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Offener Brief

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Bürgerinitiative Rudolfsplatzviertel<br />

<strong>Offener</strong> <strong>Brief</strong><br />

Dieser <strong>Brief</strong> ergeht gleichlautend an:<br />

SPÖ: Herrn Dr. Michael Häupl<br />

Frau MMag a . Daniela Stepp<br />

Frau Martina Buchhart<br />

ÖVP: Frau Christine Marek<br />

Frau Ursula Stenzel<br />

Herrn Siegfried Korn<br />

Die Grünen: Frau Mag a . Maria Vassilakou<br />

Herrn MMag. Dr. Rainer Fussenegger<br />

FPÖ: Herrn Heinz Christian Strache<br />

Frau Jutta Brunner-Blasek<br />

Betrifft: Anfragen zu Problemen in der Inneren Stadt<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

zunächst wollen wir uns bei all jenen Bezirksräten der Inneren Stadt sowie den zuständigen<br />

Stadträten bedanken, die mitgeholfen haben, den Rudolfspark doch zu<br />

einem gelungenen Gesamt-Projekt zu machen, welches gleichermaßen Jung und Alt<br />

Gewinn bringt. Wir als Anrainer wissen diese neu gestaltete Insel der Erholung sehr zu<br />

schätzen.<br />

So gut der Park auch gelungen ist, gibt es dennoch weiterhin eine Reihe von ungelösten<br />

Problemen, auch solche, die über unser Grätzel hinausreichen.<br />

Wir nehmen an, dass auch Sie, sehr geehrte Damen und Herren, mit vielen der unten<br />

angeführten Probleme durchaus vertraut sind, und deshalb ersuchen wir Sie, uns Ihre<br />

Lösungsvorschläge resp. künftige Vorgehensweise zu deren Behebung darzustellen.<br />

Wir erlauben uns, diesen offenen <strong>Brief</strong>, mit all unseren Fragen gleichlautend an alle im<br />

Anhang genannten Persönlichkeiten der im Wiener Gemeinderat vertretenen Parteien<br />

zu senden.<br />

Ebenso erlauben wir uns, diesen <strong>Brief</strong>, wie er jetzt vorliegt, im Internet auf unserer<br />

Homepage www.rudolfsplatzviertel.at zu veröffentlichen.<br />

Auch planen wir, Antworten, sobald wir sie erhalten haben, dort bekannt zu machen.<br />

Hier unsere Anliegen:<br />

1 /5


1. D a s „ V e r e i n f a c h t e V e r f a h r e n “<br />

Im so genannten „Vereinfachten Verfahren“ (§359b GewO 1994), das bei etwa<br />

95% der gewerbebehördlichen Verfahren (Gastronomie) zur Anwendung<br />

kommt, haben sowohl die Vertreter des Bezirkes als auch die Anrainer keine<br />

Parteistellung mehr, lediglich ein Anhörungsrecht wurde seitens des Gesetzgebers<br />

zugestanden.<br />

Dieses Bundesgesetz mag auf dem freien Land seine Berechtigung haben,<br />

berücksichtigt aber in keiner Weise die diffizile Situation in engen Altstadt-<br />

Wohnstraßen und würde, so es weiter in dieser unakzeptablen Form bestehen<br />

bliebe, zu einer Verödung ganzer Straßenzüge ja sogar Stadtviertel führen!<br />

Viele „kleine“ Betriebe (mit weniger als 300 Verabreichungsplätzen) in einem<br />

engen, auf wenige benachbarte Häuser verteilten Bereich ergeben in Summe<br />

unter Umständen ein Mehrfaches von der im Gesetz tolerierten Höchstzahl an<br />

Verabreichungsplätzen eines beeinspruchbaren Einzelbetriebes. Auch kann in<br />

besonders engen Gassen schon eine wesentlich kleinere Anzahl von Gästen zu<br />

großen Problemen führen! Die Lärmbelastung, welche beim Verlassen der<br />

Gäste solcher Betriebe zur Sperrstunde (von 2h bis um 5h morgens) auftritt, sind<br />

sehr wohl bekannt – alleine man lässt die Anwohner, welche ein Recht auf<br />

Nachtruhe haben (sic!), seitens der Politik seit Jahren alleine.<br />

Wir vermuten, dass der Gesetzgeber im Jahre 1994 nicht bedacht hat, dass<br />

diese Änderung der Gewerbeordnung für die Wohnbevölkerung ganzer Wohnviertel<br />

zu einer unzumutbaren Belastung werden wird.<br />

2. S c h a n i g ä r t e n<br />

Die Regelungen für Genehmigung – Gebrauchsabgabe – Öffnungszeit sind den<br />

Bedürfnissen der Bewohner anzupassen, den Bestimmungen der Wohnzone ist<br />

Rechung zu tragen.<br />

Die Reform der Gastgartenregelung vom August 2010 beschneidet erneut<br />

Rechte der Anrainer, auch hier kommt eine Art „vereinfachtes Verfahren“ zur<br />

Anwendung – eigentlich wird das Verfahren durch eine Anzeige ersetzt – und<br />

somit wird jegliches Anhörungsrecht der Anrainer unterbunden.<br />

Die Höhe der Gebrauchsabgabe ist unbedingt einer Überprüfung zu unterziehen,<br />

die derzeit geltenden Gebührensätze erscheinen bei weitem zu niedrig.<br />

Im Hinblick auf das Anrainerrecht auf Nachtruhe soll die Öffnungszeit der<br />

Schanigärten grundsätzlich nur bis 23 Uhr genehmigt werden.<br />

Es muss gewährleistet werden, dass die Nachtruhe aller Anwohner durch das<br />

Verlassen aller Gäste sowie durch das Abräumen und Sichern der Gartenmöbel<br />

unbedingt eingehalten wird. Das Verwenden von Metall-Ketten wäre zu unterlassen,<br />

ebenso ein Wiederaufstellen der Möbel vor 7 Uhr früh.<br />

3. L o k a l d i c h t e i n W o h n z o n e n<br />

Die Politik muß endlich eine höchstzulässige Lokaldichte in Wohnzonen<br />

definieren. Es kann nicht sein, dass jeder ungenutzte Kohlenkeller und jede<br />

brachliegende Lagerhalle jederzeit mit behördlicher Genehmigung in ein<br />

Mega-Event-Lokal umgewandelt werden kann (Beispiele dafür gab es gerade<br />

im letzten halben Jahr leider wieder genug)!<br />

Der Großteil der Bewohner wohnt seit Jahrzehnten hier und diese haben ein<br />

Recht auf Beibehaltung ihrer Lebensqualität, ein Recht auf Nachtruhe und auf<br />

ein gesundes Umfeld.<br />

2 /5


In manchen Grätzeln der Inneren Stadt ist es bereits heute gesundheitsschädlich<br />

zu wohnen: Lärmbelästigung durch immer wieder unkontrolliert laute<br />

Musikanlagen, durch Lärm vor den Betrieben, durch Lärm und Geruch von<br />

Lüftungsanlagen. Und das alles nahezu jeden Tag der Woche in der Zeit von<br />

Mitternacht bis oft 5 Uhr Früh, jahrein jahraus!<br />

Geht diese skandalöse Verminderung der Wohnqualität ungezügelt weiter,<br />

droht der (Inneren)Stadt eine Entvölkerung ungeahnten Ausmaßes. Es kann<br />

nicht sein, dass verzweifelte, oft alte Menschen, denen auf diese Weise ihr<br />

Lebensmittelpunkt genommen wird, alleine gelassen weden. So vertriebene<br />

Bewohner erleiden obendrein durch extreme Wertminderung ihrer Wohnungen<br />

eine „kalte Enteignung“ und damit großen finanziellen Schaden!<br />

Derzeit werden durch bestehende Bestimmungen potente Lokaleröffner und<br />

Betreiber eindeutig vom Gesetz bevorzugt.<br />

Es muß künftig endlich vom Gesetzgeber auch auf Erhalt der Qualität einer<br />

Wohnzone geachtet werden und zwar nicht nur ausgehend vom Status quo,<br />

sondern es muss versucht werden, durch vernünftige Konzepte Fehlentwicklungen<br />

vergangener Jahrzehnte zu korrigieren!<br />

4. P a r k p i c k e r l u n d P a r k g a r a g e n<br />

Anwohner, die ein Parkpickerl besitzen, sollen in Parkgaragen kostenlos parken<br />

können.<br />

Die ursprünglichen Ziele der Einführung des Parkpickerls sind unwirksam geworden,<br />

weil nur die Abgabe der Gebühr nicht aber die Parkdauer kontrolliert<br />

wird. Die Einführung der Gebührenentrichtung per SMS ermöglicht darüber<br />

hinaus ein Parken auf Dauer, Ahndungen dieser „Usancen“ sind unzureichend<br />

und eigentlich auch unmöglich. Dies bedeutet, dass immer mehr Kurzparkplätze<br />

de facto zu Dauerparkplätzen werden.<br />

Zur Lösung der Parkraumbewirtschaftungsmisere schlagen wir vor:<br />

Parkpickerlbesitzer können jederzeit ihr Fahrzeug kostenlos in Parkgaragen<br />

abstellen. Die Auslastung der mit öffentlichen Mitteln (Steuern) finanzierten<br />

Garagen wäre erheblich besser.<br />

Das Kurzparken auf der Straße und das Kurzparken in den Parkgaragen soll<br />

„kostenneutral“ d.h. gleich teuer sein.<br />

Auf jeden Fall sollte auf die Errichtung von neuen Großgaragen innerhalb des<br />

Rings verzichtet werden, solange der tatsächlich Bedarf nicht von unabhängigen<br />

Gutachtern (und nicht von potentiellen Garagen-Betreibern!)<br />

nachgewiesen wurde.<br />

Eine Zufahrt sollte maximal von der Nebenfahrbahn des Rings aus möglich sein.<br />

5. P r o b l e m z o n e S c h w e d e n p l a t z<br />

Der Schwedenplatz hat sich in den letzten Jahren eher unkontrolliert und<br />

willkürlich zu einer „Fressmeile“ entwickelt, 2 riesige Eissalons, mehrere<br />

Würstelstandeln und Kebabbuden, etc. in Wildwuchsformat verunstalten den<br />

Platz und behindern zudem den Fußgängerverkehr.<br />

Es wurden in den letzten Jahren zahlreiche neue Fast-Food-Verkaufsstände just<br />

in der Nähe der U-Bahn-Eingänge errichtet. Neuerlich werden auch noch<br />

zusätzlich Schanigärten errichtet, was eine weitere Einengung der Freiflächen<br />

für den enormen Fußgängerverkehr bedeutet. Am Schwedenplatz treffen 3<br />

Straßenbahnlinien sowie zwei U–Bahnlinien zusammen, die Fahrgastfrequenz ist<br />

entsprechend hoch. Mitunter strömen zusätzlich aus bis zu 6 Reisebussen<br />

Hundertschaften an Touristen nahezu gleichzeitig auf den Platz!<br />

3 /5


Der Platz wirkt ausgesprochen provinziell und entspricht keineswegs den<br />

Kriterien einer Kulturstadt. Eine Neugestaltung ist dringend erforderlich. Bei dieser<br />

Gelegenheit sollte auch eine Verlegung des Flughafenbusses in die Nähe der U-<br />

Bahn-Abgänge und Taxistandplätze überlegt werden.<br />

6. G r o ß r ä u m i g e s V e r k e h r s k o n z e p t<br />

Die Bewohner des Grätzels erwarten sich dringend Informationen über das<br />

Verkehrskonzept der Stadt sowie dessen Auswirkungen auf den Bezirk.<br />

Der Bezirk Innere Stadt ist von einem breiten Verkehrsband umschlossen, vor<br />

allem ähnelt der Franz-Josefs-Kai mehr einer Autobahn denn einer regionalen<br />

Zubringerstrasse. Der Individualverkehr und die damit einhergehenden<br />

Emissionen und Immissionen nimmt laufend zu. Eine Reduktion ist unerlässlich.<br />

7. „R i n g s t r a ß e n – E v e n t s“<br />

Die Innenstadtbewohner erwarten, dass ihnen endlich eine laufend aktualisierte<br />

Informationsplattform zur Verfügung gestellt wird, die über die diversen,<br />

unzähligen Events auf Ring und Kai rechtzeitig Auskunft gibt<br />

(Internet/Homepage, Telefon-Hotline).<br />

Wir Innenstadtbewohner werden, weit mehr als alle anderen Bewohner Wiens,<br />

mit einer schier unglaublichen Anzahl von Events, Demonstrationen, als<br />

Demonstrationen getarnte Events, Paraden, Kundgebungen, „Bällen“,<br />

Sportveranstaltungen, Festen usw. usw. beglückt. Die Folgen sind neben oft<br />

exzessivem Lärm immer wieder „Bewegungseinschränkungen“. Der Zeitpunkt<br />

und das Ausmaß der Einschränkungen muss von Fall zu Fall erst mühsam erfragt<br />

werden. Eine Zu- oder Abfahrt mit dem PKW ist mitunter stundenlang unmöglich,<br />

selbst Einschränkungen bei öffentlichen Verkehrsmitteln sind an der Tagesordnung.<br />

Wir Innenstadtbewohner wünschen uns rechtzeitige Informationen. Auch<br />

Taxifahrer sind bisher schlecht bis gar nicht informiert und würden ebenso von<br />

solchen Informationen zum Wohle ihrer Fahrgäste, welche ja oft Touristen sind,<br />

sehr profitieren. Und die Polizei, die bei den Veranstaltungen für Ordnung<br />

sorgen muss, hätte weniger Verkehrsstaus zu bekämpfen.<br />

Die Bürgerinitiative Rudolfsplatzviertel ist sehr an Ihren Ausführungen interessiert, sie<br />

können durchaus als „Orientierungshilfe“ für die Wahl im Oktober angesehen werden.<br />

Vielen Dank im Voraus!<br />

Für die Bürgerinitiative Rudolfsplatzviertel<br />

Wien, im September 2010<br />

4 /5


P.S.: Dieser <strong>Brief</strong> ergeht gleichlautend an:<br />

SPÖ: Herrn Dr. Michael Häupl<br />

Frau MMag a . Daniela Stepp<br />

Frau Martina Buchhart<br />

ÖVP: Frau Christine Marek<br />

Frau Ursula Stenzel<br />

Herrn Siegfried Korn<br />

Die Grünen: Frau Mag a . Maria Vassilakou<br />

Herrn MMag. Dr. Rainer Fussenegger<br />

FPÖ: Herrn Heinz Christian Strache<br />

Frau Jutta Brunner-Blasek<br />

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