Sprache und Schrift der Zwerge Midgards - Midgard-online

der Arbeit der Basalthauer und Mühlsteinmacher zu
tun haben. Die „Städte-Runen“ zählen die Namen von
Zwergenstädten auf, die „Berg-Runen“ die von Gipfeln,
die „Riesen-Runen“ die von Thursen usf.
Eine ähnliche Geheimschrift arbeitet nach dem verbreiteten
Modell des Rebus und heißt Rhunil fekamdu
(„Behauene Runen“). Die erste Rune benennt auch
hier nicht den Laut, sondern die Sache. Von diesem
Wort ausgehend werden Einzellaute ausgetauscht,
gestrichen und ergänzt, bis daraus der eigentlich gemeinte
Begriff geworden ist. Punkte geben die Stellen
im Ausgangswort an, die verändert werden müssen,
wobei von jeder betroffenen Stelle neu weitergezählt
wird - rechts neben einer Rune bedeutet Austauschen,
links Ergänzen und allein Streichen. Das
Beispiel Kithrian lässt sich schreiben, indem man die
Rune Kiflin als Ausgang wählt. Dann erfolgen die
Anweisungen „Ersetze f durch th, ersetze l durch r
und füge a ein“. Das Ergebnis in Futhark sieht so aus:
������� (Nimm Kiflin, an dritter Stelle mit th austauschen,
eine Stelle weiter mit r, wieder eine Stelle
weiter a einsetzen.)
Rhunil fekamdu sind leicht zu durchschauen, so dass
ihr Wert erheblich davon abhängt, wie gut das Grundwort
am Anfang verheimlicht wird. Die Runennamen
des Futhark sind natürlich bekannt, und deshalb kann
ein Benutzer dieser Geheimschrift den Runen eine
völlig andere Bedeutung unterlegen, die möglichst nur
er und ein kleiner Kreis anderer Zwerge kennen. Dabei
wird die Anfangsrune häufig als Bild benutzt: � (Uzbud)
kann dann z.B. „Dach“ meinen und dementsprechend
das Grundwort Mundur verschlüsseln. Weitere
Beispiele wären � (Ilz) für „Stab“ (Thuruk) oder �
(Kharas) für „Hände“ (Hadil). Dieses Verfahren kann
noch erweitert werden, indem stilisierte Bildzeichen
benutzt werden, die allenfalls äußerlich Runen gleichen,
aber keine sind, z.B. � für „Auge“ (Zilma) oder
� für „Schnee“ (Znar).
Spieler und Spielleiter können selbstverständlich noch
mehr Geheimschriften austüfteln, denn die zwergische
Phantasie ist diesbezüglich grenzenlos. Manche finden
einfach nur ihren Spaß im Erdenken neuer Verschlüsselungsmöglichkeiten,
um damit Freunde und Bekannte zu
unterhalten. Je schwieriger desto willkommener, könnte
man sagen. Das allabendliche Bohren an einer Geheimschrift
ist eine verbreitete Freizeitbeschäftigung und kann
auf die genüssliche Dauer von Jahren ausgedehnt werden,
bis diese geknackt wird.
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„Erkenntnisse über
die Zwergensprache“
von Gercilaos Hyperichon
Es kann vorkommen, dass der Spielleiter bei Gelegenheit
einen originalen zwergischen Satz einflechten möchte, den
Augen der Spieler eine dvarskische Runeninschrift zeigen
will oder einen neuen zwergischen Namen für eine Person,
einen Ort oder Gegenstand zu entwerfen vorhat. Für
solche Fälle und natürlich für jene Spielleiter und Spieler,
die stets mehr wissen wollen, sind die folgenden Ausführungen
vielleicht von Interesse. Sie stammen von der Hand
des Magus Cognesis Servario, des Bibliothekars vom
Dienst, Gercilaos Hyperichon vom Covendo Mageo de
Cevereges Lidrales. Angeblich hält er ständig ein Fässchen
Bier gekühlt bereit, falls ein Zwerg sich in seine Nähe
verirren sollte. Mit der Zeit entstand sein Manuskript „Erkenntnisse
über die Zwergensprache“ und eine Liste von
Dvarska-Wörtern (letztere im Wörterbuch enthalten). Es
ist zwar lückenhaft, mag dem Spielleiter aber Eingebungen
zum Herumspielen mit der Zwergensprache schenken.
Meine Studien über das Dvarska, die Sprache der
Zwerge, haben über viele Jahre zu diesen Aufzeichnungen
geführt, die ich etwas hochtrabend „Erkenntnisse“
überschrieben habe. Zwar bin ich mir bewusst,
dass diese Sprache noch viele Rätsel und Unerklärlichkeiten
birgt, aber ich glaube, dass es wohl keine
Arbeit an Vollständigkeit und Sorgfalt mit der meinen
aufnehmen kann. Seit jeher gehörte alles, was mit
der geheimnisumwitterten Zwergensprache zu tun hat,
zu meinen Steckenpferden, und ich ließ keine Gelegenheit
ungenutzt, mir Inschriftenkopien zu beschaffen
oder schicken zu lassen. Auch lieh ich mein Ohr
stets Abenteurern, die ihre Nase in unsere alten Bücher
und Rollen stecken wollten. Sollte ein anderer
Sprachforscher irgendwo auf Midgard sich ebenso
wie ich auf dieses den Menschengelehrten weitgehend
unerschlossene Gebiet begeben haben oder noch begeben,
so hoffe ich, dass wir die Früchte unserer
Mühen vergleichen und zu einem besseren Ganzen
vereinigen können.
Die Nomen oder Hauptwörter kennen in der Regel
vier verschiedene Formen, die ich Einzahl, Schwächung,
Mehrzahl und Ableitung nenne. Die schwache
Form geht mit einem „Zerkauen“ des Erstvokals
einher - entweder durch Verwandlung in einen Zwielaut
(z.B. i zu ai, a und u zu au bzw. selten auch ui, e
zu ei, o zu oi) oder in den Umlaut ü (geschrieben y).
Die schwache Form drückt eine Abhängigkeit aus und