DIE GEMEINDE
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DIE GEMEINDE
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Ulrich Mayer<br />
Alles wird komplizierter? „Nein“,<br />
antwortet Walter Weiss, bis 2005<br />
Bürgermeister von Naturns: „Alles wird<br />
anders!“ Und da müsse man auch als<br />
Gemeindeverwalter mit der Zeit gehen,<br />
immer wieder zu neuen Ufern aufbrechen.<br />
Wichtig sei, dabei die Bürgerinnen<br />
und Bürger „mitzunehmen“. Immer<br />
mehr Gesetze, immer mehr Bürokratie...<br />
Einige „äußere Rahmenbedingungen“<br />
müsse man einfach akzeptieren – innerhalb<br />
der Gemeinde gebe es aber einen<br />
„Die Gemeinden müssen noch weiter gestärkt<br />
werden“, sagt Walter Weiss, von 1977 bis 2005<br />
Bürgermeister von Naturns.<br />
IM fOkUS<br />
RÜCkBLICk<br />
„Arbeiten bei gutem und<br />
bei schlechtem Wetter“<br />
Drei Jahre Vizebürgermeister, dann 27 Jahre Bürgermeister: Walter Weiss meint über<br />
diese „schönste zeit“ in seinem Leben: „Selbstverständlich haben sich die rahmenbedingungen<br />
für die Gemeinden ständig verändert.“ Verwalten sei aber in den 70-er<br />
Jahren weder einfacher noch schwieriger als heute gewesen.<br />
großen Gestaltungsspielraum, um „das<br />
Allgemeinwohl als oberstes Ziel des<br />
Handelns“ zu erreichen.<br />
Menschen begeistern: Unter diesem<br />
Titel hat der langjährige Bürgermeister<br />
in seinen eben bei der Verlagsanstalt<br />
Athesia erschienenen Lebenserinnerungen<br />
den „Weg zu einer neuen politischen<br />
Kultur“ aufgezeichnet: Die<br />
Menschen müssen beteiligt, überzeugt<br />
und begeistert werden. Schon früh<br />
hat Walter Weiss in seiner Heimatgemeinde<br />
auf neue Methoden gesetzt,<br />
etwa die Leitbild-Erstellung unter dem<br />
Motto „Wir haben Ideen – Wir haben<br />
Zukunft“ (1993-1994), die – für die<br />
damalige Zeit ein absolutes Novum<br />
– gemeinsam mit der örtlichen Bevölkerung<br />
erfolgt ist.<br />
Ein kommunales Leitbild dürfe ebenso<br />
wenig eine Alibifunktion haben wie eine<br />
Klausurtagung, eine Exkursion, eine Fragestunde<br />
oder eine Bürgerversammlung.<br />
Gleiches gilt für die Vernetzung: „Alle<br />
Akteure im Ort müssen gezielt zusammenarbeiten“,<br />
betont der ehemalige<br />
Mittelschuldirektor. Klare Spielregeln<br />
seien das Um und Auf einer funktionierenden<br />
Kommunalverwaltung: bei<br />
der Bürgerbeteiligung ebenso wie bei<br />
der Gemeinderatssitzung. Und es dürfe<br />
nicht nur Arbeit abgegeben werden, sondern<br />
auch Macht und Verantwortung:<br />
„Nur so kann man etwas bewegen!“<br />
Eigentlich seien die Bürgerinnen und<br />
Bürger gar nicht so sehr für Veränderung,<br />
erklärt Walter Weiss. Gerade aus<br />
diesem Grund sei es wichtig, sie um-<br />
fassend zu informieren – und gemeinsam<br />
mit ihnen alle wichtigen Themen<br />
aufzuarbeiten. „Oft heißt das auch, sie<br />
für etwas begeistern und sie zu etwas<br />
zu motivieren: Hierfür gibt es viele<br />
verschiedene Formen, die so genutzt<br />
werden müssen, dass die Botschaft auch<br />
ankommt.“ Nicht bei jeder Möglichkeit<br />
solle man irgendeine Schwierigkeit sehen;<br />
nein, bei Schwierigkeiten müsse<br />
man den Leute konkrete Möglichkeiten<br />
aufzeigen.<br />
„Beklagt man sich über die schlechter<br />
werdenden Zeiten“, unterstreicht Motivator<br />
Walter Weiss, „dann ist man alt<br />
geworden“. Und werde nicht mehr bewegen.<br />
Verwalten sei vor 30 Jahren nicht<br />
einfacher und nicht schwieriger gewesen<br />
– ja bezüglich der Finanzen habe sich<br />
sogar sehr viel zum Positiven gewendet,<br />
auch wenn’s in den vergangenen Jahren<br />
wieder enger geworden ist. Die Gemeinden<br />
haben noch einiges vor sich: „Noch<br />
ist nicht ausdiskutiert, welche Aufgaben<br />
nicht doch besser auf der untersten<br />
Verwaltungsebene aufgehoben sind...<br />
etwa im Strombereich.“<br />
zuM AuTor<br />
ULRICH MAYER<br />
ist politologe, Journalist, Berater und<br />
experte im Bereich Verwaltungsmodernisierung;<br />
er ist als Kabinettsleiter im<br />
meraner rathaus tätig.