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einSteiger 2016

Regionaljournal einSteiger

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Entdeckungreisen<br />

im südlichen<br />

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Es gibt viel zu entdecken. Steigen Sie ein!<br />

<strong>2016</strong><br />

Gold, Gips und Gipfel<br />

Eine Wanderung<br />

um Markt Nordheim<br />

4<br />

Golf in Geiselwind 10<br />

Haarspinnerei Mannhof 16<br />

Kulturlandschaftsbeauftragte<br />

im LAG-Gebiet<br />

Forschungsstelle<br />

fränkische Volksmusik<br />

18<br />

18<br />

Mekra Lang - Vorausschauend<br />

mit Rückspiegeln 20<br />

26<br />

Schloss Breitenlohe (privat)<br />

32<br />

34<br />

38<br />

Talauenradweg<br />

»Zu den Schlössern«<br />

Frankens kleinste<br />

Brauerei<br />

Jubiläen in Markt Bibart<br />

und Oberscheinfeld<br />

44<br />

50<br />

52<br />

54<br />

Die Geschichte der<br />

Veeh-Harfe<br />

Schäfer aus Passion<br />

Die »Sonnenhochzeit«<br />

Wildkatzen im Steigerwald<br />

Es ist nicht zu wenig Zeit, die wir haben,<br />

sondern es ist zu viel Zeit, die wir nicht nutzen.<br />

Seneca


Baudenbach<br />

Burghaslach<br />

Ergersheim<br />

Geiselwind<br />

Hemmersheim<br />

Ippesheim<br />

Langenfeld<br />

Markt Bibart<br />

Markt Nordheim<br />

Markt Taschendorf<br />

Münchsteinach<br />

Oberscheinfeld<br />

Scheinfeld<br />

Schlüsselfeld<br />

Simmershofen<br />

Sugenheim<br />

Uffenheim<br />

Weigenheim<br />

EDITORIAL<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

die sechste Ausgabe unseres und vor allem Ihres<br />

Regionalmagazins »<strong>einSteiger</strong>« liegt Ihnen vor.<br />

Wir sind selbst immer wieder überrascht, wie bunt<br />

das Themenspektrum ausfällt, wenn wir das erste<br />

Muster in Händen halten. Naturleben und Kultur<br />

erleben, Tipps für Ausflüge und Aktivitäten per Rad<br />

und Wanderstiefel – interessant für den Besucher<br />

unserer Region genauso wie für Einheimische.<br />

Dieses Heft hat einen besonderen Schwerpunkt, der<br />

auf dem Gebiet der Arbeitswelt im Südlichen Steigerwald<br />

liegt. Und auch der könnte nicht vielfältiger sein:<br />

Vom Ein-Mann- bzw. Fraubetrieb, nämlich dem Schäfer<br />

und der Spinnerin, bis hin zum „Global Player“ oder<br />

“Hidden Champion“ der Automobilzuliefer-Branche,<br />

dem Unternehmen Mekra Lang in Ergersheim. Dazu<br />

noch die kleinste Brauerei Frankens und eine Innovation<br />

im Bereich des Musikinstrumentenbaus, die inzwischen<br />

mehrere Menschen beschäftigt.<br />

Sie sehen, es lohnt sich, mit offenen Augen den<br />

Südlichen Steigerwald zu durchstreifen, steigen Sie ein<br />

ins Heft!<br />

Georg Zipfel,<br />

Erster Vorsitzender<br />

der LAG Südlicher Steigerwald


Gold, Gips<br />

und Gipfel<br />

Wandern und Biken um<br />

Markt Nordheim<br />

Der Südliche Steigerwald<br />

bietet für Wanderer und Radfahrer<br />

viele abwechslungsreiche<br />

Routen mit unterschiedlichen<br />

Schwierigkeitsgraden<br />

und Erlebnissen. Auf den<br />

Internet-Seiten der LAG Südlicher<br />

Steigerwald finden Sie<br />

zahlreiche Tipps, ebenso im<br />

Portal der Tourist-Information<br />

für den (gesamten) Steigerwald.<br />

Dort ist auch der Weg MN5<br />

um Markt Nordheim skizziert,<br />

den wir Ihnen nun ausführlich<br />

vorstellen möchten.<br />

Er ist geeignet für Wanderer<br />

und Touren-/Mountainbiker.<br />

Die besten Jahreszeiten sind<br />

Frühjahr oder Herbst aufgrund<br />

der besonderen Flora, die Sie<br />

erwartet. Da nur ein kleinerer<br />

Teil des knapp neun Kilometer<br />

langen Weges<br />

im Wald liegt, sollten Sie<br />

im Sommer unbedingt an<br />

Getränke und Sonnenschutz<br />

denken.<br />

4


Wirtshaus, Kirche, Rathaus –<br />

ein Bild von einem Dorf!<br />

5


Wir beginnen die Rund-<br />

Tour in Markt Nordheim an<br />

der großen Info-Tafel der LAG<br />

Südlicher Steigerwald. Markt<br />

Nordheim, mit seinen weiteren<br />

Ortsteilen, setzte frühzeitig auf<br />

die umfassende Dorferneuerung<br />

und dies mit großem Erfolg.<br />

Der sichtbar von Weinbau und<br />

Landwirtschaft geprägte Kernort<br />

erhielt 2002 beim Bezirksentscheid<br />

des Wettbewerbes »Unser<br />

Dorf soll schöner werden –<br />

Unser Dorf hat Zukunft« einen<br />

Sonderpreis für „die Erhaltung<br />

ortsbildprägender Gebäude<br />

durch Umnutzung im privaten<br />

und öffentlichen Bereich“. 2007<br />

wurde Markt Nordheim im gleichen<br />

Wettbewerb sogar Sieger<br />

auf Landesebene und ist seither<br />

„Bayerisches Golddorf“. Ein entsprechendes<br />

Schild begrüßt Sie<br />

den Gast an den Ortseingängen.<br />

Idyllischer Bachlauf<br />

mitten im „Golddorf“<br />

Es lohnt sich daher, Ihre<br />

Tour gemütlich zu beginnen<br />

und den Fotoapparat bereitzuhalten.<br />

Viele malerische Motive<br />

warten auf Sie. Dieses Bild zeigt<br />

den Geroldsbach, der sich durch<br />

Markt Nordheim schlängelt.<br />

Dort finden Sie auch eine Furt<br />

am Naturerlebnisgelände – die<br />

am Ende der Wanderung am<br />

besten barfüßig durchschritten<br />

wird. Doch zuvor genießen Sie<br />

erst noch die Ortsbilder. Der MN5<br />

führt Sie hinauf zum Kirchplatz.<br />

Die Kirche ließ 1574/75 Georg<br />

Ludwig von Seinsheim der Ältere<br />

über einer bereits bestehenden<br />

Kapelle errichten. Unter Seinsheimscher<br />

Herrschaft war Nordheim<br />

nach der Reformation evangelisch<br />

geworden. Aus diesem<br />

Geschlecht entwickelte sich das<br />

Fürstenhaus Schwarzenberg, das<br />

zum europäischen Hochadel zählt<br />

und sein Stammschloss im nahegelegenen<br />

Scheinfeld hat.<br />

6


Vom herrlich mit Fachwerkhäusern<br />

gesäumten Kirchplatz geht es<br />

entlang des Geroldsbachs hinaus aus<br />

Markt Nordheim. Die Natürlichkeit<br />

des Baches verdanken wir einem<br />

früheren Projekt der LAG Südlicher<br />

Steigerwald. Eine Tafel erläutert,<br />

dass die Renaturierung des Bachlaufs<br />

Teil eines größeren Talauenprojekts<br />

im „Schwarzenberger Land“<br />

war, mit den primären Zielen, den<br />

Hochwasserschutz auf möglichst<br />

natürliche Weise zu verbessern und<br />

Lebensräume für die heimische Flora<br />

(insbesondere Auenwälder) und<br />

Fauna (wie den seltenen Flussregenpfeifer)<br />

zu schaffen.<br />

Ihr Weg würde Sie geradeaus<br />

hinaufführen zum Hohenlandsberg,<br />

dem mit 498 Meter ü.NN gemeinsam<br />

mit dem Scheinberg höchsten<br />

Gipfel im Steigerwald, mit seiner<br />

Höhenburgruine. Sie folgen indes der<br />

Wegweisung in Richtung Ulsenheim<br />

und biegen an der nächsten Waldrandspitze<br />

erneut links und vor den<br />

Weihern rechts ab.<br />

An dem folgenden längeren Teilstück<br />

erhebt sich rechts von Ihnen<br />

der Steigerwaldkamm, der nach<br />

Westen hin steil aufsteigt und dort<br />

auch viele bekannte Weinlagen birgt.<br />

Die Steigerwaldhöhe und die nach<br />

Osten sanfter abfallenden Hänge<br />

sind zumeist bewaldet. Es herrschen<br />

Mischwälder vor; hier im südlichen<br />

Teil fällt Ihnen sofort der hohe Anteil<br />

an Eichen auf, im nördlichen Steigerwald<br />

dominiert die Buche. Die besondere<br />

Topografie der Region führt<br />

zwangsläufig immer wieder zu tollen<br />

Ausblicken. Selbst hier am Fuß des<br />

bewaldeten Aufstiegs können Sie<br />

über Markt Nordheim hinweg weit<br />

in das Tal der Ehe in der Gemarkung<br />

Sugenheim schauen.<br />

Gotische Kirche mit<br />

barockem Turm<br />

7


links: Reste der Burg Hohenkottenheim<br />

unten: Rasten zwischen Wald und Wein<br />

Gut 50 Meter bevor Sie auf<br />

die Kreisstraße NEA 31 stoßen,<br />

biegen Sie rechts ab. Wanderer<br />

nehmen die steile Kehre in den<br />

landwirtschaftlichen Grünweg<br />

(in der hier aufgeführten Karte<br />

gestrichelt), der hinauf in den<br />

Wald führt. Radfahrer nehmen den<br />

Schotterweg, der gleich anschließend<br />

abgeht und unterhalb der<br />

Waldkante bleibt. Kurz vor dem<br />

Hochpunkt im Wald findet der<br />

Wanderer ein Schild, das ihn zur<br />

Burgruine Hohenkottenheim führt.<br />

Leider sind von der Burg aus dem<br />

Jahr 1356, die damals Stammsitz<br />

des Grafen von Seinsheim war, nur<br />

noch spärliche Mauerreste und ein<br />

Tonnengewölbe erhalten. Erst der<br />

Bauernkrieg 1525, nach Wiederaufbau<br />

ein zweiter Brand 1553 und<br />

schließlich ein erneuter Großbrand<br />

1590 machten die Pläne, die Burg<br />

zum Schloss auszubauen endgültig<br />

zunichte. Doch trotz der dichten<br />

Bewaldung lassen sich noch sehr<br />

gut die Anlage auf einem Hügel<br />

und die umlaufenden tiefen Schutzgräben<br />

erkennen.<br />

Für die Mühsal des Anstiegs<br />

und des kurzen Abstechers zur<br />

Ruine entschädigen rasch herrliche<br />

Ausblicke von einer Streuobstwiese<br />

aus über die direkt unter Ihnen<br />

liegenden Weinhänge hinweg nach<br />

Süden und Westen.<br />

Ein netter Rastplatz im Baumschatten<br />

lädt zusätzlich zum Verweilen<br />

ein. Genießen Sie das für die Region<br />

typische, harmonische Zusammenspiel<br />

von Weinbergen und<br />

Mischwäldern – im Herbst natürlich<br />

besonders farbenprächtig. Der<br />

Wanderer folgt dem sich allmählich<br />

wieder deutlicher abzeichnenden<br />

Grünweg zunächst noch ein Stück<br />

auf dem Hochplateau, bevor es an<br />

der ersten Kreuzung im Wald nach<br />

links den Berg hinunter und dort<br />

links weiter geht. Bitte beachten<br />

Sie: Nach einer leichten Rechtskurve<br />

biegen Sie nach links ab<br />

(Wegweisung an der Weggabelung<br />

etwas im Gebüsch), sodass Sie sich<br />

unterhalb der Weinhänge befinden.<br />

Nach circa 300 Metern geht es<br />

rechts weg – dort stoßen jetzt auch<br />

wieder die Radfahrer zu uns, die aus<br />

der Gegenrichtung kommend, hier<br />

entsprechend links abbiegen.<br />

Queren Sie die Kreisstraße<br />

in den land- und forstwirtschaftlichen<br />

Schotterweg und lassen Sie<br />

sich nicht von der angekündigten<br />

Schranke abschrecken. Vorsicht<br />

ist gleichwohl geboten: Mehrfach<br />

werden Sie nun darauf hingewiesen,<br />

dass es verboten ist, den Wald<br />

zu Ihrer Linken zu betreten, da<br />

direkt unterhalb der Waldung<br />

Gips abgebaut und dafür noch<br />

gesprengt wird. Bleiben Sie daher<br />

auf dem Weg, der Sie bald in ein<br />

längeres Waldstück führt, in dem<br />

sich von Laub- und Nadelbäumen<br />

dominierte Teilstücke abwechseln.<br />

Der Schotterweg führt Sie auf die<br />

Gemeindeverbindungsstraße von<br />

Markt Nordheim nach Herbolzheim,<br />

auf die Sie nach rechts einbiegen<br />

(Richtung Irrbach) und diese<br />

nach circa 30 Metern nach links<br />

auf einen Grünweg schon wieder<br />

verlassen.<br />

8<br />

Naturschutzgebiet „Sieben Buckel“


Text: Claus Seifert | Fotos: Claus Seifet (8), Oliver Hug (4)<br />

Bleiben Sie auf dem auch mit<br />

Tourenrad streckenweise zu fahrenden<br />

Stück bis zum Schotterweg,<br />

auf dem Sie scharf nach links<br />

abbiegen. Es folgt eine S-Kurve<br />

an dessen Ausgang Sie rechts am<br />

Acker vorbeigehen. Rechts von<br />

Ihnen liegt nun das Naturschutzgebiet<br />

„Gipshöhle Höllern und<br />

Gipshügel Sieben Buckel“. Im<br />

porösen Gipsgestein entstand hier<br />

ein weit verzweigtes Höhlensystem.<br />

Hohlräume stürzten ein, Kanten<br />

rutschten nach: So entstanden im<br />

Laufe der Zeit Gipshügel mit ihren<br />

Senken (Dolinen). Der Bund Naturschutz<br />

hat das Gelände ab 1960<br />

Zug um Zug erworben und für die<br />

Natur bewahrt. So kann sich hier<br />

die sehr seltene Lebensgemeinschaft<br />

der Gipssteppe weiterentwickeln!<br />

Die spärliche, gerade im Frühjahr<br />

indes sehr farbige Flora ist sehr<br />

sensibel. Bitte bleiben Sie auf dem<br />

Hauptweg und beachten die Hinweisschilder.<br />

Ein landwirtschaftlicher<br />

Fahrweg führt Sie aus dem Gelände<br />

hinaus – der Kirchturm von<br />

Markt Nordheim zeigt Ihnen hier<br />

schon den Weg zurück zum Ausgangspunkt.<br />

Nachdem Sie gut 50<br />

Meter auf der Kreisstraße NEA 33<br />

gelaufen und links abgebogen sind,<br />

erwartet Sie nach einigen Pferdekoppeln<br />

noch ein ganz besonderes<br />

Schmankerl – Schloss Seehaus.<br />

Dieses Schlösschen der Schwarzenberger,<br />

deren Fürstenwappen<br />

Sie in Stein über dem Eingang des<br />

Hauptgebäudes finden, ist heute im<br />

Eigentum des Tenorsängers Jan Kobow,<br />

der dort mit Musikfreunden<br />

aus der ganzen Welt probt. Nicht<br />

selten ist der öffentliche Gang<br />

durch das Schlossareal nicht nur ein<br />

Schmaus für die Augen, sondern<br />

auch für die Ohren! Im zweiten<br />

Torbogen finden Sie auf einer<br />

Tafel der LAG Südlicher Steigerwald<br />

viel Wissenswertes über das<br />

Schloss. Noch mehr Hintergründe<br />

zu Schloss Seehaus finden Sie im<br />

<strong>einSteiger</strong> aus dem Jahr 2011.<br />

Um den schönen Dorfweiher,<br />

dem „Ständla“, herum geht es<br />

schließlich wieder zum Start zurück.<br />

Spätestens jetzt haben Ihre Füße<br />

ein Bad in der Furt des Geroldsbachs<br />

verdient. Gegen Hunger und<br />

Durst helfen sowohl das Gasthaus<br />

„Schwarzer Adler“, direkt neben der<br />

Furt, als auch die anderen Gasthöfe<br />

und Winzerstuben (die hier auch<br />

Häckerstube oder Heckenwirtschaft<br />

heißen) in Markt Nordheim und<br />

seinen Ortsteilen, die allerdings<br />

nicht immer geöffnet haben. Bitte<br />

nutzen Sie den Infoteil am „anderen<br />

Anfang“ des Magazins<br />

und rufen vor Ihrem Besuch am<br />

besten an.<br />

Kontakt:<br />

Markt Markt Nordheim<br />

Ulsenheim 75 | 91478 Markt Nordheim<br />

Tel. 09842 / 694 99-20<br />

Gemeinde@markt-nordheim.de<br />

www.markt-nordheim.de<br />

Tourismusverband Steigerwald<br />

Hauptstraße 1 | 91443 Scheinfeld<br />

Tel. 09162 /12424<br />

info@steigerwald-info.de<br />

www.steigerwald-info.de<br />

Schlossanlage Seehaus<br />

9


Text u. Fotos: Oliver Hug<br />

Geiselwind<br />

10


Während im Kirchenraum die<br />

Vorbereitungen laufen, stimmen sich<br />

die Besucher in und vor der Kulturscheune<br />

auf das Konzert ein.<br />

Golf? Das ist doch dieser<br />

elitäre Pseudosport für alte Herren<br />

in karierten Hosen. Anna, unser<br />

„Cover-Girl“ dieser <strong>einSteiger</strong>-Ausgabe<br />

passt da wohl kaum ins Bild<br />

der Vorurteile. Sie ist Mitglied im<br />

Golfclub Steigerwald und hat sich<br />

bereit erklärt, uns über die Anlage<br />

am Rande von Geiselwind zu führen.<br />

Sie freut sich, mal wieder ein<br />

paar Bälle schlagen zu können.<br />

Ein Jahr vor dem Abi bleibt einer<br />

Schülerin wenig Freizeit. Und wenn<br />

Golf viel kostet, dann wirklich<br />

eines: Zeit. So bedauert sie, dass<br />

die Gelegenheiten für eine Golfpartie<br />

zuletzt immer seltener<br />

geworden sind.<br />

Christian Zethmeier, der Clubmanager,<br />

bei dem wir uns vorher angemeldet<br />

haben und der uns zu ein<br />

paar besonders schönen Flecken des<br />

Platzes begleitet, bestätigt das: Um<br />

den Sport und das Spiel genießen<br />

zu können, muss man schon etwas<br />

Zeit mitbringen. Und da Menschen<br />

im „Unruhestand“ in dieser Hinsicht<br />

vielleicht doch etwas flexibler<br />

sind, sieht man wochentags auf<br />

dem Grün logischerweise manchmal<br />

mehr ältere Spieler als jüngere.<br />

Hinzu kommt, dass Golf ein Sport<br />

ist, den man auch in reiferen Jahren<br />

gut betreiben kann. Aber eben<br />

nicht erst dann. Anfangen und<br />

Freude daran haben kann man in<br />

jedem Alter. Um Jugendliche für<br />

dieses sportliche Spiel zu begeistern,<br />

ist der Golfclub Steigerwald z. B.<br />

Schulpartnerschaften mit der Drei-<br />

Franken-Schule in Geiselwind und<br />

dem Gymnasium Wiesentheid eingegangen.<br />

Über dieses Wahlfachangebot<br />

ist auch Anna zum Golfsport<br />

gekommen. Was ihr daran Spaß<br />

macht, ist die Kombination aus<br />

sportlicher Körperbeherrschung<br />

und Technik mit dem spielerischen<br />

Wettkampf gegen nette Mitspieler.<br />

Das ganze draußen in weitläufiger<br />

Natur. Das abwechslungsreiche Geiselwinder<br />

Areal gefällt ihr besonders<br />

gut. Etwas weniger heiß als heute<br />

dürfte es aber gerne sein.<br />

in Geiselwind<br />

11


links: Angeleint dürfen sogar Hunde<br />

ihr Golf spielendes Herrchen begleiten<br />

unten: Die „Driving Range“, der<br />

Platz zum Üben des Abschlags und<br />

zum Aufwärmen vor der Runde<br />

links: Der 6-Loch-<br />

Academy-Platz mit<br />

Blick auf Geiselwind<br />

steht jedem Interessenten<br />

offen. Hier gilt:<br />

„pay and play“<br />

unten rechts: Clubmanager<br />

Christian Zethmeier<br />

beim Abschlag über das<br />

große Wasserreservoir<br />

an Loch 6<br />

Die Hitze des Sommers 2015<br />

war tatsächlich nicht ideal für den<br />

Betrieb einer Golfanlage. Jeder<br />

Landwirt und jeder Hobbygärtner<br />

hatte mit der Trockenheit zu kämpfen.<br />

Für die sechs „Greenkeeper“,<br />

wie die auf Golfplätze spezialiserten<br />

Gärtner heißen, die sich täglich ab<br />

5 Uhr morgens um die Pflege der<br />

Geiselwinder Anlage kümmern,<br />

war es eine besondere Herausforderung,<br />

das „Grün zu bewahren“.<br />

Englischer Garten<br />

Der Geiselwinder Golfclub<br />

ist zu Recht stolz auf seine topgepflegte<br />

Anlage, die von Gastspielern<br />

regelmäßig hoch gelobt<br />

wird. Die teppichglatte Rasenfläche<br />

um das Loch, das „Green“ und<br />

das nicht ganz so kurz geschorene<br />

„Fairway“, der Bereich zwischen<br />

Abschlag und Green, dürfen nicht<br />

völlig austrocknen. Gut, dass zwei<br />

große eigene Wasserreservoirs den<br />

Bedarf der Bewässerung selbst in<br />

solch extremen Perioden abdecken.<br />

Als Landschaftsseen sind sie in das<br />

Areal integriert, das weitgehend<br />

dem Bild eines englischen Parks<br />

entspricht: Viel perfekter Rasen,<br />

hin und wieder blühende Stauden,<br />

dazwischen Wasserflächen<br />

mit schilfbewachsenen Uferzonen,<br />

Hecken und Obstbäumen, sowie<br />

die „Roughs“, also die seltener gemähten<br />

Freiflächen, in denen schon<br />

so mancher Golfball verschwunden<br />

ist. Das ganze Areal umfasst rund<br />

70 Hektar, teilweise in Hanglage<br />

mit herrlichen Ausblicken in die<br />

fränkische Landschaft. Zum größeren<br />

Teil ist es auf einem für den<br />

Steigerwald typischen Hochplateau<br />

angelegt, angeschmiegt an den<br />

Waldrand oder nahtlos übergehend<br />

in die kleinteilige Kulturlandschaft.<br />

Was der Laie einfach nur als schön<br />

12


empfindet, sieht der erfahrene<br />

Golfspieler mit anderen Augen:<br />

Der 18-Loch-Meisterschaftsplatz<br />

wurde 1987 von Star-Architekt<br />

Don Harradine designt. Der 1911<br />

in Enfield bei London geborene<br />

Schweizer Golfplatzarchitekt plante<br />

in ganz Europa Golfanlagen, allein<br />

in Deutschland rund 50, die fast<br />

ausnahmslos zu den „landschaftlichen“<br />

Golfplätzen zählen. Für den<br />

Golfer reizvoll sind sogenannte<br />

„blinde“ Löcher, also solche, die vom<br />

Abschlag aus nicht zu sehen sind.<br />

Herausforderungen stellen auch<br />

Sandbunker und Wasserflächen dar,<br />

über die hinweggeschlagen werden<br />

muss.<br />

Moderates Fitnessprogramm<br />

Rund sechs Kilometer ist die<br />

Distanz, die der Ball insgesamt<br />

geschlagen werden muss. Hinzu<br />

kommt die Strecke zum jeweils<br />

nächsten Abschlag. Kein Marathon,<br />

doch wer die ganze Strecke<br />

zu Fuß geht, seine Golftasche mit<br />

bis zu 14 Schlägern zieht (Anfänger<br />

haben deutlich weniger) und<br />

nicht mit dem Elektro-Cart fährt,<br />

kommt beim Zurücklegen der<br />

Entfernungen schon ganz gut in<br />

Bewegung. Das Spielen des Balles<br />

ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.<br />

Beim Golfschwung werden 124<br />

von insgesamt 434 Muskeln bewegt<br />

und koordiniert.<br />

Das Handicap<br />

Doch spielt man Golf nicht nur<br />

zur Verbesserung oder zum Erhalt<br />

der Fitness. Einfach nur gegen<br />

einen guten Freund oder mit der/<br />

dem eigene/n Frau/Mann: Der<br />

spielerische Wettstreit ist das ideale<br />

Ausgleichsprogramm gegen den<br />

Stress oder bringt auf der anderen<br />

Seite abwechslungsreiche Spannung<br />

in den Alltag. Dabei ist Golf wahrscheinlich<br />

der einzige Sport, bei<br />

dem Einsteiger (!) und Fortgeschrittene,<br />

Jüngere und Ältere in einen<br />

fairen direkten Wettbewerb treten<br />

können. Das sogenannte „Handicap“<br />

macht die Ergebnisse vergleichbar,<br />

egal ob sie schon viele Turniere<br />

gewonnen oder erst die Platzreife<br />

absolviert haben. Je niedriger das<br />

Handicap, umso stärker ist der<br />

Spieler. Je höher es ist, umso mehr<br />

Schläge darf der schwächere Spieler<br />

machen, er erhält quasi einen<br />

seiner Spielstärke entsprechenden<br />

Vorsprung. So haben auch Spieler<br />

mit weniger Erfahrung eine echte<br />

Chance. Fairer geht's nicht.<br />

13


Platz für Ambitionierte…<br />

Der Verein unter der Präsidentschaft<br />

von André Göpfert hat derzeit<br />

circa 470 Mitglieder aller Altersstufen,<br />

von denen einige auch an<br />

Mannschaftswettkämpfen teilnehmen.<br />

Insgesamt werden jedes Jahr<br />

rund 70 Golfturniere in Geiselwind<br />

ausgetragen. Neben den Verbandswettkämpfen<br />

am Wochenende sind<br />

dies unter der Woche auch diverse<br />

Clubturniere. Zusätzlich finden<br />

noch etliche Sponsorenturniere statt.<br />

Morgenstimmung auf dem Golfplatz<br />

(Fotos diese Seite: Golfclub Steigerwald)<br />

Kontakt:<br />

www.golfclub-steigerwald.de<br />

Tel. 09556 / 1484<br />

Die Mannschaften des Golf<br />

Clubs Steigerwald sind übrigens<br />

recht erfolgreich. Die Ergebnisse<br />

des vergangenen Jahres können<br />

sich sehen lassen:<br />

Am 3. September fand das<br />

Finale Nord/Süd der Fränkischen<br />

Seniorenrunde in Abenberg statt.<br />

Die Mannschaft aus Geiselwind<br />

setzte sich im Endspiel gegen die<br />

Mannschaft des Golfclubs Lichtenau<br />

mit 5:3 durch und konnte<br />

damit den Titel aus dem Vorjahr<br />

verteidigen.<br />

In der Deutschen Golf-Liga<br />

(DGL) Damen 1. Bezirksliga<br />

Gruppe A erreichte die Damenmannschaft<br />

einen hervorragenden<br />

2. Platz. In der Bayerischen Golf<br />

Liga AK 35 Herren – 6. Liga<br />

Gruppe I blieb die Mannschaft<br />

während der gesamten Saison<br />

ungeschlagen und spielt nun in der<br />

5. Liga. In der DGL Gruppenliga<br />

Bayern Herren – 1. Bezirksliga<br />

Gruppe A bedeutete der Gruppensieg<br />

ebenfalls den Aufstieg, und<br />

zwar in die Landesliga.<br />

In Geiselwind spielen viele<br />

Gäste, auch aus Holland und den<br />

skandinavischen Ländern, die<br />

begeisterte Golfnationen sind.<br />

Die Autobahnnähe, das Golfhotel<br />

direkt am Gelände und der Campingplatz<br />

sind da ideal, um ein<br />

Golfwochenende oder einen einwöchigen<br />

Golfurlaub zu verbringen.<br />

…und die, die es werden wollen<br />

Um den 18-Loch-Meisterschaftsplatz<br />

zu nutzen, braucht<br />

man hier wie überall die sogenannte<br />

„Platzreife“. Seit 2002 kann<br />

in Geiselwind jedoch jedermann<br />

ohne Verpflichtung den 6-Loch-<br />

Academyplatz nutzen, eine Einrichtung,<br />

die in weitem Umkreis<br />

einmalig ist. Unter dem Motto<br />

„Pay and Play“ bespielt man mit<br />

einer Tageskarte die sechs abwechslungsreichen<br />

und anspruchsvollen<br />

Bahnen mit einer Länge zwischen<br />

46 und 169 Metern, so lange man<br />

Lust hat, auch mehrmals hintereinander.<br />

Leihschläger stehen<br />

ebenfalls zur Verfügung.<br />

Es muss also nicht immer Minigolf<br />

sein, wenn Sie einen Schläger<br />

schwingen und Ihre Geschicklichkeit<br />

im Wettstreit mit Freunden<br />

oder Ihrer Familie testen wollen.<br />

Auf einem großen Platz ist vielleicht<br />

auch der Spaß größer.<br />

Diese Spielmöglichkeit auf dem<br />

Academyplatz-Platz wird gerne<br />

auch als Event für Betriebs- oder<br />

Familienfeste genutzt.<br />

Natürlich freuen sich Clubmanager<br />

Christian Zethmeier und Vereinspräsident<br />

André Göpfert, wenn<br />

der eine oder die andere daraufhin<br />

Lust verspürt, an einem der rund<br />

zehn Golf-Erlebnis-Tage oder dem<br />

Schnupper-Programm teilzunehmen<br />

und zum Golf-„<strong>einSteiger</strong>“ wird.<br />

14


An dieser Stelle haben schon viele<br />

nicht mehr weiter gewusst.<br />

Weil es fürs Leben kein Navi gibt,<br />

ist professioneller Rat wichtig.<br />

Ich berate und vertrete Sie bei<br />

Ehescheidung, Unterhalt und Sorgerecht.<br />

Sie haben Ihr Ziel erreicht.<br />

Ein Haus, das seine Energie<br />

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oh-werbung.de | foto: nicky_/photocase.com<br />

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15


BIBER<br />

Wo, bitte, liegt Mannhof?<br />

Und was ist eine Handspinnerei?<br />

Die Fahrt von Oberscheinfeld<br />

zum Gut Mannhof wirkt etwas<br />

wie ein Rätselweg. Durch Felder<br />

und über Gipshügel, anscheinend<br />

ohne Ziel. Bis in einer kleinen<br />

Senke endlich Dächer auftauchen,<br />

biberschwanzgedeckt und bemoost.<br />

Der einsame Viereckhof aus<br />

dem 18. Jahrhundert wirkt verschlafen.<br />

Bis auf einige streichelweich<br />

herumschleichende Katzen.<br />

Am Portal des Haupthauses neben<br />

der Klingel zwei Namen und der<br />

Hinweis auf eine Handspinnerei.<br />

Marina Schwedt öffnet lächelnd,<br />

eine freundliche Frau, Jahrgang<br />

1955, wie später zu erfahren ist.<br />

Ein verwinkelter Lebensweg<br />

von Pirna mit diversen Zwischenstationen<br />

führt sie zum Endpunkt<br />

Steigerwald.<br />

Für das Wunschziel Strickerin<br />

ist im damals „besonders freien<br />

Teil Deutschlands“ eine Erwachsenen-Qualifikation<br />

gefordert. Also:<br />

Lehre als Köchin und Verkäuferin,<br />

Fernstudium, im Nebenerwerb<br />

über zehn Jahre private Strickerei.<br />

Die Leidenschaft für diese Art der<br />

Wollverarbeitung, schon aus der<br />

Jugend, bietet im Osten trotz einschlägiger<br />

Berufsausbildung keine<br />

Erwerbsmöglichkeit. Nach 1989<br />

ergibt sich schließlich in Bayern<br />

eine Chance als Köchin zu arbeiten.<br />

Über das Internet hat sie dort<br />

ihren Lebensgefährten gefunden,<br />

einen Partner aus dem mittelfränkischen<br />

Gleißenberg, den es aus der<br />

Ferne wieder zurück in die Heimat<br />

zieht. Gesundheitliche Probleme<br />

zwingen sie dazu, der Küche den<br />

Rücken zu kehren.<br />

Als man 2009 gemeinsam das<br />

verlassene Gut Mannhof des Grafen<br />

Ferdinand zu Castell mieten kann,<br />

eröffnet sich ein neuer Weg einen<br />

Teil des Lebensunterhalts selbst zu<br />

erwirtschaften.<br />

Die Kenntnisse zur Aufbereitung<br />

der Rohwolle, zur Handspinnerei<br />

und als Endprodukt die<br />

Feinstrickerei sind im Selbststudium<br />

erworben.<br />

Aulandschaft bei<br />

Nichts Besseres konnte in dem<br />

naturgewachsenen Umfeld entstehen,<br />

als von Hand geschaffenes<br />

Wollgewirk von Alpaka, Lama,<br />

Bison und anderen haarliefernden<br />

Tieren. Auftragsarbeiten vom Vlies<br />

zum Pullover und Verkauf am<br />

Marktstand zeugen von der Schaffenskraft<br />

einer tüchtigen Frau im<br />

Steigerwald.<br />

16


Etliche Schritte sind notwendig,<br />

bevor aus den Haaren der<br />

verschiedensten Tiere verstrickbare<br />

Wolle wird.<br />

Marina Schwedt zeigt sie uns.<br />

Text: Friedel Auer, Petra Mytzka | Fotos: H. P. Bacherle | Tierfotos: pixelio.de<br />

1<br />

Die Wolle wird von Holzstückchen, Heu<br />

und Stroh sowie grobem Schmutz gereinigt.<br />

Ebenso werden die großen Scheransätze entfernt<br />

(dadurch wird die Wolle gleichmäßiger)<br />

2<br />

Die Wolle wird durch die Kardier-(=Kämm-)<br />

maschine gedreht. Dadurch werden kurze<br />

Wollhaare und Scheransätze entfernt und die<br />

kreuz und quer liegenden Fasern werden in<br />

eine Richtung gekämmt. Die „Abfälle“<br />

sammeln sich in der kleinen Walze, in der<br />

großen sammelt sich das lange Haar.<br />

3<br />

Der „Abfall“ auf der kleinen Walze wird<br />

entfernt (hieraus entsteht Effektgarn), danach<br />

wird das lange Haar aus der großen entfernt.<br />

Jetzt können die Haare versponnen werden.<br />

4<br />

Der Vorlauffaden des Spinnrades wird auf<br />

die Wolle gelegt und diese versponnen.<br />

Um einen gleichmäßigen Faden zu erhalten,<br />

muss die Geschwindigkeit möglichst konstant<br />

sein. Wenn zwei Knäuel versponnene Wolle<br />

vorhanden sind, kann verzwirnt werden.<br />

5/6<br />

Mit der "Flotten Elli", dem elektrischen Rad,<br />

wird mit gleichmäßiger Geschwindigkeit<br />

verzwirnt. Wenn rechts versponnen wurde,<br />

muss links verzwirnt werden, da sich die<br />

Fäden sonst wieder auflösen würden.<br />

7<br />

Nun wird die Wolle auf der sog. Weife,<br />

dem Wollwickler, aufgewickelt – die Lauflänge<br />

wird dadurch festgestellt<br />

8<br />

Danach wird die Wolle mit Haarshampoo<br />

gewaschen und mit einem ca. 500g schweren<br />

Gewicht gestreckt, sodass sie gerade wird,<br />

was das Verstricken erleichtert.<br />

Wenn die Wolle trocken ist, wird diese auf<br />

der Haspel/Weife zu einem Knäuel gedreht.<br />

9<br />

Auf Wunsch wird die Wolle mit Naturfarben<br />

gefärbt. Als Grundstoffe dienen z. B. Rosenoder<br />

Mohnblätter und Walnussschalen.<br />

10<br />

Die Wolle verstrickt und verhäkelt Marina<br />

Schwedt zu Socken, Mützen(tüchern), Handschuhen,<br />

Schals, Capes und nach Kundenwunsch<br />

z.B. auch zu Pullovern oder Decken.<br />

11<br />

Marina Schwedt vermarktet ihre Produkte<br />

z. B. auf den Oberscheinfelder Märkten.<br />

Übrigens kann jeder Marina Schwedt saubere<br />

Vliese bringen und sich daraus<br />

Wolle oder gleich fertige Strickwaren<br />

herstellen lassen.<br />

Kontakt: 09167-242319<br />

marina.schwedt@gmx.de<br />

17


Ausbildung erfolgreich abgeschlossen – Ziel: Wissen bewahren, Interesse wecken<br />

LAG Südlicher Steigerwald<br />

hat nun drei Kulturlandschaftsbeauftragte<br />

Hier wurde sehr viel Hopfen angebaut<br />

Hier<br />

Nach über zwei Jahren wurde jetzt<br />

ein Kooperationsprojekt von sechs fränkischen<br />

Lokalen Aktionsgruppen erfolgreich<br />

abgeschlosssen, an dem sich auch die LAG<br />

Südlicher Steigerwald beteiligt hatte. Das<br />

Institut für Landschaftsarchitektur der Hochschule<br />

Weihenstephan-Triesdorf entwickelte<br />

verschiedene Module für die Ausbildung zum<br />

Kulturlandschaftsbeauftragten. Diese neuen<br />

Module wurden beim ersten Ausbildungslehrgang<br />

gleich auf ihre Tauglichkeit getestet.<br />

Die LAG Südlicher Steigerwald schickte drei<br />

„Auszubildende” zu den Lehrgängen. Dort<br />

wurde Grundwissen zur Kulturlandschaftsentwicklung<br />

und -forschung, zur Bedeutung und<br />

Gefährdung von Kulturlandschaft, zur Öffentlichkeitsarbeit,<br />

Projektplanung und -management,<br />

Freiwilligenkoordination und künftigen<br />

Zusammenarbeit der Kulturlandschaftsbeauftragten<br />

vermittelt. Neben „Arbeiten im<br />

Seminarsaal“ wurden auch bei Exkursionen<br />

Vermittlungs- und Arbeitsmethoden geübt.<br />

Jeder Teilnehmer hatte im Laufe der<br />

Ausbildung ein selbst gewähltes Thema zu<br />

bearbeiten, das wir Ihnen unten vorstellen.<br />

Nun erhielten Siegfried Maier aus Markt Taschendorf,<br />

Dr. Erich Zimmermann aus Münchsteinach<br />

und Georg Zipfel aus Schlüsselfeld<br />

beim Festakt in Forchheim ihre Abschlussurkunden<br />

über die erfolgreiche Ausbildung.<br />

Sie und ihre Kollegen von den fünf<br />

oberfränkischen LAGs sind die ersten in<br />

einem noch zu knüpfenden bayernweiten Netz<br />

von ehrenamtlich tätigen Kulturlandschaftsbeauftragten,<br />

die die Bürger vor Ort für die<br />

Kulturlandschaft sensibilisieren, informieren<br />

und in Aktivitäten zum Erhalt der Kulturlandschaft<br />

einbinden sollen.<br />

Die Ausbildung soll 2017 vom Bayerischen<br />

Landesverein für Heimatpflege in<br />

München und der Akademie für Naturschutz<br />

und Landschaftspflege in Laufen für neue<br />

Interessenten fortgesetzt werden.<br />

Vor der Gereonskapelle in Forchheim (von links):<br />

Georg Zipfel, Helmut Uihlein (LAG Südl. Steigerw.),<br />

Helga Baritsch-Schmitt (Kreisheimatpflegerin im<br />

Landkreis NEA), Dr. Erich Zimmermann und<br />

Siegfried Maier<br />

Die LAG Südlicher Steigerwald wünscht<br />

unseren neuen Kulturlandschaftsbeauftragten<br />

viel Freude und Erfolg bei ihrem Engagement<br />

um unsere Kulturlandschaft. Mögen sie<br />

auf viele Menschen treffen, die sich für die<br />

Entstehung dieser Kulturlandschaft und die<br />

heute noch sichtbaren historischen Elemente<br />

in der Landschaft interessieren.<br />

Georg Zipfel<br />

Erdaufschlüsse durch die Entnahme<br />

von Baumaterialien in den neun Gemarkungen<br />

der Stadt Schlüsselfeld<br />

In der Zeit vor den modernen Baumaterialien<br />

und der grenzenlosen Möglichkeit,<br />

schwere Lasten zu transportieren, waren<br />

im Steigerwald Natursteine, Lehm, Sand<br />

und Kalk das übliche Material, um Gebäude,<br />

aber auch Wege zu bauen. Doch die<br />

über Jahrhunderte vorhandenen Stein- und<br />

Kalkbrüche, Sand- und Lehmgruben wurden<br />

nach und nach nicht mehr gebraucht und<br />

sind heute vielfach aus dem Landschaftsbild<br />

verschwunden. Sie wurden aufgefüllt, wieder<br />

als landwirtschaftliche Flächen bewirtschaftet<br />

oder sind zugewachsen. Im Rahmen des<br />

Projektes wurden solche Stellen kartiert<br />

und in ihrem heutigen Zustand beschrieben.<br />

Dazu wurden historische und geologische<br />

Karten, aber auch Steuer- und Grundsteuerkataster<br />

ausgewertet. In einem zweiten<br />

Schritt wurden Zeitzeugen befragt. Es waren<br />

gerade diese Interviews, die Neues zutage<br />

brachten und zusätzlich ein reges Interesse<br />

der lokalen Bevölkerung an den verschwundenen<br />

Entnahmestellen erkennen ließen. So<br />

ergab sich im Laufe des Projektes eine vorab<br />

nicht erwartete Datenmenge, die den Schluss<br />

zulässt, dass nur sehr wenige und sehr kleine<br />

Entnahmestellen nicht erfasst wurden.<br />

Zu den einzelnen Objekten wurden Datenblätter<br />

erstellt, die die Lage, die Flurnummer<br />

und Gemarkung, GPS-Koordinaten, Eigentümer,<br />

Nutzer, Kartenausschnitte und Fotos<br />

enthalten.<br />

Die Kartierung wurde in Form einer<br />

Publikation veröffentlicht, die über die LAG<br />

zu beziehen ist.<br />

Erdaufschlüsse<br />

durch die Entnahme<br />

von Baumaterialien<br />

in den neun Gemarkungen<br />

der Stadt Schlüsselfeld<br />

Georg Zipfel<br />

18


wurden Baustoffe gewonnen<br />

Hier wurde Geschichte erlebt<br />

Dr. Erich Zimmermann<br />

Erinnerungen bewahren –<br />

Zeitzeugen berichten aus der Geschichte Münchsteinachs<br />

Immer wieder tauschen sich Menschen über Ereignisse und<br />

Erlebnisse aus der Vergangenheit aus. Mit dem Tod der Erzähler gerät<br />

die erlebte Geschichte jedoch in Vergessenheit, die Erinnerung daran<br />

verblasst und verschwindet schließlich vollends.<br />

Dem entgegenzuwirken war das Ziel einer Befragung von älteren<br />

Mitbürgern der Gemeinde Münchsteinach zu ihren Erinnerungen aus<br />

der Zeit von ca. 1930 bis 1960. Für das Projekt wurden Mitglieder des<br />

Fremdenverkehrs- und Heimatvereins Münchsteinach gewonnen, die<br />

bereit waren, an den Interviews teilzunehmen und die Begegnungen<br />

mit Zeitzeugen anzubahnen.<br />

Im Frühjahr 2015 wurde in mehreren Arbeitssitzungen zunächst<br />

der Personenkreis vorgeschlagen, der für eine Befragung infrage käme<br />

und eventuell zur Verfügung stünde. Ebenso wurde ein umfangreicher<br />

Katalog an möglichen Themen erarbeitet, denn die Interviews sollten<br />

thematisch breit gestreut und ohne festgelegte Fragen geführt<br />

werden. Um die Gesprächsführung zu erleichtern, wurden jeweils<br />

zwei Zeitzeugen gleichzeitig befragt. Eine Person, die sogenannte<br />

Kontaktperson, stellte die Verbindung zu den Gesprächspartnern her,<br />

vereinbarte den Termin und war beim Interview dabei. Der Interviewer<br />

sorgte für die nötige Technik bei der Aufzeichnung in Bild und Ton.<br />

Insgesamt wurden in zwölf Interviews 24 Zeitzeugen im Alter von<br />

73 bis 95 Jahren befragt. Eine Befragung dauerte im Schnitt etwa<br />

zweieinviertel Stunden. Die dabei entstandenen Dateien sollen zur<br />

Erstellung der Ortschronik herangezogen werden. Der nächste Schritt<br />

ist die Auswertung der Zeitzeugeninterviews nach verschiedenen<br />

Themengebieten.<br />

Siegfried Maier<br />

Hopfengärten in Markt Taschendorf<br />

Der heutige Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim war bis<br />

zum Zweiten Weltkrieg einer der Anbauschwerpunkte für Hopfen in<br />

Deutschland. Bis heute erinnern sich die älteren Bürger rege daran.<br />

Ziel des Projektes war es, die Geschichte des Hopfenanbaus, seiner<br />

historischen und regionalen Bedeutung, der hiesigen Bierkultur sowie<br />

des Brauchtums rund um das Brauen zu erfassen. Dazu wurden auf<br />

Basis der topographischen Uraufnahme aus der Zeit um 1850 die<br />

Standorte der ehemaligen Hopfengärten in der Gemeinde Markt<br />

Taschendorf kartiert, umfangreiche Literaturrecherchen getätigt und<br />

zahlreiche Zeitzeugen befragt. Zusätzlich wurde mithilfe historischer<br />

Zeitreihen des Onlinedienstes GESIS die Entwicklung der Anbaufläche,<br />

der Hektar- und Gesamterträge sowie der Marktpreise und erzielten<br />

Erlöse für jede Hausnummer ermittelt. Dabei wurde deutlich, dass<br />

sowohl die damals im Ort ansässigen fünf Wirtshäuser als auch mehr<br />

als 80 Prozent aller Höfe ihren eigenen Hopfen anbauten.<br />

Die Ergebnisse der umfangreichen Recherche wurden in einem<br />

Faltblatt veröffentlicht, das ebenfalls bei der LAG erhältlich ist.<br />

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Telefon: 09161/662450<br />

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Fax: 09161/875060<br />

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(Submission)<br />

Im Rahmen • Schadholzaufarbeitung<br />

von individuell auf den<br />

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wir „WALDPFLEGEVERTRÄGEN“ auch Betriebsleitung und übernehmen -<br />

wir ausführung auch Betriebsleitung für Ihren Waldbesitz und - 19


mehr<br />

Mekra Lang –<br />

„Dort oben muss die Sicht bestens<br />

sein“, wird sich so mancher Pkw-<br />

Fahrer schon mal gedacht haben,<br />

wenn er einen dieser modernen<br />

Fahrzeuggiganten sieht, neben<br />

denen selbst ein SUV recht klein<br />

wirkt. Das Gefühl täuscht nicht,<br />

dass Brummis, Busse oder Bulldogs<br />

in den vergangenen Jahren immer<br />

größer und PS-stärker wurden. Und<br />

natürlich wird die Sicht für den<br />

Fahrer immer besser, je höher er<br />

sitzt – aber eben nur nach vorne! Je<br />

größer die Fahrzeuge, desto mehr<br />

tote Winkel gibt es. Und leider ist<br />

der Name „toter Winkel“ auch so zu<br />

verstehen, dass Menschen ihr Leben<br />

lassen müssen, weil der Lenker des<br />

Nutzfahrzeugs den Fußgänger, Radfahrer<br />

oder anderen Verkehrsteilnehmer<br />

zumeist seitlich oder hinter sich<br />

schlicht nicht sehen konnte.<br />

Was das Auge allein nicht schafft,<br />

braucht Technik! Technik von Mekra<br />

Lang aus Ergersheim oder den<br />

anderen 20 Standorten des Weltkonzerns,<br />

für den heute in 14 Ländern<br />

rund 2500 Menschen arbeiten,<br />

davon 1100 am Firmensitz. Hier<br />

also ein Bericht über einen weiteren<br />

Weltmarktführer aus dem südlichen<br />

Steigerwald. Und ein Bericht über<br />

eine Unternehmerfamilie, die bei<br />

allem persönlichen Erfolg die strukturellen<br />

Vorteile unseres Raums<br />

würdigt und Heimat als Lebensqualität<br />

und Verpflichtung versteht.<br />

Selbständig seit über 80 Jahren<br />

Angefangen hat alles in Fürth<br />

anno 1932. Hans und Frieda Lang<br />

haben dort am 2. Mai geheiratet,<br />

um gleich nach dem Standesamt<br />

zum Registergericht zu gehen, wo<br />

ihr neuer Betrieb im Handelsregister<br />

eingetragen wurde. Anschließend<br />

wurde in der Kirche getraut – und<br />

beim Abendessen wurden dann<br />

die Ehe und deren erste Frucht, die<br />

eigene Firma gefeiert.<br />

In der (damaligen) Spiegel-Stadt<br />

Fürth brauchte es Mut und Entschlossenheit,<br />

ebenfalls mit Spiegeln<br />

gegen die zahllose Konkurrenz zu<br />

bestehen, erst recht, da das Gründerpaar<br />

auch nach 1933 nicht in<br />

die Partei eintrat. Nach der Rückkehr<br />

von Hans Lang aus dem Krieg<br />

1945 baute die Familie die Firma<br />

neu auf, verglaste Fenster, produzierte<br />

Hand- und Stellspiegel sowie<br />

Kosmetik- und Rasierspiegel. „Der<br />

Verkaufsschlager waren Doppelspiegel<br />

für Damentaschen“, erinnert sich<br />

Heinrich Lang, Sohn des Gründerpaares<br />

und heute Senior-Chef der<br />

Firma. Dank einer selbst entwickelten<br />

Präzisionsschleifmaschine<br />

konnten täglich 40000 solcher<br />

Spiegel produziert werden – „und so<br />

hatte uns fast jede Frau im Land in<br />

der Tasche“, schmunzelt Lang.<br />

Mit dem Aufschwung Deutschlands<br />

und Europas sowie einem vergrößerten<br />

Bedarf nach Spiegeln aber<br />

auch der wachsenden Konkurrenz<br />

durch Billigproduzenten ändern sich<br />

Profil und Größe der Firma Lang.<br />

1956 wurden erstmals die Gläser für<br />

Rückspiegel im Auto hergestellt,<br />

1964 zog die expandierende Gesellschaft<br />

in den damals noch eigenständigen<br />

Nachbarort Stadeln um.<br />

1968 wurde dort in drei Hallen auf<br />

7500 Quadratmetern produziert, an<br />

drei Maschinen wurde erstmals auch<br />

Kunststoff gespritzt. Schon damals<br />

hat der 1969 verstorbene Firmengründer<br />

Hans Lang erkannt, dass die<br />

Zukunft der Fertigung nicht mehr<br />

allein in der Herstellung hochwertiger<br />

Einzelteile, sondern im Absatz<br />

ganzer Baugruppen oder Systeme<br />

liegt. Und im Erwerb anderer Spezialfirmen,<br />

zunächst aus dem Bereich<br />

Kunststoff. Und schließlich in der<br />

internationalen Expansion, erstmals<br />

1974 nach Österreich.<br />

Text: Claus Seifert | Fotos: Mekra Lang<br />

20


Die Luftaufnahme<br />

zeigt das imposante Firmengelände<br />

von Mekra Lang im Südwesten<br />

Ergersheims. Hier arbeiten<br />

ca. 1100 Beschäftigte<br />

sehen!<br />

21


Platz – die Ansiedlung Präziser, komplexer:<br />

in Ergersheim<br />

die Spezialisierung<br />

Mitte der 70er Jahre wird es Lang Fast im Jahresrhythmus wurden<br />

selbst in Stadeln zu eng. „Doch mit Beginn der 90er Jahre Firmen<br />

Fürth konnte oder wollte uns damals gekauft oder Niederlassungen im<br />

nicht recht helfen“, erinnert sich Ausland gegründet. Mit der beeindruckenden<br />

räumlichen Expansion<br />

Heinrich Lang. „Als ich mal wieder<br />

auf meiner Jagd in Ergersheim war, ging auch eine wachsende Spezialisierung<br />

auf Außenspiegelsysteme<br />

sprach mich damals der örtliche<br />

Bürgermeister Häberlein an. Fläche für Nutzfahrzeuge einher. Und hier<br />

könne er hier bieten so viel ich zog zusehends die Elektronik ein.<br />

brauche. Und so setzten wir 1978 Ein großer Sprung gelang durch die<br />

hier im südlichen Steigerwald den Integration von Kameras und anderen<br />

optischen Systemen, die ab 2003<br />

Grundstein für unser Werk.“<br />

Aus dem Zufall wurde rasch ein sogar „in-house“ gefertigt wurden.<br />

Glücksfall für die Region, aber auch Rund acht Millionen Außenspiegel<br />

verkauft Mekra Lang heute<br />

für die Firma Lang. Denn ohne<br />

große Expansionsbeschränkungen weltweit im Jahr. Großaufträge und<br />

konnte die Firma noch schneller auf Lieferantenpreise diverser Abnehmer<br />

die Veränderungen in der Zuliefererindustrie<br />

reagieren. So wurde Firma längst genießt. Selbst die For-<br />

zeigen den Qualitätsstatus, den die<br />

1980 die Metallwarenfabrik Mekra schung wird häufig mit den Kunden<br />

gekauft und anschließend nach betrieben, um passgenaue Lösungen<br />

Ergersheim verlegt. Doch auch für die großen Herausforderungen<br />

wenn die Produktion stetig um der Zukunft zu entwickeln: Da geht<br />

zusätzliche Komponenten erweitert es dann nicht mehr nur darum, die<br />

wurde, im Kern ging es immer um Leistung des Auges eines Fahrers<br />

den Verkauf von Spiegeln, 1982 mit zu verbessern, sondern das Auge<br />

ersten eigenen Spiegelsystemen für faktisch zu ersetzen! Mekra Lang<br />

DaimlerChrysler, MAN und Volvo. schreibt mit an der Zukunft, in der<br />

Nutzfahrzeuge nur dann noch von<br />

Menschen gesteuert werden, wenn<br />

es die Situation unbedingt erfordert.<br />

Der Vorteil für die Spitzenspieler in<br />

der Branche: Die großen Konzerne<br />

voraus<br />

konzentrieren sich auf wenige Top-<br />

Partner und Mekra Lang gehört da<br />

längst dazu.<br />

22


Interview mit Senior-Chef<br />

Heinrich Lang und geschäftsführender<br />

Gesellschafterin<br />

Susanne Lang<br />

Familie und Beruf –<br />

Tradition und Mitarbeiter verpflichten<br />

Herr Lang, Sie kennen das Sprichwort:<br />

Die erste Generation baut auf, die zweite<br />

Generation baut aus, die dritte Generation<br />

bringt Moderne oder Ruin. Was macht<br />

Sie so zuversichtlich, dass die Erfolgsgeschichte<br />

von Mekra Lang weitergeschrieben<br />

wird?<br />

Meine Eltern waren mit Leib und<br />

Seele Unternehmer. Sie gehörten<br />

zur Generation derer, die aus dem<br />

Nichts eine gesunde Firma aufbauten,<br />

die Rückschläge als Herausforderungen<br />

annahmen und die bei all<br />

der Arbeit und den ersten Erfolgen<br />

immer auf dem Teppich blieben.<br />

Und sie wussten, dass eine funktionierende,<br />

eine harmonische Familie<br />

das Fundament ist für das Unternehmen.<br />

Mein Bruder und ich haben<br />

diese Werte vorgelebt bekommen,<br />

übernommen und weiterentwickelt.<br />

Denn die Führung eines Unternehmens<br />

verändert sich mit dessen<br />

Größe. Da haben wir immer wieder<br />

Strukturen verändert. Heute leitet<br />

eine Gruppe von Personen die Firma,<br />

jeder mit unterschiedlichen Schwerpunkten.<br />

Und das macht mich sehr<br />

zuversichtlich, dass Mekra Lang die<br />

dritte Generation nicht nur überlebt,<br />

sondern gerade mit ihr weiter<br />

vorankommt.<br />

Fleiß, Geschick, manchmal vielleicht<br />

auch etwas Glück, das mit Tüchtigkeit<br />

erzwungen wurde: In jedem Fall stehen<br />

hinter dem Erfolg der Firma Mekra zuvorderst<br />

nicht Rohstoffe, Maschinen oder<br />

Die dritte Generation Lang führt heute<br />

die Geschäfte, noch ganz dem Geist der<br />

Eltern und Großeltern verpflichtet. Heinrich<br />

und Susanne Lang stellten sich bereitwillig<br />

unseren Fragen:<br />

Frau Lang, ist es nun Lust oder Last, von<br />

Geld sondern Menschen!<br />

den Eltern einen Weltkonzern in den Schoß<br />

schauen<br />

gelegt zu bekommen?<br />

Es ist vor allem Verantwortung.<br />

Ich oder besser das Führungsteam<br />

von Mekra Lang zeichnen für die<br />

23


Die Betreuung der Kinder<br />

der Mekra-Lang-Beschäftigten in der firmeneigenen<br />

Kita ist nur eines der Beispiele, wie den<br />

Bedürfnissen der Mitarbeiter entgegengekommen<br />

wird<br />

Anpassungsfähigkeit unserer Firma<br />

in einer spannenden, aber zuweilen<br />

auch turbulenten Branche verantwortlich.<br />

Wir haben unsere Mitarbeiter<br />

und deren Familien im Blick.<br />

Aber natürlich auch die Geschichte<br />

meiner Familie, die es weiterzuschreiben<br />

gilt. Die große Kunst ist<br />

und bleibt es, Tradition als Wert zu<br />

pflegen, aber auch zu erkennen, dass<br />

Zeiten sich ändern und es daher auch<br />

neue Antworten geben muss.<br />

Sie haben Betriebswirtschaft studiert<br />

und sind Magistra der Soziologie, Frau<br />

Lang: Ist das so eine „neue Antwort“.<br />

Ich bin meinen Eltern unendlich<br />

dankbar, dass ich nach meinen<br />

Neigungen studieren durfte. Ich bin<br />

überzeugt, dass mein Studium für<br />

meine Aufgaben in der Firma auch<br />

besonders nützlich war. Sehen Sie:<br />

Unser Pfund, mit dem wir wuchern<br />

können, sind unsere Mitarbeiter und<br />

zwar ausschließlich. Materialien und<br />

Maschinen sind nur dann gut, wenn<br />

unsere Leute am Band, im Lager,<br />

in der Entwicklung oder Logistik<br />

jeweils das Optimum herausholen.<br />

Deshalb ist Unternehmensführung<br />

zuallererst Mitarbeiterführung und<br />

entsprechend vor allem Motivation!<br />

Mein Studium hat mich für diesen<br />

Job ideal vorbereitet.<br />

Herr Lang, Sie gehen auch heute noch<br />

jeden Arbeitstag durch die Fertigung.<br />

Gewohnheit, Misstrauen, Neugier?<br />

Misstrauen ganz sicher nicht. Ich<br />

weiß, was unsere Leute leisten. Viele<br />

sind schon seit der Ausbildung<br />

bei uns. Da kennt man sich – und<br />

schätzt sich auch. Auf meinen<br />

Rundgängen fange ich vor allem<br />

Stimmungen ein, Freude und gelegentlich<br />

auch Spannungen, die sich<br />

dann oft schnell beheben lassen.<br />

Und Sie glauben gar nicht, wie viel<br />

kleine und große Ingenieurskunst<br />

unsere Mitarbeiter haben. Die<br />

sehen auch schon mal Dinge, die<br />

der Planer am Computer übersehen<br />

hat oder gar nicht erkennen konnte.<br />

Und schließlich bin ich immer noch<br />

begeistert von dem, was wir täglich<br />

schaffen. Und beim genauen Blick<br />

auf unsere Produkte hat auch der<br />

Senior-Chef ab und zu noch einen<br />

guten Tipp (und lächelt dabei, die<br />

Red.).<br />

Frau Lang, im Haus hängen Zettel mit<br />

der Aufschrift „Susanne Lang hört zu“. Sie<br />

bieten regelmäßig Sprechzeiten für alle<br />

Mitarbeiter an. Klingt fast esoterisch?<br />

Das mag sein, ist aber ein wesentlicher<br />

Teil unserer Unternehmenskultur.<br />

Ich will damit zeigen, dass<br />

mein Terminkalender gar nicht so<br />

voll sein kann, dass ich nicht mindestens<br />

eine Stunde pro Woche für<br />

unsere Mitarbeiter habe. Natürlich<br />

komme ich mit vielen im Haus auch<br />

so ins Gespräch, im Büro, in der<br />

Kantine, in den Werkhallen. Aber<br />

da lässt es sich manchmal eben nicht<br />

offen sprechen, da ist es laut oder hören<br />

andere zu. In dieser einen Stunde<br />

kann ich mich voll und ganz auf<br />

den Einzelnen konzentrieren. Die<br />

Mitarbeiter wissen um die Vertraulichkeit<br />

und die Ernsthaftigkeit der<br />

Unterredung. Diese Sprechstunde<br />

steht für einen stets offenen Dialog<br />

ohne Hierarchien im Haus.<br />

Herr Lang: Der Fisch riecht vom Kopf<br />

her – Sie können mächtig stolz sein auf<br />

Ihren Erfolg.<br />

Mekra Lang ist nicht „mein<br />

eigener“ Erfolg. Schon meine Eltern<br />

wussten, wie wichtig das Team ist.<br />

Um in Ihrem Bild zu bleiben: Zum<br />

Fisch gehört mehr, sonst schwimmt<br />

er nicht. Und bei einem Unternehmen<br />

müssen alle Teile harmonieren,<br />

24


ARADIES<br />

FRANKEN<br />

also Kopf, Körper und das Herz,<br />

damit das Ganze auch lebt und<br />

Leidenschaft entwickeln kann. Da ist<br />

der Kopf sehr wichtig, und doch nur<br />

ein Teil von vielen. Aber als Gruppe,<br />

als großes Team, ja als große Familie<br />

Mekra Lang sind wir schon stolz<br />

auf das Erreichte. Und wenn ich das<br />

noch anfügen darf: Wir wissen auch,<br />

dass der Segen von oben nicht fehlen<br />

darf.<br />

Frau Lang: Zur großen Familie Mekra<br />

Lang gehört auch das Engagement der<br />

Firma bei der Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie.<br />

Richtig, und das hat schon eine<br />

lange Tradition bei uns. Familienunternehmen<br />

zu sein, bedeutet<br />

eben auch, an die Familien der<br />

Mitarbeiter zu denken. Die Frauen<br />

der Familien Lang haben hier schon<br />

nach dem Krieg wichtige Weichen<br />

gestellt. Heute unterhalten wir ganz<br />

selbstverständliche eine Kita mit<br />

überlangen Öffnungszeiten hier in<br />

Ergersheim. Wir bieten über 130<br />

Zeitmodelle an. Durch unsere Betriebsbusse<br />

können Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter auch dann zur<br />

Arbeit kommen, wenn die Familie<br />

kein Fahrzeug besitzt. Sehr häufig<br />

„stricken“ wir individuelle Lösungen<br />

für den besonderen Bedarf. Diese<br />

und andere Zusatzleistungen für<br />

unsere Mitarbeiter sind aus Unternehmersicht<br />

nicht nur wirtschaftlich<br />

sinnvoll, sondern bei uns auch als<br />

eigenständiger Wert ausdrücklich<br />

gewollt.<br />

Ein Stück vom Himmel auf Erden<br />

• Kulturlandschaft aktiv erleben<br />

• Eintauchen in die Welt des Weines<br />

• Feiern mit Freunden und Gleichgesinnten<br />

• Gastfreundschaft bei Winzern und<br />

Wirten genießen<br />

Weinparadies Franken · Schlossplatz 1 · 97258 Ippesheim<br />

Tel. +49 (0)9339 991565 · Fax +49 (0)9339 988941<br />

info@weinparadies-franken.de · www.weinparadies-franken.de<br />

UFF<br />

25


Kapelle Dreßler aus Burghaslach<br />

bei der Oberrimbacher Kirchweih<br />

im Jahr 1919 oder 1920<br />

Musik,<br />

die einfach<br />

da ist<br />

Die „Häisd'n'daisd vomm Mee“<br />

am Tag der Fränkischen Volksmusik in Uffenheim<br />

26


links: In diesem Gebäude in der Schlossstraße in<br />

Uffenheim ist die Forschungsstelle untergebracht<br />

Die Forschungsstelle<br />

für fränkische Volksmusik<br />

in Uffenheim beherbergt<br />

einen großen Fundus –<br />

Quelle vieler<br />

wissenschaftlicher<br />

Publikationen<br />

Ditfurths: Ditfurth lebte Mitte<br />

des 19. Jahrhunderts im unterfränkischen<br />

Obertheres am Main, wo<br />

er Unmengen von Volksliedern<br />

sammelte. Der ehemalige Leiter<br />

der Forschungsstelle Dr. Horst<br />

Steinmetz hat zusammen mit<br />

Griebel den Nachlass Ditfurths bearbeitet<br />

und in mehreren Bänden<br />

herausgegeben.<br />

Text: Judith Marschall | Fotos: Judith Marschall und Archiv Forschugsstelle Fränk. Volksmusik<br />

Hier wird nicht nur gesammelt<br />

und ausgestellt, hier ist<br />

die Wissenschaft zu Hause: Die<br />

Forschungsstelle für Fränkische<br />

Volksmusik in Uffenheim sorgt<br />

für Hochschulleben im ländlichen<br />

Raum. Sie beherbergt zehntausende<br />

Notenbögen, Hefte und<br />

Stimmbücher mit Tanz-, Marschund<br />

anderer Unterhaltungsmusik<br />

von circa 1790 bis heute. Unter<br />

der Leitung von Dr. Armin Griebel<br />

arbeiten Dr. Heidi Christ und<br />

Christoph Meinel beispielsweise<br />

gerade an ihrer Datenbank, damit<br />

Anfragen zur Volksmusik auch<br />

übers Internet möglich sind.<br />

Selbstverständlich beantworten<br />

die Musikethnologen und Volkskundler<br />

nach Anmeldung auch<br />

gerne persönlich Fragen zu ihrem<br />

Spezialgebiet. Zugleich stillt eine<br />

umfangreiche Bibliothek den Wissensdurst<br />

von Menschen, die mehr<br />

über ihr Hobby oder die Geschichte<br />

ihrer Region erfahren möchten.<br />

Die Bücher können aber nicht ausgeliehen<br />

werden. Allerdings hilft<br />

das Uffenheimer Forschungsteam,<br />

bei der Kopie von Texten, zum<br />

Beispiel aus der großen Volksliedsammlung<br />

Franz Wilhelm von<br />

Das gebrochene Verhältnis<br />

zum Volkslied<br />

Das Verhältnis der Deutschen<br />

zum Volkslied ist zwiespältig.<br />

„Nach dem Krieg konntest du unbefangen<br />

eigentlich kein Volkslied<br />

mehr singen“, meint Rainer Prüß<br />

von der norddeutschen Folkband<br />

„Liederjan“. Im Dokumentarfilm<br />

„Sound of Heimat“ spürt der<br />

Neuseeländer Hayden Chisholm<br />

diesem Unbehagen nach. Schon<br />

das Wort Volk sei eben durch die<br />

Zeit des Nationalsozialismus in<br />

Verruf geraten. Im Englischen<br />

bedeutet das Wort „home“ Zuhause<br />

und Heimat. Im Deutschen sei<br />

Letzteres ein extra Begriff, der bedeutungsschwanger<br />

daherkommt,<br />

so Hayden.<br />

Dem versuchen die Volkskundler<br />

vom Uffenheimer Forschungsinstitut<br />

entgegenzuwirken. „Volksmusik<br />

ist das, was einfach da ist<br />

und hat fast immer eine Funktion“,<br />

sagt Christ. Sie spiele beispielsweise<br />

zum Tanz auf, begleite eine<br />

Wallfahrt oder eine Meditation.<br />

Nachrichten seien früher von Bänkelsängern<br />

verbreitet worden, die<br />

fränkischen „Kerwaliedli“ nehmen<br />

das Dorfgeschehen aufs Korn; die<br />

Menschen machen auch einfach<br />

Ein altes indisches Grammophon gehört auch<br />

zur Sammlung der Uffenheimer Forschungsstelle<br />

Schellack-Schallplatten sind zerbrechlich …<br />

unten: In der „Wiegand-Handschrift”,<br />

einem Notenbuch aus dem Jahre 1854,<br />

kann im Downloadbereich der Forschungsstelle<br />

online geblättert werden<br />

27


echts: Heinz Schorr, der Wirt vom Tannenhof<br />

in Markt Taschendorf, macht selbst Musik.<br />

2015 war der Bayerische Rundfunk zu Gast als<br />

auch andere fränkische Volksmusikanten in<br />

seinem Wirtshaus aufspielten. Hier ist er im<br />

Gespräch mit BR-Moderator Werner Aumüller<br />

Foto: Jürgen Wirth<br />

Im säuregepufferten Karton lagert eine Notensammlung<br />

aus Burghaslach<br />

Dr. Heidi Christ von der Forschungsstelle für<br />

Volksmusik zeigt eine Harfe aus dem Spessart<br />

Eine Schalmei hat nicht immer etwas mit<br />

Schäferromantik zu tun: Dr. Christ zeigt eine<br />

Schalmei wie sie in den 1930er und 40er Jahren<br />

bei der Feuerwehr verwendet wurde, um damit<br />

Alarm zu blasen. Diese Schalmei ist eine Bündelung<br />

von Signaltrompeten. Die auch Martinstrompete<br />

genannte Schalmei war übrigens das<br />

Lieblingsinstrument von Erich Honecker<br />

unten: Das Notenbuch des Bullenheimers<br />

Johann Georg Hannamann aus dem Jahr 1821 ist<br />

ebenfalls im Downloadbereich der Forschungsstelle<br />

komplett einsehbar<br />

Musik, weil es gut tut. Griebel<br />

zitiert den Bundespräsidenden<br />

Joachim Gauck, der 2014 in einer<br />

Rede zur Volksmusik sagte: „Die<br />

Musik ist zuerst und zuletzt ja<br />

nicht wirklich nur die Sache der<br />

Profis, so sehr wir uns daran freuen,<br />

wenn wir Zeugen glanzvoller oder<br />

gar kongenialer Interpretationen<br />

werden. Die Musik, sie ist zuerst<br />

und zuletzt Sache der Laien."<br />

Unglaublich wie viel Material<br />

von dieser Alltagsmusik erhalten<br />

ist: Es gibt in Uffenheim etwa<br />

5000 Schellack-Platten, den Vorläufern<br />

von Vinyl-Schallplatten.<br />

Eine CD, die die Forschungsstelle<br />

2006 in Zusammenarbeit mit dem<br />

Bayerischen Rundfunk anlässlich<br />

der Landesausstellung 200 Jahre<br />

Franken in Bayern herausgegeben<br />

hat, dokumentiert Aufnahmen aus<br />

dem Jahr 1907 oder 1911. Dass<br />

diese Hörbeispiele erhalten und<br />

auf Plattenspielern in Rundfunkqualität<br />

abgespielt werden können<br />

ist schon allein ein Verdienst des<br />

Uffenheimer Forscherteams. Während<br />

Mittelaltermusik nur rekonstruiert<br />

werden kann, ist die Musik<br />

des zurückliegenden Jahrhunderts<br />

tatsächlich erlebbar.<br />

Doch auch bei der Erforschung<br />

von mittelalterlicher Musik hat<br />

die Bezirksstelle ihre Verdienste:<br />

Die in verschiedenen Besetzungen<br />

seit 55 Jahren auftretenden „Bad<br />

Windsheimer Sänger und Spielleut`“<br />

musizieren mit Pommer,<br />

Krummhorn und Sackpfeife. Sie<br />

seien Pioniere gewesen mit historischen<br />

Holzblasinstrumenten<br />

und der fränkischen Variante des<br />

Dudelsacks, sagt der Windsheimer<br />

Spielmann Fritz Eckhardt. Das<br />

wäre ohne Steinmetz, den ehemaligen<br />

Leiter der Forschungsstelle,<br />

nicht möglich gewesen. Denn<br />

dieser habe die alten Instrumente<br />

aufgetrieben oder nachbauen<br />

lassen.<br />

VolXmusik statt<br />

Musikantenstadl<br />

Und was ist mit der Volksmusik<br />

heute? Die entwickelt sich weiter,<br />

wissen die Uffenheimer. Traditionelle<br />

Instrumente (Tuba, Tenorhorn,<br />

Klarinette, Geige, Kontrabass, Akkordeon<br />

etc.) spielen Rock ’n’ Roll,<br />

Jazz oder Rap. Der „Zither-Manä“,<br />

Haindling oder die Biermös’l blos’n<br />

haben’s vorgemacht. Inzwischen<br />

gibt es eine bunte „VolXmusik“-<br />

Bewegung. Einer ihrer Motoren<br />

ist der Franke David Saam. In Abgrenzung<br />

zu den volkstümlichen<br />

Fernsehshows à la Hinterseer und<br />

Co. verstehen sich die fränkischen<br />

VolXmusiker prima mit ihren<br />

alpenländischen Kollegen von<br />

„La Brass Banda “, Hubert von Goisern<br />

oder „DeScho-Wieda“.<br />

Chöre singen Lieder von den<br />

„Toten Hosen“, den „Wise Guys“,<br />

den „Comedian Harmonists“,<br />

Xavier Naidoo, Reinhard Fendrich,<br />

von Reinhard Mey oder Udo Jürgens<br />

genauso wie „Die Gedanken<br />

sind frei“ oder „Von guten Mächten“.<br />

Die Jugend mag „Auf uns“<br />

(Andreas Bourani) oder „Lieder“<br />

(Adel Tawil), die Kinder lieben<br />

„Guter Mond“ genauso wie „Idas<br />

Sommerlied“ aus der Lindgren-<br />

Verfilmung.<br />

rechte Seite, oben: Lissy und Hans Heilgenthal,<br />

unten: Karlheinz-Leipold-Trio (Karlheinz Leipold<br />

an der Knopfharmonika, Anita Leipold Zither und<br />

Gesang, Claudia Wuttke Gitarre und Gesang)<br />

28


Fotos: Jürgen Wirth<br />

29


30<br />

Fotos: oliver Hug


links: Volksmusik lebt: Das Weigenheimer<br />

Doppelquartett spielte am Tag der Volksmusik<br />

in Uffenheim, der das nächste Mal am<br />

4. September <strong>2016</strong> stattfinden wird<br />

Großes Bild: Spontanes Musizieren im<br />

Biergarten des ehemaligen Schwarzenberger<br />

Schlossgasthofs in Scheinfeld am Tag des<br />

offenen Denkmals<br />

Was zeichnet die fränkische<br />

Volksmusik aus? „Es gibt keine<br />

typisch fränkische Volksmusik“,<br />

enttäuscht Christ die Suche nach<br />

einer einfachen Antwort. Freilich:<br />

gejodelt wird in Franken weniger.<br />

Aber ansonsten hat auch die Zither,<br />

die man wohl eher den Alpenländlern<br />

zuordnen würde, hier Einzug<br />

gehalten, genauso würden Polka,<br />

Walzer, Marsch, Schottisch, Dreher<br />

oder Rheinländer hier wie dort<br />

gespielt. Und die Jugend musiziert<br />

sowieso „crossover“, auch international,<br />

wofür ja das X in VolXmusik<br />

steht.<br />

Die traditionelle fränkische<br />

Tanzmusik speist sich zu einem<br />

großen Teil aus den Verlagsproduktionen<br />

des späten 19. Jahrhunderts,<br />

sagt Franz Josef Schramm<br />

von der Beratungsstelle für Volksmusik<br />

in Franken in Eibelstadt.<br />

Die Musikanten haben Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts die damaligen<br />

Hits, die Musikverlage in<br />

Berlin, Leipzig oder beispielsweise<br />

auch in Würzburg massenweise<br />

herausbrachten, oft nicht gekauft,<br />

sondern abgeschrieben.<br />

Den Arbeitsweisen früherer<br />

Kapellmeister nachzugehen, ist<br />

eine der Aufgaben der Forschungsstelle.<br />

Hier erzählt eine Sammlung<br />

von Musikinstrumenten vom<br />

Instrumentenbau. Hier gibt es so<br />

viele Namen von Menschen und<br />

Kapellen aus den drei fränkischen<br />

Bezirken. Wie war die Ausbildung<br />

am Instrument? Manche Musiker<br />

haben Buch geführt über ihre<br />

Einnahmen. Fotos von Kirchweihen<br />

zeigen alte Bräuche. Geistliche<br />

Lieder sind dokumentiert, Militärmusik,<br />

Musik vor und zwischen<br />

den Weltkriegen – also ein großer<br />

Fundus für die regionale Geschichte.<br />

Ein Büchlein zeugt gar von einer<br />

Musikerfreundschaft in einem französischen<br />

Gefangenenlager nach<br />

dem Zweiten Weltkrieg.<br />

Auf Christs Schreibtisch liegt ein<br />

kleines Liederbüchlein, das Georg<br />

Pfeifer aus Markt Taschendorf<br />

gewidmet ist. Heinz Schultze aus<br />

Berlin hat es liebevoll während seiner<br />

französischen Kriegsgefangenschaft<br />

verfasst. Mit zwei weiteren<br />

Musikern haben die ehemaligen<br />

Soldaten im Lager in Pouxeux<br />

als „Vier Straßensänger“ musiziert.<br />

„Lieber Schorsch“, heißt es in der<br />

Widmung vom Mai 1946, „viele<br />

(…) Lieder, die ich im Laufe der<br />

Zeit sang, sind in diesem kleinen<br />

Buch eingeschrieben. Später<br />

einmal, wenn wir wieder frei sind,<br />

soll es für dich eine kleine Erinnerung<br />

sein.“ Da ist sie wieder, die<br />

Musik die einfach da ist und eine<br />

Funktion hat, auch oder gerade in<br />

widrigen Lebenslagen.<br />

Die Forschungsstelle in Zahlen:<br />

Gründung: 1981<br />

Einrichtung der drei fränkischen Bezirke<br />

Mittel-, Ober- und Unterfranken<br />

Adresse seit Ende 2000:<br />

Schlossstraße 3 Uffenheim<br />

Fachbibliothek:<br />

ca. 10000 Bände, darunter über<br />

4000 Liederbücher<br />

Die Lieddatenbank erfasst rund 175 000<br />

Liedstrophen<br />

Wissenschaftliche Veröffentlichungen:<br />

54<br />

Gesammelte Schellackschallplatten:<br />

5000<br />

Gesammelte Vinylplatten: 5000<br />

Die Instrumentensammlung mit ihren<br />

circa 600 Objekten dokumentiert deren<br />

volksmusikalischen Gebrauch. Neben<br />

Saiten- und Blasinstrumenten bilden Harmonikainstrumente<br />

einen Schwerpunkt.<br />

Internet: www.volksmusik-forschung.de<br />

31


Talauen-Radweg<br />

»Zu den Schlössern«<br />

Oberambach<br />

Burgambach<br />

Grappertshofen<br />

Freibad<br />

Schwarzenb.<br />

Klosterd.<br />

Altmannshausen<br />

Scheinfeld<br />

Markt<br />

Bibart<br />

Unterlaimbach<br />

Rüdern<br />

Sugenheim<br />

Ullstadt<br />

Frankenfeld<br />

Langenfeld<br />

Talauen-Radweg 2 36 km<br />

Kneippanl.<br />

Baudenbach<br />

Foto: H. P. Bacherle | kleine Fotos: O. Hug<br />

Im Südlichen Steigerwald begegnen Ihnen zahlreiche Schlösser.<br />

Auf dieser relativ kurzen Tour sind es gleich vier in drei Orten.<br />

Die Route ist ausgesprochen romantisch, und es bedarf nur zweier<br />

kleinerer Anstrengungen am Anfang und am Ende, wenn Sie am<br />

Bahnhof in Markt Bibart beginnen.<br />

Das Neue Schloss in Sugenheim<br />

(nicht öffentlich)<br />

Von dort geht es über Rüdern und Sugenheim (Altes und Neues Schloss),<br />

Ullstadt (Schloss), Langenfeld, Baudenbach (Kneippanlage), Frankenfeld,<br />

Unterlaimbach nach Scheinfeld (Schloss und Kloster Schwarzenberg),<br />

weiter nach Grappertshofen, Burgambach, Oberambach,<br />

Altmannshausen und zurück.<br />

Altes Schloss in Sugenheim mit Spielzeugmuseum<br />

(Öffnungszeiten: s. Seite 9B)<br />

Zu den<br />

32


Schloss Schwarzenberg wird renoviert.<br />

Info zu Führungen: www.scheinfeld.de<br />

Wallfahrtskirche<br />

Kloster Schwarzenberg<br />

Schlössern<br />

Das nach Plänen von Johann Dientzenhofer<br />

erbaute Schloss in Ullstadt kann nur von<br />

außen besichtigt werden<br />

33


34


In der kleinen Brauerei lagern 40 Malzsorten,<br />

60 Hefearten und viele Hopfensorten, die den<br />

exotischen Kreationen ihre Würze verleihen.<br />

Text: Friedel Mytzka | Fotos: H. P. Bacherle<br />

In einem Ort, in dem es einst<br />

elf Brauereien gab, lebt David<br />

Hertl und er wusste bereits mit<br />

15 Jahren, dass er Brauer werden<br />

will! Und so fing alles an: Nach<br />

einem Jahr Praktikum in sieben<br />

Brauereien und Mälzereien begann<br />

er seine Lehre bei der Krautheimer<br />

Brauerei Düll. Im Anschluss folgte<br />

die Weiterbildung zum Meister,<br />

während er parallel in zwei weiteren<br />

fränkischen Braustätten<br />

Erfahrungen sammelte.<br />

Am 1. Oktober 2012 gründete<br />

David Hertl dann seine Braumanufaktur<br />

im Schlüsselfelder Stadtteil<br />

Thüngeld und verwöhnt seitdem<br />

eine wachsende Fangemeinde mit<br />

seinen außergewöhnlichen Bier-<br />

Kreationen, die bis zu fünfzig<br />

Bierstile pro Jahr umfassen.<br />

Ständig im Sortiment sind ein<br />

„Indian Pale Ale“ mit Grapefruit-,<br />

Citrus- und weiteren Aromen,<br />

welche über die Hopfen ins Bier<br />

gelangen, ein Doppelbock und<br />

Whisky-Doppelbock sowie ein<br />

„Klosterkeller“. Daneben entstehen<br />

obergärige Bierspezialitäten, wie<br />

etwa das „Pumpkin Ginger Ale“,<br />

eingebraut mit bis zu drei Kürbisarten,<br />

Ingwer, Koriander, Zimt<br />

und Tonka-Bohne oder „Vronis<br />

Blueberry Strong Ale“ mit wilden<br />

Schwarzbeeren aus dem Steigerwald<br />

angereichert. Schwarzbiere<br />

wie ein Sweet- oder Erdbeer-Stout<br />

sowie das „Motoröl der Industrie“<br />

(ein Smokey Porter) ergänzen das<br />

Sortiment. Außerdem gibt es noch<br />

jährlich wechselnde Bier-Wein-<br />

Hybride, gemeinsam kreiert mit<br />

Kellermeistern aus der Großlage<br />

„Würzburger Stein“ oder dem „Rödelseer<br />

Küchenmeister“.<br />

Der frühere Schweinestall auf<br />

dem elterlichen Hof wurde von<br />

David Hertl weitestgehend selbst<br />

zur Brauerei umgebaut. Die<br />

gesamte Familie hilft allerdings<br />

bei der Produktion mit, an der<br />

bohrmaschinen-betriebenen<br />

Schrotmühle, beim Abfüllen, beim<br />

Ausfahren des Trebers (den ausgelaugten<br />

Rückständen des Malzes)<br />

und auch bei der Vermarktung.<br />

35


echts: David Hertl (rechts) und sein Vater<br />

stoßen auf den Erfolg der kleinen Brauerei an<br />

Kontakt:<br />

Thüngfeld 61 | 96132 Schlüsselfeld<br />

Telefon: 09552/981028<br />

E-Mail: info@braumanufaktur-hertl.de<br />

Internet: www.braumanufaktur-hertl.de<br />

Öffnungszeiten: Mo – Fr 12 – 18 Uhr<br />

und nach telefonischer Absprache<br />

Weitere Brauereien<br />

im Gebiet des <strong>einSteiger</strong>s:<br />

Brauereigasthof Günter Scheubel<br />

Stern-Bräu, Gegründet 1828<br />

Kirchplatz 12 | 96132 Schlüsselfeld<br />

Telefon: 09552/320<br />

E-Mail: brauerei-scheubel@t-online.de<br />

Internet: www.brauerei-scheubel.de<br />

Öffnungszeiten: Täglich ab 9 Uhr<br />

Montag Ruhetag<br />

Brauerei Loscher GmbH & Co. KG<br />

Steigerwaldstr. 21-23<br />

91481 Münchsteinach<br />

Telefon: 091 66 / 6 07<br />

E-Mail: info@brauerei-loscher.de<br />

Internet: www.brauerei-loscher.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo – Do 7.00 –12.00 und 13.00–16.30<br />

Fr 7.00 –12.00 Uhr<br />

Das Bier wird hauptsächlich<br />

über den Hof, das Internet und<br />

die drei Bierotheken in Bamberg,<br />

Erlangen und Nürnberg verkauft,<br />

in denen David Hertel Mitbetreiber<br />

ist. Hier finden Bierliebhaber<br />

außerdem noch über 300 andere<br />

Biersorten aus aller Welt.<br />

Die kleinste Brauerei Frankens<br />

produziert derzeit 180 Hektoliter<br />

pro Jahr und mit dem geplanten<br />

Ausbau des Sudhauses soll die Produktion<br />

noch gesteigert werden.<br />

An Abnehmern mangelt es nicht!<br />

David Hertl ist Bayerns jüngster<br />

Braumeister und Biersommelier.<br />

Ab Mitte des Jahres wird er sich<br />

auch Weinsommelier nennen<br />

dürfen.<br />

Der junge Brauer ist inzwischen<br />

sogar in Japan und England<br />

bekannt. Über Facebook entdeckte<br />

ihn ein japanisches Kamera-<br />

Team, das einen Film über Bier<br />

in Franken machen wollte. 2013<br />

drehte das Team drei Tage lang<br />

in Thüngfeld, bevor der Beitrag<br />

im japanischen Fernsehen ausgestrahlt<br />

wurde. Auch der Bayerische<br />

Rundfunk berichtete schon in der<br />

Sendung „Heimatrauschen“ über<br />

ihn.<br />

Für Gruppen bis circa 25 Personen<br />

bietet er auch Brauseminare,<br />

Bierverkostungen und Bierwanderungen<br />

an, und am 1. und 2.<br />

Mai wird jedes Jahr mit mehreren<br />

Starkbier-Spezialitäten am Zapfhahn<br />

und Live-Musik gefeiert.<br />

36


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37


Was gibt’s<br />

denn hier zu<br />

38


feiern?<br />

Markttag in Oberscheinfeld.<br />

Vor 300 Jahren wurde dem Ort<br />

das Recht (wieder) verliehen,<br />

Märkte abzuhalten. Hier und<br />

in Markt Bibart feiert man<br />

in diesem Jahr noch<br />

weitere Jubiläen<br />

39


40<br />

Die „Julius-Echter-Kirche“<br />

Sankt Marien in Markt Bibart<br />

Zwei Orte im Bereich<br />

unserer LAG Südlicher<br />

Steigerwald blicken heuer<br />

auf 1200 Jahre Ortsgeschichte<br />

zurück.<br />

Oberscheinfeld wird<br />

vor 1200 Jahren erstmals<br />

im Grundsteuerkataster<br />

erwähnt.<br />

Markt Bibart, damals<br />

„Biberoth“ genannt,<br />

erscheint in der Urkunde,<br />

mit der das neu gegründete<br />

Kloster Megingaudshausen<br />

ausgestattet wird.<br />

Allein diese Urkunde ist<br />

im Umfeld der regionalen<br />

Geschichtsforschung ein<br />

„heißes Eisen“. Denn:<br />

Die genaue Lage des<br />

Klosters ist unbekannt,<br />

mehrere Orte fühlen sich<br />

als möglicher Standort.<br />

Unabhängig davon beweisen<br />

diese Urkunden, dass<br />

unser Gebiet früh besiedelt<br />

wurde und bereits<br />

im frühen Mittelalter<br />

Siedlungen bestanden,<br />

die so bedeutsam waren,<br />

dass sie in Urkunden<br />

genannt wurden.


Text: Karin Eigenthaler | Fotos: Oliver Hug<br />

Wie diese Orte aussahen, wie die<br />

Menschen damals dort lebten, ist<br />

im Detail nicht bekannt. Denn<br />

Gegenstand der alten Urkunden<br />

war nicht das Alltagsleben der<br />

Ortsbevölkerung, sondern Regelungen<br />

der Besitzzugehörigkeit<br />

zu einer Herrschaft, Lehensrechte,<br />

Verpfändung, Kauf und Verkauf<br />

von Burgen und sonstigen Herrschaftssitzen<br />

und zeitlich etwas<br />

später Regelungen zu kirchlichen<br />

Angelegenheiten. Aus diesen<br />

Amtsgeschäften kann man aber<br />

auf das Ortsleben rückschließen.<br />

Kirchliche Regelungen brauchte es<br />

nur, wenn es eine Kirche (Gebäude),<br />

einen Pfarrer und Gläubige<br />

gab. Steuern können nur erhoben<br />

werden, wenn die Menschen im<br />

Ort etwas erwirtschafteten, was für<br />

die Herrschaft interessant war. An<br />

den Steuerregistern erkennt man,<br />

was angebaut und erwirtschaftet<br />

wurde, wovon die Menschen<br />

lebten.<br />

Die Urkunde des Klosters<br />

Megingaudshausen<br />

Neben Markt Bibart (Biberoth)<br />

sind auch Groß- oder Kleinlangheim<br />

(Lancheim), Castell (Castel), Bullenheim<br />

(Bullinheim), Dornheim, Krassolzheim<br />

(Graszulzun), Ullstadt (Ulgestat), Krautostheim<br />

(Ostheim), Deutenheim (Titenheim)<br />

und Ezelheim (Hezzelenheim)<br />

in der besagten Urkunde von 816<br />

erwähnt.<br />

Das Originaldokument ist verschollen,<br />

zitiert wird aus einer Abschrift, der Erlanger<br />

Handschrift von circa 1320, die in der<br />

dortigen Universtität aufbewahrt wird.<br />

Das Kloster Megingaudshausen bestand<br />

nur kurze Zeit. Bereits 877 übersiedelten<br />

die Mönche nach Münsterschwarzach in<br />

das dortige aufgelassene Frauenkloster.<br />

Markttag in Oberscheinfeld im Jahre 1937<br />

Marktrecht<br />

Am 9. März 1716 wurde Oberscheinfeld<br />

durch seinen Landesherrn,<br />

den Fürstbischof zu<br />

Bamberg, das Marktrecht wiederverliehen.<br />

Das Datum der erstmaligen<br />

Verleihung ist unbekannt.<br />

Allerdings wird in einer Urkunde<br />

von 1597/98 zwischen Castell und<br />

dem Bamberger Bischof beim<br />

Tausch von Häusern, Gütern und<br />

einer Hofstelle Bezug auf den<br />

Marckh Oberscheinueldt genommen.<br />

In den Wirren des<br />

Dreißigjährigen Krieges und der<br />

anschließenden wirtschaftlichen<br />

Depression wurden die Märkte<br />

aufgegeben. Erst zu Beginn des<br />

18. Jahrhunderts erlangte der Ort<br />

wieder das wirtschaftliche Potenzial<br />

für das Abhalten von Märkten<br />

und bat seinen Landesherrn um<br />

Wenn man in den alten Ortsregistern<br />

die Beschreibung der einzelnen Hofstellen<br />

betrachtet, findet man neben<br />

der Landwirtschaft fast alle wichtigen<br />

Handwerke. Schmied, Müller, Schreiner,<br />

Bäcker, Metzger, Schneider usw. sorgten<br />

dafür, dass es in den Dörfern und kleinen<br />

Städten alles Lebensnotwendige gab.<br />

Geschäfte im heutigen Sinn, Kaufhäuser,<br />

Supermärkte gab es nicht. Wer etwas<br />

brauchte, was er nicht selber erzeugen<br />

oder im Ort erhalten konnte, musste in<br />

Nachbarorte gehen oder auf einen Markt.<br />

Denn dort kamen fremde Händler in den<br />

Ort, die mit ihren Waren die Versorgungslücken<br />

schlossen. Die jeweiligen Landesherren<br />

nutzten dies auch zur Optimierung<br />

ihres Einkommens. Denn: die Marktteilnahme<br />

kostete Gebühr und Steuern für<br />

die Händler. Dieses Geld floss zwar in die<br />

Gemeindekasse. Aber das Wohlergehen<br />

seiner Orte lag dem Landesherrn ja am<br />

Herzen. Häufig wurden Marktrechte an<br />

Orte im Grenzbereich der Herrschaft<br />

verliehen, wollte man doch verhindern,<br />

dass die eigenen Landsleute im Nachbarort<br />

(im Ausland) einkauften und dort<br />

ihr Geld ließen. Vielmehr versuchte man,<br />

die Kaufkraft aus Orten ohne Marktrecht<br />

noch mit abzuschöpfen.<br />

Dies führt zum nächsten Jubiläum in beiden Orten, der Markterhebung.<br />

eine entsprechende Genehmigung.<br />

In der von Fürstbischof Lothar<br />

Franz von Schönborn unterzeichneten<br />

Urkunde vom 9. März 1716<br />

wird Oberscheinfeld die hohe<br />

Gnade erteilt, vier Jahrmärkte halten<br />

zu dürfen. Am Sonntag Oculi<br />

(3. Fastensonntag), am dritten<br />

Pfingsttag, am Fest Sankt Jacobi<br />

(25. Juli) und am Sonntag Lucia<br />

(13. Dezember) findet von da an<br />

unter Aufsicht des Marktgerichtes<br />

lebhaftes Marktreiben statt, das<br />

neben den Kassen der Händler<br />

auch die der örtlichen Wirtshäuser<br />

füllte.<br />

41


42<br />

Wichtiger als das Marktrecht ist für<br />

Markt Bibart seit rund 150 Jahren der<br />

Bahnhof.<br />

Auch Markt Bibart blickt auf<br />

seine Markttradition zurück. 1296<br />

wird „Bibert“ in einer Urkunde mit<br />

„oppidum“ und „castrum“ bezeichnet.<br />

Man geht davon aus, dass diese<br />

Rechte auch den Markt beinhalten.<br />

1334 und 1457 taucht dann der<br />

Markt auch in Urkunden auf. In<br />

letzterer verkauft Wilhelm Graf zu<br />

Castell „sein Eigengütlein zu Bibert<br />

vorm marckt gein Yphouen warts<br />

gelegen“ an Bürgermeister und<br />

Rat zu Iphofen. Und 1463 wird<br />

wieder der Marckt Bibart erwähnt.<br />

Mit vier Märkten am Palmsonntag,<br />

Pfingstmontag, Sonntag nach<br />

Augustin (28.8.) und am 2. Weihnachtsfeiertag<br />

lud der Ort Händler<br />

und Kaufwillige ein. Im Laufe der<br />

Jahrhunderte kommen noch zwölf<br />

Viehmärkte dazu. Mit dem Bau der<br />

Bahnlinie Fürth - Würzburg in den<br />

1860er Jahren wird der Bahnhof<br />

auch Verladestation für Vieh.<br />

Fränkisches Gelbvieh, speziell der<br />

Scheinfelder Schlag, wurde auf den<br />

Viehmärkten im Umkreis aufgekauft<br />

und zu den Schlachthöfen der<br />

großen Städte, z.B. nach Frankfurt<br />

am Main, verkauft.<br />

Und noch zwei weitere Jubiläen<br />

feiern die Markt Bibarter Bürger:<br />

1716, vor 300 Jahren, wurde die<br />

katholische Pfarrkirche Sankt<br />

Marien eingeweiht. In der Regierungszeit<br />

des Würzburger Fürstbischofs<br />

Julius Echter errichtet<br />

und mit einer Orgel von Johann<br />

Philipp Seuffert ausgestattet, ist<br />

das Kirchengebäude nach einer<br />

umfangreichen Renovierung jetzt<br />

Veranstaltungsort für Konzerte usw.<br />

Die Heilige Messe wird unmittelbar<br />

daneben in einem Neubau aus<br />

dem Jahre 1976/77 gefeiert.<br />

Weit jüngeren Datums als die<br />

„Echter-Kirche“ ist die evangelische<br />

Christuskirche, reiht sich jedoch in<br />

die „runden Geburtstage“ mit ein:<br />

Sie wurde am 3. Advent 1966 eingeweiht<br />

und ist somit 50 Jahre alt.<br />

Jubiläen haben viele Vorteile:<br />

Sie bringen die Menschen im Ort<br />

näher zusammen, man feiert gemeinsam<br />

und nimmt sich Zeit für<br />

seinen Ort. Sie sind aber auch die<br />

Gelegenheit sich mit der Ortsgeschichte<br />

zu beschäftigen und sich<br />

an die Ereignisse von früher zu<br />

erinnern. Und wie immer wenn<br />

Menschen zurückdenken, tun<br />

sie das mit heutigem Wissen<br />

und aus heutiger Sicht der Dinge.<br />

Dies ist dann der Anlass, die Ortschronik<br />

zu überarbeiten und zu ergänzen,<br />

Vorträge zu verfassen und<br />

sich bei Führungen die besonderen<br />

Gebäude genauer anzusehen.<br />

Und es zeigt, wie sich die Orte<br />

und die Einwohner in der gesamten<br />

Zeit vor allem die Fähigkeit<br />

erhalten haben, auf die Herausforderungen<br />

der Zeit einzugehen und<br />

sich ihnen zu stellen. Es sind Orte,<br />

die sich in 1200 Jahren von ersten<br />

kleinen Ansiedelungen zu Dörfern<br />

und jetzt zu Gemeindemittelpunkten<br />

entwickelt haben, im Laufe<br />

der Zeiten viele Kriege erlebt und<br />

überwunden haben, sich im Strukturwandel<br />

von landwirtschaftlich<br />

geprägten Orten mit Handwerk zu<br />

Wohnorten oder Gewerbe- und Industriestandorten<br />

verändert haben.<br />

In beiden Orten finden während des<br />

ganzen Jahres Jubiläumsveranstaltungen<br />

statt. Jeweils an einem Wochenende wird<br />

ganz groß gefeiert:<br />

Oberscheinfeld<br />

feiert von Freitag, dem 6. Mai bis Sonntag,<br />

dem 8. Mai mit viel Musik, einem Umzug,<br />

Mittelaltermarkt und vielem mehr.<br />

Markt<br />

Bibart<br />

Die offizielle<br />

Eröffnung des<br />

Jubiläumsjahres<br />

ist am 20. 3. <strong>2016</strong>.<br />

Höhepunkt ist das<br />

Festwochenende<br />

vom 8. bis 10. Juni.<br />

Beide Marktgemeinden<br />

geben<br />

auch umfangreiche<br />

Publikationen<br />

über ihre<br />

Ortsgeschichte<br />

heraus, die z. B.<br />

in den Rathäusern<br />

erhältlich<br />

sein werden.<br />

Symboldarstellung – bei Drucklegung noch nicht erschienen.


Marktkalender<br />

Frühjahr<br />

So. 20. März: Markt Bibart<br />

So. 04. September: Scheinfeld<br />

<strong>2016</strong> Palmsonntagsmarkt<br />

Kirchweihmarkt<br />

So. 10. April: Baudenbach<br />

So. 11.September: Ippesheim<br />

Frühjahrsmarkt<br />

Herbstmarkt<br />

So. 10. April: Markt Nordheim<br />

Frühjahrsmarkt<br />

So. 17. April: Burghaslach<br />

Frühjahrsmarkt<br />

So. 24. April: Scheinfeld<br />

Garten- und Freizeitmarkt<br />

So. 24. April: Sugenheim<br />

Frühjahrsmarkt<br />

So. 01.05.: Schlüsselfeld<br />

Pfingstmarkt<br />

Fr.–So. 06.–08. Mai: Oberscheinfeld<br />

Marktwochenende<br />

So. 08. Mai: Ippesheim<br />

Frühjahrsmarkt<br />

Herbst<br />

So. 18. September: Markt Nordheim<br />

Herbstmarkt<br />

So. 03.10.: Uffenheim<br />

Handwerkermarkt<br />

So. 16.10.: Scheinfeld<br />

Holztag mit Herbstmarkt<br />

So. 13.11.: Schlüsselfeld<br />

„Martinimarkt“<br />

43


Aus<br />

Die Veeh-Harfe.<br />

mir<br />

klingt<br />

ein<br />

Lied<br />

Wie Vorgeschichtler in der Erde lesen<br />

Ursprung eines Familienbetriebs<br />

Text: Judith Marschall | Fotos: H. P. Bacherle<br />

Es war einmal … ja, die Geschichte<br />

klingt ein bisschen wie<br />

ein Märchen. Es ist eine Geschichte<br />

über väterliche Liebe in Verbindung<br />

mit großer Hingabe zur Musik.<br />

Eine Erzählung über eine Jugend<br />

auf dem Land, die eher karg war,<br />

aber für Geigenunterricht und<br />

Musizieren mit den Eltern Raum<br />

ließ. Hermann Veeh wurde 1935<br />

geboren. Auch sein Vater spielte<br />

Geige, seine Mutter Harmonium<br />

und besonders an den langen Winterabenden<br />

hatten die Gülchsheimer<br />

Landwirte Zeit für Stubenmusik.<br />

Als Hermann Veeh mit seiner<br />

Frau Inge später eine eigene Familie<br />

gründete, pflegte er diese Tradition<br />

weiter. Trotz aller Arbeit auf dem<br />

Hof: Die Musik spielte im Hause<br />

Veeh immer eine wichtige Rolle.<br />

Andreas, das vierte Kind von Inge<br />

und Hermann Veeh, schien besonders<br />

viel von dieser Zuneigung zur<br />

Musik geerbt zu haben. Wegen<br />

seines Down-Syndroms war es aber<br />

schwierig für ihn, ein Instrument zu<br />

lernen.<br />

Da erwarb sein Vater eine Akkordzither,<br />

die schon mit Unterlegblättern<br />

gespielt wurde, und entwickelte<br />

eine Harfe daraus, die man<br />

leichter spielen konnte. Viele, sehr<br />

viele Abende lang tüftelte Hermann<br />

Veeh an seinem Instrument. Form,<br />

Größe, Saitenlänge, Saitenabstand<br />

wurden verändert und der Akkordteil<br />

wurde weggelassen. Andreas<br />

durfte etliche Prototypen ausprobieren,<br />

ehe1992 die Entwicklung<br />

abgeschlossen war. Nun war es kein<br />

Traum mehr – für Andreas nicht<br />

und für viele andere behinderte<br />

Menschen auch: Das gemeinsame<br />

Musizieren zu erleben, sich allein<br />

in ein Musikstück zu vertiefen, sich<br />

mit sanften Tönen zu trösten, die<br />

Lieder im Innern in wirklich hörbare<br />

Musik zu verwandeln.<br />

Eigene Notenblätter<br />

Eigene Notenblätter<br />

Aber wie so oft entwickelte auch<br />

diese Erfindung eine eigene Dynamik.<br />

Heutzutage gibt es viele<br />

Veeh-Harfen-Gruppen, die sich<br />

jenseits von Behindertenpädagogik<br />

treffen, um gemeinsam Musik zu<br />

machen. Die Veeh-Harfe ist chromatisch<br />

aufgebaut. Zwischen den 25<br />

Saiten des Standard-Modells liegt je<br />

ein halber Ton. Wurde die übliche<br />

44


Wie ein Vater seinem Sohn das Musizieren ermöglichte<br />

45


46<br />

Die Harfinisten des Musikvereins Remchingen<br />

unter der Leitung von Roland Eberle<br />

spielen beim 80. Geburtstag des Erfinders<br />

ihrer Instrumente


Bundesminister Christian Schmidt<br />

gratulierte herzlich zum 80., der<br />

eigentlich schon im April war, und<br />

scherzte: „Die Queen feiert ja auch<br />

immer im Sommer.“<br />

ganz links: Die Virtuosin Chisato<br />

Kajiwara berichtete von 140 Veeh-<br />

Harfen-Schulen, die sich seit 2007<br />

in Japan etabliert haben.<br />

Notenschrift erst einmal in ein<br />

Veeh-Harfen-Notenblatt umgewandelt,<br />

so braucht man dieses Blatt,<br />

das unter den Saiten liegt, nur zu<br />

verschieben, um die Tonart zu wechseln.<br />

So einfach ist das Transponieren<br />

auf keinem anderen Instrument.<br />

Der Dirigent des Musikvereins<br />

Remchingen, Roland Eberle, hat bereits<br />

viele Lieder für die Veeh-Harfe<br />

umgeschrieben. Seine Arrangements,<br />

die Teile seines Musikvereins<br />

zusammen mit dem Ensemble<br />

der Diakoniestation Remchingen<br />

einübten, wurden inzwischen sogar<br />

ausgezeichnet. Die Remchinger<br />

erhielten 2014 den erstmals vergebenen<br />

Preis der Stiftung „Gemeinsam<br />

musizieren“ von der Sparkasse<br />

Pforzheim-Calw.<br />

Japanisches Wiegenlied<br />

Als Hermann Veeh im Sommer<br />

2015 seinen 80. Geburtstag feierte,<br />

zählte neben den Remchingern auch<br />

Chisato Kajiwara aus Japan zu den<br />

Gästen einer Sommermatinee. Kajiwara<br />

spielte die Träumerei von Robert<br />

Schumann auf der Veeh-Harfe<br />

ebenso wie Charly Chaplins „Smile“,<br />

zupfte das spanische Tremolo-Stück<br />

„Recuerdos de la Alhambra“ und<br />

sang ein japanisches Wiegenlied,<br />

zu dem sie sich auf der Veeh-Harfe<br />

begleitete.<br />

Zur öffentlichen Geburtstagsfeier<br />

hielt unter anderen Bundeslandwirtschaftsminister<br />

Christian Schmidt,<br />

mehr als Freund denn als Minister,<br />

eine Laudatio. Schmidt freute sich,<br />

dass die Inklusion, die inzwischen<br />

als politische Herausforderung in<br />

aller Munde sei, mit der Veeh-Harfe<br />

eine Wiege in Franken habe. Diese<br />

Inklusion sei das Kernstück des<br />

Veeh-Harfen-Programms.<br />

Mozart für alle<br />

Wie das funktioniert, zeigt zum<br />

Beispiel das Ensemble Arpeggio.<br />

Mit liebevoller Strenge von der Sopran-Stimme<br />

Annette Wohlmanns<br />

geleitet, spielt Arpeggio beim<br />

Geburtstagskonzert hauptsächlich<br />

traditionelle Volkslieder. Die Grenze<br />

zwischen den Musikern mit und<br />

ohne Handicap verschwimmt. Beim<br />

Vogelfänger-Lied aus Mozarts „Zauberflöte“<br />

singt André Schäfer das<br />

Solo. Egal ob behindert oder nicht:<br />

er hat eine wunderbare Stimme und<br />

strahlt eine große Freude aus, und<br />

darauf kommt es an.<br />

Andreas Veeh singt ebenfalls<br />

schön und beendet als Solist mit der<br />

letzten Strophe von „Muss i denn,<br />

muss i denn zum Städtele hinaus“<br />

das Arpeggio-Konzert. Zuvor ließen<br />

Vater und Sohn Mozarts „Andante<br />

Gracioso“ als Duett erklingen, und<br />

das Publikum konnte teilnehmen<br />

am Traum vom gemeinsamen Musizieren,<br />

mit dem alles anfing.<br />

links: Das Ensemble Arpeggio nimmt<br />

den Schlussapplaus entgegen.<br />

Darüber: Annette Wohlmann leitet<br />

singend die Musiker, André Schäfer<br />

als Vogelfänger<br />

47


Wachsender Familienbetrieb<br />

Die Werkstatt auf dem Hof in<br />

Gülchsheim ist inzwischen zu klein<br />

geworden, um den Bedarf an Instrumenten<br />

zu decken. Zwei Geschwister<br />

von Andreas haben das Lebenswerk<br />

ihres Vaters übernommen,<br />

wobei sich Johanna Veeh-Krauß als<br />

Geschäftsleiterin vor allem um den<br />

Vertrieb kümmert, während Martin<br />

Veeh für die Produktion in der neuen<br />

Werkstatt im benachbarten Oellingen<br />

zuständig ist. Dabei bleibt<br />

der Hof der Veehs, in der Gemeinde<br />

Hemmersheim ganz am westlichen<br />

Rand des Landkreises Neustadt an<br />

der Aisch-Bad Windsheim, der Sitz<br />

der Firma.<br />

Oellingen liegt bereits im Landkreis<br />

Würzburg ist aber nur zwei<br />

Kilometer entfernt vom Veeh`schen<br />

Hof. Dort zeigt Martin Veeh, wie<br />

mittels modernem Laserdruck die<br />

zum Markenzeichen gewordene<br />

Rosette ins Holz geschnitten wird.<br />

Hermann Veeh hatte dafür noch<br />

spezielle Stichsägeblätter anfertigen<br />

müssen.<br />

Martin Veeh hat viel über den<br />

Geigenbau gelesen und so gelernt,<br />

wie Holz beschaffen sein muss,<br />

damit es sich für Musikinstrumente<br />

eignet. So schwärmt er beispielsweise<br />

vom geriegelten Ahorn aus Bosnien.<br />

Acht Lackschichten werden<br />

in seiner Manufaktur aufgetragen,<br />

ehe die Veeh-Harfe mit Wirbeln<br />

und Saiten bestückt in den Verkauf<br />

kommt.<br />

Anlässlich des 80. Geburtstags<br />

von Hermann Veeh wurde eine<br />

besondere Edition produziert.<br />

1935 haben Karl und Lisette Veeh<br />

aus Freude über die Geburt des<br />

Hoferben Hermann neben anderen<br />

Obstbäumen einen Birnbaum<br />

gepflanzt. Als dieser 2014 gefällt<br />

werden musste, maß der Stamm<br />

im Durchmesser 60 Zentimeter.<br />

24 Veeh-Harfen entstanden zwischenzeitlich<br />

aus dem geschichtsträchtigen<br />

Birnbaumholz. Ein<br />

langes, erfülltes Leben schwingt<br />

darin mit, das einen fränkischen<br />

Bauernhof in einen dem Instrumentenbau<br />

verpflichteten Familienbetrieb<br />

verwandelt hat.<br />

Das nächste Hofkonzert bei Veehs<br />

findet am letzten Juni-Wochenende<br />

statt: Die Serenade am Samstag,<br />

den 25. Juni um 19 Uhr, die Matinee<br />

am Sonntag um 11 Uhr.<br />

Karten gibt es nur im Vorverkauf:<br />

Tel. 09335 / 9971952<br />

48


Es lebt sich gut in<br />

Markt Baudenbach<br />

Burghaslach<br />

aufgeweckt und doch gemütlich<br />

Eine überaus waldreiche<br />

Umgebung mit attraktivem<br />

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Ort finden Sie historische<br />

Gebäude, an denen<br />

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Geschichte erzählen.<br />

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Märkte in Markt Nordheim<br />

Frühjahrsmarkt 10. 4.<br />

Herbstmarkt 18. 9.<br />

Osingfest, Herbolzheim 21. 8.<br />

49


Schäfer-<br />

Romantik?<br />

Heidschnucken gibt es auch im Steigerwald.<br />

In Breitenlohe geht es ihnen gut.<br />

Und so schmecken sie auch …<br />

50


Die Herde weidet je nach Witterung<br />

von April bis Dezember auf naturbelassenen<br />

Flächen. Im Winter sind sie im Stall.<br />

Dort kommen auch die Lämmer aus eigener<br />

Zucht zur Welt<br />

Text: Oliver Hug | Fotos: Melanie Kirchgessner<br />

Bernhard Sänger bezeichnet seine<br />

Tätigkeit als Schäfer als Hobby,<br />

schließlich betreibt er sie und die<br />

kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb.<br />

Wenn man seit zehn Jahren<br />

keinen Urlaub mehr gemacht hat<br />

und sich tagtäglich teilweise viele<br />

Stunden um seine Tiere, den Stall,<br />

die Zäune – und den bürokratischen<br />

Aufwand – kümmert, dann ist das<br />

allerdings weit mehr als Freizeitbeschäftigung.<br />

Wenn man „Hobby“<br />

jedoch mit „Liebhaberei“ übersetzt,<br />

dann stimmt es zweifellos. Das spürt<br />

man bei jedem Wort, das er über<br />

seine Schäferei und speziell über<br />

seine Tiere spricht. Rund 50 Schafe<br />

hält er, dazu vier bis fünf Ziegen,<br />

die fürs Kurzhalten der Hecken<br />

und Disteln zuständig sind, sowie<br />

zwei Border Collies als Hütehunde.<br />

Los ging es vor ungefähr 20<br />

Jahren erst mit drei, dann mit<br />

fünf Schafen. Der Vater war jung<br />

gestorben und Bernhard Sänger<br />

wollte den Hof im Burghaslacher<br />

Ortsteil Breitenlohe ihm zuliebe<br />

weiter führen. Das Mähen der<br />

Hoffläche sollten die Tiere übernehmen.<br />

Arbeitserleichterung. Aber<br />

die Begeisterung war geweckt, die<br />

Herde wuchs.<br />

Wer bei der Schafzucht an die<br />

Vermarktung von Wolle denkt,<br />

irrt gewaltig. Die Haare bringen<br />

bei uns lange schon rein gar nichts<br />

mehr ein.<br />

Bleibt das Fleisch. Hier setzt<br />

Bernhard Sänger auf höchste Qualität<br />

und Selbstvermarktung. Bei<br />

den Tieren hat er sich frühzeitig auf<br />

Heidschnucken konzentriert. Sie<br />

haben ein besonders kurzfaseriges,<br />

fettarmes und wohlschmeckendes<br />

Fleisch, das ein wenig an Wild erinnert.<br />

Für Großschäfereien ist diese<br />

Rasse weniger interessant, da die<br />

Tiere langsamer wachsen. Auch bei<br />

der Schafzucht ist der Preisdruck<br />

heute enorm. Für die heimischen<br />

Schäfereien stehen Aufwand und Ertrag<br />

oft in keinem Verhältnis mehr.<br />

Immer mehr Betriebe hören auf.<br />

Bernhard Sänger ist überzeugt<br />

davon, dass der Geschmack des<br />

Fleisches neben der Futterqualität<br />

besonders auch vom Wohlbefinden<br />

der Schafe von der Geburt bis zur<br />

Schlachtsituation abhängt. Ihm<br />

ist jedoch klar, dass seine Art der<br />

Tierhaltung nicht ohne weiteres auf<br />

große Herden übertragen werden<br />

kann. So will er zwar im nächsten<br />

Jahr einen neuen Stall bauen aber<br />

nicht zur Erweiterung der Kapazitäten.<br />

Bei 50 bis 60 Schafen kann er<br />

das Winterfutter noch weitgehend<br />

selbst produzieren und die Tiere<br />

so halten wie er es für richtig hält.<br />

Die weiblichen Lämmer lässt<br />

er beispielsweise immer bei der<br />

Mutter. Sie können so lange vom<br />

Euter Milch saugen wie sie wollen.<br />

Bei Großschäfereien ist in der<br />

Regel nach drei Monaten Schluss.<br />

Die jungen Böcke separiert auch<br />

er nach cirka vier Monaten von der<br />

Mutter, um Inzucht zu vermeiden.<br />

Ein Schlachthof kommt für den<br />

Burghaslacher Schäfer nicht in Frage.<br />

Die besten Erfahrungen hat er<br />

mit der Landmetzgerei Moosmeier<br />

in Münchsteinach gemacht, die die<br />

notwendigen EU-Voraussetzungen<br />

erfüllt. Sänger bringt die Schafe<br />

jeweils am Vortag dort hin, wo sie<br />

sich im gewohnten Wagen über<br />

Nacht entspannen. Er ist immer<br />

bis zum Schluss bei jedem seiner<br />

Tiere und übernimmt das Betäuben<br />

selbst, um ihnen möglichst jeden<br />

Stress zu ersparen.<br />

51


Es ist 8 Uhr morgens, als<br />

der Schwertransporter in dem<br />

kleinen, zur Gemeinde Sugenheim<br />

gehörenden Dörfchen<br />

einrollt. Das Ziel ist ein Rohbau<br />

am Fuße eines Weinbergs. Eine<br />

gute, sonnenverwöhnte Lage.<br />

Doch der große Tank, der nun in<br />

den nächsten anderthalb Stunden<br />

ausgeladen und in dem Gebäude<br />

verschwinden wird, ist nicht für<br />

Silvaner oder Müller-Thurgau<br />

vorgesehen, sondern schlicht<br />

für Wasser. Es ist der 8700 Liter<br />

fassende Pufferspeicher, der das<br />

Kernstück einer höchst energieeffizienten<br />

Beheizung darstellt.<br />

Denn das Haus ist als sogenanntes<br />

Sonnenhaus konzipiert.<br />

Daher wird dieser besondere<br />

Tag, an dem der schlanke, rund<br />

6,6 Meter hohe Hohlkörper aus<br />

doppelwandigem Metall an seine<br />

vorgesehene Stelle im Treppenhaus<br />

eingelassen wird, auch als<br />

»Sonnenhochzeit« bezeichnet.<br />

Heute ist es also soweit. Und<br />

deshalb sind an diesem großen<br />

Tag nicht nur die Handwerker<br />

vor Ort, sondern auch der Markt<br />

Nordheimer Architekt Paul<br />

Heinl als Planer und Bauleiter<br />

und – sozusagen als Trauzeugen –<br />

die Bauherren.<br />

Text: und Fotos: O. Hug<br />

Planer und Bauherren neben dem Pufferspeicher,<br />

der unsichtbar im Treppenhaus verborgen sein wird<br />

Das Bauherrenpaar als Trauzeugen bei der<br />

Sonnenhochzeit ihres Hauses<br />

52


Dachflächen werden oft<br />

zur Stromerzeugung<br />

genutzt. Effektiver<br />

kann es sein, die<br />

solare Power zur<br />

Beheizung des<br />

Hauses zu<br />

nutzen.<br />

Ein Beispiel<br />

aus<br />

Sugenheim<br />

Der Pufferspeicher schwebt ein<br />

Südlage: Ca. 40 m 2 Sonnenkollektoren<br />

erhitzen das Wasser<br />

Der allergrößte Anteil am<br />

Energieverbrauch – selbst<br />

hoch wärmegedämmter<br />

Häuser – ist der für die<br />

Raumheizung. Deshalb sieht<br />

das Heizkonzept beim Sonnenhaus<br />

für Heizung und Warmwasser<br />

einen Deckungsbeitrag von<br />

mindestens 50 Prozent mit vor<br />

Ort generierter und gespeicherter<br />

Solarenergie vor. Realisierbar<br />

sind noch weit höhere Werte.<br />

Sonnenkollektoren, die<br />

Solarstrahlung unmittelbar<br />

und sehr effizient in Wärme<br />

umwandeln, haben sich seit<br />

Jahrzehnten für diese Aufgabe<br />

bestens bewährt. Da allerdings<br />

oft gerade dann die Wärme<br />

benötigt wird, wenn die Sonne<br />

eben nicht scheint, braucht es als<br />

Ausgleich einen Wärmespeicher.<br />

Diese Funktion übernimmt der<br />

Wassertank. Von dort wird die<br />

Heizwärme über ein Niedertemperatur-Heizsystem<br />

im Haus<br />

verteilt und das Warmwasser<br />

zum Baden und Duschen entnommen.<br />

Manche Bauherren<br />

nutzen es auch für die Waschmaschine,<br />

um weitere Energieeinsparpotentiale<br />

zu nutzen.<br />

Ein optimiertes System-Management<br />

sorgt für eine effiziente<br />

„Verwaltung“ und Umwandlung<br />

der Solarenergie in Nutzwärme.<br />

Für längere Perioden im<br />

Winter, in denen die Sonne nicht<br />

scheint, wird der Speicher bei<br />

Bedarf über einen Kaminofen<br />

nachgeheizt.<br />

53


Zurück auf<br />

Seit einigen Jahren gab es<br />

immer wieder einmal Hinweise.<br />

Im Schnee fanden sich Spuren<br />

und so mancher Jäger meinte,<br />

dass etwas vorbeigehuscht sei.<br />

Nun ist es sicher und bewiesen:<br />

Die Wildkatze ist wieder da im<br />

Südlichen Steigerwald.<br />

Die Wildkatze galt seit Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts in Bayern<br />

als weitgehend ausgestorben.<br />

1940 wurde in unserem Landkreis<br />

das letzte Tier gesichtet.<br />

In den Jahren 1984 bis 2009 startete<br />

der BUND Naturschutz in<br />

Bayern e.V. ein Auswilderungsprojekt,<br />

bei dem ca. 600 Tiere<br />

dieser scheuen und nachtaktiven<br />

Wildart in Nordbayern ausgesetzt<br />

wurden.<br />

Nun war die Frage offen:<br />

War die Auswilderung erfolgreich,<br />

wo haben sich diese Tiere<br />

angesiedelt? Gut, dass es ein<br />

relativ einfaches Verfahren gibt,<br />

Wildkatzen nachzuweisen:<br />

das Lockstockverfahren.<br />

Wildkatzen lieben, wie alle<br />

Katzen, den Geruch von Baldrian.<br />

Dieser Geruch lockt sie an.<br />

In Waldbereichen, die potenziell<br />

als Lebensraum für Wildkatzen<br />

geeignet sind, werden Holzpflöcke<br />

in den Waldboden gesetzt<br />

und mit Baldrian besprüht.<br />

Durch den Geruch angelockt,<br />

reiben sich die Katzen an den<br />

Stöcken und hinterlassen an der<br />

rauen Oberfläche wertvolle Indizien<br />

– ihre Haare. Diese werden<br />

eingesammelt und im Labor<br />

einer Genanalyse unterzogen.<br />

Je nach Qualität der Haare kann<br />

festgestellt werden, ob es sich<br />

um eine Wildkatze handelt;<br />

ferner sind das Geschlecht des<br />

Tieres und im Optimalfall sogar<br />

das individuelle Genprofil so<br />

bestimmbar.<br />

Auch im Steigerwald<br />

wurden an vielversprechenden<br />

Standorten Lockstöcke aufgestellt.<br />

Es wurde über mehrere<br />

Wochen jeweils mehrmals kontrolliert,<br />

ob sich Tiere an ihnen<br />

gerieben und ihre Fellhaare<br />

hinterlassen hatten. Mit einer<br />

Pinzette wurden die Haare abgenommen<br />

und in Labortüten verpackt,<br />

die Tüten beschriftet und<br />

zur Analyse eingeschickt. Nach<br />

der Auswertung aller in Bayern<br />

gesammelten Katzenhaare stand<br />

fest: Im Landkreis Neustadt/<br />

Aisch - Bad Windsheim konnten<br />

an drei Lockstöcken sechs<br />

Wildkatzen-Nachweise erbracht<br />

werden, alle im Gebiet um<br />

Münchsteinach.<br />

54


Text:: Karin Eigenthaler<br />

leisen Sohlen<br />

Wahrscheinlich ist, dass es sich<br />

jedes Mal um dasselbe Tier handelte,<br />

aber leider hat die Qualität<br />

der Haarproben nicht für eine<br />

individuelle Analyse ausgereicht.<br />

Festgestellt wurde aber, dass es<br />

immer weibliche Tiere waren.<br />

Die Wildkatze ist eine streng<br />

geschützte Art. Bundesweit sind<br />

ihre Bestände derzeit etwas zunehmend,<br />

man schätzt ihre Zahl<br />

auf ca. 5000 bis 7000 Wildkatzen.<br />

In Bayern rechnet man aktuell<br />

mit etwa 500 Tieren.<br />

Wildkatzen sind originäre<br />

Bewohner unserer Wälder – sie<br />

werden daher auch oft Waldkatzen<br />

genannt. Aber sie lieben<br />

Wälder, die heute selten<br />

zu finden sind: Urwälder oder<br />

zumindest sehr strukturreiche,<br />

unzerschnittene Wälder mit<br />

kleinen, hellen Lichtungen,<br />

Windwurfflächen, alten Laubbäumen<br />

und Jungholz im engen<br />

Verbund. Auch ruhige, heckenreiche<br />

Säume am Waldrand sind<br />

ihre Lieblingsplätze für die Jagd.<br />

Hier erbeuten sie Mäuse, die ihre<br />

Hauptnahrungsquelle sind.<br />

Nur in großen Wäldern<br />

finden Wildkatzen genug Platz<br />

für ihre großen Reviere. Nur<br />

dort, wo Gebüsche und Hecken<br />

ihnen Deckung bieten, wagen<br />

sie sich weiter aus dem Wald<br />

heraus. Auch eine Ausbreitung<br />

in andere Wälder kann nur<br />

über solche Wanderkorridore<br />

erfolgen.<br />

Wünschen wir der Wildkatze<br />

im Steigerwald, dass sie<br />

sich hier ihren Lebensraum<br />

zurückerobert und sie hier in<br />

den Wäldern wieder dauerhaft<br />

heimisch wird.<br />

Die Wildkatze ist ähnlich wie eine wildfarbene<br />

Hauskatze gefärbt und auch ungefähr so groß.<br />

Ihr Schwanz ist jedoch buschiger mit dunklen<br />

Ringen und stumpfem, schwarzen Ende.<br />

Sie ernährt sich vor allem von Mäusen, seltener<br />

von Kaninchen, Eidechsen, Fröschen, Insekten,<br />

Kleinvögeln, nur ausnahmsweise von Aas<br />

(Foto: Thomas Stephan | BUND)<br />

Mit solchen Lockstöcken, die mit Baldrian<br />

besprüht wurden, konnte über Haarfunde der<br />

Nachweis erbracht werden, dass Wildkatzen im<br />

Südlichen Steigerwald herumstreifen<br />

(Foto: K. Eigenthaler)<br />

55


Sie<br />

sind<br />

gefragt<br />

Welche Nehmen Themen Sie sich 5 interessieren Minuten Zeit und Sie?<br />

helfen Sie uns, den <strong>einSteiger</strong> noch<br />

(Ankreuzen oder Durchnummerieren)<br />

interessanter für Sie zu machen.<br />

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Unter allen Einsendern verlosen wir als<br />

Dankeschön viele Sachpreise, die Sie<br />

Radler-Tipp<br />

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Interviews nichts gewinnen möchten, können Sie<br />

gerne auch ohne persönliche Angaben<br />

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teilnehmen.<br />

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Bauen / Wohnen im Südl. Steigerwald<br />

Historisches und Zeitgeschichte<br />

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Veranstaltungskalender insgesamt<br />

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Wie nutzen Sie den <strong>einSteiger</strong>?<br />

(Dieses und bisherige Magazine)<br />

Ich lese einige ausgewählte Artikel.<br />

Ich lese (fast) alles.<br />

Ich habe schon auf Anregungen im<br />

<strong>einSteiger</strong> hin:<br />

Radtour/en gemacht.<br />

Wanderung/en gemacht.<br />

Veranstaltung/en besucht.<br />

Ort/e besichtigt.<br />

Selbstvermarkter aufgesucht.<br />

gastronomische Einrichtung/en besucht.<br />

Was machen Sie mit dem <strong>einSteiger</strong>,<br />

wenn Sie ihn gelesen haben?<br />

Ich hebe das Heft auf bis zum nächsten.<br />

Ich sammle alle Hefte.<br />

Ich gebe das Heft weiter.<br />

Ich werfe das Heft ins Altpapier.<br />

Was hat Ihnen in diesem Heft<br />

besonders gefallen/nicht so gefallen?<br />

Gefallen:<br />

Nicht so gefallen:<br />

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bisherigen Heften besonders gefallen?<br />

So habe ich den <strong>einSteiger</strong> erhalten:<br />

Das Heft lag im Briefkasten.<br />

Ich habe es von jemandem bekommen<br />

Ich habe das Heft mitgenommen.<br />

Hier:<br />

Freiwillige Angaben<br />

Ich bin Einheimische/r<br />

Tagesausflügler/in<br />

Urlauber/in<br />

Mein Alter:<br />

Haben Sie Tipps/Wünsche für/an<br />

die Redaktion?<br />

Die Anzeigen im <strong>einSteiger</strong> sind<br />

notwendiges Übel.<br />

mir egal.<br />

teilweise interessant für mich.<br />

Wenn der <strong>einSteiger</strong> nicht mehr an<br />

jeden Haushalt ginge, würde ich<br />

gerne / ungern darauf verzichten<br />

ihn auch im Rathaus/Bank/Geschäft<br />

abholen<br />

Das Kleingedruckte<br />

Die Beantwortung der Fragen dient ausschließlich<br />

der Optimierung künftiger Hefte für unsere Leser.<br />

Sie hat keinen Einfluss auf die Gewinnchancen.<br />

Die Adressen werden nicht gespeichert oder an<br />

Dritte weiter gegeben. Die Prämien werden unter<br />

allen Einsendern ausgelost.<br />

Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Einsendeschluss ist der 20. 10. <strong>2016</strong><br />

Schicken Sie diesen Fragebogen (oder eine Kopie,<br />

falls Sie das Heft nicht beschädigen möchten)<br />

per Post an:<br />

LAG Südlicher Steigerwald e. V.<br />

Hauptstraße 3, 91443 Scheinfeld<br />

oder per Fax: 09162 / 928580<br />

oder per Mail: lag-steigerwald@t-online.de<br />

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