28. Echo Ende 2010 - BBS Köllitsch eV
28. Echo Ende 2010 - BBS Köllitsch eV
28. Echo Ende 2010 - BBS Köllitsch eV
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Halali in Packisch<br />
Im November <strong>2010</strong> fielen die Mauern – siehe Seiten 3, 6 und 16/17<br />
Fotomontage "<strong>Echo</strong>"<br />
Nr. 28 – Dezember <strong>2010</strong><br />
Otto wird 80<br />
Interessantes zwischendurch<br />
Zum Geleit<br />
Petra Lada meldet sich zu Wort<br />
Schulabriss in Packisch<br />
Gedanken von Peter Lada<br />
Marlies Heide<br />
Lehrling, Lehrmeisterin, Schulleiterin<br />
Die <strong>BBS</strong> in Packisch im Herbst <strong>2010</strong><br />
Pantha Rhei<br />
Coellitsch-Mews<br />
Das Neueste aus <strong>Köllitsch</strong> von Ute Jarosch<br />
"Partner Pferd" 2011<br />
Bettina Kaiser und die Leipziger Messe<br />
Interessantes landauf – landab<br />
Von Buttermilch, Schneeskulpturen und einem Schönhund<br />
Hoch hinaus<br />
Grüße aus den Bergen und ein hübsches QUIZ<br />
Claudia Koch, der Bildung verschrieben<br />
Ute Jarosch war bei ihr in Erfurt<br />
"EuroTier <strong>2010</strong>"<br />
Fotobericht aus Hannover von Volkmar Schleider<br />
Pflügen für einen guten Zweck<br />
Gabriele Hinkelmann berichtet aus Arzberg<br />
Die <strong>BBS</strong> in Packisch im Herbst <strong>2010</strong><br />
Gitta Seupel fasst ihre Gedanken lyrisch<br />
Saluton el Kubo<br />
Andrea Schmidt beim Esperanto-Weltkongress<br />
Iran – Land mit vielen Gesichtern<br />
Walter Münnich (63/66) begeisterte sich<br />
Parallelfahrsystem im LVG eingeführt<br />
Wissenschaft und Praxis in <strong>Köllitsch</strong><br />
Hubertusjagd in Dommitzsch<br />
Der Jäger Horst Kochinke (65/68)<br />
Sondergeflügel<br />
Dr. Golze vom LfUG zu den Exoten<br />
Herbstwanderung des Vereins<br />
In der hinteren Sächsischen Schweiz unterwegs<br />
Gespensterwald am Ostseestrand<br />
Steffi Duchow malte Eindrücke in Öl<br />
Rundreise in Britannien 2011<br />
Peter Lada stellt das Projekt vor<br />
Jahresplan 2011 des <strong>BBS</strong>-Vereins<br />
Höhepunkte agra und Britannienfahrt erklärt von Peter<br />
"Partner Pferd 2011"<br />
Die Vorschau macht auf vier Weltcupfinals neugierig<br />
2<br />
3<br />
3<br />
4<br />
6<br />
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Nächstes <strong>Echo</strong>: August 2011
2<br />
Zwar möchte ich noch keine Memoiren loswerden, aber mitteilen,<br />
dass ich mich gern an diese Zeit erinnere, mit all ihren<br />
guten und auch schlechten Seiten.<br />
Die drei Jahre Schulstress, LWH- und Stallordnung sowie<br />
unsere Fantasie bei der Ausgestaltung des "sozial(istisch)en<br />
Schlächter Wolfgang<br />
Wolfgang Prinz (70/73) lernte im VEG Schäfer. Im Berufswettbewerb<br />
1973 konnte er "Bester Lehrling" der DDR werden.<br />
Längst ist er in einem anderen Beruf (s. <strong>Echo</strong> 11, S.8). Der<br />
Schäferei und <strong>Köllitsch</strong> ist er jedoch weiterhin eng verbunden.<br />
Einem Tipp folgend, ging er jetzt zum Amt und beantragte<br />
die Schlachteerlaubnis.<br />
"Sie haben in <strong>Köllitsch</strong><br />
gelernt?" – Schon war der<br />
Stempel auf der Genehmigung!<br />
Stolzerfüllt rief er<br />
sofort die <strong>Echo</strong>redaktion<br />
an. Schafe und Schweine:<br />
"Uffjebassd!"<br />
Um den Jahreswechsel feiern besonders aktive Vereinsmitglieder<br />
hohe Jubiläen: Klaus Böhme (58/68) wird am 23.12.<br />
75 und Otto Eimecke (58/92) am 6.Januar 80 Jahre alt.<br />
Kurzmeldungen<br />
"Lippi" hat sich aufgerafft<br />
und sendet grüßend diese Zeilen.<br />
"Zunächst möchte ich allen danken,<br />
die durch ihre fleißige Arbeit zum<br />
Erhalt dieser <strong>BBS</strong>-Fan-Gemeinde<br />
beitragen.<br />
Immer, wenn ich das "<strong>Echo</strong>"<br />
druckfrisch in den Händen halte,<br />
kommen in mir viele tiefsitzende<br />
Erinnerungen hoch.<br />
Packisch und <strong>Köllitsch</strong> – zwei Nester<br />
am <strong>Ende</strong> der Welt – haben<br />
auch meinen Werdegang sehr<br />
beeinflusst.<br />
Otto und Klaus<br />
Die Klasse 81/84a mit Lehrmeisterin M. Heide (s. S. 4/5), hinter ihr, verdeckt,<br />
Klassenleiterin B. Pfliegner<br />
Weitere Lehrzeitbilder: www.koellitschverein.de/?q=node/326<br />
Zusammenlebens" von Jugendlichen und Erziehern, Lehrern,<br />
Ausbildern und Leuten, die sich für das alles hielten, sind<br />
Erfahrungen, welche immer wieder stabilisierend auf mich einwirken.<br />
Kuhscheiße klebt eben doch fester als wir alle glauben!"<br />
Euer "Lippi" (Andreas Lippmann, 81/84)<br />
Die Jäcks aus Belzig<br />
fanden den Kuba-Artikel im Sommerecho ziemlich einseitig.<br />
Von Vera Lengsfeld (DDR-Oppositionelle) hatten sie gerade<br />
völlig andere Sichten gelesen.<br />
Gentechnik und Erhaltungszucht alter Haustierrassen (z.B.<br />
Ostpreußische Skudden und Rauhwollige Pommersche Landschafe)<br />
halten sie für willkommene<br />
<strong>Echo</strong>-Themen.<br />
Gentechnik würde zu stark<br />
politisiert und von den<br />
Mainstream-Medien als<br />
"Totschlagargument" missbraucht.<br />
Conny & Renè (84/87)<br />
Der Verein plant einen besonderen Tag für die Jubilare im<br />
Ostelbischen Mehrgenerationenhaus zu Arzberg. Voraussichtlich<br />
wird es am 22.Januar ein Programm über den ganzen Tag<br />
geben, und Gratulanten wären besonders zur nachmittäglichen<br />
Kaffeetafel willkommen.<br />
Im linken Zeitungsausschnittberichtete<br />
Klaus Böhme<br />
(Bildmitte) von der<br />
Übernahme der<br />
Packischer Schweinestallanlage<br />
als neues<br />
"Jugendobjekt".<br />
Die "Jugendobjekte"<br />
könnt ihr anrufen:<br />
KB - 0341 9611210<br />
OE - 034222 40728<br />
Näheres zum 22.01.<br />
erfahrt ihr über die<br />
e-Post!<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Nun ist schon wieder ein<br />
Jahr vorüber. Ich habe die<br />
Empfindung, dass dies immer<br />
schneller geschieht. <strong>2010</strong> ist<br />
wieder voller Erlebnisse,<br />
neuer Begegnungen und<br />
Erfahrungen gewesen. Und<br />
wie heißt es in einer Liedzeile<br />
bei PUR:<br />
„… auch am allerschönsten<br />
Körper nagt der Weisheitszahn<br />
der Zeit und das zu<br />
feiern, ist der schönste Zeitvertreib<br />
…“.<br />
Der „Frei“zeitvertreib mit<br />
dem <strong>Köllitsch</strong>-Verein ist für mich interessant und schön zugleich,<br />
natürlich auch mit Feiern. Habe ich doch seit der ersten<br />
gemeinsamen Unternehmung im Rahmen der „Wintersportwoche“<br />
so viel erlebt, interessante Menschen kennengelernt,<br />
sowie gute Freunde (und nicht zuletzt natürlich meinen Mann)<br />
gefunden.<br />
Ich denke, dass viele ehemalige <strong>Köllitsch</strong>er, ebenso wie ich,<br />
ein besonderes Empfinden zu diesen Jahren der Jugend<br />
haben. Dies spürte ich zum Beispiel auch bei unserem<br />
Jahrgangstreffen im Mai dieses Jahres in Grillenberg im<br />
Harz, unweit von Wippra. Und sicher gibt es den einen oder<br />
die andere, die sich auch ohne Verein auf der damaligen Basis<br />
Der Abriss der Schulgebäude in Packisch<br />
zeigt, es wird aufgeräumt. Längst war das wohl nötig geworden,<br />
denn es trieb sich allerlei Ungeziefer in den verwaisten<br />
Hallen der ehemaligen <strong>BBS</strong> herum. Trotzdem, ein Stück Wehmut<br />
bleibt.<br />
Das war unsere Jugend. Die Bilder anschauend ärgere ich<br />
mich darüber, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Eine<br />
Ausbildungsform, die unseren<br />
jungen Leuten von heute ganz gut<br />
bekommen würde, fand 1992 ihr<br />
<strong>Ende</strong>. Na gut, man hätte einiges<br />
reformieren müssen. Aber alles verfallen<br />
lassen?<br />
Die Studenten und Abiturienten<br />
von heute könnten solch<br />
einen Praxisbezug ganz gut gebrauchen.<br />
Zum Glück scheint<br />
es ja in <strong>Köllitsch</strong> noch so etwas<br />
Ähnliches zu geben. Manchmal<br />
wird mir schummerig, wenn ich<br />
in Verwandtschaft und Bekanntschaft<br />
mitkriege, was so läuft, in der Ausbildung, oder besser,<br />
was nicht läuft. Es fällt auf, dass aus der DDR stammende<br />
Ausbildungseinrichtungen immer noch die beste Qualität abliefern.<br />
Da denke ich z.B. an die TU Dresden, an die ehemaligen<br />
Pädagogischen Hochschulen oder an Fachschulen der<br />
Vergangenheit, auch die Betriebsberufsschule <strong>Köllitsch</strong>. Leider<br />
hatte die Schule in Packisch gar keine Chance. Ich denke<br />
da an Klemms "Helmutunser" bei der Grablegung der <strong>BBS</strong><br />
Verein aktuell<br />
Liebe <strong>Echo</strong>-Leser!<br />
treffen, private oder auch Geschäftsverbindungen eingehen.<br />
Diese Aktivitäten zu nutzen und auf eine größere Basis zu<br />
stellen, ist eines unserer Anliegen.<br />
Der Verein wird in gewohnter Weise auf der agra 2011<br />
vertreten sein. Dies ist eine gute Möglichkeit, im Rahmen des<br />
Messe-Besuches Kontakt zu knüpfen.<br />
Aber auch andere Unternehmungen, in bekannter Art und bewusst<br />
auch wieder auf neue Weise, planen wir für das Jahr 2011<br />
(siehe Seite 31). Gern verknüpfen wir unsere Unternehmungen<br />
im Kontakt mit Ex-<strong>Köllitsch</strong>ern und an deren Lebensorte.<br />
Das <strong>Echo</strong> berichtete stets, sodass ich, um nicht jemanden zu<br />
vergessen, hier lieber von einer Aufzählung dazu Abstand<br />
nehme.<br />
Ganz besonders interessant wird sicherlich die Tour nach<br />
Britannien und Schottland im Juli 2011 zu zwei meiner<br />
ehemaligen Klassenkameraden.<br />
Doch sollen die heimischen, für jeden erreichbaren Wochenendtreffen,<br />
das Hauptaugenmerk unserer Unternehmungen<br />
bleiben. Es existieren da schon richtige Traditionen, wie beispielsweise<br />
die Wanderungen in der Sächsischen Schweiz. Vielleicht<br />
gibt es noch viele andere Ideen bei Euch? Wir freuen uns<br />
über jede Anregung!<br />
Ich bin gespannt auf ein neues Jahr mit interessanten Erlebnissen<br />
und bin neugierig auf die Begegnungen mit Euch.<br />
Eure Petra Lada (82/85)<br />
(siehe ECHO Nr. 2). Wie Recht er doch hatte!<br />
Was bleibt ist die Erinnerung. Die Erinnerung an die schöne<br />
Zeit in Packisch, <strong>Köllitsch</strong>. In den Bildern sehe ich Frau Drabner<br />
an ihrem Schreibtisch sitzen, die uns noch in Lohntüten(!)<br />
die Lehrlingsrente auszahlte. Eine Gabe, die längst schon in<br />
Blumberg in der Kneipe verpfändet war oder den anderen<br />
Gläubigern überreicht werden musste. Was blieb, wanderte<br />
in den Konsum. Oder das Bild des ruinösen Speisesaales.<br />
Dort haben wir gefetet, geliebt und ges ... - Ihr wisst schon.<br />
Wir haben uns geärgert über die<br />
schlechten Essensrationen (wenn<br />
ich da so an die Marmeladenpappeimer<br />
denke ...), aber verhungert<br />
ist doch keiner, oder?<br />
In den Tagen des 20. Jahrestages<br />
der Eingemeindung der Ostländer<br />
in den Bund laufen ununterbrochen<br />
Filme im Fernsehen,<br />
die uns zeigen, wie schlimm das<br />
war, in der DDR zu leben. Bespitzelung<br />
und eingesperrt sein,<br />
ist der Tenor. Aber war es denn<br />
wirklich nur so? Nein!<br />
Wir hatten uns eingerichtet in der sozialistischen Gesellschaft.<br />
Wir haben geträumt, geliebt und geweint, wie überall auf<br />
der Welt. Das wollen wir in unserer Erinnerung bewahren,<br />
und so kommt der Abriss der <strong>BBS</strong> eigentlich folgerichtig in<br />
diesen Tagen daher.<br />
Die Zeit lässt sich nicht aufhalten!<br />
Viele Grüße von Peter (Lada, 70/73)<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
3
4<br />
Marlies, die Referentin<br />
Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />
Die Agrarpädagogin Marlies<br />
Marlies Heide (Ruhland) gehörte zwischen 1968 und 1984 zur <strong>BBS</strong> <strong>Köllitsch</strong><br />
Zwar verblassen<br />
die Erinnerungen<br />
an Gesichter<br />
von ehemaligen<br />
Lehrlingen bzw.<br />
Schülern immer<br />
mehr, und nach<br />
nunmehr 35 Jahren<br />
in der landwirtschaftlichen<br />
Bildung<br />
versuche ich gar<br />
nicht mehr, den<br />
Namen Gesichter<br />
zuzuordnen, sondern<br />
lasse mich<br />
spontan an Begebenheitenerinnern,<br />
wenn ich<br />
Namen höre.<br />
Lehrling in <strong>Köllitsch</strong><br />
Begonnen hat dieser Weg 1968. Eigentlich war für mich ein<br />
Platz in einem LPG-Büro vorgesehen, aber heimlich habe ich<br />
mich im VEG <strong>Köllitsch</strong> beworben – Rinderzüchter mit Abitur<br />
hieß diese Ausbildung damals. An meine ersten Tage kann ich<br />
mich noch erinnern. Im Packischer Speiseraum saßen etwa 20<br />
bis 25 Neuankömmlinge und nach der ersten großen Rede<br />
des damaligen Direktors, Herrn Christian Kempe, und der<br />
Aufteilung in die Klassen staunte ich, welche Vorstellungen<br />
meine Mitschüler so hatten, was sie über diese Ausbildung<br />
dachten und was sie wollten. Ja, sogar als Grundlage für eine<br />
Tätigkeit beim Film sollte die Ausbildung dienen!<br />
In der praktischen Ausbildung ging es dann schon anders her.<br />
„Hast du schon einmal gemolken?“, fragte Meister Doose.<br />
"Ja, eine Ziege.“ Damit stand ich mit zwei Melkzeugen auf<br />
der ersten Reihe im Stall I, und das war mein Einstieg. Ab<br />
und an kam der Meister vorbei und kontrollierte. Weil alles<br />
stimmte, war ich fortan Melker in der Praxis. Es sei denn,<br />
Meister Dooses Frau machte Vertretung im Kälberstall. Da<br />
durfte ich unterstützend mit hin.<br />
Trotzdem muss ich sagen, es war eine unbekümmerte Zeit<br />
zwischen Stall, Wohnheim, Schule, Exkursionen und dem<br />
Winterurlaub der Landjugend in schönen Schneegegenden.<br />
Im nächsten Jahr kann ich auf 40 Jahre Abitur zurückblicken.<br />
Ich hoffe, dass es auch ein Anlass für ein Wiedersehen mit<br />
den Klassenkameraden sein wird! Ein roter Faden zieht sich<br />
zwar heute noch durch die Mitschülerreihen, aber ein<br />
Wiedersehen wäre einfach besser.<br />
Die Lehrmeisterin<br />
Nach Facharbeiterabschluss und Abitur zog ich zum Studium der<br />
Agrarpädagogik nach Leipzig. Nicht immer wollte ich bleiben und<br />
als ich, anstatt in der Bildungsakademie Dedelow, in einer kleinen<br />
kommunalen Berufsschule im mecklenburgischen Mirow<br />
landete, weil diese weit abgelegenen Orte zuerst zu besetzen<br />
waren, dauerte es schon eine Weile, mich an diesen Gedanken<br />
zu gewöhnen. Aber ich konnte gut punkten und fühlte<br />
mich wohl zwischen zukünftigen Geflügel- und Rinderzüchtern,<br />
Agrotechnikern und den mecklenburgischen Kollegen,<br />
aber als ich im Urlaub auf Herrn Kühn traf, der mich für die<br />
Lehrmeisterei in Packisch anwerben wollte, sagte ich sofort<br />
zu. Heimat ist Heimat: Fortan war die Rinderzuchtanlage <strong>Köllitsch</strong><br />
mein Metier. Neben der täglichen Arbeit gab es auch Wettbewerbe,<br />
sprich Leistungsvergleiche, vorzubereiten und als<br />
<strong>Köllitsch</strong>er Kaderschmiede hatten wir auch zu siegen. Ich<br />
erinnere mich gern an die intensiven Vorbereitungen und<br />
die immer wiederkehrenden Übungen. 1984 fand der DDR-<br />
Wettbewerb der Lehrlinge in der Sparte Rinderzucht im VEG<br />
<strong>Köllitsch</strong> statt. Es waren sehr viele Aufwändungen zu tätigen.<br />
Vorbereitungen, nicht nur mit den Lehrlingen, auch im Stall.<br />
Wir siegten und hatten wieder einmal einen DDR Meister. Es<br />
hatte sich gelohnt!<br />
Lehrerin an der Kreislandwirtschaftsschule<br />
Aus privaten Gründen verzog ich 1984 mit meiner Familie in<br />
die Uckermark. Fortan war ich an der Kreislandwirtschaftsschule<br />
Lehrerin, später stellvertretende Leiterin. Ich zehrte<br />
vom <strong>Köllitsch</strong>er Wissen, und kam mir manchmal schon wie<br />
ein Exot vor, wenn ich über Milchleistung und züchterische<br />
Ergebnisse, Fütterung und Hygiene referierte. Jetzt hatte ich<br />
keine Jugendlichen in praktischer Ausbildung mehr, sondern<br />
Erwachsene in der Theorie, und am Nachmittag waren die<br />
Ställe in der Umgebung meine zweite Heimat. Fachgerechtes<br />
Melken hieß die Aufgabe.<br />
Bild unten: Klassentreffen im Jahr 2000 Marlies und Margit Kain beim Traditionstreffen in <strong>Köllitsch</strong><br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Noch heute schätze ich die zahlreichen Melkwettbewerbe,<br />
die mehr waren als nur das Vermitteln bloßer Theorie.<br />
In den vielen Diskussionen zur Wendezeit blieb ich immer an<br />
meinen Vorstellungen hängen – agrarische Bildung wird es<br />
stets geben. Heute sehe ich es nicht mehr so blauäugig, aber<br />
ich bin immer noch dabei.<br />
Die berufliche Bildung in Brandenburg<br />
Die Struktur der landwirtschaftlichen Bildung in Brandenburg<br />
ist schon ein klein wenig anders als in den anderen neuen<br />
Bundesländern. Unsere zuständige Stelle für berufliche Bildung<br />
ist beim Landesamt für Ernährung und Landwirtschaft<br />
angesiedelt. Hier sind unsere Bildungsberater, die regional<br />
für fast alle Berufe zuständig sind. Die Meisterausbildung<br />
wird von den ehemaligen und jetzt umorientierten Einrichtungen<br />
der Kreislandwirtschaftsschulen geleistet, die unterschiedliche<br />
Zuordnung haben, aber ihre Anleitung auch über<br />
die zuständigen Stelle erfahren.<br />
Leiterin an einer Kreisvolkshochschule<br />
Ich arbeite an der Kreisvolkshochschule Uckermark, die sich<br />
mit dem Fachbereich Landwirtschaft zu einer Regionalstelle<br />
für berufliche Bildung im Agrarbereich entwickelte. Diesen<br />
Fachbereich und die Regionalstelle Angermünde der Kreisvolkshochschule<br />
Uckermark leite ich. Manchmal schon ein<br />
gewaltiger Spagat, weil die Entfernung zwischen den beiden<br />
Arbeitsorten 47 km beträgt und von landwirtschaftlicher<br />
Bildung in politische, sprachliche, kreative und gesundheitliche<br />
Bildung umgedacht werden muss. Meine schönste Aufgabe<br />
sehe ich jedoch noch immer darin, Fachkräfte für die<br />
Landwirtschaft aus- und weiterzubilden. Gerade konnte ich<br />
Marlies und Gudrun Wolf beim Treffen der <strong>BBS</strong>-Kollegen 2003<br />
Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />
wieder Landwirtschaftsmeistern<br />
ihre Zeugnisse überreichen.<br />
Die Uckermark ist ein sehr<br />
großer Kreis, wenig besiedelt<br />
mit zahlreichen landwirtschaftlichen<br />
Unternehmen<br />
unterschiedlichster Struktur.<br />
Bei einem Lehrertagsvergnügen<br />
Nun organisiere ich ein letztes<br />
Mal die Meisterausbildung für<br />
Landwirte, die Facharbeiterausbildung<br />
für externe Landwirte<br />
und unterrichte dort Tierproduktion<br />
und Pädagogik, führe<br />
die Ausbildereignung an der<br />
Hochschule für nachhaltige<br />
landwirtschaftliche Entwicklung in Eberswalde durch. Im<br />
Prüfungswesen des Kreises spiele ich eine wichtige Rolle. Ich<br />
habe vor 20 Jahren die Prüfungsausschüsse für Land- und<br />
Tierwirte sowie für Landwirtschaftsmeister aufgebaut. Im<br />
Berufsbildungsauschuss des Landes Brandenburg kann ich direkt<br />
mit über die landwirtschaftliche Bildung entscheiden.<br />
<strong>Köllitsch</strong> – der "rote Faden"<br />
<strong>Köllitsch</strong> ist wie ein roter Faden in meinem Leben, es ist unvergessbar.<br />
Mit einigen Klassenkameraden wird schon mal telefoniert.<br />
Jährliche Treffen mit Angelika Doose (Lehrmeisterin)<br />
und Familie Kühn gehören zur Tradition. Geschwatzt wird<br />
mit Lothar und Gudrun Wolf sowie mit Wolfgang Wildt. Es<br />
tut gut, so alte Freunde zu haben. Wenn ich demnächst meine<br />
Berufstätigkeit beende, werde ich auf ein gutes Werk zur<br />
Aus- und Fortbildung von Landwirten zurückblicken können.<br />
Trotz mancher Ärgernisse liebe ich meinen Beruf. Das ist keine<br />
Floskel. Ich möchte mich auch heute noch nicht Lehrerin,<br />
sondern Agrarpädagogin nennen.<br />
Die Familie<br />
Auf meine Familie konnte und kann ich mich immer verlassen,<br />
um alle diese Anforderungen zu meistern. Auch wenn<br />
sie nicht die Landwirtschaft als ihr Metier ansehen wie unsere<br />
hartgesottenen, arbeitswütigen <strong>Köllitsch</strong>er Kinder, die sich<br />
in ihren Berufen (Jörg ist Chefkoch in einem renommierten<br />
Hotel und Ralf Betriebswirt bei der Bundesknappschaft) toll<br />
beweisen. Wolfgang, mein Mann, durfte schon in <strong>Köllitsch</strong><br />
die Plakate für die MMM-Bewegung für mich gestalten und<br />
wird auch jetzt, obwohl noch voll berufstätig, oft mit in meine<br />
Bildungsarbeit integriert.<br />
Fotos: privat, Text: Marlies Heide (68/84)<br />
Jörg, Ralf, Marlies und Wolfgang Heide vor ihrem Heim in Angermünde<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
5
6<br />
Katharsis in Packisch<br />
Katharsis ist Reinigung durch Trennung von Körper und Geist. Die <strong>BBS</strong> ist baulich weg – wir verbleiben gedenkend.<br />
Katharsis und Pantha Rhei (griech. Philisophie) – in Packisch sollte<br />
nun das Grab verschwinden, denn dort ist viel eher eine Quelle vieler<br />
beachtenswerter "<strong>Köllitsch</strong>er" Lebensläufe! wev. (ab 1965, beide Fotos)<br />
Jede Beseitigung von Altem, schafft Platz für Neues!<br />
Die Abbruchbilder ähneln uns, die wir mit zu den Letzten<br />
in Packisch gehörten – auch wir haben uns verändert.<br />
Wir wissen: „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche,<br />
sondern das Weiterreichen des Feuers!"<br />
Einen lieben Gruß von Tilo Bleichrodt (87/90)<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Hirsch Bruno muss derzeit aus Sicherheitsgründen separat gehalten<br />
werden, ein heftiger Streit um die Damenwelt ist im<br />
Gehege entstanden. Trost spendet das Nikolausgeschenk von<br />
Betreuer Burkhard Puhlmann und „Geldfrau“ Iris Bodach.<br />
Seit zwei Jahren besuchen uns die Schüler des Profilkurses<br />
"Boden" vom Torgauer Johann-Walter-Gymnasium. Sie erfühlen<br />
mit Händen und Augen was am Boden eigentlich so wichtig ist<br />
und dürfen sich als Technikkapitäne versuchen.<br />
Ganz links Herr K. Renner, ganz rechts Herr N. Manigel<br />
Ein neuer Häcksler gehört seit diesem Sommer zu unserem<br />
Inventar. Er kann mittels Harvestlab-System über Infrarotmessung<br />
den Feuchtegehalt des Erntegutes selbst bestimmen und<br />
regelt danach automatisch die Schnittlänge. Dazu kartiert er<br />
die Erträge und optimiert den Dieselverbrauch. Damit ist ein<br />
großer Schritt getan in Richtung sicheres gutes Grundfutter.<br />
Lebenswege - Gartengestaltung<br />
7<br />
Lehrer in Praxi:<br />
Zum Spezialseminar trafen sich im August wieder 22 Berufsschullehrer<br />
aus Sachsen in <strong>Köllitsch</strong> und haben sich zu ihren<br />
Wunschthemen praktisch fit machen können.<br />
Trotz verheerender Wettervorhersagen nahmen am 01.12.<strong>2010</strong><br />
ca. 80 Teilnehmer am Fachtag zum Thema Kälberhaltung teil.<br />
Dr. Ilka Steinhöfel (82/85) hier beim Erläutern des neuen<br />
Stalles. Ihre Botschaft – auch an die Menschen denken und<br />
Jungrindern viel mehr Aufmerksamkeit schenken.<br />
Neue Informationen zum Thema "Ställe bauen mit Melkrobotern"<br />
gab es am 24.11.<strong>2010</strong> im Rahmen des Fachtages.<br />
Auch große Betriebe erschließen inzwischen diese Technik für<br />
sich. Berichtet wurde offen und aus der Praxis, für alle ein großer<br />
Gewinn. Da gibt es noch viel Entwicklungsarbeit.<br />
Berichte: Ute Jarosch; alle Fotos: Burkhard Puhlmann, LVG <strong>Köllitsch</strong><br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
8<br />
Bettina Kaiser und die Messe "Partner Pferd"<br />
Bettina Kaiser (74/77) ist vielen "<strong>Echo</strong>"-Lesern als "Messetante"<br />
bekannt. Im Zusammenhang mit der Messe "Partner Pferd 2011"<br />
besuchen wir sie in ihrem Neubau-Einfamilienhaus in Markkleeberg,<br />
nahe des Cospudener Sees.<br />
"Betty" brennt für ihre Arbeit, und so stimmen wir uns mit<br />
Messegeschichten aus ihrer "agra"- und der Neuzeit bei der<br />
Leipziger Messe ein. Tochter Kristin (Physiotherapeutin) sitzt<br />
hochinteressiert dabei (Foto oben). In gleicher Weise ist das<br />
Thema "<strong>Köllitsch</strong>" mit am Tisch und Bettina zeigt ein Foto<br />
(rechte Spalte), das sie sogleich erklärt:<br />
Ein unverhofftes Wiedersehen nach 36 Jahren<br />
Im Oktober 1974 verliebte sie sich als 11erin in den 13er<br />
"Frankie". Der Kontakt beider hielt nicht lange an, weil Frankie<br />
keine feste Beziehung wollte.<br />
Oktober <strong>2010</strong>: GlobeWelt, das neue Outdoor- und Reisefestival<br />
war der Grund, dass sie nach Köln flog.<br />
Sie konnte nicht wissen, dass Jörg Franke schon mehrere<br />
Wochen beim BfV (Bundesamt für Verfassungsschutz) in Köln<br />
im Dienst war.<br />
Trotz vieler Vorträge sollte für sie auch ein Besuch des Kölner<br />
Doms dazu gehören. Jörg hatte an diesem Sonnabend frei und<br />
war auf einem Stadtbummel.<br />
Bettina entdeckte auf dem Weg zum Kölner Dom ein parkendes<br />
Auto mit einem Aufkleber an der Heckscheibe:<br />
„In <strong>Köllitsch</strong> gelernt“.<br />
Darauf aufmerksam geworden, schien es sich allerdings nicht<br />
zu lohnen, in der an diesem Sonnabend überfüllten Kölner<br />
Innenstadt nach dem Besitzer Ausschau zu halten. Auf dem<br />
Domvorplatz fiel ihr jedoch ein Herr auf, der in einen Stadtplan<br />
vertieft war. Wie es der Zufall wollte, kreuzten sich die Blicke.<br />
Lebenswege<br />
<strong>2010</strong> – 20 Jahre<br />
Haus-Garten-Freizeit<br />
Beide hatten den Eindruck, sich irgendwoher zu kennen. Sie<br />
kamen ins Gespräch. Jörg war sich nicht sicher, aber er fragte<br />
direkt, ob sie aus Leipzig komme und mit der Leipziger Messe<br />
etwas zu tun habe.<br />
Jetzt wurde ihm bewusst, dass er sie schon durch verschiedene<br />
Beiträge im KÖLLITSCHER ECHO gesehen hatte und es sich<br />
nur um Bettina handeln konnte.<br />
Bettina und Jörg Franke in Köln<br />
So war ein herzliches Wiedersehen perfekt! Nach interessanten<br />
gemeinsamen Stunden verabschiedeten sie sich in der Hoffnung,<br />
wieder einmal etwas voneinander zu hören.<br />
Von den Rindern und Schafen zur Messe<br />
Nach dem Tierproduktionsstudium arbeitete Bettina fünf Jahre<br />
in verantwortlichen Positionen in der LPG Tierproduktion<br />
Mücheln/Geiseltal, zusätzlich auch als Lehrausbilderin und Jugendverteidigerin<br />
am Kreisgericht.<br />
Die Markkleebergerin machte 1987 aus ihrem Wunsch Wirklichkeit<br />
und begann eine Tätigkeit auf der nahen "agra".<br />
Annette Winter (73/76) wurde fortan eine Kollegin.<br />
Ihr Arbeitsplatz hieß "Thematikerin für die Nahrungsgüterwirtschaft"<br />
– ein typisches DDR-Sprachkonstrukt. In Zusammenarbeit mit der<br />
DEWAG (Deutsche Werbeagentur) hatte sie Themenbücher für Aussteller<br />
und Besucher zu schaffen und zeichnete für die Ausstellungen<br />
in der Halle 40 verantwortlich.<br />
In den Wendewirren kam die Markkleeberger Landwirtschaftsausstellung<br />
auf den Prüfstand. Die "agra"-Mitarbeiter waren<br />
über Jahre stark verunsichert und Bettina ergriff deshalb das Angebot<br />
der "großen" Messe und wechselte 1994 auf das Gelände<br />
am Völkerschlachtdenkmal. Fortan kamen sehr anspruchsvolle<br />
Aufgaben auf sie zu. Die jahrhundertealten Messetraditionen<br />
mussten sich an die neuen Gegebenheiten anpassen, und Ideen<br />
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waren gefragt, um sich im knallharten Geschäft einen Platz<br />
zu sichern. Es entstanden Messen zu speziellen Themen:<br />
"Haus – Garten – Freizeit", "Touristik/Caravaning", das "Leipziger<br />
Spielefest" und "Modell/Hobby/Spiel" (Vereinigung 1998),<br />
die "Handwerks-" und die "Immobilienmesse" und 1998 die<br />
Messe "Partner Pferd". Bei allen Vorhaben war Bettina die Projektdirektorin<br />
und ist es bei einigen heute noch, wie etwa der<br />
"Haus – Garten – Freizeit".<br />
"Partner Pferd" – das Prunkstück<br />
Das Prunkstück ihrer Arbeit und der Nachwende-Entwicklung<br />
der "Leipziger Messe GmbH" sollte jedoch die Pferdemesse<br />
werden. Bereits auf der alten "agra" in Markkleeberg hatte<br />
Bettina Kaiser beim dortigen "Reit- und Springturnier" erste<br />
Erfahrungen sammeln und vor allem Kontakte herstellen können.<br />
Mit dem Turnierveranstalter Volker Wulff fand sie bald<br />
den richtigen Spannemann und so konnte sich die Leipziger<br />
Veranstaltung zum führenden Turnier im Hallenreitsport weltweit<br />
entwickeln.<br />
Getragen vom hohen Zuspruch der Reiter und Verbände aus<br />
allen Weltgegenden für die vorbildlichen Bedingungen und<br />
das fachkundige Publikum in Leipzig findet die "Partner Pferd"<br />
im April 2011 einen besonderen Höhepunkt. Erstmals werden<br />
dann vier Weltcup-Finals innerhalb einer Großveranstaltung<br />
durchgeführt!<br />
Im Einzelnen sind das die FEI Worldcup Finals<br />
- im Springreiten,<br />
- im Viererzug-Fahren,<br />
- in der Dressur,<br />
- im Voltigieren (erstmaliges Finale).<br />
Die Weltcup-Saison hat bereits begonnen. Auf den Kontinenten<br />
werden die Besten ihrer Disziplinen für das große Finale in<br />
Leipzig bei Qualifikationsturnieren ermittelt. In Oslo und Helsinki<br />
sammelten auch die deutschen Springreiter erste Punkte.<br />
Derweil ordern führende Unternehmen der Branche ihre Messestände<br />
in Leipzig. Auf Grund der großen Nachfrage wird<br />
2011 eine weitere Messehalle für die Besucher geöffnet. Man<br />
erweitert die Tribünenplatzanzahl auf stolze 9500 Sitze und in<br />
der Halle 3 entsteht ein weiterer Parcours, wo 3000 Sitzplätze<br />
hinzu gebaut werden.<br />
Das alles erfüllt unsere "Betty" mit Stolz, denn die weltweite<br />
Resonanz steigert das Ansehen und den Bekanntheitsgrad ihrer<br />
Heimat wie kaum ein anderes "Produkt" aus Leipzig. Das Lächeln<br />
ihrer Organisationstruppe im unteren Foto überdeckt die harte<br />
Arbeit, die ständig zu leisten ist, um Ausstellern, Besuchern,<br />
den Aktiven und Pferden beste Bedingungen zu bieten.<br />
Lebenswege<br />
Thema "<strong>Köllitsch</strong>"<br />
Betty ist die Arbeit an sich, mit "ihrer Messe" ist sie tief verwachsen.<br />
Nur zu gerne würde sie sich an den Unternehmungen des<br />
<strong>BBS</strong>-Vereines beteiligen. "Besonders eure Wanderungen sind genau<br />
mein Fall – terminlich konnte ich leider nie mitkommen!"<br />
Sie fördert Fotos hervor, wo sie beim Wandern in verschiedene<br />
Landstrichen des Globus zu sehen ist. Das Liebste sind ihr<br />
die Schweizer Berge (Foto darunter).<br />
"Das <strong>Köllitsch</strong>er <strong>Echo</strong> ist für mich eine Institution – erst freue<br />
ich mich sehr darauf, blättere es durch und lese später jeden<br />
Artikel, doch dann ärgere ich mich (fast) jedes Mal, dass ich<br />
wieder nicht am Verpacken teilnehmen konnte!", erzählt sie<br />
freimütig. "Jedes Mal" können wir relativieren, denn zuweilen<br />
hatte es schon geklappt.<br />
Auch für den <strong>BBS</strong>-Verein ist Bettina als Auftraggeber der Messe-<br />
Ankündigung "Partner Pferd" ziemlich wichtig. Zum Jahresende<br />
können wir dadurch verdiente Zuarbeiter mit begehrten Ehrenkarten<br />
für die Pferdemesse auszeichnen.<br />
"Eine Hand ... die andere" – ein unter den Ex-<strong>Köllitsch</strong>ern vielfach<br />
gelebtes Prinzip. Erinnert ihr euch noch an die <strong>Echo</strong>-Ausgabe<br />
Nr. 9? Auf den Mittelseiten wird darin zu den Anfängen<br />
der "Partner Pferd" geschrieben. Bettina fand damals Wolf<br />
Lahr (68/70) als Mitstreiter.<br />
Heutzutage sind es Steffen Bothendorf und Axel Frauenheim<br />
vom Graditzer Gestüt, die ständig für die Schulung "Pferdebeurteilung"<br />
bereitstehen.<br />
"Ach!", sprudelt es aus ihr heraus, "da wollte es unlängst der<br />
Zufall, dass mit Lothar Beier, Ulrich Blank und Bärbel Georgi<br />
gänzlich ungeplant drei Leute aus meinem <strong>Köllitsch</strong>er Jahrgang<br />
von 1974/77 hier bei mir am Kaffeetisch saßen. Ich hatte sie<br />
nacheinander auf der Messe entdeckt und eingesammelt."<br />
Auf Wiedersehen bis zum nächsten Treff auf der Messe!<br />
Mit Notizblock und Fotoeisen war bei Betty: wev.<br />
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Bettinas Klasse 1974/77 a<br />
9
10<br />
Buttermilch (Bumi) ist ein oft unterschätztes Produkt,<br />
sie ist sehr fettarm und enthält eine Menge<br />
an wertvollen Inhaltsstoffen wie Vitamine A, B2<br />
und C sowie Eisen, Kalium, Magnesium, Phosphor,<br />
Zink und natürlich Eiweiß.<br />
Buttermilch sollte in die gesunde Ernährung integriert<br />
werden, sie eignet sich hervorragend zum<br />
Kochen.<br />
Mit wenigen Kalorien bringt Bumi den letzten<br />
Schliff in die Speise.<br />
Die meisten Gerichte aus dieser Sammlung kommen<br />
bei uns zu Hause häufig auf den Tisch.<br />
Diese Speisen haben alle eines gemeinsam – sie sind<br />
Interessantes landauf – landab<br />
Buttermilchrezepte aus Döbeln-Oschatz<br />
Die Broschüre zur Buttermilch mit schmackhaften Rezeptvorschlägen ist über den RBV Döbeln-Oschatz e.V., Hainstr. 3, 04720 Döbeln,<br />
Tel. 03431 622843 bei "unserer" Geschäftsführerin Iris Claassen (81/84) zu beziehen. Bauernverband.Doebeln-Oschatz@t-online.de<br />
Schneeskulpturen in Sibirien<br />
unkompliziert und schnell zu kochen, gelingen<br />
sozusagen nebenbei und wurden bewusst mit fettarmen<br />
Zutaten bereitet.<br />
Die Gerichte sind Vorschläge bzw. Kochideen, man<br />
kann auch gern Gewürze und andere Zutaten weglassen<br />
oder austauschen.<br />
Ich wünsche ihnen viel Spaß beim Ausprobieren,<br />
Nachmachen und Kreieren und Guten Appetit!<br />
Iris Claassen (81/84)<br />
Geschäftsführerin<br />
Regionalbauernverband Döbeln-Oschatz e.V.<br />
Anja Klingner (71/74) wurde uns im "<strong>Echo</strong>" Nr. 22 bekannter. Ihr Sohn Norbert lebt in Nowosibirsk und sandte diese Schneeskulpturen ein.<br />
Anja hebt die "Bremer Stadtmusikanten" wegen der "Viecher" hervor, aber die "Ökologische Katastrophe" (rechts) gefällt ihr am besten.<br />
Wie der Wind geht die Zeit<br />
nicht nur an dem alten Gemäuer<br />
in Packisch vorüber.<br />
Schaut in den Spiegel und<br />
die ungeschminkte Wahrheit<br />
wird Euch einholen!<br />
(angelehnt an ein altes chinesische<br />
Sprichwort)<br />
"Ringo" Hartenstein (65/68)<br />
betextete sein Foto von<br />
2004.<br />
Hallo, liebe ehemalige <strong>Köllitsch</strong>er!<br />
Ich war von 1960 bis 1963 erst in Packisch, dann das letzte Jahr<br />
in <strong>Köllitsch</strong>. Wer Lust auf Kontakt hat, kann sich gerne bei mir<br />
melden! Ich würde mich sehr darüber freuen, denn hier in Niedersachsen<br />
kenne ich nur wenige Leute.<br />
Ich wohne in 28832 Achim, Hühnerkamp 7.<br />
Telefon: 04202 7678798<br />
Besser noch wäre die e-Post: hans_juergen.sack@t-onlin.de<br />
Eine gesegnete Weihnachtszeit wünscht euch euer Ehemaliger<br />
Hans Jürgen Sack<br />
Das absolute Steckenpferd ist entdeckt! Als bekennende Nichtsportlerin hab ich mir mit meinem dritten<br />
Hund einen Spitzensportler ins Haus geholt, der mich aus dem Sessel reißt! Die Süße sitzt ganz vorn und<br />
am Sonntag werden wir unsere erste Prüfung ablegen. Was kann es Schöneres geben, als mit einem Profi an<br />
seiner Seite diesen Sport zu betreiben! Drückt uns die Daumen! Eure Sandra (Seemann, 82/85)<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Q U I Z<br />
Hoch hinaus<br />
Wie Evelyn Wetterballons für den Personenverkehr nutzt<br />
Zedern sind immergrün und werden 50 Meter hoch. Kirschen<br />
sind meistens rot und schmackhaft. Im Libanon gelang die Kreuzung<br />
und auf verschlungenen Wegen kam die ZeKi (Cedrus<br />
prunus libanensis) in den Garten von Evelyn Aresin (78/81,<br />
Schreck). Gelangte Klein-Evi noch selbst an die geliebten Früchte,<br />
hatte Frau Evelyn zunehmend Probleme, ihre ZeKi ist inzwischen<br />
40 Meter hoch. Ihr Mann besorgte daraufhin Wetterballons<br />
von den Meteorologen, befestigte einen Korb darunter<br />
und lässt seither seine Evi, gesichert durch das Seil der (eigentlich)<br />
Fesselballons, seitlich am Baum bis zur Krone zum Naschen<br />
aufsteigen. Prima – doch diesen Juli lösten sich die Seile!<br />
Folge war kein böser Unfall, sondern der Beginn einer wunderbaren<br />
Erfindung. Gegen die Wespenplage hatte unsere Evi<br />
nämlich einen Feuerlöscher aus ihrem alten Trabi mit und setzte<br />
diesen, ähnlich einem Düsentrieb, zur glücklichen Rückkehr ein.<br />
Aresins entwickelten das "Fluggerät" weiter und beschlossen, bei<br />
günstigem Wind eine Ballonfahrt zu Uwe Hellriegel aus der alten<br />
<strong>Köllitsch</strong>-Klasse zu wagen. Nachts stiegen sie auf und fuhren gen<br />
Norden. Evi gelang dabei das obige Foto ihrer Heimatstadt.<br />
Als Evi zu "Hellie" fuhr, enstand ein Quiz<br />
Uwe Hellriegel (78/81, siehe <strong>Echo</strong> 22) ist Allianz-Generalvertreter<br />
im mecklenburgischen Banzkow. Als Aresins wirklich nahe<br />
seines Dorfes landeten, traute er seinen Augen nicht. Dann aber<br />
begeisterte er sich am Beweisfoto, das eine Örtlichkeit ganz in<br />
seiner Nähe aus der Luft zeigt.<br />
Eine weitere Idee ward geboren:<br />
Hellie bietet ein Wochenende im "zweitschönsten Dorf Europas"<br />
(Fahrtkosten selber tragen), damit sich der Gewinner des Ratespiels<br />
die abgebildete Gegend selber erschließen kann!<br />
Brief, e-Post oder Karte müssen den Namen der Stadt (?) beinhalten,<br />
über die Aresins gefahren sind.<br />
Der Sieger wird durch Los ermittelt. Wer eventuell die ZeKi<br />
bezweifelt, darf sich hierbei sicher sein, es ist der Beginn einer<br />
"Schnitzeljagd" durch Deutschland und wird fortgesetzt.<br />
Leser können uns "Ratebilder" einsenden und stehen für die Übernachtungskosten<br />
des Siegers ein. Fröhliches Beginnen!<br />
Sommerliche "Bergziegen" grüßen<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
Foto: Evelyn Aresin<br />
Peter und Petra Lada waren auf Ötzis Spuren in Südtirol Peter Wächtler (71/74) kletterte auf Deutschlands höchsten Berg, die Zugspitze (2962 m)<br />
Edgar Nönnig (67/69) bestieg mit dem Aragaz (4007 m) den höchsten Berg Armeniens und blickte dabei<br />
auf den Großen Ararat (5137 m). Der türkische Riese fehlt noch in seiner Liste landeshöchster Gipfel.<br />
In der "Galerie der Viertausender" am Matterhorn bewegten sich Ute/Peter Jarosch, Petra/Klaus Weinert,<br />
Michael Körber und Anita Mahnel.<br />
11
12<br />
Berufsausbildung mit Abitur anno <strong>2010</strong><br />
Tja, da staunt ihr, was? Es gibt (gab) sie wieder, die Berufsausbildung<br />
mit Abitur!<br />
Für uns Anlass genug, der Sache nachzugehen. Damit begab ich<br />
mich auf die Spur von Claudia Koch (75/78, Link), welche dabei<br />
im Thüringer Ministerium für Landwirtschaft, Forsten, Umwelt<br />
und Naturschutz kräftig mitmischt.<br />
Immer wieder aus Zeitgründen verschoben, nahm ich in diesem<br />
Jahr endlich mal den Hörer in die Hand und wurde sofort<br />
herzlich eingeladen. Da ja auch ich mich mittlerweile beruflich<br />
im Berufsbildungsbereich bewege, machte ich mich also auf<br />
die Strümpfe und besuchte zunächst mal die „Grünen Tage“ in<br />
Erfurt. Dabei habe ich schon ganz viele Informationen zu Strukturen<br />
und Organisation der<br />
Ausbildung bekommen. Kurz,<br />
prägnant und super erstellt<br />
von Claudia, die ich strahlend<br />
und sehr aktiv an ihrem Stand<br />
erlebte. Gleich war ein zweiter<br />
dienstlicher, aber auch privater<br />
Termin ausgemacht. Sie zeigte<br />
uns die Ausbildungsstätten der<br />
Überbetrieblichen Ausbildung<br />
in Schwerstedt und Buttelstedt.<br />
Wir konnten Vergleiche zu unserer<br />
Arbeit in <strong>Köllitsch</strong> ziehen<br />
und haben interessante Entdeckungen gemacht.<br />
Dort habe ich einen echten "Reisetraum" entdeckt! – Könnt ihr<br />
euch noch erinnern?<br />
Abends kamen wir dann ins<br />
Gespräch, aber gern lasse ich<br />
sie selbst zu Wort kommen:<br />
Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />
In Packisch abgeliefert<br />
Als ich mit 16 (ach, waren wir<br />
noch jung!) von meinen Eltern<br />
von Leipzig nach Packisch<br />
gebracht und „abgeliefert“<br />
wurde, meinte ich, ihnen sagen<br />
zu müssen, dass ich wohl<br />
jetzt länger nicht nach Hause<br />
kommen werde – das erste<br />
Mal so richtig von zu Hause<br />
weg. Aber diese Einstellung<br />
änderte sich schnell für mich<br />
als „wohlbehütetes“ Einzelkind<br />
aus der Stadt, die zwar<br />
Arbeit, aber niemals so viele Menschen gewöhnt war.<br />
Das erste Jahr war hart,<br />
die anderen zwei wurden<br />
immer besser und<br />
am <strong>Ende</strong> muss ich heute<br />
noch oft an die Worte<br />
unseres Mathelehrers<br />
Herr Stamm denken:<br />
„Wer drei Jahre Packisch<br />
überstanden hat, der<br />
findet sich zurecht im<br />
Leben.“<br />
Wie wahr!<br />
Unsere Klasse in Packisch vor dem Flachbau<br />
Der Weg ins Ministerium<br />
Nach der Zulassung für das Tierproduktionsstudium kam die Enttäuschung,<br />
ich sollte in die Fachrichtung „Ökonomie der Tierproduktion“<br />
– um Gottes Willen, ich und Betriebswirtschaft! Also<br />
schockte ich meine Eltern, als ich vom Fachrichtungswechsel zur<br />
Agrarpädagogik berichtete. Diesen Schritt habe ich nie bereut.<br />
1982 begann ich meine Lehrertätigkeit in der Kreislandwirtschaftsschule<br />
in Bad Langensalza (über die Absolventenvermittlung<br />
nach Thüringen). Im Rahmen der Erwachsenenqualifizierung<br />
bildete ich Facharbeiter, Meister und Ingenieure im Fernstudium<br />
für die Agraringenieurschule Stadtroda aus und betreute die LPG<br />
hinsichtlich der Weiterbildung ihrer Beschäftigten (z.B. Bedienungsberechtigungen<br />
für die Melkstände) direkt vor Ort. Ich war<br />
leidenschaftlich gern Lehrer und glaube, dass meine „Schüler“<br />
weitgehend mit mir zufrieden waren. Bis zur Wende – da wurde<br />
abgeschafft und geschlossen. So bewarb ich mich 1990 in dem<br />
im Entstehen befindlichen Landwirtschaftsministerium und hatte<br />
großes Glück. Seit 1991 bin ich dort und wurde Beamtin.<br />
Die Arbeit<br />
Ich bin in all den Jahren dem Bildungsbereich treu geblieben<br />
und habe eine Vielfalt an Aufgaben erledigt, beständige und<br />
auch viele Neue.<br />
Dazu gehörte das Schreiben von Förderrichtlinien, die Ideen zur<br />
Broschüre über die „Grünen Berufe“ sowie die Flyer zu den<br />
aktuellen Berufen oder aber zu den Berufswettbewerben in der<br />
Landwirtschaft.<br />
Alle Informationen findet man auch auf der Homepage www.<br />
thueringen.de/de/thueringenagrar/bildung/, für deren Redaktion<br />
und Gestaltung ich verantwortlich bin.<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
BMA – wie in <strong>Köllitsch</strong>!<br />
Die "Berufsausbildung mit Abitur" wurde mit Beginn des Ausbildungsjahres<br />
2006 für den Beruf Landwirt/in als Schulversuch auf<br />
Grund einer Rahmenvereinbarung zwischen dem Thüringer Kultusministerium,<br />
dem Thüringer Ministerium für Landwirtschaft,<br />
Naturschutz und Umwelt, dem Thüringer Landesverwaltungsamt<br />
(damals die zuständige Stelle) und dem Thüringer Bauernverband<br />
eingeführt. Vorausgegangen war die Forderung des Berufsstandes,<br />
um ihren Führungskräftenachwuchs zu sichern. Viele<br />
der Geschäftsführer der Agrargenossenschaften oder auch beim<br />
Thüringer Bauernverband haben, so wie wir in Packisch, die Berufsausbildung<br />
mit Abitur gemacht. Anders als bei uns, dauert<br />
jetzt diese Ausbildung vier Jahre, wobei in den ersten drei Jahren<br />
ein „normaler“ Lehrvertrag geschlossen wird, jedoch das vierte<br />
Jahr wieder der Schülerstatus am Beruflichen Gymnasium gilt.<br />
Über alle drei Jahre haben die Auszubildenden zur regulären<br />
Berufsausbildung, die im dritten Jahr mit der Abschlussprüfung<br />
abgeschlossen wird, zusätzlich die Fächer am Beruflichen Gymnasium<br />
zu absolvieren, die ihnen im vierten Jahr ein vollwertiges<br />
Abitur ermöglichen. Die Belastung für die Auszubildenden ist<br />
sehr hoch und die Betriebe sind manchmal mit den Praxiszeiten<br />
doch etwas kurz gekommen. Der Schulversuch, ursprünglich für<br />
zwei Einstellungsjahre begrenzt, wurde zweimal verlängert. In<br />
diesem Jahr hat das Thüringer Kultusministerium jedoch einer<br />
Verlängerung nicht mehr zugestimmt, da es zu wenig Interessenten<br />
gab, um eine Klassenstärke von mindestens 15 Personen<br />
zu erreichen.<br />
Schade, aber durch die Durchlässigkeit der Studieneinrichtungen<br />
kann man auch über den Erwerb der Fachhochschulreife<br />
(sowohl in der Berufsschule in Schwerstedt als auch an der Fachschule<br />
in Stadtroda möglich) über den Bachelor zum Master<br />
kommen und damit einen Hochschulabschluss erreichen.<br />
Lebenslanges Lernen<br />
In vielen Reden, die ich für Minister, Staatssekretäre oder<br />
Abteilungsleiter schreiben „durfte“, habe ich immer auf die<br />
Notwendigkeit des lebenslangen Lernens hingewiesen. „Wer<br />
rastet, der rostet“ kommt nicht von ungefähr, und die rasante<br />
Entwicklung, die uns täglich begleitet, erfordert, dass man<br />
am Ball bleibt. Und manchmal möchte man mehr. Ich habe<br />
mich regelmäßig in Seminaren zu verwaltungsfachlichen Themen<br />
weitergebildet und im vorigen Jahr, nach einem Seminar<br />
über „Mediation“ für mich eine Entscheidung getroffen. Ich<br />
habe im Oktober an der Fachhochschule in Erfurt berufsbegleitend<br />
ein zweisemestriges Studium zur „Mediation“ aufgenommen.<br />
In diesem Jahr habe ich zur Vorbereitung dieser<br />
Weiterbildung und zur Schulung meiner „Menschenkenntnis“<br />
einen Jahreslehrgang in Psycho-Physiognomik“ belegt.<br />
Hochinteressant und abwechslungsreich – die Ausdrucksdeutung,<br />
die die Physiognomie eines Menschen (die äußere Erscheinung,<br />
besonders der Gesichtsausdruck) mit seinen persönlichen<br />
und seelischen Eigenschaften verknüpft.<br />
Mehr dazu: www.menschen-erkennen.de/<br />
Später, dann aber privat<br />
Vielleicht klappt es ja, dass ich das, was ich als Lehrerin an der<br />
Kreislandwirtschaftsschule besonders gern gemacht habe, später<br />
auf privater Grundlage wieder aufgreifen kann?<br />
Die Arbeit mit Menschen und für Menschen würde ich nach<br />
meiner Weiterbildung nebenberuflich (und vielleicht später als<br />
Pensionärin) zu gerne wieder machen und damit mich wieder<br />
selbst leben wollen.<br />
Lebenswege – Bildung in der Landwirtschaft<br />
Der sportliche Sohn<br />
Vergessen möchte ich auf keinen Fall, über meinen 1984 geborenen<br />
Sohn zu berichten. Michael ist sportlich sehr aktiv und studiert<br />
an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena auf das Lehramt<br />
für Gymnasien in den Fächern „Sport“ und „Wirtschaft/Recht“.<br />
Wer weiß, wohin es ihn verschlagen wird - aber wer hat meine<br />
Eltern gefragt?<br />
Richtig, Claudia – junge Menschen müssen einfach so wie wir<br />
ihren eigenen Weg gehen. Ihnen Flügel in Form von Selbstvertrauen<br />
und Bildung zu verleihen, ist eine gute Aufgabe.<br />
Den Lehrer mit Leib und Seele spürt man bei Dir, Konsequenz<br />
und Tatendrang mischen sich mit Herzlichkeit und Offenheit.<br />
Da will doch jeder Schüler sein! Sicher ist es auch nicht so<br />
leicht, in politischen Strukturen tätig zu sein und etwas zu bewegen,<br />
umso wichtiger ist es, wenn dort Leute mit praktischer<br />
Erfahrung sind. Und meine Antennen haben mir signalisiert,<br />
dass Du in der Praxis als Ministerialbeamtin jederzeit gern<br />
gesehen bist und akzeptiert wirst.<br />
Ich wünsche Dir bei Deiner Arbeit immer genügend Kraft<br />
und den richtigen Ausgleich in Deinem herrlichen Garten<br />
(Leipziger Gegend) und in den neuen Betätigungsfeldern.<br />
Besuchsbericht (kursiv): Ute Jarosch (seit 1978)<br />
Weitere Lehrzeitbilder von Claudias Klasse:<br />
www.koellitschverein.de/?q=node/324<br />
Überbetriebliche Ausbildung in Schwerstedt<br />
Schwerstedt bei Weimar ist eine traditionsreiche landwirtschaftliche<br />
Bildungsstätte in Thüringen. Jährlich werden hier etwa<br />
1800 Schüler und Lehrlinge ausgebildet.<br />
Die Bilder zeigen die Ausbildungshalle, welche nach der Wende<br />
auf dem Gelände der (zu DDR-Zeiten) Landwirtschaftsschule für<br />
den Landkreis Weimar erbaut wurde.<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
13
14<br />
140.000 Besucher (darunter 23.000 Gäste aus 78 Ländern)<br />
bedeuteten für die diesjährigen Fachmessen EuroTier und<br />
Bioenergy Decentral in Hannover einen neuen Rekord.<br />
Unter der bewährten Messeleitung von Annette Winter<br />
(73/76) war die Halle 27 wieder großer Anziehungspunkt<br />
für die Freunde der Wiederkäuer.<br />
Die zahlreichen Fachbesucher konnten sich über Neuheiten vom<br />
Ansetzroboter am Melkkarussell, einem schwebenden Melkersitz<br />
für den Tandemmelkstand, bis hin zur Rindergenetik<br />
informieren. Am Stand des Autors (Firma CRV) wurde das<br />
innovative Kreuzungszuchtprogramm von Milchviehrassen<br />
"ProCross" vorgestellt. Und die "Jäger und Sammler"! Voll<br />
Landwirtschaftsmesse<br />
bepackt mit guten Sachen, die das Leben schöner machen<br />
– Luftballons vom Kragen wehend, Strohhüte am Kopf sich<br />
drehend, behängt mit Mist und Alberei, sind sie 2012 gewiss<br />
wieder dabei. Text und Fotos: Volkmar Schleider (74/77)<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Lokalreporterin Gabriele Hinkelmann<br />
Pflügen für einen guten Zweck<br />
Hallo, hier ist euer Lokalreporter aus Arzberg!<br />
Ihr seht mich hier als Kuchenverkäuferin beim 3. Arzberger<br />
Schaupflügen. Mittlerweile ist das Schaupflügen das Dorffest<br />
in Arzberg schlechthin geworden. Es findet immer zum <strong>Ende</strong><br />
des Sommers statt, schließlich braucht man ja auch etwas zum<br />
Umpflügen.<br />
Den Besuchern wird bei dieser Veranstaltung die Möglichkeit<br />
gegeben, sich beim Pflügen auszuprobieren. Gegen einen kleinen<br />
Obolus erwirbt man ein Ticket, und dann kann es losgehen.<br />
Es geht hinaus aufs Feld zum Pflügen. Hierfür stehen ganz<br />
unterschiedliche Gespanne zur Verfügung. Höhepunkt der<br />
diesjährigen Veranstaltung war der K 700 A. Dieser mächtige<br />
Allradtraktor wurde von den Männern der Gesellschaft für<br />
Soziales und Umwelt (GSU) auf Vordermann gebracht.<br />
Diese Gesellschaft kümmert sich seit etwa fünf Jahren um Langzeitarbeitslose,<br />
führt sie wieder an einen geregelten Tagesablauf<br />
heran. Das Team um die Sozialpädagogen Kersting & Poller<br />
Die Zuschauer aus den 18 Arzberger Ortsteilen<br />
wurden zünftig transportiert<br />
GT 124 (Nachfahre des RS 09) aus Haldensleben, Motor aus Cunewalde<br />
Örtliches aus dem <strong>Köllitsch</strong>land<br />
arbeitet hauptsächlich an Projekten im „grünen“ Bereich. Auf<br />
diese Art und Weise brachte man u.a. den Arzberger Kinderfestberg<br />
auf Vordermann, an dessen Fuße übrigens das diesjährige<br />
Schaupflügen ausgetragen wurde.<br />
Das etwas unwirtliche Wetter mitten im August tat der Stimmung<br />
keinen Abbruch. Rund 1000 Besucher ließen es sich<br />
nicht nehmen, eine Furche für einen guten Zweck zu ziehen.<br />
Den Erlös von 594,64 Euro erhielt diesmal unsere Kinder-<br />
tagesstätte „Kastanienkids“.<br />
Diese Summe setzt sich natürlich nicht nur aus dem Pflügen zusammen.<br />
Arzberger Vereine übernahmen die Bewirtung und<br />
übergaben ihren Erlös komplett den Veranstaltern, der GSU.<br />
Diese überbrachte dann den Scheck der Kindertagesstätte.<br />
Bereits jetzt laufen die Planungen für das Schaupflügen 2011.<br />
Wer gern mal wieder eine Furche ziehen möchte, ist herzlich<br />
eingeladen. Der Termin wird im Sommerecho bekanntgegeben.<br />
Ich freu mich auf Euch! Eure Gabriele<br />
Technik aus DDR-Zeiten<br />
"John Deere"-Traktor – wer wollte, konnte pflügen<br />
Volksfest in Arzberg<br />
K 700 (Kirowetz 700) aus Leningrad (Sankt Peterburg), Allradtraktor, 300 PS<br />
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15
16<br />
Was bleibt<br />
Reisen in die Vergangenheit<br />
Zusammenstellen von Familienstammbäumen<br />
Suchen nach alten Spuren in Kisten und Kellern<br />
Freude und Trauer über alte Fotos<br />
verbunden mit Erinnerung und Fragen<br />
wie es so war mit unseren Vorfahren<br />
an die man nicht denkt in seinen Jugendtagen<br />
Fotowettbewerb der "<strong>Echo</strong>"-Leser<br />
Packisch lag damals für uns wohl am <strong>Ende</strong> der Welt<br />
doch die Gebäude haben wir mit Leben erfüllt …<br />
Jeder kann davon Geschichten erzählen –<br />
von der Essenausgabe im Speisesaal<br />
und dem Duft der gebratenen Wurst zum Frühstück<br />
vom morgendlichen Gähnen<br />
über dem Brot- und Marmeladentopf<br />
vor der Fahrt mit dem Reisetraum zur Stallarbeit<br />
Beschnüfflungs- oder Lumpenball den Eroberungen im Flachbau<br />
nächtliches Begängnis unter den Augen der gestrengen Betreuer<br />
Jugendlieben und welche die ein Leben hielten<br />
Arbeitseinsätze die damals noch Subbotnik hießen<br />
Stehen im Direktorenzimmer um eine Rüge abzubekommen<br />
und Hängen an der Sprossenwand<br />
zum Streben nach höchsten Leistungen im Sport<br />
Lieblingslehrer und Lehrers Lieblinge<br />
Sitzen in den Prüfungen Strenge und Anstrengungen …<br />
Arbeiten habe ich in Packisch gelernt<br />
und so manches mehr es hat mir im Leben oft genützt<br />
Fragt mich einer nach all den Jahren<br />
bin ich stolz solche und gerade dort<br />
eine Ausbildung gehabt zu haben<br />
Jahrgang 56 – jetzt sind wir das „Mittelalter“…<br />
manches Problem nicht mehr auf unserem Tisch<br />
vom Leben oft auf harte Proben gestellt<br />
denn nichts ist einfach in dieser Welt<br />
Das „<strong>Echo</strong>“ hält die Erinnerungen an die <strong>BBS</strong>-Jahre<br />
und eine Zeit unserer Jugend frisch<br />
und zeigt was aus manchem geworden ist<br />
in Text und Bild bunt oder schwarz-weiß<br />
mit Blick nach vorn und auch zurück<br />
Von den Reisen in die Vergangenheit<br />
werden aus dieser Zeit nur noch die Fotos bleiben<br />
dort wo wir in unserem Leben manchen Grundstein legten<br />
bleibt kein Stein auf dem anderen<br />
aber in uns lebendige Erinnerung<br />
GIS <strong>2010</strong><br />
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Die <strong>BBS</strong> in Packisc<br />
Gedanken von Gitta Inge S
h im Herbst <strong>2010</strong><br />
eupel (Lippmann, 73/76)<br />
Flachbaugeschichten<br />
Das war doch mein Zimmer – sagen sich die Mädchen<br />
und Erinnerungen kommen auf …<br />
Links hinten das letzte Zimmer war unseres<br />
mit Blick auf den Sportplatz<br />
aus den großen doppelten Fenstern<br />
Ein Einzelbett zwei Doppelstockbetten<br />
jedes Mädchen einen Spind für die Sachen<br />
Sonntagabend nach Ankunft mit dem Reisetraum<br />
es klingt im Flachbau nach hellem Lachen<br />
wird geschwatzt ausgepackt und im engen Spind verstaut<br />
schwer ist es Ruhe zu finden<br />
Später wird Erzieher Fredor Schmidt die Runde drehen<br />
und zur Nachtruhe nach dem Rechten sehen<br />
Der Morgen beginnt mit dem erzieherischen Wecken<br />
und leichtem Stau im Gemeinschaftswaschraum<br />
glücklich wer warmes Wasser genießen kann<br />
oft flitzten wir den langen Gang entlang<br />
bis zu dem linken letzten Zimmer<br />
Spindkontrolle Zimmerordnung<br />
bis hin zum geputzten Schuh<br />
welcher Erzieher wird heute kommen<br />
wird unser Zimmer „abgenommen“<br />
manche Schikane ist Erinnerung<br />
über die man schmunzeln kann<br />
und trotzdem konnten wir Freiheiten genießen<br />
und uns ausprobieren<br />
fern von der elterlichen Strenge<br />
und mancher Kinderzimmerenge<br />
Hellhörig war es im Flachbau<br />
und nächtliches „Fenstern“<br />
sprach sich schnell herum<br />
und somit manche neue Eroberung<br />
Den Trubel auf der anderen Seite<br />
haben wir niemals mitbekommen<br />
die Geräusche der Stallbesatzung<br />
beim Einstieg in den Reisetraum<br />
und das Abfahren mit Traktorengeräusch …<br />
Links hinten im letzten Zimmer<br />
mit dem Ausblick ins Grüne<br />
sehe ich mich heute noch<br />
am Schreibtisch vorm Fenster sitzen<br />
und staunend den Aufgang betrachten<br />
eines übergroßen orange gefärbten Vollmondes<br />
über der Sportplatz-Begrenzungshecke …<br />
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GIS <strong>2010</strong><br />
17
18<br />
Andrea beim Esperantistenkongress auf Kuba<br />
Saluton el Kubo – mia somero en Esperantujo<br />
„Ich lerne Esperanto.“ „Ach ja, und warum?“<br />
„Ich plane, meinen Urlaub dort zu verbringen.“<br />
Das klingt wie ein Witz, trifft aber im Wesentlichen auf mich<br />
zu. Der Leser wird sich fragen, welcher Ort genau mit „dort“<br />
gemeint ist. Der Ort heißt Esperantujo, das ist der Ausdruck,<br />
der auf Esperanto gebraucht wird, um eine Lokalität zu beschreiben,<br />
in der Esperanto gesprochen wird. Das kann der<br />
örtliche Esperanto-Klub sein (in Leipzig trifft sich ein Häufchen<br />
der wenigen Aufrechten), ein südfranzösischer Ort am Mittelmeer,<br />
wo im Frühjahr die mediterrane Esperanto-Woche<br />
stattfindet, Esperantujo ist überall dort, wo sich mehr als ein<br />
Esperantist befindet und in diesem Sommer war es für viele<br />
und auch für mich: Kuba.<br />
La komenco – der Anfang ...<br />
Das Esperanto-Virus schleppte meine Mutter in die Familie<br />
ein, die Anfang der achtziger Jahre beim Kulturbund einen<br />
Kurs belegte und sich seitdem in der Leipziger Esperanto-<br />
Gruppe engagierte. Ich schnappte die eine oder andere Vokabel<br />
auf, lernte aus Spaß ein paar typische Anfängersätze und<br />
beließ es dabei. Mit der Wende wurde das Leipziger Esperantujo<br />
allmählich kleiner und das weltweite Esperantujo vergrößerte<br />
sich plötzlich, doch Mutti wurde nicht jünger und wollte die<br />
jährlichen Höhepunkte der Esperanto-Bewegung, die Weltkongresse,<br />
nicht mehr allein besuchen. Also begleitete ich<br />
sie im Sommer 2003 nach Göteborg, was zu einem leichten<br />
Zuwachs meines Vokabulars führte. Selbiges wuchs auch in<br />
Vilnius (2005) und in Rotterdam (2008).<br />
Auch für Nicht-Esperantisten sind solche Kongresse durchaus<br />
interessant. Ich verstand von den Vorträgen genügend, um den<br />
Themen zu folgen, genoss die Kulturveranstaltungen und die<br />
Ausflüge und sah interessante europäische Großstädte. Wenn<br />
mich jemand ansprach, fehlten mir allerdings die Worte.<br />
Irgendwann packte mich jedoch der Ehrgeiz: Schließlich sind<br />
Sprachen für mich immer eine leichte Übung gewesen! Ich<br />
lernte ein bisschen aus Muttis altem Lehrbuch, besuchte einen<br />
Wochenkurs zu Leben und Werk Vincent van Goghs, den<br />
eine in den Niederlanden lebende Ungarin in Nordfrankreich<br />
veranstaltete und war danach fit für Białystok (2009).<br />
Zum Weltkongress nach Kuba fuhr ich nun allerdings allein.<br />
Im Vorfeld nahm ich noch an einer kleinen Esperanto-Lehrer-<br />
Konferenz teil. Dies hatte den Vorteil, dass ich eine weitere<br />
Stadt kennenlernen konnte und zunächst eine kleinere Gruppe<br />
um mich hatte. Wie man im Bild sieht, war der Veranstaltungsort<br />
auch dazu angetan, vor lauter Bildung den Urlaub<br />
nicht zu vergessen.<br />
Bild links unten: Ausklang eines Arbeitstags zur ILEI-Konferenz. Gemeinsam<br />
mit Gleichgesinnten aus Kuba, Mexiko, den Niederlanden,<br />
Australien, Litauen, Kroatien, Frankreich, Chile, Schweden, Uruguay,<br />
Israel, Spanien, Großbritannien.<br />
La Universalaj Kongresoj – die Weltkongresse<br />
Havanna war der 95. Austragungsort eines Weltkongresses,<br />
die seit 1905 (Boulogne-sur-Mer) nahezu jährlich stattfinden.<br />
Die meisten wurden in europäischen Großstädten veranstaltet,<br />
aber aller zwei bis drei Jahre werden sie an andere<br />
Kontinente vergeben – beispielsweise an Yokohama in<br />
2007, Peking in 2004 oder Fortaleza (Brasilien) in 2002. Die<br />
Teilnehmerzahlen schwanken, sind seit 1985 (Augsburg) immer<br />
vierstellig gewesen, der Rekordhalter ist Warschau: 1987<br />
– zum 100-jährigen Jubiläum – in der „Wiege“ der Plansprache<br />
kamen 5946 Gäste.<br />
Es gibt einerseits Esperantisten, die jedes Jahr die mehr oder<br />
weniger lange Reise antreten, andererseits aber natürlich<br />
auch Bewohner von Ländern, die sich eine Teilnahme nur<br />
leisten können, wenn der Kongress in der Nähe stattfindet.<br />
Süd- und Lateinamerika sind ja nicht nur territorial isoliert,<br />
die ökonomischen Zwänge verbieten lange Anfahrtswege für<br />
den Durchschnittsbürger.<br />
Die Gründe, sich alljährlich im Sommer auf die Reise zum<br />
Austragungsort zu begeben, sind vielfältig: Traditionsbewusstsein,<br />
Identifikation mit der Bewegung, mit der Idee, die<br />
hinter der Sprache steht, die Gelegenheit, die internationalen<br />
Freunde wiederzusehen, Leute kennenzulernen oder einfach<br />
Interesse am Gastgeberland sind sicherlich die wichtigsten.<br />
Sprachenfestival in Matanzas: Die Teilnehmer der ILEI-Konferenz,<br />
die vor dem Kongress stattfand, stellten Passanten insgesamt 20<br />
Sprachen an vier Tischen vor (aufgrund des tropischen Platzregens<br />
flüchteten wir in die unbürokratisch angebotene Bibliothek). Ein<br />
Bild vom rumänischen Tisch, an dem wir gerade die Uhrzeiten gelernt<br />
hatten.<br />
Es tagen Komitees und Arbeitskreise (u.a. Lehrer, Atheisten,<br />
Umweltschützer, Künstler, Länder- und Interessengruppen),<br />
es gibt Vorlesungen zu wissenschaftlichen Themen der verschiedensten<br />
Bereiche (ich lauschte begeistert dem amerikanischen<br />
Literaturprofessor, der über Shakespeares Werke<br />
dozierte), es gibt Sprachkurse und Examen, Konzerte, Autorenlesungen<br />
und Theaterstücke.<br />
Exkursionen, Vorträge zu Geschichte und Kultur des Gastgeberlandes,<br />
ein „Nationen-Abend“ sowie ein Schnellkurs zur<br />
jeweiligen Landessprache drücken dem Kongress den individuellen<br />
Stempel auf.<br />
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Muziko kaj Danco – Musik und Tanz<br />
Wenn ich den Kongress in Havanna mit den von mir besuchten<br />
Vorgängerveranstaltungen vergleichen soll, fällt mir<br />
als Erstes die für mich unerwartete Allgegenwärtigkeit von<br />
Musik, Lachen und Tanz ein. Das sollte in Lateinamerika nun<br />
wirklich keine Überraschung darstellen, lockerte aber die<br />
üblicherweise ernsthafte Atmosphäre dieser Veranstaltungen<br />
angenehm auf. Jeden Nachmittag konnte man ins Souterrain<br />
des Kongresszentrums hinabsteigen und zu erfrischender<br />
Live-Musik das Tanzbein schwingen: Die jugendlichen Vortänzer<br />
versuchten nach Kräften, uns steifen Europäern Sol,<br />
Mambo, Cha-Cha und Salsa beizubringen. Mein Lernerfolg<br />
war aber nicht erwähnenswert.<br />
Nach der willkommenen Stärkung an der Mojito-Bar traten<br />
meist kubanische Sänger, Trommler, Kabarettisten und Musikgruppen<br />
auf – gelegentlich waren Chansons zu hören – eine<br />
herzerfrischende Mischung. Und auf keinem Kongress habe<br />
ich es vorher erlebt, dass sich spontan Leute auf den Sofas<br />
zwischen den Tagungsräumen zusammenfanden, eine Gitarre<br />
wie aus dem Nichts auftauchte und wenig später der Raum<br />
von Gesang erfüllt war: Guantanamera war der Dauerbrenner<br />
(selbstverständlich auf Esperanto), aber die Kubaner haben<br />
auch Lieder und kleine Gedichte neueren Datums unter die<br />
Leute gebracht.<br />
Spontankultur im Kongresszentrum<br />
Undenkbar auch, dass der Besuch im Sitz der kubanischen<br />
Esperantobewegung in einem europäischen Land so abgelaufen<br />
wäre wie in Havanna: Für den Mittwoch, der bei Weltkongressen<br />
traditionell den Ganztagsexkursionen gehört,<br />
hatte der Chef der Landesorganisation die Nicht-Exkursierenden<br />
in die Zentrale eingeladen. Ich hatte die organisierte<br />
Bustour abgewählt und streifte stattdessen mit meinem spanischen<br />
Brieffreund durch die Altstadt. Danach blieb noch<br />
Zeit, der Einladung in das Zentralbüro Folge zu leisten. Mit<br />
dem altertümlichen Taxi ging es nun in ein altes Wohnviertel,<br />
bröckelnder Putz, kratertiefe Schlaglöcher, leicht trostlose<br />
Vorgärten. „Fühlt Euch wie zu Hause“, sagte Julian zur Begrüßung<br />
und das wäre wirklich nicht schwer gefallen. Eine<br />
Etage des Gebäudes diente der finanzschwachen Jugend als<br />
Übernachtungsquartier, nur ein paar Prospekte und Plakate<br />
über Esperanto in den übrigen Räumen deuteten auf die<br />
wahre Aufgabe des Gebäudes hin. Eine Treppe führte in einen<br />
mittels Plane schattig gehaltenen Hinterhof, in dem sich die<br />
Plastestühle nach und nach zu füllen begannen. Zwei Gitarren<br />
waren zur Hand, ein paar Musiker waren anwesend, die ers-<br />
Andrea beim Esperantistenkongress auf Kuba<br />
ten Lieder erklangen, Sketche wurden inszeniert, Rum, Cola<br />
und Eis wurden in Plastebechern gemixt, später ging der Hut<br />
rum, damit die Rumflasche ersetzt werden konnte.<br />
Bonvolu ne plori! – Bitte nicht weinen!<br />
Eines der Lieder, das bald jeder mitsingen konnte, heißt auf<br />
Deutsch: „Lache, lache – Bitte nicht weinen!“ Es beschreibt<br />
diverse Schicksalsschläge, schließt aber jede Strophe mit<br />
einem kleinen Sonnenstrahl und der Aufforderung, doch die<br />
positive Seite des Dramas „Leben“ zu sehen.<br />
Zwei "Tränen-Bilder" aus dem fahrenden Bus aufgenommen<br />
Diese Grundidee begegnet einem in Kuba oft, sei es nun<br />
in Liedern und Versen, sei es im Gespräch mit den Menschen.<br />
Man jammert nicht gern in diesem Land, das zwar<br />
mit ökonomischen Schwierigkeiten kämpft, das einem aber<br />
meist ein Lächeln zeigt, wenn auch ein Lächeln mit ausgebrochenen<br />
Zahnecken. Die Kubaner, mit denen wir geredet<br />
haben, waren stolz auf ihr Land, verteidigten es gegenüber<br />
provokanten Fragen und nehmen die Situation als gegeben<br />
hin. Möglicherweise sind das keine spezifisch kubanischen<br />
Charakteristika, sondern ist dies einfach die Mentalität der<br />
Karibik?<br />
Erfreulicherweise färbt die entspannte Grundhaltung auch<br />
auf den Touristen ab. Während ich in den Anfangstagen<br />
beim Warten auf Frühstück, das jeweilige Transportmittel<br />
oder das Einchecken mittelschwere Anfälle von Ungeduld<br />
erlitt, legte sich das nach einigen Tagen und ich sah diesen<br />
Kleinigkeiten gelassen ins Auge.<br />
Daher sage ich, „Koran dankon, Kubo! – Vielen Dank,<br />
Kuba!“.<br />
Eure Andrea Schmidt (87/90)<br />
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19
20<br />
<strong>Köllitsch</strong>er zu Gast in aller Welt<br />
Iran – ein Land mit vielen Gesichtern<br />
Walter, neben Ehefrau Helena, in einem umgebauten Hamam (Dampfbad)<br />
Gottesstaat mit Scharia und Atomproblematik, Alkohol- und<br />
Tanzverbot, dafür strenge Kopftuchpflicht für Frauen – wer<br />
kennt nicht die gelenkten, einseitigen Vorurteile für das Land<br />
Iran, welches von der US-Regierung zum "Schurkenstaat" erklärt<br />
wurde?<br />
Auch bei uns hatten die Vorbehalte Spuren hinterlassen, unsere<br />
Freunde und Verwandten fanden den Reisewunsch gar<br />
verrückt.<br />
Der Iran ist bis heute touristisch noch wenig erschlossen, jedoch<br />
sind Besucher herzlich willkommen. Dies erfuhren wir<br />
von Freunden, die bereits im Lande waren und die ganz besondere<br />
Gastfreundlichkeit lobten.<br />
Wir wollten unbedingt hinter die von Medien und Politikern<br />
vorgehaltenen einseitigen Bilder des Landes schauen, denn die<br />
persische Geschichte hatte uns schon immer interessiert. Aus den<br />
Dokumentarfilmen und der Reiseliteratur wussten wir, dass<br />
alte persische Traditionen und Sitten, wie das Neujahrsfest<br />
(Nowruz, am 20. März), bis heute gelebt werden. Auch die<br />
uralte Religion des Zarathustra (Lebenszeit umstritten, etwa<br />
1800 v.u.Z.) wird heute noch zelebriert, wie etwa in Feuertempeln<br />
der Oasenstadt in Yazd.<br />
Abflug im September <strong>2010</strong>. Die Maschine der "Iran Air" ist fast<br />
nur von Iranern besetzt. Sie muss in Wien zwischenlanden, um<br />
nachzutanken. Ist der Iran nicht eines der wichtigsten erdölproduzierenden<br />
Länder? So bekommen wir schon bei der Hinreise<br />
die Auswirkungen des (westlichen) Embargos zu spüren.<br />
Nachts kommen wir in Teheran an, und sind von der fast<br />
menschenleer erscheinenden Stadt überrascht. Von einer Acht-<br />
Millionen-Stadt (Metropolregion 13 Mio) haben wir etwas<br />
anderes erwartet.<br />
Windtürme eines seit Jahrhunderten bewährten Ventilationssystems in der Oasenstadt<br />
Yazd in der Kavir-Wüste.<br />
Eine Philosophie des Zarathustra steht arabisch auf den blauen Tafeln:<br />
GUTE GEDANKEN – GUTE WORTE – GUTE TATEN<br />
Nun sind wir also mittendrin im Abenteuer! Unsere 5000 km<br />
lange Route wird entlang des Elburs-Gebirges (pers. Alborz),<br />
durch die Kavirwüste und über das Zentralplateau Zagrosgebirge<br />
bis zum Kaspischen Meer führen.<br />
Besuche erfolgen in diesen Städten: Teheran, Bastam, Mashad,<br />
Yazd, Shiraz, Isfahan, Kashan und Anzali.<br />
Teheran (persisch "Ort der heißen Quellen"), die Hauptstadt,<br />
ist eine laute pulsierende Großstadt mit einem chaotischen Verkehr.<br />
An diesen drei Tagen gibt es keinen der üblichen Smogs,<br />
und so können wir das Elbursgebirge mit seinem Riesen Demawend<br />
(5610 m) deutlich sehen (4700 m frei über dem Fuß).<br />
Die Besichtigung des Nationalmuseums ist für jeden kultur- interessierten<br />
Besucher ein Muss. Wir erfahren für uns viel Neues<br />
aus dem alten Persien (seit 1935 heißt Persien "Iran" und das<br />
entspricht der alten Selbstbezeichnung). Ein paar Tage zuvor<br />
wurde nach langer Verhandlung mit dem Britischen Museum<br />
der 2500 Jahre alte Tonzylinder des Königs Kyros Pasargard<br />
ausgestellt (Leihgabe).<br />
Der Zylinder wurde im 19.Jahrhundert in Babylon gefunden.<br />
Er wird als eine der ältesten Proklamationen der Toleranz und<br />
des Respekts vor anderen Religionen und Ethnien angesehen.<br />
Der Zylinder erzählt vom Siegeszug des Gründers des persischen<br />
Reiches Kyros und seinen Anweisungen, bei der Eroberung der<br />
Stadt Babylon, die Kinder und Frauen nicht zu töten, die<br />
Tempel nicht zu zerstören, nicht zu rauben, den versklavten<br />
Stamm der Israelis freizulassen. Im Alten Testament ist es auch<br />
erwähnt. Für einige Wissenschaftler war König Kyros ein Zeitgenosse<br />
des Zarathustra, und er soll dessen religiöse Philosophie<br />
in diese Proklamation übernommen haben (stimme diese Zeitangabe,<br />
wäre Zarathustra jünger anzusetzen).<br />
Der Kyros-Zylinder in Keilschrift. Ältester Ansatz für die 1948 von der UN<br />
proklamierten Menschenrechte<br />
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Unsere Unternehmung<br />
war äußerst vielfältig<br />
und wird uns noch lange<br />
beschäftigen. In diesem<br />
Bericht können wir<br />
deshalb nur auf einige<br />
Punkte eingehen und<br />
widmen uns, interessengemäß,<br />
hauptsächlich<br />
der älteren Geschichte.<br />
Persepolis (Foto links),<br />
die Hauptstadt des<br />
ehemaligen Weltreiches<br />
wurde bereits von Alexander<br />
dem Großen 330 v.u.Z.<br />
zerstört.<br />
Die Ruinen (UNESCO-<br />
Weltkulturerbe) liegen<br />
unweit von Schiraz. Von hier soll die Weinsorte "Shiraz" (heute<br />
australisches Produkt) stammen. Wir genießen allerdings ausschließlich<br />
Weintrauben (Alkoholverbot).<br />
In Schiraz werden die Nationaldichter Saadi und Hafis hochgeehrt.<br />
Die Werke von Hafis haben Goethe zu seinem "Westöstlichen<br />
Divan" angespornt (sein Grabmal oben rechts).<br />
Wir kommen nach Isfahan, von dem ein persisches Sprichwort<br />
behauptet, "Isfahan ist die Hälfte der Welt"!<br />
Die Stadt der Kunst und Wissenschaft, neuerdings auch der<br />
Atomindustrie, nimmt uns gefangen. Da wir im "Morgenland"<br />
natürlich einen Basar besuchen, soll das Foto nicht fehlen:<br />
"Isfahan" ist den Freunden des Perserteppichs weltweit als Namen<br />
für das allgemeine Gesamtprodukt bekannt.<br />
Auf der alten Seidenstraße erreichen wir die heiligste Stadt<br />
Irans Mashad. Schon vor der Stadt werden Bus und Fahrer<br />
Verbotenes Foto Richtung Grab des Imam Reza<br />
<strong>Köllitsch</strong>er zu Gast in aller Welt<br />
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ausgewechselt. Fotografieren<br />
verboten! Hier ist<br />
der Imam Reza begraben,<br />
der einzige von<br />
zwölf Schiiten-Imamen<br />
(Nachfolger Mohammeds)<br />
auf dem heutigen<br />
Staatsgebiet. Zutritt nur<br />
für Moslems!<br />
Spannend ist es, mit<br />
dem Bus zu fahren. Die<br />
Männer und Frauen<br />
Grabmal des Dichters Hafis in Schiraz.<br />
sind strikt voneinander<br />
getrennt. Wenn der Bus<br />
voll ist, kann man leicht<br />
den Kontakt verlieren.<br />
Dann hilft nur ein laute<br />
Verständigung.<br />
Wie immer wir uns auf den Iran eingestellt haben, es ist so vieles<br />
anders. Nichts von all dem Angelesenen bereitete uns auf ein<br />
derart fröhliches Willkommen vor. Einheimische sprechen uns<br />
spontan an, um zu erfahren woher wir kommen, was wir<br />
vom Iran halten, und ob es uns hier gefällt. Das Interesse ist<br />
mit enormer Gastfreundschaft gepaart. Oft werden wir zum<br />
Tee eingeladen – eine tagtägliche Erfahrungen.<br />
Sicherlich gibt es verschiedene Erlebnisse, die nachdenklich machen.<br />
Gespräche zu den inneren Verhältnissen brechen schnell ab,<br />
zum Westen (USA) hat man vorgefertigte, negative Meinungen –<br />
Scheich Lotfollah Moschee in Isfahan. Die Stadt ist Schauplatz des Romans "Der Medicus"<br />
von Noah Gordon.<br />
als ehemalige DDR-Bürger ist uns das noch beklemmend<br />
bekannt.<br />
50 weitere Fotos: www.koellitschverein.de/?q=node/327<br />
Eure Walter und Helena Münnich (63/66, Text und Bilder)<br />
Helena und Walter unter einer Zypresse aus des König Kyros Zeit (!). Auf dessen Grabmal<br />
steht zu lesen:<br />
Willkommen Pilger,<br />
ich habe dich erwartet.<br />
Vor dir liegt Kyros,<br />
König von Asien,<br />
König der Welt.<br />
Nur Staub<br />
ist von ihm geblieben<br />
– beneide mich nicht!<br />
Die Zypresse wächst seit<br />
über 2500 Jahren!<br />
21
22<br />
Der sparsame Einsatz von Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmitteln<br />
bzw. Diesel sowie die effektive Ausnutzung der<br />
zur Verfügung stehenden Arbeitszeit sind Voraussetzungen<br />
für eine erfolgreiche Landbewirtschaftung in der Zukunft.<br />
Steigende Betriebsmittelpreise zwingen die Unternehmen<br />
dabei nach Lösungen zu suchen, die diese Einsparungen ermöglichen.<br />
Ansatzpunkte dazu bieten sich in der Nutzung<br />
von Parallelfahrsystemen in Verbindung mit der modernen<br />
GPS-Technik.<br />
Wie genau kann ein Landwirt über einen kompletten<br />
Arbeitstag seine Flächen bewirtschaften? Wie konzentriert<br />
ist er dabei noch am <strong>Ende</strong> des Tages? Oftmals wird dabei<br />
der Faktor Mensch überschätzt. Parallel-Fahrsysteme erlauben<br />
die sichtunabhängige und zentimetergenaue Maschinenführung<br />
in der Landwirtschaft. Fahrtüberlappungen oder<br />
Fehlstellen werden durch Parallel-Fahrsysteme verringert<br />
bzw. vermieden. Der Fahrer wird vom Lenkprozess entlastet<br />
und kann sich auf die Funktion des mitgeführten Feldarbeitsgerätes<br />
konzentrieren.<br />
Erforderliche technische Ausstattungen:<br />
– ein hochgenaues GPS-Korrektursystem (stationäre oder<br />
mobile RTK-Referenzstation),<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
–<br />
Eine RTK-Referenzstation darf erst nach Zuteilung einer Frequenz<br />
sowie Erteilung der Sendeerlaubnis für GPS-Korrekturdaten<br />
genutzt werden. Ansprechpartner dafür ist die Bundesnetzagentur.<br />
Die erteilte Zuteilungsnummer erlaubt das<br />
ganzjährige Senden auf einer festgelegten Frequenz [MHz].<br />
Die Strahlungsleistung beträgt etwa ein Watt. Mit dieser Sendeleistung<br />
kann das Signal auf allen Flächen des LVG <strong>Köllitsch</strong><br />
empfangen werden. Die RTK-Referenzstation im LVG <strong>Köllitsch</strong><br />
wurde auf dem Dach des renovierten Speichergebäudes in<br />
<strong>Köllitsch</strong> installiert.<br />
Die RTK-Anpassung von vorerst zwei Traktoren wurde <strong>Ende</strong><br />
November 2009 in Angriff genommen. Gewählt wurden ein<br />
Fendt 926 (vorrangig zur Bodenbearbeitung und Aussaat) und<br />
ein CASE MXM (vorrangiger Einsatz als Zugmaschine für die<br />
Pflanzenschutzspritze). Die Abbildungen zeigen die in den Fahrzeugkabinen<br />
installierten Terminals der Autopilotsysteme.<br />
Aus Wissenschaft und Praxis<br />
Einrichtung und Anwendung des Parallel-Fahrsystems im LVG <strong>Köllitsch</strong><br />
Dr. Jörg Pößneck, Heike Weiß, Sächsisches Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie<br />
DGPS-Empfänger auf der Zugmaschine (und wenn erforderlich<br />
auch auf der Feldmaschine),<br />
Autopilot in der Zugmaschine,<br />
Winkelsensoren für das Fahrzeug bzw. die Lenkung,<br />
Neigungssensoren für das Fahrzeug,<br />
elektromagnetische Hydraulikventile für die Lenkung und<br />
ein PC mit entsprechender Software,<br />
Trimble AgGPS FMX im Fendt 926h Trimble AgGPS 332 im CASE MXMh<br />
Die Bedienung eines automatischen Parallel-Fahrsystems erfolgt<br />
durch den Fahrer und umfasst auf dem Schlag folgende<br />
Arbeiten:<br />
- Einstellen der Arbeitsbreite,<br />
- Anlegen bzw. Festlegen der Referenzspur (= Leitspur) und<br />
- Aktivierung des automatischen Parallel-Fahrsystems.<br />
Die Referenz- oder Leitspur ist eine Linie zwischen den Punkten<br />
A und B. Die Festlegung der Punkte A und B erfolgt unmittelbar<br />
auf dem Feld mithilfe des Autopiloten. Zuerst ist ein Führungsmuster<br />
zu wählen, wie es die folgende Abbildung zeigt. Die<br />
Handlungsanweisungen sind:<br />
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-<br />
-<br />
-<br />
zum Feldanfang der ersten Spur fahren, um den Startpunkt<br />
der Leitspur (Punkt A) aufzuzeichnen,<br />
die Spur entlang bis zum anderen <strong>Ende</strong> des Felds fahren und<br />
Endpunkt (Punkt B) der Leitspur aufzeichnen,<br />
die parallelen Spuren werden angezeigt, mindestens 90° einlenken<br />
und den Autopilot aktivieren.<br />
Führungsmuster A-B-Linie (Quelle: AgGPS Autopilot Kurzanleitung)<br />
Referenzspuren sind prinzipiell auch am PC, vor den Feldarbeiten,<br />
planbar. Einige Landtechnikfirmen bieten mittlerweile<br />
kostenpflichtige Software zur Planung von Referenzspuren an.<br />
Die Datenübergabe an den Autopiloten auf dem Fendt 926<br />
läuft über eine USB-Schnittstelle und beim Autopiloten auf dem<br />
CASE MXM über eine Compact Flash-Card.<br />
Beispiele aus dem Praxistest<br />
Mitte März <strong>2010</strong> begann der Praxistest des Parallelführungs-<br />
und Autopilotsystems mit der Flüssigmistausbringung.<br />
Die nächste Abbildung zeigt die eigens dafür angelegte<br />
A-B-Linie (blau) mit einer Länge von cirka 570<br />
Metern. Das Foto auf Seite 23 oben dokumentiert ein<br />
überlappungsfreies Ausbringen des Flüssigmistes. Die<br />
Arbeitsbreite betrug sechs Meter. Ausgebracht wurden<br />
20m³ Flüssigmist pro Hektar. Besonders die sichtunabhängige<br />
Ausbringung (Dunkelheit, Nebel) bietet hier die<br />
Möglichkeit enge Zeitfenster in der Bewirtschaftung effektiv<br />
auszunutzen.<br />
Weiter auf der gegenüberliegenden Seiteh
Anwendung des Parallelführungs- und Autopilotsystems bei der Wirtschaftsdüngerausbringung<br />
am 18. März <strong>2010</strong><br />
Die Haferaussaat der Sortendemonstration <strong>2010</strong> orientierte<br />
sich ebenfalls an einer A-B-Linie mit 270 Metern Länge. Am<br />
6. und 7.April <strong>2010</strong> wurden mit dem Parallelführungs- und<br />
Autopilotsystem des Fendt 926 insgesamt sieben Hafersorten<br />
gedrillt.<br />
Kartierung der Daten des Parallelführungs- und Autopilotsystems auf dem Fendt 926 zur<br />
Hafersaat am 6. und 7.April <strong>2010</strong><br />
Ergebnis der RTK-gestützten Hafersaat am <strong>28.</strong> April <strong>2010</strong> auf dem Fendt 926<br />
Anwendung des Parallelführungs- und Autopilotsystems bei der Aussaat von Hafer<br />
am 6. und 7.April <strong>2010</strong> (WGS84) sowie der Herbizidapplikation am 8.Mai <strong>2010</strong>.<br />
Analog wurde <strong>2010</strong> die Aussaat anderer Getreidearten, der Futtererbsen<br />
sowie des Winterrapses erfolgreich durchgeführt. In<br />
der Mehrzahl der Fälle wurde die mit dem Autopilotsystem des<br />
Fendt 926 gezogene A-B-Leitspur an das Autopilotsystem des<br />
CASE MXM übergeben. Damit war es möglich, mit der gleichen<br />
Leitspur, aber mit einer anderen Arbeitsbreite, die Applikation<br />
von Herbiziden nachfolgend zu realisieren.<br />
Selbst die Anlage von Praxisdemonstrationen ist mit dem Autopilotsystem<br />
hervorragend umsetzbar. Eine Variante einer Strei-<br />
Aus Wissenschaft und Praxis<br />
fenanlage war mit Kompost im November <strong>2010</strong> abzudecken.<br />
Dabei wurde mit dem Autopiloten im CASE MXM die A-B-Linie<br />
mit 13,5 m Abstand zur rechten Feldgrenze gezogen (siehe in<br />
der Abb. links, darunter folgend). Diese Leitspur hat ab dem<br />
Jahr 2011 für alle RTK-gestützten Feldarbeiten Gültigkeit. Auf<br />
der siebenten Fahrgasse mit 27 Metern Arbeitsbreite liegt die<br />
mit Kompost zu düngende Variante. Hier wurde zuerst ein vier<br />
Meter breiter Streifen mit dem Dungstreuer ausgebracht. Nach<br />
dieser ersten mittigen Dungspur wurde am Autopiloten die<br />
Arbeitsbreite auf vier Meter umgestellt. Praktisch ergab sich eine<br />
Gesamtbreite des Feldteilstücks von cirka 28 Metern, die ab<br />
nächstem Jahr von den Maschinen für den Pflanzenschutz und<br />
die Düngung voll ausgelastet werden kann.<br />
Karte des Schlages 121.21 mit A-B-Leitspur<br />
(rechte Schlaggrenze, blaue Linie)<br />
Anwendung des Parallelführungs- und Autopilotsystems Trimble AgGPS 332 im CASE MXM zur<br />
Ausbringung von kompostiertem Dung im November <strong>2010</strong><br />
Fazit<br />
Die Einrichtung und Anwendung des Parallel-Fahrsystems im<br />
LVG <strong>Köllitsch</strong> verlief im Jahr <strong>2010</strong> bisher sehr erfolgreich. Die<br />
Qualität der Aussaat und der Applikationen im Rahmen des<br />
Pflanzenschutzes sowie der Düngung hat sich signifikant verbessert.<br />
Neben den hier dargestellten Anwendungen wurden<br />
die beiden Parallelführungs- und Autopilotsysteme u.a. auch zur<br />
Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, zum Heuwenden oder<br />
zur Anlage von Vogelschutzfenstern verwendet. Neben der<br />
Einsparung von Betriebsmitteln erfolgte auch eine effektivere<br />
Bodenbearbeitung (keine Überlappungen). Als entscheidender<br />
Vorteil ist weiterhin die Entlastung des Fahrers zu erwähnen.<br />
Dieser kann sich voll auf die Funktion seines Arbeitsgerätes konzentrieren.<br />
Auf Grund der dargestellten positiven Ergebnisse erfolgt<br />
gegenwärtig die RTK-Anpassung eines dritten Traktors.<br />
"Emil" und "Rocko"<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
Karte des mit Kompost gedüngten Bereiches<br />
der Variante 1, Arbeitsbreite vier Meter<br />
Den schwarz-weißen Kopf "Rockos" im Eingangsbereich des <strong>Köllitsch</strong>er<br />
"Weißen Hauses" kennt jeder. Längst hängt ein weiterer erfolgreicher<br />
Vererber daneben: "Emil". Dr. Golze präsentiert ihn mit Ehrfurcht.<br />
Beachtet bitte den Beitrag des Wissenschaftlers S. 26 ff.!<br />
23
24<br />
Horst Kochinke (65/68)<br />
wurde von seinem Vater<br />
schon von kleinauf mit<br />
der Jagd vertraut gemacht.<br />
Mit sieben Jahren nahm<br />
er an seiner ersten Treibjagd<br />
teil (Foto links), mit<br />
171/2 war er einer der<br />
jüngsten geprüften Jäger<br />
der DDR.<br />
Auch kurz vor dem Eintritt<br />
ins Rentenalter ist<br />
seine Zuwendung zu Hege,<br />
Pflege und Bejagung der<br />
einheimischen Tierwelt<br />
nicht erlahmt.<br />
Einheimisch? Natürlich<br />
hat er sich mit Ehefrau<br />
Brigitte (Hochzeit 1972) längst Tiere in aller Welt angeschaut,<br />
so auch in Kenia.<br />
Häufig besuchte Horst seinen ehemaligen Geschäftspartner in<br />
Schweden und dann ging es zünftig auf die Elchjagd (Foto<br />
unten). Dabei handelt es sich nicht um die üblichen Reisebüroangebote,<br />
wo man weltweit ein Tier wählen kann und es dann<br />
vor die Flinte geliefert bekommt.<br />
Wir erfahren, wie Horst Kochinke nach dem TP-Studium erst<br />
Produktionsleiter der LPG in Zwethau war und dann mit "Parteiauftrag"<br />
in die heimatliche Dommitzscher LPG delegiert wurde.<br />
Zehn Jahre wirkte er dort mit großem Elan und brachte<br />
den Betrieb als Genossenschaftsvorsitzender in die Erfolgsspur.<br />
1990 stand dann alles infrage und Horst beendete seine Be-<br />
Das besondere Steckenpferd<br />
Horst und Hubertus<br />
Kochinkes Haus am Dommitzscher Grenzbach<br />
mühungen. Fortan nahm er die Geschicke für sich und seine<br />
Familie als Selbstständiger in eigene Hände. Er gründete das<br />
heute noch bestehende Torgauer Versicherungsbüro "Kochinke<br />
& Partner", sattelte aber bald zum Bauunternehmer um. In jener<br />
Zeit blühte das Familiengrundstück in Dommitzsch auf. Für Sohn<br />
Henrik wurden die alten landwirtschaftlichen Gebäude zum<br />
Pferdespezialbedarfsgeschäft (Sattlerei) umgebaut und Tochter<br />
Annett zog mit ins neue Familiendomizil (Foto oben). Annett,<br />
die jetzt Heilerzieherin an der Torgauer Montessori-Schule<br />
ist, war zu Zeiten des Familienbetriebes "Kochinke & Partner<br />
Ökobau" in der Verwaltung beschäftigt. Anfänglich baute man<br />
schwedische Holzhäuser, woraus sich die andauernde persönliche<br />
Beziehung nach Skandinavien entwickelte. In Spitzenzeiten<br />
errichtete die Firma nahe des Saaleparks Günthersdorf 48<br />
Wohnhäuser zugleich. So wie der Bauboom im Osten zusammenfiel,<br />
verschwand schließlich auch diese Firma.<br />
Horst, der Jäger<br />
Zur Sicherstellung der Ernährung gaben die Sowjets 1947 für<br />
ganz Sachsen 75 Gewehre an deutsche "Jagdkommandos" aus.<br />
Der aus Schlesien vertriebene Vater Kochinke erhielt das Vertrauen<br />
und erlernte als kaufmännischer Angestellter das Waidwerk.<br />
Sohn Horst begeisterte sich schnell, für ihn war die Natur<br />
sowieso interessanter als Vaters Papierkram.<br />
Folgerichtig wurde Horst Landwirt und pirscht nun bald 60 Jahre<br />
durch die Dübener Heide und über die Dommitzscher Elbwiesen.<br />
Mit ureigenem Mutterwitz rezitiert er:<br />
"Im März, da balzt der Auerhahn,<br />
der Birkhahn im April.<br />
Ein Jäger ist da besser dran,<br />
kann balzen, wann er will!"<br />
Vorstehhund "Deutsch-Drahthaar". Horsts Zwinger "Vom Gänsebrunnen" ist sein zweites<br />
Steckenpferd und dient<br />
der Zucht.<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Im Dommitzscher Stadtwald "Labaun" hat er mittlerweile<br />
etwa 40 Ansitze gebaut. Da oben wartet der Jägersmann<br />
allein auf vorbeikommendes Wild. Unter verschiedenen<br />
Waffen verwendet Horst vorrangig die "8x57 IS", bei der<br />
Entenjagd ist seine Bockflinte (Schrot) gefragt.<br />
Mit zwei weiteren Jagdgenossen hat er den "Labaun" gepachtet,<br />
sie bewirtschaften gemeinsam eine Kühlzelle für das<br />
Wildbret. Auf die Jagd geht natürlich jeder allein. Allein verantwortlich<br />
ist er auch gegenüber den Verpächtern, welche<br />
erwarten, dass ihre landwirtschaftlich genutzten Flächen von<br />
Wildschäden frei bleiben. Zum Glück ist das Schwarzwild als<br />
Hauptübeltäter ganzjährig zur Jagd freigegeben. Bei anderen<br />
Tieren sind strenge Schonzeiten oder Abschusslimitierungen<br />
zu beachten. Wir lernen, dass Jäger eben auch Heger unserer<br />
heimatlichen Flora und Fauna, und nicht nur die allseits<br />
verschrieenen "Bambi"-Mörder sind. Ihr Wirken hält letztlich die<br />
Natur im Gleichgewicht. Im Restaurant bestellt man ohne Zögern<br />
Wir sind von Horst zur herbstliche Treibjagd eingeladen. Kurz<br />
nach dem Hubertustag (3.11.) herrscht novemberliches "Mistwetter".<br />
Man hofft, trotzdem "Strecke" zu machen, denn der<br />
Jagdverein ist auf den Wildbretverkauf wirtschaftlich angewiesen.<br />
Die 50 orange bekleideten Beteiligten werden am<br />
Jägerfeuer mit Jagdsignal und der Einweisung des Jagdleiters<br />
begrüßt. Rehe nur bei ruhigem Einstand, Wildschwein,<br />
Hirsch, Raub- und Niederwild sollen bejagt werden.<br />
Wir Treiber durchkämmen die zugewiesenen Forsten, um<br />
Ansprache des Jagdleiters<br />
Nichts als Regen am und vor dem Lauf<br />
Strecke der Dommitzscher Jäger aus besseren Zeiten<br />
Das besondere Steckenpferd<br />
Hubertusjagd bei Dommitzsch<br />
Hirsch, Reh oder Wildschwein.<br />
Tja, woher kommt es nur?<br />
Wächst es in der Tiefkühltruhe?<br />
Die Jagd deckt rund ein Prozent<br />
des Fleischbedarfs im Lande,<br />
wovon die Hälfte aus Deutschland<br />
stammt.<br />
Horsts Argumente beeindrucken,<br />
er ist ein Waidmann mit Rundum-Blick.<br />
Auch der Hasenmangel<br />
wird von ihm als Folge der Zunahme<br />
von Monokulturen, des Pflanzenschutzes,<br />
der Technisierung und<br />
Überpopulation bei Beutegreifern<br />
erklärt. Ähnliches sei mit den vormals<br />
genauso häufigen Rebhühnern passiert. Im oberen Foto<br />
sehen wir den Aufbruch seines "Rekordkeilers" von 160 kg.<br />
das Wild aus seinen Einständen zu nötigen und den Jägern<br />
auf ihren Ansitzen ins Blickfeld zu bringen. Spätmittags gibt‘s<br />
einen stärkenden Imbiss an der leerbleibenden "Strecke".<br />
Ernüchterung bei allen! Was haben wir tapfer auf Busch und<br />
Baum geklopft, uns in den Brombeergestrüppen zerkratzt<br />
und "Ho-Ho!" geschrien! Horst Kochinke deklamiert, was ihr<br />
gern "erkugeln" könnt – "Des Jägers Klage".<br />
Mit Treiberknüppel und Fotoeisen litt wev. für euch im Wald.<br />
Weitere Bilder: www.koellitschverein.de/?q=node/325<br />
Es graust dem Hund samt Hütte<br />
"Es war nicht unser Tag!"<br />
Ecki, Horsts Studienkumpel, war aus Zwickau angereist<br />
Tröstlicher Abschluss bei Bockwurst und Getränken<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
25
26<br />
Einleitung<br />
Zucht und Haltung von Spezialgeflügel stellen im Vergleich zu<br />
den vorwiegend standardisierten Produktionswegen konventioneller<br />
Geflügelarten eine Herausforderung für den Landwirt<br />
dar. Die umfassenden Betrachtungen von Dr. Manfred<br />
Golze hat Dr. Andrea Schmidt, die in der beruflichen Vergangenheit<br />
eher dem Huhn verbunden war, für Euch ins <strong>Echo</strong>-<br />
Format komprimiert und zusammengestellt.<br />
Das Stichwort „Geflügel“ als landwirtschaftliches Produkt<br />
weckt in erster Linie Assoziationen zu Hühnern und Puten,<br />
beim zweiten Nachdenken zu Enten und Gänsen. Als Spezialgeflügel<br />
im Sinne der landwirtschaftlichen Produktion<br />
werden dagegen Tierarten bezeichnet, deren Produkte nur<br />
selten den Weg in die Supermarkt-Kühltruhe finden, weil sie<br />
nicht in Massenproduktion hergestellt werden. Ein Blick in<br />
die Geschichte zeigt uns jedoch, dass diese Tierarten in früheren<br />
Zeiten durchaus zur Ernährung der Menschen beigetragen<br />
haben und – wenn auch vorwiegend in den Küchen der<br />
Wohlhabenderen zu finden – keineswegs als Exoten galten.<br />
So datieren Aufzeichnungen aus dem 14. Jahrhundert, welche<br />
die Weihnachtsfestversorgung am Hof des Erzbischofs<br />
von York belegen: 104 Pfauen, 13500 „Vögel“ sowie Tauben<br />
fanden den Weg in die bischöflichen Kochtöpfe und Pfannen.<br />
Auch auf Gemälden des 16. und 17. Jahrhunderts sind auf<br />
den dargestellten Höfen neben den Hühnern auch Pfauen,<br />
Perlhühner und Tauben zu sehen. Herrscherhäuser verfügten<br />
häufig über Fasanerien, sogar Exporte von in Ungarn und<br />
Böhmen aufgezogenen Fasanen nach Wien und Paris sind in<br />
jahrhundertealten Aufzeichnungen nachgewiesen. Das zum<br />
Barock ausgehende Mittelalter ging durch eine besondere<br />
Phantasie in der Küche in die Kulturgeschichte ein. Essen sollte<br />
nicht nur satt machen, es sollte den Glanz des Lebens und<br />
den Ruhm des Gastgebers betonen. Pfauen, Tauben und andere<br />
seltene Geflügelarten gelangten auf die Tafeln. Die seit<br />
jeher zur Krankenkost zählenden Zuchtfasane und Täubchen<br />
gehörten auch bei Herrn von Goethe zur Küche.<br />
Im Schatzkästlein des „Guten Rates“ wird zu <strong>Ende</strong> des 19.<br />
Jahrhunderts die Stadtbürgerin belehrt, wie sie das Geflügel<br />
zu halten, zu füttern und zu pflegen hat. Es wird auch davon<br />
berichtet, dass die Perlhühner den Park benötigen, der Pfau<br />
freie Wege und die Pfauhenne eine unzuverlässige Brüterin<br />
ist und deshalb eine Hühnerglucke bereit sein sollte.<br />
Die Tradition der Wachtelhaltung in Japan und China<br />
reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück und fand später auch<br />
in Europa Nachahmer. Anfangs in erster Linie wegen des<br />
Wachtelschlages der Hähne gehalten, wurde das kleinste<br />
Spezialgeflügel später hinsichtlich Lege- und Mastleistung<br />
züchterisch verbessert und bereicherte ab dem 20. Jahrhundert<br />
die europäischen Speisekarten. Die aus Afrika stammenden<br />
Perlhühner wurden schon bei den Griechen und Römern<br />
domestiziert. Von dort aus war<br />
der Weg nach Frankreich und damit in<br />
die Küche der Feinschmecker nicht mehr<br />
weit. Auch die Zwergenten sind bereits<br />
Mitte des 17. Jahrhunderts beschrieben.<br />
Bevor sie selbst für den menschlichen<br />
Gaumen entdeckt wurden, mussten sie<br />
sich jedoch mit der Rolle als Lockvögel<br />
in Entenfallen begnügen.<br />
Tierzucht<br />
Spezialgef lügel wird immer beliebter<br />
Ausgewählte Gründe für die Haltung von<br />
Sondergeflügel<br />
Obwohl es in einigen Ländern wie Frankreich, Italien, den<br />
USA oder auch Ungarn Spezialbetriebe mit größeren Produktionseinheiten<br />
gibt, stellten Zucht und Haltung von Spezialgeflügel<br />
insgesamt nur eine Nischenproduktion dar. In Deutschland<br />
ist sie zum Beispiel als werbewirksame Ergänzung der<br />
Produktpalette in der Direktvermarktung interessant. Die<br />
kleinen Produktionseinheiten lassen sich zudem sinnvoll in<br />
vorhandener Altbausubstanz und in Splitterflächen unterbringen.<br />
Bei saisonaler Erzeugung bzw. begrenztem Zeitbudget<br />
sind auch vorübergehend freistehenden Ställe verwertbar.<br />
Auch temporär freie Arbeitszeitkapazitäten können außerhalb<br />
der Spitzenzeiten nutzbringend in der Spezialgeflügelhaltung<br />
eingesetzt werden. Unabhängig von diesen Faktoren<br />
ist die Haltung der genannten Geflügelarten eine sinnvolle<br />
Freizeitgestaltung und kleine Einkommensergänzung.<br />
Einstieg in die Spezialgeflügelproduktion<br />
Bevor ein neuer Produktionszweig eingeführt wird, ist eine<br />
Marktanalyse unerlässlich. Gerade bei Nischenprodukten hat<br />
die räumliche Entfernung zwischen Markt/Kunde und Erzeuger<br />
eine größere Bedeutung als bei Massenproduktion. Auch<br />
die saisonal schwankende Nachfrage muss in die Produktionsplanung<br />
einbezogen werden. Klarheit sollte am Anfang auch<br />
darüber herrschen, dass die Direktvermarktung der für Nischenprodukte<br />
am meisten Erfolg versprechendste Weg ist.<br />
Empfehlenswert ist der Start im kleinen Stil. Dies bringt den<br />
Vorteil, dass man die Tierart und das Verfahren besser kennen-<br />
lernt und Haltungstechnik, Fütterung, Tränken, Lüftung, Einstreu<br />
und Bewirtschaftung Schritt für Schritt an die jeweilige<br />
Tierart bzw. Rasse anpassen kann. Dies ist in kleinen Beständen<br />
nicht nur einfacher, sondern beschränkt auch das ökonomische<br />
Ausmaß von Anfängerfehlern.<br />
Darüber hinaus spricht für den Beginn im kleineren Stil der<br />
Vorteil, dass der Markt selbst aufgebaut werden kann. In den<br />
meisten Fällen gibt es einen „Schneeballeffekt“ beim Aufbau<br />
des Kundenkreises. Wenn es gelingt, hervorragende Produkte<br />
des Sondergeflügels zu vermarkten, folgt die systematische<br />
Erweitung der Produktion.<br />
Der Schlachtprozess ist besonders bei Tieren mit einem fest<br />
vorgegebenen Schlachtalter (z.B. Wassergeflügel) genau abzustimmen.<br />
Die Küken sollten nicht bestellt werden, bevor nicht<br />
der Schlachtzeitpunkt exakt mit der Schlachtstätte abgesprochen<br />
ist. Abschließend müssen im Komplex „Umsetzung“ die<br />
Bestimmungen Beachtung finden, die für die Erzeugung, bei<br />
der Vermarktung, beim Transport, der Schlachtung und der<br />
Lagerung bei der Direktvermarktung gelten.<br />
Zu berücksichtigen bleibt, dass als wesentliche Voraussetzungen<br />
für die weitere Verbreitung von Nischen oder Sonderformen,<br />
so auch des Sondergeflügels, eine intensive Werbung und der<br />
Aufbau eines Marktes und eines Kundenstammes notwendig<br />
ist. Es sind darüber hinaus kleinere Rupf- und Schlachtanlagen<br />
erforderlich, die auch für Sonderformen der Geflügelmast<br />
geeignet sind. Hauptaugenmerk muss auf den Direkt- und<br />
Frischemarkt gelegt werden, um die Besonderheiten des Produktes<br />
zu betonen und sich von der Massenware, die u. U.<br />
durch Importe abgedeckt wird, abzuheben.<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Allgemeine Probleme bei der Erzeugung von<br />
Spezialgeflügel<br />
Bei vielen derartigen Produkten muss der Markt in Deutschland<br />
erst erschlossen und der Bekanntheitsgrad gesteigert<br />
werden. Hier sind besonders Perlhühner und Wachteln zu<br />
nennen, die hierzulande längst nicht so bekannt wie in Frankreich<br />
oder Italien sind.<br />
Des Weiteren gibt es sehr wenig Erfahrung mit Sondergeflügel,<br />
jedenfalls in größeren Stückzahlen. Es liegen auch wenig gezielte<br />
Forschungsergebnisse zu Zucht, Haltung, Fütterung,<br />
Produktqualität und Vermarktung vor. Der Bezug von Jung-<br />
und auch Zuchttieren ist immer noch nicht so problemlos zu<br />
realisieren wie bei anderem Land- und Wassergeflügel. Aus<br />
diesem Grund sind auch bei Sondergeflügel oftmals geschlossene<br />
Systeme, d.h. Reproduktion und Erzeugung in einem<br />
Betrieb, in stärkerem Maße in Anwendung. Dies steht im<br />
Gegensatz zur konventionellen Geflügelhaltung und -mast,<br />
in der ein hoher Spezialisierungsgrad vorherrscht.<br />
Die Fütterung ist oftmals noch problematisch, da spezielle<br />
Futtermittel für die jeweilige Tierart des Sondergeflügels fehlen<br />
oder nur in geringem Maße zur Verfügung stehen. Für die<br />
Futtermittelindustrie lohnt sich die Herstellung von speziellen<br />
Futtermitteln oftmals nicht, da der Bedarf an Futter nur<br />
gering ist und sehr unkontinuierlich auftritt. Für konventionell<br />
und ökologisch arbeitende Betriebe liegen darüber hinaus<br />
nur wenige Ergebnisse zu Bedarfsnorm,<br />
Fütterungsregime bei den Sondergeflügelarten<br />
usw. vor. Allerdings ist ein Ausgleich<br />
mit anderen Futtermitteln oft leicht möglich,<br />
da die Tierarten einen noch nicht so<br />
hohen Züchtungsgrad erreicht haben.<br />
Halter sind also oftmals gezwungen, auf<br />
Futter anderer Geflügelarten auszuweichen.<br />
Hier besteht das Problem jedoch<br />
darin, dass nicht jedes Futtermittel gesackt<br />
angeboten wird. Das Futter bei diesen Spezialgeflügelhaltern<br />
ist aber nur so zu handhaben.<br />
Des Weiteren ist beim Einsatz von<br />
Futtermitteln anderer Geflügelarten ganz<br />
exakt auf die Futterzusatzstoffe zu achten.<br />
Einige Futterzusatzstoffe wie einige Kokzidiostatika<br />
sind für die Fasane, Wachteln bzw. Perlhühner nicht<br />
zugelassen, und andere werden von den Tieren, auch Wassergeflügel<br />
nicht vertragen.<br />
Es fehlen aufgrund der geringen Bedeutung auch Forschungsergebnisse,<br />
um Energie, Eiweiß sowie andere Stoffe exakt<br />
einsetzen zu können. Die geringen Zukaufsmöglichkeiten<br />
von Eiweißfutter erschweren eine ausgewogene Ration. Es<br />
besteht aber z.B der Vorteil, dass Spezialgeflügel generell<br />
etwas extensiver gehalten und gemästet wird und so natürlich<br />
bei etwas längerer Mastdauer nicht so kritisch reagiert,<br />
wie konventionelle Broiler oder Puten in der Mast.<br />
Ökonomie der Verfahren<br />
Die Wirtschaftlichkeit der Verfahren ist sehr schwierig einzuschätzen.<br />
Sie wird im Wesentlichen von den Voraussetzungen<br />
des Betriebes und auch von der Größe der Produktionseinheit<br />
und dem Umfang sowie von möglichen Preisen bestimmt.<br />
Ein Vergleich der Ökonomien dieser Formen wurde auf der<br />
Basis von Ergebnissen von Dr. Klaus Damme im Lehr- und<br />
Fachzentrum für Geflügel der Bayrischen Landesanstalt für<br />
Landwirtschaft in Kitzingen und Untersuchungen von Dr. Roland<br />
Tierzucht<br />
Klemm auf der Basis von Untersuchungen der Sächsischen<br />
Landesanstalt für Landwirtschaft vorgenommen. So konnten<br />
die genannten Autoren ohne Betriebsgemeinkosten bei Mast-<br />
und Legewachteln sowie bei der Perlhuhnmast bei Vergleich<br />
der Rentabilität ein Einkommen pro AK/h von cirka 12 € ermitteln.<br />
Diese drei Formen erzielten die günstigsten Ergebnisse.<br />
In der Wildentenmast wurden knapp 10 € je AK/h erzielt,<br />
in der Fasanenmast etwa 6,20 bis 6,30 € je AK/h und in der<br />
Fleischtaubenerzeugung etwas über vier €.<br />
Wie kann allgemein die Wirtschaftlichkeit<br />
verbessert werden?<br />
Es ist allgemein bekannt, dass der Erlös steigt, wenn neben<br />
den Schlachttieren auch Zuchttiere erzeugt werden. Eine bessere<br />
Reproduktion und bessere Beherrschung der gesamten<br />
Produktionstechnik und Senkung der Verluste sind allgemeine<br />
Größen, die auf die Erhöhung der zu vermarktende<br />
Produktmenge positiv wirken.<br />
Die direkten Kosten können je nach Tierart und Verfahren<br />
durch ein geschlossenes System mit eigener Reproduktion gesenkt<br />
werden. Meist ist der optimale Futtereinsatz eine wichtige<br />
Größe, da diese Kosten oft 50 Prozent der Gesamtkosten<br />
ausmachen. Aber auch der Energieeinsatz und die Preisgestaltung<br />
beim Einkauf der Produkte sind als Kostenfaktoren<br />
zu nennen.<br />
In der Regel sind kostengünstige Baulösungen,<br />
eine schrittweise Erweiterung sowie<br />
sinnvolle Kombinationen mit anderen<br />
Zweigen Maßnahmen, die zur günstigen<br />
Verteilung der Fixkosten im Verfahren führen<br />
und sich hier somit ebenfalls als weiterer<br />
Punkt für die Wirtschaftlichkeit positiv<br />
auswirken.<br />
Auch die Zusammenarbeit von Nischenproduzenten<br />
kann zu positiven Effekten<br />
bezüglich Wirtschaftlichkeit führen. Ein bereits<br />
vorhandener Kundenstamm und Interessenten<br />
an speziellen besonderen Produkten<br />
sind meist generell an einer breiten<br />
Produktpalette interessiert. Die Erzeugung<br />
kann zwischen mehreren Direktvermarktern<br />
aufgeteilt und damit mit einem höheren Spezialisierungsgrad<br />
erfolgen. Daraus resultieren meist größere Einheiten,<br />
mit allen daran gebundenen wirtschaftlichen Effekten.<br />
Abschließende Betrachtung<br />
Das Interesse an der Erzeugung von Sondergeflügel ist im<br />
Allgemeinen groß und weiter wachsend. Die Sächsische Landes-<br />
anstalt für Landwirtschaft führt seit 1997 jährlich einen Arbeitskreis<br />
„Sondergeflügel“ mit wechselnden Schwerpunkten oder<br />
übergreifenden Themen durch. Von anfangs elf Teilnehmern<br />
am ersten Stammtisch sind heute teilweise 150 Teilnehmer<br />
aus oftmals elf Bundesländern anwesend. Darüber hinaus<br />
führt die Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft zusammen<br />
mit der Bayrischen Landesanstalt für Landwirtschaft in<br />
Kitzingen einen Praxistag für Geflügel und Kleintierhaltung<br />
aller drei bis vier Jahre mit Schwerpunkt Sondergeflügel<br />
durch. Im kommenden Jahr werden beide Veranstaltungen<br />
zusammengelegt am 23./24.06.2011 in Kitzingen/Bayerische<br />
Landesanstalt durchgeführt.<br />
Dr. Manfred Golze, LfULG<br />
Referat Tierhaltung und Tierfütterung <strong>Köllitsch</strong><br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
27
28<br />
Die vom Wanderleiter Klaus Böhme ausgewählte Tour in der<br />
hinteren Sächsischen Schweiz war vielen der 15 Teilnehmer<br />
neu. Lausitzer Bergland und Elbsandsteingebirge treffen hier<br />
aufeinander. Besonders romantisch dabei die Einschnitte der<br />
Flusstäler. Die Kirnitzsch ist in einer Klamm gefangen, bildet die<br />
Grenze zu Böhmen und bietet dem Touristen eine Kahnfahrt.<br />
Verein aktiv<br />
Herbstwanderung des Vereins<br />
Ochelbaude Mitte Oktober <strong>2010</strong><br />
"Krümel" beglückt – kein Dauerregen<br />
Wanderbeginn in Hinterhermsdorf Restaurace, Addis Abeba oder wieder "heeme"?<br />
Der geerntete Hallimasch wurde zu Pilzklopsen verarbeitet<br />
und Chefkoch Torsten Linde zauberte wunderbare Salatkreationen.<br />
Gabriele H. stand wieder für das Frühstück ein, wobei<br />
alle bei der Selbstverpflegung unterstützten. Die Musiker Klaus,<br />
Peter und Wolfgang heizten die Stimmung auf. Viele Bilder<br />
befinden sich auf unserer Netzseite unter "Bergwanderungen".<br />
Acht Meter stürzt die Kirnitzsch hinter der Schleuse ab Blick vom Gamrig nach Rathen und Wehlen<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
Sangesfreunde Klaus und Michael<br />
Aufgeweichte Strecke im Lausitzer Bergland
Gespensterwald am Ostseestrand<br />
Wart ihr schon mal im Gespensterwald? Das ist ein magischer<br />
Ort. Für mich jedenfalls, denn dort muss die Gotik erfunden<br />
worden sein. Buchen streben unbeirrt, ohne sich im Nebensächlichen<br />
zu verästeln, himmelwärts. Es gibt einige „Gespensterwälder“<br />
an der deutschen und dänischen Ostseeküste, aber<br />
der in Nienhagen bei Warnemünde ist der schönste. Hier fand<br />
ich eine unerschöpfliche Quelle für Fotografie-Motive und<br />
habe mich sogar einmal wieder an die Ölfarben gewagt.<br />
Eure Steffi Duchow (82/85)<br />
Mit Pinsel und Palette<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
29
30<br />
Verein aktiv<br />
Wir fliegen nach Britannien!<br />
Als wir von Kenia im Jahr 2007 zurückkehrten, (das ECHO<br />
berichtete ausführlich) wurde beschlossen, das nächste Mal<br />
werden wir wieder <strong>Köllitsch</strong>er im Ausland besuchen.<br />
Chile sollte es sein! Wir machten uns schon mit den Gegebenheiten<br />
in Südamerika vertraut, jedoch der Kontakt dorthin<br />
riss immer wieder ab, bis er schließlich ganz versiegte.<br />
Aber, warum denn in eine so weite Ferne schweifen, wo<br />
doch das Schöne so nah liegt! Und so reifte der Gedanke, die<br />
beiden Tierärzte Thomas Schulze und Thomas Wittek in Großbritannien<br />
zu besuchen. Einziges Problem: Der eine praktiziert<br />
unweit von London, der andere lehrt in Schottland.<br />
Nun ist es bald so weit! Nach langer und heftig geführter<br />
Diskussion sind wir nun auf dem Sprung nach Britannien.<br />
Britannien? Ja, es wird in der zweiten Juliwoche 2011 in<br />
Stansford, unweit von London beginnen. Dort wohnt Thomas,<br />
(genannt Tommy).<br />
Auf dem Bild könnt ihr uns sehen, wie die Pläne für die Fahrt<br />
geschmiedet wurden.<br />
Peter, Tommy, Petra, Peter Wächtler<br />
Wir sind alle sehr gespannt auf die Schönheiten und Besonderheiten<br />
der Insel. Um Übernachtungsprobleme zu umgehen,<br />
reisen wir mit Wohnmobilen.<br />
Dadurch sind wir relativ unabhängig und müssen uns nicht<br />
mit Ach und Wehe dem nächsten Etappenort entgegenschleppen,<br />
sondern bleiben, wo der Schlaf uns überfällt.<br />
Das Wichtigste ist<br />
aber, dass wir Land<br />
und Leute und unsere<br />
<strong>Köllitsch</strong>er unter<br />
ihnen kennenlernen.<br />
Natürlich freuen wir<br />
uns auch auf die<br />
Vielzahl von Sehenswürdigkeiten,<br />
wie z.B. Stonehenge.<br />
Das interessiert mich besonders, denn hinter meinem Haus in<br />
Peterwitz steht oder stand auch so eine Kreisanlage.<br />
Die Engländer haben den Vorteil, dass ihre Vorfahren diese<br />
Kulturstätten aus großen Steinen bauten. Bei uns gab es solche<br />
nicht, sodass die Urmenschen Holzpfähle verwendeten,<br />
die längst verrottet sind. Trotzdem konnte mit einer Spektralkamera<br />
die Form und die Lage dieser Kulturstätte nachgewiesen<br />
werden.<br />
Wir besuchen natürlich auch die schottische Hauptstadt<br />
Edinburgh und nicht zu vergessen, die sehr spezielle und<br />
ganz eigene Gastwirtschaft.<br />
Ein bunt gemischter Trupp wird unterwegs sein.<br />
Eines ist hier aber schon versprochen. Im ECHO in einem<br />
Jahr werden wir genau berichten und versuchen, die schönsten<br />
Details einzufangen und euch im Bild wiederzugeben.<br />
Liebe Grüße bis dahin von eurem Peter<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de
Arbeitsplan des Vereins<br />
Das Vereinsjahr 2011<br />
05.03.11 – 12.03.11 Winterlager in Rokytnice - Tschechien<br />
Wir fahren nach Rokytnice nad Jizerou v Krkonoších (dt.: Rochlitz an der Iser<br />
im Riesengebirge). Das liegt unweit des bekannten Schigebietes Harrachov<br />
(dt.: Harrachsdorf). Der „Winterurlaub der jung gebliebenen Landbevölkerung"<br />
findet wie jedes Jahr statt. Es wird wieder ein Haus sein, das bereits angemietet<br />
ist. Neben Schi und Rodel gibt es wieder schöne Hüttenabende, die Gastronomie<br />
wird ergründet und man kann sich so richtig schön entspannen! Teilnehmer<br />
können sich noch melden!<br />
05.05.11 – 08.05.11 agra in Leipzig<br />
Inzwischen alle zwei Jahre werden wir auch im Mai 2011 auf der agra in Leipzig mit<br />
einem Stand vertreten sein. Neben dem informellen Charakter ist es auch eine unerschöpfliche<br />
Quelle der Begegnung unserer Stadtkinder mit der Umwelt (siehe<br />
Bild). Unser Stand muss betreut werden. Wer also Spaß daran hat, sollte uns<br />
kontaktieren. Wir brauchen Helfer!<br />
Juni 2011 Bootstour von Liebersee nach Torgau auf der Elbe<br />
Es ist eine lange Tradition, dass <strong>Köllitsch</strong>er sich ins Boot setzen und sich die<br />
Flüsse hinab treiben lassen. So geschehen schon zu <strong>BBS</strong>-Zeiten und wiederbelebt<br />
durch uns in den Jahren nach der Vereinsgründung.<br />
Es ist ein Versuch, diesen Faden wieder aufzunehmen. Also, wer Spaß daran<br />
hat, sollte sich unbedingt melden. Lagerfeuerromantik und Wassernähe sind<br />
garantiert!<br />
Juli 2011 Britannienfahrt<br />
Lange geplant und nun wird es Wirklichkeit!<br />
Wir besuchen die beiden Tierärzte Thomas Schulze und Thomas Wittek in Britannien!<br />
Eine lange Reise wird es werden und damit wir unabhängig bleiben,<br />
machen wir uns in Wohnmobilen auf den Weg.<br />
Wer noch Lust hat, mitzureisen, sollte sich schnell, aber unverbindlich anmelden.<br />
Im Wesentlichen sind wir ausgebucht!<br />
15.10.11 Sächsische Schweiz<br />
Auch die Sächsische Schweiz ist inzwischen eine jährliche Tradition geworden.<br />
Ob von der Ochelbaude aus, im inzwischen runtergewirtschafteten Schöna<br />
oder in der auch nicht mehr schönen Forstmühle – es gibt kaum noch einen<br />
Weg, den wir von dort aus nicht gegangen sind.<br />
Trotzdem ist die Sächsische Schweiz immer eine Reise wert! Und nach all den<br />
Jahren, wer kennt denn noch all die Steine, die wir inzwischen festgetreten<br />
haben? Also auch hierbei ... Meldet euch!<br />
"<strong>Köllitsch</strong>er <strong>Echo</strong>" – zwei Ausgaben<br />
Das "Sommerecho" gelangt nach der Britannienfahrt zum Leser. Das wird etwa<br />
im August 2011 sein.<br />
Pünktlich zu Weihnachten erhaltet ihr die Jubiläumsausgabe, die Nummer 30.<br />
Unsere Planung ist stets offen für die Ideen der Leserschaft – wer etwas anbietet,<br />
wird sich im Blatt wiederfinden!<br />
Alle Termine können unter <strong>BBS</strong>@koellitschverein.de angefragt werden.<br />
<strong>BBS</strong>@koellitschverein.de www.koellitschverein.de<br />
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Weiteres zu "Partner Pferd" und Bettina Kaiser<br />
(oben mit Gojko Mitic) auf Seiten 8 und 9<br />
Steffen Bothendorf (71/74), links im Bild<br />
Fotos: Leipziger Messe – Zimmermann, EnGarde – Frieler, Hellmann