Nr. 9 (I-2015) - Osnabrücker Wissen
Nr. 9 (I-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 9 (I-2015) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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<strong>Nr</strong>. 9 · kostenlos · Ausgabe I / <strong>2015</strong><br />
www.osnabruecker-wissen.de<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
KOSTENLOS!<br />
19<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Ist die Maiwoche ein Tourismusmagnet?<br />
Wie wichtig sind<br />
Vereine in<br />
Osnabrück?<br />
Seite 5<br />
26<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Wie barrierefrei ist die Hochschule?<br />
32<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Wer hat die meisten Pringles-Dosen?<br />
38<br />
NATUR & UMWELT<br />
Warum stehen Flamingos auf einem Bein?
IMPRESSUM<br />
Ein Medienprojekt der<br />
Medienagentur KreativKompass<br />
UG (haftungsbeschränkt)<br />
Geschäftsführer: Stephan Buchholz<br />
Natruper Straße 23<br />
49076 Osnabrück<br />
Telefon: +49 541 / 440 220 03<br />
E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />
Internet: www.kreativkompass.de<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Hochschule Osnabrück<br />
Projektverantwortlich:<br />
Prof. Volker Gehmlich und<br />
Abigail Joseph-Magwood<br />
www.hs-osnabrueck.de<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur:<br />
Dr. Thorsten Stegemann (TS)<br />
Weitere Redaktionsmitglieder dieser Ausgabe:<br />
Mona Algner (MA)<br />
Andrea Berg (AB)<br />
Jonni Tezel (JT)<br />
Yörn Kreib (YK)<br />
Ebba Ehrnsberger (EE)<br />
Hauke Haubrock (HaH)<br />
Sara Gohmann (SG)<br />
Hendrik Budke (HB)<br />
Janine Riechmann (JR)<br />
Tim Zumloh (TZ)<br />
Erna Berg (EB)<br />
Laura Munzel (LM)<br />
Simone Bürgel (SB)<br />
Sabrina Lütke (SL)<br />
Kathrin Abheiden (KH)<br />
Artikel der Redaktion (RED)<br />
Margret Baumann (MT)<br />
Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Jennifer Konermann (JK)<br />
Zoo Osnabrück<br />
Beatrice le Coutre-Bick (BCB)<br />
Leiterin Literaturbüro Westniedersachsen / Osnabrück<br />
Abigail Joseph-Magwood (AJM)<br />
Hochschule Osnabrück /<br />
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Ein Medienprojekt von:<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
Gastbeiträge:<br />
Verena Dimper (VD)<br />
Sprout Azubi Akademie<br />
Ann-Katrin Hörnschemeyer (AKH)<br />
Stadtwerke Osnabrück<br />
Jochen Weber (JW)<br />
SC Türkgücü<br />
Robin Ehlert (RE)<br />
Filmpassage Osnabrück<br />
Marius Miche (MM)<br />
Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
MUSEUM<br />
INDUSTRIEKULTUR<br />
OSNABRÜCK<br />
BILDMATERIAL<br />
Jana Lange<br />
www.jana-fotografiert.de<br />
www.fotolia.com, www.istock.com<br />
und siehe Bildnachweise<br />
Titelcollage: Osnabrück © Enet2007;<br />
Bunte hände © drubig-photo; fotolia.com<br />
GESTALTUNG<br />
Stephan Buchholz, Juliana Schnuck<br />
DISTRIBUTION<br />
Sebastian Buchholz<br />
DRUCK & PRODUKTION<br />
Levien-Druck GmbH<br />
Eduard-Pestel-Straße 16<br />
49080 Osnabrueck<br />
Telefon: +49 5 41 / 9 59 29-0<br />
Internet: www.levien.de<br />
REDAKTIONSSCHLUSS<br />
März <strong>2015</strong><br />
COPYRIGHT<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Veröffentlichung im<br />
Internet oder Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach<br />
vorheriger schriftlicher Genehmigung der Medienagentur<br />
KreativKompass. Trotz sorgfältiger Prüfung keine Gewähr<br />
für eventuelle Druckfehler.
„Allein ist besser als mit Schlechten im Verein,<br />
mit Guten im Verein ist besser als allein.“<br />
Friedrich Rückert (1788-1866)<br />
Gratis-<br />
Zustellservice!<br />
aktuell gibt es mehr als 450 Vereine und Verbände in Osnabrück, doch die<br />
Geschichte des hiesigen Vereinswesens reicht bis ins späte 18. Jahrhundert<br />
zurück. Yörn Kreib, der Autor unserer Titelgeschichte, erzählt, wie<br />
Schützen, Karnevalisten, Kleingärtner, Sportler und viele andere ihren<br />
Verein als soziale Wärmestube, fröhliche Partymeile, grünes Idyll oder<br />
Leistungsschau erleb(t)en.<br />
Außerdem folgt „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ den Spuren einer lebensgefährlichen<br />
Massenepidemie, stellt einen Busfahrer vor, der schon 20 Mal die<br />
Erde umrundet hat und hebt den Eisernen Vorhang im Theater am Domhof.<br />
Wir verraten, was Felix Nussbaum mit König Fußball verband, welche<br />
Toiletten von heulenden Wölfen entlüftet werden und wie ein Rechtsanwalt<br />
dazu kam, sich die mutmaßlich weltgrößte Pringles-Dosensammlung<br />
zuzulegen.<br />
Nun aber viel Spaß beim Stöbern und Lesen. Wir hoffen, dass Sie auch<br />
diesmal wieder Antworten auf Fragen finden, die Sie sich vielleicht nie<br />
gestellt hätten. Und das wäre doch schade gewesen ...<br />
Herzlichst,<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“<br />
erscheint Ende Juni <strong>2015</strong>.<br />
Dr. Thorsten Stegemann<br />
Chefredakteur<br />
Stephan Buchholz<br />
Herausgeber<br />
Nicht verpassen und für unseren<br />
kostenlosen Zustellservice einfach<br />
und unverbindlich online anmelden<br />
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P.S.:<br />
Haben Sie sich schon auf facebook mit uns verbunden? Über 4.000 User finden bereits<br />
auch online neue Fragen & Antworten aus der Region - einfach „liken“ und noch mehr<br />
Zusatzinfos bekommen: www.osnabruecker-wissen.de/facebook<br />
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osnabruecker-wissen<br />
.de
Hallo <strong>Wissen</strong>de!<br />
mit großer Freude können<br />
Ihnen die Herausgeber dieses<br />
Magazins die erste Ausgabe im<br />
Jahr <strong>2015</strong> präsentieren. Sie finden<br />
wieder zahlreiche spannende<br />
Berichte auch aus der Welt<br />
der Forschung und Lehre in<br />
Osnabrück. Für die Region ist<br />
es ein Glücksfall, in Osnabrück<br />
eine so hervorragend aufgestellte<br />
Universität und Hochschule<br />
zu haben. Die zahlreichen jungen<br />
Menschen, die zum Studium<br />
nach Osnabrück kommen,<br />
sind eine Quelle neuer Energie.<br />
Auch der Flughafen Münster/<br />
Osnabrück (FMO) leistet seinen<br />
Beitrag für die Attraktivität<br />
und den Standortvorteil dieser<br />
Region. Wir sorgen mit unseren<br />
Fluggesellschaften dafür,<br />
dass man bequem „vor der<br />
Haustür“ starten und landen<br />
und das Mobilitätsbedürfnis<br />
schnell und unkompliziert<br />
erfüllen kann. Da liegt es auf<br />
der Hand, dass der FMO das<br />
Know-how der Hochschule<br />
nutzt und im Gegenzug gerne<br />
auch wichtiges Input liefert, um<br />
gemeinsam spannende Projekte<br />
umzusetzen. Seien Sie also auch<br />
weiter gespannt auf lehrreiche<br />
und unterhaltsame Artikel im<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“.<br />
Mit freundlichem Gruß<br />
Dipl.-Kfm. Andres Heinemann<br />
FMO Flughafen Münster/Osnabrück GmbH<br />
Leiter Marketing und Kommunikation<br />
INHALT<br />
Welche Fragen zur <strong>Osnabrücker</strong> Region<br />
beantworten wir in dieser Ausgabe?<br />
9<strong>Nr</strong>.<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
TOPTHEMA<br />
Wie wichtig sind Vereine in Osnabrück? 5<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Was verbirgt Osnabrücks Unterwelt? (Teil 3) 10<br />
Welche Toiletten werden von heulenden Wölfen entlüftet? 12<br />
Wie kam Schledehausen zu seinem Namen? (Teil 2) 13<br />
Wo stand eines der ältesten Krankenhäuser in Osnabrück? 14<br />
WIRTSCHAFT UND TECHNIK<br />
Was waren Tabakspinner? 16<br />
Wie funktioniert moderne 3D-Technologie im Kino? 17<br />
Wie viel Knigge ist in der Ausbildung gefragt? 18<br />
Ist die Maiwoche ein Tourismusmagnet? 19<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
Was sind Hedeweggen? 22<br />
HOCHSCHULE UND KARRIERE<br />
Machen Nudeln glücklich? 23<br />
Wie funktioniert modernes Projektmanagement? (Teil 2) 24<br />
Wie barrierefrei ist die Hochschule? 26<br />
Wer studiert Harfe? 28<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Wer hat schon 20 Mal die Erde umrundet? 29<br />
Wer gibt freiwillig seinen Führerschein ab? 29<br />
Wie leben Menschen im Flüchtlingslager<br />
Bramsche-Hesepe? 30<br />
Wer hat die meisten Pringles-Dosen? 32<br />
GESUNDHEIT<br />
Wem hilft Snoezelen? 34<br />
Wie wehrt(e) sich Osnabrück gegen die Pocken?! 36<br />
NATUR & UMWELT<br />
Warum stehen Flamingos auf einem Bein? 38<br />
Wie regenerativ kann ein Schwimmbad sein? 39<br />
Warum hockt das Weib? 40<br />
Wie oft bebt Osnabrück? 41<br />
FAMILIE<br />
Buchtipp 1: Hase, Kaninchen, Fuchs - drei Freunde? 42<br />
Buchtipp 2: Wer wimmelt durch Osnabrück? 43<br />
SPORT<br />
Wer kickt in der Region? 44<br />
Wer schmiert sich Brühwürfel auf‘s Brot? 46<br />
War Felix Nussbaum Fußballfan? 46<br />
KULTUR<br />
Wer feiert mit Kartoffelrittern und<br />
Hüggelzwergen Geburtstag? 47<br />
Wo fällt der „Eiserne Vorhang“? 48<br />
SCHÖNE GRÜSSE<br />
Hallo, wie geht‘s? 49<br />
Wer trug sich ins Goldene Buch ein? 49<br />
GEWINNSPIEL<br />
Wie viel <strong>Wissen</strong> steckt in Ihnen? 50<br />
4
Wie wichtig sind<br />
Vereine in<br />
Osnabrück?<br />
Denken wir an Vereine, denken wir an Schützen, Karnevalisten, Kleingärtner und Sportler. Das<br />
Vereinsleben als soziale Wärmestube, fröhliche Partymeile, grünes Idyll oder Leistungsschau.<br />
Unpolitisch aber ist das <strong>Osnabrücker</strong> Vereinsleben keinesfalls. Kulturelle, ökologische, soziale,<br />
politische und Menschenrechtsvereine zeugen von der ungebrochenen Attraktivität dieser<br />
Organisationsform. Ein Blick zurück verrät: Vereine haben maßgeblich an der Geschichte der<br />
Stadt Osnabrück mitgeschrieben – und machen dies bis heute.<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> Vereine waren zwar kaum<br />
Impulsgeber über die Stadt hinaus, aber<br />
gerade die Durchschnittlichkeit macht<br />
diese Vereinsgeschichte zu einem perfekten<br />
Spiegelbild der Gesellschaft“, sagt<br />
Dr. Thorsten Heese, Kurator für Stadtgeschichte<br />
am Kulturgeschichtlichen<br />
Museum. Im Auftrag des Traditionsvereins<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> Club“ hat er sich<br />
über eine gefühlte Ewigkeit hinweg durch<br />
Stadt- und Vereinsarchive gewühlt und<br />
die Vereinsgeschichte in der Hasestadt<br />
nachgezeichnet.<br />
Was las die Gesellschaft?<br />
Für das aufstrebende<br />
Bürgertum im 18. Jahrhundert<br />
bildeten Vereine<br />
erstmals ein Medium zur<br />
freien, selbstbestimmten<br />
Versammlung jenseits der bestehenden<br />
festgefügten Ständegesellschaft.<br />
Hier konnte das „Intelligenzbürgertum“<br />
sein Bedürfnis nach Information und<br />
Kommunikation ausleben. Vereine wurden<br />
rasch zu Orten der politischen Bewusstseinsbildung.<br />
Der Bildungsaspekt<br />
nahm von Beginn an einen sehr hohen<br />
Stellenwert ein.<br />
Zur Informationsbeschaffung wurden in<br />
Osnabrück bereits in den 1760ern erste<br />
Lesezirkel gegründet. Zweck<br />
war der gemeinsame Bezug<br />
von zunächst noch sehr teuren<br />
Zeitungen. Die später<br />
sinkenden Kosten begründeten<br />
in der Folge das Aus<br />
der Leseclubs. Der Bezug der<br />
wichtigen überregionalen Zeitungen<br />
und Magazine blieb aber wesentlicher<br />
Bestandteil der meisten ab Ende<br />
des 18. Jahrhunderts gegründeten<br />
Vereine. Selbst Sport- und Gesangsvereine<br />
verfügten über zum<br />
Teil umfangreiche Bibliotheken.<br />
Wo traf sich die Elite?<br />
Der Zweck erschien unspektakulär.<br />
Die Gründungsmitglieder des 1793 etablierten<br />
„Club zu Osnabrück“ strebten<br />
nach gemeinsamer Unterhaltung, Beisammensein<br />
und Geselligkeit. Im Vereinslokal<br />
am Markt 14 wurde diskutiert,<br />
gegessen und getrunken – dabei entwickelte<br />
sich das Vereinsleben durchaus zu<br />
einer Art demokratischen Experimentierfelds<br />
(z.B. Vorstandswahlen, Aufnahmewahlverfahren<br />
neuer Mitglieder). Der<br />
rasche Anstieg der Mitgliederzahlen<br />
bewegte den Club zum Umzug in<br />
ein neues Clubhaus am Martinitor.<br />
Die integrierte Vereinsgastronomie<br />
führte zu massiven<br />
Konflikten mit den Gastwirten<br />
in Osnabrück, die hier eine<br />
unliebsame Konkurrenz erkannten.<br />
Eine Problematik, der sich Gastwirte angesichts<br />
zahlreicher Vereinsheime auch<br />
heute noch stellen müssen.<br />
Wer holte die Kultur<br />
aus den Adelsschlössern?<br />
Die Mitglieder setzten auf Exklusivität<br />
(bis heute!) und sahen sich als „Gesellschaft<br />
der ersten und angesehensten<br />
Männer“. Hier trafen sich Adelige, Offiziere,<br />
hohe Beamte, Kaufleute und Advokaten.<br />
Schnell wurde der Club mehr als<br />
nur ein Diskussionsforum und auch zur<br />
Anbahnung von Geschäften und Karrieren<br />
genutzt. Und darüber hinaus, für uns<br />
5
Das Lesekabinett<br />
heute kaum mehr vorstellbar, zum ersten öffentlichen Veranstaltungsort von Lesungen,<br />
Vorträgen, Konzerten und Tanzveranstaltungen. Derartiges fand bisher nur in<br />
den geschlossenen Adelskreisen statt.<br />
Clubhaus, 1920<br />
Turnverein, 1906<br />
Vereinshaus<br />
Welche Nachfolge trat die Stadthalle an?<br />
Kulturveranstaltungen waren auch ein wesentlicher Bestandteil des 1899 errichteten<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> Vereinshauses“ am Kollegienwall. Ein aus katholischen Kreisen heraus<br />
gegründeter Aktienverein (Verein mit wirtschaftlichen Zielen; spätere Aktiengesellschaft)<br />
stand hinter diesem Projekt. Der Wirteverein Osnabrück witterte den Versuch,<br />
der „Aktienbrauerei Osnabrück eine neue möglichst alles beherrschende Absatzquelle<br />
zu verschaffen“. Im Zweiten Weltkrieg wurden sowohl das Haus des Clubs als auch das<br />
Vereinshaus bei Bombenangriffen zerstört. Ihre Nachfolge trat die 1979 in räumlicher<br />
Nähe zum Clubhaus errichtete Stadthalle an.<br />
Was wurde aus den Vereinen?<br />
Die beiden exklusiven <strong>Osnabrücker</strong> Vereine, der Club zu Osnabrück (heute: <strong>Osnabrücker</strong><br />
Club) und der Harmonieclub (1952 Anschluss an den <strong>Osnabrücker</strong> Club), fanden<br />
jedoch rasch Nachahmer. Immer mehr <strong>Osnabrücker</strong> erkannten das Potenzial einer<br />
Vereinsgründung. Sie schlossen sich zusammen, um ihren gemeinsamen Interessen<br />
Gehör zu verschaffen. Mitte des 19.Jahrhunderts kam es zu einem wahren Vereinsboom.<br />
Die Verwaltung versuchte, den Überblick über die Vereinslandschaft zu behalten<br />
und reagierte 1900 mit der Einführung des Vereinsregisters.<br />
Das Vereinsleben wurde vielfältiger und erreichte nun auch breitere Bevölkerungskreise.<br />
„Es ist sowohl Ausdruck als auch Medium innovativer gesellschaftlicher Impulse,<br />
die Aufklärung und Französische Revolution mit sich bringen“, erklärt Heese. In<br />
Osnabrück entstanden erste Frauenvereine (ab 1814), die „Loge zum Goldenen Rad“<br />
(1807), Bürgerverein (1831), „Neue Liedertafel“ (1835), „Verein zur Erhaltung und Beförderung<br />
vaterländischer Schönheiten“ (1835), Kriegervereine (ab 1871), Turnvereine<br />
(ab 1898), Aktienvereine, Bauvereine, Handwerkervereine, Arbeitervereine, Unternehmervereine,<br />
Vorschussvereine u.v.m.<br />
Am Ende des 19. Jahrhunderts hatten sich daraus Organisationsformen entwickelt, mit<br />
denen wir heute vertraut sind: Politische Parteien, Handwerkskammer, Gewerkschaften,<br />
Kranken- und Sozialversicherungen.<br />
6
Welches fliegende Nachrichtenmittel<br />
wurde im Ersten Weltkrieg eingesetzt?<br />
Manche Vereine wurden von den Nazis<br />
aufgelöst oder gingen im angestifteten<br />
Vernichtungskampf unter, manche lösten<br />
sich nach Erreichen des Vereinsziels (Bau<br />
eines Denkmals) selbst wieder auf, andere<br />
fusionierten, neue sind entstanden.<br />
Vereinsgeschichte ist dynamisch und<br />
korrespondiert mit den jeweiligen gesellschaftlichen<br />
Verhältnissen. Auf Blütezeiten<br />
folgen Durststrecken, davon können<br />
die Taubenzüchtervereine ein Lied singen.<br />
1886 euphorisch als Verein „Brieftaube“<br />
ins Leben gerufen, fusionierte der Verein<br />
bereits 1910 mit „Kriegspost“ und „Heimatliebe“<br />
zu einem 90 Mitglieder und<br />
600 Tauben starken Verband. Förderung<br />
kam vom Staat, denn die „Verwendung<br />
der Brieftauben als Nachrichtenmittel im<br />
Krieg“ stand kurz vor Ausbruch des Ersten<br />
Weltkriegs auf der Agenda.<br />
Heute sterben den Brieftaubenzüchtervereinen<br />
die Mitglieder weg, heißt es vom<br />
deutschen Brieftaubenverband. Mitgliederschwund<br />
ist auch für andere traditionelle<br />
Vereine (z.B. Gesangsvereine) zu<br />
einer existenziellen Bedrohung geworden.<br />
Was machen<br />
Balu und Mogli<br />
in Osnabrück?<br />
Die bloße Anzahl von Mitgliedern ist<br />
jedoch kein Gradmesser für die gesellschaftliche,<br />
politische, soziale oder kulturelle<br />
Bedeutung des Vereins. Prof. Dr.<br />
Hildegard Müller-Kohlenberg bezeichnet<br />
den von ihr 2005 mitgegründeten Verein<br />
„Balu und Du“ denn auch als schlank.<br />
„Der Verein liefert das organisatorisch<br />
notwendige gemeinnützige Haus (z.B.<br />
zur Bescheinigung von Spenden) für<br />
das bunte Getümmel im Netzwerk<br />
der bundesweit 60 Standorte“, erklärt<br />
sie gegenüber „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“.<br />
Der Verein führt 17 – 30-jährige<br />
Mentoren (= Balus) mit Grundschulkindern<br />
aus den 1. – 4. Klassen (=<br />
Moglis) in einer beeindruckenden<br />
Win-Win-Situation zusammen.<br />
Einmal wöchentlich treffen sich<br />
Figurentheater, Alte Fuhrhalterei<br />
Balu und Mogli,<br />
um gemeinsam Kekse zu backen, in den<br />
Zoo und ins Kino zu gehen oder Fahrrad<br />
zu fahren. Nach einem Jahr endet das offizielle<br />
Programm, in über 50 Prozent der<br />
Fälle halte die Freundschaft aber über diesen<br />
Zeitraum hinaus. Während die Mentoren<br />
wichtige Schlüsselqualifikationen<br />
erwerben, lernen die Kinder soziales Verhalten,<br />
verbessern Konzentrations- und<br />
Durchhaltevermögen. Ihre Grundstimmung<br />
wird nachweislich positiv beeinflusst,<br />
die Kinder werden fröhlicher, freut<br />
sich Müller-Kohlenberg.<br />
Wer lässt die Puppen tanzen?<br />
Ein Grund für diese Fröhlichkeit könnte<br />
der Besuch im Figurentheater, einem<br />
Kleinod der <strong>Osnabrücker</strong> Kulturszene,<br />
sein. Wie einst auch das Kulturgeschichtliche<br />
Museum, verdankt es seine Entstehung<br />
äußerst engagierter Vereinsarbeit.<br />
Vereint geht alles besser, dachten sich die<br />
sechs kleinen Figurentheater-Reisebühnen<br />
aus Osnabrück und Landkreis und<br />
gründeten 1988 den Verein „Figurentheaterinitiative<br />
Osnabrück“.<br />
„Mit dem gemeinsamen Veranstaltungsort<br />
Alte Fuhrhalterei in der <strong>Osnabrücker</strong><br />
Altstadt schuf sich der Verein nicht nur<br />
eine gemeinsam zu bespielende Theaterbühne,<br />
sondern auch einen Ort der<br />
Kommunikation, des Austausches“, sagt<br />
Volkschor (Vereinsfahne)<br />
7
»Wenn ich frei habe,<br />
tauche ich regelmäßig<br />
im Nettebad auf.«<br />
Luca (21) ist einer der besten Splashdiver Osnabrücks.<br />
Für<br />
Auftaucher.
Schützenkette, Stadt Osnabrück Ratsschatz<br />
„Struwelpeter unzensiert“ - eine Aufführung des Krokodil Theaters<br />
Bilder: © Kulturgeschichtliches Museum Osnabrück; Foto Schützenkette © Stadt Osnabrück, Ratsschatz - mit Genehmigung des Kulturgeschichtlichen Museums Osnabrück<br />
Bild Emaille-Schild & Gruppenbild „Arebiter Turner Bund“: © Stiftung Lothar Hülsmann, Osnabrück; Bild Figurentheater © Daniela Werbnick; Krokodil-Theater © Detlef Heese<br />
Gabriele Mertins. Gleichzeitig verhalf<br />
dieser feste Ort dem Figurentheater<br />
überhaupt erst zu seiner Stellung<br />
im kulturellen Leben Osnabrücks, da ist<br />
sich Gabriele Mertins ganz sicher.<br />
Ein regelmäßiger Spielplan sorgt für<br />
Konstanz und etabliert sowohl Ort als<br />
auch das Genre „Figurentheater“ in den<br />
Herzen und Köpfen der <strong>Osnabrücker</strong>.<br />
Die einzelnen Reisebühnen verdanken<br />
diesem Haus für Figurentheater die Möglichkeit,<br />
gemeinsame Projekte zu entwickeln,<br />
Experimente zu wagen und neue<br />
Wege zu gehen. Bietet doch gerade das<br />
Genre Figurentheater eine große Fülle an<br />
künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten,<br />
die in einer festen Spielstätte leichter zu<br />
verwirklichen sind. Außerdem ermöglicht<br />
ein als gemeinnützig anerkannter<br />
Verein natürlich auch das überlebenswichtige<br />
Einsammeln von Spenden.<br />
Denn ohne eine Grundförderung (bisher<br />
Wo erfahre ich mehr?<br />
Das umfangreiche Buch (600 Seiten) von Dr. Thorsten<br />
Heese, „Gesellschaft im Aufbruch. Der Club zu<br />
Osnabrück und die Entwicklung des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Vereinswesens“ ist erschienen in der Reihe:<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Kulturdenkmäler, Beiträge zur<br />
Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Osnabrück<br />
Band 13 als Begleitpublikation zu der<br />
Sonderausstellung „Gesellschaft im Aufbruch -<br />
Zwei Jahrhunderte <strong>Osnabrücker</strong> Vereinsgeschichte“<br />
im Kulturgeschichtlichen Museum<br />
der Stadt Osnabrück vom 11. Oktober 2009 bis<br />
10. Januar 2010. ISBN 978-3-89946-137-4;<br />
Preis 39,50 €, Rasch Verlag Bramsche 2009.<br />
durch die Stadt) ist ein derartiges Projekt<br />
nicht zu realisieren.<br />
Die Spuren des früheren genauso wie<br />
des heutigen Vereinslebens sind in Osnabrück<br />
unübersehbar: Denkmäler, Museen,<br />
Zoo, Figurentheater, Lagerhalle, Ossensamstag,<br />
die Farbe Lila ...<br />
Ohne Vereine fehlt der Stadt etwas. Vereine<br />
wird es auch in Zukunft geben, auch<br />
wenn der Trend zur Individualisierung<br />
eine gegenläufige Entwicklung nahelegt.<br />
Gerade für kleine Gruppen, die besondere<br />
Interessen und Ziele vertreten, da ist<br />
sich Heese sicher, wird der Verein immer<br />
ein interessantes Medium bleiben. Er ist<br />
einfach und zeitnah zu gründen - und<br />
mit einem Verein können sie sich öffentlich<br />
Gehör verschaffen. | YK<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong> bedankt sich insbesondere<br />
beim Kulturgeschichtlichen Museum Osnabrück<br />
für die freundliche Genehmigung zur Nutzung<br />
eines Großteils der Bilder in diesem Artikel.<br />
Vereinsgründung<br />
Im Vereinsregister des Amtsgerichts<br />
Osnabrück werden auf Grund der<br />
Registerkonzentration alle Vereine<br />
eingetragen, die ihren Sitz im Landgerichtsbezirk<br />
Osnabrück haben. Das<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Adressbuch listet aktuell<br />
insgesamt 466 Vereine und Verbände<br />
auf (2007: 465). Die Gründung eines<br />
Vereins, soweit dieser rechtsfähig (eV)<br />
werden soll, ist grundsätzlich durch den<br />
Vorstand in öffentlich beglaubigter Form<br />
(Notar) zur Eintragung in das Vereinsregister<br />
anzumelden. Allerdings besteht<br />
keine Pflicht zur Eintragung in das<br />
Vereinsregister. Die Bedingungen, die<br />
erfüllt sein müssen, ergeben sich unmittelbar<br />
aus §§ 56, 57, 58 und 59 BGB.<br />
WAS MACHT IHR VEREIN?<br />
Sie sind Mitglied in einem Verein, der<br />
nicht Fußball spielt, singt oder turnt?<br />
Oder Ihr Verein unterscheidet sich in<br />
der Art und Weise, wie hier Fußball<br />
gespielt, gesungen und geturnt wird,<br />
von vielen anderen Klubs?<br />
Dann schreiben Sie uns eine Mail an<br />
redaktion@osnabruecker-wissen.de!<br />
Wir suchen Vereine und Verbände<br />
aus der Region, die sich einer ganz<br />
besonderen Passion widmen - um<br />
sie in einer der nächsten Ausgaben<br />
vorzustellen.<br />
9
UNTERWELT?<br />
STOLLENANLAGEN IN<br />
OSNABRÜCK (TEIL 3)<br />
Alte Schächte und Stollen aus längst vergangenen Tagen, Gerüchte über Höhlen und Gänge unter<br />
dem mittelalterlichen Stadtkern, sie sind nur ein kleiner Teil der Geschichten über die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Unterwelt. Ein Großteil der unterirdischen Gänge und Räume unter der Hasestadt sind dabei noch<br />
nicht einmal 75 Jahre alt und doch vielerorts schon in Vergessenheit geraten: Anlagen aus dem<br />
2. Weltkrieg und dem Kalten Krieg, tief unter unseren Füßen. Es ist die Rede von unterirdischen<br />
Bunkern, die den Menschen bei Luftangriffen oder nuklearer Bedrohung Schutz bieten sollten und<br />
während des 2. Weltkriegs zehntausenden <strong>Osnabrücker</strong>n das Leben retteten.<br />
WAS SIND DAS FÜR UN-<br />
TERIRDISCHE BUNKER?<br />
Bei den meisten Bunkern in Osnabrück<br />
handelt es sich um sogenannte Luftschutzstollen<br />
aus dem letzten Weltkrieg,<br />
geplant und gebaut zum Schutz vor Fliegerbomben.<br />
Die Entstehung der Stollen<br />
ist zurückzuführen auf die Erfahrungen<br />
der ersten Kriegsjahre, in denen man zunächst<br />
nur trümmersichere Deckungsgräben<br />
errichtete, welche jedoch keinen<br />
ernsthaften Schutz vor Bomben boten.<br />
Die ab dem Winter 1940 zusätzlich errichteten<br />
Hochbunker sowie ein unterirdischer<br />
Tiefbunker unter dem Rosenplatz<br />
boten hier schon wesentlich mehr<br />
Sicherheit, doch waren die für Osnabrück<br />
genehmigten Mittel völlig unzureichend.<br />
Bis 1942 gab es daher nur ca. 5.000 bombensichere<br />
Schutzplätze für etwa 100.000<br />
Einwohner.<br />
WIE KAM ES ZUM BAU DER<br />
LUFTSC HUTZ ST OLL EN?<br />
Die Stadt musste also Alternativen zu<br />
den teuren Stahlbetonbunkern finden,<br />
wollte man der steigenden Gefahr von<br />
Luftangriffen nicht schutzlos ausgeliefert<br />
sein. So richtete die Stadtverwaltung ihr<br />
Augenmerk auf die Hügel der Stadt. Hier<br />
wollte man eine Lösung des Schutzraummangels<br />
finden – in Form von Stollen. Doch<br />
dieses Vorhaben wäre beinahe gescheitert,<br />
da auch hierfür keine Fördermittel vom<br />
Deutschen Reich zu bekommen waren.<br />
Für die Stadt ein herber Rückschlag,<br />
doch ließ sie von den Plänen nicht<br />
ab und rettete damit im Nachhinein<br />
wohl tausenden Menschen das<br />
Leben.<br />
WANN BEGANN DER<br />
STOLLENBAU?<br />
Trotz des Mangels an Fachkräften<br />
und Baumaschinen<br />
für den Stollenbau erfolgte<br />
im Februar 1943 der erste<br />
Spatenstich zum Bau von<br />
zunächst vier Stollenanlagen<br />
im Stadtgebiet. Die Baustellen<br />
befanden sich am Klushügel<br />
(Bohmter Straße), an<br />
der Wakhegge, den Heidekämpen<br />
und im Natruper<br />
Steinbruch. Als sich hier nach<br />
kurzer Zeit bereits erste Erfolge<br />
in Hinblick auf Bauzeit<br />
und geschaffenen Schutzraum<br />
einstellten, lenkte das<br />
Reichsluftschutzamt doch<br />
ein und stellte seinerseits<br />
Fördergelder zum Bau des<br />
Stollenbunkers Klushügel<br />
(Buersche Straße) zur Verfügung. Innerhalb<br />
weniger Monate entstanden nun im<br />
gesamten Stadtgebiet etwa 40 Großbaustellen,<br />
deren einziger Zweck die Errich-<br />
10
Bilder: Hauke Haubrock<br />
tung von Luftschutzstollen war. Die meisten<br />
der Baustellen waren bis April 1945<br />
in Betrieb, da viele Anlagen noch nicht<br />
fertiggestellt oder nachträglich erweitert<br />
wurden. Immerhin sollten insgesamt<br />
10.000 Stollenmeter in den felsigen Untergrund<br />
Osnabrücks getrieben werden. Bis<br />
Kriegsende wurden aber nur etwa 5,5 km<br />
fertig.<br />
WIE GING ES NACH 1945 MIT<br />
DEN BUNKERN WEITER?<br />
Nach dem Krieg wurden die meisten<br />
Stollen durch das britische Militär zugesprengt,<br />
um eine erneute Nutzung als<br />
Schutzbunker zu verhindern. Der Tiefbunker<br />
unter dem Rosenplatz wurde zugeschüttet,<br />
die meisten Deckungsgräben<br />
abgerissen oder ebenfalls zugekippt.<br />
Es dauerte jedoch nicht lange bis einige<br />
Anlagen wieder geöffnet und neu gesichert<br />
wurden, um sie im sich zuspitzenden<br />
Kalten Krieg erneut als Schutzbunker<br />
nutzen zu können. Allerdings ließ man<br />
von dem Vorhaben wieder ab, da die<br />
Stollen den neuen Anforderungen nicht<br />
gerecht wurden. Stattdessen ging man<br />
vielerorts dazu über, neue Mehrzweckanlagen<br />
zu bauen.<br />
WO<br />
WURDEN IM KALTEN KRIEG<br />
BUNKER GEBAUT?<br />
Tiefgaragen wie etwa unter dem Ledenhof,<br />
an der Lotter Straße, der Rheiner<br />
Landstraße oder der Hannoverschen<br />
Straße wurden in Hinblick auf die neue<br />
nukleare Gefährdung weitestgehend<br />
strahlungssicher errichtet. Private Bauherren<br />
konnten hierfür auf Fördermittel<br />
des Bundes zurückgreifen. Die Stadt<br />
verfügte zudem über zwei umgerüstete<br />
Hochbunker. Doch auch die Bundeswehr<br />
errichtete große unterirdische Bunker,<br />
wie etwa am Ziegenbrink oder unter dem<br />
Bundeswehrkrankenhaus an der Sedanstraße.<br />
Letztere Anlage ist zugleich einer der<br />
größten Bunker in Osnabrück. Auf einer<br />
Grundfläche, die etwa dem des darüber<br />
liegenden Krankenhauses entspricht, errichtete<br />
das Militär hier ein bombensicheres<br />
Lazarett, welches auch im Falle einer<br />
nuklearen Auseinandersetzung betriebsbereit<br />
gehalten werden konnte. Ca. 300<br />
Büroräume, Krankenzimmer und Betriebsräume,<br />
unzählige Flure, Zufahrten,<br />
Treppenhäuser und Schleusen machen<br />
das Bunkersystem zu einem regelrechten<br />
Labyrinth, welches heute ungenutzt unter<br />
Osnabrück schlummert und mittlerweile<br />
fast in Vergessenheit geraten ist.<br />
W I E<br />
STEHT ES UM DIE ZU-<br />
KUNFT DER OSNABRÜCKER<br />
UNTERWELT?<br />
Wie es zukünftig mit den unterirdischen<br />
Bunkern, Gängen und Hohlräumen in<br />
Osnabrück bestellt ist, lässt sich schwer<br />
vorhersagen.<br />
Einige Anlagen wurden bereits versiegelt<br />
oder zugekippt, da sie als einsturzgefährdet<br />
galten. Anderen Anlagen – wie etwa<br />
den Gertrudenberger Höhlen – droht<br />
das gleiche Schicksal. Immerhin sind bis<br />
heute noch verhältnismäßig viele verschiedene<br />
Bereiche der Unterwelt erhalten<br />
und die Stadt wäre gut beraten, diese<br />
Anlagen auch für die Nachwelt als historische<br />
Denk- und Mahnmale zu bewahren.<br />
| HaH<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Über den Autor<br />
Mit diesem Kapitel endet die dreiteilige<br />
Serie über Osnabrücks Unterwelt. Autor<br />
Hauke Haubrock, der in dieser und den<br />
letzten beiden Ausgaben für „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ auf Spurensuche war, beschäftigt<br />
sich seit vielen Jahren mit dem<br />
Untergrund der Hasestadt.<br />
Haubrock hat gemeinsam mit seinem<br />
Kollegen Andreas O´Brien ein Buch über<br />
den Luftschutzstollen am Kalkhügel<br />
publiziert. Die gewonnenen Kenntnisse<br />
sammeln die beiden frei einsehbar auf<br />
der Internetseite „Untergrund Osnabrück“,<br />
zu erreichen unter www.untergrundosnabrueck.de.<br />
11
Welche Toiletten<br />
werden von heulenden<br />
Wölfen entlüftet?<br />
Was die Form einer Litfaßsäule und die<br />
Verzierungen eines historischen Gemäuers<br />
trägt, ist in Wirklichkeit eine unter Denkmalschutz<br />
stehende Abluftsäule für eine darunterliegende<br />
Toilettenanlage. Sie befindet sich<br />
im Südhof der Johanniskirche und wer sie<br />
aus der Nähe betrachtet, findet Plastiken und<br />
Schriftzüge, welche nicht auf die eigentliche<br />
Bedeutung der Säule schließen lassen. Die<br />
Abluftsäule ist eines der wenigen Denkmäler<br />
in Osnabrück, die vor dem Zweiten Weltkrieg<br />
entstanden und noch heute erhalten sind.<br />
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12<br />
Bereits im 19. Jahrhundert befand sich auf dem Kirchhof eine<br />
öffentliche Toilettenanlage, welche jedoch in den 1920er Jahren<br />
als unsittlich empfunden und daher abgerissen wurde. Die<br />
Kirchengemeinde verlegte sie daraufhin unterirdisch, wo sie<br />
noch heute von der Johannisstraße aus über Treppen erreichbar<br />
ist. Bei der Frage, wie diese Anlage entlüftet werden sollte,<br />
entschied man sich zunächst für eine Litfaßsäule. Da jedoch<br />
Plakatwerbung die Aura der Johanniskirche zu beeinträchtigen<br />
drohte, plädierte die Gemeinde für eine zur Besinnlichkeit<br />
anregende Variante. Der Architekt Theo Burlage entwarf eine<br />
Entlüftungssäule mit Bekrönung, Wolfdietrich Stein schmückte<br />
sie mit Tonreliefplatten und Tonfiguren, welche die Krönung<br />
der Säule zieren. Die Kacheln bilden alltägliche Ereignisse wie<br />
den Spaziergang einer Dame mit Regenschirm und Handtasche<br />
ab. Außerdem greifen sie bekannte Sprichwörter wie „Mit den<br />
Wölfen heulen“ auf.<br />
Die Bekrönung der Abluftsäule zeigt zwei doppelläufige Schriftbänder,<br />
zwischen denen Figuren stehen. Eine von ihnen trägt ein<br />
Kreuz und symbolisiert damit den Tod. Die weiteren Plastiken<br />
stellen Menschen unterschiedlichster Art dar, die dem Tod zum<br />
Opfer fallen werden. Diese Symbolik ergänzt die Inschrift der<br />
Bekrönung. Sie lautet: „Der Tod frisst alle Menschenkind’, fragt<br />
nicht wes Stand und Ehr’ sie sind. Der Tod fragt nicht nach Zeit,<br />
würgt alt’ und junge Leut’“.<br />
1979/80 wurde die Säule von der <strong>Osnabrücker</strong> Künstlerin Ruth<br />
Landmann stellenweise restauriert, sodass die Plastiken und Reliefs<br />
noch heute gut erkennbar sind. | SB<br />
Foto Abluftsäule © Simone Bürgel
Foto Schelenburg © haitaucher39; Fotolia.com<br />
Ortsnamen im <strong>Osnabrücker</strong> Land (2)<br />
Wie kam Schledehausen<br />
zu seinem Namen?<br />
Schledehausen – diesen Ortsnamen gibt es nur einmal. Viele, die den Luftkurort kennen, wissen,<br />
dass er eng mit der Schelenburg verbunden ist. Der 900 Jahre alte Adelssitz liegt einige 100<br />
Meter westlich vom Ortskern und gehört zu den ältesten Burganlagen im <strong>Osnabrücker</strong> Land.<br />
Auf der Suche nach der Bedeutung stößt<br />
man schon bald auf den Namen eines<br />
der ältesten nachweisbaren Geschlechter<br />
in der Region. Bereits im 12. Jahrhundert<br />
gehörte der Familie Sledesen die gotische<br />
Wasserburg mit den vier runden Ecktürmen<br />
und den zwei Meter dicken<br />
Mauern. In einer Urkunde vom 17.<br />
Juli 1090 stand noch der Name Scliduson,<br />
knapp hundert Jahre später<br />
(1177) dann Sledesen als mundartliche<br />
Form des heutigen Schledehausen.<br />
Husen, verhochdeutscht Hausen, bedeutet<br />
„bei den Häusern“. Bei welchen<br />
husen oder Häusern hat Sledesen/<br />
Schledehausen gelegen? Das Bestimmungswort<br />
der Husen-Ortsnamen ist<br />
in diesem Falle eine Personenbezeichnung<br />
bzw. eine lokale Gegebenheit.<br />
Das Wort slede wird zum altsächsischen<br />
Wort slada gestellt, was vermutlich versumpfte,<br />
feuchte Niederung und mit<br />
Wasser gefüllte Senke bedeutet.<br />
An Wasser gibt es um die Schelenburg<br />
(siehe Foto) keinen Mangel. Die „Burg<br />
to Sledehusen“ der Familie Sledesen war<br />
im Mittelalter von drei Wassergräben<br />
und dazwischen liegenden Wällen umgeben.<br />
Das Fundament steht auf mehr<br />
als tausend Eichenpfählen im Sumpf der<br />
Wierau. Teile dieses Grabensystems sind<br />
bis heute noch erhalten.<br />
Über eine kleine, gemauerte Brücke unmittelbar<br />
vor dem Schloss, die die Wierau<br />
überquert, fließt heute der Verkehr<br />
von Jeggen nach Schledehausen.<br />
Somit kann man davon ausgehen, dass<br />
der Name Schledehausen seinen Ursprung<br />
„bei den Häusern an den feuchten<br />
Niederungen der Wierau“ hat.<br />
Was geschah mit den Sledesens?<br />
Im Jahr 1396 erlosch das Adelsgeschlecht<br />
der Familie Sledesen. Durch eine Heirat<br />
der Erbtochter Elisabeth von Sledesen<br />
mit Rabado III. von Schele ging die Burg<br />
in den Besitz der Herren von Schele über.<br />
Bald wurde die Burg Sledesen in Schelenburg<br />
umbenannt. Daran hat sich bis heute<br />
nichts geändert.<br />
1490 vernichtete ein Brand das Wohnund<br />
Wirtschaftsgebäude, nur der Wehrturm<br />
blieb erhalten. Um 1500 wurde auf<br />
der alten, noch zu erkennenden Bausubstanz<br />
der repräsentative Renaissanceflügel<br />
errichtet. Wer sich für die Geschichte der<br />
Burg interessiert, kann diese bei Kulturveranstaltungen<br />
auch gelegentlich von<br />
innen in Augenschein nehmen und dabei<br />
als <strong>Wissen</strong>der die Frage stellen: „Wie kam<br />
Schledehausen zu seinem Namen?“ | EE<br />
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Wo stand eines der ersten<br />
Krankenhäuser in Osnabrück? (Teil 1)<br />
Auf dem Grundstück der Turmstraße 10-12, direkt hinter St. Marien, befindet sich heute eine<br />
Tiefparkgarage und das Haus der Kirche, eine diakonische Einrichtung der evangelischen Kirche.<br />
Die durch den Bau bedingten Eingriffe in den Boden riefen die Archäologen auf den Plan. Im Vorfeld<br />
der Erdarbeiten führte die Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück in den Jahren 2002/2003<br />
eine umfangreiche Ausgrabung durch. Eine Vielzahl von schriftlichen und archäologischen Quellen<br />
zeigen, dass die Parzelle eine durchaus bewegte Vergangenheit hinter sich hat.<br />
WER ERBAUTE DAS HOSPITAL?<br />
Bei der Ausgrabung wurden die Fundamente<br />
eines 10 x 30 m großen Gebäudes<br />
freigelegt sowie ein kleiner Friedhof, der<br />
sich im Nordosten an das Gebäude anschließt.<br />
Von einer Urkunde des Domkapitels<br />
aus dem Jahr 1250 wissen wir, dass<br />
an dieser Stelle das mittelalterliche Heilig-<br />
Geist-Hospital (hospitalis sancti spiritus)<br />
gestanden hat. Doch der rechteckige<br />
Grundriss des Gebäudes und die charakteristischen<br />
Mauervorsprünge, die auf<br />
einen gewölbten Innenausbau hinweisen,<br />
sprechen eher für einen sakralen Bau.<br />
Und tatsächlich handelt es sich hierbei<br />
ursprünglich um eine einschiffige Saalkirche,<br />
die typisch für Neugründungen<br />
von Franziskanerkonventen im frühen<br />
13. Jahrhundert ist. Südlich der Kirche<br />
Aufnahme der Grabung von einem<br />
Baugerüst am Marienkirchturm<br />
wurde die Ecke eines Gebäudes angeschnitten,<br />
das tatsächlich als Hospital gedient<br />
haben könnte. Denn in der Quelle<br />
wird von zwei Gebäuden der Franziskaner,<br />
ein Haus und eine Kirche, berichtet.<br />
Nachdem diese es verlassen hatten, wahrscheinlich<br />
in Folge eines großen Stadtbrandes<br />
um das Jahr 1250, beschloss das<br />
Domkapitel auf der Parzelle ein Hospital<br />
einzurichten. Die Franziskaner bauten ihr<br />
neues Kloster auf einer größeren Fläche<br />
an der Nordseite des Katharinenkirchhofes.<br />
Auch das Hospital blieb anschließend<br />
nicht lange in der Turmstraße und wurde<br />
1295 vor die Tore der Stadt, am heutigen<br />
Hasetor, verlegt. Ausschlaggebend für<br />
den Umzug waren wohl Platz- und Hygienegründe,<br />
aber auch eine bessere Kontrolle<br />
der immer wieder aufkommenden<br />
Seuchenkrankheiten. Übrigens befand<br />
sich das erste Hospital von Osnabrück,<br />
das 1177 gegründete St. Vitus Hospital,<br />
ebenfalls in diesem Bereich.<br />
WELCHE FUNKTION HATTE EIN MITTEL-<br />
ALTERLICHES HOSPITAL?<br />
Ganz anders als ein heutiges Krankenhaus<br />
diente das mittelalterliche Hospital (von<br />
hospes: Fremder, Gast) vor allem der Fürsorge<br />
von Armen und Schwachen sowie<br />
der Unterbringung von Pilgern und nicht<br />
der akuten Behandlung von Krankheiten.<br />
Die Versorgung übernahmen meist<br />
Mönche und Nonnen oder der Kirche<br />
nahestehende Gemeinschaften. Dazu<br />
gehörten unter anderem die Beginen, die<br />
in einem klosterähnlichen Zusammenschluss<br />
lebten. Für Osnabrück sind mehrere<br />
Beginenhäuser, eines auch im direkten<br />
Umfeld des Heilig-Geist-Hospitals in<br />
der Turmstraße, belegt. Diese Laienorden<br />
widmeten sich, neben dem religiösen<br />
Wirken unter anderem auch der Pflege<br />
von Kranken, Armen und Gebrechlichen.<br />
Erst im 18. Jahrhundert vollzog sich der<br />
Wandel im Krankenhauswesen von einer<br />
stark diakonisch geprägten Versorgung<br />
hin zu einem modernen medizinischen<br />
Ansatz mit Diagnostik und Therapie. Ein<br />
solches Krankenhaus ist die 1710 gegründete<br />
Charité in Berlin. Sie ist eines der<br />
ältesten Krankenhäuser in Mitteleuropa<br />
und diente in jener Zeit vor allem als<br />
Pesthaus. Eine weitere, wichtige Funktion<br />
dieser „neuen“ Krankenhäuser war zudem<br />
die Ausbildung und Lehre von Ärzten<br />
und Pflegepersonal.<br />
WIE WURDE DIE PARZELLE<br />
ANSCHLIESSEND GENUTZT?<br />
Anhand schriftlicher Quellen können<br />
wir nachweisen, dass das Haus noch bis<br />
zur Mitte des 14. Jahrhunderts im Besitz<br />
des Heilig-Geist-Hospitals blieb und<br />
verpachtet wurde. Danach ging es in den<br />
Besitz verschiedener Bürger, vorrangig<br />
Fotos © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
14
Fragment einer Knochenflöte<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Bestattung 11 und 16 mit Sargresten<br />
Handwerker wie Schneider oder Böttcher.<br />
Die Kirche wurde 1309, durch eine<br />
Gedächtnisstiftung für die erfolgreiche<br />
Schlacht auf dem Haler Feld, erstmals als<br />
Jakobskapelle erwähnt. Es lässt sich nicht<br />
zweifelsfrei klären, ob es sich dabei um<br />
die ehemalige Franziskanerkirche oder<br />
ein völlig anderes Gebäude handelt. Allerdings<br />
gibt es archäologische Indizien,<br />
die dafür sprechen, dass es sich bei dem<br />
Gebäude um den ursprünglichen Kirchenbau<br />
der Mönche handelt.<br />
Beim großen Stadtbrand von 1613 wurde<br />
die Jakobskapelle bis auf die Grundmauern<br />
zerstört und die Parzelle erst Mitte<br />
Schnitt I der Ausgrabung. Blick von<br />
der Turmstraße zur Lohstraße<br />
des 18. Jahrhunderts mit einem Wohnhaus<br />
neu bebaut. 1838 kaufte der Geschäftsmann<br />
Friedrich Waldmann das<br />
Grundstück und baute für seine Sämerei<br />
mehrere Lagergebäude auf dem Gelände.<br />
Diese wurden bei den Luftangriffen im 2.<br />
Weltkrieg zerstört, weshalb sich die Stadt<br />
entschloss, die Freifläche anschließend<br />
als Parkplatz zu nutzen.<br />
Ob Franziskanerkloster, Hospital, Jakobskapelle<br />
oder seit 2007 das Haus der<br />
Kirche: Über einen Zeitraum von fast 800<br />
Jahren steht die diakonische Fürsorge im<br />
Mittelpunkt dieses besonderen Ortes in<br />
Osnabrück. | MM<br />
Über den Autor<br />
Marius Miche ist seit August 2013 Volontär in<br />
der Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück.<br />
Zu seinen Kernaufgaben gehört die Digitalisierung,<br />
Archivierung und Auswertung von<br />
Ausgrabungen im westlichen Bereich der<br />
Altstadt. Für weitere Informationen zu der<br />
Grabung in der Turm- und Lohstraße stehen<br />
Ausstellungsvitrinen im Eingangsbereich der<br />
Tiefparkgarage bereit.<br />
Anschrift des Autors:<br />
Marius Miche M.A.<br />
Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
Lotter Straße 2 | 49078 Osnabrück<br />
E-Mail: miche@osnabrueck.de<br />
Lesen Sie im 2. Teil, welche Gebäude<br />
vor dem Hospital auf dem Grundstück<br />
standen und wie den Archäologen ein<br />
unscheinbares Stück Holz bei der Altersbestimmung<br />
weiterhilft.<br />
ZeitSeeing Stadtführungen<br />
Bierstraße 28 · 49074 Osnabrück<br />
Email: zeitseeing@osnanet.de<br />
Telefon: 05 41 / 750 -23 40<br />
www.wa-mittendrin.de<br />
ZEITSEEING STADTFÜHRUNGEN<br />
www.osnabrueck-stadtfuehrungen.de
Was waren Tabakspinner?<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ gewährt auch <strong>2015</strong> seltene Einblicke in das umfangreiche, aber kaum<br />
bekannte Depot des Museums Industriekultur. Im dritten Teil unserer Serie geht es um das<br />
Firmenwappen der Tabakdynastie Thorbecke.<br />
Christian Franz Thorbecke (1763 – 1830)<br />
war ebenso wie sein Vater Daniel Franz<br />
Thorbecke Tabakfabrikant und Tabakhändler<br />
in Osnabrück. 1815, als sein Vater<br />
starb, führte Christian Franz mit seinem<br />
Bruder Daniel Philipp das Geschäft<br />
weiter. 1812 wurde Christian Franz zum<br />
Maire (Bürgermeister) von Osnabrück<br />
ernannt. Die Familie wohnte an der Johannisstraße<br />
103 und war durch den Tabakhandel<br />
reich geworden.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Kaufleute, die infolge des<br />
regen Leinenhandels gute Beziehungen<br />
zu Hafenstädten wie Bremen, Hamburg<br />
oder Antwerpen unterhielten, wurden<br />
auf den dort verbreiteten Tabakhandel<br />
aufmerksam, kauften Rohtabak auf und<br />
verarbeiteten ihn selbst weiter. Dabei<br />
wurden z. B. die Tabakblätter mit einer<br />
Art Spinnrad zu Strangtabak verwoben.<br />
Um 1750 entstanden die ersten <strong>Osnabrücker</strong><br />
Tabakfabriken und der Handel mit<br />
Produkten wie Zigarren, Pfeifen, Schnupfund<br />
Kautabak blühte.<br />
In einem Bericht des Magistrats der Stadt<br />
Osnabrück an die „Königlich-Großbritanisch-Hannöversche<br />
Regierung“ von<br />
1818 heißt es: „...da die aufgeführten Fabriken<br />
und Manufakturen,...<br />
sich nicht einzig<br />
auf den<br />
Verkauf im Inlande beschränken, sondern<br />
auch ihre Fabrikate,…ins Außland<br />
versenden. Sie vermehren und erweitern<br />
dadurch den Absatz der…rohen Produkte,<br />
den nützlichen Gewerbefleiß der Einwohner<br />
und den Handel mit dem Auslande<br />
und erhalten so auch nicht nur das inländische<br />
Geld dem Lande, sondern bemühen<br />
auch dasselbe durch das fremde Geld,….<br />
Vornehmlich gewähren diese Vorteile die<br />
hiesigen Tabakfabriken, die Papierfabriken<br />
und die Seyfenfabriken, die alle im<br />
Großen arbeiten und ansehnliche Summen<br />
einführen.“<br />
Die Tabakfabrik der „Gebrüder André“<br />
z. B. entstand 1817 in Osnabrück. Bereits<br />
1853 beschäftigte das Unternehmen hier<br />
130 Personen und war größter Arbeitgeber<br />
im <strong>Osnabrücker</strong> Land. Zwei Jahre<br />
zuvor hatte das Unternehmen sogar in<br />
Bünde eine Filiale gegründet, die heute<br />
noch besteht. 1866/67 wurde die Produktion<br />
in Osnabrück eingestellt. 1893 standen<br />
im <strong>Osnabrücker</strong> „Verzeichnis der<br />
Gewerbetreibenden“ 51 „Cigarren- und<br />
Tabakfabrikanten“, darunter auch André<br />
und Thorbecke.<br />
Die Familie Thorbecke, früher „tor Becke“<br />
(plattdeutsch: „am Bache“), ist noch<br />
heute von Amsterdam bis nach Süddeutschland<br />
zu finden. Das<br />
Firmenschild wie auch<br />
das Familienwappen<br />
zeigen deshalb einen im Wasser schwimmenden<br />
Fisch. Der einzige männliche<br />
Nachkomme der <strong>Osnabrücker</strong> Familie,<br />
Rudolf, geboren am 7. Dezember 1797,<br />
starb 1823 durch einen Unfall auf der<br />
Jagd. Die Firma ging an Louise Wüste,<br />
geb. Thorbecke. Der <strong>Osnabrücker</strong> Familienzweig<br />
ist inzwischen erloschen. | MB<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Wann wird<br />
das Depot geöffnet?<br />
Viele Schätze des Museums Industriekultur<br />
lagern im Verborgenen, denn die Ausstellungsfläche<br />
reicht nicht aus, um alle Exponate<br />
zu zeigen, die im Laufe der Jahre Teil<br />
einer umfangreichen Sammlung geworden<br />
sind.<br />
Seit dem 15. März <strong>2015</strong> gewährt das Museum<br />
aber spannende Einblicke in einen<br />
Bereich, den die Öffentlichkeit nur in Ausnahmefällen<br />
zu sehen bekommt. Die Ausstellung<br />
„Fotos Feilen Feuerlöscher“ zeigt<br />
ausgesuchte Objekte aus dem Depot, unter<br />
anderem diese Dampflokomotive „Adler“<br />
mit Personenwagen der „Ludwigsbahn“.<br />
Die Firma Schuco präsentierte die kleinste<br />
Blechspielzeug-Eisenbahn der Welt zum<br />
100. Geburtstag der Deutschen Eisenbahn<br />
im Jahr 1935. Die Schuco-Lokomotive hat<br />
einen Uhrwerksantrieb und kann noch immer<br />
im Kreis fahren. | RED<br />
Fotos © Museum Industriekultur Osnabrück<br />
MUSEUM<br />
INDUSTRIEKULTUR<br />
OSNABRÜCK<br />
16<br />
Museum Industriekultur Osnabrück/Dauerleihgabe<br />
der Familie Frömbling, Osnabrück<br />
Firmenwappen der Gebroeders<br />
Thorbecke Te Osnabrück, Kupfer,<br />
bronzefarben, um 1880, Schenkung<br />
Familie Wüste, Osnabrück. Museum<br />
Industriekultur Osnabrück.
Anzeigensonderteil<br />
REGIONALE EXPERTEN ERKLÄREN ALLTAGSFRAGEN & PHÄNOMENE<br />
Wie funktioniert moderne<br />
3D-Technologie im Kino?<br />
Achten Sie<br />
bei Artikeln<br />
zukünftig<br />
auf dieses<br />
Zeichen!<br />
Fotos © Filmpassage Osnabrück und xpand.de; Nostalgiesche 3D-Brille © wikipedia.org - Snaily<br />
Die Antwort gibt Robin Ehlert von der<br />
Filmpassage Osnabrück:<br />
„Kurz gesagt: neben dem Sehen von<br />
Höhe und Breite kommt noch eine dritte<br />
Dimension ins Spiel – die Tiefe! Unser<br />
Gehirn setzt dazu die zwei leicht unterschiedlichen<br />
Bilder, die wir mit unseren<br />
beiden Augen erfassen, zu einem Bild<br />
zusammen und ermöglicht so das dreidimensionale<br />
Sehen. Bei der Produktion<br />
von 3D-Filmen<br />
wird nun eigentlich<br />
nur das<br />
natürliche<br />
Sehen imitiert,<br />
indem einfach<br />
aus zwei unterschiedlichen Perspektiven<br />
gefilmt wird. Im Kino werden<br />
dann beide Bilder leicht versetzt auf<br />
die Leinwand gebracht. Ohne 3D-Brille<br />
sieht der Zuschauer deshalb ein sehr<br />
verschwommenes Bild. Die 3D-Brille<br />
ermöglicht es hingegen, mit dem linken<br />
Auge nur das Bild zu sehen, das für das<br />
linke Auge bestimmt ist und mit dem<br />
rechten Auge eben das, was für das rechte<br />
Auge auf-genommen wurde.<br />
Wie unterstützt moderne Technik 3D?<br />
Die Idee für dreidimensionale Filme<br />
ist schon um 1890 entstanden. Der<br />
britische Filmpionier William Friese-<br />
Greene beantragte damals ein Patent<br />
für 3D-Filme. 1915 lief im Astor Theater<br />
in New York der erste 3D-Testfilm.<br />
Anfang der 1960er Jahre versuchten<br />
Kinos mit 3D gegen den Siegeszug der<br />
Fernsehgeräte in Wohnzimmern zu<br />
punkten. Viele kennen noch die nostalgischen<br />
Brillen mit roter und blauer Folie.<br />
Neben der schlechten Bildqualität waren<br />
auch Kopfschmerzen vorprogrammiert.<br />
Heute werden in der Filmpassage<br />
sogenannte Shutterbrillen elektronisch<br />
im Kinosaal angesteuert. Synchron<br />
zu den projizierten Bildern wird<br />
jeweils der Blick eines Auges abgedunkelt<br />
und so die Trennung der „rechten“ und<br />
„linken“ Bilder ermöglicht. Dieser Prozess<br />
wiederholt sich etwa 60 Mal pro Sekunde<br />
und wird vom Betrachter nicht wahrgenommen.<br />
Die Filmpassage ist übrigens seit März<br />
2013 in allen 9 Kinosälen digitalisiert sowie<br />
in 6 Sälen 3D-fähig und somit für ein<br />
neues Kinozeitalter gerüstet!“ | RE<br />
Filmpassage<br />
Osnabrück<br />
Name: Robin Ehlert<br />
Funktion: Assistent der Geschäftsleitung<br />
Adresse: Johannisstraße 112-113, 49074 Osnabrück<br />
Telefon: 01805 - 676227 *<br />
Internet: www.filmpassage.de<br />
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17<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Ganz neu:<br />
„Regionale Experten erklären<br />
Alltagsfragen & Phänomene“<br />
In unserer neuen Serie geben wir<br />
Spezialisten und Experten aus Osnabrück<br />
Stadt und Landkreis eine öffentliche<br />
Plattform, um spannende Phänomene<br />
aus ihrer jeweiligen Branche zu erklären<br />
und Antworten auf Fragen zu geben,<br />
die sich wahrscheinlich schon (fast) jeder<br />
einmal im Alltag gestellt hat.<br />
Sind Sie eine Koryphäe auf Ihrem<br />
Fachgebiet und haben eine lehrreiche<br />
und unterhaltsame Story zugleich?<br />
Oder sind Sie ein Leser unseres Magazins<br />
und suchen nach einer verständlichen<br />
Erklärung für ein bestimmtes Thema?<br />
Dann kontaktieren Sie unsere Redaktion<br />
am einfachsten und besten per E-Mail:<br />
redaktion@osnabruecker-wissen.de<br />
Herausgeber des Magazins:<br />
Medienagentur KreativKompass UG<br />
Natruper Straße 23<br />
49076 Osnabrück<br />
Telefon der Redaktion:<br />
+49 (0) 5 41 / 440 220 03
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n!<br />
Die »sprout Azubi-Akademie« fördert die persönliche Entwicklung<br />
der Nachwuchskräfte in der Region durch unterschiedliche<br />
Seminare und Trainings von Beginn an. Für<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ gibt es in einer Serie wertvolle Tipps<br />
für Azubis, Unternehmen und alle weiteren Interessierten. Unzureichende Umgangsformen sowie<br />
Azubi-Akademie« in<br />
Bereichen Soft Skills<br />
m ganzheitlichen<br />
d Incentives für Azubis.<br />
öglichkeit zur Anmelww.sprout-os.de.<br />
is sagen: »Proud to be sprout!«<br />
Mängel in Disziplin und Leistungsbereitschaft<br />
werden von Unternehmen häufig als<br />
Schwachstellen potenzieller Nachwuchskräfte<br />
genannt. Umgekehrt gilt: beruflich<br />
(aber auch privat): erfolgreiche Menschen<br />
überzeugen durch situationsadäquates<br />
Verhalten und eine selbstbewusste Persönlichkeit.<br />
Hierdurch repräsentieren sie ihr<br />
Unternehmen und sich selbst in überzeugender<br />
Form und werden in Netzwerken als<br />
Ansprechpartner geschätzt.<br />
Die Job-Tipps werden<br />
präsentiert von:<br />
Grundlegend für die Ausgestaltung des<br />
eigenen Verhaltens sind all jene Werte<br />
und Einstellungen, die jeder im Laufe<br />
seiner Entwicklung aus seinem Umfeld<br />
mitbekommen und angenommen hat. Im<br />
beruflichen Kontext treffen die eigenen<br />
Werte auf Unternehmenswerte. Entsprechend<br />
gilt es, auch diese zu verinnerlichen<br />
und im eigenen, unternehmensbezogenen<br />
Auftritt zu leben. Weitere Orientierung<br />
für situationsadäquates Verhalten bieten<br />
allgemeine Verhaltensregeln. Sie geben einen<br />
Leitfaden zur verbalen und nonverbalen<br />
Kommunikation in einer Vielzahl von<br />
Situationen – vom Telefonat bis hin zum<br />
Geschäftsessen. Immer wichtiger gerade<br />
im Zeitalter digitaler Medien wird auch<br />
die Frage nach der Trennung von Berufsund<br />
Privatleben bzw. die Frage, wie viel<br />
Lassen Sie die Potenziale<br />
Ihrer Azubis ersprießen!<br />
Mitarbeiterin der Ld21 academy GmbH,<br />
Trainerin der »sprout Azubi-Akademie«<br />
in Berufs- und Verhaltensknigge<br />
Es geht letztlich immer wieder darum, die<br />
Grundregeln korrekter Kommunikation zu<br />
kennen und anzuwenden – in allen zwischenmenschlichen<br />
Situationen, die sich<br />
innerhalb des Unternehmens und im Kontakt<br />
nach außen ergeben. Auch die einfache<br />
Begegnung auf dem Flur sollte nicht unterschätzt<br />
werden, wenn etwa ein Azubi ein<br />
Vorstandsmitglied trifft ...<br />
Sowohl die verbale als auch die nonverbale<br />
Kommunikation muss stimmen, auch unter<br />
der Einhaltung in von Hierarchie-Regeln.<br />
Ab März 2014 startet die »sprout Azubi-Akademie«<br />
Osnabrück mit Seminaren in den Bereichen Es geht um Soft ein Skills angemessenes äußeres Erscheinungsbild,<br />
ganzheitlichen ein sicheres Auftreten und<br />
und Lernmanagement sowie einem<br />
Angebot an Projekten, Events und eine Incentives geschickte für Azubis. Auswahl von Gesprächsthemen.<br />
Privates<br />
Weitere<br />
am Arbeitsplatz<br />
Informationen<br />
angebracht<br />
und<br />
ist.<br />
die Möglichkeit zur Anmeldung<br />
finden Sie ab sofort unter www.sprout-os.de.<br />
18<br />
Lassen Sie Ihre Azubis sagen: »Proud to be sprout!«<br />
Es gilt, diese Chance wahrzunehmen,<br />
Präsenz zu zeigen und auch als Azubi<br />
selbstbewusst und aufgeschlossen<br />
aufzutreten. Dazu gehören ein sicherer<br />
Blickkontakt und – sofern es dazu<br />
kommt – ein fester Händedruck. Der<br />
Azubi hat verbal zuerst zu grüßen; es<br />
obliegt aber dem Ranghöheren, die<br />
Hand zu geben. Der Azubi sollte aus<br />
der Situation heraus wahrnehmen, ob –<br />
verbal oder nonverbal – eine Einladung<br />
zu einem weiteren Gespräch erfolgt. Ein<br />
mögliches Thema wäre dann beispielsweise<br />
eine (positive) Rückmeldung zur<br />
Ausbildung und ein damit verbundener<br />
Dank. Absolutes „No Go“ wäre, dem<br />
Gespräch aus dem Wege zu gehen, umgangssprachlich<br />
zu formulieren oder im<br />
Gespräch Gleichgültigkeit zu signalisieren,<br />
etwa durch das Verstecken der Hände<br />
in der Hosentasche. | VD<br />
INFORMATION<br />
Sie möchten mehr über das Thema<br />
Berufs- und Verhaltensknigge oder<br />
den Seminaren der »sprout Azubi-<br />
Akademie« erfahren?<br />
Mehr Informationen zu den Seminaren<br />
und Anmeldung unter<br />
www.sprout-os.de<br />
Sprechblasen © Marina Zlochin - Fotolia.com; Philipp Ax © Aileen Rogge
Livemusik unterschiedlicher Stilrichtungen, kultige Getränke- und Speiseangebote und das<br />
gesellige Miteinander ziehen pro Jahr geschätzte 600.000 Besucher in die <strong>Osnabrücker</strong> Innenstadt.<br />
Doch wer besucht eigentlich die Maiwoche – und ist sie auch ein Reiseziel für Touristen?<br />
Im Auftrag von „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ hat sich das Studententeam „Streetview“ in einem<br />
Semester-Projekt der Hochschule Osnabrück der Frage gewidmet und eine Primärforschung<br />
direkt vor Ort durchgeführt.<br />
Sechs Studierende der Hochschule und<br />
zwei Praktikanten der IHK Osnabrück –<br />
Emsland – Grafschaft Bentheim fragten<br />
rund 400 Passanten auf der 42. Maiwoche<br />
im Jahr 2014 nach ihrer Meinung. Sie<br />
konnten einzelne Aspekte in Schulnoten<br />
bewerten, aber auch Verbesserungsvorschläge<br />
einbringen.<br />
Außerdem fand parallel eine Onlinebefragung<br />
statt, an der rund 300 Personen<br />
teilnahmen.<br />
Maiwochenbesucher sind Stammgäste!<br />
Sie kamen bereits in den vergangenen<br />
Jahren und wollen das Event auch in<br />
Zukunft nicht missen. Über die Hälfte<br />
der Gäste kam direkt aus der Stadt Osnabrück,<br />
rund 40 Prozent aus Landkreis<br />
und nur knapp sieben Prozent reisten<br />
länger als eine Stunde an.<br />
Wer zur Maiwoche kommt, hat eindeutige<br />
Motive: Die Geselligkeit, das Musikprogramm<br />
und das tolle Speise- und<br />
Getränkeangebot locken Besucher in<br />
die <strong>Osnabrücker</strong> Innenstadt. Dort treffen<br />
sie sich mit Familien und Freunden,<br />
aber auch ein Feierabendgetränk mit<br />
Kollegen ist ein willkommener Anlass.<br />
Dass die Maiwoche fest im Kalender der<br />
Besucher steht, zeigt auch der Bekanntheitsgrad.<br />
Nur 30 Prozent informieren<br />
sich im Vorfeld über das Programm – der<br />
Rest vertraut darauf, dass sich der Besuch<br />
in jedem Fall lohnt. Die Atmosphäre<br />
schnitt bei der Bewertung (wetterunabhängig)<br />
sehr gut ab, genauso wie das<br />
Musikangebot. Das Maidorf war dagegen<br />
heftig umstritten. Den jungen Besuchern<br />
gefiel es, den etwas älteren wäre eine Alternative<br />
mit mehr Sitzgelegenheiten lieber<br />
gewesen.<br />
Nach vorne schauen und Zukunft sichern<br />
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Bilder: © OMT<br />
Die 16-35-Jährigen gaben im Schnitt 22<br />
Euro pro Besuch für Speisen, Getränke,<br />
Parken, ein eventuelles Busticket sowie<br />
Karussellfahrten aus. Den 36-45-Jährigen<br />
war die Maiwoche noch mehr wert<br />
(32 Euro), die 46-55-Jährigen ließen<br />
pro Besuch 26 Euro an den Ständen.<br />
Nicht-<strong>Osnabrücker</strong> verbinden ihren<br />
Besuch mit weiteren Vorhaben - zum<br />
Beispiel dem Besuch bei der Familie<br />
oder bei Freunden. Daneben trafen die<br />
Interviewer auch Geschäftsreisende und<br />
Kulturinteressierte.<br />
Der Wunsch nach ansprechenden Sanitäranlagen<br />
(kürzere Wartezeiten, mehr<br />
Sauberkeit) stand an erster Stelle. Außerdem<br />
plädierten die Befragten für bekanntere<br />
Musiker – und natürlich für besseres<br />
Wetter. Einige plädierten für mehr Unterstellmöglichkeiten<br />
– oder sogar für eine<br />
Verlegung der Maiwoche. „Streetview“<br />
hält außerdem eine bessere Beschilderung<br />
und mehr Sitzgelegenheiten, etwa<br />
in Form eines Biergartens, für sinnvoll.<br />
Außerdem sollten die Veranstalter<br />
über eine Wiederbelebung des Geländes<br />
am Herrenteichswall nachdenken. Ob<br />
<strong>Osnabrücker</strong> oder Nicht–<strong>Osnabrücker</strong>,<br />
die Maiwoche wird <strong>2015</strong> wieder besucht,<br />
verraten über 80 Prozent der Befragten<br />
den Interviewern. Bei der allgemeinen<br />
Bewertung kam das Volksfest der Hasestadt<br />
auf die Note „gut“.<br />
Das Potenzial der Maiwoche als touristische<br />
Marke für gezielte Reiseanlässe kann<br />
allerdings noch ausgebaut werden. Durch<br />
mehr Werbung außerhalb Osnabrücks<br />
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Was macht der<br />
<strong>Osnabrücker</strong>,<br />
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21
ESSEN & TRINKEN<br />
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der Region<br />
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Was sind Hedeweggen?<br />
Zum Selberbacken:<br />
Bilder: Rosinenbrötchen beim Bäcker: © bilderexpertin65; Eier: © Angel Simon; Mehl: © Coprid ; Tafel: © kuma fotolia.com<br />
Manche würden sie als <strong>Osnabrücker</strong> Kulturgut<br />
bezeichnen, für andere sind es schlicht Rosinenbrötchen.<br />
Die Rede ist von Hedeweggen, einem<br />
süßen Hefegebäck, das seinen Ursprung im<br />
Spätmittelalter (13. -15. Jahrhundert) hat.<br />
Traditionell nur während der kalten Jahreszeit hergestellt, versüßten<br />
Hedeweggen Gläubigen früher die Fastenzeit.<br />
Doch wer nun ein einfaches Rosinenbrötchen erwartet, irrt sich.<br />
Charakteristisch für diese <strong>Osnabrücker</strong> Spezialität ist ihr ganz<br />
besonderer Geschmack. Verantwortlich hierfür ist ein edles<br />
Gewürz: Macis. Gewonnen aus dem Samenmantel der Muskatnuss,<br />
ähnelt es ihr geschmacklich, zeichnet sich jedoch durch<br />
ein sehr viel feineres Aroma aus, wie der <strong>Osnabrücker</strong> Bäcker<br />
Reinhard Welp erklärt.<br />
Der Muskatblüte, wie Macis auch genannt wird, sagt man eine<br />
stimmungsaufhellende Wirkung, sowie einen positiven Einfluss<br />
auf die Verdauung nach.<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ bereitet die Hedeweggen, niederdeutsch<br />
für Heißwecke, nach einem Rezept der<br />
Bäckerei Welp zu. | MA<br />
22<br />
Hedeweggen<br />
(ca. 25 - 30 Broetchen)<br />
Zutaten:<br />
1.000 g Weizenmehl<br />
50 g Hefe<br />
150 g Zucker<br />
450 ml Vollmilch (lauwarm)<br />
150 g Butter<br />
15 g Salz<br />
100 g Eigelb<br />
1 Messerspitze Macis<br />
1 -2 Orangen (unbehandelt), Schale, abgerieben; oder<br />
Orangeat<br />
200 g Rosinen<br />
nach Geschmack: Mandel, gestiftelt, geröstet<br />
Für den Vorteig, 500g Mehl in eine Rührschüssel geben, eine<br />
Mulde formen und die Hefe hereinbröseln. Die lauwarme Milch<br />
und 30g des Zuckers hinzugeben und sorgfältig verrühren.<br />
Anschließend an einem warmen Ort zugedeckt 30 Minuten<br />
gehen lassen. Nun den Vorteig mit dem restlichen Mehl und<br />
Zucker, Butter, Salz und 100g Eigelb, sowie einer Messerspitze<br />
Macis mischen. Den Hefeteig auf einer bemehlten Arbeitsfläche<br />
mit den Händen kräftig durchkneten, Rosinen, abgeriebene<br />
Orangenschale und ggf. geröstete Mandelstifte unterarbeiten<br />
und wieder an einem warmen Ort 30 Minuten zugedeckt gehen<br />
lassen. Dann ca. 80 g große Teigstücke abstechen, zu runden<br />
Brötchen formen und auf ein mit Backpapier ausgelegtes<br />
Blech legen. Anschließend mit Eigelb bestreichen - für eine<br />
schöne Färbung der Hedeweggen - und im vorgeheizten Ofen<br />
bei 180 °C ca. 10 Minuten backen.
Bilder: Laura Munzel; woman eating spaghetti: © LanaK, fotolia.com<br />
Machen Nudeln glücklich?<br />
Das älteste überlieferte Nudelrezept stammt aus Ostasien. Es<br />
wurde vor etwa 4.000 Jahren geschrieben. Nach dieser Anleitung<br />
stellten steinzeitliche Pasta-Freunde Nudeln aus Weizenmehl,<br />
Eiern und Wasser her - eine Zusammensetzung, die in<br />
etwa dem Rezept deutscher Eiernudeln entspricht.<br />
Seit etwa 400 Jahren sind Nudeln auch in<br />
Deutschland bekannt und erfreuen sich<br />
großer Beliebtheit, wie das Beispiel der<br />
Nudelbar zeigt. Dabei handelt es sich um<br />
einen fälschlicherweise „Snack-Bar“ genannten<br />
Raum in der Schlossmensa. Mit<br />
rund 300 Besuchern am Tag ist sie gut<br />
ausgelastet. Vor allem Studenten schauen<br />
von Montag bis Freitag zwischen 11.45<br />
und 14.15 Uhr gerne vorbei.<br />
Eingerichtet wurde die „Bar“, in der<br />
Nudelgerichte verschiedenster Art angeboten<br />
werden, auf Wunsch vieler<br />
Mensagäste. Grundsätzlich gibt es zwei<br />
Gerichte mit zwei verschiedenen Soßen<br />
- eins ist immer vegetarisch. Etwa die<br />
Hälfte des täglichen Besucherstroms der<br />
Mensen bevorzugt fleischlose Gerichte.<br />
Jeder Barbesucher kann sich verschiedene<br />
Toppings aussuchen, u.a. Oliven, Parmesan,<br />
Paprika oder auch frische Kräuter.<br />
Auch wenn die Mehrzahl der Mensagäste<br />
etwas im Speisenangebot der Nudelbar<br />
findet, gibt es auch Fälle wie Ann-Christin:<br />
„Ich mochte die Nudelbar gern, man<br />
kann dort sehr lecker essen. Aber seitdem<br />
ich Veganerin bin, gibt es für mich leider<br />
keine essbaren Soßen mehr. Und nur Nudeln<br />
mit Frühlingszwiebeln als Topping<br />
zu essen, wäre langweilig.“<br />
Auf der anderen Seite berichtet Annelen<br />
Trost, Leiterin der Hochschulgastronomie<br />
seit 2007, dass sich erst kürzlich ein<br />
Mensagast für die Nudelbar bei ihr bedankte.<br />
Er fand: „Nudeln machen glücklich!“<br />
| LM<br />
Bayerische Spezialitäten<br />
in uriger Atmosphäre genießen.<br />
Täglich ab 11 Uhr<br />
geöffnet!<br />
„Besteht Leberkäse<br />
wirklich aus Leber und Käse?“<br />
Erfunden wurde der Leberkäse 1777 vom<br />
Hofmetzger des bayerischen Kurfürsten Karl<br />
Theodor. Die Rezeptur beinhaltete fein gehacktes<br />
Schweine- und Rindfleisch, das in runden<br />
Brotformen gebacken wurde. Wegen seiner<br />
Form und der käseartigen Konsistenz wurde<br />
die Spezialität „Laiblkas“, mundartlich auch<br />
„Loabikas“, genannt. Im Laufe der Zeit wurde<br />
aus dem Namen der heutige Begriff „Leberkäs“.<br />
Der original Bayerische Leberkäse enthält keine<br />
Leber. Außerhalb des Freistaates ist es anders!<br />
Denn hier greift das Lebensmittelgesetz und<br />
danach muss Leberkäse - genau wie Leberwurst<br />
- auch Leber enthalten. Der Stuttgarter<br />
Leberkäse enthält demnach mindestens 5%<br />
Leber. In einigen Regionen gibt es auch den<br />
sogenannten Fleischkäse - der enhält, genau<br />
wie der Bayerische Leberkäse, keine Leber.<br />
Übrigens: Weder im (bayerischen) Leberkäse<br />
noch im Fleischkäse findet man Käse.<br />
23<br />
Hakenstraße 4a in Osnabrück<br />
Telefon 05 41 / 222 92<br />
(alternativ 05 41 / 331 300)<br />
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Wie funktioniert<br />
modernes Projekt-<br />
Management?<br />
TEIL 2: ORIENTIERUNG & ZIELSETZUNG<br />
Wie in der letzten Ausgabe erwähnt, durchläuft jedes Projekt einen Lebenszyklus, der in sechs Phasen<br />
unterteilt werden kann: Orientierung, Zielsetzung, Projektplanung, Durchführung, Nacharbeiten, Rückschau.<br />
In dieser Ausgabe werden die ersten zwei Phasen beschrieben und erklärt.<br />
Wo stehen wir heute und<br />
was soll sich ändern?<br />
Die erste Phase ist die Orientierungsphase.<br />
Hier stellt man die Fragen: Wo stehen wir<br />
heute und was soll sich ändern? Wer erfolgreich<br />
ein Projekt abwickeln will, muss<br />
sich vorher orientieren. Das Wort Orient<br />
leitet von dem Lateinischen (sol) oriens ab,<br />
das bedeutet: aufgehend(e Sonne). Demnach<br />
heißt sich orientieren, nach der aufgehenden<br />
Sonne die Himmelsrichtung<br />
feststellen oder sich zurechtfinden, sich<br />
einen Überblick verschaffen, sich erkundigen.<br />
Beim Projektmanagement geht es<br />
darum die Grundlagen für die Aufgabenstellung<br />
des Projektes zu ermitteln.<br />
Man informiert sich über alle wichtigen<br />
Zusammenhänge, und fängt nicht sofort<br />
an zu handeln, sondern formt erst ein Gesamtbild<br />
und sammelt Informationen.<br />
Wer zum Beispiel ein Badezimmer renovieren<br />
möchte, informiert sich zuerst über<br />
verschiedene Möglichkeiten. Man kann<br />
die Renovierung selbst durchführen oder<br />
das Material besorgen und fachgerecht<br />
einbauen lassen. Man kann sich durch<br />
Freunde helfen lassen oder den ganzen<br />
Auftrag den Handwerkern überlassen.<br />
Vor- und Nachteile der verschiedenen<br />
Möglichkeiten werden abgewogen und<br />
Kosten eingeholt. Man stellt sich vor, wie<br />
das neu renovierte Bad aussehen wird, ob<br />
nur eine Dusche eingebaut werden soll<br />
oder ob man unbedingt eine Badewanne<br />
möchte, welche Farbe benutzt werden soll,<br />
usw.<br />
Während dieser Phase fängt man noch<br />
nicht mit der aktiven Arbeit an, sondern<br />
orientiert sich über die möglichen Alternativen.<br />
Diese Phase wird auch Machbarkeitsstudie,<br />
Problemuntersuchung oder<br />
Vorstudie genannt.<br />
Das Feld wird an Hand von Analysen abgesteckt,<br />
z.B. durch eine Ist-Soll-Analyse,<br />
wo Fragen gestellt werden, um zu prüfen,<br />
wie die derzeitige Situation ist und was<br />
man durch das Projekt ändern oder verbessern<br />
möchte. Es wird auch gefragt, wer<br />
Interesse an dem Projekt hat und warum.<br />
So lassen sich Einflussfaktoren überprüfen<br />
und Erwartungen feststellen. Ferner<br />
werden in dieser Phase die Machbarkeit<br />
hinsichtlich der Finanzmittel, des Personaleinsatzes<br />
und Konkurrenzverhaltens<br />
oder hemmende Bedingungen geprüft.<br />
Die Orientierungsphase dient dazu herauszufinden,<br />
ob das Projekt tatsächlich<br />
sinnvoll und tragfähig ist und verschafft<br />
einen Überblick über realistische Möglichkeiten<br />
für die Zielsetzung.<br />
Bilder: Fernglas, Büroklammern, Bleistift Schnipsel: fotolia.com<br />
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24
Wohin wollen wir?<br />
Die zweite Phase ist die Zielsetzungsphase.<br />
Hierfür sind folgende Fragen nützlich:<br />
Wohin genau wollen wir? Wann wollen<br />
wir dort sein? Welche Mittel stehen uns<br />
zur Verfügung?<br />
Zu Beginn werden die in der Orientierungsphase<br />
untersuchten Alternativen<br />
kritisch bewertet. Es wird entschieden,<br />
welche der Alternativen am besten zur<br />
Umsetzung geeignet ist. Danach muss<br />
das Ziel präzise formuliert und gesetzt<br />
werden. Es ist erforderlich, eine klare Vorstellung<br />
darüber zu entwickeln, was am<br />
Ende des Projektes erreicht werden soll.<br />
Ziel und Teilziele werden ganz spezifisch<br />
beschrieben und bilden später den Leitfaden<br />
für die Projektplanung sowie die<br />
Durchführung. Neben der genauen Zieldefinition<br />
werden ein Zeitrahmen und<br />
die zur Verfügung stehenden Finanzmittel<br />
festgelegt.<br />
Für die Badrenovierung muss man sich<br />
jetzt entscheiden, wer die Arbeit umsetzen<br />
und bis wann sie beendet sein soll<br />
und wie viel Geld tatsächlich zur Verfügung<br />
steht.<br />
Man muss sich eine klare Vorstellung machen,<br />
wie das Endergebnis sein soll, z.B.<br />
dass das Bad eine große, weiße Keramik-<br />
Badewanne, eine separate Dusche, eine<br />
weiße Designer-Toilette und -Waschbecken,<br />
Wandfliesen als Kleinstmosaik, einen<br />
Natursteinboden, einen großen Spiegel<br />
über die komplette Wandfläche, einen<br />
Heizkörper als Handtuchwärmer, Handtuchhalter<br />
aus Edelstahl, dünne weiße<br />
Gardinen, große Designer-Lampen und<br />
ein weißes Regal haben soll.<br />
Das Material besorgt man selbst und bei<br />
dem Einbau helfen Freunde. Das Badezimmer<br />
soll innerhalb der nächsten dreißig<br />
Tage fertig gestellt sein. Als Budget<br />
stehen 6.000 Euro zur Verfügung. Leitfrage<br />
bei der Zielsetzung ist: was ist in<br />
welchem Zeitraum und mit welchen Ressourcen<br />
realisierbar?<br />
Nachdem die Ziele für das Projekt klar<br />
definiert worden sind, kann man mit der<br />
Planung beginnen. Diese (dritte) und<br />
die vierte Phase werden in der folgenden<br />
Ausgabe erläutert. | AJM<br />
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25
Wie barrierefrei<br />
ist die Hochschule?<br />
Inklusion in allen Lebensbereichen! Das ist die Vision der<br />
UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 in Deutschland in<br />
Kraft getreten ist. Diese bezieht sich auch auf Hochschulbildung<br />
und soll eine Basis für die Gleichstellung von Studenten<br />
mit und ohne gesundheitliche Einschränkungen schaffen.<br />
Nach dem Abitur entscheiden sich viele<br />
junge Menschen für ein Studium und stehen<br />
somit vor der Frage, welche Universität<br />
oder Hochschule die richtige für sie ist.<br />
Diese Entscheidung ist für keinen Schulabgänger<br />
leicht, doch für solche mit Behinderung<br />
oder einer chronischen Erkrankung<br />
oft noch viel schwieriger. Beispielsweise für<br />
Menschen mit Mobilitätseinschränkungen<br />
stellt sich die Frage, ob die ausgesuchte<br />
Hochschule behindertengerecht genug ist<br />
oder auf spezielle Bedürfnisse eingegangen<br />
werden kann. Laut der 20. Sozialerhebung<br />
(im Jahr 2012) des deutschen Studentenwerks<br />
sind in Deutschland etwa 14 % der<br />
Studierenden gesundheitlich beeinträchtigt.<br />
Die gesundheitlichen Beeinträchtigungen<br />
sind dabei sehr unterschiedlich. Sie reichen<br />
von Mobilitäts- und Bewegungsbeeinträchtigungen<br />
(11 %) über chronisch somatische<br />
(körperliche) Krankheiten (34 %) bis zu<br />
psychischen Erkrankungen (42 %). Die psychischen<br />
Erkrankungen machen dabei den<br />
größten Teil der Beeinträchtigungen aus.<br />
Das heißt, dass bei vielen Erkrankten von<br />
außen betrachtet eine Beeinträchtigung auf<br />
den ersten Blick nicht wahrzunehmen ist.<br />
Dies gilt auch für viele andere chronische<br />
Erkrankungen und Behinderungen.<br />
Mit in Kraft treten der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
im Jahr 2009 besteht<br />
in Deutschland die Verpflichtung zur Inklusion.<br />
Somit waren viele Hochschulen<br />
aufgerufen noch mehr auf die Bedürfnisse<br />
von Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen<br />
einzugehen und ihnen so<br />
die gleichen Chancen wie gesunden Menschen<br />
einzuräumen. Auch die Hochschule<br />
Osnabrück befasst sich mit den speziellen<br />
Bedürfnissen von Studierenden mit gesundheitlichen<br />
Einschränkungen, jedoch<br />
nicht erst seit der geänderten Rechtslage.<br />
Dennoch meint die Beauftragte für Studierende<br />
mit Behinderung der Hochschule<br />
Osnabrück, Prof. Dr. Andrea Riecken „Die<br />
Einführung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
hat noch mal einen Anstoß<br />
gegeben sich stärker mit dem Thema zu<br />
befassen und somit haben sich die Studienbedingungen<br />
für Studierende mit speziellen<br />
Bedürfnissen an der Hochschule seitdem<br />
weiter verbessert.“ Seit April 2014 verfügt<br />
die Hochschule Osnabrück beispielsweise<br />
über einen Leitfaden für Studieninteressierte<br />
und Studierende mit Behinderung,<br />
der alle wichtigen Information wie etwa<br />
Ansprechpartner für einen Antrag auf<br />
Nachteilsausgleiche, der Barrierefreiheit in<br />
den Hochschulgebäuden oder zu sonstigen<br />
Unterstützungsmöglichkeiten beinhaltet:<br />
www.wiso.hs-osnabrueck.de/40235.html<br />
WAS VERSTEHT MAN UNTER<br />
EINEM NACHTEILSAUSGLEICH?<br />
Unter dem Begriff „Nachteilsaugleich“ versteht<br />
man einen Nachteilsausgleich im Rahmen<br />
der Prüfungsordnung. Das heißt, dass<br />
für die/den Studierende(n) die Prüfungsbedingungen<br />
so angepasst werden, dass er die<br />
gleiche Chance hat die Prüfung erfolgreich<br />
zu bestehen wie alle anderen Kommilitonen.<br />
Beispiele für einen Nachteilsausgleich<br />
sind etwa eine Klausurzeitverlängerung<br />
bei einer Leserechtschreibschwäche, eine<br />
mündliche Prüfungsleistung bei Studierenden<br />
mit Sehbehinderung oder das Ablegen<br />
der Prüfung mit Hilfe eines Laptops bei<br />
körperlichen Behinderungen, die die motorischen<br />
Fähigkeiten einschränken. Ein<br />
Nachteilsausgleich im Sinne von finanzieller<br />
Unterstützung wird als „Billigkeitsmaßnahme<br />
zum Erlass von Studienbeiträgen<br />
bei Studienzeitverlängerung“ bezeichnet<br />
und ist vom Nachteilsausgleich im Rahmen<br />
der Prüfungsordnung abzugrenzen. Ein<br />
Erlass von Studienbeiträgen wird nur gewährt,<br />
wenn der Studierende glaubhaft machen<br />
kann, dass die verlängerte Studienzeit<br />
durch die gesundheitlichen Einschränkungen<br />
entstanden ist.<br />
26
WISSEN KOMPAKT:<br />
Fotos © Sabrina Lütke<br />
WIE BEHINDERTENGERECHT IST<br />
DIE HOCHSCHULE OSNABRÜCK?<br />
Die Barrierefreiheit ist hier weitestgehend<br />
umgesetzt. So verfügen zum Beispiel alle<br />
hochschuleigenen Parkplätze über Behindertenparkplätze,<br />
fast überall gibt es ebenerdige<br />
Zugänge und die neuen Gebäude<br />
haben sogar Übersichtspläne der Räume in<br />
Brailleschrift (Blindenschrift). Einige alte<br />
Gebäude sind jedoch weiterhin überhaupt<br />
nicht mit einem Rollstuhl zugänglich. Außerdem<br />
kommt es leider oftmals dazu, dass<br />
Behindertenparkplätze von nicht behinderten<br />
Autofahrern besetzt werden. Dies stellte<br />
für die Studentin Ana-Lena M., die an einer<br />
Muskelschwäche leidet und bei längeren<br />
Strecken auf einen Rollstuhl angewiesen ist,<br />
ein großes Problem dar. Seit kurzem verfügt<br />
sie aber über einen persönlichen Parkplatz<br />
mit Nummernschild an allen Gebäuden, in<br />
denen sie Vorlesungen hat. „Zwar freue ich<br />
mich sehr über meinen persönlichen Parkplatz<br />
- weiterhin problematisch ist jedoch,<br />
dass innerhalb der Hochschulgebäude viele<br />
Türen, die nicht mit einem elektrischen<br />
Türöffner ausgestattet sind, sehr schwer<br />
und als Rollstuhlfahrerin kaum ohne Hilfe<br />
aufzubekommen sind“, sagt Ana-Lena. Es<br />
besteht also noch Verbesserungsbedarf.<br />
FÜR JEDEN STUDENTEN EINE<br />
INDIVIDUELLE LÖSUNG?<br />
Die Hochschule Osnabrück erhebt bei der<br />
Immatrikulation keine Angaben über Behinderungen<br />
oder andere Erkrankungen<br />
von Studierenden, daher liegt es an jedem<br />
selbst, sich an die vorhandenen Beratungsstellen<br />
zu wenden und Hilfe einzufordern.<br />
„Die Bedürfnisse der behinderten und/oder<br />
chronisch kranken Studenten sind sehr<br />
Inklusion / UN-Behindertenrechtskonvention<br />
Unter Inklusion versteht man die gleichberechtigte<br />
Teilhabe von Menschen mit und<br />
ohne Behinderung in allen Bereichen des<br />
gesellschaftlichen Lebens. In diesem Artikel<br />
bezieht sich Inklusion auf die Gleichstellung<br />
von behinderten Studenten im Hochschulbereich.<br />
Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2006<br />
eine Behindertenrechtskonvention verabschiedet.<br />
Darin verpflichten sich die UN-Mitgliedsstaaten<br />
die Teilhabe von Menschen mit<br />
Behinderung an allen gesellschaftlichen Prozessen<br />
zu garantieren. Deutschland hat diese<br />
Konvention im Jahr 2009 unterschrieben und<br />
den Vertrag somit in die nationale Gesetzgebung<br />
übertragen, um die Rechte von Menschen<br />
mit Behinderung durchzusetzen.<br />
unterschiedlich. Daher versuchen wir für<br />
jeden Studierenden eine individuelle Lösung<br />
zu finden, um ihm trotz seiner Beeinträchtigung<br />
die gleichen Chancen wie allen<br />
anderen Studierenden zu ermöglichen“, erklärt<br />
Andrea Riecken.<br />
Die Hochschule Osnabrück befindet sich<br />
somit auf dem richtigen Weg die Inhalte<br />
der UN-Behindertenrechtskonvention umzusetzen<br />
und allen jungen Menschen, ob<br />
mit oder ohne Behinderung ein Studium<br />
zu ermöglichen. | SL<br />
27
Wer studiert Harfe?<br />
In Süddeutschland wird an fast jeder Musikschule Harfe<br />
unterrichtet, hier im Norden ist das Instrument noch im<br />
Kommen. Viele Musikschulen suchen händeringend nach<br />
Harfenlehrern – die Hochschule Osnabrück bildet sie nun<br />
aus.<br />
Wer unterrichtet?<br />
Seit dem Wintersemester 2014 kann<br />
man in Osnabrück am Institut für Musik<br />
erstmals das Hauptfach Harfe studieren.<br />
Als Dozentin konnte Nicole Müller gewonnen<br />
werden. An der Hochschule für<br />
Musik Würzburg erlangte sie ihr künstlerisches<br />
und pädagogisches Diplom (1,0<br />
mit Auszeichnung) und beendete ihr Studium<br />
mit einem Konzertexamen. Nach<br />
dreijähriger Tätigkeit als Soloharfenistin<br />
am Theater Osnabrück ist sie nun als freischaffende<br />
Harfenistin in ganz Deutschland<br />
tätig.<br />
Nicole Müller veröffentlichte 2011 zusammen<br />
mit ihrer Kollegin Katrin Triquart<br />
ihre erste CD „Kaleidoskop der Tiefe“<br />
und 2013 ihre erste Solo- CD „Rêves<br />
et Danses“.<br />
Müller übt zwei bis vier Stunden am Tag<br />
und unterrichtet etwa 15 Stunden pro<br />
Woche. Dazu kommen „Touren“ durch<br />
ganz Deutschland mit Solokonzerten,<br />
Kammermusikkonzerten, Projekten an<br />
Opernhäusern, Konzerte mit Orchestern<br />
und private Aufträge wie beispielsweise<br />
Auftritte bei Vernissagen. Nicole Müller<br />
spielt am liebsten Stücke aus Impressionismus<br />
und Spätromantik. Des Weiteren<br />
versucht sie sich in keltischer und südamerikanischer<br />
Folklore und im Jazz.<br />
Für einige Zeitgenossen taugt die Harfe<br />
allenfalls zur Hintergrundmusik in einer<br />
Hotel-Lobby. Müller sieht das naturgemäß<br />
anders: „Es gibt fantastische, wunderschöne,<br />
anspruchsvolle und auch viele<br />
fetzige Stücke - und es gibt genug Harfenisten<br />
die dabei sind, das Image des Harfenspielers<br />
zu erneuern.“<br />
Welche Voraussetzungen<br />
werden für das Studium<br />
benötigt?<br />
Zum Wintersemester 2014 haben sich an<br />
der Hochschule Osnabrück zwei Kandidatinnen<br />
beworben und beide die Aufnahmeprüfungen<br />
bestanden. Diese Prüfung<br />
besteht aus zwei Teilen. Im ersten<br />
muss der Kandidat zwei Stücke aus unterschiedlichen<br />
Musik-Epochen vorbereiten<br />
und daraus dann Ausschnitte vorspielen.<br />
Dafür wird ein gewisses Niveau vorausgesetzt,<br />
das heißt die Bewerber müssen<br />
bereits mehrere Jahre Erfahrung im Harfespielen<br />
haben. Der zweite Teil besteht in<br />
einer 60-minütigen Theorieprüfung.<br />
Dafür ist ein Musik-Leistungskurs oder<br />
ein Vorbereitungskurs an einer Musikschule<br />
hilfreich.<br />
Was beinhaltet der<br />
Studiengang?<br />
Der Studiengang setzt sich aus Hauptund<br />
Nebenfach zusammen. Der Hauptfachunterricht<br />
mit einer Stunde pro Woche<br />
wird in Form von Einzelunterricht<br />
gelehrt. Das Nebenfach kann beispielsweise<br />
Klavierunterricht beinhalten, dies<br />
findet aber auf niedrigerem Niveau statt.<br />
Des Weiteren gibt es sehr viele Nebenfächer<br />
wie Musiktheorie, Musikgeschichte,<br />
Chorsingen, Dirigieren, allgemeine Pädagogik<br />
etc..<br />
Wer studiert das Fach?<br />
Jennifer Hammernik ist gegenwärtig die<br />
einzige Studentin des Studienganges am<br />
Institut für Musik. Dies ist jedoch nicht<br />
ungewöhnlich. In Deutschland gibt es<br />
drei bis vier Orte an denen bekannte<br />
Harfen-Professoren lehren und auch dort<br />
sind die Harfenklassen sehr klein. Jennifer<br />
hat mit sieben Jahren das Klavierspielen<br />
angefangen. Fünf Jahre später hat sie<br />
auf einer Informationsveranstaltung die<br />
Harfe kennengelernt. Nach sechs Jahren<br />
Unterricht wagte sie die Aufnahmeprüfung<br />
in Osnabrück und bestand. „Ich<br />
möchte mein Instrument anderen Menschen<br />
näher bringen und sie mit meiner<br />
Musik verzaubern“, sagt Jennifer. | SG<br />
Fotos: Manfred Pollert<br />
28
20 Mal die Erde umrundet?<br />
Schreiende Kinder, Berufspendler, Studenten, sowie die ein oder<br />
andere extravagante Persönlichkeit gehören zum Alltag von Karl-<br />
Heinz Kreke – denn er ist Busfahrer der Stadtwerke Osnabrück.<br />
Während seiner Dienstzeit hat er daher einige Kilometer zurückgelegt.<br />
Wie viele? Lesen Sie selbst!<br />
Etwa<br />
38 Jahre<br />
ist Karl-<br />
Heinz Kreke<br />
(61) nun schon im Dienst der Stadtwerke<br />
und seit über 40 Jahren als Busfahrer tätig.<br />
In dieser Zeit hat er einiges erlebt, aber<br />
nie Negatives, wie er sagt. „Ich bin gerne<br />
mit Menschen zusammen!“, antwortet<br />
er auf die Frage, warum er seit über vier<br />
Jahrzehnten Busse fährt. Hochgerechnet<br />
auf seine Dienstzeit hat Karl-Heinz rund<br />
800.000 Kilometer verfahren. Als dienstältester<br />
Busfahrer der Stadtwerke hat er<br />
damit 20 Mal die Erdkugel umrundet.<br />
Angefangen hat sein beruflicher Werdegang<br />
bei der Bundeswehr, wo er 1974 seinen<br />
Busführerschein gemacht hat. Nach<br />
drei Jahren Dienst in der Bundeswehr ist<br />
Karl-Heinz Kreke zu den Stadtwerken<br />
Osnabrück gewechselt. Seitdem ist er dem<br />
Unternehmen und seiner Heimat treu.<br />
Dabei haben sich die Umstände, unter denen<br />
er bis jetzt gefahren ist, stark verändert.<br />
Die Busse und Straßen hätten sich<br />
im Laufe der Zeit verbessert, so Kreke.<br />
Außerdem gäbe es heutzutage mehr Baustellen<br />
und auch die Reichweite des Busnetzes<br />
habe sich vergrößert.<br />
Ans Aufhören denkt er allerdings<br />
nicht. Im Mai 2016 geht Karl-Heinz in<br />
Rente, hat aber schon Pläne was er dann<br />
machen möchte: „Busfahren!“ Er habe<br />
immer noch Lust auf 450€-Basis bei den<br />
Stadtwerken weiterzuarbeiten. Voraussetzung<br />
sei natürlich, dass er gesund und<br />
fit zum Busfahren ist. Sogar seinen Sohn<br />
hat Karl-Heinz Kreke mit dem Busfahren<br />
angesteckt. Dieser ist seit geraumer Zeit<br />
auch bei den Stadtwerken Osnabrück angestellt<br />
und teilt die Leidenschaft seines<br />
Vaters. Vielleicht kann sein Sohn sogar<br />
noch ein paar mehr Runden um die Erde<br />
drehen. | JR<br />
Foto: © Stadtwerke Osnabrück<br />
Wer gibt freiwillig seinen Führerschein ab?<br />
Im Jahresdurchschnitt ereignen sich in Osnabrück mehr als 5.000 Straßenverkehrsunfälle<br />
- mit steigender Tendenz. Diese Tatsache verunsichert viele Menschen. Doch<br />
geben sie deswegen auch freiwillig ihren Führerschein ab?<br />
Fotos: Papiere02: © B. Wylezich; Autoschlüssel: © PhotographyByMK, fotolia.com<br />
Nobert Obermeyer, stellvertretender Fachbereichsleiter<br />
für Bürger und Ordnung, hat<br />
durchgezählt: „In den letzten fünf Jahren<br />
haben mehr als 200 Leute ihren Führerschein<br />
abgegeben. Seit 2001 waren es knapp<br />
600.“<br />
Erstaunlicherweise verteilt sich dieses Phänomen<br />
über Führerscheinbesitzer aller Altersgruppen.<br />
Dass Menschen Zweifel an der<br />
eigenen Fahrtauglichkeit bekommen und<br />
freiwillig auf ihren Führerschein verzichten,<br />
ist selten. In der Regel muss etwas passieren,<br />
damit die Fahreignung behördlicherseits<br />
überprüft wird: Fahren unter starkem Alkoholeinfluss<br />
oder acht Punkte in Flensburg.<br />
Daraufhin kann eine Anhörung<br />
stattfinden, bei der die Bürgerinnen und<br />
Bürger die Möglichkeit haben, sich zu dem<br />
Sachverhalt zu äußern. Bevor es dann neben<br />
dem Führerscheinentzug zu kostenpflichtigen<br />
Verfahren kommt, gibt es den einen oder<br />
anderen, der freiwillig auf seinen Führerschein<br />
verzichtet. | JT<br />
So viele Fahrerlaubnisse<br />
wurden in den letzten Jahren<br />
in Osnabrück entzogen:<br />
29
Die öffentliche Resonanz auf diese Entscheidung,<br />
in Osnabrück eine Flüchtlingsunterkunft,<br />
zu eröffnen, war bemerkenswert<br />
positiv. Wer im Dezember 2014,<br />
drei Wochen nach der überraschenden<br />
Bekanntgabe, die Nummer des eigens<br />
eingerichteten Bürgertelefons wählte, erreichte<br />
einen auskunftsfreudigen Herrn<br />
Scholz – eigentlich in der Kulturverwaltung<br />
tätig. Zwar hörte er vereinzelt auch<br />
kritische Stimmen und Besorgnis in Bezug<br />
auf die Unterkunft, doch bei Weitem<br />
überwogen konkrete Angebote für tatkräftige<br />
Hilfe und Sachspenden.<br />
Der Ankündigung, Flüchtlinge aufzunehmen,<br />
wird in diesen Tagen bekanntlich<br />
auch anders begegnet. Im wohlhabenden<br />
Hamburger Stadtteil Harvesthude klagten<br />
Anwohner gegen die Unterbringung<br />
von 220 Geflüchteten. In Berlin-Marzahn<br />
demonstrierten Anfang Dezember 2014<br />
rund 800 Menschen gegen die Errichtung<br />
eines Containerdorfes für etwa 400 Geflüchtete.<br />
In Dresden und anderen Städten<br />
brachte ein Bündnis „patriotischer<br />
Europäer“ Zehntausende auf die Straße.<br />
Wie entwickelte sich der<br />
„Standort Bramsche“?<br />
In Bramsche-Hesepe, nur rund 20 Kilometer<br />
von Osnabrück entfernt, gibt es<br />
bereits seit 15 Jahren ein Flüchtlingslager.<br />
Die sogenannte „Landesaufnahmebehörde<br />
Niedersachsen – Standort Bramsche“<br />
teilt mit der neuen Unterkunft im Natruper<br />
Holz eine aktuell bemerkenswerte<br />
Spendenbereitschaft vonseiten der einheimischen<br />
Bevölkerung.<br />
Wie leben<br />
Menschen im Flüchtlingslager<br />
Bramsche-Hesepe?<br />
Auf dem Gelände des ehemaligen Klinikums Natruper Holz, auf dem noch bis Ende November<br />
Patienten stationiert waren, entstand Ende 2014 binnen kürzester Zeit eine Großunterkunft für<br />
nach Deutschland geflüchtete Menschen. Bis zu 600 Personen sollen im Laufe des Jahres<br />
<strong>2015</strong> in dieser neuen Erstaufnahmeeinrichtung untergebracht werden können. Die Region<br />
beherbergt aber noch eine zweite: das Lager in Bramsche-Hesepe.<br />
Das Heseper Lager hat allerdings auch<br />
schon andere Zeiten gesehen. Auf dem<br />
Gelände, das einst ein Militärflughafen,<br />
ein Lager für Zwangsarbeiter, eine Kaserne<br />
für niederländische Soldaten und<br />
ein Grenzdurchgangslager für Spätaussiedler<br />
war, entstand im Jahr 2000 eine<br />
Unterkunft für Geflüchtete. Anfangs<br />
beherbergte die Einrichtung vor allem<br />
„ausreisepflichtige“ Flüchtlinge, die aus<br />
verschiedenen Gründen seinerzeit nicht<br />
abgeschoben werden konnten.<br />
Konzepte, die Bewohner des Lagers auf<br />
ein mögliches Leben in Deutschland vorzubereiten,<br />
gab es nicht. Im Gegenteil, die<br />
isolierte Lage sollte einen Integrationsprozess,<br />
den ein Leben in niedersächsischen<br />
Städten oder Dörfern hätte einleiten können,<br />
verhindern. Schließlich sollten die<br />
Geflüchteten zur „freiwilligen Ausreise“<br />
bewogen oder abgeschoben werden.<br />
Die Androhung der Kürzung der ohnehin<br />
dürftigen Sozialleistungen für Asylbewerber<br />
(erst 2012 per Entscheid des<br />
Bundesverfassungsgerichts annähernd<br />
auf Hartz 4-Niveau angehoben) wurde<br />
mitunter zusätzlich als Druckmittel<br />
gegen die Flüchtlinge eingesetzt. Die<br />
Residenzpflicht – ohnehin eine europaweit<br />
einmalige Restriktion – erfuhr zu<br />
Beginn der 2000er Jahre zunächst eine<br />
Verschärfung, die den Bewegungsradius<br />
der Geflüchteten zwischenzeitlich auf<br />
den Zuständigkeitsbereich der örtlichen<br />
Ausländerbehörde einschränkte. Bevor<br />
sie zu ihrer heutigen Maßgabe kam:<br />
Asylsuchende dürfen sich nicht außerhalb<br />
des zuständigen Bundeslandes aufhalten.<br />
30
Fotos: © Tim Zumloh<br />
Die isolierte Lage hinter den Stacheldrahtzäunen<br />
nebst der massiv eingeschränkten<br />
Reisefreiheit und der Perspektivlosigkeit<br />
führten immer wieder zu<br />
Protesten vonseiten der Zivilgesellschaft<br />
wie von den in Hesepe untergebrachten<br />
Flüchtlingen selbst. Parallel wurde das<br />
Lager immer extensiver belegt. Bis zu 600<br />
Menschen mussten sich ihre Zimmer mit<br />
bis zu fünf anderen Personen teilen.<br />
Im Umfeld der Einrichtung gab es im<br />
Jahr 2013 erneut Schlagzeilen. Der örtliche<br />
Einzelhandel behauptete substanzielle<br />
Diebstahlverluste, welche, ohne<br />
dass dafür Beweise erbracht worden wären,<br />
gerüchteweise Roma aus dem Lager<br />
angelastet wurden. Die Schließung der<br />
Geschäfte in Hesepe wurde öffentlich<br />
erwogen. Ein zweiter Markt beorderte<br />
Sicherheitspersonal vor seine Türen und<br />
wollte den Zutritt an die Herkunft aus einem<br />
EU-Staat koppeln. Nicht minder für<br />
Empörung sorgten die offen rassistischen<br />
Einlasskontrollen, die kurzzeitig durchgeführt<br />
wurden und Hesepe bundesweit<br />
in die Nachrichten brachten.<br />
Sind Container Wohnraum?<br />
Nicht zuletzt dasselbe zivilgesellschaftliche<br />
Engagement, welches heute für eine<br />
positive Begegnung mit der neuen Erstaufnahmeeinrichtung<br />
am Westerberg sorgt,<br />
hat dazu beigetragen, dass sich die Lage in<br />
Hesepe etwas entspannt hat. Mit dem Regierungswechsel<br />
auf Landesebene wurde<br />
aus der einst als „Abschiebelager“ kritisierten<br />
Einrichtung eine so genannte Erstaufnahmeeinrichtung.<br />
Dies bedeutet, dass die<br />
Menschen nur noch maximal drei Monate<br />
(und nicht wie zuvor zum Teil mehrere<br />
Jahre) im Lager verbringen sollen, bevor<br />
sie in eine dezentrale, menschenwürdige<br />
Unterkunft vermittelt werden.<br />
Das Lager selbst ist als Einrichtung immer<br />
noch umstritten. Viele Geflüchtete<br />
und UnterstützerInnen kritisieren die<br />
Zustände: Die mit bis zu acht Personen<br />
belegten Mehrbettzimmer und den damit<br />
verbundenen Mangel an Privatsphäre,<br />
die isolierte Lage des Lagers am Ortsrand<br />
im ohnehin ländlichen Hesepe, die fehlende<br />
Möglichkeit, selbst Mahlzeiten zuzubereiten<br />
und die daraus resultierende<br />
Abhängigkeit von der Lagerkantine.<br />
Außerdem monieren KritikerInnen die<br />
Qualität der Räumlichkeiten und insbesondere<br />
die Praxis, Container und Zelte<br />
als zusätzlichen „Wohnraum“ im Lager<br />
aufzustellen. Arnold und Patrick sind<br />
höfliche junge Menschen, die für ein<br />
Gespräch gerne in ihr Mehrbettzimmer<br />
einladen, deren wahre Namen aufgrund<br />
des laufenden Asylverfahrens aber lieber<br />
geheim bleiben. Wenn man sie nach den<br />
Zuständen in der Unterkunft, in der sie<br />
leben müssen, fragt, werden sie jedoch<br />
deutlich. In der Umgebung gebe es nichts,<br />
sagen sie, was ihnen die Zeit verkürzen<br />
könnte. Die 120 Euro, die ihnen im Monat<br />
zur Verfügung stehen, müssen sie sich<br />
gut einteilen, wenn sie hin und wieder<br />
raus wollen, nach Bramsche oder nach<br />
Osnabrück. Oder wenn sie hin und wieder<br />
etwas anderes essen wollen, als das,<br />
was die Kantine bereitstellt.<br />
Das Asylverfahren geht nur schleppend<br />
voran. Noch immer wurden sie nicht<br />
nach ihren Fluchtgründen befragt. Arbeiten<br />
dürfen sie nicht. In ständiger<br />
Ungewissheit bezüglich ihrer Zukunft<br />
leben die Männer auf engstem Raum.<br />
Bramsche-Hesepe ist überfüllt, auch die<br />
Turnhalle dient längst als Schlafstätte,<br />
in der neu Angekommene teils tagelang<br />
schlafen müssen, bevor sie in die Mehrbettzimmer<br />
wechseln.<br />
Als wir mit ihnen sprachen, waren Patrick<br />
und Arnold einen Monat in Hesepe.<br />
Ein Monat, der ihnen vorkam wie ein<br />
Jahr. | TZ<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Menschen auf der Flucht<br />
Mehr als 50 Millionen Menschen befinden sich<br />
weltweit auf der Flucht, 16 Millionen verlassen dafür<br />
ihren Herkunftsstaat und gelten auch völkerrechtlich<br />
als Flüchtlinge. Über 150.000 Flüchtlinge<br />
beantragten im letzten Jahr Asyl in Deutschland,<br />
etwa 1.700 Asylsuchende hielten sich im März<br />
<strong>2015</strong> in Bramsche-Hesepe auf.<br />
31
Wer hat die meisten<br />
Pringles-Dosen?<br />
„Komm, ich zeig dir meine Briefmarkensammlung!“. Zugegeben, dieser Spruch ist ziemlich in<br />
die Jahre gekommen und führt heutzutage höchstens noch zu einem Korb. Doch gibt es in<br />
der <strong>Osnabrücker</strong> Umgebung ungewöhnliche Sammelleidenschaften, mit der man noch Leute<br />
zum Staunen bringen kann? Oh ja! „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ hat sich auf die Suche gemacht und<br />
wurde bei Ronnie Papke (40) fündig! Der freiberufliche Rechtsanwalt aus Wallenhorst besitzt<br />
nach eigenen Angaben die größte Pringles-Dosensammlung der Welt.<br />
Pringles-Dosen? Ja, richtig gelesen, doch<br />
wie kommt man nur darauf diese Dosen<br />
zu sammeln? Papke grinst und meint:<br />
„Eigentlich hatte ich nicht vor, Pringles-Dosen<br />
zu sammeln, doch als Pringles<br />
1996 mit sechs verschiedenen<br />
Geschmacksrichtungen auf den deutschen<br />
Markt kam, musste ich herausfinden,<br />
welche Sorte mir am besten schmeckt.<br />
Als Freunde aus England damals zu Besuch<br />
kamen, brachten sie mir eine Geschmacksrichtung<br />
mit, die es hier nicht zu<br />
kaufen gab und stellten sie neben die restlichen<br />
Dosen. Damit gaben sie den Startschuss<br />
für meine Sammlung, die bis heute<br />
2.000 verschiedene Exemplare zählt.“<br />
Wie viele Pringles-Dosen<br />
kommen jährlich dazu und<br />
woher stammen sie?<br />
Papke reist viel und gerne und bringt<br />
aus seinem Jahresurlaub immer ein<br />
„paar“ Dosen mit, die in seiner Sammlung<br />
noch fehlen. Meistens informiert<br />
er sich vor der Reise über neue Produkteinführungen<br />
via eBay oder über<br />
die Bildersuche bei Google. Aus dem<br />
letztjährigen USA-Aufenthalt hat er<br />
alleine 40 Dosen mitgebracht. Er gab<br />
ein Paket auf und schickte die Dosen<br />
für 70 $ nach Hause. „Das ist weitaus<br />
günstiger als der Aufpreis beim Check-<br />
In“, verrät Papke. So kommen über das<br />
Jahr verteilt ca. 50-60 unterschiedliche<br />
Dosen hinzu. Bei der Frage, ob er alle<br />
leergegessen hat, lacht er laut auf: „Nein,<br />
das ist bei dieser großen Anzahl auch<br />
nicht mehr möglich. Von den 2.000<br />
Pringles-Dosen ist ein großer Teil noch<br />
gefüllt“.<br />
Und Papke hat noch eine Geschichte<br />
von einem London-Aufenthalt parat:<br />
Am Flughafen Stansted kam er bei der<br />
Gepäckwiegung auf 10,1 kg statt der<br />
vom Billigfluganbieter erlaubten 10 kg.<br />
Um einem Aufpreis aus dem Weg zu gehen,<br />
öffnete er seinen Rucksack, nahm<br />
eine Pringles-Dose heraus (Füllgewicht<br />
ca. 190 Gr.), schüttete vor den Augen<br />
32
WISSEN KOMPAKT:<br />
Fotos: privat<br />
der Flughafenmitarbeiter den gesamten<br />
Inhalt in den Mülleimer und steckte die<br />
Dose wieder in den Rucksack.<br />
Gibt es noch andere<br />
Sammler?<br />
Er hat Kontakt zu insgesamt fünf Sammlern,<br />
die weltweit verstreut dieselbe Leidenschaft<br />
verfolgen. Allerdings beträgt<br />
die größte Sammlung der Kollegen gerademal<br />
ca. 1.000 Stück. „Es ist also gut<br />
möglich, dass ich die größte Pringles-<br />
Dosensammlung der Welt besitze.“<br />
Kann man das nicht ins Guinness Buch<br />
der Rekorde eintragen lassen? „Das ist<br />
leider nicht möglich, da Marken dort<br />
grundsätzlich nicht eingetragen werden“,<br />
meint Papke und nippt etwas enttäuscht<br />
an seiner Teetasse. Immerhin<br />
sind „Procter & Gamble“, die damaligen<br />
Besitzer der Markenrechte von<br />
Pringles, auf ihn aufmerksam geworden<br />
und haben ihn vor ein paar Jahren<br />
mit dem aktuellsten Sortiment unterstützt<br />
(ca. 12 Dosen).<br />
Welche Dose fehlt? welche<br />
ist besonders wertvoll?<br />
Zur Fußball-WM 2014 gab es in England<br />
eine Dose, die Papke noch nicht<br />
besaß. Die Reise war bereits geplant,<br />
doch ein Armbruch seiner Frau verhinderte<br />
den Ausflug. „Bis heute habe ich<br />
noch keine Möglichkeit gefunden, diese<br />
Dose nachträglich zu bekommen“, sagt<br />
Papke und schaut seine Frau mit einem<br />
kleinen vorwurfsvollen Lächeln an.<br />
Immerhin kann er eine Pringles-Dose<br />
sein Eigen nennen, die es in Amerika<br />
gab und die keiner seiner Sammel-Bekannten<br />
besitzt. 60 $ sind ihm dafür<br />
geboten worden, doch er lehnte selbstverständlich<br />
ab.<br />
Ronnie Papke gehört sicherlich zu den<br />
außergewöhnlichsten Sammlern in<br />
der <strong>Osnabrücker</strong> Umgebung. Und er<br />
hat gegenüber anderen Sammlern einen<br />
kleinen entscheidenden Vorteil: Er<br />
wird nie in die Verlegenheit kommen,<br />
seinen Gästen nichts zum „Knabbern“<br />
anbieten zu können. | HB<br />
Die Marke Pringles<br />
Pringles sind Stapelchips, die aus<br />
Kartoffelflocken hergestellt werden.<br />
Sie wurden in den 1960er Jahren von<br />
Procter & Gamble entwickelt und sind<br />
heutzutage in ca. 400 verschiedenen<br />
Geschmackssorten in 140 Ländern erhältlich.<br />
Allerdings werden die Sorten<br />
länderspezifisch angeboten. So gibt es<br />
in Japan z.B. „Seetang“ und in den USA<br />
„Whitechocolate and Peppermint“.<br />
1996 wurden Pringles in Deutschland<br />
eingeführt. Zu besonderen Anlässen<br />
wie z.B. Weihnachten oder der Fußballweltmeisterschaft<br />
bringt Pringles<br />
limitierte Versionen auf den Markt, die<br />
sich durch ein verändertes Dosenlayout<br />
sowie die Geschmacksrichtung<br />
von den normalen Dosen unterscheiden.<br />
Seit 2012 werden Pringles vom<br />
US- amerikanischen Unternehmen<br />
Kellog Company hergestellt.<br />
33
Anzeigensonderteil<br />
Wem<br />
hilft<br />
Snoezelen?<br />
Zwei Zivildienstleistende aus den Niederlanden kamen 1978 auf eine ebenso simple wie<br />
faszinierende Idee: Könnte nicht allein der Aufenthalt in einem gemütlichen, angenehm<br />
temperierten, von Musik und Lichteffekten durchfluteten Raum positive therapeutische Wirkungen<br />
entfalten? Tatsächlich führten schon die ersten Versuche zu überzeugenden Ergebnissen.<br />
Seitdem gewinnt das Snoezelen immer<br />
mehr Unterstützer und auch die<br />
Anwendungsbereiche erweitern sich<br />
ständig. Die Therapie wird nicht nur<br />
bei Menschen mit geistigen Behinderungen,<br />
sondern auch in Kindergärten<br />
und Schulen, Freizeit- und Senioreneinrichtungen<br />
eingesetzt.<br />
Wie snoezelt das<br />
Klinikum Osnabrück?<br />
Drei eigens gestaltete Räume, die der<br />
sensorischen Stimulierung von Menschen<br />
mit Behinderungen dienen,<br />
wurden im Klinikum Osnabrück eingerichtet.<br />
Die besondere Atmosphäre<br />
des Snoezelens hilft den Ärzten und<br />
Therapeuten, die jeweilige Krankengeschichte<br />
individuell aufzuarbeiten.<br />
Vor allem stark wahrnehmungsgestörte<br />
Patienten empfinden die optische<br />
Gestaltung der Räume, aber auch außergewöhnliche<br />
Aromen, Klänge oder<br />
Lichtspiele als wohltuend und entspannend.<br />
Die Oberärztin Ruth Janßen für<br />
Neurologie/Neurologische Frührehabilitation<br />
am Klinikum Osnabrück<br />
erklärt: „Um eine therapeutische Wirkung<br />
zu erzielen, muss das Snoezelen<br />
allerdings genau auf die jeweiligen<br />
Bedürfnisse abgestimmt werden. Die<br />
Biografien und Krankheitsbilder der<br />
Patienten spielen deshalb eine ebenso<br />
wichtige Rolle wie ihre familiären oder<br />
sozialen Lebensumstände.“<br />
Das Klinikum strebt eine ganzheitliche<br />
Umsetzung im Alltag an. Inhaltliche<br />
Schwerpunkte und methodische<br />
Vorgehensweisen werden deshalb in<br />
regelmäßigen Teamsitzungen diskutiert.<br />
Außerdem laufen verschiedene<br />
Weiterbildungsmaßnahmen für das<br />
Klinikpersonal, die auf medizinischtherapeutischen<br />
Ausbildungen wie<br />
etwa Physiotherapie, Ergotherapie<br />
oder Neuropsychologie aufbauen.<br />
„Ziel ist es, das Snoezelen in das therapeutische<br />
Konzept und die örtlichen<br />
Gegebenheiten der Neurologischen<br />
Frührehabilitation zu integrieren“, so<br />
Oberärztin Janßen.<br />
Wer kann helfen?<br />
Die Einrichtung von Snoezelen-<br />
Räumen und die therapeutische<br />
Umsetzung verursachen erhebliche<br />
Kosten. Das Klinikum sucht daher<br />
noch ehrenamtliche Helfer. Auch<br />
Sach- und/oder Geldspenden sind<br />
sehr willkommen.<br />
Bilder © Klinikum Osnabrück, Snoezelen-Raum: Thomas Heekeren<br />
34
„... ist eine ausgewogen gestaltete Räumlichkeit,<br />
in der durch harmonisch aufeinander abgestimmte<br />
multisensorische Reize Wohlbefinden<br />
und Selbstregulationsprozesse bei den Anwesenden<br />
ausgelöst werden.<br />
Durch die speziell auf die Nutzer hin orientierte<br />
Raumgestaltung werden sowohl therapeutische<br />
und pädagogische Interventionen<br />
als auch die Beziehung zwischen Anleiter<br />
und Nutzer gefördert. Snoezelen kann im<br />
Kranken-, Behinderten- und Nichtbehindertenbereich<br />
wirksam angewendet werden.“<br />
Arbeitsdefinition der<br />
Deutschen Snoezelen-Stiftung<br />
BENEFIZGALA<br />
zugunsten des<br />
Snoezelenprojektes<br />
am<br />
30. April <strong>2015</strong> · Haus der Jugend<br />
Große Gildewart 6–9 • 49074 Osnabrück<br />
Delanna<br />
Ensemble Lazurie<br />
alles was man singen kann<br />
Weitere Künstler des Abends:<br />
Dr. Florian Balkau – Comedy/Conférencier<br />
Daniel Graumann – Klarinette / Klezmer<br />
Professor Tamara McCall/Carolin Nowak –<br />
Tanztheater Eigenart<br />
Iba Mahaila<br />
Beginn: 19.30 Uhr · Einlass: 19.00 Uhr<br />
Karten: 10,00 €, Empfang ZNG Klinikum Osnabrück<br />
Telefon: 0541 405-9996 · 9.00–17.00 Uhr<br />
Spenden ausdrücklich erwünscht<br />
Um das Thema einer größeren Öffentlichkeit<br />
bekannt zu machen, findet<br />
am 30. April <strong>2015</strong> eine große Benefiz-<br />
Gala im Haus der Jugend statt (Beginn:<br />
19.30 Uhr). Mit Tanzdarbietungen,<br />
Live-Musik und Comedy ist für beste<br />
Unterhaltung gesorgt. Eintrittskarten<br />
gibt es zum Preis von 10 Euro am<br />
Empfang ZNG Klinikum Osnabrück.<br />
Und spenden dürfen natürlich alle<br />
Besucher!<br />
Weitere Informationen zum Snoezelenprojekt<br />
des Klinikums gibt es im<br />
Sekretariat der Neurologischen Frührehabilitation<br />
unter Telefon-Nummer<br />
0541 / 405–6521. | TS<br />
Klinikum Osnabrück GmbH<br />
Am Finkenhügel 1 · 49076 Osnabrück<br />
Telefon: : 0541 405 0 · Fax: 0541 405 4997<br />
E-Mail: info@klinikum-os.de<br />
www.klinikum-os.de<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Was bedeutet<br />
Snoezelen?<br />
Snoezelen ist ein Kunstwort, das<br />
aus den niederländischen Verben<br />
„snuffelen“ und „doezelen“<br />
zusammengesetzt wurde.<br />
Die freie Entscheidung der<br />
Patienten („Snuffelen“) steht<br />
also gleichberechtigt neben<br />
Zuwendung und Geborgenheit<br />
(„Doezelen“).<br />
35
WIE WEHRT(E) SICH<br />
OSNABRÜCK GEGEN<br />
DIE POCKEN?!<br />
Während des Deutsch-Französischen Krieges 1870 / 71 erkrankten in Deutschland rund<br />
600.000 Menschen an „Blattern“ oder Pocken. In Osnabrück wurden die Erkrankten und<br />
Verstorbenen handschriftlich festgehalten. Im Niedersächsischen Staatsarchiv an der Schlossstraße<br />
sind noch viele Berichte und Statistiken - z.B. ein „Monatsbericht über den guten<br />
Fortgang der Schutzblatternimpfung“ (Schledehausen, September 1872) - zu finden.<br />
Hier wird auch ein Schreiben des Kreiswundarztes<br />
Dr. Brandt aufbewahrt. Es zeigt,<br />
dass im Sommer 1880 eine neue Epidemie<br />
drohte, aber auch schnelle Gegenmaßnahmen<br />
ergriffen wurden: „Der Aufforderung<br />
königlichen Amtes hierselbst vom 14. des<br />
Monats zufolge begab ich mich am selbigen<br />
Tage nach Grafeld, um die dort ausgebrochene<br />
Varioloiden-Epidemie<br />
näher zu untersuchen. Die<br />
Anzeige des Dr. Schreckenberger<br />
aus Berge fand ich<br />
bestätigt. Es hatten sich<br />
die Varioloiden/modifizierte<br />
Blattern in 4 Häusern<br />
verbreitet. Die geeigneten<br />
Vorsichtsmaßnahmen gegen die<br />
Verbreitung sind von mir sofort angeordnet,<br />
sowie auch der Gemeindevorsteher<br />
Colon Johanning mit den entsprechenden<br />
Anweisungen versehen. Die allgemeine<br />
Impfung wird unverzüglich vorgenommen<br />
werden.“<br />
WER ERFAND DIE POCKEN-<br />
SCHUTZIMPFUNG?<br />
Die Inokulation (Animpfen, Einpfropfung<br />
der Pocken oder Schutzblattern) von<br />
Pockenviren war als weit verbreitete und<br />
vorbeugende Maßnahme schon lange vor<br />
der Vakzination (Pockenschutzimpfung<br />
mit Erregern der Kuhpocken, vacca = Kuh)<br />
des englischen Wundarztes Edward Jenner<br />
(1749 - 1823) bekannt. Jenner hatte aber<br />
beobachtet, dass Melkerinnen, die sich mit<br />
Kuhpocken infiziert hatten, nicht an Menschenpocken<br />
erkrankten. Er impfte 1796 ein<br />
gesundes Kind mit Kuhpocken und infizierte<br />
es Wochen später mit Pockenviren. Das<br />
Kind überlebte.<br />
Der deutsche Arzt, Dr. Christian Struwe<br />
(1767-1807) hatte von Jenners Methode erfahren<br />
und begann nach dem Tod seines<br />
an Pocken erkrankten Sohnes 1801<br />
in der Lausitz mit der Schutzimpfung.<br />
Fünf Jahre später<br />
waren 5.125 Menschen<br />
geimpft. Die Vakzinationen<br />
nahmen damit ihren<br />
Lauf. Als erstes Land<br />
weltweit führte Bayern im<br />
Jahr 1807 eine Impfpflicht<br />
gegen die Pocken ein, 1874 erließ<br />
Kanzler Otto von Bismarck das<br />
Pockenschutzgesetz für das Deutsche Reich.<br />
Während des oben erwähnten Deutsch-<br />
Französischen Krieges verzeichnete die<br />
französische Armee übrigens 23.400 Pockentodesfälle,<br />
die deutsche „nur“ 278.<br />
Auf Beschluss der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO) wurde die Impfung ab 1967<br />
weltweit Pflicht.<br />
Am 12. Februar 1976 hob der Deutsche Bundestag<br />
die Impfpflicht für die Bundesrepublik<br />
auf, denn inzwischen hatte die WHO die<br />
Pocken für weitgehend ausgerottet erklärt.<br />
WER SETZTE POCKEN<br />
ALS WAFFE EIN?<br />
Durch Tröpfcheninfektion und Kontakt mit<br />
Haut oder Wäsche des Erkrankten kann das<br />
Virus übertragen werden. Als Tod bringende<br />
Biowaffe setzten Briten die Pocken im 18.<br />
Jahrhundert gegen die Indianer in Amerika<br />
ein, indem ihnen von der britischen Armee<br />
kontaminierte Decken ausgehändigt wurden.<br />
Offiziell wurde die weltweite Ausrottung<br />
der Pocken von der WHO am 8. Mai<br />
1980 verkündet. Daher besteht heute keine<br />
Gefahr sich anzustecken, es sei denn, es<br />
kommt zu einem bioterroristischen Anschlag.<br />
Doch für diesen „worst case“ wurde<br />
Vorsorge getroffen und seit 2002 wieder<br />
Impfstoff bevorratet.<br />
KANN HEUTE NOCH EINE<br />
EPIDEMIE AUSBRECHEN?<br />
In zwei Sicherheitslaboratorien in den USA<br />
und der ehemaligen Sowjetunion liegen<br />
noch Bestände an Pockenviren – im Juli<br />
2014 wurden in der Abstellkammer eines<br />
amerikanischen Labors offenbar „vergessene“<br />
Erreger entdeckt. „Es lässt sich nicht<br />
völlig ausschließen, dass Pockenviren an<br />
anderen Orten existieren und damit die<br />
theoretische Möglichkeit einer vorsätzlichen<br />
Freisetzung bestünde, um dadurch gezielt<br />
Schäden zu verursachen“, sagt das Robert-<br />
Koch-Institut (RKI).<br />
Seit den Anschlägen vom 11. September<br />
2001 sind auf Initiative der Bundesregierung<br />
und des RKI die Gesundheitsämter<br />
alarmiert. Für die gesamte Bevölkerung ist<br />
ausreichend Pockenimpfstoff vorhanden,<br />
Pläne für eine Massenimpfung für einen<br />
„worst case“ liegen bereit. Es soll sich um den<br />
gleichen Impfstoff handeln, der bis 1976 im<br />
Rahmen der Pockenpflichtimpfung in den<br />
36
Bilder © Erna Berg; Original Dokumente © Niedersächsischen Staatsarchiv; pritze & Impfass © Knipserin - Fotolia.com<br />
Oberarm geritzt wurde. Es<br />
wird nicht prophylaktisch geimpft, da die<br />
Viren wie damals - zwar sehr selten – aber<br />
eben doch zu schweren Komplikationen wie<br />
z.B. Enzephalitis (Hirnentzündung) führen<br />
können.<br />
Nach Kenntnis des RKI ließen sich in den<br />
USA 40.000 Mitarbeiter von Hochsicherheitslaboratorien,<br />
speziellen Behandlungszentren<br />
und Krankenhäusern impfen. In<br />
Deutschland würde mit den Impfungen von<br />
bestimmten Bevölkerungsgruppen (Einsatzkräfte,<br />
medizinisches Personal) begonnen<br />
werden, wenn irgendwo in der Welt ein<br />
Pockenfall aufträte.<br />
SIND WIR AUF NEUE POCKEN-<br />
FÄLLE VORBEREITET?<br />
Eine Einschätzung von Dr. Gerhard Bojara,<br />
Leiter des Gesundheitsdienstes für Landkreis<br />
und Stadt Osnabrück.<br />
Sollten jemals wieder Pockenfälle auftreten,<br />
werden auf die betroffenen Kommunen sehr,<br />
sehr große Probleme zukommen. Es ist damit<br />
zu rechnen, dass es im „worst case“ zu<br />
katastrophenähnlichen Zuständen mit vielen<br />
Schwerstkranken oder Toten kommen<br />
kann. Erst einmal<br />
wird es schwierig<br />
sein, eine Diagnose<br />
zu stellen, denn kaum<br />
jemand kennt die Pocken<br />
noch aus eigener<br />
Erfahrung. Sie können<br />
bei Patienten, die noch geimpft wurden,<br />
in abgemilderter Form auftreten und daher<br />
ein ganz anderes Erscheinungsbild haben,<br />
als die Pocken, die man von Bildern aus dem<br />
Internet kennt.<br />
Die Gefahr ist außerdem sehr groß, dass<br />
die Erkrankung spät erkannt wird und<br />
sich durch die leichte Übertragung sehr<br />
schnell viele Kontaktpersonen im Umfeld<br />
des Betroffenen anstecken und sie weiter<br />
verbreiten. Wenn das Gesundheitsamt die<br />
Nachricht von “Pockenfällen“ erreicht, kann<br />
sich schon eine unüberschaubare Situation<br />
ergeben haben, die schnell außer Kontrolle<br />
geraten kann.<br />
Hinzu kommt die menschliche, ebenfalls<br />
unkalkulierbare Seite mit Panik, Angst und<br />
Hilflosigkeit. Die vorhandenen Alarmpläne<br />
sind zwar wichtig, um sich daran zunächst<br />
zu orientieren, aber es ist nicht möglich alles<br />
im Vorfeld zu regeln, denn niemand kann<br />
das genaue Szenario oder die Zahl der Erkrankten<br />
vorhersagen. Das Gesundheitsamt<br />
ist zuständig für rund 520.000 Menschen im<br />
Landkreis und in der Stadt Osnabrück. Ein<br />
gutes Krisenmanagement und Unmengen<br />
an Personal sind gefordert, sollte es jemals<br />
zu solch einer Katastrophe kommen.<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Was genau sind Pocken?<br />
Menschen-Pocken sind eine hochansteckende<br />
Viruserkrankung, verursacht<br />
durch das Variola-Virus. Sie hat<br />
nichts mit Windpocken zu tun und<br />
beginnt wie eine Erkältung. Nach ein<br />
paar Tagen entwickeln sich Bläschen<br />
und eitrige Pusteln am ganzen Körper.<br />
Die Komponisten Beethoven, Haydn<br />
und Mozart sowie die österreichische<br />
Kaiserin Maria Theresia überlebten<br />
die Pocken, an denen damals fast die<br />
Hälfte aller infizierten Menschen starb.<br />
In Europa war das 18. Jahrhundert seuchengeschichtlich<br />
gesehen das Zeitalter<br />
der Pocken. Jedes neunte Kind starb<br />
an einer Pockenerkrankung, bevor es<br />
zehn Jahre alt war. Kinder wurden zu<br />
jener Zeit erst amtlich registriert und<br />
zur Familie gezählt, nachdem sie eine<br />
Pockeninfektion überlebt hatten.<br />
WER IST GESCHÜTZT?<br />
„Einen vollständigen Schutz hat vermutlich<br />
niemand mehr“, meint das RKI. Nach der<br />
Impfung bestehe ein relativ sicherer Schutz<br />
nur noch für drei Jahre. Die Menschen über<br />
38, die in der Kindheit zweimal geimpft<br />
wurden, würden wahrscheinlich auch<br />
erkranken und die Krankheit übertragen.<br />
Die Sterblichkeit dürfte allerdings unter 30<br />
Prozent liegen. Keinen Schutz hätten<br />
Personen unter 27 Jahren. | EB<br />
DANKE! Für die Hilfe bei der Entschlüsselung<br />
historischer Dokumente dankt die Autorin Friedrich<br />
und Jutta Engbers aus Uelsen, Angela Schade<br />
aus Heede und Margret Echelmeyer aus Lotte.<br />
37
Warum stehen Flamingos auf einem Bein?<br />
Die rosaroten Flamingos gehören wohl zu den bekanntesten Zootieren. In Osnabrück bilden<br />
die Flamingos das „Empfangskomitee“ für alle ankommenden Besucher. Direkt am Eingang<br />
liegt ihr eigener Teich mit Sandbank – von dort schnattern sie allen Gästen ihren Willkommensgruß<br />
entgegen. Insgesamt 33 Tiere der Arten Chileflamingo (Phoenicopterus chilensis),<br />
Rosaflamingo (Phoenicopterus roseus) und Kubaflamingo (Phoenicopterus ruber) leben hier.<br />
In der Wildbahn sind Flamingos auf<br />
verschiedenen Kontinenten zuhause: Sie<br />
leben in Europa, Afrika, Westasien, Mittel-<br />
und Südamerika an salzigen Binnenseen<br />
und küstennahen Brackgewässern.<br />
Mit bis zu mehreren hunderttausend<br />
Tieren leben sie in großen Kolonien und<br />
sind damit Koloniebrüter. Der Vorteil:<br />
Das gemeinschaftliche Brüten schützt<br />
vor Feinden. Das Nest besteht aus einem<br />
Schlammhügel, den die Eltern gemeinsam<br />
bauen. Auch an der 30tägigen<br />
Brutphase beteiligen sich Weibchen und<br />
Männchen. Das Weibchen legt übrigens<br />
immer nur ein Ei. Flamingoküken besitzen<br />
zunächst ein weißes Daunengefieder,<br />
das sich nach ungefähr vier Wochen dunkelgrau<br />
umfärbt. Erst nach zwei Jahren<br />
erhält der Jungvogel das typisch gefärbte<br />
Gefieder der Erwachsenen.<br />
Die Farbgebung eines jeden<br />
Tieres variiert zwischen<br />
rosa-rot und rosaorangefarben.<br />
Diese Färbung<br />
erhält das Gefieder<br />
durch die Nahrung. In der Natur<br />
ernähren sich Flamingos von kleinen<br />
Lebewesen, wie Blau- und Kieselalgen,<br />
Salinenkrebsen und Insektentieren. Mit<br />
Hilfe eines speziellen Filtersystems an<br />
den Schnabelrändern sieben sie die Nahrungspartikel<br />
im Schnabelinneren aus.<br />
Die darin enthaltenen Karotinoide, natürliche<br />
Farbstoffe, werden in den Federn<br />
eingelagert und sorgen für die typische<br />
Färbung. Im Zoo erhalten Flamingos ein<br />
Ersatzfutter mit Karotinoiden, zum Beispiel<br />
in Form von rotem Paprikapulver,<br />
sodass die Farbe des Gefieders erhalten<br />
bleibt.<br />
Neben der Gefiederfarbe zeichnen die<br />
Flamingos ihr langer Hals und ihre langen<br />
Beine aus: Ein ausgewachsener Flamingo<br />
wird bis zu 190 Zentimeter groß<br />
und wiegt zweieinhalb bis dreieinhalb<br />
Kilogramm. Vom Kopf bis<br />
zum Schwanz kann er<br />
eine Länge von 80<br />
bis 130 Zentimetern<br />
erreichen.<br />
Ihre Lebenserwartung<br />
liegt bei bis zu 60 Jahren. Insgesamt<br />
gibt es sechs Arten: Rosaflamingo,<br />
Kubaflamingo, Chileflamingo, Zwergflamingo,<br />
Andenflamingo und James’s<br />
Flamingo.<br />
Und warum stehen Flamingos nun stundenlang<br />
auf einem Bein? Der Grund dafür<br />
ist ihr Körperbau: Die langen Beine<br />
sind ungefiedert und somit gegen Kälte<br />
ungeschützt. Diese warm zu halten, kostet<br />
die Vögel viel Energie. Der Trick: Um<br />
auch bei kühlen Temperaturen überleben<br />
zu können, ziehen sie in Ruhe- und<br />
Schlafphasen ein Bein ins dichte Bauchgefieder.<br />
Damit die Beine gleichmäßig<br />
warm bleiben, wechseln sie zwischendurch<br />
von einem Bein aufs andere. Ihr<br />
Kopf ruht dabei immer auf der Köperseite<br />
des Standbeines. | JK<br />
Bilder: Zoo Osnabrück<br />
KONTAKT<br />
Zoo Osnabrück gGmbH<br />
Klaus-Strick-Weg 12<br />
49082 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 / 95 105 - 0<br />
zoo@zoo-osnabrueck.de<br />
www.zoo-osnabrueck.de<br />
38
Bildmaterial © Stadtwerke Osnabrück Anzeigensonderteil<br />
Wie regenerativ kann<br />
ein Schwimmbad sein?<br />
Ein modernes Erlebnisbad enthält längst deutlich mehr als ein klassisches Schwimmbecken. Im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Nettebad wartet auf die Besucher neben Hallen- und Freibad auch noch ein Fitnessstudio, Saunalandschaft,<br />
Gastronomie sowie Spa- & Beautyangebot. Für den täglichen Betrieb ist natürlich eine Menge Energie nötig!<br />
-Anzeige-<br />
Ganz im Sinne der grünen Initiative<br />
KUK („Kompetenz, Umwelt,<br />
Klima“) hat das Nettebad in den<br />
vergangenen Jahren kontinuierlich<br />
ein Ziel verfolgt: Durch<br />
technische und organisatorische<br />
Maßnahmen nachhaltig etwas<br />
für den Klimaschutz zu tun und<br />
gleichzeitig die Betriebskosten<br />
zu senken. So finden sich heute<br />
auf dem Gelände am Nettebad<br />
unterschiedlichste Beispiele dafür,<br />
wie regenerativ ein modernes<br />
Schwimmbad sein kann. Die<br />
vorbildliche Effizienz des Nettebades<br />
sowie des Schinkelbades<br />
und des Moskaubades lässt<br />
sich auch beziffern: Insgesamt<br />
haben die Stadtwerke mit ihren<br />
Maßnahmen teils bis zu<br />
70 Prozent Energie gespart.<br />
Kein Wunder, dass Fachleute<br />
von Kommunalverwaltungen,<br />
anderen Stadtwerken und Bäderbetriebsgesellschaften<br />
aus ganz<br />
Deutschland regelmäßig Gäste<br />
des <strong>Osnabrücker</strong> Nettebades<br />
sind, um sich über die modernsten<br />
Techniken mit Pilotcharakter<br />
vor Ort zu informieren. | AKH<br />
Regenerative Technologien im Nettebad:<br />
1.) Solarenergie<br />
Auf dem Dach des Nettebades ist auf einer<br />
Fläche von 600 Quadratmetern eine hocheffiziente<br />
sogenannte Solarabsorberanlage<br />
installiert, mit der die Sonnenenergie zur<br />
Badewassererwärmung genutzt wird. Die<br />
Anlage ist von kleinen Röhren durchzogen,<br />
durch die das kalte Badewasser geleitet wird,<br />
um es mithilfe der Sonneneinstrahlung für<br />
den Freibadbereich zu erwärmen. Außerdem<br />
befindet sich auf dem Dach eine Photovoltaikanlage.<br />
2.) Windkraft<br />
Die Kleinwindanlage am Nettebad produziert<br />
nicht nur grünen Strom, sondern ist<br />
auch ein Vorzeigeobjekt für eine innovative<br />
dezentrale Energieerzeugung. Das Besondere<br />
bei dieser Anlage ist die Funktionsweise:<br />
Anders als bei herkömmlichen großen<br />
Windrädern mit horizontaler Rotationsachse<br />
und großen Rotorblättern dreht sich die<br />
Achse bei Kleinwindanlagen vertikal und<br />
erinnert von der Bauform her optisch eher<br />
an einen Quirl als an ein typisches Windrad.<br />
Der „Quirl“ ist das erste vertikale Windrad<br />
Osnabrücks, hat eine Masthöhe von 18 Metern<br />
und eine Leistung von fünf Kilowatt.<br />
3.) Geothermie und<br />
Blockheizkraftwerk<br />
Mit Erdwärme aus fast 400 Metern Tiefe<br />
deckt das Nettebad seit Mitte 2013 den<br />
Großteil seines Wärmebedarfes. Gleichzeitig<br />
liefert die installierte Geothermieanlage<br />
die Kühlung für das angegliederte Fitnessstudio.<br />
Rund vier Millionen Kilowattstunden<br />
(kWh) pro Jahr beträgt der Ertrag der<br />
mitteltiefen Geothermie. Das reicht immerhin<br />
für den Wärmebedarf von circa<br />
600 modernen Einfamilienhäusern. Der<br />
weitere Wärmebedarf des Nettebades wird<br />
durch eine direkte Wärmelieferung über<br />
ein Blockheizkraftwerk (BHKW) gedeckt.<br />
Reicht die Wärmelieferung über die Geothermieanlage<br />
und das BHKW nicht aus,<br />
wird als dritte Wärmekomponente eine<br />
Kesselanlage zugeschaltet.<br />
39
Warum hockt das Weib?<br />
Der Teutoburger Wald beherbergt zwar nicht das „Monument Valley“<br />
oder den „Ayers Rock“, dafür aber die Felsformation „Das hockende<br />
Weib“. Natürlich handelt es sich um eine andere Größenordnung,<br />
doch dafür befindet es sich in Reichweite. Vor 120 Millionen Jahren<br />
sind in Ibbenbüren die Dörenther Klippen entstanden. Seitdem hockt<br />
das Weib auf dem Felsen.<br />
Bild TERRA.vita<br />
Durch den Zusammenprall verschiedener<br />
Erdplatten sind im Norden Osnabrücks das<br />
Wiehengebirge und im Süden der Teutoburger<br />
Wald entstanden. In letzterem lagerten<br />
sich im Kreidemeer vor ca. 120 Millionen<br />
Jahren die Gesteine ab, aus denen später die<br />
rund vier Kilometer langen Dörenther Klippen<br />
entstanden.<br />
Wo hockt das Weib –<br />
und wie gefährlich ist es?<br />
Der Felsen, der aussieht wie ein „Hockendes<br />
Weib“, befindet sich in Ibbenbüren, ca. 15<br />
Minuten vom Wanderparkplatz an der B219<br />
(Nähe Sommerrodelbahn) entfernt. Dort verläuft<br />
der Hermannsweg, einer der bekanntesten<br />
Wanderwege Deutschlands. Außerdem<br />
wurden von TERRA.vita verschiedene Radtouren<br />
für dieses Gebiet ausgearbeitet.<br />
Die Dörenther Klippen beinhalten allerdings<br />
nicht nur das „Hockende Weib“, sondern erstrecken<br />
sich noch ca. einen Kilometer weiter<br />
nach Osten, wo es weitere interessante Felsformationen<br />
zu sehen gibt. Von der Felslandschaft<br />
hat man bei gutem Wetter einen einmaligen<br />
Ausblick über das Münsterland, sie<br />
wird deshalb auch das „Dach des Münsterlandes“<br />
genannt.<br />
Wie entstand<br />
die Felsformation?<br />
Teil 1: Die geologische<br />
Erklärung<br />
Die Klippen aus Sandsteinschichten<br />
haben sich durch Verwitterung<br />
und Erosion gebildet.<br />
Sie bestehen aus unterschiedlich<br />
harten Gesteinen, wobei weiche<br />
Gesteine eher verwittern<br />
als harte. Die Erosion trug das<br />
zerfallende Material ab, härtere<br />
Gesteine widerstanden der Verwitterung.<br />
Dadurch ergaben sich<br />
im Laufe von Jahrmillionen einmalige<br />
Felsformationen wie das<br />
„hockende Weib“.<br />
Teil 2: Die poetische Variante<br />
Der Dichter, Komponist und<br />
Organist Josef Seiler (1823-1877)<br />
wusste im 19. Jahrhundert von<br />
einer ganz anderen Entstehungsgeschichte<br />
zu berichten. Hier<br />
seine in Verse gegossene Sage<br />
„Die Dörenther Klippen und das<br />
hockende Weib“:<br />
Das Wasser! Das Wasser! Es<br />
kommt, es kommt! – O Mutter,<br />
fliehe, solang es noch frommt!<br />
Schon leckt´s an der Schwelle,<br />
schon bricht es die Wand, die<br />
Spindel entsinket der bebenden<br />
Hand.<br />
Sie raffet empor die Kinderlein:<br />
2011 wurde das Gebiet rund um das<br />
Hockende Weib an die Bodelschwinghschen<br />
Stiftungen vererbt. Aus haftungsrechtlichen<br />
Gründen sperrten diese den Bereich zeitweise<br />
ab. Nach Veräußerung der Grundstücke an<br />
einen neuen Eigentümer wurden die Absperrungen<br />
entfernt. Warnschilder weisen jedoch<br />
darauf hin, dass das Besteigen der Felsen aus<br />
haftungsrechtlichen Gründen auch weiterhin<br />
nicht erlaubt ist.<br />
Dennoch ist das „Hockende Weib“ einen<br />
Ausflug wert. Die einmaligen Felsformationen<br />
lohnen immer einen Spaziergang entlang der<br />
Dörenther Klippen. | SG<br />
Auf Leben und Tod in die Brandung<br />
hinein! Es wogen die Wasser,<br />
es heult der Wind!<br />
ach Mutter, Mutter! geh doch<br />
geschwind! Hinauf am Gebirge! –<br />
Herr schütze sie!<br />
Die Wasser spülen ihr um das<br />
Knie! Die Wasser drängen mit<br />
Macht, mit Macht: Herr, sei ihr<br />
gnädig in dieser Nacht. Hinauf!<br />
Hinauf! – Sie schwankt – sie fällt –:<br />
Behüte die Kinder, o Herr der<br />
Welt!<br />
Erhöret wurde das hockende<br />
Weib: zum öden Felsen erstarrt<br />
ihr Leib. Da waren auf dem<br />
Nacken von Stein in Gnaden behütet<br />
die Kinderlein.<br />
Hintergrund © savoieleysse - Fotolia.com; Bohrlochseismometer © Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) / Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG)<br />
40
Wenn sich Kontinentalplatten in gegensätzliche Richtungen verschieben,<br />
können Erdbeben mit verheerenden Folgen entstehen – wie etwa vor der<br />
Küste Japans im Jahr 2011.<br />
Da Deutschland inmitten der eurasischen Kontinentalplatte<br />
liegt, ist es nicht besonders erdbebengefährdet.<br />
Auch Osnabrück befindet sich in einer seismisch<br />
wenig aktiven Region. Erdbeben sind hier sehr selten<br />
und wenn sie doch mal vorkommen, merken wir es<br />
kaum.<br />
Das stärkste bekannte Erdbeben in der Nähe von<br />
Osnabrück ereignete sich am 3. September 1770. Das<br />
Epizentrum lag in Alfhausen. Man spricht hier von<br />
einem historischen Beben, weil es zu dieser Zeit noch<br />
keine instrumentellen Aufzeichnungen durch Messstationen<br />
gab und die Ereignisse somit nur durch<br />
historische Berichte nachgewiesen werden können.<br />
Aus diesen geht hervor, dass das Beben leichte Gebäudeschäden<br />
verursachte und somit mit einer Intensität<br />
von VI zu klassifizieren ist (siehe Abb.1). Die<br />
Intensität eines Erdbebens spiegelt wieder, welche<br />
Auswirkungen es hat. Dabei spielt zum einem die<br />
Wahrnehmung der Menschen eine Rolle und zum<br />
anderen, wie stark die Schäden sind, die durch das<br />
Beben verursacht wurden.<br />
Was sind induzierte Beben?<br />
Manchmal ereignen sich induzierte, also durch den<br />
Menschen hervorgerufene Erdbeben. Dies kann beispielsweise<br />
durch die Erdgasförderung, den Steinkohlenbergbau<br />
oder Sprengungen geschehen. Die<br />
Geophysikerin Monika Bischoff vom Niedersächsischen<br />
Erdbebendienst (NED) im Landesamt für<br />
Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) sagt: „Im<br />
Die Bilder zeigen die<br />
Raum Osnabrück werden durch den Steinkohlenbergbau<br />
in Ibbenbüren induzierte leichte Erdbeben<br />
beobachtet.“<br />
Diese durch den Steinkohlenbergbau hervorgerufenen<br />
Erdbeben können abbaubegleitend oder<br />
im Nachhinein auftreten. Durch den Abbau der<br />
Steinkohle werden Hohlräume geschaffen, die das<br />
lokale Spannungsfeld im Erdinneren beeinflussen.<br />
Diese Spannung entlädt sich dann an geologischen<br />
Schwachstellen, die sich innerhalb von tektonischen<br />
Platten befinden und führt zu Erschütterungen der<br />
Erde. Doch die meisten Erschütterungen sind so gering,<br />
dass sie nur von Seismometern gemessen werden.<br />
Für gewöhnlich kommt es erst ab einer Magnitude<br />
von 4 zu leichten Schäden. Erdbeben, bei denen eine<br />
Magnitude von mehr als 4 gemessen wurde, gab es<br />
in den letzten 25 Jahren im Raum Osnabrück nur<br />
drei – in den Jahren 1981, 1991 und 2003 – alle im<br />
Zusammenhang mit bergbaulichen Aktivitäten in<br />
Ibbenbüren. Mit schweren Erdbeben in dieser Gegend<br />
ist also (auch in Zukunft) nicht zu rechnen. | SL<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Magnitude/Seismometer<br />
Die Magnitude ist ein Maß, mit dem die<br />
Stärke von Erdebeben angegeben wird.<br />
Diese wird mit Hilfe von Seismometern<br />
ermittelt. Die Magnitude ist ein logarithmisches<br />
Maß. Das heißt, dass ein Erdbeben<br />
der Stärke 3 eine 30-mal höhere Energie<br />
freisetzt als eines der Stärke 4. Die Beschreibung<br />
der Erdbebenstärke wurde unter<br />
anderem von dem kalifornischen Seismologen<br />
Charles Francis Richter entwickelt,<br />
weswegen die Magnituden-Skala heute oft<br />
noch als „Richterskala“ bezeichnet wird.<br />
Einrichtung eines<br />
Bohrlochseismometers.<br />
41
FAMILIE<br />
-Anzeige-<br />
Idee & Gestaltung: www.kreativkompass.de<br />
Hase, Kaninchen, Fuchs -<br />
drei Freunde?<br />
Was passiert wirklich in Wald und Feld?<br />
Können Hase, Kaninchen und Fuchs Freunde sein?<br />
DER NATUR AUF DER SPUR<br />
Das neugierige kleine Kaninchen Ben hat<br />
großen <strong>Wissen</strong>sdurst und möchte den<br />
Fuchs, der in seiner Nachbarschaft wohnt,<br />
aus der Nähe beobachten. Ein gefährlicher<br />
Plan, doch zum Glück kommt Hase<br />
Jonathan Ben zu Hilfe. Gemeinsam haben<br />
die beiden Freunde viele Hindernisse<br />
zu bewältigen ...<br />
Die <strong>Osnabrücker</strong> Künstlerin und Autorin<br />
Sylvia Brinkmann hat auch ihr neues<br />
spannendes Kinderbuch mit eigenen,<br />
leuchtend bunten Aquarellbildern illustriert.<br />
Durch die lebendige Erzählung um<br />
den Hasen Jonathan, das Kaninchen Ben,<br />
den Fuchs, die Eule und die Krähe, aber<br />
auch durch die farbenfrohen Zeichnungen<br />
erfahren auch Stadtkinder ganz nebenbei<br />
viel <strong>Wissen</strong>swertes über das Leben<br />
der Tiere in der freien Natur.<br />
Das in großer Schrift gesetzte Buch ist<br />
zum Vorlesen ab 3 Jahre und zum selbst<br />
Lesen ab 7 Jahre geeignet.<br />
Der Erlös des Buches kommt der Aktion<br />
SOS-Kinderdorf zugute. | BCB<br />
Sylvia Brinkmann<br />
Drei Freunde?<br />
– Hase, Kaninchen, Fuchs –<br />
42<br />
Der Kinder- und<br />
Jugendbuchtipp wird<br />
präsentiert vom
Bildmaterial © Stadtwerke Osnabrück<br />
Wer wimmelt durch Osnabrück?<br />
„Im Sommer wimmelt es nur so vor Mücken“ oder „Das Diktat<br />
wimmelt nur so von Fehlern“– diese Ausdrücke mögen dem<br />
ein oder anderen bekannt vorkommen. Das Wort „wimmeln“<br />
benutzen wir immer dann, wenn Dinge oder Lebewesen in<br />
besonders großer Menge sich wild oder ungeordnet durcheinander<br />
bewegen. Auch in den sogenannten Wimmelbüchern<br />
werden Details, Personen oder Gegenstände in großer Anzahl und<br />
gewollt durcheinander dargestellt.<br />
Kleine und große Entdecker können sich<br />
nun auf eine „wimmelnde“ Reise durch<br />
Osnabrück machen: Das Wimmelbuch<br />
der Stadtwerke stellt typische Szenen aus<br />
dem <strong>Osnabrücker</strong> Alltag in amüsanter<br />
und kindgerechter Weise dar. Die Freunde<br />
Frida, Leon, Amelie, Paul und Mika<br />
erkunden gemeinsam mit ihrem Hund<br />
Apollo das Klär- und Wasserwerk, blicken<br />
hinter die Kulissen des Busbetriebshofs<br />
oder verbringen einen Tag im Nettebad.<br />
Dabei erkennen die kleinen Leser nicht<br />
nur bekannte Schauplätze aus ihrem Alltag<br />
wieder, sondern erfahren auch auf unterhaltsame<br />
Weise <strong>Wissen</strong>swertes rund<br />
um die Stadtwerke-Welt. Wo kommt das<br />
Wasser her und wo wird es wieder gereinigt?<br />
Wo werden kaputte Busse repariert?<br />
Wir verlosen<br />
drei Exemplare!<br />
Mehr auf Seite 50.<br />
Das Stadtwerke-Wimmelbuch gibt es<br />
für 12 Euro an den Standorten der Stadtwerke<br />
in Osnabrück zu kaufen. Dabei<br />
kommen von jedem verkauften Exem-<br />
| RED<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Wimmelbücher<br />
Im Gegensatz zu den klassischen<br />
Kinderbilderbüchern sind Wimmelbücher<br />
häufig großformatiger und die<br />
dargestellten Bilder erstrecken sich<br />
über eine gesamte Doppelseite. Die<br />
Geschichte der Wimmelbilder reicht<br />
bis ins Mittelalter zurück. Als Urväter<br />
werden die Maler Pieter Bruegel der<br />
Ältere und Hieronymus Bosch genannt,<br />
die erstmals das komplexe Stadt- und<br />
Landleben in amüsanten Wimmelbildern<br />
dargestellt haben. Eines der<br />
bekanntesten Wimmelbücher stammt<br />
von dem britischen Illustrator Martin<br />
Handfort. Seine Wimmelbuchserie „Wo<br />
ist Walter?“ (original: „Where‘s Wally?“)<br />
verkaufte sich millionenfach in über 30<br />
Ländern.<br />
plar zwei Euro sozialen Projekten in<br />
Osnabrück zu Gute. Begünstigte sind die<br />
Krebsberatungsstelle „Kijuba“ für krebskranke<br />
Kinder und deren Angehörige<br />
sowie das ehrenamtliche Projekt „Jedes<br />
Kind braucht einen Engel“ der Ev.-luth.<br />
Petrusgemeinde. Weitere Infos zum<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Wimmelbuch unter: www.<br />
stadtwerke-osnabrueck.de/wimmelbuch<br />
43<br />
Quartieren Sie Ihre Geschäftspartner und<br />
Familiengäste im Herzen von Osnabrück ein<br />
- oder werden Sie gerne selbst unser Gast!<br />
Wir haben modernisiert und renoviert, hier<br />
eine kleine Auswahl des neuen Ambientes:<br />
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Geschäftsführerin Yvonne Zeidler<br />
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Mail rezeption@hotel-nikolaiort.de<br />
www.hotel-nikolaiort.de
WER KICKT<br />
IN DER REGION?<br />
Der SC Türkgücü ist aktueller Titelträger des Addi-Vetter-Cups<br />
SC Türkgücü Osnabrück<br />
Unser Kooperationsprojekt mit dem Niedersächsischen Fußballverband (NFV) führt uns diesmal in<br />
den Stadtteil Schinkel. Dort wurde 1987 ein Verein gegründet, um nicht nur sportliche, sondern auch<br />
gesellschaftspolitische Akzente zu setzen. Doch die Erfolge auf dem grünen Rasen können sich<br />
ebenfalls sehen lassen. Nach dem Aufstieg der 1. Herren in die Landesliga stellt nur noch der VfL<br />
eine klassenhöhere Fußballmannschaft in Osnabrück.<br />
WAS MACHTEN VORSTANDS-<br />
MITGLIEDER BERUFLICH?<br />
Der SC Türkgücü Osnabrück wird im<br />
Dezember 28. Angesichts der vielen<br />
Traditionsvereine im Raum Osnabrück<br />
ist das noch kein Alter, doch die Geschichte<br />
des Vereins hat es trotzdem in<br />
sich.<br />
Ein Fußball-Klub für in Osnabrück lebende<br />
Migranten – diese Idee faszinierte<br />
Yilmaz Akyürek, Ismail Esenbey und<br />
einige andere Zuwanderer, die sich aus<br />
dem Moschee-Verein in der Frankenstraße<br />
kannten. An der Gründungsversammlung<br />
nahmen etwa 20 Personen<br />
teil.<br />
Ein gutes Drittel von ihnen wurde in<br />
den Vorstand gewählt. Von den sieben<br />
Mitgliedern des Gründungsvorstandes<br />
gehörten sechs der ersten Generation<br />
von Zuwanderern an. Zwei Lehrer<br />
waren unter ihnen, ein Schneider, ein<br />
Taxifahrer, ein Sozialarbeiter und ein<br />
Werkzeugmacher.<br />
WO STEHT DER<br />
ADDI-VETTER-CUP?<br />
In der Saison 1988/89 nahm der junge<br />
Verein den Spielbetrieb in der damals<br />
noch existierenden 4. Kreisklasse Osnabrück-Stadt<br />
auf. Die folgenden Jahre<br />
waren eine Erfolgsgeschichte ersten<br />
Ranges. Mehrere Jahre hintereinander<br />
stieg der Verein auf und spielte 1989/90<br />
in der 3. Kreisklasse, 1990/91 in der 2.<br />
Kreisklasse, 1991/92 in der 1. Kreisklasse,<br />
1992/93 in der Kreisliga Osnabrück-<br />
Stadt und ab 1993/94 in der damaligen<br />
Bezirksklasse V. Zwischen Kreis- und<br />
Bezirkslasse bewegte sich der SC Türkgücü<br />
bis zur Saison 2011/12. Dann<br />
ging es mit neuen Spielern und neuem<br />
Trainer weiter bergauf. Neben den Aufstiegen<br />
in die Bezirks- und Landesliga<br />
gewann der Klub dreimal den stadtbekannten<br />
Addi-Vetter-Cup. Zuletzt<br />
im Dezember 2014, sodass er derzeit in<br />
den Räumen von Türkgücü besichtigt<br />
werden kann.<br />
Der Rahmen des Moschee-Vereins<br />
wurde Türgücü übrigens schon Ende<br />
der 80er Jahre zu eng. 1989 mieteten<br />
Spieler und Vorstandsmitglieder auf eigene<br />
Kosten einen Raum im Hinterhof<br />
der Iburger Straße 17 an. Sieben Jahre<br />
später bezog Türkgücü dann seine legendären<br />
Räume in der Luisenstr. 31-33.<br />
Die Geschäftsräume mit Gastronomie<br />
wurden zum Zentrum der deutschtürkischen<br />
Begegnung in Osnabrück.<br />
Kein Besuch aus der türkischen Partnerstadt<br />
Çanakkale, ohne dass dieser auch<br />
die Räume des SC Türkgücü besuchte.<br />
Im Jahr 2007 wechselte der Verein<br />
erneut seine Adresse und zog in die<br />
jetzigen Räume in der Sportanlage<br />
Schinkelberg, Weberstraße 48. Damit<br />
hatte er zum ersten Mal die Möglichkeit,<br />
Vereinsleben und sportliche Aktivitäten<br />
räumlich zu verbinden. Zwar<br />
spielt Türkgücü – nach den Anfängen<br />
auf dem Klushügel – schon lange<br />
auf dem Schinkelberg, aber erst 2007<br />
konnte durch Unterstützung der Stadt<br />
und der damaligen Oberbürgermeister<br />
Fip und Pistorius die<br />
Zusammenlegung erfolgen.<br />
Bildmaterial © SC Türkgücü<br />
44
N<br />
E<br />
T<br />
Nostalgische Aufnahme: Das Meister-Team der 3. Kreisklasse 1989/90<br />
ENGAGIEREN SICH NUR<br />
TÜRKEN FÜR TÜRKGÜCÜ?<br />
Türkgücü ist ein relativ kleiner Verein.<br />
Aktuell hat er 218 Mitglieder, aber<br />
im Jahr 2014 sind fast 100 neue dazugekommen.<br />
Die Attraktivität der<br />
Landesliga spielt dabei natürlich eine<br />
gewisse Rolle, aber die wachsende Popularität<br />
spiegelt auch die Aktivitäten<br />
des Klubs wieder. So schickt der SC<br />
derzeit fünf Herrenmannschaften, eine<br />
Herren-Seniorenmannschaft und eine<br />
Jugendmannschaft auf Punktejagd.<br />
Bei der Jugendförderung wird einer<br />
der Schwerpunkte der kommenden<br />
Jahre liegen. Des Weiteren gibt es eine<br />
Volleyball-Herrenmannschaft und ein<br />
Gesundheitssportprogramm für Frauen.<br />
Auch im Bereich des Frauensports<br />
ist noch viel Luft nach oben.<br />
I E D E R S Ä C H S<br />
N<br />
Ein Doppelpass<br />
zwischen<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong><br />
und:<br />
E I N<br />
I S C H E R<br />
Im Hinblick auf die ethnische Zusammensetzung<br />
hat sich seit 1989 viel getan.<br />
Von Anfang an gab es eine Reihe von<br />
Mitgliedern, die nicht aus dem türkischen<br />
Kulturbereich stammten. Ihre<br />
Zahl ist kontinuierlich gestiegen und<br />
der Verein lädt ganz bewusst alle <strong>Osnabrücker</strong>innen<br />
und <strong>Osnabrücker</strong> ein,<br />
sich beim SC Türkgücü zu engagieren!<br />
Ein Problem, das allerdings nicht nur<br />
der SC hat, besteht in der Gewinnung<br />
von Trainerinnen und Trainern für<br />
die Jugendarbeit. 2013 scheiterte der<br />
Aufbau einer Spielgemeinschaft für<br />
den Mädchenfußball, weil sich nicht<br />
genügend Übungsleiter fanden. Sportbegeisterte<br />
Interessenten können sich<br />
jederzeit an den Vorsitzenden Ahmet<br />
Ulusoy wenden (Mobil 01 74 / 1333 033).<br />
| JW<br />
www.tuerkguecue-os.de<br />
B<br />
A<br />
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L V<br />
F U S S B A<br />
E<br />
R<br />
D<br />
B I N<br />
L<br />
E<br />
L V<br />
T<br />
E R B A N D<br />
E. V.<br />
<strong>Wissen</strong> kompakt<br />
Yilmaz Akyürek, der „Vater<br />
der <strong>Osnabrücker</strong> Türken“ und<br />
Gründer des SC Türkgücü<br />
Yilmaz Akyürek kam 1965 als türkischer<br />
„Gastarbeiter“ nach Osnabrück. Er arbeitete<br />
bei der damaligen Spinnerei und<br />
Weberei F.H. Hammersen und engagierte<br />
sich in der kommunalen Schul- und Sportpolitik<br />
oder im Ausländerbeirat. 1987<br />
gehörte er zu den Gründungsvätern des<br />
SC Türkgücü, weil er türkischstämmigen<br />
<strong>Osnabrücker</strong>n eine Möglichkeit geben<br />
wollte, ihre kulturelle Identität<br />
zu wahren und gleichzeitig<br />
in der neuen Heimat Fuß<br />
zu fassen. Yilmaz Akyürek<br />
warb leidenschaftlich für<br />
das friedliche Miteinander<br />
von Menschen und Kulturen.<br />
1999 verlieh ihm<br />
die Stadt Osnabrück die<br />
Bürgermedaille für sein<br />
herausragendes Engagement,<br />
später wurde<br />
auch der jährlich zu vergebende<br />
Integrationspreis nach ihm<br />
benannt. Im März <strong>2015</strong> ging der „Yilmaz-<br />
Akyürek-Preis der Stadt Osnabrück“ an<br />
Prof. Dr. Reinhold Mokrosch.<br />
Der Name Akyürek ist aber auch beim<br />
SC Türkgücü noch immer aktuell. Yilmaz´<br />
Neffe Murat spielt seit Jahren erfolgreich<br />
in der 1. Mannschaft.<br />
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und Unternehmen! Jetzt anmelden:<br />
www.beachsoccer-tour.de<br />
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B I N<br />
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Wer schmiert sich<br />
Brühwürfel auf‘s Brot?<br />
Er gilt als der kleinste Kontinent der Welt, hat eine Bevölkerungsdichte<br />
von 2,9 Einwohner pro km 2 , politisch wählen gehen ist gesetzlich Pflicht<br />
und 90% der dort lebenden Tiere gibt es auf keinem anderen Kontinent:<br />
Australien. Der Name bedeutet „südliches Land“ und ist abgeleitet vom<br />
Lateinischen terra australis.<br />
Wir verlosen 5 x zwei Tageskarten<br />
für „Horses & Dreams <strong>2015</strong>“ bei<br />
unserem Kreuzworträtsel (Seite 50)!<br />
War Felix<br />
Nussbaum Fußballfan?<br />
Der in Osnabrück geborene Felix<br />
Nussbaum, der 1944 im KZ Auschwitz-<br />
Birkenau ermordet wurde, gilt als einer<br />
der wichtigsten Maler des 20. Jahrhunderts.<br />
Seine Bilder dokumentieren<br />
das dunkelste Kapitel der deutschen<br />
Geschichte und zeigen den Schrecken<br />
des Holocaust in ebenso beklemmenden<br />
wie aufrüttelnden Szenen.<br />
Austrralienflagge © daboost - Fotolia.com; Brühwürfel © Martina Osmy - Fotolia.com; Hof Kasselmann © Holger Schupp<br />
Wenn man in Australien mit dem Pferd<br />
unterwegs ist und Rast bei einem Lokal<br />
macht, ist dieses dazu verpflichtet, den<br />
Vierbeiner während des Aufenthalts<br />
unterzustellen und zu verpflegen! An<br />
diese gesetzlich verankerte Gastfreundlichkeit<br />
der Australier knüpfen die Veranstalter<br />
von „Horses & Dreams“ an<br />
und möchten vom 22. bis 26. April<br />
allen Fans des Reitsports<br />
einmal mehr ein guter<br />
Gastgeber sein.<br />
Seit 2006 präsentiert<br />
„Horses & Dreams“ jedes<br />
Jahr eine andere Nation<br />
mit ihren traditionellen,<br />
kulturellen und skurrilen<br />
Seiten. So waren<br />
schon der Oman, China,<br />
Amerika, Italien,<br />
Mexiko, Großbritannien,<br />
Russland und Brasilien zu Gast im<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land.<br />
Wo steht der „Big Ben“?<br />
Wir haben das Mottoland Australien im<br />
Vorfeld einmal etwas unter die Lupe genommen:<br />
Die Staatsfläche umfasst etwa<br />
7,7 Millionen Quadratkilometer, wobei<br />
die Mehrheit der Bevölkerung im östlichen<br />
Teil des Landes wohnt. Vom Outback,<br />
dem Bereich der großen Wüstengebiete<br />
Australiens, hat wahrscheinlich<br />
so ziemlich Jeder schon einmal gehört,<br />
doch wussten Sie auch, dass der Big Ben<br />
46<br />
in Australien steht? Wir geben zu: hier<br />
ist nicht der Londoner Glockenturm gemeint,<br />
sondern der höchste Berg Australiens,<br />
der sich mit 2.745 Meter auf der<br />
unbewohnten Insel Heard befindet. Der<br />
höchste Punkt des Kontinentes hingegen<br />
ist kein Berg, sondern die Carstensz-<br />
Pyramide (4.884 Meter) auf der Insel<br />
Neuguinea. Insgesamt zählt Australien<br />
drei Zeitzonen, wobei die Außeninseln<br />
teilweise in zusätzlichen<br />
Zeitzonen liegen.<br />
Woher haben „Kängerus“<br />
ihren Namen?<br />
Der Name des Springbeuteltieres<br />
soll auf einem<br />
verbalen Missverständnis<br />
beruhen. Auf die<br />
Frage „Was ist das für ein<br />
Tier?“ antworteten die<br />
Aborigines im 18. Jahrhundert den<br />
Europäern: „Gang-oo-roo?“, was soviel<br />
bedeutet wie „Ich verstehe dich nicht“.<br />
Und was war jetzt noch mit den Brühwürfeln?<br />
Das wohl berühmteste Lebensmittel<br />
in Australien ist „Vegemite“.<br />
Dieser Hefeextrakt, der meist als Brotaufstrich<br />
verwendet wird, schmeckt wie<br />
Suppenwürfel und darf auf keinem australischem<br />
Frühstückstisch fehlen! | AB<br />
Weitere Infos und Australien-Fakten:<br />
www.horses-and-dreams.de/<br />
Vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten<br />
widmete sich Nussbaum aber<br />
ganz anderen Themen. Er malte Porträts,<br />
Landschaften, Stadtansichten, Urlaubsbilder,<br />
Stillleben – oder auch Fußballer.<br />
Zwei dieser Arbeiten, die in der kritischen<br />
Kulturzeitschrift „Der Querschnitt – Das<br />
Magazin“ erschienen sind, deuten darauf<br />
hin, dass sich Nussbaum mit dem noch jungen<br />
Sport gut auskannte, ihm aber auch<br />
mit einer gehörigen Portion Humor begegnete.<br />
Das Ölgemälde „Fußball“ („Fußballkampf“),<br />
auf dem Abwehrspieler und Torwart<br />
den gegnerischen Stürmer nicht am<br />
Kopfball hindern können und nun eine für<br />
sie wohl unangenehme Flugbahn bestaunen<br />
müssen, entstand 1929. Das Original wurde<br />
vermutlich 1932 vernichtet, als Nussbaums<br />
Berliner Atelier bei einem Brandanschlag in<br />
Flammen aufging.<br />
In diesem Jahr entstand auch die Zeichnung<br />
in Gouache und Tusche mit dem Titel „Die<br />
Meistermannschaft“, die dann als Offsetdruck<br />
im „Querschnitt“ zu sehen war. Sie<br />
zeigt, den Füßen nach zu urteilen, mindestens<br />
14 Kicker, bei denen sich ein zentraler<br />
Körperteil bereits in runde Lederbälle verwandelt<br />
hat.<br />
Auch diese Vorlage ist verschollen, doch beide<br />
Magazinexemplare sind im Original vor<br />
einigen Monaten vom<br />
VfL-Fußballmuseum<br />
bei einem Antiquariat<br />
in Leipzig angekauft<br />
worden und jetzt in<br />
einer Ausstellungsvitrine<br />
zu bewundern.<br />
| TS<br />
Bildmaterial Nussbaum © VfL-Museum/Felix Nussbaum-Haus Osnabrück
Wer feiert mit Kartoffelrittern<br />
und Hüggelzwergen Geburtstag?<br />
Die Idee stammt bereits aus den 1960er Jahren, doch bis ein verlässlicher Träger für die Kulturarbeit<br />
in Stadt und Landkreis Osnabrück gegründet werden konnte, mussten viele Vorarbeiten<br />
geleistet und rechtliche Hürden überwunden werden. Am 24. Januar 1985 war es dann aber soweit:<br />
Der „Landschaftsverband Osnabrück e. V.“ nahm seine Arbeit auf. Heute heißt er „Landschaftsverband<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land e.V.“ und feiert in diesem Jahr bereits seinen 30. Geburtstag.<br />
Bildmaterial: © Landschaftsverband <strong>Osnabrücker</strong> Land e.V.<br />
Ort des<br />
Kultur-Spektakels:<br />
Die IburgWISSEN KOMPAKT:<br />
Welche Aufgaben hat<br />
der Landschaftsverband<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land e.V.?<br />
Der Landschaftsverband unterstützt Kulturschaffende<br />
mit Fördermitteln, die von<br />
der VGH und dem Land Niedersachsen<br />
kommen. Er führt aber auch eigene Kulturprojekte<br />
durch, so zum Beispiel das beliebte<br />
„Sommerflimmern – Kino auf dem<br />
Lande“ oder die „Regionale Bücherbörse<br />
für das <strong>Osnabrücker</strong> Land“. Seit seiner<br />
Gründung hat der LVO mehrere Millionen<br />
Fördermittel verteilt und zahlreiche<br />
unterschiedliche Kulturprojekte unterstützt<br />
oder überhaupt erst ermöglicht.<br />
Wie wird der<br />
30. Geburtstag gefeiert?<br />
Dass der LVO seinen runden Geburtstag<br />
mit vielen Kooperationspartnern und<br />
Antragstellern feiern will, versteht sich da<br />
von selbst. Am 25. April <strong>2015</strong> (11.00 bis<br />
18.00 Uhr) lädt er deshalb zu einem großen<br />
„Kultur-Spektakel auf der Iburg“ ein.<br />
Als Geschenke von den Partnern des LVO<br />
gibt es an diesem Tag zahlreiche Attraktionen<br />
und Angebote für alle Sinne der Geburtstagsgäste,<br />
für Groß und Klein, zum<br />
Schauen, Staunen, Schmecken, Essen,<br />
Trinken, Ausprobieren und Mitmachen<br />
(siehe Kasten „Programm-Highlights“).<br />
Die Besucher werden in der imposanten<br />
Anlage, wo sich seit 2006 auch die<br />
Geschäftsstelle des Landschaftsverbandes<br />
befindet, Kartoffelritter und Hüggelzwerge<br />
treffen. Aber auch Akrobaten<br />
des Zirkus Fantasia aus Fürstenau, Müller<br />
Manfred von der Wassermühle Bad<br />
Essen und der römische Feldherr Germanicus<br />
haben ihr Kommen zugesagt.<br />
Außerdem gibt es Präsentationen der<br />
Jägerschaft Osnabrück, des Tuchmacher<br />
Museums Bramsche, Infostände<br />
von Heimatbünden und Biolandwirten,<br />
ein Schnupper-Sommerflimmern, Filme,<br />
Kunstführungen und viele weitere Attraktionen.<br />
Der Eintritt zur Veranstaltung<br />
und die Teilnahme an den Aktionen<br />
sind kostenlos.<br />
Telefonische Auskunft erteilt der LVO<br />
unter 05403 / 72455-0, weitere Infos gibt‘s<br />
auch online unter www.lvosl.de. | RED<br />
Highlights beim Kultur-Spektakel<br />
Faszination Mikrokosmos<br />
Einer Heuschrecke ins Auge blicken und dem<br />
Haifisch auf den Zahn fühlen – per Mikroskop<br />
und fachkundiger Anleitung.<br />
Regionales Umweltbildungszentrum <strong>Osnabrücker</strong> Nordland<br />
und Artland-Gymnasium Quakenbrück<br />
Ich Germanicus!<br />
Feldherr, Priester, Superstar<br />
Germanicus entdecken und leibhaftig dem<br />
römischen Alltag nachspüren mit Rüstungen,<br />
Spielen, Speisen, Getränken – Mitmach-<br />
Angebote für Familien und Kinder.<br />
Varusschlacht im <strong>Osnabrücker</strong> Land –<br />
Museum und Park Kalkriese<br />
So ein Zirkus!<br />
Bunte Akrobatik in jeder Form. Vorführ- und<br />
Mitmachaktionen für alle Altersstufen.<br />
Zirkus Fantasia der IGS Fürstenau<br />
Korn schroten und mehr ...<br />
Mit dem Bad Essener Müller Manfred. Schroten<br />
mit dem Handmahlstein, Getreidesorten und<br />
Mühlenquiz für alle Altersstufen.<br />
Wassermühle Bad Essen<br />
Genoveva oder „Die weiße Hirschkuh“<br />
Theaterparodie – 5 Akte in 20 Minuten!<br />
Theaterbande Phoenix<br />
Die Kartoffelkomödie – Figurenspiel<br />
Ein deftiges Ritterdrama für Zuschauer ab 14<br />
Jahren. Kartoffeln kämpfen in einer Welt von<br />
Küchenutensilien um Macht und Liebe.<br />
Krokodil Theater, Hendrikje Winter & Max Schaetzke<br />
Filme, Filme, Filme<br />
Musik mit Trickfilm gefällig? Oder lieber etwas<br />
Historisches (so also sah es hier mal aus)? Oder<br />
doch lieber Hip Hop auf Plattdeutsch? Herzliche<br />
Einladung zum Schauen!<br />
Medienzentrum Osnabrück, Verein für Orts- und Heimatkunde<br />
Bad Iburg e. V., Plattsounds, junge philharmonie<br />
Osnabrück, SNAPBAXX Melle<br />
Los! für die Kultur<br />
Tombola mit attraktiven Preisen<br />
Landschaftsverband <strong>Osnabrücker</strong> Land e. V.<br />
47
HINTER DEN<br />
KULISSEN DES<br />
Ein Blick aus 21 Meter Höhe auf die Bühne<br />
Brandschutztür<br />
Hydraulische Anlage auf dem Schnürboden<br />
Der Eiserne Vorhang ist eine Rauch- und Feuerabdichtung, die auf deutschen Großbühnen<br />
seit 1889 Pflicht ist, nachdem es im 19. Jahrhundert mehrmals zu verheerenden Bränden kam.<br />
Denn „der Eiserne“, wie er vom Theaterpersonal liebevoll genannt wird, soll den Zuschauer<br />
vom Bühnenraum im Falle eines Feuers bzw. einer Rauchentwicklung abtrennen.<br />
In solch brenzligen Situationen kommt<br />
es auf jede Sekunde an – innerhalb von<br />
30 muss ein Eiserner Vorhang schließen<br />
können. Im Theater Osnabrück braucht<br />
er sogar nur 28 Sekunden. Die Sicherheitseinrichtung,<br />
die im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Theater am Domhof fast so viel wiegt wie<br />
eine Elefantenkuh, nämlich zwei Tonnen,<br />
ist zehn Meter hoch. Im Falle eines Brandes<br />
hält der Eiserne <strong>Osnabrücker</strong> dem<br />
Feuer also zwei Stunden stand. Darüber<br />
gibt die Brandschutzbezeichnung „F120“<br />
Auskunft.<br />
Geöffnet und geschlossen wird der Eiserne<br />
über eine hydraulische Anlage auf dem<br />
Schnürboden, der 21 Meter über dem<br />
Bühnenboden liegt. Dort ist zum Beispiel<br />
auch der Seilzug für den großen roten<br />
Theater-Vorhang untergebracht.<br />
Der Eiserne wird zum Schichtende<br />
der Techniker um 23.00 Uhr heruntergelassen<br />
und zum Schichtbeginn um 8.00<br />
Uhr wieder geöffnet.<br />
Der Zuschauer kann den Vorhang übrigens<br />
in einigen Theaterproduktionen im<br />
geschlossenen Zustand sehen. Dies war<br />
zuletzt in „Das Leben der Insekten“ der<br />
Fall.<br />
In deutschen Theatern darf an den<br />
Eisernen Vorhang weder etwas angehängt,<br />
noch darf er bemalt werden.<br />
Österreich aber hat andere Regelungen.<br />
Der Eiserne Vorhang der Wiener Staatsoper<br />
wird seit 1998 zu jeder neuen Spielzeit<br />
von einem anderen Künstler gestaltet,<br />
somit wird auch die Brandschutzeinrichtung<br />
in das Kulturprogramm integriert.<br />
| LM<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Kleinbühnen<br />
Kleinbühnen < 200 m² Szenenfläche<br />
und ohne Schnürboden haben eine<br />
Brandschutzvorrichtung aus Glasfasergewebe,<br />
die meistens „F60“ ist,<br />
dem Feuer also 60 Minuten - eine<br />
Stunde - standhalten kann.<br />
Bilder © Laura Munzel<br />
48
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
"<br />
Hallo, wi e geht‘s?“<br />
Ein Mann schreibt eine Postkarte. Doch eigentlich wartet<br />
er seit neun Jahren auf einen Brief, den ihm Mathilde versprochen<br />
hat.<br />
Bild: Javier Pérez de Cuéllar, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Javier_P%C3%A9rez_de_Cu%C3%A9llar.JPG; Unterschriftenbilder: Stadt Osnabrück<br />
Ob das ersehnte Schreiben noch<br />
kommt, ist einigermaßen unklar, denn<br />
die Dame ist mittlerweile „Ehrwürdige<br />
Klosterfrau“ auf dem Calvarienberg<br />
in Ahrweiler.<br />
Neben dem geheimnisvollen Inhalt<br />
weist diese Karte zwei Besonderheiten<br />
auf. Als sie im Juli 1905 nach Rheinland-Pfalz<br />
geschickt wurde, gehörte<br />
Sutthausen noch nicht zur Stadt Osnabrück<br />
und besaß als Teil der Gemeinde<br />
Holzhausen einen eigenen Poststempel.<br />
Wer trug sich ins<br />
Goldene Buch ein?<br />
Teil 9: Javier Pérez de Cuéllar<br />
Die Vorderseite zeigt die „Katholische<br />
Domschule am Herrenteichswall“,<br />
heute kurz Domschule Osnabrück<br />
genannt. Das Schulgebäude<br />
wurde 1891 eingeweiht. 1905 kam<br />
ein weiterer Trakt an der Riedenstraße<br />
hinzu, die im Laufe der Zeit<br />
in den Erich-Maria-Remarque-<br />
Ring umgewandelt wurde. | TS<br />
Der peruanische Diplomat Javier Pérez de Cuéllar<br />
wurde 1982 Generalsekretär der Vereinten<br />
Nationen. Er vermittelte in einer Vielzahl bewaffneter<br />
Konflikte – auf den Falkland-Inseln und in<br />
Afghanistan, in Angola oder im Irak.<br />
Seine Bemühungen waren nicht immer von Erfolg gekrönt, trotzdem<br />
wuchs in de Cuéllars Amtszeit, vor allem nach dem Fall des<br />
Eisernen Vorhangs, die Bedeutung der UN als Zentrum des internationalen<br />
Krisenmanagements.<br />
Am 10. Juli 1986 verlieh die Universität Osnabrück dem studierten<br />
Juristen die Ehrendoktorwürde. Mit seiner Frau Marcela trug er<br />
sich an diesem Tag auch in das Goldene Buch ein, ehe ein Bankett<br />
im Rittersaal von Schloss Iburg den Besuch abrundete.<br />
Die hiesige Universität war eine von gut 20 Universitäten, die das<br />
Engagement des bis 1991 amtierenden Generalsekretärs mit der<br />
Ehrendoktorwürde ehrten. Zwei Jahre nach seinem Aufenthalt in<br />
Osnabrück wurde Javier Pérez de Cuéllar nach Stockholm eingeladen<br />
und – stellvertretend für die UN-Blauhelme – mit dem Friedensnobelpreis<br />
ausgezeichnet. | TS<br />
49
Wie viel <strong>Wissen</strong><br />
steckt in Ihnen?<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Wo steht<br />
die Toilette<br />
„heulende<br />
Wölfe“?<br />
Farbe von<br />
Flamingos<br />
Symbol<br />
des Todes<br />
4<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
Pasta<br />
Reaktionszeit<br />
auf<br />
unvorhersehbare<br />
Gefahr<br />
Abtragung<br />
von Boden<br />
Abkürzung<br />
Sportverein<br />
1<br />
Adelssitz in<br />
Schledehausen<br />
2<br />
Tourismusmagnet<br />
in<br />
Osnabrück<br />
Abkürzung<br />
für Großbritannien<br />
Gegenteil<br />
von nett<br />
Welche<br />
Tröpfcheninfektion<br />
Stadt in<br />
diente als<br />
Japan<br />
„Waffe“?<br />
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Stapelchips<br />
(Marke)<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
trotzdem<br />
12<br />
6<br />
Flugunfähiger<br />
Der neuesten<br />
Zeit<br />
Seevogel<br />
der Südhalbkugel<br />
zuzurechnen<br />
Mediz.<br />
Versorger<br />
für Kinder<br />
Elekt. Verfahren<br />
zur<br />
Aufnahme<br />
Redewendung:<br />
„ums ...“<br />
Sportart im<br />
Schnee<br />
11<br />
5<br />
Regelt<br />
deutsches<br />
allgemeinen<br />
Privatrecht<br />
Errichtung<br />
im Bergbau<br />
Pflanze<br />
unter<br />
Wasser<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
Ausgabe<br />
im TV<br />
Mitglied<br />
des<br />
„Kreisauer<br />
Kreises“<br />
8<br />
Wo landen<br />
„Punkte“<br />
beim<br />
Autofahren?<br />
Neuseeländische<br />
Rhythmen<br />
9<br />
Gebäude<br />
komplett<br />
aus Stein<br />
gebaut<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
Luftschutzstollen<br />
–<br />
10<br />
3<br />
Abkürzung<br />
für jeweils<br />
Straße<br />
des ersten<br />
Krankenhauses<br />
Osnabrücks<br />
7<br />
Lösungswort:<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
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