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Der Parlamentarische Rat und das Grundgesetz - Mitmischen.de

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Die siTUaTion<br />

Freiheitsk<strong>und</strong>gebung<br />

am 9. september<br />

1948 vor <strong>de</strong>m<br />

Reichstagsgebäu<strong>de</strong><br />

mit <strong>de</strong>m appell<br />

<strong>de</strong>s Berliner<br />

Bürgermeisters<br />

ernst Reuter an die<br />

„Völker <strong>de</strong>r Welt“<br />

– ausdruck für <strong>de</strong>n<br />

Durchhaltewillen<br />

während <strong>de</strong>r Berlin-<br />

Blocka<strong>de</strong><br />

Foto: Ullstein Bild/Henry Ries<br />

amerikanischen Streitkräfte, <strong>de</strong>n elf Mi-<br />

nisterpräsi<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>ut schen Be-<br />

satzungszonen drei auf Schreibmaschine<br />

geschriebene Doku mente. Kern-<br />

punkt ist dabei <strong>de</strong>r Auf trag, bis zum<br />

1. September 1948 eine Verfassung geben<strong>de</strong><br />

Versammlung einzuberufen. Sie<br />

soll „eine <strong>de</strong>mokratische Verfas sungaus-<br />

ar beiten, die für die beteiligten Län<strong>de</strong>r<br />

eine Regierungsform <strong>de</strong>s fö<strong>de</strong> ralistischen<br />

Typs schafft, die am besten geeignet<br />

ist, die gegenwärtig zerris sene Ein<br />

heit schließlich wie<strong>de</strong>rher zu stel len,<br />

<strong>und</strong> die Rechte <strong>de</strong>r beteilig ten Län-<br />

<strong>de</strong>r schützt, eine angemessene Zentral-<br />

instanz schafft <strong>und</strong> die Ga ran tien <strong>de</strong>r<br />

individuellen Rechte <strong>und</strong> Frei hei ten<br />

enthält.“<br />

Mit diesem Auftrag (<strong>de</strong>n sogenannten<br />

Frankfurter Dokumenten)<br />

beginnt die Uhr <strong>de</strong>r Staatswerdung<br />

<strong>de</strong>r B<strong>und</strong>esrepublik endgültig zu ticken.<br />

Nur noch zwei Monate sind es,<br />

bis <strong>de</strong>r <strong>Parlamentarische</strong> <strong>Rat</strong> dafür<br />

die entschei<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Weichen zu stellen<br />

4 BliCKPUnKT BUnDesTaG sPezial<br />

hat. Und diese zwei Monate haben es<br />

in sich. Hektische Aktivitäten entfalten<br />

sich. Schon eine Woche nach <strong>de</strong>r<br />

Übergabe <strong>de</strong>r Frankfurter Dokumente<br />

treffen sich die Ministerpräsi<strong>de</strong>nten<br />

<strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Län<strong>de</strong>r auf <strong>de</strong>m<br />

Rittersturz, einem Aussichtspunkt bei<br />

Koblenz, um über die Konsequenzen<br />

<strong>de</strong>r alliierten Initiative zu befin<strong>de</strong>n.<br />

Schon dabei kristallisieren sich drei<br />

Kernpunkte heraus, die auch die späteren<br />

Beratungen – etwa im Jagdschloss<br />

Nie<strong>de</strong>rwald – dominieren wer<strong>de</strong>n:<br />

■ Die Frankfurter Dokumente sollen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich angenommen wer<strong>de</strong>n.<br />

■ Die Schaffung eines west<strong>de</strong>utschen<br />

Teilstaates erscheint wegen <strong>de</strong>r damit<br />

verb<strong>und</strong>enen Vertiefung <strong>de</strong>r Teilung<br />

Deutschlands problematisch.<br />

■ Um die <strong>de</strong>utsche Einheit nicht zu<br />

gefähr<strong>de</strong>n, soll es keine Verfassunggeben<strong>de</strong><br />

Versammlung, son<strong>de</strong>rn nur<br />

einen Par la mentarischen <strong>Rat</strong>, keine<br />

Ver fassung, son<strong>de</strong>rn höchstens ein<br />

Organisationsstatut o<strong>de</strong>r Gr<strong>und</strong> ge setz<br />

sowie kein Volksreferendum geben.<br />

Was sind die leitbil<strong>de</strong>r?<br />

Streitpunkte zwischen <strong>de</strong>n Minis terprä<br />

si<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r west<strong>de</strong>utschen Län<strong>de</strong>r<br />

<strong>und</strong> <strong>de</strong>n drei Westmäch ten sind auch<br />

die Festlegung von Län <strong>de</strong>r grenzen<br />

<strong>und</strong> <strong>das</strong> Besatzungsstatut mit weitgehen<strong>de</strong>n<br />

Rechten, <strong>das</strong> die Alliierten für<br />

sich beanspruchen.<br />

Viele weitere Fragen türmen sich<br />

im Vorfeld <strong>de</strong>s <strong>Parlamentarische</strong>n <strong>Rat</strong>es<br />

auf. Soll <strong>das</strong> geplante Gr<strong>und</strong>gesetz<br />

ein lockeres Provisorium, eine ausgearbeitete<br />

Verfassung o<strong>de</strong>r ein Mittel<br />

weg von bei<strong>de</strong>m sein? An welchen<br />

Vorbil<strong>de</strong>rn, an welchen Werten orientiert<br />

man sich? Wie stark <strong>und</strong> eigenständig<br />

darf o<strong>de</strong>r muss die angestrebte<br />

Demokratie wer<strong>de</strong>n?<br />

Auf die eigene <strong>de</strong>utsche Ge schichte<br />

zurückzugreifen, hilft nicht viel.<br />

Denn eine gewichtige <strong>de</strong>mokra tische

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