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Gemeindebrief September-November 2015.pdf

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Impuls im Alltag mit Ruth Huppert: „Homosexualität im Alten Testament“Ein schwieriges Thema – erhellend aufbereitet.8Dr. Ruth Huppert (Bildlinks) von der EvangelischenStadtakademie imEvangelischen DekanatWiesbaden setzte sich inihrem „Impuls im Alltag“am 11. Juni 2015 in derHauptkirche mit demThema „Homosexualitätim Alten Testament“auseinander. In ihreneinleitenden Überlegungenmachte sie deutlich,dass es ein falschesBibelverständnis ist,wenn man sich einfach Textstellen „herauspickt“, ohnesie in ihrem historischen und gesellschaftlichen Zusammenhangzu betrachten. Das illustrierte sie dann aucham Thema des Abends.Die Kernaussage im Alten Testament zum ThemaHomosexualität steht im 3. Buch Mose, dem BuchLevitikus in Kapitel 18, Vers 22 und gehört damit in eineReihe von „Heiligkeitsgesetzen“. In Ruth HuppertsÜbertragung, sie ist Alttestamentlerin, lautet der Vers:„Und bei einem Männlichen sollst du (Mann) nichtliegen wie bei einer Frau, das ist ein Tabu“. Wie ist dieseAussage nun zu verstehen? Wichtig ist, so Ruth Huppert,das Männlichkeitsbild der Antike hinzuzuziehen,um diesen Satz richtig einordnen zu können. Der Manngalt damals von seinem Persönlichkeitskern her, alsovon seiner Identität her, als rein aktives Wesen. Demgegenüberwurde die Frau als ein rein passives Wesenverstanden. Diese in der Antike verbreitete Gegenüberstellungdes männlichen und des weiblichenWesens galt dem jüdischen Volk in der damaligen Zeit,also vor rund 3.000 Jahren, als göttliche Ordnung undwar deshalb „heilig“. Ein Abweichen davon wurde damitals Verstoß gegen eine als göttlich verstandene Ordnungangesehen.Im Buch Levitikus wird nun – und das ist wichtig –dezidiert Bezug genommen auf einen möglichenSexualakt zwischen Männern. In der Einheitsübersetzungheißt es etwa: „Du darfst nicht mit einem Manneschlafen, wie man mit einer Frau schläft.“ Die „Heiligkeitsgesetze“haben, so Ruth Huppert, eine Schutzfunktion,sie denken von der schwächeren Position aus. ImFalle eines Sexualaktes zwischen Männern wird, so dasDenken im Buch Levitikus, die eigentliche Identität desMannes verletzt oder sogar zerstört. Es wäre einradikaler Bruch des als göttlich verstandenen Männlichkeitsbildesder Antike. Das Verbot sollte also Männerdavor bewahren, in ihrem innersten Wesenskernverwundet zu werden, denn, so Ruth Huppert, „einpenetrierter Mann ist kein Mann mehr, er wird zurFrau“.Damit wendet sich das Alte Testament nicht gegen eineliebevolle Beziehung zwischen Männern. Ein Beispiel füreine liebevolle Beziehung untern Männern ist dieGeschichte von David und Jonathan (1. Buch Samuel 18,1-4 und 19, 1 -7).In ihrer weiteren Auslegung der Textstelle im 3. BuchMose machte Ruth Huppert deutlich, dass es im AltenTestament kein Gebot gibt, das den Beischlaf unterFrauen verbietet. Insgesamt, so die Referentin, geht esbei der Thematik Homosexualität „nicht um Beziehung,nicht um Lebensgemeinschaft und schon gar nicht umLiebe, es geht nur um den sexuellen Akt“ zwischenMännern.Eine lebhafte Diskussion schloss sich dann im Anbau an,auch ausgelöst durch die derzeitige Debatte um einevöllige Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Lebensgemeinschaften.Ernst-Georg Gäde

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