Deutsche Werften – führend im Spezialschiffbau - Schiff & Hafen
Deutsche Werften – führend im Spezialschiffbau - Schiff & Hafen
Deutsche Werften – führend im Spezialschiffbau - Schiff & Hafen
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II<br />
2009<br />
<strong>Deutsche</strong> <strong>Werften</strong> <strong>–</strong><br />
<strong>führend</strong> <strong>im</strong> <strong>Spezialschiffbau</strong>
Die SMM 2010 full speed auf Kurs<br />
Die SMM 2010 hält trotz wirtschaftlich<br />
stürmischer Zeiten mit<br />
Hochgeschwindigkeit Kurs auf das<br />
Topereignis des Weltschiffbaus <strong>im</strong> nächsten<br />
Jahr: Die 24. shipbuilding, machinery &<br />
marine technology, international trade fair<br />
hamburg, macht die Elbmetropole vom<br />
7. bis 10. September 2010 für vier Tage<br />
Impressum<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE<br />
Informationen aus der<br />
deutschen <strong>Schiff</strong>bau- und<br />
Meerestechnik-Industrie<br />
Herstellung:<br />
Hilmar Bee, Graphischer Betrieb<br />
Hamburg<br />
2<br />
zum Weltmarkt der <strong>Schiff</strong>bauindustrie.<br />
Die Global Player haben frühzeitig ihre Flächen<br />
gebucht, der Stand der Anmeldungen<br />
liegt Mitte 2009 über dem vergleichbaren<br />
Zeitraum der Rekordmesse SMM 2008.<br />
Internationale <strong>Werften</strong>gruppen und sämtliche<br />
Branchenführer der <strong>Schiff</strong>bauzulieferindustrie<br />
haben sich ihre Standflächen<br />
Titelbild: Der AHTS MAERSK LEADER, Volkswerft Stralsund Gmbh, Foto: Hasenpusch<br />
Herausgeber:<br />
Verband für <strong>Schiff</strong>bau und<br />
Meerestechnik e.V.<br />
Steinhöft 11 (Slomanhaus)<br />
20459 Hamburg<br />
Telefon: 040/28 01 52-0<br />
Telefax: 040/28 01 52-30<br />
E-Mail: info@vsm.de<br />
Internet: http://www.vsm.de<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. Werner Lundt<br />
(verantw.)<br />
Kathrin Ehlert-Larsen<br />
(Redaktionsadresse<br />
siehe Herausgeber)<br />
Redaktionskonsultant:<br />
Dr. Silke Sadowski<br />
Grafische Gestaltung:<br />
Karl-Heinz Westerholt<br />
Foto HMC / Michael Zapf (Z)<br />
gesichert. Auch zur SMM 2010 sind wieder<br />
zahlreiche Neuaussteller dabei, um<br />
ihren Innovationen die besten Startbedingungen<br />
zu verschaffen.<br />
Anmeldeschluss ist der 15. Oktober 2009.<br />
Info: www.smm-hamburg.com<br />
Verlag:<br />
DVV Media Group GmbH |<br />
Seehafen Verlag<br />
Nordkanalstr. 36, D-20097 Hamburg<br />
Telefon: 040 / 2 37 14-02<br />
Geschäfts<strong>führend</strong>er<br />
Gesellschafter:<br />
Dr. Dieter Flechsenberger<br />
Verlagsleiter: Detlev K. Suchanek<br />
Vertrieb: Inga-Doris Langer<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
die internationale<br />
Wirtschaftskrise<br />
hat die <strong>Schiff</strong>fahrtsmärktezusammenbrechenlassen<br />
und in der Folge<br />
auch den weltweiten<strong>Schiff</strong>bauboom<br />
der letzten<br />
Jahre schlagartig<br />
beendet. So sehen<br />
sich die deutschen<br />
<strong>Werften</strong> und Zuliefererbetriebe<br />
heute<br />
vor teilweise nur schwer zu bewältigende<br />
Herausforderungen gestellt. Sinkende<br />
Einnahmen auf der Reederseite<br />
und ein spürbarer Rückzug der Banken<br />
aus bereits gegebenen Finanzierungszusagen<br />
ließen die Zahl der Stornierungen<br />
auf ein bisher nie gekanntes Niveau<br />
ansteigen und die Auftragsbücher der<br />
<strong>Werften</strong> bedrohlich abschmelzen.<br />
In dieser äußerst angespannten Lage<br />
gilt es nun, die gemeinsamen Bemühungen<br />
von Wirtschaft und Politik um<br />
die dauerhafte Sicherung des schiffs-<br />
und meerestechnischen Industriestandortes<br />
Deutschland mit verstärkter Energie<br />
fortzusetzen. Konnte <strong>im</strong> Rahmen<br />
der LeaderShip Deutschland <strong>–</strong> Initiative<br />
und auf der 6. Nationalen Marit<strong>im</strong>en<br />
Konferenz schon sehr viel Erfolgversprechendes<br />
auf den Weg gebracht<br />
werden, so müssen die bislang erfolgreichen,<br />
mittel- und langfristig angelegten<br />
Zukunftsstrategien nunmehr kombiniert<br />
werden mit kurzfristig wirksamen<br />
Anreizen zur St<strong>im</strong>ulierung des<br />
Auftragseingangs und mit einer weiteren<br />
Verbesserung des wirtschaftspolitischen<br />
Umfelds.<br />
Hier kann die Politik sowohl <strong>im</strong> Marineschiffbau<br />
durch Vorziehen von<br />
geplanten Vorhaben, wie auch <strong>im</strong> Handelsschiffbau<br />
durch flankierende Maßnahmen<br />
wie z.B. die Berücksichtigung<br />
marit<strong>im</strong>er Projekte in der Entwicklungshilfe<br />
unterstützen. Auch können<br />
mit einem europäischen Flottenerneuerungsprogramm<br />
nicht nur Innovationen<br />
für den Kl<strong>im</strong>aschutz und die <strong>Schiff</strong>-<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
sicherheit gefördert, sondern gleichzeitig<br />
auch hochwertige Arbeitsplätze<br />
in Europa erhalten werden. Und soll<br />
die Technologieführerschaft des deutschen<br />
<strong>Schiff</strong>baus auch in der Krise verteidigt<br />
und nachhaltig gesichert werden,<br />
bedarf es neben einer weiteren Anpassung<br />
der KfW-Sonderprogramme an<br />
die Bedürfnisse des <strong>Schiff</strong>baus und des<br />
Erhalts des erfolgreichen Landesbürgschaftssystems<br />
mit günstigem europarechtlichen<br />
Rahmen unbedingt ehrgeiziger<br />
Anstrengungen zur Schaffung<br />
eines branchengerechten und innovationsfreundlichen<br />
Steuerrechts.<br />
Es ist zu wünschen, dass sich der neue<br />
Bundestag und die neue Bundesregierung<br />
den dringenden aktuellen Erfordernissen<br />
nicht verschließen und die<br />
positive Arbeit ihrer Vorgänger tatkräftig<br />
fortsetzen werden. Dann wird auch<br />
die deutsche <strong>Schiff</strong>bauindustrie die<br />
gegenwärtige Krise erfolgreich überwinden<br />
und weiterhin ihren Beitrag<br />
zum deutschen Staatseinkommen leisten<br />
können.<br />
Von ihrer innovativen Leistungsfähigkeit<br />
und großen Vielfalt soll Ihnen<br />
die vorliegende Ausgabe der „<strong>Schiff</strong>bau<br />
Industrie“ einen kleinen Eindruck<br />
vermitteln. Ein Blick auf die Homepage<br />
des VSM (www.vsm.de) wird<br />
weitere Fragen beantworten können.<br />
Darüber hinaus stehen wir Ihnen aber<br />
auch jederzeit unter der Telefonnummer<br />
040 <strong>–</strong> 28 01 52 0 gerne für persönliche<br />
Auskünfte zur Verfügung.<br />
Werner Lundt<br />
Hauptgeschäftsführer, Verband für<br />
<strong>Schiff</strong>bau und Meerestechnik e.V.<br />
INHALT<br />
2 SMM | Die SMM 2010<br />
full speed auf Kurs<br />
3 Vorwort und Inhalt<br />
4 Politischer Teil | Anpassen<br />
und neu ausrichten<br />
8 Weltschiffbau | Schwere<br />
Krise <strong>im</strong> <strong>Schiff</strong>bau<br />
12 Blohm+Voss Repair |<br />
Nur die Hülle bleibt<br />
16 Mittelbild | EqUINOx<br />
und A-ROSA AqUA<br />
18 R&M | Innen bitte einmal<br />
alles neu<br />
22 Futureship | Opt<strong>im</strong>ierungspotenzialausschöpfen<br />
26 Zeppelin | Binnen eines<br />
Augenblicks an Bord<br />
28 Siemens | Innovativer<br />
<strong>Schiff</strong>bau<br />
32 Sietas | Aufträge<br />
gewonnen <strong>–</strong> industrielles<br />
<strong>Schiff</strong>baukonzept<br />
angelaufen<br />
3
Das LPG (Liquefied Petroleum Gas)<br />
Ethylen-Tankschiff GASCHEM NORDSEE.<br />
4<br />
Die letzten Monate waren nicht<br />
leicht für den deutschen <strong>Schiff</strong>bau.<br />
Der Zusammenbruch der<br />
<strong>Schiff</strong>fahrtsmärkte <strong>im</strong> Zuge der weltweiten<br />
Wirtschafts- und Finanzkrise beendete<br />
schlagartig den <strong>Schiff</strong>bauboom der letzten<br />
Jahre. Aber schl<strong>im</strong>mer noch. Sinkende Einnahmen<br />
auf der Reederseite und ein steigendes<br />
Kreditrisiko waren ursächlich für<br />
einen spürbaren Rückzug der Banken aus<br />
zuvor gegebenen Finanzierungszusagen.<br />
Im Ergebnis stieg die Zahl der Stornierungen<br />
auf ein bisher nie gekanntes Niveau<br />
und ließ die Auftragsbücher bedrohlich<br />
abschmelzen. Diese Entwicklung konnte<br />
auch nicht durch neue Aufträge kompensiert<br />
werden. Vielmehr besteht zu befürchten,<br />
dass der Negativrekord aus dem Jahr<br />
2001 nochmals unterschritten wird, zumal<br />
Küstenboot SYLT, 34 m<br />
<strong>Deutsche</strong>r <strong>Schiff</strong>bau 2009<br />
Anpassen und neu ausrichten<br />
bis zum 30. Juni 2009 nur fünf Neubauaufträge<br />
<strong>im</strong> Wert von 113 Mio. t€ die deutschen<br />
Seeschiffswerften erreichten.<br />
Den deutschen Seeschiffswerften bleibt<br />
letztlich nur der Weg, durch radikale<br />
Umstrukturierungen und Kosteneinsparung<br />
auf diese Entwicklung zu reagieren.<br />
Dieses beinhaltet nicht nur eine Umstellung<br />
der Produktpalette weg vom Containerschiff,<br />
sondern auch eine Umstellung<br />
anderer Faktoren wie z.B. der Auftragsfinanzierung,<br />
um zukünftig Stornierungen<br />
effektiv vorbeugen zu können.<br />
Trotz des negativen Marktumfeldes<br />
zeichnen sich bereits die ersten Erfolge auf<br />
diesem Weg ab. So ist mit dem Verkauf der<br />
insolventen WADAN Yards nicht nur das<br />
endgültige Aus für den <strong>Schiff</strong>bau an den<br />
Standorten in Wismar und Rostock-<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Warnmünde abgewendet worden, sondern<br />
es bestehen nunmehr auch berechtigte<br />
Hoffnungen, dass dieses leistungsfähige<br />
Unternehmen Zugang zum russischen<br />
Markt bekommt und damit neue Absatzmöglichkeiten<br />
erhalten wird. Auch andere<br />
Unternehmen konnten durch den Einstieg<br />
von Investoren oder durch neue Geschäftsführungen<br />
und Umstrukturierungen Wege<br />
finden, das drohende Ende abzuwenden<br />
und den massiven Abbau von Arbeitsplätzen<br />
verhindern.<br />
All diese Erfolge dürfen aber nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass das Marktumfeld<br />
weiterhin schwierig ist. Zwar bietet<br />
der Bereich des <strong>Spezialschiffbau</strong>s einiges<br />
Potenzial für die leistungsfähigen deutschen<br />
<strong>Werften</strong> und ihre Zulieferer. Aber<br />
die Zahl der aktuellen Projekte ist begrenzt<br />
und der Wettbewerb vor dem Hintergrund<br />
freier Baukapazitäten weltweit hart und<br />
nicht <strong>im</strong>mer fair.<br />
Marit<strong>im</strong>e Zukunftsstrategien<br />
fortsetzen<br />
Um die Position des deutschen Seeschiffbaus<br />
gerade in Zeiten wie diesen zu<br />
stärken, hat der Verband für <strong>Schiff</strong>bau und<br />
Meerestechnik einen aktuellen Aktionsplan<br />
formuliert, für dessen Umsetzung er<br />
auch gegenüber der neuen Bundesregierung<br />
eintreten wird.<br />
Aus Sicht des Verbandes bedarf es zur<br />
Krisenbewältigung und dauerhaften Sicherung<br />
des schiffs- und meerestechnischen<br />
Industriestandortes Deutschland einer<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
marit<strong>im</strong>en Doppelstrategie, die unmittelbar<br />
wirksame Sofortmaßnahmen für<br />
die Sicherung des Auftragsbestandes mit<br />
der systematischen Fortführung der bislang<br />
erfolgreichen, langfristig angelegten<br />
Zukunftsstrategien für <strong>Schiff</strong>bau und Meerestechnik<br />
kombiniert.<br />
Dieses Maßnahmenpaket basiert auch<br />
auf den Vereinbarungen, die auf der<br />
6. Nationalen Marit<strong>im</strong>en Konferenz erarbeitet<br />
wurden und ist bei konsequenter<br />
und zügiger Umsetzung durch die neue<br />
Bundesregierung geeignet, die Zukunftsfähigkeit<br />
von <strong>Schiff</strong>bau und Meerestechnik<br />
am Standort Deutschland sicherzustellen.<br />
Durch die erfolgreiche Arbeit der Marit<strong>im</strong>en<br />
Koordinatorin und die regelmäßige<br />
Durchführung von Nationalen Marit<strong>im</strong>en<br />
Konferenzen ist nach überst<strong>im</strong>mender<br />
Meinung der marit<strong>im</strong>en Akteure ein vertrauensvolles<br />
und belastbares Netzwerk<br />
zwischen Politik, Wissenschaft und Wirtschaft<br />
entstanden, das sich auch in der<br />
andauernden Weltwirtschaftskrise als<br />
handlungsfähig erwiesen hat.<br />
Daher fordert der VSM von den Regierungsparteien<br />
die Fortsetzung der Koordinierung<br />
der Marit<strong>im</strong>en Wirtschaft.<br />
Die Funktion des Marit<strong>im</strong>en Koordinators<br />
sowie die regelmäßige Durchführung<br />
von Nationalen Marit<strong>im</strong>en Konferenzen<br />
sind für die erfolgreiche Arbeit zwischen<br />
allen Akteuren unverzichtbar und<br />
sollten durch eine gesonderte Organisationseinheit<br />
„Koordination der marit<strong>im</strong>en<br />
Wirtschaft“ (KoorMW) sowie mittels besserer<br />
personeller Ausstattung der beteiligten<br />
Fachreferate noch schlagkräftiger<br />
gemacht werden.<br />
Daneben bedarf es der Fortsetzung der<br />
Zukunftsstrategie LeaderSHIP Deutschland<br />
und der Weiterentwicklung der<br />
„Marit<strong>im</strong>en Technologien“ als prioritäres<br />
Innovationsfeld der Hightech-Strategie für<br />
Deutschland - wozu auch die Umsetzung<br />
ambitionierter Leuchtturmprojekte gehört,<br />
um beispielsweise Zukunftsvisionen wie<br />
der emissionsfreien <strong>Schiff</strong>fahrt nicht den<br />
Förderrahmen zu entziehen.<br />
Ferner bedarf es endlich einer integrierten<br />
Meerespolitik, die bestehende Zielkonflikte<br />
Die VIKING LEGEND vor Köln, auf der Jungfernreise von Amsterdam nach Budapest.<br />
bei der Meeresnutzung ausgleicht und eine<br />
nachhaltige industrielle Nutzung ermöglicht.<br />
In diesem Sinne muss auch der „Nationale<br />
Masterplan Marit<strong>im</strong>e Technologien“<br />
ergänzt werden.<br />
Beschäftigung sichern<br />
Die Schlagzeilen der letzten Wochen und<br />
Monate haben deutlich vor Augen geführt,<br />
welche Bedrohung für die Beschäftigung<br />
in Deutschland von der aktuellen<br />
Wirtschaftskrise ausgeht. Dieses gilt<br />
<strong>im</strong> besonderen Maße für den <strong>Schiff</strong>bau,<br />
der gemeinsam mit der <strong>Schiff</strong>fahrt einen<br />
5
Frühindikator für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
bildet und die Auswirkungen der<br />
Krise deutlich zu spüren bekommt. Um<br />
einen nachhaltigen Schaden für die deutsche<br />
<strong>Schiff</strong>bauindustrie zu vermeiden,<br />
muss daher die Sicherung der Beschäftigung<br />
oberste Priorität haben.<br />
So könnten Auslastungslücken durch das<br />
zeitliche Vorziehen öffentlicher Aufträge,<br />
z.B. <strong>im</strong> Bereich des Marineschiffbaus, überbrückt<br />
werden. Zudem bedarf es in Anbetracht<br />
der bekannten Kreditklemme auf<br />
Besteller- wie auf Werftseite einer politischen<br />
Flankierung zur Rettung gefährdeter<br />
<strong>Schiff</strong>bauaufträge, insbesondere durch die<br />
weitere Anpassung der KfW-Sonderprogramme<br />
an die Bedürfnisse des <strong>Schiff</strong>baus<br />
bzw. durch ein Engagement für den Erhalt<br />
des erfolgreichen Landesbürgschaftssystems<br />
unter Beibehaltung eines günstigen<br />
europarechtlichen Rahmens.<br />
Aber auch auf der Ebene der Europäischen<br />
Union ergeben sich Möglichkeiten,<br />
die Nachfrage nach <strong>Schiff</strong>en zu st<strong>im</strong>ulieren.<br />
So könnten beispielsweise die jüngsten<br />
Berichte über die unzureichende Sicherheit<br />
auf zahlreichen Fährschiffen in europäischen<br />
Gewässern zum Anlass genommen<br />
werden, um die Einhaltung der modernsten<br />
Sicherheitsvorschriften mittels eines<br />
Flottenmodernisierungsprogramms durchzusetzen.<br />
Des Weiteren könnten die Pläne der EU-<br />
Kommission für ein Abwrackprogramm<br />
von Alttonnage nicht nur zum Abbau von<br />
Überkapazitäten bei den Handelsschiffen<br />
6<br />
ENTWICKLUNG DES DEUTSCHEN SEESCHIFFBAUS<br />
beitragen, sondern auch helfen, die teilweise<br />
menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen<br />
zu beenden, die in einigen<br />
Abwrackländern Alltag sind. Von einem<br />
solchen Programm würden nicht nur die<br />
Umwelt <strong>im</strong> Allgemeinen, sondern auch<br />
die betroffenen Menschen <strong>im</strong> Besonderen<br />
profitieren.<br />
Auftragseingänge st<strong>im</strong>ulieren,<br />
neue Märkte erschließen<br />
Nach dem Ende des Containerbooms<br />
werden sich die deutschen <strong>Schiff</strong>bauunternehmen<br />
auch <strong>im</strong> Hinblick auf den schärfer<br />
werdenden globalen Wettbewerb<br />
mehr als zuvor auf ihre Stärken besinnen<br />
müssen. Das heißt, statt des Baus<br />
von Standardschiffen wird in Deutschland<br />
zukünftig ausschließlich die Fertigung von<br />
hochkomplexen und ausrüstungsintensiven<br />
Einheiten <strong>im</strong> Vordergrund stehen.<br />
Diese Ausrichtung der deutschen <strong>Schiff</strong>bauindustrie<br />
auf werthaltige, ausrüstungsintensive<br />
Spezialschiffe erfordert eine<br />
Intensivierung der (zivilen und wehrtechnischen)<br />
FuE-Förderung, die Revitalisierung<br />
der Innovationsförderung durch den Verzicht<br />
auf Auftragsbindung und bedingte<br />
Rückzahlung von Fördermitteln sowie<br />
die Ausgestaltung als wirkliche Investitionsförderung.<br />
Um die Neuausrichtung<br />
der Industrie zu unterstützen, bedarf es<br />
daneben der stärkeren Einbeziehung der<br />
Meerestechnik in die bestehenden Förderprogramme.<br />
PRODUKTION 2004 2005 2006 2007 2008 1. HJ 2009<br />
Anzahl 61 69 70 74 84 26<br />
BRZ (1.000) 977 1.297 1.334 1.384 1.407 365<br />
GBRZ (1.000) 907 1.163 1.174 1.171 1.312 344<br />
Mio. EUR<br />
AUFTRAGSEINGÄNGE<br />
2.309 2.581 2.919 3.126 4.449 1.142<br />
Anzahl 86 157 88 70 46 5<br />
BRZ (1.000) 1.666 2.655 1.351 1.273 656 5<br />
GBRZ (1.000) 1.540 2.406 1.414 1.253 622 13<br />
Mio. EUR 4.054 6.552 5.246 4.892 2.890 113<br />
AUFTRAGSBESTÄNDE (Ende der Periode)<br />
Anzahl 147 231 246 239 172 129<br />
BRZ (1.000) 3.022 4.350 4.357 4.249 3.239 2.310<br />
GBRZ (1.000) 2.774 3.964 4.229 4.066 3.119 2.349<br />
Mio. EUR 7.034 11.084 13.442 15.397 13.287 11.084<br />
Um eine bedarfs- und fristgerechte<br />
Umsetzung neuer <strong>Schiff</strong>ssicherheitsvorschriften<br />
und eine Flottenerneuerung zu<br />
gewährleisten, fordert der VSM zudem die<br />
Einführung der Innovationsförderung für<br />
den Binnenschiffbau mit dem Ziel die Innovations-<br />
und Wettbewerbsfähigkeit der<br />
Binnenschiffswerften zu steigern.<br />
Für die St<strong>im</strong>ulierung von Aufträgen ist<br />
eine politische Exportunterstützung erforderlich:<br />
durch G-to-G-Verträge und Ausbildungsunterstützung<br />
<strong>im</strong> Marineschiffbau<br />
sowie durch Berücksichtigung marit<strong>im</strong>er<br />
Projekte.<br />
Günstige Rahmenbedingungen<br />
schaffen<br />
Die Entlastung der <strong>Schiff</strong>bauunternehmen<br />
am Standort Deutschland ist eine Daueraufgabe,<br />
die aber mit Beginn der neuen<br />
Legislaturperiode engagierter angegangen<br />
werden muss. So bedarf es zum Erhalt<br />
der marit<strong>im</strong>en Kompetenz einer intensiven<br />
Ausbildung, qualifizierung und Imagewerbung.<br />
Ziele sind unter anderem die Steigerung<br />
der akademischen und gewerblichen<br />
Erstausbildung sowie der qualifizierung <strong>im</strong><br />
Fall der Unterbeschäftigung. Insbesondere<br />
zum letzteren Punkt müssen die neuen<br />
Möglichkeiten, die <strong>im</strong> Zuge des sog. Konjunkturpakets<br />
II geschaffen wurden und<br />
die sich bewährt haben, dauerhaft in den<br />
einschlägigen rechtlichen Rahmen verankert<br />
werden.<br />
Die größte Stellschraube zur Entlastung<br />
von Unternehmen stellt nach wie vor die<br />
Steuerpolitik dar, die insgesamt innovationsfreundlicher<br />
gestaltet werden muss.<br />
Daher hat sich der VSM den Empfehlungen<br />
der Forschungsunion Wirtschaft-Wissenschaft<br />
angeschlossen, die unter anderem<br />
eine steuerliche Förderung von Forschung<br />
und Entwicklung vorsehen. Aus Sicht des<br />
VSM wäre eine solche Förderung eine<br />
sinnvolle und zielgerichtete Ergänzung der<br />
bisherigen institutionellen bzw. projektbezogenen<br />
Förderung.<br />
Einer neuen Bundesregierung bietet<br />
sich zudem nunmehr die Chance, die Kritik<br />
der deutschen Wirtschaft aufzugreifen<br />
und den aus der Unternehmensteuerreform<br />
entstandenen Belastungen entgegenzuwirken.<br />
So muss die systemfremde<br />
Zinsschranke endlich abgeschafft werden,<br />
da sich ihre krisenverschärfende Wirkung<br />
erwiesen hat.<br />
Um das geistige Eigentum der deutschen<br />
Unternehmen besser schützen zu können,<br />
müssen Know-how-Abfluss und Produktpiraterie<br />
durch international wirksame<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Küstenwachboot SYLT<br />
auf Erprobungsfahrt.<br />
Instrumente gestoppt werden. Hier konnte<br />
trotz aller Bemühungen in der Vergangenheit<br />
kein effektiver und erfolgreicher<br />
Rechtsrahmen entwickelt werden.<br />
Internationale Institutionen<br />
nutzen<br />
Bedauerlicherweise haben die Gespräche<br />
in der Arbeitsgruppe „<strong>Schiff</strong>bau“<br />
bei der OECD <strong>im</strong> Juli dieses Jahres keine<br />
wesentlichen Ergebnisse gebracht.<br />
Ursächlich hierfür war unter anderem die<br />
Tatsache, dass die Vertreter Süd-Koreas<br />
das Vorliegen einer Marktstörung bzw.<br />
das Vorhandensein von Überkapazitäten<br />
<strong>im</strong> weltweiten <strong>Schiff</strong>bau bestritten.<br />
Diese Entwicklung ist aus europäischer<br />
und deutscher Sicht zu bedauern,<br />
da nunmehr kein internationaler Rahmen<br />
zur Regulierung von Hilfen zugunsten der<br />
nationalen <strong>Schiff</strong>bauindustrie geschaffen<br />
werden kann. Auch vor dem Hintergrund<br />
der Presseberichte über zum Teil massive<br />
staatlichen Hilfen für die koreanischen<br />
<strong>Werften</strong> sollten die Themen „<strong>Schiff</strong>bauhilfen“<br />
und „Überkapazitäten“ unbedingt<br />
in die Gespräche zwischen der EU und<br />
Süd-Korea zwecks Schaffung eines Freihandelsübereinkommens<br />
aufgenommen<br />
werden.<br />
Für eine Übergangszeit wäre auch die<br />
Schaffung eines europäischen Reg<strong>im</strong>es auf<br />
der Grundlage des bestehenden Wettbewerbsrechts<br />
denkbar, um Preisdumping <strong>im</strong><br />
<strong>Schiff</strong>bau zu verhindern.<br />
Natürlich sollte aber ein Weltschiffbauabkommen<br />
<strong>im</strong> Rahmen der OECD, das<br />
faire internationale Wettbewerbsbedingungen<br />
definiert, Fernziel der Bundesregierung<br />
bleiben. Vorbereitend sollte die EU-<br />
Kommission in jedem Fall zeitnah mit der<br />
Beobachtung des Weltschiffbaumarktes<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
beginnen, um Wettbewerbsverzerrungen<br />
durch Dumping und staatliche Interventionen<br />
zu identifizieren und um die Grundlage<br />
zur Initiierung von industriepolitischen<br />
Abwehrmaßnahmen auf nationaler und/<br />
oder europäischer Ebene sowie <strong>im</strong> Rahmen<br />
der WTO zu erhalten.<br />
Eine weitere Möglichkeit für die deutschen<br />
Unternehmen, ihre technische Leistungsfähigkeit<br />
unter Beweis zu stellen, bietet<br />
sich bei der Entwicklung verbindlicher<br />
technischer Vorschriften auf der Ebene der<br />
UN-<strong>Schiff</strong>fahrtsorganisation (IMO). Hier<br />
sind insbesondere die europäischen <strong>Schiff</strong>bauer<br />
und die Flaggenstaaten aufgefordert,<br />
<strong>im</strong> Interesse der Umwelt mit einer<br />
St<strong>im</strong>me zu sprechen, um sich gegenüber<br />
dem dominierenden Einfluss von Billigflaggen<br />
und Reedern durchsetzen zu können.<br />
Sollte dieses gelingen, können <strong>Werften</strong><br />
und <strong>Schiff</strong>bauzulieferer gleichermaßen<br />
von anspruchsvolleren Sicherheits-<br />
und Umweltstandards profitieren. Voraussetzung<br />
hierfür ist aber, dass die neuen<br />
Vorschriften international einheitlich und<br />
wettbewerbsneutral umgesetzt und <strong>–</strong> mit<br />
angemessenen Übergangsfristen <strong>–</strong> auf die<br />
fahrende Flotte angewendet werden.<br />
Know-how schützen<br />
Es darf aber nicht vergessen werden,<br />
dass eine grundlegende Voraussetzung<br />
für den Markterfolg der wissensbasierten<br />
<strong>Schiff</strong>bauproduktion in Deutschland ein<br />
verlässlicher Know-how Schutz ist. Leider<br />
verfestigte sich in der jüngsten Zeit bei der<br />
Arbeit der IMO die Tendenz, durch die Verabschiedung<br />
von beschreibenden Bauvorschriften<br />
und die Einführung weitreichender<br />
Offenlegungspflichten der Bauwerften,<br />
dem erforderlichen Know-how noch<br />
weiter den Boden zu entziehen.<br />
Diese Entwicklung ist <strong>im</strong> höchsten<br />
Maße innovationsfeindlich, da <strong>Werften</strong> wie<br />
Zulieferer damit rechnen müssen, dass<br />
ihre individuellen technischen Lösungen<br />
als unnötig stark konkretisierter Stand<br />
der Technik Eingang in die IMO-Regelwerke<br />
finden und so für jeden Konkurrenten<br />
nachvollziehbar veröffentlicht werden.<br />
Dem gilt es seitens der Mitgliedsstaaten<br />
entgegenzuwirken. Zukünftig müssen die<br />
Belange der Produzenten angemessener<br />
berücksichtigt und die IMO-Arbeit mittels<br />
funktionaler, zielorientierter Formulierung<br />
der Anforderungen innovationsfreundlicher<br />
gestaltet werden.<br />
In den letzten Jahren konnte bereits<br />
vieles zugunsten der <strong>Schiff</strong>bauindus-<br />
trie erreicht werden und es verbleibt dem<br />
VSM, sich bei allen Beteiligten auf Bundes-<br />
und Landesebene sowie auf Seiten der<br />
Industrie und des Sozialpartners für das<br />
konstruktive Zusammenwirken der letzten<br />
vier Jahre zu bedanken. Gleichwohl stellt<br />
die aktuelle Wirtschaftskrise die <strong>Schiff</strong>bauindustrie<br />
vor noch größere Herausforderungen,<br />
die neue und sicherlich auch ungewöhnliche<br />
Lösungen bedürfen. Deshalb<br />
gilt es heute umso mehr den Blick nach<br />
vorne zu richten, alte Gräben zu überwinden<br />
und gemeinsam die Zukunftschancen<br />
unseres Sektors nachhaltig zu sichern.<br />
www.vsm.de<br />
7
8<br />
Weltschiffbau 2009<br />
Schwere Krise <strong>im</strong> <strong>Schiff</strong>bau <strong>–</strong> Kaum noch<br />
Neubauaufträge <strong>im</strong> ersten Halbjahr 2009<br />
1. WELTSCHIFFBAUENTWICKLUNG<br />
Auch <strong>im</strong> zweiten quartal 2009 standen<br />
<strong>Schiff</strong>fahrt und <strong>Schiff</strong>bau <strong>im</strong><br />
Zeichen der Weltwirtschaftskrise.<br />
Die Überkapazitäten in der Welthandelsflotte<br />
setzten die Ratenentwicklung weiterhin<br />
unter starkem Druck. Durch die vorübergehende<br />
Stilllegung von beschäftigungslosen<br />
<strong>Schiff</strong>en, eine drastische Steigerung<br />
der Abwrackungen sowie durch<br />
Stornierungen von Neubaubestellungen,<br />
Verschiebungen von Ablieferungsterminen<br />
oder Neuverhandlung/Änderung der<br />
Neubauverträge wurde versucht, die Probleme<br />
zu entschärfen. Die Erfolge blieben<br />
jedoch gering und die Märkte sind unverändert<br />
von großen Unsicherheiten belastet.<br />
Damit verharrte die Neubaunachfrage<br />
ebenfalls auf niedrigstem Niveau<br />
und entsprach einem Rückgang um mehr<br />
als 90 %. Demgegenüber lief die Produktion<br />
auf vollen Touren weiter und wurde<br />
auf den ersten Blick kaum spürbar von der<br />
Krise beeinträchtigt.<br />
Seit dem vierten quartal 2008 befindet<br />
sich die Neubaunachfrage <strong>im</strong> Weltschiffbau<br />
auf historischen Tiefstständen. Nach<br />
bisher vorliegenden Angaben von Lloyd‘s<br />
Register-Fairplay wurde <strong>im</strong> zweiten quartal<br />
2009 mit 60 Bestellungen der niedrigste<br />
quartalswert erzielt. Für das Halbjahr<br />
ergab sich damit ein Volumen von 318<br />
Aufträgen mit 3,5 Mio. CGT, das nur noch<br />
15 % der Ablieferungen entsprach.<br />
Auf die japanischen <strong>Werften</strong> entfielen<br />
davon die größten Anteile mit 49 % bei<br />
einem Volumen von 1,7 Mio. CGT. Nach<br />
Informationen des japanischen <strong>Schiff</strong>bauverbandes<br />
handelt es sich dabei aber<br />
überwiegend um nachträgliche Meldungen<br />
von Bestellungen aus dem Jahr 2008,<br />
die aufgrund des speziellen innerjapanischen<br />
Orderverhaltens erst jetzt veröffentlicht<br />
wurden. Die koreanischen und chinesischen<br />
<strong>Werften</strong> verzeichneten Bestellungen<br />
über jeweils rund 0,6 Mio. CGT, die<br />
Marktanteilen von 17 % bzw. 16 % entsprachen.<br />
Für Deutschland wurden <strong>im</strong><br />
Gegensatz zu den fünf in der Verbandsstatistik<br />
gemeldeten neuen Bestellungen<br />
keine Aufträge ausgewiesen.<br />
Den neuen Aufträgen <strong>im</strong> ersten Halbjahr<br />
standen allerdings weltweit rund<br />
200 gemeldete Stornierungen mit ca.<br />
7 Mio. GT und 4 Mio. CGT gegenüber, die<br />
die Tonnage der Neubestellungen deutlich<br />
übertrafen. Aufgrund einer hohen Dunkelziffer<br />
waren die tatsächlichen Streichungen<br />
von Aufträgen vermutlich noch<br />
wesentlich höher.<br />
Produktion auf Rekordniveau<br />
Die weltweiten Ablieferungen ergaben<br />
mit 1.716 <strong>Schiff</strong>en und 23,1 Mio. CGT eine<br />
nochmalige Steigerung um 8,5 % gegenüber<br />
dem Niveau <strong>im</strong> bisherigen Rekordjahr<br />
2008. Mit 289 <strong>Schiff</strong>en und 8,0 Mio. CGT<br />
erzielten Koreas <strong>Werften</strong> einen Anteil von<br />
rund 35 % und lagen damit weiterhin<br />
deutlich vor der chinesischen Konkurrenz,<br />
die zwar die mit 495 Einheiten die größere<br />
Anzahl ablieferten, aber mit 5,8 Mio. CGT<br />
nur auf 25 % kamen. Japan folgte an dritter<br />
Position mit 287 <strong>Schiff</strong>en und 5,1 Mio. CGT<br />
bzw. 22 %. Die Türkei rangierte auf Rang<br />
vier mit 383.000 CGTCGT dicht gefolgt<br />
von Deutschland mit 379.000 CGT und<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Entwicklung der Ablieferungen und<br />
Auftragseingänge <strong>im</strong> Weltschiffbau in 1.000 CGT<br />
90.000<br />
80.000<br />
70.000<br />
60.000<br />
50.000<br />
40.000<br />
30.000<br />
20.000<br />
10.000<br />
0<br />
Neubaupreisentwicklung per Quartalsende<br />
180,0<br />
160,0<br />
140,0<br />
120,0<br />
100,0<br />
80,0<br />
60,0<br />
40,0<br />
20,0<br />
0,0<br />
12/02<br />
Führende Auftraggeber-Nationen <strong>im</strong><br />
Weltauftragsbestand (CGT) per 30.06.2009<br />
EU-27<br />
1988<br />
Mio. US-$<br />
12/03<br />
38%<br />
VLCC 320.000 TDW<br />
12/04<br />
LPG Carrier 82.000 m 3<br />
Capesize Bulker<br />
12/05<br />
3% Türkei<br />
28%<br />
Sonstige<br />
Auftragseingang<br />
12/06<br />
Ablieferungen<br />
1990<br />
1992<br />
1994<br />
1996<br />
1998<br />
2000<br />
2002<br />
2004<br />
Container<br />
3.500 TEU<br />
Tanker 51.000 TDW<br />
Container 1.100 TEU<br />
12/07<br />
3% Süd-Korea<br />
4% USA<br />
4% Norwegen<br />
9% Japan<br />
11%<br />
2006<br />
2008<br />
12/08<br />
06/09<br />
China<br />
(inkl. Hong Kong)<br />
Auftragsbestand (CGT) deutscher <strong>Werften</strong><br />
per Ende 30.06.2009<br />
1% Öl-, Produkten-,Chemikalientanker<br />
2% General Cargo<br />
1% Schlepper 2% LPG-Carrier<br />
1% Bulker<br />
3% Offshore-Versorger<br />
3% Sonstige<br />
57%<br />
Fähr-,<br />
Passagierschiffe, Yachten<br />
15%<br />
16%<br />
Ro-Ro-<strong>Schiff</strong>e<br />
Containerschiffe<br />
Italien mit 364.000 CGT. Alle drei Länder<br />
kamen damit auf Marktanteile von jeweils<br />
rund 2 %.<br />
Vergleicht man die tatsächlichen Ablieferungen<br />
des ersten Halbjahres bei Vollauslastung<br />
der meisten <strong>Werften</strong> von<br />
23,1 Mio. CGT mit den für das gesamte<br />
Jahr 2009 geplanten Fertigstellungen von<br />
68,5 Mio. CGT, zeigt sich, dass mehr als<br />
20 Mio. CGT davon nicht mehr in diesem<br />
Jahr realisiert werden können. Ursachen<br />
dafür sind unrealistische Planungen vieler<br />
unerfahrener <strong>Werften</strong> vor allem in China,<br />
aber auch Ausfälle von Produktionen durch<br />
Werftinsolvenzen oder Abnahmeprobleme<br />
bzw. Stornierungen der Besteller z. B. aufgrund<br />
nicht gesicherter Finanzierungen<br />
oder fehlender Charterkontrakte. Diese<br />
Probleme werden 2010/11 an Bedeutung<br />
zunehmen.<br />
Auftragsbestände rückläufig<br />
Der Einbruch bei den Auftragseingängen<br />
hat seit dem Höchststand der Auftragsbestände<br />
<strong>im</strong> September 2008 mit<br />
11.700 <strong>Schiff</strong>en und 199 Mio. CGT einen<br />
Rückgang auf rund 10.400 Einheiten mit<br />
174 Mio. CGT Ende Juni 2009 verursacht.<br />
Inwieweit diese Zahlen die tatsächliche<br />
Auftragssituation weltweit wiedergeben,<br />
bleibt angesichts der zurzeit fehlenden<br />
Transparenz von Stornierungen, neuen<br />
Aufträgen und Ablieferungsverschiebungen<br />
unklar. Die wesentlichen Trends bleiben<br />
aber dennoch ablesbar.<br />
Trotz eines verringerten Auftragsbestandes<br />
konnte der chinesische <strong>Schiff</strong>bau<br />
seinen Vorsprung gegenüber der koreanischen<br />
Konkurrenz ausbauen. Mit 3.801<br />
Aufträgen und 58,6 Mio. CGT lag der chinesische<br />
Marktanteil bei rund 34 % und<br />
der koreanische mit 2021 <strong>Schiff</strong>en und<br />
56,8 Mio. CGT bei 33 %. Mit vergrößertem<br />
Abstand rangierte Japan an dritter<br />
Position mit 1.472 Bestellungen und<br />
28,2 Mio. CGT (16 %).<br />
Die deutschen <strong>Werften</strong> erreichten die<br />
6. Position in der Rangfolge der <strong>Schiff</strong>bauländer<br />
mit 2,7 Mio. CGT hinter Vietnam<br />
und den Philippinen.<br />
Unverändert dominiert wird der weltweite<br />
Auftragsbestand durch die Bestellungen<br />
von Massengutschiffen, die fast<br />
37 % des gesamten Auftragsvolumens<br />
ausmachten und fast Zweidrittel der<br />
bestehenden Bulker-Flotte entsprachen.<br />
Von diesem Auftragsvolumen entfielen<br />
48 % auf China, 22 % auf Japan und 20 %<br />
auf Korea. Koreas <strong>Schiff</strong>bau beherrschte<br />
hingegen mit einem Anteil von 49 % weiterhin<br />
alle Tankermärkte (einschl. Gastanker),<br />
die zusammen 25 % des weltweiten<br />
Auftragsbestandes ausmachten. Auch bei<br />
den Containerschiffen, auf die 18 % der<br />
Aufträge entfielen, lagen Koreas <strong>Werften</strong><br />
mit 58 % mit Abstand an erster Position.<br />
Japan behauptete aufgrund der zahlreichen<br />
Autotransporter der he<strong>im</strong>ischen<br />
Automobilindustrie mit einem Anteil von<br />
34 % seine Führungsposition bei den Ro-<br />
Ro-Frachtern.<br />
Das Marktsegment der Fähr- und Passagierschiffe<br />
(in der internationalen Statistik<br />
allerdings ohne Yachtbau), das weniger<br />
als 3 % des Gesamtmarktes ausmacht,<br />
blieb in der Hand der europäischen <strong>Schiff</strong>bauer<br />
mit Italien (40 %) und Deutschland<br />
(20 %) an der Spitze.<br />
Nach der Nationalität der Besteller machten<br />
die deutschen Auftraggeber mit einem<br />
CGT-Anteil von 13 % den größten Anteil<br />
an den weltweiten Auftragsbeständen aus<br />
dicht gefolgt von Griechenland (12 %) und<br />
China (einschl. Hong Kong 11 %). Rund<br />
38 % des Ordervolumens gingen von<br />
den 27 EU-Ländern aus. Die Europäische<br />
Union bleibt damit die wichtigste <strong>Schiff</strong>fahrtsregion,<br />
wobei die Europäer jedoch<br />
ihre <strong>Schiff</strong>e vor allem in Fernost orderten.<br />
So gingen von den Aufträgen deutscher<br />
Besteller nur 3 % an inländische und 5 %<br />
an andere <strong>Werften</strong> in der EU. Demgegenüber<br />
wurden 46 % der Aufträge in China<br />
und 36 % in Korea platziert.<br />
Überkapazitäten sind das<br />
Kernproblem<br />
Die Auslieferung der umfangreich<br />
bestellten <strong>Schiff</strong>e wird den Abbau der <strong>im</strong><br />
Markt vorhandenen Überkapazitäten und<br />
die Erreichung eines neuen Marktgleichgewichtes<br />
erschweren. Es ist daher damit<br />
zu rechnen, dass die Zahl der Stornierungen<br />
in den kommenden Monaten weiter<br />
zunehmen wird.<br />
Die Verschiebung von Ablieferungsterminen<br />
verschafft zwar kurzfristige Erleichterung,<br />
kann aber <strong>–</strong> wenn sich die Nachfrage<br />
nicht schnell wieder belebt <strong>–</strong> zu einer<br />
Krisenverlängerung führen.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2009 2/2009<br />
9
Taufe des 50 Meter SWATH-Zollbootes HELGOLAND.<br />
Große Hoffnungen aller Marktteilnehmer<br />
ruhen auf den steigenden Abwrackungen,<br />
die nach derzeitiger Einschätzung<br />
von Clarkson Research <strong>im</strong> Jahr 2009<br />
auf 21 Mio. GT klettern könnten nach<br />
9 Mio. GT <strong>im</strong> Jahr 2008. Dennoch entsprechen<br />
diese Verschrottungen erst einem<br />
Mindestbedarf an Flottenreduzierung.<br />
Diese Volumina müssen aber schnellstens<br />
noch wesentlich gesteigert werden, um<br />
den Abwrackstau während der vergangenen<br />
Boom-Jahre zu beseitigen.<br />
Die als Folge der auf den <strong>Schiff</strong>fahrts-<br />
und <strong>Schiff</strong>baumärkten lastenden Überkapazitäten<br />
gesunkene Nachfrage spiegelte<br />
sich auch in der Entwicklung der Kosten<br />
und Preise wider. Seit den Höchstständen<br />
der Preise <strong>im</strong> Sommer 2008 bis Juli 2009<br />
sind die Preise für Tanker, Bulker und Containerschiffe<br />
um 25 % bis 40 % gefallen.<br />
Bei Gastankern wurde der Preisverfall mit<br />
7 % bis 16 % und bei Ro-Ro-<strong>Schiff</strong>en mit<br />
20 % bis 25 % beziffert. Noch stärker brachen<br />
die Preise für Second-Hand-<strong>Schiff</strong>e<br />
und bei Verkäufen von gerade abgelieferten<br />
<strong>Schiff</strong>en (Resales) ein mit Rückgängen<br />
um bis zu 60 %.<br />
Als Folge der Weltwirtschaftskrise<br />
gaben auch die Preise für Eisenerz und<br />
Stahlprodukte deutlich nach. So fiel der<br />
durchschnittliche Preis für warmgewalzte<br />
Stahlbleche von September 2008 bis Juni<br />
2009 um rund 40 % und erreichte damit<br />
das Niveau von 2004. Der Unterschied<br />
zwischen den Stahlpreisen in Europa und<br />
Asien hat sich zwar verringert, bildete aber<br />
weiterhin einen Wettbewerbsnachteil für<br />
europäische <strong>Werften</strong> gegenüber der Konkurrenz<br />
in China und Korea.<br />
10<br />
Zusätzliche Schwankungen und Unsicherheiten<br />
ergaben sich bei den Marktparametern<br />
durch die Entwicklung der<br />
Wechselkurse zwischen den Währungen<br />
der <strong>Schiff</strong>bauregionen.<br />
Insbesondere die starke Abwertung des<br />
koreanischen Won hat die Wettbewerbsposition<br />
der exportierenden koreanischen<br />
<strong>Werften</strong> verbessert.<br />
Es steht viel auf dem Spiel<br />
Ein Ende der Krise <strong>im</strong> Weltschiffbau ist<br />
noch nicht absehbar. Von einzelnen Spezialsegmenten<br />
abgesehen, ist noch keine<br />
grundlegende Marktbelebung in Sicht.<br />
Auf der anderen Seite müssen Finanzierungen<br />
für noch nicht abgesicherte Neubaubestellungen<br />
beschafft werden, was<br />
angesichts der gestiegenen Risikoscheu<br />
der Banken nicht <strong>im</strong>mer gelingen wird.<br />
Erst wenn die weltweite Konjunktur wieder<br />
anzieht und sich die Ertragslage in der<br />
<strong>Schiff</strong>fahrt stabilisiert, ist mit einer Trendwende<br />
zu rechnen.<br />
Zunächst muss die <strong>Schiff</strong>fahrt ihre<br />
Überkapazitäten abbauen, um neue<br />
Marktgleichgewichte erreichen zu können.<br />
Bis dahin bemühen sich einige Regierungen<br />
<strong>–</strong> allen voran in Korea und China,<br />
ihre <strong>Schiff</strong>fahrtsgesellschaften und <strong>Werften</strong><br />
mit massiven finanziellen Mitteln zu<br />
unterstützen.<br />
Damit wurde ein neuer Verdrängungswettbewerb<br />
für den gesamten marit<strong>im</strong>en<br />
Bereich eingeleitet, dessen Folgen noch<br />
unabsehbar sind.<br />
Es hat sich erneut bestätigt, dass<br />
<strong>Schiff</strong>bau und <strong>Schiff</strong>fahrt, insbesondere<br />
von Regierungen bisheriger asiatischer<br />
Schwellenländer, als strategische Wirtschaftszweige<br />
angesehen werden, für<br />
die man keine Begrenzung akzeptieren<br />
will. Ohne ein international abgest<strong>im</strong>mtes<br />
Verhalten wird die Krise jedoch nicht<br />
beherrschbar sein, sondern sich endlos in<br />
die Länge ziehen.<br />
Anfang Juli 2009 wurde in den Beratungen<br />
der OECD Arbeitsgruppe <strong>Schiff</strong>bau<br />
in Paris ein neuer Versuch unternommen,<br />
eine internationale Abst<strong>im</strong>mung zur<br />
Bekämpfung der Krise herbeizuführen und<br />
Verhandlungen über ein weltweites <strong>Schiff</strong>bauabkommen<br />
aufzunehmen. Dieser Versuch<br />
ist jedoch gescheitert, da insbesondere<br />
die ignorante Verweigerungshaltung<br />
Koreas alle Ansätze verhinderte. Nun sind<br />
die deutsche Regierung und die EU-Kommission<br />
gefordert, den hiesigen <strong>Schiff</strong>bau<br />
gegen die Staatsinterventionen in Fernost<br />
zu verteidigen.<br />
Einen Verlust der marit<strong>im</strong>en Wirtschaft<br />
kann und darf sich Europa nicht leisten.<br />
Nicht nur die Arbeitsplätze und die technologische<br />
Kompetenz stehen für Europa<br />
auf dem Spiel, sondern auch die Stellung<br />
als <strong>führend</strong>e Welthandelsregion und die<br />
Mitwirkungsmöglichkeiten bei der zukünftigen<br />
Nutzung und dem Schutz der Meere.<br />
Noch haben die Europäer die Möglichkeit,<br />
politischen Druck auf die Handelspartner<br />
auszuüben, sie sollten sie nutzen.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Entwicklung der weltweiten Auftragsbestände<br />
200 000<br />
180 000<br />
160 000<br />
140 000<br />
120 000<br />
100 000<br />
80 000<br />
60 000<br />
40 000<br />
20 000<br />
Indexentwicklung des Euro, Yen, Won und<br />
Yuan zum US-$<br />
%<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
Abwrackungsverkäufe in Mio. GT<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
Jan 02<br />
Jul 02<br />
2005 2006 2007 2008 06/2009<br />
Yuan<br />
Jan 03<br />
Jul 03<br />
Jan 04<br />
Jul 04<br />
Jan 05<br />
Euro<br />
Prognose<br />
2000 2002 2004 2006 2008<br />
Yen<br />
Jul 05<br />
Jan 06<br />
Jul 06<br />
Jan 07<br />
Jul 07<br />
Jan 08<br />
Sonstige NCCV<br />
Fähr-/Pass-<strong>Schiff</strong>e<br />
Andere Frachter<br />
Ro-Ro Frachter<br />
Containerschiffe<br />
Massengutschiffe<br />
Gastanker<br />
Prod./<br />
Chem.-Tanker<br />
Öltanker<br />
Won<br />
2010<br />
Jul 08<br />
Jan 09<br />
Jul 09<br />
Sonstige<br />
Containerschiffe<br />
Bulker<br />
Tanker<br />
2. DER DEUTSCHE MARKT<br />
Die deutsche <strong>Schiff</strong>bauindustrie wurde<br />
von der weltweiten Krise ebenfalls stark<br />
getroffen. Durch die hohe Abhängigkeit<br />
vom danieder liegenden Exportgeschäft<br />
und die zahlreichen Stornierungen von<br />
Aufträgen hat sich die Situation <strong>im</strong> deutschen<br />
<strong>Schiff</strong>bau <strong>im</strong> ersten Halbjahr deutlich<br />
verschlechtert. Nachdem die Nachfrage<br />
in den ersten drei Monaten des Jahres<br />
völlig zum Erliegen gekommen war,<br />
konnten <strong>im</strong> zweiten quartal fünf Aufträge<br />
<strong>im</strong> Wert von 113 Mio. Euro neu hereingenommen<br />
werden, die zwar für die entsprechenden<br />
einzelnen <strong>Werften</strong> von großer<br />
Bedeutung waren, aber insgesamt bei<br />
weitem nicht ausreichten, um die Beschäftigungslage<br />
aller <strong>Werften</strong> zu stabilisieren.<br />
Den neuen Aufträgen standen auf der<br />
anderen Seite nicht weniger als 25 Stornierungen<br />
gegenüber <strong>im</strong> Wert von 1,2 Mrd.<br />
Euro, die die Auslastung der <strong>Werften</strong><br />
erheblich verschlechterten.<br />
Die Ablieferungen <strong>im</strong> ersten Halbjahr<br />
umfassten 26 Einheiten mit 344.000 CGT<br />
und einem Auftragswert von 1,1 Mrd. Euro.<br />
Dazu gehörten 10 Containerschiffe mit<br />
insgesamt rund 146.000 CGT, die damit<br />
42 % der Ablieferungen ausmachten. Das<br />
größte abgelieferte <strong>Schiff</strong> war das Kreuzfahrtschiff<br />
AIDA LUNA mit 69.200 GT.<br />
Zusammen mit der nach Kanada gelieferten<br />
Doppelendfähre NORTHERN ExPEDI-<br />
TION (17.800 GT) kamen die abgelieferten<br />
Fähr- und Passagierschiffe auf rund<br />
107.000 CGT entsprechend 31 % der Fertigstellungen.<br />
Zu den Ablieferungen gehörten<br />
ferner ein Massengutfrachter mit eigenem<br />
Entladegerät, zwei Mehrzweckfrachter,<br />
ein LPG-Tanker, ein Ro-Ro-Frachter,<br />
vier Schlepper sowie fünf Behörden- und<br />
Sonderschiffe. Mehr als Zweidrittel des<br />
fertig gestellten Auftragsvolumens entfielen<br />
auf zehn für den Export best<strong>im</strong>mte Einheiten.<br />
Ablieferungen und Stornierungen ließen<br />
die Auftragsbestände deutlich zurück<br />
gehen von 172 <strong>Schiff</strong>en Ende 2008 <strong>im</strong><br />
Wert von 13,3 Mrd. Euro auf 129 Order<br />
mit 11,1 Mrd. Euro per Mitte 2009. Davon<br />
waren 82 <strong>Schiff</strong>e mit 1,8 Mio. CGT für den<br />
Export best<strong>im</strong>mt. Ihr Auftragswert entspricht<br />
einem Exportanteil von 85 % am<br />
gesamten Auftragsbestand.<br />
Das in den Auftragsbeständen enthaltene<br />
breite Spektrum an verschiedenen<br />
<strong>Schiff</strong>stypen bildete erneut einen Beleg<br />
für die vielfältigen Kompetenzen der deutschen<br />
<strong>Werften</strong> und zeigt deutlich, dass<br />
die <strong>Werften</strong> ihre Ausrichtung auf die Spezialschiffmärkte<br />
vorangetrieben haben.<br />
Das Schwergewicht der Aufträge lag mit<br />
Abstand bei den 40 Fähr-, Passagierschiffen<br />
und Yachten, die zusammen 1,3 Mio. CGT<br />
umfassten und damit rund 57 % des Auftragsbestandes<br />
ausmachten. Auf die in<br />
den vergangenen Jahren dominierenden<br />
Containerschiffe entfielen <strong>–</strong> nicht zuletzt<br />
durch die zahlreichen Stornierungen <strong>–</strong> nur<br />
noch 26 Aufträge mit 374.000 CGT und<br />
einem Anteil von rund 16 %. Ein weiteres<br />
wichtiges Marktsegment bildeten die<br />
Ro-Ro-Frachter, von denen 21 Bestellungen<br />
über 361.000 CGT vorlagen, die 15 %<br />
des Bestellvolumens entsprachen. Darüber<br />
hinaus lagen Aufträge vor für zwei Spezialtanker<br />
(1 %), zwei Massengutfrachter<br />
(1 %), drei Mehrzweckfrachter (2 %), drei<br />
LPG-Tanker (2 %), drei Schlepper (1 %),<br />
sechs Offshore-Versorger (3 %) und 23<br />
Behördenschiffe, Arbeitsboote und Sonderschiffe<br />
(3 %).<br />
Aufgrund der weggebrochenen Nachfrage<br />
und der Stornierungen wird die Jahresproduktion<br />
in 2009 mit einem Volumen<br />
von rund 4 Mrd. Euro unter dem Vorjahresergebnis<br />
von 4,4 Mrd. Euro bleiben und sich<br />
in den folgenden beiden Jahren auf unter<br />
3 Mrd. Euro reduzieren. Die beschriebene<br />
verschlechterte Auftragssituation hat<br />
bereits zu Arbeitsplatzverlusten geführt.<br />
Von Dezember 2008 bis Juni 2009 hat sich<br />
die Zahl der Beschäftigten (einschließlich<br />
Boots-/Yacht-/Binnenschiffbau, Reparaturen/Umbau<br />
und Marineschiffbau) bei den<br />
<strong>Werften</strong> um 1.000 bzw. 4 % auf 22.800<br />
verringert.<br />
Trotz einer gewissen Verzögerung hat<br />
die Krise auch die Zulieferindustrie bereits<br />
erheblich getroffen. Derzeit sind die Unternehmen<br />
zwar noch gut beschäftigt mit dem<br />
Abarbeiten der in den Vorjahren aufgebauten<br />
hohen Auftragsbestände. Die zunehmenden<br />
Auftragsstornierungen lassen den<br />
Auslastungshorizont jedoch erheblich näher<br />
rücken. Große Beschäftigungsprobleme<br />
werden ab 2010/2011 erwartet. Einige Firmen<br />
wurden durch Insolvenzen von <strong>Werften</strong><br />
stark belastet, bei denen Forderungsausfälle<br />
hingenommen werden mussten.<br />
Als Gegenmaßnahme zur heranrückenden<br />
Krise wird versucht, andere Absatzbereiche<br />
wie die Offshore-Industrie (Öl- und Gasförderung,<br />
Windkraftanlagen), den Marineschiffbau,Reparaturen/Umbauten/Retrofits<br />
oder nicht-marit<strong>im</strong>e Marksegmente<br />
(wie z.B. stationäre Anlagen bei Motoren<br />
und Stahlbau) auszubauen. Trotz Krise gibt<br />
es zahlreiche Projekte und Anfragen insbesondere<br />
in speziellen Nischenmärkten. Leider<br />
wird auch hier der Wettbewerb härter.<br />
www.vsm.de<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 1/2009 2/2009<br />
11
12<br />
Blohm + Voss Repair<br />
Nur die Hülle bleibt<br />
Blohm + Voss Repair entwickelt sich<br />
<strong>im</strong>mer mehr zum Spezialisten für<br />
komplexe <strong>Schiff</strong>sumbauten. Ein<br />
Geschäftsfeld mit Zukunft. Aktuelles Beispiel<br />
ist die KRAKA: Aus dem einstigen<br />
Kabelleger wird <strong>im</strong> Auftrag der dänischen<br />
Reederei Lauritzen das hochmoderne Offshore-Unterstützungsschiff<br />
DAN SWIFT.<br />
„Was liegt denn da bei Ihnen <strong>im</strong> Dock?“<br />
So oder so ähnlich lautete die Frage, die<br />
Mitarbeiter von Blohm + Voss Repair<br />
noch Anfang des Jahres des Öfteren zu<br />
hören bekamen. Angesprochen wurden<br />
sie jedoch nicht auf einen schicken Luxusliner<br />
oder einen Containerriesen. Nein, das<br />
Augenmerk richtete sich auf ein <strong>Schiff</strong>,<br />
das ob seines betagten Aussehens für eine<br />
ganze Weile nicht besonders fahrtüchtig<br />
wirkte. Doch mittlerweile hat die KRAKA<br />
ihre Optik mächtig verändert - von der<br />
einst verwitterten Außenhaut ist nichts<br />
mehr zu sehen. Stattdessen lässt der neue,<br />
weiß-rote Anstrich erahnen, was in den<br />
vergangenen Monaten bereits passiert ist.<br />
Das ursprünglich als Kabelleger konzipierte<br />
<strong>Schiff</strong> wird auf der Hamburger Werft komplett<br />
entkernt und umgebaut. Nur die Hülle<br />
bleibt, alles andere wird neu gestaltet.<br />
Nach Ende der Arbeiten wird die KRAKA<br />
nicht nur anders heißen, sondern auch eine<br />
völlig neue Funktion haben. Unter dem<br />
Namen DAN SWIFT dient das 150 Meter<br />
lange und 22 Meter breite <strong>Schiff</strong> künftig<br />
der Unterstützung von Ölförder- und<br />
Verarbeitungseinheiten auf hoher See.<br />
Diese Offshore-Produktionen in bis zu<br />
2500 Meter tiefem Wasser zu versorgen<br />
und funktionsfähig zu halten ist nicht nur<br />
Umbau: die KRAKA wird bei Blohm +<br />
Voss Repair zur DAN SWIFT.<br />
Stefan Grönke<br />
ein schwieriges, sondern auch kostspieliges<br />
Unterfangen. Genau an diesem Punkt<br />
setzt die DAN SWIFT an.<br />
Platz für 250 Arbeitskräfte<br />
Sie wird mit teleskopisch ausfahrbaren<br />
Gangways und einem 100-Tonnen-<br />
Kran ausgerüstet. Zur Ausstattung gehören<br />
außerdem Werkstätten, Tanks und ein<br />
Hubschrauberlandeplatz. Vor allem aber<br />
wird das <strong>Schiff</strong> der Unterbringung dienen:<br />
291 Kojen stehen später an Bord zur Verfügung.<br />
Dazu kommen Aufenthalts- und<br />
Konferenzräume, Büros, Krankenhaus,<br />
Kino, Sporthalle, Sw<strong>im</strong>mingpool, Bücherei<br />
und Internetcafe. Neben der 50-köpfigen<br />
Besatzung werden dort 250 Arbeitskräfte<br />
Platz finden, die dann zum Beispiel für<br />
Wartung und Instandhaltung der Ölproduktion<br />
unmittelbar zur Verfügung stehen.<br />
So sorgt die DAN SWIFT aus nächster<br />
Nähe dafür, dass eine Offshore-Einheit<br />
sicher und zuverlässig unterstützt wird und<br />
eine reibungslose Förderung gewährleistet<br />
ist. Seit September 2007 ist die KRAKA<br />
bei Blohm + Voss Repair. Schon daran<br />
sieht man die D<strong>im</strong>ensionen des Umbaus:<br />
„Auf und <strong>im</strong> <strong>Schiff</strong> bleibt fast nichts so,<br />
wie es war. Wir vergrößern zum Beispiel<br />
die Wasserlinienfläche, weil es später mehr
Damit die DAN SWIFT weltweit das<br />
erste <strong>Schiff</strong> seiner Art wird, ist eine<br />
Menge Arbeit notwendig.<br />
13
Im Dock: Aus dem einstigen Kabelleger<br />
KRAKA wird auf der Werft von<br />
Blohm + Voss Repair...<br />
Aufbauten haben und daher deutlich<br />
schwerer wird. Außerdem kommen neue<br />
Antriebe hinzu, die es am Einsatzort auf<br />
Position halten“, erklärt Sven Bühring. Der<br />
<strong>Schiff</strong>sbauobjektingenieur ist Mitglied des<br />
KRAKA-Projektteams. Er zeigt auf ein großes<br />
Loch <strong>im</strong> Inneren: „Hier wird später das<br />
elektronische Herz sitzen.“ Bühring vergleicht<br />
die Arbeiten mit einer Altbausanierung:<br />
„Man entkernt das Gebäude, stößt<br />
dabei <strong>im</strong>mer wieder auf neue Situationen,<br />
mit denen man umgehen muss, doch am<br />
Ende hat man alles so umgebaut und eingerichtet,<br />
wie gewünscht.“<br />
Erstes <strong>Schiff</strong> seiner Art<br />
Der Umbau der KRAKA zur DAN SWIFT<br />
geschieht <strong>im</strong> Auftrag der dänischen Reederei<br />
Lauritzen und ist eine der komplexesten<br />
Aufgaben, die Blohm + Voss Repair seit<br />
seiner Gründung <strong>im</strong> Jahr 1996 übernommen<br />
hat. Zum einen wegen der Vielfältigkeit<br />
der Maßnahmen <strong>–</strong> dazu gehören auch<br />
Design und Konstruktion des Umbaus.<br />
Zum anderen, weil es kein Vorbild gibt:<br />
Die DAN SWIFT wird weltweit das erste<br />
<strong>Schiff</strong> seiner Art sein. Sie ist so speziell<br />
zugeschnitten, dass sie ausschließlich <strong>im</strong><br />
Offshore-Bereich eingesetzt werden kann.<br />
„Die Förderquote der derzeit 800 Ölfelder<br />
an Land und in Küstennähe sinkt jährlich<br />
um neun Prozent. In absehbarer Zeit<br />
wird also die dortige Produktion erschöpft<br />
sein“, sagt Hans-Michael Meissner,<br />
Geschäftsführer von Blohm + Voss Repair.<br />
14<br />
.... das hochmoderne Offshore-Unterstützungsschiff<br />
DAN SWIFT.<br />
„Gleichzeitig bleibt der Bedarf weiterhin<br />
hoch, auch der Ölpreis wird wieder steigen.<br />
Deshalb wird die Exploration <strong>im</strong>mer stärker<br />
offshore <strong>im</strong> Tiefwasser stattfinden.“ Mit<br />
<strong>Schiff</strong>en wie der DAN SWIFT könne man<br />
dortige Produktionseinrichtungen opt<strong>im</strong>al<br />
unterstützen. Deshalb werde es auf<br />
Dauer sicherlich weitere solcher Unterbringungs-<br />
und Versorgungseinheiten geben.<br />
Meissner: „Wir sammeln dabei schon jetzt<br />
Erfahrungen und Know-how. Das wird uns<br />
bei eventuellen künftigen Projekten natürlich<br />
sehr helfen.“<br />
Vertrauen gefragt<br />
Auch wenn dieser Umbau ein besonderes<br />
Beispiel ist: Die Entwicklung vom reinen<br />
Wartungs- und Reparaturunternehmen<br />
hin zum Gestalter und Abwickler komplexer<br />
Projekte hat bei Blohm + Voss Repair<br />
schon vorher begonnen <strong>–</strong> zum Beispiel mit<br />
der Verlängerung von Passagierschiffen.<br />
Ein Grund dafür: Viele Reedereien lösen<br />
ihre eigenen Technik- und Entwicklungsabteilungen<br />
auf und vergeben diese Aufgaben<br />
zunehmend an <strong>Werften</strong>. Dann<br />
entwickeln beide gemeinsam Projekte,<br />
die von den <strong>Werften</strong> umgesetzt werden.<br />
„Das funktioniert natürlich nur in enger<br />
Abst<strong>im</strong>mung mit dem Kunden“, so Meissner.<br />
Besonders bei sehr komplexen Tätigkeiten<br />
wie dem KRAKA-Umbau sei Teamwork<br />
gefragt <strong>–</strong> intern und extern mit dem<br />
Auftraggeber. „Gegenseitiges Vertrauen<br />
ist ein ganz entscheidender Faktor, um<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
solche Projekte zu stemmen.“ Blohm +<br />
Voss Repair stehe dafür genauso wie<br />
für hohe Zuverlässigkeit in puncto Termintreue<br />
und qualität. Meissner: „Wir<br />
schlampen und schludern nicht, sind sehr<br />
gut ausgerüstet und versuchen, <strong>im</strong>mer<br />
eine Lösung parat zu haben. Das wissen<br />
und schätzen unsere Kunden.“<br />
Blohm + Voss Repair wird sein klassisches<br />
Geschäft der Wartung und Instandsetzung<br />
von Passagier- und Frachtschiffen<br />
sowie Yachten auch weiterhin nicht<br />
außer acht lassen. Dennoch wird das<br />
Thema Projektentwicklung <strong>im</strong>mer wichtiger.<br />
Meissner: „Wir haben die Kompetenzen<br />
für diese anspruchsvollen Aufgaben<br />
und wollen sie natürlich gerne stärker<br />
nutzen.“ Der Trend zum Outsourcing<br />
von Technik- und Entwicklungstätigkeiten<br />
wird sich bei den Reedereien fortsetzen.<br />
Deshalb sind die Aussichten gut,<br />
dass die KRAKA noch lange nicht das<br />
letzte <strong>Schiff</strong> war, was bei Blohm + Voss<br />
auf ein neues „Leben“ vorbereitet wird.<br />
www.blohmvoss-repair.com<br />
Mit dem Umbau der KRAKA zur DAN SWIFT stellt Blohm + Voss Repair unter<br />
Beweis, dass nicht nur Wartungs- und Reparaturarbeiten, sondern auch komplexe<br />
Umbau- und Modernisierungsprojekte professionell abgewickelt werden.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009 15
16<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Im Sommer begegneten sich <strong>im</strong> niederländischen Eemshaven die jüngsten Neubauten der Schwesternbetriebe MEYER WERFT und<br />
NEPTUN WERFT. Die CELEBRITY EqUINOx ist das zweite <strong>Schiff</strong> einer neuen Serie von fünf besonders energieeffizienten Kreuzfahrtschiffen<br />
und das größte jemals auf der Papenburger MEYER WERFT gebaute <strong>Schiff</strong>. Der für mehr als 2500 Passagiere und für<br />
über 1000-Mann Besatzung ausgelegte Kreuzfahrer erfüllt höchste Umwelt- und Sicherheitsstandards. Mit der A-ROSA AqUA<br />
lieferte die NEPTUN WERFT in Rostock den siebten Flusskreuzfahrer an die Rostocker A-ROSA Reederei.<br />
www.meyerwerft.de www.neptunwerft.de<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
17
18<br />
Maßgeschneiderte Lösungen für den <strong>Schiff</strong>sinnenausbau und die <strong>Schiff</strong>sisolierung<br />
Innen bitte einmal alles neu!<br />
Die DAN SWIFT <strong>–</strong> ehemals ein<br />
Kabelleger namens KRAKA <strong>–</strong> wird<br />
bei Blohm + Voss Repair GmbH in<br />
Hamburg zu einem modernen Offshore-<br />
Unterstützungsschiff umgebaut. Nachdem<br />
das <strong>Schiff</strong> vollkommen entkernt wurde,<br />
erfolgt die Umgestaltung des Inneren. Die<br />
Firma R&M Ship Technologies beweist sich<br />
dabei als kompetenter Partner.<br />
Der Umbau des einstigen Kabellegers<br />
zu einem Offshore-Unterstützungsschiff<br />
Die ursprünglich als Kabelleger gebaute KRAKA wird zu dem modernen<br />
Offshore Unterstützungsschiff DAN SWIFT umgebaut. © Blohm + Voss Repair GmbH<br />
ist eine große Aufgabe, die tiefgreifendes<br />
Know-how, Kreativität und Geschick der<br />
Innenarchitekten, Konstrukteure, Ingenieure,<br />
Handwerker und weiterer Gewerke<br />
erfordert.<br />
Ein Grund dafür, dass der Auftrag für die<br />
Isolierung und Inneneinrichtung des kompletten<br />
<strong>Schiff</strong>es an die Firma R&M Ship<br />
Technologies in Hamburg gegangen ist <strong>–</strong><br />
einem langjährigen Partner der Blohm +<br />
Voss Repair GmbH.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
R&M Ship Technologies ist Teil der R&M<br />
Ship Tec Group, ein international anerkanntes<br />
Unternehmen mit ausgewiesenen<br />
Kompetenzen aus den Bereichen <strong>Schiff</strong>sisolierung<br />
und <strong>Schiff</strong>sinnenausstattung.<br />
Die R&M Ship Technologies in Hamburg ist<br />
schon seit vielen Jahren Partner der Blohm +<br />
Voss Repair GmbH für Umbauten, Reparaturen<br />
und Modernisierungen <strong>im</strong> Montage-<br />
und Projektgeschäft.<br />
Ein Projekt wie das des Umbaus der DAN<br />
SWIFT ist für R&M eine große Herausforderung.<br />
Mit Ausnahme der Lüftung, der<br />
Verlegung der Rohrleitungen und der Elektroinstallation<br />
trägt R&M die Verantwortung<br />
für die komplette Inneneinrichtung.<br />
Tonnenweise Stahl<br />
Der Innenraum des ehemaligen Kabellegers<br />
wurde <strong>im</strong> Rahmen der Arbeiten komplett<br />
umgebaut. Einer der zwei Kabelstauräume<br />
wurde zu einem Fitnessraum mit<br />
Sw<strong>im</strong>ming Pool umgebaut, <strong>im</strong> zweiten<br />
Stauraum erhielt eine Werkstatt ihren Platz.<br />
Im ehemaligen Kabellegemaschinenbereich<br />
wurde durch die Blohm + Voss<br />
Repair GmbH ein weiteres Zwischendeck<br />
eingezogen, der Aufbau um ein zusätzliches<br />
Deck erhöht. Dadurch wurde<br />
Platz für den Einbau von neuen Kabinen<br />
geschaffen.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
Um all das zu realisieren, wurden Stahlwände<br />
herausgetrennt und neue Stahlsektionen<br />
eingebaut.<br />
Nun sollten Kabinen, Aufenthaltsräume<br />
wie eine Kaffee-Bar und ein Internetraum,<br />
eine Küche, sanitäre Anlagen und Werkstätten<br />
folgen sowie der Maschinenraum,<br />
die Brücke und Treppenhäuser.<br />
Von Anfang an dabei<br />
Auf Basis von Planungszeichnungen<br />
wurden für jedes einzelne Deck Pläne für<br />
Isolierungen erstellt.<br />
In vielen Meetings unter Beteiligung<br />
der Eignervertreter, Projektverantwortlichen<br />
von R&M und Mitarbeitern der<br />
Blohm + Voss Repair GmbH wurde das<br />
Design der Innenausstattung der Kabinen<br />
und der Unterkunftsräume abgest<strong>im</strong>mt.<br />
R&M erstellte mit eigenen Kapazitäten die<br />
Konstruktions- und Detailplanungszeichnungen.<br />
Auf Grund technischer Änderungen,<br />
teils durch Vorgaben der Klassifikationsgesellschaften,<br />
mussten <strong>im</strong>mer wieder neue<br />
Zeichnungen gefertigt werden: Raster-<br />
und Deckenpläne, Möbelzeichnungen und<br />
die entsprechenden Werkstattzeichnungen,<br />
die der Herstellung und dem Zusammenbau<br />
der Möbel dienen sollen.<br />
Alle Möbel werden von R&M Marine<br />
Products in Wismar, einer Schwestergesellschaft<br />
der R&M Ship Technologies, in eigener<br />
Produktion gefertigt.<br />
Maßarbeit und sorgfältige Planung<br />
sind Voraussetzung für reibungslose<br />
Arbeitsabläufe.<br />
19
20<br />
Noch während der Umbauarbeiten traf<br />
man allerdings oft auf neue Herausforderungen<br />
und Situationen, die für die weitere<br />
Planung berücksichtigt werden mussten.<br />
Neuer Schutz für Lärm und Kälte<br />
Für jedes Deck müssen neue Pläne erstellt werden.<br />
Als die beschriebenen Stahlbaumaßnahmen<br />
<strong>im</strong> Inneren beendet waren, konnten<br />
die Isolierarbeiten beginnen. Der Lärmschutz<br />
ist auf dem Arbeits- und Wohnschiff<br />
von besonderer Wichtigkeit, damit<br />
die Besatzung an Bord nicht durch die<br />
erhebliche Geräuschentwicklung gestört<br />
wird. Die genauen Vorgaben dazu stammen<br />
von R&M Mitarbeitern der Zentralen<br />
Technik aus Kiel.<br />
Anhand von General Arrangementplänen<br />
und technischen Unterlagen der<br />
Maschinenhersteller wurde durch R&M<br />
eigene Programme die „Noise Prediction“,<br />
eine Vorausrechnung der zu erwartenden<br />
Lärmpegel, durchgeführt.<br />
Zu den durchgeführten Isoliermaßnahmen<br />
durch R&M gehörten die gesamte<br />
Schall-, Thermal- und Feuerschutzisolierungen<br />
sowie die Isolierung sämtlicher<br />
Rohrleitungen.<br />
Anschließend begann der Innenausbau,<br />
zu dem die Wand- und Deckeninstallationen,<br />
das Verlegen von Fliesen in den sanitären<br />
Bereichen, den Lagerräumen und<br />
der Küche, sowie die Montage von Feuerschutztüren<br />
und Handläufen in den öffentlichen<br />
Bereichen und schließlich auch die<br />
Möblierung gehörten.<br />
Nasses Vergnügen<br />
Sämtliche Kabinen werden erst an Bord<br />
des <strong>Schiff</strong>es zusammengebaut. Die Nasszellen<br />
werden schon sehr frühzeitig an Bord<br />
gebracht, da sie später wegen der geringen<br />
Deckshöhe <strong>im</strong> Transportweg nicht mehr<br />
an Bord zu bekommen wären. Nach Erledigung<br />
der vorangehenden Arbeiten werden<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Schallisolierung mit garantierter<br />
schiffbaulicher Zulassung.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
die Nasszellen ans Deck geschweißt und<br />
um sie herum Wände, Decken und Türen<br />
eingezogen. Armaturen in den Nasszellen,<br />
Vorhänge, Beleuchtung und die Dekoration<br />
der Unterkünfte gehören ebenso zur<br />
Ausstattung.<br />
Erst wenn alle Wände und Decken eingezogen,<br />
alle Accessoires untergebracht sind<br />
und eine gründliche Reinigung erfolgt ist,<br />
sind die Kabinen bereit für die Abnahme.<br />
Jederzeit wieder gerne<br />
R&M schließt seine Arbeiten an dem<br />
Projekt noch <strong>im</strong> Herbst 2009 ab.<br />
Einer der Projektleiter von R&M, Uve<br />
Giese, zieht ein positives Resümee: „Wir<br />
werden jederzeit gerne wieder an solch<br />
einem Projekt arbeiten. Der Umbau war<br />
bzw. ist für uns alle eine große Herausforderung,<br />
der wir uns alle mit viel Neugier<br />
und Einsatz gestellt haben. Die Erfahrungen,<br />
die wir dabei sammeln konnten,<br />
haben für zukünftige Projekte einen<br />
unschätzbaren Wert.“<br />
www.shiptec.info<br />
Sämtliche Kabinen werden erst an Bord<br />
des <strong>Schiff</strong>es zusammengebaut.<br />
Die Inneneinrichtung wird von R&M in<br />
eigener Produktion gefertigt.<br />
21
22<br />
Wie kann der <strong>Schiff</strong>sbetrieb noch<br />
umweltfreundlicher und effizienter<br />
gestaltet werden? Welche<br />
Parameter sind dabei zu berücksichtigen?<br />
<strong>–</strong> Strengere Umweltvorschriften und<br />
absehbare Preissteigerungen be<strong>im</strong> Brennstoff<br />
verlangen nach <strong>im</strong>mer neuen Opt<strong>im</strong>ierungen<br />
be<strong>im</strong> Design, Betrieb und der<br />
Auslegung der Systeme von neuen, aber<br />
auch bereits fahrenden <strong>Schiff</strong>en. Mit der<br />
Gründung der FutureShip GmbH Ende des<br />
Jahres 2008 bietet der Germanische Lloyd<br />
seinen Kunden mathematische Modellberechnungen,<br />
die jede Möglichkeit der Verbrauchsopt<strong>im</strong>ierung<br />
ausschöpfen.<br />
„Basis der Beratung ist der ganzheitliche<br />
FuelSaver, mit dem alle Aspekte der Steigerung<br />
der Energieeffizienz zusammen<br />
betrachtet werden. Mit „ECO-Patterns“<br />
kann der aktuelle Leistungsbedarf eines<br />
<strong>Schiff</strong>es ermittelt und Potenziale identifiziert<br />
werden. „ECO-Practices“ trainiert die<br />
Besatzung, den Brennstoffverbrauch durch<br />
opt<strong>im</strong>ierten Betrieb zu reduzieren, während<br />
„ECO-Chances“ und „ECO-Solutions“<br />
mögliche Modifikationen am <strong>Schiff</strong><br />
aufzeigen, die die Effizienz weiter steigern,“<br />
erklärt FutureShip-Geschäftsführer<br />
Volker Höppner.<br />
Für eine bessere hydrodynamische Gestaltung<br />
von <strong>Schiff</strong>en hat der Germanische<br />
Umweltfreundlicher <strong>Schiff</strong>sbetrieb<br />
FutureShip <strong>–</strong><br />
Opt<strong>im</strong>ierungspotenzial<br />
ausschöpfen<br />
Lloyd das Know-How der Potsdamer Firma<br />
Friendship Consulting in FutureShip integriert.<br />
Die FutureShip-Experten bieten<br />
Reedereien und <strong>Werften</strong> sowie der marit<strong>im</strong>en<br />
Zulieferindustrie ein umfassendes,<br />
detailliertes Beratungsangebot, das alle<br />
Bordsysteme eines <strong>Schiff</strong>es auf ihre Energieeffizienz<br />
untersucht.<br />
Die bestmögliche Auslegung der Systeme<br />
an Bord und das opt<strong>im</strong>ale Design<br />
sind das A und O für einen effizienten<br />
<strong>Schiff</strong>sbetrieb. FutureShip legt den Fokus<br />
daher insbesondere auf die Formopt<strong>im</strong>ierung<br />
von Frachtschiffen, um die Wellenbildung<br />
und die damit benötigte Antriebsleistung<br />
zu reduzieren.<br />
Durch „Engineered Fluid Dynamics“<br />
entstehen Möglichkeiten für Reeder, ohne<br />
Zusatzkosten in Konstruktion, Bau und<br />
Betrieb den Verbrauchspegel ihrer Neubauten<br />
zu senken. Die in der Praxis erprobten<br />
mathematischen Modelle werden in<br />
enger Zusammenarbeit mit den Kunden<br />
nach Zielkriterien und Nebenbedingungen<br />
definiert.<br />
FutureShip’s Beratungsangebot untersucht<br />
alle Bordsysteme eines <strong>Schiff</strong>es auf<br />
ihre Energieeffizienz. „Ein Grund für zu<br />
hohen Energieverbrauch ist oft die Bedienung.<br />
Außerdem laufen Aggregate vielfach<br />
unter Volllast <strong>–</strong> ohne die Möglichkeit, den<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
Prototyp: Möglichst hohe Zuladung bei<br />
möglichst geringem Leistungsbedarf.<br />
23
Energieverbrauch zu reduzieren.<br />
In zweitägigen Workshops<br />
analysiert FutureShip in Zusammenarbeit<br />
mit der Crew alle Systeme<br />
an Bord, um Routinen zu erkennen. Oft<br />
zeigt sich etwa, dass die Hauptmaschine<br />
überd<strong>im</strong>ensioniert ist. Auch die Kühlwasserpumpen<br />
sind meist nicht angepasst. Sie<br />
laufen systembedingt mit voller Leistung.<br />
Mit einem Frequenzumformer lassen sich<br />
Auswahl: Besser als der Referenzentwurf (linke Rumpfseite) sind viele der automatisch<br />
generierten und analysierten Designs <strong>–</strong> doch nur eine Variante kommt durch<br />
(siehe rechte Rumpfseite).<br />
24<br />
Spitze: Der Wulstbug sollte<br />
opt<strong>im</strong>al auf die <strong>Schiff</strong>sgeschwindigkeit<br />
abgest<strong>im</strong>mt sein.<br />
bis zu 70 % der Pumpenleistung<br />
einsparen. „Die meisten <strong>Schiff</strong>e<br />
haben aber keinen Frequenzumformer“,<br />
sagt Höppner. „Und nicht selten<br />
werden <strong>Schiff</strong>e, die für 25 Knoten ausgelegt<br />
sind, nur mit 18 Knoten gefahren. Der<br />
Wulstbug ist dafür aber nicht ausgelegt, das<br />
Wellenbild erzeugt einen höheren Widerstand.“<br />
Die Folge: höhere Brennstoffkosten.<br />
FutureShip setzt die kundenspezifi-<br />
schen Betriebsbedingungen eines <strong>Schiff</strong>es<br />
in einen formalisierten und automatisierten<br />
Opt<strong>im</strong>ierungsprozess um. Dabei<br />
werden Geometriemodellierung, hydrostatische<br />
und hydrodynamische Analyse<br />
gekoppelt und zur Bewertung eines Entwurfes<br />
herangezogen. Damit können der<br />
Entwurfsraum sondiert und vielversprechende<br />
Rumpfvarianten frühzeitig identifiziert<br />
werden.
Letztlich werden aus vielen Tausend virtuellen<br />
<strong>Schiff</strong>svarianten die kundenspezifischen<br />
Idealparameter für den <strong>Schiff</strong>sentwurf<br />
ermittelt. „Meist wird erst in dieser<br />
Phase klar, in welche Richtung der Reeder<br />
überhaupt gehen will“, sagt Dr. Karsten<br />
Hochkirch, Leiter des Bereiches Fluid<br />
Engineering. Danach kann die Feinanalyse<br />
beginnen. „Ein Entwurfsraum ist gigantisch<br />
groß“, erklärt Dr. Hochkirch. Die<br />
Suche gleicht einem Gang durch unbekanntes<br />
Terrain. Am Ende der Analyse<br />
steht eine einzige Variante <strong>–</strong> ein Gipfel.<br />
Nur dieser Entwurf wird bei einer <strong>Schiff</strong>bau-Versuchsanstalt<br />
<strong>im</strong> Modell getestet.<br />
„Meist ist unser Entwurf um 4 % effizienter“,<br />
berichtet Dr. Hochkirch,<br />
„in einem Fall lagen wir sogar bei<br />
20 %.“ 4 % Brennstoffeinsparung:<br />
Das bedeutet bei einem<br />
Containerfrachter der Panamax-Klasse<br />
bei 260 Tagen Fahrt<br />
1470 Tonnen weniger Schweröl<br />
<strong>im</strong> Jahr.<br />
Mit einem opt<strong>im</strong>ierten <strong>Schiff</strong>srumpf<br />
lassen sich also substanzielle<br />
Ersparnisse an Brennstoff während<br />
des Betriebs des <strong>Schiff</strong>es erzielen.<br />
In gleichem Maße werden auch<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
die Emissionen an CO 2 , SO 2 und NO x<br />
reduziert. Zudem fallen die Investitionskosten<br />
für eine Hauptmaschine mit geringerer<br />
Leistung niedriger aus, wobei dies<br />
nicht zwangsläufig die benötigte Zeit für<br />
eine Rundreise verlängert.<br />
Auch wenn das größte Opt<strong>im</strong>ierungspotenzial<br />
für <strong>Schiff</strong>sneubauten besteht,<br />
bietet FutureShip für bestehende Einheiten<br />
den ECO-Assistant an, der es an<br />
Bord ermöglicht für alle Betriebszustände<br />
die opt<strong>im</strong>ale Tr<strong>im</strong>mung zu ermitteln und<br />
dadurch ohne Modifikationen am <strong>Schiff</strong><br />
Brennstoff zu sparen.<br />
Die Zeichen der Zeit sind deutlich:<br />
<strong>Schiff</strong>e müssen in den nächsten Jahren<br />
weiter opt<strong>im</strong>iert werden. Strengere Umweltvorschriften<br />
und hohe Brennstoffpreise<br />
lassen keine andere Wahl, als alle<br />
Möglichkeiten zur Verbesserung des laufenden<br />
<strong>Schiff</strong>sbetriebs, der Konzeption<br />
der Systeme und des Designs zu nutzen.<br />
Damit steigen auch die Anforderungen<br />
an <strong>Schiff</strong>designs sowie die Auslegung<br />
der Bordsysteme. FutureShip unterstützt<br />
Reedereien daher mit einem umfassenden<br />
Beratungsangebot, um neue und<br />
bestehende <strong>Schiff</strong> weiter zu opt<strong>im</strong>ieren<br />
und den <strong>Schiff</strong>sbetrieb noch effizienter zu<br />
gestalten.<br />
www.futureship.de<br />
Bewertung der Propellerzuströmung<br />
durch Visualisierung spezieller<br />
Strömungsparameter.<br />
25
26<br />
Zeppelin Power Systems bietet flächendeckenden<br />
und schnellen Service für die<br />
Binnenschifffahrt rund um die Uhr.<br />
Caterpillar Motoren erfreuen sich auch in<br />
der Binnenschifffahrt aufgrund der hohen<br />
Zuverlässigkeit über eine zunehmende<br />
Beliebtheit. Allein auf dem Rhein sind derzeit<br />
rund 3.500 Cat-Motoren unterwegs,<br />
Tendenz steigend. Deshalb hat der deutsche<br />
Cat-Händler Zeppelin Power Systems<br />
(ZPS) in den letzten Monaten seinen Service<br />
weiter ausgebaut und verfügt schon<br />
jetzt über ein flächendeckendes Netz in<br />
Deutschland und zusammen mit den ausländischen<br />
Cat-Händlern in den Niederlanden<br />
und Österreich. <strong>Schiff</strong>fahrtsunternehmer<br />
können dadurch sowohl Zeit als<br />
auch Kosten sparen. Ein weiterer Ausbau<br />
ist bereits geplant.<br />
„Wir haben <strong>im</strong> vergangenen Jahr<br />
große Anstrengungen unternommen und<br />
Flächendeckender Service für die Binnenschifffahrt<br />
Binnen eines Augenblicks an Bord<br />
umfangreiche Investitionen getätigt, um<br />
zusammen mit unseren Servicepartnern<br />
ein flächendeckendes Servicenetz in Zeppelin-qualität<br />
aufzubauen. Wir freuen uns,<br />
dass wir unsere Kunden damit noch besser<br />
betreuen können.“, kommentiert Jan-<br />
Volkert Wibel, Gesamtleiter <strong>Schiff</strong>smotoren<br />
bei ZPS. Zusätzlich zu den Standorten<br />
Hamburg, Bremen und Ach<strong>im</strong> hat Zeppelin<br />
bei namhaften Firmen wie M&E, MSG<br />
oder der Hitzler Werft vier neue Service-<br />
Standorte direkt an oder neben den Wasserstraßen<br />
aufgebaut in Lauenburg, Duisburg,<br />
Ludwigshafen sowie Dorfprozelten<br />
- und hierfür neue qualifizierte Mitarbeiter<br />
eingestellt. Durch die Kooperation mit<br />
den <strong>Werften</strong> und Partnern haben potenzielle<br />
Kunden neben kürzeren Wegen und<br />
schnelleren Reaktionszeiten den zusätzlichen<br />
Vorteil, parallel zum Motoren-Service<br />
weitere Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten<br />
erledigen zu können.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Zudem nutzt ZPS durch enge Zusammenarbeit<br />
mit dem niederländischen sowie<br />
dem österreichischen Cat-Händler Standorte<br />
in Dordrecht, Papendrecht, Linz und<br />
Wien.<br />
Ende September hat ZPS zusätzlich ein<br />
Vertriebs- und Servicebüro in Duisburg-<br />
Ruhrort, <strong>im</strong> Zentrum der deutschen Binnenschifffahrt,<br />
eröffnet. Im gleichen Zug<br />
soll auch das Personal <strong>im</strong> Bereich Service<br />
weiter aufgestockt werden. Ein weiterer<br />
Service-Standort <strong>im</strong> Raum Freiburg ist<br />
außerdem kurzfristig geplant.<br />
qualität ist kein Zufall<br />
Mit dem flächendeckenden Standort-<br />
Netz, einer zentralen Service-Nummer für<br />
die Binnenschifffahrt und einem 24x7-Stunden-Dienst<br />
kann Zeppelin Power Systems<br />
auch auf Notfälle schnell und effizient reagieren.<br />
Da Zeppelin Power Systems außerdem<br />
alle gängigen Ersatzteile vorhält und<br />
alle weiteren in 98 % der Fälle innerhalb<br />
von 24 Stunden besorgen kann, verringert<br />
sich die Liegezeit für die Binnenschifffahrtsunternehmer<br />
wesentlich. „Doch nicht nur<br />
Geschwindigkeit ist wichtig, entscheidend<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
ist auch die<br />
qualität und<br />
die ist kein<br />
Zufall. Die Mitarbeiter<br />
an sämtlichenStandorten<br />
sind hochqualifiziert<br />
und eigens für<br />
diesen Service ausgebildet,<br />
die Werkzeuge<br />
und Materialien, welche<br />
„vor Ort“ in Spezialcontainern<br />
bevorratet werden,<br />
sind auf die Bedürfnisse<br />
der Binnenschifffahrt<br />
angepasst. Ich lade jeden herzlich<br />
ein, sich selbst davon zu überzeugen“,<br />
sagt Bernhard Kirch, Serviceleiter Caterpillar<br />
Marine bei ZPS.<br />
Auf Erfolgskurs<br />
In Motoryachten, in Binnen- und Küstenschiffen<br />
und in der seegehenden <strong>Schiff</strong>fahrt<br />
sind Caterpillar Motoren in ihrem Element.<br />
Das Angebot reicht vom schnell laufenden<br />
Hochleistungstriebwerk für Rennboote<br />
über großvolumige Motoren für den<br />
Caterpillar C32 Antriebsmotor<br />
Haupt-<br />
und Hilfsantrieb<br />
von Binnenschiffen<br />
bis hin<br />
zu mittelschnelllaufenden<br />
Großmotoren für die seegehende<br />
<strong>Schiff</strong>fahrt (MaK). Zuverlässigkeit hat<br />
für <strong>Schiff</strong>smotoren oberste Priorität. Deshalb<br />
entscheiden sich so viele <strong>Werften</strong>,<br />
Partikuliere und Yachtbesitzer sowie Reedereien<br />
für Caterpillar.<br />
Die Neumotoren mit Rheinzulassung<br />
sind perfekt auf die Bedürfnisse der Binnenschiffer<br />
abgest<strong>im</strong>mt und nahezu alle<br />
Motoren sind aufgrund ihrer außergewöhnlichen<br />
Emissionsarmut förderungswürdig<br />
<strong>im</strong> Sinne des aktuellen Motorförderprogramms<br />
des Bundesministeriums.<br />
www.zeppelin-powersystems.com<br />
27
28<br />
Siemens Marine Solutions<br />
Innovativer<br />
<strong>Schiff</strong>bau aus dem<br />
Hause Siemens<br />
Siemens Marine Solutions gehört zur<br />
Siemens-Division Industry Solutions <strong>im</strong><br />
Siemens-Sektor Industry mit Hauptsitz in<br />
Hamburg. Die Schwerpunkte der Organisation<br />
liegen be<strong>im</strong> Vertrieb, der Abwicklung,<br />
dem Engineering und dem späteren<br />
Service sowie auf dem Life Cycle Management<br />
komplexer Antriebs- und Automationsanlagen.<br />
Dieses Leistungsspektrum gilt<br />
sowohl für kommerzielle <strong>Schiff</strong>e als auch<br />
für Über- und Unterwasser-Einheiten vieler<br />
internationaler Marinen und umfasst<br />
den Neubau sowie Modernisierungen.<br />
Der besondere Fokus von Siemens<br />
Marine Solutions liegt angesichts der vielfältigen<br />
Interessenlagen der <strong>Schiff</strong>seigner,<br />
-betreiber und <strong>Werften</strong> auf der kompetenten<br />
und durchgängigen Betreuung.<br />
Dies reicht von der Konzeptionsphase bis<br />
hin zur Realisierung, der Inbetriebnahme<br />
und der <strong>Schiff</strong>sübergabe an den eigentli-<br />
chen Betreiber. Mit einer mehr als 125-jährigen<br />
Geschichte ist Siemens Marine Solutions<br />
als Global Player in der Lage, dieses<br />
Leistungsspektrum weltweit anzubieten.<br />
Neben starken Niederlassungen, beispielsweise<br />
in China und den USA, ist das Kompetenzzentrum<br />
für Niederspannungsantriebe<br />
in Trondhe<strong>im</strong>, Norwegen ein wichtiges<br />
Standbein des weltweiten Siemens<br />
Marine Solutions Netzwerkes.<br />
Nachhaltigkeit durch Innovation<br />
<strong>–</strong> Trends und „Green Ship“-<br />
Lösungen<br />
Trotz der derzeitigen Konsolidierung von<br />
<strong>Schiff</strong>bauaktivitäten <strong>im</strong> Zuge der finanziellen<br />
Krise wird die Globalisierung des weltweiten<br />
Transportgeschäfts auch weiterhin<br />
fortgesetzt. Die Reduzierung der Finanzierungs-<br />
und Betriebskosten werden dabei<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
wichtiger Bestandteil der Überlegungen<br />
zu zukünftigen <strong>Schiff</strong>santriebskonzepten<br />
auf Seiten der <strong>Schiff</strong>seigner und -betreiber<br />
sein. Auch das Thema Umweltschutz ist<br />
in aller Munde und hat längst auch in der<br />
Seefahrt Einzug gehalten. Steigende Kosten,<br />
der wachsende Wettbewerbsdruck<br />
und strengere Umweltauflagen fördern<br />
auch <strong>im</strong> <strong>Schiff</strong>bau zunehmend Entwicklungen,<br />
die dem Umweltschutz dienen. Effiziente<br />
<strong>Schiff</strong>skonzepte mit geringerem Pr<strong>im</strong>ärenergie-Verbrauch<br />
und einer Vermeidung<br />
bzw. Verringerung von Emissionen<br />
(SO x , CO 2 ) gewinnen angesichts von Emissionskontrolle<br />
und -handel an Attraktivität<br />
und Aufmerksamkeit. Verstärkte Bemühungen<br />
verschiedener Designinstitute und<br />
der Ausrüsterindustrie, neue Konzepte<br />
sowohl <strong>im</strong> Neubausektor als auch für mögliche<br />
<strong>Schiff</strong>smodernisierungen zu schaffen,<br />
bestätigen diesen Trend.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
Diesel-elektrische Antriebssysteme und<br />
hybride Antriebskonzepte (konventionelle<br />
Propulsion kombiniert mit elektrischen<br />
Motoren/Generatoren) bieten<br />
neue Alternativen und ein erhebliches<br />
Potenzial <strong>im</strong> Hinblick auf eine notwendige<br />
Erhöhung der Energieeffizienz. Dies gilt<br />
vor allem für Fahrzeuge mit häufig wechselnden<br />
Fahrmodi und Operationsprofil<br />
mit verschiedenen Fahrgeschwindigkeiten<br />
über den gesamten Lebenszyklus des<br />
<strong>Schiff</strong>es hinweg.<br />
Siemens Marine Solutions hat bisher<br />
mehr als 200 <strong>Schiff</strong>e mit diesel-elektrischen<br />
Antriebslösungen in Niederspannungs-<br />
und auch Mittelspannungstechnologie<br />
ausgerüstet. Dabei wurde jedes<br />
einzelne <strong>Schiff</strong> individuell nach spezifischen<br />
Erfordernissen ausgelegt und komplett<br />
integriert. Dies umfasst <strong>Schiff</strong>e<br />
jeder Größe, sowohl in der kommerziellen<br />
Offshore Versorgungsfahrzeug mit<br />
diesel-elektrischem Antrieb von<br />
Siemens Marine Solutions.<br />
29
Schwerlastschiff ausgerüstet mit Pod<br />
Antrieb von Siemens Marine Solutions.<br />
30<br />
Seefahrt als auch bei Überwasserschiffen<br />
und Unterseebooten der Marinen. Hierbei<br />
kommt es <strong>im</strong>mer darauf an, weltweit<br />
innovative Gesamtlösungen entsprechend<br />
dem jeweiligen aktuellen technischen Entwicklungsstand<br />
anbieten zu können. Von<br />
der über 125-jährigen Erfahrung, einem<br />
großen Innovations- und Synergiepotenzial,<br />
dem hohem qualitätsstandard innerhalb<br />
des Siemens-Konzerns und der weltweiten<br />
Verfügbarkeit von Siemens-Ersatzteilen<br />
profitieren alle Partner und Auftraggeber<br />
von Siemens Marine Solutions.<br />
EcoProp − hybride<br />
Antriebslösung zur Verbesserung<br />
von Wirtschaftlichkeit und<br />
Beriebssicherheit<br />
Das jüngste Beispiel einer neuen und<br />
innovativen hybriden Gesamtlösung aus<br />
dem Hause Siemens Marine Solutions ist<br />
das sehr kompakte Siemens EcoProp-System.<br />
Diesel-elektrische Antriebslösungen<br />
an sich haben sich bereits vielfach in Applikationen<br />
bewährt, die ein sehr dynamisches,<br />
geräuscharmes, redundantes, wirtschaftliches<br />
wie auch zuverlässiges Fahrverhalten<br />
erfordern. Moderne Umrichter-<br />
und Automationstechnologie erweitern<br />
dieses bereits vorhandene Leistungsspektrum<br />
stetig. Durch ein intelligentes Power<br />
Management wird die unterbrechungsfreie<br />
und ausreichende Stromversorgung<br />
aller wesentlichen <strong>Schiff</strong>sverbraucher unter<br />
allen Betriebsbedingungen sichergestellt.<br />
Durch die Kombination einer solchen elektrischen<br />
Antriebslösung mit einem Automations-<br />
und Überwachungssystem basierend<br />
auf Siemens-S<strong>im</strong>atic-S7-Komponenten<br />
wird dem <strong>Schiff</strong>sbetreiber eine Bedienung<br />
ermöglicht, die den verschiedenen<br />
Anforderungen hinsichtlich Betriebsicherheit<br />
und Wirtschaftlichkeit genügt.<br />
Mit EcoProp schließt Siemens Marine<br />
Solutions nunmehr die Lücke zwischen<br />
größeren <strong>Schiff</strong>en, auf denen diesel-elektrische<br />
Antriebe längst zum Standard<br />
gehören, und kleineren Fahrzeugen mit<br />
Fahranlagen zwischen 60 kW und 800<br />
kW, die bisher traditionell durch konventionelle<br />
mechanische Anlagen angetrieben<br />
werden. Somit stehen alle Vorteile dieselelektrischer<br />
Antriebe mit diesem extrem<br />
flexiblen, effizienten und kompakten System<br />
auch für kleinere kommerzielle <strong>Schiff</strong>e<br />
zur Verfügung.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Containerschiff mit Waste Heat Recovery System von Siemens Marine Solutions.<br />
Siemens Marine Solutions <strong>–</strong> Fokus<br />
auf Kundennutzen<br />
Basierend auf den Erfahrungen der vergangenen<br />
Jahrzehnte hat Siemens Marine<br />
Solutions auch in Zukunft den Anspruch,<br />
<strong>Werften</strong> und Betreibern Lösungen anzubieten,<br />
die den ökologischen Trends <strong>im</strong> <strong>Schiff</strong>bau<br />
Rechnung tragen und die dazu beitragen,<br />
die Wirtschaftlichkeit des gesamten<br />
<strong>Schiff</strong>betriebs nachhaltig zu steigern. Vorrangiges<br />
Ziel von Siemens als Komplettanbieter<br />
eines breiten Spektrums hoch entwickelter,<br />
marit<strong>im</strong>er Systeme und Lösungen<br />
ist der Kundennutzen unter Berücksichtigung<br />
aller ökologischen Erfordernisse<br />
sowie sichererer und langfristiger<br />
Investitionen. <strong>Schiff</strong>stypen, die in<br />
Zukunft in zunehmendem Maße angefragt<br />
werden, sind generell Spezialschiffe.<br />
Sie werden sowohl <strong>im</strong> kommerziellen<br />
Bereich (z.B. für die Installation<br />
von Offshore-Windkraftanlagen)<br />
als auch für die Marinen dieser<br />
Welt mit ihren vielfach neu definierten<br />
und vielseitigen Aufträgen <strong>im</strong>mer<br />
gefragter (z.B. Landing Platform Docks<br />
(LPD)). <strong>Schiff</strong>e und Einheiten wie diese<br />
bieten aufgrund ihres variablen Fahrprofils<br />
und der hohen Anforderungen an<br />
Umweltverträglichkeit, Zuverlässigkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit erhebliche Einsparungspotenziale<br />
be<strong>im</strong> Einsatz smarter und<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
zukunftsorientierter Antriebstechnologie.<br />
Und auch <strong>im</strong> Bereich des Cargo- und Transportsektors<br />
werden sich zunehmend Konzepte<br />
und Lösungen mit nachhaltigen Einsparpotenzialen<br />
hinsichtlich der Betriebskosten<br />
durchsetzen. Als Beispiel sei hier<br />
das Siemens Waste Heat Recovery System<br />
zur Wärmerückgewinnung und Energieerzeugung<br />
mit Kraftstoffverbrauchsverbesserungen<br />
von über 10% genannt.<br />
Letztendlich sind der Erfolg und die Verbesserung<br />
des <strong>Schiff</strong>sbetriebs der Kunden<br />
auch für Siemens<br />
Marine<br />
EcoProp-Antriebslösung zur<br />
Installation an Bord.<br />
Solutions der Schlüssel zum Erfolg. So<br />
zielt bereits die Ausrichtung von Siemens<br />
Marine Solutions mit seinen innovativen<br />
Systemen und Lösungen einerseits auf die<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit mit<br />
<strong>Schiff</strong>seignern, -betreibern und <strong>Werften</strong><br />
ab. Andererseits steht der eigentliche Life<br />
Cycle inklusive aller Serviceanforderungen<br />
<strong>im</strong> Fokus. Das beginnt möglichst schon<br />
be<strong>im</strong> Design und der <strong>Schiff</strong>skonzeption<br />
und reicht bis zum späteren Betrieb.<br />
www.siemens.com/marine<br />
31
32<br />
Die Sietas Werft bekommt ein neues<br />
Gesicht: War sie in den vergangenen<br />
Jahren vor allem für den Bau<br />
von Containerschiffen bekannt, so steht<br />
sie künftig für Spezialschiffe <strong>–</strong> für Schwergut-<br />
und Projektschiffe, für Selbstentlade-<br />
Bulker, Bagger, Fähren und RoRo sowie<br />
für Offshore. Sieben Neubau-<strong>Schiff</strong>e sind<br />
derzeit <strong>im</strong> Auftragsbuch der Hamburger<br />
Werft, ein Container und sechs Spezialschiffe.<br />
Rüdiger Fuchs, Vorsitzender<br />
der Geschäftsführung der Sietas Gruppe:<br />
„Wir haben unseren Bestand bereinigt,<br />
stabilisiert und neue Aufträge gewonnen.<br />
Das letzte bestellte Containerschiff liegt<br />
bereits an unserem Ausrüstungskai und die<br />
Auslieferung an den Kunden ist für<br />
Vom Container- zum <strong>Spezialschiffbau</strong><br />
Sietas Werft hat Aufträge gewonnen <strong>–</strong><br />
industrielles <strong>Schiff</strong>baukonzept angelaufen<br />
Das letzte in Produktion befindliche Containerschiff am Sietas-Ausrüstungskai.<br />
November vorgesehen. Schon jetzt konzentrieren<br />
wir uns auf anspruchsvolle Spezialschiffe.“<br />
Ein Selbstentlade-Bulker, zwei<br />
Baggerschiffe, zwei Heavy-Lifter und eine<br />
Doppelendfähre bilden den aktuellen Auftragsbestand.<br />
„Die Strategie wird vom<br />
Markt bestätigt. Unsere Erfahrungen in<br />
Design und Bau von Spezialschiffen sind<br />
reichhaltig. Denn <strong>im</strong>mer dort, wo Komplexität<br />
und anspruchsvolle Technik zusammenkommen,<br />
sind wir gut. Deshalb adressieren<br />
wir die unterschiedlichen Segmente<br />
des <strong>Spezialschiffbau</strong>s erfolgreich“, erklärt<br />
Rüdiger Fuchs. Zusätzlich hat Sietas Sektionslieferungen<br />
für Kreuzfahrtschiffe<br />
übernommen. Im Jahr 2009 hat die Sietas<br />
Werft bereits sechs Neubauten ausgeliefert,<br />
drei Container, zwei Selbstentlade-<br />
Bulker und einen Heavy-Lifter. Die siebte<br />
Ablieferung, der zurzeit am Ausrüstungskai<br />
liegende Container, wird bis zum Jahresende<br />
stattfinden.<br />
Marktzugang internationalisieren<br />
„Made in Germany“ <strong>–</strong> mit höchster qualität,<br />
innovativen Entwürfen und industrieller<br />
Fertigung will Sietas in der Zukunft<br />
erfolgreich <strong>Schiff</strong>e in Deutschland entwickeln,<br />
bauen und weltweit verkaufen. Deshalb<br />
schloss Sietas eine Partnerschaft mit<br />
einem anderen Hamburger Traditionsunternehmen:<br />
Der erfahrene <strong>Schiff</strong>smakler<br />
Peter Döhle wurde beauftragt, die exklusive<br />
internationale Vermarktung der Werft<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
Blick in die Docks der Sietas Werft,<br />
von denen zurzeit eins belegt ist.<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009 33
zu übernehmen. Ziel der Partnerschaft ist<br />
es, die bislang vor allem in Deutschland<br />
bekannte Sietas Werft auf dem Weltmarkt<br />
zu präsentieren.<br />
Rüdiger Fuchs: „Mit unserer Neuausrichtung<br />
lässt sich der Kreis potenzieller<br />
<strong>Schiff</strong>skäufer stark vergrößern. Sietas ist<br />
die marit<strong>im</strong>e Perle Deutschlands, mit diesem<br />
guten Ruf können wir auch international<br />
Aufträge gewinnen. Dafür haben<br />
wir unseren Marktzugang verbreitert.<br />
Das Peter Döhle-Team verfügt über große<br />
Erfahrung und wird uns seine guten Kontakte<br />
ins Ausland zur Verfügung stellen.“<br />
Der Verkauf an deutsche Kunden erfolgt<br />
weiterhin durch Sietas.<br />
Nutzen der gesamten marit<strong>im</strong>en<br />
Gruppe<br />
Besonderen Wert legt Sietas auf die Verzahnung<br />
ihrer marit<strong>im</strong>en Produkte. Die<br />
34<br />
Erste Sektionen eines Neubaus: Die Sietas Werft stellt auf das industrielle<br />
<strong>Schiff</strong>baukonzept um.<br />
Heavy-Lifter beispielsweise werden auf der<br />
Werft geplant und gebaut sowie mit Kränen<br />
der ebenfalls zur Sietas Gruppe gehörenden<br />
Neuenfelder Maschinenfabrik<br />
(NMF) ausgestattet. Mit einer Hebekapazität<br />
von 2.000 Tonnen und einer<br />
Geschwindigkeit von 20 Knoten werden<br />
die neuen <strong>Schiff</strong>e die weltweit größten und<br />
modernsten Schwergutschiffe dieser Art<br />
sein. Dieser innovative <strong>Schiff</strong>sentwurf und<br />
die hochwertigen Komponenten, für welche<br />
die Sietas Werft und die Neuenfelder<br />
Maschinenfabrik stehen, sowie die Tatsache,<br />
dass sowohl <strong>Schiff</strong>e als auch Kräne<br />
„aus einer Hand“ von der Sietas Gruppe<br />
kommen, hat den Kunden SAL <strong>Schiff</strong>ahrtskontor<br />
Altes Land überzeugt. Die Auslieferung<br />
der beiden Neubauten ist für Dezember<br />
2010 und März 2011 geplant. Dritte<br />
Säule der marit<strong>im</strong>en Gruppe ist die Norderwerft<br />
<strong>im</strong> Herzen des Hamburger <strong>Hafen</strong>s.<br />
Sie steht für umfassende Reparaturkom-<br />
petenz sowie kurze Reaktions- und Durchlaufzeiten<br />
in allen Fachbereichen.<br />
Wettbewerbsfähigkeit steigern<br />
Die Sietas Werft wandelt sich derzeit<br />
vom traditionellen <strong>Schiff</strong>baubetrieb hin<br />
zur industriellen Werft für Spezialschiffe.<br />
Kürzere Durchlaufzeiten und höhere<br />
Produktivität kennzeichnen die „neue“<br />
Sietas Werft. „Unser Kurs ist gesetzt und<br />
gut vorbereitet <strong>–</strong> jetzt werden wir ihn<br />
mit voller Kraft fahren“, bringt es Rüdiger<br />
Fuchs auf den Punkt. „Wir haben die<br />
klassischen Sietas-Werte wie qualität<br />
und <strong>Schiff</strong>sdesign mit dem neuen unternehmerischen<br />
Konzept verknüpft, von<br />
dem unsere Kunden durch hohe Produktivität<br />
und Wirtschaftlichkeit der <strong>Schiff</strong>e<br />
profitieren werden. Gleichzeitig steigern<br />
wir unsere eigene Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Damit haben wir eine markt- und<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009
zukunftsfähige Ausgangsposition<br />
dafür<br />
geschaffen, dass<br />
die Sietas Werft die<br />
momentan weltweit<br />
schwierigen Zeiten<br />
für die <strong>Schiff</strong>fahrtindustrie<br />
meistern wird.“<br />
Am 1. März 2009 hatte Rüdiger<br />
Fuchs gemeinsam mit Rüdiger Wolf,<br />
dem Kaufmännischen Geschäftsführer,<br />
die Geschäftsführung der Unternehmensgruppe<br />
von Hinrich Sietas übernommen.<br />
Die 1635 gegründete Sietas Werft sollte<br />
sich neu ausrichten. Die neue Geschäftsführung<br />
leitete den Kurswechsel ein. Das<br />
Konzept ist erfolgreich angelaufen, die<br />
seither gewonnenen Aufträge bestätigen<br />
dies.<br />
Auf dem Weg zur Sanierung und Neuausrichtung<br />
wurden in den vergangenen<br />
Monaten bereits Meilensteine gesetzt. So<br />
war die Sicherung der Unternehmensfinanzierung<br />
eine entscheidende Voraussetzung<br />
für die Umsetzung des neuen unternehmerischen<br />
Konzepts. Im Juli erhielt die<br />
Sietas Werft 80-prozentige Ausfallbürgschaften<br />
von der Freien und Hansestadt<br />
Hamburg und vom Bund.<br />
Darüber hinaus waren Personalanpassungsmaßnahmen<br />
notwendig, über die<br />
Vereinbarungen mit dem Sietas Betriebsrat<br />
sowie der IG Metall Küste geschlossen<br />
wurden. „Die Neuausrichtung auf den<br />
künftigen Kurs haben wir gemeinsam mit<br />
der Sietas-Mannschaft umgesetzt. Mit<br />
dem Betriebsrat haben wir intensiv, offen<br />
und konstruktiv an den erforderlichen Personalanpassungsmaßnahmen<br />
gearbeitet“,<br />
SCHIFFBAU INDUSTRIE 2/2009<br />
erklärt der Kaufmännische<br />
Geschäftsführer Rüdiger Wolf.<br />
„Die IG Metall hat gemeinsam mit<br />
uns pragmatische Lösungen gesucht und<br />
gefunden.“ Die Sietas Gruppe hat 1.220<br />
Mitarbeiter. 242 Arbeitsplätze werden<br />
auf der Sietas Werft sukzessive abgebaut.<br />
Davon wechseln 71 Mitarbeiter innerhalb<br />
der Gruppe zur Norderwerft und zur Neuenfelder<br />
Maschinenfabrik, andere in eine<br />
Transfergesellschaft. Die verbleibende<br />
Stammmannschaft verzichtet 2009 und<br />
2010 auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld.<br />
www.sietas-werft.de<br />
Spezialschiffe, wie z.B. Fähren, Bagger,<br />
(Mitte) und Offshore-Versorger (unten),<br />
stellen das künftige Portfolio der Sietas<br />
Werft dar.<br />
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VERBAND FÜR SCHIFFBAU UND MEERESTECHNIK E. V.<br />
mehr darüber: http://www.vsm.de<br />
Ein Mitgliedsverband <strong>im</strong> Bundesverband der <strong>Deutsche</strong>n Industrie e. V.