gerne katholisch! Magazin für einen frohen, bekennenden Glauben 2013/2014
„Herr, wohin sollen wir gehen?“ Der Eucharistische Kongress in Köln - Social Media braucht Gebet und die Kirche mehr Interaktivität u.v.m.
„Herr, wohin sollen wir gehen?“ Der Eucharistische Kongress in Köln - Social Media braucht Gebet und die Kirche mehr Interaktivität u.v.m.
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<strong>gerne</strong> <strong>katholisch</strong>!<br />
<strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>einen</strong> <strong>frohen</strong>, <strong>bekennenden</strong> <strong>Glauben</strong><br />
Winter <strong>2013</strong>/<strong>2014</strong><br />
„Herr, wohin sollen<br />
wir gehen?“<br />
Der Eucharistische<br />
Kongress in Köln - S. 4<br />
Social Media braucht<br />
Gebet und die Kirche mehr<br />
Interaktivität - S. 6<br />
www.<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de
Willkommen<br />
Seit über 3 Jahren gibt es <strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de und seit eineinhalb<br />
Jahren unseren Verein Gerne <strong>katholisch</strong> e.V. Viele<br />
Menschen haben uns geschrieben, warum sie <strong>gerne</strong> <strong>katholisch</strong><br />
sind, viele nutzen unsere Angebote wie die geistlichen<br />
Impulse oder unsere Berichterstattungen auf facebook und<br />
twitter.<br />
Ich freue mich besonders, dass wir Ihnen mit unserem neuen<br />
<strong>Magazin</strong>, das Sie in Händen halten, auch etwas „zum<br />
Anfassen“ bieten können.<br />
Ganz herzlich danken wir Ihnen <strong>für</strong> Ihre Unterstützung in<br />
den zurückliegenden Monaten und hoffen, dass Sie auch<br />
weiterhin die „Initiative <strong>für</strong> <strong>frohen</strong>, <strong>bekennenden</strong> <strong>Glauben</strong>“<br />
mit Ihrem Gebet und Ihrer Mitgliedschaft fördern.<br />
Auf dem Titel unseres <strong>Magazin</strong>s sehen Sie übrigens Bischof<br />
Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück), den wir auf dem<br />
Eucharistischen Kongress in Köln getroffen haben.<br />
Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Freude am <strong>Glauben</strong><br />
und den Mut, ihn in unserer Zeit zu bekennen.<br />
Gottes Segen da<strong>für</strong>!<br />
Stefan-Rudolf Salzmann<br />
Für den Vorstand von Gerne <strong>katholisch</strong> e.V.<br />
Inhalt<br />
Zahlen und Fakten 3<br />
„Herr, wohin sollen wir gehen?“ 4<br />
Social Media braucht Gebet 6<br />
Das Licht des <strong>Glauben</strong>s weitertragen 8<br />
Die Kirche, meine Mutter? 10<br />
3 Fragen an... Medard Kehl SJ 12<br />
www.<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de<br />
blog.<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de<br />
/<strong>gerne</strong><strong>katholisch</strong><br />
/<strong>gerne</strong><strong>katholisch</strong>
Gerne-<strong>katholisch</strong> Ticker<br />
Mitglieder: Gerne <strong>katholisch</strong> e.V. hat mit Stand 31. Oktober <strong>2013</strong> genau<br />
49 Vereinsmitglieder<br />
Onlinezahlen: Bis Ende Oktober <strong>2013</strong> haben in diesem Jahr schon über<br />
122.000 einzelne Personen unsere Webseite besucht<br />
Papstalarm: Zum Gerne <strong>katholisch</strong>-Papstalarm haben sich 2671 Personen registriert<br />
und eine Kurznachricht beim Aufstieg des weißen Rauchs über der<br />
Sixtina erhalten. U.a. berichteten das ZDF, der Focus und die DPA über unsere<br />
Aktion.<br />
Ausblick: Gerne <strong>katholisch</strong> auf dem Katholikentag <strong>2014</strong> in Regensburg -<br />
Nähere Infos dazu erhalten Sie rechtzeitig<br />
Wussten Sie, dass...<br />
... im März <strong>2013</strong>, dem Monat des<br />
Papstwechsels, fast 19.000<br />
Menschen unsere Webseite<br />
<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de besucht haben?<br />
... wir Ende Oktober <strong>2013</strong><br />
genau 1662 Fans auf<br />
Facebook hatten?<br />
... wir auf der Catholic New Media<br />
Conference in Boston <strong>2013</strong> die einzige<br />
Organisation aus Deutschland<br />
waren?<br />
3
„Herr, wohin sollen<br />
wir gehen?“<br />
Eine Zusammenfassung der<br />
Eindrücke auf dem Eucharistischen<br />
Kongress in Köln, 5.-9.6.<strong>2013</strong><br />
von Michael Raab<br />
Vor Beginn des Kongresses war eine<br />
„heitere Spannung“ in mir. Vor allem<br />
auch, weil unter den rund 800 Veranstaltungen<br />
das geistliche Programm<br />
so unglaublich reich war. Nicht die<br />
Vorträge und Podien standen im Vordergrund<br />
(was durch ihre große Zahl<br />
und die Namen der Referenten sicher<br />
auch gerechtfertigt gewesen wäre),<br />
sondern das Gebet. Ganz gleich, ob<br />
Stundenliturgie, Heilige Messe, Anbetung,<br />
Katechese, Nightfever, Nacht<br />
der Lichter: Es sollten Tage des Gebetes<br />
werden; <strong>für</strong> mich, aber auch <strong>für</strong> die<br />
größte Zahl derjenigen, die sich auf<br />
den Weg nach Köln machten.<br />
Es geht los: Mittagsgebet in Groß<br />
Sankt Martin, bei der Gemeinschaft<br />
von Jerusalem: <strong>für</strong> mich einer der wundervollsten<br />
Kirchorte in Köln und mit<br />
mehreren hundert Besuchern vollbesetzt.<br />
Und alle beten mit. Wann hat<br />
man schon einmal ein Mittagsgebet<br />
(und noch dazu wirklich die Sext) mit<br />
mehreren hundert Gläubigen gebetet?<br />
Und das nicht, weil man muss, sondern<br />
weil alle wollen. Mitten im Trubel<br />
der Kölner Altstadt findet man hier<br />
eine Oase der Ruhe und des Gebets.<br />
Ich hatte es vielleicht erhofft, aber<br />
doch nie wirklich zu denken gewagt.<br />
Und doch habe ich das bei allen Gebetszeiten<br />
so erlebt, besonders noch<br />
einmal bei der Nacht der Lichter am<br />
Samstagabend.<br />
Nach dem Mittagsgebet treffe ich<br />
mich mit Stefan von <strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.<br />
Wir haben uns den Donnerstag<br />
ausgeschaut, um unsere Fotoaktion<br />
zu starten. Doch erst der Austausch<br />
über unsere ersten Eindrücke: Er hat<br />
bereits den Eröffnungsgottesdienst<br />
mitgefeiert und die eucharistische<br />
Prozession vom Tanzbrunnen in den<br />
Dom. Was soll ich sagen: Die Begeisterung<br />
steht auch ihm ins Gesicht geschrieben.<br />
„Christ zu sein ist<br />
keine Weltanschauung,<br />
sondern eine<br />
Art zu leben“<br />
Und wo wir so auf dem Kölner Heumarkt<br />
sitzen und den weiteren Tag<br />
planen und später die verschiedenen<br />
Kongressorte erkunden und beginnen<br />
zu fotografieren und mit den Leuten<br />
ins Gespräch zu kommen, sehen wir<br />
immer wieder Einzelne und Gruppen<br />
mit dem gut erkennbaren roten Band
um den Hals. In einer Stadt wie Köln<br />
fallen die 8000 Besucher kaum auf<br />
und doch versprühen sie eine so gelöste,<br />
freudige Stimmung, dass man<br />
manchmal das Gefühl hat, auf dem<br />
nationalen „<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>“- Treffen<br />
zu sein. Schauen sie sich die Bilder<br />
an! Sie sprechen <strong>für</strong> sich.<br />
Ein Zweites fiel auf: Strittige Fragen<br />
wurden nicht totgeschwiegen, sondern<br />
hatten sowohl in den Katechesen<br />
als auch in den Podien ihren Raum.<br />
Gefordert wurde aber doch, zumindest<br />
dort, wo ich zuhören konnte, zunächst<br />
eine Rückbesinnung auf Christus und<br />
ein Ende von Grabenkämpfen. Beides<br />
scheint mir höchst sinnvoll und notwendig.<br />
Das heißt nicht, dass Anfragen<br />
und kritische Töne nicht erlaubt<br />
oder gewünscht seien. Es muss sie<br />
geben. Aber wir brauchen zu allererst<br />
eine Vergewisserung unseres <strong>Glauben</strong>s,<br />
ein Ausrichten ganz auf Chrisu<br />
Alle Bilder von unserer Fotoaktion<br />
finden Sie über unseren Blog<br />
auf: http://kathlink.de/j<br />
tus hin und im gemeinsamen <strong>Glauben</strong><br />
eine Gesprächskultur, die diesen<br />
Namen tatsächlich verdient. Dort, wo<br />
man mit vorgefertigten Meinungen<br />
aufeinander zugeht, kann man sich<br />
argumentatives Miteinandersprechen<br />
auch sparen. Dort, wo wir den<br />
<strong>Glauben</strong> verlieren und mehr auf unser<br />
Tun und Denken vertrauen, als auf<br />
den Herrn und s<strong>einen</strong> Geist, werden<br />
wir nicht aufeinander zugehen, sondern<br />
uns immer mehr voneinander<br />
und von Christus entfernen.<br />
Dort, wo wir m<strong>einen</strong>, Kirche machen<br />
zu müssen, werden wir kirchliches<br />
Leben eher zerstören. Aktive Christen<br />
braucht es, nicht blinden Aktivismus.<br />
Die Wahrheit in Christus sollen wir<br />
suchen, nicht „unsere Wahrheiten“<br />
durchsetzen wollen. Um frei nach einem<br />
Jesuiten zu sprechen: „Den Heiligen<br />
Geist sollen wir erkennen, nicht<br />
unseren Vogel zum Heiligen Geist<br />
machen.“ Wir dürfen uns nicht über<br />
unsere Meinungen identifizieren,<br />
sondern durch unsere Teilhabe an<br />
Christus. Das gilt <strong>für</strong> jede und jeden in<br />
der Kirche. Daraus erwächst Haltung;<br />
gegenüber mir selbst, gegenüber m<strong>einen</strong><br />
Mitmenschen und auch gegenüber<br />
und in unserer Kirche.<br />
„Christ zu sein ist keine Weltanschauung,<br />
sondern eine Art zu leben“, sagte<br />
Abtprimas Notker Wolf bei einer<br />
Podiumsveranstaltung in Köln. Und<br />
„eucharistischer leben heißt angstfreier<br />
leben“.<br />
Die Tage in Köln machen Mut, endlich<br />
damit anzufangen!<br />
•<br />
5
Antworten<br />
Auf unserer Webseite<br />
<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de beantworten<br />
Menschen unsere Frage:<br />
Warum sind Sie <strong>gerne</strong> <strong>katholisch</strong>?<br />
Renate, geb. 1940<br />
...weil es mich glücklich, froh und dankbar<br />
macht. Weil ich vor dem Tabernakel<br />
Kraft und Hoffnung schöpfen darf.<br />
Alexander, geb. 1991<br />
...weil mir die Kirche <strong>einen</strong> Raum gibt,<br />
um m<strong>einen</strong> <strong>Glauben</strong> zu leben. Einen<br />
Raum, den ich selbst gestalten kann.<br />
Dorothee, geb. 1964<br />
...weil die Gemeinschaft mit all ihren<br />
Ecken und Kanten, schönen und<br />
schwierigen Seiten <strong>für</strong> mich und meine<br />
Familie die Basis bildet, auf der ich m<strong>einen</strong><br />
<strong>Glauben</strong> (er)leben kann.<br />
Barbara, geb. 1984<br />
...weil es schön ist, <strong>für</strong>einander zu beten.<br />
Lutz, geb. 1968<br />
...weil ich mich als <strong>katholisch</strong>er Christ<br />
frei fühlen kann. Mein Glaube zeigt mir<br />
was wirklich wichtig ist und was ich<br />
brauche um glücklich zu sein.<br />
Social Media<br />
Ein Bericht von der Catholic New<br />
Media Conference in Boston<br />
von Stefan Salzmann<br />
Wer hätte das gedacht: Papst Franziskus<br />
schreibt seine Tweets tatsächlich<br />
selbst. Dabei sei es gar nicht so<br />
einfach, diese in die verschiedenen<br />
Sprachen zu übersetzen. Denn was<br />
auf Italienisch perfekt in 140 Zeichen<br />
passt, kann auf Englisch oder<br />
Deutsch viel zu lang sein, sagt der<br />
Sekretär des Päpstlichen Rates <strong>für</strong><br />
die sozialen Kommunikationsmittel,<br />
Mons. Paul Tighe auf der „Catholic<br />
New Media Conference” (CNMC).<br />
Die CNMC ist das weltweit größte<br />
Treffen im Bereich der neuen Medien<br />
und der <strong>katholisch</strong>en Kirche.<br />
Die <strong>katholisch</strong>e Multimedia-<br />
Gruppe SQPN („Star Quest Production<br />
Network“) und die Erzdiözese Boston<br />
organisieren die Konferenz, die Mitte<br />
Oktober <strong>2013</strong> in der Nähe von Boston<br />
stattfand.<br />
Dieter, geb. 1952<br />
...weil ich Geborgenheit bei Jesus finde<br />
und er mir in der <strong>katholisch</strong>en Kirche<br />
besonders nah ist.<br />
Und warum sind Sie <strong>gerne</strong> <strong>katholisch</strong>?<br />
Machen Sie mit! <strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de
aucht Gebet<br />
Ein Problem der päpstlichen Kommunikation<br />
sei die fehlende Interaktivität.<br />
„The Pope follows himself<br />
– der Papst folgt sich selbst”, meint<br />
Tighe. Die Interaktivität stelle aber<br />
<strong>einen</strong> Schlüsselfaktor in guter sozialer<br />
Kommunikation dar. Der Papst<br />
sei zwar ein „Celebrity“ und der müsse<br />
nicht auf Fragen eingehen, die<br />
ihm über das Internet gestellt werden<br />
aber darin liege der Knackpunkt<br />
kirchlicher Kommunikation. Jahrtausende<br />
lang hat sie so funktioniert.<br />
Die Lehrmeinung wurde „von oben<br />
herab“ dem gläubigen Volk mitgeteilt.<br />
Tighe: „Wir sind gut in Worten“. Aber<br />
so funktioniert das Internet, das auf<br />
Gleichstellung und direkte Kommunikation<br />
ausgelegt ist, nicht. Kirche<br />
muss lernen, neu zu kommunizieren.<br />
Im Workshop „Kommunikationsnachhilfe<br />
von Papst Franziskus“ beschreibt<br />
Father Roger Landry den<br />
neuen Papst. Er verwende eine Sprache,<br />
die alle verstehen. Nicht die großen<br />
theologischen Zusammenhänge,<br />
sondern das Leben der Menschen<br />
vor Ort ist sein Ausgangspunkt. Außerdem<br />
erklärt der Papst sehr viel, er<br />
denkt von den Basics her. Er spricht<br />
unmittelbar und sehr direkt. Das<br />
kommt den neuen Medien zugute,<br />
wo alles oft kurz und prägnant auf<br />
den Punkt gebracht werden muss.<br />
Der Papst wirkt authentisch auf die<br />
Menschen, weil er nach dem handelt,<br />
was er sagt. Er hat seinem Fuhrpark<br />
ein Downgrade verpasst. Er wohnt<br />
nicht im Palast, sondern im Gästehaus<br />
usw. Authentizität ist <strong>für</strong> die<br />
„Du musst nichts<br />
erfinden, du musst<br />
nur selbst voll von<br />
Christus sein.“<br />
neuen Medien ein weiterer Schlüsselfaktor.<br />
Ein Pfarrer, den das Internet<br />
eigentlich gar nicht interessiert,<br />
wird nicht ernst genommen werden,<br />
wenn er versucht, seine Firmlinge<br />
über Facebook einzuladen.<br />
Es ist diese Botschaft, die<br />
vom Papst ausgeht. Er zeigt<br />
ein väterliches, ein familiäres<br />
Gesicht der Kirche. Das Bild<br />
der Familie wird auch das<br />
Bild sein, was wir als die<br />
eine „kirchliche Community”, online<br />
und offline, leben müssen. Die Stärke<br />
des Christentums liegt in Liebe und<br />
Barmherzigkeit.<br />
Eine große Herausforderung im Internet<br />
ist es, trotz aller Technik und<br />
Anonymität eine angemessene „familiäre”<br />
Nähe herzustellen und<br />
trotz der Verkürzung und Schnelllebigkeit<br />
im Internet eine authentische<br />
Begegnung zu ermöglichen.<br />
u<br />
7
Gebet und Spiritualität der Social<br />
Media-Akteure sollen die Ba-<br />
u<br />
sis jedes Internetprojektes bilden.<br />
„Wie kann man im Internet glaubwürdig<br />
und erfolgreich sein? Du<br />
musst nicht irgendwas erfinden u<br />
oder erzählen, du musst nur selbst<br />
‚voll von Christus sein‘. Es klingt<br />
vielleicht komisch, dass deine Facebook-Fans<br />
von deinem Gebetsleben<br />
abhängen, aber es ist so.“<br />
•<br />
Noch ausführlichere Berichte zu<br />
einzelnen Vorträgen auf der CNMC<br />
finden Sie in unserem Blog.<br />
http://kathlink.de/k<br />
Gerne <strong>katholisch</strong> auf der Catholic<br />
New Media Conference in Boston<br />
wurde gefördert vom Bonifatiuswerk.<br />
Das Licht des <strong>Glauben</strong>s<br />
weitertragen<br />
Gedanken zum noch jungen<br />
Pontifikat Papst Franziskus‘<br />
von Dag Heinrichowski<br />
Papst Franziskus ist und bleibt <strong>für</strong><br />
mich ein Papst der Überraschungen:<br />
Mit Telefonanrufen, Interviews, Gesten,<br />
bildreichen Worten und vielem<br />
mehr überrascht er und spricht an.<br />
Er geht auf die Menschen zu, er sucht<br />
die Begegnung und den Dialog. Denn<br />
er hat eine Botschaft, die er nicht <strong>für</strong><br />
sich behalten kann: Das Licht des<br />
<strong>Glauben</strong>s. Er will es verteilen unter<br />
den Menschen, damit die ganze Welt<br />
damit erleuchtet wird.<br />
Seine erste Enzyklika trägt auch diesen<br />
Titel „Licht des <strong>Glauben</strong>s“. Dort<br />
schreibt er „Deshalb gilt, wer glaubt,<br />
ist nie allein, und deshalb breitet der<br />
Glaube sich aus, lädt er andere zu die-<br />
ser Freude ein.“ (LF 39). Franziskus<br />
spricht von der Freude des <strong>Glauben</strong>s.<br />
Und ich glaube, es ist gut, dass er diese<br />
Dimension immer wieder betont.<br />
Denn zu oft wird <strong>Glauben</strong> mit Verzicht,<br />
mit Regeln und Unlust in Verbindung<br />
gebracht. In dem Interview,<br />
das die italienisches Jesuitenzeitung<br />
mit ihm geführt hat, sagt er: „Die<br />
Kirche hat sich manchmal in kleine<br />
Dinge einschließen lassen, in kleine<br />
Vorschriften. Die wichtigste Sache ist<br />
aber die erste Botschaft: ‚Jesus Christus<br />
hat dich gerettet’“.<br />
Die Kirche darf sich nicht einschließen<br />
lassen, sie gehört zu den Menschen,<br />
weil ihre Botschaft zu den<br />
Menschen gehört. Die Botschaft Jesu<br />
Christi, die Mut macht, die Freude<br />
weckt und durch die er uns „Leben<br />
in Fülle“ schenken will. „Er führt uns
hinaus ins Weite“, betet der Psalmist<br />
(Ps 18,20). Und auch in der Enzyklika<br />
greift Franziskus diese Motiv auf:<br />
„Der Glaube ist nicht eine Zuflucht <strong>für</strong><br />
Menschen ohne Mut, er macht vielmehr<br />
das Leben weit.“ (LF 53).<br />
„Der Glaube ist nicht<br />
eine Zuflucht <strong>für</strong><br />
Menschen ohne Mut,<br />
er macht vielmehr<br />
das Leben weit.“<br />
Begegnung und Dialog, vielleicht<br />
auch zu überraschen sind aber nicht<br />
nur Aufgaben eines Papstes. Uns allen<br />
ist es aufgetragen, das Licht des<br />
<strong>Glauben</strong>s weiterzutragen und den<br />
Menschen so Mut zu machen, Freude<br />
zu wecken und ins Weite zu führen.<br />
In dem Gebet unserer Initiative bitten<br />
wir darum „Leuchttürmen des<br />
<strong>Glauben</strong>s (...) zu werden.“ Das entscheidende<br />
bei einem Leuchtturm ist,<br />
dass er ein Licht in sich hat. Und ich<br />
denke, so ist es auch bei jedem <strong>Glauben</strong>szeugen:<br />
Ohne selbst das Licht in<br />
sich zu haben funktioniert es nicht.<br />
Die Kirchenkonstitution des zweiten<br />
Vatikanums heißt: Licht der Völker.<br />
Dieses Licht ist aber nicht die Kirche<br />
selbst, sondern Christus.<br />
Er ist das Licht der Welt, unser Licht<br />
des <strong>Glauben</strong>s. Er ist unserer Freude,<br />
führt uns ins Weite und macht uns<br />
Mut. Und er ist der, den wir weitergeben<br />
sollen!<br />
•<br />
Wer sind wir?<br />
<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de wurde 2010<br />
von einer Gruppe Studenten an<br />
der Philosophisch-Theologischen<br />
Hochschule Sankt Georgen in<br />
Frankfurt/M gegründet. Wir möchten<br />
dazu anregen, über den <strong>Glauben</strong><br />
nachzudenken und den Grund <strong>für</strong><br />
den eigenen <strong>Glauben</strong> auch ins Wort<br />
zu bringen. Seit Mai 2012 sind wir in<br />
einem Verein organisiert, Gerne <strong>katholisch</strong><br />
e.V.<br />
Dem Verein ist<br />
es ein Anliegen,<br />
dass Christen<br />
selbst wieder „Leuchttürme” werden,<br />
also Bekenner des <strong>Glauben</strong>s,<br />
damit wir als Kirche wieder neue<br />
Strahlkraft entfalten.<br />
Impressum<br />
V.i.S.d.P.:<br />
Gerne <strong>katholisch</strong> e.V.<br />
Offenbacher Landstr. 224<br />
60599 Frankfurt / M.<br />
Alle Fotos, wenn nicht anders<br />
angegeben: (C) Gerne <strong>katholisch</strong> e.V.<br />
Auflage: 300 Stück<br />
Nachdruck unter Angabe der Quelle<br />
„www.<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de“ gestattet.<br />
Werden Sie Mitglied:<br />
Telefon: 069 3487 9911<br />
Fax: 0355 28925 88 6328<br />
Mail: info@<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de<br />
Web: www.<strong>gerne</strong>-<strong>katholisch</strong>.de<br />
9
Die Kirche,<br />
meine Mutter?<br />
Geistlicher Impuls von<br />
Thorsten Laurentius Weber<br />
Immer wieder werden wir auf unserem<br />
Weg mit und in der Kirche angefragt<br />
und herausgefordert, von<br />
Ereignissen und Personen, die uns<br />
„heiligen Zorn“ wecken. Momente,<br />
in denen wir zunächst versucht sein<br />
könnten, zu sagen: Für diese Kirche<br />
einzustehen, fällt mir jetzt schwer…<br />
und doch wissen wir eigentlich, dass<br />
es immer beides in dieser Kirche gab,<br />
gibt und geben wird: Schönheit und<br />
Drama. Als Martin Luther ihm vorhielt,<br />
dass er trotz aller Fragwürdigkeiten<br />
in der Kirche noch Katholik sei,<br />
soll Erasmus von Rotterdam ihm geantwortet<br />
haben: „Ich ertrage diese<br />
Kirche in der Erwartung, dass sie sich<br />
bessert, denn auch sie ist gezwungen,<br />
mich zu ertragen, in der Erwartung,<br />
dass ich mich bessere.“<br />
„Wenn ich mal nicht mehr bin, ist die<br />
Kirche deine Mutter“. Dieser schlichte<br />
Satz, in selbstverständlicher Klarheit<br />
von meiner eigenen Mutter einmal<br />
vor Jahren festgestellt, hat mich<br />
damals „umgehauen“. Jenseits aller<br />
gelehrten Theologie kam das von einer<br />
keineswegs frommen Frau, deren<br />
Leben aber die Fürsorge <strong>für</strong> andere<br />
war und ist – oft galt diese Fürsorge<br />
mir. Sie hatte mit dem hörenden<br />
Herzen erspürt, was ihren Sohn auf<br />
s<strong>einen</strong> Weg geführt hatte.<br />
Erasmus lehrt uns damit zwei wichtige<br />
Dinge in Bezug auf die Kirche: Eine<br />
gewisse nüchterne Gelassenheit und<br />
eine Demut. Denn natürlich sollten<br />
wir uns immer zunächst selbst fragen,<br />
wo wir es selbst vielleicht an der<br />
Bereitschaft haben fehlen lassen,<br />
Zeugnis zu geben, von der Hoffnung,<br />
die uns erfüllt; wo wir gegen jenen<br />
Geist verstoßen haben, der den anderen<br />
signalisieren könnte: „Bei Euch<br />
soll es nicht so sein…“.<br />
„Ich ertrage diese Kirche<br />
in der Erwartung,<br />
dass sie sich bessert“<br />
Raniero Cantalamessa, der Kapuziner-Pater<br />
und Fastenprediger von<br />
Benedikt XVI. fasste dies einmal in<br />
die Worte:<br />
„Erst, wenn du zuerst einmal mit der<br />
Kirche geweint und Dich unter ihren<br />
Füßen gedemütigt hast, dann kann<br />
Gott Dir – wie schon anderen in der<br />
Vergangenheit – befehlen, die Stimme<br />
gegen die Plagen der Kirche zu<br />
erheben. Jedoch nicht vorher.“<br />
Die Kirche als Mutter zu empfinden,<br />
heißt deshalb auch, etwas zuzulas-
sen, was uns in unserer Sicht auf die<br />
Kirche oft abhanden kommt, wenn<br />
wir die Kirche nur als Struktur-Organismus<br />
wahrnehmen: Eine Emotionalität<br />
zu spüren, die ja berechtigt ist,<br />
denn wir lieben und leben ja nicht die<br />
Hierarchien der Kirche, sondern leben<br />
Kirche in Beziehung zu anderen Menschen<br />
und wir leben aus der in der<br />
Kirche zeichenhaft sichtbaren Liebe<br />
Christi zu uns.<br />
Das Gebet<br />
unserer Initiative<br />
Dazu gehört auch, dass wir die gelegentlich<br />
in der Kirche zu spürende<br />
Lieblosigkeit im Umgang miteinander<br />
erkennen und zuwendend aufheben,<br />
ohne nun immer gleich über dem Boden<br />
zu schweben. Aber etwas „fortlieben“<br />
können wir diese Lieblosigkeiten<br />
schon, durch Gebet und Tat.<br />
Immer bereit, mit ihren offenen Armen,<br />
zur Zuwendung, wartend und<br />
zugehend auf die unseren: So ist die<br />
Kirche. So ist die Mutter.<br />
•<br />
Herr du rufst uns, dir mutig nachzufolgen,<br />
anderen von dir zu erzählen und<br />
Leuchttürme des <strong>Glauben</strong>s an dich zu<br />
werden.<br />
Wir bitten dich, bestärke uns in unserem<br />
Wirken am Bau deines Reiches.<br />
Schenke uns d<strong>einen</strong> Geist, der uns führt,<br />
lehrt und eint und lass uns immer wieder<br />
zu Mittlern deiner <strong>frohen</strong> Botschaft<br />
werden, die uns mit Hoffnung erfüllt.<br />
gabriele Planthaber / pixelio.de<br />
Darum bitten wir dich, der du lebst und<br />
herrschst in Ewigkeit. Amen.<br />
11
3 Fragen an<br />
Prof. Dr. Medard Kehl SJ<br />
Gk: Aus kl<strong>einen</strong> Pfarreien werden<br />
große. Die Menschen müssen dabei<br />
mitgenommen werden. Wie glauben<br />
Sie, kann die Pfarrei der Zukunft<br />
gelingen?<br />
P. Kehl: Zunächst muss das Leitungsteam<br />
gut zusammenarbeiten.<br />
Die Gemeinde der Zukunft wird<br />
denke ich gelingen, wenn die Kerngemeinde<br />
nicht die umliegenden<br />
kleineren Gemeinden gleichsam<br />
austrocknen will, sondern wenn sie<br />
bereit sind, auf deren Bedürfnisse<br />
einzugehen.<br />
Für junge Menschen ist „Gemeinde“<br />
heute oftmals kein Begriff mehr.<br />
Wir haben das jetzt bei der Firmung<br />
wieder gesehen. Die Gemeinde als<br />
Identitätsstifter lebt nur noch bei<br />
den älteren Menschen weiter. Da<strong>für</strong><br />
muss man aber auch sorgen, dass<br />
sich die Alten noch zuhause fühlen.<br />
Dann kann so eine Gemeinde ausstrahlen,<br />
weil sie auch einfach mehr<br />
Möglichkeiten hat. Da kommen insgesamt<br />
viele gute Kräfte zusammen.<br />
Gk: Papst Franziskus verblüfft<br />
viele mit der Einfachheit seiner<br />
Sprache. Verblüfft er Sie auch?<br />
P. Kehl: Zunächst erfreut er mich<br />
mal! Papst Franziskus ist ein Papst<br />
nach meinem Herzen - vor allen<br />
Dingen durch seine Bescheidenheit,<br />
seine Einfachheit und seine vorgelebte<br />
Armut. Er hat die ignatianische<br />
Spiritualität wirklich internalisiert.<br />
Und insofern gibt er den Bischöfen,<br />
Priestern und allen Gläubigen<br />
ein gutes Vorbild, wie man auch in<br />
dieser Stellung ganz einfach leben<br />
kann.<br />
Die Parallelen sehe ich natürlich<br />
auch bei seiner Namenswahl. Das<br />
Leben des Hl. Franziskus wurde<br />
erzählt in „Fioretti“ - in kl<strong>einen</strong><br />
Geschichten. Beim jetzigen Papst<br />
spricht man nicht von s<strong>einen</strong> Enzykliken,<br />
sondern von ihm erzählt man<br />
Geschichten!<br />
Er verbindet Ignatius und Franziskus<br />
auf geglückte Weise.<br />
P. Medard Kehl ist Pfarrer und<br />
emeritierter Professor <strong>für</strong> Dogmatik<br />
und Fundamentaltheologie<br />
an der Phil.-Theol. Hochschule<br />
Sankt Georgen, Frankfurt<br />
Gk: Warum sind Sie <strong>gerne</strong> <strong>katholisch</strong>?<br />
Schon in m<strong>einen</strong> ersten 20 Lebensjahren<br />
gab es in der Kirche <strong>einen</strong><br />
Raum, der mir Heimat und viele<br />
Freunde geschenkt hat. Seitdem ich<br />
Jesuitenpater bin, konnte ich neben<br />
meiner akademischen Tätigkeit viele<br />
pastorale Aufgaben übernehmen.<br />
Dadurch habe ich die <strong>katholisch</strong>e<br />
Kirche als <strong>einen</strong> Raum erlebt, in dem<br />
man atmen und leben kann.<br />
Die Kirche ist <strong>für</strong> mich wirklich eine<br />
Mutter. Ich habe mich mit meiner<br />
leibhaften Mutter oft gestritten als<br />
junger Kerl, aber wir gehörten zusammen.<br />
Mich kippt nichts mehr aus den Latschen,<br />
was in unserer Kirche passiert.<br />
Das Gespräch führte Stefan Salzmann.<br />
u Lesen Sie das ausführliche<br />
Interview unter<br />
http://kathlink.de/h