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die linke. münster - Draußen

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04 | 09<br />

1,80<br />

Straßenmagazin für Münster und Umland 0,70 Euro für den Verkäufer www.muenster.org/draussen<br />

~ feiert sein 15-Jähriges<br />

vom 25. April bis zum 5. Mai<br />

Großes Programm im Innenteil


2<br />

Editorial<br />

Liebe Leserinnen<br />

und Leser,<br />

stellen Sie sich einmal vor, es ist Send und niemand geht hin.<br />

Wäre das nicht schrecklich? Endlich bieten <strong>die</strong> Schausteller<br />

dem hartnäckigen Münsteraner Regen <strong>die</strong> Stirn, wollen ihm<br />

ein Schnippchen schlagen, indem sie ihre Präsenz auf Münsters<br />

Hindenburgplatz erheblich erhöhen. Und plötzlich haben<br />

sich <strong>die</strong> Münsteraner Bürger entschlossen ihr Geld anderweitig<br />

auszugeben. Wollen sie es vielleicht wohltätigeren Einrichtungen<br />

zukommen lassen? Oder auch dem „armen“ Stadtsäckel<br />

unter <strong>die</strong> Arme greifen, damit Münsters Sozialer Wohnungsbau<br />

nicht völlig in Vergessenheit gerät? Wäre das nicht mal eine<br />

Armen gerechte Alternative?<br />

Keine Angst liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger. Wir von der<br />

~ wollen Ihnen Ihren Send nicht vermiesen. Sehen wir<br />

und unsere Verkäufer in der aufgestockten Sendzeit doch auch<br />

eine Chance bei den Sendbesuchern <strong>die</strong> eine oder andere<br />

~ an Weiblein und Männlein zu bringen. Vielleicht also<br />

doch ein wenig für <strong>die</strong> Armen? Schließlich ist der Preis einer<br />

~ um ein Vielfaches günstiger als der, den man für <strong>die</strong><br />

meisten Sendbelustigungen hinblättern muss.<br />

Übrigens hat in punkto Freigebigkeit gegenüber der ~<br />

jemand bereits ein wundervolles Zeichen gesetzt. Bei dem<br />

Gespräch mit Wolfgang Niedecken zum Interview (siehe<br />

Ausgabe 3/09) hat Sabrina Kipp zu dem BAP-Frontmann<br />

gesagt, dass es schon „verdammt lang her“ ist, seit unsere<br />

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Verkäufer ihren Geist mit musischer Nahrung versorgt haben.<br />

Schließlich beschränken sich <strong>die</strong> Bedürfnisse eines Menschen<br />

nicht nur auf Essen, Trinken und Schlafen. Und was tut das<br />

Kölner Urgestein: Überaus begeistert von dem, was wir über<br />

ihn im Interview zum Besten gegeben haben, lädt er <strong>die</strong><br />

gesamte Verkaufsmannschaft, und das sind immerhin über 35<br />

Personen, kostenlos zu seinem Konzert in <strong>die</strong> Münsterlandhalle<br />

ein. Ist das etwa nichts?<br />

Ich wünsche Ihnen noch ein frohes Eier suchen.<br />

Herzlich<br />

Ihr<br />

Sigi Nasner


für 12,00 Euro bei ~<br />

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Hier liegen Sie richtig!<br />

LINKE-Kritik an CDU und SPD<br />

Yachthafen-Unsinn kostet Millionen<br />

Rüdiger Sagel<br />

Landtagsabgeordneter Mehr Infos: www.<strong>die</strong>-<strong>linke</strong>-muenster.de<br />

ORIGINAL SOZIAL - DIE LINKE. MÜNSTER<br />

Die Finanzkrise schlägt auf <strong>die</strong> Realwirtschaft über. Die Milliarden,<br />

<strong>die</strong> jetzt zur Sanierung des Finanzsektors ausgegeben werden, dürfen<br />

nicht auf Kosten der großen Mehrheit gehen.<br />

Ein anderes Weltwirtschaftssystem ist nötig. Eines, das Mensch<br />

und Natur <strong>die</strong>nt; das auf den Prinzipien globaler Solidarität, ökologischer<br />

Nachhaltigkeit und demokratischer Kontrolle aufbaut.<br />

3


4<br />

Bunte Fröschchen<br />

küßt man nicht!


Impressum<br />

Herausgeber<br />

„~“ e.V.<br />

Berliner Platz 8<br />

48143 Münster<br />

Redaktion<br />

Sigi Nasner (V.i.S.d.P.)<br />

Tel.: 0251 / 4909118<br />

E-Mail-Adresse<br />

draussen-redaktion@live.de<br />

Streetwork<br />

Sabrina Kipp<br />

draussen-kipp@hotmail.com<br />

Internetseite<br />

Cyrus Tahbasian, das-kreativ.net<br />

www.muenster.org/draussen<br />

An <strong>die</strong>ser Ausgabe haben mitgearbeitet<br />

Heinz Dalmühle, Neema Dalmühle, Christian<br />

Döscher, Thorsten Enning, Isabell Fuchs,<br />

Horst Gärtner, Lisa Haalck, Michael Heß,<br />

Sabrina Kipp, Sigi Nasner, Jörg Pöpping,<br />

Annette Poethke, Carsten Scheiper, Claudia<br />

Triebkorn, David Werdermann<br />

Fotos<br />

Maike Brautmeier, Heinz Dalmühle, Sabrina<br />

Kipp, Michael Heß, Sigi Nasner, Jörg Pöpping,<br />

David Werdermann<br />

Titelfoto<br />

Maike Brautmeier<br />

Gestaltungskonzept<br />

Lisa Schwarz/Christian Büning<br />

Layout, Titelgestaltung<br />

Heinz Dalmühle<br />

das-kreativ.net<br />

Auflage 7.500<br />

Druck<br />

Borgsmüller Druck<br />

unterstützt durch<br />

Siverdes-Stiftung<br />

Fontshop, Berlin (spen<strong>die</strong>rte<br />

<strong>die</strong> Satzschrift FF Fago)<br />

Bankverbindung<br />

Sparkasse Münster<br />

Konto-Nr. 33 878<br />

BLZ 400 501 50<br />

Wir danken allen Spendern!<br />

Bitte berücksichtigen Sie<br />

unsere Anzeigenpartner.<br />

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26<br />

Inhalt<br />

Bunte Fröschchen<br />

Farbenfroh und giftig<br />

Land der tausend Inseln<br />

Menschenrechtsbeobachter unterwegs<br />

Mission possible<br />

Die blauen Engel von Gleis 12<br />

Dozenten an Münsters VHS<br />

Knappe Honorare<br />

Achterbahn des Lebens<br />

Mansour gibt nicht auf<br />

Klagenflut bei Sozialgerichten<br />

Pauli packt aus<br />

Militante Buddhisten<br />

Chushi Gangdrug - Vier Flüsse und fünf Gebirge<br />

Et küt wie et küt<br />

Jerry und Jenny halten zusammen<br />

Preußenreport<br />

Alles! Nichts! Oder?<br />

Reise durch <strong>die</strong> Kunstgeschichte<br />

Gegenbewegung des Rokoko<br />

Rezepte<br />

Kochen für <strong>die</strong> Widerstandskräfte<br />

Neues aus dem Familienrecht<br />

Tristan will sein Geld zurück<br />

~ feiert 15-jähriges Jubiläum<br />

Buntes Programm zum Mitfeiern vom 25. April bis zum 5.Mai<br />

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6<br />

Bericht | Text: Sabrina Kipp und Claudia Triebkorn | Fotos: Sabrina Kipp<br />

Bunte Fröschchen<br />

Küssen verboten!<br />

Pfeilgiftfrösche sind Bewohner der tropischen<br />

Regenwälder Mittel- und Südamerikas.<br />

Die kleinen Frösche zeichnen<br />

sich nicht nur durch ihr Namen gebendes,<br />

zum Teil extrem giftiges Hautsekret<br />

aus, sie faszinieren auch noch<br />

durch einige andere Besonderheiten.<br />

Sabrina Kipp und Claudia Triebkorn informieren<br />

über das interessante Leben<br />

der kleinen Quaker.<br />

_Die meisten Arten legen eine Farbenprächtigkeit<br />

an den Tag, <strong>die</strong> ihnen <strong>die</strong><br />

Bezeichnung Juwelen des Regenwaldes<br />

einbrachte. Ihre Farbe <strong>die</strong>nt als Warnung<br />

für potentielle Fressfeinde, <strong>die</strong>,<br />

wenn sie einmal Erfahrung mit dem<br />

Hautgift gemacht haben, einen großen<br />

Bogen um <strong>die</strong> Tiere machen. Eine Indianerlegende<br />

besagt, dass sich <strong>die</strong> Farbe<br />

des Gefieders von Papageien verändert,<br />

wenn man <strong>die</strong> noch nackte Haut frisch<br />

geschlüpfter Jungvögel mit dem Hautsekret<br />

der Frösche einreibt. In Deutschland<br />

hat ihm das den Namen „Färberfrosch“<br />

eingebracht. Einige Arten besitzen<br />

das Hautgift Batrachotoxin. Es ist<br />

eines der tödlichsten Gifte der Natur,<br />

weshalb es auch von einigen Indianerstämmen<br />

Kolumbiens zum Präparieren<br />

ihrer Blasrohrpfeile genutzt wird. Dafür<br />

muss der Frosch mit einem Stock durch<br />

das Maul aufgespießt und anschließend<br />

übers Feuer gehalten werden. Denn nur<br />

durch den dadurch entstandenen Stress<br />

setzt der Frosch sein effektives Hautgift<br />

frei. Das Gift eines Tieres würde ausreichen<br />

um ca. neun ausgewachsene<br />

Menschen zu töten.<br />

_Glücklicherweise wirkt es nur, wenn es<br />

direkt in <strong>die</strong> Blutbahn gerät. Auf der<br />

Haut verursacht es lediglich ein sehr<br />

starkes Brennen oder Jucken. Man vermutet<br />

<strong>die</strong> Ursache für <strong>die</strong> Giftigkeit der<br />

Tiere in ihrer Nahrung. In freier Wildbahn<br />

ist eine Hauptnahrungsquelle<br />

eine besondere Art von Ameisen. Deshalb<br />

verlieren sie ihr Gift, wenn <strong>die</strong><br />

Pfeilgiftfrösche über einen längeren<br />

Zeitraum in Terrarien gehalten werden,<br />

bzw. ist bei Nachzuchttieren gar nicht<br />

mehr vorhanden.<br />

_Auch das Fortpflanzungsverhalten ist<br />

bei den Blatt- oder Baumsteigerfröschen,<br />

wie man sie auch nennt, etwas<br />

Besonderes. Die Männchen fast aller Arten<br />

besetzen feste Reviere, <strong>die</strong> sie gegen<br />

Eindringlinge in heftigen Kämpfen<br />

verteidigen. Feste Regeln scheint es bei<br />

<strong>die</strong>sen Territorialkämpfen nicht zu geben:<br />

Treten, Boxen, Aufspringen und<br />

Würgen - alles ist erlaubt. Im begrenzten<br />

Lebensraum Terrarium ist es bereits<br />

zu Todesfällen gekommen, weil der Sieger<br />

den Schwächeren im Wasserteil ertränkt<br />

hat. Um <strong>die</strong>sem Schicksal zu entgehen,<br />

tarnen sich <strong>die</strong> unterlegenen<br />

Tiere oft als Weibchen. Sie hören auf zu<br />

rufen und geben sich geschlagen. Die<br />

Revierbesitzer rufen von exponierten<br />

Plätzen aus, um <strong>die</strong> Aufmerksamkeit der<br />

Weibchen zu erlangen. Dabei unterscheidet<br />

sich das Rufen stark von dem<br />

klassischen Quaken unserer einheimischen<br />

Frösche. Stattdessen hört es sich<br />

eher an wie das Zirpen einer Grille oder<br />

der Gesang eines Vogels. Ist ein laichwilliges<br />

Weibchen in der Nähe, beginnt<br />

<strong>die</strong> oft stundenlange Balz, bevor es zur<br />

Eiablage kommt. Diese findet außerhalb<br />

des Wassers statt, meist auf Blättern,<br />

<strong>die</strong> sich in der Natur manchmal mehrere<br />

Meter über dem Erdboden befinden.<br />

Je nach Art umfasst ein Gelege zwischen<br />

zwei und 35 Eiern. Dem durch seine Rufe<br />

lockenden Männchen nähert sich das<br />

Weibchen und streicht ihm mit den<br />

Vorderbeinen über den Rücken. Beide<br />

suchen sich dann einen geeigneten<br />

Platz zum Ablaichen. Das Männchen bewacht<br />

dann das Gelege bis zum Schlupf<br />

der Kaulquappen und sorgt dafür, dass<br />

<strong>die</strong> Eier nicht austrocknen. Dazu hüpft<br />

es mehrmals pro Tag in eine Wasseransammlung,<br />

nimmt Wasser auf und befeuchtet<br />

damit das Gelege. Sind <strong>die</strong><br />

Quappen nach etwa 2 Wochen geschlüpft,<br />

kriechen sie instinktiv auf den Rücken<br />

des Männchens, wo sie sich mit einem,<br />

in speziellen Drüsen produzierten, klebrigen<br />

Sekret befestigen. Der Vater transportiert<br />

seinen Nachwuchs dann zur<br />

nächsten Wasserpfütze, wobei er darauf<br />

achtet, in jede noch so kleine Pfütze<br />

nur eine Quappe abzulegen, denn <strong>die</strong><br />

Tierchen sind in der Lage, <strong>die</strong> Entwicklung<br />

der Geschwister zu beeinflussen.<br />

Damit ist für <strong>die</strong> meisten Arten <strong>die</strong> Brutpflege<br />

beendet. Die Quappen bleiben<br />

sich selbst überlassen und ernähren<br />

sich von im Wasser verendeten Insekten,<br />

Algen und anderen Leckereien.<br />

_Anders verhält es sich mit der Brutpflege<br />

zum Beispiel beim Erdbeerfröschchen<br />

und einigen nahen Verwandten. Hier<br />

nimmt das Männchen <strong>die</strong> Quappen einzeln<br />

auf den Rücken und transportiert<br />

sie in <strong>die</strong> Blattachsel einer Bromelie<br />

oder in eine andere, oft nur fingerhutgroße<br />

Wasseransammlung. Dort werden<br />

sie vom Weibchen alle paar Tage mit<br />

extra dafür produzierten Nähreiern gefüttert,<br />

ein für Tiere <strong>die</strong>ser Entwicklungsstufe<br />

einmaliges Verhalten. Das Weibchen<br />

merkt sich genau wo sich <strong>die</strong><br />

eigenen Quappen befinden und kann so<br />

bis zu sechs Jungtiere gleichzeitig aufziehen,<br />

indem sie alle paar Tage von<br />

Brutplatz zu Brutplatz hüpft und ein<br />

unbefruchtetes „Futterei“ ablegt, von<br />

dem der Nachwuchs sich ernährt. Nach<br />

etwa einem halben Jahr verlassen <strong>die</strong><br />

dann acht bis zehn Milimeter kleinen,<br />

vollständig entwickelten Jungfrösche<br />

das Wasser. Sie haben von Anfang an<br />

<strong>die</strong> Farbe und Zeichnung ihrer Eltern<br />

und können ein Lebensalter von über<br />

zehn Jahren erreichen.<br />

_Das in Costa Rica und Panama beheimatete<br />

Erdbeerfröschchen hält nebenbei<br />

auch noch einen Weltrekord: Es ist<br />

<strong>die</strong> Tierart mit den meisten bekannten<br />

Unterarten. #


Bericht | Text und Fotos: David Werdermann<br />

Land der tausend Inseln<br />

Menschenrecht hoch im Kurs<br />

Die Philippinen, das Land der 7107 Inseln,<br />

hat nicht nur zahlreiche Traumstrände<br />

zu bieten, dort gibt es auch<br />

kämpfende Bäuerinnen und Bauern,<br />

brutale Großgrundbesitzer und immer<br />

wieder gravierende Menschenrechtsverletzungen.<br />

David Werdermann aus<br />

Telgte, der seit Anfang des Jahres<br />

Menschenrechtsbeobachter auf den<br />

Philippinen ist, berichtet von dort.<br />

_Bondoc - eine Halbinsel im Norden der<br />

Philippinen: Die Sonne scheint, aber <strong>die</strong><br />

Palmen spenden Schatten. In der Ferne<br />

sehen wir das Meer und eine kleine Insel<br />

mit einem von Palmen geschmückten,<br />

schneeweißen Strand. Manchmal ist<br />

es schwierig, <strong>die</strong> Arbeit von Urlaub zu<br />

unterscheiden. Wir, das dreiköpfige<br />

Team, unser Übersetzer und einige Bäuerinnen<br />

und Bauern sind auf dem Weg zu<br />

einem Treffen der lokalen Bauerngruppe.<br />

Wir überqueren einen Zaun und spazieren<br />

auf einem kleinen Pfad durch <strong>die</strong><br />

Kokosnuss-Plantagen von Bondoc. Ein<br />

Sprung über einen kleinen Bach und wir<br />

kreuzen einen zweiten Zaun. Plötzlich<br />

bleibt unsere Begleitung stehen und<br />

dreht sich um. An der entfernten Straße<br />

steigen zwei Männer von einem anhaltenden<br />

Motorrad und begeben sich auf<br />

den Pfad in unsere Richtung. Dann ein<br />

Schuss. Zum Glück nur ein Warnschuss.<br />

Wir sollen umkehren. Auf dem Weg zurück<br />

zur Straße kommen wir an den beiden<br />

Männern vorbei. Beide tragen Gewehre.<br />

„Ich erkläre es euch später“, flüstert<br />

unser Übersetzer uns zu.<br />

_Bei frittierten Bananen und frischem<br />

Kokosnusssaft im nächsten Dorf erfahren<br />

wir, was es mit dem Vorfall auf sich hatte:<br />

Die bewaffneten Männer seien<br />

„Goons“ gewesen. Als Goons werden <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter der Großgrundbesitzer bezeichnet,<br />

<strong>die</strong> auf Bondoc einen Großteil<br />

der landwirtschaftlich genutzten Flächen<br />

besitzen. Das Grundstück, auf dem<br />

wir uns befanden, gehörte noch nicht<br />

dazu. Aber das Haus, in dem das Treffen<br />

stattfinden sollte, befindet sich auf dem<br />

Grundstück des Großgrundbesitzers,<br />

dem so genannten „Landlord“. Normalerweise<br />

ist es für <strong>die</strong> Bauern kein Problem,<br />

das Grundstück zu betreten, schließlich<br />

sind sie für <strong>die</strong> Bewirtschaftung des<br />

Landes zuständig. „Sie wollen aber verhindern,<br />

dass wir uns organisieren“, erklärt<br />

uns ein Bauer. Die Goons hätten<br />

von dem geplanten Treffen erfahren und<br />

uns deshalb den Zutritt verweigert.<br />

_Das Treffen findet trotzdem statt. In<br />

einer Kirche im Nachbardorf. Laut dem<br />

Präsidenten der Gruppe fehlen jedoch<br />

einige Bauern, weil sie den Schuss gehört<br />

haben und sich nun fürchten. Das<br />

Treffen wird von Joboy geleitet, einem<br />

„Community Organizer“ einer Nichtregierungsorganisation,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong> Bauern<br />

auf Bondoc in ihrem Kampf um Land<br />

unterstützt. Joboy erklärt ihnen zunächst<br />

<strong>die</strong> politischen Veränderungen in<br />

Bezug auf <strong>die</strong> philippinische Agrarreform.<br />

Die Agrarreform gibt es auf den<br />

Philippinen bereits seit 1988. Das dazugehörige<br />

Programm, das CARP, besagt in<br />

erster Linie, dass Großgrundbesitzer unter<br />

Umständen einen Teil ihres Landes<br />

abgeben müssen, wenn <strong>die</strong> Bauern es<br />

beantragen. Nachdem das befristete Gesetz<br />

1998 für zehn Jahre verlängert wurde,<br />

ist es 2008 ausgelaufen. Mitte 2008<br />

wurde es für sechs Monate verlängert,<br />

Anfang 2009 ein weiteres Mal. „Zwar<br />

wurde das Gesetz bis Juni verlängert,<br />

<strong>die</strong> wichtigsten Inhalte wurden jedoch<br />

gestrichen“, sagt Joboy und erklärt den<br />

Zuhörenden, dass es nur noch <strong>die</strong> „freiwillige<br />

Landabgabe“ und das „freiwillige<br />

Verkaufsangebot“ gebe, nicht mehr<br />

<strong>die</strong> „erzwungene Landumverteilung“.<br />

Ein Antrag auf ein eigenes Stück Land<br />

habe deshalb wenig Aussicht auf Erfolg.<br />

Aus <strong>die</strong>sem Grund entschließen sich <strong>die</strong><br />

Bauern, „nur“ Leasehold zu beantragen.<br />

Leasehold ist eine Art geregeltes<br />

Pachtsystem, bei dem <strong>die</strong> Bauern 75 Pro-<br />

zent der Ernte und der Landlord <strong>die</strong><br />

restlichen 25 Prozent bekommen. Im<br />

Moment ist das Verhältnis 40 zu 60 zu<br />

Gunsten des Landlords.<br />

_Doch <strong>die</strong> Bewilligung eines Leasehold-<br />

Antrages bedeutet noch lange nicht,<br />

dass das Pachtsystem auch tatsächlich<br />

geändert wird. Anderes Dorf, andere<br />

Situation. Wir sprechen mit dem hier<br />

zuständigen „Community Organizer“<br />

Jansept. Aus den umliegenden Dörfern<br />

wollen <strong>die</strong> Bauern kommen, um ihre<br />

Mitstreitenden bei der Durchsetzung des<br />

vor einigen Jahren bereits bewilligten<br />

Leaseholds zu unterstützen. Es werden<br />

Einschüchterungen und Gewalt befürchtet.<br />

„Wir werden den Goons mit mindestens<br />

hundert Bauern den Weg versperren,<br />

damit <strong>die</strong>se uns nicht am Abtransport<br />

unserer Ernte hindern können“,<br />

sagt Jansept fest entschlossen, „Außerdem<br />

planen wir ein paar fiese Tricks, aber<br />

psssst!“. Mit fiesen Tricks meint Jansept<br />

zum Beispiel <strong>die</strong> Reiszwecken auf der<br />

Straße, über <strong>die</strong> <strong>die</strong> Goons mit ihren<br />

Jeeps kommen werden. Gewalttätige<br />

Aktionen oder gar Waffengewalt werde<br />

von den Aktivisten nicht ausgehen. „Wir<br />

wollen nur unser Recht durchsetzen“,<br />

betont Jansept.<br />

_Wenn alles gut geht, soll <strong>die</strong> Ernte in<br />

das nah gelegene Warenhaus gebracht<br />

werden. Dieses ist im Rahmen des gerade<br />

anlaufenden „Copra Tradings“ entstanden.<br />

Es wird von denjenigen durchgeführt,<br />

<strong>die</strong> ihr Recht auf ein geregeltes<br />

Pachtsystem oder ein eigenes Stück<br />

Land durchgesetzt haben, oder - das<br />

kommt auch vor - einfach <strong>die</strong> Ernteabgabe<br />

an den Landlord boykottieren. Es<br />

ist eine Art genossenschaftliches Projekt,<br />

bei dem <strong>die</strong> Bauern den Handel ihrer<br />

Produkte selbst organisieren, anstatt<br />

Großhändler zu beliefern. Die Erlöse gehen<br />

zum Teil an <strong>die</strong> Herstellenden, zum<br />

Teil an gemeinschaftliche Kassen, aus<br />

denen der politische Kampf, Rechts-<br />

7


8<br />

kosten und in Zukunft vielleicht sogar<br />

eine Gesundheitsversorgung bezahlt<br />

werden sollen.<br />

_Das Berufen auf philippinische Gesetze,<br />

wie das Leasehold oder <strong>die</strong> Agrarreform,<br />

ist in der philippinischen Linken, zu der<br />

Jansept sich zählt, höchst umstritten.<br />

Die Kritikpunkte an der Agrarreform sind<br />

nicht unbegründet. So gibt es zahlreiche<br />

Schlupflöcher, <strong>die</strong> von den Landlords<br />

benutzt werden, um ihr Land zu verteidigen:<br />

Sie teilen das Land unter Familienangehörigen<br />

auf oder deklarieren es<br />

als Weideland. So kann es ihnen nicht<br />

entzogen werden. Ein weiterer Kritikpunkt<br />

ist, dass <strong>die</strong> Kleinbauern auch bei<br />

einer Umverteilung durch <strong>die</strong> Agrarreform<br />

für den Erwerb des Landes zahlen<br />

müssen. Während der eine Teil der philippinischen<br />

Linken <strong>die</strong> Kritikpunkte als<br />

Anlass nimmt, <strong>die</strong> Agrarreform gänzlich<br />

abzulehnen, versucht der andere Teil sie<br />

so gut es geht zu nutzen und gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Schlupflöcher zu schließen. Ihre<br />

Forderung: „CARP-Verlängerung mit Reformen“.<br />

Die Reaffirmists haben sich in den 90ern bereiterklärt<br />

den von der Kommunistischen Parteiführung<br />

geforderten bewaffneten Kampf gegen<br />

<strong>die</strong> Regierung zu führen. Die Rejectionists haben<br />

das abgelehnt und wollen durch gesellschaftlichen<br />

Druck und Verhandlungen <strong>die</strong> Regierung zu Reformen<br />

bewegen. Seitdem sind <strong>die</strong> beiden Lager, <strong>die</strong><br />

sich beide als links bezeichnen, getrennt bzw.<br />

nahezu verfeindet.<br />

_Der Streit um <strong>die</strong> Agrarreform ist nur<br />

einer der Faktoren, <strong>die</strong> Anfang der<br />

1990er zu Teilung der philippinischen<br />

Linken führten. Damals stellte <strong>die</strong> Führung<br />

der kommunistischen Partei <strong>die</strong><br />

Frage, wer bereit sei, den bewaffneten<br />

Kampf gegen <strong>die</strong> Regierung zu führen.<br />

Während <strong>die</strong> „Reaffirmists“ (Linken)<br />

dazu bereit waren, wollten <strong>die</strong> „Rejektionists“<br />

durch Verhandlungen und gesellschaftlichen<br />

Druck <strong>die</strong> Regierung zu<br />

Reformen zwingen und bestehende Gesetze<br />

und Programme wie das CARP für<br />

ihre Zwecke nutzen. „Unser Ziel ist dasselbe,<br />

<strong>die</strong> Mittel sind unterschiedlich“,<br />

sagt Jansept, „solange wir in einer Demokratie<br />

leben, sollten wir deren Möglichkeiten<br />

ausschöpfen.“ Die „Reaffirmists“<br />

seien zudem Geschichtsvergessen,<br />

wenn sie glauben würden, durch<br />

eine gewaltsame Machtübernahme<br />

einen Sozialismus zu erreichen: „Schau<br />

dir China oder <strong>die</strong> Sowjetunion an. Die<br />

vergangenen Versuche sind eher ins<br />

Gegenteil umgeschwenkt.“ Stattdessen<br />

will Jansept „Druck von unten“ aufbauen.<br />

Für <strong>die</strong> nächsten Monate sind beispielsweise<br />

Demonstrationen für eine<br />

CARP-Verlängerung geplant.<br />

_Der Spalt, der <strong>die</strong> beiden Seiten trennt,<br />

ist tief. Zwar hofft Jansept, dass sie irgendwann<br />

wieder zusammenarbeiten<br />

können, das gegenwärtige Verhältnis ist<br />

jedoch von Hass und Feindschaft geprägt.<br />

Auf Bondoc wird sogar <strong>die</strong> dem<br />

Lager der „Reaffirmists“ zugehörige,<br />

kommunistische Miliz „New People's<br />

Army“ (NPA) für Angriffe auf<br />

Bauern, <strong>die</strong> sich für <strong>die</strong> Umsetzung<br />

der Agrarreform einsetzen, verant-<br />

wortlich gemacht. Erst Anfang letzten<br />

Jahres wurde Julie, Präsident<br />

einer Bauerngruppe, entführt und<br />

ermordet. Der mutmaßliche Täter<br />

wurde schnell gefasst, wenig später<br />

jedoch von einer bewaffneten<br />

Gruppe aus dem Gefängnis befreit.<br />

_Für Jansept ist <strong>die</strong> Situation klar: „Der<br />

Täter war Mitglied der NPA, <strong>die</strong> sich vom<br />

Landlord <strong>die</strong> Revolutionssteuer zahlen<br />

lässt und in dessen Auftrag Anschläge<br />

verübt.“ Julie ist der fünfte Bauer aus<br />

seiner Gruppe, der ermordet wurde. Seine<br />

Frau und einer seiner Söhne sehen<br />

sich jetzt wegen des anstehenden Gerichtsverfahrens,<br />

bei dem sie aussagen<br />

wollen, bedroht und hoffen auf ein<br />

staatliches Zeugenschutzprogramm.<br />

_Angriffe und Bedrohungen durch „Goons“<br />

und mutmaßliche NPA-Mitglieder sind<br />

nicht <strong>die</strong> einzigen Probleme, <strong>die</strong> Bauern<br />

bekommen, wenn sie einen Antrag auf<br />

eigenes Land oder Leasehold stellen. In<br />

den letzten Jahren ist <strong>die</strong> Anzahl der<br />

rechtlichen Schikanierungen gestiegen.<br />

Die Landlords überhäufen <strong>die</strong> Antragstellenden<br />

mit Anzeigen wegen Diebstahls<br />

oder unbefugten Betretens. Die<br />

darauf folgenden Verfahren sind oft von<br />

korrupten Staatsanwälten und Prozessverschleppungen<br />

gekennzeichnet. Dabei<br />

hat der philippinische Staat sich zur Einhaltung<br />

der Menschenrechte verpflichtet,<br />

nach denen jede und jeder einen<br />

Anspruch auf ein kurzes und gerechtes<br />

Verfahren hat.<br />

_Das ist für unsere Arbeit als Menschenrechtsbeobachtende<br />

entscheidend, für<br />

<strong>die</strong> meisten Bäuerinnen und Bauern auf<br />

Bondoc aber viel zu weit weg. Sie wollen<br />

sich ohne Angst für <strong>die</strong> Verbesserung<br />

ihrer Situation einsetzen. #<br />

Das International Peace Observers<br />

Network (IPON) ist eine Nichtregierungsorganisation<br />

aus Deutschland,<br />

<strong>die</strong> auf den Philippinen Menschenrechtsbeobachtung<br />

betreibt. Momentan<br />

ist sie in den Regionen Bondoc<br />

und Negros aktiv. Sie entsendet Freiwillige,<br />

<strong>die</strong> vor Ort Präsenz zeigen,<br />

Menschenrechtsverteidigende zu<br />

Treffen, Aktionen oder Anhörungen<br />

begleiten, Menschenrechtsverletzungen<br />

dokumentieren und staatliche<br />

Akteure sowie <strong>die</strong> nationale und internationale<br />

Öffentlichkeit über <strong>die</strong><br />

Menschenrechtssituation informieren.<br />

IPON ist neutral in politischen<br />

Konflikten wie dem Streit um <strong>die</strong><br />

Agrarreform, aber parteiisch für <strong>die</strong><br />

Menschenrechte.


Bericht | Text: Lisa Haalck | Foto: Sigi Nasner<br />

„Mission possible“<br />

Erfolgsmodell Bahnhofsmission<br />

Sie ist für kleine und große Probleme<br />

da, hilft jenen, <strong>die</strong> sich verlaufen oder<br />

verletzt haben oder verwirrt sind, <strong>die</strong><br />

ihren Fahrschein verloren haben oder<br />

einfach nur ein Ohr zum Zuhören brauchen:<br />

<strong>die</strong> Bahnhofsmission Münster.<br />

Unsere Praktikantin Lisa Haalck wollte<br />

es genauer wissen und berichtet über<br />

<strong>die</strong> „blauen Engel“ von Gleis 12.<br />

_Münster Hauptbahnhof. Gleis 12. Gut zu<br />

erreichen. Mittendrin. Die Tür des kleinen<br />

Backsteinhäuschens lässt sich kaum<br />

öffnen, denn dahinter stehen 5 Männer<br />

geduldig vor einem kleinen Fensterchen<br />

in einem kurzen Flur. Rechts ein grüner<br />

quadratischer Raum mit ein paar Tischen,<br />

einer besetzt. Der Mann vor mir lacht<br />

mich an und drückt mir seine gelbe Tasse<br />

mit dampfendem Kaffee in <strong>die</strong> Hand.<br />

Ein freundliches Gesicht erscheint am<br />

Fenster und bittet mich in <strong>die</strong> Küche.<br />

„Dorothea, dein Gast ist da!'' Hier ist es<br />

warm und heimelig; Geschirr klappert,<br />

Stimmengewirr und Kaffeeduft. Eine<br />

junge Frau belegt Brötchen, eine Ältere<br />

unterhält sich.<br />

_Dann sitzt sie vor mir: Dorothea Büker.<br />

Seit 10 Jahren arbeitet sie schon hier,<br />

seit fast 3 Jahren leitet sie <strong>die</strong> Bahnhofsmission<br />

Münster. Das Tonbandgerät<br />

läuft und sie beginnt zu erzählen. Ihre<br />

Augen leuchten. „Der Schwerpunkt der<br />

Bahnhofsmission ist das Gespräch: <strong>die</strong><br />

direkte, vorbehaltlose, menschliche<br />

Begegnung“ heißt es in dem gelben Flyer,<br />

den sie mir in <strong>die</strong> Hand drückt. „Der<br />

Becher Kaffee ist immer und egal mit<br />

wem ein Einstieg zum Gespräch, eine<br />

Einladung und Frage: Was kann ich für<br />

Sie tun?'' , erklärt mir Dorothea. Genauso<br />

empfinde ich auch meine Tasse Kaffee<br />

und fühle mich sehr eingeladen!<br />

_“Für wen ist <strong>die</strong> Bahnhofsmission da?“<br />

Und während ich das frage und mich<br />

umsehe, habe ich das Gefühl, sie ist<br />

genauso für mich wie für den Mann, der<br />

sein Hab und Gut in einer Plastiktüte<br />

über den Bahnsteig trägt, <strong>die</strong> junge<br />

Mutter, <strong>die</strong> ihr Baby stillen möchte, <strong>die</strong><br />

irritierte ältere Dame, <strong>die</strong> ihren Zug verpasst<br />

hat. Oder den jungen Geschäftsmann,<br />

der neulich mit einem losen<br />

Knopf an seinem Anzug vor einem wichtigen<br />

Vorstellungsgespräch gekommen<br />

war. „Gut, dass ich da war an dem Tag,<br />

<strong>die</strong> jungen Mitarbeiter können vielleicht<br />

gar nicht nähen'', lacht Dorothea. ,,Die<br />

Bahnhofsmission ist offen für jeden. Jeder<br />

ist willkommen mit seinem Anliegen<br />

- gleichwertig, ohne Anmeldung, ohne<br />

Einschränkung, ganz unverbindlich,<br />

gratis und für den Hilfesuchenden anonym.<br />

Man wird hier als Gast willkommen<br />

geheißen. Dorothea betont das<br />

Wort „Gast“: Die Menschen kommen,<br />

verweilen und gehen - und kommen<br />

vielleicht noch einmal wieder. Oder<br />

zweimal. Und das seit nun mehr als 100<br />

Jahren an 100 Bahnhöfen in Deutschland.<br />

Ähnliche Einrichtungen gibt es<br />

auch in Österreich, der Schweiz und<br />

Frankreich; da wird dann sogar grenzübergreifend<br />

gearbeitet. Ich bin beeindruckt.<br />

Das Ziel der Bahnhofsmission hat<br />

sich in den vergangenen 100 Jahren<br />

nicht geändert. Damals wie heute kommen<br />

Menschen in <strong>die</strong> Bahnhofsmission,<br />

<strong>die</strong> Hilfe brauchen! Ein ruhiger, trockener<br />

Ort zum Warten, ein offenes Ohr, ein<br />

Butterbrot und eine Tasse Kaffee, eine<br />

helfende Hand, ein Pflaster, Reisebegleitung<br />

für alleinreisende Kinder, ältere<br />

Menschen oder Menschen mit Behinderungen,<br />

egal ob mit Rollstuhl, Gepäckwagen<br />

oder Hebebühne. Jeder Tag<br />

bringt andere Menschen, andere Fragen,<br />

andere Anliegen. Die Bahnhofsmission<br />

hilft bei akuten Nöten genauso wie bei<br />

existenziellen Notlagen. Sie erkennt sehr<br />

früh Veränderungen in der Sozialpolitik,<br />

denn sie ist Knotenpunkt im Netz der<br />

Sozialen Arbeit und macht darauf aufmerksam.<br />

Mittlerweile kommen auch<br />

viele arbeitslose Männer und Frauen<br />

mittleren Alters zum Gleis 12. Viele schämen<br />

sich, wollen keine Hilfe, sondern<br />

nur ein Butterbrot, weil einfach das<br />

Geld für's Essen nicht reicht. Und es<br />

sind viele, <strong>die</strong> zu essen haben wollen<br />

und das, obwohl <strong>die</strong> Bahnhofsmission<br />

keine Essensausgabestelle ist. Aber im<br />

Leitbild der Bahnhofsmission steht,<br />

dass hungrigen Menschen etwas zu<br />

essen gegeben wird, also werden sie<br />

eingeladen zu essen.<br />

_Eine etwa 30-köpfige Gruppe von ehrenamtlichen<br />

Mitarbeitenden ist zur Zeit<br />

blaue Orientierung im tristen, trubeligen<br />

Bahnhofsgrau in Münster. Viele Menschen<br />

unterstützen <strong>die</strong> Bahnhofsmission<br />

mit ihren persönlichen Fähigkeiten<br />

und Möglichkeiten. Das Hilfesystem ist<br />

sehr umfangreich, <strong>die</strong> Aufgaben vielseitig;<br />

der Umgang mit den vielen, verschiedenen<br />

Menschen bereichernd.<br />

„Wenn <strong>die</strong> Menschen reden, sich anvertrauen,<br />

ist da ganz schnell eine Vertrauensbasis<br />

„, sagt Dorothea. Manchmal<br />

kann <strong>die</strong> Arbeit aber auch sehr<br />

belasten und man muss immer auf eine<br />

gewisse Distanz zu den Gästen achten,<br />

um professionell handeln zu können.<br />

_Was muss ich als Mitarbeiter mitbringen?<br />

Engagement und eine gewisse<br />

soziale Begabung. „Guten Tag“ und<br />

„Guten Weg“ zu wünschen sollte einem<br />

nicht schwer fallen. Die persönliche<br />

Einarbeitungszeit wird sehr ernst genommen.<br />

„Hier gibt es keine Rangordnung.<br />

Alle arbeiten gleichberechtigt ne-<br />

9


10<br />

beneinander, ältere und jüngere Mitarbeitende'',<br />

betont Dorothea. Sie ist begeistert<br />

von der persönlichen Kompetenz<br />

und dem großen Engagement auch<br />

der jüngeren Mitarbeitenden.<br />

_Die Bahnhofsmission betreibt viel Öffentlichkeitsarbeit,<br />

wird eingeladen in Gemeinden<br />

und zu Veranstaltungen und<br />

erzählt gerne von dem, was sie tut. Zu<br />

den regelmäßigen Dienstbesprechungen<br />

werden Referenten aus verschiedenem<br />

Bereichen der Sozialen Arbeit eingeladen.<br />

Dorothea erzählt angetan von der<br />

guten Kooperation mit der Deutschen<br />

Bahn, aber vor allem mit den Kaufleuten<br />

im Bahnhof, <strong>die</strong> Brot und Brötchen<br />

an <strong>die</strong> Bahnhofsmission spenden. „Das<br />

ist so toll“, schwärmt Dorothea. ,,Eine<br />

Geste der Kaufleute, dass sie unsere Arbeit<br />

schätzen, aber vor allem, dass sie<br />

damit <strong>die</strong> Menschen, <strong>die</strong> zu uns kommen,<br />

tolerieren''.<br />

_Ich drehe <strong>die</strong> Kassette in meinem Tonbandgerät<br />

um! Dabei fällt mein Blick auf<br />

<strong>die</strong> blaue Jacke, <strong>die</strong> an der Garderobe<br />

hängt. Die Einführung der Dienstkleidung<br />

für jeden Mitarbeiter ist eine tolle<br />

und hilfreiche Sache, durch <strong>die</strong> <strong>die</strong><br />

Bahnhofsmission um einiges bekannter<br />

geworden ist. Sie ist durch das leuchtende<br />

Blau viel auffälliger als <strong>die</strong> ehemaligen<br />

Kittel oder Armbinden, wenn <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter ihre Runden im Bahnhof<br />

drehen. Dorothea erklärt mir den „Aha-<br />

Effekt“: ,,Da läuft eine blaue Jacke, da<br />

ist <strong>die</strong> Bahnhofsmission, da bin ich<br />

nicht allein mit meinen Sorgen''. Wir<br />

kommen auf das Logo zu sprechen - das<br />

rosa Kreuz auf gelbem Grund als Symbol<br />

der katholischen und evangelischen<br />

Kirche. Über <strong>die</strong> Kirche haben wir noch<br />

gar nicht so richtig gesprochen. Die Träger<br />

der Bahnhofsmission Münster sind<br />

der Caritasverband für <strong>die</strong> Stadt Münster<br />

e.V. und das Diakonische Werk Münster<br />

e.V. Außerdem lebt <strong>die</strong> Bahnhofsmission<br />

von anderen Geld- oder Sachspenden<br />

von Gemeinden und Reisenden.<br />

_Die Bahnhofsmission war von Anfang<br />

an eine ökumenische Einrichtung. Bis<br />

zum 2. Weltkrieg kooperierte sie sogar<br />

mit jüdischen Gemeinden. Man arbeitete<br />

zwar damals in getrennten Schichten,<br />

mit katholischem Kaffe und evangelischem<br />

Zucker, das war aber dennoch im<br />

Anbetracht der Zeit eine bereits sehr<br />

fortschrittliche Arbeit aus der Motivation<br />

heraus, am gleichen Strang zu ziehen.<br />

Ich frage Dorothea nach ihrer Konfession;<br />

ihre Antwort: „ Ich bin katholisch<br />

und evangelisch oder evangelisch und<br />

katholisch, ich bin christlich...“ Die<br />

Konfession spielt keine so wichtige Rolle.<br />

Die Bahnhofsmission definiert sich<br />

zunächst einmal über ihren Standort,<br />

nicht über ihre Tätigkeit. Unter dem Begriff<br />

kann man viel verstehen. ,,Mission'',<br />

frei von negativen Assoziationen, heißt<br />

,,Sendung''. „Bahnhofsmission'' bezeichnet<br />

eine Gesinnung oder Einstellung,<br />

jeden Menschen anzunehmen -<br />

konfessionsunabhängig. Das ist für Dorothea<br />

ein Stück Kirche am Bahnhof.<br />

_Dorothea führt mich zum Schluss noch<br />

einmal durch <strong>die</strong> Bahnhofsmission.<br />

„Das sind unsere Räume. Hier bieten wir<br />

Schutz. Es ist unsere Wohnung!'' Der<br />

Aufenthaltsraum hat sich gefüllt. Mittlerweile<br />

sind alle Tische besetzt. Es<br />

herrscht rege Betriebsamkeit, Karl-Heinz<br />

ist auf dem Weg zur Rufanlage. „Ich<br />

komme gleich wieder, um halb habe ich<br />

einen Einsatz.“ Ein Fahrradfahrer<br />

braucht Hilfe beim Einstieg. Seit 5 Jahren<br />

arbeitet Karl-Heinz jetzt schon bei<br />

der Bahnhofsmission.“ Er ist ein unverzichtbarer<br />

Mitarbeiter'', sagt Dorothea<br />

„Den kann ich auch abends um 10 Uhr<br />

noch anrufen wenn jemand krank ist!<br />

Karl-Heinz kennt sich aus...''. So ganz<br />

kann sich der pensionierte Eisenbahner<br />

eben doch nicht dem Bahnhofsflair ent-<br />

ziehen! Karl-Heinz liebt <strong>die</strong> Abwechslung,<br />

<strong>die</strong> vielen Begegnungen. „Ja, da<br />

steh' ich voll hinter!“ Eben genau wie<br />

Dorothea. Sie hat noch so viele gute<br />

Ideen und das glaube ich ihr, denn das<br />

sieht man ihr an. Sie träumt von einem<br />

„Raum der Stille“ für Begegnungen oder<br />

Lesungen.<br />

_Dorothea verabschiedet mich mit einer<br />

Einladung zum „Tag der Bahnhofsmissionen''<br />

und drückt mir ein Segenskärtchen<br />

in <strong>die</strong> Hand. <strong>Draußen</strong> auf dem<br />

Gleis stehe ich einige Sekunden vor dem<br />

Backsteinhäuschen und beschließe<br />

dann: Ich komme einmal wieder. Oder<br />

zweimal.<br />

Öffnungszeiten:<br />

Mo-Fr 8-20h<br />

Sa 8-18h<br />

So 14:30-19.30h<br />

Tag der Bahnhofsmission<br />

18.04. 2009 ab 10:00h Gleis 12<br />

Die Bahnhofsmission lädt alle herzlich<br />

ein <strong>die</strong>sen Tag gemeinsam zum<br />

Thema<br />

„Das Leben ist eine Kunst“<br />

auf Gleis 12 zu verbringen.


Bericht | Text und Foto: Michael Heß<br />

Dozenten an Münsters VHS<br />

„Wir sind akademisches Prekariat“<br />

Bildung kostet - der Slogan ist längst<br />

akzeptiert. Doch für <strong>die</strong> freiberuflichen<br />

Dozenten an Münsters Volkshochschule<br />

gilt das leider nicht. Warum<br />

selbst ein abgeschlossenes Studium<br />

kein Garant für ein sorgenfreies Berufsleben<br />

ist, zeigt ihr Beispiel besonders<br />

drastisch. Mehr noch, ist schon<br />

<strong>die</strong> Rede vom „akademischen Prekariat“.<br />

~-Autor Michael Heß<br />

schreibt über ein unerfreuliches Kapitel<br />

sozialer Ungerechtigkeit.<br />

_Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der<br />

Däne Nikolai Grundtvig eine wirklich<br />

gute Idee: <strong>die</strong> der Volkshochschule (VHS).<br />

Das Beispiel machte international Schule,<br />

<strong>die</strong> erste deutsche VHS wurde in enger<br />

Anlehnung an <strong>die</strong> Arbeiterbildungsbewegung<br />

1902 in Berlin gegründet.<br />

1919 erfolgte <strong>die</strong> gesetzliche Normierung<br />

in Artikel 148 der Verfassung der Weimarer<br />

Republik. Der Schultyp war später in<br />

der BRD und in der DDR gleichermaßen<br />

populär und ist heute in den jeweiligen<br />

Landesbildungsgesetzen verankert.<br />

Gleichwohl handelt es sich um keine<br />

Hochschule im gesetzlichen Sinne; das<br />

Niveau der Kurse reicht heute teilweise<br />

aber schon deutlich über das Abiturniveau<br />

hinaus.<br />

_Grundkurs Töpfern und Makramee für<br />

Fortgeschrittene - das war einmal. Was<br />

in vielen Köpfen das Image der Volkshochschulen<br />

bis heute prägt, ist bestenfalls<br />

noch ergänzendes Angebot im Hobbybereich.<br />

Seit vielen Jahren professionalisieren<br />

sich <strong>die</strong> VHS, <strong>die</strong> gesetzlich als<br />

vierte Säule des Bildungssystems verankert<br />

sind. Die inhaltlichen Schwerpunkte<br />

liegen heute im Sprach- und EDV-Bereich<br />

mit wachsendem Anteil von Schulungen<br />

für Unternehmen und <strong>die</strong> Stadt<br />

Münster selbst. „Die VHS bereitet auf<br />

national und international anerkannte<br />

Abschlüsse vor und ist regionales Prüfungszentrum“,<br />

heißt es dazu im städtischen<br />

Etatentwurf. Immerhin 14 aner-<br />

kannte Abschlüsse kann man derzeit an<br />

Münsters VHS erwerben.<br />

_Normalerweise finanziert sich eine VHS<br />

aus Landes- (2009 = 448.000 Euro) und<br />

Kommunalmitteln, aus den Kursentgelten<br />

(1,57 Mio Euro) sowie aus Drittmitteln<br />

(440.000 Euro). Das Haus am<br />

Aegidiimarkt und Katthagen ist keine<br />

Ausnahme. Gerade <strong>die</strong> Kombination von<br />

hochwertigen Qualifizierungen und niedrigen<br />

Preisen machen <strong>die</strong> Hochschulen<br />

für das Volk so attraktiv. Die Vermittlung<br />

hochwertiger Inhalte setzt nachvollziehbar<br />

ebenso qualifizierte Dozenten<br />

voraus, ohne einen akademischen Abschluss<br />

braucht man sich in den meisten<br />

Bereichen erst gar nicht mehr für <strong>die</strong><br />

Lehre zu bewerben. „Qualifizierter Dozent“<br />

nennt sich der Status in Münster.<br />

_Wo den etwa 600 VHS-Dozenten der<br />

Schuh drückt, erklären <strong>die</strong> drei Dozentensprecherinnen<br />

Anke Elsner, Nulan<br />

Müllan-Hughes und Karin Offers geduldig<br />

und detailgenau. Seit Jahren wurden<br />

<strong>die</strong> aktuellen Honorarsätze von 18<br />

Euro für qualifizierte Dozenten bzw.<br />

20,60 Euro (nach fünf Jahren Tätigkeit)<br />

nicht an <strong>die</strong> allgemeine Einkommensentwicklung<br />

angepasst. Die letzte Honoraranhebung<br />

erfolgte 1997; gemessen<br />

an der durchschnittlichen Inflationsrate<br />

seitdem bedeutet das eine Senkung der<br />

realen Kaufkraft um 27 Prozent. Zuzüglich<br />

der im September 2006 erfolgten<br />

dreiprozentigen Kürzung der Honorare,<br />

um deren Rücknahme <strong>die</strong> Dozenten<br />

seitdem erfolglos streiten. Darauf ist<br />

noch zu kommen.<br />

_Entsprächen <strong>die</strong> Honorare brutto für<br />

netto, könnte man vielleicht noch zufrieden<br />

sein. Gerade das ist aber nicht<br />

der Fall, <strong>die</strong> Dozententätigkeiten sind<br />

nämlich SV-pflichtig, da sie in aller Regel<br />

über der Geringfügigkeitsgrenze von<br />

jährlich 6.900 Euro liegen. Mit dem Unterschied,<br />

dass ein freiberuflicher VHS-<br />

Dozent seine Beiträge in vollem Umfang<br />

und nicht nur hälftig wie ein Angestellter<br />

zu leisten hat! Das bedeutet zunächst<br />

19,9 Prozent Abzüge vom Honorar.<br />

Hinzu kommen nochmals 15,5 Prozent<br />

für <strong>die</strong> Krankenversicherung, mindestens<br />

aber 282 Euro im Monat. Die Sozialabgaben<br />

können bis zu 70 Prozent<br />

des Honorars aufzehren! Dem entsprechen<br />

nach einer Modellrechnung 5,49<br />

Euro Nettohonorar pro Unterrichtsstunde.<br />

Zugegeben, das ist ein Grenzfall.<br />

Und doch verdeutlicht keine Zahl drastischer,<br />

wie es um den Stellenwert der<br />

Dozenten tatsächlich bestellt ist.<br />

_Als wäre das nicht genug, haben <strong>die</strong><br />

Dozenten noch das unternehmerische<br />

Risiko zu tragen. Die wöchentliche<br />

Stundenzahl ist auf 33 Einheiten begrenzt<br />

ohne Beschäftigungsgarantie im<br />

Gegenzug. Pro Jahr sind mindestens 19<br />

unterrichtsfreie Wochen zu überbrücken,<br />

wofür theoretisch Rücklagen gebildet<br />

werden müssen. Es bleibt zumeist<br />

bei der Theorie. Feier- und Urlaubstage<br />

werden nicht abgegolten, im Krankheitsfall<br />

ist - wie auch immer - eine<br />

Vertretung zu stellen. Von Fortzahlungen<br />

im Krankheitsfall ganz zu schweigen.<br />

Die Kosten für Weiterbildungen<br />

(auch <strong>die</strong> Dozenten müssen sich weiterbilden<br />

und zertifizieren lassen) sind<br />

aus eigener Tasche aufzubringen. Unterm<br />

Strich kombinieren Münsters VHS-<br />

Dozenten <strong>die</strong> Rechte eines Angestellten<br />

mit den Pflichten eines Selbständigen.<br />

Es ist <strong>die</strong> denkbar schlechteste Variante.<br />

_Beispiel Anke Elsner: Die Mittfünfzigerin<br />

ist stu<strong>die</strong>rte Germanistin und Soziologin<br />

und arbeitet seit etwa sechs Jahren<br />

im Bereich Deutsch als Fremdsprache.<br />

Mit ihren acht Wochenstunden<br />

kommt sie monatlich auf etwa 640 Euro.<br />

Brutto, versteht sich. Weil sie auch damit<br />

bereits über der Geringfügigkeitsgrenze<br />

von monatlich 575 Euro liegt,<br />

gehen davon noch Renten- und Kran-<br />

11


12<br />

kenversicherung wie oben beschrieben<br />

ab, der Rest ist außerdem zu versteuern.<br />

„Ich muss glücklicherweise nicht von<br />

dem Geld leben“, kommentiert Anke Elsner<br />

ihre Situation lakonisch. Ihren Kolleginnen<br />

geht es nicht anders; ohne <strong>die</strong><br />

Unterstützung des Ehepartners ginge gar<br />

nichts. Die Wirkung ist fatal. „Einige Kollegen<br />

sind gegangen, als sie sich rentenversichern<br />

mussten“, erinnert sich Nulan<br />

Müllan-Hughes. Noch schlimmer ist <strong>die</strong><br />

Situation für allein erziehende Mütter.<br />

Tatsächlich gäbe es Kolleginnen ohne<br />

Krankenversicherung - meinen <strong>die</strong> Dozentensprecherinnen<br />

übereinstimmend.<br />

Anke Elsner sieht sich als Teil eines akademischen<br />

Prekariats. „Ich fühle mich<br />

nicht wertgeschätzt, wenn ich mit solchen<br />

Summen abgespeist werde“ ergänzt<br />

Kollegin Karin Offers (Studium Lehramt)<br />

sachlich. Dennoch fallen auch Sät-<br />

Anzeige<br />

Diese Seite wurde gesponsert von Zoodirektor Jörg Adler<br />

Engagement für Kollegen: Nulan Müllan-Hughes, Karin Offers und Anke Elsner (v.l.)<br />

ze wie: „Die Arbeit mit den Schülern<br />

macht einfach Spaß, es kommt so vieles<br />

zurück von den Schülern. Man entwikkelt<br />

sich auch selber weiter.“ So sprechen<br />

echte Pädagoginnen und es sind<br />

solche Momente, <strong>die</strong> das Anliegen noch<br />

berechtigter erscheinen lassen.<br />

_Trotz der enormen Professionalisierung<br />

vieler Inhalte auf mindestens Gymnasialniveau<br />

blieb <strong>die</strong> öffentliche Wahrnehmung<br />

der Dozenten als nebenberufliche<br />

Anleiter im Hobbybereich. Dabei ist<br />

<strong>die</strong> Diskrepanz zwischen Image, Bezahlung<br />

und Leistung nicht mehr zu verstehen.<br />

„Gutes Geld für gute Arbeit“, verlangen<br />

<strong>die</strong> Dozenten sachlich völlig zu<br />

Recht, <strong>die</strong> Situation ist gründlich verfahren.<br />

_Wie sehen Stadt und VHS-Leitung das<br />

Honorarproblem? Die städtische Kulturdezernentin<br />

Dr. Andrea Hanke teilte den<br />

enttäuschten Dozenten im Februar mit,<br />

es bleibe bei der Kürzung aus 2006,<br />

auch wenn das Anliegen selbst verständlich<br />

sei. Denn <strong>die</strong> seinerzeitige Beschlusslage<br />

des Rates habe „sich seit 2006 nicht<br />

verändert.“ Im Klartext bedeutet das:<br />

Nur der Rat kann den Beschluss im Sinne<br />

der Dozenten wieder aufheben. Entsprechende<br />

Aktivitäten sind allerdings<br />

nicht bekannt; <strong>die</strong> Enttäuschung vieler<br />

Dozenten über <strong>die</strong> Lokalpolitik verwundert<br />

nicht mehr. Denn neben den<br />

19.000 Kursanten qualifizieren sich<br />

jährlich auch 1.300 städtische Mitarbeiter<br />

an der VHS.<br />

_Um den Dozentenforderungen zu entsprechen,<br />

müsste <strong>die</strong> Stadt nicht einmal<br />

viel Geld in <strong>die</strong> Hand nehmen. Eine<br />

Rücknahme der dreiprozentigen Honorarkürzung<br />

von 2006 schlüge mit 48.000<br />

Euro zu Buche, bei acht Prozent mehr<br />

sind es 126.000 Euro. Das mag für viele<br />

Leser hoch klingen, doch sind es nur<br />

Bruchteile der meisten städtischen Investitionssummen.<br />

Immerhin bewirkte<br />

der CDU-Landtagsabgeordnete Prof. Dr.<br />

Sternberg 2008 <strong>die</strong> weitgehende Rücknahme<br />

der 100.000 Euro betragenden<br />

Rödl-Kürzungen des Vorjahres. In Sachen<br />

Honorare unterstützen bisher <strong>die</strong><br />

Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Heuer<br />

(SPD) und Fritz Pfau (UWG/ödp) offen das<br />

Anliegen der Dozenten.<br />

_Immer wieder begegnet man bei der<br />

Beschäftigung mit dem Thema einem<br />

bestimmten Verdacht. Dass nämlich, so<br />

heißt es, manche Politiker <strong>die</strong> preisgünstigen<br />

Angebote der VHS als unerwünschte<br />

Konkurrenz zu deutlich teureren<br />

privaten Bildungsträgern, zur Universität<br />

oder zum DAA stören. Das Interesse,<br />

den subventionierten Konkurrenten<br />

im Sinne einer marktkonformen<br />

Ideologie zu schwächen liege auf der<br />

Hand - zum Leidwesen der Dozenten<br />

und indirekt der Bürger. Vergessen wird,<br />

dass <strong>die</strong> Ressource Bildung nicht handel-<br />

und bewertbar ist wie ein Schock<br />

Eier auf dem Wochenmarkt. Oder wie<br />

ein windiges Zertifikat auf den mittlerweile<br />

kollabierten Finanzmärkten, <strong>die</strong><br />

noch vor Jahresfrist als Maß der Dinge<br />

galten.<br />

_Unter <strong>die</strong>sen Bedingungen zu kämpfen,<br />

ist nicht jedem gegeben. Warum<br />

also engagieren sich <strong>die</strong> drei Dozentenvertreterinnen<br />

neben der Lehre für ihre<br />

Kollegen? „Ein Angestelltenvertrag nach<br />

Tarif - das wäre schon toll für uns“ sinniert<br />

Anke Elsner. Und Nulan Müllan<br />

Hughes' Antwort mag idealistisch klingen.<br />

Aber sie trifft den bitteren Kern<br />

<strong>die</strong>ser harten Nuss präzise: „Ich hätte<br />

gern, dass es <strong>die</strong> Lehrer nach uns besser<br />

haben.“ #


14<br />

Interview | Text: Jörg Pöpping und Thorsten Enning | Foto: Jörg Pöpping<br />

Klagenflut bei Sozialgerichten<br />

Interview mit Sozialrichter Pauli<br />

In letzter Zeit werden <strong>die</strong> bundesdeutschen<br />

Sozialgerichte von einer Klagewelle<br />

überrollt, <strong>die</strong> kaum noch zu bewältigen<br />

ist, was nicht zuletzt an der<br />

fehlerhaften Gesetzgebung der Hartz-<br />

IV-Reform liegt. In Berlin zum Beispiel<br />

wird beabsichtigt zig neue Sozialrichter<br />

einzustellen, damit der Aktenberg<br />

der eingereichten Klagen, der mittlerweile<br />

bei einer Viertelmillion liegt,<br />

überhaupt abgebaut werden kann.<br />

Zudem wird deutlich, dass <strong>die</strong> Gerichte<br />

immer öfter zu Gunsten der Klagenden<br />

entscheiden. Jörg Pöpping und Thorsten<br />

Ennig befragten den Sozialrichter<br />

am Gericht in Münster Hans-Ulrich<br />

Pauli zu <strong>die</strong>ser brisanten Entwicklung.<br />

~: Wie lange sind Sie jetzt schon<br />

der Vizepräsident des Sozialgerichts<br />

Münster?<br />

Pauli: Ich bin beim Sozialgericht Münster<br />

seit dem 1.7.1999 als Vizepräsident<br />

tätig. Vizepräsident bedeutet, dass ich<br />

Stellvertreter des Gerichtsleiters bin, also<br />

ich bin nicht der oberste Richter, sondern<br />

nur der Stellvertreter von Herrn<br />

Straatmann, dem Gerichtspräsidenten.<br />

Als Vizepräsident habe ich sowohl richterliche<br />

Tätigkeiten als auch Verwaltungsaufgaben<br />

zu übernehmen. Das Gericht<br />

muss sich selbst verwalten, d. h.,<br />

es muss Personal zu Verfügung gestellt<br />

werden oder sachliche Mittel bereit stehen.<br />

Diese und andere gewichtige Aufgaben<br />

liegen im Verantwortungsbereich<br />

der Gerichtsverwaltung.<br />

~: Die Rechtssprechung ist das<br />

schwerste, was sich denken lässt. Wie<br />

kam es zu der Entscheidung nach dem<br />

Jurastudium den Weg des Richters einzuschlagen<br />

und was waren <strong>die</strong> genauen<br />

Beweggründe?<br />

Pauli: Ich war schon vor dem Jurastudium<br />

entschlossen Richter zu werden. Gereizt<br />

hat mich am Richterberuf immer<br />

<strong>die</strong> richterliche Unabhängigkeit, <strong>die</strong> es<br />

dem Vorsitzenden ermöglicht, bei den<br />

entsprechenden Ermittlungsmethoden<br />

oder der Entscheidungsfindung keinen<br />

Weisungen unterworfen zu sein. Das<br />

heißt, <strong>die</strong> Bearbeitung eines Streitfalls<br />

obliegt mir ganz allein und im Rahmen<br />

der rechtlich zulässigen Grenzen kann<br />

ich dann <strong>die</strong> erforderlichen Ermittlungen<br />

durchführen. Und bei meiner Entscheidung<br />

bin ich nur an Recht und Gesetz<br />

gebunden, sodass niemand - auch<br />

der Gerichtspräsident - mir keine Weisungen<br />

erteilt, wie ich einen bestimmten<br />

Fall zu entscheiden habe. Im Übrigen empfinde<br />

ich <strong>die</strong> Rechtssprechung nicht als<br />

das Schwierigste, was sich denken lässt.<br />

Natürlich gibt es einfache und schwierige<br />

Fälle; sogar Fälle, bei denen man sich<br />

auf einem schmalen Grat befindet und<br />

nicht mit Sicherheit sagen kann: Das ist<br />

<strong>die</strong> richtige Entscheidungsmöglichkeit.<br />

Aber das gehört halt auch zum richterlichen<br />

Beruf. Und ich persönlich vertrete<br />

den Standpunkt: Aufgabe des Richters<br />

ist es schwierige Fälle zu bearbeiten<br />

oder eine schwierige Entscheidung zu<br />

treffen. Aber das Schlimmste für einen<br />

Betroffenen ist es, wenn der Richter<br />

nicht entscheidet. Gegen eine falsche<br />

Entscheidung kann man sich wehren,<br />

wenn keine Entscheidung erfolgt, ist es<br />

für den Betroffenen ganz schlimm.<br />

~: Nach Angaben der ARGE Münster<br />

werden jährlich 2000 Widerspruchsverfahren<br />

anhänglich gemacht. Deckt<br />

sich <strong>die</strong> Zahl mit der in Ihrer Kammer zu<br />

verhandelten Klagen und wie hoch ist<br />

<strong>die</strong> derzeitige Quote der positiv beschiedenen<br />

Hartz-IV- Verfahren?<br />

Pauli: Die Zahl der Widerspruchsverfahren<br />

lässt sich nicht decken mit der Zahl<br />

der Klageverfahren, <strong>die</strong> wir haben. Das<br />

Sozialgericht Münster ist ja nicht nur für<br />

<strong>die</strong> Stadt Münster zuständig, sondern<br />

auch für <strong>die</strong> vier Münsterlandkreise Borken,<br />

Coesfeld, Steinfurt und Warendorf.<br />

Wir hatten im Jahre 2008 aus dem Bereich<br />

der ARGE Münster 247 Klagen und<br />

88 Anträge auf einstweiligen Rechtsschutz.<br />

Genauer gesagt: etwas mehr als<br />

ein Zehntel der Widerspruchsverfahren<br />

kommt dann auch zum Klageverfahren.<br />

Das hängt ja auch damit zusammen,<br />

dass manche Widerspruchsverfahren erfolgreich<br />

sind. Oft lenkt <strong>die</strong> Behörde im<br />

Vorfeld noch rechtzeitig ein, sodass es<br />

viele Klagen erst gar nicht ins Ermittlungsverfahren<br />

schaffen. Zur Erfolgsquote<br />

in Münster ist es so, dass <strong>die</strong> Rechtsbehelfe<br />

eine Zahl von 38,8% aufzeigen.<br />

Teilweise oder auch voller Erfolg, das<br />

wird bei uns zusammengefasst. Die<br />

bundesweite Quote liegt bei etwa 47.2%.<br />

So liegt Münster unter den Zahlen des<br />

Bundesdurchschnitts.<br />

~: Die Ursachen für <strong>die</strong> enorme<br />

Zahl der Klagen zu Hartz-IV sind vielfältig.<br />

In erster Linie ergeben sie sich aus<br />

der gesellschaftlichen Realität, dass viele<br />

Menschen auf das Arbeitslosengeld II<br />

angewiesen sind. Allein <strong>die</strong> große Zahl<br />

der von den Behörden erlassenen Bescheide<br />

in <strong>die</strong>sem Bereich bringt einen<br />

erheblichen gerichtlichen Klärungsbedarf<br />

mit sich. Wie kann man dem entgegenwirken?<br />

Pauli: Ich will es mal so sagen: Mit<br />

rechtlichen Mitteln wird man dem kaum<br />

entgegenwirken können und deshalb<br />

denke ich, dass man den Ansatzpunkt<br />

woanders suchen muss. Das Beste wäre,<br />

wenn man den Leistungsbezieher in Arbeit<br />

vermittelt und <strong>die</strong>ser dann erst gar<br />

nicht auf <strong>die</strong> staatliche Grundversorgung<br />

angewiesen ist. So wie das SGB II<br />

ausgelegt ist, ist es ein sehr kompliziertes<br />

Gesetz. Ob man es hätte einfacher<br />

gestalten können, wage ich zu bezweifeln,<br />

da einige Fallgestaltungen zu berücksichtigen<br />

gibt, <strong>die</strong> zwangsläufig zu<br />

Streitverfahren führen können. Zum<br />

Schutze der Verwaltung muss ich hinzufügen,<br />

dass es sich hier um eine Massenverwaltung<br />

handelt, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Bescheide<br />

nur so herauswirft. Da sehe ich<br />

im rechtlichen Bereich kaum Möglichkeiten<br />

gegen <strong>die</strong>sen Aktenberg anzukommen.<br />

Das ist vom Gesetzgeber so ausgelegt:<br />

Wenn Sie zum Beispiel <strong>die</strong> Konstruktion<br />

der Bedarfsgemeinschaft sehen,<br />

dann scheidet einer aus oder ein anderer<br />

bezieht wieder ein geregeltes Ein-


kommen. Dann muss jedes Mal ein neuer<br />

Bescheid erstellt und zugeschickt werden.<br />

Das war ja auch anfangs ein Problem,<br />

vor dem <strong>die</strong> Gerichte standen. Es<br />

gibt im Sozialgerichtsgesetz <strong>die</strong> Bestimmung<br />

des Paragraphen § 96 SGG, der<br />

sinngemäß wiedergibt, dass, wenn ein<br />

Verwaltungsakt mittels einer Klage angefochten<br />

worden ist, der im laufenden<br />

Klageverfahren abgeändert wird, <strong>die</strong>ser<br />

automatisch zum Gegenstand des Verfahrens<br />

wird. Das war auch in den Bereichen<br />

der klassischen Sozialversicherung<br />

kein Problem. Wir arbeiten da im<br />

Regelfall mit Verwaltungsakten mit<br />

Dauerwirkung, <strong>die</strong> also über einen längeren<br />

Zeitraum hinausgehen. Wenn sie<br />

zum Beispiel eine Arbeitslosengeld I-Bewilligung<br />

sehen, <strong>die</strong> im Regelfall über<br />

mehrere Monate geht, bis hin zu einem<br />

Jahr, dann wird es irgendwann dynamisiert.<br />

Das haben sie natürlich im Bereich<br />

der Grundsicherung für Arbeitssuchende<br />

nicht und da stellte sich dann das Problem,<br />

ob man den Paragraphen § 96 SGG<br />

auch im Bereich der ALG II-Leistungen<br />

anwenden könnte. Und da hat das Bundessozialgericht<br />

dann gesagt: Damit<br />

man <strong>die</strong> Verfahren überhaupt noch<br />

handhaben kann, legen wir den Paragraphen<br />

§ 96 SGG in <strong>die</strong>sem Bereich<br />

einschränkend aus. Und es ist in <strong>die</strong>sem<br />

Gesetz angelegt, dass innerhalb von<br />

kürzester Zeit eine Vielzahl von Bescheiden<br />

erteilt wird.<br />

~: Als besonders kompliziert erweist<br />

sich <strong>die</strong> Berechnung der angemessenen<br />

Kosten, wie zum Beispiel der<br />

Unterkunft, der Wohnkosten bei Eigenheimbesitzern<br />

sowie <strong>die</strong> Anrechnung<br />

von Einkünften bei „Aufstockern“ als<br />

auch <strong>die</strong> Feststellung, ob ein Paar als<br />

Bedarfsgemeinschaft oder als reine<br />

Wohngemeinschaft anzusehen ist.<br />

Sehen Sie es nicht als erwiesen an, dass<br />

das SGB II dringend überarbeitet werden<br />

muss, weil <strong>die</strong> Armut unaufhörlich<br />

wächst?<br />

Pauli: Das ist eine schwierige Frage.<br />

Denn wenn Sie <strong>die</strong> Zielsetzung des SGB II<br />

sehen, <strong>die</strong> darin liegt, den betroffenen<br />

Personenkreis schneller in Arbeit zu vermitteln,<br />

ist das vom Ansatz richtig. Der<br />

ehemalige Bundeswirtschaftsminister<br />

Wolfgang Clement hat ja immer das<br />

Schlagwort geprägt: „Fördern und Fordern“.<br />

Das Ziel ist sicherlich nicht so<br />

umgesetzt worden, wie der Gesetzgeber<br />

sich das gedacht hat. Ob sich das in Zukunft<br />

in irgendeiner Form ändern wird,<br />

bezweifle ich angesichts der derzeitigen<br />

wirtschaftlichen Situation, in der wir<br />

uns alle befinden. Das Armutsproblem<br />

wird sich weiter stellen, nur das ist eine<br />

gesetzgeberische Entscheidung, <strong>die</strong> man<br />

treffen muss. Die Gerichte können ja nur<br />

fragen: Entsprechen <strong>die</strong> Vorgaben, <strong>die</strong><br />

im Gesetz gemacht sind zur Höhe der<br />

Regelsätze, verfassungsrechtlichen<br />

Grundsätzen? Es gibt ein verfassungsrechtliches<br />

Existenzminimum, das eingehalten<br />

werden muss. In wieweit der<br />

Gesetzgeber darüber hinausgeht, bleibt<br />

ihm überlassen. Die Aufgabe der<br />

Gerichte ist ja, primär zu prüfen, ob eine<br />

Regelung, so wie sie ausgelegt ist, noch<br />

den grundgesetzlichen Vorgaben entspricht?<br />

Wenn das nicht der Fall ist, wie<br />

das Bundessozialgericht das ja zu den<br />

Regelsätzen für Kinder gesagt hat, dann<br />

muss eben das Bundesverfassungsgericht<br />

in Kenntnis gesetzt werden.<br />

~: Wie ist <strong>die</strong> Situation hier vor Ort<br />

am Sozialgericht Münster? Ist tendenziell<br />

gesehen mehr mit einem Anstieg der<br />

eingereichten Klagen zu rechnen oder<br />

kann man auch von einem Lichtblick am<br />

Ende des Tunnels sprechen?<br />

Pauli: Wir hatten 2008 insgesamt 5301<br />

Klageverfahren hier am Sozialgericht<br />

Münster. Das sind also nicht nur Hartz-<br />

IV-Verfahren, sondern auch unsere früheren,<br />

klassischen Bereiche der Sozialversicherung<br />

oder der Rentenversicherung,<br />

als auch das Schwerbehindertenrecht.<br />

Von <strong>die</strong>sen 5301 Verfahren waren<br />

aus dem Bereich SGB II 1142 Klagen und<br />

Anträge auf einstweiligen Rechtsschutz.<br />

Wir hatten im Jahre 2008 eine Sonderentwicklung,<br />

weil wir erstmalig seit längerer<br />

Zeit einen Klagerückgang festgestellt<br />

haben um cirka 600 Verfahren.<br />

Das hing aber damit zusammen, dass im<br />

Bereich der Versorgungsverwaltung <strong>die</strong><br />

Versorgungsämter aufgelöst wurden und<br />

so der Klagerückgang zu begründen ist.<br />

Im Jahre 2009 wiederum gehe ich von<br />

einer erneuten Steigerung der Verfahren<br />

aus. Allein schon bedingt durch <strong>die</strong> wirtschaftliche<br />

Situation wird es spürbar<br />

mehr Klagen geben. Das kommt bei uns<br />

immer etwas zeitverzögert an und wird<br />

sicherlich beginnen im Bereich der Arbeitslosenversicherung:<br />

im Klartext also<br />

ein Streitverfahren gegen <strong>die</strong> Bundesagentur<br />

für Arbeit. So werden viele Arbeitssuchende<br />

versuchen in <strong>die</strong> Rentenversicherung<br />

rein zu kommen. Und darüber<br />

hinaus wird ebenfalls damit zu<br />

rechnen sein, dass im Schwerbehindertenrecht<br />

<strong>die</strong> Verfahren hoch gehen, weil<br />

der Betroffene, wenn er merkt dass eine<br />

Kündigung droht, versucht über eine<br />

Feststellung der Anerkennung als Schwerbehinderter<br />

einen gesteigerten Kündigungsschutz<br />

zu bekommen. Und so ha-<br />

ben Sie in allen Bereichen Auswirkungen<br />

der augenblicklichen Wirtschaftskrise.<br />

~: Wie hoch ist denn <strong>die</strong> aktuelle<br />

Wartezeit bei Hartz-IV-Klagen gerechnet<br />

vom Eingang der Klage bis zum Urteil?<br />

Pauli: Bei Hartz-IV-Verfahren; also SGB II,<br />

liegt der Wert bei etwa 12,5 Monaten.<br />

Wobei es sich hier um einen Durchschnittswert<br />

handelt. Denn schließlich<br />

gibt es Verfahren, <strong>die</strong> mal etwas länger<br />

dauern oder aber auch weniger Zeit in<br />

Anspruch nehmen können. Interessant<br />

ist auch, dass der einstweilige Rechtsschutz<br />

im Bereich der Grundsicherung<br />

für Arbeitssuchende eine hohe Bedeutung<br />

hat und hier <strong>die</strong> Verfahrenszeit<br />

knapp 0,7 Monate beträgt. Einstweiliger<br />

Rechtsschutz heißt ja: Die Leistung wird<br />

eingestellt und so muss zwangsläufig<br />

eine Entscheidung getroffenen werden.<br />

Das Gericht kann ja anders als im Hauptsachverfahren<br />

nicht endgültig prüfen,<br />

sondern macht nur eine vorzeitige Prüfung<br />

und daraus ergeht, dass es jetzt zu<br />

einer schnellen Entscheidung kommen<br />

muss.<br />

~: Herr Pauli, wir danken Ihnen<br />

für das Gespräch!<br />

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15


16<br />

Bericht | Text und Fotos: Heinz Dalmühle<br />

Militante Buddhisten?<br />

Die Geschichte des tibetischen Widerstandes<br />

In der Märzausgabe der ~ hatten<br />

wir über <strong>die</strong> bisher vergeblichen Versuche<br />

des Dalai Lama berichtet, durch<br />

Verhandlungen zusammen mit der chinesischen<br />

Regierung eine friedliche Lösung<br />

für eine echte Autonomie Tibets<br />

innerhalb des chinesischen Staatsverbandes<br />

zu finden. Neben der Autonomiepolitik<br />

des Dalai Lama und der tibetischen<br />

(Exil-)Regierung gibt es aber<br />

seit 60 Jahren eine tibetische Unabhängigkeitsbewegung<br />

und einen aktiven<br />

Widerstand gegen <strong>die</strong> chinesische<br />

Besetzung mit dem Ziel, ein unabhängiges,<br />

freies Tibet wiederherzustellen.<br />

Neema und Heinz Dalmühle berichten<br />

über Chushi Gangdrug, <strong>die</strong> „Vier Flüsse<br />

und fünf Gebirge“.<br />

_Als <strong>die</strong> kommunistischen Truppen<br />

Mao Tse Tungs 1949, also<br />

vor 60 Jahren, in Osttibet einfielen,<br />

war <strong>die</strong> Regierung in<br />

Lhasa überhaupt nicht darauf<br />

vorbereitet. Am 10. September<br />

1949 verkündete Radio Beijing,<br />

dass <strong>die</strong> Volksbefreiungsarmee<br />

Kham eingenommen habe.<br />

Einzelne kleine Gruppen von<br />

Khampas wehrten sich im Osten<br />

mit dem Mut der Verzweiflung,<br />

wenn sie zusehen mussten, wie<br />

ihre Familien getötet und ihre<br />

Mönche misshandelt wurden. Aber sie<br />

waren nicht organisiert, rivalisierten<br />

untereinander und verachteten meist<br />

<strong>die</strong> Feigheit der übrigen Tibeter und <strong>die</strong><br />

handlungsunfähige Regierung.<br />

_Gyalo Thondup, der älteste Bruder des<br />

Dalai Lama, hatte in Beijing stu<strong>die</strong>rt<br />

und kannte <strong>die</strong> chinesische Mentalität.<br />

Er war einer der wenigen Tibeter, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> chinesische Sprache sprechen konnte<br />

und wurde deshalb zum Unterhändler<br />

der tibetischen Regierung. Der zweite<br />

Bruder des Dalai Lama, Thubten Jigme<br />

Norbu, war Mönch und Abt im großen<br />

Kloster von Kumbum, im Nordosten<br />

von Tibet nahe der chinesischen Grenze.<br />

Als <strong>die</strong> Chinesen das Kloster besetzt hatten,<br />

beauftragten sie ihn, nach Lhasa zu<br />

reisen und den Dalai Lama zu überreden,<br />

<strong>die</strong> Regierungsgewalt über Tibet an<br />

<strong>die</strong> Chinesen zu übergeben. Falls der<br />

das ablehne, sollte er ihn ermorden.<br />

Dafür versprachen sie ihm eine gute<br />

Stellung in der neuen Provinzregierung<br />

von Tibet. Thubten Jigme Norbu reiste<br />

nach Lhasa und erzählte seinem Bruder<br />

von dem chinesischen Ansinnen. Diese<br />

beiden Brüder waren stets gegen eine<br />

Autonomie innerhalb Chinas. Sie wollten<br />

im Gegensatz zum Dalai Lama ein<br />

freies Tibet. Als am 23.03.1951 tibetische<br />

Regierungsbeamte unter Druck in<br />

Beijing das „17-Punkte-Abkommen“<br />

unterzeichneten, nahmen sie erste<br />

Kontakte zu Taiwan und zur CIA auf,<br />

<strong>die</strong> sich aber noch im Koreakrieg engagierte.<br />

_In Osttibet wurden <strong>die</strong> Klöster in<br />

Schutt und Asche gebombt und ganze<br />

Dörfer dem Erdboden gleichgemacht.<br />

Als Tschamdo, <strong>die</strong> Hauptstadt Osttibets<br />

fiel, flohen viele tibetische Familien<br />

nach Burma, Bhutan, Sikkim und In<strong>die</strong>n,<br />

tausende von Khampas zogen<br />

nach Zentraltibet und siedelten sich<br />

rund um Lhasa an. Die wilden Khampa<br />

waren bei den Zentraltibetern nicht so<br />

beliebt. Die Nahrungsmittel wurden<br />

knapp und es kam vor, dass <strong>die</strong> Khampa<br />

sich bei tibetischen Familien gratis<br />

be<strong>die</strong>nten und bei der Gelegenheit<br />

auch noch <strong>die</strong> Frauen missbrauchten,<br />

wie uns Augenzeugen berichteten.<br />

_1954 versuchten <strong>die</strong> Chinesen alle<br />

Waffen zu konfiszieren. Das kam aber<br />

für <strong>die</strong> stolzen Khampa überhaupt<br />

nicht in Frage. „Ein Mann ohne Messer<br />

ist kein Mann und auf so einen Freund<br />

kann man sich ja nicht verlassen!“,<br />

sagte ein Khampa zu mir, als wir 1986<br />

zusammen ins nächste Dorf reisen<br />

wollten. Und unter Messer versteht ein<br />

Khampa eine Waffe, nicht unter 30 cm<br />

Länge, <strong>die</strong> wir wohl eher als Schwert<br />

bezeichnen würden. Mein Taschenmesser<br />

galt da nur als Instrument zum Reinigen<br />

der Fingernägel für Frauen.<br />

_Im Dezember 1955 begann <strong>die</strong> CIA,<br />

geheime Strategien zur Unterwanderung<br />

des internationalen Kommunismus<br />

zu entwickeln, und so wurden unter<br />

dem Decknamen „ST CIRCUS“ Geheimoperationen<br />

in Tibet geplant. Es<br />

kam aber zu keinem direkten Kontakt<br />

mit der tibetischen Regierung.<br />

Diese verhandelte mit den chinesischen<br />

Generälen in Lhasa,<br />

aber hatte keine Macht mehr.<br />

Die Khampa gründeten <strong>die</strong><br />

Mimang Tsongdu, <strong>die</strong> Volksversammlung,<br />

und versuchten,<br />

<strong>die</strong> tibetische Regierung zu<br />

stärken. 1955-1956 entmachteten<br />

<strong>die</strong> Chinesen alle tibetischen<br />

Würdenträger und<br />

zwangen das Kabinett, <strong>die</strong> Anführer<br />

der Mimang Tsongdu,<br />

Alo Chonzed, Bumthang und<br />

Lhabchung zu verhaften.<br />

Lhabchung verstarb im<br />

Gefängnis. Aus Angst vor der Rache der<br />

Khampa wurden <strong>die</strong> anderen beiden im<br />

August 1956 entlassen. Jetzt beschlossen<br />

<strong>die</strong> Khampa sich selbst zu organisieren.<br />

Sie kamen überein, ein Ritual<br />

für das lange Leben des Dalai Lama<br />

durchzuführen und ihm einen goldenen<br />

Thron darzubieten. Gompo Tashi<br />

Andrugtsang, das Oberhaupt eines großen<br />

Clans, reiste mit einer Gruppe<br />

durch das ganze Land, um für <strong>die</strong>se<br />

Zeremonie Spenden zu sammeln. 120<br />

Kilo Gold und Edelsteine kamen zusammen.<br />

Die Übergabe des goldenen<br />

Throns an den Dalai Lama am 4. Juli<br />

1957 im Norbulingka war eine Bestätigung<br />

des Glaubens aller Tibeter an<br />

ihn, wie auch eine kollektive Ablehnung<br />

des chinesischen Machtanspruchs.<br />

Der Dalai Lama erteilte einen Kalachakra-Segen,<br />

der im Zusammenhang mit


dem mystischen König von Schambala<br />

steht, der in einem letzten Gefecht <strong>die</strong><br />

Feinde des Glaubens besiegt.<br />

_Am 20. 04. 1957 trafen sich 60 Khampa-Führer<br />

in Andrugtsangs Haus in<br />

Lhasa und besprachen <strong>die</strong> Situation.<br />

Man beschloss, Richtung Süden in <strong>die</strong><br />

Region Lhoka zu gehen. Dort gab es<br />

einen relativ guten Anschluss an <strong>die</strong><br />

Transportrouten, um ihre Versorgung<br />

aufrechtzuerhalten, und leichtere<br />

Fluchtmöglichkeiten Richtung In<strong>die</strong>n.<br />

Die einzelnen Truppen der verschiedenen<br />

Distrikte, <strong>die</strong> bislang unter dem<br />

Namen „Freiwilligenarmee zum Schutz<br />

des Buddhismus“ gegen <strong>die</strong> Kommunisten<br />

kämpften, schlossen sich am 24.<br />

Juni 1957 zu einer Armee zusammen.<br />

Fortan nannten sie sich „Chushi Gangdrug“,<br />

„Vier Flüsse, Sechs Bergketten“,<br />

eine Referenz an ihre Heimat Kham,<br />

dessen geografische Grenzen durch vier<br />

Flüsse und sechs Bergketten geformt<br />

werden. Die Gründungszeremonie wurde<br />

mit einer Truppenparade und einer<br />

Prozession mit dem Bild des Dalai Lama<br />

gefeiert. Außerdem präsentierte man<br />

<strong>die</strong> neue Flagge, unter der sich <strong>die</strong> Organisation<br />

vereinte. Auf gelbem Untergrund,<br />

der symbolisch für den Buddhismus<br />

steht, kreuzen sich zwei Schwerter,<br />

<strong>die</strong> für Weisheit und Furchtlosigkeit<br />

stehen.<br />

_Das Hauptquartier wurde in Driguthang<br />

errichtet, wo sich ca. 5.000 Soldaten<br />

aufhielten. Sie organisierten sich<br />

in verschiedenen Regimentern mit<br />

Gompo Tashi Andrugtsang aus Lithang<br />

an ihrer Spitze. Es wurden verschiedene<br />

Kommandeure, Verbindungsoffiziere<br />

und Gruppenanführer benannt, sowie<br />

ein Verhaltenscodex aufgestellt, unter<br />

anderem mit einem Verbot von Diebstahl,<br />

Vergewaltigung, Hausfriedensbruch<br />

oder Verletzung unschuldiger<br />

Personen, der aber auch Aufgaben wie<br />

Schutz der Bevölkerung vor Räubern<br />

und Besoldungsrichtlinien für erfolgreiche<br />

Einsätze beinhaltete. Die neu gegründete<br />

Armee war äußerst schlecht<br />

ausgerüstet. Jeder Soldat musste sich<br />

um seine eigene Bewaffnung und Ver-<br />

pflegung selbst kümmern und so blieben<br />

viele unbewaffnet oder nur spärlich<br />

mit Munition bestückt. Die Aktivitäten<br />

der „Chushi Gangdrug“ weckten<br />

Interesse und Begeisterung bei den<br />

Emigranten in Kalimpong, wie auch bei<br />

einigen Vertretern der Guomindang, <strong>die</strong><br />

in In<strong>die</strong>n ankommende Khampa-<br />

Flüchtlinge rekrutierten und zur militärischen<br />

Ausbildung nach Taiwan schikkten.<br />

Tschiang Kai-schek ließ zunächst<br />

sechs Khampakrieger auf <strong>die</strong> Südseeinsel<br />

Saipan bringen und von den befreundeten<br />

amerikanischen Militärs<br />

ausbilden. Sie bekamen Englischunterricht<br />

und wurden im Kartenlesen, Funken<br />

und in der Organisierung von Guerillatruppen<br />

unterwiesen.<br />

_Die beiden älteren Brüder des Dalai<br />

Lama überzeugten gleichzeitig <strong>die</strong> CIA<br />

davon, <strong>die</strong> tibetische Guerilla mit Waffen<br />

und Munition zu unterstützen. Ein<br />

B-17-Bomber ohne Hoheitszeichen flog<br />

getarnt über In<strong>die</strong>n nach Tibet und<br />

warf <strong>die</strong> ersten sechs ausgebildeten<br />

Khampa nahe bei Samye, dem ältesten<br />

tibetischen Kloster, ab. Sie spionierten<br />

<strong>die</strong> chinesische Armee aus und funkten<br />

alle Informationen an <strong>die</strong> CIA. Allerdings<br />

fielen drei von ihnen in chinesische<br />

Hände und wurden getötet. In den<br />

kommenden Jahren wurden etwa 2500<br />

junge Tibeter in Saipan, Guam und<br />

Camp Hale, Colorado, ausgebildet, weitere<br />

16.000 in In<strong>die</strong>n.<br />

_Rund um Lhasa siedelten jetzt etwa<br />

15.000 Khampafamilien. Die chinesische<br />

Armee begann Jagd auf <strong>die</strong> Clanchefs zu<br />

machen. Der Widerstand bat <strong>die</strong> amerikanische<br />

Regierung um Hilfe. Diese<br />

wollte ein offizielles Hilfegesuch der tibetischen<br />

Regierung. Das lehnte <strong>die</strong>se<br />

aber ab, weil sie immer noch auf eine<br />

friedliche Lösung durch Verhandlungen<br />

mit den Chinesen glaubte. Im Juli 1958<br />

warf <strong>die</strong> US-amerikanische Luftwaffe<br />

Waffen, Munition und Nahrungsmittel<br />

über Südtibet ab, aber in Osttibet warteten<br />

50.000 Khampa vergeblich auf<br />

Nachschub. Mit US-Waffen überfiel <strong>die</strong><br />

Chushi Gangdrug schließlich chinesische<br />

Garnisonen und Nachschubkonvois.<br />

_Anfang 1959 spitzte sich <strong>die</strong> Situation<br />

zu. Die Stimmung in Lhasa war so angespannt,<br />

dass es im März zu einem<br />

Volksaufstand kam. Aus Angst, der Dalai<br />

Lama könnte eine Einladung der Chinesen<br />

zu einer Tanzaufführung in ihrem<br />

Lager ohne Begleitung eigener Sicherheitsleute<br />

annehmen und dabei gefangen<br />

genommen werden, umstellten an<br />

<strong>die</strong> 30.000 Tibeter seinen Sommerpalast.<br />

Es wurden Barrikaden auf den<br />

Straßen errichtet, und viele Tibeter zogen<br />

ins Zentrum von Lhasa. In den folgenden<br />

Tagen öffnete der Kashag <strong>die</strong><br />

Arsenale und verteilte Waffen an <strong>die</strong><br />

Bevölkerung.<br />

_Am 17. März beschoss <strong>die</strong> chinesische<br />

Armee einige Gebiete der Stadt mit<br />

Granaten, von denen zwei in der Nähe<br />

des Norbulingka einschlugen. Die Armee<br />

bekam den Befehl, <strong>die</strong> Stadt zurückzuerobern.<br />

In <strong>die</strong>ser Nacht floh der<br />

Dalai Lama in Richtung indische Grenze.<br />

Mit dem Dalai Lama flohen auch der<br />

Anführer der Chushi Gangdruk Gompo<br />

Tashi Andrugtsang sowie Athar und<br />

Lotse, <strong>die</strong> <strong>die</strong> CIA ständig über <strong>die</strong><br />

Flucht per Funk informierten. Die Guerillakämpfer<br />

hielten den Fluchtweg frei<br />

und bekämpften <strong>die</strong> sie verfolgende<br />

chinesische Armee. Die CIA erbat Asyl<br />

für den Dalai Lama und sein Gefolge in<br />

In<strong>die</strong>n, das ihm Nehru sofort bewilligte.<br />

Diese spektakuläre Flucht veranlasste<br />

<strong>die</strong> Eisenhower-Regierung, ihre verdeckten<br />

Operationen in Tibet weiter<br />

auszubauen.<br />

_Nach dem Aufruhr in Lhasa wurde <strong>die</strong><br />

chinesische Armee um 100.000 Mann<br />

verstärkt. Die Chushi Gangdrug sammelte<br />

sich daraufhin in dem ehemaligen<br />

kleinen tibetischen Königreich Mustang<br />

im Norden Nepals, das auf drei<br />

Seiten von chinesischem Territorium<br />

umgeben ist. Die Lieferungen der Amerikaner<br />

waren anfänglich sehr spärlich,<br />

dennoch starteten <strong>die</strong> Tibeter von dort<br />

aus etliche Angriffe. Man versuchte,<br />

möglichst viele Informationen über <strong>die</strong><br />

stationierten chinesischen Truppen zu<br />

erlangen. Bei einem der bedeutendsten<br />

Übergriffe töteten sie den Kommandeur<br />

17


18<br />

der westtibetischen Militärregion und<br />

erbeuteten eine Reihe von Dokumenten,<br />

<strong>die</strong> unter anderem Informationen zu<br />

den Ereignissen zwischen 1959 bis 1961<br />

und zur weiteren Truppenstationierung<br />

enthielten. Die Rebellen wurden weiter<br />

von der CIA trainiert, mit Waffen und<br />

Nahrungsmitteln versorgt und nach<br />

Lhasa zurückgeschickt, um Sabotage zu<br />

betreiben und Informationen zu sammeln.<br />

1960 erlitt <strong>die</strong> gesamte Operation<br />

mit dem Abschuss eines amerikanischen<br />

Spionageflugzeugs durch <strong>die</strong> Sowjetunion<br />

einen Rückschlag. Nur noch wenige<br />

Flüge nach Tibet wurden durchgeführt.<br />

Die Chinesen riegelten <strong>die</strong> Grenze nach<br />

In<strong>die</strong>n so gut wie möglich ab.<br />

_Im Juni 1959 hatte der geflohene Dalai<br />

Lama in In<strong>die</strong>n eine „Tibetische Exilregierung“<br />

gegründet. Er berief den „Tibetischen<br />

Volkskongress“ ein und erließ<br />

eine neue Verfassung. Aber kein Staat<br />

in der Welt erkannte <strong>die</strong> „Tibetische<br />

Exilregierung“ an. In den Jahren 1959,<br />

1960, 1961 und 1965 wurde <strong>die</strong> „Tibet-<br />

Frage“ auf <strong>die</strong> Tagesordnung der UNO-<br />

Vollversammlung gesetzt. Dem Antrag<br />

wurde im Jahr 1961 und 1965 zugestimmt.<br />

Die USA stellte der CIA in den<br />

60ern jährlich ca. 1,5 Millionen US-<br />

Dollar bereit. Im Jahr 1968 wurde der<br />

Trainingsstützpunkt in Colorado geschlossen<br />

und <strong>die</strong> Unterstützungskosten<br />

wurden auf 1,2 Millionen US-Dollar reduziert.<br />

Die finanzielle Unterstützung<br />

wurde ganz eingestellt, nachdem China<br />

und <strong>die</strong> USA unter Nixon im Jahr 1979<br />

diplomatische Beziehungen aufgenommen<br />

hatten.<br />

_Als <strong>die</strong> Chinesen 1962 indisches Territorium<br />

überschritten und einen Grenzkrieg<br />

begannen, schloss sich Neu Delhi<br />

mit Washington zusammen, um <strong>die</strong><br />

Spionagetätigkeit der tibetischen Guerillatruppen<br />

auszubauen. Man erhielt<br />

Informationen über Militärstützpunkte,<br />

zeichnete Karten, beobachtete Truppentransporte<br />

und erkundete mögliche<br />

Landeplätze für Absprünge. Es gab erste<br />

Informationen zu Raketenstationierungen<br />

und Nuklearwaffen-Programmen der<br />

Chinesen.<br />

_Anfang 1974 forderte Peking Nepal auf,<br />

<strong>die</strong> Camps der Tibeter in Mustang zu<br />

schließen. Auch In<strong>die</strong>n wollte keine<br />

Hilfe mehr leisten. Mustang wurde für<br />

den Dalai Lama und seine Regierung<br />

zur internationalen Blamage. Jahrelang<br />

hatten sie versucht, das Bild der Gewaltlosigkeit<br />

aufrecht zu erhalten, das nun<br />

durch <strong>die</strong> Bewegung in Mustang in Gefahr<br />

zu geraten drohte. Im Juli 1974<br />

richtete der Dalai Lama mittels einer<br />

auf Tonbandcassette aufgezeichneten<br />

Nachricht <strong>die</strong> Bitte an <strong>die</strong> Khampa,<br />

aufzugeben. Sie beschlossen, <strong>die</strong>ser<br />

Bitte nachzukommen, viele von ihnen<br />

begingen jedoch Selbstmord. Die losen<br />

Kontakte zwischen der tibetischen Regierung<br />

im Exil und der indischen Armee<br />

bestanden weiterhin. Die Armee<br />

wurde zur Zuflucht für unzählige tibetische<br />

Flüchtlinge. Sie wurden von In<strong>die</strong>n<br />

gegen Pakistan und Bangladesh eingesetzt<br />

oder in den Höhen des Himalaya<br />

entlang der chinesischen Grenze stationiert.<br />

Viele Khampakämpfer erhielten<br />

von den Amerikanern eine kleine Abfindung,<br />

mit der sie sich in Nepal Land<br />

oder Häuser kaufen und ein Geschäft<br />

aufbauen konnten. Bis heute sind sie<br />

reicher und stolzer als <strong>die</strong> übrigen tibetischen<br />

Flüchtlinge, <strong>die</strong> meist in armseligen<br />

Flüchtlingscamps untergebracht<br />

sind und von der nepalesischen Regierung<br />

nicht mal Papiere bekommen.<br />

Wenn <strong>die</strong> USA Greencards zur Verfügung<br />

stellt, werden <strong>die</strong> Khampa immer noch<br />

bevorzugt behandelt. Die Mehrheit der<br />

tibetischen Flüchtlinge geht deshalb bis<br />

heute lieber über <strong>die</strong> offene Grenze<br />

nach In<strong>die</strong>n und siedelt in der Nähe<br />

des Dalai Lama bei Dharamsala oder in<br />

einer der großen südlichen Tibeterkolonien<br />

in In<strong>die</strong>n.<br />

_Die Propagierung eines Tibet als Land<br />

des Friedens, der Harmonie und Spiritualität<br />

durch <strong>die</strong> Tibetische Regierung<br />

im Exil und <strong>die</strong> Exilgemeinde, <strong>die</strong> nach<br />

wie vor loyal zu ihr steht, führte zu<br />

einer Neuschreibung der Geschichte.<br />

Man möchte das Bild einer pazifistischen,<br />

spirituellen und naturverbundenen<br />

Nation gegenüber dem Westen<br />

aufrechterhalten, denn man ist sich<br />

bewusst, dass <strong>die</strong>s den internationalen<br />

Beziehungen im politischen Kampf<br />

nützlicher sein wird. Der mittlerweile<br />

72-jährige Dalai Lama möchte sich<br />

langsam ganz aus der Politik zurückziehen.<br />

Um herauszufinden, was danach<br />

passiert, ließ <strong>die</strong> tibetische Regierung<br />

erst Ende 2008 eine große Nationalversammlung<br />

abhalten, auf der Tibeter aus<br />

aller Welt ihre Meinungen heftig diskutierten.<br />

Das vorläufige Ergebnis soll<br />

demnächst bekanntgegeben werden.<br />

Für viele Menschen ist es sicherlich<br />

nicht leicht zu verstehen, dass sich<br />

Buddhisten über viele Jahre auch militärisch<br />

engagierten, um den Buddhismus<br />

zu verteidigen. Als 2008 kurz vor<br />

den Olympischen Spielen in Beijing in<br />

vielen Teilen Tibets Unruhen ausbrachen<br />

fragten mich Freunde: „Gibt es<br />

militante Buddhisten in Tibet?“ Ja, sicher.<br />

Wie in jedem anderen Land der<br />

Welt haben auch <strong>die</strong> Menschen in Tibet<br />

das Recht und <strong>die</strong> Pflicht, ihr Leben gegen<br />

Angriffe zu verteidigen, egal an<br />

was sie glauben.<br />

_Chushi Gangdrug gibt es heute noch in<br />

mehreren Ländernder Welt. Und ihr<br />

Schlachtruf „Bö Rangzen!“, „Freiheit für<br />

Tibet“, wird lauter. Wenn sich der Dalai<br />

Lama aufgrund seines Alters langsam<br />

von seinem Amt zurückzieht und seine<br />

Bemühungen um eine friedliche Lösung<br />

des Tibetproblems einstellt, Beijing bei<br />

seiner starren Haltung und seiner Unterdrückungspolitik<br />

bleibt und <strong>die</strong><br />

westlichen Staaten und Politiker sich<br />

nicht mehr für Tibet einsetzen, dann<br />

wird das tibetische Volk sich selbst helfen<br />

müssen. Die Chushi Gangdruk wird<br />

mehr Anhänger bekommen und wieder<br />

aktiv werden und der Ruf nach Unabhängigkeit<br />

wird lauter werden. #<br />

Weitere Informationen:<br />

http://www.chushigangdruk.org<br />

http://www.tibetswiss.com/de/chogasum/chushi_gangdrug.html<br />

http://www.chushigangdruk.ca/


Bericht | Text und Foto: Sabrina Kipp<br />

Et küt wie et küt<br />

Ein schweres Verkäuferschicksal<br />

An dem Tag im letzten November, als<br />

Jerry vorsichtig zum ersten Mal in der<br />

draußen!-Redaktion den Kopf durch<br />

<strong>die</strong> Tür steckt, um sich als Verkäufer<br />

vorzustellen, können sich <strong>die</strong> Gewinner<br />

einer Verlosung hier auch ihre<br />

Preise abholen. Jubelnd wird er begrüßt<br />

mit: „Schon wieder ein Sieger!“<br />

Überrascht von <strong>die</strong>sem Empfang erwidert<br />

er grinsend: „Nee Leute, das<br />

muss eine Verwechselung sein. Ich bin<br />

ein Verlierer!“ Damals kann niemand<br />

von uns, nicht einmal Sabrina Kipp,<br />

<strong>die</strong> <strong>die</strong>se Geschichte erzählt, ahnen,<br />

wie schlecht das Schicksal es wirklich<br />

mit ihm meint.<br />

Jerry ist mit seiner Freundin Jenny und<br />

seinem großem Schäferhund-Kangal-<br />

Mischling Spike im September aus Köln<br />

nach Münster gekommen. In Köln haben<br />

<strong>die</strong> beiden jahrelang auf der Straße<br />

gelebt. „Nach Münster sind wir gekommen,<br />

um noch mal ganz neu anzufangen“,<br />

erzählt <strong>die</strong> 24-jährige Jenny, <strong>die</strong><br />

fast sieben Jahre lang heroinsüchtig war<br />

und nun seit einiger Zeit Methadon bekommt.<br />

Auch Jerry ist im Drogenersatzprogramm.<br />

Bereits mit 13 Jahren landet<br />

er auf der Straße und ist auf sich allein<br />

gestellt. Um durchzukommen, hat er<br />

sich damals sogar prostituieren müssen.<br />

Vermutlich hat er sich dabei dann irgendwann<br />

mit dem HIV-Virus angesteckt.<br />

„Seit mehr als 20 Jahren trage ich das<br />

Virus jetzt in mir und hoffe weiterhin,<br />

dass es nicht ausbricht“, sagt der<br />

gebürtige Kölner. Zum Heroin kam er<br />

erst mit 28 durch seine damalige<br />

Freundin. „Erster Knaller, zweiter<br />

Knaller, dritter Knaller und schon war<br />

ich drauf!“ erinnert sich der heute 36jährige.<br />

„Alle haben mich gewarnt, ein<br />

guter Freund hat mir damals sogar kräftig<br />

eine geschmiert.“ Genutzt hat es<br />

nichts. Zur HIV Infektion kommt schließlich<br />

auch noch eine Hepatitis. Als wäre<br />

das alles noch nicht genug, wird 1997<br />

bei Jerry Lymphknotenkrebs diagnostiziert.<br />

Es folgen Operationen und<br />

Chemotherapie. Es gibt also mehr als<br />

genug Gründe für Gereon, wie Jerry<br />

eigentlich heißt, in Münster einen<br />

Neustart zu wagen.<br />

Doch auch <strong>die</strong> neue Domstadt bringt<br />

den beiden kein Glück. Kaum haben sie<br />

nach weiteren Wochen auf der Straße<br />

ein Zimmer gefunden, stellt er bei seinem<br />

erst vier Jahre alten Hund, seinem<br />

besten Freund, eine Verhärtung im Unterbauch<br />

fest. Eine schnell eingeleitete<br />

Operation bringt <strong>die</strong> niederschmetternde<br />

Diagnose: der arme Spike hat einen<br />

riesigen Tumor an der Harnröhre. Die<br />

Tierärztin muss das prächtige Tier einschläfern.<br />

Die beiden sind untröstlich.<br />

Spike hatte sie in kalten Tagen auf der<br />

Straße, mit seiner Körperwärme wohl so<br />

manches Mal vor dem Erfrieren gerettet.<br />

Da gerade ein Verkäuferpärchen von<br />

~ tierischen Nachwuchs hat, wird<br />

Luna, eine kleine acht Wochen alte<br />

Mischlingshündin, das neue Familienmitglied<br />

der beiden. Der Welpe lenkt ein<br />

wenig vom Schmerz ab und <strong>die</strong> Erziehung<br />

des kleinen Hundes fordert ihre<br />

ganze Aufmerksamkeit. Nebenbei engagieren<br />

sich Jenny und Jerry bei ~.<br />

Als „Maria“ und „Heiliger König“ tragen<br />

sie zu unserem tollen Weihnachtstitelbild<br />

bei. Fast scheint es, als könne sich<br />

der Neustart in Münster doch noch ins<br />

Positive ändern, aber <strong>die</strong> kurze Idylle<br />

hält nur wenige Wochen. Unerbittlich<br />

schlägt das Schicksal abermals zu. Dieses<br />

Mal in Form eines tragischen Unfalls:<br />

Am Abend des 11.02. ist Jenny mit der<br />

kleinen Luna unterwegs, sie ist nach<br />

einem Streit wütend auf Jerry und rennt<br />

scheinbar ziellos durch <strong>die</strong> Gegend.<br />

Alkohol ist im Spiel. Was sie letztendlich<br />

auf der Landstraße zwischen Häger und<br />

Nienberge, dort, wo der Unfall geschah,<br />

zu suchen hatte, wird wohl ein Rätsel<br />

bleiben. Jenny kann sich nicht mehr<br />

erinnern. Nur vage lässt sich der Hergang<br />

des Unglücks rekonstruieren. Vermutlich<br />

ist der kleine Hund auf <strong>die</strong><br />

Straße gerannt und <strong>die</strong> junge Frau hinterher.<br />

Das erste Auto kann noch ausweichen,<br />

das zweite erwischt <strong>die</strong> beiden<br />

voll. Während Luna sofort an der Unfallstelle<br />

stirbt, erleidet Jenny schwerste<br />

Verletzungen. Mit mehrfach gebrochenem<br />

Kiefer und Beinen, einem angebrochenen<br />

Arm und einem Schädelhirn-<br />

trauma wird sie in <strong>die</strong> Uniklinik eingeliefert.<br />

Mehrere Tage liegt sie im Koma<br />

und muss immer wieder operiert werden.<br />

Jeden Tag fährt Jerry in <strong>die</strong> Klinik<br />

und sitzt Stunde um Stunde an ihrem<br />

Bett. „Den Moment, an dem meine<br />

Maus das erste Mal <strong>die</strong> Augen wieder<br />

aufgemacht hat, werde ich nie vergessen.<br />

Das ist ihr zweiter Geburtstag<br />

gewesen“, erzählt er mit Tränen in den<br />

Augen.<br />

_Inzwischen ist <strong>die</strong> „Maus“ auf dem<br />

Wege der Besserung, auch wenn bis zur<br />

vollständigen Genesung wohl noch einige<br />

Zeit vergehen wird. Das Kurzzeitgedächtnis<br />

ist in Mitleidenschaft gezogen<br />

und vielleicht wird das eine Bein nicht<br />

mehr so funktionieren wie vorher. Jerry<br />

ist das egal. „Ich halte zu ihr, das ist<br />

doch mein Mädchen!“, ist für Ihn ganz<br />

klar. Viele seiner eigenen Probleme treten<br />

im Moment in den Hintergrund. Mit<br />

viel Elan plant er <strong>die</strong> Zeit nach dem<br />

Klinikaufenthalt. Jetzt ist es wirklich<br />

nötig ein ganz neues Leben anzufangen.<br />

„Ich bin so froh, dass meine Maus überlebt<br />

hat und eigentlich kann es gar nicht<br />

mehr schlimmer kommen“, meint Jerry.<br />

„Et küt halt wie et küt...!<br />

Ich möchte mich an <strong>die</strong>ser Stelle aber<br />

noch ganz herzlich bei all jenen, <strong>die</strong> uns<br />

in <strong>die</strong>ser schweren Zeit zur Seite standen<br />

und stehen, herzlich bedanken.“<br />

Können Sie helfen? Eine Wohnung im<br />

Erdgeschoss ist inzwischen gefunden,<br />

nur <strong>die</strong> Möbel fehlen noch. Herd,<br />

Kühlschrank, Kleiderschrank, Bett...<br />

Tel.: 0251-4909118<br />

19


20<br />

Bericht | Text: Jörg Pöpping<br />

Preußen Report<br />

Das Wunder von der Hammer Straße?<br />

Sicher ist, absteigen ist so gut wie unmöglich,<br />

aber ist da noch mehr drin für<br />

Preußen Münster? Rechnerisch besteht<br />

noch eine minimale Chance zum Aufstieg.<br />

Das Wunder von der Hammer<br />

Straße und der damit verbundene Traum<br />

der Teilnahme an der dritten Bundesliga<br />

sind noch nicht ausgeträumt. Die<br />

Unfälle bei den Bauarbeiten im Preußenrund<br />

haben sicherlich ihren Tribut bei<br />

der Mannschaft gefordert. Negative<br />

Schlagzeilen in der Presse wie zuletzt<br />

über <strong>die</strong> Unfälle bei den Bauarbeiten<br />

an der Hammer Strasse sind bei einer<br />

jungen Mannschaft wie es <strong>die</strong> Preußen<br />

sind nicht gerade von Vorteil. Es wäre<br />

aber auch zu schön, mit einem neuen<br />

Anzeige<br />

Presse und Informationsamt<br />

Tausend Fragen - eine Adresse<br />

Infos, Service und Veranstaltungstipps im Stadtnetz<br />

www.muenster.de<br />

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Ihr gutes Recht auf Hilfe in vielen Lebenslagen<br />

Stadion als Kulisse in <strong>die</strong> dritte Liga<br />

aufzusteigen und damit quasi <strong>die</strong> gesamten<br />

im Vorfeld aufgekommenen<br />

Probleme wegzuwischen. Nur durch ein<br />

Wunder wird es in <strong>die</strong>ser Saison wohl<br />

noch zu schaffen sein endlich aufzusteigen,<br />

wobei man sich aber auch<br />

durchaus fragen muss, warum in <strong>die</strong>ser<br />

Klasse nur der Tabellenerste aufsteigt.<br />

Hier muss der DFB dringend nachbessern,<br />

um nicht eine spannungslose Liga<br />

zu produzieren. Denn bei einem Durchmarsch<br />

einer Mannschaft ist <strong>die</strong> Luft<br />

raus und damit würden auch unweigerlich<br />

<strong>die</strong> Zuschauerzahlen einbrechen,<br />

nicht nur bei Preußen Münster. Das<br />

kann nicht im Interesse des DFBs sein<br />

und schon überhaupt nicht im Interesse<br />

des Fußballs. Hier muss beispielsweise<br />

über eine Relegationsrunde mehr sportlicher<br />

Wettbewerb geschaffen werden.<br />

Auch <strong>die</strong> Teilnahmebedingungen für <strong>die</strong><br />

zweiten Mannschaften von Bundesligavertretungen<br />

gehören auf den Prüfstand.<br />

Es kann nicht sein, dass in regelmäßigen<br />

Abständen rekonvaleszente<br />

Nationalspieler gegen <strong>die</strong> Amateurvereine<br />

antreten. Das es statt 163 000 Euro<br />

TV-Geldern in der nächsten Saison nur<br />

noch 90.000 Euro an <strong>die</strong> Vereine fließen<br />

sollen sowie das <strong>die</strong> Anstoßzeiten<br />

(samstags) wohl eher unglücklich vom<br />

DFB gewählt worden sind, ist fragwürdig<br />

und bedarf ebenfalls einer genauen<br />

Prüfung. Aus dem Titelkampf schien <strong>die</strong><br />

Luft seit dem 1:2 gegen <strong>die</strong> VfL-Reserve<br />

endgültig raus zu sein. Zwar wollten<br />

Michael Erzen und <strong>die</strong> Mannschaft <strong>die</strong><br />

Liga nicht schleifen lassen, aber <strong>die</strong><br />

Prioritäten hatten sich verschoben. Das<br />

große Ziel schien nun das Erreichen der<br />

DFB-Pokal-Hauptrunde. Doch nach<br />

dem Spiel gegen Eintracht Trier, dass<br />

<strong>die</strong> Preußen ver<strong>die</strong>nt mit 3 : 2 gewinnen,<br />

ist doch noch alles möglich. Zur<br />

Einweihung der neuen Tribüne zeigte<br />

<strong>die</strong> Mannschaft eine super Leistung.<br />

Wobei als Matchwinner der in der zweiten<br />

Halbzeit eingewechselte Schlussmann<br />

Michael Joswig avancierte, der<br />

eine Weltklasseleistung zeigte, <strong>die</strong> den<br />

gegnerischen Stürmern Tränen der Verzweifelung<br />

in <strong>die</strong> Augen trieb. Die im<br />

Vorfeld mit lila Farbe beschmierten Sitze<br />

fanden keinen Zuspruch und wurden<br />

deshalb kurzerhand in einer Gemeinschaftsaktion<br />

wieder in Originalfarbe<br />

gepimpt. Glücklicherweise hatte unser<br />

Nachwuchssportreporter Marius Kipp (8<br />

Jahre) seine Unterschrift für unsere<br />

Fliesenprominentenwand zum 15 jährigen<br />

Bestehen der ~ von Mario<br />

Basler schon in der Halbzeit bekommen.<br />

Ob er <strong>die</strong>se Unterschrift bekommen<br />

hätte, nachdem Frau Basler keinen Einlass<br />

in den Vipbereich bekam, ist eher<br />

unwahrscheinlich. Für Preußen Münster<br />

ist jedes Spiel nun ein Endspiel, dass<br />

Wunder von der Hammer Straße ist<br />

noch nicht ausgeträumt. #


Bericht | Text: Christian Döscher<br />

Reise durch <strong>die</strong> Kunstgeschichte<br />

Vom Hochbarock zum Rokoko<br />

Unser Kunstexperte Christian Döscher<br />

berichtet <strong>die</strong>smal über den Übergang<br />

vom Barock zum Rokoko. Die Kunststile<br />

nehmen dabei immer mehr Einfluss auf<br />

viele Lebensbereiche, wie Kleidung,<br />

Baustile und vieles mehr. Gerade der<br />

private Bereich wird dabei sehr stark<br />

durch <strong>die</strong> neue Kunstrichtung geprägt.<br />

_Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte<br />

sich der Barockstil in Europa weit verbreitet<br />

und auch auf den amerikanischen<br />

Kontinenten seine Spuren hinterlassen.<br />

Die Herausbildung regionaler<br />

Besonderheiten ist für <strong>die</strong>sen Stil typischerweise<br />

festzustellen; <strong>die</strong> einst verbindlichen,<br />

gestrengen Prinzipien der<br />

Balance und Maßhaftigkeit, <strong>die</strong> letztlich<br />

auf <strong>die</strong> Ästhetik der Antike zurückzuführen<br />

sind, waren immer weiter in den<br />

Hintergrund getreten und hatten rein<br />

dekorativen Elementen mehr und mehr<br />

Raum geboten. Der subjektive Charakter<br />

des Schönheitsempfindens trat nun offener<br />

als zuvor zu Tage, es entstanden<br />

regelrechte Moden. Das Frankreich des<br />

Absolutismus war tonangebend in Europa,<br />

in Paris schlug der Puls der Zeit,<br />

Laune und Gunst der herrschenden<br />

Klasse waren richtungsweisend für das<br />

gehobene Leben und das Verständnis<br />

der schönen Dinge. Selbst am Hofe der<br />

britischen Krone sprach <strong>die</strong> Gesellschaft<br />

französisch. Es galt, was fein war, chique,<br />

angesagt, in. Es galt der Hype.<br />

_In <strong>die</strong>sem Sinne lässt sich, was gestalterisch<br />

in den Werken <strong>die</strong>ser Epoche zu<br />

beobachten ist, auf neue Erscheinungen<br />

im Lebenswandel der herrschenden<br />

Klasse übertragen: Für sie dürfte Barock<br />

zu einer Lebensart geworden sein, zu<br />

einem Lifestyle. Frankreich in seiner<br />

vorherrschenden Stellung liebte <strong>die</strong> Repräsentanz<br />

und brauchte sie auch. Alles<br />

Barocke liefert Rahmen und Hintergrund<br />

für <strong>die</strong> absolute Selbstdarstellung. Mit<br />

seinem ungestümen Temperament griff<br />

der Barock schnell um sich, verband sich<br />

mit der Kleidung, drang tief ins Mobiliar,<br />

wurde Porzellan und Perlschmuck.<br />

Das höfische Theater spielte sich ohnehin<br />

nicht nur auf der Bühne ab, aber<br />

mehr noch als zuvor wurde jetzt Innerliches<br />

nach aussen transportiert und das<br />

Private Politik. Die öffentliche Zurschaustellung<br />

fast aller denkbaren individu-<br />

ellen und familiären Verhältnisse wurde<br />

legendär unter der Herrschaft des „Sonnenkönigs“<br />

Ludwig XIV.<br />

_Der Kulturwissenschaftler und Philosoph<br />

Bolívar Echeverría schreibt (in<br />

einem Essay mit dem Titel „Zum Barock-<br />

Ansatz in Mexiko“):<br />

_Praktisch alle Versuche, das barocke<br />

Kunstwerk zu beschreiben, heben bei<br />

ihm [...] das „Theatralische“ als seine<br />

bezeichnende Eigenschaft hervor. Selbst<br />

Wölfflin tut es, denn das „Malerische“,<br />

das Anti-“lineare“, das für ihn das Barock<br />

vor allem auszeichnet, besteht<br />

hauptsächlich darin, Kunstwerke zu<br />

schaffen, in denen das Sein dem Schein<br />

untergeordnet ist; Gebäude z.B., an denen<br />

das Bewohnt-Werden hinter dem<br />

Bewundert-Werden zurücktritt. [...]<br />

Wenn dann <strong>die</strong> Frage nach dem Spezifischen<br />

am dekorativ-theatralischen<br />

der barocken Kunstwerke aufkommt -<br />

denn es gibt natürlich auch nicht-barocke<br />

Dekorationen - sollte man einen<br />

Satz von Th. W. Adorno [...] nicht vergessen.<br />

Der Satz ist folgender: „... Daß<br />

der Barock dekorativ sei, sagt nicht alles.<br />

Er ist decorazione assoluta, als hätte<br />

<strong>die</strong>se von jedem Zweck... sich emanzipiert<br />

und ihr eigenes Formgesetz entwickelt.<br />

Sie schmückt nicht länger etwas,<br />

sondern ist nichts anderes als<br />

Schmuck...“ (Adorno: 1970, 437)<br />

_Die Entwicklung, <strong>die</strong> Adornos Wort so<br />

treffend beschreibt, wurde insbesondere<br />

in der Architektur deutlich. Je später<br />

<strong>die</strong> barocke Gebäudefassade, so mag es<br />

scheinen, desto mehr Elemente ohne<br />

jeglichen Funktionswert. An seine Stelle<br />

tritt der Dekorationswert. Allein <strong>die</strong><br />

Symmetrie scheint schliesslich den Kollaps<br />

zu verhindern.<br />

_Und <strong>die</strong> Malerei? Sie hatte zwei Jahrhunderte<br />

zuvor <strong>die</strong> ersten barocken Impulse<br />

aufgenommen und war naturgemäß<br />

andere Wege gegangen als Skulptur<br />

und Architektur. Hinsichtlich der<br />

Malweise und der Farbkomposition hatte<br />

sich bereits einer noch zu erwartenden<br />

Neuzeit zugewandt. Zwar muss man<br />

eingestehen: Das „Barocke“ an ihr war<br />

inhaltlich, das ‚wie' der Darstellungen<br />

dem ‚was' verpflichtet geblieben; mit<br />

anderen Worten: <strong>die</strong> Form hatte sich<br />

noch nicht vom Inhalt losgelöst. Aber<br />

wenn auch <strong>die</strong> gestalterischen Mittel<br />

nach wie vor den Themen Rechnung<br />

trugen, haben wir doch mit der Barockkunst<br />

einen gewaltigen Schritt nach<br />

vorn erlebt.<br />

_Das Ende des „klassischen“ Barock und<br />

der Beginn des Rokoko markieren eine<br />

Phase der (relativen) Um- und Einkehr.<br />

Im Rokoko fand eine Gegenbewegung<br />

mit einem Rückzug ins Private statt.<br />

Statt monumentaler Machtentfaltung<br />

und kraftvoller Dynamik wurden nun<br />

eine kultivierte Lebensführung und ein<br />

leichtfüßiges, feinsinniges Lebensgefühl<br />

wichtig. Galante Umgangsformen verbanden<br />

sich mit zarter Sinnlichkeit. Das<br />

Lebensgefühl fordert eine heitere,<br />

leichte Gestaltung mit elegant-verspielten<br />

Details. Im reichen Zierwerk vor allem<br />

der Innenraumgestaltung findet<br />

sich <strong>die</strong> Form, von denen sich <strong>die</strong> Bezeichnung<br />

„Rokoko“ ableitet: <strong>die</strong> Muschel<br />

(franz. Rocaille‚ das ‚Muschelwerk').<br />

_In der Plastik und vor allem in der<br />

Malerei tauchen häufig private oder gar<br />

erotische Themen auf. Das bekannteste<br />

Beispiel hierfür ist „Die Schaukel“ von<br />

Jean-Honoré Fragonard (1767). Die Architektur<br />

verliert ihre pompöse Wucht,<br />

<strong>die</strong> Schlösser erscheinen kleiner. Neben<br />

den offiziellen Repräsentationsräumen<br />

finden sich jetzt auch kleinere Privaträume<br />

und sogar Privatschlösschen (zum<br />

Beispiel das Petit Trianon in Versailles).<br />

An <strong>die</strong> Stelle fester Formen treten leichter,<br />

zierlicher gewundene Linien und<br />

häufig rankenförmige Umrandungen.<br />

Diese bewusste Abkehr von Symmetrie<br />

wurde später im Jugendstil (ab Ende des<br />

19. Jahrhunderts) wieder aufgegriffen. #<br />

21


22<br />

Kräftigendes essen | Rezepte: Neema Dalmühle | Foto: Heinz Dalmühle<br />

Kräftiges aus Kham<br />

Im rauhen Klima Osttibets brauchen <strong>die</strong> Menschen eine kräftige<br />

Nahrung. Kraftsuppe wärmt. Teigtaschen mit Fleisch- oder Gemüsefüllung<br />

sind eine tibetische Delikatesse, <strong>die</strong> man nach<br />

Belieben variieren kann. Tsampa, geröstetes Gerstenmehl, mit<br />

Joghurt oder Buttertee, macht satt. Gesalzener Buttertee ist<br />

das Nationalgetränk aller Tibeter. Mehr als 10 Tassen am Tag<br />

helfen bei kaltem Wetter <strong>die</strong> Körpertemperatur aufrecht zu<br />

halten. Und es stärkt <strong>die</strong> Widerstandskräfte. #<br />

Khampa-Kraftbrühe (Rüthang)<br />

Zutaten:<br />

1 kg Rinderknochen<br />

2,5 l Wasser<br />

3 Eier<br />

3 Frühlingszwiebeln<br />

frischer Koriander<br />

5 Knoblauchzehen<br />

Salz, frischer Pfeffer<br />

Zubereitung:<br />

_Die Knochen im Wasser für etwa eine<br />

Stunde köcheln lassen. Das Ganze anschliessend<br />

durch ein Sieb giessen.<br />

_Die Eier verquirlen, <strong>die</strong> Frühlingszwiebeln<br />

putzen und in kleine Ringe schneiden,<br />

den Knoblauch abziehen und hakken,<br />

den Koriander putzen und ebenfalls<br />

hacken.<br />

_Die Frühlingszwiebeln, <strong>die</strong> Eier und<br />

den Knoblauch zugeben, alles noch einmal<br />

kurz aufkochen lassen und mit Salz<br />

und Pfeffer abschmecken. Die Suppe vor<br />

dem Servieren mit Koriander bestreuen. #<br />

Geröstetes Gerstenmehl (Tsampa)<br />

Gerste im Wok oder einer Pfanne rösten,<br />

bis sie dunkelbraun ist. Abkühlen lassen.<br />

Danach in der Getreidemühle nicht<br />

zu fein mahlen. Man kann Tsampa mit<br />

Buttertee, Milch oder Joghurt zu kleinen<br />

Bällchen formen und mit einer scharfen<br />

Sauce zu Gemüse oder Fleisch essen. #<br />

Teigbällchen mit Fleisch (Schamomo)<br />

Zutaten Teig:<br />

500 g Weizenmehl<br />

1 EL Öl<br />

1 Tasse Wasser<br />

1 Messerspitze Salz<br />

Zutaten Füllung:<br />

500 g Hackfleisch vom Rind oder Schwein<br />

4 Knoblauchzehen fein gehackt<br />

1 TL Koriander<br />

0,5 TL Kümmel<br />

1 TL Chilipulver<br />

2 EL Öl<br />

1 EL Salz und Gewürze<br />

Zubereitung: Teig<br />

_Mehl, Öl, Salz und Wasser werden in<br />

eine große Schüssel gegeben. Die Zutaten<br />

werden gemischt und <strong>die</strong> Masse wird<br />

zum Teig geknetet (ca.10-15 Minuten)<br />

Der Teig wird 30 Minuten stehen gelassen,<br />

danach noch mal durchgeknetet.<br />

Zubereitung: Füllung<br />

_Alle Zutaten werden in eine Schüssel<br />

geben. Der fertige Teig wird 2 mm dick<br />

ausgerollt, dann werden mit einem passenden<br />

Glas 5cm große Kreise ausgestochen.<br />

Ungefähr 1 El der zuvor durchgekneteten<br />

Mischung wird in <strong>die</strong> Teigkreise<br />

gegeben. Sie werden zusammengeklappt<br />

und an den Rändern fest verschlossen. Die<br />

Momos werden in <strong>die</strong> zuvor mit Öl eingepinselten<br />

Topfteile verteilt. Der untere<br />

Teil wird mit 0,5 Liter Wasser gefüllt und<br />

<strong>die</strong> einzelnen Teile werden übereinander<br />

gestapelt. Die Momos werden dann etwa<br />

15 Minuten gegart. Die fertigen Momos<br />

werden mit Chilisoße serviert. #<br />

Neemas Khampa-Gerichte für <strong>die</strong> Widerstandskräfte<br />

Tibetischer Buttertee (Böcha)<br />

Zutaten:<br />

1 Liter Wasser<br />

200 ml Liter Milch<br />

50 g Butter<br />

5 g schwarzer Tee<br />

1 EL Salz<br />

Zubereitung:<br />

_Lassen Sie das Wasser und den schwarzen<br />

Tee für 5 Minuten kochen. Giessen<br />

Sie den Tee durch ein Sieb in eine Schüssel.<br />

Geben Sie Milch, Salz und Butter hinzu<br />

und schlagen das ganze mit dem<br />

Schneebesen kräftig durch. #<br />

Tsampa-Suppe (Tsamthug)<br />

Zutaten für 6 Personen:<br />

1,5 L Wasser<br />

200 g Tsampa<br />

200 g Rindfleisch<br />

80 g Butter<br />

1,5 Rettich<br />

250 g getrockneter Käse<br />

2 EL Salz<br />

Zubereitung<br />

_Das Fleisch waschen und mit dem<br />

Rettich in kleine Stücke schneiden.<br />

Wasser, Fleisch, Rettich und Salz in einen<br />

Topf geben und alles gut umrühren und<br />

dabei erhitzen. Dann das Tsampa, den<br />

Käse und <strong>die</strong> Butter zugeben. Danach<br />

etwa zehn Minuten kochen lassen. #


Rechtstipps | Text: Rechtsanwältin Annette Poethke<br />

Neues aus dem Familienrecht<br />

Rückzahlung von Unterhalt<br />

Wie kann ein Scheinvater zu unrecht gezahlten Unterhalt für<br />

das ihm untergeschobene Kind zurück erhalten? In der letzten<br />

Ausgabe ging es darum, welche Möglichkeiten ein Vater hat,<br />

festzustellen, ob er wirklich der biologische Vater des Kindes<br />

ist. Diese Feststellung hat weit reichende Konsequenzen,<br />

nämlich beispielsweise unterhaltsrechtlich und erbrechtlich.<br />

Angenommen in unserem Ausgangsfall mit dem Ehepaar<br />

Tristan und Isolde und ihrem sechsjährigen Sohn Roberto wird<br />

festgestellt, dass Tristan nicht der leibliche Vater von Roberto<br />

ist, so weiß Tristan noch immer nicht, an wen er sich wegen<br />

der jahrelang gewährten Unterhaltszahlungen wenden kann.<br />

Fordert er den gezahlten Unterhalt von Roberto zurück, scheitert<br />

<strong>die</strong>s regelmäßig an der Leistungsfähigkeit, da ein Kind in<br />

dem Alter von sechs Jahren einen solchen Anspruch mangels<br />

entsprechenden Vermögens nicht erfüllen kann. Deshalb sieht<br />

das Gesetz in § 1607 III 2 BBG vor, dass Tristan einen Anspruch<br />

aufgrund Forderungsübergangs gegen den leiblichen Vater<br />

hat.<br />

Nunmehr steht Tristan vor einem weiteren Problem, nämlich<br />

wie soll er herausfinden, wer der leibliche Vater ist? Wurde<br />

der leibliche Vater als Mehrverkehrszeuge im Rahmen des<br />

Prozesses, in dem Tristan als Scheinvater festgestellt wurde,<br />

benannt, hat der Scheinvater Tristan mühelos seinen Anspruchsgegner<br />

gefunden.<br />

Schwieriger ist es, wenn <strong>die</strong> Kindesmutter den leiblichen Vater<br />

nicht benennt. Der Scheinvater hat nämlich gegen das<br />

Kind einen Anspruch auf Auskunft, wer der Vater ist und ob<br />

<strong>die</strong> Vaterschaft anerkannt oder festgestellt ist, grundsätzlich<br />

allerdings nicht gegen <strong>die</strong> Mutter auf Bekanntgabe des Namens<br />

des leiblichen Vaters. Ausnahmsweise besteht so ein<br />

Anspruch gegen <strong>die</strong> Kindesmutter auf Angabe des tatsächlichen<br />

Vaters zur Beseitigung der dem Scheinvater entstandenen<br />

finanziellen Nachteile, nämlich der von ihm erbrachten<br />

Unterhaltszahlungen für Roberto. Eine solche Ausnahme liegt<br />

vor nach einer Interessenabwägung nach Treu und Glauben<br />

oder bei vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung seitens der<br />

Kindesmutter.<br />

vgl. BGH Beschluss vom 03.07.2008 in NJW 2008, 2919<br />

In besonders gelagerten Einzelfällen kann sogar ohne vorangegangenes<br />

Vaterschaftsfeststellungsverfahren direkt vom<br />

Scheinvater bei Kenntnis des biologischen Vaters im Rahmen<br />

des Regressprozesses auf Rückzahlung von Unterhalt gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Vaterschaft des biologischen Vaters festgestellt werden.<br />

vgl. BGH Urteil vom 16.04.2008, NJW 2008, Seite 2433<br />

Nachdem Tristan erfahren hat, dass der Vater von Roberto in<br />

Stuttgart eine Pizzeria betreibt, kann er nunmehr in einem<br />

Regressprozess versuchen, seine Unterhaltszahlung an Roberto<br />

zurückzuerhalten.<br />

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und anderen Gesundheitsstörungen.<br />

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Termine nach Vereinbarung<br />

Tierisches bei ~<br />

Tierfreunde<br />

Nikos<br />

Der viereinhalbjährige Nikos wurde aufgrund von Zeitmangel bei<br />

den Tierfreunden Münster abgegeben. Der sympathische Jagdhund-<br />

Mix hat bislang in einer Familie gelebt; er ist daher sehr menschenbezogen<br />

und sucht ständig den Kontakt zu den Zweibeinern.<br />

Schließlich gibt es da ja auch immer Streicheleinheiten und Leckerchen<br />

- <strong>die</strong> mag unser ungestümer Grieche nämlich besonders gern.<br />

Die neuen Besitzer müssen in Nikos Zeit und Geduld investieren,<br />

denn im Punkto Erziehung hat er noch etwas Nachholbedarf. Der<br />

kastrierte Rüde mag Kinder gerne leiden und ist auch Artgenossen<br />

gegenüber sozialverträglich. Sein genetisch bedingter Jagdtrieb lässt<br />

sich durch entsprechende Interaktion des Hundeführers umlenken.<br />

Wenn Sie bereit sind, Nikos <strong>die</strong> nötige Bewegung und Erziehung<br />

zukommen zu lassen, werden Sie in dem hübschen Kerl einen tollen<br />

Begleiter finden.<br />

Tierfreunde Münster e. V., Kötterstr. 198, 48157 Münster<br />

Telefon: 0251/ 32 50 58, Öffnungszeiten: Samstags von 11.00 Uhr bis<br />

17.00 Uhr und Sonntags von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr<br />

www.tierfreunde-ms.de<br />

Katzenhilfe<br />

Nala<br />

Nala ist ein hübsches Katzenmädchen, im August 2008 geboren, und<br />

kam im Dezember mit einem schlimmen Katzenschnupfen (mehr tot<br />

als lebend) bei uns an. Mittlerweile ist sie kastriert, geimpft und bei<br />

guter Gesundheit. Nala ist ein richtiges, kleines Katzenmädchen, mal<br />

schüchtern, mal verschmust, ganz wie sie es will. Sie liebt es tagsüber<br />

zu dösen, spielt alleine und liegt abends gerne bei ihrem Menschen<br />

auf dem Sofa und lässt sich beschmusen. Nala ist eine sehr<br />

ruhige Katze (von 5 minütigen Spielattacken abgesehen), sie mag<br />

eine ruhige und konstante Umgebung. Daher suchen wir ein Zuhause<br />

bei einer ruhigen Einzelperson, auch geeignet für Berufstätige<br />

(wenn abends viel Zeit zuhause verbracht wird). Wer Nala eine ruhige<br />

Eingewöhnungsphase gibt, wird mit einer zauberhaften, kleinen<br />

Katzendame ein gemütliches Miteinander erleben.<br />

Kontakt: Tel. 0251/8469757 oder www.katzenhilfe-muenster.de


Ehrung und Schlussakkord | Texte: Horst Gärtner<br />

Große Ehrung für Bernhard Mühlbrecht<br />

Am 22. April verleiht Ministerpräsident<br />

Jürgen Rüttgers den Landesver<strong>die</strong>nstorden<br />

an 14 Persönlichkeiten für herausragende<br />

Leistungen und besonders<br />

anerkennenswertes Engagement. Einer<br />

der neuen Ordensträger ist Bernhard<br />

Mühlbrecht 58 Jahre, der Leiter des<br />

Hauses der Wohnungslosenhilfe ( HdW)<br />

in der Bahnhofsstraße.<br />

_Wenn man ihn seit 25 Jahren kennt,<br />

und wenn man ihm gegenüber sitzt,<br />

dann weiß man, dass er nicht gerne<br />

über sich redet, weil für ihn andere<br />

Menschen, Menschen in Not und Bedrängnis<br />

immer wichtiger waren und<br />

sind. Schließlich lässt er sich überreden:<br />

„Wenn es denn sein muss!“<br />

_Bernhard Mühlbrecht hat <strong>die</strong> Arbeit in<br />

der Wohnungslosenhilfe der Münsteraner<br />

freien Träger seit über 25 Jahren ge-<br />

Schlussakkord<br />

Das Ehrenamt ist eine tragende Säule<br />

unserer Gesellschaft, vor allem des sozialen<br />

Filigrans. Unzählige Stunden verbringen<br />

freiwillige Helferinnen und Helfer<br />

im Dienst am Nächsten bei der Freiwilligen<br />

Feuerwehr, beim Deutschen<br />

Roten Kreuz, bei einer Vielzahl gemeinnütziger<br />

Hilfs- und Betreuungsorganisationen;<br />

allein im Altenzentrum Klarastift<br />

sind seit 20 Jahren ca. 250 ehrenamtliche<br />

Helferinnen und Helfer aus<br />

sechs Kirchengemeinden tätig im Dienst<br />

an alten und pflegebedürftigen Menschen.<br />

_Insgesamt etwa 90.000 Ehrenamtliche<br />

stellen sich <strong>die</strong>ser Herausforderung im<br />

Dienst am Nächsten allein in Münster;<br />

mit <strong>die</strong>ser enormen Anzahl von Menschen<br />

in der tätigen Nächstenliebe<br />

nimmt Münster sicher eine Sonderstellung<br />

im Vergleich mit anderen Städten<br />

ein. 600 mal wurde das Bundesver<strong>die</strong>nstkreuz<br />

für besonders herausragende<br />

Leistungen, darunter auch an viele<br />

Ehrenamtliche, verliehen, 37 mal der<br />

Landesver<strong>die</strong>nstorden für besondere<br />

prägt. Er war Leiter der Unterkunft „Hafenstraße<br />

33“, <strong>die</strong> mit großen Schlafsälen<br />

und daneben aufgestellten Containern<br />

aus den Nähten platzte. Das es so<br />

nicht weiter gehen konnte und durfte<br />

hat Bernhard Mühlbrecht der Öffentlichkeit<br />

immer wieder vor Augen geführt.<br />

Und er hat – im Schulterschluss mit anderen<br />

– eine einstimmige Ratsentscheidung<br />

für einen Riesenschritt nach vorne,<br />

<strong>die</strong> Neueinrichtung des Hauses der<br />

Wohnungslosenhilfe 1994 erreicht.<br />

_Endlich konnte er mit seinen Mitstreitern<br />

Zielgruppenorientierte Sozialarbeit<br />

verwirklichen. Mithilfe des Landes NRW<br />

konnte im neuen Haus auch das Projekt<br />

„ Aufsuchende Gesundheitsfürsorge“<br />

umgesetzt werden; ein wichtiger Schritt<br />

auf dem Weg zu einer angemessenen<br />

gesundheitlichen Betreuung Wohnungsloser<br />

Menschen, Menschen auf der<br />

Ver<strong>die</strong>nste für das Land Nordrhein-<br />

Westfalen und 147 mal wurde in einem<br />

eigens dafür geschaffenen Festakt, der<br />

einmal jährlich im Friedenssaal des<br />

Münsteraner Rathauses stattfindet, <strong>die</strong><br />

Münsternadel für herausragende Ver<strong>die</strong>nste<br />

im ehrenamtlichen Bereich verliehen.<br />

_Die Öffentlichkeit spart also nicht mit<br />

Anerkennungen für das langjährige ehrenamtliche<br />

Engagement und wir alle<br />

wissen den Dienst der ehrenamtlichen<br />

Helferinnen und Helfer sehr zu schätzen.<br />

_Und doch gibt es auch <strong>die</strong>s: Anfang<br />

März wurde Hildegard Dülmer beerdigt.<br />

Eine Traueranzeige stand in der Zeitung.<br />

Sie war <strong>die</strong> Gründerin des Seniorenkreises<br />

83, hat ihn über 20 Jahre geleitet<br />

und hat in <strong>die</strong>ser Zeit eine Vielzahl von<br />

Vortrags-, Bildungs- und Informationsveranstaltungen<br />

organisiert und durchgeführt,<br />

viele Jahre eine Bildungswoche<br />

im Kolpinghaus in Soest immer gut besucht<br />

und mit großer Resonanz. Ihre Telefonleitung<br />

ist manches Mal heiß ge-<br />

Straße. Seit 15 Jahren ist Bernhard Mühlbrecht<br />

Sprecher des Arbeitskreises der<br />

Münsteraner Wohnungslosenhilfe.<br />

_Bernhard Mühlbrecht ist ein geduldiger<br />

Gesprächspartner. Er kennt <strong>die</strong> Sorgen<br />

und Nöte der Obdachlosen und er weiß<br />

auch in ausweglosen Situationen Rat<br />

und Hilfe. Wir gratulieren zum Landesver<strong>die</strong>nstorden<br />

ganz herzlich. #<br />

laufen, denn wenn jemand anrief, der<br />

Hilfe und Zuspruch brauchte, dann hatte<br />

sie immer Zeit; sie hat sich für viele<br />

Menschen eingesetzt. In guter Erinnerung<br />

sind auch noch <strong>die</strong> von ihr ebenfalls<br />

organisierten und durchgeführten<br />

Weihnachtsfeiern mit vollbesetzten Sälen<br />

und Mitwirkenden „immer aus der<br />

ersten Reihe“.<br />

_Und doch: In der kleinen Ludgerikirche<br />

verloren sich gerade einmal 10 Menschen<br />

beim Seelenamt für Hildegard<br />

Dülmer, vier von der eigenen Familie,<br />

zwei langjährige gute Bekannte, <strong>die</strong> sie<br />

auf dem langen Weg der Selbsthilfeaktivitäten<br />

begleitet haben und vier Betreuerinnen<br />

und Betreuer der letzten<br />

Wochen und Monate; nur wenig mehr<br />

hatten anschließend den Weg zur Beisetzung<br />

auf dem Zentralfriedhof gefunden.<br />

_Es wäre gut, sich daran zu erinnern,<br />

dass man der Inhaberin oder dem Inhaber<br />

eines Ehrenamtes auch <strong>die</strong> letzte<br />

Ehre erweisen sollte! #<br />

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Eine Redakteurstelle<br />

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Unabhängige Wählergemeinschaft für Münster<br />

Frohe Ostern wünscht Ihnen<br />

Ihre ~ - Redaktion<br />

Die neue ~<br />

erscheint am 30.April<br />

Redaktionssitzung:<br />

Jeden Dienstag um 14:00 Uhr findet<br />

<strong>die</strong> Redaktionssitzung statt. Freie Mitarbeiter<br />

sind immer willkommen!<br />

Tauschrausch:<br />

~-Tauschaktion immer noch<br />

aktuell: www.muenster.org/draussen/tauschrausch.html


Programm<br />

15 Jahre ~ - Großes Jubiläumsfest<br />

Vom 25. April bis zum 5.Mai<br />

Der Schirmherr des Festes ist Zoodirektor Jörg Adler.<br />

Programm<br />

Samstag, 25. April: Verkaufswettbewerb<br />

Vertreter aller Ratsparteien Münsters sind eingeladen, das Straßenmagazin ~ in der Innenstadt anzubieten.<br />

Donnerstag, 30. April: Podiumsdiskussion<br />

Öffentliches Fachgespräch zum Thema „Wohnungslosigkeit und Sozialer Wohnungsbau“ im KCM, Am Hawerkamp 31<br />

Beginn 20 Uhr<br />

Geladen sind Vertreter aller Ratsparteien aus Münster.<br />

Der Moderator ist Michael Heß.<br />

Für das leibliche Wohl ist gesorgt.<br />

Hintergrund:<br />

Seit Jahren sinkt der Bestand an Sozialwohnungen in Münster. Andererseits ist <strong>die</strong> Zahl der betreuten Wohnungslosen konstant.<br />

Welche Optionen ergeben sich aus <strong>die</strong>sem Zusammenhang für <strong>die</strong> Politik? Wie kann Obdachlosigkeit verhindert werden?<br />

Welchen Stellenwert besitzt der soziale Wohnungsbau in Münster generell noch?<br />

Freitag. 1.Mai: Tagesprogramm<br />

Familienfest und Straßenfußballturnier<br />

auf dem Parkplatz der Jovel Music Hall am Albersloher Weg 54<br />

11 Uhr Offizielle Festeröffnung<br />

12 Uhr Start des Fußballturniers<br />

Ab 12 Uhr gibt es gegrillte Köstlichkeiten<br />

Für das leibliche Wohl sorgen drei Köche, darunter Holger, der Feuerspucker-Koch. Auch an Vegetarisches ist gedacht.<br />

Zusätzlich werden wir leckeren selbstgebackenen Kuchen mit Kaffee und Tee anbieten.<br />

Für <strong>die</strong> Kleinen gibt es Säfte, Fanta, Cola und Sprite. Die Großen können natürlich auch ein kühles Blondes bekommen.<br />

Live on Stage<br />

Auf einer Bühne werden <strong>die</strong> Tanztruppe „Company Dreiklang“, das Kabarett-Ensemble „Wurstwasser Production“, <strong>die</strong><br />

Rockband „Dingenskirchen“ sowie diverse andere Künstler auftreten.<br />

Fotosession<br />

Bei einer „Fotosession im Verkleidungszelt“ besteht <strong>die</strong> Möglichkeit sich in besonderer Atmosphäre, unter anderem auf einem<br />

roten Sofa fotografieren zu lassen.<br />

Dazu stehen Maskenbildnerinnen, Fotografen und professionelle Technik bereit. (mit Andreas Löchte, Maike Brautmeier, Ivy<br />

Becker, Ellen Schröder)<br />

Zum Verkleiden gibt es einen umfangreichen Bestand ausgefallener Requisiten.<br />

Die Fotoaufnahmen erhält man anschließend auf CD und als Bild.<br />

Tombola<br />

Eine „große Tombola“ mit vielen tollen Preisen findet im Rahmen des Festprogramms statt.<br />

Kinderprogramm<br />

Das bunte Kinderprogramm beinhaltet unter anderem:<br />

Torwandschießen<br />

Dosenwerfen<br />

einen Luftballonkünstler<br />

<strong>die</strong> Clowns Mozarella und Konrad (alias Danilo Bürki und Michael Westermeier)<br />

einen Feuer spuckenden Küchenchef<br />

und vieles mehr…….<br />

Im Verlauf des Fußballturniers wird ein Torwandschießen mit prominenten Überraschungsgästen stattfinden.<br />

Mit dem Ausklang des bunten Familiennachmittags öffnet um 19 Uhr das Jovel seine Türen, wo im Anschluss um 20 Uhr ein<br />

Musikprogramm der besonderen Art stattfindet.<br />

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Freitag, 1. Mai: Abendprogramm:<br />

Erstes Münsteraner Straßenmusiker-Festival im Jovel<br />

Eine Benefizveranstaltung zu Gunsten des ~ e.V.<br />

Einlass 19 Uhr - Beginn 20 Uhr<br />

Das Festival wird als Wettbewerb veranstaltet, an dem 15 Musiker oder Bands aus der ganzen Republik teilnehmen.<br />

Auf <strong>die</strong> Gewinner warten Geldpreise: 1. Preis: 500 Euro, 2. Preis: 200 Euro und 3. Preis: 100 Euro.<br />

Außerdem gibt es einen Sonderpreis für den oder <strong>die</strong> originellsten Musiker.<br />

Die Teilnehmer des Straßenmusikerwettbewerbs werden von einer Jury bewertet.<br />

Die Jurymitglieder sind: Steffi Stephan, Nadja Kossinskaja, Urs von Wulfen, Johnny Ketzel, Stephan Kausen<br />

Live on Stage<br />

Anschließend folgt ein Auftritt der Band „Steffis Promenadenmischung“, <strong>die</strong> Bandmitglieder sind: Dr. Uwe Koch- Keyboard &<br />

Gesang; Nadja Kossinskaja - Gitarre & Gesang; Steffi Stephan - Bass & Gesang; Detlef Antemann - Gitarre & Gesang; Carola<br />

Kretschmer - Gitarre; Jörg Dartmann - Schlagzeug.<br />

Weitere stadtbekannte Musiker haben ihre Beteiligung am Auftritt angekündigt……<br />

Wunschmusikparty<br />

Zum krönenden Abschluss gibt eine Wunschmusikparty bis in <strong>die</strong> Puppen.<br />

Mit dem Kauf einer Eintrittskarte ist man berechtigt drei Musikwünsche mit einem an der Eintrittskarte abzutrennenden Abriss<br />

an der Abendkasse anzumelden. DJ Wolfgang Halberscheidt von Echo Münster be<strong>die</strong>nt <strong>die</strong> Musikwünsche.<br />

Die Eintrittskarten kosten 10,- Euro. Auch Kinder sind zum Straßenmusiker-Festival herzlich willkommen. Der Eintritt für Kinder<br />

bis 14 Jahre ist frei. Ab 24 Uhr Eintritt nur noch 5,- Euro.<br />

Erhältlich sind <strong>die</strong> Karten im Vorverkauf bei Ticket to GO, Berliner Platz 2/Ecke Windhorststraße, Tel: 0251/1625817, TickettoGo@t-online.de,<br />

natürlich in unser Redaktion Berliner Platz 8, 48145 Münster, Tel. 0251/4909118 sowie bei unseren<br />

Verkäufern beim Ratio in Gievenbeck, am Wochenmarkt und an den Arkaden in der Stadt.<br />

Für eine zauberhafte Moderation sorgt der Magier Kris, bekannt aus „The next Uri Geller-Show“. Mit Sicherheit wird er dabei<br />

das eine oder andere Zauber-Kunststückchen zum Besten geben.<br />

Wir würden uns freuen, wenn viele Besucherinnen und Besucher mit ihren Kindern zu unserem bunten, musikalischen und<br />

sportlichen Fest für Jung und Alt erscheinen und mit uns feiern.<br />

Dienstag, 5. Mai: Dichterlesung<br />

Lesung zum Thema „Wohnungslosigkeit- Zwischen eigenem Erlebten und gesellschaftlichem Echo“<br />

im KCM, Haverkamp 31<br />

Beginn: 20 Uhr<br />

Teilnehmer sind Eduard Lüning und Michael Heß, beide von ~ e.V.<br />

Hintergrund:<br />

Die Innensicht des Betroffenen trifft <strong>die</strong> Außensicht des Engagierten. Ungefiltert: Impressionen vom Leben auf der Straße.<br />

Ungeschminkt: <strong>die</strong> gesellschaftliche Spiegelung dazu. Die beiden ~ - Autoren Eduard Lüning und Michael Heß sind seit<br />

vielen Jahren mit diversen Aspekten des Themas vertraut.<br />

Auch bei der Lesung würden wir uns über einen regen Zuhörerandrang sehr freuen.<br />

Für das leibliche Wohl wird gesorgt!<br />

~ wünscht allen Beteiligten viel Spaß!


Einige der Mitwirkenden beim<br />

Großen Jubiläumsfest!<br />

aus Münster: Kris, der Magier - www.mind-illusion.com<br />

aus Osnabrück: Sankofa - www.sankofabaajoo.de<br />

Aus Heidenheim: Sylvia Kirchherr<br />

www.viva-lavida.de<br />

aus Marsberg: Alf Ende<br />

www.alf-ende.de<br />

aus Bielefeld: Arnold Klabauter<br />

www.myspace.com/arnolddojen<br />

aus Münster: Mozarella und Konrad<br />

www.clownsvisite.de<br />

aus Großniederheim: Defuxdeiwels Wilde<br />

www.defuxdeiwelswilde.de<br />

aus Lehrte: RestrisiCo - www.restrisico.de<br />

aus Berlin: Teds ´n grog - www.teds-n-grog.de<br />

... und viele viele mehr!


30<br />

Der neue Sammelkalender ist da! Für 24 Euro -<br />

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