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Erfolgreich Melkroboter - Fleckvieh Nord

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Besamungsverein Neustadt a. d. Aisch e. V.<br />

Karl-Eibl-Str. 17 - 27 91413 Neustadt a.d. Aisch<br />

Tel.: 09161 / 787-0 Mail: info@bvn-online.de


<strong>Erfolgreich</strong>er Einsatz der Rasse <strong>Fleckvieh</strong> auf <strong>Melkroboter</strong>betrieben<br />

von Dipl.-Ing (FH) Markus Huber und Dr. Dr. h. c. Henning Willeke, FH Weihenstephan/Triesdorf<br />

Der <strong>Melkroboter</strong> gewinnt zunehmend auch in Deutschland an Bedeutung in der Milchviehhaltung und<br />

erreicht im Jahr 2009 bereits über 40 % Marktanteil an neu verkauften Melkanlagen. Weltweit sind<br />

bereits über 5000 Anlagen in Betrieb. Hauptgründe für den Einbau eines automatischen Melksystems<br />

(AMS) sind laut Betriebsleiterbefragungen nicht nur ökonomische Gesichtspunkte, sondern vielmehr<br />

die sozialen Aspekte, Flexibilisierung der Arbeitszeit und Reduzierung der Arbeitsbelastung.<br />

Da im Roboterbetrieb erhöhte Anforderungen an die Tiereigenschaften gestellt werden, muss auch<br />

die Zucht auf das Haltungssystem abgestimmt werden. Um eine Zuchtstrategie für „<strong>Melkroboter</strong>kühe“<br />

zu entwickeln, hat der BVN in Zusammenarbeit mit der Firma Lely Deutschland 17 bayerische<br />

<strong>Melkroboter</strong>betriebe besucht und ausgewertet.<br />

Betriebliche Kenndaten<br />

Die Betriebe melken durchschnittlich 50 Kühe, mit über 80 % reiner <strong>Fleckvieh</strong>genetik. Die<br />

Herdenleistung liegt bei rund 7000 kg und somit leicht über dem bayerischen Durchschnitt. In den<br />

meisten Betrieben geht die Milchleistung im ersten Jahr nach der Umstellung auf den Roboter um ca.<br />

500 kg zurück. Unmittelbar nach dem Einzug fällt die Milchmenge der Einzelkuh durch die veränderte<br />

Haltung stark ab. Insbesondere spätlaktierende Kühe erreichen ihr vorheriges Niveau erst wieder<br />

nach der nächsten Kalbung.<br />

Die Tiere werden durchschnittlich 2,7 mal am Tag gemolken und 1,9 mal werden sie ohne Melkung<br />

wieder aus dem AMS entlassen, da sie kein Melkanrecht haben. In Betrieben mit geregeltem Kuhverkehr<br />

(5 Betriebe), wird der Roboter häufiger besucht, da die Tiere vom Liegebereich nur zum<br />

Futtertisch kommen, wenn sie durch die „Melkbox“ gehen. Dennoch werden durchschnittlich 3 Kühe<br />

täglich zum Melken getrieben, weil sie entweder zu lange nicht beim Melken waren, oder eine<br />

Melkung misslungen ist. Dies hat natürlich Auswirkungen auf die Arbeitszeit des „Melkers“, da die<br />

Tiere aus der Herde selektiert und in den Wartebereich vor den Roboter eingesperrt werden müssen.<br />

Insgesamt beläuft sich die tägliche Arbeitszeit (siehe Abb.1) zur Betreuung des AMS auf rund eine<br />

Stunde und umfasst neben dem Treiben der Kühe, Reinigungsarbeiten am Roboter und die<br />

Tierkontrolle am Computer.<br />

Stunden<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Ausgereifte Technik<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

Abb. 1: Tägliche Arbeitszeit am AMS.<br />

Betriebe<br />

Die Technik zur Erkennung der Zitzen ist mittlerweile sehr gut ausgereift, so dass nur etwa 1 % der<br />

Melkversuche aus diesem Grund nicht erfolgreich ist. Bestätigt wird diese These durch die geringen<br />

Abgangszahlen beim Einbau des AMS (s. Abb. 2).


Züchterisches Potential<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

Betriebe<br />

Abb. 2: Anzahl der Abgänge bei Umstellung auf das AMS.<br />

Dennoch gibt es Schwächen bei den Kühen, die es zu optimieren gilt. Bei der Frage an die<br />

17 Betriebsleiter, welche Merkmale der Tiere die häufigsten Probleme im täglichen Roboterbetrieb<br />

verursachen, sind die meisten der Meinung, dass es an zu tiefen Eutern liegt (siehe Abb. 3), welche<br />

vermehrt bei kleinrahmigen Kühen auftreten. Als weitere negative Eigenschaft wird der Charakter<br />

mancher Kühe angesehen, welcher im Roboterbetrieb von großer Bedeutung ist. Zum Einen gibt es<br />

solche mit zu viel Temperament, die die Gummiteile der Melktechnik beschädigen können und<br />

Unruhe in den Stall bringen. Zum Anderen bereiten aber auch jene Kühe Probleme, die sehr träge<br />

sind, nicht regelmäßig zum Melken gehen und infolge dessen Milch in der Liegebox laufen lassen,<br />

wenn sie nicht rechtzeitig zum Melken getrieben werden. Es ist wichtig, bei der Bullenauswahl auf<br />

Vererber mit guten Fundamenten zu achten, da lahme Kühe nicht oft genug den Roboter aufsuchen.<br />

Gelegentlich macht ein zu weiter Strichabstand (Astronaut A2) der Vorderstriche Probleme. Seltener<br />

sind die hinteren Zitzen zu nah beieinander, sodass der Laser sie als eine erkennt. Dieses Problem<br />

tritt häufiger bei der Rasse Holstein-Frisian auf, da hier die hinteren beiden Zitzen näher am<br />

Zentralband platziert sind. Haben die Kühe einen hohen Milchfluss pro Minute, so kann der Roboter<br />

mehr Kühe und somit mehr Milch ermelken.<br />

weiter Abstand<br />

zw. Vorderzitzen<br />

schlechte<br />

Fundamente 8%<br />

träge<br />

Kühe<br />

12%<br />

schlagende<br />

oder nervöse<br />

12%<br />

hintere Zitzen zu<br />

nah beieinander<br />

4%<br />

8%<br />

11%<br />

kleinrahmige<br />

Kühe<br />

Ein sehr großer Teil des wirtschaftlichen Erfolges eines <strong>Melkroboter</strong>s hängt von der Tiergenetik ab.<br />

Um eine gut funktionierende Herde zu züchten, müssen die oben genannten Schwächen der Kühe<br />

durch gezielte Anpaarung mit Spitzenbullen ausgeglichen werden. Einige Betriebe, die dies bereits<br />

jetzt realisieren konnten werden nun kurz vorgestellt.<br />

45%<br />

Abb. 3: Diese Kühe sind nicht geeignet für den <strong>Melkroboter</strong>.<br />

Kühe mit<br />

zu tiefem<br />

Euter<br />

Kühe


Die Aktivitäten einer Kuh im Anbindestall beschränken sich auf Aufstehen, bewegen auf der Stelle<br />

und hinlegen, wohingegen im Laufstall neben Aufstehen und Hinlegen auch Aktivitäten wie hingehen<br />

zum Fressgitter, zur Futteraufnahme, zum Melken in den Melkstand und Bewegungen auf den<br />

Gängen hinzukommen. Im <strong>Melkroboter</strong>betrieb ist es von Vorteil, wenn die Kühe dies alles<br />

selbstständig tun, ohne jegliches menschliches Zutun. Heutzutage werden somit erhöhte<br />

Anforderungen an die Aktivität der Kühe gestellt. Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde erforscht, ob<br />

die Aktivitätsmessung ein geeignetes Instrument für die Rinderzucht ist, um aktive, lauffreudige,<br />

langlebige und leistungsstarke Laufstallkühe zu züchten.<br />

Nahezu alle Melktechnikhersteller bieten inzwischen eine automatisierte Aktivitätsmessung an, die<br />

primär zur Brunstüberwachung dient. Die Datenerfassung wurde allerdings auf die Hersteller Lely und<br />

Westfalia begrenzt, um die Auswertung zu erleichtern. Mit Hilfe dieser Messtechnik wurde auf 31<br />

süddeutschen Praxisbetrieben Daten von 1967 Kühen über 150 000 Aktivitätsbeobachtungen erfasst<br />

und nach Korrektur von Brunst- und Krankheitsmessungen, zu 6325 Wochenmittelwerten<br />

zusammengefasst. Die statistische Auswertung dieser Daten erfolgte unter Berücksichtigung der fixen<br />

Faktoren System, Betrieb innerhalb System, Laktationsnummer der Kuh und der Rasse. Ergänzend<br />

zu den erhobenen Daten wurden Abstammungsdaten, Milchleistungsergebnisse und<br />

Fruchtbarkeitsleistungen der Kühe vom LKV Bayern zur Verfügung gestellt.<br />

systemkorrigierte Aktivität<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

-20<br />

Mittlere Aktivität der einzelnen Betriebe<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31<br />

Betrieb<br />

Abb. 1: Relative systemkorrigierte Aktivität der Betriebe<br />

Die Betriebe 2,3,4 und 31 haben sehr aktive Kühe, wohingegen auf den Betrieben 12, 27 und 29<br />

ausgesprochen passive Kühe stehen. In beiden Gruppen sind sowohl Westfalia, als auch Lely<br />

Betriebe enthalten.<br />

In den <strong>Melkroboter</strong>betrieben wurden weitere Kennzahlen erhoben. Die Kühe am <strong>Melkroboter</strong> werden<br />

im Mittel 2,74-mal am Tag gemolken, davon sind 0,14 Melkungen nicht erfolgreich, sie misslingen<br />

(siehe Abbildung 2). Dies passiert, wenn der Roboter eine Zitze nicht ansetzen kann, weil er sie nicht<br />

findet oder wenn die Kuh auf mindestens einem Euterviertel keine messbare Milchmenge abgibt.<br />

Weitere 1,65-mal pro Tag besuchen die Kühe das automatische Melksystem ohne Melkanrecht, die<br />

Melkung wird verweigert. Die Korrelation zwischen der Aktivität und der Anzahl der Melkungen<br />

beträgt 0,11, so dass aktivere Kühe mehr Melkungen aufweisen. Außerdem besteht eine signifikant<br />

negative Korrelation von -0,11 zwischen der Aktivität und der Anzahl der misslungenen Melkungen,


Anzahl pro Tag<br />

Laktationsnummer<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Besuchshäufigkeit am Roboter<br />

1 2 3 4 5 6 7<br />

Betrieb<br />

Abb.2: Besuchshäufigkeit der Tiere am Roboter für die einzelnen Betriebe<br />

gemolken<br />

verw eigert<br />

misslungen<br />

Einen deutlichen Einfluss auf die Aktivität übt auch das Lebensalter, das in Form der Laktationsnummer<br />

dargestellt wird (siehe Tabelle 1). Wie aus anderen Quellen hervorgeht, weisen<br />

jüngere Tiere eine höhere Aktivität auf. Dies konnte auch durch die vorliegende Auswertung<br />

bestätigt werden, da die Kühe in der vierten Laktation eine signifikant niedrigere Aktivität aufweisen<br />

im Vergleich zu den Erstkalbskühen. Die Kühe mit fünf und mehr Abkalbungen besitzen<br />

aber eine höhere Aktivität als die Tiere mit der zweiten, dritten und vierten Abkalbung. Es wird<br />

vermutet, dass durch Selektion aktivere und vitalere Kühe ausgewählt werden, die mehr Abkalbungen<br />

leisten können. Mit unterschiedlichen Buchstaben gekennzeichnete LSQ-Mittelwerte<br />

sind signifikant von einander verschieden.<br />

Mit unterschiedlichen Buchstaben gekennzeichnete LSQ-Mittelwerte sind signifikant von einander<br />

verschieden.<br />

Rasse<br />

Laktationsnummer Aktivität<br />

1<br />

65.83 a<br />

2 63.63 ab<br />

3<br />

4<br />

64.68 ab<br />

59.71 b<br />

≥5 65.19 ab<br />

Tab. 1: LSQ – Mittelwerte für die Aktivität in Abhängigkeit von der Laktationsnummer<br />

Bei der Betrachtung der Rassen <strong>Fleckvieh</strong>, Holstein Friesian und Kreuzungstieren aus beiden<br />

Rassen, stellte sich heraus, dass <strong>Fleckvieh</strong>tiere aktiver sind als HF Kühe und Kreuzungstiere<br />

(siehe Tabelle 2).


Es konnte somit ein signifikanter Unterschied zwischen <strong>Fleckvieh</strong>kühen und Kreuzungstieren sowie<br />

<strong>Fleckvieh</strong> und Holstein Friesian ermittelt werden. Dass die Kreuzungskühe die insgesamt<br />

niedrigste Aktivität aufweisen, kann nicht erklärt werden. Es wurde im Gegenteil vermutet, dass<br />

diese Tiere aufgrund des Heterosiseffekts aktiver als die Ausgangsrassen sind. Die Rasse <strong>Fleckvieh</strong><br />

weist zudem eine höhere Anzahl an Melkungen pro Tag, Verweigerungen pro Tag und eine<br />

geringere Anzahl von misslungenen Melkungen pro Tag auf, als die Holstein Friesian Kühe (siehe<br />

Abbildung 2). Dabei muss beachtet werden, dass beide Rassen innerhalb gleicher Herden verglichen<br />

wurden. Es besteht der Verdacht, dass die HF Tiere durch die stärker bemuskelten <strong>Fleckvieh</strong>kühe<br />

in ihrer Bewegungsfreiheit im Stall beeinträchtigt wurden.<br />

Mit unterschiedlichen Buchstaben gekennzeichnete LSQ-Mittelwerte sind signifikant von einander<br />

verschieden.<br />

Vererbbarkeit<br />

Rasse Aktivität<br />

1 70 a<br />

6 62 ab<br />

71 58 b<br />

Tab. 2: LSQ – Mittelwerte für die Aktivität in Abhängigkeit von der Rasse<br />

Um zu überprüfen, ob die Aktivität durch eine genetische Veranlagung beeinflusst wird, wurde die<br />

Heretabilität für die Aktivität geschätzt. Die Heretabilität für die Aktivität von Kühen beträgt 0,32.<br />

Eine Heretabilität in ähnlicher Höhe wurde auch von KÖHN et al., 2007 für die Besuchshäufigkeit<br />

am <strong>Melkroboter</strong> in Höhe von 0,3 geschätzt.<br />

Es wurde erwartet, dass Bullen mit guter Fundamentvererbung eine hohe Aktivität vererben. Diese<br />

Theorie wurde auf Grund einer negativen Korrelation von – 0,20 zwischen beiden Zuchtwerten<br />

widerlegt. Eine positive Korrelation besteht hingegen zwischen dem Fleischwert und dem Aktivitätszuchtwert<br />

in Höhe von 0,18. Die Korrelation zur Nutzugsdauer ist 0,01. Bis zur vierten Laktation<br />

geht die Aktivität mit jeder weiteren Abkalbung zurück. Die Kühe, die aber fünf und mehr Abkalbungen<br />

leisten können, müssen körperlich sehr vital sein und weisen so eine hohe Aktivität<br />

auf. Insgesamt betrachtet ist deshalb keine Entwicklungsrichtung der Aktivität mit zunehmender<br />

Nutzungsdauer erkennbar. Des Weiteren wurde ermittelt, dass die Zuchtwerte Milch mit 0,24 und<br />

Zuchtwert Persistenz mit 0,16 positiv zum Aktivitätszuchtwert korreliert sind. Dies kann dadurch<br />

erklärt werden, dass Kühe, die viel Milch geben, häufig zum Fressgitter, zur Tränke und im Robotersystem<br />

auch häufiger zum Melken gehen müssen. Dass aktivere Kühe eine insgesamt betrachtet<br />

hohe Leistung erbringen, spiegelt die Korrelation zwischen Gesamtzuchtwert und Zuchtwert<br />

Aktivität in Höhe von 0,21 wider.<br />

Der Heretabilitätsschätzwert in Höhe von 0,32 ist eine gute Basis für eine erfolgreiche züchterische<br />

Beeinflussung der Aktivität von Kühen.<br />

Vorraussetzung dafür ist jedoch die regelmäßige Datenerhebung in den Betrieben, wobei zu erwarten<br />

ist, dass die Aktivitätsmessung immer mehr als Managementunterstützung Einzug in den<br />

Betrieben hält. Außerdem wäre eine Aufnahme dieses Merkmals in die Zuchtwertschätzung erforderlich.


Betrieb Bauer GbR, Ansbach<br />

Der Betrieb Bauer aus Schockenmühle bei Ansbach hält 85 Milchkühe und 115 Jungrinder zur<br />

Nachzucht. Da die vorhandene Fläche mit 95 ha für diese Kuhzahl reichlich ist, baut er jetzt noch<br />

eine 100 KW Biogasanlage, in der die Gülle und ein Teil der Fläche verwertet werden kann. Die Fläche<br />

besteht aus 35 ha Grünland und 60 ha Ackerland, wo vor allem Silomais, Getreide und Kleegras<br />

angebaut wird.<br />

Seit 2003 werden die Kühe mit einem <strong>Melkroboter</strong> gemolken, der eine enorme Arbeitserleichterung<br />

darstellt. Für die Überwachung des Roboters benötigt Herr Bauer 2 mal 10 Minuten am Tag. Dazu<br />

kommen das Nachtreiben der Kühe zum Roboter, die Liegeboxenpflege, das eingewöhnen der Kalbinnen<br />

und kleinere Wartungsarbeiten am Roboter. Insgesamt stehen dem Betrieb derzeit 3 Arbeitskräfte<br />

zur Verfügung.<br />

Der Herdendurchschnitt liegt bei über 8500 kg Milch bei 4,08 % Fett und 3,55 % Eiweiß. Die Herde<br />

besteht zu 20 % aus Holstein Friesian Kühen. Die meisten dieser Holstein-Kühe werden nun aber<br />

mit <strong>Fleckvieh</strong>bullen besamt, da das <strong>Fleckvieh</strong> klare Vorteile bringt, vor allem in der Nutzungsdauer<br />

und der Fleischleistung. Häufig eingesetzte Bullen sind derzeit Hupsol, Malint, Malach, Hippo zur<br />

Kreuzung, Hades, Vanstein, Weinold, Imposium und einige Prüfbullen.<br />

Die enorme Leistungsbereitschaft seiner <strong>Fleckvieh</strong>kühe zeigt zum Beispiel die Repuls-Tochter Olga,<br />

die in der 2.Laktation in 246 Tagen 10567 kg Milch ermolken hat.<br />

Auch seine Kreuzungskühe weisen eine hohe Qualität auf, so setzte die F2 Hirmer-Tochter (Abb. 1)<br />

in der 2.Laktation mit 48kg Milch ein.<br />

Abb. 1: Durch das mehrmalige Melken haben die Euter trotz hoher Leistung wenig Volumen.<br />

Besonderen Wert legt Herr Bauer auf den Milchfluss der Kühe, da er schnell melkende Kühe<br />

braucht, um einen hohen Durchsatz am Roboter zu erreichen. Die Gefahr eines erhöhten Eutererkrankungsrisikos,<br />

das häufig mit höheren Milchflüssen einhergeht, sieht er bei sich nicht, da die Kühe<br />

rechtzeitig zum Melken gehen und wenig Milch in den Liegeboxen laufen lassen. Wichtig ist dem<br />

Betriebsleiter deshalb die regelmäßige Klauenpflege 2 mal jährlich, da die Tiere gut laufen müssen.<br />

Die Kühe werden im Durchschnitt 2,2 mal am Tag gemolken und 0,7 mal verweigert.<br />

Gefüttert wird eine Mischration die aus Mais- und Grassilage je zur Hälfte besteht, außerdem im<br />

Mischwagen sind 2 kg Raps/Sojagemisch, 1,2 kg Getreide, Melasse, Lebendhefe, Mononatriumphosphat<br />

und Mineralfutter. Zusätzlich erhalten die Kühe am Roboter ein pelletiertes Futter aus<br />

Rapsschrot, Byoprofin und 40% Schnitzel. Die zweite, hofeigene Mischung besteht aus Getreideschrot<br />

und 40% Körnermaispellets. Für die Trockensteher wird die Kuhration mit Grassilage und


Abb. 2: Blick in den Milchviehstall der Fam. Bauer. Links vom Roboter<br />

ist ein großzügiger Strohbereich für Transit- und abkalbende<br />

Kühe.<br />

Derzeit ist der <strong>Melkroboter</strong> mit 76 melkenden<br />

Kühen voll ausgelastet. Es<br />

bleiben nur 5% freie Zeit in der der<br />

Roboter nicht beschäftigt ist. Dadurch<br />

ist es dem Betrieb Bauer möglich<br />

650.000 kg abgelieferte Milch im Jahr<br />

mit seinem Roboter zu ermelken. Dies<br />

bedeutet aber auch, dass bei Störungen<br />

schnell gehandelt werden muss<br />

und keine langen Pausen für Wartungsarbeiten<br />

möglich sind. Außerdem<br />

müssen durch die hohe Auslastung<br />

jetzt mehr rangniedere Kühe<br />

zum Melken getrieben werden. Morgens<br />

werden deshalb ca. 5 Kühe mit<br />

langer Zwischenmelkzeit vor den Roboter<br />

gesperrt.<br />

Nach dem Frühstücken öffnet der Betriebsleiter dann die Schranken wieder für den freien Kuhverkehr.<br />

Abends werden ebenfalls 4 - 5 Kühe zum Roboter getrieben. Es werden aber immer wieder<br />

Jungkühe zur Zucht verkauft, die zuerst 6-8 Wochen am Roboter eingewöhnt werden müssen<br />

und viel Zeit kosten. Der Betriebsleiter ist sich sicher, dass die produzierte Milchmenge auch mit<br />

weniger Kühen ermolken werden könnte, da sich die hohe Belegdichte negativ auf die Leistung<br />

der Einzelkuh auswirkt<br />

<strong>Melkroboter</strong> in der Praxis:<br />

Die Milchviehherde der Höfler<br />

GdbR in Puschendorf umfasst<br />

55 <strong>Fleckvieh</strong>kühe, die seit Januar<br />

2008 von einem <strong>Melkroboter</strong><br />

gemolken werden. Im<br />

Jahr 2007 entstand am Ortsrand<br />

ein neuer Stall für Kühe<br />

und Rinder (Abb. 2), dort wo<br />

Jahre zuvor schon Silos und<br />

Maschinenhalle ausgelagert<br />

wurden. Bereits in 2009 konnte<br />

ein Herdendurchschnitt von<br />

8865 kg Milch pro Kuh bei<br />

4,15% Fett und 3,39% Eiweiß<br />

erreicht. Die Milchleistung vor<br />

dem Umzug in den neuen Stall<br />

im Jahr 2007 betrug 8332 kg<br />

Milch bei 4,31% Fett und<br />

3,45% Eiweiß. Auch die Milchzellzahl<br />

hat sich durch das<br />

Abb. 1: Betriebsleiter Stefan Höfler und auch seine Eltern würden wieder<br />

in einen <strong>Melkroboter</strong> investieren<br />

neue Stallsystem deutlich verbessert. Lag der Zellgehalt der Milch im Anbindestall noch bei<br />

durchschnittlich 213000, so sind es jetzt nur noch 85000 Zellen/ml Milch. Der Anteil der Kühe mit<br />

über 200.000 Zellen/ml


Milch liegt derzeit sogar bei 0 %. Dabei ist der Lely-Roboter nicht mit einer Zwischendesinfektion<br />

ausgestattet und es kommt kein Dippmittel<br />

zum Einsatz. Den guten Gesundheitsstatus<br />

der Herde kann man auch an der durchschnittlichen<br />

Gesamtlebensleistung von<br />

21712 kg Milch/Kuh und der durchschnittlichen<br />

Zwischenkalbezeit von 380 Tagen erkennen.<br />

Die Kühe werden im Durchschnitt 2,9 mal<br />

pro Tag gemolken. Dass die Kühe im freien<br />

Kuhverkehr gerne zum Melken gehen, kann<br />

man auch daran erkennen, dass die Kühe im<br />

Schnitt 3,5 mal täglich ohne Melkrecht zum<br />

Roboter kommen und nur eine Kuh nachgetrieben<br />

werden muss. So ist der Betriebslei-<br />

ter täglich für Boxenpflege, Nachtreiben und Tierkontrolle morgens 1 Stunde und abends nur 45 Minuten<br />

im Stall.<br />

Gefüttert wird eine ausgeglichene Mischration für 24 kg Milch. Zusätzlich erhalten die Kühe am Roboter<br />

max. 4 kg energiereiche Eigenmischung und max. 1 kg eiweißreiches, pelletiertes Milchleistungsfutter<br />

Bei der Auswahl der Besamungsbullen legt der Betriebsleiter vor allem Wert auf die Euter-, Fundament-<br />

und Nutzungsdauervererbung. Der Erfolg dieser Strategie spiegelt sich auch in einigen Spitzenkühen<br />

wieder.<br />

So erreichte die Kuh Kathrin, eine Poldi Tochter, in 315 Tagen 11197 kg Milch. Die Mutter von Kathrin<br />

ist die Longus-Tochter Karin, eine 100000 Liter – Kuh. Ebenfalls eine Tochter von Karin ist die<br />

Humlang-Tochter Kerstin, die in 4,8 Laktationen eine Durchschnittleistung von 9523kg bei 4,23%<br />

Fett und 3,25% Eiweiß erreichte.<br />

Betrieb Köninger, Kreben:<br />

Abb. 2: Ausgesiedelter Milchviehstall<br />

Seit Dezember 2008 werden die Kühe auf dem Betrieb Königer aus Kreben vom <strong>Melkroboter</strong> gemolken.<br />

Der Hauptgrund für die Investition in diese Melktechnik war eine Reduzierung der Arbeitszeit,<br />

da im doppel 5er Fischgrätenmelkstand das Melken viel Zeit gekostet hat. Die Herde war damals<br />

schon auf 70 Kühe angewachsen, dadurch wäre ein <strong>Melkroboter</strong> völlig ausgelastet gewesen.<br />

Deshalb wurden 2 <strong>Melkroboter</strong> in den bestehenden Stall eingebaut, um sich weiterentwickeln zu<br />

können. Bis heute konnte die Herde auf 90 Kühe durch die eigene Nachzucht aufgestockt werden.<br />

Um möglichst wenige Kühe zum Melken treiben<br />

zu müssen setzt Herr Königer auf teilweise gelenkten<br />

Kuhverkehr. Im Stallgebäude befinden<br />

sich <strong>Melkroboter</strong> und Liegeplätze, eine weitere<br />

Reihe Liegeboxen und der Laufgang am Futtertisch<br />

sind im Freien, der Futtertisch ist überdacht.<br />

Die Kühe haben freien Zugang zum Stall, der<br />

Weg zurück zum Futtertisch und zu den Außenliegeboxen<br />

führt durch ein Selektionstor, das nur<br />

Kühe ohne Melkanrecht passieren lässt. Kühe<br />

mit Melkanrecht müssen zuerst gemolken werden,<br />

um wieder zum Futtertisch zu gelangen.<br />

Der selektiv gelenkte Kuhverkehr ist deshalb notwendig,<br />

weil sich die Kühe bei gutem Wetter viel<br />

am Futtertisch und in den Außenliegeboxen aufhalten<br />

und der Weg zum Roboter dann rel. weit ist. Die Kühe werden im Mittel 2,7 mal am Tag gemolken<br />

und 0,7 mal verweigert.


Wichtig ist dem Betriebsleiter deshalb auch die regelmäßige Klauenpflege zwei mal im Jahr, da<br />

die Tiere gut laufen müssen. Bislang fand der Betriebsleiter selbst die Zeit für die Klauenpflege.<br />

Der Herdendurchschnitt liegt bei über 8200 kg Milch mit 4,08 % Fett und 3,52 % Eiweiß. Die mittlere<br />

Zellzahl liegt bei 170 000 je ml. Neben wenigen Holsteinkühen (ca. 10 %) ist die Hauptrasse<br />

<strong>Fleckvieh</strong>. Es wurden vor einigen Jahren ein paar Holsteintiere gekauft, um die Rassen miteinander<br />

vergleichen zu können. Häufig eingesetzte Besamungsbullen sind derzeit Hupsol, Vanstein<br />

und Watnox.<br />

Gefüttert wird eine Mischration die aus Mais- und Grassilage im Verhältnis 60:40 besteht.<br />

Außerdem wird Biertreber, Rapsextraktionsschrot, Getreide und Melasseschnitzel über den Vertikalmischwagen<br />

mit Fremdbefüllung gefüttert. Die Mischration am Trog ist für 23 kg Milch ausgelegt.<br />

Am Roboter erhalten alle Kühe<br />

1,5 kg Raps-Soja als Lockfutter. Kühe<br />

mit hoher Leistung erhalten max. 4,5<br />

Eigenmischungen als Leistungskraftfutter.<br />

Die Trockensteher erhalten die Rinderration<br />

aus Gras- und Maissilage,<br />

Stroh und Rapsextraktionsschrot<br />

Die Arbeitszeit für die Kontrolle des Roboters,<br />

Boxenreinigung und Kühetreiben<br />

beträgt morgens und abends eine Stunde<br />

für die 90 Kühe. Derzeit müssen täglich<br />

2-3 Kühe mit zu langer Zwischenmelkzeit<br />

zum Roboter getrieben werden.<br />

Daneben werden 5 – 6 nervöse Kühe<br />

während der Stallzeit gemolken.<br />

Schließlich werden auch die frisch abgekalbten<br />

Kühe morgens und abends im<br />

Block gemolken, so dass nur ein Reinigungsvorgang<br />

am Roboter notwendig<br />

Bei schönem Wetter wollen die Kühe nicht in den Stall gehen,<br />

so dass der gelenkte Kuhverkehr erforderlich ist,“ so<br />

Herr Königer.<br />

ist. Durch die automatische Melktechnik ist es möglich, dass eine Person alleine die Stallarbeit<br />

erledigen kann. Somit wurden die Erwartungen der Familie Königer in die neue Melktechnik erfüllt.


Empfohlene Bullen für <strong>Melkroboter</strong>systeme<br />

Stand: 01/2012

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