Szenario-Planung & Simulation - Haufe.de
Szenario-Planung & Simulation - Haufe.de
Szenario-Planung & Simulation - Haufe.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Exemplarisch sei dies an einem <strong>de</strong>r 10 Punkte<br />
kurz erläutert: Integer sein be<strong>de</strong>utet eben auch,<br />
das eigene Verhalten und Han<strong>de</strong>ln an ethischen<br />
Prinzipien und moralischen Anfor<strong>de</strong>rungen<br />
auszurichten. Ein gefestigtes Wertesystem im<br />
Unternehmen ist <strong>de</strong>r Bedingungsrahmen für die<br />
Controlling-Philosophie. Aber: Sowohl Institutionen<br />
als auch Unternehmen können we<strong>de</strong>r<br />
Werte verfolgen noch gegen sie verstoßen, da<br />
ihnen hierfür die Eigenschaften Freiheit und<br />
Vernunft fehlen. Ausschließlich Menschen, die<br />
hinter <strong>de</strong>n Institutionen und Unternehmen stehen,<br />
können sich frei entschei<strong>de</strong>n und somit integer<br />
sein. Insofern muss sich <strong>de</strong>r Mensch<br />
(Manager, Controller) mit seinem eigenen Wertesystem<br />
auseinan<strong>de</strong>r setzen.<br />
Moral und Ethik<br />
„Die Ethik erörtert alle mit <strong>de</strong>m Moralischen zusammenhängen<strong>de</strong>n<br />
Probleme auf einer allgemeineren,<br />
grundsätzlicheren und insofern abstrakteren<br />
Ebene, in<strong>de</strong>m sie rein formal die Bedingungen<br />
rekonstruiert, die erfüllt sein müssen,<br />
damit eine Handlung, ganz gleich welchen<br />
Inhalt sie im einzelnen haben mag, zu Recht als<br />
eine moralische Handlung bezeichnet wer<strong>de</strong>n<br />
kann.“ (Pieper, Annemarie: Einführung in die<br />
Ethik, 6. Auflage, UTB 2007, S. 23)<br />
Untrennbar miteinan<strong>de</strong>r verbun<strong>de</strong>n sind <strong>de</strong>mnach<br />
die Begriffe Moral und Ethik. Dabei bestimmt<br />
die Moral das Han<strong>de</strong>ln <strong>de</strong>s Menschen,<br />
die Ethik wie<strong>de</strong>rum bil<strong>de</strong>t die Klammer, in<strong>de</strong>m<br />
sie aus <strong>de</strong>r philosophischen Sicht die Moral und<br />
das richtige Han<strong>de</strong>ln ins Zentrum rückt.<br />
Bevor ein Instrument zum Einsatz kommt, muss<br />
es also auf seine Zweckdienlichkeit in Bezug<br />
auf das Ziel- und Wertesystem <strong>de</strong>s Unternehmens<br />
überprüft wer<strong>de</strong>n. Ein kurzes Beispiel soll<br />
dies ver<strong>de</strong>utlichen: Bereits bei <strong>de</strong>r wertorientierten<br />
Führung wur<strong>de</strong> das Dilemma zwischen<br />
kurzfristiger Wertsteigerung und langfristiger<br />
Wertvernichtung offenbar. Der Kern <strong>de</strong>s Economic-Value-Ad<strong>de</strong>d-Ansatzes<br />
(EVA) etwa<br />
liegt darin, dass ein Investment bzw. das Gesamtunternehmen<br />
eine Rendite erzielt, die größer<br />
ist als die damit verbun<strong>de</strong>nen Kapitalkosten.<br />
Wenn diese Differenz (Spread) positiv ist,<br />
wur<strong>de</strong> Wert geschaffen, <strong>de</strong>r Kapitaleinsatz erfolgte<br />
wertsteigernd.<br />
EVA = (ROCE – WACC) x K<br />
ROCE: Return on Capital Employed (= EBIT / K)<br />
WACC: durchschnittliche, gewichtete Kapitalkosten<br />
K: eingesetztes, verzinsliches Kapital<br />
In dieser verkürzten Darstellung wird aber<br />
schnell ersichtlich, dass EVA gesteigert wer<strong>de</strong>n<br />
kann, wenn<br />
� Spread > 0 o<strong>de</strong>r<br />
� K sinkt.<br />
Entsprechend kann die eigentliche Absicht <strong>de</strong>s<br />
wertorientierten Managements, <strong>de</strong>n Unternehmenswert<br />
über einen Anstieg <strong>de</strong>r Rendite zu<br />
erzielen, kurzfristig dadurch erreicht wer<strong>de</strong>n,<br />
dass <strong>de</strong>r Kapitaleinsatz gesenkt wird.<br />
Denn <strong>de</strong>r Renditeeffekt (über <strong>de</strong>n ROCE) überkompensiert<br />
<strong>de</strong>n vermin<strong>de</strong>rten, absoluten Kapitaleinsatz.<br />
Diesem kurzfristigen Anstieg <strong>de</strong>s<br />
Unternehmenswertes wird aber mittel- bis<br />
langfristig ein Rückgang <strong>de</strong>sselben entgegenstehen,<br />
da ein reduzierter Kapitaleinsatz langfristig<br />
zu einem Innovations- und Umsatzeinbruch<br />
führen wird. Weniger Investitionen heute<br />
erhöhen kurzfristig <strong>de</strong>n Sharehol<strong>de</strong>r Value,<br />
führen aber auch dazu, dass künftige Wachstumspotenziale<br />
(und damit Gewinnmöglichkeiten)<br />
nicht entstehen können. Als nachhaltig<br />
kann ein solcher Instrumenteneinsatz nicht bezeichnet<br />
wer<strong>de</strong>n.<br />
Nachhaltigkeit bezieht sich somit nicht nur<br />
auf das Unternehmen, son<strong>de</strong>rn bspw. über<br />
die sozialen Sicherungssysteme auch auf<br />
die Gesamtgesellschaft. Dies be<strong>de</strong>utet, dass<br />
Werte und ethisches Grundverständnis eben<br />
ein Thema aller Gruppierungen einer Gesellschaft<br />
sind. Nun könnte man natürlich <strong>de</strong>m Trugschluss<br />
verfallen, dass ethisch-moralisches<br />
Han<strong>de</strong>ln ausschließlich durch die Gesellschaft,<br />
das Wirtschaftssystem o<strong>de</strong>r das Unternehmen<br />
<strong>de</strong>terminiert wird. Dann wie<strong>de</strong>rum wäre es<br />
leicht, für die Konsequenzen <strong>de</strong>s eigenen Han<strong>de</strong>lns<br />
nicht einstehen zu müssen. Der Hinweis<br />
darauf, dass eine Entscheidung das Ergebnis<br />
vorherrschen<strong>de</strong>r Sitten, Gebräuche o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>r<br />
Unternehmenskultur ist, wür<strong>de</strong> je<strong>de</strong> Handlung<br />
exkulpieren. Aber hier greift diese als naiv zu<br />
bezeichnen<strong>de</strong> Ethik zu kurz: Der Mensch ist in<br />
seinen Entscheidungen und somit Handlungen<br />
nämlich frei. Dies gilt für <strong>de</strong>n Controller ebenso!<br />
Entsprechend muss eine Handlung o<strong>de</strong>r ein<br />
Instrumenteneinsatz hinterfragt wer<strong>de</strong>n.<br />
Die Frage nach <strong>de</strong>r Moral, welche im Zusammenhang<br />
mit <strong>de</strong>r <strong>de</strong>rzeitigen Finanz- und Wirtschaftskrise<br />
aufkommt, sollte auch als Chance<br />
betrachtet wer<strong>de</strong>n, sich in einer arbeitsteiligen<br />
und globalisierten Gesellschaft über die Grundwerte<br />
o<strong>de</strong>r die unterschiedlichen Ziele von Systemen<br />
Gedanken zu machen. Den Ausgangspunkt<br />
bil<strong>de</strong>t die Strukturierung <strong>de</strong>r Grundwerte.<br />
Sie bil<strong>de</strong>n zu<strong>de</strong>m die Basis für die Beurteilung<br />
<strong>de</strong>r Nachhaltigkeit.<br />
Grundwerte als Ausgangspunkt<br />
Unser freiheitlich, <strong>de</strong>mokratisch geprägter<br />
Kulturkreis fußt auf drei Wertgruppen (vgl. Abbildung<br />
1), welche untereinan<strong>de</strong>r in hierarchischer<br />
Beziehung stehen und das Wertesystem<br />
dominieren. Die ethischen Grundwerte sind<br />
dabei als Fundament für die übrigen Werte zu<br />
Abb. 1: Abendländisches Wertesystem; in Anlehnung an Pieper (Einführung, 2007), S. 249<br />
CM Januar / Februar 2011<br />
5