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Vogelwelt der Alpen - BirdLife Österreich

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56. Jahrgang · September 2009 · D: € 4,80 · A: € 5,00 · CH: CHF 8,20<br />

<strong>Vogelwelt</strong><br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong><br />

» Mornellregenpfeifer<br />

» Greifvogelzug über Kärnten<br />

9 | 2009<br />

» Forschungsgeschichte <strong>der</strong> alpinen<br />

<strong>Vogelwelt</strong><br />

» Rotsterniges Blaukehlchen<br />

• Kärnten •


Ihre Falke-Kalen<strong>der</strong><br />

Impressum<br />

DER FALKE – Journal für Vogelbeobachter<br />

ISSN 0323-357X, Erscheinungsweise: monatlich<br />

Gedruckt auf chlorfrei gebleichtem Papier<br />

Internet: www.falke-journal.de<br />

Redaktionsbüro im Verlag:<br />

AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3,<br />

56291 Wie bels heim, Tel. 06766/903-141;<br />

Fax 06766/903-320; E-Mail: falke@aula-verlag.de<br />

Redaktion:<br />

Dr. Norbert Schäffer (verantwortlich; sch),<br />

E-Mail: norbert.schaffer@falke-journal.de<br />

Georg Grothe, Redaktionsbüro,<br />

Tel.: 06766/903-252, Fax: 06766/903-341,<br />

E-Mail: g.grothe@falke-journal.de<br />

Hermann Stickroth (Fachredaktion; hs)<br />

E-Mail: hermann.stickroth@t-online.de<br />

Ständige Mitarbeiter:<br />

T. Brandt (tb), Dr. J. Dierschke (jd),<br />

H.-J. Fünf stück (fü), Dr. W. Irsch (wir),<br />

Dr. K. Richarz (ri)<br />

Redaktionsassistentin:<br />

Dominique Conrad, Redaktionsbüro,<br />

Tel.: 06766/903-236; Fax: 06766/903-341;<br />

E-Mail: falke@aula-verlag.de<br />

Gestaltung/Satz AULA-Verlag:<br />

Julia Schiwek, Rolf Heisler (Ltg.)<br />

2010<br />

Der Wandkalen<strong>der</strong><br />

Heimische Vögel 2010<br />

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Vertrieb und Abonnementverwaltung:<br />

Britta Knapp<br />

Tel.: 06766/903-206, Fax: 06766/903-320<br />

E-Mail: vertrieb@aula-verlag.de<br />

AULA-Verlag GmbH,<br />

Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim,<br />

Bankverbindung: Kontonummer: 151 999 11<br />

bei <strong>der</strong> Wies ba de ner Volksbank, BLZ 510 900 00,<br />

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Anzeigen verwaltung:<br />

Petra Koser-Bross, Tel.: 06766/903-251<br />

E-Mail: mediaservice@jafona.de<br />

JAFONA-Verwaltungs- und Mediaservice GmbH<br />

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Druck: Strube Druck & Medien OHG, Felsberg<br />

Pressevertrieb: UMS, Am Waldessaum 4 A,<br />

51545 Waldbröl, Tel.: 02291/91 24 20<br />

Bezugsbedingungen: Einzelheftpreis 4,80 �. D a s J a h r e s a -<br />

bon ne ment für 12 Hefte ist im In- und Aus land für 49,– �<br />

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B e s t e l l u n g e n f ü r DER FAL KE n e h m e n j e d e B u c h h a n d l u n g<br />

und <strong>der</strong> Ver lag ent ge gen.<br />

Manuskripte: Sollten Sie einen Beitrag o<strong>der</strong> eine Ma nu s kript idee<br />

für DER FALKE haben, senden Sie uns bit te zunächst eine etwa<br />

zehn zei li ge In halts an ga be o<strong>der</strong> set zen Sie sich vorab mit <strong>der</strong> Redaktion<br />

o<strong>der</strong> ei nem <strong>der</strong> ständigen Mitarbeiter in Verbindung.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben die Mei nung<br />

und Daten <strong>der</strong> Au to ren, nicht un be dingt <strong>der</strong> Re dak ti on wie<strong>der</strong>.<br />

Die Re dak ti on be hält sich das Recht auf Kür zung und<br />

die jour na li sti sche Be ar bei tung von Bei trä gen vor. Zum Abdruck<br />

an ge nom me ne Arbeiten und Ab bil dun gen ge hen in das<br />

un ein ge schränk te Nutzungsrecht – sowohl in ge druck ter, als<br />

auch in elektronischer Form – des Ver la ges über, wenn nichts<br />

an de res schrift lich ver ein bart wur de. Ori gi nal dias wer den<br />

re gel mä ßig, Fo to ab zü ge, son sti ge Ab bil dun gen und Datenträger<br />

wer den nicht zu rück ge schickt. Sind eingereichte<br />

Bei trä ge bereits veröffentlicht worden, so ist <strong>der</strong> Ein sen dung<br />

die Angabe über Zeitpunkt und Art <strong>der</strong> Ver öf fent li chung sowie<br />

das Einverständnis des erst ver öf fent li chen den Ver la ges<br />

beizufügen. Das gilt auch für Ar ti kel, die bereits in einer<br />

an de ren Spra che ver öf fent licht wur den. Für un ver langt einge<br />

sand te Ma nu skrip te wird keine Ge währ über nom men, die<br />

An nah me bleibt vor be hal ten.<br />

Die veröffentlichten Beiträge sind ur he ber recht lich ge schützt.<br />

Alle Rechte, auch das <strong>der</strong> Über set zung in frem de Sprachen,<br />

sind vor be hal ten. Eine even tu el le Nach druck ge neh mi gung<br />

muss schrift lich er teilt wer den. Kein Teil dieser Zeit schrift<br />

darf ohne aus drück li che schrift li che Ge neh mi gung des Verla<br />

ges ver viel fäl tigt werden, sei es als Kopie, Mi kro fi lm o<strong>der</strong><br />

an de res Ver fah ren o<strong>der</strong> in eine von Ma schi nen lesbare Sprache<br />

über tra gen wer den. Unsere ge nau en Be din gun gen entneh<br />

men Sie bitte den Manu skript richt linien, die wir Ih nen<br />

auf Anfrage gerne zu schic ken.


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

wie in jedem Jahr treffen sich<br />

Vogelkundler aus dem gesamten<br />

deutschsprachigen Raum Anfang<br />

Oktober zur Jahrestagung <strong>der</strong><br />

Deutschen Ornithologen-Gesellschaft<br />

(DO-G). Auf Einladung von<br />

<strong>BirdLife</strong> Kärnten und des Naturwissenschaftlichen<br />

Vereins<br />

für Kärnten findet die<br />

diesjährige Versammlung<br />

in Pörtschach am<br />

Wörthersee statt. Wir<br />

nehmen diese Veranstaltung<br />

zum Anlass,<br />

uns in mehreren Beiträgen<br />

etwas genauer<br />

mit <strong>der</strong> <strong>Vogelwelt</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Alpen</strong>, beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong><br />

Kärntens, zu beschäftigen.<br />

An <strong>der</strong> Erstellung<br />

des aktuellen Heftes war <strong>der</strong> Geschäftsführer<br />

von <strong>BirdLife</strong> Kärnten<br />

Remo Probst maßgeblich beteiligt.<br />

Ich möchte mich ganz herzlich bei<br />

ihm und seinen Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern hierfür bedanken.<br />

Ihre Meinung zu unseren Schwerpunktheften<br />

würde uns sehr<br />

interes sieren. Bitte teilen Sie uns<br />

mit, was Sie beispielsweise von unserem<br />

Themenheft Kärnten halten.<br />

OrnithOlOgie aktuell<br />

Neue Forschungsergebnisse 322<br />

editOrial kärnten<br />

Remo Probst:<br />

Vogelkunde in Kärnten 324<br />

Werner Sturm:<br />

Vogelkunde auf Kärtnerisch 325<br />

BeOBachtungstipp<br />

Siegfried Wagner, Raimund K. Buschenreiter:<br />

Der Dobratsch in Kärnten: Ein überregional bedeutendes<br />

Brut- und Rastgebiet 326<br />

BiOlOgie<br />

Werner Petutschnig, Ernst Albegger:<br />

Ein Kärntner Brutvogel: Der Mornellregenpfeifer 332<br />

Remo Probst:<br />

Der Greifvogelzug über Kärnten 336<br />

Gerald Malle, Remo Probst:<br />

Bestand und Schutz: Das Rotsternige Blaukehlchen<br />

in Kärnten 342<br />

Bitte beachten Sie die Beilage von Editions Atlas<br />

Mornellregenpfeifer. Foto: M. Granitza.<br />

Neben dem fachlichen Austausch<br />

über ein breites Spektrum ornithologischer<br />

und vogelkundlicher Themen<br />

ist die Jahrestagung <strong>der</strong> DO-G<br />

auch immer eine hervorragende<br />

Gelegenheit, gute Bekannte zu treffen.<br />

Sehr gerne gesehener Gast bei<br />

<strong>der</strong> Jahrestagung ist<br />

Dr. Einhard Bezzel, <strong>der</strong><br />

Ende August seinen<br />

75. Geburtstag feierte.<br />

Wir gratulieren hierzu<br />

sehr herzlich!<br />

Im September befinden<br />

wir uns bereits<br />

mitten im vogelkundlichen<br />

Herbst. Einige<br />

unserer Brutvögel, wie<br />

beispielsweise Mauersegler,<br />

haben bereits vor einigen<br />

Wochen ihr Brutgebiet verlassen<br />

und befinden sich auf dem Zug in<br />

ihr Winterquartier. Das Zuggeschehen<br />

ist in vollem Gange.<br />

Dies gilt auch für das junge<br />

Schelladlermännchen mit dem<br />

Namen Tõnn, das wir bereits im<br />

vergangenen Herbst und dann wie<strong>der</strong><br />

in diesem Frühjahr verfolgten<br />

(FALKE 2009, H. 1; 2008, H, 12).<br />

Tõnn ist im Jahr 2008 in Estland<br />

geschichte<br />

Josef Feldner:<br />

Die Forschungsgeschichte <strong>der</strong> alpinen <strong>Vogelwelt</strong> –<br />

Der Vogel mit den hasenartigen Füßen:<br />

das <strong>Alpen</strong>schneehuhn 346<br />

leute/ereignisse<br />

Nachrichten und Termine, TV-Tipps 353<br />

reise<br />

Werner Sturm:<br />

Naturerlebnis Kärnten 354<br />

Bild des MOnats<br />

Rätselfoto und Auflösung<br />

flügge geworden. Wissenschaftler<br />

haben den Vogel mit einem Satellitensen<strong>der</strong><br />

ausgestattet und konnten<br />

hierdurch den Zug des Vogels von<br />

Estland in sein südspanisches Winterquartier<br />

und wie<strong>der</strong> zurück nach<br />

Nordosteuropa verfolgen. Fast den<br />

ganzen Sommer hat Tõnn an <strong>der</strong><br />

Westküste Finnlands verbracht. Am<br />

26. Juli verließ er sein Übersommerungsquartier<br />

und flog am 10.<br />

August durch Estland. Es ist davon<br />

auszugehen, dass Tõnn in nächster<br />

Zeit wie<strong>der</strong> Deutschland überquert.<br />

Im Herbst 2008 sowie im Frühjahr<br />

2009 ist ihm dies von Vogelbeobachtern<br />

unbemerkt gelungen.<br />

Auch in diesem Jahr gilt es also<br />

wie<strong>der</strong> aufzupassen. An Beobachtungen<br />

eines Schelladlers in diesem<br />

Herbst in Deutschland sind wir sehr<br />

interessiert (nähere Informationen<br />

zum Aufenthalt von Tõnn: www.<br />

looduskalen<strong>der</strong>.ee/en/node/4713).<br />

Ihr<br />

Dr. Norbert Schäffer<br />

Werner Sturm: <strong>Alpen</strong>-Drossel 358<br />

Veröffentlichungen<br />

Inhalt<br />

Werner Sturm:<br />

Publikationen über die Natur Kärntens 341<br />

Neue Titel 360


Ornithologie aktuell<br />

322 Der Falke 56, 2009<br />

Goldschopfpinguine: Wan<strong>der</strong>ungen über<br />

mehr als 10 000 Kilometer<br />

Goldschopfpinguine (Eudyptes chrysolophus) schwimmen im Winter<br />

sechs Monate ohne Pause im offenen Meer. Die Vögel vom<br />

Kerguelen-Archipel im Süden des Indischen Ozeans verteilen sich<br />

auf ihrer Reise über eine Fläche von drei Millionen Quadratkilometern,<br />

was dem knapp zehnfachen <strong>der</strong> Fläche <strong>der</strong> Bundesrepubklik<br />

Deutschland entspricht. Dies haben französische Forscher mithilfe<br />

von Satellitensen<strong>der</strong>n herausfinden können. Die Pinguine verlassen<br />

am Ende <strong>der</strong> Brutzeit den Inselarchipel <strong>der</strong> subantarktischen<br />

Inselgruppe mit klarem Ziel und schwimmen nach Osten. Nur<br />

wenige zieht es zur Nahrungssuche in antarktische Gewässer,<br />

die meisten halten sich mitten im Indischen Ozean in einem eng<br />

umgrenzten Gebiet zwischen dem 47. und 49. Grad südlicher<br />

Breite und dem 70. bis 110. Grad östlicher Länge auf. Sie leben<br />

von Krebsen und an<strong>der</strong>en Krustentieren, nicht jedoch wie bislang<br />

angenommen von antarktischem Krill (Euphausia superba), <strong>der</strong><br />

in diesen nördlichen Breiten nicht vorkommt. Die Vögel legen<br />

schwimmend in einem halben Jahr bis zu 11 700 Kilometer zurück,<br />

bis sie im Frühjahr wie<strong>der</strong> zu ihrer Heimatinsel zurückkehren. Fast<br />

alle treffen innerhalb einer Woche dort ein. Bisher wusste man<br />

wenig über die Wan<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Pinguine. Vor allem war unklar,<br />

wo sich die Vögel in den Wintermonaten aufhalten und wovon sie<br />

sich ernähren. Mit geschätzten zehn Millionen Brutpaaren sind die<br />

Goldschopfpinguine die zahlenmäßig stärkste Art. Die Bestände<br />

nehmen jedoch seit zwanzig Jahren stetig ab. (wir)<br />

C.-A. Bost, Biology Letters v. 15. May, 2009, Online-Vorabversion<br />

(doi: 10.1098/rsbl.2009.0265)<br />

Haussperling: In <strong>der</strong> Gruppe erfolgreicher<br />

Haussperlinge, die in größeren Gruppen leben, können offenbar<br />

besser auf neue Herausfor<strong>der</strong>ungen reagieren und sich auf neue<br />

Situationen einstellen als solche in kleineren Gemeinschaften. Dass<br />

es für Vögel vorteilhaft ist, sich in größeren Massen zu formieren,<br />

da sie deshalb beispielsweise besser vor potenziellen Angreifern<br />

geschützt sind o<strong>der</strong> etwa bei <strong>der</strong> Jagd erfolgreicher sind, ist bekannt.<br />

Bei Haussperlingen zeigte sich nun, dass sie auch zunehmend<br />

erfin<strong>der</strong>ischer werden, wenn sie in größeren Gruppen leben. In<br />

Ungarn fing man 56 wild lebende Haussperlinge, 32 davon in <strong>der</strong><br />

Stadt und 24 aus einer ländlichen Gegend, und teilte sie in zwei<br />

Gruppen ein. In den größeren Gruppen befanden sich jeweils sechs<br />

und in den kleineren jeweils zwei Vögel. Danach gewöhnt man die<br />

Vögel an Futterbehälter aus Plexiglas, <strong>der</strong>en Deckel zunächst mit<br />

Löchern versehen waren, um später ebenfalls mit durchsichtigen<br />

Deckeln verschlossen zu werden. Um an das Futter zu gelangen,<br />

mussten die Vögel die Deckel anheben. Es zeigte sich, dass die<br />

Vögel größerer Gruppen das Öffnen <strong>der</strong> Futterspen<strong>der</strong> im Schnitt<br />

viermal häufiger und elfmal schneller lösten als die Vögel kleinerer<br />

Gruppen. Wäre allein die Zahl <strong>der</strong> Spatzen entscheidend gewesen,<br />

hätten die größeren Gruppen nur etwa dreimal so erfolgreich sein<br />

dürfen wie die Spatzen <strong>der</strong> kleineren Gruppe. Haussperlinge in<br />

größeren Gruppen können besser mit neuen Situationen umgehen,<br />

da sie wegen <strong>der</strong> größeren Anzahl von Individuen schneller<br />

neue Lösungen finden. In größeren Gruppen versammeln sich<br />

durch verschiedene Individuen unterschiedliche Fähigkeiten und<br />

Erfahrungen, was die Effizienz erhöht. Ein weiteres interessantes<br />

Ergebnis am Rande: Unabhängig von <strong>der</strong> Gruppengröße waren die<br />

Haussperling aus <strong>der</strong> Stadt erfolgreicher als ihre Artgenossen vom<br />

Lande. Man nimmt an, dass erstere im Alltag öfter mit komplexeren<br />

Aufgaben konfrontiert werden. (wir)<br />

A. Liker u. V. Bókony PNAS, Online-Vorabveröffentlichung,<br />

2009, doi: 10.1073/pnas.0900042106<br />

Albatros: Fund in Amsterdam<br />

Am 19. Oktober 1977 wurden bei Grabungsarbeiten in Amsterdam<br />

in einer Tiefe von fünf Metern Teile des Oberschnabels eines großen<br />

Seevogels gefunden. Der Fund, <strong>der</strong> sich nun in <strong>der</strong> Sammlung des<br />

Archäologischen Dienstes für Denkmalschutz und Archäologie <strong>der</strong><br />

Stadt befindet, gilt als erster Albatrosfund (Diomedea) auf holländischem<br />

Boden. In jüngster Zeit wurden verschiedene Albatrosse<br />

auf europäischen Meeren einschließlich <strong>der</strong> Nordsee beobachtet,<br />

bislang jedoch kein einziger in Holland. Deshalb gilt <strong>der</strong> Fund als<br />

etwas ganz beson<strong>der</strong>es. Die Fundstelle wurde im Jahre 1876 mit<br />

städtischem Abraum und Abfällen von Schiffen aufgefüllt und im<br />

Rahmen des Baues des Zentralbahnhofs mit Sand bedeckt. 1977<br />

erfolgten umfassende Erdarbeiten im Zusammenhang mit dem<br />

Bau <strong>der</strong> U-Bahnlinie, die schließlich den Fund zutage för<strong>der</strong>ten.<br />

Ornithologische Exkursionen 2009/10<br />

12.09.-26.09. Türkei - Greifvogelzug an <strong>der</strong> östlichen Schwarzmeerküste<br />

25.09.-04.10. Russland/Litauen - Kurische Nehrung und Bernsteinküste<br />

18.10.-27.10. Ungarn - Kraniche und Gänse in <strong>der</strong> Puszta<br />

24.10.-31.10. Türkei/Kilikien - Ornitour Göksu Delta & Kulturwan<strong>der</strong>n Kombi!<br />

31.10.-17.11. Peru - Endemiten in den Anden und Regenwäl<strong>der</strong>n<br />

14.11.-28.11. China - Winterquartiere <strong>der</strong> sibirischen Kraniche Neu!<br />

19.12.-10.01. Nepal - Nektarvögel und Saruskraniche<br />

25.12.-05.01. Spanien - Andalusien zum Jahreswechsel<br />

27.12.-06.01. Marokkos Süden - Waldrapp und Gleitaar<br />

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© N. Koch


Im Unterschied zu Bäumen, die den Kohlenstoff unmittelbar aus<br />

<strong>der</strong> Luft beziehen, scheidet die C-14 Bestimmung zur Ergründung<br />

des Alters des 162 mm langen Oberschnabels bei Beutegreifern aus,<br />

da diese den Kohlenstoff über die Beute zu unspezifisch speichern.<br />

Dennoch gilt als wahrscheinlich, dass <strong>der</strong> Albatrosschnabel zu<br />

einem Vogel gehörte, <strong>der</strong> von einem Seefahrer o<strong>der</strong> Schiffsreisenden<br />

gefangen wurde und später als Überrest im Hafenabfall o<strong>der</strong> durch<br />

das Auffüllmaterial an die Fundstelle verbracht wurde. Demzufolge<br />

könnte <strong>der</strong> Schnabel aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> großen Seefahrten des 17.<br />

und 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts mit holländisch-ostindischen Handelsbeziehungen<br />

stammen, <strong>der</strong>en Routen den Atlantik und Indischen<br />

Ozean bis nach Indien, Indonesien und Sri Lanka führten. Diese<br />

Schiffsrouten kreuzten verschiedene Brutgebiete von Albatrossen,<br />

die die Schiffe oft begleiteten. Auch im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden<br />

diese Routen von Segel- und Dampfschiffen befahren, sodass <strong>der</strong><br />

Schnabel vom frühen 17. Jahrhun<strong>der</strong>t bis zum Jahre 1876 datiert<br />

wurde, dem Jahr, in dem <strong>der</strong> ursprüngliche Hafen aufgefüllt wurde.<br />

Eine Herkunft aus prähistorischer Zeit gilt nicht zuletzt aufgrund<br />

<strong>der</strong> Morphologie und Konsistenz als ausgeschlossen. Von den<br />

bislang 19 Albatrosnachweisen bzw. -hinweisen und -berichten<br />

in Europa, darunter auch einer aus dem Jahre 1912 vom Ammersee,<br />

gelten nur wenige als echt in dem Sinne, dass sie von einem<br />

wan<strong>der</strong>nden Vogel in Europa stammen, <strong>der</strong> unmittelbar, d. h. ohne<br />

äußere menschliche Einwirkung, zum Fundort gelangten. (wir)<br />

E. Soldaat u. a., Dutch Birding 31: 1-16, 2009.<br />

Zebrafinken: Gesang angeboren und erlernt<br />

Lautäußerungen spielen eine elementare Rolle im Leben von Vögeln.<br />

Zebrafinken (Taeniopygia guttata) verfügen über ein Repertoire an<br />

Lie<strong>der</strong>n, die sie – nicht zuletzt dank eines speziellen Taktgebers im<br />

Gehirn (dem sogenannten HVC-Areal) – immer in exakt <strong>der</strong> gleichen<br />

Weise wie<strong>der</strong>geben können. Sie lernen den Gesang auch ohne<br />

Vorbil<strong>der</strong>, doch dann klingt er an<strong>der</strong>s als beim Rest <strong>der</strong> Familie. Man<br />

ließ Zebrafinkenmännchen isoliert aufwachsen und verglich ihre<br />

Gesänge mit denen von Artgenossen, die das Singen von älteren<br />

Männchen gelernt hatten. Der Gesang, <strong>der</strong> ab dem Alter von 30<br />

Tagen einzeln gehaltenen Vögel wich, nachdem er sich drei Monate<br />

allein entwickeln konnte, stark von dem <strong>der</strong> übrigen Artgenossen<br />

ab. Bei den isolierten Männchen war <strong>der</strong> Gesang – eine Abfolge von<br />

individuellen feststehenden Silben, die in <strong>der</strong> gleichen Reihenfolge<br />

wie<strong>der</strong>holt gesungen werden – sehr viel weniger strukturiert, lauter,<br />

mit hohen Ausreißern und besaß auch keinen Rhythmus. Man<br />

setzte die isoliert aufgewachsenen, bereits älteren Männchen dann<br />

zu je einem männlichen Jungvogel. Letztere orientierten sich an<br />

den älteren und imitierten <strong>der</strong>en weniger klangvolle Tonfolgen. Sie<br />

übernahmen die Silben ihrer Lehrer, sangen aber in einem Rhythmus,<br />

<strong>der</strong> mehr dem normalen Gesang ähnelte. Diese Jungvögel setzte<br />

man wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> nächsten Generation als Lehrer vor und nach drei<br />

bis vier Generationen hatte sich <strong>der</strong> Gesang <strong>der</strong> Jungvögel dem<br />

normaler Populationen angeglichen. Demzufolge ist <strong>der</strong> Gesang<br />

offenbar teilweise genetisch festgelegt und wird in <strong>der</strong> Jugend<br />

durch die Umwelt weiter beeinflusst. Zunächst brabbeln die Jungen<br />

also munter vor sich hin und lernen dann nach und nach den arttypischen<br />

Gesang. Auf diese Weise kann das Liedgut von Kolonie<br />

zu Kolonie variieren und gleichzeitig immer noch nach Zebrafink<br />

klingen – biologisch betrachtet ein „Multigenerationen-Phänotyp“,<br />

<strong>der</strong> mehrere Generationen für seine Ausbildung benötigt. Nicht nur<br />

am Rande von Interesse: Beim Üben in ihrer Jugend nutzen die<br />

Vögel eine an<strong>der</strong>e Hirnregion als später beim Singen. (wir)<br />

O. Fehér u. a., Nature, online-Vorabversion doi: 10.1038/<br />

nature079994, 2009.<br />

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9 / 2006


Editorial<br />

324 Der Falke 56, 2009<br />

Vogelkunde in Kärnten<br />

Liebe FALKE-LeserInnen,<br />

Kärnten ist das größte inneralpine Becken;<br />

die zentralen Talräume sind von<br />

zum Teil gewaltigen Bergmassiven<br />

umgeben. Entsprechend dominieren<br />

in den Beckenlagen intensiv landwirtschaftlich<br />

genutzte Gebiete. Dabei<br />

hat vor allem <strong>der</strong> intensive Maisanbau<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte hier zu<br />

einer gravierenden Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Vogelgemeinschaft geführt. Rötelfalke,<br />

Blauracke und Schwarzstirnwürger<br />

sind als Brutvögel verschwunden,<br />

Arten wie Rebhuhn o<strong>der</strong> Kiebitz sind<br />

akut gefährdet. In den Talrandlagen<br />

sind bis heute aber noch zahlreiche<br />

klein strukturierte und streuobstwiesenreiche<br />

Areale vorhanden, wo sich<br />

Wiedehopf, Wendehals und Neuntöter<br />

halten können. Auch die größte österreichische<br />

Population <strong>der</strong> Zwergohreule<br />

fi ndet sich in diesem Landschaftstyp.<br />

Abhängig von <strong>der</strong> Lage<br />

in <strong>der</strong> Sonn- o<strong>der</strong> Schattenseite folgt<br />

danach ein mehr o<strong>der</strong> weniger breiter<br />

Waldgürtel, wobei Kärnten das relativ<br />

waldreichste Bundesland <strong>Österreich</strong>s<br />

ist. In den bedrohten, submediterran<br />

geprägten Buchenmischwäl<strong>der</strong>n Südkärntens<br />

gibt es Restbestände von<br />

Habichtskauz, Weißrückenspecht und<br />

Zwergschnäpper, die kontinentaleren<br />

Koni ferenwäl<strong>der</strong> im Norden des<br />

Landes sind Lebensraum für Arten<br />

wie Auerhuhn, Raufuß- und Sperlingskauz<br />

sowie Dreizehenspecht. In<br />

<strong>der</strong> Waldaufl ösungszone leben viele<br />

Vogelarten wie das Birkhuhn o<strong>der</strong> die<br />

Ringdrossel. Als Kleinod in feuchten<br />

Latschenbereichen kann in den Hohen<br />

Tauern das Rotsternige Blaukehlchen<br />

gefunden werden, über dessen<br />

Bestandsentwicklung in Kärnten<br />

Gerald Malle ausführlich in diesem<br />

Heft berichtet.<br />

Die alpinen Gebiete oberhalb <strong>der</strong><br />

Waldgrenze sind die Heimat von<br />

<strong>Alpen</strong>schneehuhn, <strong>Alpen</strong>braunelle,<br />

Schneesperling & Co., doch ist das<br />

Bundesland vor allem auch für das<br />

größte alpine Vorkommen des Mornellregenpfeifers<br />

bekannt. W. Petutschnig<br />

und Ernst Albegger (von <strong>der</strong><br />

<strong>BirdLife</strong> Steiermark Landesgruppe)<br />

stellen in ihrem Porträt die Lebensweise<br />

und das sensible Habitat dieser<br />

beson<strong>der</strong>en Vogelart vor. Letztlich<br />

darf man in Kärnten auch nicht die<br />

Gewässer vergessen, ist es doch auch<br />

das seenreichste Bundesland <strong>Österreich</strong>s.<br />

Hier brüten nicht nur Arten<br />

wie Zwergrohrdommel o<strong>der</strong> Haubentaucher,<br />

es kommen auch viele überwinternde<br />

und durchziehende Gäste<br />

zu uns.<br />

Fast alle genannten Habitattypen<br />

kom men am Dobratsch vor, dem<br />

Siegfried Wagner und R. Kurt Buschenreiter<br />

einen Beitrag widmen. Im<br />

größten Bergsturzgebiet <strong>der</strong> Ostalpen<br />

fi nden sich neben montanen und<br />

alpinen Arten (darunter das einzige<br />

regelmäßige Vorkommen des Zitronenzeisigs<br />

in Kärnten) zahlreiche<br />

wärmeliebende Arten wie Ziegenmelker,<br />

<strong>Alpen</strong>segler, Steinrötel o<strong>der</strong> die<br />

Zippammer.<br />

Josef Feldner beschäftigt sich ein seinem<br />

Beitrag mit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong><br />

<strong>Alpen</strong>ornithologie. Es ist ein Zweig,<br />

dem schon auf Grund <strong>der</strong> schweren<br />

Zugänglichkeit vieler Gebiete und<br />

damit sehr schwieriger Erforschbarkeit<br />

Respekt gezollt werden muss.<br />

Ebenfalls über die Grenzen Kärntens<br />

hinaus beschäftigt sich mein Artikel<br />

zum Greifvogelzug. Dabei wird nicht<br />

nur über den vermutlich stärksten<br />

inneralpinen Wespenbussardzug <strong>der</strong><br />

Ostalpen berichtet, son<strong>der</strong>n erstmals<br />

werden auch Karten zur räumlichen<br />

Verteilung von Arten und Individuen<br />

im Bundesland vorgestellt.<br />

Darüber hinaus gibt es von Werner<br />

Sturm für die Region wichtige Literatur-<br />

und Reisetipps; außerdem erklärt<br />

er einige Kärntner Vogelnamen. Letzteres<br />

ist für unsere Gäste manchmal<br />

auch wirklich nötig, denn einer <strong>der</strong><br />

lieblichsten Dialekte des deutschen<br />

Sprachraums hat auch so seine Tükken:<br />

Wer vermutet schon hinter <strong>der</strong><br />

„Tschoja“ den Eichelhäher o<strong>der</strong> dem<br />

„Tschuk“ die Zwergohreule? Damit<br />

die Kärntner <strong>Vogelwelt</strong> aber nicht<br />

ganz so rätselhaft bleibt, sei an dieser<br />

Stelle auch erwähnt, dass sich allerlei<br />

weiterführende Informationen leicht<br />

<strong>der</strong> jüngst erschienenen Avifauna<br />

(Brut- und Gastvögel) und <strong>der</strong> Bird-<br />

Life Kärnten Homepage (www.birdlife.at/kaernten)<br />

entnehmen lassen.<br />

Ich hoffe, ich konnte Ihnen die <strong>Vogelwelt</strong><br />

Kärntens in aller Kürze etwas<br />

näher bringen. Fast nirgendwo in Europa<br />

sind Berge und Seen so eng miteinan<strong>der</strong><br />

verbunden, was neben dem<br />

landschaftlichen Reiz auch eine interessante<br />

Artenvielfalt auf engstem<br />

Raum zur Folge hat. Wir von <strong>der</strong><br />

<strong>BirdLife</strong> Landesgruppe Kärnten würden<br />

uns über vogelkundliche Besucher<br />

aus den Nachbarlän<strong>der</strong>n freuen<br />

und stehen für weiterführende Information<br />

gerne zur Verfügung!<br />

Ihr<br />

Dr. Remo Probst<br />

Geschäftsführer <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong><br />

Landesgruppe Kärnten


Vogelkunde auf Kärntnerisch<br />

Obwohl Kärnten dem südbayrischen<br />

Dialektraum angehört<br />

und die Umgangssprache<br />

– von einigen slowenischen Sprachinseln<br />

vor allem im Unterkärntner<br />

Raum abgesehen – Deutsch ist, sollte<br />

man als deutsch sprechen<strong>der</strong> Besucher<br />

des Landes nicht allzu überrascht<br />

sein, wenn man einer Unterhaltung<br />

zweier einheimischer Vogelfreunde<br />

nur in eingeschränktem Maße folgen<br />

kann. Ein typischer Dialog in Kurzform<br />

könnte sein:<br />

„Håst die Tschoja a schon gsegn?“<br />

„Jå, durtn afn dirrn Krakl“.<br />

Die authentische Übersetzung würde<br />

lauten: „Hast du den Eichelhäher<br />

auch schon gesehen?“ „Ja, dort auf<br />

dem dürren Ast“.<br />

Kärnten verfügt über einen reichen<br />

Schatz <strong>der</strong>artiger dialektischer Synonyme<br />

für Vogelnamen, Ortsbeschreibungen<br />

und mit <strong>der</strong> Vogelkunde<br />

zusammenhängen<strong>der</strong> Begriffe. Auf<br />

Grund seiner Geschichte hat dabei<br />

auch das eine o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Lehnwort<br />

aus dem Slowenischen in den Kärntner<br />

Dialekt Eingang gefunden.<br />

Kärntnerisch Deutsch<br />

Branterle Hausrotschwanz<br />

Schwårzplattl Mönchsgrasmücke<br />

Weißplattl Gartenrotschwanz<br />

Draze Neuntöter<br />

Schusser Hänfl ing<br />

Schopfmasn Haubenmeise<br />

Håbergås Ziegenmelker<br />

Tschuk, Tschugg o<strong>der</strong> Tschop Zwergohreule<br />

Zara Misteldrossel<br />

Kranabettvogl Wachol<strong>der</strong>drossel<br />

Duckerl o<strong>der</strong> Duckanterl Zwergtaucher<br />

Kiwit Kiebitz<br />

Dickschnåbl Kernbeißer<br />

Ziepe Baumpieper<br />

Wuttwutt o<strong>der</strong> Wutte Wiedehopf<br />

In den Beiträgen dieses Heftes werden diese Gebiete näher vorgestellt:<br />

➀ Der Naturpark Dobratsch beherbergt das größte Bergsturzgebiet <strong>der</strong> Ostalpen.<br />

➁ Rund 4000 Wespenbussarde ziehen jeden Herbst über die Region Thörl-Maglern/<br />

Arnoldstein/Wurzenpass.<br />

➂ Die Elendtäler im östlichen Teil des Nationalparks Hohe Tauern sind die Heimat<br />

des Rotsternigen Blaukehlchens.<br />

➃ Der Mornellregenpfeifer brütet auf den Bergtundren <strong>der</strong> Nockberge und <strong>der</strong> Saualpe.<br />

➄ Im Naturpark Weißensee befi ndet sich <strong>der</strong> höchstgelegene Badesee <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>.<br />

➅ Die Mussen ist „<strong>der</strong>“ Blumenberg Kärntens.<br />

➆ Das Hörfeldmoor ist ein grenzüberschreitendes Europaschutzgebiet.<br />

➇ Das Sablatnigmoor ist ein bedeuten<strong>der</strong> Brut- und Rastplatz für Wasservögel.<br />

➈ Die Karnischen <strong>Alpen</strong> und ➉ die Karawanken bilden die Südkette Kärntens. Teilweise<br />

sind hier noch fl ächigere Buchenwäl<strong>der</strong> vorhanden.<br />

Kärnten<br />

Nachfolgend eine kleine Auswahl<br />

<strong>der</strong> interessantesten Artnamen<br />

in Dia lektform mit ihrer deutschen<br />

Übersetzung.<br />

Werner Sturm<br />

Kärnten<br />

<strong>Österreich</strong><br />

Der Falke 56, 2009 325


Beobachtungstipp<br />

Die Vogelschutzgebiete Dobratsch und Schütt/<br />

Graschelitzen mit Blick in das untere Gailtal.<br />

Foto: Kärntner Landesregierung, 2001.<br />

Der Dobratsch in Kärnten:<br />

Ein überregional bedeutendes Brut- und Rastgebiet<br />

Im Zentrum Kärntens gelegen ragt<br />

ein imposantes Bergmassiv, die<br />

Villacher Alpe – auch Dobratsch<br />

genannt, über den Talboden. Der<br />

hauptsächlich aus Kalken, Dolomiten<br />

und mergeligen Gesteinen <strong>der</strong> Triaszeit<br />

aufgebaute Bergstock mit einer<br />

Vielzahl von Höhlen, Schächten und<br />

Dolinen stellt die östlichste Erhebung<br />

<strong>der</strong> Gailtaler <strong>Alpen</strong> dar und erreicht<br />

eine Höhe von 2166 Meter. Geographisch<br />

ist <strong>der</strong> Dobratsch durch das<br />

Gailtal im Süden und Westen, das<br />

Bleiberger Hochtal im Norden sowie<br />

das Villacher Becken im Osten begrenzt.<br />

Die Südseite des Berges ist<br />

weitgehend durch markante, senkrechte<br />

Felswände gekennzeichnet,<br />

die großteils durch den Bergsturz in<br />

Folge eines starken Erdbebens im<br />

Jahr 1348 entstanden sind. Die anschließenden<br />

Geröllhalden werden<br />

„Schütt“ genannt und setzen sich<br />

stellenweise auch südlich des Gailfl<br />

usses im sogenannten „Steinernen<br />

Meer“ fort.<br />

Der Sperlingskauz ist nach dem Waldkauz<br />

die häufi gste Eule auf dem Dobratsch.<br />

Foto: J. Zmölnig. Hirschberg, Juni 2003.<br />

Die Villacher Alpe wurde bereits<br />

Ende <strong>der</strong> 1960er Jahre durch eine<br />

Straße erschlossen, die vom Westen<br />

<strong>der</strong> Stadt Villach ausgehend bis zum<br />

Endparklatz „Rosstratte“ auf 1732 m<br />

Höhe führt.<br />

» Vögel entlang <strong>der</strong> Villacher<br />

<strong>Alpen</strong>straße<br />

Die 16 km lange Mautstraße verfügt<br />

an mehreren Stellen über Parkplätze,<br />

die eine herrliche Aussicht auf die Julischen<br />

<strong>Alpen</strong> und das Untere Gailtal<br />

bieten. Auf diesen Parkplätzen befi nden<br />

sich Schautafeln, die den Besucher<br />

über die ornithologischen und<br />

botanischen Kleinode dieses Gebietes<br />

informieren.<br />

„Die Storfhöhe“ – Parkplatz 3<br />

(Punkt 1 auf <strong>der</strong> Karte)<br />

Nordöstlich <strong>der</strong> sogenannten Storfhöhe<br />

(900–1000 m) sind auf Schlagfl<br />

ächen des Buchen-Fichten-Kiefernwaldes<br />

in den letzten Jahren bis zu<br />

sieben Ziegenmelkerreviere auf einer<br />

Fläche von ca. 50 ha festgestellt<br />

worden. Habicht, Wespenbussard,<br />

Grau- und Schwarzspecht brüten


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Beobachtungstipp<br />

Der Dreizehenspecht (im Bild ein Weibchen), ist am<br />

Dobratsch regelmäßig zu beobachten.<br />

Foto: H.-J. Fünfstück. Wank, 26.6.2007.<br />

Vom Steinrötel gab es auch 2009 wie<strong>der</strong> einen Brutnachweis.<br />

Foto: W. Petutschnig. Dobratsch, 8.6.2007.<br />

328 Der Falke 56, 2009<br />

hier. In den nach Süden ausgerichteten<br />

Felswänden können Uhus und<br />

Felsenschwalben, unregelmäßig<br />

auch Mauerläufer o<strong>der</strong> Wan<strong>der</strong>falken<br />

beob achtet werden. Hier liegt<br />

auch die tiefstgelegene Verbreitung<br />

des Auerhuhns. Mit etwas Glück sind<br />

hier Haselhuhn und Dreizehenspecht<br />

zu sehen.<br />

„Geklobene Wand“ – Parkplatz 4<br />

(Punkt 2)<br />

Dieser Parkplatz liegt unmittelbar an<br />

<strong>der</strong> „Geklobenen Wand“, wo in den<br />

vergangenen Jahren mehrfach Steinrötel<br />

gesehen wurden. Im unmittelbaren<br />

Bereich des Parkplatzes gelang<br />

auch im Jahr 2008 <strong>der</strong> Erstnachweis<br />

des Grünlaubsängers für Kärnten.<br />

Zwischen den Parkplätzen 3 und 4<br />

liegen mehrere Schwarzspechtreviere,<br />

hier wurden auch Raufußkäuze<br />

mehrmals festgestellt.<br />

„<strong>Alpen</strong>garten und Rote Wand“ –<br />

Parkplatz 6 (Punkt 5)<br />

Neben dem Parkplatz nach Süden<br />

hin gelegen, zieht sich entlang des<br />

Felsabbruches <strong>der</strong> „Villacher <strong>Alpen</strong>garten“,<br />

in dem sämtliche<br />

<strong>Alpen</strong>blumen in schön angelegten<br />

Terrassen zu bewun<strong>der</strong>n<br />

sind. 100 m westlich des<br />

Parkplatzes befindet sich als<br />

Aussichtspunkt eine mehrere<br />

Meter über den senkrechten<br />

Abgrund hinausragende<br />

Plattform. In <strong>der</strong> Wand unterhalb<br />

<strong>der</strong> Plattform brüten<br />

etwa fünf Paare des <strong>Alpen</strong>seglers,<br />

weiterhin können<br />

Felsenschwalbe, Kolkrabe<br />

sowie <strong>Alpen</strong>dohle und zur<br />

Zugzeit viele Greifvogelarten,<br />

die entlang <strong>der</strong> Bergkante<br />

ziehen, beobachtet werden.<br />

Im Fichtenwald nördlich des<br />

Parkplatzes, liegen ein Sperlingskauz-<br />

und ein Dreizehenspechtrevier.<br />

„Die Rosstratte“ (Punkt 6)<br />

An dem knapp unter <strong>der</strong><br />

Baumgrenze gelegenen Endparkplatz<br />

Rosstratte, leben<br />

eine ganze Reihe von Vogelarten.<br />

Bergpieper, Ringdrossel,<br />

Birkenzeisig und<br />

Fichtenkreuzschnabel sind<br />

die häufigsten Arten. Hier<br />

rund um die Rosstratte lie-<br />

gen auch die einzigen regelmäßig besetzten<br />

Brutplätze des Zitronenzeisigs<br />

in Kärnten. Vor zwei Jahren konnte<br />

erstmals nach 50 Jahren wie<strong>der</strong> eine<br />

Steinhuhnfamilie nachgewiesen werden.<br />

Auf <strong>der</strong> Ross tratte besteht die<br />

Möglichkeit, Einkehr im „Rosstratten-<br />

Stüberl“ zu halten und sich von einer<br />

gutbürgerlichen Küche verwöhnen zu<br />

lassen. Vom Parkplatz aus gibt es zwei<br />

verschiedene Routen zum Dobratsch-<br />

Gipfel (Punkt 7). Eine ist <strong>der</strong> nicht<br />

öffentliche Fahrweg, <strong>der</strong> nur zu Fuß<br />

benutzt werden kann, die Wegzeit<br />

beträgt ca. 2 ¼ Stunden. Über diesen<br />

Weg erreicht man die Sendeanlage<br />

des <strong>Österreich</strong>ischen Rundfunks, die<br />

knapp unter dem Gipfel liegt. Am<br />

Dobratsch-Gipfel selbst stehen die<br />

zwei höchstgelegenen Kirchen <strong>der</strong><br />

Ostalpen – die Wallfahrtskirche „Am<br />

Stein“ o<strong>der</strong> „Deutsche Kapelle“ und<br />

die Schlosskirche, auch „Windische<br />

Kapelle“ genannt. Nur wenige Meter<br />

unterhalb <strong>der</strong> Kirchen befindet sich<br />

das „Ludwig-Walter-Haus“, das den<br />

Wan<strong>der</strong>er zur Einkehr einlädt. Entlang<br />

dieses Weges kommen Bergpieper,<br />

Steinschmätzer, Ringdrossel und<br />

Typische Vogelarten am Dobratsch, <strong>der</strong>en Status<br />

und günstige Beobachtungszeit (in Klammern)<br />

h = häufiger, r = regelmäßiger, s = seltener,<br />

J = Jahresvogel, B = Brutvogel, W = Wintergast,<br />

D = Durchzügler, N = Nahrungsgast.<br />

Art Status<br />

(beste Beobachtungszeit)<br />

<strong>Alpen</strong>dohle J (ganzjährig)<br />

<strong>Alpen</strong>segler sB (Mai – Aug.)<br />

Bergpieper rB (April – Sept.)<br />

Birkenzeisig J (ganzjährig)<br />

Birkhuhn J (Mai)<br />

Dreizehenspecht J (März – April)<br />

Felsenschwalbe rB (April – Sept.)<br />

Fichtenkreuzschnabel J (ganzjährig)<br />

Grauspecht J (März – April)<br />

Ringdrossel hB (April – Sept.)<br />

Schwarzspecht J (ganzjährig)<br />

Sperlingskauz J (März – April, Sept. – Okt.)<br />

Steinadler J (ganzjährig)<br />

Steinschmätzer sB (April – Sept.)<br />

Uhu J (Febr. – April)<br />

Wespenbussard sB, hD (Ende August)<br />

Ziegenmelker rB (Mai – Juli)<br />

Zippammer rB (März – Nov.)<br />

Zitronenzeisig sB (April – Sept.)


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er Steinadler ist ein regelmäßiger Brutvogel in den Südwänden des Dobratsch.<br />

Foto: J. Zmölnig. Dobratsch, 25.9.1975.<br />

<strong>Alpen</strong>braunellen vor. Manchmal kann<br />

man auch ein Birkhuhn beobachten.<br />

<strong>Alpen</strong>segler, aber auch Mauersegler,<br />

die aus dem Tal zum Jagen kommen,<br />

sind zu sehen. An Greifvögeln sind regelmäßig<br />

Turmfalken, Mäusebussarde<br />

und Steinadler zu beobachten. Unter<br />

dem schroffen Felsgipfel brütet eine<br />

kleine Kolonie <strong>Alpen</strong>segler. Die zweite,<br />

schwierigere Variante, vom Parkplatz<br />

Rosstratten aus den Dobratsch-<br />

Gipfel zu erreichen, wäre <strong>der</strong> Anstieg<br />

über den sogenannten „Jägersteig“,<br />

<strong>der</strong> entlang <strong>der</strong> Dobratsch Südseite auf<br />

den Gipfel führt. Diesen Steig erreicht<br />

man, indem man vom Parkplatz aus<br />

über eine Almwiese ungefähr 500 m<br />

in südwestliche Richtung geht. Am<br />

Ende <strong>der</strong> Almwiese fällt <strong>der</strong> Berg steil<br />

nach Südwesten ab und gibt einen<br />

herrlichen Ausblick in Richtung des<br />

Gailtales frei. Dieser Punkt ist auch<br />

ein idealer Ort um Ende August und<br />

Anfang September ziehende Greifvögel<br />

zu beobachten. Von hier aus führt<br />

<strong>der</strong> „Jägersteig“, <strong>der</strong> gutes Schuhwerk<br />

und Trittsicherheit erfor<strong>der</strong>t, in nordwestliche<br />

Richtung hinauf zum Gipfel.<br />

In den Latschen und Lärchen sind Heckenbraunellen<br />

und Zilpzalpe auffällige<br />

Vogelarten. Die <strong>Alpen</strong>dohlen, die<br />

im Gipfelbereich mit etwa 20 Paaren<br />

brüten, begleiten den Wan<strong>der</strong>er und<br />

mit etwas Glück können <strong>Alpen</strong>segler,<br />

Steinadler und Mauerläufer gesehen<br />

werden. Auch das Birkhuhn kommt in<br />

diesem Gebiet vor.<br />

330 Der Falke 56, 2009<br />

„In <strong>der</strong> Schütt“<br />

Die Südseite des Dobratsch, „Die<br />

Schütt“, ist das größte Bergsturzgebiet<br />

<strong>der</strong> Ostalpen. Die unterschiedlichen<br />

Lebensräume und Lebensgemeinschaften<br />

dieses Gebietes sind<br />

sowohl zoologisch, botanisch wie<br />

auch ornithologisch hoch interessant.<br />

Aus diesem Grunde wurden zentrale<br />

Bereiche <strong>der</strong> Schütt bereits im Jahr<br />

1942 unter Naturschutz gestellt. Die<br />

Geröllfel<strong>der</strong> <strong>der</strong> Schütt stellen z. B.<br />

das letzte große zusammenhängende<br />

Verbreitungsgebiet <strong>der</strong> Sand- o<strong>der</strong><br />

Hornviper in <strong>Österreich</strong> dar. Der bereits<br />

mediterrane Klimaeinfluss lässt<br />

Baumarten wie Schwarzkiefer, Blu-<br />

men-Esche, Hopfenbuche, Mehlbeere<br />

o<strong>der</strong> Goldregen gedeihen. Wegen<br />

seiner Bedeutung für die <strong>Vogelwelt</strong><br />

wurde dieses Gebiet im Jahr 1995<br />

zur „Important Bird Area“ erklärt.<br />

Die Charakterart <strong>der</strong> hier verbreiteten<br />

<strong>Vogelwelt</strong> ist <strong>der</strong> Ziegenmelker. Im<br />

Bereich <strong>der</strong> Schütt konnten 30–40 rufende<br />

Männchen festgestellt werden<br />

– das ist das größte inneralpine Vorkommen<br />

<strong>Österreich</strong>s. Auch die Zippammer<br />

hat hier ihr Verbreitungszentrum<br />

in Kärnten. In den eingestreuten<br />

Buchenmischwäl<strong>der</strong>n wurde im Jahr<br />

1996 erstmals <strong>der</strong> Zwergschnäpper<br />

als Brutvogel für Kärnten nachgewiesen.<br />

Weitere interessante Brutvogelarten<br />

sind Wan<strong>der</strong>falke, Uhu (zwei<br />

bis drei Brutpaare) sowie Steinadler,<br />

die regelmäßig im steilen Felsabbruch<br />

unter dem Dobratsch-Gipfel brüten.<br />

Das Gebiet erreicht man von Villach/<br />

Warmbad aus über Fe<strong>der</strong>aun und<br />

die Schütter Landesstraße. Ca. 300 m<br />

vor <strong>der</strong> Ortschaft Unterschütt, beim<br />

Übergang zwischen einem Waldstück<br />

zu den Fel<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ortschaft, beginnt<br />

in Richtung Bergsturz ein Wan<strong>der</strong>weg.<br />

Dieser Weg führt über die sogenannte<br />

„Weinitzen“ (Punkt 3), eine<br />

extensiv genutzte Magerwiese, welche<br />

wegen ihres Orchideenreichtums<br />

sehr bekannt ist, bis zur Ortschaft<br />

Oberschütt. Die Wegzeit beträgt ca.<br />

1,5 Stunden. Der zuerst durch ein<br />

von Fichten und Kiefern dominiertes<br />

Waldstück führende Weg steigt allmählich<br />

an und erreicht den Kiefer-<br />

Block-Schuttwald. An warmen Mai-<br />

und Juniabenden kann man hier<br />

Unter den Felswänden existieren noch kleine Buchenmischwäl<strong>der</strong>. Foto: S. Wagner. 5.5.2003.


schon ab <strong>der</strong> Abenddämmerung das<br />

Schnurren und Flügelklatschen <strong>der</strong><br />

Ziegenmelker hören. Nördlich <strong>der</strong><br />

Ortschaft Oberschütt existieren noch<br />

Buchen-Fichten-Urwaldreste mit<br />

Höhlenzentren von Schwarz- und<br />

Grauspechten. Hohltauben brüten<br />

hier mit wenigen Paaren. Wegemäßig<br />

wurde dieses Gebiet bisher noch<br />

nicht erschlossen. Von Oberschütt<br />

aus führt ein Waldweg in westliche<br />

Richtung. Nach ca. 2 km zweigt von<br />

diesem Weg eine Forststraße ab, auf<br />

<strong>der</strong> man durch den „Schütter Wald“<br />

den Fuß <strong>der</strong> „Kranzwand“ (Punkt 4)<br />

erreicht. Entlang dieser Forststraße<br />

liegen mehrere Zippammer-Reviere.<br />

In <strong>der</strong> Kranzwand selbst brüten Kolkraben,<br />

Felsenschwalben und es besteht<br />

Brutverdacht für Steinrötel. Mit<br />

etwas Glück kann man auch Wan<strong>der</strong>falken<br />

bei Jagdfl ügen beob achten.<br />

Siegfried Wagner,<br />

Raimund Kurt Buschenreiter<br />

Infomaterial/Literatur:<br />

Dvorak, M. & E. Karner (1995): Important<br />

Bird Areas in <strong>Österreich</strong>.<br />

Umweltbundesamt, Monografi en<br />

44, Wien.<br />

Feldner, J., P. Rass, W. Petutschnig, S.<br />

Wagner, G. Malle, R. K. Buschenreiter,<br />

P. Wiedner & R. Probst (2006):<br />

Avifauna Kärntens – Bd. 1: Die<br />

Brutvögel. Naturwissenschaftlicher<br />

Verein für Kärnten, Klagenfurt.<br />

Feldner, J., W. Petutschnig, R. Probst,<br />

S. Wagner, G. Malle & R. K. Buschenreiter<br />

(2008): Avifauna Kärntens<br />

– Bd. 2: Die Gastvögel. Naturwissenschaftlicher<br />

Verein für<br />

Kärnten, Klagenfurt.<br />

Jungmeier, M. & M. Schnei<strong>der</strong>gruber<br />

(1998): Bergsturz Landschaft Schütt.<br />

Amt <strong>der</strong> Kärntner Landesregierung.<br />

Klagenfurt.<br />

Siegfried Wagner ist seit <strong>der</strong><br />

Kindheit vogelkundlich interessiert.<br />

Gründungs- und<br />

Landesvorstandsmitglied<br />

von <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong>,<br />

Landesgruppe Kärnten.<br />

Mitautor <strong>der</strong> Avifauna<br />

Kärntens.<br />

Raimund Kurt Buschenreiter<br />

interessiert sich seit frühester<br />

Kindheit für Vögel.<br />

Gründungs- und Landesvorstandsmitglied<br />

von <strong>BirdLife</strong><br />

<strong>Österreich</strong>, Landesgruppe<br />

Kärnten. Mitautor <strong>der</strong> Avifauna<br />

Kärntens.<br />

Anfahrt<br />

Mit Bahn und Bus:<br />

Villach ist ein wichtiger Bahnknotenpunkt<br />

und aus den Richtungen Salzburg (Deutschland),<br />

Wien (über Klagenfurt), Italien und<br />

Slowenien erreichbar. In den Sommermonaten<br />

wird ein Shuttlebus eingerichtet, <strong>der</strong><br />

am Mittwoch und Samstag vom Bahnhof<br />

auf den Dobratsch fährt.<br />

Mit dem Auto:<br />

Villach kann als Ausgangspunkt für eine<br />

Dobratsch-Exkursion von Deutschland über über<br />

die Tauernautobahn (A 10) erreicht werden. Von <strong>der</strong> B 86 im Westen<br />

von Villach kann <strong>der</strong> Dobratsch über die mautpfl ichtige Bergstraße bis zum<br />

Endparkplatz auf 1732 m befahren werden. Die Wege im Süden sind vom<br />

Parkplatz in Warmbad Villach bzw. in Oberschütt zu erreichen. Auch von<br />

Heiligengeist, Villach in Richtung Bleiberg, kann <strong>der</strong> Dobratsch von Norden<br />

her erwan<strong>der</strong>t werden.<br />

Mit dem Fahrrad:<br />

Durch die streckenweise sehr steilen Abschnitte bleibt die Villacher <strong>Alpen</strong>straße<br />

wohl nur sehr sportlichen Ornithologen vorbehalten. Die Südseite des Berges<br />

kann entlang des Gail (Fluss)-Radweges bis zur Ortschaft Oberschütt befahren<br />

werden. Die Verbindung zwischen Oberschütt und Nötsch ist offi ziell für<br />

Radfahrer gesperrt (Weidegebiet).<br />

Adressen<br />

Naturpark Dobratsch, 9530 Bad Bleiberg 49, <strong>Österreich</strong>,<br />

Tel.: +43(0)4244/27066, www.naturparkdobratsch.info<br />

Villacher <strong>Alpen</strong>straßen Fremdenverkehrs gesellschaft mbH.,<br />

Tel.: +43(0)662/873673-0, Fax: -13, info@villach-alpenstrasse.at,<br />

www.villacher-alpenstrasse.at<br />

Fremdenverkehrsamt: Villach-Warmbad/ Faaker See/Ossiacher See Tourismus<br />

GmbH, Töbringer Straße 1, 9523 Villach-Landskron, <strong>Österreich</strong>, Tel.:<br />

+43(0)4242/42000-0, Fax: -42, office@vi-fa-os.at, www.da-lacht-das-herz.at<br />

Verein „<strong>Alpen</strong>garten Villacher Alpe“, Gerbergasse 32/6, 9500 Villach,<br />

Tel.: +43(0)664/9142953, Fax: +43(0)4242/59138<br />

Im Text beschriebene Beobachtungspunkte<br />

1: „Die Storfhöhe“ (Parkplatz) 2: „Geklobene Wand“ (Parkplatz)<br />

3: „Weinitzen“ 4: „Kranzwand“<br />

5: „<strong>Alpen</strong>garten und Rote Wand“ (Parkplatz) 6: „Rosstratte“<br />

7: Dobratsch-Gipfel<br />

Der Falke 56, 2009 331


332 Der Falke 56, 2009<br />

Ein Kärntner Brutvogel:<br />

Der Mornellregenpfeifer<br />

Eine Art <strong>der</strong> „Raritätenliste“ <strong>Österreich</strong>s ist <strong>der</strong> Mornellregenpfeifer. Er gehört zu den ursprünglichen<br />

Brutvögeln Kärntens. Der extrem kleine Brutbestand <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong> wird als eiszeitliches<br />

Reliktvorkommen angesehen. Da sich ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> „Restpopulation“<br />

im südlichsten Bundesland <strong>Österreich</strong>s befi ndet, stellen uns Werner Petutschnig und Ernst<br />

Albegger diesen bemerkenswerten Kärntner Brutvogel näher vor.<br />

Krickente, Tafelente, Weißstorch,<br />

Schwarzmilan,<br />

Mornell regen pfeifer, Habichtskauz,<br />

Weiß rückenspecht,<br />

Zwergschnäpper, Dros sel rohrsänger,<br />

Karmingimpel, Grauammer – so liest<br />

sich die Liste <strong>der</strong> seltensten Brutvögel<br />

des Landes Kärnten. Die traurige Gemeinsamkeit<br />

<strong>der</strong> angeführten Arten<br />

liegt darin, dass sie mit weniger als<br />

fünf Brutpaaren in <strong>der</strong> jüngst publizierten<br />

Avifauna Kärntens die Spitze<br />

<strong>der</strong> hier vom Aussterben bedrohten<br />

Arten darstellen. Es ist zu befürch-<br />

ten, dass sie mit ihren kleinen Brutbeständen<br />

bald das Schicksal <strong>der</strong> 30<br />

Vogelarten erleiden, die landesweit<br />

bereits ausgestorben sind. Die Ursachen<br />

sind allgemein bekannt, auch<br />

wenn die Hintergründe des dramatischen<br />

Rückganges je<strong>der</strong> einzelnen<br />

Art unterschiedlicher Natur sind. In<br />

den meisten Fällen führte (und führt<br />

noch immer) menschliches Handeln<br />

zur Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Lebensräume<br />

und damit verbunden zur Zerstörung<br />

geeigneter Bruthabitate. Beim<br />

Rötelfalken war es die Umwandlung<br />

extensiv bewirtschafteter Hutweiden<br />

in Maisäcker, bei Zwergschnäpper<br />

und Weißrückenspecht die forstwirtschaftliche<br />

Intensivierung, die den<br />

Verlust des Lebensraumes zur Folge<br />

hatte.<br />

Jedoch nicht in jedem Fall ist <strong>der</strong><br />

Mensch die Ursache für das sporadische<br />

Auftreten einiger Brutvögel.<br />

Die alpine Lage Kärntens und die<br />

Randposition innerhalb des Brutareals<br />

sind weitere Gründe, warum<br />

sich sonst weitverbreitete Arten hier<br />

nie so richtig etablieren konnten.<br />

Mornellregenpfeifer im Jugendkleid – man<br />

beachte die Dunenfe<strong>der</strong>reste am Kopf und<br />

die noch sehr kurzen Flügel.<br />

Foto: E. Albegger. Steiermark, 18.7.2007.


Dies gilt z. B. für den Weißstorch o<strong>der</strong><br />

die Grauammer.<br />

Erfreulicherweise gibt es auch Vogelarten,<br />

die ihr Brutareal erweitern.<br />

So haben sich einzelne Arten erst in<br />

jüngster Zeit im Land angesiedelt,<br />

dazu gehören Schwarzmilan o<strong>der</strong><br />

Karmingimpel. Beide wird man als<br />

Brutvögel in den historischen vogelkundlichen<br />

Schriften des Landes<br />

vergeblich suchen. Der Erfolg einer<br />

Etablierung in Form dauerhafter Populationen<br />

bleibt offen.<br />

» Erste Nachweise des<br />

Mornellregenpfeifers in Kärnten<br />

Der Beginn <strong>der</strong> Aufzeichnungen über<br />

den Mornellregenpfeifer in Kärnten<br />

reicht sehr weit zurück. Der erste Hinweis<br />

für ein Brutvorkommen stammt<br />

aus <strong>der</strong> Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Das Kärntner Vogelbuch aus <strong>der</strong> Zeit<br />

um 1760, eine Aquarellsammlung<br />

eines unbekannten Künstlers aus<br />

dem Raum Klagenfurt, besteht aus<br />

115 Blättern und enthält eine farbenprächtige<br />

Darstellung eines sogenannten<br />

<strong>Alpen</strong>- o<strong>der</strong> Felsenlauffers.<br />

Diese alten, volkstümlichen Bezeichnungen<br />

sind zwar heute nicht mehr<br />

geläufi g, aber auch wenn die Namen<br />

in Vergessenheit geraten sind, das<br />

Bild zeigt eindeutig einen Mornell im<br />

Prachtkleid.<br />

Der erste konkrete Brutnachweis<br />

für <strong>Österreich</strong> und den Ostalpenraum<br />

gelang Pater Blasius Hanf. Im Jahr<br />

1852 entdeckte er auf dem steirischen<br />

Zirbitzkogel nahe <strong>der</strong> Grenze zu<br />

Kärnten brütende Mornellregenpfeifer.<br />

Zur selben Zeit lebte im Lavanttal<br />

<strong>der</strong> Kärntner Lehrer und Ornithologe<br />

Franz Carl Keller. Er kannte diesen<br />

Vogel nur vom Durchzug. Von Hanfs<br />

Nachweis angespornt, durchsuchte<br />

Franz Carl Keller gezielt die Kärntner<br />

Gebirge, um den Vogel auch hier als<br />

Brutvogel zu bestätigen: „Nach mehreren<br />

resultatlosen Gängen hatte ich<br />

endlich die Freude, den Mornell an<br />

zwei Stellen des Saualmzuges ebenfalls<br />

brütend aufzufi nden. Von da an<br />

konnte ich in jedem Frühjahre einige<br />

Paare auffi nden, am Zuge jedoch<br />

nur selten beobachten.“ Bemerkenswert<br />

für die heutige Zeit ist Kellers<br />

Angabe zu einem weiteren Brutvorkommen,<br />

das er im Jahr 1883 in den<br />

Karnischen <strong>Alpen</strong> entdeckte. Keller<br />

fand auf dem Zollner-Plateau in <strong>der</strong><br />

Gemeinde Kötschach-Mauthen drei<br />

Paare und beschrieb sehr ausführlich<br />

die Beobachtungsumstände, wobei er<br />

den kleinen Bestand auch in den darauffolgenden<br />

Jahren mehrmals beobachten<br />

konnte. Kellers Brutnachweis<br />

am Zollner blieb <strong>der</strong> einzige in <strong>der</strong><br />

Südkette. Heute liegen alle Brutplätze<br />

nördlich <strong>der</strong> Drau im Silikatgebirge,<br />

daher gilt dieser einmalige Nachweis<br />

eines Brutvorkommens in den Karnischen<br />

<strong>Alpen</strong> als etwas Beson<strong>der</strong>es.<br />

In weiterer Folge gelangen Brutnachweise<br />

1913 in den Nockbergen<br />

und 1951 auf <strong>der</strong> Grebenzen. Durch<br />

gezieltes Nachsuchen in den Jahren<br />

1970 und 1971 konnte das Brutvorkommen<br />

in den Nockbergen mit<br />

fünf Paaren bestätigt werden. Auch<br />

in den folgenden Jahren waren die<br />

bekannten Brutplätze regelmäßig besetzt.<br />

Zusammenfassend kann mitgeteilt<br />

werden, dass einzelne Paare an<br />

den historischen Brutplätzen bis in<br />

die Gegenwart gebrütet haben.<br />

» Dokumentation des<br />

Bestandsrückgangs<br />

Das nachgewiesene Maximum des<br />

nationalen Brutbestandes fällt in die<br />

Zeit <strong>der</strong> frühen 1970er Jahre. Zu dieser<br />

Zeit umfasste das Vorkommen, das<br />

auf die Bundeslän<strong>der</strong> Kärnten und<br />

Steiermark beschränkt war, nachweislich<br />

22 Paare. In den 1980er Jahren<br />

machte sich eine deutliche Reduktion<br />

<strong>der</strong> kleinen alpinen Brutpopulation<br />

bemerkbar, zuerst waren es nur noch<br />

10 bis 15 Paare und schließlich sank<br />

die Zahl laut den Angaben im Atlas<br />

<strong>der</strong> Brutvögel <strong>Österreich</strong>s bis zum<br />

Ende <strong>der</strong> 1980er Jahre auf sechs bis<br />

zehn Paare. Helwig Brunner schreibt<br />

hierzu: „Das Reliktvorkommen in Ös-<br />

Aquarellgemälde eines Mornellregenpfeifers aus dem<br />

Kärntner Vogelbuch (um 1760).<br />

terreich ist auf wenige, heute wohl nur<br />

noch unregelmäßig besetzte Standorte<br />

in Kärnten und <strong>der</strong> Steiermark<br />

(eventuell auch Salzburg) beschränkt<br />

...“, und bezifferte den nationalen<br />

Tiefststand zur Jahrtausendwende mit<br />

vier bis sechs Brutpaaren. Als Ursachen<br />

für den Rückgang werden neben<br />

natürlichen Mortalitätsfaktoren,<br />

Störungen durch Alpintourismus und<br />

Erschließung <strong>der</strong> Alpinzone, Verluste<br />

in den Überwinterungsgebieten wie<br />

Bejagung und Pestizideinsatz und<br />

möglicherweise Auswirkungen des<br />

Klimawandels genannt.<br />

Zwischen 1970 und 1995 beringten<br />

Wilhelm Wruß und Martin Woschitz<br />

in Kärnten sowie Erich Hable in <strong>der</strong><br />

Der mit Kiesfl ächen durchsetzte Krummseggenrasen<br />

<strong>der</strong> Alpinzone ist ein potenzielles Bruthabitat des<br />

Der Falke 56, 2009 333<br />

Mornellregenpfeifers. Foto: E. Albegger. Steiermark, 15.5.2005.


Biologie<br />

Steiermark knapp hun<strong>der</strong>t Mornellregenpfeifer,<br />

um mehr Informationen<br />

über das Zugverhalten <strong>der</strong> Vögel zu<br />

erhalten. Drei Rückmeldungen erlegter<br />

Individuen aus Marokko und<br />

Libyen in den 1970er Jahren bestätigen,<br />

dass die Vögel <strong>der</strong> ostalpinen<br />

Population in Nordafrika überwintern.<br />

» Ablauf <strong>der</strong> Brutsaison<br />

Ende April bis Anfang Mai kommen<br />

die ersten Mornellregenpfeifer aus<br />

ihren afrikanischen Winterquartieren<br />

zurück. Ausnahmsweise erscheinen<br />

einzelne Vögel bereits Mitte März.<br />

Sie ziehen einzeln o<strong>der</strong> in kleinen<br />

Gruppen, jedoch selten in Trupps von<br />

mehr als fünf Individuen. So beobachtete<br />

Ernst Albegger am 29./30.<br />

April 2007 insgesamt 24 Individuen<br />

auf <strong>der</strong> Koralpe (Steiermark/Kärnten),<br />

<strong>der</strong> größte jemals in <strong>Österreich</strong> festgestellte<br />

Trupp. Die weiteren bemerkenswerten<br />

Durchzugstrupps aus<br />

<strong>Österreich</strong> stammen vom 30. August<br />

1981 von <strong>der</strong> Sau alpe mit 20 Exemplaren<br />

(I. Brunner), vom 30. August<br />

1985 vom Rüfi kopf (Vorarlberg; R.<br />

Ertel) mit 16 Vögeln sowie vom 20.<br />

August 1998 von <strong>der</strong> Hochalmspitze<br />

in den Defregger <strong>Alpen</strong> (Osttirol), wo<br />

<strong>der</strong> Zweitautor einen Trupp mit zwölf<br />

Individuen beobachtete.<br />

334 Der Falke 56, 2009<br />

Prächtig gefärbter Mornellregenpfeifer<br />

mit typischen Überaugenstreifen,<br />

die im Nacken V-förmig zusammenlaufen.<br />

Foto: W. Petutschnig. Kärnten, 7.7.2007.<br />

Man braucht schon etwas Glück um<br />

durchziehende Mornellregenpfeifer<br />

in Kärnten zu sehen – außer jemand<br />

kennt einen traditionellen Rastplatz,<br />

wo die Wahrscheinlichkeit auf Erfolg<br />

natürlich höher ist. Derartige Plätze,<br />

wie etwa <strong>der</strong> Schweizer Cassonsgrat,<br />

sind allerdings nicht nur in Kärnten,<br />

son<strong>der</strong>n in ganz <strong>Österreich</strong> bis dato<br />

unbekannt. Dies ist vermutlich darauf<br />

zurückzuführen, dass die alpinen<br />

Lagen während des Hauptdurchzuges<br />

im Frühjahr von verhältnismäßig wenigen<br />

Vogelbeobachtern aufgesucht<br />

werden.<br />

Die wenigen dokumentierten Zugbeobachtungen<br />

in Kärnten zeigen,<br />

dass <strong>der</strong> Mornellregenpfeifer auf<br />

dem Durchzug zwei grundsätzlich<br />

verschiedene Lebensraumtypen zur<br />

Rast bevorzugt. Einerseits sind es<br />

die typischen Bruthabitate, also offene,<br />

tundrenartige Almfl ächen über<br />

<strong>der</strong> Waldgrenze, die vor allem auf<br />

dem Wegzug genutzt werden, und<br />

an<strong>der</strong>er seits – was weniger bekannt<br />

ist – ausgeräumte Agrarsteppen <strong>der</strong><br />

Nie<strong>der</strong>ungen, hier wie<strong>der</strong>um bevorzugt<br />

Ackerfl ächen entwässerter<br />

Moore wie z. B. das Thoner Moor o<strong>der</strong><br />

das Lavanttal südlich von Wolfsberg.<br />

Die Rastplätze in den Nie<strong>der</strong>ungen<br />

werden meist im Frühjahr genutzt,<br />

wenn auf dem Heimzug Ende April<br />

die alpinen Habitate noch von Schnee<br />

bedeckt sind. Auch wenn die Lebensräume<br />

verschieden sind, beiden<br />

gemeinsam ist <strong>der</strong> offene Charakter<br />

<strong>der</strong> Landschaft, ohne Baum- o<strong>der</strong><br />

Strauchbewuchs.<br />

Am Brutplatz angekommen, brauchen<br />

die Vögel ein paar Tage zum<br />

Fressen – um sich von den Strapazen<br />

<strong>der</strong> Heimkehr zu erholen. Danach erfolgen<br />

Balz und Paarbildung.<br />

Bei <strong>der</strong> Auswahl des Nistplatzes<br />

sind die alpinen Vögel beson<strong>der</strong>s<br />

wählerisch. Eine Studie aus <strong>der</strong> Steiermark<br />

zeigt, dass nur wenige Flächen<br />

im Gebirge den Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

eines Bruthabitats entsprechen. Mithilfe<br />

von Satellitenbil<strong>der</strong>n erfolgte<br />

über Fernerkundung eine Habitatmodellierung,<br />

wobei in einem Auswahlverfahren<br />

sämtliche Flächen auf<br />

ihre Eignung überprüft wurden. Übrig<br />

geblieben sind nur ein paar sanft<br />

geneigte o<strong>der</strong> ebene Gebirgskuppen<br />

ohne Gehölzbewuchs und mit<br />

einer sehr niedrigen, lückenhaften<br />

Vegetation (z. B. Krummseggenrasen-Flechtenheide<br />

auf steinigem<br />

Untergrund). So können bereits am<br />

Schreibtisch die Habitateignung und<br />

potenzielle Brutplätze erhoben werden,<br />

und man spart Zeit bei <strong>der</strong> Geländearbeit.<br />

In <strong>der</strong> Regel legt das Weibchen die<br />

Eier in eine Mulde im offenen Gelände.<br />

Die Vertiefung wird lediglich mit<br />

ein paar Pfl anzenteilen, häufi g Teile<br />

<strong>der</strong> Wurmfl echte o<strong>der</strong> Totengebeinfl<br />

echte, wie sie auch genannt wird,<br />

ausgelegt. Ein Vollgelege besteht aus<br />

drei Eiern, in seltenen Fällen können<br />

es auch vier sein. Eine Beson<strong>der</strong>heit<br />

bei den Mornellregenpfeifern ist <strong>der</strong><br />

Rollentausch <strong>der</strong> Geschlechter. Das<br />

Männchen ist zumeist etwas weniger<br />

prächtig gefärbt als das Weibchen<br />

und übernimmt den Großteil <strong>der</strong><br />

Brutpfl ege (s. FALKE 2009, H. 7).<br />

» Verhalten auf dem Nest<br />

Eine weitere Eigenart, die dem Mornellregenpfeifer<br />

bei vielen Vogelkundlern<br />

so viel Sympathie entgegenbringt,<br />

ist seine große Vertrautheit<br />

gegenüber dem Menschen. Wenn sich<br />

ein Mensch dem Nest nähert, bleibt<br />

<strong>der</strong> Vogel bewegungslos sitzen, auch<br />

wenn man nur noch wenige Schritte<br />

entfernt ist. Daher ist die Art während<br />

des Brütens nur schwer zu entdecken.<br />

Führende Altvögel versuchen


durch Ablenkmanöver (sogenanntes<br />

Verleiten) Eindringlinge von den<br />

Jungen wegzulocken. Jedem verantwortungsvollen<br />

Menschen muss bewusst<br />

sein, wenn er zufällig auf einen<br />

Brutplatz trifft, dann gilt als oberstes<br />

Gebot: So schnell wie möglich den<br />

Rückzug antreten. Kein noch so schönes<br />

Foto kann eine missglückte Brut<br />

rechtfertigen. Als wichtiger Hinweis<br />

für jeden Vogelfreund gilt, dass Gelege<br />

und Jungvögel keinesfalls gestört<br />

werden dürfen!<br />

Die Jungen sind als typische Nestfl<br />

üchter mit kräftigen Beinen ausgestattet.<br />

In diesem Zusammenhang ist<br />

bemerkenswert, dass die noch fl ugunfähigen<br />

Jungen auf <strong>der</strong> Nahrungssuche<br />

unter <strong>der</strong> Führung des Männchens<br />

manchmal mehrere Kilometer<br />

vom Brutplatz entfernt angetroffen<br />

werden. Mornellregenpfeifer leben<br />

fast ausschließlich von Kleintieren<br />

wie verschiedene Insekten, Spinnentiere,<br />

Schnecken etc. Nur in geringer<br />

Menge werden auch pfl anzliche Kost<br />

und zur besseren Verdauung Steinchen<br />

aufgenommen.<br />

» Wegzug aus dem Brutgebiet<br />

Am Ende <strong>der</strong> Brutsaison sammeln<br />

sich Einzelvögel in kleineren Trupps<br />

zum Abzug nach Nordafrika. Als Beginn<br />

für den Aufbruch in die meh-<br />

Männlicher Mornell im bereits abgetragenen<br />

Prachtkleid. Man beachte die<br />

unauffällige Zeichnung durch die abgenutzten<br />

Fe<strong>der</strong>n an <strong>der</strong> Brust und am<br />

Bauch. Foto: E. Albegger. Steiermark, 18.7.2007.<br />

rere Tausend Kilometer entfernten<br />

Winterquartiere fi ndet sich in <strong>der</strong><br />

Literatur <strong>der</strong> Monat August. In Mitteleuropa<br />

dauert <strong>der</strong> Durchzug bis<br />

Anfang Oktober, wobei als Mittel<br />

für den Wegzug in Kärnten <strong>der</strong> 10.<br />

September genannt wird. Beobachtungen<br />

im Nationalpark Nockberge<br />

an traditionellen Brutplätzen von<br />

zwei Individuen am 18. September<br />

2002 und einem Individuum am 22.<br />

September 2004 deuten darauf hin,<br />

dass <strong>der</strong> Hauptdurchzug in <strong>der</strong> zweiten<br />

Septemberhälfte stattfi ndet – ob<br />

es sich bei den späten Septemberbeobachtungen<br />

um Durchzügler o<strong>der</strong><br />

Brutvögel des Gebietes handelt, ist<br />

noch nicht eindeutig geklärt.<br />

Auch wenn die Situation <strong>der</strong> kleinen<br />

alpinen Brutpopulation sehr<br />

dramatisch ist, so geben die letzten<br />

Suchaktionen in den Jahren 2007<br />

und 2008 wie<strong>der</strong> etwas Hoffnung.<br />

Die österreichische Population, an<br />

<strong>der</strong> Kärnten wesentlichen Anteil hat,<br />

lag im Jahr 2008 bei acht bis neun<br />

Paaren. Dies zeigt, dass die schlimmsten<br />

Befürchtungen noch nicht eingetreten<br />

sind. Zwar sind die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen durch<br />

den Status als Anhang I-Art <strong>der</strong><br />

Vogelschutzrichtlinie und den vollkommenen<br />

Schutz durch die Tierartenschutz-Verordnung<br />

des Landes<br />

gegeben, jedoch zeigt die Erfahrung,<br />

dass seit dem Beitritt <strong>Österreich</strong>s zur<br />

EU im Jahr 1995 die Umsetzung <strong>der</strong><br />

gesetzlich vorgesehenen Maßnahmen<br />

auf sich warten lässt. Das Vertragsverletzungsverfahren<br />

gegen<br />

<strong>Österreich</strong> zur Erfüllung <strong>der</strong> Vogelschutzrichtlinie<br />

ist nur ein Hinweis,<br />

dass Vogelschutz in Gesellschaft und<br />

Politik nach wie vor einen zu geringen<br />

Stellenwert hat. Noch ist es nicht<br />

zu spät, den Blick in die Zukunft zu<br />

richten und die Verantwortung für<br />

einen <strong>der</strong> seltensten Brutvögel <strong>Österreich</strong>s,<br />

die zu 100 % bei den Län<strong>der</strong>n<br />

Kärnten, Steiermark und Salzburg<br />

liegt, in die Hand zu nehmen.<br />

Werner Petutschnig, Ernst Albegger<br />

Literatur zum Thema:<br />

Anonymus (um 1760): Kärntner Vogelbuch. –<br />

Aquarellsammlung, Stadtbib liothek Mainz.<br />

Brunner, H. (1992): Der Mornellregenpfeifer (Eudromias<br />

morinellus) im alpinen Raum. – Diplomarbeit<br />

Karl-Franzens-Universität, Graz.<br />

Dvorak, M., A. Ranner & H. M. Berg (1993): Atlas<br />

<strong>der</strong> Brutvögel <strong>Österreich</strong>s. Ergebnisse <strong>der</strong> Brutvogelkartierung<br />

1981–1985. Umweltbundesamt,<br />

Wien.<br />

Feldner, J., P. Rass, W. Petutschnig, S. Wagner,<br />

G. Malle, R. K. Buschenreiter, P. Wiedner &<br />

R. Probst (2006): Avifauna Kärntens. Die Brutvögel<br />

(Bd. 1). – Naturwissenschaftlicher Verein<br />

für Kärnten, Klagenfurt.<br />

Hable, E. (1973): Der Mornellregenpfeifer (Eudromias<br />

morinellus L.) in Kärnten. Carinthia II,<br />

163./83.: 603–608.<br />

Hafner, F. (2005): Das Brutvorkommen des Mornellregenpfeifers<br />

Charadrius morinellus im Nationalpark<br />

Nockberge. Unveröff. Bericht i. A. d.<br />

Amtes d. Kärntner Landesreg., Dreifaltigkeit.<br />

Keller, F. C. (1890): Ornis Carinthiae. Die Vögel<br />

Kärntens. Nat.-hist. Landesmus. Kärnten, Klagenfurt.<br />

Petutschnig, W. & G. Malle (2008): Vogelkundliche<br />

Beobachtungen aus Kärnten. Carinthia II,<br />

198./118.: 185–210.<br />

Ranner, A. (2002): Nachweise seltener und bemerkenswerter<br />

Vogelarten in <strong>Österreich</strong> 1996–1998.<br />

Dritter Bericht <strong>der</strong> Avifaunistischen Kommission<br />

von <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong>. Egretta 45: 1–37.<br />

Mag. Dr. Werner Petutschnig ist Biologe<br />

und Naturschutz-Sachverständiger<br />

beim Amt <strong>der</strong> Kärntner Landesregierung.<br />

Einen Großteil seiner Freizeit<br />

verbringt er mit <strong>der</strong> Erforschung<br />

<strong>der</strong> <strong>Vogelwelt</strong> Kärntens.<br />

Dr. Ernst Albegger ist Jurist und begeisterter<br />

Ornithologe. Er leitet seit<br />

Jahren eine intensive Suche nach<br />

dem Mornellregenpfeifer mit Schwerpunkt<br />

in <strong>der</strong> Steiermark und angrenzenden<br />

Gebieten.<br />

Der Falke 56, 2009 335


Wespenbussarde kreisen am Morgen in <strong>der</strong><br />

ersten Thermik.<br />

Foto: P. Wiedner. Arnoldstein, 24.8.2007.<br />

Der Greifvogelzug über Kärnten<br />

Einige Greifvogelarten, wie <strong>der</strong> Steinadler, <strong>der</strong> Bartgeier o<strong>der</strong> übersommernde Gänsegeier,<br />

sind in Mitteleuropa vor allem in den <strong>Alpen</strong> zu fi nden. Für die meisten Greifvogelarten ist<br />

das Gebirge aber ein Durchzugsgebiet, wobei es aufgrund <strong>der</strong> Topographie <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong> sowohl<br />

zu Barrierewirkungen als auch zu Massierungen kommt. An manchen Stellen ist die Kanalisierung<br />

so stark, dass diese schon fast an die berühmten Greifvogelzugspunkte an den<br />

Meeresengen erinnert.<br />

Insgesamt sind in Kärnten bisher<br />

32 Greifvogelarten nachgewiesen.<br />

Ein mittels Satellitensen<strong>der</strong><br />

telemetrierter Kaiseradler überfl og<br />

zwar den Großraum, konnte aber<br />

nicht sicher Kärnten zugeordnet werden.<br />

Neun dieser Arten brüten hier<br />

heute regelmäßig, für einige an<strong>der</strong>e<br />

besteht Brutverdacht. Schon im<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t endete das Brüten<br />

(jeweils Einzelnachweise) von Rotmilan<br />

(heute seltener Durchzügler) und<br />

Mönchsgeier (heute Ausnahmeerscheinung),<br />

die letzten bekannten<br />

Bruten von Rotfußfalke (heute regelmäßiger<br />

Durchzügler im Frühjahr)<br />

und Zwergadler datieren aus den Jah-<br />

336 Der Falke 56, 2009<br />

ren 1922 und 1951. Für den Zwergadler<br />

besteht zuweilen Brutverdacht,<br />

die Art ist insgesamt aber sehr selten.<br />

Beson<strong>der</strong>s schmerzlich ist <strong>der</strong> Verlust<br />

des Rötelfalken, <strong>der</strong> einst mit 200 bis<br />

300 Brutpaaren in Kärnten brütete,<br />

mit dem immer intensiver werdenden<br />

Maisanbau im Jahr 1984 aber endgültig<br />

verschwand. Danach gab es<br />

nur noch einen einzigen Nachweis<br />

im Jahr 1986!<br />

» Nicht nur Zugvögel ziehen<br />

Allen in <strong>der</strong> Box auf S. 337 genannten<br />

Arten ist gemeinsam, dass sie als<br />

Zugvögel in Kärnten zu beobachten<br />

sind. Dabei ist unter Zug nicht nur das<br />

alljährliche Wie<strong>der</strong>kehren von Fernziehern<br />

zu verstehen, vielmehr muss<br />

das Phänomen in seinen vielfältigen<br />

Facetten begriffen werden. Zum Zug<br />

gehören etwa auch Dismigrationen,<br />

Fluchtbewegungen vor Schlechtwetter<br />

o<strong>der</strong> das Auftreten von Irrgästen.<br />

Dabei gibt es sowohl eine räumliche<br />

wie auch eine jahreszeitliche Komponente.<br />

Zunächst wollen wir uns dabei<br />

dem zeitlichen Aspekt widmen, und<br />

zum besseren Verständnis ein Kärntner<br />

Greifvogelzugjahr skizzieren: Im<br />

Januar kommt <strong>der</strong> Greifvogelzug fast<br />

zum Erliegen, doch können nordische<br />

Gäste wie <strong>der</strong> Raufußbussard jetzt am


ehesten beobachtet werden. Je nach<br />

Nahrungsverfügbarkeit (Schneelage,<br />

aber auch Mäusegradation) finden<br />

sich in den Tal- und Beckenlagen<br />

mehr o<strong>der</strong> weniger viele Mäusebussarde<br />

und Turmfalken. In den Siedlungen<br />

jagt <strong>der</strong> Sperber nach Kleinvögeln.<br />

Ein unbestimmter Anteil <strong>der</strong><br />

Individuen dieser drei Arten stammt<br />

entwe<strong>der</strong> aus dem Norden o<strong>der</strong> hat<br />

inneralpin eine Vertikalwan<strong>der</strong>ung<br />

von den Bergen herab unternommen.<br />

Der Februar bringt den Ein- und<br />

Durchzug adulter Mäusebussarde, die<br />

nun auch höhere Lagen wie<strong>der</strong> besiedeln.<br />

Dieser Zug ist ob <strong>der</strong> noch<br />

schlechten thermischen Verhältnisse<br />

oft sehr unscheinbar, und so mancher<br />

am Hang entlanggleitende Bussard<br />

wird erst bei genauerer Beobachtung<br />

als ziehend erkannt (gerichteter<br />

und über große Distanz außer Sicht<br />

führen<strong>der</strong> Flugweg). Den März kann<br />

man als den ersten starken Zugmonat<br />

bezeichnen. Dominieren anfangs<br />

noch Arten wie Mäusebussard, Kornweihe<br />

und Merlin, wird es in <strong>der</strong><br />

zweiten Hälfte des Monats schon<br />

sehr artenreich. Die ersten Rohrweihen,<br />

Fischadler und Schwarzmilane<br />

zeigen sich, Turmfalken ziehen häufig<br />

und einige Habichte unbemerkt<br />

durch, mit viel Glück kann man sogar<br />

eine Steppenweihe o<strong>der</strong> einen<br />

Schelladler (5 bis 15 überwintern<br />

in Italien) sehen. Früher kamen ab<br />

März auch die Rötelfalken im Gebiet<br />

an. Im April scheinen die Möglichkeiten<br />

schier unbegrenzt, Baumfalke<br />

und Wiesenweihe ziehen durch, die<br />

Gänsegeier kehren aus Kroatien in<br />

die Berge Kärntens zurück, und vielleicht<br />

ist unter den vielen Durchzüglern<br />

ja sogar einmal ein Zwergadler<br />

<strong>der</strong> dunklen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> viel leichter<br />

zu erkennenden hellen Morphe. Der<br />

Mai ist klar von zwei Greifvogelarten<br />

geprägt, nämlich Wespenbussard<br />

und Rotfußfalke. Zum Teil können<br />

diese in massiven Trupps auftreten,<br />

z. B. bis zu 300 Rotfußfalken (1990<br />

nahe Klagenfurt) o<strong>der</strong> 400 Wespenbussarde<br />

innerhalb weniger Stunden<br />

am 21. Mai 2008 über Villach. Auch<br />

in diesem Monat sind natürlich Ausnahmeerscheinungen,<br />

wie etwa ein<br />

Schreiadler, möglich. Im Juni ebbt<br />

<strong>der</strong> Zug deutlich ab, wenngleich sich<br />

noch Nachzügler von Rohrweihen<br />

und Rotfußfalken im Land befinden.<br />

Dennoch sollte man auch im gesamten<br />

Hochsommer beson<strong>der</strong>s achtsam<br />

Dunkle Handwurzelflecken, dunkle Flügelhinterrän<strong>der</strong> und zimtfarbener Schwanz geben<br />

deutliche Hinweise auf einen adulten Adlerbussard.<br />

Foto: O. Samwald. Evros Delta, Griechenland, 5.5.2001.<br />

Greifvogelnachweise in Kärnten<br />

Regelmäßige Brutvögel<br />

• Wespenbussard<br />

• Schwarzmilan (< 5 Brutpaare)<br />

• Habicht<br />

• Sperber<br />

• Mäusebussard<br />

• Steinadler (25 bis 40 Brutpaare)<br />

• Turmfalke<br />

• Baumfalke<br />

• Wan<strong>der</strong>falke (20 bis 40 Brutpaare)<br />

Brutverdacht<br />

• Bartgeier: ein Brutversuch 2001 bei Heiligenblut, bis heute nicht etabliert;<br />

<strong>der</strong>zeit ein besetztes Brutrevier in den westlichen Hohen Tauern<br />

• Zwergadler: 2006 hielt sich ein Vogel <strong>der</strong> dunklen Morphe für zumindest zwei<br />

Monate im Bereich Villach auf.<br />

• Rohr- und Wiesenweihe<br />

Zugvögel<br />

• Fischadler regelmäßiger Durchzügler<br />

• Schmutzgeier Ausnahmeerscheinung<br />

• Schlangenadler Ausnahmeerscheinung, wenngleich schon in Oberitalien<br />

vereinzelt brütend<br />

• Gänsegeier regelmäßiger Übersommerer in den Bergen Westkärntens<br />

• Schelladler Ausnahmeerscheinung<br />

• Schreiadler Ausnahmeerscheinung<br />

• Habichtsadler Ausnahmeerscheinung<br />

• Steppenweihe Ausnahmeerscheinung, rezent aber häufiger beobachtet<br />

• Kornweihe regelmäßiger Durchzügler und regelmäßiger Wintergast<br />

• Wiesenweihe regelmäßiger Durchzügler<br />

• Rohrweihe regelmäßiger Durchzügler<br />

• Seeadler seltener Durchzügler<br />

• Raufußbussard seltener Durchzügler und seltener Wintergast<br />

• Adlerbussard Ausnahmeerscheinung, eventuell nunmehr häufiger bestimmt<br />

• Merlin regelmäßiger Durchzügler und seltener Wintergast<br />

• Gerfalke ein Nachweis aus den 1940er Jahren<br />

• Sakerfalke Ausnahmeerscheinung<br />

• Rotfußfalke ehemaliger Brutvogel, heute regelmäßiger Durchzügler im<br />

Frühjahr<br />

• Rötelfalke ehemaliger Brutvogel, heute Ausnahmeerscheinung<br />

• Mönchsgeier ehemaliger Brutvogel, heute Ausnahmeerscheinung<br />

• Rotmilan ehemaliger Brutvogel, heute vereinzelter Durchzügler;<br />

Gefangenschaftsflüchtlinge im Raum Villach<br />

Der Falke 56, 2009 337


Biologie<br />

Greifvogel-Individuenzahlen beim Zug über Kärnten. Schwarze Pfeile: Parallelbeobachtungen an<br />

den Südpässen im Frühherbst. Dünner Pfeil: < 5 Ind./Std., dicker Pfeil: 70 Ind./Std. Beobachtungsstationen:<br />

1 – Plöckenpass, 2 – Straniger Alm, 3 – Naßfeld, 4 – Poludnig, 5 – Arnoldstein-<br />

Wurzenpass, 6 – Bärensattel, 7 – Hajnžsattel und 8 – Seebergsattel. Rote Pfeile: Individuenstarke<br />

Wespenbussard-Beobachtungen: 1 – 93 am 24.8.2008, 2 – 235 am 29.8. und 101 am 30.8.2005,<br />

3 – mehrfach mehrere 100 Ind. und 4 – 401 am 21.5.2008.<br />

Anzahl mittels Parallelbeobachtungen erhobener Greifvogelarten über <strong>der</strong> Kärntner Südkette im<br />

Frühherbst. Für Beobachtungsstationen siehe Karte oben. Pfeile: Schwarz: 0–0,24 Arten/Std., Grün:<br />

0,25–0,49 Arten/Std. und Rot: 0,5–0,74 Arten/Std.<br />

338 Der Falke 56, 2009<br />

sein, weil stabile Schönwetterlagen<br />

so seltene Arten wie Adlerbussard,<br />

Habichtsadler, Schlangenadler,<br />

Schmutz- und Mönchsgeier zu Ausflügen<br />

in den Norden einladen. Gerade<br />

nach <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> Geierstation<br />

„Riserva naturale del Lago di Cornino“<br />

in Oberitalien treten im Sog <strong>der</strong><br />

Gänsegeier die letztgenannten Geierarten<br />

nunmehr vermehrt im Gebiet<br />

auf. Der Juli weist zwar immer noch<br />

ein schwaches Zuggeschehen auf,<br />

doch wendet sich nun das Blatt – <strong>der</strong><br />

Herbstzug beginnt. Vereinzelt zeigen<br />

sich zu dieser Zeit etwa Schwarzmilane<br />

o<strong>der</strong> Wiesenweihen. Ähnlich<br />

wie im Mai dominiert auch im<br />

August <strong>der</strong> Wespenbussard klar das<br />

Bild. Im Raum Arnoldstein ziehen in<br />

<strong>der</strong> letzten Augusthälfte und den ersten<br />

Septembertagen rund 4000 Wespenbussarde<br />

durch, <strong>der</strong> stärkste wirklich<br />

inneralpine Zug dieser Art in den<br />

Ostalpen. Zur besseren Erforschung<br />

dieses Phänomens hat <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong>,<br />

Landesgruppe Kärnten, seit<br />

2007 das sogenannte „Raptor Migration<br />

Camp“ eingerichtet. Dort<br />

wird zwei Wochen lang ganztägig<br />

<strong>der</strong> Greifvogelzug beobachtet. Auch<br />

Nachweise an<strong>der</strong>er seltener Arten wie<br />

Skua (zweiter Nachweis für Kärnten),<br />

Falkenraubmöwe (fünfter Nachweis)<br />

und Mantelmöwe (zweiter Nachweis)<br />

konnten schon erbracht werden. Der<br />

September ist ähnlich abwechslungsreich<br />

wie <strong>der</strong> April, und nachdem<br />

die Dominanz des Wespenbussards<br />

beendet ist, kann eine Fülle von Arten<br />

beobachtet werden, darunter z. B.<br />

Rohrweihe, vielleicht einmal ein Rotmilan<br />

o<strong>der</strong> man kommt gar in die<br />

Verlegenheit einen aus dem Norden<br />

durchziehenden Wan<strong>der</strong>falken mit<br />

Merkmalen <strong>der</strong> Unterart calidus von<br />

einem Sakerfalken unterscheiden zu<br />

müssen. Auffällig ist das praktisch<br />

völlige Fehlen des Rotfußfalken im<br />

Herbst, <strong>der</strong> durch seinen ausgeprägten<br />

Schleifenzug zu dieser Zeit weiter im<br />

Osten Europas durchzieht. Im Oktober<br />

dominiert <strong>der</strong> Mäusebussard das<br />

Bild, gleichzeitig erfolgt <strong>der</strong> Ein- und<br />

Durchzug von Kornweihe und dem<br />

den Finkenschwärmen folgenden<br />

Kärntens nächste Greifvogelart? Der Kaiseradler<br />

konnte im Bundesland bisher nie zweifelsfrei<br />

nachgewiesen werden.<br />

Foto: O. Samwald. Bernhardsthal, Nie<strong>der</strong>österreich, 15.8.2008.


Merlin. Beim Bussard stellt sich immer<br />

wie<strong>der</strong> die Frage, ob nordöstliche<br />

„Falkenbussarde“ (B. b. vulpinus) in<br />

Kärnten auftreten, doch konnte dies<br />

bisher nur in Einzelfällen auch belegt<br />

werden. Im November haben wie<strong>der</strong><br />

Mäusebussard und Turmfalke, in den<br />

offenen Tallagen auch die Kornweihe,<br />

das Bild gänzlich übernommen.<br />

Nach jüngsten Erkenntnissen zeigt<br />

die Kornweihe dabei ein komplexes<br />

Muster im Auftreten: Als eigentliche<br />

Wintergäste bleiben vor allem<br />

adulte Weibchen im Land, weil sie<br />

nahrungsreiche Territorien verteidigen<br />

können. Wer zu dieser Jahreszeit<br />

einen Rotmilan o<strong>der</strong> gar Gerfalken<br />

sieht, sollte auf <strong>der</strong> Hut sein, denn es<br />

ist jetzt Falkenjagdsaison und die im<br />

Raum Villach sowie auch Rosegg ab<br />

1980 ausgewil<strong>der</strong>ten Rotmilane sind<br />

ganzjährig anwesend (Einzelvögel).<br />

Im Dezember schließt sich <strong>der</strong> Kreis,<br />

wobei sich unter den nordischen<br />

Zuzüglern auch einmal ein Seeadler<br />

an <strong>der</strong> Drau befinden kann. Es dominieren<br />

jedenfalls Mäusebussard,<br />

Turmfalke und auch Sperber, die je<br />

nach Ernährungslage ausharren. Dabei<br />

sind die submediterran geprägten<br />

Südteile des Landes oft schneereicher<br />

(stärkerer Einfluss des „Adria/Genua-<br />

Tiefs“ mit Stauwirkung <strong>der</strong> Südkette)<br />

und machen so Ausweichbewegungen<br />

<strong>der</strong> Greifvögel eher notwendig.<br />

Winterflucht ist dabei von einem<br />

Mäusebussard nachgewiesen, <strong>der</strong><br />

am 18.12.1969 noch bei Klagenfurt<br />

beringt wurde, sich aber schon am<br />

26.12.1969 in Südtirol befand. Außerdem<br />

hält sich zu dieser Jahreszeit<br />

in den Waldgebieten auch noch <strong>der</strong><br />

Habicht auf, und in den Bergen fressen<br />

Steinadler und Bartgeier an Aas.<br />

Gerade letzterer denkt jetzt gar nicht<br />

an Zug, legen doch die ersten Paare,<br />

hoffentlich schon bald auch wie<strong>der</strong><br />

in Kärnten, bereits im Dezember ihre<br />

Eier.<br />

» Räumliche Verteilung des<br />

Vogelzugs in Kärnten<br />

Nach diesem Kärntner „Greifvogelzugjahr“<br />

wollen wir uns nun <strong>der</strong><br />

räumlichen Komponente zuwenden.<br />

Wie oben bereits angeführt, kommt<br />

es im Bereich Arnoldstein Ende August<br />

zu einem massiven Durchzug<br />

des Wespenbussards und infolgedessen<br />

zum „Raptor Migration Camp“,<br />

Der Sperber hat in Kärnten ein komplexes Muster des Auftretens: Heimische Sperber können Stand-<br />

o<strong>der</strong> Zugvögel sein, zudem werden Vertikalwan<strong>der</strong>ungen aus höheren Lagen unternommen. Im<br />

Herbst und Winter kommen überdies Vögel aus dem Nordosten. Foto: O. Samwald. Luising, Steiermark, 13.12.2008.<br />

doch hat die <strong>BirdLife</strong> Landesgruppe<br />

Kärnten an Einzeltagen parallel dazu<br />

auch an<strong>der</strong>e Pässe im Land untersucht<br />

(7 – 36 Stunden pro Beobachtungspunkt).<br />

Die (vorläufigen) Ergebnisse<br />

sollen hier erstmals vorgestellt<br />

werden: Hinsichtlich <strong>der</strong> Anzahl<br />

durchziehen<strong>der</strong> Individuen ist <strong>der</strong><br />

Raum Arnoldstein / Thörl-Maglern /<br />

Wurzenpass (= Unteres Gailtal) – zumindest<br />

Ende August zum Zeitpunkt<br />

des Wespenbussarddurchzugs – allen<br />

an<strong>der</strong>en bisher untersuchten Pässen<br />

weit überlegen. Hier, wo die Südkette<br />

des Landes an <strong>der</strong> einzigen Stelle in<br />

Zugrichtung durchbrochen ist („Tarviser<br />

Pforte“), zogen an den Parallelerhebungstagen<br />

<strong>der</strong> Jahre 2006 bis<br />

2008 rund 70 Greifvögel pro Stunde<br />

durch, während es an den übrigen<br />

Stationen immer weniger als fünf<br />

blieben! Betrachtet man allerdings<br />

die Artenanzahl pro Stunde, so ergibt<br />

sich ein völlig an<strong>der</strong>es Bild. Nur<br />

die weit in den Bergen liegenden<br />

Beobachtungspunkte Westkärntens<br />

(Punkte 7 und 8) sind ähnlich artenarm,<br />

während alle an<strong>der</strong>en Pässe<br />

mehr Arten pro Stunde zu verzeichnen<br />

haben. Dies bedeutet, dass <strong>der</strong><br />

schlechtere Aktivzieher Wespenbussard<br />

(und vermutlich im Oktober<br />

auch <strong>der</strong> Mäusebussard) Kärnten an<br />

<strong>der</strong> am einfachsten zu passierenden<br />

Stelle verlässt, während gute Aktivflieger<br />

wie Weihen, Milane und Falken<br />

eher bereit sind, die Berge in höheren<br />

Lagen zu überqueren. Für den<br />

Zug durch Kärnten selbst liegen noch<br />

zu wenige Befunde vor, doch zeigen<br />

Einzelbeobachtungen – im Frühjahr<br />

wie im Herbst – starkes Zugaufkommen<br />

im Klagenfurter Becken.<br />

» Schutz <strong>der</strong> Zugrouten und<br />

Rastplätze<br />

Abschließend sei noch darauf verwiesen,<br />

dass Greifvögel Kärnten<br />

nicht einfach nur hoch überfliegen,<br />

son<strong>der</strong>n die topografischen Strukturen<br />

nutzen (z. B. Ziehen entlang<br />

<strong>der</strong> Südkette o<strong>der</strong> in den Aufwinden<br />

des Dobratsch) und hier auch jagen<br />

o<strong>der</strong> nächtigen. Insofern tragen wir<br />

eine Verantwortung hinsichtlich ihrer<br />

„Flugsicherheit“ und auch für geeignete<br />

Rastplätze. An Zugkonzentrationen<br />

unüberlegt errichtete Hochspannungsleitungen<br />

o<strong>der</strong> Windkraft-<br />

Der Falke 56, 2009 339


Biologie<br />

Mehr als 4000 Wespenbussarde aus dem Osten ziehen jeden Frühherbst alleine über den Bereich<br />

Arnoldstein-Wurzenpass. In Kärnten selbst brüten nur etwa 150 bis 300 Paare.<br />

Foto: J. Zmölnig. Drauauen bei St. Peter im Holz, Kärnten, 24.7.1971.<br />

anlagen könnten dabei verheerende<br />

Auswirkungen haben. Mit <strong>der</strong> intensiveren<br />

Landwirtschaft, zunehmenden<br />

Versiegelung und Zerschneidung <strong>der</strong><br />

Landschaft werden die wichtigen Offenlandhabitate<br />

immer mehr in ihrer<br />

Rastplatztauglichkeit entwertet. Extensivierungs-<br />

bzw. Renaturierungs-<br />

340 Der Falke 56, 2009<br />

maßnahmen, etwa im Gailtal, entlang<br />

<strong>der</strong> Drau, östlich von Klagenfurt<br />

im Umfeld des Thoner Moores, im<br />

unteren Lavanttal und vor allem am<br />

Krappfeld, sind wichtige Aspekte für<br />

den Schutz ziehen<strong>der</strong> und auch hier<br />

überwintern<strong>der</strong> Greifvögel. Um diese<br />

Schutzbemühungen zu optimieren,<br />

Anzeige_Falke_September:birdingtours 06.08.2009 10:36 Uhr Seite 1<br />

sind natürlich auch noch bessere<br />

Kenntnisse des Greifvogelzugs über<br />

Kärnten nötig, und so wird sich die<br />

<strong>BirdLife</strong> Landesgruppe Kärnten auch<br />

in Zukunft intensiv dieses Themas<br />

annehmen!<br />

Remo Probst<br />

Literatur zum Thema:<br />

Feldner, J., P. Rass, W. Petutschnig, S.<br />

Wagner, G. Malle, R. K. Buschenreiter,<br />

P. Wiedner & R. Probst (2006):<br />

Avifauna Kärntens – Bd. 1: Die<br />

Brutvögel. – Naturwissenschaftlicher<br />

Verein für Kärnten, Klagenfurt.<br />

Feldner, J., W. Petutschnig, R. Probst,<br />

S. Wagner, G. Malle & R. K. Buschenreiter<br />

(2008): Avifauna Kärntens<br />

– Bd. 2: Die Gastvögel. – Naturwissenschaftlicher<br />

Verein für Kärnten,<br />

Klagenfurt.<br />

Probst, R. (2004): Greifvogelüberwinterung<br />

1998 bis 2002 im Bleistätter<br />

Moos, Kärnten. Carinthia II 114, 509<br />

- 516.<br />

Probst, R. (2007): Der Greifvogelzug<br />

im Frühherbst 2007 über dem Unteren<br />

Gailtal, Kärnten. – Zwischenbericht<br />

2007 an den Naturwissenschaftlichen<br />

Verein für Kärnten.<br />

Feldkirchen, 14 S. [Download unter<br />

www.birdlife.at/kaernten]<br />

Probst, R. (in Druck): Der Greifvogelzug<br />

2007 und 2008 über dem Unteren<br />

Gailtal, Kärnten. Carinthia II,<br />

Klagenfurt.<br />

Dr. Remo Probst ist<br />

Geschäftsführer von<br />

<strong>BirdLife</strong> Kärnten und<br />

ein ausgewiesener<br />

Greifvogelfreund. Er<br />

beschäftigt sich mit<br />

<strong>der</strong> Erforschung des<br />

Greifvogelzugs und<br />

einzelnen Arten wie Seeadler, Habicht<br />

o<strong>der</strong> Baumfalke.<br />

www.birdingtours.de Vogelbeobachtungsreisen mit Genuss<br />

Katalog anfor<strong>der</strong>n:<br />

Neue Reisen<br />

2009!<br />

Hier ein Auszug aus unseren Reisen:<br />

Havelland – Kraniche, Gänse, Enten,<br />

Adler, Trappen<br />

25.10.–29.10.; ab � 399,-<br />

Vogelparadies Oman<br />

14.11.–23.11.; ab � 2.600,-<br />

Costa Rica – Juwelen des Regenwaldes<br />

21.11.–06.12.; ab � 3.099,-<br />

Portugal – Gleitaar und<br />

Kaiseradler an <strong>der</strong> Algarve<br />

05.12.–13.12.; ab � 1.740,- ������������<br />

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Alle Preisangaben pro Person im DZ


Publikationen über die Natur Kärntens<br />

Wohl keine an<strong>der</strong>e Institution<br />

hat sich auf dem Gebiet<br />

<strong>der</strong> Erforschung, <strong>der</strong><br />

Sammlungen, <strong>der</strong> Dokumentation<br />

und <strong>der</strong> Publikationen über die Natur<br />

Kärntens solch hervorragende Verdienste<br />

erworben wie <strong>der</strong> im Jahre<br />

1848 gegründete Naturwissenschaftliche<br />

Verein für Kärnten. Mit seiner<br />

Zeitschrift Carinthia II, übrigens <strong>der</strong><br />

ältesten ohne Unterbrechung erscheinenden<br />

wissenschaftlichen Zeitschrift<br />

<strong>Österreich</strong>s, werden dem interessierten<br />

Publikum naturwissenschaftliche<br />

Beiträge und Dokumentationen über<br />

die verschiedenen Wissenschaftszweige<br />

– von <strong>der</strong> Botanik bis zur<br />

Zoologie – vorgestellt. So wird auch<br />

<strong>der</strong> Fachgruppe Ornithologie mittels<br />

<strong>der</strong> Carinthia II die Möglichkeit geboten,<br />

alle bemerkenswerten Beobachtungen<br />

und Ereignisse eines<br />

„Kärntner Vogeljahres“ in einem Beitrag<br />

einem größeren Leserkreis näher<br />

zu bringen.<br />

Ein beson<strong>der</strong>er Meilenstein für die<br />

Kärntner Ornithologe wurde aber mit<br />

<strong>der</strong> Veröffentlichung <strong>der</strong> beiden Avifauna-Bände<br />

„Die Brutvögel“ und<br />

„Die Gastvögel“<br />

in den Jahren 2006<br />

und 2008 als Son<strong>der</strong>publikationen<br />

des Naturwissenschaftlichen Vereines<br />

für Kärnten gesetzt. Die beiden Bände<br />

beinhalten im Wesentlichen die vor<br />

allem von Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Fachgruppe<br />

Ornithologie und von <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong>,<br />

Landesgruppe Kärnten, über<br />

die Dauer von sieben Jahren geleisteten<br />

Erhebungs- und Kartierungsarbeiten<br />

zur <strong>Vogelwelt</strong> in Kärnten.<br />

Als prägnanteste Ergebnisse werden<br />

im Hauptteil <strong>der</strong> beiden Bände die 157<br />

Brutvogel- sowie die 188 Gastvogelarten<br />

unter Angabe ihrer Verbreitung,<br />

des Lebensraumes, <strong>der</strong><br />

Bestandsgrößen und <strong>der</strong><br />

Nachweise beschrieben.<br />

Weitere Bemerkungen<br />

betreffen die Phänologie<br />

sowie die Gefährdung<br />

und den Schutz <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Art. Die letzte<br />

umfassende Abhandlung<br />

über die <strong>Vogelwelt</strong><br />

eines österreichischen<br />

Bundeslandes liegt über<br />

70 Jahre zurück. Daher<br />

ist Kärnten das einzige Bundesland<br />

<strong>Österreich</strong>s, das mit den vorliegenden<br />

zwei Bänden zur <strong>Vogelwelt</strong> über eine<br />

aktuelle Avifauna verfügt.<br />

Neben den vogelkundlichen Aspekte<br />

betreffenden Werken bieten die weiteren<br />

Son<strong>der</strong>publikationen und die<br />

insgesamt 62 vom Naturwissenschaftlichen<br />

Verein für Kärnten herausgegebenen<br />

Son<strong>der</strong>hefte natürlich<br />

auch Einblicke in an<strong>der</strong>e naturwissenschaftliche<br />

Wissengebiete. Stellvertretend<br />

für die Breite des angebotenen<br />

Spektrums können an dieser<br />

Stelle nur einige Beispiele erwähnt<br />

werden. Die Palette umfasst aber viele<br />

Gebietsbeschreibungen (z. B. über die<br />

Bergsturzlandschaft Schütt am Fuße<br />

des Dobratsch, das Sablatnigmoor in<br />

Unterkärnten o<strong>der</strong> die Nockberge),<br />

die auch für Vogelbeobachter interessante<br />

aktuelle Vegetation Kärntens,<br />

die Abhandlung zahlreicher taxonomischer<br />

Gruppen (etwa die Schmetterlinge,<br />

Fische o<strong>der</strong> Moose Kärntens)<br />

und nicht zuletzt auch Bücher über<br />

das Steinhuhn und das ostsibirische<br />

Sichelhuhn. Eine vollständige Liste<br />

<strong>der</strong> Son<strong>der</strong>publikationen und Son<strong>der</strong>hefte<br />

befi ndet sich auf <strong>der</strong> Website<br />

des Vereines unter www.naturwissenschaft-ktn.at.<br />

Einen universellen Überblick<br />

über die Vielfalt <strong>der</strong><br />

Natur Kärntens bietet die<br />

aus Anlass des 150jährigen<br />

Jubiläums 1998 herausgegebene<br />

Publikation „Kärntens<br />

Natur“ des Naturwissenschaftlichen<br />

Vereines<br />

für Kärnten. Der bisher<br />

letzte Son<strong>der</strong>band aus dem<br />

Jahre 2008 beinhaltet ein<br />

umfassendes Werk mit 924<br />

Seiten über die Endemiten<br />

<strong>der</strong> Pfl anzen- und Tierwelt<br />

<strong>Österreich</strong>s.<br />

Als Son<strong>der</strong>heft Nr. 61 wurde<br />

im Jahre 2004 <strong>der</strong> Naturführer<br />

„Das Obere Drautal“ ver-<br />

öffentlicht, wobei von den<br />

28 Autoren vor allem das<br />

Europaschutzgebiet „Obere<br />

Drau“ in den Mittelpunkt<br />

ihrer Arbeiten gestellt wird.<br />

Neben <strong>der</strong> Drau mit ihrer interessanten<br />

inneralpinen Flusslandschaft<br />

werden auch an<strong>der</strong>e Naturschätze <strong>der</strong><br />

Flora und Fauna des Oberen Drautales<br />

zwischen Oberdrauburg und Spittal<br />

vorgestellt. Vom Weltrekordhuchen<br />

angefangen über die Riesenwolfspinne,<br />

die Wun<strong>der</strong>blume von Lendorf,<br />

den Zwergrohrkolben bis zum größten<br />

Grauerlen-Auwald <strong>Österreich</strong>s<br />

fi nden viele an<strong>der</strong>e Arten dabei ihre<br />

Berücksichtigung.<br />

Praktisch tagesaktuelle Entwicklungen<br />

und Ereignisse zur Kärntner<br />

<strong>Vogelwelt</strong> werden auf <strong>der</strong> Homepage<br />

von <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong>, Landesgruppe<br />

Kärnten, unter <strong>der</strong> Adresse www.<br />

birdlife.at/kaernten/ angeboten. Neben<br />

<strong>der</strong> Vorstellung <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Projekte und Veranstaltungen <strong>der</strong><br />

Landesgruppe gibt es Angaben zum<br />

aktuellen Status je<strong>der</strong> in Kärnten vorkommenden<br />

Vogelart. Dabei werden<br />

auch jüngste Entscheidungen <strong>der</strong> <strong>Österreich</strong>ischen<br />

Avifaunistischen Kommission<br />

unmittelbar auf die Webseite<br />

gestellt, sodass <strong>der</strong> Vogelbeobachter<br />

mit <strong>der</strong> Kombination aus den Avifaunen<br />

und den Updates auf <strong>der</strong> Homepage<br />

immer bestens informiert ist.<br />

Des Weiteren wird Interessierten ein<br />

beson<strong>der</strong>er Service<br />

in <strong>der</strong> Form geboten,<br />

dass sie in einem<br />

Verteiler kostenlos<br />

über aktuelle Vogelbeobachtungen<br />

aus<br />

Kärnten per E-Mail<br />

informiert werden<br />

(Anmeldungen beim<br />

Landesgruppenleiter<br />

Dr. J. Feldner unter<br />

jofeldner@aon.at).<br />

Werner Sturm<br />

Der Falke 56, 2009 341


342 Der Falke 56, 2009<br />

Bestand und Schutz:<br />

Das Rotsternige Blaukehlchen<br />

in Kärnten<br />

In Europa brüten etwa 4,5 bis 7,8 Millionen Blaukehlchen. Mehr als 90 % von ihnen sind <strong>der</strong><br />

rotsternigen Nominatform (Luscinia svecica svecica) zuzurechnen, <strong>der</strong>en Hauptverbreitungsgebiet<br />

in Russland liegt. Die davon getrennten, inselartig zerstreuten Brutgebiete des Rotsternigen<br />

Blaukehlchens in den <strong>Alpen</strong> und im Karpatenbogen sind mit ungefähr 65 bis 100<br />

Brutpaaren winzig, doch für Mitteleuropa beson<strong>der</strong>s interessant. Da die Vorkommen schwierig<br />

zu erfassen sind, könnte <strong>der</strong> mitteleuropäische Bestand sogar etwas höher sein.<br />

Mittlerweile gilt als erwiesen,<br />

dass das Rotsternige Blaukehlchen<br />

ab Mitte <strong>der</strong> 1970er<br />

Jahre sein europäisches Verbreitungsgebiet<br />

in die Subalpinstufe <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>,<br />

des Riesengebirges und <strong>der</strong> Hohen<br />

Tatra – fast 1000 bis 1500 km südlich<br />

des skandinavisch-russischen Verbreitungsgebietes<br />

– ausdehnen konnte. Somit<br />

ist die oft diskutierte Frage, ob <strong>der</strong><br />

mitteleuropäische Bestand ein Reliktvorkommen<br />

aus <strong>der</strong> Eiszeit o<strong>der</strong> eine<br />

rezente Ansiedlung ist, wohl geklärt.<br />

Es handelt sich daher um eine Neuansiedlung,<br />

die höchstwahrscheinlich<br />

klimatischen Einfl üssen auf die Populationsdynamik<br />

zuzuschreiben ist.<br />

» Bestand, Verbreitung und<br />

Besiedelungsgeschichte<br />

Die Brutvorkommen in Kärnten wurden<br />

1992 im Kleinelendtal entdeckt.<br />

1999 gab es auch Funde im Großelendtal.<br />

2002 gelangen Brutnachweise<br />

auf <strong>der</strong> Atzensberger Alm in<br />

<strong>der</strong> Nähe des Katschbergs und 2003<br />

an <strong>der</strong> Großglockner-Hochalpenstraße<br />

sowie brutzeitliche Beobachtungen<br />

im Seebachtal bei Mallnitz.<br />

Da die entlegenen alpinen Habitate<br />

Kärntens in <strong>der</strong> Balzzeit schwer zugänglich<br />

sind, ist damit zu rechnen,<br />

dass künftig noch weitere kleinere<br />

Vorkommen entdeckt werden. Mittlerweile<br />

belegt ein Ringfund, dass<br />

offenbar ein Austausch zwischen Individuen<br />

<strong>der</strong> Population in Kärnten<br />

mit Vögeln aus dem Riesengebirge in<br />

Tschechien stattfi ndet.<br />

» Der Lebensraum und seine<br />

Merkmale<br />

In <strong>Österreich</strong> sind feuchte, relativ<br />

ebene alpine Regionen mit Legföhren/Latschen<br />

(Pinus mugo) und an<strong>der</strong>en<br />

Zwergsträuchern sowie dazwischen<br />

eingestreuten Freifl ächen und<br />

Blockwerk Brutplätze des Blaukehlchens.<br />

Im Riesengebirge wurde ein<br />

Latschen-Deckungsgrad von minde-<br />

Das Rotsternige Blaukehlchen besiedelte<br />

ab Mitte <strong>der</strong> 1970er Jahre<br />

den <strong>Alpen</strong>- und Karpatenbogen.<br />

Foto: B. Huber. Großelendtal, 24.6.2007.<br />

stens 50 % festgestellt. In <strong>der</strong> Schweiz<br />

hingegen ist das Vorkommen des<br />

Blaukehlchens nicht an Latschen gebunden,<br />

jedoch ebenfalls an nasse<br />

Standorte mit starker Krautschicht.<br />

Ein Brutnachweis in Kärnten an<br />

<strong>der</strong> Großglockner- Hochalpen straße<br />

kommt den Schweizer Verhältnissen<br />

sehr nahe und fällt aus dem üblichen<br />

österreichischen Schema heraus.<br />

Das Nest liegt meist am Rand


<strong>der</strong> Latschen, oftmals in Sträuchern<br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>rose (Rhododendron ferrugineum).<br />

Das könnte mit dem durch<br />

den dichteren Bewuchs günstigeren<br />

Mikroklima zuammenhängen.<br />

Nachdem Feuchtflächen immer<br />

größerer Gefährdung ausgesetzt sind<br />

und in den <strong>Alpen</strong> vor allem touristischem<br />

Druck weichen müssen<br />

o<strong>der</strong> sollen (negative Beispiele gibt<br />

es im Hundsfeldmoor und im Ödenwinkel<br />

im Bundesland Salzburg), ist<br />

<strong>der</strong> Schutz <strong>der</strong> Kärntner Population<br />

in <strong>der</strong> Außenzone des Nationalparks<br />

Hohe Tauern vorrangig.<br />

» Brutbestand 2004 und 2005<br />

Um das Rotsternige Blaukehlchen<br />

wirksam schützen zu können, begann<br />

die Verwaltung des Nationalparks<br />

Hohe Tauern ab 2004 mit einer Bestandserfassung<br />

und einem dreijährigen<br />

Monitoring sowie mit vegetationskundlichen<br />

Aufnahmen. Dabei<br />

stellte sich heraus, dass <strong>der</strong> Brutbestand<br />

<strong>der</strong> kleinen Population recht<br />

konstant elf bis zwölf Paare aufwies.<br />

Auch im Kleinelendtal konnten wie<strong>der</strong><br />

zwei Brutpaare festgestellt werden. Es<br />

wurde die Methode <strong>der</strong> Revierkartierung<br />

angewandt. Ein Revier galt als<br />

besetzt, wenn bei mindestens zwei<br />

Begehungen ein revieranzeigendes<br />

Männchen angetroffen wurde. Den<br />

Reviermittelpunkt bestimmte man<br />

nach den Singwarten in einem „Papierrevier“,<br />

die mit Linien verbunden<br />

in eine Skizze eingetragen wurden. In<br />

den Untersuchungsjahren hatten die<br />

Latschen ihre Bewuchsfläche im Tal-<br />

boden um die Hälfte des Bestandes<br />

von 1985 erweitert, an<br />

den Hängen sogar verdoppelt.<br />

Zum zukünftigen Monitoring<br />

wurden an drei Stellen im<br />

Talboden und an <strong>der</strong> Baumgrenze<br />

des Osthangs Vermessungspunkte<br />

eingerichtet, die<br />

Erkenntnisse zur weiteren Vegetationsentwicklung<br />

liefern<br />

sollen. Da die Sukzessionserhebung<br />

auf die nächsten 100<br />

Jahre ausgerichtet wird, erarbeitete<br />

man mit modellierten<br />

Ergebnissen Prognosen für die<br />

kommenden Jahre. Sie ergeben,<br />

dass es nach einer Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Sommerweide zu einer<br />

Abnahme <strong>der</strong> Biodiversität<br />

und einem Verlust <strong>der</strong> Offenvegetation<br />

kommen wird.<br />

» Monitoring und Analyse von<br />

Störfaktoren<br />

Die folgende Periode 2007 bis 2009<br />

baute auf den Ergebnissen <strong>der</strong> Jahre<br />

2004/05 auf und hatte vor allem<br />

die Ermittlung des Nahrungsangebots<br />

und eine Untersuchung <strong>der</strong> Besucher-<br />

und Weidetierfrequenz zum<br />

Ziel. Wichtig war vor allem, mögliche<br />

Störungen durch einen <strong>Alpen</strong>vereinssteig<br />

im Brutgebiet zu erfassen.<br />

Die Ergebnisse <strong>der</strong> Zwischenberichte<br />

wurden mittlerweile in konkrete<br />

Schutzmaßnahmen umgesetzt.<br />

Im Jahr 2007 fanden insgesamt drei<br />

Kontrollgänge zwischen dem 8. und<br />

24. Juni statt, und am 7. Juli beobachtete<br />

man Nahrungswahl und Nah-<br />

In Kärnten und <strong>Österreich</strong> üblicher Neststandort im Strauchbereich <strong>der</strong><br />

<strong>Alpen</strong>rose. Foto: B. Huber. Großelendtal, 24.6.2007.<br />

Chronologie <strong>der</strong> mitteleuropäischen Nachweise des Rotsternigen<br />

Blaukehlchens (nach Glutz v. Blotzheim et al. 1988).<br />

Jahr Land Region<br />

1974 Schweiz Graubünden, Engadin<br />

1975 Schweiz Graubünden, Septimerpass<br />

1975 <strong>Österreich</strong> Salzburg, Hundsfeldmoor<br />

1977 ehem. Tschechoslowakei Riesengebirge<br />

1978 <strong>Österreich</strong> Salzburg, Stubachtal<br />

1980 Schweiz Graubünden, Dischmatal<br />

1981 Polen Hohe Tatra<br />

1981 <strong>Österreich</strong> Vorarlberg, Hochtannbergpass<br />

1982 <strong>Österreich</strong> Tirol, Arlberg<br />

1982 <strong>Österreich</strong> Steiermark, Wölzer Tauern<br />

1983 <strong>Österreich</strong> Vorarlberg, Stubiger Alpe<br />

1983 <strong>Österreich</strong> Steiermark, Schladminger Tauern<br />

1983 Italien Albula <strong>Alpen</strong><br />

1983 Frankreich Grajische <strong>Alpen</strong><br />

1984 <strong>Österreich</strong> Vorarlberg, Silvretta<br />

rungsaufnahme. Am 14. Juli wurden<br />

einerseits Volontäre des Nationalparks<br />

in das Gebiet und die Fragestellung<br />

zur Erhebung <strong>der</strong> Störfaktoren eingewiesen,<br />

an<strong>der</strong>erseits <strong>der</strong> Almgemeinschaft<br />

die Ergebnisse <strong>der</strong> Untersuchungen<br />

und die daraus abzuleitenden<br />

möglichen Schutzmaßnahmen<br />

vorgestellt. Die Kartierungsergebnisse<br />

in diesem Jahr erbrachten wie<strong>der</strong><br />

zehn besetzte Reviere im bekannten<br />

Brutareal. Mit <strong>der</strong> Almgemeinschaft<br />

wurde vereinbart, die Bemühungen zu<br />

einer auf die Vogelart abgestimmten<br />

Bewirtschaftung <strong>der</strong> Weideflächen<br />

weiter voranzutreiben.<br />

Auch 2008 versuchte man, die<br />

gewonnenen Erkenntnisse <strong>der</strong> vergangenen<br />

Jahre in Managementmaßnahmen<br />

einfließen zu lassen – zum<br />

bestmöglichen Schutz des lokalen<br />

alpinen Bestandes. Man unterzeich-<br />

Außergewöhnlicher Neststandort in <strong>der</strong> Böschung <strong>der</strong> Großglockner-<br />

Hochalpenstraße. Foto: J. Parker. 9.7.2003.<br />

Der Falke 56, 2009 343


Biologie<br />

nete einen Naturschutzplan auf <strong>der</strong><br />

Alm mit den Mitglie<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Agrargemeinschaft<br />

Elendalpe, dem Nationalpark<br />

Hohe Tauern und dem Umweltbüro<br />

Klagenfurt – ein ganz wesentlicher<br />

Schritt für den Schutz des<br />

Blaukehlchens.<br />

Im Großelendtal fanden wie<strong>der</strong><br />

drei Revierkontrollen zwischen dem<br />

14. und 28. Juni statt, eine Kontrollbegehung<br />

auch wie<strong>der</strong> im Kleinelendtal.<br />

Allerdings konnten nur noch<br />

acht Reviere im Großelendtal bestätigt<br />

werden und ein singendes Männchen<br />

kurz nach <strong>der</strong> Abzweigung in<br />

das Kleinelendtal. Die niedrigere Zahl<br />

singen<strong>der</strong> revierhalten<strong>der</strong> Männchen<br />

2008 kann aber eine Folge extremer<br />

Wetterverhältnisse sein und muss<br />

noch nicht zwangsläufig ein Indiz für<br />

die Abnahme des Brutbestandes sein.<br />

Doch darf man auch diese Möglichkeit<br />

nicht außer Acht lassen.<br />

Intensiv durchgeführt wurden<br />

2008 die Erhebungen und Analysen<br />

zur Nahrungspräferenz. So wurden<br />

Insekten in drei Probeflächen zu vier<br />

verschiedenen Zeiten entnommen:<br />

• am Höhepunkt <strong>der</strong> Balzperiode und<br />

Revierbildung<br />

• während <strong>der</strong> Brutzeit<br />

• bei <strong>der</strong> Fütterung <strong>der</strong> Nestlinge<br />

• beim Ausfliegen und Selbständigwerden<br />

<strong>der</strong> Jungvögel.<br />

Die meisten Schnakenverwandten<br />

(Tipuliden u. a.) wurden Ende Juni<br />

gefangen, also genau zu <strong>der</strong> Zeit, als<br />

die Blaukehlchen ihre großen Nestlinge<br />

fütterten. Allerdings ist noch<br />

nicht sicher, ob die Populationsspitzen<br />

<strong>der</strong> Insekten getroffen wurden.<br />

Weitere Insektenerhebungen wurden<br />

2009 vorgenommen und werden zur<br />

Zeit ausgewertet.<br />

» Artenschutzmaßnahmen<br />

Ziel aller Bemühungen war es, mögliche<br />

Störfaktoren und damit den<br />

Druck auf die bodenbrütenden Vögel<br />

möglichst zu reduzieren, am besten<br />

natürlich ganz auszuschalten.<br />

Sehr schnell wurde klar, dass dieses<br />

Ziel nur gemeinsam mit den Grundeigentümern<br />

und <strong>der</strong> Nationalparkverwaltung<br />

sowie dem <strong>Alpen</strong>verein zu<br />

erreichen sein wird. Je nach Schneelage<br />

und Zustand des Fahrweges zur<br />

Osnabrücker Hütte, den Öffnungszeiten<br />

<strong>der</strong> Hütte und <strong>der</strong> Almbewirt-<br />

344 Der Falke 56, 2009<br />

schaftung beginnen Störungen im<br />

Regelfall frühestens ab Mitte Juni jeden<br />

Jahres. Die Brutzeiten im Gebiet<br />

lassen erkennen, dass <strong>der</strong> Brutbeginn<br />

<strong>der</strong> Wetterlage angepasst werden und<br />

daher von Jahr zu Jahr unterschiedlich<br />

liegen kann.<br />

Die Zunahme <strong>der</strong> Latschenbestände<br />

und das damit verbundene Zuwachsen<br />

<strong>der</strong> Alm stellt <strong>der</strong>zeit noch<br />

keine Gefahr für das Blaukehlchen<br />

dar. Auf Teilflächen könnten die Latschen<br />

noch dichter sein. Geschlossene<br />

großflächige Latschenbestände<br />

ohne Freiflächen sind ebenso un-<br />

günstig wie zu stark aufgelockerte.<br />

Somit bietet <strong>der</strong> zur Zeit vorhandene<br />

Bewuchs günstige Brutbedingungen.<br />

Es sollten daher keine wesentlichen<br />

Habitatverän<strong>der</strong>ungen durchgeführt<br />

werden. Schwendmaßnahmen, also<br />

das Schneiden (und Verbrennen) <strong>der</strong><br />

Latschen, sollten aus diesem Grund<br />

im besiedelten Talboden eingestellt<br />

und auf Flächen außerhalb des Brutgebietes<br />

verlegt werden. Trotzdem<br />

sollte man sich die Option weiter offen<br />

halten, bei zu dichtem Bewuchs<br />

wie<strong>der</strong> nutzbare Strukturen auch im<br />

Talboden herzustellen. Auch sollte<br />

durch Ausweichen auf neue Weideflächen<br />

die starke Belastung <strong>der</strong> Weideflächen<br />

in den Brutrevieren durch<br />

das aufgetriebene Vieh vermin<strong>der</strong>t<br />

werden. Das könnte durch die Abzäunung<br />

mit einem Elektrozaun noch<br />

verbessert werden. Damit wäre die<br />

Gefahr <strong>der</strong> direkten Gelegezerstörung<br />

durch Viehtritt gebannt.<br />

Die Beweidung ganz aufzugeben,<br />

sollte man nicht in Erwägung ziehen,<br />

damit <strong>der</strong> inselartige Charakter <strong>der</strong><br />

Almweide und dadurch ein intakter<br />

Lebensraum weiterhin erhalten bleibt.<br />

Die vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen<br />

wurden bei mehreren Almbegehungen<br />

besprochen und im Jahr 2008<br />

im Naturschutzplan umgesetzt. Auch<br />

wurde vorgeschlagen, dass <strong>der</strong> touristische<br />

Druck, verursacht durch die<br />

stark frequentierte Osnabrücker Hüt-<br />

Futter tragendes Männchen. Offensichtlich haben Schnaken, Raupen und Kleinschmetterlinge<br />

eine große Bedeutung als Nestlingsnahrung. Foto: B. Huber. Großelendtal, 24.6.2007.<br />

te, reduziert wird. Zumindest bis 15.<br />

August sollte ein Betretungsverbot<br />

<strong>der</strong> ca. 40 ha großen Latschenfläche<br />

erlassen werden. Dies würde natürlich<br />

auch einer ständigen Kontrolle bedürfen<br />

und wäre daher zeitaufwändig.<br />

Da mittlerweile <strong>der</strong> österreichische<br />

Hauptbestand des Blaukehlchens im<br />

Salzburger Hundsfeldmoor rückläufig<br />

ist, wächst die Verantwortung zum<br />

Schutz <strong>der</strong> Art in <strong>der</strong> Nationalparkzone<br />

in Kärnten. Weil das Gebiet im<br />

Gegensatz zum Hundsfeldmoor noch<br />

nicht verbaut ist, die Almgemeinschaft<br />

im Sinne <strong>der</strong> Vorschläge des<br />

Vogelschutzes handelt und auch weiter<br />

konsensbereit ist, kommt ihm mittlerweile<br />

noch größere Bedeutung zu.<br />

Der Vorschlag von <strong>BirdLife</strong> Kärnten<br />

lautete daher, den stark frequentierten<br />

<strong>Alpen</strong>vereinssteig, auf dem besetzte


Im Juli 2009 wurden drei Tafeln zur Sperrung des <strong>Alpen</strong>vereinssteiges,<br />

die auf umweltgerechtes Verhalten hinweisen,<br />

im Brutgebiet aufgestellt. Alle beteiligten Vereine<br />

stehen geschlossen zu den getroffenen Schutzmaßnahmen.<br />

Foto: Nationalpark Hohe Tauern, Juli 2009.<br />

Reviere nachgewiesen wurden, bis 15.<br />

August gänzlich zu sperren und den<br />

Hauptstrom <strong>der</strong> Bergwan<strong>der</strong>er auf den<br />

Fahrweg zur Hütte zu lenken. Dabei<br />

stellt an und für sich nicht <strong>der</strong> Weg<br />

das Problem dar, son<strong>der</strong>n die mit ihm<br />

zusammenhängenden Auswirkungen.<br />

Allgemein wird das alpine Wegegebot<br />

nicht eingehalten und viele Wan<strong>der</strong>er<br />

rasten in unmittelbarer Wegnähe.<br />

Damit sind beson<strong>der</strong>s die kleinen<br />

Freiflächen zwischen den Latschengebüschen,<br />

die dem Blaukehlchen als<br />

Nahrungsflächen dienen, erhöhtem<br />

Störungsdruck ausgesetzt. Sehr oft<br />

werden auch Picknickreste in den<br />

Latschen entsorgt, was Füchse und<br />

Mar<strong>der</strong>artige anlockt, die eine Gefahr<br />

für Eier und Jungvögel in den<br />

Bodennestern darstellen. Störungen<br />

durch spielende Kin<strong>der</strong> und freilaufende<br />

Hunde führen ebenfalls zu<br />

einer ständigen Beunruhigung und<br />

können die Aufgabe <strong>der</strong> Brut o<strong>der</strong><br />

ein Unterkühlen <strong>der</strong> Eier und Jungvögel<br />

zur Folge haben.<br />

Dass das nicht unerheblich ist, zeigt<br />

deutlich <strong>der</strong> Voluntärsbericht des Nationalparks<br />

Hohe Tauern 2008: An<br />

nur vier Tagen benutzten 302 Personen<br />

den <strong>Alpen</strong>vereinssteig. Ganz<br />

abgesehen von den Auswirkungen<br />

Von weißen und roten „Sternen“ bei Blaukehlchen<br />

Über die Verwandtschaftsverhältnisse innerhalb <strong>der</strong> Blaukehlchen ist wohl<br />

noch nicht das letzte Wort gesprochen. Man hat etwa neun Unterarten beschrieben,<br />

die aber meist nur an Gefie<strong>der</strong>merkmalen unterschieden werden,<br />

vor allem an <strong>der</strong> Färbung von Brust und Kehle. Aber wahrscheinlich lässt<br />

dieses Merkmal allein nicht auf allgemeine genetische Unterschiede zwischen<br />

Populationen schließen, denn es scheint auf einen einfachen genetischen<br />

Steuermechanismus zurückzugehen. Das bedeutet, dass es sich leicht verän<strong>der</strong>n<br />

kann. In <strong>der</strong> Tat gibt es in Übergangsgebieten zwischen rotsternigen und<br />

weißsternigen Unterartengruppen z. B. im südlichen Russland große Variabilität<br />

<strong>der</strong> Männchen, die teilweise rotsternig o<strong>der</strong> weißsternig sind o<strong>der</strong> gar<br />

einen rostroten Stern mit weißer Basis tragen. Es gibt auch weißsternige Individuen<br />

in „rotsternigen“ Gebieten, wie schon das Handbuch <strong>der</strong> Vögel Mitteleuropas<br />

1988 in einer Tabelle darstellt. Und manche Blaukehlchen tragen<br />

überhaupt keinen Stern im blauen Feld. An<strong>der</strong>e Merkmale <strong>der</strong> Blaukehlchen,<br />

wie z. B. Körpergröße, Färbung <strong>der</strong> Oberseite usw. variieren dagegen wenig.<br />

Auch die Molekularbiologen haben geringe mitochondrien genetische Unterschiede<br />

zwischen nördlichen und südlichen Populationen festgestellt, die sich<br />

nicht mit den üblichen Unterartenabgrenzungen decken. Man wird also Vögel<br />

<strong>der</strong> alpinen rotsternigen Population wohl molekulargenetisch mit nördlichen<br />

„Rotsternen“ vergleichen müssen, um sie systematisch genauer einordnen<br />

zu können. Das macht die kleine Population in mitteleuropäischen Gebirgen<br />

noch interessanter! Einhard Bezzel<br />

auf alle Brutvögel des Gebietes<br />

durch Unterkühlung <strong>der</strong> Eier<br />

und Jungvögel, wird auch das<br />

Weidevieh – sehr zum Missfallen<br />

<strong>der</strong> Almbetreiber – ständig<br />

beunruhigt. Außerdem wird aus Biotopschutzgründen<br />

an eine Verlegung<br />

gedacht, da <strong>der</strong> Steig durch alpine<br />

Feuchtflächen führt, die zu den bedrohten<br />

Biotoptypen Kärntens zählen.<br />

Mit einer einfachen Maßnahme und<br />

einer Alternative auf dem schon bestehenden<br />

Fahrweg könnte ein größtmöglicher<br />

Schutz erreicht werden. In<br />

einer Besprechung Anfang Juli 2009<br />

mit Vertretern des Nationalparks, <strong>der</strong><br />

Almgemeinschaft, des Deutschen und<br />

<strong>Österreich</strong>ischen <strong>Alpen</strong>vereins sowie<br />

von <strong>BirdLife</strong> Kärnten konnte eine<br />

Einigung erzielt werden: Die vorgeschlagenen<br />

Maßnahmen wurden akzeptiert,<br />

und somit dürften effektive<br />

Schutzmaßnahmen die Gefährdung<br />

dieser kleinräumigen alpinen Population,<br />

soweit zurzeit absehbar, verringern.<br />

Ein weiterführendes Monitoring<br />

wurde ebenfalls vereinbart, wobei in<br />

Zweijahresschritten eine Bestandserhebung<br />

durchgeführt werden soll.<br />

Da das Freizeitverhalten <strong>der</strong> Menschen<br />

alpine Landschaften immer<br />

mehr belastet und viele Gefahren<br />

dem Rotsternigen Blaukehlchen in<br />

den Ostalpen drohen, wird <strong>BirdLife</strong><br />

Kärnten die Entwicklung aufmerksam<br />

verfolgen.<br />

Gerald Malle, Remo Probst<br />

Literatur zum Thema:<br />

Aigner, S. & G. Egger (2008): Naturschutzplan<br />

auf <strong>der</strong> Alm, Große und Kleine Elendalm. Umweltbüro<br />

Klagenfurt, im Auftrag des Amtes <strong>der</strong><br />

Kärntner Landesregierung.<br />

Dirnböck, T., S. Dullinger & G. Grabherr (2003):<br />

A regional impact assessment of climate and<br />

land-use change on alpine vegetation. Journal<br />

of Biogeography 2003, S. 401-417.<br />

Franz, D. (1998): Das Blaukehlchen: Von <strong>der</strong> Rarität<br />

zum Allerweltsvogel? Aula-Verlag, Wiesbaden.<br />

Frühauf, J. (2005): Rote Liste <strong>der</strong> Brutvögel (Aves)<br />

<strong>Österreich</strong>s. In: Zulka, K.P. (2005): Rote Listen<br />

gefährdeter Tierarten <strong>Österreich</strong>s, Teil 1. BMfL-<br />

FUW, Grüne Reihe 14/1. Böhlau Verlag, Wien.<br />

Malle, G. (2005): Das Rotsternige Blaukehlchen in<br />

Kärnten. Vogelschutz in <strong>Österreich</strong>, Nr. 20, Mitteilungen<br />

von <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong> – Gesellschaft<br />

für Vogelkunde, Wien.<br />

Vonhoff, V. (2008): Das Rotsternige Blaukehlchen<br />

(Luscinia svecica svecica) im Großelendtal – Monitoring<br />

2008. Unveröffentlichter Endbericht im<br />

Auftrag des Kärntner Nationalparkfonds Hohe<br />

Tauern, Großkirchheim.<br />

Gerald Malle ist stellvertreten<strong>der</strong><br />

Obmann von <strong>BirdLife</strong> Kärnten und<br />

betreut zur Zeit zwei Vogelschutzprojekte<br />

in Kärnten (Rotsterniges Blaukehlchen<br />

und Zwergohreule) sowie<br />

ein Projekt, das bei Kin<strong>der</strong>n Interesse<br />

an Vögeln wecken soll. Hauptberuflich<br />

ist er beim <strong>Österreich</strong>ischen<br />

Bundesheer; seit über 30 Jahren<br />

beschäftigt er sich in <strong>der</strong> Freizeit mit<br />

Vogelkunde.<br />

Dr. Remo Probst, <strong>BirdLife</strong> Kärnten.<br />

Der Falke 56, 2009 345


Geschichte<br />

346 Der Falke 56, 2009<br />

Die Forschungsgeschichte <strong>der</strong> alpinen <strong>Vogelwelt</strong> –<br />

Der Vogel mit den hasenartigen<br />

Füßen: das <strong>Alpen</strong>schneehuhn<br />

Über viele Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg wurden die <strong>Alpen</strong> von Menschen gemieden, bis mit dem<br />

Beginn des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts eine rasante Erschließung dieses vormaligen Durchgangsraumes<br />

begann. Neben <strong>der</strong> Ersteigung <strong>der</strong> höchsten Gipfel war die Erkundung <strong>der</strong> Natur<br />

gleichzeitig zentraler Motor in <strong>der</strong> Erforschung eines Lebensraumes im Herzen Mitteleuropas<br />

und bietet auch noch heute eine Vielzahl von spannenden Fragen.<br />

Obgleich Hannibal, einer <strong>der</strong><br />

größten Feldherren <strong>der</strong> Antike,<br />

die <strong>Alpen</strong> bereits 218 v.<br />

Chr. mit einer stattlichen Heerschar<br />

und 37 Elefanten überquert hatte,<br />

blieb dieses Terrain für die meisten<br />

Menschen bis ins ausgehende Mittelalter<br />

eine Terra incognita. Was die<br />

Vogelarten in diesem Gebiet betrifft,<br />

so fi nden sich nur bei dem römischen<br />

Gelehrten Plinius sehr dürftige Informationen<br />

über einige wenige alpine<br />

Arten, wie <strong>Alpen</strong>schneehuhn, <strong>Alpen</strong>dohle<br />

und Birkhuhn. Dabei lobt er<br />

vor allem Erstere für ihren Wohlgeschmack<br />

und erläutert zudem, dass<br />

die hasenartigen Füße namensgebend<br />

für diese Vogelart waren.<br />

Bevor man sich jedoch dem Thema<br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>ornithologie näher widmet,<br />

bedarf es einer terminologischen<br />

Umreißung <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong> an sich, bei <strong>der</strong><br />

eine Vielzahl von unterschiedlichsten<br />

theoretischen Defi nitionen, wie geologische,<br />

hydrologische, klimatische,<br />

fl orale o<strong>der</strong> faunistische zur Anwendung<br />

kommen. Dem allgemeinen<br />

Verständnis nach handelt es sich bei<br />

den „<strong>Alpen</strong>“ um ein hohes Gebirge<br />

in Europa, das sich vom Ligurischen<br />

Meer bis nach Pannonien erstreckt.<br />

Liegt die unmittelbare Bedeutung auf<br />

dem hohen Gebirge, das vom <strong>Alpen</strong>vorland<br />

über das Mittelgebirge bis<br />

hin zur nivalen Stufe mit den gletscherumrankten<br />

Gipfeln reicht, sollen<br />

sich die Betrachtungen <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>ornithologie<br />

auf die Zone <strong>der</strong> hochmontanen<br />

über die subalpine und<br />

alpine zur nivalen Region beziehen.<br />

Auch bei dieser Eingrenzung gibt es<br />

noch genügend fl ießende Übergänge,<br />

die sich nolens volens nicht ausschließen<br />

lassen.<br />

Dünn und zäh fl ossen die Informationen<br />

im Mittelalter, in dem die<br />

Scholastik als Leitgedanke alles Leben<br />

und Handeln <strong>der</strong> Menschen bestimmte<br />

und so den Blick nicht für<br />

Neues und Unbekanntes freigab. Erst<br />

mit dem Aufbrechen dieser verkrusteten<br />

Gedankenwelt und mit <strong>der</strong> einfacheren<br />

Wissensverbreitung durch<br />

den Buchdruck, <strong>der</strong> die langwierig<br />

zu erstellenden Manuskripte ablöste,<br />

wurde in <strong>der</strong> Renaissance <strong>der</strong> Weg<br />

für die Erforschung <strong>der</strong> belebten und<br />

unbelebten Welt geebnet, so auch <strong>der</strong><br />

<strong>Vogelwelt</strong>.<br />

» Aufbruch in neue Zeiten<br />

Erste, obzwar bei etlichen Vogelarten<br />

nicht sehr umfangreich gehaltene<br />

Kenntnisse über die <strong>Alpen</strong>vögel liefert<br />

<strong>der</strong> Züricher Polyhistor Conrad<br />

Gessner (1516–1565) in seiner enzyklopädisch<br />

angelegten „Historia<br />

animalium“, in <strong>der</strong> er sich vor allem<br />

Der Vogel mit den hasenartigen Füßen –<br />

das <strong>Alpen</strong>schneehuhn.<br />

Foto: H. Pirker. NP Nockberge, 2002.


mit Wirbeltieren auseinan<strong>der</strong>setzte.<br />

Mit <strong>der</strong> Herausgabe seiner Naturgeschichte<br />

hatte er eine wahre Pionierleistung<br />

vollbracht und gilt in <strong>der</strong><br />

Ornithologiegeschichte unzweifelhaft<br />

als einer <strong>der</strong> Wegbereiter <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen<br />

Vogelkunde. So beschreibt er mit<br />

Ausnahme des Bergpiepers bereits<br />

alle Vogelarten <strong>der</strong> alpinen Stufe. Bei<br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>dohle und <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>krähe<br />

kann er jedoch noch keine klare<br />

Trennung in zwei Arten erkennen<br />

und vermutet, dass die Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Schnabelfärbung ähnlichen Mechanismen<br />

unterliegt wie die <strong>der</strong> Amsel,<br />

bei <strong>der</strong> das Männchen nur während<br />

<strong>der</strong> Brutzeit einen dottergelben<br />

Schnabel hat. Selbstredend ist <strong>der</strong><br />

Umstand, dass vor allem jene Arten<br />

umfangreicher dargestellt werden,<br />

die einerseits jagdliches Interesse<br />

hervorriefen, o<strong>der</strong> auch Arten, die in<br />

<strong>der</strong> Vogelhaltung <strong>der</strong> damaligen Zeit<br />

eine bedeutende Rolle spielten, wie es<br />

<strong>der</strong> Zitronenzeisig tat. Zu diesen Arten<br />

zählen allen voran <strong>der</strong> Steinadler,<br />

<strong>der</strong> Bartgeier sowie die Raufußhühner<br />

mit dem <strong>Alpen</strong>schneehuhn, bei<br />

dem Gessner bereits auf die unterschiedliche<br />

Gefie<strong>der</strong>färbung während<br />

<strong>der</strong> Sommer- und Wintermonate<br />

hinweist. Beim Auerhuhn und beim<br />

Birkhuhn beschäftigt er sich vorwiegend<br />

mit ihrer nicht eindeutig zuordenbaren<br />

Namensgebung und den<br />

sich daraus ergebenden nomenklatorischen<br />

Schwierigkeiten. Über die<br />

Ringdrossel schreibt er: „(B) ei uns<br />

wird sie auch in den Bergen gefunden,<br />

darum man sie Waldamsel und<br />

Birgamsel nennet“. Er erwähnte bereits<br />

auch die <strong>Alpen</strong>braunelle, den<br />

Schneesperling, den Birkenzeisig und<br />

den Mornell, ohne diese Arten aber<br />

Conrad Gessner verdanken wir erste Einblicke in<br />

die alpine <strong>Vogelwelt</strong>.<br />

Quelle: www.summagallicana.it/Gessner%20Zentrum/<br />

Gessner%20Conrad%20tertius.bmp<br />

Die Hochalpen waren im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die letzten Rückzugsgebiete des einst weit verbreiteten Steinadlers.<br />

Auf dem Foto ist ein Vogel im ersten Winter zu sehen. Foto: J. Zmölnig. Mallnitz, 2009..<br />

den <strong>Alpen</strong> als ihrem Hauptlebensraum<br />

zuzuordnen.<br />

Doch Gessner war nicht nur ein unermüdlicher<br />

Naturforscher mit einer<br />

unbändigen Liebe zur Natur; er hatte<br />

auch etliche Berge selbst erklommen.<br />

Augenscheinlich hatte er sich mit <strong>der</strong><br />

Besteigung des Pilatus bei Luzern in<br />

<strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong> ein Denkmal<br />

gesetzt. Diese Errungenschaften<br />

blieben für mehr als 200 Jahre die<br />

einzige gedruckte Informationsquelle<br />

über die alpine <strong>Vogelwelt</strong>, abgesehen<br />

vom „Kärntner Jagdbuch“ des<br />

Strasser von Kollnitz (1556–1626),<br />

das jedoch nur in Manuskriptform<br />

überliefert blieb. Darin werden etliche<br />

<strong>Alpen</strong>vögel behandelt, vor allem<br />

schreibt er aber über die unterschiedlichsten<br />

Jagdmethoden, um diese Vögel<br />

zu erbeuten.<br />

„Unnahbar, schaurig-abstoßend<br />

und als Ruinen einer zerbrochenen<br />

Welt“ interpretierte Thomas Brunet in<br />

seiner „Telluris Theoria Sacra“ 1681<br />

die <strong>Alpen</strong>, weshalb es auch nicht ver-<br />

wun<strong>der</strong>lich ist, dass diese Region von<br />

den Menschen gemieden wurde.<br />

» Erschließung <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong><br />

Zu Beginn des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts verbreitete<br />

sich beson<strong>der</strong>s in den protestantischen<br />

Län<strong>der</strong>n Mitteleuropas<br />

die von England ausgehende Physiko-Theologie,<br />

die in <strong>der</strong> Betrachtung<br />

<strong>der</strong> Natur sowie in <strong>der</strong> Ergründung<br />

ihrer Eigenheiten und Vielfalt den<br />

wun<strong>der</strong>baren Bauplan des allmächtigen<br />

Schöpfers wi<strong>der</strong>spiegeln sollte.<br />

Dieser Zugang führte eine Reihe von<br />

Forschern von ihrem Stubengelehrtendasein<br />

in die Natur hinaus, um<br />

diese zu erforschen o<strong>der</strong> auch nur<br />

zu bestaunen. So rückten die <strong>Alpen</strong><br />

langsam immer mehr in das Interesse<br />

<strong>der</strong> Naturforscher, <strong>der</strong>en Bedeutung<br />

auch <strong>der</strong> berühmte Naturwissenschafter<br />

Albrecht von Haller 1729<br />

in dem Gedicht „Die <strong>Alpen</strong>“ hervorhob.<br />

Dieses Werk erlebte nicht nur 14<br />

Auflagen – es wurde zusätzlich ins<br />

Französische, Englische und Italienische<br />

übersetzt und gilt als Zeugnis<br />

eines neu aufkeimenden Interesses an<br />

dieser über Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg nur<br />

von Hirten und Jägern aufgesuchten<br />

Landschaft.<br />

Erst sehr spät, ab Beginn bis Mitte<br />

des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts, war das Interesse<br />

an <strong>der</strong> Vogelkunde <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong><br />

so groß, dass es zur spezifischen Aneignung<br />

kam. Viel früher schon wurden<br />

Handelswege durch die <strong>Alpen</strong><br />

geführt, jedoch galten diese als reine<br />

Verbindungswege zwischen Nord und<br />

Süd und regten nicht zum Innehalten<br />

und Erkunden an. Zwischen 1702<br />

und 1711 hatte <strong>der</strong> Schweizer Na-<br />

Der Falke 56, 2009 347


Geschichte<br />

turforscher und Arzt Johann Jakob<br />

Scheuchzer (1672–1733) die <strong>Alpen</strong><br />

bereist und ausgiebige Forschungen<br />

betrieben, die er in Buchform einem<br />

breiten Publikum zugängig machte.<br />

In seiner „Natur-Historie des<br />

Schweizerlandes“ wollte er eine umfassende<br />

Naturgeschichte präsentieren,<br />

die aber lei<strong>der</strong> nur in drei Bänden<br />

erschien. Die Botanik und die<br />

Vogelkunde sollten jeweils im vierten<br />

und fünften Band dieses Werkes behandelt<br />

werden. Diese wurden jedoch<br />

niemals gedruckt. So harrt <strong>der</strong> Vogelband<br />

noch immer als Manuskript<br />

in <strong>der</strong> Züricher Zentralbibliothek <strong>der</strong><br />

Veröffentlichung und würde in gedruckter<br />

Form <strong>der</strong> Allgemeinheit indessen<br />

ein reichhaltiges Zeugnis <strong>der</strong><br />

Erforschung <strong>der</strong> Schweiz und ihrer<br />

<strong>Alpen</strong>welt liefern. Nichtsdestotrotz<br />

ist Scheuchzer einer <strong>der</strong> Pioniere in<br />

<strong>der</strong> Erforschung des alpinen Lebensraums,<br />

<strong>der</strong> um die Mitte des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

einen wahren Boom erlebte.<br />

Langsam wich die Abneigung gegen<br />

die schaurig-schöne Gebirgswelt und<br />

schlug in Begeisterung und Forscherdrang<br />

um. Sicherlich trugen dazu die<br />

Erstbesteigung des Mont Blanc durch<br />

den Genfer Naturwissenschaftler<br />

Horace Bénédict de Saussure 1786–<br />

1787 bei o<strong>der</strong> in Kärnten die des<br />

Großglockners 1799 und 1800 durch<br />

eine Gruppe von Naturwissenschaftlern,<br />

allen voran <strong>der</strong> Generalvikar<br />

von Gurk, Sigismund von Hohenwart.<br />

Getragen wurde die Aneignung<br />

348 Der Falke 56, 2009<br />

„Von <strong>der</strong> Natur lernen“ war einer <strong>der</strong><br />

Grundsätze, die Johann Scheuchzer vorlebte.<br />

Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/<br />

commons/c/cf/Johann_Jakob_Scheuchzer.jpg<br />

dieses Jahrhun<strong>der</strong>te lang gemiedenen<br />

Durchgangsraums vor allem durch<br />

eine Bildungsbürgerschicht aus England<br />

und Deutschland, insbeson<strong>der</strong>e<br />

durch Botaniker wie David Heinrich<br />

Hoppe und Mineralogen wie Belsazar<br />

Hacquet. Dies mag darin begründet<br />

sein, dass die Botanik eine weit reichende<br />

Bedeutung vor allem in <strong>der</strong><br />

Klasse <strong>der</strong> Heil- und Medizinalpflanzen<br />

hatte und die Herbation bereits<br />

eine weit verbreitete Form <strong>der</strong> Archivierung<br />

darstellte. Pflanzen konnten<br />

auf sehr einfache Weise gesammelt,<br />

transportiert o<strong>der</strong> archiviert werden.<br />

Demgegenüber befand sich die<br />

breit angelegte Aufbewahrung von<br />

Vogelbälgen erst in den Anfangsstadien.<br />

Vor allem aber drohten die<br />

Belege durch nicht sachgemäße Konservierung<br />

dem Verfall preisgegeben<br />

zu sein. Bedingt durch ihren Reichtum<br />

an Gebirgen schließen die vogelkundlichen<br />

Erforschungen <strong>der</strong><br />

<strong>Alpen</strong> fast nahtlos an die in<br />

<strong>der</strong> Schweiz an, womit<br />

dieses Land unanfechtbar<br />

die Vorreiterrolle<br />

in <strong>der</strong> Erschließung<br />

<strong>der</strong> alpinen <strong>Vogelwelt</strong><br />

übernommen hatte.<br />

Getragen wurde diese<br />

Bewegung durch eine<br />

gebildete Elite, die anfänglich<br />

ihre Informa-<br />

tionen und Objekte von Jägern und<br />

Vogelfängern erhielt, sich aber immer<br />

mehr selbst in die Erforschung<br />

einbrachte.<br />

» Die Schweizer Periode<br />

Daniel Sprüngli (1721–1801), ursprünglich<br />

als Pfarrer tätig, zog sich<br />

krankheitsbedingt nahe seiner Vaterstadt<br />

Bern auf ein Landgut zurück.<br />

Hier konnte er sich <strong>der</strong> Scientia amabilis<br />

hingeben und frei von finanziellen<br />

Sorgen ein umfangreiches naturwissenschaftliches<br />

Kabinett mit<br />

Mineralien, aber vor allem mit ausgestopften<br />

Vögeln anlegen, das sogar<br />

Der Schneesperling ist einer <strong>der</strong> wenigen Vögel, die das ganze Jahr im Hochgebirge<br />

ausharren. Foto: B. Huber. Goldeck, 2008.<br />

Goethes Aufmerksamkeit auf sich<br />

zog. Diese Sammlung umfasste ca.<br />

350 Individuen von in <strong>der</strong> Schweiz<br />

erlegten Vögeln. Nach Sprünglis Ableben<br />

konnte sie für das Naturhistorische<br />

Museum in Bern gesichert werden.<br />

Von dieser Sammlung, die bis<br />

auf zwölf Taxa alle damals<br />

in <strong>der</strong> Schweiz nachgewiesenen<br />

Vogelarten enthielt,<br />

überlebten jedoch<br />

nur ein einziges Ex-<br />

Daniel Sprüngli hatte zu<br />

seiner Zeit unzweifelhaft<br />

das größte Wissen über<br />

die <strong>Alpen</strong>vögel.<br />

Quelle: Archiv Naturhistorisches<br />

Museum Bern.


emplar, eine Schmarotzerraubmöwe,<br />

und ein erst kürzlich entdecktes Nest<br />

eines Goldhähnchens die Zeit. Ein<br />

weiterer Schwerpunkt seiner Beschäftigung<br />

mit <strong>der</strong> Ornithologie lag auf<br />

<strong>der</strong> Vogelhaltung. Beson<strong>der</strong>s für die<br />

<strong>Alpen</strong>ornithologie von Interesse sind<br />

Arten wie z. B. <strong>der</strong> Schneesperling<br />

o<strong>der</strong> die <strong>Alpen</strong>braunelle. Sein reichhaltiges<br />

Wissen über die Schweizer<br />

<strong>Vogelwelt</strong> fasste Sprüngli in einem<br />

dreibändigen Manuskript mit dem<br />

sinnreichen Titel „Ornithologia Helvetica“<br />

zusammen, das sich heute in<br />

<strong>der</strong> Burgerbibliothek in Bern befindet.<br />

Eine kleine Kostprobe seines umfangreichen<br />

Wissens wurde in den Reisebeschreibungen<br />

des Hannoverschen<br />

Hofapothekers Andreae abgedruckt,<br />

in <strong>der</strong> sein ungemein breites Wissen<br />

und seine detaillierten Kenntnisse <strong>der</strong><br />

damaligen ornithologischen Literatur<br />

ersichtlich werden. Ein Blick in seine<br />

„Ornithologia Helvetica“ offenbart<br />

die wahre Kennerschaft Sprünglis,<br />

<strong>der</strong> nicht nur alle Quellen seiner Zeit<br />

bis ins kleinste Detail hinein darstellte,<br />

son<strong>der</strong>n noch viel bedeutsamer<br />

sein Wissen von den zur damaligen<br />

Zeit nur fragmentarisch vorhandenen<br />

<strong>Alpen</strong>vögeln umfangreich erweiterte.<br />

Wie vom Manuskript Scheuchzers<br />

gibt es bis heute noch keine Edition<br />

dieser zur Geschichte <strong>der</strong> Schweizer<br />

Vogelkunde und <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>ornithologie<br />

so wichtigen Quelle, jedoch gibt<br />

es aktuelle Bestrebungen, das Wissen<br />

einer breiteren Basis zugänglich zu<br />

machen.<br />

» Vertiefung <strong>der</strong> Feldforschung<br />

Zu Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

machte ebenfalls ein Pfarrer, Johann<br />

Rudolf Steinmüller (1773–1835), mit<br />

seinen Publikationen in <strong>der</strong> von ihm<br />

redigierten Zeitschrift, die den treffenden<br />

Namen „Alpina – Eine Schrift<br />

<strong>der</strong> genauern Kenntnis <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>“<br />

trug, auf sich aufmerksam. Die Beiträge<br />

waren hauptsächlich <strong>der</strong> alpinen<br />

<strong>Vogelwelt</strong> gewidmet. Auch wenn<br />

er durchaus bemüht war, seine eigenen<br />

Erfahrungen in diese Arbeiten<br />

einfließen zu lassen, war er zugleich<br />

gezwungenermaßen auch auf weitere<br />

Quellen wie Berichte von Jägern und<br />

Hirten angewiesen. Zum ersten Mal<br />

wurden Anatomie, Morphologie und<br />

Ökologie von Vogelarten wie Bartgeier,<br />

<strong>Alpen</strong>schneehuhn, Zitronenzeisig<br />

Die <strong>Alpen</strong>braunelle wurde wegen ihres Gesanges früher auch als <strong>Alpen</strong>flühlerche bezeichnet.<br />

Foto: B. Huber. Goldeck, 2009.<br />

o<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>braunelle so ausführlich<br />

beschrieben wie in keinem vorangegangenen<br />

Werk. Allein dem Bartgeier<br />

widmet er einen 40-seitigen<br />

monographischen Überblick. Dabei<br />

erkannte er die anatomische Beson<strong>der</strong>heit<br />

des oberen Verdauungstrakts<br />

mit dem stark erweiterten Magen wie<br />

auch jene des Auges. Bei <strong>der</strong> Unterscheidung<br />

zwischen <strong>der</strong> schwärzlichen<br />

und hellen Variante konnte<br />

er sich allerdings nicht <strong>der</strong> Meinung<br />

des Züricher Heinrich Schinz anschließen,<br />

<strong>der</strong> diese Unterschiede als<br />

altersbedingte Klei<strong>der</strong> erkannte. De-<br />

tailreich wird aber die Beson<strong>der</strong>heit<br />

bei <strong>der</strong> Erschließung des fettreichen<br />

Marks in Knochen durch Fallenlassen<br />

aus großen Höhen in <strong>der</strong> Literatur<br />

beschrieben, nachdem diese Eigenheit<br />

schon Albertus Magnus viele<br />

Jahrhun<strong>der</strong>te zuvor aufgefallen war.<br />

Aufgrund seiner persönlich gewonnenen<br />

Erfahrungen mit dieser Art<br />

kann er den Neststandort und Aufbau<br />

genau beschreiben. Zudem sind<br />

seine Ausführungen über die <strong>Alpen</strong>braunelle<br />

und den Zitronenzeisig die<br />

umfangreichsten und genauesten<br />

seiner Zeit.<br />

Christian L. Brehm beschrieb 1831 erstmalig die mittel­ und südeuropäische Unterart<br />

alpestris <strong>der</strong> Ringdrossel. Foto: J. Zmölnig. Dobratsch, 2004.<br />

Der Falke 56, 2009 349


Geschichte<br />

Nicht mehr ausschließlich die<br />

Überlieferung, son<strong>der</strong>n die eigenen<br />

Erfahrungen werden immer bedeutsamer.<br />

Angeregt durch diese Publikationen<br />

und die starke Nachfrage nach<br />

Bälgen von <strong>Alpen</strong>vögeln kam es zu<br />

einem regen Austausch unter Gleichgesinnten<br />

vor allem in Deutschland<br />

und Holland, unter denen so klingende<br />

Namen wie Johann Friedrich<br />

Naumann o<strong>der</strong> Christian Ludwig<br />

Brehm zu fi nden sind.<br />

Naumann stand primär mit Heinrich<br />

Rudolf Schinz über mehr als<br />

zwanzig Jahre im Briefwechsel.<br />

Durch die Neubearbeitung des väterlichen<br />

Buchs „Naturgeschichte<br />

<strong>der</strong> Vögel Deutschlands“ war er vor<br />

allem bei den <strong>Alpen</strong>vögeln auf die<br />

Zuarbeit von Kennern angewiesen.<br />

Dazu trat er mit Heinrich Rudolf<br />

Schinz (1777–1861), dem in Zürich<br />

tätigen Arzt und späteren Professor<br />

für Naturgeschichte an <strong>der</strong> Universität<br />

Zürich, in briefl ichen Kontakt.<br />

Dieser wie<strong>der</strong>um plante mit dem in<br />

Bern ansässigen Friedrich Meisner<br />

die Herausgabe eines gemeinschaftlichen<br />

Werkes über die <strong>Alpen</strong>vögel,<br />

das zu einer umfassenden Naturgeschichte<br />

<strong>der</strong> Vögel erweitert werden<br />

sollte. Dieses Werk gelangte jedoch<br />

nie über das Planungsstadium hinaus.<br />

Allerdings fl ossen sehr viele<br />

Informa tionen von Schinz über die<br />

<strong>Alpen</strong>vögel direkt in das Werk Naumanns<br />

ein und fanden über diesen<br />

Umweg eine indirekte Veröffentlichung.<br />

Bedingt durch seine berufliche<br />

Tätigkeit in Zürich glänzte er<br />

nicht durch Feldforschungen, son<strong>der</strong>n<br />

bezog seine Informationen von<br />

Gewährsleuten und war hauptsächlich<br />

taxonomisch orientiert.<br />

350 Der Falke 56, 2009<br />

Getragen durch eine engagierte<br />

Gruppe von Schweizer Ornithologen<br />

wurde das Wissen über die <strong>Alpen</strong>vögel<br />

am Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

rasch erweitert. In diesen Chor <strong>der</strong><br />

Forscher stimmte auch Thomas Conrad<br />

von Baldenstein (1784–1878) ein.<br />

Aufgewachsen im Piemont und auf<br />

seiner geliebten Burg Baldenstein in<br />

Graubünden wandte er sich als junger<br />

Student zuerst <strong>der</strong> Jurisprudenz<br />

in Erlangen zu. Bald riefen ihn aber<br />

die Pfl ichten zur Verwaltung <strong>der</strong> elterlichen<br />

Güter zurück in die Heimat,<br />

wo es ihm möglich war, sich mit <strong>der</strong><br />

<strong>Vogelwelt</strong>, hauptsächlich aber mit den<br />

Vögeln <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>region zu beschäftigen.<br />

Durch eine akribische Beobachtungsgabe<br />

gepaart mit präzisen Aufzeichnungen<br />

konnte er das Problem<br />

<strong>der</strong> Geschwisterarten Sumpfmeise und<br />

Weidenmeise, die er 1827 als neue Art<br />

beschrieb, lösen. Schon ein Jahrzehnt<br />

früher hatte er den Berglaubsänger<br />

als eigenständige Art erkannt. Seine<br />

Ergebnisse veröffentlichte er jedoch<br />

erst viel später, wodurch Vieillot die<br />

Ehre <strong>der</strong> Erstbeschreibung zuteilwurde.<br />

Zusätzlich führte er die Gattungsbezeichnung<br />

Hippolais ein. Am<br />

gehaltvollsten waren zu seinen Lebzeiten<br />

aber seine Beiträge über den<br />

Schneesperling, den Bergpieper, die<br />

Weidenmeise, den Zitronenzeisig und<br />

die Felsenschwalbe in <strong>der</strong> von Steinmüller<br />

redigierten „Neuen Alpina“. In<br />

diesen Beiträgen konnte er das damalige<br />

Wissen über diese Arten nachhaltig<br />

erweitern. Später plante er die<br />

Veröffentlichung seines Manuskripts<br />

über die Schweizer <strong>Vogelwelt</strong>, die<br />

er jedoch nicht mehr erleben konnte.<br />

Bereits mehr als überfällig wurde<br />

dieses Manuskript 1981 gedruckt.<br />

Erst am Beginn des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde die Biologie des Bergpiepers ausführlicher<br />

beschrieben. Foto: J. Zmölnig. Dobratsch, 2005.<br />

Girtanner war einer <strong>der</strong> besten Kenner<br />

des Bartgeiers. Quelle: Naturmuseum St. Gallen.<br />

» Vernetzung und<br />

Internationalisierung<br />

Weiterer Schrittmacher war die Institutionalisierung<br />

in Form von Naturkundemuseen<br />

in den <strong>Alpen</strong>län<strong>der</strong>n.<br />

Aber auch die Museen fern <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong><br />

hatten ein reges Interesse am Ausbau<br />

ihrer Sammlungen mit alpinen Vogelarten.<br />

Mit Friedrich von Tschudis „Thierleben<br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>welt“ fand 1853 die<br />

Popularisierung <strong>der</strong> Natur <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong><br />

ihren Höhepunkt im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t.<br />

Dieses Werk erschien nicht nur in<br />

über zehn Aufl agen, son<strong>der</strong>n wurde<br />

auch ins Englische, Französische<br />

und Dänische übersetzt. Durch einen<br />

fl üssigen und gut lesbaren Stil traf er<br />

den damaligen Zeitgeist und konnte<br />

so einer großen Leserschaft eine noch<br />

immer fern und unheimlich anmutende<br />

Region näher bringen. Einen<br />

breiten Teil seines Werks widmete er<br />

den <strong>Alpen</strong>vögeln und erschloss so<br />

ein nicht alltägliches Thema für eine<br />

breite Schicht.<br />

Trotz umfassen<strong>der</strong> Kenntnisse <strong>der</strong><br />

Literatur konnte er sich jedoch nicht<br />

von dem Glauben trennen, dass <strong>der</strong><br />

„Lämmergeier“ kleine Kin<strong>der</strong> angreift<br />

und fortträgt. Diese kaum aus <strong>der</strong><br />

Welt zu schaffende Mär trug ihren Teil<br />

zum Vernichtungsfeldzug gegen diesen<br />

„heißhungrigen & raubgierigen“<br />

Räuber bei. Dieses dunkle Kapitel <strong>der</strong><br />

mitteleuropäischen Kulturgeschichte<br />

führte zum Aussterben des Bartgeiers<br />

in den <strong>Alpen</strong>. Nicht nur seine Größe,<br />

son<strong>der</strong>n auch seine sagenhaften<br />

Attribute lenkten schon seit Conrad<br />

Gessner beson<strong>der</strong>es Augenmerk auf<br />

diesen Vogel. Zusätzliches Wissen,


vor allem zur Biologie, lieferten <strong>der</strong><br />

zeitweise in Bern als Präparator tätige<br />

Caspar Rordorf (1773–1843) und<br />

Dr. Albert Girtanner (1839–1907), <strong>der</strong><br />

in St. Gallen lebte.<br />

Letzterer, von seiner Profession her<br />

als praktischer Arzt in seiner Heimatstadt<br />

tätig, widmete sich beson<strong>der</strong>s<br />

ausgiebig den <strong>Alpen</strong>vögeln und<br />

scheute we<strong>der</strong> Kosten noch Mühen,<br />

um sein Wissen über Vogelarten wie<br />

den Mauerläufer, das <strong>Alpen</strong>schneehuhn<br />

o<strong>der</strong> den Steinadler zu vergrößern.<br />

Seine beson<strong>der</strong>e Aufmerksamkeit<br />

galt aber dem Bartgeier, die<br />

ihn dazu veranlasste, mit Kronprinz<br />

Rudolf in schriftliche Verbindung zu<br />

treten. Zusätzlich veröffentlichte er<br />

eine 156 Seiten umfassende monografi<br />

sche Abhandlung über den Bartgeier,<br />

die das damalige Wissen auf<br />

den aktuellsten Stand brachte. Einen<br />

unermüdlichen Mitstreiter fand er in<br />

Heinrich Zollikofer (1859–1930), <strong>der</strong><br />

als Präparator in St. Gallen ein eigenes<br />

Geschäft führte. Beachtlich waren<br />

seine Erfahrungen mit <strong>der</strong> Züchtung<br />

von in Volieren gehaltenen <strong>Alpen</strong>vögeln,<br />

wie <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>krähe, <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>dohle,<br />

des Schneesperlings, <strong>der</strong> Felsenschwalbe,<br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>braunelle und<br />

des Mauerläufers, den er erfolgreich<br />

in <strong>der</strong> Voliere zum Brüten brachte.<br />

Lei<strong>der</strong> hatte er seine Tagebuchaufzeichnungen<br />

niemals veröffentlicht;<br />

diese erschienen erst 1956 posthum.<br />

In <strong>Österreich</strong> konzentrierte sich die<br />

Erschließung <strong>der</strong> alpinen <strong>Vogelwelt</strong><br />

vor allem auf die südlichen Bundeslän<strong>der</strong>,<br />

Steiermark und Kärnten, in<br />

denen sich <strong>der</strong> in Mariahof an <strong>der</strong><br />

steirisch-kärntnerischen Grenze beheimatete<br />

Pfarrer Blasius Hanf und<br />

<strong>der</strong> in Kötschach Mauthen tätige<br />

Schullehrer Franz Carl Keller intensiver<br />

mit <strong>der</strong> alpinen Tierwelt beschäftigten.<br />

Daneben widmete sich noch<br />

<strong>der</strong> Tiroler Dalla Torre diesem Thema.<br />

Pater Blasius Hanf (1808–1892)<br />

konnte als erster Ornithologe die dreifache<br />

Mauser des <strong>Alpen</strong>schneehuhns<br />

nachweisen. Weitere Anerkennung<br />

fand er durch den mitteleuropäischen<br />

Nachweis des Brutvorkommens des<br />

Mornells auf dem Zirbitzkogel. Aufgrund<br />

seiner bescheidenen Art wollte<br />

er sich und seine Forschungen jedoch<br />

niemals in den Vor<strong>der</strong>grund stellen,<br />

und die meisten seiner wichtigen Arbeiten<br />

wurden in <strong>der</strong> regionalen Zeitschrift<br />

des Naturwissenschaftlichen<br />

Vereins für die Steiermark publiziert.<br />

Damit waren seine Ergebnisse nicht<br />

weit verbreitet, was seinem Kontakt<br />

zu den internationalen Ornithologen<br />

aber keinen Abbruch tat.<br />

» <strong>Österreich</strong> und Deutschland<br />

Franz Carl Keller (1847–1907) konnte<br />

ebenfalls den Mornell, dieses Kleinod<br />

<strong>der</strong> österreichischen Avifauna, als<br />

Brutvogel für Kärnten bestätigen und<br />

lieferte 1884 in seinem ersten Buch<br />

„Die <strong>Vogelwelt</strong> <strong>der</strong> kärntnerischen<br />

<strong>Alpen</strong>“ eine informative Beschreibung<br />

<strong>der</strong> heimischen <strong>Alpen</strong>vögel.<br />

In Anlehnung an das populäre Werk<br />

von Friedrich von Tschudi schrieb<br />

er dieses Buch für das lokale Publikum,<br />

lieferte aber durchwegs auch<br />

Klassiker galt. Bedingt durch einen<br />

weitaus geringeren Anteil an den <strong>Alpen</strong><br />

beschränken sich in Deutschland<br />

die Ornithologen, die den <strong>Alpen</strong>raum<br />

erforschten, weitestgehend auf<br />

den süddeutschen Raum, wobei ein<br />

Mann unangefochten an <strong>der</strong> Spitze<br />

steht: Franz Murr. Gesegnet mit einer<br />

künstlerischen Gabe, hat er sich<br />

vor allem den Vögeln <strong>der</strong> Region<br />

um Berchtesgaden verschrieben und<br />

lieferte uns über viele Jahrzehnte<br />

hinweg aus <strong>der</strong> ersten Hälfte des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts lebhafte Schil<strong>der</strong>ungen<br />

aus den bayrischen <strong>Alpen</strong>.<br />

» Paradigmenwechsel<br />

Der Übergang zu einem neuen Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

führte auch zu neuen Metho-<br />

Vor allem in den Zirbenwäl<strong>der</strong>n erreicht <strong>der</strong> Tannenhäher hohe Dichten.<br />

Foto: B. Huber. Millstätter Alpe, 2009.<br />

Details zur Biologie <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>vögel,<br />

die dann 1890 noch umfangreicher<br />

in seinem Opus magnum „Ornis Carinthiae“<br />

abgehandelt wurden. Er<br />

zählte mit zu jenen Ornithologen, die<br />

als letzte ausgiebige Beobachtungen<br />

am Horst des Bartgeiers in den österreichischen<br />

Südalpen durchführen<br />

konnten. Daneben veröffentlichte<br />

er eine Monografi e über die Gämse,<br />

die über viele Jahrzehnte hinweg als<br />

den in <strong>der</strong> Ornithologie. Dabei spielte<br />

<strong>der</strong> Beginn <strong>der</strong> groß angelegten wissenschaftlichen<br />

Vogelberingung, die<br />

durch die Versuche des dänischen<br />

Ornithologen Hans Christian Mortensen<br />

auf eine breite Basis gestellt<br />

wurden, eine entscheidende Rolle.<br />

Rasch fand diese neue Methodik<br />

überall in Europa ihre Anhänger und<br />

bot auch für die <strong>Alpen</strong>ornithologie<br />

ein reiches Betätigungsfeld. Wurde<br />

Der Falke 56, 2009 351


Geschichte<br />

die Beringung anfänglich zur teilweise<br />

unversöhnlich geführten Debatte,<br />

ob ein ausgeprägter Vogelzug<br />

über die <strong>Alpen</strong> führte, nicht herangezogen,<br />

wurde sie vor allem später<br />

an Schweizer <strong>Alpen</strong>pässen, wie Cou<br />

und Bretolet, bei Planberingungen<br />

verwendet. Unterstützt wurden diese<br />

Untersuchungen später durch den<br />

Einsatz <strong>der</strong> Radarornithologie.<br />

Noch immer waren im vorigen<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t die Aktivitäten im Bereich<br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>vögelforschung auf<br />

einige wenige Begeisterte beschränkt.<br />

Nachdem im ausgehenden 18. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

die Morphologie und die<br />

systematische Einordnung im Vor<strong>der</strong>grund<br />

<strong>der</strong> Forschungstätigkeiten<br />

standen, rückte im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

die Biologie mit allen ihren Teilaspekten<br />

in den Mittelpunkt. Im 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t wurde diese Strömung<br />

von Dr. Ulrich Corti (1904–1969)<br />

getragen, <strong>der</strong> sich vorwiegend <strong>der</strong><br />

Erforschung <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>vögel verschrieben<br />

hatte. Anfänglichen Publi<br />

kationen in Fachzeitschriften wie<br />

dem „Ornithologischen Beobachter“<br />

folgten bald Buchpublikationen, allen<br />

voran die in acht Teilbänden erschienene<br />

Reihe „<strong>Vogelwelt</strong> <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>“<br />

mit Einzelbänden wie „Die <strong>Vogelwelt</strong><br />

<strong>der</strong> schweizerischen Nordalpenzone“,<br />

352 Der Falke 56, 2009<br />

Bereits <strong>der</strong> römische Schriftsteller<br />

Plinius kannte die <strong>Alpen</strong>dohle.<br />

Foto: H. Pirker. Dobratsch, 2002.<br />

„Die Brutvögel <strong>der</strong> deutschen und<br />

österreichischen <strong>Alpen</strong>zone“ und<br />

„Die Brutvögel <strong>der</strong> französischen und<br />

italienischen <strong>Alpen</strong>zone“. Akribisches<br />

Arbeiten mit einem immens breiten<br />

Literaturstudium ermöglichten erst<br />

die Herausgabe eines so umfassend<br />

angelegten Werks, das jedoch gleichzeitig<br />

die Wissenslücken auf dem<br />

Gebiet <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>ornithologie offen<br />

legte und auch Motor für die Gründung<br />

einer Arbeitsgemeinschaft für<br />

<strong>Alpen</strong>ornithologie im Sommer 1965<br />

in Innsbruck war. Als Publikationsorgan<br />

erscheint seit 1966 die Zeitschrift<br />

„Monticola“, die sich speziell<br />

mit faunistischen Publikationen<br />

hervortat, letztendlich aber die weit<br />

gesteckten Ziele Cortis inhaltlich<br />

nicht ganz erfüllen konnte. Beson<strong>der</strong>s<br />

hervorzuheben ist aber die über<br />

40-jährige Schriftleitung in den Händen<br />

von Franz Nie<strong>der</strong>wolfsgruber.<br />

1962 wurde in Innsbruck <strong>der</strong> erste<br />

Zoo eröffnet, <strong>der</strong> sich ausschließlich<br />

mit den Tieren <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong> beschäftigt.<br />

Keine Erwähnung können lei<strong>der</strong> jene<br />

unzähligen Avifaunisten finden, die<br />

vor allem unser Wissen über die Verbreitung<br />

<strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>vögel umfassend<br />

bereicherten, denn dies würde den<br />

Rahmen dieses Beitrages bei Weitem<br />

sprengen.<br />

» Institutionalisierung<br />

Im ausgehenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>t än<strong>der</strong>te<br />

sich die Forschung, die in ihren<br />

Anfängen vornehmlich von Laien<br />

getragen wurde, grundlegend. In den<br />

letzten Jahrzehnten erfolgten die<br />

Forschungstätigkeiten nahezu ausschließlich<br />

im universitären Bereich.<br />

Darunter fallen klassische Arbeiten<br />

zur Anpassung von Schneesperlingen<br />

an ihren extremen Lebensraum<br />

o<strong>der</strong> die komplexe soziale Struktur<br />

unter <strong>Alpen</strong>braunellen wie auch die<br />

inzwischen klassischen Studien am<br />

Steinadler o<strong>der</strong> die Monografien über<br />

Bergpieper und Steinhuhn. Als letzter<br />

von Menschenhand kaum berührter<br />

Lebensraum im Zentrum von Mitteleuropa<br />

stellen die Gebirge <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong><br />

nach wie vor ein ideales Betätigungsfeld<br />

für Forschungen in einem weitestgehend<br />

ungestörten Ökosystem dar.<br />

Josef Feldner<br />

Neben einem lebenslangen<br />

Interesse an <strong>der</strong><br />

europäischen <strong>Vogelwelt</strong><br />

sammelt Dr. Josef Feldner<br />

seit 25 Jahren leidenschaftlich<br />

alte Vogelbücher.<br />

Mitbegrün<strong>der</strong> und<br />

seit 2006 Obmann von <strong>BirdLife</strong> <strong>Österreich</strong>,<br />

Landesgruppe Kärnten.<br />

Literatur zum Thema:<br />

Baldenstein, v., T. C. (1981):<br />

Vogelbauer. Chur.<br />

Böhm, C. (2000): Der Wasserpieper.<br />

Aula-Verlag, Wiesbaden.<br />

Glutz von Blotzheim, U. N.<br />

(1996): 25 Jahre <strong>Alpen</strong>ornithologie<br />

– Ein Überblick. Orn.<br />

Beobachter 93: 95–102.<br />

Hafner, F. (1994): Das Steinhuhn<br />

in Kärnten. NWV Kärnten.<br />

Haller, H. (1996): Der Steinadler<br />

in Graubünden. Beiheft 9<br />

Orn. Beobachter, 168 S.<br />

Heer, L. (1996): Cooperative<br />

breeding by Alpine Accentor<br />

Prunella collaris: Polygynandry,<br />

territoriality and multiple<br />

paternity. J. Orn. 137: 35–51.<br />

Heininger, H. (1989): Anpassungsstrategien<br />

des Schneefinken<br />

Montifringilla nivalis<br />

an die extremen Umweltbedingungen<br />

des Hochgebirges.<br />

Orn. Beobachter 88: 193–207.


Termine<br />

25. Jahrestagung <strong>der</strong> Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />

zum Schutz <strong>der</strong> Eulen e. V.<br />

Vom 30. Oktober bis 1. November 2009 fi ndet die diesjährige<br />

Jahrestagung <strong>der</strong> AG Eulen in Sebnitz, in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zum Nationalpark „Sächsische<br />

Schweiz“, statt. Das Vortragsprogramm startet bereits<br />

am Freitagnachmittag mit allgemeinen Themen<br />

und wird sich am Samstag vorrangig<br />

waldbewohnenden Eulenarten zuwenden. Die<br />

AG Eulen<br />

erste Mitglie<strong>der</strong> versammlung unseres mit erweitertem<br />

Namen neu gegründeten Vereins<br />

fi ndet am Freitagabend statt. Der Samstagabend ist Filmvorführungen<br />

vorbehalten und wird mit dem traditionellen<br />

Eulen(schützer)-Stammtisch ausklingen. Für den<br />

Sonntagvormittag sind mehrere Exkursionen in die Felslandschaft<br />

<strong>der</strong> Hinteren Sächsischen Schweiz geplant. Das<br />

Tagungsprogramm sowie weitere Hinweise können unter<br />

www.ageulen.de eingesehen werden.<br />

Anmeldungen bitte bis 15.10.2009 an: Ulrich Augst, Albert-Kunze-Weg<br />

8, 01855 Sebnitz, Tel.: 035971-58253 o<strong>der</strong><br />

per E-Mail: ulrich.augst@smul.sachsen.de<br />

Vogelfestivals im September in Nordrhein-<br />

Westfalen und Nie<strong>der</strong>sachsen<br />

Die Vogelfestivals sind Treffpunkt für alle Vogel- und Naturfreunde.<br />

Die Programme bieten sowohl an <strong>der</strong> Ruhr als<br />

auch am Steinhu<strong>der</strong> Meer ein vielfältiges Programm auf<br />

<strong>der</strong> Bühne, im Außenbereich und in den Seminarräumen.<br />

Beide Vogelfestivals werden in Kooperation mit dem jeweiligen<br />

Landesverband des Naturschutzbundes Deutschlands<br />

(NABU) organisiert.<br />

Das Vogelfestival Ruhr 2009 fi ndet statt vom 4. bis 6.<br />

September 2009 am Südufer des Kemna<strong>der</strong> Sees (Oveney)<br />

TV Programmvorschau<br />

Regelmäßige Sendungen:<br />

Mo – Fr<br />

» ZDF. 15.15 Uhr: SOS für alle Felle<br />

Geschichten aus dem Tierheim Berlin<br />

» ARD. 16.10 Uhr: Elefant, Tiger & Co.<br />

Geschichten aus dem Leipziger Zoo<br />

» hr Fernsehen. 17.10 Uhr: Eisbär, Affe & Co.<br />

Zoogeschichten aus Stuttgart<br />

Mittwochs<br />

» NDR. 17.00 Uhr: DAS! Norddeutschland und die Welt<br />

» MDR. 19.50 Uhr: Tierisch, tierisch. Das Tiermagazin<br />

Weitere Sendungen:<br />

Samstag, 5. September 2009<br />

» Bayerisches Fernsehen. 14.35 Uhr: Zeit für Tiere<br />

Sonntag, 6. September 2009<br />

» 3sat. 17.00 Uhr: Im Königreich des Kasuars: Ein Riesenvogel<br />

kämpft um seinen Wald<br />

Mittwoch, 9. September 2009<br />

» hr Fernsehen. 9.45 Uhr: Tiere und Pflanzen: Das Huhn<br />

von Frau Hahn – Vom Käfig in die Freiheit<br />

5. September 2009 – 5. Oktober 2009<br />

im Ruhrtal bei Bochum. Das Vogelfestival<br />

Steinhude 2009 wird vom 18. bis<br />

20. September an <strong>der</strong> Seepromenade<br />

in Steinhude die Naturfreunde aus Nie<strong>der</strong>sachsens anlocken.<br />

Infos im Internet: www.vogelfestival.de<br />

Jubiläum<br />

Einhard Bezzel ist 75!<br />

„Am 26. August 2009 wurde<br />

Dr. Einhard Bezzel 75 Jahre<br />

alt!“ Es ist eine dieser Meldungen,<br />

auf die die meisten<br />

Menschen, die Einhard Bezzel<br />

kennen, mit einem verwun<strong>der</strong>ten<br />

„Wie bitte?“ reagieren.<br />

75 Jahre – und energiegeladen,<br />

diskussionsbereit, fachkundig<br />

und publikationsfreudig wie<br />

eh und je. Ein Urgestein <strong>der</strong><br />

bayerischen und deutschen Ornithologie, das durch seine<br />

Arbeit tiefe Spuren im Wissen über unsere <strong>Vogelwelt</strong><br />

hinterlassen hat. Ich würde wetten, dass je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> sich in<br />

Bayern und Deutschland für Vögel und ihren Lebensraum<br />

interessiert, nicht nur ein Buch im Regal stehen hat, auf<br />

dessen Buchrücken <strong>der</strong> Name „Bezzel“ steht.<br />

Einhard Bezzel war von 1995 bis 2007 Chefredakteur<br />

<strong>der</strong> Zeitschrift DER FALKE. Auch heute noch ist er für uns<br />

wichtiger Diskussionspartner – stets messerscharf, unerbittlich<br />

und herausragend fachkundig in seiner Bewertung<br />

von Inhalten und Formulierungen. Im Namen <strong>der</strong> Redaktion<br />

und des Verlags <strong>der</strong> Zeitschrift DER FALKE wünsche<br />

ich Einhard Bezzel alles Gute zu seinem halbrunden Geburtstag<br />

und freue mich auf viele weitere Jahre guter Zusammenarbeit.<br />

(sch)<br />

Donnerstag, 10. September 2009<br />

» hr Fernsehen. 14.15 Uhr: Brutplatz für Millionen: Seevögel<br />

<strong>der</strong> Seychellen<br />

Freitag, 11. September 2009<br />

» 3sat. 6.40 Uhr: Felix und die wilden Tiere: Der Vogel<br />

mit dem schwarzen Bart<br />

Samstag, 12. September 2009<br />

» 3sat. 5.00 Uhr: Operation Rote Erde: Kampf um den<br />

Regenwald am Amazonas<br />

» Bayerisches Fernsehen. 19.00 Uhr: natur exclusiv:<br />

Maleo – Der Vogel, <strong>der</strong> aus <strong>der</strong> Erde kommt<br />

Mittwoch, 16. September 2009<br />

» SWR. 7.45 Uhr: Tiere und Pflanzen: Ganz schön behämmert<br />

– Spechten auf <strong>der</strong> Spur<br />

» 3sat. 13.15 Uhr: Traisen - Lebendiger Fluss durch die<br />

Zeit<br />

Sonntag, 27. September 2009<br />

» 3sat. 17.30 Uhr: Arche Noah: Thema: Orientierung bei<br />

Tieren<br />

Foto: H.-J. Fünfstück. Herbst 2008.<br />

Der Falke 56, 2009 353<br />

Leute & Ereignisse


Reise<br />

354 Der Falke 56, 2009<br />

Naturerlebnis Kärnten<br />

Kärnten liegt am Südrand Mitteleuropas im Grenzbereich <strong>der</strong> Zentralalpen und <strong>der</strong> südlichen<br />

Kalkalpen. Aufgrund seiner geografi schen und topografi schen Lage hält das südlichste<br />

Bundesland <strong>Österreich</strong>s für seine naturkundlich interessierten Besucher eine große<br />

Vielfalt an Attraktionen und Naturerlebnissen bereit. Die wichtigsten hiervon hat Werner<br />

Sturm für uns kurz beschrieben.<br />

Bedingt durch die Ausgestaltung<br />

des Höhenreliefs von <strong>der</strong><br />

Gletscherregion des höchsten<br />

Berges <strong>Österreich</strong>s, des Großglockners<br />

(3798 m) im Nordwesten, bis zu seinem<br />

tiefsten Punkt bei etwa 340 m im Osten<br />

bei Lavamünd, seinem Reichtum<br />

an stehenden (mehr als 1000) und fl ießenden<br />

Gewässern, den unterschiedlichen<br />

klimatischen Verhältnissen und<br />

<strong>der</strong> Verschiedenheit <strong>der</strong> Böden mit ihrem<br />

typischen Pfl anzenbewuchs stellt<br />

Kärnten ein Land <strong>der</strong> spannenden Gegensätze<br />

dar.<br />

Für den Naturinteressierten, <strong>der</strong><br />

die Ursprünglichkeit und Schönheit<br />

<strong>der</strong> Lebensräume von seltenen o<strong>der</strong><br />

gefährdeten Tier- und Pfl anzenarten<br />

erleben möchte, bietet sich in erster<br />

Linie <strong>der</strong> Besuch eines <strong>der</strong> zahlreichen,<br />

über das ganze Land verstreuten<br />

Schutzgebiete an. Fast zwölf<br />

Prozent <strong>der</strong> Fläche Kärntens sind<br />

durch verschiedene internationale,<br />

nationale und regionale Schutzgebietskategorien,<br />

vom Nationalpark<br />

bis zum örtlichen Naturdenkmal, geschützt.<br />

» Nationalparks<br />

Beson<strong>der</strong>s umfassende und eindrucksvolle<br />

Naturerlebnisse können<br />

den Besuchern die beiden Kärntner<br />

Nationalparks Hohe Tauern und<br />

Nock berge liefern.<br />

Der Nationalpark Hohe Tauern ist<br />

auf die drei Bundeslän<strong>der</strong> Kärnten,<br />

Salzburg und Tirol verteilt und umfasst<br />

eine Fläche von 180 000 ha. Auf<br />

den Kärntner Anteil entfallen Bereiche<br />

<strong>der</strong> Glocknergruppe mit dem<br />

Pasterzengletscher sowie <strong>der</strong> Schober-<br />

und Ankogelgruppe.<br />

Den Besucher erwartet außer dem<br />

Erlebnis einer spektakulären Hochgebirgswelt<br />

an den etwa 1200 km<br />

langen Wan<strong>der</strong>wegen, die von den<br />

Tälern bis zu den Gipfelregionen<br />

führen, eine reichhaltige Tier- und<br />

Pfl anzenwelt. Neben den charakteristischen<br />

Säugetieren wie Steinbock<br />

und Murmeltier können in vogelkundlicher<br />

Hinsicht im Nationalpark<br />

sämtliche alpinen Raufußhühnerarten<br />

angetroffen werden. Großvögel<br />

wie Steinadler, Bartgeier, Uhu und<br />

Kolkrabe fi nden hier ihre geschützten<br />

Rückzugsgebiete. Beson<strong>der</strong>es Aufsehen<br />

erregte <strong>der</strong> Nachweis <strong>der</strong> ersten<br />

Brut einer Zitronenstelze für Kärnten<br />

im Juli 2007 am Margaritzenspeicher<br />

bei Heiligenblut in 2000 m Höhe.<br />

Einen an<strong>der</strong>en Eindruck bei seinen<br />

Besuchern hinterlässt <strong>der</strong> Nationalpark<br />

Nockberge. Seine Mittelgebirgs-<br />

Der Großglockner mit dem Gletscher<br />

Pas terze bildet den höchstgelegenen<br />

Bereich des Vogelschutzgebietes<br />

„Nationalpark Hohe Tauern”.<br />

Foto: Amt <strong>der</strong> Kärntner Landesregierung.


landschaft wird von den meist sanft<br />

geformten Kuppen (Nocken) mit<br />

hochgelegenen ebenen Flächen geprägt<br />

und umfasst den westlichen Teil<br />

<strong>der</strong> Gurktaler <strong>Alpen</strong> mit dem Eisenhut<br />

(2441 m) als höchster Erhebung. Mit<br />

etwas Glück und Ausdauer können<br />

Raritäten wie z. B. <strong>der</strong> zur Brutzeit hier<br />

heimische Mornellregenpfeifer o<strong>der</strong><br />

das ebenfalls hier brütende Steinhuhn<br />

beobachtet werden. Bemerkenswert in<br />

vegetationskundlicher Hinsicht sind<br />

die bestandsbildenden Zirben- und<br />

Lärchenwäl<strong>der</strong> in dieser Region. Der<br />

Nationalpark ist durch die bekannte<br />

Nockalmstraße verkehrsmäßig gut<br />

erschlossen, sodass auch Wan<strong>der</strong>muffeln<br />

schöne Natureindrücke von den<br />

Aussichtspunkten an <strong>der</strong> Straße geboten<br />

werden.<br />

» Naturparks<br />

Neben den beiden Nationalparks wurden<br />

zwei weitere Regionen in Kärnten<br />

beson<strong>der</strong>s für die Erholung und Wissensvermittlung<br />

über die Natur für<br />

geeignet befunden und mit dem Prädikat<br />

„Naturpark“ ausgezeichnet.<br />

Der Naturpark Dobratsch als erster<br />

Naturpark Kärntens vereint mehrere<br />

Natura-2000-Gebiete, Naturschutz-<br />

und Landschaftsschutzgebiete und<br />

umfasst Teile <strong>der</strong> Naturparkgemeinden<br />

Arnoldstein, Bad Bleiberg, Nötsch und<br />

Villach. Der Dobratsch als Mittelpunkt<br />

des Naturparks wird auch als Villacher<br />

Alpe bezeichnet und ist mit einer Höhe<br />

von 2166 Meter die höchste Erhebung<br />

<strong>der</strong> östlichen Gailtaler <strong>Alpen</strong>. Charakteristisch<br />

für das Landschaftsbild<br />

seiner Umgebung sind seine steilen<br />

Felsabbrüche und Schütthänge, wobei<br />

es bekannterweise durch ein starkes<br />

Erdbeben im Jahre 1348 zu massiven<br />

Bergstürzen und Abrutschungen eines<br />

Großteiles seiner Südhänge kam.<br />

Gerade die südexponierten Schutthalden<br />

und Bergwände beherbergen<br />

eine Reihe von botanischen und faunistischen<br />

Kostbarkeiten. Neben den<br />

hier vorkommenden verschiedenen<br />

Orchideen arten hat die Illyrische<br />

Gladiole bei Oberschütt den einzigen<br />

bekannten Standort in Öster reich.<br />

Erwähnenswert ist auch die größte<br />

Sandvipernpopulation <strong>Österreich</strong>s in<br />

diesem Gebiet.<br />

Die Bedeutung des Dobratsch auch<br />

für die <strong>Vogelwelt</strong> Kärntens ist durch<br />

seine Einstufung als Import Bird Area<br />

(IBA) von <strong>BirdLife</strong> International dokumentiert.<br />

Rund 125 Vogelarten kommen<br />

in diesem Gebiet vor. Beson<strong>der</strong>s<br />

<strong>der</strong> Brutbestand des Ziegenmelkers<br />

mit gesamteuropäischer Bedeutung<br />

sowie das Vorkommen <strong>der</strong> für Kärnten<br />

ausgesprochen seltenen Arten <strong>Alpen</strong>segler,<br />

Steinrötel, Zitronengirlitz und<br />

Zwergschnäpper als Brutvögel sind<br />

hervorzuheben. Als beson<strong>der</strong>e Rarität<br />

wurde im Jahre 2007 zuletzt <strong>der</strong><br />

Grünlaubsänger als Durchzugsgast<br />

erstmals für Kärnten nachgewiesen.<br />

Erst seit Kurzem durch die von Bird-<br />

Life Kärnten organi sier ten Greifvogelcamps<br />

bekannt ist die volle Bedeutung<br />

<strong>der</strong> Umgebung des Dobratsch als inne-<br />

Der Nationalpark Nockberge mit<br />

seinen sanften Bergkuppen zählt<br />

zu den wichtigsten Lebensräumen<br />

<strong>der</strong> Kärntner <strong>Vogelwelt</strong>.<br />

Foto: Amt <strong>der</strong> Kärntner Landesregierung.<br />

ralpiner Knoten punkt für den Greifvogelzug.<br />

Dabei nutzen hauptsächlich in<br />

den Monaten August und September<br />

mehrere Tausend Wespenbussarde die<br />

thermischen Aufwinde <strong>der</strong> Südhänge<br />

des Dobratsch als natürlichen Antrieb<br />

für ihren Zug nach Afrika nützen<br />

(s. Seite 336). Der Dobratsch bietet seinen<br />

Besuchern aufgrund seiner Lage<br />

im Kärntner Zentralraum ein unvergessliches<br />

Panorama. Er ist über die<br />

Villacher <strong>Alpen</strong>straße verkehrsmäßig<br />

sehr gut erreichbar. An <strong>der</strong> <strong>Alpen</strong>straße<br />

wurde eine Aussichtsplattform mit<br />

Sicht auf die Karawanken und Karnischen<br />

<strong>Alpen</strong> errichtet.<br />

Im Jahre 2006 wurden die mehr als<br />

76 km 2 des Landschaftsschutzgebietes<br />

Weißensee von <strong>der</strong> Kärntner Landesregierung<br />

zum Naturpark erklärt.<br />

Damit ist <strong>der</strong> Naturpark Weißensee<br />

mit dem viertgrößten Kärntner See<br />

als Mittelpunkt <strong>der</strong> zweite Naturpark<br />

Kärntens. Er liegt in einem tiefen<br />

Taleinschnitt in den Gailtaler <strong>Alpen</strong><br />

in einer Höhe von 930 bis 2200 Meter<br />

und wird landschaftlich von den<br />

Elementen Wald, Wiesen und Wasser<br />

bestimmt. Trotz seiner Höhenlage erreicht<br />

<strong>der</strong> Weißensee mit seinen weitgehend<br />

unverbauten Uferregionen<br />

auf Grund <strong>der</strong> günstigen, mediterran<br />

beeinfl ussten klimatischen Verhältnisse<br />

Badetemperaturen, wobei sein<br />

türkisblaues Wasser Trinkwasserqualität<br />

hat. Im Jahre 1995 wurde die<br />

Gemeinde Weißensee mit dem Europäischen<br />

Preis für Umwelt und Tourismus<br />

ausgezeichnet. Im Winter bie-<br />

Der Falke 56, 2009 355


Reise<br />

tet <strong>der</strong> Weißensee mit seiner fast vier<br />

Monate bestehenden, tragfähigen<br />

Eisdecke hervorragende Bedingungen<br />

für den Eissport. Sumpf- und Wasservögel<br />

nutzen den See am Durchzug.<br />

Als Brutvögel treten im Gebiet Wan<strong>der</strong>falke<br />

und Steinadler auf.<br />

Es ist an dieser Stelle natürlich<br />

unmöglich, die an<strong>der</strong>en weit über<br />

Hun<strong>der</strong>t zählenden Natur- und Landschaftsschutzgebiete<br />

Kärntens vorzustellen.<br />

Die folgende Auswahl dieser<br />

Kleinode <strong>der</strong> Kärntner Natur muss<br />

daher auf einen geringen Ausschnitt<br />

beschränkt bleiben.<br />

» Einen Besuch wert<br />

Beson<strong>der</strong>s in den Monaten Juni<br />

und Juli ist das Natur- und Europaschutzgebiet<br />

Mussen westlich von<br />

Kötschach-Mauthen am Eingang zum<br />

Lesachtal in etwa 1500 bis 2050 m<br />

Höhe sehenswert. Dieses Schutzgebiet<br />

ist gekennzeichnet durch seine Bergwiesen<br />

(Bergmäh<strong>der</strong>) mit außergewöhnlicher<br />

Blumenpracht und spektakulärer<br />

Artenfülle. Neben seltenen<br />

Enzian- und Lilienarten kann man auf<br />

<strong>der</strong> Mussen auch botanische Raritäten<br />

wie die <strong>Alpen</strong>-Betonie, Großkopf-<br />

Scharte und Kohlröserl vorfi nden.<br />

Abgesehen von <strong>der</strong> Pfl anzenfülle bietet<br />

die Mussen auch in faunistischer<br />

Hinsicht mit über 1100 Tierarten eine<br />

beson<strong>der</strong>e Artenvielfalt, beson<strong>der</strong>s<br />

Das Hörfeldmoor an <strong>der</strong> kärntnerisch-steirischen<br />

Grenze beherbergt<br />

viele Karmingimpel und Braunkehlchen;<br />

356 es ist Der ein Falke Trittstein 56, 2009 für<br />

den Vogelzug. Foto: Arge Naturschutz.<br />

durch die mehr als 400 verschiedenen<br />

Schmetterlingsarten.<br />

Das Hörfeld-Moor zwischen den<br />

Gurktaler und Seetaler <strong>Alpen</strong> im<br />

Grenzgebiet von Kärnten und <strong>der</strong><br />

Steiermark auf etwa 930 m Seehöhe<br />

vereint mehrere Schutzgebietskategorien<br />

in sich. Es ist ein nominiertes<br />

Europaschutzgebiet (Natura-2000),<br />

Naturschutz- und Ramsargebiet mit<br />

einer Fläche von ca. 133 ha. Vom Typ<br />

her ist es ein Durchströmungsmoor<br />

und zeichnet sich aufgrund seines<br />

Entstehungsverlaufes durch eine Vielzahl<br />

an seltenen (z. B. Schwingrasen)<br />

und daher wertvollen Lebensräume<br />

aus. Neben den botanischen Beson<strong>der</strong>heiten,<br />

wie Sonnentau, Torfmoospolster<br />

und Sumpf-Stendelwurz-<br />

Orchidee wurden im Torfkomplex<br />

etwa 125 Vogelarten wie z. B. Kiebitz,<br />

Braunkehlchen und Karmingimpel<br />

als Brutvögel nachgewiesen.<br />

Ein weiteres Naturjuwel Kärntens<br />

stellt das Sablatnigmoor in <strong>der</strong> Nähe<br />

von Eberndorf in Unterkärnten dar.<br />

Es ist ebenfalls nach den rechtlichen<br />

Bestimmungen als Europaschutzgebiet<br />

(Natura-2000), Naturschutz- und<br />

Ramsargebiet geschützt. Im Prinzip<br />

handelt es sich hierbei um einen<br />

verlandeten Fischteich in einer Senke<br />

zwischen bewaldeten Hügeln, <strong>der</strong><br />

mit dem Turner- und Klopeinersee in<br />

seiner Nähe einen größeren Feuchtgebietskomplex<br />

bildet. Die offene<br />

Was ser fl äche beschränkt sich heutzutage<br />

auf den nordöstlichen Teil des<br />

etwa 96 ha großen Moores. Bekannt<br />

ist das Sablatnigmoor für seinen Orchideenreichtum,<br />

darunter auch ausgesprochen<br />

seltene und gefährdete<br />

Arten wie <strong>der</strong> Sumpf-Stendelwurz<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong> gelblich blühende Glanzstendel.<br />

Das Moor ist aber auch eines<br />

<strong>der</strong> wichtigsten Vogelschutzgebiete<br />

Kärntens mit über 164 nachgewiesenen<br />

Arten, wobei als Durchzügler<br />

See- und Fischadler, verschiedene<br />

Seeschwalben- und Weihenarten und<br />

als Brutvögel Zwergrohrdommel,<br />

Eisvogel, Baumfalke und Schnatterente<br />

zu nennen sind. Im Rahmen des<br />

Interreg-Projektes „Bird Watching“<br />

ist das Sablatnigmoor mit an<strong>der</strong>en<br />

Beob achtungsorten in Slowenien und<br />

Italien in ein län<strong>der</strong>übergreifendes<br />

Angebot für Vogelbeobachter eingebunden.<br />

Betreut wird das Gebiet vom<br />

Naturschutzverein Sablatnigmoor,<br />

<strong>der</strong> im Schutzgebiet das Besucher-<br />

und Forschungszentrum „Tomar-<br />

Keusche“ betreibt.<br />

» Per Rad o<strong>der</strong> zu Fuß<br />

Naturinteressierte Besucher Kärntens,<br />

die das Naturerlebnis mit einer sportlichen<br />

Herausfor<strong>der</strong>ung verbinden<br />

möchten, können die beiden „Unternehmen“<br />

Drauradweg und Karnischer<br />

Höhenweg empfohlen werden.


Der Drauradweg führt vom Drauursprung<br />

am Toblacher Feld in Südtirol<br />

entlang des Flusses durch Osttirol<br />

und Kärnten bis nach Marburg<br />

in Slowenien. Der Radweg ist damit<br />

rund 366 km lang und zeichnet sich<br />

durch seine landschaftliche Schönheit<br />

aus. Für die ganze Strecke sollte<br />

man etwa vier bis sieben Tage einplanen,<br />

bei einer kürzeren Streckenwahl<br />

entsprechend weniger.<br />

Der Karnische Höhenweg ist ein<br />

Wan<strong>der</strong>weg an <strong>der</strong> südwestlichen<br />

Grenze Kärntens zu Italien in den<br />

Karnischen <strong>Alpen</strong>. Er weist eine Gesamtlänge<br />

von etwa 155 km auf und<br />

verdankt sein Entstehen dem 1. Weltkrieg,<br />

als <strong>der</strong> Gebirgskrieg ab 1915<br />

in den Karnischen <strong>Alpen</strong> begann.<br />

Die Wan<strong>der</strong>strecke, die zum großen<br />

Teil entlang des Karnischen Hauptkammes<br />

verläuft, setzt keine beson<strong>der</strong>en<br />

bergsteigerischen Fähigkeiten<br />

voraus. Die einzelnen Etappen können<br />

aber bis zu neun Stunden lang<br />

sein, und daher ist neben <strong>der</strong> erfor<strong>der</strong>lichen<br />

Grundkondition auch eine<br />

entsprechende Hüttenplanung – beson<strong>der</strong>s<br />

in <strong>der</strong> Hauptwan<strong>der</strong>zeit im<br />

Juli bis August – erfor<strong>der</strong>lich. Für die<br />

erlittene Mühsal wird man bei einigermaßen<br />

passablem Wetter durch<br />

die eindrucksvolle Schönheit dieser<br />

Gebirgswelt an <strong>der</strong> Südgrenze Kärntens<br />

mehr als entschädigt.<br />

» Geologische Zeitreisen<br />

Ein etwas weniger anstrengendes Naturerlebnis<br />

kann man vom Besuch<br />

einer <strong>der</strong> öffentlich zugänglichen<br />

Schluchten in Kärnten erwarten. Die<br />

Garnitzenklamm, ebenfalls in den<br />

Karnischen <strong>Alpen</strong> südlich von Hermagor<br />

gelegen, verdankt ihre Existenz<br />

dem Garnitzenbach, <strong>der</strong> sich im Lauf<br />

<strong>der</strong> Zeit in das Berggestein gegraben<br />

hat. Die Klamm ist ca. 4 km lang, vom<br />

Klammanfang bis zum Klammende ist<br />

ein Höhenunterschied von rund 500 m<br />

zu bewältigen. Über diese geologische<br />

Geschichte wird man durch zahlreiche<br />

Schautafeln (Geo-Trail) am Weg informiert.<br />

Neben den vier an<strong>der</strong>en Geo-<br />

Trails in den Karnischen <strong>Alpen</strong>, nämlich<br />

Wolayersee, Plöcken, Zollner und<br />

Naßfeld bildet die Garnitzenklamm<br />

den größten Geo-Trail Europas.<br />

An<strong>der</strong>e Schluchtenwan<strong>der</strong>ungen<br />

in Kärnten mit ähnlichen Natureindrücken<br />

kann man in <strong>der</strong> Tscheppa-<br />

schlucht im Rosental bei Ferlach<br />

mit dem Tschaukowasserfall als<br />

krönendem Abschluss sowie in <strong>der</strong><br />

Raggaschlucht über dem Verlauf des<br />

Raggabaches bei Flattach im Mölltal<br />

unternehmen.<br />

Dem Tageslicht entrückt und dennoch<br />

vom speziellen Zauber <strong>der</strong> Natur<br />

gefangen – diesen Gegensatz wird man<br />

mit dem Eintritt in eine <strong>der</strong> Schauhöhlen<br />

Kärntens erfahren können. Die<br />

bekanntesten Vertreter dieser Naturschätze<br />

sind die Obir-Tropfsteinhöhle<br />

sowie die Tropfsteinhöhle Griffen. Die<br />

Obirhöhle im Massiv des Hochobirs<br />

bei Bad Eisenkappel im Vellachtal<br />

wurde 1870 von Bergleuten auf <strong>der</strong><br />

Suche nach Erzen entdeckt. Die Entdeckung<br />

<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Schauhöhle im<br />

Kalkfelsen des Griffner Schlossberges<br />

erfolgte erst gegen Ende des 2. Weltkrieges.<br />

Knochenfunde von längst<br />

ausgestorbenen Tieren, wie Wollnashorn<br />

und Höhlenbär, und zwei Feuerstellen<br />

im Innern <strong>der</strong> Höhle belegen,<br />

dass sie bereits in grauen Vorzeiten<br />

von tierischen und menschlichen Bewohnern<br />

genutzt worden ist.<br />

» Panorama vom Auto aus<br />

Eine sehr bequeme Art, die Bergwelt<br />

Kärntens und <strong>der</strong>en prächtige Aussichtspunkte<br />

per Auto zu genießen,<br />

ermöglichen die zahlreichen Panoramastraßen,<br />

die die verschiedenen,<br />

sonst eher unzugänglichen Bergstöcke<br />

erschließen. Neben <strong>der</strong> bereits<br />

erwähnten Villacher <strong>Alpen</strong>straße<br />

und <strong>der</strong> Nockalmstraße bieten die<br />

Großglockner Hochalpenstraße, welche<br />

in das Herz des Nationalparks<br />

Hohe Tauern führt und die Malta-<br />

Hochalm-Straße mit <strong>der</strong> Kölnbrein-<br />

Sperre in ca. 2000 m Höhe als ihrem<br />

Endpunkt sicher die nachhaltigsten<br />

Hochgebirgseindrücke.<br />

Information zum Thema:<br />

Das etwa 1 km 2 große Schutzgebiet Sablatnigmoor<br />

besteht aus dem Sablatnigteich und<br />

einem Nie<strong>der</strong>moorkomplex.<br />

Foto: A. Sitte.<br />

Weitere Ausfl ugsstraßen in die<br />

Kärntner Bergwelt führen auf das<br />

Goldeck, den Hausberg <strong>der</strong> Bezirkshauptstadt<br />

Spittal an <strong>der</strong> Drau, und<br />

den Tschiernock bei Seeboden. Beide<br />

Panoramastraßen zählen wegen ihrer<br />

herrlichen Aussicht zu den schönsten<br />

Ausfl ugszielen Kärntens.<br />

Bekannt als Land <strong>der</strong> Seen wird in<br />

Kärnten natürlich auch die Schifffahrt<br />

mit mehr o<strong>der</strong> weniger großen<br />

öffentlichen Schiffsfl otten auf den<br />

größeren Seen wie dem Wörthersee,<br />

Millstätter See und Ossiacher See wie<br />

auch auf dem Hauptfl uss Kärntens,<br />

<strong>der</strong> Drau betrieben. Ohne einmal<br />

Passagier auf einem dieser Schiffe<br />

gewesen zu sein, wäre ein Besuch<br />

Kärntens nicht komplett; dies gehört<br />

einfach zum Pfl ichtprogramm.<br />

Die erwähnten Ausfl ugsziele<br />

(Schluch ten wan<strong>der</strong>ungen, Panoramastraßen,<br />

Schauhöhlen und Schifffahrt)<br />

sind an bestimmte Betriebszeiten<br />

gebunden. Mit <strong>der</strong> Kärnter Card<br />

können viele kostenlos o<strong>der</strong> zumindest<br />

begünstigt besucht werden.<br />

Werner Sturm<br />

www.kaerntencard.at<br />

www.hohetauern.at<br />

www.bios-hohetauern.at<br />

www.nationalparknockberge.at<br />

www.schuett.at<br />

www.naturparkdobratsch.at<br />

www.respect-to-wildlife.at<br />

www.drauradweg.com<br />

www.alpenverein.at/hermagor<br />

Werner Sturm ist beim Zollamt<br />

Klagenfurt Villach tätig<br />

und beschäftigt sich in <strong>der</strong><br />

Freizeit vor allem mit Naturschutz<br />

und Vogelkunde.<br />

Der Falke 56, 2009 357


Bild des Monats<br />

358 Der Falke 56, 2009<br />

Welcher Vogel ist das?<br />

Einsendungen bit te bis 13. September 2009 an:<br />

AULA-Ver lag, DER FALKE,<br />

Industriepark 3, 56291 Wie bels heim.<br />

E-Mail: falke@aula-verlag.de;<br />

Fax: 06766/903-320<br />

Unter den rich ti gen<br />

Ein sen dun gen ver lo sen<br />

wir dreimal das Buch<br />

Schmetterlinge, Libellen und<br />

an<strong>der</strong>e Wirbellose im Garten<br />

von Anita und Norbert Schäffer<br />

Aufl ösung vom August: <strong>Alpen</strong>-Drossel<br />

Dass in einem Themenheft auch ein dazu passen<strong>der</strong> Rätselvogel kommt, ist nicht erstaunlich.<br />

Die Flachlän<strong>der</strong> unter uns sind mit den <strong>Alpen</strong>arten ja nicht so gut vertraut, und da<br />

kann man in jedem Fall etwas dazulernen. Bei <strong>Alpen</strong>arten gibt es allerdings oftmals nordische<br />

Verwandte, ein Relikt <strong>der</strong> Eiszeit. Wenn die nordischen Populationen Zugvögel sind,<br />

dann sind sie auch den nördlicheren Beobachtern bekannt, vielleicht sogar besser als die<br />

<strong>Alpen</strong>formen. So könnte es im Falle unseres Rätselvogels sowohl bei den <strong>Alpen</strong>experten als<br />

auch bei den Zugvogelfreaks geklingelt haben.<br />

Das Bild im Septemberheft zeigt einen mittelgroßen,<br />

geduckt am Boden sitzenden Vogel mit weißem, fein<br />

schwarz gestricheltem Kinn und Kehle, hellgrauer<br />

Brust und cremeweißem, schwarz geschupptem Bauch<br />

und Flanken. Die ebenfalls helle Unterschenkelbefi e<strong>der</strong>ung<br />

geht in einen dunklen, im Verhältnis zum übrigen Körper<br />

relativ starken und langen Lauf über. Der kräftige, spitze<br />

Allesfresserschnabel bildet mit <strong>der</strong> fl achen Stirn, Scheitel<br />

und Nacken nahezu eine Linie. Der ungestreifte Kopf<br />

wird vom großen, schwarzen Auge mit einem schwachen<br />

hellen Augenring dominiert. Hinsichtlich <strong>der</strong> Farbe des<br />

sichtbaren Fe<strong>der</strong>kleides fi ndet <strong>der</strong> Betrachter praktisch<br />

zwei unterschiedliche Komplexe vor. Während die Unterseite<br />

des Vogels vom Kinn bis zu den Unterschwanzdecken<br />

einen weißen bis hellgrauen Eindruck erweckt, weist<br />

die Oberseite – von <strong>der</strong> Stirn einschließlich des Schnabels<br />

ausgehend bis zum Schwanz des Vogels – einen dunkelbraunen<br />

bis schwarzen Grundton auf. Auffallend an den<br />

Konturfe<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Flügelpartie sind die silbriggrauen Rän<strong>der</strong>,<br />

insbeson<strong>der</strong>e bei den Schirmfe<strong>der</strong>n und den großen<br />

Armdecken. Das dadurch entstandene helle Flügelfeld<br />

schwächt den dunklen Gesamteindruck <strong>der</strong> Oberseite etwas<br />

ab. Weitere topografi sche Merkmale, welche für die<br />

Artbestimmung des Vogels wesentlich sein können, sind<br />

sein ziemlich langer, gerade abgeschnittener Schwanz und<br />

<strong>der</strong> relativ große Überstand <strong>der</strong> Handschwingenspitze über<br />

die Schirmfe<strong>der</strong>n. Der abgebildete Hintergrund – vermutlich<br />

ein Wegrand mit schütterem Grasbewuchs – bietet für<br />

Ringdrossel. Foto: M. Woschitz.


die Bestimmung im Sinne eines Hinweises auf den Lebensraum<br />

<strong>der</strong> Art keinen wirklichen Anhaltspunkt.<br />

Fasst man den Gesamteindruck mit den wesentlichen<br />

Faktoren wie Größe, Körperproportionen und Befi e<strong>der</strong>ung<br />

zusammen, so wird man unwillkürlich an einen unserer<br />

bekanntesten Vögel, die Schwarzdrossel o<strong>der</strong> Amsel,<br />

erinnert. Die Zuordnung <strong>der</strong> Art in die zugehörige Familie,<br />

nämlich Drosseln, sollte deshalb nicht allzu schwer<br />

fallen. Handelt es sich aber tatsächlich um eine Amsel<br />

o<strong>der</strong> doch um eine <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en fünf in Mitteleuropa heimischen<br />

Echten Drosseln (Turnidae)?<br />

Die drei Arten Mistel-, Sing- und Rotdrossel verfügen<br />

über ein bräunliches Gefi e<strong>der</strong> mit heller weißlicher<br />

o<strong>der</strong> bräunlichweißer Unterseite, die kräftig schwarz o<strong>der</strong><br />

braunschwarz gefl eckt ist. Die Rotdrossel weist zudem<br />

neben <strong>der</strong> markanten Kopfzeichnung in Form des Überaugen-<br />

und Bartstreifens die charakteristische rostrote<br />

Flankenfärbung auf. Alle drei Arten entsprechen in Farbe<br />

und Musterung des Gefi e<strong>der</strong>s wie in einigen an<strong>der</strong>en<br />

physischen Merkmalen (Proportionen, Größe) nicht dem<br />

abgebildeten Vogel. Dies gilt auch für die Wachol<strong>der</strong>drossel,<br />

<strong>der</strong>en Kopf- und Rückenpartie bis auf den rotbraunen<br />

Mantel grau bis hellgrau befi e<strong>der</strong>t ist.<br />

Es bleibt somit nur mehr die Wahl zwischen Amsel o<strong>der</strong><br />

Ringdrossel, wobei die Unterscheidung aufgrund des<br />

namensgebenden Körpermerkmales bei adulten Ringdrosseln<br />

im Normalfall kaum Schwierigkeiten bereiten sollte.<br />

Es ist aber zu beachten, dass <strong>der</strong> Brustring beim Weibchen<br />

allgemein matter gefärbt ist o<strong>der</strong> im ersten Winter<br />

fast und im Jugendkleid völlig fehlen kann. Auch können<br />

Amseln an <strong>der</strong> Brust manchmal weiße Fe<strong>der</strong>n zeigen.<br />

Wenn wir unseren Rätselvogel mit seiner Gefi e<strong>der</strong>färbung<br />

und -musterung ansehen, muss jedenfalls<br />

<strong>der</strong> Schluss gezogen werden, dass es sich aufgrund <strong>der</strong><br />

Farbe des Gefi e<strong>der</strong>s we<strong>der</strong> um eine adulte Amsel noch um<br />

eine adulte Ringdrossel handeln kann. Die vom Brustring<br />

abgesehen auffälligsten Körpermerkmale für Ringdrosseln<br />

wie Stromlinienform, weißes Flügelfeld, langer Schwanz<br />

und große Handschwingenprojektion können aber im Bild<br />

wie<strong>der</strong>erkannt werden. Wenn man die Abbildung des Vogels<br />

aufmerksam ansieht, wird man auch den einheitlich<br />

grauen Fleck an <strong>der</strong> Brust des Vogels, den man bei fl üchtiger<br />

Betrachtung leicht übersehen kann, als Brustringansatz<br />

einer Ringdrossel deuten können.<br />

Für die Altersbestimmung des Vogels ist festzuhalten,<br />

dass er sowohl Gefi e<strong>der</strong>merkmale des Jugendkleides,<br />

wie cremeweiße Unterseite mit dunkler Musterung, als<br />

auch des ersten Winters, wie silbriggraue Rän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Armschwingen und -decken, aufweist. Deshalb ist von<br />

einem Vogel im Übergangskleid vom Jugendkleid in das<br />

erste Winterkleid auszugehen.<br />

Von <strong>der</strong> Ringdrossel gibt es in Europa zwei Unterarten:<br />

Die „Nördliche Ringdrossel“ (Turdus torquatus torquatus)<br />

brütet in Fennoskandien und tritt in Mitteleuropa<br />

vor allem von Mitte April bis Mitte Mai und Ende September<br />

bis Mitte Oktober als Durchzügler auf. Der abgebildete<br />

Gewinner des<br />

August-Rätsels:<br />

Jochen Brüggemann, Essen<br />

Peter Schonert, Luckau<br />

Martin Knoerl, Sigmarszell<br />

Wir gratulieren.<br />

Eingesandte Lösungen: 134<br />

davon Ringdrossel (70), Strandpieper (16), Misteldrossel<br />

(15), Wachol<strong>der</strong>drossel (11), Singdrossel (4),<br />

Sperbergrasmücke (4), Wiesenpieper (3), Bergpieper<br />

(2), Blaumerle (2) sowie Einsiedlerdrossel, Feldlerche,<br />

Feldschwirl, Grauschnäpper, Schwarzkehldrossel<br />

und Waldpieper.<br />

Jungvogel wurde in Kärnten aufgenommen und gehört<br />

<strong>der</strong> Unterart T. t. alpestris („<strong>Alpen</strong>ringdrossel“) an, welche<br />

in höheren Lagen im Alpinbereich an <strong>der</strong> Baumgrenze<br />

brütet. <strong>Österreich</strong> beherbergt etwa 10 % des Weltbestandes<br />

dieser Unterart und trägt daher eine beson<strong>der</strong>e Verantwortung<br />

für den Schutz. Beide Unterarten verlassen bis<br />

Ende September die Brutareale und überwintern vor allem<br />

im Mittelmeerraum (z. B. im Atlasgebirge). Sie sind feldornithologisch<br />

jedoch nur sehr schwer auseinan<strong>der</strong>zuhalten,<br />

die <strong>Alpen</strong>ringdrossel ist allerdings stärker geschuppt als<br />

ihre nordischen Artgenossen.<br />

Werner Sturm<br />

T. Griesohn-P� ieger/C. Moning/M. Horn<br />

Grundkurs Vogelbestimmung<br />

ca. Dezember 2009. ca. 350 S.,<br />

ca. 400 farb. Abb., geb.,<br />

ISBN 978-3-494-01416-6,<br />

Best.-Nr.: 494-01416<br />

Vorbestellerpreis € 14,95<br />

(nach Erscheinen € 19,95)<br />

Eine Einführung zur<br />

Beobachtung und<br />

Bestimmung unserer<br />

einheimischen Vögel<br />

Wie lerne ich es, einen Vogel von<br />

einem an<strong>der</strong>en zu unterscheiden?<br />

Auf welche Merkmale muss ich<br />

achten, und wie erkenne ich diese<br />

am schnellsten? Welche Hilfsmittel<br />

und „Brücken“ bieten sich an? Wer<br />

bisher orientierungslos in einem<br />

„Bil<strong>der</strong>buch“ blätterte, � ndet hier<br />

den richtigen Einstieg – und ein<br />

schnelles „Erfolgserlebnis“!<br />

€ 14,95<br />

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Veröffentlichungen<br />

360 Der Falke 56, 2009<br />

Vögel<br />

Von P. Hayman & R. Hume<br />

552 S., über 3900 Abb., Hardcover, 30 x 22 cm, inkl. CD-ROM.<br />

Kosmos, Stuttgart, 2009.<br />

ISBN 978-3-440-11795-8. EUR 49,90.<br />

Das mächtige Buch soll <strong>der</strong> Vogelbestimmung dienen. Es sitzt aber<br />

zwischen den Stühlen. Einerseits wenden sich die vielen Bil<strong>der</strong><br />

und Detailbil<strong>der</strong> von Peter Hayman, die wie<strong>der</strong>um die von ihm<br />

gewohnte Könnerschaft beweisen, an den Vogelbeobachter, <strong>der</strong><br />

schon „angebissen“ hat, und nähern sich dem Ziel eines mo<strong>der</strong>nen<br />

Bestimmungsbuches, möglichst viele Klei<strong>der</strong> einer Art abzubilden.<br />

An<strong>der</strong>erseits kann manches nur dem Anfänger etwas sagen, wie<br />

etwa sehr simple Phänologiediagramme, plakative kurze Hinweise<br />

in einem Kasten „Schon gewusst?“ und ein oft dürftiger Arttext<br />

mit Gemeinplätzen. Der Anfänger aber wie<strong>der</strong>um wird durch die<br />

Vielzahl <strong>der</strong> keineswegs immer in einer sinnvollen Reihe angeordneten<br />

Teilbil<strong>der</strong> überfor<strong>der</strong>t. Auch für versierte Beobachter<br />

und Bestimmungsbuchnutzer verzögert sich das Nachschlagen,<br />

da <strong>der</strong> Druckraumaufteilung mancher Tribut gezollt wurde: Bei<br />

den Großmöwen etwa sind nicht alle Altersstadien und dann noch<br />

bei den zu vergleichenden Arten teilweise in unterschiedlicher<br />

Anordnung und Sichtweise dargestellt, den Kurzfangsperber hat<br />

man zwischen Würgfalke und Gleitaar geschoben statt bei Sperber<br />

und Habicht zu lassen, für ein altes gibraltariensis-Männchen<br />

beim Hausrotschwanz blieb nur ein Foto statt eines Vergleichs-<br />

bildes. Überall hat man versucht, neue<br />

„Splits“ zu berücksichtigen; oft ist das<br />

auch gut gelungen. Aber wenn etwa<br />

Steppenmöwe, Zypernsteinschmätzer,<br />

Waldpieper, Kanarenpieper, Türkenammer<br />

o<strong>der</strong> maura-Schwarzkehlchen<br />

nicht behandelt und z. T. auch nicht<br />

einmal erwähnt werden, sind das für<br />

heutige Ansprüche einfach zu viele<br />

Auslassungen. In <strong>der</strong> Nomenklatur<br />

hat man sich neuen Gesichtspunkten<br />

weitestgehend angepasst, in <strong>der</strong> FaFamilieneinteilung (nur im Inhaltsverzeichnis)<br />

geht es noch durcheinan<strong>der</strong>.<br />

Übersetzungsmängel scheinen sich in<br />

Grenzen zu halten, doch ist das natürlich Unsinn, wenn sich die<br />

Mittelmeersteinschmätzer „einan<strong>der</strong> so ähnlich sehen, dass sie<br />

heute meist als eigene Arten behandelt werden“. Je<strong>der</strong> Art ist auch<br />

ein Foto beigegeben, dass oft eine recht gute Möglichkeit bietet,<br />

die Zeichnung in einen realen Eindruck umzusetzen.<br />

Das Buch bringt mit seinen Bil<strong>der</strong>n und Hinweisen manche Anregung<br />

bei <strong>der</strong> Nacharbeit einer Exkursion zu Hause. Für draußen<br />

steht eine CD mit Bil<strong>der</strong>n, Text und Stimmen von 250 Arten für den<br />

iPod zur Verfügung. Das ist eine nicht unwesentliche Kombination.<br />

Im Buch sind die kurzen Begleithinweise zu den Zeichnungen sehr<br />

nützlich und in dieser Form auch noch kaum praktiziert; die kurzen<br />

Arttexte dagegen weitgehend nichtssagend. Insgesamt wird aber<br />

wenig Neues gegenüber <strong>der</strong> großen von Peter Barthel bearbeiteten<br />

Ausgabe von Grant, Mullarney, Svensson u.a. von 1999 desselben<br />

Verlags geboten, <strong>der</strong>en Text nach damaligem Stand erheblich<br />

gründlicher und nützlicher, <strong>der</strong>en Bil<strong>der</strong> trotz sehr guter Leistung<br />

von Peter Hayman durchweg besser sind. Auch gegenüber dem<br />

Taschenführer von Svensson u. a. halten sich die Neuerungen und<br />

Fortschritte in Grenzen. Vom Bildangebot ein mo<strong>der</strong>nes und gutes,<br />

dem Text nach ein eher mäßiges Vogelbuch. E. Bezzel<br />

Fischadler<br />

Von Dieter Mahlke<br />

80 Seiten, 58 Farbabb., Hardcover, 24,5 x 21,5 cm.<br />

Hinstorff Verlag, Rostock, 2008.<br />

ISBN 978-3-356-01247-7. EUR 12,90.<br />

Für Freunde eindrucksvoller Vogelfotografi en ist von Dieter Mahlke<br />

ein ansprechendes Buch über Fischadler erschienen. Die meisten <strong>der</strong><br />

58 hervorragenden Farbfotos in dem Buch zeigen das Leben von<br />

Fischadlern in ihrem Brutgebiet, viele davon zeigen die Greifvögel<br />

beim Beutefang. Nur wenige Fotos zeigen Landschaften und an<strong>der</strong>e<br />

Tierarten (z. B. Seeadler und Haubentaucher). Ein Exkurs am Ende<br />

des Buches illustriert das Leben von Fischadlern in Florida. Ein<br />

Bild <strong>der</strong> amerikanischen Unterart carolinensis ist auch auf Seite<br />

16 abgebildet, <strong>der</strong> Hinweis in <strong>der</strong> Bildunterschrift fehlt lei<strong>der</strong>.<br />

Der Text richtet sich vor allem an interessierte Laien, ist gut lesbar<br />

und beschreibt neben <strong>der</strong> persönlichen Beziehung des Autors zu den<br />

Vögeln vor allem den Brutablauf<br />

eines Paares, das Mahlke über die<br />

Brutsaison hinweg beobachtete<br />

und fotografi erte. Dabei macht<br />

Mahlke keinen Hehl daraus, dass<br />

einige Fotos nur mithilfe von<br />

Anfütterungen gelangen.<br />

Insgesamt ist dem Autor ein<br />

nettes Werk gelungen und seine<br />

Hoffnung, Sympathie für Fischadler<br />

zu gewinnen, wird sich<br />

bei den Lesern sicher erfüllen. Der günstige Preis wird sicher<br />

außerdem zu einer weiten Verbreitung des Buches beitragen, und<br />

das ist dem Autor zu wünschen.<br />

Es sei noch <strong>der</strong> Hinweis erlaubt, dass solche Fotografi en, vor<br />

allem die am Nest, nur mit Genehmigung durch die zuständigen<br />

Behörden möglich sind. (tb)<br />

Naturerbe Biosphärengebiet Schwäbische Alb<br />

Streifzüge durch eine außergewöhnliche Landschaft<br />

Von Günter Künkele<br />

176 Seiten, Hardcover, 22 x 24 cm.<br />

Silberburg-Verlag, Tübingen, 2008.<br />

ISBN 978-3-87407-790-3. EUR 22,90.<br />

Die Schwäbische Alb gehört zweifellos zu den interessantesten<br />

Landschaften Süddeutschlands. Über das 850 Quadratkilometer<br />

große Gebiet zwischen Weilheim, Reutlingen, Zwiefalten<br />

und Schelklingen ist von Günter<br />

Künkele ein Bildband erschienen,<br />

<strong>der</strong> auf 176 Seiten zahlreiche<br />

Facetten des ersten geplanten<br />

Großschutzgebietes in Baden-<br />

Württemberg (seit 2006) quer<br />

durch alle Jahreszeiten und Lebenstraumtypen<br />

vorstellt. Der<br />

Text ist knapp, informativ und<br />

begleitet die Bil<strong>der</strong>. Ganz sicher<br />

hilft <strong>der</strong> Band, die Naturschätze<br />

<strong>der</strong> Alb populärer zu machen<br />

und die Notwendigkeit des Naturschutzes zu unterstreichen. Es<br />

bleibt zu wünschen, dass das Gebiet das UNESCO-Gütesiegel als<br />

Biosphärenreservat erhält. Als Vorbereitung und auch als Andenken<br />

an eine Reise ist das Buch empfehlenswert. (tb)


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tarnfarben. Große Tür, mit Fliegennetz. Die<br />

gegenüberliegende Seite läßt sich für die Beobachtung<br />

öff nen. Hier kann z. B. ein Objektiv und ein Stativbein<br />

durchgeschoben werden. Auf beiden Seiten Seh schlitze,<br />

inkl. Heringen zur Be festigung.<br />

97-7770196 nur 99,90<br />

Fotorucksack Stonewood<br />

Tolle Ausstattung zum günstigen Preis!<br />

Hier stimmt alles:<br />

Großes, gepolstertes Fach für eine umfangreiche Kamera-<br />

Ausrüstung. Flexible Einteilung durch Trennpolster mit<br />

Klettverbindung. Innenmaß: 33 x 39 x 13 cm! Großes<br />

Extrafach für Laptop o<strong>der</strong> Outdoorausrüstung. Gepolstertes<br />

Rückenfach und weitere Taschen an Seite und Front. Mit<br />

seitlichem Stativtragesystem. Verstellbare, gepolsterte<br />

Schultergurte sowie Brust- und Beckengurt. Mit Tragegriff<br />

und integriertem Regenschutz im Bodenfach. Gewicht: nur<br />

ca. 2 kg. Maße: ca. 49 x 20 x 40 cm.<br />

97-7770955 nur<br />

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Industriepark 3 • D-56291 Wiebelsheim<br />

Tel.: 0 1805 / 24 44 24 (14 ct. pro Minute) • Fax: 06766 / 903-320<br />

E-Mail: service@humanitas-book.de • www.humanitas-book.de

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