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Ohrmilben beim Hund, wenn es chronisch wird

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<strong>Ohrmilben</strong> <strong>beim</strong> <strong>Hund</strong>, <strong>wenn</strong> <strong>es</strong> <strong>chronisch</strong> <strong>wird</strong><br />

<strong>Ohrmilben</strong>:<br />

klinisch<strong>es</strong> Bild:<br />

Symptome:<br />

Milben der Gattung Otodect<strong>es</strong> cynotis<br />

-krümlige, schwarzbraune Krusten durch vermehrte Bildung von<br />

Ohrenschmalz und Exsudat als Reaktion auf Speichel und<br />

Verdauungsrückstände der Milben.<br />

-Absonderungen im Gehörgang, wie oben b<strong>es</strong>chrieben, feuchte<br />

Absonderungen (Exsudat) im Gehörgang durch Entzündungsproz<strong>es</strong>s<br />

verursacht<br />

-Entzündungszeichen im äußeren Ohr wie Rötung, Schwellung, Hitze<br />

-starke Unruhe, Juckreiz (Motivation) , Kratzen und/ oder<br />

Kopfschütteln (Endhandlung), was bis hin zur Selbstverstümmelung<br />

und zum Blutohr (Othämatom) führen kann.<br />

Komplikationen:<br />

- bakterielle Sekundärinfektion<br />

- Durchbruch d<strong>es</strong> Trommelfells durch mechanische Reize, wie Kratzen,<br />

Schütteln, Ohrreinigung,<br />

-die Entzündung kann auf das Mittelohr, Innenohr und Hirnhäute<br />

übergreifen,<br />

1


-Fistelbildung zur Ohrspeicheldrüse durch mechanische Reizung<br />

- Einblutungen in den Gehörgang durch mechanische Reize und<br />

Entzündung durch Selbig<strong>es</strong><br />

Diagnose:<br />

Therapie:<br />

-Endoskopie mittels Otoskop, mikroskopische Untersuchung ein<strong>es</strong><br />

Abstrich<strong>es</strong><br />

-Milbenbekämpfung und Behandlung der Sekundärinfektion,<br />

Ohrreinigung<br />

Was g<strong>es</strong>chieht aber bei unseren <strong>Hund</strong>en, <strong>wenn</strong> die oben genannten Symptome immer<br />

Wiederkehren und nur noch die verordneten Mittel gegen den Juckreiz kurzzeitig eine<br />

B<strong>es</strong>serung herbeiführen?<br />

Bsp.: Vier Wochen nach erfolgreicher Heilung und B<strong>es</strong>eitigung d<strong>es</strong> Milbenbefalls tritt die<br />

gleiche Symptomatik auf.<br />

Wir begeben uns sofort zum TA und schildern ihm das Beobachtete.<br />

Der Tierarzt schaut sich das betroffene Ohr an und <strong>es</strong> bieten sich ihm das gleiche klinische<br />

Bild mit all seinen Symptomen. Der Fall ist eindeutig, erneuter Milbenbefall und die Therapie<br />

wiederholt sich.<br />

Di<strong>es</strong>er Ablauf kann sich über Jahre hinziehen und immer wieder den gleichen Befund<br />

ergeben.<br />

Was passiert hier? Woran kann das liegen?<br />

gehen wir ein Stück zurück, zu den Symptomen. Dort gibt <strong>es</strong> zwei Begriffe in Klammern<br />

g<strong>es</strong>etzt 1. die Motivation und 2. die Endhandlung.<br />

Die Endhandlung (Kratzen, Kopfschütteln) soll bewirken, dass das Jucken (Motivation)<br />

aufhört. Juckt <strong>es</strong> sehr stark <strong>wird</strong> eben auch sehr stark gekratzt und/ oder g<strong>es</strong>chüttelt.<br />

Di<strong>es</strong>e Endhandlung kann zwei Folgen nach sich ziehen:<br />

1.Verletzung der Gewebsoberflächen, was eine Sekundärinfektion zur Folge haben kann<br />

und Zweitens: die endogene Opioid- Freisetzung durch Autostimulation<br />

Und hier ist jetzt Punkt Zwei inter<strong>es</strong>sant.<br />

Durch die Manipulation im Kopfbereich (Endhandlung) kommt <strong>es</strong> zur Ausschüttung b<strong>es</strong>timmter<br />

Hormone, der sogenannten Glückshormone wie Dopamin und ß-Endorphine.<br />

Sinnbildlich g<strong>es</strong>prochen heißt di<strong>es</strong>, <strong>beim</strong> ersten Befall durch die <strong>Ohrmilben</strong> hat der <strong>Hund</strong> erfahren,<br />

<strong>wenn</strong> ich mich lange genug am Kopf kratze entsteht ein „Glücksgefühl“ durch die Ausschüttung d<strong>es</strong><br />

Dopamins in den synaptischen Spalt. Ebenso bewirkt die Ausschüttung d<strong>es</strong> ß- Endorphins eine<br />

Analg<strong>es</strong>ie (Herabsetzung d<strong>es</strong> Schmerzempfindens) und kann somit zu einer Automutilation<br />

(Selbstverstümmelung) führen.<br />

2


Der <strong>Hund</strong> hat gelernt. Man könnte <strong>es</strong> auch positive Konditionierung oder Selbstbelohnung nennen.<br />

Immer <strong>wenn</strong> der <strong>Hund</strong> mit einer Situation überfordert ist, oder nicht ausgelastet ist (Reizarmut)holt<br />

er sich die Belohnung, den Dopamin- Schub, ein Glücksgefühl, oder <strong>wenn</strong> <strong>es</strong> mal aus irgendeinem<br />

Grund am Kopf juckt, kratz er sich ein wenig mehr und er <strong>wird</strong> belohnt.<br />

Dopamin <strong>wird</strong> auch als körpereigene Droge bezeichnet. man könnte also sagen unser <strong>Hund</strong> ist<br />

abhängig geworden.<br />

Es ist zu einer Verhaltensstörung gekommen, manche nennen sie Abnormal- Repititiv<strong>es</strong>- Verhalten<br />

(ARV), andere wieder Stereotypie. Eine genauere Unterscheidung beider Begrifflichkeiten <strong>wird</strong> noch<br />

wissenschaftlich untersucht und in Versuchen geordnet.<br />

Wenn sich unser <strong>Hund</strong> also mal wieder seine Belohnung holt, hat <strong>es</strong> negative Nebeneffekte. Das<br />

Kratzen oder Schütteln führt zu einer Reizung d<strong>es</strong> Gehörgang<strong>es</strong>, <strong>es</strong> kommt zu Einblutungen, zur<br />

Rötung, Hitze, zu vermehrten Absonderungen von Exsudat und Ohrenschmalz, die Vermischung von<br />

Einblutung und Exsudat führt wiederum zu krümligen- schwarzbraunen Krustenbildung, die das<br />

gleiche klinische Bild ein<strong>es</strong> <strong>Ohrmilben</strong>befalls darstellt.<br />

Weiter bildet das feucht- warme Klima im Gehörgang einen begehrten Nährboden für eventuell noch<br />

vorhandener Milben.<br />

Es ist ein Teufelskreis entstanden der kaum therapierbar ist.<br />

Therapieversuch: Neben der üblichen Therapie, wie Milbenbekämpfung und Behandlung<br />

der Sekundärinfektion, Ohrreinigung, muss eine Verhaltenstherapie ausgearbeitet werden,<br />

die eine enorme Belastung für den Tierb<strong>es</strong>itzer darstellen kann. Hierbei geht <strong>es</strong> um<br />

Optimierung der Haltungsbedingungen und der Interaktion. Weiter muss überprüft<br />

werden ob der Einsatz von Medikamenten wie Psychopharmaka indiziert ist.<br />

Di<strong>es</strong>e aufgeführten Informationen sind nicht im Wiederspruch zu tierärztlichen<br />

Aussagen zu betrachten und dienen ausschließlich als Denkanstoß.<br />

Die hier aufgeführten Informationen wurden nach b<strong>es</strong>tem Wissen und<br />

Gewissen erstellt und erheben keinen Anspruch auf Richtigkeit und<br />

Vollständigkeit.<br />

Sollten Sie weitere Informationen rund um Ihr Haustier (<strong>Hund</strong>/ Katze) wünschen,<br />

stehe ich Ihnen gern für ein persönlich<strong>es</strong> G<strong>es</strong>präch zur Verfügung.<br />

Mit b<strong>es</strong>ten Grüßen<br />

O. Anderfuhr<br />

Tierheilpraktiker<br />

für Tierhomöopathie und Verhaltenstherapie<br />

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