Misericordia - Orden der Barmherzigen Brüder Bayern
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<strong>Misericordia</strong> 12/04<br />
Kirche. Das Mittagessen wurde in<br />
zwei Runden eingenommen - „Vortisch“<br />
und „Haupttisch“. Das gemeinschaftliche<br />
Abendgebet war<br />
Pflicht. Von den jungen Frauen<br />
wurde Disziplin gefor<strong>der</strong>t: Eine<br />
Schwester erinnert sich, dass sie<br />
nicht gleich nach Hause fahren<br />
durfte, als sie vom Tod des Vaters<br />
erfuhr. Vier o<strong>der</strong> gar sechs Wochen<br />
Nachtwachen am Stück und danach<br />
nur vier freie Tage - das war<br />
normal. Ausgehen durften die jungen<br />
Frauen eigentlich nur in <strong>der</strong><br />
Gemeinschafts-Tracht. Wer in Hosen<br />
zu einer Bergtour aufbrach,<br />
durfte sich von <strong>der</strong> Oberin nicht<br />
erwischen lassen.<br />
An<strong>der</strong>erseits, sagen die Schwestern<br />
heute, wurden auch viele „Feten<br />
gefeiert“, gerade im Fasching. Sie<br />
erinnern sich, dass Schwester<br />
Clarissa dabei einmal als „Königin<br />
<strong>der</strong> Nacht“ auftrat. Weisungen wurden<br />
mitunter auch umgangen: Eine<br />
Gruppe, die sich laut Oberin einen<br />
Kin<strong>der</strong>film im Kino hätte anschauen<br />
dürfen, löste dann doch lieber<br />
Karten für einen Liebesfilm. Und<br />
dann gab es da noch junge Barmherzige<br />
Brü<strong>der</strong>, die man ein<br />
bisschen foppen konnte: Einigen<br />
Schwesternschülerinnen, die von<br />
ihrem Domizil in <strong>der</strong> Nymphenburger<br />
Straße auf dem Weg ins Brü<strong>der</strong>-Krankenhaus<br />
waren, begegnete<br />
jeden Morgen Frater Leodegar<br />
Klinger, <strong>der</strong> zum Spätberufenenseminar<br />
in Fürstenried unterwegs<br />
war. Den jungen Frauen war es eine<br />
Freude, den scheuen <strong>Orden</strong>smann<br />
vom Gehsteig zu drängen o<strong>der</strong> mit<br />
Schneebällen zu traktieren. Als dieser<br />
sich einen an<strong>der</strong>en Weg suchte,<br />
hatten seine „Peinigerinnen“ auch<br />
diesen nach wenigen Tagen herausgefunden.<br />
Oberin Clarissa war „immer da“<br />
Schwester Clarissa Schwarz, die bis<br />
1984 den Pflegedienst im Münchner<br />
Krankenhaus geleitet hat, starb<br />
im Jahr 2001. Pater Leodegar würdigte<br />
in einem Nachruf in dieser<br />
Zeitschrift ihr Wirken: „Verantwortungsbewusstsein<br />
für das Ganze<br />
und Gewissenhaftigkeit“ seien die<br />
Tugenden <strong>der</strong> Caritas-Schwester gewesen,<br />
„Schwester Clarissa war die<br />
Seele des Hauses.“<br />
Ihre Mitschwestern<br />
erzählen, sie sei<br />
eine „Autoritätsperson“<br />
gewesen und:<br />
„Sie war immer da.“<br />
Zwischen 1961 und<br />
1966 wurde das<br />
Münchner Krankenhaus<br />
noch einmal<br />
erweitert und<br />
mo<strong>der</strong>nisiert. Unter<br />
an<strong>der</strong>em entstand<br />
auch ein Wohnheim,<br />
in das die<br />
Caritas-Schwestern<br />
nun zogen und das<br />
für viele bis heute –<br />
auch nach <strong>der</strong><br />
kürzlich erfolgten<br />
Mo<strong>der</strong>nisierung -<br />
den Namen „Caritas-Wohnheim“behalten<br />
hat.<br />
1966 verpachteten<br />
die <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong> 120 Betten<br />
an die Bundeswehr<br />
(bis 1985). Neben<br />
den 10 bis 15 Caritas-Schwestern,<br />
die<br />
schon bei den Brü<strong>der</strong>n<br />
arbeiteten, zogen<br />
in dieses Wohnheim<br />
noch weitere<br />
10 Caritas-Schwestern,<br />
die im Bundeswehr-Krankenhaus<br />
tätig waren.<br />
Schwester Gabriele<br />
Langer, die Oberin<br />
dieser Schwestern,<br />
erinnert sich noch<br />
gut an die schwierige<br />
Startphase.<br />
Die Krankenpflegeschule<br />
zog dann<br />
1969 von <strong>der</strong> Nymphenburger<br />
Straße<br />
zu den <strong>Barmherzigen</strong><br />
Brü<strong>der</strong>n. Die<br />
Schülerinnen<br />
wohnten zunächst<br />
in dem Haus am<br />
Südlichen Schloßrondell<br />
5, dem heutigen<br />
Provinzialat.<br />
Die Leitung <strong>der</strong><br />
Thema: Erinnerungen<br />
Prior Frater Angelus Thaler im Gespräch mit Oberin<br />
Schwester Clarissa Schwarz<br />
Im Speiseraum <strong>der</strong> Caritas-Schwestern im dritten Stock<br />
des Krankenhauses<br />
Schwester Elisabeth Merklein mit einer Patientin<br />
Ein Weihnachtsspiel führten Schwester Rosmarie Alde<br />
(links) und Schwester Irma Hartmann gemeinsam mit einer<br />
Tochter von Chefarzt Hiller auf.<br />
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