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Bei erwachsenen Patienten nach elektiven Hüft - Chirurgenmagazin

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CHIRURGENMAGAZIN<br />

Heft 52 | Ausgabe 4.2011 | ISSN 1611-5198 | Preis 12,00 Euro<br />

Für den niedergelassenen Chirurgen<br />

Thromboseprophylaxe<br />

Ungehinderter Blutfluss<br />

<strong>nach</strong> ambulanten Eingriffen<br />

und bei Risikopatienten<br />

Handchirurgie<br />

Neue Injektionstherapie zur Behandlung<br />

des Morbus Dupuytren zugelassen<br />

BNC – Berufsverband Niedergelassener Chirurgen | www.bncev.de<br />

GKV-VSG<br />

Auch das FDP-geführte<br />

Ministerium setzt auf zentral<br />

gesteuerte Staatsmedizin<br />

Spezialärztliche<br />

Versorgung<br />

Bürokratiemonstrum<br />

ohne Nutzen für Ärzte<br />

und ihre <strong>Patienten</strong>


Lösen Sie den Dupuytren Strang<br />

Neu<br />

Injektionstherapie bei<br />

Dupuytren'scher Kontraktur<br />

XIAPEX muss von einem in der richtigen Anwendung des Arzneimittels entsprechend geschulten Arzt<br />

mit Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Morbus Dupuytren angewendet werden<br />

Xiapex ® 0,9 mg Pulver und Lösungsmittel zur Herstellung einer Injektionslösung Zusammensetzung: Wirkstoff: Jede Durchstechfl asche mit Pulver enthält 0,9 mg mikrobielle Collagenase (eine<br />

Mischung von zwei Collagenase-Enzymen, die gemeinsam exprimiert und mittels anaerober Fermentation eines phänotypisch gewählten Stammes von Clostridium histolyticum gewonnen werden).<br />

Sonstige Bestandteile: Pulver: Sucrose, Trometamol, Salzsäure 2,4 % (zur pH-Einstellung). Lösungsmittel: Calciumchlorid-Dihydrat, Natriumchlorid, Wasser für Injektionszwecke. Anwendungsgebiete:<br />

Xiapex ist indiziert zur Behandlung einer Dupuytren’schen Kontraktur bei <strong>Patienten</strong> mit einem tastbaren Strang. Gegenanzeigen: Überempfi ndlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen<br />

Bestandteile. Hinweis: Xiapex muss von einem in der richtigen Anwendung des Arzneimittels entsprechend geschulten Arzt mit Erfahrung in der Diagnose und Behandlung von Morbus Dupuytren<br />

angewendet werden. Nebenwirkungen: Sehr häufi g: Lymphadenopathie, Pruritus, Ekchymose, Schmerzen in den Gliedmaßen, peripheres Ödem (Ödem an der Injektionsstelle und Ödem), Blutung an der<br />

Injektionsstelle, Schmerzen an der Injektionsstelle, Schwellung an der Injektionsstelle, Druckempfi ndlichkeit, Kontusion. Häufi g: Lymphknotenschmerzen, Parästhesie, Hypästhesie, Brennen, Schwindel,<br />

Kopfschmerzen, Übelkeit, Blutblase, Hautblasen, Ausschlag, Erythem, Hyperhidrose, Arthralgie, Gelenkschwellung, Myalgie, Achselschmerzen, Entzündung, Entzündung an der Injektionsstelle, Schwellung,<br />

Erythem an der Injektionsstelle, Pruritus an der Injektionsstelle, Wärmegefühl an der Injektionsstelle, Hautblasen an der Injektionsstelle, Hautverletzung. Gelegentlich: Cellulitis an der Injektionsstelle,<br />

Thrombozytopenie, Überempfi ndlichkeit, Desorientiertheit, Agitiertheit, Schlafl osigkeit, Reizbarkeit, Ruhelosigkeit, komplexes regionales Schmerzsyndrom, Monoplegie, vasovagale Synkope, Tremor,<br />

Augenlidödem, Hämatom, Hypotonie, Dyspnoe, Hyperventilation, Diarrhoe, Erbrechen, Oberbauchschmerzen, erythematöser Ausschlag, makulärer Ausschlag, Ekzem, Gesichtsschwellung, Hautschmerzen,<br />

Hautabschälung, Hautläsion, Hauterkrankung, Schorf, Hautverfärbung, Hautspannung, tastbare axilläre Masse, schmerzende Brustwand, Lendenschmerzen, Krepitation in Gelenken, Gelenksteife,<br />

Gliedmaßenbeschwerden, Muskelspasmen, Muskelschwäche, Knochen- und Muskelbeschwerden, Knochen- und Muskelsteife, Nackenschmerzen, Schulterschmerzen, Druckempfi ndlichkeit in der Brust,<br />

Brustvergrößerung, lokale Schwellung, Fieber, Schmerzen, Beschwerden, Müdigkeit, Hitzegefühl, grippeartige Erkrankung, Gefühllosigkeit an der Injektionsstelle, Schuppung an der<br />

Injektionsstelle, Verfärbung an der Injektionsstelle, Reizung an der Injektionsstelle, Knötchen an der Injektionsstelle, Reaktion an der Injektionsstelle, Unwohlsein, tastbare Lymphknoten,<br />

Erhöhung der Alanin-Aminotransferase oder der Aspartat-Aminotransferase, erhöhte Körpertemperatur, Sehnenruptur, Ligamentverletzung, Verletzung von Gliedmaßen, offene<br />

Wunde, Wunddehiszenz. Packungsgröße: Packung mit 1 Durchstechfl asche mit Pulver und 1 Durchstechfl asche mit Lösungsmittel. Bitte beachten Sie außerdem die Fachinformation.<br />

Abgabestatus: Verschreibungspfl ichtig. Pharmazeutischer Unternehmer: PFIZER PHARMA GmbH, 10785 Berlin. Stand: Februar 2011.<br />

www.pfi zer.de<br />

b-1v2xp-pv-0


Versorgungsstrukturgesetz<br />

Kommt es nun,<br />

oder kommt es nicht ?<br />

Angesichts der politischen Spielereien um das GKV-Versorgungsstrukturgesetz<br />

(GKV-VSG) könnte man beinahe Zweifel bekommen, ob es tatsächlich zum<br />

1. Januar 2012 in Kraft treten wird. Kassen- und Ärztevertreter sind wie üblich<br />

zerstritten, aber auch die ärztliche Selbstverwaltung verfolgt in der Diskussion<br />

keine klare Linie – Ärzte sollten sich also auf einen heißen Herbst einstellen.<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />

der Gesetzentwurf für das GKV-<br />

VSG hat das Bundeskabinett<br />

passiert. Doch das allein will<br />

noch nicht viel heißen. Denn<br />

zum einen muss dem Gesetz der<br />

Bundesrat zustimmen, die Mehrheitsverhältnisse<br />

sind bekannt.<br />

Zum anderen muss das Gesetz<br />

kostenneutral sein, damit es nicht<br />

umgehend vom Bundesfinanzministerium<br />

kassiert wird.<br />

Akteure sind uneins über<br />

ihre Haltung zum GKV-VSG<br />

Auch die Akteure im Gesundheitssystem<br />

sind sich nicht einig<br />

(siehe Artikel auf Seite 10): Die<br />

Kassen fürchten eine Kostenexplosion.<br />

Die KVen sind uneins,<br />

ob sie mehr oder weniger Regionalisierung<br />

wollen. Die KBV sagt mal<br />

„hüh“ und mal „hott“ – wie zuletzt<br />

beim Thema Aufkauf von Praxen<br />

in überversorgten Gebieten.<br />

Ein einheitliches Vorgehen<br />

der Vertreter der Ärzte ist ebenfalls<br />

nicht erkennbar. Den Berufsverbänden<br />

fällt es schwer, zu<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

kurzfristigen Änderungen des<br />

Gesetzentwurfs zeitnah Stellung<br />

zu nehmen – immerhin hagelte<br />

es vor der Sommerpause im<br />

Wochentakt neue Versionen.<br />

Wenig Rückhalt für spezialfachärztliche<br />

Versorgung<br />

Zunächst erfüllte man den<br />

Wunsch der KBV, eine Regionalisierung<br />

einzuführen – in der Kabinettsvorlage<br />

wurde dies wieder<br />

rückgängig gemacht. Die Diskussion<br />

um die ambulante spezialärztliche<br />

Versorgung dümpelt<br />

vor sich hin; geändert wurde an<br />

diesem Konzept trotz zahlreicher<br />

Aufschreie von KVen und Berufsverbänden<br />

bisher nichts.<br />

Nur einige wenige befürworten<br />

diese Versorgungsform – wohl<br />

weil sie sich gerade darin wiederfinden<br />

– während die meisten<br />

darin ein Bürokratie- und<br />

Organisationsmonstrum sehen.<br />

Nach Auffassung des BNC (siehe<br />

Artikel auf Seite 8) birgt diese Versorgungsform<br />

die Gefahr, dass<br />

die Berufsgruppen gespalten<br />

werden. Die meisten Fachärzte,<br />

auch die Spezialisten, werden<br />

sich eher nicht in der ambu-<br />

lanten spezialärztlichen Versor-<br />

gung wiederfinden.<br />

Vergessen wird dabei, dass<br />

am § 115 b SGB V nichts geän-<br />

dert wurde. Unsere Forderung<br />

<strong>nach</strong> gleich langen Spießen mit<br />

den Krankenhäusern wird eben-<br />

so wenig berücksichtigt wie die<br />

Vergütung operativer Leistungen<br />

und Zusatzleistungen, die <strong>nach</strong><br />

wie vor nicht identisch ist.<br />

Eine unendliche Geschichte ist<br />

auch die GOÄ-Reform, die in dieser<br />

Legislaturperiode kommen sollte.<br />

Wenn dies nicht gelingt, wird sie<br />

<strong>nach</strong> Meinung vieler Beobachter<br />

nie mehr kommen – auch wenn<br />

es nicht <strong>nach</strong>vollziehbar ist, dass<br />

Ärzte mit einer über 20 Jahre alten<br />

Gebührenordnung abrechnen.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

von der ewigen Baustelle<br />

Ihr Dieter Haack<br />

Editorial<br />

Dr. Dieter Haack<br />

geschäftsführender Vorsitzender<br />

des Berufsverbandes<br />

Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />

und niedergelassener Chirurg<br />

in Stuttgart<br />

Foto: Haack


Inhalt<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

8<br />

BNC aktuell<br />

Spezialärztliche Versorgung<br />

Bürokratiemonstrum ohne Nutzen<br />

für Ärzte und ihre <strong>Patienten</strong><br />

10 gKV-VSg<br />

Nachbessern, <strong>nach</strong>bessern …<br />

Reaktionen auf den Kabinettsbeschluss<br />

12 Bedarfsplanung<br />

Prognos-Gutachten: Oberflächlich<br />

und wirklichkeitsfremd<br />

14 gKV-VSg<br />

Auch das FDP-geführte Ministerium<br />

setzt auf Staatsmedizin<br />

aNC aktuell<br />

18 ansprechpartner<br />

Adressen und Kontaktdaten der<br />

Vorstände des BNC und der ANC<br />

20 Meldungen<br />

Aktuelle Nachrichten aus den<br />

regionalen ANC<br />

Service<br />

24 Berufsrecht<br />

114. Deutscher Ärztetag beschließt<br />

Novellierung der Berufsordnung<br />

25 arztrecht<br />

Anforderung an Honorarvereinbarung<br />

bei gesetzlich versicherten <strong>Patienten</strong><br />

26 Steuerrecht<br />

Aktuelle Betriebsprüfungen in Bayern:<br />

Umsatzsteuer bei Honorararztverträgen<br />

27 Wirtschaft<br />

KBV will den Markt aufmischen und<br />

eigene Praxissoftware entwickeln<br />

28 Praxisteam<br />

Den QM-Baustein Zuweiserpflege<br />

erfolgreich umsetzen<br />

Titelfoto: © iStockphoto.com/frentusha; Foto Seite 11, 20, 5: © iStockphoto.com/YanC<br />

Medizin<br />

37 Hygienefragen<br />

Darf Klinik Instrumente der be<strong>nach</strong>barten<br />

Bereitschaftspraxis aufbereiten?<br />

38 Kongressbericht<br />

„Aktuelle Proktologie 2011“ mit praxisnahem<br />

interdisziplinärem Programm<br />

42<br />

ambulante arthroskopie<br />

Thromboseprophylaxe bei Resektionen<br />

und Rekonstruktionen im Kniegelenk<br />

46 Thromboseprophylaxe<br />

Perioperatives Vorgehen bei gerinnungs-<br />

oder plättchenhemmender Medikation<br />

49 Handchirurgie<br />

Injektion statt Operation: Eine neue,<br />

nicht invasive Option bei M. Dupuytren<br />

Verschiedenes<br />

4 impressum<br />

Kontakt zu Herausgeber, Redaktion,<br />

Verlag, Grafik und Anzeigenabteilung<br />

5 Nachrichten<br />

Aktuelle Informationen<br />

aus Politik und Wissenschaft<br />

30 Buchtipps<br />

Aktuelle Neuerscheinungen in der<br />

chirurgischen Fachliteratur<br />

33 Termine<br />

Kongresse, Seminare und Workshops<br />

für die chirurgische Fortbildung<br />

36 industrie<br />

Nachrichten und Produktneuheiten<br />

unserer Partner aus der Industrie<br />

43 <strong>Bei</strong>trittscoupon<br />

für die Mitgliedschaft im BNC und<br />

in Ihrer regionalen ANC<br />

Impressum<br />

CHiRURgENMagaziN<br />

Offizielles Verbandsorgan des Berufsverbandes<br />

Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />

Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt<br />

Berufsverband Niedergelassener<br />

Chirurgen Deutschland e. V.<br />

Wulfsdorfer Weg 7, 22359 Hamburg<br />

Tel.: 040 60 32 91 10, Fax: 040 60 32 91 18<br />

info@bncev.de, www.bncev.de<br />

Redaktionskollegium<br />

und wissenschaftlicher <strong>Bei</strong>rat<br />

Dr. Dieter Haack, Stuttgart<br />

Dr. Philipp Zollmann, Jena<br />

Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky, Walsrode<br />

Dr. Michael Schweins, Köln<br />

Dr. Martin Bues, Ahrensburg<br />

Dr. Enno Keller, Ahrensburg<br />

Priv.-Doz. Dr. Lorenz Stötter, Landshut<br />

Jörg Hohmann, Hamburg<br />

Dr. Ernst Tabori, Freiburg<br />

Prof. Henning Rüden, Berlin<br />

Elmar Mertens, Aachen<br />

Verlag, Anzeigen und Vertrieb<br />

VMK Verlag für Medizinkommunikation GmbH<br />

Essener Straße 4, D3 – Belle Etage<br />

22419 Hamburg<br />

Tel.: 040 32 59 61 16, Fax: 040 32 59 61 12<br />

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www.vmk-online.de<br />

Redaktionsleitung<br />

Antje Thiel<br />

Tel.: 040 32 59 61 16, Fax: 040 32 59 61 12<br />

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Kirstin Reese<br />

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Grafik und Layout<br />

Stefan Behrendt, bbpm Mediendesign<br />

Im Alten Dorfe 27, 22359 Hamburg<br />

Tel.: 040 422 05 50<br />

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Haftung<br />

Verlag, wissenschaftlicher <strong>Bei</strong>rat und Redaktion<br />

können trotz sorgfältiger Prüfung keine Haftung<br />

für die Richtigkeit der Veröffentlichung übernehmen.<br />

Mit Namen gekennzeichnete <strong>Bei</strong>träge<br />

geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion<br />

wieder. Der Leser und Anwender ist<br />

verpflichtet, insbesondere Dosierungsangaben<br />

und Applikationsformen im Einzelfall selbst auf<br />

ihre Richtigkeit zu überprüfen.<br />

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Alle in dieser Zeitschrift erscheinenden <strong>Bei</strong>träge<br />

sind urheberrechtlich geschützt und dürfen nur<br />

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in irgendeiner Form vervielfältigt werden.<br />

Manuskripte<br />

Die Redaktion haftet nicht für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte. Mit der Annahme der<br />

Veröffentlichung überträgt der Autor dem Verlag<br />

das Nutzungsrecht für seinen <strong>Bei</strong>trag einschließlich<br />

der Nutzung für elektronische Ausgaben,<br />

Online-Veröffentlichung, Datenbanken etc.<br />

Druckauflage: 4.900 Exemplare<br />

Erscheinungsweise: sechs Ausgaben pro Jahr<br />

Bezugspreis: Jahresabonnement 60,00 Euro<br />

inkl. Versand und MwSt.<br />

4 CHiRURgENMagaziN


Wundbehandlung<br />

Start einer neuen großen Studie zur<br />

Wirksamkeit der Vakuumtherapie<br />

Der Verband der Ersatzkassen<br />

e. V. (vdek), der AOK-Bundesverband<br />

und die Knappschaft haben<br />

gemeinsam eine nationale Studie<br />

zur Unterdruck-Wundtherapie<br />

bei unterschiedlichen Wunden<br />

initiiert. Wie der vdek am 5. Juli<br />

2011 mitteilte, können ab dem<br />

1. Oktober 2011 bis zu 7.000 Versicherte<br />

mit der Vakuumtherapie<br />

(VAC) im Rahmen der klinischen<br />

Studie oder im Rahmen eines<br />

Vertrages zur Integrierten Versorgung<br />

(IV) behandelt werden.<br />

Der vdek bezeichnete die<br />

VAC als „eine vielversprechende<br />

Therapiealternative zur modernen<br />

Standardwundtherapie“. Ihr<br />

Nutzen sei aber noch nicht ausreichend<br />

wissenschaftlich belegt.<br />

Die Studie wird durchgeführt<br />

vom Institut für Forschung<br />

in der Operativen Medizin mit<br />

Sitz in Köln (Universität Witten-<br />

Herdecke), den Gesundheitsforen<br />

Leipzig und den beiden VAC-Her-<br />

stellern smith&nephew und KCI.<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

Nachrichten<br />

GOÄ-Reform<br />

PKV-Verband beharrt auf Einführung<br />

einer GOÄ-Öffnungsklausel<br />

Mit Blick auf die geplante Re-<br />

form der Gebührenordnung für<br />

Ärzte (GOÄ) hat der Vorsitzende<br />

des Verbands der Privaten Kran-<br />

kenversicherer (PKV) Reinholt<br />

Schulte die Forderung der PKV<br />

<strong>nach</strong> einer GOÄ-Öffnungsklausel<br />

bekräftigt.<br />

Das GOÄ-Konzept der PKV<br />

sei auf eine vertragliche Partner-<br />

schaft angelegt, sagte Schulte<br />

bei der PKV-Jahrespressekonfe-<br />

renz am 16. Juni 2011 in Berlin:<br />

„Deshalb frage ich mich: Wovor<br />

fürchten sich die Ärztevertreter<br />

eigentlich?“, sagte Schulte. Den<br />

Vorwurf des Preis-Dumpings be-<br />

zeichnete der PKV-Chef als „völlig<br />

unverständlich“.<br />

In der Logik einer betriebs-<br />

wirtschaftlich kalkulierten Ge-<br />

bührenordnung könne eine Öff-<br />

nungsklausel nicht zu Dumping<br />

führen, weil die kalkulierten<br />

Sätze eben nicht unterschrit-<br />

ten werden könnten. „Stattdes-<br />

sen soll es für mehr Qualität und<br />

mehr Service im Endeffekt sogar<br />

entsprechend mehr Honorar<br />

geben“, betonte Schulte und er-<br />

gänzte: „Wir setzen unbeirrt auf<br />

den sachlichen Dialog.“ Es liege<br />

im gemeinsamen Interesse von<br />

Ärzten und PKV, das Leistungs-<br />

versprechen der PKV als „budget-<br />

freie Zone und Motor für Innova-<br />

tion werthaltig und zu tragbaren<br />

Kosten für unsere Versicherten<br />

einzulösen“.<br />

www.pkv.de<br />

<strong>Patienten</strong>zufriedenheit<br />

Umfrage der SBK: Ambulante Operationen werden immer beliebter<br />

Ambulante Operationen erfreu-<br />

en sich wachsender Beliebtheit.<br />

Dies geht aus einer aktuellen<br />

<strong>Patienten</strong>befragung der Siemens<br />

Betriebskrankenkasse (SBK) aus<br />

dem ersten Quartal 2011 hervor.<br />

Dabei wurden 130 Patientinnen<br />

befragt, die sich einer ambulanten<br />

Operation bei einer SBK-<br />

Partnerklinik unterzogen hatten.<br />

Dem<strong>nach</strong> waren auch <strong>nach</strong> der<br />

Operation nahezu alle Patientinnen<br />

der Meinung, die rich-<br />

Ziel der Studie sei es, den<br />

Nutzen, die medizinische Not-<br />

wendigkeit und die Wirtschaft-<br />

lichkeit der VAC insbesondere<br />

in der vertragsärztlichen Ver-<br />

sorgung zu prüfen. Besonderes<br />

Augenmerk liege dabei auf der<br />

sektorenübergreifenden und am-<br />

bulanten Therapie.<br />

Der Gemeinsame Bundes-<br />

ausschusses (G-BA) hatte <strong>nach</strong><br />

einem Abschlussbericht des<br />

Instituts für Qualität und Wirt-<br />

schaftlichkeit im Gesundheits-<br />

wesen (IQWiG), in dem auf die<br />

unzureichende Studienlage hin-<br />

gewiesen wurde, weitere Studien-<br />

ergebnisse gefordert. Nach Ab-<br />

schluss der Studie 2014 will der<br />

G-BA anhand der Ergebnisse über<br />

die Erstattungsfähigkeit dieser<br />

Therapie entscheiden.<br />

Informationen zur Studie<br />

gibt es bei den Gesundheitsforen<br />

Leipzig GmbH unter:<br />

larisch@gesundheitsforen.net<br />

tige Entscheidung getroffen zu<br />

haben. Ganze 97 Prozent hätten<br />

das Ergebnis des Eingriffes mit<br />

der Schulnote 1 oder 2 bewertet;<br />

97,7 Prozent würden sich wieder<br />

ambulant operieren lassen.<br />

Ambulante Operationen werden<br />

<strong>nach</strong> Angaben der Kasse<br />

nicht nur von jüngeren <strong>Patienten</strong><br />

wahrgenommen. So seien 16 Prozent<br />

der Befragten über 65 Jahre<br />

alt gewesen. „Immer mehr <strong>Patienten</strong><br />

vertrauen darauf, dass sie<br />

auch ohne stationäre Aufnahme<br />

bestens versorgt werden“, berichtete<br />

Bärbel Bächlein, Fachexpertin<br />

bei der SBK. „Das tun sie<br />

zu Recht, denn die ambulanten<br />

Eingriffe werden von Spezialisten<br />

mit hoher Qualifikation und<br />

langjähriger Erfahrung durchgeführt,<br />

die <strong>Patienten</strong> umfassend<br />

aufgeklärt und begleitet.“<br />

So sei auch die Zahl der Komplikationen,<br />

die <strong>nach</strong> der OP auftraten,<br />

durchgehend sehr gering.<br />

Keine der befragten Patientinnen<br />

habe <strong>nach</strong> der Operation stationär<br />

aufgenommen werden<br />

müssen. Nahezu alle Befragungsteilnehmerinnen<br />

(94 Prozent)<br />

fühlten sich ausreichend betreut.<br />

Um Qualität und <strong>Patienten</strong>zufriedenheit<br />

weiter zu erhöhen,<br />

wird außerdem jeder Versicherte<br />

vor und <strong>nach</strong> dem Eingriff zu verschiedenen<br />

Kriterien befragt.<br />

www.sbk.org/ambulante-op<br />

Foto: PKV<br />

5


Foto: Ruhruniversität Bochum<br />

Nachrichten<br />

Phlebologie<br />

Studie: Knapp jede sechste<br />

Venenerkrankung genetisch bedingt<br />

Wissenschaftler der Capio Mosel-<br />

Eifel-Klinik haben den Grad für<br />

die genetische Vererbung von<br />

Krampfadern ermittelt. In einer<br />

aktuellen Studie unter der Lei-<br />

tung von Dr. Andreas Fiebig<br />

zeigten sie, dass die genetische<br />

Prädisposition zu 17,2 Prozent für<br />

die Ausprägung von Krampfadern<br />

verantwortlich ist. Damit sei fast<br />

jede sechste Venenerkrankung<br />

genetisch bedingt.<br />

Alle übrigen Risikofaktoren<br />

– also Alter, Geschlecht, Adipo-<br />

sitas und die Zahl der Schwan-<br />

gerschaften – zusammen verur-<br />

sachen zu 82,8 Prozent die<br />

Bildung von Krampfadern.<br />

Zum Hintergrund der Studie<br />

erklärten das Team um Fiebig,<br />

dass die Ursachen für Variko-<br />

sis und chronisch venöse Insuffi-<br />

zienz noch immer nicht eindeu-<br />

tig geklärt seien, obwohl sie sehr<br />

häufige Krankheitsbilder sind.<br />

Bislang sei der Einfluss der Gene-<br />

tik nur diskutiert worden.<br />

Zusammen mit der Biobank<br />

popgen, dem Institut für Migra-<br />

tionsforschung und Interkultu-<br />

relle Studien (IMIS) sowie dem<br />

Institut für Klinische Molekular-<br />

biologie (IKMB) sei es dem For-<br />

scherteam gelungen, die Stamm-<br />

bäume von insgesamt 4.033<br />

Familien mit insgesamt 16.434<br />

Individuen zu erstellen. Außer-<br />

dem wurden 2.701 <strong>Patienten</strong> der<br />

Capio Mosel-Eifel-Klinik über drei<br />

Jahre (2005 bis 2008) untersucht.<br />

www.venen.de<br />

Ob sich eine Varikosis oder andere Venenerkrankung ausbildet,<br />

könnte zu etwa 17 Prozent von den Genen abhängen<br />

Krankenhausmanagement<br />

Studie: Die erfolgreichsten Kliniken<br />

werden von Ärzten geleitet<br />

Ärztlich geführte Krankenhäu-<br />

ser sind deutlich erfolgreicher<br />

als Kliniken, die von einem Nicht-<br />

Arzt geleitet werden. Dies ist das<br />

Ergebnis einer Untersuchung am<br />

Bonner Forschungsinstitut zur<br />

Zukunft der Arbeit (IZA), die im<br />

Juli 2011 publiziert wurde.<br />

Die Autorin Amanda Goodall<br />

untersuchte in ihrer Studie die<br />

Daten von 300 großen Kranken-<br />

häusern in den USA und verfolgte<br />

insbesondere den beruflichen<br />

Werdegang ihrer jeweiligen Lei-<br />

ter. Diese Daten glich sie mit den<br />

Erfolgsraten der Kliniken auf den<br />

Gebieten Onkologie, Verdauungs-<br />

störungen und Herzchirurgie ab.<br />

Die Erfolgsrate ärztlich ge-<br />

führter Krankenhäuser lag dabei<br />

um 25 Prozent höher als der all-<br />

gemeine Durchschnitt. Goodall<br />

erklärte hierzu: „In den vergan-<br />

genen Jahrzehnten hat es eine<br />

wachsenden Tendenz gegeben,<br />

Manager als Geschäftsführer von<br />

Krankenhäusern einzusetzen. Die<br />

Studienergebnisse könnten Warn-<br />

signale sein, dass dieser Trend in<br />

die falsche Richtung weist.“ Der<br />

Geschäftsführer des American<br />

College of Physician Executives,<br />

Dr. Barry Silbaugh, kommentierte<br />

Goodalls Erkenntnisse: „Wir beob-<br />

achten die Forschung von Goodall<br />

sehr aufmerksam, denn sie<br />

scheint endlich den Beweis dafür<br />

zu liefern, dass sich eine ärztliche<br />

Geschäftsführung auszahlt.“<br />

Als eine mögliche Erklärung<br />

des Phänomens führte Goodall<br />

an, dass ein ärztlicher Geschäfts-<br />

führer gegenüber seinem medi-<br />

zinischen Personal über eine hö-<br />

here Glaubwürdigkeit verfügt und<br />

daher eher als Vorbild fungiert<br />

als ein Gesschäftsführer mit an-<br />

derem beruflichen Hintergrund.<br />

Einem ärztlichem Geschäftsfüh-<br />

rer könnte es unter Umständen<br />

auch leichter gelingen, beson-<br />

ders qualifiziertes medizinisches<br />

Personal zu gewinnen. Es sei aber<br />

weitere Forschung notwendig um<br />

den Zusammenhang belastbar zu<br />

belegen.<br />

www.iza.org<br />

6 CHiRURgENMagaziN<br />

Foto: DAK / Scholz


Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

Nachrichten<br />

Neuer Verbund<br />

14 große Ärztenetze schließen sich zu Interessenvertretung zusammen<br />

Anfang Juli 2011 haben 14 der<br />

großen Ärztenetze und Gesund-<br />

heitsverbünde den Verein „Agen-<br />

tur deutscher Ärztenetze“ ge-<br />

gründet. Der Verband versteht<br />

sich als politische Interessen-<br />

vertretung für die rund 400 Arzt-<br />

netze in Deutschland.<br />

Die Agentur will ihre Mit-<br />

glieder bei der Professiona-<br />

lisierung unterstützen und<br />

Dienstleister bei Vertrags- und<br />

Versorgungskonzepten sein. Pro-<br />

fessionell strukturierte und or-<br />

ganisierte Ärztenetze trügen<br />

bereits zu einer regionalen und<br />

effizienzorientierten Versorgung<br />

maßgeblich bei. Deshalb müss-<br />

ten sie auch Vertragspartner mit<br />

allen Rechten und Pflichten sein<br />

können, insbesondere beim Ab-<br />

schluss von Strukturverträgen<br />

oder bei der Gründung ärztlich<br />

geleiteter Medizinischer Versor-<br />

gungszentren (MVZ).<br />

Der Vorstand der Agentur<br />

setzt sich wie folgt zusammen:<br />

Dr. Veit Wambach (Vorsitzender<br />

des Vorstandes) , Dr. Carsten Jäger<br />

(stellvertretender Vorsitzender<br />

Der BNC gratuliert<br />

„Happy birthday, Dr. Rüggeberg !“<br />

Der Vizepräsident des Berufs-<br />

verbandes Deutscher Chirurgen<br />

(BDC), der niedergelassene Chi-<br />

rurg Dr. Jörg-Andreas Rüggeberg<br />

aus Bremen, hat diesen Som-<br />

mer seinen 60. Geburtstag gefei-<br />

ert. Der BNC gratuliert Rüggeberg<br />

herzlich und wünscht ihm auch<br />

für die kommenden Jahre Glück<br />

und Gesundheit sowie gemein-<br />

same berufspolitische Erfolge.<br />

Rüggeberg kam 1951 in<br />

Düsseldorf zur Welt. Nach dem<br />

Medizinstudium in Göttingen<br />

war er zunächst in der Kinder-<br />

chirurgie und später an der Klinik<br />

für Allgemein- und Gefäßchirur-<br />

gie tätig. Seine Facharztausbil-<br />

dung in Chirurgie und Unfall-<br />

chirurgie schloss er in Bremen<br />

ab, wo er 1986 seine eigene Praxis<br />

gründete. 1994 wurde daraus<br />

eine Gemeinschaftspraxis mit<br />

einem Fachkollegen, inzwischen<br />

betreibt er einen chirurgischen<br />

Praxisverbund mit mehreren<br />

Betriebsstätten.<br />

Foto: BDC<br />

Seit Mitte 2006 ist der sieben-<br />

fache Vater und Großvater zwei-<br />

er Enkel Vizepräsident des BDC.<br />

Die Wahl in diese Position folgte<br />

einer langjährigen Periode als Re-<br />

feratsleiter der niedergelassenen<br />

Chirurgen des BDC. Schwerpunkt-<br />

mäßig kümmert er sich noch<br />

immer um die Belange der nieder-<br />

gelassenen Mitglieder des BDC.<br />

In seiner Freizeit kümmert<br />

Rüggeberg sich um seine Familie,<br />

eine kleine Herde von Ziegen und<br />

Schafen, einen Esel, ein Pferd, um<br />

Kaninchen und um seinen Fisch-<br />

teich mit Karpfen und Hechten.<br />

des Vorstandes), sowie die Vor-<br />

standsmitglieder Dr. Thomas<br />

Bahr, Dr. Hans-Jürgen Beckmann<br />

und Dr. Olaf Boettcher.<br />

Gründungsmitglieder der<br />

Agentur deutscher Ärztenetze<br />

sind: Ärztenetz „Medizin und<br />

Mehr“ (MuM Bünde), Ärztenetz<br />

Südbrandenburg, ANSB Consult<br />

GmbH, Bundesverband der Netz-<br />

manager Deutschlands e. V., Ge-<br />

sundheitsnetz Dreiländereck<br />

Südbaden e. V., Gesundheits-<br />

netz Köln-Süd e. V., GMZ GmbH,<br />

Greifenberg, HNOnet NRW eG.,<br />

Kinderchirurgie<br />

Verband wählte neuen Vorstand<br />

Der Berufsverband der nieder-<br />

gelassenen Kinderchirurgen<br />

Deutschlands (BNKD) hat am<br />

4. Juni 2011 im Rahmen seiner<br />

13. Jahrestagung in Hamburg<br />

einen neuen Vorstand gewählt.<br />

Als erster Vorsitzender wurde<br />

Dr. Andreas Schmidt aus Augs-<br />

burg gewählt, zum zweiten Vor-<br />

sitzenden wählten die Mitglieder<br />

Dr. Ralf Tanz aus Erfurt.<br />

Neue Schriftführerin ist<br />

Dr. Anne Katrin Eckstein aus<br />

Kronshagen, das Amt des ersten<br />

<strong>Bei</strong>sitzers hat Dr. Mehmet Bülent<br />

Yilmaz aus Bielefeld übernom-<br />

men. Zweiter <strong>Bei</strong>sitzer ist Dr. Karl<br />

Becker aus Bonn, das Amt des<br />

Kassenwarts ging an Dr. Regina<br />

Pankrath aus Berlin.<br />

Gegründet wurde der BNKD<br />

von 60 langjährig in Klinik und<br />

Praxis erfahrenen Fachärzten<br />

für Kinderchirurgie. In den Pra-<br />

xen dieser niedergelassenen<br />

Kinderchirurgen wird das ge-<br />

samte Spektrum der ambulanten<br />

MEDI-Verbund Berlin, Praxis-<br />

netz Herzogtum Lauenburg e. V.,<br />

Praxisnetz Nürnberg Süd e. V.,<br />

Qualität & Effizienz eG, Praxis-<br />

netz Nürnberg Nord, Regens-<br />

burger Ärztenetz, UGOM Unter-<br />

nehmen Gesundheit Oberpfalz<br />

Mitte GmbH & Co. KG sowie der<br />

NAV-Virchow-Bund.<br />

Weitere Netze und Gesund-<br />

heitsverbünde haben <strong>nach</strong> Anga-<br />

ben der Agentur bereits Interesse<br />

an einem <strong>Bei</strong>tritt signalisiert.<br />

www.deutsche-aerztenetze.de<br />

kinderchirurgischen Versorgung<br />

angeboten. Sie nehmen dem<br />

BNKD zufolge bereits jährlich<br />

zirka 50.000 ambulante Operatio-<br />

nen bei Kindern in Vollnarkose<br />

vor und ersparen so vielen Kin-<br />

dern einen Klinikaufenthalt.<br />

Der BNKD fordert eine kin-<br />

derchirurgische Versorgung, die<br />

sich am Stand der Wissenschaft<br />

orientiert und unter wirtschaft-<br />

lich und gesundheitspolitisch<br />

vernünftigen Bedingungen er-<br />

bracht werden kann. Er setzt sich<br />

auch für eine angemessene Ver-<br />

tretung der niedergelassenen<br />

Kinderchirurgen in den ärzt-<br />

lichen Gremien ein und erhebt<br />

Anspruch auf Wahrung der Inter-<br />

essen seiner Mitglieder als ärzt-<br />

liche Minderheit.<br />

Der BNC gratuliert dem neu-<br />

gewählten Vorstand herzlich und<br />

wünscht ihm viel Erfolg für die<br />

bevorstehende Amtszeit.<br />

www.kinderchirurgie.com


BNC Aktuell<br />

Ambulante Spezialärztliche Versorgung<br />

Bürokratiemonstrum ohne Nutzen<br />

für Ärzte und ihre <strong>Patienten</strong><br />

Die geplante Struktur der ambulanten spezialärztlichen Versorgung räumt dem<br />

G-BA zuviel Macht ein, übergeht die Bundesärztekammer und bürdet den<br />

teilnehmenden Ärzten neue, überflüssige Bürokratie auf. Der BNC wehrt sich<br />

daher gegen die Einführung dieser neuen Versorgungsschiene.<br />

Von Dr. Dieter Haack<br />

Der Berufsverband Niedergelas-<br />

sener Chirurgen (BNC) lehnt die<br />

geplante Struktur der „ambu-<br />

lanten spezialärztlichen Ver-<br />

sorgung“ <strong>nach</strong> § 116b SGB V im<br />

vom Bundeskabinett verabschie-<br />

denten Entwurf des GKV-Versor-<br />

gungsstrukturgesetzes (GKV-VSG)<br />

ab. Er hat diese Position Ende<br />

Juni 2011 auch in einer Presse-<br />

mitteilung publik gemacht.<br />

Über das Leistungsspektrum<br />

und den Zugang von Fachärzten<br />

zu dieser neuen Versorgungs-<br />

schiene soll nämlich ausschließ-<br />

lich der Gemeinsame Bundesaus-<br />

schuss (G-BA) entscheiden.<br />

Bundesärztkammer darf<br />

nicht übergangen werden!<br />

Der BNC vertritt hingegen die<br />

Auffassung, dass die neue Ver-<br />

sorgungsschiene in die Hände<br />

der Bundesärztekammer (BÄK)<br />

gehört. Diese kontrolliert ohne-<br />

hin die fachärztliche Weiterbil-<br />

dung und die Qualität in allen<br />

Versorgungsebenen.<br />

Glücklicherweise hat der<br />

neue BÄK-Präsident Dr. Frank-Ul-<br />

rich Montgomery intensive Ein-<br />

mischung in die gesundheitspo-<br />

gelassene Fachärzte von der am-<br />

bulanten spezialärztlichen Ver-<br />

sorgung auszuschließen. Der BNC<br />

kritisiert zudem das komplizierte<br />

» Unter dem Druck politischer Sparziele könnte<br />

der G-BA darauf hinarbeiten, viele niedergelassene<br />

Fachärzte von der spezialfachärztlichen Versorgung<br />

auszuschließen. «<br />

litische Diskussion angekündigt.<br />

Daher hoffen die Vertreter des<br />

BNC, dass die Bundesärztekam-<br />

mer bei der ambulante spezial-<br />

ärztlichen Versorgung nicht län-<br />

ger übergangen wird.<br />

Bedenkliches Konstrukt:<br />

Der G-BA erhält zu viel Macht<br />

Die Folgen der geplanten<br />

Struktur wären durchaus be-<br />

denklich, denn sie würde dem<br />

G-BA als politisch gesteuerter<br />

Institution sehr viel Macht ein-<br />

räumen. Unter dem Druck poli-<br />

tischer Sparziele könnte der G-BA<br />

darauf hinarbeiten, viele nieder-<br />

Prozedere, das Ärzte für den Zu-<br />

gang zur neuen Versorgungs-<br />

schiene durchlaufen müssen: Der<br />

G-BA legt die Qualitätsvorgaben<br />

fest, niedergelassene Fachärzte<br />

müssen sich bei ihrer Landesbe-<br />

hörde, bei den Landesverbänden<br />

der Krankenkassen, der Kassen-<br />

ärztlichen Vereinigung (KV) und<br />

der Landeskrankenhausgesell-<br />

schaft anmelden.<br />

Dieses komplexe Unterfan-<br />

gen dient dabei nur der Aner-<br />

kennung einer begrenzten Zahl<br />

von Leistungen, die obendrein<br />

ebenfalls vom G-BA festgelegt<br />

werden. Hier entsteht ein neues<br />

Bürokratiemonstrum, das für die<br />

meisten niedergelassenen Fach-<br />

ärzte keine Vorteile bringt.<br />

Der BNC moniert außer-<br />

dem, dass die ambulante spe-<br />

zialärztliche Versorgung dem Ge-<br />

danken von gleichberechtigter<br />

Kooperation zwischen ambu-<br />

lantem und stationärem Sektor<br />

widerspricht.<br />

Bislang keine Anpassung der<br />

Arztbudgets RLV und QZV<br />

Schließlich haben ambulante<br />

Operateure in den vergangenen<br />

Jahren viele Leistungen aus dem<br />

stationären Bereich übernom-<br />

men, ohne dass diesen Leistun-<br />

gen Geld gefolgt wäre oder die<br />

entsprechenden Arztbudgets in<br />

Form der Regelleistungsvolumen<br />

(RLV) und Qualitätsorientierter<br />

Zusatzvolumen (QZV) angepasst<br />

worden wären.<br />

Nach wie vor müssen nieder-<br />

gelassene Fachärzte alle Investi-<br />

tionen in die Ausstattung und die<br />

Qualitätssicherung in ihren Pra-<br />

xen selbst finanzieren, während<br />

8 CHiRURgENMagaziN


Kliniken von ihren Trägern bezu-<br />

schusst werden. Der geplante In-<br />

vestitionskostenabschlag von fünf<br />

Prozent für Klinikleistungen kann<br />

dieses Ungleichgewicht nicht<br />

einmal ansatzweise beseitigen.<br />

Und da der Überweisungsvorbe-<br />

halt durch Niedergelassene fehlt,<br />

kann das Krankenhaus sich die<br />

<strong>Patienten</strong> langfristig „aneignen“.<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

Viele Bedenkenträger, aber<br />

nur wenige Befürworter<br />

Ähnlich sieht dies auch der<br />

Bayerische Facharztverband<br />

(BFAV), der seine Bedenken in<br />

einem Fünf-Punkte-Katalog zu-<br />

sammengefasst und an Bundes-<br />

gesundheitsminister Daniel Bahr<br />

geschickt hat. Die fünf vom BFAV<br />

Kabinettsentwurf: Was die Regierung für die ambulante<br />

spezialärztliche Versorgung vorsieht<br />

Im Gesetzentwurf, der am 3. August 2011 im Bundeskabinett verabschiedet<br />

wurde, sind in Kapitel II.2.4. „Ambulante spezialärztliche Versorgung“<br />

folgende Maßnahmen vorgesehen:<br />

} Es wird stufenweise eine ambulante spezialärztliche Versorgung<br />

für Erkrankungen mit besonderen Krankheitsverläufen, seltenen<br />

Erkrankungen, hochspezialisierten Leistungen sowie bestimmten ambulanten<br />

Operationen und stationsersetzenden Eingriffen als eigenständiger<br />

Bereich im Gesundheitsversorgungssystem der GKV mit gleichen<br />

Qualifikationsanforderungen für niedergelassene Vertragsärztinnen und<br />

Vertragsärzte und Krankenhäuser geschaffen.<br />

} Zu den Erkrankungen mit besonderen Krankheitsverläufen zählen onkologische<br />

Erkrankungen, HIV/AIDS, schwere Verlaufsformen rheumatologischer<br />

Erkrankungen, schwere Herzinsuffizienz, Multiple Sklerose,<br />

Anfallsleiden, Erkrankungen im Rahmen der pädiatrischen Kardiologie,<br />

Versorgung von Frühgeborenen mit Folgeschäden sowie Querschnittslähmung<br />

bei Komplikationen.<br />

} Zu den seltenen Erkrankungen zählen Tuberkulose, Mukoviszidose,<br />

Hämophilie, Fehlbildungen, angeborene Skelettsystemfehlbildungen<br />

und neuromuskuläre Erkrankungen, schwerwiegende immunologische<br />

Erkrankungen, biliäre Zirrhose, primär sklerosierende Cholangitis,<br />

Morbus Wilson, Transsexualismus, angeborene kindliche Stoffwechsel-<br />

störungen, Marfan-Syndrom, pulmonale Hypertonie, Kurzdarmsyndrom<br />

und Versorgung vor und <strong>nach</strong> Lebertransplantation.<br />

} Außerdem umfasst die ambulante spezialärztliche Versorgung ambulant<br />

durchführbare Operationen und sonstige stationsersetzende Eingriffe<br />

aus dem Katalog <strong>nach</strong> § 115b SGB V sowie hochspezialisierte Leistungen<br />

wie CT- oder MRT-gestützte interventionelle schmertherapeutische Leis-<br />

tungen oder Brachytherapie.<br />

} Die Konkretisierung und Ergänzung dieses Versorgungsbereichs erfolgt<br />

durch den G-BA im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und Richtlinien. Der<br />

G-BA regelt insbesondere die sächlichen und personellen Anforderungen<br />

an die ambulante spezialärztliche Leistungserbringung sowie die ein-<br />

richtungsübergreifenden Maßnahmen zur Qualitätssicherung.<br />

} Darin erfolgt für alle Leistungserbringer eine einheitliche Festlegung der<br />

jeweiligen medizinisch-inhaltlichen Anforderungen sowie der beson-<br />

deren Maßnahmen zur Qualitätssicherung.<br />

} Grundsätzlich besteht freier Zugang für Leistungserbringer, wenn sie die<br />

jeweils festgelegten Anforderungen und Voraussetzungen gegenüber der<br />

zuständigen Landesbehörde <strong>nach</strong>gewiesen haben.<br />

}<br />

Die Vergütung erfolgt vorläufig <strong>nach</strong> EBM. Mittelfristig sollen der GKV-<br />

Spitzenverband, die Deutsche Krankenhausgesellschaft und die KBV eine<br />

diagnosebezogene Vergütungssystematik und -kalkulation entwickeln, die<br />

auch spezifische Investitionsbedingungen berücksichtigen soll. Die Leis-<br />

tungen sollen dann unmittelbar von der Krankenkasse vergütet werden.<br />

ausgemachten Knackpunkte der<br />

ambulanten spezialärztlichen<br />

Versorgung sind dem<strong>nach</strong>:<br />

} In den Praxen wird Facharzt-<br />

qualität garantiert, in den Klini-<br />

ken hingegen nicht unbedingt.<br />

} Die alleinige um fünf Prozent<br />

reduzierte Vergütung für Klini-<br />

ken setzt falsche Anreize für die<br />

Kostenträger.<br />

} Die pauschale finanzielle Berei-<br />

nigung der fachärztlichen Versor-<br />

gungsebene durch Verschiebung<br />

ganzer Leistungsbereiche führt<br />

zur Kannibalisierung der gesam-<br />

ten Grundversorgung.<br />

} Die Entscheidungshoheit des<br />

G-BA, in dem durch die geplante<br />

Stimmverteilung die Kranken-<br />

hausvertreter dominieren, wird<br />

die freiberufliche fachärztliche<br />

Versorgung eliminieren.<br />

} Von den Kassen durchgeführte<br />

Qualitätsprüfungen ohne Beteili-<br />

gung der KVen fördern eine rein<br />

ökonomisch gesteuerte Fach-<br />

arztmedizin. Zudem erhalten die<br />

Kassen ungehinderten Zugang<br />

zu <strong>Patienten</strong>daten.<br />

Die Einschätzung des BFAV<br />

deckt sich in weiten Teilen mit<br />

der Kritik der KV Bayerns an der<br />

neuen Versorgungsebene. Andere<br />

KVen stören sich in erster Linie<br />

daran, dass Vertragsärzte nun-<br />

mehr gebenüber drei Instanzen<br />

ihre persönliche Eignung zur<br />

Leistungserbringung <strong>nach</strong>wei-<br />

sen müssen, während das Kran-<br />

kenhaus als Institution per se die<br />

Zulassung erhält.<br />

Wieder andere KVen fürchten<br />

vor allem den Machtverlust, den<br />

sie mit der Administration der<br />

ambulanten spezialärztlichen<br />

Versorgung durch die Landesbe-<br />

hörden hinnehmen müssten.<br />

Die Kassenärztliche Bundes-<br />

vereinigung (KBV) hingegen ver-<br />

BNC Aktuell<br />

Dr. Dieter Haack<br />

Geschäftsführender Vorsitzender des<br />

BNC und niedergelassener Chirurg<br />

Eierstraße 46, 0199 Stuttgart<br />

Tel.: 0 11 60 1 60-0<br />

Fax: 0 11 60 1 60-29<br />

Haack-Kerber@t-online.de<br />

teidigt <strong>nach</strong> wie vor immerhin<br />

den Grundgedanken der neuen<br />

Versorgungsschiene – nicht zu-<br />

letzt, weil er deutliche Züge des<br />

KBV-Stufenkonzepts trägt, das<br />

bereits 2008 die Runde machte.<br />

KBV stellt klare Bedingungen<br />

für ihre Zustimmung<br />

Trotzdem ist der Entwurf<br />

<strong>nach</strong> Einschätzung von KBV-Chef<br />

Dr. Andreas Köhler weit davon<br />

entfernt, einen „modernen, büro-<br />

kratiearmen und transparenten<br />

Versorgungsbereich“ zu schaffen.<br />

Die weiterhin unerfüllten Forde-<br />

rungen der KBV fasst Köhler wie<br />

folgt zusammen:<br />

} Abrechnung als Einzelleistun-<br />

gen ohne Mengensteuerung,<br />

} keine Bereinigung der ambu-<br />

lanten Vergütung,<br />

} präzise Definition der Zusam-<br />

menarbeit,<br />

} Übernahme der im ambulanten<br />

Bereich geltenden Qualifikations-<br />

anforderungen für den statio-<br />

nären Bereich,<br />

} Nutzung der vorhandenen<br />

Strukturen der Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen im Sinne des Büro-<br />

kratieabbaus.<br />

Foto: Haack<br />

9


GKV-VSG<br />

Nachbessern, <strong>nach</strong>bessern, <strong>nach</strong>bessern:<br />

Reaktionen auf den Kabinettsbeschluss<br />

Der Streit um das GKV-Versorgungsgesetz (GKV-VSG) ist in die nächste Runde<br />

gegangen. Die Kassen befürchten Mehrausgaben, die Opposition kritisiert<br />

vermeintliche Klientelpolitik, die Kliniken wollen weiterhin MVZ gründen<br />

dürfen, die KBV verlangt vermisst die ursprünglich geplante Regionalisierung.<br />

Von Antje Thiel<br />

BNC Aktuell<br />

Auch wenn das Thermometer in<br />

den vergangenen Wochen eher<br />

herbstliche Temperaturen ver-<br />

kündete – für die Gesundheits-<br />

politik war es ein heißer Som-<br />

mer. Bis zu Kabinettsbeschluss<br />

am 3. August 2011, mit dem der<br />

Entwurf für das neue GKV-Ver-<br />

sorgungsgesetz (GKV-VSG) ver-<br />

abschiedet wurde, kursierten<br />

diverse Referentenentwürfe, von<br />

denen jeder einzelne eine wahre<br />

Flut von Stellungnahmen der<br />

Parteien, Verbände und Selbst-<br />

verwaltungsorgane auslöste.<br />

Da forderte die Deutsche Ge-<br />

sellschaft für Integrierte Versor-<br />

gung (DGIV) „Nachbesserungen<br />

des Gesetzes insbesondere im<br />

Schnittstellenbereich von ambu-<br />

lant und stationär“, und die Deut-<br />

sche Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG) wetterte gegen Kürzungen<br />

im stationären Sektor.<br />

Die Gemeinschaft Fachärzt-<br />

licher Berufsverbände sah die<br />

„Gefahr der Einführung rein mer-<br />

kantiler Verhaltensmuster sowie<br />

staatsmedizinischer Auswüchse<br />

und eine erhebliche Bedrohung<br />

der Freiberuflichkeit“. Diese aber<br />

sei die Basis der Effizienz des<br />

deutschen Gesundheitssystems.<br />

Von der Kritik etlicher Kassen-<br />

ärztlicher Vereinigungen (KVen)<br />

gegen die ambulante spezialärzt-<br />

liche Versorgungsebene (siehe<br />

Artikel auf Seite 8) einmal ganz<br />

zu schweigen.<br />

BMF: Mehrkosten weder<br />

beziffert noch gegenfinanziert<br />

Bundesfinanzminister Wolf-<br />

gang Schäuble drohte in den<br />

ersten Julitagen gar, dem Ge-<br />

setz seine Zustimmung zu ver-<br />

weigern, weil die Mehrkosten<br />

„weder beziffert noch gegenfinan-<br />

ziert“ seien. Auch nicht auf dem<br />

Umweg über den Sozialausgleich<br />

wollte Schäuble für mögliche<br />

Mehrkosten aufkommen. Das<br />

Bundesministerium für Gesund-<br />

heit (BMG) verbat sich barsch<br />

die Einmischung eines anderen<br />

Ressorts – und besserte dennoch<br />

schnell einmal <strong>nach</strong>.<br />

Doch auch mit dem Kabi-<br />

nettsbeschluss kehrte längst<br />

noch keine Ruhe ein: Kaum war<br />

das 181 Seiten starke Dokument<br />

publik, entbrannte die Diskus-<br />

sion aufs Neue. Lob tauchte in<br />

den Kommentaren eher selten<br />

auf, dafür umso mehr Kritik.<br />

Kassen: Auch Überversorgung<br />

muss beseitigt werden<br />

So fanden die Krankenkas-<br />

sen „Licht und Schatten“ in dem<br />

geplanten Gesetz und ließen den<br />

stellvertretenden Vorstands-<br />

vorsitzender des GKV-Spitzen-<br />

verbands Johann-Magnus von<br />

Stackelberg verkünden: „Über-<br />

versorgung abbauen und Unter-<br />

versorgung verhindern sind zwei<br />

Seiten einer Medaille.“<br />

Womit die Kassen ihrer größ-<br />

ten Befürchtung Ausdruck ver-<br />

liehen, dass die vorgesehenen<br />

Maßnahmen zur Bekämpfung<br />

des Ärztemangels die Kosten in<br />

die Höhe treiben könnten. Sie<br />

forderten eine Begrenzung des<br />

Honoraranstiegs und Instru-<br />

mente für eine gezielte Umlei-<br />

tung in den ländlichen Raum.<br />

Wenn man das Problem der<br />

Überversorgung nicht konse-<br />

quent angehe, werde das System<br />

zwangsläufig „unter dem Strich<br />

teurer“. Höhere Kosten in Form<br />

von Zusatzbeiträgen für Patien-<br />

ten befürchtete auch der Sozial-<br />

verband Deutschland.<br />

Das Urteil der Regierungs-<br />

opposition fiel ebenfalls kaum<br />

schmeichelhaft aus: „Das Gesetz<br />

wird zu erheblichen Mehraus-<br />

gaben führen, ohne die Versor-<br />

gung der Versicherten zu verbes-<br />

sern und Versorgungsengpässe<br />

zu verhindern“, sagten Harald<br />

Terpe und Biggi Bender vom<br />

Bündnis 90 / Die Grünen.<br />

Grüne: Zweifelhafte Wohl-<br />

taten für die eigene Klientel<br />

„Verschleppt wird die drin-<br />

gend notwendige Ausrichtung<br />

der medizinischen Versorgungs-<br />

strukturen auf die Alterung un-<br />

serer Gesellschaft, dafür werden<br />

zweifelhafte Wohltaten über die<br />

10 CHiRURgENMagaziN


eigene Klientel ausgeschüttet“,<br />

kritisierten die Grünen weiter.<br />

SPD: Sammelsurium von<br />

Einzelmaßnahmen<br />

Auch die SPD-Fraktion er-<br />

wartet, dass das GKV-VSG die Ge-<br />

sundheitsversorgung in Deutsch-<br />

land nicht verbessern wird. Ihre<br />

stellvertretende gesundheitspoli-<br />

tische Sprecherin Marlies Volkmer<br />

befürchtete, das Einzige, mit dem<br />

fest zu rechnen sei, seien höhere<br />

Honorare für Ärzte und steigende<br />

Kosten für die Versicherten.<br />

Die rheinland-pfälzische Ge-<br />

sundheitsministerin Malu Dreyer<br />

(SPD) kritisierte den Kabinettsent-<br />

wurf als „Sammelsurium von Ein-<br />

zelmaßnahmen“, mit dem sich<br />

der Ärztemangel auf dem Land<br />

nicht wirksam bekämpfen lasse.<br />

BDA: Fehlleistung nicht mit<br />

Honorarzuwachs belohnen<br />

Auch die Bundesvereinigung<br />

der Arbeitgeberverbände (BDA)<br />

warnte vor steigenden Kosten<br />

und argumentierte, es sei schließ-<br />

lich die „gesetzliche Aufgabe<br />

der Ärzteschaft, überall eine aus-<br />

reichende ärztliche Versorgung<br />

sicherzustellen“. Wenn die Ärzte<br />

dieser Aufgabe nicht gewachsen<br />

seien, dürfe „diese Fehlleistung<br />

nicht noch mit einem Honorar-<br />

zuwachs belohnt werden“.<br />

Verhaltenes Lob äußerte hin-<br />

gegen die Ärzteschaft. So for-<br />

derte der Vorsitzende des Hart-<br />

mannbundes, Kuno Winn, die<br />

positiven Kernelemente des Ge-<br />

setzesvorhabens nicht zu un-<br />

tergraben und damit in Frage zu<br />

stellen: „Erstmals erkennt die<br />

Politik faktisch Ärztemangel in<br />

Deutschland als Problem an und<br />

bietet Lösungsansätze.“<br />

Ähnlich äußerte sich die<br />

KV Berlin, die dem Gesetzent-<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

wurf „viele Möglichkeiten und<br />

gute Ansätze“ attestierte. Man<br />

begrüße viele Elemente des Ge-<br />

setzes. „Nicht alle Aspekte sind<br />

im Detail richtig ausgestaltet,<br />

aber das darf nicht dazu führen,<br />

dass nun alles zerredet und zer-<br />

treten wird“, sagte Berlins KV-<br />

Chefin Dr. Angelika Prehn.<br />

KBV: Richtgrößenprüfung<br />

schreckt junge Kollegen ab<br />

Das vorsichtige Urteil der KBV<br />

lautete: „Das Gesetz kann die Ver-<br />

sorgung verbessern.“ Zugleich be-<br />

mängelte KBV-Chef Dr. Andreas<br />

Köhler aber, dass die Vorgaben<br />

zur Honorarverteilung entgegen<br />

dem Ansatz zu mehr Regionali-<br />

sierung wieder auf Bundesebene<br />

gemacht werden sollen.<br />

Sein Vorstandskollege Dr. Carl-<br />

Heinz Müller hingegen vermisste<br />

eine Abschaffung von Arzneimit-<br />

telregressen: Ärzte müssten <strong>nach</strong><br />

wie vor mit ihrem privaten Geld<br />

für Arzneimittelausgaben haf-<br />

ten, obwohl sie kaum noch Ein-<br />

fluss darauf hätten, welche Me-<br />

dikamente die <strong>Patienten</strong> in der<br />

Apotheke tatsächlich erhielten.<br />

„Die Richtgrößenprüfung muss<br />

weg. In Zeiten des Ärztemangels<br />

verpasst das Gesetz durch diese<br />

Abschreckung die Gelegenheit,<br />

junge Kollgen für den Beruf zu<br />

gewinnen.“<br />

DKG: Gründungen von<br />

Klinik-MVZ nicht erschweren<br />

Die DKG wiederum bemän-<br />

gelte, es sei „nicht <strong>nach</strong>vollzieh-<br />

bar, dass die Neugründung oder<br />

Erweiterung von Medizinischen<br />

Versorgungszentren (MVZ) der<br />

Kliniken erschwert werde“. MVZ<br />

in der Trägerschaft von Kliniken<br />

seien eine sinnvolle Form der<br />

Verzahnung von ambulanter und<br />

stationärer Versorgung.<br />

Dennoch gab sich die DKG<br />

milde: „Der Regierungsentwurf<br />

zum Versorgungsstrukturgesetz<br />

hat das Potenzial, die medizi-<br />

nische Versorgung zu verbessern“,<br />

sagte DKG-Hauptgeschäftsführer<br />

Georg Baum.<br />

FDP: Ärztemangel wird<br />

sich weiter verschärfen<br />

Die FDP hingegen gab sich<br />

unbeirrt: Unmittelbar <strong>nach</strong> dem<br />

Kabinettsbeschluss erklärte ihr<br />

gesundheitspolitischer Sprecher<br />

Heinz Lanfermann: „Wer jetzt<br />

nur blind Horrorszenarien zu ver-<br />

meintlich resultierenden Kosten<br />

beschwört, dem sei der Ernst der<br />

Lage noch einmal verdeutlicht:<br />

Schon jetzt steht eine wach-<br />

sende Zahl älterer <strong>Patienten</strong> mit<br />

mehreren Erkrankungen einer<br />

abnehmenden Zahl von Ärzten<br />

gegenüber.“<br />

In vielen unterversorgten<br />

Regionen arbeiteten Ärzte schon<br />

jetzt bis an die Grenzen ihrer<br />

Belastbarkeit und darüber hin-<br />

aus, um die <strong>Patienten</strong> weiterhin<br />

gut zu versorgen. „Reflexartige<br />

antje Thiel<br />

BNC Aktuell<br />

Redaktion Chirurgen Magazin<br />

und www.bncev.de<br />

Essener Straße 4, D<br />

22419 Hamburg<br />

Tel.: 040 2596116<br />

Fax: 040 2596112<br />

antje.thiel@bncev.de<br />

www.vmk-online.de<br />

Schreie ‚zu teuer‘ oder ‚Klientel-<br />

politik‘ werden dieser Situation<br />

nicht gerecht und helfen letztlich<br />

niemandem, erst recht nicht den<br />

<strong>Patienten</strong>“, sagte Lanfermann.<br />

Diese kleine Auswahl der<br />

Reaktionen zeigt vor allem eins:<br />

Die Diskussion um das GKV-VSG<br />

wird uns auch im Herbst weiter<br />

beschäftigen.<br />

Tagesaktuelle Nachrichten<br />

aus Chirurgie und Gesundheitspolitik<br />

www.bncev.de<br />

Foto: Thiel<br />

11


Bedarfsplanung<br />

Prognos-Gutachten: Aussagen der Kassen<br />

sind oberflächlich und wirklichkeitsfremd!<br />

Wenn es <strong>nach</strong> dem GKV-Spitzenverband geht, können bis zu 12.000 Arztsitze<br />

in Deutschland ersatzlos abgebaut werden. Doch das Gutachten, auf das<br />

sich der Verband bei diesen Zahlenspielen beruft, ist <strong>nach</strong> Auffassung des<br />

BNC und vieler anderer Beobachter oberflächlich und tendenziös.<br />

Von Antje Thiel<br />

BNC Aktuell<br />

Scharfe Kritik hat der BNC an<br />

einem durch den GKV-Spitzen-<br />

verband präsentierten „Prognos-<br />

Gutachten“ geübt. Unter Beru-<br />

fung auf das Gutachten forderte<br />

der GKV-Spitzenverband näm-<br />

lich am 8. Juli 2011 eine von oben<br />

gesteuerte Umverteilung der nie-<br />

dergelassenen Ärzte in Deutsch-<br />

land und den Abbau von bis zu<br />

12.000 Arztsitzen.<br />

In einer umgehend verbrei-<br />

teten Pressemitteilung erklärte<br />

BNC-Präsident Dr. Dieter Haack<br />

hierzu: „Der GKV-Spitzenverband<br />

will, dass die Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen in Gebieten mit<br />

hoher Arztdichte verstärkt Arzt-<br />

sitze aufkaufen und stilllegen.<br />

Dies führt aber nicht automa-<br />

tisch dazu, dass sich mehr Ärzte<br />

in unterversorgten ländlichen<br />

Regionen niederlassen!“<br />

Bedarfsplanung sei deut-<br />

lich komplexer als es das vom<br />

GKV-Spitzenverband beauftrag-<br />

te Gutachten suggeriert: „Man<br />

muss unter anderem auch be-<br />

rücksichtigen, dass täglich tau-<br />

sende Pendler in die Großstädte<br />

fahren und <strong>nach</strong> der Arbeit dort<br />

den Arzt ihrer Wahl aufsuchen,“<br />

sagte Haack.<br />

Es gibt keine homogene<br />

Gruppe der Chirurgen<br />

Der BNC kritisierte außer-<br />

dem die wirklichkeitsfremde<br />

pauschale Unterscheidung von<br />

Arbeits- und Schulunfälle versor-<br />

gen“, erklärte Haack weiter.<br />

Kleinräumige Betrachtung<br />

mit Blick auf Spezialisierung<br />

Dieser Vielfalt wird das Pro-<br />

gnos-Gutachten nicht gerecht:<br />

„Die Daten sind oberflächlich und<br />

tendenziös. Wenn ich mit der lin-<br />

ken Hand auf eine heiße Herd-<br />

platte fasse und mit der rechten<br />

» Wenn ich links auf eine heiße Herdplatte<br />

fasse und rechts auf eine eiskalte, empfinde ich<br />

statistisch gesehen eine angenehme Temperatur.<br />

Mit der Realität hat es allerdings nichts zu tun! «<br />

Vertragsärzten lediglich <strong>nach</strong><br />

ihrer jeweiligen Fachgruppe: „Es<br />

gibt keine homogene Gruppe der<br />

Chirurgen, sondern OP-Spezia-<br />

listen, die in Operationszentren<br />

komplexe stationsersetzende<br />

Eingriffe vornehmen und gleich-<br />

zeitig Kollegen, die an der Basis<br />

arbeiten und vorwiegend kon-<br />

servativ arbeiten – beispielsweise<br />

auf eine eiskalte, dann empfin-<br />

de ich statistisch gesehen eine<br />

angenehme Temperatur. Mit der<br />

Realität hat es allerdings nichts<br />

zu tun!“, sagte Haack. „Besser<br />

wäre eine kleinräumige Betrach-<br />

tung mit Unterscheidung der<br />

Spezialisierung der jeweiligen<br />

Fachgruppe gewesen. Damit<br />

hätte man die Versorgung und<br />

den Versorgungsbedarf realis-<br />

tisch abbilden können – doch<br />

das war wohl kaum das Ziel des<br />

GKV-Spitzenverbandes!“<br />

Neben dem BNC protestierte<br />

unter anderem auch die Kassen-<br />

ärztliche Bundesvereinigung<br />

(KBV) gegen das Prognos-Gutach-<br />

ten. KBV-Chef Dr. Andreas Köhler<br />

erklärte: „Wir erleben doch in<br />

Deutschland derzeit einen zuneh-<br />

menden Arztmangel bei gleichzei-<br />

tig steigendem Versorgungsbedarf.<br />

Immer mehr Menschen werden<br />

immer älter und brauchen eine<br />

gute ambulante Versorgung.“ Die<br />

von den Kassen kritisierte Über-<br />

versorgung bilde häufig nicht den<br />

tatsächlichen Bedarf ab.<br />

12 CHiRURgENMagaziN<br />

Kontakt:<br />

Antje Thiel<br />

Redaktion Chirurgen Magazin<br />

und www.bncev.de<br />

Essener Straße 4, D3, 22419 Hamburg<br />

Tel.: 040 32 59 61 16<br />

Fax: 040 32 59 61 12<br />

antje.thiel@bncev.de<br />

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Lactose-Monohydrat, Hypromellose, Natriumdodecylsulfat,<br />

Magnesiumstearat, Macrogol (3350), Titanoxid (E171),<br />

Eisen(III)oxid (E172). Anwendungsgebiete: Zur Prophylaxe<br />

venöser Thromboembolien (VTE) b. <strong>erwachsenen</strong> <strong>Patienten</strong><br />

<strong>nach</strong> <strong>elektiven</strong> <strong>Hüft</strong>- oder Kniegelenksersatzoperationen.<br />

Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen Rivaroxaban<br />

oder einen d. sonst. Bestandteile, klinisch relevante akute Blutungen,<br />

Lebererkrankungen, die mit einer Koagulopathie u.<br />

einem klinisch relevanten Blutungsrisiko verbunden sind,<br />

Schwangerschaft u. Stillzeit. Vorsichtsmaßnahmen und<br />

Warnhinweise: Die Anwendung von Rivaroxaban wird nicht<br />

empfohlen bei <strong>Patienten</strong>: – die zeitgleich eine systemische<br />

Behandlung mit starken gleichzeitig CYP3A4 als auch P-gp<br />

Inhibitoren, z. B. Azol-Antimykotika (wie Ketoconazol, Itraconazol,<br />

Voriconazol u. Posaconazol) oder HIV-Proteaseinhibitoren<br />

erhalten, – mit einer schweren Nierenfunktionsstörung<br />

(Kreatinin-Clearance < 15 ml/min), und, da keine Daten vorliegen,<br />

bei <strong>Patienten</strong>: – unter 18 Jahren, – die sich einer<br />

Operation <strong>nach</strong> einer <strong>Hüft</strong>fraktur unterziehen. Die folgenden<br />

<strong>Patienten</strong>gruppen weisen ein erhöhtes Blutungsrisiko auf u.<br />

müssen daher von Beginn der Behandlung an sorgfältig beobachtet<br />

werden: <strong>Patienten</strong> mit einer schweren Nierenfunktionsstörung<br />

(Kreatinin-Clearance 15 – 29 ml/min), <strong>Patienten</strong><br />

mit einer mittelschweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-<br />

Clearance 30 – 49 ml/min), die gleichzeitig andere Arzneimittel<br />

erhalten, die zu erhöhten Rivaroxaban Plasmaspiegeln<br />

führen können, zirrhotische <strong>Patienten</strong> mit einer mittelschweren<br />

Leberfunktionsstörung (Child Pugh B), falls diese<br />

nicht in Verbindung mit einer Koagulopathie auftritt; <strong>Patienten</strong>,<br />

die gleichzeitig auf die Gerinnung wirkende Arzneimittel<br />

(wie nicht steroidale Entzündungshemmer (NSAR), Acetylsalicylsäure,<br />

Thrombozytenaggregationshemmer, andere Antikoagulanzien)<br />

erhalten; bei <strong>Patienten</strong> mit dem Risiko einer<br />

ulzerativen gastrointestinalen Erkrankung kann eine angemessene<br />

prophylaktische Behandlung erwogen werden. <strong>Patienten</strong><br />

mit angeborenen oder erworbenen Blutgerinnungsstörungen,<br />

nicht eingestellter, schwerer arterieller Hypertonie,<br />

aktiven ulzerativen Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts,<br />

kürzlich aufgetretenen Ulcera im Gastrointestinaltrakt, vaskulärer<br />

Retinopathie, kürzlich erlittenen intrakraniellen oder intrazerebralen<br />

Blutungen, intraspinalen oder intrazerebralen<br />

Gefäßanomalien, kürzlich durchgeführten Operationen am<br />

Gehirn, Rückenmark oder Auge. Die Anwendung sollte mit<br />

Vorsicht erfolgen bei: <strong>Patienten</strong>, die gleichzeitig starke<br />

CYP3A4 Induktoren (z. B. Rifampicin, Phenytoin, Carbamazepin,<br />

Phenobarbital oder Johanniskraut) oder den moderaten<br />

CYP3A4-Hemmer Fluconazol erhalten. Besondere Vorsicht ist<br />

geboten bei der Anwendung von neuraxialer Anästhesie (Spinal/Epiduralanästhesie)<br />

oder Spinal/Epiduralpunktion. Xarelto<br />

enthält Lactose. Nebenwirkungen: Häufig: Postoperative<br />

Blutungen (einschl. postoperativer Anämie u. Wundblutungen),<br />

Übelkeit, Fieber, periphere Ödeme, Anstieg der GGT,<br />

Transaminasenanstieg (einschl. erhöhte ALT u. AST). Gelegentlich:<br />

Anämie (einschl. entspr. Laborparameter), Thrombozythämie<br />

(einschl. erhöhter Thrombozytenzahl), Schwindel,<br />

Kopfschmerzen, Tachykardie, Hämatome (einschl. seltener<br />

Fälle von Muskelblutungen), gastrointestinale Blutungen<br />

(einschl. Zahnfleisch- u. Rektalblutungen, Bluterbrechen), Blutungen<br />

im Urogenitaltrakt, Hypotonie (einschl. Blutdruckabfall,<br />

behandlungsbedingter Hypotonie), Nasenbluten, Verstopfung,<br />

Durchfall, abdominale u. gastrointestinale Schmerzen<br />

(einschl. Oberbauchschmerzen, Magenbeschwerden), Dyspepsie<br />

(einschl. epigastrische Beschwerden), trockener Mund, Erbrechen,<br />

Pruritus (einschl. seltener Fälle von generalisiertem<br />

Pruritus), Hautrötung, Bluterguss, Schmerzen in den Extremitäten,<br />

Einschränkung der Nierenfunktion (einschl. Kreatinin- u.<br />

Harnstoff-Anstieg im Blut), lokale Ödeme, verminderte<br />

Leistungsfähigkeit (einschl. Müdigkeit, Asthenie), Anstieg von:<br />

Lipase, Amylase, Bilirubin im Blut, LDH u. alkalischer Phosphatase;<br />

Wundsekretion. Selten: Allergische Dermatitis, Synkope<br />

(einschl. Bewusstlosigkeit), Leberfunktionsstörung, Urtikaria<br />

(einschl. seltener Fälle von generalisierter Urtikaria), Unwohlsein<br />

(inkl. Unpäßlichkeit), Anstieg von konjugiertem Bilirubin<br />

(mit oder ohne gleichzeitigem ALT Anstieg). Häufigkeit nicht<br />

bekannt: Überempfindlichkeitsreak tionen, Blutungen in ein<br />

kritisches Organ (z. B. Gehirn), Blutungen der Nebenniere,<br />

Blutungen der Bindehaut, Hämop tysis, Bildung eines Aneurysma<br />

spuriums <strong>nach</strong> perkutaner Intervention, Gelbsucht,<br />

Kompartmentsyndrom als Folge von Blutungen, Nierenversagen/akutes<br />

Nierenversagen als Folge einer Hypoperfusion<br />

ausgelöst durch eine Blutung. Verschreibungspflichtig.<br />

Version: DE/3; 01/2011 Bayer Schering Pharma AG, 13342<br />

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Literatur<br />

1. Eriksson BI et al. N Engl J Med 2008; 358: 2765–2775.<br />

2. Lassen MR et al. N Engl J Med 2008; 358: 2776–2786.<br />

3. Kakkar AK et al. Lancet 2008; 372: 31–39.<br />

4. Fachinformation Xarelto ® Stand Januar 2011.<br />

L.DE.GM.01.2010.0018 © Bayer Vital GmbH Version 02/2011<br />

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BNC Aktuell<br />

Versorgungsstrukturgesetz<br />

Auch das FDP-geführte Ministerium setzt<br />

auf zentral gesteuerte Staatsmedizin<br />

Das GKV-Versorgungsstrukturgesetz erfüllt nicht die Vorgaben des Koalitions-<br />

vertrags. Im Gegenteil lenkt es das deutsche Gesundheitswesen weiter in<br />

Richtung Zentralisierung, Einheitskasse und Staatsmedizin. Eine <strong>nach</strong>haltige<br />

und effiziente Versorgung der Bevölkerung lässt sich damit nicht erreichen.<br />

Von Dr. Thomas Drabinski<br />

Am 3. August 2011 wurde der<br />

Referentenentwurf des GKV-<br />

Versorgungsstrukturgesetzes<br />

(GKV-VSG) vom Bundeskabinett<br />

verabschiedet. Die Inhalte des<br />

Gesetzes sollen im Wesentlichen<br />

2012 in Kraft treten.<br />

Seinerzeit hatte man sich im<br />

Koalitionsvertrag von CDU/CSU<br />

und FDP (2009) in Bezug auf die<br />

Weiterentwicklung der Versor-<br />

gungsstrukturen darauf geeinigt,<br />

dass die Gesetzgebung den fol-<br />

genden Kriterien folgen sollte:<br />

} Rückführung zentralstaat-<br />

licher Planungen,<br />

} Umsetzung innovativer und<br />

effizienter Lösungen für die<br />

(ambulante) Versorgung,<br />

} Realisation einfacher und ver-<br />

ständlicher Vergütungssysteme,<br />

} Orientierung für Versicherte<br />

und <strong>Patienten</strong>,<br />

} Transparenz über Qualität,<br />

Leistung und Preis.<br />

Insbesondere wurde auch<br />

auf Seite 86 des Koalitionsver-<br />

trages gefordert: „Der Weg in die<br />

Einheitskasse und ein staatlich<br />

zentralistisches Gesundheitssys-<br />

tem sind der falsche Weg, um die<br />

zukünftigen Herausforderungen<br />

bürgernah zu bewältigen.“<br />

Einheitskasse: Mehr Geld<br />

für den Gesundheitsfonds<br />

Bereits mit dem GKV-Finan-<br />

zierungsgesetz wurde der Weg in<br />

die Einheitskasse weiter voran-<br />

» Der bundesdeutsche Weg in die Einheitskasse<br />

ergibt sich aus einem Zusammenwirken<br />

mehrerer Faktoren, ist aber vor allem das<br />

Ergebnis des Gesundheitsfonds. «<br />

Koalitionsvertrag sollte<br />

Staatsmedizin verhindern<br />

Anders formuliert bedeutet<br />

das: Teil der Koalitionsvereinba-<br />

rung war es, Maßnahmen zu er-<br />

greifen, die eine Einheitskasse<br />

und eine Staatsmedizin verhin-<br />

dern helfen. Der Entwurf für das<br />

GKV-VSG zeigt allerdings: Das<br />

Gesundheitssystem wird weiter<br />

zentralisiert, die Versorgungs-<br />

strukturen werden weiter hin<br />

zur Staatsmedizin ausgerichtet<br />

und der Weg in die Einheitskasse<br />

wird weiter geebnet.<br />

getrieben, da der Gesundheits-<br />

fonds vom Finanzvolumen auf<br />

über 180 Milliarden Euro ausge-<br />

baut wurde. Mit dem GKV-VSG<br />

werden nun weitere Regelungen<br />

für die GKV implementiert, durch<br />

die der Weg in die Einheitskasse<br />

geebnet wird.<br />

So werden im Gesetzestext<br />

Maßnahmen formuliert, wie<br />

ein friktionsloser Ablauf für alle<br />

zukünftigen Krankenkassen-<br />

Insolvenzen aussehen soll. Der<br />

bundesdeutsche Weg in die Ein-<br />

heitskasse ergibt sich aus einem<br />

Zusammenwirken mehrerer Fak-<br />

toren, ist aber vor allem das Er-<br />

gebnis des Gesundheitsfonds.<br />

Im Jahr 2011 werden rund<br />

179 Milliarden Euro aus dem Ge-<br />

sundheitsfonds den gesetzlichen<br />

Krankenkassen zugewiesen. Die<br />

Zuweisungen des Gesundheits-<br />

fonds werden vom Bundesver-<br />

sicherungsamt (BVA) ermittelt.<br />

Bundesversicherungsamt<br />

berechnet die Zuweisungen<br />

Zur Berechnung der Zuwei-<br />

sungen kommt ein sogenann-<br />

tesVersichertenklassifikations- modell zur Anwendung, in<br />

dessen Zentrum der morbiditäts-<br />

orientierteRisikostrukturaus- gleich (Morbi-RSA) steht, der<br />

mit ICD-Diagnosen, aber auch<br />

mit Arzneimittel-Informationen<br />

(ATC) „gefüttert“ wird. Im Ergeb-<br />

nis errechnet das BVA versicher-<br />

tenbezogene Zu- und Abschläge<br />

und letztendlich die kassenindi-<br />

viduellen Zuweisungen.<br />

Ein Zusatzbeitrag muss von<br />

einer Krankenkasse dann erho-<br />

14 CHiRURgENMagaziN


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die Augen bringen. Nicht auf verletzter Haut oder auf Schleimhäuten anwenden. Nur zum äußerlichen Gebrauch bestimmt. 14 °C Flammpunkt <strong>nach</strong> DIN 51755. Nebenwirkungen Insbesondere bei häufiger Anwendung<br />

kann es zu Hautirritationen wie Rötung und Brennen kommen. Auch sind Kontaktallergien möglich. Stand der Information: 03/2011 Pharmazeutischer Unternehmer: B. Braun Melsungen AG, D-34209 Melsungen


BNC Aktuell<br />

Mehr Staat, mehr zentrale Lenkung – das sind die Perspektiven des GKV-VSG<br />

ben werden, wenn die kassenin-<br />

dividuellen Zuweisungen des BVA<br />

nicht ausreichen, um die Ausga-<br />

ben der Krankenkasse begleichen<br />

zu können. Die Erhebung von<br />

Zusatzbeiträgen geht einher mit<br />

dem Rückgang der Versicherten-<br />

zahl, und letztendlich wird die<br />

Leistungsfähigkeit der Kranken-<br />

kasse negativ beeinflusst.<br />

In diesem Fall liegt eine<br />

Fehlallokation im BVA-Versicher-<br />

tenklassifikationsmodell vor: Fi-<br />

nanzmittel des Gesundheitsfonds<br />

werden nicht ausgabendeckend<br />

auf die Krankenkassen verteilt.<br />

Immer mehr Kassen mit Kurs<br />

auf Fusion oder Insolvenz<br />

BVA-Fehlallokation und Zu-<br />

satzbeiträge führen dazu, dass<br />

immer mehr gesetzliche Kran-<br />

kenkassen den Weg in eine<br />

Zwangsfusion beziehungsweise<br />

in eine Insolvenz gehen müssen.<br />

In diesem Bereinigungsprozess<br />

werden seit Ende 2008 und bis<br />

Ende 2011 voraussichtlich rund<br />

35 Prozent aller gesetzlichen<br />

Krankenkassen vom Markt ver-<br />

schwunden sein.<br />

Fonds und BVA sind der<br />

Katalysator der Einheitskasse<br />

Gesundheitsfonds und BVA-<br />

Versichertenklassifikationsmo-<br />

dell fungieren damit als Katalysa-<br />

tor für eine Einheitskasse. Denn<br />

das BVA-Versichertenklassifika-<br />

tionsmodell lässt mittel- und<br />

langfristig nur solche Kranken-<br />

kassen „überleben“, die zur zen-<br />

tral geplanten, normierten Ver-<br />

sichertenstruktur passen.<br />

Anstelle Maßnahmen einer<br />

Dezentralisierung – sprich: Aus-<br />

stieg aus dem Gesundheitsfonds –<br />

und Maßnahmen zum Abbau der<br />

Fehlallokation des BVA-Versicher-<br />

tenklassifikationsmodells zu er-<br />

greifen, lässt der Gesetzgeber den<br />

Insolvenz- und Zwangsfusions-<br />

prozess ungestört weiter lau-<br />

fen und flankiert diesen Prozess<br />

durch die Neuregelungen zur<br />

Kasseninsolvenz. Damit lässt<br />

sich festhalten: Der Weg in die<br />

Einheitskasse ist vom Gesetz-<br />

geber gewünscht.<br />

Staatsmedizin: Einfluss der<br />

Politik nimmt weiter zu<br />

Staatsmedizin heißt, dass der<br />

Gesetzgeber einen ordnungspoli-<br />

tischen Rahmen im Gesundheits-<br />

system umsetzt, in dem zentra-<br />

listisch-politische Einrichtungen<br />

des Bundes, aber auch politische<br />

Einrichtungen der Bundesländer<br />

(zum <strong>Bei</strong>spiel Sozial- und Gesund-<br />

heitsministerien) einen großen<br />

Einfluss auf Struktur und Ergebnis<br />

des Gesundheitssystems haben.<br />

Stark zentralistische, meist<br />

auch steuerfinanzierte Gesund-<br />

heitssysteme zeigen, dass eine<br />

Staatsmedizin zu unterdurch-<br />

schnittlichen Versorgungs- und<br />

Qualitätsniveaus, nivellierten<br />

und einheitlich rationierten Leis-<br />

tungskatalogen und zu einer<br />

direkten Abhängigkeit vor allem<br />

der ambulanten Leistungserbrin-<br />

ger vom Staat führt.<br />

Fachärztliche Versorgung<br />

wird in Kliniken verlagert<br />

In solchen Gesundheits-<br />

systemen (zum <strong>Bei</strong>spiel Groß-<br />

britannien) ist zu beobachten,<br />

dass die fachärztliche Versorgung<br />

in stationäre Infrastrukturen ver-<br />

lagert wird, die hausärztliche Ver-<br />

sorgung findet in der Regel über<br />

angestellte Hausärzte statt.<br />

Teile der medizinischen<br />

Versorgung werden zudem auf<br />

nichtärztliches Personal dele-<br />

giert, zum <strong>Bei</strong>spiel auf Kranken-<br />

und Pflegeschwestern und auf<br />

Fallmanager. Wettbewerb in und<br />

zwischen Versorgungsbereichen<br />

findet in der Staatsmedizin gene-<br />

rell nicht statt.<br />

Eine Staatsmedizin wurde<br />

bisher in Deutschland abgelehnt.<br />

Allerdings sind die vom Gesetz-<br />

geber vorgeschlagenen Inhalte<br />

zum GKV-VSG in Teilen geeig-<br />

net, die Grundlage für eine Staats-<br />

medizin zu schaffen.<br />

Bundesfinanzministerium<br />

erlangt Mitspracherecht<br />

So werden bereits rund 15 Mil-<br />

liarden Euro als Bundeszuschuss<br />

(= Steuermittel) in den Gesund-<br />

heitsfonds eingestellt. Dadurch<br />

erlangt das Bundesfinanzminis-<br />

terium (BMF) Mitspracherecht<br />

im gesundheitspolitischen Ge-<br />

setzgebungsprozess, das auch<br />

ausgeübt wird, wie aus der Stel-<br />

lungnahme von Bundesfinanz-<br />

minister Wolfgang Schäuble zum<br />

Entwurf für das GKV-VSG er-<br />

sichtlich wird 1 . Hierin zeigt sich<br />

bereits der zunehmende Grad<br />

der Staatsmedizin im deutschen<br />

Gesundheitssystem.<br />

Bereits im Zuge des Diskus-<br />

sionsprozesses zum Referenten-<br />

entwurf für das GKV-VSG zeich-<br />

nete sich auch ab, dass die<br />

16 CHiRURgENMagaziN<br />

Foto: © Deutscher Bundestag / Simnoe M. Neumann


ausgelösten Strukturverände-<br />

rungen im geplanten dritten<br />

Versorgungsbereich „Ambulante<br />

spezialärztliche Versorgung“<br />

dazu führen können, dass bis<br />

zu 12.000 ambulante Praxen<br />

wegfallen (siehe auch Prognos-<br />

Gutachten 2011 im Auftrag des<br />

GKV-Spitzenverbandes 2 ).<br />

Mit dem dritten Versorgungs-<br />

bereich soll ein neuer Versor-<br />

gungssektor institutionalisiert<br />

werden. Darin sollen Fachärzte<br />

(aber auch Hausärzte mit fach-<br />

ärztlichemBehandlungsspekt- rum) in eine direkte Konkur-<br />

renzsituation zum stationären<br />

Bereich gestellt werden.<br />

Dabei sind wesentliche Fra-<br />

gen wie die der Ausgestaltung des<br />

Vergütungssystems, die der Berei-<br />

nigung der Gesamtvergütung der<br />

Kassenärztlichen Vereinigungen,<br />

die der Finanzierung von Infra-<br />

strukturmaßnahmen und ande-<br />

res mehr längst nicht geklärt.<br />

Konkurrenzsituation<br />

schwächt beide Seiten<br />

Das heißt, der Gesetzgeber<br />

will mit diesen Regelungen einen<br />

Konkurrenzsituation schaffen,<br />

in deren Folge sich ambulante<br />

und stationäre Leistungserbrin-<br />

ger gegenseitig schwächen und<br />

damit die Rolle des Gesetzgebers<br />

zur weiteren Umsetzung einer<br />

Staatsmedizin stärken.<br />

Der Schritt in Richtung<br />

Staatsmedizin wird beim neuen<br />

dritten Versorgungsbereich auch<br />

dadurch sichtbar, dass Leistungs-<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

kataloge, pauschalierte Vergü-<br />

tungssysteme,Qualifikations- anforderungen, Infrastrukturen<br />

und Zugangsvoraussetzungen<br />

im Rahmen zentraler Entschei-<br />

dungen und Planungen vorgege-<br />

ben werden sollen.<br />

Im Ergebnis sollen mit dem<br />

GKV-VSG weitere signifikante<br />

Elemente einer Staatsmedizin<br />

implementiert werden.<br />

» Das Gesundheitssystem wird weiter zentralisiert,<br />

Versorgungsstrukturen werden weiter hin zur<br />

Staatsmedizin ausgerichtet, der Weg in die<br />

Einheitskasse wird weiter geebnet. «<br />

Resümee: GKV-VSG wider-<br />

spricht dem Koalitionsvertrag<br />

Von einigen alleinstehen-<br />

den Punkten abgesehen, stimmt<br />

die ordnungspolitische Stoß-<br />

richtung des GKV-VSG nicht mit<br />

den Vorgaben des Koalitionsver-<br />

trages zwischen CDU/CSU und<br />

FDP überein. Zentralstaatliche<br />

Planungen werden nicht zurück-<br />

geführt, sie werden ausgebaut.<br />

Innovative und effiziente Lö-<br />

sungen für die (ambulante) Ver-<br />

sorgung sind im GKV-VSG nicht<br />

zu finden. Im Gegenteil: Mit<br />

dem dritten Versorgungsbereich<br />

„Ambulante spezialärztliche Ver-<br />

sorgung“ werden ohne ordnungs-<br />

politische, medizinische und<br />

ökonomische Begründung neue<br />

Versorgungskonflikte in beste-<br />

henden Infrastrukturen ausge-<br />

löst, deren finale Probleme nicht<br />

absehbar sind.<br />

Wie das Bundesfinanzminis-<br />

terium bereits bemängelt hat,<br />

sind noch nicht einmal die öko-<br />

nomischen Auswirkungen an-<br />

satzweise quantifiziert. Auch<br />

ist eine Realisation einfacher<br />

und verständlicher Vergütungs-<br />

systeme nicht erkennbar. Beste-<br />

hende komplizierte und intrans-<br />

parente Vergütungssysteme<br />

werden im GKV-VSG weder für<br />

die Leistungserbringer, noch<br />

für die <strong>Patienten</strong> in irgendeiner<br />

Weise einfach und verständ-<br />

lich gemacht. Stattdessen ist ein<br />

neues, bisher unbekanntes pau-<br />

schal kalkuliertes Vergütungssys-<br />

tem im Sachleistungssystem für<br />

den dritten Versorgungsbereich<br />

„Ambulante spezialärztliche Ver-<br />

sorgung“ vorgesehen.<br />

Keine Vorteile und keine<br />

Transparenz für Versicherte<br />

Im Ergebnis ergeben sich aus<br />

dem dritten Versorgungsbereich<br />

keine Vorteile für Versicherte und<br />

<strong>Patienten</strong>, auch wird keine Trans-<br />

parenz über Qualität, Leistung<br />

und Preis für Versicherte und<br />

<strong>Patienten</strong> umgesetzt. Das Ge-<br />

sundheitssystem wird insgesamt<br />

weiter zentralisiert, die Versor-<br />

gungsstrukturen werden weiter<br />

hin zur Staatsmedizin ausgerich-<br />

tet und der Weg in die Einheits-<br />

kasse wird weiter geebnet.<br />

GKV-VSG bewirkt keine <strong>nach</strong>-<br />

haltige effiziente Versorgung<br />

BNC Aktuell<br />

Dr. Thomas Drabinski<br />

Institut für Mikrodaten-Analyse<br />

(IfMDA)<br />

Am Kiel-Kanal 2, 24106 Kiel<br />

Tel.: 04 1 85 82-0<br />

Fax: 04 1 8591 5<br />

institut@ifmda.de<br />

www.ifmda.de<br />

den Koalitionsvertrag von CDU/<br />

CSU und FDP verstößt: Weder<br />

kurz-, noch mittel- und schon<br />

gar nicht langfristig wird die ord-<br />

nungspolitische Stoßrichtung<br />

des GKV-VSG eine <strong>nach</strong>haltige<br />

und effiziente Versorgung der Be-<br />

völkerung bewirken.<br />

Literatur:<br />

1. Vergleiche „Schäuble stoppt Bahr“ in:<br />

Spiegel 27/2011, Seite 14<br />

2. Der Aufkauf von Arztpraxen als Instru-<br />

ment zum Abbau derregionalen Ungleich-<br />

Grundsätzlich ist deshalb<br />

verteilung in der vertragsärztlichen Versorgung<br />

(Gutachten der Prognos AG im Auftrag<br />

zu schlussfolgern, dass das GKVdes<br />

GKV-Spitzenverbandes, veröffentlicht<br />

VSG Anzeige-stypro-6 in signifikanter Weise 01.02.2010 gegen am 11:19 8. Juli 2011, Uhr www.prognos.com) Seite 1<br />

Haemostypticum<br />

stillt Blutungen<br />

• einfach<br />

• schnell<br />

• wirksam<br />

Informationen und Muster<br />

über www.curasan.de Regenerative Medizin<br />

Foto: Drabinski<br />

1


ANC Aktuell<br />

1. Vorsitzende<br />

der ANC<br />

ANC Baden-Württemberg Nord<br />

Dr. Werner Schebesta<br />

Karlstraße 24–26<br />

74564 Crailsheim<br />

Telefon 07951 64 70<br />

Fax 07951 435 61<br />

ANC Berlin<br />

Dr. Thomas Kühne<br />

Senftenberger Ring 5 a<br />

13439 Berlin<br />

Telefon 030 415 90 93<br />

Fax 030 415 90 30<br />

ANC Brandenburg<br />

Dr. Torsten Braunsdorf<br />

Karl-Marx-Straße 104<br />

03205 Calau<br />

Telefon 03541 80 17 77<br />

Fax 03541 80 19 19<br />

ANC Hamburg<br />

Dr. Manfred Giensch<br />

Am Wall 1<br />

21073 Hamburg<br />

Telefon 040 766 13 60<br />

Fax 040 77 73 72<br />

HCV Hessen<br />

Dr. Christoph Schüürmann<br />

Louisenstraße 19<br />

61348 Bad Homburg<br />

Telefon 06172 210 39<br />

Fax 06172 17 79 97<br />

ANC Mecklenburg-Vorpommern<br />

Ulrich Braune<br />

Rahlstedter Straße 29<br />

19057 Schwerin<br />

Telefon 0385 550 75 02<br />

Fax 0385 56 95 01<br />

ANC Mittelfranken<br />

Dr. Georg Eppinger<br />

Holzgasse 28 B<br />

91781 Weißenburg<br />

Telefon 09141 50 60<br />

Fax 09141 738 20<br />

ANC Niederbayern<br />

Dr. Walter Richter<br />

Achdorferweg 5<br />

84036 Landshut<br />

Telefon 0871 250 55<br />

Fax 0871 251 50<br />

Überblick der ANC-Niederlassungen<br />

ANC Niedersachsen<br />

Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />

Großer Graben 23<br />

29664 Walsrode<br />

Telefon 05161 730 21<br />

Fax 05161 730 23<br />

ANC Nordrhein<br />

Dr. Manfred Weisweiler<br />

Vogteistraße 16<br />

52511 Geilenkirchen<br />

Telefon 02451 910 68-0<br />

Fax 02451 910 68-20<br />

ANC Oberbayern<br />

Dr. Dieter Galewski<br />

Rosenheimer Str. 41 d<br />

83043 Bad Aibling<br />

Telefon 08061 93 36-0<br />

Fax 08061 93 36-22<br />

ANC Oberfranken<br />

Dr. Rainer Woischke<br />

Luitpoldstraße 11<br />

95326 Kulmbach<br />

Telefon 09221 666 66<br />

Fax 09221 60 70 30<br />

ANC Oberpfalz<br />

Dr. Martin Pöllath<br />

Obere Gartenstraße 13 A<br />

92237 Sulzbach-Rosenberg<br />

Telefon 09661 803 36<br />

Fax 09661/803 37<br />

BNC Vorstand<br />

Dr. Dieter Haack<br />

Geschäftsführer und 1. Vorsitzender<br />

Eierstraße 46<br />

70199 Stuttgart<br />

Telefon 0711 60 17 60-0<br />

Fax 0711 60 17 60-29<br />

Dr. Michael Bartsch<br />

Schatzmeister<br />

Gartenstraße 81<br />

91154 Roth<br />

Telefon 09171 622 62<br />

Fax 09171 604 86<br />

Dr. Gerd-Dieter von Koschitzky<br />

Großer Graben 23<br />

29664 Walsrode<br />

Telefon 05161 730 21<br />

Fax 05161 730 23<br />

ANC Rheinland-Pfalz<br />

Dr. Lutz Riedel<br />

Am Brand 12<br />

55116 Mainz<br />

Telefon 06131 23 34 42<br />

Fax 06131 23 10 63<br />

ANC Saarland<br />

Dr. Achim Schweitzer<br />

Schwarzenbergstraße 5<br />

66663 Merzig<br />

Telefon 06861 720 42<br />

Fax 06861 722 47<br />

ANC Sachsen<br />

Dr. Roland Kluge<br />

Naumannstraße 3<br />

01309 Dresden<br />

Telefon 0351 314 22 40<br />

Fax 0351 314 22 38<br />

ANC Sachsen-Anhalt<br />

Dr. Hans-Juergen Höhler<br />

Albert-Einstein-Straße 3<br />

06122 Halle<br />

Telefon 0345 209 07 09<br />

Fax 0345 209 07 10<br />

ANC Schleswig-Holstein<br />

Dr. Jan Ulmer<br />

Apenrader Straße 2<br />

24939 Flensburg<br />

Telefon 0461 40 81<br />

Fax 0461 47 01 81<br />

Dr. Philipp Zollmann<br />

2. Vorsitzender<br />

Post-Carré Engelplatz 8<br />

07743 Jena<br />

Telefon 03641 69 93 00<br />

Fax 03641 69 93 99<br />

Dr. Peter Schwalbach<br />

Promenadenstraße 18<br />

64625 Bensheim<br />

Telefon 06251 58 01 50<br />

Fax 06251 58 07 53<br />

ANC Schwaben<br />

Dr. Thomas Fleimer<br />

Frölichstraße 13<br />

86150 Augsburg<br />

Telefon 0821 519077<br />

Fax 0821 311726<br />

ANC Südbaden<br />

Dr. Alex Furtwängler<br />

Wirthstraße 11 a<br />

79110 Freiburg<br />

Telefon 0761 208 82 00<br />

Fax 0761 28 99 46<br />

ANC Südwürttemberg<br />

Dr. Hans-Eckardt Süssmann<br />

Sandöschstraße 1<br />

88045 Friedrichshafen<br />

Telefon 07541 337 33<br />

Fax 07541 337 34<br />

ANC Thüringen<br />

Dr. Philipp Zollmann<br />

Post-Carré Engelplatz 8<br />

07743 Jena<br />

Telefon 03641 69 93 00<br />

Fax 03641 69 93 99<br />

ANC Unterfranken<br />

Dr. Harald Herterich<br />

Hermann-Löns-Straße 2<br />

97447 Gerolzhofen<br />

Telefon 09382 999 92<br />

Fax 09382 999 93<br />

ANC Westfalen-Lippe<br />

Dr. Karl-Dieter Stotz<br />

Brüderstraße 4<br />

58285 Gevelsberg<br />

Telefon 02332 21 71<br />

Fax 02332 127 87<br />

BNC Geschäftsstelle<br />

Rosemarie Plassmann<br />

Wulfsdorfer Weg 7<br />

22359 Hamburg<br />

Telefon 040 60 32 91 10<br />

Fax 040 60 32 91 18<br />

BNC Redaktion<br />

Antje Thiel<br />

Essener Straße 4, D3 – Belle Etage R7<br />

22419 Hamburg<br />

Tel.: 040 32 59 61 16<br />

Fax: 040 32 59 61 12<br />

18 CHiRURgENMagaziN


Werden Sie Mitglied im BNC,<br />

… denn nur im Berufsverband Niedergelassener<br />

Chirurgen (BNC) fi nden Sie eine lupenreine Interessen-<br />

vertretung für Chirurgen in eigener Praxis.<br />

… denn nur der BNC ist als Berufs verband dezentral<br />

und damit basisnah organisiert.<br />

… denn der BNC-Vorstand und die regionalen ANC-<br />

Vorsitzenden verfügen über ausgezeichnete Kontakte in<br />

den verschiedenen Gremien der Kassenärztlichen Bundes-<br />

vereinigung (KBV), der regionalen Kassenärztlichen Vereini-<br />

gungen (KVen), zu den Krankenkassen und in die Politik.<br />

… denn der BNC macht sich für eine leistungsgerechte<br />

Vergütung ambulanter chirurgischer Leistungen stark und<br />

verteidigt Ihre ärztliche Freiberufl ichkeit.<br />

… denn der BNC unterstützt Sie mit einem bundesweiten<br />

Jahreskongress, regionalen zertifi zierten Qualitätszirkeln<br />

und Fortbildungsveranstaltungen bei Ihrer persönlichen<br />

fachlichen und berufspolitischen Fortbildung – und nicht<br />

zuletzt beim Sammeln von CME-Punkten.<br />

Wir schenken<br />

der Basis Gehör<br />

… denn der BNC hält Sie mit einer zweimonatlich<br />

erscheinenden Verbandszeitschrift und tagesaktuellen<br />

Online-Nachrichten immer auf dem Laufenden.<br />

… denn als BNC-Mitglied haben Sie Zugang zu attrak-<br />

tiven Sonderkonditionen bei etlichen Versicherungen und<br />

anderen Dienstleistern.<br />

… denn der BNC hat für seine Mitglieder eine Unfall- und<br />

eine Spezial-Strafrechtsversicherung abgeschlossen.<br />

… denn der BNC hilft Ihnen bei juristischen und<br />

betriebswirtschaftlichen Problemen mit einer kosten-<br />

losen Erstberatung.<br />

Einen <strong>Bei</strong>trittscoupon fi nden Sie auf Seite 43.<br />

Für Fragen und eine ausführliche Beratung<br />

steht Ihnen die BNC-Geschäftsstelle unter<br />

Telefon 040 60 32 91 10<br />

oder info@bncev.de<br />

gern zur Verfügung.


ANC Aktuell<br />

Nord-KVen<br />

Kritik an den pauschalen Behauptungen der Kassen:<br />

„Überversorgung in den Städten ist ein Märchen !“<br />

Die Kassenärztlichen Verei-<br />

nigungen in Hamburg und<br />

Schleswig-Holstein haben die<br />

pauschale Behauptung verschie-<br />

dener Krankenkassen anlässlich<br />

des Kabinettsbeschlusses zum<br />

GKV-Versorgungsstrukturgesetz<br />

zurückgewiesen, in den Städten<br />

gebe es zu viele Arztpraxen.<br />

„Das Märchen, dass die Städte<br />

überversorgt seien, hält einem<br />

Faktencheck nicht stand“, sagten<br />

Dr. Ralph Ennenbach, stellver-<br />

tretender Vorstandsvorsitzender<br />

der KVSH und Walter Plassmann,<br />

Vizechef der KV Hamburg.<br />

<strong>Bei</strong>de wiesen daraufhin, dass<br />

sich die Krankenkassen bei ihren<br />

Aussagen stets auf die bisherige<br />

Bedarfsplanung bezögen. Diese<br />

werde aber gerade durch das Ver-<br />

sorgungsstrukturgesetzabge- löst, weil sie <strong>nach</strong> Ansicht aller<br />

Experten als Planungsgrundlage<br />

ungeeignet ist. „Wer auf Basis<br />

einer Bedarfsplanung, deren<br />

Tagesaktuelle Nachrichten<br />

offensichtliche Defizite auch von<br />

Kassenseite wiederholt beklagt<br />

wurden, überall nur noch Über-<br />

versorgung sieht, bewegt sich<br />

argumentativ auf dünnem Eis“,<br />

erklärten die Vorstände.<br />

Die tatsächlichen Arztzahlen<br />

sprechen den Angaben zufol-<br />

ge eine deutlich andere Sprache.<br />

So komme in Dithmarschen, das<br />

nicht als ärztlich überversorgt<br />

gilt, ein Hausarzt auf 1.453 Ein-<br />

wohner, in Nordfriesland teil-<br />

ten sich 1.329 Einwohner einen<br />

Allgemeinarzt. In den angeblich<br />

überversorgten Städten sei die<br />

hausärztliche Versorgung jedoch<br />

nicht dichter: Auf einen Allge-<br />

meinmediziner in Lübeck kom-<br />

men <strong>nach</strong> KV-Angaben rechne-<br />

risch 1.404 Einwohner – nicht viel<br />

weniger als in Dithmarschen.<br />

Plassmann wies darauf hin,<br />

dass auch die Kritik an der höhe-<br />

» Einerseits lange Wartezeiten zu monieren,<br />

anderseits aber Facharztpraxen in<br />

großem Stil dicht machen zu wollen,<br />

passt nicht zusammen. «<br />

aus Chirurgie und Gesundheitspolitik<br />

www.bncev.de<br />

ren Facharztdichte in den Städ-<br />

ten nicht <strong>nach</strong>vollziehbar sei. So<br />

werde gern übersehen, dass die<br />

Facharztpraxen einen weiten<br />

Einzugsbereich hätten und eine<br />

wesentliche Rolle für die Versor-<br />

gung des ländlichen Umlandes<br />

spielten.<br />

Viele Berufstätige würden<br />

sich zudem dort ihren Arzt su-<br />

chen, wo sie arbeiten – und das<br />

sei bevorzugt in den Städten. Ent-<br />

sprechend komme mittlerweile<br />

jeder dritte Patient in Hamburg<br />

aus dem Umland.<br />

Wer Facharztpraxen schlie-<br />

ßen wolle, müsse seinen Ver-<br />

sicherten längere Wartezeiten<br />

und weitere Anfahrtswege er-<br />

klären, warnte Ennenbach.<br />

„Einerseits lange Wartezeiten zu<br />

monieren, anderseits aber Fach-<br />

arztpraxen in großem Stil dicht<br />

machen zu wollen, passt nicht<br />

zusammen“, hielt der KVSH-Vize<br />

den Krankenkassen vor.<br />

20 CHiRURgENMagaziN<br />

Links:<br />

KV Hamburg: www.kvhh.net<br />

KV Schleswig-Holstein: www.kvsh.de<br />

ANC Schwaben<br />

Neuer Vorstand hat am 1. Juli 2011<br />

seine Arbeit aufgenommen<br />

Die ANC Schwaben hat einen<br />

neuen Vorstand gewählt. <strong>Bei</strong><br />

ihrer Jahreshauptversammlung<br />

am 8. Juni 2011 in Buchloe ver-<br />

abschiedete sich der langjährige<br />

ANC-Vorsitzende Dr. Wolfgang<br />

Fröbel aus dem Vorstand und über<br />

ließ das Feld seinem Nachfolger.<br />

Erster Vorsitzender ist jetzt<br />

Dr. Thomas Fleiner aus Augsburg.<br />

Sein Stellvertreter ist der bis-<br />

herige Amtsinhaber Theodor-A.<br />

Hellbrügge aus Kaufbeuren. Der<br />

neue Vorstand hat seine Arbeit<br />

zum 1. Juli 2011 aufgenommen.<br />

Zum Schatzmeister wählten<br />

die anwesenden Mitglieder Dr.<br />

Markus Bischoff aus Neu-Ulm.<br />

Er wird das Amt ab dem 1. Januar<br />

2012 antreten. Bis dahin führt der<br />

bisherige Schatzmeister Dr. Karl<br />

Bernd Gerbig, der von den Mitglie-<br />

dern einstimmig entlastet wurde,<br />

die Finanzen der ANC weiter.<br />

Kontakt:<br />

ANC Schwaben, 1. Vorsitzender<br />

Dr. Thomas Fleiner<br />

Fröhlichstraße 12<br />

86150 Augsburg<br />

Tel.: 0821 519077<br />

thomas.fleiner@t-online.de


Hessen<br />

Kliniken fordern mehr Einfluss auf die ambulante Versorgung<br />

Die hessische Krankenhausgesell-<br />

schaft (HKG) ist vorgeprescht und<br />

hat mehr Einfluss auf die ambu-<br />

lante Versorgung gefordert. In<br />

einem am 28. Juli 2011 veröffent-<br />

lichten Positionspapier erläutert<br />

sie ihre Vorstellung der ambu-<br />

lanten Versorgung der Zukunft.<br />

HKG-Präsident Peter Römer<br />

erklärte dazu: „Die Verhinderung<br />

bzw. Schließung bereits vorhan-<br />

dener Versorgungslücken ist nur<br />

möglich, wenn es gelingt, die<br />

strikte sektorale Trennung zwi-<br />

schen ambulantem und statio-<br />

närem Bereich aufzuheben und<br />

die Krankenhäuser noch wei-<br />

ter als bisher in die ambulante<br />

Versorgung einzubinden.“ Dabei<br />

Hessen<br />

LAOH meldet 16 Prozent weniger ambulante Operationen<br />

In vielen deutschen OP-Zen-<br />

tren ist die Anzahl ambulanter<br />

Operationen <strong>nach</strong> Angaben des<br />

Verbandes von operativ und an-<br />

ästhesiologisch tätigen niederge-<br />

lassenen Ärzten in Deutschland<br />

(vormals Landesverband Ambu-<br />

lantes Operieren Hessen, LAOH)<br />

seit Januar 2011 um bis zu 16 Pro-<br />

zent zurückgegangen. Der Ver-<br />

band bezog sich in seiner Meldung<br />

vom 11. August 2011 auf eine Um-<br />

frage unter seinen bundesweit<br />

rund 250 Mitgliedern.<br />

Damit wollte der LAOH die<br />

Folgen der Budgetierung seit<br />

Inkrafttreten des GKV-Finan-<br />

zierungsgesetzes (GKV-FinG)<br />

überprüfen, die nur ambulante<br />

Operateure, nicht aber Kranken-<br />

häuser betrifft. Der LAOH sieht<br />

hierin eine verfassungswidrige<br />

Ungleichbehandlung und hat<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

setze die Krankenhausgesell-<br />

schaft vor allem auf Kooperation.<br />

Allerdings will die HKG es<br />

nicht bei der Kooperation belas-<br />

sen: Die Krankenhäuser könnten<br />

und wollten mit „eigenen Ange-<br />

boten“ die ambulante Versorgung<br />

der <strong>Patienten</strong> aufrecht erhal-<br />

ten und gewährleisten. Konkret<br />

nannte die HKG dabei die bishe-<br />

rigen ambulanten Behandlungs-<br />

möglichkeiten, etwa beim Ambu-<br />

lanten Operieren oder in der<br />

spezialärztlichen Versorgung.<br />

Darüber hinaus schlug die<br />

HKG vor, die ambulante Notfall-<br />

versorgung generell sowie die<br />

fachärztliche Grundversorgung<br />

bei Bedarf dauerhaft an die Klini-<br />

kürzlich dagegen Verfassungs-<br />

beschwerde eingelegt.<br />

„Gerade in ländlichen Regio-<br />

nen sind Praxen und OP-Zentren<br />

existenziell gefährdet“, warn-<br />

te der Vorsitzende des LAOH,<br />

Dr. Thomas Wiederspahn-Wilz.<br />

Diese Ungleichbehandlung habe<br />

vor allem in ländlichen Regionen<br />

gravierende Folgen. Wenn nie-<br />

dergelassene Fachärzte einem<br />

subventionierten Wettbewerb<br />

durch Kliniken ausgesetzt wür-<br />

den, sinke ihre Bereitschaft, ihre<br />

Praxen aufrecht zu erhalten oder<br />

sich dort niederzulassen. Damit<br />

trage die Bundesregierung trotz<br />

gegenteiliger Beteuerungen zur<br />

Entstehung einer Versorgungs-<br />

wüste auf dem flachen Land bei.<br />

Auch eine Ausweitung der<br />

ambulanten Versorgung durch<br />

Kliniken, wie von der Politik und<br />

ken anzubinden. Außerdem for-<br />

derte sie eine Teilübertragung<br />

des ambulanten Sicherstellungs-<br />

auftrags im Bedarfsfall.<br />

Konkret könnte dies <strong>nach</strong> den<br />

Vorstellungen der HKG bedeuten:<br />

Wenn ein Facharzt auf dem Land<br />

in Urlaub ist oder in Rente geht,<br />

übernimmt das nächstgelegene<br />

Krankenhaus die vakante Praxis.<br />

Alternativ könnten Klinikärzte<br />

„fahrende Arztsprechstunden“<br />

auf dem Land anbieten.<br />

Der Präsident der Ärzte-<br />

kammer Hessen, Dr. Gottfried<br />

von Knoblauch zu Hatzbach,<br />

nannte das Positionspapier der<br />

HKG „unüberlegt, unrealistisch<br />

und kontraproduktiv“. Ange-<br />

der Hessischen Krankenhausge-<br />

sellschaft gefordert (siehe oben),<br />

löse das Versorgungsproblem<br />

nicht. Kliniken verfügten nicht<br />

einmal über genügend Personal,<br />

um ihre stationären Aufgaben<br />

zu erledigen. „Hier wäre es sinn-<br />

voller, Anreize zur Erhaltung und<br />

Schaffung von Facharztpraxen in<br />

ANC Aktuell<br />

ländlichen Regionen zu setzen,<br />

wie dies die Politik ursprünglich<br />

vorhatte. Stattdessen plant der<br />

Gesetzgeber zum Nachteil der<br />

<strong>Patienten</strong> inzwischen das Gegen-<br />

teil“, sagte Wiederspahn-Wilz.<br />

Link:<br />

www.laoh.net<br />

Aktivitäten der ANC: Was ist los in Ihrer Region ?<br />

Die Rubrik „ANC Aktuell“ ist ein Marktplatz für regionale Nachrichten.<br />

Lassen Sie die Redaktion und damit auch die anderen Leser des Chirurgen<br />

Magazins an den Aktivitäten Ihrer ANC teilhaben.<br />

Bitte informieren uns über alle Neuigkeiten aus Ihrer Region – zum<br />

<strong>Bei</strong>spiel, wenn Sie einen neuen ANC-Vorstand gewählt haben, wenn Sie<br />

mit einer politischen Aktion regional für Wirbel sorgen, wenn Sie Selektivverträge<br />

aushandeln, wenn Sie innerhalb Ihrer regionalen KV für die<br />

Interessen Ihrer Fachgruppe kämpfen oder wenn Sie im Zuge einzelnder<br />

Projekte mit anderen Verbänden kooperieren.<br />

Kontakt: Antje Thiel, Redaktion Chirurgen Magazin<br />

sichts der Tatsache, dass viele<br />

hessische Krankenhäuser schon<br />

jetzt händeringend <strong>nach</strong> Ärzte<br />

suchten, erscheine der Vorstoß<br />

der HKG als „geradezu abenteuer-<br />

lich und rein von wirtschaftlichen<br />

Interessen geleitet“.<br />

Von Knoblauch zu Hatzbach<br />

kritisierte weiter: „Krankenhäuser<br />

versprechen, was sie nicht halten<br />

können. Es geht möglicherweise<br />

vor allem darum, zu Lasten der<br />

niedergelassenen Ärzte und ihrer<br />

<strong>Patienten</strong> mehr Geld aus dem<br />

Topf zu bekommen.“<br />

Links:<br />

Ärztekammer Hessen: www.laekh.de<br />

HKG: www.hkg-online.de<br />

Tel.: 040 32596116, Fax: 040 32596112, antje.thiel@bncev.de<br />

21


ANC Aktuell<br />

Niedersachsen<br />

Disziplinarverfahren der KVN beruhen auf einem Verfahrensfehler<br />

Vertragsärzte in Niedersach-<br />

sen mit anhängigen Disziplinar-<br />

verfahren sollten aufhorchen,<br />

denn der Kassenärztlichen Ver-<br />

einigung Niedersachsen (KVN)<br />

sind bei diesen Verfahren in den<br />

vergangenen Jahren offenbar<br />

grundlegende Verfahrensfehler<br />

unterlaufen. Wie der Kieler Straf-<br />

rechtler Ralph Gübner mitteilte,<br />

sind Ahndungen des Diszipli-<br />

narausschusses deshalb recht-<br />

widrig und werden vom Sozial-<br />

gericht Hannover aufgehoben.<br />

Den Stein ins Rollen brachte<br />

ein Schreiben vom 15. Juni 2006,<br />

mit dem die Geschäftsführung<br />

der Bezirksstelle Wilhelmshaven<br />

(KVN) die Einleitung eines Dis-<br />

ziplinarverfahrens beantragte.<br />

Zuvor hatte sich der Vorstand der<br />

Bezirksstelle mit angeblichen<br />

Verstößen eines Vertragsarztes<br />

gegen die vertragsärztlichen<br />

Pflichten befasst.<br />

BNC-Praxisbörse: Kleinanzeigenmarkt<br />

Vertreter im Raum Frankfurt gesucht<br />

Gübner berichtete: „In der<br />

anschließenden mündlichen<br />

Verhandlung vor dem Diszipli-<br />

narausschuss habe ich als Vertei-<br />

diger des Vertragsarztes darauf<br />

hingewiesen, dass ein Verfah-<br />

renshindernis bestehe, weil kein<br />

wirksamer Antrag gestellt wor-<br />

den sei.“ Antragsbefugt sei näm-<br />

lich gemäß § 4 S. 1 Disziplinarord-<br />

nung der KVN aus dem Jahre 2005<br />

allein der Vorstand, nicht aber die<br />

Mitarbeiter der Geschäftsstelle.<br />

Der Disziplinarausschuss<br />

habe diesen Einwand verworfen,<br />

weil er meinte, die Geschäftsfüh-<br />

rung sei vom Vorstand „hinrei-<br />

Wegen schwerer Erkrankung des Praxisinhabers wird für eine D-Arztpraxis<br />

(Praxisgemeinschaft) im Raum Frankfurt am Main dringend eine Vertre-<br />

tung gesucht, die sofort angetreten werden kann. Interessenten erhalten<br />

nähere Informationen über die BNC-Geschäftsstelle:<br />

Kontakt:<br />

Berufsverband der niedergelassenen Chirurgen Deutschland e. V.<br />

Wulfsdorfer Weg 7, 22359 Hamburg<br />

Tel. 040 603291-10, Fax 040 603291-18<br />

info@bncev.de, www.bncev.de<br />

Partner für chirurgische Praxis gesucht<br />

Chirurgische Praxis in Barßel (Landkreis Cloppenburg im nordwestlichen<br />

Niedersachsen), moderne ambulante OP-Einrichtung, gut eingeführt,<br />

mit ausbaufähigen OP-Kapazitäten, sucht Partner zur Übernahme eines<br />

KV-Sitzes.<br />

Kontakt:<br />

Dr. Joachim Niemeier<br />

Mühlenweg 9, 26676 Barßel<br />

Tel.: 04499 91157, niemeier@t-online.de<br />

chend bevollmächtigt“ worden.<br />

„Aufgeklärt wurde der Sachver-<br />

halt vom Ausschuss indes nicht“,<br />

betonte Gübner. Seinem Man-<br />

danten wurde im Ergebnis eine<br />

„nicht unbeträchtliche Geldbuße“<br />

auferlegt.<br />

Das Sozialgericht (SG) Han-<br />

nover hob mit seinem noch nicht<br />

» Man braucht nicht viel Phantasie um sich<br />

vorzustellen, dass in den vergangenen Jahren<br />

etliche Verfahren ohne wirksame Antragstellung<br />

zu Lasten des Vertragsarztes beendet wurden. «<br />

rechtskräftigen Urteil vom 25.<br />

Mai 2011 (Az. S 61 KA 131/07) al-<br />

lerdings den Beschluss des Dis-<br />

ziplinarausschusses auf. Zur Be-<br />

gründung verwies die Kammer<br />

darauf, dass das Disziplinarver-<br />

fahren nicht wirksam eingeleitet<br />

und damit rechtlich unbeachtlich<br />

sei. Für die Einleitung eines sol-<br />

chen Verfahrens habe es eines<br />

Antrages durch den Vorstand der<br />

KVN bedurft. Der Antrag durch<br />

die Geschäftsführung erfülle<br />

diese Voraussetzungen nicht.<br />

Es sei unbeachtlich, ob der<br />

Geschäftsführung diese Aufgabe<br />

vom Vorstand übertragen worden<br />

war, heißt es in der Urteilsbegrün-<br />

dung. Eine inhaltliche Befassung<br />

mit dem zugrundeliegenden Vor-<br />

wurf sei daher nicht notwendig<br />

gewesen.<br />

Zu den möglichen Auswir-<br />

kungen des Urteils sagte Gübner:<br />

„Man braucht nicht viel Phantasie<br />

um sich vorzustellen, dass in den<br />

vergangenen Jahren etliche Ver-<br />

fahren ohne wirksame Antrag-<br />

stellung mit einer Ahndung zu<br />

Lasten des Vertragsarztes been-<br />

det wurden.“ All diese Entschei-<br />

dungen seien, sofern der An-<br />

trag nicht vom Vorstand gestellt<br />

worden ist, rechtswidrig. Gübner<br />

sieht in diesen Fällen einen Wie-<br />

deraufnahmegrund, „sofern sich,<br />

was nahe liegt, während des Ver-<br />

fahrens niemand mit diesem Ge-<br />

sichtspunkt befasst hatte.“<br />

Der Strafrechtler meinte:<br />

„Den betroffenen Vertragsärz-<br />

ten empfehle ich, sich an einen<br />

erfahrenen Strafverteidiger mit<br />

guten Kenntnissen im Vertrags-<br />

arztrecht zu wenden, um prü-<br />

fen zu lassen, ob eine Ahndung<br />

– sei es durch den Disziplinaraus-<br />

schuss, sei es durch das Sozial-<br />

gericht – im Wiederaufnahme-<br />

verfahren mit Erfolg angegriffen<br />

werden kann.“<br />

22 CHiRURgENMagaziN<br />

Kontakt<br />

Hält viele Entscheidungen<br />

des KVN-Disziplinarausschusses<br />

für rechtswidrig: Ralph Gübner,<br />

Rechtsanwalt und Strafrechtler<br />

aus Kiel<br />

Ralph Gübner<br />

Rechtsanwalt und Fachanwalt<br />

für Strafrecht<br />

Elisabethstraße 59, 24143 Kiel<br />

Tel.: 0431 661144-0<br />

Fax: 0431 661144-11<br />

kanzlei@advokiel.de<br />

Foto: Gübner


Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

ANC Aktuell<br />

Baden-Württemberg<br />

Erfolg für fachärztliche Berufsverbände: Mehr Geld für Notfallpraxen<br />

Rund 560.000 medizinische Not-<br />

fälle werden <strong>nach</strong> Angaben der<br />

Kassenärztlichen Vereinigung<br />

Baden-Württemberg (KVBW) im<br />

Ländle jährlich in Notfallpraxen<br />

behandelt – das sind über 40 Pro-<br />

zent aller Notfälle im Land.<br />

Damit die insgesamt 43 Not-<br />

fallpraxen auch in Zukunft er-<br />

halten bleiben, haben die AOK<br />

Baden-Württemberg und die<br />

Landwirtschaftliche Krankenkas-<br />

se (LKK) die Finanzierung aufge-<br />

stockt. Sie haben hierfür Mitte<br />

Juli einen entsprechenden Ver-<br />

trag mit der KVBW abgeschlos-<br />

sen, der rückwirkend zum 1. Juli<br />

2011 in Kraft getreten ist.<br />

„Aufgrund gestiegener Kosten,<br />

beispielsweise bei der Miete, war<br />

die Existenz der 43 Notfallpraxen<br />

im Land akut gefährdet“, berich-<br />

tete Dr. Rolf Hoberg, Vorstands-<br />

chef der AOK Baden-Württem-<br />

berg. „Mit der nun vereinbarten<br />

finanziellen Unterstützung stel-<br />

len wir sicher, dass die Menschen<br />

auch zukünftig eine Notfallpraxis<br />

Aufatmen in Baden-Württemberg: Finanzierung der Notfallpraxen<br />

ist vorerst gesichert<br />

Nordrhein-Westfalen<br />

Die KVen Westfalen-Lippe und Nordrhein erweitern Online-KV-Börse<br />

Die KV-Börse, ein Kooperations-<br />

projekt zwischen der Kassen-<br />

ärztlichen Vereinigung (KV) Nord-<br />

rhein Consult und der Consult<br />

GmbH der Kassenärztlichen<br />

Vereinigung Westfalen-Lippe<br />

(KVWL), präsentiert sich seit<br />

Anfang August 2011 in einem<br />

neuen Gewand.<br />

Der überarbeitete Internet-<br />

Auftritt der Börse bietet nun<br />

neben den klassischen Möglich-<br />

keiten der Praxisabgabe und Ko-<br />

operationssuche via Internet wei-<br />

in ihrer Nähe haben. Die Notfall-<br />

versorgung in Baden-Württem-<br />

berg bleibt damit auf hohem<br />

Niveau!“<br />

Die finanzielle Unterstützung<br />

ist <strong>nach</strong> Aussage von Reinhold<br />

Knittel, Geschäftsführer der LKK<br />

Baden-Württemberg, allerdings<br />

mit erweiterten Anforderungen<br />

an die Qualität der Praxen ver-<br />

bunden: „Es ist beispielsweise<br />

vorgeschrieben, dass jede Praxis<br />

tere Sparten an: Ärzte können hier<br />

in drei klar getrennten Bereichen<br />

der Seite <strong>nach</strong> Praxen, <strong>nach</strong> geeig-<br />

netem Personal oder <strong>nach</strong> medi-<br />

zinischen Geräten suchen. Eben-<br />

so können sie in den drei Sparten<br />

eigene Anzeigen einstellen. Wie<br />

die KVen betonten, erleichtere<br />

die neue Einbindung von Google-<br />

Maps zudem die genaue Lokali-<br />

sierung der einzelnen Standorte.<br />

Die KV-Börse bietet interes-<br />

sierten Ärzten und Psychothe-<br />

rapeuten eine übersichtlich<br />

über ein Röntgen- und EKG-Gerät<br />

verfügen muss. Außerdem gibt es<br />

klare Vorgaben zu den Öffnungs-<br />

zeiten der Notfallpraxen.“ Zu-<br />

sammen mit anderen Verbänden<br />

hatte die ANC Baden-Württem-<br />

berg im Zuge der Verhandlungen<br />

erreicht, dass die vereinbarten<br />

Qualitätszuschläge auch für am-<br />

bulante Operationen gelten.<br />

Für den KVBW-Vize Dr.<br />

Johannes Fechner zählt die Orga-<br />

strukturierte bundesländerüber-<br />

greifende Austausch-Plattform<br />

per Mausklick. Schnell und dis-<br />

kret finden Nutzer der KV-Börse<br />

die gewünschten Informatio-<br />

nen und individuellen Gesuche.<br />

Künftig haben die Nutzer auch<br />

die Möglichkeit, eine <strong>nach</strong> den<br />

eigenen Wünschen definierte<br />

Suche freizuschalten und die<br />

Treffer anschließend per E-Mail<br />

zu abonnieren.<br />

Insgesamt ist die KV-Börse<br />

bereits seit sechs Jahren erfolg-<br />

Foto: DAK / Schläger<br />

nisation des Notfalldienstes zu<br />

den wichtigsten Entscheidungs-<br />

kriterien für junge Ärzte für eine<br />

Niederlassung. „Mit zentralen<br />

Notfallpraxen haben wir bislang<br />

exzellente Erfahrungen gemacht,<br />

zum einen in Bezug auf die Redu-<br />

zierung der Dienstbelastung der<br />

Ärzte, aber auch hinsichtlich der<br />

Akzeptanz durch die <strong>Patienten</strong>.“<br />

reich am Markt und hat sich<br />

dabei <strong>nach</strong> Ansicht der beteilig-<br />

ten KVen als „kompetenter Un-<br />

terstützer bei der Praxissuche<br />

und Praxisabgabe bewährt“.<br />

Die Consult-Töchter der KVen<br />

bieten Interessenten und Praxis-<br />

abgebern neben den Inseraten im<br />

Internet auch „ganzheitliche Be-<br />

ratung von der Aufgabenstellung<br />

bis zur Lösungsfindung“ an.<br />

Link:<br />

Durch die Absenkung der<br />

Vergütung in den vergangenen<br />

Jahren sei der Notfalldienst nicht<br />

mehr zu gewährleisten gewesen.<br />

Fechner lobte die konstruktiven<br />

Gespräche mit den Krankenkas-<br />

sen: Man sei nun zu einer ge-<br />

meinsamen Lösung gekommen,<br />

die eine finanzielle Unterstüt-<br />

zung enthalte und gleichzeitig<br />

die Kompetenzen zwischen nie-<br />

dergelassenen Ärzten und den<br />

Strukturen in den Krankenhäu-<br />

sern bündele. Damit werde die<br />

Versorgung verbessert.<br />

Link:<br />

www.kvbawue.de<br />

www.kvboerse.de<br />

2


Service<br />

Berufsrecht<br />

114. Deutscher Ärztetag beschließt<br />

Novellierung der Berufsordnung<br />

Der 114. Deutsche Ärztetag, der<br />

vom 31. Mai bis 3. Juni 2011 in<br />

Kiel stattgefunden hat, hat die<br />

(Muster-) Berufsordnung (MBO)<br />

überarbeitet. In zahlreichen<br />

Regelungen erfolgten praxis-<br />

relevante Änderungen für die<br />

Berufsausübung.<br />

Bindend wird diese Novel-<br />

lierung erst dann, wenn sie von<br />

den zuständigen Ärztekammern<br />

in geltendes Kammerrecht trans-<br />

formiert wurde.<br />

Fachliche Qualifikation<br />

und ärztliche Standards<br />

Neu aufgenommen wurde<br />

eine Definition der gewissen-<br />

haften Ausübung des Arztberufes,<br />

die „insbesondere die notwendige<br />

fachliche Qualifikation und die<br />

Beachtung des ärztlichen Stan-<br />

des der medizinischen Erkennt-<br />

nisse“ erfordert. Damit soll klar-<br />

gestellt werden, dass auch Ärzte,<br />

die ohne hinreichende Qualifika-<br />

tion beispielsweise Schönheits-<br />

operationen durchführen, berufs-<br />

widrig handeln.<br />

Berufsrecht<br />

für EU-Ausländer<br />

Die MBO legt außerdem fest,<br />

dass sich Ärzte aus einem an-<br />

deren EU-Mitgliedsstaat, die<br />

„vorübergehend und gelegentlich<br />

in Deutschland auch ohne Nieder-<br />

lassung tätig sind“, ebenfalls der<br />

MBO unterliegen.<br />

Aufklärungspflicht<br />

In der Novelle wurde auch<br />

die Aufklärungspflicht des Arztes<br />

präzisiert. Unter anderem soll vor<br />

diagnostischen und operativen<br />

Eingriffen den <strong>Patienten</strong>, soweit<br />

möglich, „eine ausreichende Be-<br />

denkzeit vor der Behandlung ein-<br />

geräumt werden“. Je weniger eine<br />

Maßnahme medizinisch geboten<br />

oder je größer ihre Tragweite ist,<br />

umso ausführlicher muss der Arzt<br />

<strong>Patienten</strong> über erreichbare Ergeb-<br />

nisse und Risiken aufklären.<br />

Unerlaubte Zuwendungen<br />

Die Vorschriften im Zusam-<br />

menhang mit unerlaubten Zu-<br />

wendungen wurden erweitert.<br />

Neu ist die Konkretisierung, dass<br />

eine Beeinflussung dann nicht<br />

berufswidrig ist, wenn sie einer<br />

wirtschaftlichen Behandlungs-<br />

oder Verordnungsweise auf sozial-<br />

rechtlicher Grundlage dient.<br />

Diese Ergänzung bezieht sich<br />

auf Beeinflussungen im Rahmen<br />

von Selektivverträgen. Allerdings<br />

muss dem Arzt in solchen Ver-<br />

trägen die Möglichkeit erhalten<br />

bleiben, sich aus medizinischen<br />

Gründen gegen die mit den finan-<br />

ziellen Anreizen verbundene Vari-<br />

ante zu entscheiden.<br />

Die Annahme von geldwerten<br />

Vorteilen in angemessener Höhe<br />

soll gleichfalls nicht berufswidrig<br />

sein, wenn sie ausschließlich für<br />

berufsbezogene Fortbildungen<br />

verwendet werden. Der für die<br />

Teilnahme an einer wissenschaft-<br />

lichen Fortbildungsveranstaltung<br />

gewährte Vorteil ist angemessen,<br />

wenn er die notwendigen Reise-<br />

kosten und Tagungsgebühren<br />

In beiden Fällen muss die Wer-<br />

bung jedoch eine untergeordnete<br />

Bedeutung spielen, und der Fern-<br />

seher muss für die <strong>Patienten</strong> ab-<br />

schaltbar sein.<br />

Anwendungsbeobachtung<br />

Im Fokus stand noch die Ver-<br />

gütung für sogenannte Anwen-<br />

dungsbeobachtungen. Soweit<br />

Ärzte Leistungen für die Herstel-<br />

ler von Arznei- und Hilfsmitteln,<br />

Medizinprodukten oder Heilmit-<br />

teln erbringen, muss die hier-<br />

für bestimmte Vergütung der er-<br />

brachten Leistungen entsprechen.<br />

Die Verträge über die Zusammen-<br />

arbeit sind schriftlich abzuschlie-<br />

ßen und sollen der Ärztekammer<br />

vorgelegt werden.<br />

24 CHiRURgENMagaziN<br />

erfasst.<br />

Umgang mit IGeL<br />

Im Bereich Honorar- und Ver-<br />

gütungsabsprachen wurde zum<br />

Umgang mit Individuellen Ge-<br />

sundheitsleistungen (IGeL) fest-<br />

gelegt, dass „vor dem Erbringen<br />

von Leistungen, deren Kosten<br />

erkennbar nicht von einer Kran-<br />

kenversicherung oder von einem<br />

anderen Kostenträger erstat-<br />

tet werden, Ärzte die <strong>Patienten</strong><br />

schriftlich über die Höhe des <strong>nach</strong><br />

der GOÄ zu berechnenden vor-<br />

aussichtlichen Honorars sowie<br />

darüber zu informieren haben,<br />

dass ein Anspruch auf Übernah-<br />

me der Kosten durch eine Kran-<br />

kenversicherung nicht gegeben<br />

oder nicht sicher ist“.<br />

Werbung<br />

Eine berufswidrige Werbung<br />

soll künftig unter anderem dann<br />

vorliegen, wenn eine Werbung für<br />

eigene oder fremde gewerbliche<br />

Tätigkeiten oder Produkte im Zu-<br />

sammenhang mit der ärztlichen<br />

Tätigkeit steht. Unberührt bleiben<br />

soll hingegen das seit langem üb-<br />

liche Auslegen von Zeitschriften<br />

mit werblichen Inhalten im War-<br />

tezimmer sowie Fernsehwerbung.<br />

Jörg Hohmann<br />

Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />

Kanzlei für Medizinrecht<br />

Friedensallee 48<br />

22 65 Hamburg<br />

Tel.: 040 91 95-0<br />

Fax: 040 91 95-5<br />

hohmann@buchholzpartner.de<br />

www.buchholzpartner.de<br />

Foto: Websitefactory


Berufsrecht<br />

25<br />

B. Braun Melsungen AG | OPM | 34209 Melsungen | Deutschland | Tel (0 56 61) 71-62 60 | Fax (0 56 61) 71-35 50 | www.hygiene.bbraun.de<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

Service<br />

Anforderung an eine Honorarvereinbarung<br />

bei gesetzlich versicherten <strong>Patienten</strong><br />

Eine Vergütungsvereinbarung<br />

mit einem GKV-Versicherten ist<br />

nur dann wirksam, wenn dieser<br />

vor der Behandlung ausdrück-<br />

lich verlangt, auf eigene Kosten<br />

behandelt zu werden und dies<br />

dem Arzt auch schriftlich bestä-<br />

tigt. Dies hat das Amtsgericht<br />

München entschieden.<br />

Im vorliegenden Fall befand<br />

sich ein gesetzlich Versicherter<br />

im März 2008 in chirurgischer Be-<br />

NEU von<br />

B. Braun<br />

handlung. Vor Beginn der Behand-<br />

lung wurde eine schriftliche Ho-<br />

norarvereinbarung abgeschlossen,<br />

wo<strong>nach</strong> eine Abrechnung gemäß<br />

der GOÄ mit Steigerungssätzen<br />

erfolgen sollte. Darüber hinaus<br />

wurde darauf hingewiesen, dass<br />

eine Erstattung der Vergütung<br />

durch Erstattungsstellen mög-<br />

licherweise nicht oder nicht in<br />

vollem Umfang gewährleistet ist.<br />

Das Amtsgericht erkannte<br />

den Vertrag nicht als wirksame<br />

Vergütungsvereinbarung an. Die<br />

vorliegende Vereinbarung doku-<br />

mentiere den Wunsch, privat-<br />

ärztlich und auf eigene Kos-<br />

ten behandelt zu werden, nicht<br />

ausreichend.<br />

Dies sei jedoch notwendig,<br />

um dem Versicherten vor Augen<br />

zu führen, dass er hier die Kos-<br />

ten selbst zu tragen habe und<br />

ihm die Abwägung zwischen<br />

der Leistungen der gesetz-<br />

lichen Krankenversicherung und<br />

der privaten Versicherung zu<br />

ermöglichen.<br />

Urteil des Amtsgerichts München vom<br />

28. April 2011 – Az. 163 C 34297/09<br />

Kontakt:<br />

Jörg Hohmann<br />

Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />

Kanzlei für Medizinrecht<br />

Friedensallee 48, 22765 Hamburg<br />

Tel.: 040 39195-0, Fax: 040 39195-53<br />

hohmann@buchholzpartner.de<br />

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Viruzidieliste


Service<br />

Steuerrecht<br />

Aktuelle Betriebsprüfungen in Bayern:<br />

Umsatzsteuer bei Honorararztverträgen ?<br />

Aus aktuellen Betriebsprüfungen<br />

in Bayern bei niedergelassenen<br />

Ärzten und Kliniken ist bekannt<br />

geworden, dass die Prüfer insbe-<br />

sondere Honorar- und konsiliar-<br />

ärztliche Tätigkeiten prüfen und<br />

die Tätigkeit als umsatzsteuer-<br />

pflichtig einstufen.<br />

Honorar- oder Konsiliarärzte<br />

sind aufgrund von Honorararzt-<br />

oder Anstellungsverträgen für<br />

Kliniken tätig. Teilweise handelt<br />

es sich hierbei um echte Konsiliar-<br />

arztverträge, soweit die Klinik<br />

die entsprechende Fachrichtung<br />

nicht vorhält.<br />

Die Konsiliarärzte werden<br />

bei Bedarf zugezogen und sind<br />

zumeist keine Angestellten der<br />

Klinik. Die Tätigkeit wird in der<br />

Regel auf der Grundlage der GOÄ<br />

in Rechnung gestellt, eine ver-<br />

pflichtende Anwendung der GOÄ<br />

gibt es indes nicht.<br />

Nicht Art, sondern Ort<br />

der Leistung ist entscheidend<br />

Voraussetzungen für eine<br />

Umsatzsteuerbefreiung ärzt-<br />

licher Leistungen resultieren aus<br />

§ 4 Nr. 14 UStG, wobei § 4 Nr. 14 a<br />

UStG für die ambulante und § 4<br />

Nr. 14 b UStG für die stationäre<br />

Leistungserbringung gilt.<br />

Abgrenzungskriterium ist<br />

<strong>nach</strong> Auffassung der Steuerver-<br />

waltung nicht die Art der Leis-<br />

tung, sondern der Ort der Erbrin-<br />

gung (vergleiche Urteil des BMF<br />

vom 26. Juni 2009 – Az. IV B 9 –<br />

S 7170/08/10009, BStBI I 09, 756).<br />

Leistungen <strong>nach</strong> § 4 Nr. 14 b<br />

UStG bestehen aus einer Ge-<br />

samtheit von ärztlichen Behand-<br />

lungen in Einrichtungen mit so-<br />

zialer Zweckbestimmung. Dem<br />

gegenüber ist § 4 Nr. 14 a UStG<br />

auf Leistungen anwendbar, die<br />

außerhalb von Kliniken in an-<br />

deren Räumlichkeiten (zum <strong>Bei</strong>-<br />

spiel Privaträume des <strong>Patienten</strong><br />

oder Arztpraxis) oder an ande-<br />

ren Orten erbracht werden (ver-<br />

gleiche Urteil des EuGH vom<br />

6. November 2003 – Az. C-45/01).<br />

Konsiliar- und Honorarärzte<br />

fallen durch das Raster<br />

Die Betriebsprüfer des Finanz-<br />

amtes folgern in Bezug auf die<br />

Tätigkeit der Konsiliar- und<br />

Honorarärzte nun, dass die Ärzte<br />

keine Umsätze <strong>nach</strong> § 4 Nr. 14 a<br />

UStG erbringen, weil sie diese<br />

Tätigkeiten nicht an einem Ort<br />

außerhalb der Klinik beziehungs-<br />

weise nicht im Rahmen eines<br />

persönlichen Arzt-<strong>Patienten</strong>-Ver-<br />

trauensverhältnisses erbringen.<br />

Sie erbringen aber auch keine<br />

Leistung <strong>nach</strong> § 4 Nr. 14 b UStG,<br />

denn sie halten keine Einrich-<br />

tung des öffentlichen Rechts vor.<br />

Fraglich ist sicherlich, ob<br />

diese Sichtweise zutreffend ist.<br />

Umstände, warum die Konsiliar-<br />

arztätigkeitumsatzsteuerpflich- tig sein müsste, sind nicht<br />

ersichtlich.<br />

<strong>Bei</strong>spielsweise sind indivi-<br />

duelle Gesundheitsleistungen<br />

(IGeL) grundsätzlich nur dann<br />

umsatzsteuerpflichtig, wenn der<br />

therapeutische Zweck nicht im<br />

Mittelpunkt steht. Dies trifft ganz<br />

sicher auf Honorar- oder Konsiliar-<br />

arzttätigkeiten nicht zu.<br />

Diese Argumentation wird<br />

auch dadurch unterstützt, dass<br />

Artikel 132 des MwStSystRL gene-<br />

rell Krankenhausbehandlungen<br />

und ärztliche Heilbehandlungen<br />

sowie eng damit verbunde-<br />

ne Umsätze und ärztliche Heil-<br />

behandlungen im Bereich der<br />

Humanmedizin von der Umsatz-<br />

steuer befreit.<br />

Aktuelle Interpretation der<br />

Prüfer erscheint willkürlich<br />

Insoweit erscheint es als<br />

willkürlich, die Differenzierung<br />

<strong>nach</strong> Umsatzsteuerpflichtig-<br />

keit oder Umsatzsteuerbefrei-<br />

ung nicht an der Leistung selbst<br />

festzumachen, sondern vielmehr<br />

am Ort ihrer Erbringung. Unter<br />

solchen Umständen wäre auch<br />

jede Notfalldienstvertretung<br />

umsatzsteuerpflichtig.<br />

Jörg Hohmann<br />

Rechtsanwalt, Justiziar des BNC<br />

Kanzlei für Medizinrecht<br />

Friedensallee 48<br />

22 65 Hamburg<br />

Tel.: 040 91 95-0<br />

Fax: 040 91 95-5<br />

hohmann@buchholzpartner.de<br />

www.buchholzpartner.de<br />

Soweit Ärzte oder Kliniken<br />

von solchen Festlegungen be-<br />

troffen sind, sollten sie Wider-<br />

spruch gegen den Bescheid ein-<br />

legen. Soweit die Anwendung der<br />

MwStSystRL unterschiedlich in<br />

den Bundesländern gehandhabt<br />

wird, kann beim Finanzgericht<br />

eine Aussetzung der Vollziehung<br />

bis zur endgültigen Entschei-<br />

dung in der Hauptsache bean-<br />

tragt werden.<br />

Gegebenenfalls müssten<br />

Ärzte entsprechende Reser-<br />

ven zurücklegen, um der vor-<br />

läufigen Steuerzahlungspflicht<br />

<strong>nach</strong>zukommen.<br />

26 CHiRURgENMagaziN<br />

Foto: Websitefactory


Wirtschaft<br />

KBV will den Markt aufmischen<br />

und eigene Praxissoftware entwickeln<br />

Von Antje Thiel<br />

Angesichts der vielen komplexen<br />

Vorgaben durch das GKV-<br />

Versorgungsstrukturgesetz (GKV-<br />

VSG) hat die Kassenärztliche<br />

Bundesvereinigung (KBV) mehr<br />

Kompetenzen gefordert. Sie will<br />

für Praxisinformationssysteme<br />

Vorgaben erlassen und prüfen<br />

dürfen – und außerdem mit einer<br />

eigenen Softwarelösung selbst in<br />

den Markt einsteigen.<br />

Aus Sicht der KBV hat der<br />

Markt der Praxisinformationssys-<br />

teme in bestimmten Bereichen<br />

versagt. Die Liste der Vorwürfe<br />

ist lang: Die Hersteller setzten<br />

Maßgaben einfach nicht um, an-<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

gefangen von Richtlinien des Gemeinsamen<br />

Bundesausschusses<br />

(G-BA) bis hin zu Verträgen der<br />

KBV oder der Kassenärztlichen<br />

Vereinigungen (KVen).<br />

„Komplette Verweigerungshaltung<br />

der Branche“<br />

<strong>Bei</strong>m strukturiertem Datenaustausch<br />

zu anderen EDV-<br />

Systemen konstatiert die KBV<br />

sogar eine „komplette Verweigerungshaltung“<br />

der Branche.<br />

Außerdem würden die Softwaresysteme<br />

häufig eingesetzt, um<br />

das ärztliche Verhalten vor dem<br />

Hintergrund wirtschaftlicher<br />

Interessen Dritter zu manipu-<br />

lieren“, kritisierte KBV-Vorstand<br />

Dr. Carl-Heinz Müller am 14. Juli<br />

2011 in Berlin. Er forderte vom<br />

Gesetzgeber deshalb, drei Neuregelungen<br />

im GKV-VSG zu verankern.<br />

So verlangte die KBV<br />

} eine Zertifizierungskompetenz<br />

für Praxissoftware,<br />

} das Recht, verbindliche Vorgaben<br />

für die Kompatibilität von<br />

Praxissoftware zu anderen EDV-<br />

Systemen zu erlassen und<br />

} die Kompetenz, Software für<br />

Niedergelassene zu entwickeln<br />

und kostenlos abzugeben.<br />

Die Aussagen der KBV wurden<br />

vom Bundesverband Ge-<br />

Umfrage: Soll die KBV Ärzten eigene Softwarelösungen anbieten dürfen oder nicht ?<br />

Die Informationstechnik ist seit langem das größte Dezer-<br />

nat der KBV, und in dieser steht die Software-Entwicklung<br />

an erster Stelle. Ein klassisches Produkt ist das Abrech-<br />

nungsprüfmodul, auch als KBV-Prüfmodul bezeichnet. Es<br />

hilft dem Arzt, seine Abrechnungsdaten vor der Abgabe<br />

an die KV auf Vollständigkeit und Konsistenz zu prüfen.<br />

Doch das reicht der Selbstverwaltung nicht mehr aus – sie<br />

will sich auch jenseits ihres eigenen Prüfmoduls auf dem<br />

Gebiet der Praxissoftware engagieren.<br />

Was halten Sie von diesem Vorstoß der KBV? Haben<br />

Sie genug von pharmafinanzierten Softwarepaketen,<br />

die es darauf abgesehen haben, Ihr Verordnungsver-<br />

halten zu beeinflussen? Ärgern Sie sich über Ihren Soft-<br />

ware-Anbieter, der nicht oder nicht schnell genug Up-<br />

dates für neue Richtlinien zur Verfügung stellt? Scheitert<br />

Ihre Software regelmäßig am Datenaustausch mit an-<br />

deren Systemen? Trauen Sie der KBV zu, hier eine bes-<br />

sere Lösung zu entwickeln – womöglich kostenlos? Oder<br />

halten Sie es mit dem Motto „Schuster, bleib bei deinen<br />

Leisten“ und erwarten von der KBV, dass sie sich um ihre<br />

Kernkompetenz kümmert, nämlich das Aushandeln von<br />

Verträgen und Rahmenbedingungen für die vertragsärztliche<br />

Abrechnung?<br />

Bitte schreiben Sie uns! Wir sind gespannt auf Ihre<br />

Zuschriften und veröffentlichen eine Zusammenfassung<br />

Ihres Meinungsbildes in einer der nächsten Ausgaben.<br />

Kontakt:<br />

Antje Thiel<br />

Redaktion Chirurgen Magazin<br />

Essener Straße 4, D3<br />

22419 Hamburg<br />

Fax: 040 32596112<br />

antje.thiel@bncev.de<br />

sundheits-IT (bvitg), in dem viele<br />

Anbieter von Praxissoftware-<br />

lösungen organisiert sind, scharf<br />

zurückgewiesen: „Hierbei han-<br />

delt es sich um den durchsich-<br />

tigen Versuch der KBV, traditions-<br />

reiche, erfahrene Unternehmen<br />

mit langjährigen Kundenbezie-<br />

hungen als unfähig und system-<br />

schädigend zu diffamieren, um<br />

deren Geschäft im Interesse der<br />

eigenen Zukunftssicherung über-<br />

nehmen zu können“, heißt es in<br />

einer Erklärung vom 19. Juli 2001.<br />

Softwarehäuser haben<br />

rechtliche Bedenken<br />

Die Anbieter von Praxissoft-<br />

ware erfüllten alle von der KBV<br />

und den KVen vorgegebenen<br />

Standards und Vorgaben – „auch,<br />

wenn diese Vorgaben häufig<br />

widersprüchlich, kurzfristig und<br />

unvollständig bereitgestellt werden“,<br />

heißt es weiter. Andere<br />

Softwarehäuser halten es für ein<br />

„ein rechtlich schwieriges Unterfangen“,<br />

dass eine Körperschaft<br />

öffentlichen Rechts sich in einen<br />

existierenden privatrechtlichen<br />

Markt einbringen möchte. Außerdem<br />

prophezeien sie der KBV Probleme<br />

mit dem späteren Support.<br />

Links:<br />

Service<br />

www.bvitg.de, www.kbv.de<br />

2


Service<br />

Praxisteam<br />

Qualitätsmanagement: Den QM-Baustein<br />

„Zuweiserpflege“ erfolgreich umsetzen<br />

Von Heidrun Polegek<br />

In der Richtlinie des Gemein-<br />

samen Bundesausschusses (G-BA)<br />

ist das Thema „Zusammenarbeit<br />

mit Zuweisern“ ein wichtiger<br />

Baustein des Qualitätsmanage-<br />

ments (QM). Sie können in sechs<br />

einfachen Schritten Zuweiser für<br />

Ihre Praxis gewinnen und noch<br />

besser und gezielter mit dem<br />

„Kunden Zuweiser“ umgehen.<br />

1. Schritt: Ist-Analyse<br />

Welche Möglichkeiten bietet<br />

Ihr derzeitiges Leistungsangebot,<br />

mit Zuweisern zusammenzuar-<br />

beiten? Was ist das Besondere an<br />

Ihrer Praxis, was können Sie be-<br />

sonders gut? Was können nur Sie<br />

im Umkreis bieten?<br />

Welche speziellen Untersu-<br />

chungen werden in Ihrer Praxis<br />

durchgeführt? Können Sie dieses<br />

Angebot ausweiten? Werden be-<br />

stimmte Untersuchungen von<br />

Ihrer Praxis besonders schnell<br />

angeboten?<br />

2. Schritt: Ausblick<br />

Welche Anfragen zu gezielten<br />

Untersuchungen, die Sie im Mo-<br />

ment noch nicht anbieten, be-<br />

kommen Sie von <strong>Patienten</strong>?<br />

Welche Leistungen werden in<br />

Ihrem Umkreis noch gar nicht<br />

angeboten?<br />

3. Schritt: Zuweiser-Analyse<br />

Welche Zuweiser hat Ihre<br />

Praxis? Ließe sich die Zusam-<br />

Checkliste: Sieben Kommunikationstipps<br />

für erfolgreiche <strong>Patienten</strong>gespräche<br />

menarbeit noch intensivieren?<br />

Ist den Ärzten im Umkreis be-<br />

kannt, welche Untersuchungen<br />

in Ihrer Praxis durchgeführt wer-<br />

Ein Arztbesuch ist für viele <strong>Patienten</strong> eine besondere Situation, in der jedes<br />

Wort – sowohl vom Arzt als auch von Ihnen – wahrgenommen wird. Seien<br />

Sie deshalb besonders bedacht in Ihren Äußerungen.<br />

1 Vermeiden Sie gut gemeinte Abschwächungsformeln. Sagen Sie nicht<br />

„Das ist nicht so schlimm“ oder „Das schaffen Sie schon“, sondern<br />

verwenden Sie Formulierungen wie „Die Werte zeigen zwar eine Ent-<br />

zündung, sie sind aber nicht hoch, so dass Sie keine schwere Erkrankung<br />

befürchten müssen“ oder „Sie haben eine gute Widerstandskraft, das<br />

wird Ihnen helfen.“<br />

2 Verwenden Sie keine medizinischen Fachbegriffe. Also „Darmspiege-<br />

lung“ statt „Koloskopie“, „vor der Operation“ statt „präoperativ“ oder<br />

„hoher Blutdruck“ statt „Hypertonie“.<br />

3 Setzen Sie auf präzise Formulierungen. Nicht „Nehmen Sie kurz Platz<br />

im Wartezimme“ oder „Frau Doktor kommt gleich“, sondern genaue<br />

Angaben: „Es wird noch etwa zehn Minuten dauern, ich hole Sie dann<br />

ab“ oder „Nehmen Sie bitte vor dem Sprechzimmer Platz, der Doktor<br />

wird in zirka fünf Minuten für Sie Zeit haben.“<br />

4 Verwenden Sie möglichst immer Höflichkeitsformeln wie „bitte“ und<br />

„danke“.<br />

5 Wiederholen Sie wichtige Sachverhalte, um Ihren <strong>Patienten</strong> die Sicher-<br />

heit zu geben, auch alle Informationen erhalten und alles verstanden<br />

zu haben.<br />

6 Ersetzen Sie den Ich-Standpunkt durch den Sie-Standpunkt. Sagen<br />

Sie also nicht „Herr X, ich habe erst in drei Tagen einen Termin für Sie“,<br />

sondern „Herr X, Sie können in drei Tagen zu uns kommen.“<br />

7 Sagen Sie die Wahrheit. Gern wird zum <strong>Bei</strong>spiel beim Spritzen die – aus<br />

Sicht des <strong>Patienten</strong> unwahre –Ankündigung verwendet „Das tut über-<br />

haupt nicht weh!“. Sagen Sie lieber: „Das piekst jetzt gleich kurz und ist<br />

dann vorbei.“ Und wenn einmal etwas vergessen wurde, benutzen Sie<br />

keine Ausflüchte, sondern geben Sie es ehrlich zu – verbunden mit dem<br />

Hinweis, dass so etwas in Zukunft nicht mehr vorkommt.<br />

Heidrun Polegek<br />

Redakteurin „Arzthelferin exklusiv“<br />

Abensweg 9<br />

840 2 Au i. d. Hallertau<br />

Tel.: 08 52 810184<br />

Fax: 08 52 810185<br />

heidrun.polegek@pkv-verlag.de<br />

www.medizinischefachangestellte.de<br />

den? Bestehen hier Möglichkeiten<br />

einer Zusammenarbeit? Welche<br />

Zuweiser könnten darüber hin-<br />

aus gewonnen werden? Welche<br />

Praxen vor Ort könnten Interesse<br />

an Ihrem Angebot haben?<br />

4. Schritt: Kontaktaufnahme<br />

Stellen Sie anhand der oben<br />

gewonnenen Informationen eine<br />

Leistungsübersicht Ihrer Praxis<br />

und die speziellen Vorteile zu-<br />

sammen, die Sie <strong>Patienten</strong> und<br />

Zuweisern bieten. Erstellen Sie<br />

eine Liste der bestehenden und<br />

potenziellen Zuweiser und neh-<br />

28 CHiRURgENMagaziN<br />

Foto: Polegek


men Sie Kontakt mit Ihnen auf.<br />

Versorgen Sie die zuweisenden<br />

Ärzte mit Flyern und Visitenkar-<br />

ten Ihrer Praxis.<br />

5. Schritt: Perfekte Organisa-<br />

tion der Zusammenarbeit<br />

Erarbeiten Sie einen Ab-<br />

lauf für die reibungslose Ter-<br />

minierung, Durchführung und<br />

den abschließenden Bericht für<br />

die zuweisende Praxis. Für Ter-<br />

mine mit speziellen Untersu-<br />

chungen, die von Zuweisern<br />

kommen, reservieren Sie Block-<br />

zeiten in Ihrem Terminkalender.<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

Sorgen Sie für einen schnellen<br />

und reibungslosen Ablauf dieser<br />

Untersuchungen.<br />

Die <strong>Patienten</strong> müssen mit<br />

einem positiven Eindruck die<br />

Praxis verlassen. Geben Sie den<br />

Arztbrief <strong>nach</strong> der Konsiliar-<br />

behandlung gleich mit.<br />

6. Schritt: Optimieren Sie die<br />

Zusammenarbeit<br />

Holen Sie sich in einer Zu-<br />

weiserbefragung Feedback von<br />

den Zuweisern. Fragen Sie dabei<br />

zum <strong>Bei</strong>spiel, wie sie diese Punkte<br />

einschätzen:<br />

Fortbildung: Termine für das Praxisteam<br />

31. August 2011, Gelsenkirchen<br />

Fit für die Zukunft – berufl iche Perspektiven<br />

Mit anschließender Mitgliederversammlung.<br />

Überblick über die berufl ichen Perspektiven von Medizi-<br />

nischen, Zahnmedizinischen und Tiermedizinischen Fach-<br />

angestellten, aktuelle Informationen über Tarifverträge,<br />

Eingruppierung und betriebliche Altersvorsorge<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband West (Westfalen-Lippe)<br />

Franziska Hoffmann, Tel.: 0203 6016828<br />

5.–9. September 2011, Rostock<br />

19.–23. September 2011, Stuttgart<br />

10.–14. Oktober 2011, Dresden<br />

24.–28. Oktober 2011, Berlin<br />

7.–11. November 2011, Leipzig<br />

14.–18. November 2011, Wesel<br />

Weiterbildung zur Wundexpertin DEKRA<br />

Die Teilnehmer erlangen spezifi sches Wissen zur modernen<br />

Wundversorgung, speziell zur fachgerechten Beurteilung<br />

und Versorgung chronischer Wunden.<br />

Inhalte: Physiopathologie der Haut, Kompressionstherapie,<br />

Lymphödem, Indikation und Kontraindikationen<br />

für die Kompressionstherapie, Phasen der Wundheilung,<br />

Wundheilungsstörungen, Wundinfektion, Prinzipien bei der<br />

Behandlung akuter und chronischer Wunden, Grundsätze<br />

bei modernen Wundverbänden, Verbandswechsel, Wunde<br />

und Dokumentation, Wunde und Ernährung.<br />

Information und Anmeldung:<br />

Murimed Akademie Ltd. & Co. KG<br />

Prof. Richard-Beck-Straße 1, 08280 Aue<br />

Tel.: 03771 598110, Fax: 03771 598111<br />

www.akademie24.net<br />

9.–11. September 2011, Dortmund<br />

25. Bundeskongress des Verbandes<br />

Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Dreitägige Fortbildungsveranstaltung mit rund 90 Semi-<br />

naren, unter anderem zu folgenden Themen: Medizi-<br />

nische Fachberufe – Sackgasse oder Start in die Karriere?,<br />

} Information über das Leis-<br />

tungsspektrum der Praxis,<br />

} Freundlichkeit und Zusam-<br />

menarbeit mit den Mitarbeite-<br />

rinnen,<br />

} Organisation der Terminver-<br />

gabe,<br />

} Kommunikation allgemein,<br />

zum <strong>Bei</strong>spiel Erreichbarkeit per<br />

Telefon, Korrespondenz, auch<br />

auf anderen Wegen, etwa per<br />

E-Mail,<br />

Injektionstechniken korrekt anwenden (Prüfungsvor-<br />

bereitung), wertschätzende Kommunikation, Ablauf der<br />

praktischen Prüfung für Medizinische Fachangestellte,<br />

} Fragen Sie <strong>nach</strong> besonderen<br />

Wünschen bezüglich der Arzt-<br />

briefe, zum <strong>Bei</strong>spiel hinsichtlich<br />

Schnelligkeit, aber auch in Bezug<br />

aktuelle Informationen aus dem Tarif- und Arbeitsrecht,<br />

Aufbereitung der Instrumente <strong>nach</strong> RKI Richtlinien und<br />

Hygiene verordnung, Inspektion der Abrechnungskennt-<br />

nisse, Trends in der modernen Wundversorgung, der gute<br />

Ton am Telefon, praktische Übungen zu Verbandswechsel<br />

und Kompressionstechniken<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband medizinischer Fachberufe e.V.<br />

Geschäftsstelle, Kennwort: Bundeskongress 2011<br />

Postfach 10 04 64, 44004 Dortmund<br />

Fax: 0231 553559, www.vmf-online.de<br />

14. September 2011, Nürtingen<br />

Das Qualitätsmanagement ist fertig –<br />

und dann?<br />

Blicken Sie zurück, wenn Sie ein QM bereits in der Praxis<br />

eingeführt haben. Schauen Sie voraus, wenn Ihr QM noch<br />

nicht vollständig erstellt ist. Und nutzen Sie den gegen-<br />

seitigen Austausch und die Diskussion darüber, welche<br />

nächsten Schritte nötig und wichtig sind, damit das Quali-<br />

tätsmanagement auch in Ihrer Praxis weiter lebt.<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband Süd (Baden-Württemberg)<br />

Stefanie Teifel<br />

Tel.: 07936 9909540, Fax: 07936 9909541<br />

steifel@vmf-online.de<br />

21. September 2011, Saarbrücken<br />

Auffrischung und Tipps zur GOÄ-Abrechnung<br />

Eine Referentin der ärztlichen Privatverrechnungsstelle in-<br />

formiert ausführlich zum Thema Zuschläge, Beratungsleis-<br />

tungen, Steigerungssätze. Mit vielen Fallbeispielen<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband West (Saarland)<br />

Ingrid Herrmann<br />

Tel.: 0681 9687955<br />

Service<br />

auf Diagnostik- und Therapie-<br />

pläne,<br />

} Absprachen der Ärzte unter-<br />

einander über interdisziplinäre<br />

Behandlungskoordination,<br />

} Sind noch weitere Leistungen<br />

gewünscht? Sind Sie mit unserer<br />

Praxis zufrieden, welche Wün-<br />

sche sind noch offen? Haben Sie<br />

Verbesserungsvorschläge?<br />

Wie Sie QM erfolgreich umset-<br />

zen, erfahren Sie auch im Infor-<br />

mationsdienst „QM kompakt“:<br />

www.qm-kompakt.de<br />

5. Oktober 2011, Münster<br />

Moderne Verbandtechniken<br />

Kompressionsverbände, Unterschenkelverbände,<br />

Tape- Verbände sowie allgemeine Verbandtechniken<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband West (Westfalen-Lippe)<br />

Monika Pohlkamp<br />

Tel.: 02526 1461, Fax: 02526 951478<br />

monika-pohlkamp@gmx.com<br />

5. Oktober 2011, Nürnberg<br />

Infektionsrisiko Nadelstichverletzung:<br />

der unterschätzte Arbeitsunfall<br />

Wie kann ich mich vor Nadelstichverletzungen schützen?<br />

Was muss mein Arbeitgeber für meine Sicherheit unterneh-<br />

men? Verschiedene Instrumente mit integriertem Sicher-<br />

heitsmechanismus können getestet werden<br />

Information und Anmeldung:<br />

Verband Medizinischer Fachberufe (VMF)<br />

Landesverband Süd (Bayern)<br />

Theresa Schricker, Tel.: 09188 30460<br />

th.schricker.vmf@web.de<br />

Einstieg jederzeit<br />

Fernlehrgang Leitende Arzthelferin / MFA<br />

Fernlehrgang in zehn Lektionen bei freier Zeiteintei-<br />

lung: 1. Herausforderungen, Aufgaben und Kompetenzen<br />

Leitender MFA, 2. Personalführung, 3. BWL-Wissen im<br />

Unternehmen Arztpraxis, 4. Moderne Praxisorgani sation,<br />

5. Qualitätsmanagement verstehen und aufbauen,<br />

6. Praxis-Marketin, 7. Kommunikation im Praxisalltag,<br />

8. Effektive und gewinnbringende Abrechnung, 9. IGeL,<br />

10. Persönlichkeitstraining. Zertifi ziert von der Staatlichen<br />

Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU), fachliche Leiterin ist<br />

Heidrun Polegek, Chefredakteurin von „Arzthelferin exklusiv“<br />

Information und Anmeldung:<br />

PKV Informationszentrum, FLG Leitende Arzthelferin / MFA<br />

Residenzstraße 24, 80333 München<br />

Tel.: 089 45228090, Fax: 452280950<br />

www.pkv-verlag.de<br />

29


Buchtipps<br />

Fehlermanagement<br />

Die meisten Fehler sind systemimmanent und damit auch vermeidbar<br />

Kalra, Jay: Medical Errors and Patient<br />

Safety. Berlin/New York: De Gruyter<br />

Verlag, 2011. 113 Seiten, kartoniert,<br />

49,95 Euro<br />

Das vorliegende englisch-<br />

sprachige Buch stammt aus<br />

der Reihe „Patient Safety“ und<br />

schildert anhand realer Fälle aus<br />

dem Gesundheitswesen, dass die<br />

meisten Fehler systemimma-<br />

nente Ursachen haben und daher<br />

vermeidbar wären. Dennoch<br />

werden aus Angst vor Schuld-<br />

zuweisungen und juristischen<br />

Konsequenzen derzeit noch die<br />

wenigsten Fehler dokumentiert.<br />

Der Autor identifiziert be-<br />

schreibt verschiedene Herange-<br />

Proktologie<br />

Die wichtigsten Neuerungen<br />

stammen von Chirurgen<br />

Winkler, Rainer et al.: Proktologie. Ein<br />

Leitfaden für die Praxis. 2. Auflage.<br />

194 Seiten, gebunden, 99,95 Euro<br />

Schätzungen zufolge haben<br />

ungefähr 70 Prozent aller Er-<br />

wachsenen proktologische Pro-<br />

bleme. Allerdings konsultieren<br />

viele aus falscher Scham erst<br />

dann einen Arzt, wenn ihre Be-<br />

schwerden schon weit fortge-<br />

schritten sind. Das vorliegende<br />

Buch behandelt alle internistisch-<br />

chirurgisch relevanten prokto-<br />

logischen Krankheitsbilder. Es<br />

berücksichtigt dabei auch auch<br />

seltene Erkrankungen wie Tro-<br />

penkrankheiten oder anorektale<br />

Schmerzsysndrome.<br />

Die Autoren legen großen<br />

Wert auf die fachliche Vernet-<br />

zung von Gastroenterologie und<br />

Chirurgie. Sie haben in der <strong>nach</strong><br />

zehn Jahren völlig überarbeite-<br />

ten Neuauflage allerdings den<br />

chirurgischen Ansatz stärker be-<br />

tont, da aus diesem Bereich die<br />

wichtigsten Neuentwicklungen<br />

stammen.<br />

Alle Neuerungen des Fach-<br />

gebiets der wurden hinsichtlich<br />

ihres Fortschrittgehalts und ihrer<br />

Bedeutung für die Praxis gewich-<br />

tet, das Buch wurde insbesondere<br />

zum Thema „Erhaltung oder<br />

Wiederherstellung der Kontinenz-<br />

fähigkeit“ erweitert.<br />

Fazit: Mit seiner praxisorien-<br />

tierten Ausrichtung und atlasarti-<br />

gen Präsentation ein praktischer<br />

Begleiter im chirurgischen und<br />

proktologischen Alltag.<br />

hensweisen, um Fehler zu kont-<br />

rollieren und auf dieses Weise die<br />

Fehlerhäufigkeit in Systemen zu<br />

verringern.<br />

Das Buch gliedert sich in zehn<br />

Kapitel und behandelt die Wahr-<br />

nehmung von Fehlern und uner-<br />

wünschten Ereignissen, typische<br />

Ursachen für Behandlungsfehler<br />

sowie Lösungsansätze und Ins-<br />

trumente zur Qualitätssicherung<br />

für verschiedene medizinische<br />

Einrichtungen, insbesondere<br />

0 CHiRURgENMagaziN<br />

Labore.<br />

Gonder, Ulrike; Nicolai Worm: Mehr<br />

Fett! Lünen: Systemed Verlag, 2010.<br />

218 Seiten, kartoniert, 19,95 Euro<br />

In den vergangenen Jahr-<br />

zehnten wurde Fett für viele Zivi-<br />

lisations- und Volkskrankheiten<br />

wie Übergewicht, Krebs, Diabe-<br />

tes mellitus, Herzkrankheiten<br />

oder Alzheimer verantwortlich<br />

gemacht. Ernährungsberater und<br />

Ärzte rieten unisono zur strik-<br />

ten Fettvermeidung in der Er-<br />

nährung. Seit einiger Zeit ist ein<br />

Umdenken zu beobachten, dem<br />

inzwischen auch die Deutsche<br />

Ein weiteres Kapitel ist der<br />

Entwicklung einer positiven Feh-<br />

lerkultur gewidmet, ebenso wer-<br />

den verschiedene internationale<br />

Gesetze und Leitlinien zur Feh-<br />

lervermeidung und -dokumenta-<br />

tion verglichen.<br />

Fazit: Ein komprimierter<br />

Überblick über modernes Fehler-<br />

management. Zu diesem aktu-<br />

ellen und brisanten Thema gibt<br />

es allerdings auch kostengüns-<br />

tigere und deutschsprachige<br />

Literatur.<br />

Ernährung<br />

Liebeserklärung an einen „zu<br />

Unrecht verteufelten Nährstoff“<br />

Gesellschaft für Ernährung zu-<br />

mindest teilweise gefolgt ist.<br />

Das vorliegende Buch rich-<br />

tet sich in erster Linie an medi-<br />

zinische Laien und präsentiert<br />

das LOGI-Ernährungskonzept<br />

(Low Glycemic and Insulinemic),<br />

das eine niedrige Blutzucker-<br />

wirkung der Nahrung zum Ziel<br />

hat. Die Reduktion des Kohle-<br />

hydratanteils in der Ernährung<br />

schafft in der Kalorienbilanz<br />

mehr Raum für Fett – und zwar<br />

nicht nur pflanzliches Fett, son-<br />

dern auch tierische Fette. Die<br />

Autoren beschreiben die Wirkung<br />

der verschiedenen Fette auf Ner-<br />

ven, Gehirn, Immunsystem und<br />

Insulinhaushalt und empfehlen<br />

ein Ende der „Fettphobie“.<br />

Fazit: Mehr Fett bekommt<br />

dem Organismus besser als<br />

Stärke und Zucker. Interessante<br />

Lektüre für Ärzte, die ihre Patien-<br />

ten auch in Sachen Ernährung<br />

oder Gewichtsreduktion beraten.


Gesundheitswesen<br />

Das deutsche System mit seinen<br />

Regeln und Teilbereichen verstehen<br />

Preusker, Uwe K. (Hg.): Das deut-<br />

sche Gesundheitswesen in 100 Stich-<br />

worten. Heidelberg: medhochzwei<br />

Verlag, 2011. 82 Seiten, kartoniert,<br />

19,95 Euro<br />

Das deutsche Gesundheits-<br />

wesen ist nicht einfach zu durch-<br />

schauen. Dabei kann man sich<br />

das Gefelcht aus staatlicher Re-<br />

gulierung, Selbstverwaltung und<br />

wirtschaftlicher Betätigung auf<br />

unterschiedliche Weise erschlie-<br />

ßen. Mit dem vorliegenden knap-<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

pen Büchlein kann sich der Leser<br />

Schritt für Schritt in das kom-<br />

plexe System hineinfinden.<br />

Die genau 100 Stichworte sind<br />

eine Auswahl aus dem umfas-<br />

senden Standardwerk „Lexikon<br />

des deutschen Gesundheitswe-<br />

sens“ und beschreiben kurz und<br />

knapp die wichtigsten und für<br />

das Verständnis unverzichtbaren<br />

Begriffe, denen man im Gesund-<br />

heitswesen permanent begeg-<br />

net. Die Auswahl reicht von A wie<br />

Ärztekammer über B wie Beleg-<br />

arzt, F wie Fallpauschale und R<br />

wie Risikostrukturausgleich bis<br />

zu Z wie Zusatzbeitrag.<br />

Fazit: Wer die wichtigsten<br />

Institutionen, Regelungen und<br />

Rahmenbedingungen des deut-<br />

schen Gesundheitswesens noch<br />

nicht kennt, kann mit diesem<br />

kompakten kleinen Lexikon seine<br />

Wissenslücken schließen.<br />

Buchtipps<br />

Hygiene<br />

Über 950 Fakten für Klinik und<br />

Praxis zur Infektionsprävention<br />

Schulz-Stübner, Sebastian: Hygiene<br />

und Infektionsprävention. Fragen und<br />

Antworten. Springer: Heidelberg, 2011.<br />

270 Seiten, kartoniert, 29,95 Euro<br />

Nachlässigkeiten in der Pra-<br />

xis- und Krankenhaushygiene<br />

sind verantwortlich für unnötige<br />

Leidenswege von <strong>Patienten</strong> sowie<br />

für immense und vermeidbare<br />

Kosten im Gesundheitswesen.<br />

Das vorliegende Büchlein<br />

hilft Ärzten, die ihr Wissen in<br />

Bezug auf Infektionsprävention<br />

und -behandlung verbessern<br />

wollen. Das Buch enthält 186<br />

Multiple-Choice-Fragen und die<br />

dazugehörigen Kommentare, mit<br />

denen die Leser ihr Wissen über-<br />

prüfen können.<br />

Die Themen der Fragen um-<br />

fassen unter anderem die Ge-<br />

biete rechtliche Grundlagen,<br />

mikrobiologische Diagnostik und<br />

Epidemiologie, Standardhygie-<br />

ne, Postexpositionsprophylaxe,<br />

Impfungen, Nadelstichverlet-<br />

zungen, Vermeidung nosokomi-<br />

aler Pneumonien und Atemwegs-<br />

infektionen, Desinfektion,<br />

Sterilisation und Aufbereitung<br />

von Medizinprodukten.<br />

Fazit: Ein handliches kleines<br />

Nachschlagewerk für alle hygiene-<br />

beauftragten Ärzte und Hygiene-<br />

fachkräfte während der Fortbil-<br />

dung – und zum Wissens-Check<br />

im klinischen Alltag.<br />

Stoffwechselkrankheiten<br />

Handbuch zur Beratung, Schulung und Betreuung von Diabetikern<br />

Sailer, Dietmar: Diabetes melli-<br />

tus. Verstehen – beraten – betreuen.<br />

Stuttgart: WDG Wissenschaftliche<br />

Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2010.<br />

2. überarbeitete und ergänzte Auflage,<br />

311 Seiten, kartoniert, 27 Euro<br />

Über acht Millionen Men-<br />

schen in Deutschland leiden<br />

an Diabetes mellitus – Ten-<br />

denz steigend. Das vorliegende<br />

Handbuch will alle, die in der<br />

Pflege, Beratung und Schulung<br />

von Diabetikern tätig sind, bei<br />

ihrer anspruchsvollen Aufgabe<br />

unterstützen.<br />

Viele neue Therapieoptionen<br />

des Diabetes, aber auch neue-<br />

re Erkenntnisse im Bereich der<br />

Diagnostik, Pathophysiologie und<br />

Folgeerkrankungen sowie neue<br />

Leitlinien der nationalen und in-<br />

ternationalen Fachgesellschaften<br />

machten eine Überarbeitung des<br />

Handbuchs notwendig.<br />

In 29 Kapiteln vermittelt das<br />

Buch nun eine gute Übersicht<br />

über die Genetik, Pathophysio-<br />

logie, Diagnostik und Therapie<br />

des Typ-1- und Typ-2-Diabetes<br />

mellitus und seiner Begleit- und<br />

Folgeerkrankungen, sozialmedi-<br />

zinische Aspekte sowie medizi-<br />

nische Berufsbilder rund um<br />

den Diabetes mellitus. Wichtige<br />

Merksätze sind in allen Kapiteln<br />

hervorgehoben.<br />

Für Chirurgen besonders in-<br />

teressant sind die Ausführungen<br />

über diabetische Folgeerkran-<br />

kungen wie die Makroangiopa-<br />

thie, das diabetische Fußsyndrom<br />

sowie zur perioperativen Betreu-<br />

ung des Diabetikers (Postaggres-<br />

sionsstoffwechsel,Operations- risiko, Operationsvorbereitung,<br />

intraoperative Insulintherapie<br />

sowie intensivmedizinische und<br />

postoperative Betreuung).<br />

Fazit: Ein praxisnahes und<br />

verständliches Buch für medizi-<br />

nisches Fachpersonal verschie-<br />

dener Berufsgruppen. Es vermit-<br />

telt alle relevanten Grundlagen<br />

rund um den Diabetes mellitus.<br />

1


Buchtipps<br />

Traumatologie<br />

Übersicht über Verletzungen im Kindes- und Jugendalter<br />

Dietz, Hans-Georg et al.: Praxis der<br />

Kinder- und Jugentraumatologie.<br />

Landsberg: Springer: Heidelberg, 2011.<br />

405 Seiten, gebunden, 149,95 Euro<br />

Wenn Kinder oder Jugend-<br />

liche Unfälle erleiden, sind<br />

neben Art und Schwere der Ver-<br />

letzung auch die Besonderheiten<br />

des Lebensalters für die Therapie<br />

entscheidend. Außerdem muss<br />

der Arzt das noch nicht abge-<br />

schlossene Wachstum beachten,<br />

um einerseits die Verletzungsfol-<br />

gen für die weitere Entwicklung<br />

gering zu halten und anderer-<br />

seits keinen zusätzlichen Scha-<br />

den durch die Behandlung selbst<br />

zu provozieren.<br />

Das Autorenteam will mit<br />

dem vorliegenden Buch helfen, die<br />

komplexe Herausforderung von<br />

Traumen im Kindesalter beste-<br />

hen zu können. Das erste Kapitel<br />

beschreibt die Grundlagen der<br />

Versorgung kindlicher Traumen,<br />

in den weiteren Kapiteln wer-<br />

den alle wichtigen Verletzungen<br />

systematisch dargestellt. Hierzu<br />

zählen Verletzungen der Extre-<br />

mitäten, der Wirbelsäule und des<br />

Beckens, Schädel-Hirn-Trauma,<br />

Thorax- und Abdominaltrauma<br />

sowie Mehrfachverletzungen<br />

und spezielle Verletzungs-<br />

formen wie Verbrennungen oder<br />

Weichteilverletzungen.<br />

Alle Kapitel sind mit farbigen<br />

Fotos und Schemazeichnungen<br />

sowie Röntgen- oder CT-Aufnah-<br />

men ausführlich bebildert. Viele<br />

Informationen sind in übersicht-<br />

lichen Tabellen oder Info-Kästen<br />

zusammengefasst.<br />

Alle Therapieempfehlungen<br />

werden begründet und mit Be-<br />

handlungsergebnissen belegt.<br />

Gleichzeitig werden Therapie-<br />

alternativen und mögliche Kom-<br />

plikationen aufgezeigt. Jedes<br />

Kapitel schließt mit einem<br />

kompakten Literaturverzeich-<br />

nis, wobei die zitierten Literatur-<br />

angaben nicht immer aktuell<br />

2 CHiRURgENMagaziN<br />

sind.<br />

Ein eigenes Kapitel ist dem<br />

Umgang mit Misshandlung oder<br />

Missbrauch (Battered-Child-<br />

Syndrom) gewidmet. Die Diag-<br />

nosestellung hängt ab von den<br />

Kenntnissen des medizinischen<br />

Teams, seiner Sensibilisierung<br />

für das Thema und seiner Bereit-<br />

schaft, das Problem anzusprechen<br />

und interdisziplinär anzugehen.<br />

Fazit: Die meisten beschrie-<br />

benen Indikationen werden im<br />

Krankenhaus und nicht in der<br />

Praxis eines niedergelassenen<br />

Chirurgen behandelt. Nichtsdes-<br />

totrotz eine umfassende Grund-<br />

lage für die differenzierte und<br />

fundierte Behandlung verletzter<br />

Kinder und Jugendlicher.<br />

Unfallchirurgie<br />

Indikationen prüfen, Alternativen suchen, OP-Schritte auffrischen<br />

Weigel, Bernhard; Michael L. Nerlich<br />

(Hg.): Praxisbuch Unfallchirurgie.<br />

2. Auflage. 1.238 Seiten, gebunden,<br />

269 Euro (ab 31.10.2011 dann<br />

299 Euro)<br />

Jeder Patient möchte von<br />

einem erfahrenen Chirurgen ver-<br />

sorgt werden. Erfahrung erwirbt<br />

man im OP-Saal – und ergänzend<br />

hilft die Lektüre dieses Fach-<br />

buchs. In der zweiten Auflage<br />

haben die Herausgeber das be-<br />

währte Konzept der Praxisnähe<br />

beibehalten und das Register mit<br />

20 übersichtlich gestalteten Sei-<br />

ten neu erstellt.<br />

Gleichzeitig haben sie auf<br />

alles verzichtet, was dank Inter-<br />

net im Behandlungsalltag stän-<br />

dig aktualisiert zur Verfügung<br />

steht, also Informationen zur<br />

Klinikorganisation, zum Qualitäts-<br />

management, zur Klassifika-<br />

tion von Frakturen, ICPM-Num-<br />

mern und ICD-Nummern sowie<br />

Adressen.<br />

Den gewonnenen Raum<br />

nutzen die Herausgeber, um<br />

eine größere Auswahl an Indika-<br />

tionen zu beschreiben. Alle Kapi-<br />

tel sind reich bebildert, wichtige<br />

Merksätze sind farbig markiert.<br />

Umfangreiche Literaturverzeich-<br />

nisse finden sich jeweils am Ende<br />

der 23 Kapitel.<br />

Teil I des Buches umfasst<br />

Beschreibungen der verschie-<br />

denen OP-Techniken, die Indi-<br />

kationen sind <strong>nach</strong> Körperregio-<br />

nen geordnet. Teil II beschreibt<br />

Spezialthemen wie Frakturen im<br />

Kindealter, Gefäßverletzungen,<br />

Polytraumen, Intensivmedizin,<br />

Komplikationen und Extremitätendeformitäten.<br />

Der Leser kann hier seine<br />

Indikationsstellung überprüfen,<br />

Alternativen im operativen<br />

Vorgehen <strong>nach</strong>schlagen oder OP-<br />

Schritte auffrischen. Der Assistenzarzt<br />

profitiert von den detaillierten<br />

Beschreibungen der<br />

OP-Techniken und den sorgsam<br />

ausgewählten Abbildungen aus<br />

dem Klinikalltag. Den erfahrenen<br />

Unfallchirurgen dagegen wird die<br />

Diskussion um die richtige Indikation<br />

und das Vermeiden häufiger<br />

Fehler interessieren.<br />

Zusätzliche Informationen zu<br />

Themen wie Begutachtung, kindliche<br />

Verletzungen oder Sonografie<br />

lassen den Unfallchirurgen in<br />

einem Band alles Relevante für<br />

die tägliche Praxis finden.<br />

Fazit: Ein umfassendes Standardwerk<br />

für die Unfallchirurgie<br />

in einem Band – ob im OP, auf<br />

Station oder in der Ambulanz.<br />

Das Buch erläutert Diagnostik,<br />

Indikation und operative Technik<br />

zum Nachschlagen für die tägliche<br />

Arbeitsroutine.


august 2011<br />

1. 8.– 1. 9. 2011, Hamburg<br />

. Gesundheitswirtschaftskongress<br />

Themen u. a.: Entscheidungsparameter Behandlungsqualität, von der<br />

Institutionen- zur Prozessorientierung, digitale Industrialisierung der<br />

Medizin, Kooperation durch Systempartnerschaften, Konzepte zur<br />

Finanzierung von Innovationen, Medizinangebote für den „diagonalen<br />

<strong>Patienten</strong>“, Filialisierung von Gesundheitsdienstleistungen, Expansion<br />

des 2. Gesundheitsmarktes, Geschäftsfeld Prävention und Rehabilita-<br />

tion, Überleben durch Personalgewinnung und -sicherung, Konzentra-<br />

tion und Diversifizierung auf dem Krankenversicherungsmarkt<br />

Information und Anmeldung:<br />

Agentur WOK GmbH, Palisadenstraße 48, 10243 Berlin<br />

Tel.: 030 498550-31 und -32, Fax: 030 498550-30<br />

info@gesundheitswirtschaftskongress.de, www.gesundheitswirtschaftskongress.de<br />

1. 8.– . 9. 2011, Hamburg<br />

XVI. World Congress of the International Federation for<br />

the Surgery of Obesity and Metabolic Disorders<br />

Themen u. a.: Integrated Health, anesthesiological aspects of obesity sur-<br />

gery, bariatric surgery, domplications and their management, diabetes,<br />

education and training, endoluminal techniques, hands-on-courses, in-<br />

tensive care aspects of obesity surgery, live surgery from University Hos-<br />

pital Hamburg UKE, metabolic disorders, metabolic surgery, monogenetic<br />

defects and obesity surgery, N.O.T.E.S., nutritional defects – prevention and<br />

treatment, restoration of restriction, teaching and novelties, postopera-<br />

tive care, psychological aspects of obesity and obesity surgery, Single Port<br />

Incision Laparoscopic Surgery (SILS), surgery for obesity in adolescents<br />

Information und Anmeldung:<br />

Interplan Congress Meeting & Event Management AG<br />

Landsberger Straße 155, 80687 München, Tel. 089 548234-0, Fax: 089 548234-44<br />

info@interplan.de, www.ifso2011.de<br />

September 2011<br />

10. 9. 2011, Markoberdorf<br />

8. Wundforum Markoberdorf (CME)<br />

Themen u. a.: Psychosomatische Aspekte in der Wundbehandlung,<br />

online-gestützte Fortbildung, Vakuumtherapie in der Allgemein- und<br />

Viszeralchirurgie, Strategien in der Wundbehandlung, diabetisch-angio-<br />

pathischer Fuß, Vaskulitis als Wundursache, Wundbehandlung im am-<br />

bulanten Umfeld, komplexe physikalische Entstauungstherapie in der<br />

Wundbehandlung, palliative Wundversorgung, Bedeutung klassischer<br />

Infektzeichen in der Wundbehandlung<br />

Information und Anmeldung:<br />

Wundzentrum Allgäu, Chirurgie, Dr. Michaela Knestele, Klinik Marktoberdorf<br />

Saliterstraße 96, 87616 Marktoberdorf, Tel.: 08342 78222, Fax: 08342 78484<br />

m-a-knestele@t-online.de, www.wundnetz-allgaeu.info<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

12.– 14. 9. 2011, Los Angeles (USA)<br />

International Congress of Endoscopy<br />

Termine<br />

A celebration of medical flexible endoscopy and surgical laparosco-<br />

pic endoscopy including diagnosis and therapy, NOTES and emerging<br />

surgical and endoscopic procedures<br />

Themen u. a.: Live therapeutic endoscopy and acvanced laparoscopy,<br />

surgical and medical learning center with hands-on-stations, demon-<br />

strations of robotic endoscopy, nurses/assistants program<br />

Information und Anmeldung:<br />

CPO Hanser Service GmbH, Paulsborner Straße 44, 14193 Berlin<br />

Tel.: 030 300669-0, Fax: 030 305739-1, ice2011@cpo-hanser.de, www.ice2011.org<br />

1 .– 14. 9. 2011, München<br />

10. Europäischer Gesundheitskongress München<br />

Aufbruch in der Gesundheitswirtschaft: Konsequent pro Patient<br />

Themen u. a.: Gesundheitspolitik (Versorgungsforschung, <strong>Patienten</strong>rechte-<br />

gesetz), Krankenversicherungen (GKV-Versorgungsgesetz, Bedarfspla-<br />

nung, Morbi-RSA, Wettbewerb, Berufsunfall), Rehabilitation (Stress und<br />

Erschöpfungssyndrome, Reha und IT, Schnittstellen, <strong>Patienten</strong>coaching),<br />

Krankenhäuser (internationaler Vergleich, Personalentlastung durch<br />

intelligente Prozessgestaltung, Innovationsfinanzierung, Kooperation,<br />

Chefarztauswahl, Managementstrategien, Ärztemangel, Pflegemangel)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Interplan Congress Meeting & Event Management AG, Vanessa Lakatos<br />

Landsberger Straße 155, 80687 München, Tel. 089 548234-0, Fax: 089 548234-44<br />

info@gesundheitskongress.de, www.gesundheitskongress.de<br />

14.– 1 . 9. 2011, Leipzig<br />

66. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für<br />

Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten<br />

mit Sektion Endoskopie und 5. Herbsttagung der Deutschen Gesell-<br />

schaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie gemeinsam mit den Arbeits-<br />

gemeinschaften der DGAV<br />

Chirurgische Highlights: Videositzungen zu operativen Techniken, Tipps<br />

und Tricks in der Viszeralchirurgie, Priorisierung in der Viszeralmedizin –<br />

Was darf die Medizin kosten? Podiumsdiskussion: Chirurgische Fort- und<br />

Weiterbildung in der Sackgasse? Postgraduiertenkurse (Anastomosentechniken<br />

in der Viszeralchirurgie und Hernienchirurgie), Genderforum –<br />

Geschlechtsspezifische Unterschiede in Diagnostik, Therapie und Outcome<br />

viszeralmedizinischer Erkrankungen, Nachwuchsforum<br />

Information und Anmeldung:<br />

Interplan Congress Meeting & Event Management AG<br />

Landsberger Straße 155, 80687 München, Tel.: 089 54823462, Fax: 089 54823443<br />

viszeralmedizin@interplan.de, http://viszeralmedizin.com<br />

15.– 16. 9. 2011, Lübeck<br />

5. Lübecker Arthroskopiekurs<br />

Arthroskopie am Oberen und Unteren Sprunggelenk<br />

Themen: Arthroskopische Techniken am oberen und unteren<br />

Sprunggelenk und Fuß, Anatomie des OSG und Zugangswege, Technik


Termine<br />

der Arthroskopie am dorsalen Oberen Sprunggelenk (OSG) und Cal-<br />

caneus, autologe matrixinduzierte Chondrogenese (AMIC) am Talus,<br />

Arthroskopie bei OSG-Arthrose<br />

Information und Anmeldung:<br />

Gesellschaft für Fußchirurgie e. V., Robert Caceffo<br />

Gewerbegebiet 18, 82399 Raisting, Tel.: 08807 949244, Fax: 08807 949245<br />

info@gffc.de, www.gffc.de<br />

16.– 1 . 9. 2011, Lübeck<br />

18. Lübecker Seminar für praktische Fußchirurgie<br />

Arthroskopie am Oberen und Unteren Sprunggelenk<br />

Thema: Präparationskurs Rückfuß<br />

Information und Anmeldung:<br />

Gesellschaft für Fußchirurgie e. V., Robert Caceffo<br />

Gewerbegebiet 18, 82399 Raisting, Tel.: 08807 949244, Fax: 08807 949245<br />

info@gffc.de, www.gffc.de<br />

20.– 24. 9. 2011, Düsseldorf-Kaiserswerth<br />

20. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft<br />

für Thoraxchirurgie (DGT)<br />

Themen u. a.: Chirurgisches Forum, Komplikationsmanagement, mini-<br />

mal invasive und evidenzbasierte Thoraxchirurgie, Thoraxtraumen,<br />

entzündliche Thoraxerkrankungen, Lungentransplantation, Thorax-<br />

chirurgie im Kindesalter, Postersitzungen, FIT – Frauen in der Thorax-<br />

chirurgie, ist das männliche Geschlecht <strong>nach</strong>teilig für die Diagnose<br />

Lungen-Karzinom?, Workshops (Lungenfunktion, Antibiotikatherapie,<br />

Chemotherapie, Schmerztherapie), Pflegefachtagung<br />

Information und Anmeldung:<br />

MCN Medizinische Congressorganisation Nürnberg AG<br />

Neuwieder Straße 9, 90411 Nürnberg<br />

Tel.: 0911 39316-40, Fax: 0911 39316-66<br />

mcn@mcn-nuernberg.de, www.mcn-nuernberg.de<br />

21. 9. 2011, Frankfurt<br />

1. Frankfurter Wundkongress (CME)<br />

Fokus: Lebensqualität bei Menschen mit (chronischen) Wunden<br />

Themen: Aktuelles Wissen zur Wundbehandlung und –heilung, Doku-<br />

mentation, Zusammenarbeit der Berufsgruppen, Behandlung und Thera-<br />

pie, aktuelles Wissen zur Lebensqualität von Betroffenen<br />

Information und Anmeldung:<br />

Transfernetzwerk Bildung, Sternstraße 22, 39104 Magdeburg<br />

Tel.: 0151 412244 61, Fax: 03212 tnbinfo<br />

info@tnbildung.de, www.frankfurterwundkongress.de<br />

21.– 22. 9. 2011, Würzburg<br />

15. Würzburger Infektiologie- und<br />

Hygienekongress (CME)<br />

Themen u. a.: EHEC, HUS, allgemeine infektionspräventive Maßnah-<br />

men, Umgang mit organtransplantierten <strong>Patienten</strong>, ESBL-Bildner, SARI,<br />

HICARE (MRE-Netzwerk)<br />

Information und Anmeldung:<br />

BZH GmbH, Deutsches Beratungszentrum für Hygiene, Susanne Opitz<br />

Schnewlinstraße 10, 79098 Freiburg, Tel.: 0761 202678-0, Fax: 0761 202678-28<br />

opitz@bzh-freiburg.de, www.bzh-freiburg.de<br />

21.– 2 . 9. 2011, Gießen<br />

2 . Handchirurgischer AIOD-Operationskurs mit<br />

Arthroskopie-Workshop „Die traumatisierte Hand“<br />

Inhalte: Übungen an Leichenhänden (relevante Operationsverfah-<br />

ren einschließlich der Arthroskopie des Handgelenks), Vermittlung<br />

der klinikrelevanten theoretischen und praktischen Grundlagen hand-<br />

chirurgischer Operationstechniken<br />

Information und Anmeldung:<br />

Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie, Universitätsklinikum Gießen und Marburg<br />

GmbH, Dr. G. Szalay, Dr. B. Stigler, Rudolf-Buchheim-Straße 7, 35385 Gießen<br />

Tel.: 0641 98544-601, Fax: 0641 98544-609<br />

handkurs@chiru.med.uni-giessen.de<br />

www.ukgm.de/ugm_2/deu/ugi_uch/index.html<br />

22.– 24. 9. 2011, Dresden<br />

15. Chirurgische Forschungstage<br />

Themen u. a.: Angiogenese, Biomaterialien, Inflammation und Sepsis,<br />

Ischämie und Reperfusion, klinische Studien, molekulare Biologie,<br />

muskoskeletale Forschung, Onkologie, Pathophysiologie, Regeneration,<br />

Stammzellen, Tissue Engineering, Transplantation, Wundheilung<br />

Information und Anmeldung:<br />

GWT-TUD GmbH, Fachbereich Medizin, Romy Hoppenz<br />

Blasewitzer Straße 43, 01307 Dresden, Tel.: 0351 440059-74, Fax: 0351 440059-96<br />

romy.hoppenz@gwtonline.de, www.forschungstage2011.de<br />

24. 9. 2011, Hannover<br />

22. Koloproktologie-Seminar Hannover<br />

der Norddeutschen Arbeitsgemeinschaft für Koloproktologie<br />

Themen: Rektumkarzinom, proktologische Standards, der besondere Fall<br />

Information und Anmeldung:<br />

End- und Dickdarmzentrum Hannover, Dr. J. Meier zu Eissen<br />

Hildesheimer Straße 6, 30169 Hannover<br />

Tel.: 0511 646646-19, Fax: 0511 646 646-10, sekretariat@edh.de, www.edh.de<br />

Oktober 2011<br />

1. 10. 2011, Amberg<br />

1. Amberger Traumatag<br />

Polytrauma – wenn jede Sekunde zählt. Fachsymposium mit Vorträgen,<br />

Live-Demonstrationen, Diskussionen und Workshops. Für Notärzte,<br />

Feuerwehr und Rettungsdienstmitarbeiter<br />

Themen u. a.: <strong>Patienten</strong>orientierte technische Rettung (Einsatzstel-<br />

lenmanagement, Unfallforschung, einsatztaktische Grundlagen),<br />

präklinisches Traumamanagement (Einsatztaktik Christoph 80, Was<br />

4 CHiRURgENMagaziN


auchen Traumapatienten wirklich, Golden hour of trauma), klinische<br />

Versorgung (Schockraummanagement, Damage control surgery, kind-<br />

liches Polytrauma, Erstversorgung des schwere SHT)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Dres. Pöllath & Scherer, Chirurgische Praxisklinik und Hernienzentrum<br />

Obere Gartenstraße 13, 92237 Sulzbach-Rosenberg<br />

Tel.: 09661 8033-6, Fax: 09661 8033-7, scherer@surochir.de, www.surochir.de<br />

5.– 6. 10. 2011, Wendisch-Rieth<br />

Single Portal Chirurgie (CME)<br />

Ausführlicher wissenschaftlicher Überblick über den aktuellen Stand<br />

der Single Portal Chirurgie sowie ein ausgiebiges Hands-on-Training<br />

(Umgang mit den Instrumenten und Port-Systemen, Tipps und Tricks<br />

von erfahrenen Tutoren)<br />

Information und Anmeldung:<br />

Medizinisches Kompetenzzentrum „Medizin in Grünen“ c/o HCx Consulting GmbH<br />

Dr. Heiko Ziervogel, Ulmenstraße 12, 15864 Wendisch Rietz<br />

Tel.: 033679 429810, Fax: 033679 429809<br />

info@medizin-im-gruenen.de, www.medizin-im-grünen.de<br />

6.– 8. 10. 2011, Bonn<br />

52. Kongress der Deutschen Gesellschaft für<br />

Handchirurgie und 16. Jahrestagung der Deutschen<br />

Arbeitsgemeinschaft für Handtherapie e. V. (DAHTH)<br />

Hauptthemen: Beugesehnen, Resektionsarthroplastiken vs. Prothetik,<br />

CRPS, arthroskopische Operationen, freie Themen<br />

Information und Anmeldung:<br />

Intercongress GmbH, Düsseldorfer Straße 101, 40545 Düsseldorf<br />

Tel.: 0211 585897-90, Fax: 0211 585897-99<br />

dgh@intercongress.de, www.dgh-kongress.de<br />

6.– 8. 10. 2011, Neu-Ulm<br />

49. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für<br />

Plastische und Wiederherstellungschirurgie (DGPW)<br />

Themen u. a.: Wiederherstellungschirurgie im MKG-und HNO-Bereich,<br />

Möglichkeiten und Grenzen der Laserchirurgie, gemeinsame Sitzung<br />

mit dem BNC (Möglichkeiten und Grenzen ambulanter Operationen aus<br />

Sicht des niedergelassenen Chirurgen, Möglichkeiten und Grenzen am-<br />

bulanter Operationen des Bewegungs- und Stützapparates aus Sicht des<br />

Klinikers, Möglichkeiten und Grenzen ambulanter kinderchirurgischer<br />

Operationen, Fehler bei der Abrechnung ambulanter Operationen <strong>nach</strong><br />

§ 115b), Wiederherstellungschirurgie im Thorax- und Abdominalbereich,<br />

Folgen des Terrorismus – Versorgung <strong>nach</strong> Sprengstoffanschlägen, Ver-<br />

brennungen und Weichteilverletzungen, Wiederherstellungschirurgie<br />

im Bereich des Urogenitalsystems, Wehrmedizin, Rekonstruktion im<br />

Hand- und Extremitätenbereich<br />

Information und Anmeldung:<br />

Die Kongressmacher, Kristin Pestel<br />

Beethovenstraße 12, 04107 Leipzig, Tel.: 0341 12457-128, Fax: 0341 12457-129<br />

sekretariat@diekongressmacher.de, www.dgpw-kongress2011.de<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

12. 10. 2011, Regensburg<br />

Termine<br />

Fortbildungsveranstaltung der Abteilung für<br />

Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg<br />

Themen: Physiologie der Knochenbruchheilung – Welchen Einfluss hat<br />

unser Unterbewusstsein? Welche Möglichkeiten haben wir zum Auffül-<br />

len von Knochendefekten? Die moderne Knochenbank<br />

Information und Anmeldung:<br />

Universitätsklinikum Regensburg, Abteilung Unfallchirurgie<br />

Frau M. Lerchenberger, 93042 Regensburg<br />

Tel.: 0941 944-6763, Fax: 0941 944-6948<br />

office.uch@klinik.uni-r.de, www.uch.uni-r.de<br />

14.– 15. 10. 2011, Hildesheim<br />

11. Hildesheimer Nahtkurs (CME)<br />

Nahtkurs für gastrointestinale, laparoskopische, gefäßchirurgische,<br />

unfallchirurgische und plastische Chirurgie, Commun trunk<br />

Information und Anmeldung:<br />

Chirurgische Klinik I – Viszeral-,Gefäß-, Thoraxchirurgie<br />

Klinikum Hildesheim GmbH, Prof. Richter<br />

Weinberg 1, 31134 Hildesheim, Tel.: 05121 894348, Fax: 05121 894581<br />

chir1@klinikum-hildesheim.de, www.nahtkurs-hildesheim.de<br />

14.– 16. 10. 2011, Budapest (Ungarn)<br />

9. Ungarisch-Deutsches Seminar<br />

für praktische Fußchirurgie<br />

Präparationskurse: Osteotomien am Knochenmodell,<br />

Vor- und Rückfußchirurgie<br />

Information und Anmeldung:<br />

Gesellschaft für Fußchirurgie e. V., Robert Caceffo<br />

Gewerbegebiet 18, 82399 Raisting, Tel.: 08807 949244, Fax: 08807 949245<br />

info@gffc.de, www.gffc.de<br />

15. 10. 2011, Jena<br />

Gelenkchirurgie Jena 2011<br />

Indikationen in der Gelenkchirurgie<br />

Themen: Diagnostische Verfahren, etablierte Therapieverfahren des<br />

Knorpelschadens, innovative Knorpelersatzverfahren<br />

Information und Anmeldung:<br />

Conventus Congressmanagement & Marketing GmbH<br />

Dirk Eichelberger/Linda Winterot, Carl-Pulfrich-Straße 1, 07745 Jena<br />

Tel.: 03641 3116305, Fax: 03641 3116241<br />

dirk.eichelberger@conventus.de, www.gelenkchirurgie-tagung.de<br />

Tagesaktuelle<br />

Nachrichten aus Chirurgie<br />

und Gesundheitspolitik<br />

www.bncev.de<br />

5


Industrie<br />

Versicherungen<br />

Die <strong>Bei</strong>träge der Rubrik Industrie beruhen auf Informationen der angegebenen Firmen.<br />

Herausgeber und Redaktion sind nicht verantwortlich für die Inhalte.<br />

Schutz für Sie und Ihre Familie:<br />

Die beitragsfreie Unfallsversicherung<br />

Die meisten Unfälle passieren<br />

im Haushalt oder in der Freizeit.<br />

Hier kann die Unfallversiche-<br />

rung im Invaliditäts- oder Todes-<br />

fall finanzielle Hilfe bieten, wie<br />

die Firma Helmsauer & Kollegen<br />

berichtet.<br />

Der BNC bietet allen Mit-<br />

gliedern der regionalen ANC die<br />

Option, eine beitragsfreie Unfall-<br />

absicherung abzuschließen. Mitt-<br />

lerweile nutzen bereits über 450<br />

Ärzte die Möglichkeit dieser kos-<br />

tenlosen Vorsorge. Sollten Sie<br />

diese noch nicht beantragt haben,<br />

so senden Sie einfach ein Fax oder<br />

eine kurze Mail mit Angabe Ihres<br />

Geburtsdatums an die unten an-<br />

gegebenen Kontaktdaten, Stich-<br />

wort „beitragsfreie Unfallver-<br />

sicherung für BNC-Mitglieder“.<br />

Höhere Auszahlungssumme<br />

dank Progression von 500 %<br />

Es handelt sich hierbei um<br />

eine Grundabsicherung mit<br />

einer Versicherungssumme von<br />

18.000 Euro und einer Progres-<br />

sion von 500 Prozent. Diese Pro-<br />

gression regelt die Höhe der Aus-<br />

zahlung in Verbindung mit dem<br />

Invaliditätsgrad.<br />

So wird bei einer Grund-<br />

summe von 18.000 Euro und<br />

einer Progression von 500 Prozent<br />

bei Vollinvalidität eine Gesamt-<br />

entschädigung von 90.000 Euro<br />

fällig, also dem Fünffachen der<br />

Grundsumme.<br />

Um für den Fall der Fälle ge-<br />

rüstet zu sein, ist jedoch auch<br />

noch eine weitergehende pri-<br />

vate Vorsorge nötig. Allerdings<br />

ist eine genaue Überprüfung<br />

der Versicherungsbedingungen<br />

unabdingbar.<br />

Es gibt viele verschiedene<br />

Bedingungswerke und Tarife am<br />

Markt. Längst nicht alle Produkte<br />

sind auch empfehlenswert. Hier<br />

bedarf es einer genauen Analyse,<br />

um nicht im Schadensfall eine<br />

böse Überraschung zu erleiden.<br />

Spezielles Konzept für die<br />

Absicherung von Chirurgen<br />

<strong>Bei</strong> unserem Konzept, spe-<br />

ziell maßgeschneidert für Chi-<br />

rurgen, wurde zum <strong>Bei</strong>spiel ver-<br />

einbart, dass eine vollständige<br />

Funktionsunfähigkeit des Dau-<br />

mens und /oder des Zeigefingers<br />

einem Invaliditätsgrad von 100<br />

Prozent entspricht. Begibt sich<br />

der Arzt zur Rettung von Men-<br />

schenleben oder Sachen in Ge-<br />

fahr, gelten auch hierbei erlit-<br />

tene Gesundheitsschädigungen<br />

als unfreiwillig und somit<br />

versichert.<br />

Im Rahmen einer sogenann-<br />

ten „Immunklausel“ gilt auch die<br />

erstmalige Infizierung mit und<br />

ohne Unfall durch eine Vielzahl<br />

von Krankheitserregern (zum<br />

<strong>Bei</strong>spiel Borreliose, Frühsommer-<br />

meningitis, Zeckenenzephalitis,<br />

Gelbfieber, Masern, Scharlach,<br />

Typhus und Windpocken) als ein<br />

plötzlich von außen auf den Kör-<br />

per wirkendes Ereignis und somit<br />

als Unfall.<br />

Kosmetische Operationen<br />

und Bergungskosten sind jeweils<br />

bis 10.000 Euro beitragsfrei mit-<br />

versichert. Äußerst attraktive<br />

<strong>Bei</strong>tragssätze runden dieses An-<br />

gebot ab.<br />

Krankenhaustagegeld mit<br />

oder ohne Genesungsgeld<br />

Zusätzlich besteht die Mög-<br />

lichkeit der Versicherung von<br />

verschiedenen Tagegeldern wie<br />

Krankenhaustagegeld mit oder<br />

ohne Genesungsgeld. Sie erhal-<br />

ten pro Tag, den Sie <strong>nach</strong> einem<br />

Unfall im Krankenhaus verbrin-<br />

gen, einen bestimmten, bei Ab-<br />

schluss festgelegten Betrag.<br />

Ein Vergleich der verschie-<br />

denen Produkte ist für den Laien<br />

oft schwer möglich. Fordern Sie<br />

deshalb für bestehende Versiche-<br />

rungsverträge einen Deckungs-<br />

und Prämienvergleich durch die<br />

Spezialisten des Kooperations-<br />

partners des BNC, der Helmsauer<br />

& Kollegen Assekuranzmakler AG,<br />

per Fax an oder beantragen Sie<br />

Bernd Helmsauer<br />

Vorstand der Helmsauer & Kollegen<br />

Assekuranzmakler AG<br />

Am Plärrer 5<br />

9044 Nürnberg<br />

Tel.: 0911 92 92-185<br />

Fax: 0911 92 92-224<br />

info@helmsauer-gruppe.de<br />

www.helmsauer-gruppe.de<br />

eine Erweiterung Ihrer beitrags-<br />

freien Grundabsicherung.<br />

Kontakt über die Hotline<br />

eigens für BNC-Mitglieder<br />

Bitte nehmen Sie Kontakt<br />

mit der Helmsauer & Kollegen<br />

Assekuranzmakler AG unter<br />

der speziell für ANC-Mitglieder<br />

reservierten Telefon-Hotline<br />

0911 9292-185 auf, auch wenn<br />

Sie Fragen zu anderen Versiche-<br />

rungsthemen haben. Alternativ<br />

dazu können Sie auch unter der<br />

Fax-Nummer 0911 9292-224 wei-<br />

tere Informationen anfordern.<br />

6 CHiRURgENMagaziN<br />

Foto: Helmsauer


Hygienefragen<br />

Darf eine Klinik Instrumente der be<strong>nach</strong>barten<br />

Bereitschaftspraxis aufbereiten ?<br />

Frage: In einer Bereitschafts-<br />

dienstpraxis, die sich als sepa-<br />

rates Gebäude auf dem Klinik-<br />

gelände zirka 50 Meter vom<br />

Klinikgebäude entfernt befindet,<br />

fällt im Rahmen von kleineren<br />

Eingriffen wie Wundversor-<br />

gungen chirurgisches Instru-<br />

mentarium an, das aufbereitet<br />

und sterilisiert werden muss.<br />

Dies könnte problemlos in der<br />

Sterilisationsabteilung der Klinik<br />

gemacht werden. Der Geschäfts-<br />

führer weigert sich jedoch unter<br />

Verweis auf das Medizinprodukte-<br />

gesetz (MPG), das Instrumenta-<br />

rium in seiner Klinik sterili-<br />

sieren zu lassen, zumal dieses<br />

dafür außer Haus gebracht wer-<br />

den müsste. Es sollte stattdes-<br />

sen Einmalbesteck verwendet<br />

werden. Ist diese Weigerung<br />

<strong>nach</strong>vollziehbar?<br />

Antwort: In der Empfehlung der<br />

Kommission für Krankenhaus-<br />

hygiene und Infektionsprä-<br />

vention (KRINKO) beim Robert<br />

Koch-Institut (RKI) und des<br />

Bundesinstitutes für Arzneimit-<br />

tel und Medizinprodukte (BfArM)<br />

zu den „Anforderungen an die<br />

Hygiene bei der Aufbereitung<br />

von Medizinprodukten“ heißt<br />

es: „<strong>Bei</strong> der Aufbereitung durch<br />

Dritte wird empfohlen, die Rech-<br />

te und Pflichten des Betreibers<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

und des Auftragnehmers, und<br />

die Modalitäten der Übergabe<br />

und Rückgabe der Medizinpro-<br />

dukte schriftlich in einem Ver-<br />

trag zu fixieren. Das auftragneh-<br />

mende Unternehmen soll ein<br />

Qualitätsmanagementsystem,<br />

das die Erfüllung der hier ge-<br />

nannten Anforderungen sicher-<br />

stellt, <strong>nach</strong>weisen.“<br />

Dem<strong>nach</strong> gibt es kein Verbot<br />

für die Aufbereitung Ihrer Instru-<br />

mente durch Dritte (sprich: eine<br />

Klinik). Die Aufbereitung der Ins-<br />

trumente in der Zentralen Steril-<br />

gutversorgungsabteilung (ZSVA)<br />

der beauftragten Klinik muss<br />

aber <strong>nach</strong> den Vorgaben der Me-<br />

dizinprodukte-Betreiberverord-<br />

nung (MPBetreibV) erfolgen. Nach<br />

§ 3 Nr. 11 Medizinproduktegesetz<br />

(MPG) erfolgt keine Abgabe von<br />

Medizinprodukten, wenn diese<br />

(im Eigentum des Praxisinhabers<br />

stehenden) Medizinprodukte<br />

durch einen anderen (sprich: das<br />

Krankenhaus) aufbereitet und an<br />

den Besitzer (sprich: den Praxis-<br />

inhaber) zurückgegeben wer-<br />

den. Wichtig ist zudem, dass die<br />

Menge der Instrumente und die<br />

» Sterilisation, Aufbereitung und Rückgabe von<br />

Medizinprodukten an den Eigentümer gelten<br />

nicht als Abgabe von Medizinprodukten <strong>nach</strong><br />

dem Medizinproduktegesetz (MPG). «<br />

Logistik sicherstellen, dass es<br />

nicht zu Engpässen in der Praxis<br />

kommen kann.<br />

Haben auch Sie Fragen zur Praxishygiene?<br />

Sollen auch Medizinprodukte<br />

mit besonders hohen Anforde-<br />

rungen an die Aufbereitung („kri-<br />

tisch“, Kategorie C) aufbereitet<br />

werden, so muss entsprechend<br />

der oben genannten Empfehlung<br />

der KRINKO und des BfArM „das<br />

Qualitätsmanagementsystem für<br />

Schreiben Sie an die BNC-Geschäftsstelle (Fax: 040 60 32 91 18, E-Mail:<br />

info@bncev.de) oder an die Redaktion des Chirurgen Magazins (Fax:<br />

040 32 59 61 12, E-Mail: antje.thiel@bncev.de), Ihre Anfrage wird dann<br />

anonymisiert weitergeleitet und gegebenenfalls an dieser Stelle mit der<br />

Antwort von Dr. Tabori veröffentlicht.<br />

Dr. Ernst Tabori<br />

Leitender Arzt am Beratungszentrum<br />

für Hygiene (BZH) des<br />

Universitätsklinikums Freiburg<br />

Er berät unsere Leser in allen<br />

Fragen der Praxishygiene und<br />

Infektionsprophylaxe.<br />

die Aufbereitung (…) von der zuständigen<br />

Behörde (Zentralstelle<br />

der Länder für Gesundheitsschutz<br />

bei Arzneimitteln und<br />

Medizinprodukten, Zentralstelle<br />

der Länder für Sicherheitstechnik)<br />

akkreditierte Stelle (Benannte<br />

Stelle gemäß §20 (1) MPG) <strong>nach</strong><br />

DIN EN 13485 bzw. DIN EN 13488<br />

zertifiziert sein (Kat. IB; QM).“<br />

Literatur:<br />

Medizin<br />

1. KRINKO: Anforderungen an die Hygiene<br />

bei der Aufbereitung von Medizinprodukten,<br />

2001. Bundesgesundheitsbl Gesundheitsforsch<br />

Gesundheitsschutz 2001 44:1115–1126<br />

(als pdf verfügbar unter www.rki.de)<br />

2. Medizinproduktegesetz (MPG)<br />

3. Medizinprodukte-Betreiberverordnung<br />

(MPBetreibV)<br />

Foto: Tabori


Die Veranstaltung begann mit<br />

meinem Vortrag über die konser-<br />

vative Behandlung des Hämor-<br />

rhoidalleidens. 95 Prozent der<br />

symptomatischen Hämorrhoi-<br />

den lassen sich konservativ be-<br />

handeln. Zu den Möglichkeiten<br />

der konservativen Behandlung<br />

zählen die Basistherapie, die<br />

medikamentöse Lokaltherapie<br />

mit Zäpfchen, Salben und Anal-<br />

tampons sowie die interventio-<br />

nelle Therapie mittels Sklero-<br />

sierung, Gummiringligatur und<br />

Infrarotkoagulation.<br />

Die Basistherapie beruht auf<br />

einer ausführlichen Information<br />

des <strong>Patienten</strong> zur guten Stuhl-<br />

regulation. Wünschenswert ist<br />

ein geformter Stuhlgang mit aus-<br />

reichendem Volumen. Außerdem<br />

sollte der Patient starkes Pressen<br />

und lange Sitzungen auf der Toi-<br />

lette vermeiden.<br />

Medizin<br />

Kongressbericht<br />

„Aktuelle Proktologie 2011“ mit praxisnahem<br />

interdisziplinärem Programm<br />

Am 14. Mai 2011 fand das 5. Symposium „Aktuelle Proktologie“ des Proktologischen<br />

Zentrums Berlin statt. 20 Teilnehmer besuchten im Kaiserin-Friedrich-Haus im<br />

Gelände der Charité die Vorträge über Hämorrhoiden, Proktologie im Kindesalter,<br />

Blickdiagnosen am Anus sowie weitere Themen der proktologischen Praxis.<br />

Von Dr. Horst Loch und Dr. Fedor Ernst<br />

<strong>Bei</strong> der Analhygiene sollte<br />

mit weichem Papier vorgereinigt<br />

und mit klarem Wasser <strong>nach</strong>ge-<br />

spült werden – keine Seife, kein<br />

feuchtes Toilettenpapier, keine<br />

Intimlotion. Die medikamentöse<br />

Lokaltherapie hat ihren Stellen-<br />

wert als symptomatische Thera-<br />

pie vor allem bei Hautreizungen<br />

und als adjuvante Therapie. Sie<br />

ist keine kausale Therapie.<br />

Sklerosierung kann problem-<br />

los wiederholt werden<br />

In Deutschland hat sich die<br />

intrahämorrhoidale Sklerosie-<br />

rung <strong>nach</strong> Blond (siehe Abb. 2)<br />

durchgesetzt. Hauptindikation<br />

sind Hämorrhoiden ersten<br />

Grades. Die primäre Erfolgsquote<br />

bei dieser komplikationsarmen<br />

Technik liegt bei 80 Prozent, die<br />

Rezidivquote bei 70 Prozent <strong>nach</strong><br />

drei Jahren. Die Behandlung kann<br />

problemlos wiederholt werden.<br />

Die Gummiringligatur (siehe<br />

Abb. 3) eignet sich vor allem für<br />

Hämorrhoiden zweiten Grades.<br />

Die primäre Erfolgsquote liegt bei<br />

90 Prozent, die Rezidivquote bei<br />

25 Prozent <strong>nach</strong> vier Jahren. <strong>Bei</strong><br />

korrekter Technik ist sie ebenfalls<br />

komplikationsarm.<br />

Die Infrarotkoagulation hat<br />

nicht mehr den Stellenwert wie<br />

noch vor Jahren. Sie ist aber eine<br />

gute Möglichkeit zur Blutstillung<br />

bei aktuell blutenden Hämorrhoi-<br />

den ersten Grades und – wegen<br />

der geringen Komplikationen<br />

– zur Hämorrhoidenbehandlung<br />

in der Schwangerschaft.<br />

Polypen sind bei Kindern<br />

häufigste Blutungsursache<br />

Da<strong>nach</strong> sprach Privatdozent<br />

Dr. Dieter Bussen (Mannheim)<br />

über Proktologie im Kindesalter.<br />

Hauptsymptome sind Hautaffek-<br />

tionen, Blutungen, Obstipation,<br />

Inkontinenz, Prolaps und Fisteln.<br />

Blutungen treten auf bei Rha-<br />

gaden, Fissuren und juvenilen<br />

Polypen – bei Kindern die häu-<br />

figste Blutungsursache. Polypen<br />

treten zu 70 Prozent im Anorek-<br />

tum, zu 25 Prozent im Sigma auf<br />

und werden koloskopisch abge-<br />

tragen. Die Nachsorge ist wichtig.<br />

Obstipation im Kindesalter<br />

ist zu 95 Prozent funktionell be-<br />

dingt und spricht gut an auf eine<br />

konservative Therapie in Form<br />

einer vollständigen Entleerung<br />

des Rektums. Empfohlen werden<br />

ballaststoffreiche Nahrung und<br />

eine hohe Trinkmenge, bei Bedarf<br />

auch Verhaltenstherapie.<br />

<strong>Bei</strong> der reinen Obstipation<br />

ist die Gabe von Macrogol (etwa<br />

Movicol junior ® ) angezeigt, bei<br />

Obstipation und Enkopresis<br />

Makrogol und eine intermit-<br />

tierende Entleerungsinduktion<br />

durch CO 2 bildende Zäpfchen,<br />

etwa Lecicarbon junior ® , für min-<br />

destens sechs Monate. Folge-<br />

krankheiten der Obstipation kön-<br />

nen Rhagaden und Fissuren sein.<br />

Ein Rektumprolaps, dem<br />

meist eine langdauernde Entlee-<br />

rungsstörung vorausgeht, sollte<br />

möglichst konservativ behandelt<br />

werden durch Therapie der Obsti-<br />

pation und Entleerungstraining.<br />

Für eine invasive Therapie kom-<br />

men die Sklerosierung, eine zir-<br />

kuläre Raffnaht oder eine Rekto-<br />

pexie in Frage.<br />

Analfisteln beruhen oft auf<br />

angeborenen Läsionen. Sie tre-<br />

8 CHiRURgENMagaziN


Abb. 1: Inspektion von Hämorrhoiden<br />

ten überwiegend im ersten Le-<br />

bensjahr auf, insbesondere bei<br />

Jungen. Ein Abszess wird eröff-<br />

net. <strong>Bei</strong> einer inkompletten Fis-<br />

tel muss ausreichend Abfluss ge-<br />

schaffen werden. In 90 Prozent<br />

der Fälle erfolgt dann eine Spon-<br />

tanheilung. Komplette Fisteln<br />

wiederum werden gespalten.<br />

Professor Karin Kraft (Ros-<br />

tock) sprach über „Naturheilver-<br />

fahren bei Darmerkrankungen“.<br />

Die chronische Obstipation und<br />

Hämorrhoiden im Frühstadium<br />

eignen sich gut für eine natur-<br />

heilkundliche Therapie. <strong>Bei</strong> Obsti-<br />

pation sind mehr Ballaststoffe in<br />

der Nahrung erforderlich, zudem<br />

sind Maßnahmen der physi-<br />

kalischen Therapie wie Hydro-<br />

therpie, Bewegungstherapie und<br />

Massage angezeigt.<br />

<strong>Bei</strong> Hämorrhoiden können<br />

kurze kalte absteigende Sitzbäder<br />

die Gefäße entstauen. Sie werden<br />

am besten mit Waschungen und<br />

Salben oder Zäpfchen kombi-<br />

niert, die gerbstoffhaltige Phyto-<br />

therapeutika enthalten (Eichen-<br />

rinde sowie Hamamelisblätter<br />

und -rinde). Flohsamenschalen<br />

werden als Stuhlregulator ver-<br />

wendet. Schwimmen in Bauch-<br />

lage und Beckenbodengymnastik<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

sollten in keinem Therapiekon-<br />

zept fehlen.<br />

Unterscheidung von akuten<br />

und chronischen Analfissuren<br />

Dr. Bernhard Strittmatter<br />

(Freiburg) erläuterte die Ent-<br />

scheidungsfindung zur konser-<br />

vativen oder operativen Therapie<br />

der Analfissur. <strong>Bei</strong> der Analfissur<br />

als einem der häufigsten Krank-<br />

heitsbilder in der Proktologie un-<br />

terscheidet man zwischen akuter<br />

und chronischer Fissur.<br />

Eine Analfissur ist ein längs-<br />

gerichtetes Ulcus im Analkanal.<br />

In etwa 90 Prozent der Fälle ist<br />

die posteriore Kommissur befal-<br />

len. Betroffen sind meist jüngere<br />

<strong>Patienten</strong> mit einem Altersgipfel<br />

in der 2. und 3. Dekade. Die Pa-<br />

tienten haben ausgeprägte anale<br />

Schmerzen während und <strong>nach</strong><br />

der Defäkation. Ein weiteres<br />

Symptom ist die hellrote per-<br />

anale Blutung.<br />

Die Ätiologie der Analfissur<br />

ist heute noch weitgehend un-<br />

geklärt. Eine reduzierte Perfusion<br />

in der posterioren Kommissur<br />

könnte eine Rolle spielen. Als<br />

pathogenetisch entscheidender<br />

Faktor wird ein kryptoglandu-<br />

lärer Infekt diskutiert. Obstipa-<br />

Foto: Loch<br />

tion oder auch Diarrhoe mit „ex-<br />

plosionsartiger“ Öffnung des<br />

Analkanales führen zu einer Ver-<br />

letzung des Anoderms. Durch<br />

den Cirulus vitiosus mit den<br />

Faktoren entzündliches Infiltrat,<br />

Schmerz, Sphinkterspasmus und<br />

gestörte Perfusion entsteht die<br />

Fissurkrankheit. Gelingt es initial<br />

nicht, die akute Fissur zur Abhei-<br />

lung zu bringen, entsteht in der<br />

Folge ein chronisches Ulkus mit<br />

Sekundärveränderungen.<br />

Die Unterscheidung der Anal-<br />

fissuren in die akute oder chro-<br />

nische Verlaufsform ist Grund-<br />

lage der Therapieentscheidung.<br />

Der Patient erhält Hinweise zu<br />

stuhlregulierenden Maßnahmen<br />

mit ballaststoffreicher Kost sowie<br />

eine ausreichender Flüssigkeits-<br />

aufnahme, um eine gute Stuhl-<br />

konsistenz mit täglicher Entlee-<br />

rung zu erreichen.<br />

Gute Wirkung topisch<br />

applizierter Muskelrelaxantien<br />

Die Einnahme von Laxan-<br />

tien ist kontraindiziert. Die Appli-<br />

kation von anästhesierenden<br />

Suppositorien mit Mullstreifen<br />

ist zur Schmerzlinderung er-<br />

forderlich. Eine signifikant bes-<br />

sernde Wirkung haben topisch<br />

aufgetragene Muskelrelaxantien.<br />

Das Prinzip der „chemischen<br />

Sphinkterotomie“ führt über eine<br />

reduzierte Muskelkontraktion<br />

zur Schmerzlinderung. Es wer-<br />

den Nitroglycerinderivate oder<br />

Kalziumantagonisten (Nifedipin<br />

oder Diltiazem) eingesetzt. Der<br />

drucksenkende Effekt verbessert<br />

die Perfusion und reduziert die<br />

Schmerzen signifikant.<br />

Die Injektion von Botulinum-<br />

Toxin („Botox“) in den M. sphincter<br />

ani führt über die Hemmung der<br />

Acetylcholinfreisetzung zu einer<br />

reversiblen Relaxation, die acht<br />

Dr. Horst Loch<br />

Medizin<br />

Chirurg, Proktologe<br />

Proktologisches Zentrum Berlin<br />

Fasanenstraße 60, 10 19 Berlin<br />

Tel.: 0 0 8848991<br />

Fax: 0 0 8854649<br />

horst@loch.com<br />

www.proktologie-berlin.de<br />

Dr. Fedor Ernst<br />

Chirurg, Proktologe<br />

Proktologisches Zentrum Berlin<br />

bis zwölf Wochen andauert und<br />

da<strong>nach</strong> den Tonus des Muskels<br />

im Analkanal senkt. Botox ist in<br />

Deutschland für die Therapie der<br />

Analfissur aber nicht zugelassen.<br />

Eine Indikation zur chirur-<br />

gischen Therapie liegt vor, wenn<br />

die Fissur nicht abheilt und/oder<br />

es zur Ausbildung von Sekundär-<br />

veränderungen kommt. Therapie<br />

der Wahl ist die Fissurektomie<br />

mit Entfernung der Sekundärver-<br />

änderungen (<strong>nach</strong> Gabriel). Der<br />

Muskel wird dabei nicht inzidiert.<br />

<strong>Bei</strong> <strong>nach</strong>gewiesener Fistel muss<br />

diese durchtrennt werden, da die<br />

Fissur sonst nicht abheilt.<br />

Die in den USA noch als<br />

Standardmethode angewandte<br />

laterale Sphinkterotomie mit<br />

Fotos: Websitefactory<br />

9


Medizin<br />

Abb. 2 – 3: Instrumentarium zur Sklerosierung (2) und Zangenligatur (3) von Hämorrhoiden<br />

2 3<br />

Teildurchtrennung des M. Sphink-<br />

ter ani internus hat in bis zu 30<br />

Prozent eine spätere Einschrän-<br />

kung der Kontinenz zur Folge.<br />

Deshalb wurde dieses Verfahren<br />

in Deutschland verlassen.<br />

Anale Fisteln und Fissuren als<br />

Folgen eines Morbus Crohn<br />

Der Vortrag von Dr. Fedor<br />

Ernst (Berlin) befasste sich mit<br />

dem anorektalen Morbus Crohn.<br />

Dieser ist ein komplexes Krank-<br />

heitsbild, das eine enge Zusam-<br />

menarbeit zwischen Gastro-<br />

enterologen und proktologisch<br />

versierten Chirurgen erfordert.<br />

Zirka 20 bis 40 Prozent aller<br />

Crohn-Erkrankten entwickeln im<br />

Krankheitsverlauf anale Fisteln<br />

und Abszesse.<br />

Diese sind neben Fissuren<br />

und einer Proktitis die häufigs-<br />

ten Folgen eines analen M. Crohn.<br />

Differenzialdiagnostisch muss<br />

besonders bei jungen Männern<br />

eine Chlamydienproktitis durch<br />

eine PCR-Analyse ausgeschlos-<br />

sen werden, da sich die endosko-<br />

pischen Befunde oft ähneln.<br />

Die Chirurgie der Crohn-Fistel<br />

steht zunächst unter dem Primat<br />

der antiinflammatorischen The-<br />

rapie mit Azathioprin und/oder<br />

Anti-TNF-Blockern. Begleitend<br />

werden häufig Metronidazol oder<br />

Ciprofloxazin eingesetzt. Ist diese<br />

Therpie erfolgreich, kann operativ<br />

vorgegangen werden. Handelt es<br />

sich um eine distale Fistel, lässt<br />

sie sich meist gefahrlos spalten.<br />

Komplexe Fisteln heilen mit<br />

Hilfe eines Mucosaflaps oder eines<br />

Fistelplugs in 30 bis 50 Prozent der<br />

Fälle. <strong>Bei</strong> fünf Prozent kommt es<br />

wegen erheblicher Fistelbildung<br />

und rezidivierenden, destruie-<br />

renden Abszessen zu einer Rek-<br />

tumexstirpation als ultima Ratio.<br />

Proktologische Probleme<br />

gehen oft mit Schmerz einher<br />

Dr. Gerd Kolbert (Hannover)<br />

sprach über den Stellenwert des<br />

Schmerzes in der Proktologie. Er<br />

ist <strong>nach</strong> der Blutung das häufigs-<br />

te Symptom, das den <strong>Patienten</strong><br />

in die Sprechstunde führt. Fast<br />

jedes proktologische Krankheits-<br />

bild kann mit dem Symptom<br />

Schmerz einhergehen. Daher ist<br />

eine differenzierte Diagnostik<br />

unumgänglich. Häufig kann eine<br />

entsprechende Therapieentschei-<br />

dung bereits <strong>nach</strong> Anamnese und<br />

Inspektion erfolgen.<br />

Schwierig sind <strong>Patienten</strong>,<br />

welche einer invasiven Diag-<br />

nostik (Palpation, Proktorekto-<br />

skopie, Endosonographie) nicht<br />

zustimmen. Hier sollte vor einer<br />

Narkoseuntersuchung eine peri-<br />

anale Sonographie erfolgen. Da-<br />

durch lassen sich tieferliegende<br />

Abszesse, aber auch karzinom-<br />

verdächtige Strukturen wegwei-<br />

send diagnostizieren. <strong>Bei</strong> unauf-<br />

fälligem Befund reicht zunächst<br />

eine engmaschige Kontrolle.<br />

<strong>Bei</strong> unspezifischen, tieferlie-<br />

genden Schmerzzuständen soll-<br />

te eine weiterführende Diagnos-<br />

tik mit Koloskopie, CT oder MRT<br />

erfolgen.<br />

Thema des Vortrages von<br />

Professor Anton J. Krösen (Köln)<br />

war das Rektumkarzinom, des-<br />

sen Therapie in den vergangenen<br />

Jahrzehnten kontinuierlich ver-<br />

bessert wurde. Noch 1980 in<br />

wurde 45 Prozent der Fälle eine<br />

Rektumexstirpation durchge-<br />

führt, 2011 lag die Rate nur noch<br />

bei elf Prozent.<br />

Höhere Überlebensraten<br />

bei Rektumkarzinom<br />

Insbesondere die radikalere,<br />

aber anatomiegerechtere opera-<br />

tive Technik, die totale Mesorek-<br />

tale Exzision (TME) <strong>nach</strong> Heald<br />

und die neoadjuvante Radio-<br />

chemotherapie bewirken den<br />

markanten Fortschritt. Die Fünf-<br />

jahres-Überlebensrate beträgt in-<br />

zwischen 87 Prozent. Hinzu kom-<br />

men lokale Verfahren bei kleinen<br />

gut differenzierten Tumoren.<br />

Voraussetzung dafür ist die ver-<br />

besserte Diagnostik durch Endo-<br />

sonografie und MRT.<br />

Laparoskopische Operatio-<br />

nen sind onkologisch gleichwer-<br />

tig, aber für den postoperativen<br />

Verlauf sehr vorteilhaft. Die extra-<br />

levatorische Rektumexstirpation<br />

scheint onkologisch deutlich bes-<br />

ere Ergebnisse zu erbringen, sie<br />

erfordert jedoch einen deutlich<br />

höheren operativen Aufwand mit<br />

40 CHiRURgENMagaziN<br />

Fotos: Loch


plastischer Deckung des Becken-<br />

bodens und kann noch nicht als<br />

etabliert bezeichnet werden.<br />

Professor Heiner Krammer<br />

(Mannheim) sprach über „Obsti-<br />

pation, Bewährtes und Neues“.<br />

Die chronische Obstipation ist<br />

ein Volksleiden und bedarf einer<br />

differenzierten Therapie. Hierzu<br />

muss man unterscheiden zwi-<br />

schen „einfacher chronischer<br />

Obstipation“, „Entleerungsstö-<br />

rung“ und „langsamer Transit-<br />

Obstipation“. Ein wichtiger Test<br />

hierfür ist die Colon-Transit-<br />

zeitmessung mit radiopaquen<br />

Markern (erhältlich bei Medical<br />

Instruments Corporation).<br />

Chronische Obstipation ist<br />

längst ein Volksleiden<br />

<strong>Bei</strong> der einfachen Obstipation<br />

reichen häufig Maßnahmen wie<br />

die ballaststoffreiche Ernährung<br />

und Bewegung. Reicht dies nicht<br />

aus, folgt die Stufentherapie <strong>nach</strong><br />

folgendem Schema:<br />

} Indische Flohsamenschalen<br />

(z. B. Mucofalk ® oder Fluxlon ® )<br />

} Osmotische Laxantien wie<br />

Makrogol (z. B. Movicol ® oder<br />

Laxofalk ®<br />

Abb. 4 – 5: Ausgedehnte Analkarzinome<br />

3 4<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

} stimulierende Laxantien (z. B.<br />

Bisacodyl ® oder Dulcolax ® oder<br />

Natriumpicosulfat (Laxoberal ® )<br />

} Reicht die Therapie mit Laxan-<br />

tien nicht aus, steht ein neues<br />

Enterokinetikum mit Prucaloprid<br />

(Resolor ® ) zur Verfügung.<br />

Lebhafte Mitarbeit bei<br />

„Blickdiagnosen am Anus“<br />

Professor Volker Wienert<br />

(Aachen) konnte mit seinem Vor-<br />

trag „Blickdiagnosen am Anus –<br />

hätten Sie es gewusst?“ – die Zu-<br />

hörer zu sehr lebhafter Mitarbeit<br />

anregen. Er zeigte zunächst die<br />

kindlichen Dermatitiden und ihre<br />

Therapie, da<strong>nach</strong> Befunde bei Er-<br />

wachsenen. Hier eine Auswahl:<br />

} An der Windeldermatitis leiden<br />

bis zu 35 Prozent aller Säuglinge.<br />

Ursache ist die Reizung der Haut<br />

durch Stuhl und Urin. Die The-<br />

rapie besteht im Weglassen der<br />

Windel, in einer sorgfältigen Rei-<br />

nigung der Haut mit lauwarmem<br />

Wasser oder Olivenöl, auf loka-<br />

le Kortikoide sollte verzichtet<br />

werden.<br />

} Virusinduzierte Dellwarzen<br />

sollten mit einem scharfen Löf-<br />

fel abgetragen werden. Die peri-<br />

anale Streptokokkendermatitis<br />

wird mit Penicillin therapiert.<br />

} Das perianale Basaliom beim<br />

Erwachsenen wird exzidiert.<br />

} Das pathognomonische Zei-<br />

chen der perianalen Psoriasis<br />

ist die zentrale Rhagade. Die Be-<br />

handlung erfolgt initial mit Korti-<br />

sonsalbe, dann mit Vitamin-D-<br />

Analoga-Salben. <strong>Bei</strong> der eher<br />

seltenen Candida-Mykose findet<br />

sich ein scharf begrenztes Areal<br />

mit randbetonter weißlicher<br />

Schuppung. Es wird lokal Nysta-<br />

tinpaste aufgetragen.<br />

} <strong>Bei</strong> der Acne inversa sieht man<br />

derbe, dolente subkutane Knoten,<br />

die in der Tiefe zu wulstartigen<br />

Gebilden oder Abszessen konflu-<br />

ieren. Die Therapie sollte chirur-<br />

gisch mit Exzision der befallenen<br />

Herde erfolgen.<br />

Unspezifische Symptome<br />

bei Analkarzinomen<br />

Dr. Roland Scherer (Berlin)<br />

bot einen Überblick über die ak-<br />

tuellen Standards bei der The-<br />

rapie des Analkarzinoms (siehe<br />

Abb. 4 und 5). Die Inzidenz dieses<br />

Tumors liegt bei 1 zu 100.000. Die<br />

Symptomatik ist zunächst unspe-<br />

Medizin<br />

zifisch: Die häufigsten Symptome<br />

sind Blutungen und Schmerz. In<br />

bis zu 84 Prozent der Fälle ge-<br />

lingt der Nachweis von humanen<br />

Papillomviren (HPV).<br />

Man unterscheidet das Anal-<br />

kanal- und das Analrandkar-<br />

zinom. Die TNM-Klassifikation<br />

richtet sich <strong>nach</strong> der Tumorgröße.<br />

Die Diagnose wird durch eine Bi-<br />

opsie gesichert. Die Therapie er-<br />

folgt beim T1-Analrandkarzinom<br />

durch eine lokale Exzision, an-<br />

sonsten durch eine kombinierte<br />

Radiochemotherapie. Persistiert<br />

der Tumor <strong>nach</strong> dieser Behand-<br />

lung oder kommt es zu einem<br />

Lokalrezidiv, ist eine abdomine<br />

perinale Rektumexstirpation an-<br />

gezeigt (Salvage Operation).<br />

Den abschließenden Festvor-<br />

trag mit dem Titel „Was erhält<br />

Menschen gesund?“ hielt Profes-<br />

sor Klaus Michael Meyer-Abich<br />

(Hamburg). Sein Fazit: Bevor Men-<br />

schen medizinisch krank werden,<br />

fehlt ihnen in der Regel etwas<br />

Nichtmedizinisches. Alle Krank-<br />

heiten sind da<strong>nach</strong> grundsätzlich<br />

psychosomatisch.<br />

http://aktuelle-proktologie.de<br />

Fotos: Scherer<br />

41


Medizin<br />

Ambulante Arthroskopie<br />

Thromboseprophylaxe bei Resektionen<br />

und Rekonstruktionen im Kniegelenk<br />

Die AWMF-Leitlinien bieten eine gute Orientierung zur Vermeidung von<br />

Thrombosen auch bei ambulanten Arthroskopien. Wichtig sind die Heparin-<br />

gabe bei längeren Eingriffen, der Verzicht auf Drainagen, eine umfassende<br />

Analgesie, Frühmobilisation und eine gute Compliance des <strong>Patienten</strong>.<br />

Von Dr. Christoph Keßler<br />

Als wir uns 1993 entschlossen,<br />

eine chirurgische Gemeinschaftspraxis<br />

mit OP-Einheit zu gründen,<br />

steckte die ambulante Chirurgie<br />

noch in Kinderschuhen.<br />

Es gab keine Standards bezüglich<br />

der Voruntersuchungen. Die<br />

postoperativen Behandlungsschemen<br />

mussten aus den vorhandenen<br />

der klinischen Chirurgie<br />

adaptiert werden.<br />

Zu dieser Zeit war es noch<br />

üblich, einen operierten <strong>Patienten</strong><br />

bis zur Entfernung der Fäden<br />

stationär zu behandeln. Durch<br />

Einführung neuer Narkose-<br />

Methoden (Propofol, Larynx-<br />

Maske) erhielt das ambulante<br />

Segment einen enormen Schub.<br />

Über 21.000 ambulante<br />

arthroskopische Eingriffe<br />

Um ambulant operieren zu<br />

können, musste das prä- und<br />

postoperative Management adap-<br />

tiert werden. Wir überblicken<br />

inzwischen über 21.000 ambu-<br />

lante arthroskopische Eingriffe,<br />

Ambulant durchgeführte Kreuzbandersatzplastik<br />

die von 1993 bis 2010 durchge-<br />

führt wurden. Aktuell werden<br />

bei uns von einem Operateur 20<br />

bis 30 Arthroskopien pro Woche<br />

ambulant durchgeführt (siehe<br />

Abb. 1).<br />

Überwiegend wurden resektive<br />

Arthroskopien (n = 15.905,<br />

dies entspricht einem Anteil<br />

von 74,4 Prozent) durchgeführt.<br />

Meniskusresektionen, Knorpel-<br />

glättungen und Bergung von<br />

freien Gelenkkörpern stehen hier<br />

im Vordergrund.<br />

Fragebögen erleichtern die<br />

ausführliche Anamnese<br />

<strong>Bei</strong> den rekonstruktiven Ar-<br />

throskopien in unserer Praxis<br />

(n = 5.483, dies entspricht einem<br />

Anteil von 25,6 Prozent) han-<br />

delte es sich in erster Linie um<br />

chirurgische Eingriffe am Kreuz-<br />

band, Meniskusrefixationen und<br />

Retinaculum-Rekonstruktionen.<br />

Um das Thrombose-Risiko<br />

eines ambulanten Eingriffs ab-<br />

schätzen und minimieren zu<br />

können, ist eine ausführliche<br />

Anamnese sinnvoll. Hier haben<br />

sich – gerade im Hinblick auf den<br />

zunehmenden Zeitmangel in<br />

der chirurgischen Praxis – Frage-<br />

bögen bewährt, die auch das An-<br />

ästhesie-Risiko abfragen.<br />

Bestehende Varikosis birgt<br />

nur geringes Thromboserisiko<br />

Auf die erbliche Disposition<br />

sei hier besonders hingewiesen,<br />

der Patient sollte daher ausdrück-<br />

lich <strong>nach</strong> thromboembolischen<br />

Ereignissen in seiner Familie<br />

gefragt werden. Einen nur ge-<br />

ringen Einfluss hat – entgegen<br />

der bei vielen <strong>Patienten</strong> vorherr-<br />

schenden Meinung – hingegen<br />

eine vorbestehende Varikosis<br />

(siehe Tabelle 1).<br />

Ist ein „längerer“ Eingriff (wir<br />

setzen als Grenze eine OP-Dauer<br />

42 CHiRURgENMagaziN<br />

Foto: Keßler


Bitte einsenden an den<br />

Berufsverband<br />

Niedergelassener Chirurgen (BNC)<br />

Geschäftsstelle<br />

Wulfsdorfer Weg<br />

22 59 Hamburg<br />

oder faxen an: 040 60 32 91 18<br />

Ja, ich will Mitglied des Berufsverbandes<br />

Niedergelassener Chirurgen Deutschland e.V.<br />

(BNC) werden.<br />

Dazu beantrage ich die Mitgliedschaft in der für<br />

mich zuständigen regionalen Arbeitsgemein-<br />

schaft Niedergelassener Chirurgen (ANC) und<br />

bitte Sie, dieses Schreiben an den jeweiligen<br />

Vorsitzenden weiterzuleiten.<br />

Titel | Name | Vorname<br />

Straße | PLZ | Ort<br />

Zuständiger KV-Bereich<br />

Geburtsdatum | Telefon privat<br />

Telefon- und Faxnummer Praxis<br />

E-Mail-Adresse | ggf. Homepage<br />

<strong>Bei</strong>trittscoupon<br />

Der Jahresbeitrag für den BNC beträgt 300 Euro.<br />

Hinzu kommt der individuell unterschiedliche<br />

Jahresbeitrag meiner ANC.<br />

Mit meiner Mitgliedschaft unterstütze ich die<br />

gesundheitspolitischen Aktivitäten des BNC für<br />

alle niedergelassenen Chirurgen in Deutsch-<br />

land und erhalte Zugang zum exklusiven<br />

BNC-Mitgliederservice.<br />

Ort | Datum | Unterschrift CM52 – 4.2011


Medizin<br />

von mehr als 30 Minuten an) ge-<br />

plant, so muss eine Antikoagu-<br />

lation mit Heparin durchgeführt<br />

werden. Da die Dauer des Ein-<br />

griffs aber nicht immer abschätz-<br />

bar ist, erhält bei uns jeder Pa tient<br />

mit Larynxmaskenanästhesie<br />

eine Stunde vor dem Eingriff nie-<br />

Tabelle 1: Dispositionelle Risikofaktoren<br />

gemäß AWMF-Leitlinien zur Thromboseprophylaxe von 2009<br />

Risikofaktor Relative Bedeutung<br />

} Frühere tiefe Venenthrombose (TVT) oder Lungenembolie (LE)<br />

hoch<br />

} Thrombophile Hämostasedefekte<br />

artspezifi sch gering bis hoch<br />

} Maligne Erkrankung**<br />

mittel bis hoch*<br />

} Höheres Lebensalter (> 60 Jahre, Risikozunahme mit steigendem Alter) mittel*<br />

} Venöse Thromboembolie (VTE) bei Verwandten ersten Grades<br />

mittel<br />

} Chronische Herzinsuffi zienz, Zustand <strong>nach</strong> Herzinfarkt**<br />

mittel*<br />

Übergewicht (Body Mass Index >30 kg/m2 } )<br />

mittel*<br />

} Akute Infektionen / entzündliche Erkrankungen mit Immobilisation*** mittel*<br />

} Therapie mit oder Blockade von Sexualhormonen<br />

substandzspezifi sch<br />

(zur Kontrazeption, in der Postmenopause, zur Tumorbehandlung)<br />

} Schwangerschaft und Postpartalperiode<br />

gering<br />

} Nephrotisches Syndrom<br />

gering<br />

} Stark ausgeprägte Varikosis<br />

gering<br />

gering bis hoch<br />

Für die mit * gekennzeichneten Assoziationen ließen sich stetige Risikowirkungsbeziehungen ermitteln. ** z. B. Antiphospholipidsyndrom,<br />

Antithrombin-, Protein-C oder -S Mangel, APC-Resistenz / Faktor-V-Leiden-Mutation, thrombo philer Prothrombinpolymorphismus, u. a.<br />

*** Diese dispositionellen Risikofaktoren können auch als expositionelle Risiko faktoren auftreten bzw. angesehen werden.<br />

Tabelle 2: Schmerzmanagement perioperativ bei ambulanten Eingriffen<br />

Antiphlogistikum präoperativ 1A Diclofenac<br />

Präemptive Analgesie<br />

Keine Drainage<br />

Lokalanästhesie postoperativ<br />

Kompression und Kühlung<br />

(im OP beginnend bis zirka 5. Tag postoperativ)<br />

Analgesie während der Aufwachphase<br />

Analgesie zu Hause<br />

dermolekulares Heparin (NMH).<br />

Orale Antikoagulantien wären<br />

wünschenswert. Sie sind derzeit<br />

aber nicht ausreichend steuerbar<br />

oder aus Kostengründen nur in<br />

Ausnahmefällen vertretbar.<br />

Arbeitet man nicht unter Blut-<br />

leere, wäre es sinnvoll, Heparin<br />

5mg Morphin-HCL, 10ml Ropivacain-HCL 7% (z. B. Naropin ® )<br />

intraartikulär vor Beginn des Eingriffs<br />

Sorgfältige Blutstillung, am Ende der OP Tamponade<br />

des Gelenkes mit Spüllösung<br />

5 mg Morphin-HCL, 0,15mg (1A) Clonidin (z. B. Catapresan ® ),<br />

10 ml Ropivacain-HCL (z. B. Naropin ® ) intraartikulär zusätz-<br />

lich zur Spüllösung-Tamponade am Ende der OP<br />

z. B. Cyro-Cuff-System (Fa. Aircast)<br />

Metamizol-Infusion (z. B. Novalgin ® ),<br />

Piritramid (Dipidolor ® )<br />

Metamizol-Tropfen, Diclofenac,<br />

ggf. Oxycodon-Tabletten (Oxygesic ® )<br />

Frühfunktionelle Mobilisation Krankengymnastik, Lymphdrainage<br />

am Abend vor der OP zu applizie-<br />

ren, da erst drei bis vier Stunden<br />

<strong>nach</strong> der Injektion das Wirkmaxi-<br />

mum erreicht wird. Dies lässt sich<br />

jedoch nur schwer organisieren.<br />

<strong>Bei</strong> einer Spinal anästhesie ver-<br />

bietet sich die Gabe von NMH vor<br />

der Narkose.<br />

Frühmobilisation kann<br />

Thrombosen verhindern<br />

Ein wichtiger Faktor zur<br />

Thrombosephrophylaxe ist die<br />

Frühmobilisation. <strong>Bei</strong> resektiven<br />

Eingriffen sind wir inzwischen<br />

dazu übergegangen, die Vollbe-<br />

lastung sofort zu erlauben (siehe<br />

Tabelle 3). Gehhilfen gibt es nur<br />

bei Gangunsicherheit. Wird eine<br />

Rekonstruktion durchgeführt, so<br />

muss die Mobilisation dem Ein-<br />

griff angepasst werden (siehe<br />

Tabelle 4). Hier führen wir eine<br />

Thromboseprophylaxe bis zum<br />

Erreichen der Teilbelastung von<br />

20 kg, mindestens jedoch für<br />

zehn bis 14 Tage durch.<br />

Voraussetzung für die Früh-<br />

mobilisation ist ein gutes peri-<br />

operatives Schmerzmanagement<br />

(siehe Tabelle 2). Wird das Gelenk<br />

vor OP-Beginn punktiert und auf-<br />

gefüllt, so kann man dies mit<br />

einer präemptiven Analgisierung<br />

kombinieren. Präoperativ kann<br />

bereits antiphlogistisch anbe-<br />

handelt werden. Selbstverständ-<br />

lich sollte der Operateur so atrau-<br />

matisch wie möglich operieren.<br />

Kurze OP-Zeiten unterstützen<br />

dies. Die postoperative Analgesie<br />

sollte noch im OP beginnen.<br />

Verzicht auf Drainage<br />

erleichtert Gelenktamponade<br />

Wir verzichten inzwischen<br />

bei allen Arthroskopien auf<br />

Drai nagen. Dies ermöglicht die<br />

Tamponade des Gelenkes mit<br />

Spülflüssigkeit, der Lokalanäs-<br />

thetika und Opiate hinzugefügt<br />

werden. Ebenso verzichten wir in-<br />

zwischen auf die Verordnung von<br />

Anti-Thrombose-Strümpfen. Am<br />

operierten <strong>Bei</strong>n erhält der Patient<br />

für einen Tag einen Kompressions-<br />

verband. Da<strong>nach</strong> wird er unter<br />

Schutz einer Bandage mobilisiert.<br />

44 CHiRURgENMagaziN


Eigene Ergebnisse<br />

Weil wir auf Drainagen ver-<br />

zichten, kann das Gelenk am<br />

Ende des Eingriffs mit Spüllösung<br />

(inkusive Analgetika) „tampo-<br />

niert“ werden. Die Zahl der post-<br />

operativen Hämatome reduziert<br />

sich hierdurch enorm. Die Spül-<br />

lösung ist dann in der Regel in<br />

zwei bis drei Tagen resorbiert.<br />

Dennoch kann es zu Häma-<br />

tomen kommen, die in die Pop-<br />

litea und die Wade absinken. In<br />

derartigen Fällen ist es hilfreich,<br />

wenn man über die Möglichkeit<br />

der Dopplersonographie (gege-<br />

benenfalls mit Farbe) verfügt, um<br />

zwischen Hämatom und Throm-<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

bose differenzieren zu können.<br />

Trotz Antikoagulation entspre-<br />

chend der AWMF-Leitlinien sind<br />

Thrombosen nicht auszuschlie-<br />

ßen. Reagiert man aber frühzeitig,<br />

lassen sich größere Folgeschäden<br />

meist vermeiden.<br />

Tabelle 3: Behandlungsschema Resektion<br />

} Niedermolekulares Heparin (NMH)<br />

eine Stunde vor der Operation (Larynxmaske)<br />

} Keine Drainagen<br />

} Intraoperative Analgesie<br />

} Sofort Vollbelastung<br />

} Diclofenac, Novamin<br />

} Kompressionsverband<br />

} Kühlung<br />

} NMH ab einer Belastung über 20 kg<br />

oder einer Flexion von > 90°<br />

} Frühzeitige Farb-Duplex-Kontrolle (bei Problemen)<br />

<strong>Bei</strong> 21.388 Eingriffen kam<br />

es bei einem unserer <strong>Patienten</strong><br />

sechs Wochen <strong>nach</strong> dem Eingriff<br />

zu einer letalen Embolie <strong>nach</strong><br />

Thrombose. Der Patient hatte<br />

für zehn Tage NMH erhalten<br />

und konnte ab dem zweiten Tag<br />

voll belasten. Vier Wochen <strong>nach</strong><br />

der OP wurde das operierte <strong>Bei</strong>n<br />

durch den Tritt einer Kuh verletzt.<br />

Dennoch muss davon ausgegan-<br />

gen werden, dass eine unerkann-<br />

Tabelle 4: Behandlungsschema LCA-Rekonstruktion<br />

} Niedermolekulares Heparin (NMH)<br />

eine Stunde vor der Operation (Larynxmaske)<br />

} Keine Drainagen<br />

} Intraoperative Analgesie<br />

} Kompessionsverband, Kühlung<br />

} Diclofenac, Novamin, orale Opiate (Oxycodon)<br />

} Belastung 20 kg bis 14. Tag postoperativ,<br />

volle Belastung ab dem 21. Tag postoperativ<br />

} Orthese, Motorbewegungsschiene (CPM)<br />

} NMH ab einer Belastung über 20 kg<br />

oder einer Flexion von > 90°<br />

} Frühzeitige Farb-Duplex-Kontrolle (bei Problemen)<br />

te postoperative Thrombose für<br />

die Embolie zumindest mit ver-<br />

antwortlich war.<br />

Wir sahen vier weitere<br />

Lungenembolien und fanden 21<br />

tiefe Venenthrombosen. Screen-<br />

ing-Verfahren wie den D-Dimer-<br />

Test haben wir wegen der großen<br />

Streuungsbreite <strong>nach</strong> operativen<br />

Eingriffen nicht durchgeführt.<br />

Zusammenfassung<br />

Mit den verfügbaren Leit-<br />

linien der AWMF (siehe www.<br />

awmf.org/leitlinien/detail/ll/003-<br />

001.html) stehen weitgehend<br />

klare Richtlinien für die periope-<br />

rative Thrombosephrophylaxe zur<br />

Verfügung. Nicht ganz geklärt ist<br />

hier allerdings, was unter einem<br />

„längeren Eingriff“ zu verstehen<br />

ist. Hausintern verabreichen wir<br />

Heparin für mindestens zehn bis<br />

14 Tage, wenn eine OP-Dauer von<br />

30 Minuten überschritten wurde.<br />

Die Mitarbeit der <strong>Patienten</strong> ist<br />

unerlässlich. Von der Compliance<br />

bezüglich Heparin-Applikation<br />

und Mobilisation hängt der Er-<br />

folg der Prophylaxe wesentlich ab.<br />

Somit liegt es am Operateur, hier<br />

für ausreichend Information und<br />

Motivation zu sorgen.<br />

Behandelt man entsprechend<br />

dieser Leitlinien, darf man von<br />

ausreichender Effektivität ausge-<br />

hen. Faktoren wie die Analgesie<br />

Medizin<br />

und Frühmobilisation steigern<br />

die Effektivität zusätzlich. Ange-<br />

nehmer Nebeneffekt: Dies führt<br />

beim <strong>Patienten</strong> zu einer deutlich<br />

höheren Akzeptanz der ambu-<br />

lanten Chirurgie<br />

Letztendlich darf der foren-<br />

sische Aspekt nicht vergessen<br />

werden. Nicht nur die Beachtung<br />

der Leitlinien, sondern auch die<br />

ausführliche Dokumentation der<br />

Prophylaxe ist unerlässlich.<br />

Wünschenswert wären Oral-<br />

Präparate, die die subkutane In-<br />

jektion ersetzen könnten. Bisher<br />

ist jedoch nicht zuletzt aus Kos-<br />

tengründen keine ernst zu neh-<br />

mende Alternative verfügbar.<br />

Tabelle 5: Komplikationen infolge von Thrombosen<br />

Eigene Ergebnisse: n = 21.388 arthroskopische Eingriffe<br />

an der unteren Extremität zwischen 1993 und 2010<br />

Komplikation anzahl<br />

Exitus 1<br />

(4 Wochen <strong>nach</strong> res. Arthroskopie, NMH für 10 Tage,<br />

Frühmobilisation, Anamnese leer)<br />

Dr. Christoph Keßler<br />

Chirurg, Unfallchirurg, FA für<br />

Orthopädie und Unfallchirurgie<br />

Ambulantes OP-Zentrum Ansbach<br />

Schwabedastraße 1, 91522 Ansbach<br />

Tel.: 0981 48840-0<br />

Fax: 0981 48840- 0<br />

ch.kessler@op-zentrum.de<br />

Lungenembolie 4 (0,01 %)<br />

Tiefe Venenthrombose 21 (0,09 %)<br />

Foto: Keßler<br />

45


Medizin<br />

Thromboseprophylaxe<br />

Perioperatives Vorgehen bei gerinnungs-<br />

oder plättchenhemmender Medikation<br />

Immer mehr <strong>Patienten</strong> benötigen eine gerinnungshemmende Medikation. Im<br />

Vorfeld einer Operation müssen Ärzte neben dispositionellen Risikofaktoren vor<br />

allem die kritischen Zeitfenster beachten, in denen das Absetzen oder Reduzieren<br />

dieser Medikamente mit einem sehr viel höheren Thromboserisiko verbunden ist.<br />

Von Sebastian Dübgen und Prof. Dr. Michael Spannagl<br />

Antiaggregation und Antikoagu-<br />

lation sind wichtige Werkzeuge<br />

in der Therapie und Prophylaxe<br />

vaskulärer Erkrankungen. Dabei<br />

sind nicht nur die Risikofaktoren<br />

für arterielle und venöse throm-<br />

botische Erkrankungen vielfältig,<br />

auch die Zahl der zugelassenen<br />

Medikamente steigt stetig.<br />

Vor operativen Eingriffen lässt<br />

sich deshalb nicht ohne Weiteres<br />

abschätzen, welche Relevanz das<br />

jeweilige Medikament für den<br />

<strong>Patienten</strong> hat und wie die Risiko-<br />

abwägung zwischen Blutungs-<br />

komplikationen und Thrombose<br />

durchzuführen ist.<br />

Medikamentöse Optionen der<br />

modernen Hämostaseologie<br />

Vitamin-K-Antagonisten und<br />

Acetylsalicylsäure (ASS) sind die<br />

klassischen Arzneimittel zur<br />

Hemmung von plasmatischer<br />

Gerinnung und Thrombozyten-<br />

aggregation. Für die Antikoagula-<br />

tion stehen neben den indirekt<br />

wirksamen Heparinoiden und<br />

Abb. 1: Medikamentöse Möglichkeiten und Haupteinsatzbereiche<br />

für Antikoagulation und Antiaggregation<br />

Antikoagulation<br />

Vene<br />

Fondaparinux UFH<br />

Danaparoid VKA NMH<br />

den von Hirudin abgeleiteten<br />

Substanzen nun auch die direkt<br />

wirksamen Substanzen Dabigat-<br />

ran und Rivaroxaban mit Ansatz<br />

am Thrombin oder aktivierten<br />

Faktor X zur Verfügung.<br />

In der Antiaggregation be-<br />

steht neben der Hemmung ein-<br />

zelner Aktivierungswege über<br />

die Cyklooxygenase (ASS) oder<br />

den ADP-Rezeptor (Ticlopidin,<br />

Clopidogrel, Prasugrel, Ticagre-<br />

lor) auch die Möglichkeit, die<br />

Endstrecke der Aggregation via<br />

GpIIb/IIIa-Rezeptor-Antagonisten<br />

Herz Arterie<br />

Dipyridamol Clopidogrel<br />

Prasugrel ASS Abciximab<br />

Argatroban Lepirudin Bivalirudin<br />

Dabigatran Rivaroxaban Apixaban<br />

Eptifibatid Tirofiban<br />

(Abciximab, Eptifibatid, Tirofiban)<br />

zu hemmen.<br />

Ticlopidin<br />

Ticagrelor<br />

Perioperative Antikoagulation<br />

und Antiaggregation<br />

Früher galt die Überbrückung<br />

einer Antikoagulation oder das<br />

vollständige Aussetzen einer<br />

Thrombozytenhemmung vor ope-<br />

rativen Eingriffen als unabdingbar.<br />

Heute empfiehlt man bei vielen<br />

Eingriffen das <strong>Bei</strong>behalten, allen-<br />

falls das Absenken einer prophy-<br />

laktisch dosierten Antikoagulation<br />

oder Antiaggregation.<br />

Die perioperative Situation<br />

des <strong>Patienten</strong> wird im Wesent-<br />

lichen von vier Freiheitsgraden<br />

beschrieben:<br />

} das dispositionelle<br />

Thromboserisiko,<br />

} das dispositionelle<br />

Blutungsrisiko,<br />

} das expositionelle Thrombose-<br />

risiko durch Stimulation der<br />

Gerinnung durch die OP und<br />

} das expositionelle Blutungs-<br />

46 CHiRURgENMagaziN<br />

Antiaggregation<br />

risiko.<br />

Die beiden letzten Faktoren<br />

bedingen sich aus der Art des<br />

Eingriffs und sind dem behan-<br />

delnden Chirurgen bestens ver-<br />

traut. Sie werden vor allem vom<br />

Ausmaß der Gewebetraumati-<br />

sierung, der Komplexität des<br />

OP-Situs, der Zugänglichkeit für<br />

blutstillende Maßnahmen und<br />

der Erfahrung des Operateurs für<br />

diesen Eingriff bestimmt.<br />

Für die Einschätzung der dis-<br />

positionellen, angeborenen und<br />

erworbenen Risikofaktoren des Pa-<br />

tienten ist der Operateur auf guten


Informationsfl uss von Seiten der<br />

internistischen Kollegen angewie-<br />

sen. Die wichtigsten zu beachten-<br />

den Faktoren zeigt Tabelle 1.<br />

Dispositionelles Blutungs-<br />

risiko des <strong>Patienten</strong><br />

Blutstillung ist ein komplexer<br />

Vorgang, bei dem neben den<br />

zellulären und plasmatischen<br />

Bestandteilen auch vaskuläre<br />

Faktoren eine große Rolle spie-<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

len. Daher kommen im Laufe des<br />

Lebens neben den klassischen<br />

hämorrhagischen Diathesen al-<br />

ters- und krankheitsbedingte<br />

Risikofaktoren für operative<br />

Blutungskomplikationen hinzu.<br />

Neben der medikamentösen Ge-<br />

rinnungshemmung sind so auch<br />

ein Alter über 65 Jahre, arteriel-<br />

le Gefäßerkrankung, Herz-, Le-<br />

ber- und Niereninsuffi zienz, Dia-<br />

betes mellitus, Bluthochdruck,<br />

Tabelle 1: Risikofaktoren für thrombotische Ereignisse<br />

1, 2<br />

Rezidiv einer tiefen Venenthrombose<br />

} Hohe Restthrombuslast<br />

} Maligne Grunderkrankung<br />

} Alter > 65 Jahre<br />

} Herzinsuffi zienz (NYHA III und IV) oder Zustand <strong>nach</strong> Herzinfarkt<br />

} Akute Infektion, systemisch entzündliche Erkrankung<br />

} Übergewicht (BMI > 30)<br />

} Angeborene oder erworbene thrombophile Hämostasedefekte<br />

} Schwangerschaft und Wochenbett<br />

} Einnahme von Sexualhormonen<br />

} Nephrotisches Syndrom<br />

} Persistent erhöhte D-Dimer-Spiegel<br />

} Männliches Geschlecht<br />

Schlaganfall bei Vorhoffl immern 3<br />

} Bereits stattgefundenes Ereignis (TIA, Schlaganfall)<br />

} Herzinsuffi zienz<br />

} Arterieller Hypertonus<br />

} Diabetes mellitus<br />

} Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)<br />

} Zustand <strong>nach</strong> Myokardinfarkt<br />

} Atherosklerotische Makroangiopathie<br />

} Alter > 65 Jahre<br />

} Weibliches Geschlecht<br />

4, 5<br />

Stentthrombose<br />

} Angioplastie vor weniger als 4 Wochen (BMS) bzw. 12 Monaten (DES)<br />

} Länge (> 18 mm) und Dicke (< 3 mm) des Stents<br />

} Multiples Stenting<br />

} Überlappende Stents<br />

} Suboptimale Stentresultate<br />

} Non- oder Low-Response auf antithrombozytäre Medikation<br />

} Diabetes mellitus<br />

} Niereninsuffi zienz<br />

} Herzinsuffi zienz<br />

}<br />

Alter > 65 Jahre<br />

Sebastian Dübgen<br />

Assistenzarzt Haemostaseologie am<br />

Klinikum der Universität München<br />

Ziemssenstraße 1, 80 6 München<br />

Tel.: 089 5160-2226<br />

Fax: 089 5160- 556<br />

Sebastian.Duebgen@<br />

med.uni-muenchen.de<br />

Rauchen, Hypercholesterinämie,<br />

Alkohol und Blutungskomplika-<br />

tionen in der Anamnese unab-<br />

hängige Prädiktoren für mögliche<br />

hämorrhagische Zwischenfälle. 6<br />

Die Abwägung von Blutungs-<br />

und Thromboseneigung wird da-<br />

durch erschwert, dass viele die-<br />

ser Risikofaktoren genauso für<br />

thrombotische Ereignisse prädis-<br />

ponieren. Mit Blick auf die Anam-<br />

nese sollte der Chirurg deshalb in<br />

einem gefährdeten <strong>Patienten</strong>kol-<br />

lektiv die Indikationsstellung zur<br />

Operation besonders sorgfältig<br />

treffen (siehe Tabelle 2).<br />

Im Gegensatz zum Vorhof-<br />

fl immern handelt es sich bei ve-<br />

nösen Thromboembolien (VTE)<br />

und Stent angioplastien mit und<br />

ohne Myo kardinfarkt um Akuter-<br />

eignisse, die für einen umschrie-<br />

benen Zeitraum eine intensive<br />

Antikoagulation oder Antiaggre-<br />

gation benötigen und da<strong>nach</strong> be-<br />

züglich des weiteren Prozedere<br />

evaluiert werden. Das Risiko für<br />

Rezidivthrombosen hängt also<br />

wesentlich vom zeitlichen Ab-<br />

stand zum Akut ereignis und zur<br />

Angioplastie ab.<br />

Foto: Dübgen<br />

Medizin<br />

Prof. Dr. Michael Spannagl<br />

Leiter der Hämostaseologie am<br />

Klinikum der Universität München<br />

Ziemssenstraße 1, 80 6 München<br />

Tel.: 089 5160-2226<br />

Fax: 089 5160- 556<br />

michael.spannagl@<br />

med.uni-muenchen.de<br />

<strong>Bei</strong> venösen Thrombosen<br />

gelten die ersten vier bis acht<br />

Wochen <strong>nach</strong> Thromboembolie<br />

als die kritische Zeitspanne. <strong>Bei</strong><br />

durch Risikosituationen ausgelös-<br />

ten Ereignissen ohne persistent<br />

bestehende thrombophile Dispo-<br />

sition wird eine Antikoagula tion<br />

<strong>nach</strong> drei bis zwölf Monaten be-<br />

endet. Bis dahin ist für Operatio-<br />

nen die Überbrückungstherapie<br />

mit niedermolekularem Heparin<br />

eine verbreitete und sichere Ver-<br />

fahrensweise. 7 Nach Ablauf des<br />

kritischen Zeitfensters führt man<br />

meist eine prophylaktische peri-<br />

operative Antikoagulation durch,<br />

da die postoperative Akutphase<br />

an sich wieder das Gerinnungs-<br />

system stimuliert und damit eine<br />

Risikosituation ist.<br />

Klar definiert ist das Zeit-<br />

fenster für die Thrombozyten-<br />

hemmung bei arteriellen Inter-<br />

ventionen. Die Gefahr einer<br />

Stentthrombose ist beim Bare<br />

Metal Stent (BMS) in den ers-<br />

ten vier Wochen und beim Drug<br />

Eluting Stent (DES) in den ers-<br />

ten zwölf Monaten am höchsten,<br />

bis die Reendothelialisierung der<br />

Foto: Spannagl<br />

4


Medizin<br />

Abb. 2: Schema für das periprozedurale Vorgehehen bei <strong>Patienten</strong> unter<br />

Antikoagulation oder Antiaggregation im Zusammenhang mit kritischen Zeitfenstern<br />

Wundfl äche vollzogen ist. 8 In die-<br />

ser Zeit bedürfen alle <strong>Patienten</strong><br />

einer dualen Plättchenhemmung<br />

mit ASS und Thienopyridinen.<br />

Eine Unterbrechung der Anti-<br />

aggregation in diesen Zeiträu-<br />

men vervielfacht das Risiko eines<br />

Stentverschlusses. 9 Operationen<br />

sollten daher in diesem Zeitraum<br />

möglichst unter <strong>Bei</strong>behaltung der<br />

Plättchenhemmung erfolgen oder<br />

verschoben werden.<br />

Tabelle 2: Risikofaktoren für Blutungsereignisse<br />

Blutungsrelevante Komorbidität<br />

} Knochenmark: Anämie, Polyzythämie<br />

} Nierenfunktionsstörung<br />

} Leberfunktionsstörung<br />

achten auf: Blutungsanamnese<br />

atherosklerotischer Gefäßstatus (kardiovaskuläre Risikofaktoren)<br />

} arterielle Hypertonie<br />

} Diabetes mellitus<br />

} Hypercholesterinämie<br />

} Rauchen<br />

Harte OP-indikation ? Keine OP ?<br />

achten auf: Schlaganfall, TIA, Myokardinfarkt, pAVK<br />

gerinnungswirksame Medikation<br />

} Gerinnungs- und Thrombozytenhemmung<br />

} Einstellungsbereich (INR)<br />

} Medikamenteninteraktionen (CYP-Induktoren / Inhibitoren)<br />

} Akkumulation (Nieren- / Leberinsuffi zienz)<br />

} Compliance<br />

ja<br />

intensität der antikoagulation<br />

in Kürze reduzierbar?<br />

nein<br />

Eingriffbedingtes<br />

Blutungsrisiko ?<br />

hoch<br />

Bridging<br />

} hochdosierte NSAR präoperativ<br />

} Phytotherapeutika<br />

nein<br />

achten auf: umfassende Medikamentenanamnese<br />

ja<br />

niedrig<br />

Verschiebung der OP ?<br />

antikoagulation/antiaggregation fortsetzen<br />

(eventuell Dosis reduzieren/kurz aussetzen)<br />

Erlaubt die Art eines dringend<br />

gebotenen Eingriffs dies nicht,<br />

sollte bei allen bis auf intrakra-<br />

nielle oder ähnliche Eingriffe zu-<br />

mindest die Medikation mit ASS<br />

beibehalten werden und Clopido-<br />

grel oder Prasugrel entsprechend<br />

ihrer Pharmakodynamik fünf bis<br />

sieben Tage pausiert werden. Die<br />

dann von den Megakaryo zyten<br />

im Knochenmark abgegebenen<br />

Plättchen sind bis auf die fortge-<br />

setzte Hemmung der Cyklooxy-<br />

genase durch ASS normal funk-<br />

tionstüchtig. Ohne gleichzeitige<br />

Thromboseprophylaxe mit He-<br />

parin wäre in diesem Zustand<br />

<strong>nach</strong> den aktuellen Leitlinien der<br />

Deutschen Gesellschaft für Anäs-<br />

thesiologie und Intensivmedizin<br />

(DGAI) 10 auch eine rückenmarks-<br />

nahe Anästhesie möglich.<br />

In Sonderfällen wie beispiels-<br />

weise Gefäßeingriffen im arteri-<br />

ellen Strombereich mit gleichzei-<br />

tig hoher Blutungsneigung und<br />

Thrombosegefahr kann auch<br />

eine Überbrückung mit kurz-<br />

wirksamen intravenösen GpIIb/<br />

IIIa-Antagonisten 11 durchgeführt<br />

z. B. symptomfreie Bauchwandhernie<br />

Kritische Zeitfenster:<br />

4 - 8 Wochen <strong>nach</strong> venöser Thrombose,<br />

4 Wochen <strong>nach</strong> BMS,<br />

12 Monate <strong>nach</strong> DES<br />

z.B. Zahnextraktion, dermatologische<br />

Exzisionen, Eingriffe am vorderen<br />

Augenabschnitt, endoskopische<br />

Eingriffe etc.<br />

werden. Hierzu liegen allerdings<br />

Erfahrungen nur in wenigen spe-<br />

zialisierten Zentren bei einer klei-<br />

nen Zahl an <strong>Patienten</strong> vor.<br />

Zusammenfassung<br />

<strong>Bei</strong> der stetig steigenden<br />

Zahl an <strong>Patienten</strong>, welche einer<br />

gerinnungshemmenden Medi-<br />

kation bedürfen, kommt dem<br />

interdisziplinären Informations-<br />

austausch besondere Bedeutung<br />

zu. Beachtung sollten neben dis-<br />

positionellen Risikofaktoren vor<br />

allem die kritischen Zeitfenster<br />

für thrombotische Komplikatio-<br />

nen fi nden, in denen ein Abset-<br />

zen der Antikoagulation oder<br />

Antiaggregation mit einem sehr<br />

viel höheren Thromboserisiko<br />

verbunden ist. Da<strong>nach</strong> ist unter<br />

Abwägung von dispositionellen<br />

und expositionellen Risikofak-<br />

toren für Blutung und Thrombose<br />

ein Auslassen, die Reduktion oder<br />

eine Überbrückung der medika-<br />

mentösen Prophylaxe möglich.<br />

Literatur bei den Verfassern oder bei<br />

der Redaktion erhältlich.<br />

48 CHiRURgENMagaziN


Handchirurgie<br />

Injektion statt Operation: Eine neue,<br />

nicht invasive Option bei M. Dupuytren<br />

Den Morbus Dupuytren einfach wegspritzen? Das gelingt auch mit der Injektion von<br />

Xiapex ® nicht. <strong>Bei</strong> korrekter Anwendung durch erfahrene und speziell geschulte<br />

Handchirurgen lässt sich eine Beugekontraktur aber bei vielen <strong>Patienten</strong> auf unter<br />

5 ° reduzieren. Ungeklärt ist allerdings die Honorierung bei der neuen Methode.<br />

Von Antje Thiel<br />

Schätzungsweise drei bis neun<br />

Millionen Menschen in Deutsch-<br />

land sind von Morbus Dupuytren<br />

betroffen. Bislang bedeutete die<br />

Diagnose in der Regel, dass der<br />

Patient sich früher oder spä-<br />

ter einer Operation unterziehen<br />

muss. Die Kollagenablage-<br />

rungen in den Aponeurosen der<br />

Handfläche und der Finger lie-<br />

ßen sich nur mit einer mehr oder<br />

minder invasiven Fasziotomie<br />

beseitigen.<br />

Seit Mai 2011 steht mit einer<br />

Kollagenase-Injektionslösung<br />

(Xiapex ®, , Firma Pfizer) eine kon-<br />

servative Therapieoption für die<br />

Dupuytren‘sche Kontraktur zur<br />

Verfügung. Am 28. Juni 2011 in<br />

München präsentierten erste<br />

Anwender sowie Experten des<br />

Unternehmens der Fachpresse<br />

die Methode.<br />

Kollagenase kann den<br />

verhärteten Strang auflösen<br />

Xiapex ist eine Kollagenase,<br />

die aus dem Bakterium Costri-<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

dium histolyticum gewonnen<br />

wird. Als Enzym kann die Sub-<br />

stanz Kollagen spalten und auf<br />

diese Weise den verhärteten<br />

Dupuytren-Strang auflösen.<br />

Die neue Injektionslösung<br />

wurde Ende Februar 2011 von der<br />

Europäischen Kommission zu-<br />

gelassen. Die Zulassung gilt für<br />

die Anwendung an <strong>Patienten</strong> mit<br />

tastbarem Dupuytren-Strang.<br />

<strong>Bei</strong> der Methode wird die<br />

Kollagenase lokal direkt in den<br />

Strang injiziert (siehe Abb. 1), die<br />

Anwendung ist auch ambulant<br />

möglich. Das Injektionsvolumen<br />

variiert je <strong>nach</strong> Art des behandel-<br />

Abb. 1: Lokale Injektion<br />

mikrobieller Collagenase direkt<br />

in den Dupuytren-Strang<br />

ten Gelenks, bei Bedarf kann die<br />

Behandlung im Abstand von je-<br />

weils einem Monat bis zu zwei-<br />

mal wiederholt werden.<br />

Mechanische Streckung<br />

24 Stunden <strong>nach</strong> der Injektion<br />

Einen Tag <strong>nach</strong> der Injektion<br />

kommt der Patient erneut in die<br />

Praxis, damit der Arzt – idealer-<br />

weise unter Lokalanästhesie –<br />

eine Fingerstreckung durchfüh-<br />

ren und den Strang mechanisch<br />

lösen kann.<br />

Foto: Pfizer<br />

Medizin<br />

„Dabei gibt es ein charakteris-<br />

tisches schnappendes Geräusch,<br />

und der Patient spürt in der Regel<br />

sofort eine deutliche Erleiche-<br />

rung“, berichtete Professor Max<br />

Haerle, Plastischer und Hand-<br />

chirurg aus Markgröningen und<br />

einer der ersten deutschen An-<br />

wender von Xiapex.<br />

Zielparameter war ein<br />

Beugungsgrad von unter 5 °<br />

Für die europäische Zulas-<br />

sung wurden zwei randomisierte<br />

und placebokontrollierte Doppel-<br />

blindstudien berücksichtigt. In<br />

beiden Studien wurde untersucht,<br />

bei wievielen <strong>Patienten</strong> sich der<br />

Beugungsgrad des am stärks-<br />

ten betroffenen Gelenks mit der<br />

Kollagenase-Injektion auf maxi-<br />

mal 5 ° verringern lässt.<br />

In der ersten Studie („Colla-<br />

genase Option for the Reduction<br />

of Dupuytren’s“, CORD I 1 ) gelang<br />

dies bei 64 Prozent der insge-<br />

samt 308 <strong>Patienten</strong> (203 in der<br />

Studien- und 103 in der Placebo-<br />

gruppe). In der CORD-II-Studie 2<br />

49


Medizin<br />

Abb. 2 – 3: Platzierung der Injektion<br />

Platzierung der injektion in initialer, distaler und proximaler<br />

Position, wobei die Nadel in der Haut belassen wird<br />

2<br />

3<br />

mit 66 <strong>Patienten</strong> (45 in der Stu-<br />

dien- und 21 in der Placebo-<br />

gruppe) lag die Erfolgsquote je<br />

<strong>nach</strong> Gelenk zwischen 44 und 64<br />

Prozent.<br />

Mit der neuen Injektionsthe-<br />

rapie lassen sich <strong>nach</strong> Auffas-<br />

sung Haerles für viele <strong>Patienten</strong><br />

typische Probleme der konventio-<br />

nellen chirurgischen Therapie<br />

des M. Dupuytren vermeiden.<br />

Denn um die Kontraktur zu<br />

beseitigen, eine für den <strong>Patienten</strong><br />

ausreichende Funktion und Be-<br />

weglichkeit sowie eine normale<br />

Sensibilität wiederherzustellen,<br />

müsse man den Kollagenstrang<br />

operativ möglichst vollständig<br />

herauslösen. Ein solcher Ein-<br />

griff sei aber immer mit einer<br />

Gefahr für Nerven und Gefäße<br />

verbunden.<br />

Kollagenstränge wickeln sich<br />

um Gefäße und Nerven<br />

Während die Schnittführung<br />

an der Handfläche relativ einfach<br />

sei, verlaufe sie am Finger zick-<br />

zackförmig. Besonders problema-<br />

tisch seien die Ausläufer der Kol-<br />

lagenstränge in die Finger: „Hier<br />

wickeln sie sich spiralförmig<br />

um Nerven und Gefäße, das ist<br />

äußerst schwierig zu operieren“,<br />

warnte Haerle.<br />

Da man einen Finger auf-<br />

grund seiner beengten Struktu-<br />

ren nicht beliebig oft operieren<br />

könne und M. Dupuytren zu Rezi-<br />

diven neige, werde die Erkran-<br />

kung hier tendenziell eher zu<br />

spät operiert, meinte Haerle.<br />

<strong>Bei</strong> einem M. Dupuytren Grad<br />

III am Finger seien allerdings<br />

meist bereits die Sehnen verkürzt,<br />

so dass man auch das peritendi-<br />

nöse Gewebe entfernen müsse,<br />

um das Gelenk zu befreien und<br />

die Beugefähigkeit wiederherzu-<br />

stellen, gab der Handchirurg wei-<br />

ter zu bedenken. Häufig lasse sich<br />

der entstehende Hautdefekt nur<br />

mit einer Lappenplastik decken.<br />

Unter den diversen nicht-<br />

chirurgischen Verfahren gebe es<br />

nur für die perkutane Nadelfas-<br />

ziotomie seriöse Daten, betonte<br />

Haerle. Der Effekt von Ultraschall-<br />

behandlungen, Kortisoninjektion,<br />

Vitamin-E-Gabe oder Laseranwen-<br />

dungen hingegen gilt als wissen-<br />

schaftlich nicht bewiesen. 3<br />

Perkutane Fasziotomie nur<br />

bei leichten Kontrakturen<br />

Die perkutane Nadelfaszioto-<br />

mie ähnele prinzipiell der chirur-<br />

gischen Fasziotomie, eigne sich<br />

aber nur für leichtgradige Kon-<br />

trakturen 4 : „<strong>Bei</strong> Morbus Dupuytren<br />

Grad III bis IV liefert die Nadelfas-<br />

ziotomie schlechtere Ergebnisse<br />

und eine höhere Rezidivrate als<br />

die Operation“, meinte Haerle.<br />

Trotz der unbefriedigenden<br />

konventionellen Therapieoptio-<br />

nen warnte Dr. Jörg Witthaut,<br />

Chefarzt der Klinik für Handchi-<br />

rurgie an der Schön Klinik<br />

Vogtareuth, vor allzu großer<br />

Euphorie in Bezug auf Xiapex:<br />

„Auch die Enzymbehandlung ist<br />

keine Wunderheilung und kann<br />

vor allem auch nicht präventiv<br />

eingesetzt werden.“<br />

Profunde Kenntnisse der<br />

Anatomie sind erforderlich<br />

Außerdem wies Witthaut<br />

darauf hin, dass auch für das<br />

neue nicht-invasive Verfahren<br />

gute Kenntnisse der Anatomie<br />

zwingende Voraussetzung seien:<br />

„Nichts ersetzt die profunde<br />

Kenntnis der Anatomie und<br />

Pathoanatomie der Hand – und<br />

die gewinnt man nur durch das<br />

Operieren als Handchirurg, operierender<br />

Orthopäde oder Plastischer<br />

Chirurg.“<br />

Als spezifische Kollagenase<br />

zersetze Xiapex keine Kollagene<br />

vom Typ 4, aus denen Zellmembranen,<br />

Nerven und Gefäße aufgebaut<br />

sind. Das Enzym wirke<br />

nur auf Kollagene vom Typ 1 bis 3,<br />

erklärte Witthaut. Hierzu zählen<br />

die unerwünschten Dupuytrenstränge<br />

– aber auch vitale Strukturen<br />

wie Sehnen und Knochen.<br />

Sehnenruptur bei Injektion<br />

an der falschen Stelle<br />

Genau in dieser Eigenschaft<br />

liegt die Gefahr der neuen Methode:<br />

Wird das Präparat nicht in<br />

den Dupuytrenstrang, sondern<br />

versehentlich in eine be<strong>nach</strong>barte<br />

Sehne injiziert, kommt es zu<br />

einer Sehnenruptur: „Das ist natürlich<br />

der Super-GAU, weil sich<br />

die Sehne ganz einfach auflöst“,<br />

betonte Witthaut.<br />

In der CORD-I-Studie traten<br />

zwei solche Sehnenrupturen auf,<br />

die eine Tendolyse beziehungsweise<br />

eine Sehnenrekonstruktion<br />

erforderlich machten. „In<br />

jedem Fall ist <strong>nach</strong> einer solchen<br />

schwerwiegenden Komplikation<br />

ein komplexer chirurgischer Eingriff<br />

notwendig“, sagte Witthaut.<br />

Die Gefahr einer Sehnenruptur<br />

sei besonders am Kleinfinger<br />

groß, sagte der Handchirurg:<br />

„Deshalb darf man bei der Injektion<br />

nicht zu nah an das proximale<br />

Interphalangeal-Gelenk (PIP-<br />

Gelenk) gelangen.“ Mittlerweile<br />

habe die Firma Pfizer die Anwendungshinweise<br />

entsprechend<br />

überarbeitet und die Zonen für<br />

eine gefahrlose Injektion genauer<br />

eingegrenzt (siehe Abb. 2 und 3).<br />

50 CHiRURgENMagaziN<br />

Abbildungen: Pfizer


Nur geschulte und erfahrene<br />

Ärzte dürfen Xiapex injizieren<br />

Außerdem ist die Zulas-<br />

sung von Xiapex gekoppelt an<br />

die Auflage, dass nur Ärzte das<br />

Arzneimittel anwenden, die in<br />

Heft 52 | Jahrgang 9 | Ausgabe 4.2011<br />

der Diagnose und Behandlung<br />

des Morbus Dupuytren erfahren<br />

sind und darüber hinaus spezi-<br />

ell durch das Unternehmen in<br />

der Anwendung von Xiapex ge-<br />

schult wurden. Abgesehen von<br />

der schwerwiegenden Kompli-<br />

Kommentar:<br />

„Das Thema der Vergütung ist der entscheidende Punkt !“<br />

Xiapex ist ein in Deutschland neu zugelassenes Medikament, mit dem einzig<br />

Dr. Jörg Witthaut durch seine Einbindung in die schwedischen Studien<br />

CORD I und CORD II nennenswerte Erfahrungen sammeln konnte.<br />

Nach Angaben der Firma sind die Rezidivraten durchaus mit denen <strong>nach</strong><br />

einer Operation zu vergleichen. Der Vorteil liegt sicherlich in der weniger<br />

invasiven Technik, die eine frühere Arbeitsfähigkeit (AU) vermuten lässt.<br />

Nach eine Dupuytren-Operation beträgt die AU gern vier bis acht Wochen,<br />

<strong>nach</strong> Xiapex ist eine AU von einer Woche denkbar. Theoretisch müssten sich<br />

die Kassen doch auf diese Option stürzen. Warum nicht?<br />

Das Medikament ist sehr teuer und eine Injektion pro Strang kann bei<br />

mehreren Strängen an einer Hand leicht den Preis der OP deutlich überschreiten,<br />

auch ohne Komplikationen. Auch die Rezidivhäufigkeit ist noch<br />

nicht abschließend geklärt. Warum sollte die Krankenkasse eine teure<br />

Therapie zahlen, wenn der Patient <strong>nach</strong> zwei bis drei Jahren doch operiert<br />

werden muss? Natürlich gibt es auch Rezidive <strong>nach</strong> Operationen, aber<br />

dieses Risiko ist bekannt. OP-Komplikationen <strong>nach</strong> Ersteingriffen sind<br />

nicht die Regel und auch nicht so schwerwiegend wie eine aufgelöste<br />

Beugesehne mit ihren Folgeeingriffen.<br />

Das Thema der Vergütung scheint aber in diesem Zusammenhang der<br />

entscheidende Punkt. Nach bisherigem Stand bekommt der Behandler<br />

innerhalb des Regelleistungsvolumens seinen Ordinationskomplex plus<br />

eventuell die Zusatzziffer 02301 (Koagulation von krankhaften Hautveränderungen),<br />

mit allenfalls noch einer Komplexpauschale.<br />

Diese Vergütung erhält der Operateur aber auch zusätzlich zu der – zugegebenermaßen<br />

aufwändigen – Operation. Dafür sind aber bei Xipex Injektionen<br />

intensive Aufklärungsgespräche wie bei jeder neuen Methode<br />

und eine sehr sorgfältige Injektion mit der Gefahr der Sehnenverletzung<br />

nötig, nicht zu vergessen die Dokumentation wegen der drohenden, noch<br />

nicht abgewendeten Regressgefahr.<br />

Widersprechen möchte ich Herrn Witthaut, Xiapex sei nicht invasiv,<br />

denn natürlich ist eine Injektion mit einer Kollagenase genauso invasiv<br />

wie zum <strong>Bei</strong>spiel die Lysebehandlung eines Thrombus. Dies wäre sicherlich<br />

ein Ansatz in der Vergütungsdiskussion mit einer eigenen OPS.<br />

In jedem Fall scheint Xiapex eine sehr interessante Therapieoption in<br />

der Hand des Erfahrenen – allerdings nur unter der Voraussetzung einer<br />

angemessenen extrabudgetären Bezahlung und der Anerkennung der<br />

Praxisbesonderheit.<br />

Dr. Karsten Becker<br />

2. Vorsitzender der Deutschen<br />

Interessengemeinschaft<br />

ambulante Handchirurgie (DIAH)<br />

Chirurgisch-Orthopädische<br />

Gemeinschaftspraxis<br />

Peiner Straße 2, 30519 Hannover<br />

Tel.: 0511 984892-0<br />

becker@copg.de<br />

kation einer Sehnenruptur sind<br />

die medizinischen Risiken der<br />

Xiapex-Injektion überschaubar:<br />

Die häufigsten Nebenwirkungen<br />

waren lokale Reaktionen an der<br />

Injektionsstelle wie Schwel-<br />

lungen, Hämatome, Blutungen<br />

und Schmerzen.<br />

„Eine Kontusion der Haut ist<br />

fast immer zu beobachten. <strong>Bei</strong><br />

ausgeprägten Kontrakturen am<br />

Kleinfinger können <strong>nach</strong> der<br />

Streckung auch Hautrisse ent-<br />

stehen“, berichtete Witthaut,<br />

„diese Risse heilen aber problem-<br />

los <strong>nach</strong> 14 Tagen wieder ab.“<br />

Kosten für Xiapex sprengen<br />

rasch das chirurgische Budget<br />

Bleiben die nicht-medizi-<br />

nischen Nebenwirkungen der<br />

Behandlung. Eine Ampulle Xi-<br />

apex kostet derzeit rund 1.100<br />

Euro und reicht für eine Anwen-<br />

dung. Einem niedergelassenen<br />

Chirurgen, der in der Regel über<br />

kein nennenswertes Arzneimit-<br />

telbudget verfügt, droht damit<br />

leicht ein Regress.<br />

Witthaut arbeitet selbst<br />

in einem ambulanten Medizi-<br />

nischen Versorgungszentrum<br />

(MVZ) und kennt die Budget-<br />

zwänge im niedergelassenen<br />

Bereich. Er fordert: „Die Anwen-<br />

dung von Xiapex muss als Praxis-<br />

besonderheit eingestuft werden.“<br />

Er selbst habe sich juristisch be-<br />

raten lassen und dokumentiere<br />

jeden Fall ausführlich und mit<br />

Foto – insbesondere, wenn der<br />

Patient ausdrücklich keine Ope-<br />

ration wünscht.<br />

Doch selbst wenn der Chi-<br />

rurg einen Arzneimittelregress<br />

abwenden kann – für seine ärzt-<br />

liche Leistung bei der Injektions-<br />

therapie gibt es keine eigene<br />

EBM-Ziffer. Ohne besondere<br />

Vorkehrungen fließt daher kein<br />

antje Thiel<br />

Honorar über das Regelleistungs-<br />

volumen hinaus.<br />

Um für die Anwendung von<br />

Xiapex trotz fehlender EBM-Ziffer<br />

ein angemessenes Honorar zu<br />

erzielen, bleibt also nur der Weg<br />

über die Kostenerstattung auf An-<br />

trag im Einzelfall. Mit analogem<br />

Ansatz von GOÄ-Ziffern für die<br />

Vorstellung, Injektion, Extension,<br />

Kontrolle und Anschlussbehand-<br />

lung lassen sich – das Wohlwollen<br />

der KV vorausgesetzt – dann bis<br />

zu 220,72 Euro erzielen.<br />

Literatur<br />

1. Hurst, L. C. et al.: Injectable Collagenase<br />

Clostridium Histolyticum for Dupuytren’s<br />

Contracture. In: New England Journal of<br />

Medicine 2009; 361 (10): 968-979<br />

2. Gilpin, D. et al.: Injectable Collagenase<br />

Clostridium Histolyticum: A New Non-<br />

surgical Treatment for Dupuytren‘s Disease.<br />

In: Journal of Hand Surgery 2010; 35A:<br />

2027-2038<br />

Medizin<br />

Redaktion Chirurgen Magazin<br />

und www.bncev.de<br />

Essener Straße 4, D<br />

22419 Hamburg<br />

Tel.: 040 2596116<br />

Fax: 040 2596112<br />

antje.thiel@bncev.de<br />

www.vmk-online.de<br />

3. Leitlinie Dupuytren‘sche Kontraktur der<br />

Dt. Gesellschaft für Handchirurgie, siehe<br />

www.dg-h.de/leitliniendupuytren.aspx<br />

4. Van Rujssen, A. L. et al.: Five-year results of<br />

first-ever randomised clinical trial on treat-<br />

ment in Dupuytren‘s disease: percutaneous<br />

needle fasciotomy versus limited fascietomy.<br />

Vortrag beim BSSH Spring Scientific Meeting,<br />

April 2010 (siehe www.bssh.ac.uk)<br />

Foto: Thiel<br />

51

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