Harro Segeberg, - Medienwissenschaft
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icht und alle phyiskalischecn Phänomene prinzipiell als Summen<br />
von Schwingungen begreift" 9<br />
- ein Gesumme, das seit Mersenne (Schwingungsmodelle für<br />
'Saiten), Christiaan Huygens (mathematische Beschreibung der<br />
Bewegung von Pendeln) und Wellentheorie des Lichts - was sich<br />
gegen die Dominanz von Newtons Korpuskeltheorie des Lichts nicht<br />
durchsetzte. Die Quantenphysik hebt beide Wissensweisen auf - im<br />
in der Behauptung eines Dualismus von Welle und Teilchen.<br />
Was sich (mit Fourier) so analysieren läßt, läßt sich auch<br />
synthetisieren - und die Antwort ist Nam June Paiks "Video-<br />
Synthecizer" (der ja auch von der Musik her kommt).<br />
Wenn Viola seinen von mir zitierten Aufsatz suggestiv und<br />
überraschend "Der Klang der Einzeilen-Abtastung" nennt, ist diese<br />
Synästhesie zugleich geeignet, die Differenz zwischen<br />
medienkünstlerischer Poesie und medienarchäologisch strenger (im<br />
Sinne McLuhans sogar "kalter") Analyse darzulegen 10 .<br />
Die Encarta-online-Enzyklopädie definiert Videoaufzeichnung als<br />
"process of recording still or moving images electronically,<br />
rather than photochemically as in photographic film. The<br />
techniques used to record images on videotape are similar to<br />
those used to record sound 11 - und genau daran<br />
erinnert Bill Violas Begriff vom Video als dem "Klang der<br />
Einzeilen-Abtastung".<br />
Ein Klang kommt auf der Schallplatte oder schon im Phonographen<br />
Edisons etwa durch die Abtastung einer Folge von überlagerten<br />
Sinusschwingungen zustande (Fouriers Einsicht), während die<br />
Abtastung eines Video-, also Fernsehbilds Lichtintensitäten in<br />
Stromschwankungen umsetzt, später gar in ein elektrostatisches<br />
Mosaik aus Bildpunkten - im Sinne von Lessings Laokoon-Theorem<br />
(1766) zwei grundsätzlich verschiedene Operationen, auch in<br />
phyisologischer Hinsicht<br />
Die Verweildauer eines akustischen Eindrucks ist länger als der<br />
eines Bildeindrucks. Das Ohr - insofern es selbst ständig<br />
Fourier-Analyse leistet - ist das Organ humaner Zeitkritik.<br />
Hermann von Helmholtz schreibt es in Die Lehre von den<br />
Tonempfindungen als physiologische Grundlagen für die Theorie der<br />
9 Martin Donner, Medienepistemologische Konsequenzen der Fourier-Analyse, Hausarbeit<br />
Seminar für <strong>Medienwissenschaft</strong>, HU Berlin, September 2006<br />
10 In diesem Sinne Shintaro Miyazaki, Das Algorhythmische - medientheoretische und<br />
-philosophische Aspekte des Digitalen, Lizentiatsarbeit am Institut für <strong>Medienwissenschaft</strong><br />
der Universität Basel, August 2006, 91<br />
11 Leonard Feldman, "Video Recording," in: Microsoft® Encarta® Online Encyclopedia 2001<br />