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möchte ich lesen... - Polar-Reisen.ch

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Sommer steht überhaupt alles Fleis<strong>ch</strong>l<strong>i<strong>ch</strong></strong>e<br />

auf dem Eisfu<strong>ch</strong>s-Speisezettel: angespültes<br />

Aas, Eiderenten oder Gänse und deren Eier,<br />

Kadaver von Rentieren auf der Tundra... Ist<br />

das Nahrungsangebot mal n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t so gross,<br />

vers<strong>ch</strong>mäht der Eisfu<strong>ch</strong>s au<strong>ch</strong> Beeren und<br />

Insekten n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t. Ganz oben auf dem<br />

Menuplan stehen aber Lemminge. Allerdings<br />

vermehren s<strong>i<strong>ch</strong></strong> diese nordis<strong>ch</strong>en<br />

Wühlmäuse in einem vier- bis fünfjährigen<br />

Zyklus mal mehr, als weniger: So kommt es<br />

vor, dass in einem Jahr bis zu 20'000<br />

Lemminge pro Quadratkilometer leben,<br />

während nur wenige Jahre später die<br />

Population auf 300 Tiere pro Quadratkilometer<br />

s<strong>ch</strong>rumpft. Entspre<strong>ch</strong>end nimmt<br />

in «guten» Lemming-Jahren au<strong>ch</strong> der<br />

Bestand der Eisfü<strong>ch</strong>se zu, während in<br />

«s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten» Jahren die Eisfu<strong>ch</strong>s-Weib<strong>ch</strong>en<br />

weniger Junge werfen.<br />

Ein «gutes» Jahr ist übrigens für die ganze<br />

Tierwelt der Tundra wie ein re<strong>i<strong>ch</strong></strong> gedeckter<br />

Tis<strong>ch</strong>: 20'000 Lemminge pro Quadratkilometer<br />

entspre<strong>ch</strong>en einem «Fleis<strong>ch</strong>vorrat»<br />

von 1300 Kilogramm. Au<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>nee-<br />

Eulen und Raubmöven legen dann mehr<br />

Eier als sonst.<br />

Von der Anzahl mögl<strong>i<strong>ch</strong></strong>er Beutetiere hängt<br />

au<strong>ch</strong> die Grösse des Territoriums ab, das<br />

s<strong>i<strong>ch</strong></strong> ein Eisfu<strong>ch</strong>spaar für den Sommer<br />

absteckt. Eine sol<strong>ch</strong>e Flä<strong>ch</strong>e kann mitunter<br />

gegen 60 Quadratkilometer gross sein. Falls<br />

s<strong>i<strong>ch</strong></strong> der Fu<strong>ch</strong>sbau aber in der Nähe eines<br />

Vogelfelsens mit einem optimalen Nahrungsangebot<br />

befindet, dann genügen au<strong>ch</strong><br />

3 bis 5 Quadratkilometer. Der Bau selbst,<br />

die Wohnung der Eisfu<strong>ch</strong>s-Familie, besteht<br />

aus einem geräumigen, selbst gegrabenen<br />

Gangsystem, oftmals in freistehenden<br />

Hügeln oder unter Gesteinsblöcken, und<br />

kann mehr als fünfzig Eingänge haben. Ein<br />

sol<strong>ch</strong>er Fu<strong>ch</strong>sbau weist eine «Wohnflä<strong>ch</strong>e»<br />

in der Grössenordnung von 30 Quadratmetern<br />

auf und wird von Generation zu<br />

Generation immer wieder benutzt, einige<br />

sogar über Jahrhunderte!<br />

Die Tö<strong>ch</strong>ter helfen mit<br />

Hier werden na<strong>ch</strong> einer Tragzeit von rund<br />

fünfzig Tagen zwis<strong>ch</strong>en April und Juni die<br />

Jungen geboren. Ein Wurf zählt – je na<strong>ch</strong><br />

Nahrungssituation – bis zu 15 hilflose, anfängl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

blinde, rund hundert Gramm le<strong>i<strong>ch</strong></strong>te<br />

Eisfü<strong>ch</strong>slein. Die Fähe (so nennen Biologen<br />

das Eisfu<strong>ch</strong>sweib<strong>ch</strong>en) umsorgt in<br />

dieser Zeit ihren Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s im Bau, wo sie<br />

vom Männ<strong>ch</strong>en mit Nahrung versorgt wird.<br />

Es ist eine anstrengende Zeit: Bis zu 19<br />

Stunden tägl<strong>i<strong>ch</strong></strong> sind die Elterntiere auf der<br />

Jagd, um ihre Jungen dur<strong>ch</strong>zufüttern.<br />

Eisfü<strong>ch</strong>se leben übrigens monogam, das<br />

heisst, ein Paar bleibt ein Leben lang zusammen<br />

beziehungsweise findet jeweils zur<br />

Paarungszeit wieder zusammen.<br />

Au<strong>ch</strong> andere Fü<strong>ch</strong>se helfen deshalb mit bei<br />

der Aufzu<strong>ch</strong>t: Es sind dies ältere, meist<br />

erwa<strong>ch</strong>sene Tö<strong>ch</strong>ter, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> ihr<br />

Helferverhalten den Aufzu<strong>ch</strong>terfolg der<br />

Eltern vergrössern und gle<strong>i<strong>ch</strong></strong>zeitig Erfahrung<br />

für ihre eigene Zukunft als Mütter<br />

sammeln können. Dieses selbstlose Handeln<br />

ist n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t nur bei den Eisfü<strong>ch</strong>sen na<strong>ch</strong>gewiesen:<br />

Zoologen kennen mehr als 120 Säugetier-<br />

und weitere 200 Vogelarten, die ein<br />

Helferverhalten an den Tag legen.<br />

S<strong>ch</strong>on zwei Wo<strong>ch</strong>en na<strong>ch</strong> ihrer Geburt öffnen<br />

die Welpen ihre Augen, und im zarten<br />

Alter von drei bis vier Wo<strong>ch</strong>en blinzeln sie<br />

erstmals aus einem der zahllosen Eingänge<br />

ihres Baus, um kurze Zeit später ihren<br />

Lebensraum Tundra mutig und verspielt zu<br />

erkunden.<br />

Eisfu<strong>ch</strong>s-Pelz ist begehrt<br />

Vor allem das s<strong>ch</strong>immernde Fell des<br />

Blaufu<strong>ch</strong>ses ist in der weltweiten<br />

Pelzindustrie gefragt: Die Felle von<br />

rund se<strong>ch</strong>s <strong>Polar</strong>fü<strong>ch</strong>sen sind nötig,<br />

um einen Mantel daraus herzustellen<br />

– der kostet dann im Handel<br />

rund 2500 Franken.<br />

Das Deuts<strong>ch</strong>e Pelzinstitut und au<strong>ch</strong><br />

der S<strong>ch</strong>weizer Pelzfa<strong>ch</strong>verband<br />

betonen, dass die Felle für <strong>Polar</strong>fu<strong>ch</strong>smäntel<br />

so gut wie auss<strong>ch</strong>liessl<strong>i<strong>ch</strong></strong><br />

aus Zu<strong>ch</strong>tfarmen bezogen werden.<br />

Viele dieser Farmen befinden<br />

s<strong>i<strong>ch</strong></strong> in Russland, andere in Skandinavien<br />

und Kanada, wo <strong>Polar</strong>fü<strong>ch</strong>se<br />

seit 1860 gezü<strong>ch</strong>tet werden. Dies<br />

bestätigt die deuts<strong>ch</strong>e Tiers<strong>ch</strong>utz-<br />

Organisation Peta, die s<strong>i<strong>ch</strong></strong> weltweit<br />

gegen das Tragen von Pelzen<br />

engagiert.<br />

Der wildlebende <strong>Polar</strong>fu<strong>ch</strong>s ist<br />

weltweit ges<strong>ch</strong>ützt und in seinem<br />

Bestand n<strong>i<strong>ch</strong></strong>t gefährdet.<br />

Wie es allerdings mit den Haltungsbedingungen<br />

in den Zu<strong>ch</strong>tfarmen<br />

aussieht, ist eine andere Frage.<br />

Peta setzt s<strong>i<strong>ch</strong></strong> seit Jahren für tiergere<strong>ch</strong>te<br />

Haltung von <strong>Polar</strong>fü<strong>ch</strong>sen<br />

ein.<br />

Mit seiner feinen Nase hat dieser Eisfu<strong>ch</strong>s einen Lemming gero<strong>ch</strong>en, der s<strong>i<strong>ch</strong></strong> unter dem Eis versteckt. Der Fu<strong>ch</strong>s springt in die Luft,<br />

um mit dem Gew<strong>i<strong>ch</strong></strong>t seines Körpers die S<strong>ch</strong>needecke zu dur<strong>ch</strong>bre<strong>ch</strong>en – mit Erfolg, wie man sieht.<br />

10 <strong>Polar</strong> NEWS<br />

<strong>Polar</strong> NEWS<br />

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