Ausgabe 02/2010 - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV
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Informationen vom <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
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Im Ländle<br />
angekommen?<br />
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älter werden<br />
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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
zwischenzeitlich ist der personelle Wechsel im Amt des<br />
Ministerpräsidenten des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
vollzogen. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> bedankt sich bei dem<br />
bisherigen Ministerpräsidenten Günther Oettinger für die<br />
konstruktive, vertrauensvolle und respektvolle Zusammenarbeit.<br />
Die Seniorinnen und Senioren waren nach unseren<br />
Erfahrungen ein anerkannter Faktor in der abgelaufenen<br />
Regierungszeit. Die grundsätzliche politische Haltung „Politik<br />
für Ältere kann nur mit Älteren gestaltet werden“ war<br />
für uns eine gute politische Leitplanke.<br />
Dem neuen Ministerpräsidenten Stefan Mappus wünschen wir eine glückliche<br />
Hand und bieten weiterhin der Landesregierung von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />
gute und konstruktive Zusammenarbeit an. Vor der Regierungsneubildung gab<br />
es im Staatsministerium die von Staatsrätin Prof. Dr. Claudia Hübner wahrgenommene<br />
Stelle „Demografi scher Wandel“; diese ist jetzt entfallen und Prof. Dr.<br />
Hübner ist aus der Regierung ausgeschieden. Für uns als Seniorenvertretung<br />
gibt es jedoch die erfreuliche Mitteilung, dass wir als Senioren künftig im Namen<br />
des Sozialministeriums wie folgt erscheinen: „Ministerium für Arbeit, Sozialordnung,<br />
Familien und Senioren“. <strong>Der</strong> dokumentierte Stellenwert ist sichtbar,<br />
wobei wir zuversichtlich sind, dass sich dies auch in der praktischen Politik für<br />
die Seniorinnen und Senioren auswirken wird. In der Regierungserklärung des<br />
Ministerpräsidenten Stefan Mappus wird im Übrigen ausgeführt, dass er unter<br />
anderem die Seniorinnen und Senioren von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> insgesamt mitnehmen<br />
und auf die Erfahrung und Teilhabe der Seniorinnen und Senioren im<br />
Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auch künftig nicht verzichten will. Diese Grundorientierung<br />
begrüßen wir nachhaltig.<br />
Um die demografi schen Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen, braucht<br />
es technischer Hilfen für Menschen, die in der eigenen Häuslichkeit ein selbst<br />
bestimmtes Leben im Alter führen möchten. Solche technischen Hilfen sind in der<br />
Entwicklung und wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass diese Entwicklungen<br />
gefördert und im praktischen Alltag auch angewandt werden können. Deshalb<br />
möchten wir in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einen Kongress organisieren, der sich<br />
speziell mit der Thematik „Telemedizin und Telemonitoring für Ältere“ befassen<br />
soll. Dieser Kongress wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2011 stattfi<br />
nden. Die notwendigen Vorbereitungen dazu sind bereits angelaufen.<br />
Durch eine beispielhafte Unterstützung der Stadt Friedrichshafen wird es uns in<br />
diesem Jahr wieder möglich sein, einen Landesseniorentag mit einer großen Besucherzahl<br />
durchführen zu können. Für den 14.10.<strong>2010</strong> haben wir von der Stadt<br />
Friedrichshafen das Graf Zeppelin Haus zugesagt bekommen. Dem Oberbürgermeister<br />
Andreas Brand und allen Verantwortlichen danken wir bereits heute für<br />
dieses Zeichen der Verbundenheit mit den Seniorinnen und Senioren im Land<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Ihr<br />
Roland Sing<br />
Einen Augen „blick“, bitte!<br />
Unsere Themen<br />
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Titel<br />
Recht und Gesetz rund um die Pfl ege<br />
KSR Tübingen will Heimbeiräte unterstützen<br />
Startschuss für Pfl egestützpunkte gefallen<br />
Bei Anruf Pfl egeberatung<br />
Stichwort: Pfl egebedürftigkeit<br />
Mehr „Pfl ege“ für die „Internetpfl ege“ –<br />
die Redaktion im Selbstversuch<br />
Bewertungssystem für Pfl egeheime optimieren!<br />
Auf gut Glück: BELA III<br />
Die hausärztliche Versorgung älterer Menschen.<br />
Von Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />
Wir brauchen mehr Pfl egekräfte!<br />
Bericht über Horizonte, das Stuttgarter Pfl egeforum<br />
Vom Gast zum Nachbarn. Interkulturelle Altenhilfe<br />
„Das hätte ich fast vergessen.“ Über Demenz im Lande<br />
Pfl ege engagiert!<br />
Mobilität<br />
Service für Ältere bei der Deutschen Bahn?<br />
Migration<br />
„Altern und Lebensgestaltung“<br />
Internet<br />
Die digitale Kompetenz macht’s<br />
Internet goes Ländle<br />
Tagung<br />
Drei Ruiter Erklärungen<br />
RUBRIKEN<br />
Aktuell<br />
Termine<br />
Blick ins Land<br />
Seniorenfreundliche Hotels<br />
Impressum<br />
2/<strong>2010</strong><br />
3
Aktuell<br />
„Demographischer Wandel“ im Ländle<br />
Die „Räte“ und der „Ring“ im Landtag<br />
Aber nicht nur die erste Frage<br />
nach der künftigen Zuständigkeit<br />
ist am 4. März<br />
auch vom „Ständigen Ausschuss“<br />
des Landtags gestellt worden.<br />
Vorrangig wollte dieses Gremium<br />
wissen, was aus den Erkenntnissen<br />
der Enquetekommission geworden<br />
ist und den dazu im Jahre 2006 vom<br />
Parlament beschlossenen Handlungsempfehlungen.<br />
Deshalb hatte<br />
man die drei „Landesräte“ (Frauen-<br />
, Familien- und Seniorenrat) sowie<br />
den „Ring“ (Landesjugendring) zu<br />
einer öffentlichen Anhörung gebeten.<br />
Auch die Kommunalen Landesverbände<br />
der Gemeinden, Städte und<br />
Landkreise waren eingeladen worden.<br />
Damit man der Politik konzentriert<br />
gegenüber treten und auf Wiederholungen<br />
verzichtet, hatten sich<br />
die sowieso stets im Gespräch miteinander<br />
befindlichen Räte und der<br />
Ring im Vorfeld getroffen, eine gemeinsame<br />
Stellungnahme erarbeitet<br />
und schriftlich eingebracht. Deshalb<br />
konnte man sich in der mündlichen<br />
Anhörung jeweils auf einige wenige<br />
Punkte aus der speziellen Sicht beschränken.<br />
Die Generalaussage: Es<br />
ist einiges vorangebracht worden, es<br />
bleibt aber noch viel zu tun.<br />
Selbstbestimmtes<br />
Leben und Teilhabe<br />
Für den LSR stellte Vorsitzender<br />
Roland Sing als allerwichtigsten<br />
Punkt für die Älte-ren heraus: das<br />
selbstbestimmte Leben und die ge-<br />
sellschaftliche Teilhabe für die Senioren.<br />
Zum Beispiel sollten und<br />
müssten auch die Sozialhilfeträger<br />
das „selbstbestimmt“ achten, wenn<br />
es um den Platz im Heim gehe, der<br />
inzwischen teilweise „zugewiesen“<br />
werde. Für manche Parlamentarier<br />
war es auch nicht so klar oder sogar<br />
neu gewesen, als Sing auf die unterschiedlichen<br />
Anforderungen an das<br />
Pflegepersonal in den verschiedenen<br />
Bereichen der Pflege (ambulant, teilstationär<br />
und stationär) hingewiesen<br />
hat. Teilweise lasse sich die Situation<br />
dort nur noch mit Ehrenamtlichen<br />
verbessern bzw. würdig gestalten.<br />
Man dürfe mit Blick auf die Zukunft<br />
und die zunehmende Zahl an Pflegebedürftigen<br />
nicht nur nach mehr<br />
Pflegekräften rufen. Diese müssten<br />
auch von pflegefernen Tätigkeiten<br />
entlastet werden. Dazu gelte es, die<br />
Prozesse in den Pflegeheimen organisatorisch<br />
stark zu verändern. Die<br />
Gesundheitsberufe müssten alle zusammen<br />
eine gemeinsame Arbeitskultur<br />
entwickeln.<br />
Mehr technische Hilfen<br />
Für das selbstbestimmte Leben auch<br />
zu Hause müssten verstärkt technische<br />
Hilfen genutzt werden. Hier<br />
band er auch die Abgeordneten in<br />
seinen Vorstoß beim Lan-desseniorentag<br />
2009 ein, dass man mit einem<br />
Kongress zur Telemedizin und Telemonitoring<br />
neue Wege beschreiten<br />
könnte und sollte. Ausdrücklich bemängelte<br />
er, dass es nun aus Berlin<br />
kein Präventionsgesetz geben werde<br />
und mahnte an, dass man deshalb<br />
auf Landesebene was bewegen müsse.<br />
Mit Blick auf das immer wieder<br />
propagierte lebenslange Lernen informierte<br />
er über die geplante neue<br />
Kampagne „Internet für Ältere“, bei<br />
der auch die Landesregierung unterstützen<br />
sollte.<br />
„Gute Anregungen“ von<br />
Sing und wer ist „zuständig“?<br />
In der abschließenden allgemeinen<br />
Fragerunde für die Abgeordneten<br />
wurde Sing mehrfach Lob dafür gezollt,<br />
wie er die Probleme dargestellt<br />
und neue Weg aufge-zeigt habe.<br />
Breiten Raum nahm jedoch auch die<br />
Frage ein, wer künftig für die ressortübergreifenden<br />
Themen beim<br />
Demographischen Wandel zuständig<br />
ist. Denn diese Querschnitts-Aufgaben<br />
könne ein einzelnes Ministerium<br />
wohl kaum wahrnehmen. Dazu<br />
erklärte Sing, dass sich die Senioren<br />
nun erstmals im Titel des Sozialministeriums<br />
wieder finden. Wie es inhaltlich<br />
ausgefüllt werde, dazu müsse<br />
man wohl die Regierungserklärung<br />
abwarten.<br />
Auch das Thema Pflege<br />
muss gepflegt werden<br />
Weil es von der Politik extra angesprochen<br />
war, wies der Vorsitzende<br />
erneut darauf hin, dass die 50 geplanten<br />
Pflegestützpunkte zu wenige<br />
seien und ihr Aufbau zu lange dauere.<br />
Ein Mangel für ihn sei auch, dass<br />
diese Dienste nicht „ganzheitlich“<br />
beraten könnten, weil die ärztlich<br />
Seite, also deren Fachlichkeit fehle.<br />
Mit den 50 Stützpunkten könne man<br />
der angestrebten Wohnortnähe nicht<br />
entsprechen. Man würde das Verfahren<br />
jedoch akzeptieren, weil es sich<br />
jetzt um die Modellphase handle.<br />
<strong>Der</strong> Demographische<br />
Wandel ist überall<br />
„angekommen“<br />
Das abschließende Wort von Sozial-<br />
und Seniorenministerin Stolz stellt<br />
klar: Das Thema sei inzwischen überall<br />
im Lande „angekommen“. Nicht<br />
nur bei der Bevölke-rung und den<br />
Verbänden. Auch in sämtlichen Ressorts<br />
der Landesregierung. Des-halb<br />
werde es gelingen, dass die Aufgaben<br />
überall konsequent wahrgenommen<br />
werden. Denn alle seien nun sensibilisiert.<br />
Die Stellungnahme des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />
ist nachzulesen auf der<br />
Homepage www.lsr-bw.de / Veröffentlichungen<br />
/ Stellungnahmen.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
Kurz gemeldet!<br />
Senioren waren mit dabei<br />
Mappus verabschiedet Oettinger<br />
Mit einer Feier im voll besetzten Stuttgarter<br />
Opernhaus ist Ex-Ministerpräsident Günther<br />
Oettinger am 21. März offiziell verabschiedet<br />
worden. Mit warmen Worten würdigten sein<br />
Nachfolger Stefan Mappus (CDU), Daimler-Chef<br />
Dieter Zetsche und Ex-Bundesverteidigungsminister<br />
Peter Struck (SPD) die Verdienste des<br />
frischgebackenen EU-Energiekommissars um<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Die Senioren waren mit dabei. <strong>Der</strong> Vorsitzende<br />
des LSR Roland Sing hatte eine Einladung erhalten<br />
und war einer der rund 1 000 Gäste aus<br />
Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong><br />
fai<br />
Wo, wann, was?<br />
Senioren aktiv – Potenziale älterer Menschen in<br />
Betrieben und im Ehrenamt fördern<br />
GRÜNEN-Fachtagung<br />
24. April, 10.30 – 15.30<br />
Stuttgart, Landtag<br />
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Potenziale im demografischen Wandel<br />
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Liberaler Seniorenkongress<br />
26. Juni, 10.00 – 16.00<br />
Stuttgart, Landtag<br />
„Leben mit Demenz“<br />
Kongress des Sozialministeriums <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Kooperation<br />
mit der Alzheimer Gesellschaft und dem <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
8. September, 9.00 – 17.00<br />
Fellbach, Schwabenlandhalle<br />
Landesgeriatrietag<br />
22. September, 10.00 – 11.00<br />
Ettlingen, Schlossgarten<br />
Landesseniorentag <strong>2010</strong><br />
14. Oktober, 10.00 – 16.00<br />
Friedrichshafen, Graf-Zeppelin-Haus<br />
Mitgliederversammlung des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />
16. November, 10.00 – 16.00<br />
Schorndorf, Barbara-Künkelin-Halle
Titel<br />
Für die Pfl ege und Betreuung<br />
älterer, pfl egebedürftiger und<br />
behinderter Menschen sowohl<br />
zuhause als auch in Heimen gelten<br />
unterschiedliche gesetzliche Bestimmungen.<br />
Dazu gehört das Heimgesetz,<br />
welches dem Schutz und der<br />
Partizipation der Bewohnerinnen<br />
und Bewohner von Heimen dient.<br />
Mit der Föderalismusreform 2006<br />
ist die Zuständigkeit für die ordnungsrechtlichen<br />
Vorschriften der<br />
Heimgesetzgebung vom Bund auf<br />
die Länder übergegangen. <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> hat deshalb ein eigenes<br />
Landesheimgesetz erlassen, das<br />
im Juli 2008 in Kraft trat.<br />
Seit Herbst 2009 gilt daneben auch<br />
das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz<br />
(WBVG) des Bundes, das<br />
Vorgaben für heimvertragliche Regelungen<br />
beinhaltet. Es regelt Ver-<br />
§<br />
Recht und Gesetze rund um die Pfl ege<br />
Landesheimgesetz und Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz<br />
träge älterer, pfl egebedürftiger oder<br />
behinderter volljähriger Menschen,<br />
wenn diesen Wohnraum überlassen<br />
wird und Pfl ege- und Betreuungsleistungen<br />
erbracht werden.<br />
Das WBVG trägt dem Verbraucherschutzgedanken<br />
Rechnung unter<br />
anderem durch eine größtmögliche<br />
Transparenz im Leistungsbereich.<br />
So wurden im WBVG beispielsweise<br />
umfassende vorvertragliche Informationspfl<br />
ichten für die „Unternehmer“<br />
- also Anbieter von Wohnraum<br />
und Pfl ege- und Betreuungsleistungen<br />
- normiert.<br />
Da das Landesheimgesetz <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> ebenfalls heimvertragliche<br />
Regelungen enthält, hat die<br />
Landesregierung beschlossen, diese<br />
aufzuheben und so eine eindeutige<br />
Rechtslage herzustellen. Rückwirkend<br />
gelten nun auch die Regelungen<br />
§<br />
des Wohn- und Betreuungsvertragsgesetzes<br />
für alle Heime im Land. Das<br />
Landesheimgesetz von 2008 wird<br />
derzeit entsprechend geändert.<br />
Auf der Internetseite des Ministeriums<br />
für Arbeit, Sozialordnung,<br />
Familien und Senioren ist unter<br />
„Infomaterial und Downloads“ das<br />
Landesheimgesetz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
nachzulesen:<br />
www.sozialministerium-bw.de/de/<br />
Senioren/82096.html.<br />
Heimmitwirkung und<br />
Interessenvertretung –<br />
per Verordnung geregelt<br />
Parallel dazu hat das Sozialministerium<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einen<br />
Entwurf einer Heimmitwirkungsverordnung<br />
in das Anhörungsverfahren<br />
gegeben. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (LSR) hat dazu<br />
Stellung genommen.<br />
Die Heimmitwirkungsverordnung<br />
regelt die Beteiligung der Bewohnerinnen<br />
und Bewohner u.a. in Pfl egeeinrichtungen<br />
an der Alltags- und<br />
Lebensgestaltung. Sie formuliert die<br />
„Spielregeln“ der Interessenvertretung<br />
in eigener Sache.<br />
Die Mitwirkung ist durch die aktuelle<br />
und auch künftige Situation der Heimbewohnerinnen<br />
und Heimbewohner<br />
erschwert und bedarf immer mehr der<br />
Unterstützung durch bürgerschaftliches<br />
Engagement. Die Mitwirkung<br />
und Mitgestaltung in Pfl egeheimen<br />
kann nur gelingen, wenn dies gewollt<br />
und ermöglicht wird. Dies muss die<br />
Heimmitwirkungsverordnung kräftig<br />
und nachhaltig unterstützen.<br />
Als wählbar in den Heimbeirat sind<br />
auch die örtlichen Seniorenvertretungen<br />
genannt. <strong>Der</strong> LSR wird<br />
die Seniorenräte bei diesem Engagement<br />
weiterhin begleiten. Die<br />
Heimmitwirkung und die Unterstützung<br />
von Externen im Heimbeirat<br />
sind wichtige Themen des LSR<br />
und der Seniorenräte in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>.<br />
<strong>Der</strong> LSR begrüßt es, dass in der<br />
Verordnung das Ersatzgremium an<br />
Bedeutung gewinnt. In immer mehr<br />
Pflegeeinrichtungen sind Heimbewohnerinnen<br />
und Heimbewohner<br />
nicht mehr in der Lage, Aufgaben<br />
eines Heimbeirates wahrzunehmen.<br />
Hier hat das Ersatzgremium<br />
für die erforderliche Interessenvertretung<br />
große Bedeutung. Seine<br />
Aufwertung unterstützt das Bemühen,<br />
Pflegeeinrichtungen in die<br />
Gemeinden zu öffnen und bürgerschaftliche<br />
Mitverantwortung und<br />
Beteiligung zu ermöglichen.<br />
Nachzulesen ist die Stellungnahme<br />
des LSR hier:<br />
www.lsr-bw.de > Veröffentlichungen<br />
> Stellungnahmen<br />
Kreisseniorenrat Tübingen<br />
will Heimbeiräte unterstützen<br />
<strong>Der</strong> Vorstand des KSR hat im<br />
Februar den Entwurf einer<br />
Verordnung des Sozialministeriums<br />
über die Mitwirkung der<br />
Heimbewohner in Angelegenheiten<br />
des Heimbetriebs (Landesheimmitwirkungsverordung)<br />
beraten.<br />
Das Heimgesetz des Landes räumt<br />
den in Pfl egeheimen Wohnenden<br />
das Recht auf eine Mitwirkung bei<br />
der Gestaltung ihrer persönlichen<br />
Lebensverhältnisse und eine Interessenvertretung<br />
ein. Die Verordnung<br />
formt dieses Recht aus.<br />
Danach erfolgt die Interessenvertretung<br />
der Heimbewohner durch einen<br />
Heimbeirat. Da wegen hohen Alters,<br />
zunehmender Pfl egebedürftigkeit<br />
und Mehrfacherkrankungen der Bewohner<br />
die Bildung von Heimbeiräten<br />
nicht immer gewährleistet ist,<br />
sieht die Verordnung als Ersatzlösung<br />
ein Ersatzgremium oder - falls<br />
auch dieses nicht zustande kommt<br />
- die Bestellung eines Heimfürsprechers<br />
durch die Aufsichtsbehörde<br />
(im Kreis Tübingen das Landratsamt)<br />
vor.<br />
<strong>Der</strong> KSR begrüßt die vorgesehenen<br />
Regelungen zur Umsetzung und Sicherung<br />
der Mitwirkungsrechte der<br />
Bewohner. Er betont den großen<br />
Schritt vom einstigen „Insassen einer<br />
Anstalt mit vorgegebener strenger<br />
Hausordnung“ hin zum Heimbewohner<br />
mit gesetzlich garantierten<br />
partizipatorischen Rechten.<br />
<strong>Der</strong> KSR verkennt nicht die Probleme,<br />
die sich bei der Wahrnehmung<br />
dieser Rechte auf Grund von<br />
altersbedingten Einschränkungen<br />
vieler Bewohner ergeben. Umso<br />
wichtiger ist es deshalb, dass sich<br />
Angehörige oder Vertrauensper-<br />
sonen der Interessen der Heimbewohner<br />
annehmen. Die Verordnung<br />
lässt es jedenfalls zu, dass Personen<br />
aus diesem Kreis für den Heimbeirat<br />
kandidieren und gewählt werden<br />
können. Die Seniorenvertretungen<br />
im Kreis Tübingen sind bereit, sich<br />
dieser Aufgabe zu stellen.<br />
<strong>Der</strong> KSR sieht in den Beiräten bzw.<br />
auch in Ersatzgremien und Heimfürsprechern<br />
wichtige Mitgaranten<br />
der Heim- und Pfl egequalität. Nicht<br />
zuletzt können durch sie hausinterne<br />
Probleme frühzeitig geklärt und<br />
bereinigt werden. Sie tragen damit<br />
dazu bei, Missstände in einzelnen<br />
Heimen zu vermeiden. Die Leitungen<br />
und die Träger sollten deshalb<br />
schon von sich aus ein großes<br />
Interesse an arbeitsfähigen Beiräten,<br />
Ersatzgremien und Heimfürsprechern<br />
haben.<br />
Allerdings sind Konfl ikte zwischen<br />
ihnen und der Leitung nicht auszuschließen.<br />
Für solche Fälle empfi ehlt<br />
der KSR zur Schlichtung die Einrichtung<br />
einer Ombudsstelle.<br />
Heimbeiräte sind oft mit Fragen und<br />
Problemen befasst, für deren Lösung<br />
Informationen oder ratgebende Unterstützung<br />
von einer externen, unabhängigen<br />
und fach- und sachkundigen<br />
Stelle hilfreich sein können. Die<br />
Verordnung weist hierauf ausdrücklich<br />
hin. <strong>Der</strong> KSR will die Beiräte bei<br />
ihrer verantwortungsvollen Aufgabe<br />
unterstützen. Er hat hierzu eine Beratungsstelle<br />
mit Sachverständigen aus<br />
der Medizin und Gerontopsychiatrie<br />
sowie dem kaufmännischen und juristischen<br />
Bereich eingerichtet.<br />
Hansjürgen Stiller<br />
(kreisseniorenrat_tuebingen@<br />
t-online.de)<br />
6 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 7<br />
fai
<strong>Der</strong> Weg ist frei – 50 Pfl egestützpunkte<br />
nehmen <strong>2010</strong> ihre Arbeit auf<br />
Pfl egestützpunkte bündeln die Beratung zu pfl egerischen, medizinischen und sozialen<br />
Leistungen und deren Vernetzung unter einem Dach – vorerst ein Pfl egestützpunkt pro<br />
Stadt- und Landkreis<br />
Aufgrund der Pfl egereform 2008<br />
richten die Pfl ege- und Krankenkassen<br />
nach § 92c Sozialgesetzbuch<br />
(SGB) XI Pfl egestützpunkte ein,<br />
sofern die zuständige oberste Landesbehörde<br />
dies bestimmt. Somit haben<br />
die Länder das Initiativ- und Entscheidungsrecht,<br />
ob Pfl egestützpunkte im<br />
Land eingeführt werden.<br />
Die Pfl egekassen haben darauf hinzuwirken,<br />
dass sich insbesondere die<br />
nach Landesrecht zu bestimmenden<br />
Stellen für die wohnortnahe Betreuung<br />
im Rahmen der örtlichen Altenhilfe<br />
und für die Gewährung der Hilfe<br />
zur Pfl ege nach dem SGB XII, die im<br />
Land zugelassenen und tätigen Pfl egeeinrichtungen<br />
sowie die im Land<br />
tätigen Unternehmen der privaten<br />
Kranken- und Pfl egeversicherung an<br />
den Pfl egestützpunkten beteiligen.<br />
Die Krankenkassen haben sich an den<br />
Pfl egestützpunkten zu beteiligen.<br />
Das Ministerium für Arbeit, Sozialordnung,<br />
Familien und Senioren<br />
(Sozialministerium) <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
räumt der Beratung von<br />
Menschen mit Pfl egebedarf und der<br />
Koordinierung passgenauer Hilfen<br />
einen zentralen Stellenwert ein. Die<br />
Pfl egestützpunkte sind hierfür geeignete<br />
und wichtige Instrumente.<br />
Sie können dazu beitragen, dass auf<br />
der örtlichen Ebene die Beratungs-<br />
und Begleitungsstrukturen wirksamer<br />
vernetzt werden. Trotz der Gliederung<br />
des sozialen Hilfesystems kann<br />
den pfl egebedürftigen Menschen somit<br />
Hilfe aus einer Hand ermöglicht<br />
werden.<br />
Da in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> jedoch bereits<br />
auf kommunaler Ebene vielfach<br />
Institutionen vorhanden sind, wie<br />
z. B. die Informations-, Anlauf- und<br />
Vermittlungsstellen (IAV-Stellen),<br />
die kompetent Beratungs- und Koordinierungsaufgaben<br />
wahrnehmen,<br />
sind nach Auffassung des Sozialministeriums<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> die<br />
Aufgaben der Beratung der hilfe- und<br />
pfl egebedürftigen Menschen, der Koordinierung<br />
der Hilfen im Einzelfall<br />
und der Koordinierung des regionalen<br />
Versorgungssystems gemeinsam und<br />
gleichberechtigt von Sozialversicherungs-<br />
und Sozialhilfeträgern und<br />
den Kommunen zu gestalten und zu<br />
verantworten, mit dem Ziel, Doppelstrukturen<br />
zu vermeiden.<br />
In den Pfl egestützpunkten sollen die<br />
pfl egerischen, sozialen und umfeldbezogenen<br />
Anfragen, auch im Vor- und<br />
Umfeld der Pfl ege, aufgenommen und<br />
nach Möglichkeit beantwortet werden.<br />
Sie sollen ein von Träger- und Leistungserbringerinteressenunabhängiges,<br />
neutrales wohnortnahes<br />
Beratungsangebot anbieten. Leistungsentscheidungen<br />
werden jedoch<br />
nicht im Pfl egestützpunkt getroffen.<br />
Pfl egestützpunkte werden auch zur<br />
Vernetzung eines Angebotes für hilfesuchende<br />
Menschen beitragen, das<br />
möglichst alle pfl egerischen, sozialen,<br />
hauswirtschaftlichen und niedrigschwelligen<br />
Angebote vor Ort umfasst.<br />
Träger der Pfl egestützpunkte<br />
sind die beteiligten Kosten- und Leistungsträger.<br />
Für die Errichtung von Pfl egestützpunkten<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind<br />
zwischenzeitlich einige Meilensteine<br />
auf den Weg gebracht.<br />
So haben die Landesverbände der<br />
Pfl ege- und der Krankenkassen sowie<br />
die Kommunalen Landesverbände am<br />
15. Dezember 2008 eine Kooperationsvereinbarung<br />
über die Einrichtung<br />
und den Betrieb von Pfl egestützpunkten<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> abgeschlossen.<br />
Diese beinhaltet insbesondere<br />
folgende Punkte:<br />
• Errichtung von 50 funktionsfähigen<br />
Pfl egestützpunkten, zunächst<br />
ein Pfl egestützpunkt je Stadt- und<br />
Landkreis.<br />
• <strong>Der</strong> sukzessive Aufbau eines fl ächendeckenden<br />
Netzes ist nach Abschluss<br />
der wissenschaftlichen Evaluation<br />
möglich.<br />
• Über die Trägerschaft von Pfl egestützpunkten<br />
entscheidet die<br />
Landesarbeitsgemeinschaft (LAG)<br />
Pfl egestützpunkte. Dabei sind vorhandene<br />
kommunale Beratungs-<br />
und Betreuungsangebote vorrangig<br />
zu berücksichtigen.<br />
• Die Gründung der LAG Pfl egestützpunkte<br />
erfolgt in der Rechtsform<br />
eines eingetragenen Vereins.<br />
Gründungsmitglieder sind die Landesverbände<br />
der Pfl ege- und Krankenkassen<br />
und die Kommunalen<br />
Landesverbände. Das Sozialministerium<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> arbeitet<br />
beratend und moderierend in<br />
der LAG Pfl egestützpunkte mit. Es<br />
besteht das Angebot an die Verbände<br />
der Leistungserbringer und der<br />
Verbände der von Pfl egebedürftigkeit<br />
Betroffenen in der LAG Pfl egestützpunkte<br />
mitzuwirken.<br />
• Die Dauerfi nanzierung des Pfl egestützpunktes<br />
wird mit 80 000 Euro<br />
(1/3 Pfl egekassen, 1/3 Krankenkassen<br />
und 1/3 kommunale Seite) veranschlagt.<br />
Die LAG Pfl egestützpunkte ist zwischenzeitlich<br />
im Vereinsregister eingetragen.<br />
Sie hat sich landesweit gültige<br />
und einheitliche Vorgaben zur<br />
personellen und sächlichen Ausstattung<br />
der Pfl egestützpunkte gegeben.<br />
Ferner wurde von der LAG Pfl egestützpunkte<br />
e.V. eine Prüfungscheckliste<br />
erarbeitet, die den Verhandlungspartnern<br />
„vor Ort“ Hinweise zur<br />
Erstellung der Konzeption und des<br />
Stützpunktvertrages geben.<br />
Die LAG Pfl egestützpunkte e.V. wird in<br />
einer der nächsten Mitgliederversammlungen<br />
über die vorliegenden Anträge<br />
von Verbänden der Leistungserbringer<br />
und der Verbände der von Pfl egebedürftigkeit<br />
Betroffenen auf Mitwirkung<br />
bzw. Aufnahme in der LAG Pfl egestützpunkte<br />
e.V. beraten. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
hat bereits frühzeitig seine Mitwirkung<br />
in der LAG Pfl egestützpunkte<br />
e.V. angeboten.<br />
Die vom Sozialministerium <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> noch formal zu veröffentlichende<br />
Allgemeinverfügung<br />
gemäß § 92c SGB XI zur Einrichtung<br />
von Pfl egestützpunkten (Ausübung<br />
des Entscheidungsrechts) wurde auf<br />
den Weg gebracht.<br />
Nachdem nunmehr der Weg bereitet<br />
ist, die Pfl egestützpunkte in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> zu errichten, werden „vor<br />
Ort“ mit Hochdruck die Konzeptionen<br />
und Stützpunktverträge erarbeitet.<br />
Es liegen der LAG Pfl egestützpunkte<br />
e.V., die letztlich über die Trägerschaft<br />
entscheidet, bereits zehn Anträge auf<br />
Errichtung eines Pfl egestützpunktes<br />
vor. <strong>Der</strong> Vorstand der LAG Pfl egestützpunkte<br />
e.V. hat in seiner Sitzung am 1.<br />
Februar <strong>2010</strong> im Grundsatz den Anträgen<br />
der Landkreise Rottweil, Bodenseekreis,<br />
Ostalbkreis, Enzkreis, Karlsruhe<br />
und Schwarzwald-Baar-Kreis sowie der<br />
Stadt Ulm zugestimmt. Dort werden<br />
die Pfl egestützpunkte in den nächsten<br />
Monaten in Betrieb gehen. Weitere<br />
Stadt- und Landkreise werden folgen.<br />
Nachdem mit der Errichtung von<br />
Pfl egestützpunkten neue Pfl egeberatungsangebote<br />
geschaffen werden und<br />
folglich keine Erfahrungswerte vorliegen<br />
können, in welchem Umfang die<br />
Pfl egestützpunkte in Anspruch genommen<br />
und die Errichtung von Pfl egestützpunkten<br />
in einem „lernenden<br />
System“ vollzogen werden, haben sich<br />
die Landesverbände der Pfl ege- und<br />
Krankenkassen und die Kommunalen<br />
Landesverbände auf 50 Pfl egestützpunkte,<br />
zunächst ein Pfl egestützpunkt<br />
je Stadt- und Landkreis, verständigt.<br />
Die Frage einer Weiterentwicklung<br />
der Pfl egestützpunkte hin zu einem<br />
sukzessiven Aufbau eines fl ächendeckenden<br />
Netzes wird nach Abschluss<br />
der vorgesehenen wissenschaftlichen<br />
Evaluation zu beantworten sein.<br />
8 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 9<br />
Peter<br />
Schmeiduch<br />
Mitarbeiter im<br />
Referat „Pfl ege<br />
und Altenhilfe,<br />
Pfl egeversicherung“<br />
des<br />
M i n i s t e r i u m s<br />
für Arbeit, Soz<br />
i a l o r d n u n g ,<br />
Familien und<br />
Senioren <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>
Titel<br />
Bei Anruf Pfl egeberatung<br />
Private Pfl egekasse „COMPASS“ will auch<br />
den „Gesetzlichen“ die richtigen Wege zur<br />
Pfl ege zeigen<br />
Mit dem Slogan „Einfach.<br />
Immer.Näher.“ haben die<br />
privaten Pfl egekassen ihre<br />
hundertprozentige Tochter „COM-<br />
PASS“ gegründet. Im Südwesten ist<br />
sie derzeit mit 18 Pfl egeberaterinnen<br />
und zwei Beratern tätig. Wer die<br />
bundesweit gebührenfreie Servicenummer<br />
08 00 – 10 18 00 anruft,<br />
wird soweit wie möglich am Telefon<br />
beraten und bekommt auf Wunsch<br />
eine Pfl egeberatung in seiner Region<br />
vermittelt. Diese „aufsuchende“<br />
Beratung reicht vom einmaligen<br />
Gespräch bis zu einer umfassenden<br />
Begleitung der Anfragenden. Die Beratungskräfte<br />
kommen nach Hause,<br />
ins Krankenhaus oder in eine Pfl ege-<br />
oder Rehabilitationseinrichtung.<br />
Innerhalb von 24 Stunden melden<br />
sich die Pfl egeberater in der Region<br />
bei den Ratsuchenden zur Terminvereinbarung.<br />
Das ist das Serviceversprechen<br />
von COMPASS.<br />
Stichwort: Pfl egebedürftigkeit<br />
Unterschiedliche Vorstellungen von Bundesregierung,<br />
Deutscher Pfl egeverband und LSR<br />
Im Koalitionsvertrag von CDU,<br />
CSU und FDP steht: „Die Pfl ege<br />
muss sich noch mehr an den<br />
Bedürfnissen der Pfl egebedürftigen<br />
orientieren. Wir wollen eine neue,<br />
differenziertere Defi nition der Pfl e-<br />
Alle dürfen anrufen!<br />
Erfreut hat man beim „im blick“<br />
registriert, dass nicht nur die zehn<br />
Prozent der Privatversicherten aus<br />
der Bevölkerung anrufen können.<br />
Die telefonische Pfl egeberatung von<br />
„COMPASS“ steht allen Ratsuchenden<br />
offen. Bei den persönlichen Besuchen<br />
und Gesprächen ist es für<br />
„COMPASS“ wichtig und vorrangig,<br />
wie das Netzwerk vor Ort aktiviert<br />
und in den „Fall“ einbezogen werden<br />
kann.<br />
Seniorenräte als Partner!?<br />
Damit man bei Arbeiten und dem<br />
Bemühen um Netzwerke, die genutzt<br />
werden können, noch besser<br />
und erfolgreicher wird, hatte Heike<br />
Schönthal, Teamleiterin des Regionalbüros<br />
Stuttgart, auch mit Geschäftsführerin<br />
Birgit Faigle vom<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> gesprochen. Kontakte<br />
zu und mit den Kreis-, Stadt-<br />
gebedürftigkeit. Damit schaffen wir<br />
mehr Leistungsgerechtigkeit in der<br />
Pfl egeversicherung. Es liegen bereits<br />
gute Ansätze vor, die Pfl egebedürftigkeit<br />
so neu zu klassifi zieren, dass<br />
nicht nur körperliche Beeinträchti-<br />
und Ortsseniorenräten könnten und<br />
sollten zusätzliches Wissen eröffnen<br />
und ein ersprießliches Miteinander<br />
ermöglichen. Für den <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
ist es sicherlich wichtig, dass<br />
„COMPASS“ sich auch konzeptionell<br />
in das Thema „Pfl ege“ einbringen<br />
möchte. Die „aufsuchende“ Beratung<br />
könnte vielleicht oder möglichst,<br />
oder sogar hoffentlich, Denkanstöße<br />
für die neuen Pfl egestützpunkte im<br />
Ländle geben.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
gungen, sondern auch anderweitiger<br />
Betreuungsbedarf (z. B. aufgrund<br />
von Demenz) berücksichtigt werden<br />
können. Wir werden die Auswirkungen<br />
dieser Ansätze auf die Gestaltung<br />
der Pfl egeversicherung und<br />
auch die Zusammenhänge mit anderen<br />
Leistungssystemen überprüfen.<br />
Spiegelbildlich zu der besseren Abbildung<br />
des Leistungsbedarfes müssen<br />
Wohn- und Betreuungsformen<br />
zur Verfügung stehen, die an den Bedürfnissen<br />
der Pfl egebedürftigen orientiert<br />
sind, wie z. B. Wohngemeinschaften<br />
für Demenzkranke. Unser<br />
Ziel ist eine ergebnisorientierte und<br />
an den Bedürfnissen der Menschen<br />
orientierte, selbstbestimmte<br />
Pfl ege.<br />
Eine interministerielleArbeitsgruppe<br />
wird dazu<br />
zeitnah einen<br />
Vorschlag ausarbeiten.“<br />
Die Umstellung<br />
auf einen neuen<br />
Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />
wird<br />
kommen. Das<br />
kündigte der pfl egepolitischeSprecher<br />
der CDU/<br />
CSU-Bundestagsfraktion,<br />
Willi<br />
Zylajew, auf dem<br />
Kongress Pfl ege<br />
<strong>2010</strong> in Berlin an.<br />
Was meint<br />
die Praxis?<br />
Auf eine rasche<br />
Umsetzung drängt<br />
Rolf Höfert, Geschäftsführer<br />
des<br />
Deutschen Pfl egeverbands<br />
(DPV)<br />
e.V. „Solange der<br />
neue Pfl egebegriff<br />
nicht gesetzlich implementiert<br />
ist, gleicht die Situation einem Schiff<br />
mit aufgeblähten Segeln, dessen Kiel<br />
morsch ist.“ Den bisherigen Pfl egebedürftigkeitsbegriff<br />
kritisierte der Pfl egerechtsexperte<br />
als zu verrichtungsbezogen<br />
und somatisch ausgerichtet.<br />
„Wir müssen endlich weg von der Minutenpfl<br />
ege.“<br />
<strong>Der</strong> noch von der Vorgängerregierung<br />
eingesetzte Beirat zur Überprüfung<br />
des geltenden Pfl egebegriffs<br />
empfi ehlt in seinem Gutachten, die<br />
bisherigen drei Stufen auf fünf Bedarfsgrade<br />
zu erweitern, um den<br />
komplexen Pfl egebedarf genauer abzubilden.<br />
Ein neues Begutachtungsverfahren<br />
soll nicht nur die körperlichen,<br />
sondern auch die kognitiven<br />
und kommunikativen Fähigkeiten<br />
des Menschen einschätzen. Damit<br />
möchte man vor allem den vielen<br />
Demenzkranken gerecht werden.<br />
Was erwartet der LSR?<br />
Mit den Vorschlägen des vom Bundesministerium<br />
für Gesundheit eingesetzten<br />
Beirates liegen konkrete<br />
Vorschläge auf dem Tisch, wie Men-<br />
schen mit Demenz besser berücksichtigt<br />
und der Zugang zu Leistungen<br />
durch die Schaffung eines neuen Bedarfsgrads<br />
erleichtert werden kann.<br />
Die Verbesserung für Demenzkranke<br />
ist nicht zum Nulltarif zu haben. Eine<br />
auch nur annähernd kostenneutrale<br />
Umsetzung führt entweder zu neuen<br />
Benachteiligungen für Menschen mit<br />
körperlichen Einschränkungen oder<br />
die Leistungen der Pfl egekassen an<br />
die Pfl egebedürftigen selbst werden<br />
reduziert und diese müssen die dann<br />
noch höheren Pfl egekosten selbst<br />
zahlen. Dies ist jedoch inakzeptabel.<br />
Entscheidend ist für den LSR: Niemand<br />
darf durch die Reform des<br />
Pfl egebedürftigkeitsbegriffs schlechter<br />
gestellt werden. fai<br />
10 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 11
Titel<br />
Mehr „Pflege“ für die „Internetpflege“?<br />
Auch durch Kommunen, Verbände und Seniorenräte? Ein Selbstversuch der Redaktion<br />
Die Suche nach einem Pflegeplatz<br />
mit Hilfe des Internets<br />
bringt unterschiedliche Ergebnisse.<br />
Vielleicht bekommen Internetfreaks<br />
schneller aussagekräftigere<br />
Informationen als der Autor.<br />
Jedoch: Die Personen, die akut oder<br />
demnächst auf der Suche nach Informationen<br />
sind für einen Heimplatz,<br />
für ambulante Pflege oder Hilfe zu<br />
Hause, das dürften ebenfalls nicht<br />
immer PC-Fans sein.<br />
Vorab gleich ein kurzes Fazit:<br />
Rund um das Thema Pflege bietet<br />
das Internet eine Fülle wichtiger Informationen,<br />
teilweise hervorragend<br />
und umfassend. Bei der Suche nach<br />
einem Heimplatz, ambulanter Pflege<br />
oder einer Tagespflege gibt es große<br />
Unterschiede und deshalb wohl noch<br />
viel zu tun. Vielleicht (hoffentlich)<br />
wird alles besser, wenn Pflegestütz-<br />
punkte vorhanden sind. Orientieren<br />
im eigenen Bemühen um die richtige<br />
Information und die Hilfe kann man<br />
sich an einigen Diensten und Angeboten.<br />
Vieles dürfte dem<br />
Verfasser bei seinem „Ausflug“<br />
in die mediale Pflegewelt<br />
entgangen sein. Es<br />
sollte jedoch nur „hineingeschnuppert“<br />
werden.<br />
Auf die Plätze,<br />
fertig, los!<br />
Wie beginne ich meine Suche<br />
nach dem Pflegeplatz?<br />
Hier finden die Profis sicher<br />
schon bei der (hauptsächlichen)<br />
Google-Suche<br />
andere und bessere Infos<br />
als der Autor. Jedoch nicht<br />
alle Suchenden wissen, dass es beispielsweise<br />
den „aok-pflegeheimnavigator.de“<br />
und den „pflegelotse.<br />
www.pflege-shv.de<br />
de“ (Verband der Ersatzkassen)<br />
gibt. Woher auch, wenn der Pflegefall<br />
ganz überraschend ansteht oder<br />
gerade eingetreten ist. Beide Webseiten<br />
sind hilfreich und bieten gute<br />
Infos und Broschüren. Bei der AOK<br />
wurde der eigene Wohnort Schwaikheim<br />
eingegeben und schon kam die<br />
Information, dass man jetzt unter<br />
12 623 Pflegeheimen wählen könne,<br />
um das Richtige zu finden. Als erstes<br />
wurde das heimische „Haus Elim“<br />
angezeigt. Weitere Klicks brachten<br />
eine Fülle an Informationen und haben<br />
sogar den Kontakt zur „Interessensvertretung<br />
der Heimbewohner“<br />
eröffnet. Es sind die Pflegesätze, die<br />
Zuzahlung, aber auch viele andere<br />
Informationen hinterlegt, bis zu den<br />
religiösen Angeboten im Heim, dem<br />
Qualitätsmanagement oder dem<br />
Gespräch beim Einzug mit Biografiearbeit.<br />
Für die Aktualität zeugen<br />
die Hinweise, wann diese Seite vom<br />
Heim zuletzt aktualisiert worden<br />
ist. Man ist aber nicht nur auf das<br />
Heim am Ort angewiesen, sondern<br />
kann sich die Möglichkeiten in fünf,<br />
zehn oder fünfzig Kilometer Umkreis<br />
aufrufen. Allerdings: Es ist recht unterschiedlich,<br />
was die Heime hier<br />
einstellen. Und das spricht dann für<br />
oder gegen die Anbieter.<br />
Gute und gutes „Lotsen“<br />
(auch bei den Ersatzkassen)<br />
Beim „Pflegelotse.de“ wird zuerst<br />
angeboten, die individuelle Versorgungsform<br />
zu finden (ob ambulant,<br />
stationär, Tagespflege, Nachtpfle-<br />
ge oder Kurzzeitpflege). Wenn die<br />
Heime vom MdK (Medizinischen<br />
Dienst der Krankenkassen) bereits<br />
bewertet sind, erhält man auch dazu<br />
Informationen, sogar wie viele Bewohner<br />
für das Urteil befragt worden<br />
sind. Automatisch gibt es Infos zur<br />
Frage: Wie weit sind die Pflegeheime<br />
vom Heimatort entfernt? Und man<br />
kann sich Listen der Heime ausdrucken<br />
lassen. Es ist der Vergleich zwischen<br />
drei Heimen möglich.<br />
„Pflegeselbsthilfeverband“<br />
sucht<br />
wohl vorrangig noch Heime, die sich<br />
bei ihm zertifizieren lassen. Da gibt<br />
es bisher aber offensichtlich nur<br />
wenige. Zumindest hat sich bei der<br />
Eingabe „Pflegeheime Rems-Murr-<br />
Kreis“ im Dienst von „pflege-shv.de“<br />
kein zertifiziertes offenbart. Beim<br />
Knopf „Freie Pflegeplätze“ heißt es:<br />
„Vielleicht treffen Sie hier auf die<br />
beste Einrichtung Ihres Lebens.“ Das<br />
klingt recht vollmundig und für die<br />
„wohl letzte Station im Leben“ nicht<br />
ganz passend. Bei allem Bemühen,<br />
nun ein Heim zu finden, gibt es bei<br />
nur sieben zertifizierten Häusern<br />
eines bei Wiesbaden. Beim „Ratgeber<br />
für Heimplatzsuche“ wird lediglich<br />
über eine Veranstaltung vom 27.<br />
April 2006 informiert.<br />
Im „heimverzeichnis.de“ von „biva.<br />
de“ (Bundesverband der Nutzerinnen<br />
und Nutzer vom Wohn- und<br />
Betreuungsplätzen im Alter<br />
und bei Behinderten) sind<br />
die Ergebnisse ebenfalls<br />
„mager“. Beim Haus Elim<br />
in Schwaikheim finden sich<br />
lediglich die Adresse und<br />
der Hinweis auf die Mappe<br />
„Strukturdaten“ (in der jedoch<br />
nichts enthalten ist).<br />
(Nur einige) Landkreise<br />
und Städte<br />
vorbildlich<br />
Sind dabei die<br />
„Räte“ gefordert?<br />
Wider Erwarten gab es gute<br />
Erkenntnisse bei den „Öffentlichen<br />
Diensten“: <strong>Der</strong> Pflegeführer Ostalbkreis<br />
(www.ostalbkreis.de/pflege)<br />
vom Landratsamt in Aalen offerierte<br />
vieles zur Pflege und Gesundheitsangebote.<br />
Auf<br />
der Kreiskarte sind die<br />
„Pflege-Orte“ markiert.<br />
Klickt man die Übersicht<br />
dazu an, werden die<br />
Heime sichtbar und beim<br />
Klick darauf viele Einzelinfos,<br />
die Ansprechpartner<br />
sowie die Pflegesätze.<br />
In Karlsruhe klappte<br />
es mit der angegebenen<br />
Web-Seite „karlsruhe.<br />
de/fb4/personengruppen/senioren/wegweiser/pflege/pflegeheimplatz.de“<br />
auf Anhieb. Beim Knopf<br />
„oft gefragt“ gibt es Rubriken auch<br />
zur „Unterstützung zu Hause“ oder<br />
die „Freien Pflegeplätze“. Und dabei<br />
ist jeweils vermerkt, von wann dieser<br />
Zusatzeintrag stammt (und damit<br />
wird klarer, ob dort wohl noch<br />
Plätze frei sein dürften). Sogar zu<br />
Wohnpartnerschaften zwischen Äl-<br />
teren und Studierenden lässt sich<br />
manches nachlesen.<br />
Heime in Heilbronn (meist<br />
auf dem Stand April 2008)<br />
Auch im Stadt- und Landkreis<br />
Heilbronn kann man sich gut informieren<br />
(„landkreis-heilbronn.<br />
de/lra/service/info/pflege/pflegeh.<br />
php?n1=3&n2=19&n3=148&bf=“)<br />
und erfährt u.a., ob eigene Möbel<br />
mitgebracht werden können. Meistens<br />
wird darauf hingewiesen, dass<br />
die Angaben schon Ende April 2008<br />
eingestellt worden sind. Bei der<br />
Stadt Mannheim „heimplatzinfo.<br />
mannheim.de“ sind die Verkehrsverbindungen<br />
zu den Heimen gleich<br />
enthalten und die Daten können per<br />
pdf-Datei verschickt werden. Dann<br />
gibt es acht verschiedene Rubriken,<br />
in denen Infos und Vordrucke zu<br />
den Pflegeheimen, zur Anmeldung,<br />
Sozialleistungen, Heimvertrag usw.<br />
abrufbar sind.<br />
Und die Landeshauptstadt?<br />
Bei ihr scheint der Weg etwas umständlicher.<br />
Über die „stadt-stuttg-<br />
art.de“ tauchen die Älteren nirgends<br />
direkt auf. Man muss den „Bürgerservice“<br />
anklicken, dort acht Rubriken<br />
durchschauen. Man versucht<br />
es am besten über „Soziale Dienste,<br />
Leistungen, Beratungsangebote“.<br />
Unter „Bürgerservice“ taucht dann<br />
„Leben im Alter“ (LiA) auf. Wir kommen<br />
den Heimen näher – jedoch erst<br />
12 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 13<br />
www.pflegelotse.de<br />
www.aok-pflegeheimnavigator.de
Titel<br />
dem Kompetenz-Zentrum-Hilfe im<br />
Alter. Im rechten Teil der Webseite<br />
kann man über das Schlagwort „stationäre<br />
Altenpflege“ weiterkommen.<br />
Zuerst tauchen jedoch „Themen“<br />
auf. Dort sind verschiedene<br />
„Anlagen“ wie „4/2-Heimkosten<br />
bei den Alten- und Pflegeheimen“<br />
sowie „0/4 Satzung der Stadt für<br />
die Erhebung der Gebühren für öffentliche<br />
Leistungen“ einzusehen.<br />
Unter dem Titel „Organisationseinheiten“<br />
folgen endlich die gelisteten<br />
Heime, jedoch lediglich mit der<br />
Adresse und einem Link um eine<br />
E-Mail dorthin senden zu können.<br />
Also kein umfassendes Infoangebot<br />
zu den Heimen. Jedoch ist auch<br />
etwas über die Beschwerde- und<br />
Beratungsstelle des SSR Stuttgart<br />
dort zu erfahren.<br />
Pfl egeheime in Reutlingen<br />
fast ganz verborgen<br />
Bei der „Stadt Reutlingen“ ist die<br />
Suche ebenfalls recht schwierig.<br />
Beim Klicken über das „Bürgeramt“,<br />
„Politik und Verwaltung“ gelangt<br />
man zu „Lebenslagen“ und versucht<br />
dort evtl. „Gesundheit“, erhält dort<br />
jedoch keine Informationen. Man<br />
muss bei den „Lebenslagen“ weitergehen<br />
zum „Ruhestand“ und dort ist<br />
unter Ziffer 6 versteckt „Gesundheit<br />
im Alter“. Aber erst ganz weit unten<br />
im Text gibt es einen Hinweis auf die<br />
Pfl ege, der jedoch lediglich einige<br />
Zeilen aus einer Broschüre des Sozialministerium<br />
enthält. Hier empfi<br />
ehlt es sich, anders vorzugehen und<br />
nachzuschauen in einem weiteren<br />
Verzeichnis der Stadt und zwar unter<br />
den „Dienstleistungen von A-Z“.<br />
Dort muss man das Stichwort „Pfl ege“<br />
eingeben und erfährt endlich<br />
mehr.<br />
Fazit: Es gibt viele Wege, die nach<br />
Rom führen, manche sehr rasch,und<br />
komfortabel. Andere sind arg verschlungen<br />
und bei einigen kann man<br />
in der Irre landen.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
Bewertungssystem für Pfl egeheime<br />
muss optimiert werden –<br />
LSR fordert Transparenz<br />
Bis Ende <strong>2010</strong> sollen bundesweit alle Heime und Dienste nach einem neuen<br />
Bewertungsschema überprüft werden. Seit 1. Dezember 2009 liegen die ersten<br />
Transparenzberichte mit Noten für die Qualität der Pfl ege in Heimen und<br />
ambulanten Diensten vor.<br />
Die Resonanz:<br />
AOK <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>02</strong>.03.<strong>2010</strong><br />
Bestnoten bei der Pfl egeheimbewertung<br />
Pfl egeheime in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vom Start weg auf Platz 1<br />
Reutlinger General-Anzeiger 27.<strong>02</strong>.<strong>2010</strong><br />
Miserable Einrichtungen schneiden zum Teil mit „gut“ ab<br />
Schlechte Noten für Pfl ege-Noten<br />
Kuratorium Deutsche Altershilfe 11.<strong>02</strong>.<strong>2010</strong><br />
Pfl egenoten nicht grundsätzlich in Frage stellen!<br />
Stuttgarter Nachrichten 12.01.<strong>2010</strong><br />
Ist die Pfl ege im Südwesten zu gut bewertet?<br />
Eine Note soll Auskunft über die Qualität von Altenheimen geben –<br />
doch was ist sie wert?<br />
Stuttgarter Zeitung 05.01.<strong>2010</strong><br />
Pfl ege-TÜV: Verbände klagen gegen Prüfverfahren<br />
Süddeutsche Zeitung 09.10.2009<br />
„Groteske“ Ergebnisse beim Pfl ege-TÜV<br />
Fast 70 Prozent der Altersheime erhalten beste Noten<br />
Kritiker sehen dagegen schwerwiegende Mängel<br />
Kölner Stadtanzeiger 05.10.2009<br />
Gute Noten für durchgefallene Pfl egeheime?<br />
Report Mainz 05.10.2009<br />
Pfl ege-TÜV absurd<br />
Warum die ersten Bewertungen von Pfl egeheimen völlig nutzlos sind<br />
<strong>Der</strong> LSR meint, dass die Benotung von Pfl egeleistungen ein Meilenstein für den<br />
Verbraucherschutz ist und die Qualität der Pfl egeheime verbessern kann. Nur<br />
müssen die Noten auch stimmen. Es kann nicht sein, dass die Pfl egedokumentation<br />
auf dem Papier stärker bewertet wird als die tatsächliche Umsetzung in<br />
der Praxis. Für die pfl egebedürftigen Menschen und deren Angehörige ist es<br />
wichtig, dass sie daran eine gute Wohn-, Betreuungs- und Pfl egequalität erkennen<br />
können. Dafür muss wohl noch etwas am Notensystem gefeilt werden!<br />
fai<br />
Auf gut Glück<br />
BELA III macht’s möglich – dank rühriger Regionalgruppen<br />
und entschlossener Seniorenräte<br />
In der Region Esslingen des BELA<br />
III-Netzwerks treten die Mitgliedseinrichtungen<br />
mit der Aktion<br />
„Auf gut Glück“ für Lebensqualität<br />
an die Öffentlichkeit: In Kürze<br />
winken Bewohnerinnen und Bewohnern<br />
von BELA-Einrichtungen<br />
glückliche Stunden: Herzenswünsche<br />
gehen ab dem Frühjahr mit der<br />
Unterstützung tatkräftiger<br />
Bürgerinnen und<br />
Bürger in Erfüllung.<br />
Mit dem Motto „Glück<br />
aus der Dose“ sind in<br />
Köngen z.B. besonders<br />
Gemeinderäte als Paten<br />
gefragt.<br />
Zwei Beispiele geben<br />
einen kleinen Vorgeschmack:<br />
Eine Bewohnerin<br />
ist Fan von Hansi<br />
Hinterseer. Über Paten<br />
wird der Kontakt gesucht<br />
und ein Besuch<br />
oder ein Gespräch über<br />
Webcam hergestellt.<br />
Ein Bewohner möchte<br />
gerne ins VfB-Stadion.<br />
Es wird ein Besuch organisiert<br />
und von VfB-<br />
Seite wird der Kontakt<br />
zu einem aktuellen<br />
oder ehemaligen Spieler<br />
hergestellt.<br />
Das Netzwerk wird verknüpft.<br />
Mit BELA III geht vieles leichter,<br />
wenn es um Bürgerengagement geht.<br />
Chancen schaffen und Chancen nutzen<br />
– so lautet das Jahresmotto des<br />
Qualitätsverbundes <strong>2010</strong>. Die zwölf<br />
Regionen entscheiden eigenständig,<br />
wie sie dieses Motto angehen.<br />
Gemeinsam lässt sich mehr umset-<br />
zen und das gibt neuen Schwung.<br />
<strong>Der</strong> Blick in das diesjährige Fortbildungsprogramm<br />
verheißt einiges:<br />
... der Austausch unter Einrichtungen,<br />
die wissen, wie sich Esskultur<br />
mit Freiwilligen weiterentwickeln<br />
lässt;<br />
... neugierige Leitungskräfte wollen<br />
Dialoge zu Lebensqualität mit allen<br />
Beteiligten starten;<br />
… praktische Anleitung für Zielgruppenkommunikation<br />
nach innen<br />
und außen, um mit Freiwilligen wirkungsvoll<br />
in Kontakt zu kommen;<br />
... Ideen von Engagierten, die Musik<br />
ans Bett von Bewohnern bringen;<br />
… Projektwerkstatt mit Studenten,<br />
die Einrichtungen unterstützen in<br />
der Quartiersarbeit;<br />
… Einführung in Wohn-, Arbeits-<br />
und Kommunikationskonzepte, die<br />
auf Zusammenarbeit mit Freiwilligen<br />
setzen.<br />
Auch in andern Regionen boomt<br />
es. So hat der Landkreis Göppingen<br />
als erster BELA III in den neuen<br />
Seniorenratgeber aufgenommen.<br />
Dort heißt es: „<strong>Der</strong> Qualitätsverbund<br />
BELA III will das freiwillige<br />
Engagement in Pflegeeinrichtungen<br />
systematisch fördern und<br />
mit einem umfangreichen Fortbildungsprogramm<br />
die Kompetenzen<br />
von Fachkräften und Frei-<br />
1 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 1
Titel<br />
willigen stärken.“ Im Ratgeber sind<br />
BELA-Einrichtungen für Nutzer<br />
besonders gekennzeichnet. BELA<br />
als Orientierungs- und Qualitätsmerkmal<br />
etablieren – eine mögliche<br />
Zukunftsperspektive: Für den<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> wird damit ein<br />
wichtiges Motiv für die Beteiligung<br />
bei BELA III eingelöst.<br />
„Nette Nachbarn“ werden sich in Zukunft<br />
in Göppingen um Menschen<br />
mit Demenz kümmern. BELA–Pfl egeheime<br />
bieten gemeinsam mit dem<br />
Landkreis eine kostenlose Qualifi zierungsreihe<br />
zum Umgang mit Menschen<br />
an, die an Demenz erkrankt<br />
sind. Sie soll helfen, die Krankheit<br />
zu verstehen, Unsicherheit abzubauen<br />
und Interesse an der ehrenamtlichen<br />
Begleitung Demenzkranker in<br />
Pfl egeheimen wecken. Mit über 100<br />
Interessierten kamen die Veranstalter<br />
am 20. Januar bei der Infoveranstaltung<br />
ins Schwitzen. „Auf gute<br />
Nachbarschaft“ wird gemeinsam von<br />
der Wilhelmshilfe e.V., dem Samariterstift<br />
Geislingen, dem Pfl egestift<br />
Ebersbach/Fils, dem DRK-Seniorenzentrum<br />
Hattenhofen, dem Altenzentrum<br />
St. Elisabeth in Eislingen<br />
und der Vinzenz-von-Paul gGmbH<br />
zusammen mit der Altenhilfe-Fachberatung<br />
des Landkreises Göppingen<br />
getragen.<br />
Ein Dankeschön für Freiwillige<br />
aus BELA-Einrichtungen landesweit<br />
wird es am 8. Dezember <strong>2010</strong><br />
geben. <strong>Der</strong> Verband <strong>Württemberg</strong>ischer<br />
Busunternehmer (WBO)<br />
sponsert eine Busfahrt mit Vergnügungen<br />
zum Weihnachtsmarkt im<br />
Europapark Rust. Für das BELA III-<br />
Netzwerk kommt diese Aktion zur<br />
rechten Zeit. Sie dokumentiert, wie<br />
neue Partnerschaften entstehen.<br />
Man muss sichtbar und bekannt<br />
sein mit Zielen und Absichten. Sie<br />
beweist, was eine Mitgliedschaft im<br />
Netzwerk bringt. Trägerübergreifend,<br />
landesweit und doch regional<br />
verankert, ist man attraktiv als Aktionspartner.<br />
Beim WBO haben solche Aktionen<br />
bereits Tradition. Bisher standen<br />
Kinder und Jugendliche aus Einrichtungen<br />
im Mittelpunkt. Zum ersten<br />
Mal sind nun Freiwillige aus stationären<br />
Einrichtungen Gäste. BELA<br />
III als landesweit ausgerichtetes<br />
Netzwerk erwies sich als geeigneter<br />
Partner.<br />
Mit BELA III haben Pfl egeeinrichtungen<br />
Freiwilligen etwas zu bieten.<br />
Lebensqualität von Bewohnerinnen<br />
und Bewohnern betrachten die Mitglieder<br />
als anregenden Ausgangspunkt<br />
für die Zusammenarbeit.<br />
Darin möchten sie vielseitiger und<br />
interessanter werden.<br />
Mit BELA III setzen Pfl egeeinrichtungen<br />
auf organisierten und fortlaufenden<br />
Erfahrungsaustausch. Sie<br />
zählen auf Wissenstransfer und Ko-<br />
Land stellt Ende <strong>2010</strong> Pfl egeheimförderung ein<br />
LSR befürchtet höhere<br />
Pfl egekosten<br />
<strong>Der</strong> Verzicht auf die Pfl egeheimförderung<br />
wird die Kosten einer<br />
stationären Pfl ege erhöhen. Denn<br />
dann müssen die Heime ihre Investitionskosten<br />
bei Neubau und<br />
Umbau voll über den Pfl egesatz fi -<br />
nanzieren. Die deshalb in Zukunft<br />
weiter steigenden Pfl egesätze zwingen<br />
einen zunehmenden Teil der<br />
Pfl egebedürftigen dazu, Sozialhilfe<br />
in Anspruch zu nehmen. <strong>Der</strong> Grund<br />
operation in zentralen Fragen der<br />
Freiwilligenarbeit – von der Konzeptentwicklung<br />
bis zur Qualifi zierung.<br />
Mit BELA III gelingen Pfl egeeinrichtungen<br />
Schritt für Schritt neue Partnerschaften<br />
und sie beteiligen sich<br />
gemeinsam am gesellschaftlichen<br />
Dialog.<br />
Seniorenräte haben durch ihr Engagement<br />
bereits einige Einrichtungen<br />
als Mitglieder gewonnen.<br />
Seit kurzem steht auf der BELA-<br />
Homepage<br />
www.bela3.de eine Liste aller<br />
BELA III-Mitglieder zum Download<br />
zu Verfügung.<br />
Iren Steiner<br />
dafür: Die teilweise derzeit schon<br />
bei über 3 000 Euro pro Monat liegenden<br />
Pfl egekosten werden weiter<br />
steigen. Das kann vom größten Teil<br />
der derzeitigen Selbstzahler „nicht<br />
geschultert“ werden. So werden<br />
noch mehr Menschen, wenn sie alt<br />
und pfl egebedürftig sind, zu Taschengeldempfängern<br />
gemacht.<br />
<strong>Der</strong> LSR hat bereits in der Vergangenheit<br />
gegen die Abschaffung der<br />
Pfl egeheimförderung durch das<br />
Land protestiert. fai<br />
Hausärztliche Versorgung älterer Menschen aus<br />
gerontologischer und pfl egewissenschaftlicher Sicht<br />
Von Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />
<strong>Der</strong> Beitrag beschäftigt sich<br />
mit Fragen der hausärztlichen<br />
Versorgung alter Menschen.<br />
Im ersten Schritt werden einige<br />
allgemeine Erkenntnisse zu<br />
Altern, Prävention und Multimorbidität<br />
angesprochen. Zwar ist die<br />
überwiegende Mehrheit der alten<br />
Menschen gesund und weder hilfe-<br />
noch pfl egebedürftig. Allerdings<br />
nehmen die Herausforderungen an<br />
eine gute medizinische, pfl egerische<br />
und soziale Versorgung zu. Dies<br />
nicht zuletzt deswegen, weil durch<br />
den demographischen Wandel mit<br />
einer Zunahme von pfl egebedürftigen<br />
alten Menschen zu rechnen ist.<br />
In einem zweiten Schritt wird dann<br />
auf die medizinische Versorgung im<br />
Pfl egeheim Bezug genommen. Dies<br />
ist vor allem damit begründet, weil<br />
in diesem Bereich ein erhebliches<br />
Verbesserungspotential besteht. Die<br />
geäußerte Kritik betrifft u.a. das Defi<br />
zit an fachärztlicher Begleitung der<br />
Heimbewohnerinnen und Heimbewohner.<br />
Zu thematisieren ist aber<br />
auch die mangelnde Kooperation der<br />
Berufsgruppen vor allem zwischen<br />
Ärzten und Pfl egenden oder die noch<br />
zu geringe Anwendung eines geriatrischen<br />
Assessments zur Identifi -<br />
zierung von Potentialen einer selbstständigen<br />
Lebensführung – auch<br />
im Heim! Schließlich muss auch die<br />
stärkere Einbindung der Ärzte in<br />
konzeptionelle Entscheidungen in<br />
den Heimen verbessert werden.<br />
Vier Bemerkungen zur Gesundheit<br />
/ Krankheit im Alter:<br />
1. Altern ist keine Krankheit, sondern<br />
ein natürlicher Prozess. Ziel<br />
der gerontologisch-geriatrischen<br />
Interventionen ist nicht die Veränderung<br />
des Alterns an sich,<br />
sondern ausschließlich die Verbesserung<br />
der gesundheitlichen,<br />
sozialen und psychischen Bedingungen<br />
des Alterns. Es geht also<br />
um ein gelingendes Altern, nicht<br />
um die Verlängerung des Lebens<br />
als Selbstzweck.<br />
2. <strong>Der</strong> Gesundheitszustand der alten<br />
Menschen hat sich insgesamt verbessert.<br />
Ursachen dafür sind beispielsweise<br />
ein Trend zu stärkerem<br />
Körper- und Präventionsbewusstsein,<br />
eine bessere Ernährung oder<br />
Lebensstilveränderungen.<br />
3. Die positiven Wirkungen der Prävention<br />
auch im Alter sind durch<br />
viele Studien belegt. Nur zwei Beispiele<br />
seien genannt. Es wurde<br />
gezeigt, dass das Gehen über 3,5<br />
Kilometer und mehr pro Tag die<br />
Lebenserwartung von älteren gesunden<br />
Männern um fünf Jahre<br />
erhöhen konnte. Oder: Mit mindestens<br />
drei Stunden Walking<br />
in der Woche konnte das Herzinfarktrisiko<br />
von 40- bis 65-jährigen<br />
Frauen gegenüber inaktiven<br />
Frauen um 30 Prozent verringert<br />
werden.<br />
4. Im hohen Alter kann Mehrfacherkrankung<br />
(Multimorbidität) zur<br />
Einschränkung bzw. zum Verlust<br />
der Selbständigkeit führen. Es wird<br />
davon ausgegangen, dass jeder<br />
Dritte über 70-jährige Bundesbürger<br />
an fünf mittelgradig schweren<br />
und fast jeder vierte an fünf gleichzeitig<br />
behandelten Erkrankungen<br />
leidet. Bei einer Befragung von<br />
Personen ab einem Alter von 40<br />
Jahren sagen 24 Prozent der über<br />
70-Jährigen, dass sie an fünf und<br />
mehr Erkrankungen leiden, während<br />
lediglich sieben Prozent keine<br />
Erkrankung angaben.<br />
Medizinische Versorgung<br />
in Pfl egeheimen<br />
Bezogen auf die hausärztliche Versorgung<br />
möchte ich mich auf die<br />
medizinische Versorgung im Pfl egeheim<br />
konzentrieren. Und dies aus<br />
zwei Gründen. Erstens überblicke<br />
ich den Bereich am ehesten, da ich<br />
selbst als Altenpfl eger in Heimen<br />
gepfl egt habe. Zweitens befasse ich<br />
mich seit Jahren mit der Frage, wie<br />
die Lebenssituation von Heimbewohner<br />
verbessert werden kann.<br />
Auf drei Problembereiche möchte<br />
ich hinweisen:<br />
1. Es besteht nachgewiesenermaßen<br />
ein Mangel an fachärztlicher Betreuung:<br />
• In fast jedem vierten Pfl egeheim<br />
fand keine psychiatrische Betreuung<br />
statt.<br />
• Bei mehr als der Hälfte von untersuchten<br />
782 Heimen wurde festgestellt,<br />
dass diese nie von einem Orthopäden<br />
besucht worden sind.<br />
• Etwa ein Drittel der untersuchten<br />
782 Heime wurde nie von einem<br />
Frauenarzt, HNO-Arzt, Augen-<br />
oder Zahnarzt besucht.<br />
Zu betonen ist, dass sich die Kritik<br />
primär an Fachärzte richtet. Die<br />
hausärztliche Versorgung erscheint<br />
dagegen insoweit sachgerecht, als zumindest<br />
annähernd in jedem Quartal<br />
16 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 17
Titel<br />
ein Behandlungsfall pro Pflegeheimbewohner<br />
gemessen werden konnte.<br />
2. Es gibt Tendenzen einer Über-<br />
und Unterversorgung mit Arzneimitteln:<br />
• Heimbewohner erhalten im Vergleich<br />
zu Nicht-Pflegedürftigen<br />
bei Kontrolle der Erkrankungen<br />
deutlich mehr Psycholeptika (Antipsychotika,<br />
Anxiolytika, Hypnotika<br />
und Sedativa). Dieser Befund<br />
deutet auf „ein Ruhigstellen“ von<br />
pflegebedürftigen Heimbewohnern.<br />
Und umgekehrt gilt es festzustellen,<br />
dass insbesondere bei der<br />
Demenz eine zu geringe Menge an<br />
verordneten Dementiva als Unterversorgung<br />
interpretiert werden<br />
könnte.<br />
Insgesamt scheint die Medikamentenversorgung<br />
weniger ein quantitatives,<br />
sondern vielmehr ein qualitatives<br />
Problem darzustellen. Das gilt<br />
auch für den ambulanten Bereich.<br />
Denn diesbezüglich konnte bereits<br />
in der bekannten Berliner Altersstudie<br />
gezeigt werden, dass - obwohl 90<br />
Prozent der über 70-Jährigen mit<br />
mindestens einem Medikament versorgt<br />
wurden - etwa bei 24 Prozent<br />
eine Untermedikation im Sinne unbehandelter,<br />
mittel- und schwergradiger,<br />
körperlicher Erkrankungen<br />
festgestellt wurde.<br />
3. Bei der Problematik der Krankenhauseinweisungen<br />
ist zu beachten:<br />
• Die Zahl der Krankenhauseinweisungen<br />
bei Pflegeheimbewohnern<br />
ist insgesamt geringer als bei häuslich<br />
gepflegten Personen; aber höher<br />
als bei nicht pflegebedürftigen<br />
Menschen – bei Kontrolle des<br />
Krankheitsspektrums.<br />
Handlungsoptionen<br />
Interventionsstudien zeigen die<br />
Bedeutung der Reduktion von klinischen<br />
Problemfeldern, vor allem<br />
18 2/<strong>2010</strong><br />
durch qualifiziertes und engagiertes<br />
Pflegepersonal in den Bereichen:<br />
Dekubitus, freiheitsentziehende<br />
Maßnahmen, Ernährung und Verhinderung<br />
von Stürzen. Die Zusammenarbeit<br />
von Medizin und Pflege<br />
war ein entscheidender Erfolgsfaktor.<br />
Konkret bedeutet dies, dass die<br />
gesundheitliche Situation alter Menschen<br />
in den Heimen verbessert und<br />
damit ein Beitrag zur Lebensqualität<br />
und Würde im Alter geleistet werden<br />
kann.<br />
Verbesserungen erfolgen aber nicht<br />
wie das Morgenrot nach durchschlafener<br />
Nacht, sondern unter Beachtung<br />
von folgenden gesundheitspolitischen<br />
Erwägungen. Hierzu hat das<br />
Diakonische Werk der Ev. Kirche in<br />
Deutschland in einem Positionspapier<br />
Stellung genommen:<br />
1. Alle Heimbewohner sollten ein<br />
geriatrisches Assessment erhalten,<br />
welches gezielt die Potentiale einer<br />
selbständigen Lebensführung<br />
erhebt. Entscheidend dabei ist<br />
u.a. die Evaluation des Therapieerfolgs.<br />
Die Zusammenarbeit mit<br />
qualifizierten Pflegenden halte ich<br />
für zwingend, vor allem wenn es um<br />
die Identifizierung, Förderung und<br />
Unterstützung von Potentialen der<br />
selbständigen Lebensführung geht.<br />
Das geriatrische Assessment ist ein<br />
wesentlicher zentraler Punkt, der<br />
natürlich für die ambulante ärztliche<br />
Versorgung gilt. Bei Studien<br />
konnte festgestellt werden, dass<br />
ein geriatrisches Assessment wesentlich<br />
zur Verhütung schwerwiegender<br />
Komplikationen (Demenz,<br />
Delirium, Schenkelhalsfrakturen<br />
usw.) sowie zur Verminderung von<br />
Krankenhaus- und Pflegeheim-<br />
Einweisungen beitragen kann.<br />
2. Die akutgeriatrische Versorgung<br />
muss ausgebaut werden. Bekannt<br />
ist, dass die akutstationäre Versorgung<br />
im Bereich der Geriatrie nicht<br />
flächendeckend sichergestellt ist<br />
und eine ambulante existiert in der<br />
Fläche nicht. Wichtig ist die Aufwertung<br />
des Faches Geriatrie im<br />
Medizinstudium, die Einrichtung<br />
von geriatrischen Lehrstühlen an<br />
allen medizinischen Fakultäten<br />
des Landes. Wichtig ist auch der<br />
Ausbau des Fortbildungsangebots<br />
durch die Landesärztekammern.<br />
3. Die Versorgung pflegebedürftiger<br />
alter Menschen mit integrierten<br />
Versorgungsmodellen muss verbessert<br />
werden. <strong>Der</strong> Patient muss<br />
künftig im Mittelpunkt stehen und<br />
die Versorgungsstrukturen sind so<br />
zu gestalten, dass sektorenübergreifende<br />
Behandlungsformen das<br />
Maß der Dinge sein müssen.<br />
4. Ärztliche Besuche bei pflegebedürftigen<br />
Menschen müssen budgetunabhängig<br />
und gesondert<br />
vergütet werden. Entscheidend<br />
ist hier nicht nur der Blick auf<br />
die Höhe der Vergütung, sondern<br />
auf die Budget-Restriktionen, die<br />
dazu führen, dass eine Leistung<br />
nur noch in geringerem Umfang<br />
honoriert wird, wenn das Praxisbudget<br />
ausgeschöpft ist. Optionen<br />
sind z.B. besondere Verträge, in<br />
denen die Vergütung außerhalb<br />
des Praxisbudgets geregelt wird.<br />
Auch die Heime sind gefragt<br />
Aber nicht nur die Gesundheitspolitik<br />
ist gefordert, auch die Einrichtungen<br />
selbst - und hier vor allem die<br />
Berufsgruppen der Medizin und der<br />
Pflege - sind in hohem Ausmaß in die<br />
Pflicht genommen:<br />
Die ärztliche Versorgung kann und<br />
muss seitens des Heims besser strukturiert<br />
werden!<br />
Kriterien guter Zusammenarbeit<br />
sind u.a. folgende Punkte:<br />
• Koordination der medizinischen<br />
Versorgung als Aufgabe des Pflegemanagements<br />
• Zusammenarbeit mit wenigen,<br />
dafür aber engagierten Ärzten<br />
(Gratwanderung zwischen freier<br />
Arztwahl und einem Team von engagierten<br />
Ärzten/ Fachärzten)<br />
• Systematische Vorbereitung der<br />
Arztbesuche in Heimen<br />
• Regelmäßig Visitentage<br />
• Erweiterte ärztliche Bereitschaftszeiten<br />
• Qualifizierung von Ärzten und Pflegenden<br />
Darüber hinaus ist die Kooperationsfrage<br />
zwischen den Berufsgruppen<br />
eine zentrale Frage, bei der<br />
noch über ganz andere Innovationen<br />
nachgedacht werden muss, die aus<br />
meiner Sicht zwingend sind. Zu nennen<br />
sind z.B.:<br />
• Gemeinsames geriatrisches Assessment<br />
bei Neuaufnahmen<br />
• Interdisziplinäre Fallbesprechungen<br />
mit wechselnder Moderation<br />
• Einbeziehung von Ärzten in konzeptionellen<br />
Fragen (integrierte und / oder<br />
segregative Demenzversorgung).<br />
Die Zukunft wird ohnehin eine Entwicklung<br />
mit weiterer Spezialisierung<br />
bedeuten, insbesondere für den<br />
Demenzbereich: Spezialpflegebereiche,<br />
etc.<br />
Zu guter Letzt:<br />
Für mich gibt es keinen Zweifel, dass<br />
die medizinische Versorgung alter<br />
Menschen im Heim wie auch zu Hause<br />
verbessert werden muss und kann.<br />
Panik ist völlig unangebracht, aber<br />
Mängel müssen konkret benannt werden.<br />
Dabei ist die Erkenntnis schmerzhaft,<br />
dass unser Gesundheits- und<br />
Versorgungssystem immer noch sehr<br />
stark auf Akutmedizin, weniger auf<br />
Chronikermedizin und damit auf die<br />
Bedürfnisse alter und hochbetagter<br />
Menschen ausgerichtet ist.<br />
Aber bei allen Innovationen und notwendigen<br />
Verbesserungen sollten<br />
auch die Grenzen der Medizin und<br />
des Machbaren nicht aus dem Auge<br />
verloren werden. <strong>Der</strong> deutsche Philosoph<br />
Hans Georg Gadamer hat einmal<br />
von der „Verborgenheit“ der Gesundheit<br />
gesprochen. Letzten Endes ist sie<br />
ein Geschenk, welches in einer Welt<br />
der Machbarkeit, der Beschleunigung<br />
und des technischen Fortschritts den<br />
Menschen an<br />
Grenzen führt.<br />
Meiner Auffassung<br />
nach sollten<br />
diese Grenzen<br />
beachtet,<br />
respektiert und<br />
nicht überschritten<br />
werden.<br />
Kontakt<br />
Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />
Pflegewissenschaftliche<br />
Fakultät, Philosophisch-<br />
Theologische Hochschule<br />
Vallendar;<br />
hbrandenburg@pthv.de<br />
Anzeige
Fotos: Raab<br />
Titel<br />
Die Pflege braucht mehr Fachkräfte –<br />
woher nehmen und nicht stehlen?<br />
Mit diesem etwas provokanten<br />
Titel hatte auch<br />
dieses Jahr HORIZONTE,<br />
das Stuttgarter Pflegeforum der<br />
Evangelischen Heimstiftung, zahlreiche<br />
Interessenten bei der Messe<br />
Reha & Pflege angelockt. <strong>Der</strong> Unterhaltungswert<br />
war hoch und mancher<br />
Denkanstoß ist sicher davon ausgegangen.<br />
Auch ein Mitverdienst des<br />
bewährten Moderators Jo Frühwirth<br />
vom SWR Fernsehen, der vom üblichen<br />
Podium abgewichen war und<br />
dafür viel Lob erntete.<br />
<strong>Der</strong> Experte Roland Sing wird gehört.<br />
Bei seiner Begrüßung hatte Helmut<br />
Mäule, Aufsichtsratsvorsitzender der<br />
Heimstiftung, dem größten kirchlichen<br />
Träger der Altenhilfe im Lande,<br />
aufgezeigt, dass die Pflege vor großen<br />
Aufgaben steht. <strong>Der</strong> Wettstreit um die<br />
jungen Pflegekräfte habe begonnen.<br />
Paradox: Alter ein<br />
„Jungbrunnen“?<br />
Dass man aber nicht nur auf den<br />
Nachwuchs schauen sollte, bestä-<br />
tigte sich sofort beim Thema „Altenpflege<br />
im Wandel – ein Blick in<br />
die Zukunft“ von Prof. Dr. Ursula<br />
Lehr, Bundesministerin a.D. Das<br />
machte die engagierte PowerPoint-<br />
Präsentation mit einer Fülle an Wissenswertem<br />
in der ihr eigenen Art<br />
mehr als deutlich. Sie begeisterte.<br />
Das Spannungsfeld reichte von der<br />
ursprünglichen „Versorgung alter<br />
Menschen als Aufgabe für die Familie“<br />
bis zu „Pflegebedürftigkeit vermeiden<br />
durch ausbauen der Prävention,<br />
ändern des Lebensstils und der<br />
Produkte bis zur Umweltgestaltung“.<br />
Moderator Frühwirth trifft bei seiner<br />
Überleitung voll die Stimmung<br />
der Zuhörenden: „Das Thema Alter<br />
scheint für Frau Lehr ein wahrer<br />
Jungbrunnen zu sein.“<br />
Wo ist (Wo bleibt?) der<br />
Generalplan für das Alter?<br />
Als erster danach stellt sich Roland<br />
Sing, der LSR-Vorsitzende, der Frage<br />
nach der Gestaltung unseres Le-<br />
bens im weitesten Sinne. Die Fakten<br />
für die Zukunft, sie seien alle klar,<br />
auch durch die Arbeit der hervorragenden<br />
Altenberichte für die Bundesregierungen.<br />
Ihm fehle jedoch<br />
ein darauf basierender Generalplan.<br />
So was gebe es wohl beispielsweise<br />
nur für den Straßenverkehr. In der<br />
neuen Koalitionsvereinbarung stehe<br />
zwar einiges drin, der „große Wurf“<br />
fehle jedoch. Das verstärkte Lehr<br />
noch: In der Politik würde das Altern<br />
verdrängt, sich für Kindergärten einzusetzen,<br />
das sei angenehmer. Sing:<br />
Die Politik mache Tagesgeschäft, reagiere<br />
auf jeden hingeworfenen Brocken.<br />
In seinen früheren AOK-Zeiten<br />
sei er nach Besuchen im Sozialministerium<br />
noch stolz darauf gewesen,<br />
wie man dort schon an die Zukunft<br />
gedacht habe. Mit Blick auf das heutige<br />
HORIZONTE-Thema müsse der<br />
jetzt schon geltende Grundsatz „ambulant<br />
vor stationär“ noch konkreter<br />
ausgestaltet und gefördert werden.<br />
Die von Lehr klar aufgezeigten unterstützenden<br />
Systeme stünden noch<br />
aus. Auch deshalb habe er beim Landesseniorentag<br />
2009 einen Kongress<br />
zur „Telemedizin“ gefordert und sei<br />
bei Ministerin Dr. Stolz gleich auf<br />
Zustimmung gestoßen. Maxime für<br />
die langfristige Betrachtung sei: Wie<br />
organisieren es die Politik, die Gesellschaft<br />
und die Einzelnen, dass die<br />
Älteren so lange wie möglich selbstbestimmt<br />
(mit technischer Unterstützung)<br />
zu Hause leben können. Spontaner<br />
Beifall war ihm dafür sicher.<br />
Pflege – meistens<br />
ein Karrierebruch<br />
Auch Klaus. D. Wanning, Hauptgeschäftsführer<br />
der Heimstiftung, unterstützt<br />
diese Argumentation und<br />
dass man mehr häusliche Pflege ermöglichen<br />
solle. Allerdings bedeute<br />
das für die Betroffenen - meistens<br />
pflegen Frauen - einen deutlichen<br />
Karrierebruch. Absehbar sei jedoch<br />
auch, dass man für die stationäre<br />
Pflege noch Personen gewinnen<br />
müsse. Da gibt es für ihn aber ein<br />
riesiges Potenzial an Frauen nach<br />
der Familienphase. Es gelte, mehr<br />
Kräfte mit Migrationshintergrund<br />
in das Personal einzubeziehen. Auch<br />
junge Menschen ohne Hauptschul-<br />
„Jungbrunnen“ Prof. Lehr<br />
abschluss dürften nicht ausgegrenzt<br />
werden. Als Heimträger habe man<br />
gute Erfahrungen mit Aufstiegswilligen<br />
und -fähigen gemacht. Ein<br />
großes Problem sieht er aber darin,<br />
dass man in der Pflege genau so viele<br />
Menschen wie in der Automobilindustrie<br />
beschäftige, es jedoch einen<br />
großen Unterschied gebe: die Bezahlung.<br />
Ministeriale Sicht<br />
Als nächster befragter „Experte“ machte<br />
Thomas Halder, Ministerialdirektor<br />
im Sozialministerium, klar: Man<br />
möchte in der Pflege alle Professionen<br />
vertreten sehen, vom Hauptschüler<br />
bis zum Akademiker. Wichtig seien jedoch<br />
auch die inzwischen geschaffenen<br />
neuen Berufe und Tätigkeitsfelder der<br />
Alltagsbetreuer, der Pflegehelfer sowie<br />
der Altenpflegehelfer (bei denen der<br />
berufliche Teil der zweijährigen<br />
Ausbildung auch mit 200 Stunden<br />
Deutsch ergänzt werde).<br />
Zusätzlich müsse man versuchen,<br />
mehr Männer in die Pflege<br />
zu bringen. Diese Berufe dürften<br />
aber nicht ständig „schlecht geredet“<br />
werden. Es gelte, Positives<br />
heraus zu stellen: die guten<br />
Aufstiegsmöglichkeiten und die<br />
Sicherheit der Arbeitsplätze.<br />
Nicht konjunkturabhängig<br />
Das konnte Eva Strobel, Vorsitzende<br />
der Geschäftsführung<br />
der Regionaldirektion der Bundesagentur<br />
für Arbeit, unterstreichen<br />
mit ihren Statistiken.<br />
Während das Stellenangebot<br />
insgesamt stark geschrumpft<br />
sei, hätte es in den sozialen Berufen<br />
30 Prozent mehr gegeben.<br />
Die Stellen für die Altenpflege<br />
hätten sich verdoppelt. Aber:<br />
Hemmnisse, den Bedarf an qualifizierten<br />
Kräften zu decken,<br />
seien die geringe Bezahlung, die<br />
unregelmäßigen Arbeitszeiten<br />
(Schicht) sowie die geforderte,<br />
außerordentliche körperliche<br />
Fitness. Entgegen käme dem,<br />
dass 40 Prozent der Frauen<br />
Teilzeitstellen suchten, wofür<br />
es jedoch an ausreichender Kinderbetreuung<br />
fehle. Das brachte Wanning<br />
auf den Plan, der möglichst für jedes<br />
Heim eine eigene Kindertagesstätte<br />
möchte. Bei der Gehaltsfrage sei man<br />
auf gutem Wege, weil für die Jüngeren<br />
nun mehr gezahlt werden könne.<br />
Gemeinsam agieren<br />
Gleich war auch geboren, dass man<br />
zusammen mit den Arbeitsagenturen<br />
Veranstaltungen und Info-Märkte,<br />
auch in den Schulen durchführen<br />
sollte. Für Strobel ist es zusätzlich<br />
notwendig, dass es mehr zertifizierte<br />
Pflegeschulen im Lande gibt, bei denen<br />
Arbeitslose qualifiziert und umgeschult<br />
werden können. Das stößt<br />
allerdings auf Widerspruch bei Peter<br />
King, dem Geschäftsführer des Diakonischen<br />
Instituts für soziale Berufe.<br />
Dort hat man großen Erfolg dabei, auf<br />
Messen und in Schulen den Berufsnachwuchs<br />
anzusprechen und zu gewinnen.<br />
Dort werde über das Image<br />
der Pflegeberufe mit entschieden.<br />
Aufmerksamkeit sogar noch<br />
für das „Pontifikalamt“<br />
Sing sieht das Pflegeimage differenziert,<br />
denn es gebe unterschiedliche<br />
Aufgabenstellungen für die ambulante,<br />
die stationäre und die teilstationäre<br />
Pflege. Die Organisation in den<br />
Heimen ließe sich teilweise verändern.<br />
Müsse die kostbare Zeit der Fachkräfte<br />
wirklich dafür verwendet werden, die<br />
Arzneimittel selbst zu „stellen“? Dafür<br />
könnte man auch Apotheken oder<br />
„Bliesterdienste“ nutzen. Ähnliches<br />
gelte für teilweise „vorsintflutliche“<br />
Techniken bei der Dokumentation. Da<br />
gäbe es Potenziale. Ein Dorn im Auge<br />
ist Sing auch, wenn Hausärzte ins<br />
Heim kommen und mancherorts der<br />
Arbeitsablauf eine Eigendynamik erhält.<br />
Sein Vergleich, dass das teilweise<br />
einem Pontifikalamt ähnle (für Nichtkatholiken:<br />
ein besonders festlicher<br />
Gottesdienst mit viel begleitendem<br />
Personal), löste beifälliges Kopfnicken<br />
aus. Wanning erklärte in diesem Kontext,<br />
dass man daran gehe, Ärzte für<br />
die eigenen Heime einzustellen.<br />
Zu diesem recht bunten Strauß der<br />
aufgezeigten Möglichkeiten und Probleme<br />
passte das Schlusswort von<br />
Moderator Frühwirth zur zukunftsorientierten<br />
Gestaltung unseres Lebens:<br />
„Seien wir realistisch und versuchen<br />
wir das Unmögliche“.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
20 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 21
Titel<br />
Vom Gast zum Nachbarn<br />
Interkulturelle Altenhilfe notwendig<br />
Von Marcel Faißt<br />
Ende der 50er-Jahre kamen<br />
die ersten Ausländer als Gastarbeiter<br />
nach Deutschland.<br />
Damals wurde angenommen, dass<br />
sie nach einigen Jahren wieder in<br />
ihr Heimatland zurückgehen würden.<br />
Doch viele blieben und gründeten<br />
Familien. Mittlerweile lebt in<br />
Deutschland die dritte Migrantengeneration,<br />
die erste befindet sich<br />
längst im Rentenalter. Die ehemaligen<br />
Gastarbeiter sind entgegen ihrer<br />
ursprünglichen Planung zu Einwanderern<br />
geworden.<br />
Jeder Vierte mit<br />
Migrationshintergrund!<br />
Nach dem Mikrozensus aus dem Jahr<br />
2006 haben von den 10,7 Mio. <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>ern 2,7 Mio. – also rund<br />
jeder Vierte – einen Migrationshintergrund.<br />
Etwa eine halbe Million ist älter<br />
als 60 Jahre. Laut Prognosen wird ihre<br />
Zahl in den nächsten zwanzig Jahren<br />
auf 2,8 Mio. steigen. Die älteren MigrantInnen<br />
sind die am schnellsten<br />
wachsende Bevölkerungsgruppe. Dadurch<br />
stehen Anbieter von sozialen<br />
Dienstleistungen in der Altenhilfe immer<br />
mehr vor der Herausforderung,<br />
sich interkulturell zu öffnen. Doch wie<br />
sehen die Lebenssituationen älterer<br />
MigrantInnen in Deutschland aus?<br />
Oft schwierige Lebenslagen<br />
Selbstverständlich lässt sich die Be-<br />
schreibung nicht verallgemeinern.<br />
Dennoch ist häufig die Lebenslage<br />
vieler älterer MigrantInnen durch<br />
diese Merkmale gekennzeichnet:<br />
Ihr Gesundheitszustand ist oftmals<br />
schlechter als bei den gleichaltrigen<br />
Deutschen. Dies liegt zum einen an oft<br />
gesundheitlich belastenden Arbeitsbedingungen<br />
(Akkord- und Schichtarbeit<br />
oder körperlich schwere Arbeit).<br />
Aber auch an stark prägenden,<br />
oft traumatischen persönlichen<br />
Lebenserfahrungen wie politischer<br />
Verfolgung, Vertreibung oder Diskriminierung.<br />
Dazu kommen in vielen Fällen Defizite<br />
im Beherrschen der deutschen<br />
Sprache. Deshalb sind sie oft unzureichend<br />
über Angebote und Leistungen<br />
des Gesundheitssystems und<br />
der Altenhilfe informiert. Sprachliche<br />
Verständigungsschwierigkeiten<br />
führen des Öfteren zu Fehldiagnosen<br />
und Fehlbehandlungen, da z. B.<br />
Krankheitssymptome dem behandelnden<br />
Arzt nicht eindeutig erläutert<br />
werden können. Häufig bestehen<br />
aufgrund von negativen Erfahrungen<br />
Vorbehalte gegenüber Institutionen<br />
und Behörden.<br />
Aufgrund des eher niedrigen Einkommens<br />
und der bescheidenen<br />
Renten stehen oftmals nicht die finanziellen<br />
Ressourcen zur Verfügung,<br />
die das Gesundheitssystem<br />
heute von den Versicherten abverlangt.<br />
Außerdem ist zu bedenken,<br />
dass viele MigrantInnen Unterhalt<br />
an Verwandte leisten, die noch im<br />
Herkunftsland leben, sodass sich das<br />
verfügbare Einkommen noch weiter<br />
reduziert.<br />
Ein weiteres Merkmal der Lebenssituation<br />
ist die ursprüngliche<br />
Rückkehrorientierung. Diese hat<br />
dazu geführt, dass man sich auf<br />
das Leben im Aufnahmeland nur<br />
provisorisch eingerichtet hat. Allerdings<br />
bleiben zwischenzeitlich<br />
viele im Alter in Deutschland. Auch<br />
die Familienstrukturen wandeln<br />
sich zunehmend. Die Annahme,<br />
dass MigrantInnen im Alter von<br />
ihren Familien versorgt werden, ist<br />
längst überholt. <strong>Der</strong> Anteil Alleinstehender<br />
steigt auch dort kontinuierlich.<br />
Zugangsbarrieren<br />
erschweren Inanspruchnahme<br />
Das alles führt oft dazu, dass die Inanspruchnahme<br />
von Angeboten der<br />
Altenhilfe erschwert oder gar verhindert<br />
wird. Aber auch auf Seiten der<br />
Altenhilfe gibt es oftmals mangelnde<br />
Kenntnisse über die Bedürfnisse<br />
dieser Bevölkerungsgruppe. Einrichtungen<br />
der Altenhilfe stehen zunehmend<br />
vor der Aufgabe, sich interkulturell<br />
zu öffnen, um die Zielgruppe<br />
der MigrantInnen anzusprechen und<br />
zu integrieren.<br />
Was können<br />
Einrichtungen tun?<br />
Um diese interkulturelle Öffnung (im<br />
Folgenden IKÖ genannt) in der Altenhilfe<br />
anzustoßen bzw. fortzuentwickeln,<br />
hat die Arbeiterwohlfahrt<br />
im Jahr 2008 die Rahmenkonzeption<br />
„Interkulturelle Öffnung der ambulanten<br />
und stationären Angebote<br />
für ältere Menschen“ verabschiedet.<br />
Sie dient als Orientierungshilfe für<br />
die Praxis und beschreibt relevante<br />
Bausteine für Konzepte kultursensibler<br />
Altenhilfeangebote:<br />
<strong>Der</strong> Prozess der IKÖ ist eine Managementaufgabe.<br />
Sie muss von der<br />
Leitungsebene verantwortet und von<br />
den Beschäftigten getragen werden.<br />
Die Steuerung der konkreten Umsetzung<br />
wird von der mittleren und<br />
unteren Führungsebene übernommen.<br />
So kann sichergestellt werden,<br />
dass der langfristige Prozess der IKÖ<br />
verankert wird. Dies muss auch im<br />
Leitbild der Einrichtung sichtbar<br />
werden. Durch diese bewusste Positionierung<br />
nach innen und außen<br />
wird die Identifikation der Beschäftigten<br />
sowie der KundInnen mit der<br />
IKÖ gestärkt.<br />
In Pflegeeinrichtungen ist empfehlenswert,<br />
dass neben der Biografieorientierung<br />
auch kulturelle Aspekte<br />
der Pflegebeziehung integriert werden.<br />
Die Biografiearbeit ist wichtig<br />
um Verhaltensweisen und Vorstellungen<br />
von Lebensgestaltung zu<br />
verstehen und auf dieser Grundlage<br />
z. B. religiöse Bedürfnisse, Essenswünsche,<br />
Angehörigenarbeit etc. zu<br />
beachten. Eine Erhebung der Arbeiterwohlfahrt<br />
hat ergeben, dass<br />
42 Prozent der Beschäftigten in der<br />
Altenhilfe selbst eine Migrationsgeschichte<br />
haben. Diese Multikulturalität<br />
im Team muss als Chance für den<br />
Prozess der IKÖ genutzt werden, um<br />
kultursensibles Miteinander und gegenseitige<br />
Lernprozesse zu fördern.<br />
Ein multikulturelles Team braucht<br />
allerdings auch Reflexionszeit um<br />
sich so zu entwickeln.<br />
Um Leistungen in hoher Qualität<br />
anbieten zu können, ist qualifiziertes<br />
Personal erforderlich. Hierzu<br />
sind Qualifizierungen zum Erwerb<br />
interkultureller Kompetenz unabdingbar.<br />
Das Ziel solcher Seminare<br />
ist es, eigene Einstellungen zu reflektieren<br />
und die Kompetenzen für<br />
interkulturelle Situationen durch<br />
Begegnungen mit Einwanderern<br />
und durch Vermittlung von Hintergrundwissen<br />
zu stärken. Mit der<br />
Entscheidung zur IKÖ müssen die<br />
Angebote der Einrichtung angepasst<br />
werden. Mit am Wichtigsten ist das<br />
Sicherstellen der Kommunikation,<br />
aber auch die Themen Ernährung,<br />
Feste und Bräuche sowie religiöse<br />
Bedürfnisse.<br />
In Kooperation mit den öffentlichen<br />
Stellen sowie Kranken- und<br />
Pflegekassen müssen neue Wege<br />
der Öffentlichkeitsarbeit entwickelt<br />
werden (z. B. durch mehrsprachige<br />
Faltblätter). Die „Warten-auf-Nachfrage-Struktur“<br />
ist längst überholt<br />
– aufsuchende und gemeinwesenbezogene<br />
Ansätze müssen das Ziel sein.<br />
Hierbei sollten Schlüsselpersonen<br />
aus dem Umfeld der MigrantInnen<br />
mit einbezogen werden. Als wichtige<br />
Mittler tragen sie dazu bei, Vertrauen<br />
zur Institution aufzubauen.<br />
Details unter www.awo-wuerttemberg.de,<br />
Rubrik Informationen ><br />
AWO-Standpunkte.<br />
Marcel Faißt<br />
Referent Altenhilfe bei der<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Bezirksverband <strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
22 2/<strong>2010</strong> Praktizierende „Nachbarn“<br />
2/<strong>2010</strong> 23
Titel<br />
Auch deshalb war dem „im<br />
blick-Team“ klar, dass beim<br />
Schwerpunkt „Pfl ege“ in dieser<br />
<strong>Ausgabe</strong> viele Informationen<br />
zum Thema Demenz enthalten sein<br />
sollten. Gleichzeitig ist beschlossen<br />
worden, dass es auch künftig nicht<br />
vergessen werden darf und mindestens<br />
mit einem Beitrag pro Heft vertreten<br />
sein muss.<br />
Alzheimerwitze sind verfehlt<br />
Damit wird nur etwas verdrängt, das<br />
jede/jeden „erwischen“ kann. Denn:<br />
Bei den über 75-Jährigen ist das Ri-<br />
„Das hätte ich jetzt doch<br />
fast vergessen!“<br />
siko, an Alzheimer zu erkranken,<br />
höher als das, einen Schlaganfall zu<br />
erleiden. In naher Zukunft wird es<br />
in jeder dritten Familie einen Demenzkranken<br />
geben. Deshalb sind<br />
einige Informationen zur Alzheimer<br />
Krankheit angebracht.<br />
Demenz – Alzheimer,<br />
was ist schlimmer?<br />
Das ist die falsche Frage. Insgesamt<br />
etwa 1,3 Mio. Menschen in<br />
Deutschland leiden an „Demenzerkrankungen“,<br />
an einer meist unaufhaltsam<br />
fortschreitenden Hirn-<br />
„im blick“- Lesende sollten<br />
das möglichst nicht so<br />
schnell sagen müssen<br />
leistungsschwäche. Mit 70 bis 75<br />
Prozent Anteil ist dabei die „Alzheimer<br />
Krankheit“ die häufi gste Form<br />
der Demenz. Allerdings gibt es auch<br />
viele vaskuläre, also gefäßbedingte<br />
Demenzen, zum Teil auch als Mischformen<br />
in Kombination mit der<br />
Alzheimer Krankheit. Zunehmend<br />
werden frontotemporale Demenzen<br />
wahrgenommen. Dazu kommen<br />
noch unzählige andere, aber seltener<br />
festgestellte Demenzerkrankungen,<br />
darunter sogar welche, die zu einem<br />
kleinen Prozentsatz bereits heilbar<br />
sind.<br />
Schon mit 45 Jahren dement?<br />
Am häufi gsten treten diese Erkrankungen<br />
ab dem 65. Lebensjahr auf.<br />
Es trifft aber auch schon Menschen<br />
im mittleren Alter, in Ausnahmefällen<br />
sogar in jungen Jahren.<br />
Dann kann man zunehmend nur<br />
noch sehr schwer neue Informationen<br />
und Erfahrungen aufnehmen<br />
oder Erinnerungen abrufen. Es fällt<br />
auch schwer, sich räumlich und<br />
zeitlich zu orientieren und sich im<br />
eigenen Umfeld selbstständig zurechtzufi<br />
nden.<br />
Schon bald nach dem Auftreten der<br />
ersten Symptome wird man rasch<br />
von der Hilfe anderer Menschen<br />
abhängig, kann aber oft die eigenen<br />
Interessen noch selbst vertreten.<br />
Im weiteren Verlauf kommt es zur<br />
völligen Hilfl osigkeit und Schwerstpfl<br />
egebedürftigkeit sowohl in psychischer<br />
wie körperlicher Hinsicht.<br />
In der mittleren und späten Phase<br />
sind die Betroffenen weitgehend auf<br />
Hilfe und Pfl ege rund um die Uhr<br />
angewiesen. Das bringt auch bei den<br />
Pfl egenden enorme psychische und<br />
physische Belastungen. Oft entstehen<br />
massive Familienkonfl ikte. Wichtig<br />
ist daher eine frühe Information,<br />
Beratung und die Inanspruchnahme<br />
von Entlastungsangeboten wie z.B.<br />
Angehörigengruppen oder niedrigschwellige<br />
Betreuungsangebote.<br />
Was sind „niedrigschwellige“<br />
Betreuungsangebote?<br />
Mit Betreuungsgruppen, Häuslichen<br />
Betreuungsdiensten bzw. Helfer-/<br />
Helferinnenkreisen sollen die pfl egenden<br />
Angehörigen entlastet und<br />
ihnen ein wenig freie Zeit verschafft<br />
werden, damit sie auch mal unbelastet<br />
„aufatmen“ können.<br />
Die erste dieser „Betreuungsgruppen“<br />
in ganz Deutschland ist 1991<br />
in Stuttgart-Birkach von ehemals<br />
pfl egenden Angehörigen geschaffen<br />
worden. Sie hatten sich während den<br />
langen Pfl egejahren völlig allein gelassen<br />
gefühlt. Diese Frauen haben<br />
bald – unter Mitwirkung einer Fachkraft<br />
– zunächst an einem Nachmittag<br />
pro Woche Betreuung für<br />
Demenzkranke angeboten. In dieser<br />
Zeit konnten die pfl egenden Angehörigen<br />
eine „Auszeit“ für sich oder zu<br />
erledigende Dinge nehmen.<br />
<strong>Der</strong> erste „Helferinnenkreis“ entstand<br />
1995 in Nürnberg. Auslöser dafür war<br />
die Anfrage „Hätten Sie nicht jemand,<br />
der mal für ein paar Stunden bei meiner<br />
Mutter (oder meinem Vater) bleibt?“<br />
Die dortige Beratungsstelle gründete<br />
daraufhin einen Helfer/innenkreis<br />
zur stundenweisen Betreuung von Demenzkranken<br />
im häuslichen Bereich<br />
und zwar durch geschulte und fachlich<br />
begleitete „Helferinnen“. Bei beiden<br />
Angebotsformen war von Anfang<br />
an klar, dass sie nur mit ehrenamtlich<br />
bzw. bürgerschaftlich engagierten<br />
Menschen zu verwirklichen sind.<br />
Noch zum Begriff „niedrigschwellig“:<br />
Es sollen keine Hürden (z.B. durch<br />
hohe Kosten) geschaffen werden, die<br />
es den Angehörigen erschweren, diese<br />
Hilfe anzunehmen.<br />
Betreuungsgruppen für<br />
Menschen mit Demenz<br />
Betreuungsgruppen fi nden meistens<br />
nachmittags, oft in Mehrzweckräumen<br />
von öffentlichen Einrichtungen<br />
statt, in jedem Fall aber außer Haus.<br />
Die Kosten dafür sind meistens 15,-<br />
Euro pro Nachmittag. Viele Betreuungsgruppen<br />
haben einen eigenen<br />
Fahrdienst, der die demenzkranken<br />
Menschen gegen ein geringes<br />
Entgelt daheim abholt und wieder<br />
dorthin bringt. Die Besucher, auch<br />
gerne Gäste genannt, werden von<br />
einer Fachkraft und mehreren ehrenamtlich<br />
Mitarbeitenden freundlich<br />
in Empfang genommen. Für die<br />
Begrüßung lassen die Betreuenden<br />
sich und den Gästen genügend Zeit.<br />
Dann begleiten sie diese an ihre (oft<br />
mit Namensschildern versehenen)<br />
Plätze. Beides trägt zur Orientierung<br />
in der Gruppe und im Raum<br />
bei. Auftakt zum eigentlichen Betreuungsnachmittag<br />
ist in der Regel<br />
ein Begrüßungsritual, beispielsweise<br />
ein immer gleiches Lied oder/<br />
und eine Vorstellung der Gäste<br />
durch die Gruppenleitung oder einer<br />
Betreuerin. Es folgt eine gemütliche<br />
Kaffeerunde an einem jahreszeitlich<br />
schön dekorierten Tisch mit<br />
Gesprächen über Themen, die den<br />
Betroffenen möglichst zugänglich<br />
sind. Im Anschluss sitzt die Gruppe<br />
in einem Stuhlkreis und bewegt<br />
sich zu anregender Hintergrundmusik.<br />
Später werden verschiedene<br />
Beschäftigungen angeboten, wie<br />
z. B. vertraute Spiele, Ergänzen von<br />
Sprichwörtern, das gemeinsame<br />
Zubereiten eines Abendbrotes oder<br />
die Beschäftigung mit vertrauten<br />
alten Gegenständen, die an frühere<br />
Zeiten erinnern und Gespräche anregen.<br />
Zum Abschluss singen alle<br />
Beteiligten alt bekannte Lieder und<br />
beenden den Nachmittag mit einem<br />
immer gleichen Abschiedsritual.<br />
Häusliche Betreuungsdienste<br />
sind sehr fl exible Angebote. Die Angehörigen<br />
sprechen die gewünschten<br />
Betreuungszeiten mit der Einsatzleitung<br />
bzw. den Betreuenden<br />
ab. Es können auch Demenzkranke<br />
betreut werden, die z.B. nicht mehr<br />
gehfähig sind, die nie gesellig waren,<br />
oder auch solche, die z.B. durch unkontrolliertes<br />
Schreien oder Rufen<br />
eine Gruppenatmosphäre bzw. die<br />
anderen Gäste einer Betreuungsgruppe<br />
massiv stören würden.<br />
Im häuslichen Bereich betreuen meistens<br />
geschulte Laienkräfte, teils auch<br />
Frauen mit pfl egefachlicher Ausbildung<br />
und Berufserfahrung, die sich<br />
hier ehrenamtlich engagieren. Bei<br />
ihren Einsätzen widmen sie sich ausschließlich<br />
der Betreuung der Kranken.<br />
Sie übernehmen keine hauswirtschaftlichen<br />
oder pfl egerischen Tätigkeiten,<br />
es sei denn, dass diese mit der Betreuung<br />
in unmittelbarem Zusammenhang<br />
stehen und sich daraus herleiten<br />
(z.B. Beschäftigungsangebot Wäsche<br />
zusammenlegen; Toilettengang).<br />
Und wer zahlt?<br />
Mit dem Pfl egeweiterentwicklungsgesetz,<br />
das im Juli 2008 in Kraft getreten<br />
ist, erhalten alle Menschen,<br />
bei denen der Medizinische Dienst<br />
der Pfl egekassen eine Demenz festgestellt<br />
hat, sogenannte zusätzliche<br />
Betreuungsleistungen. Sie betragen<br />
bis zu 100 bzw. 200 € im Monat und<br />
können geltend gemacht werden,<br />
wenn der demenzkranke Mensch ein<br />
anerkanntes Betreuungsangebot in<br />
Anspruch nimmt (z.B. eine Betreu-<br />
2 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 2
Titel<br />
ungsgruppe, eine häusliche Betreuung,<br />
eine Tagespfl ege)<br />
Aktuell gibt es landesweit mehr als<br />
280 Betreuungsgruppen. Häusliche<br />
Betreuungsdienste, die im Wesentlichen<br />
auf das Konzept der „Helferinnenkreise“<br />
zurückgehen, werden seit<br />
dem Pfl egeleistungsergänzungsgesetz<br />
im Jahre 20<strong>02</strong> zunehmend gegründet.<br />
Von ihnen gibt es derzeit in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> weit über hundert. Das<br />
Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, die Kommunen<br />
und die Pfl egekassen fördern<br />
die niedrigschwelligen Betreuungsangebote<br />
jeweils nach ihren Regelungen.<br />
Noch mehr Möglichkeiten?<br />
<strong>Der</strong> Bedarf an niedrigschwelligen Betreuungsangeboten<br />
ist besonders mit<br />
dem Pfl egeweiterentwicklungsgesetz<br />
vom Juli 2008 deutlich gewachsen.<br />
Aufgrund der großen Nachfrage bauen<br />
viele Träger diese Möglichkeit aus:<br />
Mit einem zweiten Betreuungsnachmittag,<br />
einer ganztägigen Betreuung<br />
z.B. am Wochenende oder – ganz im<br />
Sinne eines wohnortnahen Angebotes<br />
– mit weiteren Gruppen in der<br />
eigenen oder in anderen Gemeinden<br />
des Einzugsgebiets. Vor allem in<br />
Städten, in denen es schon mehrere<br />
Betreuungsgruppen gibt, zeigt sich<br />
eine Tendenz zur Differenzierung.<br />
Es werden spezielle Gruppen für<br />
Menschen gegründet, die sich z.B.<br />
in der frühen Phase einer Demenz<br />
befi nden. Sie unterscheiden sich<br />
von den herkömmlichen Gruppen<br />
Wer hilft „im Ländle“?<br />
Hier ist besonders die Alzheimer<br />
Gesellschaft <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> e.V. zu nennen, die<br />
1994 von pfl egenden Angehörigen<br />
und Fachleuten gegründet wurde.<br />
Sie versteht sich als Selbsthilfeverband<br />
für Betroffene und Angehörige<br />
und bietet einen umfangreichen<br />
Informationsservice, klärt<br />
auf, berät, vermittelt Hilfen für<br />
pfl egende Angehörige, veranstaltet<br />
Vorträge und Fortbildungen und<br />
vermittelt Referentinnen und Referenten.<br />
Außerdem unterstützt,<br />
darin, dass sie je nach Konzept z.B.<br />
eine Auseinandersetzung mit der<br />
Krankheit durch Gespräche anbieten,<br />
Erlebnismöglichkeiten auch im<br />
öffentlichen Raum (Museums- und<br />
Kaffeebesuche, Kegeln, etc.) schaffen<br />
und/oder einen Schwerpunkt auf<br />
körperliche Bewegung setzen.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
begleitet und koordiniert sie die regionalen<br />
Angehörigen- und Betreuungsgruppen<br />
sowie die Häuslichen<br />
Betreuungsdienste, entwickelt und<br />
fördert neue Betreuungs- und Versorgungsangebote,<br />
arbeitet mit Politik-<br />
und Fachkreisen zusammen<br />
und kooperiert mit Wissenschaft Freiwilligen-Gruppen<br />
und Forschung. Sie ist also runden eine Profiarbeit ab<br />
„erste Adresse“ zu diesem (leider)<br />
Begegnung, Begleitung,<br />
immer wichtiger werdenden Unterstützung The- wird leichter<br />
ma, das uns alle angeht.<br />
Erstes „genossenschaftliches“ Wohn- und Pfl egezentrum<br />
Kann und wird das (hoff entlich) Schule machen?<br />
In Pfullendorf entsteht derzeit<br />
das erste „genossenschaftliche“<br />
Wohn- und Pfl egezentrum im<br />
Südwesten. Diesen völlig neuen<br />
Weg hat die WoGA eröffnet. Diese<br />
erste kleine Sozialgenossenschaft<br />
(Wohnen und Gesundheit im Alter)<br />
ist extra dafür gegründet worden.<br />
Während der Bauphase gehören besonders<br />
die überwiegend aus Pfullendorf<br />
stammenden Unternehmen<br />
dazu. Seit dem Richtfest können<br />
sich auch die Bürgerinnen und Bürger<br />
der Stadt an der Genossenschaft<br />
beteiligen. Thomas Göbel, Vorstand<br />
der WoGA, hatte bei diesem Anlass<br />
betont: „Nicht die Investoren soll-<br />
Bedingungen die Menschen im Alter<br />
leben, sondern die Bürgerinnen und<br />
Bürger selbst.“<br />
Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> und Volksbanken<br />
stehen dahinter<br />
So ist auch bei den äußeren Bedingungen<br />
entschieden worden, dass der<br />
Neubau als so genanntes KfW-Energiesparhaus<br />
40 gebaut und fi nanziell<br />
gefördert wird, weil er höchsten ökologischen<br />
Anforderungen entspricht.<br />
Für die Heizung ist beispielsweise<br />
eine Holzpellet-Kesselanlage vorgesehen.<br />
Eine besondere Dämmung<br />
und eine Entlüftungsanlage sorgen<br />
eck<br />
Wärme. Betrieben werden soll das<br />
Zentrum für 53 pfl egebedürftige<br />
Menschen auf drei Etagen dann vom<br />
Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Zwei weitere Ebenen sind<br />
für Ladenfl ächen, Ärzte und Gesundheitsdienstleistungen<br />
vorgesehen.<br />
Und fi nanziell haben sich die Volks-<br />
und Raiffeisenbanken mit engagiert.<br />
Bei diesem Vorhaben interessiert es<br />
den „im blick“ natürlich, wie für die<br />
dort später Wohnenden und zu Pfl egenden<br />
gesorgt wird. Voraussichtlich<br />
schon im nächsten Heft dürften<br />
Sie dazu einen weiteren Beitrag „blicken“.<br />
Initiativen oder Gruppen, die sich für im Alltag<br />
erheblich eingeschränkte Mitbürger<br />
engagieren, können ihre geplanten Vorhaben<br />
nun einfacher verwirklichen oder ihre Initiative<br />
nachhaltig stärken. Denn mit Förderung<br />
nach § 45d SGBXI erhalten bürgerschaftlich,<br />
ehrenamtlich, kirchlich oder vereinsnah<br />
organisierte Gruppen finanzielle Unterstützung<br />
zur Durchführung ihrer Angebote –<br />
oder zum Aufbau neuer Dienste für ein<br />
Leben zu Hause, wenn es alleine nicht mehr<br />
geht.<br />
Die Agentur, die Ihren Förderantrag<br />
unterstützt<br />
„Pflege engagiert“ heißt die Agentur im Paritätischen<br />
Bildungswerk, die Ihnen im Auftrag<br />
des <strong>Landesseniorenrat</strong>s und des Sozialministeriums<br />
Antworten zu Ihrem Förderantrag<br />
nach § 45d gibt. Sind Sie antragsberechtigt?<br />
Wie geht man vor, um die Förderung zu erhalten?<br />
Ist Ihr Antrag formal korrekt verfasst?<br />
Solche und weitere Fragen beantwortet die<br />
Agentur Pflege Engagiert gerne im Internet<br />
oder per Telefon.<br />
Pfl ege engagiert!<br />
Ein Jahr fi nanziell gefördertes Bürgerengagement im<br />
Umfeld von Pfl ege: einfach dran bleiben!<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist erneut<br />
Vorreiter bei der Umsetzung<br />
von Bürgerengagement im<br />
Feld häuslicher Betreuung: 2009 ergriffen<br />
bereits 37 Initiativen auf der<br />
Grundlage fi nanzieller kommunaler<br />
Mitförderung die verbesserten Ressourcen<br />
durch die Pfl egekasse. Das<br />
ergab die Bilanz des Sozielministeriums,<br />
das den zuständigen Koordinierungsausschuss<br />
leitet. Seit 20<strong>02</strong><br />
wurden dort bereits erfolgreich 439<br />
Betreuungsgruppen für Menschen<br />
mit Demenz genehmigt.<br />
„Wir werten die Entwicklung beim §<br />
45d SGB XI als einen Erfolg. Hinter<br />
Beratungs- und<br />
den neu geförderten Vermittlungsagentur Initiativen stehen<br />
„Pflege engagiert“<br />
ca. 450 Freiwillige. c/o Paritätisches Sie alle Bildungswerk tragen dazu<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
bei, dass die Haußmannstr. Pfl egelandschaft 6 bunter<br />
70188 Stuttgart<br />
wird“, meint Tel.: Dr. (0711) Andreas 2155-188Marg,<br />
im So-<br />
E-Mail: info@pflege-engagiert.de<br />
zialministerium www.pflege-engagiert.de zuständig für die ambulante<br />
Altenhilfe. „Wir können damit<br />
Wir freuen uns auf Ihren Anruf und darauf,<br />
den Weg, den Ihre wir Fragen mit zu dem beantworten Aufbau und und<br />
Ihren Förderantrag vor zu prüfen:<br />
der Begleitung von Seniorennetzwer-<br />
Iren Steiner: (07<strong>02</strong>3) 74 12 48<br />
ken 2007 begonnen Dienstags haben, 13 – 18 Uhr ausbauen<br />
und nach Vereinbarung<br />
und jetzt verstärkt Sabine Reiber: auch (0711) für 21 55-184 pfl egende<br />
Donnerstags 14 – 16.30 Uhr<br />
Angehörige aktiv werden.“<br />
Das Spektrum der nach § 45d geförderten<br />
Initiativen ist bereits umfangreich:<br />
Zum Beispiel stehen 17<br />
Seniorennetzwerke am Start. Das<br />
sind Vereinigungen und Zusammenschlüsse<br />
für betreutes Wohnen zu<br />
Hause, in denen Profi s und Freiwillige<br />
eng zusammenarbeiten.<br />
Zum Beispiel haben 15 Pfl egebegleitergruppen<br />
und Initiativen im Aufbau<br />
die Förderung wahrgenommen.<br />
Das sind Freiwillige, die als Vertrauenspersonen<br />
pfl egenden Angehörigen<br />
zur Seite stehen.<br />
Interessantes fi ndet sich sowohl bei<br />
rein kommunal geförderten Initiativen<br />
als auch bei landesgeförderten<br />
Seniorennetzwerken. Sie gehen<br />
meistens auf aktive Bürgerinnen<br />
und Bürger zurück, die mit andern<br />
gemeinsam patente Lösungen für<br />
einen lebenswerten Alltag trotz Einschränkung<br />
gesucht haben.<br />
Lebenswerter Alltag<br />
trotz Einschränkungen<br />
Finanziell gefördertes Bürgerengagement<br />
im Umfeld von Pflege.<br />
Kümmerer im Besuchsdienst:<br />
In N. hat sich ein Gruppe von Mitgliedern<br />
der Kirchengemeinde entschlossen,<br />
Hochbetagte, die nicht<br />
mehr aus dem Haus kommen, regelmäßig<br />
zu besuchen.<br />
Einkaufen auch bei Behinderung:<br />
In F. haben mit Unterstützung<br />
der Gemeinde einige Bürgerinnen<br />
und Bürger das Susemobil gegründet:<br />
Es fährt mehrmals pro Woche<br />
Einkaufstouren – wenn Wege zu Fuß<br />
oder im Bus beschwerlich oder unmöglich<br />
sind.<br />
Für Pfl egende engagiert: In B.<br />
hat sich eine Gruppe von ehemals<br />
pfl egenden Angehörigen zusammengetan.<br />
Sie wollen Wohlfühlnachmittage<br />
für Pfl egende ins Leben rufen.<br />
Mit der Förderung nach § 45d können<br />
sie diese Idee verwirklichen und<br />
zudem durch eine Ausbildung als<br />
Pfl egebegleiterinnen für Angehörige<br />
ihren Horizont erweitern.<br />
Paten für den Schreibkram: In E.<br />
bietet eine Gruppe von Freiwilligen, die<br />
sich mit Formularen und Bürokratie<br />
auskennt, Hilfestellung bei jeglichem<br />
„Verwaltungsgeschäft im Alltag“.<br />
Meilensteine der Agentur<br />
Pfl ege engagiert <strong>2010</strong><br />
Noch längst nicht alle Landkreise<br />
weisen geförderte Initiativen auf:<br />
Die 37 Anträge konzentrieren sich<br />
in 16 Landkreisen. Bei 28 Landkreisen<br />
gibt es noch keine Förderungen.<br />
Deutlich mehr Initiativen könnten<br />
<strong>2010</strong> die Zuschüsse nützen, vorausgesetzt<br />
sie erreichen eine kommunale<br />
Mitförderung. Initiativen oder<br />
Gruppen, die sich für im Alltag erheblich<br />
eingeschränkte Mitbürger engagieren,<br />
können ihre geplanten Vorhaben<br />
nun einfacher verwirklichen oder<br />
ihre Initiative nachhaltig stärken.<br />
Denn mit der Förderung nach § 45d<br />
SGB XI erhalten bürgerschaftlich, eh-<br />
ten darüber bestimmen, zu welchen für einen effi zienten Nutzen der Hans-Jörg Eckardt<br />
26 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 27
Titel<br />
Testen Sie Ihre Initiative auf Förderfähigkeit<br />
1. Geht Ihre Unterstützung für Betagte<br />
von einer Initiative, einem<br />
Verein oder einem gemeinnützigen<br />
Träger aus?<br />
2. Bieten Sie unterstützende Hilfen<br />
für Menschen, die Betreuung<br />
und Begleitung im Alltag<br />
benötigen?<br />
3. Entlastet Ihr Angebot pfl egende<br />
Angehörige und soll es deren<br />
Lebensqualität erhöhen?<br />
4. Wird Ihre Leistung durch Freiwillige,<br />
also ehrenamtlich erbracht?<br />
renamtlich, kirchlich oder vereinsnah<br />
organisierte Gruppen fi nanzielle Unterstützung<br />
zur Durchführung ihrer<br />
Angebote – oder zum Aufbau neuer<br />
Dienste für ein Leben zu Hause, wenn<br />
es allein nicht mehr geht.<br />
Deshalb sollen <strong>2010</strong> die Möglichkeiten<br />
der Förderung von bürgerschaftlich<br />
gestützter sozial Betreuung,<br />
Begleitung und Unterstützung von<br />
pfl egebedürftigen Personen und pfl egenden<br />
Angehörigen in der Gemeinde<br />
für Gruppen und Organisationen<br />
regional besser bekannt gemacht und<br />
zum Einstieg ermutigt werden.<br />
Ein Kurs zum Aufbau von Pfl egebegleiterinitiativen<br />
für zehn neue<br />
Standorte bietet das Paritätische<br />
Bildungswerk ab 8. Juli <strong>2010</strong>. Den<br />
neuen Infofl yer erhalten Sie bei der<br />
Agentur Pfl ege engagiert.<br />
Beratungs- und<br />
Vermittlungsagentur<br />
„Pfl ege engagiert“<br />
E-Mail: info@pfl ege-engagiert.de<br />
www.pfl ege-engagiert.de<br />
Iren Steiner: (07<strong>02</strong>3) 74 12 48<br />
Sabine Reiber: (0711) 21 55-184<br />
5. Unternehmen Sie Aktivitäten<br />
zur sozialen Betreuung Älterer<br />
daheim, sorgen Sie dort für Erleichterungen<br />
im Alltag?<br />
6. Helfen Sie beim Aufrechterhalten<br />
von Kontakten oder bei der<br />
Teilhabe Älterer am kulturellen<br />
oder am öffentlichen Leben?<br />
7. Machen Sie Älteren Angebote<br />
zur Gesunderhaltung oder zur<br />
Gesundheitsförderung?<br />
8. Wird Ihre Initiative von der Gemeinde<br />
gefördert oder besteht<br />
Aussicht darauf?<br />
Überwiegend mit „ja“ geantwortet?<br />
Dann jetzt im Internet auf<br />
www.pfl egeengagiert.de gehen,<br />
Ihren Förderantrag nach § 45d<br />
herunterladen und ausfüllen.<br />
Gehen Sie zunächst auf Ihre Kommunalbehörde<br />
(Sozialamt) wegen<br />
der Bestätigung einer Mitförderung<br />
zu und lassen Sie anschließend<br />
Ihren Antrag durch die<br />
Agentur prüfen. Hier berät man<br />
Sie auch telefonisch.<br />
Wir wachsen mit<br />
erneuerbaren<br />
Enegien<br />
Mehr Informationen unter:<br />
www.enbw.com<br />
Die Energiefragen der Zukunft stellen<br />
uns vor große Herausforderungen - die<br />
wir gerne annehmen. Die EnBW plant, in<br />
den nächsten Jahren insgesamt rund<br />
drei Milliarden Euro in den Ausbau der<br />
Erneuerbaren Energien zu investieren.<br />
Aktuell laufen die Vorbereitungen zum<br />
Bau von EnBW Baltic I, dem ersten<br />
kommerziellen Windpark in der deutschen<br />
Ostsee. Drei weitere Offshore-<br />
Projekte sollen folgen. Darüber hinaus<br />
hat die EnBW im letzten Jahr ihre<br />
Stromerzeugung mit Onshore-Windparks<br />
deutlich ausgebaut, in den Bau<br />
von Photovoltaik- und Biogasanlagen<br />
investiert und unter anderem mit dem<br />
Neubau des Wasserkraftwerks in Rheinfelden<br />
und dem Ausbau des Wasserkraftwerks<br />
in Iffezheim Zeichen gesetzt.<br />
www.enbw.com<br />
Anzeige<br />
Wie möchte und kann ich im<br />
Alter wohnen und leben?<br />
Informationen und Checklisten auf 162 Seiten<br />
„Wie möchte und kann ich im Alter<br />
wohnen und wie soll mein Zuhause<br />
einmal aussehen? Diese für ältere<br />
Menschen und ihre Angehörigen<br />
wichtigen Fragen lassen sich jetzt<br />
besser beantworten. Die neue 162seitige<br />
DIN A4-Broschüre („Auf der Suche<br />
nach der passenden Wohn- und<br />
Betreuungsform – ein Wegweiser<br />
für ältere Menschen“), die gerade<br />
vom Bundesministerium für Familie,<br />
Senioren, Frauen und Jugend<br />
(BMFSFJ) herausgegeben wurde, ist<br />
dabei eine große Hilfe. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat<br />
dieses Heft entwickelt. Neben dem<br />
BMFSFJ haben sich auch das Sozielministerium<br />
des Landes sowie die<br />
Robert Bosch Stiftung an der Entwicklung<br />
fi nanziell beteiligt.<br />
Hilfreiche Broschüre<br />
Die Broschüre „Das Wichtigste<br />
über die Alzheimer-Krankheit<br />
und andere Demenzformen“ informiert<br />
in 17 kurzen Abschnitten über<br />
die Alzheimer-Krankheit und andere<br />
Demenzformen, deren Ursachen<br />
und Risikofaktoren, Verläufe und<br />
Stadien. Diagnose und ärztliche<br />
Behandlungsmöglichkeiten sowie<br />
Damit der Weg zum Wohnen und<br />
Leben im fortgeschrittenen Alter<br />
etwas leichter ist, werden dafür<br />
drei einfache Schritte empfohlen:<br />
Informieren, sich für eine Wohn-<br />
und Betreuungsform entscheiden,<br />
Angebote suchen und auswählen.<br />
Dabei ist man jedoch nicht alleine<br />
gelassen. Die Broschüre enthält<br />
umfangreiche Checklisten für Ambulante<br />
Pflegedienste, Betreutes<br />
Wohnen/Betreute Wohnanlagen,<br />
Betreute Wohngemeinschaften<br />
und Pflegeheime, die man nutzen<br />
kann. Auch die finanziellen Leistungen<br />
sind darin aufgezeigt. Ein<br />
38seitiges Glossar erläutert die<br />
wichtigsten Begriffe. Das reicht<br />
beispielsweise von Aktivierender<br />
Pflege über den Hausnotruf, Nied-<br />
nicht-medikamentöse Therapien<br />
werden in einer für medizinische<br />
Laien verständlichen Sprache dargestellt.<br />
Angesprochen wird, was<br />
Angehörige für das Wohlbefi nden<br />
Demenzkranker tun können, welche<br />
Unterstützung es für Angehörige gibt<br />
und welche rechtlichen und fi nanziellen<br />
Fragen zu bedenken sind.<br />
<strong>Der</strong> kompakte Ratgeber (48 Seiten) ist<br />
gerade in der 16. aktualisierten Aufl a-<br />
rigschwellige Hilfen, Pflegestufen<br />
und Sturzprophylaxe bis zu den<br />
Zusatzleistungen.<br />
Die Broschüre kann über den Publikationsversand<br />
der Bundesregierung<br />
bezogen werden:<br />
Postfach 48 10 09<br />
18132 Rostock<br />
Tel: 0 18 05 – 77 80 90<br />
Fax: 0 18 05 – 77 80 94<br />
E-Mail:<br />
publikationen@bundesregierung.de<br />
oder über www.bmfsfj.de > Publikationen<br />
> Ältere Menschen. Hier<br />
können Sie die Broschüre auch herunterladen.<br />
ge erschienen und kostet nichts.<br />
Bestellungen:<br />
Deutsche Alzheimer Gesellschaft,<br />
Friedrichstr. 236, 10969 Berlin, Tel.<br />
030 / 259 37 95-0<br />
Auch als Download aus dem Internet:<br />
www.deutsche-alzheimer.de > Informationsmaterialien<br />
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28 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 29
Mobilität<br />
Wo bleibt der Service für Ältere?<br />
Deutsche Bahn beharrt auf Fahrkartenverkauf am Automaten<br />
Mit diesen Kernaussagen hat<br />
Rüdiger Grube, der neue<br />
Vorsitzende des Vorstands<br />
der Deutschen Bahn, auf einen weiteren<br />
Vorstoß des LSR reagiert.<br />
„Aus wirtschaftlichen Gründen ist es<br />
nicht möglich spezielle Fahrkartenautomaten<br />
für Senioren zu entwickeln,<br />
zumal die „Buchungsschritte“<br />
die gleichen bleiben würden. Ich<br />
kann allen Bahnkunden nur empfehlen,<br />
sich einmal ohne Zeitdruck<br />
mit den Automaten zu befassen<br />
und die einzelnen Schritte für den<br />
Fahrkartenkauf zu „üben“, ein Abbruch<br />
ist dabei jederzeit möglich.“<br />
Das war jedoch nicht in unserem<br />
Sinne. Nachdem er diesen Brief<br />
aber persönlich unterzeichnet hat,<br />
dürften die Probleme der Älteren<br />
mit den Fahrkartenautomaten und<br />
den reduzierten Reisezentren bzw.<br />
Foto: Raab<br />
geschlossenen Fahrkartenschaltern<br />
zumindest direkt bei ihm angekommen<br />
sein.<br />
Immer wieder:<br />
Automaten und Schalter<br />
Roland Sing hatte für den LSR zum<br />
Jahresende nochmals darauf hingewiesen,<br />
dass bei der Interessensvertretung<br />
der Älteren immer wieder<br />
über die Automaten, die sogar für<br />
Jüngere teilweise schwierig seien,<br />
und geschlossene Fahrkartenschalter<br />
geklagt wird. Auch darüber, dass<br />
die Züge für viele Ältere das einzige<br />
Verkehrsmittel darstellen. In seiner<br />
Antwort betonte Grube, dass „Reisezentren<br />
und Fahrkartenschalter<br />
auch künftig ein wichtiger Teil unseres<br />
Vertriebswegmixes sind.“ Um<br />
deren Fortbestand aber langfristig zu<br />
sichern, sei es notwendig, wirtschaft-<br />
lich tragfähige Konzepte zu entwickeln,<br />
die sich an den geänderten<br />
Kundenbedürfnissen ausrichten. Allein<br />
die Nutzung der Automaten sei<br />
in den letzten Jahren um zwölf Prozent<br />
gestiegen.<br />
Im Internet lernen, Fahrkartenautomaten<br />
zu bedienen?<br />
<strong>Der</strong> LSR bleibt gegenüber einem weiteren<br />
Argument von Grube jedoch<br />
völlig verschlossen. Er hatte darauf<br />
hingewiesen, dass die Internetseite<br />
www.bahn.de eine der meist frequentierten<br />
in Europa sei und einen<br />
hohen Anteil von Nutzern über 60<br />
Jahre habe. „In dem eigens für ältere<br />
Kunden gestalteten Bereich ‚55plus’<br />
wird unter anderem auch die Bedienung<br />
der Fahrkartenautomaten anschaulich<br />
erklärt.“ <strong>Der</strong> LSR und „im<br />
blick“ müssen dazu leider feststellen,<br />
dass die meisten der noch jüngeren<br />
„Internet-Senioren“ nicht die „Masse<br />
der Älteren“ ausmachen, für die<br />
man sich besonders eingesetzt habe.<br />
Wer weder über einen PC noch über<br />
Kenntnisse im Internet verfüge, könne<br />
das natürlich auch nicht dort und<br />
auf die von Grube vorgeschlagene<br />
Weise lernen und üben.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
Unsere Bahn wird wieder<br />
„deutsch“ (und vorbildlich?)<br />
<strong>Der</strong> LSR hat –wie daneben gedruckt- zwar<br />
gelegentlich Kummer mit der DB. Man<br />
sollte aber auch mal Lob spenden. Bei der<br />
Bahn muss jetzt nicht mehr nur deutsch<br />
geredet, sondern sogar (wieder) so geschrieben<br />
werden. Das hat der (schwäbische)<br />
Chef Grube entschieden.<br />
Statt Flyer gibt es nun wieder Handzettel,<br />
die Counter heißen Schalter, aus Hotlines<br />
werden Servicenummern und Service-<br />
Points zu Treffpunkten.<br />
Die „sonorigen“ Nutzer der Bahn dürften<br />
das sicher gut verstehen.<br />
30 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 31<br />
eck<br />
Doch wohl nur ein schlechter Aprilscherz:<br />
am Wochenende geschlossene Reisezentren<br />
„Das kann doch wohl nur ein äußerst<br />
schlechter Aprilscherz sein, wenn<br />
die Deutsche Bahn zum 1. April an<br />
Wochenenden weitere Reisezentren<br />
schließen will.“ So kritisierte Roland<br />
Sing, Vorsitzender des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />
(LSR), der die Interessen<br />
von 2,5 Mio. Älteren im Südwesten<br />
vertritt, das Vorhaben der Bahn.<br />
„Das ist ein nicht mehr wieder gut<br />
zu machender Vertrauensverlust<br />
der Bahn. Auf unsere verschiedenen<br />
Vorstöße bis zur Spitze in Berlin hatte<br />
man uns versprochen, dass die<br />
Die Notfall- und Nachlaß-Mappe –<br />
Ein Dienst für die Familie<br />
Man soll ruhig darüber sprechen:<br />
Jedem von uns kann<br />
jederzeit etwas zustoßen.<br />
Und wer sich schon einmal mit dem<br />
Thema Vorsorge befasst hat, weiß,<br />
welche Probleme im Krankheits-<br />
oder Todesfall auf die Angehörigen<br />
zukommen. Zu dem Schmerz kommt<br />
oft noch die Ratlosigkeit. Die Notfall-<br />
und Nachlaß-Mappe bietet dabei<br />
die schon lange gesuchte Hilfe:<br />
Zum sicheren Ordnen und Aufbewahren<br />
aller wichtigen Papiere und<br />
Anweisungen! Vorgedruckte Formulare<br />
und Meldungen an staatliche<br />
Stellen und private Versicherungen<br />
helfen bei der Wahrung von Fristen<br />
und Ansprüchen. Mit praktischen<br />
Beispielen für das Abfassen eines<br />
Testamentes. Anweisungen zum<br />
Geld- und Immobilienvermögen<br />
und Übersichten über Kapitalanlagen<br />
schaffen Klarheit und Ordnung.<br />
Für Selbstständige, Freiberufler und<br />
Hauseigentümer sind die Besonderheiten<br />
berücksichtigt. <strong>Der</strong> Innenteil<br />
Senioren nicht „abgehängt“ werden.<br />
So verliere man den letzten Rest an<br />
Glaubwürdigkeit“.<br />
Sing wiederholt die frühere Argumentation<br />
des LSR: „Gerade für die<br />
Senioren ist der Besuch von Kindern,<br />
Enkeln, Verwandten und Freunden<br />
oft nur noch mit der Bahn möglich.“<br />
Und dabei sind sie an den Sonntagen<br />
ab April an vielen Orten auf die nicht<br />
gerade bedienungsfreundlichen Ticket-Automaten<br />
angewiesen. Und<br />
85-Jährige könne man für den Fahr-<br />
setzt sich zusammen aus über 80 prägung. Mit Klarsichttasche innen.<br />
meist zweifarbigen Zwischenblättern 2-Ring-Mechanik 40 mm Ablage-<br />
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anfordern!<br />
kartenkauf wohl auch kaum generell<br />
auf das Internet verweisen. „Will die<br />
Bahn denn diese Personengruppe,<br />
die zu ihren treuesten Kunden zählt,<br />
aufs Abstellgleis rangieren?“, fragt<br />
Sing. Das sei der Gipfel an Unfreundlichkeit<br />
gegenüber den Kunden.<br />
Man habe bei der Politik, aber auch<br />
bei Bahnchef Wolfgang Grube erneut<br />
heftig protestiert, so Sing. Das<br />
ist aber kein Aprilscherz!<br />
eck
Blick ins Land<br />
Abkürzungen<br />
KSR = Kreisseniorenrat<br />
LSR = <strong>Landesseniorenrat</strong><br />
OSR = Ortsseniorenrat<br />
SSR = Stadtseniorenrat<br />
Stadtseniorenrat<br />
Biberach<br />
Haushaltshilfen aus<br />
Osteuropa?<br />
Auf der Mitgliederversammlung hat der<br />
Vorstand eine positive Bilanz des ersten<br />
Jahres nach Vereinsgründung gezogen.<br />
Harald Hinderberger von der Agentur<br />
für Arbeit referierte außerdem über legale<br />
Beschäftigungsmöglichkeiten für<br />
Haushaltshilfen aus Osteuropa in Familien<br />
mit pflegebedürftigen Personen.<br />
Herausragende Themen im vergangenen<br />
Jahr waren, so die Vorsitzende Marlene<br />
Goeth, das Projekt „seniorenfreundlicher<br />
Service im Einzelhandel“ und die Bestandsaufnahme<br />
der in Biberach vorhandenen<br />
Angebote für ältere Menschen. In<br />
einem dreiteiligen Maßnahmenplan erarbeitet<br />
der SSR derzeit Vorschläge zur<br />
weiteren Verbesserung der Lebenssituation<br />
der älteren Menschen in Biberach.<br />
<strong>Der</strong> erste Teil des Plans mit den kurzfristig<br />
realisierbaren Maßnahmen sei fertig<br />
und werde in Kürze dem Gemeinderat<br />
vorgestellt.<br />
Im Jahr <strong>2010</strong> besteht für die Biberacher<br />
Dienstleister die Möglichkeit, sich als seniorenfreundlich<br />
zertifizieren zu lassen.<br />
Ein zentraler Punkt war der Vortrag über<br />
Mannheim<br />
Karlsruhe<br />
Kornwest-<br />
Enzkreis heim<br />
Ostalbkreis<br />
Waiblingen<br />
Ludwigs-<br />
Weinstadt<br />
Rastatt burg<br />
Rottweil<br />
Herrenberg<br />
Tuttlingen<br />
Biberach<br />
Bodenseekreis<br />
Haushaltshilfen aus Osteuropa. Hinderberger<br />
erklärte, wie Haushaltshilfen<br />
legal über die Arbeitsagentur vermittelt<br />
werden können. Die große Zahl der Zuhörer,<br />
die speziell wegen dieses Vortrags<br />
gekommen waren, zeigte, welche Bedeutung<br />
dieses Thema für viele Menschen<br />
in Biberach hat. Informationen zum<br />
Verfahren sind unter der Adresse www.<br />
arbeitsagentur.de > Bürgerinnen und<br />
Bürger > Arbeit und Beruf > Vermittlung<br />
> Haushaltshilfen > Formulare Haushaltshilfen<br />
> Merkblatt abrufbar. <strong>Der</strong><br />
Tariflohn beträgt in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
derzeit 1 3<strong>02</strong> €. Hinzu kommen 20<br />
Prozent Sozialabgaben. Für Unterkunft<br />
dürfen 173,40 €, für Verpflegung 210 €<br />
abgezogen werden.<br />
Marlene Goeth<br />
(marlene.goeth@gmx.de)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Bodenseekreis<br />
Näher an ältere Menschen!<br />
Um mehr Transparenz zu schaffen und<br />
nach dem Motto: „Sehen – Hören – Sprechen“<br />
und dem Wunsch, näher an den älteren<br />
Menschen vor Ort zu sein, hat der<br />
KSR sein Netzwerk in Städten und Gemeinden<br />
erweitert.<br />
Indem „Außenvertretungen“ eingesetzt<br />
werden, geht man einen neuen Weg im<br />
Zusammenspiel des KSR und den älteren<br />
Bürgern. Sie sollen generationenübergreifend<br />
tätig, aber keine Konkurrenz für<br />
andere soziale Einrichtungen sein. Als<br />
Bindeglied zwischen dem KSR und den<br />
Bürgern einerseits und den Trägern der<br />
kommunalen Verwaltungen anderseits<br />
können die „Außenvertreter“ vor Ort<br />
wichtige, die Bürger drückende Probleme<br />
und Anliegen erkennen, aufgreifen und<br />
in den Vorstand bringen. Dort sollen sie<br />
beraten und geeignete Lösungen erarbeitet<br />
werden.<br />
Die Aufgabe aller Beteiligten wird ein reger<br />
Erfahrungsaustausch sowie die Weitergabe<br />
von Informationen, Gedanken<br />
und Überlegungen auf sozialem, kulturellem<br />
und politischem Gebiet sein.<br />
Mit dem erweiterten Aufgabengebiet<br />
will der KSR auch deutlich machen, dass<br />
die ältere Generation in den Gemeinden<br />
einen festen Platz hat und zudem noch<br />
wichtige unverzichtbare Erfahrungen<br />
einbringen kann.<br />
Wolfgang Seiffert<br />
(seiffert.greiner@t-online.de)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Enzkreis-Stadt Pforzheim<br />
Aktion Lesepaten<br />
<strong>Der</strong> KSR betreibt gemeinsam mit der<br />
Volkshochschule die Freiwilligen-Agentur<br />
Pforzheim-Enzkreis (FRAG) mit dem<br />
Ziel, Bürgerinnen und Bürger, die sich<br />
ehrenamtlich engagieren wollen, an gemeinnützige<br />
Einrichtungen zu vermitteln.<br />
Man könnte die FRAG auch als eine<br />
„Jobbörse für das Ehrenamt“ bezeichnen.<br />
Im Herbst 2009 ist die FRAG mit einer<br />
Aktion zur Gewinnung von Lesepaten<br />
über die Presse, Plakate und Lesepaten-<br />
Karten (s.Bild) an die Öffentlichkeit gegangen.<br />
Bis Februar <strong>2010</strong> wurden insgesamt<br />
55 Lesepaten gefunden. Besonders<br />
erfreulich: Über die Hälfte sind Seniorinnen<br />
und Senioren, die sich für Kinder<br />
engagieren wollen.<br />
Anlass der Aktion: Immer mehr Kinder<br />
haben heute Probleme beim Lesen und<br />
ihnen fehlt damit eine wichtige Voraus-<br />
setzung, auch die anderen Schulfächer<br />
bewältigen zu können. Im ersten Schritt<br />
verschaffte sich die FRAG einen groben<br />
Überblick über den Bedarf an Lesepaten.<br />
Befragt wurden die Familienzentren sowie<br />
einige Schulen und Kindergärten in<br />
Pforzheim und im Enzkreis. Ergebnis:<br />
Bedarf ist reichlich vorhanden.<br />
Würde es Ihnen<br />
Spaß machen,<br />
Kindern beim<br />
Lesen zu helfen?<br />
Werden Sie Lesepate!<br />
Stadtseniorenrat<br />
Herrenberg<br />
mit Kindern lesen<br />
Wörter erklären<br />
sich vorlesen lassen<br />
über Gelesenes sprechen<br />
Wir suchen Ehrenamtliche.<br />
Danach konzentrierten sich die Aktivitäten<br />
auf die Akquisition geeigneter<br />
Lesepaten und deren Vermittlung an<br />
Einrichtungen, die Lesepaten suchen.<br />
Dabei wurden die Wünsche der Ehrenamtlichen<br />
und der Organisationen hinsichtlich<br />
Zeit, Einsatzort und Inhalt der<br />
Tätigkeit berücksichtigt. Denn je nach<br />
Alter der Kinder liegt der Schwerpunkt<br />
auf Vorlesen, Vorlesen lassen, schwierige<br />
Wörter erklären und Gelesenes nacherzählen<br />
lassen. In jedem Fall soll das Interesse<br />
an Büchern und die Freude am<br />
Lesen geweckt werden.<br />
Die FRAG erhält allgemein positive Resonanz<br />
auf die „Aktion Lesepaten“ und<br />
viele wünschen dieser Aktion viel Erfolg:<br />
Denn jeder Lesepate verbessert die<br />
Chancen eines Kindes - die Chancen auf<br />
einen erfolgreichen Schulabschluss und<br />
auf eine qualifizierte Berufsausbildung.<br />
Bärbel Grötzinger<br />
(info@kreisseniorenrat-pf.de)<br />
Neu: Schnupperwoche<br />
Zum ersten Mal fand in Herrenberg die<br />
Schnupperwoche für bürgerschaftliches<br />
Engagement statt. Sie gab Gelegenheit,<br />
zu entdecken, wo und wie man freiwillig<br />
aktiv werden könnte und dass es Spaß<br />
macht, dort zu helfen, wo Unterstützung<br />
in unserer Gesellschaft nötig ist.<br />
Mit dem Programm „Aktiv im Alter“ des<br />
Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />
Frauen und Jugend wollte die Stadt<br />
in Kooperation mit dem SSR und der<br />
Gäu-Agentur für bürgerschaftlichesEngage-<br />
ment dafür sorgen, dass<br />
sich Bürgersinn über die<br />
Generationen hinweg<br />
weiter entwickelt.<br />
Nahezu 3 000 Broschüren<br />
wurden in der Stadt<br />
und in den Teilgemeinden<br />
verteilt und die<br />
Gäu-Agentur freute sich<br />
über zahlreiche Anrufe.<br />
Selbst am Freitag war<br />
die Sprechstunde noch<br />
gut besucht, insgesamt<br />
fast 50 Bürgerinnen<br />
und Bürger hatten sich<br />
für ein Schnupperangebot angemeldet.<br />
Spontan, also ohne Anmeldung interessierten<br />
sich annähernd 200 Menschen<br />
für die Möglichkeit, in das bürgerschaftliche<br />
Engagement bei verschiedenen<br />
Organisationen herein zu schnuppern.<br />
Für einige war bereits das erste „Schnuppern“<br />
ausreichend, so dass sie sich entschlossen,<br />
bei der ausprobierten Aufgabe<br />
zu bleiben. Andererseits gab es einzelne<br />
Angebote, die eine bessere Resonanz<br />
verdient gehabt hätten. Nach Auffassung<br />
der Initiatorinnen der Schnupperwoche,<br />
Rita Pehlke-Seidel, Koordinatorin Bürgerschaftliches<br />
Engagement der Stadt,<br />
Angelika Severin und Gabriele Wagner<br />
vom SSR und zuständig für das Projekt<br />
„Aktiv im Alter“ des Bundesministeriums<br />
war die Schnupperwoche zumindest<br />
ein erfolgreicher Startschuss für<br />
die Weiterentwicklung. „Wir sind insgesamt<br />
sehr zufrieden, denn wir haben<br />
ein solides Fundament geschaffen, auf<br />
das die Weiterentwicklung des bürgerschaftlichen<br />
Engagements in Herrenberg<br />
bauen kann. Und wenn einige Angebote<br />
gar nicht oder zu wenig genutzt wurden,<br />
dann ist das für uns ein Ansporn, solche<br />
Themen mit Überzeugungskraft und<br />
Nachdruck zu unterstützen“, so das Fazit<br />
von Rita Pehlke-Seidel.<br />
Ziel der Schnupperwoche war es, so Angelika<br />
Severin, die Leute neugierig zu<br />
machen auf mögliche Tätigkeiten bei<br />
verschiedenen Organisationen und Initiativen.<br />
Sie selbst hat Organisationen<br />
besucht, die sie bisher noch nicht persönlich<br />
kannte, wie etwa die Tagesstätte<br />
Lichtblick und das Jugendzentrum<br />
LOGO. Aus ihrer Sicht ist es nicht allein<br />
ausschlaggebend, ob jemand in die<br />
angebotenen Aufgaben tatsächlich „geschnuppert“<br />
hat, sondern auch, ob die<br />
Möglichkeiten bewusst wurden, die darin<br />
stecken könnten.<br />
Die Organisatorinnen sind sich einig,<br />
dass auf Basis der Schnupperwoche weitere<br />
Schritte unternommen werden können.<br />
Dazu gehören neben der Entwicklung<br />
einer Informationsdatenbank über<br />
das bürgerschaftliche Engagement eine<br />
klare Aufgabenbeschreibung gemeinsam<br />
mit den Organisationen sowie die Definition<br />
des Bedarfes der Organisation. Häufig<br />
wird nur an Betreuung von Menschen<br />
und weniger an Themen wie Büroarbeit,<br />
Buchhaltung oder Öffentlichkeitsarbeit<br />
gedacht, wenn es um bürgerschaftliches<br />
Engagement geht.<br />
Gabriele Wagner<br />
(kontakt@stadtseniorenrat-herrenberg.de)<br />
An diesem Schreibtisch im Klosterhof laufen alle Fäden<br />
zusammen. Hier gehen die schriftlichen, telefonischen<br />
und mündlichen Anmeldungen für die Schnupperwoche<br />
ein. Karin Hellmann, Mitarbeiterin für die Gäu-Agentur<br />
für Bürgerschaftliches Engagement ist begeistert: Eine<br />
neue Mitarbeiterin hat sich für das Team gemeldet und<br />
wird künftig dazu beitragen, dass ein kompetentes Team<br />
viermal pro Woche als Ansprechpartner für Engagierte zur<br />
Verfügung steht.<br />
32 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 33
Blick ins Land<br />
Stadtseniorenrat<br />
Karlsruhe<br />
SSR will zur Schönheit<br />
Karlsruhes beitragen<br />
Trotz Streik im öffentlichen Nahverkehr<br />
und Demonstration auf dem Marktplatz<br />
sind zahlreiche Teilnehmer zur ersten<br />
Versammlung des SSR im neuen Jahr<br />
ins Rathaus gekommen. „Was haben Senioren<br />
mit der Zukunft zu tun?“ Mit dieser<br />
provokativen Frage leitete der Vorsitzende<br />
Gustav Betz auf das Thema der<br />
Versammlung „<strong>Der</strong> Start in die Zukunft<br />
von Karlsruhe“ hin und beantwortete sie<br />
auch sogleich: „Sehr viel, denn wir alle<br />
wollen doch, dass es unsere Kinder einmal<br />
besser haben als wir.“<br />
Damit seien nicht nur die individuellen<br />
Lebensumstände gemeint, sondern auch<br />
das allgemeine Lebensumfeld, die Stadt,<br />
so Betz weiter. „Unsere Fächerstadt soll<br />
schön sein und auch schön bleiben, obwohl<br />
sich die Lebensumstände permanent<br />
verändern.“ Hier konnte Oberbürgermeister<br />
Heinz Fenrich, der als Gast<br />
referierte, nur zustimmen und betonte<br />
die große Bedeutung der Senioren in diesem<br />
Prozess: „Sie leben vor, wie man die<br />
dritte Lebensphase konstruktiv gestalten<br />
kann und bringen sich in den Alltag<br />
und damit auch in die Zukunft ein.“ Die<br />
Kombination aus Lebenserfahrung und<br />
dem Willen mitzugestalten, habe den<br />
SSR in den vergangenen Jahren zu einer<br />
gern gehörten Institution gemacht.<br />
„Sie liefern immer wieder wichtige Impulse“,<br />
lobte Fenrich und hob Projekte<br />
wie das Zertifikat „Seniorenfreundlicher<br />
Service“, oder die „Karte ab 60“ für den<br />
Nahverkehr hervor.<br />
Beim Thema „Zukunft von Karlsruhe“<br />
kam Fenrich natürlich nicht umhin,<br />
ausführlich über das Großprojekt Kombilösung<br />
zu sprechen, Auch hier werde<br />
an die Bedürfnisse der Senioren gedacht<br />
und unterirdische Haltestellen barrierefrei,<br />
hell und mit kurzen Wegen geplant.<br />
Ein weiteres Thema war der im Jahr<br />
2015 bevorstehende Stadtgeburtstag.<br />
Auch hier hoffe er auf das Engagement<br />
des Seniorenrats, denn Ziel sei es, „eine<br />
Veranstaltung von Bürgern mit Bürgern<br />
für Bürger“ zu organisieren.<br />
Passend hierzu stellte die Leiterin des Seniorenbüros,<br />
Kerstin Safian, das Projekt<br />
„Kulturbegleiter“ vor, das derzeit, gemein-<br />
sam mit dem Kulturamt entwickelt wird.<br />
Es geht davon aus, dass es viele ältere<br />
Menschen gibt, die aus Mangel an einer<br />
passenden Begleitung nicht mehr aktiv<br />
am Kulturleben teilnehmen. „Wir wollen<br />
nun herausfinden, wie groß der Bedarf tatsächlich<br />
ist und ob es genügend Menschen<br />
gäbe, die sich als Begleitung zur Verfügung<br />
stellen würden“, erklärte Safian und bat<br />
um die Unterstützung des Seniorenrats, in<br />
dem 36 Vereine und Institutionen aus der<br />
Seniorenarbeit vertreten sind.<br />
Gustav Betz<br />
(h-c@heyer-stuffer.eu)<br />
Ortsseniorenrat<br />
Kornwestheim<br />
Neu: Seniorenakademie<br />
Die Tatsache, dass die Menschen heute<br />
zunehmend älter werden, als dies noch vor<br />
Jahrzehnten der Fall war, bedingt auch,<br />
dass sie länger jung und vital bleiben. Geistige<br />
und körperliche Rüstigkeit im sechsten,<br />
siebten oder achten Lebensjahrzehnt<br />
sind durchaus keine Seltenheit mehr.<br />
Diese mentale Bereicherung unserer Gesellschaft<br />
fordert sie aber gleichermaßen<br />
heraus, sinnstiftende, anregende und bereichernde<br />
Angebote vorzuhalten.<br />
<strong>Der</strong> OSR Kornwestheim hat diesen Bedarf<br />
aufgegriffen und eine Seniorenakademie<br />
ins Leben gerufen.<br />
Von ihr werden interessante Bildungsangebote<br />
aus den Bereichen Biologie, Physik,<br />
Musik, Literatur, Ernährungswissenschaften,<br />
Religion usw. offeriert.<br />
Die Bildungsreihen haben ein anspruchsvolles<br />
Niveau und bestehen aus vier bis<br />
fünf Einheiten.<br />
Die erste Bildungsreihe befasste sich mit<br />
der Faszination der Vögel. Die zweite hatte<br />
ab Mitte Februar „Jesus von Nazareth -<br />
seine Zeit, sein Leben und seine Bedeutung<br />
für heute“ zum Inhalt. Koordinator der Seniorenakademie<br />
ist Guido Hirschbühl.<br />
Sigrid Nothofer<br />
(sigrid.nothofer@wohlfahrtswerk.de)<br />
LSI Ludwigsburg<br />
Liberale Senioren Initiative und<br />
Senior-Expert-Service (SES)<br />
Die Vorsitzende des Kreisverbandes<br />
Ludwigsburg der Liberalen Senioren Initiative,<br />
Nora Jordan-Weinberg, hatte zu<br />
dieser Veranstaltung eingeladen.<br />
<strong>Der</strong> Referent des SES, Hermann Beck,<br />
berichtete über die Einsätze der von der<br />
Regierung unabhängigen Stiftung der<br />
Deutschen Wirtschaft für internationale<br />
Zusammenarbeit.<br />
Dabei geht es um Hilfe zur Selbsthilfe für<br />
kleinere und mittlere Unternehmen. So<br />
wurden 2008 z.B. 900 Einsätze geleistet.<br />
Allein in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind 1 148<br />
Senior-Experten registriert. Davon sind<br />
10 Prozent Frauen.<br />
Wer in seinem Ruhestand noch etwas bewegen<br />
möchte (mit Kost, Logis und Aufwandsentschädigung),<br />
kann sich bewerben.<br />
Gesucht werden Fachleute aus rund<br />
42 Branchen, vom Fachkundigen bis zum<br />
Manager, von Agrar bis Zellstoff.<br />
Darin steckt auch ein Angebot, das sich Firmen<br />
unbedingt zunutze machen sollten. Es<br />
können Ausbildungsbetreuer gestellt werden,<br />
die Auszubildende auf Anfrage begleiten<br />
und so eine Brücke schlagen zwischen<br />
Betrieb und Elternhaus auf dem Weg des<br />
Jugendlichen in die Gesellschaft.<br />
Günther Hammer<br />
(g.reinholdhammer@gmx.de)<br />
Stadtseniorenrat<br />
Mannheim<br />
20 Jahre Mannheimer<br />
Seniorenrat e. V.<br />
Die Jugend hatte einen Jugendvertreter,<br />
die Ausländer einen Ausländervertreter,<br />
nur wir Senioren hatten noch Niemanden,<br />
der uns anhörte und unsere<br />
Rechte vertreten hätte, so Elisabeth Magnussen,<br />
Frau der ersten Stunde auf der<br />
Gründungsversammlung des Mannheimer<br />
Seniorenrates.<br />
Am 12. Februar 1990 als Interessenvertretung<br />
von Bürgern ab 60 Jahre in<br />
der Galerie der „Alten Feuerwache“ gegründet,<br />
blickt man heute auf 20 Jahre<br />
erfolgreiche Jahre Arbeit zum Wohle ältere<br />
Mitbürger zurück. Vorsitzende des<br />
neu gegründeten Vereins wurde Friedel<br />
Kranz. Erste Anlaufstelle für die Senioren<br />
war die Tagesstätte in H 5. Schon<br />
bald machte der damalige OB das Angebot,<br />
nach N1 in das Stadthaus umzuziehen,<br />
wo der Seniorenrat bis heute noch<br />
in den beiden Pavillons im Podiumsgeschoss<br />
seine Bleibe hat.<br />
Auf Friedel Kranz folgten Ursula David<br />
und Anita Gentgen als Vorsitzende. Durch<br />
jeweils kontinuierliche Arbeit der Vorsitzenden<br />
mit ihren Vorständen und den<br />
wachsenden Aufgaben durch den demografischen<br />
Wandel, ist der Mannheimer<br />
Seniorenrat inzwischen zu einer der ersten<br />
Anlaufstellen für Senioren geworden. Nicht<br />
wenige Menschen suchen oftmals nur ein<br />
Gespräch und ein Ohr, das ihnen zuhört.<br />
Brunhilde Jackl<br />
(mannheimer-seniorenrat@web.de)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Ostalbkreis<br />
Wechsel der Vorsitzenden<br />
Im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />
verabschiedete der KSR die bisherige<br />
Vorsitzende Monica Lindenberg-Kaiser.<br />
Landrat Klaus Pavel dankte ihr für ihre<br />
hervorragende Tätigkeit seit dem Jahr<br />
20<strong>02</strong> zum Wohl der älteren Menschen im<br />
Ostalbkreis. Unter den zahlreichen Aktivitäten<br />
erwähnte er große Ausstellungen<br />
und Veranstaltungen, darunter zuletzt<br />
den „Glückstag“ als Höhepunkt. Besondere<br />
Verdienste von Monica Lindenberg-Kaiser<br />
seien die sehr erfolgreichen<br />
Projekte wie zum Beispiel die Lesepaten<br />
gewesen. Außerdem wurden Gertrud<br />
Kolbe-Lipp, die Leiterin der Gmünder<br />
Spitalmühle, und Sylvia Schütz-Fatum,<br />
Vertreterin der Liga der freien Wohlfahrtsverbände,<br />
mit Dankesworten für<br />
ihre langjährige Tätigkeit im Vorstand<br />
verabschiedet.<br />
Auf Vorschlag von Dekan Werner Frank<br />
(Schwäbisch Gmünd), der selbst den<br />
KSR viele Jahre leitete, wurde Monica<br />
Lindenberg-Kaiser zur Ehrenvorsitzenden<br />
ernannt. Zu ihrer Nachfolgerin wurde<br />
einstimmig Heidi Schroedter gewählt.<br />
Sie kann auf eine 23jährige Tätigkeit als<br />
Mitglied des Kreistags zurückblicken,<br />
wobei sie wertvolle Erfahrungen besonders<br />
im Sozialbereich sammeln konnte.<br />
„Nach den Jungen sind die Senioren die<br />
Aktivsten in unserer Gesellschaft“, versicherte<br />
sie nach ihrer Wahl. Es sei ihr eine<br />
Freude, die Aktivitäten und die Projekte<br />
des KSR fortzuführen.<br />
In ihren bisherigen Vorstandsämtern<br />
bestätigt oder neu dazu gewählt wurden<br />
Albert Borzel (Schwäbisch Gmünd) und<br />
Sieghard Dreher (Lorch) als stellvertretende<br />
Vorsitzende, Monika Nubert<br />
(Aalen) als Kassiererin, Hermann Betz<br />
(Ellwangen) als Schriftführer, Johannes<br />
Müller (Aalen) als Pressewart, Margarete<br />
Schmid (Schwäbisch Gmünd) und Natalie<br />
Pfeffer (Aalen) als Beisitzerinnen.<br />
Große Anliegen des KSR sind die Integration<br />
von Menschen mit Migrationshintergrund,<br />
weil immer mehr von ihnen<br />
hier bleiben und Betreuung brauchen, das<br />
Thema Wohnen für Senioren und körperlich<br />
Beeinträchtigte sowie die Zusammenarbeit<br />
mit Jugendlichen im vielfältigen<br />
Einsatz für die ältere Generation.<br />
Johannes Müller<br />
(johannes_mueller@gmx.at)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Rastatt<br />
Palliativmedizin - weit mehr<br />
als nur Schmerztherapie<br />
Auf Einladung des Palliativcentrums im<br />
Weinbrennerhaus Klinikum Mittelbaden<br />
in der Hub traf sich der Vorstand des<br />
KSR dort zur Sitzung.<br />
In seinem umfassenden und detaillierten<br />
Vortrag informierte Oberarzt Dr. med.<br />
Bernhard Kern über Aufgabe und Ziele<br />
des Klinikzentrums. Ein Tabuthema, aber<br />
hinsichtlich des Informationsdefizits ein<br />
besonders wichtiges Thema in der immer<br />
älter werden Gesellschaft.<br />
Die Weltgesundheitsbehörde formulierte<br />
20<strong>02</strong>: „Die Palliativbetreuung dient<br />
der Verbesserung der Lebensqualität<br />
von Patienten und ihren Familie, die mit<br />
einer lebensbedrohlichen Erkrankung<br />
konfrontiert sind.“ Dies geschehe durch<br />
Vorbeugung und Linderung von Leiden<br />
mittels frühzeitiger Erkennung, eindeutiger<br />
Diagnose und Behandlung von<br />
Schmerzen und anderen Problemen physischer,<br />
psychosozialer und spiritueller<br />
Natur. Dieses Angebot bejahe das Leben<br />
und sehe das Sterben als einen normalen<br />
Prozess. Das Sterben werde weder beschleunigt<br />
noch hinausgezögert. In der<br />
Betreuung erfahren die Patienten die<br />
Unterstützung, die sie in die Lage versetzt<br />
bis zum Tod so aktiv wie möglich<br />
zu leben. Im Klinikum werde diese letzte<br />
Phase des Menschen ärztlich betreut.<br />
Leider sei das Wissen um die Möglichkeiten<br />
der Palliativmedizin bei Krankenhaus-<br />
und niedergelassenen Ärzten und<br />
insbesondere bei den Gerichten oft unterentwickelt.<br />
Da schaffe die Änderung<br />
der Medizinstudieninhalte ab <strong>2010</strong> Abhilfe,<br />
wenn für jeden Studenten Palliativmedizin<br />
zum Pflicht- und Prüfungsfach<br />
wird. Dann dürfte auch die begriffliche<br />
Unterscheidung zwischen „indirekter,<br />
passiver und aktiver Sterbehilfe (wobei<br />
nur letztere strafbar ist) zum Allgemeingut<br />
von Ärzten und Richtern gehören.<br />
Wie kommt nun ein Patient in den Genuss<br />
einer stationären Palliativversorgung?<br />
Die Möglichkeiten: Die niedergelassenen<br />
Ärzte oder Krankenhäuser können Patienten<br />
in das Palliativcentrum einweisen.<br />
Aber auch der Patient selbst oder Angehörige<br />
können den ersten Kontakt aufnehmen.<br />
Die Dringlichkeit der Aufnahme<br />
werde von einem interdisziplinären<br />
Leitungsteam festgelegt. Die Kosten der<br />
Behandlung und Unterbringung auf der<br />
Palliativstation übernehmen die Krankenkassen.<br />
Ein Rundgang durch die Station vertiefte<br />
den Eindruck, wie sehr sich das Klinikteam<br />
von den Bedürfnissen der Patienten<br />
leiten lässt.<br />
In ihrem Dank an den Vortragenden<br />
sprach Vorsitzende Marianne Fischer von<br />
dem gefühlten Eindruck, dass in dieser<br />
Station nicht medizintechnische Geräte,<br />
3 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 3
Blick ins Land<br />
sondern der Patient im Mittelpunkt aller<br />
Bemühungen stehe. Diese Einschätzung<br />
und die Notwendigkeit der Information<br />
zu diesem Thema wurden auch von dem<br />
an der Mitliederversammlung teilnehmenden<br />
Landrat Jürgen Bäuerle geteilt.<br />
Marianne Fischer<br />
(marianne.fischer@kreisseniorenratrastatt.org)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Rottweil<br />
Schmerzfreier Sterben?<br />
Eigentlich könnte man im Kreis mit der<br />
Betreuung, Begleitung und Versorgung<br />
Schwerkranker und Sterbender zufrieden<br />
sein. Sowohl die Krankenhäuser, wie die<br />
Ärzteschaft und die Pflegeheime haben<br />
erkannt, dass schmerzlindernde Maßnahmen<br />
zu den wichtigsten Aufgaben in<br />
der Altenpflege gehören. Dennoch gibt<br />
es immer wieder Probleme, insbesondere<br />
dann, wenn die Patienten etwa vom<br />
Krankenhaus in ein Pflegeheim oder in<br />
die Familie zurück überwiesen werden.<br />
Ein Vortrag von Apotheker Dr. Eckhard<br />
Sailer vor dem KSR zeigte, welch vielfältige<br />
Aufgaben und Ziele sich ein im letzten<br />
Jahr gegründeter „Verein zur Palliativversorgung<br />
im Landkreis“ vorgenommen<br />
hat. Dem Verein gehören neben Ärzten,<br />
Apothekern, Pflegediensten und Sterbebegleitern,<br />
auch Privatpersonen an. Die<br />
Mitglieder haben es sich zur Aufgabe<br />
gemacht, die palliativ-medizinische und<br />
die palliatv-pflegerische Behandlung der<br />
Patienten nicht nur zwischen den verschiedenen<br />
Beteiligten zu koordinieren.<br />
Sie wollen die betroffenen Angehörigen<br />
beraten und informieren, Verträge mit<br />
Krankenkassen abschließen und dazu<br />
beitragen, dass der Übergang vom Krankenhaus<br />
in das Pflegeheim oder in die<br />
Heimpflege möglichst störungsfrei erfolgen<br />
kann. Die Patienten hätten Anspruch<br />
auf eine optimale Versorgung und es sei<br />
Aufgabe der Pflegenden, ihnen die letzten<br />
Tage oder Monate so angenehm wie<br />
möglich zu machen, getreu dem Grundsatz<br />
von Cicely Saunders, der Begründerin<br />
der Hospizbewegung: „Es geht nicht<br />
darum, dem Leben mehr Tage, sondern<br />
den Tagen mehr Leben zu geben.“ Ganz<br />
wichtig sei das Überleitungsmanagement<br />
zwischen den einzelnen Pflegestationen.<br />
An diesem Punkt setzte die Kritik einiger<br />
Mitglieder an, die berichteten, dass hier<br />
Dr. Eckhard Sailer stellt den Verein zur<br />
Palliativversorgung vor<br />
hin und wieder Probleme entstehen. Patienten,<br />
die an einem Freitagnachmittag<br />
ohne Rezepte und Behandlungspapiere<br />
entlassen würden, müssten bis zum<br />
Montag auf Medikamente warten, da<br />
am Freitag meist kein Arzt mehr zu erreichen<br />
sei. Hier wünsche man sich eine<br />
bessere Zusammenarbeit.<br />
Deutlich ausgesprochen wurde, dass<br />
der Mangel an Zeit eines der größten<br />
Probleme nicht nur in der Palliativpflege,<br />
sondern auch bei der Betreuung Demenzkranker<br />
ist. In elf Minuten sei eine<br />
sinnvolle Betreuung nicht zu leisten.<br />
Geklagt wurde über den zunehmenden<br />
Bürokratismus, der „nicht mehr zu überbieten<br />
ist“, so ein Heimleiter. <strong>Der</strong> Anteil<br />
der Kosten für die Dokumentation stehe<br />
in keinem Verhältnis zum Nutzen.<br />
Im Anschluss daran führte Carmen Conrad,<br />
Heimleiterin des Altenzentrums St.<br />
Elisabeth, die Räte durch ihr Haus und<br />
erläuterte die neue Konzeption. Beeindruckend<br />
dabei war die liebevolle und<br />
freundliche Atmosphäre in den Aufenthaltsräumen<br />
dieses grundlegend umgebauten<br />
Hauses.<br />
Julius Wilbs<br />
(Julius.Wilbs@t-online.de)<br />
Kreisseniorenrat<br />
Tuttlingen<br />
KSR jetzt online<br />
Umfangreichere Informationen, verbesserte<br />
Kommunikation und ein modernes<br />
Erscheinungsbild bietet die Internetplattform<br />
des KSR allen Senioren im<br />
Landkreis.<br />
Die Idee zu einer eigenen Homepage<br />
entstand bereits im Jahr 2008, welches<br />
im Landkreis unter dem Motto „Jahr der<br />
Senioreninitiativen“ stand.<br />
Da die Begegnung und der Dialog von<br />
„Jung und Alt“ dem KSR und seinem<br />
Vorsitzenden Martin Stützler ein ganz<br />
besonderes Anliegen ist, lag es nahe,<br />
speziell dieses Projekt zusammen mit Jugendlichen<br />
anzugehen. Für den Kontakt<br />
mit der Schülerfirma adiuserv des Otto-<br />
Hahn-Gymnasiums Tuttlingen sorgte<br />
der Beauftragte für Bürgerschaftliches<br />
Engagement im Landratsamt, Wolfgang<br />
Hauser, der maßgeblich an der Umsetzung<br />
beteiligt war. Die eigentliche Internetplattform<br />
wurde vom Vorstandsvorsitzenden<br />
des Schülerunternehmens,<br />
Matthias Villing, und dem Pressewart<br />
des KSR, Rüdiger Daus, konzipiert und<br />
aufgebaut. Bereits jetzt kann sie, obwohl<br />
sie noch in den Kinderschuhen steckt,<br />
unter www.ksr-tut.de besucht werden<br />
und enthält schon wichtige Informationen<br />
zum KSR, Kontaktdaten der einzelnen<br />
Ansprechpartner und vieles mehr.<br />
Das für den Umgang mit der Internetplattform<br />
notwendige Wissen erwarben<br />
die ca. 15 im KSR engagierten Senioren<br />
in zwei Schulungen, die sich jeweils über<br />
sechs abendliche Treffen zu je zwei Stunden<br />
erstreckten. Dabei erlernten sie die<br />
Grundlagen zum Umgang mit Computern<br />
und den Umgang mit dem Internet,<br />
dem Kommunikationsmittel „E-Mail“<br />
und insbesondere mit der eigenen Internetplattform.<br />
Begeisterung bei den Seniorinnen<br />
und Senioren fand vor allem<br />
die Geduld der beiden Ausbilder, die sie<br />
Schritt für Schritt zum Erfolg führten<br />
und ihnen die unnütze Angst vor dem<br />
Computer und dem Umgang mit den<br />
verschiedensten Programmen nahmen.<br />
Die Schülerfirma adiuserv wurde bereits<br />
2007 von interessierten Schülerinnen<br />
und Schülern der Jahrgangsstufen 10 bis<br />
13 des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen<br />
gegründet, agiert mittlerweile unter<br />
dem Dach des Vereins der Freunde und<br />
Förderer der Gymnasien und bietet ne-<br />
ben Computerkursen für Senioren auch<br />
Dienstleistungen rund um die Schule an.<br />
Rüdiger Daus<br />
(ruedigerdaus@t-online.de)<br />
Stadtseniorenrat<br />
Waiblingen<br />
Im Tode noch anderen helfen?<br />
Zusammen mit der AOK Ludwigsburg-<br />
Rems-Murr hat der SSR erreicht, dass<br />
im Bürgerzentrum Waiblingen ein viel<br />
beachteter Vortrag mit anschließender<br />
Podiumsdiskussion Wirklichkeit werden<br />
konnte. Über 90 Besucher verfolgten die<br />
Veranstaltung mit großem Interesse. Das<br />
Thema „Organspenden, die Leben retten“<br />
ist hochaktuell und äußerst wichtig, da es<br />
in Deutschland leider rückläufige Zahlen<br />
bei den Menschen mit Organspendeausweis<br />
gibt.<br />
Referenten waren Prof. Dr. Werner<br />
Lauchart von der Deutschen Stiftung Organspenden<br />
(DSO) und Dr. Dieter Hummel<br />
von der Dialysestation Waiblingen.<br />
Im Moment warten über 12 000 Menschen<br />
in Deutschland zwischen sechs<br />
und acht Jahren darauf, ein dringend<br />
benötigtes Organ wie Niere, Lunge, Herz<br />
oder Bauchspeicheldrüse zu erhalten.<br />
Da die Wartezeiten so lang sind, sterben<br />
jährlich 267 Menschen allein an Nierenversagen,<br />
weil nicht rechtzeitig eine Niere<br />
transplantiert werden konnte! Danach<br />
sind die Überlebenschancen sehr gut, um<br />
viele Jahre ein neues Leben geschenkt zu<br />
bekommen.<br />
Lauchart betonte, dass in Deutschland<br />
immer zwei unabhängig voneinander<br />
arbeitende Ärzte den Hirntod (eine unumkehrbare<br />
Todesursache) feststellen<br />
müssen, bevor Organe entnommen werden<br />
können. Die Spender können also<br />
ganz sicher sein, dass ihre Organe erst<br />
nach dem Tode „gespendet“ werden. Ein<br />
weit verbreiteter Irrtum ist auch die Ansicht,<br />
ältere Menschen seien nicht mehr<br />
als Spender geeignet. Die Organe eines<br />
80-Jährigen können besser geeignet sein<br />
als die eines 30-Jährigen, der sie schon<br />
in jungen Jahren geschädigt hat.<br />
In einem Round-Table-Gespräch mit<br />
Frank Nipkau, dem Redaktionsleiter der<br />
Waiblinger Kreiszeitung, kamen drei<br />
betroffene Patienten (Niere, Leber und<br />
Herz) zu Wort, die übereinstimmend<br />
aussagten, dass sie nach langer Wartezeit<br />
ein zweites Leben mit ihrem neuen<br />
Organ erhalten haben.<br />
Wir fordern Sie als Leser auf, darüber<br />
nachzudenken, ob nicht auch Sie in Zukunft<br />
zu den Menschen gehören wollen,<br />
die einen unterschriebenen Organspendeausweis<br />
bei sich tragen, um so anderen<br />
Menschen noch im Tode helfen zu können.<br />
Die Organspendeausweise erhalten<br />
Sie über die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />
Aufklärung (BZgA) unter der<br />
gebührenfreien Rufnummer 08 00 / 90<br />
40 400.<br />
Alfred Sparhuber<br />
(Alfred.Sparhuber@gmx.de)<br />
Stadtseniorenrat<br />
Weinstadt<br />
Seniorenfreundlicher<br />
Einzelhandel<br />
OB Jürgen Oswald durfte im Beutelsbacher<br />
Stiftskeller Vertreter der 90 Einzelhandelsgeschäfte<br />
Weinstadts begrüßen,<br />
die an der Zertifizierungsaktion „Seniorenfreundlicher<br />
Service“ teilgenommen<br />
haben. Ein herzliches Willkommen galt<br />
auch den Rednern des Abends: Helmut<br />
Feskorn (Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>),<br />
Werner Schüle (Vorstandsmitglied im<br />
LSR), Bernd Rühle (Verband Weinstädter<br />
Unternehmer/VWU). Grund für diese<br />
Feierstunde war die Überreichung<br />
der Zertifizierungsurkunden. „Weinstadt<br />
ist eine seniorenfreundliche Stadt, vor<br />
allem was das Einkaufen anbelangt!“,<br />
lobte der OB. Sein Dank galt – auch<br />
im Namen des Gemeinderats - den Geschäften<br />
für die zahlreiche Teilnahme<br />
an dieser Aktion und Adolf Gutmann (1.<br />
Vorstandssprecher) und Waltraud Bühl<br />
(2. Vorstandssprecherin) vom SSR für<br />
die zügige Durchführung. Er betonte,<br />
dass die älteren Menschen eine immer<br />
größere Rolle in unserer Gesellschaft<br />
einnehmen und dass sich Industrie und<br />
Handel an die Bedürfnisse der Senioren<br />
angepasst hätten.<br />
Helmut Feskorn mahnte an, dass bei der<br />
Diskussion über den demografischen<br />
Wandel die Schwarzmalerei über das Alter<br />
zugenommen hat. Es herrscht immer<br />
noch die Meinung vor, alt sei gleichzusetzen<br />
mit hilfsbedürftig. „Die Senioren<br />
heute sind ein Aktivposten in unserer<br />
Gesellschaft! Deshalb müssen wir unsere<br />
Meinung über das Alter ändern!“ Er<br />
gratulierte der Stadt und dem SSR zu<br />
diesen großartigen Aktivitäten. Werner<br />
Schüle überbrachte die Grüße vom LSR.<br />
Er erklärte, dass diese Aktion im Rahmen<br />
eines Bundesprojekts „Aktiv im Alter“<br />
durchgeführt wird. „Wir sind kein<br />
TÜV, kein Wirtschaftskontrolldienst!“<br />
so Schüle. „Wir wollen keine Schulnoten<br />
verteilen“. Deshalb gibt es auch nur zwei<br />
Beurteilungskriterien: zufriedenstellend<br />
und nachbesserungsbedürftig. Bernd<br />
Rühle (VWU) bedankte sich bei allen<br />
Kolleginnen und Kollegen für die Teilnahme.<br />
Er betonte aber auch, dass Ziel<br />
und Wunsch der Weinstädter Geschäfte<br />
ein „altersgerechtes Weinstadt – ein<br />
Weinstadt für jedes Alter“ sei. Waltraud<br />
Bühl: „Wir haben in kurzer Zeit das Vertrauen<br />
der Geschäfte in unsere Arbeit<br />
gewonnen, dafür herzlichen Dank.“ Alle<br />
Geschäfte haben das Ziel mit zehn oder<br />
elf Punkten mehr als erreicht. Bühls<br />
Dank galt auch Gerhard Friedel (Amt für<br />
Familie, Bildung und Soziales) und seinem<br />
Team für die große Unterstützung<br />
seitens der Stadt sowie auch den Personen,<br />
die für die Zertifizierung wochenlang<br />
unterwegs waren. In zwei Jahren<br />
wird neu zertifiziert – dann unter etwas<br />
„schärferen“ Bedingungen.<br />
Gerhard Volk<br />
(UTAGERD@aol.com)<br />
36 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 37
Seniorenfreundlicher Service<br />
„im blick“ stellt zwei weitere<br />
„seniorenfreundliche“ Hotels vor<br />
Gasthof „Rebstock“<br />
Werastraße 35<br />
88045 Friedrichshafen<br />
Tel.: 0 75 41 / 9 50 16 40<br />
www.gasthof-rebstock-fn.de<br />
„im blick“: Welche Erfahrungen<br />
machen Sie mit Ihren<br />
älteren Gästen?<br />
Peter Wieland: Da wir ein alt eingesessenes<br />
Haus sind, haben wir sehr<br />
Hotel zum Löwen***<br />
Hauptstraße 136<br />
88074 Meckenbeuren/Bodensee<br />
Tel.: 0 75 42 / 9 40 20<br />
www.hotelloewen-bodensee.de<br />
„im blick“: Welche Erfahrungen<br />
machen Sie mit Ihren<br />
älteren Gästen?<br />
Angelika & Gerhard Joswig:<br />
Unsere vielen Gäste im besten Alter<br />
(mit Bus oder alleinreisend) sind alle<br />
herzlich willkommen, sehr dankbar<br />
und freuen sich über den aufmerksamen<br />
Service, ob beim Abnehmen<br />
der Garderobe oder den Empfehlungen<br />
der Getränke und Speisen sowie<br />
die sehr gute Küche.<br />
Wichtig ist für sie, dass sie ernst genommen<br />
werden. Sie legen viel Wert<br />
auf qualitativ hochwertige Speisen,<br />
die nicht groß, aber fein ausfallen<br />
38 2/<strong>2010</strong><br />
viel mit älteren Personen im Hotel und<br />
mit den Stammtischen zu tun, wo wir<br />
nur Erfreuliches berichten können.<br />
Unser Haus wird fast ausschließlich<br />
von Familienangehörigen geleitet. Da<br />
hat man sich schnell eingelebt und<br />
fühlt sich wie zuhause.<br />
„im blick“: Was schätzen die<br />
Senioren am Gasthof „Rebstock“<br />
besonders?<br />
Peter Wieland: Unser Haus verfügt<br />
über einen großen Parkplatz.<br />
Wir sind nicht direkt an der Hauptstraße.<br />
Für diejenigen, die es besonders<br />
ruhig haben möchten, bietet<br />
sich besonders unser Rückgebäude<br />
an. Unsere Gästezimmer sind 2006<br />
neu renoviert worden. Sie sind ausgestattet<br />
mit Dusche, WC, Kabelfernsehen<br />
und Durchwahltelefon.<br />
Bei uns können Hunde kostenlos im<br />
sollten. Frische und regionale Produkte<br />
werden gewünscht. Dem haben<br />
wir uns verschrieben.<br />
blick“: Was schätzen die Senioren<br />
am Hotel zum Löwen***<br />
besonders?<br />
Angelika & Gerhard Joswig:<br />
Die einmalige Lage des Hotels zwischen<br />
Ravensburg und Friedrichshafen<br />
schätzen unsere älteren Gäste<br />
sehr (direkt an der B30, zu den Autobahnen<br />
A96 und A98 nur wenige<br />
Kilometer, die vielen Wander- und<br />
Radwege, über 180<br />
Ausflugsziele in unmittelbarerUmgebung).<br />
In kürzester<br />
Zeit ist man mit<br />
PKW, Schiff oder<br />
Bahn in Österreich<br />
und der Schweiz.<br />
Da diese Genera-<br />
Zimmer mit untergebracht werden.<br />
Wir haben eine regionale sowie eine<br />
bürgerliche Küche. Bei uns wird „Kochen<br />
wie bei Muttern“ groß geschrieben.<br />
Alle unsere Speisen kann man<br />
auch als kleinere Portion (früher Seniorenteller)<br />
bestellen. Unser Biergarten,<br />
der reichhaltig mit Platanen<br />
bewachsen ist, bietet im Sommer einen<br />
angenehmen Schatten und lädt<br />
zum Verweilen ein.<br />
Wir sind rund 100 Meter von der<br />
Bushaltestelle und zehn Gehminuten<br />
vom Hauptbahnhof und vom<br />
Bodensee entfernt. Mit dem Schiff<br />
kann man spielend leicht Österreich<br />
und die Schweiz erreichen. Die ganze<br />
Uferpromenade mit ihren Ruhebänken<br />
und Cafés sowie Eisdielen ist ideal,<br />
um einen Urlaubstag zu genießen.<br />
tion unser Land aufgebaut hat, gebührt<br />
ihr Anerkennung und Dank.<br />
Das wissen wir und vermitteln es<br />
gern unseren Mitarbeitern. Nur<br />
ehrliche, freundliche und hilfsbereite<br />
Kräfte, denen ihre Arbeit Spaß<br />
macht, kommen bei den älteren Gästen<br />
sehr gut an.<br />
Wir sind stolz auf unsere Auszeichnungen<br />
des DEHOGA BW („Bus<br />
– und Gruppenfreundliches Hotel,<br />
„Seniorenfreundliches Restaurant“).<br />
Verbraucherfreundlich!<br />
Die Bundesinteressenvertretung<br />
der Nutzerinnen und<br />
Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten<br />
im Alter und bei<br />
Behinderung (BIVA) e.V. hat mit<br />
Unterstützung durch das Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz das<br />
Heimverzeichnis ins Leben gerufen.<br />
Hierbei handelt es sich um eine bundesweite<br />
Datenbank über stationäre<br />
Betreuungsangebote. Neben den<br />
üblichen Angaben zur Angebotsstruktur<br />
zeichnet diese sich durch<br />
einmalige Angaben zur Lebensqualität<br />
in den jeweiligen Heimen, der so<br />
genannten Verbraucherfreundlichkeit,<br />
aus.<br />
Ehrenamtliche geschulte Gutachter<br />
überprüfen anhand eines Kriteri-<br />
Altenpfl egeheime gGmbH<br />
enkatalogs, ob sich ein Heim durch<br />
besondere Kundenorientierung<br />
auszeichnet. Die Kriterien hierfür<br />
gliedern sich in drei große Blöcke:<br />
Autonomie, Teilhabe und Menschenwürde.<br />
Hat ein Heim jeweils<br />
mind. 80% der Kriterienbereiche erfüllt,<br />
bekommt es das Prädikat „verbraucherfreundlich“<br />
in Form eines<br />
grünen Hakens.<br />
Wir vom Deutschen Rotes Kreuz sind<br />
vom Heimverzeichnis überzeugt. Es<br />
weitet den Blick und spricht eine<br />
Ebene an, die von der rein funktionalen<br />
Pflege weg führt. Hier stehen<br />
die so genannten „weichen“ Kriterien<br />
wie Menschenwürde oder Teilhabe<br />
im Mittelpunkt.<br />
Für uns hat das Wohl der uns anvertrauten<br />
Bewohnerinnen und<br />
Bewohner oberste Priorität. Diese<br />
Einstellung wird durch die Begutachtungsergebnisse<br />
der BIVA bestätigt.<br />
Die Testphase in unserem Altenpflegeheim<br />
Haus am See in Böblingen<br />
war erfolgreich - uns wurde die Auszeichnung<br />
„Verbraucherfreundlich“<br />
bescheinigt.<br />
Nach und nach werden wir uns nun<br />
mit unseren anderen Häusern ebenfalls<br />
zur Begutachtung anmelden.<br />
Weitere Informationen erhalten Sie<br />
direkt von uns<br />
(Tel.: 0 70 31/ 2 04 88 15) oder im<br />
Internet unter<br />
www.heimverzeichnis.de<br />
Menschen sorgen für Menschen<br />
Verbraucherfreundlich. Wir sind ausgezeichnet.<br />
Unser DRK-Altenpflegeheim Haus am See wurde vom bundesweiten Heimverzeichnis mit dem grünen Haken für<br />
Verbraucherfreundlichkeit ausgezeichnet!<br />
Haus am See, Dr.-Richard-Bonz-Str. 14, 71034 Böblingen, Tel. 0 70 31/7 23-3 www.drk-altenpflegeheime-bb.de<br />
© Fotos: willma... + mi.la/photocase.de<br />
Anzeige
Migration<br />
Allen bewusst?<br />
2,5 Mio. Ältere im Ländle – aber auch immer mehr mit „Migrationshintergrund“<br />
Unter dem Motto „Aufeinander<br />
zugehen statt ausgrenzen“<br />
hatte der Paritätische <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> (Dachorganisation für<br />
4 000 Dienste und Einrichtungen)<br />
in die Jugendherberge Stuttgart zu<br />
einem Fachtag eingeladen. Erstmals<br />
ging es dabei – wie Landesgeschäftsführer<br />
Hansjörg Böhringer betonte<br />
– vorrangig um die stetig steigende<br />
Zahl der bei uns lebenden älteren<br />
Menschen, die aus einem anderen<br />
Land eingereist waren, um zu arbeiten<br />
und nun teilweise Kinder und<br />
Enkel hier haben. Angebote aus den<br />
Bereichen Gesundheit, Altenhilfe,<br />
Behindertenhilfe, aber auch der<br />
Selbsthilfe werden von ihnen selten<br />
in Anspruch genommen.<br />
Nur 26 Prozent in Mehrgenerationen-Haushalten<br />
<strong>Der</strong> Integrationsbeauftragte des<br />
Landes, Justizminister Prof. Ulrich<br />
Goll, konnte nur unterstreichen,<br />
welche Probleme es gibt. „Kultursensible“<br />
Pflege werde ein immer<br />
wichtigeres Thema werden, da die<br />
Zahl der älteren Migranten, die hier<br />
wohnen bleibe, steige. Diese Senioren<br />
würden zunehmend nicht<br />
mehr in der Großfamilie leben (nur<br />
26 Prozent in Mehrgenerationen-<br />
Haushalten). Wird Pflege bei ihnen<br />
ein Thema, dann bereiten Schwellenängste<br />
und mangelnde Informationen<br />
Probleme. Deshalb sei es wichtig,<br />
dass das Thema Migration in der<br />
Berufsfachschule für die Pflege und<br />
auch bei den Ärzten dazugehöre. Das<br />
Landesgesundheitsamt biete schon<br />
Fortbildungen an.<br />
„Wir sind in der<br />
Fremde alt geworden“,<br />
also nicht in der „neuen Heimat<br />
Deutschland“, darauf wies Kenan<br />
Zuhörende<br />
Kolat, der Bundesvorsitzende der<br />
türkischen Gemeinde hin. Denn eigentlich<br />
hätten alle vorgehabt, später<br />
wieder heimzukehren. Nun würden<br />
Kinder und Enkel hier die Schule<br />
besuchen. Man sei hin- und hergerissen,<br />
wo man den Lebensabend<br />
verbringen, wo man sterben werde.<br />
<strong>Der</strong>zeit gebe es noch mehr „junge<br />
Ältere“, bald werde die Zahl der Pflegebedürftigen<br />
deutlich steigen. Bedingt<br />
sei dies auch dadurch, dass es<br />
bei den Migranten – aufgrund der oft<br />
geleisteten schweren Arbeit – mehr<br />
sind, die körperlich beeinträchtigt<br />
seien und psychische Probleme haben,<br />
„wo bin ich wirklich zu Hause“.<br />
Daher werde die Altenhilfe für diese<br />
Menschen immer wichtiger, im Vorfeld<br />
aber auch schon die Gesundheitsaufklärung<br />
und vielfältige Informationen.<br />
Hilfreich dafür wären<br />
zentrale Beratungsstellen für Ältere<br />
(besonders zur finanziellen Seite).<br />
Dazu müssten die Migrantenorganisationen<br />
mit der Altenhilfe vernetzt<br />
werden. Es gehe um spezielle bedürf-<br />
Diskutierende<br />
nisorientierte Angebote. Möglich erscheine<br />
beispielsweise auch Pflege in<br />
der „alten Heimat“, wo die Kosten<br />
viel niedriger sein könnten.<br />
Rente: 40 Prozent weniger<br />
Informationen aus einer vielfältigen<br />
Podiumsdiskussion mit Migranten,<br />
die es geschafft haben: In Hannover<br />
gibt es bereits seit 20 Jahren<br />
muttersprachliche Gesundheitsförderung<br />
und beim DGB in Hamburg<br />
eine Anlaufstelle für Migranten der<br />
ersten Generation, die im Normalfall<br />
40 Prozent weniger an Rente hätten.<br />
Spezielle Pflegeheime für Türken<br />
gebe es bisher in Berlin und Duisburg.<br />
Die zunehmenden „türkischen<br />
Pflegedienste“ seien ganz normale,<br />
„wirtschaftliche Einrichtungen“, die<br />
Geld machen wollen.<br />
Bald überall mit<br />
Seniorenräten?<br />
<strong>Der</strong> Integrationsbeauftragte für<br />
Freiburg konnte berichten, dass man<br />
einen Runden Tisch zur ambulanten<br />
Altenhilfe habe und viel Projektarbeit<br />
mache. Wichtig sei, dass man die<br />
richtigen Personen dafür gewinne.<br />
Allerdings fehle teilweise (noch) die<br />
politische Lobby. Er hoffe, dass bald<br />
auch die Seniorenräte dabei seien.<br />
Mit 69 noch das<br />
Alphabet lernen?<br />
Generell die Forderung: Die Angebote<br />
müssten sich interkulturell<br />
öffnen. Bei den Türken sei das Gespräch<br />
mit der Familie wichtig und<br />
es gelte, dafür Vertrauen zu gewinnen.<br />
In Hamburg wären insbesondere<br />
die Medien (sowohl deutsche<br />
wie türkische) hilfreich gewesen. Die<br />
Aufklärungsarbeit<br />
über, zu und mit<br />
den Heimen, würde<br />
nicht innerhalb<br />
weniger Monate<br />
„stehen“ können.<br />
Für die Zukunft<br />
sieht man noch<br />
größere Probleme,<br />
weil es bei der<br />
ersten Generation Intensiv (miteinander Redende)<br />
der Migranten nur<br />
ganz wenige „kaputte Ehen“ gegeben<br />
habe. Die türkisch-deutsche Betreuerin<br />
der Stadt Düsseldorf berichtete,<br />
dass es jetzt 30 Prozent alleinstehende<br />
Mütter gebe. Ganz wichtig: Die<br />
Bildungsprobleme, besonders bei<br />
den türkischen Frauen. Es sei zwar<br />
mühsam aber nötig, einer 69-Jährigen<br />
noch ihr eigenes, also das türkische<br />
Alphabet beizubringen, bevor<br />
man ihr bescheidene Deutschkenntnisse<br />
vermitteln könne.<br />
„Brücken“ bauen und begehen<br />
Im Workshop „Altenhilfe“ ist ein bedeutsamer<br />
Fakt deutlich geworden:<br />
In der Türkei gibt es kein „strukturiertes“<br />
Ehrenamt wie bei uns. Ein<br />
Mittel, um doch zum Ziel zu kommen:<br />
Mit einzelnen Personen oder<br />
Vereinen „Brücken“ bauen und<br />
diese nutzen. (Darüber hatte „im<br />
blick“ bereits im Heft 4/2009 berichtet,<br />
im Beitrag über die Regionaltagungen<br />
für die Räte in Aalen.)<br />
Das könne nicht von oben her angeordnet<br />
werden. Es müsse im Dorf,<br />
im Ort, im Stadtteil praktiziert werden.<br />
Hilfreich dabei: Gemeinsam<br />
Feste feiern, Frauenschwimmen,<br />
Artikel/Interviews in „Migrantenmedien“,<br />
Sprachcafé und Lernangebote<br />
als eine Art Frühstückstreff<br />
(Früher lief das unter: „Wir sprechen<br />
Deutsch und trinken Tee“. <strong>Der</strong><br />
neue Titel komme wohl besser an,<br />
weil nicht das Deutschlernen im<br />
Vordergrund stehe.). Kontakte zu<br />
den Türken lassen sich bevorzugt<br />
über deren Vereine und die Moscheen<br />
knüpfen.<br />
Auch die „Einheimischen“<br />
motivieren<br />
Klar geworden ist aber auch, dass<br />
es nicht ausreicht nur „die anderen“<br />
zu motivieren. Es sei unbedingt<br />
notwendig, bei deutschen<br />
Heimbewohnern die Offenheit<br />
für Muslime zu fördern. Selbstverständlich<br />
müsse man beim Essensangebot<br />
Rücksicht nehmen.<br />
Über einzelne Personen (jüngere<br />
türkische Frauen) habe man beispielsweise<br />
in Sindelfingen einen<br />
„ehrenamtlichen Besuchsdienst für<br />
ältere muslimische Frauen“ (zusammen<br />
mit dem geronto-psychiatrischen<br />
Fachbereich des Landratsamts)<br />
schaffen können. Es gebe<br />
schon die „Migranten-Anlaufstelle<br />
Karlsruhe“. Hauptsächlich werden<br />
rechtliche und finanzielle Fragen<br />
gestellt („Wo gibt es Heime und<br />
wäre ein Aufenthalt auch in der alten<br />
Heimat möglich?“). Auf Dauer<br />
ein Muss: Muttersprachliche Sozialarbeiter<br />
und muttersprachliches<br />
Personal im Heim, Informationen<br />
zu Hilfsangeboten auch über die<br />
Ärzte und Apotheker verbreiten<br />
und über die Kinder, die ihre Eltern<br />
sensibilisieren sollen. „Aufsuchende<br />
Hilfe“ (mit Sprachkenntnissen)<br />
werde bald zum Alltagsgeschäft gehören<br />
müssen.<br />
Fazit: Es müssen noch bedeutend<br />
mehr Brücken - nicht nur angedacht<br />
- sondern geschlagen und wechselseitig<br />
begangen werden.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
0 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 1
Podiumsdiskussion<br />
Internet<br />
Lebenslanges Lernen – auch für Senioren?<br />
Erstaunlich viele Graumelierte<br />
waren auf Einladung der<br />
Landesstiftung sowie der<br />
Medien- und Filmgesellschaft von<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am 27. Januar<br />
ins Stuttgarter Literaturhaus gekommen.<br />
Festzustellen war auch, dass<br />
fast ausschließlich männliche Wesen<br />
den Weg zur Tagung gefunden hatten.<br />
Haben sie die lebenslange Lernerei<br />
besonders nötig?<br />
Die „digitale<br />
Kompetenz“ macht’s<br />
Das vermittelte Herbert Moser, der<br />
Geschäftsführer der Landesstiftung,<br />
eindringlich. Egal, ob man einen Pass,<br />
ein Visum oder preiswerte Fahrkarten<br />
lösen, sich umfassend informieren,<br />
oder bewerben wolle, überall sei diese<br />
Kompetenz gefragt. Und die gelte<br />
es, besonders bei den Älteren, noch<br />
deutlich zu steigern. Auch deshalb<br />
habe man für das frühere Programm<br />
„Start und Klick“ nun ein neues aufgelegt.<br />
Unter dem Slogan „Klick; -)mach<br />
mit“ bietet die Landesstiftung „Kurse<br />
zur praktischen Internetnutzung“ an<br />
und fördert diese.<br />
Stefanie Schneider, Programmchefi n<br />
bei SWR 4, die charmant moderierte,<br />
griff das auf: Bei der gemeinsamen<br />
Aktion mit dem Sender habe man<br />
„Mit Gießbert ins Internet“ immerhin<br />
300 000 Ältere zu diesem elektronischen<br />
Medium gebracht. Auf<br />
die Homepage von SWR4 (mit einem<br />
Durchschnittsalter von 63 Jahren<br />
seiner Zuhörenden) gebe es jährlich<br />
25-30 Prozent mehr „Klicks“ (zuletzt<br />
18 Mio.).<br />
Carmen Stadelhofer, leitende Direktorin<br />
des Zentrums für allgemeine<br />
wissenschaftliche Weiterbildung<br />
(ZAWiW) an der Universität Ulm,<br />
machte klar, dass lebenslanges Lernen<br />
keinen Luxus darstellt. Die Barriere<br />
des Internets müsse deshalb<br />
überwunden werden. <strong>Der</strong> Slogan<br />
„Das brauche ich nicht“ dürfe nicht<br />
mehr gelten. Die Motivation müsse<br />
lauten „Wann und wie bringt mir das<br />
Internet welche Vorteile?“. Hierfür<br />
sei auch das Projekt „Internet goes<br />
Ländle“ förderlich.<br />
Kein tiefer Graben!<br />
Den oft zitierten<br />
tiefen Graben (zwischen<br />
Theorie und<br />
Praxis) dürfte es<br />
bald nicht mehr geben.<br />
Dafür sprachen<br />
zwei Präsentationen:<br />
Ottfried Niess (SeniorenOnline<br />
Rei-<br />
Herbert Moser,<br />
Geschäftsführer der<br />
Landesstiftung<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
beim Grußwort<br />
chenbach-Fils e.V.) stellte zusammen<br />
mit Bernhard Peitz die dortige Initiative<br />
„Senioren Online“ vor und Ewald<br />
Gröppel (Goldberg-Senioren Akademie<br />
Sindelfi ngen/Böblingen) informierte<br />
über die „PC-Hilfe für Senioren<br />
– Einführungskurse mit Nachbetreuung“.<br />
Einige Erkenntnisse: Die ersten<br />
PC-Kurse „Start und Klick“ seien gut<br />
angelaufen und daraus auch diese Initiative<br />
entstanden. Zu berücksichtigen<br />
sei, dass Senioren anders lernen und es<br />
bei solchen betreuten Treffs Spaß machen<br />
würde, wenn die Angst vor dem<br />
Versagen genommen sei. Erfolgreich<br />
würden oftmals Jugendliche als Betreuende<br />
und „Lehrende“ einbezogen.<br />
Datenschutz ist ein<br />
Auslaufmodell<br />
Mit dieser und anderen kritischen<br />
Aussagen machte Jörg Klingbeil,<br />
Landesbeauftragter für den Datenschutz,<br />
nachdenklich und zugleich<br />
betroffen. Er erinnerte an die vielen<br />
Vorfälle in der Wirtschaft, bei der<br />
Bahn und Telekom und machte klar,<br />
dass der staatliche Datenschutz abgenommen<br />
habe. Auf der anderen<br />
Seite würden immer mehr, ganz freiwillig<br />
und bedenkenlos, Daten über<br />
die Kauf- und Lebensgewohnheiten<br />
„geliefert“. Auf alles, was sich da<br />
ansammle, hätten die Provider (irgendwo<br />
in der Welt) möglicherweise<br />
unkontrollierten Zugriff. Deshalb<br />
empfahl er beispielsweise größere<br />
Vorsicht bei Passwörtern und beim<br />
Zulassen von Cookies. Auf diversen<br />
Internetadressen könne man dazu<br />
viel abrufen und profi tieren (www.<br />
datenschutz.de oder www.bfdi.bund.<br />
de sowie www.bsi-fuer-buerger.de).<br />
Das Senken von<br />
Technik-Ängsten<br />
stellte Dr. Carsten Holtmann vom Forschungszentrum<br />
Informatik heraus.<br />
Er faszinierte mit den Visionen dieser<br />
Gruppe zum Thema „Technologie und<br />
Dienstleistungskonzepte für ein selbstständigeres<br />
Leben im Alter“. Wohl<br />
entscheidend für die Erfolge dort dürfte<br />
sein, dass nicht nur Wissenschaftler<br />
einer Fakultät nach Neuem suchen. Es<br />
sei ein ganz breites Spektrum von Theorie<br />
und Praxis bis hin zu Psychologen<br />
und viele Doktoranten einbezogen.<br />
Was er aufzeigte, wie die Technik auch<br />
das möglichst lange selbst bestimmte<br />
Wohnen zu Hause und die Pfl ege<br />
verändern kann und wohl wird, das<br />
machte klar, was lebenslanges Lernen<br />
bedeutet, und dass insbesondere Ängste<br />
und Vorurteile abzubauen seien.<br />
<strong>Der</strong> LSR (und „im blick“) werden an<br />
diesem Themen „dran“ bleiben. Schon<br />
jetzt fi ndet sich Interessantes unter<br />
www.fzi.de oder www.aal.fzi.de.<br />
Noch viel Gehirnschmalz<br />
dürfte man zum Thema „Lebenslanges<br />
Lernen“ auch bei Senioren<br />
brauchen. Diese Aussage der Moderatorin<br />
Stefanie Schneider am<br />
Schluss einer intensiven Podiumsdiskussion<br />
fand bei allen daran<br />
Beteiligten und den Zuhörenden<br />
volles Verständnis. Zu den bisher<br />
Redenden waren noch Tanja Sommerfeld<br />
(VHS) sowie Dr. Christian<br />
Spannagel (PH Heidelberg) gekommen.<br />
Das Fazit: Die Älteren sind<br />
keine konforme Gruppe, in der alle<br />
die gleichen Voraussetzungen oder<br />
Motivation haben. So müsse es verschiedene<br />
Kurse, Bildungsangebote<br />
und Lernmethoden sowie Übungsmöglichkeiten<br />
geben. Wichtig sei,<br />
dass dabei Netzwerke entstünden<br />
und gepfl egt würden, die Kontakte<br />
nach draußen sicherten. Die Älteren<br />
dürften nicht mehr länger vereinsamen.<br />
<strong>Der</strong> ländliche Raum müsste<br />
deshalb besonders intensiv bedacht<br />
und versorgt werden.<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
Impressum<br />
„im blick“ ist eine Publikation des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Einzelpreis: 2.50 Euro, bei Postversand<br />
zzgl. 1.50 Euro Postgebühren<br />
Förderabonnement: 14.50 Euro, inkl. Postgebühren<br />
<strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />
(LSR) ist die Interessenvertretung der älteren<br />
Generation. Er versteht sich als Forum für Erfahrungsaustausch<br />
und Meinungsbildung auf sozialem,<br />
wirtschaftlichem und politischem Gebiet. In ihm<br />
wirken die in der Altenarbeit tätigen Verbände und<br />
die Kreisseniorenräte zusammen. <strong>Der</strong> LSR ist<br />
parteipolitisch unabhängig.<br />
Vorsitzender: Roland Sing<br />
Geschäftsführerin: Birgit Faigle.<br />
Herausgeber<br />
<strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
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Verlag<br />
Baumeister Verlag, Uhlandstraße 104<br />
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Redaktion<br />
Dr. Stefan Raab, Projektleitung (rb)<br />
Birgit Faigle, <strong>Landesseniorenrat</strong> (fai)<br />
Hans-Jörg Eckardt, <strong>Landesseniorenrat</strong> (eck)<br />
Anzeigen<br />
Uta Haser-Stoll<br />
Telefon 07181/25 32 31<br />
Telefax 07181/25 28 78<br />
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Andrea Eck<br />
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und Vervielfältigungen, gleich welcher Art, sind – auch<br />
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Meinung der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />
Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine<br />
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der gewünschten Stückzahl bitte an die Geschäftsstelle<br />
des <strong>Landesseniorenrat</strong>es wenden.<br />
2 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 3
Internet<br />
„Ein Senior mit Maus gehört in jedes Haus“<br />
Immer noch nutzen zu wenig Ältere<br />
die Möglichkeiten im Internet<br />
für ihre Kontakte, ihr Wissen<br />
und für den Alltag. Während fast 70<br />
Prozent der gesamten Bevölkerung<br />
(ab 14) „am Netz“ sind, machen bei<br />
den „50plus“ lediglich knapp 45<br />
Prozent davon Gebrauch. Bei ihnen<br />
fehlt meistens die gelebte Erfahrung<br />
über das „Internet unser Freund und<br />
Helfer“. Ändert sich das nicht, dann<br />
bleiben viele Senioren „abgehängt“,<br />
werden zunehmend vom gesellschaftlichen<br />
Leben ausgegrenzt. Auch deshalb<br />
engagiert sich der LSR bei diesem<br />
Thema besonders. Im Herbst<br />
soll dazu eine neue gemeinschaftliche<br />
Aktion auf breiter Basis anlaufen.<br />
Wichtig vor Ort:<br />
Senioren-Internet-Helfer<br />
Wichtig für alle diese Bemühungen<br />
ist jedoch auch das Umfeld in der<br />
eigenen Gemeinde, dass die Älteren<br />
dort „niedrigschwellige“ Angebote<br />
nutzen können. Dazu zählen die<br />
„Senior-Internet-Helfer“, die schon<br />
an vielen Orten erfolgreich wirken:<br />
Den Senioren die Ängste vor diesem<br />
Thema nehmen, die bisherigen<br />
Nicht-Nutzer beraten und etwas<br />
vertraut machen mit der Technik,<br />
Sprechstunden und Möglichkeiten<br />
zum Üben bieten. Leider mangelt es<br />
besonders im ländlichen Raum noch<br />
an solchen Initiativen. Das soll sich<br />
ändern und deshalb läuft über ein<br />
knappes Jahr die Aktion „Internet<br />
goes Ländle“ (zur besseren Internet-<br />
Kompetenz von Seniorinnen und Senioren).<br />
Getragen wird sie vom Netzwerk<br />
für Senior-Internet-Initiativen<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (SII), einem<br />
Mitglied des LSR, dem Zentrum für<br />
Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung<br />
der Universität Ulm und<br />
der Innovationsagentur des Landes<br />
für IT und Medien (MFG). Das Projekt<br />
wird gefördert vom Ministerium<br />
für den Ländlichen Raum.<br />
Zentraler Auftakt in Ulm<br />
Fast 80 Interessierte, aber auch<br />
schon Engagierte, waren am 2. März<br />
in die „Wissenschaftsstadt“ auf den<br />
Höhen über Ulm gekommen. Zum einen<br />
wollten sie sich austauschen, die<br />
andern hofften, zu erfahren, wie man<br />
selbst solche Initiativen gründen und<br />
mit ihnen erfolgreich werden kann.<br />
Dazu gab es informative Referate,<br />
praxisbezogene Arbeitsgruppen und<br />
viele Tipps für diejenigen, die in den<br />
Startblöcken stehen (und von denen<br />
kann es nicht genug geben). Deshalb<br />
will man mit drei oder vier solcher<br />
Veranstaltungen auch noch vor Ort<br />
gehen, besonders dorthin, wo es<br />
„weiße“ Flecken auf der Landkarte<br />
der Internethelfer gibt.<br />
Fazit: Senioren und<br />
Maus in jedes Haus!<br />
Schon am Vormittag hatte Heinz<br />
Kraus vom „Netzwerk 50plus Pfullendorf“<br />
in seinem Bericht über die<br />
dortigen Aktivitäten herausgestellt,<br />
dass man bei den Medien mit einem<br />
griffigen Motto großen Erfolg hatte.<br />
Seines fand auch in Ulm Anklang<br />
und bildet deshalb die Überschrift<br />
des Artikels („Ein Senior mit Maus<br />
gehört in jedes Haus“). Aus Sicht des<br />
LSR gilt das – nach den bisherigen<br />
Nutzerzahlen - aber noch mehr für<br />
die Frauen. Dort ist der Nachholbedarf<br />
bedeutend stärker.<br />
Insgesamt eine wichtige Aufgabe<br />
und Chance für die Seniorenräte,<br />
sich auch bei diesem Thema noch<br />
stärker einzubringen und es voranzubringen.<br />
Details:<br />
www.internet-goes-laendle.de<br />
Hans-Jörg Eckardt<br />
Ein „Frühlingsstrauß“ besonderer Art:<br />
Nützliche Informationen und reger Meinungsaustausch in Ruit<br />
Fast zeitgleich mit den ersten<br />
langersehnten Frühlingstagen<br />
waren am 24. März achtzig<br />
Kreis- und Stadtseniorenräte zum<br />
traditionellen zweitägigen Treffen<br />
in die Sportschule Ruit angereist.<br />
Dort erwartete sie ein besonderer<br />
„Frühlingsstrauß“: Eine Fülle an Informationen<br />
zu aktuellen Themen<br />
und die so wichtige Möglichkeit für<br />
regen Meinungsaustausch. Gerade<br />
diese Chance für das intensive Gespräch<br />
stellte LSR-Vorsitzender Roland<br />
Sing schon in seiner Begrüßung<br />
heraus. Das sei besonders wichtig,<br />
denn immer wieder sei es für ihn<br />
beeindruckend, welche Aktivitäten<br />
der Räte vor Ort laufen würden. Es<br />
wartete jedoch auch konkrete Arbeit:<br />
Auch in diesem Jahr hat man „Ruiter<br />
Erklärungen“ beraten und diese Resolutionen<br />
verabschiedet.<br />
Ruiter Erklärungen <strong>2010</strong><br />
1) Gründung von Seniorenräten<br />
Die Kreisseniorenräte und die Kommunen<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> werden<br />
aufgefordert, alle notwendigen<br />
Schritte zu unternehmen, um flächendeckend<br />
Seniorenräte zu gründen<br />
und deren Mitwirkung zu unterstützen.<br />
• Zur positiven Gestaltung des demografischen<br />
Wandels ist das Engagement<br />
der Bürgerinnen und Bürger<br />
unverzichtbar. Viele Seniorinnen<br />
und Senioren sind bereit, ihre<br />
Kompetenzen und Erfahrungen für<br />
das Gemeinwohl einzusetzen. Sie<br />
wollen aktiv an der Gestaltung von<br />
Gesellschaft und Politik mitwirken.<br />
• Die Vertretung von Seniorinnen<br />
und Senioren, gerade in <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong>, ist beispielhaft gut<br />
organisiert. Insbesondere die dezentralen<br />
Strukturen der Seniorenvertretungen<br />
sind bestens geeignet,<br />
gerade auch den lokalen Bedürfnissen<br />
von Seniorinnen und Senioren<br />
Rechnung zu tragen, Möglichkeiten<br />
zu bieten, gestaltend Einfluss zu<br />
nehmen und durch bürgerschaftliches<br />
Engagement für Andere einzutreten.<br />
• Ortsseniorenräte, Stadtseniorenräte,<br />
Kreisseniorenräte sind die<br />
Organisationsformen, die bürgernahes<br />
Engagement und bürgernahe<br />
Lösungen ermöglichen. Wünschenswert<br />
ist, dass gerade auf der<br />
kommunalen Ebene Plattformen<br />
und Gesprächsforen vorhanden<br />
2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong><br />
Tagung<br />
Gespannt zuhörende Seniorenräte
Internet<br />
Interessiert: Ehrenvorsitzender Siegfried Hörrmann (links)<br />
sind, bzw. geschaffen oder noch<br />
weiter ausgebaut werden, die einen<br />
entsprechenden regen Austausch<br />
ermöglichen.<br />
• Die „Gemeinsamen Empfehlungen<br />
der Kommunalen Landesverbände<br />
und des LSR zur Arbeit von Kreis-,<br />
Stadt- und Ortsseniorenräten in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />
vom Juli 2003<br />
sollen den Aufbau fördern. Bislang<br />
bestehen in ca. 120 Gemeinden in<br />
<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Orts- oder<br />
Stadtseniorenräte. Gemessen an<br />
der großen Zahl von Gemeinden<br />
insgesamt in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
ist somit eindeutig erkennbar, dass<br />
ein erheblicher Handlungsbedarf<br />
zur Gründung von Orts- und Stadtseniorenräten<br />
gegeben ist.<br />
2) Medizinisch-pflegerische<br />
Versorgung älterer Menschen<br />
Selbstbestimmtes Leben und Teilhabe<br />
von Älteren sollten maßgeblich<br />
Zielsetzung von allen Verantwortlichen<br />
in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sein.<br />
Alle Strategiediskussionen und insbesondere<br />
aber auch alle Entscheidungen<br />
sind danach zu bewerten,<br />
ob diese Zielsetzung wirklich Gegenstand<br />
der Aktivitäten und Handlungen<br />
ist.<br />
Strategisch gesehen können die Herausforderungen<br />
der demografischen<br />
Entwicklung am besten durch ambulante<br />
Unterstützungsformen<br />
gemeistert werden. Deshalb sind<br />
exakt in diesem Bereich zielgerichtete<br />
Anstrengungen erforderlich.<br />
Je nach den Versorgungsformen<br />
ergeben sich auch differenzierte<br />
Anforderungsprofile für das Pflegepersonal.<br />
Gerade bei den ambulanten<br />
Versorgungsformen sollten<br />
ehrenamtliche Strukturen stärker<br />
ausgebaut werden. Für den ambulanten<br />
und den stationären Bereich<br />
gilt generell, dass voll ausgebildetes<br />
Pflegepersonal von pflegefernen<br />
Aufgaben nachhaltig entlastet werden<br />
muss.<br />
Generell ist ein Gesamtkonzept des<br />
Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erforderlich,<br />
welches als Leitfaden für alle<br />
Verantwortlichen verbindlich ist und<br />
so entscheidend mit dazu beitragen<br />
kann, dass die demografische Herausforderung<br />
durch eine Gesamtorientierung<br />
aller Beteiligten zu bewältigen<br />
ist.<br />
Weiter ist zu fordern:<br />
• Zügiger Ausbau und die Entwicklung<br />
der Tages- und Nachtpflege.<br />
• Förderung der integrierten Gesundheitsversorgung<br />
einschließlich<br />
der Pflege.<br />
• Die Verbesserung der medizinischpflegerischen<br />
Versorgung älterer<br />
Menschen in ihrer häuslichen Umgebung<br />
und in Pflegeheimen.<br />
• Verbesserung der medizinisch-pflegerischen<br />
Versorgung Älterer insgesamt.<br />
Gerade in diesem Zusammenhang<br />
sind die Aus-, Fort- und<br />
Weiterbildungsmaßnahmen für<br />
Mediziner den Herausforderungen<br />
umgehend anzupassen.<br />
• Die Rahmenbedingungen für Prävention<br />
und Rehabilitation müssen<br />
deutlich verbessert werden. Längst<br />
überfällig ist ein Präventionsgesetz<br />
auf Bundesebene, das die Pflegeversicherung<br />
mit einschließt.<br />
3) Technik für ein selbstbestimmtes<br />
Leben im Alter<br />
Die Landesregierung von <strong>Baden</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> wird aufgefordert,<br />
alle notwendigen Schritte zu unternehmen,<br />
dass technische Hilfen für<br />
ältere Menschen erforscht, entwickelt<br />
und sobald als möglich in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
durch Modellvorhaben<br />
erprobt werden. Generelle<br />
Zielsetzung muss sein, solange wie<br />
irgend möglich älteren Menschen<br />
ein selbstbestimmtes, selbstverantwortetes<br />
und teilhabeberechtigtes<br />
Leben in der eigenen Häuslichkeit zu<br />
ermöglichen.<br />
Technische Hilfen können die<br />
Selbstständigkeit unterstützen und<br />
Sicherheit bieten. Sie müssen allen<br />
Menschen zugänglich gemacht werden<br />
und sie müssen leicht anwendbar<br />
sein (Ambient Assisted Living<br />
Systeme).<br />
Für den Einsatz von Telemonitoring<br />
und Telemedizin müssen auch die<br />
rechtlichen Rahmenbedingungen –<br />
insbesondere unter Berücksichtigung<br />
der Menschenwürde – sowohl<br />
auf der Bundes- als auch auf der<br />
Landesebene beschlossen werden.<br />
fai / eck<br />
WENN ES UM DARMKREBS GEHT,<br />
HÖRT BEI MIR DER SPASS AUF.<br />
Rentner Herbert Görgens alias Ingolf Lück, Comedian<br />
Darmkrebs ist zu 100 % heilbar, wenn er rechtzeitig entdeckt wird. Deshalb geht auch Ingolf Lück<br />
zur Vorsorge. Die tut nicht weh, dauert nur 20 Minuten und danach hat man die nächsten 10 Jahre<br />
Sicherheit. Mehr Informationen unter www.felix-burda-stiftung.de<br />
Spendenkonto: Felix Burda Stiftung | Kontonummer 7 300 323 01 | BLZ 68080030 | Commerzbank Offenburg<br />
6 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 7
Fern- & Erlebnisreisen<br />
Tansania: Begegnungsreise<br />
Südafrika: Erlebnis-Rundreise<br />
Mexiko: Die Spuren der Maya<br />
Kreativurlaub<br />
Ohlstadt: Mal-Akademie<br />
Schloss Raesfeld: Kreativkurse<br />
Andalusien: Finca-Urlaub<br />
Urlaub im Kloster<br />
Ottobeuren: Musik-Meditation<br />
Kostenz: Fasten, Yoga, AntiStress<br />
Neustift: Intuitives<br />
Bogenschießen<br />
Studien- & Kulturreisen<br />
Rom als Insider erleben<br />
Peloponnes & Mani<br />
Israel & Palästina verstehen<br />
Aktivurlaub<br />
Kleinwalsertal: Bergwandern<br />
Rügen: Segeln, Radeln, Wandern<br />
Cornwall: Garten-Wanderreise<br />
Gesundheits- &<br />
Wellnessurlaub<br />
Uckermark: Vitalwochen &<br />
Coaching; Teneriffa: Yoga,<br />
Ayurveda, F.X. Mayr; Appenzell:<br />
Vitalurlaub am Bodensee<br />
Urlaub mit<br />
Sinn und<br />
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wieder neu und reisen gerne<br />
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