die gute lage – kulturimmobilien und ihre potenziale in der - Metrum
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DIE GUTE LAGE.
Mrd<br />
EUR<br />
550<br />
500<br />
450<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt<br />
DIE GUTE LAGE –<br />
KULTURIMMOBILIEN UND<br />
IHRE POTENZIALE IN DER<br />
EIGENFINANZIERUNG<br />
Standorte von Kulturimmobilien bef<strong>in</strong>den sich meist <strong>in</strong> exponierter<br />
Lage, aber nicht alle Kulturbetriebe nutzen <strong>die</strong>sen<br />
Wettbewerbsvorteil aus. Dabei können kulturelles Angebot<br />
auf <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en Seite <strong>und</strong> Eigenvermarktung, Gastronomie <strong>und</strong><br />
Handel auf <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en Seite vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> profitieren, sich<br />
optimal ergänzen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Attraktivität des kulturellen Umfelds<br />
nachhaltig steigern. Das Management-Symposium „Die<br />
<strong>gute</strong> Lage“ hat sich e<strong>in</strong>en Tag lang dem Ausschöpfen aller<br />
denkbaren Potenziale zur Eigenf<strong>in</strong>anzierung von Kulturimmobilien<br />
gewidmet. Konzentrierte Fachvorträge von Experten<br />
<strong>und</strong> Diskussionen mit Managern aus <strong>der</strong> Kulturbranche<br />
führten zu e<strong>in</strong>em praxisnahen Wissenstransfer. Als Veranstalter<br />
fungierten METRUM Managementberatung GmbH<br />
<strong>und</strong> KONZEPTBÜRO Wessel.<br />
BEDEUTUNG EIGENER EINNAHMEN STEIGT MEHR DENN JE<br />
Pessimistische Steuerschätzungen, Konsoli<strong>die</strong>rung des öffentlichen<br />
Haushalts, Rückgang o<strong>der</strong> bestenfalls Stagnation<br />
<strong>der</strong> Kulturausgaben durch B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kommunen: angesichts<br />
<strong>der</strong> Haushalts<strong>lage</strong> <strong>der</strong> öffentlichen Hand blicken<br />
467<br />
Entwicklung Steuere<strong>in</strong>nahmen<br />
<strong>und</strong> öffentliche Kulturausgaben<br />
8,2<br />
446 442 442 443<br />
8,4<br />
8,6<br />
8,3<br />
8,1<br />
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />
452<br />
8,0<br />
488<br />
Steuere<strong>in</strong>nahmen<br />
Kulturausgaben B<strong>und</strong>, Län<strong>der</strong> <strong>und</strong> Kommunen<br />
538<br />
7,8 7,8<br />
561<br />
8,0<br />
524<br />
?,?<br />
Kulturbetriebe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e ungewisse Zukunft. Das Platzen <strong>der</strong><br />
Dotcom-Blase im Jahr 2000 hat gezeigt, dass Kulturbetriebe<br />
<strong>die</strong> Konsequenzen e<strong>in</strong>er Wirtschafskrise erst mit e<strong>in</strong>er Verzögerung<br />
von bis zu drei Jahren zu spüren bekommen. Dagegen<br />
dauert <strong>die</strong> Erholungsphase öffentlicher Kulturausgaben<br />
gemessen an <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Steuere<strong>in</strong>nahmen auffällig<br />
lang. Was bedeutet das für <strong>die</strong> aktuelle Wirtschafts- <strong>und</strong><br />
F<strong>in</strong>anzkrise? Ihre Konsequenzen werden <strong>die</strong> Kulturbetriebe<br />
<strong>in</strong> Deutschland vermutlich erst 2010 o<strong>der</strong> 2011 mit ganzer<br />
Wucht treffen, dann aber mehrjährig anhalten. Mehr denn je<br />
wird es für Kulturunternehmen darauf ankommen, sich bestmöglich<br />
auf s<strong>in</strong>kende öffentliche Zuwendungen vorzubereiten.<br />
Der Steigerung selbst erwirtschafteter E<strong>in</strong>nahmen kommt<br />
e<strong>in</strong>e existenzielle Bedeutung zu.<br />
ZUSÄTZLICHE EIGENEINNAHMEN NUR MIT EINER<br />
GESUNDEN KERNAKTIVITÄT<br />
In unserer täglichen Beratungspraxis stellen wir fest, dass<br />
Kulturbetriebe noch unzureichend genutzte Eigene<strong>in</strong>nahme<strong>potenziale</strong><br />
haben. Gerade Theater, Konzerthäuser, Museen,<br />
Ausstellungshäuser <strong>und</strong> Kulturstätten bef<strong>in</strong>den sich häufig<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hervorragenden Lage <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt <strong>und</strong> können auf<br />
e<strong>in</strong>e natürliche Besucherfrequenz zurückgreifen. Auf den<br />
ersten Blick s<strong>in</strong>d das sehr <strong>gute</strong> Vorraussetzungen für Kulturbetriebe<br />
für e<strong>in</strong>e Entwicklung von Zusatzgeschäften, zum<br />
Beispiel Gastronomie- o<strong>der</strong> Shopbetrieb, als Ergänzung zu<br />
den kulturellen Kernaktivitäten.<br />
Entwicklung deutscher Theater <strong>und</strong> Orchester<br />
Veranstaltungen<br />
Besuche<br />
Ticketerlöse<br />
Anteil Ticketerlöse<br />
am Gesamtbudget<br />
1998/99<br />
63.900<br />
20.5 Mio<br />
247 Mio<br />
11%<br />
2007/08<br />
65.700<br />
19.0 Mio<br />
301 Mio<br />
12%<br />
Quelle: Theaterstatistik des Dt. Bühnenvere<strong>in</strong>s
Doch <strong>die</strong> Zahlen <strong>der</strong> Realität zeichnen e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Bild. Die<br />
Kernaktivitäten <strong>der</strong> deutschen Kulturbetriebe entwickeln<br />
sich sehr unterschiedlich. Beispielhaft sei <strong>der</strong> deutsche<br />
Markt des Sprech- <strong>und</strong> Musiktheaters sowie <strong>der</strong> Konzerte<br />
<strong>der</strong> Kulturorchester herausgegriffen: In e<strong>in</strong>em 10-Jahresvergleich<br />
entwickelte sich <strong>der</strong> Markt mit zuletzt r<strong>und</strong> 65.700 angebotenen<br />
Veranstaltungen leicht positiv (plus 1.600 Aufführungen).<br />
Die Anzahl <strong>der</strong> Besucher sank im gleichen Zeitraum<br />
um 1,5 Mio. Besucher, <strong>die</strong> Umsatzerlöse aus Ticketverkäufen<br />
stiegen um 54 Mio. EUR. Damit konnte <strong>die</strong> Quote aus Ticketerlösen<br />
am Gesamtbudget marg<strong>in</strong>al um 1% erhöht werden.<br />
Gleichzeitig ist zu beobachten, dass <strong>die</strong> Kultur<strong>in</strong>stitutionen<br />
mit unterschiedlichem Erfolg auf sich än<strong>der</strong>nde Marktbed<strong>in</strong>gungen<br />
reagieren. Häusern im Aufw<strong>in</strong>d ist es gelungen, signifikante<br />
Mehre<strong>in</strong>nahmen durch <strong>die</strong> Gew<strong>in</strong>nung neuer Besucher<br />
o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Durchsetzung höherer Preise zu verzeichnen.<br />
An<strong>der</strong>e Häuser bef<strong>in</strong>den sich im S<strong>in</strong>kflug, mit zum Teil dramatisch<br />
s<strong>in</strong>kenden Besucherzahlen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>em unangemessenem<br />
Preisniveau. Diese Häuser bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fixkostenfalle,<br />
e<strong>in</strong>e Erweiterung des künstlerischen Etats ist bei<br />
stagnieren<strong>der</strong> o<strong>der</strong> sogar s<strong>in</strong>ken<strong>der</strong> F<strong>in</strong>anzierung nicht darstellbar.<br />
Von <strong>der</strong> Kernaktivität zum Zusatzgeschäft<br />
Zusatzgeschäfte: Gastronomie, E<strong>in</strong>zelhandel<br />
Strategische Vermarktung<br />
Kulturelle Kernaktivität<br />
Probleme <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kernaktivität können aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel nicht<br />
durch Diversifikation gelöst werden. Den Ausgangspunkt für<br />
<strong>die</strong> Steigerung selbst generierter E<strong>in</strong>nahmen von Kulturimmobilien<br />
<strong>und</strong> -betreibern sollten daher ges<strong>und</strong>e Kernaktivitäten<br />
bilden. Das häufigste Symptom für e<strong>in</strong>e unges<strong>und</strong>e Kernaktivität<br />
ist e<strong>in</strong> mangelhaftes Market<strong>in</strong>g mit <strong>der</strong> Folge e<strong>in</strong>er<br />
unklaren Marktpositionierung, <strong>die</strong> zu s<strong>in</strong>kenden Besucherzahlen<br />
<strong>und</strong> s<strong>in</strong>kenden Ticketerlösen führt. Welche Ansprüche<br />
möchte <strong>der</strong> Kulturbetrieb erfüllen? Für welche Werteversprechen<br />
steht er? Was ist se<strong>in</strong> Selbstzweck? Wie grenzt er<br />
sich gegenüber Wettbewerbern ab? Wie möchte er wahrgenommen<br />
werden? Welche Ziele sollten mittelfristig erreicht<br />
werden? Diese Fragen s<strong>in</strong>d zunächst überzeugend zu beantworten,<br />
plausibel <strong>in</strong> <strong>die</strong> Angebotsgestaltung zu transponieren<br />
<strong>und</strong> glaubhaft nach außen zu kommunizieren.<br />
Anhand <strong>der</strong> Entwicklung von Nicht-Kulturimmobilien lässt<br />
sich e<strong>in</strong>drucksvoll belegen, welche Bedeutung Diversifi kation<br />
für <strong>die</strong> Strategie haben kann. Flughäfen, Bahnhöfe, Fußballsta<strong>die</strong>n<br />
o<strong>der</strong> M<strong>in</strong>eralölkonzerne haben <strong>ihre</strong> Angebote diversifiziert.<br />
Früher war <strong>die</strong> Aufgabe von Tankstellen ausschließlich<br />
darauf beschränkt, <strong>die</strong> Kraftstoffversorgung sicherzustellen.<br />
Heute nutzen <strong>die</strong> M<strong>in</strong>eralölunternehmen Tankstellen<br />
als Shops <strong>und</strong> Gastronomiebetriebe, als Werkstattanbieter<br />
o<strong>der</strong> Vertriebskanal für Automobilzubehör. Oben genannten<br />
Immobilien ist es gelungen, <strong>ihre</strong> wirtschaftliche Abhängigkeit<br />
vom Kerngeschäft nach <strong>und</strong> nach zu reduzieren. Beim<br />
Flughafen München macht das Kerngeschäft beispielsweise<br />
nicht e<strong>in</strong>mal mehr 50% <strong>der</strong> jährlichen Umsätze aus.<br />
Umsatz des Flughafen München<br />
47% Aviation<br />
Umsatz 2008: 1 Mrd EUR<br />
53% Non-Aviation<br />
Aviation Parken Gastronomie Retail Hotel<br />
VERMARKTUNGSPOTENZIALE ZU ERTRAGS-FELDERN<br />
MACHEN<br />
So wie viele wirtschaftlich genutzte Großimmobilien verfügen<br />
Kulturimmobilien <strong>in</strong> <strong>gute</strong>r Lage über den natürlichen<br />
Wettbewerbsvorteil e<strong>in</strong>er starken Besucherfrequenz. Kultur-
etriebe, denen es gel<strong>in</strong>gt, <strong>die</strong>se Frequenz zu e<strong>in</strong>er Besucherb<strong>in</strong>dung<br />
auszubauen, werden auch neben dem kulturellen<br />
Betrieb profitieren können. Denn durch <strong>die</strong> Steigerung öffentlicher<br />
Aufmerksamkeit werden Kulturbetriebe auch für<br />
För<strong>der</strong>er <strong>und</strong> Unterstützer noch <strong>in</strong>teressanter. Und e<strong>in</strong>e strategische<br />
Vermarktung des Kulturbetriebs kann zusätzliche<br />
Erträge versprechen. Damit kann e<strong>in</strong> „Besucher-Schwungrad“<br />
<strong>in</strong> Bewegung gebracht werden.<br />
Das Besucher-Schwungrad<br />
Attraktor durch<br />
verbessertes<br />
Erlebnis/Ambiente<br />
Imageverbesserung/<br />
Zusatzerträge Kernaktivität<br />
Kulturbetrieb<br />
Investitionen<br />
<strong>in</strong> Attraktivität<br />
Kultureller Wert<br />
Gesellschaftlicher Wert<br />
Ökonomischer Wert<br />
Neue<br />
Geschäftsfel<strong>der</strong><br />
Strategische<br />
Vermarktung<br />
Zusatzerträge<br />
Mehr Besucher<br />
Vor <strong>der</strong> Erschließung kommerzieller Vermarktungs<strong>potenziale</strong><br />
sollte e<strong>in</strong> Kulturbetrieb damit beg<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>e Eigene<strong>in</strong>schätzung<br />
über se<strong>in</strong>en Wert vorzunehmen. Denn <strong>der</strong> Wert <strong>der</strong> Kultur<strong>in</strong>stitution<br />
bestimmt <strong>die</strong> Intensität <strong>der</strong> B<strong>in</strong>dung zu ihr. Je<br />
größer <strong>die</strong> Anziehungskraft <strong>und</strong> Attraktivität, je stärker das<br />
Profil <strong>und</strong> Image, desto <strong>in</strong>tensiver ist <strong>die</strong> <strong>in</strong>dividuell wahrgenommene<br />
B<strong>in</strong>dung. Dabei s<strong>in</strong>d es im Wesentlichen drei Werte,<br />
<strong>die</strong> <strong>die</strong> Identifikation mit dem Kulturbetrieb aus Sicht von<br />
K<strong>und</strong>en, Besuchern <strong>und</strong> För<strong>der</strong>ern bestimmen: Der kulturelle<br />
Wert, <strong>der</strong> gesellschaftliche Wert <strong>und</strong> <strong>der</strong> ökonomische Wert.<br />
Bildungs<strong>in</strong>tensität<br />
Für den kulturellen Wert s<strong>in</strong>d dabei vor allem entscheidend<br />
<strong>die</strong> Qualität, Quantität <strong>und</strong> Dichte von Veranstaltungen, ihr<br />
Ansehen, <strong>ihre</strong> überregionale Bedeutung <strong>und</strong> <strong>die</strong> Anziehungskraft<br />
<strong>der</strong> Institution unabhängig vom <strong>in</strong>haltlichen Angebot.<br />
Der gesellschaftliche Wert zielt ab auf <strong>die</strong> Breite <strong>und</strong> Tiefe<br />
unterschiedlicher Milieus, <strong>die</strong> Besucherreichweite, auf <strong>die</strong><br />
Vermittlung des Bildungsauftrages sowie <strong>die</strong> Prägung <strong>der</strong><br />
lokalen Umgebung. Der ökonomische Wert stellt <strong>die</strong> Palette<br />
an vermarktbaren Produkten, Rechten <strong>und</strong> Leistungen dar.<br />
Beispiele hierfür können <strong>die</strong> Vergabe von Namensrechten,<br />
Werberechten, Veranstaltungsrechten, Präsenz- <strong>und</strong> Präsentationsrechten<br />
se<strong>in</strong>, darüber h<strong>in</strong>aus exklusive Kommunikations-,<br />
Hospitality- <strong>und</strong> Serviceleistungen o<strong>der</strong> Fremdvermietungen<br />
<strong>der</strong> Immobilie.<br />
Basierend auf <strong>der</strong> Ermittlung eigener Wert<strong>potenziale</strong> ist für<br />
Kulturbetriebe erfolgskritisch, e<strong>in</strong> logisches Preissystem für<br />
vermarktbare Produkte, Rechte <strong>und</strong> Leistungen zu f<strong>in</strong>den.<br />
Der für <strong>die</strong> Vermarktungsprodukte entstehende Aufwand<br />
spielt dabei nicht <strong>die</strong> Hauptrolle. Entscheidend für gerecht<br />
empf<strong>und</strong>ene Preise ist vielmehr <strong>der</strong> kulturelle, soziale <strong>und</strong><br />
ökonomische Gesamtwert aus Sicht des För<strong>der</strong>ers. Die Bereitstellung<br />
exklusiver Gegenleistungen wertet <strong>die</strong> Vermarktung<br />
auf <strong>und</strong> kann zusätzliche monetäre Effekte realisieren.<br />
GASTRONOMIE ALS STRATEGISCHE CHANCE FÜR<br />
KULTURIMMOBILIEN<br />
Verhältnis Aufenthaltsdauer – Gastronomienutzung<br />
Anteil Gastronomienutzer<br />
15%<br />
25%<br />
65%<br />
1,5 h 2,5 h 4 h 6 h<br />
Aufenthaltsdauer im Kulturbetrieb<br />
85%<br />
Quelle: KONZEPTBÜRO
Besucher halten sich häufig mehrere St<strong>und</strong>en <strong>in</strong> Kulturimmobilien<br />
auf <strong>und</strong> zeigen überproportionale Ausgabenbereitschaft<br />
für Essen <strong>und</strong> Tr<strong>in</strong>ken. Dennoch wird <strong>die</strong> Bedeutung<br />
<strong>der</strong> Gastronomie von <strong>der</strong> Mehrzahl deutscher Kulturbetriebe<br />
bislang noch unterschätzt. Es kann sich lohnen, über maßgeschnei<strong>der</strong>te<br />
gastronomische Konzepte nachzudenken. Kulturbetriebe<br />
sollten sich gleichzeitig aber auch vor Augen<br />
führen, dass schlechte Erfahrungen <strong>der</strong> Besucher mit <strong>der</strong><br />
Gastronomie auch auf <strong>die</strong> Kulturimmobilie zurückfallen.<br />
Wurden Sie als<br />
Kulturbesucher auch auf <strong>die</strong><br />
Gastronomie aufmerksam?<br />
JA 46 %<br />
NEIN 54 %<br />
Quelle: KONZEPTBÜRO<br />
Habe Sie als Besucher <strong>der</strong><br />
Gastronomie Interesse am<br />
kulturellen Angebot gewonnen?<br />
JA 27 %<br />
NEIN 73 %<br />
Nach e<strong>in</strong>er Stu<strong>die</strong> von KONZEPTBÜRO sollten <strong>die</strong> Gestaltungsformen<br />
gastronomischer E<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> Kulturbetrieben<br />
vielfältig se<strong>in</strong>: vom mobilen Tresen über Bistro-Cafés bis<br />
h<strong>in</strong> zu systemgastronomischen Lösungen s<strong>in</strong>d diverse Ansätze<br />
denkbar. Die Wahl des richtigen gastronomischen Konzepts<br />
sollte sich dabei streng nach <strong>der</strong> Frage von Zweck <strong>und</strong><br />
Ziel richten. Geht es um <strong>die</strong> Versorgung von Besuchern <strong>und</strong><br />
Mitarbeitern? O<strong>der</strong> geht es um e<strong>in</strong> Zusatz-Erlebnis für Besucher,<br />
um <strong>die</strong> Belebung des Hauses? Soll e<strong>in</strong> Imagetransfer<br />
zwischen Kulturbetrieb <strong>und</strong> Gastronomie stattf<strong>in</strong>den? Sollen<br />
neue Besucher angezogen werden?<br />
Als Erfolgsfaktoren für e<strong>in</strong>e <strong>gute</strong> Gastronomie <strong>in</strong> Kulturbetrieben<br />
haben sich nach <strong>der</strong> KONZEPTBÜRO-Stu<strong>die</strong> folgende<br />
Kriterien heraus kristallisiert: <strong>der</strong> Gastronomiebetrieb sollte<br />
direkt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kulturimmobilie liegen. Er sollte aus ihr heraus<br />
auf direktem Weg erreichbar se<strong>in</strong>, gleichzeitig aber auch<br />
über e<strong>in</strong>en externen Zugang für Besucher verfügen, <strong>die</strong> sich<br />
nicht bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Immobilie aufhalten. E<strong>in</strong> hoher Alle<strong>in</strong>stellungsgrad<br />
kann durch e<strong>in</strong>e logische Fortführung des kultu-<br />
rellen Ambientes im Angebot des Gastronomiebetriebs erreicht<br />
werden. Für e<strong>in</strong>e <strong>gute</strong> Pausenbewirtung von kulturellen<br />
Veranstaltungen s<strong>in</strong>d ausreichende Verkaufspunkte vorzuhalten,<br />
<strong>ihre</strong> Anzahl sollte sich nach <strong>der</strong> Besucheranzahl, <strong>der</strong><br />
zu bewältigenden Wegstrecke <strong>in</strong> <strong>der</strong> Immobilie <strong>und</strong> <strong>der</strong> Länge<br />
<strong>der</strong> Pause richten.<br />
Daneben bestimmt <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis nicht zuletzt <strong>die</strong> Auswahl<br />
des richtigen Betreibers den Erfolg beziehungsweise Misserfolg<br />
<strong>der</strong> Gastronomie. E<strong>in</strong>e Pacht- o<strong>der</strong> Bewirtschaftungsvere<strong>in</strong>barung<br />
sollte sehr konkrete Vertragsdetails wie Betriebstyp,<br />
M<strong>in</strong>destöffnungszeiten, Servicegrad, Design gastwirksamer<br />
Elemente, Preismodelle, Kommunikations- <strong>und</strong><br />
Meet<strong>in</strong>gstruktur, Market<strong>in</strong>g-Plan <strong>und</strong> Normen <strong>der</strong> Qualitätsprüfung<br />
be<strong>in</strong>halten. Gleichzeitig muss <strong>die</strong> gesamte vertragliche<br />
Betreiberkonstruktion <strong>die</strong> Schnelllebigkeit des Gastronomiebetriebs<br />
berücksichtigen.<br />
WIE KULTUR UND GASTRONOMIE VONEINANDER<br />
PROFITIEREN<br />
Der Gasteig <strong>in</strong> München versteht sich mit e<strong>in</strong>em Angebot<br />
von jährlich r<strong>und</strong> 1.700 Konzerten, Vorträgen <strong>und</strong> Lesungen,<br />
durch <strong>die</strong> Integration von Stadtbibliothek, Volkshochschule<br />
<strong>und</strong> als Dependance <strong>der</strong> Hochschule für Musik <strong>und</strong> Theater<br />
als sozio-kulturelles Zentrum Münchens. Jährlich verzeichnet<br />
er r<strong>und</strong> 1,75 Mio. Besuche. Im Jahr 2004 wurde e<strong>in</strong> neues<br />
gastronomisches Konzept erarbeitet <strong>und</strong> umgesetzt. Es gilt<br />
als beispielhaft für <strong>die</strong> gegenseitige Belebung von Gastronomie<br />
<strong>und</strong> Kultur. Denn e<strong>in</strong>erseits wurde durch e<strong>in</strong> neu aufgestelltes<br />
Restaurantkonzept <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>en <strong>die</strong> Ansprache<br />
breiterer Besuchermilieus <strong>die</strong> soziale Bedeutung des<br />
Kulturzentrums unterstrichen, gleichzeitig konnten <strong>die</strong> Gastronomieumsätze<br />
um 95% gesteigert werden. Die zusätzlichen<br />
Erträge helfen, <strong>die</strong> aufwändige Immobilie nicht nur über Vermietung<br />
an Kulturveranstalter zu f<strong>in</strong>anzieren.<br />
+ 95 %<br />
Umsatzsteigerung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gastronomie des Gasteig
SHOPS – AUFHOLBEDARF IN DEUTSCHLAND<br />
GEGENÜBER USA UND UK<br />
Das Metropolitan Museum of Art New York verzeichnet <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Museumsshop e<strong>in</strong>en Umsatz von 14 EUR pro Besucher.<br />
Die Erlöse tragen hier knapp e<strong>in</strong> Drittel zum Etat des Museum<br />
bei. Der National Trust berichtete 2009 über e<strong>in</strong>en Umsatzzuwachs<br />
britischer Museumsshops <strong>in</strong> Höhe von 21% gegenüber<br />
dem Vorjahr. Den deutschen Kulturbetrieben <strong>in</strong> <strong>ihre</strong>r Gesamtheit<br />
ist <strong>die</strong> Bedeutung des Shops noch nicht so bewusst wie<br />
dem anglo-amerikanischen Markt, von <strong>der</strong> Durchsetzung<br />
e<strong>in</strong>es Shop-Konzepts kann hier noch ke<strong>in</strong>e Rede se<strong>in</strong>. Die<br />
Parallelen zum Gastronomiebetrieb s<strong>in</strong>d offensichtlich: <strong>die</strong><br />
Mehrzahl deutscher Kulturbetriebe hat Angebote, doch <strong>der</strong>en<br />
Präsentationen unterscheiden sich stark. Alle<strong>in</strong> aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />
hohen Besucherzahlen – das Institut für Museumsk<strong>und</strong>e ermittelte<br />
2007 r<strong>und</strong> 107 Mio. Besuche <strong>in</strong> deutschen Museen –<br />
deutet vieles auf noch ungenutzte Eigenfi nanzierungs<strong>potenziale</strong><br />
<strong>in</strong> den Kulturbetrieben h<strong>in</strong>.<br />
Ø Shopumsätze pro Museumsbesucher <strong>in</strong> Euro<br />
4<br />
Deutsche Museen<br />
5,5<br />
US-Museen<br />
7<br />
E<strong>in</strong> <strong>gute</strong>r Shop kann als Imageträger <strong>der</strong> Kultur<strong>in</strong>stitution positioniert<br />
werden, e<strong>in</strong>en Anreiz für e<strong>in</strong>en Impulskauf auslösen<br />
<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en pädagogischen Nutzen mit sich br<strong>in</strong>gen, zum<br />
Beispiel durch e<strong>in</strong> breites Sortiment weiterführen<strong>der</strong> Literatur<br />
zu e<strong>in</strong>er aktuellen Ausstellung e<strong>in</strong>es Museums o<strong>der</strong> zu<br />
e<strong>in</strong>er Theater<strong>in</strong>szenierung. E<strong>in</strong> attraktives Produktsortiment,<br />
MoMA Berl<strong>in</strong><br />
14<br />
Metropolitan Museum<br />
Quelle: A. T. Kearney<br />
das Inhalte des Museums aufnimmt <strong>und</strong> somit <strong>die</strong> Marke des<br />
Hauses stützt, benötigt e<strong>in</strong>e angemessene Präsentationsfläche,<br />
<strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ges<strong>und</strong>en Verhältnis zur Ausstellungsfl äche<br />
stehen <strong>und</strong> möglichst 100 qm nicht unterschreiten sollte. Entscheidend<br />
ist außerdem e<strong>in</strong>e <strong>gute</strong> Erreichbarkeit – beg<strong>in</strong>nend<br />
mit e<strong>in</strong>er <strong>gute</strong>n Beschil<strong>der</strong>ung – , idealerweise <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />
unmittelbaren Nähe des E<strong>in</strong>- o<strong>der</strong> Ausgangsbereiches sowie<br />
gut ausgebildetes Personal mit <strong>gute</strong>r Kenntnis <strong>der</strong> Produktpalette<br />
<strong>und</strong> hoher K<strong>und</strong>enorientierung.<br />
SYSTEMATISCHES VORGEHEN BEI DER ERSCHLIEßUNG<br />
NEUER ERTRAGSFELDER<br />
Viele Unternehmen verfahren bei <strong>der</strong> Entwicklung von Zusatzangeboten<br />
nach dem Trial-and-Error-Pr<strong>in</strong>zip. Durch e<strong>in</strong><br />
systematisches Vorgehen lassen sich unnötige Fehler vermeiden.<br />
Am Anfang sollte e<strong>in</strong> nüchterner Blick auf <strong>die</strong> Daten<br />
stehen. Welche Flächen stehen zur Verfügung, welche K<strong>und</strong>enfrequenz<br />
liegt vor, was s<strong>in</strong>d <strong>die</strong> vermuteten K<strong>und</strong>enbedürfnisse?<br />
Der nächste Schritt ist <strong>die</strong> Entscheidung zwischen<br />
selbst verantwortetem Betrieb <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Fremdvergabe. Neben<br />
rechtlichen Kriterien ist e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e Eigene<strong>in</strong>schätzung<br />
vorhandener Kapazitäten <strong>und</strong> Kompetenzen gefragt. Daran<br />
schließen sich konzeptionelle Fragen an: Welche konkreten<br />
Produkte <strong>und</strong> Dienstleistungen sollen zusätzlich angeboten<br />
werden, wie sieht <strong>die</strong> Preisgestaltung <strong>und</strong> Marken<strong>in</strong>szenierung<br />
aus, mit welchen Lieferanten kann kooperiert werden?<br />
Potenzialanalyse<br />
Make/Buy<br />
Konzept/System/Marke<br />
Personen<br />
Vertrag<br />
Controll<strong>in</strong>g<br />
E<strong>in</strong>e <strong>gute</strong> Betreiberstruktur stellt <strong>die</strong> nächste Herausfor<strong>der</strong>ungsstufe<br />
dar: Wer s<strong>in</strong>d geeignete Führungskräfte für das<br />
Management, wer s<strong>in</strong>d passende Pächter, welche Mitarbeiter<br />
s<strong>in</strong>d geeignet? Für kle<strong>in</strong>ere Kulturbetriebe mit weniger<br />
als 50.000 Besuchern pro Jahr stellt sich zudem <strong>die</strong> Frage<br />
nach e<strong>in</strong>er s<strong>in</strong>nvollen Komb<strong>in</strong>ation von Gastronomie, Shop,<br />
Gar<strong>der</strong>obe <strong>und</strong> E<strong>in</strong>lass<strong>die</strong>nst.
RECHTLICHE UND STEUERRECHTLICHE FALLEN VERMEIDEN<br />
Sobald <strong>die</strong> Kernaktivitäten des Kulturbetriebs um profitable<br />
Zusatzaktivitäten <strong>der</strong> Vermarktung, des Gastronomie- <strong>und</strong><br />
des Shopbetriebs erweitert werden, stellt sich <strong>die</strong> Frage<br />
nach rechtlichen <strong>und</strong> steuerrechtlichen Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
zur bestmöglichen Sicherung <strong>der</strong> erwirtschafteten Erträge.<br />
Bei e<strong>in</strong>er rechtlichen Ausglie<strong>der</strong>ung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en steuerpfl ichtigen<br />
wirtschaftlichen Geschäftsbetrieb s<strong>in</strong>d Besteuerungsfreigrenzen<br />
zu beachten. Für <strong>die</strong> Rechtsformwahl ist <strong>die</strong> Haftungsproblematik<br />
entscheidend, Rechtsformen wie <strong>die</strong><br />
GmbH, AG o<strong>der</strong> UG (Unternehmergesellschaft) verfügen über<br />
den Vorteil e<strong>in</strong>er auf das Gesellschaftsvermögen begrenzten<br />
Haftung <strong>und</strong> lassen mögliche Verluste unberührt.<br />
Auf ke<strong>in</strong>en Fall sollte e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>nütziger Kulturbetrieb durch<br />
e<strong>in</strong>e ungeschickte Rechtskonstruktion se<strong>in</strong>e eigene Geme<strong>in</strong>nützigkeit<br />
aufs Spiel setzen.<br />
70 Mio. EUR zusätzliche Erträge ungenutzt?<br />
Wir schätzen, dass <strong>die</strong> deutschen Museen, Theater <strong>und</strong> Konzerthäuser<br />
bei jährlich r<strong>und</strong> 120 Mio. Besuchen e<strong>in</strong> zusätzliches<br />
Umsatzpotenzial durch <strong>die</strong> beschriebene optimierte<br />
Vermarktung von Zusatzgeschäften <strong>in</strong> Höhe von durchschnittlich<br />
12 EUR pro Besuch haben, angemessene Investitionen<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong> attraktives Angebot vorausgesetzt. Da nach<br />
unserer Schätzung nur etwa <strong>die</strong> Hälfte <strong>der</strong> Häuser über ausreichende<br />
Flächen <strong>in</strong> <strong>gute</strong>r Lage verfügt, ergibt sich daraus<br />
e<strong>in</strong> Umsatzpotenzial von r<strong>und</strong> 700 Mio. EUR. Bei Zugr<strong>und</strong>elegung<br />
marktüblicher Kosten <strong>und</strong> Konditionen besteht somit<br />
e<strong>in</strong> rechnerisches zusätzliches Ertragspotenzial von r<strong>und</strong> 70<br />
Mio. EUR. Die systematische Erschließung <strong>die</strong>ses Potenzials<br />
verspricht nicht nur neue f<strong>in</strong>anzielle Spielräume für kulturelle<br />
Kernaktivitäten, son<strong>der</strong>n auch <strong>in</strong>sgesamt zufriedenere Besucher!<br />
Dezember 2009
METRUM Managementberatung GmbH<br />
Baa<strong>der</strong>straße 56 c, 80469 München<br />
Fon: 089 - 856 38 56-0, www.metrum.de