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Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zum Flächennutzungsplan der ...

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LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

<strong>der</strong> Stadt Castrop-Rauxel<br />

Kulturlandschaftsentwicklung vor Ort


Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL)<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong><br />

<strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

<strong>der</strong> Stadt Castrop-Rauxel<br />

Kulturlandschaftsentwicklung vor Ort<br />

Gutachten<br />

im Rahmen des För<strong>der</strong>projektes kommunaler Kulturlandschaftsschutz<br />

<strong>der</strong> Deutschen Bundesstiftung Umwelt


Impressum<br />

Verfasser:<br />

Landschaftsverband Westfalen- Lippe (LWL)<br />

LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen<br />

48133 Münster<br />

E-Mail: info@lwl-landschafts-und-baukultur.de<br />

www.lwl-landschafts-und-baukultur.de<br />

Bearbeitung:<br />

Michael Höhn, Projektleitung<br />

Dieter L. Schwarzhans, Bearbeitung baukultureller Themen<br />

Dr. Margit Philipps, Bearbeitung landschaftskultureller Themen<br />

Andreas Bäuchle, Mitarbeit bei Berichtstexten<br />

Philipp Neubert, Mitarbeit bei Berichtstexten<br />

Martina Bange, Grafik<br />

© LWL 2010<br />

Datum:<br />

2. November 2010


Inhalt<br />

1 Bedeutung des kulturlandschaftlichen <strong>Fachbeitrag</strong>s .............................................. 6<br />

2 Landschaftsglie<strong>der</strong>ung .............................................................................................. 6<br />

3 Kulturlandschaftliches Informationssystem ............................................................ 10<br />

4 Stellungnahmen zu den FNP-Än<strong>der</strong>ungsflächen .................................................... 15<br />

5 Leitlinien <strong>der</strong> Kulturlandschaftsentwicklung ........................................................... 17<br />

6 Handlungs- und Maßnahmenkonzept ...................................................................... 22<br />

6.1 Ziele <strong>der</strong> Baukultur ............................................................................................... 22<br />

6.1.1 Hofstellen im Außenbereich ..................................................................... 22<br />

6.1.2 Bauweise im Innenbereich ....................................................................... 24<br />

6.1.3 Baufluchten .............................................................................................. 25<br />

6.1.4 Erhaltenswerte, ortsbildprägende Bausubstanz ....................................... 25<br />

6.1.5 Bedeutende Siedlungen ........................................................................... 26<br />

6.1.6 Ortssatzungen .......................................................................................... 28<br />

6.1.7 Einzelgebäude ......................................................................................... 28<br />

6.1.8 Baudenkmäler / Denkmalbereich ............................................................. 29<br />

6.1.9 Bäume und Alleen als städtebaulich-historische Strukturmerkmale .......... 29<br />

6.1.10 Vorgärten / Gärten ................................................................................... 29<br />

6.1.11 Freiräume <strong>der</strong> Gartenstadt ....................................................................... 30<br />

6.1.12 Städtebauliche Raumbildungen / Plätze ................................................... 30<br />

6.2 Ziele <strong>der</strong> Landschaftskultur .................................................................................. 32<br />

6.2.1 Bäuerliche Kulturlandschaften .................................................................. 32<br />

6.2.2 Wäl<strong>der</strong> ..................................................................................................... 41<br />

6.2.3 Parkanlagen ............................................................................................. 41<br />

6.2.4 Kleingärten ............................................................................................... 42<br />

6.2.5 Friedhöfe .................................................................................................. 43<br />

6.2.6 Sport- und Spielanlagen ........................................................................... 46<br />

6.2.6 Bergbaufolgelandschaften ........................................................................ 47<br />

6.2.8 Historische Verkehrswege ........................................................................ 48<br />

6.2.9 Pestkreuze ............................................................................................... 48<br />

7 Siedlungsgenese ....................................................................................................... 49<br />

7.1 Ländliche Siedlungsgenese ................................................................................. 49<br />

7.2 Städtebau zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts .......................................................... 55<br />

7.3 Städtische Siedlungsgenese ................................................................................ 60<br />

Literatur.............................................................................................................................. 69<br />

Fotonachweis .................................................................................................................... 70<br />

Anhang: Kulturlandschaftliche Stellungnahmen <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> .............. 71<br />

Karten<br />

Karte 1: Kulturlandschaftliche Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stadt Castrop-Rauxel ................................. 9<br />

Karte 2: Kulturlandschaftsobjekte in Castrop-Rauxel .................................................. Anhang<br />

Karte 3: Siedlungsgenese - Zeitstellung <strong>der</strong> baukulturellen Objekte ........................... Anhang


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

1 Bedeutung des kulturlandschaftlichen <strong>Fachbeitrag</strong>s<br />

Der vorliegende Bericht ist als Beitrag zur<br />

Stadtentwicklung ein neues Instrument. Er ist<br />

das Ergebnis eines von <strong>der</strong> Deutschen Bundesumweltstiftung<br />

geför<strong>der</strong>ten Projektes <strong>zum</strong> kommunalen<br />

Kulturlandschaftsschutz.<br />

Der Beitrag für den <strong>Flächennutzungsplan</strong> <strong>der</strong><br />

Stadt Castrop-Rauxel soll die kulturlandschaftlichen<br />

Werte und Potenziale im Stadtgebiet aufzeigen.<br />

Im Einzelnen spiegeln sich diese Werte<br />

in den Darstellungen des kulturlandschaftlichen<br />

2 Landschaftsglie<strong>der</strong>ung<br />

Das Stadtgebiet von Castrop-Rauxel gehört<br />

zur Kulturlandschaft Ruhrgebiet. Das Ruhrgebiet<br />

wurde als eine von 32 Kulturlandschaften<br />

in Nordrhein-Westfalen im Jahr 2007 in<br />

dem Gutachten Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung<br />

in Nordrhein-Westfalen [LWL/LVR<br />

2007) definiert. Darin haben die beiden Landschaftsverbände<br />

prägende Merkmale für das<br />

Ruhrgebiet insgesamt benannt, aber auch aufgezeigt,<br />

dass es im Ruhrgebiet noch erhebliche<br />

Unterschiede in <strong>der</strong> landschaftlichen<br />

Ausstattung und in <strong>der</strong> geschichtlichen Entwicklung<br />

gibt. Deshalb ist es auf regionaler und<br />

auf örtlicher Ebene erfor<strong>der</strong>lich, die unterschiedlichen<br />

Teile dieser Kulturlandschaft genauer<br />

abzugrenzen und zu beschreiben.<br />

- 6 -<br />

Informationssystems LWL-GeodatenKultur (im<br />

folgenden auch als LWL-GDK abgekürzt) wi<strong>der</strong>.<br />

Auf dieser Grundlage werden im <strong>Fachbeitrag</strong><br />

weitere Aussagen und planerische Empfehlungen<br />

getroffen, die zu einer nachhaltigen Sicherung<br />

und Weiterentwicklung <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

beitragen sollen.<br />

Der <strong>Fachbeitrag</strong> besteht aus verschiedenen<br />

Teilinstrumenten, die in <strong>der</strong> folgenden Tabelle<br />

aufgelistet sind.<br />

Teile des kulturlandschaftlichen <strong>Fachbeitrag</strong>es <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

Teilinstrument: Infosystem mit Datenbestand<br />

wird erläutert in: Kap. 3 und<br />

www.LWL-<br />

GeodatenKultur.de<br />

bezieht sich auf: Objekte und<br />

Komplexe<br />

Handlungs- und<br />

Maßnahmenkonzept<br />

Wirkungsweise: Grundinformation mittelfristig<br />

strategisch<br />

Zielgruppe: Fachöffentlichkeit<br />

Heimatkunde<br />

Verwaltung<br />

denkbare<br />

Weiterentwicklung:<br />

Modul<br />

Planungshinweise<br />

Leitlinien Stellungnahmen<br />

Kapitel 6 Kapitel 5 Kapitel 4 und Anhang<br />

Objekte und<br />

Objektkategorien Stadtgebiet<br />

gesamt<br />

Verwaltung<br />

Fachplanung<br />

Fortschreibung<br />

Übernahme in<br />

Fachpläne<br />

mittelfristig<br />

strategisch<br />

Verwaltung<br />

Fachplanung<br />

Stadtmarketing<br />

Tourismus<br />

Im Stadtgebiet zeichnen sich drei kulturlandschaftliche<br />

Einheiten ab, die über eigene<br />

typische Merkmale verfügen und in ihrem Charakter<br />

weiter entwickelt werden sollen.<br />

Im Einzelnen bestehen siedlungsstrukturelle,<br />

naturräumliche und wirtschaftsgeographische<br />

Unterschiede: Das Stadtgebiet ist ein typisches<br />

Stück östliches Ruhrgebiet, weil drei<br />

Kulturlandschaftseinheiten vertreten sind, die<br />

sich auch in den Nachbarstädten fortsetzen.<br />

Von Nord nach Süd glie<strong>der</strong>t sich die Stadt in:<br />

� Lippelandschaft<br />

� Emscherlandschaft<br />

� Hellwegzone<br />

Einzelflächen<br />

kurzfristig<br />

Verwaltung<br />

Politik<br />

Fortschreibung<br />

Alternativlösungen im<br />

FNP<br />

Planungsvarianten in<br />

<strong>der</strong> Ausführung


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Die Lippelandschaft wirkt wie hier an <strong>der</strong> Eschstraße<br />

ländlich.<br />

In <strong>der</strong> flachen Lippelandschaft herrscht die<br />

in das Münsterland überleitende Streusiedlungsstruktur<br />

vor. Dies lässt sich im landwirtschaftlich<br />

genutzten Außenbereich gut<br />

ablesen. Der Naturraum grenzt an den<br />

vestischen Höhenrücken von Recklinghausen<br />

an. Die Emscherrandplatten und eine Mergelinsel<br />

in Pöppinghausen haben ein leicht bewegtes<br />

Relief. Auch <strong>der</strong> Geländesprung <strong>zum</strong><br />

benachbarten Stadtgebiet von Waltrop verdient<br />

Erwähnung. Der Schleusenpark und das<br />

Schiffshebewerk Henrichenburg verdanken ihre<br />

Entstehung diesem Höhenunterschied und<br />

sorgen hier für den Übergang vom Rhein-<br />

Herne-Kanal in den Dortmund-Ems-Kanal.<br />

Die Lippelandschaft wurde schon frühzeitig<br />

landwirtschaftlich genutzt. In diesem nördlichen<br />

Teil <strong>der</strong> Stadt Castrop-Rauxel wurden<br />

keine Anlagen des Bergbaus begründet und<br />

auch die begleitenden Siedlungstätigkeiten<br />

blieben weitgehend aus. Die Flächen standen<br />

nicht im Eigentum <strong>der</strong> Zechen Ickern und Victor.<br />

Jenseits <strong>der</strong> Produktionszweige von Kohle,<br />

Kokereien und Teerverwertung sind jedoch in<br />

<strong>der</strong> Lippelandschaft durchaus industrielle<br />

Schwerpunkte aus<strong>zum</strong>achen. Begünstigt durch<br />

die Wasserstraßen finden sich hier Anlagen<br />

<strong>der</strong> chemischen Industrie und <strong>der</strong> Metallherstellung<br />

und -verarbeitung. So liegen die<br />

Rheinzink-Werke in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

von Castrop-Rauxel am Rhein-Herne-<br />

Kanal.<br />

- 7 -<br />

Die Emscherlandschaft nahm mit <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

eine rasante Entwicklung.<br />

Emscherlandschaft<br />

Das Emschertal war in seinem Urzustand ein<br />

schwer zu durchdringendes Sumpf- und<br />

Bruchwaldgebiet. Der flach eingesenkte<br />

Talraum hatte schon immer ein nur geringes<br />

Gefälle und die Emscher durchzog die Nie<strong>der</strong>ung<br />

in unübersichtlichen Windungen mit meist<br />

langsam fließendem Wasser. Die Folge waren<br />

lange Überschwemmungszeiten und kaum<br />

nutzbare Böden. Das Emschertal war von Natur<br />

aus siedlungsfeindlich. Zu Beginn <strong>der</strong><br />

Zeitrechnung waren Germanenstämme die<br />

Bewohner <strong>der</strong> randlichen und höheren Lagen.<br />

Heute ist die ländliche Siedlungsstruktur mit<br />

den ehemaligen Einzelhöfen in den Stadtteilen<br />

<strong>der</strong> Emscherlandschaft wie Habinghorst,<br />

Bladenhorst o<strong>der</strong> Ickern überformt und schwer<br />

ablesbar. Der Stadtteil Henrichenburg hat in<br />

gewisser Weise eine Son<strong>der</strong>stellung. Die Burg<br />

Henrichenburg und die Freiheit im alten Ortskern<br />

waren siedlungsgeschichtlich von großer<br />

Bedeutung. Bedeutende Adelssitze wie<br />

„Reichshof” Castrop, Haus Ickern o<strong>der</strong> Schloss<br />

Bladenhorst entstanden südlich des<br />

Emschertals.<br />

Später hat die gesamte Emscherlandschaft<br />

durch den enormen Arbeitskräftebedarf in<br />

Bergbau und Industrie seit Anfang des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts eine erhebliche Zunahme <strong>der</strong><br />

Siedlungsfläche erfahren. Die Stadtteile im<br />

Norden von Castrop-Rauxel gehen in ihrer


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

heutigen Ausdehnung auf diese explosionsartige<br />

Entwicklung zurück. In einem relativ kurzen<br />

Zeitraum zwischen dem Ende des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts und den 1960er Jahren entstanden<br />

mit den Zechen Victor und Ickern die neuen<br />

Stadtteile und eine einseitige<br />

Industriestruktur, die auf Kohleför<strong>der</strong>ung, Kokerei,<br />

Teerverwertung und Düngemittelproduktion<br />

ausgerichtet war. Bis heute sind die<br />

Folgen dieser wirtschaftlichen Monostruktur<br />

ablesbar. Neben dem Umgang mit den umfangreichen<br />

Altlasten gehören <strong>der</strong> Umbau und<br />

die Mo<strong>der</strong>nisierung <strong>der</strong> Wirtschaftsbetriebe zu<br />

den Daueraufgaben in <strong>der</strong> Emscherregion.<br />

Mit dem Bevölkerungswachstum ging <strong>der</strong><br />

Ausbau zahlreicher Verkehrsverbindungen<br />

einher. Neben den Werksbahnen, <strong>der</strong> Köln-<br />

Mindener und <strong>der</strong> Emschertal-Bahn sind es vor<br />

allem die Autobahnen 2, 42 und 45, die deutliche<br />

Einschnitte im städtischen Gefüge <strong>der</strong><br />

Emscherlandschaft darstellen.<br />

Möglich wurde die Emscherindustrialisierung<br />

erst in Verbindung mit den Eingriffen in<br />

Wasserhaushalt und Wasserwegesystem. Die<br />

Kanalisierung <strong>der</strong> Emscher und ihr Ausbau zu<br />

einem offenen Abwassersystem nach 1910<br />

sowie <strong>der</strong> Bau des Rhein-Herne-Kanals sind<br />

Meilensteine dieser Entwicklung. Bis heute ist<br />

die Umgestaltung <strong>der</strong> Emscher eine Generationenaufgabe.<br />

Mit erheblicher Anstrengung<br />

<strong>der</strong> öffentlichen Hand wird nun ein neues<br />

Emschertal gebaut, in dem ein renaturiertes<br />

Gewässer mit Unterstützung von Pumpstationen<br />

und Möglichkeiten zur Naherholung in einer<br />

neu gestalteten Grünzone entsteht. Mit<br />

dem Masterplan Emscher-Zukunft wird hier<br />

zurzeit eine neuartige Kulturlandschaft entworfen.<br />

Hellwegzone<br />

Die Hellwegzone im Süden von Castrop-<br />

Rauxel ist nicht nur hügelig und durch den<br />

Lössboden <strong>der</strong> Castroper Platte sehr fruchtbar,<br />

son<strong>der</strong>n auch von zusammengehörigen<br />

klar abgegrenzten Weilersiedlungen geprägt.<br />

Die ursprünglich bedeutendste Siedlung ist<br />

dabei <strong>der</strong> historische Stadtkern von Castrop.<br />

Weitere erkennbare Weilerstrukturen zeigen<br />

die Ortsteile Dingen, Rauxel und Obercastrop.<br />

Die südlichen Stadtteile von Castrop-<br />

Rauxel berühren mit dem Hellweg eine bedeutende<br />

kulturhistorische Entwicklungsachse.<br />

Nachdem bis etwa 700 n. Chr. die Sachsen in<br />

das Gebiet zwischen Lippe und Ruhr vor-<br />

- 8 -<br />

gedrungen waren, kam es in <strong>der</strong> Folge zu den<br />

Kriegen des Frankenkönigs Karl des Großen.<br />

In die Zeit dieser Feldzüge fallen die Gründungen<br />

<strong>der</strong> Königshöfe wie etwa in Bochum und<br />

Dortmund. Die mittelalterliche Stadtgründung<br />

von Castrop wurde im 15. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>zum</strong><br />

Reichshof erklärt. Die große Bedeutung des<br />

nahen Hellwegs färbte auch auf Castrop ab.<br />

So entstanden intensive Handelsbeziehungen<br />

beispielsweise zur Zeit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> nahen<br />

Hansestädte.<br />

Die Hellwegzone ist eine Kulturlandschaft mit historischen<br />

Stadtkernen.<br />

Die Hellwegzone von Castrop-Rauxel ist<br />

auch <strong>der</strong> Standort für die relativ frühe Bergbaugeschichte<br />

<strong>der</strong> Stadt. Die bedeutendste<br />

und über einen sehr langen Zeitraum för<strong>der</strong>nde<br />

Zeche Erin entstand unmittelbar benachbart<br />

<strong>zum</strong> historischen Ortskern. Ein ganz neuer<br />

Stadtteil wurde mit <strong>der</strong> Zeche Graf Schwerin<br />

im Südosten <strong>der</strong> Stadt gegründet. Die dynamische<br />

Stadtentwicklung, die mit <strong>der</strong> Kohleför<strong>der</strong>ung<br />

verbunden war, ist bis heute in <strong>der</strong><br />

Hellwegezone von Castrop-Rauxel ablesbar.<br />

Der Umfang <strong>der</strong> neu besiedelten Flächen und<br />

die Eingriffe in den Wasserhaushalt blieben<br />

hier jedoch im Vergleich mit <strong>der</strong> Emscherzone<br />

zurück. Vor allem die südlichsten Stadtteile -<br />

wie etwa Merklinde - konnten bis heute einen<br />

Teil des ursprünglichen, dörflichen Charakters<br />

bewahren.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Karte 1: Kulturlandschaftliche Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Stadt Castrop-Rauxel<br />

- 9 -


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

3 Kulturlandschaftliches Informationssystem<br />

Die Anwendung LWL-GeodatenKultur ist das<br />

Auskunftssystem des Landschaftsverbandes<br />

Westfalen-Lippe mit Informationen über die<br />

Kulturlandschaften in Westfalen und Lippe.<br />

Es basiert auf <strong>der</strong> Anwendung KuLaDigNW,<br />

die im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes<br />

<strong>der</strong> Landschaftsverbände Rheinland (LVR) und<br />

Westfalen-Lippe (LWL) entwickelt wurde. Mithilfe<br />

dieses Systems soll die breite Palette <strong>der</strong><br />

dezentral gehaltenen, raumrelevanten kulturhistorischen<br />

Daten in einem interdisziplinären<br />

Informationsnetz sowohl Fachleuten als auch<br />

<strong>der</strong> breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht<br />

werden. Mit dem Projekt kommunaler Kulturlandschaftsschutz<br />

werden bisher noch nicht erfasste<br />

Kulturlandschaftselemente erhoben und<br />

im Einzelfall ihrer historischen Entwicklung<br />

dargestellt. Die systematische Auffüllung des<br />

Datenbestandes soll den zukünftigen Hauptnutzern<br />

des Kulturlandschafts-Informationssystems<br />

Hilfestellung geben. Auf <strong>der</strong><br />

kommunalen Ebene sind Städte, Gemeinden<br />

und Kreise die Anwen<strong>der</strong> des Auskunftssystems.<br />

Auch Schulen, Bildungseinrichtungen<br />

und die Bürgerschaft sind als Nutzer des Systems<br />

angesprochen.<br />

Die Kulturlandschaftsobjekte <strong>der</strong> Landschafts-<br />

und Baukultur wurden mithilfe <strong>der</strong> Anwendung<br />

LWL-GeodatenKultur erfasst und beschrieben.<br />

Die Auswahl beschränkt sich auf für<br />

das Stadtgebiet bedeutende Objekte. Ergänzt<br />

wird die Darstellung durch die Bodendenkmäler,<br />

die in die Denkmalliste <strong>der</strong> Stadt Castrop-<br />

Rauxel eingetragen worden sind. Die Informationen<br />

zu den Objekten <strong>der</strong> Denkmalpflege im<br />

Stadtgebiet sind bei <strong>der</strong><br />

Untersuchung eingeflossen. Viele Elemente<br />

<strong>der</strong> Siedlungen nehmen auf die Denkmaldaten<br />

Bezug. Die detaillierten Informationen zu den<br />

Objekten <strong>der</strong> Baudenkmalpflege wurden über<br />

eine eigenständige Datenübertragungsschnittstelle<br />

aus dem Fachinformationssystem KlaraWeb<br />

des LWL-Amtes für Denkmalpflege in<br />

Westfalen in LWL-GeodatenKultur eingestellt.<br />

Hierdurch ergeben sich wertvolle interdisziplinäre<br />

Auswertungs- und Anwendungsmöglichkeiten.<br />

- 10 -<br />

Kartenansicht <strong>der</strong> erfassten Objekte<br />

(LWL-GeodatenKultur)<br />

Die bislang für Castrop-Rauxel eingestellten<br />

Objekte glie<strong>der</strong>n sich in landschaftliche<br />

Elemente aus <strong>der</strong> vorindustriellen bzw. <strong>der</strong> industriellen<br />

Phase sowie in bauliche Elemente<br />

<strong>der</strong> Industriezeit bzw. <strong>der</strong> Zeit davor.<br />

Auf die Beschreibung <strong>der</strong> Objekte im Gutachten<br />

wird verzichtet, weil diese Informationen<br />

unmittelbar <strong>der</strong> Anwendung LWL-<br />

GeodatenKultur zu entnehmen sind<br />

(http://www.LWL-GeodatenKultur.de/).<br />

Insgesamt wurden für das Stadtgebiet 51<br />

Landschaftselemente und 83 Siedlungen bzw.<br />

baukulturell bedeutende Objekte eingestellt.<br />

Hinzu kommen die vier Bodendenkmäler in <strong>der</strong><br />

Stadt. Die Geschichte <strong>der</strong> Stadt spiegelt sich<br />

aber auch in ihren Baudenkmälern wi<strong>der</strong>. Aus<br />

Sicht des LWL-Amtes für Denkmalpflege in<br />

Westfalen sind es 63 Objekte, die kulturlandschaftlich<br />

bedeutend sind.<br />

Die Kulturlandschaft von Castrop-Rauxel<br />

glie<strong>der</strong>t sich im Spiegel <strong>der</strong> Objekte in eine<br />

vorindustrielle und eine industrielle bzw. postindustrielle<br />

Phase.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft in den Stadtteilen Deininghausen und Dingen (im Hintergrund Kraftwerk Gustav<br />

Knepper) wird im LWL-GeodatenKultur beschrieben.<br />

Deutlicher als dies im öffentlichen Bewusstsein<br />

<strong>der</strong> Fall ist, repräsentieren Elemente aus<br />

<strong>der</strong> Zeit vor <strong>der</strong> Industrialisierung die Kulturlandschaft.<br />

Der Norden und <strong>der</strong> Süden des<br />

Stadtgebietes sind von Bereichen und Relikten<br />

<strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft gekennzeichnet.<br />

Aber auch in den verstädterten Stadtteilen<br />

wie Habinghorst o<strong>der</strong> Rauxel finden sich immer<br />

wie<strong>der</strong> solche landwirtschaftlichen Zeugnisse.<br />

Im LWL-GDK sind die Objekte so<br />

beschrieben, dass neben ihrer Entstehungsgeschichte<br />

auch die wertgebenden Strukturen<br />

hervorgehoben werden. Auf diese Weise wurden<br />

<strong>zum</strong> Beispiel die ausgewählten Weiler-<br />

bzw. Dorfstrukturen von Merklinde und Frohlinde<br />

beschrieben, aber auch die Details überkommener<br />

Hofstandorte o<strong>der</strong> historischer<br />

Verkehrswege bzw. <strong>der</strong>en Abschnitte und verschiedene<br />

Ensembles <strong>zum</strong> Beispiel in <strong>der</strong> Altstadt<br />

Castrop.<br />

Die Zeit <strong>der</strong> Industrialisierung und des<br />

Bergbaus schlägt sich umfassend im Bestand<br />

<strong>der</strong> wertvollen Kulturlandschaftsobjekte nie<strong>der</strong>.<br />

Es sind vor allem die Siedlungen und Ensembles<br />

aus <strong>der</strong> Zeit des explosionsartigen Bevölkerungszuwachses,<br />

die bemerkenswert sind.<br />

Das Wachstum <strong>der</strong> Stadt war maßgeblich mit<br />

den Ansiedlungen von Arbeitskräften für die<br />

Zechen Erin, Victor, Graf Schwerin und Ickern<br />

verbunden. Die Bergwerksgesellschaf-ten traten<br />

hierbei oft selbst als Bauherren auf.<br />

Kulturlandschaftlich wertvolle Siedlungen<br />

selber, aber auch entsprechende Grünflächen<br />

und Parkanlagen bis hin zu den Friedhöfen<br />

- 11 -<br />

stammen oftmals aus <strong>der</strong> Zeit des Bergbaus.<br />

Die Wachstumsprognose brachte auch indirekt<br />

und zeitverzögert bedeutende Objekte wie <strong>zum</strong><br />

Beispiel die Planung <strong>der</strong> Neuen Mitte von<br />

Castrop-Rauxel, die bis heute mit dem Rathaus<br />

und dem Europaplatz eine Son<strong>der</strong>stellung<br />

einnimmt.<br />

Aber auch die postindustrielle Zeit des<br />

Strukturwandels hat bereits kulturlandschaftliche<br />

Spuren hinterlassen. Dies gilt vor allem<br />

dann, wenn eine neue Nutzung o<strong>der</strong> Gestaltung<br />

den früheren Zustand <strong>der</strong> Objekte aufgreift<br />

und erkennbar hält o<strong>der</strong> unter Bezug auf<br />

die Geschichte neu interpretiert. Gelungene<br />

Beispiele für alte Strukturen in neuem Gewand<br />

sind das Dienstleistung- und Gewerbezentrum<br />

Erin-Park, <strong>der</strong> landschaftsarchäologische Park<br />

Henrichenburg und die Landmarke Halde Graf<br />

Schwerin.<br />

Fast zweihun<strong>der</strong>t Kulturlandschaftselemente<br />

unterschiedlichster Größe, Komplexität und<br />

fachlicher Perspektive sind bislang in das Informationssystem<br />

eingestellt worden. Eine<br />

Reihe von bedeutsamen Objekten wie die<br />

Köln-Mindener-Eisenbahn o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Rhein-<br />

Herne-Kanal wird noch von an<strong>der</strong>er Seite eingebracht<br />

werden.<br />

Neben <strong>der</strong> Recherche im LWL-GDK geben<br />

die folgende Tabelle und die Karte 2 mit den<br />

zusammengestellten Kulturlandschaftselementen<br />

einen Eindruck von <strong>der</strong> Vielgestaltigkeit <strong>der</strong><br />

Landschaft im Stadtgebiet.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Spektrum, Zeitraum und Anzahl <strong>der</strong> Kulturlandschaftselemente in Castrop-Rauxel<br />

Vorindustriell Industriell<br />

Landschaftlich Baulich Landschaftlich Baulich<br />

Bäuerliche Kulturlandschaften<br />

Karte 2: Kulturlandschaftsobjekte in Castrop-Rauxel<br />

Die Karte stellt die erfassten Objekte in Kategorien dar und findet sich im Anhang des Gutachtens.<br />

Die landschaftlichen und baukulturellen Objekte<br />

spiegeln die Geschichte <strong>der</strong> Stadt wi<strong>der</strong>.<br />

Dies gilt in einer speziellen Sichtweise auch für<br />

die denkmalpflegerisch bedeutsamen Objekte.<br />

Im Stadtgebiet von Castrop-Rauxel sind wertvolle<br />

und prägende Zeugnisse aus <strong>der</strong> Stadtgründungsperiode,<br />

aus <strong>der</strong> vorindustriellen<br />

Agrarwirtschaft und nicht zuletzt Zeugnisse <strong>der</strong><br />

Territorialherrschaft sowie historisch bedeutsame<br />

Verkehrswege vorhanden. Hinzu kommen<br />

die nicht leicht wahrnehmbaren<br />

Hinterlassenschaften <strong>der</strong> früh- und vorgeschichtlichen<br />

Zeit. Typisch für das Ruhrgebiet<br />

und exemplarisch auch für die Stadt Castrop-<br />

Rauxel ist eine auf den ersten Blick scheinbar<br />

ungeordnete und mosaikartig angeordnete<br />

Siedlungsstruktur, in <strong>der</strong> sich auf engstem<br />

Raum die verschiedenen Zeitschichten überlagern<br />

und durchdringen.<br />

Aus <strong>der</strong> vorindustriellen Zeit sind es in <strong>der</strong><br />

Regel die Kirchenbauten, die als Baudenkmäler<br />

auf die ältesten Wurzeln zurückblicken. In<br />

<strong>der</strong> Innenstadt von Castrop sind <strong>zum</strong> Beispiel<br />

die Kirche St. Lambertus, aber auch das auf<br />

1816 datierte Wohnhaus Disch am Markt<br />

Zeugnisse <strong>der</strong> vorindustriellen Zeit. Auch <strong>der</strong><br />

als Denkmal eingetragene jüdische Friedhof an<br />

<strong>der</strong> Oberen Münsterstraße ist an dieser Stelle<br />

zu nennen.<br />

Hofstandorte Parkanlagen Siedlungen<br />

Plaggenesche Drubbel Sport- und Spielanlagen Ensembles,<br />

Einzelobjekte<br />

Verkehrswege Weiler / Dorf Bergehalde Industrieanlage<br />

Pestkreuze<br />

Herrenhäuser / Einzelobjekte<br />

- 12 -<br />

Kleingärten Zechenstandorte<br />

Friedhöfe Bodendenkmale Friedhöfe Ziegeleien<br />

Mühlteiche Baudenkmale Gärten Baudenkmale<br />

Wäl<strong>der</strong> Abgrabungen<br />

26 Einträge 43 Einträge 26 Einträge 102 Einträge<br />

Eine an<strong>der</strong>e Stellung nehmen die Denkmäler<br />

am Markt in <strong>der</strong> Castroper Innenstadt ein.<br />

Hier stehen 12 Wohn- und Geschäftshäuser<br />

aus <strong>der</strong> Zeit des beginnenden 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

unter Denkmalschutz. Sie sind nicht nur<br />

von kunstgeschichtlicher o<strong>der</strong> architektonischer<br />

Bedeutung, son<strong>der</strong>n stehen auch kulturhistorisch<br />

für die Zeitenwende, die für die<br />

Stadtentwicklung mit <strong>der</strong> Industrialisierung angebrochen<br />

ist.<br />

Im Außenbereich geben die landwirtschaftlichen<br />

Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen,<br />

Auskunft über die Wirtschafts- und<br />

Sozialgeschichte <strong>der</strong> ländlichen Bevölkerung<br />

im Stadtgebiet. Landwirtschaftliche Hofstellen<br />

und Höfegruppen, sogenannte Drubbel, sind in<br />

Verbindung mit typischen Landnutzungsmustern<br />

o<strong>der</strong> verbliebenen Landschaftselementen<br />

von kulturlandschaftlicher Bedeutung. Im Einzelfall<br />

wird ein beson<strong>der</strong>er historischer Zeugniswert<br />

erst durch die Ausweisung <strong>der</strong><br />

Hofgebäude als Baudenkmal dokumentiert.<br />

Dieser Zusammenhang soll in dem folgenden<br />

Beispiel dargestellt werden. Im nördlichen<br />

Stadtgebiet von Castrop-Rauxel finden sich im<br />

Stadtteil Henrichenburg kulturlandschaftlich<br />

bedeutsame Strukturen in <strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft<br />

Becklem und Beckum. Dieser<br />

Bereich ist im LWL-GDK abgegrenzt worden<br />

und wird mit verschiedenen wertbestimmenden


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

kulturlandschaftlichen Aspekten beschrieben:<br />

Der landwirtschaftlich genutzte Raum lässt<br />

sich den darin liegenden alten Hofstellen zuordnen<br />

und ist Teil einer traditionellen bäuerlichen<br />

Kulturlandschaft, die sich auf dem<br />

Stadtgebiet von Datteln und Waltrop fortsetzt.<br />

Das Grünland ist pflanzensoziologisch als<br />

Fettweide anzusprechen und unterscheidet<br />

sich von <strong>der</strong> Artenzusammensetzung <strong>der</strong><br />

ehemaligen Wiesen und Heiden. Hecken,<br />

Baumreihen, Kopfweiden glie<strong>der</strong>n die Landschaft.<br />

Neben diesen Kleingehölzen in <strong>der</strong> Flur<br />

und an den Wegen sind an den Höfen <strong>zum</strong> Teil<br />

alte Einzelbäume erhalten. Die östliche Grenze<br />

und damit die Stadtgrenze bildet <strong>der</strong> Beckumer<br />

Bach, <strong>der</strong> von einigen Gehölzen bestanden ist.<br />

Die Fließgewässer sind begradigt. Die<br />

„Beckumer Wiese“ ist nun durch eine Bahnlinie<br />

zerschnitten.<br />

Von baukultureller Bedeutung ist die<br />

Höfegruppe, für die ein eigenständiger Erläuterungstext<br />

hinterlegt wird.<br />

- 13 -<br />

Der historische Zeugniswert <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

Gebäude, die unter Denkmalschutz<br />

stehen, wird in den Texten zu den<br />

Aspekten <strong>der</strong> Baudenkmalpflege beschrieben<br />

und ergänzt die Informationen zu dem Landschaftsausschnitt<br />

in optimaler Weise. Das<br />

Bauernhaus Im Finkenbrink 34 (Wohn- und<br />

Wirtschaftsgebäude, datiert auf 1788) wird<br />

<strong>zum</strong> Beispiel wie folgt eingeordnet: Baudenkmal<br />

als hervorragend überliefertes Beispiel eines<br />

Bauernhauses aus dem letzten Viertel des<br />

18. Jahrhun<strong>der</strong>ts. Gut erhaltenes Vierstän<strong>der</strong>gerüst<br />

mit dem für diese Region typischen Unterschied<br />

zwischen <strong>der</strong><br />

Ankerbalkenverzimmerung im Wirtschaftsteil<br />

und die Unterrähmzimmerung im Wohnteil. Im<br />

Äußeren wie auch im Inneren die ursprüngliche<br />

Funktion von Wohnen und Arbeiten ablesbar.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Am Beispiel <strong>der</strong> Rütgers-Siedlung wird<br />

deutlich, dass die Objekte <strong>der</strong> Denkmalpflege<br />

in einem siedlungsstrukturellen Zusammenhang<br />

stehen, dessen Keimzelle das Chemiewerk<br />

Rütgers ist. Dieser inhaltliche und<br />

räumliche Zusammenhang wird durch die einbindende<br />

Darstellungsweise im System sichtbar.<br />

Der Beschreibungstext für den baukulturellen<br />

Aspekt geht zunächst auf die<br />

Entstehung und Funktion <strong>der</strong> Siedlung ein: Die<br />

im Laufe von mehr als 100 Jahren entstandene<br />

Siedlung bildet in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zu einem weiterhin sehr aktiven Betrieb einen<br />

städtebaulichen Zusammenhang von Wohnen<br />

und Arbeiten ab. Dieses ist heute für Castrop-<br />

Rauxel einmalig und für das Ruhrgebiet selten<br />

und häufig wohl noch nachvollziehbare Geschichte,<br />

hier „vor Ort“ aber noch wirklich gelebter<br />

Alltag in einer überschaubaren Wohn-<br />

und Arbeitswelt.<br />

- 14 -<br />

Unter Denkmalschutz stehen Teile <strong>der</strong> Arbeitersiedlung<br />

aus <strong>der</strong> Anfangszeit. Der denkmalpflegerische<br />

Beschreibungstext ergänzt als<br />

Aspekt den Gesamtzusammenhang und hebt<br />

auf die Architektur ab: Die Häuser Markusstraße<br />

1 – 10, Juliusstraße 17 – 21 und<br />

Vördestraße 40 – 48, sind Wohnhäuser und<br />

wurden nach 1898 errichtet. Es handelt sich<br />

um traufständige, in Zeilen aufgestellte, langgestreckte,<br />

zweigeschossige Putzbauten mit<br />

auskragenden, mit Bitumenpappe gedeckten<br />

Satteldächern flacher Neigung. Wichtige Elemente<br />

sind Segmentbogenfester und die<br />

Hauseingänge mit Verdachungen sowie die<br />

großen Gärten mit Stallgebäuden. Das Baudenkmal<br />

umfasst frühe, nach 1898 errichtete<br />

Siedlungshäuser <strong>der</strong> Zeche Victor, den späteren<br />

Rütgers-Werken.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

4 Stellungnahmen zu den FNP-Än<strong>der</strong>ungsflächen<br />

Die beabsichtigten Än<strong>der</strong>ungen für den neuen<br />

<strong>Flächennutzungsplan</strong> <strong>der</strong> Stadt sind vorgezogen<br />

gutachterlich eingeschätzt und kommentiert<br />

worden. Als Arbeitsgrundlage für diese<br />

detaillierte kulturlandschaftliche Bewertung<br />

diente die Zusammenstellung <strong>der</strong> nach den<br />

statistischen Bezirken geordneten Än<strong>der</strong>ungsflächen,<br />

die als Entwurf 2025 dem alten <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

aus dem Jahr 1974<br />

gegenübergestellt sind.<br />

Für jede Teilfläche wurde untersucht, ob<br />

aus Sicht <strong>der</strong> historischen Kulturlandschaft zu<br />

den betroffenen Flächen eine Aussage gemacht<br />

werden kann. In zwei von drei Fällen<br />

haben sich keine nennenswerten kulturlandschaftlichen<br />

Aussagen ergeben. Insgesamt<br />

wurden 98 Flächen kommentiert.<br />

Die einzelnen Stellungnahmen sind im Anhang<br />

zusammengefasst. Die Bereiche, zu denen<br />

keine Kommentare abgegeben wurden,<br />

sind dort weggelassen worden.<br />

Mit den kulturlandschaftlichen Stellungnahmen<br />

konnten viele Hinweise für die weitere<br />

Planung gegeben werden. Zum Beispiel sind<br />

Informationen über die historische Flächennutzung<br />

o<strong>der</strong> die kulturlandschaftliche Bedeutung<br />

einzelner Objekte als Hinweise eingebracht<br />

worden. Auch wenn die neue Planung die kulturlandschaftliche<br />

Bedeutung von Flächen o<strong>der</strong><br />

Objekten unterstützt, ist dies als entsprechen<strong>der</strong><br />

Hinweis vermerkt worden.<br />

- 15 -<br />

Zum Beispiel werden durch die neue Darstellung<br />

als Grünfläche ehemalige Reserveflächen<br />

in ihrer heutigen Nutzung gesichert.<br />

Immer dann, wenn sich Konflikte zwischen<br />

den geplanten neuen Nutzungen und vorhandenen<br />

Kulturlandschaftselementen abzeichnen,<br />

sind Bedenken zu den Än<strong>der</strong>ungsplänen<br />

formuliert worden. In Einzelfällen können diese<br />

erst im Zuge <strong>der</strong> konkretisierenden Bebauungsplanung<br />

gelöst werde, etwa um erhaltenswerte<br />

Hofbäume in eine neue Gestaltung<br />

zu integrieren. In an<strong>der</strong>en Fällen kann die Art<br />

und Auflösung <strong>der</strong> Darstellung im neuen FNP<br />

dazu führen, dass beispielsweise bedeutende<br />

Siedlungsteile nicht in ihrer heutigen Nutzung<br />

abgebildet sind. Hier kann auch eine Bestandssicherung<br />

über die textliche Begründung<br />

<strong>der</strong> geän<strong>der</strong>ten Darstellung erfolgen.<br />

Insgesamt sind die geplanten Än<strong>der</strong>ungen<br />

im <strong>Flächennutzungsplan</strong> kulturlandschaftsverträglich.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> relativ geringen Siedlungserweiterungen<br />

halten sich die Konflikte<br />

hier in Grenzen. In einigen Fällen werden<br />

ehemalige Erweiterungs- und Reserveflächen<br />

nicht weiter verfolgt. Wenn <strong>zum</strong> Beispiel in<br />

Deininghausen die gewerbliche Baufläche zugunsten<br />

<strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzung zurücktritt,<br />

ist dies im Sinne <strong>der</strong> erhaltenden<br />

Bewirtschaftung.<br />

Kulturlandschaftliche Stellungnahmen sind ein neues Instrument in <strong>der</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong>ung.<br />

Kulturlandschaftliche Stellungnahmen<br />

Statistischer Bezirk 104 Castrop<br />

Darstellung FNP 1974 Darstellung Entwurf 2025 Kulturlandschaftliche Stellungnahme<br />

Gemischte<br />

Baufläche<br />

Wohnbaufläche<br />

Grünfläche<br />

Gemischte<br />

Baufläche<br />

Quelle: Historika 1894<br />

Bedenken:<br />

Der Baumbestand mit <strong>der</strong> Freifläche<br />

bzw. dem Parkplatz zwischen Am Stadtgarten<br />

und An <strong>der</strong> Freiheit ist Bestandteil<br />

<strong>der</strong> ursprünglichen Stadtbegrenzung.<br />

Diese Grenze wird durch die Freifläche<br />

markiert. Der Baumbestand ist aus<br />

kulturhistorischen Gründen erhaltenswert.<br />

Eine separate Darstellung als<br />

Grünfläche wird empfohlen.


Statistischer Bezirk /<br />

Nummer<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Än<strong>der</strong>ungsflächen<br />

(Anzahl)<br />

- 16 -<br />

Hinweise<br />

(Anzahl)<br />

Henrichenburg West 218 19 4 4<br />

Henrichenburg Ost 217 7 1 2<br />

Pöppinghausen 213 27 7 0<br />

Habinghorst 208 34 7 4<br />

Ickern Nord 209 9 4 0<br />

Ickern Süd 210 16 5 3<br />

Bladenhorst 202 17 7 3<br />

Castrop 104 16 0 1<br />

Rauxel Nord 114 15 3 4<br />

Rauxel Süd 115 19 1 3<br />

Deininghausen 105 13 1 1<br />

Dingen 106 9 0 1<br />

Behringhausen 101 7 2 0<br />

Obercastrop 312 15 3 2<br />

Schwerin 316 19 4 9<br />

Bövinghausen 303 11 1 1<br />

Merklinde 311 20 3 5<br />

Frohlinde 307 11 1 1<br />

Gesamt 284 54 44<br />

Bedenken<br />

(Anzahl)


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

5 Leitlinien <strong>der</strong> Kulturlandschaftsentwicklung<br />

Erin-Park und Altstadt von Castrop - die Neugestaltung des Gewerbeparks erhält wichtige Blickbeziehungen, greift die<br />

kulturlandschaftliche Bedeutung <strong>der</strong> Zeche Erin auf und verbindet auf vorbildliche Weise neue und alte Zeitschichten.<br />

Mit Leitlinien sind an dieser Stelle Orientierungshilfen<br />

gemeint, die aufzeigen sollen, in<br />

welche Richtung sich eine Stadtentwicklung orientieren<br />

kann, um den kulturlandschaftlichen<br />

Charakter des Stadtgebietes zu erhalten und<br />

weiter zu entwickeln. Eine erste Bezugsebene<br />

hierfür ist die kulturlandschaftliche Einheit. Wie<br />

im Kapitel 2 dargestellt, glie<strong>der</strong>t sich die Stadt in<br />

Lippelandschaft, Emscherlandschaft und Hellwegzone.<br />

Auch bei <strong>der</strong> weiteren Entwicklung<br />

soll <strong>der</strong> unterschiedliche Charakter dieser Einheiten<br />

erkennbar bleiben.<br />

Während beispielsweise in den südlichen<br />

Stadtteilen die Weilersiedlungsstruktur mit dem<br />

dörflichen Erscheinungsbild auch für die Zukunft<br />

Vorbild sein soll, ist die aufgelockerte Streusiedlungsstruktur<br />

in enger Verzahnung mit den<br />

landwirtschaftlichen Nutzflächen <strong>zum</strong> Beispiel<br />

für den Außenbereich in Henrichenburg und in<br />

Pöppinghausen maßgeblich. Die gewachsene<br />

Stadtlandschaft von Castrop-Rauxel soll weiter<br />

entwickelt werden, in dem <strong>zum</strong> Beispiel Stadterneuerungsmaßnahmen<br />

die baukulturellen sowie<br />

auch kulturhistorischen Werte <strong>der</strong> verschiedenen<br />

bestehenden Siedlungen und ihre Gestaltungsmerkmale<br />

aufgreifen und weiterführen.<br />

Zwar ist dieses Instrumentarium nicht Gegenstand<br />

des <strong>Flächennutzungsplan</strong>es, gleichwohl<br />

geht es bei <strong>der</strong> Stadtplanung sowie bei <strong>der</strong><br />

Stadtentwicklung nicht nur um quantitative, son-<br />

- 17 -<br />

<strong>der</strong>n bewusst auch um qualitative Aspekte. Eine<br />

auf die Entwicklungsgeschichte Bezug nehmende<br />

Freiraumplanung bzw. Grünflächengestaltung<br />

sollte hierbei ein beson<strong>der</strong>es Augenmerk<br />

legen.<br />

Auch bei <strong>der</strong> städtischen Innenentwicklung<br />

ist die historische Substanz zu berücksichtigen.<br />

Bei <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>nutzung von brachgefallenen<br />

Flächen bzw. bei einer kulturlandschaftsverträglichen<br />

Nachverdichtung können erhaltene<br />

o<strong>der</strong> angrenzende Kulturlandschaftselemente in<br />

die Gestaltung einbezogen werden. Eine Neugestaltung<br />

von Industrieflächen sollte beispielsweise<br />

diese Vergangenheit nicht überdecken<br />

und ehemals wichtige Wege- o<strong>der</strong> Blickbeziehungen<br />

aufgreifen.<br />

Landschaftliche Strukturierung<br />

Die landschaftlich geprägten Elemente im<br />

Stadtgebiet von Castrop-Rauxel stellen sich<br />

heute als ein kleinteiliges Mosaik aus Grün- und<br />

Freiflächen mit verschiedenen Nutzungen und<br />

unterschiedlicher kulturlandschaftlicher Bedeutung<br />

dar.<br />

Nach ihrer Funktion o<strong>der</strong> Entstehung können<br />

Gruppen bzw. Typen von Kulturlandschaftselementen<br />

benannt werden. Im Einzelnen sind<br />

dies:


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

� Landwirtschaftlich strukturierte Komplexe,<br />

die als bäuerliche Kulturlandschaften beschrieben<br />

werden,<br />

� Wäl<strong>der</strong>,<br />

� Parkanlagen,<br />

� Kleingärten,<br />

� Friedhöfe,<br />

� Sport- und Spielanlagen,<br />

� Bergbaufolgelandschaften, die als Brachflächen,<br />

umgenutzte o<strong>der</strong> gestaltete Bereiche<br />

o<strong>der</strong> auch als sogenannte<br />

Industrienatur vorkommen,<br />

� Historische Verkehrswege sowie<br />

� Pestkreuze.<br />

Bei den Ansätzen <strong>zum</strong> Schutz <strong>der</strong> bäuerlichen<br />

Kulturlandschaften geht es darum, das<br />

Charakteristische des Raumes zu erhalten. Die<br />

Nutzungsstruktur, die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Feldflur<br />

durch Einzelbäume und Hecken sowie die<br />

Waldbestände mit ihrer Waldrandkulisse sind<br />

dabei wesentliche Merkmale. Neben <strong>der</strong> Erhaltung<br />

<strong>der</strong> historischen Strukturen (Wald, Offenland,<br />

Siedlung) kommt es darauf an,<br />

Informationen über wichtige Landschaftsbestandteile<br />

weiterzugeben und die Landschaft vor<br />

Ort erlebbar zu machen.<br />

Nicht nur die Landnutzungsmuster, auch die<br />

Funktion einzelner Komponenten entspricht <strong>der</strong><br />

zeitgenössischen, gesellschaftlichen Formung<br />

<strong>der</strong> Landschaft. Zum Beispiel gilt dies für die<br />

Nutzung <strong>der</strong> Wäl<strong>der</strong> in Verbindung mit <strong>der</strong><br />

Landwirtschaft, als Baustoffquelle während <strong>der</strong><br />

Industrialisierung o<strong>der</strong> heute vielfach als Ausgleichs-<br />

und Erholungsraum.<br />

Die Parkanlagen, Kleingärten, Friedhöfe sowie<br />

die Sport- und Spielanlagen in Castrop-<br />

Rauxel spiegeln in ihrer Ausprägung oftmals die<br />

wesentlichen Phasen <strong>der</strong> Siedlungsentwicklung<br />

<strong>der</strong> Stadt wi<strong>der</strong>. Das Spektrum reicht von mittelalterlichen<br />

Entstehungszusammenhängen über<br />

Anlagen, die <strong>der</strong> Bergbaugeschichte zuzuschreiben,<br />

sind bis hin zu mo<strong>der</strong>nen Interpretationen<br />

von kulturgeschichtlichen Nutzungen.<br />

Egal in welche Zeitstellungen und in welche Gestaltungsansätze<br />

solche Freiräume aufglie<strong>der</strong>n,<br />

immer sollte es bei zukünftigen Planungen darum<br />

gehen, die Eigenart und Geschichtlichkeit<br />

<strong>der</strong> Orte für die Nutzer und Besucher zu erläutern<br />

und zugänglich zu machen.<br />

Der Umbau <strong>der</strong> Landschaft und <strong>der</strong> Bauboom<br />

im Zuge in <strong>der</strong> Bergbauepoche von<br />

- 18 -<br />

Castrop-Rauxel bildeten nicht nur den größten<br />

Einschnitt in <strong>der</strong> Kulturlandschaftsgeschichte<br />

son<strong>der</strong>n hinterließen auch die flächenmäßig<br />

größten kulturlandschaftlichen Objekte. Viele<br />

Kulturlandschaftselemente <strong>der</strong> landwirtschaftlich<br />

dominierten Zeit sind dabei unwie<strong>der</strong>bringlich<br />

verloren gegangen. Gleichzeitig sind neue<br />

Strukturen entstanden, die das Stadtgebiet und<br />

auch die Freiräume kulturlandschaftlich formen.<br />

Zum kulturellen Erbe gehören heute beispielsweise<br />

die erhaltenen Bergarbeitersiedlungen,<br />

die ehemaligen Zechenstandorte sowie auch<br />

umgeformte und neu gestaltete Bereiche wie die<br />

Bergehalde Schwerin. Zwiespältig sind die wasserbaulichen<br />

Verän<strong>der</strong>ungen. Der Bergbau hat<br />

mit den Absenkungen im Gelände und <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung<br />

und Kanalisierung <strong>der</strong> Wasserläufe neue<br />

landschaftliche Voraussetzungen geschaffen.<br />

Ein natürliches Gefälle ohne technische Unterstützung<br />

ist in <strong>der</strong> Emscher- und<br />

Lippelandschaft nicht mehr durchgängig zu erreichen.<br />

Die Gewässer sind tief in das Gelände<br />

eingeschnitten. Bei <strong>der</strong> laufenden Umgestaltung<br />

des Emschersystems ist damit ein zurück zur<br />

Natur im Sinne des vorindustriellen Zustandes<br />

nicht mehr möglich. Bei <strong>der</strong> Neugestaltung <strong>der</strong><br />

Gewässer kann somit auch nicht auf ein vergangenes<br />

kulturlandschaftliches Leitbild zurückgegriffen<br />

werden. Vielmehr sollten die Anklänge<br />

an vorindustrielle Verhältnisse bei <strong>der</strong> Neugestaltung<br />

verbunden werden mit <strong>der</strong> bewussten<br />

Erhaltung von ausgewählten Zeugnissen <strong>der</strong><br />

dunklen Geschichte, in <strong>der</strong> die Emscher als Abwasserkanal<br />

gebraucht wurde.<br />

Die Zeugnisse <strong>der</strong> vorindustriellen Zeit ergänzen<br />

dieses Bild, was zur Folge hat, dass in<br />

<strong>der</strong> städtischen Gemengelage auf kleinstem<br />

Raum unterschiedlichste Kulturlandschaftselemente<br />

vergesellschaftet sind. Allein aus dem Alter<br />

<strong>der</strong> Objekte lässt sich keine Rangfolge in <strong>der</strong><br />

Wertigkeit ableiten.<br />

Dies gilt beispielsweise auch für die historischen<br />

Verkehrswege, zu denen vorindustrielle<br />

Hohlwege ebenso wie die Entwicklungsachse<br />

<strong>der</strong> landesbedeutsamen Köln-Mindener Eisenbahn<br />

gehören. Vorindustrielle Objekte wie die<br />

Pestkreuze in Obercastrop und Frohlinde haben<br />

zwar weit zurückliegende Entstehungszusammenhänge,<br />

können aber auch nur durch die<br />

zeitgenössische Pflege als religiöse Stätten bewahrt<br />

werden.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Halde <strong>der</strong> ehemaligen Zeche Graf Schwerin mit <strong>der</strong> Skulptur Sonnenuhr - mit <strong>der</strong> Bergbauepoche kam für Castrop-<br />

Rauxel <strong>der</strong> größte Einschnitt in <strong>der</strong> Kulturlandschaftsgeschichte.<br />

Insgesamt hat die Stadt Castrop-Rauxel das<br />

Gepräge einer postindustriellen Kulturlandschaft,<br />

<strong>der</strong>en unterschiedliche Entwicklungsphasen<br />

bis hin <strong>zum</strong> Strukturwandel ihre Spuren<br />

hinterlassen haben und sich räumlich und funktional<br />

durchdringen.<br />

Die Darstellungen <strong>der</strong> beabsichtigten städtebaulichen<br />

Entwicklung und <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Nutzungsarten im <strong>Flächennutzungsplan</strong> ist<br />

in <strong>der</strong> Regel eine grobe Festlegung auch für die<br />

weitere kulturlandschaftliche Entwicklung <strong>der</strong><br />

Stadt.<br />

Die stadtbedeutsamen Kulturlandschaftselemente<br />

sind im Informationssystem LWL-GDK<br />

dargestellt worden. In <strong>der</strong> Regel liefern diese<br />

Elemente zusätzliche Begründungen für die Art<br />

<strong>der</strong> Flächennutzung. Es ist nicht sinnvoll, eigenständige<br />

Plandarstellungen für die Kulturlandschaft<br />

einzuführen, jedoch kann es sehr wohl<br />

Sinn machen, die Bedeutung <strong>der</strong> Flächennutzung<br />

für den Schutz von kulturlandschaftlichen<br />

Elementen o<strong>der</strong> Strukturen kenntlich zu machen.<br />

Infrage kommen beispielsweise die Kennzeichnung<br />

von:<br />

- 19 -<br />

� Kulturlandschaftlich bedeutsamen Grünflächen,<br />

� Kulturlandschaftlich bedeutsamen Flächen<br />

für Wald,<br />

� Kulturlandschaftlich bedeutsamen Flächen<br />

für die Landwirtschaft,<br />

� Flächen <strong>zum</strong> kulturlandschaftlichen Ausgleich<br />

für Eingriffe in Natur und Landschaft.<br />

Eine Kennzeichnung in diesem Sinne kann<br />

auch die Begründung des <strong>Flächennutzungsplan</strong>s<br />

vornehmen, in dem dort auf die zusätzliche<br />

Bedeutung <strong>der</strong> Flächennutzung hingewiesen<br />

wird.<br />

Bedeutende Bereiche und Vorschläge für ihre<br />

weitere Entwicklung werden im Einzelnen im<br />

Kapitel 6 dieses <strong>Fachbeitrag</strong>es behandelt.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Städtebauliche Strukturen<br />

Im Außenbereich sind die landwirtschaftlichen<br />

Hofstellen die Zentren <strong>der</strong> Nutzflächen und <strong>der</strong><br />

gestalteten und genutzten Landschaftsstrukturen.<br />

Während in <strong>der</strong> Emscherlandschaft und<br />

vor allem in <strong>der</strong> Lippelandschaft die Streusiedlungsstruktur<br />

vorherrscht, ist im Süden <strong>der</strong> Stadt<br />

die Weilerstruktur maßgeblich. Die typischen<br />

Hofstellen <strong>der</strong> Streusiedlungslandschaft bestehen<br />

häufig aus den Wohn- und Wirtschaftsgebäuden<br />

(Haupthäuser) sowie weiteren baulichen<br />

Anlagen wie Scheunen und Ställen. Sie sind<br />

durch ihr hofnahes Umfeld von kleinen<br />

Gehölzgruppen, Nutzgärten mit Obstbaumwiesen,<br />

Grünland- und Ackerflächen gekennzeichnet.<br />

Das Typische dieser vorindustriellen<br />

Kulturlandschaftsschicht kann insbeson<strong>der</strong>e dadurch<br />

bewahrt werden, dass auch künftig die<br />

Abstände zwischen den Hofstellen und den<br />

Siedlungen gewahrt bleiben und gerade nicht<br />

städtebauliche Anschlüsse gebildet werden.<br />

Im Innenbereich wird das Stadtbild von<br />

Castrop-Rauxel durch eine offene Bauweise mit<br />

angemessenen Gebäudehöhen geprägt. Typisch<br />

für die industrialisierte Stadtlandschaft von<br />

Castrop-Rauxel ist die Bebauung als Einzel-<br />

o<strong>der</strong> Doppelhaus mit maximal zwei Geschossen<br />

und mit steil geneigtem Dach. Höhere Gebäude<br />

sind die Ausnahme und beschränkt auf beispielsweise<br />

industrielle Anlagen o<strong>der</strong> die Siedlung<br />

Deininghausen. Die eigentliche Qualität<br />

liegt jedoch in den angepassten Gebäudehöhen<br />

bzw. Proportionen, womit gleichzeitig eine hohe<br />

Siedlungsdichte und ein hoher Freiflächenanteil<br />

verwirklicht werden konnte. Das Stadtbild von<br />

Castrop-Rauxel kann sich kulturlandschaftlich<br />

angepasst entwickeln, wenn auch weiterhin auf<br />

hohe Gebäude verzichtet wird und die Siedlungen<br />

sich in die Gegebenheiten einfügen, in dem<br />

die Kirchtürme und das För<strong>der</strong>gerüst Erin 7<br />

auch in Zukunft als hoch im Sinne von städtebaulichen<br />

Dominanten empfunden werden können.<br />

Eine weiteres Qualitätsmerkmal für den Städtebau<br />

besteht im Erkennen und Einhalten historischer<br />

Baufluchten. Beispiele hierfür werden im<br />

Kapitel 6.1.3 genannt. Kommunaler Kulturlandschaftsschutz<br />

besteht im Einzelnen auch in <strong>der</strong><br />

Erhaltung und Pflege von ortsbildprägen<strong>der</strong><br />

Bausubstanz und baukulturell bedeutenden<br />

Siedlungen beispielsweise <strong>der</strong> 20er Jahre des<br />

letzten Jahrhun<strong>der</strong>ts. Dieses schließt das Wissen<br />

und den Respekt vor bau- und siedlungskulturellen<br />

Zielsetzungen <strong>der</strong> verschiedenen<br />

Zeitepochen mit ein.<br />

- 20 -<br />

Auch bei dem Ersatz von nicht mehr instandhaltungsfähiger<br />

Bausubstanz kann eine Einfügung<br />

erreicht werden, wenn gezielt auf die<br />

vorhandene Baustruktur mit ihren Gestaltwerten<br />

geachtet wird. Die Verwendung ortsüblicher Materialien<br />

für Außenwände und Dachflächen spielt<br />

ebenfalls eine große Rolle.<br />

Eine hohe städtebauliche Qualität wird in<br />

Castrop-Rauxel in den Fällen erreicht, in denen<br />

konsequent dem Leitbild <strong>der</strong> geglie<strong>der</strong>ten und<br />

aufgelockerten Stadt gefolgt wurde, bestehend<br />

aus Baugruppen und glie<strong>der</strong>nden Baumreihen<br />

wie <strong>zum</strong> Beispiel in <strong>der</strong> Straße am Urnenfeld.<br />

Oftmals sind es gerade die Beiträge <strong>der</strong> Freiraumplanung,<br />

die mit Bäumen und Alleen, Gärten<br />

und Vorgärten sowie mit Freiräumen <strong>der</strong><br />

Gartenstadt für erhaltenswerte städtebaulichhistorische<br />

Strukturmerkmale gesorgt haben.<br />

Funkestraße im Stadtteil Schwerin - typisch für die industrialisierte<br />

Stadtlandschaft von Castrop-Rauxel ist die<br />

Bebauung als Einzel- o<strong>der</strong> Doppelhaus.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Kulturlandschaftliche Leitlinien für Castrop-Rauxel<br />

1. Bei <strong>der</strong> Stadtentwicklung wird <strong>der</strong> unterschiedliche<br />

Charakter <strong>der</strong> drei Kulturlandschaftseinheiten<br />

im Stadtgebiet erhalten<br />

und in <strong>der</strong> Planung aufgegriffen.<br />

2. Das Stadtgebiet wird von Kulturlandschaftselementen<br />

<strong>der</strong> jüngeren Geschichte,<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Industrialisierungsgeschichte<br />

ebenso geprägt wie<br />

durch vorindustrielle Zeugnisse. Die Vergesellschaftung<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Zeitstellungen auf kleinstem Raum ist<br />

prägend und soll in <strong>der</strong> postindustriellen<br />

Kulturlandschaft durchaus erkennbar<br />

bleiben.<br />

3. In <strong>der</strong> Freiraumplanung sollen die Eigenart<br />

und die jeweilige Entwicklungsgeschichte<br />

<strong>der</strong> Orte für die Nutzer und<br />

Besucher erfahrbar gemacht werden.<br />

4. Die gewachsene Stadtlandschaft von<br />

Castrop-Rauxel soll weiter entwickelt<br />

werden. Bedeutende bauliche Einzelobjekte<br />

und Siedlungen sollen erhalten und<br />

gepflegt bzw. behutsam erneuert werden.<br />

Bei Stadterneuerungsmaßnahmen sollen<br />

<strong>der</strong> kulturhistorische, baukulturelle Wert<br />

von vorhandenen Siedlungen und ihre<br />

Gestaltungsmerkmale aufgegriffen und<br />

weitergeführt werden.<br />

- 21 -<br />

5. Die städtebauliche Struktur soll im Außenbereich<br />

mit <strong>der</strong> Absicherung <strong>der</strong><br />

landwirtschaftlichen Hofstellen, im Innenbereich<br />

durch die Fortführung <strong>der</strong> offenen<br />

Bauweise in geringer Höhe gesichert<br />

werden. Wenn auch weiterhin auf hohe<br />

Gebäude verzichtet wird und die Siedlungen<br />

sich an die Gegebenheiten anpassen,<br />

können auch in Zukunft die<br />

Kirchtürme und das För<strong>der</strong>gerüst Erin 7<br />

als hoch - im Sinne von städtebaulichen<br />

Dominanten - empfunden werden.<br />

6. Kulturlandschaftlich bedeutende Bereiche<br />

können eine zusätzliche Kennzeichnung<br />

im <strong>Flächennutzungsplan</strong> in ihrer jeweiligen<br />

Nutzungskategorie erhalten.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

6 Handlungs- und Maßnahmenkonzept<br />

6.1 Ziele <strong>der</strong> Baukultur<br />

6.1.1 Hofstellen im Außenbereich<br />

Die Suche nach einer neuen Identität <strong>der</strong> Stadt<br />

erscheint sich in mancher Hinsicht auf die Zeit<br />

<strong>der</strong> bäuerlich-landwirtschaftlichen Kulturlandschaft<br />

vor <strong>der</strong> Industrialisierung zu beziehen.<br />

Dieses lässt sich z. B. an <strong>der</strong> Renaturierung des<br />

Deininghauser Baches o<strong>der</strong> Landwehrbaches<br />

fest machen. Gleichzeitig wurden bereits viele<br />

Zeugnisse <strong>der</strong> „Industrialisierungs-Schicht” vollständig<br />

beseitigt.<br />

Die bäuerlich-landwirtschaftliche Schicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft ist die maßgebende<br />

Phase <strong>der</strong> noch erhaltenen vorindustriellen<br />

Kulturlandschaft, die sich heute noch in weiten<br />

Teilen abzeichnet und häufig gut ablesen lässt.<br />

Dieses <strong>zum</strong> einen im Außenbereich mit <strong>zum</strong> Teil<br />

anhalten<strong>der</strong> Bewirtschaftung durch Landwirtschaft<br />

stellt den Zusammenhang her, <strong>der</strong> auch<br />

ursprünglich im Innenbereich, in <strong>der</strong> bebauten<br />

Ortslage, bestanden hat. Dort in <strong>der</strong> Siedlung<br />

vermitteln heute noch – wie zufällig eingestreute<br />

– erhaltene Gebäude von einzelnen Hofstellen<br />

diese Phase deutlich.<br />

Häufig sind aber auch die vorhergehenden<br />

Hofstellen abgebrochen und nicht wie<strong>der</strong> ersetzt<br />

o<strong>der</strong> durch Siedlungen überformt worden. Hier<br />

macht es Sinn, <strong>zum</strong>indest die Höfenamen zu<br />

erhalten. Diese haben sich häufig bereits als<br />

Straßenbezeichnungen wie Hannemannstraße<br />

nie<strong>der</strong>geschlagen und sollten durch kleine Hinweise<br />

an den Straßenschil<strong>der</strong>n – wie schon bei<br />

Namen von Persönlichkeiten wie Kolpingstraße<br />

geschehen – erläutert werden.<br />

Die typischen Hofstellen bestehen zudem<br />

aus dem hofnahen Umfeld von kleinen<br />

Gehölzgruppen, Nutzgärten mit Obstbaumwiesen,<br />

Grünland- und Ackerflächen.<br />

Bei <strong>der</strong> Erhaltung <strong>der</strong> Hofgebäude in <strong>der</strong><br />

Streusiedlung ist deshalb zu berücksichtigen,<br />

zur vorhandenen wie auch künftigen Siedlungsbebauung<br />

einen gewissen räumlichen Abstand<br />

einzuhalten und nicht unmittelbar an die Hofgebäude<br />

anzuschließen. Dieses dient dazu, die<br />

Hofstelle entsprechend in Szene zusetzen.<br />

Denkbar wäre die langfristige Umwidmung als<br />

örtliche Begegnungsstätte o<strong>der</strong> örtliches<br />

- 22 -<br />

Freilichtmuseum, um die Freiräume sichern zu<br />

können (z. B. Hof Holtkotte, Hof Wetterkamp<br />

o<strong>der</strong> Hof Hannemann im Stadtteil<br />

Henrichenburg).<br />

Beckumer Straße im Stadtteil Henrichenburg - typisch für<br />

die Hofstellen sind die hofnahen Gehölze.<br />

Die folgenden Hofstellen im Außenbereich<br />

sind von beson<strong>der</strong>er kulturlandschaftlicher Bedeutung:<br />

Stadtteil Objekte, Straße,<br />

Haus-Nummer<br />

Henrichenburg Drubbel Becklem,<br />

Straße Bredenbrauck<br />

Henrichenburg Drubbel Beckum,<br />

Straße Im Finkenbrink<br />

Henrichenburg Drubbel Borghagen,<br />

Borghagener Straße<br />

Henrichenburg Hof Brinkforth,<br />

Su<strong>der</strong>wicher Straße 5<br />

Henrichenburg Hof Hartmann,<br />

Lambertstraße 19<br />

Henrichenburg Hof Holtkotte, Hagenstraße 47<br />

Henrichenburg Hof Wetterkamp,<br />

Hagenstraße 48


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Stadtteil Objekte, Straße,<br />

Haus-Nummer<br />

Habinghorst Ehem. Brennerei und Hof Kleinalstede;<br />

Wartburgstraße 197<br />

Ickern Ehem. Brennerei und Hof Exter-<br />

Heidbauer, Voerstestraße 37a<br />

Pöppinghausen Hof Peveling-Geilmann,<br />

Kanalstraße 58<br />

Pöppinghausen Hof Zur Nieden (Schemhof),<br />

Kanalstraße 122<br />

Pöppinghausen Hof Doemann,<br />

Pöppinghauser Straße 80<br />

Pöppinghausen Hof Schulze (Spinn),<br />

Pöppinghauser Straße 125<br />

Pöppinghausen Hof Budde,<br />

Pöppinghauser Straße 201<br />

Pöppinghausen Hof Heiermann (Sonntagshof),<br />

Pöppinghauser Straße 299<br />

Bladenhorst Hof Spieker gen. Doermann,<br />

Holthauser Straße 74<br />

Bladenhorst Drubbel am Westring<br />

(ehem. Bladenhorster Straße)<br />

Behringhausen Hof Tönnishof,<br />

Behringhauser Straße<br />

Rauxel Brennerei<br />

und Hof Schulte Rauxel<br />

Deininghausen Reste des Drubbels Oststraße<br />

Dingen Hof Straeter (Dingebauer),<br />

Am Dingerhof<br />

Obercatrop Hof Uhde (Hubbert)<br />

Bövinghausen Brennerei und Hof Edelmann-<br />

Büchter, Gerther Straße 102<br />

Merklinde Hof Risse,<br />

In den Kämpen 17<br />

Frohlinde Hof Reinold, Dortmun<strong>der</strong><br />

Straße 386<br />

Frohlinde Hof Grüner, Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

Frohlinde Hof Wittenberg,<br />

Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

Schwerin Bodelschwingher Straße<br />

(Weiler Westhofen)<br />

Demgegenüber ist die Situation in den Weilern<br />

ähnlich, was den Übergang zu den neuzeitlichen<br />

Siedlungen anbetrifft. Die bisher<br />

überkommenen, noch offenen Bereiche im<br />

Übergang zur freien Landschaft bedürfen jedoch<br />

auch hier einer Sicherung.<br />

- 23 -<br />

Stadtteil Objekte<br />

Rauxel ehemals Dorf Rauxel,<br />

Dorfstraße<br />

Dingen Weiler Dingen,<br />

Am Dingebauer<br />

Obercatrop Reste des Weilers Obercastrop,<br />

Bochumer Straße<br />

Bövinghausen Weiler Bövinghausen,<br />

Bövinghauser Straße<br />

Merklinde Weiler Merklinde,<br />

In den Kämpen<br />

Frohlinde Weiler Frohlinde,<br />

Dorfstraße / Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

Schwerin ehem. Weiler Westhofen,<br />

Bodelschwingher Straße<br />

Wenn eine weitere Verwendung <strong>der</strong> Hofgebäude<br />

nicht möglich ist, sollte bei unvermeidbaren<br />

Neubauten auf jeden Fall auf Haustypen <strong>der</strong><br />

Einfamilienhaus-Siedlungen verzichtet sowie<br />

Maßstäbe und Proportionen <strong>der</strong> übrigen Hofgebäude<br />

aufgenommen werden. Hierfür haben<br />

sich solche Bauformen, die an Speicherbauten<br />

o<strong>der</strong> Stallgebäuden anknüpfen, bewährt.<br />

Der behutsame Umgang mit den Mitteilungen<br />

<strong>der</strong> historischen Kulturlandschaft erfor<strong>der</strong>t auch<br />

die Erhaltung <strong>der</strong> prägenden Gestaltwerte <strong>der</strong><br />

Hofgebäude:<br />

Bei Tennentoren ist unabdingbar die Erhaltung<br />

des typischen Holztores als Sicht-, Einbruchs-<br />

und Klimaschutz unter Zurücksetzen <strong>der</strong><br />

Verglasung angeraten.<br />

Die Beibehaltung <strong>der</strong> unterschiedlichen<br />

Fensterformate im Stall- und Wohnteil als Bestandteil<br />

des Erscheinungsbildes und zur Ablesbarkeit<br />

<strong>der</strong> ursprünglichen Nutzungen sollte<br />

Bindung sein. Stallbereiche sollten mit einfachen<br />

geteilten Fenster- und ungeteilten Türöffnungen<br />

sowie mit Klappläden als Luken gestaltet werden.<br />

Auch die Größe <strong>der</strong> Fensteröffnungen sollte<br />

sich zwischen Wohn- und Wirtschaftsteil<br />

unterscheiden.<br />

Die Errichtung von Dachaufbauten sollte nur<br />

über dem Wohnteil erfolgen. Mit Vorrang sollte<br />

eine Belichtung des Dachraums über die Giebel,<br />

beim Torgiebel als „Klappenmotiv“, beim Wohngiebel<br />

als normale, maßstäblich geteilte Öffnungen<br />

gesucht werden.<br />

Mögliche Anbauten und Än<strong>der</strong>ungen sind<br />

mit zeitgemäßen Materialien und Farben behut-


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

sam abzusetzen und auf diese Weise als Zutat<br />

zu verdeutlichen. Im ländlichen Bauen kommen<br />

dafür vorrangig grau patinierendes Holz sowie<br />

verzinkter o<strong>der</strong> rostbraun oxidieren<strong>der</strong> Stahl infrage.<br />

Die Übernahme von Materialien <strong>der</strong> überkommenen<br />

Gebäude in Fachwerk o<strong>der</strong><br />

Ziegelstein würde die geschichtliche Entwicklung<br />

vernachlässigen und später hinsichtlich <strong>der</strong><br />

Zeitstellung möglicherweise zu falschen Schlüssen<br />

führen.<br />

Die Dachdeckung sollte mit landschaftstypischen<br />

Materialien erfolgen, das sind naturrote<br />

o<strong>der</strong> dunkelgrau engobierte Hohlpfannen. Dachrinnen<br />

und Fallrohre sollten in grau verwitterndem<br />

Zinkblech den übrigen, am Haus<br />

verwendeten Materialien und Farben für Kehlen<br />

und seitliche Anschlüsse entsprechen. Kupferbleche<br />

sind wegen ihres rotbraun patinierenden<br />

Farbtons zu vermeiden.<br />

Der Stadtteil Obercastrop zeigt trotz großer Durchmischung<br />

noch Weilermerkmale.<br />

6.1.2 Bauweise im Innenbereich<br />

Die städtebauliche Struktur, das heißt die Körnigkeit<br />

<strong>der</strong> Stadt drückt sich insbeson<strong>der</strong>e durch<br />

Art und Maß <strong>der</strong> Bauweise aus.<br />

Die Bauweise unterscheidet die „offene<br />

Bauweise“ und die „geschlossene Bauweise“.<br />

Als „offene Bauweise“ wird die Stellung von einzelnen<br />

Gebäuden mit seitlichen Abstandsflächen<br />

bezeichnet. Demgegenüber ist die<br />

„geschlossene Bauweise“ eine Aneinan<strong>der</strong>reihung<br />

von mehreren Einzelgebäuden im Zuge<br />

einer Straße bzw. Bauflucht. Das Planungsrecht<br />

unterscheidet hierbei eine Gebäudelänge von<br />

mehr als 50 m für die „geschlossene Bauweise“.<br />

Aus diesem Grund wird als „offene Bauweise“<br />

ausschließlich die Form einer Bebauung mit<br />

einzelnen Doppel- o<strong>der</strong> Einzelhäusern wahrgenommen.<br />

Größere Gebäudelängen werden daher<br />

auch unter 50 m bereits optisch als<br />

geschlossene Bauweise eingeordnet.<br />

- 24 -<br />

Die typische Bebauung aus <strong>der</strong> historischen<br />

Kulturlandschaft ist die „offene Bauweise“ als<br />

Einzel- o<strong>der</strong> Doppelhaus mit maximal zwei Geschossen<br />

und mit steil geneigtem Dach.<br />

Die Siedlungen aus <strong>der</strong> Industrialisierungsphase<br />

haben diese Bauweise angesichts <strong>der</strong><br />

starken Bevölkerungsentwicklung beispielhaft<br />

gezeigt, wie mit niedriger Bauweise eine hohe,<br />

Siedlungsdichte bei einem hohen Freiflächenanteil<br />

sowie hoher städtebaulicher Qualität erreicht<br />

werden kann. Dieses ist seinerzeit allerdings<br />

auch durch eine hohe Belegung mit Menschen<br />

in den Doppelhäusern mit jeweils zwei Wohnungen<br />

und einer mehrköpfigen Familienstruktur<br />

zustande gekommen. Angesichts <strong>der</strong> Bevölkerungsentwicklung<br />

ist dies heute jedoch ebenso<br />

wenig zeitgemäß wie eine Bauweise mit mehrgeschossigen<br />

Bauten.<br />

Der Charakter <strong>der</strong> „Stadt im Grünen“ sollte<br />

mit einer entsprechenden flachen Bauweise mit<br />

zugeordnetem Gartenanteil aufrecht erhalten<br />

werden und kann mit diesem Anspruch durchaus<br />

mit an<strong>der</strong>en Städten konkurrieren.<br />

Hombrink - Im Stadtteil Ickern entsteht vielfach <strong>der</strong> Eindruck<br />

einer Stadt im Grünen. Die Zechensiedlungen weisen<br />

Merkmale <strong>der</strong> Gartenstadt auf.<br />

Die Bauweise schließt auch die Art <strong>der</strong> Erschließung<br />

und die Anordnung <strong>der</strong> Gebäude mit<br />

ein. Die beidseitige Erschließung von gegenüberstehenden<br />

Gebäuden ist sicherlich als die<br />

wirtschaftlichste Art anzusehen. Diese allein<br />

macht den Charakter <strong>der</strong> Straße nicht aus.<br />

Vielmehr ermöglicht die unmittelbare Nachbarschaft<br />

nicht nur die Kommunikation, son<strong>der</strong>n<br />

auch die (positive) soziale Kontrolle <strong>der</strong> Bewohner<br />

untereinan<strong>der</strong>. Dass in den meisten Siedlungen<br />

diese Art <strong>der</strong> Erschließung immer wie<strong>der</strong><br />

angewendet worden ist, erklärt sich vermutlich<br />

auch <strong>zum</strong> einen aus dem Nachbarschaftsgedanken<br />

und aus <strong>der</strong> engen, solidarischen Beziehung<br />

<strong>der</strong> Kumpel im Bergbau unter Tage, die<br />

letztlich in die Freizeit übertragen worden ist.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Aus wirtschaftlichen Gründen ist ebenfalls die<br />

beidseitige Erschließung tragfähiger als eine<br />

einseitige. Die Wohnungsbaugesellschaften waren<br />

<strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit verpflichtet. Nur in wenigen<br />

Einzelfällen ist die Erschließung von<br />

Siedlungen einseitig erfolgt (beispielsweise<br />

Straßburger Allee), weil die Ausrichtung <strong>der</strong> Gebäude<br />

zur Himmelsrichtung ausschließlich Vorrang<br />

bekommen hat. Auffällig ist, dass in allen<br />

Zeiten immer wie<strong>der</strong> auf das Prinzip <strong>der</strong> beidseitigen<br />

Erschließung zurückgegriffen worden ist.<br />

Es besteht deshalb kein Anlass, auch heute davon<br />

abzuweichen.<br />

Die Bauweise bezieht auch die Stellung eines<br />

Gebäudes zur Straße mit ein. Diese Stellung<br />

wird als traufenständig (= mit <strong>der</strong> Traufe zur<br />

Straße) o<strong>der</strong> giebelständig (= mit dem Giebel<br />

zur Straße) unterschieden.<br />

Die traufenständige Bebauung überwiegt und<br />

ist dem Zeitgeist bei ihrer Entstehung seit dem<br />

Historismus um 1900 geschuldet. Wenige giebelständige<br />

Gebäude sind dem Zeitraum vor<br />

1800, aber auch dem Zeitraum nach 1920<br />

(Heimatstil) zuzurechnen.<br />

Häufig sind Dachformen als Vollwalm vertreten,<br />

die hinsichtlich <strong>der</strong> Gebäudestellung neutral<br />

und unentschieden sind. Hierbei markiert lediglich<br />

die umlaufende Traufe als wirksames<br />

Merkmal und setzt daher eine Bindung für die<br />

jeweilige Wahl <strong>der</strong> Geschossigkeit.<br />

Die Höhe des Firstes steht in geometrischer<br />

Abhängigkeit von Dachneigung und Gebäudetiefe.<br />

Diese wird in jedem Fall als eindeutige<br />

Grenze zu beachten sein. Größere Gebäudetiefen<br />

sind dann ausschließlich durch zusätzliche,<br />

eingeschobene Baukörper zu erreichen.<br />

6.1.3 Baufluchten<br />

Zum Verständnis <strong>der</strong> überlieferten historischen<br />

und zugleich kulturlandschaftlich bedeutsamen<br />

Baufluchten sind solche zu erhalten und einzuhalten.<br />

Häufig sind Gebäude aus <strong>der</strong> historischen<br />

Bauflucht zurückgesetzt worden, entwe<strong>der</strong> um<br />

bauordnungsrechtlichen Abstandsflächen zu<br />

genügen o<strong>der</strong> um notwendige Stellplätze vor<br />

dem Gebäude in direktem Anschluss zur Straße<br />

unterzubringen.<br />

Dieses hat in <strong>der</strong> Vergangenheit häufig dazu<br />

geführt, dass historische Baufluchten aufgegeben<br />

und dadurch unklar geworden sind (Bahnhofstraße,<br />

Ickerner Straße, Wartburgstraße<br />

etc.).<br />

- 25 -<br />

Wartburgstraße - historische Baufluchten sollten nicht<br />

aufgegeben werden.<br />

Die notwendigen Stellplätze lassen sich auch<br />

über eine Durchfahrt o<strong>der</strong> ein Bauwich (= seitliche<br />

Abstandsfläche) von <strong>der</strong> Straße im rückwärtigen<br />

Hof erschließen. An<strong>der</strong>nfalls ist eine<br />

Baumreihe in <strong>der</strong> Flucht <strong>der</strong> übrigen Gebäude<br />

zu for<strong>der</strong>n.<br />

Das Stadtbild erfor<strong>der</strong>t eine Rücksichtnahme<br />

auf diese städtebaulichen Merkmale.<br />

Stadtteil Objekte<br />

Henrichenburg Freiheitstraße / Hebewerkstraße<br />

Habinghorst Wartburgstraße / Schwarzer<br />

Weg<br />

Ickern Ickerner Straße / Ickerner<br />

Marktplatz<br />

Pöppinghausen Pöppinghauser Straße /<br />

Tappenhof<br />

Obercastrop Bochumer Straße<br />

Schwerin Neubebauung<br />

Am Hasenwinkel<br />

6.1.4 Erhaltenswerte, ortsbildprägende<br />

Bausubstanz<br />

Die erhaltenswerte, ortsbildprägende Bausubstanz<br />

umfasst Gebäude aus den unterschiedlichen<br />

Siedlungs- und Stilepochen <strong>der</strong> Stadt, die<br />

einzelne Zeitabschnitte und ihre jeweilige Baukultur<br />

dokumentieren sowie für die zurückliegende<br />

Stadtentwicklung als „Meilensteine“<br />

unverzichtbar sind.<br />

Dieses ist <strong>zum</strong> einen die bäuerliche Kulturlandschaft<br />

mit ihren Einzelhöfen und Hofstellen<br />

innerhalb <strong>der</strong> Streusiedlungen und Weiler (siehe<br />

dort) sowie <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en die industrielle und<br />

bürgerliche Kulturlandschaft entlang <strong>der</strong> historischen<br />

Ausfallstraßen und beson<strong>der</strong>s auch in<br />

Form von Siedlungen bis in die heutige Zeit.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Stadtteil Objekte<br />

Henrichenburg Ensemble Hebewerkstraße<br />

Henrichenburg Grundschule Alter Garten<br />

Henrichenburg Ensemble Lambertus-<br />

Kirchplatz<br />

Henrichenburg Ensemble Haus Henrichenburg<br />

Habinghorst Ensemble Lange Straße<br />

(Schulzentrum)<br />

Habinghorst Ensemble Lange Straße<br />

(Zentrum Habinghorst)<br />

Habinghorst Ensemble Wartburgstraße<br />

(St. Peter-Kirche/<br />

Hannemannplatz)<br />

Habinghorst Ensemble Lessingstraße<br />

Habinghorst Ensemble Lange Straße<br />

Ickern Schulzentrum Waldenburger<br />

Straße (Janusz-Korcak-<br />

Gesamtschule)<br />

Ickern Schulzentrum Uferstraße<br />

(Hauptschule) am ehem.<br />

Standort Haus Ickern<br />

Ickern Ensemble Zugang Zechenstraße<br />

mit „Agora“<br />

Ickern Ensemble Ickerner Marktplatz<br />

Pöppinghausen Ensemble<br />

Paul-Gerhardt-Kirche<br />

Bladenhorst Ensemble Wartburgstraße<br />

Castrop Ensemble Am Markt<br />

(Altstadtmarkt)<br />

Castrop Ensemble Viktoriastraße<br />

Castrop Ensemble<br />

Adalbert-Stifter-Gymnasium<br />

Castrop Ensemble Thomasstraße<br />

Rauxel Ensemble Ringstraße<br />

Rauxel Ensemble Wilhelmstraße<br />

Rauxel Ensemble Europaplatz<br />

(Forum Castrop-Rauxel)<br />

Dingen Ensemble Menge<strong>der</strong> Straße<br />

Obercastrop Ensemble Tiefer Weg<br />

Obercstrop Ensemble Im Breckenwinkel<br />

Bövinghausen Ensemble Gerther Straße<br />

Merklinde Ensemble Merklin<strong>der</strong> Straße<br />

Frohlinde Ensemble Hubertusstraße<br />

Schwerin Ensemble Bodelschwingher<br />

Straße (Hammerkopfturm)<br />

6.1.5 Bedeutende Siedlungen<br />

Die heute als historisch zu bezeichnenden Siedlungen<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong> Zechen Victor /<br />

- 26 -<br />

Ickern haben in <strong>der</strong> Vergangenheit bereits in <strong>der</strong><br />

Fachliteratur ausreichend Anerkennung und<br />

Aufmerksamkeit erfahren. Wenn auch die Einzelgebäude<br />

teilweise stark überformt worden<br />

sind und ihren ursprünglichen Gestaltwert verloren<br />

haben, sind die Grundstrukturen <strong>der</strong> als<br />

Gartenstadt errichteten Siedlungen immer noch<br />

gut abzulesen.<br />

Die Siedlungen <strong>der</strong> 20er Jahre im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

sind jedoch nicht im gleichen Maße erfasst<br />

und gewürdigt worden. Dieses mag<br />

gegenüber den Arbeitersiedlungen aus dem<br />

Zeitraum vor dem 1. Weltkrieg an <strong>der</strong> geringen<br />

Größe dieser Nachfolgesiedlungen liegen.<br />

Selbst auch die größeren Siedlungen in den<br />

Folgejahren nach dem 2. Weltkrieg sind nicht<br />

angemessen berücksichtigt geblieben. Eine Erklärung<br />

dafür ist vielleicht die Schlichtheit und<br />

Einfachheit <strong>der</strong> Architektur des Sozialen Wohnungsbaus<br />

in diesem Zeitraum. Diese Siedlungen<br />

stehen heute unter einem enormen<br />

Verän<strong>der</strong>ungsdruck, <strong>zum</strong> einen durch Abbruch<br />

und Neubau des vielleicht heute nicht mehr<br />

zeitgemäßen und wirtschaftlich abgeschriebenen<br />

Wohnungsbestandes, <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en<br />

durch die notwendig gewordenen Maßnahmen<br />

zur Energieeinsparung.<br />

Victorstraße - nicht alle Siedlungen sind in <strong>der</strong> Fachliteratur<br />

gut erfasst.<br />

Die Siedlungen mit ihrem Leitbild <strong>der</strong> geglie<strong>der</strong>ten<br />

und durchgrünten Stadt bilden jedoch die<br />

Wohnungspolitik <strong>der</strong> Stadt in <strong>der</strong> seinerzeit jungen<br />

Bundesrepublik nach dem Kriege und insbeson<strong>der</strong>e<br />

die für einen kurzen Zeitraum wie<strong>der</strong><br />

erlangte Bedeutung <strong>der</strong> Kohle für die Stahlerzeugung<br />

im Ruhrgebiet ab. Die Unterbringung<br />

von Flüchtlingen und Arbeitskräften im Ruhrgebiet<br />

als „Motor <strong>der</strong> Stadtentwicklung“ ist nicht<br />

zuletzt auch in dieser Stadt an diesen Siedlungen<br />

aus dem Zeitraum zwischen 1950 und 1970<br />

gut ablesbar.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Stadtteil Objekte<br />

Habinghorst Siedlung Lange Straße<br />

Habinghorst Siedlung Obere Germanenstraße<br />

Ickern Siedlung Stettiner Straße<br />

(Aapwiesen)<br />

Ickern Straße Sonnenschein<br />

(Flöz-Siedlung)<br />

Ickern Siedlung Ickern-Nord<br />

(Leveringhauser Straße)<br />

Ickern Siedlung Ickern-Mitte<br />

(Kirchstraße)<br />

Ickern Siedlung Ickern-Ost<br />

(Lerchenstraße / Am Beerenbruch)<br />

Ickern Siedlung Ickern-West (Lakestraße)<br />

Pöppinghausen Siedlung Krummer Weg /<br />

Lohweg<br />

Pöppinghausen Siedlung Westrandweg<br />

Pöppinghausen Siedlung Pöppinghauser<br />

Straße, (Tapperhof)<br />

Bladenhorst Siedlung Victorstraße II<br />

(Gartenweg)<br />

Bladenhorst Siedlung Vördestraße<br />

(Rütgers-Siedlung)<br />

Behringhausen Siedlung Schlenkestraße<br />

Behringhausen Siedlung Bladenhorster Straße<br />

(ehem. Schlachthof)<br />

Castrop Siedlung Jahnstraße<br />

Castrop Siedlung Holzstraße<br />

Castrop Siedlung Mulvanystraße<br />

Castrop Landschafts- und Gewerbepark<br />

Erinstraße<br />

Castrop Straße Am Stadtgarten<br />

(zusammen mit Stadtpark)<br />

Castrop Siedlung Straße Kemnade<br />

Rauxel Siedlung Victorstraße I<br />

(Maxstraße, Moritzstraße)<br />

Rauxel Siedlung Liebigstraße<br />

(Hagemanns Wiesen)<br />

Rauxel Siedlung Wilhelmstraße /<br />

Amtstraße<br />

Rauxel Siedlung Pallasstraße<br />

Rauxel Siedlung Oststraße<br />

(Oberste Vöhde)<br />

Deininghausen Siedlung Deininghausen<br />

Dingen Siedlung Ostrandweg<br />

Obercastrop Siedlung Kreuzstraße<br />

- 27 -<br />

Stadtteil Objekte<br />

Obercastrop Siedlung Breckenstraße /<br />

Grüner Weg (Breckenwinkel)<br />

Obercastrop Siedlung Christinenstraße<br />

(Erindorf)<br />

Bövinghausen Siedlung Harkortstraße<br />

(Harkort-Siedlung)<br />

Frohlinde Siedlung Straßburger Allee<br />

Schwerin Siedlung Am Hasenwinkel<br />

Schwerin Siedlung Adlerstraße<br />

Schwerin Siedlung Funkestraße<br />

Schwerin Siedlung Ginsterweg<br />

(Schweriner Berg)<br />

Wenn aufgrund des Bevölkerungsrückgangs<br />

möglicherweise die „Ausdünnung“ solcher Siedlungen<br />

notwenig wird, sollte auf die städtebaulich<br />

wirksame Leitbebauung geachtet und<br />

stattdessen weniger wirksame Gebäude geopfert<br />

werden. Auf eine weitere Innenverdichtung<br />

ist zugunsten <strong>der</strong> städtebaulichen Struktur <strong>der</strong><br />

Stadtlandschaft zu verzichten.<br />

Bei den angesprochenen Maßnahmen zur<br />

Energieeinsparung sind folgende Gesichtspunkte<br />

zu berücksichtigen:<br />

Die Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gebäude durch Sockel,<br />

aufgehende Wände und Dach sowie die Fensterleibungen<br />

mit einem knappen konstruktiven<br />

Anschlag von maximal einem halben Ziegelstein<br />

(12 bis 15 cm). Üblicherweise vorgesetzte<br />

Wandschalen lassen die Fensteröffnungen zu<br />

stark zurücktreten und schaffen eher ein Bild<br />

von „Löchern in <strong>der</strong> Wand“.<br />

Die Dachdeckung ist hier mit naturroten Tonpfannen<br />

vorzunehmen o<strong>der</strong> kann in Einzelfällen<br />

mit rot eingefärbten Betondachsteinen erfolgen.<br />

Dabei sind Ortgang und Traufe konstruktiv<br />

knapp zu bemessen, um die Gebäude in <strong>der</strong> Architektursprache<br />

ihrer Zeit zu erhalten.<br />

Anbauten wie Balkone o<strong>der</strong> Loggien können<br />

in Formen, Material und Farbe(n) <strong>der</strong> heutigen<br />

Zeit mittels Stahl und Glas als eigenständige<br />

Bauteile erfolgen, um sich auf diese Weise von<br />

<strong>der</strong> überkommenen Architektur abzusetzen.<br />

Dachaufbauten sind entwe<strong>der</strong> bei<br />

traufenständiger Bauweise als Zwerchhäuser<br />

o<strong>der</strong> Dachhäuser zu gestalten. Einzelgauben<br />

helfen, die zusammenhängende Dachfläche zu<br />

erhalten und zu glie<strong>der</strong>n. In <strong>der</strong> Regel sollte eine<br />

Belichtung des Dachraums über die Giebelwände<br />

gesucht werden.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Victorstraße - Details sind wichtig. Traditionell wurde in<br />

Castrop-Rauxel die Dachbelichtung über die Giebelwände<br />

gesucht.<br />

6.1.6 Ortssatzungen<br />

Die Erhaltung <strong>der</strong> städtebaulichen Eigenart <strong>der</strong><br />

Siedlungen lässt sich mittels einer Erhaltungssatzung<br />

gemäß § 172 BauGB sicherstellen.<br />

Die Stadt hat eine solche Satzung bereits für<br />

die Siedlung Schweriner Straße im Stadtteil<br />

Schwerin erlassen.<br />

Vinckestraße - Ortssatzungen können die Eigenart <strong>der</strong><br />

Siedlungen für den Fall von Mo<strong>der</strong>nisierungen sicherstellen.<br />

Die genannten gestalterischen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

lassen sich durch eine Gestaltungssatzung<br />

gem. § 86 BauO NRW bzw. durch<br />

unverbindliche gestalterische Hinweise mittels<br />

- 28 -<br />

einer Anleitung (Baufibel) erreichen. Ziel sollte<br />

es sein, den Charakter <strong>der</strong> inzwischen in die<br />

Jahre gekommenen Siedlungen zu erhalten.<br />

Eine solche Satzung ist bereits auch für die<br />

Siedlung Aapwiesen im Stadtteil Ickern beschlossen<br />

worden.<br />

Darüber hinaus lassen sich gestalterische<br />

Festsetzungen auch in einem Bebauungsplan<br />

gem. § 30 BauGB für eine Siedlung einstellen.<br />

6.1.7 Einzelgebäude<br />

Bei notwendigem Ersatz von nicht mehr zu erhaltenden<br />

Gebäuden bzw. bei <strong>der</strong> Schließung<br />

von Baulücken sollte auf die vorhandenen Baustruktur<br />

mit ihren vorherrschenden Gestaltwerten<br />

geachtet werden. Bei <strong>der</strong> Einfügung von<br />

Neubauten sind Bauweise, Proportionen und<br />

Formen sowie Maßstäbe und Farben <strong>der</strong> Nachbargebäude<br />

aufzunehmen und aus <strong>der</strong> jeweiligen<br />

Situation weiter zu entwickeln.<br />

In <strong>der</strong> Fettweide - die Gestaltung in den Siedlungen soll<br />

mit den vorherrschenden Materialien und Farben in Bezug<br />

gebracht werden.<br />

Grundlage für einen Neubau in <strong>der</strong> Nachbarschaft<br />

sollte die „gerichtete Lochfassade“ und<br />

das steil geneigte Dach sein und bleiben. Die<br />

Stellung <strong>der</strong> Gebäude (Traufen- o<strong>der</strong><br />

Giebelständigkeit) sowie die Entscheidung über<br />

verputzte o<strong>der</strong> mit Ziegel verblendete Außenwände<br />

ist aus <strong>der</strong> jeweiligen Situation abzuleiten.<br />

Die Dachdeckung ist auf die ortsüblichen Materialien<br />

wie etwa naturrote Tonpfannen o<strong>der</strong> rot<br />

eingefärbte Dachsteine zu beschränken. Dabei<br />

ist dem Detail von Traufe und Ortgang beson<strong>der</strong>e<br />

Aufmerksamkeit zu widmen. Die dunkle bzw.<br />

schwarze Dachdeckung war weit mehr durch<br />

Ablagerungen von ehemaligen Rußemissionen<br />

<strong>der</strong> Industrie bedingt.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Dem gegenüber ist die Gestaltung in den<br />

Siedlungen o<strong>der</strong> Siedlungserweiterungen stärker<br />

mit den dort vorherrschenden Materialien<br />

und Farben in Beziehung zu setzen. Beson<strong>der</strong>s<br />

ist auch auf die Ortsrän<strong>der</strong> im Übergang zur<br />

freien Landschaft zu achten. Das Erscheinungsbild<br />

<strong>der</strong> Gebäude ist in <strong>der</strong> Höhenentwicklung<br />

abzustufen und in den landschaftstypischen<br />

Formen und Farben zu gestalten. Die Gärten<br />

sind einzugrünen, um einen wirklichen Ortsrand<br />

zu erreichen.<br />

6.1.8 Baudenkmäler / Denkmalbereich<br />

Eine Unterschutzstellung von neueren Architekturbeispielen<br />

als Baudenkmal o<strong>der</strong> Denkmalbereich<br />

ist bisher nur gegenwärtig für das<br />

Städtische Forum am Europaplatz im laufenden<br />

Verfahren.<br />

Für historische Gebäude ist dieses geübte<br />

Praxis <strong>der</strong> Verwaltung. Es setzt eine eingehen<strong>der</strong>e<br />

Untersuchung des Objektes und eine anschließende<br />

Benehmensherstellung mit dem<br />

LWL-Amt für Denkmalpflege in Westfalen in<br />

Münster voraus.<br />

Anlass und Grundlage dafür kann die Beschreibung<br />

und Abgrenzung einer Siedlung im<br />

LWL-GDK sein.<br />

6.1.9 Bäume und Alleen als städtebaulichhistorische<br />

Strukturmerkmale<br />

Zahlreiche Straßen sind durch beidseitige Standorte<br />

von Baumreihen gekennzeichnet.<br />

Dieses ortsbildprägende Merkmal ist zu erhalten<br />

und durch geeignete Neu- und Nachpflanzungen<br />

zu überliefern. Auffällige<br />

Bedeutung in den Stadtteilen hat <strong>der</strong> folgende<br />

Baumbestand:<br />

� in Habinghorst die Allee Querstraße,<br />

� in Ickern die Straßen Hombrink, Im<br />

Stahlskamp sowie Wannerbruchstraße,<br />

� in Bladenhorst die Bladenhorster Straße,<br />

� in Castrop die Straße Am Stadtgarten,<br />

ehemals Viehmarkt,<br />

� in Rauxel die<br />

Allee von Haus Goldschmieding,<br />

� in Schwerin die Bodelschwingher Straße /<br />

Schlossstraße.<br />

- 29 -<br />

Markante, wirksame Sichtbeziehungen,<br />

Straßenabschnitte o<strong>der</strong> Platzsituationen sind<br />

durch städtebaulich wirksame Einzelbäume betont<br />

o<strong>der</strong> begrenzt. Dies gilt für die bergmännischen<br />

Siedlungen in Ickern, aber auch für<br />

an<strong>der</strong>e Beispiele wie:<br />

� in Habinghorst die Henrichenburger Straße<br />

mit Platanen und Kastanien, die Siedlungen<br />

Germanenstraße und Lange<br />

Straße,<br />

� in Bladenhorst die Bladenhorster Straße<br />

und <strong>der</strong> Westring bei Schloss Bladenhorst,<br />

� im Stadtteil Castrop die Bahnhofstraße<br />

und die Leonardstraße mit Platanen,<br />

� in Rauxel die Zeppelinstraße / Ringstraße<br />

mit dem Platz vor dem Alten Rathaus.<br />

6.1.10 Vorgärten / Gärten<br />

Verschiedene Siedlungen sind durch eine Bauweise<br />

geprägt, die sich durch Vorgärten gekennzeichnet<br />

sind. Die Vorgärten weisen meist<br />

Hecken, Zäune o<strong>der</strong> Mauern als Einfriedungen<br />

auf. Diese glie<strong>der</strong>n den in öffentliche und nicht<br />

öffentliche Flächen. Zusätzliche Baumstandorte<br />

tragen zur Maßstäblichkeit des Straßenraums<br />

zwischen den Gebäuden bei.<br />

Diese Siedlungen, die meist in den Stadtteilen<br />

im Übergangsbereich zwischen Stadt und<br />

Landschaft liegen, unterscheiden sich dadurch<br />

von den mehr städtisch geprägten Siedlungen<br />

mit unmittelbar die Straße begleitenden Baufluchten<br />

(beispielsweise südliche und nördliche<br />

Thomasstraße sowie die zahlreichen Ausfallstraßen<br />

nach Datteln, Dortmund, Bochum, Herne<br />

und Recklinghausen).<br />

Diese städtebaulichen Merkmale gilt es zu<br />

erhalten und <strong>der</strong> Verlust, etwa durch Umwidmung<br />

dieser Flächen zugunsten von Stellplatzflächen<br />

zu verlieren (beispielsweise Bereich<br />

Amtstraße und Wilhelmstraße), ist zu vermeiden.<br />

Die Bedeutung <strong>der</strong> Gärten als Nutzgarten hat<br />

auch heute nicht abgenommen. Gärten, die zur<br />

Zeit <strong>der</strong> Siedlungsentwicklung um 1900 zur Eigenversorgung<br />

<strong>der</strong> Bevölkerung gedient haben,<br />

haben auch heute ihre Bedeutung bei <strong>der</strong> Freizeitgestaltung<br />

und für den Aufenthalt im Freien<br />

nicht verloren. Der Bedarf ist zugleich an <strong>der</strong><br />

Entwicklung <strong>der</strong> Kleingartenanlagen im Stadtgebiet<br />

abzulesen.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

6.1.11 Freiräume <strong>der</strong> Gartenstadt<br />

Die Gartenstadtsiedlungen nach dem 2. Weltkrieg<br />

haben das Prinzip <strong>der</strong> aufgelockerten und<br />

geglie<strong>der</strong>ten Stadtlandschaft verfolgt.<br />

Auch diese von Gebäudezeilen umschlossenen<br />

Freiflächen dürfen nicht aufgeben werden.<br />

Es ist zu prüfen, wie <strong>der</strong> Gesamtcharakter erhalten<br />

bleiben kann, auch wenn Mietergärten o<strong>der</strong><br />

Stellplatzanlagen eingerichtet werden sollen.<br />

Kulturlandschaftlich bedeutende Freiräume<br />

sind in den folgenden Siedlungen vorhanden:<br />

� Habinghorst: Am Urnenfeld,<br />

� Ickern: Siedlung Uferstraße /<br />

Emscherstraße,<br />

� Pöppinghausen: Siedlung Tapperhof,<br />

� Bladenhorst: Siedlung Erichstraße,<br />

� Castrop: Siedlungen Jahnstraße und<br />

Mulvanystraße,<br />

� Rauxel: Siedlungen Pallasstraße und<br />

Schellenberg / Hochstraße,<br />

� die Siedlung in Deininghausen,<br />

� Obercastrop: Siedlung Kemnade / Tiergartenstraße,<br />

� Bövinghausen: Siedlungen Harkortstraße<br />

und Fuchsweg<br />

� Schwerin: Siedlungen Adlerstraße und<br />

Ginsterweg (Schweriner Berg)<br />

Tapperhof in Pöppinghausen - Grünstrukturen prägen<br />

den Siedlungscharakter.<br />

6.1.12 Städtebauliche Raumbildungen /<br />

Plätze<br />

Die Siedlungen sind meist geglie<strong>der</strong>t worden<br />

durch platzartige Anlagen <strong>der</strong> Einmündungen<br />

von einzelnen Erschließungsstraßen.<br />

- 30 -<br />

Die Wahrnehmung solcher Plätze wird bestimmt<br />

durch die räumliche Fassung des Freiraums,<br />

die erst eine Freifläche <strong>zum</strong> „Platz“<br />

werden lässt. Die räumliche Fassung wird erreicht<br />

<strong>zum</strong> einen durch eine Begleitung durch<br />

Bäume und / o<strong>der</strong> durch die Umstellung durch<br />

Gebäude, die auf den Platz ausgerichtet sind<br />

und zentrale Nutzungen aufnehmen müssen.<br />

Dieses sind Voraussetzungen für die Annahme<br />

eines Platzes durch die Menschen. Entscheidend<br />

ist hier auch die eindeutige Widmung <strong>zum</strong><br />

Aufenthalt für die Menschen. Dieses kann allein<br />

durch eine Nutzung wie das Abstellen von Kfz<br />

nicht erreicht werden.<br />

Eine Mischung <strong>der</strong> Funktionen wie etwa beim<br />

Neuro<strong>der</strong> Platz wirkt sich auf die Wahrnehmung<br />

und Nutzung als „Platz“ negativ aus. Die folgende<br />

Tabelle nennt kulturlandschaftlich bedeutsame<br />

Stadtplätze und enthält in Einzelfällen<br />

Maßnahmenvorschläge für städtebauliche Verbesserungen.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Stadtteil Objekte Maßnahmen<br />

Henrichenburg Gemeindeplatz<br />

Habinghorst Habinghorster Marktplatz Neuordnung <strong>der</strong> überdimensionierten<br />

Platzfläche<br />

Ickern Platz Leveringhauser Straße<br />

Ickern Platz Vinckestraße<br />

Ickern Platz Am Kärling<br />

Ickern Marktplatz Ickern<br />

Ickern Recklinghauser Straße<br />

(Ickerner Knoten)<br />

Bladenhorst Viktorstraße<br />

Rampe zur Vördestraße<br />

Castrop Am Markt<br />

(Altstadtmarktplatz)<br />

Castrop Münsterplatz Verbesserung <strong>der</strong> verkehrlichen<br />

Verhältnisse zugunsten <strong>der</strong> Platzfunktion<br />

Castrop Fläche An <strong>der</strong> Freiheit<br />

(ehem. Viehmarkt)<br />

Rauxel Freifläche Bahnhofstraße /<br />

Schulstraße<br />

Rauxel Berliner Platz /<br />

Bahnhof Castrop-Rauxel<br />

Rauxel Engelsburgplatz<br />

Rauxel Aufgang Zeppelinstraße / Ringstraße<br />

- 31 -<br />

Räumliche Fassung / Vervollständigung<br />

nach historischem Vorbild<br />

Deininghausen Platz Dresdener Straße Stärkung <strong>der</strong> Platzfunktion durch<br />

Versorgungseinrichtungen<br />

Schwerin Neuro<strong>der</strong> Platz Öffnung <strong>der</strong> Sparkasse <strong>zum</strong> Platz /<br />

Verzicht auf Kfz-Abstellplätze / Wochenmarkt


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

6.2 Ziele <strong>der</strong> Landschaftskultur<br />

Die Naturhin<strong>der</strong>nisbahn an <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Straße ist ein Denkmal und Kulturlandschaftsobjekt erster Güte. Die Planung<br />

und Pflege vereint die historische Funktion und die mo<strong>der</strong>ne Nutzung. Lediglich bei <strong>der</strong> Anbindung <strong>zum</strong> nahen<br />

Haus Goldschmieding gibt es etwas zu verbessern.<br />

Die Leitlinien zur Kulturlandschaftsentwicklung<br />

für die Stadt Castrop-Rauxel finden sich im Kapitel<br />

5. Im Folgenden werden die Ziele für die<br />

einzelnen Objekttypen dargestellt, die bei <strong>der</strong><br />

Aufstellung des <strong>Flächennutzungsplan</strong>es Eingang<br />

finden können. Zu einzelnen Elementen<br />

<strong>der</strong> Kulturlandschaft werden spezielle Vorschläge<br />

o<strong>der</strong> Hinweise gegeben, wenn sie in ihrer<br />

Detaillierung über die Ziele für die Objekttypen<br />

hinausgehen.<br />

6.2.1 Bäuerliche Kulturlandschaften<br />

Erhaltende Entwicklung<br />

Bei den Ansätzen <strong>zum</strong> Schutz <strong>der</strong> bäuerlichen<br />

Kulturlandschaften geht es darum, das Charakteristische<br />

des Raumes zu erhalten. Dazu gehören<br />

die Nutzungsstruktur und Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Feldflur sowie die Waldbestände mit Waldrandkulisse<br />

dieses Raumes. Das Augenmerk sollte<br />

dabei einerseits auf die Erhaltung <strong>der</strong> historischen<br />

Strukturen (Wald, Offenland, Siedlung),<br />

an<strong>der</strong>erseits auf die Erlebbarkeit durch Informationen<br />

über Landschaftsbestandteile und die<br />

Fortführung traditioneller Nutzungen o<strong>der</strong> Nutzungsmuster<br />

gerichtet werden. Hierzu eignen<br />

sich vertragliche Vereinbarungen und die Beteiligung<br />

von Umweltverbänden / Ehrenamtlichen.<br />

Informationsangebote und Umweltbildungsmaßnahmen<br />

<strong>zum</strong> Thema Kulturlandschaft sollen<br />

das Bewusstsein und die Identifikation <strong>der</strong> Menschen<br />

vor Ort zu stärken. Damit wird eine positive<br />

Rückkopplung auf die Lebens- und<br />

Landschaftsqualität sowie die wirtschaftliche<br />

Nutzung (Erholung, Tourismus) <strong>der</strong> Landschaft<br />

und die Wirtschaftskraft landwirtschaftlicher und<br />

mit <strong>der</strong> Landschaftspflege betrauter Betriebe<br />

angestrebt. Die landwirtschaftliche Nutzung soll<br />

mit geeigneten Instandhaltungs- und Pflege-<br />

- 32 -<br />

maßnahmen die gewachsene Kulturlandschaft<br />

erhalten und Potentiale für die Erholungsfunktion<br />

als städtische Freiräume bieten. Die Aktivitäten<br />

<strong>der</strong> Betriebe sollten daher gezielt unterstützt<br />

werden. Ideen sind:<br />

� Vertraglich vereinbarter Kulturlandschaftsschutz,<br />

� Aufbau von Erholungsinfrastruktur zur Unterstützung<br />

von landwirtschaftlichem Nebenerwerb<br />

(Radwege, Bauerncafés,<br />

Landhotels, Pferdewirtschaft auf weniger<br />

hochwertigen Böden <strong>der</strong> Bruchzonen u.<br />

Ä.), die auf historischen Wegeverbindungen<br />

aufbauen,<br />

� Umweltbildung (passiv durch Informationsangebote;<br />

aktiv durch Ortsansässige)<br />

mit Fokus auf kulturlandschaftliche<br />

Objektgruppen und Namen, traditionelle<br />

Nutzungsstrukturen und lokaler Eigenart<br />

zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewusstseinsbildung,<br />

� Unterstützung traditioneller Wirtschaftsformen<br />

als touristische Attraktivität (z. B.<br />

erlebbares / lebendiges Bauernmuseum,<br />

historisches Dorf). Gleichzeitig neue landwirtschaftliche<br />

Erwerbsquellen <strong>zum</strong> Beispiel<br />

durch Veredelung landwirtschaftlicher<br />

Produkte o<strong>der</strong> durch Direktvermarktung.<br />

Die bäuerlichen Kulturlandschaften im Stadtgebiet<br />

haben in den drei kulturlandschaftlichen<br />

Einheiten von Hellwegzone, Emscher- und<br />

Lippelandschaft unterschiedliche Merkmale. In<br />

den Nie<strong>der</strong>ungsbereichen von Emscher und<br />

Lippe finden sich vor allem staunasse Böden,<br />

die lediglich Viehwirtschaft zuließen. Durch Agrarkulturtechnik<br />

und Folgen des Bergbaus setzte<br />

eine Meliorisation <strong>der</strong> Böden ein. Der Grundwasserspiegel<br />

wurde abgesenkt, was die inten-


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

sive Nutzung <strong>der</strong> Sumpf- und Bruchgebiete<br />

durch Grünland- und Ackerwirtschaft eingeleitet<br />

hat. Dagegen sind die hügeligen Bereiche <strong>der</strong><br />

Hellwegzone von Lössanwehungen überlagert,<br />

reich strukturiert und durch mehr o<strong>der</strong> weniger<br />

tiefe Talungen durchschnitten. Die Bodenqualität<br />

begünstigt die Erhaltung <strong>der</strong> traditionellen<br />

Nutzung als hochwertige Ackerflächen.<br />

Emscher- und Lippelandschaft -<br />

bäuerliche Kulturlandschaften Pöppinghausen,<br />

Borghagen, Becklem und Beckum<br />

Die bäuerlichen Kulturlandschaften in <strong>der</strong> früheren<br />

Bruch- und Sumpfnie<strong>der</strong>ung zwischen Lippe<br />

und Emscher besitzen naturräumliche, siedlungsgenetische<br />

und kulturlandschaftliche Ähnlichkeiten.<br />

Die Tieflage entlang <strong>der</strong> Fließgewässer mit<br />

periodisch schwankendem Wasserstand bedingte<br />

vor den boden- und wasserwirtschaftlichen<br />

Meliorationen des späten 17. und frühen 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts stetige Überschwemmungen<br />

durch die Emscher. Auch <strong>der</strong> oberflächennahe<br />

Grundwasserspiegel machte die ackerbauliche<br />

Bewirtschaftung schwierig, bedeutete jedoch eine<br />

Vorzugslage für die Viehwirtschaft. Die Bauerschaften<br />

Becklem und Beckum hatten ihre<br />

Nutzungsrechte in <strong>der</strong> Meckinghover Mark, die<br />

sich bis in die Emschernie<strong>der</strong>ung erstreckte.<br />

Damit zusammenhängend liefen nur wenige<br />

Wegeverbindungen von den Bauerschaften über<br />

die Emscher in südlicher Richtung, was sich in<br />

<strong>der</strong> administrativen Zugehörigkeit Henrichenburgs<br />

<strong>zum</strong> Vest Recklinghausen abbildete. Erst<br />

durch die Verwaltungsreform 1975 wurde die<br />

Gemeinde Henrichenburg dem Stadtgebiet von<br />

Castrop-Rauxel zugeschrieben.<br />

Archäologische Funde, wie beispielsweise<br />

auf einem Ackerschlag bei Hof Spin (Pöppinghausen),<br />

deuten auf erste Siedlungsaktivitäten<br />

in <strong>der</strong> sächsischen Landnahmephase hin. Neben<br />

einzelnen Drubbeln prägt die Streusiedlungslage<br />

die Kulturlandschaft in den Nie<strong>der</strong>ungen.<br />

Die Höfe sind mit zugehörigen<br />

Ackerschlägen, einem Mosaik an Wirtschaftswegen<br />

und Bauernwäl<strong>der</strong>n zur Brennmaterialversorgung<br />

umgeben.<br />

Ackerland, Weiden, Wiesen, Waldungen und<br />

auch Privatbesitz waren vielfach durch Hecken,<br />

Wälle o<strong>der</strong> Zäune begrenzt. Bemerkenswert ist<br />

die Lage <strong>der</strong> Bauerschaften nahe <strong>der</strong> Burg<br />

Henrichenburg im Osten des Recklinghäuser<br />

Vests. Diese befand sich im 14. Jahrhun<strong>der</strong>t im<br />

Grenzbereich des Bistums Köln und diente als<br />

- 33 -<br />

Abwehrstellung gegenüber dem Landesherrn<br />

Graf von <strong>der</strong> Mark.<br />

Pferdehaltung in Beckum: Weiden, Zäune und Gehölze<br />

gehören <strong>zum</strong> Mosaik <strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft.<br />

Mit <strong>der</strong> Industrialisierung entstanden in <strong>der</strong><br />

Emscherzone – durch den enormen Arbeitskräftebedarf<br />

und den Zugezogenen – neben den<br />

Zechensiedlungen ganze Stadtteile. Die in das<br />

Münsterland überleitende Streusiedlungsstruktur<br />

<strong>der</strong> Lippelandschaft hingegen lässt sich im<br />

landwirtschaftlich genutzten Außenbereich nach<br />

wie vor ablesen. Hier wurden keine Anlagen des<br />

Bergbaus begründet und auch die begleitenden<br />

Siedlungstätigkeiten blieben damit weitgehend<br />

aus. Dies hat wohl auch eigentumsrechtliche<br />

Gründe, da die Flächen den Zechen Ickern und<br />

Victor entzogen waren. Jenseits <strong>der</strong> Produktionszweige<br />

von Kohle, Kokereien und Teerverwertung<br />

sind jedoch in <strong>der</strong> Lippelandschaft<br />

durchaus industrielle Schwerpunkte aus<strong>zum</strong>achen.<br />

Begünstigt durch die Wasserstraßen finden<br />

sich hier Anlagen <strong>der</strong> chemischen Industrie<br />

und <strong>der</strong> Metallherstellung und -verarbeitung. So<br />

liegen beispielsweise die Rheinzink-Werke in<br />

unmittelbarer Nachbarschaft von Castrop-<br />

Rauxel am Rhein-Herne-Kanal.<br />

Bergbau und Industrialisierung brachten Ende<br />

des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts die unwie<strong>der</strong>bringliche<br />

Verän<strong>der</strong>ung vorindustriell geprägter Bereiche,<br />

an<strong>der</strong>erseits aber auch die Konservierung vieler<br />

Flächen durch die Zechengesellschaften mit<br />

sich (beispielsweise Flächen <strong>der</strong> Zeche Friedrich<br />

<strong>der</strong> Große in Pöppinghausen). Dabei sind<br />

die Eingriffe in Wasserhaushalt und Wasserwegesystem<br />

in ökologischer und kulturlandschaftlicher<br />

Hinsicht schwerwiegend. Beson<strong>der</strong>s stark<br />

war <strong>der</strong> wasserbautechnische Eingriff bei <strong>der</strong><br />

Kanalisierung <strong>der</strong> Emscher und <strong>der</strong>en Funktionsän<strong>der</strong>ung<br />

hin zu einem offenen Abwassersystem<br />

nach 1910. Der Rhein-Herne-Kanal<br />

durchschneidet seit Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

die Landschaft und bedingt eine Art Insellage<br />

<strong>der</strong> Bauerschaft Pöppinghausen.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Wollental in Merklinde – Die fruchtbaren Böden im Süden <strong>der</strong> Stadt sind traditionelle Ackerstandorte. Die hügelige Landschaft<br />

wurde vom Dorf aus bewirtschaftet.<br />

Die vorindustriellen, landwirtschaftlichen<br />

Strukturen (etwa Wegeverbindungen, Ackerschläge,<br />

Waldstücke, Feldgehölze) sind trotz<br />

<strong>der</strong> massiven industriegeschichtlichen Einflüsse<br />

noch heute in hoher Dichte und ursprünglicher<br />

Lage erhalten. Wesentliche Charakteristika wurden<br />

jedoch auch durch Bergbau und Industrialisierung<br />

erzeugt. Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong><br />

landwirtschaftlich geprägten Räume im nördlichen<br />

Castrop-Rauxel liegen in ihren extensiven<br />

Nutzungs- und Siedlungsstrukturen.<br />

Hellwegzone - bäuerliche Kulturlandschaften<br />

Behringhausen, zwischen Obercastrop und<br />

Merklinde, zwischen Behringhausen und<br />

Obercastrop und zwischen Deininghausen<br />

und Dingen<br />

An<strong>der</strong>s als im Norden <strong>der</strong> Stadt vereinigen die<br />

landwirtschaftlich dominierten Bereiche im südlichen<br />

Stadtgebiet auf engstem Raum oftmals<br />

übergangslose Bereiche aus verschiedenen<br />

Zeitstellungen.<br />

Südlich <strong>der</strong> A42 und quer durch das heutige<br />

Stadtzentrum laufend befindet sich eine Geländekante,<br />

welche die Nie<strong>der</strong>ungsbereiche <strong>der</strong><br />

Emscherlandschaft von <strong>der</strong> ab hier ansteigenden<br />

und hügeligen Hellwegzone mit den landwirtschaftlich<br />

hochwertigen Lössböden <strong>der</strong><br />

Hellwegbörde abgrenzt. Die bäuerlichen Kulturlandschaften<br />

Behringhausen und<br />

Deininghausen/ Dingen liegen direkt an dieser<br />

Geländekante, während die an<strong>der</strong>en Bereiche<br />

im Wesentlichen die Merkmale <strong>der</strong> Hellwegzone<br />

tragen.<br />

Bemerkenswert ist die Glie<strong>der</strong>ung durch Trockentäler<br />

wie das Tal Dorloh, das Langelohtal<br />

und das Wagenbruchtal, Zeugen <strong>der</strong> periglazialen<br />

Entwässerung im Pleistozän. Die mächtige<br />

- 34 -<br />

Lössaufwehung bedingt fluvial leicht erodierbare<br />

und fruchtbare Böden auf den Rücken. Die unter<br />

Vorzeit-Klimaten gebildete, geomorphologische<br />

Formenvielfalt mit zahlreichen Kleinformen<br />

(Quellnischen, Fliesserden, Siepen und kleinere<br />

Nebenmuldentälchen) und die Fruchtbarkeit <strong>der</strong><br />

schwach geneigten Lössflächen hat sich auf die<br />

Nutzungsweise und damit auf das Bild <strong>der</strong> heutigen<br />

Kulturlandschaft ausgewirkt.<br />

Große Offenlandbereiche, die meist in ertragreicher<br />

Ackernutzung stehen und von baumbestandenen<br />

Bachläufen und kleinen Gehölzen<br />

durchzogen werden, stehen in <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

<strong>der</strong> Hellwegbörde den Aufforstungen des<br />

späten 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts entgegen. Die Offenland-<br />

und Waldflächen entsprechen in Form und<br />

Lage vielerorts nahezu vollständig dem Bestand<br />

in <strong>der</strong> preußischen Uraufnahme von 1842. Der<br />

Bau breiter Verkehrsachsen, wie <strong>der</strong> A42 und<br />

des Neuen Hellwegs, hat jedoch breite Schneisen<br />

in die Landschaft geschlagen, was zur<br />

Durchschneidung ehemaliger Strukturen (vor allem<br />

Ackerschläge, Wegeverbindungen und Gehölze)<br />

führte.<br />

Das Siedlungsbild wurde durch Relief, Bodengüte<br />

und Bewirtschaftungsmöglichkeiten geprägt.<br />

Im südlichen Stadtgebiet bildeten sich mit<br />

Obercastrop, Rauxel und Dingen Weilerstrukturen,<br />

die eine Allmende bewirtschafteten. Dies<br />

bedingte eine Anlage großflächiger Gemeinflächen<br />

um die haufenförmigen Weiler herum. Von<br />

einer ersten Besiedlung in <strong>der</strong> altsächsischen<br />

Zeit ist auszugehen. Diese Struktur beschreibt<br />

den beson<strong>der</strong>en Charakter <strong>der</strong> südlichen Kulturlandschaft<br />

im Gegensatz zu den Streusiedlungslandschaften<br />

in <strong>der</strong> Bruchzone <strong>der</strong> nördlich<br />

gelegenen Emscherlandschaft.


Landschaftskultur<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Die wertgebenden Elemente <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

im Stadtgebiet zeigen sich an <strong>der</strong> erhaltenen<br />

Dichte, Form und Lagetreue sowie einer<br />

traditionellen Nutzung <strong>der</strong> nachfolgend aufgezählten<br />

Objekte:<br />

� Die heute ökologisch wertvollen Mergel-<br />

und Lehmgruben stehen als Bodenabbaustätten<br />

im Zusammenhang mit dem Rohstoffbedarf<br />

<strong>der</strong> wachsenden Bauwirtschaft.<br />

Das Material wurde für (meist naheliegende)<br />

landwirtschaftliche und industrielle<br />

Gebäude verwendet.<br />

� Plaggenesche tragen eine Archivfunktion,<br />

sie stellen ein Zeugnis <strong>der</strong> Agrarkulturtechnik<br />

dar.<br />

� Landwehren sind mit oftmals mit kulturlandschaftlich<br />

und ökologisch bedeutsamen<br />

Feldgehölzen bestanden und bilden<br />

Biotopverbindungen. In <strong>der</strong> Wüstungsperiode<br />

dienten sie <strong>der</strong> Verteidigung und Abgrenzung<br />

<strong>der</strong> Zollbereiche. Die<br />

Landwehren wurden später häufig als<br />

Gemarkungs- o<strong>der</strong> Gemeindegrenzen<br />

übernommen.<br />

� Feldgehölze wurden als Viehzäune und<br />

Windschutz gegen Erosion genutzt.<br />

� Historische Wegeverbindungen und Hohlwege<br />

weisen auf die historische Nutzung<br />

<strong>der</strong> Landschaft und Verbindungen zwischen<br />

Landschaftselementen hin.<br />

� Kopfweidenbestände an Bachläufen wurden<br />

in <strong>der</strong> Regel für bäuerliches Flechtwerk<br />

o<strong>der</strong> das Handwerk <strong>der</strong><br />

Korbflechterei genutzt.<br />

� Die mo<strong>der</strong>ne extensive Landwirtschaft<br />

(Mischkulturen, Ackerrandstreifen, Beweidung<br />

von Feuchtwiesen durch Heckrin<strong>der</strong>,<br />

etc.) ist in Teilen auf För<strong>der</strong>gel<strong>der</strong> und -<br />

programme gestützt und vereint die kulturlandschaftsverträgliche<br />

Fortführung <strong>der</strong><br />

traditionellen Landwirtschaftsnutzung mit<br />

den gesellschaftlichen Anfor<strong>der</strong>ungen aus<br />

dem Naturschutzbereich.<br />

Die Namensgebung ist an vielen Stellen<br />

Hinweis auf ursprüngliche Nutzungen, beson<strong>der</strong>e<br />

Raumqualitäten und wichtige Lehnsherren.<br />

Auf dem Esche bei Dingen, Großer Esch und<br />

Kleiner Esch bei Schloss Bladenhorst deuten<br />

auf Ackernutzung hin. Der Straßenname Am<br />

Urnenfeld (Habinghorst) deutet auf den archäologischen<br />

Fundplatz hin. Die Waldbezeichnung<br />

Begiebing-Heide weist vermutlich auf eine Nut-<br />

- 35 -<br />

zung als Allmende hin, was auch bei <strong>der</strong><br />

Westheide südlich von Deininghausen anzunehmen<br />

ist. Weitere Namen mit Bedeutungsgehalt<br />

sind beispielsweise Obsbrink und<br />

Hufenbeck bei Dingen, sowie Bocksfurt beim<br />

Hof Schulte-Märter am Deininghäuser Bach.<br />

Der Name Deininghausen kann wie viele<br />

Siedlungen mit <strong>der</strong> Endung „inghausen“ auf die<br />

Besiedelungsphase ungefähr im 8. o<strong>der</strong> 9.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t zurückgeführt werden. Dingen dagegen<br />

trägt die germanische Bedeutung Gericht<br />

(vergleiche Aspekt: Überkommene Hofstandorte<br />

in <strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft im Stadtteil<br />

Deininghausen und Weiler an <strong>der</strong> Straße Am<br />

Dingebauer sowie überkommene Hofstellen im<br />

Stadtteil Dingen sowie Drubbel an <strong>der</strong> Behringhauser<br />

Straße mit überkommenen Hofstellen im<br />

Stadtteil Behringhausen). Wünschenswert ist eine<br />

vermehrte Aufstellung namenskundlicher Informationstafeln<br />

(eventuell an<br />

Straßenschil<strong>der</strong>n), um die historischen Namen<br />

und ihre Bedeutung besser zu vermitteln.<br />

Bäuerliche Kulturlandschaft Borghagen<br />

Die Gestalt <strong>der</strong> Ackerschläge, Wirtschaftswege<br />

sowie vereinzelte Relikte - wie alte Bäume und<br />

Wallhecken - und die Einbettung <strong>der</strong> Bauerschaft<br />

in diese landschaftliche Charakteristik<br />

geben Hinweise auf die historische Situation<br />

und sollten daher erhalten werden. Die Wallhecken,<br />

welche auch im umliegenden Gebiet häufig<br />

vorkommen, deuten die Lage <strong>der</strong><br />

Bauerschaft im Grenzgebiet des Recklinghäuser<br />

Vests an. Auf <strong>der</strong> preußischen Kartenaufnahme<br />

von 1842 ist nördlich des Gebiets eine Torfheide<br />

zu erkennen, was auf den feuchten Standort<br />

hinweist. Das Kartenblatt von 1892 bis 1894<br />

zeigt an dieser Stelle Waldflächen. Wie viele<br />

an<strong>der</strong>e Gemeinheitsflächen wurde auch die<br />

Torfheide in <strong>der</strong> zweiten Hälfte des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

aufgeforstet. Wünschenswert und<br />

denkbar wäre die Hervorhebung und Pflege<br />

wertgeben<strong>der</strong> Elemente wie Gehöfte und Wallhecken.<br />

Auch die Spuren <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Feuchtheide könnten im Gelände wie<strong>der</strong> lesbar<br />

gemacht werden. Im Zusammenhang mit dem<br />

zu Waltrop gehörigen und direkt angrenzenden<br />

Campingplatz Zum Abdinghoff würde dies einen<br />

touristischen Mehrwert bringen.<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft in <strong>der</strong> Bauerschaft<br />

Borghagen im Stadtteil Henrichenburg<br />

trägt im LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090629-0001.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Bäuerliche Kulturlandschaften Beckum und<br />

Becklem<br />

Der Bereich <strong>der</strong> heutigen Gemeinde Becklem<br />

wurde im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t besiedelt. Neben dem<br />

Kern <strong>der</strong> erhaltenen Bauerschaft befand sich an<br />

<strong>der</strong> Stelle <strong>der</strong> Ortschaft in <strong>der</strong> Flurübersichtskarte<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Castrop-Rauxel von 1826/30<br />

ein Torfheide- und Ackerschlag.<br />

Beckum liegt als lose Gruppensiedlung entlang<br />

<strong>der</strong> Bachaue, unterteilt von Gärten, Wiesen,<br />

Weideflächen und Hainen. Auch<br />

dazwischenliegende Ackerschläge und Gehölze<br />

werden individuell bewirtschaftet und gepflegt.<br />

Der gesamte Bereich zwischen Im Finkenbrink<br />

und <strong>der</strong> Bahntrasse sowie <strong>der</strong> Beckumer Strasse<br />

und Zu den Höfen spiegelt die Streusiedlung<br />

von 1842 in ihrer weitestgehend lage- und formtreuen<br />

Anordnung wie<strong>der</strong>.<br />

Maßgebliche Bestandteile <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

sind Waldschläge, Feldgehölze und die<br />

von Gehölzen gesäumten Bachläufe. Die heutigen<br />

Hauptwege waren früher Verbindungsachsen<br />

zwischen den beiden Bauerschaften und<br />

dem Borghagen. Im Gesamtbild lässt die heutige<br />

Kulturlandschaft um Becklem deutlich die<br />

Spuren <strong>der</strong> Landschaftsstruktur des preußischen<br />

Kartenblattes von 1842 erkennen.<br />

Die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem kulturlandschaftlichen<br />

Erbe <strong>der</strong> Bauerschaft wird durch die<br />

Dichte <strong>der</strong> wertgebenden landschaftlichen Elemente,<br />

die noch heute in Familienbesitz stehenden<br />

Höfe und die dadurch mündlich vorhandene<br />

Geschichtsschreibung begünstigt. Gerade die<br />

ältere, agrarisch geprägte Generation könnte in<br />

die touristische Nutzung und Vermittlung <strong>der</strong><br />

Entwicklungsgeschichte <strong>der</strong> Kulturlandschaft integriert<br />

werden. Eine erhaltende Weiterentwicklung<br />

<strong>der</strong> Gruppensiedlung Beckum stellt eine<br />

Beson<strong>der</strong>heit in <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>ungszone dar und<br />

sollte unter Beachtung traditioneller wirtschaftlicher<br />

Tätigkeiten im Vor<strong>der</strong>grund <strong>der</strong> kulturlandschaftlichen<br />

Pflege stehen.<br />

Korrespondierend mit den Festsetzungen<br />

des Landschaftsplans sollten insbeson<strong>der</strong>e die<br />

linearen Landschaftsstrukturen mit Blick auf die<br />

historischen Karten gepflegt und verdichtet werden,<br />

um ihren kulturlandschaftlichen Wert zu erhalten.<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft in den Bauerschaften<br />

Beckum und Becklem im Stadtteil<br />

Henrichenburg trägt im LWL-GDK die Aspekt ID<br />

A-P363N410-20090610-0001.<br />

- 36 -<br />

Bäuerliche Kulturlandschaft Pöppinghausen<br />

Im gesamten Bereich <strong>der</strong> Bauerschaft Pöppinghausen<br />

sind die vorindustriellen, landwirtschaftlichen<br />

Strukturen (Wegeverbindungen, Ackerschläge,<br />

Waldstücke, Feldgehölze) trotz <strong>der</strong><br />

massiven industriegeschichtlichen Einflüsse in<br />

hoher Dichte und ursprünglicher Lage erhalten<br />

und auch im Landschaftsplan zur Erhaltung vorgesehen.<br />

Neben dem kleinen Ortsmittelpunkt in<br />

Nachbarschaft zur Kirche macht vorwiegend die<br />

zerstreute Besiedlung durch Einzelhöfe und<br />

Drubbel die Bedeutung für die Kulturlandschaft<br />

und das Landschaftsbild aus. Die Industrialisierung<br />

brachte <strong>zum</strong> Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

einen Aufkauf vieler Flächen durch die<br />

Zeche Friedrich <strong>der</strong> Große (im Stadtteil Börnig /<br />

Herne), den Bau des werkseigenen Hafens, Zechensiedlungen<br />

und die Zechenbahn, die heute<br />

einen überhöhten Radweg bildet.<br />

Neue Gastronomie blickt in Pöppinghausen auf Tradition<br />

Die vorindustriell geprägten Bauerschaften<br />

liegen damit zwischen den industriegeschichtlich<br />

entstandenen Wasserläufen von Emscher und<br />

Rhein-Herne-Kanal und sind auch Gegenstand<br />

des Masterplans Emscher-Zukunft. Dabei soll<br />

das Landschaftsbild sich erkennbar aus <strong>der</strong> industriellen<br />

Vergangenheit ableiten und keinen<br />

Zustand aus vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ten nachempfinden.<br />

Für den Integrationsraum entlang<br />

<strong>der</strong> Emscher ist eine Verbesserung <strong>der</strong> mangelhaften<br />

Landschaftsstruktur und eine Einbindung<br />

<strong>der</strong> benachbarten Landschaftsräume und Stadtquartiere<br />

vorgesehen. Die kulturlandschaftlich<br />

bedeutsamen, vorindustriellen Objekte könnten<br />

dabei einen Kernbereich (auf <strong>der</strong> „Insel“<br />

Pöppinghausen) bilden, <strong>der</strong> von einer industriegeschichtlich<br />

geprägten Pufferzone umgeben<br />

wird. Einzelne Punkte (etwa <strong>der</strong> Buddenhof, Hof<br />

Geilmann) bieten sich für Gastronomie und Bildungsmaßnahmen<br />

sowie Infrastruktureinrichtungen<br />

zur För<strong>der</strong>ung von Identifikation mit den<br />

gewachsenen Strukturen an. Da sich die Objekte<br />

in einem Gunstraum für die Erholungsnutzung<br />

befinden, bietet sich im Zuge <strong>der</strong> Umsetzung


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

des Landschaftsplans und <strong>der</strong> Umbaumaßnahmen<br />

an <strong>der</strong> Emscherüberführung eine bessere<br />

Anbindung an die Freizeitinfrastruktur (beispielsweise<br />

Radwan<strong>der</strong>weg Rhein-Herne-Kanal)<br />

an.<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft Pöppinghausen<br />

trägt im LWL-GDK die Aspekt ID<br />

A-P363N410-20090617-0001.<br />

Bäuerliche Kulturlandschaft Schloss<br />

Bladenhorst<br />

Die das Schloss Bladenhorst nördlich umgebende<br />

Flur wurde erst gegen Ende des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts aufgeforstet. Das lehnsherrliche<br />

Anwesen steht in engem Bezug zur Bladenhorster<br />

Mühle, mehreren naheliegenden Flurstücken,<br />

die anhand ihres Namens auf frühere<br />

Plaggenesche hinweisen (Großer Esch und<br />

Kleiner Esch) sowie unzähliger Hofstellen im<br />

Stadtgebiet. Schloss Bladenhorst eignet sich als<br />

ein Standort für die Einrichtung einer Informationsstelle,<br />

an <strong>der</strong> über kulturlandschaftliche<br />

und stadtgeschichtliche Zusammenhänge berichtet<br />

wird. Im näheren Umfeld gibt es mehrere<br />

Ansatzpunkte, lebendige Lernmöglichkeiten mit<br />

Bezug auf das Leben im Mittelalter in Castrop<br />

zu schaffen, welche einen Identifikationsfaktor<br />

auch für ansässige Familien bedeuten würde.<br />

Mögliche Zielgruppen für ein ortsbezogenes<br />

Lernkonzept sind junge Familien und Schulklassen.<br />

Dabei wäre die Arbeit des Plaggens (Plackerei)<br />

in <strong>der</strong> Heide, traditionelle<br />

Handwerkskunst in <strong>der</strong> ehemaligen Ziegelei bei<br />

Haus Frieling und die Arbeit <strong>der</strong> Müller in <strong>der</strong><br />

ehemaligen Bladenhorster Mühle näher zu bringen.<br />

Schloss Bladenhorst hatte weite Teile <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

unter Kontrolle.<br />

- 37 -<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft Pöppinghausen<br />

trägt im LWL-GDK die Aspekt ID<br />

A-P363N410-20090622-0001.<br />

Plaggenesch in Bladenhorst<br />

Neben <strong>der</strong> Kornmühle Bladenhorst ist ein<br />

Plaggenesch erhalten. Er gibt Zeugnis historischer<br />

Agrarkulturtechnik. Die Flurbezeichnungen<br />

Großer Esch und Kleiner Esch östlich des<br />

Bladenhorster Schlosses weisen darauf hin. Der<br />

heute sichtbare Plaggenesch trug auf dem Kartenblatt<br />

von 1869 den Flurnamen Sieckenkamp.<br />

Ein integriertes Konzept könnte an dieser o<strong>der</strong><br />

einer naheliegenden Eschfläche den Zusammenhang<br />

zwischen <strong>der</strong> mühseligen „Plackerei“<br />

und dem Bodenauftrag auf dem Esch nachempfinden<br />

und dies über ein Bodenprofil für Schüler<br />

erfahrbar machen.<br />

Der Plaggenesch in Bladenhorst trägt im<br />

LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090617-0005.<br />

Bodenprofil Plaggenesch: Die Aufdüngung ergibt eine<br />

mächtige Humusschicht.<br />

Plaggenesch in Habinghorst<br />

Die Archivfunktion des Plaggeneschs unter dem<br />

Waldboden könnte <strong>zum</strong> Beispiel ein kleiner Geländeaufschluss<br />

sichtbar gemacht werden. Informationstafeln<br />

mit einem schematischen<br />

Bodenprofil könnten den Sachverhalt erläutern.<br />

Denkbar wäre auch eine Darstellung <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Flora im Zeitverlauf, womit die neu-


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

zeitliche Nährstoffanreicherung des Bodens an<br />

Zeigerpflanzen aufgezeigt werden könnte.<br />

Der Plaggenesch in Habinghorst trägt im<br />

LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090617-0004.<br />

Plaggenesch beim Hof Geilmann<br />

Der Ackerschlag westlich des Hofs Geilmann<br />

weist durch eine schwer zu identifizierende Geländekante<br />

auf die frühere Nutzung als<br />

Plaggenesch hin. Das Gesamtensemble, bestehend<br />

aus überkommener, vorindustrieller Hofstelle,<br />

Waldstück und Feldgehölzen um den<br />

Plaggenesch liegt zwischen den industriegeschichtlich<br />

geprägten Wasserläufen von Emscher<br />

und Rhein-Herne-Kanal. Das Areal liegt<br />

zudem nahe an <strong>der</strong> neuen Emscherüberführung<br />

und lässt nach <strong>der</strong>en Fertigstellung auch einen<br />

Blick in die mo<strong>der</strong>ne technische Überprägung<br />

<strong>der</strong> Kulturlandschaft zu. Die kulturlandschaftlichen<br />

Elemente an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> „Insel“<br />

Pöppinghausen liegen in einem Gunstraum für<br />

die Erholungsnutzung. Hier lässt sich eine Anbindung<br />

an die neue Trasse des Radwegs<br />

Rhein-Herne-Kanal schaffen.<br />

Der Plaggenesch beim Hof Geilmann trägt im<br />

LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090617-0003.<br />

Mergelkuhlen Dickenheide<br />

Bereits in <strong>der</strong> vorindustriellen Zeit wurde in <strong>der</strong><br />

Umgebung <strong>der</strong> Ziegeleien Lehm für die Verarbeitung<br />

zu Dachziegeln gewonnen. Zunächst<br />

wurde das Material in Feldbränden verarbeitet,<br />

dann setzte man fabrikmäßig Ringöfen ein und<br />

stellte vorzugsweise Dachziegel her. Die<br />

„Pannhütte“ in <strong>der</strong> Gemarkung Bladenhorst,<br />

welche in <strong>der</strong> Nachbarschaft des ehemaligen<br />

Hof Frielings lag, steht in enger Verbindung zur<br />

Mergelkuhle Dickenheide. Der Pöppinghauser<br />

Wald zwischen ehemaliger Ziegelei und Rhein-<br />

Herne-Kanal hat viel von seinem ursprünglichen<br />

Charakter als feuchter Standort mit Bruch- und<br />

Sumpfwald erhalten und ist im Landschaftsplan<br />

Emschernie<strong>der</strong>ung als Naturschutzgebiet Nr. 5<br />

ausgewiesen. Mit dem Ziegeleiteich wird auch<br />

die alte Landnutzungsform dokumentiert und<br />

daher ist <strong>der</strong> Bereich auch kulturhistorisch wertvoll.<br />

Die Mergelkuhlen Dickenheide tragen im<br />

LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090526-0001.<br />

- 38 -<br />

Aufgelassene Mergelgrube südlich von<br />

Pöppinghausen<br />

Der Pöppinghauser Wald ist noch immer Bruch- und<br />

Sumpfwald. Die Mergelkuhlen sollen erkennbar bleiben.<br />

Die Grube unterscheidet sich in ihrer Größe von<br />

<strong>der</strong> Mergelkuhle Dickenheide. Abgrabungen an<br />

dieser Stelle finden seit Mitte des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

statt. Die Nutzung des Aushubs steht<br />

wahrscheinlich im Zusammenhang mit <strong>der</strong> zeitgleich<br />

entstehenden Industrie (Umspannwerk,<br />

Zeche Ludwig mit Hafen) im nahen Umfeld. Die<br />

Grube ist daher nicht nur naturschutzfachlich<br />

bedeutend, son<strong>der</strong>n auch zur Dokumentation<br />

<strong>der</strong> Industriegeschichte zu erhalten.<br />

Die Aufgelassene Mergelgrube südlich von<br />

Pöppinghausen trägt im LWL-GDK die Aspekt<br />

ID A-P363N410-20090617-0002.<br />

Bereich <strong>der</strong> ehemaligen Bladenhorster Mühle<br />

Der Standort <strong>der</strong> ehemaligen Bladenhorster<br />

Mühle ist in seiner historischen Bedeutung im<br />

Gelände schwer zu erkennen, sollte jedoch nicht<br />

in Vergessenheit geraten. Dies gilt insbeson<strong>der</strong>e<br />

vor dem Hintergrund, dass die ehemalige Mühle<br />

dem unweit gelegenen, lehnsherrlichen Schloss<br />

Bladenhorst zugerechnet werden kann und somit<br />

Teil einer kulturhistorisch bedeutsamen Anordnung<br />

ist. Heute werden die landwirtschaftlichen<br />

Flächen in <strong>der</strong> Umgebung teilweise<br />

als Pferdeweiden genutzt.<br />

Der Bereich <strong>der</strong> ehemaligen Bladenhorster<br />

Mühle trägt im LWL-GDK die Aspekt ID<br />

A-P363N410-20090622-0002.<br />

Bäuerliche Kulturlandschaft Behringhausen<br />

Der Bereich <strong>der</strong> Behringhausener Kulturlandschaft<br />

befindet sich an <strong>der</strong> Geländekante zwischen<br />

Emscherlandschaft und Hellwegzone, die<br />

ungefähr entlang <strong>der</strong> Herner Straße verläuft.<br />

Einzelhöfe und Feldgehölze mit Kopfweidenbeständen<br />

sind maßgebliche und wertgebende<br />

Bestandteile des Landschaftsbildes und des ag-


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

rarisch genutzten Freiraums zwischen den dicht<br />

besiedelten Stadträumen von Herne und<br />

Castrop. Der Ausbau des Dienstleistungs- und<br />

Gewerbezentrums Erin-Park wurde in Anlehnung<br />

an den irischen Zechenbesitzer Mulvany<br />

mit Wasser- und Parkflächen künstlerisch gestaltet.<br />

Die eigenwillige, mo<strong>der</strong>ne Interpretation<br />

<strong>der</strong> früheren Zechenanlage grenzt als mo<strong>der</strong>ne<br />

Kulturlandschaft an das Gebiet <strong>der</strong> traditionellbäuerlichen<br />

Kulturlandschaft.<br />

Die Bewirtschaftung <strong>der</strong> hochwertigen Lössböden<br />

findet heute überwiegend durch Pferdebeweidung<br />

statt und gewährleistet somit die<br />

Freihaltung des Offenlandes. Sie gibt allerdings<br />

keinen Hinweis auf traditionelle Nutzungsformen.<br />

Vertraglich vereinbarter Kulturlandschaftsschutz<br />

könnte hier auf eine Rückkehr zu<br />

tradierten Nutzungen und einer entsprechenden<br />

Inwertsetzung <strong>der</strong> Lössböden führen. Die Freihaltung<br />

des Offenlandes und die Pflege <strong>der</strong><br />

Feldgehölz- und Kopfweidenbestände sollten<br />

ebenso gewährleistet werden, um die agrarkulturelle<br />

Entwicklung bildhaft und lebendig zu halten.<br />

Eine Schil<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Namensgebungen<br />

sowie weitere Hinweise auf die geschichtliche<br />

und siedlungsstrukturelle Entwicklung könnten<br />

die hohe Wertigkeit <strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft<br />

an dieser Stelle unterstreichen.<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft<br />

Behringhausen trägt im LWL-GDK die Aspekt ID<br />

A-P363N410-20090625-0001.<br />

Bäuerliche Kulturlandschaft zwischen<br />

Behringhausen und Obercastrop<br />

Das Landschaftsbild ist ein umfassendes Spiegelbild<br />

<strong>der</strong> Landeskultur. Die gut erhaltene, tradierte<br />

Nutzungsstruktur setzt sich einerseits aus<br />

dem landwirtschaftlich schwierig nutzbaren Langelohtal<br />

und traditionell geglie<strong>der</strong>ten Ackerbaustrukturen<br />

zusammen. Die Dichte <strong>der</strong> Abfolge<br />

von vorindustriellen, landwirtschaftlichen Strukturen<br />

und alten, heute umgenutzten Bergbau-<br />

und Industriebrachen mit teilweise massiven<br />

Bodenbelastungen, sowie ehemalige Bergbausiedlungen<br />

geben dem Bereich eine beson<strong>der</strong>e<br />

kulturlandschaftliche Qualität. Die Erhaltung dieser<br />

dichten Aneinan<strong>der</strong>reihung von Elementen<br />

aus drei verschiedenen Zeitstellungen sollte bei<br />

weiteren Planungen angestrebt werden und so<br />

die Sichtbarkeit dieser kulturlandschaftlichen<br />

Abfolge gewährleisten. Im Außenbereich sollten<br />

neben den ökologischen auch die kulturlandschaftlich<br />

wertgebenden Gehölzstrukturen gemäß<br />

dem Landschaftsplan Nr. 3 Castroper<br />

Hügelland nach traditionellem Vorbild wie<strong>der</strong><br />

verdichtet werden.<br />

- 39 -<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft zwischen<br />

Behringhausen und Obercastrop trägt im LWL-<br />

GDK die Aspekt ID A-P363N410-20090625-<br />

0002.<br />

Bäuerliche Kulturlandschaft zwischen<br />

Obercastrop und Merklinde<br />

Der Talraum Wagenbruch ist infolge eiszeitlicher<br />

Prozesse in Teilen mehr als 30 Meter tief in die<br />

Castroper Höhenplatte eingeschnitten. Der untere<br />

Teil des Tales wird heute als Pferdeweide<br />

genutzt. Kopfweiden sind Reste <strong>der</strong> althergebrachten<br />

Nutzung. An <strong>der</strong> Grenze zur Besiedelung<br />

lag <strong>der</strong> Standort des Hauses Callenberg<br />

und seiner Gräfte. Das angrenzende Ackerland<br />

ist gekennzeichnet durch ein tradiertes Wegenetz,<br />

wobei einige <strong>der</strong> Hohlwege heute wie früher<br />

auf das ehemalige Haus Callenberg<br />

zuführen. Der seitliche, dichte Bestand mit<br />

Sträuchern und Feldgehölzen verdeutlicht den<br />

Verlauf im Gelände. Die südliche Begrenzung<br />

<strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft bildet eine alte<br />

Landwehr, welche sich als glie<strong>der</strong>ndes Element<br />

in West-Ost-Richtung durch die Kulturlandschaft<br />

des Hellwegs zieht und eine historische Grenze<br />

nach Süden bildete.<br />

Trotz <strong>der</strong> starken Besiedlung um 1900 infolge<br />

<strong>der</strong> Entwicklung des Bergbaus, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong><br />

Überformung <strong>der</strong> bäuerlich geprägten Kulturlandschaft<br />

einherging, sind neben einigen Gebäuden<br />

des alten Weilers Obercastrop<br />

vorwiegend entlang des Castroper Hellwegs<br />

zahlreiche Hofstandorte erhalten geblieben. Der<br />

Blick nach Norden zur Zeche Erin verdeutlicht<br />

die ehemals enge räumliche Verknüpfung mit<br />

dem Bergbau.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Das Wagenbruchtal hat noch immer althergebrachte Wege und Gehölzstandorte.<br />

Die landschaftsprägenden Nutzungsmuster<br />

ergeben sich aus <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Nutzung<br />

<strong>der</strong> Höhenrücken und <strong>der</strong> Anlage bzw.<br />

Pflege <strong>der</strong> Gehölze in den kleinen Tallagen<br />

und entlang <strong>der</strong> Gewässer. Die Lage am Rand<br />

des ehemaligen Weilers Obercastrop steht mit<br />

dieser Nutzung im Zusammenhang. Die räumliche<br />

Nähe und die Durchmischung von Elementen<br />

<strong>der</strong> vorindustriellen und <strong>der</strong><br />

bergbaulichen Epoche sollten bei <strong>der</strong> weitergehenden<br />

Entwicklung dieses Bereiches erkennbar<br />

bleiben. Die Landschaftspflege sollte<br />

auf die Erhaltung <strong>der</strong> wertgebenden Elemente<br />

<strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft, insbeson<strong>der</strong>e<br />

Fließgewässer, Gehölze und das Wegenetz<br />

sowie Hohlwege und Kopfweidenbestände<br />

ausgerichtet werden.<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft zwischen<br />

Obercastrop und Merklinde trägt im LWL-GDK<br />

die Aspekt ID A-P363N410-20090625-0002.<br />

Bäuerliche Kulturlandschaft innerhalb <strong>der</strong><br />

Stadtteile Deininghausen und Dingen<br />

Die bäuerliche Kulturlandschaft zeigt in weiten<br />

Bereichen die Geomorphologie und Bodenausstattung<br />

<strong>der</strong> Hellwegzone, die im Nordosten<br />

allerdings flach ausläuft. Der<br />

Deininghäuser Bach mit seinen Feldgehölzen<br />

ist ein wichtiges Landschaftselement. Früher<br />

trieb er die mittlerweile aufgelassene<br />

Leuschmühle (Fuckmühle) an. Die Offenland<br />

und Waldflächen entsprechen in Form und Lage<br />

nahezu vollständig dem traditionellen Bestand.<br />

Das alte Wegenetz mit einigen<br />

Hohlwegen ist ebenfalls gut erhalten. Entlang<br />

<strong>der</strong> nördlichen Grenze des Gebiets verläuft ein<br />

- 40 -<br />

teilweise erhaltener Bahndamm <strong>der</strong> früheren<br />

Königlich-Westfälischen Eisenbahn, die Ende<br />

des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts stillgelegt wurde.<br />

Entlang einer Linie von <strong>der</strong> Dorlohstraße<br />

über die Fuckmühle bis zur Westheide waren<br />

einige Hofstellen angeordnet, welche den beson<strong>der</strong>en<br />

Charakter <strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft<br />

am Übergangsbereich von Hellwegzone<br />

und Emscherlandschaft betonten.<br />

Schon <strong>der</strong> Landschaftsplan Castroper Hügelland<br />

sieht für den Bereich die Anreicherung<br />

<strong>der</strong> landschaftlichen Strukturen vor. Bei solchen<br />

Maßnahmen sollte, wie bei <strong>der</strong> Renaturierung<br />

des Deininghäuser Bachs, <strong>der</strong><br />

Landschaftszustand entsprechend <strong>der</strong> preußischen<br />

Uraufnahme zugrunde gelegt werden.<br />

Damit wären neben ökologischen auch kulturlandschaftliche<br />

Belange berücksichtigt. Alte<br />

Hofstandorte entlang des Bachverlaufs könnten<br />

durch Informationstafeln belegt werden.<br />

Eine Rückbesinnung auf historische Namen<br />

und ihre Bedeutungen könnte Ausgangspunkt<br />

für einen namenkundlichen Forschungspfad<br />

durch die Geschichte <strong>der</strong> bäuerlichen Kulturlandschaft<br />

Deininghausen und Dingen werden.<br />

Die Bäuerliche Kulturlandschaft innerhalb<br />

<strong>der</strong> Stadtteile Deininghausen und Dingen trägt<br />

im LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090626-0003.


6.2.2 Wäl<strong>der</strong><br />

Beerenbruch<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Der Beerenbruch wurde weitgehend lage- und<br />

größentreu schon in <strong>der</strong> Flurübersichtskarte<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Castrop-Rauxel von 1826/30 als<br />

Flur II aufgenommen und stellt damit ein strukturgebendes<br />

Element <strong>der</strong> Kulturlandschaft dar.<br />

Seine ökologische Kernzone, <strong>der</strong> Brunosee,<br />

entstand durch Bergsenkungen Anfang <strong>der</strong><br />

1950er Jahre. Der ökologisch wertvolle See ist<br />

über einen Stichweg erschlossen. Der See<br />

stellt eine über Tage sichtbare Folge <strong>der</strong> Bergbaugeschichte<br />

dar. Dies sollte durch Informationstafeln<br />

(Karten <strong>der</strong> Stollen, heutige<br />

Einbrüche und Senkungen) erläutert werden.<br />

Das Waldstück Beerenbruch trägt im LWL-<br />

GDK die Aspekt ID A-P363N410-20090630-<br />

0001.<br />

Castroper Holz<br />

Das Castroper Holz stellt einen gewachsenen<br />

Waldbereich dar und ist nicht durch planmäßige<br />

Aufforstungen entstanden. Im Wald befinden<br />

sich unverän<strong>der</strong>t lagetreu noch heute<br />

forstwirtschaftliche Gebäude und ackerbaulich<br />

bewirtschaftete Lichtungen. Auch das historische,<br />

gut ausgebaute Wegenetz ist insgesamt<br />

nicht verän<strong>der</strong>t worden. Der Baumbestand<br />

weist einen hohen Anteil an 160-jährigen Rotbuchen<br />

und 140-jährigen Stieleichen auf. Vom<br />

Bergbau rühren Wurzelschäden her, während<br />

Bombensplitter aus dem 2. Weltkrieg die Bäume<br />

oberirdisch beschädigt haben. Standortfremde<br />

Pappelbestände weisen auf<br />

Aufforstungen im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t hin. Die Renaturierung<br />

des Deininghäuser Baches am<br />

nördlichen Rand des Walds ist wichtig, um das<br />

ursprüngliche und naturnahe Bild des Bereichs<br />

wie<strong>der</strong>herzustellen.<br />

Das Waldstück Castroper Holz trägt im<br />

LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090623-0001.<br />

Grutholz / Nietholz<br />

Das Waldgebiet Grutholz war zu Beginn des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts Standort einer Luftliegehalle.<br />

Krankheiten <strong>der</strong> Atemwege wie Tuberkulose<br />

waren in dieser Zeit weit verbreitet. Die Luftbelastung<br />

nahm durch die Industrialisierung stark<br />

zu, und die schlecht beheizbaren Wohnungen<br />

trugen zu keiner Verbesserung bei. Von <strong>der</strong><br />

Liegehalle ist im Gelände nichts mehr zu erkennen<br />

(För<strong>der</strong>verein Bergbauhistorischer<br />

Stätten Ruhrrevier e.V. (2006). Mit seinem<br />

- 41 -<br />

Wan<strong>der</strong>wegenetz, dem 1969 entstandenen<br />

Wildgehege und den renaturierten Flächen des<br />

ehemaligen kanalisierten Deininghäuser Bach<br />

ist das Grutholz auch heute für die Naherholung<br />

gut erschlossen. Sein kulturlandschaftlichen<br />

Wert ist damit erhalten geblieben.<br />

Nach <strong>der</strong> durchgehenden Renaturierung<br />

des Deininghäuser Bachs sollte das Grutholz<br />

in seiner gut genutzten Erholungsfunktion erhalten<br />

und ausgebaut werden. Vorstellbar wäre<br />

<strong>zum</strong> Beispiel eine mo<strong>der</strong>ne Liegehalle, in<br />

<strong>der</strong> Naturfreunde das „Konzert <strong>der</strong> Stille“ erleben<br />

können. Entsprechende Maßnahmen zur<br />

Anreicherung <strong>der</strong> musizierenden Fauna werden<br />

bereits durch ehrenamtliche Akteure und<br />

Schulen durchgeführt (För<strong>der</strong>verein Wildgehege-Grutholz<br />

e. V./ KGV Am Grutholz e. V.) und<br />

könnten weiter geför<strong>der</strong>t werden.<br />

(vergleiche: http://www.kreisgui<strong>der</strong>e.de/pages/kultur/sehenswuerdigkeiten/castro<br />

p-rauxel/wildgehege-grutholz.php).<br />

Von <strong>der</strong> Kurliegehalle im Grutholz finden sich heute<br />

keine Reste mehr.<br />

Das Waldstück Grutholz und Nietholz trägt<br />

im LWL-GDK die Aspekt ID T-P363N410-<br />

20090727-0001.<br />

6.2.3 Parkanlagen<br />

Die Parkanlagen auf dem Gebiet <strong>der</strong> Stadt<br />

Castrop-Rauxel sind ein bedeuten<strong>der</strong> Teil <strong>der</strong><br />

innerörtlichen Freiflächen. Es kommt ihnen eine<br />

wichtige Funktion als Erholungsraum zu.<br />

Zugleich bilden sie einen wesentlichen Teil des<br />

öffentlichen Raumes in <strong>der</strong> Stadt und erfüllen<br />

so eine Ausgleichs- und Ergänzungsfunktion<br />

für die Siedlungen. Eine Reihe von Parkanlagen<br />

sind über den Erholungsaspekt hinaus<br />

Zeugnisse kulturhistorischer Begebenheiten.<br />

Beson<strong>der</strong>s herauszustellen ist, dass die heute<br />

als Parkanlagen bezeichneten Areale wesentliche<br />

Phasen <strong>der</strong> Siedlungsentwicklung <strong>der</strong><br />

Stadt Castrop-Rauxel erfassen (von <strong>der</strong>


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Henrichenburg aus dem 13. Jahrhun<strong>der</strong>t bis zu<br />

den Stadtparks des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts). An diesem<br />

Aspekt könnten auch zukünftige Planungen<br />

ansetzen, indem die Eigenart bzw.<br />

konkrete Historie <strong>der</strong> Orte den Besuchern<br />

deutlich vermittelt und zugänglich gemacht<br />

wird.<br />

Die Erlebbarkeit und <strong>der</strong> öffentliche Zugang<br />

sollten dabei in aller Regel im Vor<strong>der</strong>grund<br />

stehen, da sie den Wert <strong>der</strong> Anlagen für die<br />

Bevölkerung ausmachen.<br />

Allee <strong>zum</strong> Haus Goldschmieding<br />

Durch den Hotelbau zwischen Dortmun<strong>der</strong>-<br />

und Heinrichstraße ist <strong>der</strong> ursprüngliche Zweck<br />

<strong>der</strong> Allee als Zufahrtsweg <strong>zum</strong> Haus<br />

Goldschmieding verloren gegangen. Bei zukünftigen<br />

Planungen sollte durch geeignete<br />

Maßnahmen die alte Sichtachse wie<strong>der</strong> betont<br />

werden, um die Verbindungsfunktion <strong>der</strong> Allee<br />

zwischen Haus Goldschmieding und <strong>der</strong> Pfer<strong>der</strong>ennbahn<br />

gegenüber herauszustellen.<br />

Die Allee <strong>zum</strong> Haus Goldschmieding trägt<br />

im LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090817-0001.<br />

Stadtgarten<br />

Der Stadtgarten südlich <strong>der</strong> Altstadt von<br />

Castrop-Rauxel ist das Ergebnis einer Beschäftigungsmaßnahme<br />

<strong>der</strong> späten Weimarer<br />

Republik. Er wurde im Jahr 1931 um das bereits<br />

seit 1926 bestehende Parkbad Süd herum<br />

angelegt.<br />

Die Entstehungszusammenhänge des<br />

Parks sind es auch, die das denkmalgeschützte<br />

Gelände über seine reine Freiraumfunktion<br />

hinaus aufwerten: Insbeson<strong>der</strong>e jüngere Sanierungsmaßnahmen<br />

haben dazu beigetragen,<br />

dass <strong>der</strong> beson<strong>der</strong>e Charakter des Areals in<br />

seiner ursprünglichen Form bis heute erhalten<br />

geblieben ist.<br />

Die zukünftige Entwicklung sollte dementsprechend<br />

diesem Ansatz weiter folgen, um<br />

den Stadtgarten als kulturhistorisches Denkmal<br />

zu bewahren und zu entwickeln.<br />

Der Stadtgarten trägt im LWL-GDK die Aspekt<br />

ID A-P363N410-20090819-0001.<br />

Parkbad Süd<br />

Das Parkbad Süd, das als Einheit mit dem<br />

Stadtgarten unter Denkmalschutz steht,<br />

stammt aus dem Jahr 1926.<br />

- 42 -<br />

Von kulturhistorischer Bedeutung ist im Falle<br />

des Parkbads Süd vor allem das erhaltene<br />

Gebäude aus <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong> Weimarer Republik.<br />

Die Errichtung <strong>der</strong> Anlage wurde in dieser Zeit<br />

als Beschäftigungsmaßnahme für Arbeitslose<br />

ausgeführt.<br />

Die inzwischen etablierte Verwendung als<br />

Veranstaltungs- und Begegnungsort stellt eine<br />

sinnvolle Folgenutzung dar, durch die das<br />

Parkbad Teil <strong>der</strong> bewusst wahrgenommenen<br />

und erlebten Kulturlandschaft bleibt. Dementsprechend<br />

sollten sich auch zukünftige<br />

Entwicklungen an dieser Idee orientieren.<br />

Das Parkbad trägt im LWL-GDK die Aspekt<br />

ID A-P363N410-20090819-0001.<br />

Veranstaltungen beleben das Denkmal.<br />

Volkspark und Parkbad Nord<br />

Der Volkspark im Stadtteil Ickern ist ein innerstädtischer<br />

Freiraum, <strong>der</strong> mit dem Nordbad<br />

und einem Jungendzentrum bereits heute<br />

mehrere Nutzungen beherbergt. Als Grünfläche<br />

ist er zusätzlich ein wichtiger Naherholungsraum<br />

<strong>der</strong> Anlieger aus den umliegenden<br />

Wohngebieten. Die unmittelbare räumliche<br />

Nähe <strong>zum</strong> Ickerner Friedhof und damit auch<br />

zur Emscher stellen mögliche Ansatzpunkte für<br />

eine Entwicklung des Volksparks dar, da das<br />

gesamte Areal sich im Zuge <strong>der</strong> Emscher-<br />

Renaturierung zu einem hochwertigen Grünzug<br />

entwickeln könnte.<br />

Der Volkspark mit Parkbad Nord trägt im<br />

LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090630-0003.<br />

6.2.4 Kleingärten<br />

Die vielfältigen Kleingartenanlagen auf dem<br />

Stadtgebiet Castrop-Rauxels stellen als Naherholungsraum<br />

bedeutsame Flächen dar. Von<br />

den insgesamt 15 Anlagen gehen einige auf<br />

die Zeit <strong>der</strong> Wirtschaftskrise <strong>der</strong> 1930er Jahre


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

zurück, während an<strong>der</strong>e kurz nach dem 2.<br />

Weltkrieg gegründet wurden. Diese Entstehungszeiträume<br />

weisen deutlich auf die ursprüngliche<br />

Nutzung zur Selbstversorgung hin.<br />

Damit repräsentieren sie bis heute einen wichtigen<br />

Aspekt einer historischen Freizeitkultur,<br />

die eng mit <strong>der</strong> Industrie und dem Bergbau<br />

verknüpft war.<br />

Schon jetzt ist <strong>der</strong> Bestand dieser Flächen<br />

durch ihre Ausweisung als Dauerkleingartenanlage<br />

geschützt. Die <strong>zum</strong> öffentlichen Grün<br />

gehörenden Gemeinschaftsflächen stellen einen<br />

möglichen Ausgangspunkt zur Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Areale dar.<br />

Inhaltlich wäre es wünschenswert, dass<br />

über die Geschichte <strong>der</strong> jeweiligen Anlage hinaus<br />

<strong>der</strong>en (historische) Beziehungen zur Stadt,<br />

ihren Entstehungszusammenhängen und insbeson<strong>der</strong>e<br />

zur Bergbautradition betont würden.<br />

Kleingartenanlage Am Schellenberg<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> Anlage finden sich viele Hinweise<br />

auf die Identifikation <strong>der</strong> Kleingärtner mit<br />

ihrer Bergbauvergangenheit. Die Wege <strong>der</strong> Anlage<br />

sind gesäumt von alten Karten, bebil<strong>der</strong>ten<br />

Informationstafeln, nachgebildeten Stollen,<br />

Kohlewaggons und weiteren liebevollen Details.<br />

Eine Erhaltung und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Gemeinschaftsflächen<br />

in <strong>der</strong> Kleingartenanlage<br />

am Schellenberg wäre daher wünschenswert.<br />

Die Kleingartenanlage Am Schellenberg<br />

trägt im LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090618-0004.<br />

Kleingärten am Schellenberg.<br />

- 43 -<br />

In <strong>der</strong> Kleingartenanlage ist <strong>der</strong> Geist des Bergbaus<br />

noch lebendig.<br />

6.2.5 Friedhöfe<br />

Die Friedhöfe auf dem Stadtgebiet <strong>der</strong> Stadt<br />

Castrop-Rauxel werden im <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

als Grünflächen dargestellt und sind mit<br />

ihrem Bestand und ihren Erweiterungsflächen<br />

Teil <strong>der</strong> Daseinsvorsorge. Als Orte <strong>der</strong> Bestattung,<br />

Erinnerung und Trauer haben sie vor allem<br />

eine kulturelle und religiöse Bedeutung.<br />

Zusätzlich übernehmen die Friedhöfe im<br />

verdichteten Stadtraum von Castrop-Rauxel<br />

eine wichtige Funktion als Freiflächen und<br />

Naherholungsräume.<br />

Die insgesamt 11 in Betrieb befindlichen<br />

Friedhofsanlagen verteilen sich über das gesamte<br />

Stadtgebiet. Hinzu kommen <strong>der</strong> ehemalige<br />

Friedhof Sankt Lambertus sowie <strong>der</strong><br />

geschlossene jüdische Friedhof.<br />

Beson<strong>der</strong>e planerische Aufmerksamkeit<br />

verdienen die Friedhofsflächen deshalb, weil<br />

sie über ihre ökologische Funktion hinaus Träger<br />

kulturhistorischer Informationen sind. Sowohl<br />

die Bauwerke auf den Friedhöfen als<br />

auch die Anlagen selbst nehmen häufig Bezug<br />

auf ihre Entstehungszeit und -umstände. In<br />

Castrop-Rauxel reicht die jüngere Friedhofsgeschichte<br />

mit dem jüdischen Friedhof bis<br />

1743 zurück und setzt sich bis heute fort. Mit<br />

<strong>der</strong> steigenden Anzahl <strong>der</strong> Begräbnisse und<br />

den vertretenen Glaubensrichtungen sind die<br />

Friedhöfe auch ein Spiegel <strong>der</strong> Siedlungsgeschichte<br />

<strong>der</strong> unterschiedlichen Stadtteile. Entsprechend<br />

dieser vielseitigen Funktionen <strong>der</strong><br />

Areale sollte versucht werden, sie möglichst<br />

gut in ihr jeweiliges Umfeld einzubinden und so<br />

als Grünflächen im städtischen Raum erlebbar<br />

zu machen. Hierbei geht es darum, die Zugänge<br />

möglichst in mehrere Richtungen anzulegen<br />

und benachbarte Grünflächen sowie erholungsrelevante<br />

Wegeverbindungen anzuschließen.<br />

Das Erhalten <strong>der</strong> religiösen


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Symbole, <strong>der</strong> bedeutsamen baulichen Anlagen<br />

und weiterer Gestaltungselemente wie <strong>der</strong> gekreuzten<br />

Alleen ist zur Wahrung <strong>der</strong> Eigenart<br />

<strong>der</strong> Anlagen erfor<strong>der</strong>lich und soll auch bei <strong>der</strong><br />

Planung von Erweiterungsflächen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Friedhof Bladenhorst<br />

Der Bladenhorster Friedhof übernimmt insbeson<strong>der</strong>e<br />

die Funktion als Erholungs- und Regenerationsraum,<br />

da er als Waldfriedhof<br />

gestaltet ist. Das weitläufige Areal bietet sich<br />

hierfür an, da die Vegetation weitgehend naturnah<br />

gestaltet o<strong>der</strong> erhalten wurde.<br />

Diese Funktion wird um das kulturhistorisch<br />

relevante Eingangsportal ergänzt, dessen Erhaltung<br />

in jedem Fall wünschenswert ist, da es<br />

aus <strong>der</strong> Entstehungszeit <strong>der</strong> Anlage stammt<br />

und so einen direkten Hinweis hierauf gibt.<br />

Da <strong>der</strong> Friedhof mehrfach erweitert wurde,<br />

ist keine vollständig einheitliche Wegestruktur<br />

mehr erkennbar, was auch auf die Form und<br />

Lage <strong>der</strong> Erweiterungsflächen zurückzuführen<br />

ist. Umso mehr sollten die verbliebenen Bezüge<br />

auf die Geschichte des Friedhofes in Form<br />

<strong>der</strong> Bauten, des Hochkreuzes und <strong>der</strong> Kriegsgräber<br />

herausgestellt werden, um die Verbindung<br />

zur Geschichte des Friedhofes zu<br />

verdeutlichen.<br />

Friedhof Bladenhorst - historische Elemente und Anlage<br />

für die Erholung.<br />

- 44 -<br />

Der Friedhof Bladenhorst trägt im LWL-<br />

GDK die Aspekt ID A-P363N410-20090529-<br />

0001.<br />

Ehemaliger Friedhof Sankt Lambertus<br />

Der ehemalige Standort des Friedhofes <strong>der</strong><br />

Gemeinde Sankt Lambertus ist inzwischen eine<br />

Grünanlage. Da <strong>der</strong> Standort bereits seit<br />

mehr als 150 Jahren als Begräbnisplatz genutzt<br />

wurde, wäre eine Information über die<br />

Geschichte des Platzes wünschenswert, insbeson<strong>der</strong>e<br />

vor dem Hintergrund, dass dieser<br />

aktuell nicht mehr sichtbar ist, <strong>der</strong> Platz aber in<br />

direkter Verbindung zur Gemeinde Sankt Lambertus<br />

steht.<br />

Darüber hinaus ist vor allem die Freihaltung<br />

<strong>der</strong> Fläche anzustreben, da sie <strong>zum</strong>indest für<br />

die direkten Anwohner eine Freiraumfunktion<br />

übernimmt.<br />

Der ehemalige Friedhof Sankt Lambertus<br />

trägt im LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090626-0001.<br />

Evangelischer Friedhof Castrop<br />

Seit 1883 existiert <strong>der</strong> Begräbnisplatz an <strong>der</strong><br />

Wittener Straße. Anfangs sechs Morgen groß,<br />

erfuhr er in den Jahren zahlreiche Erweiterungen.<br />

Am 19. Mai 1955 wurde die Auferstehungskirche<br />

eingeweiht. Der Friedhof hat mit<br />

seinem Alter und seiner Größe eine beson<strong>der</strong>e<br />

Bedeutung für Castrop-Rauxel.<br />

Der evangelische Friedhof Castrop trägt im<br />

LWL-GDK die Aspekt ID T-P363N410-<br />

20090602-0001.<br />

Friedhof Habinghorst<br />

Der Habinghorster Friedhof grenzt im Norden<br />

direkt an die Emscher und ist an seinen an<strong>der</strong>en<br />

Seiten von geplanter o<strong>der</strong> bereits bestehen<strong>der</strong><br />

Wohnbebauung umgeben. Die kulturlandschaftlichen<br />

Wertmerkmale sind die geometrische<br />

Grundstruktur, die durch Linden gesäumten<br />

Hauptwege sowie das zentrale<br />

Hochkreuz.<br />

Der Friedhof hat bereits heute eine wichtige<br />

Funktion als innerstädtische Grünfläche und<br />

als Bestandteil des innerstädtischen Grünzuges<br />

Friedhöfe Castrop-Rauxel im Landschaftsplan<br />

Emschernie<strong>der</strong>ung.<br />

Kulturlandschaftliche Ziele sind ein weitergehendes<br />

Informationsangebot über die Friedhofsgeschichte<br />

und seine Bedeutung im


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Freiraumverbund sowie eine noch weitergehende<br />

Anbindung zur Emscher und in Richtung<br />

<strong>der</strong> westlich entstehenden Wohngebiete.<br />

Der Friedhof Habinghorst trägt im LWL-<br />

GDK die Aspekt ID T-P363N410-20090617-<br />

0006.<br />

Friedhof Henrichenburg<br />

Auf dem Gelände des Henrichenburger Friedhofs,<br />

<strong>der</strong> aufgrund seiner Lage an einer Grünfläche<br />

und <strong>der</strong> unmittelbaren Nähe <strong>zum</strong> Rhein-<br />

Herne-Kanal als Naherholungszone prädestiniert<br />

ist, finden sich eine Reihe von Elementen,<br />

die aus kulturhistorischer Sicht beachtenswert<br />

sind.<br />

Beson<strong>der</strong>s augenfällig ist die bis heute erhaltene<br />

Wegeführung, die sich deutlich auf die<br />

Achse zwischen dem Eingang und dem zentralen<br />

Hochkreuz bezieht. Weiterhin ist das<br />

Hochkreuz an sich sowie ein ebenfalls exponiert<br />

platziertes Denkmal zu nennen.<br />

Auch die zukünftige Entwicklung des Areals<br />

sollte diese Aspekte berücksichtigen, um die<br />

Freizeitnutzung mit erlebbaren kulturhistorischen<br />

Objekten zu verknüpfen.<br />

Der Friedhof Henrichenburg wird durch die Wegeachsen<br />

geprägt.<br />

Der Friedhof Henrichenburg trägt im LWL-<br />

GDK die Aspekt ID A-P363N410-20090529-<br />

0004.<br />

Friedhof Ickern<br />

Insbeson<strong>der</strong>e im Zusammenspiel mit den Planungen<br />

zur Renaturierung <strong>der</strong> Emscher und<br />

dem Vorhaben <strong>der</strong> Emschergenossenschaft,<br />

mit Gehölz- bzw. Baumreihen einen „Strom <strong>der</strong><br />

Bäume“ zu gestalten ergibt sich die Möglichkeit,<br />

den Friedhof <strong>zum</strong> Kernbestandteil des<br />

Grünzuges in Richtung Westen bis <strong>zum</strong> Rhein-<br />

Herne-Kanal zu entwickeln und dabei die Gestaltungselemente<br />

wie die Lindenbaumreihen<br />

aufzunehmen.<br />

- 45 -<br />

Das Areal des Friedhofes Ickern wurde im<br />

Norden ursprünglich durch die Emscher begrenzt.<br />

Nach einer Erweiterung im Jahr 1984<br />

liegt ein weiterer Teil, <strong>der</strong> über eine Brücke zu<br />

erreichen ist, am Nordufer <strong>der</strong> Emscher. Kulturlandschaftliche<br />

Wertmerkmale sind die<br />

kreuzförmigen Hauptalleen, das Denkmal am<br />

Pastorengrab und die eigentümliche Trauerhalle.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> umfassenden Renaturierungsmaßnahmen<br />

entlang <strong>der</strong> Emscher<br />

könnte durch die Öffnung des aktuell noch abgeschlossenen<br />

Friedhofsgeländes <strong>zum</strong> Fluss<br />

hin die Nutzbarkeit als Erholungsfläche noch<br />

deutlich verstärkt werden. Hinzu kommt die unmittelbare<br />

räumliche Nähe zu weiteren Grünflächen<br />

wie dem Volkspark, die das Gebiet zu<br />

einem attraktiven Freiraum machen, <strong>der</strong> durch<br />

die Einbeziehung des Flusses weiter aufgewertet<br />

werden könnte. Wie auch beim Friedhof<br />

Habinghorst könnte <strong>der</strong> Baumbestand <strong>der</strong> Anlage,<br />

insbeson<strong>der</strong>e das Alleekreuz, sich in das<br />

Vorhaben <strong>der</strong> Emschergenossenschaft einfügen,<br />

mit Gehölz- bzw. Baumreihen einen<br />

„Strom <strong>der</strong> Bäume“ zu gestalten.<br />

Der Friedhof Ickern trägt im LWL-GDK die<br />

Aspekt ID T-P363N410-20090529-0002.<br />

Jüdischer Friedhof<br />

Der jüdische Friedhof <strong>der</strong> Stadt Castrop-<br />

Rauxel ist von beson<strong>der</strong>er kulturhistorischer<br />

Bedeutung, da er <strong>der</strong> älteste erhaltene im<br />

Kreis Recklinghausen ist. Nach <strong>der</strong> Zerstörung<br />

<strong>der</strong> Synagoge während <strong>der</strong> Zeit des Nationalsozialismus<br />

ist er das einzige Zeugnis im<br />

Stadtbild, das an die bis in die Mitte des 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts zurückreichende Geschichte jüdischer<br />

Familien in Castrop-Rauxel erinnert.<br />

Aufgrund seines Alters und seiner Geschichte,<br />

die bis heute an den erhaltenen<br />

Grabstellen abgelesen werden kann, wäre eine<br />

stärkere Öffnung des Friedhofes für Publikum<br />

als bisher wünschenswert. Hierfür sind unterschiedliche<br />

Ansätze denkbar, so <strong>zum</strong> Beispiel<br />

regelmäßige öffentliche Führungen o<strong>der</strong> eine<br />

Schlüsselpatenschaft, bei <strong>der</strong> ein Anwohner<br />

einen Schlüssel verwaltet. In beiden Fällen<br />

sollten Informationen zu den Zugangsmöglichkeiten<br />

am Eingang des Friedhofs angebracht<br />

werden. Insgesamt könnte <strong>der</strong> Friedhof, wenn<br />

er bewusst wahrgenommen wird, als Zeitzeugnis<br />

auf beson<strong>der</strong>s eindrückliche Weise <strong>zum</strong><br />

Gedenken und <strong>der</strong> Bildung seiner Besucher<br />

dienen.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Der jüdische Friedhof erinnert an das jüdische Leben in<br />

Castrop und ist noch zu wenig bekannt.<br />

Der jüdische Friedhof trägt im LWL-GDK<br />

die Aspekt ID A-P363N410-20090629-0004.<br />

Katholischer Friedhof Sankt Lambertus<br />

Als ältester noch in Betrieb befindlicher Friedhof<br />

<strong>der</strong> Stadt Castrop-Rauxel nimmt <strong>der</strong> katholische<br />

Friedhof Sankt Lambertus eine Son<strong>der</strong>rolle<br />

ein. Allerdings befindet sich <strong>der</strong> Friedhof<br />

nicht mehr an seinem Ursprungsstandort, weil<br />

dieser zu wenig Platz bot. Auf dem Friedhof<br />

Sankt Lambertus finden sich eine Reihe beachtens-<br />

und erhaltenswerter Elemente. Hierzu<br />

zählen neben <strong>der</strong> Kapelle aus dem Jahr 1952<br />

vor allem die Son<strong>der</strong>grabstätten, wie die<br />

Kriegsgräber o<strong>der</strong> das Grab <strong>der</strong> pilzvergifteten<br />

Kin<strong>der</strong>, die auf einschneidende Ereignisse in<br />

<strong>der</strong> Stadtgeschichte verweisen.<br />

Auch wenn durch Erweiterungen keine homogene<br />

Wegestruktur mehr erhalten ist, gibt<br />

es dennoch bedeutsame geglie<strong>der</strong>te Bereiche.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Bereich um das Hochkreuz<br />

mit den Priestergrabstätten hebt sich hervor.<br />

Aufgrund seines Alters und die entsprechend<br />

vielfältigen Verweise auf die Friedhofs-<br />

aber auch die Stadtgeschichte stellt <strong>der</strong> Friedhof<br />

Sankt Lambertus ein kulturhistorisch bedeutendes<br />

Element im Stadtgebiet dar, das<br />

auch zukünftig erhalten und mit Blick auf die<br />

Geschichte entwickelt werden sollte.<br />

Der katholische Friedhof Sankt Lambertus<br />

trägt im LWL-GDK die Aspekt ID A-P363N410-<br />

20090529-0003.<br />

6.2.6 Sport- und Spielanlagen<br />

Die im Stadtgebiet Castrop-Rauxels vorzufindenden<br />

und im aktuellen <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

mehrheitlich als Parkanlagen ausgewiesenen,<br />

kulturhistorisch relevanten Sport- und Spielanlagen<br />

sind von großen Unterschieden, was<br />

sowohl den Erhaltungszustand als auch die ak-<br />

- 46 -<br />

tuelle Nutzung angeht, geprägt. Gemeinsam ist<br />

ihnen dagegen, dass sie auf teils bedeutende<br />

Abschnitte <strong>der</strong> Stadtgeschichte Bezug nehmen<br />

(Pfer<strong>der</strong>ennbahn) o<strong>der</strong> exemplarisch für tradierte<br />

Freizeitaktivitäten (Kanalbadeanstalten)<br />

stehen.<br />

Die Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> Objekte bedingt,<br />

dass auch bei einer zukünftigen Beplanung auf<br />

die jeweiligen Umstände fallweise eingegangen<br />

werden muss, wobei einige grundsätzliche<br />

Erwägungen in jedem Fall berücksichtigt werden<br />

sollten. So verfügen alle Objekte über einen<br />

kulturhistorischen Wert, <strong>der</strong> teilweise<br />

stärker unterstrichen werden könnte. Weiterhin<br />

kann die Erlebbarkeit einiger Objekte, insbeson<strong>der</strong>e<br />

auch in Beziehung zu an<strong>der</strong>en kulturlandschaftlich<br />

bedeutenden Standorten, weiter<br />

verbessert werden, um so die Wirkung als Gesamtgefüge<br />

zu verstärken.<br />

Badeanstalt Hellas<br />

Der Standort <strong>der</strong> ehemaligen Kanalbadeanstalt<br />

Hellas liegt auf dem Gelände des, im Zusammenhang<br />

mit den Projekten aus dem Masterplan<br />

Emscher-Zukunft, geplanten neuen<br />

Kanalschwimmbades. Bei dessen Errichtung<br />

wäre eine Bezugnahme auf die früheren Einrichtungen<br />

wünschenswert, da sie bereits seit<br />

Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts bestanden und<br />

Ausdruck <strong>der</strong> sich entwickelnden Badekultur in<br />

Deutschland sind.<br />

Möglichkeiten hierzu stellen neben an<strong>der</strong>en<br />

die Erhaltung historischer Bauten o<strong>der</strong> die Besucherinformation<br />

über die Geschichte des<br />

Standortes dar.<br />

Die Kanalschwimmer waren Pioniere <strong>der</strong> Freizeitnutzung<br />

<strong>der</strong> Industrielandschaft.<br />

Die Badenanstalt Hellas trägt im LWL-GDK<br />

die Aspekt ID A-P363N410-20090520-0001.


Badeanstalt Neptun<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Der Standort <strong>der</strong> ehemaligen Kanalbadeanstalt<br />

Neptun geht mit <strong>der</strong> Umgestaltung des Wasserkreuzes<br />

von Rhein-Herne-Kanal und Emscher<br />

verloren.<br />

Eine Möglichkeit auf die Tradition <strong>der</strong> Bademöglichkeit<br />

im Kanal zu verweisen stellt das<br />

Projekt „Sprung über die Emscher“ aus dem<br />

Masterplan Emscher-Zukunft dar, da im Rahmen<br />

des Projektes ein neues Kanalschwimmbad<br />

südlich des Wasserkreuzes realisiert<br />

werden wird.<br />

Die Badeanstalt Neptun trägt im LWL-GDK<br />

die Aspekt ID A-P363N410-20090520-0002.<br />

Naturhin<strong>der</strong>nisbahn<br />

Die Tradition des Pfer<strong>der</strong>ennsports in <strong>der</strong> Stadt<br />

Castrop-Rauxel ist auf dem umfassend entwickelten<br />

Freizeitgelände „Schellenberg“ sehr<br />

gut erlebbar. Darüber hinaus ist sie eindeutig<br />

und untrennbar mit dem irischen Zechengrün<strong>der</strong><br />

Mulvany verknüpft. Dementsprechend<br />

standen das von ihm bewohnte Haus Goldschmieding<br />

und die Pfer<strong>der</strong>ennbahn in unmittelbarer<br />

Verbindung zueinan<strong>der</strong>. Durch<br />

bauliche Maßnahmen, namentlich die Hotelanlage<br />

in <strong>der</strong> Sichtachse zwischen Haus Goldschmieding<br />

und Pfer<strong>der</strong>ennbahn sowie die an<br />

dieser Stelle dreispurige Dortmun<strong>der</strong> Straße,<br />

wird die räumliche Beziehung stark beeinträchtigt.<br />

Zukünftige Planungen sollten versuchen<br />

diese historische Relation wie<strong>der</strong> aufzugreifen<br />

und so das kulturhistorische Gefüge deutlicher<br />

hervorzuheben.<br />

Wegweiser zur Geschichte<br />

- 47 -<br />

Die Naturhin<strong>der</strong>nisrennbahn trägt im LWL-<br />

GDK die Aspekt ID A-P363N410-20090713-<br />

0001.<br />

6.2.6 Bergbaufolgelandschaften<br />

Die Industrialisierung und die Verän<strong>der</strong>ungen<br />

durch den Bergbau haben deutlich sichtbare<br />

Spuren auch obertägig hinterlassen. Heute<br />

kann man von einer neuartigen „Stadt- bzw.<br />

Industrienatur“ sprechen. In <strong>der</strong> Kulturlandschaft<br />

<strong>der</strong> Emscher sind unter an<strong>der</strong>em in <strong>der</strong><br />

Folge <strong>der</strong> Bergsenkungen vernässte Bereiche<br />

wie etwa in Pöppinghausen entstanden, die eine<br />

verblüffende Ähnlichkeit mit <strong>der</strong> vorindustriellen<br />

Landschaft aufweisen. Diese sekundäre<br />

Kulturlandschaft hat vielfach einen hohen Wert<br />

für den Arten- und Biotopschutz. So setzt hier<br />

<strong>der</strong> Landschaftsplan Emschernie<strong>der</strong>ung das<br />

Naturschutzgebiet Nr. 5 Pöppinghauser Wald<br />

fest, in dem unter an<strong>der</strong>em die Sumpfgebiete,<br />

aber auch die kulturhistorisch bedeutsamen<br />

Mergelgruben Schutzgegenstände sind. Der<br />

Emscherbruch war bis <strong>zum</strong> Ende des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts eine natürliche Sumpf- und<br />

Bruchlandschaft, in <strong>der</strong> die Emscher aufgrund<br />

des geringen Gefälles langsam und ausufernd<br />

ihren Weg fand. Dort, wo nur geringe forstliche<br />

Eingriffe o<strong>der</strong> Entwässerungsmaßnahmen<br />

stattfanden, gleicht die Landschaft nun einem<br />

neuen, sekundären Emscherbruch.<br />

Die Zechen waren für die Wirtschafts- und<br />

Siedlungsentwicklung von Castrop-Rauxel von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Die vier Bergwerke<br />

und <strong>der</strong>en ehemalige Tagesanlagen haben<br />

mit insgesamt 11 Einträgen im Kulturlandschaftsinformationssystem<br />

Spuren im Stadtbild<br />

hinterlassen. Sie sind <strong>der</strong> Schlüssel <strong>zum</strong> Verständnis<br />

<strong>der</strong> Siedlungsentwicklung von<br />

Castrop-Rauxel im Zuge <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

seit dem ausgehenden 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Heute bergen die Altstandorte des Bergbaus<br />

sowohl große Entwicklungspotentiale als<br />

auch Risiken wegen ihrer Belastung durch<br />

umweltgefährdende Stoffe und ihrer Überformung.<br />

Die Kennzeichnung <strong>der</strong> belasteten Flächen,<br />

die für eine Bebauung vorgesehen sind,<br />

ist Aufgabe des <strong>Flächennutzungsplan</strong>s.<br />

Ein Teil <strong>der</strong> ehemaligen Zechenstandorte<br />

sollte für die natürliche Entwicklung im Sinne<br />

<strong>der</strong> sogenannten Industrienatur reserviert werden.<br />

Der Natur Flächen zurückzugeben, die<br />

durch Zechenanlagen, Kokerei- o<strong>der</strong> Kraftwerksstandorte<br />

verbraucht worden sind, ist<br />

auch ein Ausdruck kulturlandschaftlicher Pla-


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

nung, weil hier <strong>der</strong> Sukzession und <strong>der</strong> neuen<br />

Wildnis bewusst wie<strong>der</strong> <strong>der</strong> Raum zur Verfügung<br />

gestellt wird. Die beson<strong>der</strong>e Mischung<br />

aus <strong>zum</strong> Teil seltenen Pflanzen und Tieren, die<br />

sich auf diesen extremen Standorten entwickeln<br />

kann, bietet eine Chance für ein beson<strong>der</strong>es<br />

Naturerlebnis in <strong>der</strong> Stadt und kann<br />

auch <strong>zum</strong> Gegenstand von Umweltbildung<br />

werden.<br />

Ohne die Zechen wäre die Geschichte <strong>der</strong> Stadt an<strong>der</strong>s<br />

verlaufen. Ein Teil <strong>der</strong> Flächen soll zur sogenannten<br />

Industrienatur werden.<br />

Eine Neunutzung <strong>der</strong> brachgefallenen Zechengelände<br />

soll nach Möglichkeit unter Wahrung<br />

<strong>der</strong> kulturhistorischen Bezüge zu den<br />

Wohnstandorten <strong>der</strong> Anlagen realisiert werden.<br />

Insbeson<strong>der</strong>e die Sicht- und Wegebezüge zwischen<br />

den ehemaligen Bergwerken und den<br />

Wohnquartieren sollten bei <strong>der</strong> Planung berücksichtigt<br />

werden. Eine gestalterische Einbindung<br />

von Gebäu<strong>der</strong>esten, den Standorten<br />

<strong>der</strong> Werkstore o<strong>der</strong> auch <strong>der</strong> Schachtöffnungen<br />

soll mithelfen, die historische Bedeutung<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Anlagen im Bewusstsein zu<br />

halten.<br />

6.2.8 Historische Verkehrswege<br />

Die Stadt Castrop-Rauxel verfügt über eine<br />

Reihe historischer Verkehrswege, die teilweise<br />

nur noch an <strong>der</strong> Geländeform o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Vegetation<br />

abgelesen werden können. An<strong>der</strong>e sind<br />

dagegen bis heute erhalten geblieben.<br />

In beiden Fällen verweisen sie auf spezifische<br />

historische Wegebeziehungen und räumliche<br />

Verknüpfungen und stellen deshalb<br />

beachtenswerte kulturlandschaftliche Objekte<br />

dar. Dementsprechend sollten sie auch in Zukunft<br />

als sicht- und erlebbare Elemente erhal-<br />

- 48 -<br />

ten werden. Da in einigen Fällen die Nutzungsstruktur<br />

noch eindeutig erkennbar ist,<br />

wäre hier die Ergänzung mit weitergehenden<br />

Informationen wünschenswert.<br />

Gepflasterter Hohlweg in Dingen.<br />

6.2.9 Pestkreuze<br />

Die Pestkreuze in den Stadtteilen Frohlinde<br />

und Obercastrop verweisen auf verschiedene,<br />

im Wesentlichen, christliche Traditionen. Der<br />

im Namen erkennbare Bezug zur Pest geht auf<br />

die Zeit des Dreißigjährigen Krieges bzw. die<br />

Pestepidemie im Jahr 1636 zurück. Die ebenfalls<br />

geläufige Bezeichnung Bookenkreuz weist<br />

auf die frühere Bedeutung als Markierung hin.<br />

Ihren großen Wert erhalten die Kreuze<br />

durch die in ihnen vermengten historischen<br />

Begebenheiten. Hierzu zählen unter an<strong>der</strong>em<br />

die Funktion als Markierung, christliches Symbol<br />

und Pilgerstätte nach dem Ende <strong>der</strong> Pest.<br />

Die Kreuze sind damit kulturhistorische<br />

Zeugnisse, die auch zukünftig erhalten werden<br />

sollten. Zusätzliche Hinweise zu ihrer Geschichte<br />

können die Attraktivität <strong>der</strong> Standorte<br />

noch erhöhen.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

7 Siedlungsgenese<br />

Die Darstellung <strong>der</strong> Siedlungsentstehung und -<br />

entwicklung, <strong>der</strong> sogenannten Siedlungsgenese,<br />

hilft, die historischen Strukturen zu erkennen<br />

und zu verstehen sowie die<br />

unterschiedlichen Bedeutungen einzuschätzen<br />

und zu bewerten.<br />

7.1 Ländliche Siedlungsgenese<br />

Die Entwicklung <strong>der</strong> ländlichen Siedlungen in<br />

Deutschland, insbeson<strong>der</strong>e in Westfalen, ist<br />

Spiegel <strong>der</strong> politischen, gesellschaftlichen und<br />

wirtschaftlichen Verhältnisse und Verän<strong>der</strong>ungen<br />

in diesem Raum und hat ihre spezifischen<br />

Spuren in den Siedlungs- und Flurformen hinterlassen<br />

[LIENAU, 1995]. Diese sind an verschiedenen<br />

Standorten im Untersuchungsraum<br />

fest<strong>zum</strong>achen.<br />

Die Funde, unter- und obertägige Zeugnisse<br />

dieser Entwicklungen, begegnen uns als<br />

Boden- und Baudenkmale, teils als scheinbar<br />

unzusammenhängende Objekte; diese sind<br />

aber Teil des Ganzen, <strong>der</strong> Aneignung des Naturraumes<br />

durch den Menschen und die Schaffung<br />

<strong>der</strong> Kulturlandschaft, wie sie heute<br />

vorzufinden ist.<br />

Die Siedlungsgeografie glie<strong>der</strong>t diese Entwicklung<br />

in zehn Zeitphasen [LIENAU, 1995]:<br />

7.1.1 Vor- und frühgeschichtliche Zeit<br />

Bauliche Zeugnisse sind Hünengräber, Reihenfriedhöfe,<br />

Faustkeile, Spuren von Feuerstellen<br />

o. ä. im Boden, die in aller Regel als<br />

Bodendenkmale erfasst und <strong>der</strong>en bekannte<br />

Verbreitungsgebiete als Bodendenkmale eingetragen<br />

sind. Die oberflächennahen Fundplätze<br />

liegen auf vor <strong>der</strong> Weichsel-Eiszeit<br />

einzustufenden Ablagerungen, in Castrop in<br />

<strong>der</strong> Emscher-Nie<strong>der</strong>ung, die <strong>der</strong> Saale-Eiszeit<br />

zuzurechnen ist [KÜSTER, 1995]. Intensive<br />

Bewirtschaftung und Win<strong>der</strong>osion haben die<br />

Landschaft zwischenzeitlich nivelliert und so<br />

verän<strong>der</strong>t, dass auch mit untertägigen Fundstellen<br />

gerechnet werden muss. Siedlungsstandorte<br />

sind an den Terrassenkanten<br />

zwischen Fließgewässer und Hochterrasse,<br />

<strong>der</strong> „Ökotopengrenzlage“ [KÜSTER, 1995], anzunehmen.<br />

- 49 -<br />

Grabung Rittershofer Straße - Gerade <strong>der</strong> Emscher-<br />

Bereich ist als archäologische Verdachtsfläche bei baulichen<br />

Eingriffen in Natur und Landschaft sehr sensibel.<br />

So lassen Bodenverfärbungen frühe Besiedlungsspuren<br />

erkennen.<br />

7.1.2 Frühgeschichtliche Landnahmezeit<br />

3./4. bis 8./9. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Mit <strong>der</strong> Neubesiedlung im Zuge <strong>der</strong> Völkerwan<strong>der</strong>ungszeit<br />

entstand im westlichen Mitteleuropa<br />

ein Grundgerüst von Siedlungen,<br />

welches das Siedlungsmuster bis heute mitbestimmt<br />

[LIENAU, 1995]. Typische Siedlungsformen<br />

dieser Zeit waren Einzelhöfe und<br />

Kleingruppen. Gemeinsame Merkmale sind<br />

Standorte an Wasserläufen und an Übergängen<br />

alter Wege.<br />

Diese Siedlungen dokumentieren Viehzucht<br />

sowie Ackerbau und zeigen Ansätze von gewerblichem<br />

Handwerk.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Habinghorst Siedlung Am Urnenfeld<br />

Pöppinghausen Siedlung Westrandweg<br />

Castrop<br />

Siedlung des<br />

6. Jahrhun<strong>der</strong>ts Erin-Park<br />

7.1.3 Frühmittelalterlicher Landausbau 9.<br />

bis 12. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Die Siedlungsentwicklung in Castrop-Rauxel<br />

hängt eng mit <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Bistums Essen<br />

und seinen Beziehungen <strong>zum</strong> Bistum<br />

Münster sowie mit <strong>der</strong> Aneignung des Umlandes<br />

durch die geistlichen Territorialherren und<br />

dem ihnen zugehörigen Adel zusammen<br />

[KRAFT/RIEGER, 1993].


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

In <strong>der</strong> ersten karolingischen Landnahmezeit<br />

wurden zahlreiche Siedlungen und Einzelhöfe<br />

errichtet; ihre Standorte lagen an hochwassergeschützten<br />

Stellen <strong>der</strong> Fließgewässer sowie<br />

am Rande <strong>der</strong> fruchtbaren Lössböden des<br />

Vestischen Höhenrückens im Norden und <strong>der</strong><br />

Castroper Platte im Süden. Merkmale dieser<br />

Zeit sind Drubbel- o<strong>der</strong> Eschsiedlungen mit<br />

Langstreifenfluren o<strong>der</strong> auch Einzelhöfe mit<br />

Blockfluren:<br />

Bäuerliche Siedlung Straße Bredenbrauck - Die bäuerliche<br />

Siedlung in <strong>der</strong> Bauerschaft Becklem gruppiert<br />

sich am Rande einer Kalkmergelschicht. Dieses Merkmal<br />

steht für eine frühe Besiedlung des Raumes.<br />

Stadtteil Höfe / Standort<br />

Henrichenburg -<br />

Bauerschaft Beckum<br />

Henrichenburg -<br />

Bauerschaft Beckum<br />

Henrichenburg -<br />

Bauerschaft Beckum<br />

Pöppinghausen<br />

Bladenhorst<br />

Behringhausen<br />

Deininghausen<br />

Dingen<br />

Obercastrop<br />

Bövinghausen<br />

Höfegruppe entlang<br />

des Beckumer Baches<br />

Höfegruppe entlang<br />

des Su<strong>der</strong>wicher Baches<br />

Höfegruppe an <strong>der</strong><br />

Straße Bredenbrauck<br />

Einzelhöfe bzw.<br />

Höfegruppen entlang <strong>der</strong><br />

Emscher<br />

ehem. Höfegruppe am<br />

Steinhardt, Westring<br />

Höfegruppe entlang des<br />

Roßbaches<br />

Höfegruppe entlang des<br />

Deininghauser Baches<br />

Höfegruppe oberhalb des<br />

Deininghauser Baches<br />

Höfegruppe entlang des<br />

oberen Roßbaches<br />

Höfegruppe entlang des<br />

Harpener Baches<br />

- 50 -<br />

Bedeutende Einzelhöfe waren häufig mit<br />

Wassergräben (Gräften) umgeben.<br />

Einzelhöfe und Hofverbände waren <strong>zum</strong><br />

großen Teil in kirchlichem Besitz; neben Bischof<br />

und Domkapitel hatten auch die Stifte<br />

und Klöster Eigentum an dem sich ständig<br />

ausdehnenden Siedlungsgebiet, ebenso Ministeriale<br />

und Adlige, welche die Hofstellen in Lehen<br />

vergaben.<br />

Als frühe Siedlungen sind Rittersitze und<br />

freie Häuser zuzurechnen, die durchweg aus<br />

ehemaligen Bauernhöfen hervorgegangen sind<br />

[BERGMANN, 1993] z. B.:<br />

Haus Bladenhorst - Die heutige Anlage des Hauses<br />

geht auf das 15. Jahrhun<strong>der</strong>t zurück. Die Lage in <strong>der</strong><br />

Emscher-Nie<strong>der</strong>ung lässt jedoch auf eine frühere Siedlung<br />

an diesem Standort schließen.<br />

Stadtteil Höfe / Standort<br />

Henrichenburg Haus Henrichenburg<br />

Henrichenburg Haus Kainhorst<br />

Ickern Haus Ickern<br />

Bladenhorst Haus Bladenhorst<br />

Castrop<br />

ehem. fränkischer Oberhof<br />

(„Reichshof“)<br />

Obercastrop Haus Callenberg<br />

Behringhausen Haus Behringhausen<br />

Frohlinde<br />

Bövinghausen<br />

Höfegruppe entlang des<br />

oberen Roßbaches<br />

ehem. fränkischer Oberhof<br />

(heute Gut Frohlinde)<br />

In diese Phase fällt auch die Gründung von<br />

Kirchspielen, die direkt o<strong>der</strong> indirekt durch die<br />

Stiftung von Eigenkirchen in enger Zuordnung<br />

von Höfen und Bauerschaften standen [HAR-<br />

TUNG, 1974 und KRATOFIEL, 1974]:


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Stadtteil Kirche / Kirchspiel<br />

Henrichenburg Lambertus-Kirche<br />

1293 erstmals urkundlich<br />

erwähnt<br />

Castrop Lambertus-Kirche 1171<br />

Alter Kirchplatz - Die alte Dorfkirche markiert nicht nur<br />

die Reste <strong>der</strong> Freiheit Henrichenburg zur zugehörigen<br />

Burg, son<strong>der</strong>n auch den frühen kirchlichen Anspruch an<br />

den Grenzraum gegenüber <strong>der</strong> Emscher.<br />

Gleichzeitig setzten erste Hofteilungen ein,<br />

aus denen Höfe wie „Große“ und „Lütke“ entstanden.<br />

Geteilt wurde in <strong>der</strong> Erbfolge zwischen<br />

Vater und erstgeborenem Sohn<br />

(Stammhof und Folgehöfe):<br />

Stadtteil Hof / Standort<br />

Behringhausen<br />

Höfe Große Hubbert und<br />

Lütke Hubbert (heute Stadt<br />

Bochum)<br />

Bövinghauser Straße - Die beiden Hofstandorte Große<br />

Hubbert und Lütke Hubbert gehen vermutlich auf eine<br />

frühe Teilung <strong>der</strong> ursprünglichen Hofstelle zurück. Die<br />

heute aufstehenden Gebäude sind jedoch neueren Datums.<br />

- 51 -<br />

7.1.4 Hoch- und spätmittelalterlicher<br />

Landausbau ab 1200<br />

Diese Zeit wird durch ein System <strong>der</strong> Gemeindebildung<br />

im Zusammenhang mit bischöflichen<br />

Landesburgen gekennzeichnet:<br />

Ort Kirche / Ortsgründung<br />

Henrichenburg Lambertus – Kirche<br />

Castrop Lambertus-Kirche /<br />

Reichshof / Freiheit um 1315<br />

Im Zentrum <strong>der</strong> bischöflichen Feudalerfassung<br />

stand bis <strong>zum</strong> Ende des 13. Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

(Villikation) <strong>der</strong> Schulten- o<strong>der</strong> Fronhof,<br />

von dem <strong>der</strong> eingerichtete Schulte mehrere<br />

Höfe verwaltete, die dem Grundherren Abgaben<br />

und Dienste zu leisten hatten z. B.:<br />

Stadtteil Hof / Standort<br />

Henrichenburg Schulte-Strathaus<br />

Habinghorst Schulte- Habinghorst<br />

Behringhausen Schulte- Behringhausen<br />

Dingen Schulte Dingen<br />

Bövinghausen Schulte Bövinghausen<br />

Merklinde Schulte Merklinde<br />

Frohlinde Frohlinde<br />

Im 13. Jahrhun<strong>der</strong>t wurden zunehmend die<br />

nachgeborenen Söhne als Kötter auf dem<br />

Land des Erbhofes ausgesiedelt (Erbkötter)<br />

und ließen Doppelhöfe, Höfeschwärme und -<br />

reihen entstehen [SCHEPERS, 1960].<br />

Su<strong>der</strong>wicher Straße - Der Hof Schulte-Strathaus geht<br />

auf die aufgegebene Bauerschaft Strathausen zurück.<br />

Dieser war für die Erhebung des Zehnten in <strong>der</strong> Bauerschaft<br />

gegenüber <strong>der</strong> Obrigkeit verantwortlich.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

7.1.5 Wüstungsperiode 1. Hälfte 14. bis<br />

2. Hälfte 15. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Hungersnöte, Pestepidemien sowie kriegerische<br />

Ereignisse zwangen die Bevölkerung dazu,<br />

Siedlungen und Fluren aufzugeben, in die<br />

Stadtgründungen als „Ackerbürger“ zu ziehen<br />

und die umgebenden Fluren von dort zu bewirtschaften.<br />

Zwischen 1300 und 1500 nahm <strong>der</strong> Ausbau<br />

<strong>der</strong> Landwehren zur Abwehr des Raub- und<br />

Fehdewesens zu. Die Wallanlagen im Gelände<br />

folgten auch <strong>der</strong> Abgrenzung <strong>der</strong> Kirchspiele<br />

und Gerichtsbezirke o<strong>der</strong> dienten <strong>der</strong> Zolleintreibung<br />

(Restaurant „Zum Stadttor“ Köppen-<br />

Castrop) durch Bündelung von Handelsstraßen<br />

(hier: des Hellweges zwischen Köln und Hildesheim).<br />

Die Landwehren wurden später häufig<br />

als Gemarkungs- o<strong>der</strong> Gemeindegrenzen<br />

übernommen.<br />

Siedlung Straße Landwehr - Die Straßenbezeichnung<br />

„Landwehr“ bezieht sich auf den ehemaligen Standort<br />

ihres Verlaufes zwischen Bochum und Castrop an <strong>der</strong><br />

Gerther Straße / am Bövinghauser Hellweg.<br />

Im Untersuchungsraum liegen folgende<br />

Landwehren: zwischen Obercastrop / Gerthe<br />

(Stadt Bochum). Weitere Landwehren sind<br />

nicht bekannt.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Henrichenburg vermutete Landwehr-Anlagen<br />

zwischen Henrichenburg und<br />

Horneburg (Stadt Datteln)<br />

Deininghausen vermutete Landwehr zwi-<br />

schen Mengede (heute Stadtteil<br />

<strong>der</strong> Stadt Dortmund und<br />

<strong>der</strong> Leuschmühle - auch<br />

Fuckmühle [HARTUNG, 1974;<br />

Seite 100].<br />

Obercastrop zwischen Obercastrop /<br />

Gerthe<br />

(Stadt Bochum)<br />

- 52 -<br />

7.1.6 Frühzeitliche Aus- und Neubauperiode<br />

2. Hälfte 15. bis 2. Hälfte 17. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Die Grundherrschaft för<strong>der</strong>te die Wie<strong>der</strong>besiedlung<br />

von Wüstungen sowie die Ansiedlung<br />

von Handwerkern ab <strong>der</strong> 2. Hälfte des 16.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts von Brinksitzern o<strong>der</strong> Brink-/<br />

Markköttern und Heuerlingen am Rande <strong>der</strong><br />

Mark auf neu zu rodenden Kämpen. Der 30jährige<br />

Krieg zwischen 1618 und 1648 brachte<br />

eine Zäsur in die Siedlungsentwicklung, zwang<br />

zu Betriebsaufgaben o<strong>der</strong> stärkerer Abhängigkeit<br />

<strong>der</strong> verbleibenden Bauern von den Grundherren<br />

durch Leibeigenschaft. Seit Beginn des<br />

17. Jahrhun<strong>der</strong>ts traten die auf dem Land tätigen<br />

Tagelöhner (Heuerlinge) auf, die meist<br />

kleinere Nebengebäude des Althofes bewohnten<br />

und schmale, auf Pacht überlassenen Parzellen<br />

in Gegenleistung zu Arbeiten auf dem<br />

Hof bewirtschafteten.<br />

7.1.7 Absolutistischer Landausbau 2.<br />

Hälfte 17. Jahrhun<strong>der</strong>t bis 2. Hälfte 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Der absolutistische Landausbau in <strong>der</strong> 2. Hälfte<br />

des 17. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist gekennzeichnet<br />

durch umfassende Lenkung <strong>der</strong> Entwicklung<br />

<strong>der</strong> Kulturlandschaft durch den Landesherren<br />

mit dem Ziel, die Einnahmen aus <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

zu erhöhen.<br />

Merkmale dieser Entwicklung sind Spezialisierung<br />

und Schaffung von technischen Einrichtungen<br />

für die Landwirtschaft<br />

(Wassermühlen, Windmühlen, etc.) Wassermühlen<br />

sind im Stadtgebiet belegt [HARTUNG,<br />

1974].<br />

Stadtteil Objekte / Standort<br />

Henrichenburg Wassermühle Henrichenburg,<br />

Wartburgstraße<br />

Ickern Ölmühle zu Haus Ickern an<br />

<strong>der</strong> Uferstraße<br />

Bladenhorst Wassermühle zu Haus<br />

Bladenhorst<br />

Castrop Wassermühle am „Reichshof“<br />

Rauxel Windmühle am Schellenberg<br />

Dingen Wassermühle zu Hof<br />

Lessmöllmann<br />

Frohlinde Frohlin<strong>der</strong> Wassermühle,<br />

Straße Mühlenkamp


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Mühlenkamp 17 - Die ehemalige Wassermühle am<br />

Mühlenbach belegt noch heute (2009) die Nutzung des<br />

Wassers für Mahlzwecke. Dass inzwischen die Wohnnutzung<br />

überwiegt, schadet dem Erscheinungsbild<br />

nicht.<br />

7.1.8 Französische Revolution / Aufklärung<br />

Ende des 18. Jahrhun<strong>der</strong>ts bis Mitte<br />

19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Infolge <strong>der</strong> Französischen Revolution und <strong>der</strong><br />

Auswirkungen des Befreiungskrieges gegen<br />

Napoleon l. erfolgte in Westfalen – im Zuge <strong>der</strong><br />

„Bauernbefreiung“ – die Aufteilung <strong>der</strong> Gemeinflächen<br />

(Gemeinheit, Marken, Allmende)<br />

in Privateigentum. Die bisher von Grundherren<br />

abhängigen Bauern mussten das Land ablösen<br />

o<strong>der</strong> häufig, wie etwa Kötter und Heuerlinge,<br />

den Besitz aufgeben.<br />

Stadtteil Hof / Standort<br />

Henrichenburg Schulte-Strathaus,<br />

Su<strong>der</strong>wicher Straße 5<br />

Habinghorst Schulte-Habinghorst,<br />

Wartburgstraße 145<br />

Pöppinghausen Schulte-Pöppinghausen<br />

(Hof Gremme),<br />

Pöppinghauser Straße 261<br />

Bladenhorst Haus Bladenhorst<br />

Behringhausen Schulte-Behringhausen,<br />

Behringhauser Straße 42<br />

Castrop ehemals „Reichshof“<br />

Rauxel Schulte-Rauxel<br />

Dingen (Schulte) Dingebauer,<br />

Am Dingerhof 6<br />

Obercastrop Haus Callenberg<br />

Bövinghausen Schulte Bövinghausen,<br />

Bövinghauser Straße 223<br />

Frohlinde Schulte Frohlinde,<br />

Dorfstraße 17<br />

- 53 -<br />

7.1.9 Industriezeitalter ab Mitte des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Aufgrund <strong>der</strong> verstärkt einsetzenden Industrialisierung<br />

(Dampfmühle, Kornbrennerei) und Erfindungen<br />

<strong>der</strong> Agrartechnik (Kunstdünger und<br />

Meliorisation zur Nutzbarmachung feuchter<br />

Wiesen) kam es zu Umwälzungen in <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

Produktion und zur Freisetzung<br />

von Arbeitskräften.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> „Separationen“ (Umlegung)<br />

um 1900 sind vereinzelt Hofstellen aus den<br />

Ortskernen hinaus auf die weitgehend arrondierten<br />

Besitzflächen verlegt worden:<br />

Stadtteil Hof / Standort<br />

Habinghorst Hof und Brennerei<br />

Kleinalstede,<br />

Wartburgstraße 197<br />

Bövinghausen Hof und Brennerei Büchter,<br />

Gerther Straße 104<br />

Wartburgstraße 193 - Die ehemalige Gastwirtschaft<br />

Kleinalstedde entwickelte sich aus einem bäuerlichen<br />

Betrieb mit Stallungen und einer Kornbrennerei. Als<br />

Neubau um 1900 belegt die Gebäudegruppe nicht nur<br />

die Gestaltwerte, son<strong>der</strong>n auch die verän<strong>der</strong>ten Produktionsverhältnisse<br />

<strong>der</strong> Zeit.<br />

Die bäuerliche Siedlung wurde jedoch wie<strong>der</strong><br />

aufgenommen für nicht mit <strong>der</strong> Landwirtschaft<br />

verbundene Wohnstätten von<br />

Heuerlingen, Landarbeitern, Tagelöhnern und<br />

Handwerkern, oftmals in Nebengebäuden <strong>der</strong><br />

Höfe o<strong>der</strong> in eigens erbauten Kleinhäusern,<br />

langläufig als Kotten bezeichnet<br />

[KRAFT/RIEGER, 1993].<br />

Diese Entwicklungen im ländlichen Raum<br />

führten, verstärkt durch den wirtschaftlichen<br />

Aufschwung nach 1871 (Reparationen durch<br />

Frankreich, Reichsgründung), zu einem Wohlstand,<br />

<strong>der</strong> sich in vielen Neu-, Um- und Erweiterungsbauten<br />

<strong>der</strong> Hofstellen äußerte<br />

[EIYNCK, 1990]. Die Grundaufteilung des nie-


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

<strong>der</strong>deutschen Hallenhauses durch die dreischiffige<br />

Deele und Stallungen, Quer-Flett<br />

wie Stubenfach ist als „Wohnen und Wirt-<br />

Wirtschaften unter einem Dach“ bis 1950<br />

geführt worden [SCHEPERS, 1960].<br />

T-förmige Erweiterungsbauten o<strong>der</strong> „Villen“<br />

als von den Ställen abgesetzte Wohnhäuser<br />

haben sich nur vereinzelt durchgesetzt<br />

[EIYNCK, 1990].<br />

Zumeist handelt es sich jedoch um Neu-<br />

o<strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>aufbau an einem überkommenen<br />

Standort innerhalb <strong>der</strong> Bauerschaft [SPOHN,<br />

1999].<br />

Stadtteil Hof / Standort<br />

Pöppinghausen Hof Spinn,<br />

Pöppinghauser Straße 125<br />

Behringhausen Gut Behringhaus / Hof Müller<br />

(1974)<br />

Frohlinde Gutsanlage Schulte<br />

Frohlinde / Hof Vierhaus<br />

Dorfstraße 17 - Das Gutshaus am ehemaligen Standort<br />

des Schultenhofes wurde um 1900 als villenartiges<br />

Wohnhaus separat von den Stallungen errichtet. Die<br />

Gartengestaltung hat ihre Vorbil<strong>der</strong> in den Anlagen des<br />

Adels.<br />

Pöppinghauser Straße 125 - Am Standort einer Vorgängerhofstelle<br />

(die Scheune ist noch erhalten) wurde<br />

um 1910 ein Neubau in den Formen <strong>der</strong> Zeit errichtet.<br />

Dieser vollzog die Trennung zwischen Wohn- und Stallteil<br />

noch halbherzig.<br />

- 54 -<br />

Bochumer Straße 149 - In Nachbarschaft <strong>zum</strong> zerstörten<br />

Haus Callenberg entstand um 1925 ein Neubau in<br />

den Formen <strong>der</strong> Zeit. Die Trennung zwischen Wohn-<br />

und Stallteil ist deutlich abzulesen.<br />

7.1.10 Entwicklung nach 1945<br />

Der Wie<strong>der</strong>aufbau von kriegszerstörten Hofstellen<br />

nach dem 2. Weltkrieges vollzog sich<br />

ebenfalls innerhalb <strong>der</strong> tradierten Bauformen<br />

bis 1960. Diese wurden geprägt durch den zusammenhängenden<br />

Wohn- und Stallteil unter<br />

einem gemeinsamen, steil geneigten Dach. Als<br />

beispielhafte Bauten aus dieser Zeit können<br />

herangezogen werden:<br />

Stadtteil Hof / Standort<br />

Frohlinde Hof Grümer,<br />

Dortmun<strong>der</strong> Straße 383<br />

Frohlinde Hof Wittenberg,<br />

Dortmun<strong>der</strong> Straße 390<br />

Dortmun<strong>der</strong> Straße 390 - Der kriegszerstörte Hof im<br />

Typ des nie<strong>der</strong>deutschen Hallenhauses wurde in seinen<br />

ursprünglichen Formen nach 1945 wie<strong>der</strong> hergestellt.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Dortmun<strong>der</strong> Straße 383 - Am Standort einer Vorgängerhofstelle<br />

wurde um 1950 ein Neubau in den tradierten<br />

Formen des Heimatstils errichtet. Die Trennung<br />

zwischen Wohn- und Stallteil wurde bereits vollzogen.<br />

7.1.11 Entwicklung nach 1960<br />

Diese Phase ist gekennzeichnet durch Maßnahmen<br />

zur Verbesserung <strong>der</strong> Agrarstruktur,<br />

durch Funktionswandel, wie Mechanisierung<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft, Spezialisierung und Produktionsverbesserung<br />

durch Futter- und Düngemitteleinsatz.<br />

Die überkommene Höfestruktur im Westenhellweg-Raum<br />

hat diese Verän<strong>der</strong>ungen überstanden<br />

und die funktionalen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

durch den Bau neuer Ställe, Silo- und<br />

Güllebehälter, etc. an vorgefundenen Standorten<br />

geschaffen.<br />

Im Untersuchungsbereich gibt es nur vereinzelt<br />

einige als typische Aussiedlerhöfe gekennzeichnete<br />

Hofstellen. Überwiegend<br />

kommen sehr wohl Wie<strong>der</strong>aufbauhöfe (nach<br />

Zerstörung durch Brand etc.) in den Formen,<br />

Materialien dieser Zeit vor, die sich jedoch in<br />

<strong>der</strong> Anzahl gegenüber den überkommenen<br />

Hofstandorten und -gebäuden unterordnen.<br />

Stadtteil Hof / Standort<br />

Henrichenburg Hof, Kainhorststraße<br />

(um 1965)<br />

Pöppinghausen Hof Bomholt,<br />

Pöppinghauser Furt 12<br />

(um 1965)<br />

Frohlinde Hof Berthold, Dortmun<strong>der</strong><br />

Straße 311 (um 1965)<br />

- 55 -<br />

Dortmun<strong>der</strong> Straße 311 - Aufgrund <strong>der</strong> räumlichen Enge<br />

im Weiler (Dorf) entschlossen sich vereinzelt Landwirte,<br />

in die umgebende Flur auszusiedeln.<br />

Diese Hofstellen konnten dort nach neuesten Gesichtspunkten<br />

des landwirtschaftlichen Betriebes gestaltet<br />

werden. Die Trennung zwischen Wohn- und Stallteil<br />

wurde vollzogen. Der baulichen Tradition wurde durch<br />

ein flach geneigtes Dach entsprochen. Nach Aufgabe<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft werden die Flächen 2009 für den<br />

Freizeitsport Golf genutzt.<br />

7.2 Städtebau zu Beginn des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

Jedes Haus folgte seither den Funktionsabläufen<br />

seiner Bewohner und stand anfangs als<br />

freistehendes Gebäude in <strong>der</strong> Landschaft. Die<br />

Menschen verwendeten die Materialien, welche<br />

die Umgebung für Außenwände und Dachflächen<br />

vorhielt. Die Anordnung <strong>der</strong> weiteren<br />

Nebengebäude war ebenso von den jeweiligen<br />

Nutzungsanfor<strong>der</strong>ungen und -abläufen <strong>der</strong><br />

Menschen und ihrer Arbeit bestimmt. Auch die<br />

Gruppierung <strong>der</strong> einzelnen Häuser und Hofstellen<br />

zu Weilern und Dörfern geschah nach<br />

keinem festgelegten Muster, son<strong>der</strong>n nach <strong>der</strong><br />

Zweckmäßigkeit, die einzelnen Hofstellen zu<br />

erschließen und die umliegenden Flächen zu<br />

bewirtschaften. Herrenhäuser und Adelssitze<br />

entstanden parallel als Solitäre in <strong>der</strong> Landschaft<br />

nach eigenen Gesetzmäßigkeiten von<br />

Repräsentation und Ausdruck von Macht.<br />

Ebenso waren im beson<strong>der</strong>en Fall eine Kirche<br />

o<strong>der</strong> Kapelle eigentlich Einzelgebäude am jeweiligen<br />

Standort, <strong>der</strong> vom Friedhof umgeben<br />

war. Selbst eine Schule o<strong>der</strong> eine Gemeindeverwaltung<br />

ließ sich lange Zeit in dem vorgefundenen<br />

Maßstab <strong>der</strong> Wohn- und<br />

Wirtschaftsgebäude innerhalb <strong>der</strong> Siedlungen<br />

unterbringen.<br />

Erst das Anwachsen <strong>der</strong> Bevölkerung im<br />

Zuge <strong>der</strong> Industrialisierung mit ihren eigenen<br />

Ansprüchen an Funktion und Gestaltung be-


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

dingte die Zunahme an öffentlichen Aufgaben.<br />

Diese erfor<strong>der</strong>ten den Wandel zu größeren<br />

freistehenden Gebäuden im Zuge <strong>der</strong> Stadtentwicklung.<br />

Es entstanden in Anlehnung an<br />

die feudalen Bauten zahlreiche Schul- und<br />

Verwaltungsgebäude als Solitärbauten. Im Gegensatz<br />

dazu war es im Rahmen <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

weiterhin notwendig, die große<br />

Anzahl an Wohngebäuden nach allgemeingültigen<br />

Vorstellungen anzuordnen, die seit dem<br />

Barock entstandenen Gründungen bekannt<br />

waren. Erste Ordnungsmuster setzten daher<br />

die im quadratischen o<strong>der</strong> rechteckigen Raster<br />

angelegten Straßen, an denen anfangs freistehende,<br />

später auch aneinan<strong>der</strong> gebaute Häuser<br />

die Grundstücksflächen in ihrer Mitte<br />

umschlossen. Der Baublock war entstanden.<br />

Erste Siedlungen sind die Kirchdörfer<br />

Henrichenburg und Castrop mit ihren Herrenhäusern<br />

und angelehnten Freiheiten sowie den<br />

zugehörigen Hofstellen und Weilern in den einzelnen,<br />

umliegenden Bauerschaften. Während<br />

in <strong>der</strong> Emscher-Nie<strong>der</strong>ung die Einzelhofstellen<br />

vorherrschten, werden die Höhenzüge<br />

durch die Höfegruppen <strong>der</strong> Weiler<br />

inmitten <strong>der</strong> umgebenden Kulturlandschaft geprägt.<br />

Gegenüber den Einzelhöfen, die ihre<br />

Standorte am Quellhorizont an <strong>der</strong> Kante zwischen<br />

Hochufer und Überschwemmungsgebiet<br />

<strong>der</strong> Emscher einhielten, liegen die Standorte<br />

<strong>der</strong> Weiler in <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> kleinen Bachläufe<br />

(Siepen) auf überschwemmungsfreien Anhöhen<br />

und am Rande <strong>der</strong> fruchtbaren<br />

Lösslehm-Böden des Castroper Hügellandes.<br />

Von hier aus ließen sich die umliegenden Fluren<br />

mit ihren Grün- und Ackerflächen bewirtschaften.<br />

Zu den Hofstellen kamen insbeson<strong>der</strong>e seit<br />

dem frühen 19. Jahrhun<strong>der</strong>t die Standorte von<br />

Köttern und an<strong>der</strong>en Ansiedlungsberechtigten<br />

hinzu, die auf Grundstücken im Zuge <strong>der</strong> zahlreichen<br />

Straßen und Wege ihre Häuser errichten<br />

durften. Bevorzugt waren hierfür<br />

Provinzialstraßen und Stadtstraßen innerhalb<br />

des Gemeindegebietes.<br />

Bald konnten auf <strong>der</strong> Grundlage des Preußischen<br />

Fluchtliniengesetzes von 1875 die<br />

zahlreichen Ansiedlungen – zuvor Angelegenheit<br />

<strong>der</strong> örtlichen Baupolizei – als zulässige,<br />

bauliche Anlagen genehmigt werden.<br />

Bereits mit <strong>der</strong> Einrichtung <strong>der</strong> Zechen seit<br />

1872 wurden bald schon größere Ansiedlungsvorhaben<br />

mit Wohnhäusern als „Kolonie“ notwendig.<br />

Erst mit <strong>der</strong> erfolgreichen<br />

Kohleför<strong>der</strong>ung ab 1910 sind auch durch die<br />

- 56 -<br />

verschiedenen Bergwerksgewerkschaften die<br />

Siedlungsvorhaben in größerem Umfang vorangetrieben<br />

worden.<br />

Das Interesse <strong>der</strong> Bergbaugesellschaften<br />

an einer beständigen und langfristig verfügbaren<br />

Arbeiterschaft führte auch in verstärktem<br />

Maße zu einer Verbesserung <strong>der</strong> Wohnqualität<br />

und des Wohnumfeldes mit sozialer und technischer<br />

Infrastruktur (Versorgung mit Schulen,<br />

Kin<strong>der</strong>gärten, Kaufhäusern und Wirtschaften<br />

sowie Kanälen, Gas und Elektrizität). Auch<br />

nahm im Zuge dieser Entwicklung die Qualität<br />

<strong>der</strong> Siedlungen als unter städtebaulichen Gesichtspunkten<br />

geplante Gesamtanlagen zu.<br />

Vorbil<strong>der</strong> für die entstehenden Gartenstadtsiedlungen<br />

sind frühe Beispiele in England und<br />

auch in Deutschland. Es ist davon auszugehen,<br />

dass über entsprechende Publikationen<br />

<strong>der</strong> Projekte (in Fachzeitschriften und Fachbüchern)<br />

diese Planungsüberlegungen auch an<strong>der</strong>norts<br />

allgemein bekannt waren und<br />

ebenfalls an den Hochschulen als Beispiele als<br />

„Zeitgeist“ verbreitet worden sind. Die Idee <strong>der</strong><br />

Gartenstadt kam deshalb mit einiger Verzögerung<br />

im übrigen Gebiet des Deutschen Reiches<br />

an. Schließlich konnten sich die Industrie-<br />

und Bergbauunternehmen mit ihren Bauabteilungen<br />

den neuen Anfor<strong>der</strong>ungen bzw. den<br />

allgemeinen Trends nicht mehr verschließen.<br />

Die Siedlung Letchworth / London, Großbritannien<br />

(1903) wurde auf <strong>der</strong> Grundlage von<br />

Ebenezer Howards (1850 - 1928) Idee <strong>der</strong><br />

Gartenstadt [HOWARD, Ebenezer. Garden Cities<br />

of Tomorrow. London. 1898/1902] als<br />

„Trabantenstadt“ gegen die Landflucht und<br />

Überbevölkerung <strong>der</strong> Städte propagiert. Die<br />

Siedlung wird durch Raymond Unwin (1863 -<br />

1940) und Richard Barry Parker (1867 - 1947)<br />

verwirklicht. Diese hatten engen Kontakt zu<br />

deutschen Stadtplanern wie Joseph Stübben<br />

(1845 - 1936), <strong>der</strong> zwischen 1881 und 1898<br />

Stadtbaurat in Köln war, sowie Ernst May<br />

(1886 - 1970), Stadtbaurat in Frankfurt von<br />

1925 - 1930.<br />

Die Idee <strong>der</strong> Gartenstadt wurde bereits<br />

1910 auf Internationalen Bauausstellungen in<br />

London, Berlin und Düsseldorf vorgestellt und<br />

dadurch allgemein bekannt. Vorbil<strong>der</strong> waren<br />

die folgenden Siedlungen:<br />

� Siedlung New Hampstead / London,<br />

Großbritannien (1909)<br />

� Siedlung Welwyn / London, Großbritannien<br />

(1924)


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Zeitgleich mit den Siedlungen in Großbritannien<br />

werden Gartenstadtsiedlungen (Zeitstellung)<br />

in Deutschland – teils auch in <strong>der</strong><br />

unmittelbaren Nachbarschaft – errichtet:<br />

� Siedlung Margarethenhöhe in Essen-<br />

Kettwig von 1909 bis 1920 (Verfasser:<br />

Georg Metzendorf, (Bensheim / Bergstraße,<br />

1866 - 1923)<br />

� Siedlung Teutoburgia in Herne-Börnig<br />

von 1909 bis 1923 (Verfasser: Stadt-<br />

Baumeister Berndt, Herne - persönliche<br />

Daten nicht bekannt).<br />

� Siedlung Beisenkamp in Datteln von<br />

1907 bis 1912 für Belegschaftsangehörige<br />

<strong>der</strong> nördlich angrenzenden<br />

Krupp-Zeche „Emscher Lippe“ (Verfasser:<br />

Architekt <strong>der</strong> Firma Krupp, Robert<br />

Schmohl, (Essen, 1855 - 1944). Die früheren<br />

Wohnsiedlungen in Essen, Bochum<br />

und Rheinhausen hatten mit ihrem<br />

dörflichen Charakter süddeutscher Prägung<br />

schon Schule gemacht.<br />

� die von 1906 bis 1915 (Verfasser: ebenfalls<br />

Robert Schmohl, Essen) errichtete<br />

Krupp-Siedlung Dahlhauser Heide in Bochum-Hordel.<br />

� Siedlung Welheim in Bottrop von 1913<br />

bis 1923 für die Bergleute <strong>der</strong> Schachtanlage<br />

1/2 <strong>der</strong> „Zeche Vereinigte<br />

Welheim“ erbaut (Verfasser nicht bekannt).<br />

� die Gartenstadt in Dortmund im Stadtbezirk<br />

Innenstadt-Ost, glie<strong>der</strong>t sich in die<br />

beiden Unterbezirke Gartenstadt-Nord<br />

und Gartenstadt-Süd.<br />

Die Gartenstadt Dortmund wurde ab 1913<br />

nach einem von Stadtrat Cremer im Dezember<br />

1912 überarbeiteten Plan in mehreren Bauabschnitten<br />

bei<strong>der</strong>seits des Westfalendamms als<br />

Villenkolonie verwirklicht. Verfasser des Erstentwurfes<br />

und des Siedlungskonzeptes war<br />

wie bei <strong>der</strong> Margarethenhöhe Heinrich<br />

Metzendorf. Als Bauherr trat die „Gartenstadt-<br />

Dortmund eingetragene Genossenschaft<br />

m.b.H.“ auf.<br />

Die Dortmun<strong>der</strong> Gartenstadt wurde in zwei<br />

Bauabschnitten realisiert: Im ersten Bauabschnitt<br />

(von 1913 bis 1914) wurden 47 Villen<br />

im Heimatstil (Architekten Metzendorf und Winter)<br />

errichtet. Mit <strong>der</strong> Erschließung des Geländes<br />

nördlich des Westfalendamms in den<br />

Jahren von 1919 bis 1920 war <strong>der</strong> Architekt<br />

Paul Lutter, Dortmund (1873 - 1933) beauftragt<br />

worden.<br />

- 57 -<br />

Der zweite Bauabschnitt (von 1922 bis<br />

1929) war geprägt von <strong>der</strong> künstlerischen<br />

Oberleitung <strong>der</strong> Architekten Dietrich Schulze<br />

und Karl Schulze (geb. 1876. gest. 1929, beide<br />

Dortmund) und einem nun eher expressionistischen<br />

Baustil. Allen Häusern sind die<br />

handwerklich solide Ausgestaltung und die differenzierte<br />

architektonische Ausbildung gemeinsam.<br />

Siedlungen in Castrop-Rauxel:<br />

Vorab sind die Ansiedlungen (Kolonien) in<br />

Habinghorst für die Zeche Victor I / II (um<br />

1900) an <strong>der</strong> Victorstraße und in Obercastrop<br />

für die Zeche Erin – „Erindorf“ – (um 1910) an<br />

<strong>der</strong> Christinenstraße zu nennen. Diese Siedlungen<br />

standen noch weitgehend im Zeichen<br />

<strong>der</strong> orthogonal gerichteten Stadtplanung.<br />

Die Siedlung Ickern-Nord geht auf mehrere<br />

Vorbil<strong>der</strong> zurück. Zum einen noch auf die nahezu<br />

geschlossene und geradlinige, straßenbegleitende<br />

Bebauung für Arbeiter im Zuge <strong>der</strong><br />

Leveringhauser Straße mit einzelnen (zwei)<br />

hofartigen Gebäude-Rücksprüngen – wie im<br />

Übrigen auch an <strong>der</strong> Vinckestraße – und die<br />

freistehenden Doppel-Häuser für Angestellte<br />

und Beamte in einer Bauflucht im Zuge <strong>der</strong><br />

Straße Am Kärling, <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en aber auf das<br />

mehr organisch verlaufende Straßennetz in <strong>der</strong><br />

Siedlung im Zuge <strong>der</strong> Straßen Hombrink und<br />

Im Stahlkamp westlich <strong>der</strong> Leveringhäuser<br />

Straße. Es ist erstaunlich, dass beide Siedlungsteile<br />

<strong>zum</strong> gleichen Zeitpunkt um 1910<br />

entstanden sind. Dieses zeigt den Umbruch<br />

von <strong>der</strong> orthogonalen, aber geglie<strong>der</strong>ten Anlage<br />

zu organischen Formen <strong>der</strong> Gartenstadt<br />

sehr deutlich.<br />

Während südlich davon in Ickern-Mitte an<br />

<strong>der</strong> Vinckestraße anfangs ähnliche Formen<br />

durch eine nahezu geschlossene und hier jedoch<br />

dem gekrümmten Straßenverlauf folgende<br />

Bebauung zu finden sind, geht die<br />

Siedlung Rupprechtstraße und Karolinenstraße<br />

bereits auf ähnlich geradlinig gerichtete, aber<br />

in sich geglie<strong>der</strong>te Vorbil<strong>der</strong> zurück. Während<br />

hier noch mehr das Augenmerk auf die unmittelbare<br />

Gestaltung <strong>der</strong> Gebäude gelegt wird, ist<br />

an <strong>der</strong> Friedrichstraße schon auf <strong>der</strong> Grundlage<br />

des Gartenstadt-Gedankens später auf eine<br />

einfachere Gebäudegestaltung zurückgegriffen<br />

worden (um 1925).<br />

Auffällig ist hierbei die allmähliche Vergrößerung<br />

<strong>der</strong> Gartenflächen im Laufe dieser<br />

Entwicklung. Gründe sind dafür ein höherer<br />

Anspruch an die Selbstversorgung <strong>der</strong> Bergleute<br />

und ihrer Familien aufgrund des geringen


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Einkommens <strong>der</strong> Erwerbstätigen sowie <strong>der</strong><br />

Anstieg <strong>der</strong> Nahrungsmittelpreise im Weltkrieg<br />

und in <strong>der</strong> anschließenden Nachkriegszeit.<br />

Im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus<br />

sind verschiedene Siedlungen entstanden, die<br />

das Muster <strong>der</strong> beidseitigen Erschließung zugrunde<br />

legten. Hier mag vor allem weniger die<br />

Frage <strong>der</strong> Stadtgestaltung o<strong>der</strong> die Kommunikation<br />

<strong>der</strong> Menschen untereinan<strong>der</strong> eine Rolle<br />

gespielt haben, als vielmehr die Wirtschaftlichkeit<br />

dieser Erschließungsform. Demzufolge<br />

sind in Castrop-Rauxel mehr Siedlungen mit<br />

beidseitiger als mit einseitiger Erschließung<br />

o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Mischformen anzutreffen. Die<br />

Wohnungsbaugesellschaften waren von ihren<br />

Statuten her <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit verpflichtet.<br />

Dennoch sind immer wie<strong>der</strong> Versuche zu beobachten,<br />

durch Beteiligung von Architekten<br />

den Siedlungen ein individuelles Gepräge zu<br />

geben - hier z. B. die Siedlungen Kleiststraße /<br />

Her<strong>der</strong>straße, Heimstraße / Damaschkestraße<br />

sowie Tiefer Weg.<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Siedlungen vom<br />

orthogonalen zu linearen Strukturen lässt sich<br />

daher wie folgt darstellen:<br />

1. Die ersten Siedlungen wurden noch als<br />

quadratischer o<strong>der</strong> rechteckiger Baublock<br />

in Nachwirkung des barocken und<br />

- vor allem - des klassizistischen Städtebaus<br />

errichtet [PANEREI et al, 1977].<br />

Dort wird <strong>der</strong> traditionelle Baublock definiert<br />

als „ein von Straßen begrenzter<br />

Parzellenkomplex, <strong>der</strong> durch die Kontinuität<br />

seiner Außenhülle und den Gegensatz<br />

<strong>der</strong> Seiten gekennzeichnet ist“<br />

[ebd., Seite 183]. Im Zuge seiner Entwicklung<br />

ist <strong>der</strong> Baublock jedoch „als<br />

konstitutive Einheit des städtischen Gefüges<br />

eine Gruppierung von Gebäuden,<br />

angeordnet nach einer bestimmten Logik,<br />

die jedem Raum einen von <strong>der</strong> Praxis<br />

anerkannten Status sichert“ [ebd.,<br />

Seite 183].<br />

Vor dem Hintergrund <strong>der</strong> Siedlungen<br />

aus <strong>der</strong> Zeit des Historismus ab 1870<br />

entwickelte sich gegenüber <strong>der</strong>, allein<br />

auf das Erschließungsmuster ausgerichteten,<br />

damaligen Stadtentwicklung deutliche<br />

Kritik. Diese verweist auf<br />

vorliegende Beispiele und leitete die<br />

Prinzipien <strong>der</strong> Stadtgestaltung von überkommenen<br />

Stadtbil<strong>der</strong>n des Mittelalters<br />

und <strong>der</strong> Renaissance ab [SITTE, 1974].<br />

2. Erst allmählich erfolgte eine Abkehr von<br />

<strong>der</strong>, auf den öffentlichen Straßenraum<br />

- 58 -<br />

und vermehrt auch auf den privaten Innenhof<br />

bezogenen, Block-Bauweise zugunsten<br />

<strong>der</strong> besseren Belichtung und<br />

Belüftung (Hygiene) zur Doppelzeile<br />

(o<strong>der</strong> auch Doppelreihe). Diese hatte<br />

noch die, beidseitig einer öffentlichen<br />

mittleren Erschließung, angelegte Bebauung<br />

(unter Verzicht auf Eck- bzw.<br />

Abschlussbebauung) <strong>zum</strong> Merkmal. Anfangs<br />

ist dabei noch an „Kopf“ und „Fuß“<br />

einer solchen Zeile o<strong>der</strong> Reihe die<br />

Gruppierung untereinan<strong>der</strong> durch einen<br />

straßenseitigen Raumabschluss mittels<br />

einer um 90° gedrehten Gebäudezeile<br />

(o<strong>der</strong> auch -reihe) des nächsten Quartiers<br />

festzustellen.<br />

3. Weiter geht die Entwicklung zu Ende <strong>der</strong><br />

20er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts ausschließlich<br />

zur Reihung von Gebäuden<br />

als einseitig erschlossene Zeile o<strong>der</strong><br />

Reihe im Rahmen des „rationalistischen<br />

und funktionalen Städtebaus“, damit<br />

zeitgleich mit dem Wandel <strong>der</strong> Erschließungsform<br />

vom, den bisherigen Block<br />

umschreibenden, Straßengeviert <strong>zum</strong><br />

längsrechteckigen Leitersystem mit einzelnen<br />

Holmen und Sprossen<br />

[SCHIRMACHER, 1988]. Dort wird das<br />

Prinzip von Erschließung - Bebauung -<br />

Garten / Freiraum zugunsten einer vorrangigen<br />

Ausrichtung <strong>der</strong> Bebauung zur<br />

Sonne beliebig wie<strong>der</strong>holt und aneinan<strong>der</strong>gefügt.<br />

Privatheit erhält Vorrang vor<br />

<strong>der</strong> Öffentlichkeit des entstehenden<br />

Raums. Die Straße verän<strong>der</strong>t sich angesichts<br />

des zunehmenden Verkehrs <strong>zum</strong><br />

Raum für Kraftfahrzeuge.<br />

4. Schließlich zeigen Internationale Bauausstellungen<br />

1951 in Hannover<br />

(Constructa) und Darmstadt (Mensch<br />

und Raum) sowie 1957 die Interbau in<br />

Berlin die Auflösung <strong>der</strong> bisherigen,<br />

durch Blockbildungen und Gebäudezeilen<br />

gekennzeichneten Stadtstruktur<br />

durch neue, offene Raumstrukturen mittels<br />

einzelner Punkthäuser sowie Gebäudezeilen<br />

o<strong>der</strong> -Reihen, die<br />

„untereinan<strong>der</strong> nach formalen Grundsätzen<br />

angeordnet, in die umgebende<br />

Landschaft eingebunden werden“<br />

[CRAMER et al. 1984].<br />

Dennoch kommen auch weiterhin die traditionellen<br />

Siedlungsmuster innerhalb <strong>der</strong> Stadtentwicklung<br />

<strong>zum</strong> Einsatz.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Tragende Grundsätze für den Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

<strong>der</strong> kriegszerstörten Städte nach 1945 waren<br />

[nach HOLLATZ, 1961]:<br />

1. „Umfassende Erneuerung als vordringliche<br />

Gegenwartsaufgabe des Städtebaus<br />

nach Ordnungsprinzipien, zu<br />

denen die Regeneration <strong>der</strong> Kernstädte,<br />

die funktionale Neuordnung <strong>der</strong><br />

Ortsteile, die Entmischung <strong>der</strong> Nutzungsarten<br />

(Charta von Athen), die<br />

Neuordnung des gesamten Verkehrs,<br />

die richtige Standortwahl <strong>der</strong> verkehrserzeugenden<br />

Betriebe und Bauten, die<br />

Sanierung überalterter Wohnviertel<br />

(Flächensanierung) sowie die Aufschließung<br />

neuer Wohngebiete“ gehören,<br />

2. die „Entwicklung eines neuen Stadttypus,<br />

des Typus <strong>der</strong> aufgelockerten und<br />

geglie<strong>der</strong>ten Stadt durch einen Umbildungsprozess,<br />

<strong>der</strong> die kompakten Baumassen<br />

des alten Häusermeeres<br />

auflockert und auf ein den Grundsätzen<br />

<strong>der</strong> Stadthygiene und den For<strong>der</strong>ungen<br />

des Verkehrs entsprechendes Maß<br />

bringt und die Stadt räumlich und funktionell<br />

glie<strong>der</strong>t“,<br />

3. Umgestaltung und Anpassung des Verkehrsgerüstes<br />

„an die heutigen und zukünftigen<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen unter<br />

Berücksichtigung <strong>der</strong> natürlichen strukturellen<br />

Glie<strong>der</strong>ung des Stadtkörpers. Dabei<br />

wird das Ziel verfolgt, die Innenstadt<br />

durch Anlagen von Tangentialstraßen<br />

von zweckfremdem Verkehr frei zu halten“<br />

(Ziel <strong>der</strong> „verkehrsgerechten Stadt“<br />

[REICHOW, 1948; REICHOW 1959].<br />

„Neben dem fließenden Verkehr gilt die<br />

Sorge dem ruhenden Verkehr, für den<br />

Parkplätze und Parkhäuser geschaffen<br />

werden müssen. Dem Fußgänger vorbehaltene<br />

Kaufstraßen tragen zur Verbesserung<br />

des Verkehrssystems <strong>der</strong><br />

City bei“ sowie<br />

4. Grünflächen als „integrierter Bestandteil<br />

<strong>der</strong> Stadt und sinnvoller Ausdruck ihres<br />

sozialen Gesamtwertes“. Nur eine<br />

„wohlgefügte Einordnung <strong>der</strong> Baugebiete<br />

in die Landschaft stellt jene Zusammenhänge<br />

her, die für Stadtklima,<br />

Luftfeuchtigkeit, Staubfreiheit, Psychohygiene<br />

und Wohlbefinden <strong>der</strong> Stadtbevölkerung<br />

von so hoher Bedeutung<br />

sind.“<br />

- 59 -<br />

5. Diese Ziele waren lange Zeit an <strong>der</strong> Tagesordnung<br />

und bestimmten das Handeln<br />

von Politik und Fachleuten in den<br />

Verwaltungen von Bund, Land und Städten.<br />

Erst mit dem Wi<strong>der</strong>stand weiter Bevölkerungskreise<br />

und infolge <strong>der</strong><br />

Erkenntnis, dass in den Innenstädten -<br />

den historischen Stadtkernen - zwischenzeitlich<br />

mehr bauliche Substanz<br />

vernichtet worden war als durch die<br />

Bombardierungen im 2. Weltkrieg, verän<strong>der</strong>ten<br />

sich seit 1975 die Ziele zugunsten<br />

einer Denkmalschutzgesetzgebung<br />

und <strong>der</strong> „behutsamen<br />

Stadterneuerung“ mit Begriffen wie Einfügung<br />

von Neuem in alte Strukturen.<br />

IBA Emscherpark<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Internationalen Ausstellung<br />

Emscherpark (IBA Emscherpark) sind in<br />

Castrop-Rauxel zwischen 1989 bis 1999 bzw.<br />

in den Jahren danach bis 2005 einige Siedlungen<br />

bzw. Baugruppen entstanden, die bemerkenswert<br />

sind, weil hier Wege zu neuen<br />

Wohnmodellen beschritten worden sind. Zu<br />

nennen sind hier die Siedlungen „Wohnen um<br />

Erin“ wie die Siedlung an <strong>der</strong> Karlstraße (Verfasser:<br />

Richter und Sommer, Aachen) - Stadtteil<br />

Obercastrop, die Siedlung Bladenhorster<br />

Straße (Verfasser: Töpper / Töpper, Bielefeld /<br />

Hamburg) - im Stadtteil Castrop - sowie die<br />

Siedlung Oberste Vöhde an <strong>der</strong> Pallasstraße<br />

(Verfasser: Luggenhölscher, Gladbeck) - im<br />

Stadtteil Rauxel. Neu ist hierbei das verdichtete<br />

Bauen mit Tiefgaragen zugunsten <strong>der</strong> Freiflächen<br />

für die Bewohner und die Stapelung<br />

von Reihen-Einfamilienhäusern in den Formen<br />

des mehrgeschossigen Wohnungsbaus. Diese<br />

Wohnformen sind jedoch bereits in den 1970er<br />

Jahren in England erprobt worden („low rise -<br />

high density“ - Lillington Street, London; Großbritannien).<br />

Die Bauausstellung „IBA Emscherpark“ hat<br />

hiermit an die Tradition <strong>der</strong> Internationalen<br />

Bauausstellungen angeknüpft, neue Fragestellungen<br />

<strong>zum</strong> zeitgemäßen Wohnen aufzugreifen<br />

und beispielhaft zu beantworten. Schon<br />

zuvor waren z. B. mit <strong>der</strong> Siedlung am Händelweg<br />

um 1980 (Verfasser: Zschoch und<br />

Nachbarschulte, Castrop-Rauxel) sowie mit <strong>der</strong><br />

Siedlung Zur Cottenburg um 1985 (Verfasser<br />

Jarzina und Winkelmann, Castrop-Rauxel) solche<br />

Konzeptionen für Gebäudegruppen <strong>zum</strong><br />

einen im Hochhausbau o<strong>der</strong> <strong>zum</strong> an<strong>der</strong>en im<br />

konventionellen Einfamilienhausbau aufgegriffen<br />

und umgesetzt worden.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Internationale Bauausstellungen (IBA) sind<br />

seit hun<strong>der</strong>t Jahren fester Bestandteil <strong>der</strong><br />

Stadtentwicklung in Deutschland. Sie geben<br />

wichtige Impulse für architektonische und<br />

technische Innovationen und die städtebauliche<br />

o<strong>der</strong> landschaftliche Entwicklung einer<br />

Region angefangen von <strong>der</strong> Jugendstilsiedlung<br />

Mathildenhöhe in Darmstadt 1901 bis 1914,<br />

die zwischen den Weltkriegen entstandene<br />

Weißenhofsiedlung 1928 bis 1930 in Stuttgart,<br />

die „Constructa“ in Hannover bereits 1951 sowie<br />

das Hansaviertel im Stadtteil Tiergarten in<br />

Berlin im Rahmen <strong>der</strong> „Interbau“ von 1958.<br />

Gemeinsam haben diese vier genannten<br />

Wohnsiedlungen, dass sie das Ergebnis einer<br />

solchen Internationalen Bauausstellung - abgekürzt<br />

IBA - gewesen sind. Anhand dieser<br />

Beispiele erreichten sie als aktuelle Leitbil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Stadtplanung über die Ausbildung an<br />

Hochschulen und die Fachpresse auch die<br />

Provinz. Hier haben die Verantwortlichen von<br />

Politik und <strong>der</strong> Wohnungsbaugesellschaften<br />

sowie die beteiligten Architekten diese Beispiele<br />

gern als Zeichen von Mo<strong>der</strong>nität und aktuellem<br />

Zeitgeist aufgenommen. Die Ergebnisse<br />

einzelner Architektenwettbewerbe waren jeweils<br />

damit auf dem Stand ihrer Zeit und spiegeln<br />

die Übereinkunft <strong>der</strong> damaligen<br />

städtebaulichen Zielvorstellungen wi<strong>der</strong>.<br />

7.3 Städtische Siedlungsgenese<br />

Die Haus- und Siedlungstypen <strong>der</strong> Ruhrgebietssiedlungen<br />

haben sich gemäß <strong>der</strong> verän<strong>der</strong>ten<br />

ökonomischen und politischen Bedingungen<br />

und <strong>der</strong> modifizierten Bedürfnisstruktur<br />

geän<strong>der</strong>t. (soziale Infrastruktur, Wohnfolgeeinrichtungen,<br />

Wohnungsgröße, Belichtung und<br />

Belüftung, die Frage nach dem gefangenen<br />

Zimmer, die sanitäre Ausstattung etc.). Trotzdem<br />

ist es für die Siedlungsmorphologie des<br />

Reviers charakteristisch, dass ein erprobter<br />

Haus- o<strong>der</strong> Siedlungstyp noch lange Zeit über<br />

seine eigentliche Bauperiode hinaus gehalten<br />

wurde. Beson<strong>der</strong>s kennzeichnend ist dies für<br />

das gereihte einfache Koloniehaus aus <strong>der</strong> ersten<br />

Phase, das mit geringen Verän<strong>der</strong>ungen<br />

bis ca. 1914 gebaut worden war. Es können<br />

drei Hauptphasen unterschieden werden, die<br />

jeweils wie<strong>der</strong> in sich differenziert und geglie<strong>der</strong>t<br />

werden müssen [BOLLEREY, 1978].<br />

7.3.1 Phase vor 1800<br />

In dem Zeitraum vor 1800 hat sich die Siedlungsentwicklung<br />

vor allem innerhalb <strong>der</strong> bäuerlichen<br />

Kulturlandschaft <strong>der</strong> Drubbel und<br />

- 60 -<br />

Weiler abgespielt. An<strong>der</strong>erseits hat sich die<br />

Entwicklung auf den Ortskern Castrop beschränkt.<br />

Entsprechende Zeitzeugnisse sind<br />

dort jedoch ausschließlich aus dem Urkataster<br />

mit <strong>der</strong> Zeitstellung 1826 überliefert. Es ist<br />

wohl davon auszugehen, dass diese Gebäude<br />

(<strong>zum</strong>eist von Bauern und Handwerkern) bereits<br />

vor 1800 bestanden haben.<br />

Siedlung Straße Am Markt/ Lambertusplatz - Die Bebauung<br />

in <strong>der</strong> heutigen Stadtmitte Castrop geht auf<br />

bäuerlich geprägte Gebäude zurück. Die Bauformen im<br />

Gebiet wurden durch die ausführenden Zimmerleute<br />

untereinan<strong>der</strong> angeglichen und bis heute überliefert.<br />

7.3.2 Phase von den Anfängen <strong>der</strong> Industrialisierung<br />

bis zur Jahrhun<strong>der</strong>twende (1801<br />

bis 1900)<br />

Zeitraum 1850 bis 1870<br />

Die erste Phase wurde während <strong>der</strong> ersten<br />

Konjunkturphase in den 50er Jahren des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts entwickelt und zeigt die originärsten<br />

Ausprägungen. Hier hat sich die eigentliche<br />

Ruhrgebietskolonie mit <strong>der</strong> streng linearen<br />

o<strong>der</strong> rasterartigen Anordnung gleicher Baukörper<br />

entwickelt. Das vorherrschende Element ist<br />

die geometrische Struktur <strong>der</strong> meist in Backstein<br />

ausgeführten Häuser. Axiale Bezüge sind<br />

ebenso evident wie geometrisierende Glie<strong>der</strong>ungen<br />

in Form von Bän<strong>der</strong>n, Gesimsen und<br />

Rahmungen.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Das Koloniehaus des Ruhrgebiets entsprach<br />

einerseits dem ortsüblichen Kötterhaus<br />

und orientierte sich an<strong>der</strong>erseits an dem in <strong>der</strong><br />

„Mülhauser Cite Ouvriere“ 1853 entwickelten<br />

Kreuzgrundriss und dem zuvor auf <strong>der</strong> Londoner<br />

Weltausstellung von 1851 gezeigten Prinz-<br />

Albert-Haus. Das Ziegelhaus hatte hohe, meist<br />

zweiflügelige Rundbogenfenster in <strong>der</strong> Frühzeit<br />

oft aus Haustein geschlagene Sohlbänke und<br />

Stürze, plastisch hervorgetretene durchlaufende<br />

Gesimsbän<strong>der</strong> und ein zuweilen stark ausgebildetes<br />

Kranzgesims.<br />

In Castrop-Rauxel hat sich die Entwicklung<br />

- bedingt durch die späte Einrichtung <strong>der</strong> Zechen<br />

- nur auf wenige Einzelgebäude (Bergkötter)<br />

als Ansiedlungsvorhaben an bestehenden<br />

Straßen beschränkt. Die eigentliche umfangreiche<br />

Siedlungsentwicklung setzte im Grunde<br />

erst um 1900 ein.<br />

Jahnstraße - Die baupolizeilichen Verordnungen ließen<br />

es bis 1875 zu, dass neue Bergleute ihre Bauvorhaben<br />

als „Ansiedlung“ an vorhandenen Straßen errichteten.<br />

In <strong>der</strong> Regel mit landwirtschaftlichem Nebenerwerb<br />

verbunden, wurde diese dann als „Bergkötter“ bezeichnet.<br />

Zeitraum 1870 bis 1890<br />

Die zweite Konjunkturphase in den frühen 70er<br />

Jahren des 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts, die sogenannten<br />

Grün<strong>der</strong>jahre, brachte eine expandierende industrielle<br />

und bevölkerungsstatistische Entwicklung,<br />

sodass <strong>der</strong> Siedlungsbau sich zu<br />

einer städteplanerischen Komponente entwickelte,<br />

immer noch bestimmte das einfache<br />

kubisch gereihte, nun jedoch 2-geschossige<br />

und mit kleinerem Bauwich geordneten Backsteinhaus<br />

den Koloniecharakter.<br />

1885 war die Einwohnerzahl / Quadratkilometer<br />

des Reviers doppelt so groß wie die <strong>der</strong><br />

Umgebung. Die den Mehrwert <strong>der</strong> rheinischwestfälischen<br />

Industriemagnaten schaffende<br />

Bevölkerung rekrutierte sich noch bis in die<br />

späten 80er Jahre aus <strong>der</strong> näheren Umgebung.<br />

- 61 -<br />

Zeitraum 1890 bis 1900<br />

Die Pariser Weltausstellung von 1889 glorifizierte<br />

nicht nur Industrie und Nation, son<strong>der</strong>n<br />

beschäftigte sich mit dem Problem <strong>der</strong><br />

„Habitation á bon marche“, den billigen Wohnungen.<br />

Das Ziel war: den Arbeiter im Reproduktionsbereich<br />

zu befriedigen, seine Unruhe<br />

in harmonischer Wohnumgebung zu besänftigen.<br />

Mehr Gestaltung, künstlerische Grundsätze<br />

des Städtebaus (Camillo Sitte) waren die<br />

Schlagworte, die sich auch im Bereich des<br />

Werkswohnungsbaus des Ruhrgebiets - z. B.<br />

in <strong>der</strong> „Alten Kolonie Eving“ in Dortmund - nie<strong>der</strong>geschlagen<br />

hatten. Immer noch war es die<br />

weiträumige, unstädtische Planung, aber es<br />

wurde erhöhter Anspruch an architektonische<br />

und ornamentale Ausgestaltung gestellt.<br />

Wechsel von Putz- und Ziegelfel<strong>der</strong>n, Wechsel<br />

von gelbem, blauem, grünem, rotem Ziegelstein,<br />

die Anwendung von acht bis zehn verschiedenen<br />

Haustypen sollte den<br />

Koloniecharakter aufbrechen, sollte freundlichere,<br />

reizvollere Wohnumgebungen schaffen.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Habinghorst Siedlung „Alte Colonie“ Lange<br />

Straße (1900 bis 1903)<br />

Habinghorst Siedlung „Alte Colonie“,<br />

Oskarstraße / Am Ochsenkamp,<br />

(1900 - 1914)<br />

Ickern Siedlung Ruprechtstraße /<br />

Heinestraße<br />

Ickern Siedlung Friedrichstraße / Karolinenstraße<br />

(1900 bis 1910)<br />

Bladenhorst Siedlung Victorstraße<br />

(Strittheide-Kolonie) (um<br />

1900)<br />

Bladenhorst Siedlung Juliusstraße<br />

(Rütgers-Siedlung) (1906 bis<br />

1908)<br />

Castrop Siedlung Viktoriastraße<br />

Rauxel Siedlung Maslingstraße /<br />

In <strong>der</strong> Fettweide<br />

Schwerin Siedlung Funkestraße /<br />

Grimbergstraße / Schweriner<br />

Straße (1898 bis 1910)


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

7.3.3 Phase Jahrhun<strong>der</strong>twende bis nach<br />

dem 1. Weltkrieg (1901 bis 1920)<br />

Reihung in großem Maßstab<br />

Die Jahre von <strong>der</strong> Jahrhun<strong>der</strong>twende bis <strong>zum</strong><br />

1. Weltkrieg waren geprägt vom größten Aufschwung<br />

<strong>der</strong> rheinisch-westfälischen Industrie.<br />

Die Gastarbeiter aus Polen, Masuren, Litauen,<br />

Slowenien, Ostpreußen bevölkerten die massenhaft<br />

aus dem Boden gestampften Siedlungen.<br />

1900 waren 33,9 % <strong>der</strong><br />

Gesamtbelegschaft im Ruhrbergbau ostelbischer<br />

Nationalität. Die Arbeitskämpfe von 1905<br />

und 1912 brachten <strong>zum</strong> ersten Mal auch For<strong>der</strong>ungen,<br />

die den Reproduktionsbereich tangierten.<br />

Die Deputatkohle, <strong>der</strong><br />

Kündigungsschutz, das Kostgängertum und<br />

<strong>der</strong> Wareneinkauf gehörten zu den diskutierten<br />

Problemen.<br />

Bis etwa 1905/06 war es hauptsächlich die<br />

herkömmliche Planungs- und Baupraxis, nach<br />

<strong>der</strong> eine sehr große Zahl von zusammenhängenden<br />

Siedlungen gebaut wurde. Die sehr<br />

große Wohnungsnachfrage zwang <strong>zum</strong> Bau<br />

von zweieinhalb- bis dreieinhalbgeschossigen<br />

gereihten Anlagen.<br />

Einen ausgesprochenen Massenwohnungsbau<br />

im größeren Maßstab gab es in Castrop-<br />

Rauxel nicht. Die mehrgeschossige Bebauung<br />

zog sich <strong>zum</strong> einen an den bestehenden Ausfallstraßen<br />

nach Norden und Süden hin, <strong>zum</strong><br />

an<strong>der</strong>en wurden vereinzelt Siedlungsbereiche<br />

entwickelt, wie beispielsweise an <strong>der</strong> Thomasstraße<br />

(nach 1900) und an<strong>der</strong>norts.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Henrichenburg Siedlung Hebewerkstraße<br />

Habinghorst Siedlung Wartburgstraße<br />

Habinghorst Siedlung Germanenstraße<br />

Ickern Siedlung Ickerner Straße<br />

Bladenhorst Siedlung Vördestraße / Markusstraße<br />

/ Winkelstraße<br />

(1906 bis 1914)<br />

Behringhausen Siedlung Herner Straße<br />

Castrop Siedlung Thomasstraße<br />

Rauxel Siedlung Ringstraße<br />

Obercastrop Siedlung Bochumer Straße<br />

Bövinghausen Siedlung Gerther Straße<br />

Merklinde Siedlung Wittener Straße<br />

Frohlinde Siedlung Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

- 62 -<br />

Schwerin Siedlung Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

Siedlung Ringstraße - Die Nähe <strong>zum</strong> Stadtkern Castrop<br />

und <strong>zum</strong> Park von Haus Goldschmieding gab um 1910<br />

einen guten Standort für Miethäuser ab. Damals war<br />

jedoch die vierspurige Entlastungsstraße für die Innenstadt<br />

erst in <strong>der</strong> Planung.<br />

Gartenstädtische Siedlungen<br />

Eine an<strong>der</strong>e Planungstheorie und -praxis wurde<br />

von <strong>der</strong> damals aktiv werdenden nationalen<br />

Konzentration zur Verbesserung des Siedlungs-<br />

und Städtebaus initiiert. Zu ihr gehörte<br />

die deutsche Gartenstadtbewegung. In Reaktion<br />

auf die nun als monoton und kasernenartig<br />

abqualifizierten Reihensiedlungen wurde eine<br />

neue Wohnumfeld Konzeption propagiert. Vielgestaltigkeit<br />

und individuelle Raumbildungen,<br />

<strong>der</strong> Topografie angepasste Straßenführungen<br />

und die Anwendung vorindustrieller, agrarischdörflicher<br />

Architekturdetails sind die vorherrschenden<br />

Entwurfskriterien. Die formalästhetische<br />

Architekturauffassung wurde unterstützt<br />

von <strong>der</strong> sozial-ästhetischen Überzeugung,<br />

dass raumgestaltende Überlegungen die<br />

sinnliche Identifikation mit <strong>der</strong> Siedlung, das<br />

„Heimatgefühl“ verdichte. Die politökonomischen<br />

Reformbestrebungen <strong>der</strong> Gartenstadtbewegung,<br />

das Ziel des gemeinschaftlichen<br />

Eigentums, das Ziel <strong>der</strong> demokratischen<br />

Struktur innerhalb <strong>der</strong> Siedlungsgemeinschaft,<br />

wurden in den gartenstadt-typischen Siedlungen<br />

des Ruhrreviers nicht angestrebt.<br />

Die Entwicklung des Zechenstandortes im<br />

Stadtteil Ickern an <strong>der</strong> Grenze zur Gemarkung<br />

<strong>der</strong> Gemeinde Habinghorst rief eine hohe Beschäftigtenzahl<br />

und demzufolge eine starke<br />

Wohnungsnachfrage hervor, die durch die Gewerkschaft<br />

Victor gedeckt werden musste. In<br />

Castrop-Rauxel handelt es sich meist um kleine<br />

Siedlungsteile, welche die Gewerkschaft<br />

<strong>der</strong> Zeche Victor nach Bedarf erschloss, entwickelte<br />

und erweiterte. Dieser abschnittweisen


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Entwicklung lag <strong>zum</strong>indest für den Bereich<br />

Ickern-Nord im Stadtteil Ickern und im Stadtteil<br />

Habinghorst ein zusammenhängendes Konzept<br />

zugrunde, das nach und nach bei Bedarf<br />

verwirklicht wurde.<br />

Nach heutigem Erkenntnisstand ist festzustellen,<br />

dass die Bebauung im Stadtteil<br />

Habinghorst daher im Zusammenhang mit den<br />

Siedlungen in den Stadtteilen Rauxel,<br />

Bladenhorst und Ickern „zu einer <strong>der</strong> größten<br />

Agglomerationen von Bergarbeitersiedlungen<br />

des Ruhrgebietes“ gehört [BOLLEREY, 1978].<br />

Siedlung Straße Hombrink / Straße Im Stahlskamp -<br />

Der hohe Freiflächenanteil, die Baumstandorte und die<br />

aufgelockerte Bauweise prägen die Siedlung, die von<br />

<strong>der</strong> Gartenstadtidee beeinflusst worden ist.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Habinghorst Siedlung Hannemannstraße<br />

Habinghorst Siedlung Querstraße<br />

Ickern Siedlung Hombrink / Stahlkamp<br />

(1910 bis 1918)<br />

Ickern Siedlung Friedrichstraße / Kirchstraße<br />

(1910 bis 1914)<br />

Ickern Siedlung Lakestraße<br />

(1910 bis 1918)<br />

Ickern Siedlung Vinckestraße<br />

(1910 bis 1918)<br />

Ickern Siedlung Malterscheidtstraße<br />

(1910 bis1914)<br />

Ickern Siedlung Wannerbruchstraße<br />

Ickern Siedlung Hannemannstraße (1910<br />

bis 1914)<br />

Ickern Siedlung Am Esch,<br />

In <strong>der</strong> Wanne (um 1920)<br />

Ickern Siedlung Vinckestraße /<br />

Vinckeweg (1921 bis 1926)<br />

Ickern Siedlung Heimstraße<br />

(1923 bis 1927)<br />

- 63 -<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Ickern Siedlung Lerchenstraße<br />

(1923 bis 1927)<br />

Castrop Siedlung Goldschmiedingstraße /<br />

Ringstraße<br />

Rauxel Siedlung Maslingstraße /<br />

Am Graben (1919 / 1920)<br />

7.3.4 Phase Weimarer Republik über die<br />

Zeit <strong>der</strong> Diktatur des Nationalsozialismus<br />

bis <strong>zum</strong> Ende des 2. Weltkrieges (1921 bis<br />

1950)<br />

Die Siedlungen <strong>der</strong> Treuhandstelle in <strong>der</strong><br />

Weimarer Republik (1921 bis1933)<br />

Diese Entwicklungsphase ist gesellschaftspolitisch<br />

gekennzeichnet durch die Reformbestrebungen<br />

<strong>der</strong> Weimarer Republik. Während<br />

im kaiserlich preußischen Obrigkeitsstaat die<br />

Koppelung von Arbeits- und Wohnverhältnissen<br />

ein beson<strong>der</strong>es Druckmittel für den Werktätigen<br />

bedeutete, wurde diese Bindung in den<br />

20er Jahren teilweise aufgehoben. Die Wohnungsbautätigkeit<br />

übernahmen gemeinnützige<br />

staatliche und genossenschaftliche Institutionen.<br />

Im Februar 1920 wurde die „Treuhandstelle<br />

für Bergmannswohnstätten im rheinischwestfälischen<br />

Steinkohlebezirk“ gegründet. Die<br />

Unternehmen und die Stadt beteiligten sich finanziell<br />

am Wohnungsbau <strong>der</strong> Treuhandstelle.<br />

In städtebaulicher und gestalterischer Beziehung<br />

stütze man sich auf Vorkriegserfahrungen.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Habinghorst Siedlung Henrichenburger<br />

Straße (1921)<br />

Castrop Siedlung Im Sandweg /<br />

Bahnhofstraße (1920 bis 1925)<br />

Castrop Siedlung Bahnhofstraße<br />

(1925 bis 1930)<br />

Obercastrop Siedlung Breckenwinkel,<br />

Breckenstraße


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Siedlung Breckenstraße - Die Bebauung im Heimatstil<br />

um 1925, insbeson<strong>der</strong>e an <strong>der</strong> Straße Im Breckenwinkel,<br />

folgt eher den mittelalterlichen Formen einer Kleinstadt<br />

als in den üblichen Siedlungsanlagen dieser Zeit.<br />

Das Neue Bauen im Revier<br />

Nach 1926 waren es in immer stärkerem Maße<br />

die gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen,<br />

die den Wohnungsbau prägten. Man distanzierte<br />

sich allmählich von <strong>der</strong> in<br />

Einzelhäuser aufgeglie<strong>der</strong>ten Flachbausiedlung<br />

und ging zu drei- bis viergeschossiger<br />

Blockbebauung mit zunehmend kleineren<br />

Wohneinheiten (Bauen für das Existenzminimum)<br />

über. Bemerkenswert ist die Ausprägung<br />

von lokalen Bautraditionen. Expressionistische<br />

und funktionalistische Bau- und Gestaltungsnormen<br />

wurden zwischen Rhein und Ruhr<br />

entwickelt. Bekannt sind die von holländischer<br />

Tradition beeinflussten Siedlungen im westlichen<br />

Ruhrgebiet (Dickelsbachsiedlung,<br />

1926/27, Siedlung Ratingsee, 1926,<br />

Einschornsteinsiedlung, 1927,<br />

Diergardsiedlung, 1927). Auch in an<strong>der</strong>en<br />

Ruhrgebietsstädten wurde das Organisationsschema<br />

des Wohnblocks verwendet.<br />

Der Gelsenkirchener Architekt Alfons Fels variierte<br />

1927 das expressionistische Treppenmotiv<br />

in Lageplan und Bauform. Die<br />

dreigeschossigen, durch horizontale Balkonbän<strong>der</strong><br />

strukturierten, flachgedeckten und<br />

weißverputzten Baukörper wurden durch überhöhte,<br />

gereihte Treppenhausstürme geglie<strong>der</strong>t.<br />

In Castrop-Rauxel war das Neue Bauen nur<br />

in Form von einzelnen gestalterischen Merkmalen<br />

vertreten. Fensterfassungen, Türumrahmungen<br />

und Treppenhäuser sind beson<strong>der</strong>s<br />

herausgearbeitet worden. Ansonsten wurden<br />

die Gebäude in traditionellen Formen mit Lochfassade<br />

und steil geneigten Satteldach errichtet.<br />

Als einziges Bauwerk im Bauhaus-Stil ist<br />

das Haus Voigt, Bahnhofstraße 222 (Verfasser.<br />

Architekt Johannes Perpeet), um 1930 zu<br />

nennen. Das Gebäude ist deshalb auch in die<br />

- 64 -<br />

Denkmalliste <strong>der</strong> Stadt als Baudenkmal eingetragen<br />

[DENKMALE, 2001; Seite 33].<br />

Bahnhofstraße 222 - Das ehemalige Haus Voigt in <strong>der</strong><br />

Bahnhofstraße ist das einzige Bauwerk im Stadtgebiet<br />

im Bauhaus-Stil. Es ist daher als Baudenkmal in die<br />

Denkmalliste <strong>der</strong> Stadt eingetragen.<br />

Wartburgstraße 27 - Das ehemalige Wirtschaftsgebäude<br />

(= Gaststätte) <strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong> Zeche Victor I /<br />

II ist um 1930 mit expressionistischen Formelementen<br />

entstanden. Hierbei handelt es sich um einen <strong>der</strong> letzten<br />

ausgeführten Bauten aus dem Baubüro <strong>der</strong> Gewerkschaft<br />

Victor unter <strong>der</strong> Leitung des Architekten<br />

Emil Lickweg.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Habinghorst Siedlung Oskarstraße / Ohmstraße,<br />

(1928 bis 1930)<br />

"Stahlhaussiedlung" (1928)<br />

Habinghorst Siedlung Friesenstraße (1930)<br />

Habinghorst Wirtschaftsgebäude (=Gaststätte)<br />

<strong>der</strong> Gewerkschaft <strong>der</strong> Zeche Victor<br />

I / II, (um 1930)<br />

Ickern Siedlung Kleiststraße /<br />

Her<strong>der</strong>straße (1929 bis 1932)<br />

Ickern Siedlung Heimstraße<br />

(1929/1930)<br />

Rauxel Siedlung Goldschmiedingstraße /<br />

Ringstraße<br />

Rauxel Haus Voigt, Bahnhofstraße 222<br />

(um 1930)<br />

Obercastrop Siedlung Tiefer Weg<br />

(1929 / 1930)<br />

Schwerin Siedlung Schellenberg<br />

(1929 bis 1932)


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Siedlung Friesenstraße - Die Siedlung verwendet tradierte<br />

Elemente, wie die Lochfassade und das steil geneigte<br />

Dach. Kleine Merkmale lassen die Form <strong>der</strong><br />

Zeitstellung um 1930 zuordnen.<br />

Bauen während <strong>der</strong> Diktatur des Nationalsozialismus<br />

(1933 bis 1945)<br />

Luftschutzbauten<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Ickern Hochbunker Deininghauser<br />

Weg<br />

Castrop Hochbunker Lönsstraße<br />

Obercastrop Hochbunker Elisabethstraße<br />

Deininghauser Weg 45 - Der Hochbunker am<br />

Deininghauser Weg ist eines <strong>der</strong> wenigen Relikte aus<br />

<strong>der</strong> Zeit des 2. Weltkrieges und des Nationalsozialismus<br />

in <strong>der</strong> Stadt.<br />

Eigenheimsiedlungen als „aufgelockerte<br />

Stadt“ (aus Luftschutzgründen)<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Ickern Siedlung Damaschkestraße<br />

(1939 1940)<br />

Pöppinghausen Siedlung Westrandweg<br />

Castrop Siedlung Jahnstraße<br />

Rauxel Siedlung Marsstraße<br />

Dingen Siedlung Ostrandweg<br />

- 65 -<br />

Siedlung Westrandweg - Die Einfamilienhaus-Bebauung<br />

nimmt die Formen des Wohnungsbaus <strong>der</strong> Zeit um<br />

1925 auf. Merkmal ist die abseitige Lage von den Industriestandorten<br />

(vergleiche auch die Siedlung Ostrandweg<br />

im Stadtteil Dingen).<br />

Dieses diente seinerzeit vor allem dem Luftschutz <strong>der</strong><br />

Bevölkerung. Heute ist dieser „Siedlung im Grünen“ mit<br />

unverbaubarem Blick in die Landschaft ohne Frage eine<br />

hohe Wohnqualität zu eigen.<br />

Siedlung Jahnstraße - Die Bebauung nimmt die Formen<br />

<strong>der</strong> Einfamilienhaussiedlungen <strong>der</strong> Zeit um 1925<br />

in aufgelockerter Bauweise auf. Die Ideologie des Nationalsozialismus<br />

löste hierdurch die „Verbundenheit <strong>der</strong><br />

Menschen mit ihrer Scholle“ ein.<br />

Letztlich diente dieses <strong>der</strong> Vorbereitung des Zweiten<br />

Weltkrieges. Das Einfamilienhaus als Wohnform wurde<br />

ungeachtet nach dem Kriege unter verän<strong>der</strong>ten Vorzeichen<br />

aufgegriffen und weiter fortgesetzt.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Repräsentationsbauten <strong>der</strong> Nationalsozialistischen<br />

Partei<br />

Leonardstraße 2 - Das heutige Haus <strong>der</strong> Jugend geht<br />

auf das ehe-malige HJ-Heim aus <strong>der</strong> Zeit des Nationalsozialismus<br />

in <strong>der</strong> Stadt zurück. Der Bau entstand um<br />

1940. Die landschaftsgebundene Gestaltung hat mit<br />

dem Standort in <strong>der</strong> Region nicht viel zu tun.<br />

7.3.5 Phase: Bauen in <strong>der</strong> 2. Hälfte des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts (1951 bis 1970)<br />

Wie<strong>der</strong>aufbaumaßnahmen nach dem<br />

2.Weltkrieg<br />

Beim Wie<strong>der</strong>aufbau wurden die Modelle aus<br />

den Vorkriegsjahren (sozialer Wohnungsbau,<br />

Eigenheimbau) fortgesetzt.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Ickern Wie<strong>der</strong>aufbau<br />

Bladenhorst Wie<strong>der</strong>aufbau Siedlung<br />

Vördestraße (Rütgers-<br />

Siedlung)<br />

Castrop Wie<strong>der</strong>aufbau Stadtkern,<br />

Am Markt<br />

Castrop Sanierung (= Beseitigung <strong>der</strong><br />

überkommenen, nicht kriegszerstörten<br />

Bausubstanz und<br />

Neubau) im Zuge <strong>der</strong> Straße<br />

Biesenkamp zwischen Herner<br />

Straße (im Westen) und Wittener<br />

Straße (im Osten)<br />

- 66 -<br />

Siedlung Straße Biesenkamp / Herner Straße - Die Bebauung<br />

verwendet als Formen die Lochfassade und<br />

das steil geneigte Dach. Dem Standort in <strong>der</strong> Innenstadt<br />

folgt die höhere Ausnutzung durch eine mehrgeschossige<br />

Bebauung.<br />

Damit wird die überkommene Maßstäblichkeit von zwei<br />

Geschossen verlassen. Die historischen Gebäude sind<br />

heute (2009) ohnehin in <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>zahl.<br />

Bauen in den 50er Jahren<br />

Vorrangig war die Lösung des Wohnungsproblems.<br />

Dabei ging es um die Unterbringung von<br />

Vertriebenen und Flüchtlingen sowie von Arbeitskräften<br />

unter den Vorgaben des sozialen<br />

Wohnungsbaus. Bereits 1948 wurde die Gemeinnützige<br />

Wohnungs-GmbH in Castrop-<br />

Rauxel gegründet. Bis 1957 entstand die Siedlung<br />

Aapwiesen im ehemaligen Emscherbruch<br />

mit rund 1000 Wohneinheiten.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Ickern Siedlung Friedhofstraße<br />

(1950 bis 1955)<br />

Ickern Flöz-Siedlung / Siedlung<br />

Schweens Wiese (1951)<br />

Ickern Siedlung Aapwiesen<br />

(1952 bis 1957)<br />

Ickern Siedlung Lerchenstraße,<br />

Meisenhof-Siedlung<br />

(1952 bis 1954)<br />

Ickern Heimstatt St. Barbara,<br />

In <strong>der</strong> Wanne (1952)<br />

Ickern Siedlung Vinckestraße,<br />

Vinckehof-Siedlung (1955)<br />

Rauxel Pestalozzi-Dorf,<br />

Am Hasenwinkel (1954)<br />

Merklinde Siedlung Fuchsweg (1955)<br />

Schwerin Siedlung Schweriner Berg,<br />

Ginsterweg (1957)<br />

Schwerin Siedlung Elsterngrund (1955)


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Siedlung Ginsterweg - Die städtebauliche Grundform<br />

setzt sich aus einzelnen Gebäudezeilen zusammen, die<br />

miteinen<strong>der</strong> Räume bilden. Der grünwertige Charakter<br />

<strong>der</strong> Siedlung ist Leitbild <strong>der</strong> Zeit um 1950.<br />

Siedlung Lerchenstraße (Meisenhof-Siedlung) - Die<br />

Siedlung, um 1950 in Formen des damaligen Zeitgeistes<br />

als Berglehrlings- und Knappenheim errichtet,<br />

nimmt heute die Jugendvollzugsanstalt des Landes<br />

Nordrhein-Westfalen auf.<br />

7.3.6 Phase: Bauen im letzten Drittel des<br />

20. Jahrhun<strong>der</strong>ts (1971 bis 1990)<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Rauxel Siedlung Pallasstraße<br />

Deininghausen Siedlung Deininghausen<br />

Obercastrop Siedlung Kreuzstraße<br />

Frohlinde Siedlung Straßburger Allee<br />

- 67 -<br />

Siedlung Deininghausen - Die städtebauliche Grundform<br />

setzt sich aus einzelnen Gebäudezeilen und<br />

Punkthäusern zusammen. Die Durchdringung von<br />

Landschaft und Siedlung zur „Stadtlandschaft“ ist Leitbild<br />

<strong>der</strong> Zeit nach 1960.<br />

Bauen in den 80er Jahren / Zechenstilllegungen<br />

/ Gegensteuern durch Verbesserung<br />

<strong>der</strong> Wohnqualität (1981 bis 1990)<br />

Dieser Zeitabschnitt steht ganz im Zeichen von<br />

Wohnumfeldverbesserung und Mo<strong>der</strong>nisierung<br />

<strong>der</strong> Häuser und Wohnungen (Erneuerung von<br />

Fenstern und Türen, Beheizungsart). Es<br />

kommt zu einem Trend <strong>der</strong> Privatisierung. Die<br />

Käufer mo<strong>der</strong>nisieren die Gebäude vielfach in<br />

Eigenhilfe und nach individuellen Geschmacksvorstellungen.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Habinghorst Wohnumfeldverbesserung<br />

Siedlung Malterscheidtstraße /<br />

Sün<strong>der</strong>lingstraße<br />

Castrop Siedlung Händelweg<br />

Rauxel Siedlung Zur Cottenburg<br />

Schwerin Stadterneuerung Siedlung<br />

Schwerin<br />

Siedlung Händelweg - Die Hochhaussiedlung begrenzt<br />

die nördliche Innenstadt am Altstadtring. Städtebauliches<br />

Ziel war es, möglichst viele Menschen in Nachbarschaft<br />

<strong>zum</strong> Geschäftszentrum unterzubringen.


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

7.3.7 Phase: Bauen um die Jahrhun<strong>der</strong>twende<br />

vom 20. bis <strong>zum</strong> 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

Bauten zwischen 1991 bis 2000<br />

In dieser Zeit konnte die Internationale Bauausstellung<br />

in Castrop-Rauxel entscheidende<br />

Akzente setzen. Die städtebaulichen Zusammenhänge<br />

wurden bereits im Kapitel 7.2 erläutert.<br />

Stadtteil Siedlung / Standort<br />

Castrop Siedlung Bladenhorster Straße -<br />

ehemals Standort des Schlachthofes<br />

(1994)<br />

Rauxel Siedlung Oberste Vöhde,<br />

Pallasstraße (1994)<br />

Obercastrop IBA-Projekt Wohnen um Erin<br />

Siedlung Karlstraße / Ziegelstraße<br />

(1994)<br />

Siedlung Erin-Park - Für die einzelnen Bauvorhaben<br />

liegt ein landschaftsplanerisches sowie städtebauliches<br />

Gesamtkonzept zugrunde.<br />

- 68 -<br />

Siedlung Bladenhorster Straße - Die bauliche Anlage<br />

öffnet sich kammartig und bildet grünwertige Binnenhöfe<br />

aus. Dieses ist nur möglich, weil <strong>der</strong> ruhende Verkehr<br />

in Tiefgaragen unter <strong>der</strong> Erde untergebracht wird.<br />

Bauten zwischen 2001 und 2009<br />

Die jüngsten Bauten sind erst in <strong>der</strong> Zukunft<br />

von städtebaulich-geschichtlichem Interesse.<br />

Schon jetzt zeichnet sich aber ab, dass die<br />

Trends <strong>zum</strong> dekonstruktivistischen Bauen, <strong>zum</strong><br />

ökologischen Bauen o<strong>der</strong> zur Berücksichtigung<br />

energetischer Aspekte diese Siedlungsphase<br />

kennzeichnen. Vielfach geht es dabei Aufwertung<br />

und Entwicklung von stadtnahen Wohngebieten,<br />

um dem Rückgang <strong>der</strong><br />

Wohnbevölkerung und <strong>der</strong> Abwan<strong>der</strong>ung von<br />

Bewohnern in attraktivere Gebiete planerisch<br />

entgegenzutreten.<br />

Karte 3: Siedlungsgenese von Castrop-<br />

Rauxel<br />

Die Karte zeigt die Zeitstellungen <strong>der</strong> baukulturellen<br />

Objekte bzw. Einheiten und findet sich im Anhang des<br />

Gutachtens.


Literatur<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Bergmann, Rudolf (1993): Zwischen Pflug und Fessel -<br />

Mittelalterliches Landleben im Spiegel <strong>der</strong> Wüstungsforschung;<br />

Westfälisches Museum für Archäologie<br />

/ Amt für Bodendenkmalpflege (Hrsg.);<br />

Münster.<br />

Bollerey, Franziska / Hartmann, Katharina (1978): Siedlungen<br />

aus den Regierungsbezirken Arnsberg und<br />

Münster. Beitrag zu einem Kurzinventar. Dokumentation<br />

des Forschungsvorhabens Wohnen und Arbeiten<br />

im Ruhrgebiet. Arbeitsschritt 1. Dortmun<strong>der</strong><br />

Arbeitshefte. Prof. Josef P. Kleihues (Hrsg.). Dortmund.<br />

Cramer, Johannes und Gutschow, Niels (1984). Bauausstellungen.<br />

Eine Architekturgeschichte des 20.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts. Kohlhammer Verlag. Stuttgart.<br />

Durth, Werner; Gutschow, Niels: Architektur und Städtebau<br />

<strong>der</strong> 50er Jahre. In: Schriftenreihe des Deutschen<br />

Nationalkomitees für Denkmalschutz (Hrsg.),<br />

Band 33. Bonn, 1987 / 2. Auflage 1998.<br />

Durth, Werner; Gutschow, Niels: Architektur und Städtebau<br />

<strong>der</strong> 50er Jahre. Ergebnisse <strong>der</strong> Fachtagung in<br />

Hannover, 2.-4. Februar 1990. Tagung des Deutschen<br />

Nationalkomitees für Denkmalschutz und <strong>der</strong><br />

Vereinigung <strong>der</strong> Landesdenkmalpfleger in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland im Rahmen <strong>der</strong><br />

„Constructa“ in Hannover. In: Schriftenreihe des<br />

Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz<br />

(Hrsg.), Band 41. Bonn, 1990.<br />

Elling, Wilhelm; Eiynck, Andreas: Ländliches Bauen im<br />

Westmünsterland: ein Beitrag zur Hausforschung<br />

und Denkmalpflege. Heimat- und Altertumsverein<br />

<strong>der</strong> Vredener Lande (Hrsg.): In: Beiträge des Heimatvereins<br />

Vreden zur Landes- und Volkskunde ;<br />

Heft 27.<br />

Eiynck, Andreas (1990): Bauernhäuser im Klassizismus,<br />

Historismus und Jugendstil 1830 - 1930; Quellen<br />

und Materialien <strong>zum</strong> ländlichen Hausbau des<br />

Westmünsterlandes im Industriezeitalter; in: Beiträge<br />

des Heimatvereins Vreden zur Landes- und<br />

Volkskunde, Heft 39; Vreden.<br />

För<strong>der</strong>verein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V.<br />

(2006): Abbildungen aus <strong>der</strong> Geschichte des Steinkohlenwerks<br />

Victor-Ickern in Castrop-Rauxel. DVD.<br />

Hartung, Karl (1967): Heimatkundliche Karte. In: Castrop-<br />

Rauxel - Entwicklung einer Stadt im Ruhrgebiet.<br />

Stadt Castrop-Rauxel (Hrsg.). Geschwister Schmitz.<br />

Castrop-Rauxel.<br />

Hartung, Karl: Die Bauerschaften in Castrop-Rauxel. In:<br />

Castrop-Rauxel, Kultur und Heimat; Heimatblätter<br />

für Castrop-Rauxel und Umgebung; Ortsverband<br />

Castrop-Rauxel des Westfälischen Heimatbundes<br />

(Hrsg.). Jahrgang 25, 1973, Heft 3 / 4 und Jahrgang<br />

26, 1974, Heft 1 / 2.<br />

Hollatz, Josef Walter (1961): Einleitung. in: Edgar<br />

Wedepohl: Deutscher Städtebau nach 1945. Deutsche<br />

Akademie für Städtebau und Landesplanung<br />

(Hrsg.). Köln / Essen.<br />

Kraft, Benedikt; Rieger, Wulf (1993) Münster und seine<br />

Landschaft; Landesamt für Agrarordnung<br />

Nordrhein-Westfalen und Amt für Agrarordnung<br />

Münster (Hrsg.); Düsseldorf, 1993.<br />

Kratofiel, Josef (1974): Henrichenburg im Wandel <strong>der</strong> Zeiten.<br />

In: Heimatbuch des Amtes Waltrop. Waltrop,<br />

Henrichenburg, Horneburg 1974. Heimatverein<br />

Waltrop (Hrsg.). Frankfurt / Waltrop.<br />

Küster, Hansjörg (1995): Geschichte <strong>der</strong> Landschaft in Mitteleuropa.<br />

Beck, München.<br />

Lienau, Cay (1995): Die Siedlungen des ländlichen Raumes.<br />

Braunschweig. Westermann. 2. neubearbeitete<br />

Auflage<br />

- 69 -<br />

LWL / LVR (Hrsg.)(2007): Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung<br />

in Nordrhein-Westfalen. Münster / Köln.<br />

Panerei, Philippe; Castex, Jean und Depaule, Jean-<br />

Charles (1977). Vom Block zur Zeile. Wandlungen<br />

<strong>der</strong> Stadtstruktur. In: Bauwelt Fundamente 64.<br />

Braunschweig / Wiesbaden, 1977.<br />

Reichow, Hans Bernhard (1948); Organische Stadtbaukunst;<br />

Braunschweig.<br />

Reichow, Hans Bernhard (1959); Die autogerechte Stadt –<br />

Ein Weg aus dem Verkehrs-Chaos. Otto Maier Verlag;<br />

Ravensburg.<br />

Schepers, Josef ; Wolf, Gustav (1960): Haus und Hof<br />

deutscher Bauern ; Band. 2 Westfalen-Lippe. Aschendorff,<br />

Münster.<br />

Schirmacher, Ernst (1988): Stadtvorstellungen. München /<br />

Zürich.<br />

Sitte, Camillo (1972); Der Städtebau nach seinen künstlerischen<br />

Grundsätzen; Nachdruck <strong>der</strong> 3. Auflage,<br />

Wien 1901 und des Originalmanuskriptes aus dem<br />

Jahre 1889. In: Schriftenreihe des Institutes für<br />

Städtebau, Raumplanung und Raumordnung;<br />

Technische Hochschule Wien (Hrsg.), Band 19:<br />

Wien.<br />

Spohn, Thomas (1999); Novation des ländlichen Hausbaus<br />

im Großraum Dortmund während des 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts; in: Ländliches und kleinstädtisches<br />

Bauen und Wohnen im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t; Jahrbuch<br />

für Hausforschung, Band 46; Marburg.<br />

Stadt Castrop-Rauxel (Hrsg.) (2001): Denkmale in<br />

Castrop-Rauxel im Kontext <strong>der</strong> Geschichte ihres<br />

Stadtteils, Castrop-Rauxel.


Fotonachweis<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Dr. Margit Philipps,<br />

LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen:<br />

Titel, Seiten 7 rechts, 37 links, 38, 40, 42, 43, 44, 45, 46, 48<br />

rechts, 50 rechts<br />

Dieter L. Schwarzhans,<br />

LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen:<br />

Seiten 7 links, 8, 20, 22, 24, 25, 26, 28, 30, 33, 49, 50 links,<br />

51, 52, 53, 54, 55, 60, 61, 62, 63, 64, 65, 66, 67, 68.<br />

Michael Höhn,<br />

LWL-Amt für Landschafts- und Baukultur in Westfalen:<br />

Seiten 11, 17, 19, 32, 34, 37 rechts, 47, 48 links.<br />

För<strong>der</strong>verein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier e.V.<br />

(2006): Abbildungen aus <strong>der</strong> Geschichte des Steinkohlenwerks<br />

Victor-Ickern in Castrop-Rauxel. DVD:<br />

Seiten 36, 41.<br />

- 70 -


<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Anhang:<br />

Kulturlandschaftliche Stellungnahmen <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 101 Behringhausen<br />

3 Fläche für<br />

Versorgungs-<br />

anlagen<br />

(Wasserwerk)<br />

7 Grünfläche<br />

(Parkanlage -<br />

Sportplatz)<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

- 71 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

Hinweis:<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Fläche sind ehem. Standorte eines<br />

Drubbels von untergegangenen Hofstellen sowie im<br />

Bestand <strong>der</strong> ehemalige Hof Ratte,<br />

Behringhauser Straße / Westring anzutreffen. Dieser<br />

ist im weiterem Bauleitplanverfahren zu erhalten.<br />

Zusatzinformation:<br />

Die östlich angrenzende gewerbliche Baufläche „G“<br />

schließt Standorte ehem. Hofstellen mit erheblichem<br />

kulturlandschaftlichen Dokumentationswert<br />

ein (Herner Straße 120 (ehemaliger Hof Holtkotte)<br />

und 126 (ehemaliges Kötterhaus o<strong>der</strong> ländliches<br />

Bergarbeiter-Wohnhaus) sowie weiter östlich <strong>der</strong><br />

Hof Herner Straße 81 (ehemals Hof Kopshof).<br />

Diese Hofstellen sind im weiteren Bauleitplanverfahren<br />

zu erhalten.<br />

Hinweis:<br />

Der Bestand wird beidseitig <strong>der</strong> Karlstraße durch<br />

einen Siedlungssplitter von Arbeiterhäusern geprägt.<br />

Diese stellen einen erhaltenswerten Siedlungszusammenhang<br />

<strong>der</strong> Zeche Erin mit<br />

aufeinan<strong>der</strong>folgenden Zeitstellungen dar.<br />

Diese Gebäude sind im weiteren Bauleitplanverfahren<br />

zu erhalten.


Lfd. Darstellung<br />

Nr. FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 104 Castrop<br />

16 Gemischte<br />

Baufläche<br />

Wohnbaufläche<br />

Grünfläche<br />

Statistischer Bezirk 105 Deininghausen<br />

9 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

10 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Gemischte<br />

Baufläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

- 72 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Quelle: Historika 1894<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

Bedenken:<br />

Der Baumbestand mit <strong>der</strong> Freifläche bzw. dem<br />

Parkplatz zwischen Am Stadtgarten und An <strong>der</strong><br />

Freiheit ist Bestandteil <strong>der</strong> ursprünglichen<br />

Stadtbegrenzung. Diese Grenze wird durch die<br />

Freifläche markiert. Der Baumbestand ist aus<br />

kulturhistorischen Gründen erhaltenswert. Eine<br />

separate Darstellung als Grünfläche wird empfohlen.<br />

Hinweis:<br />

Es handelt sich um einen Siedlungssplitter mit<br />

ehem. Arbeiterhäusern um 1900 im Zuge <strong>der</strong><br />

Oestricher Straße vermutlich <strong>der</strong> Victor Stickstoffwerke<br />

mit aufeinan<strong>der</strong> folgenden Zeitstellungen.<br />

Die Widmung als Fläche für Landwirtschaft<br />

lässt befürchten, dass diese kulturlandschaftlichen<br />

Mitteilungen verloren gehen.<br />

Bedenken:<br />

Durch die Umwidmung ist die ehemalige Trasse<br />

<strong>der</strong> Westfälischen Landeseisenbahn betroffen.<br />

Erhaltung <strong>der</strong> morphologischen Ausbildung.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 106 Dingen<br />

3 Wohnbaufläche<br />

Statistischer Bezirk 114 Rauxel-Nord<br />

1 Grünfläche<br />

2 Grünfläche<br />

Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Son<strong>der</strong>-<br />

baufläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 73 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wald Bedenken:<br />

Bei <strong>der</strong> Fläche handelt es sich um den ehemaligen<br />

Standort des Schachtes Schwerin III. Der<br />

Bestand wird von einem erhaltenswerten Siedlungssplitter<br />

mit Arbeiterhäusern geprägt, die<br />

einen Siedlungs-Zusammenhang darstellen.<br />

Gemischte<br />

Baufläche<br />

Gemischte<br />

Baufläche<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

Hinweis:<br />

Die Westseite <strong>der</strong> Wartburgstraße ist historischer<br />

Ausgangspunkt <strong>der</strong> baulichen Fassung<br />

<strong>der</strong> Straße nach Henrichenburg <strong>zum</strong><br />

Zeitpunkt <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> Zeche Victor I /<br />

II. Die erhaltenswerte Bausubstanz dort steht<br />

in Beziehung zur ursprünglichen Nutzung.<br />

Bedenken:<br />

Die Gebietsabgrenzung zwischen M- und W-<br />

bzw. Waldgebiet berücksichtigt nicht die tatsächliche<br />

Nutzungsverteilung. Hinweis: Misch-<br />

Bauflächen im Nordosten, Wohn-Bauflächen<br />

an <strong>der</strong> Dornbachstraße und am Schwarzer<br />

Weg zur Waldfläche sollten differenzierter dargestellt<br />

(Abschluss <strong>der</strong> kulturlandschaftlich bedeutsamen<br />

Siedlungen Grute Wiese und<br />

Schwarzer Weg) sowie ein heute unvollständiger<br />

baulicher Abschluss <strong>der</strong> Hermannstraße<br />

sollte ermöglicht werden (siehe auch unter<br />

Nummer 114 Punkt 1).


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 114 Rauxel-Nord<br />

3 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Grünfläche<br />

Son<strong>der</strong>-<br />

baufläche<br />

Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

6 Wohnbaufläche Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

7 Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

- 74 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die Gebietsabgrenzung sollte <strong>der</strong> kulturlandschaftlich<br />

bedeutsamen Siedlung Grute<br />

Wiese und Schwarzer Weg folgen.<br />

Hinweis:<br />

Der ehemalige Güterbahnhof an <strong>der</strong> Köln-<br />

Mindener Eisenbahn sollte erhalten werden.<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

Hinweis:<br />

Die Fläche enthält den ehem. Standort des<br />

Bahnhofs Castrop.<br />

Hinweis:<br />

Bei <strong>der</strong> Fläche handelt es sich um einen Teil<br />

<strong>der</strong> Trasse <strong>der</strong> ehem. Köln-Mindener Eisenbahn.<br />

Erhaltung <strong>der</strong> morphologischen Ausbildung <strong>der</strong><br />

Trasse.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 114 Rauxel-Nord<br />

8 Fläche für<br />

Versorgungs-<br />

anlagen<br />

9 Fläche für<br />

Versorgungs-<br />

anlagen<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

- 75 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Quelle: HistoriKa 1948<br />

Quelle: HistoriKa 1942<br />

Bedenken:<br />

Zwischenzeitlich war hier Wohnbaufläche vorgesehen,<br />

nunmehr eine Waldfläche. Die Darstellung<br />

überdeckt den Verlauf <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Trasse <strong>der</strong> Westf. Landeseisenbahn im Süden<br />

sowie die Abgrenzung <strong>zum</strong> Grutholz in <strong>der</strong><br />

Südostgrenze <strong>der</strong> ehemaligen Gleisanlagen<br />

sowie Nordostspitze <strong>zum</strong> Deininghauser Bach.<br />

Die Erhaltung <strong>der</strong> morphologischen Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Trasse <strong>der</strong> Westfälischen Landeseisenbahn<br />

ist wünschenswert.Die Grenze<br />

zwischen Wald und offener Landschaft verläuft<br />

traditionell in diesem Abschnitt. Die Karte von<br />

1842 zeigt hier bereits eine (Pferde-)Wiese.<br />

Diese alte Offenlandgrenze sollte bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des Waldes berücksichtigt werden.<br />

Bedenken:<br />

Das Gebiet <strong>der</strong> künftigen Wald-Fläche überdeckt<br />

den Verlauf <strong>der</strong> ehemaligen Trasse <strong>der</strong><br />

Westf. Landeseisenbahn im Süden.<br />

Die Erhaltung <strong>der</strong> morphologischen Ausbildung<br />

<strong>der</strong> Trasse <strong>der</strong> Westfälischen Landeseisenbahn<br />

ist wünschenswert.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 115 Rauxel-Süd<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 76 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

3 Grünfläche Gemeinbedarf<br />

Quelle: HistoriKa 1942<br />

Bedenken:<br />

Ausweitung <strong>der</strong> Gemeinbedarfsfläche auf<br />

„Bertmanns Kamp“. Bei einer Nutzungsän<strong>der</strong>ung<br />

besteht die Gefahr, dass die tradierte<br />

Waldgrenze (siehe TK 1842), die dem Raum<br />

seinen Charakter verleiht, in ihrer Wirksamkeit<br />

verloren geht.<br />

4 Son<strong>der</strong>-<br />

baufläche<br />

Gemischte<br />

Baufläche<br />

Quelle: HistoriKa 1942<br />

Bedenken:<br />

Ausweisung <strong>der</strong> Misch-Baufläche an <strong>der</strong><br />

Grutholzstraße betrifft eine landschaftskulturell<br />

interessante Fläche mit einem Nutzungskomplex<br />

von kleineren Ackerflächen, Grünland<br />

und Brachen.<br />

Die Fläche ist durchzogen von Resten des kulturhistorischen<br />

Wegenetzes (siehe TK 1842).<br />

Die (z.T. grasbewachsenen) Feldwege sind<br />

von Gehölzstreifen und Einzelbäumen begleitet<br />

und somit stark optisch wirksam.<br />

Es handelt sich um einen Restraum eines<br />

ehemals großen landwirtschaftlich geprägten<br />

Bereiches. Dieser lässt das ehemalig vorherrschende<br />

Landschaftsbild erahnen und sollte<br />

als Zeugnis <strong>der</strong> traditionellen bäuerlichen Nutzungsstruktur<br />

erhalten bleiben.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 115 Rauxel-Süd<br />

9 Wohnbaufläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

17 Wohnbaufläche<br />

Statistischer Bezirk 202 Bladenhorst<br />

1 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 77 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wald Bedenken:<br />

Der Standort <strong>der</strong> erhaltenswerten Hofstelle<br />

und Brennerei Schulte-Rauxel wird verunklart.<br />

Die Hofstelle bekommt ihre kulturlandschaftlich<br />

bedeutsame Inszenierung durch die Freiflächen<br />

(Lichtung) zur Rieperbergstraße.<br />

Grünfläche<br />

Dauer-<br />

kleingarten<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Hinweis:<br />

Der geplante Kleingarten liegt benachbart zur<br />

kulturlandschaftlich wertvollen 60er<br />

Jahresiedlung an <strong>der</strong> Pallasstraße sowie den<br />

ehemaligen Bergbauanlagen von Schacht V<br />

<strong>der</strong> Zeche Erin. Bei <strong>der</strong> Ausgestaltung und Erschließung<br />

sollte darauf geachtet werden, <strong>der</strong>en<br />

Merkmale aufzugreifen und nicht zu<br />

beeinträchtigen.<br />

Hinweis:<br />

Ehem. Standort einer Ziegelei mit Tonabbau.<br />

Erhaltung <strong>der</strong> morphologischen Ausformung<br />

und des Kleingewässers (ehemalige Tongrube).


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 202 Bladenhorst<br />

2 Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

3 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

- 78 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Hinweis:<br />

Die Eisenbahntrasse ist bereits durch die Entwicklung<br />

des Gestütes überformt.<br />

Bedenken:<br />

Die Widmung Wald wird <strong>der</strong> kulturlandschaftlichen<br />

Bedeutung des Schlosses Bladenhorst<br />

und zugleich dem Baudenkmal nicht gerecht,<br />

das seine Wirkung erst innerhalb <strong>der</strong><br />

offenen Grünfläche, nicht aber eines Waldes<br />

entwickelt (vergleiche hierzu auch Nummer 202<br />

Punkt 4).


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 202 Bladenhorst<br />

4 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

5 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Grünfläche<br />

Grünfläche<br />

(Hochwasser-<br />

Regenrück-<br />

haltebecken)<br />

- 79 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Bedenken:<br />

Der ehemalige Standort des Hauses Voerde<br />

bestand aus Herrenhaus und Wirtschaftshof.<br />

Dies wird durch die Darstellung als Waldfläche<br />

unberücksichtigt gelassen. Es handelt sich<br />

heute offensichtlich um die verbliebenen kulturlandschaftlichen<br />

Mitteilungen (Morphologie<br />

und Baumbestand) des ehemaligen Wirtschaftshofes<br />

(Bauhaus), während <strong>der</strong> Standort<br />

des Herrenhauses Voerde bereits 1847 durch<br />

den Bau <strong>der</strong> Köln-Mindener Eisenbahn in Anspruch<br />

genommen worden ist.<br />

Hinweis:<br />

Die Darstellung als Grünfläche wird <strong>der</strong> Bedeutung<br />

des Schlosses Bladenhorst und zugleich<br />

dem Baudenkmal eher gerecht, das<br />

seine Wirkung innerhalb <strong>der</strong> Grünfläche besser<br />

entwickeln kann (vergleiche hierzu auch<br />

Nummer 202 Punkt 3). Die Flurbezeichnungen<br />

„Fohlenbruch“, „Großer Esch“ weisen auf eine<br />

gewachsene offene Kulturlandschaft hin. Deshalb<br />

ist die Ausweisung als „Fläche für die<br />

Landwirtschaft/Grünland“ zu begrüßen.<br />

Hinweis:<br />

Ehemaliger Standort einer Ziegelei mit Tonabbau.<br />

Erhaltung <strong>der</strong> morphologischen Ausformung<br />

und des Kleingewässers.<br />

Die Flurbezeichnung „Kleiner Esch“ weist auf<br />

einen alten Ackerstandort hin.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 202 Bladenhorst<br />

6 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

7 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

10 Son<strong>der</strong>-<br />

baufläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Grünfläche<br />

(Hochwasser-<br />

Regenrück-<br />

haltebecken)<br />

- 80 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Hinweis:<br />

Die Flurbezeichnung „Kleiner Esch“ weist auf<br />

einen alten Ackerstandort hin.<br />

Grünfläche Hinweis:<br />

Auf <strong>der</strong> Fläche liegt die Kleingartenanlage<br />

Bladenhorst. Diese Nutzung ist eine traditionelle<br />

und heute noch praktizierte Freizeitgestaltung<br />

in <strong>der</strong> Region.<br />

Die Bestandssicherung ist zu begrüßen.<br />

Grünfläche Quelle: Historika 1842<br />

Bedenken:<br />

Die bisher als Fläche für die Landwirschaft genutzte<br />

Fläche und die überkommene Baustruktur<br />

(Gestüt Bladenhorst im Norden und<br />

landwirtschaftlicher Betrieb Kröner, ehemals<br />

Hof Spieker genannt Döhmann - bis 1800 im<br />

Süden) sollten erhalten bleiben.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 202 Bladenhorst<br />

15 Fläche für<br />

Versorgungs-<br />

anlagen<br />

(Rückhalte-<br />

becken)<br />

17 Sonstige<br />

Hauptverkehrsstraße<br />

Statistischer Bezirk 208 Habinghorst<br />

1 Wasserfläche<br />

Grünfläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Grünfläche<br />

(Hochwasser-/<br />

Regenrück-<br />

haltebecken)<br />

Wasserfläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

Wasserfläche<br />

Grünfläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

- 81 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Hinweis:<br />

Fronwiese war alter Grünland-Standort.<br />

Hinweis:<br />

Die Umstufung <strong>der</strong> Hauptverkehrsstraße<br />

Holthauser Straße wird <strong>der</strong> kulturlandschaftlichen<br />

Bedeutung des historischen Straßenzugs<br />

gerecht (historischer Weg zwischen Su<strong>der</strong>wich<br />

und Herne).<br />

Bedenken:<br />

Der Emscher-Verlauf, <strong>der</strong> Kanal-Düker und die<br />

alte Fahrt sind im Zeitraum von 100 Jahren zu<br />

landschaftskulturellen Merkzeichen geworden.<br />

Ihr Erhalt ist wünschenswert.<br />

Die alte Badestätte Hellas sollte als Zeugnis<br />

historischer Badekultur geschont, bzw. in Planungen<br />

einbezogen werden.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 208 Habinghorst<br />

6 Fläche für den<br />

ruhenden<br />

Verkehr<br />

12 Sonstige<br />

Hauptverkehrsstraße<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 82 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Die gewählte Darstellung eröffnet vielfältige<br />

Möglichkeiten für ein Stadtteilzentrum am erhaltenswerten,<br />

aber unvollständigen baukulturellen<br />

Zeugnis „Marktplatz Habinghorst“.<br />

Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Wasserfläche<br />

16 Grünfläche Fläche für den<br />

Wald<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Hinweis:<br />

Beibehaltung des ehemaligen Teilstücks <strong>der</strong><br />

historischen Pöppinghauser Straße im weiteren<br />

verbindlichen Bauleitplan-Verfahren (Bebauungsplan<br />

etc.).<br />

Bedenken:<br />

Ehemaliger Standort des Hofes Schulte<br />

Habinghorst sowie baukulturell bedeutsames<br />

Wohnhaus Wartburgstraße 135.<br />

Der erhaltenswerte bauliche Bestand aus den<br />

1930er Jahren auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Wartburgstraße<br />

(z. B. auch Nummer 208 Punkt 18<br />

und 19) ist kulturlandschaftlich bedeutsam.<br />

Die Erhaltung <strong>der</strong> Gebäude ist im weiteren<br />

Bauleitplanverfahren sicherzustellen.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 208 Habinghorst<br />

18 Fläche für den<br />

Gemeinbedarf<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

19 Grünfläche Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

20 Sonstige<br />

Hauptverkehrsstraße<br />

Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

- 83 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Quelle: HistoriKa 1927<br />

Quelle: HistoriKa 1927<br />

Quelle: HistoriKa 1927<br />

Bedenken:<br />

Der erhaltenswerte bauliche Bestand aus den<br />

1930er Jahren auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Wartburgstraße,<br />

speziell hier die Gebäude <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für Teerverwertung (GfT - 1913 –<br />

1964), heute Firma Rütgers<br />

(siehe Nummer 208 Punkt 16 und 19) sind kulturlandschaftlich<br />

bedeutsam.<br />

Eine Erhaltung <strong>der</strong> Gebäude im Rahmen des<br />

Bestandsschutzes ist sicherzustellen.<br />

Bedenken:<br />

Der erhaltenswerte bauliche Bestand aus den<br />

1930er Jahren auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Wartburgstraße,<br />

speziell hier die Gebäude <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

für Teerverwertung (GfT - 1913 –<br />

1964), heute Firma Rütgers<br />

(siehe Nummer 208 Punkt 16 und 18) sind kulturlandschaftlich<br />

bedeutsam.<br />

Eine Erhaltung <strong>der</strong> Gebäude im Rahmen des<br />

Bestandsschutzes ist sicherzustellen.<br />

Hinweis:<br />

Die Fläche erfasst die ehemalige Trasse <strong>der</strong><br />

Zechenbahn Victor <strong>zum</strong> Hafen Victor am<br />

Rhein-Herne-Kanal.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 208 Habinghorst<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 84 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

22 Grünfläche Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Es handelt sich um den ehemaligen Standort<br />

des Hofes Hannemann (Hannemannplatz)<br />

bzw. <strong>der</strong> Gemeindewirtschaft am Standort bis<br />

1945.<br />

Die Freifläche hatte beson<strong>der</strong>s im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

eine große Bedeutung für das soziale<br />

Leben (Schützenfeste, Großkundgebungen).<br />

Sie sollte weiterhin als Grünfläche erhalten<br />

bleiben.<br />

28 Fläche für<br />

Versorgungs-<br />

anlagen<br />

30 Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Innerhalb <strong>der</strong> Fläche befindet sich <strong>der</strong> ehemalige<br />

Standort des Hofes Michels sowie Fundamente<br />

des Kraftwerks in circa drei Meter Tiefe.<br />

Die künftige Baustruktur sollte sich an <strong>der</strong><br />

Nachbarschaft Oskarstrasse (lineare Strukturen,<br />

Zweigeschossigkeit und Einheitlichkeit<br />

hinsichtlich Material und Farbe im Erscheinungsbild)<br />

orientieren.<br />

Quelle: Historika 1842<br />

Grünfläche Bedenken:<br />

Bei <strong>der</strong> Fläche handelt es sich um ein Teilstück<br />

<strong>der</strong> Zechenbahn von Victor III / IV <strong>zum</strong><br />

ehemaligen Kraftwerk-Standort. Der Standort<br />

besteht aus einem erhaltenswerten Brückenbauwerk<br />

und einem erhaltenswerten Stellwerkgebäude<br />

(verbliebenes Zeugnis <strong>der</strong><br />

nahezu untergegangenen Kulturlandschaft),<br />

<strong>der</strong>en Bestand im weiteren Bauleitplanverfahren<br />

gesichert werden sollte.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 208 Habinghorst<br />

34 Sonstige<br />

Hauptverkehrsstraße<br />

Statistischer Bezirk 209 Ickern-Nord<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 85 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnbaufläche Hinweis :<br />

Bei dem Straßenstück <strong>der</strong> Heerstraße handelt<br />

es sich um einen historischen Weg von Dortmund<br />

nach Henrichenburg / RE-Su<strong>der</strong>wich in<br />

Fortführung <strong>der</strong> Recklinghauser Straße.<br />

4 Grünfläche Wohnbaufläche Hinweis :<br />

Der Siedlungszusammenhang <strong>der</strong> Horststraße<br />

ist eine angerartige Gruppierung von 1925.<br />

5 Grünfläche Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Bei <strong>der</strong> Fläche handelt es sich um den Standort<br />

<strong>der</strong> ehem. Öl-Wassermühle, die durch den<br />

Mühlenbach von <strong>der</strong> Gräfte des Hauses Ickern<br />

betrieben worden ist.<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft


Statistischer Bezirk 209 Ickern-Nord<br />

6 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

8 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Statistischer Bezirk 210 Ickern-Süd<br />

1 Fläche für<br />

Versorgungs-<br />

anlagen<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Der ehemalige Standort des Hofes Brügemann<br />

(heute Firma Wallhorst um 1950) sollte als kulturlandschaftliche<br />

Mitteilung erhalten bleiben.<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 86 -<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Quelle: HistoriKa 1938<br />

Hinweis:<br />

Die baulichen Mitteilungen <strong>der</strong> ehemaligen Zeche<br />

Victor-Ickern (Einfriedungen) sollen erhalten<br />

bleiben.<br />

Hinweis:<br />

Die historischen Waldgrenzen werden aufgegeben<br />

(siehe HistoriKa 1842 und 1938)<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft


Statistischer Bezirk 210 Ickern-Süd<br />

5 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die geplante Wohnbau-Fläche im westlichen<br />

Teil südlich <strong>der</strong> Recklinghauser Straße verunklart<br />

die Situation, die durch die ehem. Zechenstandorte<br />

/ Stickstoffwerke sowie<br />

Arbeitersiedlungen geprägt worden ist. Der<br />

ehem. Zusammenhang <strong>der</strong> kulturlandschaftlichen<br />

Mitteilung des Gegenübers von Wohnen<br />

und Arbeiten geht verloren.<br />

Im östlichen Teil keine Bedenken, da historischer<br />

Baubestand.<br />

7 Grünfläche Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die einzelnen Grünflächen sind Bestandteil<br />

des Freiraums um den „Ickerner Knoten“. Vorrang<br />

sollte die zusammenhängende Grünfläche<br />

innerhalb des sich bildenden Straßen-<br />

Rechtecks behalten (miteinbezogen auch die<br />

Fläche zwischen den beiden „Ästen“ Ickerner<br />

Straße und Recklinghauser Straße-Ost),<br />

wenngleich diese durch vielfältige Verkehrsbeziehungen<br />

heute optisch zerteilt ist. Eine Bebauung<br />

würde die Eigenart <strong>der</strong> historisch<br />

gewachsenen Situation verunklaren.<br />

Hinweis:<br />

Die zusätzliche Darstellung durch das Planzeichen<br />

„Parkfläche“ würde helfen, die Situation<br />

zu sichern.<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 87 -<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft


Statistischer Bezirk 210 Ickern-Süd<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

8 Grünfläche Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die einzelnen Grünflächen sind Bestandteil<br />

des Freiraums um den „Ickerner Knoten“. Vorrang<br />

sollte die zusammenhängende Grünfläche<br />

innerhalb des sich bildenden Straßen-<br />

Rechtecks behalten (miteinbezogen auch die<br />

Fläche zwischen den beiden „Ästen“ Ickerner<br />

Straße und Recklinghauser Straße-Ost),<br />

wenngleich diese durch vielfältige Verkehrsbeziehungen<br />

heute optisch zerteilt ist. Eine möglicherweise<br />

angestrebte Bebauung würde die<br />

Eigenart <strong>der</strong> historisch gewachsenen Situation<br />

verunklaren.<br />

Hinweis:<br />

Die zusätzliche Darstellung durch das Planzeichen<br />

„Parkfläche“ würde helfen, die überkommene<br />

Situation langfristig zu sichern.<br />

11 Gemischte<br />

Baufläche<br />

Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Die erhaltenswerte Baugruppe an <strong>der</strong><br />

Vinckestraße kann so erhalten bleiben.<br />

13a Grünfläche Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Die geplante Wohnbaufläche lässt die ehemalige<br />

Funktion des benachbarten Hofes Exter-<br />

Heidbauer noch stärker als ohnehin schon in<br />

den Hintergrund treten. Bei <strong>der</strong> Gestaltung und<br />

Erschließung des Wohngebietes sollte auf die<br />

Freiflächen im Umfeld des Hofes Bezug genommen<br />

werden.<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 88 -<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft


Statistischer Bezirk 210 Ickern-Süd<br />

13b Grünfläche Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

15 Fläche für den<br />

Gemeinbedarf<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Statistischer Bezirk 213 Pöppinghausen<br />

1 Sonstige<br />

Hauptverkehrsstraße<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

- 89 -<br />

Hinweis:<br />

Die Darstellung hilft, die Freifläche im Umfeld<br />

des erhaltenswerten Hofes Exter-Heidbauer<br />

als kulturlandschaftliche Mitteilung zu sichern.<br />

Dies gilt eingeschränkt, weil die geplante benachbarte<br />

Wohnbebauung die landwirtschaftliche<br />

Funktion des Bereiches in den Hintergrund<br />

treten lässt.<br />

Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Die geplante Wohnbaufläche liegt unmittelbar<br />

benachbart zu <strong>der</strong> kulturlandschaftlich bedeutenden<br />

Siedlung Aapwiesen, die aus den 50er<br />

Jahren stammt. Eine Erschließung für eine erweiterte<br />

Siedlung sollte sich am Leiterprinzip<br />

<strong>der</strong> Siedlung Aapwiesen orientieren. Die Erweiterung<br />

sollte auch Bezug nehmen auf die<br />

Gestaltungsprinzipien <strong>der</strong> einheitlichen Nachbarsiedlung<br />

mit ihrer Glie<strong>der</strong>ung bestehend<br />

aus <strong>der</strong> Straße zugewandten Vorgärten, Fassaden-<br />

und Dachflächen.<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Hinweis:<br />

Trasse ist Teilstück <strong>der</strong> ehemaligen<br />

Pöppinghauser Straße bis <strong>zum</strong> Ausbau des<br />

Rhein-Herne-Kanals um 1900<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft


Statistischer Bezirk 213 Pöppinghausen<br />

8 Wohnbaufläche Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

13 Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

19 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Grünfläche<br />

- 90 -<br />

Bemerkung:<br />

Die Darstellung hilft, die Situation <strong>der</strong> vorhandenen,<br />

kulturlandschaftlich erhaltenswerten<br />

Siedlung Krummer Weg / Ringelrodtweg zu<br />

erhalten.<br />

Hinweis:<br />

Die ehemalige Trasse <strong>der</strong> Zechenbahn <strong>der</strong><br />

Zeche König Ludwig <strong>zum</strong> gleichnamigen Hafen<br />

am Rhein-Herne-Kanal wird erhalten und<br />

bereits als Radweg genutzt.<br />

Grünfläche Hinweis:<br />

Bei den Flächen handelt es sich um das ehem.<br />

Kohlenlager am Hafen König Ludwig <strong>der</strong><br />

gleichnamigen Zeche in RE-Su<strong>der</strong>wich.<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft


Statistischer Bezirk 213 Pöppinghausen<br />

21 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

23 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

27 Fläche für den<br />

Wald<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

- 91 -<br />

Hinweis:<br />

Bei den Flächen handelt es sich um das ehemalige<br />

Kohlenlager am Hafen König Ludwig<br />

<strong>der</strong> gleichnamigen Zeche in RE-Su<strong>der</strong>wich<br />

(siehe auch Nummer 213 Punkt 19).<br />

Wohnbaufläche Quelle: HistoriKa 1842 Hinweis:<br />

Nördlich davon liegt innerhalb <strong>der</strong> Flächen für<br />

Landwirtschaft <strong>der</strong> ehem. Standort des Kotten<br />

Overbacks, heute Domhöfer. Reste <strong>der</strong> weitgehend<br />

überformten Gebäude sind im Außenbereich<br />

gesichert.<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Quelle: HistoriKa 1997<br />

Hinweis:<br />

Die markante Geländekante ist über die Jahrhun<strong>der</strong>te<br />

noch zu erkennen.<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft


Statistischer Bezirk 217 Henrichenburg-Ost<br />

1 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Wasserfläche<br />

Grünfläche<br />

2 Grünfläche<br />

Sonstige überörtliche<br />

o<strong>der</strong><br />

örtliche Haupt-<br />

verkehrsstraße<br />

6 Gemischte<br />

Baufläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Grünfläche<br />

Wasserfläche<br />

Grünfläche<br />

Sonstige überörtliche<br />

o<strong>der</strong><br />

örtliche Haupt-<br />

verkehrsstraße<br />

Fläche für den<br />

Wald<br />

- 92 -<br />

Bedenken:<br />

Hier liegt eine Beeinträchtigung durch Verfüllen<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Fahrt des Rhein-Herne-Kanals<br />

vor.<br />

Die alte Badestätte „Neptun“ sollte als Zeugnis<br />

historischer Badekultur, in Planungen einbezogen<br />

werden.<br />

Bemerkung:<br />

Die Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> GE-Fläche in Grünfläche<br />

birgt kulturlandschaftliche Entwicklungschancen.<br />

Bedenken:<br />

Die geplante Verlegung <strong>der</strong> Wartburgstraße<br />

auf <strong>der</strong> Kanalinsel führt zu einem Bedrängen<br />

des Archäologischen Landschaftsparks.<br />

Hinweis:<br />

Der ehemalige Standort des Hofes Böhmer<br />

wird durch die geplante Waldfläche nicht beeinträchtigt.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 218 Henrichenburg-West<br />

1 Grünfläche Grünfläche<br />

Wasserfläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 93 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Bedenken:<br />

Die alte Badestätte Neptun sollte als Zeugnis<br />

historischer Badekultur geschont bzw. in Planungen<br />

einbezogen werden.<br />

2 Wohnbaufläche Grünfläche Hinweis:<br />

Standort des ehemaligen Hauses<br />

Henrichenburg, heute Fläche des Archäologischen<br />

Parks. Eventuell Darstellung mit Planzeichen<br />

„Park“ bzw. nachrichtliche Darstellung<br />

auch als „Bodendenkmal“.<br />

7 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Grünfläche Quelle: HistoriKa 1907<br />

Bedenken:<br />

Heute noch gut zu erkennen sind die Landnutzungsmuster<br />

des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts.<br />

Durch einen Ersatzstandort Sportplatz gehen<br />

die kulturlandschaftlichen Zusammenhänge<br />

zwischen den Nutzflächen und den überkommenen<br />

Hofstellen verloren. In diesem Bereich<br />

liegt <strong>der</strong> Hof San<strong>der</strong>s, Hebewerkstraße 73. Er<br />

gehört zu den überkommenen Hofstellen im<br />

Stadtteil Henrichenburg und repräsentiert die<br />

landwirtschaftliche Phase zwischen 1801 und<br />

1900.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Statistischer Bezirk 218 Henrichenburg-West<br />

13 Fläche für den<br />

Gemeinbedarf<br />

Grünfläche<br />

14 Fläche für den<br />

ruhenden<br />

Verkehr<br />

- 94 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnbaufläche<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Hinweis:<br />

Bebauung <strong>der</strong> Freifläche und <strong>der</strong> Fläche <strong>der</strong><br />

ehem. Hofstelle Kloth, von <strong>der</strong> nach Brand die<br />

Bausubstanz weitgehend zerstört ist. Einige<br />

große Hofbäume prägen die Situation und sollten<br />

im weiteren Bebauunggsplanverfahren als<br />

Mitteilung erhalten werden.<br />

Grünfläche Hinweis:<br />

Die Än<strong>der</strong>ung dient <strong>der</strong> Freihaltung <strong>der</strong> Freiflächen<br />

des Hofes Holtkotte.<br />

16 Grünfläche Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Fläche, die nach dem Bebauungsplankonzept<br />

von E. Lickweg vom Baubüro <strong>der</strong> Zeche Victor<br />

ohnehin bereits um 1920 bebaut werden sollte.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Statistischer Bezirk 218 Henrichenburg-West<br />

- 95 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

18 Grünfläche Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die Fläche des alten Emscherlaufs mit erhaltenen<br />

Feuchtzonen (und Reste <strong>der</strong> Mühle bei<br />

Haus Henrichenburg) steht einer Bebauung<br />

entgegen. Die bis heute erhaltene Situation ist<br />

<strong>zum</strong> Verständnis <strong>der</strong> kulturlandschaftlichen<br />

Mitteilung notwendig.<br />

19 Grünfläche Wohnbaufläche Quelle: HistoriKa 1842<br />

Bedenken:<br />

Bei <strong>der</strong> geplanten Fläche handelt es sich um<br />

die Freifläche <strong>zum</strong> Hof Hartmann an <strong>der</strong><br />

Lambertstraße. Als Mitteilung über die historische<br />

Situation sollte das unmittelbare Umfeld<br />

<strong>der</strong> Hofstelle freigehalten werden.<br />

Statistischer Bezirk 303 Bövinghausen<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

4 Bahnanlagen Wohnfläche Bedenken:<br />

Der Bahndamm sollte in seiner morphologischen<br />

Ausprägung als ehemalige Zechenbahn<br />

zur Verbindung <strong>der</strong> Zeche Erin / Zeche Lothringen<br />

(Bochum-Gerthe) erhalten bleiben.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 303 Bövinghausen<br />

9 Gemischte<br />

Baufläche<br />

Statistischer Bezirk 307 Frohlinde<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 96 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnfläche Hinweis:<br />

Bei <strong>der</strong> Siedlung Fuchsweg handelt es sich um<br />

eine <strong>der</strong> ersten Selbsthilfe-Siedlungen nach<br />

dem 2. Weltkrieg zur Zeche Zollern II / IV in<br />

DO-Bövinghausen, damit um eine kulturlandschaftliche<br />

Mitteilung.<br />

6 Dorfgebiet Wohnfläche Bedenken:<br />

Die Än<strong>der</strong>ung betrifft den Gebietscharakter innerhalb<br />

des erhaltenswerten Dorfes Frohlinde<br />

als kulturlandschaftliche Mitteilung. Es ist zu<br />

befürchten, dass mit dem Rückgang <strong>der</strong> landwirtschaftlichen<br />

Nutzung (z. B. nicht zutreffend<br />

für den Reiterhof Hof Vierhaus) die Verän<strong>der</strong>ung<br />

<strong>der</strong> Baustruktur durch Einfamilienhäuser<br />

einhergeht (z. B. wie zuletzt beim Hof Reinold).<br />

7 Versorgungs-<br />

fläche<br />

Wasserfläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Quelle: Kataster 1872<br />

[Stadtarchiv Castrop-Rauxel]<br />

Kulturlandschaftliches Ziel sollte daher sein,<br />

die vorhandenen Baustruktur zu sichern und<br />

durch Umnutzung zu erhalten (wie z. B. Hof<br />

Grümer).<br />

Hinweis:<br />

Die Darstellung dient <strong>der</strong> Erhaltung als Wasserfläche<br />

und wird <strong>der</strong> kulturhistorischen Bedeutung<br />

des Mühlenteiches gerecht.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 311 Merklinde<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 97 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

4 Bahnanlage Wohnfläche Bedenken:<br />

Die Än<strong>der</strong>ungen betreffen das ehem. Gleisdreieck<br />

<strong>der</strong> ehemaligen Bahn-Trassen zur Zeche<br />

Schwerin und Zeche Lothringen in<br />

Bochum-Gerthe und <strong>der</strong>en Verknüpfung mit<br />

<strong>der</strong> Emschertalbahn einschließlich <strong>der</strong> Brückenbauwerke.<br />

Inwieweit es gelingen kann, die kulturlandschaftlichen<br />

Merkmale mit einer Wohnbebauung<br />

(z. B. unter dem Motto „Wohnen im<br />

Gleisdreieck“) zu verbinden, bleibt in <strong>der</strong> vorbereitenden<br />

Bauleitplanung offen und ist durch<br />

die verbindliche Bauleitplanung zu klären.<br />

Hier sollte die kulturhistorische Mitteilung eines<br />

ehemaligen Trassenverlaufs nachhaltig sichergestellt<br />

werden. (vergleiche Anmerkung<br />

unter Bezirk 303 Nummer 4 in Bövinghausen).<br />

5 Straßen-<br />

verkehrsfläche<br />

Wohnfläche Hinweis:<br />

Bei dem Alten Hellweg handelt es sich um eine<br />

historische Straßenverbindung zwischen Bochum-Gerthe<br />

und Dortmund-Mengede (siehe<br />

auch Nummer 6).


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 311 Merklinde<br />

6 Straßen<br />

verkehrsfläche<br />

Grünfläche<br />

14 Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

15a Bahnanlagen<br />

Verkehrsfläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

- 98 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Hinweis:<br />

Bei dem Alten Hellweg handelt es sich um eine<br />

historische Straßenverbindung zwischen Bochum-Gerthe<br />

und Dortmund-Mengede (siehe<br />

auch Nummer 5).<br />

Bedenken:<br />

Grünfläche Bedenken:<br />

(siehe unter Statistischer Bezirk 311 Nummer<br />

4)<br />

(siehe unter Statistischer Bezirk 311 Nummer<br />

4)


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 311 Merklinde<br />

15b Grünfläche/<br />

Bahnanlagen<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

17 Grünfläche Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

- 99 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Bedenken:<br />

(siehe unter Statistischer Bezirk 311 Nummer<br />

4)<br />

Bedenken:<br />

Die geplante Wohnbaufläche erweitert den<br />

weilerartigen Stadtteil Merklinde um eine Fläche<br />

von vielleicht 40%. Dieser Wachstumssprung<br />

kann schwerlich gewachsene Strukturen<br />

hervorbringen. Betroffen von <strong>der</strong><br />

Entwicklung sind die direkt angrenzenden<br />

überkommenen Hofstellen Tewes und Risse.<br />

Der ehemalige Hof Tewes ist heute eine Seniorenwohnanlage,<br />

die mit dem alten Wohnhaus<br />

und <strong>der</strong> Hoflinde den Charakter einer ländlichen<br />

Baugruppe bewahrt hat. Der Hof Risse<br />

bietet auch heute noch das typische Bild einer<br />

landwirtschaftlichen Hofstelle in <strong>der</strong> Weilersiedlung<br />

Merklinde. Das neue Wohngebiet ist<br />

aufgrund seiner Größe in <strong>der</strong> Lage, den Charakter<br />

<strong>der</strong> Ortschaft zu überformen. Sinnvoll<br />

wäre eine Planung, die weilerförmige Strukturen<br />

wie etwa hofartige Situationen entwickelt.<br />

Dies ist mit beson<strong>der</strong>en Herausfor<strong>der</strong>ungen<br />

auch bei <strong>der</strong> Planung <strong>der</strong> Erschließung verbunden.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 311 Merklinde<br />

20 Fläche für<br />

Bahnanlagen<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 312 Obercastrop<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

Grünfläche<br />

Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 100 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Hinweis:<br />

Die ehemalige Zechenbahn mit <strong>der</strong> Brückenanlage<br />

an <strong>der</strong> Merklin<strong>der</strong> Straße ist ein Zeugnis<br />

<strong>der</strong> Bergbaugeschichte von Castrop-<br />

Rauxel. An <strong>der</strong> stillgelegten Bahn führt heute<br />

ein Fuß- und Radweg entlang. Die Morphologie<br />

des Bahnkörpers sollte erhalten werden.<br />

Durch geeignete Grünflächenpflege wären Ein-<br />

und Ausblicke in die Gleisanlage und darüber<br />

hinaus zu schaffen.<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

4 Grünfläche Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Bei <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung handelt es sich offensichtlich<br />

um die Anpassung an die Örtlichkeit. Der bestehende<br />

rechtskräftige FLN-Plan zeigt als<br />

„Dokument seiner Zeit“ den konzeptionellen<br />

Ansatz einer „Grünachsen“-Verbindung zwischen<br />

Stadtgarten und dem Erinpark über den<br />

Astenberg zur Glie<strong>der</strong>ung des Siedlungsgebietes.<br />

Diese historische Mitteilung hat sich offensichtlich<br />

durch die zwischenzeitliche<br />

Entwicklung erübrigt.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 312 Obercastrop<br />

7 Grünfläche -<br />

Friedhof<br />

9 Fläche für die<br />

Landwirtschaft -<br />

Abgrabung<br />

Grünfläche -<br />

Parkanlage<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 101 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die Entwicklungsfläche „Scheitens Berg“ rundet<br />

wohl das bestehende Wohngebiet südlich<br />

<strong>der</strong> Siedlung Erindorf ab, engt jedoch die<br />

grünwertige Verbindung zwischen den beiden<br />

Naturschutzgebieten Wagenbruchquellen und<br />

Tongrube Lessmöllmann im Westen über den<br />

Katholischen Friedhof <strong>zum</strong> Evangelischen<br />

Friedhof und <strong>der</strong> Cottenburgschlucht im Osten<br />

ein.<br />

Der <strong>Flächennutzungsplan</strong> 1974 zeigt einen<br />

„Grünzug“ als „Dokument seiner Zeit“ hier<br />

ebenfalls einen konzeptionellen Ansatz im<br />

Ausgleich von geplanten Eingriffen durch Verkehr<br />

und Gewerbe an geeigneten Standorten<br />

im Stadtgebiet.<br />

Wald Hinweis:<br />

Die Abgrabung ist ein kulturhistorisch bedeutsames<br />

Zeugnis <strong>der</strong> menschlichen Tätigkeit.<br />

Die Hohlform sollte in ihrer Ausbildung erhalten<br />

bleiben.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 312 Obercastrop<br />

13 Gemischte<br />

Baufläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 102 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die Än<strong>der</strong>ungen betreffen die Nutzungsart im<br />

ehem. durch landwirtschaftliche Betriebe und<br />

Betriebsgebäude geprägten Dorf Obercastrop.<br />

Es ist zu befürchten, dass diese kulturlandschaftlichen<br />

Mitteilungen verloren gehen, weil<br />

wie in an<strong>der</strong>en Stadtteilen ein Neubau <strong>der</strong><br />

Umnutzung ehem. Hofanlagen vorgezogen<br />

wird. Es ist daher im Sinne <strong>der</strong> Nachhaltigkeit<br />

zu prüfen, dass die vorhandene Bausubstanz<br />

erhalten und somit die Gebietsstruktur bewahrt<br />

werden kann.<br />

14 Grünfläche Wohnbaufläche Hinweis:<br />

Bei <strong>der</strong> Än<strong>der</strong>ung handelt es sich offensichtlich<br />

um die Anpassung an die Örtlichkeit. Der bestehende<br />

rechtskräftige FLN-Plan zeigt als<br />

„Dokument seiner Zeit“ den konzeptionellen<br />

Ansatz einer „Grünachsen“-Verbindung zwischen<br />

Stadtgarten und dem Erinpark über den<br />

Astenberg zur Glie<strong>der</strong>ung des Siedlungsgebietes.<br />

Diese historische Mitteilung hat sich offensichtlich<br />

durch die zwischenzeitliche<br />

Entwicklung erübrigt.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 316 Schwerin<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 103 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

1 Grünfläche Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Die geplante Än<strong>der</strong>ung verzichtet auf den konzeptionellen<br />

Ansatz im rechtskräftigen <strong>Flächennutzungsplan</strong><br />

1974 als „Dokument seiner<br />

Zeit“, hier an <strong>der</strong> „Taille“ im Zuge <strong>der</strong> Adlerstraße<br />

eine Grün-Verbindung (Grünzug) zu<br />

schaffen, die das Stadtgebiet glie<strong>der</strong>t.<br />

Der Bestand - ein breiterer Streifen durch Vorgärten<br />

und Abstandsflächen - ist zwischen<br />

Bodelschwingher Straße und dem Wald bei<br />

Haus Goldschmieding im Zuge <strong>der</strong> westlichen<br />

Heinrichstraße zu erhalten.<br />

Die ehem. Kotten / Hof Trösken und<br />

Denneborg sind - neben dem Hammerkopfturm<br />

- als kulturlandschaftliche Mitteilung zu<br />

erhalten.<br />

3 Wohnbaufläche<br />

Grünfläche<br />

Wald<br />

vgl. Karte 3: Siedlungsgenese<br />

Bedenken:<br />

Die Planungsabsicht, hier die vorhandene<br />

städtebauliche Fassung durch Gebäude zugunsten<br />

von Wald aufzugeben, erscheint <strong>zum</strong>indest<br />

als Eingriff in die gewachsene<br />

Baustruktur auf <strong>der</strong> Westseite <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong><br />

Straße, die allseits straßenbegleitend Straßenraum<br />

fasst und dadurch ein erhaltenswertes,<br />

zusammenhängendes Straßen- und Stadtbild<br />

schafft. Zudem liegt hier das erhaltenswerte<br />

Wohnhaus Dortmun<strong>der</strong> Straße 10 A sowie <strong>der</strong><br />

ehemalige Standort des Kotten Schmidt-<br />

Krölmann.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 316 Schwerin<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 104 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

4 Grünfläche Wohnbaufläche Bedenken:<br />

Das städtebauliche Ziel des <strong>Flächennutzungsplan</strong>s<br />

1974 einer Grünverbindung im Zuge des<br />

Landwehrbaches wird aufgegeben.<br />

5 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

10 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

Wohnbaufläche<br />

Grünfläche<br />

Wald<br />

Quelle: HistoriKa 1842<br />

Bedenken:<br />

Durch die Ausweisung einer Baufläche im Bereich<br />

<strong>der</strong> beiden ehem. historischen Hofstellen<br />

Straße Oberspredey 50 (Hof Oltman) und 55<br />

(Hof Flasche) als kulturlandschaftliche Mitteilungen<br />

wird <strong>der</strong>en Umfeld genommen.<br />

Grünfläche Quelle: HistoriKa 1921<br />

Bemerkung:<br />

Die Än<strong>der</strong>ung kommt <strong>der</strong> <strong>der</strong>zeitigen Nutzung<br />

Reiterhof entgegen.<br />

Hinweis:<br />

Am Standort liegt die landschaftskulturelle Mitteilung<br />

eines Ziegelei-Standorts für die Zeche<br />

Schwerin.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 316 Schwerin<br />

11 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

12 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

13 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 105 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Grünfläche Quelle: HistoriKa 1921 Bedenken:<br />

Die Umnutzung <strong>der</strong> Brache <strong>der</strong> ehem. Zeche<br />

Graf Schwerin sollte geklärt werden, sodass<br />

die FLN-Plan-Än<strong>der</strong>ung auf die nicht nachvollziehbare<br />

kleinteilige Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fläche<br />

verzichten kann.<br />

Son<strong>der</strong>baufläche<br />

Quelle: HistoriKa 1921<br />

Hinweis:<br />

Fassung <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

in Fortsetzung <strong>der</strong> Wirtschaft- und Wohnbebauung.<br />

Bedenken:<br />

Die Umnutzung <strong>der</strong> Brache <strong>der</strong> ehem. Zeche<br />

Graf Schwerin sollte geklärt werden, sodass<br />

die FLN-Plan-Än<strong>der</strong>ung auf die nicht nachvollziehbare<br />

kleinteilige Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fläche<br />

verzichten kann.<br />

Hinweis:<br />

Fassung <strong>der</strong> Ostseite <strong>der</strong> Dortmun<strong>der</strong> Straße<br />

in Fortsetzung <strong>der</strong> kulturhistorisch bedeutsamen<br />

Wirtschafts- und Wohnbebauung (siehe<br />

auch Nummer 316 Punkt 11).<br />

Wald<br />

Quelle: HistoriKa 1921<br />

Bedenken:<br />

Die Umnutzung <strong>der</strong> Brache <strong>der</strong> ehem. Zeche<br />

Graf Schwerin sollte geklärt werden, sodass<br />

die FLN-Plan-Än<strong>der</strong>ung auf die nicht nachvollziehbare<br />

kleinteilige Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fläche<br />

verzichten kann.<br />

Hinweis:<br />

Kleinflächige Waldflächen (unter 1 ha) sind<br />

an<strong>der</strong>norts nicht mehr dargestellt worden.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 316 Schwerin<br />

14 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

15 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

16 Gewerbliche<br />

Baufläche<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 106 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Grünfläche Quelle: HistoriKa 1921 Bemerkung:<br />

Die Hofstellen im Weiler Westhofen erhalten<br />

ihr zugehöriges Umfeld zurück.<br />

Hinweis<br />

Der Bereich des GE-Gebietes im Süden rückt<br />

zu nahe an die Hofstelle Borgmann als kulturlandschaftliche<br />

Mitteilung heran.<br />

Wald<br />

Quelle: HistoriKa 1921<br />

Bedenken:<br />

Die Umnutzung <strong>der</strong> Brache <strong>der</strong> ehem. Zeche<br />

Graf Schwerin sollte geklärt werden, sodass<br />

die FLN-Plan-Än<strong>der</strong>ung auf die nicht nachvollziehbare<br />

kleinteilige Glie<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Fläche<br />

verzichten kann.<br />

(siehe unter Nummer 316 Punkt 13).<br />

Hinweis:<br />

Kleinflächige Waldflächen (unter 1 ha) sind<br />

an<strong>der</strong>norts nicht mehr dargestellt worden.<br />

Wohnbaufläche Quelle: HistoriKa 1921<br />

Bemerkung:<br />

Die Darstellung hilft, die historische Raumkante<br />

<strong>der</strong> Bebauungsstruktur gegenüber dem zurückliegenden<br />

Zechengelände zu erhalten.


Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 316 Schwerin<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 107 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

18 Wald Wohnbaufläche<br />

Quelle: HistoriKa 1894<br />

Hinweis:<br />

Das diese Fläche nicht bewaldet ist, hat einen<br />

kulturhistorischen Grund: Der Zugang zu den<br />

landwirtschaftlichen Höfen an <strong>der</strong> Spredey verlief<br />

zu Beginn des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts ungefähr<br />

an <strong>der</strong> heutigen Waldgrenze. Er wurde erst<br />

zwischen 1913 und 1927 weiter nach Osten<br />

(heute Erlenweg) verlegt. Bei <strong>der</strong> Gestaltung<br />

neuer Wohnbaufläche könnte auf diese alte<br />

Wegeverbindung gestalterische Bezug genommen<br />

werden <strong>zum</strong> Beispiel in Form eines<br />

Dungweges an dieser Stelle.<br />

Benachbart grenzt die kulturlandschaftlich bedeutende<br />

Siedlung Ginsterweg an. An die Gestaltmerkmale<br />

dieser Siedlung aus den 50er<br />

Jahren sollte möglichst angeknüpft werden.


.<br />

Lfd.<br />

Nr.<br />

Darstellung<br />

FNP 1974<br />

Statistischer Bezirk 316 Schwerin<br />

19 Fläche für die<br />

Landwirtschaft<br />

<strong>Kulturlandschaftlicher</strong> <strong>Fachbeitrag</strong> <strong>zum</strong> <strong>Flächennutzungsplan</strong> Castrop-Rauxel<br />

Darstellung<br />

Entwurf 2025<br />

- 108 -<br />

Historische Karte Stellungnahme aus Sicht <strong>der</strong><br />

historischen Kulturlandschaft<br />

Wohnbaufläche<br />

Quelle: HistoriKa 1962<br />

Bedenken:<br />

Die großflächige Wohnbauflächenentwicklung<br />

greift in die gewachsene bäuerliche Kulturlandschaft<br />

innerhalb <strong>der</strong> Stadtteile<br />

Deininghausen und Dingen ein. Zwischen<br />

Dorlohstraße und Menge<strong>der</strong> Straße sind kleinere<br />

Offenlandbereiche erhalten. Die Aufforstungen<br />

des späten 19. Jahrhun<strong>der</strong>ts haben zur<br />

heutigen Ausdehnung des relativ großen und<br />

reich strukturierten Laubwalds auf dem<br />

Rieperberg geführt. Form und Lage von Offenland<br />

und Waldflächen entsprechen noch heute<br />

weitgehend dem Zustand, <strong>der</strong> in <strong>der</strong> preußischen<br />

Uraufnahme von 1842 dargestellt ist.<br />

Unmittelbar angrenzend liegt das beson<strong>der</strong>s<br />

wertvolle Ensemble von Hammerkopfturm, <strong>der</strong><br />

Pestalozzisiedlung und dem Bergbeamtenhaus.<br />

Eine Möglichkeit zur städtebaulichen<br />

Einbeziehung dieses Ensembles scheint nicht<br />

möglich, sodass die Gefahr einer nicht angepassten,<br />

großflächigen Entwicklung besteht.


LWL-Amt für Landschafts- und<br />

Baukultur in Westfalen<br />

48133 Münster<br />

Tel.: 0251 591-3572<br />

Fax: 0251 591-4650<br />

info@lwl-landschafts-und-baukultur.de<br />

www.lwl-landschafts-und-baukultur.de

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