Nr. 10 (II-2015) - Osnabrücker Wissen
Nr. 10 (II-2015) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 10 (II-2015) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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<strong>Nr</strong>. <strong>10</strong> · kostenlos · Ausgabe <strong>II</strong> / <strong>2015</strong><br />
www.osnabruecker-wissen.de<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
KOSTENLOS!<br />
16<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie wird ein Autohaus zur Erlebniswelt?<br />
20<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Wie nachhaltig ist die Hochschule?<br />
37<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
Wo sind Gurken unerwünscht?<br />
54<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
Wer reist durch die Wunderwelt der Bücher?
IMPRESSUM<br />
Ein Medienprojekt der<br />
Medienagentur KreativKompass<br />
UG (haftungsbeschränkt)<br />
Geschäftsführer: Stephan Buchholz<br />
Natruper Straße 23<br />
49076 Osnabrück<br />
Telefon: +49 541 / 440 220 03<br />
E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />
Internet: www.kreativkompass.de<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Hochschule Osnabrück<br />
Projektverantwortlich:<br />
Prof. Volker Gehmlich und<br />
Abigail Joseph-Magwood<br />
www.hs-osnabrueck.de<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur:<br />
Dr. Thorsten Stegemann (TS)<br />
Weitere Redaktionsmitglieder<br />
dieser Ausgabe:<br />
Mona Algner (MA)<br />
Yörn Kreib (YK)<br />
Ebba Ehrnsberger (EE)<br />
Hendrik Budke (HB)<br />
Jonas Janßen (JJ)<br />
Olga Lir (OL)<br />
Meike Key (MK)<br />
Lisann Maahs (LM)<br />
Theresa Rollmann (TR)<br />
Vivian Zippelius (VZ)<br />
Stephan Buchholz (StB)<br />
Juliana Schnuck (JS)<br />
Beiträge der Redaktion (RED)<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Ein Medienprojekt von:<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
Gastbeiträge:<br />
Barbara Kahlert (BK)<br />
Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Hanna Rickert (HR)<br />
Zoo Osnabrück<br />
Bodo Zehm (BZ)<br />
Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
Marius Miche (MM)<br />
Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
Abigail Joseph-Magwood (AJM)<br />
Hochschule Osnabrück /<br />
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften<br />
MUSEUM<br />
INDUSTRIEKULTUR<br />
OSNABRÜCK<br />
BILDMATERIAL<br />
Fotografin Jana Lange<br />
www.jana-fotografiert.de<br />
www.fotolia.com, www.istock.com<br />
und siehe Bildnachweise<br />
Titelcollage: fotolia.com -<br />
Ernte © Production Perig; Spaten © lesniewski;<br />
Sonnenblume © Marek Gottschalk<br />
GESTALTUNG<br />
Stephan Buchholz, Juliana Schnuck<br />
DISTRIBUTION<br />
Sebastian Buchholz<br />
DRUCK & PRODUKTION<br />
Levien-Druck GmbH<br />
Eduard-Pestel-Straße 16<br />
49080 Osnabrueck<br />
Telefon: +49 5 41 / 9 59 29-0<br />
Internet: www.levien.de<br />
REDAKTIONSSCHLUSS<br />
Juli <strong>2015</strong><br />
COPYRIGHT<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Veröffentlichung im<br />
Internet oder Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach<br />
vorheriger schriftlicher Genehmigung der Medienagentur<br />
KreativKompass UG (haftungsbeschränkt). Trotz sorgfältiger<br />
Prüfung keine Gewähr für eventuelle Druckfehler.
EDITORIAL<br />
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„Der Garten ist der letzte Luxus<br />
unserer Tage, denn er erfordert das,<br />
was in unserer Gesellschaft<br />
am kostbarsten ist:<br />
Zeit, Zuwendung und Raum.“<br />
Dieter Kienast<br />
(1945-1998, Schweizer Landschaftsarchitekt)<br />
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Neueröffnung!<br />
Komplett neue Ausstattung<br />
im Geräte- und Cardiopark inkl.<br />
Multifunktionsturm.<br />
in dieser Ausgabe werfen wir einen Blick in einige der schönsten und interessantesten<br />
Gärten der Region. Sie befinden sich am Südhang des Gertrudenberges,<br />
in Schwagstorf oder an der Bramscher Straße. Begleiten Sie uns durch viele<br />
blühende Klein-Landschaften und erfahren Sie, wann das große <strong>Osnabrücker</strong><br />
Gurken-Casting über die grüne Bühne geht.<br />
Mit der Stadt- und Kreisarchäologie, die <strong>2015</strong> ihren 40. Geburtstag feiert,<br />
geben wir gleich neun spannende Antworten auf die Frage, wo sich Osnabrücks<br />
magische Orte befinden. Außerdem wollten wir wissen, wie nachhaltig die Hochschule<br />
ist, wann Pocahontas Urlaub am Dümmer machte, wie man als Rollstuhlfahrer<br />
eine internationale Tanzkarriere starten kann und auf welchen verschlungenen<br />
Wegen die größte Hüpfburg der Welt nach Wallenhorst kam.<br />
Wir wünschen Ihnen sonnige Wochen, viel Spaß beim Lesen und beim Auflösen<br />
unseres Gewinnspiels, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Deshalb<br />
haben wir mit unseren Partnern auch diesmal wieder attraktive Preise für Sie<br />
zusammengestellt. Mehr dazu am Magazinende.<br />
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anmelden!<br />
8,- € mtl.<br />
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Herzlichst,<br />
Dr. Thorsten Stegemann<br />
Chefredakteur<br />
Stephan Buchholz<br />
Herausgeber<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Turnerbund<br />
Obere Martinistraße 50<br />
49078 Osnabrück<br />
P.S.: Haben Sie sich schon auf facebook mit uns verbunden?<br />
Über 4.300 User finden bereits auch online neue Fragen & Antworten aus<br />
der Region - einfach „liken“ und noch mehr Zusatzinfos bekommen:<br />
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Telefon 0541/45441<br />
E-Mail athleticum@otb.de<br />
www.otb.de/athleticum
GRUSSWORT<br />
Hallo <strong>Wissen</strong>de,<br />
wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum?<br />
Wer nicht fragt bleibt dumm!<br />
Dieser Reim aus der „Sesamstraße“<br />
begleitete viele von uns<br />
schon in Kindertagen oder später<br />
als Eltern – und heute vielleicht sogar<br />
als Großeltern.<br />
Gerade bei Kindern ist der Durst<br />
nach <strong>Wissen</strong> besonders ausgeprägt.<br />
Sie erkunden die Welt mit<br />
„Kinderaugen“ – ganz ohne Vorbehalte<br />
und offen für alles.<br />
Die Welt ein Stück weit besser verstehen<br />
zu wollen, vielleicht auch<br />
mit „Kinderaugen“ immer wieder<br />
neu zu entdecken, macht auch Erwachsenen<br />
Spaß und hält uns jung.<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ knüpft<br />
hier an – und entfaltet seine<br />
Alleinstellung durch seine „lokale“<br />
Ausrichtung. Die Zusammenarbeit<br />
und der Austausch mit<br />
lokalen Akteuren u.a. aus den<br />
Bereichen Hochschule, Wirtschaft,<br />
Verwaltung und Kultur<br />
sorgt dafür, dass wir unsere<br />
Region mit anderen Augen – mit<br />
Kinderaugen – neu entdecken und<br />
erleben.<br />
Der <strong>Osnabrücker</strong> Zoo macht<br />
hier gerne mit. Wie schlafen Fische?<br />
Warum haben Giraffen<br />
eine lange Zunge und Pelikane<br />
einen so großen Kehlsack? Warum<br />
stehen Flamingos auf einem<br />
Bein? All diese Fragen wurden<br />
in den bisherigen Ausgaben<br />
von „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ gestellt<br />
und ebenso informativ wie<br />
unterhaltsam beantwortet. Frei<br />
nach dem Motto „Wer nicht fragt<br />
bleibt bei dumm“! Weiter so!<br />
Tierisch-herzliche Grüße<br />
Andreas Busemann<br />
Geschäftsführer des Zoos Osnabrück<br />
INHALT<br />
Welche Fragen zur <strong>Osnabrücker</strong> Region<br />
beantworten wir in dieser Ausgabe?<br />
TOPTHEMA<br />
Machen Gärten glücklich? 5<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie hoch ist das Nutzungspotenzial des FMO? 12<br />
Wen sollte ein Kübel retten? 14<br />
Wie wird ein Straßenverkäufer zum Marktführer in Europa? 15<br />
Wie wird ein Autohaus zur Erlebniswelt? 16<br />
Was macht ein Wasserrückgewinner? 19<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Wie nachhaltig ist die Hochschule? 20<br />
Wie funktioniert modernes Projektmanagement? (Teil 3) 22<br />
Wer bietet kurzfristig Arbeitsraum? 23<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Wer tourt durch Osnabrück? 25<br />
Was sind Samtgemeinden? 26<br />
Wo stand eines der ältesten Krankenhäuser<br />
in Osnabrück? (Teil 2) 26<br />
Was wurde in Rulle gerodet? (Teil 3) 29<br />
Wo liegen Osnabrücks magische Orte? 30<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Wer schafft geschützte Lebenszeit? 32<br />
Wer vertritt lange Menschen? 34<br />
Welcher berühmte Weg führt durch Osnabrück? 35<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
Wo sind Gurken unerwünscht? 37<br />
Wie scharf ist Sambal Olek? 38<br />
Wie viel Popcorn braucht das Kino? 39<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
<strong>10</strong> AUFGEWECKT<br />
DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Woher kommt der Hopfenlümmel? 40<br />
NATUR & UMWELT<br />
Welche Pfeilgiftfrösche sind nicht giftig? 42<br />
Welcher Aussichtsturm wurde nach einer<br />
Königin benannt? 43<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wer kickt in der Region? 44<br />
Wie fit ist Osnabrück? 45<br />
Wie wurde die Schlaganfall-Behandlung revolutioniert? 46<br />
Wer tanzt im Rollstuhl? 48<br />
Durfte Bauer Gruth als Heilpraktiker arbeiten? 50<br />
KUNST & KULTUR<br />
Wann machte Pocahontas Urlaub am Dümmer? 51<br />
Wer Loest die Probleme? 52<br />
Wieso flimmert‘s auf dem Lande? 53<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
Was macht Willi so besonders? 54<br />
Wer reist durch die Wunderwelt der Bücher? 54<br />
Wo fliegt man am höchsten? 56<br />
SCHÖNE GRÜSSE<br />
Hallo, wie geht‘s? 57<br />
Wer trug sich ins Goldene Buch ein? 57<br />
RÄTSELN & GEWINNEN<br />
Wie viel <strong>Wissen</strong> steckt in Ihnen? 58<br />
4
TOPTHEMA<br />
Buchsbaumhecken mit Irokesenschnitt, Kartoffeln setzen mit Spaten in der einen und<br />
Smartphone in der anderen Hand, Biogemüse in Plastikcontainern, Deutsche Scholle,<br />
Urban Gardening, TomatOS - und im Kultursommer <strong>2015</strong> lädt die Stadt Osnabrück auch<br />
noch zum kreativen Dialog im Grünen. Die spinnen die <strong>Osnabrücker</strong> Gärtner, oder?<br />
Garten © VRD, Gartenutensilien © Christian Müller, Fotolia.com<br />
Erwin Kuhn ist gelernter Frisör und<br />
hatte von Pflanzen und Gärten kaum<br />
eine Ahnung, als er mit Gudrun Anfang<br />
der 70er-Jahre zur Hochzeitsreise<br />
aufbrach. In einem norddeutschen Arboretum<br />
traf die beiden der grüne Pfeil.<br />
Seitdem dreht sich in ihrem gemeinsamen<br />
Leben fast alles um ihren Garten.<br />
Wie stylt man eine<br />
Buchbaumhecke?<br />
1975 kauften sie bei Schwagstorf ein<br />
4.000 qm großes Grundstück mit natürlichem<br />
Bachlauf. Rasch füllte sich<br />
die ehemalige Bullenweide mit ansehnlichen<br />
Gehölzen. „Es musste auf<br />
jeden Fall etwas ganz Besonderes sein“,<br />
erklärt Kuhn. „Wir fingen einfach an,<br />
sammelten Pflanzen und Erfahrungen<br />
während der Arbeit im Garten. Gepflanzt<br />
und gestaltet haben wir aus dem<br />
Bauch heraus“, lacht er. Nachdem die<br />
Sammelleidenschaft für exotische Gehölze<br />
befriedigt war, stürzten sich die<br />
beiden auf die Jagd nach seltenen Rhododendren.<br />
Vorzugsweise entlang des<br />
Bachlaufs brennen sie Jahr für Jahr im<br />
Frühling ein wahres Farbfeuerwerk ab.<br />
Danach mussten Raumteiler, im Gärtnerlatein<br />
als Hecken bezeichnet, her.<br />
Diese originell frisierten Pflanzelemente<br />
durchziehen und gliedern den Garten<br />
und schaffen die unterschiedlichsten<br />
Räume wie z.B. einen alten Thingplatz,<br />
Kaffeegarten und Laubengänge. Das<br />
markante Styling einer Buchsbaumhecke<br />
– ist es nun eine Raupe oder ein<br />
Drache? - lässt die berufliche Vergangenheit<br />
Kuhns wieder aufleben.<br />
5
TOPTHEMA<br />
Aus der Bullenweide ist ein Gartentraum geworden – im Garten von Gudrun und Erwin Kuhn in Ostercappeln-Venne.<br />
Fast 40 Jahre später zieht der Garten von<br />
Erwin und Gudrun Kuhn jedes Jahr<br />
etwa 600 Besucher an. Genießen, Klönen<br />
und Fachsimpeln – Gärtner sind in aller<br />
Regel sehr kommunikative Menschen.<br />
Das Ehepaar Kuhn macht da keine Ausnahme.<br />
Mit großer Begeisterung und<br />
Warmherzigkeit begrüßen sie alljährlich<br />
an drei Tagen im Rahmen des „Offenen<br />
Gartentores“ eine immer zahlreicher<br />
werdende Schar von Gartenliebhabern.<br />
Neben Kuhn sind inzwischen über 40<br />
weitere Gartenbesitzer bei dieser beliebten<br />
Veranstaltung dabei. Die Idee<br />
stammt ursprünglich aus Großbritannien.<br />
Den Startschuss in Osnabrück<br />
und Umgebung lieferte die Fachhochschule<br />
Osnabrück 1999. Zwischen<br />
Mai und September öffnen die stolzen<br />
Gärtner an frei wählbaren Sonntagen<br />
ihr persönliches Paradies dem interessierten<br />
Publikum. In vielen Gärten<br />
werden die botanischen Raritäten<br />
mit Kunstwerken kombiniert, kunstvolle<br />
Teichanlagen, beeindruckende<br />
Fuchsiensammlungen, der grünen<br />
Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.<br />
Und immer wieder kommt es dabei zu<br />
folgenschweren Infektionen. Erst kürzlich<br />
sei wieder einer seiner Besucher vom<br />
Gärtnervirus befallen worden, grinst<br />
Kuhn. Jetzt helfe er ihm bei der Anlage<br />
eines imposanten Gräser-Gartens.<br />
Die Teilnahme am „Offenen Gartentor“<br />
als Gastgeber steht im Prinzip jedem<br />
offen. Es gibt keine Standardkriterien,<br />
aber die Gärten sollten gestaltet sein und<br />
eine persönliche Note aufweisen. Reiner<br />
Wildwuchs hat hier keine Chance.<br />
Kulturarbeit oder<br />
HauRuck-Gärtnerei?<br />
Denn Garten bedeutet Kulturland, betont<br />
Professor Christoph Repenthin.<br />
Der Landschaftsarchitekt ist einer der<br />
grünen Enthusiasten, die seit 1989 am<br />
Südhang des Gertrudenberges den Naturgarten<br />
des Bundes für Umwelt- und<br />
Naturschutz (BUND) entwickelt haben,<br />
eine grüne Oase umgeben von Kleingärten<br />
und einem selten alten Baumbestand.<br />
Der BUND verdankt dieses ökologische<br />
Kleinod der Erbschaft zweier pensionierter<br />
Lehrerinnen. Repenthin erinnert<br />
sich noch gut an die erste Begehung der<br />
beiden Gärten: „Die undurchdringliche<br />
Weißdornhecke zwischen den beiden<br />
6
TOPTHEMA<br />
Gärtnerlatein – Josef Hugenberg (Vorsitzender BUND Osnabrück), Marie Bardelmeier (Projektstelle Umwelt aktiv)<br />
und Prof. Christoph Repenthin blättern im Gartentagebuch.<br />
Grundstücken war nur mit Hilfe einer<br />
sehr langen Leiter zu überwinden – und<br />
dann standen wir in einer endlos scheinenden<br />
hüfthohen Gierschplantage.“<br />
Das markante Laub sowie die dekorativen<br />
weißen Blütenstände des von vielen<br />
Gärtnern argwöhnisch beäugten,<br />
Ausläufer treibenden Unkrautes haben<br />
auch heute noch ihren Platz im Naturgarten.<br />
Aber die zwölf hier wirtschaftenden<br />
Ökogärtner halten das Kraut in<br />
Grenzen.<br />
Gepflegt wird hier stattdessen eine<br />
sympathisch pragmatische Variante<br />
des Ökogärtnerns, die sowohl heimischen<br />
als auch exotischen Pflanzen ihren<br />
Raum lässt. Johannis-, Stachel- und<br />
Himbeeren, stachellose Brombeeren,<br />
heimische, wunderbar duftende Mondviolen,<br />
Brennesseln, Akelei, Schöllkraut<br />
und Exoten wie die Riesenanemone<br />
kommen hier bestens miteinander klar.<br />
Nur beim Blick auf die rasant wachsenden<br />
Hopfenschlingen zuckt Repenthin<br />
etwas zusammen. „Ein schöner,<br />
aber manchmal lästiger Gesell. Ihm ist<br />
kaum beizukommen, die Wurzeln sind<br />
wie Gummi, der Spaten rutscht einfach<br />
dran ab.“<br />
Gerade um derartige Erfahrungen aber<br />
geht es den BUND-Gärtnern. Statt der<br />
weit verbreiteten HauRuck-Gärtnerei<br />
(Anlegen, Pflanzen, Pflastern, fertig)<br />
geht es hier um das Aufspüren und Beobachten<br />
von Entwicklungen über mehrere<br />
Vegetationsperioden hin. Die Pflanzen<br />
erhalten Zeit, sich zu entwickeln. In<br />
manchen Fällen müsse man einfach akzeptieren,<br />
dass Pflanzen an bestimmten<br />
Standorten keine Chance haben. In den<br />
drei Gartenbereichen können die Besucher,<br />
darunter auch viele Kindergartenund<br />
Schulklassen, die unterschiedlichen<br />
menschlichen Einflüsse nachvollziehen.<br />
Ein kleiner Urwald zeigt deutlich, was<br />
passiert, wenn die Gärtner<br />
ihre Arbeit komplett einstellen.<br />
Der natürliche Aufwuchs<br />
aus Bergahorn, Kirsche,<br />
Esche, Haselnuss, Brombeere<br />
und Efeu kämpft ums Licht.<br />
Eine natürliche Artenverarmung<br />
ist die Folge.<br />
Auf mehreren extensiv genutzten Grünlandflächen<br />
wird ein- bis zweimal jährlich<br />
die Sense angesetzt. Gartengeräte, die<br />
Lärm und Abgase produzieren, sind hier<br />
selbstverständlich verboten. Artenreiche<br />
Wiesen sind die herrlich anzuschauenden<br />
Resultate. Die Bewohner der beiden<br />
Bienenstöcke auf dem Grundstück profitieren<br />
ohne Zweifel davon.<br />
Noch bunter, exotischer und nahrhafter<br />
wird es auf den intensiv genutzten<br />
Flächen. Blütenstauden, Farne, Kräuter,<br />
Gemüse und Obst wechseln einander ab.<br />
Hier wird auf trockenen und schattigen<br />
Standorten experimentiert, eine Garten<br />
AG des Carolinums hat ein Hochbeet<br />
fertig gestellt, es wird gejätet, gewässert<br />
und es wird natürlich geerntet.<br />
Die jährliche gemeinsame Obsternte<br />
ist ein absolutes Highlight jeder Gartensaison.<br />
Die Äpfel und Birnen werden<br />
zu Saft verarbeitet. Josef Hugenberg,<br />
1. Vorsitzender des BUND Osnabrück,<br />
schwärmt vor allem von der selbstgemachten<br />
Mirabellenmarmelade – und<br />
seine Augen leuchten dabei.<br />
Bilder © BUND, Tomatos, Kuhns Garten offenes Gartentor<br />
7
TOPTHEMA<br />
Wie viele Kleingärten<br />
begrünen Osnabrück?<br />
Diese Freude am Gärtnern versucht der<br />
BUND insbesondere dem gärtnerischen<br />
Nachwuchs in Kindergärten und Schulen<br />
näher zu bringen. Bei Ferienpassaktionen,<br />
Abenteuertag mit Lagerfeuer und<br />
Kartoffelfest sollen Kinder und Jugendliche<br />
im BUND-Garten am Gertrudenberg<br />
für die Natur begeistert werden.<br />
Um diese Zielgruppe bemühen sich nach<br />
Auskunft des <strong>Osnabrücker</strong> ServiceBetriebs<br />
auch die sieben Kleingärtnervereine<br />
in der Stadt Osnabrück. In ihren etwa<br />
2.700 Kleingärten sei der Anteil jüngerer<br />
Pächter, von Familien mit Kindern, immer<br />
noch optimierungsfähig.<br />
Neben den vereinsgebundenen Kleingärten<br />
existieren in der Stadt ca. 2.500<br />
sonstige Kleingärten. Insgesamt beackern<br />
die Kleingärtner eine Fläche<br />
von ca. 2<strong>10</strong> ha (80 ha entfallen auf die<br />
nicht vereinsgebundenen Gärten, wie<br />
z.B. auch den Naturgarten des BUND).<br />
Längst aber hat sich der Zuschnitt der<br />
Kleingartenarbeit komplett geändert.<br />
Ging es in den Anfängen um ökonomische<br />
Zwänge, nämlich die überlebenswichtige<br />
Produktion von Obst und Gemüse,<br />
stehen heute eher die ökologische<br />
und soziale Funktion im Vordergrund.<br />
Den meisten dient der Kleingarten als<br />
Ort der Erholung, die Gartenarbeit<br />
eher als wohltuender Ausgleich zu Bildschirmarbeit<br />
und Stress. Daneben erfüllen<br />
die Kleingartenanlagen aber auch<br />
eine wichtige Naherholungsfunktion<br />
für alle <strong>Osnabrücker</strong>: Immerhin sind die<br />
Kleingartenanlagen durchzogen von öffentlichen<br />
Wegen.<br />
Wo wird der Garten<br />
zum sozialen und<br />
kulturellen Treffpunkt?<br />
Einen anderen Weg des gemeinsamen<br />
Gärtnerns hat der 2012 gegründete Verein<br />
TomatOS eingeschlagen. „Weniger<br />
Regeln, kleinere Flächen, mehr Gemeinschaft“,<br />
skizziert Vereinsvorsitzender<br />
Ulrich Voss die praktizierte Ausrichtung<br />
des Vereins am Urban Gardening.<br />
Die Begegnung mit dem Vorzeigeprojekt<br />
„Prinzessinnengarten“ in Berlin-Kreuzberg<br />
hinterließ bei Voss und seinen<br />
Mitstreitern nachhaltige Wirkung.<br />
Diese Kombination von Natur und<br />
Kultur in der Stadt begeisterte sie.<br />
„Das muss doch auch<br />
in<br />
Osnabrück funktionieren“.<br />
Um ein Bewusstsein<br />
zu<br />
schaffen für<br />
seltene Gemüsesorten,<br />
Selbstversorgung oder die<br />
Produktion von Gemüse will der Verein<br />
zum Nachdenken anregen: Was wird wo<br />
und wie produziert? Wer verdient daran<br />
und wer trägt die Kosten? Wie kann ich<br />
selbst aktiv an den bestehenden Prozessen<br />
etwas ändern? Große Themen,<br />
denen man aber beim gemeinsamen<br />
Gärtnern ohne große Hemmschwelle<br />
näher kommt. Man tauscht eben nicht<br />
nur Pflanzen sondern auch Meinungen<br />
und Erfahrungen.<br />
Seit 2013 hat TomatOS e.V. seinen eigenen<br />
Gemeinschaftsgarten in der Bramscher<br />
Straße 93-95 (in direkter Nachbarschaft<br />
des Hasefriedhofs) auf dem<br />
Gelände des seit über 135 Jahren hier<br />
angesiedelten Gartenbaubetriebes. Der<br />
Garten fungiert auch als sozialer Ort,<br />
der Menschen unterschiedlichster Kulturen<br />
offen steht, und als Standort für<br />
kulturelle Veranstaltungen.<br />
Im Rahmen des Kultursommers <strong>2015</strong><br />
lädt TomatOS im Anschluss an<br />
die vier „Kulturspaziergänge<br />
auf dem<br />
Hasefriedhof“ von<br />
Juni bis August<br />
zum Kennenlernen<br />
und zur<br />
Besichtigung<br />
des Anbaugeländes<br />
ein. Aber<br />
auch sonst können<br />
Bilder © BUND, TomatOS, Kuhns Garte; Arrosoir, griffe de jardin et transplantoir sur fond blanc 1 © He2, fotolia.com<br />
8
TOPTHEMA<br />
Interessierte jeweils sonntags zwischen<br />
16.00 und 18.00 Uhr oder an Wochentagen<br />
„auf gut Glück“ vorbeischauen.<br />
Gegärtnert wird in einem Gewächshaus<br />
auf Pflanztischen, die in nicht gegeneinander<br />
abgegrenzte Parzellen von 11<br />
qm aufgeteilt sind, im Freilandbereich<br />
auf einer gemeinsam genutzten Fläche<br />
von 70 qm, sowie auf dem Innenhof des<br />
Firmengrundstücks.<br />
Was kostet das<br />
gemeinsame Gärtnern?<br />
Die Regeln beim Gemüseanbau sind auf<br />
ein Minimum reduziert, zum Beispiel<br />
sollte ökologisch gegärtnert werden und<br />
Wasserhähne sind nach Gebrauch zu<br />
schließen. Ansonsten kann jeder machen,<br />
was er will.<br />
Die Pacht (zu zahlen an den Verein<br />
TomatOS, der wiederum die Flächen<br />
von der Eigentümerin Blumen Kersten<br />
gepachtet hat) beläuft sich auf 0,70<br />
Euro pro qm (Gewächshaus) bzw. 0,50<br />
Euro pro qm auf der Freilandfläche -<br />
jeweils inkl. Strom und Wasser. Um<br />
eine Parzelle zu mieten, muss man<br />
Mitglied im Verein sein, kann aber<br />
natürlich auch Bekannte und Freunde<br />
mitbringen.<br />
Die Mitglieder / Pächter sind sowohl Studenten<br />
als auch Familien und Rentner,<br />
Singles genauso wie Paare. Sie kommen<br />
nicht nur aus Osnabrück, sondern auch<br />
aus Belm. Manche nehmen also wirklich<br />
weite Wege auf sich (in der Regel mit dem<br />
Rad), um in „ihren“ Garten zu gelangen.<br />
Manche haben auch einen eigenen Garten<br />
zu Hause, dort sind sie aber alleine<br />
und hier treffen sie immer andere Menschen.<br />
Die Gemeinschaft ist für viele der Mitglieder<br />
ein ganz wesentlicher Aspekt.<br />
Hier lässt sich hervorragend über Kartoffeln,<br />
Salat, Tomaten, Brennesselbrühe,<br />
Aussaattermine und alle anderen<br />
Themen debattieren und natürlich auch<br />
gemeinsam feiern. Man kann Pflanzen<br />
untereinander austauschen, Erfahrungen<br />
teilen und den Garten auch einfach nur<br />
genießen.<br />
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<strong>Osnabrücker</strong><br />
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Garten an?<br />
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Zubereitung:<br />
, Tonic Water und<br />
Eiswürfel in ein Longdrinkglas<br />
geben. Ein<br />
bis zwei Salbeiblätter<br />
im Glas unterstreichen<br />
das besondere Aroma<br />
des Organic Gin.<br />
9
TOPTHEMA<br />
Bild Cucumber vegetable isolated © Natika, fotolia.com; Figur und Gartendekoration © BUND, TomatOS<br />
Was ist ein<br />
Gurken-Casting?<br />
Das Ziel des Urban Gardening,<br />
die scheinbaren Gegensätze von Stadt<br />
und Natur zusammenzuführen, spiegelt<br />
sich auch im Garten von TomatOS<br />
wider. „Spaten und Smartphone, der<br />
Wunsch nach Bodenständigkeit und<br />
das Bedürfnis nach globaler Vernetzung<br />
gehören für manche unserer Mitglieder<br />
durchaus zusammen“, sagt Voss.<br />
Für August/September plant TomatOS<br />
ein Gurken-Casting, TSDS – TomatOS<br />
sucht die Supergurke. Profi- und Hobbygärtner<br />
aus Osnabrück und Umgebung<br />
sind eingeladen, besonders ausgefallene<br />
Exemplare aus ihrer Gurkenzucht bei<br />
TomatOS zur Begutachtung vorzustellen.<br />
Am Ende werden dann jeweils Preise<br />
für die längste Gurke und diejenige mit<br />
dem originellsten Wuchs und Aussehen<br />
Der Weg in die Gärten<br />
TomatOS e.V.<br />
Kontakt: Ulrich Voss<br />
Telefon: 05 41 / 760 23 75<br />
E-Mail: kontakt@tomatos-ev.de<br />
www.tomatos-ev.de<br />
Weitere interkulturelle Gärten in Osnabrück:<br />
Friedensgarten in der Dodesheide<br />
www.friedensgarten-os.de<br />
Querbeet, Kulturverein Petersburg e.V.<br />
www.querbeet-garten.blogspot.de<br />
In der Initiative „Das offene Gartentor<br />
Osnabrück & Umgebung“ haben sich<br />
50 Gärten zusammengeschlossen<br />
(darunter auch KuhnsGarten):<br />
www.offenes-gartentor-os.de<br />
Kultursommers <strong>2015</strong><br />
Das vollständige Programm:<br />
www.osnabrueck-ist-im-garten.de<br />
vergeben. Mehr<br />
dazu ist auf der Tomat-<br />
OS-Website unter www.tomatos-ev.de<br />
zu erfahren.<br />
Unter den möglichen Einsendern sind<br />
dann vielleicht auch bereits die ersten<br />
selbst geernteten Gurken aus einem<br />
der 40 Mietgärten auf dem Naturhof<br />
Voßgröne in Belm. Dort realisierte das<br />
2009 in Bonn gegründete Unternehmen<br />
„meine ernte“ in diesem Jahr seinen<br />
28. Mietergarten. Der kooperierende<br />
Landwirt bereitet die Gemüsegärten<br />
einschließlich der Einsaaten vor. Die<br />
Mieter übernehmen und hegen, pflegen,<br />
BUND Naturgarten am Gertrudenberg<br />
Veranstaltungen & Öffnungszeiten bei<br />
BUND Kreisgruppe Osnabrück<br />
Telefon: 05 41 / 200 39 77<br />
E-Mail: umweltaktiv.bund@web.de<br />
www.osnabrueck.bund.net<br />
Kleingärtner-Verband<br />
In Osnabrück gibt es sieben Kleingärtner-<br />
Vereine, zusammen geschlossen im Bezirksverband<br />
Osnabrück der Kleingärtner e. V.<br />
Kontakt: Bianca Arnhold,<br />
Telefon: 0 54 06 / 56 07<br />
E-Mail: bezirksverband@kleingarten-os.de<br />
www.kleingarten-os.de<br />
meine ernte GbR<br />
Kontakt: Natalie Kirchbaumer<br />
Telefon: 0 22 8 / 28 61 71 19,<br />
E-Mail: info@meine-ernte.de<br />
www.meine-ernte.de<br />
pflanzen und<br />
ernten bis in den<br />
Herbst. Egal ob spielerisch verträumt,<br />
ökologisch ambitioniert, politisch nachhaltig<br />
oder exotisch bunt; nachrangig<br />
ob es um Kartoffeln, Möhren, Rhododendren,<br />
Taschentuchbäume, Päonien,<br />
Rosen oder Kürbis geht. Längst sind sich<br />
<strong>Wissen</strong>schaftler einig, Gärtnern macht<br />
glücklich. Und Gärten betrachten auch,<br />
meint Erwin Kuhn. „Wie oft betreten<br />
Besucher mit muffigen, verschlossenen<br />
Gesichtern unseren Garten. Beim<br />
Verlassen strahlen sie über das ganze<br />
Gesicht.“ | YK<br />
<strong>Wissen</strong> Kompakt<br />
So grün ist Osnabrück<br />
Neben den 2<strong>10</strong> ha Kleingärten<br />
kommen die <strong>Osnabrücker</strong> in den<br />
Genuss der ökologischen, sozialen,<br />
klimatischen und ästhetischen<br />
Vorzüge von insgesamt 600 ha<br />
städtischer Grünflächen. Diese bestehen<br />
zu 186 ha aus Grünanlagen,<br />
38 ha sind Kinderspiel- und Bolzplätze,<br />
60 ha Straßengrün, 82 ha<br />
Friedhöfe, 86 ha extensiv genutzte<br />
Flächen sowie 148 ha Forsten. Für<br />
Erhalt und Pflege dieser Anlagen<br />
hat der <strong>Osnabrücker</strong> ServiceBetrieb.Straßen.Abfall.Grün.<br />
(OSB)<br />
ca. 1<strong>10</strong> Mitarbeiter im Einsatz.<br />
(www.osnabrueck.de/osb/)<br />
<strong>10</strong>
Wirtschaftsregion Osnabrück<br />
Viertstärkste<br />
Mittelstandsregion<br />
Deutschlands<br />
lt. WirtschaftsWoche und Deutsche Bank
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Diese Frage stellten sich Studierende der Hochschule Osnabrück in einem Semesterprojekt in Zusammenarbeit<br />
mit dem Flughafen Münster/Osnabrück und dem Magazin „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“. Durch Telefoninterviews<br />
und Umfragen mit der Internetsoftware LimeSurvey wurden Geschäftsreisende, Privatpersonen und Hochschulangehörige<br />
aus der Region Osnabrück und dem näheren Umland zu diesem Thema befragt.<br />
Der Flughafen Münster/Osnabrück<br />
(FMO) wurde 1972 in Greven eröffnet<br />
und ist einer von 21 internationalen Flughäfen<br />
in Deutschland. Die wichtigsten<br />
Gesellschafter sind die Städte Münster,<br />
Osnabrück und der Kreis Steinfurt. Aufgrund<br />
seiner zentralen Lage verfügt der<br />
Flughafen über ein beträchtliches Einzugsgebiet<br />
von ca. 5 Millionen Menschen.<br />
Wegen der großen Konkurrenz auf der<br />
Ebene der Low-Cost-Airlines (Ryan<br />
Air oder easyJet) an umliegenden Flughäfen<br />
haben sich die Gesellschafter dazu<br />
André Heinemann und Markus Gertken (FMO, Bildmitte) bei der Abschlusspräsentation an der Hochschule Osnabrück<br />
entschieden, sich vermehrt auch auf<br />
Linienflüge und „normale“ Touristik zu<br />
spezialisieren und den Flughafen dementsprechend<br />
strategisch auszurichten.<br />
Die Privatpersonen sowie die Angehörigen<br />
verschiedener Hochschulen (Studierende,<br />
Dozenten und Mitarbeiter)<br />
waren ideal über Social Media-Plattformen<br />
zu erreichen. So nahmen insgesamt<br />
516 Personen aus beiden Zielgruppen an<br />
der Umfrage teil. Besonders wichtig war<br />
ihnen, dass es neben schnellen Prozessabläufen<br />
bzw. kurzen Laufwegen ein ansprechendes<br />
Streckenangebot, geringe<br />
Flugpreise und günstige Parkmöglichkeiten<br />
am Flughafen gibt.<br />
Seitens des Flughafens sind die Wünsche<br />
der Hochschulen und Privatpersonen<br />
nicht immer leicht zu realisieren, da viele<br />
der genannten Aspekte in der Hand der<br />
12
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Flughafenbilder: © FMO, Gruppenbild © Ann-Katrin Roobrok<br />
Airlines liegen und diese sich nur schwer<br />
in ihr Geschäft „reinreden“ lassen.<br />
Dennoch versucht der FMO, den Kundenwünschen<br />
weitestgehend gerecht zu<br />
werden, indem man die Airlines darauf<br />
hinweist, dass durch verbesserte Abflugzeiten<br />
und verschiedene Destinationen<br />
mehr Fluggäste an den Flughafen<br />
gelockt und die Anzahl der Passagiere<br />
gesteigert werden könnte.<br />
Eine große Zielgruppe des FMO<br />
sind die Geschäftsreisenden. Mittels<br />
Telefoninterviews konnten 81 Unternehmen<br />
aus der Region mit durchschnittlich<br />
452 Mitarbeitern zu ihren<br />
Reisetätigkeiten befragt werden. Die<br />
Ergebnisse freuten FMO-Marketingleiter<br />
Andrés Heinemann und seinen<br />
Kollegen Markus Gertken aus dem<br />
Controlling des Flughafens, die an<br />
der Abschlusspräsentation der Studie<br />
in der Hochschule Osnabrück teilnahmen:<br />
Aus der Umfrage ging hervor, dass<br />
die befragten Unternehmen den FMO<br />
deutlich auf Platz 1 (83%), gefolgt von<br />
Düsseldorf (69% und Hannover (46%)<br />
priorisiert nutzen (siehe Grafik unten).<br />
Bei der Studie kam auch heraus, dass<br />
sich die Unternehmen teilweise bessere<br />
Flugzeiten wünschen und ein großes<br />
Interesse an noch höheren Frequenzen<br />
ankommender sowie abgehender Flüge<br />
herrscht. Außerdem besteht eine Nachfrage<br />
an weiteren Nonstop-Verbindungnen<br />
zu Zielen wie zum Beispiel Berlin.<br />
den letzten<br />
Jahren ist der FMO in der Region stark<br />
verankert und in den Köpfen der Menschen<br />
präsent. Dennoch möchte der<br />
Flughafen mit mehr Werbung innerhalb<br />
von sozialen Netzwerken wie Facebook<br />
einen höheren Bekanntheitsgrad erlangen,<br />
um so mehr Fluggäste zu akquirieren.<br />
Durch die angekündigten<br />
Ausweitungen des Streckennetzes mit<br />
Fluggesellschaften wie zum Beispiel<br />
Germania oder Turkish Airlines gewinnt<br />
der FMO zunehmend an Attraktivität.<br />
Dabei gilt wohl: je mehr Personen<br />
sich für einen Flug vom FMO entscheiden,<br />
desto besser wird das Angebot des<br />
Flughafens langfristig werden. | VZ<br />
<strong>Wissen</strong> Kompakt<br />
Was ist der Drei-Letter-Code?<br />
Der Drei-Letter-Code wird in der<br />
Luftfahrt und zum Teil in der Logistik<br />
dafür genutzt, die verschiedenen<br />
Standorte von Flughäfen und<br />
Städten auf der Welt auseinanderzuhalten.<br />
Je nach Schreibweise<br />
variieren die Codes in den drei<br />
Buchstaben. Der Drei-Letter-Code<br />
für den Flughafen Münster/Osnabrück<br />
lautet „FMO“.<br />
90 %<br />
83 %<br />
80 %<br />
70 %<br />
60 %<br />
50 %<br />
69 %<br />
46 %<br />
Befragt wurden 81 Unternehmen aus<br />
Osnabrück Stadt und Landkreis<br />
Mehrfachnennungen waren möglich<br />
Stand: 31.05.<strong>2015</strong><br />
40 %<br />
30 %<br />
20 %<br />
19 % 19 %<br />
<strong>10</strong> %<br />
<strong>10</strong> %<br />
7 % 6 %<br />
0 %<br />
FMO<br />
Düsseldorf Hannover<br />
Bremen<br />
Frankfurt<br />
Dortmund<br />
Hamburg<br />
München<br />
13
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wen sollte ein Kübel retten?<br />
Zum vierten Mal gewährt „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ Einblicke in das umfangreiche, aber kaum bekannte<br />
Depot des Museums Industriekultur. Diesmal geht es um eine Sicherheitsmaßnahme, die nicht eben<br />
vertrauenerweckend anmutet.<br />
Zum Schutze der Bevölkerung<br />
im Zweiten Weltkrieg wurden<br />
auch in Osnabrück<br />
direkt nach Kriegsbeginn<br />
1939 Vorkehrungen<br />
getroffen. Das Ausheben<br />
von Splitter- und<br />
Deckungsgräben<br />
zählte ebenso dazu<br />
wie die Einrichtung<br />
von Luftschutzräumen<br />
in den Kellern<br />
der Wohngebäude.<br />
Nach den<br />
ersten schweren<br />
Luftangriffen des<br />
Jahres 1942 und<br />
der Erkenntnis,<br />
dass diese Maßnahmen<br />
allein<br />
nicht ausreichen<br />
würden, begann<br />
man zusätzlich mit<br />
dem Bau von Bunkern<br />
und Stollen. Auch<br />
die Industriebetriebe,<br />
in den folgenden Jahren<br />
vornehmlich Ziele der alliierten<br />
Bomber, legten in großem Stile<br />
Bunkeranlagen an.<br />
Für die Beschäftigten in der Steinindustrie<br />
und für die Bevölkerung<br />
am Piesberg wurde ein Teil des<br />
Hasestollens (der Bereich zwischen<br />
dem Mundloch und dem Haseschacht)<br />
zum Luftschutzstollen ausgebaut.<br />
Direkt hinter dem Mundloch wurden<br />
versetzt hintereinander Splitterschutzwände<br />
aufgemauert, die<br />
die Aufgabe hatten, im Falle eines<br />
Bombeneinschlages die Wirkung der<br />
Druckwelle zu minimieren. An den<br />
Wänden des Stollens wurden hölzerne<br />
Sitzbretter angebracht.<br />
Unter dem Haseschachtgebäude, in<br />
unmittelbarer Nähe des Schachtes,<br />
stellte man eine Haspelanlage auf, mit<br />
deren Hilfe der hier zu sehende eiserne<br />
Kübel auf- und abbewegt werden<br />
konnte. Eingerichtet für den Fall, dass<br />
durch Einwirkung einer Bombe oder<br />
Luftmine der Eingang am Mundloch<br />
verschüttet worden wäre. Eingeschlossene<br />
Personen hätte man die<br />
30 Meter Höhe, die der Besucher heute<br />
mit dem Fahrstuhl überwindet, in<br />
diesem Provisorium heraufgezogen.<br />
Dieser schlichte, nichtsdestoweniger<br />
eindringliche Zeuge der jüngeren Geschichte<br />
ist im Zuge der Freilegung<br />
des Stollens – „konserviert“ durch<br />
den dort befindlichen Schlamm – im<br />
wahrsten Wortsinn ans Tageslicht gefördert<br />
worden. Bei dem Kübel handelt<br />
es sich vermutlich um den Teil eines<br />
ehemaligen Dampfkessels, der für<br />
diesen Zweck umgebaut wurde. Wie<br />
häufig bzw. ob das Objekt überhaupt<br />
zum Einsatz kam, ist nicht bekannt.<br />
Die am Stadtrand gelegene Steinindustrie<br />
war von alliierten Bombenangriffen<br />
weit weniger betroffen als die<br />
Industriebetriebe in der Stadt Osnabrück<br />
und deren Wohnviertel. | BK<br />
MUSEUM<br />
INDUSTRIEKULTUR<br />
OSNABRÜCK<br />
Fotos © Museum Industriekultur Osnabrück<br />
14
Wie wird ein Straßenverkäufer zum<br />
Marktführer in Europa?<br />
In einem Ortsteil der Gemeinde Ostercappeln befindet sich das<br />
einzige „Waffeldorf“ Deutschlands. Die dort ansässige Waffelfabrik<br />
Meyer zu Venne ist von einer kleinen Manufaktur mit Straßenverkauf<br />
zum europäischen Marktführer in Sachen Waffeln geworden.<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Bilder © Waffelfabrik Meyer zu Venne<br />
Wohin geht der Waffeltrend?<br />
Der Sommer macht Lust auf Eis – und die<br />
passenden Waffeln. Formen, Farben und<br />
Geschmacksrichtungen sind dabei keine<br />
Grenzen gesetzt, wie ein Besuch der Waffelfabrik<br />
Meyer zu Venne zeigt. Das Unternehmen<br />
produziert neben dem klassischen<br />
Eishörnchen alle nur erdenklichen Variationen:<br />
von Zuckerwaffeln über Waffelbecher<br />
bis hin zu Dekor- und Schokowaffeln.<br />
Mit jährlich über zehn Neuentwicklungen<br />
setzt das Unternehmen immer wieder<br />
innovative Akzente in der Waffelwelt<br />
und schafft es so, seine Vorreiterrolle in<br />
Europa zu verteidigen. „Aktuell geht der<br />
Trend ganz klar zu mehr Knusprigkeit in<br />
der Waffel“, erläutert Meyer zu Venne<br />
jun. Eine der neuesten Kreationen ist ein<br />
„Waffel-Crunch“, das beispielsweise aufs<br />
Eis gestreut werden kann.<br />
Das in der dritten Generation geführte<br />
Familienunternehmen hat seine Ursprünge<br />
kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. 1949<br />
schlug Wilhelm Meyer zu Venne sen.,<br />
Großvater von Wilhelm Meyer zu Venne<br />
jun., neue Wege ein. Anders als seine<br />
Vorfahren, die sich traditionell der Landwirtschaft<br />
widmeten, begann er mit seiner<br />
Frau Gertrud im eigenen Haus handgefertigte<br />
Waffeln zu verkaufen.<br />
Anfangs wurde der Teig per Hand gerührt<br />
und mit einem Waffeleisen geformt, bis in<br />
den 60er Jahren die erste vollautomatische<br />
Backanlage zum Einsatz kam. Inzwischen<br />
findet die Produktion, abgesehen vom Einpacken,<br />
maschinell statt. Heute arbeiten bei<br />
Waffel-Meyer über 150 Mitarbeiter, 40 Maschinen<br />
sind rund um die Uhr im Einsatz<br />
und jährlich werden rund 2,9 Milliarden<br />
Waffeln produziert. Seit 2003 exportiert die<br />
Waffelfabrik überdies verschiedenste Waffelkreationen<br />
in fast jeden Winkel der Erde.<br />
Wie viele Haushalte werden mit<br />
der Waffelfabrik beheizt?<br />
Schon der Name der Meyer zu Venne verdeutlicht<br />
die Generationen überdauernde,<br />
enge Verbundenheit mit der kleinen 3.000<br />
Einwohner zählenden Ortschaft in der Gemeinde<br />
Ostercappeln. So achtet das bodenständige<br />
Unternehmen bei der Herstellung<br />
der Waffeln auf nachhaltige Produktionsverfahren<br />
und den Einsatz zertifizierter<br />
Rohstoffe. Das neueste Nachhaltigkeitsprojekt<br />
ist die Nutzung der Abwärme aus<br />
der Backstraße für Warmwasser und Heizungswärme<br />
von bis zu 350 anliegenden<br />
Haushalten. „Wir sind sehr froh darüber,<br />
hier in Venne ein Nahwärmenetz einrichten<br />
zu können“, freut sich Meyer zu Venne<br />
über den Beginn des Bauprojektes.<br />
Wo gibt es Waffeleisen<br />
mit Panda-Bären?<br />
Ein Besuch im angegliederten Waffelmuseum<br />
lohnt sich. In dem Gebäude, in dem<br />
einst die Großeltern das Waffelbacken und<br />
den Verkauf begannen, hat inzwischen<br />
eine Ausstellung Platz gefunden. <strong>Wissen</strong>swertes<br />
erfährt man hier über die Geschichte<br />
der Fabrik und die Entwicklung<br />
der Waffelproduktion. Die Betreiberin des<br />
Museums ist Wilhelms Schwester,<br />
Carolin Meyer zu Venne.<br />
Sie bemerkt mit Blick<br />
auf den großen Fundus<br />
des Museums: „Wir<br />
sind sehr stolz auf die<br />
über 500 Exponate<br />
aus der ganzen<br />
Welt.“ Man<br />
freue sich<br />
über jeden<br />
einzelnen<br />
Besucher, der den Weg in ihr<br />
„Waffeldorf“ findet, sagt sie.<br />
Nach Carolin Meyer zu Vennes<br />
Angaben handelt es sich<br />
um die größte Backeisensammlung<br />
der Welt. Neben<br />
den hierzulande bekannten<br />
alten, gusseisernen Formen<br />
sind auch spektakuläre<br />
Ausstellungsstücke zu finden,<br />
etwa Waffeleisen mit<br />
Pandabären und Koi-Karpfen aus China.<br />
Historisch besonders interessant sind die<br />
Eisen aus dem 16. Jahrhundert, die für die<br />
Oblaten-Produktion in spanischen Klöstern<br />
eingesetzt wurden. In einem Film informiert<br />
das Museum über die Produktion<br />
in der Fabrik von Waffel-Meyer.<br />
Alle Waffelliebhaber und solche, die es<br />
noch werden wollen, haben außerdem<br />
die Chance, im Verkaufsraum eine Riesenauswahl<br />
an fabrikfrischen Waffeln<br />
und Gebäck zu erwerben und sich für den<br />
Rückweg mit heißem Kaffee und frisch<br />
gebackenen Waffeln zu stärken. Einziger<br />
Wermutstropfen: handgefertigtes Eis gibt<br />
es vor Ort leider keines zu den leckeren<br />
Waffeln. | TR<br />
» www.waffel-meyer.com
Mit dem neuen Lexus-Forum in Osnabrück setzt Auto Weller Maßstäbe.<br />
Und das nicht nur im Hinblick auf Architektur und Ausstattung, sondern<br />
auch beim außergewöhnlichen Servicekonzept.<br />
Als Vorbild des edlen, 2.500 m 2 großen<br />
Lexus-Areals diente der Lifestyle-Store<br />
„Lexus Intersect“ mit Premium-Erlebniswelt<br />
in Tokio. Das <strong>Osnabrücker</strong> Gebäude<br />
ist der europaweit erste Showroom seiner<br />
Art und fungiert als Muster für zukünftige<br />
Häuser im neuen Lexus-Erscheinungsbild.<br />
Die Philosophie des Forums kommt<br />
ebenfalls aus Japan und basiert auf der vielschichtigen<br />
Idee des „Omotenashi“.<br />
Wie funktioniert おもてなし?<br />
Die japanische Sprache kennt kaum einen<br />
Unterschied zwischen den Begriffen „Gast“<br />
und „Kunde“. Omotenashi (おもてなし)<br />
bedeutet mehr als bloße Gastfreundschaft,<br />
geht aber auch weit über die Vorstellung einer<br />
positiven Beziehung zwischen Dienstleistern<br />
und Kunden hinaus. Denn dass<br />
sich Gastgeber und Gast mit Respekt und<br />
gegenseitiger Anerkennung begegnen,<br />
wird ohnehin vorausgesetzt.<br />
Wer sich dem Omotenashi verpflichtet<br />
fühlt, will für seine Gäste eine besondere<br />
Atmosphäre schaffen – zunächst ganz<br />
unabhängig von der Erwartung oder gar<br />
dem Wert einer Gegenleistung. Es geht<br />
vielmehr darum, die individuellen Wünsche<br />
des Gastes vorauszusehen und seinen<br />
Besuch zu einem unverwechselbaren Erlebnis<br />
zu machen, das ihm nachhaltig in<br />
Erinnerung bleibt. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
ist eine perfekte Inszenierung nötig,<br />
die alle Details bis hin zur Gestik und Mimik<br />
des Servicepersonals umfasst. Im besten<br />
Fall übertrifft der Gastgeber am Ende<br />
sogar die Erwartungen seines Gastes, ohne<br />
dass dieser alle seine Wünsche explizit<br />
äußern musste.<br />
Was bietet die neue Erlebniswelt?<br />
Direkt beim Empfang des neuen Lexus-Forums<br />
Osnabrück nimmt der Gast einen<br />
angenehmen Duft von Zedernholz wahr.<br />
Das Interieur besticht durch edles Design<br />
in Silber/Schwarz (dem neuen Lexus-<br />
Erscheingsbild) statt der früheren Goldund<br />
Holzoptiken in bisherigen Foren. Die<br />
Wartelounge, Besprechungsräume und<br />
das hintere Event-Areal warten nicht nur<br />
mit Designermöbeln, sondern auch mit<br />
Serviceangeboten wie etwa Ladestationen<br />
für Smartphones auf.<br />
Der knapp 1.000 m 2 große Neubau, in<br />
den rund 2,5 Millionen Euro investiert<br />
wurden, bietet eine große Verkaufs- und<br />
Ausstellungsfläche, um die wachsende<br />
Lexus-Modellpalette in Szene zu setzen<br />
– unterstützt durch modernste Technik.<br />
Auf einer imposanten Videowand aus vier<br />
55-Zoll-Flatscreens können die Image-<br />
Filme jederzeit unterbrochen werden, um<br />
einen individuellen Fahrzeug-Konfigurator<br />
zu starten. Bei der Übergabe eines<br />
neuen Fahrzeugs wartet auf die Kunden<br />
ein Auslieferungserlebnis der besonderen<br />
Art.<br />
Viel Platz bietet darüber hinaus der Eventbereich,<br />
der mit eigener Showküche den<br />
stimmungsvollen Rahmen für regelmäßige<br />
Veranstaltungen bietet. In absehbarer<br />
Zeit wird das Forum auch Massagen oder<br />
Frisörbesuche anbieten, um eventuelle<br />
Wartezeiten angenehm zu verkürzen. Alternativ<br />
können sich Besucher im eigens<br />
angelegten Japanischen Garten mit Teehaus<br />
und einer Größe von 450 m 2 fernab<br />
der Autolandschaft entspannen.<br />
Schon bald soll das bestehende Team um<br />
weitere Kolleginnen und Kollegen verstärkt<br />
werden, um die Umsetzung des<br />
„Omotenashi“ zu perfektionieren und sich<br />
stets um das Wohl der Weller-Kunden zu<br />
kümmern. | StB<br />
Bilder: © Trancerapid Photography, Sören Münzer
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Drei Fragen ...<br />
... an Geschäftsleiter Andreas Stege<br />
Wann kam es zur Idee des Lexus-Forums?<br />
Auf einem Japanbesuch 2013 im „Lexus-Intersect-Store“<br />
in Tokio. Nach einigen Überlegungen, unseren vorherigen<br />
Lexus-Bereich im Weller-Haupthaus zu modernisieren,<br />
fiel die Entscheidung für einen kompletten Neubau.<br />
Warum gerade in Osnabrück?<br />
Osnabrück ist die Keimzelle von Auto Weller. Gerade hier<br />
möchten wir immer wieder neue Impulse setzen, die große<br />
Nachhaltigkeit und Signalwirkung für unsere Premiummarke<br />
haben, aber auch für unsere Heimatstadt selbst.<br />
Was sind Ihre Ziele für die Zukunft?<br />
Zunächst sind wir stolz, unseren Kunden etwas bislang<br />
Einzigartiges in Deutschland präsentieren zu dürfen. Wir<br />
hoffen natürlich, uns vom Premiumwettbewerb über das<br />
Fahrzeug hinaus deutlich absetzen zu können und unsere<br />
Verkaufszahlen weiter zu steigern. Die nun vorhandene<br />
Infrastruktur werden wir in Form besonderer Events nutzen<br />
und wollen das Forum als Publikumsmagneten etablieren.<br />
Von japanischen Teezeremonien über Kochkurse,<br />
Konzerte und Kunstausstellungen bis hin zu Fotoshootings<br />
ist da bereits einiges in Planung …<br />
<strong>Wissen</strong> Kompakt<br />
Die Marke Lexus<br />
„Lexus“ ist die Premium-Marke des<br />
japanischen Automobilherstellers<br />
Toyota und ein Kunstwort, mit<br />
dem der luxuriöse Fahrzeugcharakter<br />
assoziiert werden soll. Der<br />
Markteinstieg in Europa erfolgte<br />
im Sommer 1990. Als erster Hersteller<br />
im Premiumsegment bot<br />
Lexus auch Modelle mit Hybridantrieb<br />
an. Von den im Jahr 2014<br />
weltweit 584.000 verkauften Neuwagen<br />
wurden knapp <strong>10</strong>% in Europa<br />
abgesetzt, fast 6.000 Fahrzeuge<br />
mehr als im Heimatland. Über die<br />
Hälfte der Produktion wurde nach<br />
Nordamerika exportiert.<br />
17
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Jeder weiß, dass Hygieneartikel oder Textilien nicht in die Toilette gehören.<br />
Aber nicht alle halten sich daran. „Von Windeln über Synthetik-<br />
Tücher bis hin zu Schafswolle, Kanthölzern und Europaletten haben<br />
wir schon fast alles in den Kanälen gefunden“, erzählt Josef Langelage,<br />
Leiter der Kanalreinigung bei den Stadtwerken Osnabrück. Dabei<br />
belasten die unsachgemäß entsorgten Materialien nicht nur die Umwelt,<br />
sondern erfordern sowohl in den Kanälen als auch in den Pumpwerken<br />
und im Klärwerk einen erhöhten Reinigungs- und Reparaturbedarf.<br />
Bilder: © Stadtwerke Osnabrück<br />
Um Verstopfungen und üblen Gerüchen<br />
vorzubeugen, werden Schmutz- und<br />
Regenwasserkanäle deshalb regelmäßig<br />
von speziellen Spülwagen gereinigt. Das<br />
Kanalnetz in Osnabrück hat eine Länge<br />
von mehr als 1.<strong>10</strong>0 Kilometern – das<br />
bedeutet jede Menge Arbeit. An einzelnen<br />
Stellen setzt sich erfahrungsgemäß<br />
immer wieder Sand und Schmutz ab.<br />
Der Reinigungsrhythmus wird hier bedarfsorientiert<br />
geplant – aufgrund von<br />
Erfahrungen der Kanalunterhalter werden<br />
die Rhythmen festgelegt. Sie reichen<br />
von mehrmals im Jahr bis hin zu 1-mal<br />
in 5 Jahren.<br />
Die Abwasserkanäle werden mithilfe<br />
der sogenannten Wasserrückgewinner<br />
gereinigt. Die Reinigung erfolgt mit<br />
Hochdruck und speziellen Spüldüsen,<br />
die auf den jeweiligen Kanal abgestimmt<br />
sind. Damit<br />
der Einsatz<br />
nicht durch<br />
Fahrzeughöhe 3,50 m - 3,60 m<br />
Gesamtgewicht 26.000 kg<br />
Fahrten zum Wasserholen unterbrochen<br />
wird, kommt die Technik der Wasserrückgewinnung<br />
zum Einsatz – daher<br />
auch der Fahrzeugname: Das Wasser<br />
wird mitsamt der Verunreinigungen mit<br />
dem Spülschlauch zum Kanal zurückgezogen.<br />
Dort wird es mit dem Saugrüssel<br />
in den Fahrzeugaufbau gesaugt. Im Kessel<br />
wird es gereinigt: Der Schmutz bleibt<br />
im Kessel, das gereinigte Wasser kommt<br />
wieder zum Spüleinsatz. Der Kanalreinigungsrückstand<br />
wird am Schichtende<br />
im Klärwerk Eversburg in die Kanalsandannahme<br />
entleert. Dort erfolgt<br />
dann die Restbehandlung.<br />
Häufig müssen Kanalreinigungen<br />
nachts erfolgen. Das hat zwei zentrale<br />
Gründe: Zum einen soll<br />
es an den vielbefahrenen<br />
Straßen Osnabrücks tagsüber<br />
nicht zu Verkehrseinschränkungen<br />
durch die großen Spülwagen kommen.<br />
Der Zugang zu den Kanälen, sogenannte<br />
Schächte, liegen häufig zentral mitten<br />
auf Straße oder an Kreuzungen. Zum<br />
anderen befindet sich nachts weniger<br />
Abwasser in den Kanälen, da kaum<br />
Wasser verbraucht wird. Das erleichtert<br />
und beschleunigt die Reinigungsarbeiten<br />
enorm. Manche Kanäle können aus<br />
hydraulischen Gründen überhaupt nur<br />
in der Nacht gereinigt und untersucht<br />
werden. | RED<br />
<strong>Wissen</strong> Kompakt<br />
Osnabrück von unten<br />
Spannende Einsichten in die Welt<br />
unter unseren Füßen eröffnet die<br />
nächste Ausgabe von „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“, in der wir uns mit vielen<br />
weiteren interessanten Fragen<br />
rund um die Kanalisation beschäftigen.<br />
Online unter der Adresse<br />
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unseres Magazins kostenlos<br />
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19
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Wie NACHHALTIG ist die Hochschule?<br />
„Schlage nur so viel Holz, wie der Wald verkraften kann! So viel Holz, wie nachwachsen<br />
kann!“, formulierte bereits 1713 der sächsische Berghauptmann Hans-Carl von Carlowitz.<br />
Er gilt damit als Begründer des Nachhaltigkeitsprinzips.<br />
Im 18. Jahrhundert galt die Knappheit<br />
der Ressource Holz als eines der akuten<br />
Probleme der Zeit. Sie resultierte aus<br />
jahrhunderterlanger Übernutzung der<br />
Wälder und zunehmender Umwandlung<br />
zu Äckern und Wiesen. Von Carlowitz<br />
kritisierte vor allem das kurzfristige<br />
Denken der Menschen, die sich einen<br />
schnellen Gewinn erhofften, langfristige<br />
Folgen jedoch nicht einkalkulierten. Er<br />
formulierte den Gedanken, respektvoll<br />
und pfleglich mit der Natur und ihren<br />
Rohstoffen umzugehen, damit eine dauerhafte<br />
Nutzung möglich sei.<br />
Seitdem hat sich viel getan: Von Carlowitz’<br />
Prinzip der Forstwirtschaft ist 300<br />
Jahre später in der Mitte der Gesellschaft<br />
- Anzeige -<br />
angekommen, die UN bezeichnet Nachhaltigkeit<br />
gar als „Chance Nummer eins<br />
für das 21. Jahrhundert“.<br />
Diese Chance will auch die Hochschule<br />
Osnabrück nicht ungenutzt lassen: Ziel<br />
ist es, nachfolgende Generationen mit<br />
dem Konzept vertraut zu machen und es<br />
in den Alltag von Studierenden und Mitarbeitern<br />
der Hochschule einzubinden.<br />
Aus diesem Grund wurde zur nachhaltigen<br />
Ausrichtung und Positionierung der<br />
Hochschule ein Strategiebildungsprozess<br />
initiiert. Weiterhin hat sich im Jahr<br />
2011 der Arbeitskreis für Nachhaltige<br />
Entwicklung gebildet. Für Mike Voss,<br />
den Vorsitzenden des Arbeitskreises, ist<br />
Nachhaltigkeit die „Gestaltung sozialer,<br />
ökonomischer, ökologischer und persönlicher<br />
Begebenheiten und Aktivitäten<br />
in einer Art und Weise, dass nachfolgende<br />
Generationen ein gutes Leben<br />
führen können“. Voss ist der Meinung,<br />
dass Hochschulbildung neben reiner<br />
<strong>Wissen</strong>svermittlung auch Bewusstseinsund<br />
Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen<br />
soll.<br />
Diesem Aspekt wird an der Hochschule<br />
bereits vermehrt Beachtung geschenkt.<br />
Offene Yoga- und Meditationszeiten,<br />
sowie große Sitzkissen in der Studierendenlandschaft<br />
ermöglichen Studierenden<br />
und Hochschulmitarbeitern kurze<br />
Auszeiten während des Tages und fördern<br />
so einen achtsamen Umgang mit<br />
Hakenstraße 4a · 49074 Osnabrück · Telefon 05 41 / 2 22 92<br />
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20
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Bild: Hochschule Osnabrück, © Bettina Meckel<br />
sich selbst. Ein weiteres zentrales Thema<br />
ist die Verbesserung der Studien- und<br />
Lehrbedingungen der Hochschule, der<br />
sich das LearningCenter gewidmet hat.<br />
Seit dem Jahr 2012 werden im Rahmen<br />
des Projekts „Voneinander lernen lernen“<br />
Kompetenzen Studierender zum<br />
lebenslangen lernen gefördert. „Die Arbeit<br />
in Projekten ist dafür eine wichtige<br />
Lernform, die eigenständiges Arbeiten<br />
sowie das Lernen im Team fördert und<br />
gleichzeitig auf die Arbeitswelt vorbereitet“,<br />
erklärt Marek Löhr, Mitarbeiter im<br />
Projektbüro des LearningCenters. Zu<br />
den Kernaufgaben gehört auch die Vermittlung<br />
eines sozial verantwortungsvollen<br />
und nachhaltigen Umgangs mit<br />
anderen und sich selbst. Deshalb gibt es<br />
neben studienbezogenen Angeboten,<br />
wie der Unterstützung bei wissenschaftlichem<br />
Arbeiten auch kostenlose Kurse<br />
zur Stressbewältigung oder zum rückenfreundlichen<br />
Studieren.<br />
Doch auch unter ökologischen Gesichtspunkten<br />
betrachtet, ist die Hochschule<br />
bemüht nachhaltig zu handeln. Nicht nur<br />
im neuen Maser-Studiengang „Erneuerbare<br />
Energien“, der im Wintersemester<br />
15/16 startet. So wird bereits regenerative<br />
Energie genutzt, um den Campus<br />
am Standort Westerberg zu versorgen.<br />
Auch Sparaufsätze auf Wasserhähnen,<br />
konsequente Mülltrennung und Bewegungsmelder<br />
in den Gebäuden, so wie die<br />
hochschulweite Einführung von Recycling-Papier<br />
führen zu einer verringerten<br />
Umweltbelastung.<br />
Auch dem Studentenwerk Osnabrück ist<br />
es als Betreiber mehrerer Mensen und<br />
Cafeterien ein großes Anliegen, sowohl<br />
ökonomisch, als auch ökologisch nachhaltig<br />
zu handeln, wie die Abteilungsleiterin<br />
Annelen Trost erklärt. Kompostierbare<br />
Plastikgetränkebecher aus Maisstärke,<br />
gemäßigter Fleischkonsum durch einen<br />
wöchentlichen Veggie-Day, sowie die<br />
Verarbeitung von regionalen Bioprodukten<br />
in den familiengerechten und barrierefreien<br />
Mensen sind nur einige Aspekte<br />
im Hochschulalltag.<br />
Besonders wichtig ist auch der <strong>10</strong>ct.-Rabatt<br />
auf Heißgetränke in mitgebrachten<br />
Mehrwegbechern. Dadurch reduziert<br />
sich nicht nur der durch To-Go-Becher<br />
produzierte Müll. Studierende, sowie<br />
Mitarbeiter profitieren vom vergünstigten<br />
Koffein-Schub und können sich voller<br />
Energie bevorstehenden Verpflichtungen<br />
widmen und gleichzeitig ein Zeichen für<br />
Nachhaltigkeit setzen. | MA<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Nachhaltigkeit<br />
Nachhaltigkeit gilt als Leitbild für eine<br />
zukunftsfähige, nachhaltige Entwicklung<br />
der Menschheit. Die gängigste<br />
Definition ist im Brundlandt-Bericht<br />
von 1987 zu finden. Demzufolge sei<br />
eine Entwicklung nachhaltig, wenn sie<br />
den Bedürfnissen der heutigen Generation<br />
entspräche, ohne die Möglichkeit<br />
der nachfolgenden Generation<br />
zu gefährden, eigene Bedürfnisse<br />
zu befriedigen und ihren Lebensstil<br />
zu wählen. Der Verdeutlichung der angestrebten<br />
Ziele dient das 3-Säulenmodell<br />
oder Nachhaltigkeitsdreieck.<br />
Soziale, ökologische und ökonomische<br />
Ziele müssten demnach gleichermaßen<br />
berücksichtigt werden, um<br />
Nachhaltigkeit zu erreichen.<br />
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21
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Wie funktioniert<br />
modernes Projekt-<br />
Management?<br />
TEIL 3: PROJEKTPLANUNG & DURCHFÜHRUNG<br />
In der letzten Ausgabe wurden die ersten zwei Projektmanagementphasen<br />
(Orientierung und Zielsetzung) erklärt. Diesmal geht es um die dritte und vierte Phase.<br />
Wie kommen wir ans Ziel?<br />
Die dritte Phase ist die Projektplanungsphase.<br />
Hier fragt man: Wie kommen wir<br />
ans Ziel? Welche Schritte sind zu tun?<br />
Diese Phase dient der systematischen<br />
und strategischen Planung des Projektverlaufs.<br />
Notwendige Handlungsschritte<br />
werden gedanklich vorab durchgespielt<br />
unter der Fragestellung, was zu tun ist,<br />
welche Reihenfolge einzuhalten ist, mit<br />
welchen Ereignissen zu rechnen ist, wie<br />
auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren<br />
ist und was bis wann fertiggestellt<br />
sein muss. Das Ziel dieser Phase<br />
ist, realistische Sollvorgaben hinsichtlich<br />
Arbeitsleistung, Zeitablauf und Ressourceneinsatz<br />
für die Durchführungsphase<br />
zu schaffen.<br />
Es werden strategische Überlegungen<br />
zum Einsatz von Personal, der Bildung<br />
von Arbeitspaketen und Teilprojekten<br />
angestellt. In der Projektplanungsphase<br />
wird die verbindliche Basis für die spätere<br />
Kontrolle des Projektfortschritts<br />
(Projektsteuerung) festgelegt. Bei der<br />
Planung von Projekten und Einzelschritten<br />
sind die Einschätzung der<br />
zeitlichen Dauer und die Organisation<br />
sinnvoller Abläufe und Abhängigkeiten<br />
wesentlich. Insbesondere durch das Erlernen<br />
und Anwenden von Zeitmanagement-Methoden<br />
können Arbeitsschritte<br />
optimiert und Entscheidungsprozesse<br />
beschleunigt werden. Checklisten helfen,<br />
um Einflussgrößen auf den Projektverlauf,<br />
Risiken und Abhängigkeiten zu<br />
erkennen und zu berücksichtigen.<br />
Beispiel:<br />
Bei einer Badrenovierung muss man die<br />
Räumlichkeit ausmessen, Zeichnungen<br />
anfertigen, Sanitäreinrichtungen nach<br />
Prospekten aussuchen, Maße eintragen,<br />
Skizzen für die Ausstattungsobjekte und<br />
die Lage der Lampen erstellen, Quadratmeter<br />
für die Fliesen ausrechnen,<br />
Bestellungen aufgeben, Liefertermine<br />
vereinbaren, usw. Der Einsatz von Mitarbeitern<br />
und Helfern muss sorgfältig<br />
und vorausschauend geplant werden.<br />
Nach abgeschlossener Planung folgt die<br />
Durchführung.<br />
Wie funktioniert die<br />
Anwendung?<br />
Die vierte Phase ist die Durchführungsphase.<br />
Hier müssen Maßstäbe festgelegt<br />
und kontrolliert werden. Kommunikation<br />
muss geübt und Konflikte müssen gelöst<br />
werden. Die Arbeitsschritte und der<br />
Bilder: Fernglas, Büroklammern, Bleistift Schnipsel: fotolia.com<br />
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22
Anzeigensonderteil<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Zeitplan aus der Projektplanungsphase<br />
werden angewandt. Die Arbeitsschritte<br />
werden diszipliniert verfolgt, wobei eine<br />
gewisse Flexibilität im Zeitplan zulässig<br />
und bereits eingeplant ist. Anhand des<br />
Projektablaufplans werden die Umsetzung<br />
der geplanten Handlungsschritte<br />
und die Einhaltung der Zeit- und Mittelvorgaben<br />
ständig kontrolliert.<br />
Sollten sich Änderungen als notwendig<br />
ergeben, sind diese in die Projektplanung<br />
einzuarbeiten. Die Projektleitung<br />
hat die Aufgabe, alle Einzelschritte des<br />
Projektes zu koordinieren und für Feedback<br />
zwischen den Beteiligten zu sorgen.<br />
Die Bereitstellung aller benötigten Ressourcen,<br />
Materialien und Dienstleistungen<br />
ist sicherzustellen. Der Einsatz von<br />
Maßnahmen und Verhaltensweisen zum<br />
Umgang mit Konfliktsituationen soll<br />
erlernt und angewandt werden.<br />
Beispiel:<br />
Bei der Badrenovierung muss kontrolliert<br />
werden, ob alles nach Plan läuft oder<br />
ob sich etwas ergeben hat, was das Abweichen<br />
vom geplanten Ablauf verlangt.<br />
Das kommt vor, wenn z.B. einige Komponenten<br />
der Badezimmerausstattung<br />
zu spät bestellt werden oder eine lange<br />
Lieferzeit haben. Auch unerwartete Probleme<br />
wie ein veraltetes Abwassersystem<br />
können zu zusätzlichen Problemen führen,<br />
für die schnelle Lösungen gefunden<br />
werden müssen.<br />
Wenn Abweichungen notwendig werden,<br />
muss man versuchen so schnell wie<br />
möglich zum geplanten Projektverlauf<br />
zurückzukehren, damit unnötige Zeitund<br />
Geldverschwendungen vermieden<br />
werden können.<br />
Als fünfte und sechste Phasen folgen<br />
das Nacharbeiten und die Rückschau.<br />
Diese Phasen werden in der nächsten<br />
Ausgabe erläutert. | AJM<br />
Wer bietet kurzfristig Arbeitsraum?<br />
Gerade Gründer suchen zum Start oder für eine überschaubare Zeit einen<br />
Arbeitsplatz mit moderner Infrastruktur, aber nicht gleich ein eigenes Büro.<br />
Das InnovationsCentrum Osnabrück stellt mit dem ICO-Coworking Raum für<br />
Freelancer aus der IT- und Kreativbranche als Team oder Einzelpersonen, die an<br />
Projektideen arbeiten und / oder eine Gründung vorbereiten.<br />
Wie funktioniert Coworking?<br />
Auf ca. 120 m² bietet das ICO 18 Arbeitsplätze<br />
für einen Tag, eine Woche oder<br />
direkt für mehrere Monate an. Ein Tagesticket<br />
ist für Start-ups bereits für <strong>10</strong> Euro<br />
zu haben. Das ICO-Coworking besteht aus<br />
zwei Bereichen - zwölf Arbeitsplätze laden<br />
zu Kommunikation und Austausch ein, im<br />
zweiten Teil ist ein Rückzug und ruhiges<br />
Arbeiten ohne Telefon / Handy möglich.<br />
Was bietet das ICO Coworkern?<br />
Zur modernen Infrastruktur gehören<br />
W-LAN, Schränke für eigene Utensilien,<br />
Parkmöglichkeiten, ICO-Coffee-Point und<br />
die Teeküche. Darüber hinaus finden die<br />
Coworker vor Ort persönliche Beratung<br />
und Literatur zu Themen wie Gründung,<br />
Technologieentwicklung oder Innovation.<br />
Was sagen die Nutzer?<br />
Seit März 2014 beherbergt das ICO im Coworking<br />
Web- und Softwareentwickler,<br />
Texter oder Coaches. Frank Lenz, Vertriebler<br />
für ERP-Produkte berichtet: „Der<br />
Coworking-Bereich ist ein bunter Haufen.<br />
Durch die Kontakte vor Ort kooperiere ich<br />
mittlerweile mit dem Start-up Softwarehaus<br />
meta-objects.NET aus dem ICO im<br />
Vertriebsbereich.“ Auch Andreas Strumpler,<br />
Berater für Biogasanlagen, ist ICO-Coworker<br />
und zieht ein positives Fazit: „Da ich<br />
bundesweit bei Kunden tätig bin, schätze<br />
ich vor allem die Flexibilität des Coworkings<br />
und nutze bei niedrigen Kosten im Start-up-<br />
Tarif eine hochmoderne Arbeitsumgebung,<br />
die mich einfach inspiriert.“ | StB<br />
Wer berät und hilft weiter?<br />
Thomas Büdden (Leitung), per E-Mail:<br />
buedden@innovationscentrum-osnabrueck.de<br />
oder Telefon: 0541 / 202 80 0<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Coworking-Trend<br />
In Deutschland gibt es derzeit ungefähr<br />
230 Coworking-Angebote, Tendenz<br />
steigend.<br />
In einer Studie von Deskmag kam heraus,<br />
dass etwa 40% der Coworker seit<br />
ihrer Arbeit in einem Coworking Space<br />
ein höheres Einkommen erzielen.<br />
Neben den geringen Kosten, die weit<br />
unter den üblichen Fixkosten für<br />
einen Arbeitsplatz in klassischen Büros<br />
liegen, motiviert auch der Ideenaustausch<br />
und das Netzwerken viele Nutzer.<br />
Bilder: Grafik & Vögel © ICO<br />
23
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August <strong>2015</strong><br />
Nostalgische Zeitreise.<br />
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Wer tourt durch Osnabrück?<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Seit 20<strong>10</strong> sind sie aus dem Stadtbild nicht mehr wegzudenken: Linienbusse aus vergangenen Jahrzehnten<br />
fahren am Wochenende durch die Straßen Osnabrücks. Wer in einem der liebevoll restaurierten<br />
Oldtimer, etwa dem imposanten MAN SD 200 Doppeldecker, Platz nimmt, kann nicht nur das<br />
Fahrgefühl früherer Zeiten nachempfinden. Die Passagiere erfahren auch viel <strong>Wissen</strong>swertes über<br />
die Stadt- und Industriegeschichte, interessante Sehenswürdigkeiten und besondere Plätze.<br />
Bilder © Traditionsbus Osnabrück<br />
Wer die Stadt aus ungewöhnlicher<br />
Perspektive entdecken möchte, kann<br />
zwischen vier unterschiedlichen<br />
Routen wählen. Die „CITY-TOUR“<br />
durchkreuzt das Zentrum, folgt dem<br />
Verlauf der alten Befestigungsmauer und<br />
führt schließlich in benachbarte Stadtteile.<br />
Ausgebildete Stadtführer begleiten<br />
die Fahrt mit faszinierenden Geschichten<br />
und vielen interessanten Fakten. So<br />
wird die Geschichte Osnabrücks und<br />
seine (städtebauliche) Entwicklung im<br />
19. und 20. Jahrhundert wieder lebendig.<br />
Die „OSNABRÜCK-TOUR DRUM ZU“<br />
dringt bis an die Stadtgrenzen vor und<br />
führt durch verschiedene Stadtteile, die<br />
erst im 20. Jahrhundert eingemeindet<br />
wurden. Die Fahrt führt anschaulich vor<br />
Augen, dass sich Osnabrück zwar zu einer<br />
modernen Großstadt entwickelt hat,<br />
nach wie vor aber über eine erstaunliche<br />
Anzahl von „grünen Lungen“ verfügt.<br />
Die „INDUSTRIE-TOUR“ lädt zu einer<br />
spannenden Reise durch die drittgrößte<br />
Wirtschaftsregion Niedersachsens ein.<br />
Die Oldtimer-Busse machen Station bei<br />
der KME AG, der Papierfabrik Felix<br />
Schoeller, den Stadtwerken, am Hafen<br />
und bei der Spedition Koch International.<br />
Die „PIESBERG-<br />
TOUR“ bringt<br />
die Teilnehmer<br />
zum Museum<br />
Industriekultur. Nach einem Gang<br />
durch den Hasestollen führt der Weg<br />
zum fast 200 Meter hohen Aussichtsturm<br />
am Windpark Piesberg, der bei<br />
entsprechendem Wetter einen herrlichen<br />
Ausblick garantiert. Die Tour endet<br />
in Lechtingen, wo der Steinbruch<br />
mit seinen Fels- und Kohleschichten 300<br />
Millionen Jahre Erdgeschichte verewigt<br />
hat.<br />
Wer sollte mitfahren?<br />
Die Rundfahrten werden von dem Verein<br />
Traditionsbus e.V., der Firma Zeitseeing,<br />
den Stadtwerken Osnabrück, der<br />
Osnabrück - Marketing und Tourismus<br />
GmbH und dem Museum Industriekultur<br />
organisiert. Sie richten sich nicht nur<br />
an Besucher von außerhalb, sondern<br />
ausdrücklich auch an passionierte <strong>Osnabrücker</strong>,<br />
die ihre Stadt von wenig bekannten<br />
und oft überraschenden Seiten<br />
entdecken möchten. „Wir wollen <strong>Osnabrücker</strong>n<br />
und Touristen neue Eindrücke<br />
vermitteln“, betont Stadtführer Carsten<br />
Niemeyer. „Gestoppt wird immer dort,<br />
wo sich ein toller Blick über die Stadt eröffnet<br />
und Stadtentwicklung, Geologie<br />
und Geografie am besten erklärt werden<br />
können.“<br />
Jörg Segebarth, Abteilung Marketing<br />
und Vertrieb, verspricht außerdem<br />
allen großen und kleinen Stadtentdeckern<br />
spannende Augenblicke bei der<br />
Fahrt durch die Geschichte der schönen<br />
Stadt an der Hase.<br />
Wann geht´s los?<br />
City-, „Drum zu“- und Industrie-Tour<br />
werden an ausgewählten Samstagen (siehe<br />
u.a. Internetseite) angeboten. Sie dauern<br />
zwei Stunden und sind damit eine<br />
Stunde kürzer als die Piesberg-Tour, die<br />
an jedem vierten Sonntag des Monats auf<br />
dem Programm steht.<br />
Für Erwachsene kostet ein Ticket <strong>10</strong> €<br />
(Industrie- und Piesberg-Tour) bzw. 12 €.<br />
Kinder, Familien und Gruppen erhalten<br />
die Tickets zum vergünstigten Preis. | RED<br />
Weitere Infos zu den Touren:<br />
» www.stadtwerke-osnabrueck.de/<br />
privatkunden/mobilitaet/freizeitangebote/<br />
stadtrundfahrten.html<br />
25
Es gibt sie nur Niedersachsen, hier<br />
allerdings in reichlicher Anzahl. Seit<br />
Anfang 2014 hat das Bundesland 126<br />
Samtgemeinden, in denen 703 Mitgliedsgemeinden<br />
organisiert sind.<br />
Bei Samtgemeinden handelt es sich um freiwillige<br />
Zusammenschlüsse mehrerer Kommunen eines<br />
Landkreises, die rechtlich selbständig bleiben.<br />
Allerdings übernimmt die Samtgemeinde, die<br />
mindestens 7.000 Einwohner haben sollte, zentrale<br />
Aufgaben, die im Niedersächsischen Kommunalverfassungsgesetz<br />
aufgeführt sind. Dazu gehört<br />
beispielsweise die Erstellung eines Flächennutzungsplans,<br />
die Schulträgerschaft, der Betrieb von<br />
Gesundheitseinrichtungen, Sportstätten und Büchereien<br />
sowie Wasserversorgung, Kanalisation,<br />
Abfallentsorgung oder Straßenreinigung.<br />
Wo stand eines der<br />
ersten Krankenhäuser<br />
in Osnabrück? (Teil 2)<br />
Im ersten Teil des Beitrags ging es um die äußerst abwechslungsreiche<br />
Geschichte der Parzelle „Turmstraße <strong>10</strong>–12“ hinter<br />
der Marienkirche. Nun geht es um Spuren unter den Mauern der<br />
ausgegrabenen Hospitals-Kapelle, die eine noch ältere Besiedlungsphase<br />
vermuten lassen. Mithilfe naturwissenschaftlicher<br />
Methoden können Archäologen Funde jahrgenau bestimmen<br />
lassen und die abwechslungsreiche Siedlungsgeschichte an<br />
diesem Ort rekonstruieren. Denn durch seine Nähe zum Zentrum<br />
der mittelalterlichen Stadt war der Siedlungsstandort um die<br />
heutige Marienkirche schon immer sehr beliebt.<br />
Bild Netzwerk © vege, Fotolia.de<br />
Die Samtgemeinden haben deshalb drei eigene<br />
Organe: den Samtgemeinderat, den Samtgemeindeausschuss<br />
und den Samtgemeindebürgermeister.<br />
Der Zusammenschluss, beziehungsweise die<br />
enge Kooperation von Gemeinden, ist auch in anderen<br />
Bundesländern üblich. So gibt es in Sachsen<br />
Verwaltungsverbände, in Rheinland-Pfalz Verbandsgemeinden<br />
und in Schleswig-Holstein<br />
Ämter. Die Bildung von Sammtgemeinden –<br />
damals noch mit zwei „m“ – war bereits in der<br />
Gemeinde-Ordnung für den Preußischen Staat<br />
vom 11. März 1850 vorgesehen. | TS<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Samtgemeinden im <strong>Osnabrücker</strong> Land<br />
Die größte Samtgemeinde im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land ist Bersenbrück mit rund 28.000 Einwohnern.<br />
Zu ihr gehören Alfhausen, Ankum,<br />
die Stadt Bersenbrück, Eggermühlen, Gehrde,<br />
Kettenkamp und Rieste. Die drei weiteren<br />
Samtgemeinden sind Artland, Fürstenau<br />
und Neuenkirchen.<br />
Südlichen Fundamentmauer der Hospitals-Kapelle mit Holzunterbau<br />
Wieso ließen sich die Menschen dauerhaft an der Hase nieder?<br />
26<br />
Die Hase mit ihren Seitenarmen<br />
umgab im Mittelalter eine breite<br />
und sumpfige Auenlandschaft, in<br />
der erhöhte Kuppen, bestehend aus<br />
Sand- und Kiesablagerungen, entstanden.<br />
Diese überflutungssicheren<br />
Siedlungsstandorte bildeten<br />
die große Sandkuppe, auf der der<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Dom steht und die<br />
kleinere, westlich gelegene Kuppe,<br />
auf der sich die Marienkirche<br />
befindet. Noch heute kann man<br />
die Höhenunterschiede bei einem<br />
Spaziergang durch die Innenstadt<br />
feststellen. Wenn man von der<br />
Marienkirche in die Turmstraße<br />
blickt, fällt einem sofort das abfallende<br />
Gelände hinter der Marienkirche<br />
auf. Läuft man nun auf der<br />
Marktstraße Richtung Domplatz,<br />
begibt man sich von der einen<br />
Sandkuppe zur anderen und kann<br />
die heute nur noch leicht ausgeprägte<br />
Senke zwischen beiden Erhebungen<br />
beobachten.<br />
Der leichte Zugang zu Fließwasser<br />
und der sichere, vor Hochwasser<br />
geschützte Baugrund boten<br />
optimale Verhältnisse, um sich<br />
dauerhaft niederzulassen. Zudem<br />
befand sich eine günstige Furt zur<br />
Überquerung der Hase in Osnabrück.<br />
Aufgrund dessen kreuzten<br />
sich hier zwei wichtige mittelalterliche<br />
Handelswege.<br />
Diese günstigen Siedlungsfaktoren<br />
waren ausschlaggebend für die<br />
Standortwahl der ersten christlichen<br />
Missionszelle unter Karl dem<br />
Großen, nach der Unterwerfung<br />
der Sachsen und der Eingliederung<br />
ihres Gebietes ins karolingische<br />
Reich zu Beginn des 9. Jahrhunderts.<br />
Infolge der positiven Rahmenbedingungen<br />
entwickelte sich Osnabrück<br />
zu einem wirtschaftlichen<br />
Zentrum der Region und die Be-
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Bilder: © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
Pfostenreihe zur Uferrandbefestigung<br />
völkerung nahm stetig zu. Gegen Ende des<br />
Hochmittelalters mussten die Seitenarme<br />
der Hase mit ihren breiten und sumpfigen<br />
Auen, die die Sandkuppen umgaben, dem<br />
Bedürfnis der Bürger nach mehr Bauland<br />
weichen. Man kanalisierte die kleinen Nebenflüsse<br />
und legte das Land mit Hilfe von<br />
Erdaufschüttungen und Holzkonstruktionen<br />
trocken. Diesen Prozess konnte man<br />
auch auf der Ausgrabung auf dem Grundstück<br />
der Turmstraße <strong>10</strong>–12 beobachten.<br />
Welche Holzfunde wurden bei der<br />
Ausgrabung untersucht?<br />
Für die Grabung an der Turm- und Lohstraße<br />
wurden verschiedene Hölzer<br />
dendrochronologisch untersucht. Unter<br />
anderem mehrere dicke Pfosten aus Eichenholz<br />
und eine Pfostenreihe. Die Ergebnisse<br />
liefern wichtige Beiträge für die<br />
wissenschaftliche Auswertung. So können<br />
die Holzstaken als Hinweis auf eine Befestigung<br />
des Bachuferrandes gesehen werden.<br />
Diese wurde um das Jahr <strong>10</strong>30, also zu<br />
Beginn des Hochmittelalters, angebracht.<br />
Die dicken Pfosten können auf Häuser in<br />
Eichenpfosten<br />
Pfostenbauweise hindeuten, die ebenfalls<br />
in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts<br />
gebaut wurden.<br />
Sofern ein ausreichend großes Stück Holz<br />
oder Holzkohle vorhanden ist, kann man<br />
mit Hilfe der Dendrochronologie das Fälldatum<br />
eines Baumes und somit auch den<br />
Zeitpunkt der Verarbeitung im besten Fall<br />
auf das Jahr genau bestimmen. Denn Bauholz<br />
wurde meistens saftfrisch verbaut.<br />
Für eine optimale Datierung müssen noch<br />
mehrere (mindestens 50, optimal 80 oder<br />
mehr) Jahresringe in gutem Zustand erhalten<br />
sein. Je mehr Ringe von der Außenseite<br />
(Waldkante) erhalten sind, desto genauer<br />
kann der Zeitpunkt der Fällung bestimmt<br />
werden.<br />
Die Archäologie profitiert zunehmend von<br />
den naturwissenschaftlichen Methoden,<br />
wie wir es am Beispiel der Ausgrabung an<br />
der Turmstraße gesehen haben. Sie leisten<br />
nicht nur einen wertvollen Beitrag zu den<br />
wissenschaftlichen Ergebnissen, sondern<br />
entwickeln durch innovative Forschungsansätze<br />
auch neue interdisziplinäre Methoden<br />
für die Archäologie. | MM<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Wie funktioniert die<br />
Dendrochronologie?<br />
Jedes Jahr produzieren Bäume einen<br />
Ring aus neuem Holz. Die Abfolge und<br />
das Erscheinungsbild dieser Ringe<br />
sind für Bäume derselben Art in einem<br />
Gebiet sehr ähnlich (Gebietsgröße ca.<br />
2 km – 300 km), da sie den gleichen<br />
Umwelteinflüssen wie Niederschlag,<br />
Sonnenstrahlung und Temperatur<br />
unterliegen. Für Mitteleuropa eignet<br />
sich die Eiche sehr gut zur Altersbestimmung,<br />
da sie sehr weit verbreitet<br />
ist und als Bauholz zu jeder Zeit beliebt<br />
war. Das Ziel der Dendrochronologie<br />
ist es, eine Kurve zu erstellen, die möglichst<br />
weit in die Vergangenheit reicht.<br />
Hierbei werden Proben aus verschiedenen<br />
Kontexten genommen: Hölzer<br />
aus noch lebenden Bäumen, aus<br />
Fachwerkhäusern, aus Mooren und<br />
von Ausgrabungen. Dadurch erhält<br />
man Jahresringe aus verschiedenen<br />
Zeitabschnitten, die sich im besten<br />
Fall überschneiden. Diese kann man<br />
aneinanderhängen und bekommt<br />
eine Kurve, die immer weiter in unsere<br />
Vergangenheit reicht. Zuerst erstellt<br />
man eine regionale Kurve, die dann<br />
in überregionale Kurven eingehängt<br />
werden kann. So deckt die mitteleuropäische<br />
Eichenkurve dank der guten<br />
Erhaltung von Eichen im Moor einen<br />
Zeitraum von <strong>10</strong>.000 Jahren ab.<br />
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In Eversburg wird unser Wasser<br />
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Juliane (<strong>10</strong>) entdeckt gerne Neues.<br />
Für<br />
Nassforscher.
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Ortsnamen im <strong>Osnabrücker</strong> Land (3)<br />
Was wurde in Rulle gerodet?<br />
Rulle wurde 1223 zum ersten Mal erwähnt - seitdem ist dieser Name unverändert geblieben. Schon der Blick auf<br />
das Kloster lässt erkennen, dass Geschichte an diesem Ort allgegenwärtig ist. Verschiedene Sagen wecken Erwartungen<br />
zur Erklärung des Namens, aber für eine seriöse Deutung helfen sie nicht weiter.<br />
Bilder © Ebba Ehrnsberger<br />
Der Oberlauf der Nette am Südhang des<br />
Wiehengebirges war zu Beginn unserer<br />
Zeitrechnung noch lückenlos bewaldet.<br />
Überall dort, wo feuchte Niederungen<br />
an höher gelegene Hänge stießen, kam<br />
es schon im 5. und 6. Jahrhundert zu den<br />
ersten Ansiedlungen. Vermutlich wurden<br />
am Ruller Esch die ersten Urhöfe<br />
errichtet. Davon ist heute nicht einmal<br />
mehr in Ansätzen etwas zu erkennen.<br />
Stattdessen fällt der Blick auf exklusive<br />
Wohnhäuser.<br />
Die Bauern, die in diesem Gebiet vor<br />
1500 Jahren sesshaft wurden, waren<br />
hauptsächlich Viehzüchter. Sie brauchten<br />
Weideland und Wasser<br />
für ihre Tiere.<br />
Nach und nach rodeten sie die kalkhaltigen<br />
Hänge mit den Rotbuchen<br />
und Eichen - und Birkenwälder<br />
auf den trockenen, nährstoffarmen<br />
Sandböden. Das Holz diente ihnen<br />
als Baumaterial und Brennstoff. Im<br />
Waldgebiet entstanden auf diese<br />
Weise erst einzelne Lichtungen, die<br />
sich immer mehr ausdehnten.<br />
Dass die Geschichte mit dem Wald<br />
verknüpft ist, zeigt sich auch an<br />
der Flurbezeichnung Ruller Loh,<br />
einem Buchenwald mit einem<br />
kleinen Kalksteinbruch östlich des<br />
Wallfahrtsortes.<br />
Es liegt nahe, dass sich der Name<br />
Rulle aus den Grundworten „roden“<br />
und „loh“ (Wald) zusammensetzt.<br />
Maria Barz liefert in ihrer Broschüre<br />
„Wallenhorst von A bis Z“ die<br />
Erklärung, dass diese beiden<br />
Begriffe miteinander<br />
verschmolzen sind.<br />
Die ersten Siedler<br />
mussten also für<br />
ihre Höfe,<br />
Weiden und Felder den dichten Wald<br />
roden. Bis sich ein Begriff durch Anpassung<br />
an den Sprachgebrauch entwickelt,<br />
können Jahrhunderte vergehen.<br />
Möglicherweise ist der Name Rulle<br />
schon lange vor seiner ersten Erwähnung<br />
1233 entstanden. | EE<br />
29
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Wo liegen Osnabrücks<br />
magische Orte?<br />
Im Juli <strong>2015</strong> startet die Stadt- und Kreisarchäologie ein Modellprojekt zur Erprobung neuer Möglichkeiten<br />
der Informationsvermittlung über die Geschichte unserer Kulturlandschaft. Dabei kommt es zur Neupräsentation<br />
von neun „magischen Orten“ in Stadt und Landkreis, die in der Vorstellungswelt der Bevölkerung<br />
und in historisch interessierten Fachkreisen eine gewisse Berühmtheit erlangt haben und wo vor Ort bis<br />
heute umfangreiche, archäologisch erforschte Reste aus der Entstehungszeit sichtbar geblieben sind.<br />
Wie entstehen Kultplätze?<br />
Für jeden Menschen, der sich in einer bestimmten<br />
Region heimisch fühlt, bildet<br />
die Landschaft einen unverwechselbaren,<br />
natürlich anmutenden Rahmen. Biologen<br />
und Verhaltensforscher sprechen diesem<br />
Lebensraum sogar eine Prägefunktion<br />
zu, die vor allem im Kindesalter intensiv<br />
wirksam und von nachhaltigem Einfluss<br />
für das weitere Leben sein soll. Das Spektrum<br />
dieses naturnahen Erlebens reicht vom<br />
einfachen Spaziergang, der in der „freien“<br />
Natur als besonders erholsam empfunden<br />
wird, bis hin zu religiösen Ritualen, z. B. zur<br />
Verehrung natürlicher „Urkräfte“. Dabei<br />
entstanden bereits vor Jahrtausenden „magische<br />
Orte“ zur Durchführung spezieller<br />
Kulthandlungen, oft auch in Verbindung<br />
mit baulichen Eingriffen in die Landschaft.<br />
Landschaft wird aber nicht nur sinnlich<br />
wahrgenommen, sondern bietet zugleich<br />
ein unerschöpfliches Reservoir an Nutzungsmöglichkeiten,<br />
vor allem zur unmittelbaren<br />
Existenzsicherung.<br />
So entstanden<br />
zunächst<br />
landwirtschaftliche<br />
Nutzflächen<br />
und<br />
Siedlungen,<br />
nachfolgend auch Gewerbegebiete, Verkehrsflächen,<br />
Abbau von Bodenschätzen<br />
und ähnliches. Dieser Prozess begann<br />
mit der Sesshaftwerdung<br />
in der Jungsteinzeit vor<br />
über 6.000 Jahren und<br />
setzt sich bis heute fort.<br />
Er hat u. a. dazu geführt,<br />
dass viel von der<br />
Ursprünglichkeit der<br />
Landschaft verloren gegangen<br />
ist. Heute suchen<br />
viele Menschen nach Orten,<br />
wo die Natur oder bestimmte<br />
natürlich anmutende Erscheinungen<br />
noch intensiv spürbar geblieben sind– in<br />
der Hoffnung auf eine besondere Form der<br />
Naturerfahrung, bei der die ursprüngliche,<br />
innige Beziehung zwischen Mensch und<br />
Natur im Mittelpunkt steht.<br />
Welche Kultplätze gibt es?<br />
Die bis heute eindrucksvollsten Formen der<br />
Gestaltung von Kultplätzen stammen aus<br />
der Jungsteinzeit. Während der Zeit der so<br />
genannten Trichterbecherkultur entstanden<br />
zwischen 3.500 und 3.000 Jahren v.<br />
Chr. Grabanlagen aus extrem großen Steinen<br />
(=Megalithen), die seit Jahrhunderten<br />
als „Hünengräber“, d. h. als Werk von Menschen<br />
mit übernatürlichen Kräften, gesehen<br />
wurden. Der große bauliche Aufwand,<br />
lässt vermuten, dass es sich um deutlich<br />
mehr als nur Bestattungsplätze gehandelt<br />
haben muss. Ähnliches gilt für die<br />
nachfolgende Einzelgrabkultur,<br />
wobei riesige Grabhügel<br />
entstanden. Das<br />
größte Bauwerk dieser<br />
Art ist der Silbury Hill<br />
in Südengland, erbaut<br />
um 2.600 v. Chr. Mit<br />
einer Höhe von 37 Metern<br />
galt er bis zum 19.<br />
Jahrhundert als die größte<br />
jemals von Menschen gebaute<br />
Anlage in Europa. Grabhügel kommen<br />
auch dicht beieinander liegend und in<br />
unterschiedlichen Formen vor. Vor allem in<br />
den letzten 700 Jahren v. Chr. entstanden<br />
auch im <strong>Osnabrücker</strong> Land zahlreiche sehr<br />
markante Varianten aufgrund unterschiedlicher<br />
kultischer Vorstellungen und Bestattungsrituale.<br />
Um 300 v. Chr. wurde das <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land kurzzeitig von der keltischen Kultur<br />
beeinflusst, bei der die Verehrung von Naturheiligtümern<br />
einen besonders hohen<br />
Stellenwert hatte. Abseits der damaligen<br />
Siedlungsräume entstanden großflächige<br />
Kultanlagen mit Opferschächten, Opferbäumen,<br />
Mooropferungen u.ä. Eine davon<br />
ist die Schnippenburg bei Ostercappeln<br />
– auch heute noch im Wald durch einen<br />
30<br />
1. Der Süntelstein auf der Venner Egge - ein<br />
vorgeschichtliches Monument oder ein Teufelswerk<br />
aus der Zeit der Christianisierung?<br />
2. Das Fundament eines Rundturms auf der<br />
Wittekindsburg im Nettetal: War dies hier<br />
wirklich der Rückzugsort des sächsischen Heerführers<br />
Wittekind während des Kampfs gegen<br />
die Franken vor über 1.200 Jahren?
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Bilder © Stadt- und Kreisarchäologie<br />
schwach ausgeprägten umlaufenden Erdwall<br />
erkennbar. Sie wurde zwischen 2000<br />
und 2006 intensiv archäologisch<br />
erforscht und gilt als bedeutender<br />
Meilenstein<br />
der Keltenforschung<br />
in Deutschland.<br />
Die bekannteste<br />
Form der Gestaltung<br />
von Kultorten<br />
entwickelte<br />
sich im Zuge der<br />
Christianisierung<br />
ab dem 8. Jahrhundert<br />
n. Chr. An möglichst erhöht<br />
liegenden, aber leicht zugänglichen Orten<br />
entstanden Kirchen, die mit ihrem Turm<br />
ein markantes Orientierungszeichen in der<br />
Landschaft und mit der Glocke ein neuartiges,<br />
weitreichendes Kommunikationsmittel<br />
brachte. Der mit der Christianisierung eingeleitete<br />
religiöse Wandel führte zu einem<br />
deutlichen Rückgang der kultischen Funktion<br />
von Naturphänomenen. Trotzdem<br />
blieben sie wichtig. Zahlreiche christliche<br />
Symbole und Legenden künden bis<br />
heute von einer Respektierung ursprünglicher<br />
Elemente aus den Naturreligionen.<br />
Brauchen wir auch heute Kultplätze?<br />
Menschen, die ihren Lebensstil ausschließlich<br />
nach den praktischen Erfordernissen<br />
des Alltags ausrichten, dürfte es eigentlich<br />
kaum stören, wenn die Möglichkeit des<br />
Erlebens von ungestörter Natur immer<br />
mehr schwindet, außer bei gesundheitsschädlichen<br />
oder existenzbedrohenden<br />
Auswirkungen. Aber auch sie messen bei<br />
der Auswahl ihrer Wochenendaktivitäten<br />
oder ihrer Urlaubsgebiete dem Faktor Natur<br />
nach wie vor eine hohe Bedeutung für<br />
ihr Wohlempfinden zu. Es müssen heute<br />
zwar nicht gleich „Magische Orte“ im<br />
Sinne frühgeschichtlicher Kultplätze sein,<br />
doch wir fühlen uns zu einer landschaftlichen<br />
Idealform hingezogen, die<br />
die ursprüngliche Beziehung<br />
zwischen Mensch und Natur<br />
vergegenwärtigt und erlebbar<br />
macht. Dort, wo die<br />
Natur selbst diesem Idealbild<br />
nicht mehr entspricht,<br />
wurde mit künstlichen Gestaltungsmaßnahmen<br />
nachgeholfen,<br />
wie z. B. im Bereich<br />
der Gartengestaltung und großräumig<br />
angelegten Landschaftsparks.<br />
Auch deren Attraktivität ist bis heute<br />
ungebrochen, wie die hohen Besucherzahlen<br />
bei Gartenfestivals und ähnlichen<br />
Veranstaltungen belegen.<br />
Was zeigt die virtuelle Ausstellung?<br />
Zu jedem Ort wurde eine mehrteilige Informationseinheit<br />
erstellt, die kostenfrei<br />
per App, bzw. im Internet unter www.magischeorte.eu.,<br />
abgerufen werden kann.<br />
Die Stadt- und Kreisarchäologie möchte<br />
damit nicht nur auf die Ergebnisse ihrer<br />
langjährigen Forschungsarbeit verweisen,<br />
sondern zugleich gemeinsam mit der Deutschen<br />
Bundesstiftung Umwelt einen aktiven<br />
Beitrag zum Kulturgüterschutz leisten.<br />
Zur Kennzeichnung der Orte wird dort ab<br />
dem 11. Juli <strong>2015</strong> jeweils eine weiße Pyramide<br />
stehen. Sie soll symbolisch auf das<br />
virtuelle Ausstellungsprojekt verweisen.<br />
Das Projekt „Magische Orte<br />
Entdecken“ ist ein Gemeinschaftsprojekt<br />
des<br />
Archäologischen Arbeitskreises<br />
<strong>Osnabrücker</strong><br />
Land mit der<br />
Deutschen Bundesstiftung Umwelt, der<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Sparkassenstiftung und der<br />
Stadt und dem Landkreis Osnabrück. | BZ<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Die magischen Orte<br />
• Der Schölerberg in Osnabrück als<br />
epochenübergreifender archäologischer<br />
„Kultberg“<br />
• Der <strong>Osnabrücker</strong> Dom als historisches<br />
Zentrum des <strong>Osnabrücker</strong> Landes<br />
• Der Bereich Piesberg/ Tal im Hone<br />
mit legendären Kultstätten von der<br />
Jungsteinzeit bis zum 19. Jahrhundert<br />
• Die Wittekindsburg bei Wallenhorst-<br />
Rulle aus der Zeit der Sachsenkriege<br />
• Die Teufelssteine in Belm-Vehrte als<br />
markanter Ursprungsort von Sagen<br />
und Legenden<br />
• Die Schnippenburg bei Ostercappeln-<br />
Schwagstorf als zentraler keltischer<br />
Kultort<br />
• Der Steingräberweg in Ankum-<br />
Westerholte als ältester archäologischer<br />
Lehrpfad Niedersachsens<br />
• Der Wacholderhain in Merzen-Plaggenschale<br />
mit seinen 111 Grabhügeln<br />
• Die Kirchburg in Ankum<br />
als historisches Zentrum<br />
aus vorchristlicher Zeit<br />
3. Der Knieanbetungsstein im Tal im Hone:<br />
Sind die vier Vertiefungen tatsächlich Abdrücke<br />
von Personen, die sich hier früher zum<br />
Beten hingekniet haben?<br />
4. Nachbau eines Grabhügels im „Wacholderhain<br />
Plaggenschale“ - mit 111 noch erhaltenen<br />
Hügeln aus der jüngeren Bronzezeit/frühen<br />
Eisenzeit eines der größten Gräberfelder Nordwestdeutschlands.<br />
31
„Leben. Bis zuletzt.“ – Nach diesem Motto<br />
lebt das <strong>Osnabrücker</strong> Hospiz Tag für Tag. Dabei<br />
wird den sterbenden Gästen das Leben<br />
lebenswert gemacht. Sie werden als Menschen<br />
geachtet und finden Geborgenheit und<br />
Sicherheit.<br />
Das stationäre <strong>Osnabrücker</strong> Hospiz<br />
befindet sich in der Johannisfreiheit<br />
mit wohnlichen elf Einzelzimmern.<br />
Jedes verfügt über ein eigenes Bad<br />
sowie ein TV-Gerät, Internet- und<br />
Telefonanschluss. Außerdem bietet<br />
eine kleine Terrasse an den wärmeren<br />
Tagen die Möglichkeit, die Sonnenstrahlen<br />
zu genießen. Einen wichtigen<br />
Bestandteil des Hospizes bildet<br />
die Wohnküche, in der sich ein großer<br />
Tisch befindet, an dem sich die Gäste<br />
treffen, um gemeinsam zu frühstücken,<br />
zu lesen und Zeit zu verbringen.<br />
Um auch die letzten Tage interessant<br />
und lebenswert zu machen, werden<br />
in der Wohnküche kleinere Konzerte,<br />
Feiern und Treffen veranstaltet. Auch<br />
die Angehörigen haben die Möglichkeit<br />
teilzunehmen und sich somit Erinnerungsinseln<br />
aufzubauen.<br />
Die Familienmitglieder spielen generell<br />
eine wichtige Rolle für die Hospizarbeit.<br />
„Sterben gehört zum Leben<br />
und die Angehörigen sind die wichtigsten<br />
Personen der Begleitung“, erklärt<br />
Ursula Frühauf, die psychosoziale<br />
Leiterin der Einrichtung. Aus diesem<br />
Grund bietet das Hospiz Angehörigen<br />
an, jederzeit vorbeizukommen oder<br />
kostenfrei bei den Gästen zu übernachten.<br />
So entstehen oft intensive<br />
Gespräche und Begegnungen. Angehörige<br />
können auch an dem allgemeinen<br />
Hospizalltag teilnehmen und sich<br />
mit eigenen Ideen einbringen.<br />
Nach dem Versterben der Gäste bleibt<br />
der Kontakt zu den Angehörigen oft<br />
bestehen. Hierbei ist die Schreibwerk-<br />
Bilder © <strong>Osnabrücker</strong> Hospiz e.V.; Ländliche Idylle im goldenen Licht © Smileus, fotolia.com<br />
32
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
statt zu erwähnen, die sich vor allem an Menschen richtet,<br />
die Abschied erleben. Sie gibt den Trauernden die Möglichkeit,<br />
ihre Gefühle auf Papier zu bringen und mit anderen<br />
Menschen darüber zu reden.<br />
„Das Hospiz bietet einen Rahmen von Sicherheit durch<br />
palliative Pflege und Begleitung und gibt den Familien<br />
dennoch ganz viel Freiraum um ihren Alltag hier selbst<br />
zu gestalten“, so Ursula Frühauf. Bei einem Rundgang fällt<br />
auf, dass das komplette Personal Alltagskleidung trägt.<br />
Den Gästen werden die letzten Tage so normal wie möglich<br />
gestaltet. Dazu gehören alltägliche Dinge wie Gespräche<br />
führen, Zeitung lesen, basteln oder einfach nur für<br />
jemanden da sein. Das Aufleben alter oder sogar neuer<br />
Hobbys wird individuell gefördert, sofern dies trotz der<br />
schweren Erkrankung möglich ist. Das Essen und die Atmosphäre<br />
sind ganz wichtig – um beides kümmern sich<br />
z. B. auch die Hauswirtschafterinnen mit leckeren Gemüsesuppen,<br />
frischen Waffeln oder schönem Blumenschmuck.<br />
Außerdem bieten kompetente Pflegekräfte den Gästen<br />
palliativpflegerische und seelische Begleitung an.<br />
Das Team des Hospizes besteht zum einen aus ausgebildeten<br />
hauptamtlichen Fachkräften, die sich auf<br />
die palliative Pflege und psychosoziale Begleitung<br />
spezialisiert haben. Schmerztherapie, Symptomkontrolle<br />
und Wundversorgung gehören zu den<br />
Aufgaben in der Pflege ebenso wie ein individueller<br />
Tagesablauf mit Zeit und Ruhe für die Grundversorgung.<br />
Aber auch gut vorbereitete ehrenamtliche Mitarbeiter<br />
gehören zum Team. Sie begleiten den Alltag<br />
durch Vorlesen, Spazierenfahren oder als wichtige<br />
Bezugsperson. Die Beweggründe für eine ehrenamtliche<br />
Mitarbeit sind unterschiedlich. Die einen<br />
werden aktiv, da sie selbst eine ähnliche Erfahrung<br />
gemacht haben, andere suchen nach sinnvollen Tätigkeiten<br />
in ihrem Alltag.<br />
Dadurch findet man Ehrenamtliche aus den unterschiedlichsten<br />
Berufen und Altersgruppen. Menschliche<br />
– wie die ältere Dame, die Fantasiereisen und<br />
Meditation anbietet und den Rollstuhlfahrer, der<br />
durch sein eigenes Handicap rasch zu einem vertrauten<br />
Gesprächspartner wird – oder auch tierische<br />
wie einen ausgebildeten Therapiehund, der sich<br />
von tierliebenden Gästen geduldig streicheln lässt.<br />
Unabhängig von politischen und konfessionellen Einstellungen<br />
oder der finanziellen Situation bietet das<br />
Hospiz schwer erkrankten Patienten in der letzten<br />
Lebenszeit einen Platz. Da eine 24-stündige sichere<br />
Pflege angeboten wird, können sich die Angehörigen<br />
auf die wichtige persönliche Begleitung einlassen.<br />
Wie Cicely Saunders, Mitbegründerin der modernen<br />
Hospiz-Bewegung und Palliativ-Medizin, einst sagte:<br />
„Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu<br />
geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ | OL/RED<br />
Kontakt:<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Hospiz<br />
Johannisfreiheit 7<br />
49074 Osnabrück<br />
Telefon 0541 / 350 550<br />
E-Mail: info@osnabruecker-hospiz.de<br />
www.osnabruecker-hospiz.de<br />
33
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Wer vertritt lange Menschen?<br />
Wie angekündigt beschäftigt sich „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ auch nach der großen<br />
Titelgeschichte der letzten Ausgabe weiter mit Vereinen in der Region,<br />
die sich für außergewöhnliche Projekte und besondere Anliegen einsetzen.<br />
Dazu gehört der „KLUB LANGER MENSCHEN (KLM) DEUTSCHLAND e. V.“,<br />
der sich bereits seit 1953 um die Belange von überdurchschnittlich groß gewachsenen<br />
Mitbürgern kümmert. Die <strong>Osnabrücker</strong> Langen kommen dabei nicht zu kurz:<br />
Die lokale Bezirksgruppe zählt 50 Mitglieder.<br />
Wer darf Mitglied werden?<br />
Wer im KLM DEUTSCHLAND e.V.<br />
Mitglied werden will, muss eine über<br />
dem Bevölkerungsdurchschnitt liegende<br />
Körpergröße vorweisen können. Frauen<br />
müssen größer als 1,80 m sein, Männer<br />
über eine Mindestgröße von 1,90 m verfügen.<br />
Familienangehörige beider Gruppen<br />
können allerdings ohne Rücksicht<br />
auf ihre Körpergröße Mitglied werden.<br />
Eine Altersbegrenzung gibt es nicht.<br />
Was macht der Verein?<br />
Der 1953 in München eingetragene und<br />
gegründete Verein setzt sich in 22 Städten<br />
für die Interessen seiner knapp 2.000<br />
überdurchschnittlich großen Mitglieder<br />
ein. Ursprünglich gab der Klub vorrangig<br />
Hilfestellung bei Gesundheitsfragen<br />
oder Alltagsproblemen wie dem Finden<br />
passender Kleidung oder entsprechender<br />
Möbel.<br />
Heute dient er in erster Linie der Geselligkeit.<br />
Der Klub bietet den „Langen“ die<br />
Möglichkeit an vielfältigen Unternehmungen<br />
und Veranstaltungen mit anderen<br />
großgewachsenen Menschen teilzunehmen.<br />
Diese werden in der Regel<br />
von den regionalen Bezirksgruppen individuell<br />
organisiert. Neben regelmäßigen<br />
Stammtischtreffen und vielfältigen<br />
Freizeitaktivitäten ist insbesondere das<br />
Stiftungsfest hervorzuheben. Hier gibt<br />
es ein buntes Unterhaltungsprogramm,<br />
Live-Musik und Tanz.<br />
Darüber hinaus finden auch Mitglieder<br />
verschiedener Bezirksgruppen bei überregionalen<br />
Veranstaltungen zusammen.<br />
Der Höhepunkt des Jahres ist das im<br />
Mai stattfindende Europatreffen, an<br />
dem mehrere hundert Menschen teilnehmen.<br />
Hier reisen auch Mitglieder<br />
anderer Vereine langer Menschen aus<br />
Europa und Übersee an.<br />
Abgesehen von den vielzähligen<br />
Aktivitäten gibt<br />
es Informations- und<br />
Serviceangebote zu Themen,<br />
die insbesondere<br />
überdurchschnittlich<br />
große Personen interessieren.<br />
Alle Mitglieder des Vereins erhalten die<br />
halbjährlich erscheinende Vereinszeitung<br />
„Große Glocke“, welche neben<br />
bezirksübergreifenden, klubinternen<br />
Themen auch Informationen zu gleichgesinnten<br />
Vereinen in der ganzen Welt<br />
sowie zu gesundheitlichen Problemen<br />
und Risiken, die großgewachsene Menschen<br />
betreffen, beinhaltet.<br />
Was bietet der KLM DEUTSCH-<br />
LAND e.V. in Osnabrück?<br />
Die 1986 gegründete Bezirksgruppe Osnabrück<br />
findet sich an jedem zweiten<br />
Freitag im Monat um 20.00 Uhr in der<br />
Hausbrauerei Rampendahl zusammen.<br />
Neben dem regelmäßig stattfindenden<br />
Stammtisch verabredet sich der Klub zu<br />
Kegel- oder Bowlingabenden, Spielrunden,<br />
Kneipentouren oder Kinobesuchen.<br />
Zusätzlich stehen Besuche von kulturellen<br />
Ereignissen, Teilnahmen an Veranstaltungen<br />
anderer Bezirke, Tanzkurse<br />
oder Wochenendausflüge auf dem<br />
Programm. Auch zu Planwagenfahrten<br />
oder Autorallys wird gelegentlich eingeladen.<br />
Die 50 Mitglieder des Bezirks<br />
Osnabrück sind stets offen für die<br />
Aufnahme neuer Mitglieder. Sofern die<br />
geforderte Mindestgröße vorliegt. | JJ<br />
Bild Stammtisch © KLM Deutschland e.V.; Maßband in den Händen © cirquedesprit, fotolia.com<br />
34
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
WELCHER BERÜHMTE WEG<br />
FÜHRT DURCH OSNABRÜCK?<br />
Fortbewegung zum Austausch von Waren und Informationen ist seit jeher ein Grundbedürfnis<br />
der Menschen. Die kürzesten und möglichst barrierefreien Verbindungen von einem<br />
Ort zum anderen bleiben häufig über Jahrtausende hinweg bestehen, weshalb die heutigen<br />
Autobahnen und Bundesstraßen in den meisten Fällen den Verlauf der mittelalterlichen<br />
Fernwege und Haupthandelsstraßen übernommen haben. Zur damaligen Zeit wurden die<br />
Wege nicht nur von Händlern und Reisenden benutzt. Seit dem 4. Jahrhundert gibt es erste<br />
Überlieferungen von Pilgern, die sich ebenfalls an die viel genutzten Strecken hielten, um<br />
Schutz vor eventuellen Überfällen zu finden.<br />
Bilder © Meike Key<br />
Eine der bekanntesten christlichen Pilgerstätten<br />
ist Santiago de Compostela,<br />
unter dessen Kathedrale sich Legenden<br />
zufolge das Grab des Apostels Jakobus<br />
befindet. Den Hauptweg, dessen Entstehung<br />
auf das 11. Jahrhundert zurückzuführen<br />
ist, stellt der so genannte „Camino<br />
Francés“ dar, der auf ca. 800 km Länge<br />
von der französischen Stadt St. Jean Pied<br />
de Port durch Nordspanien nach Santiago<br />
de Compostela führt. 1987 wurde<br />
der Hauptweg durch Nordspanien zum<br />
Kulturweg erklärt und 1993 Teil des<br />
UNESCO- Welterbes. Durch das Buch<br />
„Ich bin dann mal weg“ des deutschen<br />
Entertainers Hape Kerkeling (2006) gab<br />
es besonders in Deutschland einen bemerkenswerten<br />
Pilgeraufschwung.<br />
Neben dem Hauptweg im Norden Spaniens<br />
gibt es noch etliche andere Wege,<br />
die zu der heiligen Stätte führen. Sie ziehen<br />
sich durch ganz Europa und werden<br />
durch den Oberbegriff „Jakobsweg“ als<br />
solche gekennzeichnet. Eine der norddeutschen<br />
Routen ist die Via Baltica,<br />
die auf knapp 770 km von Usedom über<br />
Bremen nach Osnabrück führt. Sie wird<br />
dann ab Osnabrück über Lengerich,<br />
Münster und Dortmund fortgesetzt und<br />
erreicht nach etwas mehr als 200 km<br />
Wuppertal in Westfalen.<br />
Der Weg beginnt am <strong>Osnabrücker</strong> Dom<br />
und führt am Rathaus vorbei durch die<br />
Altstadt in Richtung Heger Tor. Über<br />
Kopfsteinpflaster durch das Katharinenviertel<br />
immer in Richtung des Stadtteils<br />
Hellern. Der Heger Friedhof wird halb<br />
umrundet, bevor der Weg nahe IKEA<br />
die Rheiner Landstraße über-, und die<br />
A 30 unterquert. Durch kleine Wohnsiedlungen<br />
und über Feldwege werden<br />
die Orte Gaste und Hasbergen auf dem<br />
dezent beschilderten Jakobspilgerweg<br />
durchquert, bis die erste Etappe schließlich<br />
in der zum Kreis Steinfurt gehörenden,<br />
knapp 22 000 Einwohner zählenden<br />
Stadt Lengerich endet.<br />
Wer stempelt den Pilgerpass?<br />
Wo die Pilgerreise beginnt, entscheidet<br />
jeder selbst. Hat man jedoch die letzten<br />
<strong>10</strong>0 km bis nach Santiago de Compostela<br />
zu Fuß, bzw. die letzten 200 km mit dem<br />
Fahrrad oder auf einem Pferd zurückgelegt<br />
und kann dies anhand der entsprechenden<br />
Stempel in seinem Pilgerpass<br />
belegen, so bekommt man am Ende der<br />
Pilgerreise eine Urkunde, die so genannte<br />
„Compostela“, ausgehändigt.<br />
Gestempelt wird in der Regel in Pilgerherbergen<br />
oder örtlichen Gotteshäusern.<br />
Auf dem Hauptweg haben viele Gaststätten<br />
ebenfalls einen eigenen Stempel<br />
und auch Privatleute stehen ab und<br />
an mit gezücktem Stempelkissen am<br />
Wegesrand. | MK<br />
35
Herausgeber von<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Schaust Du morgens<br />
gerne in den Satzspiegel?<br />
Sehr schön!<br />
Spielst Du mit den Buchstaben CMYK mehr als Scrabble?<br />
Gute Mischung!<br />
Denkst Du beim „Anlegen von Pfaden“ nicht<br />
als erstes an Wald und Wiesen?<br />
Dann beschreite mit uns neue Wege!<br />
Unser Kreativteam begeistert sich insbesondere für<br />
Magazine, klassische Werbung und regionale <strong>Wissen</strong>sprodukte.<br />
Zur Verstärkung unseres Teams suchen wir<br />
zum nächstmöglichen Zeitpunkt eine/n<br />
Mediengestalter/in (digital & print)<br />
Wir freuen uns auf originelle Bewerbungen -<br />
klassisch per Post oder<br />
auch gerne digital per E-Mail.<br />
Medienagentur KreativKompass<br />
UG (haftungsbeschränkt)<br />
Geschäftsführer Stephan Buchholz<br />
Natruper Straße 23 · 49076 Osnabrück<br />
Telefon: +49 (0) 5 41 / 440 220 03<br />
E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />
www.kreativkompass.de
Wo sind Gurken unerwünscht?<br />
ESSEN & TRINKEN<br />
Auf jeder Gin-Flasche der Marke O49 ist eine durchgestrichene Salatgurke zu sehen.<br />
Das grüne Gemüse muss leider draußen bleiben. Aber dafür gibt es gute Gründe.<br />
Bilder: © Spirit 49<br />
Ist die Gurke ein Mode-Gemüse?<br />
Wenn man ein Glas Gin bestellt,<br />
dann ja. Denn viele Barkeeper geben<br />
ein Stück Salatgurke mit ins<br />
Glas, um das Aroma des Gins zu<br />
unterstreichen. Bei einigen<br />
wenigen Sorten ergibt<br />
das auch Sinn,<br />
weil schon bei der<br />
Produktion Gurke<br />
hinzugefügt<br />
wird. Doch nicht<br />
immer wird darauf<br />
geachtet, welche<br />
Botanicals überhaupt in einem Gin<br />
enthalten sind. Im O49 gibt es beispielsweise<br />
keinen Gurkenextrakt.<br />
Deshalb schmeckt es nicht, wenn<br />
man eine Scheibe hineinlegt. Besser<br />
geeignet sind Wachholderbeeren,<br />
Salbeiblätter oder (ganz klassisch)<br />
Zitronenscheiben. Alle drei Botanicals<br />
runden den Geschmack des<br />
original Gins aus dem <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land ab.<br />
Wie wird der O49 hergestellt?<br />
Die Firma Spirit 49 verarbeitet<br />
ausschließlich Produkte<br />
aus hundertprozentig biologischem<br />
Anbau. Die Familien-<br />
Destille befindet sich im Teutoburger<br />
Wald. Seit mehr als 130 Jahren<br />
wird jede Flasche von Hand<br />
abgefüllt. Eine Flasche Pure Organic<br />
Gin enthält Wachholderbeeren, eine<br />
herbe Note der Deutschen Hopfenblüte<br />
und eine geringe Essenz Salbei.<br />
Mit 49% Vol. ist der O49 kerniger<br />
als handelsübliche Gin-Produkte. Er<br />
schmeckt pur mit Eis, klassisch mit<br />
Tonic oder für Kenner mit einem<br />
Blatt frischem Salbei im Glas. | JS<br />
Mehr zum Thema O49:<br />
» www.spirit49.de<br />
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Vor gut <strong>10</strong>0 Jahren entwickelte der amerikanische Pharmakologe<br />
Wilbur L. Scoville ein bahnbrechendes Testverfahren. Er<br />
bestimmte für verschiedene Proben die Flüssigkeitsmenge, mit<br />
der ein Milliliter des Alkaloids Capsaicin verdünnt werden muss,<br />
damit keine Schärfe mehr festgestellt werden kann.<br />
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Redaktion „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“<br />
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oder noch einfacher per Mail:<br />
redaktion@osnabruecker-wissen.de<br />
Handelsübliche Gemüsepaprika kommen<br />
auf einen Wert zwischen 0 und <strong>10</strong>,<br />
Tabascosauce liegt zwischen 2.500 und<br />
8.500 und reines Capsaicin erreicht ungenießbare<br />
16 Millionen Scoville-Einheiten.<br />
Auch wenn der Schärfegrad mittlerweile<br />
durch moderne Methoden wie die Hochleistungsflüssigkeitschromatographie<br />
festgestellt werden kann, ist die alte Skala<br />
immer noch in Gebrauch. Für die indonesische<br />
Gewürzsauce Sambal Oelek<br />
reicht die Spannbreite von 1.000 bis<br />
<strong>10</strong>.000 Scoville-Einheiten – je nachdem<br />
welche Chilisorte für die Herstellung<br />
verwendet wird.<br />
Mittlerweile bauen auch immer mehr<br />
<strong>Osnabrücker</strong> die Pflanzen in Gärten und<br />
auf Balkonen an – es gibt ein breitgefächertes<br />
Pflanzen- und Samen-Angebot<br />
auf Wochenmärkten, in Supermärkten<br />
und Gärtnereien. Dabei können<br />
Chili-Freunde den Schärfegrad selbst<br />
bestimmen. Das ist gut so, denn obwohl<br />
die Früchte, bei denen es sich – rein botanisch<br />
betrachtet – um Beeren handelt,<br />
viel Vitamin C enthalten und entzündungshemmend<br />
und immunstärkend<br />
wirken sollen, warnt das Chemische und<br />
Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe<br />
vor dem Genuss allzu scharfer Sorten.<br />
Gerade bei Mitteleuropäern, die (im Gegensatz<br />
zu den an einen Tagesverzehr von<br />
25 bis 200 mg Capsaicinoide gewöhnten<br />
Chili-Fans in Mexiko oder Thailand) nur<br />
1,5 mg aufnehmen, wurden in Extremfällen<br />
bereits Schockzustände, Bewusstlosigkeit<br />
und Atmungseinschränkungen<br />
diagnostiziert.<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ mahnt also zur<br />
Vorsicht, heizt den sommerlichen Grillabenden<br />
aber noch einmal richtig ein. | TS<br />
Sambal Oelek - Rezeptvorschlag<br />
Zutaten:<br />
200 Gramm rote Chilischoten<br />
1 kleine Zwiebel oder Schalotte<br />
2 Knoblauchzehen<br />
1 Prise Salz<br />
1 Prise Pfeffer<br />
1 Prise Zucker<br />
1 TL Essig<br />
3 EL Olivenöl<br />
Zubereitung:<br />
Chilis, Zwiebel und Knoblauch bei niedriger<br />
Hitze anbraten, ggf. mit etwas<br />
Wasser ablöschen. Die weiche Chilimasse<br />
(indonesisch: „sambal“) mit den<br />
Gewürzen in einen Mörser geben und mit dem<br />
Stößel (indonesisch: „ulek“, niederländisch:<br />
„oelek“) zu einer glatten Paste zermahlen.<br />
Die Chilikerne sollten dabei möglichst nicht<br />
zerrieben werden. Das Ganze in kleine Einmachgläser<br />
füllen.<br />
Chili-Schriftzug © Photographee.eu; Karobloatt © Tatjana Rittner; Fotolia.com<br />
38
Anzeigensonderteil<br />
REGIONALE EXPERTEN ERKLÄREN ALLTAGSFRAGEN & PHÄNOMENE<br />
Wie viel Popcorn<br />
braucht das Kino?<br />
Für die meisten Menschen ist ein Kinobesuch ohne Popcorn völlig undenkbar. Ob<br />
süß oder gesalzen - die luftigen Maiskörner gehören ganz einfach dazu. Doch wie viel<br />
Popcorn braucht ein gut besuchtes Kino und wie wird es überhaupt hergestellt? Die<br />
Filmpassage Osnabrück hat es uns verraten.<br />
Fotos © Filmpassage Osnabrück; Kinosaal © LuckyImages, Fotolia.de<br />
WER BRACHTE DEN<br />
MAIS NACH EUROPA?<br />
Schon die Mayas, Inkas und Azteken entdeckten<br />
die Vielseitigkeit der Maiskörner.<br />
Allerdings bereiteten sie ihr „Popcorn“<br />
in Kesseln, Tontöpfen und<br />
Metallpfannen über einem<br />
offenen Feuer zu. Im<br />
Jahre 1492 gelangten die<br />
Körner durch Christoph<br />
Kolumbus nach Europa.<br />
Als er Amerika entdeckte,<br />
nutzten die Ureinwohner<br />
Popcorn auch als Schmuck.<br />
Außerdem glaubten die<br />
Indianer, dass sie aus den<br />
aufgeplatzten Körnern etwas<br />
über die Zukunft erfahren könnten.<br />
Kolumbus probierte ein paar und<br />
nahm dann ganze Kolben mit auf die<br />
Rückreise, um sie in Europa als schmackhaften<br />
und süßen Snack zu präsentieren.<br />
WARUM PLATZT POPCORN?<br />
Maiskörner setzen sich aus Wasser, Eiweiß<br />
und Stärke zusammen. Von außen fühlt<br />
sich das Korn hart und trocken an, doch<br />
im Inneren ist ein geringer Wasseranteil<br />
vorhanden. Wenn die Maiskörner erhitzt<br />
werden, verwandelt sich das Wasser<br />
sofort zu Dampf. Der Druck<br />
nimmt zu, die Schale<br />
kann dem Druck nicht<br />
mehr standhalten –<br />
das Maiskorn platzt.<br />
Gleichzeitig dehnen<br />
sich die Stärke und<br />
das Eiweiß auf ein Vielfaches<br />
aus. Und fertig<br />
ist das Popcorn!<br />
WIE FRISCH IST DAS<br />
POPCORN?<br />
Pro Jahr werden ca. 300.000<br />
Liter Popcorn in der Filmpassage<br />
Osnabrück produziert. Die genaue Menge<br />
hängt von Besuchereinschätzungen ab,<br />
die wiederum mit den aktuellen Filmen<br />
zu tun haben. Blockbuster wie „Tribute<br />
von Panem“, „Der Hobbit“ oder „James<br />
Bond“ bedeuten eine höhere Zuschauerzahl<br />
und somit auch eine entsprechend<br />
Filmpassage<br />
Osnabrück<br />
Name: Tanja Horst-Emskamp<br />
Funktion: Assistentin der Betriebsleitung<br />
(Kerngebiet: Gastronomie)<br />
Adresse: Johannisstraße 112-113, 49074 Osnabrück<br />
Telefon: 01805 - 676227 *<br />
Internet: www.filmpassage.de<br />
größere Popcorn-Nachfrage. Da jeder<br />
Gast immer frisches Popcorn bekommen<br />
soll, wird der luftige Snack zwei bis dreimal<br />
pro Woche in der Küche der Filmpassage<br />
zubereitet. Dort stehen zwei<br />
große Kessel für die Produktion - das<br />
Mischungsverhältnis bestimmt ein hauseigenes<br />
Rezept, welches Mais, Zucker und<br />
Pflanzenfett beinhaltet.<br />
Jeder Durchgang dauert ca. 5 1/2 Minuten,<br />
in denen Temperaturen von bis zu<br />
200° C erreicht werden. Danach kommt<br />
das Ganze in spezielle, lebensmitteltaugliche<br />
Vorratssäcke, die ein Volumen<br />
von 120 Litern fassen.<br />
Im Jahr 2014 steuerte der Popcorn-Verkauf<br />
in der Filmpassage 30<br />
Prozent zum gesamten Gastronomieumsatz<br />
bei. Zu einem gelungenen<br />
Kinobesuch gehört eben eine ordentliche<br />
Portion Popcorn! | JS<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Was bedeutet „Popcorn“?<br />
Das Wort stammt aus dem englischen<br />
Sprachraum und setzt sich aus „pop“<br />
(=knallen) und „corn“ (= Mais) zusammen.<br />
Allerdings werden selbst überzeugte<br />
Gegner von zu viel Anglizismen<br />
an der Kinokasse kaum „knallenden<br />
Mais“ bestellen ...<br />
*<br />
(0,14€/Min. aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)<br />
39
Woher kommt der<br />
Hopfenlümmel?<br />
Bis würziges Bier aus der Flasche sprudelt, ist viel<br />
Arbeit nötig. Liebhaber des hochwertigen Gerstensaftes<br />
können in der Vorwalder Landbrauerei ab sofort<br />
einen Blick hinter die Kulissen der traditionellen<br />
Braukunst werfen - flüssige Verkostung inklusive.<br />
„Mein Bier muss lecker schmecken und<br />
gut aussehen“, umreißt Christof Jäger<br />
seine simple aber wirkungsvolle Brauphilosophie.<br />
Sensorik, Geruch und<br />
Schaum müssen stimmen. Sagt‘s und<br />
öffnet eine Flasche „Schräglage“. Bernsteinfarben<br />
leuchtet das hochprozentige,<br />
sehr milde, süffige, dunkle Bier im Glas.<br />
„Ein typisches Bier für Rotweintrinker<br />
und ein echtes Frauenbier“, sagt Jäger.<br />
Wer lässt Bier nach<br />
alten Socken riechen?<br />
Nicht jeder Brauvorgang aber mündet<br />
in einem derart schmackhaften Bier.<br />
Insbesondere in den Anfängen gingen<br />
manche Produktionsprozesse in eine<br />
Richtung, die so nicht gewollt war. Die<br />
Liebe zum Bier und der Traum von einer<br />
eigenen Brauerei führten Christof<br />
Jäger und einen Freund 2008 in einen<br />
VHS-Kurs zum Thema Bierbrauen.<br />
Rasch taugte die Küche nicht mehr als<br />
Brauerei. 2011 funktionierte Jäger deshalb<br />
die alte Malerwerkstatt im Garten<br />
seines Wohnhauses im Venner Ortsteil<br />
Vorwalde zur Brauerei um. Besonderes<br />
Augenmerk legt Jäger auf die Hygiene.<br />
Nachlässigkeiten bestrafen unbeliebte<br />
Bakterien, z.B. die Milchsäurebakterien,<br />
sofort. Derart befallenes Bier riecht nach<br />
alten Socken – und muss, unter der Aufsicht<br />
eines Zollbeamten, in den Gully<br />
gepumpt werden.<br />
In seiner kleinen Landbrauerei produ-<br />
Brauereibilder © Yörn Kreib / Vorwalder Landbrauerei; Hopfen © Printemps / Hintergrund © Africa Studio / Biergläser © eyewave - fotolia.com<br />
40
HINTER DEN KULISSEN<br />
ziert Jäger etwa 8.000<br />
Liter Bier pro Jahr, ein<br />
klarer Fall für die Biersteuer.<br />
„Das Formular zur<br />
Biersteuererklärung ist<br />
seit 1850 kaum verändert worden“, schmunzelt<br />
Jäger. Das Eintreiben jedoch wird sehr<br />
ernstgenommen.<br />
Was kommt ins Bier?<br />
„Hopfen, Wasser, Malz und Hefe – mehr<br />
braucht es nicht für ein gutes Bier.“ Die Zutaten<br />
für die jahreszeitlich verschiedenen<br />
Biersorten stammen aus biologischem Anbau.<br />
Das Malz bezieht Jäger aus der Rhön,<br />
den Hopfen aus der Hallertau – und seit<br />
2014 teilweise aus eigenem Anbau. Acht<br />
Kilo Hopfen und zwei Tonnen Malz benötigt<br />
Jäger jährlich, um den Durst seiner ständig<br />
wachsenden Kundenschar zu stillen. Besonders<br />
stolz ist Jäger auf seinen Braukessel, einen<br />
eingemauerten und mit einem Holzfeuer<br />
beheizten, 1.000 Liter fassenden ehemaligen<br />
Milchtank. Das Holz schlägt und sägt er<br />
selbst zu – ein Kubikmeter je Brauvorgang.<br />
Was machen Oldtimer<br />
in der Brauerei?<br />
Hightech sucht man vergeblich in seiner<br />
Brauerei. Stattdessen alte, von anderen Firmen<br />
längst ausrangierte Maschinen. Jäger<br />
redet liebevoll von seinen „Oldtimern“. Ihn<br />
fasziniert die individuelle Funktionsweise<br />
jeder einzelnen Maschine. „Die sind für die<br />
Ewigkeit gebaut und (zumindest für ihn)<br />
völlig unkompliziert, so dass ich jederzeit<br />
eingreifen, reparieren oder umbauen kann.“<br />
Die Brauerei erfüllt<br />
denn auch die<br />
durchaus gewollte<br />
Funktion eines<br />
lebendigen Museums.<br />
Die Begeisterung für diese Maschinen<br />
springt sofort auf die Besucher über. Wer<br />
hätte gedacht, dass der technische Fortschritt<br />
der fast 60 Jahre alten Flaschenabfüllanlage<br />
„Triumph Rekord“ in dem in den<br />
Biertank eingebauten Schwimmer bestand.<br />
Dasselbe Prinzip verhindert im Toilettenspülkasten<br />
den Überlauf.<br />
Wo fallen<br />
keine Altlasten an?<br />
Der Zeit- und Arbeitsaufwand ist nicht zu<br />
unterschätzen. Ohne die tatkräftige Unterstützung<br />
der Familie wäre der Erfolg der<br />
kleinen Brauerei sicher nicht möglich gewesen.<br />
Christof Jäger selbst arbeitet, wenn<br />
er nicht am Braukessel steht, beim Landkreis<br />
Diepholz und ist dort zuständig für<br />
Altlasten. Über Altlasten kann er in seiner<br />
Brauerei nicht klagen. Im Gegenteil. Kaum<br />
taucht im Internet der Hinweis auf: „Neues<br />
Bier ist fertig und steht abgefüllt in Flaschen<br />
und Fässern bereit“ – geht der Run los. Ein<br />
Großteil ist immer schon vorbestellt. Es<br />
dauert nicht lange und Jäger muss mitteilen:<br />
„Sorry, aber das Bier ist alle. Nächste Abfüllung<br />
in einigen Wochen“. Immer wieder fragen<br />
ihn Freunde, Kunden und Bierliebhaber<br />
ob er seine Produktion nicht ausweiten wolle.<br />
Die Nachfrage wäre sicher vorhanden.<br />
Jäger will jedoch nicht mehr Bier brauen.<br />
„Ich bin wirklich glücklich mit der aktuellen<br />
Situation. Ich habe mir meinen Traum<br />
erfüllt und genieße das jetzt auch“, betont er.<br />
Ihn reizen vielmehr neue Bierkreationen. In<br />
derartige Entwicklungsprozesse sind häufig<br />
auch Freunde und Bekannte mit einbezogen.<br />
Das Bockbier „Schräglage“ sei eigentlich<br />
eine „Unfallfolge“, erzählt Jäger. „Wir<br />
haben beim Brauen durch angeregte Diskussion<br />
und engagiertes Verkosten einfach<br />
die Hälfte des Wassers vergessen. Das unfreiwillig<br />
entstandene Bierkonzentrat war<br />
so lecker, dass es zu einem festen Bestandteil<br />
des Angebots geworden ist“.<br />
Wie lange<br />
reifen Hopfenlümmel?<br />
Egal ob die hochprozentige „Schräglage“,<br />
der süffige „Hopfenlümmel“, die helle „Maiperle“,<br />
das hopfige „Herbstzeitlos“ oder<br />
„Stille Nacht“, ein gehaltvolles Weihnachtsbier<br />
– wenn das Bier schmecken soll, muss<br />
man ihm Zeit zum Reifen geben. Jäger gibt<br />
seinem Bier zwei Monate. In dieser Zeit<br />
kann sich die Hefe in Ruhe auf dem Boden<br />
absetzen, ein Filtrieren ist nicht mehr nötig.<br />
Klar perlt das gereifte Bier ins Glas. Zufrieden<br />
und stolz betrachtet der Brauer sein<br />
Brauwerk. „Ein Leben ohne Bier ist zwar<br />
möglich, aber nicht so schön“, gibt er zu bedenken.<br />
Kein Protest. Prost! | YK<br />
Kontakt:<br />
Vorwalder Landbrauerei<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Straße 2<br />
49179 Ostercappeln-Venne<br />
Telefon: 05476-8019160<br />
www.vorwalder-landbrauerei.de<br />
41
NATUR & UMWELT<br />
Welche Pfeilgiftfrösche sind nicht giftig?<br />
Sie gehören zu den kleinsten Zoo-Bewohnern, aber bereits der Name verrät, dass<br />
mit diesen Regenwald-Bewohnern nicht zu spaßen ist: Pfeilgiftfrösche. Im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Zoo leben im Tetra-Aquarium derzeit über 30 der ein bis fünf Zentimeter<br />
großen, knallbunten Tiere. Die in Mittel- und Südamerika beheimateten Pfeilgiftfrösche<br />
werden auch Baumsteiger oder Farbfrösche genannt – und jeder dieser<br />
Namen hält, was er verspricht.<br />
Wer im Tetra-Aquarium kurz vor dem<br />
Ausgang die Augen offen hält, entdeckt<br />
die flinken Frösche schnell – schließlich<br />
leuchten sie in knalligem blau, gelb,<br />
orange und rot. Viele Amphibien nutzen<br />
Tarnfarben, um erst gar nicht von Jägern<br />
entdeckt zu werden. Der Pfeilgiftfrosch<br />
hingegen schreit mit seinen auffälligen<br />
Färbungen regelrecht „Hier bin<br />
ich“ – gleichzeitig schrecken die grellen<br />
Farben aber ab, denn sie bedeuten auch<br />
„Achtung: Ich bin giftig!“. Und drei der<br />
über 170 Arten des Pfeilgiftfrosches sind<br />
tatsächlich so giftig, dass sie sogar Menschen<br />
töten können. Der giftigste und<br />
gleichzeitig größte Vertreter der Familie<br />
ist der „Schreckliche Pfeilgiftfrosch“:<br />
knallgelb und etwa fünf Zentimeter<br />
groß. Sein tödliches Sekret, Batrachotoxin,<br />
gibt er über die Haut ab und es<br />
lähmt Muskeln und Atmung. Andere<br />
Arten sind harmloser und verursachen<br />
„nur“ Fieber und Magen-Darm-Krämpfe.<br />
Die kolumbianischen Chocó-Indianer<br />
machen sich das Gift der Frösche<br />
zunutze: Sie tränken ihre Pfeile damit,<br />
bevor sie sie zur Jagd nutzen. Teilweise<br />
sind die Frösche so giftig, dass es ausreicht,<br />
die Pfeilspitze an ihnen entlang zu<br />
streifen. Dort bleibt das Gift dann bis zu<br />
einem Jahr aktiv. Das giftige Sekret eines<br />
einzigen Schrecklichen Pfeilgiftfrosches<br />
reicht aus, um 30 bis 50 Pfeilspitzen zu<br />
tränken.<br />
Wie schützen sich die Tierpfleger<br />
im <strong>Osnabrücker</strong> Zoo vor den<br />
gefährlichen Amphibien?<br />
Ganz einfach: gar nicht. Denn die Pfeilgiftfrösche<br />
im Zoo sind nicht giftig. Bei<br />
dieser Tierart gilt das Motto „Du bist,<br />
was du isst“, denn die Frösche fressen<br />
giftige Ameisen und Käfer und sondern<br />
deren Gift über die Haut wieder ab. Im<br />
Zoo bekommen sie nur ungiftiges Futter<br />
und sind so völlig ungefährlich.<br />
Die meisten Frösche sind nachtaktiv,<br />
Pfeilgiftfrösche hingegen tagaktiv<br />
– schließlich sind ihre grellen Farben<br />
tagsüber am besten zu sehen. Damit<br />
ihre Kaulquappen nicht in Flüssen und<br />
Teichen Fressfeinden ausgeliefert sind,<br />
verfolgen Pfeilgiftfrösche eine ganz besondere<br />
Taktik: Sie transportieren die<br />
Kaulquappen auf ihrem Rücken in sichere<br />
Kleinstgewässer. So nutzen sie<br />
vom Regen gefüllte Blattansätze oder die<br />
Trichter von Bromelienblättern, damit<br />
die Kaulquappen dort heranwachsen<br />
können und transportieren sie später<br />
wieder auf gleichem Weg zum Boden.<br />
| HR<br />
Frosch-Bild: © Zoo Osnabrück; Bach im Wald: © studiotoffa - Fotolia.com<br />
KONTAKT<br />
Zoo Osnabrück gGmbH<br />
Klaus-Strick-Weg 12<br />
49082 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 / 95 <strong>10</strong>5 - 0<br />
zoo@zoo-osnabrueck.de<br />
www.zoo-osnabrueck.de<br />
42
Turmbilder © Thorsten Stegemann, Königin Luise von Preußen, Ölgemälde von Josef Maria Grassi (1802)<br />
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Welcher<br />
Aussichtsturm<br />
wurde nach einer<br />
Königin benannt?<br />
Auch Jahrzehnte nach ihrem Tod war Königin Luise von<br />
Preußen (1776-18<strong>10</strong>) noch so populär, dass sich der<br />
„Verschönerungsverein Borgholzhausen“ schnell auf eine<br />
Namenspatronin für seinen Aussichtsturm einigen konnte.<br />
1893, <strong>10</strong>0 Jahre nach Luises Heirat mit<br />
König Friedrich Wilhelm <strong>II</strong>I., wurde das<br />
21 Meter hohe Holzgerüst auf der Johannisegge<br />
im Teutoburger Wald errichtet.<br />
Da der Berg selbst bereits 291 Meter hoch<br />
ist, gewährt die Plattform bis heute einen<br />
phantastischen Blick ins Ravensberger<br />
Land, die Münstersche Tiefebene oder<br />
das Weserbergland. Sogar die Ausläufer<br />
des Sauerlands sind mitunter zu sehen -<br />
wenn das Wetter mitspielt, versteht sich.<br />
Der Luisenturm ist bereits der vierte<br />
seiner Art, weil seine Vorgänger baufällig<br />
waren oder im Zweiten Weltkrieg<br />
zerstört wurden. Die Einweihung der<br />
jüngsten Holzkonstruktion, die rund<br />
200.000 DM kostete, fand am 5. Oktober<br />
1991 statt.<br />
Wie geht‘s zum Turm?<br />
Der Luisenturm ist u.a. an der Teutoburger<br />
Straße in Borgholzhausen ausgeschildert.<br />
1,3 Kilometer führen durch<br />
Wiesen, Felder und ein idyllisches, mitunter<br />
ziemlich steil ansteigendes Stück<br />
des Teutoburger Waldes. Wanderer<br />
ohne Zeitdruck brauchen etwa eine halbe<br />
Stunde bis zum Aussichtsturm, neben<br />
dem sich die Gaststätte Luisenturmhütte<br />
(Öffnungszeiten unter: www.luisenturmhuette.de)<br />
befindet. Beide werden<br />
vom Heimatverein Borgholzhausen betreut.<br />
| TS<br />
43<br />
Quartieren Sie Ihre Geschäftspartner und<br />
Familiengäste im Herzen von Osnabrück ein -<br />
oder werden Sie gerne selbst unser Gast!<br />
Wir verpassen unseren Zimmern einen<br />
frischen Look, hier ein erster Einblick:<br />
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Geschäftsführerin Yvonne Zeidler<br />
Kamp 1 · 49074 Osnabrück<br />
Fon +49 541 / 331 30 -0<br />
Mail rezeption@hotel-nikolaiort.de<br />
www.hotel-nikolaiort.de
SPORT & GESUNDHEIT<br />
WER KICKT<br />
IN DER REGION?<br />
Ein Teil des Teams des VfB Schinkel beim Aufstieg 2014<br />
VfB Schinkel<br />
Unser Kooperationsprojekt mit dem Niedersächsischen Fußballverband (NFV) macht<br />
Station im Widukindland, wo der VfB Schinkel beheimatet ist. Der Klub, der im April 1919<br />
in der Gaststätte „Balke“ gegründet wurde, überstand eine Zwangsfusion im Dritten Reich,<br />
Abstiege, den fast vollständigen Verlust der einst hochgelobten Jugendabteilung – und so<br />
manchen anderen Rückschlag. Doch vier Jahre vor dem <strong>10</strong>0. Geburtstag blickt der VfB,<br />
der als reiner Fußballverein rund 500 Mitglieder zählt, wieder optimistisch in die Zukunft.<br />
Wer trifft auf engstem Raum?<br />
Dass der Sieger des SOCCER-CAGE-<br />
CUP, mit dem der VfL Osnabrück<br />
jüngst die Dribbelkünste der hiesigen<br />
Fußballjugend testete, vom VfB Schinkel<br />
kommt, ist wohl kein Zufall. Noch<br />
vor wenigen Jahren hätte Turniersieger<br />
Noel Ansias-Munoz<br />
kaum Mannschaftskollegen<br />
gefunden, doch<br />
heute trainieren<br />
„Am Zuschlag“<br />
wieder knapp 200<br />
Kinder und Jugendliche.<br />
„Wir<br />
freuen uns riesig<br />
über diese Entwicklung,<br />
die vor<br />
allem ein Verdienst<br />
unseres<br />
Jugend-Obmanns<br />
Aleksandar Valjanov ist. Ohne sein großes<br />
Engagement hätte es diesen Aufwärtstrend<br />
nicht gegeben“, erzählt der<br />
1. Vorsitzende Jens Schawe im Gespräch<br />
mit „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“.<br />
Die jungen Kicker werden in kleinen<br />
Kadern von zwei Trainern betreut und<br />
erzielen in ihren Altersklassen bereits<br />
beträchtliche Erfolge. Zur Begrüßung<br />
bekommen die Kids vom VfB übrigens<br />
einen Trainingsanzug mit Windbreaker<br />
und Sporttasche. Der Nachwuchs ist<br />
dem Verein einiges wert - Sachkosten<br />
werden durch Turniere wie den Himmelfahrtscup<br />
oder die Sponsoren-Vereinigung<br />
„VfB-Kids“ gedeckt.<br />
Wer lernte das<br />
Fußballspielen beim VfB?<br />
Die erstklassige Jugendarbeit war auch<br />
in vergangenen Jahrzehnten ein Markenzeichen<br />
des VfB. Zwei Spieler, die<br />
„Am Zuschlag“ ihre ersten Fußballschuhe<br />
schnürten, wurden später Dauerbrenner<br />
an der Bremer Brücke. Detlev<br />
Hegekötter absolvierte zwischen<br />
1972 und 1980 insgesamt 220 Punktspiele<br />
für den VfL. Lothar Gans kam<br />
zwischen 1975 und 84 sogar auf 293<br />
Partien für den damaligen Zweitligisten,<br />
dem er bekanntlich noch immer<br />
eng verbunden ist. Gans fungiert heute<br />
als Sportkoordinator des VfL.<br />
Walter „Charly“ Komorowski nahm den<br />
umgekehrten Weg. Nachdem er in den<br />
1950er Jahren 190 Spiele für den VfL bestritten<br />
hatte, wurde er Amateurtrainer<br />
und coachte unter anderem den VfB.<br />
Sein Sohn, der ebenfalls Walter heißt<br />
und auch „Charly“ gerufen wird, kümmert<br />
sich bis heute um das viel besuchte<br />
Vereinsheim der Schinkelaner.<br />
Wie viele Weber passen<br />
in eine Elf?<br />
Wenn man eine der erfolgreichsten<br />
Mannschaften der Vereinsgeschichte<br />
zugrunde legt: genau drei. 1932 gelang<br />
dem VfB der Aufstieg in die 1. Bezirksliga.<br />
Das Team, in dem drei Kicker mit<br />
dem Nachnamen „Weber“ spielten,<br />
gehörte in den folgenden Jahren zu den<br />
erfolgreichsten Fußballmannschaften<br />
in und um Osnabrück. Der Vereinsname<br />
muss allerdings bald geändert<br />
werden.<br />
Bilder © VfB Schinkel<br />
44
I E D E R S Ä C H S<br />
N<br />
Ein Doppelpass<br />
zwischen<br />
<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong><br />
und:<br />
I S C H E R<br />
F U S S B A<br />
L<br />
L V<br />
E R B A N D<br />
E. V.<br />
Anzeigensonderteil<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
E I N<br />
B<br />
A<br />
L<br />
L V<br />
E<br />
R<br />
D<br />
B I N<br />
E<br />
T<br />
Woraus bestand Schinkel 04?<br />
Teil des nationalsozialistischen Größenwahns<br />
war die Bildung von Massenvereinen,<br />
zu denen sich kleinere Klubs zusammenschließen<br />
mussten – oft nach<br />
dem Rauswurf oder der gewaltsamen<br />
Vertreibung unliebsamer Mitglieder. Im<br />
Schinkel traf es auch den VfB, der 1936<br />
mit dem TV Friesen Schinkel, dem TV<br />
1919 Schinkel und DJK Blau-Weiß 1920<br />
Born zur SG Schinkel 04 fusioniert wurde.<br />
Auch der <strong>Osnabrücker</strong> FV 06 stieß<br />
noch zu der Zwangsgemeinschaft, der<br />
1939 der Aufstieg in die Gauliga Niedersachsen<br />
gelang.<br />
Hier gewannen die Schinkelaner<br />
1941/42 mit 4:3 gegen den VfL und platzierten<br />
sich ein Jahr später sogar in der<br />
Abschlusstabelle vor dem Stadtrivalen.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg trennte<br />
sich der VfB wieder von Schinkel 04 –<br />
der ehemalige Großverein schloss sich<br />
2005 der TSG Burg Gretesch an.<br />
Was kommt nach dem Aufstieg?<br />
2014 gelang der ersten Herrenmannschaft<br />
des VfB Schinkel der ausgiebig<br />
gefeierte Aufstieg in die 1. Kreisklasse<br />
Stadt. Das Team von Jens Schawe, der<br />
hier als Cheftrainer fungiert, konnte sich<br />
auf Anhieb in der Spitzengruppe festsetzen.<br />
Stolze 93 Tore erzielte der VfB in der<br />
abgelaufenen Saison und wenn es nach<br />
Schawe geht, können <strong>2015</strong>/16 noch viele<br />
dazukommen.<br />
„Wir wollen wieder oben mitspielen und<br />
in absehbarer Zeit noch einmal aufsteigen.<br />
Wenn wir 2019, zum <strong>10</strong>0. Geburtstag,<br />
in der Kreisliga antreten, wäre das<br />
doch eine tolle Sache!“ | TS<br />
Frau beim Fitness © underdogstudios; Fotolia.com<br />
Nach einer aktuellen Studie von „fitogram“ und „edelhelfer“<br />
ist Osnabrück die fitteste Stadt in ganz Deutschland.<br />
19,8 Prozent der Bevölkerung sind hier Mitglied<br />
bei einem Fitnessanbieter. Doch die Spitzenposition<br />
könnte noch ausgebaut werden, denn in Osnabrück<br />
gibt es jetzt zwei Qualitätsstudios von „Deutschland<br />
trainiert!“. Die bundesweite Aktion, die von namhaften<br />
Medizinern, bekannten Sportlern und Prominenten unterstützt<br />
wird, will Menschen zu mehr gesundheitlicher<br />
Eigeninitiative bewegen.<br />
Dass regelmäßiges Muskeltraining<br />
nicht nur das individuelle Wohlbefinden<br />
fördert, sondern auch<br />
typischen Volkskrankheiten wie<br />
Rückenschmerzen oder Bluthochdruck<br />
vorbeugt, ist bekannt. „Eine<br />
gut trainierte Muskulatur minimiert<br />
das Krankheitsrisiko deutlich<br />
– und das bis ins hohe Alter.<br />
Daneben erhöhen aktive Muskeln<br />
den Energie-Grundumsatz des<br />
Körpers und machen schlank“, erklärt<br />
Prof. Dr. Ingo Froböse von der<br />
Deutschen Sporthochschule Köln.<br />
In Osnabrück beteiligen sich die<br />
CORPO Fitness Lounge und das<br />
Studio „Feminin Aktiv“ an der Aktion<br />
„Deutschland trainiert!“. Beide<br />
bieten Interessenten ein qualifiziertes<br />
und fachmännisch betreutes<br />
Muskeltraining zu attraktiven<br />
Konditionen an. Das vierwöchige<br />
Fitness- & Gesundheitstraining<br />
kostet 20 Euro (Mitglieder und deren<br />
Freunde und Bekannte zahlen<br />
nur <strong>10</strong> Euro) und enthält neben<br />
dem Gerätetraining auch Kursund<br />
Saunanutzung, Besuche an der<br />
Wasserbar und ein umfangreiches<br />
Betreuungspaket.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
» www.deutschland-trainiert.de<br />
» www.corpo-fitness-lounge.de<br />
» www.feminin-aktiv.de<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Bewegungsmangel &<br />
Fitness-Bewusstsein<br />
Nach einer Untersuchung der<br />
Universität Cambridge sterben<br />
pro Jahr 600.000 Menschen an<br />
Bewegungsmangel. Die Deutschen<br />
und viele andere Europäer<br />
sind aber dabei sich zu verändern.<br />
Hierzulande trainieren mittlerweile<br />
9,1 Millionen Menschen in<br />
einem Fitnessstudio. Damit gibt es<br />
mehr Fitnessfreunde als Fußballer<br />
(6,85 Millionen). Mit der Aktion<br />
„Deutschland trainiert!“ soll diese<br />
Zahl weiter gesteigert werden.<br />
45
SPORT & GESUNDHEIT<br />
In den letzten 20 Jahren hat ein grundsätzlicher Wandel der Schlaganfall-Behandlung<br />
stattgefunden. Das Ziel ist dabei immer, die Lähmung und/oder Sprachstörung vollständig<br />
zu beheben oder wenigstens die Folgen so gering wie möglich zu halten.<br />
Noch Ende der 80er-Jahre konnte<br />
den meisten Patienten mit einem<br />
akut aufgetretenen Schlaganfall<br />
nur durch Reha-Maßnahmen, wie<br />
Krankengymnastik oder ähnlichem<br />
geholfen werden. Die Lähmungen<br />
und Sprachstörungen, die<br />
aus dem Schlaganfall resultierten,<br />
waren meist aber unverändert und<br />
Zeit ihres Lebens weiter vorhanden.<br />
Mitte der 90er-Jahre fand dann<br />
die medikamentöse Behandlung<br />
Einzug in die Regelversorgung, indem<br />
intravenös Medikamente zur<br />
Auflösung des Blutgerinnsels eingesetzt<br />
wurden. Dadurch konnte<br />
bereits vielen Patienten geholfen<br />
und die Auswirkungen des Schlaganfalls<br />
vermindert werden.<br />
Patienten, die allerdings ein sehr<br />
großes Blutgerinnsel oder einen<br />
Gefäßverschluss als Ursache des<br />
Schlaganfalls haben, sind in der<br />
Regel sehr schwer betroffen, z.B.<br />
mit einer hochgradigen Halbseitenlähmung<br />
und weitreichenden<br />
Sprachstörungen.<br />
Sie profitieren<br />
von einer medikamentösen Auflösung<br />
des Blutgerinnsels deutlich<br />
weniger als die Patienten mit<br />
kleineren Blutgerinnseln. Diese<br />
schwere Form des Schlaganfalls<br />
trifft für <strong>10</strong>-15 % der Schlaganfallpatienten<br />
zu. In Stadt und Landkreis<br />
Osnabrück entspricht dies<br />
ca. 120-150 Patienten pro Jahr, die<br />
einen solch schweren Schlaganfall<br />
erleiden.<br />
Bilder © Klinikum Osnabrück, allg. Text Angiographie © wikipedia.de<br />
46
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Was leistet die<br />
Kombinationstherapie?<br />
Seit sechs Jahren stehen der Medizin nun<br />
auch sichere und effektive mechanische<br />
Katheter-Techniken zur Entfernung großer<br />
Blutgerinnsel aus den Gehirnarterien sowie<br />
zur Wiedereröffnung akuter Gefäßverschlüsse<br />
zur Verfügung. In groß angelegten<br />
Studien wurde jetzt die Überlegenheit der<br />
kombinierten mechanischen und medikamentösen<br />
Behandlung gegenüber der rein<br />
medikamentösen Therapie auch wissenschaftlich<br />
bewiesen.<br />
Im Klinikum Osnabrück wird diese Kombinationstherapie<br />
bereits seit 2009 mit großem<br />
Erfolg durchgeführt. Aufgrund der<br />
hohen Anzahl solcher Eingriffe und der<br />
engen interdisziplinären Zusammenarbeit<br />
der Abteilungen für Neurologie, Radiologie,<br />
Anästhesie und Neurochirurgie ist dabei<br />
eine hohe fachliche Kompetenz im Laufe<br />
der Jahre entstanden.<br />
Durch die moderne CT-Diagnostik, das<br />
neu eröffnete Zentrum für Neuromedizin<br />
und jetzt auch durch die Neuanschaffung<br />
einer hochmodernen Katheter-Angiographie-Anlage,<br />
deren<br />
Funktion auf die Notwendigkeiten<br />
der Behandlung der Hirngefäße speziell<br />
ausgerichtet ist, sind die fachlichen<br />
Kompetenzen mit den neuesten<br />
technischen Entwicklungen zur<br />
◀ Prof. Dr. Bernd Tombach (Chefarzt der Röntgenund<br />
Strahlenklinik, links) mit Prof. Dr. Friedrich Albert<br />
(Leitender Arzt Neurochirurgie)<br />
Behandlung von Schlaganfallpatienten am<br />
Finkenhügel zukunftsweisend vereint.<br />
Zusammenfassend kann bereits heute bei<br />
der Behandlung des akuten Schlaganfalls<br />
von einer Revolution gesprochen werden.<br />
Frühzeitig eingesetzt kann die kombinierte<br />
mechanische und medikamentöse Behandlung<br />
tatsächlich vielen betroffenen<br />
Menschen zu einem selbst bestimmten<br />
und unbeeinträchtigten Leben nach dem<br />
Schlaganfall verhelfen. | RED<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Was ist Angiographie?<br />
Angiographie nennt man in der Medizin<br />
die Darstellung von Gefäßen, meist Blutgefäßen,<br />
mittels diagnostischer Bildgebungsverfahren,<br />
beispielsweise Röntgen<br />
oder Magnetresonanztomografie (MRT).<br />
Hierzu wird häufig ein Kontrastmittel in<br />
das Blutgefäß injiziert. Auf dem Bild der<br />
aufgenommenen Körperregion zeichnet<br />
sich dann der mit dem Kontrastmittel gefüllte<br />
Gefäßinnenraum ab. Das resultierende<br />
Bild nennt man Angiogramm.<br />
Das Klinikum Osnabrück hat im Jahr<br />
<strong>2015</strong> das leistungsfähigste Angiographie-Gerät<br />
in Betrieb genommen, das<br />
derzeit verfügbar ist. Das neue Gerät hat<br />
im Vergleich zum Vorgängermodell eine<br />
deutlich bessere Bildqualität, eine geringere<br />
Strahlendosis und ermöglicht eine<br />
Gefäßdarstellung, die mit einer Computertomographie<br />
vergleichbar ist.<br />
Klinikum Osnabrück GmbH<br />
Am Finkenhügel 1 · 49076 Osnabrück<br />
Telefon: : 0541 405 0 · Fax: 0541 405 4997<br />
E-Mail: info@klinikum-os.de<br />
www.klinikum-os.de<br />
V.l.n.r: Dr. Ulrike van Lengerich (Chefärztin Gefäßchirurgie), Prof. Dr. Friedrich Albert<br />
(Leitender Arzt Neurochirurgie), Prof. Dr. Florian Stögbauer (Chefarzt Neurologie), Prof. Dr.<br />
Bernd Tombach (Chefarzt Röntgen- und Strahlenklinik) und vorne in blau: Stephan Lowens<br />
(Oberarzt der Röntgen- und Strahlenklinik<br />
47
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wer tanzt<br />
im Rollstuhl?<br />
Mal ehrlich, tanzen im Rollstuhl? Geht das?<br />
Die meisten Menschen, die nicht an einen<br />
Rollstuhl gebunden sind, können sich das<br />
kaum vorstellen. Erik Machens schon. Er<br />
sitzt seit seiner Geburt im Rollstuhl und ist<br />
mittlerweile einer der besten Rollstuhltänzer<br />
der Welt. Der 31-jährige, der in Bielefeld<br />
studiert, wurde in Hannover geboren und<br />
machte einst seinen Bachelor in Graphikdesign<br />
an der Hochschule Osnabrück.<br />
Standard und Latein, mit Fußgängerin,<br />
mit Rollstuhlfahrerin oder im Einzelwettkampf:<br />
Erik Machens hat im Rollstuhltanz<br />
schon Vieles ausprobiert und verlässt das<br />
Parkett zumeist erfolgreich.<br />
Machens, ein auf den ersten Blick unscheinbarer<br />
Mann, der aufgrund eines sogenannten<br />
„offenen Rückens“ seit seiner<br />
Geburt im Rollstuhl<br />
sitzt, aber<br />
trotzdem nur<br />
so vor Energie<br />
strotzt. „Offener<br />
Rücken<br />
klingt immer<br />
sehr nach Horror-Film,<br />
ist es<br />
aber eigentlich<br />
nicht“, meint<br />
Machens und<br />
fügt hinzu: „Ich habe eine inkomplette<br />
Querschnittslähmung und bin von der<br />
Kniescheibe an abwärts gelähmt, aber mit<br />
speziellen Schienen, ähnlich wie die im<br />
Film „Forrest Gump“, kann ich sogar laufen.<br />
Den Rollstuhl benutze ich nur für meinen<br />
Sport und bei weiteren Strecken.“<br />
Wie kommt man von der Schülerparty<br />
zur Weltmeisterschaft?<br />
„Wie das mit dem Tanzen angefangen hat?<br />
Nun, das Interesse begann, als ich mit 16,<br />
17 Jahren auf Partys ging. Als ich in der<br />
11. Klasse war und an einem internationalen<br />
Austauschprojekt teilgenommen<br />
habe, wurde ich von zwei netten Damen<br />
aus Polen und Schweden gefragt, ob es mir<br />
Spaß machen würde, beim Tanzen nur<br />
zuzuschauen. Ich wusste weder, was ich<br />
antworten sollte, noch hatte ich eine Wahl<br />
und ehe ich mich versah, war ich schon auf<br />
der Tanzfläche. Ich hatte keine Ahnung wie<br />
man sich in diesem ´Ding´ bewegen sollte<br />
aber irgendwann ging es“, blickt Machens<br />
zurück und nippt dabei an seinem Wasserglas.<br />
Es dauerte nicht lange, da war Machens regelmäßig<br />
auf der Tanzfläche in einer Disco<br />
in Hannover und später auch im Alando<br />
Palais und im Rosenhof in Osnabrück anzutreffen.<br />
2009 tanzte er das erste Mal mit<br />
einer Partnerin, die auch im Rollstuhl saß.<br />
Sie gewannen zusammen die Deutsche<br />
Meisterschaft 20<strong>10</strong> und qualifizierten sich<br />
damit für die im selben Jahr stattfindende<br />
Weltmeisterschaft, wo sie nach nur einem<br />
Jahr Tanztraining (!) einen beachtlichen 3.<br />
Platz erreichten.<br />
Bilder: Jacek Reda und Alexander Sperl<br />
48
- Anzeige -<br />
Deutschland<br />
trainiert<br />
Ein weiteres Highlight war die Einzeltanz-Europameisterschaft,<br />
die im November 2014 in<br />
Lomianki (Polen) stattfand. „Am Ende blieben<br />
drei Tänzer und ich über. Der russische<br />
Tänzer war mit Abstand mein stärkster Konkurrent<br />
und so ging es für mich um Gold<br />
oder Silber. Als mein Name genannt wurde,<br />
konnte ich kaum glauben, wirklich Gold<br />
gewonnen zu haben“, erzählt Machens mit einem<br />
Lächeln auf dem Gesicht. Sein Trainer sagte<br />
auf der Heimfahrt beiläufig: „Erik, dir ist schon<br />
klar, dass du gerade Sportgeschichte geschrieben<br />
hast, oder? Die deutsche Nationalhymne wurde<br />
das letzte Mal vor 19 Jahren gespielt ...“<br />
Was macht das Rollstuhltanzen so<br />
besonders - und kann man davon leben?<br />
„Beim Rollstuhltanzen entscheiden Emotionen<br />
und die Authentizität über Sieg oder Niederlage.<br />
Stellst du dich als etwas dar, was du<br />
nicht bist, dann nimmt es dir das Publikum<br />
nicht ab und du hast so gut wie verloren. Das<br />
macht das Tanzen ehrlich“, erklärt Machens<br />
bestimmt. „Leider kann ich davon derzeit<br />
noch nicht leben. Die vielen Trainingsstunden<br />
und das Pendeln nach Hannover und<br />
München (wo seine neue Tanzpartnerin, eine<br />
Fußgängerin, lebt) kosten viel Geld“, seufzt<br />
Erik. Es gibt zwar kleine Sponsorings von Unternehmen,<br />
die ihn mit Tanzequipment ausstatten,<br />
allerdings können diese Beiträge das<br />
häufige Training und die Turniere nicht<br />
refinanzieren.<br />
Daher liegt es ihm sehr am Herzen, diesen Sport<br />
bekannter zu machen und die Menschen mitzunehmen<br />
- fernab in eine Welt, wo Millionen von<br />
Euros noch nicht über Sieg oder Niederlage entscheiden.<br />
Vorerst träumt Erik weiter davon, dass<br />
der Rollstuhltanzsport auf Augenhöhe mit dem<br />
Fußgängertanzsport wahrgenommen wird und<br />
er als Profisportler damit seinen Lebensunterhalt<br />
verdienen kann. Vielleicht setzt er mit der<br />
Weltmeisterschaft im Einzeltanz Ende <strong>2015</strong> einen<br />
weiteren Meilenstein … | HB<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Rollstuhltanz<br />
… kann auf drei Arten ausgeübt werden:<br />
Neben dem Einzeltanz (auch Singletanz)<br />
gibt es den Partnertanz - sowohl<br />
mit anderen Rollstuhlfahrern (Duo) als<br />
auch mit - wie es im Fachjargon heißt -<br />
„Fußgängern“ (Kombi).<br />
www.deutschland-trainiert.de<br />
#ichauch<br />
SEIEN SIE IHR EIGENER<br />
GESUNDHEITS- UND FIGURMANAGER<br />
und nehmen Sie an der großen Initiative „Deutschland trainiert“<br />
teil. Erleben Sie die positive Wirkung des Muskeltrainings für ein<br />
gesundes Leben in einem attraktiven und fitten Körper.<br />
„Das Muskeltraining<br />
ist für mich eine<br />
exzellente Trainingsform,<br />
um dauerhaft<br />
fit zu bleiben!“ OLAF<br />
THON, FUSSBALL<br />
WELTMEISTER<br />
www.deutschland-trainiert.de<br />
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GESUNDHEITS- UND FIGURMANAGER<br />
„Die Bürger müssen zunehmend verstehen, dass regel mäßiges<br />
Muskeltraining in Kombination mit guter Ernährung eine<br />
wirksame, eigeninitiierte Gesundheitsförderung ist!“<br />
DIETRICH MONSTADT, CDU (MDB), MITGLIED IM<br />
GESUNDHEITSAUSSCHUSS, BERICHTERSTATTER FÜR<br />
DIABETES UND ADIPOSITAS<br />
„Die Muskulatur ist eines der wichtigsten<br />
Organe des Menschen. Wer sie<br />
richtig trainiert, impft praktisch damit<br />
seinen Körper!“ DR. KURT MOSETTER,<br />
MEDIZINISCHES TEAM FUSSBALL<br />
NATIONALMANNSCH, USA<br />
„Regel mäßiges<br />
Fitnesstraining hält<br />
mich in Form!“<br />
ANJA KLING, SCHAU<br />
SPIELERIN<br />
Jetzt teilnehmen:<br />
4 Wochen Fitness- &<br />
Gesundheitstraining<br />
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„Das Muskeltraining ist<br />
der beste Schutz gegen<br />
das Pflegeheim!“<br />
PROF. DR. MED. ELKE<br />
ZIMMERMANN<br />
trainiert<br />
FILM<br />
und zusätzlich beim großen<br />
Gewinnspiel** mitmachen:<br />
www. deutschland-trainiert.de<br />
„Trainierte Muskeln sind der<br />
beste Figurformer und trainieren<br />
zudem das Gehirn. Die gute<br />
Nachricht ist: Muskeln kennen kein<br />
Alter. Trainier´ sie oder verlier sie!“<br />
PROF. DR. INGO FROBÖSE<br />
Prof. Dr. Ingo Froböse<br />
erklärt eindrucksvoll<br />
die unzweifelhafte<br />
Wirkung des<br />
Muskeltrainings.<br />
5€ werden zugunsten<br />
der KINDERNOTHILFE<br />
gespendet!<br />
€20,– * Termin vereinbaren<br />
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Exklusiv teilnehmende<br />
Studios in Osnabrück:<br />
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„Regelmäßiges Muskeltraining<br />
ist eine alternativlose<br />
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**Teilnahme ab 18 Jahren. Verlosung der Jahresmitgliedschaften nur an Personen, die zum Zeitpunkt der Registrierung kein Mitglied in einem der<br />
teilnehmenden Studios sind. Clubfinder unter www.deutschland-trainiert.de. Keine Barauszahlung. Nicht mit anderen Angeboten kombinierbar.<br />
Kommenderiestraße 61<br />
49074 Osnabrück<br />
Telefon 0541 / 2 11 16<br />
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49090 Osnabrück<br />
Telefon 0541 / 7500 7600<br />
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SPORT & GESUNDHEIT<br />
Durfte Bauer Gruth als Heilpraktiker arbeiten?<br />
Im August 1941 wandte sich der Landrat von Meppen mit einer nicht eben alltäglichen Bitte an den Regierungspräsidenten<br />
in Osnabrück: Dem Bauern Heinrich Gruth aus Holthausen möge die Ausübung der Heilkunde gestattet<br />
werden. Die Familie des Betreffenden habe seit Generationen Erfahrung in der Behandlung von Knochenbrüchen,<br />
offenbar seien hier spezielle Fähigkeiten vererbt worden. Insbesondere Heinrich Gruth werde bei mindestens 80<br />
Prozent solcher Verletzungen zu Hilfe gerufen. „Heilung hat fast jeder gefunden“, schrieb der Landrat. Ein gegenteiliger<br />
Fall sei ihm jedenfalls nicht bekannt.<br />
Der Landrat berief sich schließlich auf<br />
der Kreisleiter der NSDAP. Dieser sei<br />
ebenfalls der Ansicht, dass Gruth der<br />
Allgemeinheit „als Praktiker unbedingt<br />
erhalten werden muss“. Die Bevölkerung<br />
werde kein Verständnis dafür haben,<br />
„wenn dem Gruth seine Tätigkeit grundsätzlich<br />
verboten würde.“<br />
Das kuriose Schreiben, das vom Niedersächsischen<br />
Landesarchiv neu veröffentlicht<br />
und historisch eingeordnet wurde,<br />
bezieht sich auf das im Februar 1939 in<br />
Kraft getretene „Heilpraktikergesetz“,<br />
das die Tätigkeit von Heilpraktikern<br />
massiv einschränken wollte. Offenbar<br />
unter dem Einfluss der tief in die Verbrechen<br />
des Nationalsozialismus verstrickten<br />
Reichsärztekammer, die viele<br />
ihrer Vorstellungen in den Gesetzestext<br />
einbrachte. „Wer die Heilkunde, ohne als<br />
Arzt bestallt zu sein, bisher berufsmäßig<br />
nicht ausgeübt hat, kann eine Erlaubnis<br />
(…) in Zukunft nur in besonders begründeten<br />
Ausnahmefällen erhalten“,<br />
hieß es dort.<br />
Bauer Gruth konnte unter diesen<br />
Umständen nicht mit einem positiven<br />
Bescheid rechnen. Das Regierungspräsidium<br />
Osnabrück lehnte den Antrag<br />
ab. Eine gelegentliche Hilfe ohne Entgelt<br />
und Sprechstunden sei ohnehin keine<br />
berufs- und gewerbsmäßige Ausübung<br />
der Heilkunst.<br />
Reichsminister in der<br />
Bundesrepublik?<br />
Nach dem Zusammenbruch des Dritten<br />
Reiches schafften die Gesetzgeber<br />
der Bundesrepublik die Registrierungspflicht<br />
ab und ließen die Ausbildung<br />
zum Heilpraktiker unter amtsärztlicher<br />
Überprüfung wieder zu. Das Gesetz aus<br />
dem Jahr 1939 ist aber immer noch in<br />
Kraft.<br />
Mit inhaltlichen Veränderungen, doch<br />
verschiedene historische Bezüge blieben<br />
erhalten. So heißt es in § 2 bis heute:<br />
„Wer durch besondere Leistungen seine<br />
Fähigkeit zur Ausübung der Heilkunde<br />
glaubhaft macht, wird auf Antrag<br />
des Reichsministers des Innern durch<br />
den Reichsminister für <strong>Wissen</strong>schaft,<br />
Erziehung und Volksbildung unter<br />
erleichterten Bedingungen zum<br />
Studium der Medizin zugelassen, sofern<br />
er seine Eignung für die Durchführung<br />
des Medizinstudiums nachweist.“ | TS<br />
Abbildung © Niedersächsisches Landesarchiv<br />
50
Portrait & Buchcover © Alice Schmidt, Arno Schmidt Stiftung; See-Foto © searagen, Fotolia.com<br />
Wann machte Pocahontas<br />
Urlaub am Dümmer?<br />
Sein monströser Roman „Zettels Traum“ umfasst 1334 DIN-A3 Seiten, kostet 299<br />
Euro und ist selbst für Spezialisten mehr als eine echte Herausforderung. Doch<br />
auch der Schriftsteller Arno Schmidt arbeitete sich schrittweise an sein Hauptwerk<br />
heran. Vor 60 Jahren erschien die am Dümmer spielende Erzählung „Seelandschaft<br />
mit Pocahontas“, die für einen handfesten Skandal sorgte.<br />
Der Schriftsteller Joachim Bomann fährt im Sommer 1953 mit<br />
dem Zug nach Diepholz, wo er seinen alten Kriegskameraden Erich<br />
Kendziak trifft. Am Dümmer begegnen die beiden Selma Wientge<br />
und Annemarie Waniek, zwei Stenotypistinnen aus Osnabrück.<br />
Während Erich ein Verhältnis mit Annemarie beginnt, kommt Joachim<br />
der verlobten Selma so nahe, dass beide „sausend aufeinander<br />
davonreiten“. Er gibt ihr den Kosenamen Pocahontas – nach einer<br />
Indianerprinzessin, die im frühen 17. Jahrhundert den Tabakpflanzer<br />
John Rolfe heiratete und als Botschafterin am englischen Hof<br />
empfangen wurde.<br />
Bei gemeinsamen Essen, Ausflügen und Bootsfahrten diskutieren die<br />
Sommerfrischler mit Vorliebe über Politik und Religion. Die konservative<br />
Adenauer-Ära ist ihnen ebenso zuwider wie Kirche, Papst und<br />
Christentum.<br />
Doch ändern können sie weder ihre persönlichen noch die gesellschaftlichen<br />
Verhältnisse. Nach fünf Tagen ist der Urlaub vorbei.<br />
Joachim bringt Selma zum Bus. Erich versucht ihn aufzumuntern –<br />
ohne Erfolg: „Mein Kopf hing noch voll von ihren Kleidern und ich<br />
antwortete nicht.“<br />
Erotisch oder unzüchtig?<br />
Arno Schmidts ironische, bilderreiche Erzählung gehört längst<br />
zu den Klassikern des 20. Jahrhunderts. Heute präsentiert der<br />
Verlag Randomhouse die von Jan Philipp Reemtsma gelesene<br />
Audio-CD unter dem Stichwort „erotische Sommergeschichte“.<br />
Die Oberstaatsanwaltschaft Trier beurteilte die Lage 1956 völlig<br />
anders. Nach ihrer Einschätzung handelte es sich um einen<br />
Text, „der Religionsbeschimpfungen und Gotteslästerungen enthält<br />
und weiterhin Schilderungen sexuellen Charakters bringt,<br />
die geeignet sind, das Scham- und Sittlichkeitsgefühl gesund<br />
empfindender Menschen in geschlechtlicher Hinsicht zu verletzen.“<br />
Schmidt und sein Herausgeber Alfred Andersch rechneten<br />
bereits mit einer mehrjährigen Haftstrafe, doch dann nahm<br />
sich die Staatsanwalt Stuttgart des Falles an und beauftragte den<br />
Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung mit<br />
einem Gutachten. Hermann Kasack kam zu dem Schluss, dass Literatur<br />
eben immer ein Spiegel ihrer Zeit sei: „Wenn gegenwärtig häufig<br />
so viel Krasses, Chaotisches, Hässliches, Brüchiges darin sichtbar<br />
wird, so liegt das weniger am Willen des Autors, als eben an der Zeit.“<br />
Im Juli 1956 wurde das Verfahren eingestellt. | TS<br />
KUNST & KULTUR<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Arno Schmidt<br />
Der 1914 in Hamburg geborene Arno<br />
Schmidt arbeitete zunächst als Lagerbuchhalter.<br />
Nach dem Zweiten Weltkrieg,<br />
dessen Ende er in britischer Gefangenschaft<br />
erlebte, machte er sich als<br />
Übersetzer und Schriftsteller einen Namen.<br />
Seine avantgardistischen Sprachund<br />
Stilexperimente trafen immer wieder<br />
auf leidenschaftliche Befürworter<br />
und entschiedene Gegner.<br />
Zu Schmidts bedeutendsten Arbeiten<br />
zählen neben der Erzählung „Seelandschaft<br />
mit Pocahontas“ der utopische<br />
Roman „Die Gelehrtenrepublik“ (1957)<br />
und sein Hauptwerk „Zettels Traum“<br />
(1970). Arno Schmidt starb 1979 in Celle.<br />
Buchtipp<br />
Arno Schmidt: Seelandschaft<br />
mit Pocahontas / Die Umsiedler,<br />
Fischer-Verlag, 9,99 €<br />
- Anzeige -<br />
51
KUNST & KULTUR<br />
Wer Loest die<br />
Probleme?<br />
Der Autor Jan Decker bereitet zur<br />
Zeit für Deutschlandradio Kultur ein<br />
Feature vor, das sich mit Erich Loests<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Jahren (1981–1987) beschäftigt.<br />
Arbeitstitel: „Erich Loest die<br />
Probleme“ (so hieß es frech auf einer<br />
Werbepostkarte des Steidl Verlags).<br />
Die Ursendung findet am 7. November<br />
<strong>2015</strong> um 18.05 Uhr statt. Für das Feature<br />
sollen alle Spuren, die Erich Loest<br />
in Osnabrück hinterlassen hat, möglichst<br />
genau rekonstruiert werden.<br />
Decker hat bereits wichtige Zeitzeugen<br />
befragt, so den emeritierten Germanistik-Professor<br />
Heinrich Mohr, in dessen<br />
Der bekannte Schriftsteller Erich Loest, wegen seiner oppositionellen<br />
Haltung in der DDR großen Repressalien ausgesetzt, siedelte<br />
1981 in die BRD über. Was nicht allen bekannt ist: Er ließ sich<br />
in Osnabrück nieder. Es waren private Kontakte, die den Schriftsteller,<br />
55 Jahre alt und mit einem Drei-Jahres-Visum für die BRD<br />
ausgestattet, „vorläufig“ nach Osnabrück führten. Aus „vorläufig“<br />
wurden sechs Jahre. Und Erich Loest schlug hier „Würzelchen“,<br />
wie er in seinem Buch „Ein Sachse in Osnabrück“ schrieb.<br />
ehemaliger Wohnung in der Natruper<br />
Straße 8 Erich Loest 1977 zum ersten<br />
Mal in Osnabrück übernachtete. Oder<br />
Lennart Neuffer von der Buchhandlung<br />
zur Heide, der sich noch gut an die<br />
knorrige, ursächsische Art des Schriftstellers<br />
Loest erinnern kann.<br />
Mirella Libera vom Stadtarchiv ging<br />
mit Decker die Adressbücher der<br />
Loestschen Jahre in Osnabrück durch,<br />
auf der Suche nach seiner ehemaligen<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Anschrift. Doch erst in<br />
einer Zeitungsartikel-Sammlung zu<br />
Erich Loest wurden sie fündig: Da hatte<br />
Erich Loest einen Leserbrief an die<br />
Neue <strong>Osnabrücker</strong> Zeitung geschrieben<br />
und gezeichnet mit „Erich Loest<br />
Schwanenburgstraße 50 Osnabrück“.<br />
Bei dieser Spurensuche gilt es, jede<br />
noch so kleinste Erinnerung an Erich<br />
Loest zu einem möglichst konkreten<br />
Gesamtbild zusammenzutragen.<br />
Jan Decker sucht weiterhin <strong>Wissen</strong><br />
über Erich Loest in Osnabrück – oder<br />
Erinnerungen an ihn. Auch wer Bekannte/Verwandte<br />
hat, die Auskunft<br />
über Erich Loest in Osnabrück (1981<br />
1987) geben mögen, kann sich gern<br />
bei Jan Decker per E-Mail melden:<br />
jd.2000@t-online.de | RED<br />
Bilder © www.wikimedia.org<br />
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Telefon: +49 54 68 / 93 82 35<br />
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KUNST & KULTUR<br />
Wieso flimmert‘s auf dem Lande?<br />
Alljährlich gestalten der Landschaftsverband <strong>Osnabrücker</strong> Land e.V. und die Film- und Bildungsinitiative e.V.<br />
Bauernhöfe im <strong>Osnabrücker</strong> Land zu Open-Air-Kinos um. Das innovative Konzept lockt die Besucher<br />
auf unterschiedliche Höfe in der Region und gewährt einen Einblick in moderne Landwirtschaftstechnik,<br />
ermöglicht Feldumfahrungen mit dem Trecker und Einkäufe in den jeweiligen Hofläden.<br />
Bilder © Landschaftsverband <strong>Osnabrücker</strong> Land e.V.<br />
An zwölf besonderen Orten im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land - vornehmlich Bauernhöfe<br />
von Bersenbrück bis Melle-Suttorf, von<br />
Bad Iburg bis Bad Essen - werden beim<br />
diesjährigen „Sommerflimmern - Kino<br />
auf dem Lande“ die Projektoren eingeschaltet.<br />
Und das zum bereits 4. Mal.<br />
Wer blickt über den Zaun?<br />
Die Veranstalter haben das Programm<br />
<strong>2015</strong> unter das Motto „Über’n Zaun geblickt“<br />
gestellt und laden zu einer vergnüglichen<br />
filmischen Entdeckungsreise<br />
ein: Wie feiert man in anderen Ländern?<br />
Wie sieht das Alltagsleben woanders aus,<br />
wie denken die Menschen, nach welchen<br />
Mustern handeln sie? Welchen Sitten<br />
und Gebräuchen folgt man in anderen<br />
Erdteilen, welche Rituale und Denkweisen<br />
bringen Menschen aus ihren Heimatländern<br />
zu uns mit – oder gibt es<br />
manchmal gar keine Unterschiede?<br />
Neuere Filme wie „Monsieur Claude<br />
und seine Töchter“ oder „Wir sind die<br />
Neuen“, Fast-schon-Klassiker wie „Almanya<br />
– Willkommen in Deutschland“<br />
und „45 Minuten bis Ramallah“ oder<br />
ältere cineastische Schätze wie „My Big<br />
Greek Wedding“ oder „Alles auf Zucker“<br />
bieten Einblicke in andere Kulturen –<br />
Augenzwinkern inklusive.<br />
Wie erleben Sehund<br />
Hörbehinderte<br />
Kinoatmosphäre?<br />
Über eine Neuerung freut<br />
sich besonders Gisela Otten<br />
vom Verein „Hilfe für<br />
hörgeschädigte Menschen<br />
in Niedersachsen“: Zwei<br />
der Filme unterstützen die<br />
Nutzung der Smartphone-Apps<br />
GRETA und STARKS, mit<br />
denen Hörgeschädigten und Sehbehinderten<br />
ein Filmgenuss ermöglicht<br />
wird. Daraufhin entschloss sich die<br />
Diplom-Sozialarbeiterin, die Vorprogramme<br />
dieser Filme als Gebärdendolmetscherin<br />
zu begleiten. Die beiden<br />
Veranstaltungen am 17. Juli in der Hasemühle<br />
Bersenbrück und am 22. August<br />
auf dem Ferienhof Groneick in Gehrde<br />
eignen sich also besonders für Hörgeschädigte<br />
und Sehbehinderte. Für Menschen,<br />
die sich mit einem Rollstuhl fortbewegen,<br />
sind die beiden Vorstellungen<br />
am 24. Juli im Fachwerk 1775 in Melle-<br />
Wellingholzhausen und am 15. August<br />
auf dem Schäferhof Todtenhaupt in Hilter<br />
gut geeignet. Alle Veranstaltungsräume<br />
sind ohne Stufen erreichbar und<br />
die sanitären Anlagen rollstuhlgerecht<br />
zugeschnitten.<br />
Haben Dörfer<br />
kulturell nichts zu bieten?<br />
Diese Frage beantwortete die Initiative<br />
„Deutschland - Land der Ideen“ der<br />
Deutschen Bank. Im Rahmen der Preisverleihung<br />
als „Ausgezeichneter Ort im<br />
Land der Ideen“ heißt es: „Von wegen!<br />
Mit ihrem „Sommerflimmern“ machen<br />
der Landschaftsverband <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land und die Film- und Bildungsinitiative<br />
Bauernhöfe zu Lichtspielhäusern. So<br />
füllen die Veranstalter längst nicht nur<br />
das Vakuum, das geschlossene Kinos<br />
hinterlassen haben. Mehr noch: Sie steigern<br />
die touristische Attraktivität ihrer<br />
Region. Landwirte öffnen ihre Höfe für<br />
Stallbesichtigungen oder Konzerte und<br />
präsentieren selbstgemachte kulinarische<br />
Genüsse. Das lockt Städter aufs Land und<br />
schafft Bewusstsein für den Wert ländlicher<br />
Räume.“ | RED<br />
Sonnenschein und gute Laune bei der Programmvorschau der<br />
Organisatoren auf das „Sommerflimmern – Kino auf dem Lande <strong>2015</strong>“.<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Sommerflimmern <strong>2015</strong><br />
Eintritt je 5,- € (ermäßigt 4,- €)<br />
Kartenvorverkauf (empfohlen!):<br />
Telefon 0 54 03 . 724 55-0<br />
Das gesamte Programm online:<br />
» www.sommerflimmern.de<br />
53
FAMILIE & SOZIALES<br />
Die Illustratorin und Kinderbuchautorin<br />
Birte Müller ist zweifache Mutter. Dieser –<br />
eigentlich ganz private – Umstand hat ihr<br />
Schreiben verändert. Sohn Willi kam 2007<br />
mit dem Down-Syndrom zur Welt, Tochter<br />
Olivia mit dem Normal-Syndrom. Wie<br />
Willi die Welt wahrnimmt und wie sich das<br />
Leben mit einem behinderten und einem<br />
nicht behinderten Kind auf die Familie<br />
auswirkt, erzählt Müller in einem Buch für<br />
Kinder und in einem für Erwachsene.<br />
Das Bilderbuch „Planet Willi“ entführt uns in eine Welt,<br />
in der viele Dinge ganz anders aussehen, als wir es gewohnt<br />
sind. Hier zeigt uns Willi, was ihm wichtig ist, was er liebt<br />
und was er gar nicht mag. Beim Besuch des Planeten sehen<br />
wir unsere Welt plötzlich mit neuen Augen und lassen uns<br />
gern von Willis Abenteuer- und Lebenslust<br />
anstecken. Birte Müller wollte ein Buch<br />
schreiben, „das für jedes Kind einfach<br />
eine wilde, lustige und auch mal nachdenkliche<br />
Geschichte erzählt, ganz ohne<br />
als Problembuch aufzutreten.“ Das ist ihr<br />
in diesem Fall ebenso gelungen wie in<br />
„Willis Welt - Der nicht mehr ganz normale<br />
Wahnsinn“ Hier bereitet Müller<br />
das Thema für Erwachsene auf. Sie erzählt<br />
von einem besonderen Familienalltag<br />
- von anrührenden Begegnungen<br />
und nervigen Kommentaren, aber auch von den<br />
Selbstzweifeln einer Mutter, die sich ihr Leben vielleicht<br />
etwas anders vorgestellt hat. Auf gut 200 Seiten<br />
vereint die Autorin Nachdenklichkeit<br />
mit viel Witz<br />
und einer gehörigen Portion<br />
Selbstironie. Und neben<br />
Willi kommt natürlich auch<br />
die „normale“ Olivia nicht<br />
zu kurz. | RED<br />
54<br />
Bilder © Public Entertainment AG<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Lesen im Land der<br />
Dichter und Denker<br />
Lesen ist nicht nur der schnellste Weg<br />
in die große und kleine, ernsthafte<br />
und unterhaltsame Literatur, sondern<br />
eine Schlüsselqualifikation der Moderne.<br />
„Wer nicht richtig lesen kann, hat<br />
schlechte Chancen in unserer Gesellschaft“,<br />
schreibt die „Stiftung Lesen“.<br />
Nach ihren Berechnungen sind rund<br />
7,5 Millionen Erwachsene in Deutschland<br />
funktionale Analphabeten. Sie<br />
verstehen den Sinn längerer Texte gar<br />
nicht oder können keinen praktischen<br />
Nutzen aus ihrer Lektüre ziehen.
FAMILIE & SOZIALES<br />
„Lesen ist Denken mit fremdem Gehirn“, meinte der Philosoph<br />
Arthur Schopenhauer. Doch wer liest, erlebt noch viel mehr:<br />
Bücher entführen uns in fremde Welten, befeuern die Phantasie,<br />
vermitteln neue Erkenntnisse und helfen vielleicht sogar bei der<br />
Suche nach dem Sinn des Lebens. Vor allem aber macht Lesen<br />
Spaß. Genau das will „Fabulara“ Kindern wieder vermitteln.<br />
Der ebenso kauzige wie sympathische<br />
“Yogi” arbeitet in einer Bibliothek, kümmert<br />
sich aber auch abends um all die<br />
Bücher, die unbedingt gelesen werden<br />
wollen. In seiner Fantasie träumt sich<br />
Yogi durch die Geschichten aus <strong>10</strong>01<br />
Nacht, reist in 80 Tagen um die Welt<br />
oder erkundet mit Peter Pan das geheimnisvolle<br />
„Nimmerland“, wo man nur an<br />
etwas glauben muss, damit es tatsächlich<br />
geschieht.<br />
In Yogis Bibliothek werden Träume<br />
wahr und Phantasien lebendig. So wie<br />
“Baba Book” und “Laila Musica”, die eines<br />
Tages aus einem Buch herausgefallen<br />
sind. Welches das war, wissen sie leider<br />
nicht mehr und so machen sich der kleine<br />
Drache Baba und die exzentrische<br />
Möchtegern-Prinzessin Leila mit ihrem<br />
Freund Yogi auf eine abenteuerliche Reise<br />
durch die Wunderwelt der Bücher.<br />
Während der Suche stoßen die Drei auf<br />
immer neue Geschichten – „Max und<br />
Moritz“, „Huckelberry Fin“ oder „Bibi<br />
& Tina“. Und sie entdecken eine weitere<br />
Leidenschaft, denn auch die Musik<br />
kann sie in fremde, faszinierende Welten<br />
entführen.<br />
So entsteht „Fabulara“, ein stimmungsvolles<br />
Bühnenprojekt, das mit<br />
bekannten Geschichten, Märchen und<br />
Büchern spielt, die musikalisch in Szene<br />
gesetzt und kindgerecht vorgestellt<br />
werden.<br />
Der Moderator, Sänger und Entertainer<br />
Jürgen Eick wurde bereits 1985<br />
mit dem RTL-Hörzu-Nachwuchspreis<br />
ausgezeichnet und spielte zehn Jahre<br />
an der Freilichtbühne Tecklenburg.<br />
Eick schrieb die Texte für das Fabulara-Projekt,<br />
komponierte aber auch die<br />
eingängigen Songs für Yogi, Baba Book<br />
und Laila Musica.<br />
Die Bühnenshow ist derzeit auf<br />
Deutschland-Tournee und begeistert<br />
große und kleine Kinder an ganz<br />
unterschiedlichen Orten. Das Programm<br />
eignet sich für Kindergärten<br />
und Grundschulen, kann aber auch<br />
bei Stadtfesten oder Betriebsfeiern und<br />
natürlich in Buchhandlungen oder<br />
Bibliotheken präsentiert werden. Außerdem<br />
ist das neue Album „Wunderland“<br />
im Fabulara-Online-Shop und<br />
bei iTunes erhältlich. | RED<br />
Weitere Informationen & Termine:<br />
» www.fabulara.de<br />
55
FAMILIE & SOZIALES<br />
Eigentlich war der Wallenhorster Jens Mehring,<br />
Geschäftsführer von EventAttraktion.de, nur auf der<br />
Suche nach einem Highlight für sein Unternehmen.<br />
Nun ist er Besitzer der weltweit größten, transportablen<br />
Hüpfburg der Welt – der Big Mama.<br />
WISSEN KOMPAKT:<br />
Luftburg oder Hüpfburg?<br />
Die Hüpfburg hat ihren Ursprung in<br />
der „Luftburg“, die 1977 von der Österreicherin<br />
Elisabeth Kolarik erfunden<br />
wurde. Diese wollte eine aufblasbare<br />
Spielwiese, die im Kinderzimmer ihrer<br />
Tochter Marianne aufgestellt werden<br />
konnte, entwickeln. Der englische Hersteller,<br />
bei dem die Entwurfspläne in<br />
Auftrag gegeben worden waren, verwechselte<br />
jedoch die Maßangaben,<br />
wodurch die Burg aus Heißluftballonstoff<br />
2,54 Mal so groß geriet wie beabsichtigt.<br />
Die Burg konnte nur im Freien<br />
verwendet werden.<br />
Elisabeth Kolarik entschied sich daraufhin,<br />
weitere Burgen zu entwickeln und<br />
diese zu vermieten oder zu verkaufen.<br />
Der Name „Luftburg“ ist markenrechtlich<br />
geschützt, wodurch Konkurrenzprodukte<br />
üblicherweise die Bezeichnung<br />
„Hüpfburg“ erhalten.<br />
Im August 2013 war Jens Mehring bei der<br />
Suche nach neuen Event-Modulen auf ebay<br />
zufällig auf die Seite der holländischen Firma<br />
„Viva Inflatables“ gestoßen. Dort entdeckte er<br />
die Big Mama, konnte jedoch zunächst seinen<br />
Augen nicht trauen. „Zuerst dachte ich, das<br />
ist eine Fotomontage“, erinnert sich Mehring.<br />
Als sich das Objekt jedoch als riesige Hüpfburg<br />
entpuppte, entschloss er sich, diese zu<br />
kaufen. Dass das erworbene Highlight gleich<br />
die größte Hüpfburg der Welt ist, sei nicht geplant<br />
gewesen: „Es ist einfach so entstanden.<br />
Manchmal braucht man halt auch Glück.“<br />
Zuvor war die Big Mama bei „Viva Inflatables“<br />
von einem russischen Millionär in Auftrag gegeben<br />
worden, der sich die weltgrößte Hüpfburganlage<br />
der Welt für sein Firmenjubiläum<br />
wünschte. Nach der Feier kam die Hüpfburg<br />
noch zwei Mal auf Kindergeburtstagen zum<br />
Einsatz – dann wollte sie der russische Millionär<br />
nicht mehr. Jens Mehring nutzte seine<br />
Chance: „Nach einer ersten Anfrage habe ich<br />
sie innerhalb von 24 Stunden gekauft und<br />
nach einer Woche in Holland abgeholt.“<br />
Der Transport nach Deutschland verlief reibungslos.<br />
Da der holländische Hersteller<br />
mehrmals darauf hinwies, dass die Hüpfburg<br />
wirklich groß sei, ging Jens Mehring mit einem<br />
LKW inklusive Anhänger auf Nummer<br />
sicher. Erfreulicherweise konnte so das 40 mal<br />
20 Meter große Spielparadies, das insgesamt<br />
auf ein Gewicht von 4 Tonnen kommt, nach<br />
Deutschland gebracht werden. Die 800 Quadratmeter<br />
große Spielfläche ist zudem mit<br />
8 Metern doppelt so hoch wie eine normale<br />
Burg und kann 300 Kinderherzen auf einmal<br />
hüpfen lassen.<br />
Jedoch braucht man für den Aufbau einen<br />
Arbeitstag, einen Radlader, mindestens 5 Personen<br />
und einen 63 Ampere-Stromanschluss.<br />
Der Aufbau und die Betreuung der Big Mama<br />
ist sehr aufwendig, daher soll sie auch ein<br />
seltenes Highlight bleiben. Dennoch kommt<br />
die Hüpfburg auch in diesem Jahr, am<br />
6. September <strong>2015</strong>, beim Kinder-und Familienfest<br />
der Bürgerstiftung Wallenhorst mit<br />
ihren Tunneln, Rutschen und Klettereinheiten<br />
zum Einsatz. Im Jahr 2014 hatte Big<br />
Mama dort ihren ersten Auftritt – mit 16.500<br />
Besuchern an nur einem Tag.<br />
Auch, wenn die Big Mama laut schriftlicher<br />
Bestätigung des „Guinness-Buchs der<br />
Rekorde“ schon jetzt die größte Hüpfburg<br />
der Welt ist, plant Mehring in den nächsten<br />
zwei bis drei Jahren eine Erweiterung. Da Big<br />
Mama aus fünf Einzelmodulen besteht, ist<br />
die Dschungellandschaft ausbaufähig. „Wir<br />
haben schon mit dem Hersteller gesprochen,<br />
das ist alles kein Problem“, so Jens Mehring.<br />
| LM<br />
Bilder © Jens Mehring<br />
56
Hallo, wie geht‘s?“<br />
"<br />
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
Eine zwiespältige Stimmungslage vermittelt diese Postkarte, die 1950 aus der<br />
Sommerfrische in Schledehausen nach Weener an der Ems geschickt wurde.<br />
Bild Prince Charles: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Carlos_de_Gales_%282011%29.jpg, Unterschriftenbild: Stadt Osnabrück<br />
Wer trug sich ins<br />
Goldene Buch ein?<br />
Teil <strong>10</strong>: Charles, Prince of Wales<br />
Die Schreiberin schwärmt von der<br />
herrlichen Gegend und begeistert sich<br />
insbesondere für die vielen Blau- und<br />
Erdbeeren, „die man bei uns in W. gar<br />
nicht sieht“. Trotzdem liegt ein schwerer<br />
Schatten über den Urlaubstagen<br />
– die Absenderin hat nach eigenem<br />
Bekunden „so viel Trauriges erlebt,<br />
das man sich davon gar nicht erholen<br />
kann“.<br />
Das Motiv zeigt eine Totale der früheren<br />
Samtgemeinde Schledehausen, die<br />
1972 im Zuge der niedersächsischen<br />
Gebietsreform mit der Samtgemeinde<br />
Bissendorf-Holte zusammengelegt<br />
wurde. Heute ist Schledehausen – wie<br />
Bissendorf, Ellerbeck, Holte-Himbergen,<br />
Jeggen, Linne, Natbergen, Nemden,<br />
Schelenburg, Uphausen-Eistrup,<br />
Waldmark, Wersche, Wissingen und<br />
Wulften – ein Ortsteil der Gemeinde<br />
Bissendorf. | TS<br />
Charles Philip Arthur George ist Prince of Wales, Duke of<br />
Cornwall und Inhaber einer Menge weiterer Titel. Doch als<br />
sich der 22-Jährige am 26. Februar 1971 ins Goldene Buch<br />
der Stadt Osnabrück eintrug, beließ er es beim schlichten<br />
„Charles“ – mit Punkt und Unterstrich.<br />
Der britische Thronfolger besuchte als Colonel-in-Chief „sein“<br />
Royal Regiment of Wales, das von 1969 bis 1973 (als Charles<br />
nochmals in die Hasestadt reiste) in Osnabrück stationiert war.<br />
Private Fotoaufnahmen zeigen den königlichen Besuch, während<br />
er in einem Panzer über das britische Übungsgelände<br />
in Atter fährt. Beglaubigten Gerüchten zufolge soll Charles<br />
aber auch einen Hubschrauber auf dem Fußballplatz der<br />
Quebec-Kaserne gelandet haben. | TS<br />
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Wie viel <strong>Wissen</strong><br />
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AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
Angststörung<br />
Wirtschaftsführung<br />
zusammenlebender<br />
Personen<br />
Was schafft<br />
das <strong>Osnabrücker</strong><br />
Hospiz?<br />
anderes<br />
Wort für<br />
Topf<br />
durch Wasserscheiden<br />
eingegrenztes<br />
Gebiet<br />
13<br />
von<br />
Menschen<br />
errichtete<br />
Konstruktionen<br />
Sitzmöbel<br />
für den<br />
Strand<br />
11<br />
Küchengerät<br />
übernatürliche<br />
Kräfte<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
Schrebergärten<br />
Anderes<br />
Wort für<br />
Ehemänner<br />
2<br />
alkoholisches<br />
Getränk<br />
aus<br />
Hopfen<br />
<strong>10</strong><br />
bekannter<br />
Schriftsteller,<br />
siedelte<br />
1981 in<br />
BRD um<br />
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Region<br />
Osnabrück<br />
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Wort für<br />
fast<br />
Bezeichnung<br />
für<br />
Goldschatz<br />
4<br />
Bezeichnung<br />
für<br />
unverwechselbare<br />
Orte<br />
Um 1223<br />
zum<br />
ersten Mal<br />
erwähnter<br />
Ort<br />
Womit<br />
kommt<br />
man (organisatorisch)<br />
ans Ziel?<br />
umgs. für<br />
jugendliche<br />
Unreife<br />
Welcher gärtnerisch<br />
Fluss fließt<br />
durch Osnabrückte<br />
bearbeite-<br />
Fläche<br />
9<br />
Bestandteil<br />
eines<br />
Stuhls<br />
12<br />
3<br />
6<br />
7<br />
1<br />
8<br />
Lösungswort:<br />
1 2 3 4 5 6 7 8 9 <strong>10</strong> 11 12 13<br />
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keine Auszahlung der Preise in bar.<br />
Das Redaktionsteam wünscht viel Erfolg!<br />
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Geben Sie beim Lösungswort auch gerne<br />
mit an, welche(n) der Preis(e) Sie am liebsten<br />
gewinnen möchten. Nach der Auslosung<br />
versuchen wir, die Preise den Gewinnern<br />
dann möglichst passend zuzuordnen.<br />
Die Gewinner werden von uns<br />
benachrichtigt. Bitte Kontaktdaten<br />
nicht vergessen ...<br />
Viel Erfolg!<br />
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CO 2 -Emissionen kombiniert 123 g/km. Abb. zeigt NX 300h F SPORT mit Sonderausstattung.