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dog & sport Ausgabe 02/2014

In der Zughunde-Sommer-Pause geben wir so richtig Gas – mit Canicross 3.0. Wir schauen uns den Zughundesport in der „heilpädagogischen Arbeit“ an und gehen mit euch Weitwandern mit Dogtrekking and more, dazu gibt es eine kleine Zughundeprüfung.

In der Zughunde-Sommer-Pause geben wir so richtig Gas – mit Canicross 3.0. Wir schauen uns den Zughundesport in der „heilpädagogischen Arbeit“ an und gehen mit euch Weitwandern mit Dogtrekking and more, dazu gibt es eine kleine Zughundeprüfung.

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<strong>02</strong> | <strong>2014</strong> Mai - August | 4,50 € Deutschland | Österreich 4,90 € | Schweiz 7,50 SFR<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>Ausgabe</strong> <strong>02</strong> | <strong>2014</strong> Mai - August<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

Das Zughunde-Magazin<br />

Jurasteig Ultratrail<br />

Der extralange Spaß<br />

mit Hund – 230 km nonstop<br />

Dogtrekking<br />

Mehr als wandern<br />

mit Hund<br />

Canicross Teil 3<br />

Der Wettkampf<br />

kann kommen<br />

Hundefrisbee<br />

Ein Sport für<br />

Körper und Köpfchen


Editorial<br />

Die Wintersaison ist vorbei.<br />

Wir hatten die Chance - trotz der schlechten Schneeverhältnisse<br />

- ein paar mal mit unseren neuen Schlitten<br />

und auf einer eigens für uns präparierten, ca. 1 km langen,<br />

Rennstrecke gas zu geben und was soll ich sagen:<br />

Es macht super viel Spaß und alle Teams hatten ein dickes<br />

Grinsen im Gesicht. Wir freuen uns auf den nächsten,<br />

hoffentlich besseren Winter mit viel Schnee und<br />

einem genialen Trail.<br />

Es gibt viele neue Projekte im Zughunde<strong>sport</strong> und alles<br />

entwickelt sich weiter. Die Teilnehmer bei den Rennen<br />

werden immer mehr und das Interesse an diesem tollen<br />

Sport steigt unentwegt.<br />

Wir haben neu auf unserer Homepage die „Zughunde-<br />

Gruppen“, denn wir wollen dass ihr euch findet, um<br />

gemeinsam zu trainieren und um euch auszutauschen,<br />

Trainingsgruppen zu bilden und euch gegenseitig zu<br />

motivieren. Lasst euch Eintragen auf www.daszughunde-magazin.de.<br />

Jetzt genießen wir erstmal den genialen Scooter-, Bikejöring-<br />

und Canicross-Frühling und warten gespannt<br />

was da so kommt. Wir sehen uns auf einem Run…<br />

Der Mensch, der Hund, die Natur…let`s GO !!!<br />

Eure Annick Busl<br />

Geschäftsführung<br />

Dog&Sport – Das Zughunde-Magazin<br />

Zughundezentrum Oberland<br />

Der Hundling - Wir lieben Hunde<br />

<strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 1


Inhalt<br />

Canicross Teil 3 4<br />

Bereit für den Wettkampf<br />

Handicap-Hund 10<br />

Ist Zughunde<strong>sport</strong> mit Handicap-Hund möglich?<br />

Dogtrekking 12<br />

Mehr als wandern mit Hund<br />

Zughundeprüfung 18<br />

Eine alte Tradition lebt weiter<br />

Veranstaltungskalender 22<br />

Was, Wann, Wo?<br />

Trike-Vorstellung 24<br />

Traczer Trike Ozzi<br />

25 Nein, nein, nein...!<br />

34 ...der tut Nix!<br />

10 Bella und Alex<br />

42 hoch hinaus<br />

12 Geminsam unterwegs 18 Rechts vor Links<br />

4 Startbereit<br />

Jurasteig Ultratrail 25<br />

230 km nonstop<br />

Zuggeschirre 32<br />

Vorstellung<br />

Haftungsfalle Zughund? 34<br />

Wenn der Ernstfall eintrifft<br />

Heilpädagogik 36<br />

Unterstützt durch den Zughunde<strong>sport</strong><br />

Dogfrisbee 42<br />

Ein Sport für Körper und Köpfchen<br />

Vorschau 48<br />

2 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong><br />

36 Kinder und Hunde<br />

Impressum 49


CaniCross Teil 3 - Der Wettkampf<br />

CaniCross Teil 3 - Der Wettkampf<br />

Der Canicross Wettkampf<br />

Leistung auf den<br />

Punkt gebracht<br />

Canicross ist Adrenalin,<br />

Kraft, Geschwindigkeit und<br />

Action – jetzt geht es zum<br />

Wettkampf<br />

Der Wettkampf - Das Ziel<br />

In der Jahresplanung eines Wettkämpfers wird es maximal<br />

zwei Hauptwettkämpfe / Events geben, auf die<br />

das Training abgestimmt wird. Unabhängig jeder Trainingsmethodik<br />

sind diese bedeutenden Ziele entscheidend<br />

für die Bereitschaften zur Leistungssteigerung.<br />

Die Visualisierung des Wettkampfverlaufes im Vorfeld<br />

und während einer Veranstaltung gestaltet sowohl<br />

Motivation als auch die Bereitstellung der körperlichen<br />

Leistungsresourcen und beeinflußt bereits mit dem ersten<br />

planenden Gedanken die Stoffwechselprozesse unseres<br />

Körpers. Ohne dieses Thema hier wissenschaftlich<br />

weiter auszuführen, sollte sich jeder Sportler, ob Anfänger<br />

oder Profi nach einem bewährten Grundsatz<br />

arbeiten nämlich mit Spaß und Begeisterung planen,<br />

visualisieren und handeln. Grundsatz: Das Rennen beginnt<br />

mit der Event-Einschreibung!<br />

Wie in allen Sportarten strebt der Mensch nach<br />

Leistungsvergleichen. Die Erfahrung aus dem direkten<br />

Kräftemessen trägt maßgeblich zur Verbesserung<br />

der Qualitäten bei und prägt die Entwicklungslinien.<br />

Der Mensch ist besonders ambitioniert dabei,<br />

höher, weiter und schneller zu werden. Grundsätzlich<br />

ist das ein lohnendes und Richtung weisendes Ziel. Sobald<br />

der Mensch aber die Natur, also wie im Hunde<strong>sport</strong><br />

ein- oder mehrere tierische Partner mit einbezieht,<br />

haben wir eine besondere Fürsorgepflicht gegenüber<br />

unseren folgsamen Partnern. Das Bewusstsein, die Bedürfnisse<br />

und natürlichen Leistungsgrenzen unserer<br />

Hunde im Wettkampf<strong>sport</strong> zu achten, ist wichtigster<br />

Bestandteil beim Training und im Wettkampf.<br />

Wettkampfarten<br />

Der Canicross Sport erfährt in Europa derzeit einen<br />

enormen Aufschwung. Viele private Veranstalter,<br />

Leichtathletikvereine und Hundevereine richten hochwertige<br />

und landschaftlich wunderschöne Veranstaltungen<br />

aus. Dabei ist schon heute beim Geländelauf mit<br />

Hund alles vorhanden, was das Läuferherz begehrt.<br />

Durchgesetzt haben sich bisher die Läufe über eine Kurzdistanz<br />

zwischen 2-3 km sowie über eine Langdistanz von<br />

5-8 km. Beide sind für Läufer und Hund Kraft fordernde<br />

Sprintstrecken. Der Ausdauerlauf im Gelände über die<br />

Halb- und Marathondistanz ist derzeit noch seltener anzutreffen.<br />

Sehr erfreulich ist die Tendenz zum Hundetriathlon<br />

oder dem Water Canicross, wobei Vielseitigkeit<br />

und noch mehr Belastungswechsel im Vordergrund stehen.<br />

Darüber hinaus werden mehrtägige herausfordernde<br />

Rennserien sowie Nachtläufe immer mehr angeboten.<br />

4 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 5


CaniCross Teil 3 - Der Wettkampf<br />

CaniCross Teil 3 - Der Wettkampf<br />

Wettkampfplanung<br />

Der logistische Aufwand und die Kosten einer Wettkampfteilnahme<br />

werden schnell unterschätzt. Haben<br />

wir uns für einen Event entschieden und einen<br />

Startplatz gebucht, müssen viele Fragen geklärt werden.<br />

Wie viele Tage plane ich ein, um meine Hunde<br />

stressfrei und aklimatisiert an den Start zu bringen. Aus<br />

einem Sechs-Tage-Wettkampf wird mit Vor- und Nachbereitung<br />

schnell ein 14 Tageurlaub. Immer dann,<br />

wenn die klimatischen Voraussetzungen sich stark verändern,<br />

sollte ich meinen Hunden ausreichend Zeit geben,<br />

sich von der Anreise zu erholen und an die neue<br />

Situation am Wettkampfort anzupassen. Dann die Frage,<br />

wo komme ich mit meinen Hunden unter. Nicht jeder<br />

Sportler ist gewöhnt mehrere Tage im Zelt zu übernachten<br />

und trotzdem <strong>sport</strong>liche Spitzenleistungen abzuliefern.<br />

Da geht man doch gerne ins Gästehaus oder<br />

in das Wohnmobil. Aber wohin darf ich meine Hunde<br />

mitnehmen?<br />

Rituale<br />

Schon während der Anreise zu einem Wettkampf<br />

scheinen die Hunde zu ahnen, was in den nächsten<br />

Stunden auf sie zukommt. Es macht sich bei allen Beteiligten<br />

eine leichte Nervosität breit. Wichtig ist jetzt, am<br />

Vortag des Wettkampfes den Hunden eine bewährte<br />

und gut verträgliche Mahlzeit zu reichen und eine ausreichende<br />

Nachtruhe zu gönnen. Wenn es euch möglich<br />

ist, geht ihr schon mal den Trail ab, schaut, wo ihr<br />

die Rennleitung findet und orientiert euch im Start und<br />

Zielbereich. Unmittelbar vor dem Start mache ich mit<br />

meinen Hunden eine Wettkampfbesprechung und<br />

stimme mich mit ihnen auf den Wettkampf ein. Wir<br />

sammeln uns noch mal und besprechen unsere Strategie.<br />

Die Hunde sind sehr dankbar für die Extraportion<br />

Zuwendung.<br />

Der Wettkampftag<br />

Die Wettkämpfe im Canicross Sport finden oft am<br />

Vormittag statt. Da die Hunde mindestens 4 Stunden<br />

vor dem Wettkampf keine volle Mahlzeit mehr erhalten,<br />

werden sie 1-2 Stunden vor dem Lauf gewässert.<br />

Das bedeutet, dass ihnen eine leichte Wassersuppe<br />

mit Fleischanteil gereicht wird. Diese Suppe regt den<br />

Stoffwechsel an, versorgt den Körper mit schnell verfügbarer<br />

Energie und deckt den Mineralienhaushalt.<br />

Zum Vet-Check und zur Startnummernausgabe nehmt<br />

ihr euren Hund, den Hundeimpfpass sowie eure Rennregistrierung<br />

mit. Eure Startzeit wird mit der Startnummernausgabe<br />

oder von der Rennleitung mit in Listen<br />

ausgegeben.<br />

Solltet ihr noch keine Rennlizenz besitzen, ist es sinnvoll<br />

auch eine ärztliche Bescheinigung eures Hausarztes<br />

über die Sporttauglichkeit des Läufers mitzuführen.<br />

Etwa 20 Minuten vor dem Start werden die Hunde eingeschirrt<br />

und die Ausrüstung noch mal überprüft. Habe<br />

ich alles dabei? Halsband, Geschirr, Laufleine 2 Meter<br />

und den CC-Gürtel ggf. GPS Uhr oder Stirnlampe. Der<br />

Läufer legt seine Startnummer an. Dann lassen wir den<br />

Hund noch mal etwas Frischwasser trinken. Vermieden<br />

werden sollte jetzt ein Trinken aus Pfützen oder stehenden<br />

Gewässern. Das kann aufgrund etwaiger Keime<br />

wortwörtlich nach hinten losgehen und das Rennen<br />

ist gelaufen. Jetzt geht es endlich zum Aufwärmen.<br />

Das Aufwärmen erfolgt unmittelbar vor dem Start und<br />

bietet Hund und Läufer die Möglichkeit sich noch mal<br />

vor dem Lauf zu lösen. Gemeinsam mit dem Hund lauft<br />

ihr ein paar Hundert Meter, motiviert den Hundepartner<br />

im Spiel und macht ein paar Steigerungsläufe. Es ist<br />

sehr wichtig den Körper des Hundes und des Läufers<br />

auf das anstrengende Pulling vorzubereiten. Das Aufwärmen<br />

schütz vor Verletzungen und steigert die Leistungsbereitschaft<br />

des Organismus.<br />

6 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 7


CaniCross Teil 3 - Der Wettkampf<br />

Der Cooldown<br />

Im Ziel kümmert ihr euch sofort um euren Laufpartner<br />

der jetzt trinken und ggf. auch abkühlen möchte. Am<br />

besten stellt ihr ihn einfach mit den Vorderläufen ins<br />

Wasser und lasst ihn trinken. Nach etwa 10 Minuten<br />

Stehzeit könnt ihr schon wieder locker zum Auslaufen<br />

schreiten und den Hund danach noch mal etwas trinken<br />

lassen. Nach etwa 30-60 Minuten wird der Hund<br />

wieder bereit sein, Nahrung aufzunehmen. Die erfahrenen<br />

Hunde<strong>sport</strong>ler checken nach dem Rennen den<br />

Gesundheitszustand des Hundes. Die Pfoten werden<br />

genau untersucht und verhärtete oder übersäuerte<br />

Muskeln werden ertastet und ausmassiert.<br />

Haben Läufer und Hund ein schweres Rennen gemeinsam<br />

gemeistert, entsteht eine wunderbare und nachhaltige<br />

Verbindung zwischen Mensch und Hund. Beide<br />

sind angekommen und respektieren sich auf Augenhöhe.<br />

Eine faszinierende Sportart für jedermann und jeden<br />

Hund.<br />

© Ingo Babbel<br />

Der Start<br />

Für jeden Hund ist der Start aufgrund seiner Instinkte<br />

und Veranlagungen eine sehr belastende Stresssituation.<br />

Erst 3-4 Minuten vor eurer Startzeit begebt ihr<br />

euch vom Aufwärmen in den Startbereich und haltet<br />

die Uhr im Auge. Auch bei Europameisterschaften ist es<br />

schon passiert, dass die eigene Startzeit verpasst wurde.<br />

Die Enttäuschung ist dann natürlich sehr groß. So<br />

jetzt noch 10 Sekunden bis zum Start. Versucht ruhig,<br />

besonnen und souverän im Startbereich zu sein. Euer<br />

Hund spürt seinen Musher. Er wird sich sicherer fühlen<br />

mit einem Musher, der die Situation im Griff hat. Wir<br />

haben die Startposition eingenommen, stellen den<br />

Hund in Laufrichtung und ab geht es auf den Trail.<br />

Nach etwa 150-200 Metern solltet ihr euren schnellen<br />

Laufrythmus gefunden haben. Achtet darauf, dass ihr<br />

technisch sauber und konstant lauft. Einigen Läufern<br />

wird es passieren, dass sie auf einem engen Trail überholen<br />

müssen. Dabei macht ihr euch eine Wettkapfregel<br />

zu nutze. D.h. ihr macht auf euch aufmerksam und<br />

zeigt an, dass ihr wesentlich schneller lauft und überholen<br />

wollt. Der Langsamere muss euch passieren lassen<br />

und das etwaige Übergreifen seines Hundes verhindern.<br />

Hat euer Hund noch Unsicherheiten beim Überholen,<br />

nehmt ihr den Hund kurz und lauft zwischen<br />

eurem und dem fremden Hunden bis der Überholvorgang<br />

beendet ist.<br />

Nach etwa 2 km wird belastungsbedingt die Außenwahrnehmung<br />

der Läufer eingeschränkt. Bäume, Laternen<br />

und Pfähle sind beliebte Hindernisse, an denen<br />

der Hund eure Reaktionsfähigkeit testet. Lauft immer<br />

an der Seite an dem Baum vorbei an dem auch der<br />

Hund gelaufen ist. Es passiert sehr oft, dass ein Team<br />

am Laternenpfahl hängen bleibt und sich verletzt.<br />

Meist sind die Trails gut ausgeschildert und der Laufweg<br />

ist zu erahnen. Im Idealfall nutzt der Veranstalter<br />

die Beschilderungen aus dem internationalen<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong>.<br />

Ansonsten folgt ihr den Wegweisern und den Schleifen<br />

von Absperrbändern, die rechts und links der Strecke<br />

und an den Sträuchern hängen. Achtet bei schweren<br />

und langen Trails auf die Kondition des Hundes. Dabei<br />

beobachtet ihr die Atmung, die Orientierungsfähigkeit<br />

die Gangart und Routenführung. Zeigt der Hund Erschöpfungsanzeichen,<br />

brecht ihr das Rennen ab. In den<br />

meisten Fällen wird es aber beiden Spaß machen und<br />

möglich sein den Trail zu bewältigen.<br />

8 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 9


Zughunde<strong>sport</strong> mit Handicap-Hund<br />

Zughunde<strong>sport</strong> mit Handicap-Hund<br />

Zughunde<strong>sport</strong> mit einem<br />

Handicap Hund?<br />

Wie so was möglich ist und<br />

funktioniert, erzählt uns,<br />

unsere Interviewpartnerin<br />

Alexandra Berthold.<br />

Wie kamst du auf die Idee dir einen gehandicapten<br />

Hund zu holen?<br />

Alexandra:<br />

Bella, meine 2,5 Jährige einseitig gehörlose Dalmatinerhündin<br />

(laut Audiogram) ist nicht meine erste Hündin<br />

mit Handicap… Vor vielen Jahren hab ich mich in<br />

eine Dalmatiner Hündin aus dem Tierschutz verliebt,<br />

was mir aber schon komisch vorkam war, dass sie ein<br />

blaues und ein braunes Auge hatte. Zuhause hab ich<br />

mich dann im Internet auf die Suche nach Antworten<br />

gemacht, und schon wusste ich was mit ihr los ist. Dennoch<br />

entschied ich mich für sie und machte dann einige<br />

Tests um Sicher zu gehen das meine Vermutung auch<br />

stimmt. Ich lies Töpfe auf den Boden fallen, machte die<br />

Haustüre auf und zu, während sie schlief ging ich an ihr<br />

vorbei, raschelte mit essbarem. Doch es kam keine Reaktion<br />

von ihr, somit wussten wir: Jeanny ist taub! Die<br />

Vermutung war da, aber es endgültig zu wissen war<br />

wie ein Schock.<br />

Wie hast du mit ihr deinen Alltag bestritten?<br />

Alexandra:<br />

Zu dieser Zeit hatte ich ja noch meine andere Dalmatinerhündin<br />

Alexa, die ein sehr souveräner Ersthund war,<br />

auf die ich mich immer verlassen konnte. Dennoch musste<br />

auch ich mein Lehrgeld zahlen. Beim spazieren gehen<br />

dachte ich mir, Jeanny wird sich bestimmt an Alexa orientieren,<br />

sie ist immer an der Leine, ein Hund muss doch<br />

auch mal freilaufen, sie wird schon nicht weggehen. Gesagt<br />

getan und schwups weg war Jeanny.<br />

Ab diesem Moment wusste ich alleine schaff ich das<br />

nicht, suchte mir einen Hundetrainer meines Vertrauens<br />

und wir machten uns auf eine abenteuerliche und Nervenzerreisende<br />

Reise. Doch am Ende dieser Reise wurde<br />

ich für all die Mühe und Arbeit belohnt, Sie wurde ein<br />

Herzenshund.<br />

Was hast du aus dieser Zeit gelernt?<br />

Alexandra (lacht):<br />

Was ich zuerst lernen musste, war das ich meine Erwartungshaltung<br />

zurück schraube, und ich musste Geduld<br />

lernen. Was für mich nicht gerade leicht war.<br />

Bella ist ja nun halbseitig taub, das vereinfacht natürlich<br />

das Kommando Training, aber welchen rat würdest<br />

du Hundehaltern geben die einen komplett tauben<br />

Hund haben?<br />

Alexandra:<br />

Das Abbiegemanöver würde ich zuerst in Trockenübungen<br />

mit Schleppleine machen, ganz einfach beim Spazierengehen.<br />

Der Hund soll lernen sich an mir zu orientieren. Wenn<br />

man dann schon so weit ist das der Hund sich kurz vor der<br />

Weggabelung umschaut, kann ich durch eine Kopfbewegung<br />

das Kommando geben, und dies mit einer Armbewegung<br />

unterstützen, und der Hund wird folgen, und richtig<br />

abbiegen. Erst wenn diese Kommandos fest sitzen, fängt<br />

man an auf dem Roller oder Bike zu trainieren. Vorher ist<br />

es zu riskant das etwas passiert.<br />

Das Zughundetraining bei einem tauben Hund, muss man<br />

zu zweit trainieren, einer steht auf dem Roller oder joggt<br />

hinterher, und ein anderer steht weiter weg und motiviert<br />

den Hund zu ihm zu kommen, mit einem Spielzeug, Leckereien<br />

oder was dem Hund riesigen Spaß macht und ein<br />

großer Anreiz für ihn ist.<br />

Jedoch sollte man sich für die ersten Trainingsversuche,<br />

sich einen adäquaten Zughundetrainer suchen, der einen<br />

bei Fragen helfend zur Seite steht.<br />

Dabei sollte man aber beachten, dass es ein viel längerer<br />

und intensiverer Weg ist wie bei einem „gesunden“ Hund.<br />

Jetzt noch abschließend würdest du dir jemals wieder<br />

einen ganz tauben Hund holen?<br />

Alexandra:<br />

Einmal Dalmi, immer Dalmi egal ob taub oder nicht, für<br />

mich muss die Chemie zwischen Hund und Halter<br />

stimmen.<br />

Als ich vor 2,5 Jahren mich wieder auf die Suche nach einem<br />

Dalmatinerwelpen machte, habe ich mich für eine<br />

Züchterin entschieden, die genau bei den Verpaarungen<br />

darauf achtet gesunde Welpen zu züchten. Dennoch kann<br />

es natürlich passieren, wie in Bellas Fall. Es war um mich<br />

geschehen und so zog meine neue WG Partnerin ein.<br />

An dieser Stelle möchte ich Christina Dey meinen herzlichsten<br />

Dank aussprechen für den Weltbesten Hund für<br />

mich: die Brilliante Bella von der Bad Münstereifeler Höhe.<br />

Mein Motto ist, auch ein gehandicapter Hund hat ein<br />

Recht auf ein schönes und ausgeglichenes Leben.<br />

Mit diesen schönen Worten möchte ich mich auch aus diesem<br />

Interview verabschieden, und mich herzlich bei dir<br />

bedanken, dass du uns Rede und Antwort gestanden<br />

hast….<br />

In diesem Sinne<br />

Let´s Mush!!!<br />

10 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 11


Dogtrekking<br />

Dogtrekking<br />

Dogtrekking -<br />

mehr als Wandern mit Hund<br />

Dogtrekking (und viel mehr<br />

noch Doghiking) sind Begriffe,<br />

die momentan in der<br />

Welt des Hunde<strong>sport</strong>s bekannt<br />

und bekannter werden,<br />

doch bei so manchem<br />

bewegungswilligen Hundebesitzern<br />

macht sich ein<br />

wenig Unsicherheit breit:<br />

Was ist unter diesen Bezeichnungen<br />

überhaupt zu<br />

verstehen? Ist das Wandern<br />

mit Hund schon automatisch<br />

Dogtrekking? Wozu<br />

bemüht man dann auch<br />

noch einen zusätzlichen<br />

Begriff wie Doghiking?<br />

Viele Hundebesitzer sehen glücklicherweise die Notwendigkeit,<br />

ihr Tier artgerecht zu bewegen, mit<br />

ihm gemeinsam Abenteuer zu erleben und die Freizeit<br />

sinnvoll und gesund zu nutzen. Genau diese Anliegen<br />

werden beim Dogtrekking ideal erfüllt.<br />

Wanderungen mit Hundebegleitung sind allgemein<br />

verbreitet, viele Menschen nehmen ihren vierbeinigen<br />

Liebling auf diverse kleine und größere Touren mit. Selten<br />

allerdings bekommt ein Hund dabei wirklich eine<br />

Aufgabe (zum Beispiel Zugarbeit zu leisten oder Gepäck<br />

zu tragen), oft laufen die Tiere frei, Teamarbeit<br />

zwischen Mensch und Hund ist also nicht unbedingt nötig,<br />

oftmals sogar gar nicht erwünscht - ganz nach dem<br />

Motto „Das arme Hunderl braucht doch Freiraum!“.<br />

Oft wird hierbei vergessen, dass die Domestikation des<br />

Hundes zwei Gründe hatte: einerseits der Einsatz als<br />

Nahrungsquelle (die ältesten Funde von Hundeknochen<br />

in urzeitlichen Abfallgruben zwischen anderen<br />

Speiseresten deuten darauf hin) andererseits als Helfer<br />

bei der Jagd und beim Lastentran<strong>sport</strong>. Beim Dogtrekking<br />

ist dieses Verhältnis ähnlich ursprünglich, auch<br />

wenn unsere Vierbeiner heute in der Regel nicht mehr<br />

als Wanderproviant Verwendung finden: Hier wird der<br />

Hund als Teampartner betrachtet, der hilft, schwierige<br />

oder Kräfte raubende Abschnitte problemloser zu passieren,<br />

die Durchschnittsgeschwindigkeit zu erhöhen<br />

und – wie bereits erwähnt – manchmal auch Gepäck zu<br />

tragen. Die Zusammenarbeit zwischen Zwei- und Vierbeiner<br />

funktioniert auf der Basis von Kommandos und<br />

Zugarbeit ermöglichender Ausrüstung.<br />

Eben genau diese Bereitschaft, nämlich dem Hund eine<br />

ihn fordernde Aufgabe zu übertragen, ihn nicht als<br />

Spielzeug, schmuckes Beiwerk oder etwas zurückgebliebenes<br />

Familienmitglied, sondern als ernstzunehmenden<br />

(Sport-)Partner zu sehen, unterscheidet den<br />

„Dogtrekker“ vom „Wanderer mit Hund“.<br />

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Dogtrekking<br />

Der Reiz von Dogtrekking<br />

Dogtrekking bedingt – wie auch bereits weiter oben<br />

angesprochen – die Zusammenarbeit zwischen Zweiund<br />

Vierbeiner. Dazu sind gemeinsam verbrachte Zeit,<br />

planvolles Training, Gespür für die Bedürfnisse des<br />

Teampartners und die Bereitschaft, gemeinsam auch<br />

eventuell an (psychische und physische) Grenzen zu gehen,<br />

unabdingbar.<br />

Wenn man auf einer Dogtrekking-Tour viele Stunden,<br />

vielleicht sogar Tage miteinander verbringt, lernt man<br />

seinen Hund – wenn man dazu bereit ist - bei weitem<br />

intensiver kennen und deutlich besser verstehen als im<br />

(vielleicht sogar städtischen) Alltag. Man muss sich aufeinander<br />

verlassen können, meistert manche Schwierigkeit,<br />

Herausforderung oder Entbehrung miteinander –<br />

und kaum etwas schweißt Zwei- und Vierbeiner besser<br />

zusammen. Oftmals noch intensiver erlebt man diese<br />

Erfahrung auf Dogtrekking-Rennen, bei denen auch der<br />

Zeitfaktor für mehr oder weniger gemeinsam zu meisternden<br />

Stress sorgen kann.<br />

Für so manchen Hund kann es geradezu therapeutische<br />

Wirkung haben, mit seinem Menschen ganz einfach<br />

weite Strecken unterwegs zu sein: Nicht selten werden<br />

Unruhe oder andere Verhaltensprobleme geringer oder<br />

verschwinden auf lange Sicht gesehen sogar ganz, wenn<br />

man das Durchstreifen der Natur mit seinem Vierbeiner<br />

als gemeinsame Beschäftigung wählt. Wichtig dabei ist<br />

allerdings, dass der Mensch während dieser „Jagdzüge“<br />

der Anführer bleibt. Der Hund wird dadurch dann nicht<br />

nur körperlich ausgelastet, sondern es wird auch sein<br />

Bedürfnis nach Sicherheit und Regeln befriedigt – daraus<br />

kann ein ganz neues (oder besser uraltes) Verhältnis<br />

zwischen Mensch und Tier entstehen.<br />

Definition Dogtrekking<br />

Was aber muss nun gegeben sein, damit von einem<br />

Dogtrekking gesprochen werden kann? Nach<br />

den international recht ähnlichen Reglements definiert<br />

sich eine solche Veranstaltung über folgende<br />

Vorgaben:<br />

• Eine mindestens 80 Kilometer lange Strecke in mehr<br />

oder minder abgeschiedenen Gegenden.<br />

• Eine gewisse Anzahl von zu passierenden, bemannten<br />

und/oder unbemannten Checkpoints.<br />

• Eine Pflichtausrüstung, bestehend aus den für Sicherheit<br />

und Wohlergehen des Mensch-Hund-Teams notwendigsten<br />

Gegenständen.<br />

• Eventuell einen vorgegebenen Platz für die Übernachtung<br />

(Pflichtbiwak genannt).<br />

• Und zwei Tage Zeit.<br />

Im Umkehrschluss gibt es deshalb:<br />

• Keine komplizierten Regeln.<br />

• Keine omnipräsenten Schiedsrichter.<br />

• Allerdings auch kein Netz oder doppelten Boden.<br />

• Keine Rücksicht auf ungünstige Wetterverhältnisse<br />

(außer sie gefährden eindeutig die Sicherheit der Teams).<br />

• Hauptsächlich in Selbstverantwortung zu meisternde<br />

Herausforderungen.<br />

Bei manchen Veranstaltungen wird seit Jahren bereits<br />

die Möglichkeit geboten, eine kürzere Distanz (aber<br />

natürlich bei geringerem Zeitlimit) zu gehen oder zu<br />

laufen. Diese Strecken sind mindestens 40 Kilometer<br />

lang und werden als Doghiking bezeichnet – womit der<br />

Unterschied zwischen Dogtrekking und Doghiking<br />

ebenfalls erläutert wäre.<br />

Wen Veranstaltungen unter diesen Umständen reizen,<br />

der ist deutlich gefährdet, vom Dogtrekking-Virus angesteckt<br />

zu werden, einer „Krankheit“ die genau besehen<br />

allerdings keine Nachteile, sondern lediglich Vorteile<br />

für den Patienten birgt:<br />

Fitness, Gesundheit und Selbstbewusstsein werden bei<br />

Mensch und Hund gestärkt, das Verhältnis zwischen<br />

Zwei- und Vierbeiner wird deutlich verbessert.<br />

Beim Unterwegssein in der Natur verbinden sich<br />

Mensch und Hund im Idealfall zu einem Team. Sie laufen,<br />

erleben, atmen, hören, riechen und staunen vielleicht<br />

sogar gemeinsam, wenn auch wohl selten über<br />

die gleichen Dinge – ein Umstand, den jeder kennt, der<br />

mit seinem Hund schon in unbekanntem Terrain unterwegs<br />

war. Zu verschieden sind die Wahrnehmungsmuster<br />

von Mensch und Hund, eben von Augen- bzw. von<br />

Nasentier.<br />

14 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 15


Dogtrekking<br />

Dogtrekking<br />

Wichtige Voraussetzungen<br />

Einige Fertigkeiten sollten mit dem Tier auf alle Fälle<br />

trainiert werden:<br />

• Der Hund sollte vorausgehen und – besonders bergauf,<br />

aber auch in der Ebene – konstant, ruckfrei und<br />

möglichst direkt in Gehrichtung ziehen. Gerade auch<br />

deshalb ist die richtige Ausrüstung (passendes Zuggeschirr,<br />

Leine mit Ruckdämpfer und Hüftgurt für den<br />

Menschen) unabdingbar.<br />

nern gegenüber durchaus rücksichtsvoll. Prinzipiell<br />

hängt aber auch hier wieder alles an der Akzeptanz<br />

des Menschen als Anführer. Der Teampartner sollte<br />

für den Hund auf alle Fälle im Zentrum des Interesses<br />

bleiben – nicht andere Hunde, Mäuse am Wegrand,<br />

Hühner hinter einem Maschendrahtzaun etc. Natürlich<br />

aber kann und soll man dem Hund im Verlauf<br />

einer Tour die Möglichkeit und Zeit geben, auch mal<br />

kurz die Umgebung zu erkunden.<br />

• Beim steilen Bergabgehen ist es allerdings dringend<br />

anzuraten, deutlich schonender (ganz besonders für<br />

die Kniegelenke) und vor allem bei rutschigem Untergrund<br />

wie nassem Laub, Eis oder auch Schlamm<br />

auch sicherer, den Hund hinter sich gehen zu lassen.<br />

Man kann hier ein eigenes Kommando einsetzen<br />

oder das übliche „Fuß“ nicht nur als Signal verwenden,<br />

den Zug von der Leine zu nehmen und neben,<br />

sondern eben hinter dem Menschen zu gehen.<br />

• Wichtig ist auch, anderen Teams ein stressfreies Überholen<br />

oder aber Überholtwerden zu ermöglichen.<br />

Weder sollte der eigene Hund sich aggressiv zeigen,<br />

noch auf Stänkereien einsteigen. Auch freundliche<br />

Begrüßungen oder Spielaufforderungen sind nicht in<br />

jeder Situation und jedem Gelände erwünscht oder<br />

möglich. Erfahrene Hunde spüren dies aber und sind<br />

in schwierigerem Gelände meist konzentriert und<br />

uns grobmotorisch relativ ungeschickten Zweibei-<br />

• Das übliche Vorausgehen des Hundes bedingt auch<br />

das Reagieren auf Richtungskommandos: An Wegkreuzungen<br />

sollte der Hund auf Zuruf korrekt abbiegen.<br />

Besonders wichtig ist diese Fertigkeit, wenn<br />

man laufend unterwegs ist. Ob man dabei die im<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong> traditionellen Kommandos<br />

„Gee!“ (rechts), „Haw!“(links), „Go!“ bzw.<br />

„Hike!“(laufen) und „Stop!“ (anhalten) respektive<br />

beliebige andere wählt, ist reine Geschmackssache.<br />

Ausschlaggebend ist lediglich eine für den Hund<br />

deutliche Unterscheidbarkeit der Wörter, regelmäßiges<br />

Training der Kommandos und die möglichst konstante<br />

Betonung derselben. Dies alles kann nicht nur<br />

beim Feierabend-Joggen, sondern sogar beim normalen<br />

Gassi-Gehen geübt werden - auch wenn einige<br />

Passanten vielleicht überrascht bis merkwürdig reagieren<br />

könnten, was einem passionierten Dogtrekker<br />

aber bei diversen Trainingseinheiten ohnehin<br />

ständig passieren wird.<br />

Christian Vajk<br />

Jahrgang 1966,<br />

arbeitete bereits lange in der<br />

schulischen und außerschulischen<br />

Outdoorpädagogik, bevor<br />

er gemeinsam mit seinem<br />

Freund Mario Formanek die<br />

ersten Dogtrekkings in Österreich<br />

organisierte. Nachdem<br />

er in Tschechien erstmals mit<br />

dieser Hunde<strong>sport</strong>art in Berührung<br />

gekommen war, wurde<br />

neben dem Schlittenhunde<strong>sport</strong>, Ca- nicross,<br />

Bike- und Scooterjöring das Dogtrekking seine<br />

große Leidenschaft. Beinahe zwangsläufig widmete er<br />

dieser auch ein Buch, in dem die Grundbegriffe dieser<br />

Sportart erklärt, Ausrüstungstipps gegeben und eigene<br />

Erlebnisse vom Trail geschildert werden.<br />

Er lebt mit seiner Familie und seinen Hunden im<br />

Waldviertel, dem nördlichsten Teil Österreichs, wo er als<br />

Lehrer und Autor arbeitet.<br />

Das Üben all dieser Fertigkeiten fordert den Hund auch<br />

bei Spaziergängen mental, macht (sofern man genug<br />

Ruhe und Souveränität besitzt) dem Menschen Spaß<br />

und bringt ungeahnte Vorteile, wenn man letztendlich<br />

wirklich mit seinem Hund am Bauchgurt, mit Gepäck<br />

und bereits vielen Kilometern in den Beinen in unwegsamem<br />

Gelände unterwegs ist. Die Lust unter diesen<br />

Bedingungen Grundsatzdiskussionen über die einzuschlagende<br />

Richtung oder die beste Methode zur Querung<br />

eines vereisten Steilhanges zu führen, ist erfahrungsgemäß<br />

nur in äußerst geringem Maße vorhanden,<br />

kostet eine Menge kostbarer Energie, dämpft bei allen<br />

Beteiligten die Stimmung und hält auch ungemein<br />

auf.<br />

Prinzipiell ist die Fähigkeit zur Zusammenarbeit meiner<br />

Meinung nach auch ein guter Gradmesser für das Verhältnis,<br />

das zwischen Zwei- und Vierbeiner herrscht: Ich<br />

bin zutiefst überzeugt, dass die gemeinsame Bewegung<br />

durch unwegsames Gelände nur dann reibungslos<br />

funktioniert, wenn sich der Hund dem Menschen<br />

unterzuordnen gelernt hat und durch gemeinsames<br />

Training zu einem wertvollen Sportpartner herangewachsen<br />

ist. Umgestürzte Bäume, überschwemmte<br />

Wegabschnitte, steile Gebirgspassagen oder rutschige<br />

Abschnitte können zu einer Herausforderung werden,<br />

lange aufhalten, Nerven und Muskelschmalz kosten,<br />

zeigen aber auch sehr schnell und deutlich die Teamfähigkeit<br />

von Hund und Mensch. Hierbei muss der Vierbeiner<br />

zwar korrekt auf die Kommandos des Zweibeiners<br />

reagieren können, andererseits habe ich aber<br />

ebenfalls schon die Erfahrung gemacht, dass Hunde<br />

oftmals mehr Möglichkeiten zur Überwindung eines<br />

Hindernisses wahrnehmen als wir Menschen. Gegenseitige<br />

Achtung und wirkliches Teamwork sind hierbei der<br />

Schlüssel zum Erfolg – und die können nur in der Praxis<br />

geübt, nicht aus Büchern angelesen werden.<br />

Aus genau diesem Grund sollen in weiteren <strong>Ausgabe</strong>n<br />

hier einige Erfahrungsberichte von Dogtrekkern folgen,<br />

die die Leser möglichst lebensnah, aber sicher auf<br />

das Abenteuer Dogtrekking mitnehmen können.<br />

In diesem Sinne: Keep on running!<br />

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Zughundeprüfung<br />

Zughundeprüfung<br />

Die Zughundeprüfung<br />

Die Pflege einer sehr alten<br />

Tradition, bevor es Autos<br />

gab sondern nur Fuhrwerke<br />

die von Pferden, Ochsen und<br />

Hunden gezogen wurden.<br />

Ein schöner Herbsttag, kein Regen und nicht zu warm.<br />

Die Bäume haben noch Blätter. Es ist früh, der erste<br />

Raureif auf dem Hundeplatz. Die Hindernisse werden<br />

aufgebaut für den Parcour. Hütchen, Stangen, Tore,<br />

eine Brücke, ein Holztor und es wird immer bunter. Die<br />

ersten Hunde<strong>sport</strong>ler treffen ein. Hunde bellen, Wagen<br />

und Kutschen werden abgeladen, noch mehr Hunde,<br />

Helfer und Besucher kommen auf den Hundeplatz.<br />

Die Hunde spüren, heute ist es anders. Sie wedeln mit<br />

den Ruten, beschnüffeln sich, rennen und toben. Kaffeeduft<br />

liegt in der Luft, ein Lachen, ein Plaudern. Viele<br />

Hunde und ihre Menschen sind aufgeregt, bald geht es<br />

los. Wir sind in Berlin-Treptow, Zughunde<strong>sport</strong>ler von<br />

nah und fern treffen sich heute, wie jedes Jahr zum<br />

Zughundewettkampf. Einmal im Jahr findet er in Berlin,<br />

im ältesten Zughundeverein Deutschlands (www.<br />

Zughund1.de) statt.<br />

Traditionspflege<br />

Es ist die Pflege einer alten Tradition. Noch aus den<br />

Zeiten wo es keine Autos gab, nur Fuhrwerke von<br />

Pferden, Ochsen und Hunden gezogen. Es gab sehr viele<br />

Hundekarren und es gab auch schon Verkehrsunfälle<br />

mit Verletzten und schlimmer. Meist führten gerade<br />

Jungen die Hundekarren rasant durch die Straßen. Beladen<br />

mit Waren vom Bauernhof zum Markt und zurück,<br />

zum Handwerker, quer durch die Stadt und übers<br />

Feld.<br />

Man sah sich gezwungen Verkehrsregeln aufzustellen.<br />

„Rechts vor links“ führte man ein und Hundekutschen<br />

hatten stets anderen Kutschen Vorfahrt zu gewähren.<br />

Es gab Polizeikontrollen, nicht nur in Deutschland sondern<br />

überall in Europa. Um 1900 gab es ca. 150.000<br />

Hundegespanne. Zu dieser Zeit wurde der ersten Führerschein<br />

eingeführt und die ersten Zughundeprüfungen<br />

wurden vom Amtmann und vom Tierarzt abgenommen.<br />

Der Führerschein mußte alle zwei Jahre<br />

erneuert und stets mit sich geführt werden.<br />

In der Schweiz, wie in Deutschland führte man den Erlaubnisscheine<br />

und die Zughundeprüfungen auch aus<br />

Tierschutzgründen ein und um die Leistung der<br />

Zughunde auf Hundeshows zu demonstrieren und die<br />

Handhabung zu regeln. Auch Konkurenzdenken, also<br />

politische Gründe, führten dazu.<br />

Man legte bei der Prüfung früher, wie heute vor allem<br />

Wert auf die Teamarbeit zwischen Mensch und Hund.<br />

Heil sollen Ware und Mensch ankommen, früher wie<br />

auch heute. Heute ist es ein gefüllter Wassereimer bei<br />

der Prüfung. Die Wassermenge die am Ende noch im<br />

Eimer ist, macht die Punkte. Es ist heute ein Spaß auf<br />

dem Parcour, was früher Broterwerb war.<br />

Der Zughundewettkampf besteht aus zwei Teilen<br />

Zuerst gehen die Hundegespanne ins Gelände, also in<br />

den Wald. Die Helfer bauen ihre Posten auf, bekommen<br />

die Unterlagen für die Aufgaben der Gespanne.<br />

Jedes Gespann muss vorschriftsmäßig eine Straße überqureren,<br />

Hindernisse im Wald umfahren, einmal seinen<br />

Hund ablegen unter Ablenkung, Fragen beantworten,<br />

eine Strecke nach Zeit fahren, etwas tran<strong>sport</strong>ieren<br />

und vieles mehr. Geprüft werden eigendlich Situationen<br />

die dem Zughundealltag abgeschaut sind.<br />

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Zughundeprüfung<br />

Zughundeprüfung<br />

Startnummern werden verteilt, nun geht es richtig los.<br />

Es gibt verschiedene Startklassen. Einzelgespanne<br />

und Doppelgespanne. Große Hunde vor dem Saccocard<br />

oder Hundewagen. Es gibt aber auch die ganz<br />

Kleinen, die keinen Menschen ziehen können, aber in<br />

Geschicklichkeit den Großen in nichts nachstehen. So<br />

haben wir in diesem Jahr viele "Große Schweizer" am<br />

Start, Berner Sennenhunde, Appenzeller, Eurasier,<br />

Schäferhunde, Herdenschutzhunde, kleine und große<br />

Mischlinge und einen Broholmer (Dänische Dogge) in<br />

vollem Eifer. Manche Hunde sind schon älter, andere<br />

ziehen noch nicht lang. Mitmachen kann jeder, mit<br />

welcher Rasse auch immer. Gesund muss der Hund sein<br />

und sein Mensch mit den Zughunderegeln vertraut. Es<br />

ist ein Spaß und soll es auch bleiben. Hunde mögen<br />

Wagen ziehen, manche entwickeln auch einen richtigen<br />

Ehrgeiz. Sie lernen auch schnell genau zu ziehen.<br />

Alle 5 Minuten geht ein Gespann ins Rennen. Manch<br />

ein Gespann hetzt mit Gebell sofort los, ein anderes<br />

zieht im leichten Trab erhaben davon. Wer gewinnen<br />

wird, wird sich an anderer Stelle zeigen. Zeit wird nicht<br />

gemessen. Nun geht es darum, die Aufgaben möglichst<br />

fehlerfrei und sicher bei den Streckenposten zu lösen.<br />

Nach und nach leert sich der Startplatz vor dem Rathaus,<br />

gleich neben dem Hundeplatz. Und kaum ist das<br />

letzte Gespann verschwunden, treffen die Ersten wieder<br />

ein. Die Hunde freudig und ihre Menschen erleichtet,<br />

mal mit sich und den Hunden zufrieden oder auch<br />

weniger, treffen dann alle wieder ein. Die erste Etappe<br />

ist geschafft. Die Helfer kommen zurück und die ersten<br />

Punkte werden zusammengezählt. Es ist spannend und<br />

noch kein Sieger steht fest, alles ist offen, denn im Parcour<br />

kann sich das Blatt noch wenden. Die Spannung<br />

steigt.<br />

die Hindernisse einzuprägen und Fragen abzuklären.<br />

Die einzelnen Hindernisse haben jedes Jahr eine andere<br />

Reihenfolge. Zuerst geht es aber immer durch ein<br />

Holztor, das geöffnet und geschlossen werden muss.<br />

Der Hund wartet und wird dann durchgerufen. Tor<br />

wieder zu. Man holt dann den besagten Wassereimer<br />

und stellt ihn auf den Wagen. Der Hund muss dabei<br />

auch geduldig warten. Es geht nun über eine Brücke,<br />

durch Tore, die bei Berührung umfallen, um Kegel, die<br />

man umfahren muss, eine Wippe, die man nur mit einer<br />

Seite überquert und vieles mehr. Zeit spielt nur bei<br />

gleicher Punktzahl im Stechen eine Rolle, sonst geht<br />

alles um fehlerfreies Fahren. Im Gelände kann jedes<br />

Gespann mit eigenem Wagen, von Saccocard bis Selbstbau<br />

fahren, im Parcour startet jeder Teilnehmer mit<br />

dem gleichen Pritschenwagen. Gleiche Prüfungsbedingungen<br />

für alle. Nur die kleinen Hunde unter 50 cm<br />

haben einen anderen, kleineren Wagen und engere<br />

Hindernisse, dem Wagen angepasst.<br />

Es gibt eine Zughundeprüfungsordnung, die die Hindernisse<br />

genau beschreibt, wie auch die Starterklassen.<br />

Nun startet das erste Gespann. Schon das Anschirren<br />

wird bewertet. Ist der Hund freudig, weiß er wie er sich<br />

stellen muss? Aufregung und doch Gehorsam und<br />

Teamarbeit ergeben die Punkte. Temperament und<br />

Charakter sind so verschieden, der Umgang miteinander<br />

macht die Teamarbeit und die korrekte Lösung der<br />

Aufgaben aus. Wird der Hund nur mit der Stimme gelenkt<br />

oder an der Leine im Geschirr geführt? Ist die Leine<br />

locker oder angespannt? Wie denkt der Hund bei<br />

Bewältigung der Hindernisse mit? Zwischen den Hindernissen<br />

werden die Hunde zügig geführt. Sitzt man<br />

im Gelände auf den Wagen, so läuft man auf dem Parcour<br />

auf der rechten Seite neben dem Hund und<br />

Wagen.<br />

Dann haben es alle geschafft.<br />

Nun ist erst mal ein reger Austausch um Prüfungsstrecke<br />

und Fehlerquote, um Theoriefragen bis hin<br />

zum Erlebnis mit den Hund während der Prüfung. Erleichterung.<br />

Und dann die Siegerehrung. Der Wanderpokal<br />

bekommt den neuen oder alten Gewinner für<br />

ein Jahr. Jeder bekommt eine Urkunde und ein Andenken.<br />

Jeder hat neue Erinnerungen und Erlebnisse im<br />

Gepäck. Auch dieses Jahr kann wieder jeder auf seinen<br />

Hund und sich stolz sein. Verlierer gibt es nicht.<br />

Begleit- und Zughundeverein Berlin e.V.<br />

Sportplatz und Treff:<br />

Neue Krugallee 4<br />

12435 Berlin<br />

www.Zughund1.de<br />

Wer noch mehr über Zughunde erfahren möchte<br />

der sollte meinen Buch „Der Zughund einst und<br />

jetzt“ lesen. Neben Geschichte und Gesetze kann<br />

man noch viel über die Ausbildung und Anspannarten<br />

lesen, mit vielen Bildern und Fotos. Ein Anleitungsbuch<br />

das Spaß beim lesen bringt und gern verleitet<br />

zum Anspannen.<br />

Einer der Besucher fragt, wie lange die Hunde brauchen,<br />

das zu lernen. “Nicht lange.“ kommt zur Antwort:<br />

Sie schauen es sich von den „alten Hasen“ ab. Wir<br />

spannen die jungen zu den erfahrenen Hunden. Ziehen<br />

liegt den meisten Hunden in Blut. Dann müssen sie lernen,<br />

ihren Wagen richtig in Länge und Breite einzuschätzen.<br />

Das hat schon was von der Blindenhundausbildung.<br />

Durch das Fahren Sonntags hier beim Training<br />

sammeln die Hunde Erfahrungen, auch im Kolonne<br />

fahren. Man staunt, wie schnell das geht, und sie ziehen<br />

dann hier mit voller Freude beim Wettkampf mit.<br />

Der zweite Teil am Nachmittag<br />

Der zweite Teil der Prüfung findet auf dem Hundeplatz<br />

statt. Wieder starten die Hundegespanne ihrer<br />

Startnummer nach einzeln. Doch bevor es ernst<br />

wird, gehen alle Teilnehmer ohne ihre Hunde über den<br />

Parcour und haben die Gelegenheit sich in aller Ruhe<br />

Heute sind die Hunde wieder super bei der Sache, konzentriert<br />

und freudig. Man sieht das, wie die Hunde die<br />

Hindernisse fixieren, immer mal wieder mit kurzen<br />

Blick zu ihren Menschen, jeden Wink aufnehmend. Das<br />

kleinste Rufzeichen setzen sie um. Klasse! Nur nichts<br />

umwerfen oder berühren. Kurze Wege, aber große Bogen<br />

um die Kegel. Der Tran<strong>sport</strong> der Wassereimer vor<br />

allem über die Brücke geführt, ist immer eine Herausforderung.<br />

Es kommt hier besonders auf den Fahrstil<br />

an. Erst Schwung, dann abbremsen und langsam wieder<br />

von der kleinen Brücke runter fahren. Schwappt<br />

der Eimer ordentlich über oder fällt gar runter, lacht<br />

schon mal das Puplikum, aber man feuert den Prüfling<br />

vor allem an. Von Hindernis zu Hindernis geht es nun<br />

über den Hundeplatz. Es ist eine Augenweide, die Hunde<br />

so konzentriert und gewissenhaft arbeiten zu sehen.<br />

Geschafft. Das Publikum klatscht. Der Hund wird<br />

ausgeschirrt, springt und wedelt mit der Rute. So soll es<br />

sein!<br />

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Trike-Vorstellung<br />

Jurasteig Ultratrail<br />

Der extralange Spaß mit Hund:<br />

230 Kilometer nonstop<br />

beim Jurasteig Ultratrail<br />

"Nie wieder. Nie wieder. Nie …"<br />

Mein Mantra ist so kurz wie der Trail lang. Es sollte mir<br />

die schwersten Stunden meiner erbärmlichen Läuferkarriere<br />

erträglich machen, doch das will einfach nicht<br />

funktionieren.<br />

Traczer Trike Ozzi<br />

Das Traczer Trike OZZI ist mit 12 kg eines der leichtesten<br />

3-Wheeler auf dem Markt, da hier ein superleichter<br />

und dennoch steifer Aluminiumrahmen verbaut wird.<br />

Je nach Modell sorgt die Luftfedergabel Spinner Fork Aeris<br />

320 (mit Lock) oder die Spinner 300 für für Federungskomfort<br />

im Gelände, kann aber auch im Renneinsatz auf<br />

ebenem Geläuf mit einfacher Hebelbetätigung starr geschaltet<br />

werden.<br />

Gebremst wird je nach Ausstattung mit Shimano V-Brakes<br />

bzw. mit mechanischen oder hydraulischen Scheibenbremsen<br />

von Avid. Jedes Rad ist natürlich einzeln<br />

bremsbar.<br />

Rahmen:<br />

Gabel:<br />

Bremsen:<br />

ALU. FRAME 7<strong>02</strong>0 - T6<br />

Spinner Fork Aeris 320 (mit Lock)<br />

bzw. Spinner 300<br />

mechanische/hydraulische<br />

Scheibenbremsen von AVID bzw.<br />

V-Brakes von Shimano<br />

Räder: Remerx Fast Disc 26"& 20"<br />

(vorne & hinten)<br />

bzw. Remerx Grand Hill 26"& 20"<br />

Reifen:<br />

Rubena<br />

Die Reifen Remerx Grand Hill bzw. Fast Disc 26" & 20"<br />

garantieren einen sicheren Halt auch auf rutschigem<br />

Untergrund. Die offene Trittbrettkonstruktion tran<strong>sport</strong>iert<br />

den Dreck von den Schuhen sehr gut ab, dennoch<br />

bietet sie einen sicheren und bequemen Stand.<br />

Neben seiner hochwertigen technischen Ausstattung<br />

besticht das Traczer OZZI durch sein elegantes Design.<br />

Gewicht:<br />

~12 kg<br />

Rahmenfarbe: Weiß (lackiert) oder auf Wunsch<br />

www.nonstop<strong>dog</strong>wear.de<br />

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Jurasteig Ultratrail<br />

Jurasteig Ultratrail<br />

Nie wieder. Nie … Es ist Samstag Nachmittag und ich<br />

bin bereits seit Freitag Nachmittag laufend und -<br />

vor allem in den letzten Stunden - gehend unterwegs.<br />

Nonstop. 155 Kilometer habe ich seitdem hinter mich<br />

gebracht und immer noch gut 2 Marathon-Distanzen<br />

trennen mich vom Ziel.<br />

Ich kann nicht mehr, die Luft ist draußen und die Motivationskurve<br />

befindet sich im freien Fall. Auf bergigen<br />

Pfaden und matschigen Waldwegen schleppe ich mich<br />

bis zur nächsten Kontrollstelle, gebe mit einer gewissen<br />

Erleichterung meine Startnummer ab und genehmige<br />

mir mehrere Tassen Kaffee, welche ich mit einem<br />

ordentlichen Schuss Cola auf Trinktemperatur getrimmt<br />

habe. So müde war ich noch nie in meinem Leben. Das<br />

hier ist der JUNUT und ein JUNUT ist kein<br />

Kindergeburtstag.<br />

JUNUT ist die Abkürzung für Jurasteig-Nonstop-Ultra-<br />

Trail, einer der längsten und härtesten Geländeläufe<br />

Deutschlands. Die beeindruckende Distanz von 230 Kilometern<br />

mit etwa 7000 Höhenmetern muss am Stück<br />

zurückgelegt werden, die Wege sind über weite Strecken<br />

nicht einfach zu begehen. Fünfeinhalb Marathon-<br />

Distanzen durch´s wilde Niederbayern und Oberpfalz.<br />

Dabei werden mehr Höhenmeter gesammelt, als wenn<br />

man dreimal von Garmisch auf die Zugspitze rennt. Gut<br />

50 Stunden hat man Zeit und nur etwa 30 % des internationalen<br />

Teilnehmerfelds hat 2012, bei der ersten offiziellen<br />

JUNUT-Veranstaltung, das Ziel erreicht.<br />

Ich gehöre nicht dazu und das Wort JUNUT wird aus<br />

meinem Vokabular für immer gestrichen. Soweit der<br />

Vorsatz.<br />

6 Monate später.<br />

Eine Einladung zum nächsten JUNUT liegt in meinem<br />

E-Mail-Postfach. "Wäre schön, wenn Du wieder dabei<br />

bist!" Ich überlege, wäge das Pro und Contra ab –<br />

dafür brauche ich etwa eine zehntel Sekunde - dann<br />

sage ich zu. JUNUT? Na klar! Wenn ich ausnahmsweise<br />

mal ehrlich zu mir bin, dann habe ich schon seit Wochen<br />

auf diese Einladung gewartet, denn jetzt wird<br />

alles anders, ich habe einen Plan: Den nächsten JUNUT<br />

laufe ich mit psychischer Unterstützung, mit Hund!<br />

Unsere Hunde haben Erfahrung, was lange Strecken<br />

angeht, und 100 Kilometer sind eine Distanz, welche<br />

des öfteren bewältigt wird. 230 Kilometer, also die<br />

komplette Runde des JUNUTs, möchte ich dennoch keinem<br />

Hund antun. Die Kilometeranzahl an sich stellt<br />

nicht das größte Problem dar, sondern der Schlafentzug.<br />

Etwa 50 Stunden wach zu bleiben ist für Hunde,<br />

welche gerne mal den ganzen Tag verpennen, sicherlich<br />

kein Vergnügen. Deshalb entscheide ich mich für<br />

einen Hunde-Staffel-Lauf: Bei Kilometer 135 wird<br />

gewechselt.<br />

Die Hunde der Stunde heißen Sarja, genannt auch<br />

»Bremsmatte«, und Kerkis, unsere »Prinzessin«.<br />

Bremsmatte ist eine Husky-Dame aus Show-Linie und<br />

der Spitzname beschreibt ihren einzig möglichen Verwendungszweck<br />

beim Schlittenhunde<strong>sport</strong>. Deswegen<br />

ist sie die ideale Begleitung für Ultradistanzen,<br />

welche eh im Schlurftempo zurückgelegt werden. Sie<br />

hat einen dicken Schädel und die mentale Härte eines<br />

ganzen Rudels. Prinzessin ist einfach nur eine zutreffende<br />

Charakterbeschreibung für unseren hübschen<br />

kastrierten Rüden.<br />

Das Training für den JUNUT beginnt etwa 4 Monate vor<br />

dem Start. Langsam aber sicher werden die Wochenkilometer<br />

nach oben geschraubt, von 70 auf 190 Kilometer,<br />

und dabei vor allem Wert auf die wöchentliche lange<br />

Trainingseinheit gelegt. Die Spitze des Eisbergs ist<br />

schließlich in Woche 3 vor Start erreicht, in der (unter<br />

anderem) drei Trainingseinheiten zu 30, 100 und 40 Kilometer<br />

an 3 aufeinander folgenden Tagen absolviert<br />

werden. Im Training habe ich meist beide Hunde dabei,<br />

allerdings begrenze ich deren Maximum bei etwa<br />

120km/Woche; Das reicht völlig.<br />

Neben all der Lauferei ist auch die Fuß- (Mensch) und<br />

Ballenpflege (Hund) wichtig. Diese Körperstellen sollten<br />

immer wieder mal kontrolliert und wenn nötig mit<br />

einer feuchtigkeitsspendenden Creme behandelt werden,<br />

damit die Haut nicht rauh und somit anfällig für<br />

Blasen oder Wunden wird. Bei längeren Trainingseinheiten<br />

habe ich vorsichtshalber Booties im Laufrucksack<br />

dabei.<br />

Auf ein Neues.<br />

Das Training hat hervorragend geklappt und wird<br />

hoffentlich auch Wirkung zeigen. Selbst die intensivsten<br />

Laufwochen wurden Kilometer für Kilometer<br />

abgespult – ganz nach Plan.<br />

Jetzt ist es soweit. Ich stehe mit Sarja an der Startlinie<br />

und wir lauschen dem Bürgermeister von Dietfurt an<br />

der Altmühl, welcher uns mit anerkennenden Worten<br />

("Ausdauernde Wanderer benötigen 12 Tage für das,<br />

was ihr Euch an einem Stück vorgenommen habt") und<br />

guten Wünschen auf die Wanderschaft schickt.<br />

Startschuss! Sarja ist genau so nervös wie die Läufer um<br />

uns herum. Sie verwechselt diesen vermutlich bis dato<br />

längsten Geländelauf Deutschlands mit einem Canicross-Sprint<br />

und macht erstmal das Gegenteil dessen,<br />

was ihr Spitzname vermuten lässt. Das bringt meine<br />

Oberschenkel auf leicht überhöhte Betriebstemperatur.<br />

Na bravo; die Dinger müssen noch gut 229 Kilometer<br />

durchhalten. Doch Sarja ist Profi und nach wenigen<br />

Minuten wird ihr klar, dass das hier mal wieder etwas<br />

länger dauern könnte. Sie läuft voraus und zieht gerade<br />

mal so stark, dass die Leine einigermaßen gestrafft<br />

ist. Brav.<br />

Kilometer und Stunden fliegen an uns vorbei. Die Strecke<br />

ist nicht einfach und viele Höhenmeter drosseln das<br />

Durchschnittstempo. Wir befinden uns auf dem Altmühl-Panoramaweg<br />

und Panoramen muss man sich erarbeiten.<br />

Ich komme immer wieder mal mit anderen<br />

Läufern ins Gespräch, während Sarja beständig ihr<br />

Ding durchzieht. Gemütlich wackelt ihr dicker Husky-<br />

Hintern aus Showlinie vor mir her, sie passt sich stets<br />

meinem Tempo an, so wie sie es in den letzten 7 Jahren<br />

während einiger tausend Kilometern auch schon gemacht<br />

hat. Alles eine Frage der Routine und des Willens<br />

eines dickschädeligen Huskys.<br />

Nach 27 Kilometern erreichen wir in Riedenburg, einer<br />

Kleinstadt direkt an der Altmühl, den ersten Verpflegungsstand.<br />

Sarja bleibt draußen, weil drinnen dichtes<br />

Gedränge herrscht. Da ich in meinem Leben schon sehr<br />

viele Western gesehen habe weiß ich: Zuerst wird das<br />

Pferd, dann erst der Reiter versorgt. Also fülle ich den<br />

Faltnapf mit frischer Rohrperle, schnappe mir vom Verpflegungsstand<br />

eine Scheibe Wurst und mache meinen<br />

Hund glücklich.<br />

Wasser ist eh eines der wichtigsten Themen für eine<br />

Unternehmung dieses Ausmaßes. Im Vorfeld habe ich<br />

mich erkundigt, ob es für einen Hund unterwegs genügend<br />

Wasserstellen gibt. Da der JUNUT im kühl-feuchten<br />

April stattfindet und über weite Strecken entlang<br />

von Altmühl, Donau, Naab, Laaber und all deren<br />

Zuflüsse/-bäche verläuft, muss ich mir darüber zum<br />

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Jurasteig Ultratrail<br />

Jurasteig Ultratrail<br />

Glück keine Sorgen machen. Hinzu kommen 12 auf der<br />

Strecke gleichmäßig verteilte Verpflegungsstellen.<br />

Über wild-romantische Steige, vorbei an Burgen, über<br />

wacklige Brücken und auf einer Keltenschanze entlang<br />

führt uns der Weg zum Donaudurchbruch und nach<br />

Kelheim, der zweiten Verpflegungsstelle. Die ersten 50<br />

Kilometer wären geschafft. Die Helfer kümmern sich<br />

rührend um Sarja, während ich mir meine Getränkeflaschen<br />

selbst auffüllen darf. Für die nächste Etappe müssen<br />

wir gut gestärkt sein: Der Goldberg und einige andere<br />

Höhen müssen erklimmt werden, bevor wir wieder<br />

hinunter nach Bad Abbach dürfen.<br />

Die erste Nacht bricht an. Das Leuchthalsband von Sarja<br />

schimmert durch ihr rötliches Fell und wirft gut 2 Meter<br />

vor mir ein puffiges Licht auf den Trail. Der Wald hat<br />

uns fest im Griff und gibt nur sehr selten den Blick auf<br />

die unter uns dahintrödelnde Donau frei. Nach einer<br />

Waldlichtung trotten wir hinunter in den nächsten Ort.<br />

Im Feuerwehrhaus in Matting (Kilometer 77) konnte<br />

man netterweise einen Verpflegungsbeutel hinterlegen<br />

lassen. Für Sarja liegt Hundefutter bereit, welches<br />

deutlich langsamer als die vorangegangenen Wurstscheiben<br />

vertilgt wird. Feuerwehr und Wasserwacht<br />

sind hier in Matting dafür zuständig, die Teilnehmer<br />

des JUNUTs per Boot über die Donau zu bringen. Bei<br />

Tag erledigt diesen Job eine der wenigen Seilfähren,<br />

welche hier noch betrieben werden. Sarja und ich sind<br />

bei dieser Überfahrt kurz vor Mitternacht die einzigen<br />

Fahrgäste und wir bedanken uns herzlich für diesen<br />

tollen Service!<br />

Wir klettern den unglaublich steilen Hang nach oben<br />

und verbringen eine weitere nächtliche Stunde im<br />

stockfinsteren Wald. Als dann endlich die nächste Lichtung<br />

den Blick auf Sternenhimmel und ein wunderschönes<br />

Tal, das verschlafen vor uns liegt, frei gibt, ist<br />

das ein überwältigend schöner Moment. Ich bleibe<br />

kurz stehen, genieße die Aussicht und die nächtliche<br />

Stimmung. Sarja macht exakt das gleiche, allerdings<br />

mit dem Rücken zu mir und den Blick in den finsteren<br />

Wald gerichtet. Da spielt sich für sie die Party ab: geheimnisvolle<br />

Geräusche, flüchtige Bewegungen und<br />

der grandiose Duft nach Wildschwein. Sie hat einfach<br />

keinen Sinn für Romantik.<br />

Kilometer 100<br />

In Pielenhofen sind schon gut 100 Kilometer auf unserem<br />

imaginären Tacho. Das Frühstück ist in der Klosterwirtschaft<br />

angerichtet, es duftet nach Kaffee, warmer Suppe,<br />

und dank Sarja auch schon bald nach nassem Hund. Sie<br />

rollt sich zusammen und schläft für ein paar Minuten, um<br />

anschließend wieder dazustehen, als hätte sie die letzten<br />

18 Stunden nicht ausreichend Bewegung bekommen. Das<br />

Regenerationstempo ist beneidenswert.<br />

Wir laufen in einen schönen Apriltag und die Strecke will<br />

einfach kein Ende finden. Dennoch: Letztes Jahr ging es<br />

mir hier schon deutlich schlechter. Mal nehme ich das<br />

Tempo raus, dann laufe ich mal wieder eine Spur schneller,<br />

um die Muskelgruppen mit Abwechslung zu versorgen.<br />

Sarja ist das egal. Sie läuft immer so voraus, dass die<br />

Leine leicht gespannt ist; mehr nicht. Ökonomie für<br />

Fortgeschrittene.<br />

Wie die Zeit doch vergeht! Der nächste größere Verpflegungsposten<br />

bei Kilometer 135 rückt unaufhaltsam näher.<br />

Hier hat sich unsere Fankurve positioniert, wir werden<br />

lautstark bejubelt. Ich bin gerührt, Sarja lässt es kalt.<br />

Sie trottet zu unserem Bus und springt aus dem Stand in<br />

dessen 1. Stock, direkt in ihre Box, ganz locker, während<br />

ich mich auf einer Bank hinsetze und gleichzeitig frage,<br />

wie ich jemals wieder hoch kommen soll.<br />

Die zweite Nacht<br />

Ich habe ein bisschen Angst vor der kommenden Nacht,<br />

da ich noch nie zwei Nächte hintereinander durchgelaufen<br />

bin. Neuland voraus! Zudem soll es auch recht<br />

kühl werden, sodass ich mir nicht sicher bin, das richtige<br />

Quantum an Kleidung dabei zu haben. Kerkis hat<br />

dieses Problem nicht. Das, was wie eine alte, vergammelte<br />

Decke aussieht, ist in Wirklichkeit ein funktionales<br />

Hightech-Fell, welches bei Temperaturen zwischen<br />

minus und plus 20 Grad immer für Wohlfühltemperatur<br />

sorgt.<br />

Meine Prinzessin! Kaum hängt er an meinem Bauchgurt,<br />

schon sprüht er nur so vor Tatendrang! Ich mache<br />

ihm klar, dass mein Bewegungsapparat nicht mehr der<br />

beste ist und dieser sich erstmal ganz langsam und<br />

schonend einrollen muss. Wir ziehen ab durch den<br />

Wald, stapfen über matschig-aufgeweichte Feldwege<br />

und gelangen schließlich über lichte Fichtenwälder auf<br />

einen naturnahen und sehr hügeligen Pfad mit alpinem<br />

Charakter.<br />

An allen Verpflegungsstellen bin ich mit Hundebegleitung<br />

mehr als nur Willkommen. Der Hund ist ein Kommunikationsgarant,<br />

selbst dann, wenn man zu noch so<br />

unmenschlicher Uhrzeit bei übermüdeten Helfern ankommt.<br />

"Der sieht noch viel fitter aus als Du" Ja, danke<br />

auch. Dafür muss Kerkis unterwegs leiden. Um meine<br />

Müdigkeit zu unterdrücken, fange ich an zu singen,<br />

wobei sich meine Melodie- und Textsicherheit in Grenzen<br />

halten. Da muss er durch.<br />

Kerkis bleibt gerne draussen vor den Verpflegungs-<br />

Räumlichkeiten liegen, und während er auf mich wartet,<br />

wird er von eintrudelnden Läufern begrüßt und<br />

gestreichelt. Kerkis findet das toll, denn Sportler, welche<br />

bereits seit über 170 Kilometern unterwegs sind,<br />

riechen einfach klasse!<br />

Die zweite Nacht bricht an und mir geht es richtig gut.<br />

Mal abgesehen von der extremen Müdigkeit und den<br />

Halluzinationen, welche diese mit sich bringt. Abgesehen<br />

von den schmerzenden Beinen und Gelenken, den<br />

offenen Blasen an den Füßen, dem flauen Magen von<br />

all dem Kaffee, ... aber sonst geht es mir richtig gut.<br />

Wir durchstreifen das Tal der weißen Laber und dieses<br />

wird im Reiseführer als idyllisch betitelt. Auf einem<br />

querliegenden Baumstamm im Wasser bekämpfen sich<br />

zwei riesige Wildkatzen. Ich habe Angst, dass sich deren<br />

Zorn auch gegen mich richtet. Obwohl ich sie mit<br />

meiner Stirnlampe frontal anleuchte, ergreifen sie<br />

nicht die Flucht. Kerkis scheint das alles kalt zu lassen -<br />

so kenne ich sie gar nicht! Plötzlich verwandeln sich die<br />

Tiere in gekrümmte Äste. Ich beschließe, bei der nächstbesten<br />

Möglichkeit ein paar Minuten zu schlafen.<br />

Bei Kilometer 195 erreichen wir den letzten großen<br />

Verpflegungsstand im Sportheim Deining. Kerkis bekommt<br />

was zu fressen und rollt sich dann erstmal für<br />

eine Portion Schönheitsschlaf (hat er eigentlich nicht<br />

nötig) zusammen. Für mich gibt es lauwarme Nudeln<br />

mit Ketchup-Soße, so etwas leckeres habe ich schon<br />

lange nicht mehr gegessen. Anschließend lege ich mich<br />

auf die Bank und mache für einen kurzen Moment die<br />

28 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 29


Jurasteig Ultratrail<br />

Augen zu. Das habe ich mir nach gut 40 Laufstunden<br />

verdient. Bereits 15 Minuten später werde ich von Nicola<br />

geweckt. Nicola hat sich Kerkis und mir vor etwa 6<br />

Stunden angeschlossen und seitdem torkeln wir gemeinsam<br />

durch die zweite Nacht. "Wir müssen weiter!"<br />

Durch diese Meldung stellen sich mir einige wesentliche<br />

Fragen: Wer ist wir, wer bin ich, und warum<br />

zum Teufel muss ich jetzt irgendwas tun, das nicht mit<br />

dem Begriff "schlafen" unmittelbar zusammen hängt?<br />

In diesem Moment hätte ich gewünscht, in Kerkis würde<br />

wenigstens eine Prise Wachhund stecken, der seinen<br />

Besitzer vor schlafstörenden Einwirkungen beschützt.<br />

Doch alles jammern hilft nichts. Ein Bein vor das andere<br />

stellen und das einige tausend mal wiederholen, dann<br />

ist es geschafft. So die Theorie.<br />

Endspurt<br />

Es wird hell und bei der allerletzten Verpflegungsstelle<br />

in Holnstein (Kilometer 215) gönne ich mir ein<br />

Guten-Morgen-Bier. Kerkis bekommt den Schaum -<br />

darauf fährt er voll ab. Die letzten 15 Kilometer würde<br />

ich am liebsten vor Freude sprinten, aber meine Beine<br />

sind anderer Meinung. Egal, denn nach knapp 49 Stunden<br />

erreichen wir mit einem Grinsen im Gesicht das<br />

Ziel! Kerkis hat ganze Arbeit geleistet, das heisst, er<br />

war die letzten knapp 100 Kilometer ständig vor mir<br />

und hat mich sicher über den Trail gebracht. Wenn im<br />

Halbdunkel ein Ast auf dem Weg lag, ist er entweder<br />

darüber gesprungen oder drum herum gelaufen. Ich<br />

musste es ihm, leicht zeitverzögert, einfach nur nachmachen.<br />

So ein Schrittmacher ist für einen schlaftrunkenen<br />

Geländeläufer einfach unbezahlbar.<br />

Wir melden uns im Sportheim Dietfurt zurück und kassieren<br />

von den Anwesenden den verdienten Applaus.<br />

48 Stunden und 52 Minuten waren wir unterwegs und<br />

das erste, was ich mir denke ist: "Nie wieder. Nie wieder...<br />

ein Jahr ohne den JUNUT. Und – wenn möglich –<br />

auch nie wieder ohne Hund."<br />

Es muss nicht gleich ein Ultra sein<br />

An Laufveranstaltungen mit Hundebegleitung teilzunehmen<br />

macht großen Spaß, wenn man ein paar kleine<br />

Regeln beachtet. Ist in der Ausschreibung ausdrücklich<br />

erwähnt, dass das Mitnehmen von Haustieren/Hunden<br />

untersagt ist, dann sollte man das natürlich beherzigen.<br />

Es gibt aber sehr viele Laufveranstaltungen, bei<br />

denen man mit Hund ein gern gesehener Gast ist. Damit<br />

das so bleibt, sollte man sich auch wie ein Gast benehmen.<br />

Oberste Regel: behindere niemals einen Läufer,<br />

der jede Sekunde in die Waagschale wirft! Beispiel:<br />

wenn Du Dich mit Hund beim Start ganz vorne anstellst,<br />

Dein Hund ganz links und Du ganz rechts, dazwischen<br />

die Leine, und dann die Kenianer reihenweise<br />

´drüberstolpern, war es vermutlich Deine letzte Teilnahme<br />

dort.<br />

Also: beim Start erstmal nach hinten, die Schnellen ziehen<br />

lassen, und sobald sich nach wenigen Kilometern<br />

die Reihen lichten: linker Blinker ´rein und … zeig´s ihnen!<br />

Oder auch nicht. So ein Marathon oder Ultra kann<br />

nämlich auch gemütlich seinen Charme entwickeln.<br />

Wozu hetzen, wenn man für die komplette Zeit bis<br />

zum Cut-Off bezahlt hat? Viele Marathons und vor allem<br />

Ultras führen größtenteils abseits jeglicher geteerter<br />

Piste durch wunderschöne Landschaften. Und je<br />

kleiner und familiärer die Veranstaltung, desto stressfreier<br />

gestaltet sich die Mitnahme des vierbeinigen<br />

Begleiters.<br />

Weitere Infos zu unseren <strong>sport</strong>lichen Aktivitäten mit<br />

Hund findet ihr unter lennyracingteam.de . Wer jetzt<br />

auf das ganz große Ding angefixt ist und sich die Details<br />

zum JUNUT zu Gemüte führen will, sollte sich unter<br />

junut.de erkundigen. Hier gibt es auch einige schöne<br />

Bildergalerien von der hier beschriebenen (Tor-)<br />

Tour.<br />

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Geschirre<br />

Zuggeschirre<br />

© Uwe Radant<br />

Zuggeschirre<br />

Wesentlich am Geschirr ist,<br />

dass der Hund durch das<br />

Geschirr in seiner Bewegungsfreiheit<br />

und Atmung<br />

möglichst wenig eingeschränkt<br />

wird und dass die<br />

vom Geschirr auf den Hund<br />

ausgeübte Gegenkraft sich<br />

möglichst großflächig verteilt,<br />

um ein Wundreiben<br />

und das Auftreten von<br />

Druckstellen zu vermeiden.<br />

Bei allen Sportarten wie Canicross, Bikejöring,<br />

Dogscooting und auch am Trike verläuft die Jöring-<br />

Zugleine vom Hund weg nach schräg oben zum Gürtel<br />

des Läufers bzw. zum Gefährt. Dieser „Schräg nach<br />

oben Verlauf“ bewirkt, dass sich das Geschirr vom Rücken<br />

des Hundes abhebt und zwar egal ob Faster, SAFE-<br />

TY, X-Back, Fishback, Non Stop Motion oder, oder oder.<br />

Somit ist es bei den aufgeführten Sportarten unbedeutend<br />

wie das Geschirr auf dem Rücken des Hundes geschnitten<br />

ist. Das Geschirr liegt nicht auf dem Rücken<br />

des Hundes auf.<br />

Entscheidend für den Hund ist also nicht die Rückenauflage<br />

(die sich unter Zug abhebt) vielmehr die Geschirrauflage<br />

am auftretenden Zugpunkt an Unterlinie<br />

und Vorderbrust, sowie über die Schultern. Unter diesem<br />

Aspekt hebt sich m.E. das Faster und das SAFETY<br />

Geschirr durch den besonderen Schnitt mit der breiten<br />

Auflage am Zugpunkt deutlich von den gepolsterten<br />

Gurtband-Geschirren ab.<br />

Auf den Rennplätzen wird überwiegend das Faster Geschirr<br />

eingesetzt. Immer wenn die Zugleine vom Hund<br />

weg nach schräg oben verläuft, ist das SAFETY Geschirr<br />

eine gute Alternative im Zughunde Sport. Das SAFETY<br />

ist universeller in der Passform und somit auch für Hunde,<br />

die von dem typischen Schlittenhundekörperbau<br />

abweichen, oftmals die geeignetere Standardlösung<br />

und damit vielseitiger im Gebrauch. So kann das SAFE-<br />

TY gern auch als Führgeschirr (z.B. Hund läuft neben<br />

dem Fahrrad) oder Mantrailgeschirr genutzt werden.<br />

Immer wenn der Zug von schräg unten kommt, wie<br />

beim Schlitten oder vierrädrigen Wagen, muss ein Geschirr<br />

verwendet werden, welches über den gesamten<br />

Hund hinüberragt und die Leine hinter dem Hund eingeklinkt<br />

wird, so dass die Leine nicht auf dem Hunderücken<br />

scheuert wie das z.B. beim Faster Geschirr gegeben<br />

ist.<br />

© Uwe Radant<br />

Unser SAFETY ist unter Berücksichtigung ergonomischer<br />

Gesichtspunkte beim an der Leine arbeitenden<br />

Hund speziell für den täglichen Gebrauch entwickelt<br />

worden.<br />

Die besonders breite, angenehme Auflage des SAFETY<br />

am Zugpunkt des Hundes, gewährleistet ein großflächiges<br />

Verteilen des Zugdruckes auf die Brust des Hundes.<br />

Die schräg über dem Brustkorb angesetzten Gurte<br />

verhindern - wie es bei herkömmlichen Führgeschirren<br />

oftmals der Fall ist - ein Verschieben der Brustauflage<br />

in Richtung Kehle des Hundes. Diese Besonderheit verhindert<br />

auch unter starkem Zug ein Würgen am Hals<br />

des Hundes.<br />

Neben den Vorteilen, die sich daraus für die Gesundheit<br />

des Hundes ergeben, haben wir beim SAFETY<br />

zusätzlich darauf geachtet, dass die Handhabung unkompliziert<br />

und einfach für Hund und Mensch ist.<br />

Zwei seitlich angebrachte Klickverschlüsse garantieren<br />

ein schnelles An- und Ablegen des Geschirrs.<br />

Das SAFETY ist aus pflegeleichtem, wasserresistentem<br />

Gewebe, dreilagig mit innenseitiger Polsterung gefertigt.<br />

Der individuell verstellbare Gurt für den Brustumfang<br />

verläuft in einer Ummantelung dieses speziellen<br />

Stoffes.<br />

Die Kantenabschlüsse sind haut- und fellschonend gearbeitet.<br />

Somit ist gewährleistet, dass auch bei längerer,<br />

intensiver Arbeit des Hundes mit dem SAFETY keine<br />

Scheuerstellen durch Gurte, Schnallen und<br />

Verschlüsse entstehen können.<br />

Das ohnehin attraktive Design des SAFETY haben wir<br />

zur Erhöhung der Sicherheit bei Dunkelheit durch<br />

zusätzliche Reflektorbänder deutlich aufgewertet.<br />

Vielseitige Anwendungsmöglichkeiten:<br />

© Uwe Radant<br />

Unser patentiertes FASTER Renn- und Zuggeschirr unterstützt<br />

die Leistungsmöglichleiten des arbeitenden<br />

Hundes unter ergonomischen Gesichtspunkten optimal.<br />

Die besonders breite Auflage des FASTER an Unterlinie<br />

und Vorderbrust des Hundes ermöglicht:<br />

• dass das Geschirr mittig auf dem Zugpunkt (die Brust)<br />

fixiert ist<br />

• ein großflächiges Verteilen des Zugdrucks auf die<br />

Brust des Hundes<br />

Das FASTER ist aus pflegeleichtem, wasserresistentem<br />

Gewebe dreilagig mit innenseitiger Polsterung gefertigt.<br />

Die Kantenabschlüsse sind haut- und fellschonend<br />

gearbeitet. Somit ist gewährleistet, dass auch bei langer,<br />

intensiver und harter Arbeit des Hundes mit dem<br />

FASTER keine Scheuerstellen entstehen.<br />

Durch den ergonomischen Schnitt des FASTER Zuggeschirrs<br />

können wir auf das sonst übliche Gurt-X auf<br />

dem Back (Rücken) verzichten. Durch den nun *freien*<br />

Rücken kann der Hund seinen natürlichen Bewegungsablauf<br />

im Speed (wellenartige Rückenbewegung) ohne<br />

jegliche Beeinträchtigung durchführen.<br />

Mit <strong>sport</strong>lichem Gruß,<br />

Uwe Radant<br />

Welt-, Europa- und Deutscher Meister im<br />

Schlittenhunde<strong>sport</strong><br />

www.uwe-radant.com<br />

© Uwe Radant<br />

32 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 33


Hund und Recht<br />

Hund und Recht<br />

Haftungsfalle Zughund?<br />

Auf einem von mir im letzten<br />

Sommer besuchten Better<br />

Mushing Seminar wurde<br />

von einem Versicherungsmakler<br />

folgende These<br />

aufgestellt:<br />

„Egal was dein Hund macht,<br />

du bist immer Schuld wenn<br />

was passiert und dafür haben<br />

wir hier eine ganz tolle<br />

Schlittenhundehaftpflichtversicherung<br />

….“<br />

© Joy Designs<br />

Naja der Jurist ist ja gern mal kritisch und dann kamen<br />

die Beispiele: Eine Frau steigt über das Flatterband,<br />

steht mit der Kamera auf dem Trail und wird vom<br />

Team einfach umgefahren. Oder auch ein Einbrecher<br />

kommt zu euch in die Wohnung und wird vom Hund<br />

gebissen. In beiden Fällen haftet der Tierhalter für die<br />

entstandenen Schäden.<br />

So weit … so falsch.<br />

Was hat es mit der Tierhalterhaftung nun auf sich?<br />

Ausgangspunkt ist § 833 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch)<br />

und der lautet wie folgt:<br />

„Wird durch ein Tier ein Mensch getötet oder der Körper<br />

oder die Gesundheit eines Menschen verletzt oder<br />

eine Sache beschädigt, so ist derjenige, welcher das<br />

Tier hält, verpflichtet, dem Verletzten den daraus entstehenden<br />

Schaden zu ersetzen. Die Ersatzpflicht tritt<br />

nicht ein, wenn der Schaden durch ein Haustier verursacht<br />

wird, das dem Beruf, der Erwerbstätigkeit oder<br />

dem Unterhalt des Tierhalters zu dienen bestimmt ist,<br />

und entweder der Tierhalter bei der Beaufsichtigung<br />

des Tieres die im Verkehr erforderliche Sorgfalt beobachtet<br />

oder der Schaden auch bei Anwendung dieser<br />

Sorgfalt entstanden sein würde.“<br />

Den zweiten Satz lassen wir jetzt mal weg, der gilt nur<br />

für Tiere, die man beruflich hält.<br />

Kommen wir für den ersten Satz mal auf den Einbrecher<br />

zurück, der bei mir einsteigt und von meinem<br />

Hund gebissen wird, so klingt das in der Tat so, als müsse<br />

man den Schaden (Behandlungskosten, zerrissene<br />

Kleidung usw.) tatsächlich ersetzen. Der Normalbürger<br />

denkt sich „das kann ja wohl nicht sein!“ und hat damit<br />

ausnahmsweise Recht.<br />

Für solche Fälle hält der Jurist § 254 BGB bereit, in dem<br />

etwas von „Mitverschulden“ des Geschädigten steht.<br />

Wenn ich einem mir bekannt bissigen Hund die Hand<br />

hinhalte, dann darf der da reinbeißen ohne das sein<br />

Besitzer mir was zahlen müsste und auch für unseren<br />

unerbetenen Gast hält das Oberlandesgericht München<br />

folgendes Urteil für angemessen:<br />

„Hat der durch den Hund Verletzte das Haus betreten<br />

ohne vorher zu klingeln, und konnte er aufgrund des<br />

hierdurch verursachten Lautgebens des Hundes erkennen,<br />

dass er mit einem aggressiven Verhalten wegen<br />

des Eindringens in das Revier rechnen musste, ist die<br />

Haftung des Tierhalters wegen schuldhafter Selbstgefährdung<br />

ausgeschlossen.“<br />

Und das war ein Dackel und der Eindringling nicht einmal<br />

ein Einbrecher! Das Stichwort heißt hier „schuldhafte<br />

Selbstgefährdung“ und das gilt natürlich erst<br />

Recht für unseren Einbrecher.<br />

Wieder zurück zum Zughunde<strong>sport</strong><br />

Und um noch kurz auf die umgefahrene Kamerafrau<br />

zurückzukommen, ist auch das kein Fall der Tierhalterhaftung.<br />

Der Musher hat so zu fahren, dass er niemanden<br />

umfährt. Den Schaden hat also ganz allein der<br />

Musher und nicht das Tier verursacht, es muss sich nämlich<br />

um eine spezielle Tiergefahr handeln, die sich verwirklicht.<br />

Nehme ich meinen Hund als Wurfgeschoss<br />

(nein, ich mache das nicht wirklich!), wäre auch das<br />

kein Fall der Tierhalterhaftung. Die Tierhalterhaftung<br />

greift allenfalls dann, wenn die Hunde dem Musher<br />

eben nicht mehr gehorchen, sondern sich beispielsweise<br />

selbständig machen oder, was auch schon geschehen<br />

ist, Besucherhunde, die dämlicher weise an die Strecke<br />

geführt wurden, beißen. Auch hier stellt sich natürlich<br />

die Frage des Mitverschuldens, so dass der Halter höchstens<br />

einen Teil des Schadens zu begleichen hat.<br />

Das man trotzdem eine Haftpflichtversicherung haben<br />

sollte steht natürlich außer Frage, allerdings aus einem<br />

anderen Grund. Wenn es nur um Kleinschäden ginge,<br />

könnte man sich noch überlegen das Risiko einzugehen,<br />

aber läuft der Hund auf die Straße, ein Tanklastzug<br />

weicht aus und fährt in den Graben, sind schnell sechs –<br />

bis siebenstellige Schadensbeträge aufgelaufen, die tatsächlich<br />

auf den Hundehalter zukommen würden.<br />

Nun könnte man allerdings auf die Idee kommen, dass<br />

wenn der Hund nichts macht, also beispielsweise<br />

schläft, auch der Halter in Sicherheit wäre. Weit gefehlt<br />

sagt uns das OLG Hamm und verurteilt den Tierhalter zu Schadenersatz<br />

und Schmerzensgeld, weil jemand über den schlafenden(!)<br />

Hund gestolpert ist. Die Begründung macht uns Juristen<br />

alle Ehre:<br />

„Es ist auf die tierimmanente Gefahr des Hundes zurückzuführen,<br />

dass die Klägerin unstreitig beim Verlassen des Ladenlokals<br />

über ihn stürzte und sich am rechten Knie verletzte. Bei<br />

der Rechtsgutverletzung der Geschädigten hat sich gerade die<br />

dem Tier typischerweise anhaftende Gefahr verwirklicht, indem<br />

der Schaden auf der Unberechenbarkeit und Selbstständigkeit<br />

tierischen Verhaltens sowie der dadurch hervorgerufenen<br />

Gefährdung beruht. Dies ist nach der Rechtsprechung<br />

auch der Fall, wenn ein Tier ein gefährliches Verkehrshindernis<br />

bildet, weil es sich eigenmächtig ohne Rücksicht auf den Verkehr<br />

in den Verkehrsraum begeben hat und dort ruht. Ein solches<br />

unbekümmertes Verhalten entspricht der tierischen Natur;<br />

in ihm wirkt sich die Gefahr aus, die die Haltung des Tieres<br />

mit sich bringt und derentwegen die besondere Tierhalterhaftung<br />

geschaffen worden ist. Demgemäß ist nicht darauf abzustellen,<br />

dass der Hund regungslos auf dem Boden lag und<br />

schlief, sondern darauf, wie das Tier in seine Lage gelangt ist.<br />

Der Hund hat sich nicht etwa aufgrund irgendeiner Einwirkung<br />

durch einen Menschen, die ihm keine andere Freiheit<br />

ließ, sondern unstreitig frei und von selbst in den einzigen Zugang<br />

des Ladens begeben und schlafen gelegt.“<br />

Auch ich werde also darauf achten, dass unsere Bürohunde in<br />

Zukunft gefälligst auf ihren Kissen liegen! Rücksichtslose<br />

Schläfer!<br />

Der Autor<br />

Andreas Liebers,<br />

Jahrgang 1964, ist Strafverteidiger,<br />

Fachanwalt<br />

für Strafrecht und Steuerrecht<br />

und Partner einer<br />

auf Wirtschaftsstrafsachen<br />

spezialisierten<br />

Kanzlei in Heidelberg.<br />

Seit 2009 betätigt er<br />

sich mit seinem Sibirian<br />

© Joy Designs<br />

Husky Jack, von der Organisation Nothilfe für Polarhunde<br />

e.V., vor allem im Canicross bzw. Geländelauf. Zum<br />

„Familienrudel“ gehören neben erwachsenen Söhnen<br />

und einer Lebensgefährtin, die als Hundephysiotherapeutin<br />

und Hundetrainerin tätig ist, auch noch eine Husky<br />

– Mix Hündin aus dem Tierheim Schorndorf und ein<br />

junger Malinois.<br />

Neben Jack gehören zum „Kanzleirudel“ noch zwei<br />

freundliche Kleinhunde von Sekretärinnen, die für gute<br />

Stimmung im Büro sorgen.<br />

34 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 35


Heilpädagogisch Arbeit<br />

Heilpädagogik<br />

Zughunde<strong>sport</strong> in der<br />

Heilpädagogischen Arbeit<br />

Den meisten Kindern in unserer<br />

Gesellschaft mangelt es<br />

leider an Bewegung. So wird<br />

der angeborene Drang nach<br />

körperlicher Auslastung oft<br />

unterbunden und es werden<br />

„praktischere“ Beschäftigungsmethoden<br />

geduldet,<br />

wie zum Beispiel Computer<br />

spielen und Fernsehen.<br />

Für die Entwicklung eines heranwachsenden Menschen<br />

ist es aber notwendig, den natürlichen Bewegungsdrang<br />

in der freien Natur zu befriedigen. Hierzu<br />

gehört auch das Scheitern, Stürzen, Verletzen, sich<br />

schmutzig machen usw. Nur so können die Selbstwirksamkeitskräfte<br />

der Kinder gedeihen.<br />

Gerade die Natur, mit ihrer relativen „Unstrukturiertheit“<br />

lässt es zu, dass Kinder sich auf das wesentliche<br />

einlassen und mental entspannen. Organisierte Bewegungsabläufe,<br />

z.B. in Turn-/ Gymnastikräumen, sind<br />

meines Erachtens kein Ersatz für die freie Bewegung in<br />

der Natur.<br />

Hinzu kommt, dass Menschen auch schon immer das<br />

Bedürfnis haben, in der Natur mit anderen Tieren in<br />

Verbindung zu sein.<br />

In diesem Artikel möchte ich primär auf die Beziehung<br />

„Mensch - Hund“ eingehen.<br />

Hund und Mensch jagten schon immer zusammen und<br />

kamen mit einer Beute nach Hause, die keiner von ihnen<br />

alleine hätte erlegen können. Auch Hunde, die<br />

Schafe oder den Hof hüten, Schlitten ziehen oder sonst<br />

einen Job haben, ziehen aus der Symbiose den Nutzen,<br />

versorgt zu werden und als Gegenleistung verrichten<br />

sie ihre Arbeit. Gebrauchshunde und Menschen leben<br />

in einer mutualistischen Beziehung. Also eine Beziehung<br />

von gegenseitigem Nutzen.<br />

Wenn wir uns wirklich auf die „Symbiose“ Mensch-<br />

Hund einlassen, profitieren und lernen wir eigentlich<br />

mehr von der Beziehung als der Hund.<br />

Da ich mit Hunden aufgewachsen bin und eigentlich<br />

ständig in der Natur unterwegs war, durfte ich schon<br />

früh erfahren, welchen positiven Einfluss diese fantastischen<br />

Tiere auf mein Unterbewusstsein (Gemüt)<br />

ausüben.<br />

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Heilpädagogik<br />

Heilpädagogik<br />

Dass der Umgang und die Gegenwart eines Hundes die<br />

Lebensqualität steigert ist offensichtlich.<br />

Die Einsicht, dass Tiere nicht nur als Nutztiere dem<br />

Menschen und der Gesellschaft dienen, sondern<br />

auch helfen und heilen können gilt in der pädagogischen<br />

und therapeutischen Arbeit als erwiesen und ist<br />

absolut anerkannt.<br />

Als Diplompädagogin und aktive Zughunde<strong>sport</strong>lerin ist<br />

es naheliegend unsere Hunde als Medium und „Teacher“<br />

in meiner pädagogischen Arbeit einzusetzen.<br />

Von der Wirkung, im speziellen vom Canicross (laufen<br />

mit Hund) bin ich absolut begeistert.<br />

Im Canicross kommen einige „sehr dienliche“ Faktoren<br />

zusammen:<br />

• Bewegung in der freien Natur<br />

• Der Umgang mit einem Hund<br />

Sicherheit und Kontrolle<br />

Die Grundvoraussetzungen für dieses aktive und entspannte<br />

Miteinander von Kind und Hund sind, dass<br />

der Läufer immer in der Lage ist, den Hund in seiner<br />

Arbeitsphase zu kontrollieren. Nur so kann man eventuelle<br />

Überlastungen des Kindes verhindern.<br />

Je nach Alter (mind. 10 Jahre), Größe und körperlicher<br />

Konstitution suchen wir den passenden Hund aus. Somit<br />

ist der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen<br />

möglich.<br />

Die erste selbstständige Kontaktaufnahme mit den<br />

Hunden ist für die Kinder in der Regel sehr einfach.<br />

Meistens suchen sich die Kinder ihren Partner selbst aus<br />

und es passt sogar. Die Arbeit mit den Hunden hat bei<br />

Kindern einen hohen Aufforderungscharakter. Da Hunde<br />

völlig unvoreingenommen auf Kinder zugehen, sie<br />

so akzeptieren, wie sie sind, und sich keine Urteile über<br />

sie bilden, fühlen sich die Kinder willkommen.<br />

• Erfahren des Teamgedankens<br />

• Förderung der Intuition und des kreativen Denkens<br />

• Weiterentwicklung von sozialen Kompetenzen<br />

38 | <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> <strong>dog</strong> & <strong>sport</strong> | 39


Heilpädagogik<br />

Heilpädagogik<br />

Vor allem ruhige und ausgeglichene Hunde mit entsprechender<br />

Erfahrung sind geeignet<br />

Unsere Hunde wachsen mit unseren eigenen Kindern<br />

auf, sie haben keinerlei Berührungsängste. Schnelle<br />

„hektische“ Bewegungen oder plötzliches Umarmen<br />

kennen die Hunde und sind daher kein Problem. Dies<br />

ist meines Erachtens ein wichtiges Kriterium für die<br />

heilpädagogische Arbeit, da Kinder sich vollkommen<br />

anders gebärden als Erwachsene.<br />

Ein sanftes Gemüt und eine solide Grundausbildung<br />

des Hundes sind Voraussetzung für eine stressfreie Arbeit<br />

mit Kindern.<br />

Nicht nur bei dem Hund bedarf es einer Grundschulung,<br />

auch der Halter muss fähig sein, wichtige Anzeichen<br />

z.B. Stresssituationen, Unsicherheit und Überforderung<br />

beim Hund zu erkennen.<br />

Beziehung aufbauen<br />

Gut ausgebildete und erfahrene Canicross Hunde sind<br />

durchaus in der Lage, sich während der Arbeitsphase<br />

auf den Läufer einzustellen.<br />

Darüber hinaus besitzen sie die Fähigkeit, das momentane<br />

Befinden (die Stimmung) der Kinder zu erfassen. Da<br />

Kinder eine noch wesentlich intuitiverer Wahrnehmung<br />

haben als wir Erwachsenen, fällt es ihnen nach entsprechender<br />

Einweisung, nicht sonderlich schwer, die Körpersprache<br />

und Mimik der Hunde einzuordnen.<br />

Schnell lernen sie die Signale, die jeder Handlung vorausgehen<br />

zu verstehen und desto mehr Vertrauen bauen sie<br />

auf. Das Kind wird zum aktiven Beobachten und Sich-Einfühlen<br />

aufgefordert. Stimmungsänderungen und Handlungsabsichten<br />

der Hunde werden somit immer besser<br />

erkannt.<br />

Die „Beziehungsarbeit“ zwischen den beiden Individuen<br />

wird natürlich über den gesamte Zeitraum von uns unterstützt<br />

und gefördert.<br />

Die Kinder lernen dadurch auch Verantwortung für das<br />

Wohlergehen ihrer Partner zu übernehmen.<br />

Immer wieder setzen wir auf die gemeinsame „freie“ Bewegung<br />

zwischen Mensch und Hund, da diese Konstellation<br />

eine wichtige Beziehungsqualität hat. Ist sie sensibel<br />

für die pädagogische Situation gestaltet, wirkt sie sich<br />

positiv auf alle Beteiligten aus.<br />

Praxis – Arbeitsphase<br />

Die Stunden sollten aufeinander aufbauen gut organisiert,<br />

aber auch nach Bedarf angepasst, und flexibel<br />

gestaltet werden. Um den Kindern einen Rahmen<br />

zu geben, sind die Settings in 5 Phasen unterteilt:<br />

• Begrüßung<br />

• Aufwärmphase<br />

• Arbeitsphase<br />

Die Begrüßung findet auf unserem großen Gelände<br />

(Wiese) statt. Wir wählen das freie Spiel als erste Kontaktaufnahme.<br />

Kinder und Hunde laufen und tollen<br />

gemeinsam herum. Hierbei beobachten wir die nonverbale<br />

Kommunikation zwischen Mensch und Hund. Signalisiert<br />

der Hund Freude und Zufriedenheit, bekommt<br />

das Kind die erste positive Verstärkung. In diesem gemeinsamen<br />

Miteinander erkennt man ganz klar wie<br />

stark der Fokus des Kindes ist. Lässt der Fokus nach, orientiert<br />

sich der Hund anderweitig. Durch diese direkte<br />

Spiegelung bekommt das Kind die Möglichkeit sein<br />

Verhalten zu reflektieren und ggfs. zu verändern. Das<br />

klare Gesetz von „Aktion und Reaktion“ ermöglicht einen<br />

zunächst völlig wertfreien Aufbau der Beziehung.<br />

Das Selbstbewusstsein des Kindes wird dadurch<br />

gestärkt!<br />

Nach dem gemeinsamen Kennenlernen sind Kind und<br />

Hund aufgewärmt und es wird damit begonnen die<br />

richtige Ausrüstung (Geschirre und Canicrossgürtel)<br />

auszusuchen. Wir zeigen den Kindern, wie man den<br />

Hunden die Zuggeschirre anzieht, und passen den Läufern<br />

die Hüftgürtel an.<br />

Um den Trieb der Hunde nicht zu sehr zu potenzieren<br />

starten maximal 2 Kinder mit einem Hund. Die erste<br />

Strecke beträgt ungefähr 800m (je nach Fitness des Kindes),<br />

um die Läufer nicht zu überfordern.<br />

Der Hund ist ein Rudeltier und benötigt für eine positive<br />

Zusammenarbeit die ganze Aufmerksamkeit des<br />

Schülers. Entschlossenheit löst eine arbeitswillige Reaktion<br />

beim Hund aus. In dieser Phase lernt der Schüler<br />

erneut durch das unmittelbare „spiegelnde“ Verhalten<br />

des Hundes, was sein Impuls bzw. die innere Haltung in<br />

dieser Einheit auslöst.<br />

Während der Zugarbeit nimmt der Schüler an Geschwindigkeit<br />

auf, der Hund zieht mit ihm an einem<br />

Strang und unterstützt ihn. Sie sind miteinander verbunden<br />

und treten verbal und nonverbal in Kontakt.<br />

Danach kommt die Phase der „stillen Sprache“. Es wird gekuschelt,<br />

gebürstet und einfach nur zusammen „abgehangen“.<br />

Das sind sehr pädagogisch wertvolle Momente.<br />

Die Teilnehmer lernen in unseren Stunden Verantwortung für<br />

den „Partner Hund“ zu übernehmen und erlangen eine positive<br />

Kompetenzerfahrung, welche ihr Selbstwertgefühl steigert.<br />

Der sozio - emotionaler Austausch in der gemeinsamen Aktivität<br />

im hier und jetzt baut ein positives Selbstbild auf.<br />

In regelmäßigen Abständen reflektieren wir die Stunden mit<br />

dem Kind. Hierbei orientieren wir uns an den Stärken des<br />

Schülers. Wie fühlt es sich mit seinem Hund, was sind seine<br />

weiteren Erwartungen und Zielsetzungen in der Zughundearbeit.<br />

Wichtig hierbei ist, dass die Ziele nicht so hoch gesteckt<br />

werden und der Leistungsgedanke außen vor bleibt .<br />

Ist das Kind und der Hund glücklich, sind wir zufrieden!<br />

Steckbrief:<br />

Viola Hummel<br />

Dipl. Pädagogin und Psychomotorikerin<br />

Mutter von 3 Kindern<br />

Deutsche Meisterin im Canicross<br />

www.zughundeschule-pfotenläufer.de<br />

• Belohnung (Versorgen)<br />

• Ausklang positiver Abschluss (Oualitytime)<br />

Ziel ist es, dass beide zu einem gemeinsamen Rhythmus<br />

während des Laufens finden.<br />

Bei diesem gemeinsamen Erlebnis fühlen sich Kinder<br />

und Jugendliche während des Laufens nicht einsam, sie<br />

erfahren sogar vom Hund (Freund) eine Unterstützung.<br />

Sind Kind und Hund gut in Form und gut aufeinander<br />

abgestimmt, erleben sie während des Laufens einen<br />

„Flow“. Und genau dieses Gefühl ist ein Hauptziel unserer<br />

Arbeit .<br />

Nach getaner Arbeit belohnt das Kind den Hund mit<br />

Futter und Streicheleinheiten und agiert automatisch<br />

mit positiver Verstärkung.<br />

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Frisbee<br />

Frisbee<br />

Hundefrisbee –<br />

ein Sport für Körper<br />

und Köpfchen<br />

Das Bällchenspielen hat<br />

Konkurrenz bekommen –<br />

seit einigen Jahren verbreitet<br />

sich ein neuer Trend, bei<br />

dem die Hundebesitzer die<br />

Frisbees fliegen lassen.<br />

Hundefrisbee – was steckt<br />

dahinter<br />

Bei dieser modernen Sportart für Mensch und Hund<br />

ergibt sich eine abwechslungsreiche körperliche<br />

und geistige Auslastung für den vierbeinigen Freund.<br />

Gespielt wird mit etwa fünf Frisbees, welche der Hund<br />

aus der Luft fängt. Doch es geht um mehr als um das<br />

Hinterherrennen und Fangen einer Frisbee. Durch unterschiedliche<br />

Würfe und das Einüben verschiedener<br />

Sprungvarianten, wie dem Springen über das Bein des<br />

Menschen, oder Tricks, wie Slalom laufen, kann der<br />

Sport individuell und bis zur Turnierebene betrieben<br />

werden.<br />

Voraussetzungen für Hund und Halter<br />

Hundefrisbee ist grundsätzlich für jeden gesunden<br />

Hund geeignet, der Freude am Spielen und Apportieren<br />

hat. Jedoch sollte das Frisbeespielen dem Alter<br />

und der Größe des Hundes angepasst werden. Ein junger<br />

Hund, der noch nicht ausgewachsen ist, kann schon<br />

mit den Grundlagen wie Apportieren, Warten und einigen<br />

Tricks vertraut gemacht werden. Doch erst wenn er<br />

ausgewachsen und gesund ist, wird die Frisbee auch<br />

mal weiter geworfen, und der Hund darf die ersten<br />

kontrollierten Sprünge üben. Zählt der Hund schon zu<br />

den Senioren, gelten im Prinzip die gleichen Regeln<br />

wie für junge Hunde. Auch die Körperform des Hundes<br />

muss beachtet werden. Große schwerfällige Hunde,<br />

oder solche mit langem Rücken, können auch Frisbee<br />

spielen, allerdings gilt es hier zum Beispiel höhere<br />

Sprünge zu vermeiden. Das Ziel sollte nicht - schneller,<br />

höher, weiter – sein, sondern im Vordergrund sollte die<br />

angemessene <strong>sport</strong>liche Auslastung des Hundes<br />

stehen.<br />

Um für die Sicherheit zu sorgen und den Hund vernünftig<br />

zu trainieren, ist es zudem auch wichtig, dass<br />

sich der Mensch zumindest mit den grundlegenden<br />

Wurftechniken beschäftigt. Das richtige Werfen einer<br />

Frisbee kann erlernt werden, dazu braucht es kein großes<br />

<strong>sport</strong>liches Talent, allerdings ist daran zu denken,<br />

dass diese Sportart nur richtig ausgeführt werden<br />

kann, wenn einige Regeln beachtet werden und<br />

Mensch und Hund Freude daran haben, gemeinsam<br />

dieser Beschäftigung nachzugehen.<br />

Die richtige Frisbee und die Umgebung<br />

Beim Hundefrisbee werden spezielle Hundefrisbees<br />

verwendet, welche weich und bissresistend sind. Sehen<br />

Sie davon ab, eine herkömmliche Frisbee zu nehmen,<br />

denn diese sind generell aus Hartplastik und<br />

könnten splittern. Weitere wichtige Kriterien für eine<br />

geeignete Hundefrisbee sind dass geringe Gewicht und<br />

die guten Flugeigenschaften. Zunächst beginnt man<br />

mit etwa drei bis fünf Hundefrisbees. Viel mehr braucht<br />

es für diese Feizeitbeschäftigung nicht.<br />

Die Trainingsorte sind sorgsam auszuwählen. Eine Wiese<br />

oder ein Feld, mit wenigen Unebenheiten sind ideal.<br />

Keinesfalls sollten Sie auf Asphalt spielen, denn dies<br />

würde den Gelenken und den Pfotenballen ihres Hundes<br />

schaden.<br />

Den Anfang finden<br />

Der Einstieg zum Hundefrisbee ist schnell gefunden.<br />

Wenn Sie allerdings die Frisbees unkontrolliert in<br />

alle Himmelsrichtungen werfen, oder Ihr Hund versehentlich<br />

zur Zielscheibe wird, ist Wurftraining ange-<br />

sagt, damit Sie die Frisbee vernünftig in die Luft befördern.<br />

Weiterhin ist das Anwenden verschiedenerer<br />

Wurftechniken sinnvoll, um die Aufmerksamkeit des<br />

Hundes zu fördern, denn er muss dann genau darauf<br />

achten, in welche Richtung und wie weit Sie werfen.<br />

Danach machen Sie Ihren Hund mit dem neuen Spielzeug<br />

bekannt. Durch Zickzack-Bewegungen auf dem<br />

Boden können Sie ihn motivieren, in die Frisbee zu beißen,<br />

sobald er dies tut, lassen Sie ihn gewinnen und machen<br />

die nächste Frisbee interessant. Im Weiteren ist<br />

das Apportieren an der Reihe. Bevor ihr Hund die nächste<br />

Frisbee erwischt, lassen Sie diese über den Boden rollen<br />

und fordern ihn auf, diese zurückzubringen.<br />

Bei der Spielmotivation ist es besonders wichtig darauf<br />

zu achten, dass Ihr Hund nicht überdreht. Er sollte jederzeit<br />

auf Ihre Signale reagieren und in der Lage sein,<br />

sitzen zu bleiben und zu warten, bis es weiter geht.<br />

Schon im ersten Lebensjahr kann der Hund mit den<br />

Grundlagen des Frisbeespielens vertraut gemacht werden,<br />

dazu gehört zum Beispiel auch das Apportieren<br />

und Abgeben in die Hand, das Tauschen der Frisbee und<br />

Tricks wie Slalom laufen, die Rolle und im Kreis drehen.<br />

Bis der Hund lernt die Frisbees aus der Luft zu fangen,<br />

sollte er ausgewachsen sein.<br />

Weiterhin geht es darum, verschiedene Lauf- und<br />

Sprungelemente aufzubauen. So lernt der Hund in einem<br />

großen Kreis um sie herum zu laufen und dabei<br />

nacheinander vier Frisbees zu fangen. Außerdem können<br />

Sie mit ihrem Hund trainieren dass er über Ihren<br />

Körper springt, um eine Frisbee zu fangen, oder der<br />

Hund dreht sich auf Ihr Kommando im Kreis, bevor er<br />

die nächste Frisbee erhält. Mit den verschiedenen Übungen<br />

werden das Zusammenspiel und die Konzentration<br />

gefördert.<br />

Wenn der Einstieg in die neue Sportart geschafft ist und<br />

Sie mit Ihrem Hund schon ein gutes Trainingsniveau erreicht<br />

haben, dann stehen Ihnen viele Möglichkeiten<br />

offen, um fortgeschrittene Elemente zu trainieren.<br />

Der Hund kann zum Beispiel lernen mit einer Frisbee im<br />

Maul auf den Rücken des Menschen zu springen und<br />

dort stehen zu bleiben. Hierzu ist es wichtig, dass Ihr<br />

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Frisbee<br />

Frisbee<br />

Hund zunächst lernt, die Frisbee so lange festzuhalten,<br />

bis er ein Signal zum Abgeben erhält. Viele Hunde lassen<br />

die Frisbee sofort fallen, wenn sie zum Sprung ansetzen.<br />

So gilt es zunächst zu trainieren, dass Ihr Hund<br />

einmal mit Frisbee im Maul durch die Beine läuft. Der<br />

nächste Schritt währe das Slalomlaufen und die Frisbee<br />

erst loszulassen, wenn Sie das Signal dazu geben. Parallel<br />

zu der Apportierübung kann der Sprung auf den Rücken<br />

ohne Frisbee geübt werden.<br />

Gesundheit und Sicherheit<br />

Wie auch bei anderen Sportarten ist es wichtig, auf die<br />

Gesundheit und die Sicherheit des Hundes zu achten.<br />

Zunächst gilt es den Hund auf die <strong>sport</strong>liche Betätigung<br />

vorzubereiten, aufzuwärmen. Dies geschieht<br />

durch einen kurzen Spaziergang, Tricktraining und<br />

flach geworfene Frisbees. Erst danach sind gezielte<br />

Übungen und Sprünge an der Reihe. Bei jungen Hunden,<br />

oder solche die das Frisbeespielen erst erlernen,<br />

sollte das reine Spielen auf zwei Minuten begrenzt<br />

werden. Ein erwachsener gut trainierter Hund hat auch<br />

spätestens nach zehn Minuten seine Pause verdient.<br />

Nach dem Frisbeespielen braucht Ihr Hund einen Moment,<br />

um den Puls wieder herunter zu fahren und er<br />

sollte die Möglichkeit haben frisches Wasser zu trinken.<br />

Auch die Temperatur spielt eine wichtige Rolle, denn<br />

an warmen Tagen ist das Spiel kürzer und ruhiger zu<br />

gestalten, als bei kühleren Temperaturen. Es gibt Hunde,<br />

die so gerne spielen, dass sie selbst nicht aufhören,<br />

wenn sie schon geschafft sind, hier müssen Sie als Hundehalter<br />

die Verantwortung übernehmen und das Spiel<br />

rechtzeitig beenden, auch wenn Ihr Hund augenscheinlich<br />

noch nicht genug hat.<br />

Während des Frisbeespielens ist der Hund auf eine gute<br />

Wurftechnik von seinem Hundehalter angewiesen,<br />

denn nur wenn er die Frisbee mit einem geraden<br />

Sprung nach vorne erreichen kann, ist auch eine sichere<br />

Landung möglich. Idealerweise sollte Ihr Hund mit allen<br />

vier Pfoten gleichzeitig landen. Wenn Sie zu spät<br />

oder zu hoch werfen, kann es passieren, dass Ihr Hund<br />

senkrecht hochspringt und bei der Landung die Hinterläufe<br />

zu stark belastet. Eine weitere Regel ist, die Frisbee<br />

in Laufrichtung des Hundes zu werfen, so dass er<br />

dieser hinterher rennen, fokussieren und fangen kann.<br />

Keinesfalls wird die Frisbee auf den Hund zu geworfen,<br />

denn dies könnte dazu führen, dass der Hund von dieser<br />

getroffen wird.<br />

Die Sicherheit ist nur gewährleistet, wenn Ihr Hund<br />

nicht überlastet wird und auch nicht überdreht. Daher<br />

ist die Impulskontrolle des Hundes von großer Bedeutung.<br />

Das bedeutet, dass er auf Ihre Signale achtet und<br />

konzentriert mitspielt.<br />

Richtig ausgeführt ist Hundefrisbee für den Hund körperliche<br />

und geistige Auslastung. Generell reicht es<br />

aus, wenn sie mit einem erwachsenen Hund pro Einheit<br />

fünf Minuten Frisbee spielen. Der Zughunde<strong>sport</strong> ist<br />

eine gute Ergänzung und Vorbereitung für den Hundefrisbee<strong>sport</strong>.<br />

Denn die Kondition, welche ihr Hund<br />

beim Zughunde<strong>sport</strong> aufbaut, kommt ihm beim Frisbee<br />

spielen zu gute.<br />

Die Freude am Zusammenspiel und die Gesundheit Ihres<br />

Hundes sollten jederzeit im Vordergrund stehen.<br />

Mit einem durchdachen Trainingsaufbau finden Sie mit<br />

dem Hundefrisbee Sport eine abwechslungsreiche und<br />

auslastende Beschäftigung.<br />

Turniere und Regeln<br />

Hundefrisbee ist ein abwechslungsreicher Freizeit<strong>sport</strong>,<br />

den Sie mit ihrem Hund individuell ausüben<br />

können. Wenn Sie Freude daran gefunden haben mit<br />

ihrem Hund und den Frisbees zu spielen, kann das Ziel<br />

sein, auf einem Turnier zu starten. Auf solch einem Turnier<br />

gibt es verschiedene Klassen für Junghunde, Anfänger<br />

und Fortgeschrittene. Messen können sich die Teams<br />

in den Kategorien Mini Distance, Freestyle und Long Distance.<br />

Je nach Regelwerk gibt es kleinere<br />

Unterschiede.<br />

Bei der Mini Distance wird nur mit einer Frisbee gespielt<br />

und es geht es darum, in einer gemessenen Zeit von generell<br />

90 Sekunden Punkte zu sammeln. Auf einer Distanzskala<br />

von 50 Metern Länge wird der Wurf gemessen.<br />

Fängt der Hund die Frisbee nach 30 Metern, gibt es<br />

dafür drei Punkte, ist der Hund beim Fangen noch in der<br />

Luft, dann gibt es einen halben Punkt zusätzlich. Die<br />

besten fünf gefangenen Würfe werden dann zusammen<br />

gezählt. So können in einer Runde maximal 22,5 Punkte<br />

Die Autorin<br />

Mit 14 Jahren bekam Alexandra Taetz ihren ersten<br />

Hund. Seither beschäftigt sie sich mit der Erziehung,<br />

der Verhaltensanalyse und der artgerechten<br />

Beschäftigung des Hundes.<br />

Nach dem Tierpsychologie-Studium und der Arbeit als<br />

Hundeschlittenführerin in Finnland, gründete Frau<br />

Taetz das Unternehmen "Hundenatur" in der<br />

Schweiz.<br />

Inzwischen lebt sie wieder in Deutschland und leitet<br />

hier das neue "Hundenatur-Zentrum" und das Projekt<br />

"Huskyerlebnis" im Hunsrück, gibt Seminare<br />

über Hundefrisbee, Hunde IQ sowie Retrievertraining<br />

und Hundeerziehung. Weiterhin zeigt sie Vorführungen<br />

mit ihren eigenen Hunden auf Veranstaltungen.<br />

Als Fachautorin hat Frau Taetz kürzlich mit dem Drehpunkt<br />

Verlag eine sehr umfangreiche DVD über Hundefrisbee<br />

auf den Markt gebracht.<br />

erzielt werden. Beim Long Distance ist der Distanz des<br />

Wurfes keine Grenze gesetzt, dort kommt es auf den<br />

weitesten Wurf an.<br />

In der Kategorie Freestyle wird eine Kür gezeigt, welche<br />

zwei Minuten dauert und zur Musik gespielt wird. Hierzu<br />

werden je nach Regelwerk fünf bis zehn Frisbees verwendet.<br />

In der Kür gibt es bestimmte Elemente, wie<br />

Sprünge über den Körper, Absprünge vom Körper, verschiedene<br />

Wurftechniken und Tricks, die gezeigt werden,<br />

sowie die Möglichkeiten kreativ zu sein. Jedoch<br />

steht immer die Sicherheit des Hundes an erster Stelle.<br />

Bewertet werden vier verschiedene Kategorien. Bei der<br />

Kategorie Hund wird auf den Beutetrieb, das Apportieren,<br />

die Athletik und der Focus auf die Frisbee bewertet.<br />

Auch der Mensch wird einzeln angeschaut, bei ihm geht<br />

es um die Präsentation auf dem Feld, die angewendeten<br />

Wurfvarianten, das Scheiben-Management und der<br />

Rhythmus der Kür. Eine weitere Kategorie ist die Bewertung<br />

gezeigter Elemente, wie zum Beispiel den Sprüngen<br />

über den Körper, Laufelemente und die koordinierte<br />

Bewegung des Teams, au ch Tricks, die mit einer<br />

Frisbee zum Abschluss kommen, fliessen in die Bewertung<br />

mit ein. Der vierte Bereich ist die Anzahl der gefangenen<br />

Frisbees in Relation zu der Anzahl der Würfe.<br />

Der Gewinner des Turniers wird ermittelt, indem beide<br />

Freestyle Bewertungen und die Punktzahl der Mini Distance<br />

Runde zusammen gezählt werden.<br />

Weiter Informationen zu Ihrer Arbeit und dem Unternehmen<br />

Hundenatur finden sie auf der Internetseite<br />

www.hundenatur.net<br />

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