Nr. 15 (III-2016) - Osnabrücker Wissen
Nr. 15 (III-2016) - Osnabrücker Wissen Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
Nr. 15 (III-2016) - Osnabrücker Wissen
Wir beantworten Fragen rund um die Osnabrücker Region. Alle drei Monate als Printausgabe. Kostenlos! Und online unter www.osnabruecker-wissen.de
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<strong>Nr</strong>. <strong>15</strong> · kostenlos · Ausgabe <strong>III</strong> / <strong>2016</strong><br />
www.osnabruecker-wissen.de<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
KOSTENLOS!<br />
13<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wie viele Telefonzellen gibt es<br />
noch in Osnabrück?<br />
WAS GLAUBEN<br />
OSNABRÜCKER ?<br />
28<br />
STADT & LANDGESCHICHTEN<br />
Was bleibt nach 2000 Jahren<br />
von einer Schlacht übrig?<br />
37<br />
NATUR & UMWELT<br />
Warum können Pinguine besser<br />
tauchen als U-Boote?<br />
42<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Wie hart sind Peacekeeper?<br />
WELTANSCHAUUNG & RELIGION
IMPRESSUM<br />
Ein Medienprojekt der<br />
EDITORIAL<br />
Medienagentur KreativKompass GmbH<br />
Geschäftsführer: Stephan Buchholz<br />
Im Hamme 7<br />
49205 Hasbergen<br />
Telefon: +49 5405 / 80 83 216<br />
E-Mail: kontakt@kreativkompass.de<br />
Internet: www.kreativkompass.de<br />
in Zusammenarbeit mit der<br />
Hochschule Osnabrück<br />
Projektverantwortlich:<br />
Prof. Volker Gehmlich und<br />
Abigail Joseph-Magwood<br />
www.hs-osnabrueck.de<br />
REDAKTION<br />
Chefredakteur:<br />
Dr. Thorsten Stegemann (TS)<br />
Weitere Redaktionsmitglieder<br />
dieser Ausgabe:<br />
Yörn Kreib<br />
Ebba Ehrnsberger<br />
Tom Herter<br />
Jonathan Hafkemeyer<br />
Jule Schwalbach<br />
Lena Wegmann<br />
Leonie Rabea Große<br />
Johanna Albers<br />
Melek Erdogdu<br />
Heiko Schulze<br />
Bianca Land<br />
Sina-Christin Wilk<br />
Kristina Hoffmann<br />
Gastbeiträge in dieser Ausgabe:<br />
Margret Baumann<br />
Museum Industriekultur Osnabrück<br />
Anna Nuxoll<br />
Zoo Osnabrück<br />
Dr. Solveig Steffen<br />
Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück<br />
Beatrice le Coutre-Bick<br />
Literaturbüro Westniedersachsen / Osnabrück<br />
Dr. Andreas Hänel<br />
Planetariumsleiter / Museum am Schölerberg<br />
Carina Sander<br />
Schüler-Forschungs-Zentrum Osnabrück<br />
Caroline Flöring<br />
Museum und Park Kalkriese<br />
Leitung Vermarktung & Mediengestaltung<br />
Stephan Buchholz<br />
Mediengestaltung<br />
Laura Fromm<br />
Projektmanagement & Vermarktung<br />
Igor Hafner<br />
Projektmanagement & Distribution<br />
Sebastian Buchholz<br />
BILDMATERIAL<br />
Jana Lange · www.jana-fotografiert.de<br />
Oliver Schratz · www.blendeneffekte.de<br />
sowie siehe Bildnachweise.<br />
Grundmotiv Titelfoto © Smileus, Fotolia.de -<br />
Collage Medienagentur KreativKompass<br />
DRUCK & PRODUKTION<br />
Levien-Druck GmbH<br />
Eduard-Pestel-Straße 16<br />
49080 Osnabrueck<br />
Telefon: +49 5 41 / 9 59 29-0<br />
Internet: www.levien.de<br />
REDAKTIONSSCHLUSS:<br />
September <strong>2016</strong><br />
COPYRIGHT<br />
Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Veröffentlichung im<br />
Internet oder Vervielfältigung auf Datenträgern nur nach<br />
vorheriger schriftlicher Genehmigung der Medienagentur<br />
KreativKompass GmbH. Trotz sorgfältiger Prüfung keine<br />
Gewähr für eventuelle Druckfehler. Unsere Redaktion ist<br />
selbstverständlich bemüht, alle Ansprüche im Bereich der<br />
Urheberrechte (insbesondere der Bildrechte) vor Drucklegung<br />
zu klären und zu berücksichtigen. Sollte uns trotzdem einmal ein<br />
unbeabsichtigter Fehler unterlaufen, wenden Sie sich bitte direkt<br />
an: redaktion@osnabruecker-wissen.de, damit wir schnell eine<br />
einvernehmliche Lösung finden.<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Ein Medienprojekt von:<br />
Mit freundlicher Unterstützung von:<br />
MUSEUM<br />
INDUSTRIEKULTUR<br />
OSNABRÜCK<br />
Foto © Paul Stegemann<br />
der Dialog unterschiedlicher Religionsgemeinschaften beschäftigt unsere<br />
Stadt schon seit Jahrhunderten. Heute scheint er (lebens)wichtiger denn<br />
je. Doch an was glauben wir eigentlich, wenn wir überhaupt an etwas<br />
glauben? Unsere Titelgeschichte sucht Antworten auf existenzielle Fragen,<br />
die für das Zusammenleben in einer „Friedensstadt“ von großer Bedeutung<br />
sind.<br />
Auf den folgenden Seiten wagen wir wieder einen großen Streifzug durch<br />
unterschiedlichste <strong>Wissen</strong>sgebiete der Region. Wir wollten in Erfahrung<br />
bringen, was es mit dem „Piepken“ in Bad Iburg auf sich hat, wer Geschichte<br />
auf Französisch lernt, wie hart Peacekeeper sind und welcher Ex-<br />
Kommunist Oberbürgermeister von Osnabrück und später sogar preußischer<br />
Finanzminister wurde.<br />
Außerdem stellt sich mit dem Museum und Park Kalkriese ein neuer Projektpartner<br />
von „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ vor. Zum Auftakt geht es um die naheliegende<br />
Frage, wie man ein antikes Schlachtfeld ausgräbt.<br />
Wir hoffen, Sie haben auch mit unserer <strong>15</strong>. Ausgabe viel Freude und<br />
entdecken einmal mehr unterhaltsame, aufregende und wissenswerte<br />
Geschichten aus unserer Region.<br />
Dr. Thorsten Stegemann<br />
Chefredakteur<br />
„Glaube beruht auf Ursachen,<br />
nicht auf Gründen.“<br />
Stephan Buchholz<br />
Herausgeber<br />
Wilhelm Busch (1832-1908)<br />
Jetzt auch online noch mehr Fragen zur Region entdecken!<br />
Einfach „liken“ und regelmäßig weitere spannende Antworten finden:<br />
www.osnabruecker-wissen.de/facebook<br />
3<br />
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Ticket-Service: Mo.–Fr. 9:00–17:00 Uhr ∙ Tel. 05 41.34 90-24<br />
ticketservice@osnabrueckhalle.de ∙ www.osnabrueckhalle.de<br />
So. 25.09.16<br />
<strong>15</strong>:00 Uhr<br />
CONNI – Das Musical<br />
MATTHIAS REIM<br />
Fr. 30.09.16<br />
20:00 Uhr Phoenix Live <strong>2016</strong><br />
DIETER NUHR<br />
Sa. 01.10.16<br />
20:00 Uhr „Nur Nuhr“ - Wiederholungsgastspiel<br />
CLAUS VON WAGNER<br />
Fr. 07.10.16<br />
20:00 Uhr „Theorie der feinen Menschen“<br />
SERDAR SOMUNCU<br />
Sa. 08.10.16<br />
20:00 Uhr H2 Universe – Die Machtergreifung<br />
OTTO<br />
Mo. 17.10.16<br />
20:07 Uhr „Holdrio Again“ – Live <strong>2016</strong><br />
THORSTEN HAVENER<br />
Do. 20.10.16<br />
20:00 Uhr „Der Körpersprache-Code“<br />
KAYA YANAR<br />
Fr. 21.10.16<br />
20:00 Uhr „Planet Deutschland Tour <strong>2016</strong>“<br />
FANTASY<br />
Sa. 22.10.16<br />
19:30 Uhr Freudensprünge Live <strong>2016</strong><br />
NADEL UND FADEN<br />
Fr.-So.<br />
28.-30.10.16 22. Messe für textile Kunst u. Handarbeit<br />
RENÉ MARIK<br />
Do. 03.11.16<br />
20:00 Uhr Programm: „ZeHage! Best of + X“<br />
RALPH RUTHE<br />
Sa. 05.11.16<br />
19:00 Uhr Shit Happens! – Die Tour <strong>2016</strong><br />
STEFFEN HENSSLER<br />
Di. 08.11.16<br />
20:00 Uhr „Henssler tischt auf“ – Die neue Live Tour<br />
Fr. 18.11.16<br />
20:00 Uhr Lesereise<br />
11 FREUNDE<br />
PAUL PANZER<br />
Sa. 19.11.16<br />
20:00 Uhr Invasion der Verrückten<br />
IGOR LEVIT<br />
Mo. 28.11.16<br />
20:00 Uhr 1. Meisterkonzert Saison <strong>2016</strong>/2017<br />
Di. 29.11.16 OSNABRÜCKER<br />
19:00 Uhr MUSIKSTREIFE<br />
Weitere Veranstaltungen bei uns im Vorverkauf u.a.: <strong>2016</strong> •<br />
30.11. Johann König • 01.12. Hagen Rether • 04.12. RebellComedy<br />
• 07.12. Benjamin Tomkins: Der Puppenflüsterer • 12.12. Alison<br />
Balsom (2. Meisterkonzert) • 19.12. Godewind • 20.12. Martin<br />
Sonneborn • 25.12. Offline – electronic music festival #2 • 26.12.<br />
Der kleine Prinz • 31.12. Silvester Dance Night <strong>2016</strong> • 2017 •<br />
06.01. Nostalgiefete • 17.01. Michael Mittermeier • 18.01.<br />
Einstürzende Neubauten • 28.01. Jochen Malmsheimer • 31.01.<br />
Servus Peter • 05.02. ABBA GOLD • 09.02. Yesterday – A Tribute to<br />
the www. Beatles • 11.02. Gerburg Jahnke • <strong>15</strong>.02. Chinesischer Nationalcircus<br />
• 16.02. Mantastic Sixx Paxx • 18.02. Francesco Piemontesi<br />
(3. Meisterkonzert) • 19.02. Mirja Boes • 21.02. AnnenMay-<br />
Kantereit • 22.02. Falco – Das Musical • 02.03. Ralf Schmitz<br />
* Kostenfrei 20 Min. Parken direkt unter der<br />
* OsnabrückHalle in der Parkgarage des arcona<br />
LIVING OSNABRÜCK, Zufahrt Hans-Böckler-Straße.<br />
Parkticket wird im Ticket-Service<br />
nur während der Öffnungszeiten beim Kauf von Eintrittskarten kostenfrei entwertet.<br />
Außerhalb der Öffnungszeiten gilt der jeweilige Garagentarif.<br />
WISSEN, WAS LÄUFT!<br />
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GRUSSWORT<br />
Hallo <strong>Wissen</strong>de,<br />
haben Sie schon mal darüber<br />
nachgedacht, wie Sie wissend geworden<br />
sind? Natürlich kommen<br />
Sie schnell auf Ihren schulischen<br />
Werdegang, ihre Ausbildung,<br />
Ihr Studium. Richtig! Aber nicht<br />
nur während schulischer und beruflicher<br />
Aus- und Fortbildung<br />
generiert man <strong>Wissen</strong>. Tagtäglich,<br />
im Idealfall ein Leben lang,<br />
sammeln wir Erfahrungen, bekommen<br />
wir Informationen, die<br />
uns wissender machen. Wichtig<br />
in diesem Prozess sind neben<br />
der Wissbegierde des Einzelnen<br />
die Möglichkeiten, sich auch<br />
INHALT<br />
Welche Fragen zur <strong>Osnabrücker</strong> Region<br />
beantworten wir in dieser Ausgabe?<br />
außerhalb von Schule oder Universität<br />
fortbilden zu können.<br />
Und an dieser Stelle kommen<br />
außerschulische Lernorte, wie<br />
beispielsweise das Museum am<br />
Schölerberg, ins Spiel. Naturkundliche<br />
Museen mit ihren<br />
großen Sammlungen sind geradezu<br />
ein Mekka für Menschen,<br />
die ihren <strong>Wissen</strong>sdurst zur Naturgeschichte<br />
stillen möchten.<br />
Das <strong>Osnabrücker</strong> Haus ist zudem<br />
mit Planetarium, Umweltmobil<br />
Grashüpfer und Regionalem<br />
Umweltbildungszentrum<br />
enorm breit aufgestellt, um mit<br />
unterschiedlichsten Ansätzen<br />
einen großen Strauß naturwissenschaftlicher<br />
Bildung anbieten<br />
zu können. Überhaupt wissen<br />
vermutlich die wenigsten, dass in<br />
Osnabrück die Idee des Regionalen<br />
Lernens an außerschulischen<br />
Lernstandorten geboren wurde<br />
und dass die Dichte an Umweltbildungszentren<br />
(jeweils mit<br />
vielen Lernorten) nirgendwo im<br />
Land so hoch ist wie in unserer<br />
Region. Und wenn es dann noch<br />
ein Magazin wie „<strong>Osnabrücker</strong><br />
<strong>Wissen</strong>“ gibt, das durch Kooperationen<br />
mit den Einrichtungen<br />
<strong>Nr</strong>.<br />
<strong>15</strong><br />
der Region (auch mit dem Museum<br />
am Schölerberg) dafür sorgt,<br />
dass alle <strong>Wissen</strong>sdurstigen davon<br />
erfahren, dann sieht man in<br />
Sachen <strong>Wissen</strong>svermittlung eine<br />
gut aufgestellte Region vor sich.<br />
Ihr Norbert Niedernostheide<br />
Museum am Schölerberg<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
„Religion bedeutet für<br />
mich Gemeinschaft.“<br />
Julia, 21, Studentin aus Osnabrück<br />
„Ich erwarte von allen Gläubigen<br />
und Religionsgemeinschaften<br />
gerade heute Respekt, Toleranz sowie<br />
ein friedliches Miteinander.“<br />
Orhan,32 aus Melle<br />
„Religion wird völlig<br />
überbewertet.“<br />
Oliver aus Osnabrück<br />
„Without religion we cannot live.“<br />
(Ohne Religion können wir nicht leben.)<br />
„Religion spielt schon eine große<br />
Rolle – aber nicht für mich.“<br />
Zooba, 25, aus Syrien, studiert in Osnabrück<br />
Renate aus Osnabrück<br />
„Der Glaube hat mir in einer<br />
schweren Trauerphase auch<br />
Trost und Zuversicht gespendet.“<br />
Wolfgang, 63 aus Bramsche<br />
„Glaube gibt mir die<br />
Hoffnung, dass es mehr gibt<br />
als das, was ich sehe.“<br />
Chiara, 21, Auszubildende zur<br />
Tierarzthelferin aus Osnabrück<br />
TOPTHEMA<br />
„Spiritualität ist für mich<br />
Grundnahrung für das Herz<br />
und die Seele. Sie stärkt mein<br />
inneres Gleichgewicht.“<br />
Cornelius aus Osnabrück<br />
TOPTHEMA<br />
Was glauben <strong>Osnabrücker</strong>? 5<br />
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
In welcher "Oberwerkstatt" gab es Beiß- und Zwickzangen? 12<br />
Wie viele Telefonzellen gibt es noch in Osnabrück? 13<br />
Wann wurde ein Ex-Kommunist preußischer Finanzminister? 14<br />
Was hat es mit dem Piepken auf sich? 16<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Wie begeistert man Schüler für "MINT"? 17<br />
Was kommt nach dem Pedelec bzw. vor dem Elektroauto? 18<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Wer untersucht Gewässer in der Region? 21<br />
Wie kam Presse aus der Presse? 22<br />
Was macht Sutthausen zu einem Ort des Südens? 24<br />
Wo reist man in die Eisenzeit? 25<br />
Der Piesberg - Geschichts- oder Sagenort? 26<br />
Was bleibt nach 2000 Jahren von einer Schlacht übrig? 28<br />
MOMENTAUFNAHMEN<br />
Wann fand Osnabrück Anschluss? 30<br />
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Wer sah durch die Lepraspalte? 32<br />
Wo lernen Schüler Geschichte auf Französisch? 33<br />
Wie oft gehen <strong>Osnabrücker</strong> ins Museum? 34<br />
DIE BESTEN KÖCHE DER REGION<br />
Wo treffen sich Frische und Vielfalt aus der Region? 35<br />
NATUR & UMWELT<br />
Planetarium Osnabrück - 30 Jahre alt oder jung? 36<br />
Warum können Pinguine besser tauchen als U-Boote? 37<br />
Können 2,1km 2 eine ganze Region schützen? 39<br />
SPORT & GESUNDHEIT<br />
Herz-Kreislaufstillstand: Wer organisiert die Rettungskette? 40<br />
Wie hart sind Peacekeeper? 42<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Wer zaubert auf 48 Quadratmetern? 44<br />
KUNST & KULTUR<br />
Wohin mit dem Freiheitsdrang? 46<br />
Was macht Oma in Osnabrück? 49<br />
Wer elektrisiert den Schlossgarten? 50<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
Wer begeleitet Menschen im Andersland? 52<br />
Wer hustet in die Kummerdose? 55<br />
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
Hallo, wie geht‘s? 56<br />
Wer trug sich ins Goldene Buch ein? 56<br />
HANDGEZEICHNET<br />
Wie funktioniert Integration? 57<br />
RÄTSELN & GEWINNEN<br />
Wie viel <strong>Wissen</strong> steckt in Ihnen? Kreuzworträtsel 58<br />
Was gibt es zu gewinnen? Preisübersicht 59<br />
Lichteffekte © Floydine, fotolia.de<br />
WAS GLAUBEN OSNABRÜCKER ?<br />
2017 feiert die Reformation um Martin Luther ihren 500. Geburtstag. Grund genug, auch in Osnabrück<br />
einmal nachzuforschen, welche Bedeutung Religion trotz steigender Kirchenaustritte, zunehmender<br />
Radikalisierung religiös motivierter Gruppierungen und diverser Skandale heute hat.<br />
WO KANN MAN RELIGION „SEHEN“?<br />
Es fällt nicht schwer, Religion bzw.<br />
Gebäude unterschiedlicher Religionsgemeinschaften<br />
in der Stadt wahrzunehmen.<br />
Beim Spaziergang durch die<br />
Innenstadt wird man sofort auf den<br />
Dom und den Bischofssitz des Bistums<br />
Osnabrück, die evangelischen Kirchen<br />
St. Marien oder St. Katharinen stoßen.<br />
An die alte jüdische Synagoge, die am<br />
9. November während des Novemberpogroms<br />
in Brand gesetzt wurde,<br />
erinnert heute noch ein Mahnmal und<br />
der Straßenname im Katharinenviertel.<br />
Die neue Synagoge wurde<br />
1969 in der Weststadt eingeweiht. Seit<br />
2001 prägt auch eine Moschee mit<br />
zwei Minaretten und einem typischen<br />
Kuppeldach in der Atterstraße das<br />
Stadtbild. Weitere Moscheen, aber auch<br />
kleinere evangelische Freikirchen,<br />
befinden sich über die ganze Stadt verteilt<br />
in umgenutzten Wohnhäusern<br />
oder Ladenlokalen. Das buddhistische<br />
Zentrum liegt in der Gutenbergstraße<br />
am Westerberg, die Serbisch-<br />
Orthodoxe Kirche findet man in der<br />
Wersener Straße. Bei einem Blick auf<br />
die Städte und Dörfer im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Land(kreis) entdeckt man vor allem<br />
katholische und evangelische Kirchen.<br />
Doch vereinzelt findet man auch dort<br />
Moscheen, wie etwa in Bad Essen.<br />
WER IST WO MITGLIED?<br />
Rund zwei Drittel der <strong>Osnabrücker</strong><br />
Bevölkerung sind Mitglied in der evangelischen<br />
(lutherisch und reformiert)<br />
oder katholischen Kirche. Die Zahlen<br />
sind sowohl auf evangelischer als auch<br />
auf katholischer Seite seit Jahren rückläufig.<br />
Mitglieder in diesen Kirchen<br />
lassen sich genau erfassen, da die<br />
Registrierung immer noch über das<br />
Standesamt läuft.<br />
4<br />
5
TOPTHEMA<br />
TOPTHEMA<br />
Anders sieht das beim letzten Drittel<br />
der Bevölkerung aus. Hierzu gehören<br />
Mitglieder aus anderen Religionsgemeinschaften,<br />
wie dem Islam oder der<br />
jüdischen Gemeinde, von denen keine<br />
offiziellen Zahlen vorliegen.<br />
Die Mitgliederzahlen der zahlreichen<br />
evangelischen Freikirchen lassen sich<br />
nur annäherungsweise bestimmen. Laut<br />
eigener Auskunft besuchen rund 1.500 –<br />
2.000 EinwohnerInnen die Gottesdienste<br />
der Freikirchen und nehmen<br />
am Gemeindeleben teil. Damit gehören<br />
55.000 bis 60.000 EinwohnerInnen zu<br />
keiner Religionsgemeinschaft. Für sie<br />
spielt Religion damit entweder keine<br />
Rolle oder nur in institutionsloser Form.<br />
WIE BEEINFLUSSTE DER<br />
„WESTFÄLISCHE FRIEDEN“ DAS<br />
RELIGIÖSE MITEINANDER?<br />
Der Dreißigjährige Krieg (1618-48) war<br />
nicht zuletzt ein Glaubenskrieg. Dass<br />
der Westfälische Frieden und damit das<br />
Ende des Krieges 1648 in Münster und<br />
Osnabrück beschlossen wurde, wirkt<br />
sich bis heute auf das religiöse Miteinander<br />
aus.<br />
Katholische und evangelische Kirche<br />
setzten seinerzeit ein folgenreiches<br />
Zeichen des Friedens: Nach dem Tode<br />
Franz Wilhelm von Wartenbergs im<br />
Jahr 1661 trat die „immerwährende<br />
Kapitulation“ in Kraft, nach der abwechselnd<br />
ein katholischer und ein<br />
evangelischer Bischof zum Fürstbischof<br />
gewählt und die Geschicke der Stadt<br />
lenken sollte.<br />
Reinhold Mokrosch, emeritierter Religionspädagoge<br />
an der Universität Osnabrück<br />
und Sprecher des Runden Tisches<br />
der Religionen, hält fest: „Die Geschichte<br />
unserer Stadt prägt das Miteinander der<br />
christlichen Konfessionen, aber auch<br />
der Religionen insgesamt - bis heute.“<br />
Günter Baum, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft<br />
Christlicher Kirchen in<br />
Osnabrück, sieht umgekehrt auch einen<br />
bedeutenden Einfluss der Religionsgemeinschaften<br />
auf das Selbstverständnis<br />
unserer Stadt: „Viele Menschen empfinden<br />
aus ihrem Glauben heraus – egal,<br />
ob sie Christen, Juden oder Muslime<br />
sind - eine Verpflichtung, aktiv für die<br />
Friedenskultur in Osnabrück einzutreten.“<br />
WANN WURDE IM NAMEN<br />
DER RELIGION GEMORDET?<br />
Aber auch die Geschichte der Friedensstadt<br />
ist nicht frei von Hass, Gewalt und<br />
Todesstrafen aufgrund religiöser Überzeugungen.<br />
Bis in die 30er Jahre des<br />
17. Jahrhunderts wurden in Osnabrück<br />
etwa 250 Frauen und Männer hingerichtet,<br />
weil sie als Hexen oder Zauberer<br />
einen Pakt mit dem Teufel geschlossen<br />
haben sollten. Man warf ihnen vor,<br />
die Ernte zerstört oder Nachbarn mit<br />
Krankheiten infiziert zu haben. Auch<br />
wenn die Todesstrafen durch Ertränken,<br />
Verbrennen oder Erhängen nicht von<br />
der Kirche, sondern durch die Autorität<br />
des Bürgermeisters vollstreckt wurden,<br />
wirken die religiösen Motive aus heutiger<br />
Sicht absurd.<br />
Religionsgemeinschaften<br />
Zahlen und Fakten<br />
für Osnabrück (gerundet):<br />
evangelisch-lutherisch:<br />
evangelisch-reformiert:<br />
katholisch:<br />
ev. Freikirchen:<br />
Sonstiges / ohne Angabe:<br />
Wechsel an der Macht:<br />
Evangelische und katholische<br />
Bischöfe in Osnabrück<br />
von 1662-1802<br />
1662–1698<br />
Ernst August I.,<br />
Herzog zu Braunschweig und<br />
Lüneburg (lutherischer Fürstbischof)<br />
1698–17<strong>15</strong><br />
Karl Joseph von Lothringen<br />
(katholischer Fürstbischof)<br />
46.000<br />
3.500<br />
54.000<br />
1.500-2.000<br />
60.000<br />
1716 –1728<br />
Ernst August II.,<br />
Herzog zu Braunschweig und<br />
Lüneburg (lutherischer Fürstbischof)<br />
1728–1761<br />
Clemens August I. von Bayern<br />
(katholischer Fürstbischof)<br />
1764 –1802<br />
Friedrich,<br />
Herzog zu Braunschweig und<br />
Lüneburg, Prinz von Großbritannien<br />
(Lutheraner, letzter Fürstbischof)<br />
Offene Moschee Bilder © Angela von Brill // Synagoge © JensLintel // Interreligiöse Begegnungen © DITIB-Moschee // Lichteffekte © Floydine, fotolia.de<br />
WAS BEDEUTET EIGENTLICH „RELIGIÖS“?<br />
Reinhold Mokrosch nennt gegenüber „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“<br />
drei Kriterien für Religiosität.<br />
1.) Religiöse Menschen beten. Jede Religion habe unterschiedliche<br />
Formen von Gebet, die die Kommunikation mit Gott<br />
ausdrückten. „Wer glaubt, der betet“, so Mokrosch.<br />
2.) Religiöse Menschen nehmen an Veranstaltungen der jeweiligen<br />
Religion teil. So gehe ein Christ in den Gottesdienst, ein<br />
Muslim in die Moschee und ein Jude in die Synagoge. Auch<br />
wenn sich die jeweiligen Formen und Arten der Veranstaltungen<br />
unterscheiden, vereint die Religionen, dass man sich versammelt<br />
und begegnet, um miteinander den Glauben an Gott<br />
zu leben und zu teilen.<br />
3.) Religiöse Menschen haben ein Grundwissen über ihre<br />
Heilige Schrift. Christen lesen die Bibel, Muslime den Koran<br />
und Juden die Torah, aus denen sich die Grundüberzeugungen<br />
der Religionen speisen. Nach Mokroschs Einschätzung trifft<br />
diese Definition auf 10 – <strong>15</strong> Prozent der <strong>Osnabrücker</strong>Innen zu.<br />
WELCHE FORMEN VON RELIGION GIBT ES NOCH?<br />
Diese Definition von Religiosität bezieht sich in erster Linie<br />
auf drei der fünf großen Weltreligionen. Doch ein Blick auf die<br />
religiösen und spirituellen Angebote in der Stadt zeigt, dass<br />
hier eine größere Vielfalt herrscht.<br />
Cornelius Hennings, Autor des Buches „Qi Gong für<br />
Dummies“ und Qi Gong-Lehrer aus Osnabrück, sieht eine<br />
wachsende spirituelle Suche bei Menschen, die hier leben: „Die<br />
Leute, die zu mir kommen, suchen aber keine Religion oder ein<br />
Glaubenssystem, sondern einfach nach sich selbst.“ Er führt<br />
dies auf ein größeres Bedürfnis nach Entspannung, innerem<br />
Gleichgewicht und auch Wellness zurück. „Leute kommen zu<br />
mir, um sich selbst zu finden. Das ist ein Phänomen der Zeit,<br />
das darauf hindeutet, dass es uns als Gesellschaft eigentlich<br />
sehr gut geht“, so Hennings. Eine Gemeinsamkeit zu anderen<br />
religiösen Gruppen sieht er in der Suche nach spiritueller Erfahrung<br />
in der Gemeinschaft und dem gemeinsamen Austausch.<br />
WIE WIRD DER DIALOG GEFÜHRT?<br />
Wenn unterschiedliche Religionen und Kulturen miteinander<br />
leben, sind Dialog und Begegnung zentral. Das geschieht in<br />
Osnabrück auf unterschiedlichen Plattformen. Am „Runden<br />
Tisch der Religionen“ treffen sich Vertreter des Christentums,<br />
des Judentum und des Islams, um sich besser kennenzulernen,<br />
sich über ethische und seelsorgerliche Fragen auszutauschen<br />
und sich über konkrete Herausforderungen in Osnabrück<br />
zu beraten. In der „Arbeitsgemeinschaft der Religionen“<br />
tauscht man sich über grundsätzliche theologische Fragen<br />
aus und gestaltet multireligiöse<br />
Gebete. Auch auf privater Ebene<br />
wird der Dialog geführt. So<br />
treffen sich einmal im Monat<br />
Interessierte beim „Dialog der<br />
Kulturen – Dialog der Religionen“<br />
zum Austausch in der Lagerhalle.<br />
Imam Sami Sipahi von der DiTiB-Moschee berichtet gegenüber<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“, dass das Miteinander unter den<br />
meisten islamischen Religionsgemeinschaften sehr positiv ist.<br />
Der Dialog wird hauptsächlich im persönlichen Austausch<br />
geführt. „So gut organisiert wie die Kirchen, sind wir leider<br />
noch nicht“ so Sipahi. Mokrosch bewertet das Verhältnis der<br />
Religionen in Osnabrück positiv, es sei „stabiler als in Deutschland<br />
insgesamt“.<br />
WIE DIENEN RELIGIONEN DEN OSNABRÜCKERN?<br />
Ein katholisches Krankenhaus, eine jüdische Kindertagesstätte<br />
und ein Flüchtlingshaus der Diakonie – Osnabrück und das<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land profitieren von den sozialen Einrichtungen<br />
der Religionsgemeinschaften. „Viele soziale Aktivitäten, die<br />
professionelle Strukturen brauchen - wie Flüchtlingsarbeit,<br />
Kindertagesstätten, Drogenhilfe, Nichtsesshaften-Arbeit<br />
und vieles mehr -, sind an die Kirchen delegiert worden“, so<br />
„Glauben wagen –<br />
Vielfalt leben“<br />
16. Regionale<br />
Bücherbörse<br />
für das <strong>Osnabrücker</strong> Land<br />
Samstag<br />
29. Oktober <strong>2016</strong><br />
10 bis <strong>15</strong> Uhr<br />
Kreishaus-Restaurant<br />
Am Schölerberg 1<br />
49082 Osnabrück<br />
Eintritt frei<br />
6<br />
7
TOPTHEMA<br />
Die Basharat Moschee in der Atterstraße<br />
Römisch-katholischer Dom St. Peter in Osnabrück<br />
Evangelische Kirche St. Katharinen<br />
Evangelische Kirche St. Marien<br />
Offene Moschee © DITIB-Moschee Bücher, Sami Sipahi © Tom Herter // Kirchen © Sebastian Buchholz // Basharat-Moschee © ahmadiyya Gemeinde // Koran; Offene MNoschee © Angela von Brill // Bücher ©<br />
Günter Baum. Er wünscht sich, dass<br />
die jüdische und islamische Gemeinde<br />
noch stärker mit einbezogen würden.<br />
Neben den sozialen Institutionen gibt es<br />
auch immer wieder kleinere Aktionen<br />
von Kirchengemeinden oder anderen<br />
Religionsgemeinschaften, um den Menschen<br />
in Osnabrück zu dienen. So öffnet<br />
das Christus-Zentrum in der<br />
Anna-Gastvogel-Straße<br />
seit <strong>15</strong> Jahren wöchentlich die Türen<br />
ihrer „Fundgrube“, in der Not leidende<br />
Menschen schnell und unbürokratisch<br />
z.B. Kleidung erhalten können. Die<br />
Basharat-Moschee in der Atterstraße<br />
hat am 1. Januar <strong>2016</strong> der Stadt mit einer<br />
Putzaktion geholfen, bei der Raketenreste<br />
und leere Flaschen aus der Silvesternacht<br />
beseitigt wurden. Die Reihe der<br />
Beispiele ließe sich lange fortsetzen ...<br />
WELCHE ROLLE SPIELT RELIGION<br />
FÜR GEFLÜCHTETE?<br />
Menschen, die ihre Heimat verlassen<br />
müssen, haben oft nicht mehr dabei als<br />
die Kleidung, die sie am Körper tragen.<br />
„Seinen Glauben lässt man jedoch<br />
nicht zurück“, so Reinhold Mokrosch.<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Religionsgemeinschaften<br />
sehen es daher als ihre Aufgabe, den<br />
Menschen auch in religiöser Hinsicht<br />
Heimat zu geben.<br />
„Alle Religionsgemeinschaften kümmern<br />
sich um Flüchtlinge. Sie nehmen<br />
am Gottesdienst teil und werden<br />
auch sozial betreut. In der jüdischen<br />
Gemeinde waren das vor einigen<br />
Jahren vor allem die russischen Juden,<br />
bei den Muslimen geht es in erster<br />
Linie um orientalische und afrikanische<br />
Migranten, die Christen kümmern sich<br />
um orientalische, west- und nordafrikanische<br />
Flüchtlinge“, so Günter Baum.<br />
Besonders während des Ramadans<br />
waren die Moscheen Anlaufstelle<br />
für viele Geflüchtete. „Viele kamen<br />
schon tagsüber zu uns, hatten<br />
Gemeinschaft mit uns<br />
und abends hat unsere<br />
Gemeinde für die Flüchtlinge<br />
gekocht“, erinnert sich Sipahi.<br />
Innerhalb der Arbeitsgemeinschaft<br />
der Christlichen<br />
Kirchen in Osnabrück wurde in<br />
den evangelischen und katholischen<br />
Kirchen für Projekte zur Flüchtlingshilfe<br />
in kleineren Gemeinden<br />
gesammelt, die nicht so finanzstark<br />
sind. Auf diese Weise kann<br />
schnell und unbürokratisch Geld für<br />
Engagement in der Flüchtlingshilfe<br />
zur Verfügung gestellt werden.<br />
WAS LESEN GLÄUBIGE?<br />
Gemeinsam veranstalten der Landschaftsverband<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land, der<br />
Heimatbund <strong>Osnabrücker</strong> Land, der<br />
Kreisheimatbund Bersenbrück und der<br />
Landkreis Osnabrück am 29. Oktober<br />
zwischen 10.00 und <strong>15</strong>.00 Uhr die<br />
16. regionale Bücherbörse mit dem<br />
Schwerpunktthema „Glauben wagen –<br />
Vielfalt leben“. Im Kreishaus-Restaurant<br />
in Nahne werden an diesem Tag unterschiedliche<br />
Religionsgemeinschaften<br />
Lesestoff mitbringen, in denen die<br />
Leserinnen und Leser beim Schmökern<br />
mehr über die jeweilige Religion und<br />
deren Glauben erfahren können.<br />
WAS ALSO GLAUBEN OSNABRÜCKER?<br />
Befragt man jeden Bürger der Stadt, erhält<br />
man vermutlich so viele Antworten<br />
wie es Einwohner gibt. Der Blick auf<br />
die Geschichte der Stadt, ihre religiösen<br />
Angebote und sozialen Aktivitäten zeigt<br />
allerdings, dass Religion und Glaube immer<br />
noch präsent sind. Die evangelische<br />
und katholische Kirche verzeichnen in<br />
Osnabrück (aber auch in Deutschland)<br />
insgesamt seit Jahren sinkende Mitgliederzahlen.<br />
Gleichzeitig wächst die Zahl<br />
an spirituellen Angeboten,<br />
die fernab der traditionellen<br />
Kirchen liegen. Auch<br />
sind in den vergangenen<br />
Jahren in Osnabrück neue<br />
Freikirchen – sehr unterschiedlicher<br />
Couleur – entstanden.<br />
Für die Zukunft<br />
von Kirchen und Religionsgemeinschaften<br />
wird entscheidend<br />
sein, ob und wie es ihnen gelingt, ihre<br />
Botschaft zeitgemäß und menschennah<br />
zu kommunizieren und ihren Worten<br />
Taten folgen lassen. So dürfen wir beispielsweise<br />
durchaus gespannt sein,<br />
was uns zum 500. Geburtstag der<br />
Reformation im nächsten Jahr<br />
erwartet. Erste Highlights aus dem<br />
Programm-Auftakt in der Region<br />
Osnabrück erfahren Sie bereits auf der<br />
nächsten Seite.<br />
| Tom Herter<br />
Serbisch-orthodoxe Kirche des Heiligen Georg Synagoge der Jüdischen Gemeinde in Osnabrück 9
Wie laufen die Vorbereitungen<br />
auf das Reformations-Jubiläum?<br />
Mitmach-Aktion „95 Thesen von 95 Menschen“<br />
Welche Erneuerung braucht unsere Gesellschaft heute? Was sind Ihre<br />
Forderungen an Kirche, Politik, Gesellschaft? Gesammelt werden auf<br />
http://www.2017osnabrueck.de/thesen.html Thesen von Menschen<br />
aus ganz unterschiedlichen Lebensbereichen. Eine Auswahl der<br />
Thesen wird zum Reformationstag <strong>2016</strong> sowohl an die Kirchenwand<br />
von St. Marien als auch an den Dom projiziert. Die Lichtinstallation von<br />
Nikola Dicke endet am 23. November <strong>2016</strong><br />
Gratis-<br />
Zustellservice!<br />
Unter dem Motto „Glauben wagen – Vielfalt leben“ hat sich in Osnabrück<br />
und der Region ein in der Landeskirche einmaliger Kooperationsverbund<br />
zusammengeschlossen: Die Evangelische Kirche in Stadt und Land, das<br />
Bistum Osnabrück, Stadt und Landkreis, Universität und Landschaftsverband<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land bereiten gemeinsam das Reformationsjubiläum<br />
vor. Begegnung und Dialog der Konfessionen und Religionen<br />
bilden 2017 einen Schwerpunkt der Veranstaltungen.<br />
Auftakt-Höhepunkte im Herbst:<br />
31. Oktober <strong>2016</strong><br />
Eröffnung des Reformationsjahres<br />
mit Gottesdienst und Lichtkunst „95 Thesen“ an St. Marien und Dom<br />
23. / 24. November <strong>2016</strong><br />
Der Europäische Stationenweg mit<br />
Reformationstruck zu Gast in Osnabrück<br />
23. November <strong>2016</strong><br />
„Wir erzählen Konfession“<br />
Landessuperintendentin Birgit Klostermeier und Bischof Franz Josef<br />
Bode laden ein. 19:00 Uhr, Schlossaula, Eintritt frei.<br />
24. November <strong>2016</strong><br />
„Kein Frieden ohne Religionsfrieden“<br />
Podiumsdiskussion mit Vertretern aus Politik und Gesellschaft.<br />
17:30 Uhr, Marienkirche, Eintritt frei<br />
Infos & Termine zum Reformationsjahr :<br />
www.2017osnabrueck.de<br />
11<br />
Die nächste Ausgabe von<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ erscheint<br />
im Dezember <strong>2016</strong>.<br />
Um zukünftig keine Ausgabe mehr zu verpassen,<br />
einfach für unseren kostenlosen Zustellservice<br />
und unverbindlich online anmelden unter:<br />
www.os-wissen.de<br />
Redaktions- und Anzeigenschluss:<br />
11. November <strong>2016</strong><br />
redaktion@osnabruecker-wissen.de<br />
Telefon: 05405/8083216
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
In welcher „Oberwerkstatt“<br />
gab es Beiß- und Zwickzangen?<br />
Unser nächster Blick ins Depot des Museums Industriekultur! Diesmal<br />
beschäftigen wir uns mit der Werkstatt eines Schuhmachermeisters, in<br />
der auch Fußbälle gerettet wurden. Sie ist – parallel zum Erscheinen<br />
dieser Ausgabe –im Museum Industriekultur zu sehen.<br />
Heute wird in Deutschland das Handwerk<br />
des Schumachers fast nur noch von Orthopädieschuhtechnikern<br />
und Maßschuhmachern<br />
betrieben. 20<strong>15</strong> wurden in Deutschland<br />
nach Angaben des Zentralverbands<br />
des Deutschen Handwerks (ZDH) gerade<br />
einmal 23 Jugendliche zum Schuhmacher<br />
ausgebildet. Davon waren 13 männlich<br />
und 10 weiblich. Bei den wenigen noch<br />
existierenden Schuhmachern sind die<br />
Reparatur von Schuhen, Hochglanzpolituren,<br />
das Entfernen von Flecken oder das<br />
Umfärben, die Beratung zur Schuh- und<br />
Lederpflege und der Verkauf das tägliche<br />
Geschäft. Je nach Betrieb werden auch<br />
einige Täschner- und Sattlerarbeiten angeboten.<br />
Eine typische Schusterwerkstatt bestand<br />
früher aus der Unterwerkstatt, einem<br />
hölzernen Podest und der Oberwerkstatt,<br />
dem hier gezeigten kleinen Arbeitstisch<br />
mit Schemel. Der „kranke Schuh“ wurde<br />
mit dem Knieriemen auf das Knie geschnürt,<br />
um ihn zu bearbeiten. Damit in<br />
dieser Haltung das Werkzeug gut zu erreichen<br />
war und Knie und Oberschenkel<br />
auf einer Höhe<br />
sein mussten,<br />
sind Arbeitstisch und Schemel des Schuhmachers<br />
ungewohnt niedrig.<br />
Der Tisch zeigt einige klassische Werkzeuge.<br />
Darunter ein Hammer, eine Beißzange<br />
(zum Rausziehen der Zwicknägel),<br />
eine breite Zwickzange (zum Ziehen des<br />
Schafts über den Leisten), eine Raspel (für<br />
das Bearbeiten der Sohlen und Absätze),<br />
Nähnadeln, ein Aufrauer (für die Vorbereitung<br />
der Klebflächen).<br />
Auf dem Tisch liegt aber kein Schuh, sondern<br />
ein Fußball. Der wurde früher öfter<br />
zum Schuhmacher gebracht. Denn bis<br />
zum Ende der 1960er Jahre bestanden<br />
Fußbälle aus vernähten Lederstreifen<br />
(meist sechs Gruppen von zwei oder drei<br />
nebeneinanderliegenden Streifen) und waren<br />
ursprünglich mit einer Schweinsblase,<br />
welche die Luft hielt, gefüllt. Später waren<br />
es Blasen aus Gummi oder Naturkautschuk.<br />
Nach dem überraschenden Sieg<br />
der deutschen Elf bei der Fußball-Weltmeisterschaft<br />
1954 in Bern erblühte im<br />
Wirtschaftswunder-Deutschland eine<br />
neue Fußball-Kultur. Kleinste Ortschaften<br />
stellten Lokal-Mannschaften auf und<br />
in den Hinterhöfen und auf Bolzplätzen<br />
übten Kinder und Jugendliche mit verbissener<br />
Ausdauer. Aber auch ein wertvoller<br />
Lederball ging mal kaputt und landete<br />
dann beim Schuhmacher<br />
des Wohnviertels, der das geliebte Spielzeug<br />
durch seine Reparatur rettete. Aber<br />
nicht viele Vereine und Mannschaften verfügten<br />
über echte Lederfußbälle. So wurde<br />
noch lange mit Handbällen, Plastikbällen<br />
oder gar Lumpen Fußball gespielt. Hauptsache<br />
rund.<br />
Solche Bälle finden sich auch in der aktuellen<br />
Ausstellung „GESCHNÜRT<br />
GEKNOTET GEKLEBT“, die noch bis<br />
zum 9. Oktober <strong>2016</strong> im Museum zu sehen<br />
ist. Es sind handgemachte Fußbälle von<br />
Kindern aus aller Welt. Einfallsreichtum<br />
und eine tief verwurzelte Liebe zum Spiel<br />
spiegeln sich in jedem der präsentierten<br />
Bälle wider und bieten einen Zugang zu<br />
Lebenswelten, die im krassen Gegensatz<br />
stehen zu unserer heutigen, von Konsum<br />
und Überfluss geprägten Gesellschaft. Sie<br />
erinnern vielleicht den einen oder anderen<br />
an die eigenen selbst gemachten Fußbälle<br />
aus ihrer Kindheit. Schuhmachertisch,<br />
Schemel und Werkzeuge, die in dieser<br />
Ausstellung zu sehen sind, stammen aus<br />
der 1992 an das Museum übergebenen,<br />
Schuhmacherwerkstatt Horstmann/Thies<br />
in Belm. | Margret Baumann<br />
Bild © Maren Kiupel<br />
Bilder © Yörn Kreib // Frau in Telefonzelle © Boggy, fotolia.de<br />
Wie viele Telefonzellen gibt es noch in Osnabrück?<br />
Auf jeden <strong>Osnabrücker</strong> kommen statistisch gesehen ca. 1,4 SIM-Karten. Mobiles Telefonieren ist zur<br />
Selbstverständlichkeit geworden. Mit dem Smartphone im Internet surfen oder Pokémons jagen – beides<br />
ein Massenphänomen. Telefonzellen braucht kein Mensch mehr. Oder doch?<br />
Wo stehen sie denn noch?<br />
Ein Gang durch die <strong>Osnabrücker</strong> Altstadt<br />
offenbart Überraschendes. Es gibt sie tatsächlich<br />
noch. Seit Mitte der 90er Jahre sind<br />
sie nicht mehr gelb, sondern magenta-grau.<br />
Unauffällig stehen sie beispielsweise vor<br />
dem Gebäude der VHS, verstecken sich unter<br />
alten Bäumen an der Bocksmauer oder<br />
gammeln in der Nachbarschaft von Müllcontainern<br />
an der Hasestraße vor sich hin.<br />
Attraktiv sind die meisten nicht, Schutz vor<br />
Wind, Regen und Lärm liefern sie schon lange<br />
nicht mehr.<br />
Was müssen Telefonzellen<br />
erwirtschaften?<br />
In der Altstadt stehen noch etwa <strong>15</strong>, in der<br />
Neustadt ungefähr sechs, zwei am Hauptbahnhof.<br />
In der Peripherie tauchen sie nur<br />
noch sporadisch auf. Der Unterhalt dieser<br />
Telefonzellen kostet die Telekom viel Geld<br />
für Strom, Standortmiete, Wartung und Beseitigung<br />
von Schäden durch Vandalismus.<br />
Mit der Bundesvereinigung kommunaler<br />
Spitzenverbände wurde deshalb vereinbart,<br />
dass eine Telefonzelle bei einem monatlichen<br />
Umsatz von weniger als 50 € zur Disposition<br />
gestellt wird. Die Telekom stellt einen Antrag<br />
zum Abbau,<br />
dem von der Stadt<br />
Osnabrück zugestimmt<br />
werden<br />
muss. Wenn nicht,<br />
tauscht die Telekom<br />
das vorhandene<br />
öffentliche Telefon gegen ein deutlich<br />
günstigeres „Basistelefon“ aus, in der Regel<br />
handelt es sich um einen Metallpfosten, an<br />
dem ein Telefon angebracht ist.<br />
Wo stand die erste Telefonzelle?<br />
Vermutlich vor dem Hauptpostamt in der<br />
Wittekindstraße. Kein Wunder, fiel doch das<br />
Telefonieren ins Aufgabenfeld der Post. Öffentliche<br />
Telefone, zunächst in den Postämtern<br />
untergebracht, demokratisierten diese<br />
Form der Kommunikation. Denn als am 1.<br />
Februar 1878 die <strong>Osnabrücker</strong> Fernsprecheinrichtung<br />
in Betrieb genommen wurde,<br />
zählte sie lediglich 31 Hausanschlüsse. Die<br />
Inhaber, überwiegend Firmen, wurden in<br />
der lokalen Presse aus diesem Anlass sämtlich<br />
namentlich aufgeführt. Das Telefon war<br />
zu dieser Zeit eine Verkehrseinrichtung für<br />
Wohlhabende, heißt es in der Festschrift des<br />
Fernmeldeamtes Osnabrück zum Jubiläum<br />
„100 Jahre Telefon in Osnabrück von 1887–<br />
1987“.<br />
Was ist von der Euphorie geblieben?<br />
„Damit man auch außerhalb von Wohnung<br />
und Büro jederzeit ein Telefon in seiner<br />
Nähe hat, gibt es allein im Stadtgebiet von<br />
Osnabrück 394 öffentliche Münztelefone“,<br />
jubelte das Fernmeldeamt 1987. Die Zukunft<br />
der Telefonzelle schien rosig: Neue barrierefreie<br />
Einrichtungen, anrufbare öffentliche<br />
Münztelefone waren geplant. Im Zuständigkeitsbereich<br />
des Fernmeldeamtes Osnabrück<br />
standen 2.037 öffentliche Münztelefone.<br />
Bundesweit gab es Ende der 80er Jahre etwa<br />
162.000 Telefonzellen. Davon sind laut Telekom<br />
heute nur noch ca. 27.000 in Betrieb.<br />
Die abgebauten Telefonhäuschen verkauft<br />
die Telekom an Liebhaber – sie werden zu<br />
Gartenhäuschen oder öffentlichen Bücherschränken.<br />
Wo steht die schönste Telefonzelle?<br />
Rot und glänzend – so steht sie unter großen<br />
Bäumen am Biergarten des Restaurants<br />
„Alte Posthalterei“: Eine original-britische<br />
Telefonzelle. 1984 wurde ihr Standort aus<br />
Anlass des 20-jährigen Bestehens der Städtepartnerschaft<br />
mit dem englischen Derby<br />
in Derby-Platz umbenannt. 1985 überreichte<br />
Derbys Bürgermeister Ron Longdon den<br />
<strong>Osnabrücker</strong>n als ganz besonderes Gastgeschenk<br />
die rote Telefonzelle. Schöner telefonieren<br />
geht kaum. | Yörn Kreib<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
HEUTIGE STANDORTE<br />
Einen ungefähren Überblick über den<br />
Bestand an öffentlichen Telefonen in<br />
Osnabrück bietet www.t-mobile.de/<br />
funkversorgung/ Die dort angezeigten<br />
freistehenden Hot Spots sind in<br />
vielen Fällen auch gleich eine Telefonzelle<br />
(i.d.R. Telefon mit Dach.).<br />
12<br />
13
WIRTSCHAFT & TECHNIK<br />
Wann wurde ein Ex-Kommunist<br />
preußischer Finanzminister?<br />
1889 im Deutschen Reichstag:<br />
Johannes Miquel (rechts)<br />
mit Ludwig Windthorst<br />
Sein politischer Aufstieg ähnelte der Laufbahn eines ehemaligen Straßenkämpfers,<br />
der hessischer Umwelt- und später sogar deutscher Außenminister<br />
wurde. Johannes Miquel, Mitte des 19. Jahrhunderts noch Mitglied im illegalen<br />
„Bund der Kommunisten“, wurde Oberbürgermeister in Osnabrück und Frankfurt am Main.<br />
1890 übernahm er das preußische Finanzministerium und setzte nun tatsächlich eine Revolution in Gang.<br />
Allerdings in der Steuergesetzgebung.<br />
Bilder © wikimedia.org<br />
Einwohner lebten. In Miquels Amtszeit<br />
wurden neue Straßen, die Kanalisation<br />
und die städtische Realschule gebaut, der<br />
ehemalige Klassenkämpfer brachte aber<br />
auch soziale Projekte auf den Weg, um die<br />
Wohn- und Lebenssituation der Arbeiterklasse<br />
zu verbessern.1869 wurde er vom<br />
preußischen König Wilhelm I. zum ersten<br />
Oberbürgermeister Osnabrücks ernannt,<br />
wechselte aber kurz darauf als Direktor<br />
in den Vorstand der Berliner Disconto-<br />
Gesellschaft. Von 1876 bis 1880 übernahm<br />
Miquel erneut das Amt des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Oberbürgermeisters, ehe er in der gleichen<br />
Funktion nach Frankfurt am Main<br />
wechselte.<br />
"Ohne zu übertreiben, zählt dieser in<br />
Osnabrück heute weitgehend unbekannte<br />
Mann zu den bedeutendsten Politikern, die<br />
in dieser Stadt gelebt und für sie gearbeitet<br />
haben."<br />
Prof. Dr. Thomas Vogtherr<br />
(Historisches Seminar der Universität Osnabrück):<br />
Vortrag über Johannes von Miquel am 4.10.2012<br />
Als Liberaler mit erkennbar konservativem<br />
Einschlag war er in der Mitte der<br />
Gesellschaft angekommen und wurde<br />
immer häufiger zum interessanten<br />
Gesprächsthema. So auch in Theodor<br />
Fontanes 1886 erschienenem Roman „Cécile“,<br />
in dem ihn der Privatgelehrte Eginhard<br />
als „Mann des Kaisergedankens“<br />
karikierte.<br />
Den Höhepunkt seiner politischen<br />
Karriere erreichte er 1890, als er zum preußischen<br />
Finanzminister berufen wurde.<br />
Seine wegweisende Steuerreform trug ihm<br />
parteiübergreifende Anerkennung und die<br />
Erhebung in den preußischen Adelsstand<br />
ein. Er zeichnete aber auch für die Gründung<br />
der „Preußischen Central-Genossenschaftskasse“<br />
verantwortlich. Johannes<br />
Miquel blieb in Berlin ein streitbarer Politiker,<br />
der sich nicht scheute, abweichende<br />
Überzeugungen leidenschaftlich zu<br />
vertreten. Auch gegenüber Kaiser Wilhelm<br />
II., der den Minister für die Abstimmungserfolge<br />
der „Kanalrebellen“, die sich<br />
gegen den Bau des Mittellandkanals wehrten,<br />
verantwortlich machte. Im Mai 1901<br />
musste Miquel sein Amt aufgeben. Nur<br />
fünf Monate später starb er in Frankfurt<br />
am Main.<br />
Was brachte die<br />
„Miquelsche Steuerreform“?<br />
Mehr Steuergerechtigkeit war das Ziel des<br />
neuen preußischen Finanzministers. Mit<br />
dem Einkommensteuergesetz vom Juni<br />
1891 hob er die Einteilung der Zahlungspflichtigen<br />
in Klassen auf und ersetzte<br />
das alte System durch einen individuellen,<br />
progressiven Steuertarif. Zwei Jahre später<br />
sorgte das Kommunalabgabengesetz dafür,<br />
dass die Gemeinden die Erträge aus<br />
der Grund- und Gewerbesteuer erhielten.<br />
Miguels Reformen wirken bis heute nach.<br />
Sie legten die Grundlage für die Steuererklärung,<br />
den progressiven Einkommensteuertarif<br />
und den Beruf des Steuerberaters.<br />
| Thorsten Stegemann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
DER JOHANNES VON<br />
MIQUEL-FÖRDERPREIS<br />
Die Linklaters LLP stiftet an der<br />
Universität Osnabrück alljährlich<br />
einen Preis, der nach dem früheren<br />
Oberbürgermeister von Osnabrück<br />
benannt und mit 1.800 Euro dotiert<br />
ist. Der Johannes von Miquel-Förderpreis<br />
wird für herausragende Studienleistungen<br />
auf dem Gebiet des Steuerrechts<br />
verliehen.<br />
Johannes Miquel wurde 1828 in Neuenhaus<br />
geboren – seine Vorfahren stammten<br />
aus Frankreich. Nach bestandenem<br />
Abitur studierte er in Heidelberg Jura und<br />
ließ sich anschließend als Rechtsanwalt in<br />
Göttingen nieder. Der bürgerlichen Fassade<br />
zum Trotz sympathisierte Miquel mit<br />
politischen Gruppierungen, die er selbst<br />
als radikal, revolutionär und terroristisch<br />
empfand. Er trat dem verbotenen „Bund<br />
der Kommunisten“ bei, veranstaltete<br />
konspirative Treffen und korrespondierte<br />
mit Karl Marx, dem er bedingungslose<br />
Solidarität versprach. 1849 schrieb Miquel<br />
an den im Londoner Exil weilenden Revolutionstheoretiker:<br />
„Ich für mein Teil kann<br />
14<br />
nichts weiter tun, als Sie versichern, daß<br />
Ihre Zwecke die meinigen. Kommunist<br />
und Atheist, will ich wie Sie die Diktatur<br />
der Arbeiterklasse.“<br />
Wie kam ein <strong>Osnabrücker</strong><br />
Bürgermeister an die Spitze<br />
des preußischen Finanzministeriums?<br />
Als der SPD-Vorsitzende August Bebel<br />
44 Jahre später Auszüge aus diesen Briefen<br />
öffentlich machte, hatte Miguel längst<br />
mit seiner revolutionären Vergangenheit<br />
gebrochen. Schon 1859 gehörte er zu den<br />
Initiatoren des Deutschen Nationalvereins,<br />
der einen kleindeutschen Staat unter preußischer<br />
Führung anstrebte. Miguel war<br />
auch an der Gründung der Nationalliberalen<br />
Partei beteiligt, außerdem übernahm<br />
er eine Fülle parlamentarischer Aufgaben<br />
im preußischen Abgeordnetenhaus, dem<br />
Reichstag des Norddeutschen Bundes, im<br />
Deutschen Reichstag und im Preußischen<br />
Herrenhaus. Johannes Miquel setzte überdies<br />
in der Kommunalpolitik Akzente.<br />
Nachdem er 1864 zum Bürgermeister von<br />
Osnabrück gewählt wurde, reformierte<br />
er die Verwaltung sowie das Steuer- und<br />
Finanzwesen und schuf die Voraussetzungen<br />
für die erfolgreiche Industrialisierung<br />
der Stadt, in der damals erst 18.000<br />
Liebevoll restauriert im historischen<br />
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Wie begeistert<br />
man Schüuler fuür<br />
„MINT“?<br />
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Die Abkürzung „MINT“ setzt sich aus den Anfangsbuchstaben<br />
der Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften<br />
und Technik zusammen. Ausbildungen, Studiengänge<br />
oder Berufe aus diesen Disziplinen sollen Deutschland<br />
innovativ und wettbewerbsfähig halten. Kein Wunder<br />
also, dass sich bundesweit viele verschiedene Initiativen<br />
für den MINT-Bereich engagieren und qualifizierten und<br />
vielfältigen Nachwuchs suchen.<br />
Was hat es mit dem Piepken auf sich?<br />
Im Kloster Iburg war man schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts damit beschäftigt, eine bessere<br />
Wasserqualität zu erzielen. Der technisch begabte Prior Josef Frerking aus Oldenzaal machte<br />
sich <strong>15</strong>18 daran, die Quelle am Dörenberg durch eine unterirdische, 2.000 Meter lange Holzleitung<br />
bis zum Kloster zu führen, wo das Wasser in einem Behälter gesammelt wurde.<br />
Hierzu musste das Wasser mühsam<br />
aus dem Kohlbach beschafft werden.<br />
Der Kohlbach wurde damals zum<br />
Wäschewaschen genutzt. Die Trinkwasserversorgung<br />
geschah durch Brunnen,<br />
die sich im Ort befanden. Der Prior<br />
Josef Frerking nutzte zur Erfassung und<br />
Weiterleitung des Bachs - erstmalig in<br />
Deutschland! - das Prinzip der kommunizierenden<br />
Röhren. Er hatte erkannt,<br />
dass die Quelle am Dörenberg höher<br />
lag als der Auslauf der Leitung auf dem<br />
Burgberg. Auch die Iburger profitierten<br />
von der neuen Leitung. Am Schloss<br />
befand sich eine Wasserstelle, eine<br />
Art Hahn, von dem die Bewohner das<br />
Wasser der Dörenbergquelle schöpfen<br />
durften, welches viel reiner war als das<br />
der Brunnen. Dieser Hahn wurde im<br />
Volksmund ‚Piepken‘ genannt - heute<br />
findet man an dieser Stelle einen altertümlichen<br />
Wasserhahn mit einem<br />
erklärenden Hinweisschild. Als die<br />
Quellschüttungen später nicht mehr<br />
ausreichten, wurden Hochbehälter<br />
als Speichermöglichkeiten errichtet.<br />
Der Anschluss an die zentrale Wasserversorgung<br />
und der Bau einer neuen<br />
Aufbereitungsanlage erfolgte 1968/69.<br />
„Heute bezieht Bad Iburg das Wasser aus<br />
verschiedenen Quellen“, erklärt Reinhard<br />
Fühner, der für die Wasserversorgung<br />
der Stadt zuständig ist. „Wir nutzen<br />
noch nimmer die Dörenbergquelle,<br />
aus der auch der Kohlbach gespeist wird,<br />
und außerdem die Sunderbachquelle.<br />
Zusätzlich gibt es noch drei Tiefenbrunnen<br />
– zwei im Freden und einen an der<br />
Laeregge.“ Außerdem wird Bad Iburg<br />
vom Wasserverband Osnabrück-Süd<br />
beliefert. Sämtliche Wassermengen<br />
werden dann zum Wasserwerk an der<br />
Laeregge gepumpt, aufbereitet und<br />
gelangen von dort über ein Leitungssystem,<br />
welches das natürliche Gefälle<br />
nutzt, zum Endverbraucher. Letztendlich<br />
war somit der Kohlbach der Beginn einer<br />
funktionierenden Wasserversorgung. Im<br />
Jahr 2018 wird Bad Iburgs Wassernetz<br />
bereits 500 Jahre alt. | Leonie Rabea Große<br />
DAS PRINZIP DER<br />
KOMMUNIZIERENDEN RÖHREN<br />
Als kommunizierende Röhren bezeichnet<br />
man miteinander verbundene,<br />
oben offene Röhren. Füllt man<br />
sie mit Flüssigkeit, so steht diese in<br />
allen Röhren gleich hoch, da überall<br />
der gleiche Druck herrscht.<br />
Bild oben © Verein für Orts- und Heimatkunde Bad Iburg e.V. // Hinweißschild am Amtsgericht © Karl-Heinz Krützkamp, Glandorf<br />
Bilder © Carina Sander<br />
Auch in Osnabrück finden sich zahlreiche<br />
Initiativen, die sich mit dem Bereich MINT<br />
beschäftigen, wie das Niedersachsen-Technikum<br />
und das Programm „Studienpioniere“,<br />
sowie das Projekt „Erfolgreich ins<br />
Studium!“ der Hochschule Osnabrück.<br />
Das Projekt unter der Leitung von Prof.<br />
Barbara Schwarze ist in der Fakultät<br />
„Ingenieurwissenschaften und Informatik“<br />
der Hochschule angesiedelt und wird<br />
vom Ministerium für <strong>Wissen</strong>schaft und<br />
Kultur (MWK) des Landes Niedersachsen<br />
gefördert.<br />
Wie beeinflusst die soziale<br />
Herkunft die Berufswahl?<br />
Die Studien- und Berufswahl hängt in<br />
Deutschland immer noch stark von der<br />
sozialen Herkunft ab. So streben beispielsweise<br />
Kinder aus Nichtakademikerfamilien<br />
auch nach Erreichen der Hochschulzugangsberechtigung<br />
seltener ein Studium<br />
an, als Hochschulzugangsberechtigte in<br />
deren Familie zumindest ein Elternteil<br />
studiert hat. Speziell im MINT-Bereich<br />
nehmen außerdem junge Frauen und<br />
Menschen mit Migrationshintergrund<br />
weniger häufig ein Studium auf. Die<br />
Zahlen der CHE Quest-Studierendenbefragung<br />
an der Hochschule Osnabrück<br />
unterstützen diese bundesweiten<br />
Ergebnisse auch für die Studierenden der<br />
Fakultät Ingenieurwissenschaften und Informatik<br />
in Osnabrück. Während Studierende<br />
der ersten Generation mit 72 Prozent<br />
bereits gut vertreten sind, können die<br />
Anteile der Studierenden mit Migrationshintergrund<br />
mit 18 Prozent und die<br />
Studentinnen mit 13 Prozent in dieser<br />
Fakultät noch deutlich gesteigert werden.<br />
Das Ziel des Projektes ist es, diese drei<br />
Zielgruppen für MINT-Studiengänge zu<br />
gewinnen, sowie den Studienerfolg dieser<br />
neuen Studierenden sicherzustellen.<br />
Wie ist das Projekt aufgebaut?<br />
Das Projekt gliedert sich in drei Projektbausteine.<br />
Im ersten Baustein, der sich<br />
mit der Phase vor dem Studium beschäftigt,<br />
wird das Schüler-Forschungs-Zentrum<br />
(SFZ) Osnabrück unterstützt. So soll<br />
das Interesse an Naturwissenschaft und<br />
Technik bereits in der Schulzeit geweckt<br />
und gefördert werden. Durch die verschiedenen<br />
Angebote aus dem MINT-Bereich,<br />
wie „Robotics“, „Mobilität“, „Programmieren“<br />
oder „Lust auf Chemie“, können<br />
sich die SchülerInnen im SFZ außerhalb<br />
der Schule durch forschungsnahe Projekte<br />
im MINT-Bereich erproben. Der zweite<br />
Baustein konzentriert sich auf die Phase<br />
des Übergangs ins Studium und ermöglicht<br />
für die Schülerinnen und Schüler eine<br />
bessere Studien- und Berufsorientierung.<br />
Mit „MINT for Girls“ werden beispielsweise<br />
speziell Schülerinnen angesprochen,<br />
die in einer mehrtägigen<br />
Veranstaltung Laborpraktika an der<br />
UniversitätundHochschule,Unternehmensbesuche<br />
und Workshops zu einem MINT-<br />
Studienfach absolvieren können. Der<br />
dritte Baustein beinhaltet den Aufbau<br />
eines Mentoring-Programms, mit dem<br />
Erstsemesterstudierende von Studierenden<br />
aus höheren Semestern in der<br />
Studieneingangsphase unterstützt werden.<br />
| Carina Sander<br />
DIE FEATURES<br />
Das Projekt „Erfolgreich ins Studium!“<br />
wird vom Niedersächsischen<br />
Ministerium für <strong>Wissen</strong>schaft und<br />
Kultur unterstützt. Zur Berichterstattung<br />
über den Verlauf findet am 30.<br />
September <strong>2016</strong> an der Hochschule<br />
Osnabrück eine Fachtagung statt,<br />
bei der die Projektbausteine vorgestellt<br />
und aktuelle Veränderungen in<br />
Schulen und Hochschulen diskutiert<br />
werden. Weitere Informationen zur<br />
Fachtagung und zum Projekt „Erfolgreich<br />
ins Studium!“ unter:<br />
www.hs-osnabrueck.de/de/wir/<br />
fakultaeten/iui/studium/erfolgreich-ins-studium/<br />
16<br />
Lageplan von Iburg und Umgebung »<br />
17
HOCHSCHULE & KARRIERE<br />
Was kommt nach dem Pedelec bzw. vor dem Elektroauto?<br />
Die Features<br />
- 160 - 220 kg Fahrzeuggewicht, je<br />
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fachlich und menschlich weiterentwickeln können.<br />
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und eine ganz neue Generation in der<br />
Elektrofahrzeugsparte. Der MiO soll der<br />
globalen Forderung nach bezahlbarer und<br />
nachhaltiger Mobilität speziell inBallungszentren<br />
nachkommen und eine Alternative<br />
zum herkömmlichen „Pendlerfahrzeug“<br />
darstellen. Die Vision, ein e-mobiles<br />
Bindeglied zwischen E-Bike und E-PKW<br />
für den urbanen Lebensraum zu entwickeln,<br />
überzeugte auch die Deutsche<br />
Bundesstiftung Umwelt (DBU), welche das<br />
Projekt aktuell schon in der dritten Phase<br />
fördert.<br />
Wo liegen die Vorteile gegenüber<br />
anderen Elektorfahrzeugen?<br />
Die <strong>Osnabrücker</strong> Ingenieure wollen den<br />
heutigen E-Mobilmarkt mit folgenden<br />
Kerninnovationen um das Stadtfahrzeug<br />
der Zukunft ergänzen:<br />
• Kosteneffizienz über „Downsizing“,<br />
es wird also nur so viel Masse, Technik<br />
und Komfort wie nötig für Kurzstrecken<br />
18<br />
eingesetzt. Somit können die Bauteile<br />
einfach, leicht und günstig in großer<br />
Stückzahl gefertigt werden. Viele Teile<br />
wie z.B. die Bremsen, Reifen oder Bedienelemente<br />
können sogar direkt aus der<br />
Fahrrad- oder Rollerindustrie genutzt werden,<br />
was auch die Wartungskosten auf<br />
2-Radniveau hält<br />
• Ultraleichtbau mittels hochintegrativer<br />
Leichtbauweise ermöglicht das<br />
sogenannte „Akku2go-Prinzip“ – das auch<br />
beim Pedelec zum Einsatz kommt. Somit<br />
kann der Standard- Akku mit ca. 50 km<br />
Reichweite und ca. 20 kg Masse jederzeit<br />
als Trolley entnommen werden und an<br />
jeder 230 Volt-Steckdose geladen werden.<br />
Die Sorge um die Parkplatzsuche mit<br />
„E-Anschluss“ und Investitionen in eine<br />
aufwändige Ladeinfrastruktur entfallen.<br />
• Nachhaltigkeit mittels optionalem<br />
Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen<br />
wie Hanf- und Flachsfasern sowie Balsaholz<br />
und der Lademöglichkeit über ein<br />
integriertes Solardach, welches den Akku<br />
mit bis zu <strong>15</strong>0 Wh kontinuierlich lädt.<br />
• Lebensqualität durch die Ausstattungsoption<br />
“Bio-Hybrid“, bei der Fahrer und<br />
Beifahrer über einen Pedalgenerator den<br />
Akku laden und sich in der Pendelzeit auf<br />
individuellem Niveau gesundheitsfördernd<br />
aktivieren können.<br />
Wie geht es weiter & wann kann<br />
der ONYX MiO bestellt werden?<br />
Derzeit befindet sich das Gründerteam<br />
aus dem ICO in Gesprächen mit<br />
potenziellen Investoren und strategischen<br />
Partnern, um für 2017 den Markteintritt<br />
über eine Erstauflage von 200 Fahrzeugen<br />
zu realisieren. Zu Ende <strong>2016</strong> wird über<br />
die ONYX MiO Homepage die Möglichkeit<br />
zur Vorbestellung angeboten werden.<br />
| Redaktion<br />
Weitere Infos: www.onyx-mio.de<br />
Modul-Austauschprinzip<br />
Kundenvorteil: Modul-Austauschprinzip bei Akku & Antrieb, um<br />
langfristig auf der Höhe der technologischen Entwicklung zu sein.<br />
So können auf Basis eines heutigen MiO-Grundmodells auch in der<br />
Zukunft technische Potenziale ausgeschöpft werden.<br />
19<br />
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Centrum Osnabrück statt. Thema: „Digitale Bredouille? Wie<br />
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<strong>Osnabrücker</strong> Wirtschaftspreis <strong>2016</strong> gestartet. Junge<br />
Unternehmen, die sich ab dem Jahr 2011 gegründet und<br />
ihren Firmensitz in Stadt oder Landkreis Osnabrück haben,<br />
sind bis zum 30.09.<strong>2016</strong> aufgerufen sich unter www.osnabruecker-wirtschaftspreis.de<br />
zu bewerben. +++ Symbic – Das<br />
Unternehmen ist am 22. September auf der Messe "IT&MEDIA<br />
FUTUREcongress" in Bielefeld vertreten und stellt dort die im<br />
ICO entstandene Softwarelösung "Displicity" für interaktives<br />
Digital Signage vor. www.symbic.de und www.displicity.com<br />
Kontakt<br />
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Bilder Portrait © Jörg Klasmeier // Bilder oben / Vorlesung © Jürgen Berlekamp<br />
Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Ressourcenmanagement<br />
– nicht vielen <strong>Osnabrücker</strong>n werden diese Begriffe beim<br />
sonntäglichen Spaziergang am Kanal durch den Kopf<br />
gehen. Einigen allerdings schon.<br />
In den bundesweit einmaligen Studiengängen<br />
Umweltsystemwissenschaft<br />
(2-Fach Bachelor), Angewandte Systemwissenschaft<br />
(BSc) und Umweltsysteme<br />
und Ressourcenmanagement (MSc)<br />
versucht die Universität Osnabrück,<br />
Studenten die Augen für diese wichtigen<br />
Themen zu öffnen – und ihre Bedeutung<br />
in der Region zu erforschen. Im Zuge der<br />
Diskussion um eine umweltverträgliche<br />
Wassernutzung rief die Arbeitsgruppe<br />
Angewandte Systemwissenschaft des<br />
Instituts für Umweltsystemforschung zum<br />
Beispiel ein Forschungsprojekt zur Schadstoff-<br />
konzentration in<br />
Gewässern ins<br />
Leben. Die Mitarbeiter<br />
und Studierenden<br />
entwickeln<br />
Modelle zur Simulation<br />
der Schadstoffbelastung,<br />
z.B.<br />
durch Arzneimittel<br />
und entnehmen<br />
zum Teil auch Proben<br />
aus lokalen<br />
Gewässern, um<br />
diese im Labor<br />
auf enthaltene<br />
Schadstoffe zu untersuchen. Sie erforschen<br />
aber auch, wie sich Plastikmaterial, das<br />
in Gewässern entsorgt wurde, unter Sonneneinstrahlung<br />
verändert oder wie groß<br />
der Beitrag von Haushaltsabwasser<br />
auf die Gewässerbelastung mit Kunstfasern<br />
ist. „Die Umweltfolgen unseres<br />
Konsumverhaltens außen vor zu lassen,<br />
ist heutzutage nicht mehr vertretbar“, sagt<br />
Jörg Klasmeier, Koordinator der Studiengänge<br />
in der Systemwissenschaft. In seinen<br />
Augen ist die Untersuchung der Auswirkungen<br />
von Schadstoffen und Plastikmüll<br />
auf die Wasser- und Umweltqualität nach<br />
wie vor eine große Herausforderung.<br />
Doch nicht nur in diesem Bereich ist das<br />
Institut für Umweltsystemforschung der<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Universität Vorreiter. Bei<br />
Fragen zu nachhaltigen Handlungsoptionen<br />
in Politik und Gesellschaft ist die<br />
Expertise der Arbeitsgruppe Ressourcenmanagement<br />
weltweit anerkannt,<br />
während die theoretische Systemwissenschaft<br />
mit Computersimulationen dazu<br />
beiträgt, die Ausbreitung von Infektionen<br />
besser zu verstehen. Zwei mit dem<br />
Institut eng verbundene Arbeitsgruppen<br />
am Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung<br />
in Leipzig arbeiten sehr erfolgreich<br />
auf dem Gebiet der ökologischen<br />
Modellierung.<br />
Was zeichnet die Umweltforschung<br />
der Universität aus?<br />
„Uns ist wichtig, die Studenten so früh wie<br />
möglich praxisorientiert an die Problematik<br />
heranzuführen“, so Jörg Klasmeier. Die<br />
21<br />
Inhalte des Bachelor-Studiengangs bauen<br />
auf drei Säulen auf. Während des ersten<br />
Abschnitts lernen die Studenten Umweltsysteme<br />
zu verstehen und Fragen - wie<br />
die nach der Gewährleistung einer guten<br />
Wasserqualität - auszuarbeiten. Der<br />
zweite Teil des Grundstudiums dient einer<br />
soliden Ausbildung in den Fächern<br />
Mathematik und Informatik, während<br />
die dritte Säule durch ein zweites Kernfach<br />
(2-FB) bzw. ein Anwendungsfach<br />
(BSc) gebildet wird. Für Studenten, die<br />
gern im Labor arbeiten, bietet sich zum<br />
Beispiel Chemie als zweites Fach an. Das<br />
Besondere an der Universität Osnabrück ist<br />
die starke Fokussierung auf die studentische<br />
Forschungsarbeit. „Die Möglichkeit, das<br />
Erlernte schon während des Studiums<br />
direkt in der Praxis anzuwenden, ist bundesweit<br />
längst nicht in allen Studiengängen<br />
gegeben“, sagt Klasmeier. | Johanna Albers<br />
Weitere Infos:<br />
www.uni-osnabrueck.de/universitaet/<br />
fachbereiche_interdisziplinaere_institute/<br />
institut_fuer_umweltsystemforschung_<br />
usf.html<br />
21
Logo_Zeit<br />
Teil 1: 1766- 1849<br />
Wie kam Presse aus der Presse?<br />
Logo_Zeit_orange<br />
Farbvariante<br />
orange: CMYK 0/50/100/0 RGB 221/160/47<br />
Es ereignet sich<br />
www.100tagezeit.de am 4. Oktober<br />
1776. Tatort ist<br />
die Kislingsche<br />
Druckerei in der<br />
Großen Hamkenstraße<br />
17. In<br />
Reichweite einer wuchtigen, nun stillstehenden<br />
Druckerpresse ruht ein Stapel<br />
mit gut 600 Zeitungen. „Wöchentliche<br />
Osnabrückische Anzeigen“ steht auf dem<br />
obersten der einheitlich gefalzten Papierbögen.<br />
Zwei Spalten Text füllen den Rest<br />
der Frontseite. Die Falzung deutet darauf<br />
hin, dass mehr Lesestoff im Inneren des<br />
Blattes zu erwarten ist. Das Kind ist da:<br />
Osnabrücks erstes Lokalblatt ist geboren!<br />
Sein Vater heißt Justus Möser. Der erste<br />
Redakteur der Stadtgeschichte ist Jurist,<br />
Literat, Historiker und so etwas wie der<br />
Regierungschef im alten Fürstbistum.<br />
Dies umfasst nur wenig mehr Fläche als<br />
das Territorium des heutigen Stadt- und<br />
Landkreisgebiets. Der Kleinstaat beherbergt<br />
rund 110.000 Seelen. Nur knapp<br />
7.000 davon leben in Osnabrück. Die<br />
Hebammen der Zeitungsgeburt sind<br />
Drucker mit Händen voller Druckerschwärze.<br />
Wichtigster Geburtshelfer ist<br />
Logo_Zeit+OS<br />
„Wöchentliche Osnabrückische Anzeigen“ stand auf dem ersten<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Presseerzeugnis, das vor 250 Jahren das Licht der Welt<br />
erblickte. Wahrlich Anlass genug, auf ein Vierteljahrhundert Zeitungsgeschichte<br />
zurückzublicken. Heiko Schulze, Autor des neuen Buches<br />
„Zum Nutzen Logo_Zeit+OS_orange<br />
und Vergnügen. Ein Streifzug durch 250 Jahre <strong>Osnabrücker</strong><br />
Zeitungsgeschichte“, widmet sich zunächst dem Zeitraum von 1766 bis<br />
# dda02f<br />
1849. In unserer nächsten Ausgabe schlägt er dann den Bogen bis zur<br />
Gegenwart.<br />
Kontakt<br />
Stadt Osnabrück | Projektbüro im Fachbereich Kultur | Anke Bramlage, E-Mail: bramlage@osnabrueck.de, Tel. 0541 323-4211<br />
Johann Wilhelm Kisling. Der 56-Jährige<br />
ist Verleger und Inhaber der monopolähnlichen<br />
„Hofdruckerei“ des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Kleinstaats. 1776 hat sie also begonnen, die<br />
heute 250-jährige <strong>Osnabrücker</strong> Zeitungsgeschichte.<br />
Viele Städte besitzen zwar eine<br />
längere Pressetradition, aber nicht so eine<br />
spezielle. Ein Buch und eine Ausstellung,<br />
die am 8. November dieses Jahres in der<br />
VHS eröffnet wird, werden sich dem Thema<br />
ausgiebig widmen. Wir nehmen etwas<br />
vorweg: Was war markant an jenem<br />
Vierteljahrhundert?<br />
Hätte Goethe Möser<br />
geliked?<br />
Ein moderner Mensch, der sich<br />
aktuellen Nachrichten auf seinem Monitor<br />
oder Display widmet, kann damit mindestens<br />
vier Dinge tun: Er kann Neuigkeiten<br />
lesen, kommentieren, ergänzen oder<br />
weiterverbreiten. Justus Möser, der damals<br />
ein klassisches Anzeigenblatt der Regierenden<br />
vertreibt, gibt sich nicht mit einem<br />
schlichten Verlautbarungsorgan ab. Er<br />
krönt den Inserats- und Verkündigungsteil<br />
mit etwas Besonderem: einer „nützlichen<br />
Beilage“. Damit möchte er nicht nur<br />
informieren, unterhalten und belehren.<br />
Er möchte vor allem diskutieren. Im<br />
modernen Mediendeutsch gesprochen:<br />
Er postet persönlich, lässt andere posten,<br />
wartet auf Likes oder auf Dislikes zum<br />
Regierungshandeln. In Gestalt (schon<br />
damals) erfundener Autorennamen gibt<br />
der Redakteur unterschiedliche Sichtweisen<br />
zu Problemen des Alltags zum<br />
Besten. Grundlage der Kontroversen<br />
bilden ausdrücklich erbetene Leserzuschriften.<br />
Kurzum: Meldungen, Debatten<br />
und Pseudonyme, stets mit der Bitte um<br />
Weiterverbreitung. Hätte es das „Liken“<br />
schon gegeben, hätte kein Geringerer als<br />
Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe<br />
zu den „Gefällt-mir-Klickern“ des <strong>Osnabrücker</strong><br />
Blattes gehört. Denn für ihn ist der<br />
erste <strong>Osnabrücker</strong> Blattmacher schlichtweg<br />
„der herrliche Justus Möser“.<br />
Wann war die<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Presse<br />
zweisprachig?<br />
Kaum einem <strong>Osnabrücker</strong> ist heutzutage<br />
bewusst, dass seine Stadt einmal ganz<br />
offiziell zum fernen Frankreich gehörte.<br />
1803 ziehen Soldaten Napoleons in<br />
die Stadt ein, werden sogar bejubelt und<br />
bleiben mit Unterbrechungen bis 1813. Im<br />
Beilagen © Landschaftsverband Osnabrück e.V. // Gemälde © Gemälde von Ernst August Howindt,KGM Osnabrück // Zeitungsstapel © mitrija, fotolia.de<br />
Juli 1807 wird das <strong>Osnabrücker</strong> Gebiet<br />
dem Königreich Westfalen zugeschlagen.<br />
Als dessen König regiert Napoleons Bruder<br />
Jerome auf der Basis des freiheitlichen<br />
Code civil, der erstmals alle Menschen<br />
unabhängig von ihrer Herkunft gleichstellt.<br />
Im Jahre 1811 erlebt Osnabrück<br />
eine ganz besondere Änderung seiner<br />
staatlichen Zuordnung: Die Stadt gehört<br />
für rund drei Jahre ganz offiziell zu Frankreich.<br />
Die französische Zeit hinterlässt<br />
in der Stadt durchaus positive Spuren:<br />
Steuern und Abgaben werden gerechter<br />
erhoben. Laienrichter werden eingeführt.<br />
Überdies werden mehr Straßen gepflastert,<br />
die Häuser nummeriert und Friedhöfe<br />
jenseits der Stadtmauern angelegt. Im Gegensatz<br />
zu vorherigen Besatzungstruppen<br />
aus Hannover und Preußen sind Frankreichs<br />
Offiziere deutlich darum bemüht,<br />
ein gutes Klima zwischen Bevölkerung<br />
und Soldaten zu schaffen. Eine zentrale<br />
Rolle spielt dabei das Lokalblatt, das<br />
in deutscher und französischer Sprache<br />
erscheint: Die „Wöchentlichen Osnabrückischen<br />
Anzeigen“ werden bis heute die<br />
einzige zweisprachige Lokalzeitung der<br />
Stadt bleiben.<br />
Wann stehen Zeitungen im<br />
Parteienstreit?<br />
Geschichtskundige wissen, dass die 1863<br />
gegründete Sozialdemokratie die älteste<br />
deutsche Partei ist. Vorläufer der Liberalen<br />
gibt es mit der Fortschrittspartei gar<br />
schon 1861. Und mit dem Zentrum gründet<br />
sich die erste christliche Partei anno<br />
1870. Allein Konservative können bereits<br />
auf Ursprünge im preußischen Landtag<br />
von 1848 und auf ihren Stammvater<br />
Bismarck verweisen. In anderen deutschen<br />
Staaten dauerte die konservative Parteienbildung<br />
weitaus länger. Betrachtet man die<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Zeitungsgründungen des<br />
Jahres 1848, sind derartige parteipolitischen<br />
Strömungen in der Hasestadt bereits<br />
sehr viel früher als andernorts deutlich<br />
erkennbar. Bekennende Linke scharen<br />
sich um die Macher der ersten Tageszeitung,<br />
dem „Tageblatt für jedermann“.<br />
Das Blatt ist das Organ des Märzvereins,<br />
spricht auch die wachsende Arbeiterschaft<br />
der Stadt an und transportiert bereits früh<br />
sozialistische Ideen. Prägende Blattmacher<br />
sind der Verleger Lüdecke, der Advokat<br />
Detering sowie die Lehrer Rosenthal und<br />
Noelle. Konservative und Konservativ-<br />
Liberale gründen den Vaterlandsverein<br />
und rufen das „<strong>Osnabrücker</strong> Volksblatt“<br />
ins Leben. Dessen geistiger Vater ist vor<br />
allem der langjährige Bürgermeister und<br />
zeitweilige hannoversche Innenminister<br />
Johann Carl Bertram Stüve. Katholiken,<br />
die erst ab 1833 wieder das Recht<br />
bekommen haben, im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Magistrat vertreten zu sein, finden sich<br />
im Piusverein zusammen. Und der ist<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Mösers Beilagen zu den Wöchentlichen<br />
Osnabrückischen Anzeigen. Später werden<br />
viele Beiträge in den „Patriotischen<br />
Phantasien“ abgedruckt.<br />
durchaus mit einer frühen christlichen<br />
Partei vergleichbar. Oberlehrer Dr.<br />
Wilken und Domchoral Fredewest bringen<br />
als eigenes Blatt die „Beiträge zur Belehrung<br />
und Erholung“ heraus, die besonders<br />
gern im katholischen Umland gelesen werden.<br />
Alle Blätter begründen in Osnabrück<br />
eine breitgefächerte politische Streitkultur:<br />
kontrovers, polemisch wie satirisch, aber<br />
gepflegt und völlig gewaltlos. Die zarten<br />
demokratischen Ansätze werden nur wenige<br />
Jahre später unter feudalistischen<br />
Militärstiefeln zertrampelt. Pressefreiheit<br />
und geistiger Meinungsstreit nehmen ein<br />
brutales Ende. In Osnabrück verbleiben<br />
für lange Jahre allein die altbackenen „Wöchentlichen<br />
Osnabrückischen Anzeigen“.<br />
| Heiko Schulze<br />
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22 23
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
Wo reist man in die Eisenzeit?<br />
Menschen wanderten bereits vor vielen Jahrtausenden von Ort zu Ort, um einen perfekten Platz<br />
zum Leben zu finden. So taten es auch die Kelten in der Eisenzeit. Sie kamen von den Alpen ins<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Land.<br />
Orte in Stadt und Land (8)<br />
Die Wasserburg in Sutthausen hätte eigentlich gar nicht<br />
gebaut werden dürfen. Dem Bischof und der Stadt<br />
Osnabrück missfiel, dass sich im Südwesten an<br />
der Düte ein Störenfried angesiedelt hatte, der sich mit Wall und Wassergraben<br />
ihrem Machtbereich zu entziehen versuchte. 1283 kam es zur Fehde, aber später mussten die<br />
<strong>Osnabrücker</strong> aufgeben.<br />
Es gibt mehrere Theorien, wie der Name<br />
Sutthausen entstanden ist. Der gleichnamige<br />
Hof wird zum ersten Mal 1280<br />
in einer Urkunde der Stadt Osnabrück<br />
erwähnt. Sein Besitzer war der Knappe<br />
Johann von Sutthausen. Nicht er,<br />
sondern sein Verwandter Eberhard von<br />
Varendorff errichtete auf dem Gutshof<br />
die Burg Sutthausen. Dass er eine<br />
Befestigung mit doppelter Gräfte (=<br />
Wassergraben) anlegen ließ, war für den<br />
<strong>Osnabrücker</strong> Bischof Konrad von Rietberg<br />
eine Provokation. Die Soldaten der<br />
Stadt belagerten das zu Unrecht befestigte<br />
Anwesen 20 Jahre lang, aber Eberhard<br />
setzte sich durch, weil er Hilfe von<br />
außerhalb bekam. Der Historiker Günter<br />
Wrede datiert die Bezeichnung<br />
„Sudhusen“ in seinem „Geschichtlichen<br />
Ortsverzeichnis des ehemaligen<br />
Fürstbistums Osnabrück“ auf das 13.<br />
Jahrhundert, die Zeit, in der die Fehde<br />
ausgefochten wurde. In Dokumenten<br />
aus dem Jahre 1350 stieß er auf „Zuthusen“,<br />
1605 war erstmals von Sutthausen<br />
die Rede. Mundartlich gesprochen<br />
klingt es dann wie „Suthüsen“. 1970<br />
wurde aus der selbständigen Gemeinde<br />
Sutthausen ein Stadtteil von Osnabrück.<br />
Seine West- und Südgrenze fällt über<br />
längere Strecken mit dem Lauf der Düte<br />
zusammen. Am rechten Ufer liegt der<br />
alte Siedlungskern.<br />
Wo hat der Name Sutthausen<br />
seinen Ursprung?<br />
Im Wörterbuch der Gebrüder Grimm<br />
steht „sutt“ für Suhle oder Sumpf.<br />
Aber diese Deutung ist nach Auskunft<br />
der Ortsnamenforscherin Dr. Kirstin<br />
Casemir sprachwissenschaftlich nicht zu<br />
halten. Für sie steht fest, dass die Vorsilbe<br />
„Sutt-“ auf die Himmelsrichtung Süd<br />
verweist. Die Annahme, dass Sutthausen<br />
ein Ort südlich von Osnabrück sei, trifft<br />
aber nicht den Kern. Der heutige Stadtteil<br />
ist im Südwesten von Osnabrück<br />
zu finden. Bei genauerer Betrachtung<br />
fällt jedoch ein anderer Zusammenhang<br />
auf: Sutthausen liegt exakt südlich<br />
von Hörne. Diese Bauernschaft hatte<br />
damals eine größere Bedeutung als<br />
heute. Aus Hörner Sicht stehen die<br />
Höfe Große und Kleine Nordhaus in<br />
entgegengesetzter Richtung zu „Südhausen“.<br />
Überdies gibt es in der<br />
Nähe die Flurbezeichnung Westruper<br />
Esch. Es ist also alles eine Frage<br />
der Himmelsrichtung. | Ebba Ehrnsberger<br />
Bilder © Ebba Ehrnsberger<br />
Bilder © Förderverein Schnippenburg<br />
Nach Ausgrabungen der Schnippenburg<br />
im Krebsburger Wald entstand im Jahr<br />
2006 in Ostercappeln-Venne das Projekt<br />
„Eisenzeithaus“. Das für Jedermann<br />
zugängliche Freiluftmuseum umfasst eine<br />
Fläche von 3.000 qm. Hier befinden sich<br />
ein Stall- und Wohngebäude mit Garten<br />
und Speicher, wie sie etwa 300 v. Chr.<br />
in Gebrauch waren. „Wir möchten den<br />
Menschen die Geschichte der Umgebung<br />
näher bringen“, sagt Christian Böhling,<br />
Vorsitzender des Fördervereins Schnippenburg,<br />
zum Hintergrund des Projekts.<br />
Bei dem Stall- und Wohngebäude handelt<br />
es sich um den Nachbau einer in<br />
den 1980ern ausgegrabenen Siedlung,<br />
welche bei Bauarbeiten der A33 in<br />
Georgsmarienhütte entdeckt wurden.<br />
„Der zweischiffige Grundriss des Haupthauses<br />
mit Mittelpfosten ist für die<br />
Eisenzeit eher ungewöhnlich und nur<br />
zwischen den südlichen Niederlanden,<br />
Cloppenburg und Osnabrück gefunden<br />
worden“, erläutert Böhling. Das Gebäude<br />
ist mit einem Reetdach gedeckt und mit<br />
lehmverputzten Wänden ausgestattet.<br />
Die Kelten brauchten für ihre bäuerliche<br />
Existenz einen großen Stall- und einen<br />
eher kleinen Wohnteil mit Feuerstelle. Es<br />
war üblich, dass in einem Haus mehrere<br />
Generationen mit sechs bis zehn Leuten<br />
zusammen lebten. Um das Leben in der<br />
Eisenzeit den Menschen in der Region<br />
näherzubringen, bietet der Förderverein<br />
Schnippenburg spannende Aktionen an.<br />
Dazu gehören Bogenschießen, Schmieden,<br />
Töpfern, Filzen oder auch Kochen.<br />
Es können aber auch spezielle Themenveranstaltungen<br />
oder Kindergeburtstage im<br />
und um das Eisenzeithaus geplant werden.<br />
| Lena Wegmann<br />
50er & 60er und das<br />
Beste von heute!<br />
DIE EISENZEIT<br />
Die Eisenzeit war nach Stein- und<br />
Bronzezeit die dritte Periode der<br />
Urgeschichte. Die Menschen<br />
lernten, Eisen für die Herstellung<br />
von kunstvoll geschmiedeten<br />
Werkzeugen und Waffen zu<br />
verwenden. In Deutschland begann<br />
die vorrömische Eisenzeit<br />
etwa um 800 v. Chr., sie endete im 1.<br />
Jahrhundert v. Chr.<br />
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25
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
historisches Postkarten Motiv<br />
Was ist ein Naturbzw.<br />
Kulturdenkmal?<br />
Naturdenkmale sind Zeugnisse<br />
der Erd- und Naturgeschichte.<br />
Hierunter können auffällige Felsformationen<br />
oder Findlinge fallen, aber auch<br />
besonders alte Bäume. Ein Kulturdenkmal<br />
hingegen bezeugt die menschliche Kulturgeschichte<br />
und wurde von Menschenhand<br />
geschaffen. Ein Denkmal kann aber auch<br />
zugleich Natur- und Kulturdenkmal sein.<br />
Nämlich dann, wenn durch eine auffällige<br />
Naturerscheinung Menschen angezogen<br />
wurden und dieser Ort daraufhin kulturell<br />
genutzt wurde, z. B. als heiliger Ort<br />
oder als markanter Versammlungspunkt.<br />
Oft inspirierte ein Naturdenkmal die<br />
Menschen zu Geschichten, die an diesem<br />
Ort stattgefunden haben sollen, sodass er<br />
zu einem Erinnerungsort wurde. Auch<br />
Kulturdenkmale, deren Sinn vergessen<br />
war, wurden mit Sagen umsponnen.<br />
Die Johannissteine:<br />
Natur-oder Kulturdenkmal?<br />
Bei den Johannissteinen handelt es sich<br />
um eine auffällige Felsformation am<br />
Der Piesberg<br />
Geschichts- oder Sagenort?<br />
Der Piesberg hat zu allen Zeiten die Menschen angezogen und<br />
deren Phantasie beflügelt. Oft ranken sich Sagen und Legenden<br />
um Orte, von denen manchmal nicht leicht zu sagen<br />
ist: Natur- oder Kulturdenkmal oder sogar beides? Nur<br />
eine Sage oder doch ein wahrer Kern? Der Piesberg<br />
im Norden von Osnabrück bietet gleich vier solch<br />
interessanter Sehenswürdigkeiten.<br />
Nordosthang des Piesbergs.<br />
An dieser Stelle schieben sich<br />
einige Platten des Piesberger<br />
Konglomerats (Sandstein verbacken mit<br />
Kies) aus dem Innern des Bergs an die<br />
Oberfläche und bilden so ein markantes<br />
Felsmassiv. Wer genauer hinschaut, wird<br />
auf ihnen Einmeißelungen entdecken, die<br />
nur von Menschenhand geschaffen sein<br />
können. Die eine hat sieben Vertiefungen,<br />
die das Sternbild des großen Wagens<br />
spiegelverkehrt zu zeigen scheinen. Eine<br />
weitere verfügt über eine große und eine<br />
kleine rundliche Vertiefung und zwei<br />
fußförmige Umrisse. Es heißt, einst sei<br />
Johannes der Täufer auf dem Piesberg<br />
gewesen, um die heidnischen Sachsen zu<br />
bekehren. Die fußförmigen Umrisse<br />
markieren den Ort, wo er einst gestanden<br />
habe. Die kleine rundliche Vertiefung<br />
daneben zeige den Platz, an dem sein<br />
Kreuzstab – ein Attribut des Heiligen – auf<br />
dem Felsen auftraf und die große rundliche<br />
Mulde den Standort seines Taufeimers.<br />
Wie alt diese Felsbilder sind, ist nicht mit<br />
Sicherheit zu sagen. Es gibt die Aussage<br />
eines <strong>Osnabrücker</strong> Bürgers, er sei als Junge<br />
dabei gewesen, als man in einer Nacht in<br />
den 1920er Jahren die Felsbilder einmeißelte.<br />
Doch längst sind nicht alle davon<br />
überzeugt, dass die Felsbilder erst im 20.<br />
Jahrhundert entstanden sein sollen. Die<br />
Johannissteine sind ein Beispiel dafür,<br />
wie aus einem Natur- ein Kulturdenkmal<br />
werden kann.<br />
INFOTAFELN<br />
Ab Herbst <strong>2016</strong> sind die im Text<br />
vorgestellten Sehenswürdigkeiten<br />
durch neue Informationstafeln ausgewiesen.<br />
Die Strecke zwischen<br />
den verschiedenen Stationen lässt<br />
sich bequem innerhalb von 1,5 Stunden<br />
erlaufen. Das Kreuz im Hone<br />
und der Karlstein liegen direkt an der<br />
Oldenburger Landstraße, ein wenig<br />
südlich der Unterführung unter der<br />
B 68. Der Knieanbetungsstein ist<br />
direkt am Grubenweg an der<br />
Ostseite des Piesbergs gelegen.<br />
Die Johannissteine befinden sich<br />
im oberen Bereich des Piesbergs,<br />
zwischen der nördlichen und der<br />
östlichen Aussichtsplattform.<br />
Bilder Piesberg © Stadt- und Kreisarchäologie Osnabrück // alte Postkarte © Sammlung Riecken<br />
Heiliger Stein oder Laune der Natur?<br />
Der Knieanbetungsstein ist ein weiterer geheimnisvoller Ort am<br />
Piesberg, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er ist auch unter<br />
dem Namen „Hilgen- oder Marienstein“ bekannt. Es handelt<br />
sich ebenfalls um eine Steinplatte aus Piesberger Konglomerat,<br />
die vier dicht beieinander liegende, runde Vertiefungen aufweist.<br />
Gerade so, dass sie einem knienden Erwachsenen ermöglichen,<br />
seine Knie und Hände dort zu platzieren, wenn er eine kauernde<br />
oder verehrende Haltung annimmt. Die Überlieferung zu<br />
dem Stein setzt erst im 19. Jahrhundert ein. Es konnte bislang<br />
nicht geklärt werden, wann und wie die vier Vertiefungen entstanden<br />
sind. Auch eine natürliche Entstehung in Form von<br />
Verwitterung ist nicht auszuschließen.<br />
Wo fand die erste Messe im <strong>Osnabrücker</strong> Land statt?<br />
Die Christianisierung im <strong>Osnabrücker</strong> Land begann der Sage<br />
nach am Fuß des Piesbergs – dort wo heute das „Kreuz im Hone“,<br />
umgeben von zehn Buchen, steht. Die Sage berichtet weiter, dass<br />
Karl der Große in seinem Kampf gegen die heidnischen Sachsen<br />
verzagen wollte. Daraufhin ermahnten ihn sieben Brüder<br />
aus seinem Heer auf Gott zu vertrauen und eine heilige Messe zu<br />
feiern. Im Anschluss schlug Karl mit seiner Reitgerte auf den<br />
Deckstein des in der Nähe gelegenen Großsteingrabes – das<br />
seitdem „Karlstein“ genannt wird – und dieser zerbrach, genau<br />
wie bald darauf der Widerstand der Sachsen. Im Gedenken<br />
an diese erste Messe seien die Buchen im Kreis um den „Meßort“<br />
gepflanzt worden. Das „Kreuz im Hone“ erinnert seit dem<br />
19. Jahrhundert an diese Erzählung. Ursprünglich hieß der<br />
„Karlstein“ eigentlich „Schluppstein“ und seine Verbindung zu<br />
Karl dem Großen ist eine Erfindung des 19. Jahrhunderts. Der<br />
„Karlstein“ ist ein überregional bekanntes Gemeinschaftsgrab<br />
der Jungsteinzeit und etwa 5.000 Jahre alt. Damals bestattete<br />
man die Toten einer Gemeinschaft zusammen in einer großen,<br />
aus Steinen errichteten Grabkammer, die mit Erde überhügelt<br />
wurde. Einzigartig ist, dass das Grab aus Piesberger Konglomerat<br />
erbaut wurde und nicht, wie sonst üblich, aus Findlingen. Eine<br />
große zerschlagene Deckplatte hat es in Wirklichkeit niemals gegeben.<br />
Die Decke des Grabes besteht aus vier kleineren Steinblöcken,<br />
die mittlerweile verstürzt sind. | Solveig Steffen<br />
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STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
STADT- & LANDGESCHICHTEN<br />
WAS BLEIBT NACH 2000 JAHREN<br />
VON EINER SCHLACHT ÜBRIG?<br />
Im Jahr 1987 beginnt die Geschichte der Ausgrabungen in Kalkriese. Der Hobbyarchäologie<br />
Major Tony Clunn findet mit der Metallsonde römische Münzen und 1988 drei Schleuderbleie.<br />
Diese drei auf den ersten Blick eher unscheinbaren, wie Mandeln aussehende Bleigeschosse<br />
geben die ersten Hinweise auf kriegerische Auseinandersetzungen in der Kalkrieser Niewedder-<br />
Senke – der Startschuss für eine unvergleichliche archäologische Spurensuche!<br />
Zu Beginn der Ausgrabungen war<br />
keinem klar, dass es sich um ein bedeutendes<br />
Schlachtgeschehen, geschweige denn<br />
um die Varusschlacht, handeln könnte.<br />
Besondere Aufmerksamkeit erregte 1990<br />
eine dunkle Verfärbung im Boden: Ein<br />
Überrest eines oberirdisch nicht mehr<br />
sichtbaren Walls. Dieser Wall war offenbar<br />
aus Grassoden errichtet worden. Römische<br />
Münzen und Bruchstücke militärischer<br />
Ausrüstung, unter dem Wall verschüttet,<br />
erwiesen ihn schließlich als Bauwerk<br />
aus der Zeit des ersten römischen Kaisers<br />
Augustus, der von von 31 v. Chr. bis 14 n.<br />
Chr. regierte. Weitere Funde und Befunde,<br />
in den letzten zwei Jahrzehnten zusammengetragen,<br />
bringen Kalkriese in einen<br />
unmittelbaren Zusammenhang mit den<br />
Ereignissen des Jahres 9 n. Chr. Immer<br />
mehr Indizien sind zusammen gekommen,<br />
die darauf schließen lassen, dass<br />
hier mindestens ein großer Teil der Varusschlacht,<br />
auch bekannt als „Schlacht im<br />
Teutoburger Wald“, entdeckt worden ist.<br />
Bilder © Varusschlacht im <strong>Osnabrücker</strong> Land<br />
Was entdeckten die<br />
Archäologen in Kalkriese?<br />
Eine Schlacht dieses Ausmaßes lässt auch<br />
eine große Anzahl an Funden vermuten.<br />
Und in der Tat hören sich 6.000 römische<br />
Funde, die seit Beginn der Grabungen<br />
zutage gefördert wurden, erst einmal beachtlich<br />
an. Aber ein Blick in die Vitrinen<br />
und das Funddepot zeigt, dass wir<br />
es hier nicht mit komplett erhaltenen<br />
Helmen oder Schwertern zu tun haben.<br />
Vielmehr finden die Forscher in Kalkriese<br />
Bruchstücke, Kleinteile und Fragmente.<br />
Ausgenommen natürlich das Wahrzeichen<br />
von Kalkriese: Die Maske. 1990<br />
gefunden, entpuppte sich der unförmig<br />
korrodierte „Klumpen“ nach der Restaurierung<br />
als Gesichtsmaske eines römischen Reiterhelms, die<br />
einst mit Silberblech überzogen war. Sie ist nicht nur einzigartig,<br />
sondern gibt dem Museum ein unverwechselbares Gesicht.<br />
Der Grund warum die Archäologen nur Fragmente finden, ist<br />
nicht ausschließlich auf die lange Zeit – immerhin 2.000 Jahre<br />
– zurückzuführen, währen der die Funde im Boden lagen. Die<br />
Germanen suchten das Terrain nach der Schlacht gründlich ab<br />
und plünderten es. Denn im rohstoffarmen Germanien waren<br />
Metalle wertvoll und wurden zumeist eingeschmolzen und wiederverwendet.<br />
In Kalkriese haben Forscher aber auch menschliche<br />
Überreste gefunden. Bereits Mitte der Neunziger Jahre<br />
wurde die erste und größte Grube entdeckt, in der Knochen von<br />
Mensch und Tier deponiert worden waren. In den folgenden<br />
Jahren wurden sieben weitere solcher Knochengruben gefunden,<br />
die mit den Bestattungen im Zuge der so genannten Rachefeldzüge<br />
des Germanicus in Verbindung gebracht werden – ein<br />
weiteres Indiz, das auf den Ort der Varusschlacht hinweist.<br />
Werden heute noch Funde<br />
in Kalkriese gemacht?<br />
Auch nach über 25 Jahren Forschung wird in Kalkriese gegraben.<br />
Nach wie vor gibt der Boden spannende Funde frei und<br />
das Forschungsteam gewinnt immer mehr Erkenntnisse zum<br />
Schlachtgeschehen. Erst kürzlich konnte eine kleine Sensation<br />
vermeldet werden: Bei Grabungen am Rande des Museumsparks<br />
gab der Boden acht Goldmünzen vom Typ Gaius/<br />
Lucius frei. Eine solche Entdeckung ist äußerst selten und ein<br />
echter Glücksfall. Überdies hat dieser Fund die Anzahl an<br />
Goldmünzen im Museumsbestand von sieben auf fünfzehn<br />
mehr als verdoppelt. Aber die Forschungen in Kalkriese gehen<br />
weiter. Aktuell steht das Kalkrieser Fundmaterial im Fokus eines<br />
großen, von der VW-Stiftung geförderten Forschungsprojekts.<br />
Besucher können sich in Museum und Park Kalkriese<br />
auf ganz unterschiedliche Weise auf die Spuren der Geschichte<br />
begeben. Die Ausstellung zur Varusschlacht macht die<br />
Geschichte dieses einzigartigen Ortes anschaulich erfahr-<br />
<<br />
Schleuderbleie<br />
bar und präsentiert einen aktuellen Gesamtüberblick über die<br />
Erkenntnisse. Veranstaltungen wie die Römer- und Germanentage<br />
oder das Oster-Leuchten, Führungen durch die Ausstellung<br />
oder den großzügigen Park, hochkarätige Sonderausstellungen,<br />
Familiensonntage und vieles mehr ermöglichen es, sich am Originalschauplatz<br />
diesem geschichtsträchtigen Ereignis zu nähern.<br />
| Caroline Flöring<br />
NEUES GOLD AUS KALKRIESE<br />
Sie sind eine kleine Sensation: Die im Sommer in<br />
Kalkriese gefundenen acht Goldmünzen. Rund um<br />
diesen außergewöhnlichen Fund dokumentiert eine<br />
Kabinettausstellung vom 12. November <strong>2016</strong> bis<br />
<strong>15</strong>. Januar 2017 die Geschichte der Münzen, ihre<br />
Bedeutung vor 2.000 Jahren und ihren Wert für<br />
<strong>Wissen</strong>schaft und Forschung heute.<br />
www.kalkriese-varusschlacht.de<br />
Postadresse: Bierstraße 17/18 49074 Osnabrück<br />
Tel. 0541-750 23 40 Fax 0541-20 20 622<br />
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Inh. Renate Frankenberg<br />
< Wahrzeichen von Kalkriese:<br />
Die römische Gesichtsmaske<br />
29
MOMENTAUFNAHMEN<br />
Wann fand Osnabrück Anschluss?<br />
1835 läutete die erste dampfbetriebene Eisenbahnfahrt von Nürnberg nach Fürth eine neue Ära im öffentlichen Personenverkehr<br />
ein. 20 Jahre später wurde auch die Hasestadt an das Schienennetz angeschlossen. Der Hannoversche und der<br />
Bremer Bahnhof genügten den Ansprüchen der reise- und transportfreudigen <strong>Osnabrücker</strong> aber nicht lange. Am 24. April<br />
1895 nahm deshalb der neue „Centralbahnhof“ seinen Betrieb auf. Der Vorplatz wurde im Laufe der Jahrzahnte immer<br />
wieder umgestaltet - zuletzt stand 2000/01 eine grundlegende Modernisierung an. Unser Fotograf Oliver Schratz gewinnt<br />
einem der bekanntesten <strong>Osnabrücker</strong> Plätze noch einmal völlig neue Perspektiven ab. | Thorsten Stegemann<br />
Foto © Blendeneffekte.de, Oliver Schratz<br />
31
LEBEN & GESELLSCHAFT<br />
Wer sah durch die<br />
Lepraspalte?<br />
Drei Schülerinnen des Gymnasiums „In der Wüste“<br />
erhalten das Exzellenzlabel CertiLingua<br />
Wo lernen Schüler<br />
Geschichte auf Französisch?<br />
Nach der Schule noch Vokabeln und die Grammatik einer fremden<br />
Sprache lernen: Viele Schüler kennen diese anstrengenden Nachmittage,<br />
die manchmal frustrierend sind. Wer bilingual erzogen wird, lernt die<br />
Fremdsprache leichter. Die Angebote sind noch überschaubar, führen aber<br />
auch in Osnabrück bereits zu überzeugenden Ergebnissen. Unum. Satuit.<br />
Ir popore fur. Eperbes bon perdis virm.<br />
Ein senkrechter Stein in der nördlichen Außenfassade der ehemaligen Klosterkirche St. Johann<br />
Baptist in Kloster Oesede zog 1985 die Aufmerksamkeit von Pastor Friedel Schönhoff auf sich.<br />
Denn das Bauwerk bestand ansonsten nur aus waagerecht positionierten Steinen.<br />
„Auffällig war nicht nur seine senkrechte<br />
Lage, sondern auch seine rissige<br />
Beschaffenheit und das hohle<br />
Geräusch, das er von sich gab, wenn<br />
man dagegen schlug“, erläutert Friedel<br />
Schönhoff. Als er das tat, entdeckte der Pastor<br />
ein Loch in der Wand der Kirche, wusste<br />
aber immer noch nicht, was es damit<br />
auf sich hatte. Schönhoff tauschte sich mit<br />
einem Kirchenhistoriker aus, der Licht ins<br />
Dunkel brachte und die mysteriöse Stelle als<br />
Hagioskop („Lepraspalte“) identifizierte.<br />
Dabei handelte es sich um einen Mauerdurchbruch<br />
in einigen mittelalterlichen<br />
Kirchengebäuden. Dieser gewährte<br />
von außen einen Blick in das Innere<br />
der Kirche, genauer auf den Altar und<br />
das Gnadenbild der Mutter Gottes. „Ein<br />
Loch, durch das man auf das Heilige<br />
sehen konnte“, führt Pastor Schönhoff<br />
aus. Im Mittelalter wurden mehrere<br />
Kirchen mit einer solchen Öffnung<br />
versehen. Sie ermöglichte es<br />
Leprakranken, den Gottesdienst zu verfolgen,<br />
ohne die übrige Gemeinde zu gefährden.<br />
Friedel Schönhoff erkannte den<br />
historischen Wert des Hagioskops und<br />
entschied sich, das Loch in der Außenfassade<br />
beizubehalten und mit einem Glas<br />
abzudecken. Darauf stehen die Worte des<br />
Matthäus-Evangeliums: „Herr wenn du<br />
willst, kannst du machen, dass ich rein<br />
werde – Ich will es - werde rein!“ Heute<br />
sieht man durch das Hagioskop lediglich<br />
auf vier Säulenüberreste eines Altarbaldachins.<br />
Das Gnadenbild der Muttergottes<br />
befindet sich inzwischen in der Marienstele<br />
im nördlichen Querhaus. | Melek Erdogdu<br />
LEPRA<br />
Lepra ist eine der ältesten Infektionskrankheiten.<br />
Sie wird durch das<br />
Bakterium Mycobacterium leprae<br />
verursacht und von Mensch zu<br />
Mensch übertragen. Leprakranke<br />
Menschen scheiden die Erreger mit<br />
dem Nasensekret oder aus Hautläsionen<br />
aus. Die Leprakrankheit fand<br />
ihren Höhepunkt in Deutschland<br />
im 13. Jahrhundert und verschwand<br />
mit dem Ende des 16. Jahrhunderts<br />
weitgehend aus Mitteleuropa. Bis heute<br />
aktiv ist sie in Entwicklungs- und<br />
Schwellenländern wie Brasilien, Indien<br />
oder Mosambik.<br />
Bilder © Melek Erdogdu<br />
Schülerinnen Bild © Kathrin Hapel // Flaggen © Black Spring, fotolia.de<br />
Bilinguale Erziehung setzt zum einen auf<br />
das sogenannte Immersionsverfahren,<br />
bei dem Kinder schon im frühen Alter<br />
durch spielerische Aktivitäten und ohne<br />
Leistungsdruck Fremdsprachen erlernen.<br />
Aber auch der Schulunterricht kann<br />
bilingual angeboten werden, indem<br />
Schüler bestimmte Fächer in einer Fremdsprache<br />
belegen. Dabei wird deren Anteil<br />
an das Sprachniveau der Schüler angepasst,<br />
damit sie sicherer und selbstständiger im<br />
Umgang werden und das Erlernte auch<br />
in anderen Themengebieten anwenden<br />
können. Im Raum Osnabrück gibt es mehrere<br />
Schulen, die bilingualen Unterricht<br />
anbieten. Die Schüler des Gymnasiums<br />
„In der Wüste“ können ab der achten<br />
Klasse (seit dem Schuljahr <strong>2016</strong>/2017)<br />
das Sachfach Geschichte, ab der zehnten<br />
Klasse und in der Oberstufe zusätzlich<br />
noch Politik wahlweise auf Französisch<br />
belegen. „Das Erlernen einer Fremdsprache<br />
ist für die jüngeren Klassen<br />
einfacher, da sie nicht so auf die<br />
Korrektheit der Sätze achten“, sagt<br />
Kathrin Hapel, Fachobfrau für bilingualen<br />
Sachfachunterricht Französisch am<br />
Gymnasium „In der Wüste“. Auch die<br />
Schüler am Graf-Stauffenberg- und am<br />
Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium können<br />
ab der siebten Klasse verschiedene<br />
Sachfachunterrichte auf Englisch wählen.<br />
Durch den bilingualen Unterricht erfahren<br />
die Schüler einen Perspektivenwechsel<br />
und eine bessere Sprachentwicklung.<br />
Zusätzlich zum vertiefenden Spracherwerb<br />
können die Schüler der Oberstufe<br />
des Gymnasiums „In der Wüste“ das<br />
Zertifikat „CertiLingua“-Exzellenzlabel<br />
für mehrsprachige, europäische und<br />
internationale Kompetenzen für den erfolgreichen<br />
Abschluss des bilingualen<br />
Sachfachunterrichtes erlangen. Das Zertifikat<br />
weist nach eigenen Angaben „bilinguale<br />
Fachkompetenz, Sprachenkompetenz<br />
und europäische/internationale Handlungskompetenz“<br />
nach und kann unter<br />
anderem die Schüler von Sprachprüfungen<br />
für einen internationalen Hochschulzugang<br />
freistellen. „Es wäre wünschenswert,<br />
wenn jeder Schüler einmal ein Modul in<br />
einer Fremdsprache durchlaufen würde“,<br />
meint Kathrin Hapel. Sicher mit Recht,<br />
denn Fremdsprachen, die nur einmal in<br />
der Woche für eine Stunde gesprochen<br />
werden, geraten schnell wieder in Vergessenheit.<br />
. | Jule Schwalbach<br />
Ansprechpartner: Kathrin Hapel,<br />
Gymnasium „In der Wüste“<br />
kathrin.hapel@gidw-online.de<br />
VORZEIGEPROJEKT IN LINGEN<br />
Ein besonders ambitioniertes Projekt<br />
ist die „Rosen Bilinguale Grundschule“<br />
(ROBIGS), die im September 20<strong>15</strong><br />
in Lingen eröffnet wurde. Sie bietet<br />
Kindern einen durchgängigen zweisprachigen<br />
Unterricht auf Englisch und<br />
Deutsch an.<br />
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Wie oft gehen <strong>Osnabrücker</strong> ins Museum?<br />
Exakt lässt sich diese Frage nicht beantworten, denn die offizielle Statistik verzeichnet viele Besucher, die<br />
nicht in der Friedensstadt wohnen. Außerdem trifft man <strong>Osnabrücker</strong>innen und <strong>Osnabrücker</strong> auch in auswärtigen<br />
Museen. Fest steht trotzdem: 20<strong>15</strong> lockten die Sonder- und Dauerausstellungen der städtischen<br />
Einrichtungen gut 204.000 Interessenten an.<br />
Auf das Museum am Schölerberg entfielen<br />
allein 96.531 Besucher, 39.456 kamen<br />
ins Museum Industriekultur und weitere<br />
30.093 ins Felix-Nussbaum-Haus/Kulturgeschichtliche<br />
Museum. Kunsthalle<br />
(20.895) und Stadtgalerie (17.786) belegten<br />
die Plätze 4 und 5. Nach den ersten für<br />
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Limitierte Auflage<br />
<strong>2016</strong> ermittelten Zahlen ist in diesem Jahr<br />
kein Anstieg zu erwarten. Osnabrück liegt<br />
in puncto Museumsbesucher damit deutlich<br />
vor Oldenburg (126.735 im Jahr 20<strong>15</strong>),<br />
aber klar hinter Münster. Nur drei Beispiele<br />
aus der westfälischen Nachbarstadt.<br />
20<strong>15</strong> sahen allein 238.5<strong>15</strong> Menschen die<br />
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für Kunst und Kultur. Das Westfälische<br />
Pferdemuseum kam auf gut 195.000 und<br />
das Kunstmuseum Pablo Picasso auf mehr<br />
als 63.000 Besucher. | Redaktion<br />
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Wo treffen sich Frische und Vielfalt aus der Region?<br />
Teil 1: Ochsenbäckchen in Rotwein geschmort<br />
Ein fester Bestandteil der <strong>Osnabrücker</strong> Gastronomie ist das Restaurant im<br />
Steigenberger Hotel Remarque. Seit 18 Jahren isst man hier in gemütlicher<br />
Atmosphäre und genießt die kulinarische Vielfalt. Stets mit der Zeit gegangen,<br />
präsentiert sich die Weinwirtschaft seit August <strong>2016</strong> im frischen Design.<br />
Ein Duo, das bereits auf viele Jahre Zusammenarbeit<br />
zurückblicken kann, steht hinter<br />
der Weinwirtschaft – und zaubert in der Showküche.<br />
Küchendirektor Andreas Klatt und<br />
Küchenchef Jürgen Kloester arbeiten seit<br />
Beginn – seit genau 18 Jahren – zusammen.<br />
„Unsere Küche ist authentisch. Wir achten<br />
auf frische und ehrliche Produkte. Die Gäste<br />
genießen bei uns eine Vielfältigkeit, die es wohl<br />
kaum woanders gibt“, erklärt Klatt. Gerichte<br />
für alle: Hier findet man Tapas, Saisonales und<br />
Klassisches, aber auch vegetarische und vegane<br />
Gerichte. Für „<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“ verrät der<br />
Küchenchef die Zubereitung einer besonderen<br />
Spezialität: Ochsenbäckchen in Rotwein<br />
geschmort. Dazu gibt es Stampfkartoffeln mit<br />
Porree und Birne. Sein Kollege Jürgen Kloester<br />
bereitet für uns in der nächsten Ausgabe<br />
Rotweinschaumsuppe mit Lammfilet und<br />
Artischocken zu. | Redaktion<br />
Einkaufsliste (für 4 Personen)<br />
1 kg frische Ochsenbäckchen<br />
Pflanzenöl<br />
300 g Röstgemüse (Schalotten, Sellerie, Karotten)<br />
2 Lorbeerblätter<br />
2 EL Pfefferkörner<br />
1 EL Tomatenmark, 0,5 l kräftiger Rotwein, 0,3 l<br />
Rinderbrühe<br />
frischer Thymian<br />
Rosmarin und Blattpetersilie<br />
600 g Kartoffeln<br />
40 g Butter<br />
160 g heiße Sahne<br />
Salz, Pfeffer, Muskat<br />
1 Bund junger Lauch<br />
2 Birnen<br />
etwas Zucker und Butter<br />
Zubereitung<br />
„Ochsenbäckchen“<br />
in Rotwein geschmort<br />
Die Ochsenbäckchen in Öl scharf anbraten.<br />
Röstgemüse in walnussgroße Stücke zerteilen,<br />
dazugeben. Tomatenmark, Lorbeerblätter<br />
und Pfefferkörner kurz mit anschwitzen,<br />
mit Rotwein ablöschen. Rinderbrühe und<br />
Kräuter zugeben, Bäckchen schmoren.<br />
Wenn die Bäckchen weich sind, aus dem Schmoransatz<br />
nehmen und die Sauce durch ein<br />
feines Sieb passieren. Auf die gewünschte<br />
Konsistenz reduzieren und mit etwas Salz<br />
und Pfeffer abschmecken.<br />
Den jungen Lauch putzen, waschen und<br />
zu gleichmäßigen Stücken schneiden, den<br />
Rest für die Stampfkartoffeln in feine Ringe<br />
schneiden. Lauchstücke und Ringe kurz in<br />
Salzwasser garen.<br />
Die Kartoffeln kochen, grob zerstampfen und<br />
die Butter dazugeben. Mit Salz, Pfeffer, Muskat<br />
würzen und die heiße Sahne zusammen<br />
mit den Lauchringen unterrühren. Die Birnen<br />
schälen, in gleichmäßige Spalten schneiden<br />
und vom Kerngehäuse befreien. Zucker in einem<br />
Topf karamellisieren lassen, Birnenspalten<br />
und etwas kalte Butter dazugeben, mit<br />
wenig Wasser ablöschen.<br />
Alles zusammen auf einem Teller<br />
arrangieren. Guten Appetit!<br />
Unter www.Limo-Guide.de kannst du sehen, wer dabei ist!<br />
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34
NATUR & UMWELT<br />
Geschichte(n) aus dem<br />
NATUR & UMWELT<br />
Planetarium Osnabrück - 30 Jahre alt oder jung?<br />
Im Oktober 1986 wurde das Planetarium auf einer Baustelle eröffnet, das Museum am Schölerberg<br />
war noch nicht fertiggestellt. <strong>2016</strong> wird es 30 Jahre alt – oder ist es noch jung?<br />
1986 wurde der Sternenprojektor ZKP2 aus<br />
Jena geliefert, seinerzeit noch in der DDR.<br />
Zur Eröffnung am 2. Oktober war so neben<br />
dem Niedersächsischen Minister für<br />
<strong>Wissen</strong>schaft und Kunst auch der Handelsrat<br />
der Ständigen Vertretung der DDR angereist.<br />
Nebenbei wurde dabei der Grundstein<br />
zur Partnerschaft mit der Stadt Greifswald<br />
gelegt. Schon damals faszinierte der künstliche<br />
Sternhimmel die Besucher unter der<br />
8-Meter-Kuppel des „Sternentheaters“,<br />
der mit Diaprojektoren und später einem<br />
Videoprojektor für Erklärungen ergänzt<br />
wurde. Seit der Eröffnung haben rund<br />
550.000 Besucherinnen und Besucher in<br />
<strong>15</strong>.000 Vorführungen mehr über die Wunder<br />
des Weltalls erfahren. Ergänzt wurden<br />
die Sternvorführungen durch kulturelle<br />
Veranstaltungen wie Lesungen und Konzerte.<br />
Aber auch Live-Beobachtungen mit<br />
Teleskopen, fast immer in Kooperation<br />
mit der Astronomischen Arbeitsgemeinschaft<br />
des Naturwissenschaftlichen<br />
Vereins Osnabrück,<br />
wurden fester Bestandteil<br />
des Programms. Die Möglichkeiten<br />
im Planetarium<br />
änderten sich auch mit der<br />
Entwicklung der neuen<br />
elektronischen Medien.<br />
Neue Entdeckungen und<br />
aktuelle Forschungsergebnisse<br />
wurden grade in der<br />
Astronomie schnell und<br />
frei über das Internet veröffentlicht und<br />
konnten so – teils sogar tagesaktuell - im<br />
Planetarium präsentiert werden.<br />
Wie fliegt man heute durch<br />
das Sonnensystem?<br />
Doch mit zunehmender Digitalisierung<br />
und leistungsfähigeren Rechnern wurde<br />
auch der Druck größer, die Technik<br />
dem neuen Zeitalter anzupassen. Denn<br />
inzwischen haben Digitalkameras die<br />
analoge Fotografie weitestgehend ersetzt<br />
und die Diaprojektoren wurden zunehmend<br />
störanfällig. Zudem ermöglichten<br />
neue Projektionstechniken die Daten, die<br />
die modernen Großteleskope und Astronomie-Satelliten<br />
liefern, eindrucksvoll<br />
und anschaulich an der kompletten<br />
Kuppel zu visualisieren. Dank großzügiger<br />
Unterstützung durch die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Sparkasse konnte mit Hilfe des Naturwissenschaftlichen<br />
Vereins Osnabrück 2011<br />
mit dem Digital Sky eine digitale Projektion<br />
mit leistungsfähigen Rechnern und<br />
wartungsfreien LED-Projektoren installiert<br />
werden. Diese ermöglichen Flüge<br />
durch das Sonnensystem, die Milchstraße<br />
und die Welt der Galaxien. Zwei Jahre<br />
später wurde dann der modernste Sternenprojektor<br />
ZKP4 aus Jena installiert.<br />
Rechnergesteuert wird dank Glasfaseroptik<br />
und LED-Lampen ein brillant heller<br />
Sternhimmel projiziert. Mit der neuen Technik<br />
gibt es auch immer wieder neue Shows zu<br />
unterschiedlichen Themen. Einige werden<br />
in nationaler oder internationaler Kooperation<br />
mit anderen Planetarien produziert.<br />
Bei der Auswahl der Shows sind Kinder<br />
immer eine bevorzugte Zielgruppe. Für sie<br />
wird zum Planetariums-Geburtstag am<br />
22./23. Oktober auch ein neues Programm<br />
gezeigt: „Ein Sternbild für Flappi“. Die<br />
Titelfigur Flappi ist eine kleine, neugierige<br />
Fledermaus, die von einer Sternwarte aus<br />
die Sternbilder, den Mond und die Sterne<br />
erkundet. Und für die jung gebliebenen<br />
Älteren gibt es die legendäre Show „Queen<br />
Heaven“ mit bekannten Musikstücken von<br />
Queen neu produziert. Obwohl 30 Jahre<br />
alt, bietet das Planetarium im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Museum am Schölerberg immer wieder<br />
Neues, bei der letztgenannten Show unter<br />
dem Motto „30 Jahre und kein bisschen<br />
leise!“ | Andreas Hänel<br />
Museum am Schölerberg<br />
Natur & Umwelt -<br />
Planetarium -<br />
Umweltbildungszentrum<br />
Klaus-Strick-Weg 10<br />
49082 Osnabrück<br />
Telefon: 0541 56003-0<br />
Öffnungszeiten:<br />
Montag: geschlossen · Dienstag: 9 bis 20 Uhr<br />
Mittwoch bis Freitag: 9 bis 18 Uhr<br />
Samstag: 14 bis 18 Uhr · Sonntag: 10 bis 18 Uhr<br />
www.museum-am-schoelerberg.de<br />
Bilder Planetarium © A. Hänel // Falppi © Angelika Grothues, Illusions<br />
Bochum // Sternenhintergrund © crimson, fotolia.de<br />
Bilder Pinguine © Zoo Osnabrück / Pinguin tauchend © iwoshek, fotolia.de // Hintergrund © Byelikova Oksana, fotolia.de<br />
So liegt auch das Verbreitungsgebiet der<br />
Humboldt-Pinguine weit abseits des<br />
Südpols. Es erstreckt sich von Chile bis<br />
Peru, entlang der Westküste Südamerikas.<br />
Ihren Namen haben die Humboldt-Pinguine<br />
von der gleichnamigen<br />
Strömung, die entlang der Pazifikküste<br />
verläuft: Dem Humboldt-Strom.Dieser<br />
ist allerdings alles andere als warm,<br />
er ist sogar zehn Grad kälter als der offene<br />
Ozean. Doch wie halten sich die<br />
Humboldt-Pinguine da warm? Dafür<br />
haben sie einige „Tricks“ auf Lager: Eine<br />
dicke Fettschicht isoliert ihren Körper.<br />
Außerdem können sie unter Wasser<br />
Stoffwechsel und Herzschlag herunterfahren.<br />
Um zusätzlich Wärme zu<br />
sparen, werden dann nur Herz, Augen<br />
und Gehirn gut durchblutet. Beachtlich,<br />
was dieser kleine Körper – Humboldt-<br />
Pinguine sind gerade mal knapp 70 Zentimeter<br />
groß und um die 5 Kilogramm<br />
schwer – alles leisten kann.<br />
Auf den ersten Blick sehen<br />
Humboldt-Pinguine alle<br />
gleich aus: dunkler Rücken,<br />
dunkle Flügel und helle Brust.<br />
Doch bei näherer Betrachtung<br />
der <strong>Osnabrücker</strong> Pinguine<br />
Kolonie fällt auf: Ob<br />
Anton, Merle, Dörthe,<br />
Ole, Piet oder Melli<br />
– jeder trägt ein<br />
individuelles<br />
G e f i e d e r<br />
mit unterschiedlichem<br />
Punktemuster<br />
auf Brust und Bauch.<br />
Warum können Pinguine<br />
besser tauchen als U-Boote?<br />
„Mama, ist den Pinguinen nicht viel zu warm hier in Deutschland?“ – diese Frage hört man<br />
oft, wenn man im <strong>Osnabrücker</strong> Zoo vor dem Becken der Humboldt-Pinguine steht. Was viele<br />
nicht wissen: Nur zwei von insgesamt 18 Pinguin-Arten sind waschechte Antarktisbewohner. Der<br />
Großteil lebt auf der Südhalbkugel in gemäßigten Zonen der Erde.<br />
So können Tierpfleger sie dann doch<br />
unterscheiden. Sicherheitshalber tragen<br />
die <strong>Osnabrücker</strong> Pinguine zur Identifizierung<br />
noch verschiedenfarbige Ringe<br />
an den Flügeln. Taucht ein Pinguin ab,<br />
muss er dafür kaum Kraft aufwenden.<br />
Wegen seiner massiven Knochen ist<br />
sein Auftrieb sehr gering, womit er drei<br />
Mal weniger Wasserwiderstand hat als<br />
ein modernes U-Boot. Unter Wasser<br />
erreichen Pinguine eine Geschwindigkeit<br />
von bis zu 36 Kilometern pro Stunde.<br />
In bis zu 60 Metern Tiefe sind die Raubtiere<br />
auf der Jagd nach Tintenfischen,<br />
Krebsen und Fischen aller Art. Pro Tag<br />
benötigen sie ungefähr 500 Gramm<br />
davon. Sind sie gut genährt, kann die<br />
isolierende Fettschicht ein Drittel ihres<br />
Körpergewichtes ausmachen. Das erklärt,<br />
warum sich der Name Pinguin –<br />
zugegeben wenig schmeichelhaft – vom<br />
lateinischen Begriff „pinguis“ ableitet,<br />
was mit dem Wort „fett“ übersetzt wird.<br />
Lieben Pinguine nur einmal?<br />
Pinguine leben in Kolonien. Die<br />
Kolonie im Zoo Osnabrück besteht<br />
derweil aus 20 Humboldt-Pinguinen,<br />
elf Männchen und zehn Weibchen.<br />
Innerhalb ihrer Gruppe finden<br />
sich die Tiere früher oder<br />
später zu Paaren zusammen. Mit<br />
etwa vier Jahren sind sie geschlechtsreif.<br />
Nach der Paarungszeit legen die<br />
Pinguin-Weibchen bis zu zwei Eier, die<br />
sie dann 42 Tage ausbrüten. Den Pinguinen<br />
wird eine lebenslange Treue zu<br />
ihrem einmal gewählten Partner nachgesagt.<br />
Doch so romantisch diese Vorstellung<br />
auch klingt: Während das Weibchen<br />
das Ei wärmt, vertreibt sich so mancher<br />
Pinguinmann die Zeit mit einem<br />
anderen Weibchen.<br />
Wer gefährdet Pinguine?<br />
Der Humboldt-Pinguin ist einer der<br />
seltensten Pinguin-Arten. Leergefischte<br />
Meere, unkontrollierter Tourismus,<br />
Guano-Abbau in den Brutkolonien sowie<br />
Pinguine als Köderfleisch: All das<br />
sorgt dafür, dass die Tierart mittlerweile<br />
von der Weltnaturschutzorganisation<br />
als gefährdet eingestuft wird. In der<br />
Wildbahn werden Pinguine bis zu 30<br />
Jahre alt. Leben sie in Zoos, können sie<br />
dank der guten Versorgung sogar das 36.<br />
Lebensjahr überschreiten. | Anna Nuxoll<br />
36<br />
37
NATUR & UMWELT<br />
Entdecken Sie neue Wohn(t)räume!<br />
Panoramafoto des Alfsees von der Überlaufschwelle<br />
Können 2,1 km² eine ganze Region schützen?<br />
Die Region rund um Osnabrück blieb von den letzten Hochwassern weitestgehend verschont.<br />
Dass ein vermeintlich kleiner Fluss wie die Hase eine Bedrohung darstellt, ist für<br />
viele ohnehin unvorstellbar.<br />
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Karte © NLWKN // Bilder Alfsee © Bianca Land<br />
Vor der Fertigstellung des Alfsees im<br />
Jahr 1989 war es für die Menschen in<br />
der Region jedoch Realität, dass der<br />
Fluss über die Ufer stieg und Häuser,<br />
Gärten oder Acker überflutete. Dies<br />
betraf vor allem die Ortschaften<br />
Bersenbrück, Badbergen und Quakenbrück<br />
im nördlichen Landkreis<br />
Osnabrück sowie Essen (Oldb.) im<br />
Landkreis Cloppenburg. Erst der Bau<br />
einer Umleitung, mündend im Hochwasserrückhaltebecken<br />
Alfhausen-Rieste<br />
(HWR A-R) des Alfsees, verschaffte<br />
Abhilfe und konnte so die Region vor<br />
dem möglichen Hochwasser schützen.<br />
„Aus der Hochwasserwelle in der<br />
Hase wird über das Verteilerbauwerk<br />
in Sögeln ein Teil des Wassers aus dem<br />
Fluss entnommen und im Hauptbecken<br />
´geparkt´. Nachdem die Pegelstände<br />
wieder gesunken sind, wird das<br />
gestaute Wasser kontrolliert wieder<br />
in die Hase abgegeben“, erklärt Ralf<br />
Jaspers vom Niedersächsischen Landesbetrieb<br />
für Wasserwirtschaft, Küstenund<br />
Naturschutz.<br />
Ist der Hochwasserschutz durch<br />
das Naherholungsgebiet gefährdet?<br />
Vor allem durch die Wasserskianlage<br />
und den prämierten Campingplatz hat<br />
der Alfsee in den vergangenen Jahren<br />
immer mehr an Popularität gewonnen,<br />
aber auch bei Radfahrern und<br />
Spaziergängern ist das Gebiet beliebt.<br />
Ralf Jaspers weiß jedoch, dass „weder<br />
Naherholung, noch Tourismus oder<br />
das Naturschutzgebiet einen negativen<br />
Einfluss auf das Rückhaltebecken<br />
haben.“ Der See kann also für einen<br />
Spaziergang oder auch eine Radtour<br />
genutzt werden, ohne dass dies<br />
die Funktion der Deiche beeinflusst.<br />
Jaspers stellt aber auch klar, dass im<br />
Fall eines Hochwassers Freizeitinteressen<br />
zurückstehen müssen. Zu einem<br />
sogenannten Vollstau sei es lediglich<br />
einmal, im Jahr 1998, gekommen. Naturliebhaber<br />
müssen also nicht befürchten,<br />
dass es im Naherholungsgebiet zu<br />
dauerhaften Einschränkungen kommt.<br />
Schutz für den Hochwasserschutz?<br />
Mit einer Wasseroberfläche von<br />
2,1 km² im Hauptbecken, einer<br />
Fläche von 1,23<br />
km² im Reservebecken<br />
und einem<br />
Speicherraum von<br />
insgesamt 21 Millionen<br />
m³ Wasser<br />
schützt der Alfsee<br />
eine ganze Region<br />
vor möglichem<br />
Hochwasser.<br />
Damit der Deich<br />
im Falle eines<br />
steigenden<br />
Pegels nicht<br />
undicht wird<br />
und somit eine<br />
Bedrohung für<br />
die umliegenden<br />
Ortschaften<br />
darstellt,<br />
wurden im<br />
Jahr 2008 Bäume rund<br />
um den Deich gefällt. Der Schwächung<br />
des Dammes durch Baumwurzeln<br />
oder durch Nester von Tieren (wie zum<br />
Beispiel Wühlmäusen) sollte dadurch<br />
vorgebeugt werden. Zudem tragen<br />
insbesondere Schafe zur Sicherung der<br />
Deiche bei, indem sie das Gras kurz halten,<br />
die Grasnarbe festtreten und düngen.<br />
| Bianca Land<br />
Öffnungszeiten:<br />
Mo., Mi., Do., Fr. <strong>15</strong>.00 - 18.30 Uhr,<br />
Di. geschlossen, Sa. 10.00 - 13.00 Uhr<br />
Jeden 1. Sonntag im Monat<br />
Schautag von 14.00 - 17.00 Uhr!<br />
Höhenweg 22e · 49170 Hagen a.T.W.<br />
Telefon: 0 54 01 / 99 500<br />
www.kluso-moebelgalerie.de<br />
www.facebook.de/klusomoebelgalerie<br />
Bilder der Überlaufschwelle<br />
39
SPORT & GESUNDHEIT<br />
- Anzeigensonderseite -<br />
Herz-Kreislauf-Stillstand:<br />
Wer organisiert die Rettungskette?<br />
Die Zahlen sind dramatisch: Pro Jahr sterben hierzulande 80.000 bis 100.000<br />
Menschen an einem Herz-Kreislauf-Stillstand – er gehört damit zu den<br />
häufigsten Todesursachen in Deutschland. Patienten, die erfolgreich<br />
reanimiert wurden, können allerdings auf professionelle Hilfe und damit auf<br />
Genesung hoffen. Am Klinikum Osnabrück hat sich das „Cardiac Arrest<br />
Center“ (CAC), ein interdisziplinäres Experten-Netzwerk, auf die Bildung<br />
einer erfolgversprechenden Rettungskette spezialisiert.<br />
Warum<br />
streikt<br />
das Herz?<br />
Ein Herz-Kreislauf-Stillstand<br />
kann<br />
viele Ursachen haben.<br />
Neben Erkrankungen des Herzens<br />
wie der koronaren Herzkrankheit mit<br />
akutem Herzinfarkt, der schweren<br />
Herzinsuffizienz oder der Herzrhythmusstörung<br />
können auch Lungenembolien<br />
oder Risse in der Hauptschlagader<br />
für den lebensgefährlichen Ausfall<br />
verantwortlich sein. „Außerdem führen<br />
neurologische Notfälle, wie etwa<br />
intrazerebrale Blutungen, aber auch<br />
septische Schocks unter bestimmten<br />
Umständen zum Herz-Kreislauf-Stillstand“,<br />
erläutert Oberärztin Christine<br />
Bachour vom Klinikum Osnabrück.<br />
Um den Betroffenen gezielt helfen zu<br />
Bilder © Klinikum Osnabrück // Mann mit Frau am Boden © Gina Sanders, fotolia.de // Mann mit Herzproblemen © Bits and Splits, fotolia.de<br />
können, muss auf die ärztliche<br />
Diagnose schnell eine individuelle<br />
und effektive Therapie<br />
folgen. Im „Cardiac Arrest<br />
Center“ arbeiten Ärzte unterschiedlicher<br />
Disziplinen und<br />
das Fachpflegepersonal deshalb<br />
Hand in Hand. Sie gewährleisten<br />
koordinierte Abläufe zur Sicherung<br />
einer reibungslosen Rettungskette – und<br />
das rund um die Uhr. Vorrangiges Ziel<br />
des CAC ist der größtmögliche Zeitgewinn:<br />
Nach der Erstversorgung werden<br />
ohne Verzögerung die notwendigen<br />
diagnostischen und therapeutischen<br />
Maßnahmen eingeleitet.<br />
Wie arbeitet das Netzwerk?<br />
Das Basisteam des CAC besteht aus<br />
einem Kardiologen, Neurologen, Anästhesisten<br />
und dem Fachpflegepersonal der<br />
Anästhesie und des Notaufnahmezentrums.<br />
Die Leitung obliegt dem Kardiologen,<br />
alle Aufgaben sind klar zugewiesen.<br />
Der kardiologische Notfall ist nach wie<br />
vor die häufigste Ursache für das kritische<br />
Bild des Herz-Kreislauf-Stillstands. Dem<br />
Herzzentrum Osnabrück-Bad Rothenfelde<br />
kommt deshalb eine Schlüsselrolle zu,<br />
denn hier ist eine Notfalltherapie 24 Stunden<br />
lang garantiert.<br />
Die neurologische Klinik bietet gemeinsam<br />
mit der Neuroradiologie und Neurochirurgie<br />
das gesamte Spektrum der<br />
Versorgung des neurologischen Notfalls.<br />
Die frühzeitige Prognoseeinschätzung<br />
wird durch den Neurologen bei jedem<br />
erfolgreich reanimierten Patienten durchgeführt.<br />
Die Klinik der Anästhesie ist<br />
im CAC - vor allem in der akuten Phase<br />
- für die sichere Beatmung, die Schmerzausschaltung<br />
und die Beruhigung des<br />
Patienten verantwortlich, den sie bis zur<br />
Übergabe auf der Intensivstation begleitet.<br />
Auf den spezialisierten Stationen für<br />
internistisch-konservative, neurologische<br />
und operative Intensivmedizin erfolgt<br />
die weiterführende Behandlung durch<br />
ein eingespieltes, erfahrenes Team aus<br />
Medizinern und Fachpflegepersonal mit<br />
modernster technischer Ausstattung.<br />
Was meldet das rote Telefon?<br />
Die Ankündigung eines Patienten, der<br />
außerhalb der Klinik reanimiert werden<br />
konnte, erfolgt über das sogenannte „rote<br />
Telefon“. Die ersten Daten und Informationen<br />
werden protokolliert, dann erhält<br />
das CAC-Team einen Gruppenruf über<br />
die mobilen Telefone. Alle Ärzte und<br />
Pflegekräfte finden sich daraufhin zügig<br />
im „Schockraum 2“ ein. Nun werden<br />
die standardisierten Vorbereitungs- und<br />
Prozessabläufe gestartet, um nach der<br />
Übernahme des Patienten vom Rettungsdienst<br />
die eintrainierte Erstversorgung<br />
abzuwickeln. Patienten, die innerhalb der<br />
Klinik reanimiert wurden, betreut das<br />
REA-Team der Anästhesie. Es setzt sich<br />
mit dem Kardiologen und dem Neurologen<br />
des CAC-Teams in Verbindung, um<br />
das weitere diagnostische und therapeutische<br />
Vorgehen gemeinsam festzulegen.<br />
| Redaktion<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
FORTBILDUNG IM<br />
EXPERTENNETZWERK<br />
Alle CAC-Teammitglieder nehmen<br />
an regelmäßigen Trainingseinheiten<br />
teil. Geschult werden vor allem<br />
fachliche und kommunikative<br />
Fähigkeiten sowie die Patientenversorgung<br />
in Stresssituationen.<br />
Außerdem arbeitet das Klinikum<br />
an einem umfassenden Management-<br />
und Statistik-Tool, um die<br />
Sicherheit und Qualität aller Maßnahmen<br />
weiter zu optimieren.<br />
Klinikum Osnabrück GmbH<br />
Am Finkenhügel 1 · 49076 Osnabrück<br />
Telefon: : 0541 405 0 · Fax: 0541 405 4997<br />
E-Mail: info@klinikum-os.de<br />
www.klinikum-os.de<br />
40 41
SPORT & GESUNDHEIT<br />
FÜR GRUPPEN<br />
AB 6 PERSONEN<br />
AB 6<br />
GEHT’S<br />
RUND<br />
Sie trifft sich jeden Montag<br />
und Donnerstag in den<br />
Abendstunden auf dem<br />
alten Kasernengelände in<br />
Eversburg – wie passend<br />
für diese Sportart. Nicht<br />
nur wegen der Intensität<br />
des Aufwärmens, sondern auch aufgrund<br />
ihrer Herkunft. Indianische Völker an der amerikanischen<br />
Ostküste „spielten“ Lacrosse bereits vor Jahrhunderten zur<br />
Kriegsvorbereitung. Heute wird es ausschließlich als Vereinssport<br />
betrieben.<br />
Wie kam Lacrosse nach Osnabrück?<br />
Christopher Jahn organisiert seit 2012 die Lacrosse-Teams in<br />
Osnabrück. Neben einer Herren- gibt es auch eine Damenmannschaft.<br />
Die Herren spielen in der Zweiten Bundesliga Nord<br />
und müssen ihre Auswärtsspiele aufgrund der noch geringen<br />
Popularität im weiten Raum zwischen Göttingen und Kiel bestreiten.<br />
Damit auch die Damen teilnehmen können, werden<br />
für gewöhnlich Spielgemeinschaften gebildet. Die <strong>Osnabrücker</strong><br />
Wie hart sind Peacekeeper?<br />
„Über den Zaun, drunter durch, dann Sonnenanbeter, fünf<br />
Liegestütze, locker hin, fünf Strecksprünge und Sprint zurück!“<br />
Was klingt wie militärische Befehle, ist das Aufwärmprogramm der<br />
einzigen Lacrosse-Mannschaft Osnabrücks.<br />
Lacrosse-Damen stellen mit Braunschweig aber auch eine<br />
Mannschaft in der Zweiten Bundesliga. Bunt gemischt sind<br />
beide Teams. „Schüler, Studenten und Ausstudierte“, nennt<br />
Magnus Piete diese Konstellation. Er selbst steckt gerade in der<br />
Examensvorbereitung seines Jura-Studiums. Die Idee, Lacrosse in<br />
Osnabrück zu spielen, hat Chris aus seinem vorherigen Studienort<br />
mitgebracht. In den USA stellt fast jede Universität und jede<br />
Großstadt ein Lacrosse-Team. Der Nord-Osten der USA und die<br />
teuersten Universitäten wie Princeton und Duke geben hier den<br />
Ton an. In Amerika gilt das Spiel, das es 1904 und 1908 sogar ins<br />
olympische Programm schaffte, deshalb als „Sport der Reichen“,<br />
was (neben der Popularität) der<br />
Bilder © Photodesign by Sandra Meyer // Schläger © MIchelle Chrin , fotolia.de<br />
mit Abstand größte Unterschied zur<br />
deutschen Variante ist.<br />
Wie wird gespielt?<br />
Jedes Team besteht aus neun Feldspielern<br />
und einem „Goalie“ (Torwart) und<br />
versucht, den 140 Gramm schweren<br />
Hartgummiball im Tor der gegnerischen<br />
Mannschaft unterzubringen. Die<br />
Tore sind etwas kleiner und niedriger<br />
als ein Handball-, aber etwas größer<br />
und breiter als Icehockey-Tore. Die Zone<br />
hinter den Toren darf bespielt werden,<br />
außerdem gibt es einen „Stick“, mit<br />
dem der Ball in einem kleinen Netz am<br />
Schlägerende aufgenommen, gepasst<br />
und als Torschuss geworfen werden<br />
kann. Mit dem Ball im Netz des Schlägers<br />
zu laufen, erfordert großes Geschick.<br />
„Es ist so, als würde man wie beim Eierlaufen<br />
ein Ei auf einem Löffel balancieren.<br />
Nur das dir gleichzeitig noch jemand auf<br />
den Löffel schlägt und du geschubst und<br />
umgerannt wirst“, erklärt Christopher.<br />
Nicht umsonst müssen Anfänger zuerst<br />
das Laufen mit dem Ball lernen. Der<br />
sogenannte „Cradle“ ist das koordinative<br />
Schlüsselelement des Sports.<br />
Woher kommt der Name<br />
„Peacekeeper“ (Friedenshüter)?<br />
„Der Sport lebt von Anglizismen und<br />
jede Mannschaft hat einen amerikanischen<br />
Namen. Durch die soldatische<br />
Herkunft des Sports und die Bekanntheit<br />
von Osnabrück als Friedensstadt,<br />
hat sich der Name somit recht einfach<br />
abgeleitet“, erläutert Magnus Piete.<br />
Genau wie Soldaten tragen die Spieler<br />
Helme bzw. eine Gesichtsmaske,<br />
außerdem Brust- und Rückenprotektoren,<br />
einen Tiefschutz, gepolsterte Handschuhe<br />
und spezielle Stollenschuhe, mit<br />
denen auf Kunstrasen gespielt wird.<br />
„Das was Hockeyspieler am Boden machen,<br />
machen wir in der Luft und zwar<br />
cooler. Bücken kann sich schließlich<br />
jeder“, meint Pauline (23) und zeigt dabei<br />
lachend ihren Mundschutz. Seit kurzem<br />
wird man in Eversburg dem Namen „Peacekeepers“<br />
noch gerechter. In der Nähe<br />
des Platzes ist ein afghanischer Flüchtling<br />
untergebracht. Ein Sponsor sorgte<br />
für eine Ausrüstung, damit er zukünftig<br />
am Training und später am Spielbetrieb<br />
teilnehmen kann. Christopher Jahn ist<br />
auf diese Aktion besonders stolz, da sein<br />
Sport so einen kleinen Beitrag zur Integration<br />
von Geflüchteten leisten kann.<br />
| Jonathan Hafkemeyer<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
MITMACHEN?<br />
Trainiert wird am Montag und<br />
Donnerstag (20.00-21.30 Uhr) auf<br />
dem Hockeyplatz des Kasernengeländes<br />
in Eversburg. Interessenten<br />
sind herzlich willkommen.<br />
Leihausrüstung gibt es vor Ort.<br />
NUR<br />
<strong>15</strong> €<br />
PRO PERSON<br />
FREIER<br />
EINTRITT<br />
BEGRÜSSUNGS-<br />
DRINK<br />
ROULETTE-<br />
SPIEL-<br />
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mit Probespiel<br />
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im Wert von<br />
10 €<br />
AM 01.08.<strong>2016</strong> IN<br />
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1.325.065 €<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Theodor-Heuss-Platz 6–9<br />
Tel. 0541 33546-0<br />
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42<br />
Ab 18 Jahren. Ausweispflicht. Suchtrisiko.<br />
Infos unter: www.spielbanken-niedersachsen.de
HINTER DEN KULISSEN<br />
HINTER DEN KULISSEN<br />
Wer zaubert auf 48 Quadratmetern?<br />
Seit 16 Jahren begeistert das „GOP“ sein Publikum mit Aufsehen erregenden Show-Events und<br />
Künstlern aus aller Welt. Auch im <strong>Osnabrücker</strong> Land hat das Varieté-Theater viele Freunde, die<br />
im ehemaligen Kurhaus von Bad Oeynhausen einen besonderen Abend genießen möchten.<br />
Schon der gepflegte Kurpark, an dessen<br />
Rand sich der historische Kuppelbau<br />
erstreckt, gibt einen ersten Eindruck<br />
des Ambientes. Die Räumlichkeiten des<br />
Gründerzeitbaus stehen diesem in nichts<br />
nach: Stuckarbeiten an den Decken,<br />
stilvolle Gestaltung der Gastronomiebereiche<br />
sowie eine Bühne, die Teil<br />
eines Historienfilms sein könnte. Vor<br />
der Bühne finden 354 Gäste an größeren<br />
und kleineren Tischen Platz. Sie<br />
können während der gesamten Show<br />
bewirtet werden, denn bei den 170 GOP-<br />
Mitarbeitern sitzt jeder Handgriff.<br />
Angefangen bei der Technik über die<br />
Darsteller bis hin zum Küchenpersonal<br />
weiß jeder genau, was zu tun ist. Die<br />
Bühne, welche baubedingt mit gerade<br />
einmal 48 Quadratmetern auskommt,<br />
stellt höchste Ansprüche an die<br />
Künstler. Ein Blick hinter die<br />
Kulissen offenbart, dass auch hier<br />
kaum Platz vorhanden ist. Wir<br />
sehen eine Akrobatin, die sich hinter<br />
geschlossenem Vorhang auf der Bühne<br />
dehnt. Über ihr hängt der Luftring<br />
in ca. 5 m Höhe, neben ihr steht eine<br />
Poledance-Stange, die später noch zum<br />
Einsatz kommen soll. In einem kleinen<br />
Vorraum, der zugleich als Garderobe,<br />
Aufenthaltsraum und Lager dient,<br />
wärmen sich einige ihrer Kollegen<br />
auf. Auf die Frage, wie hier auch noch<br />
Requisiten und Kulissen reinpassen<br />
sollen, gibt Anke Hartwig, die<br />
Pressesprecherin des GOPs, schmun-<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
WAS BEDEUTET GOP?<br />
Das erste GOP hatte seinen<br />
Ursprung in Hannover, wo sich<br />
Anfang der 1920er Jahre das<br />
„Café-Restaurant Georgspalast“,<br />
kurz GOP, einen überregionalen<br />
Ruf als Veranstaltungszentrum<br />
erwarb. Die Erfolgsgeschichte<br />
ging weiter. Im Jahre 2000 wurde<br />
das GOP in Bad Oeynhausen als<br />
drittes Haus eröffnet und zog<br />
nach einigen Umbaumaßnahme<br />
in die Räumlichkeiten des ehemaligen<br />
Kurhauses ein. Aktuell<br />
gehören sieben Häuser zur GOP<br />
Entertainment Group.<br />
Bilder © Sina-Christin Wilk, GOP // Rauch Hintergrund © rangizzz, fotolia.de<br />
zelnd zurück: „Das muss passen!“ Der<br />
Profi macht aus der Not eine Tugend -<br />
und das bei bester Laune, wie die<br />
freundliche Begrüßung eines Darstellers<br />
am Bühneneingang beweist.<br />
Gerade dieser Platzmangel sorgt also<br />
für außergewöhnliche Showeinlagen<br />
und ein einzigartiges Zusammenspiel<br />
aller Komponenten. Jährlich begeistern<br />
mehr als 75 internationale<br />
Artisten gut <strong>15</strong>0.000 Gäste mit ihren<br />
Auftritten: Einem bunten Potpourri<br />
aus Tanz, Comedy sowie akrobatischen<br />
und musikalischen Einlagen,<br />
die allesamt unter dem Motto des<br />
jeweiligen Show-Konzeptes stehen.<br />
Wer gestaltet die Show-Konzepte?<br />
Unter dem Dachverband des Unternehmens,<br />
der GOP Entertainment<br />
Group, ist seit 2005 die Agentur<br />
„showconcept“ für die Programmplanungen<br />
in allen GOP-Häusern<br />
zuständig. Nach der Erstellung einer<br />
Grobplanung werden für die jeweilige<br />
Show weltweit Künstler gebucht,<br />
welche dann gemeinsam die Details<br />
ausarbeiten. So darf jeder seine ganz<br />
eigene stilistische Signatur hinterlassen.<br />
Eine zeitaufwendige und<br />
anspruchsvolle Geschichte: Bereits<br />
1,5 bis 2 Jahre im Voraus werden<br />
neue Ideen entwickelt. Sechs verschiedene<br />
Shows finden pro Jahr mit<br />
Aufführungen an mehreren Abenden<br />
der Woche statt. Die Proben können,<br />
wie bei Künstlern berufsbedingt<br />
üblich, zumeist erst kurz vor der Premiere<br />
beginnen. Anpassungen für die<br />
jeweilige Bühne erfolgen auch erst<br />
zeitnah. Die Techniker überwachen<br />
ihrerseits den Ablauf der Show im<br />
Kaiserpalais von oben. So können sie<br />
augenblicklich reagieren, falls es zu<br />
unerwarteten Zwischenfällen kommt.<br />
Der Besucher bekommt hiervon in der<br />
Regel nichts mit. Bisher sei noch nie<br />
etwas Schlimmes passiert, es kam nur<br />
gelegentlich zu Ausfällen von Scheinwerfern,<br />
weiß einer der Techniker zu<br />
berichten. Dennoch ist für die Verantwortlichen<br />
die Dauer der Vorstellung<br />
stets eine brisante Zeitspanne.<br />
Wie lässt man den Abend enden?<br />
Nach Veranstaltungsende klingt<br />
der Abend für viele Gäste und<br />
Mitarbeiter in einem der gemütlichen<br />
Gastronomiebereiche oder bei einem<br />
Glas Wein auf der Terrasse aus. Das<br />
jüngere Publikum zieht es häufig noch<br />
in den angeschlossenen Dance Club<br />
Adiamo. | Sina-Christin Wilk<br />
varieté-theater<br />
Kaiserpalais Bad Oeynhausen<br />
Im Kurgarten 8<br />
32545 Bad Oeynhausen<br />
Tel.: 05 73 1 / 74 48-0<br />
www.variete.de/spielorte/<br />
bad-oeynhausen/<br />
45
KUNST & KULTUR<br />
KUNST & KULTUR<br />
Wohin mit dem Freiheitsdrang?<br />
Vergessene Bücher (3): Gabriele Reuters Roman „Aus guter Familie.<br />
Leidensgeschichte eines Mädchens“<br />
Nicht nur für Thomas Mann war Gabriele Reuter „vielleicht die souveränste Frau, die heute in Deutschland lebt“. Ihr<br />
1895 erschienener Roman „Aus guter Familie“ erreichte bis 1931 insgesamt 28 Auflagen und auch „Ellen von der<br />
Weiden“ (1900), „Der Amerikaner“ (1907) oder die Novellensammlung „Frauenseelen“ (1901) wurden zu viel diskutierten<br />
Bestsellern. Bis heute flackert das Interesse an ihrem außergewöhnlichen Werk immer wieder auf – doch dem breiten<br />
Lesepublikum ist Gabriele Reuter schon seit langem kein Begriff mehr.<br />
Was will die höhere<br />
Tochter?<br />
So richtig weiß es<br />
Agathe, die Tochter<br />
des sittenstrengen<br />
Regierungsrats<br />
Heidling, wohl selber<br />
nicht. Sie ahnt,<br />
dass ihr Leben etwas<br />
mit Freiheit<br />
und Selbstbestimmung<br />
zu tun haben<br />
sollte,<br />
aber die literarischen<br />
M u s t e r ,<br />
die sie<br />
sich aus den Büchern von Georg<br />
Herwegh oder Lord Byron herausgelesen<br />
hat, taugen nicht für<br />
die starren Geschlechterrollen<br />
im Wilhelminischen Kaiserreich,<br />
die der Vater unablässig propagiert.<br />
Gabriele Reuter schickt die<br />
Heldin ihres Romans auf eine Reise,<br />
in deren Verlauf sie in immer<br />
härtere Konflikte mit Eltern, Freunden<br />
und Verwandten, gesellschaftlichen Normen,<br />
erotischen Phantasien, religiösen<br />
und politischen Heilslehren gerät. Agathe<br />
spürt, dass ihr innerer Kompass sie weiter<br />
und weiter von dem Weg entfernt, der<br />
ihr in dem Erbauungsbuch „Des Weibes<br />
Leben und Wirken als Jungfrau, Gattin<br />
und Mutter“ vorgezeichnet werden sollte.<br />
Sie lotet neue Aufgaben und Ziele aus und<br />
ist doch unfähig, die Umklammerung der<br />
bürgerlichen Welt dauerhaft zu durchbrechen.<br />
Ihr Vetter Martin bietet sich mehrfach<br />
als erfolgversprechender Fluchthelfer<br />
an, doch im Laufe der Jahre wird aus<br />
dem sozialistischen Agitator ein zynischer<br />
Lebemann. Er versteht sich am Ende<br />
beunruhigend gut mit dem Vater, der<br />
Agathes Leben durch Ausgeh-, Lese- und<br />
Denkverbote zu kontrollieren versucht.<br />
In einem letzten, verzweifelten Ausbruch<br />
geht Agathe auf ihre erfolgreicher funktionierende<br />
Schwägerin los und landet in<br />
einer Nervenheilanstalt. Der Roman endet<br />
in stiller Verzweiflung:<br />
Wer war „die souveränste<br />
Frau“ Deutschlands?<br />
Der Roman „Aus guter Familie“ machte<br />
seine Autorin über Nacht berühmt. Die<br />
1879 in Alexandria geborene Gabriele<br />
Reuter war seit Jahren literarisch aktiv,<br />
fand aber erst im Umkreis der deutschen<br />
Naturalisten ihren unverwechselbaren<br />
Tonfall und ihr großes Thema: Die<br />
Analyse der Geschlechterrollen in der<br />
modernen Gesellschaft. 1897 brachte sie<br />
ihre uneheliche Tochter Lili zur Welt - die<br />
schwierige Situation einer alleinstehenden<br />
Schwangeren schilderte sie später in dem<br />
skandalumwitterten Buch „Das Tränenhaus“<br />
(1908). Zu dieser Zeit lebte Gabriele<br />
Reuter bereits in Berlin, wo sie zahlreiche<br />
Romane, aber auch Novellen, Kinder- und<br />
Jugendbücher, Essays und journalistische<br />
Texte veröffentlichte. Mit der bürgerlichen<br />
Frauenbewegung teilte sie viele<br />
Gemeinsamkeiten, bezog aber immer wieder<br />
eigene Positionen. So heißt es in der<br />
Schrift „Liebe und Stimmrecht“: „Wir erstreben<br />
nicht ein feministisches Zeitalter<br />
an Stelle des maskulinen<br />
Zeitalters. Es geht<br />
bei der Erlangung des<br />
Frauenstimmrechts<br />
überhaupt nicht<br />
um Machtfragen,<br />
sondern um gemeinsame<br />
Entwicklungsfragen.“<br />
Ihr souveräner<br />
Schreibstil und<br />
die tiefenpsychologische<br />
Ausdeutung ihrer<br />
Figuren verschafften<br />
ihr nicht nur ein<br />
Bilder © wikimedia.org<br />
großes Publikum, sondern auch den<br />
Respekt bedeutender Zeitgenossen.<br />
Reuters Werke vermittelten „die besten<br />
Einsichten in das Wesen und die<br />
Entstehung der Neurosen“, meinte kein<br />
Geringerer als Siegmund Freud. Trotzdem<br />
geriet Gabriele Reuter schon zu Lebzeiten<br />
immer mehr in Vergessenheit. Sie starb<br />
am 16. November 1941 in Weimar. Erst<br />
vier Jahrzehnte später, im Zuge gezielter<br />
Forschungen nach Werken weiblicher<br />
Autoren um die Jahrhundertwende, geriet<br />
sie wenigstens wieder in den Fokus der Literaturwissenschaft.<br />
So konnte 2006 eine<br />
neue zweibändige Werkausgabe des Romans<br />
„Aus guterFamilie“ im Verlag Literatur<br />
<strong>Wissen</strong>schaft.de (TransMIT) erscheinen.<br />
Wann wurde die Frauenfrage<br />
in Osnabrück gestellt?<br />
Die Gleichberechtigung der Geschlechter,<br />
das uneingeschränkte Wahlrecht für<br />
Frauen und der freie Zugang zu Bildungsinstituten<br />
- diese Forderungen wurden in<br />
der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts<br />
immer lauter. Nach der Gründung des<br />
„Allgemeinen Deutschen Frauenvereins“<br />
(Leipzig 1965) entstanden in vielen<br />
deutschen Städten Vereine und Interessengruppen,<br />
die sich für die Rechte von Frauen<br />
einsetzen. In Osnabrück waren zum<br />
Beispiel der 1890 gegründete „<strong>Osnabrücker</strong><br />
Die Weinwirtschaft hat sich frisch gemacht und präsentiert sich<br />
mit neuer Farbe und moderner Showküche.<br />
Lassen Sie sich von der lockeren Atmosphäre weiterhin in den<br />
Bann ziehen und erleben Sie kulinarische Vielfalt und herzliche<br />
Gastlichkeit.<br />
Reservierung unter Tel. +49 541 6096-628<br />
Lehrerinnenverein“ und seit 1904 auch<br />
der Verein „Frauenbildung-Frauenstudium“<br />
aktiv. Letzterer entwickelte sich aus<br />
dem „Frauenverein Reform“, den Hedwig<br />
Kettler (1851-1937) bereits 1888 ins Leben<br />
gerufen hatte. Die Frauenrechtlerin und<br />
Bildungsreformerin, die entscheidenden<br />
Anteil an der Gründung der ersten deutschen<br />
Mädchengymnasien hatte, verbrachte<br />
einen Teil ihrer Kindheit in Osnabrück.<br />
| Thorsten Stegemann<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
REUTER LESEN<br />
Die Unibibliothek Osnabrück führt<br />
mehrere Titel von und über Gabriele<br />
Reuter, u.a. den Roman „Aus<br />
guter Familie“ in der 8. Auflage<br />
des Jahres 1899. Die zweibändige<br />
Werkausgabe des Verlags Literatur<strong>Wissen</strong>schaft.de<br />
ist im Buchhandel<br />
erhältlich (Bd.1: 14,90 €,<br />
Bd.2: 19.90 €). Reuters Werke werden<br />
auch als kostenlose eBooks<br />
angeboten, allerdings oft in<br />
schlecht edierten oder gekürzten<br />
Fassungen.<br />
Alles glänzT so<br />
schön neu – und<br />
sie miTTendrin!<br />
Neue Reuter-Biografie<br />
46<br />
Gabriele Reuter<br />
im Steigenberger Hotel Remarque . Natruper-Tor-Wall 1 . 49076 Osnabrück<br />
Tel. +49 541 6096-628 . tägl. 6.30 bis 23.00 Uhr . www.weinwirtschaft-osnabrueck.de<br />
Geschäftsanschrift: arcona Hotel GmbH · Steinstr. 9 · 18055 Rostock
KUNST & KULTUR<br />
Was macht Oma in Osnabrück?<br />
Angst vor Opern? Was hat die Musik eigentlich mit der Handlung zu tun? Und verstehe ich den<br />
Inhalt überhaupt? Keine Panik! Nicht verzagen - Oma fragen! Ab Mitte September kommt sie<br />
wieder regelmäßig in den <strong>Osnabrücker</strong> Ledenhof.<br />
LICORNE BLACK ist eine charakterstarke und cremig dunkle Bierspezialität, welche<br />
zunächst eine fruchtige Note aufweist, dann nach und nach Noten von Karamell und<br />
Kaffee entfaltet und dabei angenehm herb im Geschmack bleibt.<br />
Feines Caravienne Malz sorgt für die satte dunkelrubinrote Farbe, das intensive<br />
Röstmalzaroma und macht den Schaum so verführerisch zart.<br />
Die französische Bierspezialität eignet sich hervorragend zum Aperitif und auch<br />
Fleischgerichte, Käseplatten und Schokoladendesserts werden durch diese dunkle<br />
französische Verführung abgerundet.<br />
Bild Richard Vardigans © Sabine Rentzsch // Plakat © Oper mal anders // Notenblätter © Pixelot, fotolia.de<br />
Wer ist Oma?<br />
Oma steht für „Oper mal anders“, erklärt<br />
Richard Vardigans. Der gebürtige Engländer<br />
aus Kent studierte Musikwissenschaft,<br />
Dirigieren sowie Klavier und arbeitete<br />
als Kapellmeister, Chordirektor und<br />
Chefdirigent an verschiedenen europäischen<br />
Opernhäusern, u.a. auch einige<br />
Jahre am Theater Osnabrück. Seit 2005<br />
wohnt er in Dresden und ist sein eigener<br />
Chef. Seine Soloperformances mit Klavier<br />
sind musikalische Opernreisen der Extraklasse.<br />
Was kündigen drei Halbtöne an?<br />
Sie deuten an, „es wird bedrohlich“.<br />
Gebannt hängt das Auditorium an<br />
den Lippen und der Mimik Vardigans.<br />
Seine Hände tanzen virtuos über die<br />
Tasten des schwarzen Flügels im Renaissance-Saal<br />
des Ledenhofs. Sein Thema<br />
heute Abend: Die Oper „Eugen Onegin“ von<br />
Tschaikowski. Die drei Halbtöne sind<br />
eingebettet in den frivolen Tanz des Onegin<br />
mit Olga, der Geliebten seines besten<br />
Freundes Lenski. Der Streit zwischen Onegin<br />
und Lenski ist nicht mehr zu vermeiden.<br />
„Sie singen versetzt, die Freundschaft<br />
ist passé“, kommentiert Vardigans den<br />
Fortgang der Geschichte. Am Ende<br />
singen die beiden für eine kurze Sequenz<br />
zusammen, „ein letzter Funken Hoffnung<br />
auf Versöhnung“, der dann aber unerfüllt<br />
bleibt. Im anschließenden Duell erschießt<br />
Onegin seinen Freund Lenski.<br />
Wie macht Oma das?<br />
Im Veranstaltungssaal herrscht entspannte<br />
Salonatmosphäre. Der schwarzeFlügel<br />
steht vor dem Kamin, das Auditorium<br />
sitzt im Halbkreis drum herum. Das<br />
Klima ist geradezu familiär, fast schon<br />
privat. Distanz zwischen Vardigans und<br />
seinem Publikum? Fehlanzeige. Der<br />
Opernkenner steigt ohne viele Umwege<br />
direkt in das Geschehen ein. Gekonnt<br />
lässt er die Stimmung auf dem russischen<br />
Landsitz entstehen. Seine verständliche<br />
Präsentation gleitet nie ins Banale ab, er<br />
nimmt Komponisten und Texter genauso<br />
wie die Musik und die Handlung sehr<br />
ernst. Pointiert aber dort, wo ein Laie die<br />
Zusammenhänge womöglich nicht ganz<br />
verstehen würde.<br />
Wo bleibt die Angst vor Opern?<br />
„Fallende Halbtöne stehen für Melancholie“<br />
sagt Vardigans. Virtuos charakterisiert<br />
er die aufgewühlten Seelen, ihre<br />
Gefühle, ihre Seufzer („fallende Quinten“).<br />
Er beschreibt, zitiert und kommentiert<br />
die Handlung, ihre Akteure und Motive.<br />
Seine Mimik illustriert die musikalischen<br />
und sprachlichen Ausführungen aufs<br />
Vortrefflichste. Der sehr amüsante, spannende<br />
und interessante Abend ist eine wohl<br />
dosierte Mischung aus Wort, Musik und<br />
Mimik. Unvergesslich. „Let’s talk about<br />
Opera!“ Das begeisterte Publikum lässt<br />
sich nach der Veranstaltung nicht lange<br />
bitten und nach einer derart gelungenen<br />
Präsentation fassen einige Gäste auch<br />
gleich einen Besuch im <strong>Osnabrücker</strong><br />
Theater ins Auge. Die Angst vor der Oper<br />
ist der Freude an der Musik und den<br />
Geschichten gewichen. | Yörn Kreib<br />
Richard Vardigans bietet auch<br />
individuelle Programme für Schulen an.<br />
Tel.: 01 71-4 48 86 32<br />
www.talking-about-opera.de.<br />
Karten für die Veranstaltungen in<br />
Osnabrück bei der Tourist Information:<br />
Bierstr.22/23, Tel.: 0541-3232202<br />
www.karlsberg.de/produkte/licorne-black<br />
49
KUNST & KULTUR<br />
KUNST & KULTUR<br />
Der Garten vor der<br />
malerischen Kulisse<br />
des Schlosses war kaum<br />
wiederzuerkennen. Wo vorher<br />
grüner Rasen zum Verweilen einlud,<br />
standen jetzt Tonnen von Technik.<br />
Überall Kabel, ein riesiges Bühnenequipment<br />
und fleißige Hände, wohin<br />
man blickte. Vor dem Hintergrund der<br />
enormen Technik, der vielen Fahrzeuge<br />
und der vermehrten Besucherzahl<br />
in diesem Jahr, musste das Grün des<br />
Schlossgartens geschützt werden. Kein<br />
Fahrzeug über 7,5 Tonnen befährt die<br />
Wiese – so viel war sicher. Doch konnte<br />
das bei insgesamt 10 Kilometern Kabel<br />
für die Infrastruktur und Bühnentechnik<br />
und ca. 40 Tonnen Bühnenkonstruktion<br />
bewerkstelligt werden? 3600<br />
Bodenschutzplatten mit Druckpunkten<br />
verteilten das Gewicht der täglich 12.000<br />
Besucher optimal, sodass der Rasen keinen<br />
Schaden davontrug. Die Produktion<br />
der Bodenplatten ist ebenso günstig<br />
Wer elektrisiert<br />
Schlossgarten?<br />
den<br />
Insgesamt 23.500 Besucher fanden sich Anfang August<br />
im <strong>Osnabrücker</strong> Schlossgarten ein um zu feiern, zu singen<br />
und Spaß zu haben. Die Friedensstadt durfte in diesem<br />
Jahr zum Schlossgarten Open Air Rea Garvey, Mark<br />
Forster und Cro als Headliner empfangen. Walking On<br />
Cars aus Irland und die Band Vona aus Süddeutschland<br />
standen ebenfalls auf der Bühne.<br />
wie einfach: Weggeworfener<br />
Kunststoffmüll<br />
wird geschreddert und<br />
zu belastbaren Platten<br />
geformt. Ein wahres<br />
Recycling-Wunder! Am<br />
Ende half eine große Hake,<br />
um die Grashalme wieder aufzurichten.<br />
Außerdem durchzog eine<br />
schmale Schwerlaststrecke das Grün, auf<br />
der Fahrzeuge die schwere Technik zu<br />
dem Turm transportieren konnten, von<br />
dem aus Licht und Effekte auf der Bühne<br />
gesteuert wurden.<br />
Wie lange dauerte die<br />
Vorbereitung?<br />
Nach dem Festival ist vor dem Festival!<br />
Füße hochlegen gilt also nicht für das<br />
Veranstalterteam der Goldrush Productions<br />
GmbH, denn sobald ein Open Air<br />
vorbei ist, steigen sie in die Planungen<br />
des folgenden Events ein. So war es auch<br />
20<strong>15</strong>: Kaum hatten Revolverheld und<br />
Die Fantastischen Vier die Bühne verlassen,<br />
waren die fleißigen Veranstalter<br />
aus dem Rosenhof wieder an der Strippe.<br />
Es dauerte nicht lange, bis Rea Garveys<br />
Management auf Goldrush<br />
Productions zukam. Cros<br />
Management wurde angefragt, aber<br />
auch dieser ließ nicht lange auf sich<br />
warten. Alles in allem waren rund 300<br />
Personen in die Planung und Durchführung<br />
involviert. Von Veranstaltungskaufleuten<br />
über die Produktionsleitung<br />
bis zu den Bühnen-, Ton- und Lichttechnikern,<br />
Caterern mit Koch und Servicekräften,<br />
der Security, den Sanitätern,<br />
der Polizei mit Bombenspürhunden,<br />
der Feuerwehr, zahlreichen Elektrikern,<br />
Bühnenbauern, LKW-Fahrern,<br />
Busfahrern, Gabelstaplerfahrern, Zeltbauern<br />
und natürlich Musikern reichte<br />
die Palette an Beschäftigten. Vor allem<br />
beim Catering wurde auf Regionalität<br />
geachtet. Rea Garveys, Mark Forsters<br />
und Cros Wunsch nach vegetarischem<br />
und veganem Essen wurde erfüllt, Obst,<br />
Nüsse und Ingwer-Tee, der die Stimmen<br />
ölen sollte, standen außerdem bereit.<br />
Die Bühne stellte der <strong>Osnabrücker</strong> Veranstaltungstechnikdienstleister<br />
Welzel<br />
zu Verfügung und mit Gin 049 konnten<br />
die Besucher Pure Organic Gin aus<br />
Georgsmarien-<br />
Bilder Bodenplatte, Kind mit Mütze, Baugerüst © Kristin Hoffmann // restliche Bilder © Goldrush Productions, Björn Kaisen<br />
Klein, aber ho!<br />
Heimat genießen!<br />
Neu!<br />
49ml Shot<br />
Flasche<br />
hütte probieren. Auch die Sicherheitsmaßnahmen<br />
wurden im Vorfeld<br />
detailliert geplant und an der erwarteten<br />
Besucherzahl ausgerichtet. So konnten<br />
sich die <strong>Osnabrücker</strong> auf ein fröhliches<br />
und friedliches Festival freuen.<br />
Wer setzte den Schlossgarten<br />
unter Strom?<br />
Am 5. und 6. August schlängelten sich<br />
10 Kilometer Kabel durch den Schlossgarten.<br />
Sie versorgten die Infrastruktur<br />
und die Bühne mit Strom - doch für<br />
die Wasserversorgung der Stände und<br />
des VIP-Bereichs musste außerdem ein<br />
1-Kilometer langer Trinkwasserschlauch<br />
verlegt werden. Die Stadtwerke<br />
Osnabrück stellten eine Stromleistung<br />
von ca. 800 kVA bereit – das entspricht<br />
der Leistung von 220 Haushaltssteckdosen.<br />
Die komplette Versorgung konnte<br />
ohne Hilfe von Dieselaggregaten sichergestellt<br />
werden. 40 Tonnen Bühnenkonstruktion,<br />
die mindestens 20 Tonnen für<br />
weitere Technik im Dach aufnehmen<br />
konnte, wurden mit sechs Sattelauflegern<br />
transportiert und noch einmal zwei<br />
LKWs waren für die örtlich gestellte<br />
Technik nötig. Kein Wunder bei einer<br />
12 Meter hohen und 27 Meter breiten<br />
Bühne. „Man muss sich mit diesem Festival<br />
im nationalen Vergleich keineswegs<br />
verstecken!“, bestätigt Christoph Hengholt<br />
vom Veranstalterteam. Den<br />
Schlossgarten unter Strom setzten auch<br />
die vielen helfenden Hände, die schon<br />
Tage vorher, am Festivaltag selbst und<br />
danach vor Ort waren. Nach dem Ende<br />
des Spektakels wurden in einer Dreiviertelstunde<br />
acht Mülltonnen gefüllt - und<br />
schon sah der Schlossgarten wieder aus<br />
wie neu. Ca. 20.000 Strohhalme und<br />
400 kg Würfeleis wanderten in eiskalte<br />
Cocktails und andere Getränke. Außerdem<br />
waren 22 Zapfhähne notwendig,<br />
um die vielen Besucher mit einem kühlen<br />
Bier zu versorgen.<br />
Welche Künstler kannten<br />
Osnabrück bereits?<br />
Der Tourmanager von Max Giesinger<br />
ist ein Kind der Region - Florian Gahm<br />
kommt aus Bersenbrück. Außerdem<br />
stammt Max´ Band aus dem nur<br />
80 Kilometer entfernten Nordhorn.<br />
Aber auch Giesinger selbst kennt die<br />
Friedensstadt gut. Er war vor einigen<br />
Jahren als Straßenmusiker in Osnabrück<br />
unterwegs. Die Schlossatmosphäre in<br />
Osnabrück hatte es auch Rapper Cro<br />
angetan: Mit seiner Band musizierte er<br />
am Festival-Samstag im Klavierzimmer<br />
des Schlosses. Die Künstler nahmen<br />
aber auch etwas aus der Hasestadt mit:<br />
Mark Forsters Bandkollege Leo konnte<br />
beim Auftritt nicht dabei sein, da er zu<br />
seiner Frau in den Kreissaal musste.<br />
Daher waren die <strong>Osnabrücker</strong> kreativ<br />
und in Windeseile wurde ein Ersatz<br />
gefunden: Das Modehaus L+T sponserte<br />
spontan eine Schaufensterpuppe namens<br />
Jeff Koch, die die Band auf ihrer weiteren<br />
Tour begleitet. | Kristina Hoffmann<br />
Schaufensterpuppe<br />
Jeff Koch<br />
Bodenschutzplatten<br />
zum Schutz der Wiese<br />
50 51
Wer begleitet Menschen im Andersland?<br />
In einer immer älter werdenden Gesellschaft gehört das Thema Demenz zu den großen<br />
Herausforderungen und Zukunftsaufgaben. Die aktuelle Diskussion konzentriert sich vor allem auf<br />
medizinische und therapeutische Aspekte. Einen anderen, aber nicht minder bedeutenden Ansatz verfolgt<br />
die Diplom-Gerontologin Reinhild Wörheide aus Wallenhorst. Sie beschäftigt sich mit der sozialen<br />
Dimension und hat dabei nicht nur die erkrankten Menschen, sondern auch ihre Angehörigen im Blick.<br />
In Deutschland sind derzeit rund<br />
1,5 Millionen Menschen an Demenz errankt,<br />
bis 2050 wird<br />
sich ihre Anzahl voraussichtlich<br />
verdoppeln.<br />
Betroffen sind<br />
(vor allem, aber keineswegs<br />
ausschließlich)<br />
über 60-Jährige, die<br />
einen schleichenden<br />
Verfall ihrer geistigen,<br />
emotionalen und sozialen<br />
Fähigkeiten erleben.<br />
Bei der häufigsten<br />
Krankheitsform, der<br />
sogenannten Alzheimer-Demenz,<br />
wird<br />
das Kurzzeitgedächtnis<br />
besonders beeinträchtigt. Im weiteren<br />
Verlauf kommt es zu immer stärkeren Verhaltensauffälligkeiten.<br />
Menschen verlieren<br />
die Fähigkeit ihr Leben selbst zu gestalten<br />
und werden schließlich pflegebedürftig.<br />
Wie belastbar sind<br />
Angehörige?<br />
Reinhild Wörheide hat diese Situation im<br />
engsten Familienkreis erlebt, sich aber<br />
auch im Studium intensiv mit der Frage<br />
beschäftigt, wie die Krankheit das unmittelbare<br />
soziale Umfeld beeinflusst. Ihre<br />
Diplomarbeit beschrieb „Grenzen der<br />
Belastbarkeit für Angehörige von Menschen<br />
mit Demenz“, später entwickelte<br />
sie aus ihren Erfahrungen das Kurskonzept<br />
„Begleitung im Andersland“. „Ich<br />
habe immer wieder erlebt, wie hilflos<br />
Menschen sind, wenn sich Großeltern,<br />
Väter, Mütter, aber in manchen Fällen<br />
auch junge Menschen durch eine Demenzerkrankung<br />
plötzlich aus dem gewohnten<br />
Leben verabschieden. Und diese<br />
Situation kann viele, viele Jahre dauern,<br />
52<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
denn pflegebedürftig werden die Betroffenen<br />
oft erst im letzten Stadium“, erklärt<br />
Reinhild Wörheide. Ihr Kurskonzept, das<br />
mittlerweile bundesweit von mehr als 200<br />
Dozentinnen und Dozenten angeboten<br />
wird, will Menschen, die demenzkranke<br />
Familienmitglieder begleiten,<br />
fachlich unterstützen, aber auch die<br />
Selbstpflegekompetenz der Angehörigen<br />
stärken. Das Angebot ist für<br />
Teilnehmer und Ausrichter (z.B. Seniorenheime)<br />
kostenlos, da es von den Pflegekassen<br />
finanziert wird. Einer Informationsveranstaltung<br />
folgen sieben Abende,<br />
an denen es um die unterschiedlichen Stadien<br />
der Alzheimer-Demenz, Kommunikationsfragen,<br />
praktische Erwägungen wie<br />
Ernährung, Ankleiden und Sturzprävention<br />
sowie Wut- und Zorngefühle<br />
von Betroffenen und Angehörigen geht.<br />
Außerdem spielen die Pflegeversicherung,<br />
rechtliche Aspekte oder Entlastungsangebote<br />
wie ambulante Pflegedienste, Angehörigengruppen<br />
und „Essen auf Rädern“<br />
eine wichtige Rolle. Außerdem werden<br />
die Teilnehmer ermutigt, in den Kursen<br />
über ihre persönliche Lebenssituation zu<br />
berichten, Probleme zu diskutieren und<br />
gemeinsam nach Lösungen zu suchen.<br />
„Für viele Menschen ist die Erfahrung,<br />
dass man nicht allein im `Andersland´<br />
unterwegs ist, wo sich eigentlich nur die<br />
Demenzkranken problemlos zurechtfinden,<br />
eine große Hilfe“, erzählt Wörheide.<br />
„Außerdem laufen Angehörige häufig<br />
Gefahr, sich selbst aus den Augen zu verlieren<br />
und die eigenen sportlichen, sozialen<br />
oder kulturellen Aktivitäten immer mehr<br />
einzuschränken. Das nützt aber weder<br />
ihnen noch den Menschen, die auf ihre<br />
Begleitung angewiesen sind.“<br />
Wo kann man in Ruhe<br />
verrückt werden?<br />
Erich Schützendorf und Helmut<br />
Wallrafen-Dreisow plädierten in ihrem<br />
provokanten Buch „In Ruhe verrückt<br />
werden dürfen“ bereits vor einem Vierteljahrhundert<br />
für ein fundamentales Umdenken<br />
in der Altenpflege. Auch Reinhild<br />
Wörheide ist entschieden dafür, auf<br />
einer breiten gesellschaftlichen Basis<br />
konstruktiv über das Thema Demenz zu<br />
diskutieren. „Wir reden vorwiegend über<br />
Probleme und über Kosten. Doch die<br />
demografische Entwicklung und die<br />
Krankheiten, die mit dem Älterwerden<br />
einhergehen, stellen uns vor grundsätzliche<br />
Fragen und geben uns damit auch die<br />
Möglichkeit, sie neu zu beantworten.“<br />
Fühlen wir uns für<br />
einander zuständig?<br />
Wie wollen wir in Familien, sozialen<br />
Gruppen und Stadtteilen miteinander<br />
umgehen? Wo und wie können Menschen<br />
mit und ohne Beeinträchtigung zusammen<br />
leben? Wie vermeiden wir eine<br />
Ghettoisierung alter und kranker Menschen?<br />
Wer ist nicht nur moralisch verpflichtet,<br />
sondern hat auch Freude daran,<br />
Menschen im Andersland zu begleiten?<br />
Diese und viele andere Fragen müssen<br />
– auch in unserer Region – noch einvernehmlich<br />
geklärt werden, um den sozialen<br />
Frieden in einer alternden Gesellschaft<br />
zu bewahren.„Wenn ich einmal im<br />
Andersland unterwegs bin, möchte ich<br />
auch nicht einfach weggesperrt, sondern<br />
mit Würde behandelt und als Mensch respektiert<br />
werden“, sagt Reinhild Wörheide –<br />
und steht damit ganz sicher nicht alleine da.<br />
| Thorsten Stegemann<br />
Alois Alzheimer © wikimedia / Kursbild, Portrait © Reinhild Wörheide / Plakat © www.deutsche-alzheimer.de // Wald © Jürgen Fälchle, fotolia.de // Taschentuch mit<br />
Knoten © Maren Winter, fotolia.de<br />
FAMILIE & SOZIALES<br />
Welt-Alzheimertag <strong>2016</strong><br />
Rund um den Welt-Alzheimertag<br />
(21.09.<strong>2016</strong>) findet in Deutschland<br />
vom 19. bis 25. September <strong>2016</strong> die<br />
„Woche der Demenz“ statt. Sie steht<br />
in diesem Jahr unter dem Motto<br />
„Jung und Alt bewegt Demenz“<br />
und wurde von der nationalen<br />
„Allianz für Menschen mit<br />
Demenz“ ausgerufen.<br />
Infos und Termine unter:<br />
www.deutsche-alzheimer.de/<br />
termine/welt-alzheimertag.html<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
ALOIS ALZHEIMER (1864-19<strong>15</strong>)<br />
Im November 1901 untersuchte der<br />
Psychiater Alois Alzheimer in einer<br />
Frankfurter Heilanstalt erstmals die<br />
51-jährige Auguste Deter, die an<br />
zunehmender geistiger Verwirrung<br />
litt. Als sie fünf Jahre später<br />
starb, sezierte Alzheimer ihr<br />
Gehirn und stellte fest, dass es<br />
geschrumpft war und zahlreiche<br />
Ablagerungen gebildet<br />
hatte. Sein Artikel „Über eine<br />
eigenartige Erkrankung der<br />
Hirnrinde“, der 1907 in der „Allgemeinen<br />
Zeitschrift für Psychiatrie“<br />
erschien, wurde zum<br />
Ausgangspunkt der Alzheimer-Forschung.<br />
Der entscheidende<br />
Durchbruch, etwa die<br />
Entwicklung eines Impfstoffs,<br />
steht bis heute aus.<br />
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FAMILIE & SOZIALES<br />
Wer hustet in die<br />
Der Kinder- und<br />
Jugendbuchtipp wird<br />
präsentiert vom<br />
Kummerdose?<br />
Die Wienerin Christine Nöstlinger, die mit über 100 Büchern zu den bekanntesten und einflussreichsten<br />
deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautorinnen gehört, feiert im Oktober<br />
diesen Jahres ihren 80. Geburtstag – Grund genug, das facettenreiche Werk der Autorin einmal<br />
ganz anders in den Blick zu nehmen.<br />
Für kleine Entdecker<br />
Im Stadtwerke Wimmelbuch streifen Amelie, Paul und ihre<br />
Freunde durch Osnabrück. Das Buch ist erhältlich im<br />
Servicezentrum am Nikolaiort 3/4 und im Mobilitätszentrum<br />
am Neumarkt 10. Kaufpreis: 12 Euro. Davon gehen 2 Euro<br />
Spende an soziale Projekte für Kinder in Osnabrück.<br />
Bild oben © Bernd-Christian Schulze, Hannover<br />
Eine kreative Hommage an Christine<br />
Nöstlinger und ihr Werk, das Jung und<br />
Alt seit so vielen Jahrzehnten begeistert, ist<br />
die CD des in Osnabrück lebenden Schauspielers<br />
Helmut Thiele und des Hannoveraner<br />
Pianisten Bernd Christian Schulze,<br />
die sich gemeinsam als „duo pianoworte“<br />
einen Namen gemacht haben. Seit Jahren<br />
in persönlichem Kontakt zur Autorin<br />
stehend, ist damit ein lang gehegter<br />
Wunsch der beiden Künstler wahr<br />
geworden. Ein Querschnitt der Texte<br />
Christine Nöstlingers wird hier in einer<br />
höchst spannenden Melange aus<br />
Wort und Musik präsentiert. Mit dabei<br />
als Akteure sind neben namhaften<br />
Komponisten auch Kinder als die<br />
Hauptrezipienten der Werke Christine<br />
Nöstlingers, namentlich der Knabenchor<br />
Hannover unter der Leitung von<br />
Michael Jäckel. Die Texte werden durch die<br />
abwechslungsreiche<br />
Kombination von Wort und Musik künstlerisch<br />
zum Leben erweckt und dadurch<br />
ganz neu erlebbar.<br />
In einer Arbeiterfamilie der Wiener<br />
Vorstadt aufgewachsen und geprägt<br />
durch ihre Kindheit während des<br />
Zweiten Weltkriegs, brach Christine<br />
Nöstlinger in den 1970er Jahren mit<br />
Tabus der etablierten Kinder- und<br />
Jugendliteratur, indem sie gesellschaftskritische<br />
Themen und Probleme der<br />
Kinder offen und ungeniert ansprach –<br />
und zwar in einer Sprache, die realitätsnah<br />
dem Milieu ihrer Figuren entsprach.<br />
Der für ihre Bücher mehrfach – u.a. mit<br />
dem Deutschen Jugendliteraturpreis, dem<br />
Friedrich-Bödecker-Preis, dem Österreichischen<br />
Staatspreis, dem Kinder- und<br />
Jugendbuchpreis der Stadt Wien und der<br />
Hans-Christian-Andersen-Medaille –<br />
ausgezeichneten Autorin gelingt es jedoch<br />
immer wieder, die dunkleren Seiten<br />
des Alltagsgeschehens<br />
offen anzusprechen,<br />
ohne dabei auf<br />
lyrisch-märchenhafte<br />
Elemente und eine Prise<br />
Humor zu verzichten.<br />
Die präsentierte<br />
Textauswahl, verbunden<br />
mit eigens für die CD<br />
komponierten Musikstücken,<br />
erlaubt vielfältige<br />
Zugänge zur Sprache<br />
und Gedankenwelt<br />
Christine Nöstlingers und bringt<br />
bei aller Realitätsnähe der Texte das<br />
Märchenhafte in ihnen zum Klingen.<br />
So, wenn in „Das Glück ist ein Vogerl“<br />
der kleine Enkel aktiv wird und einem<br />
Wellensittich die Freiheit schenkt, um<br />
so auch seine Großmutter von ihrem<br />
Unglücklichsein zu befreien oder<br />
wenn in „Die Kummerdose“ die Nachbarin<br />
den kleinen Jo seine Sorgen<br />
einfach in eine (natürlich höchst geheime)<br />
„Kummerdose“ hineinhusten und darin<br />
einsperren lässt. Eine spannende CD für<br />
kleine und große Nöstlinger-Fans und<br />
-Entdecker, die sich auch gut dazu eignet,<br />
in Bildungsprojekten und in der Schule<br />
fächerübergreifend eingesetzt zu werden.<br />
| Beatrice le Coutre-Bick<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
VORSTELLUNG DER<br />
NÖSTLINGER-CD<br />
Am 27. November <strong>2016</strong> (<strong>15</strong>.00<br />
Uhr) wird die Nöstlinger-CD<br />
im Renaissancesaal Ledenhof,<br />
Am Ledenhof 3-5, vom<br />
„duo pianoworte“ vorgestellt.<br />
Infos und Platzreservierung:<br />
Literaturbüro Westniedersachsen,<br />
Tel.: 05 41 / 2 86 92<br />
www.stadtwerke-osnabrueck.de/wimmelbuch<br />
55
SCHÖNE GRÜSSE & GOLDENES BUCH<br />
HANDGEZEICHNET<br />
Postkarte: Privatarchiv<br />
Wer trug sich ins<br />
Goldene Buch ein?<br />
Teil <strong>15</strong>: Anne, Princess Royal<br />
In den vergangenen Jahrzehnten machten Mitglieder der britischen<br />
Königsfamilie immer wieder in Osnabrück Station. Ihr Besuch galt<br />
allerdings zumeist nicht den hiesigen Sehenswürdigkeiten, sondern<br />
den eigenen Streitkräften, deren Einheiten traditionell unter dem<br />
besonderen Schutz der Windsors stehen. Am 27. Juni 2002 reiste die<br />
Tochter von Königin Elisabeth II. und Prinz Philip in die Friedensstadt,<br />
um an einem Sommerfest der Royal Army teilzunehmen. „Her Royal<br />
Highness Anne Elizabeth Alice Louise, Princess Royal” verzichtete<br />
beim Eintrag ins Goldene Buch auf sämtliche Namenszusätze und verewigte<br />
sich lediglich als „Anne“. Anschließend speiste die Prinzessin<br />
mit Soldaten aller Dienstgrade. Es gab Entenbrust mit Kartoffeln und<br />
Wirsinggemüse, zum Nachtisch wurde Champagnercreme serviert.<br />
| Thorsten Stegemann<br />
Hallo, wie geht‘s?“<br />
"<br />
GRÜSSE AUS DER REGION!<br />
Im August 1909 brachte diese Postkarte Grüße ins niederländische Wageningen.<br />
36 Jahre später wurde hier das Ende der deutschen Besatzung<br />
im Zweiten Weltkrieg besiegelt – ein historisches Ereignis, an das unsere<br />
Nachbarn alljährlich am 5. Mai, dem sogenannten „Bevrijdingsdag“,<br />
erinnern.<br />
Das Postkartenmotiv zeigt den Weg zur Wilhelmshöhe in Bad Rothenfelde,<br />
der sich Anfang des 20. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute.<br />
Schließlich wartete am Ende nicht nur die Gaststätte Bismarckhütte,<br />
sondern auch der 1902 fertiggestellte Bismarckturm, der im Volksmund<br />
(nach dem am Bau beteiligten Tischler- und Zimmermeister August<br />
Huning) „Hölzerner August“ genannt wurde. Insgesamt gab und gibt<br />
es rund 240 Türme und Säulen, die zu Ehren des Reichskanzlers Otto<br />
von Bismarck (18<strong>15</strong>-98) errichtet wurden – nicht nur in Deutschland<br />
und Europa, sondern auch in Kamerun, Chile oder Papua-Neuguinea.<br />
Das 14 Meter hohe Bauwerk auf der Wilhelmshöhe musste 1979 abgerissen<br />
werden, die Gaststätte fiel 2006 einem Brand zum Opfer. Vier<br />
Jahre später wurde die Bismarckhütte als solides Blockbohlenhaus wieder<br />
aufgebaut: www.bismarckhuette.de. | Thorsten Stegemann<br />
Oberbürgermeister Hans-Jürgen Fip, Verbindungsoffizier<br />
Christopher Linaker und Prinzessin Anne<br />
Archivfoto © Kurt Löckmann, Presse- und Informationsamt Stadt Osnabrück // Unterschriftenbild © Stadt Osnabrück | Postkarte: Privatarchiv<br />
Karikatur © Fritz Wolf Gesellschaft e.V.-<br />
Wie funktioniert Integration?<br />
präsentiert von:<br />
Fritz Wolf wurde am 7. Mai<br />
1918 in Mülheim an der<br />
Ruhr geboren und starb am<br />
23. Dezember 2001 in Bad<br />
Rothenfelde. Im Vorfeld seines<br />
100. Geburtstages erinnert<br />
„<strong>Osnabrücker</strong> <strong>Wissen</strong>“<br />
ab sofort in jeder Ausgabe<br />
an den legendären Karikaturisten.<br />
VW BULLI<br />
VW BULLI<br />
„FOREVER<br />
„FOREVER<br />
T1“,<br />
T1“,<br />
SCHREIBTISCH-<br />
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SCHREIBEN. SCHENKEN.<br />
SCHREIBEN. LERNEN. ORDNEN. SCHENKEN.<br />
LERNEN. ORDNEN.<br />
Als sich Fritz Wolf vor 35<br />
Jahren (!) mit den Themen<br />
Zuwanderung und Integration<br />
beschäftigte, ging es<br />
um andere Nationalitäten<br />
als heute. Die Probleme mit<br />
der technischen Umsetzung<br />
und persönlichen Einstellung<br />
scheinen allerdings die gleichen<br />
geblieben zu sein ...<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
Karikaturist Fritz Wolf<br />
56<br />
Krahnstraße 43 | 49074 Osnabrück | Telefon 0541 338850 | | www.prelleshop.de<br />
57
Wie viel <strong>Wissen</strong><br />
steckt in Ihnen?<br />
Was sind<br />
„ONYX<br />
MiO“?<br />
Ort der<br />
Varusschlacht?<br />
dritte<br />
Periode der<br />
Urgeschichte?<br />
Geburtsort<br />
von<br />
Prior Josef<br />
Frerking?<br />
6<br />
7<br />
Ort, um<br />
Sterne zu<br />
erkunden?<br />
eine uninteressierte,<br />
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Bezeichnung<br />
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Beruf von<br />
Fußball für Göttingen?<br />
Corner?<br />
Deutsche<br />
Wort für<br />
Back-up?<br />
Lösungswort:<br />
2<br />
Bestandteile<br />
in jedem<br />
Mobiltelefon?<br />
Kämpfer<br />
für eine<br />
klassenlose<br />
Gesellschaft<br />
Tätigkeit,<br />
vorwiegend Trauma / bei<br />
von Hand etwas dabei<br />
verrichtet? sein?<br />
9<br />
das<br />
Zeitungswesen,<br />
Zeitungswelt<br />
10<br />
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Anderes<br />
Wort für<br />
Anschuldigung<br />
AUFGEWECKT DURCH STADT UND LANDKREIS<br />
Die Gewinner werden von uns benachrichtigt. Bitte Kontaktdaten nicht vergessen ...<br />
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1<br />
11<br />
populärer<br />
Ort der<br />
Piraterie?<br />
8<br />
einfache<br />
Tasche aus<br />
Stoff?<br />
5<br />
Jmd., der zu<br />
Problemlösungen<br />
verhilft<br />
4<br />
14<br />
Stadtteil<br />
in dem die<br />
"illegale"<br />
Wasserburg<br />
liegt?<br />
13<br />
Gegenstand<br />
nach einer<br />
Suche?<br />
besondere<br />
Ausstrahlung<br />
eines<br />
Ortes?<br />
kleiner,<br />
ovaler<br />
Snack zum<br />
Frühstück?<br />
der Glaube<br />
an einen<br />
Gott?<br />
besondere<br />
Mitarbeiterin<br />
eines<br />
Professors<br />
12<br />
3<br />
numerischer<br />
Code<br />
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Einsendeschluss: 30. November <strong>2016</strong><br />
Die Gewinner werden benachrichtigt. Sollten<br />
mehr richtige Antworten eingehen als Preise<br />
zur Verfügung stehen, entscheidet das Los.<br />
Das Redaktionsteam wünscht viel Erfolg!<br />
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, keine Auszahlung der Preise in bar.<br />
Mitarbeiter und Angehörige der teilnehmenden Unternehmen sind<br />
von der Verlosung ausgeschlossen.<br />
Schicken Sie uns ganz einfach das<br />
Lösungswort per E-Mail an:<br />
gewinnspiel@osnabruecker-wissen.de<br />
Alternativ auch gerne per Post:<br />
Medienagentur KreativKompass GmbH<br />
Stichwort OsWi-Gewinnspiel<br />
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Tipp zur Gewinnspiel-Teilnahme:<br />
Geben Sie beim Lösungswort auch gerne<br />
mit an, welche(n) der Preis(e) Sie am liebsten<br />
gewinnen möchten. Nach der Auslosung<br />
versuchen wir, die Preise den Gewinnern<br />
dann möglichst passend zuzuordnen.<br />
59
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fliegen<br />
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