Bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft - Chirurgenmagazin
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CHIRURGENMAGAZIN<br />
Heft 52 | Ausgabe 4.2011 | ISSN 1611-5198 | Preis 12,00 Euro<br />
Für den niedergelassenen Chirurgen<br />
Thromboseprophylaxe<br />
Ungehinderter Blutfluss<br />
<strong>nach</strong> ambulanten Eingriffen<br />
und bei Risikopatienten<br />
Handchirurgie<br />
Neue Injektionstherapie zur Behandlung<br />
des Morbus Dupuytren zugelassen<br />
BNC – Berufsverband Niedergelassener Chirurgen | www.bncev.de<br />
GKV-VSG<br />
Auch das FDP-geführte<br />
Ministerium setzt auf zentral<br />
gesteuerte Staatsmedizin<br />
Spezialärztliche<br />
Versorgung<br />
Bürokratiemonstrum<br />
ohne Nutzen für Ärzte<br />
und ihre <strong>Patienten</strong>
Lösen Sie den Dupuytren Strang<br />
Neu<br />
Injektionstherapie bei<br />
Dupuytren'scher Kontraktur<br />
XIAPEX muss von einem in der richtigen Anwendung des Arzneimittels entsprechend geschulten Arzt<br />
mit Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Morbus Dupuytren angewendet werden<br />
Xiapex ® 0,9 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung Zusammensetzung: Wirkstoff: Jede Durchstechfl asche mit Pulver enthält 0,9 mg mikrobielle Collagenase (eine<br />
Mischung von zwei Collagenase-Enzymen, die gemeinsam exprimiert und mittels anaerober Fermentation eines phänotypisch gewählten Stammes von Clostridium histolyticum gewonnen werden).<br />
Sonstige Bestandteile: Pulver: Sucrose, Trometamol, Salzsäure 2,4 % (zur pH-Einstellung). Lösungsmittel: Calciumchlorid-Dihydrat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete:<br />
Xiapex ist indiziert zur Behandlung einer Dupuytren’schen Kontraktur bei <strong>Patienten</strong> mit einem tastbaren Strang. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen<br />
Bestandteile. Hinweis: Xiapex muss von einem in der richtigen Anwendung des Arzneimittels entsprechend geschulten Arzt mit Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Morbus Dupuytren<br />
angewendet werden. Nebenwirkungen: Sehr häufi g: Lymphadenopathie, Pruritus, Ekchymose, Schmerzen in den Gliedmaßen, peripheres Ödem (Ödem an der Injektionsstelle und Ödem), Blutung an der<br />
Injektionsstelle, Schmerzen an der Injektionsstelle, Schwellung an der Injektionsstelle, Druckempfi ndlichkeit, Kontusion. Häufi g: Lymphknotenschmerzen, Parästhesie, Hypästhesie, Brennen, Schwindel,<br />
Kopfschmerzen, Übelkeit, Blutblase, Hautblasen, Ausschlag, Erythem, Hyperhidrose, Arthralgie, Gelenkschwellung, Myalgie, Achselschmerzen, Entzündung, Entzündung an der Injektionsstelle, Schwellung,<br />
Erythem an der Injektionsstelle, Pruritus an der Injektionsstelle, Wärmegefühl an der Injektionsstelle, Hautblasen an der Injektionsstelle, Hautverletzung. Gelegentlich: Cellulitis an der Injektionsstelle,<br />
Thrombozytopenie, Überempfi ndlichkeit, Desorientiertheit, Agitiertheit, Schlafl osigkeit, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, komplexes regionales Schmerzsyndrom, Monoplegie, vasovagale Synkope, Tremor,<br />
Augenlidödem, Hämatom, Hypotonie, Dyspnoe, Hyperventilation, Diarrhoe, Erbrechen, Oberbauchschmerzen, erythematöser Ausschlag, makulärer Ausschlag, Ekzem, Gesichtsschwellung, Hautschmerzen,<br />
Hautabschälung, Hautläsion, Hauterkrankung, Schorf, Hautverfärbung, Hautspannung, tastbare axilläre Masse, schmerzende Brustwand, Lendenschmerzen, Krepitation in Gelenken, Gelenksteife,<br />
Gliedmaßenbeschwerden, Muskelspasmen, Muskelschwäche, Knochen- und Muskelbeschwerden, Knochen- und Muskelsteife, Nackenschmerzen, Schulterschmerzen, Druckempfi ndlichkeit in der Brust,<br />
Brustvergrößerung, lokale Schwellung, Fieber, Schmerzen, Beschwerden, Müdigkeit, Hitzegefühl, grippeartige Erkrankung, Gefühllosigkeit an der Injektionsstelle, Schuppung an der<br />
Injektionsstelle, Verfärbung an der Injektionsstelle, Reizung an der Injektionsstelle, Knötchen an der Injektionsstelle, Reaktion an der Injektionsstelle, Unwohlsein, tastbare Lymphknoten,<br />
Erhöhung der Alanin-Aminotransferase oder der Aspartat-Aminotransferase, erhöhte Körpertemperatur, Sehnenruptur, Ligamentverletzung, Verletzung von Gliedmaßen, offene<br />
Wunde, Wunddehiszenz. Packungsgröße: Packung mit 1 Durchstechfl asche mit Pulver und 1 Durchstechfl asche mit Lösungsmittel. Bitte beachten Sie außerdem die Fachinformation.<br />
Abgabestatus: Verschreibungspfl ichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: PFIZER PHARMA GmbH, 10785 Berlin. Stand: Februar 2011.<br />
www.pfi zer.de<br />
b-1v2xp-pv-0
Versorgungsstrukturgesetz<br />
Kommt es nun,<br />
oder kommt es nicht ?<br />
Angesichts der politischen Spielereien um das GKV-Versorgungsstrukturgesetz<br />
(GKV-VSG) könnte man beinahe Zweifel bekommen, ob es tatsächlich zum<br />
1. Januar 2012 in Kraft treten wird. Kassen- und Ärztevertreter sind wie üblich<br />
zerstritten, aber auch die ärztliche Selbstverwaltung verfolgt in der Diskussion<br />
keine klare Linie – Ärzte sollten sich also auf einen heißen Herbst einstellen.<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
der Gesetzentwurf für das GKV-<br />
VSG hat das Bundeskabinett<br />
passiert. Doch das allein will<br />
noch nicht viel heißen. Denn<br />
zum einen muss dem Gesetz der<br />
Bundesrat zustimmen, die Mehrheitsverhältnisse<br />
sind bekannt.<br />
Zum anderen muss das Gesetz<br />
kostenneutral sein, damit es nicht<br />
umgehend vom Bundesfinanzministerium<br />
kassiert wird.<br />
Akteure sind uneins über<br />
ihre Haltung zum GKV-VSG<br />
Auch die Akteure im Gesundheitssystem<br />
sind sich nicht einig<br />
(siehe Artikel auf Seite 10): Die<br />
Kassen fürchten eine Kostenexplosion.<br />
Die KVen sind uneins,<br />
ob sie mehr oder weniger Regionalisierung<br />
wollen. Die KBV sagt mal<br />
„hüh“ und mal „hott“ – wie zuletzt<br />
beim Thema Aufkauf von Praxen<br />
in überversorgten Gebieten.<br />
Ein einheitliches Vorgehen<br />
der Vertreter der Ärzte ist ebenfalls<br />
nicht erkennbar. Den Berufsverbänden<br />
fällt es schwer, zu<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
kurzfristigen Änderungen des<br />
Gesetzentwurfs zeitnah Stellung<br />
zu nehmen – immerhin hagelte<br />
es vor der Sommerpause im<br />
Wochentakt neue Versionen.<br />
Wenig Rückhalt für spezialfachärztliche<br />
Versorgung<br />
Zunächst erfüllte man den<br />
Wunsch der KBV, eine Regionalisierung<br />
einzuführen – in der Kabinettsvorlage<br />
wurde dies wieder<br />
rückgängig gemacht. Die Diskussion<br />
um die ambulante spezialärztliche<br />
Versorgung dümpelt<br />
vor sich hin; geändert wurde an<br />
diesem Konzept trotz zahlreicher<br />
Aufschreie von KVen und Berufsverbänden<br />
bisher nichts.<br />
Nur einige wenige befürworten<br />
diese Versorgungsform – wohl<br />
weil sie sich gerade darin wiederfinden<br />
– während die meisten<br />
darin ein Bürokratie- und<br />
Organisationsmonstrum sehen.<br />
Nach Auffassung des BNC (siehe<br />
Artikel auf Seite 8) birgt diese Versorgungsform<br />
die Gefahr, dass<br />
die Berufsgruppen gespalten<br />
werden. Die meisten Fachärzte,<br />
auch die Spezialisten, werden<br />
sich eher nicht in der ambu-<br />
lanten spezialärztlichen Versor-<br />
gung wiederfinden.<br />
Vergessen wird dabei, dass<br />
am § 115 b SGB V nichts geän-<br />
dert wurde. Unsere Forderung<br />
<strong>nach</strong> gleich langen Spießen mit<br />
den Krankenhäusern wird eben-<br />
so wenig berücksichtigt wie die<br />
Vergütung operativer Leistungen<br />
und Zusatzleistungen, die <strong>nach</strong><br />
wie vor nicht identisch ist.<br />
Eine unendliche Geschichte ist<br />
auch die GOÄ-Reform, die in dieser<br />
Legislaturperiode kommen sollte.<br />
Wenn dies nicht gelingt, wird sie<br />
<strong>nach</strong> Meinung vieler Beobachter<br />
nie mehr kommen – auch wenn<br />
es nicht <strong>nach</strong>vollziehbar ist, dass<br />
Ärzte mit einer über 20 Jahre alten<br />
Gebührenordnung abrechnen.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
von der ewigen Baustelle<br />
Ihr Dieter Haack<br />
Editorial<br />
Dr. Dieter Haack<br />
geschäftsführender Vorsitzender<br />
des Berufsverbandes<br />
Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />
und niedergelassener Chirurg<br />
in Stuttgart<br />
Foto: Haack
Inhalt<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
8<br />
BNC aktuell<br />
Spezialärztliche Versorgung<br />
Bürokratiemonstrum ohne Nutzen<br />
für Ärzte und ihre <strong>Patienten</strong><br />
10 gKV-VSg<br />
Nachbessern, <strong>nach</strong>bessern …<br />
Reaktionen auf den Kabinettsbeschluss<br />
12 Bedarfsplanung<br />
Prognos-Gutachten: Oberflächlich<br />
und wirklichkeitsfremd<br />
14 gKV-VSg<br />
Auch das FDP-geführte Ministerium<br />
setzt auf Staatsmedizin<br />
aNC aktuell<br />
18 ansprechpartner<br />
Adressen und Kontaktdaten der<br />
Vorstände des BNC und der ANC<br />
20 Meldungen<br />
Aktuelle Nachrichten aus den<br />
regionalen ANC<br />
Service<br />
24 Berufsrecht<br />
114. Deutscher Ärztetag beschließt<br />
Novellierung der Berufsordnung<br />
25 arztrecht<br />
Anforderung an Honorarvereinbarung<br />
bei gesetzlich versicherten <strong>Patienten</strong><br />
26 Steuerrecht<br />
Aktuelle Betriebsprüfungen in Bayern:<br />
Umsatzsteuer bei Honorararztverträgen<br />
27 Wirtschaft<br />
KBV will den Markt aufmischen und<br />
eigene Praxissoftware entwickeln<br />
28 Praxisteam<br />
Den QM-Baustein Zuweiserpflege<br />
erfolgreich umsetzen<br />
Titelfoto: © iStockphoto.com/frentusha; Foto Seite 11, 20, 5: © iStockphoto.com/YanC<br />
Medizin<br />
37 Hygienefragen<br />
Darf Klinik Instrumente der be<strong>nach</strong>barten<br />
Bereitschaftspraxis aufbereiten?<br />
38 Kongressbericht<br />
„Aktuelle Proktologie 2011“ mit praxisnahem<br />
interdisziplinärem Programm<br />
42<br />
ambulante arthroskopie<br />
Thromboseprophylaxe bei Resektionen<br />
und Rekonstruktionen im Kniegelenk<br />
46 Thromboseprophylaxe<br />
Perioperatives Vorgehen bei gerinnungs-<br />
oder plättchenhemmender Medikation<br />
49 Handchirurgie<br />
Injektion statt Operation: Eine neue,<br />
nicht invasive Option bei M. Dupuytren<br />
Verschiedenes<br />
4 impressum<br />
Kontakt zu Herausgeber, Redaktion,<br />
Verlag, Grafik und Anzeigenabteilung<br />
5 Nachrichten<br />
Aktuelle Informationen<br />
aus Politik und Wissenschaft<br />
30 Buchtipps<br />
Aktuelle Neuerscheinungen in der<br />
chirurgischen Fachliteratur<br />
33 Termine<br />
Kongresse, Seminare und Workshops<br />
für die chirurgische Fortbildung<br />
36 industrie<br />
Nachrichten und Produktneuheiten<br />
unserer Partner aus der Industrie<br />
43 <strong>Bei</strong>trittscoupon<br />
für die Mitgliedschaft im BNC und<br />
in Ihrer regionalen ANC<br />
Impressum<br />
CHiRURgENMagaziN<br />
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Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />
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inkl. Versand und MwSt.<br />
4 CHiRURgENMagaziN
Wundbehandlung<br />
Start einer neuen großen Studie zur<br />
Wirksamkeit der Vakuumtherapie<br />
Der Verband der Ersatzkassen<br />
e. V. (vdek), der AOK-Bundesverband<br />
und die Knappschaft haben<br />
gemeinsam eine nationale Studie<br />
zur Unterdruck-Wundtherapie<br />
bei unterschiedlichen Wunden<br />
initiiert. Wie der vdek am 5. Juli<br />
2011 mitteilte, können ab dem<br />
1. Oktober 2011 bis zu 7.000 Versicherte<br />
mit der Vakuumtherapie<br />
(VAC) im Rahmen der klinischen<br />
Studie oder im Rahmen eines<br />
Vertrages zur Integrierten Versorgung<br />
(IV) behandelt werden.<br />
Der vdek bezeichnete die<br />
VAC als „eine vielversprechende<br />
Therapiealternative zur modernen<br />
Standardwundtherapie“. Ihr<br />
Nutzen sei aber noch nicht ausreichend<br />
wissenschaftlich belegt.<br />
Die Studie wird durchgeführt<br />
vom Institut für Forschung<br />
in der Operativen Medizin mit<br />
Sitz in Köln (Universität Witten-<br />
Herdecke), den Gesundheitsforen<br />
Leipzig und den beiden VAC-Her-<br />
stellern smith&nephew und KCI.<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
Nachrichten<br />
GOÄ-Reform<br />
PKV-Verband beharrt auf Einführung<br />
einer GOÄ-Öffnungsklausel<br />
Mit Blick auf die geplante Re-<br />
form der Gebührenordnung für<br />
Ärzte (GOÄ) hat der Vorsitzende<br />
des Verbands der Privaten Kran-<br />
kenversicherer (PKV) Reinholt<br />
Schulte die Forderung der PKV<br />
<strong>nach</strong> einer GOÄ-Öffnungsklausel<br />
bekräftigt.<br />
Das GOÄ-Konzept der PKV<br />
sei auf eine vertragliche Partner-<br />
schaft angelegt, sagte Schulte<br />
bei der PKV-Jahrespressekonfe-<br />
renz am 16. Juni 2011 in Berlin:<br />
„Deshalb frage ich mich: Wovor<br />
fürchten sich die Ärztevertreter<br />
eigentlich?“, sagte Schulte. Den<br />
Vorwurf des Preis-Dumpings be-<br />
zeichnete der PKV-Chef als „völlig<br />
unverständlich“.<br />
In der Logik einer betriebs-<br />
wirtschaftlich kalkulierten Ge-<br />
bührenordnung könne eine Öff-<br />
nungsklausel nicht zu Dumping<br />
führen, weil die kalkulierten<br />
Sätze eben nicht unterschrit-<br />
ten werden könnten. „Stattdes-<br />
sen soll es für mehr Qualität und<br />
mehr Service im Endeffekt sogar<br />
entsprechend mehr Honorar<br />
geben“, betonte Schulte und er-<br />
gänzte: „Wir setzen unbeirrt auf<br />
den sachlichen Dialog.“ Es liege<br />
im gemeinsamen Interesse von<br />
Ärzten und PKV, das Leistungs-<br />
versprechen der PKV als „budget-<br />
freie Zone und Motor für Innova-<br />
tion werthaltig und zu tragbaren<br />
Kosten für unsere Versicherten<br />
einzulösen“.<br />
www.pkv.de<br />
<strong>Patienten</strong>zufriedenheit<br />
Umfrage der SBK: Ambulante Operationen werden immer beliebter<br />
Ambulante Operationen erfreu-<br />
en sich wachsender Beliebtheit.<br />
Dies geht aus einer aktuellen<br />
<strong>Patienten</strong>befragung der Siemens<br />
Betriebskrankenkasse (SBK) aus<br />
dem ersten Quartal 2011 hervor.<br />
Dabei wurden 130 Patientinnen<br />
befragt, die sich einer ambulanten<br />
Operation bei einer SBK-<br />
Partnerklinik unterzogen hatten.<br />
Dem<strong>nach</strong> waren auch <strong>nach</strong> der<br />
Operation nahezu alle Patientinnen<br />
der Meinung, die rich-<br />
Ziel der Studie sei es, den<br />
Nutzen, die medizinische Not-<br />
wendigkeit und die Wirtschaft-<br />
lichkeit der VAC insbesondere<br />
in der vertragsärztlichen Ver-<br />
sorgung zu prüfen. Besonderes<br />
Augenmerk liege dabei auf der<br />
sektorenübergreifenden und am-<br />
bulanten Therapie.<br />
Der Gemeinsame Bundes-<br />
ausschusses (G-BA) hatte <strong>nach</strong><br />
einem Abschlussbericht des<br />
Instituts für Qualität und Wirt-<br />
schaftlichkeit im Gesundheits-<br />
wesen (IQWiG), in dem auf die<br />
unzureichende Studienlage hin-<br />
gewiesen wurde, weitere Studien-<br />
ergebnisse gefordert. Nach Ab-<br />
schluss der Studie 2014 will der<br />
G-BA anhand der Ergebnisse über<br />
die Erstattungsfähigkeit dieser<br />
Therapie entscheiden.<br />
Informationen zur Studie<br />
gibt es bei den Gesundheitsforen<br />
Leipzig GmbH unter:<br />
larisch@gesundheitsforen.net<br />
tige Entscheidung getroffen zu<br />
haben. Ganze 97 Prozent hätten<br />
das Ergebnis des Eingriffes mit<br />
der Schulnote 1 oder 2 bewertet;<br />
97,7 Prozent würden sich wieder<br />
ambulant operieren lassen.<br />
Ambulante Operationen werden<br />
<strong>nach</strong> Angaben der Kasse<br />
nicht nur von jüngeren <strong>Patienten</strong><br />
wahrgenommen. So seien 16 Prozent<br />
der Befragten über 65 Jahre<br />
alt gewesen. „Immer mehr <strong>Patienten</strong><br />
vertrauen darauf, dass sie<br />
auch ohne stationäre Aufnahme<br />
bestens versorgt werden“, berichtete<br />
Bärbel Bächlein, Fachexpertin<br />
bei der SBK. „Das tun sie<br />
zu Recht, denn die ambulanten<br />
Eingriffe werden von Spezialisten<br />
mit hoher Qualifikation und<br />
langjähriger Erfahrung durchgeführt,<br />
die <strong>Patienten</strong> umfassend<br />
aufgeklärt und begleitet.“<br />
So sei auch die Zahl der Komplikationen,<br />
die <strong>nach</strong> der OP auftraten,<br />
durchgehend sehr gering.<br />
Keine der befragten Patientinnen<br />
habe <strong>nach</strong> der Operation stationär<br />
aufgenommen werden<br />
müssen. Nahezu alle Befragungsteilnehmerinnen<br />
(94 Prozent)<br />
fühlten sich ausreichend betreut.<br />
Um Qualität und <strong>Patienten</strong>zufriedenheit<br />
weiter zu erhöhen,<br />
wird außerdem jeder Versicherte<br />
vor und <strong>nach</strong> dem Eingriff zu verschiedenen<br />
Kriterien befragt.<br />
www.sbk.org/ambulante-op<br />
Foto: PKV<br />
5
Foto: Ruhruniversität Bochum<br />
Nachrichten<br />
Phlebologie<br />
Studie: Knapp jede sechste<br />
Venenerkrankung genetisch bedingt<br />
Wissenschaftler der Capio Mosel-<br />
Eifel-Klinik haben den Grad für<br />
die genetische Vererbung von<br />
Krampfadern ermittelt. In einer<br />
aktuellen Studie unter der Lei-<br />
tung von Dr. Andreas Fiebig<br />
zeigten sie, dass die genetische<br />
Prädisposition zu 17,2 Prozent für<br />
die Ausprägung von Krampfadern<br />
verantwortlich ist. Damit sei fast<br />
jede sechste Venenerkrankung<br />
genetisch bedingt.<br />
Alle übrigen Risikofaktoren<br />
– also Alter, Geschlecht, Adipo-<br />
sitas und die Zahl der Schwan-<br />
gerschaften – zusammen verur-<br />
sachen zu 82,8 Prozent die<br />
Bildung von Krampfadern.<br />
Zum Hintergrund der Studie<br />
erklärten das Team um Fiebig,<br />
dass die Ursachen für Variko-<br />
sis und chronisch venöse Insuffi-<br />
zienz noch immer nicht eindeu-<br />
tig geklärt seien, obwohl sie sehr<br />
häufige Krankheitsbilder sind.<br />
Bislang sei der Einfluss der Gene-<br />
tik nur diskutiert worden.<br />
Zusammen mit der Biobank<br />
popgen, dem Institut für Migra-<br />
tionsforschung und Interkultu-<br />
relle Studien (IMIS) sowie dem<br />
Institut für Klinische Molekular-<br />
biologie (IKMB) sei es dem For-<br />
scherteam gelungen, die Stamm-<br />
bäume von insgesamt 4.033<br />
Familien mit insgesamt 16.434<br />
Individuen zu erstellen. Außer-<br />
dem wurden 2.701 <strong>Patienten</strong> der<br />
Capio Mosel-Eifel-Klinik über drei<br />
Jahre (2005 bis 2008) untersucht.<br />
www.venen.de<br />
Ob sich eine Varikosis oder andere Venenerkrankung ausbildet,<br />
könnte zu etwa 17 Prozent von den Genen abhängen<br />
Krankenhausmanagement<br />
Studie: Die erfolgreichsten Kliniken<br />
werden von Ärzten geleitet<br />
Ärztlich geführte Krankenhäu-<br />
ser sind deutlich erfolgreicher<br />
als Kliniken, die von einem Nicht-<br />
Arzt geleitet werden. Dies ist das<br />
Ergebnis einer Untersuchung am<br />
Bonner Forschungsinstitut zur<br />
Zukunft der Arbeit (IZA), die im<br />
Juli 2011 publiziert wurde.<br />
Die Autorin Amanda Goodall<br />
untersuchte in ihrer Studie die<br />
Daten von 300 großen Kranken-<br />
häusern in den USA und verfolgte<br />
insbesondere den beruflichen<br />
Werdegang ihrer jeweiligen Lei-<br />
ter. Diese Daten glich sie mit den<br />
Erfolgsraten der Kliniken auf den<br />
Gebieten Onkologie, Verdauungs-<br />
störungen und Herzchirurgie ab.<br />
Die Erfolgsrate ärztlich ge-<br />
führter Krankenhäuser lag dabei<br />
um 25 Prozent höher als der all-<br />
gemeine Durchschnitt. Goodall<br />
erklärte hierzu: „In den vergan-<br />
genen Jahrzehnten hat es eine<br />
wachsenden Tendenz gegeben,<br />
Manager als Geschäftsführer von<br />
Krankenhäusern einzusetzen. Die<br />
Studienergebnisse könnten Warn-<br />
signale sein, dass dieser Trend in<br />
die falsche Richtung weist.“ Der<br />
Geschäftsführer des American<br />
College of Physician Executives,<br />
Dr. Barry Silbaugh, kommentierte<br />
Goodalls Erkenntnisse: „Wir beob-<br />
achten die Forschung von Goodall<br />
sehr aufmerksam, denn sie<br />
scheint endlich den Beweis dafür<br />
zu liefern, dass sich eine ärztliche<br />
Geschäftsführung auszahlt.“<br />
Als eine mögliche Erklärung<br />
des Phänomens führte Goodall<br />
an, dass ein ärztlicher Geschäfts-<br />
führer gegenüber seinem medi-<br />
zinischen Personal über eine hö-<br />
here Glaubwürdigkeit verfügt und<br />
daher eher als Vorbild fungiert<br />
als ein Gesschäftsführer mit an-<br />
derem beruflichen Hintergrund.<br />
Einem ärztlichem Geschäftsfüh-<br />
rer könnte es unter Umständen<br />
auch leichter gelingen, beson-<br />
ders qualifiziertes medizinisches<br />
Personal zu gewinnen. Es sei aber<br />
weitere Forschung notwendig um<br />
den Zusammenhang belastbar zu<br />
belegen.<br />
www.iza.org<br />
6 CHiRURgENMagaziN<br />
Foto: DAK / Scholz
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
Nachrichten<br />
Neuer Verbund<br />
14 große Ärztenetze schließen sich zu Interessenvertretung zusammen<br />
Anfang Juli 2011 haben 14 der<br />
großen Ärztenetze und Gesund-<br />
heitsverbünde den Verein „Agen-<br />
tur deutscher Ärztenetze“ ge-<br />
gründet. Der Verband versteht<br />
sich als politische Interessen-<br />
vertretung für die rund 400 Arzt-<br />
netze in Deutschland.<br />
Die Agentur will ihre Mit-<br />
glieder bei der Professiona-<br />
lisierung unterstützen und<br />
Dienstleister bei Vertrags- und<br />
Versorgungskonzepten sein. Pro-<br />
fessionell strukturierte und or-<br />
ganisierte Ärztenetze trügen<br />
bereits zu einer regionalen und<br />
effizienzorientierten Versorgung<br />
maßgeblich bei. Deshalb müss-<br />
ten sie auch Vertragspartner mit<br />
allen Rechten und Pflichten sein<br />
können, insbesondere beim Ab-<br />
schluss von Strukturverträgen<br />
oder bei der Gründung ärztlich<br />
geleiteter Medizinischer Versor-<br />
gungszentren (MVZ).<br />
Der Vorstand der Agentur<br />
setzt sich wie folgt zusammen:<br />
Dr. Veit Wambach (Vorsitzender<br />
des Vorstandes) , Dr. Carsten Jäger<br />
(stellvertretender Vorsitzender<br />
Der BNC gratuliert<br />
„Happy birthday, Dr. Rüggeberg !“<br />
Der Vizepräsident des Berufs-<br />
verbandes Deutscher Chirurgen<br />
(BDC), der niedergelassene Chi-<br />
rurg Dr. Jörg-Andreas Rüggeberg<br />
aus Bremen, hat diesen Som-<br />
mer seinen 60. Geburtstag gefei-<br />
ert. Der BNC gratuliert Rüggeberg<br />
herzlich und wünscht ihm auch<br />
für die kommenden Jahre Glück<br />
und Gesundheit sowie gemein-<br />
same berufspolitische Erfolge.<br />
Rüggeberg kam 1951 in<br />
Düsseldorf zur Welt. Nach dem<br />
Medizinstudium in Göttingen<br />
war er zunächst in der Kinder-<br />
chirurgie und später an der Klinik<br />
für Allgemein- und Gefäßchirur-<br />
gie tätig. Seine Facharztausbil-<br />
dung in Chirurgie und Unfall-<br />
chirurgie schloss er in Bremen<br />
ab, wo er 1986 seine eigene Praxis<br />
gründete. 1994 wurde daraus<br />
eine Gemeinschaftspraxis mit<br />
einem Fachkollegen, inzwischen<br />
betreibt er einen chirurgischen<br />
Praxisverbund mit mehreren<br />
Betriebsstätten.<br />
Foto: BDC<br />
Seit Mitte 2006 ist der sieben-<br />
fache Vater und Großvater zwei-<br />
er Enkel Vizepräsident des BDC.<br />
Die Wahl in diese Position folgte<br />
einer langjährigen Periode als Re-<br />
feratsleiter der niedergelassenen<br />
Chirurgen des BDC. Schwerpunkt-<br />
mäßig kümmert er sich noch<br />
immer um die Belange der nieder-<br />
gelassenen Mitglieder des BDC.<br />
In seiner Freizeit kümmert<br />
Rüggeberg sich um seine Familie,<br />
eine kleine Herde von Ziegen und<br />
Schafen, einen Esel, ein Pferd, um<br />
Kaninchen und um seinen Fisch-<br />
teich mit Karpfen und Hechten.<br />
des Vorstandes), sowie die Vor-<br />
standsmitglieder Dr. Thomas<br />
Bahr, Dr. Hans-Jürgen Beckmann<br />
und Dr. Olaf Boettcher.<br />
Gründungsmitglieder der<br />
Agentur deutscher Ärztenetze<br />
sind: Ärztenetz „Medizin und<br />
Mehr“ (MuM Bünde), Ärztenetz<br />
Südbrandenburg, ANSB Consult<br />
GmbH, Bundesverband der Netz-<br />
manager Deutschlands e. V., Ge-<br />
sundheitsnetz Dreiländereck<br />
Südbaden e. V., Gesundheits-<br />
netz Köln-Süd e. V., GMZ GmbH,<br />
Greifenberg, HNOnet NRW eG.,<br />
Kinderchirurgie<br />
Verband wählte neuen Vorstand<br />
Der Berufsverband der nieder-<br />
gelassenen Kinderchirurgen<br />
Deutschlands (BNKD) hat am<br />
4. Juni 2011 im Rahmen seiner<br />
13. Jahrestagung in Hamburg<br />
einen neuen Vorstand gewählt.<br />
Als erster Vorsitzender wurde<br />
Dr. Andreas Schmidt aus Augs-<br />
burg gewählt, zum zweiten Vor-<br />
sitzenden wählten die Mitglieder<br />
Dr. Ralf Tanz aus Erfurt.<br />
Neue Schriftführerin ist<br />
Dr. Anne Katrin Eckstein aus<br />
Kronshagen, das Amt des ersten<br />
<strong>Bei</strong>sitzers hat Dr. Mehmet Bülent<br />
Yilmaz aus Bielefeld übernom-<br />
men. Zweiter <strong>Bei</strong>sitzer ist Dr. Karl<br />
Becker aus Bonn, das Amt des<br />
Kassenwarts ging an Dr. Regina<br />
Pankrath aus Berlin.<br />
Gegründet wurde der BNKD<br />
von 60 langjährig in Klinik und<br />
Praxis erfahrenen Fachärzten<br />
für Kinderchirurgie. In den Pra-<br />
xen dieser niedergelassenen<br />
Kinderchirurgen wird das ge-<br />
samte Spektrum der ambulanten<br />
MEDI-Verbund Berlin, Praxis-<br />
netz Herzogtum Lauenburg e. V.,<br />
Praxisnetz Nürnberg Süd e. V.,<br />
Qualität & Effizienz eG, Praxis-<br />
netz Nürnberg Nord, Regens-<br />
burger Ärztenetz, UGOM Unter-<br />
nehmen Gesundheit Oberpfalz<br />
Mitte GmbH & Co. KG sowie der<br />
NAV-Virchow-Bund.<br />
Weitere Netze und Gesund-<br />
heitsverbünde haben <strong>nach</strong> Anga-<br />
ben der Agentur bereits Interesse<br />
an einem <strong>Bei</strong>tritt signalisiert.<br />
www.deutsche-aerztenetze.de<br />
kinderchirurgischen Versorgung<br />
angeboten. Sie nehmen dem<br />
BNKD zufolge bereits jährlich<br />
zirka 50.000 ambulante Operatio-<br />
nen bei Kindern in Vollnarkose<br />
vor und ersparen so vielen Kin-<br />
dern einen Klinikaufenthalt.<br />
Der BNKD fordert eine kin-<br />
derchirurgische Versorgung, die<br />
sich am Stand der Wissenschaft<br />
orientiert und unter wirtschaft-<br />
lich und gesundheitspolitisch<br />
vernünftigen Bedingungen er-<br />
bracht werden kann. Er setzt sich<br />
auch für eine angemessene Ver-<br />
tretung der niedergelassenen<br />
Kinderchirurgen in den ärzt-<br />
lichen Gremien ein und erhebt<br />
Anspruch auf Wahrung der Inter-<br />
essen seiner Mitglieder als ärzt-<br />
liche Minderheit.<br />
Der BNC gratuliert dem neu-<br />
gewählten Vorstand herzlich und<br />
wünscht ihm viel Erfolg für die<br />
bevorstehende Amtszeit.<br />
www.kinderchirurgie.com
BNC Aktuell<br />
Ambulante Spezialärztliche Versorgung<br />
Bürokratiemonstrum ohne Nutzen<br />
für Ärzte und ihre <strong>Patienten</strong><br />
Die geplante Struktur der ambulanten spezialärztlichen Versorgung räumt dem<br />
G-BA zuviel Macht ein, übergeht die Bundesärztekammer und bürdet den<br />
teilnehmenden Ärzten neue, überflüssige Bürokratie auf. Der BNC wehrt sich<br />
daher gegen die Einführung dieser neuen Versorgungsschiene.<br />
Von Dr. Dieter Haack<br />
Der Berufsverband Niedergelas-<br />
sener Chirurgen (BNC) lehnt die<br />
geplante Struktur der „ambu-<br />
lanten spezialärztlichen Ver-<br />
sorgung“ <strong>nach</strong> § 116b SGB V im<br />
vom Bundeskabinett verabschie-<br />
denten Entwurf des GKV-Versor-<br />
gungsstrukturgesetzes (GKV-VSG)<br />
ab. Er hat diese Position Ende<br />
Juni 2011 auch in einer Presse-<br />
mitteilung publik gemacht.<br />
Über das Leistungsspektrum<br />
und den Zugang von Fachärzten<br />
zu dieser neuen Versorgungs-<br />
schiene soll nämlich ausschließ-<br />
lich der Gemeinsame Bundesaus-<br />
schuss (G-BA) entscheiden.<br />
Bundesärztkammer darf<br />
nicht übergangen werden!<br />
Der BNC vertritt hingegen die<br />
Auffassung, dass die neue Ver-<br />
sorgungsschiene in die Hände<br />
der Bundesärztekammer (BÄK)<br />
gehört. Diese kontrolliert ohne-<br />
hin die fachärztliche Weiterbil-<br />
dung und die Qualität in allen<br />
Versorgungsebenen.<br />
Glücklicherweise hat der<br />
neue BÄK-Präsident Dr. Frank-Ul-<br />
rich Montgomery intensive Ein-<br />
mischung in die gesundheitspo-<br />
gelassene Fachärzte von der am-<br />
bulanten spezialärztlichen Ver-<br />
sorgung auszuschließen. Der BNC<br />
kritisiert zudem das komplizierte<br />
» Unter dem Druck politischer Sparziele könnte<br />
der G-BA darauf hinarbeiten, viele niedergelassene<br />
Fachärzte von der spezialfachärztlichen Versorgung<br />
auszuschließen. «<br />
litische Diskussion angekündigt.<br />
Daher hoffen die Vertreter des<br />
BNC, dass die Bundesärztekam-<br />
mer bei der ambulante spezial-<br />
ärztlichen Versorgung nicht län-<br />
ger übergangen wird.<br />
Bedenkliches Konstrukt:<br />
Der G-BA erhält zu viel Macht<br />
Die Folgen der geplanten<br />
Struktur wären durchaus be-<br />
denklich, denn sie würde dem<br />
G-BA als politisch gesteuerter<br />
Institution sehr viel Macht ein-<br />
räumen. Unter dem Druck poli-<br />
tischer Sparziele könnte der G-BA<br />
darauf hinarbeiten, viele nieder-<br />
Prozedere, das Ärzte für den Zu-<br />
gang zur neuen Versorgungs-<br />
schiene durchlaufen müssen: Der<br />
G-BA legt die Qualitätsvorgaben<br />
fest, niedergelassene Fachärzte<br />
müssen sich bei ihrer Landesbe-<br />
hörde, bei den Landesverbänden<br />
der Krankenkassen, der Kassen-<br />
ärztlichen Vereinigung (KV) und<br />
der Landeskrankenhausgesell-<br />
schaft anmelden.<br />
Dieses komplexe Unterfan-<br />
gen dient dabei nur der Aner-<br />
kennung einer begrenzten Zahl<br />
von Leistungen, die obendrein<br />
ebenfalls vom G-BA festgelegt<br />
werden. Hier entsteht ein neues<br />
Bürokratiemonstrum, das für die<br />
meisten niedergelassenen Fach-<br />
ärzte keine Vorteile bringt.<br />
Der BNC moniert außer-<br />
dem, dass die ambulante spe-<br />
zialärztliche Versorgung dem Ge-<br />
danken von gleichberechtigter<br />
Kooperation zwischen ambu-<br />
lantem und stationärem Sektor<br />
widerspricht.<br />
Bislang keine Anpassung der<br />
Arztbudgets RLV und QZV<br />
Schließlich haben ambulante<br />
Operateure in den vergangenen<br />
Jahren viele Leistungen aus dem<br />
stationären Bereich übernom-<br />
men, ohne dass diesen Leistun-<br />
gen Geld gefolgt wäre oder die<br />
entsprechenden Arztbudgets in<br />
Form der Regelleistungsvolumen<br />
(RLV) und Qualitätsorientierter<br />
Zusatzvolumen (QZV) angepasst<br />
worden wären.<br />
Nach wie vor müssen nieder-<br />
gelassene Fachärzte alle Investi-<br />
tionen in die Ausstattung und die<br />
Qualitätssicherung in ihren Pra-<br />
xen selbst finanzieren, während<br />
8 CHiRURgENMagaziN
Kliniken von ihren Trägern bezu-<br />
schusst werden. Der geplante In-<br />
vestitionskostenabschlag von fünf<br />
Prozent für Klinikleistungen kann<br />
dieses Ungleichgewicht nicht<br />
einmal ansatzweise beseitigen.<br />
Und da der Überweisungsvorbe-<br />
halt durch Niedergelassene fehlt,<br />
kann das Krankenhaus sich die<br />
<strong>Patienten</strong> langfristig „aneignen“.<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
Viele Bedenkenträger, aber<br />
nur wenige Befürworter<br />
Ähnlich sieht dies auch der<br />
Bayerische Facharztverband<br />
(BFAV), der seine Bedenken in<br />
einem Fünf-Punkte-Katalog zu-<br />
sammengefasst und an Bundes-<br />
gesundheitsminister Daniel Bahr<br />
geschickt hat. Die fünf vom BFAV<br />
Kabinettsentwurf: Was die Regierung für die ambulante<br />
spezialärztliche Versorgung vorsieht<br />
Im Gesetzentwurf, der am 3. August 2011 im Bundeskabinett verabschiedet<br />
wurde, sind in Kapitel II.2.4. „Ambulante spezialärztliche Versorgung“<br />
folgende Maßnahmen vorgesehen:<br />
} Es wird stufenweise eine ambulante spezialärztliche Versorgung<br />
für Erkrankungen mit besonderen Krankheitsverläufen, seltenen<br />
Erkrankungen, hochspezialisierten Leistungen sowie bestimmten ambulanten<br />
Operationen und stationsersetzenden Eingriffen als eigenständiger<br />
Bereich im Gesundheitsversorgungssystem der GKV mit gleichen<br />
Qualifikationsanforderungen für niedergelassene Vertragsärztinnen und<br />
Vertragsärzte und Krankenhäuser geschaffen.<br />
} Zu den Erkrankungen mit besonderen Krankheitsverläufen zählen onkologische<br />
Erkrankungen, HIV/AIDS, schwere Verlaufsformen rheumatologischer<br />
Erkrankungen, schwere Herzinsuffizienz, Multiple Sklerose,<br />
Anfallsleiden, Erkrankungen im Rahmen der pädiatrischen Kardiologie,<br />
Versorgung von Frühgeborenen mit Folgeschäden sowie Querschnittslähmung<br />
bei Komplikationen.<br />
} Zu den seltenen Erkrankungen zählen Tuberkulose, Mukoviszidose,<br />
Hämophilie, Fehlbildungen, angeborene Skelettsystemfehlbildungen<br />
und neuromuskuläre Erkrankungen, schwerwiegende immunologische<br />
Erkrankungen, biliäre Zirrhose, primär sklerosierende Cholangitis,<br />
Morbus Wilson, Transsexualismus, angeborene kindliche Stoffwechsel-<br />
störungen, Marfan-Syndrom, pulmonale Hypertonie, Kurzdarmsyndrom<br />
und Versorgung vor und <strong>nach</strong> Lebertransplantation.<br />
} Außerdem umfasst die ambulante spezialärztliche Versorgung ambulant<br />
durchführbare Operationen und sonstige stationsersetzende Eingriffe<br />
aus dem Katalog <strong>nach</strong> § 115b SGB V sowie hochspezialisierte Leistungen<br />
wie CT- oder MRT-gestützte interventionelle schmertherapeutische Leis-<br />
tungen oder Brachytherapie.<br />
} Die Konkretisierung und Ergänzung dieses Versorgungsbereichs erfolgt<br />
durch den G-BA im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und Richtlinien. Der<br />
G-BA regelt insbesondere die sächlichen und personellen Anforderungen<br />
an die ambulante spezialärztliche Leistungserbringung sowie die ein-<br />
richtungsübergreifenden Maßnahmen zur Qualitätssicherung.<br />
} Darin erfolgt für alle Leistungserbringer eine einheitliche Festlegung der<br />
jeweiligen medizinisch-inhaltlichen Anforderungen sowie der beson-<br />
deren Maßnahmen zur Qualitätssicherung.<br />
} Grundsätzlich besteht freier Zugang für Leistungserbringer, wenn sie die<br />
jeweils festgelegten Anforderungen und Voraussetzungen gegenüber der<br />
zuständigen Landesbehörde <strong>nach</strong>gewiesen haben.<br />
}<br />
Die Vergütung erfolgt vorläufig <strong>nach</strong> EBM. Mittelfristig sollen der GKV-<br />
Spitzenverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die KBV eine<br />
diagnosebezogene Vergütungssystematik und -kalkulation entwickeln, die<br />
auch spezifische Investitionsbedingungen berücksichtigen soll. Die Leis-<br />
tungen sollen dann unmittelbar von der Krankenkasse vergütet werden.<br />
ausgemachten Knackpunkte der<br />
ambulanten spezialärztlichen<br />
Versorgung sind dem<strong>nach</strong>:<br />
} In den Praxen wird Facharzt-<br />
qualität garantiert, in den Klini-<br />
ken hingegen nicht unbedingt.<br />
} Die alleinige um fünf Prozent<br />
reduzierte Vergütung für Klini-<br />
ken setzt falsche Anreize für die<br />
Kostenträger.<br />
} Die pauschale finanzielle Berei-<br />
nigung der fachärztlichen Versor-<br />
gungsebene durch Verschiebung<br />
ganzer Leistungsbereiche führt<br />
zur Kannibalisierung der gesam-<br />
ten Grundversorgung.<br />
} Die Entscheidungshoheit des<br />
G-BA, in dem durch die geplante<br />
Stimmverteilung die Kranken-<br />
hausvertreter dominieren, wird<br />
die freiberufliche fachärztliche<br />
Versorgung eliminieren.<br />
} Von den Kassen durchgeführte<br />
Qualitätsprüfungen ohne Beteili-<br />
gung der KVen fördern eine rein<br />
ökonomisch gesteuerte Fach-<br />
arztmedizin. Zudem erhalten die<br />
Kassen ungehinderten Zugang<br />
zu <strong>Patienten</strong>daten.<br />
Die Einschätzung des BFAV<br />
deckt sich in weiten Teilen mit<br />
der Kritik der KV Bayerns an der<br />
neuen Versorgungsebene. Andere<br />
KVen stören sich in erster Linie<br />
daran, dass Vertragsärzte nun-<br />
mehr gebenüber drei Instanzen<br />
ihre persönliche Eignung zur<br />
Leistungserbringung <strong>nach</strong>wei-<br />
sen müssen, während das Kran-<br />
kenhaus als Institution per se die<br />
Zulassung erhält.<br />
Wieder andere KVen fürchten<br />
vor allem den Machtverlust, den<br />
sie mit der Administration der<br />
ambulanten spezialärztlichen<br />
Versorgung durch die Landesbe-<br />
hörden hinnehmen müssten.<br />
Die Kassenärztliche Bundes-<br />
vereinigung (KBV) hingegen ver-<br />
BNC Aktuell<br />
Dr. Dieter Haack<br />
Geschäftsführender Vorsitzender des<br />
BNC und niedergelassener Chirurg<br />
Eierstraße 46, 0199 Stuttgart<br />
Tel.: 0 11 60 1 60-0<br />
Fax: 0 11 60 1 60-29<br />
Haack-Kerber@t-online.de<br />
teidigt <strong>nach</strong> wie vor immerhin<br />
den Grundgedanken der neuen<br />
Versorgungsschiene – nicht zu-<br />
letzt, weil er deutliche Züge des<br />
KBV-Stufenkonzepts trägt, das<br />
bereits 2008 die Runde machte.<br />
KBV stellt klare Bedingungen<br />
für ihre Zustimmung<br />
Trotzdem ist der Entwurf<br />
<strong>nach</strong> Einschätzung von KBV-Chef<br />
Dr. Andreas Köhler weit davon<br />
entfernt, einen „modernen, büro-<br />
kratiearmen und transparenten<br />
Versorgungsbereich“ zu schaffen.<br />
Die weiterhin unerfüllten Forde-<br />
rungen der KBV fasst Köhler wie<br />
folgt zusammen:<br />
} Abrechnung als Einzelleistun-<br />
gen ohne Mengensteuerung,<br />
} keine Bereinigung der ambu-<br />
lanten Vergütung,<br />
} präzise Definition der Zusam-<br />
menarbeit,<br />
} Übernahme der im ambulanten<br />
Bereich geltenden Qualifikations-<br />
anforderungen für den statio-<br />
nären Bereich,<br />
} Nutzung der vorhandenen<br />
Strukturen der Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen im Sinne des Büro-<br />
kratieabbaus.<br />
Foto: Haack<br />
9
GKV-VSG<br />
Nachbessern, <strong>nach</strong>bessern, <strong>nach</strong>bessern:<br />
Reaktionen auf den Kabinettsbeschluss<br />
Der Streit um das GKV-Versorgungsgesetz (GKV-VSG) ist in die nächste Runde<br />
gegangen. Die Kassen befürchten Mehrausgaben, die Opposition kritisiert<br />
vermeintliche Klientelpolitik, die Kliniken wollen weiterhin MVZ gründen<br />
dürfen, die KBV verlangt vermisst die ursprünglich geplante Regionalisierung.<br />
Von Antje Thiel<br />
BNC Aktuell<br />
Auch wenn das Thermometer in<br />
den vergangenen Wochen eher<br />
herbstliche Temperaturen ver-<br />
kündete – für die Gesundheits-<br />
politik war es ein heißer Som-<br />
mer. Bis zu Kabinettsbeschluss<br />
am 3. August 2011, mit dem der<br />
Entwurf für das neue GKV-Ver-<br />
sorgungsgesetz (GKV-VSG) ver-<br />
abschiedet wurde, kursierten<br />
diverse Referentenentwürfe, von<br />
denen jeder einzelne eine wahre<br />
Flut von Stellungnahmen der<br />
Parteien, Verbände und Selbst-<br />
verwaltungsorgane auslöste.<br />
Da forderte die Deutsche Ge-<br />
sellschaft für Integrierte Versor-<br />
gung (DGIV) „Nachbesserungen<br />
des Gesetzes insbesondere im<br />
Schnittstellenbereich von ambu-<br />
lant und stationär“, und die Deut-<br />
sche Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG) wetterte gegen Kürzungen<br />
im stationären Sektor.<br />
Die Gemeinschaft Fachärzt-<br />
licher Berufsverbände sah die<br />
„Gefahr der Einführung rein mer-<br />
kantiler Verhaltensmuster sowie<br />
staatsmedizinischer Auswüchse<br />
und eine erhebliche Bedrohung<br />
der Freiberuflichkeit“. Diese aber<br />
sei die Basis der Effizienz des<br />
deutschen Gesundheitssystems.<br />
Von der Kritik etlicher Kassen-<br />
ärztlicher Vereinigungen (KVen)<br />
gegen die ambulante spezialärzt-<br />
liche Versorgungsebene (siehe<br />
Artikel auf Seite 8) einmal ganz<br />
zu schweigen.<br />
BMF: Mehrkosten weder<br />
beziffert noch gegenfinanziert<br />
Bundesfinanzminister Wolf-<br />
gang Schäuble drohte in den<br />
ersten Julitagen gar, dem Ge-<br />
setz seine Zustimmung zu ver-<br />
weigern, weil die Mehrkosten<br />
„weder beziffert noch gegenfinan-<br />
ziert“ seien. Auch nicht auf dem<br />
Umweg über den Sozialausgleich<br />
wollte Schäuble für mögliche<br />
Mehrkosten aufkommen. Das<br />
Bundesministerium für Gesund-<br />
heit (BMG) verbat sich barsch<br />
die Einmischung eines anderen<br />
Ressorts – und besserte dennoch<br />
schnell einmal <strong>nach</strong>.<br />
Doch auch mit dem Kabi-<br />
nettsbeschluss kehrte längst<br />
noch keine Ruhe ein: Kaum war<br />
das 181 Seiten starke Dokument<br />
publik, entbrannte die Diskus-<br />
sion aufs Neue. Lob tauchte in<br />
den Kommentaren eher selten<br />
auf, dafür umso mehr Kritik.<br />
Kassen: Auch Überversorgung<br />
muss beseitigt werden<br />
So fanden die Krankenkas-<br />
sen „Licht und Schatten“ in dem<br />
geplanten Gesetz und ließen den<br />
stellvertretenden Vorstands-<br />
vorsitzender des GKV-Spitzen-<br />
verbands Johann-Magnus von<br />
Stackelberg verkünden: „Über-<br />
versorgung abbauen und Unter-<br />
versorgung verhindern sind zwei<br />
Seiten einer Medaille.“<br />
Womit die Kassen ihrer größ-<br />
ten Befürchtung Ausdruck ver-<br />
liehen, dass die vorgesehenen<br />
Maßnahmen zur Bekämpfung<br />
des Ärztemangels die Kosten in<br />
die Höhe treiben könnten. Sie<br />
forderten eine Begrenzung des<br />
Honoraranstiegs und Instru-<br />
mente für eine gezielte Umlei-<br />
tung in den ländlichen Raum.<br />
Wenn man das Problem der<br />
Überversorgung nicht konse-<br />
quent angehe, werde das System<br />
zwangsläufig „unter dem Strich<br />
teurer“. Höhere Kosten in Form<br />
von Zusatzbeiträgen für Patien-<br />
ten befürchtete auch der Sozial-<br />
verband Deutschland.<br />
Das Urteil der Regierungs-<br />
opposition fiel ebenfalls kaum<br />
schmeichelhaft aus: „Das Gesetz<br />
wird zu erheblichen Mehraus-<br />
gaben führen, ohne die Versor-<br />
gung der Versicherten zu verbes-<br />
sern und Versorgungsengpässe<br />
zu verhindern“, sagten Harald<br />
Terpe und Biggi Bender vom<br />
Bündnis 90 / Die Grünen.<br />
Grüne: Zweifelhafte Wohl-<br />
taten für die eigene Klientel<br />
„Verschleppt wird die drin-<br />
gend notwendige Ausrichtung<br />
der medizinischen Versorgungs-<br />
strukturen auf die Alterung un-<br />
serer Gesellschaft, dafür werden<br />
zweifelhafte Wohltaten über die<br />
10 CHiRURgENMagaziN
eigene Klientel ausgeschüttet“,<br />
kritisierten die Grünen weiter.<br />
SPD: Sammelsurium von<br />
Einzelmaßnahmen<br />
Auch die SPD-Fraktion er-<br />
wartet, dass das GKV-VSG die Ge-<br />
sundheitsversorgung in Deutsch-<br />
land nicht verbessern wird. Ihre<br />
stellvertretende gesundheitspoli-<br />
tische Sprecherin Marlies Volkmer<br />
befürchtete, das Einzige, mit dem<br />
fest zu rechnen sei, seien höhere<br />
Honorare für Ärzte und steigende<br />
Kosten für die Versicherten.<br />
Die rheinland-pfälzische Ge-<br />
sundheitsministerin Malu Dreyer<br />
(SPD) kritisierte den Kabinettsent-<br />
wurf als „Sammelsurium von Ein-<br />
zelmaßnahmen“, mit dem sich<br />
der Ärztemangel auf dem Land<br />
nicht wirksam bekämpfen lasse.<br />
BDA: Fehlleistung nicht mit<br />
Honorarzuwachs belohnen<br />
Auch die Bundesvereinigung<br />
der Arbeitgeberverbände (BDA)<br />
warnte vor steigenden Kosten<br />
und argumentierte, es sei schließ-<br />
lich die „gesetzliche Aufgabe<br />
der Ärzteschaft, überall eine aus-<br />
reichende ärztliche Versorgung<br />
sicherzustellen“. Wenn die Ärzte<br />
dieser Aufgabe nicht gewachsen<br />
seien, dürfe „diese Fehlleistung<br />
nicht noch mit einem Honorar-<br />
zuwachs belohnt werden“.<br />
Verhaltenes Lob äußerte hin-<br />
gegen die Ärzteschaft. So for-<br />
derte der Vorsitzende des Hart-<br />
mannbundes, Kuno Winn, die<br />
positiven Kernelemente des Ge-<br />
setzesvorhabens nicht zu un-<br />
tergraben und damit in Frage zu<br />
stellen: „Erstmals erkennt die<br />
Politik faktisch Ärztemangel in<br />
Deutschland als Problem an und<br />
bietet Lösungsansätze.“<br />
Ähnlich äußerte sich die<br />
KV Berlin, die dem Gesetzent-<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
wurf „viele Möglichkeiten und<br />
gute Ansätze“ attestierte. Man<br />
begrüße viele Elemente des Ge-<br />
setzes. „Nicht alle Aspekte sind<br />
im Detail richtig ausgestaltet,<br />
aber das darf nicht dazu führen,<br />
dass nun alles zerredet und zer-<br />
treten wird“, sagte Berlins KV-<br />
Chefin Dr. Angelika Prehn.<br />
KBV: Richtgrößenprüfung<br />
schreckt junge Kollegen ab<br />
Das vorsichtige Urteil der KBV<br />
lautete: „Das Gesetz kann die Ver-<br />
sorgung verbessern.“ Zugleich be-<br />
mängelte KBV-Chef Dr. Andreas<br />
Köhler aber, dass die Vorgaben<br />
zur Honorarverteilung entgegen<br />
dem Ansatz zu mehr Regionali-<br />
sierung wieder auf Bundesebene<br />
gemacht werden sollen.<br />
Sein Vorstandskollege Dr. Carl-<br />
Heinz Müller hingegen vermisste<br />
eine Abschaffung von Arzneimit-<br />
telregressen: Ärzte müssten <strong>nach</strong><br />
wie vor mit ihrem privaten Geld<br />
für Arzneimittelausgaben haf-<br />
ten, obwohl sie kaum noch Ein-<br />
fluss darauf hätten, welche Me-<br />
dikamente die <strong>Patienten</strong> in der<br />
Apotheke tatsächlich erhielten.<br />
„Die Richtgrößenprüfung muss<br />
weg. In Zeiten des Ärztemangels<br />
verpasst das Gesetz durch diese<br />
Abschreckung die Gelegenheit,<br />
junge Kollgen für den Beruf zu<br />
gewinnen.“<br />
DKG: Gründungen von<br />
Klinik-MVZ nicht erschweren<br />
Die DKG wiederum bemän-<br />
gelte, es sei „nicht <strong>nach</strong>vollzieh-<br />
bar, dass die Neugründung oder<br />
Erweiterung von Medizinischen<br />
Versorgungszentren (MVZ) der<br />
Kliniken erschwert werde“. MVZ<br />
in der Trägerschaft von Kliniken<br />
seien eine sinnvolle Form der<br />
Verzahnung von ambulanter und<br />
stationärer Versorgung.<br />
Dennoch gab sich die DKG<br />
milde: „Der Regierungsentwurf<br />
zum Versorgungsstrukturgesetz<br />
hat das Potenzial, die medizi-<br />
nische Versorgung zu verbessern“,<br />
sagte DKG-Hauptgeschäftsführer<br />
Georg Baum.<br />
FDP: Ärztemangel wird<br />
sich weiter verschärfen<br />
Die FDP hingegen gab sich<br />
unbeirrt: Unmittelbar <strong>nach</strong> dem<br />
Kabinettsbeschluss erklärte ihr<br />
gesundheitspolitischer Sprecher<br />
Heinz Lanfermann: „Wer jetzt<br />
nur blind Horrorszenarien zu ver-<br />
meintlich resultierenden Kosten<br />
beschwört, dem sei der Ernst der<br />
Lage noch einmal verdeutlicht:<br />
Schon jetzt steht eine wach-<br />
sende Zahl älterer <strong>Patienten</strong> mit<br />
mehreren Erkrankungen einer<br />
abnehmenden Zahl von Ärzten<br />
gegenüber.“<br />
In vielen unterversorgten<br />
Regionen arbeiteten Ärzte schon<br />
jetzt bis an die Grenzen ihrer<br />
Belastbarkeit und darüber hin-<br />
aus, um die <strong>Patienten</strong> weiterhin<br />
gut zu versorgen. „Reflexartige<br />
antje Thiel<br />
BNC Aktuell<br />
Redaktion Chirurgen Magazin<br />
und www.bncev.de<br />
Essener Straße 4, D<br />
22419 Hamburg<br />
Tel.: 040 2596116<br />
Fax: 040 2596112<br />
antje.thiel@bncev.de<br />
www.vmk-online.de<br />
Schreie ‚zu teuer‘ oder ‚Klientel-<br />
politik‘ werden dieser Situation<br />
nicht gerecht und helfen letztlich<br />
niemandem, erst recht nicht den<br />
<strong>Patienten</strong>“, sagte Lanfermann.<br />
Diese kleine Auswahl der<br />
Reaktionen zeigt vor allem eins:<br />
Die Diskussion um das GKV-VSG<br />
wird uns auch im Herbst weiter<br />
beschäftigen.<br />
Tagesaktuelle Nachrichten<br />
aus Chirurgie und Gesundheitspolitik<br />
www.bncev.de<br />
Foto: Thiel<br />
11
Bedarfsplanung<br />
Prognos-Gutachten: Aussagen der Kassen<br />
sind oberflächlich und wirklichkeitsfremd!<br />
Wenn es <strong>nach</strong> dem GKV-Spitzenverband geht, können bis zu 12.000 Arztsitze<br />
in Deutschland ersatzlos abgebaut werden. Doch das Gutachten, auf das<br />
sich der Verband bei diesen Zahlenspielen beruft, ist <strong>nach</strong> Auffassung des<br />
BNC und vieler anderer Beobachter oberflächlich und tendenziös.<br />
Von Antje Thiel<br />
BNC Aktuell<br />
Scharfe Kritik hat der BNC an<br />
einem durch den GKV-Spitzen-<br />
verband präsentierten „Prognos-<br />
Gutachten“ geübt. Unter Beru-<br />
fung auf das Gutachten forderte<br />
der GKV-Spitzenverband näm-<br />
lich am 8. Juli 2011 eine von oben<br />
gesteuerte Umverteilung der nie-<br />
dergelassenen Ärzte in Deutsch-<br />
land und den Abbau von bis zu<br />
12.000 Arztsitzen.<br />
In einer umgehend verbrei-<br />
teten Pressemitteilung erklärte<br />
BNC-Präsident Dr. Dieter Haack<br />
hierzu: „Der GKV-Spitzenverband<br />
will, dass die Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen in Gebieten mit<br />
hoher Arztdichte verstärkt Arzt-<br />
sitze aufkaufen und stilllegen.<br />
Dies führt aber nicht automa-<br />
tisch dazu, dass sich mehr Ärzte<br />
in unterversorgten ländlichen<br />
Regionen niederlassen!“<br />
Bedarfsplanung sei deut-<br />
lich komplexer als es das vom<br />
GKV-Spitzenverband beauftrag-<br />
te Gutachten suggeriert: „Man<br />
muss unter anderem auch be-<br />
rücksichtigen, dass täglich tau-<br />
sende Pendler in die Großstädte<br />
fahren und <strong>nach</strong> der Arbeit dort<br />
den Arzt ihrer Wahl aufsuchen,“<br />
sagte Haack.<br />
Es gibt keine homogene<br />
Gruppe der Chirurgen<br />
Der BNC kritisierte außer-<br />
dem die wirklichkeitsfremde<br />
pauschale Unterscheidung von<br />
Arbeits- und Schulunfälle versor-<br />
gen“, erklärte Haack weiter.<br />
Kleinräumige Betrachtung<br />
mit Blick auf Spezialisierung<br />
Dieser Vielfalt wird das Pro-<br />
gnos-Gutachten nicht gerecht:<br />
„Die Daten sind oberflächlich und<br />
tendenziös. Wenn ich mit der lin-<br />
ken Hand auf eine heiße Herd-<br />
platte fasse und mit der rechten<br />
» Wenn ich links auf eine heiße Herdplatte<br />
fasse und rechts auf eine eiskalte, empfinde ich<br />
statistisch gesehen eine angenehme Temperatur.<br />
Mit der Realität hat es allerdings nichts zu tun! «<br />
Vertragsärzten lediglich <strong>nach</strong><br />
ihrer jeweiligen Fachgruppe: „Es<br />
gibt keine homogene Gruppe der<br />
Chirurgen, sondern OP-Spezia-<br />
listen, die in Operationszentren<br />
komplexe stationsersetzende<br />
Eingriffe vornehmen und gleich-<br />
zeitig Kollegen, die an der Basis<br />
arbeiten und vorwiegend kon-<br />
servativ arbeiten – beispielsweise<br />
auf eine eiskalte, dann empfin-<br />
de ich statistisch gesehen eine<br />
angenehme Temperatur. Mit der<br />
Realität hat es allerdings nichts<br />
zu tun!“, sagte Haack. „Besser<br />
wäre eine kleinräumige Betrach-<br />
tung mit Unterscheidung der<br />
Spezialisierung der jeweiligen<br />
Fachgruppe gewesen. Damit<br />
hätte man die Versorgung und<br />
den Versorgungsbedarf realis-<br />
tisch abbilden können – doch<br />
das war wohl kaum das Ziel des<br />
GKV-Spitzenverbandes!“<br />
Neben dem BNC protestierte<br />
unter anderem auch die Kassen-<br />
ärztliche Bundesvereinigung<br />
(KBV) gegen das Prognos-Gutach-<br />
ten. KBV-Chef Dr. Andreas Köhler<br />
erklärte: „Wir erleben doch in<br />
Deutschland derzeit einen zuneh-<br />
menden Arztmangel bei gleichzei-<br />
tig steigendem Versorgungsbedarf.<br />
Immer mehr Menschen werden<br />
immer älter und brauchen eine<br />
gute ambulante Versorgung.“ Die<br />
von den Kassen kritisierte Über-<br />
versorgung bilde häufig nicht den<br />
tatsächlichen Bedarf ab.<br />
12 CHiRURgENMagaziN<br />
Kontakt:<br />
Antje Thiel<br />
Redaktion Chirurgen Magazin<br />
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Eisen(III)oxid (E172). Anwendungsgebiete: Zur Prophylaxe<br />
venöser Thromboembolien (VTE) b. <strong>erwachsenen</strong> <strong>Patienten</strong><br />
<strong>nach</strong> <strong>elektiven</strong> <strong>Hüft</strong>- oder Kniegelenksersatzoperationen.<br />
Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Rivaroxaban<br />
oder einen d. sonst. Bestandteile, klinisch relevante akute Blutungen,<br />
Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie u.<br />
einem klinisch relevanten Blutungsrisiko verbunden sind,<br />
Schwangerschaft u. Stillzeit. Vorsichtsmaßnahmen und<br />
Warnhinweise: Die Anwendung von Rivaroxaban wird nicht<br />
empfohlen bei <strong>Patienten</strong>: – die zeitgleich eine systemische<br />
Behandlung mit starken gleichzeitig CYP3A4 als auch P-gp<br />
Inhibitoren, z. B. Azol-Antimykotika (wie Ketoconazol, Itraconazol,<br />
Voriconazol u. Posaconazol) oder HIV-Proteaseinhibitoren<br />
erhalten, – mit einer schweren Nierenfunktionsstörung<br />
(Kreatinin-Clearance < 15 ml/min), und, da keine Daten vorliegen,<br />
bei <strong>Patienten</strong>: – unter 18 Jahren, – die sich einer<br />
Operation <strong>nach</strong> einer <strong>Hüft</strong>fraktur unterziehen. Die folgenden<br />
<strong>Patienten</strong>gruppen weisen ein erhöhtes Blutungsrisiko auf u.<br />
müssen daher von Beginn der Behandlung an sorgfältig beobachtet<br />
werden: <strong>Patienten</strong> mit einer schweren Nierenfunktionsstörung<br />
(Kreatinin-Clearance 15 – 29 ml/min), <strong>Patienten</strong><br />
mit einer mittelschweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-<br />
Clearance 30 – 49 ml/min), die gleichzeitig andere Arzneimittel<br />
erhalten, die zu erhöhten Rivaroxaban Plasmaspiegeln<br />
führen können, zirrhotische <strong>Patienten</strong> mit einer mittelschweren<br />
Leberfunktionsstörung (Child Pugh B), falls diese<br />
nicht in Verbindung mit einer Koagulopathie auftritt; <strong>Patienten</strong>,<br />
die gleichzeitig auf die Gerinnung wirkende Arzneimittel<br />
(wie nicht steroidale Entzündungshemmer (NSAR), Acetylsalicylsäure,<br />
Thrombozytenaggregationshemmer, andere Antikoagulanzien)<br />
erhalten; bei <strong>Patienten</strong> mit dem Risiko einer<br />
ulzerativen gastrointestinalen Erkrankung kann eine angemessene<br />
prophylaktische Behandlung erwogen werden. <strong>Patienten</strong><br />
mit angeborenen oder erworbenen Blutgerinnungsstörungen,<br />
nicht eingestellter, schwerer arterieller Hypertonie,<br />
aktiven ulzerativen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts,<br />
kürzlich aufgetretenen Ulcera im Gastrointestinaltrakt, vaskulärer<br />
Retinopathie, kürzlich erlittenen intrakraniellen oder intrazerebralen<br />
Blutungen, intraspinalen oder intrazerebralen<br />
Gefäßanomalien, kürzlich durchgeführten Operationen am<br />
Gehirn, Rückenmark oder Auge. Die Anwendung sollte mit<br />
Vorsicht erfolgen bei: <strong>Patienten</strong>, die gleichzeitig starke<br />
CYP3A4 Induktoren (z. B. Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin,<br />
Phenobarbital oder Johanniskraut) oder den moderaten<br />
CYP3A4-Hemmer Fluconazol erhalten. Besondere Vorsicht ist<br />
geboten bei der Anwendung von neuraxialer Anästhesie (Spinal/Epiduralanästhesie)<br />
oder Spinal/Epiduralpunktion. Xarelto<br />
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Blutungen (einschl. postoperativer Anämie u. Wundblutungen),<br />
Übelkeit, Fieber, periphere Ödeme, Anstieg der GGT,<br />
Transaminasenanstieg (einschl. erhöhte ALT u. AST). Gelegentlich:<br />
Anämie (einschl. entspr. Laborparameter), Thrombozythämie<br />
(einschl. erhöhter Thrombozytenzahl), Schwindel,<br />
Kopfschmerzen, Tachykardie, Hämatome (einschl. seltener<br />
Fälle von Muskelblutungen), gastrointestinale Blutungen<br />
(einschl. Zahnfleisch- u. Rektalblutungen, Bluterbrechen), Blutungen<br />
im Urogenitaltrakt, Hypotonie (einschl. Blutdruckabfall,<br />
behandlungsbedingter Hypotonie), Nasenbluten, Verstopfung,<br />
Durchfall, abdominale u. gastrointestinale Schmerzen<br />
(einschl. Oberbauchschmerzen, Magenbeschwerden), Dyspepsie<br />
(einschl. epigastrische Beschwerden), trockener Mund, Erbrechen,<br />
Pruritus (einschl. seltener Fälle von generalisiertem<br />
Pruritus), Hautrötung, Bluterguss, Schmerzen in den Extremitäten,<br />
Einschränkung der Nierenfunktion (einschl. Kreatinin- u.<br />
Harnstoff-Anstieg im Blut), lokale Ödeme, verminderte<br />
Leistungsfähigkeit (einschl. Müdigkeit, Asthenie), Anstieg von:<br />
Lipase, Amylase, Bilirubin im Blut, LDH u. alkalischer Phosphatase;<br />
Wundsekretion. Selten: Allergische Dermatitis, Synkope<br />
(einschl. Bewusstlosigkeit), Leberfunktionsstörung, Urtikaria<br />
(einschl. seltener Fälle von generalisierter Urtikaria), Unwohlsein<br />
(inkl. Unpäßlichkeit), Anstieg von konjugiertem Bilirubin<br />
(mit oder ohne gleichzeitigem ALT Anstieg). Häufigkeit nicht<br />
bekannt: Überempfindlichkeitsreak tionen, Blutungen in ein<br />
kritisches Organ (z. B. Gehirn), Blutungen der Nebenniere,<br />
Blutungen der Bindehaut, Hämop tysis, Bildung eines Aneurysma<br />
spuriums <strong>nach</strong> perkutaner Intervention, Gelbsucht,<br />
Kompartmentsyndrom als Folge von Blutungen, Nierenversagen/akutes<br />
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Literatur<br />
1. Eriksson BI et al. N Engl J Med 2008; 358: 2765–2775.<br />
2. Lassen MR et al. N Engl J Med 2008; 358: 2776–2786.<br />
3. Kakkar AK et al. Lancet 2008; 372: 31–39.<br />
4. Fachinformation Xarelto ® Stand Januar 2011.<br />
L.DE.GM.01.2010.0018 © Bayer Vital GmbH Version 02/2011<br />
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BNC Aktuell<br />
Versorgungsstrukturgesetz<br />
Auch das FDP-geführte Ministerium setzt<br />
auf zentral gesteuerte Staatsmedizin<br />
Das GKV-Versorgungsstrukturgesetz erfüllt nicht die Vorgaben des Koalitions-<br />
vertrags. Im Gegenteil lenkt es das deutsche Gesundheitswesen weiter in<br />
Richtung Zentralisierung, Einheitskasse und Staatsmedizin. Eine <strong>nach</strong>haltige<br />
und effiziente Versorgung der Bevölkerung lässt sich damit nicht erreichen.<br />
Von Dr. Thomas Drabinski<br />
Am 3. August 2011 wurde der<br />
Referentenentwurf des GKV-<br />
Versorgungsstrukturgesetzes<br />
(GKV-VSG) vom Bundeskabinett<br />
verabschiedet. Die Inhalte des<br />
Gesetzes sollen im Wesentlichen<br />
2012 in Kraft treten.<br />
Seinerzeit hatte man sich im<br />
Koalitionsvertrag von CDU/CSU<br />
und FDP (2009) in Bezug auf die<br />
Weiterentwicklung der Versor-<br />
gungsstrukturen darauf geeinigt,<br />
dass die Gesetzgebung den fol-<br />
genden Kriterien folgen sollte:<br />
} Rückführung zentralstaat-<br />
licher Planungen,<br />
} Umsetzung innovativer und<br />
effizienter Lösungen für die<br />
(ambulante) Versorgung,<br />
} Realisation einfacher und ver-<br />
ständlicher Vergütungssysteme,<br />
} Orientierung für Versicherte<br />
und <strong>Patienten</strong>,<br />
} Transparenz über Qualität,<br />
Leistung und Preis.<br />
Insbesondere wurde auch<br />
auf Seite 86 des Koalitionsver-<br />
trages gefordert: „Der Weg in die<br />
Einheitskasse und ein staatlich<br />
zentralistisches Gesundheitssys-<br />
tem sind der falsche Weg, um die<br />
zukünftigen Herausforderungen<br />
bürgernah zu bewältigen.“<br />
Einheitskasse: Mehr Geld<br />
für den Gesundheitsfonds<br />
Bereits mit dem GKV-Finan-<br />
zierungsgesetz wurde der Weg in<br />
die Einheitskasse weiter voran-<br />
» Der bundesdeutsche Weg in die Einheitskasse<br />
ergibt sich aus einem Zusammenwirken<br />
mehrerer Faktoren, ist aber vor allem das<br />
Ergebnis des Gesundheitsfonds. «<br />
Koalitionsvertrag sollte<br />
Staatsmedizin verhindern<br />
Anders formuliert bedeutet<br />
das: Teil der Koalitionsvereinba-<br />
rung war es, Maßnahmen zu er-<br />
greifen, die eine Einheitskasse<br />
und eine Staatsmedizin verhin-<br />
dern helfen. Der Entwurf für das<br />
GKV-VSG zeigt allerdings: Das<br />
Gesundheitssystem wird weiter<br />
zentralisiert, die Versorgungs-<br />
strukturen werden weiter hin<br />
zur Staatsmedizin ausgerichtet<br />
und der Weg in die Einheitskasse<br />
wird weiter geebnet.<br />
getrieben, da der Gesundheits-<br />
fonds vom Finanzvolumen auf<br />
über 180 Milliarden Euro ausge-<br />
baut wurde. Mit dem GKV-VSG<br />
werden nun weitere Regelungen<br />
für die GKV implementiert, durch<br />
die der Weg in die Einheitskasse<br />
geebnet wird.<br />
So werden im Gesetzestext<br />
Maßnahmen formuliert, wie<br />
ein friktionsloser Ablauf für alle<br />
zukünftigen Krankenkassen-<br />
Insolvenzen aussehen soll. Der<br />
bundesdeutsche Weg in die Ein-<br />
heitskasse ergibt sich aus einem<br />
Zusammenwirken mehrerer Fak-<br />
toren, ist aber vor allem das Er-<br />
gebnis des Gesundheitsfonds.<br />
Im Jahr 2011 werden rund<br />
179 Milliarden Euro aus dem Ge-<br />
sundheitsfonds den gesetzlichen<br />
Krankenkassen zugewiesen. Die<br />
Zuweisungen des Gesundheits-<br />
fonds werden vom Bundesver-<br />
sicherungsamt (BVA) ermittelt.<br />
Bundesversicherungsamt<br />
berechnet die Zuweisungen<br />
Zur Berechnung der Zuwei-<br />
sungen kommt ein sogenann-<br />
tesVersichertenklassifikations- modell zur Anwendung, in<br />
dessen Zentrum der morbiditäts-<br />
orientierteRisikostrukturaus- gleich (Morbi-RSA) steht, der<br />
mit ICD-Diagnosen, aber auch<br />
mit Arzneimittel-Informationen<br />
(ATC) „gefüttert“ wird. Im Ergeb-<br />
nis errechnet das BVA versicher-<br />
tenbezogene Zu- und Abschläge<br />
und letztendlich die kassenindi-<br />
viduellen Zuweisungen.<br />
Ein Zusatzbeitrag muss von<br />
einer Krankenkasse dann erho-<br />
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BNC Aktuell<br />
Mehr Staat, mehr zentrale Lenkung – das sind die Perspektiven des GKV-VSG<br />
ben werden, wenn die kassenin-<br />
dividuellen Zuweisungen des BVA<br />
nicht ausreichen, um die Ausga-<br />
ben der Krankenkasse begleichen<br />
zu können. Die Erhebung von<br />
Zusatzbeiträgen geht einher mit<br />
dem Rückgang der Versicherten-<br />
zahl, und letztendlich wird die<br />
Leistungsfähigkeit der Kranken-<br />
kasse negativ beeinflusst.<br />
In diesem Fall liegt eine<br />
Fehlallokation im BVA-Versicher-<br />
tenklassifikationsmodell vor: Fi-<br />
nanzmittel des Gesundheitsfonds<br />
werden nicht ausgabendeckend<br />
auf die Krankenkassen verteilt.<br />
Immer mehr Kassen mit Kurs<br />
auf Fusion oder Insolvenz<br />
BVA-Fehlallokation und Zu-<br />
satzbeiträge führen dazu, dass<br />
immer mehr gesetzliche Kran-<br />
kenkassen den Weg in eine<br />
Zwangsfusion beziehungsweise<br />
in eine Insolvenz gehen müssen.<br />
In diesem Bereinigungsprozess<br />
werden seit Ende 2008 und bis<br />
Ende 2011 voraussichtlich rund<br />
35 Prozent aller gesetzlichen<br />
Krankenkassen vom Markt ver-<br />
schwunden sein.<br />
Fonds und BVA sind der<br />
Katalysator der Einheitskasse<br />
Gesundheitsfonds und BVA-<br />
Versichertenklassifikationsmo-<br />
dell fungieren damit als Katalysa-<br />
tor für eine Einheitskasse. Denn<br />
das BVA-Versichertenklassifika-<br />
tionsmodell lässt mittel- und<br />
langfristig nur solche Kranken-<br />
kassen „überleben“, die zur zen-<br />
tral geplanten, normierten Ver-<br />
sichertenstruktur passen.<br />
Anstelle Maßnahmen einer<br />
Dezentralisierung – sprich: Aus-<br />
stieg aus dem Gesundheitsfonds –<br />
und Maßnahmen zum Abbau der<br />
Fehlallokation des BVA-Versicher-<br />
tenklassifikationsmodells zu er-<br />
greifen, lässt der Gesetzgeber den<br />
Insolvenz- und Zwangsfusions-<br />
prozess ungestört weiter lau-<br />
fen und flankiert diesen Prozess<br />
durch die Neuregelungen zur<br />
Kasseninsolvenz. Damit lässt<br />
sich festhalten: Der Weg in die<br />
Einheitskasse ist vom Gesetz-<br />
geber gewünscht.<br />
Staatsmedizin: Einfluss der<br />
Politik nimmt weiter zu<br />
Staatsmedizin heißt, dass der<br />
Gesetzgeber einen ordnungspoli-<br />
tischen Rahmen im Gesundheits-<br />
system umsetzt, in dem zentra-<br />
listisch-politische Einrichtungen<br />
des Bundes, aber auch politische<br />
Einrichtungen der Bundesländer<br />
(zum <strong>Bei</strong>spiel Sozial- und Gesund-<br />
heitsministerien) einen großen<br />
Einfluss auf Struktur und Ergebnis<br />
des Gesundheitssystems haben.<br />
Stark zentralistische, meist<br />
auch steuerfinanzierte Gesund-<br />
heitssysteme zeigen, dass eine<br />
Staatsmedizin zu unterdurch-<br />
schnittlichen Versorgungs- und<br />
Qualitätsniveaus, nivellierten<br />
und einheitlich rationierten Leis-<br />
tungskatalogen und zu einer<br />
direkten Abhängigkeit vor allem<br />
der ambulanten Leistungserbrin-<br />
ger vom Staat führt.<br />
Fachärztliche Versorgung<br />
wird in Kliniken verlagert<br />
In solchen Gesundheits-<br />
systemen (zum <strong>Bei</strong>spiel Groß-<br />
britannien) ist zu beobachten,<br />
dass die fachärztliche Versorgung<br />
in stationäre Infrastrukturen ver-<br />
lagert wird, die hausärztliche Ver-<br />
sorgung findet in der Regel über<br />
angestellte Hausärzte statt.<br />
Teile der medizinischen<br />
Versorgung werden zudem auf<br />
nichtärztliches Personal dele-<br />
giert, zum <strong>Bei</strong>spiel auf Kranken-<br />
und Pflegeschwestern und auf<br />
Fallmanager. Wettbewerb in und<br />
zwischen Versorgungsbereichen<br />
findet in der Staatsmedizin gene-<br />
rell nicht statt.<br />
Eine Staatsmedizin wurde<br />
bisher in Deutschland abgelehnt.<br />
Allerdings sind die vom Gesetz-<br />
geber vorgeschlagenen Inhalte<br />
zum GKV-VSG in Teilen geeig-<br />
net, die Grundlage für eine Staats-<br />
medizin zu schaffen.<br />
Bundesfinanzministerium<br />
erlangt Mitspracherecht<br />
So werden bereits rund 15 Mil-<br />
liarden Euro als Bundeszuschuss<br />
(= Steuermittel) in den Gesund-<br />
heitsfonds eingestellt. Dadurch<br />
erlangt das Bundesfinanzminis-<br />
terium (BMF) Mitspracherecht<br />
im gesundheitspolitischen Ge-<br />
setzgebungsprozess, das auch<br />
ausgeübt wird, wie aus der Stel-<br />
lungnahme von Bundesfinanz-<br />
minister Wolfgang Schäuble zum<br />
Entwurf für das GKV-VSG er-<br />
sichtlich wird 1 . Hierin zeigt sich<br />
bereits der zunehmende Grad<br />
der Staatsmedizin im deutschen<br />
Gesundheitssystem.<br />
Bereits im Zuge des Diskus-<br />
sionsprozesses zum Referenten-<br />
entwurf für das GKV-VSG zeich-<br />
nete sich auch ab, dass die<br />
16 CHiRURgENMagaziN<br />
Foto: © Deutscher Bundestag / Simnoe M. Neumann
ausgelösten Strukturverände-<br />
rungen im geplanten dritten<br />
Versorgungsbereich „Ambulante<br />
spezialärztliche Versorgung“<br />
dazu führen können, dass bis<br />
zu 12.000 ambulante Praxen<br />
wegfallen (siehe auch Prognos-<br />
Gutachten 2011 im Auftrag des<br />
GKV-Spitzenverbandes 2 ).<br />
Mit dem dritten Versorgungs-<br />
bereich soll ein neuer Versor-<br />
gungssektor institutionalisiert<br />
werden. Darin sollen Fachärzte<br />
(aber auch Hausärzte mit fach-<br />
ärztlichemBehandlungsspekt- rum) in eine direkte Konkur-<br />
renzsituation zum stationären<br />
Bereich gestellt werden.<br />
Dabei sind wesentliche Fra-<br />
gen wie die der Ausgestaltung des<br />
Vergütungssystems, die der Berei-<br />
nigung der Gesamtvergütung der<br />
Kassenärztlichen Vereinigungen,<br />
die der Finanzierung von Infra-<br />
strukturmaßnahmen und ande-<br />
res mehr längst nicht geklärt.<br />
Konkurrenzsituation<br />
schwächt beide Seiten<br />
Das heißt, der Gesetzgeber<br />
will mit diesen Regelungen einen<br />
Konkurrenzsituation schaffen,<br />
in deren Folge sich ambulante<br />
und stationäre Leistungserbrin-<br />
ger gegenseitig schwächen und<br />
damit die Rolle des Gesetzgebers<br />
zur weiteren Umsetzung einer<br />
Staatsmedizin stärken.<br />
Der Schritt in Richtung<br />
Staatsmedizin wird beim neuen<br />
dritten Versorgungsbereich auch<br />
dadurch sichtbar, dass Leistungs-<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
kataloge, pauschalierte Vergü-<br />
tungssysteme,Qualifikations- anforderungen, Infrastrukturen<br />
und Zugangsvoraussetzungen<br />
im Rahmen zentraler Entschei-<br />
dungen und Planungen vorgege-<br />
ben werden sollen.<br />
Im Ergebnis sollen mit dem<br />
GKV-VSG weitere signifikante<br />
Elemente einer Staatsmedizin<br />
implementiert werden.<br />
» Das Gesundheitssystem wird weiter zentralisiert,<br />
Versorgungsstrukturen werden weiter hin zur<br />
Staatsmedizin ausgerichtet, der Weg in die<br />
Einheitskasse wird weiter geebnet. «<br />
Resümee: GKV-VSG wider-<br />
spricht dem Koalitionsvertrag<br />
Von einigen alleinstehen-<br />
den Punkten abgesehen, stimmt<br />
die ordnungspolitische Stoß-<br />
richtung des GKV-VSG nicht mit<br />
den Vorgaben des Koalitionsver-<br />
trages zwischen CDU/CSU und<br />
FDP überein. Zentralstaatliche<br />
Planungen werden nicht zurück-<br />
geführt, sie werden ausgebaut.<br />
Innovative und effiziente Lö-<br />
sungen für die (ambulante) Ver-<br />
sorgung sind im GKV-VSG nicht<br />
zu finden. Im Gegenteil: Mit<br />
dem dritten Versorgungsbereich<br />
„Ambulante spezialärztliche Ver-<br />
sorgung“ werden ohne ordnungs-<br />
politische, medizinische und<br />
ökonomische Begründung neue<br />
Versorgungskonflikte in beste-<br />
henden Infrastrukturen ausge-<br />
löst, deren finale Probleme nicht<br />
absehbar sind.<br />
Wie das Bundesfinanzminis-<br />
terium bereits bemängelt hat,<br />
sind noch nicht einmal die öko-<br />
nomischen Auswirkungen an-<br />
satzweise quantifiziert. Auch<br />
ist eine Realisation einfacher<br />
und verständlicher Vergütungs-<br />
systeme nicht erkennbar. Beste-<br />
hende komplizierte und intrans-<br />
parente Vergütungssysteme<br />
werden im GKV-VSG weder für<br />
die Leistungserbringer, noch<br />
für die <strong>Patienten</strong> in irgendeiner<br />
Weise einfach und verständ-<br />
lich gemacht. Stattdessen ist ein<br />
neues, bisher unbekanntes pau-<br />
schal kalkuliertes Vergütungssys-<br />
tem im Sachleistungssystem für<br />
den dritten Versorgungsbereich<br />
„Ambulante spezialärztliche Ver-<br />
sorgung“ vorgesehen.<br />
Keine Vorteile und keine<br />
Transparenz für Versicherte<br />
Im Ergebnis ergeben sich aus<br />
dem dritten Versorgungsbereich<br />
keine Vorteile für Versicherte und<br />
<strong>Patienten</strong>, auch wird keine Trans-<br />
parenz über Qualität, Leistung<br />
und Preis für Versicherte und<br />
<strong>Patienten</strong> umgesetzt. Das Ge-<br />
sundheitssystem wird insgesamt<br />
weiter zentralisiert, die Versor-<br />
gungsstrukturen werden weiter<br />
hin zur Staatsmedizin ausgerich-<br />
tet und der Weg in die Einheits-<br />
kasse wird weiter geebnet.<br />
GKV-VSG bewirkt keine <strong>nach</strong>-<br />
haltige effiziente Versorgung<br />
BNC Aktuell<br />
Dr. Thomas Drabinski<br />
Institut für Mikrodaten-Analyse<br />
(IfMDA)<br />
Am Kiel-Kanal 2, 24106 Kiel<br />
Tel.: 04 1 85 82-0<br />
Fax: 04 1 8591 5<br />
institut@ifmda.de<br />
www.ifmda.de<br />
den Koalitionsvertrag von CDU/<br />
CSU und FDP verstößt: Weder<br />
kurz-, noch mittel- und schon<br />
gar nicht langfristig wird die ord-<br />
nungspolitische Stoßrichtung<br />
des GKV-VSG eine <strong>nach</strong>haltige<br />
und effiziente Versorgung der Be-<br />
völkerung bewirken.<br />
Literatur:<br />
1. Vergleiche „Schäuble stoppt Bahr“ in:<br />
Spiegel 27/2011, Seite 14<br />
2. Der Aufkauf von Arztpraxen als Instru-<br />
ment zum Abbau derregionalen Ungleich-<br />
Grundsätzlich ist deshalb<br />
verteilung in der vertragsärztlichen Versorgung<br />
(Gutachten der Prognos AG im Auftrag<br />
zu schlussfolgern, dass das GKVdes<br />
GKV-Spitzenverbandes, veröffentlicht<br />
VSG Anzeige-stypro-6 in signifikanter Weise 01.02.2010 gegen am 11:19 8. Juli 2011, Uhr www.prognos.com) Seite 1<br />
Haemostypticum<br />
stillt Blutungen<br />
• einfach<br />
• schnell<br />
• wirksam<br />
Informationen und Muster<br />
über www.curasan.de Regenerative Medizin<br />
Foto: Drabinski<br />
1
ANC Aktuell<br />
1. Vorsitzende<br />
der ANC<br />
ANC Baden-Württemberg Nord<br />
Dr. Werner Schebesta<br />
Karlstraße 24–26<br />
74564 Crailsheim<br />
Telefon 07951 64 70<br />
Fax 07951 435 61<br />
ANC Berlin<br />
Dr. Thomas Kühne<br />
Senftenberger Ring 5 a<br />
13439 Berlin<br />
Telefon 030 415 90 93<br />
Fax 030 415 90 30<br />
ANC Brandenburg<br />
Dr. Torsten Braunsdorf<br />
Karl-Marx-Straße 104<br />
03205 Calau<br />
Telefon 03541 80 17 77<br />
Fax 03541 80 19 19<br />
ANC Hamburg<br />
Dr. Manfred Giensch<br />
Am Wall 1<br />
21073 Hamburg<br />
Telefon 040 766 13 60<br />
Fax 040 77 73 72<br />
HCV Hessen<br />
Dr. Christoph Schüürmann<br />
Louisenstraße 19<br />
61348 Bad Homburg<br />
Telefon 06172 210 39<br />
Fax 06172 17 79 97<br />
ANC Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ulrich Braune<br />
Rahlstedter Straße 29<br />
19057 Schwerin<br />
Telefon 0385 550 75 02<br />
Fax 0385 56 95 01<br />
ANC Mittelfranken<br />
Dr. Georg Eppinger<br />
Holzgasse 28 B<br />
91781 Weißenburg<br />
Telefon 09141 50 60<br />
Fax 09141 738 20<br />
ANC Niederbayern<br />
Dr. Walter Richter<br />
Achdorferweg 5<br />
84036 Landshut<br />
Telefon 0871 250 55<br />
Fax 0871 251 50<br />
Überblick der ANC-Niederlassungen<br />
ANC Niedersachsen<br />
Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />
Großer Graben 23<br />
29664 Walsrode<br />
Telefon 05161 730 21<br />
Fax 05161 730 23<br />
ANC Nordrhein<br />
Dr. Manfred Weisweiler<br />
Vogteistraße 16<br />
52511 Geilenkirchen<br />
Telefon 02451 910 68-0<br />
Fax 02451 910 68-20<br />
ANC Oberbayern<br />
Dr. Dieter Galewski<br />
Rosenheimer Str. 41 d<br />
83043 Bad Aibling<br />
Telefon 08061 93 36-0<br />
Fax 08061 93 36-22<br />
ANC Oberfranken<br />
Dr. Rainer Woischke<br />
Luitpoldstraße 11<br />
95326 Kulmbach<br />
Telefon 09221 666 66<br />
Fax 09221 60 70 30<br />
ANC Oberpfalz<br />
Dr. Martin Pöllath<br />
Obere Gartenstraße 13 A<br />
92237 Sulzbach-Rosenberg<br />
Telefon 09661 803 36<br />
Fax 09661/803 37<br />
BNC Vorstand<br />
Dr. Dieter Haack<br />
Geschäftsführer und 1. Vorsitzender<br />
Eierstraße 46<br />
70199 Stuttgart<br />
Telefon 0711 60 17 60-0<br />
Fax 0711 60 17 60-29<br />
Dr. Michael Bartsch<br />
Schatzmeister<br />
Gartenstraße 81<br />
91154 Roth<br />
Telefon 09171 622 62<br />
Fax 09171 604 86<br />
Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />
Großer Graben 23<br />
29664 Walsrode<br />
Telefon 05161 730 21<br />
Fax 05161 730 23<br />
ANC Rheinland-Pfalz<br />
Dr. Lutz Riedel<br />
Am Brand 12<br />
55116 Mainz<br />
Telefon 06131 23 34 42<br />
Fax 06131 23 10 63<br />
ANC Saarland<br />
Dr. Achim Schweitzer<br />
Schwarzenbergstraße 5<br />
66663 Merzig<br />
Telefon 06861 720 42<br />
Fax 06861 722 47<br />
ANC Sachsen<br />
Dr. Roland Kluge<br />
Naumannstraße 3<br />
01309 Dresden<br />
Telefon 0351 314 22 40<br />
Fax 0351 314 22 38<br />
ANC Sachsen-Anhalt<br />
Dr. Hans-Juergen Höhler<br />
Albert-Einstein-Straße 3<br />
06122 Halle<br />
Telefon 0345 209 07 09<br />
Fax 0345 209 07 10<br />
ANC Schleswig-Holstein<br />
Dr. Jan Ulmer<br />
Apenrader Straße 2<br />
24939 Flensburg<br />
Telefon 0461 40 81<br />
Fax 0461 47 01 81<br />
Dr. Philipp Zollmann<br />
2. Vorsitzender<br />
Post-Carré Engelplatz 8<br />
07743 Jena<br />
Telefon 03641 69 93 00<br />
Fax 03641 69 93 99<br />
Dr. Peter Schwalbach<br />
Promenadenstraße 18<br />
64625 Bensheim<br />
Telefon 06251 58 01 50<br />
Fax 06251 58 07 53<br />
ANC Schwaben<br />
Dr. Thomas Fleimer<br />
Frölichstraße 13<br />
86150 Augsburg<br />
Telefon 0821 519077<br />
Fax 0821 311726<br />
ANC Südbaden<br />
Dr. Alex Furtwängler<br />
Wirthstraße 11 a<br />
79110 Freiburg<br />
Telefon 0761 208 82 00<br />
Fax 0761 28 99 46<br />
ANC Südwürttemberg<br />
Dr. Hans-Eckardt Süssmann<br />
Sandöschstraße 1<br />
88045 Friedrichshafen<br />
Telefon 07541 337 33<br />
Fax 07541 337 34<br />
ANC Thüringen<br />
Dr. Philipp Zollmann<br />
Post-Carré Engelplatz 8<br />
07743 Jena<br />
Telefon 03641 69 93 00<br />
Fax 03641 69 93 99<br />
ANC Unterfranken<br />
Dr. Harald Herterich<br />
Hermann-Löns-Straße 2<br />
97447 Gerolzhofen<br />
Telefon 09382 999 92<br />
Fax 09382 999 93<br />
ANC Westfalen-Lippe<br />
Dr. Karl-Dieter Stotz<br />
Brüderstraße 4<br />
58285 Gevelsberg<br />
Telefon 02332 21 71<br />
Fax 02332 127 87<br />
BNC Geschäftsstelle<br />
Rosemarie Plassmann<br />
Wulfsdorfer Weg 7<br />
22359 Hamburg<br />
Telefon 040 60 32 91 10<br />
Fax 040 60 32 91 18<br />
BNC Redaktion<br />
Antje Thiel<br />
Essener Straße 4, D3 – Belle Etage R7<br />
22419 Hamburg<br />
Tel.: 040 32 59 61 16<br />
Fax: 040 32 59 61 12<br />
18 CHiRURgENMagaziN
Werden Sie Mitglied im BNC,<br />
… denn nur im Berufsverband Niedergelassener<br />
Chirurgen (BNC) fi nden Sie eine lupenreine Interessen-<br />
vertretung für Chirurgen in eigener Praxis.<br />
… denn nur der BNC ist als Berufs verband dezentral<br />
und damit basisnah organisiert.<br />
… denn der BNC-Vorstand und die regionalen ANC-<br />
Vorsitzenden verfügen über ausgezeichnete Kontakte in<br />
den verschiedenen Gremien der Kassenärztlichen Bundes-<br />
vereinigung (KBV), der regionalen Kassenärztlichen Vereini-<br />
gungen (KVen), zu den Krankenkassen und in die Politik.<br />
… denn der BNC macht sich für eine leistungsgerechte<br />
Vergütung ambulanter chirurgischer Leistungen stark und<br />
verteidigt Ihre ärztliche Freiberufl ichkeit.<br />
… denn der BNC unterstützt Sie mit einem bundesweiten<br />
Jahreskongress, regionalen zertifi zierten Qualitätszirkeln<br />
und Fortbildungsveranstaltungen bei Ihrer persönlichen<br />
fachlichen und berufspolitischen Fortbildung – und nicht<br />
zuletzt beim Sammeln von CME-Punkten.<br />
Wir schenken<br />
der Basis Gehör<br />
… denn der BNC hält Sie mit einer zweimonatlich<br />
erscheinenden Verbandszeitschrift und tagesaktuellen<br />
Online-Nachrichten immer auf dem Laufenden.<br />
… denn als BNC-Mitglied haben Sie Zugang zu attrak-<br />
tiven Sonderkonditionen bei etlichen Versicherungen und<br />
anderen Dienstleistern.<br />
… denn der BNC hat für seine Mitglieder eine Unfall- und<br />
eine Spezial-Strafrechtsversicherung abgeschlossen.<br />
… denn der BNC hilft Ihnen bei juristischen und<br />
betriebswirtschaftlichen Problemen mit einer kosten-<br />
losen Erstberatung.<br />
Einen <strong>Bei</strong>trittscoupon fi nden Sie auf Seite 43.<br />
Für Fragen und eine ausführliche Beratung<br />
steht Ihnen die BNC-Geschäftsstelle unter<br />
Telefon 040 60 32 91 10<br />
oder info@bncev.de<br />
gern zur Verfügung.
ANC Aktuell<br />
Nord-KVen<br />
Kritik an den pauschalen Behauptungen der Kassen:<br />
„Überversorgung in den Städten ist ein Märchen !“<br />
Die Kassenärztlichen Verei-<br />
nigungen in Hamburg und<br />
Schleswig-Holstein haben die<br />
pauschale Behauptung verschie-<br />
dener Krankenkassen anlässlich<br />
des Kabinettsbeschlusses zum<br />
GKV-Versorgungsstrukturgesetz<br />
zurückgewiesen, in den Städten<br />
gebe es zu viele Arztpraxen.<br />
„Das Märchen, dass die Städte<br />
überversorgt seien, hält einem<br />
Faktencheck nicht stand“, sagten<br />
Dr. Ralph Ennenbach, stellver-<br />
tretender Vorstandsvorsitzender<br />
der KVSH und Walter Plassmann,<br />
Vizechef der KV Hamburg.<br />
<strong>Bei</strong>de wiesen daraufhin, dass<br />
sich die Krankenkassen bei ihren<br />
Aussagen stets auf die bisherige<br />
Bedarfsplanung bezögen. Diese<br />
werde aber gerade durch das Ver-<br />
sorgungsstrukturgesetzabge- löst, weil sie <strong>nach</strong> Ansicht aller<br />
Experten als Planungsgrundlage<br />
ungeeignet ist. „Wer auf Basis<br />
einer Bedarfsplanung, deren<br />
Tagesaktuelle Nachrichten<br />
offensichtliche Defizite auch von<br />
Kassenseite wiederholt beklagt<br />
wurden, überall nur noch Über-<br />
versorgung sieht, bewegt sich<br />
argumentativ auf dünnem Eis“,<br />
erklärten die Vorstände.<br />
Die tatsächlichen Arztzahlen<br />
sprechen den Angaben zufol-<br />
ge eine deutlich andere Sprache.<br />
So komme in Dithmarschen, das<br />
nicht als ärztlich überversorgt<br />
gilt, ein Hausarzt auf 1.453 Ein-<br />
wohner, in Nordfriesland teil-<br />
ten sich 1.329 Einwohner einen<br />
Allgemeinarzt. In den angeblich<br />
überversorgten Städten sei die<br />
hausärztliche Versorgung jedoch<br />
nicht dichter: Auf einen Allge-<br />
meinmediziner in Lübeck kom-<br />
men <strong>nach</strong> KV-Angaben rechne-<br />
risch 1.404 Einwohner – nicht viel<br />
weniger als in Dithmarschen.<br />
Plassmann wies darauf hin,<br />
dass auch die Kritik an der höhe-<br />
» Einerseits lange Wartezeiten zu monieren,<br />
anderseits aber Facharztpraxen in<br />
großem Stil dicht machen zu wollen,<br />
passt nicht zusammen. «<br />
aus Chirurgie und Gesundheitspolitik<br />
www.bncev.de<br />
ren Facharztdichte in den Städ-<br />
ten nicht <strong>nach</strong>vollziehbar sei. So<br />
werde gern übersehen, dass die<br />
Facharztpraxen einen weiten<br />
Einzugsbereich hätten und eine<br />
wesentliche Rolle für die Versor-<br />
gung des ländlichen Umlandes<br />
spielten.<br />
Viele Berufstätige würden<br />
sich zudem dort ihren Arzt su-<br />
chen, wo sie arbeiten – und das<br />
sei bevorzugt in den Städten. Ent-<br />
sprechend komme mittlerweile<br />
jeder dritte Patient in Hamburg<br />
aus dem Umland.<br />
Wer Facharztpraxen schlie-<br />
ßen wolle, müsse seinen Ver-<br />
sicherten längere Wartezeiten<br />
und weitere Anfahrtswege er-<br />
klären, warnte Ennenbach.<br />
„Einerseits lange Wartezeiten zu<br />
monieren, anderseits aber Fach-<br />
arztpraxen in großem Stil dicht<br />
machen zu wollen, passt nicht<br />
zusammen“, hielt der KVSH-Vize<br />
den Krankenkassen vor.<br />
20 CHiRURgENMagaziN<br />
Links:<br />
KV Hamburg: www.kvhh.net<br />
KV Schleswig-Holstein: www.kvsh.de<br />
ANC Schwaben<br />
Neuer Vorstand hat am 1. Juli 2011<br />
seine Arbeit aufgenommen<br />
Die ANC Schwaben hat einen<br />
neuen Vorstand gewählt. <strong>Bei</strong><br />
ihrer Jahreshauptversammlung<br />
am 8. Juni 2011 in Buchloe ver-<br />
abschiedete sich der langjährige<br />
ANC-Vorsitzende Dr. Wolfgang<br />
Fröbel aus dem Vorstand und über<br />
ließ das Feld seinem Nachfolger.<br />
Erster Vorsitzender ist jetzt<br />
Dr. Thomas Fleiner aus Augsburg.<br />
Sein Stellvertreter ist der bis-<br />
herige Amtsinhaber Theodor-A.<br />
Hellbrügge aus Kaufbeuren. Der<br />
neue Vorstand hat seine Arbeit<br />
zum 1. Juli 2011 aufgenommen.<br />
Zum Schatzmeister wählten<br />
die anwesenden Mitglieder Dr.<br />
Markus Bischoff aus Neu-Ulm.<br />
Er wird das Amt ab dem 1. Januar<br />
2012 antreten. Bis dahin führt der<br />
bisherige Schatzmeister Dr. Karl<br />
Bernd Gerbig, der von den Mitglie-<br />
dern einstimmig entlastet wurde,<br />
die Finanzen der ANC weiter.<br />
Kontakt:<br />
ANC Schwaben, 1. Vorsitzender<br />
Dr. Thomas Fleiner<br />
Fröhlichstraße 12<br />
86150 Augsburg<br />
Tel.: 0821 519077<br />
thomas.fleiner@t-online.de
Hessen<br />
Kliniken fordern mehr Einfluss auf die ambulante Versorgung<br />
Die hessische Krankenhausgesell-<br />
schaft (HKG) ist vorgeprescht und<br />
hat mehr Einfluss auf die ambu-<br />
lante Versorgung gefordert. In<br />
einem am 28. Juli 2011 veröffent-<br />
lichten Positionspapier erläutert<br />
sie ihre Vorstellung der ambu-<br />
lanten Versorgung der Zukunft.<br />
HKG-Präsident Peter Römer<br />
erklärte dazu: „Die Verhinderung<br />
bzw. Schließung bereits vorhan-<br />
dener Versorgungslücken ist nur<br />
möglich, wenn es gelingt, die<br />
strikte sektorale Trennung zwi-<br />
schen ambulantem und statio-<br />
närem Bereich aufzuheben und<br />
die Krankenhäuser noch wei-<br />
ter als bisher in die ambulante<br />
Versorgung einzubinden.“ Dabei<br />
Hessen<br />
LAOH meldet 16 Prozent weniger ambulante Operationen<br />
In vielen deutschen OP-Zen-<br />
tren ist die Anzahl ambulanter<br />
Operationen <strong>nach</strong> Angaben des<br />
Verbandes von operativ und an-<br />
ästhesiologisch tätigen niederge-<br />
lassenen Ärzten in Deutschland<br />
(vormals Landesverband Ambu-<br />
lantes Operieren Hessen, LAOH)<br />
seit Januar 2011 um bis zu 16 Pro-<br />
zent zurückgegangen. Der Ver-<br />
band bezog sich in seiner Meldung<br />
vom 11. August 2011 auf eine Um-<br />
frage unter seinen bundesweit<br />
rund 250 Mitgliedern.<br />
Damit wollte der LAOH die<br />
Folgen der Budgetierung seit<br />
Inkrafttreten des GKV-Finan-<br />
zierungsgesetzes (GKV-FinG)<br />
überprüfen, die nur ambulante<br />
Operateure, nicht aber Kranken-<br />
häuser betrifft. Der LAOH sieht<br />
hierin eine verfassungswidrige<br />
Ungleichbehandlung und hat<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
setze die Krankenhausgesell-<br />
schaft vor allem auf Kooperation.<br />
Allerdings will die HKG es<br />
nicht bei der Kooperation belas-<br />
sen: Die Krankenhäuser könnten<br />
und wollten mit „eigenen Ange-<br />
boten“ die ambulante Versorgung<br />
der <strong>Patienten</strong> aufrecht erhal-<br />
ten und gewährleisten. Konkret<br />
nannte die HKG dabei die bishe-<br />
rigen ambulanten Behandlungs-<br />
möglichkeiten, etwa beim Ambu-<br />
lanten Operieren oder in der<br />
spezialärztlichen Versorgung.<br />
Darüber hinaus schlug die<br />
HKG vor, die ambulante Notfall-<br />
versorgung generell sowie die<br />
fachärztliche Grundversorgung<br />
bei Bedarf dauerhaft an die Klini-<br />
kürzlich dagegen Verfassungs-<br />
beschwerde eingelegt.<br />
„Gerade in ländlichen Regio-<br />
nen sind Praxen und OP-Zentren<br />
existenziell gefährdet“, warn-<br />
te der Vorsitzende des LAOH,<br />
Dr. Thomas Wiederspahn-Wilz.<br />
Diese Ungleichbehandlung habe<br />
vor allem in ländlichen Regionen<br />
gravierende Folgen. Wenn nie-<br />
dergelassene Fachärzte einem<br />
subventionierten Wettbewerb<br />
durch Kliniken ausgesetzt wür-<br />
den, sinke ihre Bereitschaft, ihre<br />
Praxen aufrecht zu erhalten oder<br />
sich dort niederzulassen. Damit<br />
trage die Bundesregierung trotz<br />
gegenteiliger Beteuerungen zur<br />
Entstehung einer Versorgungs-<br />
wüste auf dem flachen Land bei.<br />
Auch eine Ausweitung der<br />
ambulanten Versorgung durch<br />
Kliniken, wie von der Politik und<br />
ken anzubinden. Außerdem for-<br />
derte sie eine Teilübertragung<br />
des ambulanten Sicherstellungs-<br />
auftrags im Bedarfsfall.<br />
Konkret könnte dies <strong>nach</strong> den<br />
Vorstellungen der HKG bedeuten:<br />
Wenn ein Facharzt auf dem Land<br />
in Urlaub ist oder in Rente geht,<br />
übernimmt das nächstgelegene<br />
Krankenhaus die vakante Praxis.<br />
Alternativ könnten Klinikärzte<br />
„fahrende Arztsprechstunden“<br />
auf dem Land anbieten.<br />
Der Präsident der Ärzte-<br />
kammer Hessen, Dr. Gottfried<br />
von Knoblauch zu Hatzbach,<br />
nannte das Positionspapier der<br />
HKG „unüberlegt, unrealistisch<br />
und kontraproduktiv“. Ange-<br />
der Hessischen Krankenhausge-<br />
sellschaft gefordert (siehe oben),<br />
löse das Versorgungsproblem<br />
nicht. Kliniken verfügten nicht<br />
einmal über genügend Personal,<br />
um ihre stationären Aufgaben<br />
zu erledigen. „Hier wäre es sinn-<br />
voller, Anreize zur Erhaltung und<br />
Schaffung von Facharztpraxen in<br />
ANC Aktuell<br />
ländlichen Regionen zu setzen,<br />
wie dies die Politik ursprünglich<br />
vorhatte. Stattdessen plant der<br />
Gesetzgeber zum Nachteil der<br />
<strong>Patienten</strong> inzwischen das Gegen-<br />
teil“, sagte Wiederspahn-Wilz.<br />
Link:<br />
www.laoh.net<br />
Aktivitäten der ANC: Was ist los in Ihrer Region ?<br />
Die Rubrik „ANC Aktuell“ ist ein Marktplatz für regionale Nachrichten.<br />
Lassen Sie die Redaktion und damit auch die anderen Leser des Chirurgen<br />
Magazins an den Aktivitäten Ihrer ANC teilhaben.<br />
Bitte informieren uns über alle Neuigkeiten aus Ihrer Region – zum<br />
<strong>Bei</strong>spiel, wenn Sie einen neuen ANC-Vorstand gewählt haben, wenn Sie<br />
mit einer politischen Aktion regional für Wirbel sorgen, wenn Sie Selektivverträge<br />
aushandeln, wenn Sie innerhalb Ihrer regionalen KV für die<br />
Interessen Ihrer Fachgruppe kämpfen oder wenn Sie im Zuge einzelnder<br />
Projekte mit anderen Verbänden kooperieren.<br />
Kontakt: Antje Thiel, Redaktion Chirurgen Magazin<br />
sichts der Tatsache, dass viele<br />
hessische Krankenhäuser schon<br />
jetzt händeringend <strong>nach</strong> Ärzte<br />
suchten, erscheine der Vorstoß<br />
der HKG als „geradezu abenteuer-<br />
lich und rein von wirtschaftlichen<br />
Interessen geleitet“.<br />
Von Knoblauch zu Hatzbach<br />
kritisierte weiter: „Krankenhäuser<br />
versprechen, was sie nicht halten<br />
können. Es geht möglicherweise<br />
vor allem darum, zu Lasten der<br />
niedergelassenen Ärzte und ihrer<br />
<strong>Patienten</strong> mehr Geld aus dem<br />
Topf zu bekommen.“<br />
Links:<br />
Ärztekammer Hessen: www.laekh.de<br />
HKG: www.hkg-online.de<br />
Tel.: 040 32596116, Fax: 040 32596112, antje.thiel@bncev.de<br />
21
ANC Aktuell<br />
Niedersachsen<br />
Disziplinarverfahren der KVN beruhen auf einem Verfahrensfehler<br />
Vertragsärzte in Niedersach-<br />
sen mit anhängigen Disziplinar-<br />
verfahren sollten aufhorchen,<br />
denn der Kassenärztlichen Ver-<br />
einigung Niedersachsen (KVN)<br />
sind bei diesen Verfahren in den<br />
vergangenen Jahren offenbar<br />
grundlegende Verfahrensfehler<br />
unterlaufen. Wie der Kieler Straf-<br />
rechtler Ralph Gübner mitteilte,<br />
sind Ahndungen des Diszipli-<br />
narausschusses deshalb recht-<br />
widrig und werden vom Sozial-<br />
gericht Hannover aufgehoben.<br />
Den Stein ins Rollen brachte<br />
ein Schreiben vom 15. Juni 2006,<br />
mit dem die Geschäftsführung<br />
der Bezirksstelle Wilhelmshaven<br />
(KVN) die Einleitung eines Dis-<br />
ziplinarverfahrens beantragte.<br />
Zuvor hatte sich der Vorstand der<br />
Bezirksstelle mit angeblichen<br />
Verstößen eines Vertragsarztes<br />
gegen die vertragsärztlichen<br />
Pflichten befasst.<br />
BNC-Praxisbörse: Kleinanzeigenmarkt<br />
Vertreter im Raum Frankfurt gesucht<br />
Gübner berichtete: „In der<br />
anschließenden mündlichen<br />
Verhandlung vor dem Diszipli-<br />
narausschuss habe ich als Vertei-<br />
diger des Vertragsarztes darauf<br />
hingewiesen, dass ein Verfah-<br />
renshindernis bestehe, weil kein<br />
wirksamer Antrag gestellt wor-<br />
den sei.“ Antragsbefugt sei näm-<br />
lich gemäß § 4 S. 1 Disziplinarord-<br />
nung der KVN aus dem Jahre 2005<br />
allein der Vorstand, nicht aber die<br />
Mitarbeiter der Geschäftsstelle.<br />
Der Disziplinarausschuss<br />
habe diesen Einwand verworfen,<br />
weil er meinte, die Geschäftsfüh-<br />
rung sei vom Vorstand „hinrei-<br />
Wegen schwerer Erkrankung des Praxisinhabers wird für eine D-Arztpraxis<br />
(Praxisgemeinschaft) im Raum Frankfurt am Main dringend eine Vertre-<br />
tung gesucht, die sofort angetreten werden kann. Interessenten erhalten<br />
nähere Informationen über die BNC-Geschäftsstelle:<br />
Kontakt:<br />
Berufsverband der niedergelassenen Chirurgen Deutschland e. V.<br />
Wulfsdorfer Weg 7, 22359 Hamburg<br />
Tel. 040 603291-10, Fax 040 603291-18<br />
info@bncev.de, www.bncev.de<br />
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Chirurgische Praxis in Barßel (Landkreis Cloppenburg im nordwestlichen<br />
Niedersachsen), moderne ambulante OP-Einrichtung, gut eingeführt,<br />
mit ausbaufähigen OP-Kapazitäten, sucht Partner zur Übernahme eines<br />
KV-Sitzes.<br />
Kontakt:<br />
Dr. Joachim Niemeier<br />
Mühlenweg 9, 26676 Barßel<br />
Tel.: 04499 91157, niemeier@t-online.de<br />
chend bevollmächtigt“ worden.<br />
„Aufgeklärt wurde der Sachver-<br />
halt vom Ausschuss indes nicht“,<br />
betonte Gübner. Seinem Man-<br />
danten wurde im Ergebnis eine<br />
„nicht unbeträchtliche Geldbuße“<br />
auferlegt.<br />
Das Sozialgericht (SG) Han-<br />
nover hob mit seinem noch nicht<br />
» Man braucht nicht viel Phantasie um sich<br />
vorzustellen, dass in den vergangenen Jahren<br />
etliche Verfahren ohne wirksame Antragstellung<br />
zu Lasten des Vertragsarztes beendet wurden. «<br />
rechtskräftigen Urteil vom 25.<br />
Mai 2011 (Az. S 61 KA 131/07) al-<br />
lerdings den Beschluss des Dis-<br />
ziplinarausschusses auf. Zur Be-<br />
gründung verwies die Kammer<br />
darauf, dass das Disziplinarver-<br />
fahren nicht wirksam eingeleitet<br />
und damit rechtlich unbeachtlich<br />
sei. Für die Einleitung eines sol-<br />
chen Verfahrens habe es eines<br />
Antrages durch den Vorstand der<br />
KVN bedurft. Der Antrag durch<br />
die Geschäftsführung erfülle<br />
diese Voraussetzungen nicht.<br />
Es sei unbeachtlich, ob der<br />
Geschäftsführung diese Aufgabe<br />
vom Vorstand übertragen worden<br />
war, heißt es in der Urteilsbegrün-<br />
dung. Eine inhaltliche Befassung<br />
mit dem zugrundeliegenden Vor-<br />
wurf sei daher nicht notwendig<br />
gewesen.<br />
Zu den möglichen Auswir-<br />
kungen des Urteils sagte Gübner:<br />
„Man braucht nicht viel Phantasie<br />
um sich vorzustellen, dass in den<br />
vergangenen Jahren etliche Ver-<br />
fahren ohne wirksame Antrag-<br />
stellung mit einer Ahndung zu<br />
Lasten des Vertragsarztes been-<br />
det wurden.“ All diese Entschei-<br />
dungen seien, sofern der An-<br />
trag nicht vom Vorstand gestellt<br />
worden ist, rechtswidrig. Gübner<br />
sieht in diesen Fällen einen Wie-<br />
deraufnahmegrund, „sofern sich,<br />
was nahe liegt, während des Ver-<br />
fahrens niemand mit diesem Ge-<br />
sichtspunkt befasst hatte.“<br />
Der Strafrechtler meinte:<br />
„Den betroffenen Vertragsärz-<br />
ten empfehle ich, sich an einen<br />
erfahrenen Strafverteidiger mit<br />
guten Kenntnissen im Vertrags-<br />
arztrecht zu wenden, um prü-<br />
fen zu lassen, ob eine Ahndung<br />
– sei es durch den Disziplinaraus-<br />
schuss, sei es durch das Sozial-<br />
gericht – im Wiederaufnahme-<br />
verfahren mit Erfolg angegriffen<br />
werden kann.“<br />
22 CHiRURgENMagaziN<br />
Kontakt<br />
Hält viele Entscheidungen<br />
des KVN-Disziplinarausschusses<br />
für rechtswidrig: Ralph Gübner,<br />
Rechtsanwalt und Strafrechtler<br />
aus Kiel<br />
Ralph Gübner<br />
Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />
für Strafrecht<br />
Elisabethstraße 59, 24143 Kiel<br />
Tel.: 0431 661144-0<br />
Fax: 0431 661144-11<br />
kanzlei@advokiel.de<br />
Foto: Gübner
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
ANC Aktuell<br />
Baden-Württemberg<br />
Erfolg für fachärztliche Berufsverbände: Mehr Geld für Notfallpraxen<br />
Rund 560.000 medizinische Not-<br />
fälle werden <strong>nach</strong> Angaben der<br />
Kassenärztlichen Vereinigung<br />
Baden-Württemberg (KVBW) im<br />
Ländle jährlich in Notfallpraxen<br />
behandelt – das sind über 40 Pro-<br />
zent aller Notfälle im Land.<br />
Damit die insgesamt 43 Not-<br />
fallpraxen auch in Zukunft er-<br />
halten bleiben, haben die AOK<br />
Baden-Württemberg und die<br />
Landwirtschaftliche Krankenkas-<br />
se (LKK) die Finanzierung aufge-<br />
stockt. Sie haben hierfür Mitte<br />
Juli einen entsprechenden Ver-<br />
trag mit der KVBW abgeschlos-<br />
sen, der rückwirkend zum 1. Juli<br />
2011 in Kraft getreten ist.<br />
„Aufgrund gestiegener Kosten,<br />
beispielsweise bei der Miete, war<br />
die Existenz der 43 Notfallpraxen<br />
im Land akut gefährdet“, berich-<br />
tete Dr. Rolf Hoberg, Vorstands-<br />
chef der AOK Baden-Württem-<br />
berg. „Mit der nun vereinbarten<br />
finanziellen Unterstützung stel-<br />
len wir sicher, dass die Menschen<br />
auch zukünftig eine Notfallpraxis<br />
Aufatmen in Baden-Württemberg: Finanzierung der Notfallpraxen<br />
ist vorerst gesichert<br />
Nordrhein-Westfalen<br />
Die KVen Westfalen-Lippe und Nordrhein erweitern Online-KV-Börse<br />
Die KV-Börse, ein Kooperations-<br />
projekt zwischen der Kassen-<br />
ärztlichen Vereinigung (KV) Nord-<br />
rhein Consult und der Consult<br />
GmbH der Kassenärztlichen<br />
Vereinigung Westfalen-Lippe<br />
(KVWL), präsentiert sich seit<br />
Anfang August 2011 in einem<br />
neuen Gewand.<br />
Der überarbeitete Internet-<br />
Auftritt der Börse bietet nun<br />
neben den klassischen Möglich-<br />
keiten der Praxisabgabe und Ko-<br />
operationssuche via Internet wei-<br />
in ihrer Nähe haben. Die Notfall-<br />
versorgung in Baden-Württem-<br />
berg bleibt damit auf hohem<br />
Niveau!“<br />
Die finanzielle Unterstützung<br />
ist <strong>nach</strong> Aussage von Reinhold<br />
Knittel, Geschäftsführer der LKK<br />
Baden-Württemberg, allerdings<br />
mit erweiterten Anforderungen<br />
an die Qualität der Praxen ver-<br />
bunden: „Es ist beispielsweise<br />
vorgeschrieben, dass jede Praxis<br />
tere Sparten an: Ärzte können hier<br />
in drei klar getrennten Bereichen<br />
der Seite <strong>nach</strong> Praxen, <strong>nach</strong> geeig-<br />
netem Personal oder <strong>nach</strong> medi-<br />
zinischen Geräten suchen. Eben-<br />
so können sie in den drei Sparten<br />
eigene Anzeigen einstellen. Wie<br />
die KVen betonten, erleichtere<br />
die neue Einbindung von Google-<br />
Maps zudem die genaue Lokali-<br />
sierung der einzelnen Standorte.<br />
Die KV-Börse bietet interes-<br />
sierten Ärzten und Psychothe-<br />
rapeuten eine übersichtlich<br />
über ein Röntgen- und EKG-Gerät<br />
verfügen muss. Außerdem gibt es<br />
klare Vorgaben zu den Öffnungs-<br />
zeiten der Notfallpraxen.“ Zu-<br />
sammen mit anderen Verbänden<br />
hatte die ANC Baden-Württem-<br />
berg im Zuge der Verhandlungen<br />
erreicht, dass die vereinbarten<br />
Qualitätszuschläge auch für am-<br />
bulante Operationen gelten.<br />
Für den KVBW-Vize Dr.<br />
Johannes Fechner zählt die Orga-<br />
strukturierte bundesländerüber-<br />
greifende Austausch-Plattform<br />
per Mausklick. Schnell und dis-<br />
kret finden Nutzer der KV-Börse<br />
die gewünschten Informatio-<br />
nen und individuellen Gesuche.<br />
Künftig haben die Nutzer auch<br />
die Möglichkeit, eine <strong>nach</strong> den<br />
eigenen Wünschen definierte<br />
Suche freizuschalten und die<br />
Treffer anschließend per E-Mail<br />
zu abonnieren.<br />
Insgesamt ist die KV-Börse<br />
bereits seit sechs Jahren erfolg-<br />
Foto: DAK / Schläger<br />
nisation des Notfalldienstes zu<br />
den wichtigsten Entscheidungs-<br />
kriterien für junge Ärzte für eine<br />
Niederlassung. „Mit zentralen<br />
Notfallpraxen haben wir bislang<br />
exzellente Erfahrungen gemacht,<br />
zum einen in Bezug auf die Redu-<br />
zierung der Dienstbelastung der<br />
Ärzte, aber auch hinsichtlich der<br />
Akzeptanz durch die <strong>Patienten</strong>.“<br />
reich am Markt und hat sich<br />
dabei <strong>nach</strong> Ansicht der beteilig-<br />
ten KVen als „kompetenter Un-<br />
terstützer bei der Praxissuche<br />
und Praxisabgabe bewährt“.<br />
Die Consult-Töchter der KVen<br />
bieten Interessenten und Praxis-<br />
abgebern neben den Inseraten im<br />
Internet auch „ganzheitliche Be-<br />
ratung von der Aufgabenstellung<br />
bis zur Lösungsfindung“ an.<br />
Link:<br />
Durch die Absenkung der<br />
Vergütung in den vergangenen<br />
Jahren sei der Notfalldienst nicht<br />
mehr zu gewährleisten gewesen.<br />
Fechner lobte die konstruktiven<br />
Gespräche mit den Krankenkas-<br />
sen: Man sei nun zu einer ge-<br />
meinsamen Lösung gekommen,<br />
die eine finanzielle Unterstüt-<br />
zung enthalte und gleichzeitig<br />
die Kompetenzen zwischen nie-<br />
dergelassenen Ärzten und den<br />
Strukturen in den Krankenhäu-<br />
sern bündele. Damit werde die<br />
Versorgung verbessert.<br />
Link:<br />
www.kvbawue.de<br />
www.kvboerse.de<br />
2
Service<br />
Berufsrecht<br />
114. Deutscher Ärztetag beschließt<br />
Novellierung der Berufsordnung<br />
Der 114. Deutsche Ärztetag, der<br />
vom 31. Mai bis 3. Juni 2011 in<br />
Kiel stattgefunden hat, hat die<br />
(Muster-) Berufsordnung (MBO)<br />
überarbeitet. In zahlreichen<br />
Regelungen erfolgten praxis-<br />
relevante Änderungen für die<br />
Berufsausübung.<br />
Bindend wird diese Novel-<br />
lierung erst dann, wenn sie von<br />
den zuständigen Ärztekammern<br />
in geltendes Kammerrecht trans-<br />
formiert wurde.<br />
Fachliche Qualifikation<br />
und ärztliche Standards<br />
Neu aufgenommen wurde<br />
eine Definition der gewissen-<br />
haften Ausübung des Arztberufes,<br />
die „insbesondere die notwendige<br />
fachliche Qualifikation und die<br />
Beachtung des ärztlichen Stan-<br />
des der medizinischen Erkennt-<br />
nisse“ erfordert. Damit soll klar-<br />
gestellt werden, dass auch Ärzte,<br />
die ohne hinreichende Qualifika-<br />
tion beispielsweise Schönheits-<br />
operationen durchführen, berufs-<br />
widrig handeln.<br />
Berufsrecht<br />
für EU-Ausländer<br />
Die MBO legt außerdem fest,<br />
dass sich Ärzte aus einem an-<br />
deren EU-Mitgliedsstaat, die<br />
„vorübergehend und gelegentlich<br />
in Deutschland auch ohne Nieder-<br />
lassung tätig sind“, ebenfalls der<br />
MBO unterliegen.<br />
Aufklärungspflicht<br />
In der Novelle wurde auch<br />
die Aufklärungspflicht des Arztes<br />
präzisiert. Unter anderem soll vor<br />
diagnostischen und operativen<br />
Eingriffen den <strong>Patienten</strong>, soweit<br />
möglich, „eine ausreichende Be-<br />
denkzeit vor der Behandlung ein-<br />
geräumt werden“. Je weniger eine<br />
Maßnahme medizinisch geboten<br />
oder je größer ihre Tragweite ist,<br />
umso ausführlicher muss der Arzt<br />
<strong>Patienten</strong> über erreichbare Ergeb-<br />
nisse und Risiken aufklären.<br />
Unerlaubte Zuwendungen<br />
Die Vorschriften im Zusam-<br />
menhang mit unerlaubten Zu-<br />
wendungen wurden erweitert.<br />
Neu ist die Konkretisierung, dass<br />
eine Beeinflussung dann nicht<br />
berufswidrig ist, wenn sie einer<br />
wirtschaftlichen Behandlungs-<br />
oder Verordnungsweise auf sozial-<br />
rechtlicher Grundlage dient.<br />
Diese Ergänzung bezieht sich<br />
auf Beeinflussungen im Rahmen<br />
von Selektivverträgen. Allerdings<br />
muss dem Arzt in solchen Ver-<br />
trägen die Möglichkeit erhalten<br />
bleiben, sich aus medizinischen<br />
Gründen gegen die mit den finan-<br />
ziellen Anreizen verbundene Vari-<br />
ante zu entscheiden.<br />
Die Annahme von geldwerten<br />
Vorteilen in angemessener Höhe<br />
soll gleichfalls nicht berufswidrig<br />
sein, wenn sie ausschließlich für<br />
berufsbezogene Fortbildungen<br />
verwendet werden. Der für die<br />
Teilnahme an einer wissenschaft-<br />
lichen Fortbildungsveranstaltung<br />
gewährte Vorteil ist angemessen,<br />
wenn er die notwendigen Reise-<br />
kosten und Tagungsgebühren<br />
In beiden Fällen muss die Wer-<br />
bung jedoch eine untergeordnete<br />
Bedeutung spielen, und der Fern-<br />
seher muss für die <strong>Patienten</strong> ab-<br />
schaltbar sein.<br />
Anwendungsbeobachtung<br />
Im Fokus stand noch die Ver-<br />
gütung für sogenannte Anwen-<br />
dungsbeobachtungen. Soweit<br />
Ärzte Leistungen für die Herstel-<br />
ler von Arznei- und Hilfsmitteln,<br />
Medizinprodukten oder Heilmit-<br />
teln erbringen, muss die hier-<br />
für bestimmte Vergütung der er-<br />
brachten Leistungen entsprechen.<br />
Die Verträge über die Zusammen-<br />
arbeit sind schriftlich abzuschlie-<br />
ßen und sollen der Ärztekammer<br />
vorgelegt werden.<br />
24 CHiRURgENMagaziN<br />
erfasst.<br />
Umgang mit IGeL<br />
Im Bereich Honorar- und Ver-<br />
gütungsabsprachen wurde zum<br />
Umgang mit Individuellen Ge-<br />
sundheitsleistungen (IGeL) fest-<br />
gelegt, dass „vor dem Erbringen<br />
von Leistungen, deren Kosten<br />
erkennbar nicht von einer Kran-<br />
kenversicherung oder von einem<br />
anderen Kostenträger erstat-<br />
tet werden, Ärzte die <strong>Patienten</strong><br />
schriftlich über die Höhe des <strong>nach</strong><br />
der GOÄ zu berechnenden vor-<br />
aussichtlichen Honorars sowie<br />
darüber zu informieren haben,<br />
dass ein Anspruch auf Übernah-<br />
me der Kosten durch eine Kran-<br />
kenversicherung nicht gegeben<br />
oder nicht sicher ist“.<br />
Werbung<br />
Eine berufswidrige Werbung<br />
soll künftig unter anderem dann<br />
vorliegen, wenn eine Werbung für<br />
eigene oder fremde gewerbliche<br />
Tätigkeiten oder Produkte im Zu-<br />
sammenhang mit der ärztlichen<br />
Tätigkeit steht. Unberührt bleiben<br />
soll hingegen das seit langem üb-<br />
liche Auslegen von Zeitschriften<br />
mit werblichen Inhalten im War-<br />
tezimmer sowie Fernsehwerbung.<br />
Jörg Hohmann<br />
Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />
Kanzlei für Medizinrecht<br />
Friedensallee 48<br />
22 65 Hamburg<br />
Tel.: 040 91 95-0<br />
Fax: 040 91 95-5<br />
hohmann@buchholzpartner.de<br />
www.buchholzpartner.de<br />
Foto: Websitefactory
Berufsrecht<br />
25<br />
B. Braun Melsungen AG | OPM | 34209 Melsungen | Deutschland | Tel (0 56 61) 71-62 60 | Fax (0 56 61) 71-35 50 | www.hygiene.bbraun.de<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
Service<br />
Anforderung an eine Honorarvereinbarung<br />
bei gesetzlich versicherten <strong>Patienten</strong><br />
Eine Vergütungsvereinbarung<br />
mit einem GKV-Versicherten ist<br />
nur dann wirksam, wenn dieser<br />
vor der Behandlung ausdrück-<br />
lich verlangt, auf eigene Kosten<br />
behandelt zu werden und dies<br />
dem Arzt auch schriftlich bestä-<br />
tigt. Dies hat das Amtsgericht<br />
München entschieden.<br />
Im vorliegenden Fall befand<br />
sich ein gesetzlich Versicherter<br />
im März 2008 in chirurgischer Be-<br />
NEU von<br />
B. Braun<br />
handlung. Vor Beginn der Behand-<br />
lung wurde eine schriftliche Ho-<br />
norarvereinbarung abgeschlossen,<br />
wo<strong>nach</strong> eine Abrechnung gemäß<br />
der GOÄ mit Steigerungssätzen<br />
erfolgen sollte. Darüber hinaus<br />
wurde darauf hingewiesen, dass<br />
eine Erstattung der Vergütung<br />
durch Erstattungsstellen mög-<br />
licherweise nicht oder nicht in<br />
vollem Umfang gewährleistet ist.<br />
Das Amtsgericht erkannte<br />
den Vertrag nicht als wirksame<br />
Vergütungsvereinbarung an. Die<br />
vorliegende Vereinbarung doku-<br />
mentiere den Wunsch, privat-<br />
ärztlich und auf eigene Kos-<br />
ten behandelt zu werden, nicht<br />
ausreichend.<br />
Dies sei jedoch notwendig,<br />
um dem Versicherten vor Augen<br />
zu führen, dass er hier die Kos-<br />
ten selbst zu tragen habe und<br />
ihm die Abwägung zwischen<br />
der Leistungen der gesetz-<br />
lichen Krankenversicherung und<br />
der privaten Versicherung zu<br />
ermöglichen.<br />
Urteil des Amtsgerichts München vom<br />
28. April 2011 – Az. 163 C 34297/09<br />
Kontakt:<br />
Jörg Hohmann<br />
Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />
Kanzlei für Medizinrecht<br />
Friedensallee 48, 22765 Hamburg<br />
Tel.: 040 39195-0, Fax: 040 39195-53<br />
hohmann@buchholzpartner.de<br />
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Steuerrecht<br />
Aktuelle Betriebsprüfungen in Bayern:<br />
Umsatzsteuer bei Honorararztverträgen ?<br />
Aus aktuellen Betriebsprüfungen<br />
in Bayern bei niedergelassenen<br />
Ärzten und Kliniken ist bekannt<br />
geworden, dass die Prüfer insbe-<br />
sondere Honorar- und konsiliar-<br />
ärztliche Tätigkeiten prüfen und<br />
die Tätigkeit als umsatzsteuer-<br />
pflichtig einstufen.<br />
Honorar- oder Konsiliarärzte<br />
sind aufgrund von Honorararzt-<br />
oder Anstellungsverträgen für<br />
Kliniken tätig. Teilweise handelt<br />
es sich hierbei um echte Konsiliar-<br />
arztverträge, soweit die Klinik<br />
die entsprechende Fachrichtung<br />
nicht vorhält.<br />
Die Konsiliarärzte werden<br />
bei Bedarf zugezogen und sind<br />
zumeist keine Angestellten der<br />
Klinik. Die Tätigkeit wird in der<br />
Regel auf der Grundlage der GOÄ<br />
in Rechnung gestellt, eine ver-<br />
pflichtende Anwendung der GOÄ<br />
gibt es indes nicht.<br />
Nicht Art, sondern Ort<br />
der Leistung ist entscheidend<br />
Voraussetzungen für eine<br />
Umsatzsteuerbefreiung ärzt-<br />
licher Leistungen resultieren aus<br />
§ 4 Nr. 14 UStG, wobei § 4 Nr. 14 a<br />
UStG für die ambulante und § 4<br />
Nr. 14 b UStG für die stationäre<br />
Leistungserbringung gilt.<br />
Abgrenzungskriterium ist<br />
<strong>nach</strong> Auffassung der Steuerver-<br />
waltung nicht die Art der Leis-<br />
tung, sondern der Ort der Erbrin-<br />
gung (vergleiche Urteil des BMF<br />
vom 26. Juni 2009 – Az. IV B 9 –<br />
S 7170/08/10009, BStBI I 09, 756).<br />
Leistungen <strong>nach</strong> § 4 Nr. 14 b<br />
UStG bestehen aus einer Ge-<br />
samtheit von ärztlichen Behand-<br />
lungen in Einrichtungen mit so-<br />
zialer Zweckbestimmung. Dem<br />
gegenüber ist § 4 Nr. 14 a UStG<br />
auf Leistungen anwendbar, die<br />
außerhalb von Kliniken in an-<br />
deren Räumlichkeiten (zum <strong>Bei</strong>-<br />
spiel Privaträume des <strong>Patienten</strong><br />
oder Arztpraxis) oder an ande-<br />
ren Orten erbracht werden (ver-<br />
gleiche Urteil des EuGH vom<br />
6. November 2003 – Az. C-45/01).<br />
Konsiliar- und Honorarärzte<br />
fallen durch das Raster<br />
Die Betriebsprüfer des Finanz-<br />
amtes folgern in Bezug auf die<br />
Tätigkeit der Konsiliar- und<br />
Honorarärzte nun, dass die Ärzte<br />
keine Umsätze <strong>nach</strong> § 4 Nr. 14 a<br />
UStG erbringen, weil sie diese<br />
Tätigkeiten nicht an einem Ort<br />
außerhalb der Klinik beziehungs-<br />
weise nicht im Rahmen eines<br />
persönlichen Arzt-<strong>Patienten</strong>-Ver-<br />
trauensverhältnisses erbringen.<br />
Sie erbringen aber auch keine<br />
Leistung <strong>nach</strong> § 4 Nr. 14 b UStG,<br />
denn sie halten keine Einrich-<br />
tung des öffentlichen Rechts vor.<br />
Fraglich ist sicherlich, ob<br />
diese Sichtweise zutreffend ist.<br />
Umstände, warum die Konsiliar-<br />
arztätigkeitumsatzsteuerpflich- tig sein müsste, sind nicht<br />
ersichtlich.<br />
<strong>Bei</strong>spielsweise sind indivi-<br />
duelle Gesundheitsleistungen<br />
(IGeL) grundsätzlich nur dann<br />
umsatzsteuerpflichtig, wenn der<br />
therapeutische Zweck nicht im<br />
Mittelpunkt steht. Dies trifft ganz<br />
sicher auf Honorar- oder Konsiliar-<br />
arzttätigkeiten nicht zu.<br />
Diese Argumentation wird<br />
auch dadurch unterstützt, dass<br />
Artikel 132 des MwStSystRL gene-<br />
rell Krankenhausbehandlungen<br />
und ärztliche Heilbehandlungen<br />
sowie eng damit verbunde-<br />
ne Umsätze und ärztliche Heil-<br />
behandlungen im Bereich der<br />
Humanmedizin von der Umsatz-<br />
steuer befreit.<br />
Aktuelle Interpretation der<br />
Prüfer erscheint willkürlich<br />
Insoweit erscheint es als<br />
willkürlich, die Differenzierung<br />
<strong>nach</strong> Umsatzsteuerpflichtig-<br />
keit oder Umsatzsteuerbefrei-<br />
ung nicht an der Leistung selbst<br />
festzumachen, sondern vielmehr<br />
am Ort ihrer Erbringung. Unter<br />
solchen Umständen wäre auch<br />
jede Notfalldienstvertretung<br />
umsatzsteuerpflichtig.<br />
Jörg Hohmann<br />
Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />
Kanzlei für Medizinrecht<br />
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22 65 Hamburg<br />
Tel.: 040 91 95-0<br />
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Soweit Ärzte oder Kliniken<br />
von solchen Festlegungen be-<br />
troffen sind, sollten sie Wider-<br />
spruch gegen den Bescheid ein-<br />
legen. Soweit die Anwendung der<br />
MwStSystRL unterschiedlich in<br />
den Bundesländern gehandhabt<br />
wird, kann beim Finanzgericht<br />
eine Aussetzung der Vollziehung<br />
bis zur endgültigen Entschei-<br />
dung in der Hauptsache bean-<br />
tragt werden.<br />
Gegebenenfalls müssten<br />
Ärzte entsprechende Reser-<br />
ven zurücklegen, um der vor-<br />
läufigen Steuerzahlungspflicht<br />
<strong>nach</strong>zukommen.<br />
26 CHiRURgENMagaziN<br />
Foto: Websitefactory
Wirtschaft<br />
KBV will den Markt aufmischen<br />
und eigene Praxissoftware entwickeln<br />
Von Antje Thiel<br />
Angesichts der vielen komplexen<br />
Vorgaben durch das GKV-<br />
Versorgungsstrukturgesetz (GKV-<br />
VSG) hat die Kassenärztliche<br />
Bundesvereinigung (KBV) mehr<br />
Kompetenzen gefordert. Sie will<br />
für Praxisinformationssysteme<br />
Vorgaben erlassen und prüfen<br />
dürfen – und außerdem mit einer<br />
eigenen Softwarelösung selbst in<br />
den Markt einsteigen.<br />
Aus Sicht der KBV hat der<br />
Markt der Praxisinformationssys-<br />
teme in bestimmten Bereichen<br />
versagt. Die Liste der Vorwürfe<br />
ist lang: Die Hersteller setzten<br />
Maßgaben einfach nicht um, an-<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
gefangen von Richtlinien des Gemeinsamen<br />
Bundesausschusses<br />
(G-BA) bis hin zu Verträgen der<br />
KBV oder der Kassenärztlichen<br />
Vereinigungen (KVen).<br />
„Komplette Verweigerungshaltung<br />
der Branche“<br />
<strong>Bei</strong>m strukturiertem Datenaustausch<br />
zu anderen EDV-<br />
Systemen konstatiert die KBV<br />
sogar eine „komplette Verweigerungshaltung“<br />
der Branche.<br />
Außerdem würden die Softwaresysteme<br />
häufig eingesetzt, um<br />
das ärztliche Verhalten vor dem<br />
Hintergrund wirtschaftlicher<br />
Interessen Dritter zu manipu-<br />
lieren“, kritisierte KBV-Vorstand<br />
Dr. Carl-Heinz Müller am 14. Juli<br />
2011 in Berlin. Er forderte vom<br />
Gesetzgeber deshalb, drei Neuregelungen<br />
im GKV-VSG zu verankern.<br />
So verlangte die KBV<br />
} eine Zertifizierungskompetenz<br />
für Praxissoftware,<br />
} das Recht, verbindliche Vorgaben<br />
für die Kompatibilität von<br />
Praxissoftware zu anderen EDV-<br />
Systemen zu erlassen und<br />
} die Kompetenz, Software für<br />
Niedergelassene zu entwickeln<br />
und kostenlos abzugeben.<br />
Die Aussagen der KBV wurden<br />
vom Bundesverband Ge-<br />
Umfrage: Soll die KBV Ärzten eigene Softwarelösungen anbieten dürfen oder nicht ?<br />
Die Informationstechnik ist seit langem das größte Dezer-<br />
nat der KBV, und in dieser steht die Software-Entwicklung<br />
an erster Stelle. Ein klassisches Produkt ist das Abrech-<br />
nungsprüfmodul, auch als KBV-Prüfmodul bezeichnet. Es<br />
hilft dem Arzt, seine Abrechnungsdaten vor der Abgabe<br />
an die KV auf Vollständigkeit und Konsistenz zu prüfen.<br />
Doch das reicht der Selbstverwaltung nicht mehr aus – sie<br />
will sich auch jenseits ihres eigenen Prüfmoduls auf dem<br />
Gebiet der Praxissoftware engagieren.<br />
Was halten Sie von diesem Vorstoß der KBV? Haben<br />
Sie genug von pharmafinanzierten Softwarepaketen,<br />
die es darauf abgesehen haben, Ihr Verordnungsver-<br />
halten zu beeinflussen? Ärgern Sie sich über Ihren Soft-<br />
ware-Anbieter, der nicht oder nicht schnell genug Up-<br />
dates für neue Richtlinien zur Verfügung stellt? Scheitert<br />
Ihre Software regelmäßig am Datenaustausch mit an-<br />
deren Systemen? Trauen Sie der KBV zu, hier eine bes-<br />
sere Lösung zu entwickeln – womöglich kostenlos? Oder<br />
halten Sie es mit dem Motto „Schuster, bleib bei deinen<br />
Leisten“ und erwarten von der KBV, dass sie sich um ihre<br />
Kernkompetenz kümmert, nämlich das Aushandeln von<br />
Verträgen und Rahmenbedingungen für die vertragsärztliche<br />
Abrechnung?<br />
Bitte schreiben Sie uns! Wir sind gespannt auf Ihre<br />
Zuschriften und veröffentlichen eine Zusammenfassung<br />
Ihres Meinungsbildes in einer der nächsten Ausgaben.<br />
Kontakt:<br />
Antje Thiel<br />
Redaktion Chirurgen Magazin<br />
Essener Straße 4, D3<br />
22419 Hamburg<br />
Fax: 040 32596112<br />
antje.thiel@bncev.de<br />
sundheits-IT (bvitg), in dem viele<br />
Anbieter von Praxissoftware-<br />
lösungen organisiert sind, scharf<br />
zurückgewiesen: „Hierbei han-<br />
delt es sich um den durchsich-<br />
tigen Versuch der KBV, traditions-<br />
reiche, erfahrene Unternehmen<br />
mit langjährigen Kundenbezie-<br />
hungen als unfähig und system-<br />
schädigend zu diffamieren, um<br />
deren Geschäft im Interesse der<br />
eigenen Zukunftssicherung über-<br />
nehmen zu können“, heißt es in<br />
einer Erklärung vom 19. Juli 2001.<br />
Softwarehäuser haben<br />
rechtliche Bedenken<br />
Die Anbieter von Praxissoft-<br />
ware erfüllten alle von der KBV<br />
und den KVen vorgegebenen<br />
Standards und Vorgaben – „auch,<br />
wenn diese Vorgaben häufig<br />
widersprüchlich, kurzfristig und<br />
unvollständig bereitgestellt werden“,<br />
heißt es weiter. Andere<br />
Softwarehäuser halten es für ein<br />
„ein rechtlich schwieriges Unterfangen“,<br />
dass eine Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts sich in einen<br />
existierenden privatrechtlichen<br />
Markt einbringen möchte. Außerdem<br />
prophezeien sie der KBV Probleme<br />
mit dem späteren Support.<br />
Links:<br />
Service<br />
www.bvitg.de, www.kbv.de<br />
2
Service<br />
Praxisteam<br />
Qualitätsmanagement: Den QM-Baustein<br />
„Zuweiserpflege“ erfolgreich umsetzen<br />
Von Heidrun Polegek<br />
In der Richtlinie des Gemein-<br />
samen Bundesausschusses (G-BA)<br />
ist das Thema „Zusammenarbeit<br />
mit Zuweisern“ ein wichtiger<br />
Baustein des Qualitätsmanage-<br />
ments (QM). Sie können in sechs<br />
einfachen Schritten Zuweiser für<br />
Ihre Praxis gewinnen und noch<br />
besser und gezielter mit dem<br />
„Kunden Zuweiser“ umgehen.<br />
1. Schritt: Ist-Analyse<br />
Welche Möglichkeiten bietet<br />
Ihr derzeitiges Leistungsangebot,<br />
mit Zuweisern zusammenzuar-<br />
beiten? Was ist das Besondere an<br />
Ihrer Praxis, was können Sie be-<br />
sonders gut? Was können nur Sie<br />
im Umkreis bieten?<br />
Welche speziellen Untersu-<br />
chungen werden in Ihrer Praxis<br />
durchgeführt? Können Sie dieses<br />
Angebot ausweiten? Werden be-<br />
stimmte Untersuchungen von<br />
Ihrer Praxis besonders schnell<br />
angeboten?<br />
2. Schritt: Ausblick<br />
Welche Anfragen zu gezielten<br />
Untersuchungen, die Sie im Mo-<br />
ment noch nicht anbieten, be-<br />
kommen Sie von <strong>Patienten</strong>?<br />
Welche Leistungen werden in<br />
Ihrem Umkreis noch gar nicht<br />
angeboten?<br />
3. Schritt: Zuweiser-Analyse<br />
Welche Zuweiser hat Ihre<br />
Praxis? Ließe sich die Zusam-<br />
Checkliste: Sieben Kommunikationstipps<br />
für erfolgreiche <strong>Patienten</strong>gespräche<br />
menarbeit noch intensivieren?<br />
Ist den Ärzten im Umkreis be-<br />
kannt, welche Untersuchungen<br />
in Ihrer Praxis durchgeführt wer-<br />
Ein Arztbesuch ist für viele <strong>Patienten</strong> eine besondere Situation, in der jedes<br />
Wort – sowohl vom Arzt als auch von Ihnen – wahrgenommen wird. Seien<br />
Sie deshalb besonders bedacht in Ihren Äußerungen.<br />
1 Vermeiden Sie gut gemeinte Abschwächungsformeln. Sagen Sie nicht<br />
„Das ist nicht so schlimm“ oder „Das schaffen Sie schon“, sondern<br />
verwenden Sie Formulierungen wie „Die Werte zeigen zwar eine Ent-<br />
zündung, sie sind aber nicht hoch, so dass Sie keine schwere Erkrankung<br />
befürchten müssen“ oder „Sie haben eine gute Widerstandskraft, das<br />
wird Ihnen helfen.“<br />
2 Verwenden Sie keine medizinischen Fachbegriffe. Also „Darmspiege-<br />
lung“ statt „Koloskopie“, „vor der Operation“ statt „präoperativ“ oder<br />
„hoher Blutdruck“ statt „Hypertonie“.<br />
3 Setzen Sie auf präzise Formulierungen. Nicht „Nehmen Sie kurz Platz<br />
im Wartezimme“ oder „Frau Doktor kommt gleich“, sondern genaue<br />
Angaben: „Es wird noch etwa zehn Minuten dauern, ich hole Sie dann<br />
ab“ oder „Nehmen Sie bitte vor dem Sprechzimmer Platz, der Doktor<br />
wird in zirka fünf Minuten für Sie Zeit haben.“<br />
4 Verwenden Sie möglichst immer Höflichkeitsformeln wie „bitte“ und<br />
„danke“.<br />
5 Wiederholen Sie wichtige Sachverhalte, um Ihren <strong>Patienten</strong> die Sicher-<br />
heit zu geben, auch alle Informationen erhalten und alles verstanden<br />
zu haben.<br />
6 Ersetzen Sie den Ich-Standpunkt durch den Sie-Standpunkt. Sagen<br />
Sie also nicht „Herr X, ich habe erst in drei Tagen einen Termin für Sie“,<br />
sondern „Herr X, Sie können in drei Tagen zu uns kommen.“<br />
7 Sagen Sie die Wahrheit. Gern wird zum <strong>Bei</strong>spiel beim Spritzen die – aus<br />
Sicht des <strong>Patienten</strong> unwahre –Ankündigung verwendet „Das tut über-<br />
haupt nicht weh!“. Sagen Sie lieber: „Das piekst jetzt gleich kurz und ist<br />
dann vorbei.“ Und wenn einmal etwas vergessen wurde, benutzen Sie<br />
keine Ausflüchte, sondern geben Sie es ehrlich zu – verbunden mit dem<br />
Hinweis, dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt.<br />
Heidrun Polegek<br />
Redakteurin „Arzthelferin exklusiv“<br />
Abensweg 9<br />
840 2 Au i. d. Hallertau<br />
Tel.: 08 52 810184<br />
Fax: 08 52 810185<br />
heidrun.polegek@pkv-verlag.de<br />
www.medizinischefachangestellte.de<br />
den? Bestehen hier Möglichkeiten<br />
einer Zusammenarbeit? Welche<br />
Zuweiser könnten darüber hin-<br />
aus gewonnen werden? Welche<br />
Praxen vor Ort könnten Interesse<br />
an Ihrem Angebot haben?<br />
4. Schritt: Kontaktaufnahme<br />
Stellen Sie anhand der oben<br />
gewonnenen Informationen eine<br />
Leistungsübersicht Ihrer Praxis<br />
und die speziellen Vorteile zu-<br />
sammen, die Sie <strong>Patienten</strong> und<br />
Zuweisern bieten. Erstellen Sie<br />
eine Liste der bestehenden und<br />
potenziellen Zuweiser und neh-<br />
28 CHiRURgENMagaziN<br />
Foto: Polegek
men Sie Kontakt mit Ihnen auf.<br />
Versorgen Sie die zuweisenden<br />
Ärzte mit Flyern und Visitenkar-<br />
ten Ihrer Praxis.<br />
5. Schritt: Perfekte Organisa-<br />
tion der Zusammenarbeit<br />
Erarbeiten Sie einen Ab-<br />
lauf für die reibungslose Ter-<br />
minierung, Durchführung und<br />
den abschließenden Bericht für<br />
die zuweisende Praxis. Für Ter-<br />
mine mit speziellen Untersu-<br />
chungen, die von Zuweisern<br />
kommen, reservieren Sie Block-<br />
zeiten in Ihrem Terminkalender.<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
Sorgen Sie für einen schnellen<br />
und reibungslosen Ablauf dieser<br />
Untersuchungen.<br />
Die <strong>Patienten</strong> müssen mit<br />
einem positiven Eindruck die<br />
Praxis verlassen. Geben Sie den<br />
Arztbrief <strong>nach</strong> der Konsiliar-<br />
behandlung gleich mit.<br />
6. Schritt: Optimieren Sie die<br />
Zusammenarbeit<br />
Holen Sie sich in einer Zu-<br />
weiserbefragung Feedback von<br />
den Zuweisern. Fragen Sie dabei<br />
zum <strong>Bei</strong>spiel, wie sie diese Punkte<br />
einschätzen:<br />
Fortbildung: Termine für das Praxisteam<br />
31. August 2011, Gelsenkirchen<br />
Fit für die Zukunft – berufl iche Perspektiven<br />
Mit anschließender Mitgliederversammlung.<br />
Überblick über die berufl ichen Perspektiven von Medizi-<br />
nischen, Zahnmedizinischen und Tiermedizinischen Fach-<br />
angestellten, aktuelle Informationen über Tarifverträge,<br />
Eingruppierung und betriebliche Altersvorsorge<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband West (Westfalen-Lippe)<br />
Franziska Hoffmann, Tel.: 0203 6016828<br />
5.–9. September 2011, Rostock<br />
19.–23. September 2011, Stuttgart<br />
10.–14. Oktober 2011, Dresden<br />
24.–28. Oktober 2011, Berlin<br />
7.–11. November 2011, Leipzig<br />
14.–18. November 2011, Wesel<br />
Weiterbildung zur Wundexpertin DEKRA<br />
Die Teilnehmer erlangen spezifi sches Wissen zur modernen<br />
Wundversorgung, speziell zur fachgerechten Beurteilung<br />
und Versorgung chronischer Wunden.<br />
Inhalte: Physiopathologie der Haut, Kompressionstherapie,<br />
Lymphödem, Indikation und Kontraindikationen<br />
für die Kompressionstherapie, Phasen der Wundheilung,<br />
Wundheilungsstörungen, Wundinfektion, Prinzipien bei der<br />
Behandlung akuter und chronischer Wunden, Grundsätze<br />
bei modernen Wundverbänden, Verbandswechsel, Wunde<br />
und Dokumentation, Wunde und Ernährung.<br />
Information und Anmeldung:<br />
Murimed Akademie Ltd. & Co. KG<br />
Prof. Richard-Beck-Straße 1, 08280 Aue<br />
Tel.: 03771 598110, Fax: 03771 598111<br />
www.akademie24.net<br />
9.–11. September 2011, Dortmund<br />
25. Bundeskongress des Verbandes<br />
Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Dreitägige Fortbildungsveranstaltung mit rund 90 Semi-<br />
naren, unter anderem zu folgenden Themen: Medizi-<br />
nische Fachberufe – Sackgasse oder Start in die Karriere?,<br />
} Information über das Leis-<br />
tungsspektrum der Praxis,<br />
} Freundlichkeit und Zusam-<br />
menarbeit mit den Mitarbeite-<br />
rinnen,<br />
} Organisation der Terminver-<br />
gabe,<br />
} Kommunikation allgemein,<br />
zum <strong>Bei</strong>spiel Erreichbarkeit per<br />
Telefon, Korrespondenz, auch<br />
auf anderen Wegen, etwa per<br />
E-Mail,<br />
Injektionstechniken korrekt anwenden (Prüfungsvor-<br />
bereitung), wertschätzende Kommunikation, Ablauf der<br />
praktischen Prüfung für Medizinische Fachangestellte,<br />
} Fragen Sie <strong>nach</strong> besonderen<br />
Wünschen bezüglich der Arzt-<br />
briefe, zum <strong>Bei</strong>spiel hinsichtlich<br />
Schnelligkeit, aber auch in Bezug<br />
aktuelle Informationen aus dem Tarif- und Arbeitsrecht,<br />
Aufbereitung der Instrumente <strong>nach</strong> RKI Richtlinien und<br />
Hygiene verordnung, Inspektion der Abrechnungskennt-<br />
nisse, Trends in der modernen Wundversorgung, der gute<br />
Ton am Telefon, praktische Übungen zu Verbandswechsel<br />
und Kompressionstechniken<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband medizinischer Fachberufe e.V.<br />
Geschäftsstelle, Kennwort: Bundeskongress 2011<br />
Postfach 10 04 64, 44004 Dortmund<br />
Fax: 0231 553559, www.vmf-online.de<br />
14. September 2011, Nürtingen<br />
Das Qualitätsmanagement ist fertig –<br />
und dann?<br />
Blicken Sie zurück, wenn Sie ein QM bereits in der Praxis<br />
eingeführt haben. Schauen Sie voraus, wenn Ihr QM noch<br />
nicht vollständig erstellt ist. Und nutzen Sie den gegen-<br />
seitigen Austausch und die Diskussion darüber, welche<br />
nächsten Schritte nötig und wichtig sind, damit das Quali-<br />
tätsmanagement auch in Ihrer Praxis weiter lebt.<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband Süd (Baden-Württemberg)<br />
Stefanie Teifel<br />
Tel.: 07936 9909540, Fax: 07936 9909541<br />
steifel@vmf-online.de<br />
21. September 2011, Saarbrücken<br />
Auffrischung und Tipps zur GOÄ-Abrechnung<br />
Eine Referentin der ärztlichen Privatverrechnungsstelle in-<br />
formiert ausführlich zum Thema Zuschläge, Beratungsleis-<br />
tungen, Steigerungssätze. Mit vielen Fallbeispielen<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband West (Saarland)<br />
Ingrid Herrmann<br />
Tel.: 0681 9687955<br />
Service<br />
auf Diagnostik- und Therapie-<br />
pläne,<br />
} Absprachen der Ärzte unter-<br />
einander über interdisziplinäre<br />
Behandlungskoordination,<br />
} Sind noch weitere Leistungen<br />
gewünscht? Sind Sie mit unserer<br />
Praxis zufrieden, welche Wün-<br />
sche sind noch offen? Haben Sie<br />
Verbesserungsvorschläge?<br />
Wie Sie QM erfolgreich umset-<br />
zen, erfahren Sie auch im Infor-<br />
mationsdienst „QM kompakt“:<br />
www.qm-kompakt.de<br />
5. Oktober 2011, Münster<br />
Moderne Verbandtechniken<br />
Kompressionsverbände, Unterschenkelverbände,<br />
Tape- Verbände sowie allgemeine Verbandtechniken<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband West (Westfalen-Lippe)<br />
Monika Pohlkamp<br />
Tel.: 02526 1461, Fax: 02526 951478<br />
monika-pohlkamp@gmx.com<br />
5. Oktober 2011, Nürnberg<br />
Infektionsrisiko Nadelstichverletzung:<br />
der unterschätzte Arbeitsunfall<br />
Wie kann ich mich vor Nadelstichverletzungen schützen?<br />
Was muss mein Arbeitgeber für meine Sicherheit unterneh-<br />
men? Verschiedene Instrumente mit integriertem Sicher-<br />
heitsmechanismus können getestet werden<br />
Information und Anmeldung:<br />
Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />
Landesverband Süd (Bayern)<br />
Theresa Schricker, Tel.: 09188 30460<br />
th.schricker.vmf@web.de<br />
Einstieg jederzeit<br />
Fernlehrgang Leitende Arzthelferin / MFA<br />
Fernlehrgang in zehn Lektionen bei freier Zeiteintei-<br />
lung: 1. Herausforderungen, Aufgaben und Kompetenzen<br />
Leitender MFA, 2. Personalführung, 3. BWL-Wissen im<br />
Unternehmen Arztpraxis, 4. Moderne Praxisorgani sation,<br />
5. Qualitätsmanagement verstehen und aufbauen,<br />
6. Praxis-Marketin, 7. Kommunikation im Praxisalltag,<br />
8. Effektive und gewinnbringende Abrechnung, 9. IGeL,<br />
10. Persönlichkeitstraining. Zertifi ziert von der Staatlichen<br />
Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU), fachliche Leiterin ist<br />
Heidrun Polegek, Chefredakteurin von „Arzthelferin exklusiv“<br />
Information und Anmeldung:<br />
PKV Informationszentrum, FLG Leitende Arzthelferin / MFA<br />
Residenzstraße 24, 80333 München<br />
Tel.: 089 45228090, Fax: 452280950<br />
www.pkv-verlag.de<br />
29
Buchtipps<br />
Fehlermanagement<br />
Die meisten Fehler sind systemimmanent und damit auch vermeidbar<br />
Kalra, Jay: Medical Errors and Patient<br />
Safety. Berlin/New York: De Gruyter<br />
Verlag, 2011. 113 Seiten, kartoniert,<br />
49,95 Euro<br />
Das vorliegende englisch-<br />
sprachige Buch stammt aus<br />
der Reihe „Patient Safety“ und<br />
schildert anhand realer Fälle aus<br />
dem Gesundheitswesen, dass die<br />
meisten Fehler systemimma-<br />
nente Ursachen haben und daher<br />
vermeidbar wären. Dennoch<br />
werden aus Angst vor Schuld-<br />
zuweisungen und juristischen<br />
Konsequenzen derzeit noch die<br />
wenigsten Fehler dokumentiert.<br />
Der Autor identifiziert be-<br />
schreibt verschiedene Herange-<br />
Proktologie<br />
Die wichtigsten Neuerungen<br />
stammen von Chirurgen<br />
Winkler, Rainer et al.: Proktologie. Ein<br />
Leitfaden für die Praxis. 2. Auflage.<br />
194 Seiten, gebunden, 99,95 Euro<br />
Schätzungen zufolge haben<br />
ungefähr 70 Prozent aller Er-<br />
wachsenen proktologische Pro-<br />
bleme. Allerdings konsultieren<br />
viele aus falscher Scham erst<br />
dann einen Arzt, wenn ihre Be-<br />
schwerden schon weit fortge-<br />
schritten sind. Das vorliegende<br />
Buch behandelt alle internistisch-<br />
chirurgisch relevanten prokto-<br />
logischen Krankheitsbilder. Es<br />
berücksichtigt dabei auch auch<br />
seltene Erkrankungen wie Tro-<br />
penkrankheiten oder anorektale<br />
Schmerzsysndrome.<br />
Die Autoren legen großen<br />
Wert auf die fachliche Vernet-<br />
zung von Gastroenterologie und<br />
Chirurgie. Sie haben in der <strong>nach</strong><br />
zehn Jahren völlig überarbeite-<br />
ten Neuauflage allerdings den<br />
chirurgischen Ansatz stärker be-<br />
tont, da aus diesem Bereich die<br />
wichtigsten Neuentwicklungen<br />
stammen.<br />
Alle Neuerungen des Fach-<br />
gebiets der wurden hinsichtlich<br />
ihres Fortschrittgehalts und ihrer<br />
Bedeutung für die Praxis gewich-<br />
tet, das Buch wurde insbesondere<br />
zum Thema „Erhaltung oder<br />
Wiederherstellung der Kontinenz-<br />
fähigkeit“ erweitert.<br />
Fazit: Mit seiner praxisorien-<br />
tierten Ausrichtung und atlasarti-<br />
gen Präsentation ein praktischer<br />
Begleiter im chirurgischen und<br />
proktologischen Alltag.<br />
hensweisen, um Fehler zu kont-<br />
rollieren und auf dieses Weise die<br />
Fehlerhäufigkeit in Systemen zu<br />
verringern.<br />
Das Buch gliedert sich in zehn<br />
Kapitel und behandelt die Wahr-<br />
nehmung von Fehlern und uner-<br />
wünschten Ereignissen, typische<br />
Ursachen für Behandlungsfehler<br />
sowie Lösungsansätze und Ins-<br />
trumente zur Qualitätssicherung<br />
für verschiedene medizinische<br />
Einrichtungen, insbesondere<br />
0 CHiRURgENMagaziN<br />
Labore.<br />
Gonder, Ulrike; Nicolai Worm: Mehr<br />
Fett! Lünen: Systemed Verlag, 2010.<br />
218 Seiten, kartoniert, 19,95 Euro<br />
In den vergangenen Jahr-<br />
zehnten wurde Fett für viele Zivi-<br />
lisations- und Volkskrankheiten<br />
wie Übergewicht, Krebs, Diabe-<br />
tes mellitus, Herzkrankheiten<br />
oder Alzheimer verantwortlich<br />
gemacht. Ernährungsberater und<br />
Ärzte rieten unisono zur strik-<br />
ten Fettvermeidung in der Er-<br />
nährung. Seit einiger Zeit ist ein<br />
Umdenken zu beobachten, dem<br />
inzwischen auch die Deutsche<br />
Ein weiteres Kapitel ist der<br />
Entwicklung einer positiven Feh-<br />
lerkultur gewidmet, ebenso wer-<br />
den verschiedene internationale<br />
Gesetze und Leitlinien zur Feh-<br />
lervermeidung und -dokumenta-<br />
tion verglichen.<br />
Fazit: Ein komprimierter<br />
Überblick über modernes Fehler-<br />
management. Zu diesem aktu-<br />
ellen und brisanten Thema gibt<br />
es allerdings auch kostengüns-<br />
tigere und deutschsprachige<br />
Literatur.<br />
Ernährung<br />
Liebeserklärung an einen „zu<br />
Unrecht verteufelten Nährstoff“<br />
Gesellschaft für Ernährung zu-<br />
mindest teilweise gefolgt ist.<br />
Das vorliegende Buch rich-<br />
tet sich in erster Linie an medi-<br />
zinische Laien und präsentiert<br />
das LOGI-Ernährungskonzept<br />
(Low Glycemic and Insulinemic),<br />
das eine niedrige Blutzucker-<br />
wirkung der Nahrung zum Ziel<br />
hat. Die Reduktion des Kohle-<br />
hydratanteils in der Ernährung<br />
schafft in der Kalorienbilanz<br />
mehr Raum für Fett – und zwar<br />
nicht nur pflanzliches Fett, son-<br />
dern auch tierische Fette. Die<br />
Autoren beschreiben die Wirkung<br />
der verschiedenen Fette auf Ner-<br />
ven, Gehirn, Immunsystem und<br />
Insulinhaushalt und empfehlen<br />
ein Ende der „Fettphobie“.<br />
Fazit: Mehr Fett bekommt<br />
dem Organismus besser als<br />
Stärke und Zucker. Interessante<br />
Lektüre für Ärzte, die ihre Patien-<br />
ten auch in Sachen Ernährung<br />
oder Gewichtsreduktion beraten.
Gesundheitswesen<br />
Das deutsche System mit seinen<br />
Regeln und Teilbereichen verstehen<br />
Preusker, Uwe K. (Hg.): Das deut-<br />
sche Gesundheitswesen in 100 Stich-<br />
worten. Heidelberg: medhochzwei<br />
Verlag, 2011. 82 Seiten, kartoniert,<br />
19,95 Euro<br />
Das deutsche Gesundheits-<br />
wesen ist nicht einfach zu durch-<br />
schauen. Dabei kann man sich<br />
das Gefelcht aus staatlicher Re-<br />
gulierung, Selbstverwaltung und<br />
wirtschaftlicher Betätigung auf<br />
unterschiedliche Weise erschlie-<br />
ßen. Mit dem vorliegenden knap-<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
pen Büchlein kann sich der Leser<br />
Schritt für Schritt in das kom-<br />
plexe System hineinfinden.<br />
Die genau 100 Stichworte sind<br />
eine Auswahl aus dem umfas-<br />
senden Standardwerk „Lexikon<br />
des deutschen Gesundheitswe-<br />
sens“ und beschreiben kurz und<br />
knapp die wichtigsten und für<br />
das Verständnis unverzichtbaren<br />
Begriffe, denen man im Gesund-<br />
heitswesen permanent begeg-<br />
net. Die Auswahl reicht von A wie<br />
Ärztekammer über B wie Beleg-<br />
arzt, F wie Fallpauschale und R<br />
wie Risikostrukturausgleich bis<br />
zu Z wie Zusatzbeitrag.<br />
Fazit: Wer die wichtigsten<br />
Institutionen, Regelungen und<br />
Rahmenbedingungen des deut-<br />
schen Gesundheitswesens noch<br />
nicht kennt, kann mit diesem<br />
kompakten kleinen Lexikon seine<br />
Wissenslücken schließen.<br />
Buchtipps<br />
Hygiene<br />
Über 950 Fakten für Klinik und<br />
Praxis zur Infektionsprävention<br />
Schulz-Stübner, Sebastian: Hygiene<br />
und Infektionsprävention. Fragen und<br />
Antworten. Springer: Heidelberg, 2011.<br />
270 Seiten, kartoniert, 29,95 Euro<br />
Nachlässigkeiten in der Pra-<br />
xis- und Krankenhaushygiene<br />
sind verantwortlich für unnötige<br />
Leidenswege von <strong>Patienten</strong> sowie<br />
für immense und vermeidbare<br />
Kosten im Gesundheitswesen.<br />
Das vorliegende Büchlein<br />
hilft Ärzten, die ihr Wissen in<br />
Bezug auf Infektionsprävention<br />
und -behandlung verbessern<br />
wollen. Das Buch enthält 186<br />
Multiple-Choice-Fragen und die<br />
dazugehörigen Kommentare, mit<br />
denen die Leser ihr Wissen über-<br />
prüfen können.<br />
Die Themen der Fragen um-<br />
fassen unter anderem die Ge-<br />
biete rechtliche Grundlagen,<br />
mikrobiologische Diagnostik und<br />
Epidemiologie, Standardhygie-<br />
ne, Postexpositionsprophylaxe,<br />
Impfungen, Nadelstichverlet-<br />
zungen, Vermeidung nosokomi-<br />
aler Pneumonien und Atemwegs-<br />
infektionen, Desinfektion,<br />
Sterilisation und Aufbereitung<br />
von Medizinprodukten.<br />
Fazit: Ein handliches kleines<br />
Nachschlagewerk für alle hygiene-<br />
beauftragten Ärzte und Hygiene-<br />
fachkräfte während der Fortbil-<br />
dung – und zum Wissens-Check<br />
im klinischen Alltag.<br />
Stoffwechselkrankheiten<br />
Handbuch zur Beratung, Schulung und Betreuung von Diabetikern<br />
Sailer, Dietmar: Diabetes melli-<br />
tus. Verstehen – beraten – betreuen.<br />
Stuttgart: WDG Wissenschaftliche<br />
Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2010.<br />
2. überarbeitete und ergänzte Auflage,<br />
311 Seiten, kartoniert, 27 Euro<br />
Über acht Millionen Men-<br />
schen in Deutschland leiden<br />
an Diabetes mellitus – Ten-<br />
denz steigend. Das vorliegende<br />
Handbuch will alle, die in der<br />
Pflege, Beratung und Schulung<br />
von Diabetikern tätig sind, bei<br />
ihrer anspruchsvollen Aufgabe<br />
unterstützen.<br />
Viele neue Therapieoptionen<br />
des Diabetes, aber auch neue-<br />
re Erkenntnisse im Bereich der<br />
Diagnostik, Pathophysiologie und<br />
Folgeerkrankungen sowie neue<br />
Leitlinien der nationalen und in-<br />
ternationalen Fachgesellschaften<br />
machten eine Überarbeitung des<br />
Handbuchs notwendig.<br />
In 29 Kapiteln vermittelt das<br />
Buch nun eine gute Übersicht<br />
über die Genetik, Pathophysio-<br />
logie, Diagnostik und Therapie<br />
des Typ-1- und Typ-2-Diabetes<br />
mellitus und seiner Begleit- und<br />
Folgeerkrankungen, sozialmedi-<br />
zinische Aspekte sowie medizi-<br />
nische Berufsbilder rund um<br />
den Diabetes mellitus. Wichtige<br />
Merksätze sind in allen Kapiteln<br />
hervorgehoben.<br />
Für Chirurgen besonders in-<br />
teressant sind die Ausführungen<br />
über diabetische Folgeerkran-<br />
kungen wie die Makroangiopa-<br />
thie, das diabetische Fußsyndrom<br />
sowie zur perioperativen Betreu-<br />
ung des Diabetikers (Postaggres-<br />
sionsstoffwechsel,Operations- risiko, Operationsvorbereitung,<br />
intraoperative Insulintherapie<br />
sowie intensivmedizinische und<br />
postoperative Betreuung).<br />
Fazit: Ein praxisnahes und<br />
verständliches Buch für medizi-<br />
nisches Fachpersonal verschie-<br />
dener Berufsgruppen. Es vermit-<br />
telt alle relevanten Grundlagen<br />
rund um den Diabetes mellitus.<br />
1
Buchtipps<br />
Traumatologie<br />
Übersicht über Verletzungen im Kindes- und Jugendalter<br />
Dietz, Hans-Georg et al.: Praxis der<br />
Kinder- und Jugentraumatologie.<br />
Landsberg: Springer: Heidelberg, 2011.<br />
405 Seiten, gebunden, 149,95 Euro<br />
Wenn Kinder oder Jugend-<br />
liche Unfälle erleiden, sind<br />
neben Art und Schwere der Ver-<br />
letzung auch die Besonderheiten<br />
des Lebensalters für die Therapie<br />
entscheidend. Außerdem muss<br />
der Arzt das noch nicht abge-<br />
schlossene Wachstum beachten,<br />
um einerseits die Verletzungsfol-<br />
gen für die weitere Entwicklung<br />
gering zu halten und anderer-<br />
seits keinen zusätzlichen Scha-<br />
den durch die Behandlung selbst<br />
zu provozieren.<br />
Das Autorenteam will mit<br />
dem vorliegenden Buch helfen, die<br />
komplexe Herausforderung von<br />
Traumen im Kindesalter beste-<br />
hen zu können. Das erste Kapitel<br />
beschreibt die Grundlagen der<br />
Versorgung kindlicher Traumen,<br />
in den weiteren Kapiteln wer-<br />
den alle wichtigen Verletzungen<br />
systematisch dargestellt. Hierzu<br />
zählen Verletzungen der Extre-<br />
mitäten, der Wirbelsäule und des<br />
Beckens, Schädel-Hirn-Trauma,<br />
Thorax- und Abdominaltrauma<br />
sowie Mehrfachverletzungen<br />
und spezielle Verletzungs-<br />
formen wie Verbrennungen oder<br />
Weichteilverletzungen.<br />
Alle Kapitel sind mit farbigen<br />
Fotos und Schemazeichnungen<br />
sowie Röntgen- oder CT-Aufnah-<br />
men ausführlich bebildert. Viele<br />
Informationen sind in übersicht-<br />
lichen Tabellen oder Info-Kästen<br />
zusammengefasst.<br />
Alle Therapieempfehlungen<br />
werden begründet und mit Be-<br />
handlungsergebnissen belegt.<br />
Gleichzeitig werden Therapie-<br />
alternativen und mögliche Kom-<br />
plikationen aufgezeigt. Jedes<br />
Kapitel schließt mit einem<br />
kompakten Literaturverzeich-<br />
nis, wobei die zitierten Literatur-<br />
angaben nicht immer aktuell<br />
2 CHiRURgENMagaziN<br />
sind.<br />
Ein eigenes Kapitel ist dem<br />
Umgang mit Misshandlung oder<br />
Missbrauch (Battered-Child-<br />
Syndrom) gewidmet. Die Diag-<br />
nosestellung hängt ab von den<br />
Kenntnissen des medizinischen<br />
Teams, seiner Sensibilisierung<br />
für das Thema und seiner Bereit-<br />
schaft, das Problem anzusprechen<br />
und interdisziplinär anzugehen.<br />
Fazit: Die meisten beschrie-<br />
benen Indikationen werden im<br />
Krankenhaus und nicht in der<br />
Praxis eines niedergelassenen<br />
Chirurgen behandelt. Nichtsdes-<br />
totrotz eine umfassende Grund-<br />
lage für die differenzierte und<br />
fundierte Behandlung verletzter<br />
Kinder und Jugendlicher.<br />
Unfallchirurgie<br />
Indikationen prüfen, Alternativen suchen, OP-Schritte auffrischen<br />
Weigel, Bernhard; Michael L. Nerlich<br />
(Hg.): Praxisbuch Unfallchirurgie.<br />
2. Auflage. 1.238 Seiten, gebunden,<br />
269 Euro (ab 31.10.2011 dann<br />
299 Euro)<br />
Jeder Patient möchte von<br />
einem erfahrenen Chirurgen ver-<br />
sorgt werden. Erfahrung erwirbt<br />
man im OP-Saal – und ergänzend<br />
hilft die Lektüre dieses Fach-<br />
buchs. In der zweiten Auflage<br />
haben die Herausgeber das be-<br />
währte Konzept der Praxisnähe<br />
beibehalten und das Register mit<br />
20 übersichtlich gestalteten Sei-<br />
ten neu erstellt.<br />
Gleichzeitig haben sie auf<br />
alles verzichtet, was dank Inter-<br />
net im Behandlungsalltag stän-<br />
dig aktualisiert zur Verfügung<br />
steht, also Informationen zur<br />
Klinikorganisation, zum Qualitäts-<br />
management, zur Klassifika-<br />
tion von Frakturen, ICPM-Num-<br />
mern und ICD-Nummern sowie<br />
Adressen.<br />
Den gewonnenen Raum<br />
nutzen die Herausgeber, um<br />
eine größere Auswahl an Indika-<br />
tionen zu beschreiben. Alle Kapi-<br />
tel sind reich bebildert, wichtige<br />
Merksätze sind farbig markiert.<br />
Umfangreiche Literaturverzeich-<br />
nisse finden sich jeweils am Ende<br />
der 23 Kapitel.<br />
Teil I des Buches umfasst<br />
Beschreibungen der verschie-<br />
denen OP-Techniken, die Indi-<br />
kationen sind <strong>nach</strong> Körperregio-<br />
nen geordnet. Teil II beschreibt<br />
Spezialthemen wie Frakturen im<br />
Kindealter, Gefäßverletzungen,<br />
Polytraumen, Intensivmedizin,<br />
Komplikationen und Extremitätendeformitäten.<br />
Der Leser kann hier seine<br />
Indikationsstellung überprüfen,<br />
Alternativen im operativen<br />
Vorgehen <strong>nach</strong>schlagen oder OP-<br />
Schritte auffrischen. Der Assistenzarzt<br />
profitiert von den detaillierten<br />
Beschreibungen der<br />
OP-Techniken und den sorgsam<br />
ausgewählten Abbildungen aus<br />
dem Klinikalltag. Den erfahrenen<br />
Unfallchirurgen dagegen wird die<br />
Diskussion um die richtige Indikation<br />
und das Vermeiden häufiger<br />
Fehler interessieren.<br />
Zusätzliche Informationen zu<br />
Themen wie Begutachtung, kindliche<br />
Verletzungen oder Sonografie<br />
lassen den Unfallchirurgen in<br />
einem Band alles Relevante für<br />
die tägliche Praxis finden.<br />
Fazit: Ein umfassendes Standardwerk<br />
für die Unfallchirurgie<br />
in einem Band – ob im OP, auf<br />
Station oder in der Ambulanz.<br />
Das Buch erläutert Diagnostik,<br />
Indikation und operative Technik<br />
zum Nachschlagen für die tägliche<br />
Arbeitsroutine.
august 2011<br />
1. 8.– 1. 9. 2011, Hamburg<br />
. Gesundheitswirtschaftskongress<br />
Themen u. a.: Entscheidungsparameter Behandlungsqualität, von der<br />
Institutionen- zur Prozessorientierung, digitale Industrialisierung der<br />
Medizin, Kooperation durch Systempartnerschaften, Konzepte zur<br />
Finanzierung von Innovationen, Medizinangebote für den „diagonalen<br />
<strong>Patienten</strong>“, Filialisierung von Gesundheitsdienstleistungen, Expansion<br />
des 2. Gesundheitsmarktes, Geschäftsfeld Prävention und Rehabilita-<br />
tion, Überleben durch Personalgewinnung und -sicherung, Konzentra-<br />
tion und Diversifizierung auf dem Krankenversicherungsmarkt<br />
Information und Anmeldung:<br />
Agentur WOK GmbH, Palisadenstraße 48, 10243 Berlin<br />
Tel.: 030 498550-31 und -32, Fax: 030 498550-30<br />
info@gesundheitswirtschaftskongress.de, www.gesundheitswirtschaftskongress.de<br />
1. 8.– . 9. 2011, Hamburg<br />
XVI. World Congress of the International Federation for<br />
the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders<br />
Themen u. a.: Integrated Health, anesthesiological aspects of obesity sur-<br />
gery, bariatric surgery, domplications and their management, diabetes,<br />
education and training, endoluminal techniques, hands-on-courses, in-<br />
tensive care aspects of obesity surgery, live surgery from University Hos-<br />
pital Hamburg UKE, metabolic disorders, metabolic surgery, monogenetic<br />
defects and obesity surgery, N.O.T.E.S., nutritional defects – prevention and<br />
treatment, restoration of restriction, teaching and novelties, postopera-<br />
tive care, psychological aspects of obesity and obesity surgery, Single Port<br />
Incision Laparoscopic Surgery (SILS), surgery for obesity in adolescents<br />
Information und Anmeldung:<br />
Interplan Congress Meeting & Event Management AG<br />
Landsberger Straße 155, 80687 München, Tel. 089 548234-0, Fax: 089 548234-44<br />
info@interplan.de, www.ifso2011.de<br />
September 2011<br />
10. 9. 2011, Markoberdorf<br />
8. Wundforum Markoberdorf (CME)<br />
Themen u. a.: Psychosomatische Aspekte in der Wundbehandlung,<br />
online-gestützte Fortbildung, Vakuumtherapie in der Allgemein- und<br />
Viszeralchirurgie, Strategien in der Wundbehandlung, diabetisch-angio-<br />
pathischer Fuß, Vaskulitis als Wundursache, Wundbehandlung im am-<br />
bulanten Umfeld, komplexe physikalische Entstauungstherapie in der<br />
Wundbehandlung, palliative Wundversorgung, Bedeutung klassischer<br />
Infektzeichen in der Wundbehandlung<br />
Information und Anmeldung:<br />
Wundzentrum Allgäu, Chirurgie, Dr. Michaela Knestele, Klinik Marktoberdorf<br />
Saliterstraße 96, 87616 Marktoberdorf, Tel.: 08342 78222, Fax: 08342 78484<br />
m-a-knestele@t-online.de, www.wundnetz-allgaeu.info<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
12.– 14. 9. 2011, Los Angeles (USA)<br />
International Congress of Endoscopy<br />
Termine<br />
A celebration of medical flexible endoscopy and surgical laparosco-<br />
pic endoscopy including diagnosis and therapy, NOTES and emerging<br />
surgical and endoscopic procedures<br />
Themen u. a.: Live therapeutic endoscopy and acvanced laparoscopy,<br />
surgical and medical learning center with hands-on-stations, demon-<br />
strations of robotic endoscopy, nurses/assistants program<br />
Information und Anmeldung:<br />
CPO Hanser Service GmbH, Paulsborner Straße 44, 14193 Berlin<br />
Tel.: 030 300669-0, Fax: 030 305739-1, ice2011@cpo-hanser.de, www.ice2011.org<br />
1 .– 14. 9. 2011, München<br />
10. Europäischer Gesundheitskongress München<br />
Aufbruch in der Gesundheitswirtschaft: Konsequent pro Patient<br />
Themen u. a.: Gesundheitspolitik (Versorgungsforschung, <strong>Patienten</strong>rechte-<br />
gesetz), Krankenversicherungen (GKV-Versorgungsgesetz, Bedarfspla-<br />
nung, Morbi-RSA, Wettbewerb, Berufsunfall), Rehabilitation (Stress und<br />
Erschöpfungssyndrome, Reha und IT, Schnittstellen, <strong>Patienten</strong>coaching),<br />
Krankenhäuser (internationaler Vergleich, Personalentlastung durch<br />
intelligente Prozessgestaltung, Innovationsfinanzierung, Kooperation,<br />
Chefarztauswahl, Managementstrategien, Ärztemangel, Pflegemangel)<br />
Information und Anmeldung:<br />
Interplan Congress Meeting & Event Management AG, Vanessa Lakatos<br />
Landsberger Straße 155, 80687 München, Tel. 089 548234-0, Fax: 089 548234-44<br />
info@gesundheitskongress.de, www.gesundheitskongress.de<br />
14.– 1 . 9. 2011, Leipzig<br />
66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für<br />
Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten<br />
mit Sektion Endoskopie und 5. Herbsttagung der Deutschen Gesell-<br />
schaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie gemeinsam mit den Arbeits-<br />
gemeinschaften der DGAV<br />
Chirurgische Highlights: Videositzungen zu operativen Techniken, Tipps<br />
und Tricks in der Viszeralchirurgie, Priorisierung in der Viszeralmedizin –<br />
Was darf die Medizin kosten? Podiumsdiskussion: Chirurgische Fort- und<br />
Weiterbildung in der Sackgasse? Postgraduiertenkurse (Anastomosentechniken<br />
in der Viszeralchirurgie und Hernienchirurgie), Genderforum –<br />
Geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnostik, Therapie und Outcome<br />
viszeralmedizinischer Erkrankungen, Nachwuchsforum<br />
Information und Anmeldung:<br />
Interplan Congress Meeting & Event Management AG<br />
Landsberger Straße 155, 80687 München, Tel.: 089 54823462, Fax: 089 54823443<br />
viszeralmedizin@interplan.de, http://viszeralmedizin.com<br />
15.– 16. 9. 2011, Lübeck<br />
5. Lübecker Arthroskopiekurs<br />
Arthroskopie am Oberen und Unteren Sprunggelenk<br />
Themen: Arthroskopische Techniken am oberen und unteren<br />
Sprunggelenk und Fuß, Anatomie des OSG und Zugangswege, Technik
Termine<br />
der Arthroskopie am dorsalen Oberen Sprunggelenk (OSG) und Cal-<br />
caneus, autologe matrixinduzierte Chondrogenese (AMIC) am Talus,<br />
Arthroskopie bei OSG-Arthrose<br />
Information und Anmeldung:<br />
Gesellschaft für Fußchirurgie e. V., Robert Caceffo<br />
Gewerbegebiet 18, 82399 Raisting, Tel.: 08807 949244, Fax: 08807 949245<br />
info@gffc.de, www.gffc.de<br />
16.– 1 . 9. 2011, Lübeck<br />
18. Lübecker Seminar für praktische Fußchirurgie<br />
Arthroskopie am Oberen und Unteren Sprunggelenk<br />
Thema: Präparationskurs Rückfuß<br />
Information und Anmeldung:<br />
Gesellschaft für Fußchirurgie e. V., Robert Caceffo<br />
Gewerbegebiet 18, 82399 Raisting, Tel.: 08807 949244, Fax: 08807 949245<br />
info@gffc.de, www.gffc.de<br />
20.– 24. 9. 2011, Düsseldorf-Kaiserswerth<br />
20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft<br />
für Thoraxchirurgie (DGT)<br />
Themen u. a.: Chirurgisches Forum, Komplikationsmanagement, mini-<br />
mal invasive und evidenzbasierte Thoraxchirurgie, Thoraxtraumen,<br />
entzündliche Thoraxerkrankungen, Lungentransplantation, Thorax-<br />
chirurgie im Kindesalter, Postersitzungen, FIT – Frauen in der Thorax-<br />
chirurgie, ist das männliche Geschlecht <strong>nach</strong>teilig für die Diagnose<br />
Lungen-Karzinom?, Workshops (Lungenfunktion, Antibiotikatherapie,<br />
Chemotherapie, Schmerztherapie), Pflegefachtagung<br />
Information und Anmeldung:<br />
MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG<br />
Neuwieder Straße 9, 90411 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 39316-40, Fax: 0911 39316-66<br />
mcn@mcn-nuernberg.de, www.mcn-nuernberg.de<br />
21. 9. 2011, Frankfurt<br />
1. Frankfurter Wundkongress (CME)<br />
Fokus: Lebensqualität bei Menschen mit (chronischen) Wunden<br />
Themen: Aktuelles Wissen zur Wundbehandlung und –heilung, Doku-<br />
mentation, Zusammenarbeit der Berufsgruppen, Behandlung und Thera-<br />
pie, aktuelles Wissen zur Lebensqualität von Betroffenen<br />
Information und Anmeldung:<br />
Transfernetzwerk Bildung, Sternstraße 22, 39104 Magdeburg<br />
Tel.: 0151 412244 61, Fax: 03212 tnbinfo<br />
info@tnbildung.de, www.frankfurterwundkongress.de<br />
21.– 22. 9. 2011, Würzburg<br />
15. Würzburger Infektiologie- und<br />
Hygienekongress (CME)<br />
Themen u. a.: EHEC, HUS, allgemeine infektionspräventive Maßnah-<br />
men, Umgang mit organtransplantierten <strong>Patienten</strong>, ESBL-Bildner, SARI,<br />
HICARE (MRE-Netzwerk)<br />
Information und Anmeldung:<br />
BZH GmbH, Deutsches Beratungszentrum für Hygiene, Susanne Opitz<br />
Schnewlinstraße 10, 79098 Freiburg, Tel.: 0761 202678-0, Fax: 0761 202678-28<br />
opitz@bzh-freiburg.de, www.bzh-freiburg.de<br />
21.– 2 . 9. 2011, Gießen<br />
2 . Handchirurgischer AIOD-Operationskurs mit<br />
Arthroskopie-Workshop „Die traumatisierte Hand“<br />
Inhalte: Übungen an Leichenhänden (relevante Operationsverfah-<br />
ren einschließlich der Arthroskopie des Handgelenks), Vermittlung<br />
der klinikrelevanten theoretischen und praktischen Grundlagen hand-<br />
chirurgischer Operationstechniken<br />
Information und Anmeldung:<br />
Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg<br />
GmbH, Dr. G. Szalay, Dr. B. Stigler, Rudolf-Buchheim-Straße 7, 35385 Gießen<br />
Tel.: 0641 98544-601, Fax: 0641 98544-609<br />
handkurs@chiru.med.uni-giessen.de<br />
www.ukgm.de/ugm_2/deu/ugi_uch/index.html<br />
22.– 24. 9. 2011, Dresden<br />
15. Chirurgische Forschungstage<br />
Themen u. a.: Angiogenese, Biomaterialien, Inflammation und Sepsis,<br />
Ischämie und Reperfusion, klinische Studien, molekulare Biologie,<br />
muskoskeletale Forschung, Onkologie, Pathophysiologie, Regeneration,<br />
Stammzellen, Tissue Engineering, Transplantation, Wundheilung<br />
Information und Anmeldung:<br />
GWT-TUD GmbH, Fachbereich Medizin, Romy Hoppenz<br />
Blasewitzer Straße 43, 01307 Dresden, Tel.: 0351 440059-74, Fax: 0351 440059-96<br />
romy.hoppenz@gwtonline.de, www.forschungstage2011.de<br />
24. 9. 2011, Hannover<br />
22. Koloproktologie-Seminar Hannover<br />
der Norddeutschen Arbeitsgemeinschaft für Koloproktologie<br />
Themen: Rektumkarzinom, proktologische Standards, der besondere Fall<br />
Information und Anmeldung:<br />
End- und Dickdarmzentrum Hannover, Dr. J. Meier zu Eissen<br />
Hildesheimer Straße 6, 30169 Hannover<br />
Tel.: 0511 646646-19, Fax: 0511 646 646-10, sekretariat@edh.de, www.edh.de<br />
Oktober 2011<br />
1. 10. 2011, Amberg<br />
1. Amberger Traumatag<br />
Polytrauma – wenn jede Sekunde zählt. Fachsymposium mit Vorträgen,<br />
Live-Demonstrationen, Diskussionen und Workshops. Für Notärzte,<br />
Feuerwehr und Rettungsdienstmitarbeiter<br />
Themen u. a.: <strong>Patienten</strong>orientierte technische Rettung (Einsatzstel-<br />
lenmanagement, Unfallforschung, einsatztaktische Grundlagen),<br />
präklinisches Traumamanagement (Einsatztaktik Christoph 80, Was<br />
4 CHiRURgENMagaziN
auchen Traumapatienten wirklich, Golden hour of trauma), klinische<br />
Versorgung (Schockraummanagement, Damage control surgery, kind-<br />
liches Polytrauma, Erstversorgung des schwere SHT)<br />
Information und Anmeldung:<br />
Dres. Pöllath & Scherer, Chirurgische Praxisklinik und Hernienzentrum<br />
Obere Gartenstraße 13, 92237 Sulzbach-Rosenberg<br />
Tel.: 09661 8033-6, Fax: 09661 8033-7, scherer@surochir.de, www.surochir.de<br />
5.– 6. 10. 2011, Wendisch-Rieth<br />
Single Portal Chirurgie (CME)<br />
Ausführlicher wissenschaftlicher Überblick über den aktuellen Stand<br />
der Single Portal Chirurgie sowie ein ausgiebiges Hands-on-Training<br />
(Umgang mit den Instrumenten und Port-Systemen, Tipps und Tricks<br />
von erfahrenen Tutoren)<br />
Information und Anmeldung:<br />
Medizinisches Kompetenzzentrum „Medizin in Grünen“ c/o HCx Consulting GmbH<br />
Dr. Heiko Ziervogel, Ulmenstraße 12, 15864 Wendisch Rietz<br />
Tel.: 033679 429810, Fax: 033679 429809<br />
info@medizin-im-gruenen.de, www.medizin-im-grünen.de<br />
6.– 8. 10. 2011, Bonn<br />
52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für<br />
Handchirurgie und 16. Jahrestagung der Deutschen<br />
Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie e. V. (DAHTH)<br />
Hauptthemen: Beugesehnen, Resektionsarthroplastiken vs. Prothetik,<br />
CRPS, arthroskopische Operationen, freie Themen<br />
Information und Anmeldung:<br />
Intercongress GmbH, Düsseldorfer Straße 101, 40545 Düsseldorf<br />
Tel.: 0211 585897-90, Fax: 0211 585897-99<br />
dgh@intercongress.de, www.dgh-kongress.de<br />
6.– 8. 10. 2011, Neu-Ulm<br />
49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für<br />
Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)<br />
Themen u. a.: Wiederherstellungschirurgie im MKG-und HNO-Bereich,<br />
Möglichkeiten und Grenzen der Laserchirurgie, gemeinsame Sitzung<br />
mit dem BNC (Möglichkeiten und Grenzen ambulanter Operationen aus<br />
Sicht des niedergelassenen Chirurgen, Möglichkeiten und Grenzen am-<br />
bulanter Operationen des Bewegungs- und Stützapparates aus Sicht des<br />
Klinikers, Möglichkeiten und Grenzen ambulanter kinderchirurgischer<br />
Operationen, Fehler bei der Abrechnung ambulanter Operationen <strong>nach</strong><br />
§ 115b), Wiederherstellungschirurgie im Thorax- und Abdominalbereich,<br />
Folgen des Terrorismus – Versorgung <strong>nach</strong> Sprengstoffanschlägen, Ver-<br />
brennungen und Weichteilverletzungen, Wiederherstellungschirurgie<br />
im Bereich des Urogenitalsystems, Wehrmedizin, Rekonstruktion im<br />
Hand- und Extremitätenbereich<br />
Information und Anmeldung:<br />
Die Kongressmacher, Kristin Pestel<br />
Beethovenstraße 12, 04107 Leipzig, Tel.: 0341 12457-128, Fax: 0341 12457-129<br />
sekretariat@diekongressmacher.de, www.dgpw-kongress2011.de<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
12. 10. 2011, Regensburg<br />
Termine<br />
Fortbildungsveranstaltung der Abteilung für<br />
Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg<br />
Themen: Physiologie der Knochenbruchheilung – Welchen Einfluss hat<br />
unser Unterbewusstsein? Welche Möglichkeiten haben wir zum Auffül-<br />
len von Knochendefekten? Die moderne Knochenbank<br />
Information und Anmeldung:<br />
Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung Unfallchirurgie<br />
Frau M. Lerchenberger, 93042 Regensburg<br />
Tel.: 0941 944-6763, Fax: 0941 944-6948<br />
office.uch@klinik.uni-r.de, www.uch.uni-r.de<br />
14.– 15. 10. 2011, Hildesheim<br />
11. Hildesheimer Nahtkurs (CME)<br />
Nahtkurs für gastrointestinale, laparoskopische, gefäßchirurgische,<br />
unfallchirurgische und plastische Chirurgie, Commun trunk<br />
Information und Anmeldung:<br />
Chirurgische Klinik I – Viszeral-,Gefäß-, Thoraxchirurgie<br />
Klinikum Hildesheim GmbH, Prof. Richter<br />
Weinberg 1, 31134 Hildesheim, Tel.: 05121 894348, Fax: 05121 894581<br />
chir1@klinikum-hildesheim.de, www.nahtkurs-hildesheim.de<br />
14.– 16. 10. 2011, Budapest (Ungarn)<br />
9. Ungarisch-Deutsches Seminar<br />
für praktische Fußchirurgie<br />
Präparationskurse: Osteotomien am Knochenmodell,<br />
Vor- und Rückfußchirurgie<br />
Information und Anmeldung:<br />
Gesellschaft für Fußchirurgie e. V., Robert Caceffo<br />
Gewerbegebiet 18, 82399 Raisting, Tel.: 08807 949244, Fax: 08807 949245<br />
info@gffc.de, www.gffc.de<br />
15. 10. 2011, Jena<br />
Gelenkchirurgie Jena 2011<br />
Indikationen in der Gelenkchirurgie<br />
Themen: Diagnostische Verfahren, etablierte Therapieverfahren des<br />
Knorpelschadens, innovative Knorpelersatzverfahren<br />
Information und Anmeldung:<br />
Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH<br />
Dirk Eichelberger/Linda Winterot, Carl-Pulfrich-Straße 1, 07745 Jena<br />
Tel.: 03641 3116305, Fax: 03641 3116241<br />
dirk.eichelberger@conventus.de, www.gelenkchirurgie-tagung.de<br />
Tagesaktuelle<br />
Nachrichten aus Chirurgie<br />
und Gesundheitspolitik<br />
www.bncev.de<br />
5
Industrie<br />
Versicherungen<br />
Die <strong>Bei</strong>träge der Rubrik Industrie beruhen auf Informationen der angegebenen Firmen.<br />
Herausgeber und Redaktion sind nicht verantwortlich für die Inhalte.<br />
Schutz für Sie und Ihre Familie:<br />
Die beitragsfreie Unfallsversicherung<br />
Die meisten Unfälle passieren<br />
im Haushalt oder in der Freizeit.<br />
Hier kann die Unfallversiche-<br />
rung im Invaliditäts- oder Todes-<br />
fall finanzielle Hilfe bieten, wie<br />
die Firma Helmsauer & Kollegen<br />
berichtet.<br />
Der BNC bietet allen Mit-<br />
gliedern der regionalen ANC die<br />
Option, eine beitragsfreie Unfall-<br />
absicherung abzuschließen. Mitt-<br />
lerweile nutzen bereits über 450<br />
Ärzte die Möglichkeit dieser kos-<br />
tenlosen Vorsorge. Sollten Sie<br />
diese noch nicht beantragt haben,<br />
so senden Sie einfach ein Fax oder<br />
eine kurze Mail mit Angabe Ihres<br />
Geburtsdatums an die unten an-<br />
gegebenen Kontaktdaten, Stich-<br />
wort „beitragsfreie Unfallver-<br />
sicherung für BNC-Mitglieder“.<br />
Höhere Auszahlungssumme<br />
dank Progression von 500 %<br />
Es handelt sich hierbei um<br />
eine Grundabsicherung mit<br />
einer Versicherungssumme von<br />
18.000 Euro und einer Progres-<br />
sion von 500 Prozent. Diese Pro-<br />
gression regelt die Höhe der Aus-<br />
zahlung in Verbindung mit dem<br />
Invaliditätsgrad.<br />
So wird bei einer Grund-<br />
summe von 18.000 Euro und<br />
einer Progression von 500 Prozent<br />
bei Vollinvalidität eine Gesamt-<br />
entschädigung von 90.000 Euro<br />
fällig, also dem Fünffachen der<br />
Grundsumme.<br />
Um für den Fall der Fälle ge-<br />
rüstet zu sein, ist jedoch auch<br />
noch eine weitergehende pri-<br />
vate Vorsorge nötig. Allerdings<br />
ist eine genaue Überprüfung<br />
der Versicherungsbedingungen<br />
unabdingbar.<br />
Es gibt viele verschiedene<br />
Bedingungswerke und Tarife am<br />
Markt. Längst nicht alle Produkte<br />
sind auch empfehlenswert. Hier<br />
bedarf es einer genauen Analyse,<br />
um nicht im Schadensfall eine<br />
böse Überraschung zu erleiden.<br />
Spezielles Konzept für die<br />
Absicherung von Chirurgen<br />
<strong>Bei</strong> unserem Konzept, spe-<br />
ziell maßgeschneidert für Chi-<br />
rurgen, wurde zum <strong>Bei</strong>spiel ver-<br />
einbart, dass eine vollständige<br />
Funktionsunfähigkeit des Dau-<br />
mens und /oder des Zeigefingers<br />
einem Invaliditätsgrad von 100<br />
Prozent entspricht. Begibt sich<br />
der Arzt zur Rettung von Men-<br />
schenleben oder Sachen in Ge-<br />
fahr, gelten auch hierbei erlit-<br />
tene Gesundheitsschädigungen<br />
als unfreiwillig und somit<br />
versichert.<br />
Im Rahmen einer sogenann-<br />
ten „Immunklausel“ gilt auch die<br />
erstmalige Infizierung mit und<br />
ohne Unfall durch eine Vielzahl<br />
von Krankheitserregern (zum<br />
<strong>Bei</strong>spiel Borreliose, Frühsommer-<br />
meningitis, Zeckenenzephalitis,<br />
Gelbfieber, Masern, Scharlach,<br />
Typhus und Windpocken) als ein<br />
plötzlich von außen auf den Kör-<br />
per wirkendes Ereignis und somit<br />
als Unfall.<br />
Kosmetische Operationen<br />
und Bergungskosten sind jeweils<br />
bis 10.000 Euro beitragsfrei mit-<br />
versichert. Äußerst attraktive<br />
<strong>Bei</strong>tragssätze runden dieses An-<br />
gebot ab.<br />
Krankenhaustagegeld mit<br />
oder ohne Genesungsgeld<br />
Zusätzlich besteht die Mög-<br />
lichkeit der Versicherung von<br />
verschiedenen Tagegeldern wie<br />
Krankenhaustagegeld mit oder<br />
ohne Genesungsgeld. Sie erhal-<br />
ten pro Tag, den Sie <strong>nach</strong> einem<br />
Unfall im Krankenhaus verbrin-<br />
gen, einen bestimmten, bei Ab-<br />
schluss festgelegten Betrag.<br />
Ein Vergleich der verschie-<br />
denen Produkte ist für den Laien<br />
oft schwer möglich. Fordern Sie<br />
deshalb für bestehende Versiche-<br />
rungsverträge einen Deckungs-<br />
und Prämienvergleich durch die<br />
Spezialisten des Kooperations-<br />
partners des BNC, der Helmsauer<br />
& Kollegen Assekuranzmakler AG,<br />
per Fax an oder beantragen Sie<br />
Bernd Helmsauer<br />
Vorstand der Helmsauer & Kollegen<br />
Assekuranzmakler AG<br />
Am Plärrer 5<br />
9044 Nürnberg<br />
Tel.: 0911 92 92-185<br />
Fax: 0911 92 92-224<br />
info@helmsauer-gruppe.de<br />
www.helmsauer-gruppe.de<br />
eine Erweiterung Ihrer beitrags-<br />
freien Grundabsicherung.<br />
Kontakt über die Hotline<br />
eigens für BNC-Mitglieder<br />
Bitte nehmen Sie Kontakt<br />
mit der Helmsauer & Kollegen<br />
Assekuranzmakler AG unter<br />
der speziell für ANC-Mitglieder<br />
reservierten Telefon-Hotline<br />
0911 9292-185 auf, auch wenn<br />
Sie Fragen zu anderen Versiche-<br />
rungsthemen haben. Alternativ<br />
dazu können Sie auch unter der<br />
Fax-Nummer 0911 9292-224 wei-<br />
tere Informationen anfordern.<br />
6 CHiRURgENMagaziN<br />
Foto: Helmsauer
Hygienefragen<br />
Darf eine Klinik Instrumente der be<strong>nach</strong>barten<br />
Bereitschaftspraxis aufbereiten ?<br />
Frage: In einer Bereitschafts-<br />
dienstpraxis, die sich als sepa-<br />
rates Gebäude auf dem Klinik-<br />
gelände zirka 50 Meter vom<br />
Klinikgebäude entfernt befindet,<br />
fällt im Rahmen von kleineren<br />
Eingriffen wie Wundversor-<br />
gungen chirurgisches Instru-<br />
mentarium an, das aufbereitet<br />
und sterilisiert werden muss.<br />
Dies könnte problemlos in der<br />
Sterilisationsabteilung der Klinik<br />
gemacht werden. Der Geschäfts-<br />
führer weigert sich jedoch unter<br />
Verweis auf das Medizinprodukte-<br />
gesetz (MPG), das Instrumenta-<br />
rium in seiner Klinik sterili-<br />
sieren zu lassen, zumal dieses<br />
dafür außer Haus gebracht wer-<br />
den müsste. Es sollte stattdes-<br />
sen Einmalbesteck verwendet<br />
werden. Ist diese Weigerung<br />
<strong>nach</strong>vollziehbar?<br />
Antwort: In der Empfehlung der<br />
Kommission für Krankenhaus-<br />
hygiene und Infektionsprä-<br />
vention (KRINKO) beim Robert<br />
Koch-Institut (RKI) und des<br />
Bundesinstitutes für Arzneimit-<br />
tel und Medizinprodukte (BfArM)<br />
zu den „Anforderungen an die<br />
Hygiene bei der Aufbereitung<br />
von Medizinprodukten“ heißt<br />
es: „<strong>Bei</strong> der Aufbereitung durch<br />
Dritte wird empfohlen, die Rech-<br />
te und Pflichten des Betreibers<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
und des Auftragnehmers, und<br />
die Modalitäten der Übergabe<br />
und Rückgabe der Medizinpro-<br />
dukte schriftlich in einem Ver-<br />
trag zu fixieren. Das auftragneh-<br />
mende Unternehmen soll ein<br />
Qualitätsmanagementsystem,<br />
das die Erfüllung der hier ge-<br />
nannten Anforderungen sicher-<br />
stellt, <strong>nach</strong>weisen.“<br />
Dem<strong>nach</strong> gibt es kein Verbot<br />
für die Aufbereitung Ihrer Instru-<br />
mente durch Dritte (sprich: eine<br />
Klinik). Die Aufbereitung der Ins-<br />
trumente in der Zentralen Steril-<br />
gutversorgungsabteilung (ZSVA)<br />
der beauftragten Klinik muss<br />
aber <strong>nach</strong> den Vorgaben der Me-<br />
dizinprodukte-Betreiberverord-<br />
nung (MPBetreibV) erfolgen. Nach<br />
§ 3 Nr. 11 Medizinproduktegesetz<br />
(MPG) erfolgt keine Abgabe von<br />
Medizinprodukten, wenn diese<br />
(im Eigentum des Praxisinhabers<br />
stehenden) Medizinprodukte<br />
durch einen anderen (sprich: das<br />
Krankenhaus) aufbereitet und an<br />
den Besitzer (sprich: den Praxis-<br />
inhaber) zurückgegeben wer-<br />
den. Wichtig ist zudem, dass die<br />
Menge der Instrumente und die<br />
» Sterilisation, Aufbereitung und Rückgabe von<br />
Medizinprodukten an den Eigentümer gelten<br />
nicht als Abgabe von Medizinprodukten <strong>nach</strong><br />
dem Medizinproduktegesetz (MPG). «<br />
Logistik sicherstellen, dass es<br />
nicht zu Engpässen in der Praxis<br />
kommen kann.<br />
Haben auch Sie Fragen zur Praxishygiene?<br />
Sollen auch Medizinprodukte<br />
mit besonders hohen Anforde-<br />
rungen an die Aufbereitung („kri-<br />
tisch“, Kategorie C) aufbereitet<br />
werden, so muss entsprechend<br />
der oben genannten Empfehlung<br />
der KRINKO und des BfArM „das<br />
Qualitätsmanagementsystem für<br />
Schreiben Sie an die BNC-Geschäftsstelle (Fax: 040 60 32 91 18, E-Mail:<br />
info@bncev.de) oder an die Redaktion des Chirurgen Magazins (Fax:<br />
040 32 59 61 12, E-Mail: antje.thiel@bncev.de), Ihre Anfrage wird dann<br />
anonymisiert weitergeleitet und gegebenenfalls an dieser Stelle mit der<br />
Antwort von Dr. Tabori veröffentlicht.<br />
Dr. Ernst Tabori<br />
Leitender Arzt am Beratungszentrum<br />
für Hygiene (BZH) des<br />
Universitätsklinikums Freiburg<br />
Er berät unsere Leser in allen<br />
Fragen der Praxishygiene und<br />
Infektionsprophylaxe.<br />
die Aufbereitung (…) von der zuständigen<br />
Behörde (Zentralstelle<br />
der Länder für Gesundheitsschutz<br />
bei Arzneimitteln und<br />
Medizinprodukten, Zentralstelle<br />
der Länder für Sicherheitstechnik)<br />
akkreditierte Stelle (Benannte<br />
Stelle gemäß §20 (1) MPG) <strong>nach</strong><br />
DIN EN 13485 bzw. DIN EN 13488<br />
zertifiziert sein (Kat. IB; QM).“<br />
Literatur:<br />
Medizin<br />
1. KRINKO: Anforderungen an die Hygiene<br />
bei der Aufbereitung von Medizinprodukten,<br />
2001. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch<br />
Gesundheitsschutz 2001 44:1115–1126<br />
(als pdf verfügbar unter www.rki.de)<br />
2. Medizinproduktegesetz (MPG)<br />
3. Medizinprodukte-Betreiberverordnung<br />
(MPBetreibV)<br />
Foto: Tabori
Die Veranstaltung begann mit<br />
meinem Vortrag über die konser-<br />
vative Behandlung des Hämor-<br />
rhoidalleidens. 95 Prozent der<br />
symptomatischen Hämorrhoi-<br />
den lassen sich konservativ be-<br />
handeln. Zu den Möglichkeiten<br />
der konservativen Behandlung<br />
zählen die Basistherapie, die<br />
medikamentöse Lokaltherapie<br />
mit Zäpfchen, Salben und Anal-<br />
tampons sowie die interventio-<br />
nelle Therapie mittels Sklero-<br />
sierung, Gummiringligatur und<br />
Infrarotkoagulation.<br />
Die Basistherapie beruht auf<br />
einer ausführlichen Information<br />
des <strong>Patienten</strong> zur guten Stuhl-<br />
regulation. Wünschenswert ist<br />
ein geformter Stuhlgang mit aus-<br />
reichendem Volumen. Außerdem<br />
sollte der Patient starkes Pressen<br />
und lange Sitzungen auf der Toi-<br />
lette vermeiden.<br />
Medizin<br />
Kongressbericht<br />
„Aktuelle Proktologie 2011“ mit praxisnahem<br />
interdisziplinärem Programm<br />
Am 14. Mai 2011 fand das 5. Symposium „Aktuelle Proktologie“ des Proktologischen<br />
Zentrums Berlin statt. 20 Teilnehmer besuchten im Kaiserin-Friedrich-Haus im<br />
Gelände der Charité die Vorträge über Hämorrhoiden, Proktologie im Kindesalter,<br />
Blickdiagnosen am Anus sowie weitere Themen der proktologischen Praxis.<br />
Von Dr. Horst Loch und Dr. Fedor Ernst<br />
<strong>Bei</strong> der Analhygiene sollte<br />
mit weichem Papier vorgereinigt<br />
und mit klarem Wasser <strong>nach</strong>ge-<br />
spült werden – keine Seife, kein<br />
feuchtes Toilettenpapier, keine<br />
Intimlotion. Die medikamentöse<br />
Lokaltherapie hat ihren Stellen-<br />
wert als symptomatische Thera-<br />
pie vor allem bei Hautreizungen<br />
und als adjuvante Therapie. Sie<br />
ist keine kausale Therapie.<br />
Sklerosierung kann problem-<br />
los wiederholt werden<br />
In Deutschland hat sich die<br />
intrahämorrhoidale Sklerosie-<br />
rung <strong>nach</strong> Blond (siehe Abb. 2)<br />
durchgesetzt. Hauptindikation<br />
sind Hämorrhoiden ersten<br />
Grades. Die primäre Erfolgsquote<br />
bei dieser komplikationsarmen<br />
Technik liegt bei 80 Prozent, die<br />
Rezidivquote bei 70 Prozent <strong>nach</strong><br />
drei Jahren. Die Behandlung kann<br />
problemlos wiederholt werden.<br />
Die Gummiringligatur (siehe<br />
Abb. 3) eignet sich vor allem für<br />
Hämorrhoiden zweiten Grades.<br />
Die primäre Erfolgsquote liegt bei<br />
90 Prozent, die Rezidivquote bei<br />
25 Prozent <strong>nach</strong> vier Jahren. <strong>Bei</strong><br />
korrekter Technik ist sie ebenfalls<br />
komplikationsarm.<br />
Die Infrarotkoagulation hat<br />
nicht mehr den Stellenwert wie<br />
noch vor Jahren. Sie ist aber eine<br />
gute Möglichkeit zur Blutstillung<br />
bei aktuell blutenden Hämorrhoi-<br />
den ersten Grades und – wegen<br />
der geringen Komplikationen<br />
– zur Hämorrhoidenbehandlung<br />
in der Schwangerschaft.<br />
Polypen sind bei Kindern<br />
häufigste Blutungsursache<br />
Da<strong>nach</strong> sprach Privatdozent<br />
Dr. Dieter Bussen (Mannheim)<br />
über Proktologie im Kindesalter.<br />
Hauptsymptome sind Hautaffek-<br />
tionen, Blutungen, Obstipation,<br />
Inkontinenz, Prolaps und Fisteln.<br />
Blutungen treten auf bei Rha-<br />
gaden, Fissuren und juvenilen<br />
Polypen – bei Kindern die häu-<br />
figste Blutungsursache. Polypen<br />
treten zu 70 Prozent im Anorek-<br />
tum, zu 25 Prozent im Sigma auf<br />
und werden koloskopisch abge-<br />
tragen. Die Nachsorge ist wichtig.<br />
Obstipation im Kindesalter<br />
ist zu 95 Prozent funktionell be-<br />
dingt und spricht gut an auf eine<br />
konservative Therapie in Form<br />
einer vollständigen Entleerung<br />
des Rektums. Empfohlen werden<br />
ballaststoffreiche Nahrung und<br />
eine hohe Trinkmenge, bei Bedarf<br />
auch Verhaltenstherapie.<br />
<strong>Bei</strong> der reinen Obstipation<br />
ist die Gabe von Macrogol (etwa<br />
Movicol junior ® ) angezeigt, bei<br />
Obstipation und Enkopresis<br />
Makrogol und eine intermit-<br />
tierende Entleerungsinduktion<br />
durch CO 2 bildende Zäpfchen,<br />
etwa Lecicarbon junior ® , für min-<br />
destens sechs Monate. Folge-<br />
krankheiten der Obstipation kön-<br />
nen Rhagaden und Fissuren sein.<br />
Ein Rektumprolaps, dem<br />
meist eine langdauernde Entlee-<br />
rungsstörung vorausgeht, sollte<br />
möglichst konservativ behandelt<br />
werden durch Therapie der Obsti-<br />
pation und Entleerungstraining.<br />
Für eine invasive Therapie kom-<br />
men die Sklerosierung, eine zir-<br />
kuläre Raffnaht oder eine Rekto-<br />
pexie in Frage.<br />
Analfisteln beruhen oft auf<br />
angeborenen Läsionen. Sie tre-<br />
8 CHiRURgENMagaziN
Abb. 1: Inspektion von Hämorrhoiden<br />
ten überwiegend im ersten Le-<br />
bensjahr auf, insbesondere bei<br />
Jungen. Ein Abszess wird eröff-<br />
net. <strong>Bei</strong> einer inkompletten Fis-<br />
tel muss ausreichend Abfluss ge-<br />
schaffen werden. In 90 Prozent<br />
der Fälle erfolgt dann eine Spon-<br />
tanheilung. Komplette Fisteln<br />
wiederum werden gespalten.<br />
Professor Karin Kraft (Ros-<br />
tock) sprach über „Naturheilver-<br />
fahren bei Darmerkrankungen“.<br />
Die chronische Obstipation und<br />
Hämorrhoiden im Frühstadium<br />
eignen sich gut für eine natur-<br />
heilkundliche Therapie. <strong>Bei</strong> Obsti-<br />
pation sind mehr Ballaststoffe in<br />
der Nahrung erforderlich, zudem<br />
sind Maßnahmen der physi-<br />
kalischen Therapie wie Hydro-<br />
therpie, Bewegungstherapie und<br />
Massage angezeigt.<br />
<strong>Bei</strong> Hämorrhoiden können<br />
kurze kalte absteigende Sitzbäder<br />
die Gefäße entstauen. Sie werden<br />
am besten mit Waschungen und<br />
Salben oder Zäpfchen kombi-<br />
niert, die gerbstoffhaltige Phyto-<br />
therapeutika enthalten (Eichen-<br />
rinde sowie Hamamelisblätter<br />
und -rinde). Flohsamenschalen<br />
werden als Stuhlregulator ver-<br />
wendet. Schwimmen in Bauch-<br />
lage und Beckenbodengymnastik<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
sollten in keinem Therapiekon-<br />
zept fehlen.<br />
Unterscheidung von akuten<br />
und chronischen Analfissuren<br />
Dr. Bernhard Strittmatter<br />
(Freiburg) erläuterte die Ent-<br />
scheidungsfindung zur konser-<br />
vativen oder operativen Therapie<br />
der Analfissur. <strong>Bei</strong> der Analfissur<br />
als einem der häufigsten Krank-<br />
heitsbilder in der Proktologie un-<br />
terscheidet man zwischen akuter<br />
und chronischer Fissur.<br />
Eine Analfissur ist ein längs-<br />
gerichtetes Ulcus im Analkanal.<br />
In etwa 90 Prozent der Fälle ist<br />
die posteriore Kommissur befal-<br />
len. Betroffen sind meist jüngere<br />
<strong>Patienten</strong> mit einem Altersgipfel<br />
in der 2. und 3. Dekade. Die Pa-<br />
tienten haben ausgeprägte anale<br />
Schmerzen während und <strong>nach</strong><br />
der Defäkation. Ein weiteres<br />
Symptom ist die hellrote per-<br />
anale Blutung.<br />
Die Ätiologie der Analfissur<br />
ist heute noch weitgehend un-<br />
geklärt. Eine reduzierte Perfusion<br />
in der posterioren Kommissur<br />
könnte eine Rolle spielen. Als<br />
pathogenetisch entscheidender<br />
Faktor wird ein kryptoglandu-<br />
lärer Infekt diskutiert. Obstipa-<br />
Foto: Loch<br />
tion oder auch Diarrhoe mit „ex-<br />
plosionsartiger“ Öffnung des<br />
Analkanales führen zu einer Ver-<br />
letzung des Anoderms. Durch<br />
den Cirulus vitiosus mit den<br />
Faktoren entzündliches Infiltrat,<br />
Schmerz, Sphinkterspasmus und<br />
gestörte Perfusion entsteht die<br />
Fissurkrankheit. Gelingt es initial<br />
nicht, die akute Fissur zur Abhei-<br />
lung zu bringen, entsteht in der<br />
Folge ein chronisches Ulkus mit<br />
Sekundärveränderungen.<br />
Die Unterscheidung der Anal-<br />
fissuren in die akute oder chro-<br />
nische Verlaufsform ist Grund-<br />
lage der Therapieentscheidung.<br />
Der Patient erhält Hinweise zu<br />
stuhlregulierenden Maßnahmen<br />
mit ballaststoffreicher Kost sowie<br />
eine ausreichender Flüssigkeits-<br />
aufnahme, um eine gute Stuhl-<br />
konsistenz mit täglicher Entlee-<br />
rung zu erreichen.<br />
Gute Wirkung topisch<br />
applizierter Muskelrelaxantien<br />
Die Einnahme von Laxan-<br />
tien ist kontraindiziert. Die Appli-<br />
kation von anästhesierenden<br />
Suppositorien mit Mullstreifen<br />
ist zur Schmerzlinderung er-<br />
forderlich. Eine signifikant bes-<br />
sernde Wirkung haben topisch<br />
aufgetragene Muskelrelaxantien.<br />
Das Prinzip der „chemischen<br />
Sphinkterotomie“ führt über eine<br />
reduzierte Muskelkontraktion<br />
zur Schmerzlinderung. Es wer-<br />
den Nitroglycerinderivate oder<br />
Kalziumantagonisten (Nifedipin<br />
oder Diltiazem) eingesetzt. Der<br />
drucksenkende Effekt verbessert<br />
die Perfusion und reduziert die<br />
Schmerzen signifikant.<br />
Die Injektion von Botulinum-<br />
Toxin („Botox“) in den M. sphincter<br />
ani führt über die Hemmung der<br />
Acetylcholinfreisetzung zu einer<br />
reversiblen Relaxation, die acht<br />
Dr. Horst Loch<br />
Medizin<br />
Chirurg, Proktologe<br />
Proktologisches Zentrum Berlin<br />
Fasanenstraße 60, 10 19 Berlin<br />
Tel.: 0 0 8848991<br />
Fax: 0 0 8854649<br />
horst@loch.com<br />
www.proktologie-berlin.de<br />
Dr. Fedor Ernst<br />
Chirurg, Proktologe<br />
Proktologisches Zentrum Berlin<br />
bis zwölf Wochen andauert und<br />
da<strong>nach</strong> den Tonus des Muskels<br />
im Analkanal senkt. Botox ist in<br />
Deutschland für die Therapie der<br />
Analfissur aber nicht zugelassen.<br />
Eine Indikation zur chirur-<br />
gischen Therapie liegt vor, wenn<br />
die Fissur nicht abheilt und/oder<br />
es zur Ausbildung von Sekundär-<br />
veränderungen kommt. Therapie<br />
der Wahl ist die Fissurektomie<br />
mit Entfernung der Sekundärver-<br />
änderungen (<strong>nach</strong> Gabriel). Der<br />
Muskel wird dabei nicht inzidiert.<br />
<strong>Bei</strong> <strong>nach</strong>gewiesener Fistel muss<br />
diese durchtrennt werden, da die<br />
Fissur sonst nicht abheilt.<br />
Die in den USA noch als<br />
Standardmethode angewandte<br />
laterale Sphinkterotomie mit<br />
Fotos: Websitefactory<br />
9
Medizin<br />
Abb. 2 – 3: Instrumentarium zur Sklerosierung (2) und Zangenligatur (3) von Hämorrhoiden<br />
2 3<br />
Teildurchtrennung des M. Sphink-<br />
ter ani internus hat in bis zu 30<br />
Prozent eine spätere Einschrän-<br />
kung der Kontinenz zur Folge.<br />
Deshalb wurde dieses Verfahren<br />
in Deutschland verlassen.<br />
Anale Fisteln und Fissuren als<br />
Folgen eines Morbus Crohn<br />
Der Vortrag von Dr. Fedor<br />
Ernst (Berlin) befasste sich mit<br />
dem anorektalen Morbus Crohn.<br />
Dieser ist ein komplexes Krank-<br />
heitsbild, das eine enge Zusam-<br />
menarbeit zwischen Gastro-<br />
enterologen und proktologisch<br />
versierten Chirurgen erfordert.<br />
Zirka 20 bis 40 Prozent aller<br />
Crohn-Erkrankten entwickeln im<br />
Krankheitsverlauf anale Fisteln<br />
und Abszesse.<br />
Diese sind neben Fissuren<br />
und einer Proktitis die häufigs-<br />
ten Folgen eines analen M. Crohn.<br />
Differenzialdiagnostisch muss<br />
besonders bei jungen Männern<br />
eine Chlamydienproktitis durch<br />
eine PCR-Analyse ausgeschlos-<br />
sen werden, da sich die endosko-<br />
pischen Befunde oft ähneln.<br />
Die Chirurgie der Crohn-Fistel<br />
steht zunächst unter dem Primat<br />
der antiinflammatorischen The-<br />
rapie mit Azathioprin und/oder<br />
Anti-TNF-Blockern. Begleitend<br />
werden häufig Metronidazol oder<br />
Ciprofloxazin eingesetzt. Ist diese<br />
Therpie erfolgreich, kann operativ<br />
vorgegangen werden. Handelt es<br />
sich um eine distale Fistel, lässt<br />
sie sich meist gefahrlos spalten.<br />
Komplexe Fisteln heilen mit<br />
Hilfe eines Mucosaflaps oder eines<br />
Fistelplugs in 30 bis 50 Prozent der<br />
Fälle. <strong>Bei</strong> fünf Prozent kommt es<br />
wegen erheblicher Fistelbildung<br />
und rezidivierenden, destruie-<br />
renden Abszessen zu einer Rek-<br />
tumexstirpation als ultima Ratio.<br />
Proktologische Probleme<br />
gehen oft mit Schmerz einher<br />
Dr. Gerd Kolbert (Hannover)<br />
sprach über den Stellenwert des<br />
Schmerzes in der Proktologie. Er<br />
ist <strong>nach</strong> der Blutung das häufigs-<br />
te Symptom, das den <strong>Patienten</strong><br />
in die Sprechstunde führt. Fast<br />
jedes proktologische Krankheits-<br />
bild kann mit dem Symptom<br />
Schmerz einhergehen. Daher ist<br />
eine differenzierte Diagnostik<br />
unumgänglich. Häufig kann eine<br />
entsprechende Therapieentschei-<br />
dung bereits <strong>nach</strong> Anamnese und<br />
Inspektion erfolgen.<br />
Schwierig sind <strong>Patienten</strong>,<br />
welche einer invasiven Diag-<br />
nostik (Palpation, Proktorekto-<br />
skopie, Endosonographie) nicht<br />
zustimmen. Hier sollte vor einer<br />
Narkoseuntersuchung eine peri-<br />
anale Sonographie erfolgen. Da-<br />
durch lassen sich tieferliegende<br />
Abszesse, aber auch karzinom-<br />
verdächtige Strukturen wegwei-<br />
send diagnostizieren. <strong>Bei</strong> unauf-<br />
fälligem Befund reicht zunächst<br />
eine engmaschige Kontrolle.<br />
<strong>Bei</strong> unspezifischen, tieferlie-<br />
genden Schmerzzuständen soll-<br />
te eine weiterführende Diagnos-<br />
tik mit Koloskopie, CT oder MRT<br />
erfolgen.<br />
Thema des Vortrages von<br />
Professor Anton J. Krösen (Köln)<br />
war das Rektumkarzinom, des-<br />
sen Therapie in den vergangenen<br />
Jahrzehnten kontinuierlich ver-<br />
bessert wurde. Noch 1980 in<br />
wurde 45 Prozent der Fälle eine<br />
Rektumexstirpation durchge-<br />
führt, 2011 lag die Rate nur noch<br />
bei elf Prozent.<br />
Höhere Überlebensraten<br />
bei Rektumkarzinom<br />
Insbesondere die radikalere,<br />
aber anatomiegerechtere opera-<br />
tive Technik, die totale Mesorek-<br />
tale Exzision (TME) <strong>nach</strong> Heald<br />
und die neoadjuvante Radio-<br />
chemotherapie bewirken den<br />
markanten Fortschritt. Die Fünf-<br />
jahres-Überlebensrate beträgt in-<br />
zwischen 87 Prozent. Hinzu kom-<br />
men lokale Verfahren bei kleinen<br />
gut differenzierten Tumoren.<br />
Voraussetzung dafür ist die ver-<br />
besserte Diagnostik durch Endo-<br />
sonografie und MRT.<br />
Laparoskopische Operatio-<br />
nen sind onkologisch gleichwer-<br />
tig, aber für den postoperativen<br />
Verlauf sehr vorteilhaft. Die extra-<br />
levatorische Rektumexstirpation<br />
scheint onkologisch deutlich bes-<br />
ere Ergebnisse zu erbringen, sie<br />
erfordert jedoch einen deutlich<br />
höheren operativen Aufwand mit<br />
40 CHiRURgENMagaziN<br />
Fotos: Loch
plastischer Deckung des Becken-<br />
bodens und kann noch nicht als<br />
etabliert bezeichnet werden.<br />
Professor Heiner Krammer<br />
(Mannheim) sprach über „Obsti-<br />
pation, Bewährtes und Neues“.<br />
Die chronische Obstipation ist<br />
ein Volksleiden und bedarf einer<br />
differenzierten Therapie. Hierzu<br />
muss man unterscheiden zwi-<br />
schen „einfacher chronischer<br />
Obstipation“, „Entleerungsstö-<br />
rung“ und „langsamer Transit-<br />
Obstipation“. Ein wichtiger Test<br />
hierfür ist die Colon-Transit-<br />
zeitmessung mit radiopaquen<br />
Markern (erhältlich bei Medical<br />
Instruments Corporation).<br />
Chronische Obstipation ist<br />
längst ein Volksleiden<br />
<strong>Bei</strong> der einfachen Obstipation<br />
reichen häufig Maßnahmen wie<br />
die ballaststoffreiche Ernährung<br />
und Bewegung. Reicht dies nicht<br />
aus, folgt die Stufentherapie <strong>nach</strong><br />
folgendem Schema:<br />
} Indische Flohsamenschalen<br />
(z. B. Mucofalk ® oder Fluxlon ® )<br />
} Osmotische Laxantien wie<br />
Makrogol (z. B. Movicol ® oder<br />
Laxofalk ®<br />
Abb. 4 – 5: Ausgedehnte Analkarzinome<br />
3 4<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
} stimulierende Laxantien (z. B.<br />
Bisacodyl ® oder Dulcolax ® oder<br />
Natriumpicosulfat (Laxoberal ® )<br />
} Reicht die Therapie mit Laxan-<br />
tien nicht aus, steht ein neues<br />
Enterokinetikum mit Prucaloprid<br />
(Resolor ® ) zur Verfügung.<br />
Lebhafte Mitarbeit bei<br />
„Blickdiagnosen am Anus“<br />
Professor Volker Wienert<br />
(Aachen) konnte mit seinem Vor-<br />
trag „Blickdiagnosen am Anus –<br />
hätten Sie es gewusst?“ – die Zu-<br />
hörer zu sehr lebhafter Mitarbeit<br />
anregen. Er zeigte zunächst die<br />
kindlichen Dermatitiden und ihre<br />
Therapie, da<strong>nach</strong> Befunde bei Er-<br />
wachsenen. Hier eine Auswahl:<br />
} An der Windeldermatitis leiden<br />
bis zu 35 Prozent aller Säuglinge.<br />
Ursache ist die Reizung der Haut<br />
durch Stuhl und Urin. Die The-<br />
rapie besteht im Weglassen der<br />
Windel, in einer sorgfältigen Rei-<br />
nigung der Haut mit lauwarmem<br />
Wasser oder Olivenöl, auf loka-<br />
le Kortikoide sollte verzichtet<br />
werden.<br />
} Virusinduzierte Dellwarzen<br />
sollten mit einem scharfen Löf-<br />
fel abgetragen werden. Die peri-<br />
anale Streptokokkendermatitis<br />
wird mit Penicillin therapiert.<br />
} Das perianale Basaliom beim<br />
Erwachsenen wird exzidiert.<br />
} Das pathognomonische Zei-<br />
chen der perianalen Psoriasis<br />
ist die zentrale Rhagade. Die Be-<br />
handlung erfolgt initial mit Korti-<br />
sonsalbe, dann mit Vitamin-D-<br />
Analoga-Salben. <strong>Bei</strong> der eher<br />
seltenen Candida-Mykose findet<br />
sich ein scharf begrenztes Areal<br />
mit randbetonter weißlicher<br />
Schuppung. Es wird lokal Nysta-<br />
tinpaste aufgetragen.<br />
} <strong>Bei</strong> der Acne inversa sieht man<br />
derbe, dolente subkutane Knoten,<br />
die in der Tiefe zu wulstartigen<br />
Gebilden oder Abszessen konflu-<br />
ieren. Die Therapie sollte chirur-<br />
gisch mit Exzision der befallenen<br />
Herde erfolgen.<br />
Unspezifische Symptome<br />
bei Analkarzinomen<br />
Dr. Roland Scherer (Berlin)<br />
bot einen Überblick über die ak-<br />
tuellen Standards bei der The-<br />
rapie des Analkarzinoms (siehe<br />
Abb. 4 und 5). Die Inzidenz dieses<br />
Tumors liegt bei 1 zu 100.000. Die<br />
Symptomatik ist zunächst unspe-<br />
Medizin<br />
zifisch: Die häufigsten Symptome<br />
sind Blutungen und Schmerz. In<br />
bis zu 84 Prozent der Fälle ge-<br />
lingt der Nachweis von humanen<br />
Papillomviren (HPV).<br />
Man unterscheidet das Anal-<br />
kanal- und das Analrandkar-<br />
zinom. Die TNM-Klassifikation<br />
richtet sich <strong>nach</strong> der Tumorgröße.<br />
Die Diagnose wird durch eine Bi-<br />
opsie gesichert. Die Therapie er-<br />
folgt beim T1-Analrandkarzinom<br />
durch eine lokale Exzision, an-<br />
sonsten durch eine kombinierte<br />
Radiochemotherapie. Persistiert<br />
der Tumor <strong>nach</strong> dieser Behand-<br />
lung oder kommt es zu einem<br />
Lokalrezidiv, ist eine abdomine<br />
perinale Rektumexstirpation an-<br />
gezeigt (Salvage Operation).<br />
Den abschließenden Festvor-<br />
trag mit dem Titel „Was erhält<br />
Menschen gesund?“ hielt Profes-<br />
sor Klaus Michael Meyer-Abich<br />
(Hamburg). Sein Fazit: Bevor Men-<br />
schen medizinisch krank werden,<br />
fehlt ihnen in der Regel etwas<br />
Nichtmedizinisches. Alle Krank-<br />
heiten sind da<strong>nach</strong> grundsätzlich<br />
psychosomatisch.<br />
http://aktuelle-proktologie.de<br />
Fotos: Scherer<br />
41
Medizin<br />
Ambulante Arthroskopie<br />
Thromboseprophylaxe bei Resektionen<br />
und Rekonstruktionen im Kniegelenk<br />
Die AWMF-Leitlinien bieten eine gute Orientierung zur Vermeidung von<br />
Thrombosen auch bei ambulanten Arthroskopien. Wichtig sind die Heparin-<br />
gabe bei längeren Eingriffen, der Verzicht auf Drainagen, eine umfassende<br />
Analgesie, Frühmobilisation und eine gute Compliance des <strong>Patienten</strong>.<br />
Von Dr. Christoph Keßler<br />
Als wir uns 1993 entschlossen,<br />
eine chirurgische Gemeinschaftspraxis<br />
mit OP-Einheit zu gründen,<br />
steckte die ambulante Chirurgie<br />
noch in Kinderschuhen.<br />
Es gab keine Standards bezüglich<br />
der Voruntersuchungen. Die<br />
postoperativen Behandlungsschemen<br />
mussten aus den vorhandenen<br />
der klinischen Chirurgie<br />
adaptiert werden.<br />
Zu dieser Zeit war es noch<br />
üblich, einen operierten <strong>Patienten</strong><br />
bis zur Entfernung der Fäden<br />
stationär zu behandeln. Durch<br />
Einführung neuer Narkose-<br />
Methoden (Propofol, Larynx-<br />
Maske) erhielt das ambulante<br />
Segment einen enormen Schub.<br />
Über 21.000 ambulante<br />
arthroskopische Eingriffe<br />
Um ambulant operieren zu<br />
können, musste das prä- und<br />
postoperative Management adap-<br />
tiert werden. Wir überblicken<br />
inzwischen über 21.000 ambu-<br />
lante arthroskopische Eingriffe,<br />
Ambulant durchgeführte Kreuzbandersatzplastik<br />
die von 1993 bis 2010 durchge-<br />
führt wurden. Aktuell werden<br />
bei uns von einem Operateur 20<br />
bis 30 Arthroskopien pro Woche<br />
ambulant durchgeführt (siehe<br />
Abb. 1).<br />
Überwiegend wurden resektive<br />
Arthroskopien (n = 15.905,<br />
dies entspricht einem Anteil<br />
von 74,4 Prozent) durchgeführt.<br />
Meniskusresektionen, Knorpel-<br />
glättungen und Bergung von<br />
freien Gelenkkörpern stehen hier<br />
im Vordergrund.<br />
Fragebögen erleichtern die<br />
ausführliche Anamnese<br />
<strong>Bei</strong> den rekonstruktiven Ar-<br />
throskopien in unserer Praxis<br />
(n = 5.483, dies entspricht einem<br />
Anteil von 25,6 Prozent) han-<br />
delte es sich in erster Linie um<br />
chirurgische Eingriffe am Kreuz-<br />
band, Meniskusrefixationen und<br />
Retinaculum-Rekonstruktionen.<br />
Um das Thrombose-Risiko<br />
eines ambulanten Eingriffs ab-<br />
schätzen und minimieren zu<br />
können, ist eine ausführliche<br />
Anamnese sinnvoll. Hier haben<br />
sich – gerade im Hinblick auf den<br />
zunehmenden Zeitmangel in<br />
der chirurgischen Praxis – Frage-<br />
bögen bewährt, die auch das An-<br />
ästhesie-Risiko abfragen.<br />
Bestehende Varikosis birgt<br />
nur geringes Thromboserisiko<br />
Auf die erbliche Disposition<br />
sei hier besonders hingewiesen,<br />
der Patient sollte daher ausdrück-<br />
lich <strong>nach</strong> thromboembolischen<br />
Ereignissen in seiner Familie<br />
gefragt werden. Einen nur ge-<br />
ringen Einfluss hat – entgegen<br />
der bei vielen <strong>Patienten</strong> vorherr-<br />
schenden Meinung – hingegen<br />
eine vorbestehende Varikosis<br />
(siehe Tabelle 1).<br />
Ist ein „längerer“ Eingriff (wir<br />
setzen als Grenze eine OP-Dauer<br />
42 CHiRURgENMagaziN<br />
Foto: Keßler
Bitte einsenden an den<br />
Berufsverband<br />
Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />
Geschäftsstelle<br />
Wulfsdorfer Weg<br />
22 59 Hamburg<br />
oder faxen an: 040 60 32 91 18<br />
Ja, ich will Mitglied des Berufsverbandes<br />
Niedergelassener Chirurgen Deutschland e.V.<br />
(BNC) werden.<br />
Dazu beantrage ich die Mitgliedschaft in der für<br />
mich zuständigen regionalen Arbeitsgemein-<br />
schaft Niedergelassener Chirurgen (ANC) und<br />
bitte Sie, dieses Schreiben an den jeweiligen<br />
Vorsitzenden weiterzuleiten.<br />
Titel | Name | Vorname<br />
Straße | PLZ | Ort<br />
Zuständiger KV-Bereich<br />
Geburtsdatum | Telefon privat<br />
Telefon- und Faxnummer Praxis<br />
E-Mail-Adresse | ggf. Homepage<br />
<strong>Bei</strong>trittscoupon<br />
Der Jahresbeitrag für den BNC beträgt 300 Euro.<br />
Hinzu kommt der individuell unterschiedliche<br />
Jahresbeitrag meiner ANC.<br />
Mit meiner Mitgliedschaft unterstütze ich die<br />
gesundheitspolitischen Aktivitäten des BNC für<br />
alle niedergelassenen Chirurgen in Deutsch-<br />
land und erhalte Zugang zum exklusiven<br />
BNC-Mitgliederservice.<br />
Ort | Datum | Unterschrift CM52 – 4.2011
Medizin<br />
von mehr als 30 Minuten an) ge-<br />
plant, so muss eine Antikoagu-<br />
lation mit Heparin durchgeführt<br />
werden. Da die Dauer des Ein-<br />
griffs aber nicht immer abschätz-<br />
bar ist, erhält bei uns jeder Pa tient<br />
mit Larynxmaskenanästhesie<br />
eine Stunde vor dem Eingriff nie-<br />
Tabelle 1: Dispositionelle Risikofaktoren<br />
gemäß AWMF-Leitlinien zur Thromboseprophylaxe von 2009<br />
Risikofaktor Relative Bedeutung<br />
} Frühere tiefe Venenthrombose (TVT) oder Lungenembolie (LE)<br />
hoch<br />
} Thrombophile Hämostasedefekte<br />
artspezifi sch gering bis hoch<br />
} Maligne Erkrankung**<br />
mittel bis hoch*<br />
} Höheres Lebensalter (> 60 Jahre, Risikozunahme mit steigendem Alter) mittel*<br />
} Venöse Thromboembolie (VTE) bei Verwandten ersten Grades<br />
mittel<br />
} Chronische Herzinsuffi zienz, Zustand <strong>nach</strong> Herzinfarkt**<br />
mittel*<br />
Übergewicht (Body Mass Index >30 kg/m2 } )<br />
mittel*<br />
} Akute Infektionen / entzündliche Erkrankungen mit Immobilisation*** mittel*<br />
} Therapie mit oder Blockade von Sexualhormonen<br />
substandzspezifi sch<br />
(zur Kontrazeption, in der Postmenopause, zur Tumorbehandlung)<br />
} Schwangerschaft und Postpartalperiode<br />
gering<br />
} Nephrotisches Syndrom<br />
gering<br />
} Stark ausgeprägte Varikosis<br />
gering<br />
gering bis hoch<br />
Für die mit * gekennzeichneten Assoziationen ließen sich stetige Risikowirkungsbeziehungen ermitteln. ** z. B. Antiphospholipidsyndrom,<br />
Antithrombin-, Protein-C oder -S Mangel, APC-Resistenz / Faktor-V-Leiden-Mutation, thrombo philer Prothrombinpolymorphismus, u. a.<br />
*** Diese dispositionellen Risikofaktoren können auch als expositionelle Risiko faktoren auftreten bzw. angesehen werden.<br />
Tabelle 2: Schmerzmanagement perioperativ bei ambulanten Eingriffen<br />
Antiphlogistikum präoperativ 1A Diclofenac<br />
Präemptive Analgesie<br />
Keine Drainage<br />
Lokalanästhesie postoperativ<br />
Kompression und Kühlung<br />
(im OP beginnend bis zirka 5. Tag postoperativ)<br />
Analgesie während der Aufwachphase<br />
Analgesie zu Hause<br />
dermolekulares Heparin (NMH).<br />
Orale Antikoagulantien wären<br />
wünschenswert. Sie sind derzeit<br />
aber nicht ausreichend steuerbar<br />
oder aus Kostengründen nur in<br />
Ausnahmefällen vertretbar.<br />
Arbeitet man nicht unter Blut-<br />
leere, wäre es sinnvoll, Heparin<br />
5mg Morphin-HCL, 10ml Ropivacain-HCL 7% (z. B. Naropin ® )<br />
intraartikulär vor Beginn des Eingriffs<br />
Sorgfältige Blutstillung, am Ende der OP Tamponade<br />
des Gelenkes mit Spüllösung<br />
5 mg Morphin-HCL, 0,15mg (1A) Clonidin (z. B. Catapresan ® ),<br />
10 ml Ropivacain-HCL (z. B. Naropin ® ) intraartikulär zusätz-<br />
lich zur Spüllösung-Tamponade am Ende der OP<br />
z. B. Cyro-Cuff-System (Fa. Aircast)<br />
Metamizol-Infusion (z. B. Novalgin ® ),<br />
Piritramid (Dipidolor ® )<br />
Metamizol-Tropfen, Diclofenac,<br />
ggf. Oxycodon-Tabletten (Oxygesic ® )<br />
Frühfunktionelle Mobilisation Krankengymnastik, Lymphdrainage<br />
am Abend vor der OP zu applizie-<br />
ren, da erst drei bis vier Stunden<br />
<strong>nach</strong> der Injektion das Wirkmaxi-<br />
mum erreicht wird. Dies lässt sich<br />
jedoch nur schwer organisieren.<br />
<strong>Bei</strong> einer Spinal anästhesie ver-<br />
bietet sich die Gabe von NMH vor<br />
der Narkose.<br />
Frühmobilisation kann<br />
Thrombosen verhindern<br />
Ein wichtiger Faktor zur<br />
Thrombosephrophylaxe ist die<br />
Frühmobilisation. <strong>Bei</strong> resektiven<br />
Eingriffen sind wir inzwischen<br />
dazu übergegangen, die Vollbe-<br />
lastung sofort zu erlauben (siehe<br />
Tabelle 3). Gehhilfen gibt es nur<br />
bei Gangunsicherheit. Wird eine<br />
Rekonstruktion durchgeführt, so<br />
muss die Mobilisation dem Ein-<br />
griff angepasst werden (siehe<br />
Tabelle 4). Hier führen wir eine<br />
Thromboseprophylaxe bis zum<br />
Erreichen der Teilbelastung von<br />
20 kg, mindestens jedoch für<br />
zehn bis 14 Tage durch.<br />
Voraussetzung für die Früh-<br />
mobilisation ist ein gutes peri-<br />
operatives Schmerzmanagement<br />
(siehe Tabelle 2). Wird das Gelenk<br />
vor OP-Beginn punktiert und auf-<br />
gefüllt, so kann man dies mit<br />
einer präemptiven Analgisierung<br />
kombinieren. Präoperativ kann<br />
bereits antiphlogistisch anbe-<br />
handelt werden. Selbstverständ-<br />
lich sollte der Operateur so atrau-<br />
matisch wie möglich operieren.<br />
Kurze OP-Zeiten unterstützen<br />
dies. Die postoperative Analgesie<br />
sollte noch im OP beginnen.<br />
Verzicht auf Drainage<br />
erleichtert Gelenktamponade<br />
Wir verzichten inzwischen<br />
bei allen Arthroskopien auf<br />
Drai nagen. Dies ermöglicht die<br />
Tamponade des Gelenkes mit<br />
Spülflüssigkeit, der Lokalanäs-<br />
thetika und Opiate hinzugefügt<br />
werden. Ebenso verzichten wir in-<br />
zwischen auf die Verordnung von<br />
Anti-Thrombose-Strümpfen. Am<br />
operierten <strong>Bei</strong>n erhält der Patient<br />
für einen Tag einen Kompressions-<br />
verband. Da<strong>nach</strong> wird er unter<br />
Schutz einer Bandage mobilisiert.<br />
44 CHiRURgENMagaziN
Eigene Ergebnisse<br />
Weil wir auf Drainagen ver-<br />
zichten, kann das Gelenk am<br />
Ende des Eingriffs mit Spüllösung<br />
(inkusive Analgetika) „tampo-<br />
niert“ werden. Die Zahl der post-<br />
operativen Hämatome reduziert<br />
sich hierdurch enorm. Die Spül-<br />
lösung ist dann in der Regel in<br />
zwei bis drei Tagen resorbiert.<br />
Dennoch kann es zu Häma-<br />
tomen kommen, die in die Pop-<br />
litea und die Wade absinken. In<br />
derartigen Fällen ist es hilfreich,<br />
wenn man über die Möglichkeit<br />
der Dopplersonographie (gege-<br />
benenfalls mit Farbe) verfügt, um<br />
zwischen Hämatom und Throm-<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
bose differenzieren zu können.<br />
Trotz Antikoagulation entspre-<br />
chend der AWMF-Leitlinien sind<br />
Thrombosen nicht auszuschlie-<br />
ßen. Reagiert man aber frühzeitig,<br />
lassen sich größere Folgeschäden<br />
meist vermeiden.<br />
Tabelle 3: Behandlungsschema Resektion<br />
} Niedermolekulares Heparin (NMH)<br />
eine Stunde vor der Operation (Larynxmaske)<br />
} Keine Drainagen<br />
} Intraoperative Analgesie<br />
} Sofort Vollbelastung<br />
} Diclofenac, Novamin<br />
} Kompressionsverband<br />
} Kühlung<br />
} NMH ab einer Belastung über 20 kg<br />
oder einer Flexion von > 90°<br />
} Frühzeitige Farb-Duplex-Kontrolle (bei Problemen)<br />
<strong>Bei</strong> 21.388 Eingriffen kam<br />
es bei einem unserer <strong>Patienten</strong><br />
sechs Wochen <strong>nach</strong> dem Eingriff<br />
zu einer letalen Embolie <strong>nach</strong><br />
Thrombose. Der Patient hatte<br />
für zehn Tage NMH erhalten<br />
und konnte ab dem zweiten Tag<br />
voll belasten. Vier Wochen <strong>nach</strong><br />
der OP wurde das operierte <strong>Bei</strong>n<br />
durch den Tritt einer Kuh verletzt.<br />
Dennoch muss davon ausgegan-<br />
gen werden, dass eine unerkann-<br />
Tabelle 4: Behandlungsschema LCA-Rekonstruktion<br />
} Niedermolekulares Heparin (NMH)<br />
eine Stunde vor der Operation (Larynxmaske)<br />
} Keine Drainagen<br />
} Intraoperative Analgesie<br />
} Kompessionsverband, Kühlung<br />
} Diclofenac, Novamin, orale Opiate (Oxycodon)<br />
} Belastung 20 kg bis 14. Tag postoperativ,<br />
volle Belastung ab dem 21. Tag postoperativ<br />
} Orthese, Motorbewegungsschiene (CPM)<br />
} NMH ab einer Belastung über 20 kg<br />
oder einer Flexion von > 90°<br />
} Frühzeitige Farb-Duplex-Kontrolle (bei Problemen)<br />
te postoperative Thrombose für<br />
die Embolie zumindest mit ver-<br />
antwortlich war.<br />
Wir sahen vier weitere<br />
Lungenembolien und fanden 21<br />
tiefe Venenthrombosen. Screen-<br />
ing-Verfahren wie den D-Dimer-<br />
Test haben wir wegen der großen<br />
Streuungsbreite <strong>nach</strong> operativen<br />
Eingriffen nicht durchgeführt.<br />
Zusammenfassung<br />
Mit den verfügbaren Leit-<br />
linien der AWMF (siehe www.<br />
awmf.org/leitlinien/detail/ll/003-<br />
001.html) stehen weitgehend<br />
klare Richtlinien für die periope-<br />
rative Thrombosephrophylaxe zur<br />
Verfügung. Nicht ganz geklärt ist<br />
hier allerdings, was unter einem<br />
„längeren Eingriff“ zu verstehen<br />
ist. Hausintern verabreichen wir<br />
Heparin für mindestens zehn bis<br />
14 Tage, wenn eine OP-Dauer von<br />
30 Minuten überschritten wurde.<br />
Die Mitarbeit der <strong>Patienten</strong> ist<br />
unerlässlich. Von der Compliance<br />
bezüglich Heparin-Applikation<br />
und Mobilisation hängt der Er-<br />
folg der Prophylaxe wesentlich ab.<br />
Somit liegt es am Operateur, hier<br />
für ausreichend Information und<br />
Motivation zu sorgen.<br />
Behandelt man entsprechend<br />
dieser Leitlinien, darf man von<br />
ausreichender Effektivität ausge-<br />
hen. Faktoren wie die Analgesie<br />
Medizin<br />
und Frühmobilisation steigern<br />
die Effektivität zusätzlich. Ange-<br />
nehmer Nebeneffekt: Dies führt<br />
beim <strong>Patienten</strong> zu einer deutlich<br />
höheren Akzeptanz der ambu-<br />
lanten Chirurgie<br />
Letztendlich darf der foren-<br />
sische Aspekt nicht vergessen<br />
werden. Nicht nur die Beachtung<br />
der Leitlinien, sondern auch die<br />
ausführliche Dokumentation der<br />
Prophylaxe ist unerlässlich.<br />
Wünschenswert wären Oral-<br />
Präparate, die die subkutane In-<br />
jektion ersetzen könnten. Bisher<br />
ist jedoch nicht zuletzt aus Kos-<br />
tengründen keine ernst zu neh-<br />
mende Alternative verfügbar.<br />
Tabelle 5: Komplikationen infolge von Thrombosen<br />
Eigene Ergebnisse: n = 21.388 arthroskopische Eingriffe<br />
an der unteren Extremität zwischen 1993 und 2010<br />
Komplikation anzahl<br />
Exitus 1<br />
(4 Wochen <strong>nach</strong> res. Arthroskopie, NMH für 10 Tage,<br />
Frühmobilisation, Anamnese leer)<br />
Dr. Christoph Keßler<br />
Chirurg, Unfallchirurg, FA für<br />
Orthopädie und Unfallchirurgie<br />
Ambulantes OP-Zentrum Ansbach<br />
Schwabedastraße 1, 91522 Ansbach<br />
Tel.: 0981 48840-0<br />
Fax: 0981 48840- 0<br />
ch.kessler@op-zentrum.de<br />
Lungenembolie 4 (0,01 %)<br />
Tiefe Venenthrombose 21 (0,09 %)<br />
Foto: Keßler<br />
45
Medizin<br />
Thromboseprophylaxe<br />
Perioperatives Vorgehen bei gerinnungs-<br />
oder plättchenhemmender Medikation<br />
Immer mehr <strong>Patienten</strong> benötigen eine gerinnungshemmende Medikation. Im<br />
Vorfeld einer Operation müssen Ärzte neben dispositionellen Risikofaktoren vor<br />
allem die kritischen Zeitfenster beachten, in denen das Absetzen oder Reduzieren<br />
dieser Medikamente mit einem sehr viel höheren Thromboserisiko verbunden ist.<br />
Von Sebastian Dübgen und Prof. Dr. Michael Spannagl<br />
Antiaggregation und Antikoagu-<br />
lation sind wichtige Werkzeuge<br />
in der Therapie und Prophylaxe<br />
vaskulärer Erkrankungen. Dabei<br />
sind nicht nur die Risikofaktoren<br />
für arterielle und venöse throm-<br />
botische Erkrankungen vielfältig,<br />
auch die Zahl der zugelassenen<br />
Medikamente steigt stetig.<br />
Vor operativen Eingriffen lässt<br />
sich deshalb nicht ohne Weiteres<br />
abschätzen, welche Relevanz das<br />
jeweilige Medikament für den<br />
<strong>Patienten</strong> hat und wie die Risiko-<br />
abwägung zwischen Blutungs-<br />
komplikationen und Thrombose<br />
durchzuführen ist.<br />
Medikamentöse Optionen der<br />
modernen Hämostaseologie<br />
Vitamin-K-Antagonisten und<br />
Acetylsalicylsäure (ASS) sind die<br />
klassischen Arzneimittel zur<br />
Hemmung von plasmatischer<br />
Gerinnung und Thrombozyten-<br />
aggregation. Für die Antikoagula-<br />
tion stehen neben den indirekt<br />
wirksamen Heparinoiden und<br />
Abb. 1: Medikamentöse Möglichkeiten und Haupteinsatzbereiche<br />
für Antikoagulation und Antiaggregation<br />
Antikoagulation<br />
Vene<br />
Fondaparinux UFH<br />
Danaparoid VKA NMH<br />
den von Hirudin abgeleiteten<br />
Substanzen nun auch die direkt<br />
wirksamen Substanzen Dabigat-<br />
ran und Rivaroxaban mit Ansatz<br />
am Thrombin oder aktivierten<br />
Faktor X zur Verfügung.<br />
In der Antiaggregation be-<br />
steht neben der Hemmung ein-<br />
zelner Aktivierungswege über<br />
die Cyklooxygenase (ASS) oder<br />
den ADP-Rezeptor (Ticlopidin,<br />
Clopidogrel, Prasugrel, Ticagre-<br />
lor) auch die Möglichkeit, die<br />
Endstrecke der Aggregation via<br />
GpIIb/IIIa-Rezeptor-Antagonisten<br />
Herz Arterie<br />
Dipyridamol Clopidogrel<br />
Prasugrel ASS Abciximab<br />
Argatroban Lepirudin Bivalirudin<br />
Dabigatran Rivaroxaban Apixaban<br />
Eptifibatid Tirofiban<br />
(Abciximab, Eptifibatid, Tirofiban)<br />
zu hemmen.<br />
Ticlopidin<br />
Ticagrelor<br />
Perioperative Antikoagulation<br />
und Antiaggregation<br />
Früher galt die Überbrückung<br />
einer Antikoagulation oder das<br />
vollständige Aussetzen einer<br />
Thrombozytenhemmung vor ope-<br />
rativen Eingriffen als unabdingbar.<br />
Heute empfiehlt man bei vielen<br />
Eingriffen das <strong>Bei</strong>behalten, allen-<br />
falls das Absenken einer prophy-<br />
laktisch dosierten Antikoagulation<br />
oder Antiaggregation.<br />
Die perioperative Situation<br />
des <strong>Patienten</strong> wird im Wesent-<br />
lichen von vier Freiheitsgraden<br />
beschrieben:<br />
} das dispositionelle<br />
Thromboserisiko,<br />
} das dispositionelle<br />
Blutungsrisiko,<br />
} das expositionelle Thrombose-<br />
risiko durch Stimulation der<br />
Gerinnung durch die OP und<br />
} das expositionelle Blutungs-<br />
46 CHiRURgENMagaziN<br />
Antiaggregation<br />
risiko.<br />
Die beiden letzten Faktoren<br />
bedingen sich aus der Art des<br />
Eingriffs und sind dem behan-<br />
delnden Chirurgen bestens ver-<br />
traut. Sie werden vor allem vom<br />
Ausmaß der Gewebetraumati-<br />
sierung, der Komplexität des<br />
OP-Situs, der Zugänglichkeit für<br />
blutstillende Maßnahmen und<br />
der Erfahrung des Operateurs für<br />
diesen Eingriff bestimmt.<br />
Für die Einschätzung der dis-<br />
positionellen, angeborenen und<br />
erworbenen Risikofaktoren des Pa-<br />
tienten ist der Operateur auf guten
Informationsfl uss von Seiten der<br />
internistischen Kollegen angewie-<br />
sen. Die wichtigsten zu beachten-<br />
den Faktoren zeigt Tabelle 1.<br />
Dispositionelles Blutungs-<br />
risiko des <strong>Patienten</strong><br />
Blutstillung ist ein komplexer<br />
Vorgang, bei dem neben den<br />
zellulären und plasmatischen<br />
Bestandteilen auch vaskuläre<br />
Faktoren eine große Rolle spie-<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
len. Daher kommen im Laufe des<br />
Lebens neben den klassischen<br />
hämorrhagischen Diathesen al-<br />
ters- und krankheitsbedingte<br />
Risikofaktoren für operative<br />
Blutungskomplikationen hinzu.<br />
Neben der medikamentösen Ge-<br />
rinnungshemmung sind so auch<br />
ein Alter über 65 Jahre, arteriel-<br />
le Gefäßerkrankung, Herz-, Le-<br />
ber- und Niereninsuffi zienz, Dia-<br />
betes mellitus, Bluthochdruck,<br />
Tabelle 1: Risikofaktoren für thrombotische Ereignisse<br />
1, 2<br />
Rezidiv einer tiefen Venenthrombose<br />
} Hohe Restthrombuslast<br />
} Maligne Grunderkrankung<br />
} Alter > 65 Jahre<br />
} Herzinsuffi zienz (NYHA III und IV) oder Zustand <strong>nach</strong> Herzinfarkt<br />
} Akute Infektion, systemisch entzündliche Erkrankung<br />
} Übergewicht (BMI > 30)<br />
} Angeborene oder erworbene thrombophile Hämostasedefekte<br />
} Schwangerschaft und Wochenbett<br />
} Einnahme von Sexualhormonen<br />
} Nephrotisches Syndrom<br />
} Persistent erhöhte D-Dimer-Spiegel<br />
} Männliches Geschlecht<br />
Schlaganfall bei Vorhoffl immern 3<br />
} Bereits stattgefundenes Ereignis (TIA, Schlaganfall)<br />
} Herzinsuffi zienz<br />
} Arterieller Hypertonus<br />
} Diabetes mellitus<br />
} Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)<br />
} Zustand <strong>nach</strong> Myokardinfarkt<br />
} Atherosklerotische Makroangiopathie<br />
} Alter > 65 Jahre<br />
} Weibliches Geschlecht<br />
4, 5<br />
Stentthrombose<br />
} Angioplastie vor weniger als 4 Wochen (BMS) bzw. 12 Monaten (DES)<br />
} Länge (> 18 mm) und Dicke (< 3 mm) des Stents<br />
} Multiples Stenting<br />
} Überlappende Stents<br />
} Suboptimale Stentresultate<br />
} Non- oder Low-Response auf antithrombozytäre Medikation<br />
} Diabetes mellitus<br />
} Niereninsuffi zienz<br />
} Herzinsuffi zienz<br />
}<br />
Alter > 65 Jahre<br />
Sebastian Dübgen<br />
Assistenzarzt Haemostaseologie am<br />
Klinikum der Universität München<br />
Ziemssenstraße 1, 80 6 München<br />
Tel.: 089 5160-2226<br />
Fax: 089 5160- 556<br />
Sebastian.Duebgen@<br />
med.uni-muenchen.de<br />
Rauchen, Hypercholesterinämie,<br />
Alkohol und Blutungskomplika-<br />
tionen in der Anamnese unab-<br />
hängige Prädiktoren für mögliche<br />
hämorrhagische Zwischenfälle. 6<br />
Die Abwägung von Blutungs-<br />
und Thromboseneigung wird da-<br />
durch erschwert, dass viele die-<br />
ser Risikofaktoren genauso für<br />
thrombotische Ereignisse prädis-<br />
ponieren. Mit Blick auf die Anam-<br />
nese sollte der Chirurg deshalb in<br />
einem gefährdeten <strong>Patienten</strong>kol-<br />
lektiv die Indikationsstellung zur<br />
Operation besonders sorgfältig<br />
treffen (siehe Tabelle 2).<br />
Im Gegensatz zum Vorhof-<br />
fl immern handelt es sich bei ve-<br />
nösen Thromboembolien (VTE)<br />
und Stent angioplastien mit und<br />
ohne Myo kardinfarkt um Akuter-<br />
eignisse, die für einen umschrie-<br />
benen Zeitraum eine intensive<br />
Antikoagulation oder Antiaggre-<br />
gation benötigen und da<strong>nach</strong> be-<br />
züglich des weiteren Prozedere<br />
evaluiert werden. Das Risiko für<br />
Rezidivthrombosen hängt also<br />
wesentlich vom zeitlichen Ab-<br />
stand zum Akut ereignis und zur<br />
Angioplastie ab.<br />
Foto: Dübgen<br />
Medizin<br />
Prof. Dr. Michael Spannagl<br />
Leiter der Hämostaseologie am<br />
Klinikum der Universität München<br />
Ziemssenstraße 1, 80 6 München<br />
Tel.: 089 5160-2226<br />
Fax: 089 5160- 556<br />
michael.spannagl@<br />
med.uni-muenchen.de<br />
<strong>Bei</strong> venösen Thrombosen<br />
gelten die ersten vier bis acht<br />
Wochen <strong>nach</strong> Thromboembolie<br />
als die kritische Zeitspanne. <strong>Bei</strong><br />
durch Risikosituationen ausgelös-<br />
ten Ereignissen ohne persistent<br />
bestehende thrombophile Dispo-<br />
sition wird eine Antikoagula tion<br />
<strong>nach</strong> drei bis zwölf Monaten be-<br />
endet. Bis dahin ist für Operatio-<br />
nen die Überbrückungstherapie<br />
mit niedermolekularem Heparin<br />
eine verbreitete und sichere Ver-<br />
fahrensweise. 7 Nach Ablauf des<br />
kritischen Zeitfensters führt man<br />
meist eine prophylaktische peri-<br />
operative Antikoagulation durch,<br />
da die postoperative Akutphase<br />
an sich wieder das Gerinnungs-<br />
system stimuliert und damit eine<br />
Risikosituation ist.<br />
Klar definiert ist das Zeit-<br />
fenster für die Thrombozyten-<br />
hemmung bei arteriellen Inter-<br />
ventionen. Die Gefahr einer<br />
Stentthrombose ist beim Bare<br />
Metal Stent (BMS) in den ers-<br />
ten vier Wochen und beim Drug<br />
Eluting Stent (DES) in den ers-<br />
ten zwölf Monaten am höchsten,<br />
bis die Reendothelialisierung der<br />
Foto: Spannagl<br />
4
Medizin<br />
Abb. 2: Schema für das periprozedurale Vorgehehen bei <strong>Patienten</strong> unter<br />
Antikoagulation oder Antiaggregation im Zusammenhang mit kritischen Zeitfenstern<br />
Wundfl äche vollzogen ist. 8 In die-<br />
ser Zeit bedürfen alle <strong>Patienten</strong><br />
einer dualen Plättchenhemmung<br />
mit ASS und Thienopyridinen.<br />
Eine Unterbrechung der Anti-<br />
aggregation in diesen Zeiträu-<br />
men vervielfacht das Risiko eines<br />
Stentverschlusses. 9 Operationen<br />
sollten daher in diesem Zeitraum<br />
möglichst unter <strong>Bei</strong>behaltung der<br />
Plättchenhemmung erfolgen oder<br />
verschoben werden.<br />
Tabelle 2: Risikofaktoren für Blutungsereignisse<br />
Blutungsrelevante Komorbidität<br />
} Knochenmark: Anämie, Polyzythämie<br />
} Nierenfunktionsstörung<br />
} Leberfunktionsstörung<br />
achten auf: Blutungsanamnese<br />
atherosklerotischer Gefäßstatus (kardiovaskuläre Risikofaktoren)<br />
} arterielle Hypertonie<br />
} Diabetes mellitus<br />
} Hypercholesterinämie<br />
} Rauchen<br />
Harte OP-indikation ? Keine OP ?<br />
achten auf: Schlaganfall, TIA, Myokardinfarkt, pAVK<br />
gerinnungswirksame Medikation<br />
} Gerinnungs- und Thrombozytenhemmung<br />
} Einstellungsbereich (INR)<br />
} Medikamenteninteraktionen (CYP-Induktoren / Inhibitoren)<br />
} Akkumulation (Nieren- / Leberinsuffi zienz)<br />
} Compliance<br />
ja<br />
intensität der antikoagulation<br />
in Kürze reduzierbar?<br />
nein<br />
Eingriffbedingtes<br />
Blutungsrisiko ?<br />
hoch<br />
Bridging<br />
} hochdosierte NSAR präoperativ<br />
} Phytotherapeutika<br />
nein<br />
achten auf: umfassende Medikamentenanamnese<br />
ja<br />
niedrig<br />
Verschiebung der OP ?<br />
antikoagulation/antiaggregation fortsetzen<br />
(eventuell Dosis reduzieren/kurz aussetzen)<br />
Erlaubt die Art eines dringend<br />
gebotenen Eingriffs dies nicht,<br />
sollte bei allen bis auf intrakra-<br />
nielle oder ähnliche Eingriffe zu-<br />
mindest die Medikation mit ASS<br />
beibehalten werden und Clopido-<br />
grel oder Prasugrel entsprechend<br />
ihrer Pharmakodynamik fünf bis<br />
sieben Tage pausiert werden. Die<br />
dann von den Megakaryo zyten<br />
im Knochenmark abgegebenen<br />
Plättchen sind bis auf die fortge-<br />
setzte Hemmung der Cyklooxy-<br />
genase durch ASS normal funk-<br />
tionstüchtig. Ohne gleichzeitige<br />
Thromboseprophylaxe mit He-<br />
parin wäre in diesem Zustand<br />
<strong>nach</strong> den aktuellen Leitlinien der<br />
Deutschen Gesellschaft für Anäs-<br />
thesiologie und Intensivmedizin<br />
(DGAI) 10 auch eine rückenmarks-<br />
nahe Anästhesie möglich.<br />
In Sonderfällen wie beispiels-<br />
weise Gefäßeingriffen im arteri-<br />
ellen Strombereich mit gleichzei-<br />
tig hoher Blutungsneigung und<br />
Thrombosegefahr kann auch<br />
eine Überbrückung mit kurz-<br />
wirksamen intravenösen GpIIb/<br />
IIIa-Antagonisten 11 durchgeführt<br />
z. B. symptomfreie Bauchwandhernie<br />
Kritische Zeitfenster:<br />
4 - 8 Wochen <strong>nach</strong> venöser Thrombose,<br />
4 Wochen <strong>nach</strong> BMS,<br />
12 Monate <strong>nach</strong> DES<br />
z.B. Zahnextraktion, dermatologische<br />
Exzisionen, Eingriffe am vorderen<br />
Augenabschnitt, endoskopische<br />
Eingriffe etc.<br />
werden. Hierzu liegen allerdings<br />
Erfahrungen nur in wenigen spe-<br />
zialisierten Zentren bei einer klei-<br />
nen Zahl an <strong>Patienten</strong> vor.<br />
Zusammenfassung<br />
<strong>Bei</strong> der stetig steigenden<br />
Zahl an <strong>Patienten</strong>, welche einer<br />
gerinnungshemmenden Medi-<br />
kation bedürfen, kommt dem<br />
interdisziplinären Informations-<br />
austausch besondere Bedeutung<br />
zu. Beachtung sollten neben dis-<br />
positionellen Risikofaktoren vor<br />
allem die kritischen Zeitfenster<br />
für thrombotische Komplikatio-<br />
nen fi nden, in denen ein Abset-<br />
zen der Antikoagulation oder<br />
Antiaggregation mit einem sehr<br />
viel höheren Thromboserisiko<br />
verbunden ist. Da<strong>nach</strong> ist unter<br />
Abwägung von dispositionellen<br />
und expositionellen Risikofak-<br />
toren für Blutung und Thrombose<br />
ein Auslassen, die Reduktion oder<br />
eine Überbrückung der medika-<br />
mentösen Prophylaxe möglich.<br />
Literatur bei den Verfassern oder bei<br />
der Redaktion erhältlich.<br />
48 CHiRURgENMagaziN
Handchirurgie<br />
Injektion statt Operation: Eine neue,<br />
nicht invasive Option bei M. Dupuytren<br />
Den Morbus Dupuytren einfach wegspritzen? Das gelingt auch mit der Injektion von<br />
Xiapex ® nicht. <strong>Bei</strong> korrekter Anwendung durch erfahrene und speziell geschulte<br />
Handchirurgen lässt sich eine Beugekontraktur aber bei vielen <strong>Patienten</strong> auf unter<br />
5 ° reduzieren. Ungeklärt ist allerdings die Honorierung bei der neuen Methode.<br />
Von Antje Thiel<br />
Schätzungsweise drei bis neun<br />
Millionen Menschen in Deutsch-<br />
land sind von Morbus Dupuytren<br />
betroffen. Bislang bedeutete die<br />
Diagnose in der Regel, dass der<br />
Patient sich früher oder spä-<br />
ter einer Operation unterziehen<br />
muss. Die Kollagenablage-<br />
rungen in den Aponeurosen der<br />
Handfläche und der Finger lie-<br />
ßen sich nur mit einer mehr oder<br />
minder invasiven Fasziotomie<br />
beseitigen.<br />
Seit Mai 2011 steht mit einer<br />
Kollagenase-Injektionslösung<br />
(Xiapex ®, , Firma Pfizer) eine kon-<br />
servative Therapieoption für die<br />
Dupuytren‘sche Kontraktur zur<br />
Verfügung. Am 28. Juni 2011 in<br />
München präsentierten erste<br />
Anwender sowie Experten des<br />
Unternehmens der Fachpresse<br />
die Methode.<br />
Kollagenase kann den<br />
verhärteten Strang auflösen<br />
Xiapex ist eine Kollagenase,<br />
die aus dem Bakterium Costri-<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
dium histolyticum gewonnen<br />
wird. Als Enzym kann die Sub-<br />
stanz Kollagen spalten und auf<br />
diese Weise den verhärteten<br />
Dupuytren-Strang auflösen.<br />
Die neue Injektionslösung<br />
wurde Ende Februar 2011 von der<br />
Europäischen Kommission zu-<br />
gelassen. Die Zulassung gilt für<br />
die Anwendung an <strong>Patienten</strong> mit<br />
tastbarem Dupuytren-Strang.<br />
<strong>Bei</strong> der Methode wird die<br />
Kollagenase lokal direkt in den<br />
Strang injiziert (siehe Abb. 1), die<br />
Anwendung ist auch ambulant<br />
möglich. Das Injektionsvolumen<br />
variiert je <strong>nach</strong> Art des behandel-<br />
Abb. 1: Lokale Injektion<br />
mikrobieller Collagenase direkt<br />
in den Dupuytren-Strang<br />
ten Gelenks, bei Bedarf kann die<br />
Behandlung im Abstand von je-<br />
weils einem Monat bis zu zwei-<br />
mal wiederholt werden.<br />
Mechanische Streckung<br />
24 Stunden <strong>nach</strong> der Injektion<br />
Einen Tag <strong>nach</strong> der Injektion<br />
kommt der Patient erneut in die<br />
Praxis, damit der Arzt – idealer-<br />
weise unter Lokalanästhesie –<br />
eine Fingerstreckung durchfüh-<br />
ren und den Strang mechanisch<br />
lösen kann.<br />
Foto: Pfizer<br />
Medizin<br />
„Dabei gibt es ein charakteris-<br />
tisches schnappendes Geräusch,<br />
und der Patient spürt in der Regel<br />
sofort eine deutliche Erleiche-<br />
rung“, berichtete Professor Max<br />
Haerle, Plastischer und Hand-<br />
chirurg aus Markgröningen und<br />
einer der ersten deutschen An-<br />
wender von Xiapex.<br />
Zielparameter war ein<br />
Beugungsgrad von unter 5 °<br />
Für die europäische Zulas-<br />
sung wurden zwei randomisierte<br />
und placebokontrollierte Doppel-<br />
blindstudien berücksichtigt. In<br />
beiden Studien wurde untersucht,<br />
bei wievielen <strong>Patienten</strong> sich der<br />
Beugungsgrad des am stärks-<br />
ten betroffenen Gelenks mit der<br />
Kollagenase-Injektion auf maxi-<br />
mal 5 ° verringern lässt.<br />
In der ersten Studie („Colla-<br />
genase Option for the Reduction<br />
of Dupuytren’s“, CORD I 1 ) gelang<br />
dies bei 64 Prozent der insge-<br />
samt 308 <strong>Patienten</strong> (203 in der<br />
Studien- und 103 in der Placebo-<br />
gruppe). In der CORD-II-Studie 2<br />
49
Medizin<br />
Abb. 2 – 3: Platzierung der Injektion<br />
Platzierung der injektion in initialer, distaler und proximaler<br />
Position, wobei die Nadel in der Haut belassen wird<br />
2<br />
3<br />
mit 66 <strong>Patienten</strong> (45 in der Stu-<br />
dien- und 21 in der Placebo-<br />
gruppe) lag die Erfolgsquote je<br />
<strong>nach</strong> Gelenk zwischen 44 und 64<br />
Prozent.<br />
Mit der neuen Injektionsthe-<br />
rapie lassen sich <strong>nach</strong> Auffas-<br />
sung Haerles für viele <strong>Patienten</strong><br />
typische Probleme der konventio-<br />
nellen chirurgischen Therapie<br />
des M. Dupuytren vermeiden.<br />
Denn um die Kontraktur zu<br />
beseitigen, eine für den <strong>Patienten</strong><br />
ausreichende Funktion und Be-<br />
weglichkeit sowie eine normale<br />
Sensibilität wiederherzustellen,<br />
müsse man den Kollagenstrang<br />
operativ möglichst vollständig<br />
herauslösen. Ein solcher Ein-<br />
griff sei aber immer mit einer<br />
Gefahr für Nerven und Gefäße<br />
verbunden.<br />
Kollagenstränge wickeln sich<br />
um Gefäße und Nerven<br />
Während die Schnittführung<br />
an der Handfläche relativ einfach<br />
sei, verlaufe sie am Finger zick-<br />
zackförmig. Besonders problema-<br />
tisch seien die Ausläufer der Kol-<br />
lagenstränge in die Finger: „Hier<br />
wickeln sie sich spiralförmig<br />
um Nerven und Gefäße, das ist<br />
äußerst schwierig zu operieren“,<br />
warnte Haerle.<br />
Da man einen Finger auf-<br />
grund seiner beengten Struktu-<br />
ren nicht beliebig oft operieren<br />
könne und M. Dupuytren zu Rezi-<br />
diven neige, werde die Erkran-<br />
kung hier tendenziell eher zu<br />
spät operiert, meinte Haerle.<br />
<strong>Bei</strong> einem M. Dupuytren Grad<br />
III am Finger seien allerdings<br />
meist bereits die Sehnen verkürzt,<br />
so dass man auch das peritendi-<br />
nöse Gewebe entfernen müsse,<br />
um das Gelenk zu befreien und<br />
die Beugefähigkeit wiederherzu-<br />
stellen, gab der Handchirurg wei-<br />
ter zu bedenken. Häufig lasse sich<br />
der entstehende Hautdefekt nur<br />
mit einer Lappenplastik decken.<br />
Unter den diversen nicht-<br />
chirurgischen Verfahren gebe es<br />
nur für die perkutane Nadelfas-<br />
ziotomie seriöse Daten, betonte<br />
Haerle. Der Effekt von Ultraschall-<br />
behandlungen, Kortisoninjektion,<br />
Vitamin-E-Gabe oder Laseranwen-<br />
dungen hingegen gilt als wissen-<br />
schaftlich nicht bewiesen. 3<br />
Perkutane Fasziotomie nur<br />
bei leichten Kontrakturen<br />
Die perkutane Nadelfaszioto-<br />
mie ähnele prinzipiell der chirur-<br />
gischen Fasziotomie, eigne sich<br />
aber nur für leichtgradige Kon-<br />
trakturen 4 : „<strong>Bei</strong> Morbus Dupuytren<br />
Grad III bis IV liefert die Nadelfas-<br />
ziotomie schlechtere Ergebnisse<br />
und eine höhere Rezidivrate als<br />
die Operation“, meinte Haerle.<br />
Trotz der unbefriedigenden<br />
konventionellen Therapieoptio-<br />
nen warnte Dr. Jörg Witthaut,<br />
Chefarzt der Klinik für Handchi-<br />
rurgie an der Schön Klinik<br />
Vogtareuth, vor allzu großer<br />
Euphorie in Bezug auf Xiapex:<br />
„Auch die Enzymbehandlung ist<br />
keine Wunderheilung und kann<br />
vor allem auch nicht präventiv<br />
eingesetzt werden.“<br />
Profunde Kenntnisse der<br />
Anatomie sind erforderlich<br />
Außerdem wies Witthaut<br />
darauf hin, dass auch für das<br />
neue nicht-invasive Verfahren<br />
gute Kenntnisse der Anatomie<br />
zwingende Voraussetzung seien:<br />
„Nichts ersetzt die profunde<br />
Kenntnis der Anatomie und<br />
Pathoanatomie der Hand – und<br />
die gewinnt man nur durch das<br />
Operieren als Handchirurg, operierender<br />
Orthopäde oder Plastischer<br />
Chirurg.“<br />
Als spezifische Kollagenase<br />
zersetze Xiapex keine Kollagene<br />
vom Typ 4, aus denen Zellmembranen,<br />
Nerven und Gefäße aufgebaut<br />
sind. Das Enzym wirke<br />
nur auf Kollagene vom Typ 1 bis 3,<br />
erklärte Witthaut. Hierzu zählen<br />
die unerwünschten Dupuytrenstränge<br />
– aber auch vitale Strukturen<br />
wie Sehnen und Knochen.<br />
Sehnenruptur bei Injektion<br />
an der falschen Stelle<br />
Genau in dieser Eigenschaft<br />
liegt die Gefahr der neuen Methode:<br />
Wird das Präparat nicht in<br />
den Dupuytrenstrang, sondern<br />
versehentlich in eine be<strong>nach</strong>barte<br />
Sehne injiziert, kommt es zu<br />
einer Sehnenruptur: „Das ist natürlich<br />
der Super-GAU, weil sich<br />
die Sehne ganz einfach auflöst“,<br />
betonte Witthaut.<br />
In der CORD-I-Studie traten<br />
zwei solche Sehnenrupturen auf,<br />
die eine Tendolyse beziehungsweise<br />
eine Sehnenrekonstruktion<br />
erforderlich machten. „In<br />
jedem Fall ist <strong>nach</strong> einer solchen<br />
schwerwiegenden Komplikation<br />
ein komplexer chirurgischer Eingriff<br />
notwendig“, sagte Witthaut.<br />
Die Gefahr einer Sehnenruptur<br />
sei besonders am Kleinfinger<br />
groß, sagte der Handchirurg:<br />
„Deshalb darf man bei der Injektion<br />
nicht zu nah an das proximale<br />
Interphalangeal-Gelenk (PIP-<br />
Gelenk) gelangen.“ Mittlerweile<br />
habe die Firma Pfizer die Anwendungshinweise<br />
entsprechend<br />
überarbeitet und die Zonen für<br />
eine gefahrlose Injektion genauer<br />
eingegrenzt (siehe Abb. 2 und 3).<br />
50 CHiRURgENMagaziN<br />
Abbildungen: Pfizer
Nur geschulte und erfahrene<br />
Ärzte dürfen Xiapex injizieren<br />
Außerdem ist die Zulas-<br />
sung von Xiapex gekoppelt an<br />
die Auflage, dass nur Ärzte das<br />
Arzneimittel anwenden, die in<br />
Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />
der Diagnose und Behandlung<br />
des Morbus Dupuytren erfahren<br />
sind und darüber hinaus spezi-<br />
ell durch das Unternehmen in<br />
der Anwendung von Xiapex ge-<br />
schult wurden. Abgesehen von<br />
der schwerwiegenden Kompli-<br />
Kommentar:<br />
„Das Thema der Vergütung ist der entscheidende Punkt !“<br />
Xiapex ist ein in Deutschland neu zugelassenes Medikament, mit dem einzig<br />
Dr. Jörg Witthaut durch seine Einbindung in die schwedischen Studien<br />
CORD I und CORD II nennenswerte Erfahrungen sammeln konnte.<br />
Nach Angaben der Firma sind die Rezidivraten durchaus mit denen <strong>nach</strong><br />
einer Operation zu vergleichen. Der Vorteil liegt sicherlich in der weniger<br />
invasiven Technik, die eine frühere Arbeitsfähigkeit (AU) vermuten lässt.<br />
Nach eine Dupuytren-Operation beträgt die AU gern vier bis acht Wochen,<br />
<strong>nach</strong> Xiapex ist eine AU von einer Woche denkbar. Theoretisch müssten sich<br />
die Kassen doch auf diese Option stürzen. Warum nicht?<br />
Das Medikament ist sehr teuer und eine Injektion pro Strang kann bei<br />
mehreren Strängen an einer Hand leicht den Preis der OP deutlich überschreiten,<br />
auch ohne Komplikationen. Auch die Rezidivhäufigkeit ist noch<br />
nicht abschließend geklärt. Warum sollte die Krankenkasse eine teure<br />
Therapie zahlen, wenn der Patient <strong>nach</strong> zwei bis drei Jahren doch operiert<br />
werden muss? Natürlich gibt es auch Rezidive <strong>nach</strong> Operationen, aber<br />
dieses Risiko ist bekannt. OP-Komplikationen <strong>nach</strong> Ersteingriffen sind<br />
nicht die Regel und auch nicht so schwerwiegend wie eine aufgelöste<br />
Beugesehne mit ihren Folgeeingriffen.<br />
Das Thema der Vergütung scheint aber in diesem Zusammenhang der<br />
entscheidende Punkt. Nach bisherigem Stand bekommt der Behandler<br />
innerhalb des Regelleistungsvolumens seinen Ordinationskomplex plus<br />
eventuell die Zusatzziffer 02301 (Koagulation von krankhaften Hautveränderungen),<br />
mit allenfalls noch einer Komplexpauschale.<br />
Diese Vergütung erhält der Operateur aber auch zusätzlich zu der – zugegebenermaßen<br />
aufwändigen – Operation. Dafür sind aber bei Xipex Injektionen<br />
intensive Aufklärungsgespräche wie bei jeder neuen Methode<br />
und eine sehr sorgfältige Injektion mit der Gefahr der Sehnenverletzung<br />
nötig, nicht zu vergessen die Dokumentation wegen der drohenden, noch<br />
nicht abgewendeten Regressgefahr.<br />
Widersprechen möchte ich Herrn Witthaut, Xiapex sei nicht invasiv,<br />
denn natürlich ist eine Injektion mit einer Kollagenase genauso invasiv<br />
wie zum <strong>Bei</strong>spiel die Lysebehandlung eines Thrombus. Dies wäre sicherlich<br />
ein Ansatz in der Vergütungsdiskussion mit einer eigenen OPS.<br />
In jedem Fall scheint Xiapex eine sehr interessante Therapieoption in<br />
der Hand des Erfahrenen – allerdings nur unter der Voraussetzung einer<br />
angemessenen extrabudgetären Bezahlung und der Anerkennung der<br />
Praxisbesonderheit.<br />
Dr. Karsten Becker<br />
2. Vorsitzender der Deutschen<br />
Interessengemeinschaft<br />
ambulante Handchirurgie (DIAH)<br />
Chirurgisch-Orthopädische<br />
Gemeinschaftspraxis<br />
Peiner Straße 2, 30519 Hannover<br />
Tel.: 0511 984892-0<br />
becker@copg.de<br />
kation einer Sehnenruptur sind<br />
die medizinischen Risiken der<br />
Xiapex-Injektion überschaubar:<br />
Die häufigsten Nebenwirkungen<br />
waren lokale Reaktionen an der<br />
Injektionsstelle wie Schwel-<br />
lungen, Hämatome, Blutungen<br />
und Schmerzen.<br />
„Eine Kontusion der Haut ist<br />
fast immer zu beobachten. <strong>Bei</strong><br />
ausgeprägten Kontrakturen am<br />
Kleinfinger können <strong>nach</strong> der<br />
Streckung auch Hautrisse ent-<br />
stehen“, berichtete Witthaut,<br />
„diese Risse heilen aber problem-<br />
los <strong>nach</strong> 14 Tagen wieder ab.“<br />
Kosten für Xiapex sprengen<br />
rasch das chirurgische Budget<br />
Bleiben die nicht-medizi-<br />
nischen Nebenwirkungen der<br />
Behandlung. Eine Ampulle Xi-<br />
apex kostet derzeit rund 1.100<br />
Euro und reicht für eine Anwen-<br />
dung. Einem niedergelassenen<br />
Chirurgen, der in der Regel über<br />
kein nennenswertes Arzneimit-<br />
telbudget verfügt, droht damit<br />
leicht ein Regress.<br />
Witthaut arbeitet selbst<br />
in einem ambulanten Medizi-<br />
nischen Versorgungszentrum<br />
(MVZ) und kennt die Budget-<br />
zwänge im niedergelassenen<br />
Bereich. Er fordert: „Die Anwen-<br />
dung von Xiapex muss als Praxis-<br />
besonderheit eingestuft werden.“<br />
Er selbst habe sich juristisch be-<br />
raten lassen und dokumentiere<br />
jeden Fall ausführlich und mit<br />
Foto – insbesondere, wenn der<br />
Patient ausdrücklich keine Ope-<br />
ration wünscht.<br />
Doch selbst wenn der Chi-<br />
rurg einen Arzneimittelregress<br />
abwenden kann – für seine ärzt-<br />
liche Leistung bei der Injektions-<br />
therapie gibt es keine eigene<br />
EBM-Ziffer. Ohne besondere<br />
Vorkehrungen fließt daher kein<br />
antje Thiel<br />
Honorar über das Regelleistungs-<br />
volumen hinaus.<br />
Um für die Anwendung von<br />
Xiapex trotz fehlender EBM-Ziffer<br />
ein angemessenes Honorar zu<br />
erzielen, bleibt also nur der Weg<br />
über die Kostenerstattung auf An-<br />
trag im Einzelfall. Mit analogem<br />
Ansatz von GOÄ-Ziffern für die<br />
Vorstellung, Injektion, Extension,<br />
Kontrolle und Anschlussbehand-<br />
lung lassen sich – das Wohlwollen<br />
der KV vorausgesetzt – dann bis<br />
zu 220,72 Euro erzielen.<br />
Literatur<br />
1. Hurst, L. C. et al.: Injectable Collagenase<br />
Clostridium Histolyticum for Dupuytren’s<br />
Contracture. In: New England Journal of<br />
Medicine 2009; 361 (10): 968-979<br />
2. Gilpin, D. et al.: Injectable Collagenase<br />
Clostridium Histolyticum: A New Non-<br />
surgical Treatment for Dupuytren‘s Disease.<br />
In: Journal of Hand Surgery 2010; 35A:<br />
2027-2038<br />
Medizin<br />
Redaktion Chirurgen Magazin<br />
und www.bncev.de<br />
Essener Straße 4, D<br />
22419 Hamburg<br />
Tel.: 040 2596116<br />
Fax: 040 2596112<br />
antje.thiel@bncev.de<br />
www.vmk-online.de<br />
3. Leitlinie Dupuytren‘sche Kontraktur der<br />
Dt. Gesellschaft für Handchirurgie, siehe<br />
www.dg-h.de/leitliniendupuytren.aspx<br />
4. Van Rujssen, A. L. et al.: Five-year results of<br />
first-ever randomised clinical trial on treat-<br />
ment in Dupuytren‘s disease: percutaneous<br />
needle fasciotomy versus limited fascietomy.<br />
Vortrag beim BSSH Spring Scientific Meeting,<br />
April 2010 (siehe www.bssh.ac.uk)<br />
Foto: Thiel<br />
51