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Agenda 2030 - Schwerpunktthema im Global Compact Deutschland 2015

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<strong>Agenda</strong><br />

Von Dr. Elmer Lenzen<br />

Reich ist, wer weiß, dass er genug hat, lautet eine Weisheit des<br />

chinesischen Philosophen Lao-tse. Er könnte damit Urvater<br />

des Nachhaltigkeitsgedankens sein. Doch die Wirklichkeit ist<br />

eine andere: Wohlstand ist in unserer heutigen Welt kausal<br />

mit Wachstum verknüpft. Mehr haben heißt, mehr sein. Die<br />

Weltwirtschaft hat die produzierten Gütermengen daher alleine<br />

seit 1950 versechsfacht. Doch nur wenige profitieren davon:<br />

20 Prozent der Menschheit verbrauchen weltweit 83 Prozent<br />

der globalen Ressourcen. Die 80 reichsten Menschen auf der<br />

Welt besitzen so viel wie die ärmere Hälfte der Menschheit.<br />

80 versus 3.500.000.000.<br />

Genau an dieser Stelle setzen die nachhaltigen Entwicklungsziele<br />

der Vereinten Nationen, die sogenannten Sustainable<br />

Development Goals (SDGs), an: Das Maßnahmenpaket ist<br />

mit 17 Zielen und 169 Unterzielen gewaltig, das geopolitische<br />

Kl<strong>im</strong>a dafür derzeit eher ungünstig, und doch betonen<br />

alle Verantwortlichen, dass die weltweiten Probleme keinen<br />

weiteren Aufschub dulden. Die SDGs sind dazu mit einem<br />

riesigen Versprechen angetreten: Bis <strong>2030</strong> will man die großen<br />

Probleme der Welt nicht einfach nur ansprechen, sondern<br />

endlich auch substanziell angehen. Ob Kl<strong>im</strong>awandel, Krankheiten<br />

oder soziale Gerechtigkeit – erstmals werden alle<br />

Länder als Entwicklungsländer betrachtet, weil bei der einen<br />

oder anderen Thematik jedes schwächelt. Das ist neu, galten<br />

Entwicklungsfragen doch bisher als Thema für arme Länder.<br />

Die Praxis gibt der UN aber recht: So zeigten die meisten OECD-<br />

Staaten be<strong>im</strong> ersten „SDG-Stresstest“ erhebliche Mängel. Die<br />

USA, Griechenland, Chile, Ungarn, die Türkei und Mexiko<br />

fielen glatt durch. Zu diesem Ergebnis kam Anfang September<br />

<strong>2015</strong> eine Studie der Bertelsmann Stiftung, die gerade einmal<br />

34 der künftig 169 Indikatoren testete: „Bei vielen Indikatoren<br />

besteht die Gefahr, diese Ziele komplett zu verfehlen. Die<br />

größten Defizite weisen die Industriestaaten dabei in ihrem<br />

wenig nachhaltigen Produktions- und Konsumverhalten auf.<br />

Außerdem verschärfen ihre Wirtschaftssysteme vielfach den<br />

Trend zur sozialen Ungleichheit“, schreiben die Autoren.<br />

Sind die 17 Oberziele mit 169 Indikatoren alltagstauglich? „169<br />

Ziele? Das wird uns verrückt machen“, warnt der indische Entwicklungsökonom<br />

Bibek Debroy in der FAZ. „Allein die Sammlung<br />

von Daten zur Bestandsaufnahme dieser Ziele bringt arme<br />

Staaten in eine Zwangslage.“ Bei der Auswahl der Indikatoren<br />

scheint man bei der UN den Weg des geringsten Streites gegangen<br />

zu sein und hat so viele Ansprüche / Interessengruppen wie nötig<br />

bedient. Die Quantität werde sich schon in der Praxis lösen, so<br />

das politische Kalkül. Das scheint aufzugehen: Bei der ersten<br />

Geberkonferenz <strong>im</strong> Juli <strong>2015</strong> in Addis Abeba gab es zwar Geld<br />

für bestehende Ziele, aber keine finanziellen Zusagen für neue<br />

Ziele. Auch die Bundesregierung, die 2016 <strong>im</strong> Lichte der SDGs<br />

die eigene Nachhaltigkeitsstrategie überarbeitet, will nur einige<br />

ausgewählte, aus ihrer Sicht relevante Indikatoren adressieren.<br />

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globalcompact <strong>Deutschland</strong> <strong>2015</strong>

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