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LEUCHTTURM

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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />

Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden und Wittmund<br />

LEUCHTT<br />

TTURM<br />

Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />

Nr. 111<br />

25. November 2011<br />

33. Jhrg.<br />

Inhalt<br />

Vorankündigung KV Emden: „ Inklusion“ 2<br />

Käpt’n Blaubär und der Schummel-Erlass 3<br />

Pädagogika – regionale Messe 4<br />

Bezirksdelegiertenkonferenz der GEW 5<br />

Personalräte- und Vertrauensleute-Konferenz 6<br />

PR-Schulung mit guter Resonanz 7<br />

Personalratswahlen im März 2012 7<br />

Inklusion ist machbar 8<br />

„Die Sonderschulen gehören aufgelöst“ 9<br />

Inklusion - eine Schule für alle 10<br />

GEW gratuliert der Gesamtschule 11<br />

Der Bildungsauftrag der Volksschule 12<br />

KV Norden: GEW-Fete 2012 13<br />

Positionspapier zur inklusiven GGS in Nds. 14<br />

Bezirkstagung der Fachgruppe GHS 15<br />

Gratulation zum 80. Lebensjahr 16<br />

Beamtenstreik: Klärung dringend notwendig“ 17<br />

Alle Stellen gesichert 18<br />

Illegale Beschäftigung an Schulen in Nds. 20<br />

Das „Erfolgsmodell“ schwächelt schon? 21<br />

Vergütung bei Klassenfahrten 21<br />

Historische Spurensuche in Ostfriesland 22<br />

Mahnmal gegen das Vergessen 23<br />

EMDER FRIEDENSTAGE 25<br />

Mädchenbücher / Jungenbücher? 26<br />

Scannen aus dem Buch ist verboten 27<br />

Milchkaffee und Streuselkuchen 28<br />

Rabenhaar 29<br />

Fahrt nach Bremerhaven 30<br />

Arbeitsgruppe Stiftung Schulgeschichte 31<br />

Die Deutsche Bank will ein Exempel statuieren 31<br />

DIDACTA 2012 32


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

2<br />

- Vorankündigung: Kreisverband Emden –<br />

Veranstaltung zum Thema:<br />

„ I n k l u s i o n“<br />

Der Emder GEW Kreisverband lädt alle Kolleginnen u. Kollegen der<br />

Emder Grundschulen und der Förderschule zu einer Veranstaltung zum<br />

Thema „Inklusion“ ein. Zu diesem Thema referiert die praxiserfahrene<br />

Referentin Silke Lühmann<br />

- Förderschullehrerin aus Oldenburg -<br />

Datum: 02.02.2012<br />

Ort:<br />

Zeit:<br />

Pelzerhaus Emden<br />

16.00 – 18.00 Uhr<br />

Eintritt: - frei –<br />

Redaktion Leuchtturm<br />

KV<br />

V<br />

Wittmund<br />

www.gew-wittmund.de<br />

Ronald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.de<br />

Jürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 Wittmund Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.de<br />

KV Jever<br />

www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htm<br />

Fridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.de<br />

Klaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.de<br />

KV V Auric<br />

urich<br />

www.gew-aurich.de<br />

Ralf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.de<br />

Dorothea Teckemeyer Sedanstr. 7 26603 Aurich Tel./Fax 04941 - 62317<br />

Franz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 mail@gew-aurich.de<br />

KV Norden<br />

Herbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 Osteel Tel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.net<br />

Anette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette.hillen@online.de<br />

KV Emden<br />

www.gew-emd.de<br />

Dr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.de<br />

Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Nr. 111 / 33. Jahrgang vom 25.11.2011<br />

LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wittmund<br />

Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />

verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />

Internet:<br />

www.geww<br />

.gewweser<br />

eserems.de<br />

ems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />

Druck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund


3 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Käpt’n Blaubär und der Schummel-Erlass<br />

ein garantiert mogelfreier Sketsch<br />

Käpt’n Blaubär und die drei<br />

Gummibärchen treten auf.<br />

Enkel 1: Opa, hast du schon<br />

gehört, dass wir in der Schule<br />

jetzt schummeln dürfen?<br />

Blaubär: Wie bitte?<br />

Enkel 2: Ja, unser Lehrer hat<br />

gesagt, dass wir alle bald ein<br />

bisschen abschreiben dürfen.<br />

Blaubär: Kinners, habe ich euch<br />

nicht schon tausendmal gesagt,<br />

dass ihr euch keine Lügengeschichten<br />

ausdenken sollt?<br />

Enkel 3: Wir doch nicht, Opa.<br />

Wenn, dann hast du doch immer<br />

ein bisschen gelogen!<br />

Blaubär: Ein bisschen lügen<br />

gibt es nicht, genauso wenig wie<br />

ein bisschen schwanger sein. Das<br />

hat schon immer meine selige<br />

Mutter gesagt.<br />

Enkel 1: Aber ein bisschen<br />

abschreiben gibt es. Das meint<br />

sogar der oberste Chef von<br />

unserem Lehrer.<br />

Blaubär: Also, ich glaube euch<br />

keine Wort. Und so was sind<br />

nun meine Enkel. Ihr lügt doch,<br />

dass sich die Schiffsbalken<br />

biegen!<br />

Enkel 2: Opa, wer im Glashaus<br />

sitzt....<br />

Blaubär: Ja, ja, ich kenne den<br />

Spruch. Aber nun mal langsam.<br />

Was hat euch denn euer Lehrer<br />

nun genau erzählt?<br />

Enkel 3: Unser Lehrer hat uns<br />

einen neuen Erlass erklärt, den<br />

er von seinem Minister bekommen<br />

hat.<br />

Blaubär: Ja, und was steht da<br />

nun drin?<br />

Enkel 1: Nicht so ungeduldig.<br />

Opa! Das sagst du doch auch<br />

immer zu uns.<br />

Blaubär: Schon gut, schon gut.<br />

Aber nun spannt mich doch<br />

nicht so auf die Schiffsplanke!<br />

Enkel 2: Nun, in dem Erlass<br />

steht, dass ein bisschen abschreiben<br />

erlaubt ist, das haben wir dir<br />

doch schon gesagt.<br />

Blaubär: Was soll das heißen:<br />

„ein bisschen abschreiben“?<br />

Enkel 3: Das heißt, dass der<br />

Lehrer, der uns erwischt hat,<br />

ausrechnen muss, wie viel wir<br />

abgeschrieben haben.<br />

Blaubär: Ich glaub, mich tritt<br />

ein Seepferdchen! Wie soll das<br />

denn gehen?<br />

Enkel 1: Wichtig ist, wie viel<br />

Prozent man abgeschrieben hat.<br />

Der Lehrer muss nämlich die<br />

abgeschriebenen Wörter zählen.<br />

Blaubär: Und dann?<br />

Enkel 2: Dann muss er eben<br />

ausrechnen, wie hoch die<br />

Abschreibquote ist.<br />

Blaubär: So, so...<br />

Enkel 3: Erst bei mehr als 50 %<br />

abgeschriebenen Wörtern bekommt<br />

man in Zukunft eine „6“.<br />

Bei 40 - 49 % gibt es eine „5“<br />

und bei 30 - 39 % eine „3“. Wer<br />

weniger als 20 % abschreibt,<br />

kann noch eine „2“ bekommen<br />

und bei weniger als 10 % ist<br />

sogar eine „1“ möglich.<br />

Blaubär: Und das soll ich euch<br />

wirklich glauben?<br />

Enkel 1: Opa, weißt du denn<br />

nicht, dass der Minister auch ein<br />

bisschen abgeschrieben hat?<br />

Blaubär: Wirklich?<br />

Enkel 2: Ja, das steht doch in<br />

allen Zeitungen. Und weil schon<br />

so viele Politiker wegen der<br />

Abschreiberei ihren Job verloren<br />

haben, will er nun seinen Posten<br />

retten.<br />

Blaubär: Und was hat das mit<br />

diesem neuen Schummel-Erlass<br />

zu tun?<br />

Enkel 3: Das ist doch klar!<br />

Wenn den Schülern ein bisschen<br />

schummeln erlaubt wird, dann<br />

darf doch der Minister auch ein<br />

bisschen mogeln.<br />

Blaubär: So langsam geht bei<br />

mir die Schiffslaterne an.<br />

Hein Blöd: Käpt’n, hier ist mal<br />

wieder ein Brief für Sie. Soll ich<br />

den vorlesen?<br />

Blaubär: Wenn’s denn sein<br />

muss!<br />

Hein Blöd: „Sehr geehrter<br />

Herr Blaubär<br />

Leider müssen wir Ihnen<br />

mitteilen, dass wir uns gezwungen<br />

sehen, Ihnen mit sofortiger<br />

Wirkung das Kapitänspatent zu<br />

entziehen. Auf Grund eines<br />

anonymen Hinweises und unserer<br />

daraufhin erfolgenden Recherche<br />

auf der Internetseite<br />

„blaubaerplag.de“ haben wir Ihre<br />

Abschluss-Klausur noch einmal<br />

überprüft und sind zu dem<br />

Ergebnis gekommen, dass darin<br />

über 50 % von einem gewissen<br />

Herrn Blöd abgeschrieben wurden,<br />

der gleichzeitig mit Ihnen<br />

zur Prüfung zugelassen wurde.<br />

Zwar hat Herr Blöd - im<br />

Gegensatz zu Ihnen - die<br />

Prüfung nicht bestanden, wir<br />

bedauern Ihnen dennoch mitteilen<br />

zu müssen, dass Sie in<br />

Zukunft auf Ihre Bezüge als<br />

ehemaliger „Kapitän zur See“<br />

verzichten müssen.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Pädagogika – regionale Messe zur<br />

frühkindlichen Bildung<br />

Astrid Engeln<br />

Regionalnetzwerk<br />

NordWest<br />

Fachhochschule<br />

Emden/Leer<br />

Das<br />

nifbe-Regionalnetzwerk<br />

NordWest lud am<br />

24.05.2011 zur „Pädagogika -<br />

regionale Messe zur frühkindlichen<br />

Bildung“ in die Hochschule<br />

Emden/Leer ein. Mit der<br />

Unterstützung von mehreren<br />

regionalen Akteuren konnte eine<br />

farbenreiche Messe stattfinden.<br />

Rund 300 Gäste besuchten die<br />

Pädagogika und bestaunten über<br />

50 Stände zur Ausbildung, Fortund<br />

Weiterbildung für pädagogische<br />

Fachkräfte, zu Kindertagesstätten,<br />

Projekten, Vereinen und<br />

Best- Practice- Beispielen aus der<br />

Praxis und Wissenschaft. In zwei<br />

Zelten und in der Hochschule<br />

stellte sich die Region in ihrer<br />

Vielfalt zum Themenbereich der<br />

frühkindlichen Bildung unter<br />

dem Motto: „Was machst du? –<br />

Was mache ich?“ dar. In dem<br />

großen Spektrum an Möglichkeiten<br />

zur Verbesserung und<br />

Qualifizierung der frühkindlichen<br />

Bildung, Betreuung und<br />

Erziehung aus der Region ließ<br />

sich an dem Tag ein bunter<br />

Strauß an neuen Ideen binden.<br />

Einzelne Gespräche und Inspirationen<br />

unter den Ausstellern<br />

und mit den TeilnehmerInnen<br />

ließen sich neu entdecken, neue<br />

Impulse aufnehmen und gemeinsam<br />

in die Zukunft denken.<br />

Eingebettet in die Pädagogika<br />

erfuhr Herr Prof. W. E.<br />

Fthenakis mit seinem Vortrag<br />

zum „Kompetenzmodell zur<br />

Ausbildung der Fachkräfte des<br />

Elementar- und Primarbereichs:<br />

ein Beitrag zur Neubestimmung<br />

von Ausbildungsqualität“ großen<br />

Zuspruch und konnte die<br />

Zuhörerschaft zum Umdenken<br />

in eine gemeinsame, vor allem<br />

institutionsübergreifende Gesamtverantwortung<br />

zur Stärkung<br />

der Arbeit „rund um das Kind“<br />

und zur besseren Förderung und<br />

Bildung anregen. Sich vernetzen,<br />

gemeinsam denken, pädagogische<br />

Konzepte aufeinander<br />

abstimmen – sind die Schlagworte<br />

für die Zukunft. Insbesondere<br />

in den so<br />

wichtigen und<br />

einschneidenden<br />

Übergängen<br />

der Kinder<br />

von der<br />

Familie in<br />

den Kindergarten<br />

und<br />

vom Kindergarten<br />

in die<br />

Grundschule<br />

sollten wir<br />

uns Zusammenarbeiten<br />

zu Herzen<br />

nehmen, wollen<br />

wir nicht<br />

4<br />

die Kinder mit abrupten<br />

Übergängen von einem System<br />

in ein anderes, von einem<br />

didaktisch methodischen Zugang<br />

in einen anderen didaktisch<br />

methodische Zugang, von einer<br />

Vorstellung vom Lernen des<br />

Kindes in eine andere Vorstellung<br />

vom Lernen des Kindes<br />

überfordern.<br />

Anschließend an den Vortrag<br />

konnten die TeilnehmerInnen<br />

in 9 Workshops zu verschiedenen<br />

Themen aus der Frühkindlichen<br />

Bildung, wie „Bildnerisches<br />

Arbeiten mit Kindern im<br />

Alter von 3 Jahren“, „Psychomotorik<br />

– Die Beutung der<br />

Bewegung in der frühkindlichen<br />

Bildung“, „Kinder und Medien“,<br />

„Wissenschaft im Kindergarten<br />

und ErzieherInnen an der<br />

Hochschule – wie, was und<br />

warum?“ praxisnahe Inputs erhalten,<br />

sich über Fragen und<br />

Methoden austauschen und<br />

einzelne Anregungen mit nach<br />

Hause nehmen.<br />

In anregender Atmosphäre,<br />

mit neuem Schwung, neuen<br />

Kontakten und Ideen verlief die<br />

erste Pädagogika – regionale<br />

Messe zur frühkindlichen Bildung<br />

sehr erfolgreich.


5 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Bezirksdelegiertenkonferenz Weser-Ems<br />

der GEW in Kirchhatten<br />

Bei der Bezirksdelegiertentagung<br />

in Kirchhatten ging es<br />

um die Listen für die GEW-<br />

Kandidaten für die nächsten<br />

Personalratswahlen auf Bezirksund<br />

Landesebene. Anschließend<br />

referierte Enno Emken (SBPR)<br />

aus Wittmund über prekäre<br />

Arbeitsverhältnisse. Während<br />

die Zahl der Beschäftigten<br />

insgesamt von 1998 bis 2008 von<br />

29 Mio auf 30,6 Mio anstieg,<br />

wuchs die Zahl der prekär<br />

(schwierig) Beschäftigten von 5,3<br />

auf 7,7 Mio. Das entspricht<br />

einem Zuwachs um 31%,<br />

während die Gesamtzahl der<br />

Beschäftigten um 5% anstieg.<br />

Die Hauptprobleme dieser Arbeitsverhältnisse<br />

sind die ungewisse<br />

Zukunft, die Armut, die<br />

Planungsunsicherheit, der Druck<br />

auf die Stammbelegschaft. Die<br />

massive Deregulierung führt zu<br />

veränderten Strukturen in der<br />

Wirtschaft. Beschäftigungsformen<br />

wie Leih- oder Honorararbeit<br />

schließen von erkämpften<br />

Standards aus, die gewerkschaftlichen<br />

Grundrechte werden verringert.<br />

Im Bildungsbereich<br />

zählen dazu Honorarvertretungen,<br />

Schulhelfer, Minijobs an<br />

Grundschulen, befristete Verträge<br />

und studentische Hilfskräfte.<br />

Ein wichtiges Problem entsteht<br />

individuell und gesamtwirtschaftlich<br />

auch durch die<br />

Tatsache, dass Sozialversicherungen<br />

umgangen werden, die<br />

Versicherungen um Millionenbeiträge<br />

geprellt werden. Dabei<br />

sind gerade junge KollegInnen<br />

von dieser Entwicklung betroffen.<br />

Bei denen, die unter 55<br />

Jahren sind, stieg der Anteil von<br />

12,8% auf 16,5%, bei denen von<br />

55-60 von 9,3% auf 13% und<br />

bei denen von 60-65 von 4,3%<br />

auf 7,7%. Normale Versicherungsbiographien<br />

werden immer<br />

seltener, eine private Vorsorge<br />

ist nicht mehr finanzierbar.<br />

Statt an die durchschnittliche<br />

Eckrente von 1260 zu<br />

kommen, erhalten prekär<br />

beschäftigte Männer im<br />

Durchschnitt 822 Euro und<br />

Frauen 468 Euro Rente. Die<br />

Altersarmut nimmt radikal<br />

zu, auch Beamte auf Teilzeit<br />

geraten in schwierige Pensionsverhältnisse.<br />

Zu fordern<br />

ist eine politische Weichenstellung<br />

mit Mindestlöhnen,<br />

existenzsichernder Alterssicherung,<br />

die Prüfung alternativer<br />

Beschäftigungsformen,<br />

Tarifbindung, die Entfristung<br />

befristeter Verträge und die<br />

Änderung der rechtlichen<br />

Grundlagen. Es darf nicht sein,<br />

dass die Interessen der Beschäftigten<br />

gegeneinander ausgespielt<br />

werden. Soweit der Bericht vom<br />

Vortrag Ennos.<br />

Bei den Anträgen ging es u.a.<br />

um die Senkung von Klassenfrequenzen,<br />

die Einstellung von<br />

Sozialpädagoginnen, den Erhalt<br />

dualer Ausbildung in der<br />

Region, Ganztagsschulen, verbesserte<br />

Bedingungen bei der<br />

Umsetzung der Inklusion, die<br />

Arbeit der Landesgeschäftsstelle,<br />

die Finanzierung der EuW-<br />

Niedersachsen, gegen Privatisierung<br />

im Bildungsgbereich, bessere<br />

Kinderbetreuungsmöglichkeiten,<br />

demokratische Strukturen<br />

im Hochschulbereich, eine Reform<br />

der Lehrerbildung, den<br />

Ausbau regionalpädagogischer<br />

Zentren und eine Neugestaltung<br />

der Ausbildung und Bezahlung<br />

von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst.<br />

Hasso<br />

Rosenthal<br />

Distelstr. 5<br />

26826 Weener


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Personalräte- und Vertrauensleute-<br />

Konferenz des GEW Kreisverbands Aurich<br />

Franz Kampers<br />

Am 13. September veranstaltete<br />

der Kreisverband Aurich<br />

erneut eine Tagung für GEW-<br />

Personalräte und GEW-Vertrauensleute<br />

im Seminarhotel Aurich.<br />

Vorbereitet und organisiert<br />

durch Annette Weßling-Brandt<br />

und Ralf Dittmer konnten die<br />

KollegInnen über aktuelle Schulprobleme<br />

sowie die bevorstehenden<br />

Personalratswahlen diskutieren.<br />

Enno Emken als „fester“<br />

Referent gab gewohnt kompetent<br />

Hintergrundinformationen und<br />

berichtete von der Arbeit im<br />

6<br />

Bezirkspersonalrat.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt<br />

bildete die Auseinandersetzung<br />

mit den zurückgehenden<br />

SchülerInnenzahlen im Landkreis<br />

Aurich und den zu<br />

erwartenden Konsequenzen.<br />

Frau EIBEN, Leiterin des<br />

Schulamtes im Landkreis Aurich,<br />

ließ keinen Zweifel daran<br />

aufkommen, dass der Kreis bereit<br />

ist, aufgrund der demografischen<br />

Entwicklung verstärkt Schulentwicklungsplanung<br />

zu betreiben.<br />

Gleich nach den Kommunalwahlen<br />

werde eine interfraktionelle<br />

Arbeitsgruppe mit den<br />

Vorarbeiten beginnen. Dabei ist<br />

zu erwarten, dass längerfristig<br />

der Landkreis wieder die<br />

Trägerschaft aller Schulen des<br />

SEK I - Bereichs übernehmen<br />

wird.<br />

Die Reihe der VL/PR-<br />

Konferenzen wird fortgesetzt,<br />

und zwar im viermonatigen<br />

Rhythmus: Juni - November<br />

(PR-Schulung) - Februar<br />

Das Team: Enno Emken, Ralf Dittmer, Annette Weßling-Brandt<br />

Frau EIBEN, Leiterin des Schulamtes im Landkreis Aurich<br />

Eckige Runde


7 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

PR-Schulung mit guter Resonanz<br />

10. November 2011<br />

Fast 20 Schulpersonalvertretungen<br />

aus Schulen des<br />

Landkreises Wittmund folgten<br />

der Einladung des GEW-<br />

Kreisverbands Wittmund zur<br />

Herbst-Personalräteschulung.<br />

Enno Emken (s. Bild), stellv.<br />

Vorsitzender des Schulbezirkspersonalrats<br />

(SBPR) für den<br />

Bezirk Weser-Ems, bot für<br />

Neueinsteiger<br />

zunächst einen<br />

kurzen Überblick<br />

über die Grundlagen<br />

des Personalvertretungsrechts.<br />

Den Schwerpunkt<br />

bildeten Informationen<br />

zu<br />

aktuellen Entwicklungen<br />

von Relevanz<br />

für Schule<br />

und Lehrkräfte.<br />

Hierzu gehörten<br />

die Neuerungen<br />

im Niedersächsischen<br />

Gleichstellungsgesetz,<br />

Auswirkungen<br />

der Elternzeit<br />

auf Rente<br />

und Versorgung,<br />

Der Termin der Personalratswahlen<br />

im März 2012 auf<br />

allen Ebenen (SPR, SBPR,<br />

SHPR) rückt näher. Bis zu den<br />

Herbstferien haben sich in den<br />

Schulen dazu die Wahlvorstände<br />

gebildet. Die entsprechenden<br />

Informationen (u.a. Terminplan)<br />

wurden den Schulen zugeschickt.<br />

Unsere Bitte an die amtierenden<br />

Personalräte:<br />

1. Sorgt dafür, dass sich der<br />

Wahlvorstand an eurer<br />

Schule<br />

konstituiert. Die<br />

GEW führt im November<br />

2011 dazu insgesamt 16<br />

Schulungen<br />

für Wahlvorstände<br />

regional verteilt durch.<br />

Die genauen Termine gehen<br />

euch zu.<br />

die neuere Disskussion um die<br />

Frage des Beamtenstreiks, sog.<br />

Feuerwehrstellen im Zusammenhang<br />

mit Probezeit und Übernahme<br />

in das Beamtenverhältnis,<br />

Probleme der „Quereinsteiger“,<br />

Beispiele für Beteiligungsrechte<br />

der Schulpersonalvertretungen<br />

bei Neuerungen im<br />

organisatorischen Bereich der<br />

Schule und einiges mehr.<br />

Enno Emken und seine interessierten ZuhörerInnen<br />

Klaus-Jürgen<br />

Richter<br />

Refaerat A<br />

Personalratswahlen am 6./7. März 2012<br />

Tagungsunterlage war der von<br />

Enno und den anderen GEW-<br />

Mitgliedern des SBPR erstellte<br />

umfangreiche Tagungsreader, der<br />

allen Teilnehmern ausgehändigt<br />

wurde. Auch Nichtmitglieder der<br />

GEW meldeten sich für die<br />

Schulung und konnten ebenfalls<br />

von den Informationen profitieren.<br />

2. Sorgt dafür, dass genügend<br />

Kolleginnen und Kollegen<br />

(möglichst<br />

hst<br />

GEW<br />

EW-Mitglie-<br />

der) für den Schulperso-<br />

nalrat (SPR) kandidieren.<br />

Eine Personalvertretung vor<br />

Ort ist wichtig und notwendig<br />

für alle Verhandlungen mit<br />

der Schulleitung!<br />

3. Ausnahme sind die Oberschulen!<br />

Hier werden die<br />

neuen SPR bereits in den<br />

ersten vier Monaten dieses<br />

Schuljahres gewählt, d.h.<br />

spätestens im November<br />

2011. Die Amtszeit der<br />

SPRs an Obersc<br />

berschulen<br />

verlängert sich um die<br />

Dauer der neuen Amtszeit<br />

(4 Jahre, s. § 22, Satz 3<br />

PersV<br />

ersVG).<br />

G). An den Wahlen für<br />

den SBPR und SHPR<br />

nehmen die KollegInnen -<br />

wie alle anderen - im März<br />

2012 teil.<br />

In kurzgefasst Sept. 2011 ist<br />

eine<br />

Übersicht über die<br />

geplanten Schulungen der<br />

Wahlvorstände<br />

durch den<br />

Schulbezirkspersonalrat Osnabrück<br />

abgedruckt. Die Veranstaltungen<br />

sind an den genannten<br />

Tagen jeweils von 9.00 bis 13.00<br />

Uhr terminiert. Eingeladen wird<br />

jeweils ein Mitglied des örtlichen<br />

Wahlvorstandes. Die Einladungen<br />

müssten bereits auf dem<br />

Postweg an den Schulen angekommen<br />

sein.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

8<br />

Fachgruppentag in Westerstede:<br />

Inklusion ist machbar<br />

Inklusion war das Thema des<br />

diesjährigen Fachgruppentags<br />

in Westerstede. Auf dieser mit<br />

über 100 GEW-Mitgliedern gut<br />

besuchten Veranstaltung referierte<br />

Prof. Dr. Hans Wocken über<br />

Möglichkeiten der Umsetzung<br />

einer inklusiven Schule. Dabei<br />

hob er in seinem Vortrag<br />

besonders hervor, dass Inklusion<br />

nicht allein bedeute, Heterogenität<br />

in Schulen zuzulassen,<br />

sondern dass es wichtig sei, diese<br />

zu leben und als selbstverständlich<br />

zu nehmen. Auf keinen Fall<br />

dürfe es innerhalb von Lerngruppen<br />

zur Separation kommen.<br />

Wocken wies darauf hin, dass<br />

eine inklusive Schule auch<br />

Prof. Dr. . Hans Woc<br />

ocken: Die inklusive Schule<br />

Rahmenbedingungen benötigt,<br />

die eine erfolgreiche Arbeit<br />

zuließen. Hierzu müssten die<br />

Lerngruppen deutlich verkleinert<br />

werden.<br />

Im Folgenden eine Übersicht<br />

von Prof. Wocken zu seinen<br />

Forderungen.<br />

1. War<br />

arum<br />

Integration?<br />

Integration ist normal<br />

ist Aufgabe aller Erziehung<br />

ist ein Beitrag zur Friedenserziehung<br />

ist Ursprung der Sonderpädagogik<br />

ist ein Gebot der Chancengerechtigkeit<br />

ist eine völkerrechtliche Verpflichtung<br />

2. Integration und Inklusion<br />

Inklusion bedeutet, dass heterogene, gemischte Lerngruppen gemeinsam und<br />

differentiell in einer Schule für alle unterrichtet werden.<br />

3. Die ie inklusive e Schule<br />

1. Vielfalt der Kinder<br />

2. Vielfalt des Unterrichts<br />

... Vielfalt der Lernziele („zieldifferenter Unterricht“)<br />

... Vielfalt der Lernwege<br />

... Vielfalt der Lernbeurteilungen (keine Noten!)<br />

3. Vielfalt der Pädagogen<br />

4. Das inklusive Bildungssystern<br />

1. Regelsystem (.... für Kinder mit Lern-, Sprach- und Verhaltensproblemen)<br />

2 Unterstützungssystern (... für Kinder mit speziellen Behinderungen)<br />

Klientel<br />

Regelsystem<br />

Lernbehinderungen<br />

Sprachbehinder<br />

hbehinderungen<br />

Verhaltenspr<br />

erhaltensprobleme<br />

Unterstützungssystem<br />

Hörbehinderungen<br />

Sehbehinderungen<br />

Körperbehinderungen<br />

Geistige<br />

Behinderungen<br />

- mit speziellem Förderbedarf 1 (3)<br />

- mit Förderbedarf 3 ( 6) - mit Förderbedarf 3 (6)<br />

Klasse - ohne Förderbedarf 19 (19) - ohneFörderbedarf 16 (16)<br />

Summe 22 (25) Summe 20 (25)<br />

Personal<br />

1 Stunde pro Klasse und pro Tag<br />

Je Kind 2-3 Stunden pro Woc<br />

oche zusätzlic<br />

ätzlich<br />

(1 Sonderpädagoge für 4 Klassen) (1 Sonderpädagoge für 10 Kinder)<br />

GEMEINSAME BILDUNG<br />

Die Behindertenrechtskonvention wurde 2006 von den Vereinten Nationen (UN) beschlossen. Auch Deutschland ratifizierte das<br />

Dokument. Darin enthalten ist das Recht von Kindern mit Behinderungen auf einen gemeinsamen Unterricht mit Gleichaltrigen<br />

ohne Behinderung. Die Experten streiten jedoch darüber, welche Konsequenzen das hat. Während die einen die komplette Auflösung<br />

der Sonderschulen fordern, halten andere am bestehenden System fest und setzen auf eine Kooperation von Sonder- und Regelschule.


9 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

„Die Sonderschulen gehören aufgelöst“<br />

Behindertenpädagoge übt Kritik an der Politik<br />

Herr Professor Woc<br />

ocken,<br />

Sie<br />

üben scharfe Kritik an der<br />

Umsetzung der UN-Behinder-<br />

tenrechtskonvention<br />

in<br />

Deutschland. Kommen Kultus-<br />

ministerien und Schulbehörden<br />

zu langsam voran?<br />

Wenn sie nur langsam wären, am<br />

Ende aber etwas Gutes dabei<br />

herauskäme, würde ich das sehr<br />

begrüßen. Aber stattdessen untergräbt<br />

und verfälscht ein Großteil<br />

der Kultusminister die inklusive<br />

Idee.<br />

Ein harter Vorwurf<br />

orwurf.<br />

. Schließlic<br />

hließlich<br />

begrüßen alle Kultusminister<br />

den gemeinsamen Unterricht<br />

von Kindern mit und ohne<br />

Behinderung. Einige Länder<br />

haben ihre Schulgesetze veränän-<br />

dert. Das sieht nicht nach<br />

Blockade<br />

aus.<br />

Niemand ist gegen Inklusion,<br />

denn das traut sich keiner. Aber<br />

unterhalb der Ebene der öffentlichen<br />

Kundgebungen wird mit<br />

geschlossenem Visier gegen die<br />

inklusive Idee und die damit<br />

verbundenen Veränderungen für<br />

das gesamte Bildungssystem<br />

gekämpft.<br />

Was as meinen Sie konkret damit?<br />

Viele Länder wollen das klassische<br />

Schulwesen erhalten und<br />

vermeiden jegliche Systemdiskussion.<br />

Die ist aber nötig, um ein<br />

inklusives System zu schaffen.<br />

Bei der angestrebten „Energiewende“<br />

geht es ja auch nicht<br />

darum, dass ein paar Atommeiler<br />

abgeschaltet und ein bisschen<br />

mehr regenerative Energiequellen<br />

genutzt werden, sondern um<br />

eine radikale Neuorientierung.<br />

In ähnlicher Weise müsste die<br />

Bildungspolitik nach den Vorgaben<br />

der UN-Konvention einen<br />

Paradigmenwechsel vollziehen.<br />

Die Konvention sagt aber<br />

nichts darüber aus, in welchem<br />

Schulsystem Inklusion am be-<br />

sten gelingt. Sie sagt auch<br />

nicht: Gegliederte Systeme wie<br />

das deutsche können das nicht<br />

umsetzen.<br />

Das stimmt. Aber die Konvention<br />

sagt gleichzeitig, dass man<br />

nur dann von inklusiver<br />

Bildung sprechen kann, wenn<br />

mindestens 80 Prozent aller<br />

Kinder mit Behinderungen auf<br />

allgemeinbildende Schulen gehen.<br />

Das heißt: Nicht nur in den<br />

Grund- und Hauptschulen,<br />

sondern auch in den Realschulen<br />

und den Gymnasien müssen<br />

Kinder gemeinsam lernen.<br />

Davon sind wir in Deutschland<br />

aber meilenweit entfernt: Nur 18<br />

Prozent der Kinder mit Behinderungen<br />

gehen auf eine<br />

Regelschule.<br />

Die Statistiken in vielen<br />

Bundesländern zeigen jedoch<br />

einen klaren Aufwärtstrend.<br />

Die Schulstatistiken werden<br />

inklusionsfreundlich geliftet!<br />

Die Bundesländer bemühen<br />

sich, die Zahlen so umzudeuten,<br />

dass sie möglichst gut dabei<br />

wegkommen.<br />

Heißt das, die Kultusminister<br />

fälschen ihre Zahlen?<br />

Sie ändern die Kriterien, indem<br />

sie zum Beispiel alle möglichen<br />

Kinder als „integriert“ bezeichnen.<br />

Da werden dann auch jene<br />

mitgezählt, die irgendwann<br />

einmal Kontakt mit einem<br />

Sonderpädagogen hatten - und<br />

sei es nur für eine Beratungsstunde.<br />

Bayern zum Beispiel hat<br />

angeblich seine Inklusionsquote<br />

innerhalb eines Jahres fast<br />

verdoppelt. Das ist unmöglich -<br />

es sei denn, sie haben sogar die<br />

Brillenträger unter den Schülern<br />

mit eingerechnet.<br />

Brauc<br />

auchen die Schulen nicht<br />

einfach mehr Zeit zur Umset-<br />

zung?<br />

In der UN-Konvention ist die<br />

Rede von zehn bis 15 Jahren.<br />

Aber wenn man nach dieser Zeit<br />

eine Inklusions-Quote von annähernd<br />

80 Prozent erreichen<br />

möchte, dann geht das nur mit<br />

der Auflösung eines Großteils<br />

der Sonderschulen. Damit meine<br />

ich vor allem die Schulen für<br />

Lern-, Sprach- und Verhaltensauffälligkeiten.<br />

Davor scheuen<br />

sich die Bundesländer. Geschieht<br />

das aber nicht, bleibt am Ende<br />

alles beim Alten.<br />

Viele Bundesländer schaffen<br />

Förderzentren, die die Regel-<br />

schule mit den Sonderschulen<br />

verbinden sollen. Kein guter<br />

Weg?<br />

Man muss differenzieren: Für<br />

die Mehrheit der Förderschüler<br />

mit Lern-, Sprach- und Verhaltensproblemen<br />

kommt aus meiner<br />

Sicht ein Förderzentrum als<br />

Alternative nicht in Frage. Die<br />

Förderschullehrer für diese Schüler<br />

müssten angestellt sein an<br />

den Regelschulen als reguläres<br />

Mitglied im Lehrerkollegium.<br />

Das ist auch deshalb sinnvoll,<br />

weil rund zehn Prozent aller<br />

Kinder im Laufe ihrer Schulzeit<br />

in diesem Bereich auffällig<br />

werden. Da brauchen wir gut<br />

geschultes Personal.<br />

Und nd für die eher seltenen Fälle<br />

älle<br />

von Kindern mit schweren<br />

körperlichen oder geistigen<br />

Beeinträc<br />

ächtigungen?<br />

Für Kinder, die beispielsweise<br />

eine starke Sehbehinderung<br />

haben, wären ambulante Förderzentren<br />

sinnvoll. Das heißt:<br />

Sonderschulpädagogen werden<br />

von diesem Zentrum aus an<br />

Regelschulen geschickt, um die<br />

betroffenen Kinder dort zu<br />

unterstützen. Doch auch hier<br />

sollte das langfristige Ziel sein,<br />

die Zentren nach und nach<br />

aufzulösen.<br />

Würden Sie tatsächlic<br />

hlich<br />

h<br />

alle<br />

Sonderschulen<br />

auflösen?<br />

Wenn ich entscheiden könnte,<br />

dann blieben in Deutschland<br />

nur sehr, sehr wenige für eine<br />

sehr kleine Gruppe von Kindern<br />

mit schweren Behinderungen<br />

übrig.<br />

Das Gespräch führte Katja Irle. FR<br />

Hans Wocken,<br />

bis 2008 Professor<br />

für Lernbehindertenpädagogik<br />

in<br />

Hamburg, begleitet<br />

das Projekt<br />

Inklusion<br />

in Deutschland.<br />

Die<br />

Bundes-<br />

länder sind<br />

zwar verpflichtet,<br />

inklusive<br />

Schule umzusetzen.<br />

Doch jedes<br />

Kultusministerium<br />

geht seinen<br />

eigenen<br />

Weg. Nach einer<br />

Studie der<br />

Bertelsmann-Stiftung<br />

besuchen<br />

bundesweit nur<br />

20 Prozent der<br />

Schüler mit besonderem<br />

Förderbedarf<br />

eine<br />

Regelschule. Bei<br />

den Grundschulen<br />

liegt<br />

Bremen vorn,<br />

bei den weiterführenden<br />

Schulen ist<br />

Schleswig-<br />

Holstein Spitzenreiter<br />

bei der<br />

Inklusion. Am<br />

weitesten sind<br />

jedoch die Kindergärten:<br />

Hier<br />

spielen und lernen<br />

68 Prozent<br />

der Kinder mit<br />

Förderbedarf gemeinsam<br />

mit<br />

anderen Gleichaltrigen.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Inklusion - eine Schule für alle<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

Was kommt auf die Schulen, die Eltern und die Schulträger zu?<br />

Herbert Czekir<br />

Zu diesem Thema hatten die<br />

Grundschulen im Brookmerland<br />

zu einer öffentlichen<br />

Veranstaltung in die Aula der<br />

IGS Marienhafe geladen. Als<br />

Referent konnte Prof. Dr. phil.<br />

Rolf Werning von der Universität<br />

Hannover, bereits seit dreißig<br />

Jahren mit dem Thema Inklusion<br />

befasst, gewonnen werden.<br />

Hier einige Aussagen aus<br />

seinem Vortrag (kursiv Gedrucktes<br />

stammt als Ergänzung vom Autor):<br />

In Deutschland ist die UN-<br />

Behindertenkonvention, die ein<br />

inklusives, allgemeines Bildungssystem<br />

für alle Kinder<br />

vorsieht, seit März 2009 in Kraft.<br />

Seither wird in den einzelnen<br />

Bundesländern unterschiedlich<br />

intensiv an Umsetzungsmodellen<br />

gearbeitet. Niedersachsen ist<br />

Schlusslicht bei der Umsetzung<br />

von Inklusion.<br />

Inklusion hat verschiedene<br />

Aufgaben:<br />

• Inklusion als Konzept zur<br />

gemeinsamen Beschulung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

mit und ohne Behinderungen<br />

• Inklusion als Konzept zur<br />

Überwindung von Diskriminierung<br />

aller Risikogruppen<br />

in Schule (Ausgrenzungen<br />

bzw. Benachteiligungen z.B.<br />

auf Grund von Geschlecht,<br />

sozialer Herkunft - nach der<br />

Grundschule besuchen lediglich<br />

12% der Arbeiterkinder<br />

aber 70% der Beamtenkinder<br />

das Gymnasium - , spezifischen<br />

Lebensbedingungen<br />

und/oder Kultur, Migrationshintergrund.<br />

• Entwicklung einer Schule für<br />

alle<br />

• Inklusion als Werteorientierung<br />

Wie sieht das Schulsystem<br />

in Deutschland aus?<br />

Das deutsche Schulsystem ist<br />

durch die Fiktion der homogenen<br />

Lerngruppe geprägt. Dies ist<br />

aber mit starken Nebenwirkungen<br />

verbunden :<br />

Bestimmte Gruppen von<br />

Schülerinnen und Schülern<br />

werden in diesem System<br />

zurückgelassen.<br />

Hierzulande werden Kinder<br />

vom Schulbesuch zurückgestellt,<br />

wenn man sie als nicht<br />

schulfähig einschätzt. Leistungsschwache<br />

Schüler/innen bleiben<br />

sitzen, werden von einer<br />

höheren auf eine niedrigere<br />

Schulform umgeschult oder der<br />

Förderschule zugewiesen. Insgesamt<br />

sind 40% aller Heranwachsenden<br />

im Laufe ihrer Schulzeit<br />

mit der einen oder anderen<br />

Form von Schulversagen konfrontiert.<br />

In fast allen anderen europäischen<br />

Staaten liegt die Gesamtquote<br />

der separativ (also in Förderschulen)<br />

geförderten Kinder und Jugendlichen<br />

bei unter 2%, in Deutschland<br />

ist sie mehr als doppelt so hoch.<br />

Es gilt: Heterogene Lerngruppen<br />

und soziale Durchmischung<br />

10<br />

der Lerngruppen fördern die<br />

Schwächeren. Hier kommt der<br />

peer-effect zum Tragen („Von den<br />

besten lernen heißt siegen lernen“.)<br />

Heterogene Lerngruppen sind<br />

aber auch positiv für die<br />

lernstarken Schüler. Untersuchungen<br />

zeigen, dass sie in der<br />

Leistung nicht abfallen, jedoch<br />

ihre sozialen Kompetenzen<br />

stärken. Die Grundbedingung:<br />

Um Heterogenität für alle<br />

positiv zu nutzen, sind stabile<br />

Lerngruppen mit einer ausreichend<br />

großen Zahl leistungsstarker<br />

Schülerinnen und Schüler<br />

notwendig. Das Fehlen eines<br />

Gesamtschulsystems wirkt sich<br />

hier negativ auf Inklusion aus.<br />

Kontraproduktiv ist auch die<br />

allseits praktizierte input-output-<br />

Steuerung.<br />

Bildung wird nur auf Testergebnisse<br />

reduziert. Bildungsstandards,<br />

Vergleichsarbeiten und<br />

zunehmende Testungen führen<br />

zu einer Schulkultur, die den<br />

inklusiven Werten widersprechen.<br />

Prof. Werning forderte in<br />

diesem Zusammenhang eine<br />

neue Diskussion um den<br />

Bildungsbegriff.<br />

Als Voraussetzung für Inklusion<br />

nannte Prof. Werning:<br />

• die Abkehr von schulformspezifischer<br />

Lehrerausbildung<br />

• die gemeinsame Entwicklung<br />

eines Leitbildes durch betroffene<br />

Lehrkräfte und Sonderpädagogen<br />

• die kollegiale Kooperation der<br />

KollegInnen (Teams), auch<br />

multidisziplinär<br />

• kooperativen Gruppenunterricht<br />

in Lernlandschaften<br />

• das Primat der inneren<br />

Differenzierung und Individualisierung<br />

Wenige Publikumsfragen schlossen<br />

den Vortrag ab, den Prof.<br />

Werning im Stile eines Motivati-


11 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

onstrainers gehalten hatte.<br />

Um Inklusion zu realisieren,<br />

braucht es einen politischen Willen,<br />

Visionen, Kooperation und didaktische<br />

Konzepte.<br />

• Zweifellos konnte Prof. Werning<br />

die Vision der Inklusion allen<br />

Beteiligten näher bringen. Vielfach<br />

dürften aber auch die<br />

Bedenken und Ängste erhalten<br />

geblieben sein.<br />

• Kooperation von Lehrkräften ist<br />

zumindest in integrativen Systemen<br />

kein Fremdwort mehr.<br />

• Didaktische Modelle sind bekannt.<br />

Ihre Umsetzung in die<br />

Praxis erfordert von den Betroffenen,<br />

insbesondere an Gesamtschulen<br />

im Aufbau, aber eine<br />

erneute fast nicht zu leistende<br />

Belastung für die Lehrkräfte.<br />

• Und wie sieht es mit dem<br />

politischen Willen in Niedersachsen<br />

aus? Prof. Werning<br />

machte hier nicht viel Hoffnung.<br />

Es gilt das Motto: wir wollen<br />

nicht, aber wir müssen ja. Die<br />

Fakten bestätigen die Einschätzung.<br />

Der letzte CDU-Parteitag<br />

bestätigte noch einmal den<br />

Willen der Partei zu einem<br />

selektiven Schulsystem, welches<br />

angeblich das Begabungspotential<br />

abbildet. Auch in Niedersachsen<br />

gilt weiterhin: jede Schulform<br />

ist möglich (nur möglichst keine<br />

IGS). Die Förderschulen bleiben<br />

erhalten. Damit werden jedoch<br />

Ressourcen gebunden, die zur<br />

Weiterentwicklung eines inklusiven<br />

Schulsystems dringend notwendig<br />

wären.<br />

Inklusive Systeme setzen kompetente<br />

Unterstützungssysteme voraus.<br />

Inklusion ist damit kein Sparkonzept,<br />

sondern eine pädagogische<br />

Herausforderung auf höchstem Niveau<br />

zur Verbesserung der Schule<br />

als Lebens- und Entwicklungsraum<br />

für alle Kinder.<br />

Ein Beispiel: Die Mehrzahl der<br />

Schulen in Kanada verfügt neben<br />

den regulären Lehrpersonen auch<br />

über Sonderpädagog/innen, Zweitsprachlehrkräfte,<br />

Integrationshelfer/<br />

innen und Unterrichtsassistent/<br />

innen, die sich in Teams bündeln.<br />

Lehrkräfte haben die Möglichkeit,<br />

sich kompetente Unterstützung zu<br />

holen.<br />

Dies sollte auch in einem reichen<br />

Land wie Deutschland eine Selbstverständlichkeit<br />

werden. Wer Geld<br />

für Steuergeschenke an Steuerflüchtlinge<br />

übrig hat, sollte auch in die<br />

Bildung investieren können.<br />

Leider ist es nicht das<br />

Menschenrecht auf Bildung, das<br />

neoliberale Politiker zum Handeln<br />

treibt.<br />

Wer aber die Markt- und<br />

Exportwirtschaft auf seine Fahnen<br />

schreibt und gleichzeitig bei Arbeitskräftemangel<br />

die Zuwanderung von<br />

Fachkräften erschwert, muss konsequenterweise<br />

auch bereit sein, alle<br />

eigenen personellen Ressourcen auszuschöpfen.<br />

Die Inklusion wird kommen, aber<br />

unter welchen Bedingungen? Gibt es<br />

am Ende mehr Opfer als Gewinner?<br />

Sich wegducken hilft nicht. Wir<br />

müssen aktiv werden.<br />

- Jede Schule muss sich mit<br />

Inklusion und ihrer Umsetzung<br />

beschäftigen<br />

- Wir fordern z. B. kompetente<br />

und umfassende Schulungen für<br />

Lehrkräfte,<br />

ausreichende sonderpädagogische<br />

Unterstützung,<br />

verringerte Unterrichtsverpflichtung,<br />

die Senkung der Klassenobergrenze<br />

eine flächendeckende sozialpädagogische<br />

und therapeutische<br />

Grundversorgung,<br />

dauerhafte Unterstützungssysteme<br />

für Lehrkräfte (siehe Kanada)<br />

- Wir suchen Bündnispartner zur<br />

Durchsetzung von vernünftigen<br />

Lern- und Arbeitsbedingungen<br />

für Kinder und pädagogisches<br />

Personal<br />

- Bei schlechten Rahmenbedingungen<br />

organisieren wir Widerstand<br />

Wir wollen die Inklusion bei<br />

Rahmenbedingungen, die den Erfolg<br />

ermöglichen.<br />

Inklusion fängt bei der Haltung<br />

der Bildungspolitiker, der Lehrkräfte,<br />

der Eltern und der Schülerinnen<br />

und Schüler an.<br />

Der schwächste Punkt scheinen<br />

wohl die Politiker zu sein.<br />

Packen wir´s an!<br />

GEW gratuliert der Georg-Christoph-<br />

Lichtenberg-Gesamtschule<br />

Zum 1. Platz des Deutschen<br />

Schulpreises, der heute von<br />

Bundespräsident Christian<br />

Wulff in Berlin verliehen wird,<br />

gratuliert die Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft der<br />

Göttinger Lichtenberg-Gesamtschule<br />

herzlich. Diese Integrierte<br />

Gesamtschule arbeitet erfolgreich,<br />

weil sie bis zur 10. Klasse<br />

darauf verzichtet, Schülerinnen<br />

und Schüler in unterschiedliche<br />

Niveaukurse zu trennen. Darum<br />

gibt es an dieser Schule bisher<br />

auch kein Turbo-Abitur. Statt<br />

dessen arbeiten die Schülerinnen<br />

und Schüler unterschiedlicher<br />

Herkunft und Begabung in<br />

Tischgruppen. Mit diesem pädagogischen<br />

Konzept gelingt es<br />

auch, Jugendliche mit Handicaps<br />

zu integrieren. Die IGS Göttingen<br />

ist bundesweit Vorreiter der<br />

Inklusion.<br />

Der GEW-Landesvorsitzende<br />

Eberhard Brandt fordert Kultusminister<br />

Bernd Althusmann auf,<br />

den Gesamtschulen endlich die<br />

von ihnen gewünschte pädagogische<br />

Gestaltungsfreiheit zu geben.<br />

„Sie wollen über Differenzierungsmodelle<br />

frei entscheiden<br />

und nicht zum Turbo-Abitur<br />

gezwungen sein, um ebenfalls so<br />

erfolgreich arbeiten zu können<br />

wie die Gewinnerin des Deutschen<br />

Schulpreises 2011.“<br />

Außerdem solle Althusmann<br />

die Blockaden bei der Gesamtschulgründung<br />

aufheben.<br />

Verantwortlich:<br />

Richard<br />

Lauenstein


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

12<br />

Ut oll Tieden<br />

Der Bildungsauftrag der Volksschule<br />

Herbert Czekir<br />

Landesschulrat Ernst Matthewes<br />

- Hamburg hielt im<br />

Dezember 1955 zu dieser Frage<br />

auf der Hauptversammlung 1955<br />

des Ostfriesischen Lehrervereins<br />

in Emden ein mit großem<br />

Beifall aufgenommenes Referat:<br />

Ansehen der Volksschule<br />

1955<br />

Heute die Volksschule zum<br />

Gegenstand einer Betrachtung<br />

zu nehmen, verlangt gewiß mehr<br />

als eine nur schöngeistige<br />

Betrachtung über Sinn und<br />

Aufgabe, Ziel und Blickrichtung.<br />

Es ist vielmehr von der Tatsache<br />

auszugehen, daß die Volksschule<br />

sich gegenwärtig in einer Krisis<br />

befindet. Diese zeigt sich darin,<br />

daß der Ruf der Volksschule in<br />

der Öffentlichkeit gelitten hat, ...<br />

Wir sollten sowohl vor uns<br />

wie auch gegenüber der Öffentlichkeit<br />

nachdrücklich darauf<br />

hinweisen, daß, …sich in der<br />

Zusammensetzung ihrer Schülerschaft<br />

ein grundlegender<br />

Wandel vollzogen hat.<br />

In der Zeit vor dem ersten<br />

Weltkriege, die wir als Lehrer<br />

oder als Schüler miterlebt haben,<br />

war die damalige Volksschule wie<br />

die übrigen Schularten weitgehend<br />

sozial gebunden. In der<br />

Volksschule waren, um es einmal<br />

sehr grob vereinfacht zu sagen,<br />

die Kinder der unteren Schichten,<br />

und damit waren in ihr alle<br />

Begabungshöhen vertreten.<br />

Hochbegabungen besuchten die<br />

Volksschule bis zum Schluß,<br />

Hochbegabungen, die oft im<br />

Leben zu führenden Stellen<br />

aufgestiegen sind…. Die Lehrerschaft<br />

empfand seit vielen<br />

Jahrzehnten den Zustand, der<br />

den Begabten der unteren<br />

Schichten den Aufstieg versperrte,<br />

als ungerecht und setzte sich<br />

leidenschaftlich dafür ein, daß<br />

allen Begabten, ganz gleich aus<br />

welchen wirtschaftlichen Lagern<br />

die Eltern kamen, der Aufstieg<br />

zu den weiterführenden Schulen<br />

ermöglicht würde. Diese Bewegung<br />

erreichte schließlich unter<br />

dem Kampfruf „Freie Bahn dem<br />

Tüchtigen“, daß die soziale<br />

Herkunft eines Kindes für den<br />

Besuch weiterführender Schulen<br />

mehr und mehr weniger<br />

ausschlaggebend war. Das Tragische<br />

liegt darin, daß in dem<br />

Augenblick, als die Forderung<br />

der Volksschullehrerschaft sich<br />

verwirklichte, die Volksschule<br />

selbst, jedenfalls dem ersten<br />

Anschein nach, eine Wertminderung<br />

erfahren mußte. Immer<br />

mehr Begabte gehen aus der<br />

Volksschule in die weiterführenden<br />

Schulen. Wir erleben sogar<br />

in letzter Zeit besonders, daß<br />

sogar diejenigen aus der Volksschule<br />

hinausgehen, deren Begabung<br />

sie nicht auf den Weg für<br />

die höhere Schule weist. Damit<br />

entsteht für die Volksschule ein<br />

schweres Problem: was kann —<br />

um dieses häßliche Wort einmal<br />

zu benutzen — mit dem Rest<br />

noch gemacht werden? Die<br />

Volksschule steht in der Gefahr,<br />

eine Schule minderen Ranges zu<br />

werden.<br />

Definition von Bildung<br />

Es bleibt Aufgabe der Volksschule,<br />

sich darauf zu besinnen,<br />

daß ihre Bildungsarbeit niemals<br />

eine Vereinfachung, ein Volkstümlichmachen<br />

der wissenschaftlichen<br />

Bildungsgüter sein darf,<br />

sondern daß sie den umgekehrten<br />

Weg von unten nach oben zu<br />

gehen hat. …<br />

Wenn die Volksschule in ihrer<br />

Arbeit von dem Berufsleben, der<br />

täglichen Umwelt, der Wirklichkeit<br />

ausgehen will, kann sie<br />

leicht dem Vorwurf ausgesetzt<br />

sein, den Humboldt gegenüber<br />

jeder Nützlichkeitstheorie ausgesprochen<br />

hat: hinabzusinken in<br />

Bereiche, die mit der Bildung<br />

eigentlich nichts zu tun haben.<br />

Die Berufe sind für die<br />

Volksschule nicht das Ziel, auf<br />

das hin sie vorbereiten soll,<br />

sondern in den Berufen zeigen<br />

sich die Grundverhaltensweisen<br />

der Menschen, die wir für unsere<br />

Bildungsarbeit fruchtbar machen<br />

können. …<br />

Wir würden jedoch unsere<br />

Zukunft verspielen, wenn unser<br />

Bildungsdenken sich einseitig<br />

auf die Erzielung von Spitzenleistungen<br />

richten würde. In der<br />

Bildung, mehr als in allen<br />

anderen Bereichen, muß eine<br />

breite Grundlage eigenständigen<br />

Lebens vorhanden sein, um eine<br />

Spitze erst zu ermöglichen. …<br />

Ausstattung des<br />

Bildungswesens<br />

Im Wirtschafts- und Geschäftsleben,<br />

bei den Luxusgegenständen,<br />

bei Bauten und<br />

Verkehrseinrichtungen zeigt sich<br />

ein Standard, der weit über dem<br />

von 1939 liegt. Die Schule allein<br />

muß sich noch behelfen mit<br />

einem Standard, der weit unter<br />

dem Stand der Vorkriegszeit<br />

liegt. ... Die Wurzeln des Übels<br />

liegen … in dem mangelnden<br />

Gewissen der Öffentlichkeit<br />

gegenüber der Schule … . Die<br />

Verantwortlichkeit der Öffentlichkeit<br />

der Schule gegenüber<br />

zeigt sich eigentlich nur dann,<br />

wenn zufällig der Vertreter der<br />

Öffentlichkeit selbst Vater von<br />

Kindern ist, die unter den<br />

schlechten Zuständen leiden.<br />

Der finnische Kultusminister,<br />

der Minister eines Landes, das<br />

sehr viel ärmer ist als Deutschland,<br />

das aber - gemessen an der<br />

Bevölkerungszahl - sehr viel<br />

mehr Schulen baute, hat gesagt:<br />

„Wir sind zu arm, als daß wir<br />

uns den Luxus schlechter<br />

Schulen gestatten könnten“. Der<br />

Satz sollte das Leitwort unseres<br />

gesamten öffentlichen Denkens<br />

werden<br />

Verantwortung von<br />

Lehrkräften und<br />

Gewerkschaft<br />

Es ist ja immer das glückliche


13 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Zusammentreffen gewesen in der<br />

Geschichte der Lehrerbewegung,<br />

daß die Forderungen, die sie<br />

vorzubringen hatte — auch die<br />

Gehaltsforderungen — ihre letzte<br />

Begründung erfuhren durch die<br />

Verantwortung des Lehrers, die<br />

er vor der Gesamtheit hat, so daß<br />

ein Lehrerverein im echten<br />

Sinne nicht, jedenfalls nicht in<br />

erster Linie, Gewerkschaft ist,<br />

sondern die Gewerkschaft nur als<br />

Mittel zu benutzen hat. In erster<br />

Linie muß der Lehrerverein das<br />

kulturpolitische Gewissen seiner<br />

Zeit sein. Damit soll in keiner<br />

Weise die Gewerkschaftsarbeit<br />

verkleinert werden, die ich für<br />

unbedingt notwendig halte.<br />

Doch in dem Lehrerstand als<br />

vielleicht in dem einzigsten<br />

Stand der Gewerkschaften findet<br />

die Gewerkschaftsbewegung ihre<br />

Begründung nicht in dem<br />

Standesinteresse allein, sondern<br />

in der kulturpolitischen Verantwortung<br />

des Lehrerstandes vor<br />

dem Ganzen. Dessen sollte sich<br />

die Lehrerschaft auch bewußt<br />

werden. Man hat ja oft den<br />

Idealismus der Lehrer ausgenutzt<br />

aus der Überlegung, daß selbst<br />

dann, wenn die Forderungen der<br />

Lehrerschaft nicht erfüllt wurden,<br />

es schließlich doch immer<br />

gut ging in der Schule. Das ist<br />

unsere Schwäche, es ist aber<br />

zugleich auch unsere Stärke,<br />

denn damit legitimieren wir<br />

unseren Stand über den Augenblickserfolg<br />

hinaus für die Dauer<br />

in der Geschichte unserer Zeit.<br />

Ansehen der (Volks)schule<br />

2011<br />

Und wie gestaltet sich Schule<br />

im Jahre 2011, rund 60 Jahre<br />

später?<br />

Das Ansehen der Hauptschule<br />

ist ruiniert. Sie blutet<br />

aus, weil Eltern mit ihrem<br />

Anmeldeverhalten höhere Bildungsabgänge<br />

erzwingen wollen.<br />

Dies gilt auch für die<br />

Realschule. Es ist vorauszusehen,<br />

dass diese Entwicklung mit<br />

der Einführung der Oberschule<br />

nicht gestoppt wird.<br />

Wir erinnern uns:<br />

Die Hauptschule vermittelt<br />

ihren Schülerinnen und Schülern<br />

eine grundlegende Allgemeinbildung<br />

und eine individuelle Berufsorientierung,<br />

die Realschule vermittelt ihren<br />

Schülerinnen und Schülern eine<br />

erweiterte Allgemeinbildung und<br />

eine allgemeine Berufsorientierung<br />

und<br />

das Gymnasium vermittelt seinen<br />

Schülerinnen und Schülern<br />

eine breite und vertiefte Allgemeinbildung<br />

und ermöglicht den Erwerb<br />

der allgemeinen Studierfähigkeit.<br />

Frühzeitig werden Bildungsgänge<br />

differenziert.<br />

Separierende Definitionen von<br />

Bildungszielen und die Beschränkung<br />

von Kompetenzanforderungen<br />

mindern dabei die Entwicklungschancen<br />

vieler SchülerInnen. Noch<br />

immer ist die soziale Herkunft eines<br />

Kindes für den Besuch weiterführender<br />

Schulen mehr oder weniger<br />

ausschlaggebend.<br />

Definition von Bildung<br />

2011<br />

Heute gilt in noch größerem<br />

Maße als 1955: Bildung ist mehr<br />

als der Erwerb von Kompetenzen im<br />

Hinblick auf ihre Verwertbarkeit in<br />

der Wirtschaft. Gewalt an Schulen<br />

und in der Gesellschaft, Mobbing u.<br />

ä. machen es deutlich: Bildung muss<br />

den ganzen Menschen betreffen,<br />

seine Stellung in der Gesellschaft mit<br />

in den Blick nehmen und Sozialkompetenz<br />

fördern. Schulformübergreifende<br />

Systeme schärfen dabei am<br />

ehesten den Blick für das notwendige<br />

Miteinander.<br />

Ausstattung des<br />

Bildungswesens 2011<br />

Was ein finnischer Kultusminister<br />

bereits 1955 erkannte und<br />

offensichtlich auch umsetzte, ist in<br />

Deutschland immer noch nicht<br />

Allgemeingut. Die stetige Unterfinanzierung<br />

des deutschen Bildungssystems,<br />

auch im internationalen<br />

Vergleich, erfährt jede Lehrkraft<br />

täglich am eigenen Leib:<br />

Übervolle Klassen, hohe Unterrichtsverpflichtung,<br />

eine überbordende<br />

Bürokratie usw. verhindern<br />

oder beschneiden eine erfolgreiche<br />

und befriedigende Bildungsarbeit.<br />

Eigentlich sollte gelten: Wir sind so<br />

reich, dass wir uns den Luxus der<br />

besten Schulen leisten können.<br />

Verantwortung von<br />

Lehrkräften und<br />

Gewerkschaft 2011<br />

Auch heute noch wird der<br />

Idealismus der Lehrer ausgenutzt.<br />

Das ist - immer noch - unsere<br />

Schwäche. Erstaunlich, wie wenig<br />

Widerstand oder Kritik bisher zu<br />

den neuesten Schulreformen wie<br />

Oberschule und Inklusion aus den<br />

Reihen der Lehrkräfte kam.<br />

Rund 86.000 Lehrkräfte sind in<br />

Niedersachsen beschäftigt. Wäre es<br />

nicht endlich Zeit, nicht mehr nur<br />

die Mängel zu verwalten und zu<br />

klagen, sondern offensiv Ziele zu<br />

formulieren und Forderungen zu<br />

stellen? Die Gesamtkonferenz oder<br />

Personalversammlung als pädagogisches<br />

Diskussionsforum ist nicht<br />

ungesetzlich! Wäre es nicht Zeit an<br />

die Öffentlichkeit zu gehen? Wäre es<br />

nicht Zeit sich zu organisieren?<br />

Nehmen wir unsere Verantwortung<br />

war!<br />

Gemeinsam sind wir stark!<br />

KV Norden<br />

GEW-Fete 2012<br />

3. Febr<br />

ebruar 2012<br />

Hotel zur Post<br />

20 0 Uhr<br />

hr<br />

Musik: Crosswalk


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

14<br />

Positionspapier: GEW, VBE und<br />

Grundschulverband zu inklusiven<br />

Ganztagsgrundschulen in Niedersachsen<br />

Die moderne Grundschule ist<br />

gekennzeichnet von demokratischen<br />

und inklusiven Strukturen.<br />

Sie öffnet sich pädagogisch<br />

der Verschiedenheit der<br />

Kinder, berücksichtigt in der<br />

Förderung die individuellen<br />

Lebenssituationen und schafft so<br />

die Voraussetzungen für den<br />

weiterführenden Schulbesuch.<br />

Die heutige Grundschule<br />

ist geprägt von einer<br />

Umwandlung in die<br />

inklusive<br />

Ganztagsgrundschule.<br />

Die inklusive Ganztagsgrundschule<br />

(GGS) übernimmt die<br />

Verantwortung für<br />

• die Teilhabe aller Kinder am<br />

Grundschulunterricht<br />

• die Entwicklung neuer Lernkulturen<br />

• Ausgleich und Verringerung<br />

von sozialer Benachteiligung<br />

• Unterstützung der Vereinbarkeit<br />

von Familie und Beruf<br />

• Teilhabe der Eltern<br />

Dafür benötigt die GGS ein<br />

pädagogisches Konzept für Bildung,<br />

Erziehung und Betreuung,<br />

das von einem multiprofessionellen<br />

Team gemeinsam umgesetzt<br />

wird. Die GGS bietet<br />

Kindern Zeit für gemeinsames<br />

und individuelles Lernen, für<br />

Aktivitäten und Entspannung,<br />

für Lernaufgaben und selbst<br />

gewählte Tätigkeiten. Diese Zeit<br />

fordert einen Rhythmus, der sich<br />

an den Bedürfnissen der Kinder<br />

und den jeweiligen Tätigkeiten<br />

orientiert.<br />

Inklusive GGS sind<br />

Schulen,<br />

• die allen Kindern an jedem<br />

Werktag ein unentgeltliches<br />

und durchgehend strukturiertes<br />

Angebot in der Schule<br />

bieten.<br />

• in denen Aktivitäten der<br />

Kinder am Vor- und Nachmittag<br />

in einem konzeptionellen<br />

Zusammenhang stehen.<br />

• individuelle Fördermaßnahmen<br />

und übendes Lernen in<br />

die Konzeption eingebunden<br />

sind.<br />

• in denen die gemeinsame und<br />

individuelle Freizeitgestaltung<br />

der Kinder als Aufgabe im<br />

Konzept enthalten ist.<br />

• in denen alle Kinder kostenlosen<br />

Zugang zu kulturellen<br />

Angeboten haben.<br />

• in denen an allen Schultagen<br />

ein kostenfreies Mittagessen<br />

angeboten wird.<br />

• in denen eine enge Verzahnung<br />

von Jugendhilfe und<br />

Schule gewährleistet ist.<br />

• bei denen die Organisation<br />

aller Angebote unter Aufsicht<br />

und Verantwortung der Schule<br />

steht.<br />

Dazu benötigen wir<br />

• die erforderlichen finanziellen,<br />

personellen und sächlichen<br />

Ressourcen,<br />

• gut ausgestattete Klassen-,<br />

Fach- sowie Gruppenräume<br />

für individuelle Förderung,<br />

Spiel, Rückzug und Bewegung,<br />

• Küche und Mensa für das<br />

gemeinsame Mittagessen an<br />

jeder Schule<br />

• Arbeits- und Sozialräume für<br />

die Beschäftigten<br />

• pädagogisch gestaltete Innenund<br />

Außenflächen<br />

• ausreichende Hygiene- und<br />

Sanitärräume<br />

• multiprofessionelle Teams, bestehend<br />

aus allgemein bildenden<br />

Lehrkräften, sozialpädagogischen<br />

Fachkräften und<br />

Förderschullehrkräften für<br />

jede Schule<br />

• konzeptionelle Schulsozialarbeit<br />

an jeder Schule<br />

• pädagogisch ausgebildetes<br />

Stammpersonal in sicheren<br />

Arbeitsverhältnissen. Außerschulische<br />

Kooperationen<br />

sind als Zusatzangebote zulässig.<br />

Zur inklusiven GGS gehört<br />

die jahrgangsgemischte<br />

Eingangsstufe<br />

Die Schuleingangsphase wird<br />

bestimmt von dem Grundgedanken<br />

einer Schule für alle Kinder,<br />

in der jedem Kind die<br />

individuell notwendige Zeit für<br />

seine Entwicklung gewährleistet<br />

wird.<br />

Die Grundlehrgänge in Lesen,<br />

Schreiben und Rechnen<br />

können in 1 bis 3 Jahren<br />

durchlaufen werden. Kinder, die<br />

Ziele dieser Lehrgänge nicht<br />

erreichen, werden in der<br />

nächsten Klassenstufe weiter<br />

entsprechend ihren Entwicklungsmöglichkeiten<br />

gefördert.<br />

Die Schule baut in enger


15 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Zusammenarbeit mit den Kitas<br />

auf den Erfahrungen auf, die die<br />

Kinder von dort mitbringen.<br />

Individualisierung, Vielfalt<br />

und kooperative Strukturen<br />

jahrgangsgemischter Lerngruppen<br />

werden unterstützt von<br />

multiprofessionellen Teams<br />

(Lehrkräfte und sozialpädagogische<br />

Fachkräfte). So werden<br />

Möglichkeiten geschaffen, jedes<br />

Kind auf der Basis seines<br />

Entwicklungsstandes optimal zu<br />

fördern.<br />

Die jahrgangsgemischte<br />

Eingangsstufe in der<br />

inklusiven GGS<br />

• stellt kein Kind vom Schulbesuch<br />

zurück<br />

• fördert die Persönlichkeitsentwicklung<br />

• ermöglicht besondere individuelle<br />

Förderung für alle<br />

Kinder<br />

Dazu benötigen wir<br />

• die Bereitstellung von Ressourcen<br />

für individuelle Förderbedarfe<br />

• multiprofessionelle Teams<br />

• Klassengrößen von bis zu 24<br />

• Anschlussfähigkeit an die<br />

folgenden Jahrgänge<br />

• Lernentwicklungsberichte für<br />

alle Kinder - keine Ziffernzeugnisse<br />

• das automatische Aufrücken<br />

aller Kinder bis zum Ende der<br />

Grundschulzeit (keine Versetzung,<br />

kein Sitzenbleiben)<br />

Die inklusive GGS ist<br />

gekennzeichnet durch eine<br />

veränderte Schulkultur.<br />

Sie erzieht nach demokratischen<br />

Grundsätzen. Die Persönlichkeitsentwicklung<br />

beinhaltet<br />

das Miteinander- und Voneinanderlernen.<br />

Dazu müssen SchülerInnen,<br />

Lehrkräfte und sozialpädagogische<br />

Fachkräfte Verantwortung<br />

übernehmen für das<br />

Lernen und den respektvollen<br />

Umgang miteinander.<br />

In dieser veränderten Schulkultur<br />

wird Inklusion erfahren<br />

und gelebt. Jedes Kind wird als<br />

Persönlichkeit angenommen<br />

und von dem Lernstand<br />

abgeholt, an dem es sich gerade<br />

befindet. Es erfährt im schulischen<br />

Alltag beim Lernprozess<br />

und seiner weiteren Persönlichkeitsentwicklung<br />

die nötige<br />

Unterstützung.<br />

Das ist besonders wichtig an<br />

„sozialen Brennpunkten“.<br />

Brennpunktschulen benötigen<br />

mehr Personal und Mittel, um<br />

die Schule attraktiv für alle<br />

Kinder zu machen. Sinnstiftung,<br />

Persönlichkeitsentwicklung, kulturelle<br />

Angebote und Möglichkeiten<br />

der Selbstverantwortung<br />

und Mitverantwortung (Partizipation<br />

und Resilienz) haben<br />

hier einen großen Wert.<br />

Optimierung der<br />

Schulgröße<br />

Die Weiterentwicklung der<br />

Grundschule zur inklusiven<br />

GGS ist nur bei einer adäquaten<br />

Personalausstattung in multiprofessionellen<br />

Teams, die gemeinsam<br />

in einer Klasse arbeiten, und<br />

bei einer Absenkung der<br />

Klassenobergrenzen möglich.<br />

Nur so sind die hohen<br />

Erwartungen an eine moderne<br />

Grundschule zu erfüllen.<br />

Zugleich bedarf es aber auch<br />

einer Optimierung der Schulgröße.<br />

Den Anforderungen einer<br />

inklusiven GGS kann eine<br />

2-zügige Schule sicherlich entsprechen.<br />

In dicht besiedelten<br />

Regionen ist eine 2- und<br />

mehrzügige Grundschule eine<br />

sinnvolle Schulgröße. Die Dauer<br />

des Schulwegs ist dort zumutbar.<br />

Für weniger dicht besiedelte<br />

Gebiete plädieren wir für<br />

Kompromisse in der Zügigkeit,<br />

allerdings unter einer bedeutsamen<br />

Einschränkung: Abstriche<br />

bei den Qualitätsanforderungen<br />

darf es auch bei diesen Schulen<br />

nicht geben.<br />

Quellen: www.bmbf.de /<br />

www.ganztagsschulen.org /<br />

www.projekt-steg.de / MK Niedersachsen<br />

„Jahrgangsgemischte Eingangsstufe“<br />

27. September 2011<br />

Bezirkstagung der Fachgruppe Grundund<br />

Hauptschulen in Sage<br />

Schwerpunkt war die Vorbereitung<br />

auf die Personalratswahlen<br />

am 6./ 7. März 2012. Erstellt<br />

wurden die Listen für die<br />

einzelnen Fachgruppen. Anschließend<br />

wurde über das<br />

Thema Inklusion informiert.<br />

Problem ist, dass mit dem<br />

niedersächsischen Sparmodell<br />

weder den Kindern noch den<br />

Kollegen geholfen wird. Mit<br />

minimalistischer Grundversorgung<br />

kommen auf die Schulen<br />

erhebliche zusätzliche Probleme<br />

zu. Eine Fachtagung dazu ist in<br />

Hannover am 24. 11. 2011.<br />

Verwiesen wurde auf die Frist für<br />

die Volksbefragung am 14. 1.<br />

2012, die kommende Bezirksfachtagung<br />

und die Pädagogische<br />

Woche in Oldenburg.<br />

Hasso<br />

Rosenthal<br />

Distelstr. 5<br />

26826 Weener


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Gratulation zum 80. Lebensjahr<br />

Traugott Dusse<br />

Der Jubilar Hans-Hermann<br />

Harms lud viele Weggefährten<br />

zu seinem Festtag ein. Am<br />

20. Juli 2011 feierte er seinen 80.<br />

Geburtstag am Großen Meer.<br />

Alle, die dabei sein konnten,<br />

haben einen schönen und<br />

beeindruckenden Festtag erlebt.<br />

In seiner Einladung verzichtete<br />

Hans-Hermann ausdrücklich<br />

auf Geschenke, stattdessen bat er<br />

um eine Spende für die<br />

Förderschulen in Moordorf und<br />

Aurich.<br />

> An der Förderschule in<br />

Moordorf wirkte er 17 Jahre lang<br />

(1968-1985). Ab dem 1.10.1972<br />

wurde er dort zum Sonderschulrektor<br />

ernannt. Unter seiner<br />

Führung kam es auch zum ersten<br />

Neubau eines Sonderschulgebäudes,<br />

das zum 1.8.1973 bezogen<br />

wurde. Damit wurden die<br />

externen Standorte Wiegboldsbur<br />

und Engerhafe aufgelöst und<br />

der Gastgeber Grundschule<br />

Moordorf konnte nun wieder<br />

ganz über seine Räumlichkeiten<br />

verfügen. Der Neubau war der<br />

erste seit dem Bau der<br />

Hilfsschule in Norden im Jahre<br />

1927.<br />

In Moordorf gab es bereits<br />

seit den zwanziger Jahren des<br />

letzten Jahrhunderts eine Hilfsschulklasse,<br />

die während des<br />

Krieges wegen Lehrermangels<br />

aufgelöst wurde. In seine<br />

Schulleitertätigkeit in Moordorf<br />

fällt auch die Erstellung einer<br />

Turnhalle (1978) und vor allem<br />

die Beschulung (ab 1974) von<br />

geistig behinderten SchülerInnen<br />

an der SoS Moordorf, die<br />

bis dahin in der Tagesbildungsstätte<br />

der Lebenshilfe unterrichtet<br />

wurden. Ab 1.8.1984 nahm<br />

hier die 1. selbständige staatliche<br />

Ganztags-Sonderschule für<br />

SchülerInnen mit geistiger Behinderung<br />

(GB) in Ostfriesland<br />

ihre Arbeit auf.<br />

Während seiner Moordorfer<br />

Zeit war er von Oktober 1969<br />

bis Februar 1973 Leiter des<br />

Seminars für Sonderpädagogik<br />

für Lehrer zur Anstellung (LzA)<br />

im nördlichen Ostfriesland.<br />

Er ist auch verantwortlich<br />

dafür, dass von seiner damaligen<br />

Schule viele der jungen LehrerInnen<br />

zum postgradualen Studium<br />

nach Hannover oder<br />

Oldenburg gingen. Für die<br />

übrigen LehrerInnen sorgte er,<br />

dass sie an ihre „Wunschschule“<br />

versetzt wurden. Als er zum<br />

1.8.1985 an die Sonderschule<br />

Aurich versetzt wurde, gab es in<br />

Moordorf u.a. 18 Sonderschullehrer<br />

mit den Fachrichtungen:<br />

L(12), SP(5), ES(2), GE(1).<br />

Hans-Hermann setzte sich auch<br />

weiterhin für die praktische<br />

Ausbildung für Lehramtsstudenten<br />

ein. Moordorf hatte schon<br />

früh an der Ausbildung von<br />

LehrerInnen im Rahmen der<br />

Einphasigen Lehrerausbildung<br />

teilgenommen. Schulintern unterstützten<br />

drei Kontaktlehrer<br />

und diverse Junglehrer die<br />

zukünftigen LehrerInnen.<br />

> Vom 1. August 1985 bis<br />

31.7.1996 leitete er die Sonderschule<br />

Aurich, eine Wirkungsstätte,<br />

an der er bereits vom<br />

15.4.1960 bis zum 31.7.1968<br />

16<br />

seinen Dienst tat. Hier übernahm<br />

er ein hervorragend<br />

ausgestattetes Schulgebäude mit<br />

16 Klassen, die von einem gut<br />

aufgestellten Kollegium unterrichtet<br />

wurden.<br />

Schon nach einem Schuljahr<br />

in Aurich wurde zum 1.8.1986<br />

die Schule für Lernbehinderte in<br />

Aurich um Klassen für körperbehinderte<br />

SchülerInnen erweitert,<br />

- ein sonderpädagogisches Novum<br />

für Ostfriesland, weil diese<br />

Kinder bis dahin wohnortfern<br />

in Debstedt, Hannover oder<br />

Osnabrück unterrichtet und auch<br />

untergebracht waren.<br />

Mit Wirkung vom 31. Juli<br />

1996 wurde Hans-Hermann<br />

Harms nach insgesamt 42<br />

Dienstjahren, von denen er 36<br />

Jahre in der Sonderschule seinen<br />

Dienst tat, in den Ruhestand<br />

verabschiedet.<br />

Neben seiner unterrichtlichen<br />

und schulleitenden Arbeit engagierte<br />

er sich mit großer<br />

Leidenschaft für die Lehrerschaft<br />

in seiner Eigenschaft als Vertreter<br />

verschiedener Verbände und als<br />

Personalrat:<br />

• im Lehrerbezirkspersonalrat<br />

beim Regierungspräsidenten<br />

in Aurich sowie bei der<br />

Bezirksregierung Weser-Ems,<br />

Außenstelle Osnabrück (24<br />

Jahre !)<br />

• Vorsitzender des Lehrerpersonalrates<br />

beim Schulaufsichtsamt<br />

Aurich<br />

• Vorsitzender der Fachgruppe<br />

Sonderschulen im Bezirk in<br />

Personalunion mit dem Vorsitz<br />

des Verbandes Deutscher<br />

Sonderschulen (VdS) bis zur<br />

Auflösung des Regierungsbezirkes<br />

Aurich<br />

• Vorsitzender der Fachgruppe<br />

Sonderschulen (später „Sonderpädagogik“)<br />

im GEW<br />

Bezirksverband Weser-Ems<br />

• Gesprächskreis Schule-Universität<br />

an der Carl-von-<br />

Ossietzky-Universität Oldenburg<br />

• aktiv in der Fachgruppe<br />

Senior/innen der GEW bis<br />

auf den heutigen Tag


17 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

• beteiligte sich an Arbeitsniederlegungen<br />

und nahm die<br />

negativen Folgen für Beamte<br />

in Kauf.<br />

Hans-Hermann Harms pädagogisches<br />

und auch persönliches<br />

Wirken ist bis auf den<br />

heutigen Tag geprägt von einem<br />

großen Engagement gegenüber<br />

Hilfebedürftigen und Schwachen<br />

- auch am Rande der Gesellschaft.<br />

Zeit seines Lebens hat er<br />

die Ärmel aufgekrempelt und<br />

mit angepackt.<br />

Hierzu noch einige Beispiele:<br />

Gastfreundlich und großzügig<br />

bot er Junglehrern, die von weit<br />

her nach Ostfriesland kamen,<br />

„Kost und Logie“ in seiner<br />

Wohnung an; er half ihnen bei<br />

der Wohnungssuche, besuchte<br />

kranke Kollegen im Krankenhaus<br />

und kümmerte sich um das<br />

Nötigste in deren Wohnung;<br />

half durch sonderpädagogische<br />

Überprüfungen beim Aufbau der<br />

Sonderschule in Schwerinsdorf<br />

mit zwei Kolleginnen seiner<br />

Moordorfer Schule; kollegiales<br />

Vorbild, wenn es um Hausbesuche<br />

bei Schülern/Eltern, dem<br />

Anfertigen von Gutachten, dem<br />

Abholen von Schülern ging; er<br />

hielt den KollegInnen den<br />

Rücken frei. Kam es zu<br />

Differenzen mit ihm, war er<br />

immer wieder um Ausgleich<br />

bemüht.<br />

Hans-Hermann Harms<br />

wohnt im Ruhestand gemeinsam<br />

mit seiner Frau, um die er sich<br />

pflegend bemüht, weiterhin in<br />

Aurich. Seine beiden Söhne<br />

haben die pädagogische und<br />

seine Tochter hat eine kaufmännische<br />

Laufbahn in Irland<br />

eingeschlagen.<br />

GEW: „Juristen wieder mal uneinig“<br />

Beamtenstreik: „Höchstrichterliche<br />

Klärung dringend notwendig“<br />

Osnabrück k – „Das Urteil des<br />

Verwaltungsgerichts (VG) Osnabrück<br />

zum Streikrecht für<br />

Beamte zeigt, dass jetzt so<br />

schnell wie möglich eine<br />

höchstrichterliche Entscheidung<br />

her muss“, sagte Ilse Schaad,<br />

Leiterin des Vorstandsbereichs<br />

Angestellten- und Beamtenpolitik<br />

der Gewerkschaft Erziehung<br />

und Wissenschaft (GEW), am<br />

Freitag in Osnabrück. Sie stellte<br />

fest, dass das Urteil „die Praxis<br />

des unzeitgemäßen und vordemokratischen<br />

Verbots des Beamtenstreiks<br />

festschreibe. Die Arbeitgeber<br />

dürfen Beamte weiterhin<br />

nach Gutsherrenart behandeln“.<br />

Das Gericht habe die<br />

Chance vertan, einen richtungsweisenden<br />

Schritt auf dem Weg<br />

zum Streikrecht für Beamtinnen<br />

und Beamte zu machen.<br />

„Wieder einmal sind sich die<br />

Juristen nicht einig. Ende letzten<br />

Jahres hatte das VG Düsseldorf<br />

anders als die Osnabrücker<br />

Richter entschieden. In Deutschland<br />

müssen endlich die<br />

Konsequenzen aus den Urteilen<br />

des Europäischen Gerichtshofs<br />

für Menschenrechte (EGMR) zu<br />

Fällen in der Türkei gezogen<br />

werden. Es bleibt dabei: Die<br />

deutsche Rechtslage und die<br />

herrschende juristische Meinung<br />

zum Beamtenstreik sind mit der<br />

Europäischen Menschenrechtskonvention<br />

(EMRK) und dem<br />

Völkerrecht nicht zu vereinbaren“,<br />

betonte Schaad. Wegen der<br />

grundsätzlichen Bedeutung der<br />

Frage des Streikrechts für Beamte<br />

kündigte sie an, dass die GEW<br />

durch alle Instanzen gehen<br />

werde: „Wir haben einen langen<br />

Atem. Das Verbot des Beamtenstreiks<br />

muss endlich fallen!“<br />

Info: Das Verwaltungsgericht<br />

(VG) Osnabrück hat die gegen<br />

die verbeamteten Lehrkräfte<br />

verhängte Geldbuße für rechtmäßig<br />

erklärt. Die Sanktionierung<br />

verstoße nicht gegen die<br />

Europäische Menschenrechtskonvention<br />

(EMRK). Daran<br />

ändere auch die jüngere Rechtsprechung<br />

des Europäischen<br />

Gerichtshofs für Menschenrechte<br />

(EGMR) nichts. Die Beamten<br />

hätten nach „höchstrichterlicher<br />

Rechtsprechung“ gegen deutsches<br />

Verfassungsrecht verstoßen.<br />

Damit widersprechen die<br />

Richter dem Urteil des VG<br />

Düsseldorf vom 16. Dezember<br />

2010.<br />

Während der Tarifrunde zwischen<br />

Ländern und Gewerkschaften<br />

hatte die GEW Niedersachsen<br />

im Februar 2009 auch<br />

verbeamtete Lehrkräfte zu einem<br />

Warnstreik und einer Kundgebung<br />

aufgerufen. Ziel war unter<br />

anderem, dass das Verhandlungsergebnis<br />

für die Angestellten auf<br />

die Beamtinnen und Beamten<br />

übertragen werden sollte. Die<br />

Landesschulbehörde verhängte<br />

gegen verbeamtete Lehrkräfte,<br />

die dem Aufruf der GEW gefolgt<br />

waren, wegen der Teilnahme an<br />

dem Warnstreik eine Disziplinarverfügung<br />

und eine Geldbuße<br />

in Höhe von 100 Euro.<br />

Dagegen klagten die verbeamteten<br />

Lehrkräfte mit dem Rechtsschutz<br />

der GEW vor dem VG<br />

Osnabrück.<br />

Alle Hintergrundinformationen<br />

zum Thema „Streikrecht für<br />

Beamte“ finden Sie in der<br />

Zeitschrift „Der Personalrat“ 12/<br />

2010, S. 466 – 468 und unter:<br />

http://www.bund-verlag.de/zeitschriften/der-personalrat/ausgabe/2010/12/<br />

(Login notwendig).<br />

Für Rückfragen erreichen Sie<br />

Ilse Schaad, Leiterin des GEW-<br />

Vorstandsbereichs Angestelltenund<br />

Beamtenpolitik, per Handy<br />

unter: 0151/15134646 und Dr.<br />

Hartwig Schröder, stellvertretender<br />

Leiter der Bundesrechtsschutzstelle<br />

der GEW, per Handy<br />

unter: 0179/2298853.<br />

Ulf Rödde<br />

GEW-Hauptvorstand


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

18<br />

Alle Stellen gesichert – aber keine Entlastungen vorgesehen<br />

Minister dürfen sich nicht vor ihrer Verantwortung drücken<br />

„Noch nie haben wir so viel Geld<br />

in Bildung und Wissenschaft<br />

investiert!“, jubelte Ministerpräsident<br />

McAllister nach der<br />

Haushaltsklausur der Niedersächsischen<br />

Landesregierung am 5.<br />

Juli 2011 in Hannover, bei der<br />

ein Doppelhaushalt für 2012<br />

und 2013 beschlossen worden<br />

war. Für den Bereich des<br />

Kultusministeriums sind für die<br />

Haushaltsjahre 2012 insgesamt<br />

4,964 Milliarden und für 2013<br />

insgesamt 5,044 Milliarden€<br />

festgelegt worden. Alle Stellen in<br />

den Schulen bleiben erhalten.<br />

700 zusätzliche Stellen (11,6<br />

Millionen €) sind im allgemeinbildenden<br />

Bereich, im berufsbildenden<br />

Bereich zusätzliche 150<br />

Stellen (2,5 Millionen) vorgesehen.<br />

Dieser Mehrbedarf soll die<br />

Rückgabe der Arbeitszeitkonten<br />

in den Gymnasien ab 2012 und<br />

in den Berufsbildenden Schulen<br />

ab 2013 ausgleichen.<br />

Erfolg für die GEW<br />

„Diese Beschlüsse sind ein<br />

Erfolg für die GEW Niedersachsen,<br />

denn die Landesregierung<br />

hatte zu Beginn der Legislaturperiode<br />

beschlossen, dass in<br />

erheblichem Umfang Stellen<br />

gestrichen werden sollen. Bis zu<br />

der großen Demonstration gegen<br />

den geplanten Betrug beim<br />

Lehrerarbeitszeitkonto am 8.<br />

Mai 2008 hatte die Regierung<br />

gar keinen Ausgleich für die<br />

Rückgabe der zwangsweisen<br />

Mehrarbeit vorgesehen. Sie wollte<br />

die fehlenden Stellen durch<br />

eine stärke Belastung der<br />

Lehrkräfte kompensieren. Die<br />

GEW hatte seit Beginn der<br />

Legislaturperiode gefordert, alle<br />

Stellen zu erhalten und die<br />

notwendigen Ausgleichsstellen<br />

zu schaffen. Diese Forderung<br />

wurde alljährlich öffentlich präsentiert.<br />

„Nur wenn alle Stellen<br />

erhalten bleiben, nur wenn der<br />

Mehrbedarf für das Lehrerarbeitszeitkonto<br />

ausgeglichen wird<br />

und wenn gleichzeitig die<br />

zusätzlichen Aufgaben wie<br />

Ganztagsschulen und Inklusion<br />

personell abgesichert werden,<br />

können die Arbeitsbedingungen<br />

bei sinkenden Schülerzahlen<br />

verbessert werden“, betonte der<br />

Landesvorsitzende Eberhard<br />

Brandt auf der Pressekonferenz<br />

zum Schuljahresanfang am 15.<br />

August 2011.<br />

Mittel für Abbau der<br />

Mehrbelastung, für<br />

Ganztag und Inklusion<br />

fehlen<br />

Massive Kritik äußerte der<br />

GEW-Landesvorsitzende daran,<br />

dass das Volumen der zusätzlichen<br />

Stellen zu gering ist, um<br />

die in den letzten Jahren<br />

angewachsene zusätzliche Belastung<br />

der Lehrkräfte wieder<br />

abzubauen. Außerdem seien<br />

weiterhin keine Mittel für die<br />

personelle Grundausstattung der<br />

seit 2004 genehmigten Ganztagsschulen<br />

vorgesehen. „Das ist<br />

nach dem Scheitern des schwarzgelben<br />

Billigmodells und der<br />

erwiesenen Rechtswidrigkeit der<br />

Honorarverträge völlig unverständlich.“<br />

Auch die Einführung<br />

der inklusiven Bildung wird<br />

nicht durch zusätzliche Stellen<br />

abgesichert. „Zum Nulltarif ist<br />

Inklusion nicht verantwortungsvoll<br />

umzusetzen“, kritisiert Eberhard<br />

Brandt. Immerhin würde<br />

eine Million für ein Inklusions-<br />

Fortbildungsprogramm bereitgestellt,<br />

doch auch da knirsche es,<br />

weil die Konditionen für die<br />

Multiplikatoren nicht stimmen.<br />

Die personelle Ausstattung der<br />

Schulbehörde solle nach den<br />

Regierungsplänen so schlecht<br />

bleiben wie sie ist. Die<br />

ordentliche Arbeitsfähigkeit der<br />

Behörde sei unter den derzeitigen<br />

Bedingungen nicht gegeben.<br />

Brandt fordert den Minister<br />

auf, zu seiner Aussage zu stehen,<br />

die Anzahl der Schulpsychologen<br />

anzuheben. Die Versorgung<br />

mit dieser wichtigen Berufsgruppe<br />

ist in Niedersachsen extrem<br />

niedrig. Die vom Minister<br />

versprochenen sieben zusätzlichen<br />

Stellen fänden sich nicht<br />

im Stellenplan. „Das müssen Sie<br />

korrigieren, Herr Dr. Althusmann!“<br />

Korrektur der<br />

Personalzuweisung von<br />

2004 notwendig<br />

Haushaltsentwurf und Stellenplan<br />

basieren auf der Verschlechterung<br />

der Personalzuweisung<br />

an die Schulen, die<br />

2004 von der schwarz-gelben<br />

Landesregierung durchgeführt<br />

wurde. Daher bleibt die Unterrichtsversorgung<br />

angespannt,<br />

insbesondere an Gymnasien und<br />

Gesamtschulen. Daher ist von<br />

einer Entlastung der Lehrerinnen<br />

und Lehrer, die Ministerpräsident<br />

Wulff versprochen hatte,<br />

immer noch keine Rede.<br />

Insbesondere die angekündigte<br />

Reduzierung der Klassenobergrenzen,<br />

die an Gymnasien,<br />

Gesamtschulen und an einem<br />

Teil der Schulen der übrigen<br />

Schulformen dringend notwendig<br />

ist, ist immer noch nicht<br />

vorgesehen. Lediglich die zusätzliche<br />

Anhebung aus dem Jahre<br />

2008 wurde wieder zurückgenommen.<br />

Der GEW-Landesvorsitzende<br />

erinnert daran, dass die schwarzgelbe<br />

Regierung 2004 die<br />

Personalversorgung der Schulen<br />

drastisch verschlechtert hatte.<br />

„Damals wurden die Regeln für<br />

die Klassen- und Kursbildung<br />

verschärft, Stunden für Vertretungs-<br />

und Förderkonzepte<br />

sowie für das Schulleben<br />

gestrichen und der Ganztagszuschlag<br />

halbiert, für die neuen<br />

Ganztagsschulen gar gestrichen.<br />

Auch die Doppelbesetzung bzw.<br />

Klassenteilung im Schwimmund<br />

Technikunterricht wurde<br />

gestrichen.“ Um das Maß voll zu


19 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

machen, wurde die Statistik<br />

solange geändert, bis die<br />

Unterrichtsversorgung auf 100<br />

Prozent geschönt war. „Viele<br />

Kolleginnen und Kollegen berichten,<br />

dass sie in den 80er und<br />

90er Jahren nicht so erschöpft<br />

von der Schule nach Hause<br />

kamen. Viele jüngere Lehrkräfte<br />

sagen, die Arbeit sei auf einer<br />

vollen Stelle nicht zu schaffen.<br />

Eine wesentliche Ursache dafür<br />

sind die Verschlechterungen von<br />

2004“, urteilt Eberhard Brandt.<br />

„Bis das Ziel der Entlastung<br />

erreicht wird, muss jede Stelle in<br />

den Schulen wieder besetzt<br />

werden“, fordert der GEW-<br />

Vorsitzende und wendet sich an<br />

Ministerpräsident Mc Allister:<br />

„Legen Sie mit Kultusminister<br />

Althusmann einen Stufenplan<br />

vor, wie die Entlastung, wie die<br />

in den 90er Jahren normalen<br />

Klassengrößen in den nächsten<br />

Jahren erreicht werden sollen.“<br />

Regierung verhindert<br />

demografische Rendite<br />

Die GEW wirft der Landesregierung<br />

vor, durch ihre verfehlte<br />

Schulpolitik regionale Schulstrukturen<br />

zu erhalten, die dem<br />

drastischen Rückgang der Schülerzahlen<br />

nicht Rechnung tragen.<br />

Dass mit der Oberschule der<br />

demografische Wandel gestaltet<br />

würde, sei eine hohle Phrase. Die<br />

Umetikettierung der Haupt- und<br />

Realschulen führe zu einem<br />

unsinnigen und außerordentlich<br />

personalintensiven Erhalt von<br />

Kleinststandorten. Die rückläufigen<br />

Schülerzahlen, die sogenannte<br />

demografische Rendite,<br />

führe deshalb nicht zu einer<br />

Entlastung in den Bereichen, in<br />

denen die Überlastung besonders<br />

hoch ist. „Wer eine<br />

Schulreform, die dem demografischen<br />

Wandel hätte gerecht<br />

werden müssen, aus ideologischen<br />

Gründen so versemmelt,<br />

hat kein Recht, das den<br />

Lehrkräften und den übrigen<br />

Beschäftigten in den Schulen<br />

anzulasten.“ Notwendig sei eine<br />

öffentliche Debatte über Schulgrößen,<br />

die für eine qualitativ<br />

gute pädagogische Arbeit sinnvoll<br />

sind. Diese Debatte habe die<br />

Regierung aus Angst vor den<br />

Kommunalwahlen verweigert,<br />

kommentiert der GEW-Vorsitzende.<br />

Unsolider<br />

Wahlkampfhaushalt –<br />

ohne Perspektive<br />

Der Doppelhaushalt ist ein<br />

typischer Wahlkampfhaushalt,<br />

der mit verfassungsrechtlich<br />

bedenklichen Mitteln Wahlgeschenke<br />

auf Pump vorbereitet<br />

und von der Angst der schwarzgelben<br />

Regierung vor den<br />

Wählern zeugt. Dazu soll die<br />

Nettoneuverschuldung eine halbe<br />

Milliarde über den Investitionen<br />

liegen - ein Verstoß gegen<br />

Art. 71 der Landesverfassung, so<br />

der SPD- Fraktionsvorsitzende<br />

Stefan Schostok. Der finanzpolitische<br />

Sprecher der Linken,<br />

Manfred Sohn, wie auch der<br />

Fraktionsvorsitzende der Grünen,<br />

Stefan Wenzel, warfen der<br />

Landesregierung vor, die Nettoneuverschuldung<br />

auch mit Buchungstricks<br />

senken zu wollen:<br />

mit Geld aus der sogenannten<br />

Allgemeinen Rücklage, die derzeit<br />

995 Mio. Euro beträgt. Bei<br />

dieser Rücklage handelt es sich<br />

um nicht in Anspruch genommene<br />

Kreditermächtigungen der<br />

Landesregierung aus den vergangenen<br />

Jahren.<br />

Den Vorwurf, auf diesem<br />

Wege eine „Kriegskasse für den<br />

Wahlkampf“ zu bilden, erhebt<br />

auch die haushaltspolitische<br />

Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion,<br />

Renate Geuter. Den<br />

Zugriff auf die allgemeinen<br />

Rücklagen und den geplanten<br />

Verkauf von Landesvermögen im<br />

Umfang von 300 Mio. Euro<br />

sieht der DGB kritisch. Hartmut<br />

Tölle sagt: „Das Tafelsilber zu<br />

verscherbeln, bringt nur kurzfristig<br />

und einmalig Geld, eine<br />

dauerhafte Stärkung der Einnahmeseite<br />

ist damit nicht verbunden.<br />

Eine seriöse und konsequente<br />

Konsolidierung sieht<br />

anders aus.“ Der Landeshaushalt<br />

sei nach wie vor strukturell<br />

unterfinanziert. Hartmut Tölle<br />

fordert den Ministerpräsidenten<br />

David McAllister deshalb auf,<br />

sich über den Bundesrat für eine<br />

gerechtere Steuerpolitik einzusetzen:<br />

„Hohe Einkommen, Vermögen<br />

und Unternehmensgewinne<br />

müssen endlich angemessen<br />

besteuert werden, nur so<br />

kann die Sanierung der öffentlichen<br />

Haushalte langfristig gelingen.“<br />

Der GEW-Landesvorsitzende<br />

wirft der Regierung vor, perspektivlos<br />

und unseriös zu agieren.<br />

„Sie tut nichts für die<br />

Verbesserung der Einnahmeseite<br />

des Haushalts, nimmt verfassungswidrig<br />

direkt und mit<br />

Tricks Kredite auf und schwört<br />

zugleich auf die Verankerung der<br />

Schuldenbremse in der Landesverfassung.<br />

So ein Kurs kann<br />

nicht gut gehen und wird nach<br />

2013 massive Einschnitte im<br />

Öffentlichen Dienst und in der<br />

Bildung zur Folge haben.“<br />

Rechtswidrige Honorarverträge<br />

im Ganztag<br />

Staatsanwaltschaft<br />

ermittelt weiter<br />

Der zuständige Staatsanwalt<br />

hat laut Presseberichten erklärt,<br />

die Ermittlungen wären vor<br />

Weihnachten nicht beendet.<br />

24.000 Honorarverträge müssen<br />

überprüft werden. Pro Jahr geht<br />

es um 7.000 bis 8.000 Verträge.<br />

Die Anweisungen an die<br />

Schulleiterinnen und Schulleiter<br />

für die Vertragsabschlüsse, die<br />

das Kultusministerium und die<br />

Landesschulbehörde in Erlassen<br />

und Handreichungen herausgegeben<br />

haben, sehen seit 2004 die<br />

weitgehend rechtswidrige Umgehung<br />

von tariflichen Beschäftigungsverhältnissen<br />

durch Honorarverträge<br />

vor. Damit ist die<br />

Unterschlagung von Lohnbestandteilen<br />

verbunden.<br />

Mit dem Vorgehen der<br />

Staatsanwalt gegen das Kultusministerium<br />

wird die Rechtsauffassung<br />

bestätigt, die die GEW<br />

immer wieder vorgetragen hat.<br />

Auch in den jüngsten Handreichungen,<br />

die wenigstens den<br />

Abschluss von Beschäftigungsverhältnissen<br />

erlauben, sind<br />

immer noch Honorarverträge für<br />

pädagogische Aufgaben im


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

20<br />

Ganztagsbetrieb vorgesehen. Arbeitsgerichte<br />

haben bei Klagen<br />

von Honorarkräften den Anträgen<br />

des gewerkschaftlichen<br />

Rechtsschutzes stattgegeben und<br />

die Honorarverträge rückwirkend<br />

in Arbeitsverträge umgewandelt.<br />

Der Arbeitgeber muss<br />

dann ebenfalls rückwirkend die<br />

Sozialversicherungsbeiträge bezahlen,<br />

auch den Arbeitnehmeranteil.<br />

An einigen Schulen hat<br />

dies zu Problemen geführt, weil<br />

die zugewiesenen Minibudgets<br />

nicht für die Bezahlung von<br />

Tarifbeschäftigten ausgestattet<br />

sind.<br />

In der Auseinandersetzung um<br />

die Verantwortung für möglicherweise<br />

über 10.000 an<br />

niedersächsischen Schulen illegal<br />

Beschäftigten widerspricht<br />

die Deutsche Rentenversicherung<br />

dem niedersächsischen<br />

Kultusministerium.<br />

Danach wusste das Kultusministerium<br />

offenbar bereits 2007,<br />

dass pädagogische Mitarbeiter an<br />

niedersächsischen Schulen illegal<br />

als freie Mitarbeiter beschäftigt<br />

wurden. Solche Mitarbeiter<br />

übernehmen etwa die Kinderbetreuung<br />

in Ganztagsschulen am<br />

Nachmittag, manchmal unterrichten<br />

sie auch - für Stundenlöhne<br />

ab 7,50 Euro!<br />

Ein Sprecher der Deutschen<br />

Rentenversicherung Braunschweig-Hannover<br />

betont, man<br />

habe das Ministerium Anfang<br />

2007 intensiv darüber aufgeklärt,<br />

unter weichen Umständen derartige<br />

Verträge vergeben werden<br />

dürften. „Das Ministerium habe<br />

Minister und<br />

Staatssekretäre müssen zu<br />

ihrer Verantwortung<br />

stehen<br />

Bisher wird gegen Unbekannt<br />

ermittelt. Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter im Ministerium<br />

werden vernommen. Es stellt<br />

sich die Frage: Wer trägt im<br />

Ministerium die Verantwortung?<br />

„Die Verantwortung für den<br />

tausendfachen Rechtsbruch trägt<br />

die politische Spitze, also die<br />

Minister und Staatssekretäre, seit<br />

2004 das Ganztagsbillig-Modell<br />

mit den Honorarkräften erfunden<br />

wurde. Diese Minister und<br />

Staatssekretäre dürfen weisungsgebundene<br />

Ministerialbeamte<br />

nicht zu Bauernopfern machen.<br />

Der Anstand gebietet, dass sie<br />

sich gegenüber der Staatsanwaltschaft<br />

zu ihrer rechtlichen<br />

Verantwortung bekennen“, erklärte<br />

der GEW-Landesvorsitzende<br />

Eberhard Brandt. Dies<br />

gelte für den ehemaligen<br />

Kultusminister Busemann und<br />

seinen Staatssekretär Saager, die<br />

ehemalige Kultusministerin Heister-Neumann<br />

und ihren Staatssekretär<br />

Uhlig.<br />

ViSdP: R. Lauenstein<br />

Illegale Beschäftigung an Schulen in<br />

Niedersachsen<br />

Nach einem<br />

Bericht in<br />

„Panorama“ /<br />

29.09.2011<br />

Ordner: „Arbeitsplatz Schule“<br />

In allen Schulen Ostfrieslands müsste bei<br />

den Schulpersonalräten der GEW-Ordner<br />

„Arbeitsplatz Schule“ vorhanden sein, in dem<br />

auch Informationen über diesen Sachverhalt zu<br />

finden sind.<br />

daraufhin Anfang schriftlich<br />

gemeldet, dass man alles<br />

verstanden habe und die Regeln<br />

in Zukunft auch anwenden<br />

kann“.<br />

Der Niedersächsische Kultusminister,<br />

Bernd Althusmann,<br />

CDU, bewertet das anders und<br />

spricht von „Kommunikationsproblemen<br />

zwischen dem Ministerium<br />

und der Rentenversicherung“.<br />

Die Frage der Verantwortung<br />

ist auch strafrechtlich<br />

relevant. Bei der Beschäftigung<br />

von Vertretungslehrern als „Selbständige“<br />

könnten Sozialversicherungsbeiträge<br />

rechtswidrig<br />

vorenthalten worden sein - eine<br />

Straftat, wegen der seit Januar<br />

2011 die Staatsanwalt Hannover<br />

in mindestens 10.000 Fällen<br />

ermittelt. Bisher gibt es keine<br />

konkret Beschuldigten.<br />

Die Rechtswidrigkeit solcher<br />

Beschäftigung von „Vertretungslehrern“<br />

als „Selbständige“ ist<br />

bereits durch mehrere rechtskräftige<br />

Urteile des Arbeitsgerichtes<br />

Hannover bestätigt worden.<br />

Dazu ein Richter dieses<br />

Arbeitsgerichts: „Die Feststellung,<br />

dass es sich hier um<br />

Angestelltenverhältnisse gehandelt<br />

habe, sei einfach gewesen,<br />

weil die klassischen Kriterien für<br />

eine Weisungsabhängigkeit erfüllt<br />

waren“.<br />

Das Kultusministerium soll<br />

bis mindestens 2010 nichts an<br />

den unzulänglichen Regelungen<br />

geändert haben. Diesen Verdacht<br />

legt ein Brief eines Schuldezernenten<br />

an das Kultusministerium<br />

nahe. Darin fordert der<br />

Schuldezernent den Kultusminister<br />

im August 2010 auf, „klare,<br />

für die Schulleitungen verständliche<br />

Reglungen zu treffen, die<br />

eine hinreichend rechtssichere<br />

Anwendung ermöglichen“.<br />

Dem widerspricht der Kultusminister:<br />

Er habe das Problem<br />

bereits „im Jahre 2009 abstellen<br />

lassen“. Niedersächsische Schulen<br />

bekommen seit 2004 ein<br />

eigenes Budget, über das sie<br />

Mitarbeiter für den Ganztagsunterricht<br />

beschäftigen können.<br />

Dies sei, so bestätigen mehrere<br />

Schulleiter, für reguläre Anstellungsverhältnisse<br />

nicht ausreichend.<br />

Man habe sich aber<br />

immer an die schriftlich festgelegten<br />

Regelungen des Kultusministeriums<br />

gehalten.<br />

Auch in anderen Bundesländern,<br />

etwa Hamburg und<br />

Nordrhein-Westfalen, gibt es im<br />

Zusammenhang mit dem Ausbau<br />

der Ganztagsschulen derartige<br />

Verträge, allerdings bisher<br />

keine Verfahren an Arbeitsgerichten<br />

oder Ermittlungen der<br />

Staatsanwaltschaft.


21 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Oberschule<br />

Das „Erfolgsmodell“ schwächelt schon?<br />

Teilweise schleppend und vor<br />

allem mit viel persönlichem<br />

Engagement der Lehrkräfte sind<br />

132 Oberschulen in das Schuljahr<br />

2011/2012 gestartet.<br />

Immerhin gelang es einigen<br />

wenigen Kommunen sogar,<br />

einen gymnasialen Zweig für die<br />

Klassen 5 - 10 einzurichten.<br />

Bedenklich ist jedoch die<br />

Tatsache, dass viele Schulen die<br />

Mindestzahl an Schülern nicht<br />

erreicht haben. Da die Schülerzahlen<br />

in den kommenden<br />

Jahren ohnehin allgemein kontinuierlich<br />

sinken werden, stellt<br />

sich automatisch die Frage nach<br />

der Zukunftsfähigkeit dieser<br />

kleinen Schulen ab 2014, denn<br />

nur bis dahin kann diese<br />

Schulform unterhalb der Mindestzahl<br />

geführt werden.<br />

Das Jahr 2014 ist dazu pikant,<br />

weil davor (2013) sowohl der<br />

Bundestag als auch der Landtag<br />

in Niedersachsen neu gewählt<br />

werden. Ob diese Verzögerungstaktik<br />

des persönlich stark<br />

angeschlagenen Ministers („Dok-<br />

Zahlreiche Klageverfahren zur<br />

auftretenden Mehrarbeit von<br />

teilzeitbeschäftigten Lehrkräften<br />

führten zu ungleichen Ergebnissen.<br />

Während<br />

beschäftigte<br />

Lehrkräfte in Teilzeit einen<br />

Rechtsanspruch auf eine volle<br />

Vergütung bei der Teilnahme an<br />

Klassenfahrten haben, wird dies<br />

verbeamteten<br />

Lehrkräften<br />

in Teilzeit nicht zugestanden.<br />

Auch eine generelle Möglichkeit<br />

für einen entsprechenden Zeitausgleich<br />

über eine generelle<br />

Dienstbefreiung wurde abgewiesen.<br />

Das Bundesverwaltungsgericht<br />

hat bereits vor einiger Zeit<br />

derart entschieden.<br />

tortitelaffäre“) aufgeht, bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Weniger Oberschulen nach<br />

2014?<br />

Schon in wenigen Jahren<br />

könnten die ersten Oberschulen<br />

vor dem Aus stehen. Das ergab<br />

eine Anfrage im Niedersächsischen<br />

Landtag.<br />

Von den insgesamt 132<br />

Schulen neuen Typs erreichen<br />

immerhin 39 - das ist mehr als<br />

ein Viertel - derzeit nicht die<br />

geforderten Mindestzahlen von<br />

48 Schülerinnen und Schülern.<br />

Eine Sonderregelung des MK -<br />

gültig bis 2015 (!) - ermöglichte<br />

trotzdem die Gründung. Doch<br />

was passiert danach, wenn die<br />

Schülerzahlen weiterhin unter<br />

dem Limit bleiben?<br />

In der vom MK veröffentlichten<br />

Antwort heißt es:<br />

„Nach § 106 Abs. 3 Satz 4<br />

i.V.m. Abs. 1 NSchG sind die<br />

Schulträger (fortwährend) verpflichtet,<br />

Schulen zu errichten,<br />

zu erweitern, einzuschränken,<br />

zusammenzulegen, zu teilen<br />

oder aufzuheben, wenn die<br />

Entwicklung der Schülerzah-<br />

len dies erfordert.“<br />

Die Schulträger sind also ggf.<br />

verpflichtet, Schulen auch wieder<br />

zusammenzulegen oder zu<br />

schließen, wenn die Entwicklung<br />

der Schülerzahlen dies erfordert.<br />

Da fällt uns nur der<br />

Werbeslogan eines großen Autobauers<br />

ein:<br />

„Nichts ist unmöglich .......!“<br />

Bleibt zu hoffen, dass die<br />

Lehrkräfte (ganz besonders der<br />

kleineren Oberschulen!) mit<br />

ihren Kräften haushalten und<br />

gut beobachten, „wohin die<br />

Reise geht“.<br />

Wir sind zudem gespannt, wie<br />

sich die Schulform Oberschule<br />

insgesamt entwickeln wird. Wird<br />

es wirklich neue Chancen für die<br />

Hauptschüler geben, oder wird<br />

die Zusammenlegung von<br />

Haupt- und Realschulen lediglich<br />

zu einem Sparmodell unter<br />

einem Dach? Wird es die<br />

Förderkonzepte auch nach der<br />

Landtagswahl noch geben?<br />

Vergütung verbeamteter<br />

Teilzeit-Lehrkräfte bei Klassenfahrten<br />

Aber das Gericht hat auch<br />

ausführlich dargelegt, dass es<br />

andere Möglichkeiten in Niedersachsen<br />

gäbe, um für die<br />

eingetretene<br />

Mehrbelastung<br />

auf Klassen- oder Studien-<br />

fahrten<br />

Ausgleic<br />

usgleichsmaßnah-<br />

men zu beanspruchen. Ein<br />

derartiger Ausgleich könnte z.B.<br />

dadurch möglich sein, dass an<br />

Klassenfahrten teilnehmende<br />

Lehrkräfte bei der Teilnahme an<br />

Vertretungen, Aufsichtsführungen,<br />

Sprechstunden und Sprechtagen,<br />

Projektwochen und Schulveranstaltungen<br />

in dem Umfang<br />

entlastet werden, der durch die<br />

Mehrarbeit bei der Klassenfahrt<br />

(im Verhältnis zur Vollzeitlehrkraft)<br />

entstanden ist.<br />

Wir empfehlen, diese Ausus-<br />

gleichsmaßnahmen bei der<br />

Schulleitung<br />

schriftlic<br />

hriftlich<br />

h<br />

ein-<br />

zufordern.<br />

Textvorschlag in „kurzgefasst“<br />

Sept. 2011<br />

Sollte der Dienstherr auf dies<br />

Schreiben nicht zeitnah reagieren,<br />

mahnen Sie das bitte an.<br />

Wenn die Entlastungsmaßnahmen<br />

verweigert oder bestritten<br />

werden, sollte die Rechtsschutzstelle<br />

der GEW in Hannover<br />

kontaktiert werden. Dann müs-<br />

sen<br />

rec<br />

echtlic<br />

htliche<br />

he<br />

Schritte<br />

eingeleitet<br />

werden.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

22<br />

Senioren unterwegs<br />

Historische Spurensuche in Ostfriesland<br />

Herbert Czekir<br />

Anfang Oktober trafen sich<br />

bei angenehmem Wetter fast<br />

50 SeniorInnen aus den<br />

Kreisverbänden Aurich und<br />

Norden, um sich intensiv der<br />

heimatlichen Geschichte zu<br />

widmen. Treffpunkt war die St.-<br />

Bartholomäus-Kirche in Dornum.<br />

Dort wurden sie vom<br />

Leiter der Gedenkstätte „Synagoge<br />

Dornum“, Georg Murra-<br />

Regner, begrüßt, der sie durch<br />

den Nachmittag führte.<br />

Zunächst führte die Spurensuche<br />

in die evangelisch-lutherische<br />

Bartholomäus-Kirche, die<br />

Ende des 13. Jahrhunderts auf<br />

einer 8m hohen Warft errichtet<br />

wurde. Die Mauern haben eine<br />

Dicke von rund 1,5 Metern. Das<br />

Mauerwerk besteht aus schweren<br />

Klostersteinen und ist durch<br />

Granitsteine im Fundament<br />

gesichert.<br />

Der Kirchenraum ist für<br />

ostfriesische Verhältnisse außergewöhnlich<br />

prachtvoll ausgestattet.<br />

Eine Besonderheit der<br />

Dornumer Kirche sind die<br />

doppelgeschossigen Emporen in<br />

Grau- und Blautönen mit<br />

gedrehten Säulen und Schnitzwerk,<br />

die als abgesonderter<br />

Sitzplatz den höheren Ständen<br />

vorbehalten waren.<br />

Die deckenhohe Altartafel, die<br />

aufwändig geschnitzte Barockkanzel<br />

und zahlreiche weitere<br />

Schnitzereien dokumentieren<br />

die enge Verbindung zur<br />

früheren Häuptlingsgeschichte<br />

der Herrlichkeit Dornum. Sie<br />

sind zum großen Teil Spenden<br />

der Häuptlingsfamilie von Closter.<br />

Noch heute befindet sich im<br />

Grabkeller unter der Kirche das<br />

Erbbegräbnis der Dornumer<br />

Häuptlinge.<br />

Haro Joachim von Closter gab<br />

auch die Orgel der St.-<br />

Bartholomäus-Kirche im Jahre<br />

1711 in Auftrag, die von<br />

Gerhard von<br />

Holy, der vermutlich<br />

in Aurich<br />

geboren<br />

wurde und ein<br />

Schüler Arp<br />

Schnitgers war,<br />

gebaut wurde. Sie<br />

ist eine der größten<br />

Dorforgeln<br />

Norddeutschlands<br />

und wurde<br />

1995 als nationales<br />

Denkmal von<br />

europäischem<br />

Rang anerkannt.<br />

Die nächste Station der<br />

Spurensuche führte in das<br />

Dornumer Schloß.<br />

Bei Dornum gab es ursprünglich<br />

drei Burgen: die Westerburg,<br />

die Osterburg und die Norderburg.<br />

Das Wasserschloss in<br />

Dornum, die sogenannte Norderburg,<br />

wurde ebenso wie die<br />

Beningaburg wahrscheinlich im<br />

14. Jahrhundert erbaut. 1556<br />

ging die Norderburg in den<br />

Besitz der Familie von Closter<br />

über und verblieb bis ins 18.<br />

Jahrhundert in deren Eigentum.<br />

Der letzte Erbherr, Haro Joachim<br />

von Closter (†1728), baute die<br />

Burg zwischen 1698 und 1707<br />

zu einem prächtigen Barockschloss<br />

mit Park aus. 1942 ging<br />

das Schloss schließlich in<br />

staatliches Eigentum über und<br />

wurde 1951 in eine Realschule<br />

umgewandelt. Diese Tatsache<br />

schränkte die Spurensuche der<br />

SeniorInnen leider auf den<br />

Innenhof und den Rittersaal ein,<br />

da auch am Nachmittag Unterricht<br />

stattfand.<br />

Durch einen gewölbten Tordurchgang<br />

gelangten die SeniorInnen<br />

in einen quadratischen<br />

Innenhof, der von allegorischen<br />

Gestalten und grimmigen steinernen<br />

Doggen geschmückt<br />

wird. Eine Torinschrift aus dem<br />

Jahr 1698 ist Beweis für das<br />

Selbstbewusstsein des stolzen<br />

Herrlichkeitsbesitzers Haro Joachim<br />

von Closter, der nahezu<br />

autonom herrschte: „Neid ist<br />

mir lieber als Mitleid.“<br />

Letzte Station im Schloss war<br />

dann der ehemalige Rittersaal,<br />

der heute als Aula genutzt wird.<br />

Der einzige zweistöckige Raum<br />

im Schloss beeindruckte mit<br />

einer umlaufenden Galerie und<br />

einem barocken Deckengemälde,<br />

das Demeter, die Göttin der<br />

Fruchtbarkeit und der Erde,<br />

darstellt.


23 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Die letzte Station der Spurensuche<br />

war schließlich die<br />

Dornumer Synagoge, die als<br />

einzige Synagoge in Ostfriesland<br />

erhalten blieb. Wenige Tage vor<br />

der Pogromnacht 1938 wurde sie<br />

an einen Tischlermeister verkauft<br />

und entging der Brandschatzung<br />

durch die Nationalsozialisten<br />

nur wegen der engen dörflichen<br />

Bebauung.<br />

Da die Synagoge nur die<br />

Hälfte der zahlreichen SeniorInnen<br />

aufnehmen konnte, machte<br />

sich eine Gruppe schon auf den<br />

Weg zur zweiten Dornumer<br />

Burg, der Beningaburg, um bei<br />

Kaffee und Kuchen Gedanken<br />

aus- und später die Plätze zu<br />

tauschen.<br />

Georg Murra-Regner, selbst<br />

jüdischen Glaubens, gab einen<br />

engagierten und tiefen Einblick<br />

in die jüdische Geschichte in<br />

Dornum und den jüdischen<br />

Glauben.<br />

Die jüdische Gemeinde in<br />

Dornum bestand über einen<br />

Zeitraum von rund 300 Jahren<br />

von ihren Anfängen im 17.<br />

Jahrhundert bis zu ihrem Ende<br />

am 8. März 1940. Erstmals<br />

ließen sich Juden nach dem<br />

Dreißigjährigen Krieg in der<br />

Herrlichkeit Dornum nieder,<br />

nahmen am örtlichen Leben teil<br />

und waren Mitglieder verschiedener<br />

dörflicher Vereine. Nach<br />

1933 wurden sie auch in<br />

Dornum ausgegrenzt und viele<br />

emigrierten. Über 50 % der<br />

1933 in Dornum lebenden<br />

jüdischen Einwohner wurden im<br />

Holocaust ermordet. Von den<br />

überlebenden Dornumer Juden<br />

kehrte keiner zurück. 1990<br />

gründete sich der Förderverein<br />

„Synagoge Dornum“. 1991<br />

wurde die Synagoge restauriert<br />

und dient seitdem als Gedenkund<br />

Informationsstätte.<br />

Am Ende eines ereignisreichen<br />

Nachmittags ging der Dank<br />

an Georg Murra-Regner, dem es<br />

gelungen war, die Geschichte<br />

Dornums lebendig werden zu<br />

lassen.<br />

Mahnmal gegen das Vergessen<br />

Gedenkstätte für die Emslandlager in Esterwegen wurde am 31.10.2011 eröffnet -<br />

Hier hatten die Nazis den Aufbau der KZ geübt –<br />

Esterwegen gehört zu den 15<br />

Konzentrations-, Straf- und<br />

Kriegsgefangenenlagern, die die<br />

Nazis ab April 1933 im Emsland<br />

einrichteten. Über 25000 Menschen<br />

sind in diesen Emslandlagern<br />

umgekommen.<br />

Im Frühsommer 1933 entstehen<br />

in Börgermoor und in<br />

Esterwegen die ersten Konzentrationslager.<br />

Als Musterbarackenlager<br />

geplant und eingerichtet,<br />

ein „Vorbild“ für andere KZ.<br />

Die Häftlinge sprechen von der<br />

„Hölle am Waldesrand“.<br />

1934 wird Esterwegen der SS<br />

unterstellt, die dort auch ihre SS-<br />

Totenkopfverbände ausbildet.<br />

Ab 1937 bis 1945 wird<br />

Esterwegen als Strafgefangenenlager<br />

geführt. Von Mai 1943 bis<br />

April 1944 werden unter<br />

strengster Geheimhaltung zeitweilig<br />

bis zu 27000 Widerstandskämpfer<br />

aus Westeuropa in<br />

Esterwegen eingesperrt. Sie werden<br />

verprügelt und schikaniert,<br />

müssen sich im Moor zu Tode<br />

schuften.<br />

„Wohin auch das Auge blicket,<br />

Moor und Heide nur ringsum.<br />

Vogelsang uns nicht erquicket, Eichen<br />

stehen kahl und krumm.<br />

Wir sind die Moorsoldaten und<br />

ziehen mit dem Spaten ins Moor.“<br />

( Strophe des Moorsoldatenlieds,<br />

das 1933 von Häftlingen des KZ<br />

Börgermoor geschaffen wurde )<br />

Nach Kriegsende sitzen mut-<br />

Anette Hillen


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

maßliche Kriegsverbrecher in<br />

Esterwegen ein. Dazu zählen SS-<br />

Wachmannschaften, SS-Ärzte sowie<br />

Kommandeure der Konzentrationslager<br />

Cholm und<br />

Dachau. Gleichzeitig wird Esterwegen<br />

ab Sommer 1947 als<br />

reguläre Strafanstalt genutzt.<br />

Von 1953 bis 1959 ist Esterwegen<br />

Durchgangslager für Flüchtlinge.<br />

Danach wird die Fläche an das<br />

Land Niedersachsen übergeben<br />

und als Wohnlager für Justizbedienstete<br />

genutzt. 1963 bis 2001<br />

nutzt die Bundeswehr das<br />

Gelände als Depot. Alle noch<br />

verbliebenen Baracken werden<br />

abgebaut. 2001 übernimmt der<br />

Landkreis Emsland die Fläche –<br />

mit dem Ziel, dort eine zentrale<br />

Gedenkstätte für alle Opfer der<br />

Emslandlager zu errichten.<br />

Am 31. Oktober 2011 wurde<br />

dies endlich Wirklichkeit: Aus<br />

dem Ort schrecklicher Gräueltaten<br />

ist ein Ort mahnender<br />

Erinnerung geworden. Auch<br />

wenn hier nicht systematisch<br />

vergast wurde wie in Auschwitz,<br />

so liegen hier doch die Wurzeln<br />

für die späteren Vernichtungslager.<br />

Hier haben SS-Schergen wie<br />

der spätere KZ-Kommandant<br />

von Sachsenhausen und Buchenwald,<br />

Karl Otto Koch, ihr<br />

grausames Handwerk gelernt.<br />

Viele bekannte Politiker, Gewerkschaftler<br />

und Intellektuelle<br />

waren hier inhaftiert, z.B. Ernst<br />

Heilmann, Julius Leber, Werner<br />

Finck und Carl von Ossietzky<br />

(Friedensnobelpreisträger von<br />

1935). Kurt Buck, Leiter des<br />

Dokumentationszentrums für<br />

die Emslandlager (DIZ), kennt<br />

unzählige bittere Details aus<br />

ihren Lebensgeschichten.<br />

Der heute 90jährige Däne<br />

Henning Jenssen, von Nov. 1944<br />

bis April 1945 im Lager Versen<br />

inhaftiert, weil er Flugblätter in<br />

Kopenhagen gegen die Nazis<br />

verteilt hatte, erinnert sich: „Das<br />

Schlimmste war die bittere Kälte,<br />

die erbarmungslose Arbeit im<br />

Freien, der nagende Hunger, die<br />

barbarischen Schläge, die menschenunwürdigen<br />

Baracken. Wir<br />

haben auf dem Boden geschlafen,<br />

ein klammer Mantel sollte<br />

im frostigen Dezember als<br />

Zudecke für vier Männer<br />

reichen.“<br />

66 Jahre nach Ende des<br />

Naziterrors ist hier jetzt spät -<br />

denn auch im Emsland war die<br />

Gesellschaft in den 50er-, 60erund<br />

70er- Jahren überwiegend<br />

mehr mit dem Verdrängen<br />

nationalsozialistischer Gräueltaten<br />

beschäftigt, als mit der<br />

Aufarbeitung des Geschehenen -<br />

aber nicht zu spät, eine<br />

Gedenkstätte entstanden, die<br />

sich den Opfern widmet. Wo das<br />

Lager ihnen früher brutal die<br />

Freiheit verwehrte, stehen heute<br />

riesige Stahlplatten: am Eingangstor,<br />

an der Mauer ringsherum,<br />

bei den Wachtürmen, am<br />

Todesstreifen. Meterhoch ragen<br />

diese rostbraunen Elemente<br />

hoch – massiv und kalt. Kurt<br />

Buck erklärt, warum keine<br />

Baracken wiederaufgebaut wurden:<br />

„100, manchmal 200<br />

Männer haben in einer Baracke<br />

gelegen. Es hat gestunken, es war<br />

kalt, es war dreckig, es war feucht.<br />

Das kann man nicht nachbauen.“<br />

Am genauen Standort jeder<br />

Baracke wachsen jetzt Roteichen<br />

und Rotbuchen: lebende Wesen,<br />

wie die Häftlinge. Rund um<br />

diese „Baumpakete“ liegt eine<br />

dicke Schicht rotbrauner Lavaschotter.<br />

In den ehemaligen Hallen der<br />

Bundeswehr gibt es jetzt eine<br />

Dauerausstellung über alle 15<br />

Emslandlager, mehrer Seminarräume,<br />

eine Bibliothek, ein Café.<br />

Das DIZ (Dokumentationszentrum)<br />

in Papenburg ist hierher<br />

verlagert worden, ein Besuch mit<br />

24<br />

Schülern/innen lohnt sich.<br />

Genaueres unter<br />

www.gedenkstätte-esterwegen.de.<br />

Mit einem Festakt ist die<br />

Gedenkstätte für die 15 Emslandlager<br />

am 31.10.2011 eröffnet<br />

worden. Es gab viele<br />

Ansprachen, viele wichtige Gäste<br />

waren gekommen, doch für mich<br />

war die Rede des 86jährigen<br />

Zeitzeugen Henk Verheyen, ein<br />

ehemaliger „Nacht-und-Nebel-<br />

Gefangene“ aus Belgien, beeindruckend:<br />

„Liebe Menschen“, so begann<br />

seine Rede, „denn wir waren<br />

keine Menschen, wir waren<br />

Nummern. Ich denke heute an<br />

meine Kameraden, die die Zeit<br />

in deutschen Konzentrationsund<br />

Strafgefangenenlagern nicht<br />

überlebt haben. Dies ist ein<br />

bedeutender und sehr emotionaler<br />

Tag für mich“, betonte er. „Es<br />

gibt keinen Tag, an dem ich<br />

nicht an meine Zeit im Lager<br />

denke….. Ich möchte ein<br />

warnender Zeuge sein, auf dass<br />

uns ein derartiger Wahnsinn nie<br />

wieder erfasst.“<br />

„Wenn irgendwann die letzte<br />

Stimme eines Zeitzeugen verstummt<br />

ist, kann und muss eine<br />

Stätte wie diese dafür sorgen,<br />

dass die Erinnerung erhalten<br />

bleibt“ , so Bernd Neumann<br />

(CDU Staatsminister).<br />

Ministerpräsident David<br />

McAllister bezeichnete die Gedenkstätte<br />

als einen Ort der<br />

Erinnerung, des Gedenkens<br />

sowie des Lernens.<br />

Landrat des Landkreises Emsland<br />

und Vorsitzender der<br />

Stiftung Gedenkstätte Esterwegen,<br />

Hermann Bröring, betonte:<br />

„Mit dieser Gedenkstätte können<br />

wir einen Beitrag leisten, um die<br />

Geschichte von Verfolgung und<br />

Widerstand im Nationalsozialismus<br />

im Bewusstsein der Menschen<br />

wach zu halten.“<br />

Doch für uns gibt es kein Klagen,<br />

ewig kann’s nicht Winter sein.<br />

Einmal werden froh wir sagen:<br />

Heimat du bist wieder mein.<br />

Dann ziehn die Moorsoldaten<br />

nicht mehr mit dem Spaten ins<br />

Moor !“<br />

( Strophe des Moorsoldatenlieds )


25 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

EMDER FRIEDENSTAGE<br />

Zum vierten Mal fanden in<br />

der Zeit vom 1.-19. Sept.<br />

2011 die Emder Friedenstage<br />

statt. Durch die finanzielle<br />

Unterstützung der GEW (Kreisverband<br />

Emden) und andere<br />

Sponsoren konnte ein breitgefächertes<br />

Programm auf hohem<br />

Niveau angeboten werden. Der<br />

Krieg in Libyen, die Gefahren<br />

der „zivilen“ und militärischen<br />

Nutzung der Atomenergie, die<br />

Folgen der Aussetzung der<br />

Wehrpflicht, Möglichkeiten der<br />

Überwindung von Vorurteilen,<br />

Hass und Gewalt sowie alternative<br />

Konfliktbearbeitungen statt<br />

militärischer Eingriffe wurden in<br />

Form von Vorrägen, Film,<br />

Ausstellung, Musik und Theater<br />

zur Sprache gebracht.<br />

Auf zwei Veranstaltungen soll<br />

hier etwas näher eingegangen<br />

werden.<br />

1.<br />

Rekrutierungsbemühungen<br />

der Bundeswehr in Schule<br />

und Gesellschaft<br />

Hartmut Ring (Pädagoginnen<br />

und Pädagogen für den Frieden,<br />

HH) zeigte anhand eines<br />

Schaubildes die Präsenz der<br />

Bundeswehr im Bildungsbereich<br />

auf. Vielen ZuhörerInnen war<br />

die Breite des zur „Normalität“<br />

gewordenen Einflusses<br />

der Bundeswehr nicht<br />

bewusst gewesen. Er reicht<br />

vom Kindergarten bis zur<br />

Hochschule / Universität<br />

und umfasst viele außerschulische<br />

Lernorte. Durch<br />

spezielle Unterrichtsmaterialien<br />

(Frieden und Sicherheit),<br />

den Einsatz von<br />

Jugendoffizieren im Unterricht<br />

(13 - 15000 jährlich),<br />

die 2009 ca. 300 000<br />

SchülerInnen an Wehrdienstberater<br />

vermittelten<br />

oder durch die Beteiligung<br />

am Simulationsspiel<br />

„PolIS“ in einer Kaserne<br />

werden die sicherheitspolitischen<br />

Vorstellungen des<br />

Militärs an die Jugendlichen<br />

herangetragen, oft<br />

ohne Alternativen zu diskutieren<br />

bzw. sie als mögliche<br />

Konfliktlösungswege ernsthaft<br />

zu erwägen.<br />

Nachdem mehrere Bundesländer<br />

Kooperationsverträge mit der<br />

Bundeswehr abgeschlossen haben,<br />

ist ihr Einfluss in den<br />

Schulen noch stärker geworden.<br />

Zunehmend wehren sich daher<br />

SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte<br />

gegen diese einseitige<br />

Beeinflussung, die dem Beutelsbacher<br />

Konsens widerspricht.<br />

Schule soll laut Verfassung<br />

sowie dem Niedersächsischen<br />

Schulgesetz zur Toleranz erziehen<br />

und den Gedanken der<br />

Völkerverständigung, also das<br />

friedliche Zusammenleben der<br />

Völker unterstützen und zu<br />

verantwortungsbewusstem Handeln<br />

befähigen. Erziehung zum<br />

Frieden sollte von PädagogInnen,<br />

nicht von Militärs umgesetzt<br />

werden!<br />

2. SOS for Human Rights<br />

Dieses Theaterstück des Berliner<br />

Grips-Theaters konnte dank<br />

der finanziellen Unterstützung<br />

durch Pro Asyl und das<br />

Kulturbüro der Stadt Emden im<br />

Neuen Theater gezeigt werden.<br />

Es thematisiert das Schicksal von<br />

drei Flüchtlingen in Deutschland<br />

und an den EU Außengrenzen,<br />

die durch den Einsatz von<br />

Frontex für Flüchtlinge praktisch<br />

geschlossen sind.<br />

Ungefähr 250 SchülerInnen<br />

sahen das Theaterstück. Mit<br />

großer Aufmerksamkeit verfolgten<br />

sie das Geschehen auf der<br />

Bühne, hatten das Thema zum<br />

Teil im Unterricht behandelt<br />

und auch schon Unterschriften<br />

unter den „Appell der Jugendlichen<br />

ohne Grenzen“ gesammelt.<br />

Die sich an die Aufführung<br />

anschließende Diskussion verlief<br />

etwas schleppend - der Eindruck<br />

des gerade Gesehenen und<br />

Gehörten wirkte noch nach.<br />

Spontanen Applaus gab es, als<br />

zwei Jugendliche aus Afghanistan<br />

sich zu Wort meldeten und<br />

von ihrem Fluchtweg berichteten.<br />

Sie betonten, dass so etwas<br />

nicht nur auf der Theaterbühne<br />

stattfindet, sondern auf der<br />

„Lebensbühne“ vieler jugendlicher<br />

Migranten.<br />

Als Resümee kann gesagt<br />

werden: Frieden zeigt sich u.a.<br />

daran, wie eine Gesellschaft mit<br />

den Opfern von Krieg und<br />

Unterdrückung umgeht. Flüchtlinge<br />

bei uns - eine Friedensaufgabe.<br />

Johanna<br />

Adickes<br />

Friedensforum<br />

Emden


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Mädchenbücher / Jungenbücher?<br />

Wolfgang<br />

Bittner<br />

lebt als freier<br />

Schriftsteller in<br />

Köln. Aufgewachsen<br />

in Ostfriesland<br />

an der<br />

Küste.<br />

Der promovierte<br />

Jurist<br />

schreibt für<br />

Erwachsene,<br />

Jugendliche und<br />

Kinder.<br />

Als Jugendlicher habe ich viel<br />

gelesen. Fernsehen und<br />

Internet gab es noch nicht, man<br />

hatte mehr Zeit. Natürlich wollte<br />

ich, wie jeder Jugendliche, ob<br />

Junge oder Mädchen, Abenteuer<br />

erleben, und sei es im Kopf bei<br />

der Lektüre entsprechender Romane.<br />

Ich las Stevensons<br />

»Schatzinsel«, Defoes »Robinson<br />

Crusoe«, Gerstäckers »Flusspiraten<br />

des Mississippi«, Coopers<br />

Lederstrumpf-Geschichten, Jack<br />

Londons »Wolfsblut« oder Tom<br />

Sawyers und Huckleberry Finns<br />

Abenteuer von Mark Twain;<br />

zwischenzeitlich auch sämtliche<br />

erreichbaren Romane von Jules<br />

Verne, Cecil S. Forester und Karl<br />

May.<br />

Derartige Lektüre scheint<br />

passé zu sein; jedenfalls erzielen<br />

Verlage mit solchen Büchern -<br />

soweit sie noch lieferbar sind -<br />

schon lange nicht mehr die<br />

traumhaft hohen Auflagen früherer<br />

Zeiten. Übrigens wurden<br />

diese Bücher nicht nur von<br />

Jungen, sondern auch von<br />

Mädchen gelesen, soweit sie<br />

nicht der damaligen Ideologie<br />

aufsaßen, wonach sich Mädchen<br />

auf ihre Bestimmung als<br />

Hausfrau und Mutter einzustellen<br />

hatten. Dann lasen sie<br />

»Nesthäkchen«, »Hanni und<br />

Nanni« oder Ähnliches, aber<br />

auch das scheint passé zu sein.<br />

Was ist nun außer den<br />

periodisch mit immensem Werbeaufwand<br />

eingeführten Bestsellern<br />

- an die Stelle solcher<br />

»klassischer« Lektüre getreten?<br />

Wenn ich mich in den<br />

Programmen deutscher Jugendbuch-Verlage<br />

umschaue, finde<br />

ich ein überaus großes Angebot<br />

von Büchern, die das »Zielpublikum<br />

Mädchen« haben, und sehr<br />

viel weniger, was für Jungen<br />

interessant sein könnte. Hier<br />

und da werden zwar so genannte<br />

Jungenbücher angeboten, in<br />

denen außer Fußball oder<br />

Horror vor allem erster Sex eine<br />

wesentliche Rolle spielt. Zum<br />

Beispiel hat der Thienemann<br />

Verlag als Ergänzung seiner sehr<br />

Frauen lesen deutlich besser als Männer<br />

BERLIN/DPA - Männer lesen laut einer<br />

neuen Untersuchung deutlich schlechter als<br />

Frauen. Das zeigen bislang unveröffentlichte<br />

Zahlen einer Alphabetisierungsstudie der<br />

Uni Hamburg im Auftrag des Bundesforschungsministeriums.<br />

Der Unterschied sei<br />

„vergleichbar mit dem Kompetenzabstand<br />

zwischen Personen mit mittlerer Reife und<br />

Personen mit Abitur“, sagte die Erziehungswissenschaftlerin<br />

Anke Grotlüschen.<br />

erfolgreichen Reihe »Freche<br />

Mädchen - freche Bücher« die<br />

Jungen-Reihe »Für Mädchen<br />

verboten« aufgelegt (wobei offensichtlich<br />

auch mit der Neugier<br />

von Mädchen gerechnet wird).<br />

Bei Oetinger gibt es beispielsweise<br />

die »Bert-Katastrophenbücher«,<br />

bei Ueberreuter »Action<br />

Pur«, im Ravensburger Buchverlag<br />

für jüngere die »Knickerbocker-Bande«,<br />

mehrere Verlage<br />

haben nach wie vor Abenteuer-<br />

Klassiker im Programm. Aber<br />

überwiegend geht man in den<br />

Verlagen davon aus, dass jungen<br />

mit Büchern kaum mehr<br />

erreichbar sind.<br />

Ein genauerer Blick auf die<br />

einzelnen Titel in den Verlagsprogrammen<br />

zeigt deutlich,<br />

welche Inhalte sich die oft sehr<br />

jungen Lektorinnen zurzeit für<br />

»nicht problemorientierte Mädchenbücher«<br />

vorstellen. Es ist in<br />

den verschiedensten Varianten<br />

zumeist ganz simpel: Katrin<br />

verliebt sich in Kevin, der aber<br />

in Biggi verliebt ist. Die<br />

Protagonisten kommen aus dem<br />

bürgerlichen Milieu, und sie<br />

beschäftigen sich überwiegend<br />

mit dem eigenen Bauchnabel.<br />

Hin und wieder hat man den<br />

Eindruck, dass dadurch bei den<br />

handelnden Personen eine Blutleere<br />

im Gehirn entstanden ist.<br />

26<br />

So kommen ganze Programme<br />

zustande, die sich überwiegend<br />

oder sogar ausschließlich<br />

an ein weibliches Leserpublikum<br />

wenden. Dass Jungen als<br />

Zielpublikum für viele Verlage<br />

uninteressant geworden sind,<br />

liegt jedoch nicht allein an ihrer<br />

»Lesemüdigkeit« oder »Computersucht«,<br />

wie vielfach behauptet<br />

wird. Es liegt unter anderem<br />

daran, dass Jungen nicht nur<br />

Bücher über Probleme mit der<br />

ersten Freundin, dem ersten Mal<br />

oder dem ersten Pferd lesen<br />

wollen; auch nicht nur über<br />

Technik, Fußball oder Raumfahrt.<br />

Man hat ihnen über Jahre<br />

hinweg mit Kitsch und Kram<br />

nahezu systematisch das Lesen<br />

ausgetrieben. Dann gibt es in<br />

manchen Verlagen Buchreihen,<br />

in denen Probleme eine wesentliche<br />

Rolle spielen, oder es geht<br />

sogar nur um ein einziges<br />

Problem: Drogen, Kindesmissbrauch,<br />

Magersucht, Jugendkriminalität,<br />

Umweltzerstörung,<br />

Alkohol, Fremdenfeindlichkeit,<br />

Abtreibung, Schuleschwänzen ...<br />

Diese Bücher, die fachlich<br />

orientierte Autoren meist nebenberuflich<br />

schreiben, werden gern<br />

von Lehrern mit ihren Schülern<br />

als Klassenlektüre gelesen. Sie<br />

mögen ihren Zweck erfüllen,<br />

haben jedoch mit Literatur


27 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

wenig gemein und werden von<br />

den Schülern eher pflichtmäßig<br />

gelesen.<br />

Allerdings kann man die<br />

Kritik nicht allzu sehr verallgemeinern,<br />

dazu ist die Verlagsszene<br />

trotz der ständigen Fluktuation<br />

in den Lektoraten und trotz<br />

vieler Fusionen und Konkurse<br />

zu komplex. In einigen Verlagsprogrammen,<br />

die von kompetenten<br />

Fachkräften gestaltet werden,<br />

gibt es recht positive Ausnahmeerscheinungen:<br />

Bücher, die spannend<br />

sind, abenteuerlich, fantastisch<br />

- wie auch immer - und die<br />

außerdem existenzielle Inhalte<br />

geistreich transportieren.<br />

Soweit die deutschen Verlage<br />

nicht ohnehin lieber Übersetzungen<br />

nehmen, insbesondere<br />

aus den USA, gibt es immer<br />

mehr Vorgaben, Bevormundungen<br />

und Vorschriften für die<br />

Autoren: Schreiben Sie dies oder<br />

das, soundso lang bis zum<br />

Soundsovielten. Bücher müssen<br />

in Reihen passen, in Programme<br />

sowieso. Hier und da werden<br />

sogar schon die Hauptpersonen,<br />

wesentliche Inhalte und die<br />

Handlungsabläufe festgelegt. Autoren<br />

sollen nicht nur dem<br />

jeweiligen Trend, sondern dazu<br />

noch dem Geschmack des<br />

Verlegers oder Lektors gerecht<br />

werden, seit einigen Jahren oft<br />

noch dem des Vertriebsleiters<br />

und der Verlagsvertreter, die<br />

unter Marketing-Gesichtspunkten<br />

über Titel mit entscheiden,<br />

zum Teil sogar Manuskripte<br />

»anlesen« und Empfehlungen<br />

aussprechen.<br />

Was dabei auf der Strecke<br />

bleibt, ist die Literatur, sind gute<br />

Bücher sowohl für Mädchen als<br />

auch für Jungen. Den Autorinnen<br />

und Autoren wird ihre<br />

Kreativität ausgetrieben, außerdem<br />

die Freude am schöpferischen<br />

Schreiben. Hinzu kommt<br />

ein weiterer Aspekt: Welcher<br />

geistreiche Mensch, der auch<br />

andere, häufig besser honorierte<br />

Möglichkeiten im Erwerbsleben<br />

finden kann, passt sich ohne Not<br />

einer solchen Entwicklung an?<br />

Wer schreibt heute noch Bücher<br />

auf einem guten literarischen<br />

Niveau? Es werden immer<br />

weniger. Die Folge davon sehen<br />

wir in den Verlagsprogrammen:<br />

Lesefutter, vor allem für Mädchen.<br />

Es ist zu hoffen, dass sich<br />

die dafür Verantwortlichen besinnen.<br />

Scannen aus dem Buch ist verboten<br />

„Schultrojaner“ regt weiter die Gemüter auf<br />

Die<br />

Bundesjustizministerin<br />

ist wütend. „Das<br />

bringt mich auf die Palme!“,<br />

sagte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />

am Sonntag<br />

im Bayerischen Fernsehen. Sie<br />

verstehe, dass die Lehrerverbände<br />

Sturm liefen, und forderte,<br />

das Programm zu stoppen.<br />

Gemeint ist der sogenannte<br />

Schultrojaner, der in der<br />

vergangenen Woche Aufregung<br />

auslöste.<br />

Autoren der Internetplattform<br />

Netzpolitik.org hatten enthüllt,<br />

dass Schulbuchverlage ab Frühjahr<br />

2012 an Schulen eine<br />

Software einsetzen wollten, um<br />

illegale Kopien aufzuspüren.<br />

Grundlage sei ein Vertrag mit<br />

den 16 Bundesländern.<br />

Inzwischen haben sich Lehrerverbände,<br />

Gewerkschaften<br />

und Politiker zu Wort gemeldet.<br />

Die Kultusministerkonferenz<br />

(EMK) versucht, die Gemüter zu<br />

beruhigen. Es handle sich nicht<br />

um ein geheimes Eindringen in<br />

die Computer der Schulen,<br />

stellte der KMK-Präsident Bernd<br />

Althusmann in einem Radiosender<br />

fest. Auch aus verschiedenen<br />

Länderministerien kommen beruhigende<br />

Töne. Die Software<br />

existiere noch gar nicht, sie<br />

müsse erst entwickelt werden,<br />

heißt es da etwa aus Bayern. Der<br />

Datenschutz werde eingehalten,<br />

die Vereinbarkeit mit dem<br />

Dienstrecht geprüft, die Personalräte<br />

einbezogen, sagte eine<br />

Berliner Sprecherin.<br />

26 Fragen der Piraten<br />

Dagegen wies Markus Beckedahl,<br />

Herausgeber der Seite<br />

Netzpolitik.org, auf mögliche<br />

Folgen hin: Ein Lehrer „dürfte<br />

noch nicht einmal aus einem<br />

Schulbuch etwas einscannen und<br />

an Schüler per Mail verschicken,<br />

damit sie ihre Hausaufgaben<br />

besser machen können“, sagte er.<br />

Nur das Fotokopieren sei<br />

erlaubt, und auch nur in Maßen<br />

- höchstens zwölf Prozent eines<br />

Buches, maximal 20 Seiten. Die<br />

Verlage erhielten für diese<br />

Zugeständnisse bis 2014 insgesamt<br />

32,6 Millionen Euro. Sie<br />

verhinderten zugleich, dass an<br />

den Schulen digitale Technologien<br />

einzögen. Vielleicht wollten<br />

die Verlage mit ihrer „Bespitzelungsszenerie“<br />

auch einen Fuß<br />

in die Tür bekommen, was eine<br />

Beteiligung an digitalen Kopien<br />

betreffe, vermutete Marianne<br />

Demmer, die stellvertretende<br />

Bundesvorsitzende der Gewerkschaft<br />

Erziehung und Wissenschaft<br />

(GEW).<br />

In Berlin hat jetzt die<br />

Fraktion der neu im Parlament<br />

sitzenden Piratenpartei eine<br />

Große Anfrage an den Senat<br />

gestellt. In ihren 26 Fragen geht<br />

es unter anderem darum, wer die<br />

Software entwickle, welche Daten<br />

sie sammle und wer diese<br />

auswerte. Für unbedenklich hält<br />

der Berliner Datenschutzbeauftragte<br />

Alexander Dix den Einsatz<br />

der Software, wenn man die<br />

Schulen vorab informiere, die<br />

Rechner nicht heimlich untersuche<br />

und wirklich nur nach<br />

Plagiaten forsche. Dafür allerdings<br />

sei jede Schule selbstverantwortlich.<br />

Von Torsten<br />

Harmsen<br />

FR


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

28<br />

AG Jugendliteratur &<br />

Milchkaffee und Streuselkuchen<br />

Auch wenn die Erstausgabe dieser Geschichte bereits 20 Jahre alt ist, so hat sie doch wenig<br />

an Aktualität eingebüßt. Erzählt wird aus der Sicht von Sammy, deren Eltern vor über 10<br />

Jahren des Erzähldatums aus Eritrea vor dem Krieg flohen. Sammy wurde in Essen geboren,<br />

wurde ein Schüler mit sehr guten Leistungen, aber spätestens seit dem Umzug hat er mit<br />

Diskriminierung zu tun. Boris aus seiner Klasse ist der Rädelsführer.<br />

Carolin Philipps:<br />

Milchkaffee und Streuselkuchen<br />

Hamburg:Carlsen<br />

144 S * TB * 5,95 Euro * ab 9 J<br />

ISBN 978-3-551-35771-7<br />

Carolin Philipps bietet uns<br />

verschiedene Typen, für die<br />

wir die eine oder andere<br />

Sympathie oder auch Abscheu<br />

entwickeln. Da ist zuerst das<br />

Opfer, das gar nicht verstehen<br />

kann, warum so viele Menschen<br />

im Sommer braun werden<br />

wollen, zugleich aber jemanden,<br />

der – wie er – braun geboren<br />

wurde, deswegen ablehnen,<br />

hänseln, quälen oder sogar<br />

angreifen. Dann gibt es eine<br />

relativ kleine grölende Gruppe,<br />

die Steine wirft und Farbbeutel<br />

und dumme Parolen<br />

schreit und der sich wenige<br />

Mitläufer aus den verschiedensten<br />

Gründen anschließen.<br />

Noch kleiner ist die<br />

Gruppe derjenigen, die sich<br />

offen auf die Seite der Opfer<br />

stellt und diese zu schützen<br />

versucht.<br />

Die größte aller Gruppen<br />

aber sind die Zuschauer, seien<br />

sie für die Angreifer («Steine<br />

sind falsch. Aber die tun<br />

wenigstens etwas.») oder<br />

haben sie eher Mitleid mit<br />

dem Opfer («Gut, dass ich<br />

nicht angegriffen werde.»).<br />

Aus der letzten Gruppe<br />

der «schweigenden» Mehrheit<br />

werden zwei herausgegriffen,<br />

die noch ein Gefühl<br />

entwickeln können und sich<br />

hineinversetzen in das Opfer.<br />

Das führt dazu, dass mit<br />

Sammy und seinen Eltern<br />

doch noch, wenn schon nicht<br />

Alles, so doch Vieles «gut»<br />

wird. Man merkt ein wenig<br />

die pädagogische Absicht,<br />

dass sich ein Einmischen für<br />

den anderen lohnt – und<br />

zwar für beide.<br />

Ein bisschen dick aufgetragen<br />

sind die vielen guten Leistungen<br />

und Fähigkeiten von Sammy,<br />

vor allem seine guten Leistungen<br />

im Klavierspielen sind zwar für<br />

den Fortgang der Geschichte<br />

wichtig, aber etwas unglaubwürdig,<br />

wenn zugleich die Eltern aus<br />

einem Bergdorf in Eritrea<br />

stammen, selbst sehr wenig Geld<br />

haben und für die Familie<br />

ungünstige Schichtarbeit leisten<br />

müssen.<br />

Was bleibt ist ein Plädoyer,<br />

sich aus der Gruppe der<br />

Schweiger zu lösen und Position<br />

zu beziehen. Das muss nicht auf<br />

die Art von Sonia sein, die sich<br />

wagemutig in das eingeworfene<br />

Fenster stellt und der pöbelnden<br />

Gruppe direkt gegenübertritt.<br />

Das kann auch ein Anruf bei der<br />

Polizei sein oder ein Festhalten<br />

der Situation mit heutigen<br />

Mitteln: Bilder oder Video mit<br />

dem Handy. Zum Zeitpunkt der<br />

Geschichte gab es das noch<br />

nicht. Da hat sich viel verändert.<br />

An den Situationen leider noch<br />

immer nicht genug.<br />

Diese Rezensionen stehen im Internet<br />

unter<br />

www.ajum.de (Datenbank)<br />

Ulrich H. BASELAU * Osterstr. 30 *<br />

26409 Wittmund * Ulrich@Baselau.de


29 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Medien der GEW (AJuM)<br />

Rabenhaar<br />

Rabenhaar heißt eigentlich Fatima. Dorien hat sie mitgebracht in das Hauptquartier der kleinen<br />

Clique, wo die sieben Kinder ihre Freizeit beim gemeinsamen Spielen verbringen, zu dem<br />

sie je ein anderes Motto wählen. Jetzt stehen sie am Ende der Kindheit und wollen noch ein<br />

letztes besonderes Spiel gemeinsam machen. Nach langem Überlegen sagt Rabenhaar «Wir<br />

können heiraten» in die Stille.<br />

Do van Ranst:<br />

Rabenhaar<br />

Hamburg: Carlsen 2008<br />

128 S * geb * 12,90 Euro * ab 12 J<br />

978-3-551-55446-8<br />

Bevor Fatima dazukam, be<br />

stand die Clique aus den vier<br />

Jungen Stan, Ben, Victor und<br />

dem Erzähler Bram und den<br />

beiden Mädchen Dorien und<br />

Mies. Sie spielten «Feuerwache,<br />

Zirkusgesellschaft und Gemeindebibliothek»,<br />

Frösche über die<br />

Straße bringen und ein riesiges<br />

Puzzle zusammensetzen, Polizei,<br />

Italienisches Restaurant oder<br />

Detektivbüro. Nachdem Dorien<br />

das fremde Mädchen mit in das<br />

Hauptquartier brachte, war es<br />

zunächst so wie zuvor, Fatima<br />

war fast unsichtbar – bevor die<br />

anderen ihren Namen in<br />

«Rabenhaar» änderten, denn als<br />

Fatima ihr Kopftuch und den<br />

Knoten im Haar löst, fällt<br />

seidiges Haar ihren Rücken<br />

herunter und glänzt wie das<br />

Gefieder eines Raben. Nach<br />

Malen mit Henna soll ein Film<br />

gedreht werden.<br />

Das Spiel mit dem Film endet<br />

abrupt, als Rabenhaars Vater im<br />

Schuppen erscheint und seine<br />

geschminkte Tochter an den<br />

Haaren nach draußen schleift.<br />

Spätestens da ist allen ganz klar,<br />

dass die Familie anders ist und<br />

Rabenhaar irgendwo dazwischen.<br />

Sie isst einen ganzen<br />

Monat lang und es macht ihr<br />

nichts aus, dass die anderen sich<br />

mit Süßigkeiten vollstopfen,<br />

und sie trägt dieses Kopftuch.<br />

Aber dann sagt sie etwas von<br />

«verheiratet werden mit 14<br />

Jahren» und dass der Vater den<br />

künftigen Mann aussucht. So<br />

war es jedenfalls mit ihren<br />

beiden Schwestern.<br />

Nun schlägt sie selbst vor,<br />

heiraten zu spielen, und als<br />

Bräutigam wird der Erzähler<br />

Bram ausgesucht.<br />

Ganz langsam und vorsichtig<br />

kommt der Ernst des Lebens in<br />

die Gruppe, vor allem in dies<br />

letzte große Spiel der bald<br />

Vierzehnjährigen. Uns Lesern<br />

läuft ein kleiner Schauer über<br />

den Rücken, als Rabenhaar zur<br />

Frage des Priesters («Willst du<br />

…?») die anderen gegenfragt:<br />

«Dann kann ich also auch Nein<br />

sagen?», denn das würde sie<br />

wohl nicht wagen, wenn ihr<br />

Vater ihr ihren Bräutigam zeigt.<br />

Wie selbstverständlich geht<br />

Rabenhaar damit um, dass<br />

Küssen verboten ist, nicht aber<br />

das Heiraten. Auch das Sprechen<br />

über die erste Regel, über das<br />

Unberührt-in-die-Ehe-gehen<br />

und den Bräutigamsbetrug mit<br />

einem Taubenherzen, fällt ihr<br />

viel leichter als den sechs<br />

anderen.<br />

Der zarten Liebesgeschichte<br />

zwischen Bram und Rabenhaar,<br />

die sich aus dem Spiel ergibt,<br />

wünschen wir eine Zukunft,<br />

ahnen aber, dass wir das wohl<br />

vergeblich hoffen.<br />

Die Geschichte wird so leicht<br />

und fast nebenbei erzählt, es<br />

scheint sich wirklich nur um das<br />

Spielen, die Vorbereitungen und<br />

die Rollenverteilungen und<br />

kleinen Dinge nebenbei zu<br />

handeln. Dabei nehmen wir das<br />

große Neben- und Miteinander<br />

von zwei Kulturkreisen ebenso<br />

mit auf, verstehen sogar, dass der<br />

Vater Sorge um seine Tochter<br />

hat, weil diese sich stark<br />

schminken lässt, verstehen auch,<br />

dass der vom Vater ausgesuchte<br />

Ehemann nicht «schlimm» sein<br />

muss, dass Heirat aus Liebe nicht<br />

vor Scheidung schützt und das<br />

«Ausprobieren» von dreißig<br />

oder mehr Freundinnen auch<br />

keine Garantie ist, dabei «die<br />

Richtige» zu finden. Kein<br />

erhobener Zeigefinger, keine<br />

Überlegenheit des einen wie des<br />

anderen Glaubens. Kein Happy<br />

End, keine Katastrophe am<br />

Schluss.<br />

«Ich habe keine Angst» ist ein<br />

guter Satz auf der letzten Seite.


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

30<br />

Impressionen von der GEW-Fahrt nach<br />

Bremerhaven zum Auswandererhaus und dem<br />

Klimahaus Bremerhaven 8º Ost am 8. Oktober<br />

2011<br />

Fotos. Ulli Baselau, Irmgard Wilts<br />

Arbeitsgruppe Stiftung Schulgeschichte<br />

der GEW — BV Weser-Ems<br />

Unter der Leitung der<br />

Sitzung durch Josef Kaufhold<br />

wurden auf der letzten<br />

Sitzung in Hesel über die 200<br />

jährige Geschichte der Lehrervereine<br />

und des Ortsverbands<br />

Rheiderland der GEW berichtet,<br />

referierte Klaus Klattenhoff über<br />

die Buchproduktion, wurde die<br />

Arbeit im Schulmuseum Folmhusen<br />

mit seiner laufenden<br />

Ausstellung Schiefertafel, Kreide<br />

usw. (bis Februar) dargestellt,<br />

fand der Film über Ubbo Voss<br />

mit seinem historischen Schulfilm<br />

aus Westerende-Kirchloog<br />

im NDR Beachtung, ist eine<br />

Tagung zur Geschichte der<br />

Orientierungsstufe in Vorbereitung.<br />

Die nächste Sitzung ist am 8.<br />

12. 2011 um 16 Uhr in Hesel.


31 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />

Die Deutsche Bank will ein Exempel statuieren:<br />

Für ihre Milliardengewinne sollen die Beschäftigten der Postbank künftig sehr viel weniger verdienen<br />

Soll und Haben - so nennt der<br />

Volksmund die beiden mächtigen<br />

Türme der Deutschen<br />

Bank, die in den Himmel über<br />

Frankfurt am Main ragen. Sollen<br />

und Haben, das bezeichnet<br />

punktgenau die zutiefst ungerechte<br />

Lage in unserem Land<br />

und darüber hinaus. Die einen<br />

sollen immer mehr hergeben,<br />

und die anderen haben immer<br />

mehr. Erst Ende Oktober hat der<br />

Chef der Deutschen Bank, Josef<br />

Ackermann, wieder Milliardengewinne<br />

vermeldet: „Die Deutsche<br />

Bank war in punkto Kapital,<br />

Liquidität und Refinanzierungsstruktur<br />

noch nie besser aufgestellt<br />

als heute.“<br />

Dafür, so das Vorhaben des<br />

Bankmanagements, soll es anderen<br />

bald erheblich schlechter<br />

gehen: Den Beschäftigten der<br />

Postbank, die vor drei Jahren<br />

von der Deutschen Bank<br />

übernommen worden ist. Nachdem<br />

es anfangs noch hieß, an<br />

den Arbeitsbedingungen der<br />

Beschäftigten werde sich nichts<br />

ändern, liegen nun die drakonischen<br />

Pläne auf dem Tisch.<br />

Zunächst soll es die Beschäftigten<br />

in der Kreditabwicklung<br />

treffen. Angekündigt ist eine<br />

Kürzung der Einkommen um<br />

bis zu 30 Prozent, die Streichung<br />

von drei Urlaubstagen und die<br />

Verlängerung der Wochenarbeitszeit<br />

von 38,5 auf 42<br />

Stunden. Und das geht so: Die<br />

Bank gründet neue Gesellschaften,<br />

kündigt den Beschäftigten<br />

die alten Arbeitsverträge und<br />

schließt mit ihnen neue Verträge<br />

zu schlechteren Bedingungen in<br />

den neuen Gesellschaften ab.<br />

Das ist der Generalangriff<br />

Dagegen hat es in den<br />

vergangenen Wochen in zahlreichen<br />

Städten der Republik<br />

Protestaktionen gegeben, zuletzt<br />

am 3. November. Allein an<br />

diesem Tag beteiligten sich rund<br />

5000 Postbank-Beschäftigte an<br />

Warnstreiks und anderen Aktionen.<br />

Und das wird erst der<br />

Anfang sein. „Das ist ein<br />

Generalangriff“, rief der ver.di-<br />

Vorsitzende Frank Bsirske den<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />

einer Kundgebung in<br />

Hameln zu, „das ist eine<br />

Herausforderung, und diese<br />

Herausforderung nehmen wir<br />

an. Wir sind entschlossen,<br />

diesen Angriff abzuwehren.“ In<br />

Hameln hatten sich rund 1500<br />

Beschäftigte der Postbank-Tochter<br />

BHW versammelt.<br />

Sie gehören zu den ersten, die<br />

von den drastischen Kürzungsplänen<br />

betroffen sind, aber auch<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

der Callcenter und aus<br />

dem Zahlungsverkehr sollen<br />

massive Einbußen hinnehmen,<br />

wie das Konzern-Management<br />

bereits wissen ließ. Und zu<br />

befürchten ist, dass den Bankenchefs<br />

auch das noch nicht<br />

reichen wird. Deswegen betrachtet<br />

ver.di die derzeitige Auseinandersetzung<br />

als einen exemplarischen<br />

Konflikt: „Das, was hier<br />

jetzt geplant ist, in Hameln, in<br />

Köln, in Hessen, das ist die<br />

Blaupause auch für andere<br />

Bereiche des Konzerns“, so<br />

Frank Bsirske. Und es könnte<br />

sogar noch darüber hinaus<br />

Schule machen.<br />

Entgegen diesen Plänen aus<br />

dem Hause Deutsche Bank will<br />

ver.di einen Überleitungstarifvertrag<br />

erstreiten, der die Rechte<br />

und die Arbeitsbedingungen der<br />

Beschäftigten absichert. „Dafür<br />

werden wir kämpfen“, versicherte<br />

Beate Mensch vom ver.di-<br />

Bundesvorstand, „wir werden<br />

den geplanten Kahlschlag nicht<br />

zulassen.“ Und dabei geht es<br />

nicht nur um die empfindlichen<br />

materiellen Verluste, die den<br />

Beschäftigten drohen, sondern<br />

ebenso schwer wiegt die dramatische<br />

Entwertung der Arbeit, die<br />

da erfolgen soll.<br />

Das lassen wir nicht zu<br />

Ein nahezu identisches Modell<br />

der rigorosen Lohnkürzung<br />

mit dem einzigen Zweck der<br />

Gewinnmaximierung hatte Ende<br />

2009 schon der Drogeriediscounter<br />

Schlecker durchsetzen wollen.<br />

Ähnlich wie es jetzt die Deutsche<br />

Bank versucht, hat Schlecker<br />

seinen Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeitern die Arbeitsverträge<br />

gekündigt, um sie über eine<br />

eigens dafür gegründete Leiharbeitsfirma<br />

zu weitaus schlechteren<br />

Lohn- und Arbeitsbedingungen<br />

wieder einzustellen. Die<br />

große Deutsche Bank wurde<br />

daher unterdessen auch schon<br />

„Banken-Schlecker“ genannt.<br />

Auf starken öffentlichen Druck<br />

und Protest quer durch die<br />

Republik hin musste der<br />

Discounter Schlecker sein perfides<br />

Geschäftsmodell schließlich<br />

wieder zurückziehen.<br />

Und auch die Deutsche Bank<br />

mit ihren Edelfassaden wird mit<br />

ihrem nunmehr beabsichtigten<br />

Anschlag auf die Lebens- und<br />

Arbeitsbedingungen der Postbank-Beschäftigten<br />

noch große<br />

öffentliche Aufmerksamkeit erzielen.<br />

Maria<br />

Kniesburges<br />

aus Verdi-Publik<br />

11


<strong>LEUCHTTURM</strong><br />

32<br />

Dazu<br />

DAS -ANGEBOT:<br />

Kostenlose Fahrt im modernen Reisebus<br />

am Dienstag, dem 14.2.2012<br />

(Nicht-GEWlerInnen zahlen EURO<br />

15,00)<br />

Eintrittsgelder sind nicht eingeschlossen!<br />

Verbilligte Eintrittskarten können<br />

bei der Anmeldung verbindlich vorbestellt<br />

werden!!<br />

Für die Veranstaltung muss rechtzeitig<br />

Sonderurlaub beantragt werden.<br />

Abfahrtzeiten / Haltestellen<br />

7.30 Wittmund<br />

- Marktplatz<br />

/Kreishaus<br />

weitere Haltestellen: Jev<br />

ever<br />

er, , Schortens,<br />

Sande, Var<br />

arel, Oldenburg<br />

(bei Bedarf)<br />

Rückfahrt<br />

ab Hannover ca. 17.30 Uhr<br />

Anmeldeschluss beim jeweiligen Kreisverband<br />

ist der 20.01.2012<br />

Anmeldungen:<br />

KV Jever:<br />

Fridolin Haars 04461 / 5123<br />

KV Wittmund:<br />

Jürgen Kramm 04462 / 6102<br />

- Kreisverbände<br />

JEVER und WITTMUND<br />

Kreisverband Emden<br />

D I D A C T A 2012<br />

Der Kreisverband Emden organisiert auch diesmal wieder für alle GEW- Mitglieder, aber auch für<br />

Nichtmitglieder, eine Busfahrt zur Didacta 2012 nach Hannover.<br />

Datum: Mittwoch, 15.02.2011<br />

Abfahrt:<br />

7.30 Uhr (Hauptbahnhof Emden)<br />

Rückfahrt:<br />

16.30 Uhr Hannover (Messegelände)<br />

Ankunft:<br />

19.30 Uhr Emden<br />

Kosten:<br />

GEW-Mitglieder -kostenlos-<br />

Nichtmitglieder:<br />

15,00 Euro<br />

Eine Anmeldung für die Fahrt ist bis spätestens Freitag, den 20. 01.12 erforderlich.<br />

Kontaktadresse:<br />

Gudrun Stüber - gstueber@packhaus.info<br />

Interessierte aus dem Bereich des GEW Kreisverbands Aurich melden sich an unter:<br />

mail@gew-aurich.de<br />

Der Kreisvorstand Aurich organisiert dann eine Mitfahr-Möglichkeit im Emder Bus.

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