22.02.2013 Aufrufe

28. Echo Ende 2010 - BBS Köllitsch eV

28. Echo Ende 2010 - BBS Köllitsch eV

28. Echo Ende 2010 - BBS Köllitsch eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Halali in Packisch<br />

Im November <strong>2010</strong> fielen die Mauern – siehe Seiten 3, 6 und 16/17<br />

Fotomontage "<strong>Echo</strong>"<br />

Nr. 28 – Dezember <strong>2010</strong><br />

Otto wird 80<br />

Interessantes zwischendurch<br />

Zum Geleit<br />

Petra Lada meldet sich zu Wort<br />

Schulabriss in Packisch<br />

Gedanken von Peter Lada<br />

Marlies Heide<br />

Lehrling, Lehrmeisterin, Schulleiterin<br />

Die <strong>BBS</strong> in Packisch im Herbst <strong>2010</strong><br />

Pantha Rhei<br />

Coellitsch-Mews<br />

Das Neueste aus <strong>Köllitsch</strong> von Ute Jarosch<br />

"Partner Pferd" 2011<br />

Bettina Kaiser und die Leipziger Messe<br />

Interessantes landauf – landab<br />

Von Buttermilch, Schneeskulpturen und einem Schönhund<br />

Hoch hinaus<br />

Grüße aus den Bergen und ein hübsches QUIZ<br />

Claudia Koch, der Bildung verschrieben<br />

Ute Jarosch war bei ihr in Erfurt<br />

"EuroTier <strong>2010</strong>"<br />

Fotobericht aus Hannover von Volkmar Schleider<br />

Pflügen für einen guten Zweck<br />

Gabriele Hinkelmann berichtet aus Arzberg<br />

Die <strong>BBS</strong> in Packisch im Herbst <strong>2010</strong><br />

Gitta Seupel fasst ihre Gedanken lyrisch<br />

Saluton el Kubo<br />

Andrea Schmidt beim Esperanto-Weltkongress<br />

Iran – Land mit vielen Gesichtern<br />

Walter Münnich (63/66) begeisterte sich<br />

Parallelfahrsystem im LVG eingeführt<br />

Wissenschaft und Praxis in <strong>Köllitsch</strong><br />

Hubertusjagd in Dommitzsch<br />

Der Jäger Horst Kochinke (65/68)<br />

Sondergeflügel<br />

Dr. Golze vom LfUG zu den Exoten<br />

Herbstwanderung des Vereins<br />

In der hinteren Sächsischen Schweiz unterwegs<br />

Gespensterwald am Ostseestrand<br />

Steffi Duchow malte Eindrücke in Öl<br />

Rundreise in Britannien 2011<br />

Peter Lada stellt das Projekt vor<br />

Jahresplan 2011 des <strong>BBS</strong>-Vereins<br />

Höhepunkte agra und Britannienfahrt erklärt von Peter<br />

"Partner Pferd 2011"<br />

Die Vorschau macht auf vier Weltcupfinals neugierig<br />

2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

6<br />

7<br />

8<br />

10<br />

11<br />

12<br />

14<br />

15<br />

16<br />

18<br />

20<br />

22<br />

24<br />

26<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

32<br />

Nächstes <strong>Echo</strong>: August 2011


2<br />

Zwar möchte ich noch keine Memoiren loswerden, aber mitteilen,<br />

dass ich mich gern an diese Zeit erinnere, mit all ihren<br />

guten und auch schlechten Seiten.<br />

Die drei Jahre Schulstress, LWH- und Stallordnung sowie<br />

unsere Fantasie bei der Ausgestaltung des "sozial(istisch)en<br />

Schlächter Wolfgang<br />

Wolfgang Prinz (70/73) lernte im VEG Schäfer. Im Berufswettbewerb<br />

1973 konnte er "Bester Lehrling" der DDR werden.<br />

Längst ist er in einem anderen Beruf (s. <strong>Echo</strong> 11, S.8). Der<br />

Schäferei und <strong>Köllitsch</strong> ist er jedoch weiterhin eng verbunden.<br />

Einem Tipp folgend, ging er jetzt zum Amt und beantragte<br />

die Schlachteerlaubnis.<br />

"Sie haben in <strong>Köllitsch</strong><br />

gelernt?" – Schon war der<br />

Stempel auf der Genehmigung!<br />

Stolzerfüllt rief er<br />

sofort die <strong>Echo</strong>redaktion<br />

an. Schafe und Schweine:<br />

"Uffjebassd!"<br />

Um den Jahreswechsel feiern besonders aktive Vereinsmitglieder<br />

hohe Jubiläen: Klaus Böhme (58/68) wird am 23.12.<br />

75 und Otto Eimecke (58/92) am 6.Januar 80 Jahre alt.<br />

Kurzmeldungen<br />

"Lippi" hat sich aufgerafft<br />

und sendet grüßend diese Zeilen.<br />

"Zunächst möchte ich allen danken,<br />

die durch ihre fleißige Arbeit zum<br />

Erhalt dieser <strong>BBS</strong>-Fan-Gemeinde<br />

beitragen.<br />

Immer, wenn ich das "<strong>Echo</strong>"<br />

druckfrisch in den Händen halte,<br />

kommen in mir viele tiefsitzende<br />

Erinnerungen hoch.<br />

Packisch und <strong>Köllitsch</strong> – zwei Nester<br />

am <strong>Ende</strong> der Welt – haben<br />

auch meinen Werdegang sehr<br />

beeinflusst.<br />

Otto und Klaus<br />

Die Klasse 81/84a mit Lehrmeisterin M. Heide (s. S. 4/5), hinter ihr, verdeckt,<br />

Klassenleiterin B. Pfliegner<br />

Weitere Lehrzeitbilder: www.koellitschverein.de/?q=node/326<br />

Zusammenlebens" von Jugendlichen und Erziehern, Lehrern,<br />

Ausbildern und Leuten, die sich für das alles hielten, sind<br />

Erfahrungen, welche immer wieder stabilisierend auf mich einwirken.<br />

Kuhscheiße klebt eben doch fester als wir alle glauben!"<br />

Euer "Lippi" (Andreas Lippmann, 81/84)<br />

Die Jäcks aus Belzig<br />

fanden den Kuba-Artikel im Sommerecho ziemlich einseitig.<br />

Von Vera Lengsfeld (DDR-Oppositionelle) hatten sie gerade<br />

völlig andere Sichten gelesen.<br />

Gentechnik und Erhaltungszucht alter Haustierrassen (z.B.<br />

Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe)<br />

halten sie für willkommene<br />

<strong>Echo</strong>-Themen.<br />

Gentechnik würde zu stark<br />

politisiert und von den<br />

Mainstream-Medien als<br />

"Totschlagargument" missbraucht.<br />

Conny & Renè (84/87)<br />

Der Verein plant einen besonderen Tag für die Jubilare im<br />

Ostelbischen Mehrgenerationenhaus zu Arzberg. Voraussichtlich<br />

wird es am 22.Januar ein Programm über den ganzen Tag<br />

geben, und Gratulanten wären besonders zur nachmittäglichen<br />

Kaffeetafel willkommen.<br />

Im linken Zeitungsausschnittberichtete<br />

Klaus Böhme<br />

(Bildmitte) von der<br />

Übernahme der<br />

Packischer Schweinestallanlage<br />

als neues<br />

"Jugendobjekt".<br />

Die "Jugendobjekte"<br />

könnt ihr anrufen:<br />

KB - 0341 9611210<br />

OE - 034222 40728<br />

Näheres zum 22.01.<br />

erfahrt ihr über die<br />

e-Post!<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Nun ist schon wieder ein<br />

Jahr vorüber. Ich habe die<br />

Empfindung, dass dies immer<br />

schneller geschieht. <strong>2010</strong> ist<br />

wieder voller Erlebnisse,<br />

neuer Begegnungen und<br />

Erfahrungen gewesen. Und<br />

wie heißt es in einer Liedzeile<br />

bei PUR:<br />

„… auch am allerschönsten<br />

Körper nagt der Weisheitszahn<br />

der Zeit und das zu<br />

feiern, ist der schönste Zeitvertreib<br />

…“.<br />

Der „Frei“zeitvertreib mit<br />

dem <strong>Köllitsch</strong>-Verein ist für mich interessant und schön zugleich,<br />

natürlich auch mit Feiern. Habe ich doch seit der ersten<br />

gemeinsamen Unternehmung im Rahmen der „Wintersportwoche“<br />

so viel erlebt, interessante Menschen kennengelernt,<br />

sowie gute Freunde (und nicht zuletzt natürlich meinen Mann)<br />

gefunden.<br />

Ich denke, dass viele ehemalige <strong>Köllitsch</strong>er, ebenso wie ich,<br />

ein besonderes Empfinden zu diesen Jahren der Jugend<br />

haben. Dies spürte ich zum Beispiel auch bei unserem<br />

Jahrgangstreffen im Mai dieses Jahres in Grillenberg im<br />

Harz, unweit von Wippra. Und sicher gibt es den einen oder<br />

die andere, die sich auch ohne Verein auf der damaligen Basis<br />

Der Abriss der Schulgebäude in Packisch<br />

zeigt, es wird aufgeräumt. Längst war das wohl nötig geworden,<br />

denn es trieb sich allerlei Ungeziefer in den verwaisten<br />

Hallen der ehemaligen <strong>BBS</strong> herum. Trotzdem, ein Stück Wehmut<br />

bleibt.<br />

Das war unsere Jugend. Die Bilder anschauend ärgere ich<br />

mich darüber, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Eine<br />

Ausbildungsform, die unseren<br />

jungen Leuten von heute ganz gut<br />

bekommen würde, fand 1992 ihr<br />

<strong>Ende</strong>. Na gut, man hätte einiges<br />

reformieren müssen. Aber alles verfallen<br />

lassen?<br />

Die Studenten und Abiturienten<br />

von heute könnten solch<br />

einen Praxisbezug ganz gut gebrauchen.<br />

Zum Glück scheint<br />

es ja in <strong>Köllitsch</strong> noch so etwas<br />

Ähnliches zu geben. Manchmal<br />

wird mir schummerig, wenn ich<br />

in Verwandtschaft und Bekanntschaft<br />

mitkriege, was so läuft, in der Ausbildung, oder besser,<br />

was nicht läuft. Es fällt auf, dass aus der DDR stammende<br />

Ausbildungseinrichtungen immer noch die beste Qualität abliefern.<br />

Da denke ich z.B. an die TU Dresden, an die ehemaligen<br />

Pädagogischen Hochschulen oder an Fachschulen der<br />

Vergangenheit, auch die Betriebsberufsschule <strong>Köllitsch</strong>. Leider<br />

hatte die Schule in Packisch gar keine Chance. Ich denke<br />

da an Klemms "Helmutunser" bei der Grablegung der <strong>BBS</strong><br />

Verein aktuell<br />

Liebe <strong>Echo</strong>-Leser!<br />

treffen, private oder auch Geschäftsverbindungen eingehen.<br />

Diese Aktivitäten zu nutzen und auf eine größere Basis zu<br />

stellen, ist eines unserer Anliegen.<br />

Der Verein wird in gewohnter Weise auf der agra 2011<br />

vertreten sein. Dies ist eine gute Möglichkeit, im Rahmen des<br />

Messe-Besuches Kontakt zu knüpfen.<br />

Aber auch andere Unternehmungen, in bekannter Art und bewusst<br />

auch wieder auf neue Weise, planen wir für das Jahr 2011<br />

(siehe Seite 31). Gern verknüpfen wir unsere Unternehmungen<br />

im Kontakt mit Ex-<strong>Köllitsch</strong>ern und an deren Lebensorte.<br />

Das <strong>Echo</strong> berichtete stets, sodass ich, um nicht jemanden zu<br />

vergessen, hier lieber von einer Aufzählung dazu Abstand<br />

nehme.<br />

Ganz besonders interessant wird sicherlich die Tour nach<br />

Britannien und Schottland im Juli 2011 zu zwei meiner<br />

ehemaligen Klassenkameraden.<br />

Doch sollen die heimischen, für jeden erreichbaren Wochenendtreffen,<br />

das Hauptaugenmerk unserer Unternehmungen<br />

bleiben. Es existieren da schon richtige Traditionen, wie beispielsweise<br />

die Wanderungen in der Sächsischen Schweiz. Vielleicht<br />

gibt es noch viele andere Ideen bei Euch? Wir freuen uns<br />

über jede Anregung!<br />

Ich bin gespannt auf ein neues Jahr mit interessanten Erlebnissen<br />

und bin neugierig auf die Begegnungen mit Euch.<br />

Eure Petra Lada (82/85)<br />

(siehe ECHO Nr. 2). Wie Recht er doch hatte!<br />

Was bleibt ist die Erinnerung. Die Erinnerung an die schöne<br />

Zeit in Packisch, <strong>Köllitsch</strong>. In den Bildern sehe ich Frau Drabner<br />

an ihrem Schreibtisch sitzen, die uns noch in Lohntüten(!)<br />

die Lehrlingsrente auszahlte. Eine Gabe, die längst schon in<br />

Blumberg in der Kneipe verpfändet war oder den anderen<br />

Gläubigern überreicht werden musste. Was blieb, wanderte<br />

in den Konsum. Oder das Bild des ruinösen Speisesaales.<br />

Dort haben wir gefetet, geliebt und ges ... - Ihr wisst schon.<br />

Wir haben uns geärgert über die<br />

schlechten Essensrationen (wenn<br />

ich da so an die Marmeladenpappeimer<br />

denke ...), aber verhungert<br />

ist doch keiner, oder?<br />

In den Tagen des 20. Jahrestages<br />

der Eingemeindung der Ostländer<br />

in den Bund laufen ununterbrochen<br />

Filme im Fernsehen,<br />

die uns zeigen, wie schlimm das<br />

war, in der DDR zu leben. Bespitzelung<br />

und eingesperrt sein,<br />

ist der Tenor. Aber war es denn<br />

wirklich nur so? Nein!<br />

Wir hatten uns eingerichtet in der sozialistischen Gesellschaft.<br />

Wir haben geträumt, geliebt und geweint, wie überall auf<br />

der Welt. Das wollen wir in unserer Erinnerung bewahren,<br />

und so kommt der Abriss der <strong>BBS</strong> eigentlich folgerichtig in<br />

diesen Tagen daher.<br />

Die Zeit lässt sich nicht aufhalten!<br />

Viele Grüße von Peter (Lada, 70/73)<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

3


4<br />

Marlies, die Referentin<br />

Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />

Die Agrarpädagogin Marlies<br />

Marlies Heide (Ruhland) gehörte zwischen 1968 und 1984 zur <strong>BBS</strong> <strong>Köllitsch</strong><br />

Zwar verblassen<br />

die Erinnerungen<br />

an Gesichter<br />

von ehemaligen<br />

Lehrlingen bzw.<br />

Schülern immer<br />

mehr, und nach<br />

nunmehr 35 Jahren<br />

in der landwirtschaftlichen<br />

Bildung<br />

versuche ich gar<br />

nicht mehr, den<br />

Namen Gesichter<br />

zuzuordnen, sondern<br />

lasse mich<br />

spontan an Begebenheitenerinnern,<br />

wenn ich<br />

Namen höre.<br />

Lehrling in <strong>Köllitsch</strong><br />

Begonnen hat dieser Weg 1968. Eigentlich war für mich ein<br />

Platz in einem LPG-Büro vorgesehen, aber heimlich habe ich<br />

mich im VEG <strong>Köllitsch</strong> beworben – Rinderzüchter mit Abitur<br />

hieß diese Ausbildung damals. An meine ersten Tage kann ich<br />

mich noch erinnern. Im Packischer Speiseraum saßen etwa 20<br />

bis 25 Neuankömmlinge und nach der ersten großen Rede<br />

des damaligen Direktors, Herrn Christian Kempe, und der<br />

Aufteilung in die Klassen staunte ich, welche Vorstellungen<br />

meine Mitschüler so hatten, was sie über diese Ausbildung<br />

dachten und was sie wollten. Ja, sogar als Grundlage für eine<br />

Tätigkeit beim Film sollte die Ausbildung dienen!<br />

In der praktischen Ausbildung ging es dann schon anders her.<br />

„Hast du schon einmal gemolken?“, fragte Meister Doose.<br />

"Ja, eine Ziege.“ Damit stand ich mit zwei Melkzeugen auf<br />

der ersten Reihe im Stall I, und das war mein Einstieg. Ab<br />

und an kam der Meister vorbei und kontrollierte. Weil alles<br />

stimmte, war ich fortan Melker in der Praxis. Es sei denn,<br />

Meister Dooses Frau machte Vertretung im Kälberstall. Da<br />

durfte ich unterstützend mit hin.<br />

Trotzdem muss ich sagen, es war eine unbekümmerte Zeit<br />

zwischen Stall, Wohnheim, Schule, Exkursionen und dem<br />

Winterurlaub der Landjugend in schönen Schneegegenden.<br />

Im nächsten Jahr kann ich auf 40 Jahre Abitur zurückblicken.<br />

Ich hoffe, dass es auch ein Anlass für ein Wiedersehen mit<br />

den Klassenkameraden sein wird! Ein roter Faden zieht sich<br />

zwar heute noch durch die Mitschülerreihen, aber ein<br />

Wiedersehen wäre einfach besser.<br />

Die Lehrmeisterin<br />

Nach Facharbeiterabschluss und Abitur zog ich zum Studium der<br />

Agrarpädagogik nach Leipzig. Nicht immer wollte ich bleiben und<br />

als ich, anstatt in der Bildungsakademie Dedelow, in einer kleinen<br />

kommunalen Berufsschule im mecklenburgischen Mirow<br />

landete, weil diese weit abgelegenen Orte zuerst zu besetzen<br />

waren, dauerte es schon eine Weile, mich an diesen Gedanken<br />

zu gewöhnen. Aber ich konnte gut punkten und fühlte<br />

mich wohl zwischen zukünftigen Geflügel- und Rinderzüchtern,<br />

Agrotechnikern und den mecklenburgischen Kollegen,<br />

aber als ich im Urlaub auf Herrn Kühn traf, der mich für die<br />

Lehrmeisterei in Packisch anwerben wollte, sagte ich sofort<br />

zu. Heimat ist Heimat: Fortan war die Rinderzuchtanlage <strong>Köllitsch</strong><br />

mein Metier. Neben der täglichen Arbeit gab es auch Wettbewerbe,<br />

sprich Leistungsvergleiche, vorzubereiten und als<br />

<strong>Köllitsch</strong>er Kaderschmiede hatten wir auch zu siegen. Ich<br />

erinnere mich gern an die intensiven Vorbereitungen und<br />

die immer wiederkehrenden Übungen. 1984 fand der DDR-<br />

Wettbewerb der Lehrlinge in der Sparte Rinderzucht im VEG<br />

<strong>Köllitsch</strong> statt. Es waren sehr viele Aufwändungen zu tätigen.<br />

Vorbereitungen, nicht nur mit den Lehrlingen, auch im Stall.<br />

Wir siegten und hatten wieder einmal einen DDR Meister. Es<br />

hatte sich gelohnt!<br />

Lehrerin an der Kreislandwirtschaftsschule<br />

Aus privaten Gründen verzog ich 1984 mit meiner Familie in<br />

die Uckermark. Fortan war ich an der Kreislandwirtschaftsschule<br />

Lehrerin, später stellvertretende Leiterin. Ich zehrte<br />

vom <strong>Köllitsch</strong>er Wissen, und kam mir manchmal schon wie<br />

ein Exot vor, wenn ich über Milchleistung und züchterische<br />

Ergebnisse, Fütterung und Hygiene referierte. Jetzt hatte ich<br />

keine Jugendlichen in praktischer Ausbildung mehr, sondern<br />

Erwachsene in der Theorie, und am Nachmittag waren die<br />

Ställe in der Umgebung meine zweite Heimat. Fachgerechtes<br />

Melken hieß die Aufgabe.<br />

Bild unten: Klassentreffen im Jahr 2000 Marlies und Margit Kain beim Traditionstreffen in <strong>Köllitsch</strong><br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Noch heute schätze ich die zahlreichen Melkwettbewerbe,<br />

die mehr waren als nur das Vermitteln bloßer Theorie.<br />

In den vielen Diskussionen zur Wendezeit blieb ich immer an<br />

meinen Vorstellungen hängen – agrarische Bildung wird es<br />

stets geben. Heute sehe ich es nicht mehr so blauäugig, aber<br />

ich bin immer noch dabei.<br />

Die berufliche Bildung in Brandenburg<br />

Die Struktur der landwirtschaftlichen Bildung in Brandenburg<br />

ist schon ein klein wenig anders als in den anderen neuen<br />

Bundesländern. Unsere zuständige Stelle für berufliche Bildung<br />

ist beim Landesamt für Ernährung und Landwirtschaft<br />

angesiedelt. Hier sind unsere Bildungsberater, die regional<br />

für fast alle Berufe zuständig sind. Die Meisterausbildung<br />

wird von den ehemaligen und jetzt umorientierten Einrichtungen<br />

der Kreislandwirtschaftsschulen geleistet, die unterschiedliche<br />

Zuordnung haben, aber ihre Anleitung auch über<br />

die zuständigen Stelle erfahren.<br />

Leiterin an einer Kreisvolkshochschule<br />

Ich arbeite an der Kreisvolkshochschule Uckermark, die sich<br />

mit dem Fachbereich Landwirtschaft zu einer Regionalstelle<br />

für berufliche Bildung im Agrarbereich entwickelte. Diesen<br />

Fachbereich und die Regionalstelle Angermünde der Kreisvolkshochschule<br />

Uckermark leite ich. Manchmal schon ein<br />

gewaltiger Spagat, weil die Entfernung zwischen den beiden<br />

Arbeitsorten 47 km beträgt und von landwirtschaftlicher<br />

Bildung in politische, sprachliche, kreative und gesundheitliche<br />

Bildung umgedacht werden muss. Meine schönste Aufgabe<br />

sehe ich jedoch noch immer darin, Fachkräfte für die<br />

Landwirtschaft aus- und weiterzubilden. Gerade konnte ich<br />

Marlies und Gudrun Wolf beim Treffen der <strong>BBS</strong>-Kollegen 2003<br />

Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />

wieder Landwirtschaftsmeistern<br />

ihre Zeugnisse überreichen.<br />

Die Uckermark ist ein sehr<br />

großer Kreis, wenig besiedelt<br />

mit zahlreichen landwirtschaftlichen<br />

Unternehmen<br />

unterschiedlichster Struktur.<br />

Bei einem Lehrertagsvergnügen<br />

Nun organisiere ich ein letztes<br />

Mal die Meisterausbildung für<br />

Landwirte, die Facharbeiterausbildung<br />

für externe Landwirte<br />

und unterrichte dort Tierproduktion<br />

und Pädagogik, führe<br />

die Ausbildereignung an der<br />

Hochschule für nachhaltige<br />

landwirtschaftliche Entwicklung in Eberswalde durch. Im<br />

Prüfungswesen des Kreises spiele ich eine wichtige Rolle. Ich<br />

habe vor 20 Jahren die Prüfungsausschüsse für Land- und<br />

Tierwirte sowie für Landwirtschaftsmeister aufgebaut. Im<br />

Berufsbildungsauschuss des Landes Brandenburg kann ich direkt<br />

mit über die landwirtschaftliche Bildung entscheiden.<br />

<strong>Köllitsch</strong> – der "rote Faden"<br />

<strong>Köllitsch</strong> ist wie ein roter Faden in meinem Leben, es ist unvergessbar.<br />

Mit einigen Klassenkameraden wird schon mal telefoniert.<br />

Jährliche Treffen mit Angelika Doose (Lehrmeisterin)<br />

und Familie Kühn gehören zur Tradition. Geschwatzt wird<br />

mit Lothar und Gudrun Wolf sowie mit Wolfgang Wildt. Es<br />

tut gut, so alte Freunde zu haben. Wenn ich demnächst meine<br />

Berufstätigkeit beende, werde ich auf ein gutes Werk zur<br />

Aus- und Fortbildung von Landwirten zurückblicken können.<br />

Trotz mancher Ärgernisse liebe ich meinen Beruf. Das ist keine<br />

Floskel. Ich möchte mich auch heute noch nicht Lehrerin,<br />

sondern Agrarpädagogin nennen.<br />

Die Familie<br />

Auf meine Familie konnte und kann ich mich immer verlassen,<br />

um alle diese Anforderungen zu meistern. Auch wenn<br />

sie nicht die Landwirtschaft als ihr Metier ansehen wie unsere<br />

hartgesottenen, arbeitswütigen <strong>Köllitsch</strong>er Kinder, die sich<br />

in ihren Berufen (Jörg ist Chefkoch in einem renommierten<br />

Hotel und Ralf Betriebswirt bei der Bundesknappschaft) toll<br />

beweisen. Wolfgang, mein Mann, durfte schon in <strong>Köllitsch</strong><br />

die Plakate für die MMM-Bewegung für mich gestalten und<br />

wird auch jetzt, obwohl noch voll berufstätig, oft mit in meine<br />

Bildungsarbeit integriert.<br />

Fotos: privat, Text: Marlies Heide (68/84)<br />

Jörg, Ralf, Marlies und Wolfgang Heide vor ihrem Heim in Angermünde<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

5


6<br />

Katharsis in Packisch<br />

Katharsis ist Reinigung durch Trennung von Körper und Geist. Die <strong>BBS</strong> ist baulich weg – wir verbleiben gedenkend.<br />

Katharsis und Pantha Rhei (griech. Philisophie) – in Packisch sollte<br />

nun das Grab verschwinden, denn dort ist viel eher eine Quelle vieler<br />

beachtenswerter "<strong>Köllitsch</strong>er" Lebensläufe! wev. (ab 1965, beide Fotos)<br />

Jede Beseitigung von Altem, schafft Platz für Neues!<br />

Die Abbruchbilder ähneln uns, die wir mit zu den Letzten<br />

in Packisch gehörten – auch wir haben uns verändert.<br />

Wir wissen: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,<br />

sondern das Weiterreichen des Feuers!"<br />

Einen lieben Gruß von Tilo Bleichrodt (87/90)<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Hirsch Bruno muss derzeit aus Sicherheitsgründen separat gehalten<br />

werden, ein heftiger Streit um die Damenwelt ist im<br />

Gehege entstanden. Trost spendet das Nikolausgeschenk von<br />

Betreuer Burkhard Puhlmann und „Geldfrau“ Iris Bodach.<br />

Seit zwei Jahren besuchen uns die Schüler des Profilkurses<br />

"Boden" vom Torgauer Johann-Walter-Gymnasium. Sie erfühlen<br />

mit Händen und Augen was am Boden eigentlich so wichtig ist<br />

und dürfen sich als Technikkapitäne versuchen.<br />

Ganz links Herr K. Renner, ganz rechts Herr N. Manigel<br />

Ein neuer Häcksler gehört seit diesem Sommer zu unserem<br />

Inventar. Er kann mittels Harvestlab-System über Infrarotmessung<br />

den Feuchtegehalt des Erntegutes selbst bestimmen und<br />

regelt danach automatisch die Schnittlänge. Dazu kartiert er<br />

die Erträge und optimiert den Dieselverbrauch. Damit ist ein<br />

großer Schritt getan in Richtung sicheres gutes Grundfutter.<br />

Lebenswege - Gartengestaltung<br />

7<br />

Lehrer in Praxi:<br />

Zum Spezialseminar trafen sich im August wieder 22 Berufsschullehrer<br />

aus Sachsen in <strong>Köllitsch</strong> und haben sich zu ihren<br />

Wunschthemen praktisch fit machen können.<br />

Trotz verheerender Wettervorhersagen nahmen am 01.12.<strong>2010</strong><br />

ca. 80 Teilnehmer am Fachtag zum Thema Kälberhaltung teil.<br />

Dr. Ilka Steinhöfel (82/85) hier beim Erläutern des neuen<br />

Stalles. Ihre Botschaft – auch an die Menschen denken und<br />

Jungrindern viel mehr Aufmerksamkeit schenken.<br />

Neue Informationen zum Thema "Ställe bauen mit Melkrobotern"<br />

gab es am 24.11.<strong>2010</strong> im Rahmen des Fachtages.<br />

Auch große Betriebe erschließen inzwischen diese Technik für<br />

sich. Berichtet wurde offen und aus der Praxis, für alle ein großer<br />

Gewinn. Da gibt es noch viel Entwicklungsarbeit.<br />

Berichte: Ute Jarosch; alle Fotos: Burkhard Puhlmann, LVG <strong>Köllitsch</strong><br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


8<br />

Bettina Kaiser und die Messe "Partner Pferd"<br />

Bettina Kaiser (74/77) ist vielen "<strong>Echo</strong>"-Lesern als "Messetante"<br />

bekannt. Im Zusammenhang mit der Messe "Partner Pferd 2011"<br />

besuchen wir sie in ihrem Neubau-Einfamilienhaus in Markkleeberg,<br />

nahe des Cospudener Sees.<br />

"Betty" brennt für ihre Arbeit, und so stimmen wir uns mit<br />

Messegeschichten aus ihrer "agra"- und der Neuzeit bei der<br />

Leipziger Messe ein. Tochter Kristin (Physiotherapeutin) sitzt<br />

hochinteressiert dabei (Foto oben). In gleicher Weise ist das<br />

Thema "<strong>Köllitsch</strong>" mit am Tisch und Bettina zeigt ein Foto<br />

(rechte Spalte), das sie sogleich erklärt:<br />

Ein unverhofftes Wiedersehen nach 36 Jahren<br />

Im Oktober 1974 verliebte sie sich als 11erin in den 13er<br />

"Frankie". Der Kontakt beider hielt nicht lange an, weil Frankie<br />

keine feste Beziehung wollte.<br />

Oktober <strong>2010</strong>: GlobeWelt, das neue Outdoor- und Reisefestival<br />

war der Grund, dass sie nach Köln flog.<br />

Sie konnte nicht wissen, dass Jörg Franke schon mehrere<br />

Wochen beim BfV (Bundesamt für Verfassungsschutz) in Köln<br />

im Dienst war.<br />

Trotz vieler Vorträge sollte für sie auch ein Besuch des Kölner<br />

Doms dazu gehören. Jörg hatte an diesem Sonnabend frei und<br />

war auf einem Stadtbummel.<br />

Bettina entdeckte auf dem Weg zum Kölner Dom ein parkendes<br />

Auto mit einem Aufkleber an der Heckscheibe:<br />

„In <strong>Köllitsch</strong> gelernt“.<br />

Darauf aufmerksam geworden, schien es sich allerdings nicht<br />

zu lohnen, in der an diesem Sonnabend überfüllten Kölner<br />

Innenstadt nach dem Besitzer Ausschau zu halten. Auf dem<br />

Domvorplatz fiel ihr jedoch ein Herr auf, der in einen Stadtplan<br />

vertieft war. Wie es der Zufall wollte, kreuzten sich die Blicke.<br />

Lebenswege<br />

<strong>2010</strong> – 20 Jahre<br />

Haus-Garten-Freizeit<br />

Beide hatten den Eindruck, sich irgendwoher zu kennen. Sie<br />

kamen ins Gespräch. Jörg war sich nicht sicher, aber er fragte<br />

direkt, ob sie aus Leipzig komme und mit der Leipziger Messe<br />

etwas zu tun habe.<br />

Jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie schon durch verschiedene<br />

Beiträge im KÖLLITSCHER ECHO gesehen hatte und es sich<br />

nur um Bettina handeln konnte.<br />

Bettina und Jörg Franke in Köln<br />

So war ein herzliches Wiedersehen perfekt! Nach interessanten<br />

gemeinsamen Stunden verabschiedeten sie sich in der Hoffnung,<br />

wieder einmal etwas voneinander zu hören.<br />

Von den Rindern und Schafen zur Messe<br />

Nach dem Tierproduktionsstudium arbeitete Bettina fünf Jahre<br />

in verantwortlichen Positionen in der LPG Tierproduktion<br />

Mücheln/Geiseltal, zusätzlich auch als Lehrausbilderin und Jugendverteidigerin<br />

am Kreisgericht.<br />

Die Markkleebergerin machte 1987 aus ihrem Wunsch Wirklichkeit<br />

und begann eine Tätigkeit auf der nahen "agra".<br />

Annette Winter (73/76) wurde fortan eine Kollegin.<br />

Ihr Arbeitsplatz hieß "Thematikerin für die Nahrungsgüterwirtschaft"<br />

– ein typisches DDR-Sprachkonstrukt. In Zusammenarbeit mit der<br />

DEWAG (Deutsche Werbeagentur) hatte sie Themenbücher für Aussteller<br />

und Besucher zu schaffen und zeichnete für die Ausstellungen<br />

in der Halle 40 verantwortlich.<br />

In den Wendewirren kam die Markkleeberger Landwirtschaftsausstellung<br />

auf den Prüfstand. Die "agra"-Mitarbeiter waren<br />

über Jahre stark verunsichert und Bettina ergriff deshalb das Angebot<br />

der "großen" Messe und wechselte 1994 auf das Gelände<br />

am Völkerschlachtdenkmal. Fortan kamen sehr anspruchsvolle<br />

Aufgaben auf sie zu. Die jahrhundertealten Messetraditionen<br />

mussten sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, und Ideen<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


waren gefragt, um sich im knallharten Geschäft einen Platz<br />

zu sichern. Es entstanden Messen zu speziellen Themen:<br />

"Haus – Garten – Freizeit", "Touristik/Caravaning", das "Leipziger<br />

Spielefest" und "Modell/Hobby/Spiel" (Vereinigung 1998),<br />

die "Handwerks-" und die "Immobilienmesse" und 1998 die<br />

Messe "Partner Pferd". Bei allen Vorhaben war Bettina die Projektdirektorin<br />

und ist es bei einigen heute noch, wie etwa der<br />

"Haus – Garten – Freizeit".<br />

"Partner Pferd" – das Prunkstück<br />

Das Prunkstück ihrer Arbeit und der Nachwende-Entwicklung<br />

der "Leipziger Messe GmbH" sollte jedoch die Pferdemesse<br />

werden. Bereits auf der alten "agra" in Markkleeberg hatte<br />

Bettina Kaiser beim dortigen "Reit- und Springturnier" erste<br />

Erfahrungen sammeln und vor allem Kontakte herstellen können.<br />

Mit dem Turnierveranstalter Volker Wulff fand sie bald<br />

den richtigen Spannemann und so konnte sich die Leipziger<br />

Veranstaltung zum führenden Turnier im Hallenreitsport weltweit<br />

entwickeln.<br />

Getragen vom hohen Zuspruch der Reiter und Verbände aus<br />

allen Weltgegenden für die vorbildlichen Bedingungen und<br />

das fachkundige Publikum in Leipzig findet die "Partner Pferd"<br />

im April 2011 einen besonderen Höhepunkt. Erstmals werden<br />

dann vier Weltcup-Finals innerhalb einer Großveranstaltung<br />

durchgeführt!<br />

Im Einzelnen sind das die FEI Worldcup Finals<br />

- im Springreiten,<br />

- im Viererzug-Fahren,<br />

- in der Dressur,<br />

- im Voltigieren (erstmaliges Finale).<br />

Die Weltcup-Saison hat bereits begonnen. Auf den Kontinenten<br />

werden die Besten ihrer Disziplinen für das große Finale in<br />

Leipzig bei Qualifikationsturnieren ermittelt. In Oslo und Helsinki<br />

sammelten auch die deutschen Springreiter erste Punkte.<br />

Derweil ordern führende Unternehmen der Branche ihre Messestände<br />

in Leipzig. Auf Grund der großen Nachfrage wird<br />

2011 eine weitere Messehalle für die Besucher geöffnet. Man<br />

erweitert die Tribünenplatzanzahl auf stolze 9500 Sitze und in<br />

der Halle 3 entsteht ein weiterer Parcours, wo 3000 Sitzplätze<br />

hinzu gebaut werden.<br />

Das alles erfüllt unsere "Betty" mit Stolz, denn die weltweite<br />

Resonanz steigert das Ansehen und den Bekanntheitsgrad ihrer<br />

Heimat wie kaum ein anderes "Produkt" aus Leipzig. Das Lächeln<br />

ihrer Organisationstruppe im unteren Foto überdeckt die harte<br />

Arbeit, die ständig zu leisten ist, um Ausstellern, Besuchern,<br />

den Aktiven und Pferden beste Bedingungen zu bieten.<br />

Lebenswege<br />

Thema "<strong>Köllitsch</strong>"<br />

Betty ist die Arbeit an sich, mit "ihrer Messe" ist sie tief verwachsen.<br />

Nur zu gerne würde sie sich an den Unternehmungen des<br />

<strong>BBS</strong>-Vereines beteiligen. "Besonders eure Wanderungen sind genau<br />

mein Fall – terminlich konnte ich leider nie mitkommen!"<br />

Sie fördert Fotos hervor, wo sie beim Wandern in verschiedene<br />

Landstrichen des Globus zu sehen ist. Das Liebste sind ihr<br />

die Schweizer Berge (Foto darunter).<br />

"Das <strong>Köllitsch</strong>er <strong>Echo</strong> ist für mich eine Institution – erst freue<br />

ich mich sehr darauf, blättere es durch und lese später jeden<br />

Artikel, doch dann ärgere ich mich (fast) jedes Mal, dass ich<br />

wieder nicht am Verpacken teilnehmen konnte!", erzählt sie<br />

freimütig. "Jedes Mal" können wir relativieren, denn zuweilen<br />

hatte es schon geklappt.<br />

Auch für den <strong>BBS</strong>-Verein ist Bettina als Auftraggeber der Messe-<br />

Ankündigung "Partner Pferd" ziemlich wichtig. Zum Jahresende<br />

können wir dadurch verdiente Zuarbeiter mit begehrten Ehrenkarten<br />

für die Pferdemesse auszeichnen.<br />

"Eine Hand ... die andere" – ein unter den Ex-<strong>Köllitsch</strong>ern vielfach<br />

gelebtes Prinzip. Erinnert ihr euch noch an die <strong>Echo</strong>-Ausgabe<br />

Nr. 9? Auf den Mittelseiten wird darin zu den Anfängen<br />

der "Partner Pferd" geschrieben. Bettina fand damals Wolf<br />

Lahr (68/70) als Mitstreiter.<br />

Heutzutage sind es Steffen Bothendorf und Axel Frauenheim<br />

vom Graditzer Gestüt, die ständig für die Schulung "Pferdebeurteilung"<br />

bereitstehen.<br />

"Ach!", sprudelt es aus ihr heraus, "da wollte es unlängst der<br />

Zufall, dass mit Lothar Beier, Ulrich Blank und Bärbel Georgi<br />

gänzlich ungeplant drei Leute aus meinem <strong>Köllitsch</strong>er Jahrgang<br />

von 1974/77 hier bei mir am Kaffeetisch saßen. Ich hatte sie<br />

nacheinander auf der Messe entdeckt und eingesammelt."<br />

Auf Wiedersehen bis zum nächsten Treff auf der Messe!<br />

Mit Notizblock und Fotoeisen war bei Betty: wev.<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

Bettinas Klasse 1974/77 a<br />

9


10<br />

Buttermilch (Bumi) ist ein oft unterschätztes Produkt,<br />

sie ist sehr fettarm und enthält eine Menge<br />

an wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitamine A, B2<br />

und C sowie Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor,<br />

Zink und natürlich Eiweiß.<br />

Buttermilch sollte in die gesunde Ernährung integriert<br />

werden, sie eignet sich hervorragend zum<br />

Kochen.<br />

Mit wenigen Kalorien bringt Bumi den letzten<br />

Schliff in die Speise.<br />

Die meisten Gerichte aus dieser Sammlung kommen<br />

bei uns zu Hause häufig auf den Tisch.<br />

Diese Speisen haben alle eines gemeinsam – sie sind<br />

Interessantes landauf – landab<br />

Buttermilchrezepte aus Döbeln-Oschatz<br />

Die Broschüre zur Buttermilch mit schmackhaften Rezeptvorschlägen ist über den RBV Döbeln-Oschatz e.V., Hainstr. 3, 04720 Döbeln,<br />

Tel. 03431 622843 bei "unserer" Geschäftsführerin Iris Claassen (81/84) zu beziehen. Bauernverband.Doebeln-Oschatz@t-online.de<br />

Schneeskulpturen in Sibirien<br />

unkompliziert und schnell zu kochen, gelingen<br />

sozusagen nebenbei und wurden bewusst mit fettarmen<br />

Zutaten bereitet.<br />

Die Gerichte sind Vorschläge bzw. Kochideen, man<br />

kann auch gern Gewürze und andere Zutaten weglassen<br />

oder austauschen.<br />

Ich wünsche ihnen viel Spaß beim Ausprobieren,<br />

Nachmachen und Kreieren und Guten Appetit!<br />

Iris Claassen (81/84)<br />

Geschäftsführerin<br />

Regionalbauernverband Döbeln-Oschatz e.V.<br />

Anja Klingner (71/74) wurde uns im "<strong>Echo</strong>" Nr. 22 bekannter. Ihr Sohn Norbert lebt in Nowosibirsk und sandte diese Schneeskulpturen ein.<br />

Anja hebt die "Bremer Stadtmusikanten" wegen der "Viecher" hervor, aber die "Ökologische Katastrophe" (rechts) gefällt ihr am besten.<br />

Wie der Wind geht die Zeit<br />

nicht nur an dem alten Gemäuer<br />

in Packisch vorüber.<br />

Schaut in den Spiegel und<br />

die ungeschminkte Wahrheit<br />

wird Euch einholen!<br />

(angelehnt an ein altes chinesische<br />

Sprichwort)<br />

"Ringo" Hartenstein (65/68)<br />

betextete sein Foto von<br />

2004.<br />

Hallo, liebe ehemalige <strong>Köllitsch</strong>er!<br />

Ich war von 1960 bis 1963 erst in Packisch, dann das letzte Jahr<br />

in <strong>Köllitsch</strong>. Wer Lust auf Kontakt hat, kann sich gerne bei mir<br />

melden! Ich würde mich sehr darüber freuen, denn hier in Niedersachsen<br />

kenne ich nur wenige Leute.<br />

Ich wohne in 28832 Achim, Hühnerkamp 7.<br />

Telefon: 04202 7678798<br />

Besser noch wäre die e-Post: hans_juergen.sack@t-onlin.de<br />

Eine gesegnete Weihnachtszeit wünscht euch euer Ehemaliger<br />

Hans Jürgen Sack<br />

Das absolute Steckenpferd ist entdeckt! Als bekennende Nichtsportlerin hab ich mir mit meinem dritten<br />

Hund einen Spitzensportler ins Haus geholt, der mich aus dem Sessel reißt! Die Süße sitzt ganz vorn und<br />

am Sonntag werden wir unsere erste Prüfung ablegen. Was kann es Schöneres geben, als mit einem Profi an<br />

seiner Seite diesen Sport zu betreiben! Drückt uns die Daumen! Eure Sandra (Seemann, 82/85)<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Q U I Z<br />

Hoch hinaus<br />

Wie Evelyn Wetterballons für den Personenverkehr nutzt<br />

Zedern sind immergrün und werden 50 Meter hoch. Kirschen<br />

sind meistens rot und schmackhaft. Im Libanon gelang die Kreuzung<br />

und auf verschlungenen Wegen kam die ZeKi (Cedrus<br />

prunus libanensis) in den Garten von Evelyn Aresin (78/81,<br />

Schreck). Gelangte Klein-Evi noch selbst an die geliebten Früchte,<br />

hatte Frau Evelyn zunehmend Probleme, ihre ZeKi ist inzwischen<br />

40 Meter hoch. Ihr Mann besorgte daraufhin Wetterballons<br />

von den Meteorologen, befestigte einen Korb darunter<br />

und lässt seither seine Evi, gesichert durch das Seil der (eigentlich)<br />

Fesselballons, seitlich am Baum bis zur Krone zum Naschen<br />

aufsteigen. Prima – doch diesen Juli lösten sich die Seile!<br />

Folge war kein böser Unfall, sondern der Beginn einer wunderbaren<br />

Erfindung. Gegen die Wespenplage hatte unsere Evi<br />

nämlich einen Feuerlöscher aus ihrem alten Trabi mit und setzte<br />

diesen, ähnlich einem Düsentrieb, zur glücklichen Rückkehr ein.<br />

Aresins entwickelten das "Fluggerät" weiter und beschlossen, bei<br />

günstigem Wind eine Ballonfahrt zu Uwe Hellriegel aus der alten<br />

<strong>Köllitsch</strong>-Klasse zu wagen. Nachts stiegen sie auf und fuhren gen<br />

Norden. Evi gelang dabei das obige Foto ihrer Heimatstadt.<br />

Als Evi zu "Hellie" fuhr, enstand ein Quiz<br />

Uwe Hellriegel (78/81, siehe <strong>Echo</strong> 22) ist Allianz-Generalvertreter<br />

im mecklenburgischen Banzkow. Als Aresins wirklich nahe<br />

seines Dorfes landeten, traute er seinen Augen nicht. Dann aber<br />

begeisterte er sich am Beweisfoto, das eine Örtlichkeit ganz in<br />

seiner Nähe aus der Luft zeigt.<br />

Eine weitere Idee ward geboren:<br />

Hellie bietet ein Wochenende im "zweitschönsten Dorf Europas"<br />

(Fahrtkosten selber tragen), damit sich der Gewinner des Ratespiels<br />

die abgebildete Gegend selber erschließen kann!<br />

Brief, e-Post oder Karte müssen den Namen der Stadt (?) beinhalten,<br />

über die Aresins gefahren sind.<br />

Der Sieger wird durch Los ermittelt. Wer eventuell die ZeKi<br />

bezweifelt, darf sich hierbei sicher sein, es ist der Beginn einer<br />

"Schnitzeljagd" durch Deutschland und wird fortgesetzt.<br />

Leser können uns "Ratebilder" einsenden und stehen für die Übernachtungskosten<br />

des Siegers ein. Fröhliches Beginnen!<br />

Sommerliche "Bergziegen" grüßen<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

Foto: Evelyn Aresin<br />

Peter und Petra Lada waren auf Ötzis Spuren in Südtirol Peter Wächtler (71/74) kletterte auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze (2962 m)<br />

Edgar Nönnig (67/69) bestieg mit dem Aragaz (4007 m) den höchsten Berg Armeniens und blickte dabei<br />

auf den Großen Ararat (5137 m). Der türkische Riese fehlt noch in seiner Liste landeshöchster Gipfel.<br />

In der "Galerie der Viertausender" am Matterhorn bewegten sich Ute/Peter Jarosch, Petra/Klaus Weinert,<br />

Michael Körber und Anita Mahnel.<br />

11


12<br />

Berufsausbildung mit Abitur anno <strong>2010</strong><br />

Tja, da staunt ihr, was? Es gibt (gab) sie wieder, die Berufsausbildung<br />

mit Abitur!<br />

Für uns Anlass genug, der Sache nachzugehen. Damit begab ich<br />

mich auf die Spur von Claudia Koch (75/78, Link), welche dabei<br />

im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt<br />

und Naturschutz kräftig mitmischt.<br />

Immer wieder aus Zeitgründen verschoben, nahm ich in diesem<br />

Jahr endlich mal den Hörer in die Hand und wurde sofort<br />

herzlich eingeladen. Da ja auch ich mich mittlerweile beruflich<br />

im Berufsbildungsbereich bewege, machte ich mich also auf<br />

die Strümpfe und besuchte zunächst mal die „Grünen Tage“ in<br />

Erfurt. Dabei habe ich schon ganz viele Informationen zu Strukturen<br />

und Organisation der<br />

Ausbildung bekommen. Kurz,<br />

prägnant und super erstellt<br />

von Claudia, die ich strahlend<br />

und sehr aktiv an ihrem Stand<br />

erlebte. Gleich war ein zweiter<br />

dienstlicher, aber auch privater<br />

Termin ausgemacht. Sie zeigte<br />

uns die Ausbildungsstätten der<br />

Überbetrieblichen Ausbildung<br />

in Schwerstedt und Buttelstedt.<br />

Wir konnten Vergleiche zu unserer<br />

Arbeit in <strong>Köllitsch</strong> ziehen<br />

und haben interessante Entdeckungen gemacht.<br />

Dort habe ich einen echten "Reisetraum" entdeckt! – Könnt ihr<br />

euch noch erinnern?<br />

Abends kamen wir dann ins<br />

Gespräch, aber gern lasse ich<br />

sie selbst zu Wort kommen:<br />

Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />

In Packisch abgeliefert<br />

Als ich mit 16 (ach, waren wir<br />

noch jung!) von meinen Eltern<br />

von Leipzig nach Packisch<br />

gebracht und „abgeliefert“<br />

wurde, meinte ich, ihnen sagen<br />

zu müssen, dass ich wohl<br />

jetzt länger nicht nach Hause<br />

kommen werde – das erste<br />

Mal so richtig von zu Hause<br />

weg. Aber diese Einstellung<br />

änderte sich schnell für mich<br />

als „wohlbehütetes“ Einzelkind<br />

aus der Stadt, die zwar<br />

Arbeit, aber niemals so viele Menschen gewöhnt war.<br />

Das erste Jahr war hart,<br />

die anderen zwei wurden<br />

immer besser und<br />

am <strong>Ende</strong> muss ich heute<br />

noch oft an die Worte<br />

unseres Mathelehrers<br />

Herr Stamm denken:<br />

„Wer drei Jahre Packisch<br />

überstanden hat, der<br />

findet sich zurecht im<br />

Leben.“<br />

Wie wahr!<br />

Unsere Klasse in Packisch vor dem Flachbau<br />

Der Weg ins Ministerium<br />

Nach der Zulassung für das Tierproduktionsstudium kam die Enttäuschung,<br />

ich sollte in die Fachrichtung „Ökonomie der Tierproduktion“<br />

– um Gottes Willen, ich und Betriebswirtschaft! Also<br />

schockte ich meine Eltern, als ich vom Fachrichtungswechsel zur<br />

Agrarpädagogik berichtete. Diesen Schritt habe ich nie bereut.<br />

1982 begann ich meine Lehrertätigkeit in der Kreislandwirtschaftsschule<br />

in Bad Langensalza (über die Absolventenvermittlung<br />

nach Thüringen). Im Rahmen der Erwachsenenqualifizierung<br />

bildete ich Facharbeiter, Meister und Ingenieure im Fernstudium<br />

für die Agraringenieurschule Stadtroda aus und betreute die LPG<br />

hinsichtlich der Weiterbildung ihrer Beschäftigten (z.B. Bedienungsberechtigungen<br />

für die Melkstände) direkt vor Ort. Ich war<br />

leidenschaftlich gern Lehrer und glaube, dass meine „Schüler“<br />

weitgehend mit mir zufrieden waren. Bis zur Wende – da wurde<br />

abgeschafft und geschlossen. So bewarb ich mich 1990 in dem<br />

im Entstehen befindlichen Landwirtschaftsministerium und hatte<br />

großes Glück. Seit 1991 bin ich dort und wurde Beamtin.<br />

Die Arbeit<br />

Ich bin in all den Jahren dem Bildungsbereich treu geblieben<br />

und habe eine Vielfalt an Aufgaben erledigt, beständige und<br />

auch viele Neue.<br />

Dazu gehörte das Schreiben von Förderrichtlinien, die Ideen zur<br />

Broschüre über die „Grünen Berufe“ sowie die Flyer zu den<br />

aktuellen Berufen oder aber zu den Berufswettbewerben in der<br />

Landwirtschaft.<br />

Alle Informationen findet man auch auf der Homepage www.<br />

thueringen.de/de/thueringenagrar/bildung/, für deren Redaktion<br />

und Gestaltung ich verantwortlich bin.<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


BMA – wie in <strong>Köllitsch</strong>!<br />

Die "Berufsausbildung mit Abitur" wurde mit Beginn des Ausbildungsjahres<br />

2006 für den Beruf Landwirt/in als Schulversuch auf<br />

Grund einer Rahmenvereinbarung zwischen dem Thüringer Kultusministerium,<br />

dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,<br />

Naturschutz und Umwelt, dem Thüringer Landesverwaltungsamt<br />

(damals die zuständige Stelle) und dem Thüringer Bauernverband<br />

eingeführt. Vorausgegangen war die Forderung des Berufsstandes,<br />

um ihren Führungskräftenachwuchs zu sichern. Viele<br />

der Geschäftsführer der Agrargenossenschaften oder auch beim<br />

Thüringer Bauernverband haben, so wie wir in Packisch, die Berufsausbildung<br />

mit Abitur gemacht. Anders als bei uns, dauert<br />

jetzt diese Ausbildung vier Jahre, wobei in den ersten drei Jahren<br />

ein „normaler“ Lehrvertrag geschlossen wird, jedoch das vierte<br />

Jahr wieder der Schülerstatus am Beruflichen Gymnasium gilt.<br />

Über alle drei Jahre haben die Auszubildenden zur regulären<br />

Berufsausbildung, die im dritten Jahr mit der Abschlussprüfung<br />

abgeschlossen wird, zusätzlich die Fächer am Beruflichen Gymnasium<br />

zu absolvieren, die ihnen im vierten Jahr ein vollwertiges<br />

Abitur ermöglichen. Die Belastung für die Auszubildenden ist<br />

sehr hoch und die Betriebe sind manchmal mit den Praxiszeiten<br />

doch etwas kurz gekommen. Der Schulversuch, ursprünglich für<br />

zwei Einstellungsjahre begrenzt, wurde zweimal verlängert. In<br />

diesem Jahr hat das Thüringer Kultusministerium jedoch einer<br />

Verlängerung nicht mehr zugestimmt, da es zu wenig Interessenten<br />

gab, um eine Klassenstärke von mindestens 15 Personen<br />

zu erreichen.<br />

Schade, aber durch die Durchlässigkeit der Studieneinrichtungen<br />

kann man auch über den Erwerb der Fachhochschulreife<br />

(sowohl in der Berufsschule in Schwerstedt als auch an der Fachschule<br />

in Stadtroda möglich) über den Bachelor zum Master<br />

kommen und damit einen Hochschulabschluss erreichen.<br />

Lebenslanges Lernen<br />

In vielen Reden, die ich für Minister, Staatssekretäre oder<br />

Abteilungsleiter schreiben „durfte“, habe ich immer auf die<br />

Notwendigkeit des lebenslangen Lernens hingewiesen. „Wer<br />

rastet, der rostet“ kommt nicht von ungefähr, und die rasante<br />

Entwicklung, die uns täglich begleitet, erfordert, dass man<br />

am Ball bleibt. Und manchmal möchte man mehr. Ich habe<br />

mich regelmäßig in Seminaren zu verwaltungsfachlichen Themen<br />

weitergebildet und im vorigen Jahr, nach einem Seminar<br />

über „Mediation“ für mich eine Entscheidung getroffen. Ich<br />

habe im Oktober an der Fachhochschule in Erfurt berufsbegleitend<br />

ein zweisemestriges Studium zur „Mediation“ aufgenommen.<br />

In diesem Jahr habe ich zur Vorbereitung dieser<br />

Weiterbildung und zur Schulung meiner „Menschenkenntnis“<br />

einen Jahreslehrgang in Psycho-Physiognomik“ belegt.<br />

Hochinteressant und abwechslungsreich – die Ausdrucksdeutung,<br />

die die Physiognomie eines Menschen (die äußere Erscheinung,<br />

besonders der Gesichtsausdruck) mit seinen persönlichen<br />

und seelischen Eigenschaften verknüpft.<br />

Mehr dazu: www.menschen-erkennen.de/<br />

Später, dann aber privat<br />

Vielleicht klappt es ja, dass ich das, was ich als Lehrerin an der<br />

Kreislandwirtschaftsschule besonders gern gemacht habe, später<br />

auf privater Grundlage wieder aufgreifen kann?<br />

Die Arbeit mit Menschen und für Menschen würde ich nach<br />

meiner Weiterbildung nebenberuflich (und vielleicht später als<br />

Pensionärin) zu gerne wieder machen und damit mich wieder<br />

selbst leben wollen.<br />

Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />

Der sportliche Sohn<br />

Vergessen möchte ich auf keinen Fall, über meinen 1984 geborenen<br />

Sohn zu berichten. Michael ist sportlich sehr aktiv und studiert<br />

an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena auf das Lehramt<br />

für Gymnasien in den Fächern „Sport“ und „Wirtschaft/Recht“.<br />

Wer weiß, wohin es ihn verschlagen wird - aber wer hat meine<br />

Eltern gefragt?<br />

Richtig, Claudia – junge Menschen müssen einfach so wie wir<br />

ihren eigenen Weg gehen. Ihnen Flügel in Form von Selbstvertrauen<br />

und Bildung zu verleihen, ist eine gute Aufgabe.<br />

Den Lehrer mit Leib und Seele spürt man bei Dir, Konsequenz<br />

und Tatendrang mischen sich mit Herzlichkeit und Offenheit.<br />

Da will doch jeder Schüler sein! Sicher ist es auch nicht so<br />

leicht, in politischen Strukturen tätig zu sein und etwas zu bewegen,<br />

umso wichtiger ist es, wenn dort Leute mit praktischer<br />

Erfahrung sind. Und meine Antennen haben mir signalisiert,<br />

dass Du in der Praxis als Ministerialbeamtin jederzeit gern<br />

gesehen bist und akzeptiert wirst.<br />

Ich wünsche Dir bei Deiner Arbeit immer genügend Kraft<br />

und den richtigen Ausgleich in Deinem herrlichen Garten<br />

(Leipziger Gegend) und in den neuen Betätigungsfeldern.<br />

Besuchsbericht (kursiv): Ute Jarosch (seit 1978)<br />

Weitere Lehrzeitbilder von Claudias Klasse:<br />

www.koellitschverein.de/?q=node/324<br />

Überbetriebliche Ausbildung in Schwerstedt<br />

Schwerstedt bei Weimar ist eine traditionsreiche landwirtschaftliche<br />

Bildungsstätte in Thüringen. Jährlich werden hier etwa<br />

1800 Schüler und Lehrlinge ausgebildet.<br />

Die Bilder zeigen die Ausbildungshalle, welche nach der Wende<br />

auf dem Gelände der (zu DDR-Zeiten) Landwirtschaftsschule für<br />

den Landkreis Weimar erbaut wurde.<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

13


14<br />

140.000 Besucher (darunter 23.000 Gäste aus 78 Ländern)<br />

bedeuteten für die diesjährigen Fachmessen EuroTier und<br />

Bioenergy Decentral in Hannover einen neuen Rekord.<br />

Unter der bewährten Messeleitung von Annette Winter<br />

(73/76) war die Halle 27 wieder großer Anziehungspunkt<br />

für die Freunde der Wiederkäuer.<br />

Die zahlreichen Fachbesucher konnten sich über Neuheiten vom<br />

Ansetzroboter am Melkkarussell, einem schwebenden Melkersitz<br />

für den Tandemmelkstand, bis hin zur Rindergenetik<br />

informieren. Am Stand des Autors (Firma CRV) wurde das<br />

innovative Kreuzungszuchtprogramm von Milchviehrassen<br />

"ProCross" vorgestellt. Und die "Jäger und Sammler"! Voll<br />

Landwirtschaftsmesse<br />

bepackt mit guten Sachen, die das Leben schöner machen<br />

– Luftballons vom Kragen wehend, Strohhüte am Kopf sich<br />

drehend, behängt mit Mist und Alberei, sind sie 2012 gewiss<br />

wieder dabei. Text und Fotos: Volkmar Schleider (74/77)<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Lokalreporterin Gabriele Hinkelmann<br />

Pflügen für einen guten Zweck<br />

Hallo, hier ist euer Lokalreporter aus Arzberg!<br />

Ihr seht mich hier als Kuchenverkäuferin beim 3. Arzberger<br />

Schaupflügen. Mittlerweile ist das Schaupflügen das Dorffest<br />

in Arzberg schlechthin geworden. Es findet immer zum <strong>Ende</strong><br />

des Sommers statt, schließlich braucht man ja auch etwas zum<br />

Umpflügen.<br />

Den Besuchern wird bei dieser Veranstaltung die Möglichkeit<br />

gegeben, sich beim Pflügen auszuprobieren. Gegen einen kleinen<br />

Obolus erwirbt man ein Ticket, und dann kann es losgehen.<br />

Es geht hinaus aufs Feld zum Pflügen. Hierfür stehen ganz<br />

unterschiedliche Gespanne zur Verfügung. Höhepunkt der<br />

diesjährigen Veranstaltung war der K 700 A. Dieser mächtige<br />

Allradtraktor wurde von den Männern der Gesellschaft für<br />

Soziales und Umwelt (GSU) auf Vordermann gebracht.<br />

Diese Gesellschaft kümmert sich seit etwa fünf Jahren um Langzeitarbeitslose,<br />

führt sie wieder an einen geregelten Tagesablauf<br />

heran. Das Team um die Sozialpädagogen Kersting & Poller<br />

Die Zuschauer aus den 18 Arzberger Ortsteilen<br />

wurden zünftig transportiert<br />

GT 124 (Nachfahre des RS 09) aus Haldensleben, Motor aus Cunewalde<br />

Örtliches aus dem <strong>Köllitsch</strong>land<br />

arbeitet hauptsächlich an Projekten im „grünen“ Bereich. Auf<br />

diese Art und Weise brachte man u.a. den Arzberger Kinderfestberg<br />

auf Vordermann, an dessen Fuße übrigens das diesjährige<br />

Schaupflügen ausgetragen wurde.<br />

Das etwas unwirtliche Wetter mitten im August tat der Stimmung<br />

keinen Abbruch. Rund 1000 Besucher ließen es sich<br />

nicht nehmen, eine Furche für einen guten Zweck zu ziehen.<br />

Den Erlös von 594,64 Euro erhielt diesmal unsere Kinder-<br />

tagesstätte „Kastanienkids“.<br />

Diese Summe setzt sich natürlich nicht nur aus dem Pflügen zusammen.<br />

Arzberger Vereine übernahmen die Bewirtung und<br />

übergaben ihren Erlös komplett den Veranstaltern, der GSU.<br />

Diese überbrachte dann den Scheck der Kindertagesstätte.<br />

Bereits jetzt laufen die Planungen für das Schaupflügen 2011.<br />

Wer gern mal wieder eine Furche ziehen möchte, ist herzlich<br />

eingeladen. Der Termin wird im Sommerecho bekanntgegeben.<br />

Ich freu mich auf Euch! Eure Gabriele<br />

Technik aus DDR-Zeiten<br />

"John Deere"-Traktor – wer wollte, konnte pflügen<br />

Volksfest in Arzberg<br />

K 700 (Kirowetz 700) aus Leningrad (Sankt Peterburg), Allradtraktor, 300 PS<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

15


16<br />

Was bleibt<br />

Reisen in die Vergangenheit<br />

Zusammenstellen von Familienstammbäumen<br />

Suchen nach alten Spuren in Kisten und Kellern<br />

Freude und Trauer über alte Fotos<br />

verbunden mit Erinnerung und Fragen<br />

wie es so war mit unseren Vorfahren<br />

an die man nicht denkt in seinen Jugendtagen<br />

Fotowettbewerb der "<strong>Echo</strong>"-Leser<br />

Packisch lag damals für uns wohl am <strong>Ende</strong> der Welt<br />

doch die Gebäude haben wir mit Leben erfüllt …<br />

Jeder kann davon Geschichten erzählen –<br />

von der Essenausgabe im Speisesaal<br />

und dem Duft der gebratenen Wurst zum Frühstück<br />

vom morgendlichen Gähnen<br />

über dem Brot- und Marmeladentopf<br />

vor der Fahrt mit dem Reisetraum zur Stallarbeit<br />

Beschnüfflungs- oder Lumpenball den Eroberungen im Flachbau<br />

nächtliches Begängnis unter den Augen der gestrengen Betreuer<br />

Jugendlieben und welche die ein Leben hielten<br />

Arbeitseinsätze die damals noch Subbotnik hießen<br />

Stehen im Direktorenzimmer um eine Rüge abzubekommen<br />

und Hängen an der Sprossenwand<br />

zum Streben nach höchsten Leistungen im Sport<br />

Lieblingslehrer und Lehrers Lieblinge<br />

Sitzen in den Prüfungen Strenge und Anstrengungen …<br />

Arbeiten habe ich in Packisch gelernt<br />

und so manches mehr es hat mir im Leben oft genützt<br />

Fragt mich einer nach all den Jahren<br />

bin ich stolz solche und gerade dort<br />

eine Ausbildung gehabt zu haben<br />

Jahrgang 56 – jetzt sind wir das „Mittelalter“…<br />

manches Problem nicht mehr auf unserem Tisch<br />

vom Leben oft auf harte Proben gestellt<br />

denn nichts ist einfach in dieser Welt<br />

Das „<strong>Echo</strong>“ hält die Erinnerungen an die <strong>BBS</strong>-Jahre<br />

und eine Zeit unserer Jugend frisch<br />

und zeigt was aus manchem geworden ist<br />

in Text und Bild bunt oder schwarz-weiß<br />

mit Blick nach vorn und auch zurück<br />

Von den Reisen in die Vergangenheit<br />

werden aus dieser Zeit nur noch die Fotos bleiben<br />

dort wo wir in unserem Leben manchen Grundstein legten<br />

bleibt kein Stein auf dem anderen<br />

aber in uns lebendige Erinnerung<br />

GIS <strong>2010</strong><br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

Die <strong>BBS</strong> in Packisc<br />

Gedanken von Gitta Inge S


h im Herbst <strong>2010</strong><br />

eupel (Lippmann, 73/76)<br />

Flachbaugeschichten<br />

Das war doch mein Zimmer – sagen sich die Mädchen<br />

und Erinnerungen kommen auf …<br />

Links hinten das letzte Zimmer war unseres<br />

mit Blick auf den Sportplatz<br />

aus den großen doppelten Fenstern<br />

Ein Einzelbett zwei Doppelstockbetten<br />

jedes Mädchen einen Spind für die Sachen<br />

Sonntagabend nach Ankunft mit dem Reisetraum<br />

es klingt im Flachbau nach hellem Lachen<br />

wird geschwatzt ausgepackt und im engen Spind verstaut<br />

schwer ist es Ruhe zu finden<br />

Später wird Erzieher Fredor Schmidt die Runde drehen<br />

und zur Nachtruhe nach dem Rechten sehen<br />

Der Morgen beginnt mit dem erzieherischen Wecken<br />

und leichtem Stau im Gemeinschaftswaschraum<br />

glücklich wer warmes Wasser genießen kann<br />

oft flitzten wir den langen Gang entlang<br />

bis zu dem linken letzten Zimmer<br />

Spindkontrolle Zimmerordnung<br />

bis hin zum geputzten Schuh<br />

welcher Erzieher wird heute kommen<br />

wird unser Zimmer „abgenommen“<br />

manche Schikane ist Erinnerung<br />

über die man schmunzeln kann<br />

und trotzdem konnten wir Freiheiten genießen<br />

und uns ausprobieren<br />

fern von der elterlichen Strenge<br />

und mancher Kinderzimmerenge<br />

Hellhörig war es im Flachbau<br />

und nächtliches „Fenstern“<br />

sprach sich schnell herum<br />

und somit manche neue Eroberung<br />

Den Trubel auf der anderen Seite<br />

haben wir niemals mitbekommen<br />

die Geräusche der Stallbesatzung<br />

beim Einstieg in den Reisetraum<br />

und das Abfahren mit Traktorengeräusch …<br />

Links hinten im letzten Zimmer<br />

mit dem Ausblick ins Grüne<br />

sehe ich mich heute noch<br />

am Schreibtisch vorm Fenster sitzen<br />

und staunend den Aufgang betrachten<br />

eines übergroßen orange gefärbten Vollmondes<br />

über der Sportplatz-Begrenzungshecke …<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

GIS <strong>2010</strong><br />

17


18<br />

Andrea beim Esperantistenkongress auf Kuba<br />

Saluton el Kubo – mia somero en Esperantujo<br />

„Ich lerne Esperanto.“ „Ach ja, und warum?“<br />

„Ich plane, meinen Urlaub dort zu verbringen.“<br />

Das klingt wie ein Witz, trifft aber im Wesentlichen auf mich<br />

zu. Der Leser wird sich fragen, welcher Ort genau mit „dort“<br />

gemeint ist. Der Ort heißt Esperantujo, das ist der Ausdruck,<br />

der auf Esperanto gebraucht wird, um eine Lokalität zu beschreiben,<br />

in der Esperanto gesprochen wird. Das kann der<br />

örtliche Esperanto-Klub sein (in Leipzig trifft sich ein Häufchen<br />

der wenigen Aufrechten), ein südfranzösischer Ort am Mittelmeer,<br />

wo im Frühjahr die mediterrane Esperanto-Woche<br />

stattfindet, Esperantujo ist überall dort, wo sich mehr als ein<br />

Esperantist befindet und in diesem Sommer war es für viele<br />

und auch für mich: Kuba.<br />

La komenco – der Anfang ...<br />

Das Esperanto-Virus schleppte meine Mutter in die Familie<br />

ein, die Anfang der achtziger Jahre beim Kulturbund einen<br />

Kurs belegte und sich seitdem in der Leipziger Esperanto-<br />

Gruppe engagierte. Ich schnappte die eine oder andere Vokabel<br />

auf, lernte aus Spaß ein paar typische Anfängersätze und<br />

beließ es dabei. Mit der Wende wurde das Leipziger Esperantujo<br />

allmählich kleiner und das weltweite Esperantujo vergrößerte<br />

sich plötzlich, doch Mutti wurde nicht jünger und wollte die<br />

jährlichen Höhepunkte der Esperanto-Bewegung, die Weltkongresse,<br />

nicht mehr allein besuchen. Also begleitete ich<br />

sie im Sommer 2003 nach Göteborg, was zu einem leichten<br />

Zuwachs meines Vokabulars führte. Selbiges wuchs auch in<br />

Vilnius (2005) und in Rotterdam (2008).<br />

Auch für Nicht-Esperantisten sind solche Kongresse durchaus<br />

interessant. Ich verstand von den Vorträgen genügend, um den<br />

Themen zu folgen, genoss die Kulturveranstaltungen und die<br />

Ausflüge und sah interessante europäische Großstädte. Wenn<br />

mich jemand ansprach, fehlten mir allerdings die Worte.<br />

Irgendwann packte mich jedoch der Ehrgeiz: Schließlich sind<br />

Sprachen für mich immer eine leichte Übung gewesen! Ich<br />

lernte ein bisschen aus Muttis altem Lehrbuch, besuchte einen<br />

Wochenkurs zu Leben und Werk Vincent van Goghs, den<br />

eine in den Niederlanden lebende Ungarin in Nordfrankreich<br />

veranstaltete und war danach fit für Białystok (2009).<br />

Zum Weltkongress nach Kuba fuhr ich nun allerdings allein.<br />

Im Vorfeld nahm ich noch an einer kleinen Esperanto-Lehrer-<br />

Konferenz teil. Dies hatte den Vorteil, dass ich eine weitere<br />

Stadt kennenlernen konnte und zunächst eine kleinere Gruppe<br />

um mich hatte. Wie man im Bild sieht, war der Veranstaltungsort<br />

auch dazu angetan, vor lauter Bildung den Urlaub<br />

nicht zu vergessen.<br />

Bild links unten: Ausklang eines Arbeitstags zur ILEI-Konferenz. Gemeinsam<br />

mit Gleichgesinnten aus Kuba, Mexiko, den Niederlanden,<br />

Australien, Litauen, Kroatien, Frankreich, Chile, Schweden, Uruguay,<br />

Israel, Spanien, Großbritannien.<br />

La Universalaj Kongresoj – die Weltkongresse<br />

Havanna war der 95. Austragungsort eines Weltkongresses,<br />

die seit 1905 (Boulogne-sur-Mer) nahezu jährlich stattfinden.<br />

Die meisten wurden in europäischen Großstädten veranstaltet,<br />

aber aller zwei bis drei Jahre werden sie an andere<br />

Kontinente vergeben – beispielsweise an Yokohama in<br />

2007, Peking in 2004 oder Fortaleza (Brasilien) in 2002. Die<br />

Teilnehmerzahlen schwanken, sind seit 1985 (Augsburg) immer<br />

vierstellig gewesen, der Rekordhalter ist Warschau: 1987<br />

– zum 100-jährigen Jubiläum – in der „Wiege“ der Plansprache<br />

kamen 5946 Gäste.<br />

Es gibt einerseits Esperantisten, die jedes Jahr die mehr oder<br />

weniger lange Reise antreten, andererseits aber natürlich<br />

auch Bewohner von Ländern, die sich eine Teilnahme nur<br />

leisten können, wenn der Kongress in der Nähe stattfindet.<br />

Süd- und Lateinamerika sind ja nicht nur territorial isoliert,<br />

die ökonomischen Zwänge verbieten lange Anfahrtswege für<br />

den Durchschnittsbürger.<br />

Die Gründe, sich alljährlich im Sommer auf die Reise zum<br />

Austragungsort zu begeben, sind vielfältig: Traditionsbewusstsein,<br />

Identifikation mit der Bewegung, mit der Idee, die<br />

hinter der Sprache steht, die Gelegenheit, die internationalen<br />

Freunde wiederzusehen, Leute kennenzulernen oder einfach<br />

Interesse am Gastgeberland sind sicherlich die wichtigsten.<br />

Sprachenfestival in Matanzas: Die Teilnehmer der ILEI-Konferenz,<br />

die vor dem Kongress stattfand, stellten Passanten insgesamt 20<br />

Sprachen an vier Tischen vor (aufgrund des tropischen Platzregens<br />

flüchteten wir in die unbürokratisch angebotene Bibliothek). Ein<br />

Bild vom rumänischen Tisch, an dem wir gerade die Uhrzeiten gelernt<br />

hatten.<br />

Es tagen Komitees und Arbeitskreise (u.a. Lehrer, Atheisten,<br />

Umweltschützer, Künstler, Länder- und Interessengruppen),<br />

es gibt Vorlesungen zu wissenschaftlichen Themen der verschiedensten<br />

Bereiche (ich lauschte begeistert dem amerikanischen<br />

Literaturprofessor, der über Shakespeares Werke<br />

dozierte), es gibt Sprachkurse und Examen, Konzerte, Autorenlesungen<br />

und Theaterstücke.<br />

Exkursionen, Vorträge zu Geschichte und Kultur des Gastgeberlandes,<br />

ein „Nationen-Abend“ sowie ein Schnellkurs zur<br />

jeweiligen Landessprache drücken dem Kongress den individuellen<br />

Stempel auf.<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Muziko kaj Danco – Musik und Tanz<br />

Wenn ich den Kongress in Havanna mit den von mir besuchten<br />

Vorgängerveranstaltungen vergleichen soll, fällt mir<br />

als Erstes die für mich unerwartete Allgegenwärtigkeit von<br />

Musik, Lachen und Tanz ein. Das sollte in Lateinamerika nun<br />

wirklich keine Überraschung darstellen, lockerte aber die<br />

üblicherweise ernsthafte Atmosphäre dieser Veranstaltungen<br />

angenehm auf. Jeden Nachmittag konnte man ins Souterrain<br />

des Kongresszentrums hinabsteigen und zu erfrischender<br />

Live-Musik das Tanzbein schwingen: Die jugendlichen Vortänzer<br />

versuchten nach Kräften, uns steifen Europäern Sol,<br />

Mambo, Cha-Cha und Salsa beizubringen. Mein Lernerfolg<br />

war aber nicht erwähnenswert.<br />

Nach der willkommenen Stärkung an der Mojito-Bar traten<br />

meist kubanische Sänger, Trommler, Kabarettisten und Musikgruppen<br />

auf – gelegentlich waren Chansons zu hören – eine<br />

herzerfrischende Mischung. Und auf keinem Kongress habe<br />

ich es vorher erlebt, dass sich spontan Leute auf den Sofas<br />

zwischen den Tagungsräumen zusammenfanden, eine Gitarre<br />

wie aus dem Nichts auftauchte und wenig später der Raum<br />

von Gesang erfüllt war: Guantanamera war der Dauerbrenner<br />

(selbstverständlich auf Esperanto), aber die Kubaner haben<br />

auch Lieder und kleine Gedichte neueren Datums unter die<br />

Leute gebracht.<br />

Spontankultur im Kongresszentrum<br />

Undenkbar auch, dass der Besuch im Sitz der kubanischen<br />

Esperantobewegung in einem europäischen Land so abgelaufen<br />

wäre wie in Havanna: Für den Mittwoch, der bei Weltkongressen<br />

traditionell den Ganztagsexkursionen gehört,<br />

hatte der Chef der Landesorganisation die Nicht-Exkursierenden<br />

in die Zentrale eingeladen. Ich hatte die organisierte<br />

Bustour abgewählt und streifte stattdessen mit meinem spanischen<br />

Brieffreund durch die Altstadt. Danach blieb noch<br />

Zeit, der Einladung in das Zentralbüro Folge zu leisten. Mit<br />

dem altertümlichen Taxi ging es nun in ein altes Wohnviertel,<br />

bröckelnder Putz, kratertiefe Schlaglöcher, leicht trostlose<br />

Vorgärten. „Fühlt Euch wie zu Hause“, sagte Julian zur Begrüßung<br />

und das wäre wirklich nicht schwer gefallen. Eine<br />

Etage des Gebäudes diente der finanzschwachen Jugend als<br />

Übernachtungsquartier, nur ein paar Prospekte und Plakate<br />

über Esperanto in den übrigen Räumen deuteten auf die<br />

wahre Aufgabe des Gebäudes hin. Eine Treppe führte in einen<br />

mittels Plane schattig gehaltenen Hinterhof, in dem sich die<br />

Plastestühle nach und nach zu füllen begannen. Zwei Gitarren<br />

waren zur Hand, ein paar Musiker waren anwesend, die ers-<br />

Andrea beim Esperantistenkongress auf Kuba<br />

ten Lieder erklangen, Sketche wurden inszeniert, Rum, Cola<br />

und Eis wurden in Plastebechern gemixt, später ging der Hut<br />

rum, damit die Rumflasche ersetzt werden konnte.<br />

Bonvolu ne plori! – Bitte nicht weinen!<br />

Eines der Lieder, das bald jeder mitsingen konnte, heißt auf<br />

Deutsch: „Lache, lache – Bitte nicht weinen!“ Es beschreibt<br />

diverse Schicksalsschläge, schließt aber jede Strophe mit<br />

einem kleinen Sonnenstrahl und der Aufforderung, doch die<br />

positive Seite des Dramas „Leben“ zu sehen.<br />

Zwei "Tränen-Bilder" aus dem fahrenden Bus aufgenommen<br />

Diese Grundidee begegnet einem in Kuba oft, sei es nun<br />

in Liedern und Versen, sei es im Gespräch mit den Menschen.<br />

Man jammert nicht gern in diesem Land, das zwar<br />

mit ökonomischen Schwierigkeiten kämpft, das einem aber<br />

meist ein Lächeln zeigt, wenn auch ein Lächeln mit ausgebrochenen<br />

Zahnecken. Die Kubaner, mit denen wir geredet<br />

haben, waren stolz auf ihr Land, verteidigten es gegenüber<br />

provokanten Fragen und nehmen die Situation als gegeben<br />

hin. Möglicherweise sind das keine spezifisch kubanischen<br />

Charakteristika, sondern ist dies einfach die Mentalität der<br />

Karibik?<br />

Erfreulicherweise färbt die entspannte Grundhaltung auch<br />

auf den Touristen ab. Während ich in den Anfangstagen<br />

beim Warten auf Frühstück, das jeweilige Transportmittel<br />

oder das Einchecken mittelschwere Anfälle von Ungeduld<br />

erlitt, legte sich das nach einigen Tagen und ich sah diesen<br />

Kleinigkeiten gelassen ins Auge.<br />

Daher sage ich, „Koran dankon, Kubo! – Vielen Dank,<br />

Kuba!“.<br />

Eure Andrea Schmidt (87/90)<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

19


20<br />

<strong>Köllitsch</strong>er zu Gast in aller Welt<br />

Iran – ein Land mit vielen Gesichtern<br />

Walter, neben Ehefrau Helena, in einem umgebauten Hamam (Dampfbad)<br />

Gottesstaat mit Scharia und Atomproblematik, Alkohol- und<br />

Tanzverbot, dafür strenge Kopftuchpflicht für Frauen – wer<br />

kennt nicht die gelenkten, einseitigen Vorurteile für das Land<br />

Iran, welches von der US-Regierung zum "Schurkenstaat" erklärt<br />

wurde?<br />

Auch bei uns hatten die Vorbehalte Spuren hinterlassen, unsere<br />

Freunde und Verwandten fanden den Reisewunsch gar<br />

verrückt.<br />

Der Iran ist bis heute touristisch noch wenig erschlossen, jedoch<br />

sind Besucher herzlich willkommen. Dies erfuhren wir<br />

von Freunden, die bereits im Lande waren und die ganz besondere<br />

Gastfreundlichkeit lobten.<br />

Wir wollten unbedingt hinter die von Medien und Politikern<br />

vorgehaltenen einseitigen Bilder des Landes schauen, denn die<br />

persische Geschichte hatte uns schon immer interessiert. Aus den<br />

Dokumentarfilmen und der Reiseliteratur wussten wir, dass<br />

alte persische Traditionen und Sitten, wie das Neujahrsfest<br />

(Nowruz, am 20. März), bis heute gelebt werden. Auch die<br />

uralte Religion des Zarathustra (Lebenszeit umstritten, etwa<br />

1800 v.u.Z.) wird heute noch zelebriert, wie etwa in Feuertempeln<br />

der Oasenstadt in Yazd.<br />

Abflug im September <strong>2010</strong>. Die Maschine der "Iran Air" ist fast<br />

nur von Iranern besetzt. Sie muss in Wien zwischenlanden, um<br />

nachzutanken. Ist der Iran nicht eines der wichtigsten erdölproduzierenden<br />

Länder? So bekommen wir schon bei der Hinreise<br />

die Auswirkungen des (westlichen) Embargos zu spüren.<br />

Nachts kommen wir in Teheran an, und sind von der fast<br />

menschenleer erscheinenden Stadt überrascht. Von einer Acht-<br />

Millionen-Stadt (Metropolregion 13 Mio) haben wir etwas<br />

anderes erwartet.<br />

Windtürme eines seit Jahrhunderten bewährten Ventilationssystems in der Oasenstadt<br />

Yazd in der Kavir-Wüste.<br />

Eine Philosophie des Zarathustra steht arabisch auf den blauen Tafeln:<br />

GUTE GEDANKEN – GUTE WORTE – GUTE TATEN<br />

Nun sind wir also mittendrin im Abenteuer! Unsere 5000 km<br />

lange Route wird entlang des Elburs-Gebirges (pers. Alborz),<br />

durch die Kavirwüste und über das Zentralplateau Zagrosgebirge<br />

bis zum Kaspischen Meer führen.<br />

Besuche erfolgen in diesen Städten: Teheran, Bastam, Mashad,<br />

Yazd, Shiraz, Isfahan, Kashan und Anzali.<br />

Teheran (persisch "Ort der heißen Quellen"), die Hauptstadt,<br />

ist eine laute pulsierende Großstadt mit einem chaotischen Verkehr.<br />

An diesen drei Tagen gibt es keinen der üblichen Smogs,<br />

und so können wir das Elbursgebirge mit seinem Riesen Demawend<br />

(5610 m) deutlich sehen (4700 m frei über dem Fuß).<br />

Die Besichtigung des Nationalmuseums ist für jeden kultur- interessierten<br />

Besucher ein Muss. Wir erfahren für uns viel Neues<br />

aus dem alten Persien (seit 1935 heißt Persien "Iran" und das<br />

entspricht der alten Selbstbezeichnung). Ein paar Tage zuvor<br />

wurde nach langer Verhandlung mit dem Britischen Museum<br />

der 2500 Jahre alte Tonzylinder des Königs Kyros Pasargard<br />

ausgestellt (Leihgabe).<br />

Der Zylinder wurde im 19.Jahrhundert in Babylon gefunden.<br />

Er wird als eine der ältesten Proklamationen der Toleranz und<br />

des Respekts vor anderen Religionen und Ethnien angesehen.<br />

Der Zylinder erzählt vom Siegeszug des Gründers des persischen<br />

Reiches Kyros und seinen Anweisungen, bei der Eroberung der<br />

Stadt Babylon, die Kinder und Frauen nicht zu töten, die<br />

Tempel nicht zu zerstören, nicht zu rauben, den versklavten<br />

Stamm der Israelis freizulassen. Im Alten Testament ist es auch<br />

erwähnt. Für einige Wissenschaftler war König Kyros ein Zeitgenosse<br />

des Zarathustra, und er soll dessen religiöse Philosophie<br />

in diese Proklamation übernommen haben (stimme diese Zeitangabe,<br />

wäre Zarathustra jünger anzusetzen).<br />

Der Kyros-Zylinder in Keilschrift. Ältester Ansatz für die 1948 von der UN<br />

proklamierten Menschenrechte<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Unsere Unternehmung<br />

war äußerst vielfältig<br />

und wird uns noch lange<br />

beschäftigen. In diesem<br />

Bericht können wir<br />

deshalb nur auf einige<br />

Punkte eingehen und<br />

widmen uns, interessengemäß,<br />

hauptsächlich<br />

der älteren Geschichte.<br />

Persepolis (Foto links),<br />

die Hauptstadt des<br />

ehemaligen Weltreiches<br />

wurde bereits von Alexander<br />

dem Großen 330 v.u.Z.<br />

zerstört.<br />

Die Ruinen (UNESCO-<br />

Weltkulturerbe) liegen<br />

unweit von Schiraz. Von hier soll die Weinsorte "Shiraz" (heute<br />

australisches Produkt) stammen. Wir genießen allerdings ausschließlich<br />

Weintrauben (Alkoholverbot).<br />

In Schiraz werden die Nationaldichter Saadi und Hafis hochgeehrt.<br />

Die Werke von Hafis haben Goethe zu seinem "Westöstlichen<br />

Divan" angespornt (sein Grabmal oben rechts).<br />

Wir kommen nach Isfahan, von dem ein persisches Sprichwort<br />

behauptet, "Isfahan ist die Hälfte der Welt"!<br />

Die Stadt der Kunst und Wissenschaft, neuerdings auch der<br />

Atomindustrie, nimmt uns gefangen. Da wir im "Morgenland"<br />

natürlich einen Basar besuchen, soll das Foto nicht fehlen:<br />

"Isfahan" ist den Freunden des Perserteppichs weltweit als Namen<br />

für das allgemeine Gesamtprodukt bekannt.<br />

Auf der alten Seidenstraße erreichen wir die heiligste Stadt<br />

Irans Mashad. Schon vor der Stadt werden Bus und Fahrer<br />

Verbotenes Foto Richtung Grab des Imam Reza<br />

<strong>Köllitsch</strong>er zu Gast in aller Welt<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

ausgewechselt. Fotografieren<br />

verboten! Hier ist<br />

der Imam Reza begraben,<br />

der einzige von<br />

zwölf Schiiten-Imamen<br />

(Nachfolger Mohammeds)<br />

auf dem heutigen<br />

Staatsgebiet. Zutritt nur<br />

für Moslems!<br />

Spannend ist es, mit<br />

dem Bus zu fahren. Die<br />

Männer und Frauen<br />

Grabmal des Dichters Hafis in Schiraz.<br />

sind strikt voneinander<br />

getrennt. Wenn der Bus<br />

voll ist, kann man leicht<br />

den Kontakt verlieren.<br />

Dann hilft nur ein laute<br />

Verständigung.<br />

Wie immer wir uns auf den Iran eingestellt haben, es ist so vieles<br />

anders. Nichts von all dem Angelesenen bereitete uns auf ein<br />

derart fröhliches Willkommen vor. Einheimische sprechen uns<br />

spontan an, um zu erfahren woher wir kommen, was wir<br />

vom Iran halten, und ob es uns hier gefällt. Das Interesse ist<br />

mit enormer Gastfreundschaft gepaart. Oft werden wir zum<br />

Tee eingeladen – eine tagtägliche Erfahrungen.<br />

Sicherlich gibt es verschiedene Erlebnisse, die nachdenklich machen.<br />

Gespräche zu den inneren Verhältnissen brechen schnell ab,<br />

zum Westen (USA) hat man vorgefertigte, negative Meinungen –<br />

Scheich Lotfollah Moschee in Isfahan. Die Stadt ist Schauplatz des Romans "Der Medicus"<br />

von Noah Gordon.<br />

als ehemalige DDR-Bürger ist uns das noch beklemmend<br />

bekannt.<br />

50 weitere Fotos: www.koellitschverein.de/?q=node/327<br />

Eure Walter und Helena Münnich (63/66, Text und Bilder)<br />

Helena und Walter unter einer Zypresse aus des König Kyros Zeit (!). Auf dessen Grabmal<br />

steht zu lesen:<br />

Willkommen Pilger,<br />

ich habe dich erwartet.<br />

Vor dir liegt Kyros,<br />

König von Asien,<br />

König der Welt.<br />

Nur Staub<br />

ist von ihm geblieben<br />

– beneide mich nicht!<br />

Die Zypresse wächst seit<br />

über 2500 Jahren!<br />

21


22<br />

Der sparsame Einsatz von Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmitteln<br />

bzw. Diesel sowie die effektive Ausnutzung der<br />

zur Verfügung stehenden Arbeitszeit sind Voraussetzungen<br />

für eine erfolgreiche Landbewirtschaftung in der Zukunft.<br />

Steigende Betriebsmittelpreise zwingen die Unternehmen<br />

dabei nach Lösungen zu suchen, die diese Einsparungen ermöglichen.<br />

Ansatzpunkte dazu bieten sich in der Nutzung<br />

von Parallelfahrsystemen in Verbindung mit der modernen<br />

GPS-Technik.<br />

Wie genau kann ein Landwirt über einen kompletten<br />

Arbeitstag seine Flächen bewirtschaften? Wie konzentriert<br />

ist er dabei noch am <strong>Ende</strong> des Tages? Oftmals wird dabei<br />

der Faktor Mensch überschätzt. Parallel-Fahrsysteme erlauben<br />

die sichtunabhängige und zentimetergenaue Maschinenführung<br />

in der Landwirtschaft. Fahrtüberlappungen oder<br />

Fehlstellen werden durch Parallel-Fahrsysteme verringert<br />

bzw. vermieden. Der Fahrer wird vom Lenkprozess entlastet<br />

und kann sich auf die Funktion des mitgeführten Feldarbeitsgerätes<br />

konzentrieren.<br />

Erforderliche technische Ausstattungen:<br />

– ein hochgenaues GPS-Korrektursystem (stationäre oder<br />

mobile RTK-Referenzstation),<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

–<br />

Eine RTK-Referenzstation darf erst nach Zuteilung einer Frequenz<br />

sowie Erteilung der Sendeerlaubnis für GPS-Korrekturdaten<br />

genutzt werden. Ansprechpartner dafür ist die Bundesnetzagentur.<br />

Die erteilte Zuteilungsnummer erlaubt das<br />

ganzjährige Senden auf einer festgelegten Frequenz [MHz].<br />

Die Strahlungsleistung beträgt etwa ein Watt. Mit dieser Sendeleistung<br />

kann das Signal auf allen Flächen des LVG <strong>Köllitsch</strong><br />

empfangen werden. Die RTK-Referenzstation im LVG <strong>Köllitsch</strong><br />

wurde auf dem Dach des renovierten Speichergebäudes in<br />

<strong>Köllitsch</strong> installiert.<br />

Die RTK-Anpassung von vorerst zwei Traktoren wurde <strong>Ende</strong><br />

November 2009 in Angriff genommen. Gewählt wurden ein<br />

Fendt 926 (vorrangig zur Bodenbearbeitung und Aussaat) und<br />

ein CASE MXM (vorrangiger Einsatz als Zugmaschine für die<br />

Pflanzenschutzspritze). Die Abbildungen zeigen die in den Fahrzeugkabinen<br />

installierten Terminals der Autopilotsysteme.<br />

Aus Wissenschaft und Praxis<br />

Einrichtung und Anwendung des Parallel-Fahrsystems im LVG <strong>Köllitsch</strong><br />

Dr. Jörg Pößneck, Heike Weiß, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />

DGPS-Empfänger auf der Zugmaschine (und wenn erforderlich<br />

auch auf der Feldmaschine),<br />

Autopilot in der Zugmaschine,<br />

Winkelsensoren für das Fahrzeug bzw. die Lenkung,<br />

Neigungssensoren für das Fahrzeug,<br />

elektromagnetische Hydraulikventile für die Lenkung und<br />

ein PC mit entsprechender Software,<br />

Trimble AgGPS FMX im Fendt 926h Trimble AgGPS 332 im CASE MXMh<br />

Die Bedienung eines automatischen Parallel-Fahrsystems erfolgt<br />

durch den Fahrer und umfasst auf dem Schlag folgende<br />

Arbeiten:<br />

- Einstellen der Arbeitsbreite,<br />

- Anlegen bzw. Festlegen der Referenzspur (= Leitspur) und<br />

- Aktivierung des automatischen Parallel-Fahrsystems.<br />

Die Referenz- oder Leitspur ist eine Linie zwischen den Punkten<br />

A und B. Die Festlegung der Punkte A und B erfolgt unmittelbar<br />

auf dem Feld mithilfe des Autopiloten. Zuerst ist ein Führungsmuster<br />

zu wählen, wie es die folgende Abbildung zeigt. Die<br />

Handlungsanweisungen sind:<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

-<br />

-<br />

-<br />

zum Feldanfang der ersten Spur fahren, um den Startpunkt<br />

der Leitspur (Punkt A) aufzuzeichnen,<br />

die Spur entlang bis zum anderen <strong>Ende</strong> des Felds fahren und<br />

Endpunkt (Punkt B) der Leitspur aufzeichnen,<br />

die parallelen Spuren werden angezeigt, mindestens 90° einlenken<br />

und den Autopilot aktivieren.<br />

Führungsmuster A-B-Linie (Quelle: AgGPS Autopilot Kurzanleitung)<br />

Referenzspuren sind prinzipiell auch am PC, vor den Feldarbeiten,<br />

planbar. Einige Landtechnikfirmen bieten mittlerweile<br />

kostenpflichtige Software zur Planung von Referenzspuren an.<br />

Die Datenübergabe an den Autopiloten auf dem Fendt 926<br />

läuft über eine USB-Schnittstelle und beim Autopiloten auf dem<br />

CASE MXM über eine Compact Flash-Card.<br />

Beispiele aus dem Praxistest<br />

Mitte März <strong>2010</strong> begann der Praxistest des Parallelführungs-<br />

und Autopilotsystems mit der Flüssigmistausbringung.<br />

Die nächste Abbildung zeigt die eigens dafür angelegte<br />

A-B-Linie (blau) mit einer Länge von cirka 570<br />

Metern. Das Foto auf Seite 23 oben dokumentiert ein<br />

überlappungsfreies Ausbringen des Flüssigmistes. Die<br />

Arbeitsbreite betrug sechs Meter. Ausgebracht wurden<br />

20m³ Flüssigmist pro Hektar. Besonders die sichtunabhängige<br />

Ausbringung (Dunkelheit, Nebel) bietet hier die<br />

Möglichkeit enge Zeitfenster in der Bewirtschaftung effektiv<br />

auszunutzen.<br />

Weiter auf der gegenüberliegenden Seiteh


Anwendung des Parallelführungs- und Autopilotsystems bei der Wirtschaftsdüngerausbringung<br />

am 18. März <strong>2010</strong><br />

Die Haferaussaat der Sortendemonstration <strong>2010</strong> orientierte<br />

sich ebenfalls an einer A-B-Linie mit 270 Metern Länge. Am<br />

6. und 7.April <strong>2010</strong> wurden mit dem Parallelführungs- und<br />

Autopilotsystem des Fendt 926 insgesamt sieben Hafersorten<br />

gedrillt.<br />

Kartierung der Daten des Parallelführungs- und Autopilotsystems auf dem Fendt 926 zur<br />

Hafersaat am 6. und 7.April <strong>2010</strong><br />

Ergebnis der RTK-gestützten Hafersaat am <strong>28.</strong> April <strong>2010</strong> auf dem Fendt 926<br />

Anwendung des Parallelführungs- und Autopilotsystems bei der Aussaat von Hafer<br />

am 6. und 7.April <strong>2010</strong> (WGS84) sowie der Herbizidapplikation am 8.Mai <strong>2010</strong>.<br />

Analog wurde <strong>2010</strong> die Aussaat anderer Getreidearten, der Futtererbsen<br />

sowie des Winterrapses erfolgreich durchgeführt. In<br />

der Mehrzahl der Fälle wurde die mit dem Autopilotsystem des<br />

Fendt 926 gezogene A-B-Leitspur an das Autopilotsystem des<br />

CASE MXM übergeben. Damit war es möglich, mit der gleichen<br />

Leitspur, aber mit einer anderen Arbeitsbreite, die Applikation<br />

von Herbiziden nachfolgend zu realisieren.<br />

Selbst die Anlage von Praxisdemonstrationen ist mit dem Autopilotsystem<br />

hervorragend umsetzbar. Eine Variante einer Strei-<br />

Aus Wissenschaft und Praxis<br />

fenanlage war mit Kompost im November <strong>2010</strong> abzudecken.<br />

Dabei wurde mit dem Autopiloten im CASE MXM die A-B-Linie<br />

mit 13,5 m Abstand zur rechten Feldgrenze gezogen (siehe in<br />

der Abb. links, darunter folgend). Diese Leitspur hat ab dem<br />

Jahr 2011 für alle RTK-gestützten Feldarbeiten Gültigkeit. Auf<br />

der siebenten Fahrgasse mit 27 Metern Arbeitsbreite liegt die<br />

mit Kompost zu düngende Variante. Hier wurde zuerst ein vier<br />

Meter breiter Streifen mit dem Dungstreuer ausgebracht. Nach<br />

dieser ersten mittigen Dungspur wurde am Autopiloten die<br />

Arbeitsbreite auf vier Meter umgestellt. Praktisch ergab sich eine<br />

Gesamtbreite des Feldteilstücks von cirka 28 Metern, die ab<br />

nächstem Jahr von den Maschinen für den Pflanzenschutz und<br />

die Düngung voll ausgelastet werden kann.<br />

Karte des Schlages 121.21 mit A-B-Leitspur<br />

(rechte Schlaggrenze, blaue Linie)<br />

Anwendung des Parallelführungs- und Autopilotsystems Trimble AgGPS 332 im CASE MXM zur<br />

Ausbringung von kompostiertem Dung im November <strong>2010</strong><br />

Fazit<br />

Die Einrichtung und Anwendung des Parallel-Fahrsystems im<br />

LVG <strong>Köllitsch</strong> verlief im Jahr <strong>2010</strong> bisher sehr erfolgreich. Die<br />

Qualität der Aussaat und der Applikationen im Rahmen des<br />

Pflanzenschutzes sowie der Düngung hat sich signifikant verbessert.<br />

Neben den hier dargestellten Anwendungen wurden<br />

die beiden Parallelführungs- und Autopilotsysteme u.a. auch zur<br />

Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, zum Heuwenden oder<br />

zur Anlage von Vogelschutzfenstern verwendet. Neben der<br />

Einsparung von Betriebsmitteln erfolgte auch eine effektivere<br />

Bodenbearbeitung (keine Überlappungen). Als entscheidender<br />

Vorteil ist weiterhin die Entlastung des Fahrers zu erwähnen.<br />

Dieser kann sich voll auf die Funktion seines Arbeitsgerätes konzentrieren.<br />

Auf Grund der dargestellten positiven Ergebnisse erfolgt<br />

gegenwärtig die RTK-Anpassung eines dritten Traktors.<br />

"Emil" und "Rocko"<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

Karte des mit Kompost gedüngten Bereiches<br />

der Variante 1, Arbeitsbreite vier Meter<br />

Den schwarz-weißen Kopf "Rockos" im Eingangsbereich des <strong>Köllitsch</strong>er<br />

"Weißen Hauses" kennt jeder. Längst hängt ein weiterer erfolgreicher<br />

Vererber daneben: "Emil". Dr. Golze präsentiert ihn mit Ehrfurcht.<br />

Beachtet bitte den Beitrag des Wissenschaftlers S. 26 ff.!<br />

23


24<br />

Horst Kochinke (65/68)<br />

wurde von seinem Vater<br />

schon von kleinauf mit<br />

der Jagd vertraut gemacht.<br />

Mit sieben Jahren nahm<br />

er an seiner ersten Treibjagd<br />

teil (Foto links), mit<br />

171/2 war er einer der<br />

jüngsten geprüften Jäger<br />

der DDR.<br />

Auch kurz vor dem Eintritt<br />

ins Rentenalter ist<br />

seine Zuwendung zu Hege,<br />

Pflege und Bejagung der<br />

einheimischen Tierwelt<br />

nicht erlahmt.<br />

Einheimisch? Natürlich<br />

hat er sich mit Ehefrau<br />

Brigitte (Hochzeit 1972) längst Tiere in aller Welt angeschaut,<br />

so auch in Kenia.<br />

Häufig besuchte Horst seinen ehemaligen Geschäftspartner in<br />

Schweden und dann ging es zünftig auf die Elchjagd (Foto<br />

unten). Dabei handelt es sich nicht um die üblichen Reisebüroangebote,<br />

wo man weltweit ein Tier wählen kann und es dann<br />

vor die Flinte geliefert bekommt.<br />

Wir erfahren, wie Horst Kochinke nach dem TP-Studium erst<br />

Produktionsleiter der LPG in Zwethau war und dann mit "Parteiauftrag"<br />

in die heimatliche Dommitzscher LPG delegiert wurde.<br />

Zehn Jahre wirkte er dort mit großem Elan und brachte<br />

den Betrieb als Genossenschaftsvorsitzender in die Erfolgsspur.<br />

1990 stand dann alles infrage und Horst beendete seine Be-<br />

Das besondere Steckenpferd<br />

Horst und Hubertus<br />

Kochinkes Haus am Dommitzscher Grenzbach<br />

mühungen. Fortan nahm er die Geschicke für sich und seine<br />

Familie als Selbstständiger in eigene Hände. Er gründete das<br />

heute noch bestehende Torgauer Versicherungsbüro "Kochinke<br />

& Partner", sattelte aber bald zum Bauunternehmer um. In jener<br />

Zeit blühte das Familiengrundstück in Dommitzsch auf. Für Sohn<br />

Henrik wurden die alten landwirtschaftlichen Gebäude zum<br />

Pferdespezialbedarfsgeschäft (Sattlerei) umgebaut und Tochter<br />

Annett zog mit ins neue Familiendomizil (Foto oben). Annett,<br />

die jetzt Heilerzieherin an der Torgauer Montessori-Schule<br />

ist, war zu Zeiten des Familienbetriebes "Kochinke & Partner<br />

Ökobau" in der Verwaltung beschäftigt. Anfänglich baute man<br />

schwedische Holzhäuser, woraus sich die andauernde persönliche<br />

Beziehung nach Skandinavien entwickelte. In Spitzenzeiten<br />

errichtete die Firma nahe des Saaleparks Günthersdorf 48<br />

Wohnhäuser zugleich. So wie der Bauboom im Osten zusammenfiel,<br />

verschwand schließlich auch diese Firma.<br />

Horst, der Jäger<br />

Zur Sicherstellung der Ernährung gaben die Sowjets 1947 für<br />

ganz Sachsen 75 Gewehre an deutsche "Jagdkommandos" aus.<br />

Der aus Schlesien vertriebene Vater Kochinke erhielt das Vertrauen<br />

und erlernte als kaufmännischer Angestellter das Waidwerk.<br />

Sohn Horst begeisterte sich schnell, für ihn war die Natur<br />

sowieso interessanter als Vaters Papierkram.<br />

Folgerichtig wurde Horst Landwirt und pirscht nun bald 60 Jahre<br />

durch die Dübener Heide und über die Dommitzscher Elbwiesen.<br />

Mit ureigenem Mutterwitz rezitiert er:<br />

"Im März, da balzt der Auerhahn,<br />

der Birkhahn im April.<br />

Ein Jäger ist da besser dran,<br />

kann balzen, wann er will!"<br />

Vorstehhund "Deutsch-Drahthaar". Horsts Zwinger "Vom Gänsebrunnen" ist sein zweites<br />

Steckenpferd und dient<br />

der Zucht.<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Im Dommitzscher Stadtwald "Labaun" hat er mittlerweile<br />

etwa 40 Ansitze gebaut. Da oben wartet der Jägersmann<br />

allein auf vorbeikommendes Wild. Unter verschiedenen<br />

Waffen verwendet Horst vorrangig die "8x57 IS", bei der<br />

Entenjagd ist seine Bockflinte (Schrot) gefragt.<br />

Mit zwei weiteren Jagdgenossen hat er den "Labaun" gepachtet,<br />

sie bewirtschaften gemeinsam eine Kühlzelle für das<br />

Wildbret. Auf die Jagd geht natürlich jeder allein. Allein verantwortlich<br />

ist er auch gegenüber den Verpächtern, welche<br />

erwarten, dass ihre landwirtschaftlich genutzten Flächen von<br />

Wildschäden frei bleiben. Zum Glück ist das Schwarzwild als<br />

Hauptübeltäter ganzjährig zur Jagd freigegeben. Bei anderen<br />

Tieren sind strenge Schonzeiten oder Abschusslimitierungen<br />

zu beachten. Wir lernen, dass Jäger eben auch Heger unserer<br />

heimatlichen Flora und Fauna, und nicht nur die allseits<br />

verschrieenen "Bambi"-Mörder sind. Ihr Wirken hält letztlich die<br />

Natur im Gleichgewicht. Im Restaurant bestellt man ohne Zögern<br />

Wir sind von Horst zur herbstliche Treibjagd eingeladen. Kurz<br />

nach dem Hubertustag (3.11.) herrscht novemberliches "Mistwetter".<br />

Man hofft, trotzdem "Strecke" zu machen, denn der<br />

Jagdverein ist auf den Wildbretverkauf wirtschaftlich angewiesen.<br />

Die 50 orange bekleideten Beteiligten werden am<br />

Jägerfeuer mit Jagdsignal und der Einweisung des Jagdleiters<br />

begrüßt. Rehe nur bei ruhigem Einstand, Wildschwein,<br />

Hirsch, Raub- und Niederwild sollen bejagt werden.<br />

Wir Treiber durchkämmen die zugewiesenen Forsten, um<br />

Ansprache des Jagdleiters<br />

Nichts als Regen am und vor dem Lauf<br />

Strecke der Dommitzscher Jäger aus besseren Zeiten<br />

Das besondere Steckenpferd<br />

Hubertusjagd bei Dommitzsch<br />

Hirsch, Reh oder Wildschwein.<br />

Tja, woher kommt es nur?<br />

Wächst es in der Tiefkühltruhe?<br />

Die Jagd deckt rund ein Prozent<br />

des Fleischbedarfs im Lande,<br />

wovon die Hälfte aus Deutschland<br />

stammt.<br />

Horsts Argumente beeindrucken,<br />

er ist ein Waidmann mit Rundum-Blick.<br />

Auch der Hasenmangel<br />

wird von ihm als Folge der Zunahme<br />

von Monokulturen, des Pflanzenschutzes,<br />

der Technisierung und<br />

Überpopulation bei Beutegreifern<br />

erklärt. Ähnliches sei mit den vormals<br />

genauso häufigen Rebhühnern passiert. Im oberen Foto<br />

sehen wir den Aufbruch seines "Rekordkeilers" von 160 kg.<br />

das Wild aus seinen Einständen zu nötigen und den Jägern<br />

auf ihren Ansitzen ins Blickfeld zu bringen. Spätmittags gibt‘s<br />

einen stärkenden Imbiss an der leerbleibenden "Strecke".<br />

Ernüchterung bei allen! Was haben wir tapfer auf Busch und<br />

Baum geklopft, uns in den Brombeergestrüppen zerkratzt<br />

und "Ho-Ho!" geschrien! Horst Kochinke deklamiert, was ihr<br />

gern "erkugeln" könnt – "Des Jägers Klage".<br />

Mit Treiberknüppel und Fotoeisen litt wev. für euch im Wald.<br />

Weitere Bilder: www.koellitschverein.de/?q=node/325<br />

Es graust dem Hund samt Hütte<br />

"Es war nicht unser Tag!"<br />

Ecki, Horsts Studienkumpel, war aus Zwickau angereist<br />

Tröstlicher Abschluss bei Bockwurst und Getränken<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

25


26<br />

Einleitung<br />

Zucht und Haltung von Spezialgeflügel stellen im Vergleich zu<br />

den vorwiegend standardisierten Produktionswegen konventioneller<br />

Geflügelarten eine Herausforderung für den Landwirt<br />

dar. Die umfassenden Betrachtungen von Dr. Manfred<br />

Golze hat Dr. Andrea Schmidt, die in der beruflichen Vergangenheit<br />

eher dem Huhn verbunden war, für Euch ins <strong>Echo</strong>-<br />

Format komprimiert und zusammengestellt.<br />

Das Stichwort „Geflügel“ als landwirtschaftliches Produkt<br />

weckt in erster Linie Assoziationen zu Hühnern und Puten,<br />

beim zweiten Nachdenken zu Enten und Gänsen. Als Spezialgeflügel<br />

im Sinne der landwirtschaftlichen Produktion<br />

werden dagegen Tierarten bezeichnet, deren Produkte nur<br />

selten den Weg in die Supermarkt-Kühltruhe finden, weil sie<br />

nicht in Massenproduktion hergestellt werden. Ein Blick in<br />

die Geschichte zeigt uns jedoch, dass diese Tierarten in früheren<br />

Zeiten durchaus zur Ernährung der Menschen beigetragen<br />

haben und – wenn auch vorwiegend in den Küchen der<br />

Wohlhabenderen zu finden – keineswegs als Exoten galten.<br />

So datieren Aufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert, welche<br />

die Weihnachtsfestversorgung am Hof des Erzbischofs<br />

von York belegen: 104 Pfauen, 13500 „Vögel“ sowie Tauben<br />

fanden den Weg in die bischöflichen Kochtöpfe und Pfannen.<br />

Auch auf Gemälden des 16. und 17. Jahrhunderts sind auf<br />

den dargestellten Höfen neben den Hühnern auch Pfauen,<br />

Perlhühner und Tauben zu sehen. Herrscherhäuser verfügten<br />

häufig über Fasanerien, sogar Exporte von in Ungarn und<br />

Böhmen aufgezogenen Fasanen nach Wien und Paris sind in<br />

jahrhundertealten Aufzeichnungen nachgewiesen. Das zum<br />

Barock ausgehende Mittelalter ging durch eine besondere<br />

Phantasie in der Küche in die Kulturgeschichte ein. Essen sollte<br />

nicht nur satt machen, es sollte den Glanz des Lebens und<br />

den Ruhm des Gastgebers betonen. Pfauen, Tauben und andere<br />

seltene Geflügelarten gelangten auf die Tafeln. Die seit<br />

jeher zur Krankenkost zählenden Zuchtfasane und Täubchen<br />

gehörten auch bei Herrn von Goethe zur Küche.<br />

Im Schatzkästlein des „Guten Rates“ wird zu <strong>Ende</strong> des 19.<br />

Jahrhunderts die Stadtbürgerin belehrt, wie sie das Geflügel<br />

zu halten, zu füttern und zu pflegen hat. Es wird auch davon<br />

berichtet, dass die Perlhühner den Park benötigen, der Pfau<br />

freie Wege und die Pfauhenne eine unzuverlässige Brüterin<br />

ist und deshalb eine Hühnerglucke bereit sein sollte.<br />

Die Tradition der Wachtelhaltung in Japan und China<br />

reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück und fand später auch<br />

in Europa Nachahmer. Anfangs in erster Linie wegen des<br />

Wachtelschlages der Hähne gehalten, wurde das kleinste<br />

Spezialgeflügel später hinsichtlich Lege- und Mastleistung<br />

züchterisch verbessert und bereicherte ab dem 20. Jahrhundert<br />

die europäischen Speisekarten. Die aus Afrika stammenden<br />

Perlhühner wurden schon bei den Griechen und Römern<br />

domestiziert. Von dort aus war<br />

der Weg nach Frankreich und damit in<br />

die Küche der Feinschmecker nicht mehr<br />

weit. Auch die Zwergenten sind bereits<br />

Mitte des 17. Jahrhunderts beschrieben.<br />

Bevor sie selbst für den menschlichen<br />

Gaumen entdeckt wurden, mussten sie<br />

sich jedoch mit der Rolle als Lockvögel<br />

in Entenfallen begnügen.<br />

Tierzucht<br />

Spezialgef lügel wird immer beliebter<br />

Ausgewählte Gründe für die Haltung von<br />

Sondergeflügel<br />

Obwohl es in einigen Ländern wie Frankreich, Italien, den<br />

USA oder auch Ungarn Spezialbetriebe mit größeren Produktionseinheiten<br />

gibt, stellten Zucht und Haltung von Spezialgeflügel<br />

insgesamt nur eine Nischenproduktion dar. In Deutschland<br />

ist sie zum Beispiel als werbewirksame Ergänzung der<br />

Produktpalette in der Direktvermarktung interessant. Die<br />

kleinen Produktionseinheiten lassen sich zudem sinnvoll in<br />

vorhandener Altbausubstanz und in Splitterflächen unterbringen.<br />

Bei saisonaler Erzeugung bzw. begrenztem Zeitbudget<br />

sind auch vorübergehend freistehenden Ställe verwertbar.<br />

Auch temporär freie Arbeitszeitkapazitäten können außerhalb<br />

der Spitzenzeiten nutzbringend in der Spezialgeflügelhaltung<br />

eingesetzt werden. Unabhängig von diesen Faktoren<br />

ist die Haltung der genannten Geflügelarten eine sinnvolle<br />

Freizeitgestaltung und kleine Einkommensergänzung.<br />

Einstieg in die Spezialgeflügelproduktion<br />

Bevor ein neuer Produktionszweig eingeführt wird, ist eine<br />

Marktanalyse unerlässlich. Gerade bei Nischenprodukten hat<br />

die räumliche Entfernung zwischen Markt/Kunde und Erzeuger<br />

eine größere Bedeutung als bei Massenproduktion. Auch<br />

die saisonal schwankende Nachfrage muss in die Produktionsplanung<br />

einbezogen werden. Klarheit sollte am Anfang auch<br />

darüber herrschen, dass die Direktvermarktung der für Nischenprodukte<br />

am meisten Erfolg versprechendste Weg ist.<br />

Empfehlenswert ist der Start im kleinen Stil. Dies bringt den<br />

Vorteil, dass man die Tierart und das Verfahren besser kennen-<br />

lernt und Haltungstechnik, Fütterung, Tränken, Lüftung, Einstreu<br />

und Bewirtschaftung Schritt für Schritt an die jeweilige<br />

Tierart bzw. Rasse anpassen kann. Dies ist in kleinen Beständen<br />

nicht nur einfacher, sondern beschränkt auch das ökonomische<br />

Ausmaß von Anfängerfehlern.<br />

Darüber hinaus spricht für den Beginn im kleineren Stil der<br />

Vorteil, dass der Markt selbst aufgebaut werden kann. In den<br />

meisten Fällen gibt es einen „Schneeballeffekt“ beim Aufbau<br />

des Kundenkreises. Wenn es gelingt, hervorragende Produkte<br />

des Sondergeflügels zu vermarkten, folgt die systematische<br />

Erweitung der Produktion.<br />

Der Schlachtprozess ist besonders bei Tieren mit einem fest<br />

vorgegebenen Schlachtalter (z.B. Wassergeflügel) genau abzustimmen.<br />

Die Küken sollten nicht bestellt werden, bevor nicht<br />

der Schlachtzeitpunkt exakt mit der Schlachtstätte abgesprochen<br />

ist. Abschließend müssen im Komplex „Umsetzung“ die<br />

Bestimmungen Beachtung finden, die für die Erzeugung, bei<br />

der Vermarktung, beim Transport, der Schlachtung und der<br />

Lagerung bei der Direktvermarktung gelten.<br />

Zu berücksichtigen bleibt, dass als wesentliche Voraussetzungen<br />

für die weitere Verbreitung von Nischen oder Sonderformen,<br />

so auch des Sondergeflügels, eine intensive Werbung und der<br />

Aufbau eines Marktes und eines Kundenstammes notwendig<br />

ist. Es sind darüber hinaus kleinere Rupf- und Schlachtanlagen<br />

erforderlich, die auch für Sonderformen der Geflügelmast<br />

geeignet sind. Hauptaugenmerk muss auf den Direkt- und<br />

Frischemarkt gelegt werden, um die Besonderheiten des Produktes<br />

zu betonen und sich von der Massenware, die u. U.<br />

durch Importe abgedeckt wird, abzuheben.<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Allgemeine Probleme bei der Erzeugung von<br />

Spezialgeflügel<br />

Bei vielen derartigen Produkten muss der Markt in Deutschland<br />

erst erschlossen und der Bekanntheitsgrad gesteigert<br />

werden. Hier sind besonders Perlhühner und Wachteln zu<br />

nennen, die hierzulande längst nicht so bekannt wie in Frankreich<br />

oder Italien sind.<br />

Des Weiteren gibt es sehr wenig Erfahrung mit Sondergeflügel,<br />

jedenfalls in größeren Stückzahlen. Es liegen auch wenig gezielte<br />

Forschungsergebnisse zu Zucht, Haltung, Fütterung,<br />

Produktqualität und Vermarktung vor. Der Bezug von Jung-<br />

und auch Zuchttieren ist immer noch nicht so problemlos zu<br />

realisieren wie bei anderem Land- und Wassergeflügel. Aus<br />

diesem Grund sind auch bei Sondergeflügel oftmals geschlossene<br />

Systeme, d.h. Reproduktion und Erzeugung in einem<br />

Betrieb, in stärkerem Maße in Anwendung. Dies steht im<br />

Gegensatz zur konventionellen Geflügelhaltung und -mast,<br />

in der ein hoher Spezialisierungsgrad vorherrscht.<br />

Die Fütterung ist oftmals noch problematisch, da spezielle<br />

Futtermittel für die jeweilige Tierart des Sondergeflügels fehlen<br />

oder nur in geringem Maße zur Verfügung stehen. Für die<br />

Futtermittelindustrie lohnt sich die Herstellung von speziellen<br />

Futtermitteln oftmals nicht, da der Bedarf an Futter nur<br />

gering ist und sehr unkontinuierlich auftritt. Für konventionell<br />

und ökologisch arbeitende Betriebe liegen darüber hinaus<br />

nur wenige Ergebnisse zu Bedarfsnorm,<br />

Fütterungsregime bei den Sondergeflügelarten<br />

usw. vor. Allerdings ist ein Ausgleich<br />

mit anderen Futtermitteln oft leicht möglich,<br />

da die Tierarten einen noch nicht so<br />

hohen Züchtungsgrad erreicht haben.<br />

Halter sind also oftmals gezwungen, auf<br />

Futter anderer Geflügelarten auszuweichen.<br />

Hier besteht das Problem jedoch<br />

darin, dass nicht jedes Futtermittel gesackt<br />

angeboten wird. Das Futter bei diesen Spezialgeflügelhaltern<br />

ist aber nur so zu handhaben.<br />

Des Weiteren ist beim Einsatz von<br />

Futtermitteln anderer Geflügelarten ganz<br />

exakt auf die Futterzusatzstoffe zu achten.<br />

Einige Futterzusatzstoffe wie einige Kokzidiostatika<br />

sind für die Fasane, Wachteln bzw. Perlhühner nicht<br />

zugelassen, und andere werden von den Tieren, auch Wassergeflügel<br />

nicht vertragen.<br />

Es fehlen aufgrund der geringen Bedeutung auch Forschungsergebnisse,<br />

um Energie, Eiweiß sowie andere Stoffe exakt<br />

einsetzen zu können. Die geringen Zukaufsmöglichkeiten<br />

von Eiweißfutter erschweren eine ausgewogene Ration. Es<br />

besteht aber z.B der Vorteil, dass Spezialgeflügel generell<br />

etwas extensiver gehalten und gemästet wird und so natürlich<br />

bei etwas längerer Mastdauer nicht so kritisch reagiert,<br />

wie konventionelle Broiler oder Puten in der Mast.<br />

Ökonomie der Verfahren<br />

Die Wirtschaftlichkeit der Verfahren ist sehr schwierig einzuschätzen.<br />

Sie wird im Wesentlichen von den Voraussetzungen<br />

des Betriebes und auch von der Größe der Produktionseinheit<br />

und dem Umfang sowie von möglichen Preisen bestimmt.<br />

Ein Vergleich der Ökonomien dieser Formen wurde auf der<br />

Basis von Ergebnissen von Dr. Klaus Damme im Lehr- und<br />

Fachzentrum für Geflügel der Bayrischen Landesanstalt für<br />

Landwirtschaft in Kitzingen und Untersuchungen von Dr. Roland<br />

Tierzucht<br />

Klemm auf der Basis von Untersuchungen der Sächsischen<br />

Landesanstalt für Landwirtschaft vorgenommen. So konnten<br />

die genannten Autoren ohne Betriebsgemeinkosten bei Mast-<br />

und Legewachteln sowie bei der Perlhuhnmast bei Vergleich<br />

der Rentabilität ein Einkommen pro AK/h von cirka 12 € ermitteln.<br />

Diese drei Formen erzielten die günstigsten Ergebnisse.<br />

In der Wildentenmast wurden knapp 10 € je AK/h erzielt,<br />

in der Fasanenmast etwa 6,20 bis 6,30 € je AK/h und in der<br />

Fleischtaubenerzeugung etwas über vier €.<br />

Wie kann allgemein die Wirtschaftlichkeit<br />

verbessert werden?<br />

Es ist allgemein bekannt, dass der Erlös steigt, wenn neben<br />

den Schlachttieren auch Zuchttiere erzeugt werden. Eine bessere<br />

Reproduktion und bessere Beherrschung der gesamten<br />

Produktionstechnik und Senkung der Verluste sind allgemeine<br />

Größen, die auf die Erhöhung der zu vermarktende<br />

Produktmenge positiv wirken.<br />

Die direkten Kosten können je nach Tierart und Verfahren<br />

durch ein geschlossenes System mit eigener Reproduktion gesenkt<br />

werden. Meist ist der optimale Futtereinsatz eine wichtige<br />

Größe, da diese Kosten oft 50 Prozent der Gesamtkosten<br />

ausmachen. Aber auch der Energieeinsatz und die Preisgestaltung<br />

beim Einkauf der Produkte sind als Kostenfaktoren<br />

zu nennen.<br />

In der Regel sind kostengünstige Baulösungen,<br />

eine schrittweise Erweiterung sowie<br />

sinnvolle Kombinationen mit anderen<br />

Zweigen Maßnahmen, die zur günstigen<br />

Verteilung der Fixkosten im Verfahren führen<br />

und sich hier somit ebenfalls als weiterer<br />

Punkt für die Wirtschaftlichkeit positiv<br />

auswirken.<br />

Auch die Zusammenarbeit von Nischenproduzenten<br />

kann zu positiven Effekten<br />

bezüglich Wirtschaftlichkeit führen. Ein bereits<br />

vorhandener Kundenstamm und Interessenten<br />

an speziellen besonderen Produkten<br />

sind meist generell an einer breiten<br />

Produktpalette interessiert. Die Erzeugung<br />

kann zwischen mehreren Direktvermarktern<br />

aufgeteilt und damit mit einem höheren Spezialisierungsgrad<br />

erfolgen. Daraus resultieren meist größere Einheiten,<br />

mit allen daran gebundenen wirtschaftlichen Effekten.<br />

Abschließende Betrachtung<br />

Das Interesse an der Erzeugung von Sondergeflügel ist im<br />

Allgemeinen groß und weiter wachsend. Die Sächsische Landes-<br />

anstalt für Landwirtschaft führt seit 1997 jährlich einen Arbeitskreis<br />

„Sondergeflügel“ mit wechselnden Schwerpunkten oder<br />

übergreifenden Themen durch. Von anfangs elf Teilnehmern<br />

am ersten Stammtisch sind heute teilweise 150 Teilnehmer<br />

aus oftmals elf Bundesländern anwesend. Darüber hinaus<br />

führt die Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft zusammen<br />

mit der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft in<br />

Kitzingen einen Praxistag für Geflügel und Kleintierhaltung<br />

aller drei bis vier Jahre mit Schwerpunkt Sondergeflügel<br />

durch. Im kommenden Jahr werden beide Veranstaltungen<br />

zusammengelegt am 23./24.06.2011 in Kitzingen/Bayerische<br />

Landesanstalt durchgeführt.<br />

Dr. Manfred Golze, LfULG<br />

Referat Tierhaltung und Tierfütterung <strong>Köllitsch</strong><br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

27


28<br />

Die vom Wanderleiter Klaus Böhme ausgewählte Tour in der<br />

hinteren Sächsischen Schweiz war vielen der 15 Teilnehmer<br />

neu. Lausitzer Bergland und Elbsandsteingebirge treffen hier<br />

aufeinander. Besonders romantisch dabei die Einschnitte der<br />

Flusstäler. Die Kirnitzsch ist in einer Klamm gefangen, bildet die<br />

Grenze zu Böhmen und bietet dem Touristen eine Kahnfahrt.<br />

Verein aktiv<br />

Herbstwanderung des Vereins<br />

Ochelbaude Mitte Oktober <strong>2010</strong><br />

"Krümel" beglückt – kein Dauerregen<br />

Wanderbeginn in Hinterhermsdorf Restaurace, Addis Abeba oder wieder "heeme"?<br />

Der geerntete Hallimasch wurde zu Pilzklopsen verarbeitet<br />

und Chefkoch Torsten Linde zauberte wunderbare Salatkreationen.<br />

Gabriele H. stand wieder für das Frühstück ein, wobei<br />

alle bei der Selbstverpflegung unterstützten. Die Musiker Klaus,<br />

Peter und Wolfgang heizten die Stimmung auf. Viele Bilder<br />

befinden sich auf unserer Netzseite unter "Bergwanderungen".<br />

Acht Meter stürzt die Kirnitzsch hinter der Schleuse ab Blick vom Gamrig nach Rathen und Wehlen<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

Sangesfreunde Klaus und Michael<br />

Aufgeweichte Strecke im Lausitzer Bergland


Gespensterwald am Ostseestrand<br />

Wart ihr schon mal im Gespensterwald? Das ist ein magischer<br />

Ort. Für mich jedenfalls, denn dort muss die Gotik erfunden<br />

worden sein. Buchen streben unbeirrt, ohne sich im Nebensächlichen<br />

zu verästeln, himmelwärts. Es gibt einige „Gespensterwälder“<br />

an der deutschen und dänischen Ostseeküste, aber<br />

der in Nienhagen bei Warnemünde ist der schönste. Hier fand<br />

ich eine unerschöpfliche Quelle für Fotografie-Motive und<br />

habe mich sogar einmal wieder an die Ölfarben gewagt.<br />

Eure Steffi Duchow (82/85)<br />

Mit Pinsel und Palette<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

29


30<br />

Verein aktiv<br />

Wir fliegen nach Britannien!<br />

Als wir von Kenia im Jahr 2007 zurückkehrten, (das ECHO<br />

berichtete ausführlich) wurde beschlossen, das nächste Mal<br />

werden wir wieder <strong>Köllitsch</strong>er im Ausland besuchen.<br />

Chile sollte es sein! Wir machten uns schon mit den Gegebenheiten<br />

in Südamerika vertraut, jedoch der Kontakt dorthin<br />

riss immer wieder ab, bis er schließlich ganz versiegte.<br />

Aber, warum denn in eine so weite Ferne schweifen, wo<br />

doch das Schöne so nah liegt! Und so reifte der Gedanke, die<br />

beiden Tierärzte Thomas Schulze und Thomas Wittek in Großbritannien<br />

zu besuchen. Einziges Problem: Der eine praktiziert<br />

unweit von London, der andere lehrt in Schottland.<br />

Nun ist es bald so weit! Nach langer und heftig geführter<br />

Diskussion sind wir nun auf dem Sprung nach Britannien.<br />

Britannien? Ja, es wird in der zweiten Juliwoche 2011 in<br />

Stansford, unweit von London beginnen. Dort wohnt Thomas,<br />

(genannt Tommy).<br />

Auf dem Bild könnt ihr uns sehen, wie die Pläne für die Fahrt<br />

geschmiedet wurden.<br />

Peter, Tommy, Petra, Peter Wächtler<br />

Wir sind alle sehr gespannt auf die Schönheiten und Besonderheiten<br />

der Insel. Um Übernachtungsprobleme zu umgehen,<br />

reisen wir mit Wohnmobilen.<br />

Dadurch sind wir relativ unabhängig und müssen uns nicht<br />

mit Ach und Wehe dem nächsten Etappenort entgegenschleppen,<br />

sondern bleiben, wo der Schlaf uns überfällt.<br />

Das Wichtigste ist<br />

aber, dass wir Land<br />

und Leute und unsere<br />

<strong>Köllitsch</strong>er unter<br />

ihnen kennenlernen.<br />

Natürlich freuen wir<br />

uns auch auf die<br />

Vielzahl von Sehenswürdigkeiten,<br />

wie z.B. Stonehenge.<br />

Das interessiert mich besonders, denn hinter meinem Haus in<br />

Peterwitz steht oder stand auch so eine Kreisanlage.<br />

Die Engländer haben den Vorteil, dass ihre Vorfahren diese<br />

Kulturstätten aus großen Steinen bauten. Bei uns gab es solche<br />

nicht, sodass die Urmenschen Holzpfähle verwendeten,<br />

die längst verrottet sind. Trotzdem konnte mit einer Spektralkamera<br />

die Form und die Lage dieser Kulturstätte nachgewiesen<br />

werden.<br />

Wir besuchen natürlich auch die schottische Hauptstadt<br />

Edinburgh und nicht zu vergessen, die sehr spezielle und<br />

ganz eigene Gastwirtschaft.<br />

Ein bunt gemischter Trupp wird unterwegs sein.<br />

Eines ist hier aber schon versprochen. Im ECHO in einem<br />

Jahr werden wir genau berichten und versuchen, die schönsten<br />

Details einzufangen und euch im Bild wiederzugeben.<br />

Liebe Grüße bis dahin von eurem Peter<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de


Arbeitsplan des Vereins<br />

Das Vereinsjahr 2011<br />

05.03.11 – 12.03.11 Winterlager in Rokytnice - Tschechien<br />

Wir fahren nach Rokytnice nad Jizerou v Krkonoších (dt.: Rochlitz an der Iser<br />

im Riesengebirge). Das liegt unweit des bekannten Schigebietes Harrachov<br />

(dt.: Harrachsdorf). Der „Winterurlaub der jung gebliebenen Landbevölkerung"<br />

findet wie jedes Jahr statt. Es wird wieder ein Haus sein, das bereits angemietet<br />

ist. Neben Schi und Rodel gibt es wieder schöne Hüttenabende, die Gastronomie<br />

wird ergründet und man kann sich so richtig schön entspannen! Teilnehmer<br />

können sich noch melden!<br />

05.05.11 – 08.05.11 agra in Leipzig<br />

Inzwischen alle zwei Jahre werden wir auch im Mai 2011 auf der agra in Leipzig mit<br />

einem Stand vertreten sein. Neben dem informellen Charakter ist es auch eine unerschöpfliche<br />

Quelle der Begegnung unserer Stadtkinder mit der Umwelt (siehe<br />

Bild). Unser Stand muss betreut werden. Wer also Spaß daran hat, sollte uns<br />

kontaktieren. Wir brauchen Helfer!<br />

Juni 2011 Bootstour von Liebersee nach Torgau auf der Elbe<br />

Es ist eine lange Tradition, dass <strong>Köllitsch</strong>er sich ins Boot setzen und sich die<br />

Flüsse hinab treiben lassen. So geschehen schon zu <strong>BBS</strong>-Zeiten und wiederbelebt<br />

durch uns in den Jahren nach der Vereinsgründung.<br />

Es ist ein Versuch, diesen Faden wieder aufzunehmen. Also, wer Spaß daran<br />

hat, sollte sich unbedingt melden. Lagerfeuerromantik und Wassernähe sind<br />

garantiert!<br />

Juli 2011 Britannienfahrt<br />

Lange geplant und nun wird es Wirklichkeit!<br />

Wir besuchen die beiden Tierärzte Thomas Schulze und Thomas Wittek in Britannien!<br />

Eine lange Reise wird es werden und damit wir unabhängig bleiben,<br />

machen wir uns in Wohnmobilen auf den Weg.<br />

Wer noch Lust hat, mitzureisen, sollte sich schnell, aber unverbindlich anmelden.<br />

Im Wesentlichen sind wir ausgebucht!<br />

15.10.11 Sächsische Schweiz<br />

Auch die Sächsische Schweiz ist inzwischen eine jährliche Tradition geworden.<br />

Ob von der Ochelbaude aus, im inzwischen runtergewirtschafteten Schöna<br />

oder in der auch nicht mehr schönen Forstmühle – es gibt kaum noch einen<br />

Weg, den wir von dort aus nicht gegangen sind.<br />

Trotzdem ist die Sächsische Schweiz immer eine Reise wert! Und nach all den<br />

Jahren, wer kennt denn noch all die Steine, die wir inzwischen festgetreten<br />

haben? Also auch hierbei ... Meldet euch!<br />

"<strong>Köllitsch</strong>er <strong>Echo</strong>" – zwei Ausgaben<br />

Das "Sommerecho" gelangt nach der Britannienfahrt zum Leser. Das wird etwa<br />

im August 2011 sein.<br />

Pünktlich zu Weihnachten erhaltet ihr die Jubiläumsausgabe, die Nummer 30.<br />

Unsere Planung ist stets offen für die Ideen der Leserschaft – wer etwas anbietet,<br />

wird sich im Blatt wiederfinden!<br />

Alle Termine können unter <strong>BBS</strong>@koellitschverein.de angefragt werden.<br />

<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />

31


Weiteres zu "Partner Pferd" und Bettina Kaiser<br />

(oben mit Gojko Mitic) auf Seiten 8 und 9<br />

Steffen Bothendorf (71/74), links im Bild<br />

Fotos: Leipziger Messe – Zimmermann, EnGarde – Frieler, Hellmann

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!