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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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die zwar primär den Habitus der Eltern prägt, wird nun auch als reproduzierter<br />

Habitus im Schülerhandeln erkannt. Damit bezieht sich das Problem<br />

nicht allein auf das Eltern-Schul-Verhältnis im Sinne einer Delegation, sondern<br />

tritt als Folgeproblem auch im Lehrer-Schüler-Verhältnis auf <strong>und</strong> zwar<br />

in Gestalt einer zweckrationalen Bildungseinstellung der Schüler.<br />

Anknüpfend an das vorangegangene Beispiel eines problematischen Lehrer-Schüler-Verhältnisses<br />

innerhalb der Erzählung von Herrn Knecht wird<br />

dieser Zusammenhang deutlich: Der Anspruch der Lehrer an eine ganzheitliche<br />

Bildung des Schülers bezieht sich daher nicht nur auf Leistungsdefizite<br />

des Schülers („leistungsmäßig auch sehr schwach“), sondern auch auf ein<br />

auffällig „langsames“ Verhalten des Schülers, das den Lehrern provokant<br />

erscheint („wir wissen es nicht genau ob er es jetzt provozierend meint“).<br />

Zusammen mit den Halbjahreszeugnissen geben die Lehrer daher der Mutter<br />

in Form von „Beurteilungsbögen“ eine ganzheitliche Einschätzung vom<br />

Schüler. Mit diesem umfassenden Informationsangebot beabsichtigen sie,<br />

den Eltern konkrete Hinweise <strong>und</strong> Anregungen für die Erziehungsarbeit zu<br />

geben („ich würde mir z.B. von der Mutter wünschen dass sie ihren Sohn<br />

zu Hause fragt sag mal wie kommt denn der Lehrer dazu dich so zu sehen“)<br />

bzw. ein gemeinsames Gespräch über die Schulangelegenheiten zu initiieren.<br />

Die <strong>Familie</strong>nkommunikation als Teil einer Erziehungsmitverantwortung<br />

der Eltern wird damit konstitutiv für die Umsetzung eines umfassenden<br />

Bildungsanspruchs, der im Rahmen einer funktionierenden Lehrer-<br />

Schüler-Kommunikation zur Entfaltung kommen kann, wie es auch folgender<br />

Lehrer formuliert: Wenn wir „unsere gemeinsame Expertise zusammen<br />

in einen Topf werfen um dann eine Lösung zu erarbeiten dann ist das was<br />

//I: hm// was man spürt was man dann auch wirklich in der Unterrichtspraxis<br />

spürt“ (Herr Lemke, GGS). Die Lehrer-Schüler-Kommunikation ist<br />

demnach gleichermaßen gestört, wenn die Kommunikation im Elternhaus<br />

nicht funktioniert bzw. die Eltern sich nicht mit der Schulproblematik im<br />

Gespräch mit dem Sohn auseinandersetzen („dass da äh (.) ja (.) nicht sehr<br />

viel Kommunikation //I: hm// vorkommt <strong>zwischen</strong> Mutter <strong>und</strong> Sohn <strong>und</strong><br />

jetzt sollen wir´s richten (.) Und das sind halt dann so Grenzen an die wir<br />

stoßen ja //I: hm// wenn wir wenig Möglichkeiten haben auf den Jungen<br />

einzuwirken weil er einfach nicht reagiert“). Diese gewünschte Drei-Schritt-<br />

Folge der Kooperation <strong>zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Schule konstituiert ein Beziehungsdreieck,<br />

das sich im Schaubild folgendermaßen darstellt:<br />

188<br />

Eltern<br />

2. Kommunikation<br />

SchülerIn<br />

1. Information<br />

Lehrer<br />

3. Reaktion<br />

Abb. 15: Erziehungsmitverantwortung unter Einbezug des Schülers/der<br />

Schülerin (Variante 1)

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