„ALPINIST2010-2013“ - Alpenverein Südtirol
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Mitteilungen<br />
SepteMber 2010<br />
Mit<br />
Der bergführer<br />
in SüDtirol<br />
baugeSchichte Der<br />
brixner hütte<br />
DaS projekt<br />
„alpiniSt2010-<strong>2013“</strong><br />
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3<br />
Die Bergführer des DOeAV<br />
in <strong>Südtirol</strong><br />
Florian Trojer.................................... 4<br />
Der Bergführer als i-Coach<br />
Toni Stocker .................................... 6<br />
Bergführer vor 100 Jahren<br />
Richard Gabloner........................... 10<br />
Geschichte der Brixner Hütte<br />
Helmuth Schranzhofer ................... 14<br />
Ein Jahr Dolomiten<br />
Welterbe UNESCO<br />
Ulrike Lanthaler.............................. 18<br />
Umweltbewusste Bergsportler?<br />
Verena Stolz .................................. 20<br />
Ursina – Braunbär inden Alpen<br />
Judith Egger .................................. 22<br />
Mountain Gallery<br />
Hannes Egger................................ 24<br />
Die <strong>Alpenverein</strong>e beim IMS<br />
Doris Mahlknecht........................... 25<br />
Projekt Alpinist2010 -2013<br />
Stefan Steinegger.......................... 27<br />
Die Anfänge des Sportkletterns<br />
Interview mit Hanspeter Eisendle ... 30<br />
Ein Sportkletterteam stellt sich vor<br />
AVS Meran .................................... 33<br />
Gardena Master<br />
Ulla Walder .................................... 36<br />
Bücherecke<br />
Judith Egger .................................. 37<br />
Louis Oberwalder – Ein Nachruf<br />
Luis Vonmetz................................. 38<br />
Beschilderung und Toponomastik<br />
Georg Simeoni .............................. 40<br />
Rund um <strong>Südtirol</strong> – Teil II<br />
Alfred Profanter ............................. 42<br />
Titelbild:<br />
Ortler 3.905 m-Hintergrat<br />
Foto: Toni Stocker<br />
Werte Mitglieder und<br />
Bergfreunde, liebe Leser,<br />
wieder neigt sich ein Bergsommer<br />
dem Ende zu. Eine Zeit, in<br />
der wir auf unseren Bergen viel<br />
Schönes und Erfreuliches erlebt<br />
haben, aber auch Probleme zu<br />
wälzen hatten oder, noch viel<br />
schlimmer,Bergkameraden durch<br />
Unfälle oder Krankheit verloren<br />
haben. Ihnen gilt unser besonderes<br />
Gedenken.<br />
In diesem Heft möchten wir neben<br />
der Fortschreibung der <strong>Südtirol</strong>umrundung<br />
und der AVS-<br />
Hüttenbeschreibung auch andere<br />
interessante Aspekte rund um<br />
den Alpinismus aufgreifen. Florian<br />
Trojer und RichardGabloner<br />
haben aus den AV-Archiven die<br />
Figur des Bergführers nachgezeichnet,<br />
und Toni Stocker hat die<br />
moderne Vision des Bergführers<br />
als Ideen- und Interessentrainer<br />
beschrieben.<br />
Neben diesen Themen darf der<br />
Umwelt- und Naturschutz nicht<br />
zu kurz kommen: Es gilt über ein<br />
Jahr Weltnaturerbe „Dolomiten“<br />
zu berichten, über Projekte und<br />
Tätigkeiten im Weltnaturerbe.<br />
Das Umweltbewusstsein der<br />
Bergsportler möchten wir stärken<br />
und auch die Frage beantworten,<br />
ob der Bär füruns gefährlich<br />
sein kann oder nicht.<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Unsere Bergführer<br />
editorial<br />
Nicht nur das Klettern imFels,<br />
auch das Sportklettern hat im<br />
<strong>Alpenverein</strong> seinen richtigen<br />
Stellenwert gefunden und soll<br />
diesmal durch Beiträge näher<br />
beleuchtet werden. Hanspeter<br />
Eisendle berichtet über die Anfänge<br />
des Sportkletterns, ein<br />
äußerst erfolgreiches Sportkletterteam<br />
stellt sich vor, und ein<br />
Bericht über eine derartige Kletterveranstaltung<br />
rundet dieses<br />
Thema ab.<br />
Rund um die Diskussion unserer<br />
Wegebeschilderung gibt es aktuell<br />
wenig Neues zu berichten.<br />
Während die Staatsanwaltschaft<br />
noch immer mit den Untersuchungen<br />
beschäftigt ist, warten<br />
wir auf klare Vorgaben, die von<br />
den politischen Verantwortungsträgern<br />
kommen sollten, und<br />
hoffen auf einen baldigen positiven<br />
Abschluss der ganzen Geschichte.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
möchte ich euch alle<br />
bitten, Geduld zu haben und der<br />
Landesleitung die Stange zu<br />
halten.<br />
Mit einem kräftigen Bergsteigergruß<br />
und viel Freude beim Lesen<br />
Georg Simeoni<br />
Erster Vorsitzender<br />
<strong>Alpenverein</strong> <strong>Südtirol</strong><br />
Bietschhorn Foto: Toni Stocker
Mitteilungen September 2010 4<br />
Die Bergführer Des Deutschen<br />
unD Österreichischen <strong>Alpenverein</strong>s<br />
in süDtirol<br />
„Er ist nicht nur ein gewandter<br />
und sicherer Kletterer, vorzüglicher<br />
und umsichtiger Führer,<br />
sondern auch unzweifelhaft in<br />
der Sicherung des Seiles, weshalb<br />
ich ihn jedenfalls allen meinen<br />
Bekannten in Zukunft empfehlen<br />
werde!“<br />
So urteilte ein deutscher Tourist<br />
1905 über den Tierser Bergführer<br />
Franz Schroffenegger, nachdem<br />
sie gemeinsam Delago-,<br />
Winkler- und Stabelerturm überschritten<br />
hatten. Mehr als hundert<br />
Jahre später beschreibt der<br />
Verband der <strong>Südtirol</strong>er Bergund<br />
Skiführer auf seiner Homepage<br />
„den Bergführer“ als verlässlich,verantwortungsbewusst<br />
und professionell „in allen alpinistischen<br />
Gebieten“. Die Anforderungen,<br />
die der „geführte“<br />
Gast an seinen Begleiter stellt,<br />
sind sich also damals wie heute<br />
sehr ähnlich, Sicherheit und<br />
Professionalität stehen an<br />
oberster Stelle.<br />
Die Organisation des Führerwesens<br />
war seit der Gründung des<br />
Deutschen und Österreichischen<br />
<strong>Alpenverein</strong>s ein zentraler<br />
Bestandteil seiner Tätigkeiten<br />
und wurde auch in den Satzungen<br />
festgeschrieben. Dabei fiel<br />
dem <strong>Alpenverein</strong> keineswegs<br />
die Aufgabe zu, das Führerwesen<br />
aufzubauen. Schon vor<br />
1874 bzw. 1862 ließen sich in<br />
den Ostalpen und vor allem in<br />
den Westalpen die meisten Alpintouristen<br />
von einem Führer<br />
oder „Wegweiser“ begleiten.<br />
Der DOeAV bemühte sich vielmehr<br />
darum, das Führerwesen<br />
zu organisieren und zu vereinheitlichen,<br />
eine gemeinsame<br />
Ausbildung zu schaffen und die<br />
Führer auszurüsten.<br />
Bevor neue Anwärter als Bergführer<br />
autorisiert wurden, mussten sie als<br />
Träger arbeiten<br />
Foto: OeAV, Historisches Archiv<br />
Fürdie Organisation des Führerwesens<br />
wurde 1870 in Tirol eine<br />
Kommission eingesetzt, der<br />
Franz Senn, Johann Stüdl und<br />
Theodor Trautwein angehörten.<br />
Ein Jahr später wurde die von<br />
der Kommission entworfene<br />
Führerordnung von der Statthalterei<br />
genehmigt und erlangte so<br />
offizielle Gültigkeit.<br />
In den nächsten Jahrzehnten<br />
veränderten sich die Aufgabenbereiche<br />
und Anforderungen im<br />
Führerwesen grundlegend. Zunächst<br />
waren Führer vor allem<br />
als „Wegweiser“ in den Voralpen<br />
unterwegs. Dieser Typus wurde<br />
durch den Ausbau der Infrastrukturen,<br />
durch Markierungen,<br />
Wegbauten und Schutzhütten<br />
immer entbehrlicher und verschwand<br />
schließlich fast ganz.<br />
Durch die einfachere Erreichbarkeit<br />
der Übergänge und vieler<br />
Gipfel war für die meisten Alpintouristen<br />
ein „Wegweiser“ nicht<br />
mehr notwendig.<br />
Dass die Zahl der Führer trotzdem<br />
immer mehr zunahm, lag<br />
an der Vervielfachung der durchgeführten<br />
Hochtouren und später<br />
auch der Klettertouren. Damit<br />
änderten sich die Anforderungen<br />
an die Führer. Während zunächst<br />
von einem Führer vor allem<br />
Wegekenntnis gefordert war,<br />
musste er nun vor allem technische<br />
Fähigkeiten zur Durchführung<br />
von Hoch- und Klettertouren<br />
aufweisen.<br />
Um diesen Umständen Rechnung<br />
zu tragen, organisierte der<br />
DOeAV ab1881 Führer-Lehrkurse.<br />
1888 wurden die ersten Kurse<br />
in Bozen abgehalten, einer in<br />
deutscher Sprache mit 33 Teilnehmernund<br />
einer in italienischer<br />
Sprache mit 26 Teilnehmern.<br />
In den 1880er-Jahren gab der <strong>Alpenverein</strong><br />
schließlich für die Ausbildung<br />
der Führer ein Handbuch<br />
mit dem Titel „Anleitung zur Ausübung<br />
des Bergführerberufes<br />
(mit Karten)“ heraus. Wo es eine<br />
hohe Konzentration an Führern<br />
gab, wurden diese Handbücher<br />
zusammen mit anderen Nachschlagewerken<br />
in sogenannten<br />
Führerbibliotheken den Anwärtern<br />
zur Verfügung gestellt. Eine<br />
der ersten dieser Bibliotheken<br />
entstand in Sulden, wo entsprechend<br />
der großen Anzahl an Alpintouristen<br />
auch viele Führer<br />
Beschäftigung fanden.<br />
Die Bergführer von Sulden gehörten<br />
auch zu den ersten<br />
Gruppen, die 1880 einen eigenen<br />
Führerverein gründeten.<br />
Diese Gemeinschaften wurden<br />
geschaffen, um die steigende<br />
Nachfrage besser zu bewälti-
5<br />
gen, die Tarife zu vereinheitlichen<br />
und vor allem auch der<br />
zunehmenden Konkurrenz durch<br />
unautorisierte Führer gegenüberzutreten.<br />
Weil es immer wieder dazu kam,<br />
dass nicht autorisierte bzw.<br />
nicht ausgebildete Führer mit<br />
Kunden in den Bergen unterwegs<br />
waren, wurden ab 1882<br />
vom DOeAV eigene Bergführerabzeichen<br />
eingeführt. Diese etablierten<br />
sich schnell, und damit<br />
konnten sich nun autorisierte<br />
Bergführer auf den ersten Blick<br />
gegenüber Alpintouristen ausweisen.<br />
Weitere wichtige Etappen bei<br />
der Organisation und Etablierung<br />
des Führerwesens durch<br />
den DOeAV waren die Einführung<br />
der Führerunterstützungskasse<br />
1878 und die Versorgung<br />
der Führer mit Ausrüstung (Seil,<br />
Pickel, Karten, später auch Verbandszeug).<br />
Bergführerabzeichen des Deutschen<br />
und Österreichischen <strong>Alpenverein</strong>s<br />
© <strong>Alpenverein</strong>-Museum Innsbruck<br />
Die meisten <strong>Südtirol</strong>er Bergführer<br />
waren erwartungsgemäß in<br />
der Ortlergruppe und in den Dolomiten<br />
beschäftigt. Das Führerwesen<br />
wurde dort von einzelnen<br />
Sektionen des <strong>Alpenverein</strong>s organisiert,<br />
die jeweils klar abgetrennte<br />
Arbeitsgebiete bedienten.<br />
Die Sektion Prag war für<br />
einen Großteil der Ortlergruppe<br />
zuständig, in den Dolomiten arbeiteten<br />
vor allem die Sektionen<br />
Bozen, Hochpustertal, Gröden,<br />
und Ladinia.<br />
Nur ein kleiner Teil der <strong>Südtirol</strong>er<br />
Bergführer bestritt seinen Lebensunterhalt<br />
allein durch das<br />
Führen, die meisten gingen<br />
noch einer anderen Arbeit nach.<br />
Neben Handwerkern (Tischler,<br />
Schneider usw.) arbeiteten vor<br />
allem auch Tagelöhner, Knechte<br />
und Kleinbauern nebenbei als<br />
Bergführer. Gerade diese Berufsgruppen<br />
hatten oft ein sehr<br />
niedriges Einkommen, durch<br />
das Führen von Touristen konnte<br />
die finanzielle Situation aufgebessert<br />
werden. Auch die Beschreibung<br />
der Vermögensverhältnisse<br />
spricht dafür, dass die<br />
Bergführer größtenteils aus ärmeren<br />
Verhältnissen stammten.<br />
Die kostenlose Ausbildung zum<br />
Bergführer durch den Deutschen<br />
und Österreichischen <strong>Alpenverein</strong><br />
war somit für viele<br />
eine willkommene neue Perspektive.<br />
Daneben gab es natürlich auch<br />
schon damals Bergführer-<br />
„Berühmtheiten“, die sich durch<br />
herausragende alpinistische<br />
Leistungen einen Namen gemacht<br />
hatten. Michel und Sepp<br />
Innerkofler zum Beispiel gehörten<br />
zu einer ganzen Bergführerdynastie,<br />
die durch ihre Erstbesteigungen<br />
die Sextner<br />
Dolomiten untrennbar mit ihrem<br />
Namen verbanden. Auch Johann<br />
Niederwieser (Stabeler) gilt<br />
bis heute als Bergsteigerpionier<br />
in den Ostalpen. Einer seiner<br />
Kunden schrieb fasziniert von<br />
seinen Fähigkeiten:<br />
„Er brauchte nur an einen Berg<br />
heranzukommen, um sofort zu<br />
wissen, wie er bestiegen werden<br />
musste.“<br />
Nach dem Ersten Weltkrieg<br />
trennten sich in <strong>Südtirol</strong> die<br />
Wege von Deutschem und Österreichischem<br />
<strong>Alpenverein</strong> und<br />
den Bergführern. Im Mai 1922<br />
trat eine neue Verordnung in<br />
Kraft, die es nur noch dem Club<br />
Alpino Italiano (CAI) erlaubte,<br />
Mitteilungen September 2010<br />
das Bergführerwesen zu organisieren.<br />
Laut dem neuen Gesetz<br />
mussten sich die <strong>Südtirol</strong>er<br />
Bergführer gegenüber der politischen<br />
Behörde und dem CAI<br />
zum „striktesten Gehorsam“<br />
verpflichten und „versprechen“,<br />
das Abzeichen des CAI immer<br />
dabeizuhaben.<br />
Einen guten Einblick in die soziale<br />
Struktur der Führerschaft in<br />
<strong>Südtirol</strong> und den angrenzenden<br />
Gebieten zwischen 1880 und<br />
1918 geben Akten aus dem Archiv<br />
des Österreichischen Alpenarchivs.<br />
Dort sind Führerstandblätter<br />
von mehr als 300<br />
<strong>Südtirol</strong>er Bergführern erhalten,<br />
die Auskunft über Herkunft, Nebenberufe,Vermögensverhältnisse<br />
und Arbeitsgebiete geben.<br />
Details zu den Bergführern können<br />
unter www.historischesalpenarchiv.org<br />
nachgelesen<br />
werden.<br />
Florian Trojer<br />
Dem Bergführer Michel Innerkofler<br />
gelang eine Reihe von Erstbesteigungen<br />
in den Dolomiten<br />
© <strong>Alpenverein</strong>-Museum Innsbruck
Mitteilungen September 2010 6<br />
Der Bergführer Als i-coach<br />
Mittradition in die Moderne<br />
Mit einem Bergführer zum besonderen Erlebnis Foto: Karin Leichter<br />
Der alpine „Zehnkämpfer“<br />
Bergführer waren seit ihrem<br />
„Aufkeimen“ verwegene Burschen.<br />
Aber sie wussten immer,<br />
was und wohin sie wollten.<br />
Denn ihr Ziel war es, Menschen<br />
sicher auf die Berge und von<br />
dort wieder hinunter zu führen.<br />
Seitdem ist viel Zeit vergangen,<br />
und mancher Gletscher hat sich<br />
zurückgebildet. Beim Beruf des<br />
Bergführers ist die Entwicklung<br />
gegenläufig. Die Anforderungen<br />
an den modernen Bergführer<br />
gehen heute weit darüber hinaus,<br />
nur stumm auf den Gipfel<br />
zu führen. Heute erwarten sich<br />
die Kunden umfassende geografische<br />
und kulturelle Bildung.<br />
Die Zuordnung von Gebirgszügen<br />
zu geologischen Epochen<br />
gehört ebenso dazu wie die<br />
Kenntnis der Berge der Welt mit<br />
ihren herausragenden Bezwingern.<br />
Auskünfte über Kalorienverbrauch,<br />
Luftdruck und andere<br />
konditionelle Kriterien werden<br />
immer fachlicher. Auch davon<br />
sollte der moderne Bergführer<br />
Kenntnis haben. Der hauptberufliche<br />
Bergführer muss ein Allrounder<br />
sein, und somit beschränkt<br />
sich sein Arbeitsbereich<br />
nicht nur auf Fels-, Hoch- und<br />
Skitouren in seinem Einzugsgebiet,<br />
sondern ist mittlerweile<br />
weltweit auf Kletter-, Trekkingund<br />
Expeditionsreisen unterwegs.<br />
Der Zehnkämpfer unter<br />
den Alpin-Athleten.<br />
Der Bergführer<br />
als Vertrauensmann<br />
„Berg-Leute“ verlangen vom<br />
Bergführer weit mehr als lapidare<br />
Plänkeleien über die Wetterbedingungen,<br />
sie suchen nach<br />
einem guten Gespräch über Politik<br />
und Kultur. Geben nicht selten<br />
persönliche Befindlichkeiten
7<br />
preis und fragen schon einmal<br />
nach einem Lebensrat. Die Verbundenheit<br />
am Berg schafft<br />
Nähe. Das Vertrauen in die Sicherheit<br />
des Bergführers nährt<br />
das Verlangen nach sozialer und<br />
persönlicher Verbundenheit. Der<br />
moderne Bergführer muss zuhören<br />
und erkennen können,<br />
wann ein gut platziertes Wort,<br />
ein kecker Spruch oder eine<br />
amüsante Anekdote zum entscheidenden<br />
Motivationsschub<br />
beitragen kann.<br />
Der Bergführer als i-Coach<br />
Die Facebook-Generation sieht<br />
die Welt zunehmend aus der<br />
Bildschirmperspektive. Der Bergführer<br />
hat da eine ganz andere<br />
Sicht der Dinge. Und mit dieser<br />
anderen Sicht übernimmt er<br />
großeVerantwortung. Viele Men-<br />
schen kommen aus Großstädten,<br />
wo sie zwei Drittel ihrer Lebenszeit<br />
in Büros verbringen.<br />
Diese Tatsachen haben Auswirkungen<br />
auf die Grob- und Feinmotorik.<br />
Da kann zwar das regelmäßige<br />
Training im Fitnesspark<br />
helfen, aber im Zehrgebiet des<br />
Gletschers zu stehen und die<br />
Dehnbarkeit der Achillessehne<br />
zu spüren, sind ganz verschiedene<br />
Realitäten. Der Bergführer<br />
muss die physische und psychische<br />
Befindlichkeit seines Gipfelaspiranten<br />
einschätzen. Er<br />
benötigt psychologisches Geschick,<br />
seinen Kunden auch<br />
einmal von der Gipfeltour abzuraten<br />
und ihn vorab in eine „akklimatisierende<br />
alpine Einwärmrunde“<br />
mitzunehmen. Der Bergführer<br />
wird zum i-Coach. Zum<br />
Identitäts- und Ideen-Trainer.<br />
Der moderne Bergführer: in allen alpinen Sportarten zu Hause<br />
Foto: Toni Stocker<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Der Bergführer<br />
als Kosmopolit<br />
Um der Vielfalt der Aufgaben<br />
gewachsen zu sein, muss der<br />
Bergführer neben einem großen<br />
Maß an Flexibilität auch die Bereitschaft<br />
mitbringen, sich in einer<br />
möglichsten großen kulturellen<br />
Bandbreite stets weiterzubilden.<br />
Er soll über die neuesten<br />
Trainingsmethoden genauso<br />
Bescheid wissen wie über das<br />
Schlagzeilenthema der Klimaerwärmung.<br />
Er soll einige kräftige<br />
Aussagen von Reinhold Messner<br />
über den Tourismus in den<br />
Alpen parat haben und über die<br />
politische Situation begehrter<br />
Expeditionsziele Bescheid wissen.<br />
Kurzum: Der moderne<br />
Bergführer ist Kosmopolit mit<br />
Steigerqualitäten. Er muss zäh<br />
und geduldig sein; einfühlsam<br />
Bergführer –<br />
ein wahrlich nicht<br />
beneidenswerter Beruf<br />
Dem im Jahr 1911 erschienenen<br />
Buch „Der Alpinist“ von<br />
A. Fendrich entnehmen wir<br />
folgendes amüsantes Zitat:<br />
„Im Mittelalter geschah es oft,<br />
dass man einen Menschen<br />
zur Strafe mit einem Leichnam<br />
zusammenband. Mit<br />
einer ganz ähnlichen Marter<br />
verdient heutzutage mancher<br />
Bergführer sein tägliches<br />
Brot.“<br />
Es ist nicht auszuschließen,<br />
dass sich Bergführer auch<br />
heute noch ab und zu ähnlichen<br />
Qualen ausgesetzt fühlen.
Mitteilungen September 2010 8<br />
Überall in der Welt unterwegs, hier in Tansania Foto: Toni Stocker<br />
und entschlossen; autoritär zum<br />
richtigen Zeitpunkt, aber kameradschaftlich<br />
im Prinzip.<br />
Der Bergführer<br />
aus Leidenschaft<br />
Die Zeiten, als die Bergführer mit<br />
den „betuchten Städtern“ auf<br />
den Gipfel gerannt sind, gehören<br />
endgültig der Vergangenheit<br />
an. Das Berufsbild hat sich radikal<br />
geändert. Die „kopernikanische<br />
Wende“ im Bergführerethos<br />
liegt auch in der<br />
Verantwortung für die Natur begründet.<br />
Er ist Multiplikator für<br />
den nachhaltigen Naturschutz<br />
und die Sensibilisierung seiner<br />
Kunden für die Empfindlichkeiten<br />
der Natur. Denn ein gesunder<br />
und schöner Arbeitsplatz für<br />
den Bergführer ist die Ressource,<br />
von der er leben muss. Das<br />
„Geschäft“ ist hart geworden,<br />
dementsprechend das Anforderungsprofil<br />
an Ausbildung und<br />
Leistung. Der erfolgreiche Bergführer<br />
soll mehrere Sprachen<br />
sprechen und Kulturen verstehen.<br />
Die Tätigkeit des Bergführers<br />
ist eine der wenigen aus der<br />
Tradition, die noch mit Berufung<br />
zu tun haben. Diese Berufung<br />
führt zum Berg. Das ist die eigentliche<br />
tiefere Bedeutung des<br />
Begriffs Bergführer. Denn der<br />
Bergführer ist aus Leidenschaft<br />
am und im Berg. Dort fühlt er<br />
sich wohl; er findet seine Identität,<br />
die seine Kunden an ihm<br />
mögen und die an das begehrte<br />
Ziel führt. Die Auseinandersetzung<br />
mit der Erlebniswelt Berg<br />
in all ihren Facetten, Gefahren<br />
und Höhepunkten braucht mehr<br />
als einen Kalender voller Führungstermine.<br />
Es braucht Idealismus<br />
und Ausdauer, Begeisterungsfähigkeit,<br />
Leidenschaft,<br />
Liebe und die Konsequenz, an<br />
einem Strang zu ziehen.<br />
Der Bergführer wird nicht zum<br />
Millionär. Aber das ist das Typische<br />
an ihm. Denn kein Geld der<br />
Welt kann das entgelten, was er<br />
zusammen mit seinen Gästen in<br />
den Hochgebirgen, in steilen<br />
Wänden oder am Gipfel erleben<br />
kann. Für den Gipfelsieg gibt es<br />
keine Garantie. Aber die Erlebnisgarantie<br />
außergewöhnlicher<br />
Erfahrungen und Begegnungen,<br />
die gibt es allemal.<br />
Bergführer – Vertrauensmann,<br />
Lebensfreund, mentaler Trainer,<br />
„Risiko Manager“. Die Palette<br />
könnte endlos weitergeführt<br />
werden. Das Wichtigste am<br />
Bergführer bleibt seine Natürlichkeit<br />
und Naturverbundenheit.<br />
Sein Menschsein.<br />
Der Präsident der <strong>Südtirol</strong>er<br />
Berg-und Skiführer<br />
Toni Stocker
Mitteilungen September 2010 10<br />
vor üBer 100 JAhren:<br />
frAnz Kostner unD frAnz Wenter –<br />
zwei südtiroler Bergführer im tien-shan-gebirge<br />
Verein der Bergführer von Tiers um die Jahrhundertwende. Sitzend Franz Wenter<br />
Foto: 25 Jahre AVS-Ortsstelle Tiers der Sektion Bozen 1965 – 1990<br />
In heutigen Bergsteigerkreisen<br />
weitgehend unbekannt ist<br />
wahrscheinlich die Tatsache,<br />
dass zwei <strong>Südtirol</strong>er Bergführer<br />
bereits Anfang des<br />
20. Jahrhunderts an Expeditionen<br />
in den Bergen Zentralasiens<br />
beteiligt waren.<br />
Franz Kostner aus Corvara<br />
nahm auf Einladung des Münchner<br />
Geografen, Forschungsreisenden<br />
und Bergsteigers Gottfried<br />
Merzbacher in den Jahren<br />
1902 und 1903 sowie 1907 an<br />
großen wissenschaftlichen Reisen<br />
in die Gebirgsgruppe des<br />
Thien-Shan, nahe der russischchinesischen<br />
Grenze, teil. Im<br />
Jahr 1907 war bei der Expedition<br />
auch Franz Wenter aus Tiers<br />
mit von der Partie, der Franz<br />
Kostner als Bergführer ablöste.<br />
Ziel der Fahrten war die wissenschaftliche<br />
und alpinistische Erforschung<br />
dieser großen Berggruppe,<br />
die am 7.439 mhohen<br />
Pik Pobedy den höchsten Punkt<br />
erreicht (1956 erstbestiegen).<br />
Die Merzbacher-Expeditionen<br />
zählten zu den ersten Hochgebirgsexpeditionen<br />
in diesem Gebiet,<br />
bei denen namenlose Berge<br />
zwischen 4.000 und 6.000<br />
Hm erstiegen wurden und unsagbare<br />
Strapazen überwunden<br />
werden mussten. Merzbacher<br />
veröffentlichte die wissenschaft-<br />
lichen Ergebnisse über die Erforschung<br />
dieser Gebirgsgruppe in<br />
einem Buch, das im Jahr 1916<br />
im Verlag der Königlich Bayerischen<br />
Akademie der Wissenschaften<br />
erschienen ist. Darin ist<br />
Franz Wenter als bewährter Führererwähnt.<br />
In einem Zeugnis für<br />
Franz Kostner bestätigt Merzbacher<br />
ausdrücklich die Gewandtheit<br />
des Führers bei den Expeditionen.<br />
Leider ging ein Teil des<br />
gesammelten wissenschaftlichen<br />
und fotografischen Materials<br />
bei der Durchquerung eines<br />
Flusses verloren. Franz Wenter<br />
gelang es, eine Serie von Fotoplatten<br />
mit in die Heimat zu bringen,<br />
mit denen er später in sei-
11<br />
nem Gasthof in Tiers mit einem<br />
gebastelten Projektionsapparat<br />
vielbeachtete Lichtbildervorträge<br />
veranstaltete.<br />
In der Folge sei kurz das Wichtigste<br />
aus dem Leben dieser beiden<br />
für <strong>Südtirol</strong> außergewöhnlichen<br />
Bergführer geschildert.<br />
Franz Kostner ist im Jahre1877<br />
in Corvara geboren und dort im<br />
Alter von 91 Jahren verstorben.<br />
Er war Sohn eines Kleinbauern,<br />
erwarb 1897 die Lizenz eines <strong>Alpenverein</strong>s-Bergführers<br />
und betätigte<br />
sich anschließend als Träger<br />
fürdie Hütten der Umgebung<br />
seines Heimatortes. Anfang<br />
1900 begann seine eigentliche<br />
Führertätigkeit. Seine erste Führertour<br />
brachte ihn auf den Piz<br />
Boé, mit keinem Geringeren als<br />
Julius Payer, dem bekannten<br />
Nordpolforscher und Erschließer<br />
der Ortler- und Adamellogruppe,<br />
als Gast. Der junge Bergführer<br />
erwarb sich bald einen ausgezeichneten<br />
Ruf. Vorallem die Dolomiten<br />
wurden sein bevorzugtes<br />
Arbeitsgebiet – Adangkamin auf<br />
die Große Cirspitze, Schmittkamin<br />
auf die Fünffingerspitze,<br />
Nordwand der Kleinen Zinne, Vajolettürme<br />
und der berühmte<br />
Campanile die Val Montanaia –<br />
das sind nur einige seiner Touren.<br />
Zu den Kunden gehörten u.<br />
a. der Skipionier Dr. Henry<br />
Hoeck, den er in die Walliser Alpen<br />
begleitete und ihn bei einer<br />
Matterhorn-Überschreitung führte,<br />
sowie der bekannte Felskletterer<br />
Oskar Schuster, mit dem er<br />
in der Palagruppe und in den Zillertaler<br />
Alpen unterwegs war.<br />
Im Jahr 1904 absolvierte er in<br />
Igls einen <strong>Alpenverein</strong>s-Bergführer-Skikurs<br />
und führte anschließend<br />
Gäste in die winterlichen<br />
Berge der näheren und<br />
weiteren Umgebung seines Heimatortes;<br />
so im Februar 1909<br />
Dr. Henry Hoeck und Oskar<br />
Schuster vom Vallon auf den Piz<br />
Boé mit anschließender Abfahrt<br />
durch das Mittagstal nach Corvara.<br />
In diese Zeit fällt auch die<br />
Teilnahme an den vorgenannten<br />
Expeditionen.<br />
Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />
setzte seiner Führertätigkeit<br />
naturgemäß ein Ende. Von<br />
1915 bis 1918 war er Kommandant<br />
des Standschützen-Baons<br />
Enneberg und versah an der Dolomiten-<br />
und Südfront seinen<br />
Dienst für die Heimat.<br />
Franz Kostner<br />
Nach dem Krieg widmete sich<br />
Franz Kostner vor allem dem<br />
Aufbau einer bleibenden Existenz.<br />
Den 1908 erworbenen<br />
Gasthof zur Post baute er zum<br />
ersten Haus Corvaras aus, war<br />
dort viele Jahre als Bürgermeister<br />
für das Gemeinwohl tätig<br />
und beteiligte sich bis ins hohe<br />
Alter maßgebend an der Entwicklung<br />
des Fremdenverkehrs<br />
seines Heimattales.<br />
Anlässlich seines 75. Geburtstages<br />
machte Franz Kostner noch<br />
mit seinem Freund Hans Pfann<br />
die Überschreitung des Totenkirchls<br />
im Wilden Kaiser.<br />
Im Jahr 1966 verlieh ihm der <strong>Alpenverein</strong><br />
<strong>Südtirol</strong> in Würdigung<br />
Mitteilungen September 2010<br />
seiner Verdienste um den alpinen<br />
Gedanken und seines Einsatzes<br />
für die Heimat die Ehrenmitgliedschaft.<br />
Franz Kostner starb 1968 in<br />
Corvara.<br />
Der Bergführer Franz Wenter<br />
ist im Jahr 1877 in Bozen geboren<br />
und in Tiers im Alter von 82<br />
Jahren verstorben.<br />
Von Beruf Tischler, bestand er<br />
schon in jungen Jahren die<br />
Bergführerprüfung und übte<br />
dann diesen Beruf bis ins hohe<br />
Alter aus. In der Zwischenkriegszeit<br />
erwarb er den Gasthof<br />
zum Löwen in Tiers, der<br />
bald zum Bergsteigertreffpunkt<br />
seines Dorfes wurde. Mit nachhaltigem<br />
Einsatz bemühte er<br />
sich zeit seines Lebens um die<br />
touristische Entwicklung von<br />
Tiers und die Erschließung der<br />
Dolomiten. Er war nicht nur ein<br />
hervorragender Kletterer, sondern<br />
auch ein vielseitig interessierter,<br />
gebildeter und bescheidener<br />
Mensch. Während vieler<br />
Jahre war Wenter Kapellmeister<br />
der Musikkapelle von Tiers.<br />
Nach der Jahrhundertwende<br />
gehörte er zur Elite der Dolomitenführer.<br />
Zahlreiche Erstbegehungen<br />
auch heute noch geschätzter<br />
Routen, vor allem im<br />
Rosengartengebiet, gehen auf<br />
sein Konto, wobei besonders<br />
die 1910 eröffneten Führen<br />
durch die Delagoturm NW-Wand<br />
(Wenter-Schroffenegger, V.) sowie<br />
die Laurinswand N-Wand<br />
(Wenter-Schroffenegger,IV.)hervorstechen.<br />
Bereits 1901 gelingt<br />
ihm mit dem legendären Tita<br />
Piaz die erste Überschreitung<br />
der Vajolettürme, und 1902 waren<br />
die beiden die erste Führerseilschaft<br />
auf der Guglia di Brenta.<br />
Wenter meisterte nicht nur<br />
schwierigen Dolomitenfels, er<br />
stand auch als Führer auf berühmten<br />
Westalpengipfeln, wie<br />
Dru und Meije. Im Alter von
Mitteilungen September 2010 12<br />
73 Jahren machte Wenter als<br />
Erster am Sein seine 120. Überschreitung<br />
der Vajolettürme.<br />
Im Jahr 1907 war er,wie gehört,<br />
sieben Monate lang mit Merzbacher<br />
im Tien-Shan-Gebirge.<br />
In Tiers, allseits geachtet und<br />
verehrt, starb er im Juli 1959.<br />
Unter den vielen außergewöhnlichen<br />
Bergführern, die <strong>Südtirol</strong><br />
während der alpinen Erschließerzeit<br />
aufzuweisen hatte, stechen<br />
Franz Kostner und Franz<br />
Wenter wegen ihrer sehr frühen<br />
Teilnahme an Expeditionen sicherlich<br />
hervor.Deren Durchführung<br />
war damals sehr viel<br />
schwieriger und aufwendiger als<br />
heute, bewegte man sich doch<br />
in weit entferntem komplettem<br />
Neuland. Schon die monateund<br />
oft jahrelange Dauer dieser<br />
Reisen ist heute nicht mehr vorstellbar.<br />
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt,<br />
dass mit Johann Haller<br />
und Alexander Klotz aus Passeier<br />
schon lange vor den beiden<br />
oben genannten Bergführern<br />
<strong>Südtirol</strong>er an einer bedeutenden<br />
Expedition teilgenommen haben.<br />
Sie waren als Jäger an der<br />
AVS<br />
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von Julius Payer und Carl Weyprecht<br />
geleiteten österreichischungarischen<br />
Nordpolexpedition<br />
1872 – 1874 beteiligt. Das dabei<br />
angepeilte Ziel konnte zwar<br />
nicht erreicht werden, doch<br />
führte die Expedition nach größten<br />
Beschwernissen zur Entdeckung<br />
des Kaiser-Franz-Joseph-Landes.<br />
Der gewaltige Khan Tengri in der Tien-Shan-Gruppe, 6995 m<br />
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Mitteilungen September 2010 14<br />
Bei der Hauptversammlung 1957<br />
der Sektion Brixen ersucht der<br />
Ehrenvorstand Josef Gstader<br />
die Sektionsleitung, die Möglichkeit<br />
zur Errichtung einer<br />
Schutzhütte im Gebiet der ehemaligen<br />
Brixner Hütte zu erkunden.<br />
Josef Gstader war von<br />
1909 bis 1922 Hüttenwart der<br />
Brixner Hütte. Aus rechtlichen<br />
und finanziellen Gründen konnte<br />
aber diese Idee nicht weiter verfolgt<br />
werden.<br />
Die rührige Ortsstelle Mühlbach<br />
unter dem Vorsitz von Meinhard<br />
Klöcker ergriff Ende der 60er-<br />
Jahre die Initiative, in der „Pfanne“<br />
im hinteren Valser Tal eine<br />
Selbstversorgerhütte zu errichten.<br />
Diese Hütte sollte ca. 300 m<br />
südlich der alten Brixner Hütte<br />
entstehen. Es war ein idealer<br />
Standort, und außerdem kam<br />
dieses Vorhaben dem Wunsch<br />
BAugeschichte<br />
Der BriXner hütte<br />
Die ursprüngliche Brixner Hütte<br />
im Jahre 1911<br />
der Sektion Brixen sehr entgegen.<br />
Da dem AVS1969 die juridi-<br />
sche Person zuerkannt wurde,<br />
war auch rechtlich nichts einzuwenden.<br />
Auf das Ansuchen der<br />
Ortsstelle Mühlbach stellte die<br />
Alminteressentschaft bzw. die<br />
Fraktionsverwaltung Vals den für<br />
den Bau einer Schutzhütte notwendigen<br />
Baugrund samt Wasserrecht<br />
und Zufahrt zur Verfügung.<br />
Im Laufe der Planungszeit<br />
wurde aus der Selbstversorgerhütte<br />
ein kleines Schutzhaus,<br />
welches in Holzblock-Bauweise<br />
errichtet werden sollte. Die Begeisterung<br />
der Mühlbacher<br />
steckte auch die Brixner an, den<br />
Bau trotz zweifelhafter Finanzierung<br />
anzugehen. Weder vom<br />
Land noch von der Hauptleitung<br />
des AVSwurden finanzielle Hilfen<br />
zugesagt. Trotz allem wurde der<br />
Bau mit Eigenmitteln der Sektion<br />
Brixen, der Ortsstelle Mühlbach,<br />
mit Unterstützung der Gemeinde<br />
Die heutige Brixner Hütte Foto: AVS-Archiv
15<br />
Mühlbach sowie einer Spendenaktion<br />
und der Zuversicht, viel<br />
Eigenleistungen erbringen zu<br />
können, angegangen.<br />
Im Frühsommer 1971 gingen<br />
die Leute der Ortsstelle Mühlbach<br />
mit großem Elan an die Arbeit.<br />
Jedes Wochenende waren<br />
sie in die „Pfanne“ unterwegs.<br />
Zuerst, um den Grund auszuheben,<br />
Sand und Steine herbeizuschaffen<br />
und später den Maurern<br />
und den Zimmerleuten zu<br />
helfen. Unterstützt wurden sie<br />
von weiteren Freiwilligen aus<br />
Vals und den „Alpini“. Durch die<br />
Vermittlung der Sektion hat das<br />
Militärden Transport von der Fanealm<br />
zum Bauplatz übernommen.<br />
Trotz einiger Schwierigkeiten<br />
(zwei Mulis stürzten ab) wurde<br />
das notwendige Baumaterial<br />
geliefert, und bereits im Oktober<br />
flogen Militärhubschrauber das<br />
Bauholz auf die Baustelle. Die<br />
Zimmerer stellten noch vor Wintereinbruch<br />
das Dach fertig. Im<br />
darauffolgenden Jahr waren<br />
noch viele Arbeitsstunden angesagt.<br />
Die Wasserleitung wurde<br />
fertiggestellt und jede Menge<br />
Material für den Innenausbau,<br />
auf dem Rücken zum Neubau<br />
hinaufgetragen.<br />
Im Sommer 1973 konnte das<br />
Schutzhaus provisorisch bewirtschaftet<br />
werden. Am 2.9.1973<br />
erfolgte die feierliche Einweihung<br />
mit großer Beteiligung der<br />
Bevölkerung und vieler Ehrengäste.<br />
Bei den Ansprachen wurden<br />
die großartigen Leistungen<br />
der Mühlbacher hervorgehoben,<br />
ganz besonders der Einsatz des<br />
Ortsstellenleiters Meinhard Klöcker.Diese<br />
Gemeinschaftsarbeit<br />
war wohl einzigartig und eine<br />
vom Idealismus getragene <strong>Alpenverein</strong>sleistung.<br />
In den folgenden<br />
Jahren gab es noch viele<br />
Arbeiten zu verrichten, unter<br />
anderem wurde die Süd- und<br />
Nordseite zur Isolierung mit<br />
Holzbrettern verschalt. Da der<br />
versprochene Hubschraubereinsatz<br />
ausfiel, wurden die Bretter<br />
von der Fanealm von Freiwilligen<br />
zur Hütte geschleppt. Ein großer<br />
Wunsch war,die Hütte mit Strom<br />
zu versorgen, um den aufwendigen<br />
Transport von Brennholz und<br />
Gas für die Küche zu verringern.<br />
Die Voraussetzungen waren gegeben,<br />
aber die Eigenmittel zu<br />
klein und Beiträge aus der öffentlichen<br />
Hand nicht zu erwarten.<br />
Im Jahr 1977 gab MeinhardKlöcker<br />
die Aufgabe als Hüttenwart<br />
ab. Für seinen großartigen Einsatz<br />
wurde ihm allerseits gedankt.<br />
Sein Amt übernahm nun<br />
Hans Weger. Reparaturen und<br />
Verbesserungen standen auf<br />
der Tagesordnung, so wurde ein<br />
kleiner Holzschuppen angebaut<br />
und der Keller vergrößert.<br />
Der ideale Standort der Hütte<br />
am Fuße der „Wilden Kreuzspitze“<br />
(3.134 m), des Wurmaul<br />
(3.022 m) und entlang dem Pfunderer<br />
Höhenweg brachte immer<br />
mehr Gäste. Um die vorgeschriebenen<br />
Auflagen der Behörden<br />
zu erfüllen, wurde eine Erweiterung<br />
der Hütte unumgänglich.<br />
Die Küche, die sanitäre Anlage,<br />
die Abwasserentsorgung<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Umbau auf der Alm – eine logistische Herausforderung Foto: AVS-Archiv<br />
und vieles andere waren bislang<br />
ja nur für eine Selbstversorgerhütte<br />
ausgerichtet. Gemeinsam<br />
mit Hüttenwart, Planer, Ortsstelle<br />
und Sektion wurde ein Projekt<br />
erarbeitet, das von der AVS-<br />
Hauptversammlung und von der<br />
Gemeinde genehmigt wurde.<br />
Für den Bau der Kläranlage und<br />
für das geplante E-Werk musste<br />
zuallererst die Grundbesitzfrage<br />
geklärt werden. Nach längeren<br />
Bemühungen, unterstützt vom<br />
1.Vorstand des Gesamtvereins,<br />
Luis Vonmetz, konnte mit der Alminteressentschaft<br />
eine Vereinbarung<br />
erzielt werden. Sobald die<br />
Wetterverhältnisse im Frühsommer<br />
1994 es zuließen, wurde<br />
mit den Arbeiten begonnen.<br />
Die Hütte wurde gegen Norden<br />
um ca. 4merweitert. Ins Kellergeschoss<br />
kamen WCs, Waschräume<br />
und ein Abstellraum, ins<br />
Erdgeschoss eine den Erfordernissen<br />
angepasste Küche und<br />
das Stiegenhaus. Dadurch konnte<br />
man die Gaststube wesentlich<br />
vergrößern. Im Dachgeschoss<br />
waren zwei Zimmer, ein WC für<br />
Pächter und Personal sowie ein<br />
WC fürdie Gäste des Matratzenlagers<br />
vorgesehen. Die Terrasse
Mitteilungen September 2010 16<br />
Der Umbau in der Endphase Foto: AVS-Archiv<br />
auf der Südseite wurde vergrößert<br />
und im Raum darunter ein<br />
Jugendraum untergebracht.<br />
Gleichzeitig wurde die Trinkwasserfassung<br />
vorschriftsmäßig erneuert<br />
und die Rohrleitung winterfest<br />
verlegt. Eine große Herausforderung<br />
stellte die Errichtung<br />
einer biologischen Abwasserreinigungsanlage<br />
dar. Nach Beendigung<br />
der Arbeiten konnte<br />
die Brixner Hütte als ein funktionsgerechtes<br />
Schutzhaus betrachtet<br />
werden.<br />
Am Einweihungstag, dem 2. Oktober<br />
1994, konnte der Vorstand<br />
der Sektion neben vielen Ehrengästen<br />
auch die am Bau beteiligten<br />
Handwerker und den Projektanten<br />
begrüßen. Er dankte allen<br />
Beteiligten für die gute und termingerechte<br />
Arbeit sowie den<br />
ehrenamtlichen Mitarbeitern der<br />
Ortsstelle und Sektion für ihren<br />
großen Einsatz. 1996 konnte<br />
endlich auch mit dem Bau des<br />
E-Werkes begonnen werden.<br />
Wasserfassung, Sandfang, Druckleitung<br />
und Krafthaus zu errichten<br />
war kein leichtes Unterfangen.<br />
Durch den gelieferten sauberen<br />
Strom wurde aber die<br />
Umwelt durch das Dieselaggregat<br />
nicht mehr belastet.<br />
In den Jahren 2000-2006 wurde<br />
das Schutzhaus den Brandschutzbestimmungen<br />
angepasst<br />
und das Gasflaschendepot samt<br />
Rohrleitungen erneuert. Kleine,<br />
ständig anfallende Reparaturen<br />
wurden vom Hüttenwirt selbst<br />
oder vom Hüttenwart ohne viel<br />
Aufsehens erledigt. Im Jahre<br />
2004 wurde der Zugangsweg<br />
mit Brücke vom Hüttenpächter<br />
und seinen Helfern saniert. Nun<br />
kann die Hütte auch mit einem<br />
geländegängigen Kleintransporter<br />
versorgt werden.<br />
2007-2008 standen nach eingehender<br />
Planung und Beratung<br />
weitere Sanierungen an. Die Küche<br />
konnte durch den Bau eines<br />
Abstellraumes bzw. einer Speise<br />
in ihrer Funktionalität verbessert<br />
werden. Die Terrasse wurde<br />
nochmals vergrößert und der<br />
darunter gewonnene Raum als<br />
Abstellplatz fürdas Geländefahrzeug<br />
genützt. Durch die Höhenanpassung<br />
der südseitigen Dachflügel<br />
konnte die bestehende<br />
Schlaflagerfläche besser genützt<br />
und unterteilt werden. Die durch<br />
Unwetter beschädigte Wasserfassung<br />
des E-Werkes sowie die<br />
Zuleitung zum Sandfang mussten<br />
2009 erneuert werden, und an<br />
der Abwasserkläranlage wurden<br />
Verbesserungen durchgeführt.<br />
Seit dem Bau der Hütte (1973)<br />
bewirtschaften Martha und Willi<br />
Oberhofer aus Vals zur Zufriedenheit<br />
des AVS und der Gäste<br />
die Brixner Hütte.<br />
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natur und umwelt<br />
Mitteilungen September 2010 18<br />
Seit etwas mehr als einem<br />
Jahr gehören die Dolomiten<br />
zum Welterbe der Menschheit.<br />
Sie sind damit in den erlesenen<br />
Kreis weltweit einzigartiger,<br />
unersetzlicher Natur-<br />
und Kulturgüter aufgestiegen.<br />
Eine großeAuszeichnung<br />
und Ehre, aber auch<br />
Herausforderung und Aufgabe.<br />
Denn seit dem 26. Juni<br />
2010 gilt es, das Welterbe<br />
Dolomiten im Sinne der Welterbekonvention<br />
zu führen<br />
und weiterzuentwickeln. Was<br />
ist bisher zu diesem Zweck<br />
geschehen, welche Projekte<br />
wurden abgeschlossen oder<br />
auf den Weggebracht?<br />
Die UNESCO (United Nations<br />
Educational, Scientific and Cultural<br />
Organization =Organisation<br />
der Vereinten Nationen für<br />
Erziehung, Wissenschaft, Kultur<br />
ein JAhr DoloMiten<br />
WelterBe unesco<br />
Bödenseen, Naturpark Drei Zinnen Foto: Josef Hackhofer<br />
und Kommunikation) hat die<br />
Eintragung in die Welterbeliste<br />
an drei Bedingungen geknüpft,<br />
die innerhalb von zwei Jahren –<br />
also bis Juni 2011 – erfüllt sein<br />
müssen. Die „Hausaufgaben“<br />
fürdie fünf am Welterbe Dolomiten<br />
beteiligten Provinzen Belluno,<br />
Bozen-<strong>Südtirol</strong>, Trentino,<br />
Pordenone und Udine sind kurz<br />
gefasst folgende:<br />
1. Gründung einer Stiftung, um<br />
die einheitliche Führung und<br />
Entwicklung des Welterbes<br />
zu sichern;<br />
2. Ausarbeitung einer Führungsstrategie<br />
für das gesamte<br />
Welterbegebiet;<br />
3. Ausarbeitung einer Strategie<br />
fürdie nachhaltige touristische<br />
Nutzung des Welterbegebietes,<br />
da in einigen Bereichen<br />
die Grenzen der Belastbarkeit<br />
erreicht sind.<br />
Stiftung Dolomiten<br />
UNESCO gegründet<br />
Die erste dieser Bedingungen ist<br />
bereits erfüllt: Am 13. Mai 2010<br />
ist in Belluno die Stiftung „Dolomiti<br />
– Dolomiten – Dolomites –<br />
Dolomitis UNESCO“ gegründet<br />
und der Verwaltungsrat eingesetzt<br />
worden. Mitglieder des Verwaltungsrates<br />
sind die zuständigen<br />
Landesräte der fünf Provinzen.<br />
Der Vorsitz wechselt im Drei-<br />
Jahres-Rhythmus. Derzeit hat<br />
Belluno den Vorsitz inne, ab Mai<br />
2013 geht er an <strong>Südtirol</strong> über.<br />
Die Stiftung hat ihren Rechtsund<br />
Steuersitz in Belluno. Im<br />
Sinne einer effizienten und bürgernahen<br />
Führungsstruktur sind<br />
aber bei den einzelnen Provinzen<br />
– für <strong>Südtirol</strong> beim Landesamt<br />
für Naturparke – operative<br />
Sitze eingerichtet. Außerdem unterstützen<br />
die Verwaltungen der<br />
Provinzen aktiv die Tätigkeiten
19<br />
der Stiftung. Aufgabe der Stiftung<br />
ist es, die einheitliche Entwicklung<br />
des Welterbes Dolomiten<br />
zu gewährleisten, indem sie<br />
die Zusammenarbeit zwischen<br />
den Provinzen fördert, die örtliche<br />
Bevölkerung, wissenschaftliche<br />
Institutionen sowie die vom<br />
Welterbe betroffenen Schutzgebietsverwaltungen<br />
stärker einbezieht<br />
und fördert.<br />
Derzeit läuft das Auswahlverfahren<br />
fürdie Besetzung der Stelle<br />
des Generalsekretärs. Die Bewerbungsfrist<br />
ist am 4. August abgelaufen.<br />
Der zukünftige Generalsekretär<br />
wird unter anderem die<br />
Stiftung leiten, die vom Verwaltungsrat<br />
festgelegten Vorgaben<br />
und Ziele umsetzen, die technisch-operativen<br />
Kontakte mit<br />
dem Umweltministerium und der<br />
UNESCO wahrnehmen und als<br />
Bindeglied zwischen der Stiftung<br />
und den am Welterbe Dolomiten<br />
beteiligten Provinzen fungieren.<br />
Für die vom Welterbe betroffenen<br />
Gemeinden, die Grundeigentümer<br />
und sonstigen Akteure<br />
im Welterbegebiet ändert sich<br />
durch die Stiftungsgründung<br />
und Sitzvergabe an Belluno<br />
nichts. Die Stiftung ist keine zusätzlicheGenehmigungsbehörde,<br />
Ansprechpartner für alle in<br />
<strong>Südtirol</strong> vom Welterbe Betroffenen<br />
bleibt wie bisher das Landesamt<br />
für Naturparke.<br />
Führungsstrategie<br />
und Tourismusstrategie<br />
in Ausarbeitung<br />
Auch die Arbeiten an der Führungs-<br />
und Tourismusstrategie<br />
laufen bereits. Die Strategie gliedert<br />
sich in die Achsen Erhaltung<br />
und Führung, Kommunikation<br />
sowie In-Wert-Setzung, ihre<br />
inhaltlichen Schwerpunkte umfassen<br />
unter anderem die Bereiche<br />
geologische und landschaftlicheWerte,Schutzgebiete,<br />
Bildung und Forschung, sozioökonomische<br />
Entwicklung und<br />
nachhaltiger Tourismus sowie<br />
Mobilität.<br />
<strong>Südtirol</strong> hat die Schwerpunkte<br />
„Mobilität“ und „sozioökonomische<br />
Entwicklung und nachhaltiger<br />
Tourismus“ übernommen<br />
und wirdsomit die Ausarbeitung<br />
der geforderten Strategie für die<br />
nachhaltige touristische Entwicklung<br />
des Welterbegebietes<br />
koordinieren. Für die UNESCO<br />
sind bekanntlich im Gebiet um<br />
die Marmolata und an der Südseite<br />
der Drei Zinnen die Grenzen<br />
der touristischen Belastbarkeit<br />
erreicht. Und ebenso ist<br />
wohl die bisher praktizierte Mobilität<br />
imSinne einer allzeit freien<br />
Fahrt auf den Dolomitenpässen<br />
wohl ein Auslaufmodell. Für beide<br />
Bereiche sind neue Konzepte<br />
zu entwickeln und umzusetzen.<br />
Information schafft<br />
Identifikation<br />
Das Welterbe Dolomiten ist<br />
nicht nur eine ökologische Aufgabe,<br />
sondern eine kulturelle.<br />
Es gilt, das Welterbegebiet für<br />
die nachkommenden Generationen<br />
zu bewahren und es so<br />
weiterzuentwickeln, dass die<br />
Bedürfnisse der Natur mit jenen<br />
der Menschen in Einklang gebracht<br />
werden – eine große Her-<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Peitler, Naturpark Puez-Geisler<br />
Foto: Archiv Landesabteilung Natur und Landschaft<br />
ausforderung, aber auch Chance<br />
für Bevölkerung, Politik,<br />
Verwaltung und wirtschaftliche<br />
Nutznießer.<br />
Damit dies gelingen kann, müssen<br />
die Menschen – salopp formuliert<br />
– wissen, was es mit<br />
dem Welterbe Dolomiten auf<br />
sich hat. Sie müssen wissen,<br />
womit sie es zu tun haben, und<br />
deshalb haben Information,<br />
Kommunikation und Umweltbildung<br />
oberste Priorität. Presse,<br />
Rundfunk und Fernsehen, zielgruppengerechteInformationsveranstaltungen,<br />
Publikationen,<br />
eine Dachmarke, audiovisuelle<br />
Medien, Lehrerfortbildung, Ausstellungen,Naturerlebnisangebote,<br />
eigens für das Welterbe<br />
Dolomiten ausgebildete Wanderführer<br />
… Je breiter die Palette<br />
an Kommunikationsmitteln und<br />
Initiativen in den Bereichen Umweltbildung<br />
und Naturerlebnis<br />
ist, desto eher wird das Ziel erreicht,<br />
das Welterbe Dolomiten<br />
in den Köpfen und Herzen der<br />
einheimischen Bevölkerung,<br />
aber auch der Gäste, zu verankern.<br />
Und das ist unverzichtbar,<br />
will man den Welterbestatus für<br />
die Zukunft bewahren.<br />
Ulrike Lanthaler<br />
Autonome Provinz Bozen-<strong>Südtirol</strong><br />
Abteilung Natur und Landschaft
Mitteilungen September 2010 20<br />
Wie uMWeltBeWusst sinD Wir<br />
Bergsportler WirKlich?<br />
„Ich möchte dazu beitragen,<br />
dass das „ursprüngliche Landschaftsbild“<br />
nicht zerstört wird.<br />
Ein kurzer Gedanke an die Umwelt,<br />
oft nur ein einstündiges<br />
Gespräch könnte eine mühevolle<br />
jahrzehntelange Regeneration<br />
der zerstörten Landschaft verhindern<br />
...“<br />
Dieser Satz stammt von einem<br />
Bergsportaktiven, als es darum<br />
ging, die Zerstörung eines Waalweges<br />
durch den Bau einer<br />
Forststraße zuverhindern. Aber<br />
denken die meisten Bergsportler<br />
wirklich so? Ist ihnen die Natur<br />
und Landschaft bzw. deren<br />
Erhalt wichtiger als die Leistung,<br />
oder dient der Berg lediglich als<br />
Sportgerät? Wären sie dazu bereit,<br />
ihreFreizeitaktivitäten einzuschränken,<br />
wenn dies dem<br />
Schutz und Erhalt von Natur<br />
und Landschaft förderlich wäre?<br />
Verena Stolz, Sportwissenschaftlerin<br />
und selbst begeisterte<br />
Bergsportlerin, hat sich im<br />
Rahmen ihrer Diplomarbeit mit<br />
diesen Fragen auseinandergesetzt.<br />
Ausschlaggebend für die<br />
Wahl des Themas war fürsie die<br />
Erfahrung, dass viele Bergsportler,welche<br />
die Natur fürihrer Ak-<br />
tivität nutzen und sich eigentlich<br />
des Wertes bewusst sein müssten,<br />
kaum für die Unterstützung<br />
einer Unterschriftenaktion zu<br />
gewinnen waren, die für den Erhalt<br />
eines Waalweges gesammelt<br />
wurden. Die zentrale Annahme<br />
der Arbeit waren:<br />
Natur und Landschaft haben<br />
bezüglich der Motivation der<br />
Bergsportler einen höheren<br />
Stellenwert als sozial- und<br />
leistungsorientierte Aspekte.<br />
Es galt eine Antwort auf die<br />
Frage zu finden, welche Bergsportler<br />
das größte Umweltbewusstsein<br />
haben.<br />
Daraus abgeleitet wurden folgende<br />
Fragestellungen geklärt:<br />
-Haben Natur und Landschaft<br />
bezüglich der Motivation der<br />
Bergsportler einen höheren<br />
Stellenwert als sozial- und leistungsorientierte<br />
Aspekte?<br />
-Besteht ein positiver Zusammenhang<br />
zwischen subjektiv<br />
wahrgenommener Wichtigkeit<br />
der Aktivitätsausübung und<br />
Umweltbewusstsein der Bergsportler?<br />
-Besteht ein positiver Zusam-<br />
menhang zwischen Häufigkeit<br />
der Aktivitätsausübung und<br />
Umweltbewusstsein der Bergsportler?<br />
-Welche Bergsportler haben<br />
das größte Umweltbewusstsein?<br />
Damit die Frage nach den Motiven<br />
(Beweggründen fürdie Ausübung<br />
der Aktivität) und dem<br />
Umweltbewusstsein, speziell die<br />
Bergsportarten betreffend, beantwortet<br />
werden konnten, wurden<br />
100 Bergsportaktive aus<br />
den Bereichen Skitouren,<br />
Schneeschuhwandern, Bergsteigen,<br />
Felsklettern und Bergwandern<br />
im Naturpark Texelgruppe<br />
anhand eines Fragebogens<br />
hinsichtlich ihrer Motivation<br />
für ihre Bergsporttätigkeiten,<br />
ihrer Einstellungen zu Natur,<br />
Landschaft, Naturschutzmaßnahmen<br />
und naturverantwortlichem<br />
Verhalten befragt.<br />
Die Ergebnisse haben gezeigt,<br />
dass der Beweggrund „Natur<br />
und Landschaft“ eine wesentliche<br />
Rolle für die Ausübung der<br />
Bergsportaktivität spielt. Bei der<br />
Analyse der Hauptkomponenten<br />
ergaben sich die Hauptfaktoren<br />
„Naturnähe/Fluchtmotiv“
21<br />
und „Aktivität/Soziales Erleben“.<br />
Die genauere Analyse zeigte<br />
hier, dass sozial- und leistungsorientierte<br />
Aspekte bei der Aktivitätsausübung<br />
von Kletterern<br />
einen höheren Stellenwert als<br />
Natur und Landschaft haben.<br />
Bei den Skitourengehern, Bergsteigern<br />
und Schneeschuhwanderern<br />
ergibt sich genauso<br />
eine leichte Tendenz dazu, während<br />
einzig und allein die Gruppe<br />
der Bergwanderer die Naturnähe<br />
als wichtiger einstuft.<br />
Positive Zusammenhänge sowohl<br />
zwischen subjektiv wahrgenommener<br />
Wichtigkeit als<br />
auch Häufigkeit der Aktivitätsausübung<br />
und umweltbewusstem<br />
Verhalten in den Bergsportgruppen<br />
lassen sich nur<br />
zwischen wenigen gestellten<br />
Fragen feststellen. Die Befragten<br />
geben an, die vorgelegten<br />
Naturschutzmaßnahmen wie<br />
Gebots- und Verbotsschilder<br />
und infrastrukturelle Maßnahmen<br />
sogar häufig zu berücksichtigen.<br />
Jede der erfragten<br />
Maßnahmen (wie beispielsweise<br />
Informationsbroschüren, saisonale<br />
Sperrungen, Schutzgebietsbegrenzungen)<br />
wird zumindest<br />
gelegentlich berücksichtigt.<br />
Dennoch unterscheiden sich die<br />
fünf verschiedenen Bergsportgruppen<br />
in ihrem Umweltbewusstsein<br />
nicht, sie sind alle<br />
gleich viel bzw. gleich wenig<br />
umweltbewusst.<br />
Dieses Fazit lässt darauf schließen,<br />
dass die ökologische Bewusstseinsbildung<br />
ein langwieriger<br />
Prozess ist. Der AVS<br />
versucht immer wieder dieses<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Aufmerksam sein für die Schönheiten der Natur Foto: Judith Egger<br />
Unsere W�lt.<br />
Unser B�er.<br />
mit gezielten Veranstaltungen zu<br />
verbessern. Sehr viel wirdmit Sicherheit<br />
in Zukunft nämlich<br />
davon abhängen, wie Kinder<br />
und Jugendliche zu Naturschutz-Themen<br />
sensibilisiert<br />
werden.<br />
Verena Stolz
Mitteilungen September 2010 22<br />
URSINA –eine länDerüBergreifenDe<br />
plAttforM zuM BrAunBären in Den Alpen<br />
Ursina bedeutet auf Deutsch<br />
kleine Bärin und ist der Name<br />
eines grenzüberschreitenden<br />
Projekts im rätischen Dreieck<br />
– Schweiz (Engadin), Italien<br />
(Vinschgau) und Österreich<br />
(Oberinntal) -,welches 2006<br />
vom WWF Schweiz lanciert<br />
wurde und das Ziel hat, die<br />
Rückkehr der Braunbären in<br />
die Alpen durch gezielte Aufklärungsarbeit<br />
zu unterstützen.<br />
Dabei steht die gemeinsame<br />
Lösung von möglichen<br />
Konflikten, welche durch die<br />
Rückkehr des Bären entstehen<br />
können, im Vordergrund.<br />
Im Rahmen von Ursina wurden<br />
bereits mehrereProjektteilschritte<br />
umgesetzt, wie die Verbesserung<br />
des Herdenschutzes durch<br />
den Einsatz von Herdenschutzhunden<br />
im ValMüstair (Münstertal),<br />
die Errichtung eines effizienten<br />
Schutzes von Bienenhäuschen,<br />
welche häufig Opfer von<br />
Bärenattacken wurden, sowie<br />
die Erarbeitung von Maßnahmen<br />
zur richtigen Abfallbeseitigung,<br />
damit Bären erst nicht auf<br />
die Idee kommen, in unseren<br />
Haushaltsabfällen nach Fressbarem<br />
zu wühlen.<br />
Ein besonders wichtiges Anliegen<br />
von Ursina ist aber die Information<br />
der betroffenen und interessierten<br />
Bevölkerung, weshalb<br />
der Bärenthemenweg auf<br />
Schweizer Seite des Val Müstair/Münstertal<br />
aufgebaut wurde.<br />
Er besteht aus mehreren Etappen,<br />
die in einer Gehzeit zwischen<br />
einer und sechseinhalb<br />
Stunden zu begehen sind und<br />
einen unterschiedlichen Schwierigkeitsgrad<br />
aufweisen. Jede<br />
Etappe behandelt ein Thema<br />
rund um den Bären: Es werden<br />
kleine Bärenmärchen und -sagen<br />
erzählt, die Geschichte des<br />
Bären wird behandelt, die Biologie<br />
des Bären erklärt oder über<br />
Bären und Bienen sowie Herdenschutzmaßnahmenberichtet.<br />
Besonders interessant ist<br />
auch die Etappe „Lumpazroute“,<br />
welche die Geschichte des<br />
Bären JJ2 (alias Lumpaz, was<br />
auf rätoromanisch Lausbub bedeutet)<br />
erzählt, welcher 2005<br />
als erster Bär nach über 100<br />
Jahren Schweizer Boden betrat<br />
und fürgehörigen Wirbel sorgte,<br />
bis er schlussendlich nicht mehr<br />
auffindbar war und vermutlich<br />
illegal abgeschossen wurde.<br />
Der Schweizerische Nationalpark<br />
hat auf einer seiner Besucherlenkungsrouten<br />
einen digitalen<br />
Wanderführer erarbeitet,<br />
welcher gegen eine kleine Gebühr<br />
entlehnt werden kann. Er<br />
liefert an vorgegebenen Punkten<br />
Informationen zum Thema<br />
Braunbär und richtet sich vor<br />
allem an Kinder,welche dadurch<br />
die Bärengegend entdecken<br />
können.<br />
Im Rahmen des Ursina-Projektes<br />
wurde für die sechs Bärenthemenweg-Etappen<br />
eine<br />
Kinderbroschüre mit kleinen<br />
Rätseln und Aufgaben erstellt.<br />
Damit sollen Familien erreicht<br />
werden, die eine nette Wanderung<br />
mit Informationen zum<br />
Thema Bär verbinden wollen.<br />
Besonders hervorzuheben ist<br />
auch, dass alle Etappen ganz im<br />
Sinne der vom Referat für Natur<br />
und Umwelt gestarteten Initiative<br />
„Wandern ohne Auto“ vom<br />
Malser Bahnhof aus mit dem<br />
Schweizer Postbus erreichbar<br />
sind.<br />
Einen Besuch wert ist auch das<br />
Museum Schmelzra S-charl, welches<br />
nicht nur vom Leben der<br />
Bergarbeiter und Bauern der<br />
Gegend erzählt, sondern auch<br />
eine Bärenausstellung zeigt. Unlängst<br />
wurde auch der Bärenerlebnispfad<br />
fürKinder in unmittelbarer<br />
Nähe des Museums<br />
eröffnet.<br />
In diesem Sinne wünsche ich<br />
eine frohe Entdeckungsreise in<br />
unsere Nachbarregion.<br />
Weitere Informationen zum Projekt<br />
Ursina sowie zu den Wanderrouten<br />
sind im Internet unter<br />
www.ursina.org abrufbar.<br />
Judith Egger<br />
Faltblatt<br />
Bärenthemenweg<br />
Foto:<br />
WWF Schweiz<br />
Zum Thema Rückkehr des Braunbären indie Alpen sind in der<br />
AVS-Bibliothek zwei interessante Bücher entlehnbar:<br />
Höneisen, Maya, Schoenenberger, Joanna &Yannick Andrea<br />
(2009): Der Braunbär. Die Rückkehr eines Großraubtiers. Haupt-Verlag<br />
Kalb, Roland (2007): Bär Wolf Luchs: Verfolgt ausgerottet<br />
zurückgekehrt. Leopold-Stocker-Verlag.
Erlebe mich!<br />
Wir haben alles, was Du dafür brauchst.<br />
www.sportler.com
Mitteilungen September 2010 24<br />
Für 100 Tage, vom 13. Juni bis<br />
zum 20. September, zeigt die<br />
Künstlervereinigung „meraner<br />
gruppe“ auf acht Bergen rund<br />
um Meran in der „MG – mountain<br />
gallery“ Kunstwerke zum<br />
Thema „Gott“.<br />
Die meraner gruppe ist ein Zusammenschluss<br />
von Künstler-<br />
(inne)n aus dem Raum Meran.<br />
Dem Künstlerkollektiv liegt der<br />
Gedanke zugrunde, dass das<br />
gemeinsame Gehen eines Weges<br />
diesen anregender und produktiver<br />
macht.<br />
Für das Projekt „MG – mountain<br />
gallery“ nimmt die „meraner<br />
gruppe“ das „gemeinsame Gehen“<br />
ernst und bezieht die Landschaft<br />
in ihre Arbeit ein. Landschaft<br />
verstehen die Künstler/innen<br />
als geografischen Ort, der<br />
mehr als ein Punkt oder Fleck<br />
auf einer Landkarte ist, sondern<br />
Örtlichkeit, welche Natur, Kultur,<br />
Glaube und Menschen prägt.<br />
Bespielt werden acht Erhebungen,<br />
welche den Raum um Meran<br />
dominieren: die Mutspitze<br />
(2.294 m), der Hirzer (2.781 m),<br />
der Laugen (2.434 m), der Ifinger<br />
(2.581 m), die Rötlspitze<br />
(2.625 m), der Tschigat (2.998 m),<br />
das Vigiljoch (1.793 m) und die<br />
Stoanernen Mandlen (2.003 m).<br />
Die Künstler/-innen verstehen die<br />
Berggipfel als ausgesetzte Ansatzorte,<br />
um über Gott nachzusinnen.<br />
In vielen Religionen sind<br />
Berge sakrale Orte. Auch in den<br />
Alpen gibt es allerlei Berg-Wallfahrtsorte,<br />
religiöse Erzählungen,<br />
Sagen, Hexengeschichten<br />
und vorchristliche Kultorte im<br />
Gebirge. Religiöse Symbole, vor<br />
allem in Form von Gipfelkreuzen,<br />
finden sich auf fast allen<br />
dominanten Erhebungen in den<br />
Alpen. Die Berge, welche durch<br />
ihre Vertikalität von der leichten<br />
Mg –MountAin gAllery<br />
100 tage Kunst auf acht Bergen um Meran<br />
Erschließung ausgeschlossen<br />
sind, in Richtung Himmel sich<br />
auftürmen und sich nur unter<br />
bestimmten körperlichen Anstrengungen<br />
besteigen lassen,<br />
bieten sich als Orte der Reflexion<br />
über Gott an. Die Besteigung<br />
des Berges bis zum geografischen<br />
„Tabernakel“ und der daraufhin<br />
folgende Abstieg sind<br />
integrativer Bestandteil der<br />
Kunstwerke der MG – mountain<br />
gallery.<br />
Am Ifinger zeigt Sabine Auer die<br />
Arbeit „Laib geworden“, welche<br />
einen Brotlaib auf einem bestickten<br />
Kissen zeigt. Franziska<br />
Egger greift am Laugen auf die<br />
neuplatonische Lichtmetaphysik<br />
zurück. Gott ist für sie Licht,<br />
welches durch verschieden<br />
farbige Gläser gebrochen wird<br />
und alles durchflutet. Hannes<br />
Egger fordert mit dem Werk<br />
„100 days smoke“ am Tschigat<br />
zur Vollziehung eines Räucherrituals<br />
auf. Der Göttlichkeit der<br />
Natur widmet sich Martin Geier<br />
auf der Rötlspitze über Algund.<br />
Er stellt das Gehörn einer Gämse<br />
aus. Peter Schwellensattl<br />
verschließt amHirzer seine „MG<br />
– mountain gallery“ und bedruckt<br />
sie mit Wortfetzen zum<br />
Thema. Gott ist unsichtbar, und<br />
kein Bild soll sich der Mensch<br />
von ihm machen. Sara Schwienbacher<br />
bespielt die mit Sagen<br />
umsponnenen „Stoanernen<br />
Mandlen“, sie zeigt sich als Salige<br />
in dreifacher Gestalt. Auf der<br />
Mutspitze zitiert Peter Tribus aus<br />
der Apostelgeschichte und präsentiert<br />
Gott als ein großes Ja<br />
zum Leben, zur Freude und zum<br />
Leib. Der Gastkünstler der<br />
Gruppe, Antonio Riello aus Padua,<br />
richtet auf dem Vigiljoch<br />
eine spirituelle Erste-Hilfe-Telefonnummer<br />
ein, welche einen<br />
direkten Draht zu Gott oder seinem<br />
Assistenten verspricht.<br />
Hannes Egger<br />
Eigenblut Foto: Martin Geier
Rund um den Stein<br />
Bild<br />
AVS<br />
Jugendzeitschrift<br />
NR.3/2010<br />
19. Jahrgang
Rund um den Stein<br />
Wo Stein ist,ist auch Leben...<br />
Die Liebe und die Faszinationzuden Steinen<br />
steckt seit Kindheit in jedem von uns.Jedervon<br />
unswurde irgendwann einmal von<br />
Steinen auf ihreeigene Artangezogen:MancheSteine<br />
fanden wir aufgrund ihrer Farben<br />
und Musterungen besonders anziehend, einigewaren<br />
formschönund angenehm in der<br />
Hand zu halten, und anderewiederum warenbesonders<br />
wertvoll,weil sie in der Sonne<br />
funkelten und glitzerten.Werhat sichalso<br />
nicht auf dem Spielplatz,im Garten oder<br />
bei Wanderungen die Taschen mit diesen<br />
„wertvollen Steinen“ voll gestopft!<br />
Betrachten wir also einen dieser Steine genauer,<br />
so sehen wir zum Beispiel bei einem Sandstein,<br />
dass er aus einzelnen Quarzkörnernzusammengesetzt<br />
ist.Bei einem Granit können wir<br />
neben dem QuarzauchFeldspat und dunklen<br />
Glimmer erkennen.Diese Bestandteile nennen<br />
wir Minerale.Essind stofflicheinheitliche<br />
Körper,die durch Naturvorgängeentstanden<br />
sind.Auch Edelsteine und Halbedelsteine sind<br />
Mineralien, die wegenihrer besonderen Eigenschaften<br />
auchals Schmuckgetragen werden<br />
und meist wertvoll sind.<br />
Besonders für unsereKinder muss es aber<br />
nicht gleich ein richtiger Edelstein sein!<br />
Mit Kinderaugen und viel Fantasie kann<br />
der in Erwachsenenaugen normalste Stein<br />
zum wertvollsten Schatz oder Glücksbringerder<br />
Kleinen werden.<br />
Steine erzählen Geschichten<br />
Die Steine,die auf der Erde vorkommen,<br />
können Geschichten „erzählen“. Ein Vulkanstein<br />
aus Basalt „erzählt“ zum Beispiel,<br />
dass dort, wo der Stein gefunden wurde,<br />
früher einmal ein Vulkan gewesen sein<br />
muss. Wenn Steine Fossilien enthalten,<br />
„erzählen“ sie,welche Tiereund Pflanzen<br />
es vorMillionen von Jahren gab.Denn Fossilien<br />
sind Überreste oder Spuren von Tierenund<br />
Pflanzen.<br />
Fossilien in ihrer unterschiedlichsten Form<br />
sowie Steine dienen als Zeugen, die die<br />
Rekonstruktionder Lebensverhältnisse in<br />
vergangenen Erdzeitalternerlauben.Wissenschaftler<br />
„lesen“ in Fossilien oder Gesteinen<br />
wie in einem Buch.<br />
ZumThema Stein kann man nicht nur interessante<br />
Geschichten erzählen, sondern<br />
es lassen sichviele tolle Wanderungen und<br />
Spiele dazu gestalten!<br />
Das Team derLandesjugendführung
Washat es eigentlich mit den„Stoanmandln“ auf sich?<br />
Steinmännchen<br />
Steinmann oder Steinmännchen (mundartlichinBayernund<br />
TirolauchSteinmandl)<br />
nennt man eineWegmarkierung,die in unübersichtlichem<br />
oder schwer begehbarem<br />
Gelände –wie Gebirgen und Wüsten –<br />
die Orientierung erleichternsoll. Siesind<br />
oder waren in allen besiedelten Gebieten<br />
der Erde verbreitet,in verschiedenen Kulturen<br />
sind mit ihnen weitere, oftreligiöse<br />
Gebräuche verbunden.<br />
Obwohlheute in den Alpen viele Steigemit<br />
Farbmarkierungen und Schilderngut be-<br />
zeichnet sind,gibt es auchnochzahlreiche<br />
Wege,die lediglichmit wenigen Steinmännern<br />
markiert sind (z.B.imKarwendel).<br />
Heute fügen Wanderer und Touristen oft<br />
den Steinhaufen weitereHaufen und Steine<br />
hinzu.Das ist fast überalldortBrauch,wo<br />
heute Bergwanderer die neuen,also touristischen<br />
Steinmänner vorfinden.Es stimmt<br />
aber auf keinen Fall,dass es sichausschließlich<br />
umtouristische Wegweiser neueren<br />
Datums handelt.Viele sind neu.Einigesind<br />
Jahrhunderte oder Jahrtausende alt.<br />
Große Steinmänner werden oft auch als<br />
Gipfelzeichen errichtet,da sie sichaus den<br />
vorhandenen Steinenaufrichten lassen und<br />
damit das Erreichen des Gipfels dokumentiertwerden<br />
kann.An manchen Stellen in<br />
den Alpen findet man regelrechte Steinmännerversammlungen,die<br />
nicht mehr der<br />
Orientierung dienen, sondern eher Land<br />
Artbilden.<br />
Zu den eindrucksvollsten Zeugnissen<br />
der alpinen Steinsetzungen gehören<br />
die „STOANERNEN MANDLN vom<br />
Auenjoch imSarntal. Schon seit undenklichen<br />
Zeiten dürften dortSteine aufeinander<br />
geschichtet worden sein.Siesind<br />
die ältesten urkundlicherwiesenen Steindenkmäler<br />
solcher Art.Der Platz auf dem<br />
Joch gilt seit jeher als „Hexentanzplatz“.<br />
Frühgeschichtliche Funde in dieser<br />
Gegend reichen 7.000 Jahrezurück,und<br />
es bedarfkeiner Spekulation,hier einen uralten<br />
Kultplatz ausmachen zu können.<br />
Rund um den Stein
Rund um den Stein<br />
Steinmännchen in Skandinavien<br />
Einer norwegischen Überlieferung zufolge<br />
sollte der Wanderer auf jeden Steinmann<br />
einen Stein legen, um unbehelligt<br />
vonTrollen zu bleiben. Auch heute noch<br />
sind Wanderer angehalten, zumindest bei<br />
teilweise abgetragenen oder beschädigten<br />
Steinmännern(nicht nur jene auf den Gipfeln<br />
der Berge) mit einem oder mehreren<br />
Steinen zum Erhalt beizutragen.<br />
Steinmännchen beiInuitkulturen<br />
Bei den Inuit in der Arktis haben „Inukshuk„<br />
(Steinmännchen) vielfältigeMarkierungsfunktionen<br />
an und auf bedeutende Orte.<br />
Besucherzentrum<br />
Bletterbachschlucht<br />
Es gibt zwei Besucherzentren zur Bletterbachschlucht,eines<br />
unterhalb der Lahneralm<br />
und eines in Radein.Ersteres legt den<br />
Schwerpunkt auf die Entstehung der verschiedenen<br />
Gesteine und beherbergt wie<br />
das Museum in Radein fossile Funde aus<br />
der Schlucht, z.B.Saurierspuren, versteinerte<br />
Fische,Muscheln und Pflanzen.<br />
Genauere Infos zu Öffnungszeiten, Anreise<br />
und Eintrittspreise findet ihr unter<br />
www.bletterbach.info<br />
Wandervorschläge<br />
Ein „Inukshuk“ mit zwei getrennten Beinen<br />
an einem Ufer zeigt einen befahrbaren<br />
Kanal an, ein Inukshuk an einem Seeverweist<br />
auf guteFischgründe,an der markiertenStelle<br />
und so weit im See,wie das Steinmännchen<br />
vomUferentfernt ist.<br />
VonAldein durch die Bletterbachschluchtnach<br />
Kaltenbrunn<br />
Ausgangspunkt:<br />
Aldein (1238 m) Gasthaus Waldrast,<br />
Erste Bushaltestelle nach Aldein.<br />
Wegverlauf:<br />
VomGasthausWaldrast abwechselnd aufund<br />
abwärts in 1Std. zur Blettermühle in<br />
der Bletterbachschlucht (Nr.9), auf der<br />
gegenüberliegenden Talseite in Serpentinen<br />
bis zu einem Forstwegund über diesen<br />
taleinwärts bis zur Einmündung von<br />
WegNr. 2hinunter in den Schluchtgrund<br />
des Bletterbaches, an der Hoanzenmühle<br />
vorbei zum Reitererhof und weiter über<br />
eine asphaltierte Straße zur Lahneralm.<br />
WegNr. 3führt wieder in die Schlucht<br />
hinab zum Taubenleck, nun entlang dem<br />
Bletterbach (geologischer Lehrpfad) bis<br />
zur Einmündung des Gorzsteiges (Bez.<br />
G), über diesen leicht ansteigend zum<br />
Zirmersteig und weiter in 1Std. hinab
zum Zirmerhof (Nr.4Bez.E5,G-W)und<br />
Wastlhof,den europäischen WeitwanderwegE5(Nr.9)und<br />
über Unterradein und<br />
nach Kaltenbrunn.<br />
Endpunkt:<br />
Kaltenbrunn (991 m)<br />
Varianten:<br />
Es gibt verschiedene Möglichkeiten die<br />
Tour durch die Bletterbachschlucht erheblichzuverkürzen,<br />
z. B. mit dem Ausgangspunkt<br />
Oberradein. Nähere Beschreibungen<br />
gibt es in den verschiedenen<br />
Wanderführern.<br />
Besonderheiten:<br />
Geologischer Lehrpfad: mit 21 Haltepunkten,Erklärungen<br />
im Wanderführer„GeolehrpfadBletterbach“(erhältlichimGeologischen<br />
Museum Oberradein oder am Zirmerhof).<br />
Beste Jahreszeit:<br />
April–November<br />
Anfahrt:<br />
Buslinie Bozen–Auer –Neumarkt -Aldein<br />
Rückfahrt:<br />
mit dem Bus über Neumarkt und Auer<br />
nach Bozen<br />
Gehzeit:<br />
7,5 Stunden<br />
Höhendifferenz:<br />
800 Höhenmeter<br />
Schwierigkeiten:<br />
Gute Kondition und Trittsicherheiterforderlich.<br />
Aufstieg durch die Schlucht teils<br />
mit Leiterngesichert.<br />
Hinweis:<br />
Bei Schlechtwetter oder nach Regenfällen<br />
kann diese Tour nicht unternommen werden,<br />
stets muss auf Steinschlag geachtet<br />
werden. KleinereKinder sollte man nicht<br />
mitnehmen.<br />
Wanderkarten:<br />
Tabacco Nr.29–1:25.000<br />
Kompass Nr.074, 1:35.000<br />
DieserTourenvorschlag<br />
entstammtdervom AVS<br />
herausgegebenen<br />
Broschüre:<br />
„Wandernohne Auto“<br />
-Unterland<br />
Rund um den Stein
Rund um den Stein<br />
Silber und Gold<br />
Material:JeSpieler 4kleine Steine (Silber)<br />
sowie je ein Stein (Gold),der eine markante<br />
Farbeaufweist; Augenbinden<br />
Spiel:Die Spieler sammeln verschiedene<br />
Steine und schauen sichalleSteine genau an.<br />
Es wirdein Feld abgesteckt,und die Spieler<br />
stellen sichbarfuß mit verbundenen Augen<br />
im Feld auf.Nach dem Startzeichen tasten<br />
die Spieler mit den Füßen den Boden<br />
ab,und sobald jemand einen Stein spürt,<br />
kann er ihn aufheben und einstecken.Doch<br />
Achtung,gewertet werden nur Goldsteine,deshalb<br />
empfiehlt es sich, genau mit<br />
den Füßen zu tasten,sodassman auchtatsächlicheinenGoldsteinerwischt.Wereinen<br />
Stein mit den Händen berührt, darf<br />
ihn nicht mehr zurücklegen.Werblinzelt,<br />
muss stehen bleiben und darf nicht mehr<br />
weitersuchen. Sieger ist am Ende derjenige,der<br />
das meiste Gold besitzt.<br />
Steinruine<br />
Material:viele verschiedene Steine<br />
Spiel:Bei diesem Spiel geht es zunächst darum,einen<br />
stabilen steinernenTurm aufzubauen.Verschieden<br />
große Steine werden dazu aufgeschichtet.Ist<br />
der Turm fertig,sozieht man<br />
Spiele mit Steinen<br />
einen Kreis im Abstand von50Zentimetern<br />
darum herum.Die Aufgabe besteht nun darin,<br />
den Turm wieder Schicht für Schicht abzutragen.<br />
Dazu wirft man vonder Kreislinie<br />
aus mit einem kleinen Steinchen den obersten<br />
Stein desTurmsherunter,dannden nächsten<br />
usw.ImWettstreit zwischen mehreren Spielern<br />
werden richtigeTreffergezählt,d.h.wenn bei<br />
einem Wurf nur ein Stein herunterfällt.Wer<br />
am Ende die meisten Treffer hat,ist Sieger.<br />
Alles oder nichts<br />
Material:jeSpieler 10 kleine Steinchen<br />
Spiel:Zuerst wirddas Spielfeld abgesteckt.<br />
Dazu wird eine Grundlinie gezogen. Im<br />
Abstand von2bis 3Meternwirddann ein<br />
faustgroßer Kreis markiert.Jeder Spieler bekommt<br />
10 Steinchen. Vonder Grundlinie<br />
aus wirft der erste Spieler nacheinander 3<br />
Steine in den Kreis.Dann folgt der nächste<br />
Spieler mit ebenfalls 3Würfen. Haben alle<br />
Spieler geworfen,darfder Spieler,der die<br />
meisten Steine in den Kreis geworfen hat,<br />
versuchen,die Steine außerhalb des Kreises<br />
mit dem Zeigefinger in den Kreis zu schnippen.Gabeskeinen<br />
eindeutigen Sieger,kommen<br />
die Spieler in umgekehrter Reihenfolge<br />
wie beim Werfen an die Reihe.
Gelingt es einem Spieler,einen Stein in den<br />
Kreis zu schnippen,darferweitermachen.<br />
Trifft erdaneben oder schießt Steinchen<br />
aus dem Kreis heraus,ist der nächste Spieler<br />
an der Reihe.Wer das letzte Steinchen in<br />
den Kreis schießt, hat gewonnen und darf<br />
alle Steinchen im Kreis behalten.<br />
Mit den verbliebenen Steinchen werden<br />
die nächsten Runden gespielt. Das Spiel<br />
endet nach so vielen Runden, wie Spieler<br />
beteiligt waren.Werdie meisten Steinchen<br />
hat, gewinnt.<br />
Dazu oder buh<br />
Material:jeSpieler 5Steinchen<br />
Spiel:Ein Spieler wirft einen Stein etwa 1bis<br />
2Meter entfernt auf den Boden.Der nächste<br />
Spieler versucht,diesen Stein mit seinem zu<br />
treffen.Gelingt es ihm,gehörtder Stein des<br />
Gegners ihm,gelingt es ihm nicht,muss er einen<br />
Stein an den Werfer abgeben.Die Vorlage<br />
werfen die Spieler abwechselnd.Werzuerst<br />
keine Steine mehr besitzt,hat verloren.<br />
Zu Fußüberden großen Fluss<br />
Material:6flache, handtellergroße Steine<br />
Spiel:Man markiert zunächst eine 3bis<br />
4 Meter breite und ebenso lange Fläche,<br />
die den Fluss darstellt, den es zu überqueren<br />
gilt. Im Fluss verteilen die Mitspieler<br />
gleichmäßig alle Steine,wobei der Abstand<br />
nicht zu groß sein darf. Die Spieler<br />
bilden nun Teams. Jedes Team muss den<br />
Fluss überqueren, indem man nur auf die<br />
Steine steigt.Die Spieler können dies einzeln<br />
versuchen, lustiger wirdesallerdings,<br />
wenn ein Team gemeinsam läuftund sich<br />
gegenseitig hilft. Jeder Fehltritt wird gezählt.<br />
Das Team mit den wenigsten Fehltritten<br />
hat gewonnen.<br />
Goldsieber<br />
Material:1Teller,21kleine Steinchen,4davon<br />
markiertmit dem Punktwert 1,sowie ein<br />
Stein mit dem Punktwert 2(man kann die<br />
Steine auchunterschiedlichanmalen)<br />
Spiel:Bei diesem Spiel geht es darum,blindes<br />
Gestein von wertvollem Gestein zu<br />
trennen.DurchDreh- oder Schüttelbewegungen<br />
versucht der Goldsieber,die wertlosen<br />
Steine vomTeller zu werfen.Sollten<br />
alle Steine dabei auf dem Boden landen,ist<br />
der nächste Spieler an der Reihe.Ansonsten<br />
werden am Ende die kostbaren Steine<br />
nach Punkten zusammengezählt und aufgeschrieben.Sieger<br />
ist am Ende der,der die<br />
meisten Punkte sammeln konnte.<br />
Quelle: UliGeißler,Ralf Butschkow:<br />
100 tolle Kinderspiele.LustigeSpiele<br />
mit Materialien aus dem Alltag.<br />
Ravensburger Buchverlag 2004<br />
ISBN-3-474-37850-X<br />
Rund um den Stein
die letzteSeite<br />
DerSteinbackofen<br />
Der Brotbackofen aus Stein erfordertzwar<br />
ein wenig Arbeit, dafür lässt er aber kaum<br />
Wünsche offen.Das Prinzip ist einfach:Aus<br />
Steinen baut ihr eine ArtHöhle,deren Innendurchmesser<br />
ungefähr 50 cm beträgt.<br />
Der vordereBereichbleibt offen, denn ihr<br />
müsst den Ofen ja befeuernund das Brot<br />
hineinlegen und herausnehmen.<br />
Nehmt für den Bau des Ofens möglichst<br />
dicke Steine,diese halten die Hitzelänger!<br />
Versucht,entstehende Spalten zwischen den<br />
Steinen mit kleineren Steinen und Schlamm<br />
abzudichten und besorgt eucheinen Stein,<br />
der in die offen gelassene Öffnung passt, als<br />
Ofentür sozusagen. Nunentzündet ihr ein<br />
Feuer in dem Ofen,das mindestens 2Stunden<br />
„Vollgas“ brennen soll(dabei den Ofen nicht<br />
verschließen).In der Zwischenzeitkönnt ihr<br />
ja schondenTeig vorbereiten.Nachdem das<br />
Feuer mindestens 2Stunden gebrannt hat,<br />
wirddas ganzeFeuer aus dem Ofen entfernt,<br />
auchdie Glut! Dann wirdderTeig in die Mitte<br />
gegeben (Kuchenteig in einem eingefetteten<br />
Kochgeschirr als Kuchenform) und der<br />
Ofen mit dem Verschlussstein verschlossen.<br />
Nach einer Stunde könnt ihr den Ofen öffnen<br />
und euer Werk betrachten.Wenn ihr alles<br />
richtig gemachthabt,könnt ihr nun euer<br />
Brot oder euren Kuchen genießen.<br />
Backen und Kochen auf<br />
dem heißen Stein<br />
Ihr werdet eine ganze Menge Feuerholz<br />
brauchen.Legt auf parallel ausgelegte, armdicke<br />
Äste die zu erhitzenden Steine.Über<br />
die Steine legt eher dünnes Holz,um schnell<br />
eine starke Flamme zu bekommen.Mit dem<br />
restlichen Feuerholzhaltet nun rund eine<br />
Stunde ein kräftiges Feuer in Gang,indem<br />
sichdie Steine aufheizen können. Aufden<br />
heißen Steinen könnt ihr nun Brot backen!<br />
Fladenbrot auf Stein gebacken<br />
Zutaten: Dinkelmehl,etwas Salz und Wasser,ein<br />
paar Tropfen Sonnenblumenöl.<br />
Den Teig aus den obengenannten Zutaten<br />
kneten. Teig aus Dinkelmehl ist sehr zäh<br />
und hält gut zusammen.<br />
Ausdem Teig formtihr flacheFladen und<br />
drückt diese auf den heißen Stein.Nach 15<br />
bis 20 Minuten ist das Brot fertig.Lasst es<br />
euchschmecken!<br />
Rezept für den Brotteig<br />
Für den Teig benötigt ihr eigentlich nur<br />
Mehl,Wasser,Salz und Hefe.Mischt diese<br />
Zutaten und knetet einen festen Teig daraus.Verwendet<br />
ihr Hefe,so sollteder Teig<br />
mindestens eine halbe Stunde an einem<br />
warmen windstillen Ort rasten. Das Brot<br />
könnt ihr mit Gewürzenund Samen und<br />
eurer Fantasie beliebig verfeinern.
25<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Die <strong>Alpenverein</strong>e BeiM iMs 2010<br />
Die Expertenrunde des letzten Jahres Foto: IMS<br />
Die erste Ausgabe des IMS 2009<br />
konnte mit einem überwältigenden<br />
Erfolg über die Bühne gebracht<br />
werden. 20 der weltbesten<br />
Bergsteiger kamen zum Stelldichein<br />
nach Brixen, und 8.500<br />
Besucher ließen sich die Gelegenheit<br />
nicht nehmen, die Topbergsteiger<br />
kennenzulernen und<br />
sich ihre Vorträge anzuhören.<br />
Für dieses Jahr haben sich die<br />
Organisatoren vorgenommen,<br />
Themen rund um den Berg zu<br />
vertiefen und damit mehr Nachhaltigkeit<br />
bei den einzelnen Themen<br />
rund um den Bergsport zu<br />
erhalten. Wann hat man schon<br />
so viele internationale Top-Alpinisten,<br />
Wirtschaftstreibende rund<br />
um den Bergsport, Bergliebhaber,<br />
Alpinwissenschaftler, Organisatoren<br />
aus dem Bereich der<br />
Bergrettung, Bergführer, Bergmediziner<br />
und Journalisten an<br />
einem Ort beisammen? Gemeinsam<br />
mit den vier <strong>Alpenverein</strong>en<br />
AVS, DAV, OeAV und CAI<br />
kamen die Organisatoren Markus<br />
Gaiser und Alex Ploner zu<br />
dem Schluss, diese Ressourcen<br />
besser zu nutzen und Diskussionen<br />
rund um die Zukunft des<br />
Bergsports voranzutreiben.<br />
Einen ganzen Tag, am Dienstag,<br />
2.11.2010 ab 11.00 Uhr,<br />
werden die vier <strong>Alpenverein</strong>e die<br />
Plattform und die Möglichkeiten<br />
beim IMS nutzen, um aktuelle<br />
und brisante Themen gemeinsam<br />
zu erörtern und weitergehende<br />
Maßnahmen ergreifen zu<br />
können. Besonders ein Thema<br />
brannte den Vertretern der <strong>Alpenverein</strong>e<br />
unter den Nägeln:<br />
Die Verrechtlichung bzw. Reglementierung<br />
des Bergsteigens,<br />
die besonders durch die Diskussionen<br />
in Italien im unfallreichen<br />
Winter 2009/2010 an Brisanz<br />
gewonnen hat. Da sich Bergsteiger<br />
im freien Gelände nicht<br />
an politische Grenzen halten<br />
können und wollen und der restriktive<br />
Umgang der italienischen<br />
Politik mit Wintersportlern auch<br />
in den benachbarten Ländern<br />
für Verunsicherung gesorgt hat,<br />
konnten sich die vier <strong>Alpenverein</strong>e<br />
schnell auf dieses Thema<br />
festlegen.<br />
Mitte Juni trafen sich die drei<br />
Geschäftsführer des DAV, OeAV<br />
und AVS, Thomas Urban (DAV),<br />
Robert Renzler (OeAV) und<br />
Gislar Sulzenbacher (AVS), sowie<br />
Wolfgang Wagner (Leiter<br />
Geschäftsbereich Bergsport<br />
DAV), Michael Larcher (Leiter<br />
Abteilung Bergsport OeAV), Toni<br />
Preindl (Leiter Bergrettung im<br />
AVS) mit den Organisatoren, um<br />
diesen Tagder <strong>Alpenverein</strong>e zu<br />
planen. Bei einer vertieften Betrachtung<br />
der Problematik stellte<br />
sich heraus, dass der Umgang<br />
der Gesellschaft mit dem The-<br />
Luis Vonmetz und Lutz Chicken Foto: IMS
Mitteilungen September 2010 26<br />
Eröffnungsdiskussion 2009 Foto: IMS<br />
ma „Risiko“ dieser Entwicklung<br />
zugrunde liegt. Einerseits wird<br />
der Bergsport massiv und zunehmend<br />
als wirtschaftlicher<br />
Faktor vom Tourismus und der<br />
Bergindustrie beworben, die Inszenierung<br />
der Bergwelt mit den<br />
nötigen Infrastrukturen vorangetrieben<br />
und teils auch mit öffentlichen<br />
Förderungen ausgebaut.<br />
Das Erlebnis Berg gilt als adrenalinfördernd<br />
und gleichzeitig<br />
mit der richtigen Ausrüstung als<br />
ungefährlich bzw. wird suggeriert.<br />
Immer mehr Erholungssuchende,<br />
vielfach ohne Erfahrung<br />
und Ausbildung, zieht es in die<br />
www.alpinschule-ortler.com<br />
Berge, und laut Medien explodieren<br />
die Unfallzahlen von<br />
Wanderern und Bergsteigern.<br />
Andererseits wird bei Unglücksfällen<br />
jegliche Verantwortung<br />
abgeschoben, immer ein Schuldiger<br />
gesucht und durch „Anlassgesetzgebung“<br />
(oder zumindest<br />
durch den medial platzierten<br />
Wunsch nach einer solchen)<br />
scheinbar Rechnung getragen.<br />
Verantwortungsträger in diesem<br />
Beziehungsgeflecht sind vielfältig:<br />
Politik, Tourismus, Justiz, Industrie,<br />
<strong>Alpenverein</strong>e, Medien<br />
und Rettungsorganisationen.<br />
Das Motto des Tages wird somit<br />
Das Abenteuer lockt...<br />
19.11.-30.11.2010<br />
20.08.-30.09.2011<br />
auf Anfrage<br />
lengai<br />
cho oyu<br />
16.10.-30.10.2010<br />
19.01.-08.02.2011<br />
mt. meru<br />
Detailprogramm anfordern.<br />
09.12.-22.12.2010<br />
IMS-Congress<br />
Dienstag 02.11.2010<br />
im Forum Brixen<br />
11.00 Uhr<br />
Recht auf Risiko –<br />
Verantwortung und Freiheit<br />
in den Bergen<br />
19.00 Uhr<br />
Eröffnung des IMS 2010<br />
20.00 Uhr<br />
Verantwortung und<br />
Freiheit beim Bergsport<br />
Podiumsdiskussion<br />
IMS Boulder Festival<br />
Von 03.-07.11.2010<br />
„Recht auf Risiko“ heißen. Experten<br />
aus den Bereichen Politik,<br />
Tourismus, Justiz, Industrie,<br />
<strong>Alpenverein</strong>e, Medien und Bergrettung<br />
werden verschiedene<br />
Kurzvorträge halten und damit<br />
das Thema von allen Seiten beleuchten.<br />
Der AVS übernimmt dieses Jahr<br />
als Organisator und Veranstalter<br />
das Boulder Festival und das<br />
gesamte Rahmenprogramm rund<br />
ums Klettern. Infos dazu unter<br />
www.imsboulderfestival.com.<br />
Informationen zum IMS gibt es<br />
unter www.ims.bz<br />
Auslandsreisen<br />
2010 |11<br />
www.alpinschule-ortler.com
27<br />
Mitteilungen September 2010<br />
unterstützung junger Bergsteiger:<br />
DAs proJeKt „Alpinist2010-<strong>2013“</strong><br />
Ideenschmiede ALPINIST2010 – Renato Botte moderiert das Treffen in Villnöß<br />
Das alpine Bergsteigen und alle<br />
damit verbundenen Spielformen<br />
werden innerhalb des AVSinZukunft<br />
einen höheren Stellenwert<br />
erhalten. Um das zu erreichen,<br />
möchte der <strong>Alpenverein</strong> in den<br />
kommenden Jahren verstärkt<br />
junge Bergsteiger in ihrem selbstständigen<br />
Handeln unterstützen.<br />
Mit Angeboten, wie den Projekt-<br />
wochen „Junge Alpinisten“ (Skibergsteigen,<br />
Fels &Eis) oder der<br />
Kletterreise Indien, wurden bereits<br />
in den letzten Jahren junge<br />
Bergsteiger gefördert. Schwerpunkt<br />
der Arbeit des AVS fürdie<br />
kommenden Jahre ist, mit dem<br />
Projekt “ALPINIST2010–<strong>2013“</strong><br />
den Alpinismus als Verein voranzutreiben<br />
und junge <strong>Südtirol</strong>er<br />
Bergsteiger noch stärker zu unterstützen.<br />
ALPINIST2010 – Zukunftsforum<br />
und Ideenschmiede<br />
Das Treffen „Alpinist2010“ fand<br />
am Samstag, 21.11.2009, im<br />
Bergheim Zans in Villnöß statt.<br />
Eingeladen wurden 13 junge<br />
Bergsteiger aus ganz <strong>Südtirol</strong><br />
sowie die Verantwortlichen der<br />
AVS-Landesleitung und <strong>Alpenverein</strong>sjugend.<br />
Die Inselgruppe der Lofoten lockt Kletterer mit bestem Granit und unendlichen erschlossenen und neuen Linien<br />
Foto: Helmut Gargitter
Mitteilungen September 2010 28<br />
Das Klettern imalpinen Gelände, der Standplatzbau und das Legen von mobilen Sicherungsmitteln sind einige der<br />
Schwerpunkte der Aktionen, die im Bereich Klettern angeboten werden Foto: Stefan Romen<br />
Mit dem Treffen in Villnöß versuchte<br />
die <strong>Alpenverein</strong>sjugend<br />
neue Ideen und Erwartungen<br />
von jungen aktiven Alpinisten<br />
und von den Verantwortlichen<br />
des <strong>Alpenverein</strong>s <strong>Südtirol</strong> zu<br />
sammeln und neue Ziele für die<br />
nächste Zukunft zu definieren.<br />
Durch zukünftige Aktionen und<br />
gezielte Förderung sollen sich<br />
junge Bergsteiger wieder vermehrt<br />
im <strong>Alpenverein</strong> integriert<br />
und vom Verein vertreten fühlen.<br />
Das Projekt Alpinist2010<br />
–2013 drei Jahre tolle Ziele<br />
Nach dem Zukunftsforum „Alpinist2010“<br />
erarbeitete eine Arbeitsgruppe,<br />
bestehend aus Peter<br />
Braito, Leonhard Werth und<br />
Renato Botte, konkrete Vorschläge<br />
für das Projekt „Alpinist2010–<strong>2013“</strong>,<br />
das nun vom<br />
AVS umgesetzt wird. Schwerpunkt<br />
des zukünftigen Projektes<br />
wird die Organisation von drei<br />
Fahrten bis 2013 sein. Da auch<br />
der Wunsch nach einer Informationsplattform<br />
für junge Alpinisten<br />
genannt wurde, hat der AVS<br />
ein Internetforum freigeschaltet.<br />
Ein erstes Highlight ist die Kletterreise<br />
im Sommer 2011 zu den<br />
Lofoten. Die Inselgruppe der Lofoten<br />
bietet herrliche Kletterei im<br />
feinen Granit. Von kurzen, leichten<br />
und gut sicherbaren Routen<br />
bis zu langen, schwierigen, moralisch<br />
anspruchsvollen Routen<br />
mit schlechten Sicherungsmöglichkeiten<br />
ist alles vorhanden.<br />
Diese Fahrt wird bereits im aktuellen<br />
Kursprogrammheft beworben.<br />
Über alle Aktionen, die geplant<br />
werden, wirdder AVSrechtzeitig<br />
informieren. Die konkrete Vorstellung<br />
des Projektes wird am<br />
18. September 2010 beim Bergsteigertreffen<br />
in Laghel, Arco<br />
stattfinden. Die zukünftigen Berg-
29<br />
steigertreffen sollten zudem dazu<br />
genutzt werden, dass Teilnehmer<br />
des Projektes „ALPINIST<br />
2010-<strong>2013“</strong> nach Abschluss<br />
der Fahrten mit kurzen Bildshows<br />
über ihre erlebten Abenteuer<br />
berichten.<br />
Partner des Projektes<br />
ALPINIST2010–2013<br />
Das Projekt <strong>„ALPINIST2010</strong>–<br />
<strong>2013“</strong> konnte nur verwirklicht<br />
werden, weil AVS und AVS-Jugend<br />
gemeinsam die Finanzierung<br />
aufbringen konnten. Die<br />
langjährigen Partner der AVS-<br />
Jugend, die Bergsportartikelhersteller<br />
VAUDE, EDELRID und<br />
MEINDL, konnten für das Projekt<br />
als Partner gewonnen werden<br />
und haben ihre finanzielle<br />
Unterstützung für die kommenden<br />
drei Jahre zugesagt.<br />
Alle aktuellen Angebote zum<br />
Projekt werden im Kurspro-<br />
grammheft bekannt gegeben.<br />
Alle Neuigkeiten werden unter<br />
www.alpenverein.it veröffentlicht<br />
sowie allen Interessierten<br />
über E-Mail zugeschickt.<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Bei der Skihochtourenwoche haben junge Bergsteiger die Möglichkeit, ihr Wissen und Können beim selbstständigen<br />
Planen und Durchführen von Skihochtouren zu erweitern Foto: Georg Hueber<br />
Unterstützt von:<br />
Folgende Ziele wurden bis 2013 definiert<br />
und werden ab September 2009 umgesetzt:<br />
18. September 2010 Bergsteigertreffen in Laghel (Arco)<br />
04.-09.04.2011 Skihochtourenwoche<br />
27.06.-10.07.2011 Kletterreise Lofoten<br />
29.08.-03.09.2011 Alpinwoche Fels &Eis<br />
17.09.2011 Bergsteigertreffen<br />
30.01.-22.02.2012 Kletterexpedition Venezuela<br />
Frühjahr 2012 Skihochtourenwoche<br />
Sommer 2012 Alpinwoche Fels &Eis<br />
Herbst 2012 Bergsteigertreffen<br />
Frühjahr 2013 Skihochtourenwoche<br />
Sommer 2013 Alpinwoche Fels &Eis<br />
Herbst 2013 Bergsteigerfahrt auf höheren Gipfel<br />
Herbst 2013 Bergsteigertreffen
sportklettern<br />
Mitteilungen September 2010 30<br />
Die Anfänge Des<br />
sportKletterns in süDtirol<br />
interview mit hanspeter eisendle<br />
Interessantes zum Thema<br />
Sportklettern erzählt uns einer<br />
der damaligen Pioniere,<br />
der bereits in den Achtzigerjahren<br />
aktiv die Entwicklung<br />
des Sportkletterns im Sarcatal<br />
miterlebt hat und diesen<br />
neuen Stil nach <strong>Südtirol</strong> gebracht<br />
hat. Hanspeter Eisen-<br />
dle ist von jeher ein aufmerksamer<br />
Beobachter, was die<br />
Entwicklung des Sportkletterns<br />
und insbesondere des<br />
Alpinismus anbelangt. Der<br />
Bergführer Hanspeter Eisendle<br />
im Gespräch mit einem<br />
Sportkletterer der jungen<br />
Generation, Matthias Polig.<br />
Die Route Flashdance, ein Meilenstein des Kletterns Foto: Archiv Eisendle<br />
AVS: Wieund wo hat das Sportklettern<br />
in<strong>Südtirol</strong> begonnen?<br />
Hanspeter Eisendle: Das Sportklettern<br />
war die logische Folge<br />
des Freikletterns. Freiklettern,<br />
also das Klettern ohne künstliche<br />
Fortbewegungsmittel, wurde<br />
in Europa (und in <strong>Südtirol</strong>) in den<br />
Sechzigerjahren hauptsächlich<br />
von Reinhold Messner und seinesgleichen<br />
geprägt. Diese Art<br />
des fairen Kletterns fand hauptsächlich<br />
in Gebirgswänden statt<br />
und war durch die oft spärliche<br />
Absicherung mit hohen Risiken<br />
verbunden (siehe Mittelpfeiler<br />
am Heiligkreuzkofel). Meine Generation<br />
erkannte, dass die psychische<br />
Leistungsgrenze mit der<br />
pysischen nicht annähernd übereinstimmte,<br />
und begann somit<br />
an systematisch mit Bohrhaken<br />
abgesicherten, schnell erreichbaren<br />
Wänden zu „trainieren“.<br />
So entstanden Ende der Siebziger-<br />
Anfang der Achtzigerjahre<br />
die ersten Klettergärten in <strong>Südtirol</strong>,<br />
in denen über den 8. Grad<br />
hinaus geklettert wurde. Dabei<br />
stand jetzt die körperliche Leistungsgrenze<br />
im Vordergrund und
31<br />
nicht mehr das Abenteuer. Diese<br />
Art des Kletterns findet sich<br />
im Begriff Sportklettern wieder.<br />
AVS: Werwaren die Leitfiguren?<br />
Hanspeter Eisendle: Leitfiguren<br />
des „Freikletterns“ waren<br />
Geschichtsfiguren wie Paul Preuß,<br />
dann G.B. Vinatzer aus Gröden<br />
und natürlich Reinhold Messner,<br />
um die Herausragendsten zu<br />
nennen. Den Übergang vom<br />
abenteuerlichen Freikletternzum<br />
reinen „Sportklettern“ in den<br />
Dolomiten prägten Manolo,<br />
Mariacher, Schiestl .... alles hervorragende<br />
Alpinisten, die sich<br />
Ende der Siebzigerjahre inihre<br />
abgesicherten „Laboratorien“<br />
zurückgezogen haben (Arco,<br />
Totoga, Nikolaustal), um in der<br />
Folge neuen Schwung in das alpine<br />
Klettern zubringen (siehe<br />
Mariachers Moderne Zeiten an<br />
der Marmolata oder Manolos<br />
Super Matita am Sass Maor).<br />
Auf <strong>Südtirol</strong>er Gebiet begrenzt<br />
waren die ersten Routen im<br />
9. Grad und darüber hinaus<br />
(zwischen 1982-85) am Sprechensteinkofel<br />
in Sterzing, in der<br />
Folge an der Mahr in Brixen und<br />
im Nikolaustal/Fassatal. Die Lokalgrößen<br />
waren Santin, Gargitter,<br />
Pederiva, Eisendle.<br />
AVS: Wer waren eure Vorbilder?<br />
Hanspeter Eisendle: Mehr als<br />
Vorbilder gab es andere Szenen<br />
und Zentren, die weitab von alten<br />
Traditionen diesen neuen<br />
Weg in die Tat umsetzten. In<br />
erster Linie ist da Yosemite zu<br />
nennen, dessen Leistungsexplosion<br />
vor allem im südfranzösischen<br />
Verdon durch noch perfektereAbsicherung<br />
(Bohrhaken<br />
statt Klemmkeile) weiter ausgebaut<br />
wurde. Fürmich persönlich<br />
war mein erster Besuch dieser<br />
Kletterschlucht 1980 ein absoluter<br />
Aha-Moment. Hier wurde<br />
mir klar,dass der Wegdurch zukünftige<br />
Gebirgswände nur über<br />
konsequentes Sportkletter-Training<br />
führen kann. Dabei schwebte<br />
mir nie die sogenannte Plaisir-<br />
Kletterroute im Gebirge vor,<br />
sondern das neue Können in<br />
einer wilden Dolomitenwand einzusetzen,<br />
wozu zum Teil die alten<br />
verpönten Techno-Routen<br />
herhalten mussten.<br />
AVS: Wie haben die traditionellen<br />
Alpinisten auf die neue Entwicklung<br />
reagiert?<br />
Hanspeter Eisendle: Sehr unterschiedlich.<br />
Ich kam ja auch<br />
aus dem traditionellen Alpinismus<br />
und sehe mich noch heute<br />
in diesen eingebettet. Aber es<br />
gab auch jene, die Bohrhaken,<br />
Magnesia und glatte Reibungssohlen<br />
als den Untergang des<br />
„reinen“ Kletterns sahen. Zum<br />
einen war es ein Generationskonflikt,<br />
zum anderen ein ideologischer<br />
innerhalb der neuen Generation.<br />
Aber binnen weniger<br />
Jahre mussten alle erkennen,<br />
dass mit den neu entwickelten<br />
Ausrüstungsgegenständen, neuen<br />
Erkenntnissen ehemalige Toprouten<br />
einfach leichter wurden<br />
und neue schwierigere Routen<br />
nur damit machbar waren. In<br />
dieser Zeit setzte auch die bis<br />
heute anhaltende Spezialisierung<br />
in verschiedene Bereiche<br />
Mitteilungen September 2010<br />
des Kletterns ein. In der heutigen<br />
Entwicklung finde ich erwähnenswert,<br />
dass es bereits<br />
hervorragende Kletterer gibt, die<br />
noch kaum richtige Felsen berührt<br />
haben und von Gebirgswänden<br />
nicht einmal träumen.<br />
Das wäre nur vor einem Jahrzehnt<br />
undenkbar gewesen.<br />
AVS: Welche Begehungen gehen<br />
auf diese Aufbruchszeit zurück?<br />
Hanspeter Eisendle: Im Verdon<br />
war 1982 „Pichenibule“ mit<br />
7b+, etwa 9- eine der schwersten<br />
Sportkletterrouten der Welt.<br />
Ein gutes Jahr später konnte ich<br />
und hundert andere die Route<br />
bereits klettern. So schnell ging<br />
in dieser Aufbruchszeit die Entwicklung.<br />
1984 gab es am<br />
Sprechensteinkofel in Sterzing<br />
und an der Mahr in Brixen bereits<br />
die ersten 7c- Routen, im<br />
reinen neunten Grad also (beides<br />
alte Klettergärten mit alpinistischer<br />
Tradition). Die Felsen<br />
um Arco und das Dschungelbuch<br />
bei Innsbruck galten als<br />
Orientierungspunkte. Dort trafen<br />
sich die Besten, und bald wurde<br />
klar, dass sich Spezialisten, die<br />
sich ausschließlich dem Sportklettern<br />
widmeten und keine alpinen<br />
Routen mehr kletterten,<br />
die neuen Maßstäbe im Schwie-<br />
In der Route Doping im Nikolaustal Foto: Archiv Eisendle
Mitteilungen September 2010 32<br />
rigkeitsklettern setzten. Andererseits<br />
gab es aber auch jene, die<br />
mit dem Können aus den Klettergärten<br />
in Gebirgswände aufbrachen<br />
und dort neue Maßstäbe<br />
im Abenteuerkletternsetzten.<br />
AVS: Wie siehst du die Entwicklung<br />
des Sportkletterns hin zum<br />
Trendsport?<br />
Hanspeter Eisendle: Das muss<br />
man differenziert und kritisch<br />
betrachten. Aus klettersportlicher<br />
Sicht finde ich es konsequent<br />
und richtig, wenn man für Top-<br />
Performance beste Bedingungen<br />
sucht. Leicht erreichbare,<br />
gut abgesicherte Felsen oder<br />
ganztägig betreute Kletter- und<br />
Boulderhallen. Auch Klettershows<br />
und Wettbewerbe finde<br />
ich toll. Solche Infrastrukturen<br />
brauchen eine gewisse Menge<br />
von Aktiven und Freizeitsportlern,<br />
um erfolgreich und langfris-<br />
tig geführt werden zu können. In<br />
diesem Sinne ist es sehr erfreulich,<br />
dass Klettern „salonfähig“<br />
geworden ist.<br />
Mit großer Ablehnung hingegen<br />
stehe ich jenem Trend gegenüber,<br />
der versucht alpine Wände,<br />
vor allem jene mit alpinistischer<br />
Tradition, von unten bis<br />
oben mit Bohrhaken und Abseilpisten<br />
zu versehen, um sie einer<br />
breiten Masse zugänglich zu<br />
machen. Darin sehe ich viel<br />
mehr die Zerstörung wichtiger<br />
Werte, die wir Menschen vor allem<br />
in den Gebirgen üben und<br />
finden können – Eigenverantwortung,<br />
Selbstbestimmtheit,<br />
Ausgesetzheit, Ruhe und weitgehend<br />
unberührten Raum. Diese<br />
Werte einem Freizeitvergnügen<br />
für ein paar Stunden zu<br />
opfern, ist für mich unverhältnismäßig,<br />
wenn man bedenkt, wie<br />
viel Infrastruktur die Alpen be-<br />
reits zu verkraften haben.<br />
AVS: Welchen Stellenwert nimmt<br />
für dich heute das Sportklettern<br />
ein?<br />
Hanspeter Eisendle: Es ist nach<br />
wie vor die beste Möglichkeit,<br />
mich körperlich und mental auf<br />
das vorzubereiten, was mich in<br />
alpinen Wänden erwartet. Nebenbei<br />
ist klettern die beste<br />
Konzentrationsübung, die ich in<br />
meinem Leben kenne. Der Kopf<br />
und das Herz werden vorübergehend<br />
von allen anderen Lasten<br />
befreit, und der Körper gehorcht<br />
den Anforderungen des<br />
Felsens. Gutes Klettern ist leicht<br />
und lautlos! Daraus entsteht eine<br />
enorme Energie, die man zur<br />
Bewältigung der Aufgaben des<br />
Lebens gut gebrauchen kann.<br />
AVS: Danke Hanspeter<br />
Matthias Polig
33<br />
Mitteilungen September 2010<br />
einsportkletterteam stellt sich vor<br />
KletterteAM iM AvsMerAn<br />
Der Meraner Kletternachwuchs 2010 Foto: Andi Sanin<br />
Das Kletterteam Meran ist eines<br />
der ältesten in der noch sehr<br />
jungen Sportkletterentwicklung<br />
in <strong>Südtirol</strong> und blickt auf eine<br />
mehr als 10-jährige Tradition zurück.<br />
Angefangen hat alles mit<br />
der Eröffnung der Kletterhalle<br />
Rockarena im Herbst 1998.<br />
Schon damals bot der AVS Meran<br />
unter der Leitung der zwei<br />
kletterbegeisterten Sportlehrer<br />
Andi Sanin und Christine Platter,<br />
die auf eine langjährige Erfahrung<br />
zurückgreifen können, die<br />
ersten Kletterkurse an.<br />
Einige Kinder und Jugendliche<br />
waren in ihrem Enthusiasmus<br />
nicht zu bremsen, und bald entschied<br />
man sich, zwei Leistungsgruppen<br />
anzubieten, die regelmäßig<br />
2-bis 3-mal in der Woche<br />
trainierten. Die Kinder- und Jugendkurse,<br />
bei denen das Klettern<br />
spielerisch und später tech-<br />
Kletterkurs Foto: AVS-Archiv<br />
nikspezifisch vermittelt wurde,<br />
blieben weiterhin bestehen und<br />
stellen nach wie vor die Basis<br />
dar. Sobesuchen in Meran jährlich<br />
um die 150 Teilnehmer die<br />
verschiedenen Anfänger- und<br />
Fortgeschrittenenkurse.<br />
Im Jahr 2000 umfassten die<br />
Trainingsgruppen, die regelmäßig<br />
auch an Wettbewerben teilnehmen<br />
und sich Kletterteam<br />
nennen, insgesamt 28 Kletterer.<br />
Schon bald stellten sich die ersten<br />
Erfolge ein, und es gab Podestplätze<br />
bei der Jugenditalienmeisterschaft.<br />
Der Zulauf zu den Kletterkursen<br />
in der Kletterhalle Rockarena<br />
und zwangsläufig auch zum<br />
Kletterteam wuchs zunehmend,<br />
und es entstand die Notwendigkeit,<br />
die Trainingsmöglichkeiten<br />
zu verbessern bzw. als erste<br />
AVS-Sektion dem Fachverband
Mitteilungen September 2010 34<br />
Teamgrafik aus dem Jahr 2004 Foto: Ursula Zeller<br />
FASI beizutreten. Dafürmussten<br />
einerseits viel Kraft und Mühe in<br />
die Erweiterung der Kletterhalle<br />
investiert, andererseits die Statuten<br />
geändert und eine Art<br />
Sportverein gegründet werden.<br />
Wie bei vielen Entscheidungen<br />
stand die Sektionsleitung mit<br />
dem Vorsitzenden Elmar Knoll<br />
hinter diesen Vorhaben und der<br />
Weiterentwicklung.<br />
Im Jahr 2004 hat das Meraner<br />
Kletterteam schon 47 Sportler.<br />
Als zusätzlicher Trainer kommt<br />
Georg Hofer hinzu, der das<br />
Team tatkräftig unterstützt und<br />
somit die Jugendarbeit bereichert.<br />
Heute hat das Meraner Kletterteam<br />
86 Mitglieder und zählt zu<br />
den erfolgreichsten Klettergruppen<br />
Italiens. Unter ihnen gibt es<br />
mehrere Athleten der (Jugend-)<br />
Nationalmannschaft, Italienmeister,<br />
Jugend-Europacup-Sieger,<br />
Weltcupteilnehmer und sogar<br />
eine Eiskletterweltmeisterin. Zudem<br />
können schon viele der<br />
Klettergruppe beachtliche Schwierigkeitsgrade<br />
am Fels beim Routenklettern<br />
bzw. beim Bouldern<br />
aufweisen. Die Qualitätdes Kletterteams<br />
ist auch durch den Zuwachs<br />
einiger Grödner Jugendlichen<br />
gestiegen, die in Meran<br />
Schule und Klettern miteinander<br />
verbinden. Sie haben sich sehr<br />
gut ins Team eingelebt, und es<br />
entstanden tolle Freundschaften.<br />
Das Kletterteam wird in verschiedene<br />
Leistungs- und Altersgruppen<br />
unterteilt. 2010<br />
gab es die Gruppen A1, A2, B1,<br />
B2, B3 und C, und es kümmerten<br />
sich neben Helli Haller und<br />
Ivo Gamper nach wie vor Andi<br />
Sanin und Christine Platter um<br />
die sportliche Form der „Kletterkids“.<br />
Zudem bemühen sich die<br />
Kletterlehrer Christian Platzer,<br />
Christine Unterweger, Tini Tutzer,<br />
Eva Stimpfl, Klaus Schwienbacher,<br />
Wolfi Hell, u.a. um den<br />
„Nachwuchs“.
35<br />
Modell Island MFS Active<br />
❚ MFS ® Memory-Foam-System<br />
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❚ optimierte Belüftungsund<br />
Atmungsaktivität<br />
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Nur in ausgewählten Fachgeschäften.<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Das Kletterteam bei einer Trainingsfahrt in Sizilien Foto: Archiv Rudi Moroder<br />
Erfreulich ist auch der Umstand,<br />
dass mittlerweile einige der „alten“<br />
Sportler des Kletterteams<br />
diese tolle Freizeitsportart, sei<br />
es als Breitensport als auch als<br />
Leistungssport, weitervermitteln<br />
oder für die Instandhaltung und<br />
den Ablauf der Kletteranlage<br />
Verantwortung übernehmen.<br />
Es war den Trainernimmer auch<br />
ein Anliegen, dass die Athleten<br />
mit ihren Familien in die Vereins-<br />
arbeit eingebunden werden und<br />
die Freude an dieser Sportart<br />
neben bzw. nach ihrer aktiven<br />
Wettkampfzeit sie nachhaltig<br />
fesselt. So werden gemeinsame<br />
Kletterfahrten, Camps und andere<br />
Aktivitäten unternommen,<br />
die den Zusammenhalt in der<br />
Gruppe fördern und sie für das<br />
Klettern außerhalb des Trainings<br />
motivieren.<br />
AVS Meran<br />
Vielen Dank dem AVS Meran für<br />
diesen interessanten Einblick in<br />
das Innenleben rund um ihre<br />
Kletterhalle Rockarena, die Vorbildcharakter<br />
weit über die Landesgrenzen<br />
hinaus hat.<br />
Unseren nächsten Besuch statten<br />
wir auch einer geschichtsträchtigen<br />
Sportklettersektion im<br />
Süden unseres Landes ab, und<br />
zwar der Sportklettergruppe im<br />
AVS St. Pauls.<br />
Der »KlassiKer«<br />
Seit 20 Jahren »ausgezeichnet« unterwegs<br />
www.meindl.de
Mitteilungen September 2010 36<br />
Ein gelungenes Kletterfest in<br />
Gröden; ein hohes Kletterniveau<br />
und eine reibungslose<br />
Organisation kennzeichnen die<br />
diesjährige Ausgabe der traditionsreichen<br />
Veranstaltung.<br />
Das eingespielte Team der Catores<br />
organisierte die spektakuläre<br />
Veranstaltung im Herzen von<br />
St. Ulrich. Dementsprechend<br />
hoch waren auch die Zuschauerzahlen<br />
an beiden Wettkampftagen.<br />
Am Samstagabend kletterten<br />
Erwachsene und Junioren<br />
bei besten Verhältnissen um<br />
den begehrten Gardena-Master-<br />
Titel und gleichzeitig um den Titel<br />
der <strong>Südtirol</strong>kombination im<br />
Boulder (ClimBO) und Lead<br />
(Gardenamaster). Bei den Frauen<br />
wurden sehr starke Leistungen<br />
geboten: Alexandra Ladurner<br />
war der Sieg mit drei Topbegehnungen<br />
nicht zu nehmen.<br />
Sara Avoscan stieg im Finale<br />
ebenfalls Top, dies reichte aber<br />
nicht aus, da sie in der Qualifikation<br />
bei einer Route unterm Top<br />
blieb. Dritte wurde die sehr starke<br />
Giulia Alton. Bei den Männern<br />
siegte Luca Zardini aus Cortina<br />
vor Lokalmatador Rudi Moroder,<br />
der ein gelungenes Comeback<br />
nach seiner Verletzungspause<br />
feierte. Zusammen auf den dritten<br />
Platz kamen Marcello Bombardi<br />
aus Sassuolo und Martino<br />
Ischia aus Arco. Bei den Junioren<br />
siegte Alex Walboth aus St.<br />
Ulrich, der sich somit auch den<br />
Kombinationstitel zum <strong>Südtirol</strong>meister<br />
holte. Auch er hat sich<br />
nach einer ernsthaften Fingerverletzung<br />
wieder voll erholt.<br />
Sein Teamkollege Michael<br />
Piccolruaz wurde Zweiter vor<br />
Marvin Kobald aus Meran. Bei<br />
den Damen holte sich den <strong>Südtirol</strong>er<br />
Meistertitel die Brixnerin<br />
süDtirolMeisterschAft<br />
BeiM gArDenA MAster<br />
Giulia Alton, Kletterteam Gröden Foto: Hansi Alton<br />
Preisverleihung Mädchen U10<br />
Foto: Hansi Alton<br />
Andrea Ebner und bei den Herren<br />
Rudi Moroder.<br />
Das hohe Niveau bestätigten<br />
auch die beiden internationalen<br />
Routensetzer Leonardo Dimarino<br />
und Donato Lella; diese waren<br />
auch von den Leistungen<br />
der sehr jungen Kletterer am<br />
Sonntag beeindruckt. Bei den<br />
U14 männlich siegte der hoch<br />
motivierte Lorenzo Sinibaldi vor<br />
Titus Prinoth, bei den Mädchen<br />
Lisa Schenk vor Marion Senoner<br />
(alle Gröden). Bei den U12<br />
msicherte sich der Bruder Filip<br />
<strong>Südtirol</strong>meister Alex Walboth<br />
Foto: Hansi Alton<br />
Schenk vor David Piccolruaz<br />
den Podestplatz, bei den Mädchen<br />
Nora Salcher vor Giulia<br />
Prati aus Arco. Bei den Kleinsten<br />
siegte die Brixnerin Jana<br />
Messner vor Vera Oberhauser<br />
aus Bruneck und bei den Jungs<br />
behauptete sich Luca Mussner<br />
vor Ivan Alton.<br />
Die gesamte Wertung gibt es<br />
zum Herunterladen unter www.<br />
alpenverein.it in der Rubrik Aktuelles<br />
der Kletterer und Alpinisten.<br />
Ulla Walder
37<br />
Bücherecke<br />
neuerscheinungen<br />
Wandern ohne Auto.<br />
Obervinschgau (2010)<br />
AVS (Hrsg): Format 10 x18cm,<br />
40 S., durchgehend farbig;<br />
19 Wandervorschläge,<br />
Preis 4,5 €.<br />
Wandern ohne Auto.<br />
Tschögglberg (2010)<br />
AVS (Hrsg): Format 10 x18cm,<br />
42 S., durchgehend farbig;<br />
16 Wandervorschläge,<br />
Preis 4,5 €.<br />
Wandern ohne Auto.<br />
Gadertal Val Badia (2010)<br />
AVS/CAI Val Badia (Hrsg.):<br />
Format 10 x18cm, 40 S.,<br />
durchgehend farbig;<br />
19 Wandervorschläge,<br />
Preis 4,5 €.<br />
Wandern ohne Auto.<br />
Gröden Schlerngebiet (2010)<br />
AVS (Hrsg.): Format 10 x18cm,<br />
44 S., durchgehend farbig;<br />
20 Wandervorschläge,<br />
Preis 4,5 €.<br />
Wandern ohne Auto. Lana,<br />
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(2010)<br />
AVS (Hrsg.): Format 10 x18cm,<br />
48 S., durchgehend farbig;<br />
22 Wandervorschläge,<br />
Preis 4,5 €.<br />
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Rosengarten Latemar (2010)<br />
AVS (Hrsg.): Format 10 x18cm,<br />
44 S., durchgehend farbig;<br />
20 Wandervorschläge,<br />
Preis 4,5 €.<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Wandern ohne Auto.<br />
Wipptal (2010)<br />
AVS (Hrsg.): Format 10 x18cm,<br />
44 S., durchgehend farbig; 20<br />
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Wir danken allen Werbepartnern und Sponsoren<br />
für die Unterstützung unseres Projekts.
Mitteilungen September 2010 38<br />
hofrAt prof. louis oBerWAlDer<br />
zuM geDenKen<br />
Die Pfarrkirche zu Mils in Tirol<br />
konnte all die Menschen nicht<br />
fassen, die zur Beerdigung eines<br />
großen Tirolers erschienen<br />
waren. Hofrat Prof. Louis Oberwalder<br />
war zu Lebzeiten schon<br />
eine Legende. Sein Leben hatte<br />
er neben seiner Familie dem <strong>Alpenverein</strong><br />
und der Erwachsenenbildung<br />
gewidmet.<br />
Unsere Erinnerung führt uns in<br />
das Jahr 1958. Nach der Gründung<br />
einer landesweiten AVS-<br />
Jugend wurden unsere ersten<br />
Jugendführer-Anwärter vom ÖAV<br />
zur Ausbildung nach Zettersfeld<br />
eingeladen und erhielten dort<br />
die Grundlagen für ihre verantwortungsvolle<br />
Tätigkeit vermittelt.<br />
Zettersfeld, oberhalb von Lienz,<br />
wurde von Louis Oberwalder<br />
österreichweit als Ausbildungs-<br />
stätte für Winter- und Sommerkurse<br />
angeboten. Gerne erinnere<br />
ich mich an sein Büchl „Der Jugendführer<br />
im <strong>Alpenverein</strong>“, das<br />
jeder nach Abschluss der Ausbildung<br />
erhielt.<br />
Louis Oberwalder hatte seine<br />
gediegene Ausbildung als Historiker<br />
und Geograph, als begeisterter<br />
Bergsteiger und Naturschützer<br />
auch in den Dienst des<br />
<strong>Alpenverein</strong>s gestellt. Als überzeugter<br />
Gesamttiroler bemühte<br />
er sich auch um die Heimat südlich<br />
des Brenners. Begegnungen<br />
mit ihm waren immer eine<br />
Bereicherung. Die Erinnerungen<br />
an ihn möchte ich auf persönliche<br />
Erfahrungen und seine Tätigkeit<br />
im OeAV beschränken.<br />
Von 1972 bis 1975 wirkte Louis<br />
Oberwalder im Verwaltungsaus-<br />
schuss des OeAV, von 1976 bis<br />
78 war er dessen Zweiter und<br />
von 1979 bis 1987 dessen Erster<br />
Vorsitzender. In diese Zeit<br />
fielen die zahlreichen Skierschließungen<br />
in den Tiroler und<br />
den österreichischen Bergen.<br />
Dabei hat Louis Oberwalder verbissen<br />
um jedes Stück Natur<br />
gekämpft, besonders auch für<br />
den Schutz des „Nationalparks<br />
Hohe Tauern“, in welchem der<br />
OeAVbedeutenden Grundbesitz<br />
hat. Einer seiner Gegner war der<br />
verstorbene Landeshauptmann<br />
von Tirol, Eduard Wallnöfer, der<br />
bei der Einweihung der Stubaier<br />
Gletscherbahnen den OeAV als<br />
„Verhinderer des Wohlstandes<br />
der Bergbauern“ bezeichnete.<br />
In die Zeit von Louis Oberwalder<br />
fiel auch der Bau der Rudolfshütte<br />
im Salzburgischen als alpines<br />
Ausbildungszentrum des<br />
OeAV. Ich kann mich noch gut an<br />
die Einweihungsfeier im Jahre<br />
1979 erinnern. Österreichs Bundespräsident<br />
Dr. Rudolf Kirchschläger<br />
war im eigenen VW-Käfer<br />
ohne Begleitschutz angereist,<br />
ein Beispiel von Bescheidenheit<br />
und Würde.<br />
Überall, wo Louis Oberwalder<br />
tätig war, hat er Spuren hinterlassen.<br />
Als die AVS-Jugend ihre<br />
Ausbildung ins Bergheim Unterland<br />
verlegen konnte, bat ich<br />
Louis um Unterstützung. So<br />
manche unserer ehemaligen Jugendführer<br />
erinnern sich an ihn.<br />
Meisterhaft brachte er uns bei,<br />
wie man Projekte erstellt, Versammlungen<br />
führt und Diskussionen<br />
leitet.<br />
Eine Begegnung der besonderen<br />
Art war für mich der Auftrag,<br />
fürs „Tiroler Jungbürgerbuch“,<br />
das erstmals auch mit <strong>Südtirol</strong>er<br />
Beiträgen erscheinen sollte, den<br />
Bericht über ein Bergerlebnis zu
39<br />
veröffentlichen. Louis hatte mit<br />
seinem Team den Wettbewerb<br />
zur Herausgabe des Buches<br />
gewonnen, welches eine bibliophile<br />
Kostbarkeit für die Jugend<br />
unseres geteilten Landes wurde.<br />
Das Schreiben war überhaupt<br />
eine der Stärken unseres<br />
großen Verstorbenen. Er ist in<br />
zahlreichen Veröffentlichungen<br />
lebendig geblieben, in Zeitungsbeiträgen,<br />
in Wanderführern über<br />
seine Osttiroler Heimat, in Fachlektüren,<br />
und auch die Jahrbücher<br />
der <strong>Alpenverein</strong>e tragen<br />
seine Handschrift. Ganz besonders<br />
am Herzen lag ihm die Geschichte<br />
des Kuraten und Gletscherpfarrers<br />
Franz Senn aus<br />
dem Ötztal, der ja auch ein Mitbegründer<br />
des DAVund ein Pionier<br />
des Tourismus in den Alpentälern<br />
war.<br />
Als Ehrenmitglied des OeAV<br />
habe ich Louis noch bei vielen<br />
Hauptversammlungen erlebt. Als<br />
Mahner, als Anwalt für das alpine<br />
Museum, als einer, der durch<br />
die Kraft seiner Argumente zu<br />
überzeugen wusste. In den letzten<br />
Jahren allerdings hatte er<br />
sich etwas zurückgezogen. Sein<br />
Augenlicht wurde zusehends<br />
schwächer und sein asketischer<br />
Körper folgte ihm nicht mehr wie<br />
gewohnt. So war sein Tod, der<br />
ihn im Alter von 88 Jahren ereilte,<br />
irgendwie ein Heimgang zu<br />
den Wurzeln menschlicher Existenz.<br />
Im Internet habe ich dann einen<br />
Nachruf von Elisabeth Ziegler-<br />
Duregger gefunden, der mich<br />
sehr beeindruckt hat.<br />
„Wenn beim Tod eines Menschen<br />
Wasser und Berge trauern,<br />
wenn ihn Kinder und Freunde<br />
im Herz tragen über jede Zeit<br />
hinweg, wenn Kirchenglocken<br />
Mitteilungen September 2010<br />
einen Namen in Dankbarkeit in<br />
den Himmel läuten, dann war es<br />
ein großes Leben, das nun an<br />
einem neuen Horizont steht.<br />
Ein unendliches Land wartet<br />
jetzt auf Deine Kraft, Louis. Und<br />
weil so viel Liebe Dich dorthin<br />
begleitet, wird Gott Dir seine<br />
schönsten Berge im Himmel<br />
zum Wohnen geben und Dich<br />
bitten, das, was Du begonnen<br />
hast, weiterzuführen mit den<br />
Händen derer, die stolz sind,<br />
Deine Schüler zu sein.“<br />
Diesen Worten schließt sich<br />
auch der <strong>Alpenverein</strong> <strong>Südtirol</strong><br />
an. Wir teilen die Trauer seiner<br />
Angehörigen und Freunde, wir<br />
verneigen uns vor seiner Größe,<br />
und wir sind dankbar, dass wir<br />
den Weg von Louis ein kleines<br />
Stück begleiten durften.<br />
Luis Vonmetz
Mitteilungen September 2010 40<br />
BeschilDerung unD toponoMAstiK<br />
Alles nur eine frage des hausverstandes?<br />
Anlass zur Diskussion: einsprachige Schilder Foto: AVS Archiv<br />
Werte Mitglieder!<br />
Seit nunmehr über einem Jahr<br />
steht der <strong>Alpenverein</strong> ständig in<br />
den Schlagzeilen der vorwiegend<br />
italienischen Presse. Seit<br />
geraumer Zeit ermittelt die Staatsanwaltschaft<br />
gegen uns, und<br />
auch der Rechnungshof fühlte<br />
sich verpflichtet, nach dem<br />
Rechten zu sehen. Die gesamte<br />
Rechnungslegung in Bezug auf<br />
das <strong>Südtirol</strong> Wegeprojekt wurde<br />
angefordert und die Finanzpolizei<br />
beauftragt, beim AVS die<br />
Buchhaltung zu kontrollieren.<br />
Die letzthin über die Presse mitgeteilte<br />
Vermutung, der AVS<br />
hätte von den Beiträgen für das<br />
<strong>Südtirol</strong> Wegeprojekt 500.000 €<br />
für die Beschilderung abgezweigt,<br />
sind haltlos. Deshalb<br />
stehen wir diesen Untersuchungen<br />
mit ruhigem Gewissen gegenüber.<br />
Es ist nicht unser Stil, Probleme<br />
über die Presse auszudiskutieren,<br />
und es ist erst recht nicht<br />
unsere Aufgabe, das Problem<br />
der Toponomastik zu lösen, denn<br />
die gesetzliche Regelung dieser<br />
Problematik wird – offensichtlich<br />
wohl zu Recht -Herrn und Frau<br />
<strong>Südtirol</strong>er seit Jahrzehnten im<br />
Koalitionsprogramm der Landesregierung<br />
regelmäßig zugesichert.<br />
In der Beschilderung unserer<br />
Berg- und Wanderwege waren<br />
wir von jeher mit der Toponomastikfrage<br />
konfrontiert. Aus den<br />
Reihen der Bergsteiger und<br />
Wanderer auf <strong>Südtirol</strong>s Wegen<br />
haben wir Lob und Anerkennung<br />
für die vorwiegend ehrenamtliche<br />
Arbeit erhalten. So haben<br />
wir auch vor der Umsetzung<br />
der neuen Beschilderung, die in<br />
Folge des Wegeprojektes notwendig<br />
wurde, die Landesregierung<br />
um klareAngaben zur Toponomastik<br />
gebeten. Mangels<br />
entsprechender Anweisungen<br />
konnte auch die AVS-Landesleitung<br />
keine Vorgaben definieren.<br />
So handelten die Sektionen des<br />
AVS und die Tourismusvereine<br />
nach ihrem eigenen Empfinden<br />
und behielten in den meisten<br />
Fällen die seit Jahrzehnten praktizierte,<br />
vorwiegend einsprachige<br />
Namengebung bei.<br />
Insofern ist der medial überzogene<br />
„Schilderstreit“ wohl ein
41<br />
gesellschaftliches Problem und<br />
spiegelt das Empfinden eines<br />
großen Teiles der <strong>Südtirol</strong>er Bevölkerung<br />
wider.<br />
„Mit ein wenig Hausverstand“ –<br />
so manche der vielen Stellungnahmen<br />
– hat auch die Politik in<br />
mehreren Jahrzehnten keine einvernehmliche<br />
Lösung gefunden.<br />
Zu viele Faktoren spielen mit<br />
eine Rolle: historisches Besinnen<br />
und politische Interessen,<br />
wissenschaftliche Grundsätze<br />
gegen pragmatische Kompromisslösungen<br />
oder die Differenzierung<br />
zwischen Zweinamigkeit<br />
und Zweisprachigkeit. Unser<br />
Fall wird noch komplexer durch<br />
die Frage des privaten oder öffentlichen<br />
Grundes, der Finanzierung<br />
durch öffentliche oder<br />
eigene Mittel und nicht zuletzt<br />
darin, ob der <strong>Alpenverein</strong> den<br />
Auflagen einer öffentlichen Körperschaft<br />
unterliegt.<br />
Nach zahlreichen Gesprächen<br />
auf politischer und vereinsinterner<br />
Ebene und im Bewusstsein,<br />
dem Autonomiestatut und dem<br />
gesellschaftlichen Frieden Rechnung<br />
zu tragen, hat der AVS mit<br />
seinen Sektionen bei der Hauptversammlung<br />
im letzten Herbst<br />
einstimmig beschlossen, künftig<br />
in der Beschilderung die Ge-<br />
Nicht alle Schilder des AVS sind einsprachig<br />
Foto: AVS Archiv<br />
meinden und die größeren Fraktionen<br />
mit ihrem italienischen<br />
Namen anzuwenden und mit<br />
knapper Mehrheit sich dafür<br />
entschieden, auch die technischen<br />
Begriffe (malga, forcella<br />
usw.) zu berücksichtigen. Diesen<br />
Beschluss haben wir der<br />
Landesregierung unterbreitet<br />
und auch über die Presse der<br />
Allgemeinheit übermittelt. Bis zu<br />
einer einvernehmlichen Lösung<br />
wurde die Umsetzung der Beschilderung<br />
eingestellt.<br />
Auf Grundlage der 3.220 Ortsund<br />
Flurnamen, die in unserer<br />
zentralen Datenbank der landesweiten<br />
Beschilderung enthalten<br />
sind, hat LR Berger einen<br />
Vorschlag ausgearbeitet und mit<br />
den 460 zweinamigen Gemeinde-<br />
und Fraktionsnamen rund<br />
1.500 italienische Begriffsbestimmungen<br />
ergänzt. Insgesamt<br />
würden damit in der Beschilderung<br />
knapp 2.000 italienische Namen<br />
und Begriffe berücksichtigt.<br />
Diesen Vorschlag unterbreitete<br />
LR Berger im März dem CAI.<br />
Drei Monate später folgten – laut<br />
Presse – sehr unterschiedliche<br />
Positionen, die von 5.000 bis zu<br />
7.000 italienische Namen ausgehen,<br />
wobei die Tabacco-Wanderkarten,<br />
das Standardwerk der<br />
Viel Arbeit steckt in<br />
einer Beschilderung<br />
Foto: AVS Archiv<br />
Mitteilungen September 2010<br />
italienischen Bergsteiger,von den<br />
8.300 tolomeischen Übersetzungen<br />
circa 3.500 italienische<br />
Orts- und Flurnamen beinhalten!<br />
Unser zwischenzeitlicher Versuch,<br />
mit dem CAI einen eventuellen<br />
Konsens zu finden, ist nach einem<br />
ersten Gespräch gescheitert,<br />
da wir zum vereinbarten<br />
zweiten Gespräch weder eine<br />
Absage noch einen Vorschlag<br />
erhalten haben.<br />
Zwischenzeitlich haben die Interventionen<br />
der römischen Regierung<br />
die Toponomastikfrage<br />
endgültig auf die politische Ebene<br />
gehoben, und die Medien haben<br />
mit teils mehrseitigen Titelreportagen<br />
das Sommerloch<br />
überbrückt.<br />
Wie wird esweitergehen? Wird<br />
die Landesregierung in annehmbarer<br />
Zeit das erwartete Toponomastikgesetz<br />
verabschieden<br />
können, oder werden – gelingt<br />
auf dieser Ebene kein Konsens<br />
– dann AVS und CAI zu einem<br />
solchen gedrängt?<br />
Sollten die AVS-Sektionen den<br />
Vorgaben einer eventuellen politischen<br />
Lösung Rechnung tragen,<br />
dann stellt sich jedenfalls die<br />
Frage der Finanzierung und des<br />
zeitlichen Rahmens fürden Austausch<br />
von rund 2/3 der bereits<br />
18.500 montierten Hinweisschilder<br />
allein in unserem Zuständigkeitsbereich.<br />
Die Materialkosten<br />
belaufen sich hierfür auf rund<br />
283.000 €, und rein ehrenamtlich<br />
wird diese Arbeit kaum zu<br />
bewältigen sein.<br />
In der kommenden Hauptversammlung<br />
werden wir die Situation<br />
bewerten und die nötigen<br />
Schlüsse daraus ziehen – weitermachen<br />
oder auch nicht.<br />
Zeitgleich wird auch das Ultimatum<br />
von Regionenminister Fitto<br />
verstreichen.<br />
Ein heißer Herbst wird uns erwarten<br />
– bleiben Sie uns gewogen.<br />
Georg Simeoni
Mitteilungen September 2010 42<br />
Unser Projekt, <strong>Südtirol</strong> zu Fuß<br />
zu umwandern, geht weiter,<br />
die Gruppe der bergbegeisterten<br />
Mitglieder des SC Neugries<br />
wird größer. Waren wir<br />
in den ersten drei Jahren von<br />
Ost nach West unterwegs,<br />
also vom Brenner bis zum<br />
Reschen, so wollen wir nun<br />
vom Brenner in östliche Richtung<br />
aufbrechen. Immer so<br />
nah der Landesgrenze entlang<br />
wie möglich. Thomas<br />
Mair hat wiederum die Planung<br />
übernommen. Es ist<br />
nicht einfach, die Gruppe richtig<br />
einzuschätzen, schaffen<br />
wir das Tagespensum und<br />
die Besteigung der Gipfel?<br />
Mit DeM sc neugries<br />
runD uM süDtirol -teil ii<br />
DieJahre2002 bis 2004<br />
Wernicht wagt, der nicht gewinnt,<br />
und so fahren wir mit<br />
dem Zug auf den Brennerpass<br />
und gehen los. Erich<br />
Gutgsell ist als Bergführer<br />
wieder mit von der Partie.<br />
2002 durch die<br />
Zillertaler Alpen vom<br />
Brenner nach Weißenbach<br />
Dienstag, 30. Juli. VomBrennerpass<br />
geht es steil und weglos<br />
durch den Wald bergauf über<br />
die Postalm Richtung Wolfendorn.<br />
Ein alter Militärweg ruft<br />
uns die Zeit in Erinnerung, als<br />
diese Grenze noch kontrolliert<br />
und bewacht wurde, diese Zeiten<br />
sind Gott sei Dank vorbei.<br />
Über den Wolfendorn (2783 m)<br />
und die Wildseespitze erreichen<br />
wir die Europahütte. Unsere drei<br />
Mädchen Verena, Tanja und Veronika<br />
haben sich mit ihren 14<br />
Jahren tapfer geschlagen. Die<br />
Europahütte kann mit einer Besonderheit<br />
aufwarten, die Staatsgrenze<br />
verläuft mitten hindurch.<br />
Bis vor einigen Jahren war nur<br />
der österreichische Teil bewirtschaftet,<br />
die italienische Hälfte<br />
verfiel zusehends. Die Renovierung<br />
wurde im Jahre 1989 abgeschlossen<br />
und die Landshuter<br />
Hütte in Europahütte umbenannt,<br />
Symbol für das vereinte Europa.<br />
Mittwoch, 31. Juli. Sonnenaufgang<br />
auf dem Kraxentrager<br />
Hochfeiler – Toni Canestrini, Margit Prinoth, Agnes Fink, Thomas Mais,<br />
Bergführer Erich Gutgsell, Tanja Hildmann, Verena Profanter, Veronika Lechner Foto: Alfred Profanter
43<br />
(2998 m). Es ist schon ein tolles<br />
Erlebnis, bei Tagesanbruch so<br />
hoch oben zu stehen, die Gipfel<br />
werden von Osten her nach und<br />
nach von der Sonne beschienen,<br />
und das Talliegt noch im Dunkeln.<br />
Über den Landshuter Höhenweg<br />
geht es Richtung Pfitscher-Joch-Straße.<br />
Kurz nach<br />
dem Start haben unsere Mädchen<br />
große Probleme, der gestrige<br />
Aufstieg hat Spuren hinterlassen,<br />
alle drei haben Blasen<br />
an den Fersen, die nun stark<br />
schmerzen. Agnes Fink und Hanni<br />
Thurner haben zum Glück ihre<br />
Erste-Hilfe-Sets dabei. Beim<br />
steilen und langen Aufstieg auf<br />
die Hochfeilerhütte stoßen die<br />
drei Mädchen an ihre Grenzen.<br />
Die Rucksäcke werden von den<br />
Erwachsenen übernommen, so<br />
dass alle den Aufstieg zur Hochfeilerhütte<br />
schaffen. 8Stunden<br />
Gehzeit, 1450 Hm Aufstieg,<br />
1390 Hm Abstieg und 18 km<br />
Wegstrecke beträgt unsereheutige<br />
Tagesleistung.<br />
Donnerstag, 1. August. Um 6.00<br />
Uhr starten wir zur Besteigung<br />
des Hochfeiler (3511 m). Der<br />
Aufstieg erfolgt im Nebel, auf<br />
dem Gipfel kommt kurz die Sonne<br />
heraus, und wir können einen<br />
Blick in die Nordwand werfen.<br />
Hanni, Thomas und Erich haben<br />
diese steile Wand schon bestiegen,<br />
wir sind von ihrer Leistung<br />
beeindruckt. Unser Bergführer<br />
Erich hat die drei Mädchen im<br />
Seil, er gibt ihnen immer wieder<br />
gute Ratschläge und erklärt das<br />
Verhalten am Berg. Nach dem<br />
Abstieg vom Gipfel überqueren<br />
wir den Gliederferner und erreichen<br />
über die untere Weißzintscharte<br />
(2931 m) am frühen<br />
Nachmittag die Edelrauthütte.<br />
Agnes und Willi Gruber besteigen<br />
noch die Napfspitze (2886 m).<br />
Freitag, 2. August. Wie immer,<br />
wenn große Gipfel auf dem Programm<br />
stehen, wird sehr früh<br />
gestartet. Der Aufstieg auf den<br />
Tanja und Verena bei der<br />
Überquerung des Gliederferners<br />
Foto: Alfred Profanter<br />
Großen Möseler (3480 m) ist<br />
zwar lang, aber nicht allzu<br />
schwierig, die Eisfelder sind in<br />
den vergangenen Jahren stark<br />
geschrumpft. Nach der kurzen<br />
Rast auf dem Gipfel steigen wir<br />
wieder bis zum Neveser Höhenweg<br />
ab und gehen weiter bis zur<br />
Chemnitzer Hütte. Die Gehzeit von<br />
9hentspricht in etwa unserer<br />
durchschnittlichen Tagesleistung.<br />
Samstag, 3. August. Bei strahlendem<br />
Sonnenschein geht es<br />
auf dem Stabeler-Höhenweg zuerst<br />
leicht absteigend über den<br />
Großen Moosboden und die<br />
Gelenkscharte auf den Gipfel der<br />
Fünften Hornspitze (3146m). Die<br />
leichte Blockkletterei über den<br />
Südgrat ist genau nach unserem<br />
Geschmack! Am Gipfel verschlechtert<br />
sich das Wetter rasch,<br />
und wir entschließen uns, den<br />
Abstieg nach Weißenbach schnell<br />
in Angriffzunehmen. Nach 5Tagen<br />
inmitten der Berge und unberührter<br />
Natur ist der Anblick<br />
von Autos und „großer Betriebsamkeit“<br />
ein kleiner Schock.<br />
Trotzdem sind wir froh über Bus<br />
und Zug, die uns zurück zu unseren<br />
Familien bringen.<br />
Mitteilungen September 2010<br />
2003 durch die<br />
Zillertaler Alpen von<br />
Luttach nach Prettau<br />
Montag, 28. Juli. Den Aufstieg zur<br />
Schwarzensteinhütte (2922 hm)<br />
beginnen wir beim Stallilahof,<br />
zwischen Luttach und St. Johann.<br />
Das Wetter wird imLaufe<br />
des Vormittags immer schlechter.Bei<br />
leichtem Regen kommen<br />
wir auf der Hütte an und müssen<br />
leider auf die geplante Besteigung<br />
des Schwarzensteins<br />
verzichten. Dafür haben wir<br />
mehr Zeit für einen fröhlichen<br />
Hüttenabend mit flotten Liedern.<br />
Die Probe der Steigeisen auf<br />
dem Stubenboden wird vom<br />
Wirt nicht gern gesehen. Morgen<br />
wechseln wir über die Grenze<br />
nach Nordtirol und werden<br />
zwei Tage im hinteren Zillertal<br />
unterwegs sein. Unsere Mädchen<br />
Verena und Tanja sind wieder<br />
mit von der Partie, Erich<br />
Gutgsell hat sie unter seine Fittiche<br />
genommen.<br />
Dienstag, 29. Juli. Das Wetter<br />
hat sich nicht gebessert, es ist<br />
kalt und windig, als wir aufbrechen,<br />
um den Großen Löffler<br />
(3376 m) zu besteigen. Über<br />
das Schwarzenstein- ,das Floitenkees<br />
und den Trippachsattel<br />
(3028 m) erreichen wir bald eine<br />
Höhe von etwa 3200 m, das<br />
Wetter wird immer schlechter.<br />
Nebel, Blankeis und eine große<br />
Randspalte stellen uns vor größere<br />
Probleme. Thomas Mair<br />
und Erich Gutgsell beschließen<br />
den Großen Löffler nicht zu besteigen,<br />
wir kehren um und steigen<br />
zur Greizer Hütte (2227 m)<br />
ins Floitental, ein Seitental des<br />
Zillertales, ab. Es ist wirklich toll,<br />
wie Erich und Thomas die Gruppe<br />
sicher über den spaltenreichen<br />
Gletscher nach unten führen.<br />
Mittwoch, 30. Juli. Die heutige<br />
Etappe führt uns zur Kasseler<br />
Hütte (2707 m), im „Vorbeigehen“<br />
besteigen wir den Gigaliz
Mitteilungen September 2010 44<br />
(3002 m). Technisch ist der Gipfel<br />
nicht allzu schwer, allerdings<br />
ist die Westflanke ausgesprochen<br />
steil, sodass höchste Konzentration<br />
gefragt ist. Über die Lappenscharte<br />
(2701 m) wechseln<br />
wir ins benachbarte Stilluptal.<br />
Bald können wir auf der anderen<br />
Talseite die Kasseler Hütte<br />
(2177 m) erkennen. Ein langer<br />
Marsch steht uns noch bevor,<br />
wir müssen den ganzen Talkessel<br />
ausgehen. Immer wieder<br />
überqueren wir reißende Gletscherbäche.<br />
Kurz vor der Hütte<br />
kommen wir mit Bauern ins Gespräch,<br />
die das Vieh auf der Weide<br />
melken, sie beneiden die<br />
<strong>Südtirol</strong>er Bauern umdas höhere<br />
Milchgeld.<br />
Donnerstag, 31.Juli. Wir wollten<br />
eigentlich über die Wollbach-<br />
Abstieg vom Großen Löffler zur Greizer Hütte<br />
Foto: Alfred Profanter<br />
spitze (3210 m) zurück ins Ahrntal,<br />
aber wegen des schlechten<br />
Wetters müssen wir unseren<br />
Plan ändern. Wir steigen ins Tal<br />
ab und fahren mit dem Taxi hinaus<br />
nach Mairhofen, über den<br />
Zillergrund bis zum Bärenbad.<br />
Sepp Lechner kennt sich hier<br />
bestens aus, als Hütbub hat er<br />
in dieser Gegend einige Sommer<br />
verbracht. Der Aufstieg zum<br />
Hundskehljoch (2559 m) ist<br />
nicht besonders steil, aber lang.<br />
Wieder im Ahrntal, steigen wir<br />
zu den Samhütten (2013 m) ab.<br />
Eine der Hütten gehört Sepps<br />
Schwager, mit Knödel, Gulasch<br />
und einem großen Teller Krapfen<br />
werden wir köstlich bewirtet.<br />
Der Hausherr entpuppt sich als<br />
guter Sänger und Erzähler, erst<br />
zu später Stunde beziehen wir<br />
unser Nachtlager in der Heuschupfe.<br />
Freitag, 1. August. Der Sommer<br />
2003 ist als heiß und trocken in<br />
die Wettergeschichte eingegangen,<br />
allerdings war uns der Wettergott<br />
nicht gut gesinnt. Schon<br />
wieder starten wir bei leichtem<br />
Regen, der den ganzen Tag über<br />
anhält. Auf der Birnlücke (2667 m)<br />
pfeift der Wind aus dem Salzburgischen<br />
herauf. Völlig durchnässt<br />
erreichen wir am späten<br />
Nachmittag die Birnlückenhütte<br />
(2441 m) und versuchen unsere<br />
Kleider und Schuhe zu trocknen.<br />
Samstag, 2. August. Der letzte<br />
Tagwartet mit herrlichem Wetter<br />
auf, die Luft ist klar und kühl, gewaltig<br />
ragt hinter uns die Dreiherrenspitze<br />
auf, nach etwa<br />
2Stunden stehen wir auf dem<br />
Erich Schmid, Verena und Tanja am Fuße des Gigalitz<br />
Foto: Alfred Profanter
45<br />
Klockerkarkopf (2912 m), wir<br />
haben den nördlichsten Punkt<br />
unserer <strong>Südtirol</strong>-Umrundung erreicht.<br />
Wir genießen die fantastische<br />
Aussicht und das schöne<br />
Wetter, bevor wir zur Tauernalm<br />
absteigen. Während wir gemütlich<br />
in der Sonne sitzen, beobachten<br />
wir einen Bergrettungseinsatz<br />
an der Dreiherrenspitze.<br />
Beim Abstieg ist eine Seilschaft<br />
im Lahnerkees in eine Gletscherspalte<br />
gestürzt. Ein Bergsteiger<br />
wurde dabei tödlich verletzt,<br />
seine drei Seilgefährten<br />
erlitten schwere Verletzungen.<br />
Wirsind dankbar,dass wir in den<br />
vergangenen fünf Jahren alle<br />
gesund nach Hause gekommen<br />
sind. In unseren Gedanken beginnen<br />
wir bereits neue Pläne für<br />
das nächste Jahr zu schmieden.<br />
2004 durch die<br />
Rieserferner Gruppe von<br />
Prettau nach Antholz<br />
Montag, 26. Juli. Die Fahrt nach<br />
Kasern (1599 m) ist eine halbe<br />
Weltreise, mit 120 km ist es das<br />
von Bozen am weitesten entfernte<br />
Dorf in <strong>Südtirol</strong>. Durch<br />
lichten Lärchenwald geht es<br />
vorbei an aufgelassenen Bergwerksstollen<br />
ins Röttal hinauf<br />
und gemütlich über die wunderschön<br />
gelegene Rötalm zur<br />
Lenkjöchlhütte (2603 m). Nach<br />
dem kurzen Aufstieg sind wir<br />
alle noch recht fit, sodass ein<br />
geselliger Hüttenabend angesagt<br />
ist. Besonders Marlene<br />
Vorhauser unterhält mit ihren<br />
Späßen und Geschichten die<br />
ganze Gruppe.<br />
Dienstag, 27. Juli. In der Nacht<br />
hat es geschneit, das Vorhaben,<br />
die Rötspitze (3495 m) zu besteigen,<br />
müssen wir leider aufgeben.<br />
Wirwechseln über das Rotemannjoch<br />
(2886 m) ins Osttiroler<br />
Schwarzachtal. Auf dem<br />
Joch ist es eiskalt und sehr stürmisch.<br />
Luis Kammerlander erzählt<br />
uns, dass er als Bub in die-<br />
Auf dem Weg zur Lenkjöchlhütte,<br />
im Hintergrund die Rötspitze<br />
Foto: Alfred Profanter<br />
ser einsamen Gegend das Vieh<br />
gehütet hat. Am Abend richten<br />
wir auf der Jagdhausalm (2000 m)<br />
unser Lager im Heu ein und verbringen<br />
in der urigen Hütte eine<br />
kalte Nacht.<br />
Mittwoch, 28. Juli. Erich Gutgsell<br />
führt die Gruppe über das<br />
Fleischbachkees auf die Dreiecksspitze<br />
(3036 m). Der Abstieg<br />
erfolgt über das Bären-<br />
Mitteilungen September 2010<br />
Toni Canestrini am Aufstieg<br />
zum Schneebigen Nock<br />
Foto: Alfred Profanter<br />
luegtal zur Ursprungalm (2396 m)<br />
und über den Arthur-Hardegen-<br />
Wegzur Kasseler Hütte (2274 m).<br />
Der Hochgall ist mit 3435 mder<br />
höchste Gipfel der Rieserfernergruppe,<br />
einer der markantesten<br />
und wohl auch schönsten Berge<br />
der Ostalpen dominiert diese<br />
Route. Der Weg führt über glatt<br />
geschliffene Felsbuckel und<br />
Gletscherbäche, in weitem Bogen<br />
Über den Gipfelgrat zum Magerstein Foto: Alfred Profanter
Mitteilungen September 2010 46<br />
durch das Gletschervorfeld des<br />
Rieserferners zur Kasseler Hütte.<br />
UnsereTagesleistung ist ganz<br />
ordentlich, die Wegstrecke von<br />
11,5 km haben wir in 9Stunden<br />
absolviert, 1250 Hm Aufstieg,<br />
1050 Hm Abstieg, alles mit unseren<br />
schweren Rucksäcken.<br />
Wir tragen 5Tage lang unsere<br />
gesamte Gletscherausrüstung,<br />
Tagesproviant, Getränk, Wechselkleidung,<br />
Regenschutz und<br />
noch einige Kleinigkeiten, das<br />
drückt ganz ordentlich auf die<br />
Schultern.<br />
Donnerstag, 29. Juli. Dieser Tag<br />
ist sicherlich ein Höhepunkt auf<br />
unserem Marsch rund um <strong>Südtirol</strong>,<br />
die Gipfel liegen nicht direkt<br />
an der Landesgrenze, aber<br />
4Dreitausender an einem Tag,<br />
das ist schon etwas ganz Besonderes.<br />
Immer wieder wechseln<br />
Moränen und Eisfelder einander<br />
ab, über den Schneebigen<br />
-Nock-Ferner erreichen wir den<br />
Schneebigen Nock, mit 3358 m<br />
der höchste Gipfel des heutigen<br />
Tages. Den Gipfelgrat entlang<br />
beginnt nun die Überschreitung<br />
der nächsten Gipfel, Fernerköpfl<br />
(3249 m), Frauenköpfl (3251 m)<br />
und Magerstein (3237 m). Das<br />
Wetter ist wunderschön, sodass<br />
wir jeden der Gipfel genießen<br />
können. Auf der Rieserfernerhütte<br />
(2791 m) schmeckt in der<br />
Abendsonne das Bier besonders<br />
gut.<br />
Freitag, 30. Juli. Wir stehen etwas<br />
früher auf und warten in der<br />
Nähe der Hütte auf den Sonnenaufgang.<br />
Nach dem Frühstück<br />
geht es auf die Schwarze<br />
Wand (3105 m), den letzten<br />
Gipfel dieser Woche. Der Abstieg<br />
zur Geierrast ist ein extrem<br />
steiler Grashang, schweigsam<br />
und voll konzentriert steigen wir<br />
ab. Ein Rutscher hätte fatale<br />
Folgen. Die Gruppe beschließt,<br />
nicht den direkten Abstieg nach<br />
Antholz zu nehmen, wir wählen<br />
den Abstecher über die Grente-<br />
Das Liederbüchlein ist immer im Rucksack. Erich Gutgsell, Erich Schmid,<br />
Margit Duregger, Thomas Mair, Karl Mock, Toni Canestrini, Agnes Fink<br />
und Susi Mair Foto: Alfred Profanter<br />
alm. Von Antholz bringt uns der<br />
Linienbus nach Bruneck, von<br />
dort fahren wir mit dem Zug<br />
nach Bozen zurück. Nach einem<br />
anstrengenden und langen<br />
Tag fallen wir um 22.00 Uhr<br />
müde ins Bett.<br />
NOTRUF<br />
ANRUF kOsTeNlOs<br />
-BERGRETTUNG<br />
- NOTARZTDIENST<br />
- FLUGRETTUNG<br />
- RETTUNGSWAGEN<br />
MITTEILUNGEN<br />
27. JAHRGANG, NR. 4<br />
Im nächsten Heft, „Rund um<br />
<strong>Südtirol</strong> Teil III“ die Jahre 2005<br />
bis 2006, von Antholz durch die<br />
Dolomiten bis zum Sellajoch.<br />
Alfred Profanter<br />
Impressum:<br />
Eigentümer und Herausgeber<br />
<strong>Alpenverein</strong> <strong>Südtirol</strong>, I-39100 Bozen,<br />
Vintlerdurchgang 16<br />
Tel. 0471 97 81 41 · Fax 0471 98 00 11<br />
www.alpenverein.it<br />
E-Mail: office@alpenverein.it<br />
Presserechtlich verantworlich<br />
Peter Pallua<br />
I-39100 Bozen,<br />
Montellostraße 11<br />
Schriftleitung: Franz Mock<br />
I-39054 Unterinn/Ritten<br />
Hauptstraße 42<br />
E-Mail: red.avs@marxegg.net<br />
Ermächtigung<br />
Landesgericht Bozen<br />
Nr. 4/84 vom 27.1.1984<br />
Druck: Athesiadruck Gmbh, Bozen<br />
Redaktionsschluss für das nächste Heft:<br />
15.10.2010<br />
Verkaufspreis (Einzelpreis):<br />
–fürMitglieder im Mitgliedspreis enthalten<br />
–fürNicht-Mitglieder 2,00 €<br />
Die Drucklegung dieser Zeitschrift wird durch<br />
die Kulturabteilung der landesregierung gefördert.
www.intersport.it<br />
SCHÄFER Sexten/Moos<br />
HELLWEGER Welsberg<br />
FIT &FUN Brixen<br />
IMPULS SPORT Lana<br />
EVIVASPORT Eppan<br />
SPORT FOLIE Reschen<br />
SPORTING St.Jakob/Leifers<br />
SPORT ACHERER Brixen<br />
SPORT TUBRIS Sand in Taufers<br />
SPORT SCHÖNHUBER Bruneck<br />
HERBERT PLANK SPORT Sterzing<br />
ACTIV SPORT St.Christina/Gröden<br />
INTERSPORT Wolkenstein/Gröden<br />
SPORT PIRCHER Saltaus in Passeier<br />
SPORT ENERGY Seis am Schlern
CLIMB<br />
TOSKI<br />
Athletes: Björn Heregger, Eva Walkner<br />
Pic: Hansi Heckmair<br />
www.salewa.com