25.02.2013 Aufrufe

Ausgabe 02/2010 - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV

Ausgabe 02/2010 - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV

Ausgabe 02/2010 - Der Landesseniorenrat Baden-Württemberg eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Informationen vom <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Demografi e<br />

Im Ländle<br />

angekommen?<br />

Migration<br />

Zusammen<br />

älter werden<br />

Internet<br />

Digitale<br />

Kompetenz<br />

macht’s<br />

Pflege –<br />

selbstbestimmt !<br />

<strong>Ausgabe</strong> April - Juni <strong>2010</strong><br />

www.imblick-bw.de


Das Wohlfühlmagazin<br />

für die GANZE Familie!<br />

Im Zeitschriftenhandel erhältlich!<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Jahresabonnement: 19 Euro, inkl. Porto<br />

Einzelpreis: 2.20 Euro<br />

B Bücher<br />

Zeitungen<br />

Magazine<br />

BAUMEISTER VERLAG<br />

Uhlandstraße 104 - 73614 Schorndorf<br />

Telefon 07181/25 32 31<br />

www.baumeister-verlag.de<br />

info@baumeister-verlag.de<br />

So will ich Leben!<br />

Das NEUE Magazin<br />

für Menschen,<br />

die mitten im Leben<br />

stehen!<br />

Im Zeitschriftenhandel erhältlich!<br />

Erscheinungsweise: 6 x jährlich<br />

Jahresabonnement: 18 Euro, inkl. Porto<br />

Einzelpreis: 2.- Euro<br />

DAS WOHLFÜHLMAGAZIN<br />

Tibetische<br />

Medizin<br />

Heilkunst ganz<br />

ohne High-Tech<br />

Wunsch-<br />

Figur<br />

Mit Genuss schlank<br />

werden und bleiben<br />

Pollen<br />

Was Sie darüber<br />

wissen müssen<br />

Foto: ©Yellowj<br />

So will ich<br />

!<br />

ermen<br />

Hinein ins gesunde<br />

Vergnügen<br />

April | <strong>2010</strong> | € 2,20 |<br />

www.sowillich-leben.de<br />

Cellulite<br />

Tolle Strategien<br />

gegen die Dellen<br />

Garten &<br />

Balkon<br />

Kleine Fluchten<br />

vom Alltag<br />

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />

zwischenzeitlich ist der personelle Wechsel im Amt des<br />

Ministerpräsidenten des Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

vollzogen. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> bedankt sich bei dem<br />

bisherigen Ministerpräsidenten Günther Oettinger für die<br />

konstruktive, vertrauensvolle und respektvolle Zusammenarbeit.<br />

Die Seniorinnen und Senioren waren nach unseren<br />

Erfahrungen ein anerkannter Faktor in der abgelaufenen<br />

Regierungszeit. Die grundsätzliche politische Haltung „Politik<br />

für Ältere kann nur mit Älteren gestaltet werden“ war<br />

für uns eine gute politische Leitplanke.<br />

Dem neuen Ministerpräsidenten Stefan Mappus wünschen wir eine glückliche<br />

Hand und bieten weiterhin der Landesregierung von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> eine<br />

gute und konstruktive Zusammenarbeit an. Vor der Regierungsneubildung gab<br />

es im Staatsministerium die von Staatsrätin Prof. Dr. Claudia Hübner wahrgenommene<br />

Stelle „Demografi scher Wandel“; diese ist jetzt entfallen und Prof. Dr.<br />

Hübner ist aus der Regierung ausgeschieden. Für uns als Seniorenvertretung<br />

gibt es jedoch die erfreuliche Mitteilung, dass wir als Senioren künftig im Namen<br />

des Sozialministeriums wie folgt erscheinen: „Ministerium für Arbeit, Sozialordnung,<br />

Familien und Senioren“. <strong>Der</strong> dokumentierte Stellenwert ist sichtbar,<br />

wobei wir zuversichtlich sind, dass sich dies auch in der praktischen Politik für<br />

die Seniorinnen und Senioren auswirken wird. In der Regierungserklärung des<br />

Ministerpräsidenten Stefan Mappus wird im Übrigen ausgeführt, dass er unter<br />

anderem die Seniorinnen und Senioren von <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> insgesamt mitnehmen<br />

und auf die Erfahrung und Teilhabe der Seniorinnen und Senioren im<br />

Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> auch künftig nicht verzichten will. Diese Grundorientierung<br />

begrüßen wir nachhaltig.<br />

Um die demografi schen Herausforderungen der Zukunft zu bewältigen, braucht<br />

es technischer Hilfen für Menschen, die in der eigenen Häuslichkeit ein selbst<br />

bestimmtes Leben im Alter führen möchten. Solche technischen Hilfen sind in der<br />

Entwicklung und wir möchten einen Beitrag dazu leisten, dass diese Entwicklungen<br />

gefördert und im praktischen Alltag auch angewandt werden können. Deshalb<br />

möchten wir in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einen Kongress organisieren, der sich<br />

speziell mit der Thematik „Telemedizin und Telemonitoring für Ältere“ befassen<br />

soll. Dieser Kongress wird voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2011 stattfi<br />

nden. Die notwendigen Vorbereitungen dazu sind bereits angelaufen.<br />

Durch eine beispielhafte Unterstützung der Stadt Friedrichshafen wird es uns in<br />

diesem Jahr wieder möglich sein, einen Landesseniorentag mit einer großen Besucherzahl<br />

durchführen zu können. Für den 14.10.<strong>2010</strong> haben wir von der Stadt<br />

Friedrichshafen das Graf Zeppelin Haus zugesagt bekommen. Dem Oberbürgermeister<br />

Andreas Brand und allen Verantwortlichen danken wir bereits heute für<br />

dieses Zeichen der Verbundenheit mit den Seniorinnen und Senioren im Land<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Ihr<br />

Roland Sing<br />

Einen Augen „blick“, bitte!<br />

Unsere Themen<br />

6<br />

7<br />

8<br />

10<br />

10<br />

12<br />

14<br />

15<br />

17<br />

20<br />

22<br />

24<br />

27<br />

30<br />

40<br />

42<br />

44<br />

45<br />

4<br />

5<br />

32<br />

38<br />

43<br />

Titel<br />

Recht und Gesetz rund um die Pfl ege<br />

KSR Tübingen will Heimbeiräte unterstützen<br />

Startschuss für Pfl egestützpunkte gefallen<br />

Bei Anruf Pfl egeberatung<br />

Stichwort: Pfl egebedürftigkeit<br />

Mehr „Pfl ege“ für die „Internetpfl ege“ –<br />

die Redaktion im Selbstversuch<br />

Bewertungssystem für Pfl egeheime optimieren!<br />

Auf gut Glück: BELA III<br />

Die hausärztliche Versorgung älterer Menschen.<br />

Von Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />

Wir brauchen mehr Pfl egekräfte!<br />

Bericht über Horizonte, das Stuttgarter Pfl egeforum<br />

Vom Gast zum Nachbarn. Interkulturelle Altenhilfe<br />

„Das hätte ich fast vergessen.“ Über Demenz im Lande<br />

Pfl ege engagiert!<br />

Mobilität<br />

Service für Ältere bei der Deutschen Bahn?<br />

Migration<br />

„Altern und Lebensgestaltung“<br />

Internet<br />

Die digitale Kompetenz macht’s<br />

Internet goes Ländle<br />

Tagung<br />

Drei Ruiter Erklärungen<br />

RUBRIKEN<br />

Aktuell<br />

Termine<br />

Blick ins Land<br />

Seniorenfreundliche Hotels<br />

Impressum<br />

2/<strong>2010</strong><br />

3


Aktuell<br />

„Demographischer Wandel“ im Ländle<br />

Die „Räte“ und der „Ring“ im Landtag<br />

Aber nicht nur die erste Frage<br />

nach der künftigen Zuständigkeit<br />

ist am 4. März<br />

auch vom „Ständigen Ausschuss“<br />

des Landtags gestellt worden.<br />

Vorrangig wollte dieses Gremium<br />

wissen, was aus den Erkenntnissen<br />

der Enquetekommission geworden<br />

ist und den dazu im Jahre 2006 vom<br />

Parlament beschlossenen Handlungsempfehlungen.<br />

Deshalb hatte<br />

man die drei „Landesräte“ (Frauen-<br />

, Familien- und Seniorenrat) sowie<br />

den „Ring“ (Landesjugendring) zu<br />

einer öffentlichen Anhörung gebeten.<br />

Auch die Kommunalen Landesverbände<br />

der Gemeinden, Städte und<br />

Landkreise waren eingeladen worden.<br />

Damit man der Politik konzentriert<br />

gegenüber treten und auf Wiederholungen<br />

verzichtet, hatten sich<br />

die sowieso stets im Gespräch miteinander<br />

befindlichen Räte und der<br />

Ring im Vorfeld getroffen, eine gemeinsame<br />

Stellungnahme erarbeitet<br />

und schriftlich eingebracht. Deshalb<br />

konnte man sich in der mündlichen<br />

Anhörung jeweils auf einige wenige<br />

Punkte aus der speziellen Sicht beschränken.<br />

Die Generalaussage: Es<br />

ist einiges vorangebracht worden, es<br />

bleibt aber noch viel zu tun.<br />

Selbstbestimmtes<br />

Leben und Teilhabe<br />

Für den LSR stellte Vorsitzender<br />

Roland Sing als allerwichtigsten<br />

Punkt für die Älte-ren heraus: das<br />

selbstbestimmte Leben und die ge-<br />

sellschaftliche Teilhabe für die Senioren.<br />

Zum Beispiel sollten und<br />

müssten auch die Sozialhilfeträger<br />

das „selbstbestimmt“ achten, wenn<br />

es um den Platz im Heim gehe, der<br />

inzwischen teilweise „zugewiesen“<br />

werde. Für manche Parlamentarier<br />

war es auch nicht so klar oder sogar<br />

neu gewesen, als Sing auf die unterschiedlichen<br />

Anforderungen an das<br />

Pflegepersonal in den verschiedenen<br />

Bereichen der Pflege (ambulant, teilstationär<br />

und stationär) hingewiesen<br />

hat. Teilweise lasse sich die Situation<br />

dort nur noch mit Ehrenamtlichen<br />

verbessern bzw. würdig gestalten.<br />

Man dürfe mit Blick auf die Zukunft<br />

und die zunehmende Zahl an Pflegebedürftigen<br />

nicht nur nach mehr<br />

Pflegekräften rufen. Diese müssten<br />

auch von pflegefernen Tätigkeiten<br />

entlastet werden. Dazu gelte es, die<br />

Prozesse in den Pflegeheimen organisatorisch<br />

stark zu verändern. Die<br />

Gesundheitsberufe müssten alle zusammen<br />

eine gemeinsame Arbeitskultur<br />

entwickeln.<br />

Mehr technische Hilfen<br />

Für das selbstbestimmte Leben auch<br />

zu Hause müssten verstärkt technische<br />

Hilfen genutzt werden. Hier<br />

band er auch die Abgeordneten in<br />

seinen Vorstoß beim Lan-desseniorentag<br />

2009 ein, dass man mit einem<br />

Kongress zur Telemedizin und Telemonitoring<br />

neue Wege beschreiten<br />

könnte und sollte. Ausdrücklich bemängelte<br />

er, dass es nun aus Berlin<br />

kein Präventionsgesetz geben werde<br />

und mahnte an, dass man deshalb<br />

auf Landesebene was bewegen müsse.<br />

Mit Blick auf das immer wieder<br />

propagierte lebenslange Lernen informierte<br />

er über die geplante neue<br />

Kampagne „Internet für Ältere“, bei<br />

der auch die Landesregierung unterstützen<br />

sollte.<br />

„Gute Anregungen“ von<br />

Sing und wer ist „zuständig“?<br />

In der abschließenden allgemeinen<br />

Fragerunde für die Abgeordneten<br />

wurde Sing mehrfach Lob dafür gezollt,<br />

wie er die Probleme dargestellt<br />

und neue Weg aufge-zeigt habe.<br />

Breiten Raum nahm jedoch auch die<br />

Frage ein, wer künftig für die ressortübergreifenden<br />

Themen beim<br />

Demographischen Wandel zuständig<br />

ist. Denn diese Querschnitts-Aufgaben<br />

könne ein einzelnes Ministerium<br />

wohl kaum wahrnehmen. Dazu<br />

erklärte Sing, dass sich die Senioren<br />

nun erstmals im Titel des Sozialministeriums<br />

wieder finden. Wie es inhaltlich<br />

ausgefüllt werde, dazu müsse<br />

man wohl die Regierungserklärung<br />

abwarten.<br />

Auch das Thema Pflege<br />

muss gepflegt werden<br />

Weil es von der Politik extra angesprochen<br />

war, wies der Vorsitzende<br />

erneut darauf hin, dass die 50 geplanten<br />

Pflegestützpunkte zu wenige<br />

seien und ihr Aufbau zu lange dauere.<br />

Ein Mangel für ihn sei auch, dass<br />

diese Dienste nicht „ganzheitlich“<br />

beraten könnten, weil die ärztlich<br />

Seite, also deren Fachlichkeit fehle.<br />

Mit den 50 Stützpunkten könne man<br />

der angestrebten Wohnortnähe nicht<br />

entsprechen. Man würde das Verfahren<br />

jedoch akzeptieren, weil es sich<br />

jetzt um die Modellphase handle.<br />

<strong>Der</strong> Demographische<br />

Wandel ist überall<br />

„angekommen“<br />

Das abschließende Wort von Sozial-<br />

und Seniorenministerin Stolz stellt<br />

klar: Das Thema sei inzwischen überall<br />

im Lande „angekommen“. Nicht<br />

nur bei der Bevölke-rung und den<br />

Verbänden. Auch in sämtlichen Ressorts<br />

der Landesregierung. Des-halb<br />

werde es gelingen, dass die Aufgaben<br />

überall konsequent wahrgenommen<br />

werden. Denn alle seien nun sensibilisiert.<br />

Die Stellungnahme des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />

ist nachzulesen auf der<br />

Homepage www.lsr-bw.de / Veröffentlichungen<br />

/ Stellungnahmen.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

Kurz gemeldet!<br />

Senioren waren mit dabei<br />

Mappus verabschiedet Oettinger<br />

Mit einer Feier im voll besetzten Stuttgarter<br />

Opernhaus ist Ex-Ministerpräsident Günther<br />

Oettinger am 21. März offiziell verabschiedet<br />

worden. Mit warmen Worten würdigten sein<br />

Nachfolger Stefan Mappus (CDU), Daimler-Chef<br />

Dieter Zetsche und Ex-Bundesverteidigungsminister<br />

Peter Struck (SPD) die Verdienste des<br />

frischgebackenen EU-Energiekommissars um<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Die Senioren waren mit dabei. <strong>Der</strong> Vorsitzende<br />

des LSR Roland Sing hatte eine Einladung erhalten<br />

und war einer der rund 1 000 Gäste aus<br />

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

fai<br />

Wo, wann, was?<br />

Senioren aktiv – Potenziale älterer Menschen in<br />

Betrieben und im Ehrenamt fördern<br />

GRÜNEN-Fachtagung<br />

24. April, 10.30 – 15.30<br />

Stuttgart, Landtag<br />

HotelFuture<br />

Potenziale im demografischen Wandel<br />

Seniorenfreundliche Hotels und Gaststätten<br />

DEHOGA, Wirtschaftsministerium <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, LSR<br />

17. Mai, 9.00 – 17.30<br />

Böblingen, Altes Flugfeld<br />

„Dann holen wir halt eine Polin“<br />

Haushaltsnahe Dienstleistungen grenzüberschreitend<br />

aus Osteuropa<br />

Fachtagung<br />

18./19. Juni<br />

Evangelische Akademie Bad Boll<br />

„Mobil im Alter - Gesund und fit“<br />

Liberaler Seniorenkongress<br />

26. Juni, 10.00 – 16.00<br />

Stuttgart, Landtag<br />

„Leben mit Demenz“<br />

Kongress des Sozialministeriums <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> in Kooperation<br />

mit der Alzheimer Gesellschaft und dem <strong>Landesseniorenrat</strong><br />

8. September, 9.00 – 17.00<br />

Fellbach, Schwabenlandhalle<br />

Landesgeriatrietag<br />

22. September, 10.00 – 11.00<br />

Ettlingen, Schlossgarten<br />

Landesseniorentag <strong>2010</strong><br />

14. Oktober, 10.00 – 16.00<br />

Friedrichshafen, Graf-Zeppelin-Haus<br />

Mitgliederversammlung des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />

16. November, 10.00 – 16.00<br />

Schorndorf, Barbara-Künkelin-Halle


Titel<br />

Für die Pfl ege und Betreuung<br />

älterer, pfl egebedürftiger und<br />

behinderter Menschen sowohl<br />

zuhause als auch in Heimen gelten<br />

unterschiedliche gesetzliche Bestimmungen.<br />

Dazu gehört das Heimgesetz,<br />

welches dem Schutz und der<br />

Partizipation der Bewohnerinnen<br />

und Bewohner von Heimen dient.<br />

Mit der Föderalismusreform 2006<br />

ist die Zuständigkeit für die ordnungsrechtlichen<br />

Vorschriften der<br />

Heimgesetzgebung vom Bund auf<br />

die Länder übergegangen. <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> hat deshalb ein eigenes<br />

Landesheimgesetz erlassen, das<br />

im Juli 2008 in Kraft trat.<br />

Seit Herbst 2009 gilt daneben auch<br />

das Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz<br />

(WBVG) des Bundes, das<br />

Vorgaben für heimvertragliche Regelungen<br />

beinhaltet. Es regelt Ver-<br />

§<br />

Recht und Gesetze rund um die Pfl ege<br />

Landesheimgesetz und Wohn- und Betreuungsvertragsgesetz<br />

träge älterer, pfl egebedürftiger oder<br />

behinderter volljähriger Menschen,<br />

wenn diesen Wohnraum überlassen<br />

wird und Pfl ege- und Betreuungsleistungen<br />

erbracht werden.<br />

Das WBVG trägt dem Verbraucherschutzgedanken<br />

Rechnung unter<br />

anderem durch eine größtmögliche<br />

Transparenz im Leistungsbereich.<br />

So wurden im WBVG beispielsweise<br />

umfassende vorvertragliche Informationspfl<br />

ichten für die „Unternehmer“<br />

- also Anbieter von Wohnraum<br />

und Pfl ege- und Betreuungsleistungen<br />

- normiert.<br />

Da das Landesheimgesetz <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> ebenfalls heimvertragliche<br />

Regelungen enthält, hat die<br />

Landesregierung beschlossen, diese<br />

aufzuheben und so eine eindeutige<br />

Rechtslage herzustellen. Rückwirkend<br />

gelten nun auch die Regelungen<br />

§<br />

des Wohn- und Betreuungsvertragsgesetzes<br />

für alle Heime im Land. Das<br />

Landesheimgesetz von 2008 wird<br />

derzeit entsprechend geändert.<br />

Auf der Internetseite des Ministeriums<br />

für Arbeit, Sozialordnung,<br />

Familien und Senioren ist unter<br />

„Infomaterial und Downloads“ das<br />

Landesheimgesetz <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

nachzulesen:<br />

www.sozialministerium-bw.de/de/<br />

Senioren/82096.html.<br />

Heimmitwirkung und<br />

Interessenvertretung –<br />

per Verordnung geregelt<br />

Parallel dazu hat das Sozialministerium<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> einen<br />

Entwurf einer Heimmitwirkungsverordnung<br />

in das Anhörungsverfahren<br />

gegeben. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (LSR) hat dazu<br />

Stellung genommen.<br />

Die Heimmitwirkungsverordnung<br />

regelt die Beteiligung der Bewohnerinnen<br />

und Bewohner u.a. in Pfl egeeinrichtungen<br />

an der Alltags- und<br />

Lebensgestaltung. Sie formuliert die<br />

„Spielregeln“ der Interessenvertretung<br />

in eigener Sache.<br />

Die Mitwirkung ist durch die aktuelle<br />

und auch künftige Situation der Heimbewohnerinnen<br />

und Heimbewohner<br />

erschwert und bedarf immer mehr der<br />

Unterstützung durch bürgerschaftliches<br />

Engagement. Die Mitwirkung<br />

und Mitgestaltung in Pfl egeheimen<br />

kann nur gelingen, wenn dies gewollt<br />

und ermöglicht wird. Dies muss die<br />

Heimmitwirkungsverordnung kräftig<br />

und nachhaltig unterstützen.<br />

Als wählbar in den Heimbeirat sind<br />

auch die örtlichen Seniorenvertretungen<br />

genannt. <strong>Der</strong> LSR wird<br />

die Seniorenräte bei diesem Engagement<br />

weiterhin begleiten. Die<br />

Heimmitwirkung und die Unterstützung<br />

von Externen im Heimbeirat<br />

sind wichtige Themen des LSR<br />

und der Seniorenräte in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>.<br />

<strong>Der</strong> LSR begrüßt es, dass in der<br />

Verordnung das Ersatzgremium an<br />

Bedeutung gewinnt. In immer mehr<br />

Pflegeeinrichtungen sind Heimbewohnerinnen<br />

und Heimbewohner<br />

nicht mehr in der Lage, Aufgaben<br />

eines Heimbeirates wahrzunehmen.<br />

Hier hat das Ersatzgremium<br />

für die erforderliche Interessenvertretung<br />

große Bedeutung. Seine<br />

Aufwertung unterstützt das Bemühen,<br />

Pflegeeinrichtungen in die<br />

Gemeinden zu öffnen und bürgerschaftliche<br />

Mitverantwortung und<br />

Beteiligung zu ermöglichen.<br />

Nachzulesen ist die Stellungnahme<br />

des LSR hier:<br />

www.lsr-bw.de > Veröffentlichungen<br />

> Stellungnahmen<br />

Kreisseniorenrat Tübingen<br />

will Heimbeiräte unterstützen<br />

<strong>Der</strong> Vorstand des KSR hat im<br />

Februar den Entwurf einer<br />

Verordnung des Sozialministeriums<br />

über die Mitwirkung der<br />

Heimbewohner in Angelegenheiten<br />

des Heimbetriebs (Landesheimmitwirkungsverordung)<br />

beraten.<br />

Das Heimgesetz des Landes räumt<br />

den in Pfl egeheimen Wohnenden<br />

das Recht auf eine Mitwirkung bei<br />

der Gestaltung ihrer persönlichen<br />

Lebensverhältnisse und eine Interessenvertretung<br />

ein. Die Verordnung<br />

formt dieses Recht aus.<br />

Danach erfolgt die Interessenvertretung<br />

der Heimbewohner durch einen<br />

Heimbeirat. Da wegen hohen Alters,<br />

zunehmender Pfl egebedürftigkeit<br />

und Mehrfacherkrankungen der Bewohner<br />

die Bildung von Heimbeiräten<br />

nicht immer gewährleistet ist,<br />

sieht die Verordnung als Ersatzlösung<br />

ein Ersatzgremium oder - falls<br />

auch dieses nicht zustande kommt<br />

- die Bestellung eines Heimfürsprechers<br />

durch die Aufsichtsbehörde<br />

(im Kreis Tübingen das Landratsamt)<br />

vor.<br />

<strong>Der</strong> KSR begrüßt die vorgesehenen<br />

Regelungen zur Umsetzung und Sicherung<br />

der Mitwirkungsrechte der<br />

Bewohner. Er betont den großen<br />

Schritt vom einstigen „Insassen einer<br />

Anstalt mit vorgegebener strenger<br />

Hausordnung“ hin zum Heimbewohner<br />

mit gesetzlich garantierten<br />

partizipatorischen Rechten.<br />

<strong>Der</strong> KSR verkennt nicht die Probleme,<br />

die sich bei der Wahrnehmung<br />

dieser Rechte auf Grund von<br />

altersbedingten Einschränkungen<br />

vieler Bewohner ergeben. Umso<br />

wichtiger ist es deshalb, dass sich<br />

Angehörige oder Vertrauensper-<br />

sonen der Interessen der Heimbewohner<br />

annehmen. Die Verordnung<br />

lässt es jedenfalls zu, dass Personen<br />

aus diesem Kreis für den Heimbeirat<br />

kandidieren und gewählt werden<br />

können. Die Seniorenvertretungen<br />

im Kreis Tübingen sind bereit, sich<br />

dieser Aufgabe zu stellen.<br />

<strong>Der</strong> KSR sieht in den Beiräten bzw.<br />

auch in Ersatzgremien und Heimfürsprechern<br />

wichtige Mitgaranten<br />

der Heim- und Pfl egequalität. Nicht<br />

zuletzt können durch sie hausinterne<br />

Probleme frühzeitig geklärt und<br />

bereinigt werden. Sie tragen damit<br />

dazu bei, Missstände in einzelnen<br />

Heimen zu vermeiden. Die Leitungen<br />

und die Träger sollten deshalb<br />

schon von sich aus ein großes<br />

Interesse an arbeitsfähigen Beiräten,<br />

Ersatzgremien und Heimfürsprechern<br />

haben.<br />

Allerdings sind Konfl ikte zwischen<br />

ihnen und der Leitung nicht auszuschließen.<br />

Für solche Fälle empfi ehlt<br />

der KSR zur Schlichtung die Einrichtung<br />

einer Ombudsstelle.<br />

Heimbeiräte sind oft mit Fragen und<br />

Problemen befasst, für deren Lösung<br />

Informationen oder ratgebende Unterstützung<br />

von einer externen, unabhängigen<br />

und fach- und sachkundigen<br />

Stelle hilfreich sein können. Die<br />

Verordnung weist hierauf ausdrücklich<br />

hin. <strong>Der</strong> KSR will die Beiräte bei<br />

ihrer verantwortungsvollen Aufgabe<br />

unterstützen. Er hat hierzu eine Beratungsstelle<br />

mit Sachverständigen aus<br />

der Medizin und Gerontopsychiatrie<br />

sowie dem kaufmännischen und juristischen<br />

Bereich eingerichtet.<br />

Hansjürgen Stiller<br />

(kreisseniorenrat_tuebingen@<br />

t-online.de)<br />

6 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 7<br />

fai


<strong>Der</strong> Weg ist frei – 50 Pfl egestützpunkte<br />

nehmen <strong>2010</strong> ihre Arbeit auf<br />

Pfl egestützpunkte bündeln die Beratung zu pfl egerischen, medizinischen und sozialen<br />

Leistungen und deren Vernetzung unter einem Dach – vorerst ein Pfl egestützpunkt pro<br />

Stadt- und Landkreis<br />

Aufgrund der Pfl egereform 2008<br />

richten die Pfl ege- und Krankenkassen<br />

nach § 92c Sozialgesetzbuch<br />

(SGB) XI Pfl egestützpunkte ein,<br />

sofern die zuständige oberste Landesbehörde<br />

dies bestimmt. Somit haben<br />

die Länder das Initiativ- und Entscheidungsrecht,<br />

ob Pfl egestützpunkte im<br />

Land eingeführt werden.<br />

Die Pfl egekassen haben darauf hinzuwirken,<br />

dass sich insbesondere die<br />

nach Landesrecht zu bestimmenden<br />

Stellen für die wohnortnahe Betreuung<br />

im Rahmen der örtlichen Altenhilfe<br />

und für die Gewährung der Hilfe<br />

zur Pfl ege nach dem SGB XII, die im<br />

Land zugelassenen und tätigen Pfl egeeinrichtungen<br />

sowie die im Land<br />

tätigen Unternehmen der privaten<br />

Kranken- und Pfl egeversicherung an<br />

den Pfl egestützpunkten beteiligen.<br />

Die Krankenkassen haben sich an den<br />

Pfl egestützpunkten zu beteiligen.<br />

Das Ministerium für Arbeit, Sozialordnung,<br />

Familien und Senioren<br />

(Sozialministerium) <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

räumt der Beratung von<br />

Menschen mit Pfl egebedarf und der<br />

Koordinierung passgenauer Hilfen<br />

einen zentralen Stellenwert ein. Die<br />

Pfl egestützpunkte sind hierfür geeignete<br />

und wichtige Instrumente.<br />

Sie können dazu beitragen, dass auf<br />

der örtlichen Ebene die Beratungs-<br />

und Begleitungsstrukturen wirksamer<br />

vernetzt werden. Trotz der Gliederung<br />

des sozialen Hilfesystems kann<br />

den pfl egebedürftigen Menschen somit<br />

Hilfe aus einer Hand ermöglicht<br />

werden.<br />

Da in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> jedoch bereits<br />

auf kommunaler Ebene vielfach<br />

Institutionen vorhanden sind, wie<br />

z. B. die Informations-, Anlauf- und<br />

Vermittlungsstellen (IAV-Stellen),<br />

die kompetent Beratungs- und Koordinierungsaufgaben<br />

wahrnehmen,<br />

sind nach Auffassung des Sozialministeriums<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> die<br />

Aufgaben der Beratung der hilfe- und<br />

pfl egebedürftigen Menschen, der Koordinierung<br />

der Hilfen im Einzelfall<br />

und der Koordinierung des regionalen<br />

Versorgungssystems gemeinsam und<br />

gleichberechtigt von Sozialversicherungs-<br />

und Sozialhilfeträgern und<br />

den Kommunen zu gestalten und zu<br />

verantworten, mit dem Ziel, Doppelstrukturen<br />

zu vermeiden.<br />

In den Pfl egestützpunkten sollen die<br />

pfl egerischen, sozialen und umfeldbezogenen<br />

Anfragen, auch im Vor- und<br />

Umfeld der Pfl ege, aufgenommen und<br />

nach Möglichkeit beantwortet werden.<br />

Sie sollen ein von Träger- und Leistungserbringerinteressenunabhängiges,<br />

neutrales wohnortnahes<br />

Beratungsangebot anbieten. Leistungsentscheidungen<br />

werden jedoch<br />

nicht im Pfl egestützpunkt getroffen.<br />

Pfl egestützpunkte werden auch zur<br />

Vernetzung eines Angebotes für hilfesuchende<br />

Menschen beitragen, das<br />

möglichst alle pfl egerischen, sozialen,<br />

hauswirtschaftlichen und niedrigschwelligen<br />

Angebote vor Ort umfasst.<br />

Träger der Pfl egestützpunkte<br />

sind die beteiligten Kosten- und Leistungsträger.<br />

Für die Errichtung von Pfl egestützpunkten<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind<br />

zwischenzeitlich einige Meilensteine<br />

auf den Weg gebracht.<br />

So haben die Landesverbände der<br />

Pfl ege- und der Krankenkassen sowie<br />

die Kommunalen Landesverbände am<br />

15. Dezember 2008 eine Kooperationsvereinbarung<br />

über die Einrichtung<br />

und den Betrieb von Pfl egestützpunkten<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> abgeschlossen.<br />

Diese beinhaltet insbesondere<br />

folgende Punkte:<br />

• Errichtung von 50 funktionsfähigen<br />

Pfl egestützpunkten, zunächst<br />

ein Pfl egestützpunkt je Stadt- und<br />

Landkreis.<br />

• <strong>Der</strong> sukzessive Aufbau eines fl ächendeckenden<br />

Netzes ist nach Abschluss<br />

der wissenschaftlichen Evaluation<br />

möglich.<br />

• Über die Trägerschaft von Pfl egestützpunkten<br />

entscheidet die<br />

Landesarbeitsgemeinschaft (LAG)<br />

Pfl egestützpunkte. Dabei sind vorhandene<br />

kommunale Beratungs-<br />

und Betreuungsangebote vorrangig<br />

zu berücksichtigen.<br />

• Die Gründung der LAG Pfl egestützpunkte<br />

erfolgt in der Rechtsform<br />

eines eingetragenen Vereins.<br />

Gründungsmitglieder sind die Landesverbände<br />

der Pfl ege- und Krankenkassen<br />

und die Kommunalen<br />

Landesverbände. Das Sozialministerium<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> arbeitet<br />

beratend und moderierend in<br />

der LAG Pfl egestützpunkte mit. Es<br />

besteht das Angebot an die Verbände<br />

der Leistungserbringer und der<br />

Verbände der von Pfl egebedürftigkeit<br />

Betroffenen in der LAG Pfl egestützpunkte<br />

mitzuwirken.<br />

• Die Dauerfi nanzierung des Pfl egestützpunktes<br />

wird mit 80 000 Euro<br />

(1/3 Pfl egekassen, 1/3 Krankenkassen<br />

und 1/3 kommunale Seite) veranschlagt.<br />

Die LAG Pfl egestützpunkte ist zwischenzeitlich<br />

im Vereinsregister eingetragen.<br />

Sie hat sich landesweit gültige<br />

und einheitliche Vorgaben zur<br />

personellen und sächlichen Ausstattung<br />

der Pfl egestützpunkte gegeben.<br />

Ferner wurde von der LAG Pfl egestützpunkte<br />

e.V. eine Prüfungscheckliste<br />

erarbeitet, die den Verhandlungspartnern<br />

„vor Ort“ Hinweise zur<br />

Erstellung der Konzeption und des<br />

Stützpunktvertrages geben.<br />

Die LAG Pfl egestützpunkte e.V. wird in<br />

einer der nächsten Mitgliederversammlungen<br />

über die vorliegenden Anträge<br />

von Verbänden der Leistungserbringer<br />

und der Verbände der von Pfl egebedürftigkeit<br />

Betroffenen auf Mitwirkung<br />

bzw. Aufnahme in der LAG Pfl egestützpunkte<br />

e.V. beraten. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong><br />

hat bereits frühzeitig seine Mitwirkung<br />

in der LAG Pfl egestützpunkte<br />

e.V. angeboten.<br />

Die vom Sozialministerium <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> noch formal zu veröffentlichende<br />

Allgemeinverfügung<br />

gemäß § 92c SGB XI zur Einrichtung<br />

von Pfl egestützpunkten (Ausübung<br />

des Entscheidungsrechts) wurde auf<br />

den Weg gebracht.<br />

Nachdem nunmehr der Weg bereitet<br />

ist, die Pfl egestützpunkte in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> zu errichten, werden „vor<br />

Ort“ mit Hochdruck die Konzeptionen<br />

und Stützpunktverträge erarbeitet.<br />

Es liegen der LAG Pfl egestützpunkte<br />

e.V., die letztlich über die Trägerschaft<br />

entscheidet, bereits zehn Anträge auf<br />

Errichtung eines Pfl egestützpunktes<br />

vor. <strong>Der</strong> Vorstand der LAG Pfl egestützpunkte<br />

e.V. hat in seiner Sitzung am 1.<br />

Februar <strong>2010</strong> im Grundsatz den Anträgen<br />

der Landkreise Rottweil, Bodenseekreis,<br />

Ostalbkreis, Enzkreis, Karlsruhe<br />

und Schwarzwald-Baar-Kreis sowie der<br />

Stadt Ulm zugestimmt. Dort werden<br />

die Pfl egestützpunkte in den nächsten<br />

Monaten in Betrieb gehen. Weitere<br />

Stadt- und Landkreise werden folgen.<br />

Nachdem mit der Errichtung von<br />

Pfl egestützpunkten neue Pfl egeberatungsangebote<br />

geschaffen werden und<br />

folglich keine Erfahrungswerte vorliegen<br />

können, in welchem Umfang die<br />

Pfl egestützpunkte in Anspruch genommen<br />

und die Errichtung von Pfl egestützpunkten<br />

in einem „lernenden<br />

System“ vollzogen werden, haben sich<br />

die Landesverbände der Pfl ege- und<br />

Krankenkassen und die Kommunalen<br />

Landesverbände auf 50 Pfl egestützpunkte,<br />

zunächst ein Pfl egestützpunkt<br />

je Stadt- und Landkreis, verständigt.<br />

Die Frage einer Weiterentwicklung<br />

der Pfl egestützpunkte hin zu einem<br />

sukzessiven Aufbau eines fl ächendeckenden<br />

Netzes wird nach Abschluss<br />

der vorgesehenen wissenschaftlichen<br />

Evaluation zu beantworten sein.<br />

8 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 9<br />

Peter<br />

Schmeiduch<br />

Mitarbeiter im<br />

Referat „Pfl ege<br />

und Altenhilfe,<br />

Pfl egeversicherung“<br />

des<br />

M i n i s t e r i u m s<br />

für Arbeit, Soz<br />

i a l o r d n u n g ,<br />

Familien und<br />

Senioren <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>


Titel<br />

Bei Anruf Pfl egeberatung<br />

Private Pfl egekasse „COMPASS“ will auch<br />

den „Gesetzlichen“ die richtigen Wege zur<br />

Pfl ege zeigen<br />

Mit dem Slogan „Einfach.<br />

Immer.Näher.“ haben die<br />

privaten Pfl egekassen ihre<br />

hundertprozentige Tochter „COM-<br />

PASS“ gegründet. Im Südwesten ist<br />

sie derzeit mit 18 Pfl egeberaterinnen<br />

und zwei Beratern tätig. Wer die<br />

bundesweit gebührenfreie Servicenummer<br />

08 00 – 10 18 00 anruft,<br />

wird soweit wie möglich am Telefon<br />

beraten und bekommt auf Wunsch<br />

eine Pfl egeberatung in seiner Region<br />

vermittelt. Diese „aufsuchende“<br />

Beratung reicht vom einmaligen<br />

Gespräch bis zu einer umfassenden<br />

Begleitung der Anfragenden. Die Beratungskräfte<br />

kommen nach Hause,<br />

ins Krankenhaus oder in eine Pfl ege-<br />

oder Rehabilitationseinrichtung.<br />

Innerhalb von 24 Stunden melden<br />

sich die Pfl egeberater in der Region<br />

bei den Ratsuchenden zur Terminvereinbarung.<br />

Das ist das Serviceversprechen<br />

von COMPASS.<br />

Stichwort: Pfl egebedürftigkeit<br />

Unterschiedliche Vorstellungen von Bundesregierung,<br />

Deutscher Pfl egeverband und LSR<br />

Im Koalitionsvertrag von CDU,<br />

CSU und FDP steht: „Die Pfl ege<br />

muss sich noch mehr an den<br />

Bedürfnissen der Pfl egebedürftigen<br />

orientieren. Wir wollen eine neue,<br />

differenziertere Defi nition der Pfl e-<br />

Alle dürfen anrufen!<br />

Erfreut hat man beim „im blick“<br />

registriert, dass nicht nur die zehn<br />

Prozent der Privatversicherten aus<br />

der Bevölkerung anrufen können.<br />

Die telefonische Pfl egeberatung von<br />

„COMPASS“ steht allen Ratsuchenden<br />

offen. Bei den persönlichen Besuchen<br />

und Gesprächen ist es für<br />

„COMPASS“ wichtig und vorrangig,<br />

wie das Netzwerk vor Ort aktiviert<br />

und in den „Fall“ einbezogen werden<br />

kann.<br />

Seniorenräte als Partner!?<br />

Damit man bei Arbeiten und dem<br />

Bemühen um Netzwerke, die genutzt<br />

werden können, noch besser<br />

und erfolgreicher wird, hatte Heike<br />

Schönthal, Teamleiterin des Regionalbüros<br />

Stuttgart, auch mit Geschäftsführerin<br />

Birgit Faigle vom<br />

<strong>Landesseniorenrat</strong> gesprochen. Kontakte<br />

zu und mit den Kreis-, Stadt-<br />

gebedürftigkeit. Damit schaffen wir<br />

mehr Leistungsgerechtigkeit in der<br />

Pfl egeversicherung. Es liegen bereits<br />

gute Ansätze vor, die Pfl egebedürftigkeit<br />

so neu zu klassifi zieren, dass<br />

nicht nur körperliche Beeinträchti-<br />

und Ortsseniorenräten könnten und<br />

sollten zusätzliches Wissen eröffnen<br />

und ein ersprießliches Miteinander<br />

ermöglichen. Für den <strong>Landesseniorenrat</strong><br />

ist es sicherlich wichtig, dass<br />

„COMPASS“ sich auch konzeptionell<br />

in das Thema „Pfl ege“ einbringen<br />

möchte. Die „aufsuchende“ Beratung<br />

könnte vielleicht oder möglichst,<br />

oder sogar hoffentlich, Denkanstöße<br />

für die neuen Pfl egestützpunkte im<br />

Ländle geben.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

gungen, sondern auch anderweitiger<br />

Betreuungsbedarf (z. B. aufgrund<br />

von Demenz) berücksichtigt werden<br />

können. Wir werden die Auswirkungen<br />

dieser Ansätze auf die Gestaltung<br />

der Pfl egeversicherung und<br />

auch die Zusammenhänge mit anderen<br />

Leistungssystemen überprüfen.<br />

Spiegelbildlich zu der besseren Abbildung<br />

des Leistungsbedarfes müssen<br />

Wohn- und Betreuungsformen<br />

zur Verfügung stehen, die an den Bedürfnissen<br />

der Pfl egebedürftigen orientiert<br />

sind, wie z. B. Wohngemeinschaften<br />

für Demenzkranke. Unser<br />

Ziel ist eine ergebnisorientierte und<br />

an den Bedürfnissen der Menschen<br />

orientierte, selbstbestimmte<br />

Pfl ege.<br />

Eine interministerielleArbeitsgruppe<br />

wird dazu<br />

zeitnah einen<br />

Vorschlag ausarbeiten.“<br />

Die Umstellung<br />

auf einen neuen<br />

Pflegebedürftigkeitsbegriff<br />

wird<br />

kommen. Das<br />

kündigte der pfl egepolitischeSprecher<br />

der CDU/<br />

CSU-Bundestagsfraktion,<br />

Willi<br />

Zylajew, auf dem<br />

Kongress Pfl ege<br />

<strong>2010</strong> in Berlin an.<br />

Was meint<br />

die Praxis?<br />

Auf eine rasche<br />

Umsetzung drängt<br />

Rolf Höfert, Geschäftsführer<br />

des<br />

Deutschen Pfl egeverbands<br />

(DPV)<br />

e.V. „Solange der<br />

neue Pfl egebegriff<br />

nicht gesetzlich implementiert<br />

ist, gleicht die Situation einem Schiff<br />

mit aufgeblähten Segeln, dessen Kiel<br />

morsch ist.“ Den bisherigen Pfl egebedürftigkeitsbegriff<br />

kritisierte der Pfl egerechtsexperte<br />

als zu verrichtungsbezogen<br />

und somatisch ausgerichtet.<br />

„Wir müssen endlich weg von der Minutenpfl<br />

ege.“<br />

<strong>Der</strong> noch von der Vorgängerregierung<br />

eingesetzte Beirat zur Überprüfung<br />

des geltenden Pfl egebegriffs<br />

empfi ehlt in seinem Gutachten, die<br />

bisherigen drei Stufen auf fünf Bedarfsgrade<br />

zu erweitern, um den<br />

komplexen Pfl egebedarf genauer abzubilden.<br />

Ein neues Begutachtungsverfahren<br />

soll nicht nur die körperlichen,<br />

sondern auch die kognitiven<br />

und kommunikativen Fähigkeiten<br />

des Menschen einschätzen. Damit<br />

möchte man vor allem den vielen<br />

Demenzkranken gerecht werden.<br />

Was erwartet der LSR?<br />

Mit den Vorschlägen des vom Bundesministerium<br />

für Gesundheit eingesetzten<br />

Beirates liegen konkrete<br />

Vorschläge auf dem Tisch, wie Men-<br />

schen mit Demenz besser berücksichtigt<br />

und der Zugang zu Leistungen<br />

durch die Schaffung eines neuen Bedarfsgrads<br />

erleichtert werden kann.<br />

Die Verbesserung für Demenzkranke<br />

ist nicht zum Nulltarif zu haben. Eine<br />

auch nur annähernd kostenneutrale<br />

Umsetzung führt entweder zu neuen<br />

Benachteiligungen für Menschen mit<br />

körperlichen Einschränkungen oder<br />

die Leistungen der Pfl egekassen an<br />

die Pfl egebedürftigen selbst werden<br />

reduziert und diese müssen die dann<br />

noch höheren Pfl egekosten selbst<br />

zahlen. Dies ist jedoch inakzeptabel.<br />

Entscheidend ist für den LSR: Niemand<br />

darf durch die Reform des<br />

Pfl egebedürftigkeitsbegriffs schlechter<br />

gestellt werden. fai<br />

10 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 11


Titel<br />

Mehr „Pflege“ für die „Internetpflege“?<br />

Auch durch Kommunen, Verbände und Seniorenräte? Ein Selbstversuch der Redaktion<br />

Die Suche nach einem Pflegeplatz<br />

mit Hilfe des Internets<br />

bringt unterschiedliche Ergebnisse.<br />

Vielleicht bekommen Internetfreaks<br />

schneller aussagekräftigere<br />

Informationen als der Autor.<br />

Jedoch: Die Personen, die akut oder<br />

demnächst auf der Suche nach Informationen<br />

sind für einen Heimplatz,<br />

für ambulante Pflege oder Hilfe zu<br />

Hause, das dürften ebenfalls nicht<br />

immer PC-Fans sein.<br />

Vorab gleich ein kurzes Fazit:<br />

Rund um das Thema Pflege bietet<br />

das Internet eine Fülle wichtiger Informationen,<br />

teilweise hervorragend<br />

und umfassend. Bei der Suche nach<br />

einem Heimplatz, ambulanter Pflege<br />

oder einer Tagespflege gibt es große<br />

Unterschiede und deshalb wohl noch<br />

viel zu tun. Vielleicht (hoffentlich)<br />

wird alles besser, wenn Pflegestütz-<br />

punkte vorhanden sind. Orientieren<br />

im eigenen Bemühen um die richtige<br />

Information und die Hilfe kann man<br />

sich an einigen Diensten und Angeboten.<br />

Vieles dürfte dem<br />

Verfasser bei seinem „Ausflug“<br />

in die mediale Pflegewelt<br />

entgangen sein. Es<br />

sollte jedoch nur „hineingeschnuppert“<br />

werden.<br />

Auf die Plätze,<br />

fertig, los!<br />

Wie beginne ich meine Suche<br />

nach dem Pflegeplatz?<br />

Hier finden die Profis sicher<br />

schon bei der (hauptsächlichen)<br />

Google-Suche<br />

andere und bessere Infos<br />

als der Autor. Jedoch nicht<br />

alle Suchenden wissen, dass es beispielsweise<br />

den „aok-pflegeheimnavigator.de“<br />

und den „pflegelotse.<br />

www.pflege-shv.de<br />

de“ (Verband der Ersatzkassen)<br />

gibt. Woher auch, wenn der Pflegefall<br />

ganz überraschend ansteht oder<br />

gerade eingetreten ist. Beide Webseiten<br />

sind hilfreich und bieten gute<br />

Infos und Broschüren. Bei der AOK<br />

wurde der eigene Wohnort Schwaikheim<br />

eingegeben und schon kam die<br />

Information, dass man jetzt unter<br />

12 623 Pflegeheimen wählen könne,<br />

um das Richtige zu finden. Als erstes<br />

wurde das heimische „Haus Elim“<br />

angezeigt. Weitere Klicks brachten<br />

eine Fülle an Informationen und haben<br />

sogar den Kontakt zur „Interessensvertretung<br />

der Heimbewohner“<br />

eröffnet. Es sind die Pflegesätze, die<br />

Zuzahlung, aber auch viele andere<br />

Informationen hinterlegt, bis zu den<br />

religiösen Angeboten im Heim, dem<br />

Qualitätsmanagement oder dem<br />

Gespräch beim Einzug mit Biografiearbeit.<br />

Für die Aktualität zeugen<br />

die Hinweise, wann diese Seite vom<br />

Heim zuletzt aktualisiert worden<br />

ist. Man ist aber nicht nur auf das<br />

Heim am Ort angewiesen, sondern<br />

kann sich die Möglichkeiten in fünf,<br />

zehn oder fünfzig Kilometer Umkreis<br />

aufrufen. Allerdings: Es ist recht unterschiedlich,<br />

was die Heime hier<br />

einstellen. Und das spricht dann für<br />

oder gegen die Anbieter.<br />

Gute und gutes „Lotsen“<br />

(auch bei den Ersatzkassen)<br />

Beim „Pflegelotse.de“ wird zuerst<br />

angeboten, die individuelle Versorgungsform<br />

zu finden (ob ambulant,<br />

stationär, Tagespflege, Nachtpfle-<br />

ge oder Kurzzeitpflege). Wenn die<br />

Heime vom MdK (Medizinischen<br />

Dienst der Krankenkassen) bereits<br />

bewertet sind, erhält man auch dazu<br />

Informationen, sogar wie viele Bewohner<br />

für das Urteil befragt worden<br />

sind. Automatisch gibt es Infos zur<br />

Frage: Wie weit sind die Pflegeheime<br />

vom Heimatort entfernt? Und man<br />

kann sich Listen der Heime ausdrucken<br />

lassen. Es ist der Vergleich zwischen<br />

drei Heimen möglich.<br />

„Pflegeselbsthilfeverband“<br />

sucht<br />

wohl vorrangig noch Heime, die sich<br />

bei ihm zertifizieren lassen. Da gibt<br />

es bisher aber offensichtlich nur<br />

wenige. Zumindest hat sich bei der<br />

Eingabe „Pflegeheime Rems-Murr-<br />

Kreis“ im Dienst von „pflege-shv.de“<br />

kein zertifiziertes offenbart. Beim<br />

Knopf „Freie Pflegeplätze“ heißt es:<br />

„Vielleicht treffen Sie hier auf die<br />

beste Einrichtung Ihres Lebens.“ Das<br />

klingt recht vollmundig und für die<br />

„wohl letzte Station im Leben“ nicht<br />

ganz passend. Bei allem Bemühen,<br />

nun ein Heim zu finden, gibt es bei<br />

nur sieben zertifizierten Häusern<br />

eines bei Wiesbaden. Beim „Ratgeber<br />

für Heimplatzsuche“ wird lediglich<br />

über eine Veranstaltung vom 27.<br />

April 2006 informiert.<br />

Im „heimverzeichnis.de“ von „biva.<br />

de“ (Bundesverband der Nutzerinnen<br />

und Nutzer vom Wohn- und<br />

Betreuungsplätzen im Alter<br />

und bei Behinderten) sind<br />

die Ergebnisse ebenfalls<br />

„mager“. Beim Haus Elim<br />

in Schwaikheim finden sich<br />

lediglich die Adresse und<br />

der Hinweis auf die Mappe<br />

„Strukturdaten“ (in der jedoch<br />

nichts enthalten ist).<br />

(Nur einige) Landkreise<br />

und Städte<br />

vorbildlich<br />

Sind dabei die<br />

„Räte“ gefordert?<br />

Wider Erwarten gab es gute<br />

Erkenntnisse bei den „Öffentlichen<br />

Diensten“: <strong>Der</strong> Pflegeführer Ostalbkreis<br />

(www.ostalbkreis.de/pflege)<br />

vom Landratsamt in Aalen offerierte<br />

vieles zur Pflege und Gesundheitsangebote.<br />

Auf<br />

der Kreiskarte sind die<br />

„Pflege-Orte“ markiert.<br />

Klickt man die Übersicht<br />

dazu an, werden die<br />

Heime sichtbar und beim<br />

Klick darauf viele Einzelinfos,<br />

die Ansprechpartner<br />

sowie die Pflegesätze.<br />

In Karlsruhe klappte<br />

es mit der angegebenen<br />

Web-Seite „karlsruhe.<br />

de/fb4/personengruppen/senioren/wegweiser/pflege/pflegeheimplatz.de“<br />

auf Anhieb. Beim Knopf<br />

„oft gefragt“ gibt es Rubriken auch<br />

zur „Unterstützung zu Hause“ oder<br />

die „Freien Pflegeplätze“. Und dabei<br />

ist jeweils vermerkt, von wann dieser<br />

Zusatzeintrag stammt (und damit<br />

wird klarer, ob dort wohl noch<br />

Plätze frei sein dürften). Sogar zu<br />

Wohnpartnerschaften zwischen Äl-<br />

teren und Studierenden lässt sich<br />

manches nachlesen.<br />

Heime in Heilbronn (meist<br />

auf dem Stand April 2008)<br />

Auch im Stadt- und Landkreis<br />

Heilbronn kann man sich gut informieren<br />

(„landkreis-heilbronn.<br />

de/lra/service/info/pflege/pflegeh.<br />

php?n1=3&n2=19&n3=148&bf=“)<br />

und erfährt u.a., ob eigene Möbel<br />

mitgebracht werden können. Meistens<br />

wird darauf hingewiesen, dass<br />

die Angaben schon Ende April 2008<br />

eingestellt worden sind. Bei der<br />

Stadt Mannheim „heimplatzinfo.<br />

mannheim.de“ sind die Verkehrsverbindungen<br />

zu den Heimen gleich<br />

enthalten und die Daten können per<br />

pdf-Datei verschickt werden. Dann<br />

gibt es acht verschiedene Rubriken,<br />

in denen Infos und Vordrucke zu<br />

den Pflegeheimen, zur Anmeldung,<br />

Sozialleistungen, Heimvertrag usw.<br />

abrufbar sind.<br />

Und die Landeshauptstadt?<br />

Bei ihr scheint der Weg etwas umständlicher.<br />

Über die „stadt-stuttg-<br />

art.de“ tauchen die Älteren nirgends<br />

direkt auf. Man muss den „Bürgerservice“<br />

anklicken, dort acht Rubriken<br />

durchschauen. Man versucht<br />

es am besten über „Soziale Dienste,<br />

Leistungen, Beratungsangebote“.<br />

Unter „Bürgerservice“ taucht dann<br />

„Leben im Alter“ (LiA) auf. Wir kommen<br />

den Heimen näher – jedoch erst<br />

12 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 13<br />

www.pflegelotse.de<br />

www.aok-pflegeheimnavigator.de


Titel<br />

dem Kompetenz-Zentrum-Hilfe im<br />

Alter. Im rechten Teil der Webseite<br />

kann man über das Schlagwort „stationäre<br />

Altenpflege“ weiterkommen.<br />

Zuerst tauchen jedoch „Themen“<br />

auf. Dort sind verschiedene<br />

„Anlagen“ wie „4/2-Heimkosten<br />

bei den Alten- und Pflegeheimen“<br />

sowie „0/4 Satzung der Stadt für<br />

die Erhebung der Gebühren für öffentliche<br />

Leistungen“ einzusehen.<br />

Unter dem Titel „Organisationseinheiten“<br />

folgen endlich die gelisteten<br />

Heime, jedoch lediglich mit der<br />

Adresse und einem Link um eine<br />

E-Mail dorthin senden zu können.<br />

Also kein umfassendes Infoangebot<br />

zu den Heimen. Jedoch ist auch<br />

etwas über die Beschwerde- und<br />

Beratungsstelle des SSR Stuttgart<br />

dort zu erfahren.<br />

Pfl egeheime in Reutlingen<br />

fast ganz verborgen<br />

Bei der „Stadt Reutlingen“ ist die<br />

Suche ebenfalls recht schwierig.<br />

Beim Klicken über das „Bürgeramt“,<br />

„Politik und Verwaltung“ gelangt<br />

man zu „Lebenslagen“ und versucht<br />

dort evtl. „Gesundheit“, erhält dort<br />

jedoch keine Informationen. Man<br />

muss bei den „Lebenslagen“ weitergehen<br />

zum „Ruhestand“ und dort ist<br />

unter Ziffer 6 versteckt „Gesundheit<br />

im Alter“. Aber erst ganz weit unten<br />

im Text gibt es einen Hinweis auf die<br />

Pfl ege, der jedoch lediglich einige<br />

Zeilen aus einer Broschüre des Sozialministerium<br />

enthält. Hier empfi<br />

ehlt es sich, anders vorzugehen und<br />

nachzuschauen in einem weiteren<br />

Verzeichnis der Stadt und zwar unter<br />

den „Dienstleistungen von A-Z“.<br />

Dort muss man das Stichwort „Pfl ege“<br />

eingeben und erfährt endlich<br />

mehr.<br />

Fazit: Es gibt viele Wege, die nach<br />

Rom führen, manche sehr rasch,und<br />

komfortabel. Andere sind arg verschlungen<br />

und bei einigen kann man<br />

in der Irre landen.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

Bewertungssystem für Pfl egeheime<br />

muss optimiert werden –<br />

LSR fordert Transparenz<br />

Bis Ende <strong>2010</strong> sollen bundesweit alle Heime und Dienste nach einem neuen<br />

Bewertungsschema überprüft werden. Seit 1. Dezember 2009 liegen die ersten<br />

Transparenzberichte mit Noten für die Qualität der Pfl ege in Heimen und<br />

ambulanten Diensten vor.<br />

Die Resonanz:<br />

AOK <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> <strong>02</strong>.03.<strong>2010</strong><br />

Bestnoten bei der Pfl egeheimbewertung<br />

Pfl egeheime in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> vom Start weg auf Platz 1<br />

Reutlinger General-Anzeiger 27.<strong>02</strong>.<strong>2010</strong><br />

Miserable Einrichtungen schneiden zum Teil mit „gut“ ab<br />

Schlechte Noten für Pfl ege-Noten<br />

Kuratorium Deutsche Altershilfe 11.<strong>02</strong>.<strong>2010</strong><br />

Pfl egenoten nicht grundsätzlich in Frage stellen!<br />

Stuttgarter Nachrichten 12.01.<strong>2010</strong><br />

Ist die Pfl ege im Südwesten zu gut bewertet?<br />

Eine Note soll Auskunft über die Qualität von Altenheimen geben –<br />

doch was ist sie wert?<br />

Stuttgarter Zeitung 05.01.<strong>2010</strong><br />

Pfl ege-TÜV: Verbände klagen gegen Prüfverfahren<br />

Süddeutsche Zeitung 09.10.2009<br />

„Groteske“ Ergebnisse beim Pfl ege-TÜV<br />

Fast 70 Prozent der Altersheime erhalten beste Noten<br />

Kritiker sehen dagegen schwerwiegende Mängel<br />

Kölner Stadtanzeiger 05.10.2009<br />

Gute Noten für durchgefallene Pfl egeheime?<br />

Report Mainz 05.10.2009<br />

Pfl ege-TÜV absurd<br />

Warum die ersten Bewertungen von Pfl egeheimen völlig nutzlos sind<br />

<strong>Der</strong> LSR meint, dass die Benotung von Pfl egeleistungen ein Meilenstein für den<br />

Verbraucherschutz ist und die Qualität der Pfl egeheime verbessern kann. Nur<br />

müssen die Noten auch stimmen. Es kann nicht sein, dass die Pfl egedokumentation<br />

auf dem Papier stärker bewertet wird als die tatsächliche Umsetzung in<br />

der Praxis. Für die pfl egebedürftigen Menschen und deren Angehörige ist es<br />

wichtig, dass sie daran eine gute Wohn-, Betreuungs- und Pfl egequalität erkennen<br />

können. Dafür muss wohl noch etwas am Notensystem gefeilt werden!<br />

fai<br />

Auf gut Glück<br />

BELA III macht’s möglich – dank rühriger Regionalgruppen<br />

und entschlossener Seniorenräte<br />

In der Region Esslingen des BELA<br />

III-Netzwerks treten die Mitgliedseinrichtungen<br />

mit der Aktion<br />

„Auf gut Glück“ für Lebensqualität<br />

an die Öffentlichkeit: In Kürze<br />

winken Bewohnerinnen und Bewohnern<br />

von BELA-Einrichtungen<br />

glückliche Stunden: Herzenswünsche<br />

gehen ab dem Frühjahr mit der<br />

Unterstützung tatkräftiger<br />

Bürgerinnen und<br />

Bürger in Erfüllung.<br />

Mit dem Motto „Glück<br />

aus der Dose“ sind in<br />

Köngen z.B. besonders<br />

Gemeinderäte als Paten<br />

gefragt.<br />

Zwei Beispiele geben<br />

einen kleinen Vorgeschmack:<br />

Eine Bewohnerin<br />

ist Fan von Hansi<br />

Hinterseer. Über Paten<br />

wird der Kontakt gesucht<br />

und ein Besuch<br />

oder ein Gespräch über<br />

Webcam hergestellt.<br />

Ein Bewohner möchte<br />

gerne ins VfB-Stadion.<br />

Es wird ein Besuch organisiert<br />

und von VfB-<br />

Seite wird der Kontakt<br />

zu einem aktuellen<br />

oder ehemaligen Spieler<br />

hergestellt.<br />

Das Netzwerk wird verknüpft.<br />

Mit BELA III geht vieles leichter,<br />

wenn es um Bürgerengagement geht.<br />

Chancen schaffen und Chancen nutzen<br />

– so lautet das Jahresmotto des<br />

Qualitätsverbundes <strong>2010</strong>. Die zwölf<br />

Regionen entscheiden eigenständig,<br />

wie sie dieses Motto angehen.<br />

Gemeinsam lässt sich mehr umset-<br />

zen und das gibt neuen Schwung.<br />

<strong>Der</strong> Blick in das diesjährige Fortbildungsprogramm<br />

verheißt einiges:<br />

... der Austausch unter Einrichtungen,<br />

die wissen, wie sich Esskultur<br />

mit Freiwilligen weiterentwickeln<br />

lässt;<br />

... neugierige Leitungskräfte wollen<br />

Dialoge zu Lebensqualität mit allen<br />

Beteiligten starten;<br />

… praktische Anleitung für Zielgruppenkommunikation<br />

nach innen<br />

und außen, um mit Freiwilligen wirkungsvoll<br />

in Kontakt zu kommen;<br />

... Ideen von Engagierten, die Musik<br />

ans Bett von Bewohnern bringen;<br />

… Projektwerkstatt mit Studenten,<br />

die Einrichtungen unterstützen in<br />

der Quartiersarbeit;<br />

… Einführung in Wohn-, Arbeits-<br />

und Kommunikationskonzepte, die<br />

auf Zusammenarbeit mit Freiwilligen<br />

setzen.<br />

Auch in andern Regionen boomt<br />

es. So hat der Landkreis Göppingen<br />

als erster BELA III in den neuen<br />

Seniorenratgeber aufgenommen.<br />

Dort heißt es: „<strong>Der</strong> Qualitätsverbund<br />

BELA III will das freiwillige<br />

Engagement in Pflegeeinrichtungen<br />

systematisch fördern und<br />

mit einem umfangreichen Fortbildungsprogramm<br />

die Kompetenzen<br />

von Fachkräften und Frei-<br />

1 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 1


Titel<br />

willigen stärken.“ Im Ratgeber sind<br />

BELA-Einrichtungen für Nutzer<br />

besonders gekennzeichnet. BELA<br />

als Orientierungs- und Qualitätsmerkmal<br />

etablieren – eine mögliche<br />

Zukunftsperspektive: Für den<br />

<strong>Landesseniorenrat</strong> wird damit ein<br />

wichtiges Motiv für die Beteiligung<br />

bei BELA III eingelöst.<br />

„Nette Nachbarn“ werden sich in Zukunft<br />

in Göppingen um Menschen<br />

mit Demenz kümmern. BELA–Pfl egeheime<br />

bieten gemeinsam mit dem<br />

Landkreis eine kostenlose Qualifi zierungsreihe<br />

zum Umgang mit Menschen<br />

an, die an Demenz erkrankt<br />

sind. Sie soll helfen, die Krankheit<br />

zu verstehen, Unsicherheit abzubauen<br />

und Interesse an der ehrenamtlichen<br />

Begleitung Demenzkranker in<br />

Pfl egeheimen wecken. Mit über 100<br />

Interessierten kamen die Veranstalter<br />

am 20. Januar bei der Infoveranstaltung<br />

ins Schwitzen. „Auf gute<br />

Nachbarschaft“ wird gemeinsam von<br />

der Wilhelmshilfe e.V., dem Samariterstift<br />

Geislingen, dem Pfl egestift<br />

Ebersbach/Fils, dem DRK-Seniorenzentrum<br />

Hattenhofen, dem Altenzentrum<br />

St. Elisabeth in Eislingen<br />

und der Vinzenz-von-Paul gGmbH<br />

zusammen mit der Altenhilfe-Fachberatung<br />

des Landkreises Göppingen<br />

getragen.<br />

Ein Dankeschön für Freiwillige<br />

aus BELA-Einrichtungen landesweit<br />

wird es am 8. Dezember <strong>2010</strong><br />

geben. <strong>Der</strong> Verband <strong>Württemberg</strong>ischer<br />

Busunternehmer (WBO)<br />

sponsert eine Busfahrt mit Vergnügungen<br />

zum Weihnachtsmarkt im<br />

Europapark Rust. Für das BELA III-<br />

Netzwerk kommt diese Aktion zur<br />

rechten Zeit. Sie dokumentiert, wie<br />

neue Partnerschaften entstehen.<br />

Man muss sichtbar und bekannt<br />

sein mit Zielen und Absichten. Sie<br />

beweist, was eine Mitgliedschaft im<br />

Netzwerk bringt. Trägerübergreifend,<br />

landesweit und doch regional<br />

verankert, ist man attraktiv als Aktionspartner.<br />

Beim WBO haben solche Aktionen<br />

bereits Tradition. Bisher standen<br />

Kinder und Jugendliche aus Einrichtungen<br />

im Mittelpunkt. Zum ersten<br />

Mal sind nun Freiwillige aus stationären<br />

Einrichtungen Gäste. BELA<br />

III als landesweit ausgerichtetes<br />

Netzwerk erwies sich als geeigneter<br />

Partner.<br />

Mit BELA III haben Pfl egeeinrichtungen<br />

Freiwilligen etwas zu bieten.<br />

Lebensqualität von Bewohnerinnen<br />

und Bewohnern betrachten die Mitglieder<br />

als anregenden Ausgangspunkt<br />

für die Zusammenarbeit.<br />

Darin möchten sie vielseitiger und<br />

interessanter werden.<br />

Mit BELA III setzen Pfl egeeinrichtungen<br />

auf organisierten und fortlaufenden<br />

Erfahrungsaustausch. Sie<br />

zählen auf Wissenstransfer und Ko-<br />

Land stellt Ende <strong>2010</strong> Pfl egeheimförderung ein<br />

LSR befürchtet höhere<br />

Pfl egekosten<br />

<strong>Der</strong> Verzicht auf die Pfl egeheimförderung<br />

wird die Kosten einer<br />

stationären Pfl ege erhöhen. Denn<br />

dann müssen die Heime ihre Investitionskosten<br />

bei Neubau und<br />

Umbau voll über den Pfl egesatz fi -<br />

nanzieren. Die deshalb in Zukunft<br />

weiter steigenden Pfl egesätze zwingen<br />

einen zunehmenden Teil der<br />

Pfl egebedürftigen dazu, Sozialhilfe<br />

in Anspruch zu nehmen. <strong>Der</strong> Grund<br />

operation in zentralen Fragen der<br />

Freiwilligenarbeit – von der Konzeptentwicklung<br />

bis zur Qualifi zierung.<br />

Mit BELA III gelingen Pfl egeeinrichtungen<br />

Schritt für Schritt neue Partnerschaften<br />

und sie beteiligen sich<br />

gemeinsam am gesellschaftlichen<br />

Dialog.<br />

Seniorenräte haben durch ihr Engagement<br />

bereits einige Einrichtungen<br />

als Mitglieder gewonnen.<br />

Seit kurzem steht auf der BELA-<br />

Homepage<br />

www.bela3.de eine Liste aller<br />

BELA III-Mitglieder zum Download<br />

zu Verfügung.<br />

Iren Steiner<br />

dafür: Die teilweise derzeit schon<br />

bei über 3 000 Euro pro Monat liegenden<br />

Pfl egekosten werden weiter<br />

steigen. Das kann vom größten Teil<br />

der derzeitigen Selbstzahler „nicht<br />

geschultert“ werden. So werden<br />

noch mehr Menschen, wenn sie alt<br />

und pfl egebedürftig sind, zu Taschengeldempfängern<br />

gemacht.<br />

<strong>Der</strong> LSR hat bereits in der Vergangenheit<br />

gegen die Abschaffung der<br />

Pfl egeheimförderung durch das<br />

Land protestiert. fai<br />

Hausärztliche Versorgung älterer Menschen aus<br />

gerontologischer und pfl egewissenschaftlicher Sicht<br />

Von Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />

<strong>Der</strong> Beitrag beschäftigt sich<br />

mit Fragen der hausärztlichen<br />

Versorgung alter Menschen.<br />

Im ersten Schritt werden einige<br />

allgemeine Erkenntnisse zu<br />

Altern, Prävention und Multimorbidität<br />

angesprochen. Zwar ist die<br />

überwiegende Mehrheit der alten<br />

Menschen gesund und weder hilfe-<br />

noch pfl egebedürftig. Allerdings<br />

nehmen die Herausforderungen an<br />

eine gute medizinische, pfl egerische<br />

und soziale Versorgung zu. Dies<br />

nicht zuletzt deswegen, weil durch<br />

den demographischen Wandel mit<br />

einer Zunahme von pfl egebedürftigen<br />

alten Menschen zu rechnen ist.<br />

In einem zweiten Schritt wird dann<br />

auf die medizinische Versorgung im<br />

Pfl egeheim Bezug genommen. Dies<br />

ist vor allem damit begründet, weil<br />

in diesem Bereich ein erhebliches<br />

Verbesserungspotential besteht. Die<br />

geäußerte Kritik betrifft u.a. das Defi<br />

zit an fachärztlicher Begleitung der<br />

Heimbewohnerinnen und Heimbewohner.<br />

Zu thematisieren ist aber<br />

auch die mangelnde Kooperation der<br />

Berufsgruppen vor allem zwischen<br />

Ärzten und Pfl egenden oder die noch<br />

zu geringe Anwendung eines geriatrischen<br />

Assessments zur Identifi -<br />

zierung von Potentialen einer selbstständigen<br />

Lebensführung – auch<br />

im Heim! Schließlich muss auch die<br />

stärkere Einbindung der Ärzte in<br />

konzeptionelle Entscheidungen in<br />

den Heimen verbessert werden.<br />

Vier Bemerkungen zur Gesundheit<br />

/ Krankheit im Alter:<br />

1. Altern ist keine Krankheit, sondern<br />

ein natürlicher Prozess. Ziel<br />

der gerontologisch-geriatrischen<br />

Interventionen ist nicht die Veränderung<br />

des Alterns an sich,<br />

sondern ausschließlich die Verbesserung<br />

der gesundheitlichen,<br />

sozialen und psychischen Bedingungen<br />

des Alterns. Es geht also<br />

um ein gelingendes Altern, nicht<br />

um die Verlängerung des Lebens<br />

als Selbstzweck.<br />

2. <strong>Der</strong> Gesundheitszustand der alten<br />

Menschen hat sich insgesamt verbessert.<br />

Ursachen dafür sind beispielsweise<br />

ein Trend zu stärkerem<br />

Körper- und Präventionsbewusstsein,<br />

eine bessere Ernährung oder<br />

Lebensstilveränderungen.<br />

3. Die positiven Wirkungen der Prävention<br />

auch im Alter sind durch<br />

viele Studien belegt. Nur zwei Beispiele<br />

seien genannt. Es wurde<br />

gezeigt, dass das Gehen über 3,5<br />

Kilometer und mehr pro Tag die<br />

Lebenserwartung von älteren gesunden<br />

Männern um fünf Jahre<br />

erhöhen konnte. Oder: Mit mindestens<br />

drei Stunden Walking<br />

in der Woche konnte das Herzinfarktrisiko<br />

von 40- bis 65-jährigen<br />

Frauen gegenüber inaktiven<br />

Frauen um 30 Prozent verringert<br />

werden.<br />

4. Im hohen Alter kann Mehrfacherkrankung<br />

(Multimorbidität) zur<br />

Einschränkung bzw. zum Verlust<br />

der Selbständigkeit führen. Es wird<br />

davon ausgegangen, dass jeder<br />

Dritte über 70-jährige Bundesbürger<br />

an fünf mittelgradig schweren<br />

und fast jeder vierte an fünf gleichzeitig<br />

behandelten Erkrankungen<br />

leidet. Bei einer Befragung von<br />

Personen ab einem Alter von 40<br />

Jahren sagen 24 Prozent der über<br />

70-Jährigen, dass sie an fünf und<br />

mehr Erkrankungen leiden, während<br />

lediglich sieben Prozent keine<br />

Erkrankung angaben.<br />

Medizinische Versorgung<br />

in Pfl egeheimen<br />

Bezogen auf die hausärztliche Versorgung<br />

möchte ich mich auf die<br />

medizinische Versorgung im Pfl egeheim<br />

konzentrieren. Und dies aus<br />

zwei Gründen. Erstens überblicke<br />

ich den Bereich am ehesten, da ich<br />

selbst als Altenpfl eger in Heimen<br />

gepfl egt habe. Zweitens befasse ich<br />

mich seit Jahren mit der Frage, wie<br />

die Lebenssituation von Heimbewohner<br />

verbessert werden kann.<br />

Auf drei Problembereiche möchte<br />

ich hinweisen:<br />

1. Es besteht nachgewiesenermaßen<br />

ein Mangel an fachärztlicher Betreuung:<br />

• In fast jedem vierten Pfl egeheim<br />

fand keine psychiatrische Betreuung<br />

statt.<br />

• Bei mehr als der Hälfte von untersuchten<br />

782 Heimen wurde festgestellt,<br />

dass diese nie von einem Orthopäden<br />

besucht worden sind.<br />

• Etwa ein Drittel der untersuchten<br />

782 Heime wurde nie von einem<br />

Frauenarzt, HNO-Arzt, Augen-<br />

oder Zahnarzt besucht.<br />

Zu betonen ist, dass sich die Kritik<br />

primär an Fachärzte richtet. Die<br />

hausärztliche Versorgung erscheint<br />

dagegen insoweit sachgerecht, als zumindest<br />

annähernd in jedem Quartal<br />

16 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 17


Titel<br />

ein Behandlungsfall pro Pflegeheimbewohner<br />

gemessen werden konnte.<br />

2. Es gibt Tendenzen einer Über-<br />

und Unterversorgung mit Arzneimitteln:<br />

• Heimbewohner erhalten im Vergleich<br />

zu Nicht-Pflegedürftigen<br />

bei Kontrolle der Erkrankungen<br />

deutlich mehr Psycholeptika (Antipsychotika,<br />

Anxiolytika, Hypnotika<br />

und Sedativa). Dieser Befund<br />

deutet auf „ein Ruhigstellen“ von<br />

pflegebedürftigen Heimbewohnern.<br />

Und umgekehrt gilt es festzustellen,<br />

dass insbesondere bei der<br />

Demenz eine zu geringe Menge an<br />

verordneten Dementiva als Unterversorgung<br />

interpretiert werden<br />

könnte.<br />

Insgesamt scheint die Medikamentenversorgung<br />

weniger ein quantitatives,<br />

sondern vielmehr ein qualitatives<br />

Problem darzustellen. Das gilt<br />

auch für den ambulanten Bereich.<br />

Denn diesbezüglich konnte bereits<br />

in der bekannten Berliner Altersstudie<br />

gezeigt werden, dass - obwohl 90<br />

Prozent der über 70-Jährigen mit<br />

mindestens einem Medikament versorgt<br />

wurden - etwa bei 24 Prozent<br />

eine Untermedikation im Sinne unbehandelter,<br />

mittel- und schwergradiger,<br />

körperlicher Erkrankungen<br />

festgestellt wurde.<br />

3. Bei der Problematik der Krankenhauseinweisungen<br />

ist zu beachten:<br />

• Die Zahl der Krankenhauseinweisungen<br />

bei Pflegeheimbewohnern<br />

ist insgesamt geringer als bei häuslich<br />

gepflegten Personen; aber höher<br />

als bei nicht pflegebedürftigen<br />

Menschen – bei Kontrolle des<br />

Krankheitsspektrums.<br />

Handlungsoptionen<br />

Interventionsstudien zeigen die<br />

Bedeutung der Reduktion von klinischen<br />

Problemfeldern, vor allem<br />

18 2/<strong>2010</strong><br />

durch qualifiziertes und engagiertes<br />

Pflegepersonal in den Bereichen:<br />

Dekubitus, freiheitsentziehende<br />

Maßnahmen, Ernährung und Verhinderung<br />

von Stürzen. Die Zusammenarbeit<br />

von Medizin und Pflege<br />

war ein entscheidender Erfolgsfaktor.<br />

Konkret bedeutet dies, dass die<br />

gesundheitliche Situation alter Menschen<br />

in den Heimen verbessert und<br />

damit ein Beitrag zur Lebensqualität<br />

und Würde im Alter geleistet werden<br />

kann.<br />

Verbesserungen erfolgen aber nicht<br />

wie das Morgenrot nach durchschlafener<br />

Nacht, sondern unter Beachtung<br />

von folgenden gesundheitspolitischen<br />

Erwägungen. Hierzu hat das<br />

Diakonische Werk der Ev. Kirche in<br />

Deutschland in einem Positionspapier<br />

Stellung genommen:<br />

1. Alle Heimbewohner sollten ein<br />

geriatrisches Assessment erhalten,<br />

welches gezielt die Potentiale einer<br />

selbständigen Lebensführung<br />

erhebt. Entscheidend dabei ist<br />

u.a. die Evaluation des Therapieerfolgs.<br />

Die Zusammenarbeit mit<br />

qualifizierten Pflegenden halte ich<br />

für zwingend, vor allem wenn es um<br />

die Identifizierung, Förderung und<br />

Unterstützung von Potentialen der<br />

selbständigen Lebensführung geht.<br />

Das geriatrische Assessment ist ein<br />

wesentlicher zentraler Punkt, der<br />

natürlich für die ambulante ärztliche<br />

Versorgung gilt. Bei Studien<br />

konnte festgestellt werden, dass<br />

ein geriatrisches Assessment wesentlich<br />

zur Verhütung schwerwiegender<br />

Komplikationen (Demenz,<br />

Delirium, Schenkelhalsfrakturen<br />

usw.) sowie zur Verminderung von<br />

Krankenhaus- und Pflegeheim-<br />

Einweisungen beitragen kann.<br />

2. Die akutgeriatrische Versorgung<br />

muss ausgebaut werden. Bekannt<br />

ist, dass die akutstationäre Versorgung<br />

im Bereich der Geriatrie nicht<br />

flächendeckend sichergestellt ist<br />

und eine ambulante existiert in der<br />

Fläche nicht. Wichtig ist die Aufwertung<br />

des Faches Geriatrie im<br />

Medizinstudium, die Einrichtung<br />

von geriatrischen Lehrstühlen an<br />

allen medizinischen Fakultäten<br />

des Landes. Wichtig ist auch der<br />

Ausbau des Fortbildungsangebots<br />

durch die Landesärztekammern.<br />

3. Die Versorgung pflegebedürftiger<br />

alter Menschen mit integrierten<br />

Versorgungsmodellen muss verbessert<br />

werden. <strong>Der</strong> Patient muss<br />

künftig im Mittelpunkt stehen und<br />

die Versorgungsstrukturen sind so<br />

zu gestalten, dass sektorenübergreifende<br />

Behandlungsformen das<br />

Maß der Dinge sein müssen.<br />

4. Ärztliche Besuche bei pflegebedürftigen<br />

Menschen müssen budgetunabhängig<br />

und gesondert<br />

vergütet werden. Entscheidend<br />

ist hier nicht nur der Blick auf<br />

die Höhe der Vergütung, sondern<br />

auf die Budget-Restriktionen, die<br />

dazu führen, dass eine Leistung<br />

nur noch in geringerem Umfang<br />

honoriert wird, wenn das Praxisbudget<br />

ausgeschöpft ist. Optionen<br />

sind z.B. besondere Verträge, in<br />

denen die Vergütung außerhalb<br />

des Praxisbudgets geregelt wird.<br />

Auch die Heime sind gefragt<br />

Aber nicht nur die Gesundheitspolitik<br />

ist gefordert, auch die Einrichtungen<br />

selbst - und hier vor allem die<br />

Berufsgruppen der Medizin und der<br />

Pflege - sind in hohem Ausmaß in die<br />

Pflicht genommen:<br />

Die ärztliche Versorgung kann und<br />

muss seitens des Heims besser strukturiert<br />

werden!<br />

Kriterien guter Zusammenarbeit<br />

sind u.a. folgende Punkte:<br />

• Koordination der medizinischen<br />

Versorgung als Aufgabe des Pflegemanagements<br />

• Zusammenarbeit mit wenigen,<br />

dafür aber engagierten Ärzten<br />

(Gratwanderung zwischen freier<br />

Arztwahl und einem Team von engagierten<br />

Ärzten/ Fachärzten)<br />

• Systematische Vorbereitung der<br />

Arztbesuche in Heimen<br />

• Regelmäßig Visitentage<br />

• Erweiterte ärztliche Bereitschaftszeiten<br />

• Qualifizierung von Ärzten und Pflegenden<br />

Darüber hinaus ist die Kooperationsfrage<br />

zwischen den Berufsgruppen<br />

eine zentrale Frage, bei der<br />

noch über ganz andere Innovationen<br />

nachgedacht werden muss, die aus<br />

meiner Sicht zwingend sind. Zu nennen<br />

sind z.B.:<br />

• Gemeinsames geriatrisches Assessment<br />

bei Neuaufnahmen<br />

• Interdisziplinäre Fallbesprechungen<br />

mit wechselnder Moderation<br />

• Einbeziehung von Ärzten in konzeptionellen<br />

Fragen (integrierte und / oder<br />

segregative Demenzversorgung).<br />

Die Zukunft wird ohnehin eine Entwicklung<br />

mit weiterer Spezialisierung<br />

bedeuten, insbesondere für den<br />

Demenzbereich: Spezialpflegebereiche,<br />

etc.<br />

Zu guter Letzt:<br />

Für mich gibt es keinen Zweifel, dass<br />

die medizinische Versorgung alter<br />

Menschen im Heim wie auch zu Hause<br />

verbessert werden muss und kann.<br />

Panik ist völlig unangebracht, aber<br />

Mängel müssen konkret benannt werden.<br />

Dabei ist die Erkenntnis schmerzhaft,<br />

dass unser Gesundheits- und<br />

Versorgungssystem immer noch sehr<br />

stark auf Akutmedizin, weniger auf<br />

Chronikermedizin und damit auf die<br />

Bedürfnisse alter und hochbetagter<br />

Menschen ausgerichtet ist.<br />

Aber bei allen Innovationen und notwendigen<br />

Verbesserungen sollten<br />

auch die Grenzen der Medizin und<br />

des Machbaren nicht aus dem Auge<br />

verloren werden. <strong>Der</strong> deutsche Philosoph<br />

Hans Georg Gadamer hat einmal<br />

von der „Verborgenheit“ der Gesundheit<br />

gesprochen. Letzten Endes ist sie<br />

ein Geschenk, welches in einer Welt<br />

der Machbarkeit, der Beschleunigung<br />

und des technischen Fortschritts den<br />

Menschen an<br />

Grenzen führt.<br />

Meiner Auffassung<br />

nach sollten<br />

diese Grenzen<br />

beachtet,<br />

respektiert und<br />

nicht überschritten<br />

werden.<br />

Kontakt<br />

Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />

Pflegewissenschaftliche<br />

Fakultät, Philosophisch-<br />

Theologische Hochschule<br />

Vallendar;<br />

hbrandenburg@pthv.de<br />

Anzeige


Fotos: Raab<br />

Titel<br />

Die Pflege braucht mehr Fachkräfte –<br />

woher nehmen und nicht stehlen?<br />

Mit diesem etwas provokanten<br />

Titel hatte auch<br />

dieses Jahr HORIZONTE,<br />

das Stuttgarter Pflegeforum der<br />

Evangelischen Heimstiftung, zahlreiche<br />

Interessenten bei der Messe<br />

Reha & Pflege angelockt. <strong>Der</strong> Unterhaltungswert<br />

war hoch und mancher<br />

Denkanstoß ist sicher davon ausgegangen.<br />

Auch ein Mitverdienst des<br />

bewährten Moderators Jo Frühwirth<br />

vom SWR Fernsehen, der vom üblichen<br />

Podium abgewichen war und<br />

dafür viel Lob erntete.<br />

<strong>Der</strong> Experte Roland Sing wird gehört.<br />

Bei seiner Begrüßung hatte Helmut<br />

Mäule, Aufsichtsratsvorsitzender der<br />

Heimstiftung, dem größten kirchlichen<br />

Träger der Altenhilfe im Lande,<br />

aufgezeigt, dass die Pflege vor großen<br />

Aufgaben steht. <strong>Der</strong> Wettstreit um die<br />

jungen Pflegekräfte habe begonnen.<br />

Paradox: Alter ein<br />

„Jungbrunnen“?<br />

Dass man aber nicht nur auf den<br />

Nachwuchs schauen sollte, bestä-<br />

tigte sich sofort beim Thema „Altenpflege<br />

im Wandel – ein Blick in<br />

die Zukunft“ von Prof. Dr. Ursula<br />

Lehr, Bundesministerin a.D. Das<br />

machte die engagierte PowerPoint-<br />

Präsentation mit einer Fülle an Wissenswertem<br />

in der ihr eigenen Art<br />

mehr als deutlich. Sie begeisterte.<br />

Das Spannungsfeld reichte von der<br />

ursprünglichen „Versorgung alter<br />

Menschen als Aufgabe für die Familie“<br />

bis zu „Pflegebedürftigkeit vermeiden<br />

durch ausbauen der Prävention,<br />

ändern des Lebensstils und der<br />

Produkte bis zur Umweltgestaltung“.<br />

Moderator Frühwirth trifft bei seiner<br />

Überleitung voll die Stimmung<br />

der Zuhörenden: „Das Thema Alter<br />

scheint für Frau Lehr ein wahrer<br />

Jungbrunnen zu sein.“<br />

Wo ist (Wo bleibt?) der<br />

Generalplan für das Alter?<br />

Als erster danach stellt sich Roland<br />

Sing, der LSR-Vorsitzende, der Frage<br />

nach der Gestaltung unseres Le-<br />

bens im weitesten Sinne. Die Fakten<br />

für die Zukunft, sie seien alle klar,<br />

auch durch die Arbeit der hervorragenden<br />

Altenberichte für die Bundesregierungen.<br />

Ihm fehle jedoch<br />

ein darauf basierender Generalplan.<br />

So was gebe es wohl beispielsweise<br />

nur für den Straßenverkehr. In der<br />

neuen Koalitionsvereinbarung stehe<br />

zwar einiges drin, der „große Wurf“<br />

fehle jedoch. Das verstärkte Lehr<br />

noch: In der Politik würde das Altern<br />

verdrängt, sich für Kindergärten einzusetzen,<br />

das sei angenehmer. Sing:<br />

Die Politik mache Tagesgeschäft, reagiere<br />

auf jeden hingeworfenen Brocken.<br />

In seinen früheren AOK-Zeiten<br />

sei er nach Besuchen im Sozialministerium<br />

noch stolz darauf gewesen,<br />

wie man dort schon an die Zukunft<br />

gedacht habe. Mit Blick auf das heutige<br />

HORIZONTE-Thema müsse der<br />

jetzt schon geltende Grundsatz „ambulant<br />

vor stationär“ noch konkreter<br />

ausgestaltet und gefördert werden.<br />

Die von Lehr klar aufgezeigten unterstützenden<br />

Systeme stünden noch<br />

aus. Auch deshalb habe er beim Landesseniorentag<br />

2009 einen Kongress<br />

zur „Telemedizin“ gefordert und sei<br />

bei Ministerin Dr. Stolz gleich auf<br />

Zustimmung gestoßen. Maxime für<br />

die langfristige Betrachtung sei: Wie<br />

organisieren es die Politik, die Gesellschaft<br />

und die Einzelnen, dass die<br />

Älteren so lange wie möglich selbstbestimmt<br />

(mit technischer Unterstützung)<br />

zu Hause leben können. Spontaner<br />

Beifall war ihm dafür sicher.<br />

Pflege – meistens<br />

ein Karrierebruch<br />

Auch Klaus. D. Wanning, Hauptgeschäftsführer<br />

der Heimstiftung, unterstützt<br />

diese Argumentation und<br />

dass man mehr häusliche Pflege ermöglichen<br />

solle. Allerdings bedeute<br />

das für die Betroffenen - meistens<br />

pflegen Frauen - einen deutlichen<br />

Karrierebruch. Absehbar sei jedoch<br />

auch, dass man für die stationäre<br />

Pflege noch Personen gewinnen<br />

müsse. Da gibt es für ihn aber ein<br />

riesiges Potenzial an Frauen nach<br />

der Familienphase. Es gelte, mehr<br />

Kräfte mit Migrationshintergrund<br />

in das Personal einzubeziehen. Auch<br />

junge Menschen ohne Hauptschul-<br />

„Jungbrunnen“ Prof. Lehr<br />

abschluss dürften nicht ausgegrenzt<br />

werden. Als Heimträger habe man<br />

gute Erfahrungen mit Aufstiegswilligen<br />

und -fähigen gemacht. Ein<br />

großes Problem sieht er aber darin,<br />

dass man in der Pflege genau so viele<br />

Menschen wie in der Automobilindustrie<br />

beschäftige, es jedoch einen<br />

großen Unterschied gebe: die Bezahlung.<br />

Ministeriale Sicht<br />

Als nächster befragter „Experte“ machte<br />

Thomas Halder, Ministerialdirektor<br />

im Sozialministerium, klar: Man<br />

möchte in der Pflege alle Professionen<br />

vertreten sehen, vom Hauptschüler<br />

bis zum Akademiker. Wichtig seien jedoch<br />

auch die inzwischen geschaffenen<br />

neuen Berufe und Tätigkeitsfelder der<br />

Alltagsbetreuer, der Pflegehelfer sowie<br />

der Altenpflegehelfer (bei denen der<br />

berufliche Teil der zweijährigen<br />

Ausbildung auch mit 200 Stunden<br />

Deutsch ergänzt werde).<br />

Zusätzlich müsse man versuchen,<br />

mehr Männer in die Pflege<br />

zu bringen. Diese Berufe dürften<br />

aber nicht ständig „schlecht geredet“<br />

werden. Es gelte, Positives<br />

heraus zu stellen: die guten<br />

Aufstiegsmöglichkeiten und die<br />

Sicherheit der Arbeitsplätze.<br />

Nicht konjunkturabhängig<br />

Das konnte Eva Strobel, Vorsitzende<br />

der Geschäftsführung<br />

der Regionaldirektion der Bundesagentur<br />

für Arbeit, unterstreichen<br />

mit ihren Statistiken.<br />

Während das Stellenangebot<br />

insgesamt stark geschrumpft<br />

sei, hätte es in den sozialen Berufen<br />

30 Prozent mehr gegeben.<br />

Die Stellen für die Altenpflege<br />

hätten sich verdoppelt. Aber:<br />

Hemmnisse, den Bedarf an qualifizierten<br />

Kräften zu decken,<br />

seien die geringe Bezahlung, die<br />

unregelmäßigen Arbeitszeiten<br />

(Schicht) sowie die geforderte,<br />

außerordentliche körperliche<br />

Fitness. Entgegen käme dem,<br />

dass 40 Prozent der Frauen<br />

Teilzeitstellen suchten, wofür<br />

es jedoch an ausreichender Kinderbetreuung<br />

fehle. Das brachte Wanning<br />

auf den Plan, der möglichst für jedes<br />

Heim eine eigene Kindertagesstätte<br />

möchte. Bei der Gehaltsfrage sei man<br />

auf gutem Wege, weil für die Jüngeren<br />

nun mehr gezahlt werden könne.<br />

Gemeinsam agieren<br />

Gleich war auch geboren, dass man<br />

zusammen mit den Arbeitsagenturen<br />

Veranstaltungen und Info-Märkte,<br />

auch in den Schulen durchführen<br />

sollte. Für Strobel ist es zusätzlich<br />

notwendig, dass es mehr zertifizierte<br />

Pflegeschulen im Lande gibt, bei denen<br />

Arbeitslose qualifiziert und umgeschult<br />

werden können. Das stößt<br />

allerdings auf Widerspruch bei Peter<br />

King, dem Geschäftsführer des Diakonischen<br />

Instituts für soziale Berufe.<br />

Dort hat man großen Erfolg dabei, auf<br />

Messen und in Schulen den Berufsnachwuchs<br />

anzusprechen und zu gewinnen.<br />

Dort werde über das Image<br />

der Pflegeberufe mit entschieden.<br />

Aufmerksamkeit sogar noch<br />

für das „Pontifikalamt“<br />

Sing sieht das Pflegeimage differenziert,<br />

denn es gebe unterschiedliche<br />

Aufgabenstellungen für die ambulante,<br />

die stationäre und die teilstationäre<br />

Pflege. Die Organisation in den<br />

Heimen ließe sich teilweise verändern.<br />

Müsse die kostbare Zeit der Fachkräfte<br />

wirklich dafür verwendet werden, die<br />

Arzneimittel selbst zu „stellen“? Dafür<br />

könnte man auch Apotheken oder<br />

„Bliesterdienste“ nutzen. Ähnliches<br />

gelte für teilweise „vorsintflutliche“<br />

Techniken bei der Dokumentation. Da<br />

gäbe es Potenziale. Ein Dorn im Auge<br />

ist Sing auch, wenn Hausärzte ins<br />

Heim kommen und mancherorts der<br />

Arbeitsablauf eine Eigendynamik erhält.<br />

Sein Vergleich, dass das teilweise<br />

einem Pontifikalamt ähnle (für Nichtkatholiken:<br />

ein besonders festlicher<br />

Gottesdienst mit viel begleitendem<br />

Personal), löste beifälliges Kopfnicken<br />

aus. Wanning erklärte in diesem Kontext,<br />

dass man daran gehe, Ärzte für<br />

die eigenen Heime einzustellen.<br />

Zu diesem recht bunten Strauß der<br />

aufgezeigten Möglichkeiten und Probleme<br />

passte das Schlusswort von<br />

Moderator Frühwirth zur zukunftsorientierten<br />

Gestaltung unseres Lebens:<br />

„Seien wir realistisch und versuchen<br />

wir das Unmögliche“.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

20 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 21


Titel<br />

Vom Gast zum Nachbarn<br />

Interkulturelle Altenhilfe notwendig<br />

Von Marcel Faißt<br />

Ende der 50er-Jahre kamen<br />

die ersten Ausländer als Gastarbeiter<br />

nach Deutschland.<br />

Damals wurde angenommen, dass<br />

sie nach einigen Jahren wieder in<br />

ihr Heimatland zurückgehen würden.<br />

Doch viele blieben und gründeten<br />

Familien. Mittlerweile lebt in<br />

Deutschland die dritte Migrantengeneration,<br />

die erste befindet sich<br />

längst im Rentenalter. Die ehemaligen<br />

Gastarbeiter sind entgegen ihrer<br />

ursprünglichen Planung zu Einwanderern<br />

geworden.<br />

Jeder Vierte mit<br />

Migrationshintergrund!<br />

Nach dem Mikrozensus aus dem Jahr<br />

2006 haben von den 10,7 Mio. <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>ern 2,7 Mio. – also rund<br />

jeder Vierte – einen Migrationshintergrund.<br />

Etwa eine halbe Million ist älter<br />

als 60 Jahre. Laut Prognosen wird ihre<br />

Zahl in den nächsten zwanzig Jahren<br />

auf 2,8 Mio. steigen. Die älteren MigrantInnen<br />

sind die am schnellsten<br />

wachsende Bevölkerungsgruppe. Dadurch<br />

stehen Anbieter von sozialen<br />

Dienstleistungen in der Altenhilfe immer<br />

mehr vor der Herausforderung,<br />

sich interkulturell zu öffnen. Doch wie<br />

sehen die Lebenssituationen älterer<br />

MigrantInnen in Deutschland aus?<br />

Oft schwierige Lebenslagen<br />

Selbstverständlich lässt sich die Be-<br />

schreibung nicht verallgemeinern.<br />

Dennoch ist häufig die Lebenslage<br />

vieler älterer MigrantInnen durch<br />

diese Merkmale gekennzeichnet:<br />

Ihr Gesundheitszustand ist oftmals<br />

schlechter als bei den gleichaltrigen<br />

Deutschen. Dies liegt zum einen an oft<br />

gesundheitlich belastenden Arbeitsbedingungen<br />

(Akkord- und Schichtarbeit<br />

oder körperlich schwere Arbeit).<br />

Aber auch an stark prägenden,<br />

oft traumatischen persönlichen<br />

Lebenserfahrungen wie politischer<br />

Verfolgung, Vertreibung oder Diskriminierung.<br />

Dazu kommen in vielen Fällen Defizite<br />

im Beherrschen der deutschen<br />

Sprache. Deshalb sind sie oft unzureichend<br />

über Angebote und Leistungen<br />

des Gesundheitssystems und<br />

der Altenhilfe informiert. Sprachliche<br />

Verständigungsschwierigkeiten<br />

führen des Öfteren zu Fehldiagnosen<br />

und Fehlbehandlungen, da z. B.<br />

Krankheitssymptome dem behandelnden<br />

Arzt nicht eindeutig erläutert<br />

werden können. Häufig bestehen<br />

aufgrund von negativen Erfahrungen<br />

Vorbehalte gegenüber Institutionen<br />

und Behörden.<br />

Aufgrund des eher niedrigen Einkommens<br />

und der bescheidenen<br />

Renten stehen oftmals nicht die finanziellen<br />

Ressourcen zur Verfügung,<br />

die das Gesundheitssystem<br />

heute von den Versicherten abverlangt.<br />

Außerdem ist zu bedenken,<br />

dass viele MigrantInnen Unterhalt<br />

an Verwandte leisten, die noch im<br />

Herkunftsland leben, sodass sich das<br />

verfügbare Einkommen noch weiter<br />

reduziert.<br />

Ein weiteres Merkmal der Lebenssituation<br />

ist die ursprüngliche<br />

Rückkehrorientierung. Diese hat<br />

dazu geführt, dass man sich auf<br />

das Leben im Aufnahmeland nur<br />

provisorisch eingerichtet hat. Allerdings<br />

bleiben zwischenzeitlich<br />

viele im Alter in Deutschland. Auch<br />

die Familienstrukturen wandeln<br />

sich zunehmend. Die Annahme,<br />

dass MigrantInnen im Alter von<br />

ihren Familien versorgt werden, ist<br />

längst überholt. <strong>Der</strong> Anteil Alleinstehender<br />

steigt auch dort kontinuierlich.<br />

Zugangsbarrieren<br />

erschweren Inanspruchnahme<br />

Das alles führt oft dazu, dass die Inanspruchnahme<br />

von Angeboten der<br />

Altenhilfe erschwert oder gar verhindert<br />

wird. Aber auch auf Seiten der<br />

Altenhilfe gibt es oftmals mangelnde<br />

Kenntnisse über die Bedürfnisse<br />

dieser Bevölkerungsgruppe. Einrichtungen<br />

der Altenhilfe stehen zunehmend<br />

vor der Aufgabe, sich interkulturell<br />

zu öffnen, um die Zielgruppe<br />

der MigrantInnen anzusprechen und<br />

zu integrieren.<br />

Was können<br />

Einrichtungen tun?<br />

Um diese interkulturelle Öffnung (im<br />

Folgenden IKÖ genannt) in der Altenhilfe<br />

anzustoßen bzw. fortzuentwickeln,<br />

hat die Arbeiterwohlfahrt<br />

im Jahr 2008 die Rahmenkonzeption<br />

„Interkulturelle Öffnung der ambulanten<br />

und stationären Angebote<br />

für ältere Menschen“ verabschiedet.<br />

Sie dient als Orientierungshilfe für<br />

die Praxis und beschreibt relevante<br />

Bausteine für Konzepte kultursensibler<br />

Altenhilfeangebote:<br />

<strong>Der</strong> Prozess der IKÖ ist eine Managementaufgabe.<br />

Sie muss von der<br />

Leitungsebene verantwortet und von<br />

den Beschäftigten getragen werden.<br />

Die Steuerung der konkreten Umsetzung<br />

wird von der mittleren und<br />

unteren Führungsebene übernommen.<br />

So kann sichergestellt werden,<br />

dass der langfristige Prozess der IKÖ<br />

verankert wird. Dies muss auch im<br />

Leitbild der Einrichtung sichtbar<br />

werden. Durch diese bewusste Positionierung<br />

nach innen und außen<br />

wird die Identifikation der Beschäftigten<br />

sowie der KundInnen mit der<br />

IKÖ gestärkt.<br />

In Pflegeeinrichtungen ist empfehlenswert,<br />

dass neben der Biografieorientierung<br />

auch kulturelle Aspekte<br />

der Pflegebeziehung integriert werden.<br />

Die Biografiearbeit ist wichtig<br />

um Verhaltensweisen und Vorstellungen<br />

von Lebensgestaltung zu<br />

verstehen und auf dieser Grundlage<br />

z. B. religiöse Bedürfnisse, Essenswünsche,<br />

Angehörigenarbeit etc. zu<br />

beachten. Eine Erhebung der Arbeiterwohlfahrt<br />

hat ergeben, dass<br />

42 Prozent der Beschäftigten in der<br />

Altenhilfe selbst eine Migrationsgeschichte<br />

haben. Diese Multikulturalität<br />

im Team muss als Chance für den<br />

Prozess der IKÖ genutzt werden, um<br />

kultursensibles Miteinander und gegenseitige<br />

Lernprozesse zu fördern.<br />

Ein multikulturelles Team braucht<br />

allerdings auch Reflexionszeit um<br />

sich so zu entwickeln.<br />

Um Leistungen in hoher Qualität<br />

anbieten zu können, ist qualifiziertes<br />

Personal erforderlich. Hierzu<br />

sind Qualifizierungen zum Erwerb<br />

interkultureller Kompetenz unabdingbar.<br />

Das Ziel solcher Seminare<br />

ist es, eigene Einstellungen zu reflektieren<br />

und die Kompetenzen für<br />

interkulturelle Situationen durch<br />

Begegnungen mit Einwanderern<br />

und durch Vermittlung von Hintergrundwissen<br />

zu stärken. Mit der<br />

Entscheidung zur IKÖ müssen die<br />

Angebote der Einrichtung angepasst<br />

werden. Mit am Wichtigsten ist das<br />

Sicherstellen der Kommunikation,<br />

aber auch die Themen Ernährung,<br />

Feste und Bräuche sowie religiöse<br />

Bedürfnisse.<br />

In Kooperation mit den öffentlichen<br />

Stellen sowie Kranken- und<br />

Pflegekassen müssen neue Wege<br />

der Öffentlichkeitsarbeit entwickelt<br />

werden (z. B. durch mehrsprachige<br />

Faltblätter). Die „Warten-auf-Nachfrage-Struktur“<br />

ist längst überholt<br />

– aufsuchende und gemeinwesenbezogene<br />

Ansätze müssen das Ziel sein.<br />

Hierbei sollten Schlüsselpersonen<br />

aus dem Umfeld der MigrantInnen<br />

mit einbezogen werden. Als wichtige<br />

Mittler tragen sie dazu bei, Vertrauen<br />

zur Institution aufzubauen.<br />

Details unter www.awo-wuerttemberg.de,<br />

Rubrik Informationen ><br />

AWO-Standpunkte.<br />

Marcel Faißt<br />

Referent Altenhilfe bei der<br />

Arbeiterwohlfahrt<br />

Bezirksverband <strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

22 2/<strong>2010</strong> Praktizierende „Nachbarn“<br />

2/<strong>2010</strong> 23


Titel<br />

Auch deshalb war dem „im<br />

blick-Team“ klar, dass beim<br />

Schwerpunkt „Pfl ege“ in dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> viele Informationen<br />

zum Thema Demenz enthalten sein<br />

sollten. Gleichzeitig ist beschlossen<br />

worden, dass es auch künftig nicht<br />

vergessen werden darf und mindestens<br />

mit einem Beitrag pro Heft vertreten<br />

sein muss.<br />

Alzheimerwitze sind verfehlt<br />

Damit wird nur etwas verdrängt, das<br />

jede/jeden „erwischen“ kann. Denn:<br />

Bei den über 75-Jährigen ist das Ri-<br />

„Das hätte ich jetzt doch<br />

fast vergessen!“<br />

siko, an Alzheimer zu erkranken,<br />

höher als das, einen Schlaganfall zu<br />

erleiden. In naher Zukunft wird es<br />

in jeder dritten Familie einen Demenzkranken<br />

geben. Deshalb sind<br />

einige Informationen zur Alzheimer<br />

Krankheit angebracht.<br />

Demenz – Alzheimer,<br />

was ist schlimmer?<br />

Das ist die falsche Frage. Insgesamt<br />

etwa 1,3 Mio. Menschen in<br />

Deutschland leiden an „Demenzerkrankungen“,<br />

an einer meist unaufhaltsam<br />

fortschreitenden Hirn-<br />

„im blick“- Lesende sollten<br />

das möglichst nicht so<br />

schnell sagen müssen<br />

leistungsschwäche. Mit 70 bis 75<br />

Prozent Anteil ist dabei die „Alzheimer<br />

Krankheit“ die häufi gste Form<br />

der Demenz. Allerdings gibt es auch<br />

viele vaskuläre, also gefäßbedingte<br />

Demenzen, zum Teil auch als Mischformen<br />

in Kombination mit der<br />

Alzheimer Krankheit. Zunehmend<br />

werden frontotemporale Demenzen<br />

wahrgenommen. Dazu kommen<br />

noch unzählige andere, aber seltener<br />

festgestellte Demenzerkrankungen,<br />

darunter sogar welche, die zu einem<br />

kleinen Prozentsatz bereits heilbar<br />

sind.<br />

Schon mit 45 Jahren dement?<br />

Am häufi gsten treten diese Erkrankungen<br />

ab dem 65. Lebensjahr auf.<br />

Es trifft aber auch schon Menschen<br />

im mittleren Alter, in Ausnahmefällen<br />

sogar in jungen Jahren.<br />

Dann kann man zunehmend nur<br />

noch sehr schwer neue Informationen<br />

und Erfahrungen aufnehmen<br />

oder Erinnerungen abrufen. Es fällt<br />

auch schwer, sich räumlich und<br />

zeitlich zu orientieren und sich im<br />

eigenen Umfeld selbstständig zurechtzufi<br />

nden.<br />

Schon bald nach dem Auftreten der<br />

ersten Symptome wird man rasch<br />

von der Hilfe anderer Menschen<br />

abhängig, kann aber oft die eigenen<br />

Interessen noch selbst vertreten.<br />

Im weiteren Verlauf kommt es zur<br />

völligen Hilfl osigkeit und Schwerstpfl<br />

egebedürftigkeit sowohl in psychischer<br />

wie körperlicher Hinsicht.<br />

In der mittleren und späten Phase<br />

sind die Betroffenen weitgehend auf<br />

Hilfe und Pfl ege rund um die Uhr<br />

angewiesen. Das bringt auch bei den<br />

Pfl egenden enorme psychische und<br />

physische Belastungen. Oft entstehen<br />

massive Familienkonfl ikte. Wichtig<br />

ist daher eine frühe Information,<br />

Beratung und die Inanspruchnahme<br />

von Entlastungsangeboten wie z.B.<br />

Angehörigengruppen oder niedrigschwellige<br />

Betreuungsangebote.<br />

Was sind „niedrigschwellige“<br />

Betreuungsangebote?<br />

Mit Betreuungsgruppen, Häuslichen<br />

Betreuungsdiensten bzw. Helfer-/<br />

Helferinnenkreisen sollen die pfl egenden<br />

Angehörigen entlastet und<br />

ihnen ein wenig freie Zeit verschafft<br />

werden, damit sie auch mal unbelastet<br />

„aufatmen“ können.<br />

Die erste dieser „Betreuungsgruppen“<br />

in ganz Deutschland ist 1991<br />

in Stuttgart-Birkach von ehemals<br />

pfl egenden Angehörigen geschaffen<br />

worden. Sie hatten sich während den<br />

langen Pfl egejahren völlig allein gelassen<br />

gefühlt. Diese Frauen haben<br />

bald – unter Mitwirkung einer Fachkraft<br />

– zunächst an einem Nachmittag<br />

pro Woche Betreuung für<br />

Demenzkranke angeboten. In dieser<br />

Zeit konnten die pfl egenden Angehörigen<br />

eine „Auszeit“ für sich oder zu<br />

erledigende Dinge nehmen.<br />

<strong>Der</strong> erste „Helferinnenkreis“ entstand<br />

1995 in Nürnberg. Auslöser dafür war<br />

die Anfrage „Hätten Sie nicht jemand,<br />

der mal für ein paar Stunden bei meiner<br />

Mutter (oder meinem Vater) bleibt?“<br />

Die dortige Beratungsstelle gründete<br />

daraufhin einen Helfer/innenkreis<br />

zur stundenweisen Betreuung von Demenzkranken<br />

im häuslichen Bereich<br />

und zwar durch geschulte und fachlich<br />

begleitete „Helferinnen“. Bei beiden<br />

Angebotsformen war von Anfang<br />

an klar, dass sie nur mit ehrenamtlich<br />

bzw. bürgerschaftlich engagierten<br />

Menschen zu verwirklichen sind.<br />

Noch zum Begriff „niedrigschwellig“:<br />

Es sollen keine Hürden (z.B. durch<br />

hohe Kosten) geschaffen werden, die<br />

es den Angehörigen erschweren, diese<br />

Hilfe anzunehmen.<br />

Betreuungsgruppen für<br />

Menschen mit Demenz<br />

Betreuungsgruppen fi nden meistens<br />

nachmittags, oft in Mehrzweckräumen<br />

von öffentlichen Einrichtungen<br />

statt, in jedem Fall aber außer Haus.<br />

Die Kosten dafür sind meistens 15,-<br />

Euro pro Nachmittag. Viele Betreuungsgruppen<br />

haben einen eigenen<br />

Fahrdienst, der die demenzkranken<br />

Menschen gegen ein geringes<br />

Entgelt daheim abholt und wieder<br />

dorthin bringt. Die Besucher, auch<br />

gerne Gäste genannt, werden von<br />

einer Fachkraft und mehreren ehrenamtlich<br />

Mitarbeitenden freundlich<br />

in Empfang genommen. Für die<br />

Begrüßung lassen die Betreuenden<br />

sich und den Gästen genügend Zeit.<br />

Dann begleiten sie diese an ihre (oft<br />

mit Namensschildern versehenen)<br />

Plätze. Beides trägt zur Orientierung<br />

in der Gruppe und im Raum<br />

bei. Auftakt zum eigentlichen Betreuungsnachmittag<br />

ist in der Regel<br />

ein Begrüßungsritual, beispielsweise<br />

ein immer gleiches Lied oder/<br />

und eine Vorstellung der Gäste<br />

durch die Gruppenleitung oder einer<br />

Betreuerin. Es folgt eine gemütliche<br />

Kaffeerunde an einem jahreszeitlich<br />

schön dekorierten Tisch mit<br />

Gesprächen über Themen, die den<br />

Betroffenen möglichst zugänglich<br />

sind. Im Anschluss sitzt die Gruppe<br />

in einem Stuhlkreis und bewegt<br />

sich zu anregender Hintergrundmusik.<br />

Später werden verschiedene<br />

Beschäftigungen angeboten, wie<br />

z. B. vertraute Spiele, Ergänzen von<br />

Sprichwörtern, das gemeinsame<br />

Zubereiten eines Abendbrotes oder<br />

die Beschäftigung mit vertrauten<br />

alten Gegenständen, die an frühere<br />

Zeiten erinnern und Gespräche anregen.<br />

Zum Abschluss singen alle<br />

Beteiligten alt bekannte Lieder und<br />

beenden den Nachmittag mit einem<br />

immer gleichen Abschiedsritual.<br />

Häusliche Betreuungsdienste<br />

sind sehr fl exible Angebote. Die Angehörigen<br />

sprechen die gewünschten<br />

Betreuungszeiten mit der Einsatzleitung<br />

bzw. den Betreuenden<br />

ab. Es können auch Demenzkranke<br />

betreut werden, die z.B. nicht mehr<br />

gehfähig sind, die nie gesellig waren,<br />

oder auch solche, die z.B. durch unkontrolliertes<br />

Schreien oder Rufen<br />

eine Gruppenatmosphäre bzw. die<br />

anderen Gäste einer Betreuungsgruppe<br />

massiv stören würden.<br />

Im häuslichen Bereich betreuen meistens<br />

geschulte Laienkräfte, teils auch<br />

Frauen mit pfl egefachlicher Ausbildung<br />

und Berufserfahrung, die sich<br />

hier ehrenamtlich engagieren. Bei<br />

ihren Einsätzen widmen sie sich ausschließlich<br />

der Betreuung der Kranken.<br />

Sie übernehmen keine hauswirtschaftlichen<br />

oder pfl egerischen Tätigkeiten,<br />

es sei denn, dass diese mit der Betreuung<br />

in unmittelbarem Zusammenhang<br />

stehen und sich daraus herleiten<br />

(z.B. Beschäftigungsangebot Wäsche<br />

zusammenlegen; Toilettengang).<br />

Und wer zahlt?<br />

Mit dem Pfl egeweiterentwicklungsgesetz,<br />

das im Juli 2008 in Kraft getreten<br />

ist, erhalten alle Menschen,<br />

bei denen der Medizinische Dienst<br />

der Pfl egekassen eine Demenz festgestellt<br />

hat, sogenannte zusätzliche<br />

Betreuungsleistungen. Sie betragen<br />

bis zu 100 bzw. 200 € im Monat und<br />

können geltend gemacht werden,<br />

wenn der demenzkranke Mensch ein<br />

anerkanntes Betreuungsangebot in<br />

Anspruch nimmt (z.B. eine Betreu-<br />

2 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 2


Titel<br />

ungsgruppe, eine häusliche Betreuung,<br />

eine Tagespfl ege)<br />

Aktuell gibt es landesweit mehr als<br />

280 Betreuungsgruppen. Häusliche<br />

Betreuungsdienste, die im Wesentlichen<br />

auf das Konzept der „Helferinnenkreise“<br />

zurückgehen, werden seit<br />

dem Pfl egeleistungsergänzungsgesetz<br />

im Jahre 20<strong>02</strong> zunehmend gegründet.<br />

Von ihnen gibt es derzeit in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> weit über hundert. Das<br />

Land <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>, die Kommunen<br />

und die Pfl egekassen fördern<br />

die niedrigschwelligen Betreuungsangebote<br />

jeweils nach ihren Regelungen.<br />

Noch mehr Möglichkeiten?<br />

<strong>Der</strong> Bedarf an niedrigschwelligen Betreuungsangeboten<br />

ist besonders mit<br />

dem Pfl egeweiterentwicklungsgesetz<br />

vom Juli 2008 deutlich gewachsen.<br />

Aufgrund der großen Nachfrage bauen<br />

viele Träger diese Möglichkeit aus:<br />

Mit einem zweiten Betreuungsnachmittag,<br />

einer ganztägigen Betreuung<br />

z.B. am Wochenende oder – ganz im<br />

Sinne eines wohnortnahen Angebotes<br />

– mit weiteren Gruppen in der<br />

eigenen oder in anderen Gemeinden<br />

des Einzugsgebiets. Vor allem in<br />

Städten, in denen es schon mehrere<br />

Betreuungsgruppen gibt, zeigt sich<br />

eine Tendenz zur Differenzierung.<br />

Es werden spezielle Gruppen für<br />

Menschen gegründet, die sich z.B.<br />

in der frühen Phase einer Demenz<br />

befi nden. Sie unterscheiden sich<br />

von den herkömmlichen Gruppen<br />

Wer hilft „im Ländle“?<br />

Hier ist besonders die Alzheimer<br />

Gesellschaft <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> e.V. zu nennen, die<br />

1994 von pfl egenden Angehörigen<br />

und Fachleuten gegründet wurde.<br />

Sie versteht sich als Selbsthilfeverband<br />

für Betroffene und Angehörige<br />

und bietet einen umfangreichen<br />

Informationsservice, klärt<br />

auf, berät, vermittelt Hilfen für<br />

pfl egende Angehörige, veranstaltet<br />

Vorträge und Fortbildungen und<br />

vermittelt Referentinnen und Referenten.<br />

Außerdem unterstützt,<br />

darin, dass sie je nach Konzept z.B.<br />

eine Auseinandersetzung mit der<br />

Krankheit durch Gespräche anbieten,<br />

Erlebnismöglichkeiten auch im<br />

öffentlichen Raum (Museums- und<br />

Kaffeebesuche, Kegeln, etc.) schaffen<br />

und/oder einen Schwerpunkt auf<br />

körperliche Bewegung setzen.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

begleitet und koordiniert sie die regionalen<br />

Angehörigen- und Betreuungsgruppen<br />

sowie die Häuslichen<br />

Betreuungsdienste, entwickelt und<br />

fördert neue Betreuungs- und Versorgungsangebote,<br />

arbeitet mit Politik-<br />

und Fachkreisen zusammen<br />

und kooperiert mit Wissenschaft Freiwilligen-Gruppen<br />

und Forschung. Sie ist also runden eine Profiarbeit ab<br />

„erste Adresse“ zu diesem (leider)<br />

Begegnung, Begleitung,<br />

immer wichtiger werdenden Unterstützung The- wird leichter<br />

ma, das uns alle angeht.<br />

Erstes „genossenschaftliches“ Wohn- und Pfl egezentrum<br />

Kann und wird das (hoff entlich) Schule machen?<br />

In Pfullendorf entsteht derzeit<br />

das erste „genossenschaftliche“<br />

Wohn- und Pfl egezentrum im<br />

Südwesten. Diesen völlig neuen<br />

Weg hat die WoGA eröffnet. Diese<br />

erste kleine Sozialgenossenschaft<br />

(Wohnen und Gesundheit im Alter)<br />

ist extra dafür gegründet worden.<br />

Während der Bauphase gehören besonders<br />

die überwiegend aus Pfullendorf<br />

stammenden Unternehmen<br />

dazu. Seit dem Richtfest können<br />

sich auch die Bürgerinnen und Bürger<br />

der Stadt an der Genossenschaft<br />

beteiligen. Thomas Göbel, Vorstand<br />

der WoGA, hatte bei diesem Anlass<br />

betont: „Nicht die Investoren soll-<br />

Bedingungen die Menschen im Alter<br />

leben, sondern die Bürgerinnen und<br />

Bürger selbst.“<br />

Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> und Volksbanken<br />

stehen dahinter<br />

So ist auch bei den äußeren Bedingungen<br />

entschieden worden, dass der<br />

Neubau als so genanntes KfW-Energiesparhaus<br />

40 gebaut und fi nanziell<br />

gefördert wird, weil er höchsten ökologischen<br />

Anforderungen entspricht.<br />

Für die Heizung ist beispielsweise<br />

eine Holzpellet-Kesselanlage vorgesehen.<br />

Eine besondere Dämmung<br />

und eine Entlüftungsanlage sorgen<br />

eck<br />

Wärme. Betrieben werden soll das<br />

Zentrum für 53 pfl egebedürftige<br />

Menschen auf drei Etagen dann vom<br />

Wohlfahrtswerk für <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Zwei weitere Ebenen sind<br />

für Ladenfl ächen, Ärzte und Gesundheitsdienstleistungen<br />

vorgesehen.<br />

Und fi nanziell haben sich die Volks-<br />

und Raiffeisenbanken mit engagiert.<br />

Bei diesem Vorhaben interessiert es<br />

den „im blick“ natürlich, wie für die<br />

dort später Wohnenden und zu Pfl egenden<br />

gesorgt wird. Voraussichtlich<br />

schon im nächsten Heft dürften<br />

Sie dazu einen weiteren Beitrag „blicken“.<br />

Initiativen oder Gruppen, die sich für im Alltag<br />

erheblich eingeschränkte Mitbürger<br />

engagieren, können ihre geplanten Vorhaben<br />

nun einfacher verwirklichen oder ihre Initiative<br />

nachhaltig stärken. Denn mit Förderung<br />

nach § 45d SGBXI erhalten bürgerschaftlich,<br />

ehrenamtlich, kirchlich oder vereinsnah<br />

organisierte Gruppen finanzielle Unterstützung<br />

zur Durchführung ihrer Angebote –<br />

oder zum Aufbau neuer Dienste für ein<br />

Leben zu Hause, wenn es alleine nicht mehr<br />

geht.<br />

Die Agentur, die Ihren Förderantrag<br />

unterstützt<br />

„Pflege engagiert“ heißt die Agentur im Paritätischen<br />

Bildungswerk, die Ihnen im Auftrag<br />

des <strong>Landesseniorenrat</strong>s und des Sozialministeriums<br />

Antworten zu Ihrem Förderantrag<br />

nach § 45d gibt. Sind Sie antragsberechtigt?<br />

Wie geht man vor, um die Förderung zu erhalten?<br />

Ist Ihr Antrag formal korrekt verfasst?<br />

Solche und weitere Fragen beantwortet die<br />

Agentur Pflege Engagiert gerne im Internet<br />

oder per Telefon.<br />

Pfl ege engagiert!<br />

Ein Jahr fi nanziell gefördertes Bürgerengagement im<br />

Umfeld von Pfl ege: einfach dran bleiben!<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist erneut<br />

Vorreiter bei der Umsetzung<br />

von Bürgerengagement im<br />

Feld häuslicher Betreuung: 2009 ergriffen<br />

bereits 37 Initiativen auf der<br />

Grundlage fi nanzieller kommunaler<br />

Mitförderung die verbesserten Ressourcen<br />

durch die Pfl egekasse. Das<br />

ergab die Bilanz des Sozielministeriums,<br />

das den zuständigen Koordinierungsausschuss<br />

leitet. Seit 20<strong>02</strong><br />

wurden dort bereits erfolgreich 439<br />

Betreuungsgruppen für Menschen<br />

mit Demenz genehmigt.<br />

„Wir werten die Entwicklung beim §<br />

45d SGB XI als einen Erfolg. Hinter<br />

Beratungs- und<br />

den neu geförderten Vermittlungsagentur Initiativen stehen<br />

„Pflege engagiert“<br />

ca. 450 Freiwillige. c/o Paritätisches Sie alle Bildungswerk tragen dazu<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

bei, dass die Haußmannstr. Pfl egelandschaft 6 bunter<br />

70188 Stuttgart<br />

wird“, meint Tel.: Dr. (0711) Andreas 2155-188Marg,<br />

im So-<br />

E-Mail: info@pflege-engagiert.de<br />

zialministerium www.pflege-engagiert.de zuständig für die ambulante<br />

Altenhilfe. „Wir können damit<br />

Wir freuen uns auf Ihren Anruf und darauf,<br />

den Weg, den Ihre wir Fragen mit zu dem beantworten Aufbau und und<br />

Ihren Förderantrag vor zu prüfen:<br />

der Begleitung von Seniorennetzwer-<br />

Iren Steiner: (07<strong>02</strong>3) 74 12 48<br />

ken 2007 begonnen Dienstags haben, 13 – 18 Uhr ausbauen<br />

und nach Vereinbarung<br />

und jetzt verstärkt Sabine Reiber: auch (0711) für 21 55-184 pfl egende<br />

Donnerstags 14 – 16.30 Uhr<br />

Angehörige aktiv werden.“<br />

Das Spektrum der nach § 45d geförderten<br />

Initiativen ist bereits umfangreich:<br />

Zum Beispiel stehen 17<br />

Seniorennetzwerke am Start. Das<br />

sind Vereinigungen und Zusammenschlüsse<br />

für betreutes Wohnen zu<br />

Hause, in denen Profi s und Freiwillige<br />

eng zusammenarbeiten.<br />

Zum Beispiel haben 15 Pfl egebegleitergruppen<br />

und Initiativen im Aufbau<br />

die Förderung wahrgenommen.<br />

Das sind Freiwillige, die als Vertrauenspersonen<br />

pfl egenden Angehörigen<br />

zur Seite stehen.<br />

Interessantes fi ndet sich sowohl bei<br />

rein kommunal geförderten Initiativen<br />

als auch bei landesgeförderten<br />

Seniorennetzwerken. Sie gehen<br />

meistens auf aktive Bürgerinnen<br />

und Bürger zurück, die mit andern<br />

gemeinsam patente Lösungen für<br />

einen lebenswerten Alltag trotz Einschränkung<br />

gesucht haben.<br />

Lebenswerter Alltag<br />

trotz Einschränkungen<br />

Finanziell gefördertes Bürgerengagement<br />

im Umfeld von Pflege.<br />

Kümmerer im Besuchsdienst:<br />

In N. hat sich ein Gruppe von Mitgliedern<br />

der Kirchengemeinde entschlossen,<br />

Hochbetagte, die nicht<br />

mehr aus dem Haus kommen, regelmäßig<br />

zu besuchen.<br />

Einkaufen auch bei Behinderung:<br />

In F. haben mit Unterstützung<br />

der Gemeinde einige Bürgerinnen<br />

und Bürger das Susemobil gegründet:<br />

Es fährt mehrmals pro Woche<br />

Einkaufstouren – wenn Wege zu Fuß<br />

oder im Bus beschwerlich oder unmöglich<br />

sind.<br />

Für Pfl egende engagiert: In B.<br />

hat sich eine Gruppe von ehemals<br />

pfl egenden Angehörigen zusammengetan.<br />

Sie wollen Wohlfühlnachmittage<br />

für Pfl egende ins Leben rufen.<br />

Mit der Förderung nach § 45d können<br />

sie diese Idee verwirklichen und<br />

zudem durch eine Ausbildung als<br />

Pfl egebegleiterinnen für Angehörige<br />

ihren Horizont erweitern.<br />

Paten für den Schreibkram: In E.<br />

bietet eine Gruppe von Freiwilligen, die<br />

sich mit Formularen und Bürokratie<br />

auskennt, Hilfestellung bei jeglichem<br />

„Verwaltungsgeschäft im Alltag“.<br />

Meilensteine der Agentur<br />

Pfl ege engagiert <strong>2010</strong><br />

Noch längst nicht alle Landkreise<br />

weisen geförderte Initiativen auf:<br />

Die 37 Anträge konzentrieren sich<br />

in 16 Landkreisen. Bei 28 Landkreisen<br />

gibt es noch keine Förderungen.<br />

Deutlich mehr Initiativen könnten<br />

<strong>2010</strong> die Zuschüsse nützen, vorausgesetzt<br />

sie erreichen eine kommunale<br />

Mitförderung. Initiativen oder<br />

Gruppen, die sich für im Alltag erheblich<br />

eingeschränkte Mitbürger engagieren,<br />

können ihre geplanten Vorhaben<br />

nun einfacher verwirklichen oder<br />

ihre Initiative nachhaltig stärken.<br />

Denn mit der Förderung nach § 45d<br />

SGB XI erhalten bürgerschaftlich, eh-<br />

ten darüber bestimmen, zu welchen für einen effi zienten Nutzen der Hans-Jörg Eckardt<br />

26 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 27


Titel<br />

Testen Sie Ihre Initiative auf Förderfähigkeit<br />

1. Geht Ihre Unterstützung für Betagte<br />

von einer Initiative, einem<br />

Verein oder einem gemeinnützigen<br />

Träger aus?<br />

2. Bieten Sie unterstützende Hilfen<br />

für Menschen, die Betreuung<br />

und Begleitung im Alltag<br />

benötigen?<br />

3. Entlastet Ihr Angebot pfl egende<br />

Angehörige und soll es deren<br />

Lebensqualität erhöhen?<br />

4. Wird Ihre Leistung durch Freiwillige,<br />

also ehrenamtlich erbracht?<br />

renamtlich, kirchlich oder vereinsnah<br />

organisierte Gruppen fi nanzielle Unterstützung<br />

zur Durchführung ihrer<br />

Angebote – oder zum Aufbau neuer<br />

Dienste für ein Leben zu Hause, wenn<br />

es allein nicht mehr geht.<br />

Deshalb sollen <strong>2010</strong> die Möglichkeiten<br />

der Förderung von bürgerschaftlich<br />

gestützter sozial Betreuung,<br />

Begleitung und Unterstützung von<br />

pfl egebedürftigen Personen und pfl egenden<br />

Angehörigen in der Gemeinde<br />

für Gruppen und Organisationen<br />

regional besser bekannt gemacht und<br />

zum Einstieg ermutigt werden.<br />

Ein Kurs zum Aufbau von Pfl egebegleiterinitiativen<br />

für zehn neue<br />

Standorte bietet das Paritätische<br />

Bildungswerk ab 8. Juli <strong>2010</strong>. Den<br />

neuen Infofl yer erhalten Sie bei der<br />

Agentur Pfl ege engagiert.<br />

Beratungs- und<br />

Vermittlungsagentur<br />

„Pfl ege engagiert“<br />

E-Mail: info@pfl ege-engagiert.de<br />

www.pfl ege-engagiert.de<br />

Iren Steiner: (07<strong>02</strong>3) 74 12 48<br />

Sabine Reiber: (0711) 21 55-184<br />

5. Unternehmen Sie Aktivitäten<br />

zur sozialen Betreuung Älterer<br />

daheim, sorgen Sie dort für Erleichterungen<br />

im Alltag?<br />

6. Helfen Sie beim Aufrechterhalten<br />

von Kontakten oder bei der<br />

Teilhabe Älterer am kulturellen<br />

oder am öffentlichen Leben?<br />

7. Machen Sie Älteren Angebote<br />

zur Gesunderhaltung oder zur<br />

Gesundheitsförderung?<br />

8. Wird Ihre Initiative von der Gemeinde<br />

gefördert oder besteht<br />

Aussicht darauf?<br />

Überwiegend mit „ja“ geantwortet?<br />

Dann jetzt im Internet auf<br />

www.pfl egeengagiert.de gehen,<br />

Ihren Förderantrag nach § 45d<br />

herunterladen und ausfüllen.<br />

Gehen Sie zunächst auf Ihre Kommunalbehörde<br />

(Sozialamt) wegen<br />

der Bestätigung einer Mitförderung<br />

zu und lassen Sie anschließend<br />

Ihren Antrag durch die<br />

Agentur prüfen. Hier berät man<br />

Sie auch telefonisch.<br />

Wir wachsen mit<br />

erneuerbaren<br />

Enegien<br />

Mehr Informationen unter:<br />

www.enbw.com<br />

Die Energiefragen der Zukunft stellen<br />

uns vor große Herausforderungen - die<br />

wir gerne annehmen. Die EnBW plant, in<br />

den nächsten Jahren insgesamt rund<br />

drei Milliarden Euro in den Ausbau der<br />

Erneuerbaren Energien zu investieren.<br />

Aktuell laufen die Vorbereitungen zum<br />

Bau von EnBW Baltic I, dem ersten<br />

kommerziellen Windpark in der deutschen<br />

Ostsee. Drei weitere Offshore-<br />

Projekte sollen folgen. Darüber hinaus<br />

hat die EnBW im letzten Jahr ihre<br />

Stromerzeugung mit Onshore-Windparks<br />

deutlich ausgebaut, in den Bau<br />

von Photovoltaik- und Biogasanlagen<br />

investiert und unter anderem mit dem<br />

Neubau des Wasserkraftwerks in Rheinfelden<br />

und dem Ausbau des Wasserkraftwerks<br />

in Iffezheim Zeichen gesetzt.<br />

www.enbw.com<br />

Anzeige<br />

Wie möchte und kann ich im<br />

Alter wohnen und leben?<br />

Informationen und Checklisten auf 162 Seiten<br />

„Wie möchte und kann ich im Alter<br />

wohnen und wie soll mein Zuhause<br />

einmal aussehen? Diese für ältere<br />

Menschen und ihre Angehörigen<br />

wichtigen Fragen lassen sich jetzt<br />

besser beantworten. Die neue 162seitige<br />

DIN A4-Broschüre („Auf der Suche<br />

nach der passenden Wohn- und<br />

Betreuungsform – ein Wegweiser<br />

für ältere Menschen“), die gerade<br />

vom Bundesministerium für Familie,<br />

Senioren, Frauen und Jugend<br />

(BMFSFJ) herausgegeben wurde, ist<br />

dabei eine große Hilfe. <strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong><br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> hat<br />

dieses Heft entwickelt. Neben dem<br />

BMFSFJ haben sich auch das Sozielministerium<br />

des Landes sowie die<br />

Robert Bosch Stiftung an der Entwicklung<br />

fi nanziell beteiligt.<br />

Hilfreiche Broschüre<br />

Die Broschüre „Das Wichtigste<br />

über die Alzheimer-Krankheit<br />

und andere Demenzformen“ informiert<br />

in 17 kurzen Abschnitten über<br />

die Alzheimer-Krankheit und andere<br />

Demenzformen, deren Ursachen<br />

und Risikofaktoren, Verläufe und<br />

Stadien. Diagnose und ärztliche<br />

Behandlungsmöglichkeiten sowie<br />

Damit der Weg zum Wohnen und<br />

Leben im fortgeschrittenen Alter<br />

etwas leichter ist, werden dafür<br />

drei einfache Schritte empfohlen:<br />

Informieren, sich für eine Wohn-<br />

und Betreuungsform entscheiden,<br />

Angebote suchen und auswählen.<br />

Dabei ist man jedoch nicht alleine<br />

gelassen. Die Broschüre enthält<br />

umfangreiche Checklisten für Ambulante<br />

Pflegedienste, Betreutes<br />

Wohnen/Betreute Wohnanlagen,<br />

Betreute Wohngemeinschaften<br />

und Pflegeheime, die man nutzen<br />

kann. Auch die finanziellen Leistungen<br />

sind darin aufgezeigt. Ein<br />

38seitiges Glossar erläutert die<br />

wichtigsten Begriffe. Das reicht<br />

beispielsweise von Aktivierender<br />

Pflege über den Hausnotruf, Nied-<br />

nicht-medikamentöse Therapien<br />

werden in einer für medizinische<br />

Laien verständlichen Sprache dargestellt.<br />

Angesprochen wird, was<br />

Angehörige für das Wohlbefi nden<br />

Demenzkranker tun können, welche<br />

Unterstützung es für Angehörige gibt<br />

und welche rechtlichen und fi nanziellen<br />

Fragen zu bedenken sind.<br />

<strong>Der</strong> kompakte Ratgeber (48 Seiten) ist<br />

gerade in der 16. aktualisierten Aufl a-<br />

rigschwellige Hilfen, Pflegestufen<br />

und Sturzprophylaxe bis zu den<br />

Zusatzleistungen.<br />

Die Broschüre kann über den Publikationsversand<br />

der Bundesregierung<br />

bezogen werden:<br />

Postfach 48 10 09<br />

18132 Rostock<br />

Tel: 0 18 05 – 77 80 90<br />

Fax: 0 18 05 – 77 80 94<br />

E-Mail:<br />

publikationen@bundesregierung.de<br />

oder über www.bmfsfj.de > Publikationen<br />

> Ältere Menschen. Hier<br />

können Sie die Broschüre auch herunterladen.<br />

ge erschienen und kostet nichts.<br />

Bestellungen:<br />

Deutsche Alzheimer Gesellschaft,<br />

Friedrichstr. 236, 10969 Berlin, Tel.<br />

030 / 259 37 95-0<br />

Auch als Download aus dem Internet:<br />

www.deutsche-alzheimer.de > Informationsmaterialien<br />

> Broschüren<br />

zum Bestellen<br />

Erneuerbare Energ 90x130.indd 1 29.03.<strong>2010</strong> 11:28:20 Uhr<br />

28 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 29


Mobilität<br />

Wo bleibt der Service für Ältere?<br />

Deutsche Bahn beharrt auf Fahrkartenverkauf am Automaten<br />

Mit diesen Kernaussagen hat<br />

Rüdiger Grube, der neue<br />

Vorsitzende des Vorstands<br />

der Deutschen Bahn, auf einen weiteren<br />

Vorstoß des LSR reagiert.<br />

„Aus wirtschaftlichen Gründen ist es<br />

nicht möglich spezielle Fahrkartenautomaten<br />

für Senioren zu entwickeln,<br />

zumal die „Buchungsschritte“<br />

die gleichen bleiben würden. Ich<br />

kann allen Bahnkunden nur empfehlen,<br />

sich einmal ohne Zeitdruck<br />

mit den Automaten zu befassen<br />

und die einzelnen Schritte für den<br />

Fahrkartenkauf zu „üben“, ein Abbruch<br />

ist dabei jederzeit möglich.“<br />

Das war jedoch nicht in unserem<br />

Sinne. Nachdem er diesen Brief<br />

aber persönlich unterzeichnet hat,<br />

dürften die Probleme der Älteren<br />

mit den Fahrkartenautomaten und<br />

den reduzierten Reisezentren bzw.<br />

Foto: Raab<br />

geschlossenen Fahrkartenschaltern<br />

zumindest direkt bei ihm angekommen<br />

sein.<br />

Immer wieder:<br />

Automaten und Schalter<br />

Roland Sing hatte für den LSR zum<br />

Jahresende nochmals darauf hingewiesen,<br />

dass bei der Interessensvertretung<br />

der Älteren immer wieder<br />

über die Automaten, die sogar für<br />

Jüngere teilweise schwierig seien,<br />

und geschlossene Fahrkartenschalter<br />

geklagt wird. Auch darüber, dass<br />

die Züge für viele Ältere das einzige<br />

Verkehrsmittel darstellen. In seiner<br />

Antwort betonte Grube, dass „Reisezentren<br />

und Fahrkartenschalter<br />

auch künftig ein wichtiger Teil unseres<br />

Vertriebswegmixes sind.“ Um<br />

deren Fortbestand aber langfristig zu<br />

sichern, sei es notwendig, wirtschaft-<br />

lich tragfähige Konzepte zu entwickeln,<br />

die sich an den geänderten<br />

Kundenbedürfnissen ausrichten. Allein<br />

die Nutzung der Automaten sei<br />

in den letzten Jahren um zwölf Prozent<br />

gestiegen.<br />

Im Internet lernen, Fahrkartenautomaten<br />

zu bedienen?<br />

<strong>Der</strong> LSR bleibt gegenüber einem weiteren<br />

Argument von Grube jedoch<br />

völlig verschlossen. Er hatte darauf<br />

hingewiesen, dass die Internetseite<br />

www.bahn.de eine der meist frequentierten<br />

in Europa sei und einen<br />

hohen Anteil von Nutzern über 60<br />

Jahre habe. „In dem eigens für ältere<br />

Kunden gestalteten Bereich ‚55plus’<br />

wird unter anderem auch die Bedienung<br />

der Fahrkartenautomaten anschaulich<br />

erklärt.“ <strong>Der</strong> LSR und „im<br />

blick“ müssen dazu leider feststellen,<br />

dass die meisten der noch jüngeren<br />

„Internet-Senioren“ nicht die „Masse<br />

der Älteren“ ausmachen, für die<br />

man sich besonders eingesetzt habe.<br />

Wer weder über einen PC noch über<br />

Kenntnisse im Internet verfüge, könne<br />

das natürlich auch nicht dort und<br />

auf die von Grube vorgeschlagene<br />

Weise lernen und üben.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

Unsere Bahn wird wieder<br />

„deutsch“ (und vorbildlich?)<br />

<strong>Der</strong> LSR hat –wie daneben gedruckt- zwar<br />

gelegentlich Kummer mit der DB. Man<br />

sollte aber auch mal Lob spenden. Bei der<br />

Bahn muss jetzt nicht mehr nur deutsch<br />

geredet, sondern sogar (wieder) so geschrieben<br />

werden. Das hat der (schwäbische)<br />

Chef Grube entschieden.<br />

Statt Flyer gibt es nun wieder Handzettel,<br />

die Counter heißen Schalter, aus Hotlines<br />

werden Servicenummern und Service-<br />

Points zu Treffpunkten.<br />

Die „sonorigen“ Nutzer der Bahn dürften<br />

das sicher gut verstehen.<br />

30 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 31<br />

eck<br />

Doch wohl nur ein schlechter Aprilscherz:<br />

am Wochenende geschlossene Reisezentren<br />

„Das kann doch wohl nur ein äußerst<br />

schlechter Aprilscherz sein, wenn<br />

die Deutsche Bahn zum 1. April an<br />

Wochenenden weitere Reisezentren<br />

schließen will.“ So kritisierte Roland<br />

Sing, Vorsitzender des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />

(LSR), der die Interessen<br />

von 2,5 Mio. Älteren im Südwesten<br />

vertritt, das Vorhaben der Bahn.<br />

„Das ist ein nicht mehr wieder gut<br />

zu machender Vertrauensverlust<br />

der Bahn. Auf unsere verschiedenen<br />

Vorstöße bis zur Spitze in Berlin hatte<br />

man uns versprochen, dass die<br />

Die Notfall- und Nachlaß-Mappe –<br />

Ein Dienst für die Familie<br />

Man soll ruhig darüber sprechen:<br />

Jedem von uns kann<br />

jederzeit etwas zustoßen.<br />

Und wer sich schon einmal mit dem<br />

Thema Vorsorge befasst hat, weiß,<br />

welche Probleme im Krankheits-<br />

oder Todesfall auf die Angehörigen<br />

zukommen. Zu dem Schmerz kommt<br />

oft noch die Ratlosigkeit. Die Notfall-<br />

und Nachlaß-Mappe bietet dabei<br />

die schon lange gesuchte Hilfe:<br />

Zum sicheren Ordnen und Aufbewahren<br />

aller wichtigen Papiere und<br />

Anweisungen! Vorgedruckte Formulare<br />

und Meldungen an staatliche<br />

Stellen und private Versicherungen<br />

helfen bei der Wahrung von Fristen<br />

und Ansprüchen. Mit praktischen<br />

Beispielen für das Abfassen eines<br />

Testamentes. Anweisungen zum<br />

Geld- und Immobilienvermögen<br />

und Übersichten über Kapitalanlagen<br />

schaffen Klarheit und Ordnung.<br />

Für Selbstständige, Freiberufler und<br />

Hauseigentümer sind die Besonderheiten<br />

berücksichtigt. <strong>Der</strong> Innenteil<br />

Senioren nicht „abgehängt“ werden.<br />

So verliere man den letzten Rest an<br />

Glaubwürdigkeit“.<br />

Sing wiederholt die frühere Argumentation<br />

des LSR: „Gerade für die<br />

Senioren ist der Besuch von Kindern,<br />

Enkeln, Verwandten und Freunden<br />

oft nur noch mit der Bahn möglich.“<br />

Und dabei sind sie an den Sonntagen<br />

ab April an vielen Orten auf die nicht<br />

gerade bedienungsfreundlichen Ticket-Automaten<br />

angewiesen. Und<br />

85-Jährige könne man für den Fahr-<br />

setzt sich zusammen aus über 80 prägung. Mit Klarsichttasche innen.<br />

meist zweifarbigen Zwischenblättern 2-Ring-Mechanik 40 mm Ablage-<br />

DIN A4 und dem 12-teiligen Regishöhe. Format (geschlossen): 34 cm<br />

ter. Jedes Blatt mit systematischer hoch, 27,5 cm breit und 7 cm stark.<br />

Inhaltsübersicht der jeweiligen Ab- Preis 56,-- EUR zzgl. 4,90 EUR<br />

teilung. Platz für viele Anweisungen, Versandspesen. Unter www.notfall-<br />

Eintragungen und Hinweise. Zahlnachlass-mappe.de gibt es Informareiche<br />

Muster für Formulare, Briefe tionen und Bestellunterlagen. Ver-<br />

und Testamentstexte. In 12 Haupt- trieb Notfall- und Nachlaß-Mappe,<br />

und 60 Unterabteilungen gegliedert. Postfach 71 03 67, 30543 Hannover.<br />

Nichts kann vergessen werden. Das Telefax 0511/2706 0174. E-Mail:<br />

ist Sinn und Zweck der Notfall- und info@notfall-nachlass-mappe.de<br />

nnm_50_2sp_col.qxp 25.<strong>02</strong>.<strong>2010</strong> 17:47 Seite 1<br />

Nachlaß-Mappe.<br />

Original<br />

Notfall- und<br />

Nachlaß-Mappe:repräsentativevers<br />

c h l i e ß b a r e<br />

Dokumenten-<br />

Mappe, extra<br />

starke Ausführung<br />

aus<br />

schwarzer strapazierfähiger<br />

Folie mit Gold-<br />

Hilfe in schweren Stunden<br />

Für die persönliche Vorsorge mit praktischen<br />

Anweisungen für Vermögen und Inventar.<br />

Beispiele für Testament und Muster von<br />

Formularen, Briefen und Vordrucken:<br />

Repräsentative Dokumenten-Mappe,<br />

verschließbar, Luxyl-Folie schwarz mit<br />

Goldprägung. Mehr als 80 Seiten<br />

Innenteil in Zwei-Ring-Mechanik<br />

Preis 56,-- € + 4,90 € Versand.<br />

Keine Nachnahme - keine Vokasse!<br />

Notfall- und Nachlaß-Mappe<br />

Verlag Bernd O. Dort · Postfach 71 03 67 · 30543 Hannover<br />

Telefon: 0511-2706 0173 · Telefax: 0511-2706 0174<br />

www.notfall-nachlass-mappe.de<br />

kostenlose Info<br />

anfordern!<br />

kartenkauf wohl auch kaum generell<br />

auf das Internet verweisen. „Will die<br />

Bahn denn diese Personengruppe,<br />

die zu ihren treuesten Kunden zählt,<br />

aufs Abstellgleis rangieren?“, fragt<br />

Sing. Das sei der Gipfel an Unfreundlichkeit<br />

gegenüber den Kunden.<br />

Man habe bei der Politik, aber auch<br />

bei Bahnchef Wolfgang Grube erneut<br />

heftig protestiert, so Sing. Das<br />

ist aber kein Aprilscherz!<br />

eck


Blick ins Land<br />

Abkürzungen<br />

KSR = Kreisseniorenrat<br />

LSR = <strong>Landesseniorenrat</strong><br />

OSR = Ortsseniorenrat<br />

SSR = Stadtseniorenrat<br />

Stadtseniorenrat<br />

Biberach<br />

Haushaltshilfen aus<br />

Osteuropa?<br />

Auf der Mitgliederversammlung hat der<br />

Vorstand eine positive Bilanz des ersten<br />

Jahres nach Vereinsgründung gezogen.<br />

Harald Hinderberger von der Agentur<br />

für Arbeit referierte außerdem über legale<br />

Beschäftigungsmöglichkeiten für<br />

Haushaltshilfen aus Osteuropa in Familien<br />

mit pflegebedürftigen Personen.<br />

Herausragende Themen im vergangenen<br />

Jahr waren, so die Vorsitzende Marlene<br />

Goeth, das Projekt „seniorenfreundlicher<br />

Service im Einzelhandel“ und die Bestandsaufnahme<br />

der in Biberach vorhandenen<br />

Angebote für ältere Menschen. In<br />

einem dreiteiligen Maßnahmenplan erarbeitet<br />

der SSR derzeit Vorschläge zur<br />

weiteren Verbesserung der Lebenssituation<br />

der älteren Menschen in Biberach.<br />

<strong>Der</strong> erste Teil des Plans mit den kurzfristig<br />

realisierbaren Maßnahmen sei fertig<br />

und werde in Kürze dem Gemeinderat<br />

vorgestellt.<br />

Im Jahr <strong>2010</strong> besteht für die Biberacher<br />

Dienstleister die Möglichkeit, sich als seniorenfreundlich<br />

zertifizieren zu lassen.<br />

Ein zentraler Punkt war der Vortrag über<br />

Mannheim<br />

Karlsruhe<br />

Kornwest-<br />

Enzkreis heim<br />

Ostalbkreis<br />

Waiblingen<br />

Ludwigs-<br />

Weinstadt<br />

Rastatt burg<br />

Rottweil<br />

Herrenberg<br />

Tuttlingen<br />

Biberach<br />

Bodenseekreis<br />

Haushaltshilfen aus Osteuropa. Hinderberger<br />

erklärte, wie Haushaltshilfen<br />

legal über die Arbeitsagentur vermittelt<br />

werden können. Die große Zahl der Zuhörer,<br />

die speziell wegen dieses Vortrags<br />

gekommen waren, zeigte, welche Bedeutung<br />

dieses Thema für viele Menschen<br />

in Biberach hat. Informationen zum<br />

Verfahren sind unter der Adresse www.<br />

arbeitsagentur.de > Bürgerinnen und<br />

Bürger > Arbeit und Beruf > Vermittlung<br />

> Haushaltshilfen > Formulare Haushaltshilfen<br />

> Merkblatt abrufbar. <strong>Der</strong><br />

Tariflohn beträgt in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

derzeit 1 3<strong>02</strong> €. Hinzu kommen 20<br />

Prozent Sozialabgaben. Für Unterkunft<br />

dürfen 173,40 €, für Verpflegung 210 €<br />

abgezogen werden.<br />

Marlene Goeth<br />

(marlene.goeth@gmx.de)<br />

Kreisseniorenrat<br />

Bodenseekreis<br />

Näher an ältere Menschen!<br />

Um mehr Transparenz zu schaffen und<br />

nach dem Motto: „Sehen – Hören – Sprechen“<br />

und dem Wunsch, näher an den älteren<br />

Menschen vor Ort zu sein, hat der<br />

KSR sein Netzwerk in Städten und Gemeinden<br />

erweitert.<br />

Indem „Außenvertretungen“ eingesetzt<br />

werden, geht man einen neuen Weg im<br />

Zusammenspiel des KSR und den älteren<br />

Bürgern. Sie sollen generationenübergreifend<br />

tätig, aber keine Konkurrenz für<br />

andere soziale Einrichtungen sein. Als<br />

Bindeglied zwischen dem KSR und den<br />

Bürgern einerseits und den Trägern der<br />

kommunalen Verwaltungen anderseits<br />

können die „Außenvertreter“ vor Ort<br />

wichtige, die Bürger drückende Probleme<br />

und Anliegen erkennen, aufgreifen und<br />

in den Vorstand bringen. Dort sollen sie<br />

beraten und geeignete Lösungen erarbeitet<br />

werden.<br />

Die Aufgabe aller Beteiligten wird ein reger<br />

Erfahrungsaustausch sowie die Weitergabe<br />

von Informationen, Gedanken<br />

und Überlegungen auf sozialem, kulturellem<br />

und politischem Gebiet sein.<br />

Mit dem erweiterten Aufgabengebiet<br />

will der KSR auch deutlich machen, dass<br />

die ältere Generation in den Gemeinden<br />

einen festen Platz hat und zudem noch<br />

wichtige unverzichtbare Erfahrungen<br />

einbringen kann.<br />

Wolfgang Seiffert<br />

(seiffert.greiner@t-online.de)<br />

Kreisseniorenrat<br />

Enzkreis-Stadt Pforzheim<br />

Aktion Lesepaten<br />

<strong>Der</strong> KSR betreibt gemeinsam mit der<br />

Volkshochschule die Freiwilligen-Agentur<br />

Pforzheim-Enzkreis (FRAG) mit dem<br />

Ziel, Bürgerinnen und Bürger, die sich<br />

ehrenamtlich engagieren wollen, an gemeinnützige<br />

Einrichtungen zu vermitteln.<br />

Man könnte die FRAG auch als eine<br />

„Jobbörse für das Ehrenamt“ bezeichnen.<br />

Im Herbst 2009 ist die FRAG mit einer<br />

Aktion zur Gewinnung von Lesepaten<br />

über die Presse, Plakate und Lesepaten-<br />

Karten (s.Bild) an die Öffentlichkeit gegangen.<br />

Bis Februar <strong>2010</strong> wurden insgesamt<br />

55 Lesepaten gefunden. Besonders<br />

erfreulich: Über die Hälfte sind Seniorinnen<br />

und Senioren, die sich für Kinder<br />

engagieren wollen.<br />

Anlass der Aktion: Immer mehr Kinder<br />

haben heute Probleme beim Lesen und<br />

ihnen fehlt damit eine wichtige Voraus-<br />

setzung, auch die anderen Schulfächer<br />

bewältigen zu können. Im ersten Schritt<br />

verschaffte sich die FRAG einen groben<br />

Überblick über den Bedarf an Lesepaten.<br />

Befragt wurden die Familienzentren sowie<br />

einige Schulen und Kindergärten in<br />

Pforzheim und im Enzkreis. Ergebnis:<br />

Bedarf ist reichlich vorhanden.<br />

Würde es Ihnen<br />

Spaß machen,<br />

Kindern beim<br />

Lesen zu helfen?<br />

Werden Sie Lesepate!<br />

Stadtseniorenrat<br />

Herrenberg<br />

mit Kindern lesen<br />

Wörter erklären<br />

sich vorlesen lassen<br />

über Gelesenes sprechen<br />

Wir suchen Ehrenamtliche.<br />

Danach konzentrierten sich die Aktivitäten<br />

auf die Akquisition geeigneter<br />

Lesepaten und deren Vermittlung an<br />

Einrichtungen, die Lesepaten suchen.<br />

Dabei wurden die Wünsche der Ehrenamtlichen<br />

und der Organisationen hinsichtlich<br />

Zeit, Einsatzort und Inhalt der<br />

Tätigkeit berücksichtigt. Denn je nach<br />

Alter der Kinder liegt der Schwerpunkt<br />

auf Vorlesen, Vorlesen lassen, schwierige<br />

Wörter erklären und Gelesenes nacherzählen<br />

lassen. In jedem Fall soll das Interesse<br />

an Büchern und die Freude am<br />

Lesen geweckt werden.<br />

Die FRAG erhält allgemein positive Resonanz<br />

auf die „Aktion Lesepaten“ und<br />

viele wünschen dieser Aktion viel Erfolg:<br />

Denn jeder Lesepate verbessert die<br />

Chancen eines Kindes - die Chancen auf<br />

einen erfolgreichen Schulabschluss und<br />

auf eine qualifizierte Berufsausbildung.<br />

Bärbel Grötzinger<br />

(info@kreisseniorenrat-pf.de)<br />

Neu: Schnupperwoche<br />

Zum ersten Mal fand in Herrenberg die<br />

Schnupperwoche für bürgerschaftliches<br />

Engagement statt. Sie gab Gelegenheit,<br />

zu entdecken, wo und wie man freiwillig<br />

aktiv werden könnte und dass es Spaß<br />

macht, dort zu helfen, wo Unterstützung<br />

in unserer Gesellschaft nötig ist.<br />

Mit dem Programm „Aktiv im Alter“ des<br />

Bundesministeriums für Familie, Senioren,<br />

Frauen und Jugend wollte die Stadt<br />

in Kooperation mit dem SSR und der<br />

Gäu-Agentur für bürgerschaftlichesEngage-<br />

ment dafür sorgen, dass<br />

sich Bürgersinn über die<br />

Generationen hinweg<br />

weiter entwickelt.<br />

Nahezu 3 000 Broschüren<br />

wurden in der Stadt<br />

und in den Teilgemeinden<br />

verteilt und die<br />

Gäu-Agentur freute sich<br />

über zahlreiche Anrufe.<br />

Selbst am Freitag war<br />

die Sprechstunde noch<br />

gut besucht, insgesamt<br />

fast 50 Bürgerinnen<br />

und Bürger hatten sich<br />

für ein Schnupperangebot angemeldet.<br />

Spontan, also ohne Anmeldung interessierten<br />

sich annähernd 200 Menschen<br />

für die Möglichkeit, in das bürgerschaftliche<br />

Engagement bei verschiedenen<br />

Organisationen herein zu schnuppern.<br />

Für einige war bereits das erste „Schnuppern“<br />

ausreichend, so dass sie sich entschlossen,<br />

bei der ausprobierten Aufgabe<br />

zu bleiben. Andererseits gab es einzelne<br />

Angebote, die eine bessere Resonanz<br />

verdient gehabt hätten. Nach Auffassung<br />

der Initiatorinnen der Schnupperwoche,<br />

Rita Pehlke-Seidel, Koordinatorin Bürgerschaftliches<br />

Engagement der Stadt,<br />

Angelika Severin und Gabriele Wagner<br />

vom SSR und zuständig für das Projekt<br />

„Aktiv im Alter“ des Bundesministeriums<br />

war die Schnupperwoche zumindest<br />

ein erfolgreicher Startschuss für<br />

die Weiterentwicklung. „Wir sind insgesamt<br />

sehr zufrieden, denn wir haben<br />

ein solides Fundament geschaffen, auf<br />

das die Weiterentwicklung des bürgerschaftlichen<br />

Engagements in Herrenberg<br />

bauen kann. Und wenn einige Angebote<br />

gar nicht oder zu wenig genutzt wurden,<br />

dann ist das für uns ein Ansporn, solche<br />

Themen mit Überzeugungskraft und<br />

Nachdruck zu unterstützen“, so das Fazit<br />

von Rita Pehlke-Seidel.<br />

Ziel der Schnupperwoche war es, so Angelika<br />

Severin, die Leute neugierig zu<br />

machen auf mögliche Tätigkeiten bei<br />

verschiedenen Organisationen und Initiativen.<br />

Sie selbst hat Organisationen<br />

besucht, die sie bisher noch nicht persönlich<br />

kannte, wie etwa die Tagesstätte<br />

Lichtblick und das Jugendzentrum<br />

LOGO. Aus ihrer Sicht ist es nicht allein<br />

ausschlaggebend, ob jemand in die<br />

angebotenen Aufgaben tatsächlich „geschnuppert“<br />

hat, sondern auch, ob die<br />

Möglichkeiten bewusst wurden, die darin<br />

stecken könnten.<br />

Die Organisatorinnen sind sich einig,<br />

dass auf Basis der Schnupperwoche weitere<br />

Schritte unternommen werden können.<br />

Dazu gehören neben der Entwicklung<br />

einer Informationsdatenbank über<br />

das bürgerschaftliche Engagement eine<br />

klare Aufgabenbeschreibung gemeinsam<br />

mit den Organisationen sowie die Definition<br />

des Bedarfes der Organisation. Häufig<br />

wird nur an Betreuung von Menschen<br />

und weniger an Themen wie Büroarbeit,<br />

Buchhaltung oder Öffentlichkeitsarbeit<br />

gedacht, wenn es um bürgerschaftliches<br />

Engagement geht.<br />

Gabriele Wagner<br />

(kontakt@stadtseniorenrat-herrenberg.de)<br />

An diesem Schreibtisch im Klosterhof laufen alle Fäden<br />

zusammen. Hier gehen die schriftlichen, telefonischen<br />

und mündlichen Anmeldungen für die Schnupperwoche<br />

ein. Karin Hellmann, Mitarbeiterin für die Gäu-Agentur<br />

für Bürgerschaftliches Engagement ist begeistert: Eine<br />

neue Mitarbeiterin hat sich für das Team gemeldet und<br />

wird künftig dazu beitragen, dass ein kompetentes Team<br />

viermal pro Woche als Ansprechpartner für Engagierte zur<br />

Verfügung steht.<br />

32 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 33


Blick ins Land<br />

Stadtseniorenrat<br />

Karlsruhe<br />

SSR will zur Schönheit<br />

Karlsruhes beitragen<br />

Trotz Streik im öffentlichen Nahverkehr<br />

und Demonstration auf dem Marktplatz<br />

sind zahlreiche Teilnehmer zur ersten<br />

Versammlung des SSR im neuen Jahr<br />

ins Rathaus gekommen. „Was haben Senioren<br />

mit der Zukunft zu tun?“ Mit dieser<br />

provokativen Frage leitete der Vorsitzende<br />

Gustav Betz auf das Thema der<br />

Versammlung „<strong>Der</strong> Start in die Zukunft<br />

von Karlsruhe“ hin und beantwortete sie<br />

auch sogleich: „Sehr viel, denn wir alle<br />

wollen doch, dass es unsere Kinder einmal<br />

besser haben als wir.“<br />

Damit seien nicht nur die individuellen<br />

Lebensumstände gemeint, sondern auch<br />

das allgemeine Lebensumfeld, die Stadt,<br />

so Betz weiter. „Unsere Fächerstadt soll<br />

schön sein und auch schön bleiben, obwohl<br />

sich die Lebensumstände permanent<br />

verändern.“ Hier konnte Oberbürgermeister<br />

Heinz Fenrich, der als Gast<br />

referierte, nur zustimmen und betonte<br />

die große Bedeutung der Senioren in diesem<br />

Prozess: „Sie leben vor, wie man die<br />

dritte Lebensphase konstruktiv gestalten<br />

kann und bringen sich in den Alltag<br />

und damit auch in die Zukunft ein.“ Die<br />

Kombination aus Lebenserfahrung und<br />

dem Willen mitzugestalten, habe den<br />

SSR in den vergangenen Jahren zu einer<br />

gern gehörten Institution gemacht.<br />

„Sie liefern immer wieder wichtige Impulse“,<br />

lobte Fenrich und hob Projekte<br />

wie das Zertifikat „Seniorenfreundlicher<br />

Service“, oder die „Karte ab 60“ für den<br />

Nahverkehr hervor.<br />

Beim Thema „Zukunft von Karlsruhe“<br />

kam Fenrich natürlich nicht umhin,<br />

ausführlich über das Großprojekt Kombilösung<br />

zu sprechen, Auch hier werde<br />

an die Bedürfnisse der Senioren gedacht<br />

und unterirdische Haltestellen barrierefrei,<br />

hell und mit kurzen Wegen geplant.<br />

Ein weiteres Thema war der im Jahr<br />

2015 bevorstehende Stadtgeburtstag.<br />

Auch hier hoffe er auf das Engagement<br />

des Seniorenrats, denn Ziel sei es, „eine<br />

Veranstaltung von Bürgern mit Bürgern<br />

für Bürger“ zu organisieren.<br />

Passend hierzu stellte die Leiterin des Seniorenbüros,<br />

Kerstin Safian, das Projekt<br />

„Kulturbegleiter“ vor, das derzeit, gemein-<br />

sam mit dem Kulturamt entwickelt wird.<br />

Es geht davon aus, dass es viele ältere<br />

Menschen gibt, die aus Mangel an einer<br />

passenden Begleitung nicht mehr aktiv<br />

am Kulturleben teilnehmen. „Wir wollen<br />

nun herausfinden, wie groß der Bedarf tatsächlich<br />

ist und ob es genügend Menschen<br />

gäbe, die sich als Begleitung zur Verfügung<br />

stellen würden“, erklärte Safian und bat<br />

um die Unterstützung des Seniorenrats, in<br />

dem 36 Vereine und Institutionen aus der<br />

Seniorenarbeit vertreten sind.<br />

Gustav Betz<br />

(h-c@heyer-stuffer.eu)<br />

Ortsseniorenrat<br />

Kornwestheim<br />

Neu: Seniorenakademie<br />

Die Tatsache, dass die Menschen heute<br />

zunehmend älter werden, als dies noch vor<br />

Jahrzehnten der Fall war, bedingt auch,<br />

dass sie länger jung und vital bleiben. Geistige<br />

und körperliche Rüstigkeit im sechsten,<br />

siebten oder achten Lebensjahrzehnt<br />

sind durchaus keine Seltenheit mehr.<br />

Diese mentale Bereicherung unserer Gesellschaft<br />

fordert sie aber gleichermaßen<br />

heraus, sinnstiftende, anregende und bereichernde<br />

Angebote vorzuhalten.<br />

<strong>Der</strong> OSR Kornwestheim hat diesen Bedarf<br />

aufgegriffen und eine Seniorenakademie<br />

ins Leben gerufen.<br />

Von ihr werden interessante Bildungsangebote<br />

aus den Bereichen Biologie, Physik,<br />

Musik, Literatur, Ernährungswissenschaften,<br />

Religion usw. offeriert.<br />

Die Bildungsreihen haben ein anspruchsvolles<br />

Niveau und bestehen aus vier bis<br />

fünf Einheiten.<br />

Die erste Bildungsreihe befasste sich mit<br />

der Faszination der Vögel. Die zweite hatte<br />

ab Mitte Februar „Jesus von Nazareth -<br />

seine Zeit, sein Leben und seine Bedeutung<br />

für heute“ zum Inhalt. Koordinator der Seniorenakademie<br />

ist Guido Hirschbühl.<br />

Sigrid Nothofer<br />

(sigrid.nothofer@wohlfahrtswerk.de)<br />

LSI Ludwigsburg<br />

Liberale Senioren Initiative und<br />

Senior-Expert-Service (SES)<br />

Die Vorsitzende des Kreisverbandes<br />

Ludwigsburg der Liberalen Senioren Initiative,<br />

Nora Jordan-Weinberg, hatte zu<br />

dieser Veranstaltung eingeladen.<br />

<strong>Der</strong> Referent des SES, Hermann Beck,<br />

berichtete über die Einsätze der von der<br />

Regierung unabhängigen Stiftung der<br />

Deutschen Wirtschaft für internationale<br />

Zusammenarbeit.<br />

Dabei geht es um Hilfe zur Selbsthilfe für<br />

kleinere und mittlere Unternehmen. So<br />

wurden 2008 z.B. 900 Einsätze geleistet.<br />

Allein in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sind 1 148<br />

Senior-Experten registriert. Davon sind<br />

10 Prozent Frauen.<br />

Wer in seinem Ruhestand noch etwas bewegen<br />

möchte (mit Kost, Logis und Aufwandsentschädigung),<br />

kann sich bewerben.<br />

Gesucht werden Fachleute aus rund<br />

42 Branchen, vom Fachkundigen bis zum<br />

Manager, von Agrar bis Zellstoff.<br />

Darin steckt auch ein Angebot, das sich Firmen<br />

unbedingt zunutze machen sollten. Es<br />

können Ausbildungsbetreuer gestellt werden,<br />

die Auszubildende auf Anfrage begleiten<br />

und so eine Brücke schlagen zwischen<br />

Betrieb und Elternhaus auf dem Weg des<br />

Jugendlichen in die Gesellschaft.<br />

Günther Hammer<br />

(g.reinholdhammer@gmx.de)<br />

Stadtseniorenrat<br />

Mannheim<br />

20 Jahre Mannheimer<br />

Seniorenrat e. V.<br />

Die Jugend hatte einen Jugendvertreter,<br />

die Ausländer einen Ausländervertreter,<br />

nur wir Senioren hatten noch Niemanden,<br />

der uns anhörte und unsere<br />

Rechte vertreten hätte, so Elisabeth Magnussen,<br />

Frau der ersten Stunde auf der<br />

Gründungsversammlung des Mannheimer<br />

Seniorenrates.<br />

Am 12. Februar 1990 als Interessenvertretung<br />

von Bürgern ab 60 Jahre in<br />

der Galerie der „Alten Feuerwache“ gegründet,<br />

blickt man heute auf 20 Jahre<br />

erfolgreiche Jahre Arbeit zum Wohle ältere<br />

Mitbürger zurück. Vorsitzende des<br />

neu gegründeten Vereins wurde Friedel<br />

Kranz. Erste Anlaufstelle für die Senioren<br />

war die Tagesstätte in H 5. Schon<br />

bald machte der damalige OB das Angebot,<br />

nach N1 in das Stadthaus umzuziehen,<br />

wo der Seniorenrat bis heute noch<br />

in den beiden Pavillons im Podiumsgeschoss<br />

seine Bleibe hat.<br />

Auf Friedel Kranz folgten Ursula David<br />

und Anita Gentgen als Vorsitzende. Durch<br />

jeweils kontinuierliche Arbeit der Vorsitzenden<br />

mit ihren Vorständen und den<br />

wachsenden Aufgaben durch den demografischen<br />

Wandel, ist der Mannheimer<br />

Seniorenrat inzwischen zu einer der ersten<br />

Anlaufstellen für Senioren geworden. Nicht<br />

wenige Menschen suchen oftmals nur ein<br />

Gespräch und ein Ohr, das ihnen zuhört.<br />

Brunhilde Jackl<br />

(mannheimer-seniorenrat@web.de)<br />

Kreisseniorenrat<br />

Ostalbkreis<br />

Wechsel der Vorsitzenden<br />

Im Rahmen der Mitgliederversammlung<br />

verabschiedete der KSR die bisherige<br />

Vorsitzende Monica Lindenberg-Kaiser.<br />

Landrat Klaus Pavel dankte ihr für ihre<br />

hervorragende Tätigkeit seit dem Jahr<br />

20<strong>02</strong> zum Wohl der älteren Menschen im<br />

Ostalbkreis. Unter den zahlreichen Aktivitäten<br />

erwähnte er große Ausstellungen<br />

und Veranstaltungen, darunter zuletzt<br />

den „Glückstag“ als Höhepunkt. Besondere<br />

Verdienste von Monica Lindenberg-Kaiser<br />

seien die sehr erfolgreichen<br />

Projekte wie zum Beispiel die Lesepaten<br />

gewesen. Außerdem wurden Gertrud<br />

Kolbe-Lipp, die Leiterin der Gmünder<br />

Spitalmühle, und Sylvia Schütz-Fatum,<br />

Vertreterin der Liga der freien Wohlfahrtsverbände,<br />

mit Dankesworten für<br />

ihre langjährige Tätigkeit im Vorstand<br />

verabschiedet.<br />

Auf Vorschlag von Dekan Werner Frank<br />

(Schwäbisch Gmünd), der selbst den<br />

KSR viele Jahre leitete, wurde Monica<br />

Lindenberg-Kaiser zur Ehrenvorsitzenden<br />

ernannt. Zu ihrer Nachfolgerin wurde<br />

einstimmig Heidi Schroedter gewählt.<br />

Sie kann auf eine 23jährige Tätigkeit als<br />

Mitglied des Kreistags zurückblicken,<br />

wobei sie wertvolle Erfahrungen besonders<br />

im Sozialbereich sammeln konnte.<br />

„Nach den Jungen sind die Senioren die<br />

Aktivsten in unserer Gesellschaft“, versicherte<br />

sie nach ihrer Wahl. Es sei ihr eine<br />

Freude, die Aktivitäten und die Projekte<br />

des KSR fortzuführen.<br />

In ihren bisherigen Vorstandsämtern<br />

bestätigt oder neu dazu gewählt wurden<br />

Albert Borzel (Schwäbisch Gmünd) und<br />

Sieghard Dreher (Lorch) als stellvertretende<br />

Vorsitzende, Monika Nubert<br />

(Aalen) als Kassiererin, Hermann Betz<br />

(Ellwangen) als Schriftführer, Johannes<br />

Müller (Aalen) als Pressewart, Margarete<br />

Schmid (Schwäbisch Gmünd) und Natalie<br />

Pfeffer (Aalen) als Beisitzerinnen.<br />

Große Anliegen des KSR sind die Integration<br />

von Menschen mit Migrationshintergrund,<br />

weil immer mehr von ihnen<br />

hier bleiben und Betreuung brauchen, das<br />

Thema Wohnen für Senioren und körperlich<br />

Beeinträchtigte sowie die Zusammenarbeit<br />

mit Jugendlichen im vielfältigen<br />

Einsatz für die ältere Generation.<br />

Johannes Müller<br />

(johannes_mueller@gmx.at)<br />

Kreisseniorenrat<br />

Rastatt<br />

Palliativmedizin - weit mehr<br />

als nur Schmerztherapie<br />

Auf Einladung des Palliativcentrums im<br />

Weinbrennerhaus Klinikum Mittelbaden<br />

in der Hub traf sich der Vorstand des<br />

KSR dort zur Sitzung.<br />

In seinem umfassenden und detaillierten<br />

Vortrag informierte Oberarzt Dr. med.<br />

Bernhard Kern über Aufgabe und Ziele<br />

des Klinikzentrums. Ein Tabuthema, aber<br />

hinsichtlich des Informationsdefizits ein<br />

besonders wichtiges Thema in der immer<br />

älter werden Gesellschaft.<br />

Die Weltgesundheitsbehörde formulierte<br />

20<strong>02</strong>: „Die Palliativbetreuung dient<br />

der Verbesserung der Lebensqualität<br />

von Patienten und ihren Familie, die mit<br />

einer lebensbedrohlichen Erkrankung<br />

konfrontiert sind.“ Dies geschehe durch<br />

Vorbeugung und Linderung von Leiden<br />

mittels frühzeitiger Erkennung, eindeutiger<br />

Diagnose und Behandlung von<br />

Schmerzen und anderen Problemen physischer,<br />

psychosozialer und spiritueller<br />

Natur. Dieses Angebot bejahe das Leben<br />

und sehe das Sterben als einen normalen<br />

Prozess. Das Sterben werde weder beschleunigt<br />

noch hinausgezögert. In der<br />

Betreuung erfahren die Patienten die<br />

Unterstützung, die sie in die Lage versetzt<br />

bis zum Tod so aktiv wie möglich<br />

zu leben. Im Klinikum werde diese letzte<br />

Phase des Menschen ärztlich betreut.<br />

Leider sei das Wissen um die Möglichkeiten<br />

der Palliativmedizin bei Krankenhaus-<br />

und niedergelassenen Ärzten und<br />

insbesondere bei den Gerichten oft unterentwickelt.<br />

Da schaffe die Änderung<br />

der Medizinstudieninhalte ab <strong>2010</strong> Abhilfe,<br />

wenn für jeden Studenten Palliativmedizin<br />

zum Pflicht- und Prüfungsfach<br />

wird. Dann dürfte auch die begriffliche<br />

Unterscheidung zwischen „indirekter,<br />

passiver und aktiver Sterbehilfe (wobei<br />

nur letztere strafbar ist) zum Allgemeingut<br />

von Ärzten und Richtern gehören.<br />

Wie kommt nun ein Patient in den Genuss<br />

einer stationären Palliativversorgung?<br />

Die Möglichkeiten: Die niedergelassenen<br />

Ärzte oder Krankenhäuser können Patienten<br />

in das Palliativcentrum einweisen.<br />

Aber auch der Patient selbst oder Angehörige<br />

können den ersten Kontakt aufnehmen.<br />

Die Dringlichkeit der Aufnahme<br />

werde von einem interdisziplinären<br />

Leitungsteam festgelegt. Die Kosten der<br />

Behandlung und Unterbringung auf der<br />

Palliativstation übernehmen die Krankenkassen.<br />

Ein Rundgang durch die Station vertiefte<br />

den Eindruck, wie sehr sich das Klinikteam<br />

von den Bedürfnissen der Patienten<br />

leiten lässt.<br />

In ihrem Dank an den Vortragenden<br />

sprach Vorsitzende Marianne Fischer von<br />

dem gefühlten Eindruck, dass in dieser<br />

Station nicht medizintechnische Geräte,<br />

3 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 3


Blick ins Land<br />

sondern der Patient im Mittelpunkt aller<br />

Bemühungen stehe. Diese Einschätzung<br />

und die Notwendigkeit der Information<br />

zu diesem Thema wurden auch von dem<br />

an der Mitliederversammlung teilnehmenden<br />

Landrat Jürgen Bäuerle geteilt.<br />

Marianne Fischer<br />

(marianne.fischer@kreisseniorenratrastatt.org)<br />

Kreisseniorenrat<br />

Rottweil<br />

Schmerzfreier Sterben?<br />

Eigentlich könnte man im Kreis mit der<br />

Betreuung, Begleitung und Versorgung<br />

Schwerkranker und Sterbender zufrieden<br />

sein. Sowohl die Krankenhäuser, wie die<br />

Ärzteschaft und die Pflegeheime haben<br />

erkannt, dass schmerzlindernde Maßnahmen<br />

zu den wichtigsten Aufgaben in<br />

der Altenpflege gehören. Dennoch gibt<br />

es immer wieder Probleme, insbesondere<br />

dann, wenn die Patienten etwa vom<br />

Krankenhaus in ein Pflegeheim oder in<br />

die Familie zurück überwiesen werden.<br />

Ein Vortrag von Apotheker Dr. Eckhard<br />

Sailer vor dem KSR zeigte, welch vielfältige<br />

Aufgaben und Ziele sich ein im letzten<br />

Jahr gegründeter „Verein zur Palliativversorgung<br />

im Landkreis“ vorgenommen<br />

hat. Dem Verein gehören neben Ärzten,<br />

Apothekern, Pflegediensten und Sterbebegleitern,<br />

auch Privatpersonen an. Die<br />

Mitglieder haben es sich zur Aufgabe<br />

gemacht, die palliativ-medizinische und<br />

die palliatv-pflegerische Behandlung der<br />

Patienten nicht nur zwischen den verschiedenen<br />

Beteiligten zu koordinieren.<br />

Sie wollen die betroffenen Angehörigen<br />

beraten und informieren, Verträge mit<br />

Krankenkassen abschließen und dazu<br />

beitragen, dass der Übergang vom Krankenhaus<br />

in das Pflegeheim oder in die<br />

Heimpflege möglichst störungsfrei erfolgen<br />

kann. Die Patienten hätten Anspruch<br />

auf eine optimale Versorgung und es sei<br />

Aufgabe der Pflegenden, ihnen die letzten<br />

Tage oder Monate so angenehm wie<br />

möglich zu machen, getreu dem Grundsatz<br />

von Cicely Saunders, der Begründerin<br />

der Hospizbewegung: „Es geht nicht<br />

darum, dem Leben mehr Tage, sondern<br />

den Tagen mehr Leben zu geben.“ Ganz<br />

wichtig sei das Überleitungsmanagement<br />

zwischen den einzelnen Pflegestationen.<br />

An diesem Punkt setzte die Kritik einiger<br />

Mitglieder an, die berichteten, dass hier<br />

Dr. Eckhard Sailer stellt den Verein zur<br />

Palliativversorgung vor<br />

hin und wieder Probleme entstehen. Patienten,<br />

die an einem Freitagnachmittag<br />

ohne Rezepte und Behandlungspapiere<br />

entlassen würden, müssten bis zum<br />

Montag auf Medikamente warten, da<br />

am Freitag meist kein Arzt mehr zu erreichen<br />

sei. Hier wünsche man sich eine<br />

bessere Zusammenarbeit.<br />

Deutlich ausgesprochen wurde, dass<br />

der Mangel an Zeit eines der größten<br />

Probleme nicht nur in der Palliativpflege,<br />

sondern auch bei der Betreuung Demenzkranker<br />

ist. In elf Minuten sei eine<br />

sinnvolle Betreuung nicht zu leisten.<br />

Geklagt wurde über den zunehmenden<br />

Bürokratismus, der „nicht mehr zu überbieten<br />

ist“, so ein Heimleiter. <strong>Der</strong> Anteil<br />

der Kosten für die Dokumentation stehe<br />

in keinem Verhältnis zum Nutzen.<br />

Im Anschluss daran führte Carmen Conrad,<br />

Heimleiterin des Altenzentrums St.<br />

Elisabeth, die Räte durch ihr Haus und<br />

erläuterte die neue Konzeption. Beeindruckend<br />

dabei war die liebevolle und<br />

freundliche Atmosphäre in den Aufenthaltsräumen<br />

dieses grundlegend umgebauten<br />

Hauses.<br />

Julius Wilbs<br />

(Julius.Wilbs@t-online.de)<br />

Kreisseniorenrat<br />

Tuttlingen<br />

KSR jetzt online<br />

Umfangreichere Informationen, verbesserte<br />

Kommunikation und ein modernes<br />

Erscheinungsbild bietet die Internetplattform<br />

des KSR allen Senioren im<br />

Landkreis.<br />

Die Idee zu einer eigenen Homepage<br />

entstand bereits im Jahr 2008, welches<br />

im Landkreis unter dem Motto „Jahr der<br />

Senioreninitiativen“ stand.<br />

Da die Begegnung und der Dialog von<br />

„Jung und Alt“ dem KSR und seinem<br />

Vorsitzenden Martin Stützler ein ganz<br />

besonderes Anliegen ist, lag es nahe,<br />

speziell dieses Projekt zusammen mit Jugendlichen<br />

anzugehen. Für den Kontakt<br />

mit der Schülerfirma adiuserv des Otto-<br />

Hahn-Gymnasiums Tuttlingen sorgte<br />

der Beauftragte für Bürgerschaftliches<br />

Engagement im Landratsamt, Wolfgang<br />

Hauser, der maßgeblich an der Umsetzung<br />

beteiligt war. Die eigentliche Internetplattform<br />

wurde vom Vorstandsvorsitzenden<br />

des Schülerunternehmens,<br />

Matthias Villing, und dem Pressewart<br />

des KSR, Rüdiger Daus, konzipiert und<br />

aufgebaut. Bereits jetzt kann sie, obwohl<br />

sie noch in den Kinderschuhen steckt,<br />

unter www.ksr-tut.de besucht werden<br />

und enthält schon wichtige Informationen<br />

zum KSR, Kontaktdaten der einzelnen<br />

Ansprechpartner und vieles mehr.<br />

Das für den Umgang mit der Internetplattform<br />

notwendige Wissen erwarben<br />

die ca. 15 im KSR engagierten Senioren<br />

in zwei Schulungen, die sich jeweils über<br />

sechs abendliche Treffen zu je zwei Stunden<br />

erstreckten. Dabei erlernten sie die<br />

Grundlagen zum Umgang mit Computern<br />

und den Umgang mit dem Internet,<br />

dem Kommunikationsmittel „E-Mail“<br />

und insbesondere mit der eigenen Internetplattform.<br />

Begeisterung bei den Seniorinnen<br />

und Senioren fand vor allem<br />

die Geduld der beiden Ausbilder, die sie<br />

Schritt für Schritt zum Erfolg führten<br />

und ihnen die unnütze Angst vor dem<br />

Computer und dem Umgang mit den<br />

verschiedensten Programmen nahmen.<br />

Die Schülerfirma adiuserv wurde bereits<br />

2007 von interessierten Schülerinnen<br />

und Schülern der Jahrgangsstufen 10 bis<br />

13 des Otto-Hahn-Gymnasiums Tuttlingen<br />

gegründet, agiert mittlerweile unter<br />

dem Dach des Vereins der Freunde und<br />

Förderer der Gymnasien und bietet ne-<br />

ben Computerkursen für Senioren auch<br />

Dienstleistungen rund um die Schule an.<br />

Rüdiger Daus<br />

(ruedigerdaus@t-online.de)<br />

Stadtseniorenrat<br />

Waiblingen<br />

Im Tode noch anderen helfen?<br />

Zusammen mit der AOK Ludwigsburg-<br />

Rems-Murr hat der SSR erreicht, dass<br />

im Bürgerzentrum Waiblingen ein viel<br />

beachteter Vortrag mit anschließender<br />

Podiumsdiskussion Wirklichkeit werden<br />

konnte. Über 90 Besucher verfolgten die<br />

Veranstaltung mit großem Interesse. Das<br />

Thema „Organspenden, die Leben retten“<br />

ist hochaktuell und äußerst wichtig, da es<br />

in Deutschland leider rückläufige Zahlen<br />

bei den Menschen mit Organspendeausweis<br />

gibt.<br />

Referenten waren Prof. Dr. Werner<br />

Lauchart von der Deutschen Stiftung Organspenden<br />

(DSO) und Dr. Dieter Hummel<br />

von der Dialysestation Waiblingen.<br />

Im Moment warten über 12 000 Menschen<br />

in Deutschland zwischen sechs<br />

und acht Jahren darauf, ein dringend<br />

benötigtes Organ wie Niere, Lunge, Herz<br />

oder Bauchspeicheldrüse zu erhalten.<br />

Da die Wartezeiten so lang sind, sterben<br />

jährlich 267 Menschen allein an Nierenversagen,<br />

weil nicht rechtzeitig eine Niere<br />

transplantiert werden konnte! Danach<br />

sind die Überlebenschancen sehr gut, um<br />

viele Jahre ein neues Leben geschenkt zu<br />

bekommen.<br />

Lauchart betonte, dass in Deutschland<br />

immer zwei unabhängig voneinander<br />

arbeitende Ärzte den Hirntod (eine unumkehrbare<br />

Todesursache) feststellen<br />

müssen, bevor Organe entnommen werden<br />

können. Die Spender können also<br />

ganz sicher sein, dass ihre Organe erst<br />

nach dem Tode „gespendet“ werden. Ein<br />

weit verbreiteter Irrtum ist auch die Ansicht,<br />

ältere Menschen seien nicht mehr<br />

als Spender geeignet. Die Organe eines<br />

80-Jährigen können besser geeignet sein<br />

als die eines 30-Jährigen, der sie schon<br />

in jungen Jahren geschädigt hat.<br />

In einem Round-Table-Gespräch mit<br />

Frank Nipkau, dem Redaktionsleiter der<br />

Waiblinger Kreiszeitung, kamen drei<br />

betroffene Patienten (Niere, Leber und<br />

Herz) zu Wort, die übereinstimmend<br />

aussagten, dass sie nach langer Wartezeit<br />

ein zweites Leben mit ihrem neuen<br />

Organ erhalten haben.<br />

Wir fordern Sie als Leser auf, darüber<br />

nachzudenken, ob nicht auch Sie in Zukunft<br />

zu den Menschen gehören wollen,<br />

die einen unterschriebenen Organspendeausweis<br />

bei sich tragen, um so anderen<br />

Menschen noch im Tode helfen zu können.<br />

Die Organspendeausweise erhalten<br />

Sie über die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung (BZgA) unter der<br />

gebührenfreien Rufnummer 08 00 / 90<br />

40 400.<br />

Alfred Sparhuber<br />

(Alfred.Sparhuber@gmx.de)<br />

Stadtseniorenrat<br />

Weinstadt<br />

Seniorenfreundlicher<br />

Einzelhandel<br />

OB Jürgen Oswald durfte im Beutelsbacher<br />

Stiftskeller Vertreter der 90 Einzelhandelsgeschäfte<br />

Weinstadts begrüßen,<br />

die an der Zertifizierungsaktion „Seniorenfreundlicher<br />

Service“ teilgenommen<br />

haben. Ein herzliches Willkommen galt<br />

auch den Rednern des Abends: Helmut<br />

Feskorn (Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>),<br />

Werner Schüle (Vorstandsmitglied im<br />

LSR), Bernd Rühle (Verband Weinstädter<br />

Unternehmer/VWU). Grund für diese<br />

Feierstunde war die Überreichung<br />

der Zertifizierungsurkunden. „Weinstadt<br />

ist eine seniorenfreundliche Stadt, vor<br />

allem was das Einkaufen anbelangt!“,<br />

lobte der OB. Sein Dank galt – auch<br />

im Namen des Gemeinderats - den Geschäften<br />

für die zahlreiche Teilnahme<br />

an dieser Aktion und Adolf Gutmann (1.<br />

Vorstandssprecher) und Waltraud Bühl<br />

(2. Vorstandssprecherin) vom SSR für<br />

die zügige Durchführung. Er betonte,<br />

dass die älteren Menschen eine immer<br />

größere Rolle in unserer Gesellschaft<br />

einnehmen und dass sich Industrie und<br />

Handel an die Bedürfnisse der Senioren<br />

angepasst hätten.<br />

Helmut Feskorn mahnte an, dass bei der<br />

Diskussion über den demografischen<br />

Wandel die Schwarzmalerei über das Alter<br />

zugenommen hat. Es herrscht immer<br />

noch die Meinung vor, alt sei gleichzusetzen<br />

mit hilfsbedürftig. „Die Senioren<br />

heute sind ein Aktivposten in unserer<br />

Gesellschaft! Deshalb müssen wir unsere<br />

Meinung über das Alter ändern!“ Er<br />

gratulierte der Stadt und dem SSR zu<br />

diesen großartigen Aktivitäten. Werner<br />

Schüle überbrachte die Grüße vom LSR.<br />

Er erklärte, dass diese Aktion im Rahmen<br />

eines Bundesprojekts „Aktiv im Alter“<br />

durchgeführt wird. „Wir sind kein<br />

TÜV, kein Wirtschaftskontrolldienst!“<br />

so Schüle. „Wir wollen keine Schulnoten<br />

verteilen“. Deshalb gibt es auch nur zwei<br />

Beurteilungskriterien: zufriedenstellend<br />

und nachbesserungsbedürftig. Bernd<br />

Rühle (VWU) bedankte sich bei allen<br />

Kolleginnen und Kollegen für die Teilnahme.<br />

Er betonte aber auch, dass Ziel<br />

und Wunsch der Weinstädter Geschäfte<br />

ein „altersgerechtes Weinstadt – ein<br />

Weinstadt für jedes Alter“ sei. Waltraud<br />

Bühl: „Wir haben in kurzer Zeit das Vertrauen<br />

der Geschäfte in unsere Arbeit<br />

gewonnen, dafür herzlichen Dank.“ Alle<br />

Geschäfte haben das Ziel mit zehn oder<br />

elf Punkten mehr als erreicht. Bühls<br />

Dank galt auch Gerhard Friedel (Amt für<br />

Familie, Bildung und Soziales) und seinem<br />

Team für die große Unterstützung<br />

seitens der Stadt sowie auch den Personen,<br />

die für die Zertifizierung wochenlang<br />

unterwegs waren. In zwei Jahren<br />

wird neu zertifiziert – dann unter etwas<br />

„schärferen“ Bedingungen.<br />

Gerhard Volk<br />

(UTAGERD@aol.com)<br />

36 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 37


Seniorenfreundlicher Service<br />

„im blick“ stellt zwei weitere<br />

„seniorenfreundliche“ Hotels vor<br />

Gasthof „Rebstock“<br />

Werastraße 35<br />

88045 Friedrichshafen<br />

Tel.: 0 75 41 / 9 50 16 40<br />

www.gasthof-rebstock-fn.de<br />

„im blick“: Welche Erfahrungen<br />

machen Sie mit Ihren<br />

älteren Gästen?<br />

Peter Wieland: Da wir ein alt eingesessenes<br />

Haus sind, haben wir sehr<br />

Hotel zum Löwen***<br />

Hauptstraße 136<br />

88074 Meckenbeuren/Bodensee<br />

Tel.: 0 75 42 / 9 40 20<br />

www.hotelloewen-bodensee.de<br />

„im blick“: Welche Erfahrungen<br />

machen Sie mit Ihren<br />

älteren Gästen?<br />

Angelika & Gerhard Joswig:<br />

Unsere vielen Gäste im besten Alter<br />

(mit Bus oder alleinreisend) sind alle<br />

herzlich willkommen, sehr dankbar<br />

und freuen sich über den aufmerksamen<br />

Service, ob beim Abnehmen<br />

der Garderobe oder den Empfehlungen<br />

der Getränke und Speisen sowie<br />

die sehr gute Küche.<br />

Wichtig ist für sie, dass sie ernst genommen<br />

werden. Sie legen viel Wert<br />

auf qualitativ hochwertige Speisen,<br />

die nicht groß, aber fein ausfallen<br />

38 2/<strong>2010</strong><br />

viel mit älteren Personen im Hotel und<br />

mit den Stammtischen zu tun, wo wir<br />

nur Erfreuliches berichten können.<br />

Unser Haus wird fast ausschließlich<br />

von Familienangehörigen geleitet. Da<br />

hat man sich schnell eingelebt und<br />

fühlt sich wie zuhause.<br />

„im blick“: Was schätzen die<br />

Senioren am Gasthof „Rebstock“<br />

besonders?<br />

Peter Wieland: Unser Haus verfügt<br />

über einen großen Parkplatz.<br />

Wir sind nicht direkt an der Hauptstraße.<br />

Für diejenigen, die es besonders<br />

ruhig haben möchten, bietet<br />

sich besonders unser Rückgebäude<br />

an. Unsere Gästezimmer sind 2006<br />

neu renoviert worden. Sie sind ausgestattet<br />

mit Dusche, WC, Kabelfernsehen<br />

und Durchwahltelefon.<br />

Bei uns können Hunde kostenlos im<br />

sollten. Frische und regionale Produkte<br />

werden gewünscht. Dem haben<br />

wir uns verschrieben.<br />

blick“: Was schätzen die Senioren<br />

am Hotel zum Löwen***<br />

besonders?<br />

Angelika & Gerhard Joswig:<br />

Die einmalige Lage des Hotels zwischen<br />

Ravensburg und Friedrichshafen<br />

schätzen unsere älteren Gäste<br />

sehr (direkt an der B30, zu den Autobahnen<br />

A96 und A98 nur wenige<br />

Kilometer, die vielen Wander- und<br />

Radwege, über 180<br />

Ausflugsziele in unmittelbarerUmgebung).<br />

In kürzester<br />

Zeit ist man mit<br />

PKW, Schiff oder<br />

Bahn in Österreich<br />

und der Schweiz.<br />

Da diese Genera-<br />

Zimmer mit untergebracht werden.<br />

Wir haben eine regionale sowie eine<br />

bürgerliche Küche. Bei uns wird „Kochen<br />

wie bei Muttern“ groß geschrieben.<br />

Alle unsere Speisen kann man<br />

auch als kleinere Portion (früher Seniorenteller)<br />

bestellen. Unser Biergarten,<br />

der reichhaltig mit Platanen<br />

bewachsen ist, bietet im Sommer einen<br />

angenehmen Schatten und lädt<br />

zum Verweilen ein.<br />

Wir sind rund 100 Meter von der<br />

Bushaltestelle und zehn Gehminuten<br />

vom Hauptbahnhof und vom<br />

Bodensee entfernt. Mit dem Schiff<br />

kann man spielend leicht Österreich<br />

und die Schweiz erreichen. Die ganze<br />

Uferpromenade mit ihren Ruhebänken<br />

und Cafés sowie Eisdielen ist ideal,<br />

um einen Urlaubstag zu genießen.<br />

tion unser Land aufgebaut hat, gebührt<br />

ihr Anerkennung und Dank.<br />

Das wissen wir und vermitteln es<br />

gern unseren Mitarbeitern. Nur<br />

ehrliche, freundliche und hilfsbereite<br />

Kräfte, denen ihre Arbeit Spaß<br />

macht, kommen bei den älteren Gästen<br />

sehr gut an.<br />

Wir sind stolz auf unsere Auszeichnungen<br />

des DEHOGA BW („Bus<br />

– und Gruppenfreundliches Hotel,<br />

„Seniorenfreundliches Restaurant“).<br />

Verbraucherfreundlich!<br />

Die Bundesinteressenvertretung<br />

der Nutzerinnen und<br />

Nutzer von Wohn- und Betreuungsangeboten<br />

im Alter und bei<br />

Behinderung (BIVA) e.V. hat mit<br />

Unterstützung durch das Bundesministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz das<br />

Heimverzeichnis ins Leben gerufen.<br />

Hierbei handelt es sich um eine bundesweite<br />

Datenbank über stationäre<br />

Betreuungsangebote. Neben den<br />

üblichen Angaben zur Angebotsstruktur<br />

zeichnet diese sich durch<br />

einmalige Angaben zur Lebensqualität<br />

in den jeweiligen Heimen, der so<br />

genannten Verbraucherfreundlichkeit,<br />

aus.<br />

Ehrenamtliche geschulte Gutachter<br />

überprüfen anhand eines Kriteri-<br />

Altenpfl egeheime gGmbH<br />

enkatalogs, ob sich ein Heim durch<br />

besondere Kundenorientierung<br />

auszeichnet. Die Kriterien hierfür<br />

gliedern sich in drei große Blöcke:<br />

Autonomie, Teilhabe und Menschenwürde.<br />

Hat ein Heim jeweils<br />

mind. 80% der Kriterienbereiche erfüllt,<br />

bekommt es das Prädikat „verbraucherfreundlich“<br />

in Form eines<br />

grünen Hakens.<br />

Wir vom Deutschen Rotes Kreuz sind<br />

vom Heimverzeichnis überzeugt. Es<br />

weitet den Blick und spricht eine<br />

Ebene an, die von der rein funktionalen<br />

Pflege weg führt. Hier stehen<br />

die so genannten „weichen“ Kriterien<br />

wie Menschenwürde oder Teilhabe<br />

im Mittelpunkt.<br />

Für uns hat das Wohl der uns anvertrauten<br />

Bewohnerinnen und<br />

Bewohner oberste Priorität. Diese<br />

Einstellung wird durch die Begutachtungsergebnisse<br />

der BIVA bestätigt.<br />

Die Testphase in unserem Altenpflegeheim<br />

Haus am See in Böblingen<br />

war erfolgreich - uns wurde die Auszeichnung<br />

„Verbraucherfreundlich“<br />

bescheinigt.<br />

Nach und nach werden wir uns nun<br />

mit unseren anderen Häusern ebenfalls<br />

zur Begutachtung anmelden.<br />

Weitere Informationen erhalten Sie<br />

direkt von uns<br />

(Tel.: 0 70 31/ 2 04 88 15) oder im<br />

Internet unter<br />

www.heimverzeichnis.de<br />

Menschen sorgen für Menschen<br />

Verbraucherfreundlich. Wir sind ausgezeichnet.<br />

Unser DRK-Altenpflegeheim Haus am See wurde vom bundesweiten Heimverzeichnis mit dem grünen Haken für<br />

Verbraucherfreundlichkeit ausgezeichnet!<br />

Haus am See, Dr.-Richard-Bonz-Str. 14, 71034 Böblingen, Tel. 0 70 31/7 23-3 www.drk-altenpflegeheime-bb.de<br />

© Fotos: willma... + mi.la/photocase.de<br />

Anzeige


Migration<br />

Allen bewusst?<br />

2,5 Mio. Ältere im Ländle – aber auch immer mehr mit „Migrationshintergrund“<br />

Unter dem Motto „Aufeinander<br />

zugehen statt ausgrenzen“<br />

hatte der Paritätische <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> (Dachorganisation für<br />

4 000 Dienste und Einrichtungen)<br />

in die Jugendherberge Stuttgart zu<br />

einem Fachtag eingeladen. Erstmals<br />

ging es dabei – wie Landesgeschäftsführer<br />

Hansjörg Böhringer betonte<br />

– vorrangig um die stetig steigende<br />

Zahl der bei uns lebenden älteren<br />

Menschen, die aus einem anderen<br />

Land eingereist waren, um zu arbeiten<br />

und nun teilweise Kinder und<br />

Enkel hier haben. Angebote aus den<br />

Bereichen Gesundheit, Altenhilfe,<br />

Behindertenhilfe, aber auch der<br />

Selbsthilfe werden von ihnen selten<br />

in Anspruch genommen.<br />

Nur 26 Prozent in Mehrgenerationen-Haushalten<br />

<strong>Der</strong> Integrationsbeauftragte des<br />

Landes, Justizminister Prof. Ulrich<br />

Goll, konnte nur unterstreichen,<br />

welche Probleme es gibt. „Kultursensible“<br />

Pflege werde ein immer<br />

wichtigeres Thema werden, da die<br />

Zahl der älteren Migranten, die hier<br />

wohnen bleibe, steige. Diese Senioren<br />

würden zunehmend nicht<br />

mehr in der Großfamilie leben (nur<br />

26 Prozent in Mehrgenerationen-<br />

Haushalten). Wird Pflege bei ihnen<br />

ein Thema, dann bereiten Schwellenängste<br />

und mangelnde Informationen<br />

Probleme. Deshalb sei es wichtig,<br />

dass das Thema Migration in der<br />

Berufsfachschule für die Pflege und<br />

auch bei den Ärzten dazugehöre. Das<br />

Landesgesundheitsamt biete schon<br />

Fortbildungen an.<br />

„Wir sind in der<br />

Fremde alt geworden“,<br />

also nicht in der „neuen Heimat<br />

Deutschland“, darauf wies Kenan<br />

Zuhörende<br />

Kolat, der Bundesvorsitzende der<br />

türkischen Gemeinde hin. Denn eigentlich<br />

hätten alle vorgehabt, später<br />

wieder heimzukehren. Nun würden<br />

Kinder und Enkel hier die Schule<br />

besuchen. Man sei hin- und hergerissen,<br />

wo man den Lebensabend<br />

verbringen, wo man sterben werde.<br />

<strong>Der</strong>zeit gebe es noch mehr „junge<br />

Ältere“, bald werde die Zahl der Pflegebedürftigen<br />

deutlich steigen. Bedingt<br />

sei dies auch dadurch, dass es<br />

bei den Migranten – aufgrund der oft<br />

geleisteten schweren Arbeit – mehr<br />

sind, die körperlich beeinträchtigt<br />

seien und psychische Probleme haben,<br />

„wo bin ich wirklich zu Hause“.<br />

Daher werde die Altenhilfe für diese<br />

Menschen immer wichtiger, im Vorfeld<br />

aber auch schon die Gesundheitsaufklärung<br />

und vielfältige Informationen.<br />

Hilfreich dafür wären<br />

zentrale Beratungsstellen für Ältere<br />

(besonders zur finanziellen Seite).<br />

Dazu müssten die Migrantenorganisationen<br />

mit der Altenhilfe vernetzt<br />

werden. Es gehe um spezielle bedürf-<br />

Diskutierende<br />

nisorientierte Angebote. Möglich erscheine<br />

beispielsweise auch Pflege in<br />

der „alten Heimat“, wo die Kosten<br />

viel niedriger sein könnten.<br />

Rente: 40 Prozent weniger<br />

Informationen aus einer vielfältigen<br />

Podiumsdiskussion mit Migranten,<br />

die es geschafft haben: In Hannover<br />

gibt es bereits seit 20 Jahren<br />

muttersprachliche Gesundheitsförderung<br />

und beim DGB in Hamburg<br />

eine Anlaufstelle für Migranten der<br />

ersten Generation, die im Normalfall<br />

40 Prozent weniger an Rente hätten.<br />

Spezielle Pflegeheime für Türken<br />

gebe es bisher in Berlin und Duisburg.<br />

Die zunehmenden „türkischen<br />

Pflegedienste“ seien ganz normale,<br />

„wirtschaftliche Einrichtungen“, die<br />

Geld machen wollen.<br />

Bald überall mit<br />

Seniorenräten?<br />

<strong>Der</strong> Integrationsbeauftragte für<br />

Freiburg konnte berichten, dass man<br />

einen Runden Tisch zur ambulanten<br />

Altenhilfe habe und viel Projektarbeit<br />

mache. Wichtig sei, dass man die<br />

richtigen Personen dafür gewinne.<br />

Allerdings fehle teilweise (noch) die<br />

politische Lobby. Er hoffe, dass bald<br />

auch die Seniorenräte dabei seien.<br />

Mit 69 noch das<br />

Alphabet lernen?<br />

Generell die Forderung: Die Angebote<br />

müssten sich interkulturell<br />

öffnen. Bei den Türken sei das Gespräch<br />

mit der Familie wichtig und<br />

es gelte, dafür Vertrauen zu gewinnen.<br />

In Hamburg wären insbesondere<br />

die Medien (sowohl deutsche<br />

wie türkische) hilfreich gewesen. Die<br />

Aufklärungsarbeit<br />

über, zu und mit<br />

den Heimen, würde<br />

nicht innerhalb<br />

weniger Monate<br />

„stehen“ können.<br />

Für die Zukunft<br />

sieht man noch<br />

größere Probleme,<br />

weil es bei der<br />

ersten Generation Intensiv (miteinander Redende)<br />

der Migranten nur<br />

ganz wenige „kaputte Ehen“ gegeben<br />

habe. Die türkisch-deutsche Betreuerin<br />

der Stadt Düsseldorf berichtete,<br />

dass es jetzt 30 Prozent alleinstehende<br />

Mütter gebe. Ganz wichtig: Die<br />

Bildungsprobleme, besonders bei<br />

den türkischen Frauen. Es sei zwar<br />

mühsam aber nötig, einer 69-Jährigen<br />

noch ihr eigenes, also das türkische<br />

Alphabet beizubringen, bevor<br />

man ihr bescheidene Deutschkenntnisse<br />

vermitteln könne.<br />

„Brücken“ bauen und begehen<br />

Im Workshop „Altenhilfe“ ist ein bedeutsamer<br />

Fakt deutlich geworden:<br />

In der Türkei gibt es kein „strukturiertes“<br />

Ehrenamt wie bei uns. Ein<br />

Mittel, um doch zum Ziel zu kommen:<br />

Mit einzelnen Personen oder<br />

Vereinen „Brücken“ bauen und<br />

diese nutzen. (Darüber hatte „im<br />

blick“ bereits im Heft 4/2009 berichtet,<br />

im Beitrag über die Regionaltagungen<br />

für die Räte in Aalen.)<br />

Das könne nicht von oben her angeordnet<br />

werden. Es müsse im Dorf,<br />

im Ort, im Stadtteil praktiziert werden.<br />

Hilfreich dabei: Gemeinsam<br />

Feste feiern, Frauenschwimmen,<br />

Artikel/Interviews in „Migrantenmedien“,<br />

Sprachcafé und Lernangebote<br />

als eine Art Frühstückstreff<br />

(Früher lief das unter: „Wir sprechen<br />

Deutsch und trinken Tee“. <strong>Der</strong><br />

neue Titel komme wohl besser an,<br />

weil nicht das Deutschlernen im<br />

Vordergrund stehe.). Kontakte zu<br />

den Türken lassen sich bevorzugt<br />

über deren Vereine und die Moscheen<br />

knüpfen.<br />

Auch die „Einheimischen“<br />

motivieren<br />

Klar geworden ist aber auch, dass<br />

es nicht ausreicht nur „die anderen“<br />

zu motivieren. Es sei unbedingt<br />

notwendig, bei deutschen<br />

Heimbewohnern die Offenheit<br />

für Muslime zu fördern. Selbstverständlich<br />

müsse man beim Essensangebot<br />

Rücksicht nehmen.<br />

Über einzelne Personen (jüngere<br />

türkische Frauen) habe man beispielsweise<br />

in Sindelfingen einen<br />

„ehrenamtlichen Besuchsdienst für<br />

ältere muslimische Frauen“ (zusammen<br />

mit dem geronto-psychiatrischen<br />

Fachbereich des Landratsamts)<br />

schaffen können. Es gebe<br />

schon die „Migranten-Anlaufstelle<br />

Karlsruhe“. Hauptsächlich werden<br />

rechtliche und finanzielle Fragen<br />

gestellt („Wo gibt es Heime und<br />

wäre ein Aufenthalt auch in der alten<br />

Heimat möglich?“). Auf Dauer<br />

ein Muss: Muttersprachliche Sozialarbeiter<br />

und muttersprachliches<br />

Personal im Heim, Informationen<br />

zu Hilfsangeboten auch über die<br />

Ärzte und Apotheker verbreiten<br />

und über die Kinder, die ihre Eltern<br />

sensibilisieren sollen. „Aufsuchende<br />

Hilfe“ (mit Sprachkenntnissen)<br />

werde bald zum Alltagsgeschäft gehören<br />

müssen.<br />

Fazit: Es müssen noch bedeutend<br />

mehr Brücken - nicht nur angedacht<br />

- sondern geschlagen und wechselseitig<br />

begangen werden.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

0 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 1


Podiumsdiskussion<br />

Internet<br />

Lebenslanges Lernen – auch für Senioren?<br />

Erstaunlich viele Graumelierte<br />

waren auf Einladung der<br />

Landesstiftung sowie der<br />

Medien- und Filmgesellschaft von<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> am 27. Januar<br />

ins Stuttgarter Literaturhaus gekommen.<br />

Festzustellen war auch, dass<br />

fast ausschließlich männliche Wesen<br />

den Weg zur Tagung gefunden hatten.<br />

Haben sie die lebenslange Lernerei<br />

besonders nötig?<br />

Die „digitale<br />

Kompetenz“ macht’s<br />

Das vermittelte Herbert Moser, der<br />

Geschäftsführer der Landesstiftung,<br />

eindringlich. Egal, ob man einen Pass,<br />

ein Visum oder preiswerte Fahrkarten<br />

lösen, sich umfassend informieren,<br />

oder bewerben wolle, überall sei diese<br />

Kompetenz gefragt. Und die gelte<br />

es, besonders bei den Älteren, noch<br />

deutlich zu steigern. Auch deshalb<br />

habe man für das frühere Programm<br />

„Start und Klick“ nun ein neues aufgelegt.<br />

Unter dem Slogan „Klick; -)mach<br />

mit“ bietet die Landesstiftung „Kurse<br />

zur praktischen Internetnutzung“ an<br />

und fördert diese.<br />

Stefanie Schneider, Programmchefi n<br />

bei SWR 4, die charmant moderierte,<br />

griff das auf: Bei der gemeinsamen<br />

Aktion mit dem Sender habe man<br />

„Mit Gießbert ins Internet“ immerhin<br />

300 000 Ältere zu diesem elektronischen<br />

Medium gebracht. Auf<br />

die Homepage von SWR4 (mit einem<br />

Durchschnittsalter von 63 Jahren<br />

seiner Zuhörenden) gebe es jährlich<br />

25-30 Prozent mehr „Klicks“ (zuletzt<br />

18 Mio.).<br />

Carmen Stadelhofer, leitende Direktorin<br />

des Zentrums für allgemeine<br />

wissenschaftliche Weiterbildung<br />

(ZAWiW) an der Universität Ulm,<br />

machte klar, dass lebenslanges Lernen<br />

keinen Luxus darstellt. Die Barriere<br />

des Internets müsse deshalb<br />

überwunden werden. <strong>Der</strong> Slogan<br />

„Das brauche ich nicht“ dürfe nicht<br />

mehr gelten. Die Motivation müsse<br />

lauten „Wann und wie bringt mir das<br />

Internet welche Vorteile?“. Hierfür<br />

sei auch das Projekt „Internet goes<br />

Ländle“ förderlich.<br />

Kein tiefer Graben!<br />

Den oft zitierten<br />

tiefen Graben (zwischen<br />

Theorie und<br />

Praxis) dürfte es<br />

bald nicht mehr geben.<br />

Dafür sprachen<br />

zwei Präsentationen:<br />

Ottfried Niess (SeniorenOnline<br />

Rei-<br />

Herbert Moser,<br />

Geschäftsführer der<br />

Landesstiftung<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />

beim Grußwort<br />

chenbach-Fils e.V.) stellte zusammen<br />

mit Bernhard Peitz die dortige Initiative<br />

„Senioren Online“ vor und Ewald<br />

Gröppel (Goldberg-Senioren Akademie<br />

Sindelfi ngen/Böblingen) informierte<br />

über die „PC-Hilfe für Senioren<br />

– Einführungskurse mit Nachbetreuung“.<br />

Einige Erkenntnisse: Die ersten<br />

PC-Kurse „Start und Klick“ seien gut<br />

angelaufen und daraus auch diese Initiative<br />

entstanden. Zu berücksichtigen<br />

sei, dass Senioren anders lernen und es<br />

bei solchen betreuten Treffs Spaß machen<br />

würde, wenn die Angst vor dem<br />

Versagen genommen sei. Erfolgreich<br />

würden oftmals Jugendliche als Betreuende<br />

und „Lehrende“ einbezogen.<br />

Datenschutz ist ein<br />

Auslaufmodell<br />

Mit dieser und anderen kritischen<br />

Aussagen machte Jörg Klingbeil,<br />

Landesbeauftragter für den Datenschutz,<br />

nachdenklich und zugleich<br />

betroffen. Er erinnerte an die vielen<br />

Vorfälle in der Wirtschaft, bei der<br />

Bahn und Telekom und machte klar,<br />

dass der staatliche Datenschutz abgenommen<br />

habe. Auf der anderen<br />

Seite würden immer mehr, ganz freiwillig<br />

und bedenkenlos, Daten über<br />

die Kauf- und Lebensgewohnheiten<br />

„geliefert“. Auf alles, was sich da<br />

ansammle, hätten die Provider (irgendwo<br />

in der Welt) möglicherweise<br />

unkontrollierten Zugriff. Deshalb<br />

empfahl er beispielsweise größere<br />

Vorsicht bei Passwörtern und beim<br />

Zulassen von Cookies. Auf diversen<br />

Internetadressen könne man dazu<br />

viel abrufen und profi tieren (www.<br />

datenschutz.de oder www.bfdi.bund.<br />

de sowie www.bsi-fuer-buerger.de).<br />

Das Senken von<br />

Technik-Ängsten<br />

stellte Dr. Carsten Holtmann vom Forschungszentrum<br />

Informatik heraus.<br />

Er faszinierte mit den Visionen dieser<br />

Gruppe zum Thema „Technologie und<br />

Dienstleistungskonzepte für ein selbstständigeres<br />

Leben im Alter“. Wohl<br />

entscheidend für die Erfolge dort dürfte<br />

sein, dass nicht nur Wissenschaftler<br />

einer Fakultät nach Neuem suchen. Es<br />

sei ein ganz breites Spektrum von Theorie<br />

und Praxis bis hin zu Psychologen<br />

und viele Doktoranten einbezogen.<br />

Was er aufzeigte, wie die Technik auch<br />

das möglichst lange selbst bestimmte<br />

Wohnen zu Hause und die Pfl ege<br />

verändern kann und wohl wird, das<br />

machte klar, was lebenslanges Lernen<br />

bedeutet, und dass insbesondere Ängste<br />

und Vorurteile abzubauen seien.<br />

<strong>Der</strong> LSR (und „im blick“) werden an<br />

diesem Themen „dran“ bleiben. Schon<br />

jetzt fi ndet sich Interessantes unter<br />

www.fzi.de oder www.aal.fzi.de.<br />

Noch viel Gehirnschmalz<br />

dürfte man zum Thema „Lebenslanges<br />

Lernen“ auch bei Senioren<br />

brauchen. Diese Aussage der Moderatorin<br />

Stefanie Schneider am<br />

Schluss einer intensiven Podiumsdiskussion<br />

fand bei allen daran<br />

Beteiligten und den Zuhörenden<br />

volles Verständnis. Zu den bisher<br />

Redenden waren noch Tanja Sommerfeld<br />

(VHS) sowie Dr. Christian<br />

Spannagel (PH Heidelberg) gekommen.<br />

Das Fazit: Die Älteren sind<br />

keine konforme Gruppe, in der alle<br />

die gleichen Voraussetzungen oder<br />

Motivation haben. So müsse es verschiedene<br />

Kurse, Bildungsangebote<br />

und Lernmethoden sowie Übungsmöglichkeiten<br />

geben. Wichtig sei,<br />

dass dabei Netzwerke entstünden<br />

und gepfl egt würden, die Kontakte<br />

nach draußen sicherten. Die Älteren<br />

dürften nicht mehr länger vereinsamen.<br />

<strong>Der</strong> ländliche Raum müsste<br />

deshalb besonders intensiv bedacht<br />

und versorgt werden.<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

Impressum<br />

„im blick“ ist eine Publikation des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />

Einzelpreis: 2.50 Euro, bei Postversand<br />

zzgl. 1.50 Euro Postgebühren<br />

Förderabonnement: 14.50 Euro, inkl. Postgebühren<br />

<strong>Der</strong> <strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> e.V.<br />

(LSR) ist die Interessenvertretung der älteren<br />

Generation. Er versteht sich als Forum für Erfahrungsaustausch<br />

und Meinungsbildung auf sozialem,<br />

wirtschaftlichem und politischem Gebiet. In ihm<br />

wirken die in der Altenarbeit tätigen Verbände und<br />

die Kreisseniorenräte zusammen. <strong>Der</strong> LSR ist<br />

parteipolitisch unabhängig.<br />

Vorsitzender: Roland Sing<br />

Geschäftsführerin: Birgit Faigle.<br />

Herausgeber<br />

<strong>Landesseniorenrat</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

Rotebühlstraße 131, 70197 Stuttgart<br />

Telefon 0711/61 38 24, Telefax 0711/61 79 65<br />

E-mail: landesseniorenrat@lsr-bw.de<br />

www.lsr-bw.de<br />

Verlag<br />

Baumeister Verlag, Uhlandstraße 104<br />

73614 Schorndorf<br />

Tel. 07181/25 32 31<br />

Fax 07181/25 88 78<br />

E-Mail: info@baumeister-verlag.de<br />

Redaktion<br />

Dr. Stefan Raab, Projektleitung (rb)<br />

Birgit Faigle, <strong>Landesseniorenrat</strong> (fai)<br />

Hans-Jörg Eckardt, <strong>Landesseniorenrat</strong> (eck)<br />

Anzeigen<br />

Uta Haser-Stoll<br />

Telefon 07181/25 32 31<br />

Telefax 07181/25 28 78<br />

Abo-Service<br />

Andrea Eck<br />

Tel. 07181/25 32 31<br />

Fax 07181/25 88 78<br />

Layout und Produktion<br />

Nadine Haser, info@nadinehaser.de,<br />

www.nadinehaser.de<br />

Systemedia Druck und Medien GmbH<br />

Hanauer Straße 4, 75181 Pforzheim<br />

Titelbild: Evangelische Heimstiftung<br />

Sie möchten einen Beitrag<br />

veröffentlichen?<br />

landesseniorenrat@lsr-bw.de<br />

Sie möchten mehr Informationen?<br />

www.lsr-bw.de<br />

Redaktionsschluss:<br />

jeweils 2 Wochen vor Quartalsende<br />

Mediadaten <strong>2010</strong> gültig<br />

© Copyright <strong>2010</strong> by Baumeister Verlag. Nachdrucke<br />

und Vervielfältigungen, gleich welcher Art, sind – auch<br />

auszugsweise – nur mit schriftlicher Genehmigung des<br />

Verlages gestattet. Für Mitglieder des <strong>Landesseniorenrat</strong>es<br />

sind diese kostenlos. Artikel, die namentlich<br />

gekennzeichnet sind, stellen nicht in jedem Fall die<br />

Meinung der Redaktion dar. Für unverlangt eingesandte<br />

Manuskripte und Fotos übernimmt der Verlag keine<br />

Haftung. Leserzuschriften sind willkommen.<br />

Bitte beachten: Bei Änderungen von Anschriften und<br />

der gewünschten Stückzahl bitte an die Geschäftsstelle<br />

des <strong>Landesseniorenrat</strong>es wenden.<br />

2 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 3


Internet<br />

„Ein Senior mit Maus gehört in jedes Haus“<br />

Immer noch nutzen zu wenig Ältere<br />

die Möglichkeiten im Internet<br />

für ihre Kontakte, ihr Wissen<br />

und für den Alltag. Während fast 70<br />

Prozent der gesamten Bevölkerung<br />

(ab 14) „am Netz“ sind, machen bei<br />

den „50plus“ lediglich knapp 45<br />

Prozent davon Gebrauch. Bei ihnen<br />

fehlt meistens die gelebte Erfahrung<br />

über das „Internet unser Freund und<br />

Helfer“. Ändert sich das nicht, dann<br />

bleiben viele Senioren „abgehängt“,<br />

werden zunehmend vom gesellschaftlichen<br />

Leben ausgegrenzt. Auch deshalb<br />

engagiert sich der LSR bei diesem<br />

Thema besonders. Im Herbst<br />

soll dazu eine neue gemeinschaftliche<br />

Aktion auf breiter Basis anlaufen.<br />

Wichtig vor Ort:<br />

Senioren-Internet-Helfer<br />

Wichtig für alle diese Bemühungen<br />

ist jedoch auch das Umfeld in der<br />

eigenen Gemeinde, dass die Älteren<br />

dort „niedrigschwellige“ Angebote<br />

nutzen können. Dazu zählen die<br />

„Senior-Internet-Helfer“, die schon<br />

an vielen Orten erfolgreich wirken:<br />

Den Senioren die Ängste vor diesem<br />

Thema nehmen, die bisherigen<br />

Nicht-Nutzer beraten und etwas<br />

vertraut machen mit der Technik,<br />

Sprechstunden und Möglichkeiten<br />

zum Üben bieten. Leider mangelt es<br />

besonders im ländlichen Raum noch<br />

an solchen Initiativen. Das soll sich<br />

ändern und deshalb läuft über ein<br />

knappes Jahr die Aktion „Internet<br />

goes Ländle“ (zur besseren Internet-<br />

Kompetenz von Seniorinnen und Senioren).<br />

Getragen wird sie vom Netzwerk<br />

für Senior-Internet-Initiativen<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> (SII), einem<br />

Mitglied des LSR, dem Zentrum für<br />

Allgemeine Wissenschaftliche Weiterbildung<br />

der Universität Ulm und<br />

der Innovationsagentur des Landes<br />

für IT und Medien (MFG). Das Projekt<br />

wird gefördert vom Ministerium<br />

für den Ländlichen Raum.<br />

Zentraler Auftakt in Ulm<br />

Fast 80 Interessierte, aber auch<br />

schon Engagierte, waren am 2. März<br />

in die „Wissenschaftsstadt“ auf den<br />

Höhen über Ulm gekommen. Zum einen<br />

wollten sie sich austauschen, die<br />

andern hofften, zu erfahren, wie man<br />

selbst solche Initiativen gründen und<br />

mit ihnen erfolgreich werden kann.<br />

Dazu gab es informative Referate,<br />

praxisbezogene Arbeitsgruppen und<br />

viele Tipps für diejenigen, die in den<br />

Startblöcken stehen (und von denen<br />

kann es nicht genug geben). Deshalb<br />

will man mit drei oder vier solcher<br />

Veranstaltungen auch noch vor Ort<br />

gehen, besonders dorthin, wo es<br />

„weiße“ Flecken auf der Landkarte<br />

der Internethelfer gibt.<br />

Fazit: Senioren und<br />

Maus in jedes Haus!<br />

Schon am Vormittag hatte Heinz<br />

Kraus vom „Netzwerk 50plus Pfullendorf“<br />

in seinem Bericht über die<br />

dortigen Aktivitäten herausgestellt,<br />

dass man bei den Medien mit einem<br />

griffigen Motto großen Erfolg hatte.<br />

Seines fand auch in Ulm Anklang<br />

und bildet deshalb die Überschrift<br />

des Artikels („Ein Senior mit Maus<br />

gehört in jedes Haus“). Aus Sicht des<br />

LSR gilt das – nach den bisherigen<br />

Nutzerzahlen - aber noch mehr für<br />

die Frauen. Dort ist der Nachholbedarf<br />

bedeutend stärker.<br />

Insgesamt eine wichtige Aufgabe<br />

und Chance für die Seniorenräte,<br />

sich auch bei diesem Thema noch<br />

stärker einzubringen und es voranzubringen.<br />

Details:<br />

www.internet-goes-laendle.de<br />

Hans-Jörg Eckardt<br />

Ein „Frühlingsstrauß“ besonderer Art:<br />

Nützliche Informationen und reger Meinungsaustausch in Ruit<br />

Fast zeitgleich mit den ersten<br />

langersehnten Frühlingstagen<br />

waren am 24. März achtzig<br />

Kreis- und Stadtseniorenräte zum<br />

traditionellen zweitägigen Treffen<br />

in die Sportschule Ruit angereist.<br />

Dort erwartete sie ein besonderer<br />

„Frühlingsstrauß“: Eine Fülle an Informationen<br />

zu aktuellen Themen<br />

und die so wichtige Möglichkeit für<br />

regen Meinungsaustausch. Gerade<br />

diese Chance für das intensive Gespräch<br />

stellte LSR-Vorsitzender Roland<br />

Sing schon in seiner Begrüßung<br />

heraus. Das sei besonders wichtig,<br />

denn immer wieder sei es für ihn<br />

beeindruckend, welche Aktivitäten<br />

der Räte vor Ort laufen würden. Es<br />

wartete jedoch auch konkrete Arbeit:<br />

Auch in diesem Jahr hat man „Ruiter<br />

Erklärungen“ beraten und diese Resolutionen<br />

verabschiedet.<br />

Ruiter Erklärungen <strong>2010</strong><br />

1) Gründung von Seniorenräten<br />

Die Kreisseniorenräte und die Kommunen<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> werden<br />

aufgefordert, alle notwendigen<br />

Schritte zu unternehmen, um flächendeckend<br />

Seniorenräte zu gründen<br />

und deren Mitwirkung zu unterstützen.<br />

• Zur positiven Gestaltung des demografischen<br />

Wandels ist das Engagement<br />

der Bürgerinnen und Bürger<br />

unverzichtbar. Viele Seniorinnen<br />

und Senioren sind bereit, ihre<br />

Kompetenzen und Erfahrungen für<br />

das Gemeinwohl einzusetzen. Sie<br />

wollen aktiv an der Gestaltung von<br />

Gesellschaft und Politik mitwirken.<br />

• Die Vertretung von Seniorinnen<br />

und Senioren, gerade in <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong>, ist beispielhaft gut<br />

organisiert. Insbesondere die dezentralen<br />

Strukturen der Seniorenvertretungen<br />

sind bestens geeignet,<br />

gerade auch den lokalen Bedürfnissen<br />

von Seniorinnen und Senioren<br />

Rechnung zu tragen, Möglichkeiten<br />

zu bieten, gestaltend Einfluss zu<br />

nehmen und durch bürgerschaftliches<br />

Engagement für Andere einzutreten.<br />

• Ortsseniorenräte, Stadtseniorenräte,<br />

Kreisseniorenräte sind die<br />

Organisationsformen, die bürgernahes<br />

Engagement und bürgernahe<br />

Lösungen ermöglichen. Wünschenswert<br />

ist, dass gerade auf der<br />

kommunalen Ebene Plattformen<br />

und Gesprächsforen vorhanden<br />

2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong><br />

Tagung<br />

Gespannt zuhörende Seniorenräte


Internet<br />

Interessiert: Ehrenvorsitzender Siegfried Hörrmann (links)<br />

sind, bzw. geschaffen oder noch<br />

weiter ausgebaut werden, die einen<br />

entsprechenden regen Austausch<br />

ermöglichen.<br />

• Die „Gemeinsamen Empfehlungen<br />

der Kommunalen Landesverbände<br />

und des LSR zur Arbeit von Kreis-,<br />

Stadt- und Ortsseniorenräten in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong>“<br />

vom Juli 2003<br />

sollen den Aufbau fördern. Bislang<br />

bestehen in ca. 120 Gemeinden in<br />

<strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> Orts- oder<br />

Stadtseniorenräte. Gemessen an<br />

der großen Zahl von Gemeinden<br />

insgesamt in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

ist somit eindeutig erkennbar, dass<br />

ein erheblicher Handlungsbedarf<br />

zur Gründung von Orts- und Stadtseniorenräten<br />

gegeben ist.<br />

2) Medizinisch-pflegerische<br />

Versorgung älterer Menschen<br />

Selbstbestimmtes Leben und Teilhabe<br />

von Älteren sollten maßgeblich<br />

Zielsetzung von allen Verantwortlichen<br />

in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> sein.<br />

Alle Strategiediskussionen und insbesondere<br />

aber auch alle Entscheidungen<br />

sind danach zu bewerten,<br />

ob diese Zielsetzung wirklich Gegenstand<br />

der Aktivitäten und Handlungen<br />

ist.<br />

Strategisch gesehen können die Herausforderungen<br />

der demografischen<br />

Entwicklung am besten durch ambulante<br />

Unterstützungsformen<br />

gemeistert werden. Deshalb sind<br />

exakt in diesem Bereich zielgerichtete<br />

Anstrengungen erforderlich.<br />

Je nach den Versorgungsformen<br />

ergeben sich auch differenzierte<br />

Anforderungsprofile für das Pflegepersonal.<br />

Gerade bei den ambulanten<br />

Versorgungsformen sollten<br />

ehrenamtliche Strukturen stärker<br />

ausgebaut werden. Für den ambulanten<br />

und den stationären Bereich<br />

gilt generell, dass voll ausgebildetes<br />

Pflegepersonal von pflegefernen<br />

Aufgaben nachhaltig entlastet werden<br />

muss.<br />

Generell ist ein Gesamtkonzept des<br />

Landes <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erforderlich,<br />

welches als Leitfaden für alle<br />

Verantwortlichen verbindlich ist und<br />

so entscheidend mit dazu beitragen<br />

kann, dass die demografische Herausforderung<br />

durch eine Gesamtorientierung<br />

aller Beteiligten zu bewältigen<br />

ist.<br />

Weiter ist zu fordern:<br />

• Zügiger Ausbau und die Entwicklung<br />

der Tages- und Nachtpflege.<br />

• Förderung der integrierten Gesundheitsversorgung<br />

einschließlich<br />

der Pflege.<br />

• Die Verbesserung der medizinischpflegerischen<br />

Versorgung älterer<br />

Menschen in ihrer häuslichen Umgebung<br />

und in Pflegeheimen.<br />

• Verbesserung der medizinisch-pflegerischen<br />

Versorgung Älterer insgesamt.<br />

Gerade in diesem Zusammenhang<br />

sind die Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildungsmaßnahmen für<br />

Mediziner den Herausforderungen<br />

umgehend anzupassen.<br />

• Die Rahmenbedingungen für Prävention<br />

und Rehabilitation müssen<br />

deutlich verbessert werden. Längst<br />

überfällig ist ein Präventionsgesetz<br />

auf Bundesebene, das die Pflegeversicherung<br />

mit einschließt.<br />

3) Technik für ein selbstbestimmtes<br />

Leben im Alter<br />

Die Landesregierung von <strong>Baden</strong>-<br />

<strong>Württemberg</strong> wird aufgefordert,<br />

alle notwendigen Schritte zu unternehmen,<br />

dass technische Hilfen für<br />

ältere Menschen erforscht, entwickelt<br />

und sobald als möglich in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />

durch Modellvorhaben<br />

erprobt werden. Generelle<br />

Zielsetzung muss sein, solange wie<br />

irgend möglich älteren Menschen<br />

ein selbstbestimmtes, selbstverantwortetes<br />

und teilhabeberechtigtes<br />

Leben in der eigenen Häuslichkeit zu<br />

ermöglichen.<br />

Technische Hilfen können die<br />

Selbstständigkeit unterstützen und<br />

Sicherheit bieten. Sie müssen allen<br />

Menschen zugänglich gemacht werden<br />

und sie müssen leicht anwendbar<br />

sein (Ambient Assisted Living<br />

Systeme).<br />

Für den Einsatz von Telemonitoring<br />

und Telemedizin müssen auch die<br />

rechtlichen Rahmenbedingungen –<br />

insbesondere unter Berücksichtigung<br />

der Menschenwürde – sowohl<br />

auf der Bundes- als auch auf der<br />

Landesebene beschlossen werden.<br />

fai / eck<br />

WENN ES UM DARMKREBS GEHT,<br />

HÖRT BEI MIR DER SPASS AUF.<br />

Rentner Herbert Görgens alias Ingolf Lück, Comedian<br />

Darmkrebs ist zu 100 % heilbar, wenn er rechtzeitig entdeckt wird. Deshalb geht auch Ingolf Lück<br />

zur Vorsorge. Die tut nicht weh, dauert nur 20 Minuten und danach hat man die nächsten 10 Jahre<br />

Sicherheit. Mehr Informationen unter www.felix-burda-stiftung.de<br />

Spendenkonto: Felix Burda Stiftung | Kontonummer 7 300 323 01 | BLZ 68080030 | Commerzbank Offenburg<br />

6 2/<strong>2010</strong> 2/<strong>2010</strong> 7


Fern- & Erlebnisreisen<br />

Tansania: Begegnungsreise<br />

Südafrika: Erlebnis-Rundreise<br />

Mexiko: Die Spuren der Maya<br />

Kreativurlaub<br />

Ohlstadt: Mal-Akademie<br />

Schloss Raesfeld: Kreativkurse<br />

Andalusien: Finca-Urlaub<br />

Urlaub im Kloster<br />

Ottobeuren: Musik-Meditation<br />

Kostenz: Fasten, Yoga, AntiStress<br />

Neustift: Intuitives<br />

Bogenschießen<br />

Studien- & Kulturreisen<br />

Rom als Insider erleben<br />

Peloponnes & Mani<br />

Israel & Palästina verstehen<br />

Aktivurlaub<br />

Kleinwalsertal: Bergwandern<br />

Rügen: Segeln, Radeln, Wandern<br />

Cornwall: Garten-Wanderreise<br />

Gesundheits- &<br />

Wellnessurlaub<br />

Uckermark: Vitalwochen &<br />

Coaching; Teneriffa: Yoga,<br />

Ayurveda, F.X. Mayr; Appenzell:<br />

Vitalurlaub am Bodensee<br />

Urlaub mit<br />

Sinn und<br />

in Gemeinschaft.<br />

Sie suchen aktive & inspirierende<br />

Erholung, erleben die Welt immer<br />

wieder neu und reisen gerne<br />

abseits der üblichen Routen?<br />

Dann entdecken Sie die<br />

Vielfalt mit SKR!<br />

Urlaub mit Sinn!<br />

GRATIS KATALOG:<br />

Studien-Kontakt-Reisen<br />

<strong>02</strong>28/93573-732<br />

info@skr.de<br />

www.skr.de/imblick

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!