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Dem Ampfer geht es immer schlechter!

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Foto: Plakolm<br />

Schwerpunkt Grünland<br />

<strong>Dem</strong> <strong>Ampfer</strong> <strong>geht</strong> <strong>es</strong> <strong>immer</strong> <strong>schlechter</strong>!<br />

Während der <strong>Ampfer</strong> im Grünland weiterhin vielen Betrieben<br />

Probleme bereitet, schafften Gertrude und Leopold Eder aus<br />

dem Yspertal in Niederösterreich durch eine Rotteförderung<br />

beim Stallmist und den Einsatz von Steinmehl eine Wende.<br />

G<br />

ertrude und Leopold Eder wirtschaften<br />

seit 1995 biologisch. 20 von<br />

29 ha sind Dauergrünland, Grundlage für<br />

18 Kühe und Nachzucht auf einer Seehöhe<br />

von 580 m. Vor der Übernahme<br />

im Jahr 1988 wurde der Betrieb sehr<br />

intensiv bewirtschaftet, d. h. mit Mineraldünger-<br />

und Herbizideinsatz auch am<br />

Grünland. Wirtschaftsdünger kamen vorwiegend<br />

auf den Acker, insb<strong>es</strong>ondere<br />

Wissen<br />

Erste Schritte zur Sanierung<br />

Seit dem Sommer 2003 wird auf dem<br />

Bio-Betrieb Eder der F<strong>es</strong>tmist in ein<br />

Rott<strong>es</strong>tadium gebracht, das einem<br />

jungen Kompost entspricht. In di<strong>es</strong>em<br />

Stadium ist die organische Masse noch<br />

nicht ganz abgebaut, die biologische<br />

Aktivität noch sehr hoch. Sticht man in<br />

den Haufen, riecht <strong>es</strong> aber nicht mehr<br />

nach Mist, sondern nach Walderde.<br />

zum Mais. Der <strong>Ampfer</strong> verbreitete sich<br />

von den Gräben aus, „Roundup“ wurde<br />

gelegentlich eing<strong>es</strong>etzt.<br />

Mit der Übernahme d<strong>es</strong> Betrieb<strong>es</strong> wurde<br />

auf „Roundup“ verzichtet, weil eine nachhaltige<br />

Wirkung fehlte. Außerdem gab <strong>es</strong><br />

einmal durch eine zu frühe Nutzung nach<br />

der Behandlung Probleme mit Euterentzündungen.<br />

In den ersten Jahren erübrigte<br />

sich ein <strong>Ampfer</strong>stechen. Erst eine Herbst-<br />

Als Rott<strong>es</strong>tarter wird KE-Kräuterextrakt<br />

eing<strong>es</strong>etzt.Täglich kommt vor<br />

dem Ausmisten ein Stamperl KE in 10 l<br />

Wasser verdünnt auf den Kotgang. Beim<br />

Aufsetzen d<strong>es</strong> Mist<strong>es</strong> zur Miete wird 1 l<br />

KE in 10 l Wasser auf eine Länge von 10<br />

m in der Gießkanne darüber gegossen,<br />

etwas Steinmehl darüber „gepudert“ und<br />

anschließend das erste Mal gewendet.<br />

Nach viermaligem Wenden, d. h. nach<br />

sechs bis acht Wochen, ist der Rottemist<br />

fertig.<br />

Im August 2003 wurde der erste Rottemist<br />

auf die Wi<strong>es</strong>en ausgebracht, und Familie<br />

Eder g<strong>es</strong>teht: „Wir wären verzweifelt gew<strong>es</strong>en,<br />

hätten wir nicht die ständige Beratung<br />

durch André Gilhofer gehabt.“ Den<br />

weide auf einem durchfeuchteten Boden<br />

ließ 1995 den <strong>Ampfer</strong> explodieren. Am<br />

Acker kam <strong>es</strong> zu einem Anstieg durch<br />

den Umstieg von Mais auf Kleegras.<br />

Der <strong>Ampfer</strong> explodierte,<br />

neue Lösungen waren gefragt<br />

Der erste Schritt war ein vorübergehend<strong>es</strong><br />

Aussetzen der Weide, um<br />

das Problem nicht noch weiter zu<br />

verschärfen. Im Internet wurde nach<br />

Lösungen g<strong>es</strong>ucht. Im Frühjahr 2003<br />

kamen Gertrude und Leopold Eder über<br />

unterschiedliche Wege unabhängig<br />

voneinander mit dem Biologen André<br />

Gilhofer in Verbindung. Einerseits war<br />

<strong>es</strong> ein Vortrag und Betriebsb<strong>es</strong>uch<br />

Rotteproz<strong>es</strong>s zu verstehen und bei Fehlern<br />

b<strong>es</strong>tmöglich entgegenzusteuern,<br />

ist für Anfänger keine leichte Aufgabe.<br />

Da der Miststreuer sehr grob streut,<br />

wird di<strong>es</strong>er Rottemist seit 2004 vor dem<br />

Ausbringen mit dem Güllemixer im<br />

Verhältnis 1:2 in die Jauche eingearbeitet.<br />

Damit wird das Grünland zum ersten<br />

und zweiten Schnitt abgedüngt, je<br />

12 m 3 /ha. Der Acker erhält den Rottemist<br />

direkt.<br />

Zusätzlich werden 800 bis 1.000 kg/ha<br />

Steinmehl ausgebracht. Da das G<strong>es</strong>tein<br />

aus Granit b<strong>es</strong>teht, der Boden daher<br />

zur Versauerung neigt, empfahl André<br />

Gilhofer eine Mischung aus basischem<br />

Urg<strong>es</strong>teinsmehl und Dolomitmehl.<br />

Ausgabe 5/2006<br />

Foto: Plakolm


Foto: Luftensteiner<br />

Wissen<br />

KE-Kräuterextrakt<br />

KE-Kräuterextrakt ist ein Kräuterferment.<br />

Es wird aus heimischen Kräutern<br />

gewonnen, die an b<strong>es</strong>onders naturbelassenen<br />

Standorten wachsen und<br />

daher noch eine vollständige und<br />

unverfälschte Mikroflora aufweisen.<br />

Das Gärprodukt di<strong>es</strong>er Pflanzensäfte<br />

enthält eine sehr hohe Konzentration<br />

wichtiger Milchsäurebildner und Hefen,<br />

die früher in unserer Umwelt allgegenwärtig<br />

waren, durch Umweltbeeinträchtigungen<br />

und moderne<br />

Landwirtschaft aber zurückgedrängt<br />

wurden. Bei di<strong>es</strong>en heute oft fehlenden<br />

Mikroorganismen handelt <strong>es</strong><br />

sich um Gegenspieler von Schad-<br />

bei Josef Luftensteiner, Bio-Berater in<br />

Oberösterreich, andererseits eine Exkursion<br />

zu einem Betrieb im Ybbstal. Beide<br />

Betriebe setzten KE-Kräuterextrakt ein<br />

und wi<strong>es</strong>en auf die Bedeutung der Behandlung<br />

von Wirtschaftsdüngern und<br />

den Einsatz von Steinmehl hin.<br />

Der <strong>Ampfer</strong>blattkäfer kommt<br />

Seit dem Sommer 2003 wird di<strong>es</strong> auch<br />

am eigenen Betrieb durchgeführt. Schon<br />

nach einem Jahr machte sich der <strong>Ampfer</strong>blattkäfer<br />

bemerkbar, das Futter stand<br />

dichter und der Weißklee vermehrte sich<br />

offensichtlich stark. Im Jahr 2005 wurde<br />

zusätzlich beobachtet, dass die Tiere<br />

das Futter lieber aufnahmen, sie fraßen<br />

schneller und mehr.<br />

Meinung<br />

Ursachen erkennen<br />

und Geduld haben!<br />

Josef Luftensteiner,<br />

Bio-Bauer und Bio-Berater<br />

aus Oberösterreich<br />

Wirtschaftsdünger haben großen Einfluss<br />

auf den <strong>Ampfer</strong> und auf die<br />

Bodenfruchtbarkeit. Dazu kommen<br />

die Klimaerwärmung und die Umweltverschmutzung.<br />

<strong>Ampfer</strong> und andere<br />

oder Fäulniserregern, aber auch um<br />

„Starter“ für erwünschte Gärproz<strong>es</strong>se<br />

(Silage) oder Rottevorgänge.<br />

Das Kräuterextrakt wurde von dem<br />

Biologen André Gilhofer aus Haslach<br />

im Mühlviertel entwickelt. Es b<strong>es</strong>itzt<br />

eine sehr starke Fähigkeit, Fäulnis<br />

und Schimmelbildung zu verhindern.<br />

<strong>Dem</strong>entsprechend hat das Produkt<br />

einen weit reichenden Anwendungsbereich.<br />

Die Kosten für die Behandlung<br />

von F<strong>es</strong>tmist betragen € 30,– bis<br />

€ 35,–/GVE und Jahr.<br />

Weitere Informationen:<br />

Mag. André Gilhofer<br />

4170 Haslach, Tel. 07289/712 84<br />

gilhofer@ke-lab.at, www.gilhofer.org<br />

In di<strong>es</strong>em Jahr war die Dichte der<br />

<strong>Ampfer</strong>blattkäfer so stark, dass beim<br />

ersten Schnitt einige <strong>Ampfer</strong>inseln<br />

stehen gelassen wurden, damit sich<br />

Käfer zurückziehen konnten. Di<strong>es</strong> dürfte<br />

sich auch gelohnt haben. Die Larven<br />

b<strong>es</strong>iedelten Blätter und Stängel überaus<br />

stark, so dass im Grasb<strong>es</strong>tand fast nur<br />

Gerippe von <strong>Ampfer</strong>blättern zu finden<br />

waren. Die Zahl der <strong>Ampfer</strong>pflanzen<br />

war zwar noch hoch, aber den Pflanzen<br />

ging <strong>es</strong> sichtlich sehr schlecht. Der<br />

Grünlandb<strong>es</strong>tand hatte an Konkurrenzkraft<br />

gewonnen und durchdrang sehr<br />

oft die <strong>Ampfer</strong>pflanzen. Das Bemerkenswerte:<br />

beim zweiten Aufwuchs waren<br />

die reduzierten Samenstände kaum<br />

sichtbar.<br />

Unkräuter sind „bodenheilende“ Pflanzen,<br />

die den Boden wieder in Ordnung<br />

bringen wollen. Ein<strong>es</strong> ist mir bei<br />

Bodenuntersuchungen aufgefallen: Die<br />

meisten Böden sind extrem versauert,<br />

hier findet man auch die höchste <strong>Ampfer</strong>deckung.<br />

Die Wirtschaftsdüngeraufbereitung,<br />

die Ausbringung von Kalk für<br />

saure Böden und Steinmehl, die Förderung<br />

d<strong>es</strong> <strong>Ampfer</strong>blattkäfers und das<br />

Ausstechen sind Möglichkeiten, um<br />

Wi<strong>es</strong>e oder Acker langfristig wieder<br />

ampferfrei zu bekommen. Aber <strong>es</strong> ist<br />

BIO AUSTRIA Fachzeitschrift für Landwirtschaft und Ökologie<br />

Schwerpunkt Grünland<br />

Alte Methoden mit Wirkung<br />

Natürlich stellt sich die Frage, wie<br />

di<strong>es</strong>e Reaktionen erklärbar sind. Ein<strong>es</strong><br />

ist sicher: <strong>es</strong> handelt sich um kein<br />

„Wunder“, sondern die Empfehlungen<br />

sind eine konsequente Weiterführung<br />

und Weiterentwicklung der Methoden,<br />

wie sie in den Anfängen d<strong>es</strong> Bio-<br />

Landbau<strong>es</strong> von Dr. Hans Müller angeregt<br />

wurden.<br />

Von dem großen Wirkungsspektrum von<br />

Steinmehlen ist in di<strong>es</strong>em Zusammenhang<br />

b<strong>es</strong>onders auf die Verrottungsförderung,<br />

Ton-Humus-Komplex-Bildung<br />

und Humusstabilisierung wie auch auf<br />

die fördernde Wirkung auf Leguminosen<br />

und Futterqualität hinzuweisen. Durch<br />

die Rotteförderung beim Mist werden<br />

Fäulnisproz<strong>es</strong>se vermieden, Fäulnisprodukte<br />

können daher dem Leben im<br />

Boden keinen Schaden zufügen, im<br />

Gegenteil, die Nährstoffe im noch aktiven,<br />

aerob angerotteten Mist kommen<br />

den erwünschten Gräsern, Kräutern<br />

und Leguminosen in der oberen Bodenschicht<br />

zu Gute, fördern eine dichte<br />

Grasnarbe, während der <strong>Ampfer</strong> in der<br />

Tiefe „hungert“.<br />

Di<strong>es</strong><strong>es</strong> Beispiel zeigt – wie auch einige<br />

andere – <strong>es</strong> gibt Auswege. Man ist dem<br />

<strong>Ampfer</strong> nicht hoffnungslos ausgeliefert.<br />

Aber <strong>es</strong> bedarf erhöhter Aufmerksamkeit,<br />

insb<strong>es</strong>ondere bei den Wirtschaftsdüngern.<br />

Dr. Gerhard Plakolm ist wissenschaftlicher<br />

Mitarbeiter am Institut für Biologische<br />

Landwirtschaft und Biodiversität an der<br />

HBLFA Raumberg-Gumpenstein in Wels.<br />

auch Geduld erforderlich, denn der<br />

<strong>Ampfer</strong> hat eine Lebensdauer von<br />

vier bis sechs Jahren, bevor die<br />

Wurzel abstirbt. Es sei denn, sie bildet<br />

Ableger. Di<strong>es</strong> g<strong>es</strong>chieht aber nur,<br />

wenn <strong>immer</strong> früh gemäht wird.<br />

Seit 2002 betreut Josef Luftensteiner<br />

ein <strong>Ampfer</strong>projekt in Oberösterreich.<br />

Auf zehn Standorten und eigenen Flächen<br />

kamen verschiedene Maßnahmen zur<br />

Anwendung. Die Erfolge waren je nach<br />

Maßnahme unterschiedlich: von ausgezeichnet<br />

bis überhaupt keine Veränderung<br />

in der <strong>Ampfer</strong>deckung.<br />

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