LEUCHTTURM
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Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft<br />
Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden und Wittmund<br />
LEUCHTT<br />
TTURM<br />
Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft in Ost-Friesland<br />
Nr. 111<br />
25. November 2011<br />
33. Jhrg.<br />
Inhalt<br />
Vorankündigung KV Emden: „ Inklusion“ 2<br />
Käpt’n Blaubär und der Schummel-Erlass 3<br />
Pädagogika – regionale Messe 4<br />
Bezirksdelegiertenkonferenz der GEW 5<br />
Personalräte- und Vertrauensleute-Konferenz 6<br />
PR-Schulung mit guter Resonanz 7<br />
Personalratswahlen im März 2012 7<br />
Inklusion ist machbar 8<br />
„Die Sonderschulen gehören aufgelöst“ 9<br />
Inklusion - eine Schule für alle 10<br />
GEW gratuliert der Gesamtschule 11<br />
Der Bildungsauftrag der Volksschule 12<br />
KV Norden: GEW-Fete 2012 13<br />
Positionspapier zur inklusiven GGS in Nds. 14<br />
Bezirkstagung der Fachgruppe GHS 15<br />
Gratulation zum 80. Lebensjahr 16<br />
Beamtenstreik: Klärung dringend notwendig“ 17<br />
Alle Stellen gesichert 18<br />
Illegale Beschäftigung an Schulen in Nds. 20<br />
Das „Erfolgsmodell“ schwächelt schon? 21<br />
Vergütung bei Klassenfahrten 21<br />
Historische Spurensuche in Ostfriesland 22<br />
Mahnmal gegen das Vergessen 23<br />
EMDER FRIEDENSTAGE 25<br />
Mädchenbücher / Jungenbücher? 26<br />
Scannen aus dem Buch ist verboten 27<br />
Milchkaffee und Streuselkuchen 28<br />
Rabenhaar 29<br />
Fahrt nach Bremerhaven 30<br />
Arbeitsgruppe Stiftung Schulgeschichte 31<br />
Die Deutsche Bank will ein Exempel statuieren 31<br />
DIDACTA 2012 32
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
2<br />
- Vorankündigung: Kreisverband Emden –<br />
Veranstaltung zum Thema:<br />
„ I n k l u s i o n“<br />
Der Emder GEW Kreisverband lädt alle Kolleginnen u. Kollegen der<br />
Emder Grundschulen und der Förderschule zu einer Veranstaltung zum<br />
Thema „Inklusion“ ein. Zu diesem Thema referiert die praxiserfahrene<br />
Referentin Silke Lühmann<br />
- Förderschullehrerin aus Oldenburg -<br />
Datum: 02.02.2012<br />
Ort:<br />
Zeit:<br />
Pelzerhaus Emden<br />
16.00 – 18.00 Uhr<br />
Eintritt: - frei –<br />
Redaktion Leuchtturm<br />
KV<br />
V<br />
Wittmund<br />
www.gew-wittmund.de<br />
Ronald Wilts Lüdstede 3 26487 Neuschoo Tel. 04975 - 366 Ronald.Wilts@t-online.de<br />
Jürgen Kramm Wangeroogestr. 8 26409 Wittmund Tel. 04462 - 6102 Juergen.Kramm.WTM@t-online.de<br />
KV Jever<br />
www.gewweserems.de/kv-fg/jever/jevindex.htm<br />
Fridolin Haars Fliederweg 16 26434 Wangerland Tel. 04461 - 5123 frimawa@gmx.de<br />
Klaus Blume-Wenten Javenloch 5 26434 Wangerland Tel. 04464 - 8150 k.blume-wenten@t-online.de<br />
KV V Auric<br />
urich<br />
www.gew-aurich.de<br />
Ralf Dittmer Oldeborger Str. 81 26624 Südbrookmerland Tel./Fax 04942 - 3938 radidodo@web.de<br />
Dorothea Teckemeyer Sedanstr. 7 26603 Aurich Tel./Fax 04941 - 62317<br />
Franz Kampers Hinter Eschen 16F 26607 Aurich Tel. 04941 - 6988012 mail@gew-aurich.de<br />
KV Norden<br />
Herbert Czekir Reithammer Weg 29 26529 Osteel Tel. 04934 - 6766 herbert.czekir@ewetel.net<br />
Anette Hillen Im Dullert 30 26524 Hage Tel. 04931 - 7 4474 anette.hillen@online.de<br />
KV Emden<br />
www.gew-emd.de<br />
Dr. Josef Kaufhold Herm.-Hesse-Str. 4 26721 Emden Tel. 04921 - 45266 JosefKaufhold@web.de<br />
Impressum: GEW-<strong>LEUCHTTURM</strong> Nr. 111 / 33. Jahrgang vom 25.11.2011<br />
LehrerInnenzeitung für die Kreisverbände Aurich, Emden, Jever, Norden, Wittmund<br />
Herausgeber: Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft im DGB/Kreisverband Wittmund<br />
verantwortl.: Ronald Wilts (1. Vors.), Lüdstede 3, 26487 Neuschoo, 04975/366<br />
Internet:<br />
www.geww<br />
.gewweser<br />
eserems.de<br />
ems.de - dort auch Informationen aus den Kreisverbänden<br />
Druck: www.janssendruck.de, Finkenburgstr. 47, 26409 Wittmund
3 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Käpt’n Blaubär und der Schummel-Erlass<br />
ein garantiert mogelfreier Sketsch<br />
Käpt’n Blaubär und die drei<br />
Gummibärchen treten auf.<br />
Enkel 1: Opa, hast du schon<br />
gehört, dass wir in der Schule<br />
jetzt schummeln dürfen?<br />
Blaubär: Wie bitte?<br />
Enkel 2: Ja, unser Lehrer hat<br />
gesagt, dass wir alle bald ein<br />
bisschen abschreiben dürfen.<br />
Blaubär: Kinners, habe ich euch<br />
nicht schon tausendmal gesagt,<br />
dass ihr euch keine Lügengeschichten<br />
ausdenken sollt?<br />
Enkel 3: Wir doch nicht, Opa.<br />
Wenn, dann hast du doch immer<br />
ein bisschen gelogen!<br />
Blaubär: Ein bisschen lügen<br />
gibt es nicht, genauso wenig wie<br />
ein bisschen schwanger sein. Das<br />
hat schon immer meine selige<br />
Mutter gesagt.<br />
Enkel 1: Aber ein bisschen<br />
abschreiben gibt es. Das meint<br />
sogar der oberste Chef von<br />
unserem Lehrer.<br />
Blaubär: Also, ich glaube euch<br />
keine Wort. Und so was sind<br />
nun meine Enkel. Ihr lügt doch,<br />
dass sich die Schiffsbalken<br />
biegen!<br />
Enkel 2: Opa, wer im Glashaus<br />
sitzt....<br />
Blaubär: Ja, ja, ich kenne den<br />
Spruch. Aber nun mal langsam.<br />
Was hat euch denn euer Lehrer<br />
nun genau erzählt?<br />
Enkel 3: Unser Lehrer hat uns<br />
einen neuen Erlass erklärt, den<br />
er von seinem Minister bekommen<br />
hat.<br />
Blaubär: Ja, und was steht da<br />
nun drin?<br />
Enkel 1: Nicht so ungeduldig.<br />
Opa! Das sagst du doch auch<br />
immer zu uns.<br />
Blaubär: Schon gut, schon gut.<br />
Aber nun spannt mich doch<br />
nicht so auf die Schiffsplanke!<br />
Enkel 2: Nun, in dem Erlass<br />
steht, dass ein bisschen abschreiben<br />
erlaubt ist, das haben wir dir<br />
doch schon gesagt.<br />
Blaubär: Was soll das heißen:<br />
„ein bisschen abschreiben“?<br />
Enkel 3: Das heißt, dass der<br />
Lehrer, der uns erwischt hat,<br />
ausrechnen muss, wie viel wir<br />
abgeschrieben haben.<br />
Blaubär: Ich glaub, mich tritt<br />
ein Seepferdchen! Wie soll das<br />
denn gehen?<br />
Enkel 1: Wichtig ist, wie viel<br />
Prozent man abgeschrieben hat.<br />
Der Lehrer muss nämlich die<br />
abgeschriebenen Wörter zählen.<br />
Blaubär: Und dann?<br />
Enkel 2: Dann muss er eben<br />
ausrechnen, wie hoch die<br />
Abschreibquote ist.<br />
Blaubär: So, so...<br />
Enkel 3: Erst bei mehr als 50 %<br />
abgeschriebenen Wörtern bekommt<br />
man in Zukunft eine „6“.<br />
Bei 40 - 49 % gibt es eine „5“<br />
und bei 30 - 39 % eine „3“. Wer<br />
weniger als 20 % abschreibt,<br />
kann noch eine „2“ bekommen<br />
und bei weniger als 10 % ist<br />
sogar eine „1“ möglich.<br />
Blaubär: Und das soll ich euch<br />
wirklich glauben?<br />
Enkel 1: Opa, weißt du denn<br />
nicht, dass der Minister auch ein<br />
bisschen abgeschrieben hat?<br />
Blaubär: Wirklich?<br />
Enkel 2: Ja, das steht doch in<br />
allen Zeitungen. Und weil schon<br />
so viele Politiker wegen der<br />
Abschreiberei ihren Job verloren<br />
haben, will er nun seinen Posten<br />
retten.<br />
Blaubär: Und was hat das mit<br />
diesem neuen Schummel-Erlass<br />
zu tun?<br />
Enkel 3: Das ist doch klar!<br />
Wenn den Schülern ein bisschen<br />
schummeln erlaubt wird, dann<br />
darf doch der Minister auch ein<br />
bisschen mogeln.<br />
Blaubär: So langsam geht bei<br />
mir die Schiffslaterne an.<br />
Hein Blöd: Käpt’n, hier ist mal<br />
wieder ein Brief für Sie. Soll ich<br />
den vorlesen?<br />
Blaubär: Wenn’s denn sein<br />
muss!<br />
Hein Blöd: „Sehr geehrter<br />
Herr Blaubär<br />
Leider müssen wir Ihnen<br />
mitteilen, dass wir uns gezwungen<br />
sehen, Ihnen mit sofortiger<br />
Wirkung das Kapitänspatent zu<br />
entziehen. Auf Grund eines<br />
anonymen Hinweises und unserer<br />
daraufhin erfolgenden Recherche<br />
auf der Internetseite<br />
„blaubaerplag.de“ haben wir Ihre<br />
Abschluss-Klausur noch einmal<br />
überprüft und sind zu dem<br />
Ergebnis gekommen, dass darin<br />
über 50 % von einem gewissen<br />
Herrn Blöd abgeschrieben wurden,<br />
der gleichzeitig mit Ihnen<br />
zur Prüfung zugelassen wurde.<br />
Zwar hat Herr Blöd - im<br />
Gegensatz zu Ihnen - die<br />
Prüfung nicht bestanden, wir<br />
bedauern Ihnen dennoch mitteilen<br />
zu müssen, dass Sie in<br />
Zukunft auf Ihre Bezüge als<br />
ehemaliger „Kapitän zur See“<br />
verzichten müssen.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Pädagogika – regionale Messe zur<br />
frühkindlichen Bildung<br />
Astrid Engeln<br />
Regionalnetzwerk<br />
NordWest<br />
Fachhochschule<br />
Emden/Leer<br />
Das<br />
nifbe-Regionalnetzwerk<br />
NordWest lud am<br />
24.05.2011 zur „Pädagogika -<br />
regionale Messe zur frühkindlichen<br />
Bildung“ in die Hochschule<br />
Emden/Leer ein. Mit der<br />
Unterstützung von mehreren<br />
regionalen Akteuren konnte eine<br />
farbenreiche Messe stattfinden.<br />
Rund 300 Gäste besuchten die<br />
Pädagogika und bestaunten über<br />
50 Stände zur Ausbildung, Fortund<br />
Weiterbildung für pädagogische<br />
Fachkräfte, zu Kindertagesstätten,<br />
Projekten, Vereinen und<br />
Best- Practice- Beispielen aus der<br />
Praxis und Wissenschaft. In zwei<br />
Zelten und in der Hochschule<br />
stellte sich die Region in ihrer<br />
Vielfalt zum Themenbereich der<br />
frühkindlichen Bildung unter<br />
dem Motto: „Was machst du? –<br />
Was mache ich?“ dar. In dem<br />
großen Spektrum an Möglichkeiten<br />
zur Verbesserung und<br />
Qualifizierung der frühkindlichen<br />
Bildung, Betreuung und<br />
Erziehung aus der Region ließ<br />
sich an dem Tag ein bunter<br />
Strauß an neuen Ideen binden.<br />
Einzelne Gespräche und Inspirationen<br />
unter den Ausstellern<br />
und mit den TeilnehmerInnen<br />
ließen sich neu entdecken, neue<br />
Impulse aufnehmen und gemeinsam<br />
in die Zukunft denken.<br />
Eingebettet in die Pädagogika<br />
erfuhr Herr Prof. W. E.<br />
Fthenakis mit seinem Vortrag<br />
zum „Kompetenzmodell zur<br />
Ausbildung der Fachkräfte des<br />
Elementar- und Primarbereichs:<br />
ein Beitrag zur Neubestimmung<br />
von Ausbildungsqualität“ großen<br />
Zuspruch und konnte die<br />
Zuhörerschaft zum Umdenken<br />
in eine gemeinsame, vor allem<br />
institutionsübergreifende Gesamtverantwortung<br />
zur Stärkung<br />
der Arbeit „rund um das Kind“<br />
und zur besseren Förderung und<br />
Bildung anregen. Sich vernetzen,<br />
gemeinsam denken, pädagogische<br />
Konzepte aufeinander<br />
abstimmen – sind die Schlagworte<br />
für die Zukunft. Insbesondere<br />
in den so<br />
wichtigen und<br />
einschneidenden<br />
Übergängen<br />
der Kinder<br />
von der<br />
Familie in<br />
den Kindergarten<br />
und<br />
vom Kindergarten<br />
in die<br />
Grundschule<br />
sollten wir<br />
uns Zusammenarbeiten<br />
zu Herzen<br />
nehmen, wollen<br />
wir nicht<br />
4<br />
die Kinder mit abrupten<br />
Übergängen von einem System<br />
in ein anderes, von einem<br />
didaktisch methodischen Zugang<br />
in einen anderen didaktisch<br />
methodische Zugang, von einer<br />
Vorstellung vom Lernen des<br />
Kindes in eine andere Vorstellung<br />
vom Lernen des Kindes<br />
überfordern.<br />
Anschließend an den Vortrag<br />
konnten die TeilnehmerInnen<br />
in 9 Workshops zu verschiedenen<br />
Themen aus der Frühkindlichen<br />
Bildung, wie „Bildnerisches<br />
Arbeiten mit Kindern im<br />
Alter von 3 Jahren“, „Psychomotorik<br />
– Die Beutung der<br />
Bewegung in der frühkindlichen<br />
Bildung“, „Kinder und Medien“,<br />
„Wissenschaft im Kindergarten<br />
und ErzieherInnen an der<br />
Hochschule – wie, was und<br />
warum?“ praxisnahe Inputs erhalten,<br />
sich über Fragen und<br />
Methoden austauschen und<br />
einzelne Anregungen mit nach<br />
Hause nehmen.<br />
In anregender Atmosphäre,<br />
mit neuem Schwung, neuen<br />
Kontakten und Ideen verlief die<br />
erste Pädagogika – regionale<br />
Messe zur frühkindlichen Bildung<br />
sehr erfolgreich.
5 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Bezirksdelegiertenkonferenz Weser-Ems<br />
der GEW in Kirchhatten<br />
Bei der Bezirksdelegiertentagung<br />
in Kirchhatten ging es<br />
um die Listen für die GEW-<br />
Kandidaten für die nächsten<br />
Personalratswahlen auf Bezirksund<br />
Landesebene. Anschließend<br />
referierte Enno Emken (SBPR)<br />
aus Wittmund über prekäre<br />
Arbeitsverhältnisse. Während<br />
die Zahl der Beschäftigten<br />
insgesamt von 1998 bis 2008 von<br />
29 Mio auf 30,6 Mio anstieg,<br />
wuchs die Zahl der prekär<br />
(schwierig) Beschäftigten von 5,3<br />
auf 7,7 Mio. Das entspricht<br />
einem Zuwachs um 31%,<br />
während die Gesamtzahl der<br />
Beschäftigten um 5% anstieg.<br />
Die Hauptprobleme dieser Arbeitsverhältnisse<br />
sind die ungewisse<br />
Zukunft, die Armut, die<br />
Planungsunsicherheit, der Druck<br />
auf die Stammbelegschaft. Die<br />
massive Deregulierung führt zu<br />
veränderten Strukturen in der<br />
Wirtschaft. Beschäftigungsformen<br />
wie Leih- oder Honorararbeit<br />
schließen von erkämpften<br />
Standards aus, die gewerkschaftlichen<br />
Grundrechte werden verringert.<br />
Im Bildungsbereich<br />
zählen dazu Honorarvertretungen,<br />
Schulhelfer, Minijobs an<br />
Grundschulen, befristete Verträge<br />
und studentische Hilfskräfte.<br />
Ein wichtiges Problem entsteht<br />
individuell und gesamtwirtschaftlich<br />
auch durch die<br />
Tatsache, dass Sozialversicherungen<br />
umgangen werden, die<br />
Versicherungen um Millionenbeiträge<br />
geprellt werden. Dabei<br />
sind gerade junge KollegInnen<br />
von dieser Entwicklung betroffen.<br />
Bei denen, die unter 55<br />
Jahren sind, stieg der Anteil von<br />
12,8% auf 16,5%, bei denen von<br />
55-60 von 9,3% auf 13% und<br />
bei denen von 60-65 von 4,3%<br />
auf 7,7%. Normale Versicherungsbiographien<br />
werden immer<br />
seltener, eine private Vorsorge<br />
ist nicht mehr finanzierbar.<br />
Statt an die durchschnittliche<br />
Eckrente von 1260 zu<br />
kommen, erhalten prekär<br />
beschäftigte Männer im<br />
Durchschnitt 822 Euro und<br />
Frauen 468 Euro Rente. Die<br />
Altersarmut nimmt radikal<br />
zu, auch Beamte auf Teilzeit<br />
geraten in schwierige Pensionsverhältnisse.<br />
Zu fordern<br />
ist eine politische Weichenstellung<br />
mit Mindestlöhnen,<br />
existenzsichernder Alterssicherung,<br />
die Prüfung alternativer<br />
Beschäftigungsformen,<br />
Tarifbindung, die Entfristung<br />
befristeter Verträge und die<br />
Änderung der rechtlichen<br />
Grundlagen. Es darf nicht sein,<br />
dass die Interessen der Beschäftigten<br />
gegeneinander ausgespielt<br />
werden. Soweit der Bericht vom<br />
Vortrag Ennos.<br />
Bei den Anträgen ging es u.a.<br />
um die Senkung von Klassenfrequenzen,<br />
die Einstellung von<br />
Sozialpädagoginnen, den Erhalt<br />
dualer Ausbildung in der<br />
Region, Ganztagsschulen, verbesserte<br />
Bedingungen bei der<br />
Umsetzung der Inklusion, die<br />
Arbeit der Landesgeschäftsstelle,<br />
die Finanzierung der EuW-<br />
Niedersachsen, gegen Privatisierung<br />
im Bildungsgbereich, bessere<br />
Kinderbetreuungsmöglichkeiten,<br />
demokratische Strukturen<br />
im Hochschulbereich, eine Reform<br />
der Lehrerbildung, den<br />
Ausbau regionalpädagogischer<br />
Zentren und eine Neugestaltung<br />
der Ausbildung und Bezahlung<br />
von Lehrkräften im Vorbereitungsdienst.<br />
Hasso<br />
Rosenthal<br />
Distelstr. 5<br />
26826 Weener
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Personalräte- und Vertrauensleute-<br />
Konferenz des GEW Kreisverbands Aurich<br />
Franz Kampers<br />
Am 13. September veranstaltete<br />
der Kreisverband Aurich<br />
erneut eine Tagung für GEW-<br />
Personalräte und GEW-Vertrauensleute<br />
im Seminarhotel Aurich.<br />
Vorbereitet und organisiert<br />
durch Annette Weßling-Brandt<br />
und Ralf Dittmer konnten die<br />
KollegInnen über aktuelle Schulprobleme<br />
sowie die bevorstehenden<br />
Personalratswahlen diskutieren.<br />
Enno Emken als „fester“<br />
Referent gab gewohnt kompetent<br />
Hintergrundinformationen und<br />
berichtete von der Arbeit im<br />
6<br />
Bezirkspersonalrat.<br />
Einen besonderen Schwerpunkt<br />
bildete die Auseinandersetzung<br />
mit den zurückgehenden<br />
SchülerInnenzahlen im Landkreis<br />
Aurich und den zu<br />
erwartenden Konsequenzen.<br />
Frau EIBEN, Leiterin des<br />
Schulamtes im Landkreis Aurich,<br />
ließ keinen Zweifel daran<br />
aufkommen, dass der Kreis bereit<br />
ist, aufgrund der demografischen<br />
Entwicklung verstärkt Schulentwicklungsplanung<br />
zu betreiben.<br />
Gleich nach den Kommunalwahlen<br />
werde eine interfraktionelle<br />
Arbeitsgruppe mit den<br />
Vorarbeiten beginnen. Dabei ist<br />
zu erwarten, dass längerfristig<br />
der Landkreis wieder die<br />
Trägerschaft aller Schulen des<br />
SEK I - Bereichs übernehmen<br />
wird.<br />
Die Reihe der VL/PR-<br />
Konferenzen wird fortgesetzt,<br />
und zwar im viermonatigen<br />
Rhythmus: Juni - November<br />
(PR-Schulung) - Februar<br />
Das Team: Enno Emken, Ralf Dittmer, Annette Weßling-Brandt<br />
Frau EIBEN, Leiterin des Schulamtes im Landkreis Aurich<br />
Eckige Runde
7 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
PR-Schulung mit guter Resonanz<br />
10. November 2011<br />
Fast 20 Schulpersonalvertretungen<br />
aus Schulen des<br />
Landkreises Wittmund folgten<br />
der Einladung des GEW-<br />
Kreisverbands Wittmund zur<br />
Herbst-Personalräteschulung.<br />
Enno Emken (s. Bild), stellv.<br />
Vorsitzender des Schulbezirkspersonalrats<br />
(SBPR) für den<br />
Bezirk Weser-Ems, bot für<br />
Neueinsteiger<br />
zunächst einen<br />
kurzen Überblick<br />
über die Grundlagen<br />
des Personalvertretungsrechts.<br />
Den Schwerpunkt<br />
bildeten Informationen<br />
zu<br />
aktuellen Entwicklungen<br />
von Relevanz<br />
für Schule<br />
und Lehrkräfte.<br />
Hierzu gehörten<br />
die Neuerungen<br />
im Niedersächsischen<br />
Gleichstellungsgesetz,<br />
Auswirkungen<br />
der Elternzeit<br />
auf Rente<br />
und Versorgung,<br />
Der Termin der Personalratswahlen<br />
im März 2012 auf<br />
allen Ebenen (SPR, SBPR,<br />
SHPR) rückt näher. Bis zu den<br />
Herbstferien haben sich in den<br />
Schulen dazu die Wahlvorstände<br />
gebildet. Die entsprechenden<br />
Informationen (u.a. Terminplan)<br />
wurden den Schulen zugeschickt.<br />
Unsere Bitte an die amtierenden<br />
Personalräte:<br />
1. Sorgt dafür, dass sich der<br />
Wahlvorstand an eurer<br />
Schule<br />
konstituiert. Die<br />
GEW führt im November<br />
2011 dazu insgesamt 16<br />
Schulungen<br />
für Wahlvorstände<br />
regional verteilt durch.<br />
Die genauen Termine gehen<br />
euch zu.<br />
die neuere Disskussion um die<br />
Frage des Beamtenstreiks, sog.<br />
Feuerwehrstellen im Zusammenhang<br />
mit Probezeit und Übernahme<br />
in das Beamtenverhältnis,<br />
Probleme der „Quereinsteiger“,<br />
Beispiele für Beteiligungsrechte<br />
der Schulpersonalvertretungen<br />
bei Neuerungen im<br />
organisatorischen Bereich der<br />
Schule und einiges mehr.<br />
Enno Emken und seine interessierten ZuhörerInnen<br />
Klaus-Jürgen<br />
Richter<br />
Refaerat A<br />
Personalratswahlen am 6./7. März 2012<br />
Tagungsunterlage war der von<br />
Enno und den anderen GEW-<br />
Mitgliedern des SBPR erstellte<br />
umfangreiche Tagungsreader, der<br />
allen Teilnehmern ausgehändigt<br />
wurde. Auch Nichtmitglieder der<br />
GEW meldeten sich für die<br />
Schulung und konnten ebenfalls<br />
von den Informationen profitieren.<br />
2. Sorgt dafür, dass genügend<br />
Kolleginnen und Kollegen<br />
(möglichst<br />
hst<br />
GEW<br />
EW-Mitglie-<br />
der) für den Schulperso-<br />
nalrat (SPR) kandidieren.<br />
Eine Personalvertretung vor<br />
Ort ist wichtig und notwendig<br />
für alle Verhandlungen mit<br />
der Schulleitung!<br />
3. Ausnahme sind die Oberschulen!<br />
Hier werden die<br />
neuen SPR bereits in den<br />
ersten vier Monaten dieses<br />
Schuljahres gewählt, d.h.<br />
spätestens im November<br />
2011. Die Amtszeit der<br />
SPRs an Obersc<br />
berschulen<br />
verlängert sich um die<br />
Dauer der neuen Amtszeit<br />
(4 Jahre, s. § 22, Satz 3<br />
PersV<br />
ersVG).<br />
G). An den Wahlen für<br />
den SBPR und SHPR<br />
nehmen die KollegInnen -<br />
wie alle anderen - im März<br />
2012 teil.<br />
In kurzgefasst Sept. 2011 ist<br />
eine<br />
Übersicht über die<br />
geplanten Schulungen der<br />
Wahlvorstände<br />
durch den<br />
Schulbezirkspersonalrat Osnabrück<br />
abgedruckt. Die Veranstaltungen<br />
sind an den genannten<br />
Tagen jeweils von 9.00 bis 13.00<br />
Uhr terminiert. Eingeladen wird<br />
jeweils ein Mitglied des örtlichen<br />
Wahlvorstandes. Die Einladungen<br />
müssten bereits auf dem<br />
Postweg an den Schulen angekommen<br />
sein.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
8<br />
Fachgruppentag in Westerstede:<br />
Inklusion ist machbar<br />
Inklusion war das Thema des<br />
diesjährigen Fachgruppentags<br />
in Westerstede. Auf dieser mit<br />
über 100 GEW-Mitgliedern gut<br />
besuchten Veranstaltung referierte<br />
Prof. Dr. Hans Wocken über<br />
Möglichkeiten der Umsetzung<br />
einer inklusiven Schule. Dabei<br />
hob er in seinem Vortrag<br />
besonders hervor, dass Inklusion<br />
nicht allein bedeute, Heterogenität<br />
in Schulen zuzulassen,<br />
sondern dass es wichtig sei, diese<br />
zu leben und als selbstverständlich<br />
zu nehmen. Auf keinen Fall<br />
dürfe es innerhalb von Lerngruppen<br />
zur Separation kommen.<br />
Wocken wies darauf hin, dass<br />
eine inklusive Schule auch<br />
Prof. Dr. . Hans Woc<br />
ocken: Die inklusive Schule<br />
Rahmenbedingungen benötigt,<br />
die eine erfolgreiche Arbeit<br />
zuließen. Hierzu müssten die<br />
Lerngruppen deutlich verkleinert<br />
werden.<br />
Im Folgenden eine Übersicht<br />
von Prof. Wocken zu seinen<br />
Forderungen.<br />
1. War<br />
arum<br />
Integration?<br />
Integration ist normal<br />
ist Aufgabe aller Erziehung<br />
ist ein Beitrag zur Friedenserziehung<br />
ist Ursprung der Sonderpädagogik<br />
ist ein Gebot der Chancengerechtigkeit<br />
ist eine völkerrechtliche Verpflichtung<br />
2. Integration und Inklusion<br />
Inklusion bedeutet, dass heterogene, gemischte Lerngruppen gemeinsam und<br />
differentiell in einer Schule für alle unterrichtet werden.<br />
3. Die ie inklusive e Schule<br />
1. Vielfalt der Kinder<br />
2. Vielfalt des Unterrichts<br />
... Vielfalt der Lernziele („zieldifferenter Unterricht“)<br />
... Vielfalt der Lernwege<br />
... Vielfalt der Lernbeurteilungen (keine Noten!)<br />
3. Vielfalt der Pädagogen<br />
4. Das inklusive Bildungssystern<br />
1. Regelsystem (.... für Kinder mit Lern-, Sprach- und Verhaltensproblemen)<br />
2 Unterstützungssystern (... für Kinder mit speziellen Behinderungen)<br />
Klientel<br />
Regelsystem<br />
Lernbehinderungen<br />
Sprachbehinder<br />
hbehinderungen<br />
Verhaltenspr<br />
erhaltensprobleme<br />
Unterstützungssystem<br />
Hörbehinderungen<br />
Sehbehinderungen<br />
Körperbehinderungen<br />
Geistige<br />
Behinderungen<br />
- mit speziellem Förderbedarf 1 (3)<br />
- mit Förderbedarf 3 ( 6) - mit Förderbedarf 3 (6)<br />
Klasse - ohne Förderbedarf 19 (19) - ohneFörderbedarf 16 (16)<br />
Summe 22 (25) Summe 20 (25)<br />
Personal<br />
1 Stunde pro Klasse und pro Tag<br />
Je Kind 2-3 Stunden pro Woc<br />
oche zusätzlic<br />
ätzlich<br />
(1 Sonderpädagoge für 4 Klassen) (1 Sonderpädagoge für 10 Kinder)<br />
GEMEINSAME BILDUNG<br />
Die Behindertenrechtskonvention wurde 2006 von den Vereinten Nationen (UN) beschlossen. Auch Deutschland ratifizierte das<br />
Dokument. Darin enthalten ist das Recht von Kindern mit Behinderungen auf einen gemeinsamen Unterricht mit Gleichaltrigen<br />
ohne Behinderung. Die Experten streiten jedoch darüber, welche Konsequenzen das hat. Während die einen die komplette Auflösung<br />
der Sonderschulen fordern, halten andere am bestehenden System fest und setzen auf eine Kooperation von Sonder- und Regelschule.
9 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
„Die Sonderschulen gehören aufgelöst“<br />
Behindertenpädagoge übt Kritik an der Politik<br />
Herr Professor Woc<br />
ocken,<br />
Sie<br />
üben scharfe Kritik an der<br />
Umsetzung der UN-Behinder-<br />
tenrechtskonvention<br />
in<br />
Deutschland. Kommen Kultus-<br />
ministerien und Schulbehörden<br />
zu langsam voran?<br />
Wenn sie nur langsam wären, am<br />
Ende aber etwas Gutes dabei<br />
herauskäme, würde ich das sehr<br />
begrüßen. Aber stattdessen untergräbt<br />
und verfälscht ein Großteil<br />
der Kultusminister die inklusive<br />
Idee.<br />
Ein harter Vorwurf<br />
orwurf.<br />
. Schließlic<br />
hließlich<br />
begrüßen alle Kultusminister<br />
den gemeinsamen Unterricht<br />
von Kindern mit und ohne<br />
Behinderung. Einige Länder<br />
haben ihre Schulgesetze veränän-<br />
dert. Das sieht nicht nach<br />
Blockade<br />
aus.<br />
Niemand ist gegen Inklusion,<br />
denn das traut sich keiner. Aber<br />
unterhalb der Ebene der öffentlichen<br />
Kundgebungen wird mit<br />
geschlossenem Visier gegen die<br />
inklusive Idee und die damit<br />
verbundenen Veränderungen für<br />
das gesamte Bildungssystem<br />
gekämpft.<br />
Was as meinen Sie konkret damit?<br />
Viele Länder wollen das klassische<br />
Schulwesen erhalten und<br />
vermeiden jegliche Systemdiskussion.<br />
Die ist aber nötig, um ein<br />
inklusives System zu schaffen.<br />
Bei der angestrebten „Energiewende“<br />
geht es ja auch nicht<br />
darum, dass ein paar Atommeiler<br />
abgeschaltet und ein bisschen<br />
mehr regenerative Energiequellen<br />
genutzt werden, sondern um<br />
eine radikale Neuorientierung.<br />
In ähnlicher Weise müsste die<br />
Bildungspolitik nach den Vorgaben<br />
der UN-Konvention einen<br />
Paradigmenwechsel vollziehen.<br />
Die Konvention sagt aber<br />
nichts darüber aus, in welchem<br />
Schulsystem Inklusion am be-<br />
sten gelingt. Sie sagt auch<br />
nicht: Gegliederte Systeme wie<br />
das deutsche können das nicht<br />
umsetzen.<br />
Das stimmt. Aber die Konvention<br />
sagt gleichzeitig, dass man<br />
nur dann von inklusiver<br />
Bildung sprechen kann, wenn<br />
mindestens 80 Prozent aller<br />
Kinder mit Behinderungen auf<br />
allgemeinbildende Schulen gehen.<br />
Das heißt: Nicht nur in den<br />
Grund- und Hauptschulen,<br />
sondern auch in den Realschulen<br />
und den Gymnasien müssen<br />
Kinder gemeinsam lernen.<br />
Davon sind wir in Deutschland<br />
aber meilenweit entfernt: Nur 18<br />
Prozent der Kinder mit Behinderungen<br />
gehen auf eine<br />
Regelschule.<br />
Die Statistiken in vielen<br />
Bundesländern zeigen jedoch<br />
einen klaren Aufwärtstrend.<br />
Die Schulstatistiken werden<br />
inklusionsfreundlich geliftet!<br />
Die Bundesländer bemühen<br />
sich, die Zahlen so umzudeuten,<br />
dass sie möglichst gut dabei<br />
wegkommen.<br />
Heißt das, die Kultusminister<br />
fälschen ihre Zahlen?<br />
Sie ändern die Kriterien, indem<br />
sie zum Beispiel alle möglichen<br />
Kinder als „integriert“ bezeichnen.<br />
Da werden dann auch jene<br />
mitgezählt, die irgendwann<br />
einmal Kontakt mit einem<br />
Sonderpädagogen hatten - und<br />
sei es nur für eine Beratungsstunde.<br />
Bayern zum Beispiel hat<br />
angeblich seine Inklusionsquote<br />
innerhalb eines Jahres fast<br />
verdoppelt. Das ist unmöglich -<br />
es sei denn, sie haben sogar die<br />
Brillenträger unter den Schülern<br />
mit eingerechnet.<br />
Brauc<br />
auchen die Schulen nicht<br />
einfach mehr Zeit zur Umset-<br />
zung?<br />
In der UN-Konvention ist die<br />
Rede von zehn bis 15 Jahren.<br />
Aber wenn man nach dieser Zeit<br />
eine Inklusions-Quote von annähernd<br />
80 Prozent erreichen<br />
möchte, dann geht das nur mit<br />
der Auflösung eines Großteils<br />
der Sonderschulen. Damit meine<br />
ich vor allem die Schulen für<br />
Lern-, Sprach- und Verhaltensauffälligkeiten.<br />
Davor scheuen<br />
sich die Bundesländer. Geschieht<br />
das aber nicht, bleibt am Ende<br />
alles beim Alten.<br />
Viele Bundesländer schaffen<br />
Förderzentren, die die Regel-<br />
schule mit den Sonderschulen<br />
verbinden sollen. Kein guter<br />
Weg?<br />
Man muss differenzieren: Für<br />
die Mehrheit der Förderschüler<br />
mit Lern-, Sprach- und Verhaltensproblemen<br />
kommt aus meiner<br />
Sicht ein Förderzentrum als<br />
Alternative nicht in Frage. Die<br />
Förderschullehrer für diese Schüler<br />
müssten angestellt sein an<br />
den Regelschulen als reguläres<br />
Mitglied im Lehrerkollegium.<br />
Das ist auch deshalb sinnvoll,<br />
weil rund zehn Prozent aller<br />
Kinder im Laufe ihrer Schulzeit<br />
in diesem Bereich auffällig<br />
werden. Da brauchen wir gut<br />
geschultes Personal.<br />
Und nd für die eher seltenen Fälle<br />
älle<br />
von Kindern mit schweren<br />
körperlichen oder geistigen<br />
Beeinträc<br />
ächtigungen?<br />
Für Kinder, die beispielsweise<br />
eine starke Sehbehinderung<br />
haben, wären ambulante Förderzentren<br />
sinnvoll. Das heißt:<br />
Sonderschulpädagogen werden<br />
von diesem Zentrum aus an<br />
Regelschulen geschickt, um die<br />
betroffenen Kinder dort zu<br />
unterstützen. Doch auch hier<br />
sollte das langfristige Ziel sein,<br />
die Zentren nach und nach<br />
aufzulösen.<br />
Würden Sie tatsächlic<br />
hlich<br />
h<br />
alle<br />
Sonderschulen<br />
auflösen?<br />
Wenn ich entscheiden könnte,<br />
dann blieben in Deutschland<br />
nur sehr, sehr wenige für eine<br />
sehr kleine Gruppe von Kindern<br />
mit schweren Behinderungen<br />
übrig.<br />
Das Gespräch führte Katja Irle. FR<br />
Hans Wocken,<br />
bis 2008 Professor<br />
für Lernbehindertenpädagogik<br />
in<br />
Hamburg, begleitet<br />
das Projekt<br />
Inklusion<br />
in Deutschland.<br />
Die<br />
Bundes-<br />
länder sind<br />
zwar verpflichtet,<br />
inklusive<br />
Schule umzusetzen.<br />
Doch jedes<br />
Kultusministerium<br />
geht seinen<br />
eigenen<br />
Weg. Nach einer<br />
Studie der<br />
Bertelsmann-Stiftung<br />
besuchen<br />
bundesweit nur<br />
20 Prozent der<br />
Schüler mit besonderem<br />
Förderbedarf<br />
eine<br />
Regelschule. Bei<br />
den Grundschulen<br />
liegt<br />
Bremen vorn,<br />
bei den weiterführenden<br />
Schulen ist<br />
Schleswig-<br />
Holstein Spitzenreiter<br />
bei der<br />
Inklusion. Am<br />
weitesten sind<br />
jedoch die Kindergärten:<br />
Hier<br />
spielen und lernen<br />
68 Prozent<br />
der Kinder mit<br />
Förderbedarf gemeinsam<br />
mit<br />
anderen Gleichaltrigen.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Inklusion - eine Schule für alle<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
Was kommt auf die Schulen, die Eltern und die Schulträger zu?<br />
Herbert Czekir<br />
Zu diesem Thema hatten die<br />
Grundschulen im Brookmerland<br />
zu einer öffentlichen<br />
Veranstaltung in die Aula der<br />
IGS Marienhafe geladen. Als<br />
Referent konnte Prof. Dr. phil.<br />
Rolf Werning von der Universität<br />
Hannover, bereits seit dreißig<br />
Jahren mit dem Thema Inklusion<br />
befasst, gewonnen werden.<br />
Hier einige Aussagen aus<br />
seinem Vortrag (kursiv Gedrucktes<br />
stammt als Ergänzung vom Autor):<br />
In Deutschland ist die UN-<br />
Behindertenkonvention, die ein<br />
inklusives, allgemeines Bildungssystem<br />
für alle Kinder<br />
vorsieht, seit März 2009 in Kraft.<br />
Seither wird in den einzelnen<br />
Bundesländern unterschiedlich<br />
intensiv an Umsetzungsmodellen<br />
gearbeitet. Niedersachsen ist<br />
Schlusslicht bei der Umsetzung<br />
von Inklusion.<br />
Inklusion hat verschiedene<br />
Aufgaben:<br />
• Inklusion als Konzept zur<br />
gemeinsamen Beschulung<br />
von Kindern und Jugendlichen<br />
mit und ohne Behinderungen<br />
• Inklusion als Konzept zur<br />
Überwindung von Diskriminierung<br />
aller Risikogruppen<br />
in Schule (Ausgrenzungen<br />
bzw. Benachteiligungen z.B.<br />
auf Grund von Geschlecht,<br />
sozialer Herkunft - nach der<br />
Grundschule besuchen lediglich<br />
12% der Arbeiterkinder<br />
aber 70% der Beamtenkinder<br />
das Gymnasium - , spezifischen<br />
Lebensbedingungen<br />
und/oder Kultur, Migrationshintergrund.<br />
• Entwicklung einer Schule für<br />
alle<br />
• Inklusion als Werteorientierung<br />
Wie sieht das Schulsystem<br />
in Deutschland aus?<br />
Das deutsche Schulsystem ist<br />
durch die Fiktion der homogenen<br />
Lerngruppe geprägt. Dies ist<br />
aber mit starken Nebenwirkungen<br />
verbunden :<br />
Bestimmte Gruppen von<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
werden in diesem System<br />
zurückgelassen.<br />
Hierzulande werden Kinder<br />
vom Schulbesuch zurückgestellt,<br />
wenn man sie als nicht<br />
schulfähig einschätzt. Leistungsschwache<br />
Schüler/innen bleiben<br />
sitzen, werden von einer<br />
höheren auf eine niedrigere<br />
Schulform umgeschult oder der<br />
Förderschule zugewiesen. Insgesamt<br />
sind 40% aller Heranwachsenden<br />
im Laufe ihrer Schulzeit<br />
mit der einen oder anderen<br />
Form von Schulversagen konfrontiert.<br />
In fast allen anderen europäischen<br />
Staaten liegt die Gesamtquote<br />
der separativ (also in Förderschulen)<br />
geförderten Kinder und Jugendlichen<br />
bei unter 2%, in Deutschland<br />
ist sie mehr als doppelt so hoch.<br />
Es gilt: Heterogene Lerngruppen<br />
und soziale Durchmischung<br />
10<br />
der Lerngruppen fördern die<br />
Schwächeren. Hier kommt der<br />
peer-effect zum Tragen („Von den<br />
besten lernen heißt siegen lernen“.)<br />
Heterogene Lerngruppen sind<br />
aber auch positiv für die<br />
lernstarken Schüler. Untersuchungen<br />
zeigen, dass sie in der<br />
Leistung nicht abfallen, jedoch<br />
ihre sozialen Kompetenzen<br />
stärken. Die Grundbedingung:<br />
Um Heterogenität für alle<br />
positiv zu nutzen, sind stabile<br />
Lerngruppen mit einer ausreichend<br />
großen Zahl leistungsstarker<br />
Schülerinnen und Schüler<br />
notwendig. Das Fehlen eines<br />
Gesamtschulsystems wirkt sich<br />
hier negativ auf Inklusion aus.<br />
Kontraproduktiv ist auch die<br />
allseits praktizierte input-output-<br />
Steuerung.<br />
Bildung wird nur auf Testergebnisse<br />
reduziert. Bildungsstandards,<br />
Vergleichsarbeiten und<br />
zunehmende Testungen führen<br />
zu einer Schulkultur, die den<br />
inklusiven Werten widersprechen.<br />
Prof. Werning forderte in<br />
diesem Zusammenhang eine<br />
neue Diskussion um den<br />
Bildungsbegriff.<br />
Als Voraussetzung für Inklusion<br />
nannte Prof. Werning:<br />
• die Abkehr von schulformspezifischer<br />
Lehrerausbildung<br />
• die gemeinsame Entwicklung<br />
eines Leitbildes durch betroffene<br />
Lehrkräfte und Sonderpädagogen<br />
• die kollegiale Kooperation der<br />
KollegInnen (Teams), auch<br />
multidisziplinär<br />
• kooperativen Gruppenunterricht<br />
in Lernlandschaften<br />
• das Primat der inneren<br />
Differenzierung und Individualisierung<br />
Wenige Publikumsfragen schlossen<br />
den Vortrag ab, den Prof.<br />
Werning im Stile eines Motivati-
11 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
onstrainers gehalten hatte.<br />
Um Inklusion zu realisieren,<br />
braucht es einen politischen Willen,<br />
Visionen, Kooperation und didaktische<br />
Konzepte.<br />
• Zweifellos konnte Prof. Werning<br />
die Vision der Inklusion allen<br />
Beteiligten näher bringen. Vielfach<br />
dürften aber auch die<br />
Bedenken und Ängste erhalten<br />
geblieben sein.<br />
• Kooperation von Lehrkräften ist<br />
zumindest in integrativen Systemen<br />
kein Fremdwort mehr.<br />
• Didaktische Modelle sind bekannt.<br />
Ihre Umsetzung in die<br />
Praxis erfordert von den Betroffenen,<br />
insbesondere an Gesamtschulen<br />
im Aufbau, aber eine<br />
erneute fast nicht zu leistende<br />
Belastung für die Lehrkräfte.<br />
• Und wie sieht es mit dem<br />
politischen Willen in Niedersachsen<br />
aus? Prof. Werning<br />
machte hier nicht viel Hoffnung.<br />
Es gilt das Motto: wir wollen<br />
nicht, aber wir müssen ja. Die<br />
Fakten bestätigen die Einschätzung.<br />
Der letzte CDU-Parteitag<br />
bestätigte noch einmal den<br />
Willen der Partei zu einem<br />
selektiven Schulsystem, welches<br />
angeblich das Begabungspotential<br />
abbildet. Auch in Niedersachsen<br />
gilt weiterhin: jede Schulform<br />
ist möglich (nur möglichst keine<br />
IGS). Die Förderschulen bleiben<br />
erhalten. Damit werden jedoch<br />
Ressourcen gebunden, die zur<br />
Weiterentwicklung eines inklusiven<br />
Schulsystems dringend notwendig<br />
wären.<br />
Inklusive Systeme setzen kompetente<br />
Unterstützungssysteme voraus.<br />
Inklusion ist damit kein Sparkonzept,<br />
sondern eine pädagogische<br />
Herausforderung auf höchstem Niveau<br />
zur Verbesserung der Schule<br />
als Lebens- und Entwicklungsraum<br />
für alle Kinder.<br />
Ein Beispiel: Die Mehrzahl der<br />
Schulen in Kanada verfügt neben<br />
den regulären Lehrpersonen auch<br />
über Sonderpädagog/innen, Zweitsprachlehrkräfte,<br />
Integrationshelfer/<br />
innen und Unterrichtsassistent/<br />
innen, die sich in Teams bündeln.<br />
Lehrkräfte haben die Möglichkeit,<br />
sich kompetente Unterstützung zu<br />
holen.<br />
Dies sollte auch in einem reichen<br />
Land wie Deutschland eine Selbstverständlichkeit<br />
werden. Wer Geld<br />
für Steuergeschenke an Steuerflüchtlinge<br />
übrig hat, sollte auch in die<br />
Bildung investieren können.<br />
Leider ist es nicht das<br />
Menschenrecht auf Bildung, das<br />
neoliberale Politiker zum Handeln<br />
treibt.<br />
Wer aber die Markt- und<br />
Exportwirtschaft auf seine Fahnen<br />
schreibt und gleichzeitig bei Arbeitskräftemangel<br />
die Zuwanderung von<br />
Fachkräften erschwert, muss konsequenterweise<br />
auch bereit sein, alle<br />
eigenen personellen Ressourcen auszuschöpfen.<br />
Die Inklusion wird kommen, aber<br />
unter welchen Bedingungen? Gibt es<br />
am Ende mehr Opfer als Gewinner?<br />
Sich wegducken hilft nicht. Wir<br />
müssen aktiv werden.<br />
- Jede Schule muss sich mit<br />
Inklusion und ihrer Umsetzung<br />
beschäftigen<br />
- Wir fordern z. B. kompetente<br />
und umfassende Schulungen für<br />
Lehrkräfte,<br />
ausreichende sonderpädagogische<br />
Unterstützung,<br />
verringerte Unterrichtsverpflichtung,<br />
die Senkung der Klassenobergrenze<br />
eine flächendeckende sozialpädagogische<br />
und therapeutische<br />
Grundversorgung,<br />
dauerhafte Unterstützungssysteme<br />
für Lehrkräfte (siehe Kanada)<br />
- Wir suchen Bündnispartner zur<br />
Durchsetzung von vernünftigen<br />
Lern- und Arbeitsbedingungen<br />
für Kinder und pädagogisches<br />
Personal<br />
- Bei schlechten Rahmenbedingungen<br />
organisieren wir Widerstand<br />
Wir wollen die Inklusion bei<br />
Rahmenbedingungen, die den Erfolg<br />
ermöglichen.<br />
Inklusion fängt bei der Haltung<br />
der Bildungspolitiker, der Lehrkräfte,<br />
der Eltern und der Schülerinnen<br />
und Schüler an.<br />
Der schwächste Punkt scheinen<br />
wohl die Politiker zu sein.<br />
Packen wir´s an!<br />
GEW gratuliert der Georg-Christoph-<br />
Lichtenberg-Gesamtschule<br />
Zum 1. Platz des Deutschen<br />
Schulpreises, der heute von<br />
Bundespräsident Christian<br />
Wulff in Berlin verliehen wird,<br />
gratuliert die Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft der<br />
Göttinger Lichtenberg-Gesamtschule<br />
herzlich. Diese Integrierte<br />
Gesamtschule arbeitet erfolgreich,<br />
weil sie bis zur 10. Klasse<br />
darauf verzichtet, Schülerinnen<br />
und Schüler in unterschiedliche<br />
Niveaukurse zu trennen. Darum<br />
gibt es an dieser Schule bisher<br />
auch kein Turbo-Abitur. Statt<br />
dessen arbeiten die Schülerinnen<br />
und Schüler unterschiedlicher<br />
Herkunft und Begabung in<br />
Tischgruppen. Mit diesem pädagogischen<br />
Konzept gelingt es<br />
auch, Jugendliche mit Handicaps<br />
zu integrieren. Die IGS Göttingen<br />
ist bundesweit Vorreiter der<br />
Inklusion.<br />
Der GEW-Landesvorsitzende<br />
Eberhard Brandt fordert Kultusminister<br />
Bernd Althusmann auf,<br />
den Gesamtschulen endlich die<br />
von ihnen gewünschte pädagogische<br />
Gestaltungsfreiheit zu geben.<br />
„Sie wollen über Differenzierungsmodelle<br />
frei entscheiden<br />
und nicht zum Turbo-Abitur<br />
gezwungen sein, um ebenfalls so<br />
erfolgreich arbeiten zu können<br />
wie die Gewinnerin des Deutschen<br />
Schulpreises 2011.“<br />
Außerdem solle Althusmann<br />
die Blockaden bei der Gesamtschulgründung<br />
aufheben.<br />
Verantwortlich:<br />
Richard<br />
Lauenstein
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
12<br />
Ut oll Tieden<br />
Der Bildungsauftrag der Volksschule<br />
Herbert Czekir<br />
Landesschulrat Ernst Matthewes<br />
- Hamburg hielt im<br />
Dezember 1955 zu dieser Frage<br />
auf der Hauptversammlung 1955<br />
des Ostfriesischen Lehrervereins<br />
in Emden ein mit großem<br />
Beifall aufgenommenes Referat:<br />
Ansehen der Volksschule<br />
1955<br />
Heute die Volksschule zum<br />
Gegenstand einer Betrachtung<br />
zu nehmen, verlangt gewiß mehr<br />
als eine nur schöngeistige<br />
Betrachtung über Sinn und<br />
Aufgabe, Ziel und Blickrichtung.<br />
Es ist vielmehr von der Tatsache<br />
auszugehen, daß die Volksschule<br />
sich gegenwärtig in einer Krisis<br />
befindet. Diese zeigt sich darin,<br />
daß der Ruf der Volksschule in<br />
der Öffentlichkeit gelitten hat, ...<br />
Wir sollten sowohl vor uns<br />
wie auch gegenüber der Öffentlichkeit<br />
nachdrücklich darauf<br />
hinweisen, daß, …sich in der<br />
Zusammensetzung ihrer Schülerschaft<br />
ein grundlegender<br />
Wandel vollzogen hat.<br />
In der Zeit vor dem ersten<br />
Weltkriege, die wir als Lehrer<br />
oder als Schüler miterlebt haben,<br />
war die damalige Volksschule wie<br />
die übrigen Schularten weitgehend<br />
sozial gebunden. In der<br />
Volksschule waren, um es einmal<br />
sehr grob vereinfacht zu sagen,<br />
die Kinder der unteren Schichten,<br />
und damit waren in ihr alle<br />
Begabungshöhen vertreten.<br />
Hochbegabungen besuchten die<br />
Volksschule bis zum Schluß,<br />
Hochbegabungen, die oft im<br />
Leben zu führenden Stellen<br />
aufgestiegen sind…. Die Lehrerschaft<br />
empfand seit vielen<br />
Jahrzehnten den Zustand, der<br />
den Begabten der unteren<br />
Schichten den Aufstieg versperrte,<br />
als ungerecht und setzte sich<br />
leidenschaftlich dafür ein, daß<br />
allen Begabten, ganz gleich aus<br />
welchen wirtschaftlichen Lagern<br />
die Eltern kamen, der Aufstieg<br />
zu den weiterführenden Schulen<br />
ermöglicht würde. Diese Bewegung<br />
erreichte schließlich unter<br />
dem Kampfruf „Freie Bahn dem<br />
Tüchtigen“, daß die soziale<br />
Herkunft eines Kindes für den<br />
Besuch weiterführender Schulen<br />
mehr und mehr weniger<br />
ausschlaggebend war. Das Tragische<br />
liegt darin, daß in dem<br />
Augenblick, als die Forderung<br />
der Volksschullehrerschaft sich<br />
verwirklichte, die Volksschule<br />
selbst, jedenfalls dem ersten<br />
Anschein nach, eine Wertminderung<br />
erfahren mußte. Immer<br />
mehr Begabte gehen aus der<br />
Volksschule in die weiterführenden<br />
Schulen. Wir erleben sogar<br />
in letzter Zeit besonders, daß<br />
sogar diejenigen aus der Volksschule<br />
hinausgehen, deren Begabung<br />
sie nicht auf den Weg für<br />
die höhere Schule weist. Damit<br />
entsteht für die Volksschule ein<br />
schweres Problem: was kann —<br />
um dieses häßliche Wort einmal<br />
zu benutzen — mit dem Rest<br />
noch gemacht werden? Die<br />
Volksschule steht in der Gefahr,<br />
eine Schule minderen Ranges zu<br />
werden.<br />
Definition von Bildung<br />
Es bleibt Aufgabe der Volksschule,<br />
sich darauf zu besinnen,<br />
daß ihre Bildungsarbeit niemals<br />
eine Vereinfachung, ein Volkstümlichmachen<br />
der wissenschaftlichen<br />
Bildungsgüter sein darf,<br />
sondern daß sie den umgekehrten<br />
Weg von unten nach oben zu<br />
gehen hat. …<br />
Wenn die Volksschule in ihrer<br />
Arbeit von dem Berufsleben, der<br />
täglichen Umwelt, der Wirklichkeit<br />
ausgehen will, kann sie<br />
leicht dem Vorwurf ausgesetzt<br />
sein, den Humboldt gegenüber<br />
jeder Nützlichkeitstheorie ausgesprochen<br />
hat: hinabzusinken in<br />
Bereiche, die mit der Bildung<br />
eigentlich nichts zu tun haben.<br />
Die Berufe sind für die<br />
Volksschule nicht das Ziel, auf<br />
das hin sie vorbereiten soll,<br />
sondern in den Berufen zeigen<br />
sich die Grundverhaltensweisen<br />
der Menschen, die wir für unsere<br />
Bildungsarbeit fruchtbar machen<br />
können. …<br />
Wir würden jedoch unsere<br />
Zukunft verspielen, wenn unser<br />
Bildungsdenken sich einseitig<br />
auf die Erzielung von Spitzenleistungen<br />
richten würde. In der<br />
Bildung, mehr als in allen<br />
anderen Bereichen, muß eine<br />
breite Grundlage eigenständigen<br />
Lebens vorhanden sein, um eine<br />
Spitze erst zu ermöglichen. …<br />
Ausstattung des<br />
Bildungswesens<br />
Im Wirtschafts- und Geschäftsleben,<br />
bei den Luxusgegenständen,<br />
bei Bauten und<br />
Verkehrseinrichtungen zeigt sich<br />
ein Standard, der weit über dem<br />
von 1939 liegt. Die Schule allein<br />
muß sich noch behelfen mit<br />
einem Standard, der weit unter<br />
dem Stand der Vorkriegszeit<br />
liegt. ... Die Wurzeln des Übels<br />
liegen … in dem mangelnden<br />
Gewissen der Öffentlichkeit<br />
gegenüber der Schule … . Die<br />
Verantwortlichkeit der Öffentlichkeit<br />
der Schule gegenüber<br />
zeigt sich eigentlich nur dann,<br />
wenn zufällig der Vertreter der<br />
Öffentlichkeit selbst Vater von<br />
Kindern ist, die unter den<br />
schlechten Zuständen leiden.<br />
Der finnische Kultusminister,<br />
der Minister eines Landes, das<br />
sehr viel ärmer ist als Deutschland,<br />
das aber - gemessen an der<br />
Bevölkerungszahl - sehr viel<br />
mehr Schulen baute, hat gesagt:<br />
„Wir sind zu arm, als daß wir<br />
uns den Luxus schlechter<br />
Schulen gestatten könnten“. Der<br />
Satz sollte das Leitwort unseres<br />
gesamten öffentlichen Denkens<br />
werden<br />
Verantwortung von<br />
Lehrkräften und<br />
Gewerkschaft<br />
Es ist ja immer das glückliche
13 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Zusammentreffen gewesen in der<br />
Geschichte der Lehrerbewegung,<br />
daß die Forderungen, die sie<br />
vorzubringen hatte — auch die<br />
Gehaltsforderungen — ihre letzte<br />
Begründung erfuhren durch die<br />
Verantwortung des Lehrers, die<br />
er vor der Gesamtheit hat, so daß<br />
ein Lehrerverein im echten<br />
Sinne nicht, jedenfalls nicht in<br />
erster Linie, Gewerkschaft ist,<br />
sondern die Gewerkschaft nur als<br />
Mittel zu benutzen hat. In erster<br />
Linie muß der Lehrerverein das<br />
kulturpolitische Gewissen seiner<br />
Zeit sein. Damit soll in keiner<br />
Weise die Gewerkschaftsarbeit<br />
verkleinert werden, die ich für<br />
unbedingt notwendig halte.<br />
Doch in dem Lehrerstand als<br />
vielleicht in dem einzigsten<br />
Stand der Gewerkschaften findet<br />
die Gewerkschaftsbewegung ihre<br />
Begründung nicht in dem<br />
Standesinteresse allein, sondern<br />
in der kulturpolitischen Verantwortung<br />
des Lehrerstandes vor<br />
dem Ganzen. Dessen sollte sich<br />
die Lehrerschaft auch bewußt<br />
werden. Man hat ja oft den<br />
Idealismus der Lehrer ausgenutzt<br />
aus der Überlegung, daß selbst<br />
dann, wenn die Forderungen der<br />
Lehrerschaft nicht erfüllt wurden,<br />
es schließlich doch immer<br />
gut ging in der Schule. Das ist<br />
unsere Schwäche, es ist aber<br />
zugleich auch unsere Stärke,<br />
denn damit legitimieren wir<br />
unseren Stand über den Augenblickserfolg<br />
hinaus für die Dauer<br />
in der Geschichte unserer Zeit.<br />
Ansehen der (Volks)schule<br />
2011<br />
Und wie gestaltet sich Schule<br />
im Jahre 2011, rund 60 Jahre<br />
später?<br />
Das Ansehen der Hauptschule<br />
ist ruiniert. Sie blutet<br />
aus, weil Eltern mit ihrem<br />
Anmeldeverhalten höhere Bildungsabgänge<br />
erzwingen wollen.<br />
Dies gilt auch für die<br />
Realschule. Es ist vorauszusehen,<br />
dass diese Entwicklung mit<br />
der Einführung der Oberschule<br />
nicht gestoppt wird.<br />
Wir erinnern uns:<br />
Die Hauptschule vermittelt<br />
ihren Schülerinnen und Schülern<br />
eine grundlegende Allgemeinbildung<br />
und eine individuelle Berufsorientierung,<br />
die Realschule vermittelt ihren<br />
Schülerinnen und Schülern eine<br />
erweiterte Allgemeinbildung und<br />
eine allgemeine Berufsorientierung<br />
und<br />
das Gymnasium vermittelt seinen<br />
Schülerinnen und Schülern<br />
eine breite und vertiefte Allgemeinbildung<br />
und ermöglicht den Erwerb<br />
der allgemeinen Studierfähigkeit.<br />
Frühzeitig werden Bildungsgänge<br />
differenziert.<br />
Separierende Definitionen von<br />
Bildungszielen und die Beschränkung<br />
von Kompetenzanforderungen<br />
mindern dabei die Entwicklungschancen<br />
vieler SchülerInnen. Noch<br />
immer ist die soziale Herkunft eines<br />
Kindes für den Besuch weiterführender<br />
Schulen mehr oder weniger<br />
ausschlaggebend.<br />
Definition von Bildung<br />
2011<br />
Heute gilt in noch größerem<br />
Maße als 1955: Bildung ist mehr<br />
als der Erwerb von Kompetenzen im<br />
Hinblick auf ihre Verwertbarkeit in<br />
der Wirtschaft. Gewalt an Schulen<br />
und in der Gesellschaft, Mobbing u.<br />
ä. machen es deutlich: Bildung muss<br />
den ganzen Menschen betreffen,<br />
seine Stellung in der Gesellschaft mit<br />
in den Blick nehmen und Sozialkompetenz<br />
fördern. Schulformübergreifende<br />
Systeme schärfen dabei am<br />
ehesten den Blick für das notwendige<br />
Miteinander.<br />
Ausstattung des<br />
Bildungswesens 2011<br />
Was ein finnischer Kultusminister<br />
bereits 1955 erkannte und<br />
offensichtlich auch umsetzte, ist in<br />
Deutschland immer noch nicht<br />
Allgemeingut. Die stetige Unterfinanzierung<br />
des deutschen Bildungssystems,<br />
auch im internationalen<br />
Vergleich, erfährt jede Lehrkraft<br />
täglich am eigenen Leib:<br />
Übervolle Klassen, hohe Unterrichtsverpflichtung,<br />
eine überbordende<br />
Bürokratie usw. verhindern<br />
oder beschneiden eine erfolgreiche<br />
und befriedigende Bildungsarbeit.<br />
Eigentlich sollte gelten: Wir sind so<br />
reich, dass wir uns den Luxus der<br />
besten Schulen leisten können.<br />
Verantwortung von<br />
Lehrkräften und<br />
Gewerkschaft 2011<br />
Auch heute noch wird der<br />
Idealismus der Lehrer ausgenutzt.<br />
Das ist - immer noch - unsere<br />
Schwäche. Erstaunlich, wie wenig<br />
Widerstand oder Kritik bisher zu<br />
den neuesten Schulreformen wie<br />
Oberschule und Inklusion aus den<br />
Reihen der Lehrkräfte kam.<br />
Rund 86.000 Lehrkräfte sind in<br />
Niedersachsen beschäftigt. Wäre es<br />
nicht endlich Zeit, nicht mehr nur<br />
die Mängel zu verwalten und zu<br />
klagen, sondern offensiv Ziele zu<br />
formulieren und Forderungen zu<br />
stellen? Die Gesamtkonferenz oder<br />
Personalversammlung als pädagogisches<br />
Diskussionsforum ist nicht<br />
ungesetzlich! Wäre es nicht Zeit an<br />
die Öffentlichkeit zu gehen? Wäre es<br />
nicht Zeit sich zu organisieren?<br />
Nehmen wir unsere Verantwortung<br />
war!<br />
Gemeinsam sind wir stark!<br />
KV Norden<br />
GEW-Fete 2012<br />
3. Febr<br />
ebruar 2012<br />
Hotel zur Post<br />
20 0 Uhr<br />
hr<br />
Musik: Crosswalk
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
14<br />
Positionspapier: GEW, VBE und<br />
Grundschulverband zu inklusiven<br />
Ganztagsgrundschulen in Niedersachsen<br />
Die moderne Grundschule ist<br />
gekennzeichnet von demokratischen<br />
und inklusiven Strukturen.<br />
Sie öffnet sich pädagogisch<br />
der Verschiedenheit der<br />
Kinder, berücksichtigt in der<br />
Förderung die individuellen<br />
Lebenssituationen und schafft so<br />
die Voraussetzungen für den<br />
weiterführenden Schulbesuch.<br />
Die heutige Grundschule<br />
ist geprägt von einer<br />
Umwandlung in die<br />
inklusive<br />
Ganztagsgrundschule.<br />
Die inklusive Ganztagsgrundschule<br />
(GGS) übernimmt die<br />
Verantwortung für<br />
• die Teilhabe aller Kinder am<br />
Grundschulunterricht<br />
• die Entwicklung neuer Lernkulturen<br />
• Ausgleich und Verringerung<br />
von sozialer Benachteiligung<br />
• Unterstützung der Vereinbarkeit<br />
von Familie und Beruf<br />
• Teilhabe der Eltern<br />
Dafür benötigt die GGS ein<br />
pädagogisches Konzept für Bildung,<br />
Erziehung und Betreuung,<br />
das von einem multiprofessionellen<br />
Team gemeinsam umgesetzt<br />
wird. Die GGS bietet<br />
Kindern Zeit für gemeinsames<br />
und individuelles Lernen, für<br />
Aktivitäten und Entspannung,<br />
für Lernaufgaben und selbst<br />
gewählte Tätigkeiten. Diese Zeit<br />
fordert einen Rhythmus, der sich<br />
an den Bedürfnissen der Kinder<br />
und den jeweiligen Tätigkeiten<br />
orientiert.<br />
Inklusive GGS sind<br />
Schulen,<br />
• die allen Kindern an jedem<br />
Werktag ein unentgeltliches<br />
und durchgehend strukturiertes<br />
Angebot in der Schule<br />
bieten.<br />
• in denen Aktivitäten der<br />
Kinder am Vor- und Nachmittag<br />
in einem konzeptionellen<br />
Zusammenhang stehen.<br />
• individuelle Fördermaßnahmen<br />
und übendes Lernen in<br />
die Konzeption eingebunden<br />
sind.<br />
• in denen die gemeinsame und<br />
individuelle Freizeitgestaltung<br />
der Kinder als Aufgabe im<br />
Konzept enthalten ist.<br />
• in denen alle Kinder kostenlosen<br />
Zugang zu kulturellen<br />
Angeboten haben.<br />
• in denen an allen Schultagen<br />
ein kostenfreies Mittagessen<br />
angeboten wird.<br />
• in denen eine enge Verzahnung<br />
von Jugendhilfe und<br />
Schule gewährleistet ist.<br />
• bei denen die Organisation<br />
aller Angebote unter Aufsicht<br />
und Verantwortung der Schule<br />
steht.<br />
Dazu benötigen wir<br />
• die erforderlichen finanziellen,<br />
personellen und sächlichen<br />
Ressourcen,<br />
• gut ausgestattete Klassen-,<br />
Fach- sowie Gruppenräume<br />
für individuelle Förderung,<br />
Spiel, Rückzug und Bewegung,<br />
• Küche und Mensa für das<br />
gemeinsame Mittagessen an<br />
jeder Schule<br />
• Arbeits- und Sozialräume für<br />
die Beschäftigten<br />
• pädagogisch gestaltete Innenund<br />
Außenflächen<br />
• ausreichende Hygiene- und<br />
Sanitärräume<br />
• multiprofessionelle Teams, bestehend<br />
aus allgemein bildenden<br />
Lehrkräften, sozialpädagogischen<br />
Fachkräften und<br />
Förderschullehrkräften für<br />
jede Schule<br />
• konzeptionelle Schulsozialarbeit<br />
an jeder Schule<br />
• pädagogisch ausgebildetes<br />
Stammpersonal in sicheren<br />
Arbeitsverhältnissen. Außerschulische<br />
Kooperationen<br />
sind als Zusatzangebote zulässig.<br />
Zur inklusiven GGS gehört<br />
die jahrgangsgemischte<br />
Eingangsstufe<br />
Die Schuleingangsphase wird<br />
bestimmt von dem Grundgedanken<br />
einer Schule für alle Kinder,<br />
in der jedem Kind die<br />
individuell notwendige Zeit für<br />
seine Entwicklung gewährleistet<br />
wird.<br />
Die Grundlehrgänge in Lesen,<br />
Schreiben und Rechnen<br />
können in 1 bis 3 Jahren<br />
durchlaufen werden. Kinder, die<br />
Ziele dieser Lehrgänge nicht<br />
erreichen, werden in der<br />
nächsten Klassenstufe weiter<br />
entsprechend ihren Entwicklungsmöglichkeiten<br />
gefördert.<br />
Die Schule baut in enger
15 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Zusammenarbeit mit den Kitas<br />
auf den Erfahrungen auf, die die<br />
Kinder von dort mitbringen.<br />
Individualisierung, Vielfalt<br />
und kooperative Strukturen<br />
jahrgangsgemischter Lerngruppen<br />
werden unterstützt von<br />
multiprofessionellen Teams<br />
(Lehrkräfte und sozialpädagogische<br />
Fachkräfte). So werden<br />
Möglichkeiten geschaffen, jedes<br />
Kind auf der Basis seines<br />
Entwicklungsstandes optimal zu<br />
fördern.<br />
Die jahrgangsgemischte<br />
Eingangsstufe in der<br />
inklusiven GGS<br />
• stellt kein Kind vom Schulbesuch<br />
zurück<br />
• fördert die Persönlichkeitsentwicklung<br />
• ermöglicht besondere individuelle<br />
Förderung für alle<br />
Kinder<br />
Dazu benötigen wir<br />
• die Bereitstellung von Ressourcen<br />
für individuelle Förderbedarfe<br />
• multiprofessionelle Teams<br />
• Klassengrößen von bis zu 24<br />
• Anschlussfähigkeit an die<br />
folgenden Jahrgänge<br />
• Lernentwicklungsberichte für<br />
alle Kinder - keine Ziffernzeugnisse<br />
• das automatische Aufrücken<br />
aller Kinder bis zum Ende der<br />
Grundschulzeit (keine Versetzung,<br />
kein Sitzenbleiben)<br />
Die inklusive GGS ist<br />
gekennzeichnet durch eine<br />
veränderte Schulkultur.<br />
Sie erzieht nach demokratischen<br />
Grundsätzen. Die Persönlichkeitsentwicklung<br />
beinhaltet<br />
das Miteinander- und Voneinanderlernen.<br />
Dazu müssen SchülerInnen,<br />
Lehrkräfte und sozialpädagogische<br />
Fachkräfte Verantwortung<br />
übernehmen für das<br />
Lernen und den respektvollen<br />
Umgang miteinander.<br />
In dieser veränderten Schulkultur<br />
wird Inklusion erfahren<br />
und gelebt. Jedes Kind wird als<br />
Persönlichkeit angenommen<br />
und von dem Lernstand<br />
abgeholt, an dem es sich gerade<br />
befindet. Es erfährt im schulischen<br />
Alltag beim Lernprozess<br />
und seiner weiteren Persönlichkeitsentwicklung<br />
die nötige<br />
Unterstützung.<br />
Das ist besonders wichtig an<br />
„sozialen Brennpunkten“.<br />
Brennpunktschulen benötigen<br />
mehr Personal und Mittel, um<br />
die Schule attraktiv für alle<br />
Kinder zu machen. Sinnstiftung,<br />
Persönlichkeitsentwicklung, kulturelle<br />
Angebote und Möglichkeiten<br />
der Selbstverantwortung<br />
und Mitverantwortung (Partizipation<br />
und Resilienz) haben<br />
hier einen großen Wert.<br />
Optimierung der<br />
Schulgröße<br />
Die Weiterentwicklung der<br />
Grundschule zur inklusiven<br />
GGS ist nur bei einer adäquaten<br />
Personalausstattung in multiprofessionellen<br />
Teams, die gemeinsam<br />
in einer Klasse arbeiten, und<br />
bei einer Absenkung der<br />
Klassenobergrenzen möglich.<br />
Nur so sind die hohen<br />
Erwartungen an eine moderne<br />
Grundschule zu erfüllen.<br />
Zugleich bedarf es aber auch<br />
einer Optimierung der Schulgröße.<br />
Den Anforderungen einer<br />
inklusiven GGS kann eine<br />
2-zügige Schule sicherlich entsprechen.<br />
In dicht besiedelten<br />
Regionen ist eine 2- und<br />
mehrzügige Grundschule eine<br />
sinnvolle Schulgröße. Die Dauer<br />
des Schulwegs ist dort zumutbar.<br />
Für weniger dicht besiedelte<br />
Gebiete plädieren wir für<br />
Kompromisse in der Zügigkeit,<br />
allerdings unter einer bedeutsamen<br />
Einschränkung: Abstriche<br />
bei den Qualitätsanforderungen<br />
darf es auch bei diesen Schulen<br />
nicht geben.<br />
Quellen: www.bmbf.de /<br />
www.ganztagsschulen.org /<br />
www.projekt-steg.de / MK Niedersachsen<br />
„Jahrgangsgemischte Eingangsstufe“<br />
27. September 2011<br />
Bezirkstagung der Fachgruppe Grundund<br />
Hauptschulen in Sage<br />
Schwerpunkt war die Vorbereitung<br />
auf die Personalratswahlen<br />
am 6./ 7. März 2012. Erstellt<br />
wurden die Listen für die<br />
einzelnen Fachgruppen. Anschließend<br />
wurde über das<br />
Thema Inklusion informiert.<br />
Problem ist, dass mit dem<br />
niedersächsischen Sparmodell<br />
weder den Kindern noch den<br />
Kollegen geholfen wird. Mit<br />
minimalistischer Grundversorgung<br />
kommen auf die Schulen<br />
erhebliche zusätzliche Probleme<br />
zu. Eine Fachtagung dazu ist in<br />
Hannover am 24. 11. 2011.<br />
Verwiesen wurde auf die Frist für<br />
die Volksbefragung am 14. 1.<br />
2012, die kommende Bezirksfachtagung<br />
und die Pädagogische<br />
Woche in Oldenburg.<br />
Hasso<br />
Rosenthal<br />
Distelstr. 5<br />
26826 Weener
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Gratulation zum 80. Lebensjahr<br />
Traugott Dusse<br />
Der Jubilar Hans-Hermann<br />
Harms lud viele Weggefährten<br />
zu seinem Festtag ein. Am<br />
20. Juli 2011 feierte er seinen 80.<br />
Geburtstag am Großen Meer.<br />
Alle, die dabei sein konnten,<br />
haben einen schönen und<br />
beeindruckenden Festtag erlebt.<br />
In seiner Einladung verzichtete<br />
Hans-Hermann ausdrücklich<br />
auf Geschenke, stattdessen bat er<br />
um eine Spende für die<br />
Förderschulen in Moordorf und<br />
Aurich.<br />
> An der Förderschule in<br />
Moordorf wirkte er 17 Jahre lang<br />
(1968-1985). Ab dem 1.10.1972<br />
wurde er dort zum Sonderschulrektor<br />
ernannt. Unter seiner<br />
Führung kam es auch zum ersten<br />
Neubau eines Sonderschulgebäudes,<br />
das zum 1.8.1973 bezogen<br />
wurde. Damit wurden die<br />
externen Standorte Wiegboldsbur<br />
und Engerhafe aufgelöst und<br />
der Gastgeber Grundschule<br />
Moordorf konnte nun wieder<br />
ganz über seine Räumlichkeiten<br />
verfügen. Der Neubau war der<br />
erste seit dem Bau der<br />
Hilfsschule in Norden im Jahre<br />
1927.<br />
In Moordorf gab es bereits<br />
seit den zwanziger Jahren des<br />
letzten Jahrhunderts eine Hilfsschulklasse,<br />
die während des<br />
Krieges wegen Lehrermangels<br />
aufgelöst wurde. In seine<br />
Schulleitertätigkeit in Moordorf<br />
fällt auch die Erstellung einer<br />
Turnhalle (1978) und vor allem<br />
die Beschulung (ab 1974) von<br />
geistig behinderten SchülerInnen<br />
an der SoS Moordorf, die<br />
bis dahin in der Tagesbildungsstätte<br />
der Lebenshilfe unterrichtet<br />
wurden. Ab 1.8.1984 nahm<br />
hier die 1. selbständige staatliche<br />
Ganztags-Sonderschule für<br />
SchülerInnen mit geistiger Behinderung<br />
(GB) in Ostfriesland<br />
ihre Arbeit auf.<br />
Während seiner Moordorfer<br />
Zeit war er von Oktober 1969<br />
bis Februar 1973 Leiter des<br />
Seminars für Sonderpädagogik<br />
für Lehrer zur Anstellung (LzA)<br />
im nördlichen Ostfriesland.<br />
Er ist auch verantwortlich<br />
dafür, dass von seiner damaligen<br />
Schule viele der jungen LehrerInnen<br />
zum postgradualen Studium<br />
nach Hannover oder<br />
Oldenburg gingen. Für die<br />
übrigen LehrerInnen sorgte er,<br />
dass sie an ihre „Wunschschule“<br />
versetzt wurden. Als er zum<br />
1.8.1985 an die Sonderschule<br />
Aurich versetzt wurde, gab es in<br />
Moordorf u.a. 18 Sonderschullehrer<br />
mit den Fachrichtungen:<br />
L(12), SP(5), ES(2), GE(1).<br />
Hans-Hermann setzte sich auch<br />
weiterhin für die praktische<br />
Ausbildung für Lehramtsstudenten<br />
ein. Moordorf hatte schon<br />
früh an der Ausbildung von<br />
LehrerInnen im Rahmen der<br />
Einphasigen Lehrerausbildung<br />
teilgenommen. Schulintern unterstützten<br />
drei Kontaktlehrer<br />
und diverse Junglehrer die<br />
zukünftigen LehrerInnen.<br />
> Vom 1. August 1985 bis<br />
31.7.1996 leitete er die Sonderschule<br />
Aurich, eine Wirkungsstätte,<br />
an der er bereits vom<br />
15.4.1960 bis zum 31.7.1968<br />
16<br />
seinen Dienst tat. Hier übernahm<br />
er ein hervorragend<br />
ausgestattetes Schulgebäude mit<br />
16 Klassen, die von einem gut<br />
aufgestellten Kollegium unterrichtet<br />
wurden.<br />
Schon nach einem Schuljahr<br />
in Aurich wurde zum 1.8.1986<br />
die Schule für Lernbehinderte in<br />
Aurich um Klassen für körperbehinderte<br />
SchülerInnen erweitert,<br />
- ein sonderpädagogisches Novum<br />
für Ostfriesland, weil diese<br />
Kinder bis dahin wohnortfern<br />
in Debstedt, Hannover oder<br />
Osnabrück unterrichtet und auch<br />
untergebracht waren.<br />
Mit Wirkung vom 31. Juli<br />
1996 wurde Hans-Hermann<br />
Harms nach insgesamt 42<br />
Dienstjahren, von denen er 36<br />
Jahre in der Sonderschule seinen<br />
Dienst tat, in den Ruhestand<br />
verabschiedet.<br />
Neben seiner unterrichtlichen<br />
und schulleitenden Arbeit engagierte<br />
er sich mit großer<br />
Leidenschaft für die Lehrerschaft<br />
in seiner Eigenschaft als Vertreter<br />
verschiedener Verbände und als<br />
Personalrat:<br />
• im Lehrerbezirkspersonalrat<br />
beim Regierungspräsidenten<br />
in Aurich sowie bei der<br />
Bezirksregierung Weser-Ems,<br />
Außenstelle Osnabrück (24<br />
Jahre !)<br />
• Vorsitzender des Lehrerpersonalrates<br />
beim Schulaufsichtsamt<br />
Aurich<br />
• Vorsitzender der Fachgruppe<br />
Sonderschulen im Bezirk in<br />
Personalunion mit dem Vorsitz<br />
des Verbandes Deutscher<br />
Sonderschulen (VdS) bis zur<br />
Auflösung des Regierungsbezirkes<br />
Aurich<br />
• Vorsitzender der Fachgruppe<br />
Sonderschulen (später „Sonderpädagogik“)<br />
im GEW<br />
Bezirksverband Weser-Ems<br />
• Gesprächskreis Schule-Universität<br />
an der Carl-von-<br />
Ossietzky-Universität Oldenburg<br />
• aktiv in der Fachgruppe<br />
Senior/innen der GEW bis<br />
auf den heutigen Tag
17 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
• beteiligte sich an Arbeitsniederlegungen<br />
und nahm die<br />
negativen Folgen für Beamte<br />
in Kauf.<br />
Hans-Hermann Harms pädagogisches<br />
und auch persönliches<br />
Wirken ist bis auf den<br />
heutigen Tag geprägt von einem<br />
großen Engagement gegenüber<br />
Hilfebedürftigen und Schwachen<br />
- auch am Rande der Gesellschaft.<br />
Zeit seines Lebens hat er<br />
die Ärmel aufgekrempelt und<br />
mit angepackt.<br />
Hierzu noch einige Beispiele:<br />
Gastfreundlich und großzügig<br />
bot er Junglehrern, die von weit<br />
her nach Ostfriesland kamen,<br />
„Kost und Logie“ in seiner<br />
Wohnung an; er half ihnen bei<br />
der Wohnungssuche, besuchte<br />
kranke Kollegen im Krankenhaus<br />
und kümmerte sich um das<br />
Nötigste in deren Wohnung;<br />
half durch sonderpädagogische<br />
Überprüfungen beim Aufbau der<br />
Sonderschule in Schwerinsdorf<br />
mit zwei Kolleginnen seiner<br />
Moordorfer Schule; kollegiales<br />
Vorbild, wenn es um Hausbesuche<br />
bei Schülern/Eltern, dem<br />
Anfertigen von Gutachten, dem<br />
Abholen von Schülern ging; er<br />
hielt den KollegInnen den<br />
Rücken frei. Kam es zu<br />
Differenzen mit ihm, war er<br />
immer wieder um Ausgleich<br />
bemüht.<br />
Hans-Hermann Harms<br />
wohnt im Ruhestand gemeinsam<br />
mit seiner Frau, um die er sich<br />
pflegend bemüht, weiterhin in<br />
Aurich. Seine beiden Söhne<br />
haben die pädagogische und<br />
seine Tochter hat eine kaufmännische<br />
Laufbahn in Irland<br />
eingeschlagen.<br />
GEW: „Juristen wieder mal uneinig“<br />
Beamtenstreik: „Höchstrichterliche<br />
Klärung dringend notwendig“<br />
Osnabrück k – „Das Urteil des<br />
Verwaltungsgerichts (VG) Osnabrück<br />
zum Streikrecht für<br />
Beamte zeigt, dass jetzt so<br />
schnell wie möglich eine<br />
höchstrichterliche Entscheidung<br />
her muss“, sagte Ilse Schaad,<br />
Leiterin des Vorstandsbereichs<br />
Angestellten- und Beamtenpolitik<br />
der Gewerkschaft Erziehung<br />
und Wissenschaft (GEW), am<br />
Freitag in Osnabrück. Sie stellte<br />
fest, dass das Urteil „die Praxis<br />
des unzeitgemäßen und vordemokratischen<br />
Verbots des Beamtenstreiks<br />
festschreibe. Die Arbeitgeber<br />
dürfen Beamte weiterhin<br />
nach Gutsherrenart behandeln“.<br />
Das Gericht habe die<br />
Chance vertan, einen richtungsweisenden<br />
Schritt auf dem Weg<br />
zum Streikrecht für Beamtinnen<br />
und Beamte zu machen.<br />
„Wieder einmal sind sich die<br />
Juristen nicht einig. Ende letzten<br />
Jahres hatte das VG Düsseldorf<br />
anders als die Osnabrücker<br />
Richter entschieden. In Deutschland<br />
müssen endlich die<br />
Konsequenzen aus den Urteilen<br />
des Europäischen Gerichtshofs<br />
für Menschenrechte (EGMR) zu<br />
Fällen in der Türkei gezogen<br />
werden. Es bleibt dabei: Die<br />
deutsche Rechtslage und die<br />
herrschende juristische Meinung<br />
zum Beamtenstreik sind mit der<br />
Europäischen Menschenrechtskonvention<br />
(EMRK) und dem<br />
Völkerrecht nicht zu vereinbaren“,<br />
betonte Schaad. Wegen der<br />
grundsätzlichen Bedeutung der<br />
Frage des Streikrechts für Beamte<br />
kündigte sie an, dass die GEW<br />
durch alle Instanzen gehen<br />
werde: „Wir haben einen langen<br />
Atem. Das Verbot des Beamtenstreiks<br />
muss endlich fallen!“<br />
Info: Das Verwaltungsgericht<br />
(VG) Osnabrück hat die gegen<br />
die verbeamteten Lehrkräfte<br />
verhängte Geldbuße für rechtmäßig<br />
erklärt. Die Sanktionierung<br />
verstoße nicht gegen die<br />
Europäische Menschenrechtskonvention<br />
(EMRK). Daran<br />
ändere auch die jüngere Rechtsprechung<br />
des Europäischen<br />
Gerichtshofs für Menschenrechte<br />
(EGMR) nichts. Die Beamten<br />
hätten nach „höchstrichterlicher<br />
Rechtsprechung“ gegen deutsches<br />
Verfassungsrecht verstoßen.<br />
Damit widersprechen die<br />
Richter dem Urteil des VG<br />
Düsseldorf vom 16. Dezember<br />
2010.<br />
Während der Tarifrunde zwischen<br />
Ländern und Gewerkschaften<br />
hatte die GEW Niedersachsen<br />
im Februar 2009 auch<br />
verbeamtete Lehrkräfte zu einem<br />
Warnstreik und einer Kundgebung<br />
aufgerufen. Ziel war unter<br />
anderem, dass das Verhandlungsergebnis<br />
für die Angestellten auf<br />
die Beamtinnen und Beamten<br />
übertragen werden sollte. Die<br />
Landesschulbehörde verhängte<br />
gegen verbeamtete Lehrkräfte,<br />
die dem Aufruf der GEW gefolgt<br />
waren, wegen der Teilnahme an<br />
dem Warnstreik eine Disziplinarverfügung<br />
und eine Geldbuße<br />
in Höhe von 100 Euro.<br />
Dagegen klagten die verbeamteten<br />
Lehrkräfte mit dem Rechtsschutz<br />
der GEW vor dem VG<br />
Osnabrück.<br />
Alle Hintergrundinformationen<br />
zum Thema „Streikrecht für<br />
Beamte“ finden Sie in der<br />
Zeitschrift „Der Personalrat“ 12/<br />
2010, S. 466 – 468 und unter:<br />
http://www.bund-verlag.de/zeitschriften/der-personalrat/ausgabe/2010/12/<br />
(Login notwendig).<br />
Für Rückfragen erreichen Sie<br />
Ilse Schaad, Leiterin des GEW-<br />
Vorstandsbereichs Angestelltenund<br />
Beamtenpolitik, per Handy<br />
unter: 0151/15134646 und Dr.<br />
Hartwig Schröder, stellvertretender<br />
Leiter der Bundesrechtsschutzstelle<br />
der GEW, per Handy<br />
unter: 0179/2298853.<br />
Ulf Rödde<br />
GEW-Hauptvorstand
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
18<br />
Alle Stellen gesichert – aber keine Entlastungen vorgesehen<br />
Minister dürfen sich nicht vor ihrer Verantwortung drücken<br />
„Noch nie haben wir so viel Geld<br />
in Bildung und Wissenschaft<br />
investiert!“, jubelte Ministerpräsident<br />
McAllister nach der<br />
Haushaltsklausur der Niedersächsischen<br />
Landesregierung am 5.<br />
Juli 2011 in Hannover, bei der<br />
ein Doppelhaushalt für 2012<br />
und 2013 beschlossen worden<br />
war. Für den Bereich des<br />
Kultusministeriums sind für die<br />
Haushaltsjahre 2012 insgesamt<br />
4,964 Milliarden und für 2013<br />
insgesamt 5,044 Milliarden€<br />
festgelegt worden. Alle Stellen in<br />
den Schulen bleiben erhalten.<br />
700 zusätzliche Stellen (11,6<br />
Millionen €) sind im allgemeinbildenden<br />
Bereich, im berufsbildenden<br />
Bereich zusätzliche 150<br />
Stellen (2,5 Millionen) vorgesehen.<br />
Dieser Mehrbedarf soll die<br />
Rückgabe der Arbeitszeitkonten<br />
in den Gymnasien ab 2012 und<br />
in den Berufsbildenden Schulen<br />
ab 2013 ausgleichen.<br />
Erfolg für die GEW<br />
„Diese Beschlüsse sind ein<br />
Erfolg für die GEW Niedersachsen,<br />
denn die Landesregierung<br />
hatte zu Beginn der Legislaturperiode<br />
beschlossen, dass in<br />
erheblichem Umfang Stellen<br />
gestrichen werden sollen. Bis zu<br />
der großen Demonstration gegen<br />
den geplanten Betrug beim<br />
Lehrerarbeitszeitkonto am 8.<br />
Mai 2008 hatte die Regierung<br />
gar keinen Ausgleich für die<br />
Rückgabe der zwangsweisen<br />
Mehrarbeit vorgesehen. Sie wollte<br />
die fehlenden Stellen durch<br />
eine stärke Belastung der<br />
Lehrkräfte kompensieren. Die<br />
GEW hatte seit Beginn der<br />
Legislaturperiode gefordert, alle<br />
Stellen zu erhalten und die<br />
notwendigen Ausgleichsstellen<br />
zu schaffen. Diese Forderung<br />
wurde alljährlich öffentlich präsentiert.<br />
„Nur wenn alle Stellen<br />
erhalten bleiben, nur wenn der<br />
Mehrbedarf für das Lehrerarbeitszeitkonto<br />
ausgeglichen wird<br />
und wenn gleichzeitig die<br />
zusätzlichen Aufgaben wie<br />
Ganztagsschulen und Inklusion<br />
personell abgesichert werden,<br />
können die Arbeitsbedingungen<br />
bei sinkenden Schülerzahlen<br />
verbessert werden“, betonte der<br />
Landesvorsitzende Eberhard<br />
Brandt auf der Pressekonferenz<br />
zum Schuljahresanfang am 15.<br />
August 2011.<br />
Mittel für Abbau der<br />
Mehrbelastung, für<br />
Ganztag und Inklusion<br />
fehlen<br />
Massive Kritik äußerte der<br />
GEW-Landesvorsitzende daran,<br />
dass das Volumen der zusätzlichen<br />
Stellen zu gering ist, um<br />
die in den letzten Jahren<br />
angewachsene zusätzliche Belastung<br />
der Lehrkräfte wieder<br />
abzubauen. Außerdem seien<br />
weiterhin keine Mittel für die<br />
personelle Grundausstattung der<br />
seit 2004 genehmigten Ganztagsschulen<br />
vorgesehen. „Das ist<br />
nach dem Scheitern des schwarzgelben<br />
Billigmodells und der<br />
erwiesenen Rechtswidrigkeit der<br />
Honorarverträge völlig unverständlich.“<br />
Auch die Einführung<br />
der inklusiven Bildung wird<br />
nicht durch zusätzliche Stellen<br />
abgesichert. „Zum Nulltarif ist<br />
Inklusion nicht verantwortungsvoll<br />
umzusetzen“, kritisiert Eberhard<br />
Brandt. Immerhin würde<br />
eine Million für ein Inklusions-<br />
Fortbildungsprogramm bereitgestellt,<br />
doch auch da knirsche es,<br />
weil die Konditionen für die<br />
Multiplikatoren nicht stimmen.<br />
Die personelle Ausstattung der<br />
Schulbehörde solle nach den<br />
Regierungsplänen so schlecht<br />
bleiben wie sie ist. Die<br />
ordentliche Arbeitsfähigkeit der<br />
Behörde sei unter den derzeitigen<br />
Bedingungen nicht gegeben.<br />
Brandt fordert den Minister<br />
auf, zu seiner Aussage zu stehen,<br />
die Anzahl der Schulpsychologen<br />
anzuheben. Die Versorgung<br />
mit dieser wichtigen Berufsgruppe<br />
ist in Niedersachsen extrem<br />
niedrig. Die vom Minister<br />
versprochenen sieben zusätzlichen<br />
Stellen fänden sich nicht<br />
im Stellenplan. „Das müssen Sie<br />
korrigieren, Herr Dr. Althusmann!“<br />
Korrektur der<br />
Personalzuweisung von<br />
2004 notwendig<br />
Haushaltsentwurf und Stellenplan<br />
basieren auf der Verschlechterung<br />
der Personalzuweisung<br />
an die Schulen, die<br />
2004 von der schwarz-gelben<br />
Landesregierung durchgeführt<br />
wurde. Daher bleibt die Unterrichtsversorgung<br />
angespannt,<br />
insbesondere an Gymnasien und<br />
Gesamtschulen. Daher ist von<br />
einer Entlastung der Lehrerinnen<br />
und Lehrer, die Ministerpräsident<br />
Wulff versprochen hatte,<br />
immer noch keine Rede.<br />
Insbesondere die angekündigte<br />
Reduzierung der Klassenobergrenzen,<br />
die an Gymnasien,<br />
Gesamtschulen und an einem<br />
Teil der Schulen der übrigen<br />
Schulformen dringend notwendig<br />
ist, ist immer noch nicht<br />
vorgesehen. Lediglich die zusätzliche<br />
Anhebung aus dem Jahre<br />
2008 wurde wieder zurückgenommen.<br />
Der GEW-Landesvorsitzende<br />
erinnert daran, dass die schwarzgelbe<br />
Regierung 2004 die<br />
Personalversorgung der Schulen<br />
drastisch verschlechtert hatte.<br />
„Damals wurden die Regeln für<br />
die Klassen- und Kursbildung<br />
verschärft, Stunden für Vertretungs-<br />
und Förderkonzepte<br />
sowie für das Schulleben<br />
gestrichen und der Ganztagszuschlag<br />
halbiert, für die neuen<br />
Ganztagsschulen gar gestrichen.<br />
Auch die Doppelbesetzung bzw.<br />
Klassenteilung im Schwimmund<br />
Technikunterricht wurde<br />
gestrichen.“ Um das Maß voll zu
19 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
machen, wurde die Statistik<br />
solange geändert, bis die<br />
Unterrichtsversorgung auf 100<br />
Prozent geschönt war. „Viele<br />
Kolleginnen und Kollegen berichten,<br />
dass sie in den 80er und<br />
90er Jahren nicht so erschöpft<br />
von der Schule nach Hause<br />
kamen. Viele jüngere Lehrkräfte<br />
sagen, die Arbeit sei auf einer<br />
vollen Stelle nicht zu schaffen.<br />
Eine wesentliche Ursache dafür<br />
sind die Verschlechterungen von<br />
2004“, urteilt Eberhard Brandt.<br />
„Bis das Ziel der Entlastung<br />
erreicht wird, muss jede Stelle in<br />
den Schulen wieder besetzt<br />
werden“, fordert der GEW-<br />
Vorsitzende und wendet sich an<br />
Ministerpräsident Mc Allister:<br />
„Legen Sie mit Kultusminister<br />
Althusmann einen Stufenplan<br />
vor, wie die Entlastung, wie die<br />
in den 90er Jahren normalen<br />
Klassengrößen in den nächsten<br />
Jahren erreicht werden sollen.“<br />
Regierung verhindert<br />
demografische Rendite<br />
Die GEW wirft der Landesregierung<br />
vor, durch ihre verfehlte<br />
Schulpolitik regionale Schulstrukturen<br />
zu erhalten, die dem<br />
drastischen Rückgang der Schülerzahlen<br />
nicht Rechnung tragen.<br />
Dass mit der Oberschule der<br />
demografische Wandel gestaltet<br />
würde, sei eine hohle Phrase. Die<br />
Umetikettierung der Haupt- und<br />
Realschulen führe zu einem<br />
unsinnigen und außerordentlich<br />
personalintensiven Erhalt von<br />
Kleinststandorten. Die rückläufigen<br />
Schülerzahlen, die sogenannte<br />
demografische Rendite,<br />
führe deshalb nicht zu einer<br />
Entlastung in den Bereichen, in<br />
denen die Überlastung besonders<br />
hoch ist. „Wer eine<br />
Schulreform, die dem demografischen<br />
Wandel hätte gerecht<br />
werden müssen, aus ideologischen<br />
Gründen so versemmelt,<br />
hat kein Recht, das den<br />
Lehrkräften und den übrigen<br />
Beschäftigten in den Schulen<br />
anzulasten.“ Notwendig sei eine<br />
öffentliche Debatte über Schulgrößen,<br />
die für eine qualitativ<br />
gute pädagogische Arbeit sinnvoll<br />
sind. Diese Debatte habe die<br />
Regierung aus Angst vor den<br />
Kommunalwahlen verweigert,<br />
kommentiert der GEW-Vorsitzende.<br />
Unsolider<br />
Wahlkampfhaushalt –<br />
ohne Perspektive<br />
Der Doppelhaushalt ist ein<br />
typischer Wahlkampfhaushalt,<br />
der mit verfassungsrechtlich<br />
bedenklichen Mitteln Wahlgeschenke<br />
auf Pump vorbereitet<br />
und von der Angst der schwarzgelben<br />
Regierung vor den<br />
Wählern zeugt. Dazu soll die<br />
Nettoneuverschuldung eine halbe<br />
Milliarde über den Investitionen<br />
liegen - ein Verstoß gegen<br />
Art. 71 der Landesverfassung, so<br />
der SPD- Fraktionsvorsitzende<br />
Stefan Schostok. Der finanzpolitische<br />
Sprecher der Linken,<br />
Manfred Sohn, wie auch der<br />
Fraktionsvorsitzende der Grünen,<br />
Stefan Wenzel, warfen der<br />
Landesregierung vor, die Nettoneuverschuldung<br />
auch mit Buchungstricks<br />
senken zu wollen:<br />
mit Geld aus der sogenannten<br />
Allgemeinen Rücklage, die derzeit<br />
995 Mio. Euro beträgt. Bei<br />
dieser Rücklage handelt es sich<br />
um nicht in Anspruch genommene<br />
Kreditermächtigungen der<br />
Landesregierung aus den vergangenen<br />
Jahren.<br />
Den Vorwurf, auf diesem<br />
Wege eine „Kriegskasse für den<br />
Wahlkampf“ zu bilden, erhebt<br />
auch die haushaltspolitische<br />
Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion,<br />
Renate Geuter. Den<br />
Zugriff auf die allgemeinen<br />
Rücklagen und den geplanten<br />
Verkauf von Landesvermögen im<br />
Umfang von 300 Mio. Euro<br />
sieht der DGB kritisch. Hartmut<br />
Tölle sagt: „Das Tafelsilber zu<br />
verscherbeln, bringt nur kurzfristig<br />
und einmalig Geld, eine<br />
dauerhafte Stärkung der Einnahmeseite<br />
ist damit nicht verbunden.<br />
Eine seriöse und konsequente<br />
Konsolidierung sieht<br />
anders aus.“ Der Landeshaushalt<br />
sei nach wie vor strukturell<br />
unterfinanziert. Hartmut Tölle<br />
fordert den Ministerpräsidenten<br />
David McAllister deshalb auf,<br />
sich über den Bundesrat für eine<br />
gerechtere Steuerpolitik einzusetzen:<br />
„Hohe Einkommen, Vermögen<br />
und Unternehmensgewinne<br />
müssen endlich angemessen<br />
besteuert werden, nur so<br />
kann die Sanierung der öffentlichen<br />
Haushalte langfristig gelingen.“<br />
Der GEW-Landesvorsitzende<br />
wirft der Regierung vor, perspektivlos<br />
und unseriös zu agieren.<br />
„Sie tut nichts für die<br />
Verbesserung der Einnahmeseite<br />
des Haushalts, nimmt verfassungswidrig<br />
direkt und mit<br />
Tricks Kredite auf und schwört<br />
zugleich auf die Verankerung der<br />
Schuldenbremse in der Landesverfassung.<br />
So ein Kurs kann<br />
nicht gut gehen und wird nach<br />
2013 massive Einschnitte im<br />
Öffentlichen Dienst und in der<br />
Bildung zur Folge haben.“<br />
Rechtswidrige Honorarverträge<br />
im Ganztag<br />
Staatsanwaltschaft<br />
ermittelt weiter<br />
Der zuständige Staatsanwalt<br />
hat laut Presseberichten erklärt,<br />
die Ermittlungen wären vor<br />
Weihnachten nicht beendet.<br />
24.000 Honorarverträge müssen<br />
überprüft werden. Pro Jahr geht<br />
es um 7.000 bis 8.000 Verträge.<br />
Die Anweisungen an die<br />
Schulleiterinnen und Schulleiter<br />
für die Vertragsabschlüsse, die<br />
das Kultusministerium und die<br />
Landesschulbehörde in Erlassen<br />
und Handreichungen herausgegeben<br />
haben, sehen seit 2004 die<br />
weitgehend rechtswidrige Umgehung<br />
von tariflichen Beschäftigungsverhältnissen<br />
durch Honorarverträge<br />
vor. Damit ist die<br />
Unterschlagung von Lohnbestandteilen<br />
verbunden.<br />
Mit dem Vorgehen der<br />
Staatsanwalt gegen das Kultusministerium<br />
wird die Rechtsauffassung<br />
bestätigt, die die GEW<br />
immer wieder vorgetragen hat.<br />
Auch in den jüngsten Handreichungen,<br />
die wenigstens den<br />
Abschluss von Beschäftigungsverhältnissen<br />
erlauben, sind<br />
immer noch Honorarverträge für<br />
pädagogische Aufgaben im
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
20<br />
Ganztagsbetrieb vorgesehen. Arbeitsgerichte<br />
haben bei Klagen<br />
von Honorarkräften den Anträgen<br />
des gewerkschaftlichen<br />
Rechtsschutzes stattgegeben und<br />
die Honorarverträge rückwirkend<br />
in Arbeitsverträge umgewandelt.<br />
Der Arbeitgeber muss<br />
dann ebenfalls rückwirkend die<br />
Sozialversicherungsbeiträge bezahlen,<br />
auch den Arbeitnehmeranteil.<br />
An einigen Schulen hat<br />
dies zu Problemen geführt, weil<br />
die zugewiesenen Minibudgets<br />
nicht für die Bezahlung von<br />
Tarifbeschäftigten ausgestattet<br />
sind.<br />
In der Auseinandersetzung um<br />
die Verantwortung für möglicherweise<br />
über 10.000 an<br />
niedersächsischen Schulen illegal<br />
Beschäftigten widerspricht<br />
die Deutsche Rentenversicherung<br />
dem niedersächsischen<br />
Kultusministerium.<br />
Danach wusste das Kultusministerium<br />
offenbar bereits 2007,<br />
dass pädagogische Mitarbeiter an<br />
niedersächsischen Schulen illegal<br />
als freie Mitarbeiter beschäftigt<br />
wurden. Solche Mitarbeiter<br />
übernehmen etwa die Kinderbetreuung<br />
in Ganztagsschulen am<br />
Nachmittag, manchmal unterrichten<br />
sie auch - für Stundenlöhne<br />
ab 7,50 Euro!<br />
Ein Sprecher der Deutschen<br />
Rentenversicherung Braunschweig-Hannover<br />
betont, man<br />
habe das Ministerium Anfang<br />
2007 intensiv darüber aufgeklärt,<br />
unter weichen Umständen derartige<br />
Verträge vergeben werden<br />
dürften. „Das Ministerium habe<br />
Minister und<br />
Staatssekretäre müssen zu<br />
ihrer Verantwortung<br />
stehen<br />
Bisher wird gegen Unbekannt<br />
ermittelt. Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter im Ministerium<br />
werden vernommen. Es stellt<br />
sich die Frage: Wer trägt im<br />
Ministerium die Verantwortung?<br />
„Die Verantwortung für den<br />
tausendfachen Rechtsbruch trägt<br />
die politische Spitze, also die<br />
Minister und Staatssekretäre, seit<br />
2004 das Ganztagsbillig-Modell<br />
mit den Honorarkräften erfunden<br />
wurde. Diese Minister und<br />
Staatssekretäre dürfen weisungsgebundene<br />
Ministerialbeamte<br />
nicht zu Bauernopfern machen.<br />
Der Anstand gebietet, dass sie<br />
sich gegenüber der Staatsanwaltschaft<br />
zu ihrer rechtlichen<br />
Verantwortung bekennen“, erklärte<br />
der GEW-Landesvorsitzende<br />
Eberhard Brandt. Dies<br />
gelte für den ehemaligen<br />
Kultusminister Busemann und<br />
seinen Staatssekretär Saager, die<br />
ehemalige Kultusministerin Heister-Neumann<br />
und ihren Staatssekretär<br />
Uhlig.<br />
ViSdP: R. Lauenstein<br />
Illegale Beschäftigung an Schulen in<br />
Niedersachsen<br />
Nach einem<br />
Bericht in<br />
„Panorama“ /<br />
29.09.2011<br />
Ordner: „Arbeitsplatz Schule“<br />
In allen Schulen Ostfrieslands müsste bei<br />
den Schulpersonalräten der GEW-Ordner<br />
„Arbeitsplatz Schule“ vorhanden sein, in dem<br />
auch Informationen über diesen Sachverhalt zu<br />
finden sind.<br />
daraufhin Anfang schriftlich<br />
gemeldet, dass man alles<br />
verstanden habe und die Regeln<br />
in Zukunft auch anwenden<br />
kann“.<br />
Der Niedersächsische Kultusminister,<br />
Bernd Althusmann,<br />
CDU, bewertet das anders und<br />
spricht von „Kommunikationsproblemen<br />
zwischen dem Ministerium<br />
und der Rentenversicherung“.<br />
Die Frage der Verantwortung<br />
ist auch strafrechtlich<br />
relevant. Bei der Beschäftigung<br />
von Vertretungslehrern als „Selbständige“<br />
könnten Sozialversicherungsbeiträge<br />
rechtswidrig<br />
vorenthalten worden sein - eine<br />
Straftat, wegen der seit Januar<br />
2011 die Staatsanwalt Hannover<br />
in mindestens 10.000 Fällen<br />
ermittelt. Bisher gibt es keine<br />
konkret Beschuldigten.<br />
Die Rechtswidrigkeit solcher<br />
Beschäftigung von „Vertretungslehrern“<br />
als „Selbständige“ ist<br />
bereits durch mehrere rechtskräftige<br />
Urteile des Arbeitsgerichtes<br />
Hannover bestätigt worden.<br />
Dazu ein Richter dieses<br />
Arbeitsgerichts: „Die Feststellung,<br />
dass es sich hier um<br />
Angestelltenverhältnisse gehandelt<br />
habe, sei einfach gewesen,<br />
weil die klassischen Kriterien für<br />
eine Weisungsabhängigkeit erfüllt<br />
waren“.<br />
Das Kultusministerium soll<br />
bis mindestens 2010 nichts an<br />
den unzulänglichen Regelungen<br />
geändert haben. Diesen Verdacht<br />
legt ein Brief eines Schuldezernenten<br />
an das Kultusministerium<br />
nahe. Darin fordert der<br />
Schuldezernent den Kultusminister<br />
im August 2010 auf, „klare,<br />
für die Schulleitungen verständliche<br />
Reglungen zu treffen, die<br />
eine hinreichend rechtssichere<br />
Anwendung ermöglichen“.<br />
Dem widerspricht der Kultusminister:<br />
Er habe das Problem<br />
bereits „im Jahre 2009 abstellen<br />
lassen“. Niedersächsische Schulen<br />
bekommen seit 2004 ein<br />
eigenes Budget, über das sie<br />
Mitarbeiter für den Ganztagsunterricht<br />
beschäftigen können.<br />
Dies sei, so bestätigen mehrere<br />
Schulleiter, für reguläre Anstellungsverhältnisse<br />
nicht ausreichend.<br />
Man habe sich aber<br />
immer an die schriftlich festgelegten<br />
Regelungen des Kultusministeriums<br />
gehalten.<br />
Auch in anderen Bundesländern,<br />
etwa Hamburg und<br />
Nordrhein-Westfalen, gibt es im<br />
Zusammenhang mit dem Ausbau<br />
der Ganztagsschulen derartige<br />
Verträge, allerdings bisher<br />
keine Verfahren an Arbeitsgerichten<br />
oder Ermittlungen der<br />
Staatsanwaltschaft.
21 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Oberschule<br />
Das „Erfolgsmodell“ schwächelt schon?<br />
Teilweise schleppend und vor<br />
allem mit viel persönlichem<br />
Engagement der Lehrkräfte sind<br />
132 Oberschulen in das Schuljahr<br />
2011/2012 gestartet.<br />
Immerhin gelang es einigen<br />
wenigen Kommunen sogar,<br />
einen gymnasialen Zweig für die<br />
Klassen 5 - 10 einzurichten.<br />
Bedenklich ist jedoch die<br />
Tatsache, dass viele Schulen die<br />
Mindestzahl an Schülern nicht<br />
erreicht haben. Da die Schülerzahlen<br />
in den kommenden<br />
Jahren ohnehin allgemein kontinuierlich<br />
sinken werden, stellt<br />
sich automatisch die Frage nach<br />
der Zukunftsfähigkeit dieser<br />
kleinen Schulen ab 2014, denn<br />
nur bis dahin kann diese<br />
Schulform unterhalb der Mindestzahl<br />
geführt werden.<br />
Das Jahr 2014 ist dazu pikant,<br />
weil davor (2013) sowohl der<br />
Bundestag als auch der Landtag<br />
in Niedersachsen neu gewählt<br />
werden. Ob diese Verzögerungstaktik<br />
des persönlich stark<br />
angeschlagenen Ministers („Dok-<br />
Zahlreiche Klageverfahren zur<br />
auftretenden Mehrarbeit von<br />
teilzeitbeschäftigten Lehrkräften<br />
führten zu ungleichen Ergebnissen.<br />
Während<br />
beschäftigte<br />
Lehrkräfte in Teilzeit einen<br />
Rechtsanspruch auf eine volle<br />
Vergütung bei der Teilnahme an<br />
Klassenfahrten haben, wird dies<br />
verbeamteten<br />
Lehrkräften<br />
in Teilzeit nicht zugestanden.<br />
Auch eine generelle Möglichkeit<br />
für einen entsprechenden Zeitausgleich<br />
über eine generelle<br />
Dienstbefreiung wurde abgewiesen.<br />
Das Bundesverwaltungsgericht<br />
hat bereits vor einiger Zeit<br />
derart entschieden.<br />
tortitelaffäre“) aufgeht, bleibt<br />
abzuwarten.<br />
Weniger Oberschulen nach<br />
2014?<br />
Schon in wenigen Jahren<br />
könnten die ersten Oberschulen<br />
vor dem Aus stehen. Das ergab<br />
eine Anfrage im Niedersächsischen<br />
Landtag.<br />
Von den insgesamt 132<br />
Schulen neuen Typs erreichen<br />
immerhin 39 - das ist mehr als<br />
ein Viertel - derzeit nicht die<br />
geforderten Mindestzahlen von<br />
48 Schülerinnen und Schülern.<br />
Eine Sonderregelung des MK -<br />
gültig bis 2015 (!) - ermöglichte<br />
trotzdem die Gründung. Doch<br />
was passiert danach, wenn die<br />
Schülerzahlen weiterhin unter<br />
dem Limit bleiben?<br />
In der vom MK veröffentlichten<br />
Antwort heißt es:<br />
„Nach § 106 Abs. 3 Satz 4<br />
i.V.m. Abs. 1 NSchG sind die<br />
Schulträger (fortwährend) verpflichtet,<br />
Schulen zu errichten,<br />
zu erweitern, einzuschränken,<br />
zusammenzulegen, zu teilen<br />
oder aufzuheben, wenn die<br />
Entwicklung der Schülerzah-<br />
len dies erfordert.“<br />
Die Schulträger sind also ggf.<br />
verpflichtet, Schulen auch wieder<br />
zusammenzulegen oder zu<br />
schließen, wenn die Entwicklung<br />
der Schülerzahlen dies erfordert.<br />
Da fällt uns nur der<br />
Werbeslogan eines großen Autobauers<br />
ein:<br />
„Nichts ist unmöglich .......!“<br />
Bleibt zu hoffen, dass die<br />
Lehrkräfte (ganz besonders der<br />
kleineren Oberschulen!) mit<br />
ihren Kräften haushalten und<br />
gut beobachten, „wohin die<br />
Reise geht“.<br />
Wir sind zudem gespannt, wie<br />
sich die Schulform Oberschule<br />
insgesamt entwickeln wird. Wird<br />
es wirklich neue Chancen für die<br />
Hauptschüler geben, oder wird<br />
die Zusammenlegung von<br />
Haupt- und Realschulen lediglich<br />
zu einem Sparmodell unter<br />
einem Dach? Wird es die<br />
Förderkonzepte auch nach der<br />
Landtagswahl noch geben?<br />
Vergütung verbeamteter<br />
Teilzeit-Lehrkräfte bei Klassenfahrten<br />
Aber das Gericht hat auch<br />
ausführlich dargelegt, dass es<br />
andere Möglichkeiten in Niedersachsen<br />
gäbe, um für die<br />
eingetretene<br />
Mehrbelastung<br />
auf Klassen- oder Studien-<br />
fahrten<br />
Ausgleic<br />
usgleichsmaßnah-<br />
men zu beanspruchen. Ein<br />
derartiger Ausgleich könnte z.B.<br />
dadurch möglich sein, dass an<br />
Klassenfahrten teilnehmende<br />
Lehrkräfte bei der Teilnahme an<br />
Vertretungen, Aufsichtsführungen,<br />
Sprechstunden und Sprechtagen,<br />
Projektwochen und Schulveranstaltungen<br />
in dem Umfang<br />
entlastet werden, der durch die<br />
Mehrarbeit bei der Klassenfahrt<br />
(im Verhältnis zur Vollzeitlehrkraft)<br />
entstanden ist.<br />
Wir empfehlen, diese Ausus-<br />
gleichsmaßnahmen bei der<br />
Schulleitung<br />
schriftlic<br />
hriftlich<br />
h<br />
ein-<br />
zufordern.<br />
Textvorschlag in „kurzgefasst“<br />
Sept. 2011<br />
Sollte der Dienstherr auf dies<br />
Schreiben nicht zeitnah reagieren,<br />
mahnen Sie das bitte an.<br />
Wenn die Entlastungsmaßnahmen<br />
verweigert oder bestritten<br />
werden, sollte die Rechtsschutzstelle<br />
der GEW in Hannover<br />
kontaktiert werden. Dann müs-<br />
sen<br />
rec<br />
echtlic<br />
htliche<br />
he<br />
Schritte<br />
eingeleitet<br />
werden.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
22<br />
Senioren unterwegs<br />
Historische Spurensuche in Ostfriesland<br />
Herbert Czekir<br />
Anfang Oktober trafen sich<br />
bei angenehmem Wetter fast<br />
50 SeniorInnen aus den<br />
Kreisverbänden Aurich und<br />
Norden, um sich intensiv der<br />
heimatlichen Geschichte zu<br />
widmen. Treffpunkt war die St.-<br />
Bartholomäus-Kirche in Dornum.<br />
Dort wurden sie vom<br />
Leiter der Gedenkstätte „Synagoge<br />
Dornum“, Georg Murra-<br />
Regner, begrüßt, der sie durch<br />
den Nachmittag führte.<br />
Zunächst führte die Spurensuche<br />
in die evangelisch-lutherische<br />
Bartholomäus-Kirche, die<br />
Ende des 13. Jahrhunderts auf<br />
einer 8m hohen Warft errichtet<br />
wurde. Die Mauern haben eine<br />
Dicke von rund 1,5 Metern. Das<br />
Mauerwerk besteht aus schweren<br />
Klostersteinen und ist durch<br />
Granitsteine im Fundament<br />
gesichert.<br />
Der Kirchenraum ist für<br />
ostfriesische Verhältnisse außergewöhnlich<br />
prachtvoll ausgestattet.<br />
Eine Besonderheit der<br />
Dornumer Kirche sind die<br />
doppelgeschossigen Emporen in<br />
Grau- und Blautönen mit<br />
gedrehten Säulen und Schnitzwerk,<br />
die als abgesonderter<br />
Sitzplatz den höheren Ständen<br />
vorbehalten waren.<br />
Die deckenhohe Altartafel, die<br />
aufwändig geschnitzte Barockkanzel<br />
und zahlreiche weitere<br />
Schnitzereien dokumentieren<br />
die enge Verbindung zur<br />
früheren Häuptlingsgeschichte<br />
der Herrlichkeit Dornum. Sie<br />
sind zum großen Teil Spenden<br />
der Häuptlingsfamilie von Closter.<br />
Noch heute befindet sich im<br />
Grabkeller unter der Kirche das<br />
Erbbegräbnis der Dornumer<br />
Häuptlinge.<br />
Haro Joachim von Closter gab<br />
auch die Orgel der St.-<br />
Bartholomäus-Kirche im Jahre<br />
1711 in Auftrag, die von<br />
Gerhard von<br />
Holy, der vermutlich<br />
in Aurich<br />
geboren<br />
wurde und ein<br />
Schüler Arp<br />
Schnitgers war,<br />
gebaut wurde. Sie<br />
ist eine der größten<br />
Dorforgeln<br />
Norddeutschlands<br />
und wurde<br />
1995 als nationales<br />
Denkmal von<br />
europäischem<br />
Rang anerkannt.<br />
Die nächste Station der<br />
Spurensuche führte in das<br />
Dornumer Schloß.<br />
Bei Dornum gab es ursprünglich<br />
drei Burgen: die Westerburg,<br />
die Osterburg und die Norderburg.<br />
Das Wasserschloss in<br />
Dornum, die sogenannte Norderburg,<br />
wurde ebenso wie die<br />
Beningaburg wahrscheinlich im<br />
14. Jahrhundert erbaut. 1556<br />
ging die Norderburg in den<br />
Besitz der Familie von Closter<br />
über und verblieb bis ins 18.<br />
Jahrhundert in deren Eigentum.<br />
Der letzte Erbherr, Haro Joachim<br />
von Closter (†1728), baute die<br />
Burg zwischen 1698 und 1707<br />
zu einem prächtigen Barockschloss<br />
mit Park aus. 1942 ging<br />
das Schloss schließlich in<br />
staatliches Eigentum über und<br />
wurde 1951 in eine Realschule<br />
umgewandelt. Diese Tatsache<br />
schränkte die Spurensuche der<br />
SeniorInnen leider auf den<br />
Innenhof und den Rittersaal ein,<br />
da auch am Nachmittag Unterricht<br />
stattfand.<br />
Durch einen gewölbten Tordurchgang<br />
gelangten die SeniorInnen<br />
in einen quadratischen<br />
Innenhof, der von allegorischen<br />
Gestalten und grimmigen steinernen<br />
Doggen geschmückt<br />
wird. Eine Torinschrift aus dem<br />
Jahr 1698 ist Beweis für das<br />
Selbstbewusstsein des stolzen<br />
Herrlichkeitsbesitzers Haro Joachim<br />
von Closter, der nahezu<br />
autonom herrschte: „Neid ist<br />
mir lieber als Mitleid.“<br />
Letzte Station im Schloss war<br />
dann der ehemalige Rittersaal,<br />
der heute als Aula genutzt wird.<br />
Der einzige zweistöckige Raum<br />
im Schloss beeindruckte mit<br />
einer umlaufenden Galerie und<br />
einem barocken Deckengemälde,<br />
das Demeter, die Göttin der<br />
Fruchtbarkeit und der Erde,<br />
darstellt.
23 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Die letzte Station der Spurensuche<br />
war schließlich die<br />
Dornumer Synagoge, die als<br />
einzige Synagoge in Ostfriesland<br />
erhalten blieb. Wenige Tage vor<br />
der Pogromnacht 1938 wurde sie<br />
an einen Tischlermeister verkauft<br />
und entging der Brandschatzung<br />
durch die Nationalsozialisten<br />
nur wegen der engen dörflichen<br />
Bebauung.<br />
Da die Synagoge nur die<br />
Hälfte der zahlreichen SeniorInnen<br />
aufnehmen konnte, machte<br />
sich eine Gruppe schon auf den<br />
Weg zur zweiten Dornumer<br />
Burg, der Beningaburg, um bei<br />
Kaffee und Kuchen Gedanken<br />
aus- und später die Plätze zu<br />
tauschen.<br />
Georg Murra-Regner, selbst<br />
jüdischen Glaubens, gab einen<br />
engagierten und tiefen Einblick<br />
in die jüdische Geschichte in<br />
Dornum und den jüdischen<br />
Glauben.<br />
Die jüdische Gemeinde in<br />
Dornum bestand über einen<br />
Zeitraum von rund 300 Jahren<br />
von ihren Anfängen im 17.<br />
Jahrhundert bis zu ihrem Ende<br />
am 8. März 1940. Erstmals<br />
ließen sich Juden nach dem<br />
Dreißigjährigen Krieg in der<br />
Herrlichkeit Dornum nieder,<br />
nahmen am örtlichen Leben teil<br />
und waren Mitglieder verschiedener<br />
dörflicher Vereine. Nach<br />
1933 wurden sie auch in<br />
Dornum ausgegrenzt und viele<br />
emigrierten. Über 50 % der<br />
1933 in Dornum lebenden<br />
jüdischen Einwohner wurden im<br />
Holocaust ermordet. Von den<br />
überlebenden Dornumer Juden<br />
kehrte keiner zurück. 1990<br />
gründete sich der Förderverein<br />
„Synagoge Dornum“. 1991<br />
wurde die Synagoge restauriert<br />
und dient seitdem als Gedenkund<br />
Informationsstätte.<br />
Am Ende eines ereignisreichen<br />
Nachmittags ging der Dank<br />
an Georg Murra-Regner, dem es<br />
gelungen war, die Geschichte<br />
Dornums lebendig werden zu<br />
lassen.<br />
Mahnmal gegen das Vergessen<br />
Gedenkstätte für die Emslandlager in Esterwegen wurde am 31.10.2011 eröffnet -<br />
Hier hatten die Nazis den Aufbau der KZ geübt –<br />
Esterwegen gehört zu den 15<br />
Konzentrations-, Straf- und<br />
Kriegsgefangenenlagern, die die<br />
Nazis ab April 1933 im Emsland<br />
einrichteten. Über 25000 Menschen<br />
sind in diesen Emslandlagern<br />
umgekommen.<br />
Im Frühsommer 1933 entstehen<br />
in Börgermoor und in<br />
Esterwegen die ersten Konzentrationslager.<br />
Als Musterbarackenlager<br />
geplant und eingerichtet,<br />
ein „Vorbild“ für andere KZ.<br />
Die Häftlinge sprechen von der<br />
„Hölle am Waldesrand“.<br />
1934 wird Esterwegen der SS<br />
unterstellt, die dort auch ihre SS-<br />
Totenkopfverbände ausbildet.<br />
Ab 1937 bis 1945 wird<br />
Esterwegen als Strafgefangenenlager<br />
geführt. Von Mai 1943 bis<br />
April 1944 werden unter<br />
strengster Geheimhaltung zeitweilig<br />
bis zu 27000 Widerstandskämpfer<br />
aus Westeuropa in<br />
Esterwegen eingesperrt. Sie werden<br />
verprügelt und schikaniert,<br />
müssen sich im Moor zu Tode<br />
schuften.<br />
„Wohin auch das Auge blicket,<br />
Moor und Heide nur ringsum.<br />
Vogelsang uns nicht erquicket, Eichen<br />
stehen kahl und krumm.<br />
Wir sind die Moorsoldaten und<br />
ziehen mit dem Spaten ins Moor.“<br />
( Strophe des Moorsoldatenlieds,<br />
das 1933 von Häftlingen des KZ<br />
Börgermoor geschaffen wurde )<br />
Nach Kriegsende sitzen mut-<br />
Anette Hillen
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
maßliche Kriegsverbrecher in<br />
Esterwegen ein. Dazu zählen SS-<br />
Wachmannschaften, SS-Ärzte sowie<br />
Kommandeure der Konzentrationslager<br />
Cholm und<br />
Dachau. Gleichzeitig wird Esterwegen<br />
ab Sommer 1947 als<br />
reguläre Strafanstalt genutzt.<br />
Von 1953 bis 1959 ist Esterwegen<br />
Durchgangslager für Flüchtlinge.<br />
Danach wird die Fläche an das<br />
Land Niedersachsen übergeben<br />
und als Wohnlager für Justizbedienstete<br />
genutzt. 1963 bis 2001<br />
nutzt die Bundeswehr das<br />
Gelände als Depot. Alle noch<br />
verbliebenen Baracken werden<br />
abgebaut. 2001 übernimmt der<br />
Landkreis Emsland die Fläche –<br />
mit dem Ziel, dort eine zentrale<br />
Gedenkstätte für alle Opfer der<br />
Emslandlager zu errichten.<br />
Am 31. Oktober 2011 wurde<br />
dies endlich Wirklichkeit: Aus<br />
dem Ort schrecklicher Gräueltaten<br />
ist ein Ort mahnender<br />
Erinnerung geworden. Auch<br />
wenn hier nicht systematisch<br />
vergast wurde wie in Auschwitz,<br />
so liegen hier doch die Wurzeln<br />
für die späteren Vernichtungslager.<br />
Hier haben SS-Schergen wie<br />
der spätere KZ-Kommandant<br />
von Sachsenhausen und Buchenwald,<br />
Karl Otto Koch, ihr<br />
grausames Handwerk gelernt.<br />
Viele bekannte Politiker, Gewerkschaftler<br />
und Intellektuelle<br />
waren hier inhaftiert, z.B. Ernst<br />
Heilmann, Julius Leber, Werner<br />
Finck und Carl von Ossietzky<br />
(Friedensnobelpreisträger von<br />
1935). Kurt Buck, Leiter des<br />
Dokumentationszentrums für<br />
die Emslandlager (DIZ), kennt<br />
unzählige bittere Details aus<br />
ihren Lebensgeschichten.<br />
Der heute 90jährige Däne<br />
Henning Jenssen, von Nov. 1944<br />
bis April 1945 im Lager Versen<br />
inhaftiert, weil er Flugblätter in<br />
Kopenhagen gegen die Nazis<br />
verteilt hatte, erinnert sich: „Das<br />
Schlimmste war die bittere Kälte,<br />
die erbarmungslose Arbeit im<br />
Freien, der nagende Hunger, die<br />
barbarischen Schläge, die menschenunwürdigen<br />
Baracken. Wir<br />
haben auf dem Boden geschlafen,<br />
ein klammer Mantel sollte<br />
im frostigen Dezember als<br />
Zudecke für vier Männer<br />
reichen.“<br />
66 Jahre nach Ende des<br />
Naziterrors ist hier jetzt spät -<br />
denn auch im Emsland war die<br />
Gesellschaft in den 50er-, 60erund<br />
70er- Jahren überwiegend<br />
mehr mit dem Verdrängen<br />
nationalsozialistischer Gräueltaten<br />
beschäftigt, als mit der<br />
Aufarbeitung des Geschehenen -<br />
aber nicht zu spät, eine<br />
Gedenkstätte entstanden, die<br />
sich den Opfern widmet. Wo das<br />
Lager ihnen früher brutal die<br />
Freiheit verwehrte, stehen heute<br />
riesige Stahlplatten: am Eingangstor,<br />
an der Mauer ringsherum,<br />
bei den Wachtürmen, am<br />
Todesstreifen. Meterhoch ragen<br />
diese rostbraunen Elemente<br />
hoch – massiv und kalt. Kurt<br />
Buck erklärt, warum keine<br />
Baracken wiederaufgebaut wurden:<br />
„100, manchmal 200<br />
Männer haben in einer Baracke<br />
gelegen. Es hat gestunken, es war<br />
kalt, es war dreckig, es war feucht.<br />
Das kann man nicht nachbauen.“<br />
Am genauen Standort jeder<br />
Baracke wachsen jetzt Roteichen<br />
und Rotbuchen: lebende Wesen,<br />
wie die Häftlinge. Rund um<br />
diese „Baumpakete“ liegt eine<br />
dicke Schicht rotbrauner Lavaschotter.<br />
In den ehemaligen Hallen der<br />
Bundeswehr gibt es jetzt eine<br />
Dauerausstellung über alle 15<br />
Emslandlager, mehrer Seminarräume,<br />
eine Bibliothek, ein Café.<br />
Das DIZ (Dokumentationszentrum)<br />
in Papenburg ist hierher<br />
verlagert worden, ein Besuch mit<br />
24<br />
Schülern/innen lohnt sich.<br />
Genaueres unter<br />
www.gedenkstätte-esterwegen.de.<br />
Mit einem Festakt ist die<br />
Gedenkstätte für die 15 Emslandlager<br />
am 31.10.2011 eröffnet<br />
worden. Es gab viele<br />
Ansprachen, viele wichtige Gäste<br />
waren gekommen, doch für mich<br />
war die Rede des 86jährigen<br />
Zeitzeugen Henk Verheyen, ein<br />
ehemaliger „Nacht-und-Nebel-<br />
Gefangene“ aus Belgien, beeindruckend:<br />
„Liebe Menschen“, so begann<br />
seine Rede, „denn wir waren<br />
keine Menschen, wir waren<br />
Nummern. Ich denke heute an<br />
meine Kameraden, die die Zeit<br />
in deutschen Konzentrationsund<br />
Strafgefangenenlagern nicht<br />
überlebt haben. Dies ist ein<br />
bedeutender und sehr emotionaler<br />
Tag für mich“, betonte er. „Es<br />
gibt keinen Tag, an dem ich<br />
nicht an meine Zeit im Lager<br />
denke….. Ich möchte ein<br />
warnender Zeuge sein, auf dass<br />
uns ein derartiger Wahnsinn nie<br />
wieder erfasst.“<br />
„Wenn irgendwann die letzte<br />
Stimme eines Zeitzeugen verstummt<br />
ist, kann und muss eine<br />
Stätte wie diese dafür sorgen,<br />
dass die Erinnerung erhalten<br />
bleibt“ , so Bernd Neumann<br />
(CDU Staatsminister).<br />
Ministerpräsident David<br />
McAllister bezeichnete die Gedenkstätte<br />
als einen Ort der<br />
Erinnerung, des Gedenkens<br />
sowie des Lernens.<br />
Landrat des Landkreises Emsland<br />
und Vorsitzender der<br />
Stiftung Gedenkstätte Esterwegen,<br />
Hermann Bröring, betonte:<br />
„Mit dieser Gedenkstätte können<br />
wir einen Beitrag leisten, um die<br />
Geschichte von Verfolgung und<br />
Widerstand im Nationalsozialismus<br />
im Bewusstsein der Menschen<br />
wach zu halten.“<br />
Doch für uns gibt es kein Klagen,<br />
ewig kann’s nicht Winter sein.<br />
Einmal werden froh wir sagen:<br />
Heimat du bist wieder mein.<br />
Dann ziehn die Moorsoldaten<br />
nicht mehr mit dem Spaten ins<br />
Moor !“<br />
( Strophe des Moorsoldatenlieds )
25 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
EMDER FRIEDENSTAGE<br />
Zum vierten Mal fanden in<br />
der Zeit vom 1.-19. Sept.<br />
2011 die Emder Friedenstage<br />
statt. Durch die finanzielle<br />
Unterstützung der GEW (Kreisverband<br />
Emden) und andere<br />
Sponsoren konnte ein breitgefächertes<br />
Programm auf hohem<br />
Niveau angeboten werden. Der<br />
Krieg in Libyen, die Gefahren<br />
der „zivilen“ und militärischen<br />
Nutzung der Atomenergie, die<br />
Folgen der Aussetzung der<br />
Wehrpflicht, Möglichkeiten der<br />
Überwindung von Vorurteilen,<br />
Hass und Gewalt sowie alternative<br />
Konfliktbearbeitungen statt<br />
militärischer Eingriffe wurden in<br />
Form von Vorrägen, Film,<br />
Ausstellung, Musik und Theater<br />
zur Sprache gebracht.<br />
Auf zwei Veranstaltungen soll<br />
hier etwas näher eingegangen<br />
werden.<br />
1.<br />
Rekrutierungsbemühungen<br />
der Bundeswehr in Schule<br />
und Gesellschaft<br />
Hartmut Ring (Pädagoginnen<br />
und Pädagogen für den Frieden,<br />
HH) zeigte anhand eines<br />
Schaubildes die Präsenz der<br />
Bundeswehr im Bildungsbereich<br />
auf. Vielen ZuhörerInnen war<br />
die Breite des zur „Normalität“<br />
gewordenen Einflusses<br />
der Bundeswehr nicht<br />
bewusst gewesen. Er reicht<br />
vom Kindergarten bis zur<br />
Hochschule / Universität<br />
und umfasst viele außerschulische<br />
Lernorte. Durch<br />
spezielle Unterrichtsmaterialien<br />
(Frieden und Sicherheit),<br />
den Einsatz von<br />
Jugendoffizieren im Unterricht<br />
(13 - 15000 jährlich),<br />
die 2009 ca. 300 000<br />
SchülerInnen an Wehrdienstberater<br />
vermittelten<br />
oder durch die Beteiligung<br />
am Simulationsspiel<br />
„PolIS“ in einer Kaserne<br />
werden die sicherheitspolitischen<br />
Vorstellungen des<br />
Militärs an die Jugendlichen<br />
herangetragen, oft<br />
ohne Alternativen zu diskutieren<br />
bzw. sie als mögliche<br />
Konfliktlösungswege ernsthaft<br />
zu erwägen.<br />
Nachdem mehrere Bundesländer<br />
Kooperationsverträge mit der<br />
Bundeswehr abgeschlossen haben,<br />
ist ihr Einfluss in den<br />
Schulen noch stärker geworden.<br />
Zunehmend wehren sich daher<br />
SchülerInnen, Eltern und Lehrkräfte<br />
gegen diese einseitige<br />
Beeinflussung, die dem Beutelsbacher<br />
Konsens widerspricht.<br />
Schule soll laut Verfassung<br />
sowie dem Niedersächsischen<br />
Schulgesetz zur Toleranz erziehen<br />
und den Gedanken der<br />
Völkerverständigung, also das<br />
friedliche Zusammenleben der<br />
Völker unterstützen und zu<br />
verantwortungsbewusstem Handeln<br />
befähigen. Erziehung zum<br />
Frieden sollte von PädagogInnen,<br />
nicht von Militärs umgesetzt<br />
werden!<br />
2. SOS for Human Rights<br />
Dieses Theaterstück des Berliner<br />
Grips-Theaters konnte dank<br />
der finanziellen Unterstützung<br />
durch Pro Asyl und das<br />
Kulturbüro der Stadt Emden im<br />
Neuen Theater gezeigt werden.<br />
Es thematisiert das Schicksal von<br />
drei Flüchtlingen in Deutschland<br />
und an den EU Außengrenzen,<br />
die durch den Einsatz von<br />
Frontex für Flüchtlinge praktisch<br />
geschlossen sind.<br />
Ungefähr 250 SchülerInnen<br />
sahen das Theaterstück. Mit<br />
großer Aufmerksamkeit verfolgten<br />
sie das Geschehen auf der<br />
Bühne, hatten das Thema zum<br />
Teil im Unterricht behandelt<br />
und auch schon Unterschriften<br />
unter den „Appell der Jugendlichen<br />
ohne Grenzen“ gesammelt.<br />
Die sich an die Aufführung<br />
anschließende Diskussion verlief<br />
etwas schleppend - der Eindruck<br />
des gerade Gesehenen und<br />
Gehörten wirkte noch nach.<br />
Spontanen Applaus gab es, als<br />
zwei Jugendliche aus Afghanistan<br />
sich zu Wort meldeten und<br />
von ihrem Fluchtweg berichteten.<br />
Sie betonten, dass so etwas<br />
nicht nur auf der Theaterbühne<br />
stattfindet, sondern auf der<br />
„Lebensbühne“ vieler jugendlicher<br />
Migranten.<br />
Als Resümee kann gesagt<br />
werden: Frieden zeigt sich u.a.<br />
daran, wie eine Gesellschaft mit<br />
den Opfern von Krieg und<br />
Unterdrückung umgeht. Flüchtlinge<br />
bei uns - eine Friedensaufgabe.<br />
Johanna<br />
Adickes<br />
Friedensforum<br />
Emden
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Mädchenbücher / Jungenbücher?<br />
Wolfgang<br />
Bittner<br />
lebt als freier<br />
Schriftsteller in<br />
Köln. Aufgewachsen<br />
in Ostfriesland<br />
an der<br />
Küste.<br />
Der promovierte<br />
Jurist<br />
schreibt für<br />
Erwachsene,<br />
Jugendliche und<br />
Kinder.<br />
Als Jugendlicher habe ich viel<br />
gelesen. Fernsehen und<br />
Internet gab es noch nicht, man<br />
hatte mehr Zeit. Natürlich wollte<br />
ich, wie jeder Jugendliche, ob<br />
Junge oder Mädchen, Abenteuer<br />
erleben, und sei es im Kopf bei<br />
der Lektüre entsprechender Romane.<br />
Ich las Stevensons<br />
»Schatzinsel«, Defoes »Robinson<br />
Crusoe«, Gerstäckers »Flusspiraten<br />
des Mississippi«, Coopers<br />
Lederstrumpf-Geschichten, Jack<br />
Londons »Wolfsblut« oder Tom<br />
Sawyers und Huckleberry Finns<br />
Abenteuer von Mark Twain;<br />
zwischenzeitlich auch sämtliche<br />
erreichbaren Romane von Jules<br />
Verne, Cecil S. Forester und Karl<br />
May.<br />
Derartige Lektüre scheint<br />
passé zu sein; jedenfalls erzielen<br />
Verlage mit solchen Büchern -<br />
soweit sie noch lieferbar sind -<br />
schon lange nicht mehr die<br />
traumhaft hohen Auflagen früherer<br />
Zeiten. Übrigens wurden<br />
diese Bücher nicht nur von<br />
Jungen, sondern auch von<br />
Mädchen gelesen, soweit sie<br />
nicht der damaligen Ideologie<br />
aufsaßen, wonach sich Mädchen<br />
auf ihre Bestimmung als<br />
Hausfrau und Mutter einzustellen<br />
hatten. Dann lasen sie<br />
»Nesthäkchen«, »Hanni und<br />
Nanni« oder Ähnliches, aber<br />
auch das scheint passé zu sein.<br />
Was ist nun außer den<br />
periodisch mit immensem Werbeaufwand<br />
eingeführten Bestsellern<br />
- an die Stelle solcher<br />
»klassischer« Lektüre getreten?<br />
Wenn ich mich in den<br />
Programmen deutscher Jugendbuch-Verlage<br />
umschaue, finde<br />
ich ein überaus großes Angebot<br />
von Büchern, die das »Zielpublikum<br />
Mädchen« haben, und sehr<br />
viel weniger, was für Jungen<br />
interessant sein könnte. Hier<br />
und da werden zwar so genannte<br />
Jungenbücher angeboten, in<br />
denen außer Fußball oder<br />
Horror vor allem erster Sex eine<br />
wesentliche Rolle spielt. Zum<br />
Beispiel hat der Thienemann<br />
Verlag als Ergänzung seiner sehr<br />
Frauen lesen deutlich besser als Männer<br />
BERLIN/DPA - Männer lesen laut einer<br />
neuen Untersuchung deutlich schlechter als<br />
Frauen. Das zeigen bislang unveröffentlichte<br />
Zahlen einer Alphabetisierungsstudie der<br />
Uni Hamburg im Auftrag des Bundesforschungsministeriums.<br />
Der Unterschied sei<br />
„vergleichbar mit dem Kompetenzabstand<br />
zwischen Personen mit mittlerer Reife und<br />
Personen mit Abitur“, sagte die Erziehungswissenschaftlerin<br />
Anke Grotlüschen.<br />
erfolgreichen Reihe »Freche<br />
Mädchen - freche Bücher« die<br />
Jungen-Reihe »Für Mädchen<br />
verboten« aufgelegt (wobei offensichtlich<br />
auch mit der Neugier<br />
von Mädchen gerechnet wird).<br />
Bei Oetinger gibt es beispielsweise<br />
die »Bert-Katastrophenbücher«,<br />
bei Ueberreuter »Action<br />
Pur«, im Ravensburger Buchverlag<br />
für jüngere die »Knickerbocker-Bande«,<br />
mehrere Verlage<br />
haben nach wie vor Abenteuer-<br />
Klassiker im Programm. Aber<br />
überwiegend geht man in den<br />
Verlagen davon aus, dass jungen<br />
mit Büchern kaum mehr<br />
erreichbar sind.<br />
Ein genauerer Blick auf die<br />
einzelnen Titel in den Verlagsprogrammen<br />
zeigt deutlich,<br />
welche Inhalte sich die oft sehr<br />
jungen Lektorinnen zurzeit für<br />
»nicht problemorientierte Mädchenbücher«<br />
vorstellen. Es ist in<br />
den verschiedensten Varianten<br />
zumeist ganz simpel: Katrin<br />
verliebt sich in Kevin, der aber<br />
in Biggi verliebt ist. Die<br />
Protagonisten kommen aus dem<br />
bürgerlichen Milieu, und sie<br />
beschäftigen sich überwiegend<br />
mit dem eigenen Bauchnabel.<br />
Hin und wieder hat man den<br />
Eindruck, dass dadurch bei den<br />
handelnden Personen eine Blutleere<br />
im Gehirn entstanden ist.<br />
26<br />
So kommen ganze Programme<br />
zustande, die sich überwiegend<br />
oder sogar ausschließlich<br />
an ein weibliches Leserpublikum<br />
wenden. Dass Jungen als<br />
Zielpublikum für viele Verlage<br />
uninteressant geworden sind,<br />
liegt jedoch nicht allein an ihrer<br />
»Lesemüdigkeit« oder »Computersucht«,<br />
wie vielfach behauptet<br />
wird. Es liegt unter anderem<br />
daran, dass Jungen nicht nur<br />
Bücher über Probleme mit der<br />
ersten Freundin, dem ersten Mal<br />
oder dem ersten Pferd lesen<br />
wollen; auch nicht nur über<br />
Technik, Fußball oder Raumfahrt.<br />
Man hat ihnen über Jahre<br />
hinweg mit Kitsch und Kram<br />
nahezu systematisch das Lesen<br />
ausgetrieben. Dann gibt es in<br />
manchen Verlagen Buchreihen,<br />
in denen Probleme eine wesentliche<br />
Rolle spielen, oder es geht<br />
sogar nur um ein einziges<br />
Problem: Drogen, Kindesmissbrauch,<br />
Magersucht, Jugendkriminalität,<br />
Umweltzerstörung,<br />
Alkohol, Fremdenfeindlichkeit,<br />
Abtreibung, Schuleschwänzen ...<br />
Diese Bücher, die fachlich<br />
orientierte Autoren meist nebenberuflich<br />
schreiben, werden gern<br />
von Lehrern mit ihren Schülern<br />
als Klassenlektüre gelesen. Sie<br />
mögen ihren Zweck erfüllen,<br />
haben jedoch mit Literatur
27 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
wenig gemein und werden von<br />
den Schülern eher pflichtmäßig<br />
gelesen.<br />
Allerdings kann man die<br />
Kritik nicht allzu sehr verallgemeinern,<br />
dazu ist die Verlagsszene<br />
trotz der ständigen Fluktuation<br />
in den Lektoraten und trotz<br />
vieler Fusionen und Konkurse<br />
zu komplex. In einigen Verlagsprogrammen,<br />
die von kompetenten<br />
Fachkräften gestaltet werden,<br />
gibt es recht positive Ausnahmeerscheinungen:<br />
Bücher, die spannend<br />
sind, abenteuerlich, fantastisch<br />
- wie auch immer - und die<br />
außerdem existenzielle Inhalte<br />
geistreich transportieren.<br />
Soweit die deutschen Verlage<br />
nicht ohnehin lieber Übersetzungen<br />
nehmen, insbesondere<br />
aus den USA, gibt es immer<br />
mehr Vorgaben, Bevormundungen<br />
und Vorschriften für die<br />
Autoren: Schreiben Sie dies oder<br />
das, soundso lang bis zum<br />
Soundsovielten. Bücher müssen<br />
in Reihen passen, in Programme<br />
sowieso. Hier und da werden<br />
sogar schon die Hauptpersonen,<br />
wesentliche Inhalte und die<br />
Handlungsabläufe festgelegt. Autoren<br />
sollen nicht nur dem<br />
jeweiligen Trend, sondern dazu<br />
noch dem Geschmack des<br />
Verlegers oder Lektors gerecht<br />
werden, seit einigen Jahren oft<br />
noch dem des Vertriebsleiters<br />
und der Verlagsvertreter, die<br />
unter Marketing-Gesichtspunkten<br />
über Titel mit entscheiden,<br />
zum Teil sogar Manuskripte<br />
»anlesen« und Empfehlungen<br />
aussprechen.<br />
Was dabei auf der Strecke<br />
bleibt, ist die Literatur, sind gute<br />
Bücher sowohl für Mädchen als<br />
auch für Jungen. Den Autorinnen<br />
und Autoren wird ihre<br />
Kreativität ausgetrieben, außerdem<br />
die Freude am schöpferischen<br />
Schreiben. Hinzu kommt<br />
ein weiterer Aspekt: Welcher<br />
geistreiche Mensch, der auch<br />
andere, häufig besser honorierte<br />
Möglichkeiten im Erwerbsleben<br />
finden kann, passt sich ohne Not<br />
einer solchen Entwicklung an?<br />
Wer schreibt heute noch Bücher<br />
auf einem guten literarischen<br />
Niveau? Es werden immer<br />
weniger. Die Folge davon sehen<br />
wir in den Verlagsprogrammen:<br />
Lesefutter, vor allem für Mädchen.<br />
Es ist zu hoffen, dass sich<br />
die dafür Verantwortlichen besinnen.<br />
Scannen aus dem Buch ist verboten<br />
„Schultrojaner“ regt weiter die Gemüter auf<br />
Die<br />
Bundesjustizministerin<br />
ist wütend. „Das<br />
bringt mich auf die Palme!“,<br />
sagte Sabine Leutheusser-Schnarrenberger<br />
am Sonntag<br />
im Bayerischen Fernsehen. Sie<br />
verstehe, dass die Lehrerverbände<br />
Sturm liefen, und forderte,<br />
das Programm zu stoppen.<br />
Gemeint ist der sogenannte<br />
Schultrojaner, der in der<br />
vergangenen Woche Aufregung<br />
auslöste.<br />
Autoren der Internetplattform<br />
Netzpolitik.org hatten enthüllt,<br />
dass Schulbuchverlage ab Frühjahr<br />
2012 an Schulen eine<br />
Software einsetzen wollten, um<br />
illegale Kopien aufzuspüren.<br />
Grundlage sei ein Vertrag mit<br />
den 16 Bundesländern.<br />
Inzwischen haben sich Lehrerverbände,<br />
Gewerkschaften<br />
und Politiker zu Wort gemeldet.<br />
Die Kultusministerkonferenz<br />
(EMK) versucht, die Gemüter zu<br />
beruhigen. Es handle sich nicht<br />
um ein geheimes Eindringen in<br />
die Computer der Schulen,<br />
stellte der KMK-Präsident Bernd<br />
Althusmann in einem Radiosender<br />
fest. Auch aus verschiedenen<br />
Länderministerien kommen beruhigende<br />
Töne. Die Software<br />
existiere noch gar nicht, sie<br />
müsse erst entwickelt werden,<br />
heißt es da etwa aus Bayern. Der<br />
Datenschutz werde eingehalten,<br />
die Vereinbarkeit mit dem<br />
Dienstrecht geprüft, die Personalräte<br />
einbezogen, sagte eine<br />
Berliner Sprecherin.<br />
26 Fragen der Piraten<br />
Dagegen wies Markus Beckedahl,<br />
Herausgeber der Seite<br />
Netzpolitik.org, auf mögliche<br />
Folgen hin: Ein Lehrer „dürfte<br />
noch nicht einmal aus einem<br />
Schulbuch etwas einscannen und<br />
an Schüler per Mail verschicken,<br />
damit sie ihre Hausaufgaben<br />
besser machen können“, sagte er.<br />
Nur das Fotokopieren sei<br />
erlaubt, und auch nur in Maßen<br />
- höchstens zwölf Prozent eines<br />
Buches, maximal 20 Seiten. Die<br />
Verlage erhielten für diese<br />
Zugeständnisse bis 2014 insgesamt<br />
32,6 Millionen Euro. Sie<br />
verhinderten zugleich, dass an<br />
den Schulen digitale Technologien<br />
einzögen. Vielleicht wollten<br />
die Verlage mit ihrer „Bespitzelungsszenerie“<br />
auch einen Fuß<br />
in die Tür bekommen, was eine<br />
Beteiligung an digitalen Kopien<br />
betreffe, vermutete Marianne<br />
Demmer, die stellvertretende<br />
Bundesvorsitzende der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
(GEW).<br />
In Berlin hat jetzt die<br />
Fraktion der neu im Parlament<br />
sitzenden Piratenpartei eine<br />
Große Anfrage an den Senat<br />
gestellt. In ihren 26 Fragen geht<br />
es unter anderem darum, wer die<br />
Software entwickle, welche Daten<br />
sie sammle und wer diese<br />
auswerte. Für unbedenklich hält<br />
der Berliner Datenschutzbeauftragte<br />
Alexander Dix den Einsatz<br />
der Software, wenn man die<br />
Schulen vorab informiere, die<br />
Rechner nicht heimlich untersuche<br />
und wirklich nur nach<br />
Plagiaten forsche. Dafür allerdings<br />
sei jede Schule selbstverantwortlich.<br />
Von Torsten<br />
Harmsen<br />
FR
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
28<br />
AG Jugendliteratur &<br />
Milchkaffee und Streuselkuchen<br />
Auch wenn die Erstausgabe dieser Geschichte bereits 20 Jahre alt ist, so hat sie doch wenig<br />
an Aktualität eingebüßt. Erzählt wird aus der Sicht von Sammy, deren Eltern vor über 10<br />
Jahren des Erzähldatums aus Eritrea vor dem Krieg flohen. Sammy wurde in Essen geboren,<br />
wurde ein Schüler mit sehr guten Leistungen, aber spätestens seit dem Umzug hat er mit<br />
Diskriminierung zu tun. Boris aus seiner Klasse ist der Rädelsführer.<br />
Carolin Philipps:<br />
Milchkaffee und Streuselkuchen<br />
Hamburg:Carlsen<br />
144 S * TB * 5,95 Euro * ab 9 J<br />
ISBN 978-3-551-35771-7<br />
Carolin Philipps bietet uns<br />
verschiedene Typen, für die<br />
wir die eine oder andere<br />
Sympathie oder auch Abscheu<br />
entwickeln. Da ist zuerst das<br />
Opfer, das gar nicht verstehen<br />
kann, warum so viele Menschen<br />
im Sommer braun werden<br />
wollen, zugleich aber jemanden,<br />
der – wie er – braun geboren<br />
wurde, deswegen ablehnen,<br />
hänseln, quälen oder sogar<br />
angreifen. Dann gibt es eine<br />
relativ kleine grölende Gruppe,<br />
die Steine wirft und Farbbeutel<br />
und dumme Parolen<br />
schreit und der sich wenige<br />
Mitläufer aus den verschiedensten<br />
Gründen anschließen.<br />
Noch kleiner ist die<br />
Gruppe derjenigen, die sich<br />
offen auf die Seite der Opfer<br />
stellt und diese zu schützen<br />
versucht.<br />
Die größte aller Gruppen<br />
aber sind die Zuschauer, seien<br />
sie für die Angreifer («Steine<br />
sind falsch. Aber die tun<br />
wenigstens etwas.») oder<br />
haben sie eher Mitleid mit<br />
dem Opfer («Gut, dass ich<br />
nicht angegriffen werde.»).<br />
Aus der letzten Gruppe<br />
der «schweigenden» Mehrheit<br />
werden zwei herausgegriffen,<br />
die noch ein Gefühl<br />
entwickeln können und sich<br />
hineinversetzen in das Opfer.<br />
Das führt dazu, dass mit<br />
Sammy und seinen Eltern<br />
doch noch, wenn schon nicht<br />
Alles, so doch Vieles «gut»<br />
wird. Man merkt ein wenig<br />
die pädagogische Absicht,<br />
dass sich ein Einmischen für<br />
den anderen lohnt – und<br />
zwar für beide.<br />
Ein bisschen dick aufgetragen<br />
sind die vielen guten Leistungen<br />
und Fähigkeiten von Sammy,<br />
vor allem seine guten Leistungen<br />
im Klavierspielen sind zwar für<br />
den Fortgang der Geschichte<br />
wichtig, aber etwas unglaubwürdig,<br />
wenn zugleich die Eltern aus<br />
einem Bergdorf in Eritrea<br />
stammen, selbst sehr wenig Geld<br />
haben und für die Familie<br />
ungünstige Schichtarbeit leisten<br />
müssen.<br />
Was bleibt ist ein Plädoyer,<br />
sich aus der Gruppe der<br />
Schweiger zu lösen und Position<br />
zu beziehen. Das muss nicht auf<br />
die Art von Sonia sein, die sich<br />
wagemutig in das eingeworfene<br />
Fenster stellt und der pöbelnden<br />
Gruppe direkt gegenübertritt.<br />
Das kann auch ein Anruf bei der<br />
Polizei sein oder ein Festhalten<br />
der Situation mit heutigen<br />
Mitteln: Bilder oder Video mit<br />
dem Handy. Zum Zeitpunkt der<br />
Geschichte gab es das noch<br />
nicht. Da hat sich viel verändert.<br />
An den Situationen leider noch<br />
immer nicht genug.<br />
Diese Rezensionen stehen im Internet<br />
unter<br />
www.ajum.de (Datenbank)<br />
Ulrich H. BASELAU * Osterstr. 30 *<br />
26409 Wittmund * Ulrich@Baselau.de
29 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Medien der GEW (AJuM)<br />
Rabenhaar<br />
Rabenhaar heißt eigentlich Fatima. Dorien hat sie mitgebracht in das Hauptquartier der kleinen<br />
Clique, wo die sieben Kinder ihre Freizeit beim gemeinsamen Spielen verbringen, zu dem<br />
sie je ein anderes Motto wählen. Jetzt stehen sie am Ende der Kindheit und wollen noch ein<br />
letztes besonderes Spiel gemeinsam machen. Nach langem Überlegen sagt Rabenhaar «Wir<br />
können heiraten» in die Stille.<br />
Do van Ranst:<br />
Rabenhaar<br />
Hamburg: Carlsen 2008<br />
128 S * geb * 12,90 Euro * ab 12 J<br />
978-3-551-55446-8<br />
Bevor Fatima dazukam, be<br />
stand die Clique aus den vier<br />
Jungen Stan, Ben, Victor und<br />
dem Erzähler Bram und den<br />
beiden Mädchen Dorien und<br />
Mies. Sie spielten «Feuerwache,<br />
Zirkusgesellschaft und Gemeindebibliothek»,<br />
Frösche über die<br />
Straße bringen und ein riesiges<br />
Puzzle zusammensetzen, Polizei,<br />
Italienisches Restaurant oder<br />
Detektivbüro. Nachdem Dorien<br />
das fremde Mädchen mit in das<br />
Hauptquartier brachte, war es<br />
zunächst so wie zuvor, Fatima<br />
war fast unsichtbar – bevor die<br />
anderen ihren Namen in<br />
«Rabenhaar» änderten, denn als<br />
Fatima ihr Kopftuch und den<br />
Knoten im Haar löst, fällt<br />
seidiges Haar ihren Rücken<br />
herunter und glänzt wie das<br />
Gefieder eines Raben. Nach<br />
Malen mit Henna soll ein Film<br />
gedreht werden.<br />
Das Spiel mit dem Film endet<br />
abrupt, als Rabenhaars Vater im<br />
Schuppen erscheint und seine<br />
geschminkte Tochter an den<br />
Haaren nach draußen schleift.<br />
Spätestens da ist allen ganz klar,<br />
dass die Familie anders ist und<br />
Rabenhaar irgendwo dazwischen.<br />
Sie isst einen ganzen<br />
Monat lang und es macht ihr<br />
nichts aus, dass die anderen sich<br />
mit Süßigkeiten vollstopfen,<br />
und sie trägt dieses Kopftuch.<br />
Aber dann sagt sie etwas von<br />
«verheiratet werden mit 14<br />
Jahren» und dass der Vater den<br />
künftigen Mann aussucht. So<br />
war es jedenfalls mit ihren<br />
beiden Schwestern.<br />
Nun schlägt sie selbst vor,<br />
heiraten zu spielen, und als<br />
Bräutigam wird der Erzähler<br />
Bram ausgesucht.<br />
Ganz langsam und vorsichtig<br />
kommt der Ernst des Lebens in<br />
die Gruppe, vor allem in dies<br />
letzte große Spiel der bald<br />
Vierzehnjährigen. Uns Lesern<br />
läuft ein kleiner Schauer über<br />
den Rücken, als Rabenhaar zur<br />
Frage des Priesters («Willst du<br />
…?») die anderen gegenfragt:<br />
«Dann kann ich also auch Nein<br />
sagen?», denn das würde sie<br />
wohl nicht wagen, wenn ihr<br />
Vater ihr ihren Bräutigam zeigt.<br />
Wie selbstverständlich geht<br />
Rabenhaar damit um, dass<br />
Küssen verboten ist, nicht aber<br />
das Heiraten. Auch das Sprechen<br />
über die erste Regel, über das<br />
Unberührt-in-die-Ehe-gehen<br />
und den Bräutigamsbetrug mit<br />
einem Taubenherzen, fällt ihr<br />
viel leichter als den sechs<br />
anderen.<br />
Der zarten Liebesgeschichte<br />
zwischen Bram und Rabenhaar,<br />
die sich aus dem Spiel ergibt,<br />
wünschen wir eine Zukunft,<br />
ahnen aber, dass wir das wohl<br />
vergeblich hoffen.<br />
Die Geschichte wird so leicht<br />
und fast nebenbei erzählt, es<br />
scheint sich wirklich nur um das<br />
Spielen, die Vorbereitungen und<br />
die Rollenverteilungen und<br />
kleinen Dinge nebenbei zu<br />
handeln. Dabei nehmen wir das<br />
große Neben- und Miteinander<br />
von zwei Kulturkreisen ebenso<br />
mit auf, verstehen sogar, dass der<br />
Vater Sorge um seine Tochter<br />
hat, weil diese sich stark<br />
schminken lässt, verstehen auch,<br />
dass der vom Vater ausgesuchte<br />
Ehemann nicht «schlimm» sein<br />
muss, dass Heirat aus Liebe nicht<br />
vor Scheidung schützt und das<br />
«Ausprobieren» von dreißig<br />
oder mehr Freundinnen auch<br />
keine Garantie ist, dabei «die<br />
Richtige» zu finden. Kein<br />
erhobener Zeigefinger, keine<br />
Überlegenheit des einen wie des<br />
anderen Glaubens. Kein Happy<br />
End, keine Katastrophe am<br />
Schluss.<br />
«Ich habe keine Angst» ist ein<br />
guter Satz auf der letzten Seite.
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
30<br />
Impressionen von der GEW-Fahrt nach<br />
Bremerhaven zum Auswandererhaus und dem<br />
Klimahaus Bremerhaven 8º Ost am 8. Oktober<br />
2011<br />
Fotos. Ulli Baselau, Irmgard Wilts<br />
Arbeitsgruppe Stiftung Schulgeschichte<br />
der GEW — BV Weser-Ems<br />
Unter der Leitung der<br />
Sitzung durch Josef Kaufhold<br />
wurden auf der letzten<br />
Sitzung in Hesel über die 200<br />
jährige Geschichte der Lehrervereine<br />
und des Ortsverbands<br />
Rheiderland der GEW berichtet,<br />
referierte Klaus Klattenhoff über<br />
die Buchproduktion, wurde die<br />
Arbeit im Schulmuseum Folmhusen<br />
mit seiner laufenden<br />
Ausstellung Schiefertafel, Kreide<br />
usw. (bis Februar) dargestellt,<br />
fand der Film über Ubbo Voss<br />
mit seinem historischen Schulfilm<br />
aus Westerende-Kirchloog<br />
im NDR Beachtung, ist eine<br />
Tagung zur Geschichte der<br />
Orientierungsstufe in Vorbereitung.<br />
Die nächste Sitzung ist am 8.<br />
12. 2011 um 16 Uhr in Hesel.
31 <strong>LEUCHTTURM</strong><br />
Die Deutsche Bank will ein Exempel statuieren:<br />
Für ihre Milliardengewinne sollen die Beschäftigten der Postbank künftig sehr viel weniger verdienen<br />
Soll und Haben - so nennt der<br />
Volksmund die beiden mächtigen<br />
Türme der Deutschen<br />
Bank, die in den Himmel über<br />
Frankfurt am Main ragen. Sollen<br />
und Haben, das bezeichnet<br />
punktgenau die zutiefst ungerechte<br />
Lage in unserem Land<br />
und darüber hinaus. Die einen<br />
sollen immer mehr hergeben,<br />
und die anderen haben immer<br />
mehr. Erst Ende Oktober hat der<br />
Chef der Deutschen Bank, Josef<br />
Ackermann, wieder Milliardengewinne<br />
vermeldet: „Die Deutsche<br />
Bank war in punkto Kapital,<br />
Liquidität und Refinanzierungsstruktur<br />
noch nie besser aufgestellt<br />
als heute.“<br />
Dafür, so das Vorhaben des<br />
Bankmanagements, soll es anderen<br />
bald erheblich schlechter<br />
gehen: Den Beschäftigten der<br />
Postbank, die vor drei Jahren<br />
von der Deutschen Bank<br />
übernommen worden ist. Nachdem<br />
es anfangs noch hieß, an<br />
den Arbeitsbedingungen der<br />
Beschäftigten werde sich nichts<br />
ändern, liegen nun die drakonischen<br />
Pläne auf dem Tisch.<br />
Zunächst soll es die Beschäftigten<br />
in der Kreditabwicklung<br />
treffen. Angekündigt ist eine<br />
Kürzung der Einkommen um<br />
bis zu 30 Prozent, die Streichung<br />
von drei Urlaubstagen und die<br />
Verlängerung der Wochenarbeitszeit<br />
von 38,5 auf 42<br />
Stunden. Und das geht so: Die<br />
Bank gründet neue Gesellschaften,<br />
kündigt den Beschäftigten<br />
die alten Arbeitsverträge und<br />
schließt mit ihnen neue Verträge<br />
zu schlechteren Bedingungen in<br />
den neuen Gesellschaften ab.<br />
Das ist der Generalangriff<br />
Dagegen hat es in den<br />
vergangenen Wochen in zahlreichen<br />
Städten der Republik<br />
Protestaktionen gegeben, zuletzt<br />
am 3. November. Allein an<br />
diesem Tag beteiligten sich rund<br />
5000 Postbank-Beschäftigte an<br />
Warnstreiks und anderen Aktionen.<br />
Und das wird erst der<br />
Anfang sein. „Das ist ein<br />
Generalangriff“, rief der ver.di-<br />
Vorsitzende Frank Bsirske den<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
einer Kundgebung in<br />
Hameln zu, „das ist eine<br />
Herausforderung, und diese<br />
Herausforderung nehmen wir<br />
an. Wir sind entschlossen,<br />
diesen Angriff abzuwehren.“ In<br />
Hameln hatten sich rund 1500<br />
Beschäftigte der Postbank-Tochter<br />
BHW versammelt.<br />
Sie gehören zu den ersten, die<br />
von den drastischen Kürzungsplänen<br />
betroffen sind, aber auch<br />
die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
der Callcenter und aus<br />
dem Zahlungsverkehr sollen<br />
massive Einbußen hinnehmen,<br />
wie das Konzern-Management<br />
bereits wissen ließ. Und zu<br />
befürchten ist, dass den Bankenchefs<br />
auch das noch nicht<br />
reichen wird. Deswegen betrachtet<br />
ver.di die derzeitige Auseinandersetzung<br />
als einen exemplarischen<br />
Konflikt: „Das, was hier<br />
jetzt geplant ist, in Hameln, in<br />
Köln, in Hessen, das ist die<br />
Blaupause auch für andere<br />
Bereiche des Konzerns“, so<br />
Frank Bsirske. Und es könnte<br />
sogar noch darüber hinaus<br />
Schule machen.<br />
Entgegen diesen Plänen aus<br />
dem Hause Deutsche Bank will<br />
ver.di einen Überleitungstarifvertrag<br />
erstreiten, der die Rechte<br />
und die Arbeitsbedingungen der<br />
Beschäftigten absichert. „Dafür<br />
werden wir kämpfen“, versicherte<br />
Beate Mensch vom ver.di-<br />
Bundesvorstand, „wir werden<br />
den geplanten Kahlschlag nicht<br />
zulassen.“ Und dabei geht es<br />
nicht nur um die empfindlichen<br />
materiellen Verluste, die den<br />
Beschäftigten drohen, sondern<br />
ebenso schwer wiegt die dramatische<br />
Entwertung der Arbeit, die<br />
da erfolgen soll.<br />
Das lassen wir nicht zu<br />
Ein nahezu identisches Modell<br />
der rigorosen Lohnkürzung<br />
mit dem einzigen Zweck der<br />
Gewinnmaximierung hatte Ende<br />
2009 schon der Drogeriediscounter<br />
Schlecker durchsetzen wollen.<br />
Ähnlich wie es jetzt die Deutsche<br />
Bank versucht, hat Schlecker<br />
seinen Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeitern die Arbeitsverträge<br />
gekündigt, um sie über eine<br />
eigens dafür gegründete Leiharbeitsfirma<br />
zu weitaus schlechteren<br />
Lohn- und Arbeitsbedingungen<br />
wieder einzustellen. Die<br />
große Deutsche Bank wurde<br />
daher unterdessen auch schon<br />
„Banken-Schlecker“ genannt.<br />
Auf starken öffentlichen Druck<br />
und Protest quer durch die<br />
Republik hin musste der<br />
Discounter Schlecker sein perfides<br />
Geschäftsmodell schließlich<br />
wieder zurückziehen.<br />
Und auch die Deutsche Bank<br />
mit ihren Edelfassaden wird mit<br />
ihrem nunmehr beabsichtigten<br />
Anschlag auf die Lebens- und<br />
Arbeitsbedingungen der Postbank-Beschäftigten<br />
noch große<br />
öffentliche Aufmerksamkeit erzielen.<br />
Maria<br />
Kniesburges<br />
aus Verdi-Publik<br />
11
<strong>LEUCHTTURM</strong><br />
32<br />
Dazu<br />
DAS -ANGEBOT:<br />
Kostenlose Fahrt im modernen Reisebus<br />
am Dienstag, dem 14.2.2012<br />
(Nicht-GEWlerInnen zahlen EURO<br />
15,00)<br />
Eintrittsgelder sind nicht eingeschlossen!<br />
Verbilligte Eintrittskarten können<br />
bei der Anmeldung verbindlich vorbestellt<br />
werden!!<br />
Für die Veranstaltung muss rechtzeitig<br />
Sonderurlaub beantragt werden.<br />
Abfahrtzeiten / Haltestellen<br />
7.30 Wittmund<br />
- Marktplatz<br />
/Kreishaus<br />
weitere Haltestellen: Jev<br />
ever<br />
er, , Schortens,<br />
Sande, Var<br />
arel, Oldenburg<br />
(bei Bedarf)<br />
Rückfahrt<br />
ab Hannover ca. 17.30 Uhr<br />
Anmeldeschluss beim jeweiligen Kreisverband<br />
ist der 20.01.2012<br />
Anmeldungen:<br />
KV Jever:<br />
Fridolin Haars 04461 / 5123<br />
KV Wittmund:<br />
Jürgen Kramm 04462 / 6102<br />
- Kreisverbände<br />
JEVER und WITTMUND<br />
Kreisverband Emden<br />
D I D A C T A 2012<br />
Der Kreisverband Emden organisiert auch diesmal wieder für alle GEW- Mitglieder, aber auch für<br />
Nichtmitglieder, eine Busfahrt zur Didacta 2012 nach Hannover.<br />
Datum: Mittwoch, 15.02.2011<br />
Abfahrt:<br />
7.30 Uhr (Hauptbahnhof Emden)<br />
Rückfahrt:<br />
16.30 Uhr Hannover (Messegelände)<br />
Ankunft:<br />
19.30 Uhr Emden<br />
Kosten:<br />
GEW-Mitglieder -kostenlos-<br />
Nichtmitglieder:<br />
15,00 Euro<br />
Eine Anmeldung für die Fahrt ist bis spätestens Freitag, den 20. 01.12 erforderlich.<br />
Kontaktadresse:<br />
Gudrun Stüber - gstueber@packhaus.info<br />
Interessierte aus dem Bereich des GEW Kreisverbands Aurich melden sich an unter:<br />
mail@gew-aurich.de<br />
Der Kreisvorstand Aurich organisiert dann eine Mitfahr-Möglichkeit im Emder Bus.