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„finanziell fit“ – Ein neuer Ansatz der finanziellen Bildung ... - BAG-SB

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wichtige Thema Altersvorsorge gesprochen.<br />

Versicherungen: Es geht um Risiken, Versicherungsformen<br />

und <strong>–</strong>kosten und die sich in den verschiedenen Lebensabschnitten<br />

än<strong>der</strong>nden Versicherungsbedarfe.<br />

Ebene: Krisenbewältigungskompetenz<br />

Der dritte Themenkomplex zielt auf die Erweiterung <strong>der</strong><br />

Krisenbewältigungskompetenzen <strong>der</strong> Teilnehmenden. Verschuldung<br />

ist heute eine gesellschaftlich erzwungene Normalität,<br />

die unter an<strong>der</strong>em durch das <strong>Ein</strong>treten unvorhergesehener<br />

Ereignisse zum Problem „Überschuldung“ werden<br />

kann (vgl. Ebli 2005). Folglich ist es wichtig, Kenntnisse<br />

über produktive Handlungsformen in <strong>der</strong> Krise zu besitzen.<br />

Thema <strong>der</strong> Veranstaltungen sind deshalb kritische Lebensereignisse<br />

und mögliche Handlungsoptionen in <strong>der</strong> Krise im<br />

Sinne eines produktiven Krisenmanagements. Dazu sind<br />

nach unserer Meinung weniger vermeintlich abschreckende<br />

Abstiegsszenarien geeignet, son<strong>der</strong>n vielmehr Fallbeispiele<br />

und Szenarien, die Handlungsoptionen in <strong>der</strong> Krise aufzeigen.<br />

Man weiß aus <strong>der</strong> Praxis <strong>der</strong> Schuldnerberatung und aus entsprechenden<br />

Untersuchungen (Hamburger u.a. 2004), dass<br />

die von Überschuldung Betroffenen große Probleme damit<br />

haben, ihre Situation, sei es auch im engsten Familienkreis,<br />

zur Sprache zu bringen. Männer tun sich offensichtlich<br />

schwerer als Frauen, ihre Schuldensituation anzusprechen,<br />

auch wenn sie sich bereits in laufen<strong>der</strong> Beratung befinden.<br />

Auch nach unseren Erfahrungen ist deshalb eine Enttabuisierung<br />

des Themas Schulden beson<strong>der</strong>s bedeutend.<br />

Informationsvermittlung und das gemeinsame Öffnen <strong>der</strong><br />

markanten Umschläge, Lesen und Verstehen von Musterdokumenten<br />

wie einem Vollstreckungsbescheid o<strong>der</strong> einer<br />

Pfändungstabelle können die Ängste <strong>der</strong> Teilnehmenden<br />

mil<strong>der</strong>n und ihre Kompetenz erhöhen, auch in <strong>der</strong> Krise<br />

Ruhe zu bewahren. Aus <strong>der</strong> Überschuldungsforschung weiß<br />

man, dass die Betroffenen sich in <strong>der</strong> Regel während eines<br />

Zeitraumes von ca. ein bis zwei Jahren bemühen, eine eskalierende<br />

finanziell-wirtschaftliche Situation durch eigene<br />

Anstrengungen in den Griff zu bekommen. Sie nutzen hierzu<br />

ihr persönliches Krisenbewältigunginstrumentarium,<br />

indem sie zum Beispiel aus ihrer Sicht wichtige Ausgaben<br />

und Verpflichtungen vorrangig bedienen. Dabei richten sie<br />

sich verständlicherweise auch nach dem durch Gläubiger<br />

ausgeübten Druck. Dies führt jedoch dazu, dass die Zahlungen<br />

zur Sicherung des Lebensunterhalts (z.B. für Miete,<br />

Energie, notwendige Versicherungen) häufig nicht ausreichend<br />

geleistet werden. In <strong>der</strong> Folge setzt dann eine Entwicklung<br />

ein, die die Eskalation <strong>der</strong> Überschuldung nicht<br />

nur nicht bewältigen kann, son<strong>der</strong>n in <strong>der</strong> zusätzliche Probleme<br />

durch die Gefährdung des Wohnraums, des Arbeitsplatzes<br />

(etwa durch Lohnpfändungen) etc. entstehen können.<br />

Deshalb ist es bedeutend, in <strong>der</strong> Krise Ruhe zu bewahren,<br />

um die Situation nicht noch zu verschlimmern. In den Veranstaltungen<br />

werden Fallbeispiele diskutiert und grundle-<br />

gende Informationen zu Mahnverfahren und Zwangsvollstreckung<br />

sowie den Aufgaben und Angeboten professioneller<br />

Beratungsstellen erarbeitet.<br />

Literatur<br />

Basu, Somnath: White Paper. Financial Literacy and the Life Cycle.<br />

White House Conference on Aging, 2005. http://www.fpanet.org/<br />

member/govt_relation/new/loa<strong>der</strong>.cfm?url=/commonspot/security/<br />

getfile.cfm&PageID=33231.<br />

Ebli, Hans: Über Konsumentenkredite, Überschuldung, „jugendliche<br />

Konsumidioten“ und „Schuldenprävention“ in einer „Kreditgesellschaft“.<br />

In: Unsere Jugend, Heft 6, 2005. S. 243-253.<br />

Hamburger, Franz, Kuhlemann, Astrid, Wahlbrühl, Ulrich: Wirksamkeit<br />

von Schuldnerberatung. Gummersbach, 2004. In: Bundesministerium<br />

für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Materialien zur<br />

Familienpolitik: Lebenslagen von Familien und Kin<strong>der</strong>n. Überschuldung<br />

privater Haushalte. Nr. 19/2004.<br />

Lange, Elmar: Jugendkonsum im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t, VS Verlag, Wiesbaden<br />

2004.<br />

Lange, Elmar: Zur Verschuldung <strong>der</strong> Jugendlichen in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland. In: Neue Praxis, 5/2005.<br />

Leinert, Johannes: Finanzieller Analphabetismus in Deutschland:<br />

Schlechte Voraussetzungen für eigenverantwortliche Vorsorge.<br />

Bertelsmann Stiftung. Vorläufige Version. Gütersloh 2004. http://<br />

www.bertelsmann-stiftung.de/cps/rde/xbcr/SID-0A000F0A-<br />

095B90AA/bst/04-03-16-finanz-analphabeten.pdf.<br />

OECD: Improving Financial Literacy. Analysis Of Issues And Policies.<br />

Paris 2005.<br />

Reifner, Udo: Finanzielle Allgemeinbildung: <strong>Bildung</strong> als Mittel <strong>der</strong><br />

Armutsprävention in <strong>der</strong> Kreditgesellschaft. Nomos-Verlagsgesellschaft,<br />

Baden-Baden, 2003.<br />

Reifner, U., Zimmermann, G.: Schuldenkompass: Teilanalyse C:<br />

Sozialprofile ver- und überschuldeter junger Erwachsenen. 2005.<br />

Reifner, U.: <strong>Ansatz</strong>punkte für finanzielle Allgemeinbildung in <strong>der</strong><br />

Praxis. Auf: http://www.money-advice.net/index.php?id=334 Stand:<br />

Juli 2006.<br />

Schwartz, S.: Workshop Outline. Can Financial Education Succeed?<br />

The Limits of Education as a Solution to Overindebtedness. Auf:<br />

www.responsible-credit.net.<br />

<strong>BAG</strong>-<strong>SB</strong> INFORMATIONEN Heft 3/2006 39

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