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Haselünner Heimatfreund, Jahrgang 15 - 2013 - Heimatverein ...

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Alt-Haselünne<br />

Markt 1910 Quelle: 700 Jahre Stadt Haselünne, 1972 (Bildanhang)<br />

Hasestraße 1911 Quelle: 700 Jahre Stadt Haselünne, 1972 (Bildanhang)


Liebe <strong>Heimatfreund</strong>e,<br />

wir freuen uns, Ihnen auch zu<br />

Beginn des Jahres <strong>2013</strong> unseren<br />

„<strong>Heimatfreund</strong>“ überreichen zu<br />

können. In gelungener Vielfalt<br />

berichtet er über die Arbeit des<br />

<strong>Heimatverein</strong>s im abgelaufenen<br />

Jahr 2012, gibt interessante Rückblicke<br />

in die Geschichte unserer<br />

Heimatstadt und bringt mit<br />

kleinen Geschichten kurzweilige<br />

Unterhaltung.<br />

Mit diesem Gruß aus dem<br />

<strong>Heimatverein</strong> bringen wir Ihnen<br />

zugleich herzliche Segenswünsche<br />

für ein gutes Jahr <strong>2013</strong>. Wir<br />

wünschen Ihnen und allen, die<br />

Ihnen nahe stehen, Gesundheit,<br />

Glück und Zufriedenheit und<br />

gutes Gelingen bei allen Ihren<br />

Vorhaben.<br />

Wie Sie unserem beiliegenden<br />

Veranstaltungskalender entnehmen<br />

können, bieten wir auch in<br />

diesem Jahr wieder monatlich<br />

mindestens eine Veranstaltung an.<br />

Die Vorbereitungen dazu und die<br />

Durchführung werden erneut<br />

hohen Einsatz unserer Mitglieder<br />

verlangen. Es wäre schön, wenn<br />

Sie diese Angebote annehmen und<br />

dadurch den Einsatz belohnen.<br />

Im abgelaufenen Jahr 2012 hat<br />

uns die die aktive Beteiligung am<br />

Korn- und Hansemarkt besonders<br />

viel Freude gemacht. Auch dazu<br />

war es erforderlich, dass viele<br />

<strong>Heimatfreund</strong>e sich tatkräftig eingebracht<br />

haben.<br />

Wie bereits im vergangenen Jahr,<br />

so wollen wir auch in diesem Jahr<br />

mit der Archivarbeit einen besonderen<br />

Schwerpunkt setzen. Wir<br />

sind im Besitz wertvoller Urkunden<br />

und Unterlagen sowie<br />

Aufzeichnungen unserer <strong>Heimatfreund</strong>e<br />

Ernst Simme und Alfons<br />

Webering. Es fehlte aber bisher<br />

immer an Arbeitskraft, um diese<br />

Unterlagen aufzubereiten. Nun<br />

haben Herr Rektor i.R. Wilfried<br />

Beckmann und Herr Prof. Dr.<br />

Matthias Gatzemeier sich dieser<br />

Aufgabe mit großem Elan angenommen.<br />

Ihre Arbeit macht<br />

sichtbare Fortschritte. Wenn Sie,<br />

liebe <strong>Heimatfreund</strong>e, Interesse an<br />

der Archivarbeit haben oder sich<br />

für geschichtliche Unterlagen<br />

interessieren, dann wenden Sie<br />

sich doch einfach direkt an sie.<br />

Ein weiterer Arbeitsschwerpunkt<br />

wird die Überarbeitung unserer<br />

Satzungen sein. Änderungen in<br />

den gesetzlichen Vorschriften<br />

über die Gemeinnützigkeit und die<br />

Notwendigkeit, überholte Vorschriften<br />

zu aktualisieren machen<br />

diesen Schritt erforderlich. Der<br />

Vorstand arbeitet intensiv an<br />

dieser Aufgabe und will in der<br />

nächsten Mitgliederversammlung<br />

den erarbeiteten Entwurf zur Abstimmung<br />

stellen.<br />

Wie in jedem Jahr, so bleibt mir<br />

auch jetzt die angenehme Aufgabe,<br />

all unseren Mitgliedern<br />

„Danke“ zu sagen für die lang-


jährige Treue. Bitte unter-stützen<br />

Sie Ihren <strong>Heimatverein</strong> auch<br />

weiterhin! Dank auch den namentlich<br />

nicht genannten Gönnern, die<br />

durch großzügige Geldspenden<br />

den Unterhalt der Gebäude und<br />

des Museums zu tragen helfen.<br />

Vor allem aber sage ich Dank den<br />

vielen Aktiven, die durch tatkräftigen<br />

persönlichen Einsatz<br />

unseren <strong>Heimatverein</strong> mit Leben<br />

erfüllen. Diese ehrenamtliche<br />

Arbeit macht Freude! Wenn Sie,<br />

liebe Mitglieder, an dieser Freude<br />

mehr teilhaben möchten und mitarbeiten<br />

können, dann wenden Sie<br />

sich bitte gern an ein Mitglied<br />

unseres Vorstandes.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Der Schatzmeister und das liebe Geld<br />

Nachdem wir vor 3 Jahren<br />

unseren Hauptsponsor verloren<br />

haben und die Kosten für den Erhalt<br />

und den Betrieb der Heimathäuser<br />

ständig steigen, sind wir<br />

mehr denn je auf die finanzielle<br />

Unterstützung durch unsere Mitglieder<br />

angewiesen. Die meisten<br />

unserer Mitglieder zahlen inzwischen<br />

einen<br />

Jahresbeitrag von 12<br />

€ für die Bewohner<br />

ihres Haushaltes.<br />

Leider gibt es aber<br />

immer noch Mitglieder,<br />

die nicht den<br />

vollen Beitrag von 12<br />

€ pro Jahr zahlen.<br />

Viele sogar nur 2,56<br />

€.<br />

Wir glauben, dass viele von<br />

diesen Mitgliedern gar nicht<br />

wissen, dass Sie immer noch<br />

einen Beitrag zahlen, der mal vor<br />

vielen Jahren mit 5 DM festgelegt<br />

wurde, aber nun seit langem nicht<br />

mehr gültig ist. Irgendwann wurde<br />

von diesen Mitgliedern ein Dauerauftrag<br />

bei der Bank eingerichtet<br />

und seitdem wird dieser Minderbeitrag<br />

an uns überwiesen und der<br />

Auftraggeber ist sich gar nicht<br />

bewusst, dass von ihm nur so ein<br />

kleiner Beitrag überwiesen<br />

wird, der kaum die Kosten<br />

für das jährliche Heft des<br />

<strong>Heimatfreund</strong>es deckt.<br />

Die heutige Ausgabe des<br />

<strong>Heimatfreund</strong>es trägt auf<br />

seiner Rückseite ein<br />

Etikett mit Ihrem Namen<br />

und Ihrer Adresse.<br />

Außerdem ist dort ein<br />

„OK“ zu finden, wenn Ihr Jahresbeitrag<br />

mindestens 12 € beträgt.<br />

Wenn dort aber eine Geldangabe<br />

zu finden ist wie z.B. „2,56 €“,<br />

dann bedeutet das, dass Sie im


Jahre 2012 nur 2,56 € an Beitrag<br />

bezahlt haben. In dem Fall<br />

möchten wir Sie dringend bitten,<br />

Ihren Dauerauftrag bei der<br />

Bank/Sparkasse auf mindestens 12<br />

€ zu erhöhen und danken Ihnen<br />

jetzt schon für Ihr Verständnis.<br />

Sollte der <strong>Heimatverein</strong> in <strong>2013</strong><br />

dann einen Jahresbeitrag von 12 €<br />

(oder mehr) zugewiesen bekommen,<br />

können Sie weiterhin mit<br />

dem Bezug des <strong>Heimatfreund</strong>es<br />

rechnen, sonst würden wir die Zustellung<br />

des <strong>Heimatfreund</strong>es einstellen.<br />

In diesem Heft finden Sie als loses<br />

Blatt ein Formular, das Ihnen die<br />

korrekte Zahlung Ihres Beitrages<br />

sehr erleichtert. Es ist eine Vollmacht<br />

zum Einzug Ihres Beitrages<br />

auf unser <strong>Heimatverein</strong>skonto.<br />

Wenn Sie uns diese Einzugsermächtigung<br />

erteilen, wird jedes<br />

Jahr pünktlich am 1.März der<br />

Jahresbeitrag von Ihrem Konto<br />

eingezogen. Rufen Sie uns an,<br />

wenn Sie Probleme mit dem Ausfüllen<br />

haben und sagen Sie uns<br />

Bescheid, wenn wir das Formular<br />

bei Ihnen abholen können. Wir<br />

sind Ihnen auch bei der<br />

Kündigung des bestehenden<br />

Dauerauftrages behilflich.<br />

Der Vorstand – Tel.: 957761 in<br />

Haselünne<br />

Die Sturmkatastrophe vom 13. November 1972<br />

Am 13.November 1972<br />

tobte der bis dahin<br />

schwerste Orkan seit<br />

Beginn der Wetteraufzeichnungen<br />

in Niedersachsen<br />

und Norddeutschland.<br />

Der Luftdruck fiel<br />

in kurzer Zeit gegen 9.30<br />

Uhr auf 956 Hektopascal.<br />

Es wurden Windgeschwindigkeiten<br />

von<br />

bis zu <strong>15</strong>6 km/h gemessen.<br />

Der Orkan, der<br />

„Quimburga“ genannt wurde,<br />

forderte in Niedersachsen<br />

mindestens 73 Tote und schwere<br />

Sachschäden Bei den Aufräumungsarbeiten<br />

in den<br />

Wäldern kamen weitere<br />

Menschen ums Leben. Es ent-<br />

standen Sachschäden in Höhe<br />

von 1,34 Milliarden Mark.<br />

Die Schäden waren enorm.<br />

Neben erheblichen Gebäudeschäden<br />

wurden in Niedersachsen<br />

etwa 10 % des


gesamten Waldbestandes zerstört.<br />

Mit <strong>15</strong>,9 Millionen<br />

Kubikmeter fiel allein hier an<br />

einem einzigen Tag mehr als<br />

das Fünffache des üblichen jährlichen<br />

Holzeinschlags. Auch das<br />

Emsland wurde schwer getroffen.<br />

Forstmeister von Jagow<br />

hat in einem Artikel im Emslandjahrbuch<br />

Band 20 von 1973<br />

die großen Waldschäden<br />

detailliert aufgeführt.<br />

Morgens um 7.30 Uhr begann<br />

das große Waldsterben im Emsland;<br />

innerhalb von 2 Stunden<br />

war fast alles geschehen. Ein<br />

riesenhaftes Vermögen war vernichtet<br />

und mit ihm eine ganze<br />

Vorstellungswelt. Die Sparkassenfunktion<br />

des Waldes für<br />

den Bauernhof verlor mancherorts<br />

seine Glaubwürdigkeit. In<br />

den Emslandkreisen gingen<br />

etwa 1,2 Millionen Festmeter<br />

Stammholz zu Boden, darunter<br />

alle Altersstufen bis herab zu<br />

den 30jährigen. Am meisten<br />

betroffen war das mittlere und<br />

nördliche Emsland, während<br />

sich die Räume Lingen-<br />

Bentheim mehr in der Randzone<br />

des Orkans befunden haben. In<br />

Haselünne-Flechum gab es<br />

leider ein Todesopfer bei den<br />

Holzaufräumungsarbeiten. Auch<br />

in Haselünne und Umgebung<br />

wurden zahlreiche Häuser abgedeckt<br />

und beschädigt. Straßen<br />

wurden durch umgestürzte<br />

Bäume blockiert. Das Waldgebiet<br />

Grolls Tannen, das zu-<br />

sammen mit dem See und<br />

Wacholderhain ein wichtiges<br />

Erholungsgebiet werden sollte,<br />

wurde weitgehend zerstört. Zum<br />

Glück hat sich im Laufe der<br />

Jahre der Holzbestand erholt<br />

und die Schäden sind dank guter<br />

Pflege jetzt bald wieder behoben.<br />

Auch im übrigen Niedersachsen<br />

und Norddeutschland entstanden<br />

erhebliche Schäden an Gebäuden,<br />

der Verkehrsinfrastruktur,<br />

an Versorgungsanlagen<br />

und Wäldern. Viele wichtige<br />

Verkehrsverbindungen waren<br />

für Stunden, teilweise für Tage,<br />

unterbrochen. Durch die Zerstörung<br />

zahlreicher Stromleitungen<br />

kam es zum Teil zu<br />

tagelangen Stromausfällen. Auf<br />

der insgesamt 954.244 Hektar<br />

großen Waldfläche Niedersachsens<br />

wurden auf über<br />

100.000 Hektar etwa 50 Millionen<br />

Bäume umgeworfen, das<br />

ergibt eine Holzmenge von 16<br />

bis 17 Millionen Festmetern.<br />

In der Folge des Orkans<br />

Quimburga erfolgte ein Umdenken<br />

in der Forstwirtschaft.<br />

Die Aufforstung im Bereich der<br />

früheren Kiefernholzmonokulturen<br />

erfolgte in Form eines<br />

Waldumbaus mit dem Ziel der<br />

Entwicklung von Laubmischwäldern,<br />

meines Erachtens eine<br />

gute Entscheidung auch im Hinblick<br />

auf den Natur- und Landschaftsschutz.


Der Orkan am 13.11.1972<br />

wird als einer der schlimmsten<br />

Orkane des 20. Jahrhunderts in<br />

Mitteleuropa bezeichnet und<br />

wurde auch Niedersachsenorkan<br />

benannt. Wie kam es nun zu<br />

diesem Ereignis? Die Ent-<br />

stehungsgeschichte des Orkans<br />

begann am 10. und 11.<br />

November 1972 im Raum Neufundland.<br />

Von einem Hoch über<br />

Labrador wurde sehr kalte<br />

Polarluft nach Süden auf den<br />

amerikanischen Kontinent geführt,<br />

gleichzeitig führte ein bei<br />

den Azoren liegendes Hochdruckgebiet<br />

warme Subtropikluft<br />

nach Norden. Im Bereich<br />

des Aufeinandertreffens dieser<br />

Luftmassen bildete sich in einer<br />

Höhe von <strong>15</strong>00 Metern eine<br />

äußerst scharfe Temperaturdifferenz<br />

zwischen der +10<br />

Grad Celsius warmen Subtropikluft<br />

und der -35 Grad Celsius<br />

kalten Polarluft. Von einem<br />

bei Neufundland liegenden<br />

Orkantief spaltete sich ein Teiltief<br />

ab, das der Steuerung des<br />

Azorenhochs folgend über den<br />

Nordatlantik nach England zog<br />

mit einem Kerndruck von 975<br />

Hectopascal; dieses lag am 13.<br />

November 1972 um 1 Uhr über<br />

der Nordsee.<br />

Auf der<br />

Rückseite des<br />

Tiefs bildete<br />

sich aufgrund<br />

eines sich<br />

stark vertiefenden<br />

Keils ein sehr<br />

scharfer<br />

Luftdruckgradient<br />

aus,<br />

der zu<br />

extremen<br />

Windgeschwindigkeiten in Verbindung<br />

mit polarer Kaltluft<br />

führte. In den Morgenstunden<br />

erreichte das Sturmtief Norddeutschland,<br />

nachdem es vorher<br />

in England starke Schäden angerichtet<br />

hatte und später in<br />

Niedersachsen die genannten<br />

Schäden verursachte. In den<br />

Abendstunden löste sich dann<br />

der Sturm im Baltikum und<br />

später in St. Petersburg auf.Seit<br />

diesem Ereignis, also seit über<br />

40 Jahren, ist in Haselünne ein<br />

derartiger Sturm nicht wieder<br />

aufgetreten.<br />

Die Fotos vermitteln einen Eindruck<br />

von Schäden in Haselünne.<br />

G. Völkening


<strong>15</strong>0 Jahre St.-Vinzenz-Hospital in Haselünne<br />

Die 4000jährige Geschichte der<br />

Krankenhäuser<br />

Die Krankenhäuser haben sich im<br />

Laufe der Zeit gewandelt.<br />

Ursprünglich war die Medizin eng<br />

mit der Religion verbunden. So<br />

dienten die Tempel des Alten<br />

Ägypten auch der Behandlung<br />

von Kranken. Die ersten eigenständigen<br />

Einrichtungen, die sich<br />

Arzt im Krankensaal eines Hospitals, Druck von 1682<br />

um Kranke kümmerten, sind aus<br />

Sri Lanka und später auch aus<br />

Indien bekannt. Die ersten Lehrkrankenhäuser<br />

entstanden in<br />

Persien.<br />

Im frühen Mittelalter entstanden<br />

Krankenhäuser besonders in den<br />

größeren Städten der arabischislamisch<br />

dominierten Welt, deren<br />

Gelehrte und Ärzte bereits<br />

Medikamente entwickelten und<br />

Operationen auf vergleichsweise<br />

hohem<br />

Niveau durchführten.<br />

Allein Bagdad verfügte<br />

im 11. Jahrhundert<br />

über etwa<br />

100 Kliniken.<br />

Im europäischen<br />

Mittelalter diente ein<br />

Krankenhaus auch als<br />

Armenhaus oder<br />

Unterkunft für Pilger.<br />

Die damals verwendete<br />

Bezeichnung<br />

Hospital leitet sich<br />

vom lateinischen<br />

Wort ‚hospes‘ für<br />

‚Gast, Fremder‘ ab.<br />

Meistens wurde die<br />

Pflege von Mönchen<br />

und Nonnen geleistet.<br />

Im 18. Jahrhundert<br />

kamen die ersten<br />

modernen Krankenhäuser.<br />

So wurde<br />

1710 die Charité in


Berlin als Pestkrankenhaus gegründet.<br />

Seit der Gründung allgemeiner<br />

Krankenhäuser (z. B. in Wien<br />

1780) wurden die Hospitäler<br />

immer weniger eine Stätte der<br />

Versorgung für Arme, sondern ein<br />

Platz medizinischer Diagnostik<br />

und Therapie, außerdem ein Platz<br />

für Lehre und Ausbildung.<br />

Die Gründung von Krankenhäusern<br />

im Emsland, 1862<br />

erstes provisorisches Krankenhaus<br />

in Haselünne<br />

Im heutigen Emsland entstanden<br />

in der Mitte des 19. Jahrhunderts 7<br />

Krankenhäuser: Meppen 1851,<br />

Lingen 1855, Thuine 1857,<br />

Papenburg 1858, Lengerich 1861,<br />

Haselünne 1862 und Sögel 1866.<br />

Bis auf Lengerich bestehen sie<br />

noch heute. Wegen des großen<br />

Stadtbrandes von 1849 konnte<br />

Haselünne im Vergleich zu den<br />

anderen erst relativ spät an ein<br />

Krankenhaus denken.<br />

Übrigens gab es neben den 7<br />

Krankenhäusern 9 Apotheken<br />

(Haselünne: Sonnenapotheke,<br />

Apotheker Erpenbeck).19 Ärzte<br />

praktizierten im Emsland. Auf<br />

2443 Einwohner kam ein Arzt,<br />

1977 ein Arzt auf <strong>15</strong>40 Einwohner.<br />

Die Gründe zum Bau eines<br />

Krankenhauses in Haselünne<br />

werden deutlich in einem Brief,<br />

den 1860 der Pfarrer von<br />

Haselünne, Dechant Otten, an den<br />

Bischöflichen Stuhl von Osnabrück<br />

schrieb:<br />

„Im letzten Herbste und Winter<br />

befanden sich unter den hiesigen<br />

Armen mehrere Kranke, deren<br />

Verpflegung und Unterbringung<br />

mit bedeutenden Ausgaben verbunden<br />

…und in erforderlicher<br />

Weise kaum zu ermöglichen war.<br />

Dieses gab die besondere Veranlassung,<br />

den im Stillen längs<br />

gehegten Wunsch wegen<br />

Gründung eines Kranken- und<br />

Armenhauses in Erwägung zu<br />

ziehen und in einer Sitzung der<br />

Armen-Commission zur Sprache<br />

zu bringen. …“ (S. 12)<br />

Die treibende Kraft für den Bau<br />

eines Kranken- und Armenhauses<br />

(eines ‚Hospitals‘ als ‚Gasthaus‘<br />

für Arme, Kranke, Dahinsiechende)<br />

war die Armen-<br />

Versorgungskommission (heute in<br />

Kurzform AVK Haselünne genannt).<br />

Mitglieder waren 1860:<br />

Dechant Otten, Vikar Brockhaus,<br />

Anton Berentzen (aus der Sensenschmiedefamilie),<br />

Anton Heyl,<br />

Gustav Russell, Nikolaus Többen<br />

und Bürgermeister Münster.<br />

Da aber noch die finanziellen<br />

Mittel zum Bau eines neuen<br />

Krankenhauses fehlten, mietete<br />

man zunächst den Ricciushof<br />

(alter Burgmannshof an der<br />

Hasebrücke, Praxis Dr. Schnellen,<br />

aktuell: Bau des Seniorenzentrums<br />

an der Hasebrücke) an. Davon<br />

nahm man aber bald Abstand und<br />

kaufte zunächst das sogenannte<br />

Pellesche Haus in der Hasestraße


(früher Textilhaus Wübben,<br />

aktuell Küchenstudio). Das<br />

Komitee sprach selbst von einem<br />

‚provisorischen Krankenhaus‘. Es<br />

sollte neben 2 Krankenzimmern<br />

eigentlich die Wohnung von 2<br />

Franziskanerschwestern aus<br />

Mauritz bei Münster sein. Die<br />

beiden Ordensschwestern sollten<br />

in erster Linie in der ambulanten<br />

Krankenpflege eingesetzt werden.<br />

In einem geschichtlichen Rückblick<br />

aus dem Jahre 1928 heißt es:<br />

„Am 27. Mai 1862 war der Tag,<br />

an dem die beiden Schwestern,<br />

Obdulia und Alina, kommen<br />

sollten. Der hochw. Herr Dechant<br />

Otten holte dieselben von Lingen<br />

ab. Die Pfarrgemeinde hatte beim<br />

Schützenhause einen Ehrenbogen<br />

errichtet, und von dort wurden die<br />

beiden Schwestern in feierlicher<br />

Prozession zur Kirche und zu<br />

ihrem Wohnhause begleitet. Der<br />

Herr Bürgermeister Münster entbot<br />

beim Empfang der Schwestern<br />

einen Willkommensgruß und<br />

sagte u. a., ‚sie möchten einziehen<br />

in die Stadt Haselünne, ihr Haus<br />

in Besitz nehmen, um daselbst<br />

wie in der hiesigen Umgebung<br />

ihre edle, wahrhaft christliche, auf<br />

den Flügeln der himmlischen<br />

Liebe waltende, den Leiden der<br />

hilfsbedürftigen Menschheit abhelfende,<br />

befestigende Tätigkeit‘<br />

zu entfalten.“ (S. 19) Schwester<br />

Obdulia war damals 26, Schwester<br />

Alina 21 Jahre alt.<br />

Der Bau des St.-Vinzenz-<br />

Hospitals am rechten Haseufer<br />

In der Folgezeit wurde der<br />

Wunsch nach einem größeren<br />

Krankenhaus immer dringender.<br />

Bürger spendeten namhafte<br />

Beträge, so dass man bald konkret<br />

den Bau des St.-Vinzenz-<br />

Hospitals am rechten Haseufer<br />

unter Leitung des bedeutenden<br />

<strong>Haselünner</strong> Architekten Josef<br />

Niehaus planen konnte.<br />

Das neue Krankenhaus in Zahlen:<br />

- Der <strong>Haselünner</strong> Bürger Anton<br />

Heyl (Ziegelei- und Töpfereibesitzer)<br />

schenkt „einen Bauplatz<br />

und 50 000 Ziegelsteine“<br />

(S. 22)<br />

- Fertigstellung Dez. 1864, Eröffnung<br />

Mai 1865<br />

- 4 Krankenzimmer mit je 3 bis 4<br />

Betten, weitere Zim-mer für die<br />

beiden Krankenschwestern aus<br />

Mauritz, 1 Zimmer für den<br />

Hausknecht, 1 Zimmer als<br />

Küche und Wirtschaftsraum<br />

- Tagespflegesatz 50 bis 100 Pf<br />

- häufige Krankheiten: Schwindsucht(Tuberkulose),<br />

Krätze,<br />

Rheumatismus, Ty-phus, Verletzungen<br />

der verschiedensten<br />

Art<br />

- 30% der Todesfälle im Emsland<br />

waren durch Tuberkulose bedingt.<br />

Wie ging es dann weiter?<br />

- Schwester Obdulia und<br />

Schwester Alina waren im<br />

Krankenhaus und in der


ambulanten Pflege tätig (z. T.<br />

im Umkreis von <strong>15</strong> km).<br />

- Zunächst wurde Dr. Cromme<br />

(bis 1876), dann Dr. Sudendorf<br />

Hospitalarzt (1876-1892).<br />

[Hospitalarzt = Belegarzt]<br />

Über die Tätigkeit Dr. Sudendorfs<br />

im Krankenhaus heißt u.a.: „An<br />

jedem Tag wurde nur eine<br />

Operation durchgeführt. Vor<br />

jedem Eingriff badete er sich in<br />

einer hölzernen Wanne im Nebenraum<br />

des Operationsraumes. Er<br />

zog einen frischen Kittel an und<br />

operierte. Da er als guter<br />

Operateur galt, wurde er oft nach<br />

Lingen und Meppen geholt. Das<br />

Honorar wurde nach seinen Aufzeichnungen<br />

oft in Form von<br />

Naturalien gezahlt. Die arme<br />

Landbevölkerung konnte nicht mit<br />

Talern bezahlen, sondern nahm<br />

das, was auf den Feldern wuchs<br />

oder aus der Schlachtung kam.<br />

Für einen Luftröhrenschnitt hat er<br />

oft nur 6 Eier oder mal eine geräucherte<br />

Mettwurst bekommen.“<br />

(S. 29 )<br />

- Der Bischöfliche Stuhl von<br />

Osnabrück wurde Eigentümer<br />

des Krankenhauses und ist es<br />

bis heute.<br />

- Kurz nach Inbetriebnahme des<br />

Hospitals begann man mit dem<br />

Bau einer Kapelle, finanziert<br />

durch Kollekten; eingeweiht<br />

wurde sie im August 1865.<br />

- Das Hospital wurde in den<br />

Folgejahren weiter umgebaut,<br />

denn der Platz für die Patienten<br />

reichte nicht. Außerdem ent-<br />

wickelte sich das Hospital zu<br />

50% zu einem Altenpflegeheim.<br />

- Die Sonnenapotheke (Apotheker<br />

Erpenbeck) belieferte<br />

von Anbeginn bis 1945 ausschließlich<br />

das Krankenhaus<br />

mit Medikamenten.<br />

- Schon in einem Dokument aus<br />

dem Jahre 1909 wurden Mängel<br />

in der Bausubstanz und eine<br />

viel zu große Feuchtigkeit in<br />

den Räumen angemerkt.<br />

Außerdem wurde von einem<br />

großen Platzmangel berichtet.<br />

Der neue Bau von 1911<br />

- Aus diesen Gründen beschloss<br />

das Kuratorium, einen Neubau<br />

neben dem alten Gebäude zu errichten.<br />

Aber wie sollte das<br />

Vorhaben finanziert werden,<br />

denn es war zu wenig Geld da?<br />

- Es waren dann 3 Stifterfamilien,<br />

die 87000 Mark aufbrachten:<br />

Anton Dreesmann (einer der<br />

Gründer des holländischen<br />

Kaufhauskonzerns)<br />

Georg Berentzen (aus der<br />

Sensen-, Sichel- und Spatenfabrikation<br />

Wilhelm Vehmeyer (Baustoffhandel)<br />

Alle 3 Familien kamen ursprünglich<br />

aus der Hasestraße<br />

und waren miteinander verwandt.<br />

- Zum Vergleich: 1908 verdiente<br />

ein Lehrer jährlich 1400 Mark,<br />

der Stundenlohn für einen gelernten<br />

Arbeiter war -,38 Mark.


- Die Familie I. B. Berentzen<br />

schenkte dem Hospital das<br />

Grundstück, einen „kostbaren,<br />

als Baugelände geeigneten<br />

Garten“ (S. 38), so die Urkunde<br />

bei der Grundsteinlegung.<br />

- Die restlichen 50 000 Mark<br />

wurden wie folgt finanziert: 20<br />

000 Mark durch Kollektenaufkommen,<strong>15</strong><br />

000 Mark durch 5<br />

größere Einzelspenden, 22 000<br />

Mark durch ein Darlehen der<br />

Armenversorgungskommission<br />

- 16. Mai 1911: Eröffnung des<br />

Krankenhause<br />

- „Das schönste Gebäude der<br />

Stadt Haselünne“ (so die Osna-<br />

brücker Volkszeitung)<br />

- Das Krankenhaus wurde in der<br />

baukünstlerischen Richtung des<br />

Jugendstils errichtet. Es hatte 50<br />

Betten.<br />

- Der Architekt war der<br />

Münsteraner Rudolph Heutig;<br />

als Bauunternehmer wurden<br />

Bernhard Harren aus Haselünne<br />

und Heinrich Schepers aus<br />

Haren genannt.<br />

- Mitglieder des Krankenhauskuratoriums<br />

waren damals<br />

Pfarrer Schniers, Kaplan Muke,<br />

Vikar Borgelt, Johannes<br />

Berentzen und Heinrich Blanke<br />

aus der Bauernschaft Hamm.<br />

St.-Vinzenz-Hospital um 1911, links das Gebäude des 1864 errichteten Krankenhauses<br />

(Zeichnung: Archiv Krankenhaus)


(Postkarte von 1954): Blick aus Richtung Hammer Straße – Beim Vergleich mit der<br />

Zeichnung (1911) erkennt man, dass es in 43 Jahren nur wenige Veränderungen gegeben<br />

hat. Lediglich die Kapelle und einige Wirtschaftsgebäude sind dazugekommen.<br />

Die ärztliche Versorgung<br />

Zunächst war das Krankenhaus<br />

ein reines Belegkrankenhaus und<br />

demzufolge waren die <strong>Haselünner</strong><br />

Ärzte in ihrer Praxis und im<br />

Krankenhaus tätig. Zu<br />

Operationen wurden häufig auswärtige<br />

Fachkollegen hinzugezogen.<br />

Besonders bekannt geworden<br />

ist ab 1925 in diesem Zusammenhang<br />

der Lingener<br />

Chirurg Dr. med. Heinrich Bergmann.<br />

<strong>Haselünner</strong> Ärzte bis 1945<br />

waren Dr. Cromme, Dr.<br />

Sudendorf, Dr. Többen, Dr.<br />

Berentzen (aus der Sensenschmiedefamilie),Dr.<br />

Brockmann,<br />

Dr. Müller, Dr. Richard und Dr.<br />

Schnellen. Für das Krankenhaus<br />

von Bedeutung waren dabei besonders<br />

Dr. Schnellen, Dr. Müller<br />

und Dr. Richard. Von diesem wird<br />

z. B. berichtet, dass er immer mit<br />

dem Fahrrad kam, auch noch mit<br />

70 Jahren, und dass er bei<br />

Patienten, die keine Krankenversicherung<br />

hatten und in ärmlichen<br />

Verhältnissen lebten, häufiger die<br />

Rechnung „vergaß“. Auch Dr.<br />

Müller war durch seine soziale<br />

Einstellung bekannt. Dr. med.<br />

Ferdinand Paul Schnellen<br />

kümmerte „sich intensiv um die<br />

medizinische Modernisierung. Die<br />

Anschaffung eines Röntgenapparates<br />

und eines Kurzwellen-


apparates sowie die Einrichtung<br />

einer Badeabteilung und einer<br />

Isolierstation gingen im Wesentlichen<br />

auf seine Initiative zurück.“<br />

(S. 42)<br />

Das Krankenhaus als Selbstversorger<br />

Zu einem Krankenhaus gehört<br />

natürlich auch die Versorgung mit<br />

Nahrungsmitteln. Aus heutiger<br />

Sicht ist es kaum vorstellbar, dass<br />

das Krankenhaus bis in die 60er<br />

Jahre des 20. Jahrhunderts sich<br />

weitgehend selbst versorgen<br />

konnte. In den „besten Zeiten“<br />

Ordensschwestern und Küchenhilfen bei der Heuernte, 1962<br />

wurden etwa 8 ha bewirtschaftet;<br />

landwirtschaftliche Nutzflächen<br />

waren in der Nähe des Krankenhauses,<br />

aber auch an der Polle. In<br />

den Kriegs- und Nachkriegsjahren<br />

war deswegen die Grundversorgung<br />

mit Gemüse und<br />

Kartoffeln aus eigener Produktion<br />

möglich. Als die Landwirtschaft<br />

1964 aufgegeben wurde, hatte<br />

man noch ein Pferd, drei Kühe,<br />

sechs Schweine und etliche<br />

Hühner. Die Arbeit in der Landwirtschaft<br />

wurde von Ordensschwestern<br />

und Hilfskräften<br />

erledigt. Zur Selbstversorgung gehörte<br />

auch die Herstellung von<br />

Backwaren in der eigenen Backstube,<br />

wie die „Emslandnachrichten“<br />

in ihrer Ausgabe vom<br />

30. Mai 1964 berichteten: „In der<br />

krankenhauseigenen Backstube<br />

wird das Brot, …, selbst gebacken.<br />

Seit Jahrzehnten überwacht<br />

Schwester Gottfriede die<br />

Backstube. Ob Brötchen, Brot


oder herrliche Tortengebilde verlangt<br />

werden, alles wird hergestellt.“<br />

(S. 43)<br />

Bauliche Erweiterung: Kapellenflügel<br />

und Wirtschaftsgebäude<br />

Zwischen den beiden Weltkriegen<br />

gab es nur wenige bauliche Veränderungen<br />

bzw. Erweiterungen.<br />

1924/25 kam es zu einer Erweiterung<br />

der Wirtschaftsgebäude,<br />

1930 bekam das<br />

Krankenhaus ein eigenes Gewächshaus.<br />

1935 beschloss das<br />

Kuratorium, einen Kapellenbau<br />

durchzuführen. Mit der Bauausführung<br />

wurde der Architekt Prof.<br />

Dr. Dominikus Böhm aus Köln-<br />

Marienburg, damals bedeutendster<br />

deutscher Kirchenbaumeister, beauftragt.<br />

Außer der Kapelle sollten<br />

in dem Verbindungsflügel<br />

zwischen Alt- und Neubau ein<br />

Krankenzimmer und sieben<br />

andere Räume entstehen.<br />

Probleme ergaben sich bei der<br />

Baugenehmigung. Deswegen<br />

wandte sich das Kuratoriumsmitglied<br />

I. B. Berentzen 1937 über<br />

die „Fachgruppe Korn-<br />

brennereien“ an zuständige<br />

Dezernenten im Innenministerium<br />

und auch im Arbeitsministerium.<br />

Er wies darauf hin, dass die Ver-


zögerung „wohl hauptsächlich<br />

wegen der Knappheit an Eisen“<br />

(S. 45) zustande gekommen sei.<br />

Auch erfolgte der Hinweis, „dass<br />

der Erweiterungsbau den ersten<br />

modernen Luftschutzkeller“ der<br />

Stadt erhalten würde. Trotzdem<br />

erfolgte eine Ablehnung. Sie lässt<br />

bereits erahnen, dass die Vorbereitungen<br />

für den Zweiten<br />

Weltkrieg in vollem Gange waren.<br />

Denn 1936 war ein Vierjahresplan<br />

verabschiedet worden, der im<br />

Hinblick auf die geheimen<br />

Kriegspläne der Nationalsozialisten<br />

möglichst die Autarkie<br />

Deutschlands, also die weitgehende<br />

Unabhängigkeit im Hinblick<br />

auf wichtige Rohstoffe und<br />

Nahrungsmittel, sichern sollte.<br />

Trotz der Ablehnung mit dem<br />

Schreiben vom 27. September<br />

1937 (siehe Dokument oben!) gelang<br />

es dem Kuratorium aber<br />

unter Nachweis der Verwendung<br />

von weniger Eisen, eine Baugenehmigung<br />

zu bekommen. 1943<br />

war Eisen in Deutschland bereits<br />

so knapp, dass Glocken zwangsweise<br />

für die Kriegsproduktion<br />

eingeschmolzen wurden, wie das<br />

Kalenderblatt zeigt.<br />

Nachkriegszeit bis Mai 1947<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg war<br />

das Krankenhaus polnisches<br />

Militärlazarett, und zwar in der<br />

Zeit von Mai 1945 bis Mai 1947.<br />

In dieser Zeit ließ sich der damals<br />

erst 34jährige Dr. med. Josef<br />

Appels zunächst als praktischer<br />

Der. med. Josef Appels, der erste<br />

hauptamtliche Chefarzt des Hospitals,<br />

1947-1976<br />

Arzt in Haselünne nieder, jedoch<br />

mit der Zusage einer Chefarztstelle<br />

für die Zeit nach Abzug des<br />

polnischen Militärs. Sofort nach<br />

seinem Dienstantritt sorgte er für<br />

die Beschaffung eines Röntgenapparates.<br />

Bezahlt wurde zu dieser<br />

Zeit in der „Kartoffelwährung“.<br />

Ein Eisenbahnwaggon Kartoffeln<br />

war von den Bauern des Kirchspiels<br />

zur Verfügung gestellt<br />

worden. Die „Überweisung“ ging<br />

an die Belegschaft der Siemenswerke<br />

in Dortmund. Weiteres Gerät<br />

wurde auf ähnliche Weise beschafft.<br />

Mit der Anstellung eines hauptamtlichen<br />

Krankenhausarztes<br />

wandelte sich die Situation für die<br />

<strong>Haselünner</strong> Ärzte grundsätzlich,<br />

denn bis dahin war das St.-<br />

Vinzenz-Hospital ein reines Belegkrankenhaus<br />

gewesen. Eine<br />

längere Gewöhnungszeit in Bezug<br />

auf das neue System war die


Folge. Erst Mitte der 50er Jahre<br />

gingen die Belegzahlen deutlich<br />

nach oben. Unmittelbar nach der<br />

Währungsreform betrug der<br />

Pflegesatz 4,80 DM, die Arzneimittel<br />

waren darin eingeschlossen.<br />

Die Pflege lag noch ausschließlich<br />

in der Hand der Ordensschwestern.<br />

Der Weg zum Krankenhaus der<br />

Grundversorgung<br />

Baumaßnahmen<br />

- 1964 bis 1988: Modernisierung<br />

und Erweiterung in mehrfachen<br />

Schritten: Zunächst Einrichtung<br />

eines neuen Funktionstraktes<br />

mit Operationssaal und Räume<br />

für die Geburtshilfe<br />

- 1969: moderne Bäderabteilung<br />

mit einem Bewegungsbad<br />

- Bis 1975 Erhöhung der Bettenkapazität<br />

von 80 auf 171<br />

- 1970: Einrichtung eines<br />

Wohnheimes mit 40 Plätzen für<br />

Personal<br />

- 1979: Nutzung des<br />

Wohnheimgebäudes durch die<br />

Verwaltung nach vorheriger<br />

Reduzierung der Zahl der<br />

- Wohnheimplätze<br />

1979: Bau eines Funktions-<br />

traktes mit der Praxis für einen<br />

Internisten und einem<br />

Operationssaal für Knochenchirurgie<br />

- 1987: Erweiterung des<br />

Funktions- und Behandlungstraktes<br />

mit der Einrichtung der<br />

Chirurgie und der Intensivstation<br />

Damit gingen Veränderungen<br />

bzw. der Ausbau der Heizzentrale,<br />

der Elektrozentrale, der Bettenzentrale<br />

und der Klimaanlage einher,<br />

es entstand ein Finanzierungsaufwand<br />

von 12<br />

Millionen DM. Möglich war<br />

dieser Ausbau, weil das<br />

Vinzenzhospital 1983 in das<br />

Krankenhausfinanzierungprogramm<br />

des Landes Niedersachsen<br />

aufgenommen worden war. Die in<br />

den 20 Jahren zuvor getätigten<br />

Eigenleistungen mit Unterstützung<br />

des Landkreises Meppen,<br />

später Emsland, und der Stadt<br />

Haselünne hatten letztendlich zur<br />

Aufnahme in dieses Förderprogramm<br />

geführt.<br />

Ärztliche Versorgung und Ausbau<br />

von fünf Abteilungen<br />

- 1965: Der Internist und spätere<br />

leitende Chefarzt Dr. med.<br />

Alfons Egen kommt nach<br />

Haselünne. Die Abteilung<br />

Innere wächst auf 50 Betten.<br />

1979 wird die zweite hauptamtliche<br />

Chefarztstelle für die<br />

Innere Abteilung eingerichtet<br />

(Dr. Harald Hünermann).<br />

- 1969: Einrichtung einer Abteilung<br />

für Hals-, Nasen- und<br />

Ohrenkrankheiten unter der<br />

Leitung von Dr. med. Dr. med.<br />

dent. Franz Wiegelmann, der ab<br />

1972 mit Dr. med. Hans-Georg<br />

Schulte zusammenarbeitet


Grundriss des Krankenhauses von 1864, rekonstruiert<br />

nach der Bauplanung von Josef<br />

Niehaus.<br />

- 1976 geht Dr. Appels in<br />

Pension, sein Nachfolger als<br />

Chirurg wird Dr. med. Reiner<br />

Hastrich, Facharzt für Chirurgie<br />

und Orthopädie.<br />

- 1970: Einrichtung der Abteilung<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe<br />

mit Dr. med. Hans-<br />

Jürgen Meyer, Facharzt für<br />

Gynäkologie und Geburtshilfe,<br />

Belegung von 20 Betten;<br />

wenige Zeit später: zweiter<br />

Gynäkologe, Dr. med. Arnold<br />

Moormann, in einer Sozietät<br />

mit Dr. Meyer tätig, Ausweitung<br />

der Bettenzahl auf 30<br />

- Der frei praktizierende<br />

Kinderarzt Dr.<br />

Wolfgang Mantey lässt<br />

sich in Haselünne<br />

nieder.<br />

- 1984: „Abrundung“<br />

des schon umfangreichen<br />

Angebots durch die Anstellung<br />

von zwei Fachärzten<br />

für Anästhesie:<br />

Chefarzt Dr. Andreas<br />

Busch und ein Oberarzt.<br />

125 Jahre nach der<br />

Gründung, also 1987 weist<br />

die Statistik 262 Mitarbeiter<br />

aus, umgerechnet<br />

etwa eine Größe von 200<br />

Vollarbeitszeitkräften. Davon<br />

sind 101 Arbeitskräfte<br />

im Pflegedienst tätig.<br />

Trotz der aufgeführten<br />

guten Entwicklung kam es zu<br />

beträchtlichen Sorgen um die<br />

weitere Existenz des<br />

Krankenhauses. Dem niedersächsischenKrankenhausbedarfsplan<br />

entsprechend sollte die Zahl<br />

der Krankenhausbetten abgebaut<br />

werden. Aber dank starker Eigeninitiative<br />

konnte man Anfang der<br />

90er Jahre eine neue Ausrichtung<br />

des Krankenhauses und damit den<br />

künftigen Fortbestand, ja sogar<br />

Ausbau, sichern. Zu nennen sind<br />

hier besonders die Kuratoriumsmitglieder<br />

sowie Chefarzt Dr.<br />

Alfons Egen und Verwaltungsleiter<br />

Heinz Pinkhaus.


Grundriss der gesamten Krankenhausanlage im Jahr 1988 – Die<br />

Erweiterungen seit 1864 sind gut zu erkennen.<br />

Luftaufnahme aus dem Jahre<br />

1988: Blickrichtung: von der<br />

Hammer Straße


Entwicklung des St-Vinzenz-<br />

Hospitals Haselünne in den<br />

letzten 25 Jahren<br />

In den letzten 25 Jahren ist die<br />

Zukunft und der Bestand des<br />

Krankenhauses durch notwendige<br />

Umstrukturierungs- und Baumaßnahmen<br />

gesichert worden.<br />

Eingeleitet wurde die Diskussion<br />

um den Bestand der sogenannten<br />

kleinen Häuser im Jahre 1995<br />

durch das Gesundheitsstrukturgesetz<br />

mit tief greifender Umgestaltung<br />

des stationären<br />

Leistungsangebotes und dem<br />

neuen Krankenhausfinanzierungsgesetz.<br />

Um den Bestand und die<br />

Wirtschaftlichkeit des Hauses zu<br />

von links nach rechts: Pfarrer Franz Brauer (Kuratorium), Heinz Möllering<br />

(Kuratorium), Schwester Isentrud (Pflegedienstleitung), Franz Glüsenkamp<br />

(Kuratorium), Dr. Hans Berentzen (Kuratorium), Dr. Alfons Egen (Leitender Chefarzt)<br />

hinten: Berhard Wahmes (Kuratorium), Heinz Pinkhaus (Verwaltung)<br />

sichern, wurde die rückläufige<br />

Hauptabteilung für Chirurgie (bedingt<br />

durch Erweiterung des<br />

Leistungsangebotes der umliegenden<br />

Krankenhäuser und der<br />

Einrichtung einer Leitstelle beim<br />

LK Emsland) aufgelöst und die<br />

zukunftweisende Hauptabteilung<br />

für Psychiatrie mit zunächst 40<br />

Betten vom Niedersächsischen<br />

Sozialministerium genehmigt.<br />

Somit verfügte das St-Vinzenz-<br />

Hospital wieder über 3 Hauptabteilungen<br />

(Innere, Psychiatrie und<br />

Anästhesie) und zwei Belegabteilungen<br />

(Gynäkologie und<br />

Geburtshilfe und Hals-, Nasen-<br />

und Ohrenabteilung). Die<br />

Psychiatrie wurde 2000 durch eine<br />

Tagesklinik, 2003 durch eine<br />

Institutsambulanz und im Jahre<br />

2004 durch einen Neubau er-<br />

weitert.<br />

Die Belegabteilungen Gynäkologie<br />

und Geburtshilfe und HNO sind im


Krankenhausbedarfsplan gestrichen<br />

worden. Als Ausgleich<br />

wurde die Hauptabteilung für<br />

Psychiatrie auf 100 Betten aufgestockt.<br />

Aktuell steht eine Erweiterung der<br />

Tagesklinik für psychiatrische<br />

Patienten um<strong>15</strong> Plätze an.<br />

Außerdem ist eine psychosomatische<br />

Abteilung mit 20<br />

Betten genehmigt worden. Die<br />

Baumaßnahmen werden voraussichtlich<br />

2014 beginnen. Auf dem<br />

alten Molkereigelände an der<br />

Hammer Straße entsteht derzeit<br />

das Gesundheitszentrum „Hase-<br />

med“ für niedergelassene Ärzte<br />

und medizinische Einrichtungen.<br />

Mit seinen zukünftig 179<br />

Betten/Plätzen ist das St.-<br />

Vinzenz-Hospital auch von großer<br />

wirtschaftlicher Bedeutung für die<br />

Stadt und Region. Über 300 Mitarbeiter<br />

haben hier einen Arbeitsplatz.<br />

So können alle Beteiligten<br />

voller Freude auf die Vergangenheit<br />

zurückblicken und guten<br />

Mutes für die Zukunft sein.<br />

2011: Blick aus südlicher Richtung: Die baulichen Erweiterungen seit 1988 sind gut zu<br />

erkennen. Verschwunden ist die Molkerei. Auf dem ehemaligen Molkereigrund-stück -<br />

jetzt Grünfläche - entsteht in naher Zukunft ein Ärztehaus. Besonders ins Auge fallen<br />

der Sinnesgarten im Vordergrund links und das Gebäude der Psychiatrie.


Zeittafel zur Historie des St.-Vinzenz-Hospitals Haselünne<br />

1859/1860 Gründung eines Komitees, das gleich zu Beginn seine Arbeit aufnimmt<br />

und Spenden sammelt mit einem Ergebnis von 2.500 Reichstalern<br />

1.Mai1862 Gründung des provisorischen Krankenhauses in einem Wohnhaus an der<br />

Hasestraße (heute Textilhaus Wübben)<br />

27. Mai 1862 Eintreffen von zwei Franziskanerschwestern aus Mauritz bei Münster<br />

30. Mai 1862 um Selbstständige die Krankenpflege Auflösung zu übernehmen<br />

des AVK Hospitalkomitees (AVK=<br />

Armenversorgungskomitee)<br />

11. Juli 1862 Der Bischöfliche Stuhl von Osnabrück wird Eigentümer des Kranke nhauses<br />

Sommer 1863 Beginn mit dem Bau des Krankenhauses. Der ehemalige Bürgermeister<br />

Bernhard Augustin erklärt sich bereit, die Baukosten vorzustrecken.<br />

22. September1864 Entschluss zum Bau einer Kapelle<br />

Dezember 1964<br />

1964<br />

Der Neubau wird von beiden Schwestern bezogen. Es gibt ein Bettenhaus<br />

mit 20 Betten.<br />

1866 bis 1873 Wirtschaftsgebäude, vermutlich mit einigen Krankenzimmern, ans telle<br />

des Stallgebäudes errichtet, das dort 1864 zusammen mit dem ersten<br />

Krankenhaus erbaut worden war<br />

1911 Neubau des Krankenhauses mit 50 Betten, der Altbau wird Altenheim<br />

1924 Wirtschaftsgebäude<br />

1938 Verbindungsflügel zwischen Altbau und Neubau mit K apelle,<br />

1 Krankenzimmer und 7 anderen Räumen. Bis dahin stand dort eine<br />

kleine Kapelle, die 1865 in Verbindung mit dem Bettenhaus von 1864<br />

errichtet worden war.<br />

1964 Funktionstrakt: OP und geburtshilfliche Räume; darin 1969 moderne<br />

Bäderabteilung mit Bewegungsbad,<br />

1967 Bettenhaus von 80 auf 135 Betten vergrößert. Außerdem bauliche<br />

Sanierung und Modernisierung der gesamten medizinisch -technischen<br />

Einrichtung<br />

1970 Personalwohnheim mit 40 Plätzen;1979 nach Reduzierung der<br />

Wohnplätze Einrichtung einer Verwaltung<br />

1975 Aufstockung des Bettenhauses von 135(1967) auf 171 Betten<br />

1979 Funktionstrakt mit Praxis des Internisten - OP für Knochenchirurgie - Klimaanlage<br />

1987 Funktions- und Behandlungstrakt: Chirurgie – Intensivstation -<br />

Heizzentrale – Elektrozentrale – Bettenzentrale - Klimaanlage<br />

1988 Besucher- und Patientencafé – Eingangsbereich - modernisiertes Labor<br />

(befand sich bis dahin im Altbau) - Anbau eines Treppenhauses an den Bettentrakt<br />

von 1967/75 (Brandschutzmaßnahme)<br />

1996 Umstrukturierung der Chirurgie in die Psychiatrie<br />

2003 Umstrukturierung der Geburtshilfe in die Suchttherapie<br />

2004 Bezug des Erweiterungsbaues durch die Psychiatrie<br />

Erstzertifizierung eines Qualitätsmanagement-Systems nach<br />

proCum Cert und KTQ („Krankenhaus-TÜV“<br />

2005 Erstellung und Gestaltung des Franziskusbrunnens vor dem Haupteingang,<br />

finanziert durch Spenden


2006 Erstellung eines Verabschiedungsraumes<br />

Umstrukturierung der HNO-Abteilung in weitere 10 psychiatrische Betten<br />

Umstrukturierung der OP-Abteilung in ein ambulantes OP- Zentrum<br />

Umsetzung der Integrierten Versorgung im Bereich Suchtbehandlung<br />

Renovierung des Schwesternwohnheims mit Neubezug durch das<br />

Deutsche Rote Kreuz und die Krankenhaus-Verwaltung<br />

2007 Erneute Zertifizierung des bestehenden Qualitätsmanagementsystems<br />

Nach proCum Cert und KTQ<br />

Zertifizierung als eines der besten Krankenhäuser Deutschlands<br />

2007 Beginn der Sanierung des Bettenhauses<br />

2010 Erneute Erweiterung der Psychiatrischen Abteilung um weitere zehn<br />

Betten auf 100 Planbetten. Diese sind verteilt auf fünf Stationen.<br />

2010 Einweihung des neu gestalteten „Gartens der Begegnung”.<br />

2010 Fertigstellung der Baumaßnahmen „Umstrukturierung Pflege'', Sanierung der<br />

Station 3 und Einrichtung einer neuen Funktionsdiagnostik der Inneren Medizin in<br />

den ehemaligen Kreissaalräumen<br />

2010 Sanierung der Krankenhauskapelle<br />

2011 Fertigstellung des neuen Eingangsbereiches/Foyers und der neuen Funktionsdiagnostik<br />

Dachsanierung Station 5<br />

Quellen: 1. Hamacher, Josef: Das St. Vinzenzhospital in Haselünne,<br />

Haselünne 1988<br />

(Alle Zitate sind diesem Buch entnommen.)<br />

2. Archiv St.-Vinzenz-Hospital Haselünne<br />

3. http://de.wikipedia.org/wiki/Krankenhaus<br />

4. Aussagen ehemaliger Mitarbeiter/innen des<br />

St.-Vinzenz- Hospitals<br />

W. Beckmann, A. Hegge


Die Burgmannshöfe in Haselünne<br />

Graf Hermann von Ravensberg<br />

(1170 – 1221) sicherte den ihm<br />

unterstehenden Emsgau und den<br />

Hümmling durch den Bau von<br />

drei Burgen: der Fresenburg für<br />

den Raum um Lathen, der<br />

Juttaburg in der Haseschleife bei<br />

Bokeloh für das Gebiet um<br />

Meppen und der Borg tho Lünne<br />

besonders für den Haseübergang<br />

der sich hier kreuzenden<br />

Flämischen Heerstraße (Antwerpen<br />

- Lingen - Haselünne -<br />

Bremen - Lübeck) und der Straße<br />

nach Osnabrück: drei Maßnahmen,<br />

die die auf die Einfluss-<br />

und Herrschaftserweiterung bedachten<br />

Grafen von Tecklenburg<br />

in Schranken halten sollte.<br />

Die Borg tho Lünne wird urkundlich<br />

erstmals 1238 erwähnt. Sie<br />

hat wahrscheinlich nördlich der<br />

kath. Kirche an der Stelle des<br />

heutigen Hopfenmarktes gestanden.<br />

Sie bestand wohl aus in<br />

dieser Gegend reichlich vorhandenen<br />

Findlingen, die Schutz<br />

und Sicherheit boten, mit zugehörigen<br />

aus Holz errichteten<br />

Wohnräumen für die Dienerschaft<br />

und einem Marstall für die Pferde.<br />

Die Anlage war umschlossen von<br />

einem Wall und einem aus<br />

mächtigen Eichenbohlen aufgestellten<br />

Palisadenzaun.<br />

Diese Burg ist Ausgangspunkt der<br />

Siedlung und Entwicklung von<br />

Haselünne als Stadt. Leider gibt es<br />

keine bildliche Darstellung von<br />

ihr.<br />

Die vom Grafen eingesetzte und<br />

von ihm zu unterhaltende Burgbesatzung<br />

waren die Burgmänner,<br />

Ritter , die die Aufgabe hatten,<br />

ständig auf der Burg zu wohnen,<br />

die Burg zu verteidigen und in<br />

Rechtsprechung und Verwaltung<br />

tätig zu sein.<br />

1252 hat die Gräfin Jutta als letzte<br />

Ravensburgerin ihren ganzen Besitz<br />

an das Bistum Münster verkauft.<br />

Mit der Erneuerung und<br />

Bestätigung der Rechte als Stadt<br />

durch den Bischof Gerhard vom<br />

25. März 1272 machte man sich<br />

nun daran, um Haselünne herum<br />

eine starke Mauer zu bauen und<br />

einen Doppelgraben auszuheben<br />

als Schutz gegen äußere Feinde.<br />

Die nun innerhalb dieser Stadtbefestigung<br />

liegende Burg verlor<br />

dadurch an strategischer Bedeutung.<br />

Münster legte auf Instandhaltung<br />

oder gar Ausbau<br />

keinen Wert mehr. Der Bischof<br />

Ludwig II hat 1319 die Burg den<br />

Bewohnern der Stadt zur Nutzung<br />

überlassen.<br />

In den Jahren 1346/47 erhielten<br />

die Burgmänner vom Bischof das<br />

Recht, für sich innerhalb der<br />

Stadtbefestigung Wohnhäuser zu<br />

errichten, die dann Burgmannshöfe<br />

genannt wurden. 1346 ist<br />

erstmalig in Urkunden davon die<br />

Rede. Es müssen wohl kleine<br />

festungsähnliche Anlagen ge-


wesen sein. In Urkunden wird<br />

davon gesprochen, dass Haus und<br />

Hof mit einem Palisadenzaun umgeben<br />

gewesen seien. Zum Unterhalt<br />

hatten die Burgmänner auf<br />

dem Lande ein freies Dienstlehen,<br />

das sie von Bauern bearbeiten<br />

ließen.<br />

An der Nordseite der Stadt entstanden<br />

vier Burgmannshöfe, drei<br />

außerdem an der heutigen Ritterstraße,<br />

an<br />

der<br />

Hasestraße<br />

und am<br />

Krummen<br />

Dreh je einer<br />

und ein<br />

Adelshof an<br />

der Steintorstraße.<br />

Auf<br />

dem Gebiet<br />

der Neustadt<br />

sind keine<br />

Burgmannshöfenachzuweisen,<br />

obwohl dieses Areal<br />

ebenso wie die Altstadt innerhalb<br />

der Stadtbefestigung lag.<br />

Im Folgenden nun ist von sechs<br />

noch bestehenden Höfen die Rede,<br />

deren Häuser – mit einer Ausnahme<br />

– Folgebauten der ursprünglichen<br />

Burgmannshöfe sind<br />

und die im Hinweisen auf ihre<br />

früheren Vorgänger dazu anregen,<br />

der Geschichte unserer Stadt<br />

durch die Jahrhunderte hindurch<br />

nachzuspüren. Und nicht zuletzt<br />

sind sie als sorgsam gepflegte<br />

Bauwerke mit ihrem historischen<br />

Flair Glanzpunkte im Stadtbild<br />

von Haselünne.<br />

1. Das Haus Russell an der<br />

Steintorstraße<br />

Es war ursprünglich ein Burgmannshof<br />

eines adeligen Besitzers,<br />

über den urkundliches<br />

nicht zu finden ist. Urkundliches<br />

aber weist aus, dass 1698 Gerhard<br />

Anton Riccius, Stadtrichter in<br />

Haselünne, der Besitzer des Hofes<br />

War und diesen 1759 dem Weinhändler<br />

Ludwig Philipp von<br />

Lindenberg zur Tonnenburg überließ.<br />

Der dann folgende Besitzer<br />

August von Morsey-Picard zu<br />

Krebsburg verkaufte 1798 den<br />

durch Feuer ganz zerstörten<br />

Burgmannshof an den Wein- und<br />

Tabakkaufmann Heinrich Russell.<br />

Der Hofbaumeister August<br />

Reinkuing (1776 – 1819) hat in<br />

dessen Auftrag auf den Grundmauern<br />

des abgebrannten Hauses<br />

ein neues im klassizistischen Stil


errichtet, ein palaisartiges Gebäude<br />

mit einem Mittelrisalit (Gebäudeteil,<br />

der in ganzer Höhe aus<br />

der Fluchtlinie des Bauwerkes<br />

hervortritt) und einem<br />

Mansardendach, insgesamt ein<br />

vornehmes, elegantes Patrizierhaus.<br />

Eine repräsentative Eingangshalle,<br />

eine geschwungene<br />

reichgeschnitzte Treppe und ein<br />

ovaler Festsaal im Obergeschoss<br />

unterstreichen dies. Bis 1972<br />

trugen die Eigentümer den Namen<br />

Russell. Danach hat die Kaufmannsfamilie<br />

J . B. Berentzen den<br />

Burgmannshof erworben und<br />

durch umfangreiche<br />

Renovierungsarbeiten und durch<br />

Angliederung eines Gästehauses<br />

das „Burghotel“, ein Haus „mit<br />

besonderer Atmosphäre und<br />

historischer Note“ eingerichtet.<br />

2. Das Haus Wiedehage an der<br />

Steintorstraße<br />

<strong>15</strong>80 erwarb Engelbert von<br />

Langen-Kreyenborg, „ein tapferer<br />

Mann von Adel“ und Richter in<br />

Haselünne, zwei Häuser des<br />

Jürgen Sander am Steintor und ein<br />

daran angrenzendes Grundstück<br />

des Heinrich Poll, alle Immobilien<br />

an der westlichen Stadtmauer gelegen.<br />

Er löste die städtischen<br />

Lasten, die auf diesem Grundstück<br />

ruhten, ab und ließ ein „adelig<br />

freies“ Haus darauf errichten,<br />

quasi als Ersatz für den Verlust<br />

der von Langenschen Güter am<br />

Krummen Dreh, die durch Teilung<br />

an die Linie Langen-<br />

Schwakenburg gekommen waren.<br />

Das neue Haus war gedacht als<br />

Wintersitz in der Stadt. Der Dreißigjährige<br />

Krieg aber hat seinem<br />

Besitz derart großen Schaden zugefügt,<br />

dass seine Nachkommen<br />

1631 das Anwesen<br />

an Franz<br />

Nelling verkauften.<br />

26 Jahre<br />

später war der<br />

Obristenleutnant<br />

Claudius de la<br />

Roche neuer<br />

Eigentümer, verheiratet<br />

mit<br />

Felicitas Nabock.<br />

Ihre Ehe<br />

blieb kinderlos,<br />

aber “zwaren<br />

von dem Allerhöchsten<br />

mit zeitlichen Gütern<br />

ziemlich voll.“ Das begüterte Paar<br />

hat zur Ausstattung der Kirche<br />

und zur Unterstützung des


Klarissenklosters großherzig oft<br />

Mittel bereitgestellt; de la Roche<br />

starb 1698 und wurde in der<br />

Vincentiuskirche beigesetzt.<br />

Bis 1790 waren dann nacheinander<br />

Eigentümer dieses<br />

Hofes: Helena und Kapitän Franz<br />

Niemeyer, deren Sohn (genannt de<br />

la Roche, Baron von Löwenfels),<br />

Peter Marcell Riccius, dessen<br />

Sohn Anton. Der dann genannte<br />

Weinhändler<br />

Adrian Wilhelm<br />

Buchholz hat das<br />

alte Haus abreißen<br />

und an der<br />

gleichen Stelle ein<br />

neues errichten<br />

lassen. 1797 wurde<br />

Kaufmann<br />

Alexander Többen<br />

aus Herzlake<br />

Eigentümer. Schon<br />

1798 brannte es bei<br />

dem Großbrand<br />

zusammen mit 80 Häusern ab. Der<br />

schon erwähnte Baumeister<br />

August Reinking hat für Többen<br />

ein neues Haus erbaut, ein Ackerbürgerhaus<br />

mit seitlichen Dielentoren,<br />

zentralem Eingang,<br />

Mansardendach und Mittelrisalit.<br />

Von den Erben des Weinhändlers<br />

Nikolaus Többen ging das Anwesen<br />

1888 durch Kauf an den<br />

Gastwirt Heinrich Salfeld über.<br />

Dieser starb 1899. Seine Witwe<br />

Elisabeth Salfeld heiratete dann<br />

den Kaufmann Anton Wiedehage.<br />

Seine aus zweiter Ehe mit Luise<br />

Block stammende Tochter<br />

Margaret erbte das Haus. Ihr<br />

Ehemann wurde der Kaufmann<br />

Werner Goldschmidt. Die Kaufmannsfamilie<br />

I.B. Berentzen hat<br />

1969 von Werner Goldschmidt,<br />

dessen Ehefrau Margret schon<br />

verstorben war, den Burgmannshof<br />

erworben und ihn zu einer<br />

historischen Gaststätte unter dem<br />

Namen „Jagdhaus Wiedehage“<br />

eingerichtet.<br />

3. Der Bentinckhof an der<br />

Bahnhofstraße<br />

Dieser Burgmannshof muss sehr<br />

alt sein, da das Gebäude unmittelbar<br />

mit der Stadtmauer befestigt<br />

war. Alte Urkunden dazu gibt es<br />

nicht mehr. Vom ursprünglichen<br />

Gebäude sind noch der Keller und<br />

der Nordflügel vorhanden. Zwei<br />

Tonnengewölbe werden von<br />

mächtigen Grundmauern getragen.<br />

Zum Hof gehörte ein zehntfreies<br />

Ackerstück in der Feldmark. In<br />

den Jahren 1644 – 49 entrichtete<br />

Gerhardt von Wendt als jährliche<br />

Abgabe zwei Scheffel Roggen,


woraus ersichtlich ist, dass er der<br />

Eigentümer des Hofes war. In der<br />

Zeit von 1670 bis zu seinem Tode<br />

1706 war der Kriegskommissar<br />

und Bürgermeister Christoph<br />

Röring Besitzer dieses Hofes. Er<br />

ist in der Pfarrkirche beigesetzt.<br />

Sein Sohn Adolf übernahm das<br />

Erbe, gab die Besitzung aber bald<br />

wieder auf und ließ sich in Vechta<br />

nieder. 1710 kaufte der Leutnant<br />

Ignaz von Bentinck den<br />

Hof. 1760 wird eine<br />

Frau von Bentinck als<br />

Besitzerin aufgeführt.<br />

Noch 1777 ist von<br />

Bentinckhof die Rede.<br />

Nach zwei Verpachtungen<br />

nahm der<br />

Kaufmann Josef<br />

Rathoff 1828 den Hof<br />

in Besitz und richtete<br />

zusammen mit dem<br />

Holländer Poppe eine<br />

Fabrik zur Produktion<br />

von Bleiweiß (gifthaltige<br />

Farbe) ein. 1861<br />

hieß das Unternehmen<br />

Carl Heyl und Russell.<br />

Fünf Jahre später war Carl Heyl<br />

Alleinbesitzer. Der Kaufmann<br />

Heinrich Berentzen hat 1884 den<br />

Hof gekauft; die Produktion des<br />

gesundheitsschädigenden Bleiweißes<br />

wurde 1890 eingestellt.<br />

Wegen des Ausbaues der Bahnhofstraße<br />

ist das zugehörige<br />

Wohnhaus 1896 abgerissen<br />

worden. Heute befindet sich auf<br />

dem Bentinckhof das alte Lagerhaus<br />

der Kornbrennerei J. B.<br />

Berentzen, das Brennerei-Museum<br />

und der „Berentzenhof“ als Markt<br />

für die einschlägigen Produkte<br />

und Artikel.<br />

4. Der Hüntelhof an der Ritter-<br />

straße<br />

Die Urgeschichte dieses Burgmannshofes<br />

liegt im Dunkeln. Der<br />

Hof muss sehr alt sein. Aus einer<br />

Verkaufsurkunde nämlich geht<br />

hervor, dass er einen Bergfried<br />

/Wehrturm) besaß, dessen<br />

Grundmauern bei Grabungsarbeiten<br />

entdeckt wurden.<br />

Außerdem: Ein Stück der Stadtmauer<br />

ist zugleich die Kellerwand<br />

an der Nordseite des Hause.<br />

Wahrscheinlich haben die Herren<br />

von Swartewolt diesen Burgmannshof<br />

gebaut. Ein Dietrich<br />

von Swartewolt wird aufgeführt,<br />

der 1450 Beisitzer im Gericht zu<br />

Haselünne gewesen sei. Claus von


Langen, ein Enkel des Engelbert<br />

von Langen, 1460 auf dem<br />

Meyerhof zu Herßum, war der<br />

erste nachweisbare Besitzer des<br />

Burgmannshofes. Er starb <strong>15</strong>90.<br />

54 Jahre später verkaufte Claus<br />

Jobst von Langen den Hof an den<br />

spanischen Rentmeister des Amtes<br />

Lingen, Adrian Pinninck, der ihn<br />

mindestens bis 1671 besessen hat.<br />

Der Hof ging dann an den Arzt<br />

Dr. Caspar Buchholtz über,<br />

danach an dessen Sohn, der auch<br />

Arzt war und Caroline Riccius<br />

heiratete. Deren Sohn, Advokat in<br />

Cloppenburg, verkaufte das Anwesen<br />

an Johann von Hademstorf.<br />

Danach kam der Burgmannshof<br />

als Mitgift in den Besitz derer von<br />

Hüntel zu Hamm bei Haselünne<br />

und blieb es bis 1789. Der Bedeutendste<br />

dieses Geschlechts war<br />

Johann. Er wurde mehrmals zum<br />

Bürgermeister gewählt und verteidigte<br />

energisch die angestammten<br />

Rechte der Stadt<br />

gegen kurfürstliche Ansprüche.<br />

Später trat er als Amtmann in die<br />

Dienste des Grafen von Ostfriesland.<br />

Er ist der Namensgeber des<br />

heutigen Hüntelhofes.<br />

1795 war der Richter Franz<br />

Theodor Riccius Eigentümer des<br />

Hofes. Generationen hindurch<br />

übten die sehr angesehenen<br />

Riccius‘ in Haselünne das<br />

Richteramt aus. Schicksalhaft für<br />

Franz Theodor Riccius und<br />

tragisch für viele <strong>Haselünner</strong><br />

Familien war seine vehement vertretene<br />

Fehleinschätzung beim<br />

Brand von 1798, als das nach<br />

seiner Meinung gezähmte Feuer<br />

infolge unerwartet aufkommenden<br />

Windes 80 Wohnhäuser zerstörte,<br />

aber vorher das Brandkommando<br />

entrüstet abgerückt war. Riccius<br />

hat im selben Jahr, wohl im Gefühl.<br />

In Haselünne untragbar geworden<br />

zu sein und gequält von<br />

Selbstvorwürfen, die Stadt verlassen.<br />

Er ging nach Paris und ist<br />

dort als Zeitungsredakteur gestorben.<br />

Nachfolgende Besitzer des Hofes<br />

waren 1821 die Kaufmannsfamilie<br />

Russell, danach 1892 der Kaufmann<br />

Karl Erling, Ein Jahr später<br />

kam der Hof in den Besitz der<br />

Kornbrennerei J. B. Berentzen, die<br />

aus ihm einen Familienwohnsitz<br />

gemacht hat.<br />

Am Herrenhaus sind verschiedene<br />

Bauperioden erkennbar. Es<br />

gründet sich auf den keller des<br />

alten Rittersitzes wohl aus dem<br />

14. Jahrhundert. Sehenswert ist<br />

vor allem der große sich quer<br />

durch das ganze Haus erstreckende<br />

Saal und der im<br />

klassizistischen Stil erbaute<br />

Kamin darin.<br />

5. Der Westerholtsche Burg<br />

mannshof an der Ritterstraße<br />

Im Tausch gegen zwei Grundstücke<br />

im Kirchspiel Holte hat der<br />

Burgmann Dietrich von Schott<br />

1385 einen Bauplatz für seinen<br />

Hof innerhalb der befestigten<br />

Stadt vom Bischof Heidenreich<br />

von Münster erhalten. Sein Burg-


mannshof ist von allen nachweisbaren<br />

Höfen der einzige, der in<br />

seiner ursprünglichen Form bis<br />

heute kaum verändert wurde. Er<br />

ist der älteste Profanbau des Emslandes.<br />

Das zweigeschossige Gebäude<br />

mit einer Höhe von 17,5, m<br />

und einem Grundriss von 16,7 m<br />

mal 9,4 m ist als Wehrturm in die<br />

Stadtmauer<br />

eingefügt.<br />

Das Kellergeschoss<br />

ist<br />

durch eisenbeschlagene<br />

schwere Tür<br />

erreichbar.<br />

Auf einer 1,7<br />

m starken<br />

Grundmauer<br />

ruht das<br />

Tonnengewölbe,<br />

beides errichtet<br />

aus<br />

Ziegelsteinen. Die Nordmauer des<br />

Gebäudes hat fünf Schießscharten<br />

für Bogenschützen. Über einem<br />

Treppenturm gelangt man in das<br />

Erdgeschoss, das den Rittersaal<br />

bildet. Markante Details dieses<br />

Saals sind: Doppelfenster in Sandstein<br />

eingefasst; Fensternischen<br />

als Sitzgelegenheiten; aus Lehm<br />

gebrannte Fußbodenplatten, teils<br />

grün, teils gelb glasiert; fünf<br />

Eichenbalken, 30 cm mal 35 cm<br />

stark, die die Decke aus Eichenbohlen<br />

tragen;ein vorspringender<br />

Sandsteinkamin mit zwei eingemeißelten<br />

Wappen, drei guss-<br />

eisernen Herdplatten mit Ornamenten;<br />

ein „Haolboom“ mit<br />

Eisenkessel; in Sandstein gefasste<br />

Altarnische für die Nutzung des<br />

Saales auch als Kapelle; schließlich<br />

Wappenbilder der ehemaligen<br />

Besitzer des Burgmannshofes.<br />

Über eine Treppe an der Westgiebelwand<br />

gelangt man in das<br />

Obergeschoss, das in zwei Wohnräume<br />

eingeteilt ist, jeweils ausgestattet<br />

mit einem Kamin.<br />

1458 ging der Burgmannshof von<br />

den Herren von Schott durch Erbfolge<br />

an Rolf von Langen. Dieser<br />

gilt als einer umtriebigsten<br />

Kriegsmänner jener Zeit (Überfall<br />

und Eroberung von Papenburg,<br />

Brandschatzung und Verschleppung<br />

von Gefangenen und<br />

Pferden in Emsbüren). Zum<br />

Frieden bekehrt, war er von 1476-<br />

79 Amtmann des Emslandes.<br />

Gestorben ist er 1494. Ab <strong>15</strong>39<br />

besaß Johann von Münster den


Hof. Mit der Heirat seiner Enkelin<br />

mit dem Bentheimer Drosten<br />

Burkhard von Westerholt in der<br />

zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts<br />

übernahm dieses<br />

Geschlecht für Jahrhunderte des<br />

Burgmannshof zusammen mit<br />

ausgedehnten Ländereien im<br />

<strong>Haselünner</strong> Esch. 1802 war Graf<br />

Friedrich von Westerholt Statthalter<br />

im Herzogtum Arenberg,<br />

Meppen. Er überließ seinem<br />

Rentmeister Anton Wilkens den<br />

Burgmannshof zur Nutzung.<br />

Dieser gründete zusammen mit<br />

Wilhelm Russell ein Handelsgeschäft<br />

für Tabak. Der Hof<br />

wurde Lager- und Fabrikraum.<br />

1878 verkauft Graf Otto von<br />

Westerholt den Hof an Heinrich<br />

Russell. 1893 konnte die Kornbrennerei<br />

J. B. Berentzen den<br />

Westerholtschen Burgmannshof<br />

erwerben, um ihn als Spirituosen-<br />

und Weinlager zu nutzen.<br />

Heute ist das über 600 Jahre alte<br />

Bauwerk zusammen mit einem<br />

Kranz von angrenzenden Gebäuden<br />

und dem<br />

sich ergebenden<br />

Innenhof ein Juwel<br />

der Stadt, das jeden<br />

Besucher mit großer<br />

Bewunderung erfüllt.<br />

6. Das Haus<br />

Dwingelo an der<br />

Ritterstraße<br />

„Treu und hold wie<br />

ein Mann … nach<br />

rechter Art“ dienten sie dem<br />

Kloster Corvey. Es handelt sich<br />

um Mitglieder der Einwanderungsfamilie<br />

Dwingelo aus<br />

dem nahen Drenthe, die als Verwalter<br />

des Corveyer Hofes Lotten<br />

die Abgaben der umliegenden<br />

Höfeeinsammelten und nach<br />

Corvey abführten. Für ihre<br />

zuverlässigkeit und Treue wurden<br />

sie mit dem Hof belehnt und erlangten<br />

sogar die Ritterwürde mit<br />

der Auflage, Hof- und Ritterdienst<br />

zu übernehmen. Lotten wurde ein<br />

erbliches Lehnsgut. Im Jahr 1400<br />

hat Corvey Volker von Dwingelo<br />

mit der Kurie (Verwaltung) Lotten<br />

beauftragt. Die Dwingelos<br />

nahmen bald Beziehungen zu den<br />

<strong>Haselünner</strong> Burgmannen auf und<br />

konnten auch einen Burgmannshof<br />

errichten. 1446 war Gerd von<br />

Dwingelo Burgmann; <strong>15</strong>10-21<br />

Heinrich von Dwingelo Richter in<br />

Haselünne am „Breidenstein“ und<br />

an der Kluseiche im Flechumer<br />

Holz. Nach einem münsterschen<br />

Verzeichnis von 1698 gehörte der


Dwingelo-Hof der Familie Röwe;<br />

von 1616-40 dem Richter Johann<br />

Röwe, dann dem Nachfolger<br />

Berhard bis 1689. Um 1700 hatte<br />

Peter Röwe und um 1735 Michael<br />

Röwe den Hof. 1761 wurde<br />

Bernhard von Huden Besitzer.<br />

Das heutie Aussehen hat der Hof<br />

wohl um diese Zeit erhalten.<br />

Weitere Besitzer waren: Dr.<br />

heinrich von Kerßenbrock; 1822<br />

die Witwe von Heinrich Russell;<br />

1882 Anton Brockmann; 1933<br />

Hermann Mühlenstädt, der 1962<br />

der Familie J. B. Berentzen den<br />

Hof verkauft und nach Huden<br />

ausgesiedelt wurde.<br />

Das 1945 durch Beschuss stark<br />

beschädigte Haus hat der Besitzer<br />

nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten<br />

restaurieren lassen.<br />

Quellennachweis:<br />

1. 725 Jahre Stadt Haselünne,<br />

Ausgabe 1997, Geschichte der<br />

Stadt Haselünne, von Alfons<br />

Webering<br />

2. Burgmannshöfe zu Haselünne;<br />

Hrsg. J. B. Berentzen, 1983<br />

3. Bildmaterial ebendort<br />

Franz Nienaber<br />

Das Archiv des <strong>Heimatverein</strong>s erhält ein neues Zuhause<br />

Eine mehr persönliche Betrachtung von Wilfried Beckmann<br />

Ein großer Raum mit vielen Stellmöglichkeiten


Matthias Gatzemeier und ich sind<br />

erst im Rentenalter für den<br />

<strong>Heimatverein</strong> aktiv geworden.<br />

Der Vorstand und die Fachgruppe<br />

Archiv/Geschichte gaben uns<br />

Ende 2010 den Auftrag, das<br />

Archiv neu zu gestalten. Bis in die<br />

90er Jahre hatten Frau Petra<br />

Simme und Herr Heiko Brüning<br />

im Rahmen eines ABM-Vertrages<br />

das Archiv (oder auch Bibliothek<br />

genannt) professionell in dem<br />

möblierten Raum des 1. Stockes<br />

im Haus Meyer zu Starten<br />

eingerichtet. Das gesamte<br />

Archivmaterial war in Wandschränken<br />

eingeschlossen. Das<br />

Inventarverzeichnis befand sich in<br />

einem Metallschrank.<br />

Als beide nicht mehr zur Verfügung<br />

standen und auch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen<br />

des<br />

Arbeitsamtes ausliefen, war das<br />

Archiv ohne regelmäßige Betreuung.<br />

In der Folgezeit wurden<br />

Kartons, Einkaufstüten etc.<br />

(Archivmaterial als Inhalt:<br />

Bücher, Dokumente, Bilder,<br />

Schriftverkehr etc.) in dem großen<br />

Raum abgestellt. Eine Inventarisierung<br />

fand nicht mehr<br />

statt.<br />

So wurde im Laufe der Jahre aus<br />

einer mit Sorgfalt und Kompetenz<br />

eingerichteten Bibliothek allmählich<br />

ein nicht strukturiertes<br />

Sammelsurium. Die Flut von<br />

Archivmaterial (u. a. Nachlässe,<br />

Schenkungen) stieg so an, dass die<br />

Wandschränke längst nicht mehr<br />

alles hätten aufnehmen können.<br />

In der 1. Etage gibt es noch einen<br />

sehr großen Raum (mit Blick auf<br />

die Förderschule), der zwar ausgebaut<br />

war, aber eigentlich nicht<br />

genutzt wurde. Dieser Raum war<br />

laut Vorstandsbeschluss als<br />

Standort für das neue Archiv vorgesehen.<br />

Ein Umstand, der die<br />

finanziellen Aufwendungen für<br />

die Neugestaltung des Archivs erheblich<br />

reduzierte, kam zeitlich<br />

sehr günstig gelegen. Aus der leer<br />

stehenden Realschule, die ja ihren<br />

Standort gewechselt hatte, holten<br />

wir Regale und Schränke. Unter<br />

der technischen Leitung von<br />

Werner Pohlmann haben wir,<br />

ältere Männer, die Möbel die<br />

steile Treppe zum Archiv hoch<br />

geschleppt. Und wieder kam uns<br />

ein glücklicher Umstand zu Hilfe.<br />

Eine Gruppe Berufsschüler aus<br />

dem Bereich Bau führte im<br />

Rahmen ihrer Ausbildung im<br />

Haus Büter Maurerarbeiten durch.<br />

Dankenswerterweise fassten diese<br />

kräftigen Jungen mit an. Folgearbeiten<br />

waren nun das Zurechtrücken<br />

der Möbel, das Einlegen<br />

von Regalen und das Saubermachen<br />

des Raumes und der<br />

Möbel. An dieser Stelle müssen<br />

wieder die Verdienste von Werner<br />

Pohlmann erwähnt werden.<br />

Matthias Gatzemeier, emeritierter<br />

Philosophieprofessor und damit<br />

für die Konzeption eines Archivs<br />

prädestiniert, schlug vor, die vorhandene<br />

Organisationsstruktur<br />

weitgehend zu übernehmen.


Ein heller Arbeitsplatz auf der Südseite<br />

Die Autoren-, Signatur- und<br />

Schlagwortkarteien blieben weiter<br />

bestehen. Die Buchaufstellung<br />

erfolgte weiterhin in Museumsliteratur,<br />

Regionalliteratur, Volkskunde,<br />

Geschichte, Kunstgeschichte,<br />

Geographie, Reisen,<br />

allgemeine Literatur, Biologie.<br />

Die Aufteilung der Regionalliteratur<br />

ergab folgende Kategorien:<br />

Reg 1 = Ortsgeschichte<br />

Haselünne, Reg 2 = Emsland, Reg<br />

3 = umliegende Regionen (Ostfriesland,<br />

Oldenburg, Osnabrück<br />

etc.),<br />

Reg 4 = Niedersachsen.<br />

Nach diesen Organisationsvorgaben<br />

haben dann Matthias<br />

Gatzemeier und ich das Archivmaterial<br />

aus den Wandschänken<br />

des bisherigen Archivraumes geholt<br />

und auf die neu präparierten<br />

Regale gestellt. Das Archivmaterial<br />

aus den Kartons und<br />

Tüten wurde sortiert, inventarisiert<br />

und dann den entsprechenden<br />

Regalen zugeordnet.<br />

Das nahm viele Monate in Anspruch<br />

und ist auch jetzt noch<br />

nicht beendet, denn immer wieder<br />

kommen wir in den Besitz von<br />

Nachlässen, die wir für unsere Belange<br />

auswerten und die uns auf<br />

manche interessante Gegebenheit<br />

aus der <strong>Haselünner</strong> Geschichte<br />

hinweisen.


Ein Bild aus der Raritätensammlung: Die alte Lateinschule(zwischen<br />

Petersilienstraße und Kirche)<br />

Unser primäres Ziel ist es, einen<br />

umfassenden und auch facettenreichen<br />

Überblick über die Politik-<br />

, Kultur- und Personengeschichte<br />

der Region Haselünne zu erhalten<br />

und zu erarbeiten. Das Emsland<br />

wird dabei mit einbezogen. Das ist<br />

noch immer eine Herkulesaufgabe.<br />

Allein die beiden<br />

<strong>Haselünner</strong> Heimatforscher Ernst<br />

Simme und Alfons Webering<br />

haben so viel über unsere Region<br />

geforscht, dass wir auch sie noch<br />

nicht vollständig bearbeitet haben.<br />

Das Archiv lädt<br />

alle interessierten<br />

Bürgerinnen und<br />

Bürger, Schulen,<br />

Verbände, Firmen<br />

und öffentliche<br />

Institutionen ein,<br />

um Einsicht zu<br />

nehmen, um auszuleihen<br />

oder um<br />

uns Archivaren<br />

Fragen zu stellen,<br />

und zwar nach<br />

Personen, nach<br />

der Infrastruktur<br />

und nach Ereignissen<br />

aus der<br />

Geschichte<br />

Haselünnes<br />

(Öffnungszeiten:<br />

dienstags, 9.oo –<br />

11.00 Uhr).<br />

Bürgermeister,<br />

Stadtrat und Stadt-<br />

Stadtverwaltung<br />

sind sehr an<br />

unserer Arbeit interessiert. Sie<br />

unterstützen uns ideell und auch<br />

finanziell.<br />

Denn auch sie wissen wie wir:<br />

Zukunft kann man nur dann sinnvoll<br />

in Haselünne gestalten, wenn<br />

man über seine Vergangenheit Bescheid<br />

weiß.<br />

W. Beckmann


In der Vergangenheit waren die<br />

Bürger durch Feuersnot weit mehr<br />

bedroht als heute. Die Häuser waren<br />

vorwiegend aus Fachwerk und<br />

mit Stroh oder Holzschindeln gedeckt.<br />

An Löschgeräten fehlte es<br />

gänzlich, Blitzableiter und<br />

Streichhölzer waren unbekannt.<br />

Das Feuer blieb über Nacht auf<br />

dem Herde erhalten, und wenn es<br />

erloschen war, wurde es vom<br />

Nachbarhause herüber getragen.<br />

Brandversicherungen kannte man<br />

nicht. Trat ein Brandunglück ein,<br />

so musste die Nächstenliebe helfend<br />

eingreifen.<br />

In den Quellen finden sich verschiedene<br />

Hinweise auf Brände in<br />

Haselünne. Vier Brände finden<br />

den Aufzeichnungen Erwähnung.<br />

Im Jahre 1647 belagerte Graf<br />

Königsmark die kleine Festung<br />

Haselünne und setzte mit seinen<br />

Feuerkugeln 80 Häuser in Brand.<br />

Die Stadt aber konnte er nicht einnehmen.<br />

Am 11. September 1733 brannten<br />

45 Häuser vor allen an der Ritterstraße<br />

und am Nonnenwall ab. Zur<br />

Erinnerung an diesen Brand findet<br />

alljährlich die Michaelsprozession<br />

zur Michaelsstatue am Nonnenwall<br />

statt.<br />

Am 10. Oktober 1798 entstand im<br />

Hause Pattkamp an der Hasestraße<br />

ein Großfeuer. 80 Häuser an der<br />

Hasestraße, am Markt, an der<br />

Steintor- und Achterstraße wurden<br />

Der große Brand in Haselünne<br />

vernichtet. Eine Erinnerungstafel<br />

ist am Hause Steintorstraße Nr. 3<br />

angebracht.<br />

In Erinnerung geblieben ist der<br />

große Brand von 1849. Am 10.<br />

August brach im Stalle des Postspediteurs<br />

Kerckhoff in der Hasestraße<br />

ein Feuer aus, das 101<br />

Häuser am Markt, an der Neustadtstraße,<br />

in der Klosterstraße,<br />

in der Hasestraße und im Krummen<br />

Dreh zerstörte. Ein Raub der<br />

Flammen wurden dabei das Rathaus<br />

und das Pastorat. Während<br />

die Akten der Kirche gerettet werden<br />

konnten, wurden zahlreiche<br />

Akten der städtischen Verwaltung<br />

vernichtet. Über diesen Brand berichtet<br />

die Chronik 1<br />

der Stadt<br />

Haselünne Folgendes:<br />

„Kund und zu wissen sei hiermit<br />

für uns und unsere Nachkommen,<br />

daß im Jahre nach der gnadenreichen<br />

Geburt unseres Herrn und<br />

Heilandes Jesu Christi, Eintausend<br />

achthundert neun und vierzig,<br />

unter der Regierung Sr. Majestät,<br />

Ernst August, König von<br />

Hannover, unsere Vaterstadt zum<br />

dritten Male von einem feurigen<br />

Brandunglück heimgesucht wurde.<br />

…<br />

Nachdem unsere Stadt bereits<br />

zweimal und zwar in den Jahren<br />

1741 und 1799 [!] von einem<br />

1 Vgl. hierzu Chronik der Stadt Haselünne 1849 –<br />

1906.


Brande betroffen war, wo das<br />

erste mal 81, das zweite mal 84<br />

Häuser abbrannten, brach am 10.<br />

August 1849 des Morgens 11½<br />

Uhr, im Stalle des Gastwirths und<br />

Postspediteurs Kerckhoff abermals<br />

Feuer aus. Vom heftigen<br />

Winde getrieben, flog dasselbe<br />

zunächst auf das Haus des Posthalters<br />

Warndorff, von dort die<br />

ganze südliche Linie am Markte<br />

bis zum Dreesmannschen Hause<br />

hinunter, sprang weiter auf das<br />

Lampensche Haus auf der Neustadt,<br />

brannte die ganze südliche<br />

Linie darnieder, verbreitete sich<br />

von dort in den Sack 2<br />

und ging die<br />

nördliche Seite der Neustadt bis<br />

an die Apotheke zurück.<br />

Die Apotheke und die dazwischen<br />

bis zum Hause des Dr. Kruse belegenen<br />

Gebäude blieben stehen.<br />

Das Haus des Dr. Kruse fing zuerst<br />

wieder Feuer und brannte in<br />

der Folge dessen die an der nördlichen<br />

Seite des Markts belegenen<br />

Gebäude bis zum Hause des W.<br />

Münster sämmtlich ab. Mittlerweile<br />

hat sich das Feuer durch<br />

das in Brand gerathenen<br />

Kerckhoffsche Wohnhaus durch<br />

die Hasestraße verbreitet, wo die<br />

westliche Linie bis zum Hause des<br />

Carl Kock, die östliche aber bis<br />

zum Hause des Malers B. Schulte<br />

total abbrannte. Von hier flog das<br />

Feuer die südliche Seite zurück<br />

bis zum Hause des Färbers<br />

2 Heute Klosterstraße.<br />

Brümmers, bis wohin alles abbrannte.<br />

- Um 4 Uhr nachmittags<br />

war fast alles in Schutt und Asche<br />

verwandelt. Bei der Schnelle, womit<br />

das Feuer um sich griff, war<br />

an die Rettung irgendeiner Habe<br />

kaum zu denken. Es brannten im<br />

Ganzen 101 Gebäude, mit Ausnahme<br />

weniger, fast gänzlich darnieder.<br />

Das Rathhaus sammt der<br />

städtischen Registratur ward<br />

ebenfalls ein Raub der Flammen.<br />

…<br />

Am folgenden Tage bildete sich<br />

sofort, angespornt durch die von<br />

dem Herrn Landdrosten v.<br />

Lütcken und Hoheits-Commissair<br />

Dr. Siemer, dem zeitigen Bürgermeister<br />

Augustin eingehändigten<br />

milden Gaben, so wie durch die<br />

von den Städten Meppen und Lingen<br />

übersandten bedeutenden<br />

Unterstützungen an Lebensmittel<br />

und dergl., ein Unterstützungs-<br />

Verein, welcher einen Hilferuf erließ;<br />

ein gleiches geschah von der<br />

Schwesterstadt Meppen. In Folge<br />

dieser Hilferufe gingen die in anliegendem<br />

gedruckten General-<br />

Verzeichnisse bemerkten baren<br />

Gelder zum Betrage von 13 838<br />

Thlr. 8 Ggr. 4 Pf. bei dem hiesigen<br />

Unterstützungs-Verein, ausser<br />

den reichlichen Gaben Leinen,<br />

Decken, Roggen u.s.w ein.<br />

Diese Gaben so wie die eingegangenen<br />

baren Gelder wurden an<br />

die Abgebrannten nach Maßgabe<br />

ihres Verlustes und ihrer Dürftigkeit<br />

durch eine niedergesetzte<br />

Commission vertheilt.


Außerdem sind den Brandbeschädigten<br />

die persönlichen directen<br />

Steuern auf 6 Monate nachgelassen,<br />

denselben auch die abgabenfreie<br />

Einführung der Baumaterialien<br />

zum Wiederaufbau der abgebrannten<br />

Häuser, namentlich des<br />

Stein, Kalkes und des Fensterglases<br />

gestattet worden.“<br />

Bald nach dem Brand bildete sich<br />

eine Baukommission, die aus dem<br />

Bauinspektor Niehaus, dem Baron<br />

von Exterde, dem Amtsassessor<br />

Bödiker und den Herren<br />

Gustav Russell, Josef Münster und<br />

Max Becker bestand. Niehaus fertigte<br />

einen Grundriss des abgebrannten<br />

Stadtteils an und legte<br />

eine neue Fluchtlinie für die neu<br />

zu erbauenden Häuser an. Nach<br />

diesem Plan wurden die Straßen<br />

neu gefluchtet und verbreitert,<br />

manche Grundstücke zusammengelegt.<br />

Dadurch waren größere<br />

Gebäude beim Wiederaufbau<br />

möglich. Die neue Fluchtlinie<br />

wurde mit den Abgebrannten abgestimmt.<br />

Viele Abgebrannte fanden<br />

einen neuen Bauplatz vor dem<br />

Ostertor im so genannten Meerwege,<br />

der jetzt in Meerstraße umbenannt<br />

wurde oder in der Dammstraße.<br />

Das Ostertor wurde abgerissen.<br />

„Viel Last hat die Baukommission<br />

mit der Begradigung<br />

der Straßen, welche hauptsächlich<br />

auf der Neustadt und in der<br />

Hasestraße stattfinden soll.<br />

Gustav [Russell] und Niehaus sind<br />

deshalb schon nach Osnabrück<br />

gewesen, um den Plan von der<br />

Landdrostei genehmigen zu lassen.<br />

Nach diesem Plan wird die<br />

Stadt schön…“ 3<br />

Um den Marktplatz zu vergrößern<br />

und das nun zu erbauende Rathaus<br />

zurückziehen zu können, kaufte<br />

die Stadt den davor gelegenen<br />

Bauplatz des Lehrers Hüdepohl.<br />

Der Bau des Rathauses begann im<br />

Mai 1850, der Grundstein wurde<br />

durch den damaligen Magistrat<br />

gelegt. Auf der westlichen Seite<br />

der Eckmauer wurde eine Urne<br />

mit gängigen Silbermünzen eingemauert.<br />

Zum Schluss noch einen bemerkenswerten<br />

Hinweis. Es gab anscheinend<br />

ein amtliches Dokument<br />

aus dem Jahre 1824, in dem<br />

der Neubauer Theodor Wolters,<br />

genannt der „swatte Dirk“, wohnhaft<br />

hinter dem Esche von Haselünne<br />

am Hülsener Weg, über einen<br />

kommenden Brand in der<br />

Stadt Haselünne ein Vorgesicht<br />

(Zweites Gesicht) gehabt hatte<br />

und dies am 12. Juli 1824 zu Protokoll<br />

gab. Vergleicht man die<br />

niedergeschriebene Aussage mit<br />

dem Verlauf des Brandes, so ergibt<br />

sich eine genaue Übereinstimmung<br />

sowohl hinsichtlich des<br />

Entstehungsherdes als auch hinsichtlich<br />

der Ausdehnung des<br />

Feuers im Stadtgebiet. 4<br />

3 Brief des Rechtsanwaltes Josef Russell an<br />

seinen Bruder Wilhelm in Lingen vom 27.<br />

August1849.<br />

4 Vgl. hierzu den Text bei Alfons Webering,<br />

Altstadtwanderung. W. Rülander


Das Jahr 1912 im Spiegel der <strong>Haselünner</strong> Zeitung<br />

- Wissenswertes, Erstaunliches, Kurioses –<br />

Auch für diese Ausgabe des „<strong>Haselünner</strong> <strong>Heimatfreund</strong>es“ habe ich einen<br />

Blick in die „<strong>Haselünner</strong> Zeitung“ geworfen. Dabei ist dieser <strong>Jahrgang</strong><br />

vollständig überliefert. Bei der Auswertung der Zeitung für das Jahr 1912<br />

habe ich auf die überregionalen politischen, wirtschaftlichen und amtlichen<br />

Nachrichten der HZ verzichtet und insbesondere in der Rubrik „Aus Stadt<br />

und Land“ nach kuriosen und erstaunlichen Meldungen gesucht.<br />

Einige Meldungen aus der <strong>Haselünner</strong> Zeitung für das Jahr 1912 sind<br />

nachstehend aufgeführt.<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 1 vom<br />

6. Januar 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Im Jahre 1911 sind in<br />

der hiesigen Pfarre geboren und<br />

getauft 117, getraut bezw. aufgeboten<br />

40 Paare, von denen 25 in<br />

der Pfarre und <strong>15</strong> auswärts<br />

wohnen, gestorben 47, von denen<br />

4 aus fremden Pfarren stammen.“<br />

Anzeige<br />

„Am 27. Januar, dem Geburtstage<br />

S. M. des Kaisers, findet im Hotel<br />

Dreesmann, abends 7 ½ Uhr ein<br />

Festessen statt. Das trockene Gedeck<br />

ist auf 2,50 Mk. festgesetzt.<br />

Listen zum Einzeichnen liegen im<br />

Hotel Dreesmann bis Sonntag, den<br />

21. d. Mts. einschl., offen.<br />

Zahlreiche Beteiligung erbittet<br />

Der Magistrat. Kalbhen.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 3 vom<br />

20. Januar 1912<br />

Titelzeile:<br />

„Abstinenz-Mission in Haselünne“<br />

am Freitag, den 26. und<br />

Sonnabend, den 27. Januar 1912


Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Es war am Sonnabend<br />

gelungen, in dem zwischen<br />

Schleper und Berssen gelegenen<br />

sog. Karlswald etwa ein Dutzend<br />

Wildschweine einzukreisen. Im<br />

Laufe des Tages fanden sich dann<br />

die Jäger von Haselünne, Meppen<br />

und den nahe liegenden Ortschaften<br />

zu einer frisch-fröhlichen<br />

Wildschweinjagd ein. Der Schnee<br />

kam den Jägern gut zustatten. Von<br />

den eingekreisten Borstentieren<br />

wurden nachmittags vier Stück<br />

zur Strecke gebracht, im Gewichte<br />

von 200, 92, 93 und 98 Pfund; die<br />

anderen entkamen leider.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 4 vom<br />

27. Januar 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Die Abstinenzmission<br />

nahm hier einen unerwartet<br />

schönen Verlauf. Besonders haben<br />

sich die Frauen und Jungfrauen<br />

bewährt. Mit ihren 470 Mitgliedern<br />

stehen sie verhältnismäßig<br />

noch über Meppen, das 520 abstinente<br />

Frauen und Jungfrauen gestellt<br />

hat. Von den Männern und<br />

Jünglingen meldeten sich gestern<br />

abend 40, heute morgen 65. Wenn<br />

die Männerwelt von der Gemeinde<br />

Haselünne so zwar hinter anderen<br />

Gemeinden … zurück steht, so ist<br />

dies aber doch ein Zeichen, daß<br />

auch in unserer Gemeinde noch<br />

viel Kraft und Energie und<br />

apostolischer Geist ist.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 5 vom<br />

3. Februar 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Zur Feier des Geburtstages<br />

Sr. Majestät des Kaisers<br />

hatte unsere Stadt Flaggenschmuck<br />

angelegt. In den Volksschulen<br />

wurde in üblicher Weise<br />

eine Feier veranstaltet und in der<br />

Pfarrkirche ein Festgottesdienst<br />

abgehalten. - . Abends vereinigten<br />

sich im Hotel Dreesmann circa 40<br />

Herren zu einem Festmahl. Herr<br />

Bürgermister Kalbhen brachte in<br />

zündenden Worten das Hoch auf<br />

Sr. Majestät aus. - …“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 11 vom<br />

16. März 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Auf der Meppener-<br />

<strong>Haselünner</strong> Eisenbahn macht sich<br />

seit geraumer Zeit ein äußerst reger<br />

Güterverkehr bemerkbar. Um<br />

diesen besser bewältigen zu können,<br />

sind, wie man uns mitteilt,<br />

Verhandlungen im Gange, einen<br />

separaten Güterzug einzulegen.<br />

Dadurch würden die bisherigen<br />

gemischten Züge wesentlich entlastet,<br />

so daß diese die Fahrzeiten<br />

besser innehalten könnten.“


<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 17 vom<br />

27. April 1912<br />

Rubrik Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Aus dem Korridor<br />

des Wirtshauses Georg Frese zu<br />

Eltern wurden abends zwei Jagdgewehre<br />

im Gesamtwert von circa<br />

<strong>15</strong>0 Mark gestohlen. Von den<br />

Tätern fehlt jegliche Spur.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 18 vom<br />

4. Mai 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Der Wetterdienst ist<br />

am 1. Mai wieder in Kraft getreten.<br />

An den Postanstalten werden<br />

die Wettertelegramme angeschlagen,<br />

die auch von jedermann<br />

durch die Postanstalten bezogen<br />

werden können.“<br />

Anzeige<br />

„Warnung!<br />

Laut Beschluß der Markengenossenschaft<br />

wird Unbefugten, besonders<br />

Kindern, das Betreten der<br />

städtischen Weide, da letztere des<br />

öfteren Unfug in derselben betrieben<br />

haben, hiermit untersagt.<br />

Auch das Freiumherlaufenlassen<br />

von Hunden ist verboten.<br />

Zuwiderhandlungen werden strafrechtlich<br />

geahndet.<br />

Haselünne, den 3. Mai 1912.<br />

Der Markenvorstand.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 19 vom<br />

11. Mai 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Franz Kruse aus<br />

Hamm, der neulich nach Amerika<br />

auswanderte, hat das Grab der Titanic<br />

kurz nach dem grausigen<br />

Schiffsbruch gesehen und schreibt<br />

darüber an Bord des von ihm benutzten<br />

Dampfers in einem Brief<br />

an seine Mutter in Hamm am 23.<br />

April Folgendes: Morgen früh<br />

werden wir in New York landen,<br />

unser Schiff hätte schon eher ankommen<br />

müssen, aber wegen der<br />

vielen Eisberge mußten wir öfters<br />

langsamer fahren. Am 17. fing unser<br />

Dampfer ein Telegramm auf,<br />

daß ein englisches Schiff untergegangen<br />

sei mit etwa 1800 Personen,<br />

und daß etwa 800 gerettet<br />

worden seien. Es war ein Schiff<br />

von 250 m Länge und sollte seine<br />

erste Ozeanreise austragen. In<br />

voller Fahrt ist es auf einen Eisberg<br />

gefahren und von diesem<br />

durchschnitten, so daß es schnell<br />

sank. Am 20. waren wir zwischen<br />

den Eisbergen, von denen mehrere<br />

unser Schiff umrollten. Am<br />

Nachmittage sahen wir 53 Leichen<br />

treiben, alle mit einem Rettungsgürtel<br />

versehen. Ein umgeschlagenes<br />

Rettungsboot trieb auf den<br />

Wellen. 4 Leichen lagen auf einer<br />

Bank, die sie noch umklammert<br />

hielten, einer am Stuhl, ein anderer<br />

an einer Tür. Der Anblick die-


ses Leichenfeldes war grauenhaft.<br />

…“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 30 vom<br />

27. Juli 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Am Sonntag Nachmittag<br />

findet auf dem Spielplatze<br />

an der Poller Chaussee ein Fußballwettspiel<br />

statt und zwar zwischen<br />

dem Fußballklub Löningen<br />

und dem hiesigen Fußballklub<br />

Teutonia. Anstoß 4 Uhr; Spieldauer<br />

90 Minuten.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 36 vom<br />

7. September 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Zigaretten auf<br />

Tellern. Ist in den Wirtschaften<br />

vielfach Gebrauch, den Gästen die<br />

bestellten Zigaretten auf einem<br />

Teller darzureichen. Wirte, die<br />

sich vor Strafe schützen wollen,<br />

werden gut tun, mit diesem<br />

Brauch zu brechen. Denn sie verstoßen<br />

damit gegen die Ausführungsbestimmungen<br />

des<br />

Bundesrats zum Zigarettensteuergesetz.<br />

Diese Bestimmungen<br />

vom 19. November 1911<br />

besagen, daß der Verkauf von Zigaretten<br />

in Wirtschaften nur in der<br />

Weise zulässig ist, daß die Zigaretten<br />

unmittelbar aus den dazugehörigen<br />

mit dem Steuerzeichen<br />

versehenen Umschlägen entnommen<br />

und dem Käufer ausgehändigt<br />

werden. Die Darreichung auf<br />

Tellern ist strafbar. Es sind dieserhalb<br />

schon Bestrafungen erfolgt.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 40 vom<br />

5. Oktober 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Wie die Kaiserliche<br />

Ober-Postdirektion bekannt<br />

macht, soll eine oberirdische Telegraphenlinie<br />

an der Hasestraße<br />

nach der Petersilienstraße errichtet<br />

werden.“<br />

„Haselünne. Herr Revierförster<br />

Keimer erhielt unter Nr. 12<br />

Fernsprechanschluß.“<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung Nr. 52 vom<br />

28. Dezember 1912<br />

Rubrik „Aus Stadt und Land“<br />

„Haselünne. Am 2. Weihnachtstage<br />

abends fand im kath. Gesellenhause<br />

die übliche Tannenbaumfeier<br />

nebst Verlosung statt,<br />

zu welcher sich die Mitglieder des<br />

Gesellenvereins und deren erwachsenen<br />

Familienmitglieder<br />

zahlreich eingefunden hatten. Die<br />

Feier verlief in der gemütlichen<br />

Weise.“<br />

W. Rülander


Issagen up de Bleike<br />

Unnerhalf von de Fautgängerbrügge<br />

bi Esders up de<br />

Distelweide, dor wo nu de neien<br />

Quelle:<br />

www.berlineisfabrik.de/Geschichte/Textalt/eisschneiden<br />

.jpg<br />

Hüser stoaht, wiest noch ein<br />

Stroatenchild dorup hen: „An der<br />

Bleiche“. Hier legden sommerdages<br />

de Wichter, Timmen<br />

Grete (Gödiker), Netelers Gretchen<br />

(Droste) un wo se ale<br />

hedden, de fuchte Wäske ut, dät se<br />

moi witt wörde inne Sünne.<br />

Chemiske Bleik-middel göv et ja<br />

noch nich, so möss de Sünne den<br />

Wittmaker spälen.<br />

Inne Härvsttied här de Hase meist<br />

Hochwater un up de Bleike wo<br />

sommerdags de Wäske leg, stönnt<br />

nu blanket<br />

Water, un nich<br />

tau minn. Wenn<br />

dann in‘n<br />

Winter de Frost<br />

dröber hertröck,<br />

leg ne dicke<br />

Isschicht up de<br />

Distelweide.<br />

Nu was et Tied<br />

för de Issagers.<br />

Mit grote<br />

grofftänige<br />

Sagen sneen sei<br />

grote Platten ut<br />

dät Is, de up<br />

Peerewagen nön<br />

Iskeller brocht<br />

wörden.<br />

De Iskeller leg<br />

an de Möppske<br />

Stroate/Nordstroate,<br />

dor wo nu de<br />

Infoahrt no'n Parkplatz<br />

von de evangeiske Kärke is.<br />

Vörne an de Möppske Stroate was<br />

ein Wohnhus. Rickermann's<br />

wohn-den dor, drachter no de<br />

Nordstroate tau leg dat Lager von<br />

de Brauerei Rolinck, un in düt<br />

Lager was de Iskeller inbaut.<br />

Eigentlick kien Keller in<br />

hergebrochte Wiese, nich inne<br />

Grund. Et was ein groten Ruhm<br />

ohne Fenster, mit dicke düppelte


Wände, de mit Törfmull isoleert<br />

wassen.<br />

Anne Stroatensiete was ne<br />

Klappe wo dät Is von Wagen<br />

dörsmeten wörd.<br />

So härn dann sommers de<br />

Wirtschaften un einige Privatlüe,<br />

de sück dat leisten konnen, ne<br />

Iskiste, Vorlöper von'n Kühlschrank.<br />

De Issagers wassen in<br />

Sommer meistens as Mürker of<br />

Handlanger up'n Bau.<br />

Leider liegen Fotos zum Eissägen in Haselünne nicht vor. Ein Bild aus<br />

dem Internet(Eissägen in Berlin) soll der Veranschaulichung dienen.<br />

Inne Stadt hän se nen neien<br />

Schandarm krägen. Un weil hei<br />

nu wiesen woll, wat hei könn,<br />

spekulerde hei överall rüm. De<br />

Börger hän wenner de Näse full<br />

von den Slaumeier. Man bi sien<br />

Rümschnüffeln här hei doch tatsächlich<br />

dat Glück, ein poor<br />

Kerlse tau snappen, de Falschgeld<br />

druckten.<br />

De neie Schandarm<br />

Twälf Hunnertmarkschiene könn<br />

hei noch konfiszeren. De Schandarm<br />

röp den Overstaatsanwalt in<br />

Ossenbrügge an un woll wäten,<br />

wat tau daun was. De<br />

Overstaasanwalt puchende üm<br />

heller un mende, dat Geld, de<br />

twälf Hunnertmarkschiene brukte<br />

hei as "Corpus delicti", as<br />

Bewiesmiddel. De Schandarm<br />

versprök üm dat. Man äs hei sick<br />

dat so overlägde, dat Geld noa<br />

Ossenbrügge tau stüren, was dat<br />

gar nich so einfach. Mit den Zug<br />

was dat nen heilen Umweg, un mit<br />

Auto 60 km hen un 60 km trügge,<br />

uk ne heile Jagerei. Hei denkt bi<br />

sück, du büs doch nich dumm,<br />

wotau häf wi dann de Post.<br />

Gedacht gedaohn, geiht an' Postschalter,<br />

schriw ne Öberwiesung<br />

von Ossenbrügge un läwert de 12<br />

konfiszerten Hunnertmarkschiene<br />

an den Postbeamten aff. De<br />

erkännde dät Geld natürlick nich<br />

as Falskgeld, besünners weil et ja<br />

von de Polizei köm.<br />

De slaue Schandarm mende, hei<br />

was siene Sorgen los, denn de<br />

Overstaasanwalt här andern Dag<br />

sicher dat "Corpus delicti" inne<br />

Hand.<br />

Unner de Stichelei un Schaodensfreide<br />

vonne Börger, de dat<br />

gewaohr wörden, här de slaue<br />

Schandarm noch länge tau lien.<br />

W. Goldschmidt


Bäckermeister Volker See mit<br />

leckeren Hefezöpfen aus dem<br />

Steinofen<br />

Wanderungen und Fahrten<br />

Während unser <strong>Heimatfreund</strong><br />

Volker See, zuständig für das<br />

Backen im Backhaus, die nötigen<br />

Vorbereitungen zum Backen von<br />

frischen Brötchen und Hefezöpfen<br />

für ein Kennenlerntreffen von<br />

Kindergartengruppen traf, versammelten<br />

sich am letzten Januarsamstag,<br />

dem 28. 1., um 14.30<br />

Uhr über 30 <strong>Heimatfreund</strong>e zur<br />

traditionellen Winterwanderung<br />

vor dem Eingang zu den<br />

<strong>Haselünner</strong> Heimathäusern. Da<br />

Veranstaltungen im Jahr 2012<br />

der Fußweg unter der Hasebrücke<br />

noch unter Wasser stand, kam<br />

man über einen kleinen Umweg<br />

auf den Hasedeich in Richtung<br />

Wacholderhain. Vorsitzender<br />

Klaus Schütte hatte für ausreichend<br />

Wurst und Brot gesorgt,<br />

so dass sich jeder Wanderer<br />

während einer Pause stärken<br />

konnte. Ziel der Wanderung war<br />

die Gaststätte Schulte-Vähning in<br />

Andrup, wo bei der kalten<br />

Witterung ein Glas Glühwein<br />

seine aufwärmende Wirkung nicht<br />

verfehlte.<br />

Nach der Rückkehr zu den<br />

Heimathäusern hatte das bewährte


Team um Hanna Lampe bereits<br />

Winterwanderung:<br />

Fast immer an der Hase entlang!<br />

Im Haus Klus: Auch bei<br />

regnerischem Wetter kann man<br />

angemessen den 1. Mai begrüßen.


das Wurstebrotessen vorbereitet.<br />

Am Tisch gab es ausreichend Zeit,<br />

um die Gespräche von unterwegs<br />

fortzusetzen oder zu vertiefen.<br />

Die Wanderung am 1. Mai begann<br />

um 9 Uhr bei den Heimathäusern<br />

und führte die <strong>Heimatfreund</strong>e<br />

vorbei am Hasealtarm<br />

Rentmeister Lake zur Muhne,<br />

dort, wo die Lotter Beeke in die<br />

Hase mündet. In der Höhe der<br />

ehemaligen Gaststätte Balster<br />

(Schulmannshöhe) querte man die<br />

B 213, um auf der anderen Seite<br />

der Bundesstraße über sandige<br />

Waldwege wieder zum Ausgangspunkt<br />

zurückzukehren. Dort erwartete<br />

man die Wanderer bereits<br />

zur traditionellen Maifeier.<br />

Ziel der diesjährigen Busfahrt<br />

war am 26. Juni Bremerhaven.<br />

Probesitzen in der Kajüte eines<br />

Auswandererschiffes<br />

Da die Nachfrage stetig stieg,<br />

musste bald statt eines 25er ein<br />

50er Bus angefordert werden. In<br />

Bremerhaven besichtigten die<br />

Teilnehmer das Deutsche Auswandererhaus.<br />

In diesem Museum<br />

sind die unzähligen Schicksale der<br />

deutschen Auswanderer nach<br />

Amerika vor allem im 19. Jahrhundert<br />

aufgearbeitet und nachempfindbar<br />

gemacht worden.<br />

Einige hatten sich für den Besuch<br />

des Klimahauses entschieden und<br />

wurden ebenfalls nicht enttäuscht.


Nach einem „bildungsreichen“ Tag wieder in Haselünne<br />

Zum 6. Juli hatte der <strong>Heimatverein</strong><br />

zu einer ganztägigen Radtour<br />

nach Lingen-Holthausen ein-<br />

geladen, um dort die Erdölraffinerie<br />

der BP Lingen zu besichtigen.<br />

Bei trockenem Wetter


startete man um 9 Uhr bei den<br />

Heimathäusern, so dass die<br />

<strong>Heimatfreund</strong>e um 11 Uhr am<br />

Haupttor des Werkes von Herrn<br />

Laumann begrüßt werden<br />

konnten. In einem Informationsraum<br />

wurde den Besuchern anhand<br />

von diversen Diagrammen<br />

der Weg des Erdöls vom Rohstoff<br />

zu den einzelnen Produkten erläutert.<br />

Die BP Lingen gehöre<br />

zwar nicht zu den größten<br />

Raffinerien in Deutschland, sei<br />

aber dank innovativer Technik<br />

und moderner Strukturen zukunftssicher,<br />

erklärte Laumann.<br />

Insgesamt zähle das Werk über<br />

600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.<br />

Während einer Busfahrt<br />

durch das Werksgelände bekamen<br />

die <strong>Haselünner</strong> einen Überblick<br />

über die einzelnen technischen<br />

Anlagen. Nach einem Mittagessen<br />

in der Werkskantine traten die<br />

Radler den Heimweg an. Bevor<br />

man gegen 17 Uhr wieder zu<br />

Hause war, steuerten die <strong>Heimatfreund</strong>e<br />

den Kräuterhof Rosen in<br />

Bramhar an, um bei Kaffee und<br />

Kuchen noch etwas zu plaudern.<br />

Am Samstag, dem 25. August,<br />

starteten knapp 20 Radler um 14<br />

Uhr zu einer Tour nach Helte bei<br />

Meppen. Über den Hasetalweg<br />

über Bückelte und Lehrte hatte<br />

man gegen <strong>15</strong>.30 Uhr das Ziel erreicht.<br />

Im Gasthof Röckers fanden<br />

die <strong>Heimatfreund</strong>e lauschige<br />

Plätze in einer idyllischen Weinlaube.<br />

Aber bevor der Wirt die<br />

Bestellungen servieren konnte,<br />

trieb ein heftiger Regenschauer<br />

die Gäste ins Innere des Gasthauses.<br />

Auf der Rückfahrt, die<br />

über die Dörgener Brücke in<br />

Richtung Haselünne ging, wurden<br />

die Radler kurz vor der<br />

Raddebrücke von einem Regenguss<br />

überrascht. Nur die Flucht<br />

unter ein Scheunendach brachte<br />

Rettung vor dem nassen Element.


Bürgermeister und Vereinsvorsitzende (von links): W. Schräer (Stadt Haselünne), H.<br />

Overberg (<strong>Heimatverein</strong> Bawinkel), K. Köbbe (Gemeinde Gersten), W. Kuper<br />

(<strong>Heimatverein</strong> Gersten), K. Schütte (<strong>Heimatverein</strong> Haselünne), A. Böcker (Gemeinde<br />

Bawinkel) und M. Lühn (Samtgemeinde Lengerich)<br />

Einen außergewöhnlichen Termin<br />

gab es am 31. August. Im Mai<br />

2009 hatte der Bawinkeler<br />

<strong>Heimatverein</strong> uns zu einem<br />

Schnatgang eingeladen (s. Bericht<br />

„<strong>Haselünner</strong> <strong>Heimatfreund</strong>, 2010,<br />

S. 42). Beim Gegenbesuch im<br />

Oktober 2009 überbrachten uns<br />

die Bawinkeler die versprochenen<br />

zwei alten Grenzsteine, die in<br />

früherer Zeit die Grenze zwischen<br />

Bawinkel und Haselünne<br />

markierten. Einer dieser aus Sandstein<br />

gehauenen Steine wurde<br />

sofort vor dem Haus Büter eingegraben.<br />

Für den zweiten gab es<br />

noch keine klare Vorstellung, wo<br />

man ihn aufstellen sollte. In<br />

diesem Jahr nun war es so weit.<br />

Die Gemeinden Gersten und Bawinkel<br />

sowie die Stadt Haselünne<br />

hatten sich auf einen angemessenen<br />

Standort geeinigt.<br />

Dort, wo alle drei Kommunen am<br />

Rande eines Waldes zusammentreffen,<br />

sollte der historische<br />

Grenzstein gesetzt werden. Vertreter<br />

der drei Kommunen und<br />

deren <strong>Heimatverein</strong>e waren eingeladen,<br />

um den bereits eingebrachten<br />

„Dreiherrenstein“,<br />

dessen umgebendes Areal schon


Wochen vorher ansprechend gestaltet<br />

worden war, offiziell zu<br />

übergeben. Die drei Bürgermeister,<br />

Karl Köbbe (Gersten),<br />

Adolf Böcker (Bawinkel) und<br />

Werner Schräer (Haselünne)<br />

dankten den Initiatoren des<br />

Projekts und luden alle Anwesenden<br />

anschließend zu einem<br />

gemütlichen Grillabend ein. Zum<br />

Abschluss wurde jedem Besucher<br />

eine Flasche Korn mit einem<br />

eigens für diesen Anlass geprägten<br />

Etikett überreicht.<br />

Entgegen der Ankündigung im<br />

Jahresprogramm begann die<br />

Herbstwanderung am Kirmessamstag,<br />

dem 27. Oktober, nicht<br />

bei den Heimathäusern, sondern<br />

wegen der größeren Entfernung<br />

beim Schützenhaus Eltern. Ziel<br />

war nämlich die Ortschaft<br />

Flechum. Vor der Rinderbesamungsstation<br />

bogen die<br />

Wanderer in einen Waldweg ein,<br />

der schließlich durch Felder und<br />

Wiesen in das Dorf Flechum<br />

führte. „Bei Elly“, so der Name<br />

der Gaststätte, wurden die<br />

<strong>Heimatfreund</strong>e mit frischem<br />

selbstgebackenem Kuchen verwöhnt.<br />

Auf dem Rückweg kamen<br />

die Wanderer an der Thing- (Gerichts-)<br />

Eiche vorbei, wobei es<br />

sich allerdings um eine Ersatzpflanzung<br />

handelt. Das Original<br />

war vor knapp 20 Jahren abgestorben.<br />

Vor Jahrhunderten<br />

fanden unter diesem Baum die<br />

dörflichen Gerichtsverhandlungen<br />

statt.


Bei und in den Heimathäusern<br />

Auch in diesem Jahr gab es im<br />

Haus Büter wieder zwei Doppelkopfabende,<br />

die recht gut besucht<br />

waren. Erster Preisträger am 24.<br />

Februar war Maria Simme und<br />

am 2. November Norbert Scholz.<br />

Beide konnten sich über einen<br />

reichhaltigen Präsentkorb freuen.<br />

Das Ostereierpicken, das jedes<br />

Jahr am Ostermontag um <strong>15</strong> Uhr<br />

beginnt, brachte den Kindern nicht<br />

nur Spaß, sondern auch bunte Eier<br />

und Süßigkeiten. Während die<br />

Kinder mit Spielen beschäftigt<br />

1. Mai 2012: Leckeres vom Grill<br />

wird reichlich nachgefragt.<br />

waren, tauschten sich die Eltern<br />

bei Kaffee und Kuchen aus.Nach<br />

der Maiwanderung am 1. Mai<br />

wurde, wie schon seit vielen Jahrzehnten,<br />

der Maibaum auf dem<br />

Dorfanger aufgestellt. Dem Anlass<br />

entsprechende Lieder,<br />

instrumental begleitet von einer<br />

Akkordeongruppe aus Lähden,<br />

gehörten natürlich unverzichtbar<br />

zur musikalischen Gestaltung.<br />

Unter Beteiligung fast aller Gäste<br />

wurden in diesem Jahr gleich zwei<br />

Apfelbäume auf der zwischen den<br />

Heimathäusern und der Don-<br />

Bosco-Schule liegenden Streuobstwiese<br />

gepflanzt. Anschließend<br />

sorgte der Grillstand für das leibliche<br />

Wohl.<br />

Zum Himmelfahrtstag, dem 17.<br />

Mai, hatte der <strong>Heimatverein</strong><br />

wieder einmal zur „Grooten<br />

Visite“ eingeladen. Dazu gehörte<br />

selbstverständlich eine Kaffeetafel<br />

mit selbstgebackenen Torten.<br />

Außer-dem wurde frischer Butter-


kuchen aus dem Steinofen angeboten.<br />

Muse-umsführungen<br />

gaben Einblicke in das ackerbürgerliche<br />

Leben vergangener<br />

Zeiten. Zwei Schmieden konnte<br />

man bei ihrer Arbeit über die<br />

Schulter schauen. Auf Wunsch<br />

wurden Kinder geschminkt, oder<br />

es wurden ihnen Geschichten vorgelesen.<br />

Skulp-turen aus Ytong-<br />

Steinen und deren Herstellung<br />

konnte man sich ansehen, ebenso<br />

das Filzen von Gegenständen.<br />

Irmela Schröck<br />

stellte von ihr<br />

selbst gefertigte<br />

Bilder und<br />

Collagen aus und<br />

bot sie zum Verkauf<br />

an, wobei<br />

der Erlös dem<br />

<strong>Heimatverein</strong> zugute<br />

kam.<br />

Insgesamt ein gut<br />

besuchter und<br />

abwechselungsreicherNachmittag.<br />

Auf dem alljährlich stattfindenden<br />

Jazzabend trat in diesem Jahr am<br />

29. Juni das Musiker-Duo Volker<br />

Schäfer/Oliver Berndt im Haus<br />

Büter auf und begeisterte mit<br />

heißen Rhythmen das Publikum.<br />

Am 9. August waren ca. 60<br />

Kinder der Einladung zu einem<br />

bunten Nachmittag im Rahmen<br />

der Ferienpassaktion gefolgt. Die<br />

von Volker See frisch gebackenen<br />

und von Maria Simme und Maria<br />

Dannewitz belegten Steinofenbrötchen<br />

schmeckten den Kindern<br />

besonders gut. Gern nahmen die<br />

Jungen und Mädchen auch das<br />

Angebot der Familie von Gescher<br />

aus Lotten wahr, eine zünftige<br />

Kutschfahrt zu unternehmen.<br />

Weiterhin wurde gemalt, gespielt<br />

und musiziert. Auch ein Gang<br />

durch die musealen Gebäude mit<br />

deren originalen Arbeitsgeräten<br />

aus vergangener Zeit fand das<br />

Interesse vieler Kinder.<br />

Offensichtlich hatten die jungen<br />

Besucher viel Spaß an diesem<br />

bunten Nachmittag.<br />

Am 14. Dezember waren die<br />

Kinder wieder zur Märchenstunde<br />

eingeladen. Auf Decken<br />

und Kissen machte man es sich<br />

gemütlich. Gemeinsames Singen -<br />

Barbara Többen begleitete mit der<br />

Gitarre - und kleine Naschereien<br />

gehörten natürlich auch dazu.<br />

H. Rotermann


„Alt-Haselünne“<br />

Blick auf Haselünne (Postkarte, etwa 1968): im Vordergrund die Molkerei und das<br />

Krankenhaus, im Hintergrund die noch unbebaute Distelweide und ein Hase-Altarm<br />

(heute <strong>Haselünner</strong> See)


Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

1 Titelseite „<strong>Haselünner</strong> <strong>Heimatfreund</strong>“<br />

(Gestaltung: D. Struckmann)<br />

2 Bilder „Alt-Haselünne“<br />

3-4 Grußwort des 1. Vorsitzenden K. Schütte<br />

4-5 Der Schatzmeister und das liebe Geld J. Niessen<br />

5-7 Orkanschäden 1972 G. Völkening<br />

8-23 <strong>15</strong>0 Jahre St.- Vinzenz-Hospital in Haselünne W. Beckmann<br />

A. Hegge<br />

24-31 Die <strong>Haselünner</strong> Burgmannshöfe F. Nienaber<br />

32-35 Aufbau des Archivs im Heimatmuseum W. Beckmann<br />

36-38 Der große Brand im Jahre 1849 W. Rülander<br />

39-42 Das Jahr 1912 im Spiegel der<br />

<strong>Haselünner</strong> Zeitung W. Rülander<br />

43-44 Issagen - De neie Schendarm W. Goldschmidt<br />

45-53 Jahresrückblick 2012 H. Rotermann<br />

54 Bilder „Alt-Haselünne“<br />

55 Inhaltsverzeichnis<br />

56 Werbung – St.-Vinzenz-Hospital<br />

Liebe Leserinnen und Leser des „<strong>Haselünner</strong> <strong>Heimatfreund</strong>es“,<br />

auch in diesem Jahr haben wir, die Mitglieder des Redaktionsausschusses, versucht,<br />

in der gewohnten Form für Sie Interessantes und Unterhaltsames aus<br />

Gegenwart und Vergangenheit unseres Heimatortes darzustellen. Wie in den<br />

Vorjahren möchten wir darum bitten, Wünsche bzw. Anregungen zu Veröffentlichungen<br />

an uns heranzutragen. Ansprechpartner sind die Autoren der hier aufgeführten<br />

Beiträge.<br />

Besonders freuen würden wir uns, wenn Sie beim Lesen des Jahresheftes<br />

vielleicht sogar Gefallen an der Idee gefunden haben, selbst redaktionell<br />

tätig zu werden. Über neue Mitglieder im Redaktionsteam würden wir uns<br />

sehr freuen. Wenden Sie sich, wenn Sie Fragen dazu haben, bitte an uns<br />

oder den 1. Vorsitzenden des <strong>Heimatverein</strong>s!<br />

Vorsitzender des Redaktionsausschusses ist<br />

Aloys Hegge, Wacholderweg 11, Tel.: 05961 337.<br />

Beachten Sie bitte auch unsere Internetseite!<br />

www.heimatverein-haseluenne.de

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