29.09.2016 Aufrufe

Cruiser im Oktober 2016

Queere Sprache oder vom Versuch, politisch korrekt zu sein. Neu kochen wir im Cruiser! Uhuuuhnd: Gelebte Toleranz in Zug.

Queere Sprache oder vom Versuch, politisch korrekt zu sein. Neu kochen wir im Cruiser! Uhuuuhnd: Gelebte Toleranz in Zug.

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cruiser<br />

DAS<br />

oktober <strong>2016</strong> CHF 7.50<br />

GRÖSSTE<br />

SCHWEIZER<br />

GAY-MAGAZIN<br />

XXX<br />

XXX<br />

1<br />

LGBTTIQ – und<br />

wer bist du?<br />

Queere Sprache<br />

und ihre Tücken.<br />

Gelebte Diversität<br />

«Ship Of Tolerance» in Zug<br />

PinkPanorama<br />

Alles über das Filmfestival<br />

Neu!<br />

<strong>Cruiser</strong> kocht


STOP<br />

SYPHILIS<br />

IM OKTOBER ZUM GRATISTEST<br />

SYPHILIS-TESTWOCHEN<br />

Für Männer, die Sex mit Männern haben<br />

Vom 1. bis 31. <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

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www.drgay.ch<br />

Mit freundlicher Unterstützung


3<br />

Editorial<br />

Liebe Leser<br />

Auf der <strong>Cruiser</strong>-Redaktion treffen täglich unzählige Mails ein – viele der Absender versuchen, diese<br />

Mails gender- und zielgruppenmässig so korrekt wie möglich zu formulieren. War früher einfach von<br />

«Gay-Community» die Rede, trifft man heute <strong>im</strong>mer mehr auf LGBT oder LGBT*. Es existieren aber noch<br />

zahlreiche andere Schreibformen: manchmal bemüht, manchmal komisch … und fast <strong>im</strong>mer stören<br />

diese Formulierungen – diese künstlichen Konstrukte – den Lesefluss. Darum haben wir uns auf der <strong>Cruiser</strong>-Redaktion für diese<br />

Ausgabe bemüht, die finale korrekte sprachliche Formulierung zu finden und präsentieren unsere Überlegungen hierzu in der<br />

Titelgeschichte. Nun. Wie gesagt, wir haben uns bemüht. Dabei ist es dann auch geblieben, wie dieses Editorial ja bereits schon<br />

zeigt. Viel Spass also mit dem neuen, lese(r)freundlichen <strong>Cruiser</strong>.<br />

Herzlich; Haymo Empl<br />

Chefredaktor<br />

inhalt<br />

4 Thema QUEERE SPRACHE<br />

8 Kultur SHIP OF TOLERANCE<br />

11 News National & International<br />

12 Kolumne Bötschi klatscht<br />

13 news UPDATE<br />

14 KULTUR Buchtipp<br />

16 Kolumne Thommen meint<br />

17 KULTUR PINK PANORAMA<br />

19 Kolumne MIRKO!<br />

20 FINGERFERTIG CRUISER KOCHT!<br />

22 News National & International<br />

24 Serie Sexualität in<br />

Geschichte & Literatur<br />

27 Ratgeber Dr. Gay<br />

28 Kolumne MICHI RÜEGG<br />

29 VORSCHAU 30 JAHRE CRUISER<br />

<strong>im</strong>pressum<br />

CRUISER MAGAZIN PRINT<br />

ISSN 1420-214x (1986 – 1998) | ISSN 1422-9269 (1998 – 2000) | ISSN 2235-7203 (Ab 2000)<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Infos an die Redaktion redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Chefredaktor Haymo Empl | Stv. Chefredaktorin Birgit Kawohl<br />

Bildredaktion Haymo Empl, Nicole Senn<br />

Bilder Bilddatenbank. Alle Bilder, soweit nicht anders vermerkt, mit Genehmigung der Urheber.<br />

Art Direktion Nicole Senn | www.nicolesenn.ch<br />

Redaktion Print Vinicio Albani, Anne Andresen, Thomas Borgmann, Bruno Bötschi,<br />

Andreas Faessler, Mirko, Moel Maphy, Michi Rüegg, Alain Sorel, Peter Thommen,<br />

Nihat Yasartürk.<br />

Korrektorat | Lektorat Birgit Kawohl<br />

Anzeigen anzeigen@cruisermagazin.ch<br />

Christina Kipshoven | Telefon +41 (0) 31 534 18 30<br />

WEMF beglaubigte Auflage 11 539 Exemplare<br />

Druck Druckerei Konstanz GmbH<br />

Wasserloses Druckverfahren<br />

REDAKTION UND VERLAGSADRESSE<br />

empl.media, Haymo Empl<br />

Winterthurerstrasse 76, 8006 Zürich<br />

redaktion@cruisermagazin.ch<br />

Telefon 044 586 00 44 (vormittags)<br />

CRUISER MAGAZIN ONLINE<br />

Herausgeber & Verleger Haymo Empl, empl.media<br />

Haftungsausschluss, Gerichtsstand und weiterführende<br />

Angaben auf www.cruisermagazin.ch<br />

Der nächste <strong>Cruiser</strong> erscheint am 4. November<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


4 Thema<br />

LGBTTIQ – und wer bist du?<br />

Das Kreuz mit<br />

dem Sternchen*<br />

Mittlerweile existiert für die LGBT* Szene ein umfangreiches Glossar, das<br />

jedwede sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität zu berücksichtigen<br />

sucht. Ein Dschungel aus Kürzeln und Anglizismen, durch die nicht mal die<br />

Szene selbst durchblickt.<br />

von Anne Andresen<br />

N<br />

a, hast du den Titel dieses Artikels<br />

gelesen und prompt nach der Fussnote<br />

gesucht? Keine gefunden? Es<br />

gibt auch keine. Es ist nämlich so, dass die<br />

Fussnote nirgendwo in diesem Heft zu finden<br />

sein wird, sondern idealerweise bereits<br />

in deinem eigenen Kopf beantwortet sein<br />

sollte. Nicht? Dann darfst du gerne weiterlesen.<br />

Dieses Sternchen hier verweist lediglich<br />

auf alle eventuellen Satzzeichen, die ich auch<br />

hätte verwenden können, zum Beispiel einen<br />

Unterstrich. Es markiert gewissermassen die<br />

Leerstelle, in der noch etwas anderes Platz<br />

hat. Verstehst du nicht? Ich werde mich bemühen.<br />

Schön bis zum Ende durchhalten.<br />

Warum das mit der ganzen genderkorrekten<br />

Sprache so nervig, aber trotzdem wichtig ist,<br />

versucht eine idealistische Autorin hier zu ergründen.<br />

Dabei hat sie herausgefunden, dass<br />

sie selbst auch einen Platz in diesem<br />

LGBT*-Glossar hat. Was man nicht alles lernt.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


Thema<br />

LGBTTIQ – und wer bist du?<br />

5<br />

Verstörende Satzzeichen<br />

Schon seit der Schulzeit haben Satzzeichen<br />

etwas Verstörendes. Ich persönlich kenne<br />

niemanden, der sich gerne mit Grammatik<br />

und Kommasetzung auseinandergesetzt<br />

hat. Aus Erfahrung weiss ich ausserdem,<br />

wie man als Absender darunter leiden<br />

kann, wenn in Email-Adressen ein Unterstrich<br />

auftaucht. Weil es nie nur einen<br />

max_mustermann@sonstwo.ch gibt, sondern<br />

ebenso einen max-mustermann@sonstwo.ch<br />

oder einen max.mustermann@sonstwo.ch.<br />

So dass man am Ende nicht mehr weiss, welche<br />

die richtige Adresse war und das Email<br />

bei irgendwem Fremden dann <strong>im</strong> Mülle<strong>im</strong>er<br />

landet. Und das wollen wir doch alle nicht:<br />

Dass unsere Botschaft <strong>im</strong> Müll landet.<br />

Max Mustermann wollte freilich aufgrund<br />

der Lesbarkeit seinen Vor- vom Nachnamen<br />

trennen. An die Lücke, die dieser<br />

Unterstrich ebenso ausdrückt, hat er nicht<br />

gedacht. Das kam später, hat mit den Mailadressen<br />

nichts mehr zu tun und darauf will<br />

ich eigentlich hinaus. Die Sache mit Max<br />

«Wir wollen doch nicht,<br />

dass unsere Botschaft<br />

<strong>im</strong> Müll landet.»<br />

deshalb hier nur am Rande, doch zeigt das<br />

Beispiel, wie oftmals Sprache mehr Verwirrung<br />

schafft, wo man sich Klarheit gewünscht<br />

hat. Nach vielen Protesten in Bezug<br />

auf die sprachliche Diskr<strong>im</strong>inierung von<br />

Frauen, nach vielen genervten St<strong>im</strong>men<br />

von (leider männlichen und weiblichen)<br />

Schreibenden, die die «Binnen-Is» und Unterstriche<br />

als störende Steine in ihrem rauschenden<br />

Redefluss betrachteten, hat man<br />

sich in diesem Fall nun tatsächlich darauf<br />

geeinigt, was als genderkorrekte Schreibweise<br />

gilt und was nicht. Nachdem also hunderte<br />

Journalist_innen, Lehrer_innen und<br />

Politiker_innen in aberhunderte Fettnäpfchen<br />

getreten sind, markiert mir hier gerade<br />

meine Word 2011-Version diese Worte zwar<br />

<strong>im</strong>mer noch als falsch, aber es herrscht trügerischer<br />

Friede in der Debatte. An die Seite<br />

dieses Unterstrichs ist <strong>im</strong> ruhigen Gewässer<br />

nach dem Sturm still und leise das Sternchen<br />

gerückt, liebe Leser*innen, das friedlich<br />

mit dem Unterstrich koexistiert. Beide ➔<br />

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CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


6<br />

xxx Thema<br />

LGBTTIQ xxx – und wer bist du?<br />

Sprache beeinflusst unser Denken und, ohne dass wir es merken, provoziert sie Bilder <strong>im</strong> Kopf.<br />

Schreibweisen sind <strong>im</strong> Übrigen Konsens, sie<br />

inkludieren beide – das ist zumindest die<br />

Idee – auch alle Menschen, die sich geschlechtermässig<br />

auf der Skala zwischen<br />

Mann und Frau bewegen. Das ist also das<br />

Sternchen, von dem wir hier sprechen. Es<br />

steht zwischen den Polen Mann und Frau für<br />

Trans- und Intersexuelle. Abgesehen davon,<br />

dass man inzwischen nicht so genau weiss,<br />

was genau die beiden Pole Mann und Frau<br />

eigentlich ausmacht.<br />

«Das Queer-Alphabet<br />

umfasst mittlerweile<br />

unzählige Buchstaben.»<br />

Und da haben wir es nicht mit zwei verschiedenen,<br />

sondern mit zig Sexualitäten,<br />

Geschlechter- und Lebensentwürfen zu tun.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

Das also ist das Kreuz mit dem Sternchen:<br />

Das beständige Scheitern am Versuch, gegen<br />

die sprachliche Diskr<strong>im</strong>inierung von Menschen<br />

vorzugehen.<br />

Queeres Alphabet<br />

Für alle dazwischen gibt es ein hübsches Alphabet,<br />

das Queer-Alphabet, das fast ebenso<br />

viele Buchstaben umfasst wie dasjenige von<br />

A–Z, ein Glossar zur Bedeutung der verschiedenen<br />

Abkürzungen findet sich z.B. auf der<br />

Seite des rainbowproject.eu. Und vor fast jeder<br />

Glossar-Liste, der man <strong>im</strong> Netz begegnet,<br />

findet sich ein Artikel, der darüber aufklärt,<br />

dass diese Liste ein work-in-progress, also ein<br />

Arbeitsstand ist, der ständig erweitert wird.<br />

Weil sich also niemand sicher sein kann, ob<br />

sich nun auch wirklich alle darin wiederfinden,<br />

existiert also das Sternchen* in der inzwischen<br />

weitläufig von den Medien übernommenen<br />

Bezeichnung Lesbian Gay Bisexual<br />

Transsexual* weiterhin. Nur für den Fall.<br />

Im Bemühen, jeden einzuschliessen,<br />

niemandem auf die Füsse zu treten, n<strong>im</strong>mt<br />

die Definitionswut teilweise grotesk anmutende<br />

Formen an. Das Resultat ist, dass<br />

wirklich genderkorrekte Sprache nur noch<br />

innerhalb eines Fachdiskurses verstanden<br />

werden kann und sich aus diesem nicht<br />

mehr herausbewegt. Und dabei ist dieser<br />

Diskurs so wichtig, gerade in der Öffentlichkeit<br />

ausserhalb der Szene. Denn hier gibt es<br />

<strong>im</strong>mer noch Nachholbedarf, was die Gleichberechtigung<br />

verschiedener Geschlechter,<br />

Lebensformen und Sexualitäten betrifft.<br />

Sprache beeinflusst unser Denken und,<br />

ohne dass wir es merken, provoziert sie Bilder<br />

<strong>im</strong> Kopf. Oder woran denkst du, wenn<br />

du zur Sitzung der Abteilungsleiter eingeladen<br />

wirst? (Dieser und weitere Hinweise<br />

unter www.geschicktgendern.de) Vermutlich<br />

an einen Konferenztisch voller Männer.<br />

Dass auch Frauen mit am Tisch sitzen könnten,<br />

blendet unsere visuelle Vorstellung aus.<br />

Wo Sprache hingegen Verwirrung schafft,<br />

wo sie irritiert, weil eben gewohnte Formulierungen<br />

abgeändert, der Lesefluss durchbrochen<br />

wird, da kann sie festgefahrene


Thema<br />

LGBTTIQ – und wer bist du?<br />

7<br />

Denkmuster aufbrechen und Diskr<strong>im</strong>inierung<br />

sichtbar machen. Insofern macht es<br />

Sinn, <strong>im</strong>mer wieder darauf zu beharren,<br />

dass sich korrekt ausgedrückt wird.<br />

Sprache soll nicht ausgrenzen<br />

Genderkorrekte Sprache, gerade weil kompliziert<br />

und ungewohnt, weist auf bestehende<br />

Missstände in der Gesellschaft hin und<br />

macht Menschen in der Öffentlichkeit sichtbar,<br />

die noch <strong>im</strong>mer gesellschaftlich ausgegrenzt<br />

werden. Leider ist es so, dass es be<strong>im</strong><br />

Lesen und Schreiben unbequem ist. Und wo<br />

es unbequem wird, wird gemeckert oder sich<br />

sogar verweigert.<br />

Auch LGBT* birgt weitere Problematiken.<br />

Erstens die, dass die Abkürzung beliebig<br />

erweiterbar ist: LGBTQueerIntersexAllies*<br />

ist nur eine der kürzeren Versionen. Ich mache<br />

hier deshalb zur Sicherheit nochmal ein<br />

Sternchen dran. (Wer an einer äusserst erheiternden<br />

Auseinandersetzung mit einer dieser<br />

Langversionen Spass hat, dem sei der Artikel<br />

«The Queer Acronym Alphabet» auf www.<br />

pride.com empfohlen). Zweitens die Problematik,<br />

dass das T für Transmenschen steht.<br />

Diese werden damit einer Szene zugeordnet,<br />

die sich über sexuelle Präferenzen definiert,<br />

während die Geschlechtsidentität erst einmal<br />

nichts mit der Sexualität zu tun hat, und jemand,<br />

der Transmensch ist, vielleicht einfach<br />

seiner empfundenen Geschlechtsidentität<br />

entsprechend ziemlich heteronormativ leben<br />

möchte. Ein Grund, weswegen Verbände für<br />

Transmenschen sich gegen das Wort transsexuell<br />

aussprechen (transgender-network.ch).<br />

Transmenschen haben, sofern sie nicht auch<br />

noch schwul, lesbisch oder bi sind, nicht<br />

zwangsläufig etwas mit der LGB-Szene zu<br />

tun. Vielmehr erinnert dieser Eintopf an Zeiten,<br />

in denen man eben alles, was in Bezug auf<br />

«Geschlecht» irgendwie «nicht normal» war,<br />

mit der Existenz eines sogenannten dritten<br />

Geschlechts abgetan hat.<br />

«Transmenschen haben nicht<br />

zwangsläufig etwas mit der<br />

LGB-Szene zu tun.»<br />

Ein ganz anderes Problem tut sich also<br />

auf in der Definition, die sich bewusst von<br />

der Heteronormativität als «das Andere»<br />

abgrenzt. Immer wieder auf den Unterschied<br />

hinzuweisen, macht nicht heteronormativ<br />

lebende Menschen zwar als grössere<br />

Interessensgruppe sichtbar und rückt<br />

sie in den gesellschaftlichen Diskurs, zugleich<br />

definiert man sie damit aber <strong>im</strong>mer<br />

noch in Abhängigkeit von der Heteronormativität<br />

– als ihr Negativ. Das ist zwar irgendwie<br />

Punk und subversiv – den Dialog<br />

aber fördert es nicht unbedingt, markiert es<br />

doch permanent und extra das «wir sind<br />

anders». Richtig ist deswegen auch in dem<br />

Glossar des rainbowprojects definiert, dass<br />

binäre Oppositionen nie gleichwertig sind,<br />

dass <strong>im</strong>mer eines, das sich vom anderen als<br />

negativ abgrenzt, untergeordnet wird.<br />

Während man also kontinuierlich darum<br />

bemüht ist, die Binarität von Mann/Frau<br />

abzuschaffen, schafft man eine neue, stärkere,<br />

nämlich die von hetero und anders. So<br />

bestätigt die Definitionswut ungewollt auch<br />

<strong>im</strong>mer wieder den Heterosexismus.<br />

Ich frage mich inzwischen, wie viele<br />

von euch Lesern mir bis zu diesem Punkt gefolgt<br />

sind – und wen es selbst hier, wo man<br />

meinen sollte, der Diskurs ginge jeden etwas<br />

an, einfach nur nervt. Ich als Ally habe jedenfalls<br />

eine Menge dazugelernt, als ich die<br />

Glossare gewälzt habe.<br />

Cis-Sexuell zu sein, das ist zum Beispiel<br />

eine ganz tolle sprachliche Erfindung des Sexualforschers<br />

Volkmar Sigusch: Hier wurde<br />

nicht der Versuch unternommen, eine<br />

Randgruppe korrekt zu definieren, sondern<br />

<strong>im</strong> Gegenteil der Mainstream seiner Selbstverständlichkeit<br />

beraubt: Es bezeichnet diejenigen<br />

Menschen, deren biologisches Geschlecht<br />

mit dem empfundenen Geschlecht<br />

zusammenfällt, also Menschen mit Penis, die<br />

sich als Mann definieren, und Frauen mit Vagina,<br />

die sich als Frauen definieren. Normal<br />

also – würde man jetzt unbedarft kommentieren.<br />

Aber mit der Unbedarftheit ist es dann<br />

eben vorbei. Cis markiert, dass man es bitteschön<br />

nicht als normal hinnehmen soll. Soll<br />

sich doch mal der Mainstream neu definieren,<br />

das finde ich eigentlich eine gute Idee. Bis<br />

wir da angekommen sind, dass diese Diskussionen<br />

in das sprachliche Unterbewusstsein<br />

gesickert sind und alle Menschen sichtbar<br />

sein dürfen, ohne anders sein zu müssen,<br />

werden wir uns weiterhin um-, neu- und<br />

dazu-definieren. Habt Nachsicht mit allen,<br />

die sich bemühen, aber mit dem Wandel nicht<br />

schritthalten können, sonst sind alle nur genervt<br />

und die Nachricht landet bei Max*Mustermann<br />

<strong>im</strong> Spam. To be continued …<br />

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8 Kultur<br />

Ship Of Tolerance<br />

Diversität in der<br />

Stadt Zug<br />

Die Kunstinstallation «Ship Of Tolerance» von Ilya und Emilia<br />

Kabakov ist seit einigen Wochen in der Stadt Zug zu sehen.<br />

Ein «Mitmachprojekt» <strong>im</strong> Zeichen der Toleranz.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


Kultur<br />

Ship Of Tolerance<br />

9<br />

Von Haymo Empl<br />

E<br />

s ist unübersehbar, in Zug ist etwas<br />

<strong>im</strong> Gange: die Flaggen der Stadt wurden<br />

durch bunte Segeltücher ersetzt,<br />

viele Gebäude sind mit quadratischen Malereien<br />

auf Stoff geschmückt und als Herzstück<br />

steht am Quai gut sichtbar ein Holzschiff.<br />

Hinter dem Mammutprojekt «Ship<br />

Of Tolerance» steckt unter anderem das<br />

Kunsthaus Zug; dieses will die Öffentlichkeit<br />

einladen, sich mit dem Thema Toleranz<br />

und Respekt zu beschäftigen. Damit leistet<br />

das Kunsthaus einen künstlerischen Beitrag<br />

zu einem aktuellen gesellschaftlichen Thema.<br />

Das «Teilhabe-Projekt» von Ilya und<br />

Emilia Kabakov soll also Toleranz durch gemeinsames<br />

Tun mit anderen erfahrbar machen.<br />

Nur: was ist ein «Teilhabe-Projekt»?<br />

Das «Ship Of Tolerance» ist gut fünf<br />

Meter breit und achtzehn Meter lang, die<br />

Konstruktionsarbeiten dafür fanden in den<br />

letzten Wochen in der Öffentlichkeit statt.<br />

Man konnte also, wenn man denn wollte,<br />

am Fortschritt des Baus visuell teilhaben.<br />

Man konnte aber auch mitmachen, so wie<br />

es die gut 120 Klassen öffentlicher und<br />

«Toleranz mit Farbe und<br />

Stoff visualisieren.»<br />

privater Schulen sowie andere Institutionen<br />

aus dem Kanton Zug <strong>im</strong> August gemacht<br />

haben. «Toleranz» wurde mit Stoff und Farbe<br />

visualisiert. Herausgekommen sind einzigartige,<br />

individuelle und eindrückliche<br />

Bild-Botschaften.<br />

Grosse Resonanz<br />

Sandra Winiger, Co-Kuratorin und Leiterin<br />

der Kunstvermittlung Zug: «Wir hätten<br />

niemals gedacht, dass dieses Projekt auf<br />

derartige Resonanz stösst – entsprechend<br />

fordernd war die Koordination. Jetzt, wo<br />

das Projekt steht, sind wir stolz auf das Geleistete<br />

und finden, die Anstrengung hat<br />

sich gelohnt.»<br />

Das «Ship Of Tolerance»–Projekt<br />

wurde unter anderem bereits in Havanna,<br />

Venedig, New York und Miami durchgeführt<br />

– <strong>im</strong>mer mit dem Ziel, dass sich die<br />

Öffentlichkeit aktiv mit dem Thema Toleranz<br />

auseinandersetzt. Im Grossraum Zug<br />

wohnen Menschen aus über 140 Nationen,<br />

man lebt friedlich zusammen, ergo müssen<br />

sich die verschiedene Kulturen und Lebensentwürfe<br />

gegenseitig genügend Raum lassen.<br />

Das funktioniert bekanntlich in Zug sehr ➔<br />

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10<br />

Kultur<br />

Ship Of Tolerance<br />

Die Künstlerin Emilia Kabakov vor dem «Ship of Tolerance» in Zug.<br />

Die Segelmalereien der Jugendlichen <strong>im</strong> öffentlichen Raum: Thematisiert<br />

werden auch «Regenbogenfamilien».<br />

Das Schiff en Miniature <strong>im</strong> Kunsthaus Zug.<br />

gut, dennoch ist es eindrücklich, was die<br />

meist jugendlichen Kreateure der Bilder<br />

beschäftigt: Auf einem Bild sieht man beispielsweise<br />

eine Europäerin <strong>im</strong> Bikini, daneben<br />

eine Musl<strong>im</strong>a <strong>im</strong> Tschador. Darüber in<br />

grellem Rot ein Fragezeichen. Genauso wird<br />

auf den Bildern aber auch beispielsweise der<br />

Krieg in Syrien thematisiert. Unter anderem<br />

sind es genau diese Diskussionen, die die<br />

Kabakovs mit dem «Ship Of Tolerance» anregen<br />

möchten: Ilya und Emilia möchten<br />

Menschen verschiedener Kontinente, Kulturen<br />

und Identitäten verbinden, indem sie<br />

diese aktiv in das Projekt einbeziehen.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

LGBT auch bei Jugendlichen<br />

Was erstaunlich ist: Die meist jugendlichen<br />

Teilnehmer konnten den Begriff «Toleranz»<br />

für sich selbst definieren. Es gab weder Vorgaben<br />

noch Restriktionen diesbezüglich – umso<br />

erstaunlicher ist es, dass das Thema gleichgeschlechtliche<br />

Liebe <strong>im</strong> weitesten Sinne <strong>im</strong>mer<br />

mal wieder aufgegriffen wurde. Jemand hat<br />

beispielsweise ein Bild gemalt mit zwei Vätern<br />

und zwei Müttern drauf. Vielleicht tut man<br />

den Jugendlichen schlicht unrecht, wenn man<br />

diese pauschal als «homophob» bezeichnet?<br />

Schliesslich erfährt man besonders <strong>im</strong> gemeinsamen<br />

Tun den Respekt gegenüber<br />

fremden Kulturen, anderen Lebensentwürfen<br />

und queeren Ideen. Auf die Frage, ob das<br />

Schiff nicht doch letztendlich das «Baby» des<br />

Künstlerehepaars sei, antwortet Emilia Kabakov<br />

best<strong>im</strong>mt: «Nein, das ist es nicht. Es ist<br />

das Kunstwerk von allen, die daran teilgenommen<br />

haben.»<br />

«Ein Kunstwerk von allen, die<br />

daran teilgenommen haben.»<br />

Zug wird zur Ausstellungsfläche<br />

Mit dem «Ship Of Tolerance» wird die Stadt<br />

Zug zur Ausstellungsfläche, die Segelbilder<br />

regen zum Staunen und Nachdenken an. Damit<br />

dies möglichst flächendeckend erfolgen<br />

kann, braucht es auch das Mitwirken der Behörden.<br />

Kunsthaus-Kurator Matthias Haldemann:<br />

«Es war eine Freude, wie die Stadt Zug<br />

sich für dieses Projekt engagierte, sogar die<br />

offizielle Beflaggung der Stadt zeigt temporär<br />

Segeltuch-Malereien. Das gibt es sehr selten.»<br />

Ilya Kabakov sagte einst: «Ein Künstler<br />

sollte sich als Brücke der Kultur empfinden.<br />

Sich nicht nur für sein eigenes Leben<br />

und Handeln verantwortlich fühlen, sondern<br />

für die ganze Kultur.» Das ist ihm mit<br />

dem Projekt «Ship Of Tolerance» auf jeden<br />

Fall gelungen.<br />

Info<br />

Aktuell ist bis 13. <strong>Oktober</strong> mit dem «Ship of<br />

Tolerance» auch Zug Teil des internationalen<br />

Fortsetzungsprojekts – nach Venedig, Moskau,<br />

Sharjah, Siwa, St. Moritz, Havanna, Miami und<br />

New York. Gemeinsam mit dem Team der<br />

Kunstvermittlung und freiwilligen Helfern haben<br />

Kinder, Jugendliche und Erwachsene ihre Botschaften<br />

zu Toleranz und Respekt in gemalten<br />

Segelbildern manifestiert. Das «Kunsthaus<br />

Zug-Mobil» ist während der gesamten Ausstellungsdauer<br />

als Informations- und Diskussionsort<br />

am Alpenquai stationiert.<br />

Vom 22. bis 30. <strong>Oktober</strong> wird das «Ship of Tolerance»<br />

auch als Sonderschau an der Zuger Messe<br />

gezeigt. http://shipoftolerance.kunsthauszug.ch/


NEWS<br />

National & International<br />

11<br />

NEWS<br />

Gay-store.ch mit neuer Kollektion<br />

Jack is Back!<br />

Seit gut zwei Jahren existiert der Webshop<br />

gay-store.ch und war von Anfang an auf Erfolgskurs.<br />

Lars Petersohn, Inhaber des Stores:<br />

«Mittlerweile haben wir beinahe 2000<br />

Artikel auf Lager – welche wir direkt aus<br />

der Schweiz versenden.» Beliebte Labels wie<br />

«Pump» sind in beinahe allen Ausführungen<br />

und Grössen erhältlich, aber auch angesagte<br />

Marken finden den Weg in den Store:<br />

Neu hat der Shop beispielsweise das<br />

beliebte Label «Addicted» <strong>im</strong> Sort<strong>im</strong>ent.<br />

Die neue Kollektion des <strong>im</strong> Jahr 2009 in<br />

Barcelona gegründeten Labels überzeugt<br />

auch in der Herbstkollektion mit raffinierten<br />

Schnitten und bester Verarbeitung zu<br />

einem vernünftigen Preis. Aber nicht nur<br />

die Neuheiten von «Addicted» gibt’s zu entdecken,<br />

auch <strong>im</strong> Bereich Toys hat sich einiges<br />

getan. Da wären beispielsweise die<br />

Squirting Dildos von «King Cock». Was<br />

«Squirting» genau bedeutet kann man <strong>im</strong><br />

Wörterbuch nachschlagen oder – spannender<br />

– zusammen mit den neuen Kollektionen<br />

auf www.gay-store.ch entdecken.<br />

Fast zwei Jahre sind es mittlerweile bereits<br />

her, seit sich Jack das letzte Mal auf dem<br />

Dancefloor in Zürich hat blicken lassen, um<br />

so grösser ist natürlich die Freude, als er<br />

nun seine neuesten Pläne verriet. Pünktlich<br />

zum Beginn des <strong>Oktober</strong>s – also gerade<br />

be<strong>im</strong> Erscheinen dieser <strong>Cruiser</strong> Ausgabe –<br />

hat er sich wieder daran gemacht, das Zürcher<br />

Nachtleben zu erobern. Als Ort des<br />

Geschehens hat sich Jack das «Kaufleuten<br />

Backstage» ausgesucht, welches sich hoffentlich<br />

schon alleine aufgrund seiner verschiedenen<br />

Ebenen zum heissbegehrten<br />

«Place2Be» entwickeln wird.<br />

Welcome Back, Jack: Eine heisse Partysaison<br />

steht uns bevor.<br />

Übrigens: Die nächste Jack Party startet<br />

am 10. Dezember.<br />

www.jackcompany.com<br />

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<strong>Oktober</strong>fest<br />

IN DER MÄNNERZONE<br />

FR 21. OKTOBER<br />

SA 22. OKTOBER<br />

FR 28. OKTOBER<br />

SA 29. OKTOBER<br />

AB 21 UHR<br />

EINTRITT FREI<br />

MIT DEM SINGENDEN<br />

DIRNDL ROMY TRAVIS<br />

MAENNERZONE.COM<br />

BIER VOM FASS,<br />

WEISSWURST & BREZEL!<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


12<br />

KOLUMNE<br />

Bötschi klatscht<br />

Als mir George Michael auf<br />

die Füsse stand<br />

Mike Oldfield wollte mich mit einem Blick töten.<br />

George Michael stand mir auf die Füsse. Und<br />

Fidel Castro? Den traf ich zwe<strong>im</strong>al in Havanna.<br />

Genau, heute mache ich Namedropping.<br />

VON BRUNO BÖTSCHI<br />

S<br />

eit vier Tagen versuche ich, diese Kolumne<br />

hinzukriegen. Bis jetzt vergeblich.<br />

Morgen fliege ich in die Ferien<br />

(nach Spanien). Und gestern mailte auch<br />

noch Haymo Empl, der «<strong>Cruiser</strong>»-Chefredaktor,<br />

und fragte, wann er meinen Text erwarten<br />

könne.<br />

Gopferdorri, bisher konnte ich das<br />

<strong>im</strong>mer verhindern. Diesmal aber scheint<br />

es meine allerletzte Chance zu sein. In Folge<br />

anhaltender Ideenlosigkeit bleibt mir<br />

nichts anderes übrig: Namedropping!<br />

Namen von Promis <strong>im</strong> Dutzend abrufen –<br />

leichte Kost also.<br />

Momoll, ich könnte von Melanie<br />

Winiger erzählen und wie sie mich während<br />

des Zürcher Film Festivals aus ihrem<br />

Glas Prosecco trinken liess (und Stress, ihr<br />

damaliger Mann, grantig guckte). Oder davon,<br />

wie ich mit dem US-amerikanischen<br />

Schauspieler George Hamilton <strong>im</strong> VW<br />

Beatle durch Köln rollte.<br />

Oder von Philipp Tingler. Genau, dieser<br />

schreibende Muskelbulle. Er schnaubte<br />

<strong>im</strong> Fitnesscenter vor mir auf dem Stepper.<br />

Ich werde nie vergessen, wie er dabei seinen<br />

Mund weit geöffnet hielt – die Zufuhr von<br />

Frischluft war auf jeden Fall garantiert.<br />

Während Tingler schwitzte, seckelte<br />

ich hinter ihm auf dem Laufband. Es war<br />

also unvermeidbar, dass ich irgendwann<br />

auch seine Rückseite ansehen musste. Ich erschrak:<br />

Dort, wo sich bei normal gebauten<br />

Menschen der Hals befindet, bewegten sich<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

bei Tingler quer übereinanderliegende,<br />

schwitzende Würste (in der Grösse von drei<br />

St. Galler Bratwürsten).<br />

Nur: Den Tingler meine ich nicht. Und<br />

den Hamilton und die Winiger auch nicht.<br />

Wenn schon Namedropping, dann richtig<br />

deftig-heftig - mit very international and <strong>im</strong>portant<br />

people. Triple-AAA-Promis bitte!<br />

«Könnten Blicke töten, wäre<br />

ich mit 19 ermordet worden.»<br />

Könnten Blicke töten, wäre ich mit 19<br />

ermordet worden. Der englische Multiinstrumentalist<br />

Mike Oldfield flog <strong>im</strong> gleichen<br />

Flugzeug nach London. Ohne viel Aufsehen<br />

erregen zu wollen, schlich ich am Gate zu<br />

ihm hin und fragte, ob er mir eine Unterschrift<br />

geben könne, eine Freundin sei ein<br />

riesengrosser Fan seiner Musik. Resultat:<br />

siehe oben.<br />

Jahre später war ich zu einem Galadiner<br />

<strong>im</strong> Openair-Klub Tropicana in Havanna<br />

geladen. Fidel Castro hielt eine Rede. Ich<br />

sass ganz vorne bei der Bühne, keine zwei<br />

Meter vom Máx<strong>im</strong>o líder entfernt. Zum<br />

Glück hatte ich meine Kamera dabei. Ich<br />

knipste und knipste. Als Fidel von der Bühne<br />

ging, realisierte ich, dass ich ein grosser<br />

Dummkopf bin: Ich hatte vergessen einen<br />

Film einzulegen. Immerhin: Drei Jahre später<br />

traf ich Fidel ein zweites Mal in Havanna<br />

(mit Film).<br />

In Sydney lief mir in einem kleinen,<br />

verschrobenen Club morgens um fünf Uhr<br />

George Michael über den Weg. Er kam mit<br />

zwei Freunden gerade aus der Damentoilette.<br />

Nein, ich habe ihn nicht nach einem<br />

Autogramm gefragt. Ich habe gar nichts<br />

gesagt und auch nicht gestarrt (wie alle anderen<br />

<strong>im</strong> Club). Vielleicht hat er mich deshalb<br />

danach angemacht. Oder wieso stand<br />

er mir sonst während des Tanzens ständig<br />

auf die Füsse?<br />

Meine allererste Autogrammkarte<br />

bekam ich von einem Schweizer Triple-<br />

AAA-Promi. Nein, nicht von Roger Federer.<br />

Der war damals noch gar nicht auf der Welt.<br />

Ich rede von Heidi Abel. Sie war der Star des<br />

Schweizer Fernsehen in den 1970er und<br />

1980er Jahren. Es sind jetzt genau 30 Jahren<br />

her, dass die charismatische Fernsehfrau gestorben<br />

ist (wie schnell die Zeit vergeht).<br />

Abel gab in der Waro <strong>im</strong> St. Gallischen<br />

Wil eine Autogrammstunde, erzählten mir<br />

meine Eltern später. Wirklich daran erinnern<br />

kann ich mich nicht. Ich war drei. Aber<br />

in meinem Kinderz<strong>im</strong>mer hing jahrelang<br />

eine weisse Karte über dem Bett. Mit grüner<br />

Farbe war darauf notiert: «Für Bruno, in Liebe<br />

Heidi Abel.»<br />

In diesem Sinne wünsche ich einen liebevollen<br />

Herbst.<br />

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NEWS<br />

Update<br />

13<br />

NEWS<br />

EDU-Initiative: Keine «Ehe für alle» <strong>im</strong> Kanton Zürich?<br />

Eine Ehe von gleichgeschlechtlichen PartnerInnen<br />

ist vielen Konservativen <strong>im</strong>mer<br />

noch eine Horrorvorstellung. Die EDU will<br />

deswegen <strong>im</strong> Kanton Zürich diese Form der<br />

Ehe verbieten.<br />

Erst Anfang dieses Jahres scheiterte<br />

die CVP be<strong>im</strong> Versuch, mit ihrer Initiative<br />

«Für Ehe und Familie» die Ehe als Verbindung<br />

von Mann und Frau in der Bundesverfassung<br />

festzuschreiben, knapp. Jetzt<br />

versucht die EDU <strong>im</strong> Kanton Zürich das<br />

Gleiche noch einmal: Mit ihrer Initiative<br />

«Schutz der Ehe» zielt auch sie darauf ab,<br />

die Ehe als exklusives Recht von Hetero-<br />

Paaren zu definieren – diesmal in der<br />

Zürcher Kantonsverfassung. Und wieder<br />

geht es <strong>im</strong> Kern darum, queere Menschen<br />

zu diskr<strong>im</strong>inieren.<br />

Das Problem ist, dass gleichgeschlechtliche<br />

Paare in der Schweiz <strong>im</strong>mer noch nicht<br />

heiraten dürfen. Die eingetragene Partnerschaft<br />

weist gegenüber der Ehe diverse<br />

Schlechterstellungen auf, beispielsweise das<br />

Adoptionsverbot. Konservative werden <strong>im</strong>mer<br />

wieder versuchen, solche Ungleichheiten<br />

beizubehalten. Doch zunächst geht es darum,<br />

die EDU-Initiative zu Fall zu bringen. Dazu<br />

wurde das Komitee «Gemeinsam weiter Zürich»<br />

gegründet. Dem von den «Homosexuel-<br />

len Arbeitsgruppen Zürich» (HAZ) initiierten<br />

Komitee gehören LGBT-Organisationen<br />

sowie Parteien von links bis rechts an. Mit<br />

ihrer Arbeit baut das Komitee auf dem Erfolg<br />

der Kampagne «Gemeinsam weiter» vom<br />

Anfang des Jahres auf. Den Angriff der CVP<br />

konnte diese abwehren. Und auch diesmal<br />

stehen die Chancen gut: Gerade die fortschrittlichen<br />

ZürcherInnen haben die<br />

CVP-Initiative deutlich zurückgewiesen.<br />

Entscheidend ist nun, dass am 27. November<br />

wieder genügend von ihnen zur Abst<strong>im</strong>mung<br />

gehen. (Marco Fritschi)<br />

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14<br />

Kultur<br />

Buchtipp<br />

Vom allseitigen Verrat<br />

(an) der Liebe<br />

In unserer Rubrik «Buchtipp» stellen wir ausgewählte Bücher vor und sagen,<br />

ob diese lesenwert sind. Oder eben nicht.<br />

Von Birgit Kawohl<br />

F<br />

rancine Prose sagt, dass ihr die Idee<br />

zu ihrem neuen Roman gekommen<br />

sei, als sie das Foto «Lesbisches Paar<br />

<strong>im</strong> Le Monocle, 1932» des französischen Fotographen<br />

Brassai gesehen habe. Wer war<br />

die Frau, die dort <strong>im</strong> Herrenanzug, gross<br />

und kräftig anzuschauen, mit ihrer zarten<br />

Freundin sass? Bei Recherchen stiess sie auf<br />

die interessante Biographie der Französin<br />

Violette Morris (1893 – 1944), Sportlerin,<br />

Rennfahrerin, Lesbe, Landesverräterin. Auf<br />

diesem Hintergrund schafft Prose ein Sittenund<br />

Gesellschaftsgemälde Paris’ der ausge-<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

henden 20er Jahre bis in die Zeit des Zweiten<br />

Weltkriegs. Hierzu baut sie eine gewagte<br />

Struktur aus eigentlich mehreren literarischen<br />

Werken auf, die jeweils durch die Figuren<br />

und Handlungsorte miteinander verwoben<br />

sind.<br />

Spannender Perspektivenwechsel<br />

Durch die Perspektivwechsel eröffnet sich<br />

die grosse Chance, den Leser Handlungen<br />

und Ereignisse multiperspektivisch erleben<br />

zu lassen. Das, was zum Beispiel in der<br />

US-Fernsehserie «The Affair» sensationell<br />

gelingt, wirkt hier nicht überzeugend, da<br />

zwar jede Figur etwas zum Geschehen<br />

beiträgt, daraus aber keine wirklichen<br />

Reibungspunkte entstehen. Letztendlich<br />

sind es auch zu viele Fäden, die der Leser<br />

über 500 Seiten in den Händen halten muss.<br />

Buchrezension<br />

In unserer Rubrik «Buchtipp» stellen wir<br />

ausgewählte Bücher vor und sagen, ob diese<br />

lesenwert sind. Oder eben nicht.


Andererseits kann man <strong>im</strong>mer wieder<br />

in die Künstler- und (fast) Unterwelt<br />

eintauchen und das Lebensgefühl erleben,<br />

dass in der überraschend freizügigen Zeit<br />

zwischen den Weltkriegen in Städten wie<br />

Berlin oder eben Paris herrschte. Neben<br />

dem allgegenwärtigen Problem des Überlebens<br />

in Zeiten von Inflation und drohendem<br />

Krieg, ist die Liebe oder das, was die<br />

Figuren dafür halten bzw. daraus machen,<br />

das zentrale Thema des Romans. Sexuelle<br />

Orientierung wird in vielen Fällen sehr variabel<br />

gehandhabt. Lou (Violette Morris)<br />

lernt hier, dass sie, die <strong>im</strong>mer mit ihrem<br />

männlichen Körper und Verhalten aufgefallen<br />

ist, nichts Aussergewöhnliches ist.<br />

Andererseits sieht man aber auch, dass sexuelle<br />

Orientierung verleugnet wird,<br />

wenn’s z.B. finanzielle Vorteile bringt.<br />

Richtig glücklich wirkt daher langfristig<br />

keine der Figuren, da trotz der scheinbaren<br />

Freiheiten <strong>im</strong>mer wieder Kompromisse<br />

eingegangen werden (müssen). Und da<br />

fühlt sich der Leser ganz schnell in die Gegenwart<br />

katapultiert.<br />

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CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


16<br />

KOLUMNE<br />

Thommen meint<br />

«Wir sind doch<br />

alle Menschen?»<br />

Ich weiss nicht, wem der Gedanke gekommen ist, die Schwulenemanzipation<br />

«mit Buchstaben zu behängen». Ein Analyseversuch.<br />

VON PETER THOMMEN<br />

W<br />

arum fehlen daran eigentlich die<br />

Buchstaben der Heteros und Heteras?<br />

Das kann mir auch keineR<br />

erklären. Denn sie gehören ja auch dazu!<br />

Es ist mir unerklärlich, eine Ansammlung<br />

von Buchstaben und Sternchen zu kreieren,<br />

die sich alle ausserhalb der «Normalen»<br />

ansammeln! Vor allem <strong>im</strong> Hinblick<br />

auf die «gebetsmühlenartig» verbreitete<br />

Hetero/a-Freundlichkeit.<br />

Verschiedene Widersprüche tun sich<br />

auf zwischen Geschlechtern und Gendern.<br />

Politisch soll das einfach übertüncht werden?<br />

Ganz zu schweigen von den Problemen,<br />

die Schwule nur schon mal mit sich selbst<br />

haben. Die soziale Gleichwertigkeit fängt bei<br />

Mann und Frau an. Wir sollen nicht alle<br />

«gleich» werden, sondern Verschiedene –<br />

gleichwertig. Das ist eine gedanklichkulturelle<br />

Leistung. Ob die dann alle in die<br />

geöffnete Ehe passen, die sie historisch<br />

ja erst zu Gleichen machen sollte, wage ich<br />

zu bezweifeln.<br />

Eigentlich sollte das Wohlergehen von<br />

Menschen <strong>im</strong> Interesse derjenigen sein, die<br />

sie gezeugt, getragen und geboren haben. Es<br />

gibt kein Recht auf «Rückgabe an ein Versandhaus».<br />

Mir fällt auf, dass jetzt alle einfach<br />

zu den Schwulen und Lesben «geschickt»<br />

werden, statt dass sich Mann und<br />

Frau ihrer selbst ann<strong>im</strong>mt. Sehr «homofreundlich»<br />

ist das nicht gerade.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

Ich halte nichts von einer stillschweigenden<br />

politischen Korrektheit. Widersprüche<br />

müssen benannt und zumindest verstanden<br />

werden. Schwule werden nie<br />

politisch korrekt sein, aber sie müssen sich<br />

damit abfinden können. Anpassung in äusseren<br />

Formen bringt nicht wirklich etwas.<br />

Ich lasse mich aber auch nicht davon<br />

abbringen, mich für die Rechte anderer einzusetzen.<br />

Aber es muss mir klar sein, warum<br />

ihnen diese vorenthalten werden. Darum<br />

lohnt es sich, in die Geschichte zu schauen,<br />

um Antworten zu finden. Immer wieder<br />

sehe ich Verständnislosigkeit als Reaktion<br />

bei Schwulen, wenn sie diskr<strong>im</strong>iniert werden.<br />

Aus der Situation allein lassen sich aber<br />

keine intelligenten Antworten ableiten.<br />

«Ich halte nichts von<br />

einer stillschweigenden<br />

politischen Korrektheit.»<br />

Gemäss einem Video-Interview mit<br />

dem Besitzer eines Zürcher Pubs war der<br />

Grund für den Hinauswurf zweier Männer<br />

darin begründet, dass sie über eine gewisse<br />

Normalität (Kuss sei ok) hinausgegangen seien.<br />

In Gaybars gibt es durchaus Heteros, die<br />

das auch tun, entweder spontan oder auch<br />

provokativ. Das Entscheidende daran ist, mit<br />

welchen Kriterien das beurteilt wird …<br />

Int<strong>im</strong>itäten zwischen Frauen machen<br />

keinen Hetero wütend und ich weiss von keinen<br />

Frauen, die sich dann auf sie stürzen<br />

würden. In den Schritt langen sich Männer<br />

normalerweise nicht, ausser sie wollen das<br />

wirklich und das gibt in einem Gaylokal keine<br />

Probleme. Ganz anders unter Heteros.<br />

Männer würden das gerne bei Frauen tun,<br />

oder es sich von Frauen antun lassen. Ersteres<br />

ist sozial problematisch und meist öffentlich<br />

unerwünscht. Und nun sind wir mitten<br />

<strong>im</strong> Sexismus der Gesellschaft angekommen.<br />

Männer können noch <strong>im</strong>mer nicht auf Augenhöhe<br />

miteinander int<strong>im</strong> werden. Wir<br />

Schwulen können uns dem nicht entziehen.<br />

Darum ziehen wir uns in eigene Räume zurück,<br />

die doch keiner mehr so richtig will.<br />

Wir haben vergessen, dass wir <strong>im</strong>mer<br />

noch in einer von Scham gesteuerten Gesellschaft<br />

leben. Das zeigt die erhitzte Burka-<br />

Diskussion. Die Scham besetzt aber auch<br />

ganz andere Ecken unseres Lebens, wie den<br />

Umgang unter Männern.<br />

LondonJames hat das schön formuliert<br />

in seinem Anliegen für die Homo-Ehe:<br />

«… heisst es in den Akten schlicht und einfach:<br />

verheiratet. Dann braucht es weder ein<br />

coming out am Arbeitsplatz oder sonstwo.<br />

Man wird nicht blossgestellt.» (1)<br />

Nun gibt es auch Menschen, die sich<br />

für Andersgeartete schämen. Sie bedrohen<br />

deren eigenen Zusammenhalt – hier den Heterosexismus.<br />

Und es gibt auch Andersgeartete,<br />

die sich «fremdschämen» – wegen derer,<br />

die sich eventuell schämen könnten …<br />

Ich vermute, dass damit Kuss-Aktionen nur<br />

an der Oberfläche gekratzt wird.<br />

1) In einem Posting auf Blick online<br />

vom 1. September 2015


Kultur<br />

Pink Panorama<br />

17<br />

15 Jahre lesbischwules Filmfestival<br />

in Luzern<br />

Vom 10. bis 16. November <strong>2016</strong> findet <strong>im</strong> stattkino<br />

Luzern die 15. Ausgabe des lesbischwulen Filmfestivals<br />

«PinkPanorama» statt. Das Filmprogramm<br />

wird <strong>im</strong> Jubiläumsjahr mit einer Ausstellung in der<br />

Kunsthalle ergänzt. Das Motto «vis-à-vis» zieht sich<br />

dabei wie ein roter Faden durchs Festival.<br />

Z<br />

um 15. Geburtstag hat sich der Verein<br />

«PinkPanorama» etwas Spezielles<br />

einfallen lassen. Beispielsweise<br />

findet vom 10. – 20. November <strong>2016</strong> in der<br />

Kunsthalle Luzern eine Ausstellung statt;<br />

Kunstschaffende aus der Region, aber auch<br />

national und international bekannte Persönlichkeiten<br />

haben sich mit dem Thema «vis-àvis<br />

– dem Gegenüber einen Rahmen geben»<br />

auseinandergesetzt. Mittels Bildern, ➔<br />

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18<br />

Kultur<br />

Pink Panorama<br />

Installationen und Filmen thematisieren sie<br />

auf kreative Art die Begegnung mit dem<br />

Gegenüber.<br />

Bollywood-Film zur Eröffnung<br />

Das Filmfestival wird mit «Life is a Moment»<br />

(Norwegen 2015), einer Schweizer Erstaufführung,<br />

eröffnet. Das Bollywood-Melodrama,<br />

welches <strong>im</strong> norwegischen Outback<br />

spielt, liefert neben einer witzigen Story<br />

zahlreiche mitreissende Songs.<br />

Das «PinkPanorama» wartet mit zwei<br />

Vorpremieren auf: «Quand on a 17 ans»<br />

(Frankreich <strong>2016</strong>) spielt in einem französischen<br />

Bergdorf und zeigt das Wechselbad<br />

von Anziehung und Ablehnung zweier<br />

junger Männer. Der Dokumentarfilm<br />

«Mapplethorpe: Look at the Pictures» (USA/<br />

Deutschland <strong>2016</strong>) beleuchtet das das<br />

Schaffen des schwulen Fotografen Robert<br />

Mapplethorpe, der mit seinen erotischen<br />

Darstellungen, Blumen und Porträts weltberühmt<br />

wurde.<br />

Golden Globe Nominierung<br />

Im Film «Grandma» von Pete Weit (USA<br />

<strong>2016</strong>) klappert die exzentrische Dichterin<br />

Elle (Lily Tomlin) mit ihrer Enkelin Sage<br />

sämtliche alten Freunde und Ex-Liebschaften<br />

ab, um das Geld für Sages Abtreibung<br />

zusammenzukriegen. Für ihre erste lesbische<br />

Rolle mit <strong>im</strong>merhin 75 Jahren wurde<br />

die lesbische Schauspielerin Lily Tomlin für<br />

eine Reihe von Filmpreisen nominiert, darunter<br />

auch für den Golden Globe.<br />

Der Film «Three Generations» (USA<br />

<strong>2016</strong>) mit Susan Sarandon wird als Schweizer<br />

Erstaufführung gezeigt und handelt von<br />

einer jungen New Yorkerin, die das Leben<br />

als Frau hinter sich lassen will und eine Geschlechtsanpassung<br />

wagt.<br />

Menschenrechte und Podium<br />

«PinkPanorama» engagiert sich seit der Geburtsstunde<br />

vor 15 Jahren stark für die Menschenrechte.<br />

Der Dokumentarfilm «Abominable<br />

Cr<strong>im</strong>e» (Jamaika/USA 2013) begleitet<br />

homosexuelle Menschen in Jamaika und<br />

thematisiert so Gewalterfahrungen, Angst<br />

und soziale Entwurzelung.<br />

Be<strong>im</strong> traditionellen Podium unterhält<br />

sich Sonja Hasler mit einer Dirigentin, einem<br />

Künstler und einer Filmemacherin zum<br />

Motto «vis-à-vis».<br />

Vorpremiere: «Quand on a 17 ans», ein französisches Filmdrama von André Téchiné.<br />

«Life Is A Moment»: (Gay) Bollywood in Norwegen.<br />

Info<br />

Das lesbischwule Filmfestival «PinkPanorama»<br />

findet vom 10. bis 16. November <strong>2016</strong> <strong>im</strong><br />

stattkino am Löwenplatz <strong>im</strong> Bourbaki-<br />

Panorama in Luzern statt. Die diesjährige<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

Jubiläumsausgabe steht unter dem Motto<br />

«vis-à-vis: dem Gegenüber einen Rahmen<br />

geben». «PinkPanorama» existiert seit<br />

2002 und wird vom gleichnamigen Verein<br />

getragen. Auch dieses Jahr besteht das<br />

Organisationsteam aus sieben Personen,<br />

die alle ehrenamtlich arbeiten. Alle Infos auf<br />

www.pinkpanorama.ch


KOLUMNE<br />

Mirko!<br />

19<br />

Nur nicht vom eigenen Spiegelbild<br />

erschrecken<br />

lassen!<br />

In der S3 zur Arbeit macht sich Mirko Gedanken<br />

über sein Spiegelbild, den Umgang unter uns<br />

Schwulen und weshalb man nicht <strong>im</strong>mer nett<br />

sein kann.<br />

VON Mirko<br />

D<br />

a sitz ich also jeden Morgen <strong>im</strong> Zug,<br />

meistens in der S3 zur Arbeit. Voller<br />

Zug, aber jeder über sein Handy gebeugt<br />

oder dann hinter diesem einen Gratisblatt<br />

versteckt. Da, wo meine Eltern herkommen,<br />

reden die Leute miteinander, ist<br />

mir gerade wieder in den Ferien aufgefallen.<br />

Ja, vor sieben morgens wahrscheinlich<br />

auch weniger. So geh ich auch durch dieses<br />

Gratisblatt und staune: Schweizer Jungs<br />

sind eifersüchtig auf uns, weil wir cooler<br />

sind. Ja klar sind wir cool. Wir müssen ja<br />

auch nicht sitzen zum Pissen, wie die armen<br />

Švicarski. He, geht gar nicht. Kann<br />

sich jemand vorstellen, dass ein Schweizer<br />

mit rosa T-Shirt macho aussieht? Ich nicht.<br />

Bei uns klappt das. LOL.<br />

Aber warum sind Schweizer eifersüchtig,<br />

wenn wir cool sind? Logisch sehen wir<br />

geil aus. Isch harti Arbeit, das. Aber freut<br />

euch doch, dass ihr was Schönes zu sehen bekommt.<br />

Wir tun’s ja auch für euch. Ja, auch<br />

für uns, natürlich. Ich muss ja schliesslich<br />

am Morgen als Erstes uf lääre Mage mich<br />

selbst <strong>im</strong> Spiegel aaluege. Und wenn der <strong>im</strong><br />

Spiegel Scheisse aussieht, dann wär’s das<br />

dann auch gewesen für diesen Tag. Also besser<br />

am Aussehen rumwerkeln. Dafür ist’s<br />

mir auch wert, dass ich meine Freizeit <strong>im</strong><br />

Fitness verbringe und jeden Samstag zum<br />

Frizer renne.<br />

So denke ich dann in der S3 schon<br />

etwa: Gut, dass mich nicht der da rechts<br />

oder der Andere zwei Abteile weiter aus dem<br />

Spiegel aagluegt hat heute Morgen. Das wär<br />

gar nöd gange. Bös, he? Ich kenn’ die bitchy<br />

Bemerkungen in der Szene. Zu klein, zu<br />

dick, zu alt, z wiiblich. Ja klar. Immer bin<br />

ich denn au nöd nett, chasch gloube! Ich hab<br />

auch schon laut gesagt, was ich da eben vorhin<br />

in der S3 nur gedacht habe. Immer nett<br />

sein, das wäre auch uncool, also bin ich auch<br />

öfters grob. Ich weiss, das ist Scheisse, aber<br />

«Immer nett sein, das wäre<br />

auch uncool, also bin<br />

ich auch öfters grob.»<br />

gehört auch irgendwie zum Leben. Ich muss<br />

auch einstecken. Blöd angemacht wurde ich<br />

auch schon und es gab’s auch schon, dass ich<br />

dann einen Tag lang oder wenigstens ein<br />

paar Minuten mich selbst down fühlte.<br />

Auch das gehört zum Leben.<br />

Immer nätt si, ist halt wie sitzen zum<br />

Pissen. Uncool. Wenn einer ein Asshole ist,<br />

dann sag ich das auch und wenn einer mir<br />

blöd kommt, dann kriegt er was zurück.<br />

Doch isch es au nöd cool, überhaupt<br />

nöd, <strong>im</strong> Stehen absichtlich neben das Klo zu<br />

pissen. Das ist etwa sgliiche wie blödi Sprüch<br />

zmache, nur um eine abezmache. Wie gseit,<br />

ich muss mir ja am Morgen <strong>im</strong> Spiegel in<br />

mein eigenes Gesicht schauen. Und ich sehe<br />

nicht besser aus, nur weil ich jemanden zur<br />

Sau gemacht habe. Wenn dir aber der <strong>im</strong><br />

Spiegel nicht gefällt, bin i nöd schuld. ¬– Na<br />

ja, ausser vielleicht, weil du von mir gerade<br />

einen frechen Spruch an den Kopf gekriegt<br />

hast. Aber sogar dann musst du letschtändlich<br />

mit dir selber klarkommen.<br />

Ab und zu stehe ich dann vor dem<br />

Spiegel, check meine Augenbrauen, drück<br />

meine Haare in Form und dann denke ich:<br />

Während ich mich hier zurechtmache und<br />

viel Zeit brauche... diese Zeit nutzt der andere,<br />

den ich schräg angeschaut habe, weil der<br />

komplett aus der Form geraten ist, um Sex zu<br />

haben. Der macht jetzt grad einen Typen<br />

klar und ich zupfe mir meine Brauen. Beides<br />

cool, für mich st<strong>im</strong>mt’s, ich hoffe für den andern<br />

auch.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


20<br />

Fingerfertig<br />

<strong>Cruiser</strong> kocht<br />

Wie man eine<br />

Diva bändigt<br />

Neu kochen wir <strong>im</strong> <strong>Cruiser</strong>! In der Küche gibt es Zutaten, die dem<br />

Koch nicht gleich be<strong>im</strong> ersten Mal ihr köstliches Gehe<strong>im</strong>nis preisgeben.<br />

Eine kleine Rezept-Geschichte.<br />

VON Nihat Yasartürk<br />

A<br />

uberginen sind die Diven der Gemüsewelt.<br />

Nicht einfach <strong>im</strong> Handling,<br />

aber mit einem unvergleichlichen<br />

geschmacklichen Reichtum. Wie es<br />

sich für eine Diva gehört, braucht es ein paar<br />

Arbeitsschritte, bis sich die Aubergine in<br />

ihrer Fülle offenbart. Dafür verlängert sie als<br />

Protagonistin dieses Gerichts das Sommergefühl<br />

in der Küche.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

Zutaten<br />

2 Auberginen, in 5mm dicke Scheiben<br />

geschnitten Knoblauchzehen nach Bedarf,<br />

geschält<br />

400g Tomaten, geschält und in Würfel<br />

geschnitten<br />

Basilikumblätter, in feine Streifen<br />

geschnitten<br />

Olivenöl, Balsamico, Bio-Zitrone,<br />

Oregano, Salz, Pfeffer<br />

Zubereitung<br />

Auberginenscheiben salzen und 30 Min.<br />

ruhen lassen. Anschliessend mit Haushaltpapier<br />

trocken tupfen.<br />

Knoblauchzehe <strong>im</strong> Olivenöl erhitzen und<br />

Auberginenscheiben nach und nach<br />

goldbraun anbraten. Knoblauchzehe<br />

ersetzen, sobald sie stark braun wird.<br />

Auberginenscheiben, Tomatenwürfel und<br />

Basilikum mischen. Mit Olivenöl, Balsamico,<br />

abgeriebener Zitronenschale, Oregano, Salz<br />

und Pfeffer nach Belieben abschmecken.


Fingerfertig<br />

<strong>Cruiser</strong> kocht<br />

21<br />

Erster Schritt: Salz als Entfeuchtungskur für die divenhaften Auberginen.<br />

Info<br />

Nihat organisiert seit gut vier Jahren Kochkurse<br />

für einen guten Zweck, u.a. für Schulkinder<br />

in der Türkei. Und er ist als Störkoch<br />

oder als Caterer an privaten und geschäftlichen<br />

Anlässen unterwegs. «Daneben» drückt er<br />

als angehender Gymnasiallehrer seit Kurzem<br />

wieder die Schulbank.<br />

Die nächsten Kochkurse<br />

– Sonntag, 30. <strong>Oktober</strong> Römisch-türkisch<br />

– Mittwoch, 16. November türkische Mezze<br />

– Sonntag, 27. November türkische<br />

Wintergerichte<br />

Auberginen, Tomaten, Basilikum und Olivenöl zaubern den Sommer zurück an den Tisch.<br />

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22<br />

NEWS<br />

National & International<br />

NEWS<br />

Vormerken: Der schwule Männerchor <strong>im</strong> November<br />

Im Herbst <strong>2016</strong> singt der schmaz das zweite<br />

Mal gemeinsam mit dem Konzertchor<br />

Singkreis Egg. Zusammen widmen sich die<br />

beiden Chöre in dem spannungsreichen Programm<br />

«Stabat Mater et magis» dem Thema<br />

«Bühnenwerk und/oder Kirchenmusik».<br />

Der Gesang öffnet Türen, ermöglicht<br />

Begegnungen an Orten und in Umgebungen,<br />

wo Schwulsein auch heute noch nicht zu<br />

einer gesellschaftlichen Realität geworden<br />

ist. Mit ihm bauen sich Vorurteile ab und<br />

Brücken auf.<br />

Mit vier renommierten jungen Solist*innen<br />

und dem Orchester «La Chapelle<br />

Ancienne» bringen die rund 100 Sänger*innen<br />

unter der Leitung von Ernst Buscagne<br />

Auszüge aus Gioachino Rossinis Oper<br />

«Tancredi», Giuseppe Verdis «Stabat Mater»<br />

und als Hauptwerk Rossinis «Stabat<br />

Mater» zur Aufführung: Am Samstag,<br />

12. November <strong>2016</strong> in der Reformierten<br />

Kirche Zürich Oberstrass sowie am darauf<br />

folgenden Sonntag in der Reformierten<br />

Kirche Egg ZH.<br />

«Wir als schmaz freuen uns über inzwischen<br />

mehr als 25 Jahre Brückenbau<br />

<strong>im</strong> Rahmen unserer Möglichkeiten. Die<br />

Zusammenarbeit mit dem Chor aus dem<br />

Zürcher Oberland und die damit verbun-<br />

denen Auftritte sind für uns weitere wichtige<br />

Bausteine dieses Brückenbaus», so die<br />

Jungs vom «schmaz».<br />

www.schmaz.ch<br />

Aidshilfe Schweiz an neuer Location<br />

Mathias, Andi und Fabienne von der Aidshilfe Schweiz haben sich <strong>im</strong> neuen Grossraumbüro<br />

bestens eingelebt.<br />

Nach über 20 Jahren an der Konradstrasse<br />

hat das Team von der Aidshilfe<br />

Schweiz ein neues Domizil be<strong>im</strong> Helvetiaplatz<br />

gefunden. Ein Grossraumbüro erlaubt<br />

den direkten Austausch untereinander. «Wir<br />

sind hier noch näher an der Szene», stellt<br />

Andreas Lehner, stellvertretender Geschäftsführer,<br />

fest. «Der Umzug war stressfreier<br />

als gedacht, wir hatten in zwei Tagen<br />

die Büros komplett gezügelt.» In den 20 Jahren<br />

am alten Ort haben sich viele Unterlagen<br />

und Dokumente angesammelt, diese können<br />

am neuen Ort, wo der Platz etwas beschränkter<br />

ist, nicht mehr gelagert werden.<br />

«Wir sind extrem froh, dass das Staatsarchiv<br />

die fachgerechte Archivierung übernommen<br />

hat und wichtige Dokumente so auch interessierten<br />

Personen öffentlich zugänglich gemacht<br />

werden», so Andi Lehner weiter. Für<br />

die Community ändert sich durch den<br />

Standortwechsel nichts, die Ansprechpersonen<br />

bleiben die gleichen.<br />

www.aids.ch<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


NEWS<br />

National & International<br />

23<br />

Cranberry-Barkeeper Reto Caduff gewinnt Award<br />

Reto Caduff hat an den Schweizer Cocktailmeisterschaften<br />

gewonnen, und zwar – passend<br />

zu seiner Tätigkeit in der Cranberry-<br />

Bar – in der Kategorie «After Dinner». Dass<br />

er fantastische Drinks mixen kann, ist den<br />

meisten bereits nach dem ersten Besuch <strong>im</strong><br />

Cranberrys klar.<br />

Der 37-Jährige Barkeeper arbeitet seit<br />

neun Jahren in der angesagten Bar in Zürich<br />

und hat zuvor schon einige Preise gewonnen,<br />

beispielsweise wurde er «Barkeeper<br />

Of The Year» <strong>im</strong> Jahr 2010. Sein Beruf<br />

ist, so Reto, effektiv eine «Berufung». «Ich<br />

liebe den Kontakt zu den Gästen, ich mag<br />

die Arbeitszeiten und die damit verbundene<br />

Abwechslung und letztendlich ist es natürlich<br />

auch toll, dass ich <strong>im</strong> Cranberry<br />

wirken und walten kann, ohne dass meine<br />

Chefs gleich «nein» sagen», schmunzelt der<br />

attraktive Barkeeper. Die Bar Awards wurden<br />

in der Eventlocation «Chicago 1928» in<br />

Zürich-Oerlikon durchgeführt und die<br />

Trophäe gilt als die renommierteste Auszeichnung<br />

in der Schweizer Barszene.<br />

<strong>Cruiser</strong> gratulliert Reto herzlich!<br />

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24<br />

SERIE<br />

Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />

Schwuler Konkursverwalter<br />

eines Kaiserreiches<br />

Für den letzten Kanzler des Deutschen Kaiserreiches, Prinz Max von Baden,<br />

stand gegen Ende 1918 fest: Der Kaiser, der Schuldige an der Niederlage <strong>im</strong><br />

Ersten Weltkrieg, musste abdanken. Doch da stellte sich die Kaiserin quer. Sie<br />

war entschlossen, die Schwachstelle von Max auszunutzen: seine Homosexualität.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


SERIE<br />

Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />

25<br />

VON ALAIN SOREL<br />

A<br />

ls das Deutsche Kaiserreich als Grossmacht<br />

ausgeschaltet wurde, weil es<br />

den von 1914 bis 1918 dauernden Ersten<br />

Weltkrieg verloren hatte und sich auch<br />

innenpolitisch eine neue Epoche ankündigte,<br />

wurde Prinz Max von Baden gerufen, einen<br />

Ausweg zu finden. Er gelangte an eine Schaltstelle<br />

der Macht <strong>im</strong> Staat. Ein Schwuler bekam<br />

die Möglichkeit zu gestalten, seinem<br />

Land eine neue Richtung vorzugeben.<br />

Letztes Aufgebot<br />

Prinz Max von Baden (1867 bis 1929) war der<br />

letzte Reichskanzler von Kaiser Wilhelm II.<br />

Dass es danach keinen kaiserlichen Reichskanzler<br />

mehr geben würde, konnten beide<br />

nicht wissen. Der Monarch hoffte selbstverständlich<br />

darauf, in Amt und Würden zu<br />

bleiben und noch viele Regierungschefs berufen<br />

zu können. Aber seine Zeit war abgelaufen.<br />

Wilhelm II. hatte sein Land in den<br />

Krieg geführt und eine verhängnisvolle Rolle<br />

gespielt. Jetzt diktierten die Sieger, zu denen<br />

die USA und Grossbritannien gehörten,<br />

die Bedingungen. Der Waffenstillstand und<br />

damit die deutsche Kapitulation waren unvermeidlich<br />

geworden.<br />

Der deutsche Kaiser, der auch König<br />

von Preussen war, berief Max von Baden am<br />

3. <strong>Oktober</strong> 1918 zum Reichskanzler. Dass<br />

sich der Kaiser zu diesem Schritt entschloss,<br />

war eigentlich ein Zeichen der Schwäche.<br />

Wäre er noch auf dem Höhepunkt seiner<br />

Macht gewesen, hätte er Max von Baden<br />

wohl kaum ernannt. Einerseits nicht, wie die<br />

Forschung ann<strong>im</strong>mt, wegen dessen homosexueller<br />

Veranlagung (von der ein kleiner innerer<br />

Zirkel wissen musste), anderseits war<br />

Max von Baden auch politisch zweifellos<br />

nicht nach Wilhelms Geschmack. Max galt<br />

als liberal, aufgeschlossen und moderat in<br />

seinen Ansichten.<br />

Aber die bisher tonangebenden Kreise<br />

an Hof und <strong>im</strong> Militär hofften, Max von Baden<br />

würde Brücken schlagen zur gemässigten<br />

Opposition, diese einbinden in eine Regierung<br />

der nationalen Einheit und<br />

aussenpolitisch genügend Ansehen besitzen,<br />

um ein bestmögliches Friedensabkommen<br />

für das Reich – und sie selbst – zu erreichen.<br />

Notfalls halt auch mit einem Regierungschef,<br />

der schwul war und nicht durchs Band<br />

konservativ dachte.<br />

Eine Ehe als grosses Opfer<br />

Wobei Max von Baden unter Preisgabe innerer<br />

Freiheit gesellschaftliche Konventionen<br />

und Traditionen durchaus beachtete, wie<br />

seine persönliche Lebensproblematik beweist.<br />

Er, der seine erotischen Begehren in ➔<br />

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CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


26<br />

SERIE<br />

Homosexualität in Geschichte & Literatur<br />

Prinz Max von Baden, letzter kaiserlicher<br />

Reichskanzler.<br />

Kaiser Wilhelm II war von 1888 bis 1918 letzter Deutscher Kaiser und König von Preussen.<br />

der Jugend vollauf ausgelebt hatte, stellte die<br />

Erwartungen der Dynastie des Grossherzogtums<br />

Baden, zu der er gehörte, über seine sexuelle<br />

Selbstbest<strong>im</strong>mung. Weil die Ehe seines<br />

Vetters, des Grossherzogs Friedrich II., kinderlos<br />

geblieben war, sah er sich selbst «in der<br />

Pflicht», für die Fortsetzung der Dynastie zu<br />

sorgen. Also wahrte er den Schein und ging<br />

Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts eine<br />

Ehe ein.<br />

Was ihn dieses Opfer innerlich gekostet<br />

haben muss, kann man nur erahnen. Der<br />

Historiker Lothar Machtan hat sich in seiner<br />

neu erschienenen Biographie über Prinz Max<br />

von Baden eingehend mit diesem Aspekt auseinandergesetzt.<br />

Immerhin starb die Dynastie<br />

nicht aus: Max wurde Vater einer Tochter<br />

und eines Sohnes und jede Generation hatte<br />

neue Nachkommen.<br />

«Also wahrte er den Schein<br />

und ging eine Ehe ein.»<br />

Die Familie lebt heute in einem<br />

Deutschland, das eine stabile, gefestigte Demokratie<br />

ist – und es trotz vieler aktueller<br />

Anfechtungen auch bleiben wird. In einem<br />

Deutschland, in dem Homosexuelle sich<br />

outen, öffentlich Karriere machen und Aussenminister,<br />

Bundestagsabgeordnete und<br />

Bürgermeister werden können. Davon war<br />

das Deutschland von 1918 weit entfernt.<br />

Der neue Kanzler, der – Sozialdemokraten<br />

in seine Regierung aufgenommen hatte,<br />

versuchte nun, zu retten, was zu retten war.<br />

Der Kaiser kam von zwei Seiten her in<br />

Bedrängnis. Der amerikanische Präsident<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

Woodrow Wilson, sagte den Deutschen<br />

deutsch und deutlich: keine Zukunft mit dem<br />

bisherigen Personal ganz zuoberst. Fort mit<br />

Wilhelm. Und dann brach die Novemberrevolution<br />

aus und erfasste das ganze Land. Eine<br />

Revolution verlangt einen Umsturz.<br />

Die Kaiserin am Apparat<br />

Da nun, da war Max von Baden bereit, das<br />

Heft des Handelns in die Hand zu nehmen<br />

und die Abdankung Wilhelms herbeizuführen.<br />

Aber da funkte ihm, wie Historiker<br />

Machtan vermutet, seine Homosexualität<br />

dazwischen – in Gestalt einer Frau. Demnach<br />

drohte Kaiserin Auguste Viktoria telefonisch<br />

damit, Informationen über das Int<strong>im</strong>leben<br />

von Max öffentlich zu machen,<br />

wenn er Wilhelm zur Abdankung zwinge.<br />

Max war verletzlich in diesem Bereich. So ist<br />

es plausibel, wenn sein Nervenzusammenbruch<br />

darauf zurückgeführt wird. Er fiel<br />

mehrere Tage aus und mit ihm seine Regierung,<br />

die gerade jetzt rund um die Uhr hätte<br />

handeln sollen.<br />

Doch zurück <strong>im</strong> Amt wuchs Max über<br />

sich hinaus. Ein Schwuler wurde nicht, zu einem<br />

Opfer, einem Getriebenen, einem Verfolgten,<br />

sondern löste selber einen Staatsstreich<br />

aus – in Form eines Fait accompli. Am<br />

9. November 1918 stellte der Reichskanzler in<br />

einer Erklärung die Monarchie vor vollendete<br />

Tatsachen. «Der Kaiser und König hat sich<br />

entschlossen, dem Throne zu entsagen. Der<br />

Reichskanzler bleibt noch so lange <strong>im</strong> Amte,<br />

bis die mit der Abdankung des Kaisers, dem<br />

Thronverzicht des Kronprinzen des Deutschen<br />

Reiches und von Preussen und der Einsetzung<br />

der Regentschaft verbundenen Fragen<br />

geregelt sind.»<br />

Zwei Sätze genügten, um einen Kaiser<br />

und dessen Sohn zu stürzen, Wilhelm II. und<br />

sein Sohn, konnten nichts anderes mehr tun,<br />

als Abdankung und Thronverzicht effektiv<br />

nachzuliefern. Durch den Schritt von Max<br />

wurde der 9. November 1918 historisch. Einen<br />

W<strong>im</strong>pernschlag lang hatte er ein Rendezvous<br />

mit der Geschichte. Er hätte es verlängern<br />

können, hätte es in der Hand gehabt, in<br />

einer turbulenten Übergangszeit als Reichsverweser<br />

seinem verwirrten Land Ruhe zu<br />

geben und es zusammen mit Männern wie<br />

dem späteren grossen Staatsmann Friedrich<br />

Ebert in eine parlamentarische Demokratie<br />

zu führen. Ein pluralistischer Mehrparteien-<br />

Staat war ihm allerdings suspekt, dafür hätte<br />

er wirklich liberal werden müssen. Aber so<br />

warf er alles weg, legte die Reichskanzlerschaft<br />

noch an diesem 9. 11. nieder und meldete<br />

sich aus der Politik ab. Doch er löste eine<br />

Kettenreaktion an Ereignissen aus; noch gleichentags<br />

wurde die Republik ausgerufen.<br />

In Deutschland blieb das nationalistischmilitaristische<br />

Obrigkeitsdenken aber noch<br />

lange bestehen, es nährte Intoleranz und Fanatismus<br />

und auch Homosexuelle sollten<br />

deswegen noch einen hohen Preis zu bezahlen<br />

haben.<br />

Homosexualität in Geschichte<br />

und Literatur<br />

Mehr oder weniger versteckt findet sich das<br />

Thema Männerliebe in der Weltgeschichte,<br />

der Politik, in antiken Sagen und traditionellen<br />

Märchen – aber auch in Wissenschaft, Technik<br />

und/oder Computerwelt. <strong>Cruiser</strong> greift einzelne<br />

Beispiele heraus, würzt sie mit etwas Fantasie,<br />

stellt sie in zeitgenössische Zusammenhänge<br />

und wünscht bei der Lektüre viel Spass – und<br />

hie und da auch neue oder zumindest aufgefrischte<br />

Erkenntnisse.


RATGEBER<br />

Dr. Gay<br />

27<br />

VON Vinicio Albani<br />

Wie sicher ist PEP?<br />

Vor kurzem sah ich den Film<br />

«Théo et Hugo dans le même<br />

bateau». Die Protagonisten haben<br />

dort Sex ohne Kondom. Einer der<br />

beiden ist HIV-positiv und n<strong>im</strong>mt<br />

seinen Sexpartner in die Notaufnahme,<br />

wo ihm sofort eine PEP<br />

(Prä-Expositionsprophylaxe)<br />

verschrieben wird. Und das,<br />

obwohl klar ist, dass der HIV-<br />

Positive seit Jahren unter Therapie<br />

und seine Viruslast nicht<br />

nachweisbar ist. Ist etwa der<br />

Schutz durch Therapie doch<br />

nicht so sicher, wie du sagst?<br />

Nathan (29)<br />

Hallo Nathan<br />

Leider konnte ich keine Informationen zu<br />

französischen PEP-Guidelines finden. Ich<br />

vermute aber, dass die Geschichte aus<br />

dramaturgischen Gründen so geschrieben<br />

wurde, auch wenn die Praxis in Frankreich<br />

vielleicht anders aussieht. Aber auch in der<br />

Schweiz könnte das den Protagonisten passieren,<br />

je nachdem, an welche Notfallstelle<br />

sie sich wenden. Der Grund ist, dass jede<br />

Notfallstelle eigene Guidelines hat, an die<br />

sie sich hält. Eines steht aber fest: Eine<br />

HIV-positive Person unter wirksamer antiretroviraler<br />

Therapie kann das HI-Virus<br />

nicht weitergeben, denn die Viruslast <strong>im</strong><br />

Blut ist nicht nachweisbar. Wo kein Virus<br />

ist, kann es keine Ansteckung geben. Darauf<br />

kannst du dich verlassen. Detaillierte<br />

Informationen zum Thema findest du <strong>im</strong><br />

Rahmen der #undetectable-Kampagne auf<br />

drgay.ch.<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

Wie hoch ist das Risiko?<br />

Manchmal st<strong>im</strong>uliere ich gerne<br />

den Hintern meines Sexpartners<br />

mit einem oder mehreren Fingern.<br />

Es kommt vor, dass ich gleich<br />

anschliessend meinen After oder<br />

bei einem Dreier einen weiteren<br />

verwöhne. Gibt es dabei ein<br />

Infektionsrisiko mit HIV, Syphilis<br />

oder Hepatitis C?<br />

Roger (34)<br />

Hallo Roger<br />

Eine Ansteckung mit HIV ist so kaum möglich.<br />

HIV ist ein relativ schwer übertragbares<br />

Virus. Hauptübertragungsweg bei schwulen<br />

Männern ist nach wie vor ungeschützter<br />

Analverkehr. Syphilis ist wesentlich einfacher<br />

übertragbar, hier wäre eine Ansteckung auf<br />

diesem Weg möglich. Ansteckend sind sämtliche<br />

nässenden Haut- oder Schle<strong>im</strong>hautveränderungen<br />

sowie infiziertes Blut und infizierte<br />

Körpersekrete. Syphilis kann sich<br />

daher bei fast allen Sexualpraktiken übertragen.<br />

Selbst durch Schmierinfektion ist eine<br />

Übertragung möglich. Auch bei Hepatitis C<br />

kann ein Risiko bestehen, denn das HC-Virus<br />

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Dr. Gay<br />

wird vor allem durch Blut-Blut-Kontakte<br />

übertragen. Bei sexuellen Kontakten ist das<br />

Risiko also erhöht, wenn Blut <strong>im</strong> Spiel ist,<br />

z.B. bei härteren Praktiken wie Fisten oder<br />

bei blutigen Entzündungen <strong>im</strong> Enddarm.<br />

Be<strong>im</strong> Fingern von mehreren Hintern kann<br />

so Darmsekret mit HCV-haltigem Blut von<br />

einem Körper in den anderen gelangen.<br />

Auch be<strong>im</strong> gemeinsam benutzten Gleitmitteltopf<br />

kann ein Risiko bestehen. Weitere<br />

Informationen findest du auf drgay.ch unter<br />

«Deine Gesundheit».<br />

Alles Gute, Dr. Gay<br />

DR. GAY<br />

Dr. Gay ist eine Dienstleistung der Aids-Hilfe<br />

Schweiz. Die Fragen werden online auf<br />

www.drgay.ch gestellt. Ein Team von geschulten<br />

Beratern beantwortet dort deine Fragen,<br />

welche in Auszügen und anonymisiert <strong>im</strong><br />

«cruiser» abgedruckt werden.<br />

BEGEGNUNG SCHWULER MÄNNER<br />

22. und 23. <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong> | Infos: bsm-info.ch


28<br />

KOLUMNE<br />

MICHI RÜEGG<br />

Me in<br />

the Closet<br />

Michi Rüegg denkt mal aus dem Schrank heraus<br />

nicht nur an sich selber, sondern auch an die Welt.<br />

Und versprüht dabei einen gewissen Pess<strong>im</strong>ismus.<br />

VON Michi Rüegg<br />

S<br />

eit kurzer Zeit habe ich einen eigenen<br />

Flüchtling. Dabei handelt es<br />

sich um so eine Art Coaching-<br />

Programm. Einem Einhe<strong>im</strong>ischen wird ein<br />

Flüchtling zugeteilt. Man trifft sich regelmässig<br />

und hilft bei diesem und jenem. In<br />

meinem Fall geht es vor allem um Konversation.<br />

Der nette junge Mann, der mit mir<br />

quasi verkuppelt wurde, kommt aus Syrien.<br />

Seine Flucht war abenteuerlich, wie die<br />

meisten Fluchten. Ich war etwas gerührt, als<br />

er mir die Story erzählt hat. Bevor er floh,<br />

hatte er studiert und würde eigentlich gut<br />

Englisch sprechen – aber ich bleibe eisern<br />

bei Deutsch. Wir sind bereits an dem Punkt,<br />

wo man sich das eine oder andere private<br />

Ding erzählt. Da muss ich etwas aufpassen.<br />

Ich habe mir zwar vorgenommen, ihn ins<br />

offene Gehe<strong>im</strong>nis einzuweihen. Ich meine,<br />

dass ich mit einem Typen liiert bin. Aber<br />

man will ja auch nicht mit der Tür ins Haus<br />

fallen. Weiss der Teufel, was da glaubensmässig<br />

alles an Vorurteilen verankert ist.<br />

Die Situation ist etwas seltsam. Nie in<br />

den letzten fast zwanzig Jahre hatte ich irgendeinen<br />

Grund, meine sexuelle Orientierung zu<br />

verhe<strong>im</strong>lichen. Aber nun mache ich es aus<br />

Rücksicht auf jemand anderen. Das fühlt sich<br />

falsch und richtig zugleich an. So wie heiss und<br />

kalt <strong>im</strong> selben Moment. Oder besoffen sein auf<br />

Koks. Wobei, auch das ist sehr lange her, genauso<br />

wie das Verhe<strong>im</strong>lichen.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong><br />

Die Welt, wenn ich das mal an dieser<br />

Stelle sagen darf, die Welt ist <strong>im</strong> Moment ein<br />

Scary Place. Russland, Ungarn, Polen und<br />

dergleichen üben sich in Schwulenhass. Von<br />

Afrika, Asien und Trumpistan will ich gar<br />

nicht erst anfangen. Wäre Schwulenhass<br />

Pokémon Go, wären Russland, Ungarn,<br />

Polen und dergleichen bereits auf Level 24.<br />

Es geht zwar noch weiter, aber Level 24 ist<br />

schon mal: Respekt, Respekt. Während wir<br />

hier um die genderkorrekte Ansprache von<br />

Menschen diskutieren, die für sich eigene<br />

Toiletten reklamieren, geht es andernorts<br />

«Bleiben urban-liberalen<br />

Hobbyvegetarier.<br />

Intoleranz kennen sie<br />

nur gegenüber Laktose<br />

und Gluten.»<br />

ziemlich abwärts für unsereins. Ich will –<br />

Moment – hier keinesfalls in die AfD-Falle<br />

treten und irgendwas von abendländischen<br />

Werten faseln. Die sind total für’n Arsch. Alles,<br />

was wir Gays und Lesben und so in den<br />

letzten Jahren erreicht haben, haben wir<br />

gegen die abendländische Kultur zustande<br />

gebracht. (Allerdings unter Zuhilfenahme<br />

der derzeit schwer angeschlagenen Aufklärung,<br />

auch ein Produkt des Abendlandes,<br />

aber das an dieser Stelle weiter auszuführen,<br />

ginge definitiv zu weit.)<br />

Im Moment ist nicht ganz klar, wo wir<br />

eigentlich stehen. Die Islamisten finden uns<br />

Homos mässig prickelnd. Die neuen autoritären<br />

Europäer auch. Unter Trump und seinen<br />

Followers sieht’s auch nicht nach Key<br />

West für alle aus. Die Katholiken hatten<br />

schon <strong>im</strong>mer einen Soft Spot be<strong>im</strong> Thema<br />

Schwulenhass. Und die neuen Evangelikalen<br />

sehen uns sowieso in der Hölle schmoren.<br />

Bleiben noch die zeitgemässen, urbanliberalen<br />

Hobbyvegetarier mit Kindern in<br />

der Montessorischule. Intoleranz kennen sie<br />

nur gegenüber Laktose und Gluten. Aber die<br />

haben alle Hände damit voll, ein mögliches<br />

Burkaverbot zu diskutieren.<br />

Wir haben’s echt nicht leicht. All meine<br />

Hoffnung ruht auf den Schultern meines syrischen<br />

Flüchtlings. Er soll mein Prophet<br />

sein. Wenn ich ihm bald mal erzählen werde,<br />

wer ich denn eigentlich so bin, wird er<br />

reagieren. So. Oder so. Falls er cool bleibt,<br />

besteht Hoffnung. Falls nicht, werde ich allenfalls<br />

meinen Bordeaux-Vorrat austrinken<br />

und mich langsam Richtung Antarktis verabschieden.<br />

Ich habe gehört, dass die<br />

Pinguine ziemlich aufgeschlossen seien. In<br />

jederlei Hinsicht.


Juhuhubel!<br />

30 Jahre <strong>Cruiser</strong><br />

29<br />

Vom lokalen Vereinsblatt zur<br />

Zeitung der<br />

Schweizer Gay-<br />

Community<br />

Im Dezember 1986 wurde<br />

<strong>im</strong> Zürcher Niederdorf<br />

in den Gay-Lokalen eine<br />

Broschüre verteilt.<br />

Ihr Name: CRUISER.<br />

Von Team <strong>Cruiser</strong><br />

K<br />

leinformatig – mit ein paar wenigen<br />

Seiten und viel Enthusiasmus – trat<br />

man gegen die etablierte Konkurrenz<br />

«Kontakt» an. Die Macher, mit dabei ➔<br />

Ganz wichtig war damals auch der Szene-Guide: In der Zeit vor dem Internet war es die<br />

einzige Möglichkeit, sich entsprechend zu informieren.<br />

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www.danyacare.ch<br />

Schweizerische Stellenvermittlung<br />

für Gesundheitsberufe<br />

Alle Vermittlungsdienste<br />

kostenlos – staatlich und<br />

kantonal anerkannt<br />

Wir suchen laufend Fachleute aus dem Gesundheitsbereich, Pflegefachfrau/-Mann HF, DNII, DNI<br />

Physiotherapeuten, Ergotherapeuten sowie Ärzte und medizinische Fachangestellte – kostenlose<br />

und unverbindliche Beratung! Alle weiteren Infos unter www.danyacare.ch.


30<br />

Juhuhubel!<br />

30 Jahre <strong>Cruiser</strong><br />

Markus Christen («Macho Men’s Shop»)<br />

und Roger Staub, wollten einerseits für<br />

Szenelokale und -shops eine weitere<br />

Werbeplattform schaffen und andererseits<br />

die Szene mit Infos, Klatsch und Tratsch<br />

bedienen.<br />

<strong>Cruiser</strong> leistete sich von Anfang an<br />

eine Redaktion und bewies, dass ein<br />

Szeneblatt mehr sein kann als nur ein<br />

Kontaktanzeiger. Wir feiern <strong>im</strong> November<br />

30 Jahre <strong>Cruiser</strong> und legen dann auch der<br />

kompletten Nachdruck der ersten Nummer<br />

bei.<br />

Die 30 Jahre <strong>Cruiser</strong> sind eine bewegte<br />

Geschichte: 30 Jahre <strong>Cruiser</strong> beinhalten eine<br />

ganze Menge unterschiedlichster und vergänglicher<br />

Geschichten. Aber auch unvergängliche<br />

Erlebnisse. Mehr dann in der<br />

nächsten Nummer. Daher: Hat dich in diesen<br />

30 Jahren der <strong>Cruiser</strong> irgendwie beeinflusst?<br />

Hat er gar dein Leben verändert?<br />

Maile uns deine Geschichte zum Thema<br />

«<strong>Cruiser</strong> und ich». Wir freuen uns auf deine<br />

Inputs und Stories, die wir gerne <strong>im</strong> November<br />

und Dezember publizieren werden.<br />

Mail uns an: redaktion@cruisermagazin.ch<br />

CRUISER Edition Sommer 2012<br />

Dieses Magazin ist 25<br />

Photographer Stefan Büchi<br />

Alicia Parel, neue Geschäftsführerin Pink Cross – Madonna vs. Lady Gaga<br />

Beschneidung, The Parade, Traumreisen, EuroGames Budapest, Marilyn Monroe,<br />

Elvira & Cran Canaria<br />

Der allererste <strong>Cruiser</strong> – wir legen diesen nächsten Monat als<br />

Nachdruck bei.<br />

Titel-Cover-Wand in der ehemaligen <strong>Cruiser</strong>-Redaktion.<br />

CRUISER <strong>Oktober</strong> <strong>2016</strong>


31<br />

Ab November <strong>2016</strong> ist es soweit!<br />

<strong>Cruiser</strong> und Mannschaft Magazin bündeln die Kräfte für<br />

ihre Werbepartner und bilden die erste medienübergreifende<br />

Kooperation der Schweizer LGBT-Medien.<br />

Redaktionell bleiben beide Magazine unabhängig.<br />

<strong>Cruiser</strong> und Mannschaft Magazin starten<br />

ihre Zusammenarbeit<br />

Ab November <strong>2016</strong> können Werbeformate in beiden Publikationen<br />

platziert werden. Eine einheitliche Preisstruktur,<br />

attraktive Kombi-Packages und ein Ansprechpartner für beide<br />

Magazine ermöglichen eine landesweite Abdeckung,<br />

ohne doppelten Aufwand. Mit Mannschaft Magazin als<br />

führendes Lifestyle-Magazin und <strong>Cruiser</strong> als erfolgreiches<br />

Zürcher Magazin wird eine Auflage von 22 000 Exemplaren<br />

erreicht.<br />

Beide Magazine bleiben weiterhin<br />

redaktionell unabhängig<br />

Die Zusammenarbeit fokussiert ausschliesslich auf den Bereich<br />

des Medienmarketings – redaktionelle Inhalte sowie die<br />

unabhängige, inhaltliche Ausrichtung der beiden Magazine<br />

bleiben bestehen.<br />

«Mit Mannschaft Magazin als<br />

zuverlässigen Partner <strong>im</strong> Bereich<br />

Inseratemanagement freuen wir<br />

uns auf eine spannende und erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit. Dabei<br />

bleiben die Werte jedes Magazins<br />

bestehen – und unsere Leser<br />

können sich weiterhin auf die bekannten<br />

Inhalte freuen»<br />

—<br />

Haymo Empl<br />

Geschäftsführer und Chefredaktor <strong>Cruiser</strong><br />

Mannschaft Magazin ist neu Ihr Ansprechpartner<br />

für beide Magazine und Sie können von Kombi-<br />

Angeboten profitieren. Die Medientarife für beide<br />

Publikationen sind ab Mitte September verfügbar.<br />

Beide Magazine können weiterhin auch separat<br />

gebucht werden.<br />

KONTAKT<br />

Christina Kipshoven<br />

—<br />

+41 (0) 31 534 18 30<br />

christina@mannschaft.com<br />


gaycity.ch<br />

Where to go in the little big city<br />

2<br />

1<br />

MOUSTACHE<br />

Die Sauna für Männer<br />

Engelstrasse 4<br />

www.moustache.ch<br />

(Nachtsauna jeden Fr / Sa)<br />

HUUSMAA<br />

Kafi – Reschti – Bar<br />

Badenerstrasse 138<br />

044 241 11 18<br />

www.huusmaa.ch<br />

Sa & So Brunch 10:00 – 15:00<br />

6<br />

7<br />

CHECKPOINT<br />

Gesundheitszentrum<br />

Konradstrasse 1<br />

www.checkpoint-zh.ch<br />

044 455 59 10<br />

LEONHARDS-<br />

APOTHEKE<br />

Stampfenbachstr. 7<br />

www.leonhards.apotheke.ch<br />

044 252 44 20<br />

8<br />

9<br />

MACHO<br />

City Shop<br />

Häringstrasse 16<br />

www.macho.ch<br />

PARAGONYA<br />

Wellness Club<br />

Mühlegasse 11<br />

www.paragonya.ch<br />

13<br />

CRANBERRY<br />

Bar<br />

Metzgergasse 3<br />

www.cranberry.ch<br />

3<br />

LES GARÇONS<br />

Bar/Tanzbar<br />

Kernstrasse 60<br />

www.garcons.ch<br />

Täglich geöffnet ab 18.30 Uhr<br />

10<br />

THE DYNASTY CLUB<br />

2 Bars – 1 Eingang<br />

Zähringerstrasse 11<br />

www.dynastyclub.ch<br />

4<br />

MÄNNERZONE<br />

Shop & Bar<br />

Kernstrasse 57<br />

www.maennerzone.ch<br />

11<br />

PREDIGERHOF<br />

bistro – bar<br />

Mühlegasse 15<br />

www.predigerhof.ch<br />

5<br />

MED. DENT.<br />

KLAAS FRIEDEL<br />

Ehemals Zahnarzt am Helvetiaplatz<br />

NEU: Heinrichstrasse 239<br />

Mit Tram ab 4/13/17 bis Escher-Wyss-Platz<br />

www.swissdentalcenter.ch<br />

www.zahn-arzt.ch<br />

043 444 74 00<br />

12<br />

TIP TOP BAR<br />

Die Schlager Bar<br />

Seilergraben 13<br />

www.tip-top-bar.ch<br />

Dienstag – Samstag ab<br />

18.30 Uhr<br />

Interesse in diesem<br />

Inserat aufgeführt zu sein?<br />

Anfragen an:<br />

info@zbiro.ch

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