Exportschlager Service
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Unternehmen<br />
Tünkers baute sich immer neue Standbeine<br />
auf: Er belieferte Kranhersteller mit<br />
Zylindern, entwickelte für den Tiefbau Vibrationsrammen<br />
und übernahm vom Maschinenbauer<br />
Jagenberg die Sparte der<br />
Anleim- und Kaschiermaschinen für die<br />
Papierindustrie. Aus dem Kontakt zu Ratinger<br />
Behinderten entwickelte sich die<br />
Produktion von Elektrorollstühlen. „Alle<br />
Bereiche waren damals ähnlich stark. Das<br />
sollte auch so sein – es konnte ja immer<br />
einzelne Rückschläge geben.“<br />
Entwicklungen mit Weltstandard<br />
Aus dem Ein-Raum-Büro waren mittlerweile<br />
drei ausgewachsene Produktionsstätten<br />
im ganzen Stadtgebiet geworden. „Da<br />
mussten Teile zum Lackieren hin- und zur<br />
Montage wieder hergebracht werden. Das<br />
war ein unmöglicher Zustand“, erinnert sich<br />
der Firmengründer. Also wurde im Norden<br />
Ratingens neu gebaut, unweit der heutigen<br />
A52, diesmal mit ausreichend Platz.<br />
Die bewusste Balance der einzelnen Produktsparten<br />
ist mittlerweile Geschichte.<br />
Wenn auch eine Erfolgsgeschichte. Denn<br />
Tünkers‘ Know-how fi el in der Autoindustrie<br />
auf besonders fruchtbaren Boden.<br />
Für das Kölner Ford-Werk entwickelten<br />
die Ratinger Ende der 1960 er Jahre einen<br />
pneumatischen Kniehebelspanner, mit<br />
dessen Hilfe die Arbeiter leichter die Karosserieteile<br />
verschweißen konnten. Das<br />
patentierte Gerät war der Anfang der automatisierten<br />
Karosserieproduktion – und<br />
blieb bei weitem nicht die einzige Innovation,<br />
mit der Tünkers die Autohersteller begeisterte.<br />
„Alles was wir entwickelt haben,<br />
ist zum Weltstandard geworden“, sagt Josef<br />
Gerhard Tünkers. Zu den Spannern,<br />
die heute in tausenden Varianten ausgeliefert<br />
werden, kamen Förderbänder und<br />
Transportwagen, Stanzen, Prägemaschinen<br />
und später auch Robotergreifer. Tünkers<br />
entwickelte sich zum Fabrikausrüster,<br />
ohne den kein Automobilhersteller mehr<br />
auskommt. „Erfi ndergeist serienmäßig“,<br />
lautet lange schon der selbstbewusste Slogan<br />
des Unternehmens. Dass er keine leere<br />
Worthülse bleibt, ist rund 30 Ingenieuren<br />
zu verdanken, die es inzwischen auf mehr<br />
als 300 Patente gebracht haben. „Jeden<br />
Tag eine neue Idee, jede Woche ein neues<br />
Produkt – das ist unser Anspruch, und den<br />
erfüllen wir auch“, sagt Tünkers.<br />
Neun Standorte weltweit<br />
Bei so viel Tatendrang war es zu erwarten,<br />
dass die Ratinger Firma irgendwann aus<br />
dem Schatten der Fabrikhallen hervortreten<br />
würde. Eher symbolisch passierte das<br />
2002 ausgerechnet im James-Bond-Film<br />
„Stirb an einem anderen Tag“. Da droht<br />
Halle Berry in einer Fabrikhalle von laserbewehrten<br />
Roboterarmen zerschnitten zu<br />
werden. Ihr Schicksal scheint besiegelt, sie<br />
nähert sich unaufhaltsam den tödlichen Robotern,<br />
gefesselt auf einem Transportgestell,<br />
auf dem sekundenlang der Tünkers-Schriftzug<br />
zu sehen ist. Natürlich wird die Schöne<br />
am Ende gerettet und das Gestell – eine Spezialkonstruktion<br />
für das Filmset – steht heute<br />
im Tünkers‘schen Museum.<br />
Während der Film in die Kinos kam,<br />
trieb Tünkers auch seine internationale<br />
Expansion voran, gründete Niederlassungen<br />
in Frankreich, Brasilien, China<br />
und den USA. Später kauften die Ratinger<br />
Produktsparten von anderen Unternehmen<br />
zu. Heute produziert Tünkers an<br />
neun Standorten weltweit. „Unser kleines<br />
Imperium“, wie Josef Gerhard Tünkers<br />
es augenzwinkernd nennt, „dreht sich<br />
aber fast nur noch um Automotive. Darüber<br />
sind wir nicht so glücklich.“ Denn bei<br />
allem Stolz über den Stellenwert innerhalb<br />
der Branche, ist die Abhängigkeit vom Automarkt<br />
doch spürbar. Tünkers Strategie<br />
geht deshalb in zwei Richtungen: Zum einen<br />
will er den Mitbewerbern immer eine<br />
Nasenlänge voraus sein. „Mit neuen Produkten<br />
können wir auch die Preise anheben<br />
– das geht einige Jahre gut, dann brauchen<br />
wir wieder etwas Neues.“<br />
Suche nach neuen Märkten<br />
Außerdem schauen sich die Ratinger Tüftler<br />
unermüdlich nach neuen Märkten um.<br />
Zum 50. Firmenjubiläum richtet sich Tünkers<br />
Blick weniger nach hinten, als in die<br />
Zukunft. Besonders aussichtsreich ist dabei<br />
die Elektromobilität, die einzige Sparte,<br />
mit der Tünkers bisher in der Öffentlichkeit<br />
auftritt: Los ging es einst mit den<br />
Berichtet<br />
Elektrorollstühlen. Später kamen Golf-<br />
Scooter und Gepäckwagen hinzu, heute<br />
sammeln die Tünkers‘schen Mobile auf<br />
den Flughäfen der ganzen Welt Koffer ein.<br />
Mit dem „Mo Vi“, einem schlanken Elektrodreirad,<br />
das wie ein komfortableres Segway<br />
wirkt, richtet sich Tünkers nun endgültig<br />
an den Massenmarkt. „Noch ist<br />
das ein sehr zartes Pfl änzchen“, sagt Tünkers<br />
bescheiden. Doch er denkt weit voraus.<br />
Längst sind auch seine Söhne André<br />
und Olaf Tünkers in die Geschäftsleitung<br />
eingestiegen, das Familienunternehmen<br />
will auch die Welt von morgen mitgestalten.<br />
„Wir beobachten derzeit das System<br />
der Fahrradstationen. Das ist bestimmt<br />
der richtige Weg“, sagt Tünkers. Mit einem<br />
ähnlichen Konzept will er deshalb in<br />
Ratingen schon bald ein Verleihsystem mit<br />
den wendigen Dreirädern etablieren. Die<br />
Revolution der Mobilität beginnt bei Tünkers<br />
vor der eigenen Haustür.<br />
Bild 1: Auch eine Fassbier-Abfüllanlage für belgische<br />
Brauer kam schon aus dem Hause Tünkers.<br />
Bild 2: Moderne Elektromobilität: Der „Mo Vi“, im<br />
Bild (von links): Olaf, André und Josef Gerhard<br />
Tünkers.<br />
Bild 3: Der „Mo Vi“, im Einsatz<br />
Bild 4: Schon immer auf der Suche nach Innovationen:<br />
Elektrostuhl der Fima Tünkers.<br />
Bild 5: Ein altes Spannersystem aus dem Hause Tünkers.<br />
Bild 6: Ein modernes Spannersystem aus dem Hause<br />
Tünkers.<br />
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