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Dies & Das<br />

50 Jahre St.-Lukas-Kirche in Grolland<br />

Dieses Jahr gibt es etwas ganz<br />

besonderes zu feiern für unsere<br />

Gemeinde: Unsere Kirche wird<br />

50 Jahre alt! Am 29. März 1964, dem<br />

Ostersonntag, wurde sie eingeweiht.<br />

Sie wurde „weithin als architektonisches<br />

Meisterwerk beachtet“, wie Claus<br />

Heitmann in seinem Buch über die Bremer<br />

Gemeinden „Von Abraham bis Zion“<br />

schreibt. Was ist eigentlich das Besondere<br />

an unserer Kirche?<br />

Die Planung fiel noch in die<br />

Zeit des ersten Grollander Pastors<br />

Armin Fligge: Die Gemeinde<br />

Grolland beauftragte den in<br />

Bremen weithin bekannten Architekten<br />

Carsten Schröck mit<br />

der Planung und dem Bau der<br />

Kirche. Dabei galt es, manches<br />

zu beachten: Zuerst einmal kann<br />

der sumpfige Grollander Boden<br />

ein schweres Gebäude kaum<br />

tragen. Die Kirche musste also<br />

verhältnismäßig leicht sein, um<br />

gebaut werden zu können.<br />

Zusammen mit dem bekannten Architekten<br />

Frei Otto entwickelte Schröck<br />

seinen Aufsehen erregenden und schon<br />

im Vorfeld für Diskussionen sorgenden<br />

Entwurf: Die St.-Lukas-Kirche ist weltweit<br />

das erste Gebäude, das eine Stahlnetzkonstruktion<br />

ist.<br />

Der Grundriss der Kirche ist eine<br />

Ellipse, hat also die Form eines gestauchten<br />

Kreises. In die Ecken sind zwei<br />

Holzträger, die Binder genannt werden,<br />

gespannt. Über die Binder ist ein Netz<br />

eingehängt, das die Decke bildet und<br />

das auch das Kupferdach trägt. An den<br />

beiden Seiten sind zwei weitere Netze<br />

zwischen die blechverkleideten Holzbinder<br />

und das ellipsenförmige Betonfundament<br />

eingespannt. Die Holzwände<br />

und das Dach sind nicht tragend in der<br />

Konstruktion, sondern einfach an- und<br />

aufgesetzt. Allein die klug berechneten<br />

Zugkräfte der Stahlseile tragen zusammen<br />

mit den Bindern und dem Betonfundament<br />

die Kirche.<br />

Mir wurde von verschiedenen Seiten<br />

erzählt, dass es damals unmöglich war,<br />

die Statik des Gebäudes dieser Kirche zu<br />

berechnen! Planung und Entwurf waren<br />

nur möglich, weil Carsten Schröck und<br />

Frei Otto kleinere Modelle bauten, in<br />

denen die Statik weniger berechnet als<br />

ausprobiert wurde.<br />

So entstand der Entwurf der St. Lukas-Kirche:<br />

Im den ersten Entwürfen<br />

war noch keine Empore für die Orgel<br />

vorgesehen. In den sechziger Jahren<br />

dachte man wohl, dass doch in einer modernen<br />

Kirche ein Klavier genüge. Außerdem<br />

war ursprünglich auch nicht an<br />

Glocken gedacht – aber am Ende bestand<br />

die Gemeinde zum Glück auf Orgel und<br />

Glocken.<br />

Heute kommen immer wieder Studenten<br />

und Architekten zu uns, manchmal<br />

von weit her, um das Gebäude selber in<br />

Augenschein zu nehmen. Sogar ganze<br />

Seminare sind in der Architektur dieser<br />

Kirche gewidmet, wie ich erfahren habe.<br />

Insofern war es mehr als berechtigt, dass<br />

dieses einmalige Gebäude 1994 unter<br />

Denkmalschutz gestellt wurde.<br />

Erstaunlich ist auch das andere Gottesdienstgefühl<br />

in dieser Kirche: Man<br />

sitzt wie im Kreis und ist wie mitten drin<br />

im Gottesdienstgeschehen. Außerdem<br />

ist unser Kirchenraum großzügig gestaltet:<br />

Weit über 400 Menschen finden<br />

Platz in der Kirche. Und vorne kann ein<br />

Sinfonieorchester spielen, eine Theateraufführung<br />

stattfinden oder die gesamte<br />

Gottesdienstgemeinde gleichzeitig beim<br />

Abendmahl stehen. Man kann mit Fug<br />

und Recht sagen, dass die Gemeinde und<br />

auch weite Teile Grollands und übrigens<br />

auch die Bauabteilung der Bremischen<br />

Evangelischen Kirche stolz auf diese<br />

Kirche ist.<br />

Aber nicht nur das Gebäude ist etwas<br />

Besonderes. Wer die Kirche tagsüber<br />

betritt, wird erstaunt sein, wie schön die<br />

Kirchenfenster sind: Heute sind uns in<br />

Lukas diese Fenster mindestens genauso<br />

wichtig wie die besondere Konstruktion<br />

unserer Kirche. Der Worpsweder Erhart<br />

Mitzlaff schuf sie, dem wir in Bremen<br />

ja viele Kirchenfenster zu verdanken haben.<br />

Aber hier hat er die Fenster weniger<br />

abstrakt, sondern sehr figürlich und<br />

anschaulich gestaltet: Die Fenster zeigen<br />

Bilder aus dem (wie sollte es anders sein)<br />

Lukas-Evangelium und aus den Büchern<br />

Mose.<br />

Und diese Fenster sind erstaunlich:<br />

Die Weihnachtsgeschichte sieht man in<br />

einer Baumkrone; Füchse, Vögel,<br />

Hund; Ochse und Esel und<br />

eine Schlange sind zu sehen; die<br />

Pfingstgeschichte trifft auf die<br />

Geschichte des Turmbaus zu Babel<br />

– wer die Fenster betrachtet,<br />

kann auch einen Gottesdienst mit<br />

Gewinn besuchen, wenn der Pastor<br />

einmal langweilig sein sollte<br />

(was aber eigentlich so gut wie<br />

nie vorkommt).<br />

Außerdem können schon<br />

Kinder mit den Kirchenfenstern<br />

etwas anfangen. In einer Konfirmandenstunde<br />

erklärten unlängst<br />

die meisten, dass ihnen in der Kirche die<br />

Fenster am besten gefallen.<br />

Am Sonntag, dem 30. März, um<br />

16.00 Uhr wollen wir das Jubiläum dieser<br />

Kirche in einem Festgottesdienst und<br />

anschließendem Empfang feiern und<br />

ebenfalls daran denken, dass die St.-Lukas-Gemeinde<br />

selber in diesem Jahr auch<br />

60 Jahre alt wird. Unsere Nachbarn und<br />

Kooperationspartner, die St. Georgs- und<br />

Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde werden<br />

dieses Datum natürlich mitfeiern. Wir<br />

freuen uns auch besonders, dass die Präsidentin<br />

der Bremischen Evangelischen<br />

Kirche, Frau Edda Bosse, anwesend sein<br />

wird. Und natürlich freuen wir uns überhaupt<br />

auf zahlreiche Ehrengäste, die mit<br />

der Geschichte der Gemeinde und der<br />

Kirche zu tun haben. Auch Sie sind herzlich<br />

eingeladen!<br />

Außerdem wollen wir Ende Mai noch<br />

zu einem Abend einladen, in dem Fachleute<br />

etwas zur Kirche und ihrer Konstruktion<br />

erzählen werden. Auch der Posaunenchor<br />

und der Umweltkreis werden<br />

in diesem Jahr noch Veranstaltungen zu<br />

unserem doppelten Jubiläum durchführen<br />

– die Termine stehen noch nicht allefest,<br />

aber wir halten Sie auf dem Laufenden.<br />

Pastor Jürgen Hamelmann<br />

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