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SKINHEADS in der Schweiz - Jugendarbeit.ch

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<strong>SKINHEADS</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

September 2000<br />

Eidgenössis<strong>ch</strong>es Justiz- und Polizeidepartement<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


Vorwort<br />

Der vorliegende Beri<strong>ch</strong>t über die Situation <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

reiht si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> vers<strong>ch</strong>iedene ähnli<strong>ch</strong>e Publikationen e<strong>in</strong>. Der Bundesrat befasste si<strong>ch</strong><br />

bereits 1992 angesi<strong>ch</strong>ts <strong>der</strong> Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre stark gestiegenen re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Aktivitäten mit dem Extremismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>. In se<strong>in</strong>em Beri<strong>ch</strong>t hielt er<br />

damals fest, es gebe <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ke<strong>in</strong>en politis<strong>ch</strong> bedeutenden Re<strong>ch</strong>tsextremismus,<br />

h<strong>in</strong>gegen hätten damals Gewaltakte mit vermutetem o<strong>der</strong> erwiesenem<br />

re<strong>ch</strong>tsextremem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>deutig zugenommen. 1<br />

E<strong>in</strong>e vom EJPD <strong>in</strong> Auftrag gegebene historis<strong>ch</strong>-politologis<strong>ch</strong>e Studie kam 1995 zu<br />

ähnli<strong>ch</strong>en S<strong>ch</strong>lüssen. Laut den Verfassern stellt <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tsextremismus "im ausgehenden<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>t e<strong>in</strong> Gefahrenpotenzial für die demokratis<strong>ch</strong>e und pluralistis<strong>ch</strong>e<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft Westeuropas dar, e<strong>in</strong> Gefahrenpotenzial, das <strong>in</strong> Umbru<strong>ch</strong>sund<br />

Krisenzeiten plötzli<strong>ch</strong> aufbre<strong>ch</strong>en und aktiviert werden kann. Aus diesem<br />

Grunde müssen ihm die politis<strong>ch</strong>en Behörden, die Massenmedien und die S<strong>ch</strong>ulen<br />

grösste Aufmerksamkeit s<strong>ch</strong>enken. " 2<br />

Na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>em deutli<strong>ch</strong>en Rückgang <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Vorfälle von 1993 bis 1997<br />

ist nun wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e beunruhigende Verstärkung <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Szene mit<br />

S<strong>ch</strong>werpunkt bei den Sk<strong>in</strong>heads zu beoba<strong>ch</strong>ten. Vers<strong>ch</strong>iedene gravierende Vorfälle<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> letzten Zeit belegen das erhöhte Risiko. Der Vorfall am 1. August 2000<br />

auf dem Rütli, bei dem über 100 Re<strong>ch</strong>tsextreme e<strong>in</strong>e Rede von Bundesrat Villiger<br />

gestört haben, ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>t als e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> ersten öffentli<strong>ch</strong>en Auftritte dieser Art beson<strong>der</strong>s<br />

stossend.<br />

Die Bundespolizei hat als Teil ihres präventiven Auftrags vers<strong>ch</strong>iedentli<strong>ch</strong> und<br />

s<strong>ch</strong>on lange vor dieser Entwicklung gewarnt. Mit dem vorliegenden Beri<strong>ch</strong>t will sie<br />

e<strong>in</strong>e sa<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Darstellung <strong>der</strong> Ereignisse <strong>der</strong> letzten Jahre, die H<strong>in</strong>tergründe und<br />

mögli<strong>ch</strong>e Entwicklungsoptionen darlegen. Glei<strong>ch</strong>zeitig untersu<strong>ch</strong>t e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe<br />

des EJPD Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> Verstärkung <strong>der</strong> bereits getroffenen polizeili<strong>ch</strong>en<br />

Massnahmen und allfällige Verbesserungen <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Rahmenbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Ni<strong>ch</strong>t zuletzt ist aber <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tsextremismus e<strong>in</strong>e Gefahr, dem nur mit e<strong>in</strong>er offenen,<br />

ehrli<strong>ch</strong>en und demokratis<strong>ch</strong>en Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> ganzen Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

begegnet werden kann. Parteien, Kir<strong>ch</strong>en, Verbände, Wirts<strong>ch</strong>aft und Gewerks<strong>ch</strong>aften,<br />

die kulturellen Organisationen und die Medien müssen si<strong>ch</strong> daran<br />

beteiligen und gegenüber extremistis<strong>ch</strong>en Tendenzen e<strong>in</strong>e klare Haltung beziehen.<br />

EIDGENÖSSISCHES JUSTIZ- UND POLIZEIDEPARTEMENT<br />

Urs von Daeniken<br />

Chef Bundespolizei


Inhaltsverzei<strong>ch</strong>nis<br />

ZUSAMMENFASSUNG...............................................................................................2<br />

1. HISTORISCHE ENTWICKLUNG UND AKTUELLE LAGE .......................................5<br />

1.1. <strong>SKINHEADS</strong> ALS JUGENDLICHE SUBKULTUR - ENTSTEHUNG UND ENTWICKLUNG..............5<br />

1.2. ZUR LAGE...................................................................................................................7<br />

2. SELBSTDARSTELLUNG DER <strong>SKINHEADS</strong> .........................................................13<br />

2.1 ZEICHEN, SYMBOLE UND KLEIDER..............................................................................13<br />

2.2. MUSIK ALS VERBINDENDES ELEMENT .........................................................................15<br />

3. BRENNPUNKTE DER SKINHEAD-AKTIVITÄTEN ................................................23<br />

3.1. NATIONALE UND INTERNATIONALE DIREKTKONTAKTE: KONZERTE, VERANSTALTUNGEN.23<br />

3.2. ELEKTRONISCHES NETWORKING UND PROPAGANDA ...................................................26<br />

3.3. POLITISIERUNGSVERSUCHE DER <strong>SKINHEADS</strong> IM RECHTSEXTREMEN UMFELD ................30<br />

4. FALLANALYSEN ...................................................................................................35<br />

4.1 BLOOD & HONOUR....................................................................................................35<br />

4.2. NATIONALE OFFENSIVE (NO).....................................................................................37<br />

5. ERKLÄRUNGSANSÄTZE ......................................................................................41<br />

6. AUSBLICK..............................................................................................................45<br />

7. ANHÄNGE..............................................................................................................47<br />

7.1. RECHTSEXTREME VORFÄLLE 1998 - 2000 .................................................................47<br />

7.2. SCHWEIZERISCHE SKINHEAD-GRUPPEN .....................................................................56<br />

7.3. BEISPIELE VON ZEICHEN UND SYMBOLEN ...................................................................60<br />

7.4. GLOSSAR .................................................................................................................65<br />

8. ANMERKUNGEN.......................................................................................................71


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 3 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Zusammenfassung<br />

Historis<strong>ch</strong>e Entwicklung und aktuelle Lage<br />

Die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung entstand <strong>in</strong> den 60er Jahren <strong>in</strong> Grossbritannien als unpolitis<strong>ch</strong>e<br />

Jugendkultur mit e<strong>in</strong>er eigenen ausgeprägten Musikszene. In den sozial<br />

angespannten 70er Jahren wurde die Bewegung von re<strong>ch</strong>tsextremen Parteien<br />

vere<strong>in</strong>nahmt. Ihr rassistis<strong>ch</strong>es und fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>es Gedankengut wurde über<br />

die Musik au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> ganz Europa und <strong>in</strong> den USA rezipiert. In <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ma<strong>ch</strong>te<br />

sie Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre mit Gewalttaten und fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>en Aktivitäten auf<br />

si<strong>ch</strong> aufmerksam.<br />

Die Sk<strong>in</strong>heads dom<strong>in</strong>ieren immer mehr die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e re<strong>ch</strong>tsextreme Szene.<br />

Sie erhielten 1999/2000 primär <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz grossen Zulauf. Ihr harter<br />

Kern zählt mittlerweile 600 bis 700 Personen. Die Szene hat si<strong>ch</strong> stark verjüngt,<br />

e<strong>in</strong> guter Teil <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads ist no<strong>ch</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährig. Die re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Vorfälle nahmen 1999 - na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er Beruhigung <strong>der</strong> Lage während e<strong>in</strong>iger<br />

Jahre - wie<strong>der</strong> zu und stiegen au<strong>ch</strong> 2000 weiter an. Wie s<strong>ch</strong>on zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre nahm au<strong>ch</strong> die Zahl <strong>der</strong> Übergriffe auf Asylunterkünfte wie<strong>der</strong> zu, 1999 ereigneten<br />

si<strong>ch</strong> elf Ans<strong>ch</strong>läge. Vers<strong>ch</strong>iedene gravierende Vorfälle und Strafverfahren<br />

<strong>der</strong> letzten Zeit zeigen e<strong>in</strong>e zunehmende Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft und stehen für das<br />

erhöhte Risiko für die <strong>in</strong>nere Si<strong>ch</strong>erheit <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>.<br />

Selbstdarstellung <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads<br />

Die Sk<strong>in</strong>head grenzen si<strong>ch</strong> mit e<strong>in</strong>er Reihe von Zei<strong>ch</strong>en gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> ab. Ihre<br />

Symbole s<strong>in</strong>d mythologis<strong>ch</strong> aufgeladen und nur E<strong>in</strong>geweihten bekannt. Beson<strong>der</strong>s<br />

auffällig s<strong>in</strong>d Kleidung und Haars<strong>ch</strong>nitt. Von dieser Zei<strong>ch</strong>enspra<strong>ch</strong>e s<strong>in</strong>d au<strong>ch</strong> die<br />

Gruppenembleme, Flugblätter, Zeits<strong>ch</strong>riften, Graffiti usw. geprägt.<br />

E<strong>in</strong> zentrales Element <strong>der</strong> Selbstdarstellung ist <strong>der</strong> eigene Musikstil mit harten und<br />

aggressiven Rhythmen. Die Musik ist e<strong>in</strong> wi<strong>ch</strong>tiges verb<strong>in</strong>dendes Element <strong>der</strong><br />

Subkultur und spielt deshalb e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung und Verfestigung<br />

<strong>der</strong> Gruppen. Sie bietet damit au<strong>ch</strong> Zugang zu Ideologie und Weltbild <strong>der</strong><br />

Sk<strong>in</strong>heads. Sie kann heute als eigenständige Musikri<strong>ch</strong>tung angesehen werden.<br />

Obs<strong>ch</strong>on die Musikszene au<strong>ch</strong> unpolitis<strong>ch</strong>e Formen kennt, spri<strong>ch</strong>t sie mehrheitli<strong>ch</strong><br />

mit ihren Texten fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e und rassistis<strong>ch</strong>e Fe<strong>in</strong>dbil<strong>der</strong> an. Au<strong>ch</strong> wird<br />

dur<strong>ch</strong> sie na<strong>ch</strong> Me<strong>in</strong>ung von Experten die Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft erhöht. Für die Rekrutierung<br />

von Jugendli<strong>ch</strong>en gilt die Sk<strong>in</strong>head-Musik als eigentli<strong>ch</strong>e "E<strong>in</strong>stiegsdroge".<br />

Re<strong>ch</strong>tsextreme Gruppierungen und Parteien su<strong>ch</strong>en die Musik deshalb für ihre<br />

Zwecke zu <strong>in</strong>strumentalisieren.<br />

Brennpunkte <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Aktivitäten<br />

Der szenen<strong>in</strong>terne Umlauf von Informationen erfolgt grundsätzli<strong>ch</strong> auf zwei Ebenen.<br />

E<strong>in</strong>erseits auf <strong>der</strong> Ebene <strong>in</strong>terner Netzwerke (persönli<strong>ch</strong>e Kontakte, Organisationsmitglieds<strong>ch</strong>aft,<br />

<strong>in</strong>terne Medien, Koord<strong>in</strong>ation von Gruppen), an<strong>der</strong>erseits auf<br />

jener externer Netzwerke (Internet, Fanz<strong>in</strong>es usw.). Das <strong>in</strong>terne Netzwerk bildet<br />

dabei die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Basis für Kommunikation und Informationsaustaus<strong>ch</strong>.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 4 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Sk<strong>in</strong>heads s<strong>in</strong>d au<strong>ch</strong> sehr mobil: <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Sk<strong>in</strong>heads besu<strong>ch</strong>en Treffen und Konzerte<br />

speziell im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Ausland und umgekehrt. Die Zahl <strong>der</strong> Veranstaltungen<br />

hat <strong>in</strong> den letzten Jahren stetig zugenommen.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Gruppierungen haben au<strong>ch</strong> begonnen, die neuen Informationste<strong>ch</strong>nologien<br />

sehr aktiv zu vers<strong>ch</strong>iedenen Zwecken zu benutzen, so als s<strong>ch</strong>nelles und konspiratives<br />

Kommunikationsmittel, als Mittel, um den Gruppenzusammenhalt und<br />

die Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft zu stärken, als Vertriebskanal für re<strong>ch</strong>tsextreme Musik und Publikationen<br />

und ni<strong>ch</strong>t zuletzt als e<strong>in</strong>e Art nie<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>wellige E<strong>in</strong>stiegsmögli<strong>ch</strong>keit für<br />

Aussenstehende.<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts des re<strong>ch</strong>tsextremen Gedankenguts <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads stellt si<strong>ch</strong> die Frage,<br />

wieweit si<strong>ch</strong> diese Form <strong>der</strong> jugendli<strong>ch</strong>en Subkultur von re<strong>ch</strong>tsextremen politis<strong>ch</strong>en<br />

und <strong>in</strong>tellektuellen Gruppierungen vere<strong>in</strong>nahmen lässt. In Deuts<strong>ch</strong>land weisen Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass re<strong>ch</strong>tsextreme politis<strong>ch</strong>e Organisationen si<strong>ch</strong> um<br />

gewalttätige Jugendkreise als Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>spotenzial bemühen. Da es bis anh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ke<strong>in</strong>e eigentli<strong>ch</strong>e, explizit neonazistis<strong>ch</strong>e Partei wie etwa <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land<br />

gibt (NPD, DVU), s<strong>in</strong>d die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads weit politis<strong>ch</strong>er als <strong>in</strong><br />

den Na<strong>ch</strong>barlän<strong>der</strong>n und su<strong>ch</strong>ten s<strong>ch</strong>on Ende <strong>der</strong> 80er Jahre na<strong>ch</strong> tragenden<br />

Strukturen. Na<strong>ch</strong>dem vers<strong>ch</strong>iedene Bewegungen s<strong>ch</strong>eiterten, gibt es heute erneut<br />

Indizien für e<strong>in</strong>e Neopolitisierung <strong>der</strong> Szene.<br />

Erklärungsansätze<br />

Die Ursa<strong>ch</strong>en rassistis<strong>ch</strong> und auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong> motivierter Gewalttaten von Sk<strong>in</strong>heads<br />

s<strong>in</strong>d viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tig. Erste Erkenntnisse weisen darauf h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en aus e<strong>in</strong>em unauffälligen sozialen Umfeld stammt. Für <strong>der</strong>en Beweggründe,<br />

si<strong>ch</strong> diesen Gruppen anzus<strong>ch</strong>liessen, gibt es zwei Erklärungsansätze,<br />

wel<strong>ch</strong>e unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Aspekte <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund rücken: Die sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e<br />

Si<strong>ch</strong>t betra<strong>ch</strong>tet die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung vorrangig als jugendkulturelles Problem<br />

und erklärt die re<strong>ch</strong>tsextreme Spra<strong>ch</strong>e und Symbolik als bewussten Tabubru<strong>ch</strong>.<br />

Dagegen argumentiert die politologis<strong>ch</strong>e Analyse, dass si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> den Aktionen<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads die vorherrs<strong>ch</strong>enden politis<strong>ch</strong>en und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln und diese als "konforme Rebellen" dem Re<strong>ch</strong>tsextremismus<br />

und Neonazismus Vors<strong>ch</strong>ub leisten. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gilt es au<strong>ch</strong> die Medienwirkungen<br />

auf die jugendli<strong>ch</strong>e "Subkultur" zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Ausblick<br />

Insgesamt ist die Situation heute im Berei<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tsextremismus allgeme<strong>in</strong> und im<br />

Speziellen die Sk<strong>in</strong>heads betreffend ni<strong>ch</strong>t als grosse Gefahr für die nationale Si<strong>ch</strong>erheit<br />

e<strong>in</strong>zustufen. Kurz-, mittel- und langfristig geben allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige Entwicklungen<br />

Anlass zur Sorge und erhöhter Wa<strong>ch</strong>samkeit. So ist kurzfristig mit e<strong>in</strong>er<br />

weiteren Zunahme <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> zu re<strong>ch</strong>nen.<br />

Au<strong>ch</strong> steigt das Gewaltpotenzial <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene. Mittelfristig könnte si<strong>ch</strong><br />

e<strong>in</strong>e Führerfigur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene etablieren, und re<strong>ch</strong>tsextreme Parteien<br />

könnten die Sk<strong>in</strong>heads weiter politisieren. Langfristig ist ni<strong>ch</strong>t auszus<strong>ch</strong>liessen,<br />

dass si<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e eigentli<strong>ch</strong>e re<strong>ch</strong>tsextreme virtuelle Gegenöffentli<strong>ch</strong>keit etabliert, die<br />

zu e<strong>in</strong>em Anwa<strong>ch</strong>sen <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Akzeptanz extremistis<strong>ch</strong>er Auffassungen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Bevölkerung führen könnte.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 5 -<br />

__________________________________________________________________<br />

1. Historis<strong>ch</strong>e Entwicklung und aktuelle Lage<br />

1.1. Sk<strong>in</strong>heads als jugendli<strong>ch</strong>e Subkultur -<br />

Entstehung und Entwicklung<br />

Die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung entstand <strong>in</strong> den 60er Jahren <strong>in</strong> Grossbritannien als unpolitis<strong>ch</strong>e<br />

Jugendkultur mit e<strong>in</strong>er eigenen ausgeprägten Musikszene. In den sozial<br />

angespannten 70er Jahren wurde die Bewegung von re<strong>ch</strong>tsextremen Parteien<br />

vere<strong>in</strong>nahmt. Ihr rassistis<strong>ch</strong>es und fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>es Gedankengut wurde über<br />

die Musik au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> ganz Europa und <strong>in</strong> den USA rezipiert. In <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ma<strong>ch</strong>te<br />

sie Mitte <strong>der</strong> 80er Jahre mit Gewalttaten und fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>en Aktivitäten auf<br />

si<strong>ch</strong> aufmerksam; die Sk<strong>in</strong>heads wurden jedo<strong>ch</strong> erst Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre als<br />

politis<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Bewegung bewusst wahrgenommen.<br />

Die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung hat ihre Wurzeln <strong>in</strong> Grossbritannien. Sie entwickelte si<strong>ch</strong><br />

dort Ende <strong>der</strong> 60er Jahre aus vers<strong>ch</strong>iedenen Vorläufern als e<strong>in</strong>e zunä<strong>ch</strong>st unpolitis<strong>ch</strong>e<br />

Subkultur, die si<strong>ch</strong> vor<br />

allem für aggressive Rockmusik<br />

begeisterte und <strong>in</strong> den<br />

Fussballstadien dur<strong>ch</strong> Gewalt<br />

auf si<strong>ch</strong> aufmerksam ma<strong>ch</strong>te.<br />

Die Jugendli<strong>ch</strong>en fühlten si<strong>ch</strong><br />

als Protestbewegung gegen<br />

die etablierte Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

und die sozialen Verhältnisse<br />

und re<strong>ch</strong>neten si<strong>ch</strong> selbst <strong>der</strong><br />

Arbeiterklasse zu. Rassistis<strong>ch</strong>es<br />

Gedankengut stand zu<br />

diesem Zeitpunkt no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

im Vor<strong>der</strong>grund. So gab es<br />

e<strong>in</strong> dur<strong>ch</strong>aus freundli<strong>ch</strong>es und<br />

im eigentli<strong>ch</strong>en S<strong>in</strong>ne multikulturelles<br />

Verhältnis zwis<strong>ch</strong>en<br />

den so genannten<br />

Hard Mods, die den Arbeiterkult<br />

pflegten, und den Rude<br />

Boys - Jugendli<strong>ch</strong>e, die aus<br />

Jamaika und an<strong>der</strong>en karibis<strong>ch</strong>en<br />

Inseln na<strong>ch</strong> Grossbritannien<br />

kamen und <strong>der</strong>en<br />

Musikstil au<strong>ch</strong> die Sk<strong>in</strong>head-<br />

Musik prägte.<br />

Mit <strong>der</strong> Vers<strong>ch</strong>ärfung <strong>der</strong> sozialen<br />

Probleme (Rationalisierung,<br />

Arbeitsplatzabbau) <strong>in</strong><br />

den britis<strong>ch</strong>en Grossstädten <strong>in</strong><br />

Titelbild e<strong>in</strong>er Ausgabe des Fanz<strong>in</strong>es "Der Totens<strong>ch</strong>läger"<br />

(November 1991).<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 6 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

den 70er Jahren wurde die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung politisiert. Massgebli<strong>ch</strong>en Anteil<br />

daran hatte die re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e britis<strong>ch</strong>e National Front (NF), die zunehmend<br />

Sk<strong>in</strong>heads und Hooligans für si<strong>ch</strong> zu gew<strong>in</strong>nen su<strong>ch</strong>te. Neonazis, wie <strong>der</strong> 1993<br />

verstorbene Ian Stuart Donaldson, gewannen an Bedeutung und nutzten die Musik,<br />

um unter dem Slogan "White Power" e<strong>in</strong>en paneuropäis<strong>ch</strong> verstandenen Rassismus<br />

mit starken Anklängen an den historis<strong>ch</strong>en Nationalsozialismus zu verbreiten.<br />

Ihre politis<strong>ch</strong>e E<strong>in</strong>stellung ist geprägt von e<strong>in</strong>em übersteigerten Nationalbewusstse<strong>in</strong><br />

und Fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>keit. In so genannten Fanz<strong>in</strong>es (Zeits<strong>ch</strong>riften)<br />

und <strong>in</strong> Liedtexten werden diese politis<strong>ch</strong>en Themen behandelt.<br />

Bis heute existieren zwar Gegenri<strong>ch</strong>tungen, etwa die so genannten<br />

S.H.A.R.P.s / Sk<strong>in</strong>Heads Aga<strong>in</strong>st Racial Prejudice o<strong>der</strong> die Redsk<strong>in</strong>s, die si<strong>ch</strong> bewusst<br />

auf ihren multikulturellen Ursprung berufen. Do<strong>ch</strong> setzten si<strong>ch</strong> diese ni<strong>ch</strong>t<br />

gegen den re<strong>ch</strong>tsextremen Haupttrend dur<strong>ch</strong>.<br />

Die britis<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Bewegung fand dank ihrem musikalis<strong>ch</strong>en Stil und <strong>der</strong><br />

re<strong>ch</strong>tsextremen ideologis<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft Anfang <strong>der</strong> 80er Jahre au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> ganz Europa<br />

und <strong>in</strong> den USA Anhänger. Europaweite Vertriebsstrukturen und Konzerte<br />

e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägiger Musiker s<strong>ch</strong>ufen die Grundlagen für die Ausbreitung <strong>der</strong> Szene. Über<br />

die Musik kam es au<strong>ch</strong> zu Kontakten mit neofas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Organisationen <strong>in</strong> den<br />

USA wie die White Aryan Resistance, dem Ku-Klux-Klan o<strong>der</strong> <strong>der</strong> NSDAP-AO.<br />

In Deuts<strong>ch</strong>land fasste die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung zunä<strong>ch</strong>st im Umfeld <strong>der</strong> Fussball-<br />

Hooligan-Szene Fuss, wobei <strong>in</strong> <strong>der</strong> damaligen DDR s<strong>ch</strong>on früh au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e antikommunistis<strong>ch</strong>e<br />

politis<strong>ch</strong>e Ausri<strong>ch</strong>tung aufgenommen und übernommen wurde.<br />

Seit Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre wird die Sk<strong>in</strong>head-Szene von re<strong>ch</strong>tsextremen Gruppen<br />

dom<strong>in</strong>iert. Laut dem deuts<strong>ch</strong>en Bundesamt für Verfassungss<strong>ch</strong>utz ist sie die stärkste<br />

Gruppe des auf 9'000 Personen ges<strong>ch</strong>ätzten Potenzials "subkulturell geprägter<br />

und sonstigen gewaltbereiten Re<strong>ch</strong>tsextremisten". Das S<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>t ihrer Aktivitäten<br />

liegt <strong>in</strong> den neuen Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

Die Sk<strong>in</strong>head-Szene <strong>in</strong> Österrei<strong>ch</strong> formierte si<strong>ch</strong> ursprüngli<strong>ch</strong> Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre<br />

im Tirol. Na<strong>ch</strong> Erkenntnissen <strong>der</strong> Behörden beg<strong>in</strong>nt sie si<strong>ch</strong> mehr und mehr <strong>in</strong> den<br />

übrigen ländli<strong>ch</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n auszubreiten. Die Szene hat gute Kontakte<br />

na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land, <strong>in</strong> die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> und na<strong>ch</strong> Ungarn.<br />

In <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ma<strong>ch</strong>ten seit 1985 militante Sk<strong>in</strong>heads dur<strong>ch</strong> fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e<br />

Aktivitäten und Gewalttaten auf si<strong>ch</strong> aufmerksam. Aktionss<strong>ch</strong>werpunkte waren die<br />

Kantone Basel-Stadt, Aargau, Bern und Züri<strong>ch</strong>. Diese Aktivitäten wurden bereits <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em frühen Stadium vom Staatss<strong>ch</strong>utz erfasst. E<strong>in</strong>e konkrete politis<strong>ch</strong>e Ausri<strong>ch</strong>tung<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads war damals ni<strong>ch</strong>t zu erkennen. H<strong>in</strong>gegen bestanden Kontakte<br />

e<strong>in</strong>zelner Exponenten zu neonazistis<strong>ch</strong>en Kreisen.<br />

Als politis<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Bewegung wurden die Sk<strong>in</strong>heads erst Anfang <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre wahrgenommen. Bis dah<strong>in</strong> organisierten si<strong>ch</strong> die gewaltbereiten Re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

s<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>tig ausserhalb <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene, etwa <strong>in</strong> <strong>der</strong> "Fronten-<br />

Bewegung". Die (neo-)nazistis<strong>ch</strong>e Indoktr<strong>in</strong>ierung <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads nahm jedo<strong>ch</strong><br />

mehr und mehr zu, was si<strong>ch</strong> unter an<strong>der</strong>em an <strong>der</strong> Übernahme von nazistis<strong>ch</strong>en<br />

Symbolen zeigte. Parallel dazu akzentuierte si<strong>ch</strong> die Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft <strong>in</strong> immer<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 7 -<br />

__________________________________________________________________<br />

grösseren Sk<strong>in</strong>head-Kreisen. Im Ausland wurden die Sk<strong>in</strong>heads zu diesem Zeitpunkt<br />

von den Staatss<strong>ch</strong>utzbehörden bereits <strong>in</strong>tensiv beoba<strong>ch</strong>tet.<br />

Die politis<strong>ch</strong> motivierten Gewalttätigkeiten <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene nahmen <strong>in</strong> den folgenden<br />

Jahren massiv zu. Seit 1993 stehen die Sk<strong>in</strong>heads als Gruppierung, bei<br />

<strong>der</strong> "<strong>der</strong> konkrete Verda<strong>ch</strong>t besteht, die <strong>in</strong>nere und äussere Si<strong>ch</strong>erheit" zu gefährden<br />

(BWIS Art. 11, Abs. 2), unter Beoba<strong>ch</strong>tung. Die Bundespolizei hat <strong>in</strong> ihren<br />

Staatss<strong>ch</strong>utzberi<strong>ch</strong>ten regelmässig über die Sk<strong>in</strong>head-Szene beri<strong>ch</strong>tet und <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit den Kantonen die präventiven Massnahmen verstärkt.<br />

1.2. Zur Lage<br />

Die Sk<strong>in</strong>heads dom<strong>in</strong>ieren immer mehr die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e re<strong>ch</strong>tsextreme Szene.<br />

Sie erhielten 1999/2000 primär <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz starken Zulauf, ihr harter<br />

Kern zählt mittlerweile 600 bis 700 Personen. Die Szene hat si<strong>ch</strong> stark verjüngt,<br />

e<strong>in</strong> guter Teil <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads ist no<strong>ch</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährig. Die re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Vorfälle nahmen 1999 - na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er Beruhigung <strong>der</strong> Lage während e<strong>in</strong>iger<br />

Jahre - wie<strong>der</strong> zu und stiegen au<strong>ch</strong> 2000 weiter an. Wie s<strong>ch</strong>on zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre nahm au<strong>ch</strong> die Zahl <strong>der</strong> Übergriffe auf Asylunterkünfte wie<strong>der</strong> zu, 1999 ereigneten<br />

si<strong>ch</strong> elf Ans<strong>ch</strong>läge. Vers<strong>ch</strong>iedene gravierende Vorfälle und Strafverfahren<br />

<strong>der</strong> letzten Zeit, so die genannten Ans<strong>ch</strong>läge auf Asylunterkünfte, <strong>der</strong> Überfall mit<br />

Sturmgewehren auf e<strong>in</strong>e von L<strong>in</strong>ksautonomen bewohnte Liegens<strong>ch</strong>aft <strong>in</strong> Bern, die<br />

Bes<strong>ch</strong>lagnahmung selbst gefertigter Sprengkörper o<strong>der</strong> Todesdrohungen gegen<br />

Abwei<strong>ch</strong>ler und politis<strong>ch</strong>e Gegner im Internet, zeigen e<strong>in</strong>e zunehmende Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft<br />

und stehen für das erhöhte Risiko für die <strong>in</strong>nere Si<strong>ch</strong>erheit <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>.<br />

Aktuelle Entwicklung <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene<br />

1999 und 2000 erhielt die re<strong>ch</strong>tsextreme Szene primär <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz Zulauf.<br />

Der harte Kern re<strong>ch</strong>tsextremer Sk<strong>in</strong>heads zählt mittlerweile etwa 600 bis 700<br />

Personen. Das Wie<strong>der</strong>ansteigen <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads ist zum Teil auf e<strong>in</strong>en<br />

Generationenwe<strong>ch</strong>sel und e<strong>in</strong>en Na<strong>ch</strong>zug sehr junger Mitglie<strong>der</strong> unter an<strong>der</strong>em<br />

aus <strong>der</strong> Hooligan-Szene zurückzuführen. Häufig ist au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Direkte<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong> die<br />

Szene über den Besu<strong>ch</strong> von Sk<strong>in</strong>head-Konzerten und -Festen. E<strong>in</strong>e weitere wi<strong>ch</strong>tige<br />

Rekrutierungsplattform bildet das Internet. Die Sk<strong>in</strong>head-Szene hat si<strong>ch</strong> stark<br />

verjüngt (S<strong>ch</strong>werpunkt bildet die Altersgruppe von 16 bis etwa 22 Jahre), e<strong>in</strong> guter<br />

Teil <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads ist damit no<strong>ch</strong> m<strong>in</strong><strong>der</strong>jährig. Sk<strong>in</strong>heads s<strong>in</strong>d<br />

mehrheitli<strong>ch</strong> männli<strong>ch</strong>, wenn au<strong>ch</strong> die Hauptverantwortli<strong>ch</strong>en bei zwei Ans<strong>ch</strong>lägen<br />

gegen Asylunterkünfte im ersten Halbjahr 2000 Frauen waren.<br />

Zugenommen hat au<strong>ch</strong> die Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft. So s<strong>in</strong>d Exponenten <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Szene immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> Strafverfahren verwickelt, sei es wegen Übergriffen<br />

auf "Fremde" o<strong>der</strong> "L<strong>in</strong>ke" o<strong>der</strong> Verstössen gegen das Waffengesetz. Si<strong>ch</strong>erstellungen<br />

von S<strong>ch</strong>usswaffen und Sprengstoff s<strong>in</strong>d häufiger geworden.<br />

Über die soziale Herkunft <strong>der</strong> jungen Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> liegen bis heute<br />

ke<strong>in</strong>e gesi<strong>ch</strong>erten Untersu<strong>ch</strong>ungsergebnisse vor. Die meist männli<strong>ch</strong>en Jugendli-<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 8 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

<strong>ch</strong>en stammen meist aus ländli<strong>ch</strong>er o<strong>der</strong> kle<strong>in</strong>städtis<strong>ch</strong>er Umgebung. Mehrheitli<strong>ch</strong><br />

s<strong>in</strong>d sie <strong>in</strong> handwerkli<strong>ch</strong>en Berufen tätig, nur wenige s<strong>in</strong>d arbeitslos.<br />

Vorfälle<br />

Re<strong>ch</strong>tsextremismus <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>: Vorfälle / Mitglie<strong>der</strong>zahlen<br />

1988-2000<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1988<br />

1989<br />

1990<br />

1991<br />

1992<br />

1993<br />

1994<br />

1995<br />

1996<br />

1997<br />

1998<br />

1999<br />

2000<br />

Zahlen 2000 ho<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>net (57 Vorfälle bis 20.8.00)<br />

nur <strong>der</strong> Bundespolizei gemeldete Vorfälle, ohne S<strong>ch</strong>mierereien<br />

Entwicklung <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Vorfälle und <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>.<br />

800<br />

700<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

0<br />

VorfälleTotal<br />

Die Organisationen <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads und zugewandter Gruppierungen<br />

s<strong>in</strong>d breit gestreut und weitgehend konspirativ organisiert. Neben zwei si<strong>ch</strong><br />

konkurrierenden Da<strong>ch</strong>organisationen (SHS und Blood & Honour) gibt es e<strong>in</strong>e Vielzahl<br />

von kle<strong>in</strong>eren Bewegungen (Siehe Anhang 7.2. <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-<br />

Gruppen). Auf lokaler Ebene än<strong>der</strong>t si<strong>ch</strong> die Zusammensetzung <strong>der</strong> Gruppen häufig:<br />

E<strong>in</strong>erseits kommt es laufend zu Neugründungen, an<strong>der</strong>erseits werden Gruppen<br />

als Folge <strong>in</strong>terner Konflikte und Neuausri<strong>ch</strong>tungen aufgelöst. Oftmals ges<strong>ch</strong>ieht<br />

dies au<strong>ch</strong>, um dem Druck <strong>der</strong> Ermittlungsbehörden zu entgehen. In <strong>der</strong> Wests<strong>ch</strong>weiz<br />

s<strong>in</strong>d weniger Aktivitäten zu verzei<strong>ch</strong>nen, allerd<strong>in</strong>gs bestehen au<strong>ch</strong> dort<br />

Sk<strong>in</strong>head-Netzwerke (z.B. im Raum Neuenburg und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Waadt). Im Tess<strong>in</strong> bestehen<br />

ke<strong>in</strong>e erkennbaren Organisationsstrukturen, die Sk<strong>in</strong>heads beteiligen si<strong>ch</strong><br />

jedo<strong>ch</strong> an den Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz und <strong>in</strong> Italien. In <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Szene konnte si<strong>ch</strong> bis heute ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> anerkannte Führerfigur<br />

dur<strong>ch</strong>setzen.<br />

Mitglie<strong>der</strong><br />

Mitglie<strong>der</strong> (ges<strong>ch</strong>ätzt)<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 9 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Sk<strong>in</strong>head-Gruppierungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

S H S<br />

SCHWEI-<br />

ZERISCHE<br />

HAMMERSKINS<br />

ca. 70<br />

NAO<br />

NATIONALE<br />

Aufbau Organisation<br />

ca. 20<br />

TOTAL<br />

CA.<br />

600-<br />

700<br />

B&H<br />

BLOOD<br />

&<br />

HONOUR<br />

ca. 50<br />

NO<br />

MS<br />

NIS<br />

Nationale<br />

Offensive<br />

Morgenstern<br />

Nationale<br />

Initiative<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

POF<br />

Patriotis<strong>ch</strong>er<br />

Ost Flügel<br />

KBO<br />

Kamerads<strong>ch</strong>aftsbund<br />

Osts<strong>ch</strong>weiz<br />

ROMAN-<br />

DIE<br />

HAMMER-<br />

SKINS<br />

SKIN-<br />

HEADS<br />

TES-<br />

SIN<br />

Diverse<br />

Kle<strong>in</strong>-<br />

Gruppen<br />

ca.<br />

30<br />

ca.<br />

30<br />

ca.<br />

50<br />

ca.<br />

50<br />

ca.<br />

10<br />

ca.<br />

30<br />

ca.<br />

20<br />

250-<br />

350<br />

Beispiele e<strong>in</strong>iger Kle<strong>in</strong>gruppen:<br />

Aris<strong>ch</strong>e Aktion Bern - Patriotis<strong>ch</strong>e Jugend W<strong>in</strong>terthur - Volkssturm Unterland -<br />

Re<strong>ch</strong>te <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Jugend- Heimatbewegung - <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Rei<strong>ch</strong>spatrioten - Bootboycrew<br />

- Neue Patriotis<strong>ch</strong>e Front - Ombre Nere - Rhe<strong>in</strong>-Front usw.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 10 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Die Sk<strong>in</strong>head-Szene handelt mit grossen Mengen re<strong>ch</strong>tsextremen S<strong>ch</strong>riftgutes und<br />

re<strong>ch</strong>tsextremer Tonträger. Die Verbreitung von fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>em, neonazistis<strong>ch</strong>em<br />

und die Gewalt befürwortendem Propagandamaterial hat <strong>in</strong> den vergangenen<br />

drei Jahren drastis<strong>ch</strong> zugenommen. Zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> vermehrten Propaganda<br />

und Versammlungsaktivitäten sowie <strong>der</strong> zunehmenden Zahl an Delikten ist e<strong>in</strong> Zusammenhang<br />

zu vermuten.<br />

Die ursprüngli<strong>ch</strong> eher apolitis<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Szene ist im Begriff, stärker politisiert<br />

und ideologisiert zu werden. Zunehmend s<strong>ch</strong>liessen si<strong>ch</strong> führende und gewaltbereite<br />

Exponenten <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene re<strong>ch</strong>tsextremen Neonazi-Zirkeln mit höherem<br />

<strong>in</strong>tellektuellem Niveau an, wie <strong>der</strong> Avalon-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft, die e<strong>in</strong>e Rolle als<br />

ideologis<strong>ch</strong>e Führers<strong>ch</strong>aft anzustreben s<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>en.<br />

E<strong>in</strong>e neue Entwicklung s<strong>in</strong>d Versu<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Aktivierung und <strong>in</strong>ternationalen<br />

Integration <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads von Deuts<strong>ch</strong>land aus. Die vom<br />

deuts<strong>ch</strong>en Verfassungss<strong>ch</strong>utz als re<strong>ch</strong>tsextrem e<strong>in</strong>gestufte Nationaldemokratis<strong>ch</strong>e<br />

Partei Deuts<strong>ch</strong>lands (NPD) plant e<strong>in</strong>e Parteigründung <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> und hat si<strong>ch</strong><br />

Ende 1999 bei <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tslage für e<strong>in</strong><br />

sol<strong>ch</strong>es Vorgehen erkundigt. Im April 2000 wurde <strong>in</strong> Bern e<strong>in</strong>e Nationale Partei <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (NPS) gegründet. Die NPS sieht si<strong>ch</strong> laut eigenen Angaben als s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er<br />

Anknüpfungspunkt für die NPD. Trotz e<strong>in</strong>er <strong>in</strong> den Medien verbreiteten<br />

Auflösungserklärung ist die NPS immer no<strong>ch</strong> aktiv und su<strong>ch</strong>t weiterh<strong>in</strong> den Kontakt<br />

zur NPD. Bereits früher hatte es regelmässige Kontakte zwis<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en<br />

Re<strong>ch</strong>tsextremen und deuts<strong>ch</strong>en Neonazis mit NPD-Bezügen gegeben. Gegen e<strong>in</strong><br />

deuts<strong>ch</strong>es NPD-Mitglied, das Anfang 2000 als "Son<strong>der</strong>beauftragter für die<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>" wirkte, wurde e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reisesperre verhängt, um weitere Koord<strong>in</strong>ationsaktivitäten<br />

zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.<br />

Seit Jahren bestehen <strong>in</strong>tensive Auslandkontakte <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene. <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er<br />

Sk<strong>in</strong>heads nehmen regelmässig an Treffen und Konzerten speziell im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen<br />

Ausland teil, und an s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Treffen s<strong>in</strong>d meistens ausländis<strong>ch</strong>e<br />

Sk<strong>in</strong>heads anwesend. Die Kontakte rei<strong>ch</strong>en aber über die umliegenden Län<strong>der</strong><br />

h<strong>in</strong>aus bis na<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>weden. Beziehungen bestehen ebenfalls zu re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Gruppierungen <strong>in</strong> vers<strong>ch</strong>iedenen Län<strong>der</strong>n des ehemaligen Ostblocks.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Gewalt bis Ende August 2000<br />

Na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er Rekordzahl von Ans<strong>ch</strong>lägen gegen Unterkünfte von Asylbewerbern und<br />

weiteren re<strong>ch</strong>tsextremen Gewalttaten <strong>in</strong> den Jahren 1991 und 1992 hatte si<strong>ch</strong> die<br />

Lage im Berei<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tsextremismus - au<strong>ch</strong> europaweit - für mehrere Jahre beruhigt.<br />

In e<strong>in</strong>igen Na<strong>ch</strong>barlän<strong>der</strong>n steigt die Zahl e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägiger Delikte seit 1997<br />

erstmals wie<strong>der</strong> an. Seit Ende 1998 ist au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> e<strong>in</strong>e starke Zunahme<br />

<strong>der</strong> Vorfälle zu verzei<strong>ch</strong>nen. Die Übergriffe auf Asylbewerberunterkünfte verdreifa<strong>ch</strong>ten<br />

si<strong>ch</strong> 1999 gegenüber dem Vorjahr und errei<strong>ch</strong>ten mit elf Vorfällen den<br />

hö<strong>ch</strong>sten Stand seit 1992. Nebst den Gewaltakten gegen Asylbewerberunterkünfte<br />

beg<strong>in</strong>gen Sk<strong>in</strong>heads e<strong>in</strong>e beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Zahl von auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>en Übergriffen.<br />

Im ersten Halbjahr 2000 wurden dur<strong>ch</strong> Angehörige <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene drei An-<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 11 -<br />

__________________________________________________________________<br />

s<strong>ch</strong>läge auf Asylbewerberunterkünfte verübt. Exponenten <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Szene s<strong>in</strong>d au<strong>ch</strong> immer wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> weitere gewaltsame Zwis<strong>ch</strong>enfälle verwickelt.<br />

So kam es im Frühjahr<br />

2000 zur Si<strong>ch</strong>erstellung<br />

von 20 selbst gefertigten<br />

Sprengkörpern und<br />

e<strong>in</strong>em grossen Waffenarsenal<br />

zweier Führungsmitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong><br />

Sk<strong>in</strong>head-Gruppe Nationale<br />

Offensive. Am<br />

10. Juli 2000 überfiel<br />

e<strong>in</strong>e Gruppe Sk<strong>in</strong>heads<br />

mit Sturmgewehren e<strong>in</strong>e<br />

von L<strong>in</strong>ksautonomen<br />

und Punks bewohnte<br />

Liegens<strong>ch</strong>aft <strong>in</strong><br />

Bern. Si<strong>ch</strong>erstellungen<br />

Anlässli<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung bei e<strong>in</strong>em Sk<strong>in</strong>head im Frühjahr<br />

2000 von <strong>der</strong> Bundesanwalts<strong>ch</strong>aft bes<strong>ch</strong>lagnahmtes S<strong>ch</strong>usswaffenarsenal<br />

(Bild: Bundespolizei).<br />

von S<strong>ch</strong>usswaffen und Sprengstoff s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> letzter Zeit allgeme<strong>in</strong> häufiger geworden.<br />

Insgesamt ereigneten si<strong>ch</strong> bis Ende August 2000 gegen 60 dur<strong>ch</strong> Sk<strong>in</strong>heads<br />

o<strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Szene ausgelöste Vorfälle. E<strong>in</strong>e detaillierte<br />

Übersi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> Vorfälle von 1998 bis 2000 ist im Anhang 7.1. enthalten.<br />

Neues Selbstbewusstse<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene: Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

Zu e<strong>in</strong>em eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Katalysator <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en<br />

Diskussion wurde <strong>der</strong><br />

Aufmars<strong>ch</strong> von 100 bis<br />

120 Re<strong>ch</strong>tsextremen auf<br />

dem Rütli und die Störung<br />

<strong>der</strong> 1.-August-Rede<br />

von Bundesrat Kaspar Villiger.<br />

Sol<strong>ch</strong>e öffentli<strong>ch</strong>en<br />

Auftritte von Re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

stellen glei<strong>ch</strong>sam<br />

e<strong>in</strong>en Paradigmawe<strong>ch</strong>sel<br />

dar. Sie verlassen damit<br />

bewusst die Konspiration<br />

und su<strong>ch</strong>en aus e<strong>in</strong>em<br />

neuen Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />

heraus die Öffentli<strong>ch</strong>keit<br />

und damit au<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>e<br />

Wirkung. E<strong>in</strong> weiteres<br />

Zei<strong>ch</strong>en dieses neuen<br />

Selbstbewusstse<strong>in</strong>s ist <strong>der</strong><br />

öffentli<strong>ch</strong>e Vors<strong>ch</strong>lag des<br />

Sk<strong>in</strong>heads anlässli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> 1.-August-Feier 2000 auf dem Rütli<br />

(Bild: Andreas Meier SPB).<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 12 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Präsidenten <strong>der</strong> Avalon-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft von Ende August 2000, als Gegenleistung<br />

für e<strong>in</strong>en Freiraum für rassistis<strong>ch</strong>es Denken und Handeln e<strong>in</strong>en Gewaltverzi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong><br />

Sk<strong>in</strong>head-Szene zu erklären.<br />

Entwicklung <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Veranstaltungen und Sk<strong>in</strong>head-Treffen<br />

Bis August 2000 fanden gegen 40 Sk<strong>in</strong>head-Treffen und Veranstaltungen statt, <strong>der</strong>en<br />

Mehrzahl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz lag. Bei vielen dieser Anlässe kam es zu ke<strong>in</strong>en<br />

gewaltsamen Zwis<strong>ch</strong>enfällen und Wi<strong>der</strong>handlungen gegen die Auflagen <strong>der</strong><br />

Polizei. Die Teilnehmer kamen aus vers<strong>ch</strong>iedenen Kantonen und aus dem bena<strong>ch</strong>barten<br />

Ausland. E<strong>in</strong> neuer Trend ist die vermehrte Abhaltung von Sk<strong>in</strong>head-<br />

Treffen <strong>in</strong> Veranstaltungsräumen, die als Privatklub deklariert s<strong>in</strong>d. So mieten die<br />

SHS und die Gruppe Morgenstern seit Anfang 2000 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gewerbeliegens<strong>ch</strong>aft<br />

<strong>in</strong> Malters/LU Räumli<strong>ch</strong>keiten, die sie unter dem Namen "Nibelungen" als Privatklub<br />

mit regelmässigen Veranstaltungen betreiben. Die Vorgehensweise <strong>der</strong> SHS<br />

fand bereits Na<strong>ch</strong>ahmer. In den Kantonen Aargau und St. Gallen mieteten an<strong>der</strong>e<br />

re<strong>ch</strong>tsextreme Gruppen für ihre Treffen ebenfalls als Privatklubs deklarierte Räume.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 13 -<br />

__________________________________________________________________<br />

2. Selbstdarstellung <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads<br />

2.1. Zei<strong>ch</strong>en, Symbole und Klei<strong>der</strong><br />

Zei<strong>ch</strong>en und Symbole s<strong>in</strong>d für die Sk<strong>in</strong>heads von grosser Bedeutung. Als soziale<br />

Zei<strong>ch</strong>en dienen sie <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie als Abgrenzung von an<strong>der</strong>en. Mythologis<strong>ch</strong> bedeutsame<br />

Symbole werden zu Erkennungszei<strong>ch</strong>en, die nur E<strong>in</strong>geweihten bekannt<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

Beson<strong>der</strong>s auffällig s<strong>in</strong>d Kleidung und Haars<strong>ch</strong>nitt.<br />

E<strong>in</strong> Beispiel dieser Symbolspra<strong>ch</strong>e ist die Verwendung von Runen. Die ursprüngli<strong>ch</strong><br />

altgermanis<strong>ch</strong>en Symbole wurden von den Nationalsozialisten aufgegriffen, als<br />

"heilige Zei<strong>ch</strong>en" glorifiziert und als<br />

Parteisymbole verwendet. Au<strong>ch</strong> bei<br />

den Sk<strong>in</strong>heads markieren sie die Zugehörigkeit<br />

zu bestimmten Gruppen<br />

und Positionen <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Szene.<br />

Sie stehen aber darüber h<strong>in</strong>aus für<br />

politis<strong>ch</strong>e und mythologis<strong>ch</strong>e Kontexte.<br />

E<strong>in</strong>e vielfältige und si<strong>ch</strong> ständig än<strong>der</strong>nde<br />

Palette von Zei<strong>ch</strong>nungen und<br />

Darstellungen soll au<strong>ch</strong> dazu anspornen,<br />

gegen Auslän<strong>der</strong>, Farbige, Asylbewerber,<br />

Juden, Kommunisten usw.<br />

mit Gewalt vorzugehen. So verbergen<br />

si<strong>ch</strong> h<strong>in</strong>ter Zahlenkomb<strong>in</strong>ationen<br />

Leitmotive o<strong>der</strong> Namen. Das Keltenkreuz<br />

symbolisiert die Überlegenheit<br />

<strong>der</strong> weissen nordis<strong>ch</strong>en Rasse und<br />

das Symbol des Hammers steht für<br />

die weisse Arbeiterklasse. E<strong>in</strong>ige<br />

Beispiele von Zei<strong>ch</strong>en und Symbolen<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> Anhang 7.3. enthalten.<br />

Das Sk<strong>in</strong>head-Gefühl äussert si<strong>ch</strong><br />

aber vor allen D<strong>in</strong>gen im Äusseren -<br />

<strong>in</strong> Haars<strong>ch</strong>nitt, Kleidung und S<strong>ch</strong>uhwerk.<br />

Ums<strong>ch</strong>lag e<strong>in</strong>er Video-Kassette.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 14 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Sk<strong>in</strong>head-Klei<strong>der</strong>ordnung<br />

Zur Sk<strong>in</strong>head-Gar<strong>der</strong>obe gehören e<strong>in</strong>zelne ganz spezifis<strong>ch</strong>e Kleidungsstücke und<br />

gewisse Marken, die zum Teil symbolis<strong>ch</strong>e Bedeutung haben. Die wi<strong>ch</strong>tigsten s<strong>in</strong>d<br />

Bomberjacken, T-Shirts - sehr oft weiss mit aufgedruckten re<strong>ch</strong>tsextremen Slogans<br />

- o<strong>der</strong> Kapuzenpullover sowie Jeans (Levi's, Wrangler, Lee), diese oft ho<strong>ch</strong>gekrempelt<br />

und oft stellenweise entfärbt, meistens <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit s<strong>ch</strong>malen<br />

Hosenträgern. Getragen werden oft au<strong>ch</strong> breite Gürtel mit Keltenkreuzen, <strong>der</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>nallen au<strong>ch</strong> als S<strong>ch</strong>lagwerkzeuge benützt werden. E<strong>in</strong>e erhebli<strong>ch</strong>e Bedeutung<br />

kommt <strong>der</strong> Sportkleidung von Lonsdale (Ausstatter von Boxvere<strong>in</strong>en) zu. Dies<br />

hängt mit <strong>der</strong> versteckten Symbolik im Namen Lonsdale zusammen: Strei<strong>ch</strong>t man<br />

e<strong>in</strong>zelne Bu<strong>ch</strong>staben weg, ergibt si<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Abkürzung <strong>der</strong> NSDAP. Oft s<strong>in</strong>d<br />

Sk<strong>in</strong>heads au<strong>ch</strong> ganz s<strong>ch</strong>warz gekleidet.<br />

Mit Haars<strong>ch</strong>nitt, Kleidung und Abzei<strong>ch</strong>en<br />

wird die Zugehörigkeit <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Szene<br />

markiert (Bil<strong>der</strong>: Auss<strong>ch</strong>nitt aus Film<br />

"Sk<strong>in</strong> or Die"; Bundespolizei).<br />

Sk<strong>in</strong>heads bevorzugen immer s<strong>ch</strong>weres S<strong>ch</strong>uhwerk. In Mode s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />

die Arbeitsstiefel <strong>der</strong> Marke Doc Martens o<strong>der</strong> Ranger Boots. Diese s<strong>in</strong>d oft mit<br />

Stahlkappen versehen, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Strassens<strong>ch</strong>lägerei zum Vorteil gerei<strong>ch</strong>en<br />

kann. Zur Betonung <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>en S<strong>ch</strong>nürung bei den hohen Stiefeln werden oft<br />

farbige S<strong>ch</strong>nürsenkel verwendet, bevorzugt weisse, <strong>in</strong> symbolis<strong>ch</strong>er Anlehnung an<br />

die White-Power-Bewegung.<br />

Die Sk<strong>in</strong>heads <strong>der</strong> ersten Generation hatten e<strong>in</strong>en längeren Haars<strong>ch</strong>nitt als seit<br />

Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre übli<strong>ch</strong>. Der Begriff "Sk<strong>in</strong>head" - wörtli<strong>ch</strong> übersetzt Hautkopf -<br />

rührte daher, dass man bei den ersten Sk<strong>in</strong>heads, ganz an<strong>der</strong>s als es <strong>der</strong> damaligen<br />

Mode entspra<strong>ch</strong>, die Haut dur<strong>ch</strong> das Haar dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>immern sah. Diese ersten<br />

Sk<strong>in</strong>heads hatten rundum etwa strei<strong>ch</strong>holzlange Haare. Heute werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 15 -<br />

__________________________________________________________________<br />

die Haare <strong>in</strong> <strong>der</strong> Länge getragen, wie sie beim S<strong>ch</strong>eren mit <strong>der</strong> S<strong>ch</strong>ermas<strong>ch</strong><strong>in</strong>e mit<br />

dem kle<strong>in</strong>sten o<strong>der</strong> ohne Aufsatz entstehen: e<strong>in</strong> bis drei Millimeter.<br />

2.2. Musik als verb<strong>in</strong>dendes Element<br />

Zentrales Element <strong>der</strong> Selbstdarstellung <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads ist <strong>der</strong> eigene Musikstil mit<br />

harten und aggressiven Rhythmen. Die Musik ist e<strong>in</strong> wi<strong>ch</strong>tiges verb<strong>in</strong>dendes Element<br />

<strong>der</strong> Subkultur und spielt deshalb e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung<br />

und Verfestigung <strong>der</strong> Gruppen. Sie bietet damit au<strong>ch</strong> Zugang zu Ideologie und<br />

Weltbild <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads. Sie kann heute als eigenständige Musikri<strong>ch</strong>tung angesehen<br />

werden. Obs<strong>ch</strong>on die Musikszene au<strong>ch</strong> unpolitis<strong>ch</strong>e Formen kennt, spri<strong>ch</strong>t sie<br />

mehrheitli<strong>ch</strong> mit ihren Texten fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e und rassistis<strong>ch</strong>e Fe<strong>in</strong>dbil<strong>der</strong> an.<br />

Au<strong>ch</strong> wird dur<strong>ch</strong> sie na<strong>ch</strong> Me<strong>in</strong>ung e<strong>in</strong>iger Experten die Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft erhöht.<br />

Für die Rekrutierung von Jugendli<strong>ch</strong>en gilt die Sk<strong>in</strong>head-Musik als eigentli<strong>ch</strong>e<br />

"E<strong>in</strong>stiegsdroge". Re<strong>ch</strong>tsextreme Gruppierungen und Parteien su<strong>ch</strong>en die Musik<br />

deshalb au<strong>ch</strong> für ihre Zwecke zu <strong>in</strong>strumentalisieren.<br />

Ursprünge <strong>der</strong> Musik 3<br />

Ende <strong>der</strong> 60er Jahre bra<strong>ch</strong>ten <strong>in</strong> England e<strong>in</strong>gewan<strong>der</strong>te west<strong>in</strong>dis<strong>ch</strong>e Musiker,<br />

zumeist aus Jamaika, Ska-, Reggae-, Rocksteady- o<strong>der</strong> Bluebeat-Musiken auf die<br />

Bühne. Vers<strong>ch</strong>molzen mit<br />

Idiomen des klassis<strong>ch</strong>en<br />

angloamerikanis<strong>ch</strong>en Rock<br />

entstand <strong>der</strong> geme<strong>in</strong>same<br />

Sound e<strong>in</strong>er multikulturellen<br />

Jugendszene, <strong>in</strong> wel<strong>ch</strong>e si<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> die frühen Sk<strong>in</strong>s <strong>in</strong>tegriert<br />

hatten. Vor allem die<br />

Ska-Musik ers<strong>ch</strong>ien vielen<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en damals als e<strong>in</strong><br />

unverbrau<strong>ch</strong>ter, von <strong>der</strong><br />

kommerziellen Popmusik<strong>in</strong>dustrie<br />

no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t korrumpierter<br />

Stil. Zudem war diese<br />

e<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong>e Art von Musik au<strong>ch</strong><br />

tanzbar.<br />

Experten bezei<strong>ch</strong>nen die Musik als E<strong>in</strong>stiegsdroge (Auss<strong>ch</strong>nitt<br />

aus Film "Sk<strong>in</strong> or Die").<br />

Na<strong>ch</strong> diesem weitgehend unpolitis<strong>ch</strong>en Vorspiel etablierte si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> den ausgehenden<br />

70er Jahren - erneut <strong>in</strong> London - e<strong>in</strong>e zweite und nun e<strong>in</strong>deutig au<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong><br />

motivierte Sk<strong>in</strong>head-Generation. Als Gegenbewegung des eher l<strong>in</strong>ksgeri<strong>ch</strong>teten<br />

Punk entstand zum ersten Mal e<strong>in</strong>e re<strong>ch</strong>tsextreme Jugendsubkultur. Gewaltbereiter<br />

im Auftritt spielte man <strong>in</strong> dieser Szene nun au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e unglei<strong>ch</strong> härtere Musik.<br />

Der Ska-Beat wurde zuerst mit dem Hardrock und später dann, <strong>in</strong> den 80er Jahren,<br />

mit dem des no<strong>ch</strong> aggressiveren Stil des Heavy-Metal aufgeladen und von<br />

den White-Power-Sk<strong>in</strong>s ("Boneheads") mit rassistis<strong>ch</strong>en Texte unterlegt.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 16 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Die politis<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Ri<strong>ch</strong>tung wird au<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> Stilbezei<strong>ch</strong>nung Oi markiert:<br />

um 1980 ers<strong>ch</strong>ien e<strong>in</strong> Sk<strong>in</strong>musik-Sampler unter dem Titel "Strength thru Oi",<br />

ganz bewusst angelehnt an den nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Programmspru<strong>ch</strong> Strength<br />

through Joy (Kraft dur<strong>ch</strong> Freude).<br />

Vor allem zwei Bands s<strong>in</strong>d seither musikalis<strong>ch</strong> und ideologis<strong>ch</strong> die Wortführer und<br />

erklärten Vorbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Szene: Skrewdriver - 1977 von Ian Stuart Donaldson gegründet<br />

und eng verbunden mit <strong>der</strong> rassistis<strong>ch</strong>en Blood & Honour-Bewegung - und<br />

No Remorse, gegründet 1986 von Paul Burnley.<br />

Mit dem über England h<strong>in</strong>aus e<strong>in</strong>setzenden Vertrieb und mit Konzerten etablierte<br />

si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> ganz Europa und <strong>in</strong> den USA e<strong>in</strong>e re<strong>ch</strong>te Musikszene. In Deuts<strong>ch</strong>land<br />

fasste die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung über die Musik <strong>der</strong> frühen 80er Jahre zunä<strong>ch</strong>st im<br />

Umfeld <strong>der</strong> Fussball-Hooligan-Szene Fuss. 1999 waren <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land na<strong>ch</strong><br />

Kenntnis <strong>der</strong> Behörden 93 re<strong>ch</strong>tsextreme Sk<strong>in</strong>head-Musikgruppen und neun so<br />

genannte Lie<strong>der</strong>ma<strong>ch</strong>er aktiv.<br />

Als eigentli<strong>ch</strong>e <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Bands mit e<strong>in</strong>er gewissen <strong>in</strong>ternationalen Ausstrahlung<br />

s<strong>in</strong>d neben Ad-hoc-Formationen nur die <strong>in</strong> den frühen 90er Jahren aktive Band<br />

Sturmtruppe und die Osts<strong>ch</strong>weizer Band Erbarmungslos bekannt.<br />

Instrumentaler Aufbau: Bands und Lie<strong>der</strong>ma<strong>ch</strong>er<br />

E<strong>in</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Band (sog. Oi-Band) besteht aus e<strong>in</strong>er Gitarrenband mit Gitarren,<br />

S<strong>ch</strong>lagzeug und Gesang. Im Gegensatz zur gängigen Popmusik wird weitgehend<br />

auf elektronis<strong>ch</strong>e Klanghilfen verzi<strong>ch</strong>tet. Die Musik wird <strong>in</strong> extremster Lautstärke, <strong>in</strong><br />

s<strong>ch</strong>nellen Tempi, mit ho<strong>ch</strong> verzerrtem Gitarrensound und kaum differenziertem<br />

dur<strong>ch</strong>gängigem Rhythmus gespielt. Harmonis<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkt sie si<strong>ch</strong> weitgehend<br />

auf die drei Grundakkorde und rauhen Gesang. Damit soll die E<strong>ch</strong>theit und E<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong>heit<br />

<strong>der</strong> Musik ausgedrückt werden. Die fehlenden Solopassagen unterstrei<strong>ch</strong>en<br />

weiter den Gruppen<strong>ch</strong>arakter <strong>der</strong> Musik.<br />

Neben den Sk<strong>in</strong>head-Bands gew<strong>in</strong>nen au<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Lie<strong>der</strong>ma<strong>ch</strong>er zunehmend<br />

an Bedeutung. Sie s<strong>in</strong>d ni<strong>ch</strong>t nur bei den Sk<strong>in</strong>heads populär, son<strong>der</strong>n werden<br />

au<strong>ch</strong> von Neonazis und re<strong>ch</strong>tsextremen Parteien zu Veranstaltungen e<strong>in</strong>geladen,<br />

um ihre meist im Balladenstil gehaltene Musik im Rahmenprogramm vorzutragen.<br />

Zu den bekanntesten deuts<strong>ch</strong>en "nationalen Lie<strong>der</strong>ma<strong>ch</strong>ern" gehört Frank<br />

Rennicke.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 17 -<br />

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Texte: Rassismus und Gewaltverherrli<strong>ch</strong>ung<br />

Zahlrei<strong>ch</strong>e Texte von re<strong>ch</strong>tsextremen Sk<strong>in</strong>head-Bands drücken e<strong>in</strong>e gewaltorientierte<br />

E<strong>in</strong>stellung aus: Sie verbreiten rassistis<strong>ch</strong>e und antisemitis<strong>ch</strong>e Inhalte und<br />

glorifizieren den Nationalsozialismus. Häufiges Thema ist die Verherrli<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong><br />

nordis<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> <strong>der</strong> aris<strong>ch</strong>en Rasse, die zu ihrem Überleben den Kampf gegen<br />

Auslän<strong>der</strong> und Juden, aber au<strong>ch</strong> gegen politis<strong>ch</strong>e Gegner führen müsse.<br />

Ihre Grundstimmung kann als "fataler Realismus" <strong>ch</strong>arakterisiert werden. Negative<br />

Alltagserfahrungen werden s<strong>ch</strong>lagwortartig mit dem Vokabular fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>er und<br />

rassistis<strong>ch</strong>er Ideologien kommentiert. Die Text<strong>in</strong>halte vers<strong>ch</strong>w<strong>in</strong>den ni<strong>ch</strong>t - wie oft<br />

bei <strong>der</strong> Rockmusik - h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> Musik. Die Liedtexte repetieren Parolen, die die Hörer<br />

bereits kennen und die jedem unmittelbar e<strong>in</strong>gehen.<br />

Die Lie<strong>der</strong> bes<strong>in</strong>gen Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aftswerte wie Kamerads<strong>ch</strong>aft, vaterländis<strong>ch</strong>e<br />

Werte o<strong>der</strong> Tugenden wie Sauberkeit, Tapferkeit, Solidarität, Treue o<strong>der</strong> Ordnungss<strong>in</strong>n.<br />

Die gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Kompetenz <strong>der</strong> Kommunikationsfähigkeit und -<br />

bereits<strong>ch</strong>aft wird ausgeblendet o<strong>der</strong> negiert. Vaterländis<strong>ch</strong>e Werte und die unveräusserli<strong>ch</strong>en<br />

Zugehörigkeiten wie Rasse, Hautfarbe, Nation sollen die Brü<strong>ch</strong>igkeit<br />

<strong>der</strong> eigenen sozialen B<strong>in</strong>dungen kitten.<br />

E<strong>in</strong> weiteres auffälliges Merkmal ist die Verwendung von Bil<strong>der</strong>n und Zei<strong>ch</strong>en bei<br />

Konzertveranstaltungen und <strong>der</strong> Gestaltung von Plattencovers. So pervertieren<br />

re<strong>ch</strong>tsextreme Sk<strong>in</strong>head-Bands die Bild- und Zei<strong>ch</strong>enspra<strong>ch</strong>e von <strong>der</strong> nationalen<br />

Romantik bis zum Nationalsozialismus. No<strong>ch</strong> <strong>in</strong> den 70er Jahren hatten l<strong>in</strong>ksautonome<br />

Bands wie etwa die Sex Pistols mit Hakenkreuz und SS-Rune Aufsehen erregt<br />

und das Bürgertum provoziert. Ob au<strong>ch</strong> die re<strong>ch</strong>tsextremen Sk<strong>in</strong>heads die<br />

Zei<strong>ch</strong>en primär wegen ihres Provokationspotenzials auswählen und ihrem damaligen<br />

realen Gehalt wenig Bedeutung zumessen, ist unter Soziologen umstritten.<br />

Aufs<strong>ch</strong>lussrei<strong>ch</strong> ist dabei, dass weniger <strong>der</strong> Aspekt des Führerpr<strong>in</strong>zips propagiert<br />

wird (<strong>in</strong> <strong>der</strong> Szene s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e klaren Führungspersonen auszuma<strong>ch</strong>en), son<strong>der</strong>n<br />

vielmehr die Illusion von <strong>der</strong> Ma<strong>ch</strong>t <strong>der</strong> (<strong>in</strong> Bewegung gesetzten) Masse bes<strong>ch</strong>woren<br />

wird.<br />

Komplementär zu den Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aftswerten<br />

spre<strong>ch</strong>en<br />

die Lie<strong>der</strong>texte e<strong>in</strong>e Reihe<br />

von Fe<strong>in</strong>dbil<strong>der</strong>n an. Dar<strong>in</strong><br />

f<strong>in</strong>det die Aggressivität <strong>der</strong><br />

Sk<strong>in</strong>heads ihren Ausdruck.<br />

So wird das bedrohli<strong>ch</strong>e<br />

Fremde (Auslän<strong>der</strong>, Asylbewerber)<br />

verfemt. Mit dem<br />

Hass auf alles Unterprivilegierte,<br />

Ohnmä<strong>ch</strong>tige und<br />

Stigmatisierte (Penner, Junkies,<br />

S<strong>ch</strong>wule und Krüppel)<br />

drücken sie unausgespro<strong>ch</strong>en<br />

die Abneigung gegen<br />

das S<strong>ch</strong>reckbild e<strong>in</strong>er mögli-<br />

Lie<strong>der</strong> vermitteln das Ma<strong>ch</strong>tgefühl <strong>der</strong> Masse (Auss<strong>ch</strong>nitt aus<br />

"Sk<strong>in</strong> or Die").<br />

Bundesamt für Polizei<br />

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- 18 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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<strong>ch</strong>en eigenen Zukunft aus. "Der Jude" wird <strong>in</strong> den Texten zum idealen Sündenbock<br />

und potenziellen Weltvers<strong>ch</strong>wörer im Zeitalter <strong>der</strong> Globalisierung.<br />

Zu den Fe<strong>in</strong>den gehört au<strong>ch</strong> die politis<strong>ch</strong>e L<strong>in</strong>ke, das heisst die Kommunisten, Sozialisten<br />

o<strong>der</strong> pädagogis<strong>ch</strong>en Sozialreformer (68er). "L<strong>in</strong>ks" ist dabei au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Etikett<br />

für gegneris<strong>ch</strong>e Jugendcliquen (vor allem die Punks), ohne dass man si<strong>ch</strong><br />

konkret auf e<strong>in</strong> politis<strong>ch</strong>es Bekenntnis bezieht. Früher seltener, nun au<strong>ch</strong> häufiger,<br />

ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong> die Aggressionen s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> gegen die Autoritäten wie Politiker,<br />

Polizei, Lehrer und Medien. Thema <strong>der</strong> Lie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d zunehmend die staatli<strong>ch</strong>en<br />

Massnahmen gegen Re<strong>ch</strong>tsextreme und die angebli<strong>ch</strong>e Unfähigkeit <strong>der</strong> Politik, die<br />

gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und wirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Probleme zu lösen.<br />

Konzerte: Ritueller Aufmars<strong>ch</strong> statt Bühnenshow<br />

Konzerte laufen als gruppendynamis<strong>ch</strong>er Prozess ab<br />

(Bild: Bundespolizei).<br />

Auftritte von Oi-Bands<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Bühnenshows,<br />

wie man sie<br />

von Popkonzerten übli<strong>ch</strong>erweise<br />

kennt,<br />

son<strong>der</strong>n es s<strong>in</strong>d fast<br />

immer dur<strong>ch</strong><strong>in</strong>szenierte<br />

und ritualisierte<br />

Aufmärs<strong>ch</strong>e. Grundsätzli<strong>ch</strong><br />

gilt es, jede<br />

Trennung zwis<strong>ch</strong>en<br />

Zuhörer und Musiker<br />

strikt zu vermeiden.<br />

Ni<strong>ch</strong>t e<strong>in</strong> Popstar steht<br />

abgehoben auf e<strong>in</strong>em<br />

Podium, son<strong>der</strong>n alles<br />

vers<strong>ch</strong>milzt zu e<strong>in</strong>em<br />

grossen gruppendynamis<strong>ch</strong>en<br />

Prozess. Oft kommt es au<strong>ch</strong> zu e<strong>in</strong>er Art We<strong>ch</strong>selgesang zwis<strong>ch</strong>en den<br />

Bands und den Konzertteilnehmern. Die Bandmitglie<strong>der</strong> stimmen e<strong>in</strong> Lied o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

Text an und überlassen es den Zuhörern, strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> relevante Passagen zu<br />

ergänzen. Dur<strong>ch</strong> diese politis<strong>ch</strong>en Aufrufe und dur<strong>ch</strong> den aggressiven Pogo-Tanz<br />

(dar<strong>in</strong> wird versu<strong>ch</strong>t, e<strong>in</strong>en imag<strong>in</strong>ären Gegner dur<strong>ch</strong> Körpere<strong>in</strong>satz wie z.B.<br />

S<strong>ch</strong>ubsen und Anrempeln anzugreifen und zu besiegen) werden die Massen an<br />

den Konzerten regelre<strong>ch</strong>t aufgeputs<strong>ch</strong>t.<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 19 -<br />

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Musik und Gewalttätigkeit<br />

In <strong>der</strong> Musiksoziologie wird immer die Kontroverse diskutiert, wona<strong>ch</strong> die Rockmusik-Rezeption<br />

entwe<strong>der</strong> aggressionenabbauend o<strong>der</strong> aber stimulierend wirkt. Unabhängig<br />

von den Konzerten wird <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Musik aber generell e<strong>in</strong>e Aggression<br />

för<strong>der</strong>nde Wirkung zuges<strong>ch</strong>rieben. Musikphysiologen halten den Offbeat- bzw.<br />

Backbeat-Akzent (<strong>der</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Metrik dem S<strong>ch</strong>lagrhythmus des mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en<br />

Herzens diametral zuwi<strong>der</strong>läuft) für e<strong>in</strong> musikalis<strong>ch</strong>es Mittel zur Erzeugung von<br />

Aufregung.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Musikveranstaltungen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Augen <strong>der</strong> Musikwissens<strong>ch</strong>after ke<strong>in</strong>e<br />

Darbietungsmusik wie e<strong>in</strong>e Rock-Show, die ihr Publikum entlässt, wenn <strong>der</strong> Vorhang<br />

fällt. Sie kann als e<strong>in</strong>e Umgangsmusik bezei<strong>ch</strong>net werden, die unlösbar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

sozialen Kontext e<strong>in</strong>gebunden ist (wie etwa <strong>in</strong> Militärparaden o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> im<br />

Gottesdienst). Ihre Inszenierung ist darauf angelegt, e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>ges<strong>ch</strong>worenen Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft<br />

den E<strong>in</strong>druck zu vermitteln, dass das eigentli<strong>ch</strong>e Ereignis mögli<strong>ch</strong>erweise<br />

no<strong>ch</strong> bevorsteht. Bezei<strong>ch</strong>nen<strong>der</strong>weise fehlt e<strong>in</strong>e übli<strong>ch</strong>e Konzertdramaturgie,<br />

stattdessen bieten die Sk<strong>in</strong>head-Bands meist e<strong>in</strong>e von Beg<strong>in</strong>n an unablässig<br />

treibende Tour de force.<br />

Obs<strong>ch</strong>on die Musiksoziologie theoretis<strong>ch</strong> die Verb<strong>in</strong>dung zwis<strong>ch</strong>en Musik und Gewalt<br />

aufzeigt, bilden na<strong>ch</strong> polizeili<strong>ch</strong>en Erkenntnissen <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Gewalttaten <strong>in</strong> unmittelbarem Zusammenhang mit Sk<strong>in</strong>head-<br />

Musikveranstaltungen die Ausnahme. Die Besu<strong>ch</strong>er s<strong>in</strong>d dur<strong>ch</strong> Tanz und exzessiven<br />

Alkoholgenuss nur no<strong>ch</strong> bes<strong>ch</strong>ränkt zu sol<strong>ch</strong>en Straftaten fähig. In Deuts<strong>ch</strong>land<br />

kommt es allerd<strong>in</strong>gs man<strong>ch</strong>mal bei Auflösung von Veranstaltungen zu Wi<strong>der</strong>standshandlungen<br />

und<br />

Angriffen auf Polizeibeamte.<br />

Au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> kommt es unmittelbar<br />

im Ans<strong>ch</strong>luss<br />

an Konzerte kaum zu<br />

Gewalttaten. Die langfristige<br />

Wirkung <strong>der</strong> Musik<br />

im Unterbewusstse<strong>in</strong>,<br />

wie z.B. die Bes<strong>ch</strong>wörung<br />

von Fe<strong>in</strong>dbil<strong>der</strong>n,<br />

kann als mittelbare Ursa<strong>ch</strong>e<br />

bei re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Straftaten allerd<strong>in</strong>gs<br />

ni<strong>ch</strong>t ausges<strong>ch</strong>lossen<br />

werden.<br />

Anlässli<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung bei e<strong>in</strong>em Sk<strong>in</strong>head im<br />

Frühjahr 2000 von <strong>der</strong> Bundesanwalts<strong>ch</strong>aft bes<strong>ch</strong>lagnahmte<br />

S<strong>ch</strong>lag-, Sti<strong>ch</strong>- und Abstandswaffen (Bild: Bundespolizei).<br />

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- 20 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Politis<strong>ch</strong>e Instrumentalisierung <strong>der</strong> Musik<br />

An<strong>der</strong>s als etwa <strong>in</strong> England, wo s<strong>ch</strong>on seit Mitte <strong>der</strong> 70er Jahre gewisse Strömungen<br />

<strong>der</strong> Rockmusik <strong>in</strong> die Strukturen extremistis<strong>ch</strong>er Re<strong>ch</strong>tsparteien eng verstrickt<br />

waren, ist dieser E<strong>in</strong>fluss im deuts<strong>ch</strong>en Spra<strong>ch</strong>raum lange Zeit wesentli<strong>ch</strong> ger<strong>in</strong>ger<br />

geblieben. Inzwis<strong>ch</strong>en gibt es jedo<strong>ch</strong> klare Anzei<strong>ch</strong>en, dass gewisse politis<strong>ch</strong>e Aktivisten<br />

zum Beispiel <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land die Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> bewussten Instrumentalisierung<br />

<strong>der</strong> Musik sondieren (siehe Kapitel 3.3. Politisierungsversu<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads).<br />

Au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Län<strong>der</strong>n - wie z.B. Russland - su<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>tsextreme Politiker<br />

Kontakte zu patriotis<strong>ch</strong>en Rockgruppen zu knüpfen. Bekanntli<strong>ch</strong> spielten au<strong>ch</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Vorges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te des jugoslawis<strong>ch</strong>en Bürgerkriegs nationalistis<strong>ch</strong>e Rockbands<br />

mit Lie<strong>der</strong> über Gross-Serbien o<strong>der</strong> <strong>der</strong> ethnis<strong>ch</strong>en Re<strong>in</strong>heit e<strong>in</strong>e fatale Rolle.<br />

Vertrieb und Verbreitung re<strong>ch</strong>tsextremer Musik<br />

Die re<strong>ch</strong>tsextreme Sk<strong>in</strong>head-Musikszene stellt si<strong>ch</strong> <strong>in</strong>zwis<strong>ch</strong>en als e<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationaler<br />

und kommerzialisierter Markt dar, <strong>in</strong> dem Bands, Produzenten und Vertriebe<br />

län<strong>der</strong>übergreifend zusammenarbeiten. Die niedrigen Herstellungskosten und hohen<br />

Gew<strong>in</strong>nspannen sowie <strong>der</strong> wa<strong>ch</strong>sende Absatzmarkt bewegen sowohl Firmen,<br />

die zum Teil seit Jahren aktiv s<strong>in</strong>d, als au<strong>ch</strong> die zahlrei<strong>ch</strong>en E<strong>in</strong>zelvertreiber dazu,<br />

ihre Aktivitäten no<strong>ch</strong> zu verstärken. Zunehmend werden <strong>in</strong> diesem Berei<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />

Neonazis aktiv.<br />

CDs mit strafbaren Texten, namentli<strong>ch</strong> rassistis<strong>ch</strong>en, f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Szene ebenfalls<br />

Verbreitung. Anbieter aus den USA, Skand<strong>in</strong>avien und England unterliegen aufgrund<br />

<strong>der</strong> dortigen Gesetzeslage weniger strengen Regelungen als z.B. <strong>in</strong><br />

Deuts<strong>ch</strong>land. Diese Produktionen werden sowohl im direkten Postversand als au<strong>ch</strong><br />

über Zwis<strong>ch</strong>enhändler zugestellt. Zudem bieten Händler re<strong>ch</strong>tsextreme CDs zum<br />

Teil auf Na<strong>ch</strong>frage o<strong>der</strong> anlässli<strong>ch</strong> von Sk<strong>in</strong>head-Konzerten an. H<strong>in</strong>zu kommt, dass<br />

diese Tonträger <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Szene getaus<strong>ch</strong>t o<strong>der</strong> überspielt werden und so e<strong>in</strong>e<br />

weite Verbreitung erfahren. In Deuts<strong>ch</strong>land waren den Behörden 1999 50 Vertreiber<br />

von Sk<strong>in</strong>head-Musik bekannt.<br />

Für die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> als Bezugslän<strong>der</strong> von Bedeutung s<strong>in</strong>d neben Deuts<strong>ch</strong>land au<strong>ch</strong><br />

Dänemark, S<strong>ch</strong>weden und Belgien. Bekannte Verbreiter <strong>der</strong> fragli<strong>ch</strong>en Tonträger<br />

s<strong>in</strong>d z.B. <strong>der</strong> NK-Versand <strong>in</strong> Berikon AG o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mjölnir-Versand <strong>in</strong> Neuenburg.<br />

Beide Verlage mussten si<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on e<strong>in</strong>er Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung dur<strong>ch</strong> die Polizei unterziehen.<br />

Im letzten Fall wurden 1999 nebst re<strong>ch</strong>tsextremem Material mehrere<br />

tausend CDs si<strong>ch</strong>ergestellt.<br />

Mit dem Internet s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Verbreitung <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Musik jedo<strong>ch</strong> ke<strong>in</strong>e<br />

Grenzen mehr gesetzt. Mit neuen Programmen lassen si<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> über offene Kanäle,<br />

wie z.B. die MP3-Börse von Napster, weltweit und kostenlos beliebige Musikdateien<br />

taus<strong>ch</strong>en. War re<strong>ch</strong>tsextreme Musik bisher nur auf speziellen Web-Seiten<br />

mit passwortges<strong>ch</strong>ützten FTP-Servern verfügbar, so erlei<strong>ch</strong>tern diese so genann-<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 21 -<br />

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ten Peer-to-Peer-Programme (also direkte Kopie <strong>der</strong> Musikdateien von e<strong>in</strong>em<br />

Computer zum an<strong>der</strong>n) den Vertrieb dieser Musik enorm.<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> Strafverfolgung<br />

In <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ist <strong>der</strong> Besitz von re<strong>ch</strong>tsradikaler Musik ni<strong>ch</strong>t strafbar. Nur die öffentli<strong>ch</strong>e<br />

Verbreitung von rassistis<strong>ch</strong>er Musik untersteht <strong>der</strong> Antirassismus-<br />

Strafnorm (Art. 261bis StGB). Ni<strong>ch</strong>t nur <strong>der</strong> Vertrieb, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> Auftritte re<strong>ch</strong>tsextremer<br />

Sk<strong>in</strong>head-Bands müssen unter diesem Gesi<strong>ch</strong>tspunkt beurteilt werden.<br />

Bei als privat organisierten Konzerten ohne öffentli<strong>ch</strong>e Werbung ist deshalb e<strong>in</strong>e<br />

Kontrolle dur<strong>ch</strong> Polizeikräfte problematis<strong>ch</strong>.<br />

Diese Strafnorm wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> erstmals Anfang Mai 1999 auf Musiktexte<br />

angewendet. Das Bezirksgeri<strong>ch</strong>t Bremgarten verurteilte e<strong>in</strong>en Sk<strong>in</strong>head als Betreiber<br />

des NK-Versands wegen Handels mit rassistis<strong>ch</strong>en Nazi-Rock-CDs zu vier<br />

Monaten Gefängnis und zu e<strong>in</strong>er Busse von 1'000 Franken.<br />

Weitere Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen für e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>ränkung des Vertriebs von<br />

re<strong>ch</strong>tsextremen CDs stehen dem<br />

Bund ni<strong>ch</strong>t zur Verfügung. Der Propagandabes<strong>ch</strong>lusses<br />

von 1948 wurde<br />

mit <strong>der</strong> E<strong>in</strong>führung des Bundesgesetzes<br />

über Massnahmen zur<br />

Wahrung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Si<strong>ch</strong>erheit<br />

(BWIS) 1998 ersatzlos aufgehoben.<br />

In Deuts<strong>ch</strong>land setzte die systematis<strong>ch</strong>e<br />

Überwa<strong>ch</strong>ung <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Rockmusik Anfang <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre na<strong>ch</strong> den Ans<strong>ch</strong>lägen von<br />

Hoyerswerda, Rostock, Mölln und<br />

Sol<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>. Die repressiven Massnahmen<br />

führten allerd<strong>in</strong>gs z.T. zu<br />

ambivalenten Ergebnissen: So wurden<br />

gewisse Gruppen erst na<strong>ch</strong> ihrer<br />

Indizierung <strong>in</strong> breiteren Jugendkreisen<br />

populär. 1999 wurden 55 Tonträger<br />

von re<strong>ch</strong>tsextremen Lie<strong>der</strong>ma<strong>ch</strong>ern<br />

und Sk<strong>in</strong>head-Gruppen<br />

wegen re<strong>ch</strong>tsextremer Inhalte bes<strong>ch</strong>lagnahmt<br />

bzw. e<strong>in</strong>gezogen.<br />

Die Re<strong>ch</strong>tsgrundlagen für die E<strong>in</strong>dämmung des<br />

<strong>in</strong>ternationalen Vertriebs re<strong>ch</strong>tsextremer Musik<br />

s<strong>in</strong>d bes<strong>ch</strong>ränkt.<br />

E<strong>in</strong>ige Gruppen lassen die Texte vor <strong>der</strong> Veröffentli<strong>ch</strong>ung juristis<strong>ch</strong> prüfen. Die<br />

Strafnormen werden zum Teil so umgangen, dass rassistis<strong>ch</strong>e Texte zum S<strong>ch</strong>luss<br />

mit kabarettistis<strong>ch</strong>en Po<strong>in</strong>ten relativiert werden.<br />

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- 22 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Angesi<strong>ch</strong>ts <strong>der</strong> Musikverbreitung über das Internet steht die Strafverfolgung vor<br />

s<strong>ch</strong>wierigen Problemen. Das populäre Napster-Programm verunmögli<strong>ch</strong>t z.B.<br />

praktis<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e Strafverfolgung, da ke<strong>in</strong>e zentralen Server vorhanden s<strong>in</strong>d und die<br />

Musikdateien direkt von Kunde zu Kunde (Peer-to-Peer) kopiert werden.<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 23 -<br />

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3. Brennpunkte <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Aktivitäten<br />

3.1. Nationale und <strong>in</strong>ternationale Direktkontakte: Konzerte, Veranstaltungen<br />

Der szenen<strong>in</strong>terne Umlauf von Informationen erfolgt grundsätzli<strong>ch</strong> auf zwei Ebenen.<br />

E<strong>in</strong>erseits auf <strong>der</strong> Ebene <strong>in</strong>terner Netzwerke (persönli<strong>ch</strong>e Kontakte, Organisationsmitglieds<strong>ch</strong>aft,<br />

<strong>in</strong>terne Medien, Koord<strong>in</strong>ation von Gruppen), an<strong>der</strong>erseits auf<br />

jener externer Netzwerke (Internet, Fanz<strong>in</strong>es, usw.). Das <strong>in</strong>terne Netzwerk bildet<br />

dabei die hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e Basis für Kommunikation und Informationsaustaus<strong>ch</strong>, die<br />

überwiegend dur<strong>ch</strong> persönli<strong>ch</strong>e Kontakte bei Konzerten, Partys und sonstigen<br />

Veranstaltungen erfolgten. Sk<strong>in</strong>heads s<strong>in</strong>d au<strong>ch</strong> sehr mobil: <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Sk<strong>in</strong>heads<br />

besu<strong>ch</strong>en Treffen und Konzerte speziell im deuts<strong>ch</strong>spra<strong>ch</strong>igen Ausland und umgekehrt.<br />

Die Zahl <strong>der</strong> Veranstaltungen hat <strong>in</strong> den letzten Jahren stetig zugenommen.<br />

Beziehungen zum Ausland<br />

Überregional bedeutsame S<strong>ch</strong>werpunkte<br />

bilden die seit Jahren <strong>in</strong>tensiven gegenseitigen<br />

Auslandkontakte <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-<br />

Szene. Grenz- und län<strong>der</strong>übergreifende<br />

Kontakte bestehen beispielsweise im<br />

Bodenseeraum, wo <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Sk<strong>in</strong>heads<br />

an Treffen und Konzerten <strong>in</strong> Baden-Württemberg<br />

o<strong>der</strong> Vorarlberg teilnehmen<br />

und ihrerseits deuts<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong><br />

österrei<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> die<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> e<strong>in</strong>laden. Zudem nehmen<br />

re<strong>ch</strong>tsextreme Sk<strong>in</strong>heads aus ganz<br />

Deuts<strong>ch</strong>land an den alljährli<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> stattf<strong>in</strong>denden Treffen <strong>der</strong> SHS<br />

teil. Ähnli<strong>ch</strong>e Auslandkontakte bestehen<br />

na<strong>ch</strong> Frankrei<strong>ch</strong>, hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> <strong>in</strong>s Elsass<br />

und na<strong>ch</strong> Nordfrankrei<strong>ch</strong>. Die Tess<strong>in</strong>er<br />

Sk<strong>in</strong>heads und die Sk<strong>in</strong>head-<br />

Romandie pflegen ebenfalls rege Beziehungen<br />

zu Sk<strong>in</strong>heads und zur re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Szene <strong>in</strong> den Na<strong>ch</strong>barlän<strong>der</strong>n.<br />

Bestimmte Anlässe <strong>in</strong> mehreren europäis<strong>ch</strong>en<br />

Staaten wie <strong>der</strong> Hitler-Geburtstag,<br />

die Todestage von Mussol<strong>in</strong>i, Franco und<br />

im Beson<strong>der</strong>en jener von Rudolf Hess<br />

bilden ebenfalls regelmässig Anlass für<br />

Feier- und Gedenktage <strong>der</strong> Nationalsozialisten<br />

werden zum Anlass für <strong>in</strong>ternationale Treffen<br />

und Kontakte genommen.<br />

Treffen. Au<strong>ch</strong> die <strong>in</strong>ternationale Teilnahme an Sonnwendfeiern <strong>in</strong> den skand<strong>in</strong>avis<strong>ch</strong>en<br />

Län<strong>der</strong>n ist gross. Beson<strong>der</strong>s beliebt waren <strong>in</strong> den letzten Jahren au<strong>ch</strong> Veranstaltungen<br />

<strong>in</strong> Frankrei<strong>ch</strong>, Dänemark, England, aber au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> Ungarn und Ts<strong>ch</strong>e-<br />

Bundesamt für Polizei<br />

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- 24 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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<strong>ch</strong>ien. Insbeson<strong>der</strong>e die Budapester Konzerte und Veranstaltungen, so zum "Tag<br />

<strong>der</strong> Ehre", zogen e<strong>in</strong>e grosse Anzahl Sk<strong>in</strong>heads aus ganz Europa an.<br />

Konzerte als Forum für Kontakte und Informationsaustaus<strong>ch</strong><br />

Beson<strong>der</strong>e Bedeutung kommt Sk<strong>in</strong>head-Konzerten zu, die e<strong>in</strong> wi<strong>ch</strong>tiges Element<br />

zur Identifikation <strong>in</strong> <strong>der</strong> eher strukturarmen Sk<strong>in</strong>head-Szene bilden. So stärken die<br />

Konzerte das Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aftsgefühl, dienen darüber h<strong>in</strong>aus <strong>der</strong> Kommunikation<br />

und s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> Forum für persönli<strong>ch</strong>e Kontakte sowie für den Austaus<strong>ch</strong> von Informationen.<br />

Dur<strong>ch</strong> den Besu<strong>ch</strong> von nationalen und <strong>in</strong>ternationalen Sk<strong>in</strong>head-<br />

Musikveranstaltungen entsteht e<strong>in</strong> zusätzli<strong>ch</strong>es Netz persönli<strong>ch</strong>er Kontakte.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzerte werden e<strong>in</strong>erseits von E<strong>in</strong>zelpersonen, die <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-<br />

Szene angehören, geplant und organisiert, an<strong>der</strong>erseits gew<strong>in</strong>nt die Organisation<br />

<strong>der</strong> Konzerte dur<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Organisationen und Sk<strong>in</strong>head-Gruppen zunehmend<br />

an Bedeutung.<br />

Wegen zu erwarten<strong>der</strong> Verbote werden Konzerte und Veranstaltungen häufig konspirativ<br />

vorbereitet, <strong>in</strong>dem sowohl gegenüber den Vermietern als au<strong>ch</strong> den Behörden<br />

die Veranstaltungen ni<strong>ch</strong>t als Sk<strong>in</strong>head-Konzerte, son<strong>der</strong>n als Geburtstagsfeiern,<br />

Waldfeste o<strong>der</strong> sonstige Feierli<strong>ch</strong>keiten bezei<strong>ch</strong>net werden. Gegebenenfalls<br />

tritt au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Strohmann auf, falls die Veranstalter den Behörden bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> wi<strong>ch</strong>tiges Werbemittel für die Sk<strong>in</strong>head-Konzerte ist die Mund-zu-Mund-<br />

Propaganda. Eher <strong>in</strong> Ausnahmefällen werben die Veranstalter für längerfristig geplante<br />

Konzerte au<strong>ch</strong> mit Flugblättern, Info-Telefonen o<strong>der</strong> im Internet. Au<strong>ch</strong> gegenüber<br />

potenziellen Teilnehmern halten die Organisatoren den Veranstaltungsort<br />

im Vorfeld e<strong>in</strong>es geplanten Konzertes geheim. Sie benennen vielmehr ledigli<strong>ch</strong><br />

zentrale Treffpunkte, z.B. Autobahnparkplätze o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en bestimmten regionalen<br />

Raum. Von dort aus werden die Teilnehmer am Veranstaltungstag <strong>in</strong> Konvois zum<br />

eigentli<strong>ch</strong>en Austragungsort des Konzertes geführt. Bei Veranstaltungen wird e<strong>in</strong><br />

eigener Ordnungsdienst<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>on im<br />

Vorfeld aktiv ist, aber<br />

au<strong>ch</strong> für e<strong>in</strong>en ungestörten<br />

Ablauf zu sorgen<br />

hat. Im Rahmen <strong>der</strong><br />

Konzerte werden oft<br />

re<strong>ch</strong>tsextreme S<strong>ch</strong>riften,<br />

Publikationen und CDs<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Bands<br />

verkauft.<br />

Konzerte werden meist als ges<strong>ch</strong>lossene Veranstaltungen organisiert:<br />

Membercard für den Privatclub "Nibelungen" <strong>in</strong> Malters.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzerte f<strong>in</strong>den<br />

heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel<br />

<strong>in</strong> gemieteten Räumli<strong>ch</strong>keiten<br />

statt, die mit Fahnen<br />

<strong>der</strong> Gruppe und den<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 25 -<br />

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Emblemen <strong>der</strong> auftretenden Sk<strong>in</strong>head-Bands ausstaffiert werden. Weit weniger<br />

verbreitet s<strong>in</strong>d Open-Air-Konzerte.<br />

Konzerte und Veranstaltungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

Seit Jahren weist die Zahl <strong>der</strong> Treffen e<strong>in</strong>e steigende Tendenz auf. Während 1998<br />

e<strong>in</strong>e grössere Anzahl von Sk<strong>in</strong>head-Konzerten mit Hun<strong>der</strong>ten von Teilnehmern<br />

dur<strong>ch</strong>geführt wurden, führte die verstärkte Polizeipräsenz und das Verbot e<strong>in</strong>iger<br />

Veranstaltungen dur<strong>ch</strong> die jeweiligen Geme<strong>in</strong>den 1999 <strong>in</strong> diesem Berei<strong>ch</strong> zu e<strong>in</strong>em<br />

Rückgang. Die Zahl <strong>der</strong> Veranstaltungen lag 1999 <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> bei<br />

19 bedeutenden Treffen, davon drei Konzerte. Die Sk<strong>in</strong>head-Veranstaltungen und<br />

Konzerte stiegen 2000 wie<strong>der</strong> sprunghaft an, bis Ende August wurden 38 Sk<strong>in</strong>head-Treffen,<br />

davon 9 Konzerte, dur<strong>ch</strong>geführt. Die meisten Treffen fanden <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz statt. Beson<strong>der</strong>s aktiv waren dabei die SHS. Daneben traten aber<br />

au<strong>ch</strong> die Gruppen Blood & Honour o<strong>der</strong> <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen <strong>der</strong> Volkssturm Unterland<br />

als Organisatoren auf. In den meisten Fällen verliefen diese Veranstaltungen friedli<strong>ch</strong>,<br />

die Auflagen <strong>der</strong> Vermieter o<strong>der</strong> Behörden wurden erfüllt. Der Auftritt bekannter<br />

ausländis<strong>ch</strong>er Bands war für viele Sympathisanten e<strong>in</strong> zusätzli<strong>ch</strong>er Anreiz,<br />

e<strong>in</strong> Konzert zu besu<strong>ch</strong>en. In <strong>der</strong> Regel traten mehrere Bands auf, so aus Grossbritannien,<br />

den USA o<strong>der</strong> Skand<strong>in</strong>avien.<br />

Die dur<strong>ch</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Sk<strong>in</strong>heads organisierten Konzerte, Partys o<strong>der</strong> Veranstaltungen<br />

stossen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene im Ausland auf grosses Interesse. So nahmen<br />

am 19. August 2000 im Klubraum "Nibelungen" <strong>in</strong> Malters/LU an e<strong>in</strong>em Konzert mit<br />

Bands aus Deuts<strong>ch</strong>land und Grossbritannien mehr als 200 Personen aus <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>, Deuts<strong>ch</strong>land, dem Fürstentum Lie<strong>ch</strong>tenste<strong>in</strong>, Frankrei<strong>ch</strong>, Italien, Spanien<br />

und den Nie<strong>der</strong>landen teil. Bereits früher hatten Konzerte <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> e<strong>in</strong> grosses<br />

<strong>in</strong>ternationales Sk<strong>in</strong>head-Publikum angezogen. An den von e<strong>in</strong>em bekannten<br />

Neuenburger Sk<strong>in</strong>head unter <strong>der</strong> Bezei<strong>ch</strong>nung "Mjölnir Diffusion" 1998 organisierten<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzerten mit Hun<strong>der</strong>ten von Teilnehmern waren regelmässig Sk<strong>in</strong>heads<br />

aus vielen europäis<strong>ch</strong>en Län<strong>der</strong>n - au<strong>ch</strong> aus den ehemaligen Oststaaten -<br />

anwesend.<br />

1999 verlegten deuts<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>tsextreme ihre Aktivitäten zum Todestag von Rudolf<br />

Hess am 17. August erstmals wegen des grossen Ermittlungsdrucks <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land<br />

im grösseren Rahmen <strong>in</strong> die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>. Diese mehrtägigen Aktivitäten kulm<strong>in</strong>ierten<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Aufmars<strong>ch</strong> vor <strong>der</strong> deuts<strong>ch</strong>en Bots<strong>ch</strong>aft <strong>in</strong> Bern, <strong>der</strong> allerd<strong>in</strong>gs von<br />

<strong>der</strong> Polizei na<strong>ch</strong> kurzer Zeit aufgelöst werden konnte. Der Hess-Todestag 2000<br />

führte h<strong>in</strong>gegen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> nur zu vere<strong>in</strong>zelten kle<strong>in</strong>eren Aktivitäten.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 26 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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3.2. Elektronis<strong>ch</strong>es Network<strong>in</strong>g und Propaganda<br />

In den letzten Jahren haben Sk<strong>in</strong>head-Gruppierungen begonnen, die neuen Informationste<strong>ch</strong>nologien<br />

sehr aktiv zu vers<strong>ch</strong>iedenen Zwecken zu benutzen, so als<br />

! s<strong>ch</strong>nelles und konspiratives Kommunikationsmittel,<br />

! als Mittel, um den Gruppenzusammenhalt und die Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft zu stärken,<br />

! als Vertriebskanal für re<strong>ch</strong>tsextreme Musik und Publikationen und ni<strong>ch</strong>t zuletzt<br />

! als e<strong>in</strong>e Art nie<strong>der</strong>s<strong>ch</strong>wellige E<strong>in</strong>stiegsmögli<strong>ch</strong>keit für Aussenstehende.<br />

Elektronis<strong>ch</strong>e Kommunikationsmittel<br />

Die heute weit verbreiteten Mobiltelefone, die elektronis<strong>ch</strong>e Post und das Internet<br />

dienen immer mehr als s<strong>ch</strong>nelles Kommunikationsmittel, um die Treffpunkte für<br />

Sk<strong>in</strong>head-Veranstaltungen zu kommunizieren. Während die Treffen früher primär<br />

über so genannte Nationale Infotelefone - e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> <strong>der</strong> Szene bekannte Telefonnummer<br />

mit e<strong>in</strong>em auf Beantworter gespro<strong>ch</strong>enen Text - organisiert wurden, werden<br />

heute Aktionen verdeckt über SMS-Mitteilungen und zum Teil vers<strong>ch</strong>lüsselten<br />

E-Mail-Verkehr koord<strong>in</strong>iert. Meist wird zuerst e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>er Treffpunkt bekannt<br />

gegeben, von dem aus dann die Teilnehmer - oft au<strong>ch</strong> aus dem Ausland - zu den<br />

eigentli<strong>ch</strong>en Treffen geführt werden.<br />

E<strong>in</strong> Vorfall <strong>in</strong> St. Gallen Mitte<br />

August 2000 zeigt exemplaris<strong>ch</strong><br />

auf, wie e<strong>in</strong>e Gruppe von Sk<strong>in</strong>heads<br />

praktis<strong>ch</strong> <strong>in</strong>nert Stundenfrist<br />

für e<strong>in</strong>e Massens<strong>ch</strong>lägerei<br />

mit Afrikanern Verstärkung von<br />

Züri<strong>ch</strong> bis na<strong>ch</strong> Vorarlberg aktivieren<br />

konnte.<br />

Konnten früher z.B. anlässli<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Polizei bekannt gewordenen<br />

Konzerten die Vermieter frühzeitig<br />

gewarnt und das Konzert<br />

verboten werden, wird heute <strong>der</strong><br />

Ort oft erst Stunden vor <strong>der</strong> Veranstaltung<br />

erkennbar. Damit<br />

wird die polizeili<strong>ch</strong>e Beoba<strong>ch</strong>tung<br />

und Präsenz ers<strong>ch</strong>wert.<br />

Das Internet erlei<strong>ch</strong>tert selbstverständli<strong>ch</strong><br />

au<strong>ch</strong> die <strong>in</strong>ternationale<br />

Kommunikation. So wird<br />

z.B. für s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Veranstaltungen<br />

immer<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Homepage, August 2000. wie<strong>der</strong> auf Homepages deuts<strong>ch</strong>er<br />

Sk<strong>in</strong>s geworben.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 27 -<br />

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In letzter Zeit s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>gesetzten Mittel te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> stark verbessert worden. Während<br />

früher Veranstaltungen offen auf Websites publiziert wurden, s<strong>in</strong>d Homepages<br />

heute immer öfters mit Passwörtern ges<strong>ch</strong>ützt, die nur per E-Mail ausgetaus<strong>ch</strong>t<br />

werden. Diverse Sites enthalten Anleitungen, wie man anonym <strong>in</strong>s Internet<br />

e<strong>in</strong>steigen kann. Beim deuts<strong>ch</strong>en Thule-Web ist sogar die Vers<strong>ch</strong>lüsselungssoftware<br />

"Pretty Good Privacy" für E-Mails <strong>in</strong>klusive Anleitung erhältli<strong>ch</strong>.<br />

Internet als virtuelle Sk<strong>in</strong>head-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft<br />

Das Internet ermögli<strong>ch</strong>t heute jedwel<strong>ch</strong>en Gruppierungen wie nie zuvor, e<strong>in</strong>e virtuelle<br />

Welt aufzubauen und si<strong>ch</strong> gegen E<strong>in</strong>flüsse von aussen abzus<strong>ch</strong>otten. Diese<br />

Mögli<strong>ch</strong>keiten werden au<strong>ch</strong> von den Sk<strong>in</strong>heads sehr aktiv benützt. Deuts<strong>ch</strong>e<br />

S<strong>ch</strong>ätzungen gehen davon aus, dass si<strong>ch</strong> alle<strong>in</strong> die deuts<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Homepages von etwa 30 im Jahr 1996 auf rund 330 Ende 1999 vervielfa<strong>ch</strong>t haben.<br />

Weltweit s<strong>in</strong>d heute wohl mehrere Tausend Homepages bei allerd<strong>in</strong>gs immer wie<strong>der</strong><br />

we<strong>ch</strong>selnden Adressen abfragbar. Homepages mit direktem <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Bezug<br />

s<strong>in</strong>d relativ selten. Die Bundespolizei hat <strong>in</strong> letzter Zeit mit Strafverfahren und H<strong>in</strong>weisen<br />

an die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Provi<strong>der</strong> mehrere dieser Homepages s<strong>ch</strong>liessen<br />

können.<br />

An Beispielen <strong>der</strong> mittlerweile ges<strong>ch</strong>lossenen Saccara-Homepage lässt si<strong>ch</strong> exemplaris<strong>ch</strong><br />

aufzeigen, wel<strong>ch</strong>e Inhalte e<strong>in</strong>e typis<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Homepage enthält.<br />

So waren dort grosse Mengen an Propagandamaterial über die Sk<strong>in</strong>head-<br />

Bewegung abrufbar: e<strong>in</strong>e umfassende Sammlung re<strong>ch</strong>tsextremer Zei<strong>ch</strong>en und Bil<strong>der</strong>,<br />

historis<strong>ch</strong>e Texte - <strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>er Volltextversion von Hitlers "Me<strong>in</strong> Kampf" -,<br />

Presseartikel über <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Sk<strong>in</strong>heads sowie revisionistis<strong>ch</strong>e Texte. Bei e<strong>in</strong>er<br />

Sammlung von Songtexten war sogar e<strong>in</strong>e Vorlage<br />

enthalten, um e<strong>in</strong> MP3-Abspielprogramm für re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Lie<strong>der</strong> stilgere<strong>ch</strong>t mit e<strong>in</strong>em nazistis<strong>ch</strong>en<br />

Konterfei auszustaffieren.<br />

Wie viele re<strong>ch</strong>tsextreme Homepages unterhielt au<strong>ch</strong><br />

die Saccara-Homepage e<strong>in</strong> Gästebu<strong>ch</strong> und e<strong>in</strong> Diskussionsforum<br />

sowie als zentralen Bestandteil e<strong>in</strong>e<br />

umfassende Sammlung von L<strong>in</strong>ks; im konkreten Fall<br />

z.B. auf deuts<strong>ch</strong>e, amerikanis<strong>ch</strong>e und kanadis<strong>ch</strong>e<br />

Seiten, aber au<strong>ch</strong> auf Ar<strong>ch</strong>ive re<strong>ch</strong>tsextremer Musik,<br />

auf e<strong>in</strong>e White-Power-Kir<strong>ch</strong>e und den Ku-Klux-Klan.<br />

Diese Verweise ermögli<strong>ch</strong>en es au<strong>ch</strong>, selbst bei<br />

we<strong>ch</strong>selnden Adressen immer auf e<strong>in</strong>e grosse Auswahl<br />

an re<strong>ch</strong>tsextremen Seiten zugreifen zu können.<br />

MP3-Abspielprogramm mit<br />

Nazi-Konterfei.<br />

Entstehung e<strong>in</strong>er Gegenöffentli<strong>ch</strong>keit<br />

Mit Hilfe sol<strong>ch</strong>er Homepages und den Mögli<strong>ch</strong>keiten <strong>der</strong> Vernetzung dur<strong>ch</strong> L<strong>in</strong>ks<br />

ist auf dem Internet e<strong>in</strong>e eigentli<strong>ch</strong>e virtuelle Sk<strong>in</strong>head-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft entstanden.<br />

Früher isolierte Kle<strong>in</strong>gruppen f<strong>in</strong>den hier e<strong>in</strong>e Audienz, treffen Glei<strong>ch</strong>ges<strong>in</strong>nte und<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 28 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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s<strong>ch</strong>öpfen aus diesem <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Ideologie zentralen Gruppengefühl Inspiration,<br />

ni<strong>ch</strong>t zuletzt au<strong>ch</strong> für Gewalttaten. So s<strong>in</strong>d Anfang 2000 erstmals Todeslisten<br />

mit Namen s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>er Fe<strong>in</strong>de von Sk<strong>in</strong>heads aufgetau<strong>ch</strong>t. Diese virtuelle<br />

Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft führt zum Entstehen e<strong>in</strong>er eigentli<strong>ch</strong>en Gegenöffentli<strong>ch</strong>keit, die sogar<br />

dur<strong>ch</strong> eigene Medienarbeit gestärkt wird: E<strong>in</strong> deuts<strong>ch</strong>er re<strong>ch</strong>tsextremer "Informationsdienst"<br />

kommentiert und re<strong>ch</strong>tfertigt tägli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Übergriffe, die<br />

Angreifer werden dabei regelmässig zu Opfern. Aktionen wie die Verteilung von<br />

Re<strong>ch</strong>tfertigungsflugblättern im Grossraum Bern dur<strong>ch</strong> Sk<strong>in</strong>heads Ende August<br />

2000, laut denen die Presse gelogen habe und <strong>der</strong> Auftritt von Sk<strong>in</strong>heads auf dem<br />

Rütli e<strong>in</strong> Zei<strong>ch</strong>en von e<strong>ch</strong>tem Patriotismus gewesen sei, werden <strong>in</strong> Zukunft vermehrt<br />

auf dem Internet stattf<strong>in</strong>den. So s<strong>ch</strong>liesst si<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Kreis: Je mehr re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Homepages vorhanden s<strong>in</strong>d, desto mehr bestärkt si<strong>ch</strong> die surfende Sk<strong>in</strong>head-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft,<br />

dass sie ni<strong>ch</strong>t alle<strong>in</strong>e ist und Glei<strong>ch</strong>ges<strong>in</strong>nte hat.<br />

Internet als Vertriebskanal<br />

Wie bereits angetönt, werden über des Internet im grossen Stil verbotene o<strong>der</strong><br />

sonst s<strong>ch</strong>wierig erhältli<strong>ch</strong>e Publikationen und Sk<strong>in</strong>head-Songs vertrieben. Websites<br />

z.T. <strong>in</strong> Europa, aber primär <strong>in</strong> den USA, vertreiben revisionistis<strong>ch</strong>e Literatur, Illustrationen,<br />

CDs o<strong>der</strong> Onl<strong>in</strong>e-Songs im MP3-Format. E<strong>in</strong> neuartiges Problem<br />

stellen au<strong>ch</strong> Internet-Auktionen dar, <strong>in</strong> denen Nazi-Memorabilia versteigert werden.<br />

E<strong>in</strong> französis<strong>ch</strong>es Geri<strong>ch</strong>t versu<strong>ch</strong>te Mitte 2000, die amerikanis<strong>ch</strong>e Internet-Firma<br />

Yahoo darauf zu verpfli<strong>ch</strong>ten, sol<strong>ch</strong>e <strong>in</strong> den USA legalen Auktionen von Frankrei<strong>ch</strong><br />

aus ni<strong>ch</strong>t mehr zugängli<strong>ch</strong> zu ma<strong>ch</strong>en; e<strong>in</strong> te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>wieriges, wenn ni<strong>ch</strong>t unmögli<strong>ch</strong>es<br />

Unterfangen. E<strong>in</strong>e weitere Gefahr ist die Verbreitung von Anleitungen<br />

zur Herstellung von Spreng- und Brandsätzen sowohl auf re<strong>ch</strong>ts- als auf l<strong>in</strong>ksextremen<br />

Seiten.<br />

Internet als Rekrutierungs<strong>in</strong>strument?<br />

Zugriffe auf re<strong>ch</strong>tsextreme Publikationen s<strong>in</strong>d lei<strong>ch</strong>t<br />

über das Internet mögli<strong>ch</strong> (Seite mit Verweisen,<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Homepage).<br />

Wie stark das Internet au<strong>ch</strong> als eigentli<strong>ch</strong>es<br />

Rekrutierungs<strong>in</strong>strument<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads benützt wird, ist unter<br />

Fa<strong>ch</strong>leuten umstritten. Immerh<strong>in</strong> ist<br />

es heute mögli<strong>ch</strong>, über Internet-<br />

Su<strong>ch</strong>seiten e<strong>in</strong>fa<strong>ch</strong> an re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Publikationen heranzukommen, die<br />

früher - wenn überhaupt - nur s<strong>ch</strong>wierig<br />

erhältli<strong>ch</strong> waren. Au<strong>ch</strong> ist es via<br />

Internet ähnli<strong>ch</strong> wie bei Sk<strong>in</strong>head-<br />

Konzerten mögli<strong>ch</strong>, erste Erfahrungen<br />

mit dem Gedankengut zu ma<strong>ch</strong>en,<br />

no<strong>ch</strong> ohne si<strong>ch</strong> zu stark und<br />

vor allem öffentli<strong>ch</strong> zu den Sk<strong>in</strong>heads<br />

bekennen zu müssen. Die im Zusammenhang<br />

mit <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-<br />

Musik genannte Problematik <strong>der</strong><br />

"E<strong>in</strong>stiegsdroge" trifft damit au<strong>ch</strong> auf<br />

re<strong>ch</strong>tsextreme Seiten im Internet zu.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 29 -<br />

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S<strong>ch</strong>wierige Strafverfolgung<br />

Das Internet hat den offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Vorteil, dass es weltumspannend und relativ<br />

anonym ist. So s<strong>in</strong>d Sk<strong>in</strong>heads für den Vertrieb von verbotenen Bü<strong>ch</strong>ern und Texten<br />

ni<strong>ch</strong>t mehr auf den Postweg angewiesen. Dies führt - speziell wenn auf e<strong>in</strong>en<br />

ausländis<strong>ch</strong>en Server z.B. <strong>in</strong> den USA ausgewi<strong>ch</strong>en wird, wo e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Me<strong>in</strong>ungsfreiheit die Verbreitung sol<strong>ch</strong>er Inhalte s<strong>ch</strong>ützt - zu e<strong>in</strong>em relativ ger<strong>in</strong>gen<br />

Risiko, polizeili<strong>ch</strong> verfolgt zu werden.<br />

Sammlung e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägiger Bil<strong>der</strong> auf <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Sk<strong>in</strong>head-Homepage.<br />

Im Gegensatz zu vielen Medienberi<strong>ch</strong>ten<br />

führt allerd<strong>in</strong>gs die Strafverfolgung<br />

h<strong>in</strong>si<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> Internet-<br />

Inhalten, die auf europäis<strong>ch</strong>en<br />

Servern gespei<strong>ch</strong>ert und abrufbar<br />

gehalten werden, zu ke<strong>in</strong>en unüberw<strong>in</strong>dbaren<br />

re<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Problemen.<br />

Zwar sehen zum Beispiel<br />

das deuts<strong>ch</strong>e Re<strong>ch</strong>t heute s<strong>ch</strong>on<br />

und e<strong>in</strong>e entspre<strong>ch</strong>ende EU-<br />

Ri<strong>ch</strong>tl<strong>in</strong>ie zukünftig vor, dass Provi<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> ihrer Rolle als Zugangsvermittler<br />

(Access-Provi<strong>der</strong>) und<br />

Anbieter von Spei<strong>ch</strong>erplatz (Host-<br />

Provi<strong>der</strong>) strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t haftbar<br />

s<strong>in</strong>d. Behördli<strong>ch</strong>e Anordnungen<br />

zur Ermittlung des Haupttäters<br />

o<strong>der</strong> zur Lös<strong>ch</strong>ung bestimmter Inhalte<br />

haben sie aber zu befolgen.<br />

Für die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> hat e<strong>in</strong> Guta<strong>ch</strong>ten<br />

des Bundesamts für Justiz bestätigt,<br />

dass Internet-Access- o<strong>der</strong><br />

Host-Provi<strong>der</strong> grundsätzli<strong>ch</strong> als<br />

Gehilfe des Haupttäters verantwortli<strong>ch</strong><br />

gema<strong>ch</strong>t werden können. Au<strong>ch</strong> s<strong>in</strong>d viele europäis<strong>ch</strong>e Provi<strong>der</strong> bereit, auf<br />

H<strong>in</strong>weis e<strong>in</strong>er Polizei- o<strong>der</strong> Strafverfolgungsbehörde Inhalte freiwillig von ihren<br />

Servern zu nehmen.<br />

In den USA und Kanada wird jedo<strong>ch</strong> die Me<strong>in</strong>ungsäusserungsfreiheit nahezu ohne<br />

E<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>ränkung gewährt. Die Urheber rassistis<strong>ch</strong>er und re<strong>ch</strong>tsextremer Äusserungen<br />

müssen ni<strong>ch</strong>t nur mit ke<strong>in</strong>er Strafverfolgung im Ursprungsland re<strong>ch</strong>nen, <strong>in</strong>folge<br />

fehlen<strong>der</strong> gegenseitiger Strafbarkeit kommt au<strong>ch</strong> die <strong>in</strong>ternationale Re<strong>ch</strong>tshilfe<br />

ni<strong>ch</strong>t zum Tragen. We<strong>der</strong> können die Provi<strong>der</strong> autoritativ aufgefor<strong>der</strong>t werden, die<br />

entspre<strong>ch</strong>enden Websites zu lös<strong>ch</strong>en, no<strong>ch</strong> können sie zur Herausgabe <strong>der</strong> Identitäten<br />

<strong>der</strong> Urheber gezwungen werden.<br />

Dieser Umstand hat zur Folge, dass die Verbreitung <strong>der</strong> hierzulande strafbaren Inhalte<br />

ni<strong>ch</strong>t wirksam unterbunden und gegen die Haupttäter mangels Kenntnis ihrer<br />

Identität häufig ni<strong>ch</strong>t strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> vorgegangen werden kann. Bisher <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> getroffene Gegenmassnahmen, so vor allem die Auffor<strong>der</strong>ung an s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e<br />

Zugangsvermittler, den Zugang auf bestimmte Websites für ihre Kunden<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 30 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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zu sperren, führten bis anh<strong>in</strong> nur teilweise zu befriedigenden Ergebnissen. Die Zugangssperren<br />

s<strong>in</strong>d te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> aufwendig, nur unter bestimmten Umständen mögli<strong>ch</strong><br />

und je na<strong>ch</strong> Sa<strong>ch</strong>lage au<strong>ch</strong> relativ lei<strong>ch</strong>t zu umgehen.<br />

Die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> und an<strong>der</strong>e Län<strong>der</strong> lancieren momentan vers<strong>ch</strong>iedene <strong>in</strong>ternationale<br />

Vorstösse, um diesen unbefriedigenden Zustand zu än<strong>der</strong>n.<br />

3.3. Politisierungsversu<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads im re<strong>ch</strong>tsextremen Umfeld<br />

Angesi<strong>ch</strong>ts des re<strong>ch</strong>tsextremen Gedankenguts <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads stellt si<strong>ch</strong> die Frage,<br />

wieweit si<strong>ch</strong> diese Form <strong>der</strong> jugendli<strong>ch</strong>en Subkultur von re<strong>ch</strong>tsextremen politis<strong>ch</strong>en<br />

und <strong>in</strong>tellektuellen Gruppierungen vere<strong>in</strong>nahmen lässt. In Deuts<strong>ch</strong>land weisen Beoba<strong>ch</strong>tungen<br />

darauf h<strong>in</strong>, dass re<strong>ch</strong>tsextreme politis<strong>ch</strong>e Organisationen si<strong>ch</strong> um<br />

gewalttätige Jugendkreise als Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>spotenzial bemühen. Da es bis anh<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ke<strong>in</strong>e eigentli<strong>ch</strong>e, explizit neonazistis<strong>ch</strong>e Partei wie etwa <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land<br />

gibt (NPD, DVU), s<strong>in</strong>d die s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads weit politis<strong>ch</strong>er als <strong>in</strong><br />

den Na<strong>ch</strong>barlän<strong>der</strong>n und su<strong>ch</strong>ten s<strong>ch</strong>on Ende 80er Jahre na<strong>ch</strong> tragenden Strukturen.<br />

Na<strong>ch</strong>dem vers<strong>ch</strong>iedene Bewegungen s<strong>ch</strong>eiterten, gibt es heute erneut Indizien<br />

für e<strong>in</strong>e Neopolitisierung <strong>der</strong> Szene. Über die Höhe tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>er Rekrutierungszahlen<br />

von Sk<strong>in</strong>heads dur<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Organisationen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

liegen ke<strong>in</strong>e Daten vor.<br />

Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>spotenzial deuts<strong>ch</strong>er Neonazis<br />

In England waren die Sk<strong>in</strong>heads mit ihrer re<strong>ch</strong>ten Rockmusik s<strong>ch</strong>on seit Mitte <strong>der</strong><br />

70er Jahre mit Strukturen extremer Re<strong>ch</strong>tsparteien verstrickt (<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e dur<strong>ch</strong><br />

die Person des Skrewdriver-Sängers Ian Stuart Donaldson). Sol<strong>ch</strong>e Kontakte waren<br />

auf dem europäis<strong>ch</strong>en Kont<strong>in</strong>ent - <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land - lange Zeit<br />

kaum spürbar. Erst <strong>in</strong> jüngster Zeit - ni<strong>ch</strong>t zuletzt bed<strong>in</strong>gt dur<strong>ch</strong> das Na<strong>ch</strong>lassen<br />

<strong>der</strong> Kampagnenfähigkeit <strong>der</strong> Alt- und Neonazis - werden von den re<strong>ch</strong>tsextremen<br />

Kreisen Kontakte zu Sk<strong>in</strong>head-Kreisen gesu<strong>ch</strong>t.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> ist jedo<strong>ch</strong> die Haltung re<strong>ch</strong>tsextremer Organisationen und Gruppen<br />

ambivalent. E<strong>in</strong>erseits werden Sk<strong>in</strong>heads als potenzielle Mitdemonstranten o<strong>der</strong><br />

gar Mitglie<strong>der</strong> direkt o<strong>der</strong> <strong>in</strong>direkt umworben, an<strong>der</strong>erseits fühlen si<strong>ch</strong> <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

ältere (Altfas<strong>ch</strong>isten) o<strong>der</strong> <strong>in</strong>tellektuelle Re<strong>ch</strong>tsextremisten (Neue Re<strong>ch</strong>te, Negationisten)<br />

häufig von <strong>der</strong> ihnen fremden jugendli<strong>ch</strong>en Subkultur <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads abgestossen.<br />

In Deuts<strong>ch</strong>land distanzierten si<strong>ch</strong> bis Mitte <strong>der</strong> 90er Jahre die NPD und die Jungen<br />

Nationaldemokraten (JN) auf nationaler Ebene von den als gewalttätig geltenden<br />

Sk<strong>in</strong>heads. Gerade Altfas<strong>ch</strong>isten argwöhnten, dass <strong>der</strong>en martialis<strong>ch</strong>es Auftreten<br />

dem Anliegen <strong>der</strong> eigenen Organisationen, si<strong>ch</strong> als Musterbild ordentli<strong>ch</strong>en Bürgertums<br />

zu präsentieren, s<strong>ch</strong>aden würden.<br />

Seitdem ist jedo<strong>ch</strong> laut Erkenntnissen des deuts<strong>ch</strong>en Bundesamtes für Verfassungss<strong>ch</strong>utz<br />

e<strong>in</strong>e Öffnung gegenüber <strong>der</strong> Szene festzustellen. Dabei versu<strong>ch</strong>en<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 31 -<br />

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NPD und JN <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die re<strong>ch</strong>tsextreme Musik für si<strong>ch</strong> zu nutzen. Sie organisieren<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzerte o<strong>der</strong> ri<strong>ch</strong>ten bei eigenen Veranstaltungen e<strong>in</strong> au<strong>ch</strong> für<br />

Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong>teressantes musikalis<strong>ch</strong>es "Rahmenprogramm" e<strong>in</strong>. So soll die Partei<br />

für die ungebundenen Jugendli<strong>ch</strong>en attraktiver werden. Bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> von<br />

JN und NPD <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land veranstalteten re<strong>ch</strong>tsextremen Konzerte treten jedo<strong>ch</strong><br />

ke<strong>in</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Bands auf, son<strong>der</strong>n re<strong>ch</strong>tsextreme Lie<strong>der</strong>ma<strong>ch</strong>er.<br />

Umgekehrt sträuben si<strong>ch</strong> Sk<strong>in</strong>heads häufig gegen e<strong>in</strong>e Instrumentalisierung dur<strong>ch</strong><br />

Neonazis und an<strong>der</strong>e Re<strong>ch</strong>tsextreme, da die Jugendli<strong>ch</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel e<strong>in</strong>e Organisationsb<strong>in</strong>dung<br />

ablehnen. Ihr Lebensgefühl steht e<strong>in</strong>er Vere<strong>in</strong>nahmung und<br />

Unterordnung sowie e<strong>in</strong>er Organisationsdiszipl<strong>in</strong> entgegen, sie wollen vor allem<br />

nur "Spass". Neonazistis<strong>ch</strong>e Aktivisten stossen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene primär auf<br />

Interesse, wenn sie Sk<strong>in</strong>head-Konzerte organisieren, Tonträger vertreiben o<strong>der</strong><br />

Fanz<strong>in</strong>es herausgeben.<br />

Frühes politis<strong>ch</strong>es Engagement <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

In <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> waren seit Mitte 80er Jahre immer wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zelne Sk<strong>in</strong>heads bei<br />

Gruppierungen <strong>der</strong> extremen Re<strong>ch</strong>ten aktiv.<br />

In <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz entstand <strong>in</strong> <strong>der</strong> zweiten Hälfte <strong>der</strong> 80er Jahre e<strong>in</strong>e stark im<br />

Sk<strong>in</strong>head-Milieu verankerte so genannte Frontenbewegung, so etwa die 1985 im<br />

Kanton Aargau gegründet Neue Nationale Front (NNF). Sie sah si<strong>ch</strong> als Na<strong>ch</strong>folger<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Nationalen Front <strong>der</strong> 30er Jahre und betrieb e<strong>in</strong>e fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e Propaganda.<br />

Im Herbst<br />

1987 versu<strong>ch</strong>te die<br />

NNF vergebli<strong>ch</strong>, si<strong>ch</strong><br />

mit <strong>der</strong> Beteiligung an<br />

den Nationalratswahlen<br />

als politis<strong>ch</strong>e Gruppierung<br />

zu etablieren. Als<br />

grösste re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Gruppierung trat <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Inners<strong>ch</strong>weiz die 1988<br />

gegründete Patriotis<strong>ch</strong>e<br />

Front <strong>in</strong> Ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ung,<br />

wel<strong>ch</strong>e bei ihren Treffen<br />

bis zu 100 Teilnehmer<br />

mobilisieren<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>heads s<strong>in</strong>d weit politis<strong>ch</strong>er als diejenigen <strong>in</strong><br />

den Na<strong>ch</strong>barlän<strong>der</strong>n: Vere<strong>in</strong>sstatuten und <strong>in</strong>terne S<strong>ch</strong>ulungsdokumente<br />

<strong>der</strong> Nationalen Offensive (Bild: Bundespolizei).<br />

konnte. Sie blieb aber<br />

e<strong>in</strong>e Randgruppe, da<br />

vers<strong>ch</strong>iedene Strafverfahren<br />

und Geri<strong>ch</strong>tsurteile sowie das unbere<strong>ch</strong>enbare Verhalten ihres Anführers,<br />

<strong>der</strong> sogar <strong>in</strong> den Nationalratswahlen 1992 kandidierte, sie <strong>in</strong> Verruf gebra<strong>ch</strong>t hatte.<br />

E<strong>in</strong>e wi<strong>ch</strong>tige S<strong>ch</strong>arnierfunktion von Altfas<strong>ch</strong>isten, Negationisten, Rassisten und<br />

Sk<strong>in</strong>heads übernahm Ende <strong>der</strong> 80er Jahre die sog. Nationale Koord<strong>in</strong>ation, e<strong>in</strong>e<br />

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- 32 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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1983 gegründete Da<strong>ch</strong>organisation <strong>der</strong> extremen Re<strong>ch</strong>ten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>. Unter<br />

Leitung des bekannten Revisionisten Gaston-Armand Amaudruz fanden Treffen<br />

und Diskussionsrunden über die Generationen h<strong>in</strong>weg statt. Allerd<strong>in</strong>gs gelang es<br />

<strong>der</strong> stark <strong>in</strong>tellektuell geprägten Vere<strong>in</strong>igung nie, e<strong>in</strong>e Mehrheit <strong>der</strong> jungen Aktionisten<br />

für ihre Zwecke zu vere<strong>in</strong>nahmen.<br />

Auf dem H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene selbst bildeten si<strong>ch</strong> 1989 so genannte<br />

nationalrevolutionäre Gruppen wie die Neue Front (NF) o<strong>der</strong> die Nationalrevolutionäre<br />

Partei <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (NPS) 4 .<br />

1989/90 versu<strong>ch</strong>ten Exponenten <strong>der</strong> NF und nationalrevolutionärer Gruppen zusammen<br />

mit Vertretern aus dem traditionellen Re<strong>ch</strong>tsparteienspektrum e<strong>in</strong>e Patriotis<strong>ch</strong>e<br />

Volkspartei zu gründen. Wegen <strong>der</strong> verwirrli<strong>ch</strong>en Zielvorstellungen von<br />

Programm und Führung konnte diese Partei allerd<strong>in</strong>gs nie den Anspru<strong>ch</strong> erfüllen,<br />

e<strong>in</strong>e gesamts<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Da<strong>ch</strong>organisation für alle re<strong>ch</strong>tsextrem ausgeri<strong>ch</strong>teten<br />

lokalen Parteien zu se<strong>in</strong>. Da an diesen politis<strong>ch</strong>en Zusammens<strong>ch</strong>lüssen no<strong>ch</strong> zusätzli<strong>ch</strong><br />

das Stigma von gewalttätigen und neonazistis<strong>ch</strong>en Organisationen haften<br />

blieb, waren <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> alle Versu<strong>ch</strong>e erfolglos, Ende <strong>der</strong><br />

80er und Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre e<strong>in</strong>e breitere nationale Basis zu s<strong>ch</strong>affen.<br />

E<strong>in</strong> Politisierungsversu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene <strong>der</strong> Romandie g<strong>in</strong>g Anfang <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre von Neuenburg aus, als si<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Gruppierung unter dem Namen<br />

Parti Nationaliste Suisse et Européen (PNSE) konstituierte. Im Gegensatz zur übrigen<br />

Szene wies <strong>der</strong> Zusammens<strong>ch</strong>luss e<strong>in</strong>en gewissen Organisationsgrad mit<br />

Mitglieds<strong>ch</strong>aft, Jahresbeitrag, Versammlungen, <strong>in</strong>terner S<strong>ch</strong>ulung, Uniform und<br />

Programm auf. Als Vorbild <strong>der</strong> PNSE-Gruppe galt die Parti Nationaliste Français et<br />

Européen (PNFE). Die 1985 gegründete PNFE lehnte die parlamentaris<strong>ch</strong>e Demokratie<br />

und die "multirassis<strong>ch</strong>e Gesells<strong>ch</strong>aft" ab; se<strong>in</strong>e Mitglie<strong>der</strong> verfügten über<br />

breite <strong>in</strong>ternationale Beziehungen zu militanten Re<strong>ch</strong>tsextremen. Die PNFE war<br />

au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> Frankrei<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene verankert. Zwei PNFE-Mitglie<strong>der</strong> besassen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Gründungsphase <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Organisation e<strong>in</strong>en grossen E<strong>in</strong>fluss.<br />

E<strong>in</strong> Mitglied <strong>der</strong> PNSE gab Anfang <strong>der</strong> 90er Jahre das Fanz<strong>in</strong>e "Helvétie blan<strong>ch</strong>e"<br />

heraus und s<strong>ch</strong>uf damit e<strong>in</strong>e Drehs<strong>ch</strong>eibe für die Wests<strong>ch</strong>weizer Sk<strong>in</strong>head-Szene<br />

(Musikvertrieb, Kontakte zur französis<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>head-Szene). 1994 wurde das Publikationsorgan<br />

dur<strong>ch</strong> das Fanz<strong>in</strong>e "Mjölnir" abgelöst. In <strong>der</strong> Zeits<strong>ch</strong>rift werden -<br />

neben dem Versandhandel e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägiger Sk<strong>in</strong>-Artikel - au<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong>e Akzente gesetzt<br />

(Aufruf zu Rudolf-Hess-Veranstaltungen, Hitler-Zitate und Verweise auf revisionistis<strong>ch</strong>e<br />

Literatur). Kontakte gab es au<strong>ch</strong> zu <strong>der</strong> aktiven Gruppe prom<strong>in</strong>enter<br />

Negationisten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wests<strong>ch</strong>weiz. Seit 1993 ma<strong>ch</strong>te die PNSE ni<strong>ch</strong>t mehr öffentli<strong>ch</strong><br />

auf si<strong>ch</strong> aufmerksam und löste si<strong>ch</strong> dana<strong>ch</strong> auf. Offensi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> konnte si<strong>ch</strong> die<br />

Partei ni<strong>ch</strong>t halten - so wie überhaupt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wests<strong>ch</strong>weiz und im Tess<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e eigentli<strong>ch</strong>en<br />

Organisationsstrukturen o<strong>der</strong> Gruppierungen, son<strong>der</strong>n nur Netzwerke<br />

bekannt s<strong>in</strong>d.<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 33 -<br />

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Neopolitisierung <strong>der</strong> Szene<br />

Gewisse Indizien weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>in</strong> neuerer Zeit erneut vers<strong>ch</strong>iedene politis<strong>ch</strong><br />

orientierte Gruppen geme<strong>in</strong>sam mit Exponenten <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene Aktivitäten<br />

entfalten und au<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t vor Medienauftritten zurücks<strong>ch</strong>euen.<br />

Gewisse re<strong>ch</strong>tsextreme Gruppen, wie<br />

z.B. die neuheidnis<strong>ch</strong>e Avalon-<br />

Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft, su<strong>ch</strong>en neuerd<strong>in</strong>gs die<br />

Sk<strong>in</strong>heads politis<strong>ch</strong> zu legitimieren.<br />

Immer wie<strong>der</strong> tritt die Avalon-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft <strong>in</strong><br />

Ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ung, dessen Ka<strong>der</strong> aus ehemaligen<br />

Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> so genannten Wik<strong>in</strong>g-Jugend<br />

und Frontisten besteht. Die Gruppe, wel<strong>ch</strong>e<br />

eurozentris<strong>ch</strong>e und völkis<strong>ch</strong>e Weltans<strong>ch</strong>auungen<br />

verfolgt, hat bei Sk<strong>in</strong>heads gerade wegen<br />

ihrer heidnis<strong>ch</strong>-mystis<strong>ch</strong>en Bezügen Erfolg. Indem<br />

sie <strong>in</strong>dogermanis<strong>ch</strong>es und keltis<strong>ch</strong>es<br />

Brau<strong>ch</strong>tum wie<strong>der</strong>beleben will, spri<strong>ch</strong>t sie au<strong>ch</strong><br />

die Zei<strong>ch</strong>en- und Symbolspra<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads<br />

an. Zu sol<strong>ch</strong>en Treffen zählte z.B. e<strong>in</strong>e<br />

Versammlung von Anfang Februar 2000 <strong>in</strong><br />

W<strong>in</strong>terthur, die von über 40 Personen, darunter<br />

au<strong>ch</strong> Altfas<strong>ch</strong>isten, besu<strong>ch</strong>t wurde. In <strong>der</strong><br />

Re<strong>ch</strong>tsextremismus-Debatte des Sommers<br />

2000 bot <strong>der</strong> Führer von Avalon <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

"Strategiepapier" den Gewaltverzi<strong>ch</strong>t <strong>der</strong><br />

re<strong>ch</strong>tsextremen Sk<strong>in</strong>head-Szene im Austaus<strong>ch</strong><br />

gegen die behördli<strong>ch</strong>e Zusi<strong>ch</strong>erung, Re<strong>ch</strong>tsextrementreffen<br />

und den Vertrieb rassistis<strong>ch</strong>er<br />

Propaganda ni<strong>ch</strong>t mehr zu verfolgen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere neue Entwicklung s<strong>in</strong>d Versu<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Aktivierung <strong>der</strong><br />

s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads von Deuts<strong>ch</strong>land aus (siehe Kapitel 1.2. Zur Lage).<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Politisierung bemerkbar. Immer mehr bedient si<strong>ch</strong><br />

die Rhetorik <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads des Vokabulars re<strong>ch</strong>ts stehen<strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>er Organisationen.<br />

S<strong>ch</strong>lagworte wie "Heimat", "<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>ertum", <strong>der</strong> "Kampf gegen die Überfremdung"<br />

und die "absolute Unabhängigkeit <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> von ausländis<strong>ch</strong>em E<strong>in</strong>fluss"<br />

werden von den Sk<strong>in</strong>heads aufgenommen und <strong>in</strong> das rassistis<strong>ch</strong>e und gewalttätige<br />

Weltbild <strong>in</strong>tegriert.<br />

Fazit<br />

Die aufgezeigten Tendenzen politis<strong>ch</strong>er Organisierungsversu<strong>ch</strong>e s<strong>in</strong>d ernst zu nehmen.<br />

In <strong>der</strong> aktuell stark zersplitterten re<strong>ch</strong>tsextremen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Sk<strong>in</strong>head-<br />

Szene <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> konnte si<strong>ch</strong> bis heute ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> anerkannte Führerfigur<br />

o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e umfassende Da<strong>ch</strong>organisation etablieren. Sollte si<strong>ch</strong> künftig e<strong>in</strong> Lea<strong>der</strong><br />

o<strong>der</strong> eben e<strong>in</strong>e Partei dur<strong>ch</strong>setzen, wäre e<strong>in</strong>e erhebli<strong>ch</strong>e Gefährdungssteigerung<br />

zu erwarten.<br />

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- 34 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Explizit neonazistis<strong>ch</strong> ausgeri<strong>ch</strong>tete<br />

Parteien s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t aktiv.<br />

Falls es <strong>der</strong> NPD o<strong>der</strong> ähnli<strong>ch</strong>en<br />

Parteien gel<strong>in</strong>gen sollte,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> Fuss zu fassen,<br />

bestünde ebenfalls die<br />

Gefahr, dass mit dem<br />

Re<strong>ch</strong>tsextremismus au<strong>ch</strong> die<br />

Sk<strong>in</strong>heads weiter politisiert<br />

und damit zum<strong>in</strong>dest bei Teilen<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung salonfähig<br />

werden könnten.<br />

Politis<strong>ch</strong>e Organisierungsversu<strong>ch</strong>e s<strong>in</strong>d ernst zu nehmen:<br />

Bes<strong>ch</strong>lagnahmtes Material (Bild: Bundespolizei).<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 35 -<br />

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4. Fallanalysen<br />

Die Sk<strong>in</strong>head-Szene ist laufend <strong>in</strong> starker Verän<strong>der</strong>ung begriffen. Kle<strong>in</strong>e und grössere<br />

Gruppierungen bestehen z.T. nur lokal und über kurze Zeit, wobei teilweise<br />

immer wie<strong>der</strong> die glei<strong>ch</strong>en Führerfiguren auftau<strong>ch</strong>en. E<strong>in</strong>en Führungsanspru<strong>ch</strong> erheben<br />

nur die SHS sowie Blood & Honour. Im Folgenden soll exemplaris<strong>ch</strong> anhand<br />

von zwei Organisationen aufgezeigt werden, wie Sk<strong>in</strong>head-Gruppierungen<br />

strukturiert s<strong>in</strong>d und wel<strong>ch</strong>es Gedankengut sie konkret vertreten. 5<br />

4.1. Blood & Honour<br />

Ende 1998 wurde <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> e<strong>in</strong> Ableger <strong>der</strong> <strong>in</strong>ternationalen<br />

Blood & Honour-Bewegung mit Divisionen<br />

<strong>in</strong> zahlrei<strong>ch</strong>en Staaten - namentli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong> <strong>in</strong><br />

Deuts<strong>ch</strong>land und Österrei<strong>ch</strong> - gegründet. Die Organisation<br />

bezei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> selber als "patriotis<strong>ch</strong>, national<br />

und sozial ges<strong>in</strong>nte Kamerads<strong>ch</strong>aft". Die Ideologie<br />

<strong>der</strong> ursprüngli<strong>ch</strong> englis<strong>ch</strong>en Bewegung setzt si<strong>ch</strong> aus<br />

rassistis<strong>ch</strong>en, fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>en und antisemitis<strong>ch</strong>en<br />

Elementen zusammen und betont die Höherwertigkeit<br />

<strong>der</strong> weissen Rasse. Starken Wert wird bei<br />

Blood & Honour <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> au<strong>ch</strong> auf das "<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>ertum"<br />

gelegt: S<strong>ch</strong>lagworte wie "Heimat", "<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er<br />

Kultur" o<strong>der</strong> "Unabhängigkeit von ausländis<strong>ch</strong>em<br />

E<strong>in</strong>fluss" prägen die S<strong>ch</strong>riften <strong>der</strong> Organisation, die<br />

si<strong>ch</strong> als "Speerspitze im nationalen Kampf gegen e<strong>in</strong>e<br />

multikulturelle Gesells<strong>ch</strong>aft" versteht. Laut Statuten<br />

ist Blood & Honour <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> e<strong>in</strong> Vere<strong>in</strong>, "<strong>der</strong> den<br />

Kampf gegen Überfremdung aufnimmt, organisiert<br />

und die Mitglie<strong>der</strong> zur Treue gegen Innen und Härte<br />

und Vers<strong>ch</strong>wiegenheit gegen Aussen verpfli<strong>ch</strong>tet."<br />

Das Elitenbewusstse<strong>in</strong> orientiert<br />

si<strong>ch</strong> an NS-Grössen (Zeits<strong>ch</strong>rift<br />

von B & H <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>).<br />

Die Gruppierung ist konspirativ organisiert. Anwärter haben e<strong>in</strong>en Antrag auf Mitglieds<strong>ch</strong>aft<br />

<strong>in</strong>klusive ihrer Beitrittsmotivation auszufüllen und werden dann als provisoris<strong>ch</strong>es<br />

Mitglied aufgenommen. Während <strong>der</strong> Probezeit von e<strong>in</strong>em Jahr werden<br />

sie von e<strong>in</strong>em älteren Mitglied als Paten betreut, mit dem sie si<strong>ch</strong> wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong><br />

<strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung setzen müssen. Die übersteigerte Konspiration und <strong>der</strong> strenge Modus<br />

für Neuzugänger er<strong>in</strong>nert an bündis<strong>ch</strong>e Organisationsformen, wie sie z.B. die<br />

frühe Hitlerjugend pflegte, o<strong>der</strong> wie sie au<strong>ch</strong> bei Geheimgesells<strong>ch</strong>aften und religiösen<br />

Sekten übli<strong>ch</strong> s<strong>in</strong>d. 6<br />

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- 36 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Blood & Honour gibt e<strong>in</strong>e eigene Zeits<strong>ch</strong>rift heraus; es werden au<strong>ch</strong> Ratgeber für<br />

spezielle Situationen verteilt, so z.B. wie man si<strong>ch</strong> bei Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ungen dur<strong>ch</strong><br />

die Polizei zu verhalten hat.<br />

Namen werden z.B. mit Runensymbolen mythologis<strong>ch</strong> aufgeladen.<br />

Als Emblem führt die Gruppierung neben dem <strong>in</strong>ternationalen Logo neuerd<strong>in</strong>gs die<br />

Zahl 28, e<strong>in</strong> typis<strong>ch</strong>es Beispiel von Sk<strong>in</strong>head-Symbolik. 2 steht für den zweiten<br />

Bu<strong>ch</strong>staben im Alphabet, also B, 8 für H. Die Zahl bedeutet also die Abkürzung <strong>der</strong><br />

Organisation, lässt aber au<strong>ch</strong> den Bezug zur oft gebrau<strong>ch</strong>ten Ziffer 8 zu: H für Hitler<br />

und 88 für Heil Hitler.<br />

Der Gruppe gehören mehrere Dutzend Aktivisten an. Soweit sie bekannt s<strong>in</strong>d,<br />

stammen die Mitglie<strong>der</strong> vor allem aus den Kantonen Aargau, Bern, Baselland,<br />

Waadt und Züri<strong>ch</strong>, wobei sie zum Teil au<strong>ch</strong> Mehrfa<strong>ch</strong>mitglieds<strong>ch</strong>aften bei an<strong>der</strong>en<br />

Sk<strong>in</strong>head-Gruppierungen haben. Neben mehreren Sektionen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz<br />

besteht e<strong>in</strong>e eigene "Section Romandie". Postfa<strong>ch</strong>adressen s<strong>in</strong>d aus Baselland,<br />

Züri<strong>ch</strong> und Waadt bekannt.<br />

E<strong>in</strong>ige Mitglie<strong>der</strong> haben vers<strong>ch</strong>iedene Straftaten (Drohung, Sa<strong>ch</strong>bes<strong>ch</strong>ädigung,<br />

neonazistis<strong>ch</strong>e Sprayereien) verübt. Gegen e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> führenden Mitglie<strong>der</strong> läuft e<strong>in</strong>e<br />

Strafuntersu<strong>ch</strong>ung wegen Verstosses gegen den Antirassismus-Artikel, unter<br />

an<strong>der</strong>em wegen Handels mit mehreren Tausend re<strong>ch</strong>tsextremen CDs. Au<strong>ch</strong> die<br />

Haupttäter<strong>in</strong> bei e<strong>in</strong>em versu<strong>ch</strong>ten Brandans<strong>ch</strong>lag auf e<strong>in</strong>e Asylbewerberunterkunft<br />

im Juli 2000 war aktives Mitglied von Blood & Honour.<br />

Blood & Honour <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> betreibt rege <strong>in</strong>ternationale Kontakte. So fand 1999 e<strong>in</strong>e<br />

Sommerreise na<strong>ch</strong> Dänemark und S<strong>ch</strong>weden statt, bei <strong>der</strong> Kontakte zur dortigen<br />

sehr aktiven Szene stattfanden. Geme<strong>in</strong>same Konzerte werden mit Blood & Honour<br />

Deuts<strong>ch</strong>land dur<strong>ch</strong>geführt. Auf <strong>der</strong> deuts<strong>ch</strong>en Blood & Honour-Homepage<br />

wird regelmässig über <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Aktivitäten beri<strong>ch</strong>tet.<br />

Neben den s<strong>ch</strong>on <strong>in</strong> den Statuten genannten politis<strong>ch</strong>en Grunde<strong>in</strong>stellungen bestehen<br />

au<strong>ch</strong> gewisse Anzei<strong>ch</strong>en, dass si<strong>ch</strong> Blood & Honour politis<strong>ch</strong> stärker betätigen<br />

will. Geme<strong>in</strong>same Aktivitäten mit <strong>der</strong> zur Neuen Re<strong>ch</strong>ten gehörenden Avalon-<br />

Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft haben stattgefunden, Blood & Honour Deuts<strong>ch</strong>land unterstützt na<strong>ch</strong><br />

deuts<strong>ch</strong>en Erkenntnissen aktiv die NDP. In e<strong>in</strong>er Publikation von Blood & Honour<br />

Romandie werden au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> "Courrier de Cont<strong>in</strong>ent" des Altfas<strong>ch</strong>isten Gaston-<br />

Armand Amaudruz und <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> Vérité & Justice empfohlen, <strong>in</strong> dessen Vorstand<br />

bekannte und e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägig vorbestrafte Holocaust-Leugner E<strong>in</strong>sitz haben.<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 37 -<br />

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Der Aufstieg von Blood & Honour und die Gründung weiterer, kle<strong>in</strong>erer Gruppierungen<br />

gehen wohl auf e<strong>in</strong>en gewissen Elitismus <strong>der</strong> SHS zurück. Diese nehmen<br />

nur sehr restriktiv neue Mitglie<strong>der</strong> auf. E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Abgelehnten ist nun bei<br />

Blood & Honour e<strong>in</strong>getreten. So zei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> zwis<strong>ch</strong>en SHS und Blood & Honour<br />

bereits ernsthafte Differenzen ab.<br />

Zusammenfassend handelt es si<strong>ch</strong> bei Blood & Honour um e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternational verwurzelte<br />

Sammelbewegung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em lose organisierten Umfeld von Sk<strong>in</strong>heads. In<br />

ihrem zweijährigen Bestehen s<strong>in</strong>d Mitglie<strong>der</strong> von Blood & Honour <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> bereits<br />

dur<strong>ch</strong> mehrere e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägige, z.T. s<strong>ch</strong>werwiegende Straftaten aufgefallen. Das Gedankengut<br />

besteht aus e<strong>in</strong>er Mis<strong>ch</strong>ung von übersteigertem Nationalismus, Rassismus<br />

und Fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>keit sowie e<strong>in</strong>er Reaktion auf allgeme<strong>in</strong>e Jugendgewalt-Probleme.<br />

4.2. Nationale Offensive (NO)<br />

Die NO g<strong>in</strong>g im August 1997 aus <strong>der</strong> Organisation Bern hervor, die ihrerseits aus<br />

<strong>der</strong> streng nationalsozialistis<strong>ch</strong> ausgeri<strong>ch</strong>teten Neofas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Front Bern (NFF)<br />

entstand. In ihrem gegenwärtigen Programm bezei<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> NO als e<strong>in</strong>e Organisation,<br />

die "E<strong>in</strong>heit, Kraft und Ehre <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Nation erhalten und för<strong>der</strong>n"<br />

will. Die Texte <strong>der</strong> Gruppe weisen Denk- und Argumentationsformen e<strong>in</strong>er<br />

nationalsozialistis<strong>ch</strong> bee<strong>in</strong>flussten Ideologie auf. Betont wird ihr Bekenntnis zu e<strong>in</strong>em<br />

übersteigerten "<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>ertum", e<strong>in</strong>e Ablehnung des "Fremden, <strong>der</strong><br />

S<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>asylanten" o<strong>der</strong> <strong>der</strong> "e<strong>in</strong>flussrei<strong>ch</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Kräfte". In den Statuten<br />

<strong>der</strong> Gruppe wird "s<strong>in</strong>nlose Gewalt" abgelehnt, e<strong>in</strong>e sorgfältige Organisation von<br />

"Aktionen" aber betont. "Kamerads<strong>ch</strong>aft" und "Loyalität" gelten als Pfli<strong>ch</strong>t.<br />

Offizielles Ziel <strong>der</strong> Führung ist e<strong>in</strong>e vermehrte Politisierung <strong>der</strong> Organisation und<br />

e<strong>in</strong>e Umwandlung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e politis<strong>ch</strong>e Partei. Die Sk<strong>in</strong>head-Szene wird jedo<strong>ch</strong> weiterh<strong>in</strong><br />

als wi<strong>ch</strong>tiges Rekrutierungs- und Mobilisierungspotenzial angesehen. Im<br />

Gegensatz zur offiziellen Politisierung steht e<strong>in</strong> laufendes Strafverfahren gegen<br />

zwei Führungsmitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> NO im Zusammenhang mit selbst hergestellten<br />

Sprengkörpern, das ihre latente Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft aufzeigt.<br />

Die als mehrstufige Ka<strong>der</strong>organisation konzipierte NO ist <strong>in</strong> zwei Sektionen aufgeteilt,<br />

hauptverantwortli<strong>ch</strong> s<strong>in</strong>d so genannte Orts- und Regionalgruppenleiter. Der<br />

Vorstand setzt si<strong>ch</strong> aus fünf Personen zusammen. E<strong>in</strong>e spezielle Bedeutung erhalten<br />

die Si<strong>ch</strong>erheitsverantwortli<strong>ch</strong>en, die zuglei<strong>ch</strong> für die Beoba<strong>ch</strong>tung und das<br />

Sammeln von Informationen <strong>der</strong> Aktivitäten <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken Antifa-Bewegung zuständig<br />

s<strong>in</strong>d. “L<strong>in</strong>ke” bilden e<strong>in</strong> wi<strong>ch</strong>tiges Fe<strong>in</strong>dbild.<br />

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- 38 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Die Aufnahmebed<strong>in</strong>gungen s<strong>in</strong>d genau festgelegt, die Aufnahme <strong>der</strong> neuen Mitglie<strong>der</strong><br />

erfolgt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em zweistufigen Verfahren. Mitglieds<strong>ch</strong>aftsanwärter müssen<br />

zunä<strong>ch</strong>st s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> Antrag stellen und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fragebogen detailliert ihre Motivation<br />

darlegen. Na<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Aufnahme absolvieren sie e<strong>in</strong>e Probezeit von se<strong>ch</strong>s Monaten<br />

unter Aufsi<strong>ch</strong>t e<strong>in</strong>es Paten (Ortsgruppenleiters).<br />

Im Frühjahr 2000 hatte die NO 21 Vollmitglie<strong>der</strong>, davon e<strong>in</strong> gutes Dutzend bekannte<br />

Sk<strong>in</strong>head-Aktivisten, sowie 16 Anwärter. Die Altersstruktur liegt zwis<strong>ch</strong>en<br />

16 und 28 Jahren, die Mitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d überwiegend <strong>in</strong> handwerkli<strong>ch</strong>en Berufen tätig.<br />

Der Wohnsitz <strong>der</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong> und Anwärter liegt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Agglomeration<br />

<strong>der</strong> Stadt Bern und im bernis<strong>ch</strong>en Seeland. Allerd<strong>in</strong>gs ist <strong>der</strong> Mitglie<strong>der</strong>zuwa<strong>ch</strong>s<br />

relativ ger<strong>in</strong>g, und Versu<strong>ch</strong>e, e<strong>in</strong>e grössere Anzahl Personen für e<strong>in</strong>e längerfristige<br />

Mitarbeit zu gew<strong>in</strong>nen, s<strong>ch</strong>lugen fehl. E<strong>in</strong>ige Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> NO besitzen<br />

au<strong>ch</strong> die Mitglieds<strong>ch</strong>aft bei den SHS.<br />

Vortragstreffen sollen die Mitglie<strong>der</strong> ideologis<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>ulen.<br />

Dur<strong>ch</strong> die genannten<br />

Mehrfa<strong>ch</strong>mitglieds<strong>ch</strong>aften<br />

dürfte <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fluss <strong>der</strong><br />

SHS auf die NO relativ<br />

gross se<strong>in</strong>. Enge Beziehungen<br />

und häufige<br />

Kontakte bestehen au<strong>ch</strong><br />

zur Avalon-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft,<br />

<strong>der</strong>en Präsident als Ratgeber<br />

und als Referent<br />

für die politis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>ulungen<br />

auftritt, da ans<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>end<br />

die Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> NO ni<strong>ch</strong>t über fundierte<br />

theoretis<strong>ch</strong>e Kenntnisse<br />

des Nationalsozialismus<br />

verfügen. So hielt<br />

er beispielsweise am<br />

26. September 1999 e<strong>in</strong>en<br />

Vortrag über die<br />

Waffen-SS.<br />

Regelmässig nehmen Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> NO au<strong>ch</strong> an vers<strong>ch</strong>iedenen von den SHS organisierten<br />

Veranstaltungen im Klublokal "Nibelungen" <strong>in</strong> Malters/LU teil. Erkenntnisse<br />

über regelmässige Auslandkonktakte <strong>der</strong> Gruppe liegen bisher ni<strong>ch</strong>t vor. Die<br />

Gruppe besitzt e<strong>in</strong>e Postfa<strong>ch</strong>-Adresse <strong>in</strong> Moosseedorf. Bisher ist ke<strong>in</strong> eigenes Publikationsorgan<br />

bekannt.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 39 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Das Emblem <strong>der</strong> NO stellt e<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Wolfsangeln e<strong>in</strong>gekeiltes <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>erkreuz<br />

dar und soll e<strong>in</strong> Zei<strong>ch</strong>en<br />

<strong>der</strong> patriotis<strong>ch</strong>en Ges<strong>in</strong>nung se<strong>in</strong>.<br />

Die Wolfsangel gilt als Symbol <strong>der</strong><br />

Wehrhaftigkeit.<br />

E<strong>in</strong> im Mai 2000 begonnenes Strafverfahren<br />

gegen zwei Führungsmitglie<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> NO im Zusammenhang<br />

mit selbst gefertigten Sprengkörpern<br />

(sog. Rahmbläserkapsel-<br />

Bomben) zeigt den eklatanten Wi<strong>der</strong>spru<strong>ch</strong><br />

zwis<strong>ch</strong>en angebli<strong>ch</strong>er<br />

Politisierung und systematis<strong>ch</strong> vorbereiteter<br />

Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft auf.<br />

Die beiden NO-Mitglie<strong>der</strong> wurden<br />

im Rahmen <strong>der</strong> Untersu<strong>ch</strong>ungen für<br />

kurze Zeit festgenommen und s<strong>in</strong>d<br />

geständig, am Bau <strong>der</strong> Sprengkörper beteiligt gewesen zu se<strong>in</strong>. Die Behörden<br />

konnten 20 Sprengkörper si<strong>ch</strong>erstellen. Der wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ungsdienst<br />

Züri<strong>ch</strong> stufte sie wegen <strong>der</strong> Splitterwirkung als sehr gefährli<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>. Die Sprengkörper<br />

wurden au<strong>ch</strong> zum Verkauf angeboten, bzw. verkauft.<br />

In den Wohnungen <strong>der</strong><br />

beiden Sk<strong>in</strong>heads wurden<br />

zudem umfangrei<strong>ch</strong>e<br />

Waffenlager (u.a.<br />

Gewehre, Pistolen,<br />

S<strong>ch</strong>lag<strong>in</strong>strumente,<br />

Munition) si<strong>ch</strong>ergestellt.<br />

Die Ermittlungen erbra<strong>ch</strong>ten<br />

H<strong>in</strong>weise,<br />

wona<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Angeklagten<br />

au<strong>ch</strong> aus e<strong>in</strong>er<br />

Pump-Action-<br />

S<strong>ch</strong>rotfl<strong>in</strong>te <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Na<strong>ch</strong>t auf den 21. August<br />

1999 e<strong>in</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>uss <strong>in</strong> Ri<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong><br />

In Wolfsangeln e<strong>in</strong>gekeiltes Emblem <strong>der</strong> Nationalen<br />

Offensive.<br />

Selbst gebastelte Sprengkörper aus Rahmbläserkapseln, die von <strong>der</strong><br />

Bundesanwalts<strong>ch</strong>aft im Frühjahr 2000 bes<strong>ch</strong>lagnahmt wurden (Bild:<br />

Bundespolizei).<br />

Liegens<strong>ch</strong>aft "Solter-<br />

Polter" <strong>in</strong> Bern-Marzili<br />

abgefeuert hatte. Relevant<br />

im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong> Antirassismus-Strafnorm ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>en ebenfalls dur<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />

Bes<strong>ch</strong>uldigten <strong>in</strong> H<strong>in</strong>delbank angebra<strong>ch</strong>ten Selbstklebezettel mit rassistis<strong>ch</strong>en<br />

Aussagen.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 40 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Bei <strong>der</strong> NO handelt es si<strong>ch</strong> zwar um e<strong>in</strong>e zahlenmässig kle<strong>in</strong>e Organisation no<strong>ch</strong><br />

ohne ausgebildete <strong>in</strong>ternationale Kontakte, do<strong>ch</strong> mit klarem Bekenntnis zum Nationalismus<br />

und zur Fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>keit. Bedeutend s<strong>ch</strong>werwiegen<strong>der</strong> ist jedo<strong>ch</strong><br />

die Diskrepanz zwis<strong>ch</strong>en ihrer deklarierten politis<strong>ch</strong>en Tätigkeit und den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Organisation<br />

manifest gewordenen ersten Ansätzen e<strong>in</strong>es Re<strong>ch</strong>tsterrorismus.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 41 -<br />

__________________________________________________________________<br />

5. Erklärungsansätze 7<br />

Die Ursa<strong>ch</strong>en rassistis<strong>ch</strong> und auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong> motivierter Gewalttaten von Sk<strong>in</strong>heads<br />

s<strong>in</strong>d viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tig. Erste Erkenntnisse weisen darauf h<strong>in</strong>, dass e<strong>in</strong>e Mehrheit<br />

<strong>der</strong> Jugendli<strong>ch</strong>en aus e<strong>in</strong>em unauffälligen sozialen Umfeld stammt. Für <strong>der</strong>en Beweggründe,<br />

si<strong>ch</strong> diesen Gruppen anzus<strong>ch</strong>liessen, gibt es zwei Erklärungsansätze,<br />

wel<strong>ch</strong>e unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Aspekte <strong>in</strong> den Vor<strong>der</strong>grund rücken: Die sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e<br />

Si<strong>ch</strong>t betra<strong>ch</strong>tet die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung vorrangig als jugendkulturelles Problem<br />

und erklärt die re<strong>ch</strong>tsextreme Spra<strong>ch</strong>e und Symbolik als bewussten Tabubru<strong>ch</strong>.<br />

Dagegen argumentiert die politologis<strong>ch</strong>e Analyse, dass si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> den Aktionen<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads die vorherrs<strong>ch</strong>enden politis<strong>ch</strong>en und gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

wi<strong>der</strong>spiegeln und diese als "konforme Rebellen" dem Re<strong>ch</strong>tsextremismus<br />

und Neonazismus Vors<strong>ch</strong>ub leisten. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> gilt es au<strong>ch</strong> die Medienwirkungen<br />

auf die jugendli<strong>ch</strong>e "Subkultur" zu berücksi<strong>ch</strong>tigen.<br />

Jugendgewalt und Fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>keit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bestimmten sozialen Umfeld<br />

Über das soziale Umfeld <strong>der</strong> jungen Sk<strong>in</strong>heads ist bis heute wenig bekannt. Für<br />

die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> fehlen sozialwissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> breit abgestützte Untersu<strong>ch</strong>ungen, wel<strong>ch</strong>e<br />

die jüngsten qualitativen Verän<strong>der</strong>ungen des gewalttätigen Re<strong>ch</strong>tsextremismus<br />

bes<strong>ch</strong>reiben. Erste Auswertungen <strong>der</strong> polizeili<strong>ch</strong> erfassten Vorfälle zeigen jedo<strong>ch</strong>,<br />

dass die Anfälligkeit für re<strong>ch</strong>tsextremes Gedankengut vornehmli<strong>ch</strong> jugendli<strong>ch</strong>e<br />

Männer aus allen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten betrifft. E<strong>in</strong>e Mehrheit ist ledig und wohnt no<strong>ch</strong> bei<br />

den Eltern. Nur wenige s<strong>in</strong>d arbeitslos, e<strong>in</strong>e Mehrheit ist <strong>in</strong> handwerkli<strong>ch</strong>en Berufen<br />

bes<strong>ch</strong>äftigt. In allerjüngster Zeit übernehmen au<strong>ch</strong> junge Mäd<strong>ch</strong>en ("Renees") führende<br />

Rollen <strong>in</strong> den Gruppen o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d direkt <strong>in</strong> Straftaten verwickelt.<br />

Fors<strong>ch</strong>ungen deuts<strong>ch</strong>er Soziologen stellten fest, dass fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e Straftaten<br />

si<strong>ch</strong> gerade <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>städten und <strong>in</strong> ländli<strong>ch</strong>en Gegenden ereigneten. Bei den jugendli<strong>ch</strong>en,<br />

re<strong>ch</strong>tsextremen Gewalttätern spielen die fehlende Zuwendung im Elternhaus,<br />

<strong>der</strong> z.T. niedrige Bildungsgrad sowie Befür<strong>ch</strong>tungen und soziale Ängste<br />

e<strong>in</strong>e wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Die überragende Rolle des Kollektivgedankens <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gruppe<br />

bietet dagegen das Gefühl von Zugehörigkeit, Aufgehobenheit, Stärke und Selbstvertrauen.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> ist au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Gruppenzwang von grosser Bedeutung. Es ist<br />

deshalb ke<strong>in</strong> Zufall, dass die Sk<strong>in</strong>heads viele junge Mitglie<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hooligan-<br />

Szene rund um Eishockey- und Fussballteams rekrutieren. Fallweise werden au<strong>ch</strong><br />

eigene Gruppen <strong>in</strong> dieser Szene gegründet.<br />

E<strong>in</strong>e Studie <strong>der</strong> Eidgenössis<strong>ch</strong>en Kommission für Jugendfragen (EKJ) geht von<br />

<strong>der</strong> generell zunehmenden Jugendgewalt als Teil e<strong>in</strong>es allgeme<strong>in</strong>en Gewaltphänomens<br />

aus. Die EKJ stellte <strong>in</strong> ihrem Beri<strong>ch</strong>t von 1998 fest, "dass <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong><br />

Integration e<strong>in</strong> ganz wesentli<strong>ch</strong>er Faktor für den Umgang mit Gewalt ist. Wer <strong>in</strong><br />

S<strong>ch</strong>ule, Arbeitswelt, Politik o<strong>der</strong> <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en kulturellen Fel<strong>der</strong>n Erfahrung <strong>der</strong> Des<strong>in</strong>tegration<br />

ma<strong>ch</strong>t, ist s<strong>ch</strong>neller bereit, gewalttätige Mittel e<strong>in</strong>zusetzen, um se<strong>in</strong>e<br />

Bedürfnisse und Ziele dur<strong>ch</strong>zusetzen." 8 Bei vielen re<strong>ch</strong>tsextremen Gewaltdelikten<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 42 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

s<strong>in</strong>d im Übrigen ni<strong>ch</strong>t vorrangig rassistis<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e Motive im<br />

Spiel. Die Mehrheit <strong>der</strong> Übergriffe ri<strong>ch</strong>teten si<strong>ch</strong> bislang eher gegen politis<strong>ch</strong>e<br />

Gegner wie die so genannten l<strong>in</strong>ksextremen "Antifas<strong>ch</strong>isten".<br />

Sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>er Ansatz: Subkultur und Tabubru<strong>ch</strong><br />

Neofas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e Gruppen suggerieren Jugendli<strong>ch</strong>en<br />

die Geborgenheit fester sozialer Strukturen.<br />

Die subkulturellen Ausdrucksformen<br />

wie Musik, Sk<strong>in</strong>z<strong>in</strong>es und Parties<br />

enthalten au<strong>ch</strong> ästhetis<strong>ch</strong>e und soziale<br />

Aspekte. Zwis<strong>ch</strong>en Ästhetik und<br />

politis<strong>ch</strong>er E<strong>in</strong>stellung besteht aber<br />

oft ke<strong>in</strong> direkter Zusammenhang. Jugendli<strong>ch</strong>e<br />

Subkulturen entwickeln eigene<br />

Symbole und Codes, mit denen<br />

sie si<strong>ch</strong> im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Gegenkultur<br />

gegen aussen abgrenzen und die oft<br />

e<strong>in</strong>en provokativen Charakter haben.<br />

Die sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e Jugendfors<strong>ch</strong>ung<br />

<strong>der</strong> 70er Jahre erklärte deshalb<br />

dieses Phänomen mit <strong>der</strong> erkenntnisleitenden<br />

These des Tabubru<strong>ch</strong>s.<br />

Demna<strong>ch</strong> haben Subkulturen<br />

seit eh und je provoziert dur<strong>ch</strong> - gewissermassen<br />

bloss strategis<strong>ch</strong>en -<br />

Tabubru<strong>ch</strong>, d.h. dass das Ausgedrückte<br />

im eigentli<strong>ch</strong>en S<strong>in</strong>ne ni<strong>ch</strong>t<br />

so geme<strong>in</strong>t ist. Kleidung, Symbole,<br />

Zei<strong>ch</strong>en, Gehabe und Spra<strong>ch</strong>e e<strong>in</strong>er<br />

Gruppe wie <strong>der</strong> heutigen Sk<strong>in</strong>heads<br />

wird demna<strong>ch</strong> als exzessiver Versu<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Abgrenzung ausgelegt. Wollen<br />

die Jugendli<strong>ch</strong>en <strong>in</strong> <strong>der</strong> reizüberfluteten Lebenswelt überhaupt no<strong>ch</strong> auffallen, s<strong>in</strong>d<br />

sie gezwungen, mögli<strong>ch</strong>st plakative und überzogen aggressive Mittel <strong>der</strong> Selbstpräsentation<br />

zu wählen.<br />

E<strong>in</strong>e weitere Erklärung für die Anziehungskraft <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads ist die Rolle <strong>der</strong> sogenannten<br />

Peer-Group (die Gruppe <strong>der</strong> Glei<strong>ch</strong>altrigen) für die Heranwa<strong>ch</strong>senden,<br />

wel<strong>ch</strong>e für die Ausbildung von Wertmassstäben und Weltbil<strong>der</strong>n <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahrzehnten zunehmend bedeutsamer geworden ist. Der E<strong>in</strong>fluss von Eltern o<strong>der</strong><br />

Lehrern droht dabei fast vollständig zu vers<strong>ch</strong>w<strong>in</strong>den. Zuglei<strong>ch</strong> ist zu beoba<strong>ch</strong>ten,<br />

dass die Kluft zwis<strong>ch</strong>en In-Group (<strong>der</strong> man si<strong>ch</strong> zugehörig fühlt) und Out-Group<br />

(<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Clique) immer kategoris<strong>ch</strong>er genommen und immer gewaltbereiter<br />

aufre<strong>ch</strong>terhalten wird. Gerade neofas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e und ni<strong>ch</strong>t zuletzt au<strong>ch</strong> paramilitäris<strong>ch</strong>e<br />

Gruppen suggerieren Jugendli<strong>ch</strong>en die Geborgenheit fester sozialer Strukturen<br />

und propagieren ihre Weltans<strong>ch</strong>auung unter dem Etikett Kamerads<strong>ch</strong>aft.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 43 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Gerade bei den Sk<strong>in</strong>heads <strong>der</strong> Fussball-Hooligan-Szene zeigt si<strong>ch</strong> diese Gruppenwirkung.<br />

Das ents<strong>ch</strong>eidend Reizvolle an diesem Umfeld ist es wohl, dass man<br />

hier e<strong>in</strong> klares Fe<strong>in</strong>dbild vorf<strong>in</strong>det, völlig entlastet von je<strong>der</strong> Def<strong>in</strong>itions- und Legitimationsproblematik.<br />

Dur<strong>ch</strong>aus gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong> akzeptiert ist <strong>der</strong> Grundsatz, wona<strong>ch</strong><br />

<strong>der</strong> Fan e<strong>in</strong>er Manns<strong>ch</strong>aft selbstverständli<strong>ch</strong> zuglei<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Gegner aller an<strong>der</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>la<strong>ch</strong>tenbummler zu se<strong>in</strong> hat.<br />

Politologis<strong>ch</strong>er Ansatz: Legitimation dur<strong>ch</strong> Politik und Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

Die politologis<strong>ch</strong>e Fors<strong>ch</strong>ung su<strong>ch</strong>t im Gegensatz zur sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>en Fors<strong>ch</strong>ung<br />

die Sk<strong>in</strong>head-Bewegung <strong>in</strong> "ideologis<strong>ch</strong>en Kont<strong>in</strong>uitäten, politis<strong>ch</strong>en Strategien<br />

o<strong>der</strong> gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Affirmationen" des Re<strong>ch</strong>tsextremismus e<strong>in</strong>zubetten:<br />

Der Re<strong>ch</strong>tsextremismus wäre demna<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t alle<strong>in</strong> als S<strong>in</strong>n- und Wertkrise von<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en zu behandeln, son<strong>der</strong>n bewegt si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> politis<strong>ch</strong>en und soziokulturellen<br />

Rahmenbed<strong>in</strong>gungen wie z.B.<br />

! Vertrauensverlust gegenüber dem etablierten Parteiensystem (Politikverdrossenheit<br />

und Krise <strong>der</strong> Grossparteien, Sti<strong>ch</strong>wort "Classe Politique"),<br />

! Aktivierung und Mobilisierung des latent vorhandenen re<strong>ch</strong>tsextremen Gedankenguts,<br />

! Akzeptanz <strong>der</strong> Gewalt als <strong>in</strong>dividuelles o<strong>der</strong> <strong>in</strong>stitutionelles Lösungsmittel<br />

o<strong>der</strong> Vorstellungen von Unglei<strong>ch</strong>heit und Hierar<strong>ch</strong>ie,<br />

! e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft akzeptierter Neorassismus, <strong>der</strong> auf Vorstellungen kultureller<br />

und ethnis<strong>ch</strong>er Unglei<strong>ch</strong>heiten basiert (e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> des Antisemitismus),<br />

! e<strong>in</strong> Populismus, <strong>in</strong> dem Ängste und Emotionen als politis<strong>ch</strong>e Strategie <strong>in</strong>strumentalisiert<br />

werden (ma<strong>ch</strong>tpolitis<strong>ch</strong>er Nutzen aus <strong>der</strong> Unzufriedenheit <strong>der</strong><br />

Bürger<strong>in</strong>nen und Bürger, Legitimationsdefiziete politis<strong>ch</strong>er Systeme),<br />

! o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Diskurs über die Asyl- und Auslän<strong>der</strong>politik, <strong>in</strong> dem si<strong>ch</strong> an<strong>der</strong>e Probleme<br />

spiegeln (Krim<strong>in</strong>alität, Globalisierung usw.).<br />

Diese Rahmenbed<strong>in</strong>gungen können als politologis<strong>ch</strong>e Erklärungsmuster dienen,<br />

warum si<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Werthaltungen von Personen, Gruppen und Organisationen<br />

wie die Sk<strong>in</strong>heads entfalten können.<br />

Aus Si<strong>ch</strong>t von Politologen und Soziologen ist deshalb <strong>der</strong> sozialpsy<strong>ch</strong>ologis<strong>ch</strong>e Erklärungsansatz<br />

des Tabubru<strong>ch</strong>s verharmlosend, weil unter sol<strong>ch</strong>en Bed<strong>in</strong>gungen<br />

die alten Spielregeln des Generationenkonflikts eben gerade dur<strong>ch</strong>bro<strong>ch</strong>en werden.<br />

Diese Jugendli<strong>ch</strong>en s<strong>in</strong>d eher als "konforme Rebellen" zu bezei<strong>ch</strong>nen, weil sie<br />

si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von den Wertvorstellungen <strong>der</strong> Allgeme<strong>in</strong>heit abheben, son<strong>der</strong>n die<br />

Geltung <strong>der</strong> alten Werte wie<strong>der</strong> mit Ma<strong>ch</strong>t herbeiführen wollen (z.B. Protest gegen<br />

Multikulturalität, gegen die Auflösung <strong>der</strong> alten Ordnungsbegriffe wie Heimat und<br />

Vaterland etc.). Sk<strong>in</strong>heads verteidigen so Leitbil<strong>der</strong> wie Leistung, Diszipl<strong>in</strong> o<strong>der</strong><br />

Nation gegen die Alternativkultur <strong>der</strong> alten (68er-)Revolutionäre, die am augenfälligsten<br />

etwa dur<strong>ch</strong> die "grüne Lehrer<strong>in</strong>" verkörpert werden.<br />

Dur<strong>ch</strong> diese Konformität könnte aus <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Jugendgewalt e<strong>in</strong>e ganz<br />

neue, bedrohli<strong>ch</strong>e Dimension erwa<strong>ch</strong>sen. So wären die Sk<strong>in</strong>heads die ersten, die<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 44 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

autoritäre Strukturen offen e<strong>in</strong>for<strong>der</strong>ten beziehungsweise das offensive Postulat<br />

von rassistis<strong>ch</strong>en Unglei<strong>ch</strong>heitsideen und sozialdarw<strong>in</strong>istis<strong>ch</strong>en Positionen <strong>in</strong> unserer<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft enttabuisierten.<br />

Wirkungen <strong>der</strong> Medien<br />

Als e<strong>in</strong>e weitere Ursa<strong>ch</strong>e für die Ausbreitung jugendli<strong>ch</strong>er Subkulturen im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

und jene <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads im Beson<strong>der</strong>en ist die Medienwirkung ni<strong>ch</strong>t zu<br />

verna<strong>ch</strong>lässigen. Medienberi<strong>ch</strong>te können Beispiele zur Na<strong>ch</strong>ahmung abgeben,<br />

können re<strong>ch</strong>tfertigend wirken o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Bühne für die Selbst<strong>in</strong>szenierung bieten.<br />

So wären gewisse Serien von Ans<strong>ch</strong>lägen und Überfällen <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land <strong>in</strong> den<br />

Jahren 1991/92 ni<strong>ch</strong>t ohne die massive Medienberi<strong>ch</strong>terstattung denkbar gewesen.<br />

Au<strong>ch</strong> lässt <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> <strong>der</strong> Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> hohen Anzahl<br />

Asylbewerber <strong>in</strong> den frühen 90er Jahren und <strong>der</strong> e<strong>in</strong>hergehenden Asyldebatte mit<br />

den stark steigenden Ans<strong>ch</strong>lägen auf Asylbewerberunterkünfte an e<strong>in</strong>en ähnli<strong>ch</strong>en<br />

Bezug denken.<br />

Gewaltakte gegen Asylbewerberunterkünfte<br />

und Anzahl Asylgesu<strong>ch</strong>e 1990-2000<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1990 1992 1994 1996 1998 2000<br />

77<br />

27<br />

42<br />

9<br />

10<br />

6<br />

6<br />

3<br />

(Zahlen 2000 ho<strong>ch</strong>gere<strong>ch</strong>net)<br />

3 11<br />

6<br />

Asylgesu<strong>ch</strong>e <strong>in</strong><br />

Tausend pro Jahr<br />

Gewaltakte gegen<br />

Asylbewerberunterkünfte<br />

Wie die Gewalttaten au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em diskursiven politis<strong>ch</strong>en Umfeld stehen, zeigt die Korrelation<br />

von Flü<strong>ch</strong>tl<strong>in</strong>gszahlen und fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>en Ans<strong>ch</strong>lägen.<br />

Dur<strong>ch</strong> die Art <strong>der</strong> Medienberi<strong>ch</strong>te können Täter-Opfer-Klis<strong>ch</strong>ees entstehen, die die<br />

Zugehörigkeit zur Subkultur legitimieren und z.B. die Sk<strong>in</strong>heads zu "Vollstreckern<br />

des Volkszorns" werden lassen. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> s<strong>in</strong>d jugendli<strong>ch</strong>e Subkulturen zu e<strong>in</strong>em<br />

wesentli<strong>ch</strong>en Teil au<strong>ch</strong> Selbst<strong>in</strong>szenierung von Jugendli<strong>ch</strong>en. Diese Selbst<strong>in</strong>szenierungen<br />

leben davon, dass sie e<strong>in</strong>e Bühne <strong>in</strong> <strong>der</strong> öffentli<strong>ch</strong>en Beri<strong>ch</strong>terstattung<br />

f<strong>in</strong>den. So können Medien glei<strong>ch</strong>zeitig zu e<strong>in</strong>er Voraussetzung für die Ausbreitung<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene wie au<strong>ch</strong> zu e<strong>in</strong>em Element ihrer Verstetigung werden.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 45 -<br />

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6. Ausblick<br />

Der Re<strong>ch</strong>tsextremismus im Allgeme<strong>in</strong>en und die Sk<strong>in</strong>heads im Beson<strong>der</strong>en s<strong>in</strong>d<br />

heute ni<strong>ch</strong>t als grosse Gefahr für die nationale Si<strong>ch</strong>erheit e<strong>in</strong>zustufen, son<strong>der</strong>n bilden<br />

e<strong>in</strong> lokales, oft kurzfristig auftretendes und ernst zu nehmendes Gewaltpotenzial.<br />

Kurz-, mittel- und langfristig geben allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>ige Entwicklungen Anlass zu<br />

Sorge und erhöhter Wa<strong>ch</strong>samkeit.<br />

Kurzfristig: Weiter steigende Aktivitäten und Gewaltpotenzial<br />

Kurzfristig ist - e<strong>in</strong>erseits bed<strong>in</strong>gt dur<strong>ch</strong> den aktuellen Mitglie<strong>der</strong>zuwa<strong>ch</strong>s und an<strong>der</strong>seits<br />

dur<strong>ch</strong> verbesserte Organisationsstrukturen begünstigt - mit e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Zunahme <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Aktivitäten <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> zu re<strong>ch</strong>nen. Wie s<strong>ch</strong>on<br />

bei <strong>der</strong> letzten grossen Welle von re<strong>ch</strong>tsextremen Aktivitäten zu Anfang <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre ist davon auszugehen, dass hart geführte Diskussionen über Flü<strong>ch</strong>tl<strong>in</strong>ge und<br />

Auslän<strong>der</strong> <strong>in</strong> Medien und Politik für sol<strong>ch</strong>e Aktionen eher för<strong>der</strong>li<strong>ch</strong> wirken.<br />

Klar steigend ist das Gewaltpotenzial <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene. E<strong>in</strong> E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> im<br />

Frühl<strong>in</strong>g 2000 im Raum Bern bes<strong>ch</strong>lagnahmten Rahmbläserkapsel-Bomben gegen<br />

Mens<strong>ch</strong>en hätte mit grosser Wahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong>keit zu Toten o<strong>der</strong> S<strong>ch</strong>werverletzten<br />

geführt, und au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Ans<strong>ch</strong>lag mit S<strong>ch</strong>usswaffen gegen e<strong>in</strong> von Autonomen bewohntes<br />

Gebäude <strong>in</strong> Bern im Juli 2000 führte nur dur<strong>ch</strong> Zufall ni<strong>ch</strong>t zu Verletzten.<br />

Wenn au<strong>ch</strong> no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t von e<strong>in</strong>em eigentli<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsterrorismus gespro<strong>ch</strong>en werden<br />

muss, s<strong>in</strong>d gewisse Ansätze do<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t zu verkennen. So s<strong>in</strong>d auf dem Internet<br />

Anfang 2000 Todeslisten au<strong>ch</strong> mit den Namen von <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> wohnhaften<br />

Fe<strong>in</strong>den <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads aufgetau<strong>ch</strong>t. In S<strong>ch</strong>weden s<strong>in</strong>d sol<strong>ch</strong>e Gegner von<br />

Re<strong>ch</strong>tsextremen dur<strong>ch</strong> S<strong>ch</strong>usswaffen und Bomben bereits regelre<strong>ch</strong>t exekutiert<br />

worden.<br />

Polizeili<strong>ch</strong>e Ermittlungserfolge <strong>der</strong> letzten Zeit (so z.B. neben den obgenannten<br />

Fällen im Zusammenhang mit Ans<strong>ch</strong>lägen auf Asylbewerberwohnheime, sowie Si<strong>ch</strong>erstellungen<br />

von S<strong>ch</strong>usswaffen und Sprengstoff) lassen allerd<strong>in</strong>gs hoffen, dass<br />

die Spitze vor allem <strong>der</strong> gewalttätigen Aktivitäten gebro<strong>ch</strong>en werden kann.<br />

Mittelfristig: Führerfigur und re<strong>ch</strong>tsextreme Parteien?<br />

Zwei potenzielle Entwicklungen führen allerd<strong>in</strong>gs zu e<strong>in</strong>er mittelfristig eher kritis<strong>ch</strong>en<br />

Prognose: Die Mögli<strong>ch</strong>keit, dass si<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e Führerfigur aus <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-<br />

Szene heraus entwickelt o<strong>der</strong> si<strong>ch</strong> von aussen her etablieren könnte sowie <strong>der</strong><br />

E<strong>in</strong>fluss re<strong>ch</strong>tsextremer Parteien primär aus Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

Zwar konnte si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuell eher zersplitterten re<strong>ch</strong>tsextremen Szene <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> bis heute ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong> anerkannte Führerfigur o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Da<strong>ch</strong>organisation etablieren, sollte si<strong>ch</strong> künftig aber e<strong>in</strong> Lea<strong>der</strong> dur<strong>ch</strong>setzen, wäre<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 46 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

e<strong>in</strong>e erhebli<strong>ch</strong>e Gefährdungssteigerung zu erwarten. Die national und <strong>in</strong>ternational<br />

vor allem wegen <strong>der</strong> neuen Kommunikationste<strong>ch</strong>nologien immer bessere Vernetzung<br />

erhöht das Risiko, dass si<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e <strong>ch</strong>arismatis<strong>ch</strong>e Person auf breiter Front<br />

dur<strong>ch</strong>setzen könnte. Au<strong>ch</strong> die grosse Medienaufmerksamkeit, die <strong>in</strong> letzter Zeit<br />

e<strong>in</strong>zelnen Exponenten <strong>der</strong> Szene zuteil wurde, könnte dies för<strong>der</strong>n.<br />

Au<strong>ch</strong> fehlen <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> im Gegensatz z.B. zu Deuts<strong>ch</strong>land no<strong>ch</strong> explizit<br />

re<strong>ch</strong>tsextreme o<strong>der</strong> neonazistis<strong>ch</strong> ausgeri<strong>ch</strong>tete Parteien mit e<strong>in</strong>er gewissen Breitenwirkung.<br />

Die Gründung <strong>der</strong> Nationalen Partei <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (NPS) ist allerd<strong>in</strong>gs<br />

au<strong>ch</strong> hier - wie gewisse Vorläufer <strong>in</strong> den frühen 90er Jahren - e<strong>in</strong> Warnzei<strong>ch</strong>en.<br />

Die re<strong>ch</strong>tsextreme Nationaldemokratis<strong>ch</strong>e Partei Deuts<strong>ch</strong>land (NPD), die speziell<br />

für ihre Strassenaufmärs<strong>ch</strong>e regelmässig mit Neonazis und Sk<strong>in</strong>heads zusammenarbeitet,<br />

hat bereits aktiv ihr Interesse signalisiert, <strong>in</strong> Österrei<strong>ch</strong> und <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> tätig zu werden. Die Bundespolizei hat gegen e<strong>in</strong>en "Son<strong>der</strong>beauftragten<br />

für die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>" <strong>der</strong> NPD e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>reisesperre erlassen.<br />

Falls es <strong>der</strong> NPD o<strong>der</strong> ähnli<strong>ch</strong>en Parteien gel<strong>in</strong>gen sollte, <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> Fuss zu<br />

fassen, bestünde die Gefahr, dass <strong>der</strong> Re<strong>ch</strong>tsextremismus weiter politisiert und so<br />

zum<strong>in</strong>dest bei Teilen <strong>der</strong> Bevölkerung politis<strong>ch</strong> akzeptabel und damit wahlfähig<br />

werden könnte. Speziell problematis<strong>ch</strong> wären allfällige Versu<strong>ch</strong>e <strong>der</strong> NPD, die Infrastruktur<br />

o<strong>der</strong> die F<strong>in</strong>anzen <strong>der</strong> Partei na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>em jetzt <strong>in</strong> Diskussion stehenden<br />

Verbot <strong>der</strong> NPD <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land <strong>in</strong> die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> zu transferieren. Erste Anzei<strong>ch</strong>en<br />

wie die Eröffnung e<strong>in</strong>es Bankkontos <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> gibt es dafür bereits.<br />

Langfristig: Virtuelle Gegenöffentli<strong>ch</strong>keit und eventuell breitere Akzeptanz<br />

extremistis<strong>ch</strong>er Auffassungen<br />

Auf dem Internet ist heute von jüdis<strong>ch</strong>en Vers<strong>ch</strong>wörungstheorien über rassentheoretis<strong>ch</strong>e<br />

Elaborate, revisionistis<strong>ch</strong>e Standardliteratur, rassistis<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Musik<br />

bis h<strong>in</strong> zu re<strong>ch</strong>tsextremen Todeslisten jede S<strong>ch</strong>attierung re<strong>ch</strong>tsextremer Publizität<br />

frei erhältli<strong>ch</strong>. Dies könnte langfristig zu e<strong>in</strong>er eigentli<strong>ch</strong>en virtuellen Gegenöffentli<strong>ch</strong>keit<br />

führen, da si<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tsextreme praktis<strong>ch</strong> mit e<strong>in</strong>em ges<strong>ch</strong>lossenen, ihren<br />

Vorstellungen entspre<strong>ch</strong>enden Weltbild versorgen können. Dies würde <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Bewegung<br />

und dem Re<strong>ch</strong>tsextremismus allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en gruppendynamis<strong>ch</strong>en<br />

Impetus geben, <strong>der</strong> viel grösser ist, als die relativ wenigen Anhänger eigentli<strong>ch</strong><br />

vermuten liessen. E<strong>in</strong> Zusammenhang zwis<strong>ch</strong>en rassistis<strong>ch</strong>er und gewaltextremistis<strong>ch</strong>er<br />

Propaganda sowie gewaltsamen Handlungen ist zum<strong>in</strong>dest mittelbar<br />

anzunehmen. Damit würde au<strong>ch</strong> die Gefahr gewaltsamer Auss<strong>ch</strong>reitungen weiter<br />

steigen.<br />

S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> könnte diese virtuelle Gegenöffentli<strong>ch</strong>keit langfristig zu e<strong>in</strong>er Gewöhnung<br />

und zu e<strong>in</strong>em Anwa<strong>ch</strong>sen <strong>der</strong> politis<strong>ch</strong>en Akzeptanz extremistis<strong>ch</strong>er Auffassungen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung führen.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 47 -<br />

__________________________________________________________________<br />

7. Anhänge<br />

7.1. Re<strong>ch</strong>tsextreme Vorfälle 1998 - 2000<br />

Die folgende Liste vermittelt e<strong>in</strong>en Überblick über die Vorfälle mit re<strong>ch</strong>tsextremem H<strong>in</strong>tergrund<br />

von Anfang 1998 bis Ende August 2000. Bei <strong>der</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> hier aufgeführten Ereignisse<br />

besteht e<strong>in</strong> direkter Sk<strong>in</strong>head-Bezug. In e<strong>in</strong>igen Fällen ist die Täters<strong>ch</strong>aft unbekannt,<br />

kann aber mit grosser Wahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong>keit dem re<strong>ch</strong>tsextremen Spektrum zugere<strong>ch</strong>net<br />

werden.<br />

Erfasst s<strong>in</strong>d <strong>der</strong> Bundespolizei gemeldete Ereignisse, ohne S<strong>ch</strong>mierereien und Verteilen<br />

e<strong>in</strong>zelner Flugblätter.<br />

Au/AG<br />

20.2.1998<br />

Neukir<strong>ch</strong>-Egna<strong>ch</strong>/TG<br />

21.2.1998<br />

Chézard-Sa<strong>in</strong>t-<br />

Mart<strong>in</strong>/NE<br />

7.3.1998<br />

Root/LU<br />

21.3.1998<br />

Diepoldsau/SG<br />

28.3.1998<br />

Concise/VD<br />

11.4.1998<br />

Pregassona/TI<br />

22.4.1998<br />

Bern<br />

9./10.5.1998<br />

Boswil/AG<br />

10.5.1998<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen zweier angetrunkener Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Asylbewerberunterkunft.<br />

Provokation und Angriff auf die dort untergebra<strong>ch</strong>ten Tamilen. E<strong>in</strong><br />

Tamile dur<strong>ch</strong> Fausthieb verletzt. E<strong>in</strong>er <strong>der</strong> beiden Sk<strong>in</strong>heads bedroht<br />

Anwesende mit Messer.<br />

Anlässli<strong>ch</strong> Maskenball traktieren vier Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Thurgauer Sk<strong>in</strong>head-<br />

Szene Ehepaar mit S<strong>ch</strong>lägen. Beide verletzt, ke<strong>in</strong>e Anzeige.<br />

Bekannter Neuenburger Sk<strong>in</strong>head organisiert unter e<strong>in</strong>em Vorwand unter<br />

dem Namen "Mjölnir Diffusion" Sk<strong>in</strong>head-Konzert. Rund 800 Teilnehmer<br />

aus <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> und vers<strong>ch</strong>iedenen Na<strong>ch</strong>barlän<strong>der</strong>n, vor allem aus<br />

Deuts<strong>ch</strong>land und Frankrei<strong>ch</strong>.<br />

Ni<strong>ch</strong>t öffentli<strong>ch</strong> bekannt gewordene und ruhig verlaufene Hammersk<strong>in</strong>-<br />

Party <strong>in</strong> S<strong>ch</strong>eune. Ausserkantonale Teilnehmer und m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong> deuts<strong>ch</strong>er<br />

Teilnehmer.<br />

Als "Geme<strong>in</strong>samer Kamerads<strong>ch</strong>aftsabend" deklarierte Versammlung <strong>der</strong><br />

Nationalen Initiative <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (NIS) <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Restaurant. Etwa 50 Teilnehmer,<br />

Hälfte Sk<strong>in</strong>heads. S<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong>e E<strong>in</strong>ladung vom Vorstand und dem<br />

"Generalvertr. I.D. BRD" unterzei<strong>ch</strong>net. Rede des deuts<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsextremisten<br />

Dr. Manfred Roe<strong>der</strong> trotz E<strong>in</strong>reisesperre. Versammlungsort erst<br />

na<strong>ch</strong>trägli<strong>ch</strong> ausgema<strong>ch</strong>t.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert, 150 bis 300 Teilnehmer aus Deuts<strong>ch</strong>land, Frankrei<strong>ch</strong>,<br />

Italien, Polen, Australien und <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>. Organisiert von "Mjölnir Diffusion".<br />

Miete des Geme<strong>in</strong>desaales unter Vorwand e<strong>in</strong>er Geburtstagsfeier.<br />

Brandans<strong>ch</strong>lag mittels Molotowcocktails dur<strong>ch</strong> unbekannten Täter auf<br />

Wohnung kosovo-albanis<strong>ch</strong>er Asylbewerberfamilie. Wurfkörper entzündet<br />

si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t.<br />

Teilnahme von 14 Sk<strong>in</strong>heads <strong>der</strong> Gruppe Nationaler Wi<strong>der</strong>stand am 39.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>en 2-Tage-Mars<strong>ch</strong>. Am Start entrollen e<strong>in</strong>er <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>erfahne<br />

und Hitlergruss. Offizieller E<strong>in</strong>mars<strong>ch</strong> am Ende verweigert.<br />

Ra<strong>ch</strong>e e<strong>in</strong>es ortsansässigen Sk<strong>in</strong>heads für angebli<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> jugendli<strong>ch</strong>e<br />

"L<strong>in</strong>ke" verübte Bes<strong>ch</strong>ädigungen am Personenwagen se<strong>in</strong>es Vaters löst<br />

S<strong>ch</strong>lägerei zwis<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en aus. Anlässli<strong>ch</strong> Hausdur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung<br />

S<strong>ch</strong>usswaffe und rassistis<strong>ch</strong>e CDs si<strong>ch</strong>ergestellt. Vier Sk<strong>in</strong>heads verzeigt.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 48 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

L'Abergement/VD<br />

16.5.1998<br />

Langrickenba<strong>ch</strong>/TG<br />

23.5.1998<br />

W<strong>in</strong>terthur<br />

28.6.1998<br />

Maispra<strong>ch</strong>/BL<br />

25.7.1998<br />

Ri<strong>ch</strong>terswil/ZH<br />

1.8.1998<br />

Medel/Lucmagn/GR<br />

1.8.1998<br />

Zollikofen/BE<br />

8.8.1998<br />

Kreuzl<strong>in</strong>gen/TG<br />

9.8.1998<br />

W<strong>in</strong>terthur<br />

12.8.1998<br />

Bern<br />

16.8.1998<br />

Rigi-S<strong>ch</strong>eidegg/SZ<br />

12./13.9.1998<br />

Chalet-à-Gobet/La<br />

Sarraz/VD<br />

19.9.1998<br />

Kloten/ZH<br />

24.9.1998<br />

Berikon/AG<br />

10.10.1998<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert mit drei Bands aus Deuts<strong>ch</strong>land, F<strong>in</strong>nland und den<br />

USA, organisiert von "Mjölnir Diffusion". Rund 250 Teilnehmer aus <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>, Deuts<strong>ch</strong>land, Frankrei<strong>ch</strong>, Österrei<strong>ch</strong>, Ungarn, Fürstentum<br />

Lie<strong>ch</strong>tenste<strong>in</strong>, Italien und Belgien.<br />

Treffen auf privater Waldparzelle. Rund 150 Teilnehmer aus <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>,<br />

Süddeuts<strong>ch</strong>land und Vorarlberg.<br />

Anlässli<strong>ch</strong> Albanifest S<strong>ch</strong>lägerei zwis<strong>ch</strong>en rund 40 Jugendli<strong>ch</strong>en aus<br />

l<strong>in</strong>ks- und re<strong>ch</strong>tsextremem Lager. Etwa 20 Punks bes<strong>ch</strong>impfen und bespucken<br />

Polizeibeamte, zehn greifen e<strong>in</strong>en Beamten an. Später versprühen<br />

vermummte Personen <strong>in</strong> Lokal Tränengas. Vermutli<strong>ch</strong> Vergeltungsaktion<br />

gegen Angehörige <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>ten Szene.<br />

Party <strong>der</strong> Basler Glatzen an abgelegenem Ort. Rund 150 Personen aus<br />

vers<strong>ch</strong>iedenen Kantonen und Süddeuts<strong>ch</strong>land.<br />

Na<strong>ch</strong> Protestdemonstration Versammlung von L<strong>in</strong>ksautonomen auf Festplatz<br />

<strong>der</strong> 1.-August-Feier mit SVP-Nationalrat Christoph Blo<strong>ch</strong>er als Redner.<br />

Gruppe mit Sprays und S<strong>ch</strong>lag<strong>in</strong>strumenten bewaffnet. Polizei veranlasst<br />

Abzug. Anwesende Sk<strong>in</strong>heads setzen Abziehenden na<strong>ch</strong>, tätli<strong>ch</strong>e<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen mit e<strong>in</strong>em Verletzten.<br />

Treffen <strong>der</strong> Gruppe Morgenstern auf <strong>der</strong> Alp Stgetgia am Lukmanierpass.<br />

Bewilligung unter fals<strong>ch</strong>en Angaben e<strong>in</strong>geholt. 80 teilnehmende Personen<br />

aus vers<strong>ch</strong>iedenen Kantonen und Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

Angriff e<strong>in</strong>er Gruppe von etwa 15 Neonazis bei Rückkehr von e<strong>in</strong>em Fest<br />

mit Ste<strong>in</strong>en und Flas<strong>ch</strong>en gegen altes Fabrikgebäude. L<strong>in</strong>ksautonome<br />

Bewohner verteidigen si<strong>ch</strong> mit Gummis<strong>ch</strong>rot aus Pump-Action-<br />

Gewehren, s<strong>ch</strong>lagen Angreifer <strong>in</strong> Flu<strong>ch</strong>t. Zwei verletzte Neonazis. Polizei<br />

stellt bei Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>ung zwei Pump-Action-Gewehre sowie e<strong>in</strong>e Armbrust<br />

si<strong>ch</strong>er.<br />

Anlässli<strong>ch</strong> Seena<strong>ch</strong>tsfest verbale Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung und S<strong>ch</strong>lägerei<br />

zwis<strong>ch</strong>en s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads und l<strong>in</strong>ksgeri<strong>ch</strong>teten deuts<strong>ch</strong>en<br />

Jugendli<strong>ch</strong>en. Zwei Sk<strong>in</strong>heads verletzt.<br />

S<strong>ch</strong>eibe e<strong>in</strong>es Restaurants <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ksalternativen Szene e<strong>in</strong>ges<strong>ch</strong>lagen,<br />

Text "Rassismus ist Notwehr e<strong>in</strong>es Volkes" angebra<strong>ch</strong>t. Vorher Kellner<br />

bedroht. Täter vermutli<strong>ch</strong> Sk<strong>in</strong>heads. Bei Lokal s<strong>ch</strong>on öfters Provokationen<br />

zwis<strong>ch</strong>en beiden Lagern.<br />

Handgreifli<strong>ch</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen an Bümplizer Chilbi zwis<strong>ch</strong>en Albanergruppe<br />

und Gruppe re<strong>ch</strong>tsextremer <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er. E<strong>in</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er verletzt.<br />

Treffen im Touristenhaus. 48 Teilnehmer (zahlrei<strong>ch</strong>e Hammersk<strong>in</strong>s) aus<br />

Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Kantonen und Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

Geplantes "Ian-Stuart-Memorial-Konzert", organisiert von "Mjölnir Diffusion".<br />

Wegen Veranstaltungsverbots des waadtländis<strong>ch</strong>en Regierungsrats<br />

Konzert na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land verlegt.<br />

Na<strong>ch</strong> Eishockeyspiel Angriff auf Ex-Jugoslawen dur<strong>ch</strong> lokale re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Szenenangehörige. E<strong>in</strong> Opfer aus Spraydose besprüht. Täter festgenommen.<br />

"1. Glatzenparty auf dem Muts<strong>ch</strong>ellen" <strong>der</strong> Hammersk<strong>in</strong>s, 138 Teilnehmer,<br />

darunter mehrere aus Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 49 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Brons<strong>ch</strong>hofen/SG<br />

19.10.1998<br />

Solothurn<br />

24.10.1998<br />

Altstätten/SG<br />

7.11.1998<br />

Ba<strong>ch</strong>s/ZH<br />

15.11.1998<br />

S<strong>ch</strong>affhausen<br />

15.11.1998<br />

Günsberg/SO<br />

20. - 22.11.1998<br />

Murten/Vuissens/FR<br />

28.11.1998<br />

Dietlikon/ZH<br />

12.12.1998<br />

Steffisburg/BE<br />

10.1.1999<br />

Bern<br />

29.1.1999<br />

St. Gallen<br />

6.2.1999<br />

Lyssa<strong>ch</strong>/BE<br />

13.3.1999<br />

W<strong>in</strong>terthur/ZH<br />

20.3.1999<br />

Rümlang/ZH<br />

21.3.1999<br />

Derend<strong>in</strong>gen/SO<br />

10.4.1999<br />

Affoltern a.A./ZH<br />

10.4.1999<br />

Explosion e<strong>in</strong>er mit S<strong>ch</strong>warzpulver gefüllten Gaskartus<strong>ch</strong>e bei e<strong>in</strong>er leer<br />

stehenden, vor allem für Kosovo-Flü<strong>ch</strong>tl<strong>in</strong>ge bestimmten, Militärunterkunft.<br />

Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden. E<strong>in</strong>gang weiterer anonymer telefonis<strong>ch</strong>er Bombendrohungen<br />

bei Geme<strong>in</strong>debehörden. Vermutli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextremer H<strong>in</strong>tergrund.<br />

Angriff e<strong>in</strong>es polizeili<strong>ch</strong> bekannten re<strong>ch</strong>tsextremen Sk<strong>in</strong>heads auf heimkehrenden<br />

Senegalesen. Täter geständig.<br />

Kommunale Bewilligung für geplantes Sk<strong>in</strong>head-Konzert <strong>der</strong> Nationalen<br />

Initiative (NIS) verweigert.<br />

Rund 20 Sk<strong>in</strong>heads verlangen Zugang <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Restaurant, Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden.<br />

Rund 15 Sk<strong>in</strong>heads greifen na<strong>ch</strong>ts ohne Anlass zwei Passanten an. Beide<br />

wegen Verletzungen <strong>in</strong> Spitalpflege.<br />

"Kamerads<strong>ch</strong>aftstreffen" <strong>in</strong> Kurs- und Ferienheim auf dem Balmberg.<br />

Rund 25 Teilnehmer, davon e<strong>in</strong> Dutzend aus Süddeuts<strong>ch</strong>land.<br />

Geplantes Sk<strong>in</strong>head-Konzert, organisiert von "Mjölnir Diffusion". Regierungen<br />

<strong>der</strong> Kantone Freiburg und Waadt verbieten Dur<strong>ch</strong>führung. Konzert<br />

na<strong>ch</strong> Deuts<strong>ch</strong>land verlegt.<br />

Sieben Sk<strong>in</strong>heads aus <strong>der</strong> W<strong>in</strong>terthurer Gegend greifen mit Eisenstangen<br />

Auslän<strong>der</strong> an. Geme<strong>in</strong>depolizist erleidet Handbru<strong>ch</strong>, e<strong>in</strong>e Frau mit lei<strong>ch</strong>ten<br />

Verletzungen hospitalisiert, Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden. Se<strong>ch</strong>s <strong>der</strong> Angreifer festgenommen.<br />

Unbekannter feuert na<strong>ch</strong>ts mit Faustfeuerwaffe dur<strong>ch</strong> Türe e<strong>in</strong>er von<br />

se<strong>ch</strong>s Kosovo-Albanern bewohnten Asylbewerberunterkunft. Ke<strong>in</strong>e Verletzte.<br />

Gewaltsames E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Wohngeme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft im Marzili-Quartier dur<strong>ch</strong><br />

rund 30 Sk<strong>in</strong>heads. Angreifer mit S<strong>ch</strong>lagstöcken und Messern bewaffnet,<br />

grösstenteils vermummt. Fensters<strong>ch</strong>eiben zers<strong>ch</strong>lagen, Bewohner zu<br />

Boden gestossen.<br />

Massens<strong>ch</strong>lägerei na<strong>ch</strong> Angriff von Sk<strong>in</strong>heads auf Gruppe von rund 80<br />

Personen. Se<strong>ch</strong>s Personen vorübergehend festgenommen.<br />

Etwa 20 Sk<strong>in</strong>heads s<strong>ch</strong>lagen vor e<strong>in</strong>em als Sk<strong>in</strong>head-Treffpunkt bekannten<br />

Restaurant fünf Personen zusammen. S<strong>ch</strong>on Ende 1998 am<br />

selben Ort e<strong>in</strong> Mann dur<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong>e Gruppe spitalreif ges<strong>ch</strong>lagen.<br />

Nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Überfall von etwa 30 vermutli<strong>ch</strong> <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Szene angehörenden<br />

Personen auf bereits ges<strong>ch</strong>lossenes Restaurant <strong>der</strong> Alternativszene.<br />

Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden, Anwohner bedroht. Gruppe mit S<strong>ch</strong>lag<strong>in</strong>strumenten<br />

bewaffnet. Trotz sofortiger Fahndung entkommen sie unerkannt.<br />

Drei junge Männer bewerfen Asylbewerberunterkunft mit grossen Ste<strong>in</strong>en.<br />

E<strong>in</strong>ige Fensters<strong>ch</strong>eiben gehen zu Bru<strong>ch</strong>. Bei no<strong>ch</strong>maliger Rückkehr<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> das Gebäude und Zerstörung von Mobiliar. Zwei Täter laut<br />

Zeugenaussagen kahl rasiert.<br />

Treffen mit etwa 70 Teilnehmern. Re<strong>ch</strong>tsextremes Material im Fahrzeug<br />

e<strong>in</strong>es Sk<strong>in</strong>heads si<strong>ch</strong>ergestellt. Gegen mehrere Sk<strong>in</strong>heads Anzeige wegen<br />

Wi<strong>der</strong>handlung gegen die Antirassismus-Gesetzgebung (Art.<br />

261 bis StGB).<br />

Angriff von vier jungen Männern auf Dur<strong>ch</strong>gangszentrum für Asylbewerber,<br />

mehrere Personen mit Holzlatten verletzt. Zuvor Bes<strong>ch</strong>ädigungen<br />

am und im Gebäude. Mutmassli<strong>ch</strong>e Täter festgenommen. Zwei davon<br />

unter 18 Jahre alt.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 50 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Ostermundigen/BE<br />

11.4.1999<br />

Embra<strong>ch</strong>/ZH<br />

1.5.1999<br />

Altstätten/SG<br />

14.5.1999<br />

Root/LU<br />

6.6.1999<br />

Urnäs<strong>ch</strong>/AR<br />

12.6.1999<br />

Sirna<strong>ch</strong>/TG<br />

18.6.1999<br />

W<strong>in</strong>terthur/ZH<br />

19.6.1999<br />

Sempa<strong>ch</strong>/LU<br />

19.6.1999<br />

Chavannes-près-<br />

Rennens/VD<br />

5.7.1999<br />

Wiena<strong>ch</strong>t/AR<br />

9.7.1999<br />

Gretzenba<strong>ch</strong>/SO<br />

10.7.1999<br />

Koppigen/BE<br />

11.7.1999<br />

Langenhart bei<br />

Müllheim/TG<br />

17.7.1999<br />

Gipf-Oberfrick/AG<br />

23.7.1999<br />

Kir<strong>ch</strong>leerau/AG<br />

23.7.1999<br />

Yverdon-les-<br />

Ba<strong>in</strong>s/VD<br />

27.7.1999<br />

Effretikon/ZH<br />

28.7.1999<br />

Angriff alkoholisierter Sk<strong>in</strong>heads auf e<strong>in</strong>e kurz zuvor von Hausbesetzern<br />

geräumte Liegens<strong>ch</strong>aft, Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden.<br />

Unbekannte werden zwei Knall-/Rau<strong>ch</strong>körper und e<strong>in</strong>en Nebelwurfkörper<br />

auf Gelände des Dur<strong>ch</strong>gangszentrums für Asylbewerber. Kleber auf parkiertem<br />

Auto mit Aufs<strong>ch</strong>rift "Hände weg von me<strong>in</strong>er Heimat".<br />

S<strong>ch</strong>üsse mit grosskalibriger Waffe dur<strong>ch</strong> unbekannte Täter gegen Fenster<br />

e<strong>in</strong>es von Kurden bewohnten Zentrums für Asylsu<strong>ch</strong>ende. Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden,<br />

ke<strong>in</strong>e Verletzte.<br />

Treffen e<strong>in</strong>iger Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er S<strong>ch</strong>eune.<br />

Fest <strong>in</strong> Privatliegens<strong>ch</strong>aft mit rund 40 Teilnehmern.<br />

S<strong>ch</strong>lägerei zwis<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads und Jugendli<strong>ch</strong>en aus Ex-Jugoslawien.<br />

Anrückende Polizei trifft nur no<strong>ch</strong> drei beteiligte Personen aus W<strong>in</strong>terthurer<br />

Sk<strong>in</strong>head-Szene an. Mehrere parkierte Fahrzeuge bes<strong>ch</strong>ädigt, niemand<br />

ernsthaft verletzt.<br />

Tätli<strong>ch</strong>er Angriff von etwa 15 Sk<strong>in</strong>heads auf etwa glei<strong>ch</strong> viele Punks.<br />

Mehrere Personen, au<strong>ch</strong> Unbeteiligte, verletzt. Zwölf Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Gruppe<br />

vorübergehend festgenommen. E<strong>in</strong> Reizgasspray und<br />

S<strong>ch</strong>lagstöcke konfisziert.<br />

Grillparty <strong>der</strong> SHS und <strong>der</strong> Gruppe Morgenstern auf öffentli<strong>ch</strong>em Grillplatz.<br />

Etwa 70 Teilnehmer aus vers<strong>ch</strong>iedenen Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Kantonen<br />

und Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

Brandans<strong>ch</strong>lag unbekannter Täter auf e<strong>in</strong>e als Flü<strong>ch</strong>tl<strong>in</strong>gsunterkunft vorgesehene<br />

Zivils<strong>ch</strong>utzanlage. S<strong>ch</strong>adensumme etwa e<strong>in</strong>e Million Franken.<br />

Zwei Jugendli<strong>ch</strong>e bewerfen Dur<strong>ch</strong>gangszentrum für Asylbewerber mit<br />

Ste<strong>in</strong>en und Bierdose. Zwei Fenster sowie Fassade bes<strong>ch</strong>ädigt. H<strong>in</strong>tergrund<br />

unklar.<br />

Konzert mit rund 300 Teilnehmern aus a<strong>ch</strong>t Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Kantonen<br />

und bena<strong>ch</strong>bartem Ausland (30 bis 40 Prozent), vor allem aus Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

Anrempelung und Keilereien zwis<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads und Auslän<strong>der</strong>n. E<strong>in</strong><br />

Sk<strong>in</strong>head wegen rassistis<strong>ch</strong>er Äusserungen und Bes<strong>ch</strong>impfungen verzeigt.<br />

Grillparty <strong>in</strong> Festzelt auf e<strong>in</strong>em von e<strong>in</strong>em Bauern zur Verfügung gestellten<br />

Grundstück. Treffen mit gut 130 Teilnehmern von <strong>der</strong> POF organisiert.<br />

E<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>es e<strong>in</strong>heimis<strong>ch</strong>en Lehrl<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Asylbewerberunterkunft.<br />

Bes<strong>ch</strong>impft Insassen, rempelt gehbeh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten Asylbewerber an. Angehöriger<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Gruppe Boehse Patrioten Fricktal (BPF).<br />

Treffen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Waldgebiet. Bei e<strong>in</strong>em dort festgestellten grossen Effektenlager<br />

mehrere CDs mit Nazi-Lie<strong>der</strong>n.<br />

Brandausbru<strong>ch</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em für Asylbewerberaufnahme bereitgestellten Gebäude.<br />

Brandursa<strong>ch</strong>e ni<strong>ch</strong>t mit Si<strong>ch</strong>erheit geklärt.<br />

Unbekannter Täter wirft Rau<strong>ch</strong>petarde <strong>in</strong> den Lüftungss<strong>ch</strong>a<strong>ch</strong>t e<strong>in</strong>er als<br />

Asylbewerberunterkunft dienenden Zivils<strong>ch</strong>utzanlage. Ke<strong>in</strong>e Verletzten.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 51 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Meilen/ZH<br />

31.7.1999<br />

Willisau/LU<br />

31.7.1999<br />

Glattfelden/ZH<br />

4.8.1999<br />

Bern<br />

21.8.1999<br />

Züri<strong>ch</strong><br />

20.8.1999<br />

Rigi-S<strong>ch</strong>eidegg/SZ<br />

21./22.8.1999<br />

St-Oyens/VD<br />

18./19.9.1999<br />

Bern<br />

26.9.1999<br />

Ru<strong>ch</strong>wil/Gde. Seedorf/BE<br />

26.9.1999<br />

Bäriswil/BE<br />

2.10.1999<br />

Nie<strong>der</strong>dorf/BL<br />

9.10.1999<br />

Züri<strong>ch</strong><br />

30.10.1999<br />

Gräni<strong>ch</strong>en/AG<br />

12./13.11.1999<br />

Wiedlisba<strong>ch</strong>/BE<br />

18.12.1999<br />

Raum Züri<strong>ch</strong><br />

18.12.1999<br />

Malters/LU<br />

27.12.1999<br />

Malters/LU<br />

31.12.1999<br />

Treffen <strong>der</strong> SHS <strong>in</strong> Pfadf<strong>in</strong><strong>der</strong>heim, rund 70 Teilnehmer.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Veranstaltung <strong>der</strong> Gruppe Morgenstern an abgelegener Örtli<strong>ch</strong>keit.<br />

Rund 80 Teilnehmer aus vers<strong>ch</strong>iedenen Kantonen und Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

Treffen <strong>in</strong> Forsthütte mit rund 30 Teilnehmern aus <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>, Österrei<strong>ch</strong><br />

und Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

S<strong>ch</strong>üsse aus Pump-Action-S<strong>ch</strong>rotfl<strong>in</strong>te auf Wohngeme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft "Solter-<br />

Polter", Täter Mitglied <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Gruppe Nationale Offensive.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Angriff beim Bahnhof Stadelhofen auf Jugendli<strong>ch</strong>e aus Punker-<br />

Szene. Zwei Personen verletzt, e<strong>in</strong>e hospitalisiert. Beide Haupttäter, 19-<br />

bzw. 21-jährig, festgenommen.<br />

Treffen <strong>der</strong> SHS mit über 100 hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> aus <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> und aus<br />

Deuts<strong>ch</strong>land angereisten Teilnehmern.<br />

Privates Treffen mit über 40 Personen. Auflagen <strong>der</strong> Polizei werden erfüllt.<br />

S<strong>ch</strong>lägerei anlässli<strong>ch</strong> Barfestival auf altem EMPFA-Gelände zwis<strong>ch</strong>en<br />

Sk<strong>in</strong>heads und jungen Auslän<strong>der</strong>n. Beim E<strong>in</strong>treffen <strong>der</strong> Polizei Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

bereits beendet.<br />

E<strong>in</strong>ladung <strong>der</strong> Nationalen Offensive zu Treffen <strong>in</strong> Waldhütte, rund 40<br />

Teilnehmer aus fünf Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Kantonen. Im Vorfeld vers<strong>ch</strong>iedene<br />

S<strong>ch</strong>lag- und Sti<strong>ch</strong>waffen, e<strong>in</strong>e Kugels<strong>ch</strong>reiber-Waffe und re<strong>ch</strong>tsextremes<br />

Material (Propagandas<strong>ch</strong>riften und CDs) si<strong>ch</strong>ergestellt.<br />

Geburtstagsparty mit über 30 Teilnehmern aus dem Kanton Bern <strong>in</strong><br />

Waldhütte. E<strong>in</strong>ladung dur<strong>ch</strong> Aris<strong>ch</strong>e Aktion Bern.<br />

Geburtstagsparty im Garten e<strong>in</strong>es Privathauses mit 17 Personen aus den<br />

Kantonen Basel-Land, Aargau, Bern und Waadt. Darunter vier bekannte<br />

Sk<strong>in</strong>head-Exponenten. Am Versammlungsort Fahne mit Keltenkreuz und<br />

Aufs<strong>ch</strong>rift "Blood & Honour".<br />

Im Ans<strong>ch</strong>luss an bewilligte Demonstration zum Thema "Stopp den mens<strong>ch</strong>enfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>en<br />

Auss<strong>ch</strong>affungen" S<strong>ch</strong>lägerei <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt zwis<strong>ch</strong>en<br />

l<strong>in</strong>ksgeri<strong>ch</strong>teten Teilnehmern und Sk<strong>in</strong>heads. Je e<strong>in</strong>e Person verletzt.<br />

Festnahme e<strong>in</strong>er Person aus re<strong>ch</strong>tsgeri<strong>ch</strong>teter Szene.<br />

Asylbewerber verletzt nahe e<strong>in</strong>er Asylbewerberunterkunft e<strong>in</strong>en Sk<strong>in</strong>head.<br />

Stunden später drei Molotowcocktails gegen Unterkunft ges<strong>ch</strong>leu<strong>der</strong>t.<br />

Ke<strong>in</strong> Brandausbru<strong>ch</strong> und wenig Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden. Täter ermittelt, neun<br />

Personen aus den Kantonen Aargau, Bern und Solothurn. Alle geständig<br />

und Angehörige <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremen Szene. Tatmotiv: Ra<strong>ch</strong>e für ihren<br />

Kollegen.<br />

Von SHS organisiertes Sk<strong>in</strong>head-Konzert, rund 300 Besu<strong>ch</strong>er aus<br />

Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weizer Kantonen sowie aus Deuts<strong>ch</strong>land, Frankrei<strong>ch</strong>, Italien,<br />

Spanien und Bulgarien. Teilweise empf<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e Verkehrsstörungen. Zwei<br />

Drittel Anhänger <strong>der</strong> SHS, restli<strong>ch</strong>e zu glei<strong>ch</strong>en Teilen Angehörige von<br />

Berserkern, Morgenstern und Blood & Honour.<br />

Rockkonzert mit "Helvetic Black Metal Mafia". Verlauf <strong>der</strong> als "Braune<br />

Messe - Sonnwende" bezei<strong>ch</strong>neten Veranstaltung ni<strong>ch</strong>t bekannt.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen mit rund 50 Teilnehmern <strong>in</strong> Betriebskant<strong>in</strong>e.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen mit rund 60 Teilnehmern am selben Ort.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 52 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Worben/BE<br />

8.1.2000<br />

Bern<br />

22.1.2000<br />

Bern<br />

28.1.2000<br />

Bern<br />

5.2.2000<br />

Oberglatt/ZH<br />

5.2.2000<br />

Affoltern a.A./ZH<br />

5.2.2000<br />

W<strong>in</strong>terthur/ZH<br />

6.2.2000<br />

Luzern<br />

12.2.2000<br />

Rotkreuz/LU<br />

19.2.2000<br />

Bern<br />

25.2.2000<br />

Berikon/AG<br />

26.2.2000<br />

Bulle/FR<br />

11.3.2000<br />

Bern<br />

12./13.3.2000<br />

Malters/LU<br />

18.3.2000<br />

Malters/LU<br />

18.3.2000<br />

Fis<strong>ch</strong>enthal/ZH<br />

18.3.2000<br />

Küsna<strong>ch</strong>t/ZH<br />

21.3.2000<br />

Züri<strong>ch</strong><br />

23.3.2000<br />

Ei<strong>ch</strong>berg/SG<br />

1.4.2000<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen.<br />

Antifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>er Abendspaziergang. Vorübergehende Festnahme und<br />

Kontrolle von über 100 Sk<strong>in</strong>heads.<br />

Kamerads<strong>ch</strong>aft Bern organisiert Vortrag über Waffen-SS. Redner: Präsident<br />

von Avalon.<br />

S<strong>ch</strong>lägerei am Pub-Festival <strong>in</strong> Bern. Mehrere Verletzte. Unter den Beteiligten<br />

Sk<strong>in</strong>heads.<br />

Anlässli<strong>ch</strong> Fasna<strong>ch</strong>tsballs tätli<strong>ch</strong>e Angriffe von Sk<strong>in</strong>heads gegen Auslän<strong>der</strong>.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen mit über 200 Personen.<br />

Versammlung 40 Re<strong>ch</strong>tsextremer <strong>in</strong> W<strong>in</strong>terthurer Restaurant.<br />

Gewalttätigkeiten zwis<strong>ch</strong>en Berner Sk<strong>in</strong>heads und e<strong>in</strong>er Gruppe aus Ex-<br />

Jugoslawien dur<strong>ch</strong> Polizeipräsenz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t.<br />

Konfrontation zwis<strong>ch</strong>en zwei Jugendgruppen (20 bis 25 auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er und ungefähr glei<strong>ch</strong> viele Türken, Ex-Jugoslawen und<br />

Punker) dur<strong>ch</strong> Polizeipräsenz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Kontrolle von 37 Personen im<br />

Alter zwis<strong>ch</strong>en 15 und 26 Jahren, S<strong>ch</strong>lagstöcke und Stahlkugeln si<strong>ch</strong>ergestellt.<br />

Angehörige <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>ten Szene aus den Kantonen S<strong>ch</strong>wyz, Aargau,<br />

Luzern und Zug.<br />

Berner Polizei verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t im Bahnhof Bern tätli<strong>ch</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en e<strong>in</strong>er rivalisierenden Sk<strong>in</strong>head- und Punk-Gruppe von je<br />

ca. 20 Personen.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen, etwa zwei Dutzend Teilnehmer.<br />

Elf Walliser Sk<strong>in</strong>heads randalieren. Si<strong>ch</strong>erstellung e<strong>in</strong>es Messers und<br />

dreier Baseballs<strong>ch</strong>läger.<br />

Am Rand <strong>der</strong> Berner Fasna<strong>ch</strong>t S<strong>ch</strong>lägereien zwis<strong>ch</strong>en Militanten <strong>der</strong><br />

re<strong>ch</strong>ten und l<strong>in</strong>ken Szene sowie Übergriffe von Re<strong>ch</strong>tsextremen auf Unbeteiligte.<br />

Tätli<strong>ch</strong>keiten von vier Sk<strong>in</strong>heads gegen zwei Jugoslawen.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen im Klublokal "Nibelungen" <strong>der</strong> SHS, etwa 30 bis 35<br />

Teilnehmer.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert mit etwa 30 Besu<strong>ch</strong>ern.<br />

Nä<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Brandans<strong>ch</strong>lag auf Asylbewerberunterkunft. Ke<strong>in</strong>e Verletzten,<br />

ger<strong>in</strong>ger Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden. Brand dur<strong>ch</strong> Bewohner (15 Asylbewerber vor allem<br />

aus Ex-Jugoslawien und Roma) gelös<strong>ch</strong>t. Vier Tatbeteiligte ermittelt,<br />

e<strong>in</strong>er davon e<strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>er. Verkehren alle <strong>in</strong> re<strong>ch</strong>tsextremer Szene und<br />

s<strong>in</strong>d geständig.<br />

Na<strong>ch</strong> Eishockeyspiel Züri<strong>ch</strong> - Lugano gewaltsame Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en militanten Hooligans. E<strong>in</strong>satz von Tränengas und Gummis<strong>ch</strong>rot.<br />

Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden dur<strong>ch</strong> Ste<strong>in</strong>würfe auf Tramzüge.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen "Wi<strong>der</strong>standsparty 2000", organisiert dur<strong>ch</strong> Patriotis<strong>ch</strong>en<br />

Ostflügel und Rhe<strong>in</strong>taler Sk<strong>in</strong>heads. Etwa 100 bis 120 Teilnehmer.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 53 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Erl<strong>in</strong>sba<strong>ch</strong>/AG<br />

1.4.2000<br />

Brunnen-Rigi/SZ<br />

1.4.2000<br />

St. Gallen<br />

7.4.2000<br />

Malters/LU<br />

8.4.2000<br />

Bern<br />

14.4.2000<br />

Bern<br />

15.4.2000<br />

Mün<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong>see/BE<br />

15.4.2000<br />

Malters/LU<br />

20.4.2000<br />

Nie<strong>der</strong>lenz/AG<br />

20.4.2000<br />

Malters/LU<br />

22.4.2000<br />

Ru<strong>ch</strong>wil/BE<br />

24.4.2000<br />

Baden/AG<br />

25.4.2000<br />

Bern<br />

28.4.2000<br />

Malters/LU<br />

29./30.4.2000<br />

Wangen b. Olten/SO<br />

29./30.4.2000<br />

Aarau/AG<br />

1.5.2000<br />

Mooseedorf/Leuzigen/BE<br />

Mai 2000<br />

Bern<br />

13./14.5.2000<br />

Ei<strong>ch</strong>berg/SG<br />

20.5.2000<br />

Malters/LU<br />

27./28.5.2000<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung zwis<strong>ch</strong>en re<strong>ch</strong>tsextremen Jugendli<strong>ch</strong>en und Auslän<strong>der</strong>n.<br />

Polizeikontrollen.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Party.<br />

Randalierende Fans bes<strong>ch</strong>ädigen na<strong>ch</strong> Fussballspiel mehrere parkierte<br />

Fahrzeuge. Bei Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen im Stadion zwei Personen verletzt.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen im Klubraum "Nibelungen".<br />

Tätli<strong>ch</strong>keiten zwis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ts- und L<strong>in</strong>ksextremen im Bahnhof. Polizeie<strong>in</strong>satz<br />

mit diversen Personenkontrollen.<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung zwis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ts- und L<strong>in</strong>ksextremen im Bahnhof.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Party mit Vortrag <strong>der</strong> "Aris<strong>ch</strong>en Aktion Bern".<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert mit deuts<strong>ch</strong>er Beteiligung. Motto "Feier 111 Jahr Onkel"<br />

(Hitler-Geburtstag). Etwa 70 Teilnehmer.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen <strong>in</strong> Waldhütte anlässli<strong>ch</strong> Hitler-Geburtstag. Ger<strong>in</strong>ge Beteiligung.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert mit deuts<strong>ch</strong>er Beteiligung. Über 100 Teilnehmer. Motto<br />

"Sieben Jahre Morgenstern".<br />

Ostara-Fest <strong>der</strong> Avalon-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Waldhütte. Etwa 50 Teilnehmer.<br />

Auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong> ges<strong>in</strong>nter Lehrl<strong>in</strong>g besprayt e<strong>in</strong>en Lehrl<strong>in</strong>g kroatis<strong>ch</strong>er<br />

Nationalität mit Pfefferspray.<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung zwis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>ts- und L<strong>in</strong>ksextremen im Bahnhof.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen.<br />

Polizei verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t Angriff von 20 Sk<strong>in</strong>heads auf e<strong>in</strong> Fest.<br />

Polizeipräsenz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e Konfrontation zwis<strong>ch</strong>en etwa 25 Sk<strong>in</strong>heads<br />

und Teilnehmern e<strong>in</strong>er 1.-Mai-Feier.<br />

Zwei Anführer <strong>der</strong> im Raum Bern aktiven Sk<strong>in</strong>head-Organisation "Nationale<br />

Offensive" vorübergehend festgenommen. Si<strong>ch</strong>erstellung von 20<br />

aus Rahmbläserkapseln gebastelten Sprengkörper. Gestehen, am Bau<br />

und versu<strong>ch</strong>ten Verkauf <strong>der</strong> Sprengkapseln beteiligt gewesen zu se<strong>in</strong>.<br />

Waffen und Propagandamaterial si<strong>ch</strong>ergestellt. H<strong>in</strong>weise, dass e<strong>in</strong> Bes<strong>ch</strong>uldigter<br />

aus Pump-Action-S<strong>ch</strong>rotfl<strong>in</strong>te auf "Solter-Polter" <strong>in</strong> Bern-<br />

Marzili ges<strong>ch</strong>ossen hat (21.8.1999).<br />

Teilnahme von fünf Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Aris<strong>ch</strong>en Aktion Bern am Berner<br />

2-Tage-Mars<strong>ch</strong>. Auflagen <strong>der</strong> Polizei wurden erfüllt.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen mit Lie<strong>der</strong>abend im Restaurant "Falken", etwa 80 Teilnehmer.<br />

Organisator: Volkssturm Unterland (VSU).<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 54 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Nie<strong>der</strong>erl<strong>in</strong>sba<strong>ch</strong>/SO<br />

27.5.2000<br />

Mün<strong>ch</strong>enbu<strong>ch</strong>see/BE<br />

28.5.2000<br />

Gelterk<strong>in</strong>den/BL<br />

31.5.2000<br />

Gelterk<strong>in</strong>den/BL<br />

31.5.2000<br />

Bubendorf/BL<br />

3.6.2000<br />

We<strong>in</strong>felden/TG<br />

3.6.2000<br />

Neuendorf/SO<br />

3.6.2000<br />

Thun/BE<br />

4.6.2000<br />

Sembran<strong>ch</strong>er/VS<br />

10.6.2000<br />

Malters/LU<br />

10.6.2000<br />

Malters/LU<br />

16/17.6.2000<br />

Malters/LU<br />

18.6.2000<br />

Galgenen/SZ<br />

22.6.2000<br />

Burgdorf/BE<br />

26.6.2000<br />

W<strong>in</strong>terthur/ZH<br />

27.6.2000<br />

Walperswil/BE<br />

1.7.2000<br />

Mün<strong>ch</strong>wilen/TG<br />

1.7.2000<br />

Polizei verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t S<strong>ch</strong>lägerei von etwa 50 Sk<strong>in</strong>heads.<br />

S<strong>ch</strong>lägerei bei S<strong>ch</strong>ulhaus zwis<strong>ch</strong>en Jugendli<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> l<strong>in</strong>ken und re<strong>ch</strong>ten<br />

Szene.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen.<br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen zwis<strong>ch</strong>en etwa 30 Sk<strong>in</strong>heads bei<strong>der</strong> Basel und<br />

aus dem Kanton Aargau sowie jungen Auslän<strong>der</strong>n. Provokation geht von<br />

Sk<strong>in</strong>heads aus, Polizeipräsenz verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t grössere Auss<strong>ch</strong>reitungen.<br />

Personenkontrollen. Vermutete Drahtzieher: Re<strong>ch</strong>te <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Jugend<br />

(RSJ), die mit Unterstützung von Blood & Honour e<strong>in</strong> Exempel statuieren<br />

will.<br />

Treffen von Mitglie<strong>der</strong>n von Blood & Honour zum 2-jährigen Bestehen,<br />

etwa 60 Teilnehmer.<br />

Sk<strong>in</strong>heads verteilen Flugblätter mit Aufruf zur ras<strong>ch</strong>mögli<strong>ch</strong>sten Rückführung<br />

straffällig gewordener Auslän<strong>der</strong>.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen <strong>in</strong> Waldhütte, ca. 50 Teilnehmer. Organisiert dur<strong>ch</strong><br />

Standarte Solothurn.<br />

Am Rand des Fussballspiels FC Thun gegen FC Lugano Auss<strong>ch</strong>reitungen<br />

zwis<strong>ch</strong>en Hooligans und 20 <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> ansässigen Auslän<strong>der</strong>n.<br />

Mehrere vorübergehende Festnahmen.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen, etwa 100 Teilnehmer.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen im Klubraum "Nibelungen" mit etwa 100 Teilnehmern<br />

aus dem In- und Ausland (Neonazis und Re<strong>ch</strong>tsextreme) sowie Konzert<br />

mit Sk<strong>in</strong>head-Bands (u.a. "Blutraus<strong>ch</strong>", "Intention 1").<br />

Geburtstagsfeier im Klubraum "Nibelungen".<br />

Fussball-Fernsehabend im Klubraum "Nibelungen", etwa 50 Teilnehmer.<br />

62-jähriger <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er ers<strong>ch</strong>iesst Spanier, fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>e Motive.<br />

Na<strong>ch</strong> offiziellen Feierli<strong>ch</strong>keiten bei Stadtfest S<strong>ch</strong>lägerei zwis<strong>ch</strong>en Angehörigen<br />

l<strong>in</strong>ker und re<strong>ch</strong>ter Gruppierungen. Unbeteiligte Personen geraten<br />

zwis<strong>ch</strong>en die Fronten. Etwa 20 Sk<strong>in</strong>heads greifen Punks an, entziehen<br />

si<strong>ch</strong> jedo<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enmenge dem Zugriff <strong>der</strong> Polizei.<br />

Securitas-Wä<strong>ch</strong>ter bei Angriff dur<strong>ch</strong> drei Sk<strong>in</strong>heads verletzt.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Geburtstagsparty <strong>in</strong> S<strong>ch</strong>ützenhaus.<br />

Ansammlung von etwa 35 Sk<strong>in</strong>heads. Polizeipräsenz.<br />

Müllheim/TG<br />

8.7.2000<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen (Waldfest), organisiert dur<strong>ch</strong> Patriotis<strong>ch</strong>en Ostflügel<br />

(POF), rund 100 Teilnehmer.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 55 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Glattfelden/ZH<br />

8.7.2000<br />

Oberrütti/AG<br />

8.7.2000<br />

Bern<br />

10.7.2000<br />

Möhl<strong>in</strong>/AG<br />

17.7.2000<br />

Malters/LU<br />

21.7.2000<br />

Seuza<strong>ch</strong>/ZH<br />

21.7.2000<br />

Kestenholz/SO<br />

22.7.2000<br />

W<strong>in</strong>terthur/ZH<br />

23.7.2000<br />

Embra<strong>ch</strong>/ZH<br />

23.7.2000<br />

Yverdon-les-<br />

Ba<strong>in</strong>s/VD<br />

26.7.2000<br />

Malters/LU<br />

29.7.2000<br />

Bern<br />

29.7.2000<br />

Seuza<strong>ch</strong><br />

29.7.2000<br />

Rütli/UR<br />

1.8.2000<br />

Andwil/SG<br />

14.-18.8.2000<br />

Liestal/BL<br />

17.8.2000<br />

Malters/LU<br />

19.8.200<br />

Vollèges/VS<br />

19.8.2000<br />

Olten/SO<br />

19.8.2000<br />

Burgdorf/BE<br />

26.8.2000<br />

St. Gallen<br />

27.8.2000<br />

Angriff auf zwei Türken dur<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e Gruppe Sk<strong>in</strong>heads. Beide Türken sowie<br />

e<strong>in</strong> Italiener, <strong>der</strong> helfen wollte, verletzt.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen (Waldfest), etwa 35 Teilnehmer. Organisator: Neue<br />

Patriotis<strong>ch</strong>e Front (NPF).<br />

Ans<strong>ch</strong>lag mit zwei Sturmgewehren auf die von L<strong>in</strong>ksaktivisten bewohnte<br />

Liegens<strong>ch</strong>aft "Solter-Polter". Vier Täter verhaftet. Alle Täter Angehörige<br />

<strong>der</strong> re<strong>ch</strong>ten Szene und geständig.<br />

Versu<strong>ch</strong>ter Brandans<strong>ch</strong>lag auf Asylbewerberunterkunft re<strong>ch</strong>tzeitig entdeckt,<br />

grösserer S<strong>ch</strong>aden verh<strong>in</strong><strong>der</strong>t. Zwei jugendli<strong>ch</strong>e Täter (18-jährige<br />

Frau und 16-jähriger Mann) <strong>in</strong>zwis<strong>ch</strong>en gefasst und geständig. Beide<br />

stehen re<strong>ch</strong>tsextremen Kreisen nahe.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert im Klubraum "Nibelungen", etwa 80 Teilnehmer.<br />

Ans<strong>ch</strong>lag mit Molotowcocktail auf Asylbewerberunterkunft. Drei jugendli<strong>ch</strong>e<br />

Tatverdä<strong>ch</strong>tige überprüft. Ger<strong>in</strong>ger Sa<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>aden.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert <strong>in</strong> Mehrzweckhalle. Etwa 200 Teilnehmer hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

aus Deuts<strong>ch</strong>land. Strafanzeige gegen Saalmieter<strong>in</strong>.<br />

Angriff von 20 bis 30 Sk<strong>in</strong>heads mit Wurfges<strong>ch</strong>ossen auf e<strong>in</strong> besetztes<br />

Haus.<br />

S<strong>ch</strong>lägerei zwis<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads und Teilnehmern e<strong>in</strong>es Jugendfestes.<br />

Treffen von mehreren Angehörigen <strong>der</strong> Nationalen Offensive auf Camp<strong>in</strong>gplatz.<br />

Sk<strong>in</strong>head-Konzert im Klubraum "Nibelungen", mehr als 100 Teilnehmer,<br />

viele aus Deuts<strong>ch</strong>land.<br />

Generalversammlung <strong>der</strong> Nationalen Offensive (NO), kurzfristig annulliert.<br />

Sieben Sk<strong>in</strong>heads randalieren anlässli<strong>ch</strong> Dorffests.<br />

Störung <strong>der</strong> 1.-August-Rede von Bundesrat Villiger auf dem Rütli dur<strong>ch</strong><br />

etwa 100 bis 150 Re<strong>ch</strong>tsradikale.<br />

Internationales Sommercamp zum 10-jährigen Bestehen <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>en<br />

Hammersk<strong>in</strong>heads (SHS). Rund 35 Teilnehmer aus <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>,<br />

Deuts<strong>ch</strong>land, den Nie<strong>der</strong>landen, Frankrei<strong>ch</strong> und Italien.<br />

Im Zusammenhang mit Hess-Todestag öffentli<strong>ch</strong>er Zug dur<strong>ch</strong> die Stadt<br />

dur<strong>ch</strong> rund 20 Sk<strong>in</strong>heads.<br />

Internationales Sk<strong>in</strong>head-Konzert im Klubraum "Nibelungen" mit Bands<br />

aus Deuts<strong>ch</strong>land und Grossbritannien. Etwa 200 Teilnehmer. Polizei bes<strong>ch</strong>lagnahmt<br />

im Vorfeld e<strong>in</strong>ige Pfeffersprays und e<strong>in</strong> Messer.<br />

Treffen von etwa 50 Re<strong>ch</strong>tsextremen aus <strong>der</strong> ganzen <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> unter<br />

dem Vorwand e<strong>in</strong>er Geburtstagsfeier.<br />

Geburtstagsfeier <strong>in</strong> privatem Lokal, rund 110 Teilnehmer aus Hooliganund<br />

re<strong>ch</strong>tsextremer Szene. Polizeipräsenz.<br />

Angriff von rund fünfzehn Sk<strong>in</strong>heads auf e<strong>in</strong>en Mann. Opfer verletzt.<br />

Massens<strong>ch</strong>lägerei von je etwa 50 Sk<strong>in</strong>heads und 80 Auslän<strong>der</strong>n. Vier<br />

Personen lei<strong>ch</strong>t verletzt. Grosser Polizeie<strong>in</strong>satz, laut Polizei aggressives<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 56 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Klima. Gesamthaft 63 Personen angehalten. Strafverfahren wegen Raufhandels.<br />

7.2. <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Gruppen<br />

Die folgende Auflistung enthält die Mitte 2000 <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> bekannten grösseren<br />

Sk<strong>in</strong>head-Gruppen. Zudem gibt es e<strong>in</strong>e Anzahl von weiteren lokalen Kle<strong>in</strong>gruppen<br />

mit häufig we<strong>ch</strong>selnden Gruppenbezei<strong>ch</strong>nungen, wie zum Beispiel Aris<strong>ch</strong>e Aktion<br />

Bern, Re<strong>ch</strong>te <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Jugend, Heimatbewegung, <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Rei<strong>ch</strong>spatrioten,<br />

Bootboycrew, Neue Patriotis<strong>ch</strong>e Front, Ombre Nere.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Hammersk<strong>in</strong>s (SHS)<br />

Als wi<strong>ch</strong>tigste Gruppierung <strong>der</strong> s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Sk<strong>in</strong>heads<br />

e<strong>in</strong>e Art Da<strong>ch</strong>organisation mit elitärem Führungsanspru<strong>ch</strong>.<br />

Ursprüngli<strong>ch</strong> aus den USA stammend, wurde<br />

1990 <strong>in</strong> Luzern <strong>der</strong> erste Ableger <strong>in</strong> Europa gegründet.<br />

Etwa 70 Mitglie<strong>der</strong>, darunter wenige Frauen. Der aus 10<br />

Personen bestehende Vorstand ist verantwortli<strong>ch</strong> für die<br />

Redaktion aller Veröffentli<strong>ch</strong>ungen und die <strong>in</strong>ternationalen<br />

Kontakte. Neue Mitglie<strong>der</strong> haben e<strong>in</strong>e mehrmonatige<br />

Probezeit zu bestehen und müssen m<strong>in</strong>destens 18 Jahre<br />

alt se<strong>in</strong>. Wi<strong>ch</strong>tige <strong>in</strong>terne Informationsquellen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong><br />

ni<strong>ch</strong>t für die Öffentli<strong>ch</strong>keit bestimmtes "Infoblatt", das Infotelefon, und das Sk<strong>in</strong>z<strong>in</strong>e<br />

"Hammer". E<strong>in</strong> grosser Teil <strong>der</strong> Anlässe <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene wird dur<strong>ch</strong> die Hammersk<strong>in</strong>s<br />

organisiert. Sie besitzen unter dem Namen "Nibelungen" seit Januar<br />

2000 e<strong>in</strong>en Klubraum <strong>in</strong> Malters/LU.<br />

Nationale Aufbauorganisation (NAO)<br />

Seit Anfang 2000 Bestrebungen<br />

im Grossraum Züri<strong>ch</strong> und Osts<strong>ch</strong>weiz<br />

zur Gründung e<strong>in</strong>er Nationalen<br />

Aufbauorganisation unter<br />

<strong>der</strong> Leitung e<strong>in</strong>es langjährigen führenden<br />

Sk<strong>in</strong>head-Aktivisten.<br />

Blood & Honour <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (B&H)<br />

Ende 1998 als Ableger e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternationalen<br />

Bewegung gegründet,<br />

rassistis<strong>ch</strong>es und ultranationales<br />

Gedankengut. Gegenwärtig<br />

bestehen mehrere Sektionen:<br />

Aarau, Basel, Luzern, Züri<strong>ch</strong> und<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 57 -<br />

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Romandie. Mitglie<strong>der</strong> v.a. <strong>in</strong> Aargau, Bern, Baselland, Waadt und Züri<strong>ch</strong>. Etwa 50<br />

Mitglie<strong>der</strong>. Sieht si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> Konkurrenz zu den Hammersk<strong>in</strong>s <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>. Eigene Zeits<strong>ch</strong>rift<br />

"Blood & Honour <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>". Mitglie<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d bereits dur<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägige Delikte<br />

straffällig geworden. Enge <strong>in</strong>ternationale Kontakte, so Reisen na<strong>ch</strong> Dänemark<br />

und S<strong>ch</strong>weden zu Ges<strong>in</strong>nungsgenossen, regelmässig Treffen mit Blood & Honour<br />

Deuts<strong>ch</strong>land und Österrei<strong>ch</strong>.<br />

Nationale Offensive (NO), früher Organisation Bern<br />

Im August 1997 ohne grössere personelle Verän<strong>der</strong>ungen<br />

aus <strong>der</strong> Organisation Bern hervorgegangen,<br />

die ihrerseits aus <strong>der</strong> streng nationalsozialistis<strong>ch</strong><br />

ausgeri<strong>ch</strong>teten NFF entstand, die vorwiegend zu Beg<strong>in</strong>n<br />

<strong>der</strong> 90er Jahre aktiv war. Es gehören ihr 21 Mitglie<strong>der</strong><br />

und 16 Anwärter an (Stand Mai 2000). E<strong>in</strong>e<br />

so genannte Aris<strong>ch</strong>e Aktion Bern ist wahrs<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>li<strong>ch</strong><br />

e<strong>in</strong>e Abspaltung <strong>der</strong> NO. Beziehungen zu SHS und<br />

Avalon. Rund 150 Sk<strong>in</strong>heads/Re<strong>ch</strong>tsextremisten haben<br />

ihren Wohnsitz im Kanton Bern. Davon s<strong>in</strong>d rund<br />

50 <strong>in</strong> Strukturen e<strong>in</strong>gebunden. S<strong>ch</strong>werpunkte bilden Burgdorf, die Region Lyss -<br />

Biel - Büren, das Oberaargau sowie die Agglomeration Bern; 1999 - 2000 Mitglie<strong>der</strong>zuwa<strong>ch</strong>s.<br />

Im Frühjahr 2000 geri<strong>ch</strong>tspolizeili<strong>ch</strong>es Ermittlungsverfahren gegen<br />

Gruppenangehörige wegen Herstellung von Sprengkörpern (so genannte Rahmbläserkapsel-Bomben)<br />

und weiterer Delikte.<br />

Morgenstern (MS)<br />

1993 <strong>in</strong> Sempa<strong>ch</strong>/LU gegründet. Gegenwärtig etwa<br />

30 Aktivisten sowie e<strong>in</strong>e grössere Gruppe von Sympathisanten<br />

und Mitläufern. Die Gruppierung wurde<br />

dur<strong>ch</strong> ihre bestimmende Rolle beim Überfall mit mehreren<br />

Verletzten auf e<strong>in</strong> "Festival für Völkerfreunds<strong>ch</strong>aft"<br />

<strong>in</strong> Ho<strong>ch</strong>dorf/LU im Jahre 1995 bekannt. Enge<br />

Beziehungen zu den SHS. Organisation vers<strong>ch</strong>iedener<br />

Feste im Kanton Luzern und Besu<strong>ch</strong> nationaler<br />

und <strong>in</strong>ternationaler Veranstaltungen. Momentan Mitglie<strong>der</strong>zuwa<strong>ch</strong>s.<br />

Betreibt seit Anfang 2000 geme<strong>in</strong>sam<br />

mit den SHS das Klublokal "Nibelungen" <strong>in</strong><br />

Malters/LU.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 58 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Nationale Initiative <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (NIS)<br />

Die seit 1996 bestehende NIS wurde im Kanton<br />

Züri<strong>ch</strong> gegründet. Unter den rund 50 Mitglie<strong>der</strong>n<br />

gibt es zahlrei<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>heads. Vere<strong>in</strong>sorgan<br />

<strong>der</strong> NIS ist "Der Morgenstern". Es bestehen<br />

enge Verfle<strong>ch</strong>tungen mit an<strong>der</strong>en<br />

Sk<strong>in</strong>head-Gruppierungen und zahlrei<strong>ch</strong>e Verb<strong>in</strong>dungen<br />

zu führenden deuts<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsextremisten.<br />

Die NIS unternahm au<strong>ch</strong> Versu<strong>ch</strong>e,<br />

Ableger jenseits <strong>der</strong> Grenze zu s<strong>ch</strong>affen.<br />

Die Adresse <strong>der</strong> NIS ist e<strong>in</strong> Postfa<strong>ch</strong> <strong>in</strong> Uster/ZH. H<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e mögli<strong>ch</strong>e Auflösung<br />

<strong>der</strong> NIS blieben bisher unbestätigt.<br />

Patriotis<strong>ch</strong>er Ostflügel (POF)<br />

Osts<strong>ch</strong>weizer Sk<strong>in</strong>head-Gruppe, 1995 gegründet,<br />

etwa 50 Mitglie<strong>der</strong>. Enge B<strong>in</strong>dungen zu<br />

den SHS. Organisiert jährli<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> grösseres<br />

Sk<strong>in</strong>head-Treffen, meist im Kanton Thurgau.<br />

Jeweils etwa 100 bis 150 Teilnehmer aus <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> und dem bena<strong>ch</strong>barten Ausland, gute<br />

Beziehungen <strong>in</strong> den ausländis<strong>ch</strong>en Bodenseeraum.<br />

Vier POF-Mitglie<strong>der</strong> bilden die e<strong>in</strong>zige<br />

bekannte s<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>e Sk<strong>in</strong>head-Band<br />

"Erbarmungslos". Trotz organisatoris<strong>ch</strong>en<br />

S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e im Kanton<br />

Thurgau Bestrebungen im Gange, neue<br />

Strukturen als Sektion <strong>der</strong> SHS zu s<strong>ch</strong>affen. Mehrere Dutzend Aktivisten und Sympathisanten.<br />

Der POF steht <strong>in</strong> enger Beziehung zur St. Galler Sk<strong>in</strong>head-Szene. Im<br />

Fürstentum Lie<strong>ch</strong>tenste<strong>in</strong> besteht e<strong>in</strong>e Untergruppe (POF FL), von <strong>der</strong> zurzeit ke<strong>in</strong>e<br />

Aktivitäten bekannt s<strong>in</strong>d. Geben professionell produziertes Sk<strong>in</strong>z<strong>in</strong>e "Morgenrot"<br />

heraus.<br />

Kamerads<strong>ch</strong>aftsbund Osts<strong>ch</strong>weiz (KBO)<br />

Anfang 1999 gegründet als Abspaltung des POF. Grösstenteils Rhe<strong>in</strong>taler und<br />

Thurgauer Sk<strong>in</strong>heads, enge Beziehungen zur L<strong>in</strong>dauer Szene, übersteigerter Patriotismus,<br />

gegen "Überfremdung und E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ung von Asylanten". Na<strong>ch</strong> anfängli<strong>ch</strong>em<br />

grossem Zulauf heute Mitglie<strong>der</strong>verlust, etwa no<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Dutzend Mitglie<strong>der</strong>.<br />

Auflösungsers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>ungen erkennbar.<br />

Patriotis<strong>ch</strong>e Jugend W<strong>in</strong>terthur<br />

Gegründet 1998 als weitere Abspaltung des POF. 1999 <strong>in</strong> S<strong>ch</strong>lägereien im Kanton<br />

Thurgau und W<strong>in</strong>terthur verwickelt.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 59 -<br />

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Rhe<strong>in</strong>-Front<br />

Zusammens<strong>ch</strong>luss von Sk<strong>in</strong>heads aus dem Raum Chur,<br />

Rhe<strong>in</strong>tal und Lie<strong>ch</strong>tenste<strong>in</strong>, Seit Anfang 2000 vermehrte Aktivitäten.<br />

Die Kerngruppe umfasst etwa 15 Mitglie<strong>der</strong>. Es bestehen<br />

vielfältige Kontakte zur re<strong>ch</strong>tsextremen Szene <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> und im Ausland. Vorübergehend eigene <strong>in</strong> <strong>der</strong> Szene<br />

sehr bekannte Internet-Site unter dem Pseudonym "Dragon<br />

88", Verbreitung von Gewaltaufrufen. Die Gruppe mietet<br />

<strong>in</strong> Mels/SG e<strong>in</strong>en als Privatklub deklarierten Raum für Veranstaltungen.<br />

Volkssturm Unterland<br />

1999 erstmals bekannt geworden. Eigene Internet-<br />

Site, die na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er Intervention <strong>der</strong> Kantonspolizei<br />

Züri<strong>ch</strong> ges<strong>ch</strong>lossen wurde. Führt e<strong>in</strong>en "Volkssturm-<br />

Versand" mit e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägigen Angeboten wie Publikationen<br />

und CDs.<br />

Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wests<strong>ch</strong>weiz und im Tess<strong>in</strong><br />

Die Aktivitäten <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> wels<strong>ch</strong>en <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

haben si<strong>ch</strong> seit 1996 stetig verstärkt. E<strong>in</strong>ige <strong>der</strong><br />

grössten bis anh<strong>in</strong> bekannten Konzerte wurden 1998<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Wests<strong>ch</strong>weiz organisiert. In Neuenburg wurde<br />

Anfang März 1999 e<strong>in</strong> bekannter Sk<strong>in</strong>head-Versand<br />

("Mjölnir-Diffusion") ausgehoben und grosse Mengen<br />

re<strong>ch</strong>tsextremen Materials bes<strong>ch</strong>lagnahmt. Der harte<br />

Kern von Aktivisten umfasst <strong>in</strong> den Kantonen Neuenburg,<br />

Genf, Waadt und Wallis ungefähr 30 Personen.<br />

An Organisationsstrukturen ist e<strong>in</strong>e Sektion von B & H<br />

bekannt.<br />

Die Sk<strong>in</strong>head-Szene im Kanton Tess<strong>in</strong> umfasst rund 20 Aktivisten. Organisationsstrukturen<br />

s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e bekannt. Es bestehen Kontakte zu entspre<strong>ch</strong>enden Gruppierungen<br />

im bena<strong>ch</strong>barten Italien.<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 60 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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7.3. Beispiele von Zei<strong>ch</strong>en und Symbolen<br />

Zei<strong>ch</strong>en und Symbole s<strong>in</strong>d für die Szene von grosser Bedeutung. Derartige Erkennungszei<strong>ch</strong>en<br />

ers<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> allen mögli<strong>ch</strong>en Variationen auf Gruppenemblemen,<br />

T-Shirts, Flugblättern, Sprayereien usw. E<strong>in</strong>e vielfältige Palette von Zei<strong>ch</strong>nungen<br />

und Darstellungen <strong>in</strong> Sk<strong>in</strong>head-Magaz<strong>in</strong>en und immer mehr auf dem Internet soll<br />

au<strong>ch</strong> dazu anspornen, gegen Auslän<strong>der</strong>, Farbige, Asylbewerber, Juden, Kommunisten<br />

usw. mit Gewalt vorzugehen.<br />

Die vorliegende Sammlung hat Beispiel<strong>ch</strong>arakter und bildet nur wenige Varianten<br />

ab. Neben den Symbolen aus dem nationalsozialistis<strong>ch</strong>en Spektrum s<strong>in</strong>d vor allem<br />

folgende Zei<strong>ch</strong>en wi<strong>ch</strong>tig:<br />

Das Keltenkreuz symbolisiert <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene<br />

die Überlegenheit <strong>der</strong> weissen, nordis<strong>ch</strong>en Rasse.<br />

Das Symbol des Hammers spielt <strong>in</strong> <strong>der</strong> nordis<strong>ch</strong>en<br />

Mythologie e<strong>in</strong>e wi<strong>ch</strong>tige Rolle. Die gekreuzten<br />

Hämmer <strong>der</strong> Hammersk<strong>in</strong>heads stehen für die weisse<br />

Arbeiterklasse.<br />

Neben den eigentli<strong>ch</strong>en Zei<strong>ch</strong>en und Symbolen stellen au<strong>ch</strong> bestimmte Zahlen<br />

symbolis<strong>ch</strong> rassistis<strong>ch</strong>e und neonazistis<strong>ch</strong>e Inhalte dar. Die zwei bekanntesten<br />

Beispiele s<strong>in</strong>d die Zahlen 14 und 88, die öfters au<strong>ch</strong> <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation verwendet<br />

werden:<br />

14 Die "14 words" gelten <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene als Symbol für e<strong>in</strong>es<br />

ihrer Leitmotive: ”We must secure the existence of our people and a future<br />

for white <strong>ch</strong>ildren". Der Satz wird dem amerikanis<strong>ch</strong>en Neonazi und Ku-<br />

Klux-Klan-Aktivisten David Lane zugespro<strong>ch</strong>en, <strong>der</strong> ihn am Ende e<strong>in</strong>es<br />

Prozesses vor Antritt e<strong>in</strong>er langjährigen Gefängnisstrafe verkündet haben<br />

soll.<br />

88 Die Zahl 8 bezieht si<strong>ch</strong> auf den 8. Bu<strong>ch</strong>staben des Alphabets. Die Komb<strong>in</strong>ation<br />

88 bedeutet somit HH und steht für "Heil Hitler".<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 61 -<br />

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Sammlung vers<strong>ch</strong>iedener Beispiele<br />

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<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 62 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 63 -<br />

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Internationale Symbole<br />

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<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 64 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Zum Verglei<strong>ch</strong>: Re<strong>ch</strong>tslage Deuts<strong>ch</strong>land<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 65 -<br />

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7.4. Glossar 9<br />

"Antifa", autonome<br />

E<strong>in</strong> Hauptagitationsfeld <strong>der</strong> Autonomen ist <strong>der</strong> "antifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e Kampf". Die Autonomen<br />

wollen den Kampf gegen Fas<strong>ch</strong>isten und Rassisten <strong>in</strong> die eigenen Hände<br />

nehmen. Im Rahmen <strong>der</strong> so genannten "antifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en Selbsthilfe" ri<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong><br />

militante Aktionen <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie gegen den politis<strong>ch</strong>en Gegner, also tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>e<br />

o<strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tli<strong>ch</strong>e "Nazis". In autonomen Publikationen werden häufig Adressen<br />

und "Steckbriefe" des politis<strong>ch</strong>en Gegners veröffentli<strong>ch</strong>t, ni<strong>ch</strong>t selten mit <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung<br />

verbunden, die bezei<strong>ch</strong>neten Personen anzugreifen.<br />

Altfas<strong>ch</strong>isten<br />

Vere<strong>in</strong>igungen, die si<strong>ch</strong> ausdrückli<strong>ch</strong> auf Vorbil<strong>der</strong> des Fas<strong>ch</strong>ismus und Nationalsozialismus<br />

beziehen und e<strong>in</strong>e fas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>e bzw. nationalsozialistis<strong>ch</strong>e Ideologie<br />

vertreten. Treibende Kräfte s<strong>in</strong>d Vertreter <strong>der</strong> Weltkriegsgeneration, darunter ehemalige<br />

Mitglie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Waffen-SS und nationalsozialistis<strong>ch</strong>e Funktionäre. In <strong>der</strong><br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> gibt es nur Gruppierungen mit e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Anhängers<strong>ch</strong>aft wie z.B. <strong>der</strong><br />

Nouvel Ordre Européen.<br />

Anti-Antifa<br />

Zweck <strong>der</strong> Anti-Antifa-Arbeit ist die "Fe<strong>in</strong>daufklärung", also die Ermittlung und Verbreitung<br />

von Daten zu politis<strong>ch</strong>en Gegnern, als wel<strong>ch</strong>e sowohl "L<strong>in</strong>ke" als au<strong>ch</strong><br />

Angehörige <strong>der</strong> Si<strong>ch</strong>erheitsbehörden gelten.<br />

Antisemitismus<br />

Der Antisemitismus tritt als e<strong>in</strong>e spezielle Form des Rassismus auf und ist als sol<strong>ch</strong>er<br />

ideologis<strong>ch</strong>er Bestandteil zahlrei<strong>ch</strong>er Ausprägungen des Re<strong>ch</strong>tsextremismus.<br />

Als ressentimentgeladenes Vorurteil gegen die Juden s<strong>ch</strong>reibt er ihnen stereotyp<br />

vers<strong>ch</strong>iedenerlei negative Wesensmerkmale und Charaktereigens<strong>ch</strong>aften zu und<br />

behauptet von ihnen, dass sie weltweit Politik und Wirts<strong>ch</strong>aft zu dom<strong>in</strong>ieren su<strong>ch</strong>ten<br />

und s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e zionistis<strong>ch</strong>e Weltherrs<strong>ch</strong>aft anstrebten. Für den Revisionismus<br />

liefert <strong>der</strong> Antisemitismus au<strong>ch</strong> Re<strong>ch</strong>tfertigungsstrategien. Er zeigt si<strong>ch</strong> vor<br />

allem <strong>in</strong> Beleidigungen und verbalen Attacken gegen jüdis<strong>ch</strong>e o<strong>der</strong> verme<strong>in</strong>tli<strong>ch</strong> jüdis<strong>ch</strong>e<br />

Bürger, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e au<strong>ch</strong> gegen Repräsentanten des Staates Israel, <strong>in</strong><br />

S<strong>ch</strong>mieraktionen vornehmli<strong>ch</strong> an Gedenkstätten und Synagogen, <strong>in</strong> S<strong>ch</strong>ändungen<br />

jüdis<strong>ch</strong>er Grabstätten u. ä.<br />

Artikel 261bis StGB<br />

So genannter "Antirassismus-Artikel" Art. 261bis StGB (Rassendiskrim<strong>in</strong>ierung)<br />

Die e<strong>in</strong>zelnen <strong>in</strong> Art. 261bis StGB enthaltenen Tatbestände setzen e<strong>in</strong>en direkten<br />

Bezug zur Öffentli<strong>ch</strong>keit voraus. Dies gilt im Endeffekt au<strong>ch</strong> für Absatz 3 (Organisieren<br />

und För<strong>der</strong>n von Propagandaaktionen; Teilnahme daran). Unter Ausnützung<br />

dieser Re<strong>ch</strong>tslage organisieren re<strong>ch</strong>tsextreme Kreise und Organisationen Treffen,<br />

die sie als private Anlässe (z.B. "Geburtstagsparty") kennzei<strong>ch</strong>nen.<br />

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<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 66 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Autonome<br />

Die Ursprünge <strong>der</strong> Autonomen rei<strong>ch</strong>en bis <strong>in</strong> die Anfänge <strong>der</strong> studentis<strong>ch</strong>en Protestbewegung<br />

<strong>der</strong> 60er Jahre zurück. Kennzei<strong>ch</strong>nend s<strong>in</strong>d folgende E<strong>in</strong>stellungsmuster:<br />

- Ablehnung gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er Normen und Zwänge,<br />

- Su<strong>ch</strong>e na<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>em freien, selbstbestimmten Leben <strong>in</strong> herrs<strong>ch</strong>aftsfreien Räumen,<br />

- gewalttätiger Wi<strong>der</strong>stand gegen den demokratis<strong>ch</strong>en Staat und se<strong>in</strong>e Institutionen.<br />

Autonome besitzen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>heitli<strong>ch</strong>es, verb<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>es Weltbild, son<strong>der</strong>n<br />

folgen oft vers<strong>ch</strong>wommenen anar<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en und anar<strong>ch</strong>o-kommunistis<strong>ch</strong>en Vorstellungen<br />

und spontanen aktionistis<strong>ch</strong>en Antrieben.<br />

Avalon-Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft<br />

Zirkel <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Neuen Re<strong>ch</strong>ten. Die 1990 im Kanton Bern gegründete Gruppierung<br />

vertritt die "neuheidnis<strong>ch</strong>e" Ri<strong>ch</strong>tung. Sie entfaltet ihre Aktivitäten auf <strong>der</strong><br />

kulturellen Ebene mit mythis<strong>ch</strong>en Waldfesten und historis<strong>ch</strong>en Sem<strong>in</strong>aren. Dabei<br />

vertritt sie mit <strong>in</strong>dogermanis<strong>ch</strong>en und keltis<strong>ch</strong>en Bezügen e<strong>in</strong>e eurozentristis<strong>ch</strong>e<br />

und völkis<strong>ch</strong>e Ideologie.<br />

Extremismus, gewalttätiger<br />

Unter Extremismus werden politis<strong>ch</strong>e Ri<strong>ch</strong>tungen verstanden, die die Werte <strong>der</strong><br />

freiheitli<strong>ch</strong>en Demokratie und des Re<strong>ch</strong>tsstaates ablehnen. Alle Strömungen des<br />

Extremismus s<strong>ch</strong>üren e<strong>in</strong> Freund-Fe<strong>in</strong>d-Denken und s<strong>in</strong>d daher gegen den politis<strong>ch</strong>en<br />

Pluralismus, wie er die demokratis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aften auszei<strong>ch</strong>net. Extremisten<br />

betra<strong>ch</strong>ten ihren Standpunkt als den e<strong>in</strong>zig ri<strong>ch</strong>tigen und kennen demzufolge<br />

ke<strong>in</strong>e Toleranz gegenüber den An<strong>der</strong>sdenkenden.<br />

Fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>keit<br />

Dieser Begriff bezei<strong>ch</strong>net e<strong>in</strong> Ressentiment, das si<strong>ch</strong> - oft unters<strong>ch</strong>iedslos - gegen<br />

alle Mens<strong>ch</strong>en ri<strong>ch</strong>tet, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> "fremd" s<strong>in</strong>d o<strong>der</strong>, wegen ihrer Nationalität,<br />

Rasse, Hautfarbe, Religion, Herkunft usw., "fremd" wirken: also gegen Auslän<strong>der</strong>,<br />

die si<strong>ch</strong> als Touristen, ges<strong>ch</strong>äftli<strong>ch</strong>, mit Arbeitserlaubnis o<strong>der</strong> au<strong>ch</strong> illegal <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> aufhalten sowie gegen Asylbewerber. Den "Fremden" wird unterstellt,<br />

dass überwiegend gerade sie an zahlrei<strong>ch</strong>en gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en und sozialen Problemen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (Arbeitslosigkeit, Krim<strong>in</strong>alitätsrate, Belastung <strong>der</strong> Sozialsysteme,<br />

kulturelle Des<strong>in</strong>tegration usw.) s<strong>ch</strong>uld seien.<br />

Fronten<br />

Ende <strong>der</strong> 80er Jahre formierten si<strong>ch</strong> vers<strong>ch</strong>iedene Organisationen mit rassistis<strong>ch</strong>en<br />

und auslän<strong>der</strong>fe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>en politis<strong>ch</strong>en Programmen. In Anlehnung an die<br />

30er Jahre spra<strong>ch</strong>en die Medien von e<strong>in</strong>em "Frontenfrühl<strong>in</strong>g". Organisationen wie<br />

die NNF (Kanton Aargau) entwickelten si<strong>ch</strong> aus Sk<strong>in</strong>head-Gruppen. Alle Organisationen<br />

konnten aber ke<strong>in</strong>e grössere Basis aufbauen. Sie lösten si<strong>ch</strong> Mitte <strong>der</strong> 90er<br />

Jahre auf.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

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Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 67 -<br />

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Hess, Rudolf<br />

Stellvertreter Adolf Hitlers. Hess wird wegen se<strong>in</strong>er langen Haftzeit und <strong>der</strong> von<br />

Teilen <strong>der</strong> re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Presse als mysteriös bes<strong>ch</strong>riebenen Umstände<br />

se<strong>in</strong>es Todes als Märtyrer verehrt. Als sol<strong>ch</strong>er ist er au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>e mythis<strong>ch</strong>e Figur<br />

unter den re<strong>ch</strong>tsextremen Sk<strong>in</strong>heads. Deuts<strong>ch</strong>e Si<strong>ch</strong>erheitsbehörden versu<strong>ch</strong>ten <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren, Rudolf-Hess-Gedenkveranstaltungen systematis<strong>ch</strong> zu unterb<strong>in</strong>den.<br />

1999 wi<strong>ch</strong>en erstmals deuts<strong>ch</strong>e Neonazis und Sk<strong>in</strong>heads für den Todestag<br />

(17. August) <strong>in</strong> die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> aus.<br />

Hooligan (Hools)<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> unpolitis<strong>ch</strong>e, zum Teil gewalttätige Fussball-Rowdies. Die re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Sk<strong>in</strong>head-Szene versu<strong>ch</strong>t, die Hooligan-Szene für si<strong>ch</strong> zu gew<strong>in</strong>nen. Obs<strong>ch</strong>on<br />

beide Gruppen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> auf deutli<strong>ch</strong>e Distanz gehen, gibt es punktuelle<br />

Übers<strong>ch</strong>neidungen. So werden gelegentli<strong>ch</strong> re<strong>ch</strong>tsextreme Straftaten au<strong>ch</strong> von<br />

Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Hooligan-Szene begangen.<br />

L<strong>in</strong>ksextremismus<br />

Mit diesem Begriff werden Bestrebungen von Parteien, Vere<strong>in</strong>igungen und E<strong>in</strong>zelpersonen<br />

bezei<strong>ch</strong>net, für die alle o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>ige <strong>der</strong> folgenden Merkmale <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong><br />

s<strong>in</strong>d:<br />

- Bekenntnis zum Marxismus-Len<strong>in</strong>ismus als "wissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>e" Anleitung zum<br />

Handeln, daneben, je na<strong>ch</strong> Ausprägung <strong>der</strong> Partei o<strong>der</strong> Gruppierung, Rückgriff<br />

au<strong>ch</strong> auf Theorien weiterer Ideologen wie Stal<strong>in</strong>, Trotzki, Mao Zedong, Bakun<strong>in</strong><br />

und an<strong>der</strong>e,<br />

- Bekenntnis zur sozialistis<strong>ch</strong>en o<strong>der</strong> kommunistis<strong>ch</strong>en Transformation <strong>der</strong> Gesells<strong>ch</strong>aft<br />

mittels e<strong>in</strong>es revolutionären Umsturzes o<strong>der</strong> langfristiger revolutionärer<br />

Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

- Bekenntnis zur Diktatur des Proletariats o<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er herrs<strong>ch</strong>aftsfreien (anar<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>en)<br />

Gesells<strong>ch</strong>aft,<br />

- Bekenntnis zur revolutionären Gewalt als bevorzugte o<strong>der</strong>, je na<strong>ch</strong> den konkreten<br />

Bed<strong>in</strong>gungen, taktis<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>zusetzende Kampfform.<br />

Nationalrevolutionäre Gruppen<br />

Merkmal dieser Bewegung ist <strong>der</strong> radikale Nationalismus, <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> gegen universalistis<strong>ch</strong>e<br />

Weltbil<strong>der</strong> wendet. Sie lehnt den Kapitalismus bzw. Liberalismus ebenso<br />

wie den Kommunismus ab und plädiert für e<strong>in</strong>en dritten Weg. E<strong>in</strong>e zentrale Rolle<br />

spielt dar<strong>in</strong> das Konzept des Ethnopluralismus. Die nationalrevolutionäre Ideologie<br />

besitzt ihre historis<strong>ch</strong>en Wurzeln <strong>in</strong> <strong>der</strong> Weimarer Republik <strong>der</strong> 20er und 30er Jahre.<br />

Nationalrevolutionäre Bewegungen unterstützen au<strong>ch</strong> den Kampf von Befreiungsbewegungen<br />

wie <strong>in</strong> Nordirland, auf Korsika o<strong>der</strong> im Baskenland. In <strong>der</strong> antiimperialistis<strong>ch</strong>en<br />

Haltung treffen si<strong>ch</strong> man<strong>ch</strong>e nationalrevolutionäre Ideologien mit<br />

progressiv-l<strong>in</strong>ken Bewegungen. Nationalrevolutionäre Organisationen formierten<br />

si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> Ende 80er Jahre. Dazu zählen Bewegungen wie die NF o<strong>der</strong><br />

die NPS.<br />

Negationisten: siehe Revisionisten<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 68 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

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Neonazismus<br />

Neonazis bekennen si<strong>ch</strong> offen zur Ideologie und Weltans<strong>ch</strong>auung des deuts<strong>ch</strong>en<br />

Nationalsozialismus. Sie erstreben e<strong>in</strong>en na<strong>ch</strong> dem "Führerpr<strong>in</strong>zip" formierten totalitären<br />

Staat und e<strong>in</strong>e "rassenre<strong>in</strong>e Volksgeme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft". Die Verbre<strong>ch</strong>en, die vom<br />

NS-Regime begangen worden s<strong>in</strong>d, werden - je na<strong>ch</strong> Charakter <strong>der</strong> Gruppierung -<br />

verharmlost, geleugnet o<strong>der</strong> gar verherrli<strong>ch</strong>t.<br />

Innerhalb des neonazistis<strong>ch</strong>en Spektrums bestehen Kontroversen über den "ri<strong>ch</strong>tigen"<br />

Nationalsozialismus. Während die Mehrheit Adolf Hitler als die prägende<br />

Identifikationsfigur anerkennt, orientieren si<strong>ch</strong> bestimmte neonazistis<strong>ch</strong>e Gruppen<br />

am nationalrevolutionären Sozialismus <strong>der</strong> "l<strong>in</strong>ken" Nationalsozialisten, also an den<br />

Ans<strong>ch</strong>auungen etwa <strong>der</strong> Gebrü<strong>der</strong> Otto und Gregor Strasser o<strong>der</strong> des SA-<br />

Stabs<strong>ch</strong>efs Ernst Röhm. Kle<strong>in</strong>e Teile des neonazistis<strong>ch</strong>en Spektrums knüpfen an<br />

die Ideologie des "Nationalbols<strong>ch</strong>ewismus" an und su<strong>ch</strong>en deshalb zum Teil den<br />

S<strong>ch</strong>ulters<strong>ch</strong>luss mit l<strong>in</strong>ksextremen Gruppierungen.<br />

Neue Re<strong>ch</strong>te<br />

Unter dem Sammelbegriff "Neue Re<strong>ch</strong>te" ("Nouvelle Droite") werden <strong>in</strong>tellektuelle<br />

Zirkel, Publikationen und Verlage verstanden, die si<strong>ch</strong> an vordemokratis<strong>ch</strong>en Gesells<strong>ch</strong>aftsmodellen<br />

orientieren und aus e<strong>in</strong>er radikalen eurozentris<strong>ch</strong>en Perspektive<br />

die natürli<strong>ch</strong>e Unglei<strong>ch</strong>heit <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>en, Völker und Kulturen propagieren. Die<br />

"Neue Re<strong>ch</strong>te" fasste Ende <strong>der</strong> 60er Jahre vor allem <strong>in</strong> Frankrei<strong>ch</strong> Fuss. E<strong>in</strong>ige<br />

Ideologen <strong>der</strong> "Neuen Re<strong>ch</strong>ten" s<strong>in</strong>d auf den "starken Nationalstaat" fixiert. An<strong>der</strong>e<br />

betonen die "Volksgeme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft", die sie für biologis<strong>ch</strong> determ<strong>in</strong>iert halten und zu<br />

e<strong>in</strong>em Wert an si<strong>ch</strong> verklären. Die "nationalrevolutionären" Theoretiker propagieren<br />

e<strong>in</strong>en antiimperialistis<strong>ch</strong>en und antikapitalistis<strong>ch</strong>en "Befreiungsnationalismus" und<br />

su<strong>ch</strong>en für den revolutionären Kampf Verbündete au<strong>ch</strong> unter den L<strong>in</strong>ksextremisten.<br />

Unter den "Neuen Re<strong>ch</strong>ten" <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deuts<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>weiz su<strong>ch</strong>t u.a. au<strong>ch</strong> <strong>der</strong> neuheidnis<strong>ch</strong>e<br />

Zirkel Avalon Kontakte zu Sk<strong>in</strong>heads.<br />

Oi<br />

Bezei<strong>ch</strong>nung für den neuen politis<strong>ch</strong>en Stil <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene zu Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong><br />

80er Jahre. Um 1980 ers<strong>ch</strong>ien e<strong>in</strong> Sk<strong>in</strong>musik-Sampler unter dem Titel "Strength<br />

thru Oi", ganz bewusst angelehnt an das nazionalsozialistis<strong>ch</strong>e Motto Strength<br />

through Joy (Kraft dur<strong>ch</strong> Freude). Die Lauts<strong>ch</strong>rift Oi wird von den Sk<strong>in</strong>heads au<strong>ch</strong><br />

<strong>in</strong> bestimmten Begriffen verwendet, so z.B. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bezei<strong>ch</strong>nung <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>-Bands<br />

Doits<strong>ch</strong>land, Kroizfeuer, Foierstoss o<strong>der</strong> Noie Werte. Oi gilt au<strong>ch</strong> als Kampfruf <strong>der</strong><br />

Sk<strong>in</strong>s für alles, was Spass ma<strong>ch</strong>t. Ni<strong>ch</strong>t alle Oi-Sk<strong>in</strong>s fühlen si<strong>ch</strong> politis<strong>ch</strong> gebunden.<br />

Parteien, l<strong>in</strong>ksextreme<br />

L<strong>in</strong>ksextreme Parteien bezei<strong>ch</strong>nen si<strong>ch</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel selbst als marxistis<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> ihrem<br />

Theorieansatz und als kommunistis<strong>ch</strong> o<strong>der</strong> sozialistis<strong>ch</strong> von ihrer Zielvorstellung<br />

her. Je na<strong>ch</strong> Ausri<strong>ch</strong>tung <strong>der</strong> jeweiligen Partei werden au<strong>ch</strong> Len<strong>in</strong>, Stal<strong>in</strong>,<br />

Trotzki o<strong>der</strong> Mao Zedong als ideologis<strong>ch</strong>e Leitfiguren anerkannt. Alle treten mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger offen gegen die Demokratie auf. Statt e<strong>ch</strong>te <strong>in</strong>nerparteili<strong>ch</strong>e Demokratie<br />

herrs<strong>ch</strong>en festgefügte zentralistis<strong>ch</strong>e, auf Diszipl<strong>in</strong>ierung dur<strong>ch</strong> die Führungska<strong>der</strong><br />

beruhende Strukturen vor. E<strong>in</strong>e Ausnahme hiervon bilden allenfalls die<br />

anar<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong> geprägten Parteien.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 69 -<br />

__________________________________________________________________<br />

Parteien, re<strong>ch</strong>tsextreme<br />

Re<strong>ch</strong>tsextreme Parteien, die si<strong>ch</strong> als "nationaldemokratis<strong>ch</strong>" o<strong>der</strong> "nationalfreiheitli<strong>ch</strong>"<br />

o<strong>der</strong> ähnli<strong>ch</strong> bezei<strong>ch</strong>nen, betra<strong>ch</strong>ten das nationalsozialistis<strong>ch</strong>e Regime ni<strong>ch</strong>t<br />

als ihr Leitbild und grenzen si<strong>ch</strong> so <strong>in</strong>haltli<strong>ch</strong> von neonazistis<strong>ch</strong>en (Neonazismus)<br />

Gruppierungen ab. Ideologis<strong>ch</strong> orientieren si<strong>ch</strong> diese Parteien vornehmli<strong>ch</strong> an völkis<strong>ch</strong>-kollektivistis<strong>ch</strong>en<br />

Vorstellungen und for<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>en "starken Staat". Obs<strong>ch</strong>on<br />

sie si<strong>ch</strong> zu den Pr<strong>in</strong>zipien des demokratis<strong>ch</strong>en Re<strong>ch</strong>tsstaates bekennen, stellen sie<br />

dur<strong>ch</strong> ihre kollektivistis<strong>ch</strong>en For<strong>der</strong>ungen wesentli<strong>ch</strong>e Grundpr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Demokratie<br />

(<strong>in</strong>dividuelle Freiheit, Volksvertretung usw.) <strong>in</strong> Frage. In <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> gibt es<br />

momentan ke<strong>in</strong>e re<strong>ch</strong>tsextremen Parteien wie z.B. <strong>in</strong> Deuts<strong>ch</strong>land (u.a. NPD).<br />

Propagandamaterialbes<strong>ch</strong>luss<br />

Der bis am 1. Juli 1998 bestehende Bundesratsbes<strong>ch</strong>luss vom 29. Dezember 1948<br />

betreffend staatsgefährli<strong>ch</strong>es Propagandamaterial (Propagandabes<strong>ch</strong>luss) war e<strong>in</strong><br />

geeignetes Instrument, <strong>der</strong>artiges Material aus dem Verkehr zu ziehen, bevor es<br />

weiterverbreitet werden konnte. Vor allem Propagandamaterial, wel<strong>ch</strong>es aus dem<br />

Ausland <strong>in</strong> die <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> e<strong>in</strong>geführt wurde, konnte <strong>in</strong> Anwendung dieses Bundesratsbes<strong>ch</strong>lusses<br />

präventiv bes<strong>ch</strong>lagnahmt und e<strong>in</strong>gezogen werden, ohne dass<br />

strafre<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>e Voraussetzungen erfüllt se<strong>in</strong> mussten. Der Propagandamaterialbes<strong>ch</strong>luss<br />

wurde mit <strong>der</strong> Inkraftsetzung des Bundesgesetzes über Massnahmen zur<br />

Wahrung <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Si<strong>ch</strong>erheit (BWIS) ersatzlos aufgehoben, da er no<strong>ch</strong> auf dem<br />

Notre<strong>ch</strong>t des Zweiten Weltkriegs basierte. Derzeit wird e<strong>in</strong>e neue Re<strong>ch</strong>tsbasis geprüft.<br />

Rassismus<br />

Na<strong>ch</strong> rassistis<strong>ch</strong>er "Lehre" bestehen biologis<strong>ch</strong> begründete, also unabän<strong>der</strong>li<strong>ch</strong>e,<br />

Wesens- und Qualitätsunters<strong>ch</strong>iede zwis<strong>ch</strong>en den Mens<strong>ch</strong>enrassen. Die Zugehörigkeit<br />

zu e<strong>in</strong>er von ihnen ents<strong>ch</strong>eidet also von vornhere<strong>in</strong> über den höheren o<strong>der</strong><br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>en Wert sowohl des Individuums als au<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>es Volkes. Gewöhnli<strong>ch</strong> wird<br />

von Rassisten <strong>der</strong> "weissen" o<strong>der</strong> "nordis<strong>ch</strong>en" o<strong>der</strong> "germanis<strong>ch</strong>en" Rasse e<strong>in</strong>e<br />

naturgegebene Überlegenheit gegenüber allen an<strong>der</strong>en Rassen zuges<strong>ch</strong>rieben<br />

und aus ihr e<strong>in</strong> "natürli<strong>ch</strong>er" Herrs<strong>ch</strong>aftsanspru<strong>ch</strong> dieser Rasse hergeleitet. Der<br />

Rassismus wird als e<strong>in</strong>e s<strong>ch</strong>e<strong>in</strong>rationale Begründung für Fremdenfe<strong>in</strong>dli<strong>ch</strong>keit benutzt.<br />

E<strong>in</strong>e spezielle Form des Rassismus ist <strong>der</strong> Antisemitismus. Zahlrei<strong>ch</strong>e Ausprägungen<br />

des Re<strong>ch</strong>tsextremismus enthalten als e<strong>in</strong> ideologis<strong>ch</strong>es Element den<br />

Rassismus.<br />

Re<strong>ch</strong>tsextremismus<br />

Sammelbegriff für e<strong>in</strong>e Gesamtheit von E<strong>in</strong>stellungen, Verhaltensweisen und Aktionen,<br />

organisiert o<strong>der</strong> ni<strong>ch</strong>t, die von <strong>der</strong> rassis<strong>ch</strong> o<strong>der</strong> ethnis<strong>ch</strong> bed<strong>in</strong>gten sozialen<br />

Unglei<strong>ch</strong>heit <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>en ausgehen, na<strong>ch</strong> ethnis<strong>ch</strong>er Homogenität von Völkern<br />

verlangen und das Glei<strong>ch</strong>heitsgebot <strong>der</strong> Mens<strong>ch</strong>enre<strong>ch</strong>tsdeklaration ablehnen,<br />

die den Vorrang <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>aft vor dem Individuum betonen, von <strong>der</strong> Unterordnung<br />

des Bürgers unter die Staatsräson ausgehen und die den Wertepluralismus<br />

e<strong>in</strong>er liberalen Demokratie ablehnen und Demokratisierung rückgängig ma<strong>ch</strong>en<br />

wollen. Für den Re<strong>ch</strong>tsextremismus ist die Gewaltbereits<strong>ch</strong>aft <strong>ch</strong>arakteristis<strong>ch</strong>.<br />

Renees<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei


- 70 - Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

__________________________________________________________________<br />

Bezei<strong>ch</strong>nung für Mäd<strong>ch</strong>en <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene. Im gesamten Auftreten glei<strong>ch</strong>en<br />

sie ihren männli<strong>ch</strong>en Pendants. Spezielle Frauenvere<strong>in</strong>igungen gibt es ni<strong>ch</strong>t.<br />

Modis<strong>ch</strong> unters<strong>ch</strong>eiden sie si<strong>ch</strong> dur<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>en Haars<strong>ch</strong>nitt, <strong>der</strong> im Nacken und an<br />

den Ohren längere Haare (Feathers) hat.<br />

Revisionismus (au<strong>ch</strong> Negationismus)<br />

Als Revisionismus bezei<strong>ch</strong>net man den politis<strong>ch</strong> motivierten Versu<strong>ch</strong>, die Verbre<strong>ch</strong>en<br />

unter nationalsozialistis<strong>ch</strong>er Herrs<strong>ch</strong>aft zu relativieren o<strong>der</strong> zu leugnen. Insbeson<strong>der</strong>e<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er gezielten "Revisionismus-Kampagne" versu<strong>ch</strong>en<br />

Re<strong>ch</strong>tsextremisten aus aller Welt seit Jahren, den millionenfa<strong>ch</strong>en Mord an den<br />

europäis<strong>ch</strong>en Juden zu bestreiten o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest die Zahl <strong>der</strong> Opfer zu verkle<strong>in</strong>ern.<br />

Zu diesem Zweck berufen si<strong>ch</strong> Revisionisten <strong>in</strong> ihren Publikationen auf -<br />

häufig von ihnen selbst <strong>in</strong> Auftrag gegebene - "Guta<strong>ch</strong>ten" ("Leu<strong>ch</strong>ter-Report",<br />

"Rudolf-Guta<strong>ch</strong>ten"), <strong>in</strong> denen mit pseudowissens<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Methoden versu<strong>ch</strong>t<br />

wird, die Massenverni<strong>ch</strong>tung <strong>in</strong> den Konzentrationslagern als te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong> unmögli<strong>ch</strong><br />

darzustellen. Als Revisionisten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den letzten Jahren beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kanada<br />

lebende Deuts<strong>ch</strong>e Ernst Zündel ("Germania-Rundbrief"), die aus dem europäis<strong>ch</strong>en<br />

Ausland heraus agierenden Altnazis Otto-Ernst Remer ("Deuts<strong>ch</strong>land-<br />

Report", früher au<strong>ch</strong> "Remer-Depes<strong>ch</strong>e") und <strong>der</strong> 1997 verstorbene Thies Christophersen<br />

("Die Bauerns<strong>ch</strong>aft") sowie <strong>der</strong> britis<strong>ch</strong>e S<strong>ch</strong>riftsteller David Irv<strong>in</strong>g hervorgetreten.<br />

E<strong>in</strong> europaweit bekannter und verurteilter <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>er Revisionist ist Jürgen<br />

Graf.<br />

Sk<strong>in</strong>heads<br />

Die Wurzeln <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Bewegung liegen im Grossbritannien <strong>der</strong> 60er Jahre.<br />

Sie war ursprüngli<strong>ch</strong> eher unpolitis<strong>ch</strong>er Natur. Au<strong>ch</strong> heute <strong>in</strong>teressiert si<strong>ch</strong> e<strong>in</strong> Teil<br />

<strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene ni<strong>ch</strong>t für politis<strong>ch</strong>e Themen, son<strong>der</strong>n fühlt si<strong>ch</strong> ledigli<strong>ch</strong> e<strong>in</strong>er<br />

von e<strong>in</strong>s<strong>ch</strong>lägiger Musik und Mode geprägten Subkultur zugehörig.<br />

Die Öffentli<strong>ch</strong>keit nimmt allerd<strong>in</strong>gs von <strong>der</strong> viels<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>tigen Sk<strong>in</strong>headszene hauptsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong><br />

den re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>en Flügel (Boneheads, White-Power-Sk<strong>in</strong>s, Fas<strong>ch</strong>o-Sk<strong>in</strong>s<br />

und Teile <strong>der</strong> überwiegend unpolitis<strong>ch</strong>en Oi-Sk<strong>in</strong>s) wahr, <strong>der</strong> si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t<br />

nur über e<strong>in</strong>e bestimmte Mode und Musik def<strong>in</strong>iert, son<strong>der</strong>n au<strong>ch</strong> über e<strong>in</strong>e von<br />

neonazistis<strong>ch</strong>en Ideologieelementen dur<strong>ch</strong>setzte Weltans<strong>ch</strong>auung. E<strong>in</strong>e M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Sk<strong>in</strong>head-Szene ist dem "l<strong>in</strong>ken" Spektrum zuzuordnen. Red Sk<strong>in</strong>s,<br />

S.H.A.R.P.s (Sk<strong>in</strong>heads Aga<strong>in</strong>st Racial Prejudice) o<strong>der</strong> R.A.S.H.s (Red and Anar<strong>ch</strong>ist<br />

Sk<strong>in</strong>heads) def<strong>in</strong>ieren si<strong>ch</strong> über ihre Gegners<strong>ch</strong>aft zu "Fas<strong>ch</strong>os" und grenzen<br />

si<strong>ch</strong> energis<strong>ch</strong> gegen "Nazis und Rassismus" ab.<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei<br />

Bundesamt für Polizei


Sk<strong>in</strong>heads <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> - 71 -<br />

__________________________________________________________________<br />

8. Anmerkungen<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

92.033 Extremismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>; Beri<strong>ch</strong>t des Bundesrates zum Extremismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong><br />

vom 16. März 1992.<br />

Altermatt, Urs; Kriesi, Hanspeter (1995): Re<strong>ch</strong>tsextremismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>. Organisationen<br />

und Radikalisierung <strong>in</strong> den 1980er und 1990er Jahren. Verlag NZZ, Züri<strong>ch</strong>. S. 116.<br />

Grundlage für die folgende Analyse ist <strong>der</strong> Aufsatz von Lutz Neitzert: Die Speerspitze <strong>der</strong><br />

Stammtis<strong>ch</strong>e. Die re<strong>ch</strong>tsextremistis<strong>ch</strong>e Jugendmusikszene. In: Populäre Musik und Pädagogik.<br />

Hrsg. Jürgen Terhag, (Ol<strong>der</strong>shausen 1996). Zum europäis<strong>ch</strong>en Umfeld: White Noise. Re<strong>ch</strong>ts-<br />

Rock, Sk<strong>in</strong>head-Musik, Blood & Honour. E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die <strong>in</strong>ternationale Nazi-Musik-Szene. Hrsg.<br />

von Sear<strong>ch</strong>light, Antifas<strong>ch</strong>istis<strong>ch</strong>es Infoblatt, Enough is enough, rat. Unrast e.V. (Münster 2000).<br />

Zu Deuts<strong>ch</strong>land: Bundesamt für Verfassungss<strong>ch</strong>utz: Sk<strong>in</strong>heads Bands & Konzerte (2000).<br />

Die NPS ist ni<strong>ch</strong>t identis<strong>ch</strong> mit <strong>der</strong> im Jahre 2000 gegründeten Nationalen Partei <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>.<br />

Die Informationen stammen aus präventiven Programmen und polizeili<strong>ch</strong>en Aktionen <strong>der</strong> Bundespolizei<br />

und <strong>der</strong> Staatss<strong>ch</strong>utzdienste <strong>der</strong> Kantone.<br />

E<strong>in</strong>e soziologis<strong>ch</strong>e Def<strong>in</strong>ition <strong>der</strong> bündis<strong>ch</strong>en Vere<strong>in</strong>igung ist: "Soziale Gruppe, <strong>der</strong>en Mitglie<strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> kollektiver, raus<strong>ch</strong>hafter Begeisterung und Spontaneität sowie <strong>in</strong> h<strong>in</strong>gebungsvoller Unterordnung<br />

unter e<strong>in</strong>en Führer (Gefolgs<strong>ch</strong>aft) aussergewöhnli<strong>ch</strong>e, von Erneuerungsbestrebungen geformte<br />

Ziele anstreben." Hartfiel, Hillmann: Wörterbu<strong>ch</strong> <strong>der</strong> Soziologie (1972), S. 112.<br />

Grundsätzli<strong>ch</strong> dazu: Altermatt/Kriesi: Re<strong>ch</strong>tsextremismus (1995), S. 20-22.<br />

Eidg. Kommission für Jugendfragen: Prügeljugend - Opfer o<strong>der</strong> Täter? (Bern 1998).<br />

Das Glossar lehnt si<strong>ch</strong> an folgende Quellen an:<br />

- Beri<strong>ch</strong>t des Bundesrates zum Extremismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> vom 16. März 1992,<br />

- Altermatt/Kriesi: Re<strong>ch</strong>tsextremismus <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong> (1995),<br />

- Beri<strong>ch</strong>t des Verfassungss<strong>ch</strong>utzes des deuts<strong>ch</strong>en Bundeslandes Brandenburg (1999).<br />

Bundesamt für Polizei<br />

<strong>S<strong>ch</strong>weiz</strong>eris<strong>ch</strong>e Bundespolizei

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