GEMEINSAM Nr. 28, September bis November 2014
Gemeindebrief der Evangelischen Gemeinden Dietrich-Bonhoeffer, St. Georg, St. Lukas in Bremen Huchting / Grolland
Gemeindebrief der Evangelischen Gemeinden Dietrich-Bonhoeffer, St. Georg, St. Lukas in Bremen Huchting / Grolland
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Das Thema<br />
Pilgern heißt mit den Füßen beten<br />
Manche Dinge kommen plötzlich<br />
und unerwartet wieder. So gewinnt<br />
seit einigen Jahren auf<br />
der Suche nach religiöser Lebensdeutung<br />
und Lebensbewältigung eine uralte<br />
christliche Tradition wieder an Bedeutung:<br />
das Pilgern.<br />
Zu Beginn des 5. Jahrhunderts verwendete<br />
Augustinus den Begriff „Pilger“<br />
(lat. peregrinus) als Umschreibung für<br />
das Christenleben in der Welt.<br />
Als Christenmensch ist man, so der<br />
Kirchenvater, immer auch ein Durchreisender,<br />
ein Fremder in der Welt. Ein<br />
Mensch, der eigentlich woanders, nämlich<br />
bei Gott zuhause ist.<br />
Dieses Grundgefühl christlicher Existenz<br />
speist sich aus den Erzählungen der<br />
Bibel, in denen immer wieder davon<br />
die Rede ist, dass Menschen sich auf<br />
den Weg, machen, unterwegs sind und<br />
erst im Aufbruch und im Gehen, Gott<br />
begegnen.<br />
Vor allem die Geschichten vom wandernden<br />
Gottesvolk Israel in der Wüste<br />
oder vom umherziehenden Wanderprediger<br />
Jesus haben dazu beigetragen, dass<br />
Menschen immer wieder aufgebrochen<br />
… über die Richtung ist man(n) sich einig.<br />
sind, um dieses Lebensgefühl zu erfahren.<br />
In der katholischen Kirche entwickelte<br />
sich die Praxis der Wallfahrten zu besonderen<br />
Orten, um dort Vergebung und<br />
Heilung zu erbitten.<br />
Heute entdecken auch evangelische<br />
Christenmenschen, die von der Tradition<br />
der Wallfahrten und der Pilgerreisen zu<br />
heiligen Orten nur mäßig geprägt sind,<br />
das Pilgern neu.<br />
Als eine Möglichkeit, Religion und<br />
Spiritualität zu erfahren, oder besser<br />
noch zu erwandern, liegen Wanderungen<br />
auf den Spuren der Pilger voll im Trend.<br />
In eine Welt ständiger Beschleunigung<br />
kehrt eine Kultur besinnlicher<br />
Lang sam keit zu rück. Spätestens seit<br />
dem Bestseller<br />
von Hape Kerkeling;<br />
„Ich bin<br />
dann mal weg“,<br />
in dem er seine<br />
Erfahrungen<br />
als Pilger auf<br />
dem Jakobsweg<br />
nach Santiago de<br />
Compostella beschreibt,<br />
ist das<br />
Pilgern gesellschaftsfähig<br />
geworden,<br />
unabhängig<br />
davon, wie<br />
nah oder fern man<br />
der Kirche steht.<br />
Viele Pilger<br />
be richten, dass sie auf ihrem Weg das<br />
Schweigen wieder neu gelernt haben<br />
und dass sie aus diesem Schweigen<br />
verändert zurückkehren in ihren Alltag.<br />
Und sie erfahren vielleicht, dass der<br />
Himmel an bestimmten Orten offener<br />
ist als sonst.<br />
Auch in Bremen und „umzu“ werden<br />
die alten Pilgerrouten wieder neu<br />
entdeckt und es entstehen neue Pilgerwege,<br />
wie zum Beispiel der Weg „Ochtum,<br />
Marsch und Moor“ der auf einer<br />
Gesamtstrecke von 65 km auch durch<br />
Huchting führt.<br />
Das Pilgerkreuz auf dem Gemeindegebiet<br />
der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde<br />
sehen Sie auf dem Titelbild. (Nähere<br />
Informationen zu diesem Weg gibt es bei<br />
Pastor Ingo Thun.)<br />
Pilgern heißt in heutiger Zeit vor allem:<br />
• auf Zeit loslassen, was einen<br />
umtreibt und hetzt<br />
• auf Zeit auf den gewohnten<br />
Luxus verzichten<br />
• einüben, von falschen Wünschen und<br />
Bedürfnissen Abschied zu nehmen<br />
• erfahren, was der Mensch wirklich<br />
braucht und was überflüssig ist;<br />
• durchhalten, auch wenn<br />
der Weg mühsam ist.<br />
• schweigen lernen, um in der<br />
Stille Gott hören zu können.<br />
Der Benediktinerpater Anselm Grün<br />
schreibt in diesem Zusammenhang:<br />
„Der Mensch erfährt sich als einen, der<br />
wesentlich auf dem Weg ist. Wenn er<br />
sich treu bleiben will, so muss er gehen.<br />
Wenn er Mensch werden will, muss er<br />
wandernd sich wandeln.“<br />
Die Pastoren auf Pilgertour: Ingo Thun, Jürgen Hamelmann, Nicole<br />
Steinbächer (v. l. n. r.)<br />
Als Kooperationsgemeinden laden<br />
wir alle Interessierten dazu ein, es einfach<br />
einmal auszuprobieren – das Pilgern.<br />
Eine erste Gelegenheit dazu: siehe<br />
unten.<br />
Ausflug auf dem<br />
Rad pilgerweg<br />
Am 13. <strong>September</strong> wollen wir uns<br />
als drei Kooperationsgemeinden<br />
auf den Weg machen. Wir wollen<br />
sieben Stationen des Pilgerweges<br />
„Ochtum, Marsch und Moor“ abfahren<br />
– das sind gut 20 Kilometer mit Pausen<br />
und Kirchenbesichtigung. Für die Mittagspause<br />
müssen Picknicksachen selbst<br />
mitgebracht werden.<br />
Die Abfahrt ist um 10 Uhr auf dem<br />
Park platz der Dietrich-Bonhoeffer-<br />
Gemeinde, Rück kehr ist etwa gegen<br />
16.30 Uhr geplant. Wir fahren<br />
im gemächlichen Tempo, damit alle<br />
mitkommen.<br />
Frische Luft, wunderschöne Landschaften,<br />
nachdenkliche Eindrücke, Bewegung<br />
und nette Begegnungen – all das<br />
erwartet Sie kostenlos, wenn Sie sich mit<br />
dabei sind!<br />
Anmeldung ist nicht nötig, ein kleiner<br />
Hinweis, dass Sie mit dabei sind, ist jedoch<br />
sehr willkommen!<br />
In der Hoffnung auf gutes Wetter<br />
grüßen Sie herzlich die Pastores<br />
Jürgen Hamelmann, Nicole<br />
Steinbächer und Ingo Thun<br />
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