Jeder hat seine Lehrlingscoaching Das Lehrlingscoaching findet im Dreieck „Eltern-Ausbildungsbetrieb-Berufsschule“ statt. Interview Herr Bechter, wie suchen Sie Lehrlinge? Über Werbung, Sponsoring und Präsenz an den Schulen, es werden auch Betriebsbesuche für Schüler durchgeführt. Wir machen Werbekampagnen und schalten Printinserate. Das Wesentliche ist aber die Mundwerbung. Am 25. Jänner 2013 gibt es wieder die „Lange Nacht der Lehre“ bei Zumtobel, bei der unse- Zumtobel Zumtobel ist ein Unternehmen der Zumtobel Gruppe und international führender Anbieter ganzheitlicher Lichtlösungen in der professionellen Gebäudebeleuchtung. Seit über 50 Jahren entwickelt Zumtobel innovative und individuelle Lichtlösungen, die höchste ergonomische, ökonomische und ökologische Ansprüche erfüllen sowie ästhetischen Mehrwert schaffen. Derzeit beschäftigt Zumtobel 7.500 MitarbeiterInnen. Im Mittelpunkt steht die Vermittlung zwischen Lehrbetrieb und Jugendlichen im Konfliktfall, soweit sinnvoll unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der Berufsschule. Stärken re fünf Lehrberufe in den Bereichen Elektround Kunststofftechnik, Elektronik, Metallund Produktionstechnik von den Lehrlingen selbst vorgestellt werden. ein. Von Einstiegstests halte ich nichts, und auch Schulnoten sollte man nicht überbewerten. Jeder hat seine Stärken. Ich jammere nicht über die Jugendlichen, vielleicht hat es auch damit zu tun, dass ich wenig Kontakt zu echten Problemjugendlichen habe. Verfolgen Sie eine bestimmte Strategie? Heterogenität. Ich habe beste Erfahrungen mit möglichst gemischten Gruppen gemacht – weiblich/männlich, einheimisch/migrantisch, jünger/ älter. Sie profitieren voneinander gerade durch ihre Andersartigkeit. Die Zusammenarbeit und der Umgangston sind ausgezeichnet, und wenn sie die Blockberufsschule in Oberösterreich besuchen, entwickeln sie einen starken Zusammenhalt. Das schlägt sich auch in den ausgesprochen guten Ergebnissen und Leistungen nieder, die sie erzielen. Wir setzen also bewusst auf Unterschiede, auf Individualität. Bieten Sie besondere Anreize für Lehrlinge? Ein Prämiensystem, durch das bis zu 30 Prozent Lohnsteigerung möglich ist. Außerdem fahren wir ein Kompetenzentwicklungsprogramm für unsere Lehrlinge, das sich über drei Jahre erstreckt. Jedes Jahr in der letzten Woche vor Weihnachten veranstalten wir eine Projektwoche für Lehrlinge des ersten Lehrjahres, während der sie mit ihren Mentoren, das sind Lehrlinge aus dem vierten Jahrgang der Produktionstechnik, auf den Weg gehen, um selbstständig Kunst, Kultur und Literatur kennenzulernen. Das ist mir sehr wichtig, besonders, dass sie zum Lesen kommen! Dann gibt es noch ein Drei-Jahres-Programm zur Suchtprävention, eine Lernwerkstatt für Leasing-Mitarbeiter, in denen ihnen die Lehrlinge des zweiten Lehrjahres den Betrieb und die Grundlagen des Arbeitens bei Zumtobel näherbringen, bis hin zum gemeinsamen Zusammenbauen einer Lampe, und das Berufsförderungsprogramm, in dem Lehrlinge einmal pro Woche mit behinderten Menschen trainieren, sogar Drehen und Fräsen. Das ist gut für ihr Selbstbewusstsein. Ich lege großen Wert auf soziale und kommunikative Bildung und vor allem Handlungskompetenz. Und: Fehlerkultur! Lernen funktioniert nur dort, wo Emotion dabei ist, und die Beziehung zwischen Lehrling und Ausbildner ist entscheidend. Sehen Sie Unterschiede zu Lehrlingen früher? Die letzten zwei bis drei Jahre ist es deutlich besser geworden, was das Verhalten betrifft. Ich arbeite inzwischen durchaus sorgenfreier. Natürlich gibt es bei so vielen Lehrlingen ab und an Probleme. In diesem Zusammenhang möchte ich das AMS-Lehrlingscoaching erwähnen, das wir bei Bedarf in Anspruch nehmen. Was reizt Sie an Ihrer Arbeit? Der Umgang mit Menschen und dass ich meinen Beitrag zu ihrer Entwicklung leisten kann. Das macht mir am meisten Freude. Zur Person Otto Ulrich Bechter Leiter Zumtobel Ausbildungszentrum Ausbildung und Laufbahn Nach Lehre, Meisterprüfung und Werkmeisterschule nebenberufliches Studium für Wirtschaftsingenieurswesen und MBA in Unternehmensführung. Arbeitete lange Jahre bei Hilti Schaan, zwei davon in China. Seit sieben Jahren als Ausbildungsleiter bei Zumtobel. Zudem Vorsitzender des Landesberufsausbildungsbeirats (LABAB) und des Arbeitskreises Elektrotechnik der Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie. 3 Fragen an: Erwin Mohr Altbürgermeister von Wolfurt und engagierter Jobpate Sie engagieren sich sehr für Lehrlinge. Welche Aktivitäten setzen Sie? Alljährlich im Mai schreibe ich circa 150 Wolfurter Unternehmen mit der Bitte an, mir Lehrstellen oder Stellen für arbeitsuchende Jugendliche bekannt zu geben. Parallel dazu bespreche ich mit den Jugendlichen, welchen Beruf sie ausüben möchten und erläutere ihnen die angebotenen Möglichkeiten. In einzelnen Situationen suche ich auch das Gespräch mit den Eltern und erwarte deren Unterstützung. Im Idealfall gelingt dann eine Vermittlung. Was sind die wesentlichen Herausforderungen bei der Ausbildung von Lehrlingen? Die sehr guten und guten Lehrlinge suchen von sich aus Ausbildungsplätze und kommen bei den Top-Unternehmen unter. Die weniger motivierten Jugendlichen, die meistens auch schulische und soziale Defizite aufweisen, sind viel schwerer bzw. kaum unter - zubringen. Hier muss ein Lehrbetrieb nicht nur das Fachwissen vermitteln, sondern meistens auch diese Defizite wettmachen. Da braucht es Chefs und Ausbildner, die viel Verständnis haben und sich dieser Aufgabe stellen. Und davon gibt es leider zu wenige. Im Sinne sozialer Verantwortung haben prominente Unternehmen aber begonnen, auch schwächere Jugendliche aufzunehmen. Diese Aufgabe kann man nicht nur Kleinbetrieben überlassen! Haben Mädchen und Burschen die gleichen Chancen bei der Wahl eines Lehrberufes? Es gibt geschlechtsspezifische Unterschiede. Mädchen suchen eher Stellen im Büro, Handel, in Sozialberufen und ähnlichem, während Buben vor allem im Handwerks-, Metall-, Elektro- und KFZ-Bereich suchen und hier auch eher unterkommen. Allerdings führt der Mangel an guten männlichen Lehrlingen dazu, dass inzwischen auch qualifizierte Mädchen in letztgenannten Berufsgruppen vermehrt Fuß fassen und sich auch bewähren. Haben Sie Schwierigkeiten bei der Lehrlingssuche? Selbstverständlich. Von unseren derzeit 85 Lehr- Bilden Sie deshalb auch gerne Mädchen aus? Lieblingsfigur in der Geschichte Nein. Wir sind sehr erfolgreich in der Lehrlingssuche und haben keine Probleme, gute es mehr Frauen in der Wirtschaft braucht. Gut lingen sind 20 Prozent weiblich. Ich finde, dass Immanuel Kant Lehrlinge zu finden. Worauf es ankommt, ist ausgebildete Frauen fallen durch den Rost, wenn Wen ich gerne treffen würde die Motivation. Wir fördern durchaus auch sie durch die Familiengründung lange unterbrechen müssen. Da wird viel Potenzial verschwen- Michael Schmidt-Salomon (zeitgenössischer Philosoph und Autor) Schwächere, wir suchen nicht nur die „Überflieger“. Deshalb kann auch jeder bei uns det. Es bräuchte eine viel bessere öffentliche Kulturelle Interessen schnuppern, da gibt es keine Vorselektion. Kinderbetreuung ab drei Jahren und eine Ganztagsschule, wo die Kinder wirklich gut aufgeho- Lesen, vor allem volkswirtschaftliche und philosophische Literatur Wenn sie sich in der zweitägigen Schnupperphase nicht als komplett ungeeignet erweisen, ben sind und ihrer Entwicklung gemäß gefördert Berufswunsch als Kind lade ich sie zu einem persönlichen Gespräch werden. Fischer 4 U - Das Magazin für Unternehmen U - Das Magazin für Unternehmen 5