13.07.2015 Aufrufe

DIE GEMEINDE

DIE GEMEINDE

DIE GEMEINDE

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

2INHALT3 Editorial3 Plädoyer für unsere Jugendkultur und Jugendarbeit4 Im Fokus4 Initiative Gemeindenverband: Jugendreferenten machen gemeinsame Sache6 Klaus Nothdurfter „Unsere Jugendlichen sind viel besser als ihr Ruf!“9 Peter Koler: Neun Thesen aus dem erwachsenen Blickwinkel10 Cuno Tarfusser: „Gewisse Regeln sind Voraussetzung für das Miteinander!“12 Projekt „Trendy Bar“: Coole Alternativen statt Verbote!14 Thema14 Professor Andrea Ambrosi über die Umsetzung der Gemeindeautonomie18 Gemeindentag: Präsident lädt zum Gipfel der Südtiroler Gemeindennach Klausen20 Meinungen20 Umfrage: Welchen Stellenwert hat für Sie der Südtiroler Gemeindenverband?21 Über die Grenze geschaut21 Tiroler Gemeindenverband: Gemeinden – Zusammenarbeiten,nicht zusammenlegen!22 Aus den Gemeinden22 JUPA Naturns: Vier Buchstaben stehen für Jugendbeteiligung24 Jugendzentrum UFO: offensive Jugendarbeit in Bruneck26 Bezirksgemeinschaft Eisacktal: Reorganisation verringert die Ausgaben28 Service28 GIS: Geographische Information auf nur ein Klick!29 Verwaltungsschule-Lehrgang Management: Führen in Zeiten der Veränderung30 Vorteilhafte Berechnung der Gemeindeimmobiliensteuer32 Bürgermeister-Europameisterschaft in St. Johann:meisterlich, aber leider ohne Sieg!34 Rechtsberatung: Experten geben hilfreiche Antworten35 Verwaltungsrat: Wichtige Entscheidungen zusammengefasst36 Rat der Gemeinden: Stellungnahmen zu Gesetzen und Verordnungen37 e-Payment: Gemeindesteuern und -gebühren einfach online bezahlen38 Das Allerletzte: Schnappschuss – Der „Gemeine“ – GlosseImpressum<strong>DIE</strong> <strong>GEMEINDE</strong> – IL COMUNEEintragung beim Landesgericht Bozen Nr. 1/2008Herausgeber:Kanonikus-Michael-Gamper-Straße 1039100 Bozen, Tel. +39 0471 304655Fax: +39 0471 304625, info@gvcc.netPresserechtliche Verantwortung:Dr. Ulrich MayerKoordination:Dr. Klaus UnterwegerRedaktion:Dr. Ulrich Mayer (Redaktionsleitung),Dr. Klaus Unterweger, Dr. Benedikt Galler,Arnold Schuler, Dr. Luigi Spagnolli,Wilfried Battisti Matscher, Christoph GuflerGrafische Ausarbeitung,Layout & DTP-Satz: Brixmedia GmbH,Heidi Oberhauser, Verena CampestriniÜbersetzung: Maria Antonella TelmonTitelfoto: ShutterstockDruck und Gesamtherstellung:Auflage: 10.000 Stück


Editorial3DEM PRÄSIDENTEN DAS WORTPlädoyer für unsereJugendkultur undJugendarbeitGleich vorweg genommen: Wirsollten nicht alles schlecht reden,was nicht schlecht ist! Zum einen sindes unsere Jugendlichen. Medial geratensie immer wieder ins Kreuzfeuer derKritik. Sehr oft ist diese auch mehr alsgerechtfertigt – doch wenige „schwarzeSchafe“ machen zwar einen dickenTitel, aber noch lange keine „schwarzeHerde“. Die Medien leben von negativenSchlagzeilen. Aber nicht nur! EinExperiment: Nehmen Sie doch einmaleine unserer Tageszeitungen her – undstreichen Sie jene (zugegeben oft kurzen)Berichte farbig an, in welchen unsereJugendlichen „gut davon kommen“! Siewerden sehen: Da geht sehr viel ab – umim Jugendjargon zu bleiben.No future!? Im Gegenteil: Unsere Jugendlichenstrotzen nur so vor Engagementund Kreativität. Es stimmt nicht, dassalle rasen, saufen und rauchen! Und dawären wir auch schon neben der Jugendkulturbei der Jugendarbeit, für welcheich ebenfalls eine Lanze brechen möchte.Denken wir einfach an die Vielzahl vonehrenamtlichen Kultur-, Sport- undFreizeitvereinen im Lande, die nicht nur„erzieherische Knochenarbeit“ leisten– sondern den Jugendlichen in der (beiuns Erwachsenen oft schon vergessenen)„schwierigen Lebensphase“ des Heranwachsensein offenes Ohr und ein zweitesZuhause bieten. Und blicken wir auchauf die vielen spontanen Aktionen vonJugendlichen, die vor allem anderen zugute kommen...Also nicht nur „Spaßgesellschaft“. AuchVerantwortung wird von der Jugendübernommen. Dies muss aber erst einmalzugelassen werden! Und wenn wirErwachsenen den Jugendlichen unserVertrauen schenken, dann werden wirja eigentlich gar nicht so oft enttäuscht!Oder? Vielleicht das eine oder andereMal... Aber ich glaube, wir sollten auchsolche kleinen „Enttäuschungen“ akzeptieren.Vielleicht indem wir uns besinnen,was wir in jener Phase, in der einfach allesetwas „schwierig“ ist, so alles getan odernicht getan haben! Wer von uns hat nochnie wissentlich die Grenzen überschritten?Und es ist heute überhaupt nicht„Augen auf – und nicht immer nur Schwarzmalen!Unsere Jugend ist nicht schecht! “ Arnold Schulermehr so einfach zu sehen, wo überhauptdiese Grenzen sind!Wenn wir, die wir uns allzu oft als Junggebliebenebezeichnen, schon nichtalles Denken und Handeln der Heranwachsendenverstehen können, dannsollten wir zumindest Toleranz üben.Eingangs war die Rede vom Schlecht-Reden. Wir sollten aber auch nichtalles gut reden, was nicht gut ist! Undin diesem Zusammenhang ist zu sagen:Viele Jugendliche (will nicht heißen:alle Jugendlichen!) kennen heute zwarhaargenau ihre Rechte, bei den Pflichtenhapert es aber gewaltig. Gerade diesesind aber Voraussetzung für jeglichesMiteinander. Nur so ist eine zivilisierteArnold SchulerPräsident desSüdtiroler GemeindenverbandesGesellschaft möglich – aufbauend aufeinigen essentiellen Grundregeln.Alle Gemeinden im Land haben dieNotwendigkeit erkannt, die Jugend mitRat und Tat zu unterstützen. So werdennicht nur Strukturen geschaffen, sondernauch vermehrt Beiträge konkret an jeneAkteure vergeben, die Jugendarbeit betreiben.Und gerade die letzten Monatehaben gezeigt, dass immer mehr an einemStrang gezogen wird. Auch wenn es einmittlerweile schon etwas überstrapazierterBegriff ist: Wertvolle Netzwerkarbeitwird betrieben! JugendparlamentJUPA Naturns, Projekt TRENDY BAR,Jugendzentrum UFO Bruneck sind nureinige Beispiele (auf die auch auf dennächsten Seiten genauer eingegangenwird), die zeigen: Es ist möglich, dassErwachsene und Jugendliche eine Sprachesprechen!Stellen wir uns also weiterhin hinterdie Jugendkultur! Und stellen wir unsauch hinter die funktionierende Jugendarbeit!Arnold Schuler


4im fokusJUGENDJugendreferenten machengemeinsame SacheAuf Initiative von Präsident Arnold Schuler wurde innerhalb desGemeindenverbandes vor zwei Jahren eine Arbeitsgruppe ins Lebengerufen, welche das Thema Jugend in den Mittelpunkt stellt. Dieerste Analyse der Situation auf kommunaler Ebene war überraschend.Ulrich MayerNicht alle Gemeinden nehmendie Jugendarbeit gleich wichtig;vielerorts hat der zuständige Referentauch noch eine ganze Reihe von anderenZuständigkeiten. Dennoch nimmtdie Sensibilität für die Probleme undAnliegen der Jugendlichen überall zu.Aber nicht nur diese! Zwar bestimmenvielfach noch Missverständnisse undHilflosigkeit das Handeln in den Gemeinden;es kann aber nicht geleugnetwerden, dass in den vergangenen Jahrensehr viel in den Jugendbereich investiertworden ist – sei es beim Bau von Strukturenals auch bei der Unterstützungvon Aktivitäten. Außerdem ist nochsehr viel geplant! Belegt werden kanndies durch eine Umfrage, welche denersten konkreten Schritt der neuenArbeitsgruppe darstellte.Alle Gemeinden leisteten ihren Beitrag,um die Ist-Situation möglichst genaubestimmen zu können. Dabei ging esnicht nur um das liebe Geld (Investitionenund Ausgaben), sondern auchum eine Bestandsaufnahme, wer sichin den kommunalen Jugendbereichaktiv einbringt. Und schließlich ginges auch um die vielen anderen Akteure,deren Erfahrung und Wissen für dieJugendreferenten in den GemeindenFoto: ShutterstockEs stimmt nicht, dass in den Südtiroler Gemeinden wenig Geld in die Jugendarbeit fließt. Es stimmt aber, dassgerade Jugendreferenten sehr oft verunsichert sind, welches nun der richtige Weg sei. Eine eigene Arbeitsgruppedes Gemeindenverbandes unter dem Vorsitz von Präsident Arnold Schuler will nun Abhilfe schaffen!


5eine Bereicherung sein kann. Aus derStudie ist nämlich hervorgegangen, dassdiese in weiten Teilen des Landes dochoft sehr „desorientiert“ und „hilflos“seien. Was auch immer wieder geäußertwurde: Obwohl sehr viel getan wird,hat man die öffentliche Meinung dochimmer noch gegen sich; diese sieht daseher gegenteilig!Vielfach große Unsicherheitüber Führung der JugendtreffsSeit zwei Jahren trifft sich die von ArnoldSchuler initiierte Arbeitsgrupperegelmäßig. Neben dem Präsidenten,der auch den Vorsitz führt, ist jederBezirk mit einem Jugendreferentenvertreten: Luis Gurschler (Meran),Rudolf Bertoldi (Gargazon), RobertSinn (Kaltern), Walter Simon (Pfitsch),Christine Psaier Kofler (Eisacktal),Greti Rottensteiner (Bozen), AlbrechtPlangger (Graun), Annemarie Schenk(Kastelruth) und Manfred Jud (Innichen);der Gruppe gehört auch KlausUnterweger, Leiter des Präsidiums imGemeindenverband, an. Bereits nachwenigen Sitzungen wurde die Notwendigkeiterkannt, weitere Akteure imJugendbereich einzubeziehen und in dieRunde aufzunehmen: Klaus Nothdurfter(Landesamt für Jugendarbeit), PeterKoler (Forum Prävention), MichaelPeer (Südtiroler Jugendring), KarlheinzMalojer (Arbeitsgemeinschaft derSüdtiroler Jugenddienste) und RolandNovak (Netzwerk der Jugendtreffs und-zentren Südtirols).„Will man Selbstbestimmung und demokratische Mitverantwortungermöglichen, muss man Erfahrungsräume eröffnen“, erklärte PädagogeBenedikt Sturzenhecker, Professor, Supervisor und Mediator aus Kiel, derim November auf Einladung des Gemeindenverbandes in Südtirol überdas „Produktive Chaos“ der Jugendarbeit einging.Fachtagung unter dem mehrdeutigenTitel „Was geht ab?“ im November imJugend- und Kulturzentrum „Point“in Neumarkt eingegangen. Ziele waren:Perspektiven der Förderung vonJugendarbeit zeigen, Begegnung zumAustausch von Erfahrung schaffen,konkrete Maßnahmen und Programmeerarbeiten sowie Rahmenbedingungenfür zukünftige Entwicklungen stecken.Das Interesse an der Veranstaltung warsehr groß: Aus allen Landesteilen warenBürgermeister und Jugendreferentensowie Jugendarbeiter gekommen.„Jugendarbeit“ an der FachhochschuleKiel, das Hauptreferat der Veranstaltung.Unter dem Titel „ProduktivesChaos“ ging der Pädagoge ausführlichauf die Komplexität und die Potentialeder Jugendarbeit ein. Noch heuer solles eine Folgeveranstaltung geben; dergenaue Themenbereich wurde nochnicht festgelegt. Inzwischen trifft sichdie Arbeitsgruppe Jugend des Gemeindenverbandesweiter regelmäßig, um aufdie örtlichen Besonderheiten einzugehenund über das Netzwerk konkreteHilfestellungen anzubieten.Foto: ShutterstockEine der zentralen Fragen der Gemeindereferentenist immer wiederjene nach der Führung von Jugendtreffs:Sollen dies die Jugendlichenoder die Erwachsenen tun? Und welcheAngebote braucht es, damit siedie Jugend erreichen und ansprechen?Auf diese und viele weitere Themen istdie Arbeitsgruppe Jugend innerhalbdes Gemeindenverbandes bei einerTagung über Komplexität undPotentiale der JugendarbeitNach den Grußworten von Gemeindenverband-PräsidentArnold Schulerund Landesrätin Sabina Kasslatter Murund vor den verschiedenen „Werkstätten“und Diskussionen hielt BenediktSturzenhecker, Professor für Erziehungund Bildung mit Schwerpunktzum AutorULRICH MAYERist Journalist, Politologe und PublicManager; er ist derzeit als Kabinettchefim Meraner Rathaus tätig.


6im fokusJUGEND„Unsere Jugendlichen sind vielbesser als ihr Ruf!“Glaubt man den meisten Medien, dann ist die Jugend heute weitgehend schlecht –und die Jugendarbeit hat total versagt! Klaus Nothdurfter, Direktor des Landesamtesfür Jugendarbeit, versucht einige Missverständnisse aus der Welt zu schaffen.erfahren und Verantwortungsgefühlentwickeln. Die Bewältigung solcherAufgaben erfordert Anstrengungen undEntscheidungen. Dadurch aber erlangenJugendliche wichtige Fähigkeiten, umkünftige Probleme selbstständig lösen zukönnen. Diese Erfahrungen stärken dasSelbstbewusstsein und Selbstvertrauenund sind wichtige Voraussetzungen fürdas weitere Leben.Foto: Südtiroler GemeindenverbandKlaus Nothdurfter: „Es fehlt ein breit getragener, von allen gelebterund gespürter Grundwertekatalog (Leitidee oder -motiv), der Menschenzusammenführt, dem sie sich verbunden fühlen... Nicht eine Summe vonEinzelinteressen, die von Lobbyisten vertreten werden!“Interview: Ulrich MayerAuf dem Weg in die Erwachsenenweltmüssen seit jehervielfältige Hürden genommenwerden. Was geschieht daetwa?Der Loslösungsprozess der Kinder undJugendlichen von ihren Eltern ist invollem Gange. Sie müssen ihr körperlichesErscheinungsbild akzeptierenund mit der Entwicklung ihrer Sexualitätklarkommen; die Freunde unddie Zugehörigkeit zur Clique werdenimmer wichtiger. Sie müssen sich fürein Berufsziel entscheiden. Sie müssenlernen, in der Schule und im Ausbildungsbetrieb„zurechtzukommen” undmit Autoritäten umzugehen. Sie müssenihre eigenen Leistungserwartungenund Grenzen herausfinden; sie müssenihre eigenen Kräfte und FähigkeitenWelche Rolle spielen in denverschiedenen Lebensphaseneines Heranwachsenden dieEltern, die laut eigenen Angabenüber immer weniger Zeitverfügen?Diese leisten einen großen und wichtigenBeitrag, ob und wie ihre Kinderdiese Entwicklungsaufgaben bewältigenwerden. Das, was Kinder im alltäglichenZusammenleben von und mitden Eltern gelernt haben, kann sichspäter bewähren: in der Schulklasse,in der Berufsausbildung im Betrieb,im Freundeskreis usw. Die Aufgabender Eltern ändern sich im Laufe derZeit. Aber: Sie bleiben immer wichtigeOrientierungshilfen und Vorbilder fürihre Kinder – und damit auch wichtigeGesprächspartner. Eltern können dieErziehungsaufgabe dann besser bewältigen,wenn diese von Mann und Fraugleichermaßen partnerschaftlich getragenwird. Also: Wenn die Vereinbarkeitvon Familie und Beruf auch den Mannbetrifft – und wenn alle Aufgaben derHaushaltsführung zur Hälfte auch vonden Männern übernommen werden...


7Foto: ShutterstockMan spricht oft von Unzufriedenheitund Orientierungslosigkeitbei Jugendlichen! Gibtes in unserem Land zu wenigPerspektive?Wir alle brauchen dringend einen gesellschaftlichenHintergrund – eine Basisvon gemeinsamen gesellschaftlichenGrundwerten (Demokratie, Partnerschaft,soziales Gleichgewicht, Solidarität,Mitverantwortung, Kooperation usw.),Lebenseinstellungen und Zukunftsperspektiven.Südtirol benötigt ein Modellvon Gesellschaft und Zukunft, das aufeiner breiten gemeinsamen Grundlageaufbauen kann. Diese Vision gibt es derzeitnicht! Das spüren vor allem Kinderund Jugendliche. Und sie leiden darunter,haben Ängste, sind verunsichert, suchennach Lösungen oder verirren sich. Auchdarüber muss man reden! IndividuellVorbild sein, das gelingt nur, wenn dieseAufgabe auf dem Hintergrund eineskonsolidierten Gesellschaftsbildes erfolgenkann. Dies zu schaffen, ist dieHerausforderung der Gegenwart.Welches sind die Ursachen fürdas etwa durch Extremismusund Rassismus immer wiedermanifestierte Unbehagen derJugendlichen?Monokausale Erklärungen gibt es nicht.Es handelt sich immer um ein Bündel vonFaktoren: Zugrunde liegt ein subjektivesÜberforderungs-, VernachlässigungsoderVersagensgefühl. In der Gruppewird nach vermeintlicher Geborgenheitgesucht. Oft kommt mangelnde Konfliktfähigkeitdazu, oft ist es die Lust anden eigenen Machtgefühlen bzw. an denOhnmachtgefühlen anderer Personen.Die Faszination bestimmter Formenvon „Männlichkeit“ (Stärke, Kampfbereitschaftusw.) spielt eine Rolle, auchPerspektiven- und Chancenlosigkeit derberuflichen Verwirklichung und/odermangelnde Verarbeitungskompetenz erlittenerEnttäuschungen zeigen Wirkung.Verbreitete Ressentiments gegenüber als„fremd“ oder „minderwertig“ konstruierteMenschengruppen, an die etwarechtsextreme Propaganda anknüpfenEs gibt noch viel zu tun: „Nicht neue Strukturen und Gremien schaffen,sondern eine wohlwollende und zielführende Begegnung von Menschenfördern, die Kinder und Jugendliche mögen, um so zu einer kreativen undunbürokratischen Zusammenarbeit zu finden“, meint Klaus Nothdurfter.kann, sind in unserem Land als Ursachefeststellbar. Mangelnde Verankerung vondemokratischen Prinzipien und mangelnderRespekt vor den Mitmenschenist ein Problem, und auch Leistungs-,Konkurrenz- und Ungleichwertigkeitsideologienim neoliberalen Gewand,die Prinzipien wie Elite und Masse,„Selektion“ und Missachtung der Menschenwürdegerechtfertigt erscheinenlassen. Weiters eine Migrations- und„Ausländer“-Politik, die das Vorenthaltenvon Partizipationsrechten, Bewegungsfreiheitund Versorgungsansprüchensowie Ausgrenzung und Abschiebunglegitimiert...Präventive Jugendarbeit wirdmeist nur dann thematisiert,wenn ein Schuldiger fürirgendwelche Probleme gesuchtwird. Weshalb glaubenSie, leistet diese in Südtirolaber doch Beachtliches?In der Jugendarbeit sind Jugendliche„mündig teilnehmende Subjekte“ undnicht „unmündige Erziehungsobjekte“.Deshalb muss diese Vielfalt ermöglichenund Integration schaffen – sie muss sofrei wie möglich und so strukturiertwie nötig sein; sie muss offen sein undtrotzdem Profil haben. Sie hat einen „Bestimmer“,die Kinder und Jugendlichenselbst, und viele Kooperationspartner.Das macht die Komplexität von Jugendarbeitaus! Dies war die wichtigsteFeststellung von Professor BenediktSturzenhecker (Fachhochschule Kiel),der in seinem Hauptreferat bei der Tagungder Gemeindejugendreferentenzum Thema „Produktives Chaos, Komplexitätund Potentiale der Jugendarbeit“eine ganze Reihe von grundsätzlichenLeitlinien für eine gute Entwicklungder Jugendarbeit skizzierte. So gesehenleistet die gesamte Jugendarbeit„Beachtliches“ – im vollen Wortsinn:Be-Achtung!


8im fokusFoto: ShutterstockWie stehen wir etwa im europäischenVergleich mit denInitiativen und Strukturen da?Reichen diese in Südtirol aus?Wir stehen gut da! Oder besser gesagt:Die Jugendarbeit in Südtirol spielteine wichtige Rolle im gesellschaftlichenKontext! „Nachholbedarf“ gibtes immer und überall! Genauso wiees Themen- und Arbeitsfelder gibt,die neu und/oder besser gestaltet werdenmüssen. Es gibt auch noch einigeGemeinden, in denen entsprechendeEinrichtungen fehlen (z.B. Latsch,Mals und Bozen usw.), oder noch ausden Kellern herausgenommen undan die Oberfläche gebracht werdenmüssen! Einige Jugendtreffs habensich auch dermaßen gut entwickelt,sodass sie dringend größere Räumebrauchen. Was es noch braucht, ist einestabilere Sicherstellung der finanziellenMittel. Was miteinander vereinbartwurde, sollte auch möglichst einfachund zeitgerecht bereitgestellt werden:Wir stehen gut da! Die Jugendarbeitin Südtirol spielteine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Kontext!Jugendvereine sind keine Bittsteller,sondern Partner. Auch sollte nichtbei jedem „Problem“ im Treff demTräger – gleich ob eigener Verein oderJugenddienst – mit der Kürzung derMittel gedroht werden! Das was wirklichin der Jugendarbeit „abgeht“, diewirkliche Leistung der Jugendarbeiter,sollte besser wahrgenommen werden.Und das ist nur möglich, wenn manmit Jugendlichen und Jugendarbeiterneinen intensiven Dialog führt...Ein wichtiger Pfeiler im bestehendenNetzwerk istsicher auch die ehrenamtlicheJugendarbeit. Entspricht dieseden Bedürfnissen?Alle finanziellen Fördermaßnahmenwürden wirkungslos bleiben, wennnicht eine steigende Zahl von Jugendlichenund Erwachsenen ehrenamtlichein hohes Maß an Verantwortungübernehmen würden. Wenn sie nichtdurch ihr Mitwirken und ihre Mitgestaltungdazu beitragen würden, dasses die Jugendarbeit überhaupt gibt!Allein in der deutschen und ladinischenSprachgruppe gibt es 85 Vereine bzw.Organisationen, deren Vorstände sichjeweils aus mindestens fünf Ehrenamtlichenzusammensetzen. Alleindies sind schon 425 Menschen, diesich mit den Lebenswelten der Jugendlichen,mit Erziehungs- und Bildungsfragen,mit Projektplanung undFinanzierungsfragen auseinandersetzen,von Rechts- und Versicherungsthemenganz zu schweigen. Für null Euro! Dazukommen noch unzählige Gruppenleiterder Jugendorganisationen (z.B.Katholische Jungschar), die regelmäßigGruppenstunden, Aktionen, Zelt- undHüttenlager usw. planen und durchführen.Nicht ganz außer Acht lassenmöchte ich auch den religiösen Aspektder Jugendarbeit, getragen vor allem vonden kirchlichen Jugendorganisationen:Wer, wenn nicht diese, ermöglichennoch Kindern und Jugendlichen eineneigenständigen Zugang zu religiösenErfahrungen...In jüngster Zeit geraten geradeJugendliche immer wiedernegativ in die Schlagzeilen.Sind das nur „schwarze Schafe“?Wenn man etwa die Tageszeitungenaufmerksam verfolgt, dann findet manHunderte Meldungen in der Spalte „guteJugend“ – und insgesamt drei „schlechteNachrichten“. Der Unterschied: die dreischlechten sind die fetten Schlagzeilenund die 100 guten sind oft nur kleineRandnotizen. Die Jugend ist 100-malbesser als ihr Ruf. Damit sollen die realexistierenden Probleme nicht kleingeredetwerden; ganz im Gegenteil, wirmüssen uns mit den Schwierigkeiten derJugendlichen beschäftigen, wir müssenmit ihnen Lösungen andenken, vorausdenkenund dann Rahmenbedingungenschaffen, dass die Lösungen nachhaltigzum Tragen kommen. Nicht kurzfristigesAbstellen von Problemen ist „machbar“,sondern langfristiges Ernstnehmen vonjungen Menschen.Welche Äußerungen überbzw. gegen die SüdtirolerJugendlichen ärgern Sie ammeisten?Mich ärgert es, wenn Pauschalmeinungenverallgemeinert über allesdarüber gestülpt werden, wenn diewirklichen Bedürfnisse der Kinder undJugendlichen zu kurz kommen, wenneinzelne Gruppen gegeneinander ausgespieltwerden, wenn es zu stark um„Pro und Contra“ geht, wenn zu sehr„Schwarz und Weiß“ gemalt wird, wennzu wenig in die Tiefe gedacht wird undwenn alles das, was heute in der Weltproblematisch ist, in erster Linie ein„Jugend“-Thema ist!


9JUGENDNeun Thesen aus demerwachsenen BlickwinkelPeter Koler, leitender Psychologe und Pädagoge im Forum Prävention in Bozen,möchte mit einigen Thesen einen Beitrag in der Reflexion und Diskussion um dieAusrichtung und Weiterentwicklung der Jugendarbeit und -politik leisten.Ulrich Mayer1. Über die Jugend im Allgemeinen zusprechen ist nicht möglich, weil es so etwaswie „die“ Jugend gar nicht gibt. JungeMenschen sind so unterschiedlich wieErwachsene auch, bündeln sich in einzelneTeilgruppen mit unterschiedlichen Interessen,Vorlieben und Bedürfnissen.2. Die Kommunikationskanäle und-plattformen zwischen den Welten derJugendlichen und denen der Erwachsenensind nicht allzu viele. Außerhalb der institutionalisiertenOrte (wie etwa der Schuleoder der Jugendarbeit im Verband) findetman kaum Zwischenräume, die einenfreien Austausch leicht ermöglichen. Einendirekten Zugang in die „Nachtwelten“ derJugendlichen haben eigentlich nur dieKonsumanbieter (wie Bar- und Diskobetreiber)und die Ordnungskräfte.3. In einem medialen Diskurs finden wiroft ein negatives Bild von Jugend wieder.In der öffentlichen Diskussion herrschtfast nur eine Defizit-Perspektive vor: Jugendlichetrinken zu viel, fahren zu schnell,riskieren zu oft, sind schwach, leicht verführbar,gewalttätig und machen Krawall.Die Kreativität, die in jungen Menschensteckt, ihr Engagement für andere oder dieUmwelt, ihre Gefühle, Wünsche, ihre politischenAnsichten, oder etwa die Tatsache,dass die Mehrheit von jungen Menschenkeine illegalen Drogen konsumiert, werdennur wenig wahrgenommen.4. Zwischen der Welt der Erwachsenenund der Welt der Jungen besteht eine tiefeGenerationenkluft. Experten, Politikerund Erwachsene halten ihre Regeln fürrichtig, die der „unmündigen“ Jugenddagegen für falsch; während umgekehrtviele Jugendliche aufgrund eigener „Erfahrung“den Sprüchen der Erwachsenennicht mehr glauben.5. Die Jugend erhält vor allem Konsumangebote,an denen sich die Erwachsenenbereichern. Jugendliche sind schon längerZielgruppe für einen Markt, der mitseinen Markenprodukten immer weiterin die Kindheit vorrückt. Junge Menschenerhalten das Angebot, über Logoszu spezifischer Identität zu kommen. Esverwundert also nicht, dass die jüngsteShell-Jugendstudie zum Schluss kommt,dass neben „tollem Aussehen“, und „neuerTechnik“ (wie Internet und Handy) auch„Markenkleidung tragen“ als „in“ bezeichnetwerden.6. Freier unbesetzter Raum, den jungeMenschen brauchen, um eigene Erfahrungenzu machen und Grenzen auszuloten,existiert kaum. Das Bestehende,das als „Freiraum“ bezeichnet wird, sindvielmehr Reservate. Die Möglichkeiten,Grenzen zu überschreiten, Risiken zuwagen, auszuprobieren, in Opposition zumBestehenden zu gehen, sind beschränktund werden – falls von Jugendlichen beansprucht– zu oft mit repressiven Antwortenbestraft.7. Partizipation von jungen Menschen,d.h. „mit-entscheiden“, „mit-handeln“und „mit-verantworten“, ist ein schönesWort, das zu vielen guten Anlässen passt.Im Alltagsleben ist sie jedoch kaum erkennbar.8. Angst ist die zentrale Kraft, welche Erwachseneim Umgang mit der nachkommendenGeneration leitet. Man fürchtetsich, dass junge Menschen den falschenPeter Koler gibt zu, dass er die Welt der Jugendlichennur von außen betrachten kann. Ab und zu öffne sichihm aber ein Fenster, durch welches er in diese Welthineinschauen kann. So könne er beobachten, wiejunge Menschen leben – und wie sie denken.Weg nehmen, die Werte verlieren, denErwachsenen etwas wegnehmen oder ihreGesundheit riskieren. Im kollektiven Wissenhaben viele verdrängt, wie mühevollihr eigener Weg in die Erwachsenenweltwar – und nach welcher Unterstützungman sich in jungen Jahren von Seiten derErwachsenen gesehnt hatte.9. Die zentrale Aufgabe, die sich uns Erwachsenenstellt, ist jugendliche Lebensweltenin ihrer Vielfalt ernst zu nehmen,sie anzuerkennen, zu schätzen und zuunterstützen. Dazu gehören neben derAchtung für jugendliche Wertorientierungen(Freundschaft, Partnerschaft,Selbstgestaltung und Eigenverantwortung)auch die Sensibilität für Sorgen,die unter Jugendlichen verbreitet sind,wie beispielsweise Probleme der Vereinsamung,Schulangst, Elternprobleme oderdepressive Versagenserlebnisse.Foto: Südtiroler Gemeindenverband


10im fokusJUGEND„Gewisse Regeln sind Voraussetzungfür das Miteinander“Cuno Tarfusser, leitender Oberstaatsanwalt in Bozen, stellt den Südtiroler Jugendlichengar kein so schlechtes Zeugnis aus, wie es vielleicht oft von den Medien vermittelt wird– oder wie es empfunden wird. Er findet es aber bedenklich, dass heute jene Grundregelnfast nicht mehr gelehrt werden, die eine funktionierende Gesellschaft braucht.Ulrich MayerDie Jugendlichen stellten heutenicht mehr an, als es ihre Eltern indiesem Alter getan haben, unterstreichtTarfusser. Die Hemmschwelle, einestrafbare Handlung zu begehen, liegeaber deutlich tiefer. Und auch das Alter,ab dem man gegen das Gesetz verstoße:„War es früher so ab 16 oder 17 Jahren,so geschieht dies heute schon ab 13 oder14 Jahren.“ Eine drastische Zunahme anDelikten gebe es aber nicht! „Viel eherein kleines Plus, das auch auf verstärkteKontrollen durch die Ordnungskräftezurückzuführen ist.“ Jugendliche seienheute also nicht anders – und schon garnicht schlechter als in früheren Zeiten,als man sich wahrscheinlich auch nochetwas mehr „leisten“ konnte.Oberstaatsanwalt Cuno Tarfusser: „Für mich gehört es zu meiner Arbeit,den Jugendlichen das Funktionieren eines Rechtssystems zu erklären.“Das Zuhause und die Schule könnten in dieser Beziehung einen etwasgrößeren Beitrag leisten...Foto: Südtiroler Gemeindenverband„Ein Lausbubenstreich istnicht gleich Kriminalität“Die Zahl der jugendlichen Straftäterist also gering. Dennoch überwiegt inder öffentlichen Meinung zunehmendein negatives Bild der Heranwachsenden.Tarfusser führt dies auch auf denEinfluss der Medien zurück. Von wenigenFällen werde auf alle Jugendlichengeschlossen: „Alle saufen oder rasensich zu Tode. Alle nehmen Drogen.Alle üben Gewalt aus.“ Über das vielePositive werde – wenn überhaupt – nuram Rande berichtet. Ähnliches geschehemit straffälligen Ausländern: DieKriminalität unter den so genanntenMenschen mit Migrationshintergrundsei nicht ein Vielfaches der Einheimischen.Und dennoch seien die Titel inden Zeitungen viel dicker!Tarfusser bricht eine Lanze für dieJugend: „Ich sehe das etwa bei denFreunden meines Sohnes. Oder auchbei den regelmäßigen Referaten vorJugendlichen. Da ist sehr viel Engagement,sehr viel Kreativität, sehr vielSolidarität und sehr viel Hilfsbereitschaftda. Ich stoße auch immer auf sehr vielInteresse für die Thematik der Regeln,deren Beachtung und Nichtbeachtung:Dies stimmt mich grundsätzlich optimistisch,denn es ist der Humus für einegute Gesellschaft!“ Heranwachsendenmüssten gewisse Grundregeln beigebrachtwerden. Und sie sollten auchlernen, mit diesen umzugehen, betontTarfusser. Es sei eine Illusion, dass siediese dann immer befolgen werden: „Dasmüssen sie auch nicht! Niemand von unsErwachsenen hat das getan. Sie sollenruhig ausprobieren und ausloten – undKonsequenzen in Kauf nehmen müssen,wenn sie Regeln gebrochen haben.“„Sich mehr mit der Gesellschaftauseinandersetzen“Gefordert seien in erster Linie – auchwenn die Zeit noch so knapp ist – die Eltern:„Sie müssen im wahrsten Sinne des


11Wortes erziehen. Sie müssen elementareGrundregeln beibringen.“ Aber auch dieSchule müsse ihre Hausaufgaben machen:„Sicher sind alle Fächer irgendwie wichtig.Die Bürgerkunde, wie es sie frühereinmal gegeben hat, kommt aber heuteviel zu kurz!“ Tarfusser plädiert dafür,auch mehr „gesellschaftliches Wissen“ zuvermitteln, die Jugendlichen „politisch“zu erziehen, sie in ihre Rechte, aber auchin ihre Pflichten einzuweisen. „Ohnegeht es nicht! Von der Wiege auf reihtsich im Leben ein Rechtsgeschäft an dasandere... einen Kaffee bestellen, das istja auch schon ein Kaufvertrag.“Ein gewisses „Regelwerk“ müsse alsowieder vermehrt ins Bewusstsein derJugendlichen gebracht werden. „Unddas schon sehr früh, bevor diese andereSachen im Kopf haben!“ Bereits denKindern müssten die Augen geöffnetund Grenzen gezeigt werden. Und wichtigsei auch, dass diese verstünden, sieseien nicht allein auf der Welt! „Verantwortungübernehmen, Pflichten erfüllenund Rechte ausüben“, fasst Tarfusserzusammen: „Wenn man dies tut, dannkann im Leben eigentlich nicht vielschief gehen.“ Abstand müsse man aberunbedingt von der Oberflächlichkeitnehmen, und auch vor Verallgemeinerungenund vor Bagatellisierungen!„Funktioniert Prävention,braucht es keine Repression“Obwohl oft anders vermittelt oder verstanden: Südtirols Jugendlichesind nicht „krimineller“ als es ihre Eltern waren. Mit dem Erkennen derGrenzen zwischen „Lausbubenstreich“ und „Straftat“ tun sie sich lautCuno Tarfusser aber etwas schwer...Foto: Shutterstock„Selbstverständlich bin ich für viel Prävention.Und für wenig Repression“,erklärt Tarfusser. „Funktioniert die Prävention,dann braucht es die Repressionerst gar nicht. Diese kommt immerdanach; es ist also immer vorher schonetwas falsch gelaufen! Und dann müssenhalt unter Umständen auch recht deutlicheZeichen gesetzt werden!“ Es seiaber niemals Ziel der Staatsanwaltschaft,irgendjemand nur so ins Gefängnis steckenoder bestrafen zu wollen. Vielmehrversuche man auch – obwohl institutionellnicht explizit vorgesehen – mitJugendlichen ins Gespräch zu kommenund auf Problembereiche hinzuweisen,um so einen Beitrag in Sachen Bewusstseinsbildungzu leisten.Grundsätzlich hätten es die Jugendlichenin der heutigen recht widersprüchlichenGesellschaft nicht ganz leicht. EchteJugendkriminalität sei in Südtirol abernicht feststellbar. Auch Teufelskreise derGewalt ohne Entkommen gäbe es nicht!„Es ist also möglich, aus unbequemenCliquen herauszukommen, die vor allemschwächere Charaktere anziehen sowiejene, die wenig Anerkennung genießen– wenn man nur den Willen dazu hat“,sagt Tarfusser. Ängste müsse man nichthaben! Man solle sich aber jemandemanvertrauen – einem Verwandten bzw.Bekannten oder einem Ansprechpartneraus dem doch recht engmaschigenNetzwerk, das sich hervorragend um dieJugendarbeit im Land bemüht.Der leitende Oberstaatsanwalt meintabschließend: „Bestimmte Phänomene– etwa Drogen oder Extremismus –gehören einfach zur Gesellschaft. Manwird sie mit noch so großem Einsatznicht verhindern können; man kann sieaber kontrollieren und klein halten!“Und dies geschehe auch in Südtirol – imVerbund vieler Akteure.


12im fokusPROJEKT„Trendy Bar“: CooleAlternativen statt Verbote!Es gibt in Südtirol eine Trinkkultur, wenn es um den Wein geht. Es gibtebenso eine Bierkultur. Aber bei alkoholfreien Getränken bleibt die Kulturauf der Strecke, vor allem bei Festen. Eine Coca Cola, ein Fruchtsaft und einMineralwasser, so schaut das Standardangebot vielerorts aus.Ulrich MayerDa muss etwas passieren“, sagte sichvor drei Jahren der Pusterer FernsehmoderatorAlex Ploner. Er selbst kenntdie Realität in der Festkultur als Musikerseit Jahrzehnten. Dabei will er aberden Alkohol auf keinen Fall verdammen,sprich den moralischen Zeigefinger erheben:Das Ausschenken von alkoholischenGetränken solle nicht kriminalisiert werden.„Damit schreckt man nur ab“, hältPloner fest, sobald er über sein Projekt„Trendy Bar“ spricht. Es ist dies die erstemobile alkoholfreie Bar Südtirols!Angebot lässt keine WünscheoffenEigentlich sind es sogar zwei Bars. Einemobile Bar in Form eines Schankwagens,der keine Wünsche offen lässt:Vom Kühlschrank, über Bildschirme,eine Audioanlage bis hin zur modernencomputergesteuerten Schankanlage ist indieser Bar alles zu finden. Die zweite Bar,die vor allem bei Maturabällen und Veranstaltungenin geschlossenen Räumen zumEinsatz kommt, ist eine Art Messestand,mit einer coolen Theke, hinter der zweiShow-Kellner arbeiten können.Die „Trendy Bar“ setzt auf alkoholfreieGetränke und Cocktails, von fruchtig bismilchig, von süß bis sauer... Mit dabeiauch so genannte Molekular-Cocktails,die ein ganz neues Trinkerlebnis garantierensollen und in den bekanntenangesagten Cocktailbars in Mailand,Hamburg oder Paris bereits für Furoresorgen. Im Team der „Trendy Bar“ befindensich ausgebildete Cocktailmixer,die sich einiges einfallen haben lassen.Da werden Flaschen ebenso jongliert,wie rauchende Cocktails serviert.Alternativen für SüdtirolerFestkulturFoto: Shutterstock„Trendy Bar“ richtet sich nicht gegen den Alkoholkonsum. Die Alternativezum Hochprozentigen sollte aber auch bei Festen und Bällen in Südtirolnicht nur ein Feigenblatt, sondern eine Selbstverständlichkeit sein.Alex Ploner ist davon überzeugt, dassdas Problem Alkoholmissbrauch in Südtirolgerade dort angegriffen werdensollte, wo es entsteht, in der SüdtirolerFestkultur. Dabei muss das Angebot socool wie möglich und vor allem auchso günstig wie möglich sein, damit esvor allem für Jugendliche und Familieninteressant ist. Das Projekt ist für dreiJahre geplant und dann wird Resümeegezogen.Mit Hilfe von nachfolgender Sponsorenkönnen die Cocktails um 2 bzw. 3 Euroangeboten werden: Südtiroler Gemeindenverband,Südtiroler Landesregierung,Bezirksgemeinschaft Pustertal,Südtirol Events, Betonform, Fercam,Zipperle, Join, Südtiroler Sparkasse,Südtiroler Sennereiverband, Auto Brenner,Kiwanis Club, Wipptaler Bau undRDVM Versicherung.


13PROJEKTKein Zeigefinger –nur ein anderer WegHinter dem von Sponsoren gestützten Projekt „Trendy Bar“ steht einehrenamtlicher Verein. Und dieser meint: Der gleichwertige Ausschankvon alkoholischen und alkoholfreien Getränken solle bei Festen undBällen zur Selbstverständlichkeit werden.Das „Trendy Bar“-Projekt wird ehrenamtlichvom Verein Trendyorganisiert. Dieser wurde auf Initiativedes Kiwanis Clubs Bruneck gegründet.Ziel ist es, ehrenamtlichen Vereinen (wieFeuerwehren, Musikkapellen und Sportvereinen,aber auch Maturaklassen) eineStruktur zur Verfügung zu stellen, damitdiese bei ihren Festen und Bällen einreichhaltiges alkoholfreies Trinkangebotbieten können. Die Veranstalter bekommendie „Trendy Bar“ samt Personalkostenlos zur Verfügung gestellt – undwerden am Gewinn mit 60 Cent bei den2-Euro-Cocktails und mit 1,60 Euro beiden 3-Euro-Cocktails beteiligt.Dem Vorstand des Vereins Trendygehören Präsident Christian Gartnersowie Philipp Moser, Walter Messnerund Georg Knollseisen an; er zähltderzeit rund 80 Mitglieder. Ziel desVereinsvorstandes ist es, bis Jahresendean die 300 Mitglieder für die Idee zubegeistern und zur Mitgliedschaft zubewegen. Der Jahresmitgliedsbeitragbeträgt 50 Euro. Kein Zeigefinger, keinVerbot, aber ein anderer Weg – das istdas Motto des Vereins.Mit der „Trendy Bar“ will man langfristigerreichen, dass abwechslungsreiche undgeschmackvolle alkoholfreie Getränke beiVeranstaltungen selbstverständlich undgleichwertig angeboten werden. Dabeisoll die „Trendy Bar“ als Vorzeigemodellnicht nur in Südtirol, sondern auch inden Nachbarländern einen neuen Trendsetzen. Informationen gibt es im Internet(www.trendybar.bz) und unter derRufnummer 348 23 389 23.Foto: Südtiroler GemeindenverbandDer Südtiroler Gemeindenverbandals Sponsor (von links):Präsident Christian Gartner undIdeator Alex Ploner von „TrendyBar“ sowie Arnold Schuler undKlaus Unterweger vom Gemeindenverband.


15Foto: ShutterstockSüdtirol: Mit dem Landesgesetz 10/2003 wurde der Rat der Gemeindeneingerichtet, dem auch einige beschränkte Beratungsaufgabenim Rahmen des Gesetzgebungsverfahrens zuerkannt wurden.den Regionen mit Normalstatut habendie Gemeinden sehr viel in punkto Beteiligungan den regionalen Tätigkeitenerreicht: Man denke nur an die Räte derGemeinden, auf die später noch nähereingegangen wird.Die Gemeinden in den AutonomenProvinzenWas ergibt sich aus alledem für die Gemeindenin den Regionen mit Sonderstatutund den Autonomen Provinzen?Hier lassen sich unterschiedliche Profileunterscheiden. Hinsichtlich der Bestimmungendes neuen Titels V schließt derGerichtshof aus, dass einzelne Formender zu Gunsten der „gewöhnlichen“Gemeinden vorgesehenen Autonomienautomatisch auf die Gemeinden derRegionen mit Sonderstatut übergehen(Urteil 370/2006). In diesen gilt somitweiterhin der so genannte „Grundsatzder Parallelität“, dem zufolge die Ver-waltungskompetenzen der Provinz fürdieselben Bereiche zustehen, für diesie auch Gesetzgebungskompetenzenhat.Allerdings wäre es falsch, daraus dieÜberzeugung abzuleiten, dass der Provinztatsächlich die volle „Verfügbarkeit“sämtlicher „lokalen“ Aufgabenzustünde:• Erstens gilt der Grundsatz der Parallelitätnicht für neue Bereiche: jeneBereiche also, die der Autonomen


18thema<strong>GEMEINDE</strong>NTAGPräsident lädt zum Gipfelder Südtiroler GemeindenIm Dürer-Saal in Klausen ging der „Tag der Südtiroler Gemeinden“ überdie Bühne. Präsident Arnold Schuler fasste als Hauptredner die jüngstenEntwicklungen im Südtiroler Gemeindenverband zusammen.Ulrich MayerImmer wieder hatte Schuler in derVergangenheit auf die rapide wachsendeVerschuldung der Gemeindenhingewiesen. „Jetzt sind wir endlichweitergekommen: Weitere Untätigkeithätte ein Anhäufen der Restschulden bis2017 auf 2,5 Milliarden Euro bedeutet!“Mit dem neuen Finanzierungsmodellund dem internen Rotationsfonds werdeman aber schon heuer die Neuverschuldungauf weniger als die Hälfte dervergangenen Jahre bringen. Und ab2009 bringe man diese für fünf Jahreauf Null! „Gemeinsam haben wir einefür die Politik nicht alltägliche Wendegeschafft.“„Nicht neue Bäume im Gesetzesdschungelpflanzen“Ging es in den vergangenen Monatenvor allem um die Verschuldung derGemeinden, so will sich der Gemeindenverbandkünftig verstärkt um dieNeuregelung der Geldzuweisungen andiese widmen und eine neue Form desBilanzausgleiches angehen. „Auch derAufbau des Gemeindehaushaltes istnicht mehr zeitgemäß“, betonte Schuler.„Die strikte Trennung in laufenden Teilund Investitionsteil muss überdachtwerden – nicht nur im Sinne von mehrGemeindeautonomie.“ Er regte auchan, PPP-Modelle zu fördern und dieWirtschaft als Partner in das kommunale„Ich bin davon überzeugt, dasswir langfristig nicht an demgemessen werden, was wirgebaut haben“, betonte SGV-Präsident Arnold Schuler, „sonderndaran, welche finanzielle Situationwir hinterlassen haben.“Foto: Südtiroler GemeindenverbandFoto: Südtiroler GemeindenverbandDer Dürer-Saal war bis auf den letzten Platz besetzt: Neben den Bürgermeisternhatten eine Reihe treuer Freunde des Südtiroler Gemeindenverbandes den Wegnach Klausen gefunden – aus dem In- und Ausland!Investitionsprogramm einzubeziehen.„Die Flut der Gesetze wächst immermehr“, sprach Schuler auch die Überreglementierungan. Viele Bereicheseien auf EU-, Staats- und Landesebeneunterschiedlich geregelt. „Auchdas Verwaltungsgericht kritisiert immerwieder, dass die Landesgesetze meist sehrunklar formuliert sind.“ In erster Liniemüssten aber die Gemeinden mit diesenGesetzen arbeiten – und Verantwortungübernehmen! So habe die Kombinationzwischen unklaren Gesetzen undaggressiven Kontrollen in jüngster Zeitzu großer, lähmender Verunsicherungin den Gemeinden geführt. Deshalb dieForderung: „Klare Gesetze und Augenmaßbei den Kontrollen!“


19„Hohe Kirchtürme haben inVerwaltung nichts verloren“Foto: Südtiroler GemeindenverbandFür viele herzhafte Lacher, aberauch für das eine oder anderebetroffene Schmunzeln sorgtegekonnt Kabarettist DietmarGamper, der als „Gemeindepolizist“für Ordnung in SüdtirolsGemeinden sorgen wollte.Trotz der vielen Investitionen der vergangenenJahre habe es noch nie so vielUnzufriedenheit im Land gegeben, regteSchuler eine Aufwertung der Gemeindenan. Diese solle eine Vereinfachungder Verwaltungsabläufe bringen, abervor allem auch eine neue Rolle der Gemeinderätebeinhalten. „Entscheidungenmüssen näher an den Bürger gebrachtwerden! Diese müssen einbezogenwerden, damit nicht an ihnen vorbeiverwaltet wird!“ Entscheidungen inder Gemeinde brächten außerdem dasKostenbewusstsein zurück, das immermehr abhanden gekommen sei.Schuler betonte auch: „Der Schlüssel zueiner erfolgreichen Gemeinde ist undbleibt die Familienpolitik!“ Nicht nur aufdie demographischen Entwicklungen,sondern auch auf die Veränderungen inder Gesellschaft müsse reagiert werden.„Hoffentlich sind die von Staat undLand angekündigten Entlastungen nichtnur Wahlversprechen, für welche dannwieder einmal die Gemeinden die Zechezu bezahlen haben...“„Wir wissen, was die Menschen brauchen“Klare Worte äußerte beim Gemeindentagin Klausen Helmut Mödlhammer,Präsident des ÖsterreichischenGemeindebundes, gegendie Mandatsbeschränkung auf der„untersten Ebene“: „Immer mehrAufgaben werden auf die Gemeindenabgeschoben. Genau aus diesemGrund braucht es auf kommunalerEbene die Allerbesten!“ So dürfe esauch nicht sein, dass irgendwelcheGremien entscheiden, wie lange etwaein Bürgermeister bleiben kann odernicht. Er selbst steht seit 1986 an derSpitze der Kleingemeinde Hallwang(Salbzurg) – und hat immer noch 70Prozent der wahlberechtigten Bürgerhinter sich! „Gerade wir haben dasHerz beim Menschen; wir wissen, wasdiese brauchen“, meinte der Journalistund verwies auch auf die „Mündigkeitder Bürger“. Er dankte dem SüdtirolerGemeindenverband für die „gute,freundschaftliche Zusammenarbeit“Foto: Südtiroler Gemeindenverbandund lobte die neue Verbandszeitung:„Es ist wichtig, ein Sprachrohr nachinnen und außen zu haben – und auchnach oben!“HelmutMödlhammer„Land und Gemeinden sitzen im selben Boot“Südtirols Landeshauptmann LuisDurnwalder verwies auf die „Wichtigkeitder Zusammenarbeit“ zwischenLand und Gemeinden. Mansolle sich näher kommen, um Erfahrungauszutauschen. Schließlichsitze man im selben Boot! „Nurgemeinsam können brauchbare Lösungengefunden werden.“ Auch mitder neuen Regierung in Rom müsseman reden: „Sonst wird nichts weitergehen...Wir müssen uns ja nichtverbrüdern!“ Gleich nach den Landtagswahlenwerde man sich auf jedenFall noch einmal zusammensetzen,um über die Mandatsbeschränkungzu reden. Kritik hagelte es gegen dasjüngste Vorgehen des Rechnungshofes:„Da müssen wir intervenieren!“ Komplimentehingegen für die SüdtirolerGemeinden, welche den Stabilitätspakteingehalten haben. „Wir haben vieleProbleme gemeinsam gelöst. Und manmuss sich nur etwas umschauen. UnsereFoto: Südtiroler GemeindenverbandGemeinden sind gesund, aktiv undlebendig. Die Bürger sollten sichglücklich schätzen, dass sie in diesenleben dürfen!“LuisDurnwalder


20MeinungenUmfrageWelchen Stellenwert hat derSüdtiroler Gemeindenverband?Alois Heiß, MöltenIsidor Puntaier, BarbianArmin Holzer, FreienfeldRomana Stifter, GaisDer Südtiroler Gemeindenverbandist für uns Bürgermeistereine kompetente Vertretungund ein verlässlicher Ansprechpartner.Mit seinen vielfältigenDienstleistungen stellt er eineunverzichtbare Unterstützungfür die Gemeinden dar. In vielenFällen gibt der Südtiroler Gemeindenverbandden GemeindeverwalternEntscheidungshilfenvor.Andreas Heidegger,NaturnsWir Gemeindeverwalter sind:Ruderer und Lenker, Impulsgeberund Ausführende, Dienendeund Regierende, schweigendeSorgenschlucker, stille Wissende,oft mächtig und ohnmächtigund stille Menschenkenner. Wirbrauchen den Gemeindenverbandvor allem als moralischeUnterstützung!Franz Lintner, EppanDer Gemeindenverband hat einewichtige Beraterfunktion - beiNeuerungen steht er den Gemeindenmit Gutachten, Stellungnahmenund Ratschlägenzur Vorgangsweise zur Seite. Erist ein wichtiger Dienstleister: Eswerden etwa zentral die Löhneberechnet, EDV-Dienste undauch Weiterbildung angebotenusw. Er ist auch Sprachrohr derGemeinden.Josef Pitschl, AldeinDer Gemeindenverband berätund betreut, er hilft und unterstützt,er vermittelt und entwickelt,er vertritt und verteidigt,er organisiert und bereitet vor,er schult und bildet weiter – derGemeindenverband ist für unsGemeinden unersetzlich!Walter Mairhofer, MarlingDer Gemeindenverband hateinen großen Stellenwert, weilsowohl Gemeinden als auch dieBürgermeister und Verwaltereine eigene und autonome Interessensvertretungbrauchen, dieständig darauf bedacht ist, dieAutonomie der Gemeinden zustärken. Die Aufgaben und Zieleder öffentlichen Verwaltungenändern sich in der heutigen Zeitimmer schneller. Der Gemeindenverband hat fürmich einen sehr hohen Stellenwertals Interessensvertretungder Gemeinden gegenüber andererKörperschaften, wie Landoder Region und auch gegenüberanderen staatlichen und nichtstaatlichenBehörden. Er istauch ein wichtiges gemeinsamesSprachrohr aller Gemeinden nachaußen. Für die Mitgliedergemeindenselbst bietet der Verbandein breitgefächertes Angebot anDienstleistungen.Der Gemeindenverband ist fürdie Gemeinden Südtirols einesehr wichtige Institution, weil erden Mitgliedern viele Dienstleistungenanbietet, z.B. Lohnberechnung,Verwaltung der EDV-Systeme und Rechtsberatungim immer größer werdendenGesetzesdschungel. Außerdemgarantiert er den Gemeinden einengemeinsamen und geschlossenenAuftritt nach außen.Als Interessensvertreter für unsGemeinden ist der Gemeindenverbandfür mich ein wichtigerAnsprechpartner. Auch alsDienstleister ist er für uns Verwalternicht mehr wegzudenken.Gerade in den letzten Jahren ister seinem eigentlichen Zweck,der Betreuung, Beratung undFörderung der angeschlossenenGemeinden und Bezirksgemeinschaften,immer mehr nachgekommen.


ÜBER <strong>DIE</strong> GRENZE GESCHAUT21TIROLER <strong>GEMEINDE</strong>VERBAND„Zusammenarbeiten,nicht zusammenlegen!“Ein Thema, das den Tiroler Gemeindeverband derzeit sehr beschäftigt, ist die Staats- undVerwaltungsreform. In diesem Zusammenhang hat der österreichische Finanz-StaatssekretärChristoph Matznetter jüngst die Zusammenlegung von Gemeinden gefordert, weil seinerMeinung nach nur Gemeinden ab einer bestimmten Größe wirtschaftlich sinnvoll seien.Hubert RauchUnsere Devise lautet jedoch nichtzusammenlegen, sondern zusammenarbeiten!Die interkommunaleZusammenarbeit ist für uns TirolerGemeinden nichts Neues. Der Sinneiner Zusammenarbeit ergibt sich schonaus der Größe und Struktur unsererGemeinden. Es gibt genug Beispieleerfolgreicher interkommunaler Zusammenarbeit,wenn ich zum Beispiel anden Schulbereich, die Abwasserentsorgung,die Wasserversorgung, denAbfallbereich, das Gesundheitswesenund vieles mehr denke. Gott sei Danksind wir in den 70-er Jahren nicht denWeg anderer Bundesländer gegangenund dem Bestreben nach Größe gefolgt,sondern den Weg bürgernaherüberschaubarer Gemeinden. Heutekommen allerdings auf die Gemeindenviele neue Herausforderungen speziellim Infrastrukturbereich zu, die in vielenFällen eine Zusammenarbeit notwendigmachen. Auch die europäischenFörderprogramme, wie beispielsweiseLeader oder Interreg, haben niemals dieeinzelne Gemeinde, sondern immer eineRegion, eine natürliche Einheit, eineWirtschaftseinheit im Visier.Die Erfahrungen zeigen, dass interkommunaleZusammenarbeit nur freiwilligerfolgen soll. Überall dort, wo staatlicherZwang besteht, funktioniert dieseZusammenarbeit nicht. Ein entscheidenderFaktor für das Gelingen interkommunalerZusammenarbeit ist dieGleichberechtigung. Die Gemeinden,die sich in einer Kooperation binden,müssen auf gleicher Ebene miteinanderumgehen. Kein „Großer“ darf die„Kleinen“ zu dominieren versuchen.Daher ist die Zusammenarbeit im Stadt-Umland-Bereich ein besonders sensibler.Unterschiedliche Gewichte und teilweiseunterschiedliche Interessen derPartner müssen ausgewogen werden, solldie Partnerschaft funktionieren. Stadtund Land leben in einem symbiotischenVerhältnis, das bedeutet nichts anderes,dass auf der einen Seite der ländlicheRaum die Städte braucht, die auf Grundihrer zentralen Funktionen auch infrastrukturelleAufgaben bündeln, dass aberauch auf der anderen Seite der ländlicheRaum über eigene Wertigkeiten undPotenziale verfügt.Tirol zählt zu jenen Bundesländern,die mit keiner Bevölkerungsabnahmezu kämpfen haben, im Gegenteil, wirzählen zu jenen Bundesländern, dieEinwohnerzuwächse zu verzeichnenhaben. Jedoch sind innerhalb des Landesdie Auswirkungen regional sehr unterschiedlich.Städte und deren Umfeld,die so genannten Ballungszentren werdenweiter zulegen und Gemeinden imländlichen Bereich werden schrumpfen.Die Frage der Zukunft wird sein: Wiekönnen die Gemeinden dieser Entwicklungbegegnen? Eine Antwort könntesein, die Erhaltung und Schaffung vonArbeitsplätzen in der Gemeinde. Nurdort, wo es Arbeit gibt, bleiben dieMenschen. Weitere wichtige PunkteFoto: Tiroler GemeindeverbandEin entscheidender Faktor für das Gelingen interkommunalerZusammenarbeit ist die Gleichberechtigung:Kein „Großer“ darf die „Kleinen“ zu dominierenversuchen! Im Bild das Podium des TirolerGemeindetages im Oktober 2007 in Rum (von links):Vizepräsident Günter Fankhauser (BürgermeisterMayrhofen), Präsident Hubert Rauch (BürgermeisterSteinach am Brenner), Landesrätin Anna Hosp,Vizepräsident Ernst Schöpf (Bürgermeister Sölden),Vizepräsident Edgar Kopp (Bürgermeister Rum)und Helmut Mödlhammer, Präsident des ÖsterreichischenGemeindebundes und Bürgermeister derSalzburger Gemeinde Hallwang.scheinen mir die Erhaltung und Belebungder Ortskerne, das Leben inder Gemeinde, in den Vereinen, dieEinbindung der Bürger in das politischeLeben, in Sport und Kultur.zum AutorHubert Rauchist seit 1986 Bürgermeistervon Steinach am Brenner undseit 1995 Präsident des TirolerGemeindeverbandes.


22AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>NNATURNSJUPA – Vier Buchstaben stehenfür JugendbeteiligungVor kurzem legte das Jugendparlament von Naturns (JUPA) dem „richtigen“Gemeinderat seinen ersten Bericht vor. „Es ist schon viel passiert“, fassendie Jugendvertreter Florin Pöder und Julia Theiner das erste Tätigkeitsjahrzusammen. „Es kann aber auch noch einiges verbessert werden.“Ulrich MayerWie in der entsprechenden Gemeindeverordnungvorgesehen,stellten die Vertreter des neuenJugendparlaments Naturns vor kurzemerstmals ihren Jugendbericht öffentlichvor. Vorsitzender Florin Pöder undStellvertreterin Julia Theiner dokumentiertenauf diese Weise die Tätigkeitdes „Parlaments“ der Naturnser Jugendlichenund antworteten auf diezahlreichen Fragen der Gemeinderäte.„Das erste Jahr war vor allem ein Jahrder Selbstfindung; die Gruppe musstesich erst zusammenraufen und sich näherkennenlernen, bevor es dann ans Werkgehen konnte“, erklärte Pöder die erstenGehversuche.Auch Theiner meinte in ihren Ausführungen,dass man sich als „Jugendparlamentarier“zuerst einmal Klarheitüber seine Aufgaben und seine Möglichkeitenverschaffen musste. „Dabeihat uns ein Treffen mit dem Agorà( Jugendgemeinderat von Brixen, Anm.d. Red.) geholfen. Der Austausch unterden Jugendgemeinderäten, den Jugendparlamentenund den Jugendbeirätenmuss aber noch vertieft werden, damitman von den gegenseitigen Erfahrungenlernen kann“, meinte Theiner.Zusammenarbeit mit Vereinenund Verbänden suchenInsgesamt sei aber schon im ersten JU-PA-Arbeitsjahr sehr viel passiert undunternommen worden. Besonders stolzist das Naturnser Jugendparlament indiesem Zusammenhang auf den Beitragzum Bau eines Proberaumes für Jugendbands.Ebenfalls sehr gelungen sei einSuchpräventionsprojekt, das gemeinsammit dem Jugendzentrum von Naturnsdurchgeführt worden ist. Einige anderewichtige Investitionen seien noch aufder Strecke geblieben; so solle zumBeispiel schnellstmöglich ein eigenerLaptop angekauft werden.Für das Jahr 2008 sei zudem geplant,zu den verschiedenen Vereinen undVerbänden, welche aktive Jugendarbeitbetreiben, näheren Kontaktaufzunehmen. „Immerhin haben wirauch eine kleines Budget, mit demwir konkrete Projekte und Vorhabender Vereine tatkräftig unterstützenkönnen“, regen die Naturnser JugendparlamentarierPöder und Theinereine noch stärkere Zusammenarbeitim Jugendbereich an.Foto: Gemeinde NaturnsNaturnser Jugendparlamentarier zu Besuch im Gemeinderat (von links):JUPA-Vorsitzender Florin Pöder, seine Stellvertreterin Julia Theiner, dieGemeindereferenten Zeno Christanell und Hans Unterthurner.Großes Lob für die verantwortungsvollenTätigkeitenVon den Mitgliedern des Gemeinderateserhielten die Jugendvertreter vielLob für ihren Einsatz und ihre Tätigkeiten.„Den jungen Menschen mussman Verantwortung übertragen, damit


23sie an den Aufgaben wachsen können.Außerdem gilt es, ihnen zu vertrauenund optimistisch in die Zukunft zublicken“, meinten beispielsweise dieGemeindereferenten Zeno Christanellund Valentin Stocker.Auch Bürgermeister Andreas Heideggerdankte für die gute Zusammenarbeitund ersuchte das JUPA Naturns auchweiterhin ein kritisches Sprachrohr derörtlichen Jugend zu sein.Foto: Gemeinde NaturnsMitglieder des JUPA Naturns mit einigen örtlichen Gemeindevertretern(stehend, von links): Dominik Avogaro, Felix Christanell, Benedikt Kofler,René Tumler, Michael Kaufmann, David Fliri, Florin Pöder, Zeno Christanell(Gemeindereferent); (hockend, von links): Gudrun Pöll (Gemeindereferentin),Julia Theiner und Barbara Pratzner (Gemeinderätin).Aufgaben und Rechte des Jugendparlaments von Naturns1. Das JUPA ist ein Sprachrohr der Jugendlichen in derGemeinde.2 Das JUPA unterbreitet der Gemeindeverwaltung Vorschläge fürdie Erstellung von Richtlinien für die Förderung der örtlichenJugendarbeit.3. Das JUPA berät über alle Fragen in Zusammenhang mit derörtlichen Jugendarbeit.4. Das JUPA gibt Empfehlungen für die Verteilung der Fördermittelfür die örtliche Jugendarbeit an den Gemeindeausschussweiter.5. In Absprache oder in Zusammenarbeit mit den örtlichen Jugendverbändenist das JUPA an der Planung und Organisationvon Veranstaltungen, Projekten u. ä. für die Jugendlichen derGemeinde beteiligt.6. Das JUPA erstellt verschiedene Berichte zu jugend- und gemeindepolitischenThemen ( Jugendarbeit, Gemeindehaushalt,Gemeindebauleitplan).7. Das JUPA verfasst mit Unterstützung eines Mitarbeiters derGemeindeverwaltung oder eines hauptamtlichen Mitarbeitersdes Jugendzentrums bzw. einer ähnlichen Anlaufstellefür Jugendliche einen jährlichen Jugendbericht, in dem dieArbeit des Gremiums, sowie die rechtmäßige Verwendungaller materiellen und finanziellen Ressourcen, die von derGemeinde zur Verfügung gestellt werden, dokumentiertund belegt werden.8. Das JUPA trägt in allem seinem Wirken zu einer starkenBeteiligung der Jugend in der Gemeinde bei.9. Das JUPA hat das Recht vom Gemeindeausschuss bei dessenSitzungen und vom Gemeinderat bei den öffentlichenGemeinderatssitzungen angehört zu werden.10. Dem JUPA wird von der Gemeindeverwaltung jährlich eineigenes Budget in Form eines ordentlichen Beitrags zurUmsetzung des Jugendförderprogramms und zur Deckungder eigenen Ausgaben zur Verfügung gestellt. Dieses definiertsich an Hand einer Pro-Kopf-Quote im Ausmaß von 5Euro pro Einwohner, welcher das 25. Lebensjahr noch nichtüberschritten hat. Der Betrag wird an die Schwankungen desLebenserhaltungsindexes laut ASTAT angepasst.11. Das JUPA hat das Recht bei Darlehensaufnahmen der Gemeindevon über 250.000 Euro, welche über einen Zeitraumvon mehr als zehn Jahren den Gemeindehaushalt belasten,ein Gutachten abzugeben. Dieses muss dem Gemeinderatzur Kenntnis gebracht werden und Inhalt einer Diskussionim Gemeinderat sein. Die entsprechenden Vorhaben müssendem Vorsitzenden des Jugendparlaments mindestens 30 Tagevor Beschlussfassung mitgeteilt werden.


24AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>NJUGENDUFO – offensive Jugendarbeitin BruneckNach neun Jahren Betrieb erleben viele Menschen das Jugend- und Kulturzentrum UFOals ihren Treffpunkt und als Schnittstelle der Generationen. Unterhaltung, Reibung undKultur: In Bruneck tun sich interessante Dinge.Gunther NiedermairFertiggestellt wurde das UFO im Jahr1999, geplant von einem Architektenteam,dem die Meinung der direktBetroffenen wichtig war und finanziertvon einer Politik, die das zuließ. Seitherist es eine Kulturwerkstatt mit Jugendtreff,Café, Veranstaltungssaal, Proberäumen,Musikstudio, Medienraum undSkatepark. Der Ausgangspunkt ist einfundiertes pädagogisches Konzept: „DasUFO versteht sich als Forum, in demJugendliche ihre kulturellen Bedürfnisseaufspüren und selbst gestalten können.Es geht um die Eroberung von Freiräumen.Dabei setzten wir auf Vielfalt derAusdrucksformen und sind ein offenesHaus für alle Sprachgruppen.“Stehen für eine „offensive Jugendarbeit“ (von links): BürgermeisterChristian Tschurtschenthaler, UFO-Präsidentin Judith Steinmair,UFO-Koordinator Gunther Niedermair und Roland Griessmair,Stadtrat für Jugend.Foto: UFO BruneckVielfalt garantiert ReibungIm Programm finden sich Konzerte,Lesungen, Ausstellungen, Theater, Freilichtkino,Begegnungen mit fremdenKulturen. Wichtig sind Qualität, verschiedeneZielgruppen und der richtigeMix zwischen Musik und anderen Kulturformen.Daraus ergibt sich eine Vielfalt,die aber nicht Beliebigkeit bedeutet.Im Jänner wurde die Seniorentheatergruppe„Bartholomeis“ eingeladen, imMai hat die Jugendtheatergruppe mitder Eigenproduktion „Chatroom“ dieGefahren der Computerwelt aufgezeigt.Beide Projekte sprachen ein buntesPublikum an: Jung & Alt. Kein Ghetto,Begegnungen ermöglichen - aber auchNischen bereithalten! Der Treffraumist so eine Nische. Hier können sichJugendliche zurückziehen, das ist ihrTerritorium. Oder der Mädchenraum,in dem die Bedürfnisse der Mädchenwahrgenommen werden. Und nun? Nunfordern die Buben mehr Beachtung...„Fun“ und NachhaltigkeitIn den Aktivitäten des UFO kommenSpaß und Geselligkeit nicht zu kurz– ganz im Gegenteil. Diese Faktorensind Grundlagen der Arbeit. Wer sichdarüber hinaus einbindet, dem werdenauch andere Ziele klar: Solidarität,Konfliktbewältigung und kreativerWettstreit der Ideen. So wirken Jugend-und Kulturarbeit nachhaltig. Inden Proberäumen wird sichtbar, was inden Seelen der Jugendlichen abgeht. Esgeht quer durch die Stilrichtungen derRockmusik. Die Freude auf der Bühneund die Begeisterung des Publikumssind der Lohn. Und Bruneck hat seineganz eigene Jugend-Kultur.Mitgestaltung und VerantwortungBesonderer Schwerpunkt liegt bei derMitgestaltung. Die Jugendlichen könnenselbst Hand anlegen. Kulturelle Betätigungder Jugendlichen trägt dazu bei,sich im gesellschaftlichen Leben zurechtzufindenund sich eine eigene Identitätaufzubauen. So gibt es die Aktivgruppen,die ihre Projekte öffentlich vorstellenund von der Idee bis zur Ausführung


25alles selber machen. Diese Kids werdenvielleicht später im Vorstand oder imJugendgemeinderat mitmachen. Wenndiese Burschen und Mädchen um ihreBedürfnisse streiten, wird spürbar, dasssie Verantwortung übernehmen.Beziehung statt ErziehungEs ist eine tägliche Herausforderung,Jugendliche in ihrer Verschiedenartigkeitund Widersprüchlichkeit zu sehen. ImAllgemeinen wird Jugend vorwiegend alskonsum- und lustorientiert betrachtet.Jugendliche sind aber auch kritisch, sieprovozieren, sind passiv, engagiert undhaben Sorgen. Jugend lässt sich nichtleicht in ein Schema einordnen. Vorallem kann man nicht von „der“ Jugendsprechen. Zu unterschiedlich sind die sozialenund familiären Voraussetzungen,die Lern- und Berufschancen und dieLebensentwürfe.Das seit neun Jahren bestehende Jugend- und Kulturzentrum UFO in Bruneck istnicht nur eine von außen sehenswerte Struktur; auch die „Inhalte“ stimmen undhaben den „Geschmack“ der Jugend getroffen.Foto: UFO BruneckPartner statt KlientenAufgrund gesellschaftlicher Veränderungenwerden neue Aufgaben an dasJugendzentrum herangetragen. Vereinsamung,Leistungsdruck, der vielzitierteWerteverlust und ihre Begleiter wieexzessiver Alkoholkonsum, Rechtsradikalismus,Vandalismus sind eineHerausforderung für alle. Durch dieAuseinandersetzung mit Kultur(en) unddurch das Ernstnehmen der sozialenBedürfnisse leistet das UFO seinenBeitrag in der Präventionsarbeit. Dabeigeht es nicht darum, Menschen ändernzu wollen, sondern Menschen zu beteiligenund Potentiale zu aktivieren.Rahmenbedingungen undSubsidiaritätDies alles ist nur möglich, da Bruneckmit Jugendreferent Roland Griessmairund Bürgermeister Christian Tschurtschenthalerfrühzeitig erkannt haben,wie wichtig es ist, den Jugendlichenselbstbestimmte Gestaltungsräume zurVerfügung zu stellen. Durch eine fünfjährigeKonvention ist die Finanzierunggesichert. Im Jahr 2007 förderte dieGemeinde das UFO mit 120.000 Euro,das Amt für Jugendarbeit der AutonomenProvinz deckte mit 225.000Euro einen erheblichen Teil der Personalkostenund laufenden Ausgaben.Das UFO erwirtschaftete bei einemGesamthaushalt von 612.000 Euro insgesamt40 Prozent selbst. Europaweitgeht man bei ähnlichen Strukturen von10 Prozent Eigenfinanzierung aus.Über die Kosten-Nutzen FrageIm Sommer 2007 hat Peter Liensbergereine vielbeachtete Elternstudie zumUFO durchgeführt. Dabei stuft dieüberwiegende Mehrheit der BruneckerEltern die Jugendarbeit als sehr wichtigein, besonders den Aspekt „in Gemeinschaftmit Gleichaltrigen durch eigeneErfahrungen zu lernen und für sich undandere Verantwortung zu übernehmen“.Die Jugendlichen drücken es andersaus und finden es einfach „super“. 2007besuchten 19.242 Menschen 146 Veranstaltungen,täglich halten sich 200Jugendliche im UFO auf.Der bekannte Jugendforscher BenediktSturzenhecker hat im November aufder Fachtagung des Amtes für Jugendarbeitund des Gemeindenverbandesin Neumarkt einen schönen Vergleichgebracht: „Die Jugendarbeit ist ein Biotop,hier tobt das Bio“. Genau daspassiert im UFO und in anderen JugendeinrichtungenSüdtirols. Zunehmendwird anerkannt, dass ein Jugendtreffso selbstverständlich zur Gemeindegehört wie ein Kindergarten oder eineFeuerwehrhalle.zum AutorGUNTHER NIEDERMAIRist Pädagoge und Leiter des UFO sowieMitglied des Landesjugendbeirates.


26AUS DEN <strong>GEMEINDE</strong>NEISACKTALReorganisation verringertdie AusgabenEinsparungen ohne Leistungsminderung – das scheint zumindest bei öffentlichenVerwaltungen ein schwieriges Unterfangen zu sein. Die BezirksgemeinschaftEisacktal hat durch eine Reorganisation der Dienste beträchtliche Finanzmitteleingespart, ohne Leistungen qualitativ zu mindern.Die Bezirksgemeinschaft Eisacktal (im Bild: derSitz, das „Lachmüllerhaus“ in Brixen) hat durcheine Reorganisation ihrer Dienste beträchtlicheFinanzmittel eingespart, ohne Leistungenqualitativ zu mindern.Foto: Bezirksgemeinschaft EisacktalKlaus UnterwegerFür die Amtsperiode 2005-2010hat sich der Ausschuss der Bezirksgemeinschaft,festgeschrieben imdiesbezüglichen Arbeitsprogramm, unterFührung des Präsidenten Arthur Scheidleund mit tatkräftiger Unterstützungdes Generalsekretärs Johann Grünfeldervorgenommen, die umfangreichen öffentlichenDienstleistungen der BezirksgemeinschaftEisacktal mit einereffizienten, aber schlanken Verwaltungzu begleiten. Das Ziel war es, durchEinführung moderner Managementmethoden,vor allem den Verwaltungsdienstwirtschaftlich und kostengünstig zugestalten, um möglichst viel finanzielleRessourcen für die eigentlichen Aufgaben(öffentliche Dienstleistungen wieUmwelt- und Sozialdienste, Investitionen,übergemeindliche Initiativen undProjekte usw.) freisetzen zu können.Denn schließlich sollen die öffentlichenMittel, sprich Steuergelder, wieder demSteuerzahler, sprich der Bevölkerung,zugute kommen. Gute Arbeit muss –entgegen der üblichen Meinung – nichtimmer mehr kosten, vorausgesetzt sieist effizient organisiert.In den Jahren 2005 bis 2007 hat der Generalsekretärmit seinem Führungsstabeinen auf die Bedürfnisse abgestimmtenReorganisationsplan durchgeführt, dermit Abschluss dieses Projekts zu Jahresende2007 erstaunliche und erfreulicheErgebnisse zeigt, die sich konkret inZahlen messen lassen. Die Kostenreduzierungin den Verwaltungsdienstenvon insgesamt 160.000 Euro, erzieltdurch Mehreinnahmen in der Höhevon 30.000 Euro und Minderausgabenin der Höhe von 130.000 Euro pro Jahrist nachhaltig, das heißt, nicht auf ein Finanzjahrbezogen, sondern ab dem Jahre2008 generell wirksam. Diese Summekann anderen Leistungen der Bezirksgemeinschaftzugeführt werden wieetwa den Sozial- und Umweltdienstenoder den geplanten Investitionen aufübergemeindlicher Ebene, in denenEigenmittel der Bezirksgemeinschaftnötig sind.Finanzen über „intelligentesManagement“ optimiertSo bewirkt diese positive Entwicklungbeispielsweise unter anderem, dass sichdie Dienstbereiche Soziales und Umweltab Jahresbeginn 2008 mit rund50.000 Euro weniger an den Kostender Zentralverwaltung, welche für dieseDienstbereiche zentrale Verwaltungsaufgabendurchführt, beteiligen müssenund diese Gelder zu ihrer Leistungserhöhungverwenden können. Die Optimierungder Finanzen erfolgte durchintelligentes Management etwa bei denMieteinnahmen im Lachmüllerhaus,dem Sitz der Bezirksgemeinschaft, beider Zusammenführung von Verwaltungsdienstenund entsprechendenEinsparungen an Mietausgaben oderbei der geschickten Veranlagung von


27abo-servicePräsident Arthur Scheidle (links)und Generalsekretär JohannGrünfelder ist es gelungen, hinterdie vielen Dienstleistungen derBezirksgemeinschaft Eisacktaleine effiziente und schlankeVerwaltung zu stellen.Kassabeständen, welche ja auch erstdurch sparsames Wirtschaften verfügbarwurden. Weiters gibt es Einsparungenbei den Strom- und Telefonkosten, denVersicherungen, der Gebäudeverwaltungund dergleichen mehr. Der größte Teilder Kosteneinsparungen in Höhe von61.000 Euro ergibt sich jedoch überAbbau von Personal, durch mehr Teilzeitarbeitoder Versetzung von Bedienstetender Zentralverwaltung in andereDienstbereiche.Einsparungen nur Teil desZehn-Punkte-ProgrammesDie Einsparungen der Verwaltungsind zwar der messbarste und vielleichtzentrale Punkt, aber letztlich nur einerder Faktoren des Zehn-Punkte-Programms des Reorganisationsplans2005-2007.Foto: Bezirksgemeinschaft EisacktalWeitere Punkte:• Straffung der Führungsstruktur undOptimierung der Arbeitsabläufe aufFührungsebene;• Verbesserung der Personalführung mitbesonderer Berücksichtigung der Aufgaben-und Kompetenzverteilung;• Strukturierung im Finanzbereich mitSchwerpunkt Controlling und Kosten/Leistungsrechnung;• Aktualisierung der EDV als unabdingbaresWerkzeug für die Funktion des gesamtenNetzwerkes der einzelnen Dienste/Einrichtungenund Strukturen;• Festlegung normativer Regelungen mitdem Schwerpunkt Anpassung des Statutsder Körperschaft;• Analyse des Versicherungsbedarfs;• Organisation des Aktenplans mit neuerArchivierung;• Um- und Ausbau des Lachmüllerhausesmit funktionaler Anpassung derDiensträume, Schaffung neuer Bürosund Sanierung der Außenfassade;• Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeitmit Pressestelle und Internetplattformwww.bzgeisacktal.it.Wie erwähnt, stellt die Realisierungvon Einsparungen im Arbeitsprogramm2005-2010 ein vorrangiges Ziel derpolitischen Führung dar; damals wurdedieses Einsparungspotenzial auf rund60.000 Euro veranschlagt. Mit Zufriedenheitund Genugtuung kann bereitsheute, nach Ablauf nur der halben Amtsperiodefestgestellt werden, dass diesesZiel bereits erreicht bzw. übertroffenwurde, denn die Einsparungen sindnachweislich ein Vielfaches.zum AutorKLAUS UNTERWEGERleitet das Präsidium des SüdtirolerGemeindenverbandes. Er istorganisatorischer Koordinator desZeitungsprojektes „Die Gemeinde –Il Comune“.Falsche Adresse?Wir haben uns sehr bemüht, die richtigen Adressenfür die Empfänger unserer Zeitschrift zu erfassen undin unsere Datenbank zu übertragen. Trotzdem könnenimmer wieder Fehler passieren. Wir wären Ihnensehr verbunden, wenn Sie die Adresse auf dem Titelblattkontrollieren und uns Fehler sofort mitteilenwürden. Ein Telefonanruf genügt: 0471 304655.Lingua sbagliata?Il periodico „Die Gemeinde - Il Comune“ vienestampato in lingua italiana e tedesca. Le abbiamoinviato l‘edizione tedesca, ma forse desidera ricevere(anche) quella italiana. Se così fosse, La preghiamo dicontattarci telefonicamente al numero 0471 304655.Neuer Abonnent?Sie sind interessiert an einer Zusendung unsererZeitschrift? Kein Problem! Teilen Sie uns bitte IhrenNamen und Ihre Adresse mit – wir senden Ihnengern ab der nächsten Ausgabe ein Exemplar. BesuchenSie dafür unsere Homepage www.gvcc.netoder rufen Sie uns einfach an: Tel. 0471 304655. „DieGemeinde - Il Comune“ erscheint fünfmal im Jahrund ist kostenlos.Kein Interesse?Sie erhalten unsere Zeitschrift, möchten sie aber inZukunft nicht mehr erhalten? Besuchen Sie dafürbitte unsere Homepagewww.gvcc.net; hier können Sie mit Hilfe IhrerAbo-Nummer, die Sie auf der Titelseite finden, dieZeitschrift abbestellen.Ihr Südtiroler Gemeindenverband


28SERVICEINFORMATIKGeografische Informationauf einen KlickPapier war gestern! Die digitale Welt bietet ganz neue Möglichkeiten inder Erfassung, Vernetzung und Weitergabe gerade von umfangreichenDatenbeständen. Beweis für die vielfältigen Anwendungsbereiche sindetwa Geographische Informationssysteme – wie jenes, welches derGemeindenverband den Südtiroler Gemeinden zur Verfügung stellt.Tarcisio CoianizAuch in Südtirol sind die meistenBeschlüsse der Gemeindenraumbezogen; sie beinhaltenInformationen über Grundstücke,Gebäude, Straßen, Strom-, Wasser-oder Gasleitungen. Gefahrenzonen,Biotope, Spielplätze,Infrastrukturen, Antennen, Stromleitungen,Verteilung der Bevölkerungnach Alter, Bautätigkeitenund Verkehrseinschränkungensind einige Beispiele für Informationen,die Entscheidungender Verwalter und Mitarbeiter derGemeinden beeinflussen. Dabei istes wichtig verschiedene Themenin Zusammenhang zu bringen,um dadurch auf den aktuellstenStand der raumbezogenen Datenzurückgreifen zu können.Da es nahezu unmöglich ist,mit Papierarchiven das Ziel derAktualität und des universellenZugriffs zu erreichen, benötigtman ein computergesteuertes geographischesInformationssystem(GIS). Viele handelsübliche GIS-Systeme sind zwar sehr vielseitig,aber komplex in ihrer Anwendung.Die Erfahrung mit denGemeinden hat gezeigt, dass einsolches Informationssystem fürdie öffentliche Verwaltung keineAnwendung für Experten seinsoll. GIS-Anwendungen müssenvor allem einfach zu bedienen sein– mit Informationen, die schnellverfügbar sein sollen.Aus diesem Grund stellt der Gemeindenverbandden Verwalternund Mitarbeiten der Gemeindenein Geographisches Informationssystemmittels einfachenwebbasierten Anwendungen zurVerfügung, das auf einer zentralenDatenbank aufbaut. Um die GIS-Anwendungen des Gemeindenverbandes(WebGIS) benützenzu können, genügt lediglich eineGrundkenntnis im Umgang mitdem Internet-Browser. Zur Zeitwerden den Südtiroler Gemeindenund Bezirksgemeinschaftenzahlreiche GIS-Dienste zur Verfügung,die auf der internen Webseitehttp://gis.gvcc.sgv veröffentlichtsind und die den besonderenBedürfnissen der Körperschaftenangepasst sind.Über diese Dienste ist es möglich,Informationen zu verschiedenenThemen abzufragen und zu verwalten,wie z.B. Informationenüber Wasserleitungen, Immobilien,Gemeindeliegenschaften,Ensembleschutzpläne usw. ÜberWie vom Anwender gewünscht: Benutzerfreundlichkeit stehtbei den GIS-Instrumenten des Südtiroler Gemeindenverbandestrotz hoher Komplexität an erster Stelle!das Internet http://gis.gvcc.netkönnen auch Bürger von Zuhausegezielt Informationen abfragen.Das sind zur Zeit u.a. Infos überTourismus, behindertengerechteEinrichtungen, Elektrosmog usw.Es ist Ziel des Gemeindenverbandes,auch weiterhin einfache,aber nützliche GIS-Instrumentezur Verfügung zu stellen.GIS wird sich immer mehr auf alleGemeindeämter ausdehnen undals Verbindungsschlüssel zwischenverschiedensten Gemeindearchivenbehaupten. Damit wird eine effizientereund flexiblere Verwaltungder Gemeindeaktivitäten erreichtwerden!zum AutorTARCISIO COIANIZist Mitarbeiter in der EDV-Abteilung des SüdtirolerGemeindenverbandes.Foto: Südtiroler Gemeindenverband


29VERWALTUNGSSCHULE„Führen in Zeitender Veränderung“Die Digitalisierung sämtlicher Arbeitsprozesse führt derzeit zu einer tiefgreifenden Umstellungder Arbeitspraxis bei den Gemeindebediensteten. Immer dann, wenn in einem System neueImpulse gesetzt werden, ob von außen – durch technische Umstellungen – oder von innen,kommen die Menschen in Bewegung. Nicht immer reagieren sie positiv.Elisabeth TreboGerade schwierige Emotionenund Konstellationen werdenin Zeiten der Veränderungmanchmal besonders sichtbar;mangelnde Motivation, auftauchendeÄngste und Aggressionen,Überforderungen und Konflikte.Diese sozialen Faktoren verlangenvon den Führungskräften einprofessionelles Know-how in derMenschenführung. Aus diesemAnlass konzipierte die Verwaltungsschuleerstmals einen zehntägigenManagement-Lehrgangfür mittlere Führungskräfte. Zieldes Lehrganges war es, diesennützliche Werkzeuge und Technikenzu vermitteln, damit sie dietechnischen und strukturellen Veränderungenso nutzen können,dass bei den Mitarbeitern mehrMotivation und Arbeitsfreudeentstehen kann.Die in fünf Modulen vermitteltenInhalte orientierten sich an denheute am meisten gefordertenKompetenzen für erfolgreicheFührungskräfte. Die Themenbereichereichten von der Führungund Zusammenstellung vonTeams, Motivation und Leistungssteigerungin der Gruppe, überdie Mitarbeitergespräche undKonfliktmoderation bis hin zurKundenorientierung. Die Paletteder Teilnehmer war bunt gemischt„Die Gemeindeverwaltung im Wandel. Führen in Zeiten der Veränderung“: Vor kurzem wurdeein Lehrgang des Gemeindenverbandes für mittlere Führungskräfte erfolgreich abgeschlossen.Im Bild: die Teilnehmer (von links): Walburga Gufler, Walter Egger, Elisabeth Trebo, Oswald Vigl,Julia Vigl, Andrea Corra, Olga Mayr, Andreas Stecher, Hermann Popodi, Robert Alexander Steger,Michela Soini, Günther Staffler; es fehlen: Christine Strobl und Hugo Perathoner.– von mittleren Führungskräftenund Leitern der Organisationseinheitenin den Gemeinden bis hinzum Pflegedienstleiter im Altersheim.In der Auftaktveranstaltungim Dezember 2007 lernten sichdie 14 Teilnehmer kennen, vereinbartenSpielregeln, um eineförderliche Lernatmosphäre zuschaffen, und klärten die organisatorischenFragen ab.Von Jänner bis Mai 2008 wurdensie in zweitägigen Seminarenvon den Referenten mit kurzen,theoretischen Impulsreferaten zuModellen und Konzepten in dasThema eingeführt. In Gruppenarbeitenund moderierten Werkstättenarbeiteten die Teilnehmerdann auch selbstständig zu definiertenFragestellungen. In denModulen über Konfliktmoderationund Mitarbeitergesprächewurden auch Rollenspiele und„Coaching“-Einheiten eingebaut.Namhafte Referenten aus Südtirol,Österreich und Deutschlandbegleiteten die Teilnehmer aufihrem Weg. Am 6. Mai wurdeder Lehrgang abgeschlossen. Beieinem Umtrunk wurde den Teilnehmernein Diplom überreicht.Ihre Rückmeldungen zum Lehrgangwaren sehr positiv. zum AutorELISABETH TREBOist Mitarbeiterin derVerwaltungsschule imSüdtiroler Gemeindenverband.Foto: Südtiroler Gemeindenverband


30SERVICE<strong>GEMEINDE</strong>IMMOBILIENSTEUER (ICI)Vorteilhafte Berechnungfür beide SeitenInzwischen ist es fast selbstverständlich, dass die Gemeinde den Bürgerinnen und Bürgerndie geschuldete Gemeindeimmobiliensteuer (ICI) im Voraus berechnet und dieausgefüllten Posterlagscheine zuschickt. Im Jahre 2000 hat der Gemeindenverband dasentsprechende Programm zur Verfügung gestellt; 13 Gemeinden haben im ersten Jahrdiesen Dienst angeboten.Alfred ProfanterAnfangs gab es ein gehörigesMaß an Skepsis und vieleoffene Fragen. Kann die Gemeindedie Daten erheben, um eine richtigeVorausberechnung zu garantieren?Was geschieht, wenn dieVorausberechnung falsch ist? Gibtes auch Vorteile für die Gemeinde?Funktionieren die Programme? ImLaufe der vergangenen neun Jahrehaben sich immer mehr Gemeindenentschlossen die geschuldeteImmobiliensteuer im Voraus zuberechnen. Waren es im Jahre 2000erst 12.233 Steuerträger, die in denGenuss der Vorausberechnungkamen, so waren es 2007 schon136.829, die sich den Gang zumSteuerberater ersparen konnten.Nutzung der vorausberechnetenGemeindeimmobiliensteuer 2000-2008:JahrGemeindenVorausberechneteICI fürSteuerträger2000 13 12.2332001 32 33.8752002 56 56.5442003 68 68.2672004 73 79.1762005 82 99.0392006 92 108.2962007 100 136.8292008 102steht erst EndeMai festDie Vorteile für die Bürgerin bzw. denBürger liegen klar auf der Hand:• Er kann sich auf die Berechnungverlassen;• die Spesen und der Zeitaufwandfür den Steuerbeistand entfallen;• er erhält durch die beigelegteAufstellung der Liegenschafteneinen Überblick über seine Besitzsituation;• die Fälligkeit der Steuer wird vonder Gemeinde mitgeteilt;• die Ansprechpartnerin in SachenSteuern ist die Gemeinde vorOrt.Aber auch die Gemeinde hateine Reihe von Vorteilen. Mankann dies etwa am Beispiel derGemeinde Deutschnofen durchZahlen belegen.136.829 Steuerträger kamenim vergangenen Jahr inSüdtirol in den Genuss derICI-Vorausberechnung.Foto: Shutterstock


31<strong>GEMEINDE</strong>IMMOBILIENSTEUER (ICI)ICI-Feststellungsbescheide in derGemeinde Deutschnofen 1993-2007:JahrALFRED PROFANTERist Bereichsleiter in der EDV-Abteilungdes Südtiroler Gemeindenverbandes.FeststellungsbescheideVorausberechneteICI fürSteuerträger1993 248 01994 308 01995 268 01996 298 01997 273 01998 281 01999 183 02000 64 1.4052001 38 1.4352002 26 1.4622003 16 1.4732004 5 1.5072005 3 1.5412006 4 1.5422007 ... 1.560Die Gemeinde Deutschnofen hatdie Kontrollen der ImmobiliensteuerICI wie vom Gesetz vorgesehenmit dem Jahr 1993 begonnen. ImZeitraum 1993 bis 2000 wurdenrelativ viele Steuerbescheide ausgestellt.Die ICI-Berechnung warfür die Bevölkerung nicht einfach,zahlreiche fehlerhafte Einzahlungenmussten so von der Gemeinde festgestelltwerden. Mit dem Beginnder ICI-Vorausberechnung im Jahre2000 ist die Anzahl der Bescheidesofort um zwei Drittel gesunken(von 183 auf 64). In den folgendenJahren wurde die Vorausberechnunglaufend verbessert, so dass im Jahre2006 nur mehr vier von 1542 Steuerträgerneinen Bescheid wegenfalscher Steuereinzahlung erhaltenhaben. Daraus ergibt sich eine wesentlicheZeitersparnis für die Gemeinde.Es ist verständlicherweiseein enormer Unterschied, ob 308Bescheide (wie im Jahre 1994) odervier Bescheide (wie im Jahre 2006)verschickt und verwaltet werdenmüssen. Ganz zu schweigen davon,dass der Unmut über Strafbescheidegar nicht erst aufkommt.Damit die ICI-Vorausberechnungdurchgeführt werden kann, müssendie Datenänderungen laufend indas Computerprogramm eingegebenwerden. Da zum Zeitpunkt derAbgabe an den Konzessionär (EndeMärz) die Daten für das laufendeJahr nur angenommen werden, istim Falle von Änderungen die Berechnungnatürlich falsch. Um auchfür diesen Fall fehlerhafte Einzahlungenzu vermeiden, wird von vielenSüdtiroler Gemeinden dem Steuerzahlerim Dezember eine Saldo-Nachberechnung zugestellt. Weitersist es möglich, mit dem Programmdie freiwillige Berichtigung zu berechnenund so den Bürgerinnenund Bürgern den entsprechendenPosterlagschein auszudrucken.Für die ICI 2008 wurde vom Staatein zusätzlicher Abzug für die Erstwohnungeingeführt. Die dadurchentgangenen Einnahmen werdender Gemeinde vom Staat zurückerstattet.Auch die Summe dieserzusätzlichen Freibeträge kann vonden Programmen des SüdtirolerGemeindenverbandes korrekt berechnetwerden. Die ICI-Vorausberechnungist also ein gutes Beispieldafür, wie den Bürgerinnen und Bürgernviel Bürokratie erspart werdenkann!Foto: ShutterstockBürgerinnen und Bürger können sich nicht nur Zeit sparen, sondern auch denGang zum Steuerberater.zum Autor


32SERVICEFUSSBALLMeisterlich, aber leiderohne einen SiegIn vier Spielen setzte es für das „Team Südtirol“ um Hartmann Reichhalter bei derEuropameisterschaft in St. Johann im Pongau (Salzburg) vier Niederlagen. Im Feiernzeigten sich die 16 Bürgermeister und Vizebürgermeister aber weltmeisterlich – Gottsei Dank auch jene, die während der Partien verletzungsbedingt ausscheiden mussten.Ulrich MayerSüdtirol gegen Polen 0:1,Südtirol gegen Deutschland0:3, Südtirol gegen Österreich1:2 und Südtirol gegen die Ukraine1:2. „Wir sind ohne großenErwartungen nach St. Johanngefahren“, erzählt TeamchefHartmann Reichhalter. „Es wäreaber mehr drinnen gewesen!“ Eranalysiert: „Zum einen hat uns dieSpielerfahrung gefehlt; drei Trainingseinheitenals Vorbereitungreichen einfach nicht aus. Anderehaben eine Reihe von Testspielenabsolviert und waren sogar imTrainingslager. Wir hatten auchPech: Bereits in der ersten Begegnungschieden zwei unsererOffensivsäulen (Siegfried Gattererund Peter Gasser, Anm. d. Red.)schon in den ersten zehn Minutenverletzungsbedingt aus – ohneFremdeinwirken. Und dann warenda noch die Schiedsrichter...“Und im Detail: „Gegen Polen wäreviel mehr möglich gewesen. DerSieg lag sicher in Reichweite; wirhatten aber insgesamt drei Ausfällezu verzeichnen – und so istes uns nicht gelungen, ein Tor zuschießen. Meiner Meinung nachwären sogar mehrere drinnen gewesen.“Gegen den späteren EuropameisterDeutschland habe manso gut wie keine Chance gehabt– gegen Österreich aber schon:Geschlossenheit ist Trumpf: Die Südtiroler Bürgermeister haben nicht nur eine eigeneMusikkapelle und einen eigenen Chor, sondern auch eine eigene Fußballmannschaft.„Ein Schiedsrichterpfiff für einenvorentscheidenden Strafstoß istausgeblieben... und dann machtenunsere Gegner zwei Tore.“Gegen die Ukraine habe man imletzten Spiel – mittlerweile saßenauf der Bank sechs angeschlageneSüdtirol-Spieler – eisern gekämpftund leider knapp verloren.Ursache für Niederlagenwar mangelnde SpielpraxisWar man anschließend in der Umkleidekabinenoch etwas bedrückt,so kehrten am Abend alle wiederzur gewohnt guten Laune zurück.Zumindest im Feiern haben sichdie Südtiroler so meisterlich gezeigt– und auch jene, die Verletzungenerlitten hatten, konnten bei dieserGelegenheit schon wieder dasTanzbein schwingen... 16 Mann(Bürgermeister und Vizebürgermeister)waren nach St. Johannangereist: Othmar Stampfer (Völs),Arnold Schuler (Plaus), Josef Alber(Kastelbell-Tschars), HartmannReichhalter (Kastelruth), ThomasKnoll (Tisens), Christian Stricker(Latsch), Edmund Lanziner (Truden),Rudolf Bertoldi (Gargazon),Arno Kompatscher (Völs), SiegfriedGatterer (Pfalzen), Josef Fischnaller(Lüsen), Erwin Wegmann (Schluderns),Hubert Pinggera (Prad),Walter Pardatscher (Salurn), PeterGasser (Natz-Schabs) und IsidorPuntaier (Barbian).Fritz Haselrieder, Fußballverantwortlicherim Schlerngebiet, hat ander Seitelinie gestanden und von dortaus taktische Anweisungen gegebenbzw. die Wechsel durchgeführt. Indie Torschützenliste haben sich nurHubert Pinggera (gegen Österreich)und Christian Stricker (gegen dieUkraine) eintragen können. Im Torwechselten sich Othmar Stampferund Arnold Schuler ab. „An denTorleuten hat’s nicht gelegen“, meintTeamchef Reichhalter. Gemeindenverband-PräsidentSchuler warder einzige in der Mannschaft ohneFotos: Südtiroler Gemeindenverband


33Die siegreiche bundesdeutscheMannschaft konnte aus über12.000 Städten und Gemeindenihre besten Kicker aussuchen;solche Auswahlmöglichkeitenhat Südtirol nicht...Fußball-Erfahrung – alle anderenhaben in jüngeren Jahren aktiv gekicktoder tun dies immer noch.„Rekrutiert“ wurden die Bürgermeisterund Vizebürgermeister beieinem Freundschaftsspiel gegenItalien im vergangenen Sommer;nicht alle „Anfragen“ konntenaber berücksichtigt werden, dennReichhalter, Schuler & Co.hatten die Möglichkeit,sich im harten, aber fairenZweikampf mit den Bürgermeister-Kollegenaus Polen,Deutschland, Österreich undder Ukraine zu messen.schließlich wollte man eine guteFigur machen...Vorbereitungen für diegroße Revanche laufenschonNun soll die bestehende Mannschaftauf mindestens 20 SpielerWunschdenken!? Das „Land“ Südtirol stellte bei der Bürgermeister-Europameisterschaftin St. Johann im Pongau (Salzburg)eine eigene „Nationalmannschaft“ – gleich wie Italien.ausgebaut werden. „Uns hat nichtdas Training gefehlt, sondern dieSpielpraxis“, erklärt Reichhalter.Und so seien auch schon dreiFreundschaftsspiele geplant: imJuli gegen eine Auswahl der SüdtirolerGemeindesekretäre, imSeptember die Revanche-Partiegegen Italien und im Oktobergegen die Deutschen (welche manzum Törggelen und Fußballspielennach Südtirol eingeladen hat).Und der Vollständigkeit halber andieser Stelle auch noch die Endwertungder Bürgermeister-Europameisterschaft:1. Deutschland,2. Italien, 3. Ukraine, 4. Albanien,5. Österreich 1, 6. Österreich 2, 7.Slowenien, 8. Polen, 9. Südtirol.Aufgelaufen sind in St. Johann imPongau rund 140 Bürgermeisterund Vizebürgermeister aus siebeneuropäischen Staaten.


34SERVICERECHTSBERATUNGExperten gebenhilfreiche AntwortenMan hört immer wieder vom bereichsübergreifendenKollektivvertrag oder vom Bereichsabkommen.Was regeln diese Verträge? Für welcheBediensteten gelten sie und in welchem Zusammenhangstehen sie zueinander ? Welche Laufzeitenhaben sie?Vorauszuschicken ist, dass in Südtirol für die Bediensteten derGebietskörperschaften nicht die staatlichen Kollektivverträgeanzuwenden sind, sondern autonome Verträge vereinbart werden.Bis 1994 haben Land, Gemeinden, Sanitätsbetriebe und dieanderen Gebietskörperschaften jeweils eigene Kollektivverträgeabgeschlossen. Zweck der Einführung des bereichsübergreifendenKollektivvertrags war es, möglichst einheitliche Bestimmungenbezüglich der Einstufungen, der rechtlichen, aberauch der wirtschaftlichen Behandlung zwischen den einzelnenSektoren zu erreichen, und auch um den Wechsel zwischen denKörperschaften zu erleichtern. In rechtlicher Hinsicht regeltder bereichsübergreifende Kollektivvertrag:• die Einstufung der Bediensteten in Funktionsebenen unddie allgemeinen Zugangsvoraussetzungen;• die allgemeine Regelung der Wartestände, Urlaube, Sonderurlaubeund sonstigen Abwesenheiten vom Dienst;• die Disziplinarbestimmungen;• die Außendienstregelung;• die Anzahlungen auf die Abfertigung;• die Weiterbildung.In wirtschaftlicher Hinsicht legt der bereichsübergreifendeKollektivvertrag die Gehälter (Festlegung der Lohntabellen),die grundlegenden Zulagen, den Leistungslohn, die Überstundenregelungund die sonstigen Lohnelemente fest. Er hat, wasden rechtlichen Teil betrifft, eine Laufzeit von vier Jahren, fürden wirtschaftlichen Teil eine Laufzeit von zwei Jahren. Aufder Grundlage des bereichsübergreifenden Kollektivvertragswerden mit den Bereichsabkommen die für die einzelnenBereiche (Land, Gemeinden, Gesundheitswesen) spezifischenDetailbestimmungen geregelt. Für die Gemeinden, Bezirksgemeinschaftenund Altersheime wurde 2000 ein einziger Bereichfestgelegt. Unter anderem finden folgende Regelungen darinihren Niederschlag:• die Berufsbilder mit Zugangsvoraussetzungen und Aufgabenbeschreibungen;• die Definition der Voraussetzungen, um bestimmte Zulagenzuerkennen zu können bzw. deren Ausmaß;• die spezifische Regelung der Teilzeitarbeitsverhältnisse;• die Detailregelung für die Zuerkennung des Leistungslohns.Der zur Zeit gültige bereichsübergreifende Kollektivvertragwurde am 12. Februar 2008 unterzeichnet. Der diesbezüglicheBereichsvertrag ist noch mit den Gewerkschaften zudiskutieren. Muss die Gemeinde eine Anwaltskanzlei, welcheihr Rechtsberatung oder -beistand bei Streitigkeitengibt, zur Verantwortlichen für die Verarbeitungvon personenbezogenen Daten ernennen?Für die Vertretung der Gemeinde vor Gericht ist die Ernennungder Rechtsanwaltskanzlei zur Verantwortlichen für dieVerarbeitung von personenbezogenen nicht notwendig, da beigerichtlichen Rechtsstreitigkeiten die Vertretung durch einenAnwalt gesetzlich verpflichtend vorgeschrieben ist. Werdender Rechtsanwaltskanzlei hingegen personenbezogene Datenfür eine rechtliche Beratung mitgeteilt, ohne dass ein Prozessangestrebt wird, muss unserer Ansicht nach, auch die Ernennungder Kanzlei zur Verantwortlichen der Datenverarbeitungerfolgen, da keine gesetzliche oder Verordnungsbestimmungeine derartige Mitteilung von Daten vorsieht.Wann können nach Abschluss eines GeschäftsjahresAusgaben auf Rückstände getätigt werden?Im Sinne der geltenden Bestimmungen über das öffentlicheRechnungswesen, müssen im Rahmen der Rückständegebarungalle Rückstände mit Beginn des neuen Geschäftsjahres demSchatzmeister in einem Verzeichnis mitgeteilt werden. Findetdiese Festlegung und die Übermittlung der Rückstände nichtstatt, dürfen bis zur Genehmigung der Abschlussrechnungkeine Ausgaben auf Rückstände vorhergehender Jahre getätigtwerden.


35VERWALTUNGSRATWichtige EntscheidungenzusammengefasstKlaus UnterwegerNachfolgend findet sich einÜberblick über die jüngstenwichtigen Entscheidungen desVerwaltungsrates:Neue Richtlinien fürAlten- und PflegeheimevorgestelltDer Koordinator der Arbeitsgruppefür deren Ausarbeitung,Architekt Paolo Bellenzier, undder Direktor des Landesamtesfür Sanitätsbauten, IngenieurDomenico Cramarossa, habenjüngst dem Verwaltungsrat dieneuen Richtlinien für Alten- undPflegeheime vorgestellt: Diesesollen bei Neubauten, Erweiterungenund wesentlichenUmbauten angewendet werden.Der Technische Landesbeiratsoll künftig die entsprechendenProjekte genehmigen. Als Richtwertwird eine Fläche von 71Quadratmetern pro Bewohnerzur Verfügung stehen, zu welchernoch eine Grünfläche von20 Quadratmetern pro Bewohnerkommen soll. Die Richtlinienunterscheiden eine Reihe vonMuss- und Kann-Bestimmungen.Voraussichtlich werden sie nochinnerhalb Oktober 2008 in Krafttreten. Die Kosten, die sich aufgrundder neuen Vorgaben ergebenwerden, liegen voraussichtlichzwischen 410 Euro und 820 Europro Kubikmeter.Verwaltungsräte – Verbandfolgt Interpretationdes LandesPräsident Arnold Schuler hatvor kurzem mitgeteilt, dass dieRechtsgutachten bezüglich Reduzierungder Verwaltungsrätezu unterschiedlichen Ergebnissenkommen: Einerseits wirddie Meinung vertreten, dass derVerwaltungsrat nicht verkleinertwerden müsse, wenn nicht eineöffentliche Körperschaft Anteilein Höhe von 50 Prozent besitzt.Andererseits ist etwa die Landesabteilungfür Örtliche Körperschaftender Ansicht, dass dieReduzierung bereits vorgenommenwerden müsse, wenn dieSumme aller öffentlichen Anteiledie 50 Prozent übersteigt. DerVerwaltungsrat des Gemeindenverbandesbeschließt, der Interpretationdes Landes zu folgenund die Gemeinden über diesezu informieren.Vorschlag für Änderungder RahmenabkommengenehmigtÜber den Stand des Verfahrensfür die Änderung der Rahmenabkommenund für die Bereitstellungdes neuen Rahmenabkommensfür die Versicherungder Risiken in Zusammenhangmit der Amtshaftung und derHaftung in buchhalterischerHinsicht hat Präsident ArnoldSchuler jüngst den Verwaltungsratinformiert. Nach eingehenderÜberprüfung genehmigte dieserdie von der VersicherungsgesellschaftUNIQA vorgelegtenVorschläge zur Änderung derbestehenden Abkommen undzum Abschluss des neuen Abkommens.Beschlossen wurdenweiters die Formalitäten für denAbschluss in die Wege zu leiten,damit die Rahmenabkommen mitden erforderlichen Unterlagenund Vorlagen bereitgestellt unddie notwendigen Informationenmitgeteilt werden können.Mobilfunkumsetzer – Nurwenig Spielraum für dieGemeindenPräsident Arnold Schuler hatsich mit Landesrat Michl Laimer,Vertretern der Mobilfunkbetreiberund der Landesumweltagenturgetroffen. Dabeistellte man fest, dass der rechtlicheVerhandlungsspielraumbezüglich Standortbestimmungder Handyumsetzer gegenüberden Mobilfunkbetreibern relativklein sei. Obwohl die Betreibernur die staatlichen Grenzwerteeinhalten müssten, zeigten siesich in der Diskussion offen fürdie Anliegen der Gemeinden. Eswurde beschlossen, dass die Landesumweltagenturin Zukunftdie Standorte aus technischerSicht bewerten solle. Die Gemeindenkönnten dabei Alternativvorschlägeunterbreiten.Weiters sollten von Seiten derLandesumweltagentur Kriterienfür die Standorte ausgearbeitetwerden. Der Verwaltungsratist mit dieser Vorgehensweiseeinverstanden. Luigi Minach,Leiter der Landesumweltagentur,soll zu einer der nächstenSitzungen geladen werden, umüber die nächsten Schritte zuinformieren.Reform der Gemeindenfinanzierung– NächsteSchritte geplantPräsident Arnold Schuler erinnerteim Verwaltungsrat anden Stand der Reform der Gemeindenfinanzierung.Er regtean, die Diskussion in Bezug aufdie Aufteilung der Finanzmittelunter den Gemeinden wiederaufzunehmen, nachdem die erstenReformschritte bezüglich derEntschuldung der Gemeinden indie Wege geleitet worden sind.Der Verwaltungsrat beschließt,noch einmal die ArbeitsgruppeGemeindenfinanzierung einzuladen,um über die konkretenUmsetzungsschritte der Reformzu diskutieren. Anschließendsollten nach Möglichkeit mit deneinzelnen Gemeinden sowie imRahmen von Bezirkstreffen Gesprächegeführt und die Reformim Detail vorgestellt werden.Zudem soll zum Thema nochinnerhalb Juli eine Klausurtagungabgehalten werden.Alkoholwerbung an denBushaltestellen soll verschwindenDer Verwaltungsrat des Gemeindenverbandesfordert im Zugeder jüngsten Polemik um dieAlkoholwerbung an den neuenBushaltestellen, dass das Land dieWerbung für gewisse Produkte ausdem Vertrag mit der zuständigenAgentur herausnehmen solle.


36SERVICERAT DER <strong>GEMEINDE</strong>NStellungnahmen zuverschiedenen GemeindenGanz unterschiedliche Sachbereiche wurden in den vergangenen Monatenim Rat der Gemeinden ausführlich diskutiert und begutachtet. Nachfolgendfinden sich einige ausgewählte Stellungnahmen.Benedikt GallerKeine Einwände gegendas GleichstellungsgesetzerhobenMit dem Entwurf zum Gleichstellungs-und Frauenförderungsgesetzdes Landes Südtirol,eingebracht von der LandtagsabgeordnetenJulia Unterberger,hat sich der Rat der Gemeindenbei der Sitzung am 11. April2008 befasst. Der Entwurf siehtvor, dass alle Landesgremien,die vom Landtag oder von derLandesregierung ernannt werden,insgesamt ein ausgewogenesGeschlechterverhältnis aufweisenmüssen. Bei der Ernennungvon Gremien müssen für jedesMitglied je eine Kandidatin undein Kandidat vorgeschlagen werden.Die Gemeinden sind vomGesetzesentwurf nur bezüglichZusammensetzung der Gemeindebaukommissionen,der Lokalfinanzkommissionund des Ratesder Gemeinden selbst betroffen.Es ist vorgesehen, dass in allendrei Gremien beide Geschlechtervertreten sein müssen, da ansonstendie Rechtshandlungennichtig sind. Der Rat der Gemeindengeht davon aus, dass inZukunft immer mehr Frauen denGemeinderäten angehören undauch das Amt des Bürgermeistersinnehaben werden und erteilteein positives Gutachten.Weitere Bemerkungenzum Omnibus-GesetzabgegebenNachdem der Omnibus-GesetzesentwurfNr. 150/2008 vom Plenumdes Landtages an die zuständigeGesetzgebungskommissionenzurückverwiesen und von diesenüberarbeitet worden war, hat ihnder Rat der Gemeinden am 18.April 2008 erneut begutachtet.Neben der Bestätigung der bereitsvorgebrachten Forderungen, hatder Rat folgende weitere Bemerkungenabgegeben:• Abgelehnt wurde die geplanteEinführung eines Gutachtensdes Direktors der LandesabteilungRaumordnung bei unwesentlichenÄnderungen desDurchführungsplans.• Ebenfalls strikt abgelehnthat der Rat der Gemeindendie Bestimmung, wonach dieLandesregierung die Möglichkeiterhalten soll, Richtlinienbezüglich der Konzessionsgebührzu erlassen. Damit könntendie mit Gemeindeverordnungfestgelegten Regelungen überdie Baukostenabgabe und dieErschließungsgebühren gänzlichoder teilweise aufgehobenwerden. Eine grobe Verletzungder Gemeindeautonomie wäredie Folge.• Eine weitere Abänderung desUrbanistikgesetzes wurde vomRat der Gemeinden abgelehnt,nämlich, dass für die Realisierungvon nicht genehmigter unterirdischerKubatur weder derAbbruch noch die Verhängungeiner Geldbuße vorgesehen werdensoll.• Im Bereich der Handelsordnunghat sich der Rat der Gemeindenmit der Möglichkeit der Abtrennungzwischen Räumen fürden Einzelhandel und für denGroßhandel auch nur mit zweieinhalbMeter hohen Wändennicht einverstanden erklärt.• Die geplante Neuregelung derEnteignungsentschädigungenwurde begrüßt. Für die Übergangsregelungwurde als Stichdatumfür die Anwendung derneuen Regelung der Erlass desSchätzdekrets laut Artikel 5des Enteignungsgesetzes vorgeschlagen.Naturschutzbestimmungenin neuem GesetzzusammengefasstDas neue Naturschutzgesetz,mit welchem sich der Rat derGemeinden am 9. Mai 2008 beschäftigthat, fasst verschiedeneLandesgesetze aus den siebzigerJahren zusammen und passt sieden heutigen Bedürfnissen undden europäischen Schutzstandardsan. Die Aktualisierung betrifft denSchutz der Alpenflora, den Schutzder Fauna sowie den Schutz derMineralien und Fossilien. Für dieGemeinden von Interesse sinddie Sonderbestimmungen undSchutzmaßnahmen für Natura–2000–Gebiete. Nachdem diesbezüglichim Vergleich zur heutigenRegelung keine neuen Verboteeingeführt werden, hat der Ratder Gemeinden zum Gesetzesentwurfein positives Gutachtenabgegeben.zum AutorBENEDIKT GALLERist Geschäftsführer des SüdtirolerGemeindenverbandes.


37MODERNISIERUNGSteuern und Gebühreneinfach bezahltEin seit langem verfolgtes Ziel ist mit der Online-Bezahlung der Gemeindesteuern undGemeindegebühren Wirklichkeit geworden. Ab sofort können die Steuerpflichtigen dieICI oder die Gemeindegebühren für Trinkwasser, Abwasser, Müllabfuhr, Kindergartenund Friedhof per Mausklick über das Homebanking-System bezahlen.Benedikt GallerWährend mit der ICI-Vorausberechnung,die imJahr 2000 mit 13 Südtiroler Gemeindengestartet ist und heute in103 Gemeinden angeboten wird,eine Pionierleistung in SachenBürgernähe erbracht wurde, wirdmit der Online-Bezahlung eineweitere wichtige Dienstleistung fürdie Bürger angeboten. Die Landesverwaltung,der Gemeindenverband,die Südtiroler InformatikAG und die Südtiroler SparkasseAG haben eine gemeinsamePlattform geschaffen, welche dieVoraussetzung für die Zahlungübers Internet darstellt.Dabei werden die über das GebührenprogrammGOffice des GemeindenverbandesausgearbeitetenDaten, welche für die Zahlungeiner Gebühr notwendig sind (Artder Gebühr, Name und Steuernummerdes Steuerpflichtigen,Fälligkeit) in ein Archiv bei derSüdtiroler Informatik AG überspielt.Über das Homebanking-System erhält der Bürger einendirekten Zugriff auf diese Daten.Auf seinem PC erscheinen dieBeträge der einzelnen Gebührenmit den Daten der Fälligkeit. Fürdie Zahlung muss nichts mehreingetippt werden, es genügt eineeinfache Bestätigung und mittelsDie Online-Plattform wird bezahlen per Mausklick möglich machen. Die Mitarbeiterder EDV-Abteilung Alfred Profanter und Ernst Ennemoser mit demGeschäftsführer Benedikt Galler (v.l.) bei der Vorstellung der Software.Knopfdruck wird die Zahlungdurchgeführt.Bei einem InformationstreffenEnde Mai wurden die Vertreterder Gemeinden im Gemeindenverbandüber diese neue Zahlungsmöglichkeitinformiert. Ernst Ennemoserund Alfred Profanter vonder EDV-Abteilung erläutertendie einzelnen Schritte, welchedas Gemeindesteueramt für dieWeiterleitung der Daten in dasArchiv der Südtiroler InformatikAG durchführen muss. Sie beteuerten,dass der Mehraufwandfür die Mitarbeiter im Steueramtsehr gering sei. Die Bedienung desHomebankings für die Zahlungder Gemeindegebühren haben dieVertreter der Sparkasse erklärt.Die anwesenden Gemeindesekretäreund Verantwortlichen derGemeindesteuerämter – es warenjene Gemeinden vertreten, welchedie ICI über den Schatzmeistereinheben und jene, die im zweitenFoto: Südtiroler GemeindenverbandHalbjahr 2008 Fälligkeiten vonGebühren haben – befürwortetendiese zusätzliche Zahlungsform.Es wurde bedauert, dass in der Anfangsphasedie Online-Zahlungnur von den Kunden der Sparkassegenutzt werden könne. Es konnteihnen jedoch versichert werden,dass die anderen Banken bald auchtechnisch gerüstet sein werden, sodass der neue bürgerfreundlicheDienst flächendeckend zum Einsatzkommen wird.


38DAS ALLERLETZTEschnappschussDreiglosseHarmonie zählt!Gemeinsam an einem Strang ziehen! Dann kann man etwas bewegen.Und begeistern! Ihre Harmonie haben die Südtiroler Bürgermeisterbeim Gemeindentag in Klausen wieder einmal eindrucksvollunter Beweis gestellt. Nicht nur beim Singen und Musizieren! Es gabviel Applaus... für den Bürgermeister-Chor und die Bürgermeister-Kapelle. Und wie an anderer Stelle bereits in Wort und Bild berichtet,auch die Fußball spielende Bürgermeister-Nationalmannschaft willdie Harmonie im Zusammenspiel noch finden! Vielleicht folgt auchbald schon eine Bürgermeister-Feuerwehr!? Im „Brandlöschen“ hatman ja Erfahrung. Bei den liebsten Freizeit- und Vereinstätigkeitender Südtiroler wird also auch bei den Ersten Bürgern auf Mannschaftsgeistgesetzt. Nur im Watten mit dem Obersten Bürger imLand sind sie oft noch Einzelspieler...Der GemeineIn Südtirolgibs mehr gelbeKortn in do Politik,wia ban Fuaßboll!Von drei Dingen soll in dieser dritten Glosse in der dritten Ausgabe der Verbandszeitungdie Rede sein: von den Ferien, von den Wahlen – und was diese beidenmiteinander zu tun haben.Ich persönlich bin ja am Thema Ferien nicht so interessiert. Ja man kann sogar sagen,dass ich ein ausgesprochener Ferienmuffel bin. Seit ich allerdings in den Hafen der Eheeingelaufen bin, habe ich meine Meinung geändert, übrigens nicht nur was die Ferienanbelangt. Vor allem als unsere reizenden Kinder den Windeln entwachsen waren,kam ich mit meinen sehr vernünftigen und von großem Verantwortungsbewusstseingeprägten Hinweisen auf zu befürchtende gesundheitliche Langzeitschäden durchstundenlange Autofahrten, zu intensiver Sonneneinstrahlung und ungewohnter Kostnicht mehr durch. In den ersten Jahren gelang es mir immerhin noch den Urlaub auffünf bis sechs Tage zu begrenzen, schon deshalb weil „die Gemeinde“ es keinen Taglänger ohne mich aushalten würde. Mittlerweile sind wir schon bei acht bis zehnTagen angelangt und meine Gemeinde steht immer noch.Also, es war auf der Fahrt zu einem unserer letzten Ferienorte. Wir Eltern wissen,wie hilfreich es während der langen Fahrt ist, Gesellschaftsspiele zu veranstalten.Nachdem das übliche Repertoire ausgereizt war, schlug mein Sohn vor (er ist einhelles Köpfchen und kommt ganz nach dem Vater), das „ja – nein – links – rechts“-Spiel zu spielen.Sie kennen das nicht? Die Regeln sind ganz einfach: Man muss eine Frage beantworten,ohne „ja – nein – links – rechts“ zu sagen. Tut man es dennoch, so ist manein Esel. Ein lehrreiches Spiel, wie wir gleich sehen werden. „Bist du bereit?“ fragtemein Sohn hinterhältig (nicht in allem kommt er nach mir). „Ja“, antwortete ich –und hatte damit schon verloren. Ich gebe zu, ich verliere nicht gerne. Noch wenigergerne lasse ich mich vor versammelter Familie als Esel bezeichnen. Deshalb riskierteich lieber die 13. Radarfalle zu übersehen (die Kollegen im Süden sind gar nicht sorückständig, wie wir immer glauben), als noch einmal als Esel dazusitzen.„Hast du Veltroni oder Berlusconi gewählt?“ lautete die nächste Fangfrage. Abermein Fleisch und Blut hatte nicht mit meinem unter Kollegen/innen berüchtigtenScharfsinn gerechnet. „Es ist allgemein bekannt, dass meine Sympathie bei denletzten Wahlen dem Vertreter jener Richtung gehörte, die auf einer imaginärenLinie in der ersten Hälfte derselben angesiedelt ist, und zwar etwas vor ihrem Mittelpunkt“,antwortete ich.„Du meinst, du hast Mitte-Links gewählt“, startete das Früchtchen, das sich erfrechtmeinen Namen zu tragen, einen weiteren Versuch, mir ein verbotenes „Ja“ zu entlocken.Aber da hatte er sich getäuscht: „Das ist deine Interpretation, die aber den füruns Südtiroler wesentlichen Aspekt der Volksgruppenzugehörigkeit außer acht lässt.“„Warum redest du so langsam?“ „Das ist sonst nicht meine Art. Im vorliegenden Fallgeht es aber darum, bestimmte Schlüsselwörter auf Grund einer stillschweigenden,aber für alle Eingeweihten bindenden Übereinkunft, nicht zu verwenden, um demGegner keine Gelegenheit zu bieten mich in der Öffentlichkeit als Esel hinzustellen.“An dieser Stelle wurde ich von meiner Liebsten brüsk unterbrochen:„Hör auf, du redest ja genauso wie die Kandidaten deiner Partei vor derletzten Wahl!“ Nun verstummte ich wirklich. Nicht nur deshalb, weilich immer verstumme, wenn man mich unterbricht. Letztendlich hatdie Ehefrau immer Recht. Auch das lernt man in der Ehe.


39Ein Klick genügt:E-PaymentAb sofort alle Gemeindegebühren (Hausmüll, Kindergarten usw.) online bezahlbarMit E-Payment kann man alle Gemeindegebührenohne Aufwand überInternet zahlen. Das System bietetzahlreiche Vorteile für die Bürger/-innen: Zumeinen können sie sich schnell und einfach einenÜberblick verschaffen, welche Rechnungen,die von einer oder von verschiedenenGemeinden ausgestellt worden sind, noch zubegleichen sind.Weiters sind die Rechnungsdaten zu jeder Zeitund jederorts abrufbar, so dass der auf demPostweg zugestellte Rechnungsbeleg nichtmehr für die Zahlung notwendig ist. Schließlichsind die offenen Schuldpositionen sofort undimmer ersichtlich, womit ein Vergessen derZahlung sowie die folgenden Verzugszinsenoder Strafgebühren vermieden wird.Es entfällt somit nicht nur der Gang zur Bank,sondern es ist auch kein lästiges Abtippen derRechnungsdaten mehr notwendig. Die Zahlungsvordruckeim Internet sind nämlich bereitsim voraus ausgefüllt und brauchen nurmehr bestätigt werden. Somit wird auch nochdas Risiko von Tippfehlern zur Gänze beseitigt.Außerdem muss das Fälligkeitsdatum nichtmehr abgewartet werden, weil der Zahlungsauftragohne finanzielle Nachteile sofort mitAngabe des Zahltages erteilt werden kann. Beivorzeitig erteilten Zahlungsaufträgen wird nämlichimmer die tatsächliche Fälligkeit der Rechnungberücksichtigt.für die einzelne Gemeinde im Sinne von Effizienzsteigerungund Arbeitseinsparung bei derVerwaltung. Die mittels E-Payment bezahltenGebühren sind außerdem sofort und unmittelbarder/m einzelnen Bürger/-in zuordenbar.Hinzu komme der Vorteil der potentiellen Reduzierungsäumiger Zahler.Die Südtiroler Sparkasse ist die erste undeinzige Bank, die diesen Dienst anbietet.Das System ist außerdem ausbaufähig. In Zukunftkann man nämlich neben den Gemeindegebührenauch alle Landesgebühren sowieAbgaben sonstiger Institutionen (wie z.B.Schulen, Universität, Sanitätseinheit, Pflegeheime,SEL, Etschwerke, Seab usw.) über E-Payment einsehen und bezahlen. Auf dieseWeise steht jeder/m Bürger/-in ein vollständigerÜberblick ihrer/seiner offenen Rechnungenzur Verfügung. So sollen zukünftig z.B. Kursgebühren,Strafmandate, Tagesmütterdienste,Pflegeheimkosten oder Gesundheits-Selbstkostenbeiträge(so genannte Tickets) mittelsE-Payment gezahlt werden können.Mit E-Payment, dessen Software von der SüdtirolerInformatik AG entwickelt worden ist,will man einen konkreten und effizientenDienst für alle Bürger/-innen in Südtirol anbieten.Zudem bringe das System auch Vorteilewww.sparkasse.it840 052 052


Die Lösung!Abgaben und Gebühren einfach überInternet bezahlen. Nur bei der Sparkasse.Ab sofort Müll, Wasser, Kindergarten, ICIsowie andere Abgaben und Gebühren überInternetbanking, ISI-net, einsehen und bezahlen.Ganz einfach mit einem Klick.www.sparkasse.it840 052 052

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!