro Jahr nicht überschreiten.<br />
Strahlenschutz-<br />
Taschendosimeter<br />
Abb. 3: Taschendosimeter Typ " FH 39" mit Batterieladege rät. 1 =<br />
Batteriekammerdeckel; 2 = DosimetereinsteckäRnung : 3 = Fenstor;<br />
4 - Regler für lodespannung: 5 "" lampenschalter ; 6 = Okular:<br />
7 "" Klipp; 8 '"" Verschlußdeckel (Frieseke & Hoepfner, GmbH, Erlongen-Bruck)<br />
Für die Gesamtbevölkerung gilt ein Richtwert von 5 rem, die<br />
insgesamt bis zum 30. Lebensjahr nicht überschritten werden<br />
sollen. Diese Werte enthalten nicht die natürliche Strahlung,<br />
die etwa 100 mrern pro Jahr beträgt.<br />
Da der Mensch kein Sinneswerkzeug zur Wahrnehmung radioaktiver<br />
Strahlung besitzt, braucht er zu ihrer Feststellung<br />
und Messung geeignete Geräte, die ihm den fehlenden Sinn<br />
ersetzen. Viele Meßgeräte für den individuellen Strahlenschutz<br />
bestehen grundsätzlich aus dem Strahlungsdetektor,<br />
der die Aufgabe hat, die Strahlung zu entdecken und mit<br />
Hilfe eines physikalischen Effektes in elektrische Impulse umzuwandeln,<br />
sowie einem Zähl- oder Anzeigeinstrument, dem<br />
diese Impulse zugeführt werden. Als Strahlungsdetektoren<br />
für derartige Meßgeräte werden hauptsächlich Ionisationskammern<br />
und Zählrohre verwendet, mit denen die ionisierende<br />
Wirkung der Strahlung genutzt wird, um leicht meßbare<br />
elektrische Größen zu gewinnen. Alpha-, Beta- oder<br />
Gammastrahlung, die in die Ionisationskammer eindringt,<br />
trennt negativ geladene Elektronen von den Atomen oder<br />
Molekülen des Füllgases. Da jedes Atom, soll es elektrisch<br />
neutral sein, die gleiche Anzahl negativer Hüllenelektronen<br />
wie positiver Protonen im Atomkern besitzen muß, verwandelt<br />
es sich bei Verlust eines oder mehrerer Elektronen für den<br />
Bruchteil einer Sekunde in ein elektrisch positives Ion. Dieser<br />
Effekt wird beim Prinzip der Ionisationskammer genutzt, um<br />
durch die einfallende energiereiche Strahlung einen Strom<br />
zu erzeugen und zu messen. In der Praxis wird mit entspre-<br />
• rem (= Abkürzung für ~röntgen equlvalent man") gilt als Maß für<br />
eine beliebige Strahlung. die In dem betrachteten Körpergewebe den<br />
gleichen biologischen Effekt erzeugt wie 1 r Gamma- oder Röntgenstrahlung.<br />
1 mrem h ist ein tausendstel rem pro Stunde.<br />
Dem Menschen fehlt der Sinn für die<br />
Wahrnehmung von Kernstrahlung. Strahlenschutz-Taschendosimeter<br />
helfen uns,<br />
diese gefährliche Strahlung auf einfache<br />
Weise durch Direktablesung der Strahleneinwirkung<br />
festzustellen. Wir liefern<br />
Taschendosimeter, System Bendix, zur<br />
Messung der empfangenen Dosis von<br />
Gamma- und Rän tg enslrah lung, von thermischen<br />
Neutronen, mit al1en in der Praxis<br />
erforderlichen Meßbereichen. Für den<br />
Zivilen Bevälkerungsschutz haben sich<br />
komplette Sätze bewährt, die in einer<br />
robusten ledertaSche 6 Dosimeter und<br />
das l adegerät enthalten.<br />
TELEFUNKEN<br />
17
.ur d.n .nd.v.du •••• n<br />
...... h •• n.o .. u ••<br />
chend geeichten Ionisationskammern<br />
beispielsweise die Gammastrahlendosis<br />
gemessen. Zählrohre zur Messung der<br />
Dosisleistung oder der Impulsrate arbeiten<br />
ebenfalls aut der Grundlage der<br />
Ionisation, jedoch mit wesentlich höherer<br />
an den Elektroden angelegter Spannung.<br />
Durch das starke elektrische<br />
Feld im Zählrohr werden die von der<br />
einfallenden Strahlung erzeugten Ionen<br />
derart beschleunigt, daß sie weitere<br />
Ionen bilden und schließlich eine Ionenlawine<br />
entsteht. Durch Zusatz eines<br />
Löschgases zum eigentlichen Zählgas<br />
wird das lawinenartige Anwachsen der<br />
Ionenbildung zum Erlöschen gebrach}<br />
und eine Selbstzerstörung des Zählrohres<br />
verhindert. Die so erzeugten Stromstöße<br />
werden verstärkt und angezeigt.<br />
Fllmdoslmeler<br />
Radioaktive Strahlung kann aber auch<br />
auf einfache Weise mit photographischen<br />
Fllmen nachgewiesen werden.<br />
Grundlage der FiJmdosimetrie ist die<br />
Schwärzung solcher Filme, die durch radioaktive<br />
Strahlung ebenso wie durch<br />
Licht hervorgerufen werden kann. Da<br />
zwischen der Schwärzung des Films<br />
durch einfallende Strahlung und der<br />
Strahlungsdosis in bestimmten Grenzen<br />
ein linearer Zusammenhang besteht,<br />
läßt sich nach photometrischer Auswertung<br />
des Schwärzungsgrades die Strahlungsdosis<br />
bestimmen, welcher der Träger<br />
des Filmdosimeters in einem bestimmten<br />
Zeitraum ausgesetzt war. Filmdosimeter<br />
eignen sich zum Nachweis von<br />
Beta-, Gamma-, Röntgen- oder Neutronenstrahlung<br />
(Neutronen sind die elektrisch<br />
neutralen Bausteine des Atomkerns).<br />
Sie geben allerdings nicht jederzeit,<br />
sondern erst nach Auswertung, die<br />
meist in einem Zentrallabor stattfinden<br />
muß, Aufschluß über die aufgenommene<br />
Strahlungsdosis und werden deshalb<br />
zweckmäßig durch direkt ablesbare Taschendosimeter<br />
ergänzt.<br />
Taschendoslmeler<br />
Diese Geräte in Fillihalterform dienen<br />
ebenfalls zur Messung einer vom Träger<br />
aufgenommenen Dosis von Gammaoder<br />
Röntgenstrahlen, die an einer Skala<br />
angezeigt wird und jederzeit abgelesen<br />
werden kann, so daß ein überschreiten<br />
der höchstzulässigen Dosis leicht zu<br />
vermeiden ist. Taschendosimeter enthalten<br />
eine kleine Ionisationskammer.<br />
Abb. 6: Abl esen eines Taschendosimet.,..<br />
System .. Bendix" (Te l. fu nken GmbH, Ulm)<br />
Dringt eine Gamma- oder Röntgenstrahlung<br />
in diese eIn, so erzeugt sie<br />
darin einen Ionenstrom, der über die<br />
Kammerelektroden die Kapazität einer<br />
vorher mit einem batterie- oder netzbetriebenen<br />
Ladegerät aufgeladenen<br />
Spannung entlädt. Der Spannungsrückgang<br />
wird an einem Quarzfadenelektrometer<br />
angezeigt, das unmittelbar<br />
Aufschluß über die erhaltene Strahlungsdosis<br />
gibt. Die Bilder 2 und 3 zeigen<br />
den Aufbau eines Taschendosimeters<br />
Typ "FH 39'\ das von strahlenexponierten<br />
Personen meist zusammen mit<br />
einem Filmdosimeter an der Kleidung<br />
getragen wird. Diese Kombination entspricht<br />
der 1. deutschen Strahlenschutzverordnung<br />
vom Juni 1960, die vorschreibt,<br />
daß die Individualdosimetrie<br />
nach zwei voneinander unabhängigen<br />
Verfahren durchgeführt werden muß.<br />
Es sind z. B. Taschendosimeter mitMeßbereichen<br />
von O-ü,2 r, 0--50 r, 0-500 r<br />
oder auch 0-2000 r üblich. Das Gerät<br />
nach Bild 2 ist wasser- und luftdicht<br />
und wiegt nur 50 g. Bild 6 zeigt das<br />
Ablesen eines Tasdlendosimeters System<br />
"Bendix".<br />
Als Alarmdosimeter dient der batteriebetriebene<br />
Monitor, Typ "PTW-Total<br />
6119" (Bild 4). Das Gerät wird eben-<br />
I . .<br />
- I<br />
. I<br />
18
falls in einer Rocktasche getragen.<br />
Dringt radioaktive Strahlung in die Ionisationskammer<br />
ein, wird ein elektrostatisches<br />
Relais aufgeladen, das bei Erreichen<br />
der Alarmdosis einen Warnton<br />
auslöst.<br />
Dosisleistungsmeßgeräte<br />
Von diesen meist batteriebetriebenen<br />
handlichen Geräten sind in der Bundesrepublik<br />
sehr viele Bauarten in Fotoapparat-,<br />
Bügeleisen-, Pistolen- oder<br />
Stabform auf dem Markte. Sie dienen<br />
vor allem dazu, einen überblick zu bekommen,<br />
welche Dosisleistung im Augenblick<br />
der Messung herrscht. Aus der<br />
Dosisleistung kann bestimmt werden,<br />
wie lange sich Menschen ohne Schaden<br />
im Bereich einer radioaktiven Strahlung<br />
aufhalten dürfen. Dosisleistungsmeßgeräte<br />
sind zur Messung von Gamma-<br />
oder Röntgenstrahlung geeidlt. Sie<br />
werden deshalb dort verwendet, wo diese<br />
elektromagnetisdlen Wellenstrahlen<br />
gemessen werden müssen, jedoch ledigtidl<br />
ein Nadlweis von Alpha- und Betastrahlen<br />
genügt. Das ist bei vielen Meßaufgaben<br />
der Fall, wie bei der Feststellung<br />
von Kontaminationen in Isotopenlaboratorien<br />
an Tischen, Geräten,<br />
Kleidern und Gefäßen, im Freien oder<br />
im Gelände. Auch gröbere Kontaminationen<br />
von Lebensmitteln und Gebrauchsgegenständen<br />
sowie Undichtigkeiten<br />
von Verpackungen radioaktiver<br />
Stoffe lassen sidl damit feststellen.<br />
Gammastrahlenmessungen in der Nähe<br />
von Kernanlagen und radioaktiven Präparaten<br />
bei medizinischen und technischen<br />
Anwendungen, orientierende Messungen<br />
in der Leitisotopentechnik und<br />
bei Untersucl1Ungen über Absorption,<br />
Reichweite, Rückstreuung von Alpha-,<br />
Beta- und Gammastrahlen sowie geologische<br />
Untersuchungen im Gelände<br />
und Labor sind weitere Anwendungsbereiche<br />
von Dosisleistungsmeßgeräten.<br />
Als Strahlungsdetektoren werden Zählrohre<br />
mit Halogenfüllung bevorzugt,<br />
weil diese nur eine relativ niedrige Arbeitsspannung<br />
benötigen, die von batteriebetriebenen<br />
Geräten noch erzeugt<br />
werden kann. Sie besitzen außerdem<br />
eine sehr lange Lebensdauer und sind<br />
weitgehend temperaturunabhängig.<br />
Ein handliches Kleingerät in einem<br />
schlagfesten KunststofIgehäuse zur Dosisleistungsmessung<br />
von Gamma- und<br />
zum Nachweis von Betastrahlung mit<br />
einem Meßbereich von 0-50 mr/h<br />
(Milliröntgenlh = ein tausendstel Röntgen<br />
pro Stunde) ist das nKleinradiameter<br />
FR 40 K" (Bild 5). Es ist äußerst<br />
einfach zu bedienen und deshalb vor<br />
allem für den Laien geeignet. Das volltransistorisierte<br />
Gerät besitzt gedruckte<br />
Schaltung und ist mit einem Halogenzählrohr<br />
bestückt. Man kann damit vor<br />
allem schnell einen überblick über radioaktive<br />
Kontaminationen, die von<br />
Gamma- und Betastrahlem stammen,<br />
gewinnen. Weitere Anwendungen sind<br />
die Lokalisierung von Strahlungsquellen,<br />
die Ermittlung von Strahlungsstärken<br />
und die Kontrolle von Strahlenschutzeinrichtungen<br />
beim Umgang mit<br />
radioaktiven Isotopen und Röntgenanlagen.<br />
Unabhängig von der optischen<br />
Anzeige können die Zählrohrimpulse<br />
auch mit einem anschließ ba ren Kleinkopfhörer<br />
abgehört werden. Den Strom<br />
zum Betrieb des Gerätes liefern zwei<br />
handelsübliche Batterien, mit denen ein<br />
Dauerbetrieb von 5 Stunden möglidl ist.<br />
Bei intermittierendem Betrieb erhöht<br />
sich diese Zeit entsprechend. An der<br />
Zählrohrseite des "FH 40 K" befindet<br />
sich ein Schiebedeckel, der zum Nachweis<br />
der weniger durchdringungsfähigen<br />
Betastrahlen geöffnet wird. Für die<br />
besonderen Zwecke des zivilen Bevölkerungsschutzes<br />
ist beabsichtigt, dieses<br />
Gerät auch mit einem Meßbereich bis<br />
10 rlh auszulegen.<br />
Der besondere Vorteil des Typs "Teletektor"<br />
(Bild 7) ist die bis zu 4,5 m<br />
ausziehbare Teleskopsonde, mit der auch<br />
hohe Dosisleistungen an schwer zugänglicl1en<br />
Stellen gemessen werden<br />
können. Es besitzt deshalb vier Meßbereiche<br />
bis zu 3000 rlh.<br />
Das Transistor-Strahlungskontrollgerät<br />
Typ "PW 4014" in Pistolen/orm (Bild 8)<br />
eignet sich ebenfalls zu den beschriebenen<br />
Meßaufgaben und besonders zur<br />
Messung von äußeren Kontaminationen,<br />
die strahlenexponierte Personen<br />
erlitten haben. Es besitzt 3 Meßbereiche<br />
für Radium-Gamma-Strahlung: 0--1<br />
mr/h, (;-10 mr/h und (;-100 mr/h,<br />
gedruckte Schaltung und ein eingebautes<br />
Geiger-Müller-Zählrohr. Mit Zusatzzählrohren<br />
ist auch der Nachweis<br />
von Alpha- und Betastrahlung möglich.<br />
Eine anschließbare Sondenverlängerung<br />
ermöglicht es, den Abstand zwischen<br />
Strahlungsquellen und Bedienungspersonat<br />
um zusätzlich 40 cm zu vergrößern,<br />
wodurch auch an schwer zugänglichen<br />
Plätzen gemessen werden<br />
kann. Ein Kleinkopfhörer ist ebenfalls<br />
anschließbar.<br />
(Wird fortgesetzt)<br />
19
d Bohrhammer<br />
130 LSHD-Heller<br />
übten wirklichkeitsnah<br />
Situation on zu meist. rn, wie si. durch<br />
Gasexplosionen, erdbeben oder luft·<br />
angriffe jederzeit hervorgerufen wer·<br />
den können, ist der Zwedc realistische,<br />
Ubungen. Hier erkundet der Gruppenführer<br />
eines lS-Bergungnuges eine<br />
Schadensstelle, um sich zunächst einen<br />
guten Gesamtüberblick tU verschaffen.<br />
Kennen Sie AIt-Mödroth? Wenn nicht, Sie brauchen sich den Namen<br />
dieses O rtes nicht zu merken. Es wird ihn bo ld nicht mehr geben.<br />
Dort, wo vor nichJ allzu langer Zeit noch sc:hmudco Häuschen standen,<br />
wo in gepflegten Gär.en Obst und Gemüse wuchsen, da finde n Sie<br />
heut. nur noch Häusertrümmer oder von Mensch und Ti er verlassene<br />
GebÖude. Hier kloppert ein abgerissener Fensterladen im Wind, dort<br />
quietscht eine Haustür, deren grünspaniger Messingknopl von kei ne r<br />
fleißigen Hausfrau enhand mehr a uf Hochglanx poliert werden wird.<br />
AIt-Mödrath ist ein totes Dorf. Nur die Vögel in den von Unkraut<br />
überwucherten Gärten xwitschern lauter denn je. Bald werden auch<br />
sie hier nicht mehr munter einhe rfliegen. Nicht e inmal mohr Nester<br />
werden sie bauen können. Dort, wo ietxt das verlassene Dorf steht,<br />
wird bald ein großes schwanes Loch gähnen. Denn imme r weiter<br />
Iressen sich die Riesenbagger der Rheinischen Braunkohle AG im<br />
nord rhein-westfälischen Landkreis Bergheim an der Erft in das land<br />
hinein. Die abbruchreifen Häuser jedoch sind idea le Objekte zu realistischen<br />
Ubungen der LSH D-Fac:hdienste des Regierungsbexirks Köln,<br />
die, wi e der Bericht xeigt, bereits vorbildlich zusammenarbeiten.<br />
Dieses tragbare, für Katastrophenfälle ~<br />
oller Art geeignete Brennschneidegeräl<br />
kann selbst an schwer xugängliche n<br />
Stellen mühelos eingesetxt werden.<br />
Links : Zur technischen Au srüstung d er<br />
Fach..Jienste des LSHD gehö rt auch das<br />
unentbehrlich gewordeno Handfunk~<br />
sprechgerät FuG 6. Daneben: Feuer<br />
und starke Rauchentwidclu ng behin.<br />
dern die lösch- und Bergungsarbeiten<br />
der Ubung, machen sie aber gerade<br />
deshalb so realistisch und lehrreich.
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zur Trup~nwouerversor9ung und zum Bevölkerunguchutz in vielen ländern.<br />
Höhepunkte der Ausbildung für Führungskräfte und Helfer<br />
im Luftschutzhilfsdienst sind die Durchführungen von Luftschutzübungen.<br />
Bei diesen übungen mit wirklichkeitsnaher<br />
Darstellung wird der allgemeine Ausbildungsstand aufgezeigt.<br />
Führer und Unterführer mtissen beweisen, ob sie in der Lage<br />
sind, die ihnen gestellten Aufgaben Zu lösen.<br />
Neben der manchmal etwas eintönigen theoretischen und praktischen<br />
Grundausbildung erfreuen sich "lebensnahe'4 übungen<br />
bei den freiwilligen Helfern großer Beliebtheit. Das ist nur<br />
zu verständlich, wenn man bedenkt, daß jeder einmal seine erworbenen<br />
Fähigkeiten zeigen möchte. Wie er sein Gerät be-<br />
herrscht, wie er Menschen in schweren Situationen helfen<br />
kann. Die stille, opferbereite Einstellung aller Helfer wird<br />
von der Öffentlichkeit leider zumeist erst dann anerkannt,<br />
wenn echte hilfsreiche Taten notwendig wurden. Es liegt in<br />
der Natur der Sache, daß kein Helfer, der sich für Hilfeleistungen<br />
im Katastrophen- oder Verteidigungsfall ausbilden läßt,<br />
wünschen kann, daß dieser Fall eintritt.<br />
Die Helfer der behördlich geführten Luftschutzhilfsdienste<br />
sind auf übungen angewiesen.<br />
Um eine Lage darzustellen, wie sie sich nach einem Luftangriff<br />
ergibt, bedarf es jedoch mehr als nur des Vorstellungsver-
• •<br />
Oben: Das löschen des Ubungsbrandes war<br />
für di e Züge de r in Bergheim stationierten<br />
51 . LS-Feue rwehrbereitschaft ein Werk von<br />
Minuten. Unten: Wo Menschenkraft nicht ausreicht,<br />
leistet diese Hydropross& mit einer<br />
Traglast von 20 Tonnen wertvollen Dienst.<br />
Unton : Ein Verbandsplatz wird in unmittelbarer<br />
Nähe der Schadensstelle errichtet. Der<br />
Großraum krankenwagen wird noch Entladen<br />
der Sanitätskisten :rum Abtransport von .. Verletzten"<br />
eingosent. So werden ärztliche<br />
Versorgung und Betreuung sichergestellt.<br />
Obon : Die Gerälekraftfahrnuge des LS-Be,-<br />
gungsdienstes enthalten alle die techniscnen<br />
Hilfsmittel, die nach Katastrophen oder Sehadenswi,kungen<br />
durch Kriegsereignisse benötigt<br />
werden, darunter auch Geräte, die zum<br />
Ab'ransport von Gefallenen dienen (unten).<br />
mögens. Besonders die Schadensdarstellung ist neben den sonstigen<br />
organisatorischen Vorarbeiten wie Leitungs- und<br />
Schiedsrichterdienst usw. ein Problem. Wo stehen einem<br />
LSHD-Ausbildungsleiter die Schadenselemente und die Anzahl<br />
von VerletztendarsteIlem zur Verfügung, die den übungseinsatz<br />
von mehreren LSHD-Bereitschaften red1t!ertigen<br />
könnten? Die an Bundes- und Landesausbildungsstätten vorhandenen<br />
Obungsanlagen werden von diesen selbst benötigt.<br />
Darum wird es besonders begrüßt, wenn gelegentlich große,<br />
abbruchreife Gebäudekomplexe bekanntwerden, deren Eigentümer<br />
die Zustimmung zur Benutzung als Obungsobjektgeben.<br />
Ubungslage und Aufgaben<br />
Die Rht:-inische Braunkohle AG im Landkreis Bergheim stellte<br />
dem Regierungspräsidenten in Köln für die Luftschutzhilfsdienste<br />
seines Bezirks ein derartiges übungsgelände zur Verfügung.<br />
Es handelte sich um Gebäude in AJt-Mödrath, die<br />
im Zuge des Abbaus von Braunkohle abgerissen werden.<br />
In diesem Gelände fand eine Lu.ftschutz-Einsatzübung statt,<br />
an der 2 Züge der in Landkreis Bergheim stationierten 51. LS<br />
Feuerwehrbereitschaft sowie je 1 Zug der 51. LS-Bergungsbereitschaft<br />
und 5l. LS-Sanitätsbereitscha.ft, beide aus dem<br />
Landkreis Euskirchen, beteiligt wurden. Mit den Verletzten-<br />
...IIIIIIII links: Hölzer, zum Ab. tützen won Mauerwerk oder Oedl:en. die in ~<br />
"'1IIIIIIII folge Zerstörung einzustünen drohen. werden schneU mit der leichten<br />
E i n-Man n~Matarsäge auf MoB geschni"en. Unten: Ist Eile geboten, um<br />
an VerschüHete he ranzukommen ode r sie mit Sauerstoff zu . e rsorgen,<br />
wird zu Mauerdurchbrüchern ein Gestein, bohrhammer eingesetzt. ...
~ l inks! Betoneisen, l eitungsrohre<br />
~ und andere metallene Gegenstände,<br />
die den luftschulz-Bergungshelfern<br />
bei ihren Arbeiten<br />
im Wege sind, können mit<br />
dem Brennschneider Stück um<br />
Stück herausgeschnitten werden.<br />
eines Großbrandes wird nicht immer<br />
auf Anhieb klappen. Auch auf die Notwendigkeit<br />
von Absperrmaßnahmen gegen<br />
allzu interessierte "Zaungäste" sowie<br />
die erforderliche Anwesenheit von<br />
zumindest einem Vertreter der Ordnungsorgane<br />
muß hingewiesen werden.<br />
Für die übungsleitung, Führer und Helfer<br />
der beteiligten Einheiten war es der<br />
erste gemeinsame Einsatz von LS<br />
Brandschutz-, LS-Bergungs- und LS<br />
Sanitätsdienst im Regierungsbezirk<br />
Köln. Es wurden wertvolle Erfahrungen<br />
gesammelt, die sich bei weiteren geplanten<br />
Ausbildungsvorhaben bezahlt machen<br />
werden.<br />
Der Eifer und die Einsatzfreudigkeit der<br />
ehrenamtlichen und freiwilligen Helfer<br />
waren eindrucksvoll. Dieser einhelligen<br />
Meinung waren auch die Vertreter der<br />
Bezirksregierung Köln sowie der Landkreisverwaltungen<br />
Bergheim und Euskirchen,<br />
die als Sachkundige und für den<br />
Aufbau des LuItschutzhillsdienstes Verantwortliche<br />
der übung beiwohnten.<br />
Es bleibt zu hoffen, daß dieses Beispiel<br />
Scl1Ule macht und den HeUern in anderen<br />
Gegenden der Bundesrepublik ähnliche<br />
Ubungsmöglichkeiten geboten<br />
werden. Uelnz Günter Albrecht<br />
darstellern wa ren rund 130 Helfer eingesetzt.<br />
Als allgemeine übungs lage war<br />
ein mit herkömmlichen Spreng- und<br />
Brandbomben erfolgter Luf ta ngriff angenommen.<br />
Es wurde zugrunde gelegt,<br />
daß die Bewohner vor dem Angriff gewarnt<br />
worden waren und daß während<br />
des Einsatzes des Luftschutzhilfsdienstes<br />
keine weiteren Angriffe erfolgen. Zu den<br />
Ubungsaufgaben gehörte:<br />
der KrafUa hrzeugmarsch von den Standorten<br />
auf vorgeschriebenen Straßen zur<br />
Sdladensstelle,<br />
die Bekämpfung von Bränden,<br />
das Heranleiten von Löschwasser über<br />
größere Entfernungen,<br />
die Bergung von verschütteten Personen,<br />
Erste- Hilfe-Leistung,<br />
der Au.fbau eines Verbandsplatzes und<br />
das Abtransportieren von Verletzten in<br />
Großraumkrankenwagen.<br />
Darüber hinaus sollte das Zusammenwirken<br />
der einzelnen Fachdienste geübt<br />
werden.<br />
Man lernt nie aus<br />
Die übung lief im großen und ganzen so<br />
ab, wie sie von der Leitung vorgesehen<br />
war. Selbstverstä ndlich traten die üblichen<br />
P annen auf, die, und darüber<br />
sollte sidl niema nd tä usdlen, auch in<br />
Ernstfällen nicht zu vermeiden sind. Im<br />
übrigen erwiesen sich die Hilfsaktionen<br />
als verhältnismä ßig glatt durchzuführen,<br />
während die Schwierigkeiten mehr<br />
bei der "Darstellung" lagen.<br />
Das "Einbauen" der Verschütteten in die<br />
verschiedensten Trümmer-Lagen und<br />
Gebäudeteile, ja selbst das Entfachen<br />
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DIE DEMOKRATISCHE GEMEINDE. BAD GODESBERG • POSTFACH 910<br />
23
Die letzte Folge schloß: Aus den Tiefen der Keller,<br />
4<br />
aus den Türen der Bunker strömten milde, abge<br />
4<br />
spannte Menschen. Angstvolle Blicke der lIeimkeh<br />
ren den tasten die Häusermauern ab. Nur ein Gedanke<br />
bewegt sie alle: 'Vas werden wir von unserem<br />
Heim noch vorfinden? Auf einigen Plätzen und in<br />
Griinanlagen steht hastig geborgener Hausrat, auf<br />
dem alte Leute und Kinder sitzen. Hier herrscht die<br />
Stille lautloser Tränen. Selbst Männer in Uniform,<br />
die soeben noch unter Aufbietung ihrer ganzen Energie<br />
gegen Rauch. Feuer und Phosphor ankämpften.<br />
dämpften ihre Stimme, wenn sie den Leuten, die auf<br />
den angesengten PolstersHihJen, auf dem im Grase<br />
liegenden Bettzeug oder auf Kasten und Koffern<br />
sich ausruhen, eine Nachricht bringen oder Worte<br />
des Trostes sagen.<br />
In der LS-Leitung atmen die Männer auf. Alle<br />
Löschkräfte der Stadt und die zusätzlich angeforderten<br />
Hilfskräfte haben bisher ohne Pause im<br />
Einsatz gestanden. Es wird Zeit, daß sie etwas Ruhe<br />
finden, denn auch ihre Kräfte sind nicht unerschöpflich.<br />
Aber noch ist nicht daran zu denken! Wieder<br />
schrillt das Telefon, wieder hebt der Wachtmeister<br />
ab und wiederholt dann deutlich die Meldung aus<br />
dem Stadtteil Hemshof:<br />
"Frankenthaler Straße beim Roten Kreuz gesperrt<br />
wegen Blindgängergefahr. Häuteverwertung und<br />
Bruchwiesenstraße ebenfalls wegen Blindgänger gesperrt.<br />
Ende!" Der LS-Offizier nickt, blickt auf die<br />
Uhr und rügt hinzu : "Es ist jetzt genau fünf Uhr."<br />
Allmählich können die ersten Löschzüge zurückgezogen<br />
werden. Die Männer sind abgekämpft und<br />
todmüde. Verletzte hat bisher nurdieBrandbekämp<br />
Cung im Tanklager gekostet. Dort ist ein Angehöriger<br />
der Feuerschutzpolizei mit einem Mann vom<br />
Hilfsdienst von einer acht Meter hohen Mauer abgestürzt.<br />
- Man atmet auf in der Luftschutzzentrale.<br />
Es scheint tür diesmal ziemlich gut gegangen<br />
zu sein - wenn es bei diesen beiden Verletzten<br />
bleibt. Aber was sollte jetzt wohl noch geschehen?<br />
Erneut läutet das Telefon. 5.20 Uhr ist es. Der Fernspruch<br />
wird wiederholt, Wort CUr Wort:<br />
"In Schauerheim brennen etwa 25 Scheunen. In drei<br />
bis vier Wohnhäusern Brände gelöscht. Zwei Pferde<br />
tot. Zahl der Obdachlosen noch nicht bekannt."<br />
Die anwesenden Dienstgruppenführer und Offiziere<br />
der Schutzpolizei wenden sich wieder einem Melder<br />
24
zu. Der setzt seinen Bericht fort, wo er<br />
gerade vom Telefon unterbrochen wurde:<br />
"Die Teile des feindlichen Flugzeuges<br />
liegen zerstreut auf dem Gelände zwischen<br />
Schlachthof, Bayreuther Straße,<br />
Frankenthaler Straße, Roter Kreuzweg<br />
und Friedhof. Dort sind auch die fünf<br />
toten Besatzungsangehörigen gefunden<br />
worden."<br />
Eine Stunde später ruft Luftwaffenmajor<br />
Schäfer beim Luftschutz-Sachbearbeiter<br />
der Stadt an:<br />
"Eschkopfweg 40 wurden fünf Tote geborgen!"<br />
Der aufgehenden Sonne sind an diesem<br />
Morgen noch die roten Flammen entgegengelodert,<br />
und träge Rauchwolken<br />
verhinderten dem Licht Zugang zu<br />
den von stickigem Qualm erfüllten Straßenschluchten.<br />
Nur aus den Schloten der<br />
1. G. Farben quirlte ruhig wie seit Monaten<br />
der Rauch der Kesselfeuer. Nicht<br />
eine Bombe hat in dieser Nacht das Riesenwerk<br />
getroffen. - Nun, kurz nach<br />
sechs Uhr, sind die Brände gelöscht oder<br />
zumindest eingedämmt. Mut und Tapferkeit<br />
haben die entfesselten Flammen<br />
wieder unter Kontrolle gebracht. Nur<br />
im Tanklager schickt der Großbrand<br />
noch immer Feuer und dichten Qualm<br />
gen Himmel.<br />
*<br />
Sdlon einen Tag nach dem Angriff ist<br />
der Straßenbahnverkehr zwischen dem<br />
großen Tor der 1. G. und Oppau und<br />
nach der Ruthenstraße bis Jahnsaal<br />
wiederaufgenommen, ferner zwischen<br />
Marienkirche und Friesenheim, Oggersheim<br />
und Friedhof und zwischen Knollstraße<br />
und Bahnhof Mundenheim. Auch<br />
die Rhein-Haardt-Bahn kann von Bad<br />
Dürkheim bis zum Roten Kreuz fahren.<br />
Die planmäßigen Omnibuslinien verkehren<br />
alle wie vordem.<br />
Im Wehrmachtsbericht aber wird nach<br />
dem Angriff nur Mannheim genannt.<br />
"Es entstanden Brandschäden in den<br />
Wohngebieten. Die Bevölkerung hatte<br />
geringe Verluste ..." sagt der Rundfunksprecher,<br />
und kopfschüttelnd wenden<br />
sich die Ludwigshafener von den<br />
Lautsprechern ab.<br />
Suche nach Angehörigen<br />
Zahlreiche Menschen stehen im raucllverhangenen<br />
Morgengrauen des 6. Sep.l<br />
tember vor den Ruinen ihrer Wohnungen<br />
und Betriebe. Auswärtige Arbeiter müssen<br />
an diesem Vormittag weite Strecken<br />
zu Fuß zurücklegen. Wenn sie dann vor<br />
den trümmerbedeckten und von Bomben<br />
aufgewühlten Straßen der betroffenen<br />
Stadtteile stehen, möchte ihnen der<br />
Mut zum Weitergehen schwinden. Mühsam<br />
gehen und klettern sie dennocll weiter.<br />
Sie wissen, wieviele Kollegen im<br />
Werk sehnlicllst die Ablösung erwarten;<br />
Männer, die noch völlig im Ungewissen<br />
sind über das Schicksal ihrer Familien.<br />
Vor den Toren der Industriebetriebe<br />
stehen Frauen. Verstaubt sind ihre Kleider<br />
und Schuhe; auf ihre Gesichter und<br />
Hände haben sich Ruß teilchen gesenkt.<br />
Aus ihren müden Augen flackert Unruhe.<br />
Ihre Hände, die vielfach ein leise<br />
weinendes Kind stützen, zittern zuweilen.<br />
Hin und wieder kommt ein Mann aus<br />
dem Werk. Dann leuchten ihm zwei<br />
Augen glücklich entgegen, während sich<br />
andere fragend und voller Sorge auf<br />
ihn richten. Dann werden Namen genannt.<br />
Der Mann nickt, sagt: "Er kommt<br />
noch" oder "Ich weiß nicht" oder zuckt<br />
nur mit den Schultern. Dann gleiten<br />
die Augen der Frauen von seinem Gesicht<br />
ab und starren wieder unterschweren<br />
Lidern auf das Tor. Bis der nächste<br />
heraustritt.<br />
überall sind Menschen unterwegs, um<br />
in den betreffenden Stadtteilen nach<br />
dem Ergehen von Angehörigen und<br />
Freunden zu forschen. Manchmal geben<br />
ihnen ein paar Worte - mit weißer<br />
Kreide auf die Mauerreste geschrieben<br />
- einen Hinweis, oder die Ausgebombten<br />
sitzen auf wenigen geretteten Habseligkeiten<br />
inmitten der Straße und<br />
schauen verzweifelt auf die noch rauchenden<br />
Trümmer, sofern sie nicht noch<br />
unter Scllutt und in Kellern nach ein<br />
wenig Hausrat suchen.<br />
In vielen Bezirken aber brennen die<br />
Häuser noch. Dort sind Männer der<br />
Feuerwehr bemüht, das Ubergreifen der<br />
Brände zu verhindern und zu retten,<br />
was noch nicht von den Flammen erfaßt<br />
wurde. Die Bewohner gehen ihnen<br />
zur Hand, soweit sie es können. Mit nassen<br />
Tüchern, die sie um Kopf und Hände<br />
geschlungen haben, versuchen sie,<br />
sich gegen Hitze und Glut zu schützen,<br />
immer bedacht, nicht von einstürzenden<br />
Mauern oder brennendem Gebälk getroffen<br />
zu werden.<br />
Wie in den Wohnvierteln ist man auch<br />
in den Industrie- und Handwerksbetrieben<br />
noch längst nicllt überall Herr des<br />
Feuers geworden. Drei Flächenbrände,<br />
950 Großbrände, 600 mittlere und 300<br />
Kleinbrände sind vom Luftschutz seit<br />
dem vierzig Minuten währenden Angriff<br />
gezählt worden, davon allein in<br />
der Industrie 139.<br />
Schwerste Schäden werden bei der Isolierrnittelfabrik<br />
Grünzweig & Hartmann<br />
festgestellt, bei der Chemischen<br />
Fabrik Raschig, bei den Ludwigshafener<br />
Ziegelwerken, bei Fasig & Sohn<br />
und bei Weiß & Rameier. Ferner sind<br />
verschiedene Kaufhäuser, Banken und<br />
Handwerksbetriebe total zerstört worden,<br />
ebenso die Paketumschlagstelle<br />
und die Reparaturwerkstätte der Reichspost,<br />
mehrere Dienstgebäude und Waggons<br />
der Reichsbahn, die Privatklinik<br />
Dr. Meder und auch die Luther- und<br />
die Christuskirche.<br />
Die IG-Farben-Industrie meldet Produktionsausfall<br />
durch Stromausfall, in<br />
der Pfälzischen Preßhefen- und Spritfabrik<br />
muß die Produktion zum Teil<br />
ausfallen, jedoch für längere Zeit, und<br />
auch die Pfälzische Maschinenfabrik C.<br />
Platz, die Firma J. A. Benckiser und die<br />
Knoll AG berichten von Einschränkungen<br />
der Produktion infolge mittlerer<br />
oder schwerer Schäden.<br />
Seit 5 Uhr morgens wird wenigstens<br />
das Wasserwerk wieder mit Strom versorgt,<br />
so daß die beinahe lahmgelegte<br />
Wasserversorgung der Stadt wieder gesichert<br />
ist und wieder Wasser für Löschzwecke<br />
zur Verfügung steht. Noch im<br />
Laufe des Montags sollen die weniger<br />
betroffenen Stadtteile wieder Strom erhalten.<br />
Dennoch wird der Straßenbahnverkehr<br />
noch für Tage unterbunden<br />
sein, so groß sind die Zerstörungen an<br />
Oberleitungen und Schienenweg.<br />
Den ganzen Tag über sind die Löschund<br />
Bergungsarbeiten im Gange. Immer<br />
neue Patienten bekommen die Ärzte,<br />
Helfer und Helferinnen der fünf Rettungsstellen.<br />
Alle Hände, die zufassen<br />
wollen, werden gebraucht, um den vielen<br />
Verletzten Hilfe und Linderung ihrer<br />
Schmerzen zu bringen.<br />
Ratschläge<br />
für d ie Stadtbevölkerung<br />
Die neuen britischen und amerikanischen<br />
Riesenbomber sind nicht bloß imstande,<br />
immer tiefer ins Deutsche Reich<br />
vorzustoßen, sie können sich auch länger<br />
über ihrem Ziel aufhalten, und vor<br />
allem: sie können viel mehr und viel<br />
schwerere Bomben befördern.<br />
Hier einige Ratschläge an die Stadtbevölkerung<br />
für Herbst und Winter. Sie<br />
stammen aus den Erfahrungen, die England<br />
gemacht hat.<br />
1. Achtung auf das Leitungswasser nach<br />
einem Luftangriff! Gewöhnlich sind<br />
nach einem Treffer auf die Hauptstraße<br />
die Wasserrohre beschädigt, und das<br />
Leitungswasser kann durch die Kanalisation<br />
verunreinigt werden.<br />
2. Kein Luftschutzkeller ohne Stahlstützen!<br />
Kein Luftschutzraum bietet Schutz gegen<br />
einstürzende Gebäude, wenn er<br />
nicht durch stählerne Träger und Streben<br />
abgesteift ist.<br />
3. Haltet die Badewannen stets voll<br />
Wasser!<br />
Eine Stadt, deren Hauptwasserleitung<br />
bei einem Luftangriff beschädigt würde,<br />
ist bei einem zweiten Angriff mit Brandbomben<br />
ganz besonders gefährdet. Das<br />
beste Mittel, Eure Wohnungen zu scllützen,<br />
ist Eure Badewannen immer voll<br />
Wasser zu haben.<br />
4. Kümmert Euch jetzt um eine Winterwohnung<br />
außerhalb der Gefahrenzone!<br />
*<br />
Am Samstag, dem 11. September 1943,<br />
findet morgens um 11 Uhr in der Geschäftsstelle<br />
des Einzelhandelsverbandes<br />
eine improvisierte Besprechung statt.<br />
Fünfunddreißig Textil- und Schuhhändler<br />
sowie einige andere Einzelhändler<br />
sind in der Bismarckstraße 83<br />
zusammengekommen. Es gilt schwierige<br />
Probleme zu meistern.<br />
Rund 50000 Menschen sind in der Nacht<br />
zum Montag obdachlos geworden. Sie<br />
alle brauchen neue Kleidung und neues<br />
Schuhwerk. Aber sehr viele Einzelhandelsgesmäfte<br />
sind bei diesem Angriff<br />
zerstört worden oder ausgebrannt. Nur<br />
ein Teil von ihnen hat schon wieder -<br />
meist in Ausweichläden - mit dem Verkauf<br />
begonnen. Einige werden in den<br />
nächsten Tag erst soweit sein.<br />
Man erörtert zunächst die Versorgung<br />
mit Schuhen. Sie scheint im Rahmen des<br />
Möglichen gesichert zu sein. Nacl1 Angaben<br />
der anwesenden Schuhhändler<br />
stehen im Augenblick für den Verkauf<br />
etwa 32000 Paar Schuhe zur Verfügung.<br />
Weitere Mengen können gegen die vorgeschriebenen<br />
Bestellscheine sofort vom<br />
Lager des Lieferanten abgerufen werden.<br />
Etwas schwieriger dürfte sich die Textilversorgung<br />
gestalten, weil die größeren<br />
Textilgesclläfte sich in den am<br />
schwersten betroffenen Stadtteilen befanden<br />
und nahezu alle zumindest<br />
schwere Schäden aufweisen. Den Tex-<br />
25
lilhändlern wird es daher zur AuUage<br />
gemacht, ihre Ausweichlagerbestände<br />
sofort nach Ludwigshafen zu verbringen<br />
und ihre vorhandenen Waren unbegrenzt<br />
zum VerkauI zu bringen.<br />
Einen Lichtblick bedeutet dabei die Mitteilung<br />
der BczirksCachgruppe, daß die<br />
Reichsstelle in Berlin 5000 Ausstattungen<br />
zur Verfügung gestellt hat. Ein Drittel<br />
dieser Menge befindet sich im Lager<br />
in Grünstadt und ist für die Stadt<br />
Ludwigshafen bestimmt, der Rest für<br />
die Evakuierten.<br />
Durch die Straßen laufen die Leute,<br />
Ausgebombte und solche, die ihr Heim<br />
vorerst noch besitzen. Sie nehmen es als<br />
selbstverständlich hin, daß eine Großstadt<br />
wie Ludwigshafen auch in Tagen<br />
solcher Not reibungslos mit Lebensmitteln<br />
und den Gütern des täglichen Bedarfs<br />
beliefert wird. Wer ahnt schon,<br />
welch sorgfältig eingespielter Apparat<br />
und welche Erfahrungen notwendig<br />
sind, um ihre Forderungen erfüllen zu<br />
können - mögen sie auch kriegsmäßig<br />
bescheidener sein als in normalen Zeiten!<br />
Das Jahr neigt sich zum Ende<br />
Immer neue Angriffe im Schutze der<br />
Dunkelheit muß das schwergeprüIte<br />
Ludwigshafen erdulden. Immer wieder<br />
heulen die Sirenen Warnung vor Gefahr<br />
übel' die Dächer der Stadt.<br />
Noch im gleichen Monat, nachdem der<br />
schwere(Angriff gerade el'st überstanden<br />
ist, fli egen neue Wellen feindlicher Bomber<br />
die Stadt am Rhein an.<br />
24. September 1943, zwischen 22.14 und<br />
0,10 Uhr: Binnen vierzig Minuten hatten<br />
annähernd vierhundert Bomber 15<br />
Minenbomben, 2 11 Sprengbomben, 5000<br />
Phosphorbrandbomben und 30 000 Stabbrandbomben<br />
abgeworfen, hauptsächlich<br />
auf das Gebiet der IC-Farben-Industrie<br />
und auf den Raum Oppau-Edigheim.<br />
Im Werk Oppau fiel die StickstofTabrik<br />
mit angeschlossenen Betrieben aus. Die<br />
Produktion in der Bunafabrik wurde<br />
vorübergehend unterbrochen. Zahlreidle<br />
Scheunen mit Erntevorräten und Ställe<br />
mit dem Vieh darin brannten in Oppau<br />
selbst ab, wo auch zwei Kirchen total<br />
zerstört wurden.<br />
Da das Gelände des Hauptbahnhofs<br />
Ludwigshafen ebenfalls stark mit<br />
Brandbomben belegt wurde, geriet das<br />
Bahnhofsgebäude in Brand und erlitt<br />
schwere Schäden. Außerdem wurde das<br />
Gebäude der Personalunterkunft total<br />
zerstört. Doch audt das Hafengebiet<br />
wurde erneut betroffen, und zahlreiche<br />
Schiffe erhielten teils schwere, teils leichtere<br />
Treffer.<br />
An Wohn- und Geschäftshäusern, Kirchen,<br />
gewerblichen und Industriebauten<br />
verzeidtnet der amtliche Bericht insge-<br />
~amt 314 Totalschäden in diesel' Nacht<br />
sowie 767 schwere und mittlere Schäden<br />
lind 2150 leichte Schäden. Ferner wurden<br />
61 Großbrände, 175 mittlere und<br />
2121 kleine Brände gezählt.<br />
Als morgens um 6.35 Uhr die Bevölkerung<br />
nochmals in den Keller muß, erreidtt<br />
die Beunruhigung der Einwohner<br />
der nom brennenden Stadt ihren<br />
Höhepunkt. Vierzig Minuten werden zu<br />
einer Ewigkeit. Dann erfolgt Entwarnung.<br />
Die feindlichen Verbände sind<br />
vorbeigeflogen.<br />
Von hundert Hitlerjungen, die sich in<br />
Oppau~Edigheim im Einsatz befanden,<br />
wurden sieben Opfer der Bomben. Vier<br />
von ihnen - im Alter von 17 Jahren -<br />
fanden als LuftwafTenhelfer den Tod.<br />
Drei weitere Jungen starben im Alter<br />
von nur 15 Jahren. Als Angehörige des<br />
Hilfstrupps Oppau wurden sie auf dem<br />
Wege zur Einsatzstelle durch eine<br />
Sprengbombe verschüttet und getötet.<br />
Und weiter geht das Leben und weiter<br />
der Krieg. Immer kritischer wird die<br />
Situation für die Bevölkerung. Immer<br />
unruhiger gehen die Menschen des<br />
Abends zu Bett, denn jede Nacht kann<br />
einen nom schlimmeren, noch vernichtenderen<br />
Angrifl' bringen. Was die Zeitungen<br />
nicht berichten, das geht von<br />
Mund zu Mund weiter.<br />
(Wird fortgesetzt)<br />
Die Wirkung von Brandbomben: So sah es in der katholischen<br />
Kirche in Neckarau nach einem Angriff am 10. August 1943 aus.<br />
26
Die Schweizer Delegation besichtigt in der<br />
BLVS·Bundesschulc, Waldbröl, ein Planspiel·<br />
modell. V. I. n. r.: Der leiter der Bundesschule<br />
H. G. Meyer: de r leiter der Kantonale~<br />
ZivilschutzsteIle Bern, Camment ; der<br />
leiter der Kantonalen ZivilschutzsteIle Zürich,<br />
Forrer; der Leiter der Schweizer Delegation,<br />
Oberst i. Gst. Fischer; Fritz Wagner, Sundesschule<br />
Waldbröl und Major i. Gst. Möri.<br />
Delegation der Eidgenossen zu Gast beim BLSV<br />
Anlagen, die für die Ausbildung der Selbstschutzkräfte<br />
geschaffen worden sind, fanden<br />
bei den Schweizer Gästen reges Interesse.<br />
Die Schweiz ist neutral. Seit 150 Jahren<br />
war sie in keinen Krieg verwickelt.<br />
Wie kommt es, daß ausgerechnet in einem<br />
solchen Lande so großes Gewicht<br />
auf den Zivilschutz gelegt wird?<br />
Diese Frage mag sich schon mancher gestellt<br />
haben, der mit Verwunderung<br />
Kenntnis von den ungewöhnlich umfassenden<br />
Vorsorgemaßnahmen erhielt, die<br />
unser südlicher Nachbar bisher getroffen<br />
hat und immer wieder aufs neue,<br />
der jeweils gegebenen Lage moderner<br />
Waffentechnik angepaßt, trifft.<br />
Wir hatten Gelegenheit, uns über diese<br />
und über zahlreiche andere Fragen des<br />
Zivilschutzes mit den Angehörigen einer<br />
sieben köpfigen Schweizer Delegation<br />
zu unterhalten, die unter Leitung<br />
von Oberst i. Gst. Ernst Fischer, dem<br />
Beauftragten für Zivilschutz des Eidgenössischen<br />
Justiz- und Polizeidepartements<br />
und Chef der Abteilung für Luftschutz<br />
aus Bern, die Bundesrepublik besuchte<br />
und dabei einige Tage beimBLSV<br />
zu Gast war.<br />
Der Grund des Besuches? Man sprach<br />
ganz offen darüber. Die Schweizer Luftschutztruppe<br />
und der Zivilschutz benötigen<br />
neue übungsplätze und neues<br />
Ubungsgelände, ein "Ubungszentrum",<br />
sagte Oberst Fischer. Das wirft natürlich<br />
manches Problem auf. Und nun wollte<br />
man sich darüber informieren, wie diese<br />
Probleme in der Bundesrepublik,<br />
beim Bundesluftschutzverband j gelöst<br />
sind.<br />
In der Bundesschule des BLSV in Waldbröl<br />
wollte man vor allem Ubungsanlagen<br />
besichtigen und außerdem studieren,<br />
wie und nach welchen Gesichtspunkten<br />
die Ausbildung leitender<br />
Selbstschutzkräfte erfolgt. Weiter stand<br />
auf dem Programm ein allgemeiner Erfahrungsaustausch<br />
über die Erkenntnisse,<br />
die in jüngster Zeit für Zivilschutz<br />
und Zivilverteidigung gewonnen wurden.<br />
27
Hi er demonstriert ein BlSV-Helfer den Einsatz. von Rettungshunden.<br />
Aber zurück zu unserer Frage: Warum<br />
legen die Schweizer so großes Gewicht<br />
auf den Zivilschutz?<br />
Die Antwort gaben, wie auf alle unsere<br />
Fragen, stets mehrere Herren der Delegation.<br />
Sie umrissen dabei jeweils den<br />
Standpunkt des Ressorts, für das sie z~ständig<br />
sind. Oberst Fischer faßte die<br />
verschiedenen Gesichtspunkte dann zusammen:<br />
Man ist sich heute in aller Welt darüber<br />
im klaren, so sagte er, daß ei.n Staat im<br />
Kriegsfalle nur erhalten bleiben kann,<br />
wenn Armee und Zivilverteidigung eng<br />
zusammenarbeiten. Soldaten werden<br />
nur kämpfen, wenn sie wissen, daß ihr<br />
Kampf einen Sinn hat, daß das, wofür<br />
sie kämpfen, zumindest in der Substanz<br />
erhalten bleibt. Diese Einsicht hat in<br />
den letzten Jahren ständig a n Boden gewonnen<br />
und sich schließlich auch durchgesetzt.<br />
Wir haben in der Schweiz das Glück<br />
gehabt, erklärte Oberst Fischer, daß<br />
1950 die Luftschutztruppe geschaIIen<br />
wurde. Das war die denkbar beste Werbung<br />
für den Zivilschutzgedanken. Die<br />
Lultschutztruppe hat immer wieder<br />
überzeugend demonstriert, was alles getan<br />
werden muß und getan werden<br />
kann, um einer Katastrophe Herr zu<br />
werden. So konnte zugleich auch der<br />
Zivilbevölkerung eindringlich vor Augen<br />
gelührt werden, daß ein wirkungsvoller<br />
Zivilschutz unumgänglich ist. Dadurch<br />
wurde auch die Bereitschaft zu<br />
einer Kaderausbildung im Zivilschutz,<br />
die in Anlehnung an die Ausbildung<br />
der Luftschutztruppe vorgenommen<br />
wurde, sehr gefördert.<br />
Hinzu kommt dann die intensive und<br />
erfolgreiche Aufklärungstätigkeit, die<br />
der Schweizerische Bund für Zivilschutz<br />
seit einigen Jahren betreibt und<br />
die in den Kaderkursen des Zivilschutzes<br />
den besten Nährboden besitzt.<br />
Nicht unterschätzt werden s01lte jedoch<br />
die Wirkung, die von der Rekrutenschulung<br />
in den Kasernen undderSchu<br />
Jung der Luftschutztruppe selbst ausgeht.<br />
Dort sind unsere Leute gründlich<br />
in die Thematik eingeführt worden. Sie<br />
haben gesehen und an praktischen Beispielen<br />
erlebt, wie auch schwierige Probleme<br />
zu lösen sind. Das hat echte<br />
überzeugungen und eine positive Einstellung<br />
geschaHen, die dann wieder<br />
hinausgetragen wurde in das ganze<br />
Volk. Ich glaube, so sagte Oberst Fischer,<br />
das war die Wende: a ls man unserer<br />
Bevölkerung die Arbeit der Luftschutztruppe<br />
und den Sinn der Kaderausbildung<br />
des Zivilschutzes auf diese<br />
Weise nahebringen konnte.<br />
Die Luftschutztruppe ist der Beitrag,<br />
den die Schweizer Armee für den Schut.z<br />
der Zivilbevölkerung in Kriegs- und<br />
Katastrophenfällen leistet. Ihre Einheiten<br />
sind nach bestimmten Gesichtspunkten<br />
einzelnen Städten fest zugeteilt. Als<br />
Teil der Armee ist sie mit leichten Infanteriewaffen<br />
ausgerüstet, die es ihr<br />
gestatten, notfalls sich selbst zu schützen<br />
und ihre Standorte zu verteidigen.<br />
Die Ausrüstung entspricht zu einem Teil<br />
der von Pioniereinheiten, zum andern<br />
Teil ist sie besonders aut die Rettung<br />
ausgerichtet. Gerade dieses moderne Material,<br />
dessen Zweckmäßigkeit sich im<br />
Einsatz der Truppe bewährte, hat die<br />
Sache des Zivilschutzes sehr gefördert,<br />
indem die guten Erfahrungen mithelfen,<br />
auch den Zivilschutz nach und nach<br />
Gründlich unlenudten Oberst i. Gst. Klunge<br />
(links) und Major i. Gs •. Möri den neuen Schutzkorb<br />
aus Drah'geilecht für den CSaugkorb •<br />
...<br />
....<br />
Die sm .. ize, He,ren (v. I. n. r.: Major Bornhaute,<br />
Instruktions-Unteroffiz.ier Simmen,<br />
Major i. Gst. Möri) überzeugen sj~ von de,<br />
leistungsfähigkeit der Tragkraltsprrtze TS 215.<br />
28
mit der gleidl guten Ausrüstung zu versehen.<br />
Es besteht einzig der Unterschied,<br />
daß der Zivilschutz unbewaffnet bleibt.<br />
Sein Ausbildungsstand wird aber mit<br />
der Zeit dem der Luftschutztruppen angepaßt<br />
werden können.<br />
Und die Schutzbaupflicht,<br />
*<br />
wie hat sie<br />
sich ausgewirkt? Die Schweiz gehört zu<br />
den wenigen Ländern, deren Schutzbauprogra<br />
mm von der internationalen Fachwelt<br />
als vorbildlich bezeichnet wird.<br />
Wer trägt die Kosten und für wie viele<br />
Schweizer Bürger gibt es bisher Schutzräume?<br />
Oberst Fischer: Nach unserer Meinung<br />
hat sie sich sehr gut ausgewirkt. Die<br />
Schutzbaupflicht besteht seit etwas mehr<br />
als zehn Jahren: für Neubauten und für<br />
Umba uten, soweit die Kellerräume mit<br />
betroffen sind. Diese Regelung - sie beruht<br />
auf einem Bundesbeschluß vom 2l.<br />
Dezember 1950 - ist seit 1951 in<br />
Kraft. Auf Grund dieses Erlasses verfügt<br />
heute schon ein Drittel unserer Bevölkerung<br />
über Schutzräume, und jedes<br />
Jahr werden für ungefähr 150000 bis<br />
160000 Menschen weitere Schutzräume<br />
geschaffen. Hinzu kommen die Schutzbauten,<br />
die für Kommandoposten,<br />
Alarmzentralen, Bereitstellungsräume,<br />
Sanitätshilfsstellen usw. benötigt werden.<br />
Mit ihnen sind weitere 200000 bis<br />
300000 Menschen geschützt, vielleicht<br />
sogar noch mehr. Man darf a lso sagen,<br />
daß bald schon für die Hälfte aller<br />
Schweizer Bürger Schutzräume vorhanden<br />
sind. Dabei verbessert sich die Situation<br />
infolge der auch bei uns herrschenden<br />
Baukonjunktur außerordentlich<br />
rasch.<br />
Mit der Einrichtung von Schutzräumen<br />
wurde schon während des letzten Krieges<br />
begonnen. Aber damals ging es in<br />
der Hauptsache darum, die vorhandenen<br />
Keller zu verstärken. Es bestand ja<br />
noch kein Grund, sich auch gegen<br />
Strahlen zu schützen, wie das heute leider<br />
nötig ist.<br />
In der Schweiz ist man zu der Erkenntnis<br />
gekommen, daß der Schutzraum die<br />
Basis jedes vernünftigen Zivilschutzes<br />
ist. Ohne Schutzraum kann man auch<br />
die Hauswehren nicht bereitstellen, und<br />
damit wäre jeder wirkungsvollen Aktion<br />
von Anfang an die Basis entzogen.<br />
Darum hilft die Schweizer Bundesregierung<br />
auch großzügig bei der Finanzierung.<br />
Bund, Kantone und Gemeinden<br />
subventionieren den Schutzraumbau<br />
insgesamt zu etwa zwei Dritteln, der<br />
Hausbesitzer trägt ungefähr ein Drittel<br />
der Baukosten; bei Schutzraumbauten<br />
in bestehenden Häusern betragen die<br />
Beiträge der öffentlichen Hand sogar 80<br />
Prozent.<br />
Oberst Fischer glaubt ebensowenig wie<br />
die übrigen Angehörigen seiner Delegation,<br />
daß ein Schutzsystem nur mit<br />
Großschutzräumen für die Schweiz einen<br />
Sinn hat. Er sagte: Wir sind ein<br />
kleines Land, wir müssen zusehen, daß<br />
unsere Bevölkerung bei Gefahr so<br />
schnell wie möglich die Schutzräume erreicht.<br />
Bei den modernen Waffen geht<br />
es ja schon nicht mehr um Minuten. Die<br />
Warnfristen schrumpfen mit der ständig<br />
größer werdenden Geschwindigkeit<br />
der Flugkörper immer mehr zusammen.<br />
Die Zeiten, in denen man nach der Warnung<br />
gemütlich in den Schutzraum spazieren<br />
konnte, sind vorbei. Große Sammelschutzräume<br />
mit naturgemäß längeren<br />
Anmarschwegen dürften, wenn<br />
ernsthaft Gefahr im Verzuge ist, kaum<br />
noch rechtzeitig zu erreichen sein. Dagegen<br />
si nd öffentliche Schutzräume unter<br />
Verkehrs- und Geschäftszentren in den<br />
Städten vorgesehen.<br />
Aber auch, wenn die Schweiz nicht unmittelbar<br />
in einen evtl. Krieg verwikkelt<br />
würde, wären sorgsam durchdachte<br />
Schutzmaßnahmen gegen radioaktive<br />
Niederschläge, die ja bekanntlich keine<br />
Grenzen respektieren, erforderlich.<br />
J edenfalls wollen die Schweizer allen<br />
Möglichkeiten gegenüber gewappnet<br />
sein: Eine Gruppe von Wissenschaftlern,<br />
zu einer Kommission zusammengefaßt,<br />
überwacht im Auftrage des Eidgenössischen<br />
Gesundheitsamtes - es untersteht<br />
dem Innenministerium - ständig die<br />
Fortsetzung Seite 30<br />
Auf dem Bild rechts oben wird die Ausrüstung<br />
einer Loienhelferstaffel mit fachmännischen<br />
Augen begutachtet und lebhaft erörtert.<br />
Oie Besucher ous der Schweiz lassen sich lIrrrrr..<br />
über die verschiedenen Methoden des ,..<br />
Schutzraumbaus, die bei uns empfahlen<br />
und auch angewandt werden, infonnie,.n.<br />
~ Ein lehrer der Bundesschule erläutert den<br />
Gästen die Ausrüstung eines löschkarrens.<br />
29
Landess'lellen<br />
berich'len<br />
SCHLESWIG-HOLSTEIN<br />
Zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Klose<br />
Am 21. Juli 1962 beging Prof. Dr. Klase<br />
seinen 75. Geburtstag. Gleichzeitig konnte<br />
er sein 50jlihriges Doktorjubiläum feiern<br />
und aur eine SOjähriee Tätigkeit beim<br />
Deutschen Roten Kreuz zurückblicken.<br />
Prof. Dr. Klase, der im Jahr 1887 in Licgnitz<br />
Niederschlesien geboren wurde und<br />
seine Ausbildung in der militärärzUichen<br />
Akademie und der Charite zu Berlin erhielt,<br />
hat sich im Laure seiner langjährigen<br />
Tätigkeit insbesondere um die Scuchcnbekämpfung,<br />
die hygienisch-bakteriologischen<br />
Forschungen und das allgemeine<br />
Gesundheitswesen verdient gemadtt. Als<br />
ordenUidter Professor für Hygiene und<br />
Sozial hygiene an der Universität in Kiel<br />
konnte er sein reiches Wissen weitergeben.<br />
Während des 2. Weltkrieges war er<br />
als leitender Luftsmutzarzt im Sidterheilsund<br />
Hilfsdienst der Stadt Kiel tätig sowie<br />
als beratender Hygieniker des Wehrkreises<br />
111. Noch heute ist Pror. Dr. Klose<br />
Mitglied der Kommission für internationale<br />
Quarantäne der Weltgesundheitsorgantsation.<br />
Prof. Dr. Klose blickt aul ein an Arbeit<br />
und Aufgaben reiches Leben zurück, dem<br />
der Erfolg nicht versagt blieb. Der Bundesluftschutzverband<br />
wünscht ihm die Errollung<br />
der ihm noch am Herzen liegenden<br />
Ziele im Interesse eines vorbildlichen<br />
Gesundheitswesens.<br />
, ,<br />
Fortsetzung ,'on Seite 29<br />
Radioaktivität der Luft, des Wassers<br />
und der Bodenobertläche. Die Feststellungen<br />
der Kommission werden in den<br />
Zeitungen bekanntgegeben.<br />
Im Ernstfall würde ein gut ausgebautes,<br />
modernes Warnsystem in Funktion treten.<br />
Seine Geräte geben bei einem bestimmten<br />
Stand der Radioaktivität<br />
Alarm. Meßgruppen, von ABC-Offizieren<br />
geleitet, hätten dann die Möglichkeit,<br />
sofort an Ort und Stelle weiterzumessen<br />
und geeignete Gegenmaßnahmen<br />
zu veranlassen.<br />
In einem Kriege würde die Schweiz über<br />
ein zentrales Warnnetz mit Meßstellen<br />
in allen Orten verfügen können, die sich<br />
bei der Armee und in den Zivilschulzorganisationen<br />
belinden werden und zusammen<br />
ein engmaschiges Meßnetz bilden.<br />
*<br />
Dies sind einige der widltigsten Punkte<br />
des Gesprächs, das mit der Schweizer<br />
Zivilschutzdelegiltion über die Situation<br />
in ihrem Lande geführt wurde. Leider<br />
müssen wir uns aus Platzmangel mit<br />
ihrer Wiedergabe begnügen. Wir glauben,<br />
daß aber iluch diese "Kurzfassung"<br />
einen Eindruck von dem großen Ernst<br />
und der Sorgfalt gibt, mit denen die<br />
Schweiz an die Probleme des 7.ivilen Bevölkerungsschutzes<br />
herangeht.<br />
Zum Abschluß des Besuches seiner Delegation<br />
sagte Oberst Fischer: Wir nehmen<br />
viel mit nach Hause, eine ganze<br />
Reihe von Anregungen, die wir übernehmen<br />
können. Einiges müssen wir in<br />
der Schwei7. anders machen oder unseren<br />
Verhältnissen anpassen. Das bringt<br />
zum Teil schon die geographische Lage<br />
mit sich. Es ist ja die Aufgabe unserer<br />
Delegation, das herauszufinden.<br />
Sie in der Bundesrepublik hatten mehr<br />
Erfahrungen als wir Schweizer. Sie<br />
sind hier ::tußerordentlich aktiv. Das hat<br />
uns beeindruckt. Vor allem die Art, wie<br />
miln bei Ihnen die Menschen für den<br />
Zivilschutz zu gewinnen sucht, wie man<br />
sie für ihre Aufgaben ausbildet und vorbereitet.<br />
Wir hofTen, daß wir auch in Zukunft<br />
mit Ihnen zusammenarbeiten und Gedanken<br />
austauschen können. Es ist für<br />
uns beruhigend, zu wissen, daß wir im<br />
Ernstfalle nicht alloin stehen, daß dils<br />
Nachbarland ebenfa)]s vorbereitet ist<br />
und, soweit das heute möglidl ist, allen<br />
Ereignissen, die auf uns zukommen<br />
können, gewappnet gegenübersteht ...<br />
H.D.<br />
Die Ausstellung d es ßLSV auf der SchJeswlg·Holstelnlschen Landwlrtschattsschau<br />
Wie Im Vorjahr hatte der Bundesluftschutzverband<br />
auch diesmal auf der Schleswig-Holstei<br />
nischen Landwi rtschaftsschau,<br />
verbunden mit der Landestierschau, einen<br />
repräsentativen umfangreichen Ausstellungsstand<br />
aufgebaut.<br />
Erstmalig war auch der Filmwagen im<br />
Einsatz und rand reges Interesse.<br />
Trotz des fast ununterbrochenen Regenwetters,<br />
trotz der Unruhe der Landbevölkerung,<br />
weil die Ernte noch nid1t eingebracht<br />
war, wurde der Stand von ca.<br />
10000 Besuchern zur Beratung aulgesucht.<br />
Die Arbeit In den Orts- und Kreisstellen<br />
im letzten Jahr hat ihre Frümte getragen.<br />
Der BLSV ist zu einem Begriff geworden.<br />
Viele Besucher erklärten, sie hätten uns<br />
auf dem alten Stand gesucht. Präzise Fragen<br />
Ober Futterbevorratung, Absdlirmung<br />
der Stii1le gegen radioaktive Niederschläge<br />
und Bau von Schutzräumen in vorhandenen<br />
Kellern wurden gest 1It. Wünsche, den<br />
Hof zu besichtigen und zu beraten, was<br />
getan werden muß, wurden sehr oft geäußert<br />
und von den Helfern notiert.<br />
Wo Presse und Rundlunk negativ berichtet<br />
haUen, wurde an Hand von Beispielen<br />
und Anschauungsmaterial aufgezeigt,<br />
daß ein Schutz möglich ist. Nicht selten<br />
hörte man nach der Aulklärung: .. Es 1st<br />
wohl doch nötig, daß wir uns damit befassen."<br />
Die mit einer gewissen Skepsis<br />
kamen, gingen nam der Beratung mit Befriedigung<br />
und einem Aufatmen wieder<br />
vom Stand.<br />
Bürgermeister und Amtmänner besuchten<br />
die Ausstellung und ließen sim eingehend<br />
informieren.<br />
Der Stand des BLSV auf der Schleswig<br />
Holsteinischen Landwirtsmaftsschau ist<br />
nicht mehr wegzudenken. Schleswig-Holstein,<br />
das Agrarland zwischen Nord- und<br />
Oslsee, ist nur die Hille des Bundesluftschutzverbandes<br />
angewiesen und es nimmt<br />
diese HiI(e dankbar an.<br />
I<br />
Bild links : Das Ausstellungs·<br />
zelt des Bundesluftsdlutx·<br />
verbandes auf der Schleswig<br />
• Halsteinischen land·<br />
wirfschaftsschau in Rends·<br />
burg. Bild rechts: Ein besan·<br />
derer Anxiehungspunkl für<br />
viele Besucher der Land·<br />
wirlschaftsschau war der<br />
Stand "Baulicher Luftschul%".<br />
30
BREMEN<br />
Der Aufklärungs. und ßeratungsstand des<br />
BLSV auf der großen Herbstauss,tellung<br />
in Bremen<br />
Es ist der Landesstelle Bremen zur Tradition<br />
geworden, sich alljährlich mit einem<br />
Aufklärungsstand an der Herbstausstel<br />
Jung auf der Bremer Bürgerweide zu beteiligen.<br />
Dieses Mal handelte es sidl um<br />
eine Landmaschinen- und Baumaschinen<br />
Ausstellung, die vom 25. 8.-2. 9. 1962 stattfand.<br />
Ober 230 000 Personen besuchten<br />
trotz der ungünstigen Witterung das<br />
90000 qm große Ausstellungsgelände mit<br />
seinen 7 geschmackvoll hergerichteten Ausstellungshallen.<br />
In der besonders sorgfältig ausgestalteten<br />
Halle A hatte die Landesstelle neben der<br />
Ausstellungsleitung ihren über 100 qm großen<br />
Aufklärungs- und Beratungsstand aufgebaut.<br />
Die Thematik hatte drei Schwerpunkte:<br />
die Frau im Selbstschutz im Rahmen der<br />
Selbstschutzgemeinscha ft, der Selbstschutzzug<br />
und die Ausrüstung seiner 3 Staffeln<br />
und die Schutztechnik im Selbstschutz.<br />
Selbstverständlich durfte der 35 qm große<br />
Filmraum nicht fehlen, in dem pausenlos<br />
Kurzfilme vorgeführt wurden.<br />
Symbol für die Frau im Selbstschutz war<br />
eine Schaufensterpuppe in der Mitte des<br />
Ausstellungsstandes, die schlicht, aber<br />
zweckmäßig gekleidet das Gesamtbild beherrschte.<br />
In ihrer Nähe fand man praktische<br />
Ratschläge zur Lebensmittel- und<br />
Trinkwasserbevorratung. Die Rauchschutzbri11e,<br />
die sie in der Hand hielt, und die umgehängte<br />
BLSV-Verbandsmitteltasche erinnerten<br />
an weitere Aufgaben im Selbstschutz.<br />
Wer näher hinsal1, bemerkte auf<br />
dem Stuhl vor ihr Schutzhelm, Schutzhandschuhe<br />
und die neue, in der Erprobung<br />
beflndliche Volksschutzmaske. Das Reich<br />
der Frau im Selbstschutz konnte im Anschluß<br />
daran unschwer interpretiert werden:<br />
denn Behälter für den unvermeidlichen<br />
Löschwasservorrat, Trinkwasserbehälter<br />
aus Kunststoff und Kunststoff<br />
Folie, Schutzraumkoffer für das Notgepäck,<br />
handelsübliche LS-Hausapotheke und<br />
Der Aufklärungs- und Beratungsstand der landesstelle Bremen<br />
auf der Landmaschinen- und Baumaschinen-Ausstellung in Bremen.<br />
BLSV-Verbandsmitteltaschen sowie je ein<br />
handelsüblicher Satz von Rettungs- und<br />
Brandlöschgeräten waren vorhanden.<br />
Die "Frau im Selbstschutz" zeigte mit einer<br />
Hand auf den Selbstschutzzug, als ob sie<br />
von dort Unterstützung erwarte, falls auch<br />
die nachbarliche Hilfe nicht ausreichen sollte.<br />
Besonderes Interesse fand das neue<br />
Gerät der Laienhelferstaffel, das auf hygienische<br />
Weise die Mund-zu-Mund-Beatmung<br />
zur Wiederbelebung gestattet.<br />
Auch die Strahlen meßgeräte des Selbstschutzzugführers<br />
erregten Aufmerksamkeit<br />
und trugen zu einer gewissen Beruhigung<br />
bei.<br />
Das Modell eines selbstschutz be reiten Hauses<br />
leitete zum Problem der Schutz technik<br />
im Selbstschutz über. Zwei Modelle von<br />
Kellerräumen mit ihren Strahlungsschutzbauten<br />
und den entsprechenden Bauzeichnungen<br />
hatten bei den auf der Ausstellung<br />
anwesenden Baufachleuten - schließlich<br />
waren ja im Freigelände auch zahlreiche<br />
Baumaschinen ausgestellt - Zuspruch.<br />
Proben vorschriftsmäßigen Filtergrobsandes<br />
und das Modell eines Grobsandfilters<br />
fanden starke Beachtung. Dabei<br />
wurde auch der Schutz bau aus Fertigteilen<br />
an Hand von Fotografien erläutert<br />
und auf das Abschirmen radioaktiver<br />
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Ericll Ebe! im Ruhestand<br />
Am 24. August 1962 wurde der Ortsstellenleiter<br />
der Stadt Braunschweig, Erich<br />
Ebel, in einer eindrucksvollen Feier in den<br />
Räumen der Ortsstelle verabschiedet.<br />
Als Anerkennung seiner großen Verdienste<br />
um den Aufbau des BLSV, dem er<br />
seit 1953 angehört, überreichte Präsident<br />
Dr. Lotz, im Namen des Präsidiums, Erich<br />
Ebel die goldene Ehrennadel des BLSV.<br />
In seiner Ansprache würdigte der Präsident<br />
die aufopfernde Pflichterfüllung, Gewissenhaftigkeit<br />
und Gerechtigkeit des<br />
am 1. September 1962 in den Ruhestand<br />
getretenen Dienststellenleiters.<br />
Mit bewegten Worten dankte Erich Ebel<br />
für die ihm zuteil gewordenen Ehrungen,<br />
mit denen er nicht gerechnet habe, da er<br />
seine Arbeit als selbstverständliche Pflichterfüllung<br />
betradltet habe.<br />
An der Feier nahmen außer einem Vertreter<br />
der BundeshauptsteIle, dem Landesstellenleiter,<br />
dem Leiter der Bezirksstelle<br />
und den engsten Mitarbeitern der Ortsstelle<br />
auch Persönlichkeiten des Verwaltungspräsidiums,<br />
der Stadt, des Deutschen<br />
Roten Kreuzes, des Arbeitersamariterbundes,<br />
der Feuerwehr und des Technischen<br />
Hilfswerks teil.<br />
Die Leitung der Ortsstelle Braunschweig<br />
hat seit dem 1. 9. 1962 Adolf Bertram, bisher<br />
Leiter der KreisstelJe Braunschweig<br />
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31
StrahJcn durch Baustoffe aufmerksam gemacht.<br />
Bei dieser Gelegenheit lerntcn die<br />
Besucher die Handhabung von Dosimetern<br />
und Dosisleistungsmessern kennen.<br />
Der Ausstellungsstand wurde in diesem<br />
Jahr so gestaltet, daß die Beratung über<br />
Selbstschutzmaßnahmen im Vordergrund<br />
stand. An etwa 80000 Besucher konnten<br />
übe r 50000 BLSV-Schriften versdliedener<br />
Art ausgegeben werden. Rückantwortkarten,<br />
die sich nuI dic Vormerkung tür die<br />
nächste Grundausbildung im Selbstsmutz<br />
und Beratungsfragen beziehen, gehen tägtim<br />
bei der Landesstelle ein. Das ist ein<br />
Zeichen dalür, daß der Ausstellungsstand<br />
bei der Bremer Bevölkerung ein gutes<br />
Echo getunden hat.<br />
NORDRHEIN - WESTFALEN<br />
Oberstadtdirektoren werben bei ihren Mitarbeitern<br />
für den zivilen ß evölkerungsschutz<br />
In seiner Eigenschaft als örtlicher LuItschutzleiter<br />
lührt der Oberstadtdirektor<br />
von Essen mit Hille von BLSV-Sonderdrucken<br />
bei seinen Mitarbeitern eine Aufklärungs-<br />
und Werbeaktion für den zivilen<br />
Bevölkerungsschutz durch. Dabei gelangen<br />
folgende Schriften des BLSV zur<br />
Verteilung: "Der Selbsterhaltungstrieb befiehlt:<br />
überleben!", "Selbsthilfemaßnahmen<br />
im Haus", .,Die Wolke droht".<br />
Im Mitteilungsblatt der Stadtverwaltung<br />
Köln Nr. 32 vom 2.8. 1962 gibt der Oberstadtdirektor<br />
von Köln folgendes bekannt:<br />
Als örtlicher Luftschutzleiter ist mir nach<br />
dem 1. Gesetz über Maßnahmen zum<br />
Schutz der Zivilbevölkerung vom 9.10.57<br />
de r Schutz unserer Kölner Bevölkerung<br />
vor Luftgefahren anvertraut.<br />
So sdlwer das Erleben der Bombennächte<br />
aus der Vergangenheit auf vielen von uns<br />
noch lasten mag, so zwingend ist doch die<br />
Erkenntnis, daß wir aus Vorsorge im Interesse<br />
aller nichts unterlassen sollten, was<br />
unserem Schutz im Falle einer Gefahr nur<br />
irgendwie dienlidl sein könnte.<br />
Ein Teil der gesetzlich angeordneten<br />
Sdlutzmaßnahmen ist der Aufbau der<br />
Selbstschutzorganisation unserer Bevölkerung<br />
und ihre Unterweisung in allen Zivilschutzfragen.<br />
Die Durchführung dieser<br />
Aufgaben ist den Dienststellen des Bundesluftschutzverbandes<br />
übertrngen worden.<br />
Für unseren Stadtbereidl ist die Ortsstelle<br />
Köln, Norbertstr. 3, zuständig.<br />
Der zivile Bevölkerungsschutz ist ein Anliegen,<br />
das jeden von uns angeht und vieler<br />
helfender Hände bedarf. Ich wende<br />
mich daher heute besonders an Sie, meine<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit der<br />
Bitle, sich mehr als bisher der Kölner<br />
OrtsstelJe des Bundesluftsdlutzverbandes<br />
ehrenamtlich als FÜhrungskräfte in der<br />
Selbstschutzorganisation zur Verfügung zu<br />
stellen. Auch ei ne rege Teilnahme mit Ihren<br />
Angehörigen an den AuCklärun,e;sund<br />
Unterweisungsabenden der Ortsstelle,<br />
die dem" Tageskalender" der Kölner Presse<br />
zu entnehmen sind, würde ich sehr begrüßen,<br />
zuma! damit keinerlei Unkosten<br />
verbunden si nd.<br />
Leider sind z. Z. unter den 1450 bereits<br />
im Selbstschutz ehrenamtlich tätigen Kölnerinnen<br />
und Kölnern nur wenjge städtische<br />
Verwnltungsangehörige. Mit einem<br />
stärkeren Einsatz könnten wir unserer<br />
Bevölkerung den Beweis vorbildlicher<br />
Hilfsbereitschaft geben !<br />
Es würde mich daher mit besonderer Genugtuung<br />
erfüllen, wenn mir die Ortsstelle<br />
a lsbald ei nen guten Erfolg meines<br />
Appells mitteilen könnte.<br />
32<br />
HESSEN<br />
22 J ahre im Dienste des RLB und BLSV<br />
Am 30. Juni 1962 schied wegen ErreidlUng<br />
der Altersgrenze BezirkssteUenleiter Rudolt<br />
SdJader (Bezirksstelle Kassel) als<br />
hauptamtlich Bediensteter aus dem BundesJultschutzverband<br />
aus.<br />
Bereits am 1. September 1933 trat Rudolf<br />
Sdlaefer als Werbeleiter hauptamtlich<br />
in den Dienst der RLB-Ortsgruppe<br />
Offenbach. Dort blieb er bis zu seiner Versetzung<br />
zur RLB-Bezirksgruppe Rheinland-Koblenz<br />
im August 1936. Vom 1. Mai<br />
1939 bis Kriegsende war Herr Schaeter<br />
Bezirksgruppenführer von Rheinland<br />
Koblenz, gleichzeitig war er mit der Führung<br />
der Bezirksgruppe Trier beauftragt.<br />
Der Ausgang des Krieges und die Auflösung<br />
des RLB setzten seiner langjährigen<br />
und segensreichen Tätigkeit im Dienste<br />
am Mitmenschen ein Vorläufiges Ende.<br />
Im Jahre 1953 stellte sich Rudolf Schaefer<br />
ehrenamtlich zum Aufbau des BLSV zur<br />
Verfügung und übernahm kurz darauf die<br />
Leitung der BLSV-Bezirksstelle Kassel.<br />
Durch seine kameradschaftliche Art, seine<br />
Gewissenhaftigkeit und seinen Fleiß war<br />
Sdlaefer seinen Mitarbeitern und den Helfern<br />
im Bereich der Bezirksstelle Kassel<br />
stets Vorbild und Ansporn, und es wird<br />
schwer sein, die Lücke zu schließen, die<br />
durch sein Ausscheiden entstanden ist. Wie<br />
nimt anders zu erwarten, wird er sich jedoch<br />
auch weiterhin für eine ehrenamtliche<br />
Tätigkeit zur Verfügung stellen, so daß<br />
seine Erfahrung und sein Können dem<br />
BLSV nicht verloren sein werden.<br />
Die Landesstelle Hessen dankt Rudolf<br />
Schaeter auch auf diesem Wege noch einmal<br />
herzlichst für seinen unermüdlichen<br />
Einsatz und hofft auf eine weitere, lange<br />
Zusammenarbeit im Dienste des zivilen<br />
Bevölkerungsschu tzes.<br />
BADEN -W UIlTTEMBERG<br />
Arbeitstagung der Sachbearbeite r VI von<br />
vier Landesstellen in ßühl/ß aden<br />
Die Bundeshauptstelle hatte die Sachbearbeiter<br />
VI der LSHD-Orte aus Hessen,<br />
Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg<br />
zu einer Arbeitstagung nach Bühl!<br />
Baden eingeladen. Unter der Leitung des<br />
Herrn Ltd. Rcg. Dir. Fritze wurde Rückschau<br />
und Vorsdlau gehalten.<br />
Der übergang vom "eingetragenen Verein"<br />
zur "bundesunmittelbaren Körperschaft<br />
des öffentlidlen Redlts" hat den<br />
Bundesluftschutzverband vor neue Probleme<br />
gestellt, deren Bew;:iltigung mit feste<br />
r Hand angepackt werden. Sdlwerpunkt<br />
aller Arbeit ist und bleibt der Selbstschutz.<br />
Ein gewisser Fortsdlritt in der Erfüllung<br />
der Aufgaben wurde erreicht, doch werden<br />
gerade dem Sachbearbeiter für Werbung<br />
und Aufklärung immer neue Aufträge<br />
zufallen. Nur im Dreiklang von Werbung<br />
und Aufklärung - Organisation _<br />
Ausbildung wird der "Selbstsdlutz" schlagkrä[tig<br />
aufgebaut werden können.<br />
Die neuen In Vorbe reitung befindlichen<br />
Gesetze werden manche Erleichterung für<br />
die Arbeit des Bundesluftschutzverbandes<br />
bringen, sie werden aber aure einen verstärkten<br />
Einsatz der Hellerschalt des BLSV<br />
verfangen.<br />
Referate über neue Werbemaßnahmen,<br />
Durdllührung von Selbstschutz wochen und<br />
über Rednerschulung wurden gründlich diskutiert,<br />
so daß die Teilnehmer mit neuen<br />
Impulsen an ihre Arbeit gehen konnten.<br />
De r SelbstsdlUtu ug von Mühlacker im<br />
Festzug der Feuerwehr<br />
Anläßlich des 100jährigen Bestehens der<br />
Freiwilligen Feuerwehr in Mühlacker nahm<br />
auch ein Selbstschutzzug des BLSV am<br />
Festzug tell. Sein ihm zugeteilter Platz am<br />
Ende des langen Zuges versinnbildlidlte<br />
deutlich die Entwicklung des Brandschutzes<br />
im Laufe der Zeilen.<br />
Zum ersten Mal trat damit der Selbstschutzzug<br />
Mühlacker öffentlich in Erscheinung.<br />
Er hinterließ bei der Bevölkerung<br />
einen ausgezeichneten Eindruck und wurde<br />
von den Zuschauern oft mit Beifall bedacht.<br />
Die Angehörigen des Se-Zuges haben<br />
durch ihr diszipliniertes Verhalten einen<br />
guten Werbeerfolg errungen. Dieser<br />
wird dazu beitragen, den Gedanken eines<br />
notwendigen Selbstschutzes in Stadt und<br />
Land zu fördern.<br />
Von der örtlichen Presse wurde die Beteiligung<br />
der BLSV-Ortsstelle Mühlacker besonders<br />
gewürdigt.<br />
Die ZeltsdJrlH "Ziviler LultsdJutz U , Koblenz,<br />
brachte in Ihrer JuIVAugust-Ausgabe:<br />
ZUT Lage: Absdlied vom strategischen<br />
Großbomber?<br />
Hampe: Mahnrut und Warnzeichen bei<br />
Katastrophen<br />
NiißleT: Konsequenzen in führungsmäßiger<br />
Hinsicht aus Erfahrungen im Katastrophenfalle<br />
FischleT: Die Flutkatastrophe und das Bundesleistungsgesetz<br />
Eichstödt: Notwendigkeit und Wesen der<br />
zivilen Notstandsplanung<br />
K irchner: EinfUhruOJ( zur allgemeinen<br />
VerwaltungsvorschriIt über die Ausbildung<br />
des Lult.schutzhilfsdienstes<br />
Bocttchcr: Die Notstandsplanung in der<br />
zentralen öffentlichen Trinkwasserversorgung<br />
Weiler: Transporlclble Trlnkwasser-Aulbereitungsanlagen<br />
im Hamburger Katastrophengebiet<br />
Bot/sen: Sicherung der ferruneldetedmisdlen<br />
Einrichtungen für den Lult.schutzfaU<br />
(Schluß)<br />
Haep: AnsdlIuß von Betrieben an den<br />
Lultschutzwarndienst<br />
Schmidt: Sind Schutzmasken für die Bevölkerung<br />
im Atomzeitalter noch notwendig?<br />
Scheichl: Nichtschädigende chemische<br />
KampfstofTe<br />
Walter: Ober die Ausbildung von SohJplatten<br />
bel Schutzbunkern<br />
Persönliches I Luftkrieg und LandesverteidigunR<br />
I Aktueller Rundblick / Palentschau<br />
I Schrifttum
Stra hlen im Di enste der Techni k: Werkstücke<br />
der Metallwarenfabrik COMET in Mech el n<br />
(Be lgien) werden vor ihrer Auslieferung mit<br />
Röntgenapparaten ge nau auf Fehlerunte rsucht.<br />
Modell eines luftstoß- und Strahlungss chutzbaues,<br />
das auf der Ausstellung "Fe rti gbau in<br />
Th eo rie und Proxis" im Dortmunder Westfalenpark<br />
den Besuchern gezeigt wurde .<br />
•<br />
. ~<br />
iII!<br />
-<br />
lI/ieDen Sie rllh!<br />
-<br />
Die OrtssteHe landau des Bundesluflschutzverbandes<br />
hat "Selbstbedi enungskä sten" für<br />
Aufklärungssch ri flen he rste llen und an öffentli<br />
chen Stell en de r Stadt aufhängen lassen.<br />
I II
:~<br />
Mit Ubcrschollgeschwindigkei' schießt diese<br />
von der amerikanischen luftwaffe entwicke lto<br />
"Steppcnhund"-Rakete (Hound 009) dicht<br />
übe r de r Wüste von Neum exiko ihrem Zi el<br />
entgegen. Die Rakete, die von einem Uberschallbomber<br />
aus abgeschossen wird, hat eine<br />
Re ichweite von mindestens 16000 km. Sie<br />
is t in de r lage, Atomsprengköpfe zu frag en.