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ROMANZERO - World eBook Library - World Public Library

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Und das Urbild ihrer Sehnsucht<br />

Gleich erkannt' in seinen Zügen.<br />

Auch Rudèl hat hier zum ersten<br />

Und zum letzten Mal erblicket<br />

In der Wirklichkeit die Dame,<br />

Die ihn oft im Traum entzücket.<br />

Über ihn beugt sich die Gräfin,<br />

Hält ihn liebevoll umschlungen,<br />

Küßt den todesbleichen Mund,<br />

Der so schön ihr Lob gesungen!<br />

Ach! der Kuß des Willkomms wurde<br />

Auch zugleich der Kuß des Scheidens,<br />

Und so leerten sie den Kelch<br />

Höchster Lust und tiefsten Leidens.<br />

In dem Schlosse Blay allnächtlich<br />

Gibts ein Rauschen, Knistern, Beben,<br />

Die Figuren der Tapete<br />

Fangen plötzlich an zu leben.<br />

Troubadour und Dame schütteln<br />

Die verschlafnen Schattenglieder,<br />

Treten aus der Wand und wandeln<br />

Durch die Säle auf und nieder.<br />

Trautes Flüstern, sanftes Tändeln,<br />

Wehmutsüße Heimlichkeiten,<br />

Und posthume Galantrie<br />

Aus des Minnesanges Zeiten:<br />

»Geoffroy! Mein totes Herz<br />

Wird erwärmt von deiner Stimme,<br />

In den längst erloschnen Kohlen<br />

Fühl ich wieder ein Geglimme!«<br />

»Melisande! Glück und Blume!<br />

Wenn ich dir ins Auge sehe,<br />

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