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»Daß ein Buch wie das Tagebuch des Samuel Pepys überhaupt existiert, ist im Grunde ganz unbegreiflich. Ein rares Wunderwerk.« Robert Louis Stevenson<br />
Samuel Pepys<br />
magazin – ausgabe nr. 2<br />
Zum ersten Mal:<br />
Die Tagebücher<br />
1660 – 1669<br />
Vollständige Ausgabe in 9 Bänden<br />
nebst einem »Companion«.<br />
Deutsche Erstausgabe im Haffmans Verlag<br />
bei www.Zweitausendeins.de
»Daß ein Buch wie das Tagebuch des Samuel Pepys überhaupt existiert,<br />
ist im Grunde ganz unbegreiflich. Ein rares Wunderwerk.«<br />
»Nie zuvor haben wir eine so reiche Darstellung<br />
des Innern eines Menschen gesehen.«<br />
Sir Walter Scott<br />
»Das intimste Erlebnisprotokoll, das bis dahin je<br />
ein Mensch geschrieben hatte.«<br />
Dietrich Schwanitz, »Englische Kulturgeschichte«<br />
»Eine Fülle von Details aus seinem Berufsalltag,<br />
aber auch aus seinem häuslichen Alltag. Es ist<br />
voller Musik, voller Theaterstücke, es wimmelt<br />
von Gemälden, Büchern und wissenschaftlichen<br />
Geräten. Es ist eine Geschichte von Ambitionen<br />
und wachsendem Wohlstand.«<br />
Claire Tomalin, »Samuel Pepys – The Unequalled Self«<br />
»Wie Louis Armstrong zur Trompete oder Picasso<br />
zum Pinsel gegriffen hat, so hat Pepys sich seinem<br />
Tagebuch gewidmet.« Independent on Sunday<br />
»Unser größter Tagebuchschreiber.«<br />
J. H. Plumb, Spectator<br />
»Pepys war ein Karrierist, ein rücksichtsloser<br />
Lüstling, berechnend und egoistisch, aber er<br />
konnte wie kein zweiter den aufregenden Puls<br />
der Gegenwart einfangen.« Ferdinand Mount, TLS<br />
»Sex, Alkohol, Feuer, Musik, Ehekrisen, der Sturz<br />
von Königen, Korruption und Zivilcourage, Kriege,<br />
Seefahrt, öffentliche Hinrichtungen, Kerkerhaft<br />
im Tower: das Leben des Samuel Pepys ist voller<br />
unwiderstehlicher Details.« Hermione Lee<br />
»Der genüßliche Lebensbericht des unermüdlichen<br />
Hedonisten.« The Guardian<br />
»Eine glänzende Beobachtungsgabe und scharfe<br />
Zunge.« Jörg Drews, »Kindlers Neues Literaturlexikon«<br />
Robert Louis Stevenson<br />
»Pepys berührt wie ein großer realistischer Romanautor,<br />
der Jahrhunderte zu früh geboren wurde.<br />
Das ist der Stoff eines Thackeray oder Balzac.<br />
Und Pepys’ Unterfangen, das tägliche Erleben in<br />
seiner Totalität darzustellen, begegnet uns im<br />
Grunde erst wieder bei Joyce oder Virginia Woolf.«<br />
Philip Hensher, The Atlantic Monthly<br />
»Ich habe in dieser Gattung Tagebuch, selbstredend,<br />
meine relativen Lieblinge. Angefangen<br />
beim ›König‹ SAMUEL PEPYS.«<br />
Arno Schmidt, »Das Tagebuch und der moderne Autor«<br />
»Des Kanzlers Helmut Schmidt Ferienlektüre am<br />
Brahmsee: Samuel Pepys.« Der Spiegel<br />
»Seine Tagebücher sind so freizügig wie Casanovas<br />
Memoiren.« Hellmuth Karasek, Hamburger Abendblatt<br />
»Als sie Anfang des 19. Jahrhunderts in England<br />
entdeckt worden waren, waren sie eine Sensation.<br />
Und das sind sie heute auch.« Volker Weidermann, FAS<br />
»Niemand hat je seine Zeit so vollständig und so<br />
vielseitig abgebildet wie der erste Privatmann der<br />
Literaturgeschichte.« Roger Willemsen<br />
»Die Alltäglichkeiten sind es, die diese Aufzeichnungen<br />
so interessant machen. “Kaufte mir heute<br />
eine grüne Brille.” Das ist es. Das macht unser<br />
Leben aus.« Walter Kempowski<br />
»Sein Selbstporträt ist unvergleichlich, sein<br />
London unvergeßlich. Ohne Pepys wüßten wir<br />
wesentlich weniger über das spannendste Jahrhundert<br />
unserer Geschichte. Sein Tagebuch ist<br />
das größte, das je geschieben wurde.«<br />
Claire Tomalin, The Guardian<br />
»Er liebte das Leben, die Frauen und das Essen ebensowie Musik, Literatur und Theater.<br />
Vor 350 Jahren begann Samuel Pepys sein legendäres Tagebuch. Auswahlbände aus diesem Wunderwerk<br />
hat es viele gegeben, doch nie eine vollständige deutsche Ausgabe – bis jetzt.«<br />
Felicitas Lovenberg, FAZ<br />
Der Fragebogen, den das Magazin der Frankfurter<br />
Allgemeinen Zeitung allwöchentlich ausfüllen ließ,<br />
war ein beliebtes Gesellschaftsspiel und wurde von<br />
den meisten Lesern zuerst angeschaut. Wir spielen<br />
es weiter: heitere und heikle Fragen, die beantwortet,<br />
vermieden oder überspielt werden können,<br />
jedoch hier aus den Tagebüchern 1660 – 1669 des<br />
Befragten gezogen wurden.<br />
Samuel Pepys [sæmjuel pi:ps] wurde<br />
1633 als Sohn eines Schneiders in London<br />
geboren. Er besuchte die St.-Paul-<br />
Schule in London und studierte am Magdalene<br />
[mo:dlin] College in Cambridge. 1655<br />
heiratet er. Etwa zur gleichen Zeit tritt er in<br />
die Dienste eines adligen Vetters ein, Edward<br />
Mountagu, des späteren ersten Grafen<br />
von Sandwich. 1660 beginnt Samuel Pepys,<br />
ein Tagebuch zu führen. Fast zehn Jahre<br />
lang, bis Ende Mai 1669, hält er jeden<br />
einzelnen Tag fest – und erschafft ein literarisches<br />
Werk ohnegleichen. Pepys schildert<br />
als Augenzeuge und aus erster Hand die<br />
Ereignisse einer der aufregendsten Epochen<br />
der englischen Geschichte – die Rückkehr<br />
zur Monarchie nach zwölf Jahren Cromwell-<br />
Republik, den Ausbruch der Pest im Jahr<br />
1665, den großen<br />
Brand von<br />
London im<br />
Jahr 1666, den<br />
zweiten englisch-holländischenSeekrieg.<br />
Auf nie<br />
zuvor dagewesene<br />
Weise<br />
verknüpft<br />
Pepys die<br />
große Weltgeschichte<br />
mit seiner nicht minder ereignisreichen privaten<br />
Lebensgeschichte, berichtet von<br />
seinem beruflichen Aufstieg im Navy<br />
Board, dem britischen Flottenamt, von den<br />
Wonnen und Qualen, die der wachsende<br />
Wohlstand mit sich bringt, von seiner<br />
großen Leidenschaft für die Musik, das<br />
Theater, die neuen Wissenschaften, für<br />
gutes Essen und schöne Bücher und<br />
nicht zuletzt für Frauen. Pepys ging mit<br />
weit geöffneten Augen durchs Leben,<br />
seine Neugier kannte keine Grenzen, sein<br />
Wissensdurst war unstillbar. Ihn interessierte<br />
das Leben in all seinen Aspekten.<br />
Davon sprechen konnte er nur im Tagebuch:<br />
Überschäumend vor Details, erschütternd-komisch<br />
in seiner rückhaltlosen<br />
Offenheit, schildert es die erstaunlich<br />
moderne Geschichte eines jungen<br />
Mannes, der sich seinen Platz in der Welt<br />
erobert. ar /gh<br />
FRAGEBOGEN<br />
Samuel Pepys<br />
Sekretär des Flottenamtes<br />
Was ist für Sie das größte irdische Glück? Genug Geld zu besitzen, um mir ein gutes Buch und eine<br />
gute Geige zu kaufen, und eine gute Frau zu haben.<br />
Wo möchten Sie leben? Ich möchte mich in Brampton zur Ruhe setzen und zufrieden meinen<br />
Studien nachgehen.<br />
Ihre liebsten Bühnenwerke? »Ein Sommernachtstraum« ist das albernste und geschmackloseste<br />
Stück, das ich je gesehen habe. Zwar gab es einige gute Tanzeinlagen und einige hübsche Frauen.<br />
»The Siege of Rhodes« ist das beste Stück, das je geschrieben wurde.<br />
Ihr Lieblingsmaler? Peter Lely.Aber er ist auch ein eingebildeter und prunksüchtiger Mensch.<br />
Ihr Lieblingskomponist? Henry Lawes, Matthew Locke, John Banister, Cesare Morelli …<br />
Ihr Lieblingsbuch? Francis Bacons »Faber Fortunae«, je häufiger ich es lese, desto mehr bewundere<br />
ich es.<br />
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einem Mann? Ich bewundere Lord Clarendon; unser<br />
Kanzler spricht mit einer Leichtigkeit und Autoritätwie kein anderer.<br />
Welche Eigenschaften schätzen Sie bei einer Frau? Über alle Maßen ihre Schönheit. Schönheit<br />
und Eleganz. Vor allem Mrs. Stuart: dieses Kleid, der kecke Hut, die rote Feder, ihr reizender<br />
Blick, die kleine römische Nase und ihre gertenschlanke Figur: sie ist die schönste von allen.<br />
Ihr Hauptcharakterzug? Mich hat der Zufall und nicht Verdienst ins Amt gebracht, so daß ich<br />
mich nur durch Fleiß halten kann, zum Glück bin ich von Faulpelzen umgeben.<br />
Ihre Lieblingsbeschäftigung? Meine Tagebücher, die mir sehr viel bedeuten.<br />
Ihr größter Fehler? Ich schätze den Genuß über alles, selbst wenn die Arbeit noch so ruft, kann ich<br />
der Musik und den Frauen nicht widerstehen.<br />
Was wäre das größte Unglück? Zu erblinden. Denn damit endet mein Tagebuch.<br />
Ihr Lieblingstier? Ich habe schon viele Haustiere gehalten:Amsel,Adler,Affe, sogar einen zahmen<br />
Löwen.Neulich erhielt meine Frau einen hübschen schwarzen Hund.Später gerieten wir in Streit,<br />
weil ich gesagt hatte,ich würde ihn aus dem Fenster werfen,wenn er noch einmal ins Haus pinkelt.<br />
Ihr Lieblingsgericht? Am liebsten lade ich Gäste ein. Ein Festessen sieht etwa so aus: Eine Schüssel<br />
Markknochen, ein Hammelbein, eine Kalbslende, Hähnchen, drei Masthühner und zwei Dutzend<br />
Lerchen, alles auf einer Platte, eine schöne Pastete, eine Ochsenzunge, eine Schüssel Sardellen,<br />
eine Schüssel Garnelen sowie Käse.<br />
Ihr Lieblingsgetränk? In meinem Weinkeller sind zwei Fässer Claret, zwei Viertelfässer süßer<br />
Kanarienwein, ein kleineres Fäßchen Sekt, eins mit spanischem Tinto und eins mit Malaga und<br />
noch eins mit Weißwein.<br />
Ihr Held oder Ihre Heldin in der Wirklichkeit? Lady Castlemaine, die große Mätresse des Königs.<br />
Ich verschlang sie förmlich mit Blicken.<br />
Was verabscheuen Sie am meisten? Schlechte Bewirtung kombiniert mit Geiz.Aber auch alle Arten<br />
von Unreinlichkeit.<br />
Welche militärischen Leistungen bewundern Sie? Den Mut unserer Feinde im gegenwärtigen<br />
Krieg. Überhaupt das große Geschick der Holländer. Sie übertreffen uns an Klugheit, an Mut,<br />
an Streitkräften und sie kennen unsere eigenen Gewässer besser als wir, und deshalb gehen sie<br />
aus diesem Krieg als Sieger hervor.<br />
Welche wissenschaftlichen Leistungen bewundern Sie? Die neuen Erfindungen: Mikroskope, Fernrohre,<br />
Taschenuhren, Rechenmaschinen, schnellere Wagen, die Kurzschrift von Thomas Shelton,<br />
die Universalsprache & -schrift von John Wilkins, Robert Boyles neue Chemie, Isaac Newtons neue<br />
Physik, die Errungenschaften der Medizin – soeben wurde die erste Bluttransfusion vorgenommen.<br />
Welche Reform bewundern Sie? Meine Reformen der königlichen Marine.<br />
Ihre Geistesverfassung Während alle Welt das Glück in der Zukunft sucht, richte ich meinen Blick<br />
auf die Gegenwart und genieße die Freuden des Augenblicks.<br />
Ihr Motto? »Der Geist eines Menschen, das ist der Mensch selbst.« (Cicero)
Samuel Pepys: Schauplätze seines Lebens.<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 4<br />
1633<br />
Samuel Pepys (SP) wird am 23. Februar<br />
in London in der Salisbury-Court-Straße<br />
(einer Seitengasse der Fleet Street) geboren<br />
als fünftes von insgesamt elf Kindern von<br />
John Pepys, einem Schneider, und seiner<br />
Frau Margaret (einer geborenen Kite). Von<br />
den Geschwistern überleben die Kindheit<br />
lediglich Thomas („Tom“, *1634), Paulina<br />
(„Pall“, *1640) und John (*1642). Die Taufe<br />
findet am 3. März in der St.-Bride-Kirche in<br />
der Fleet Street statt. Das Taufregister verzeichnet:<br />
„Samuell sonn to John Peapis wyef<br />
Margaret“. Um die Gesundheit des Kindes<br />
steht es nicht gut. SP wird später vermerken,<br />
daß er sich nicht erinnern könne, zu<br />
irgendeiner Zeit seiner Kindheit ohne<br />
Schmerzen gewesen zu sein. Er scheidet<br />
Blut im Urin aus, Folge eines Nierensteins,<br />
der irgendwann in die Blase gespült wurde.<br />
SP und Bruder John werden regelmäßig aufs<br />
Land verschickt, u. a. in die Gegend von<br />
Hackney, wo »Mütterchen Lawrence« sich<br />
liebevoll um sie kümmert.<br />
1642<br />
Die bereits seit Jahrzehnten währenden<br />
Spannungen zwischen Parlament und<br />
Krone führen zum Bruch: König Charles I.<br />
verläßt mit seiner Familie London und<br />
erklärt dem Parlament den Krieg; seiner<br />
Armee der »Kavaliere« („Cavaliers“) tritt die<br />
Armee der puritanischen »Stutzköpfe«<br />
(„Roundheads“) entgegen.<br />
1644<br />
SP wird nach Brampton, in Huntingdonshire,<br />
verschickt, wo sein Onkel Robert<br />
Pepys, ein Bruder seines Vaters, ein Haus<br />
und Ländereien besitzt. Robert Pepys ist<br />
als Gutsverwalter für einen jungen adligen<br />
Verwandten tätig: Edward Mountagu (den<br />
späteren Grafen von Sandwich, *1625), der<br />
dort in der Nähe mit seiner Frau Jemima das<br />
prächtige Hinchingbrooke House bewohnt,<br />
ein ehemaliges Nonnenkloster, das sich seit<br />
1538 im Besitz von Sir Richard Cromwell<br />
befand. Dessen Enkel, Sir Oliver Cromwell,<br />
empfing hier häufig König James I. Als ihm<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 5<br />
Die<br />
Samuel Pepys<br />
Chronik<br />
Die Daten entsprechen dem Kalender alten Stils, dem julianischen, der in England noch bis 1752 Gültigkeit hatte.<br />
In den meisten Ländern Kontinentaleuropas galt seit 1582 der Kalender neuen Stils, der noch heute gültige gregorianische,<br />
der dem julianischen um 10 Tage voraus war. Die Schlacht von Lowestoft findet nach englischer Zeitrechnung<br />
daher am 3. Juni 1665 statt, nach kontinentaleuropäischer am 13. Juni.<br />
das Anwesen zu teuer wird, verkauft Cromwell<br />
es 1627 an Sir Sidney Mountagu (den<br />
Vater von Edward), der 1618 Paulina Pepys<br />
geheiratet hatte (eine Großtante von SP).<br />
Der junge SP geht in Hinchingbrooke ein<br />
und aus. Im nahegelegenen Huntingdon<br />
besucht er die Lateinschule (Free Grammar<br />
School). Das Hauptfach ist Latein, das den<br />
Schülern eingepaukt wird, bis sie es fließend<br />
sprechen und lesen können wie Englisch.<br />
1646<br />
Vermutlich 1646 kehrt SP zurück nach London<br />
und besucht dort die St.-Paul-Schule,<br />
die sich neben der Paulskathedrale befindet<br />
und für ihre strenge puritanische Gesinnung<br />
bekannt ist. Ihr Direktor, Samuel Cromleholme,<br />
ist Besitzer einer der größten Bibliotheken<br />
Londons. – König Charles I. ergibt<br />
sich den Schotten in Newark und wird<br />
fortan in Hampton Court festgehalten.<br />
1647<br />
Der König flieht von Hampton Court auf die<br />
Insel Wight.<br />
1648<br />
Beginn des zweiten Bürgerkriegs. Der König<br />
wird zurück nach London gebracht. Das<br />
Parlament wird von armeekritischen, gemäßigten<br />
Abgeordneten »gereinigt«(„Pride’s<br />
Purge“).<br />
1649<br />
SP sieht die Hinrichtung Charles’ I. am<br />
30. Januar vor Schloß Whitehall in London.<br />
Pepys vermerkt später, er sei zu dieser Zeit<br />
»durch und durch Puritaner« gewesen. Vor<br />
seinen Mitschülern prahlt er, daß, wenn er<br />
eine Grabrede auf den König zu halten<br />
hätte, er über die Worte sprechen würde:<br />
»Der Name der Frevler soll verwesen« (eine<br />
Äußerung, die ihm im Jahr 1660 sehr unangenehm<br />
ist; tatsächlich werden in dieser<br />
Zeit Cromwellianer selbst für ihre Äußerungen<br />
aus Jugendtagen verurteilt). Im Mai<br />
wird England zur Republik („Commonwealth“)<br />
erklärt.<br />
1650<br />
SP schließt die St.-Paul-Schule mit Auszeichnung<br />
ab und erhält ein Stipendium für<br />
Cambridge. In dem Gremium, das über die<br />
Vergabe der Stipendien befindet, sitzt unter<br />
anderem George Downing, SPs späterer<br />
Arbeitgeber im Schatzamt.<br />
1651<br />
SP nimmt sein Studium am Magdalene<br />
College in Cambridge auf („Magdalene“<br />
sprich „Modlin“). Man studiert den klassischen<br />
Bildungskanon, die „septem artes<br />
liberales“ bestehend aus dem sprachlichen<br />
„Trivium“: Grammatik, Rhetorik, Logik<br />
sowie dem mathematischen „Quadrivium“:<br />
Arithmetik, Musik, Geometrie, Astronomie.<br />
Für die Zeit typisch ist eine sträfliche Vernachlässigung<br />
des Quadrivium. Erst 1662<br />
wird SP es unternehmen, das Einmaleins<br />
zu lernen. – Charles II. wird in Schottland<br />
gekrönt; er versucht in England die Macht<br />
wieder an sich zu reißen, wird in der<br />
Schlacht von Worcester aber geschlagen und<br />
flieht nach Frankreich.<br />
1652<br />
Das erste Kaffeehaus eröffnet in London.<br />
Kaffeehäuser werden bald zu geistigen<br />
Zentren in London und den Universitätsstädten<br />
(der Begriff „Penny Universities“<br />
taucht auf). – Beginn des ersten englischholländischen<br />
Seekriegs.<br />
1654<br />
SP schließt sein Studium mit dem Bakkalaureat<br />
ab. Vermutlich im selben Jahr wird<br />
er Diener (Laufbursche, Schreiber, Buchhalter)<br />
im Haushalt von Edward Mountagu,<br />
dem adligen Vetter aus Huntingdon. Mountagu<br />
hätte eigentlich Jurist werden sollen,<br />
doch in den Wirren des Bürgerkriegs verschlägt<br />
es ihn zum Militär und in die Politik.<br />
Von Cromwell in den Staatsrat berufen, ist<br />
Mountagu einer der treibenden Kräfte bei<br />
der Wahl Cromwells zum Lordprotektor.<br />
Cromwell bezieht Schloß Whitehall, bislang<br />
Residenz der Monarchen. Auch Mountagu<br />
zieht mit seiner Familie nach Whitehall.
SP bewohnt in dessen Haushalt ein kleines<br />
Zimmer unterm Dach, sein »Turmzimmer«.<br />
Etwa zur gleichen Zeit wird SP Schreiber<br />
von George Downing im Schatzamt. –<br />
Ende des englisch-holländischen Kriegs.<br />
1655<br />
Am 1. Dezember heiratet SP die fünfzehnjährige<br />
Elizabeth St. Michel (Frauen waren<br />
mit zwölf heiratsfähig). Es muß eine<br />
Liebesheirat gewesen sein, denn für beide<br />
ist es keine »gute Partie«. Elizabeth ist<br />
die Tochter verarmter Adliger, ihr Vater,<br />
Alexandre le Marchant de St. Michel, ein<br />
Franzose, stammte aus einer vornehmen<br />
Familie in Anjou, und auch die Mutter,<br />
eine Engländerin, hat Grundbesitzer in<br />
der Familie vorzuweisen, doch inzwischen<br />
schlägt Vater Alexandre sich und die Familie<br />
mit Erfindungen durch, meldet einen<br />
»rauchfreien Kaminabzug« zum Patent an<br />
und experimentiert mit einem »perpetuum<br />
mobile«, wenn er sich nicht als Söldner<br />
verdingt. Der sonst so kühl rechnende SP<br />
seinerseits akzeptiert eine Ehe ohne jede<br />
Mitgift. Wenn die Eheleute sich später<br />
streiten, beschimpfen sie sich gern mit<br />
»Schneiderlein« bzw. »Bettelweib«. Die<br />
Heirat am 1. Dezember in der St.-Margaret-<br />
Kirche in Westminster ist keine kirchliche<br />
Trauung (Cromwell hatte kirchliche Trauungen<br />
1653 abgeschafft), sondern ein standesamtlicher<br />
Akt vor einem Friedensrichter.<br />
Das Aufgebot lautet auf: „Samuel Peps of<br />
the perish (gent) and Elizabeth Marchant De<br />
Snt. Michell of Martin’s in the ffields (spinster)“.<br />
Den Hochzeitstag feiern die beiden indes<br />
stets am 10. Oktober. Vermutlich hatte bereits<br />
im Oktober 1655 eine nicht offizielle<br />
kirchliche Zeremonie stattgefunden, die<br />
ihnen wichtiger war als die gesetzliche<br />
Trauung. Nicht lange nach der Hochzeit<br />
kommt es zum Krach und einer vorübergehenden<br />
Trennung von unbekannter Dauer,<br />
während der Elizabeth bei Freunden in<br />
Charing Cross wohnt. – Nach 350 Jahren<br />
dürfen sich unter dem Einfluß der Puritaner<br />
in London wieder Juden ansiedeln.<br />
1658<br />
Am 26. März unterzieht SP sich erfolgreich<br />
einer Blasensteinoperation, da die Schmerzen<br />
unerträglich geworden sind. Die Operation<br />
wird von Mr. Hollier im Haus von<br />
SPs Base Jane Turner vorgenommen, die<br />
mit ihrem Mann, dem Rechtsanwalt John<br />
Turner, ein großes Haus in der Salisbury-<br />
Court-Straße bewohnt. Der Stein, den SP<br />
später in einem eigens angefertigten Kästchen<br />
aufbewahren wird, wird als tennisballgroß<br />
beschrieben (und die Tennisbälle<br />
waren damals nur unwesentlich kleiner als<br />
heute: 2 1 /4 inches imDurchmesser=5,65 cm).<br />
SP begeht diesen Tag in der Folge jährlich<br />
mit einem »Steinfest« (stone-feast). Etwa<br />
im August verlassen die Eheleute Pepys das<br />
»Turmzimmer« in Whitehall und beziehen<br />
eine eigene Wohnung in der Axe-Yard-<br />
Straße in Westminster. Jane Birch tritt (vierzehnjährig)<br />
in ihre Dienste. Am 3. September<br />
stirbt Oliver Cromwell überraschend und<br />
zum Entsetzen der Nation. Sein Sohn Richard<br />
wird neuer Lordprotekor, findet aber<br />
keine Unterstützung in der Armee. Man<br />
fürchtet einen neuen Bürgerkrieg. Edward<br />
Mountagu wird unter dem neuen Protektor<br />
zum Oberst eines Reiterregiments ernannt<br />
und SP sein offizieller Sekretär.<br />
1659<br />
Im Mai unternimmt SP eine Reise in die<br />
Ostsee. Dort befindet sich Edward Mountagu<br />
als Flottengeneral an Bord der Naseby.<br />
SP übermittelt ihm geheime Briefe – vermutlich<br />
vom Lordprotektor selbst und von<br />
Charles Fleetwood, dem Führer der republikanischen<br />
Armee, die um den Beistand<br />
der Flotte bitten. Doch es ist zu spät:<br />
Am 25. Mai tritt Richard Cromwell zurück.<br />
Das alte, unpopuläre sogenannte »Rumpfparlament«<br />
Olivers tritt wieder zusammen.<br />
Die verschiedenen Militärführer können sich<br />
nicht auf einen gemeinsamen Kurs einigen.<br />
Der Ruf nach einem neuen Parlament wird<br />
laut, die Rückkehr zur Monarchie ist nicht<br />
mehr ausgeschlossen. Mountagu, der glühende<br />
Verehrer Olivers, verachtet die neuen<br />
Machthaber. Charles II., Sohn des hingerichteten<br />
Königs, der sich seit 1651 im Exil<br />
befindet, nimmt von Den Haag aus Kontakt<br />
mit ihm auf. Als ruchbar wird, daß Mountagu<br />
die Rückkehr von Charles Stuart vorbereite,<br />
wird er aus der Flotte entlassen. Er zieht<br />
sich nach Hinchingbrooke House<br />
zurück, SP hält ihn brieflich über die Ereignisse<br />
in London auf dem Laufenden.<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1660<br />
1660<br />
Am 1. Januar beginnt SP sein Tagebuch. An<br />
diesem Tag betritt George Monck, Oberbefehlshaber<br />
der Streitkräfte in Schottland,<br />
englischen Boden und marschiert nach<br />
London. Er erklärt sich für ein neugewähltes<br />
Parlament und verschafft damit den<br />
Befürwortern einer Monarchie den nötigen<br />
Rückhalt. Im April wird Edward Mountagu<br />
damit beauftragt, Charles II. zurück nach<br />
England zu holen. SP wird sein offizieller<br />
Sekretär auf der Mission, die bis Anfang<br />
Juni dauert. Am 28. Juni gibt SP seine<br />
Stellung als Schreiber bei im Schatzamt auf.<br />
Am 29. Juni wird er zum Ersten Sekretär<br />
(Clerk of the Acts) des Flottenamts (Navy<br />
Board) ernannt, damit ist er einer von vier<br />
leitenden Beamten dieser bedeutenden<br />
Behörde (die Flotte ist der größte Arbeitgeber<br />
des Landes). Das Flottenamt untersteht<br />
unmittelbar der Admiralität (geführt<br />
vom Herzog von York, dem Bruder von<br />
Charles II., und von dessen Sekretär<br />
William Coventry). Es ist verantwortlich für<br />
die Beschaffung, Ausrüstung, Bemannung<br />
und Wartung der Schiffe, die Verwaltung<br />
der Werften, die Bezahlung der Seeleute.<br />
Als Mitarbeiter im höheren Dienst darf<br />
SP sich nun „Esquire“ nennen und steht<br />
damit im Rang höher als ein „Gentleman“.<br />
Am 17. Juli zieht SP mit seinem Haushalt<br />
in eine der geräumigen Wohnungen, die<br />
den leitenden Beamten im Gebäude des<br />
Flottenamts in der Seething Lane (westlich<br />
vom Tower-Berg) bereitgestellt werden.<br />
Will Hewer, SPs Gehilfe, zieht zu ihnen.<br />
23. Juli: SP wird zusätzlich Schreiber im<br />
Siegelamt (als Edward Mountagus Stellvertreter).<br />
Da sämtliche Ernennungsurkunden<br />
der im Zuge der Restauration neu besetzten<br />
Ämter hier gesiegelt werden und die Schreiber<br />
Bearbeitungsgebühren kassieren, ist dies<br />
für eine Weile ein lukrativer Posten. Im<br />
November notiert SP in seinem Tagebuch,<br />
daß Edward Mountagu zum ersten Mal seiner<br />
Frau Elizabeth Beachtung geschenkt<br />
habe.<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1661<br />
1661<br />
Am 23. April wird Charles II. in London gekrönt.<br />
Am 5. Juli stirbt SPs Onkel Robert.<br />
Er hat seinen Bruder John (SPs Vater) und<br />
SP als Haupterben eingesetzt. Sie erhalten<br />
das Haus in Brampton in Cambridgeshire<br />
mit dem dazugehörigen Land sowie weitere<br />
Ländereien in den Ortschaften Offord,<br />
Gravely und Stirtloe, übernehmen aber<br />
auch hohe Schulden und andere Zahlungs-<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 6<br />
verpflichtungen des Onkels (Legate, Leibrenten).<br />
Sollten sie diesen Zahlungen nicht<br />
nachkommen, fällt das Erbe an den Bruder<br />
Thomas Pepys, der als der ältere von beiden<br />
der gesetzmäßige Erbe ist. Die meisten der<br />
Grundstücke sind überdies Lehensgüter,<br />
und es fehlen viele der alten Übertragungsurkunden<br />
(surrenders). Ohne sie können<br />
Vater und Sohn Pepys das Erbe ebenfalls<br />
nicht antreten. Dies macht Thomas Pepys<br />
sich zunutze, der mit seinem Erbteil (einer<br />
Leibrente von jährlich £20) nicht zufrieden<br />
ist. Die Rechtsstreitigkeiten sollen sich fast<br />
zwei Jahre hinziehen. Ende August zieht<br />
Vater John mit Frau Margaret und Tochter<br />
Pall nach Brampton. SPs Bruder Tom übernimmt<br />
die Schneiderei im Elternhaus. – Robert<br />
Boyle veröffentlicht sein Buch »Der<br />
skeptische Chemiker« („The Sceptical Chymist“)<br />
und begründet damit die moderne<br />
Chemie.<br />
1662<br />
Am 15. Februar wird SP Mitglied des<br />
»Hauses der Dreieinigkeit« (Trinity House);<br />
ursprünglich eine Art Schiffergilde, ist es<br />
inzwischen »eine Mischung aus Freimaurerloge<br />
und dem Garrick Club« (Claire Tomalin).<br />
Am 31. Mai heiratet der König die<br />
portugiesische Prinzessin Katharina von<br />
Braganza. Teil ihrer Mitgift ist die Garnisonsstadt<br />
Tanger am Eingang zur Straße<br />
von Gibraltar. Mit ihr erhofft sich England<br />
die Kontrolle des Mittelmeerhandels. Am<br />
17. August gibt SP seinen Posten im Siegelamt<br />
auf. Am 20. November wird SP in den<br />
Tanger-Ausschuß berufen, der sich um die<br />
Verwaltung der Garnisonsstadt kümmern<br />
soll. Viel Geld wird in die Befestigungsanlagen<br />
gesteckt, denn die Stadt ist umgeben<br />
von feindlichen Mauren. Der Bau einer<br />
neuen Hafenmole wird zum Prestigeobjekt<br />
der britischen Außenpolitik. SPs privater<br />
Haushalt ist inzwischen sechs Personen<br />
stark. – Die Königliche Akademie der Wissenschaften<br />
(Royal Society) wird gegründet<br />
und erhält ihre Charta von Charles II.<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 7<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1662<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1663<br />
1663<br />
SP ist in drei Ämtern fest installiert: im<br />
Flottenamt, im Tanger-Ausschuß und (als<br />
»Buchhalter«) im Haushalt von Sandwich.<br />
Er verfaßt seinen bislang mit Abstand umfangreichsten<br />
Tagebuchjahrgang (nur der<br />
Jahrgang 1667 wird noch einmal umfangreicher<br />
sein). Er hat zu seiner charakteristischen<br />
Form gefunden,die er bis zum Schluß<br />
beibehalten wird: »Aufgestanden und ins<br />
Amt … Und dann zu Bett« („Up and to the<br />
office … And so to bed.“) Im Februar kommt<br />
Mary Ashwell (eine junge Lehrerin) als<br />
Gesellschafterin für Elizabeth Pepys ins<br />
Haus. SPs Zuneigung zu ihr erregt die<br />
Eifersucht von Elizabeth. Ab April nimmt<br />
Elizabeth Tanzunterricht und erregt die<br />
maßlose Eifersucht von SP (Pembleton).<br />
Im Sommer bricht das 100 000 Mann starke<br />
osmanische Heer in Westungarn ein. 5. – 13.<br />
Oktober: SP erleidet einen schlimmen Kolikanfall<br />
(»der bestdokumentierte Fall von<br />
Flatulenz aller Zeiten«, so Robert Latham).<br />
Seit April unterhält Sandwich (Edward<br />
Mountagu) eine Liebesbeziehung zu einer<br />
jungen Frau in Chelsea (Betty Becke), die<br />
seinem Ruf zu schadet, wie SP meint. Am<br />
17. November schickt er Sandwich ein devotes<br />
»Mahnschreiben«, das zur Entfremdung<br />
der beiden führt.<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1664<br />
1664<br />
Am 15. März stirbt SPs Bruder Tom. Er<br />
hinterläßt zu SPs Bestürzung nicht nur<br />
Schulden, sondern auch ein uneheliches<br />
Kind, das SP nicht anerkennt. Am 8. April<br />
wird SP in den Ausschuß der Königlichen<br />
Fischerei berufen. Der junge Tom Edwards,<br />
ehemaliger Chorknabe der königlichen<br />
Hofkapelle, wird SPs Dienstbursche. Mary<br />
Mercer wird Gesellschafterin von Elizabeth<br />
Pepys. England bereitet sich auf einen<br />
Krieg gegen Holland vor.<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1665<br />
1665<br />
15. Februar: SP wird Mitglied der Königlichen<br />
Akademie der Wissenschaften (Royal<br />
Society). Am 22. Februar beginnt der zweite<br />
englisch-holländische Krieg. 20. März: SP<br />
übernimmt im Tanger-Ausschuß das Finanzressort<br />
(Kämmerer). Im Frühling bricht in<br />
London die Pest aus und wütet bis zum<br />
Winter. Etwa 70 000 Londoner sterben (insgesamt<br />
starben vermutlich 100 000 Menschen).<br />
3. Juni: In der Schlacht von Lowestoft<br />
schlägt die englischen Flotte (unter<br />
Führung des Herzogs von York und von<br />
Sir William Penn) die holländische Flotte<br />
(unter Führung von Admiral Obdam).<br />
5. Juli: Elizabeth Pepys zieht mit den Bedienten<br />
nach Woolwich. 21. August: Das<br />
Flotttenamt wird nach Greenwich verlegt.<br />
Im Oktober zieht SP ebenfalls nach Greenwich.<br />
4. Dezember: SP wird Generalproviantinspektor<br />
(Surveyor-General of the Victualling),<br />
ein Amt, das im Zuge der von SP angeregten<br />
Reform des Proviantwesens neu geschaffen<br />
wurde. Unterdessen stürzt Sandwich über<br />
die »Prisen-Affäre«: ihm wird vorgeworfen,<br />
Beutegut veruntreut zu haben. – Robert<br />
Hooke veröffentlicht sein Buch »Micrographia«<br />
mit eigenen Zeichnungen der<br />
untersuchten Mikroorganismen und Zellen.
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1666<br />
1666<br />
Im Januar ziehen das Flottenamt und der<br />
Pepys’sche Haushalt wieder nach London.<br />
Sandwich wird zum Botschafter in Spanien<br />
gemacht – um ihn kaltzustellen, wie seine<br />
Feinde sagen, oder um ihn aus der Schußlinie<br />
seiner Feinde zu bringen, wie seine<br />
Freunde behaupten. Im März ist er in<br />
Spanien. 1.– 4. Juni: In der sogenannten<br />
Viertageschlacht erleidet die englische<br />
Flotte eine schreckliche Niederlage, 6000<br />
Engländer sterben. Am 2. September bricht<br />
nachts in einer Bäckerei in der Londoner<br />
City ein Feuer aus, das innerhalb von drei<br />
Tagen fast die gesamte Altstadt in Schutt<br />
und Asche legt. Im September erhalten SP<br />
und seine Flottenamtskollegen Sir William<br />
Penn und Sir William Batten vom König<br />
ein Kaperschiff, die Flying Greyhound, die<br />
nach geltendem Recht »feindliche« Handelsschiffe<br />
erbeuten darf. SPs Augenleiden<br />
kündigt sich an.<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1667<br />
1667<br />
Am 25. März stirbt SPs Mutter in Brampton.<br />
10. – 13. Juni: Die Holländer dringen in die<br />
Themse und in den Medway ein. Im Frühjahr<br />
war beschlossen worden, aus Kostengründen<br />
keine neue Flotte auszurüsten,<br />
sondern die großen Linienschiffe abzutakeln<br />
und die Holländer lediglich mit kleinen<br />
Kreuzern zu stören. Die Holländer nutzen<br />
die Gelegenheit. Auf dem Medway dringen<br />
sie bis Chatham vor und setzen die vor<br />
Anker liegenden Schiffe der Engländer in<br />
Brand oder erobern sie (»Schlacht von Chat-<br />
ham«). Panik bricht in der Bevölkerung aus.<br />
Das Land stürzt in eine Finanzkrise, die<br />
Bankiers können nicht mehr zahlen.<br />
SP bringt seine Barschaft bei seinem Vater<br />
in Brampton in Sicherheit. Am 28. Juli gibt<br />
SP sein Amt als Generalproviantinspektor<br />
auf. 30. Juli: Ende des Kriegs. 30. September:<br />
Deborah Willet (17) wird Gesellschafterin<br />
von Elizabeth Pepys. 5. Oktober: Sir William<br />
Batten, SPs Kollege im Flottenamt, stirbt.<br />
7. – 12. Oktober: SP reist nach Brampton,<br />
um sein Gold wiederzuholen. 22. Oktober:<br />
SP spricht vor dem »Ausschuß für Pflichtverletzungen«,<br />
vor dem das Flottenamt sich<br />
für die Ereignisse vom Juni verantworten<br />
muß.<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1668/69<br />
1668<br />
27. Februar: SPs Schwester Pall heiratet John<br />
Jackson. (Ihr 1673 geborener Sohn John wird<br />
SPs Ersatzsohn und Erbe werden.)<br />
Am 5. März spricht SP vor dem Unterhaus,<br />
um das Flottenamt vom Vorwurf der Mißwirtschaft<br />
und Pflichtverletzung zu befreien.<br />
Dies begründet seinen Ruhm als Redner.<br />
5. Juni: SP unternimmt zusammen mit Elizabeth,<br />
Will Hewer, Deb Willet (Elizabeths<br />
Gesellschafterin) und Betty Turner (der<br />
Tochter von Jane Turner) eine Reise in die<br />
westlichen Grafschaften. Sie führt sie von<br />
London über Huntingdon nach Newport,<br />
Buckingham, Bicester, Oxford, Abingdon,<br />
Hungerford, Blackheath, Salisbury, Stonehenge,<br />
Wilton, Norton St. Philip, Beckington,<br />
Bath, Bristol, Avebury, Malborough,<br />
Wiltshire, Berkshire, Newbury, Reading,<br />
Maidenhead und nach Colnbrook und am<br />
17. Juni zurück nach London. Ende September:<br />
Sandwich kehrt aus Spanien zurück.<br />
25. Oktober: Elizabeth ertappt SP in flagranti<br />
mit Deb Willet.<br />
1669<br />
26. März: Tom Edwards, SPs musikalischer<br />
Gehilfe, heiratet Jane Birch, das Dienstmädchen<br />
der Pepysens. Ende März beendet<br />
SP sein Tagebuch, sein Augenleiden ist<br />
schlimmer geworden, er glaubt (irrtümlich)<br />
zu erblinden. SP erbittet vom Herzog von<br />
York einen dreimonatigen Urlaub, um mit<br />
seiner Frau eine Frankreichreise unternehmen<br />
zu können, die die beiden seit Jahren<br />
geplant hatten. Ende August reist das Ehepaar<br />
ab. Sie besichtigen Paris, Rouen, Brüssel.<br />
Auf der Rückreise erkrankt Elizabeth,<br />
bekommt hohes Fieber. Am 20. Oktober<br />
kehren sie zurück. Am 10. November stirbt<br />
Elizabeth Pepys neunundzwanzigjährig. SP<br />
errichtet ihr ein Denkmal in der St.-Olave-<br />
Kirche in der Hart Street (Büste von John<br />
Bushnell, die sich noch heute dort befindet).<br />
Am 2. Dezember ist SP offiziell wieder<br />
im Dienst. Er bereitet innerhalb von zwei<br />
Wochen einen Rechenschaftsbericht für den<br />
parlamentarischen Untersuchungsausschuß<br />
(commission of accounts) vor, der die Ausgaben<br />
im Krieg überprüft.<br />
1670<br />
Im Januar und Februar muß SP fast täglich<br />
vor dem Untersuchungsausschuß erscheinen.<br />
30. März: SPs Bruder John wird Sekretär<br />
im »Haus der Dreieinigkeit« (Trinity House),<br />
wo er auch Wohnung bezieht. Im Mai reist<br />
Sandwich nach Dover, um die Schwester<br />
Charles’ II., Henrietta, in Empfang zu nehmen,<br />
Frau des Bruders von Ludwig XIV. Sie<br />
überbringt Charles geheime Nachrichten.<br />
Der französische König bietet ihm ein Abkommen<br />
an: Charles soll £150 000 erhalten,<br />
wenn er sich zum Katholizismus bekennt<br />
und einen neuen Krieg mit Holland anfängt.<br />
(Charles wird seinen Katholizismus<br />
jedoch bis zu seinem Tod geheimhalten.)<br />
September: Sir William Penn, SPs Kollege<br />
im Flottenamt, stirbt. SP lernt Mary Skinner<br />
kennen, die künstlerisch ambitionierte<br />
Tochter eines Kaufmanns aus der Mark<br />
Lane, aufgewachsen bei einer reichen Tante<br />
in Hertfordshire. Sie wird seine Geliebte<br />
und Lebensgefährtin und bald allgemein<br />
als „Mrs. Pepys“ anerkannt. – Die Ruine<br />
der alten Paulskathedrale wird abgerissen.<br />
1671<br />
Februar: Sir John Mennes, SPs Kollege im<br />
Flottenamt stirbt.<br />
1672<br />
24. Februar: SP wird im Haus der Dreieinigkeit<br />
(Trinity House) vom Juniorbruder (Younger<br />
Brother) zum Seniorbruder (Elder Brother)<br />
befördert. 17. März: Charles II. bricht einen<br />
dritten Krieg gegen Holland vom Zaun.<br />
Sandwich wird Vizeadmiral. Am 28. Mai stirbt<br />
er, sechsundvierzigjährig, in der Schlacht<br />
von Solebay. Er erhält ein Staatsbegräbnis in<br />
der Kapelle Heinrichs VII. in Westminster.<br />
Im August stirbt SPs Schwiegervater<br />
Alexandre de St. Michel.<br />
1673<br />
30. Januar: In Lord Brounckers Wohnung<br />
im Flottenamt bricht ein Feuer aus (angeblich<br />
im Zimmer seiner Geliebten, Mrs.<br />
Williams). Innerhalb von wenigen Stunden<br />
brennt das Amtsgebäude in der Seething<br />
Lane komplett nieder. SP gelingt es, seine<br />
Bücher zu retten, aber nicht viel mehr. Das<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 8<br />
Flottenamt zieht in die Mark Lane um,<br />
einer Parallelstraße in westlicher Richtung,<br />
SP in die nahegelegene Winchester Street.<br />
Im Land wächst unterdessen die Angst vor<br />
einem »katholischen Komplott«. Charles II.<br />
ist nach wie vor kinderlos, und der Herzog<br />
von York, der 1671 zum Katholizismus konvertiert<br />
war, heiratet eine fünfzehnjährige<br />
katholische Prinzessin, die für den Stammhalter<br />
sorgen soll. Das Parlament setzt die<br />
sogenannte „Test-Act“ durch, ein Gesetz, das<br />
alle Staatsdiener verpflichtet, sich zur anglikanischen<br />
Staatskirche zu bekennen. Der<br />
Herzog von York weigert sich und muß sein<br />
Amt als Großadmiral aufgeben. Am 15. Juni<br />
verläßt er die Admiralität, die fortan von<br />
einer Kommission geführt wird. Am 18. Juni<br />
wird SP Sekretär der neuen Admiralitätskommission<br />
(ein Amt, das vorher Sir William<br />
Coventry innehatte). Die Aufgaben des Ersten<br />
Sekretärs im Flottenamt übernehmen<br />
SPs Bruder John und SPs langjähriger<br />
Schreiber Thomas Hayter. 4. November:<br />
SP wird Parlamentsabgeordneter für Castle<br />
Rising (Norfolk).<br />
1674<br />
Januar: SP bezieht Wohnung im Derby<br />
House, Westminster, dem neuen Sitz der<br />
Admiralität. Als Schützling eines »Papisten«<br />
(des in seiner Position geschwächten<br />
Herzogs von York) wird SP im Parlament<br />
zum Ziel antikatholischer Anfeindungen.<br />
Ihm wird vorgeworfen, zu Hause einen<br />
Altar mit einem Kruzifix zu besitzen. Am<br />
10. Februar weist er im Plenum diesen Vorwurf<br />
zurück. 19. Februar: Ende des dritten<br />
englisch-holländischen Kriegs. November:<br />
Trotz der antikatholischen Stimmung im<br />
Land engagiert SP den italienischen (römisch-katholischen)<br />
Musiker Cesare Morelli<br />
als Hausmusiker, persönlichen Musiklehrer<br />
und Komponisten, der im Frühjahr zu ihm<br />
ziehen wird. (1680 wird er unter anderem<br />
den von SP so geliebten »Sein oder Nichtsein«-Monolog<br />
für Baß – SPs Stimmlage –<br />
und Laute vertonen.) – Christopher Wren,<br />
der Architekt, beginnt mit dem Bau der<br />
neuen Paulskathedrale, der 33 Jahre dauern<br />
wird.<br />
1675<br />
SP wird Gönner (governor) des Bridewell-<br />
Zuchthauses. Im selben Jahr wird dort zum<br />
ersten Mal ein Lehrer für die inhaftierten<br />
Kinder angestellt.<br />
1676<br />
1. Februar: SP wird Gönner der Christ-Hospital-<br />
Armenschule (auch „Bluecoat School“,<br />
nach dem langen blauen Rock der Schüler).<br />
Er bittet den König um Spenden, um das<br />
Fach Mathematik einzurichten. 8. August:<br />
SP wird Innungsmeister im »Haus der<br />
Dreieinigkeit« (Trinity House).<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 9<br />
1677<br />
März: SPs Bruder John stirbt sechsunddreißigjährig.<br />
8. August: SP wird Innungsmeister<br />
der Tuchwirkergilde (Clothworker’s<br />
Company). Zusammen mit den Brüdern<br />
Houblon pachtet SP ein Landhaus in<br />
Parson’s Green bei Chelsea, wo man die Wochenenden<br />
verbringt.<br />
1678<br />
Auf Antrag von SP beschließt die Admiralitätskommission,<br />
daß Leutnant zur See nur<br />
werden darf, wer wenigstens drei Jahre zur<br />
See gefahren ist, eine Bescheinigung seines<br />
Kapitäns vorweisen kann und im Flottenamt<br />
eine theoretische Prüfung abgelegt hat.<br />
Ein Meilenstein in der Reformierung der<br />
königlichen Marine. Die antikatholische<br />
Stimmung im Land erreicht ihren Höhepunkt.<br />
Ein gewisser Titus Oates bringt das<br />
Gerücht in Umlauf, Katholiken planten die<br />
Ermordung des Königs und wollten die<br />
Macht im Land übernehmen. Im Parlament<br />
setzt Graf von Shaftesbury alles daran, zu erwirken,<br />
daß der katholische Herzog von<br />
York von der Thronfolge ausgeschlossen<br />
wird (Exclusion Bill). Eine Hexenjagd auf<br />
vermeintliche oder wirkliche Katholiken<br />
beginnt. Innerhalb weniger Monate werden<br />
acht Unschuldige hingerichtet.<br />
1679<br />
5. Februar: SP wird Parlamentsabgeordneter<br />
für Harwich. 21. Mai: SP tritt von seinen<br />
Ämtern in der Admiralität und im Tanger-<br />
Ausschuß zurück. Im März geht der Herzog<br />
von York auf Anraten des Königs ins Exil<br />
nach Brüssel. Am 22. Mai klagt ein gewisser<br />
John Scott SP und James Deane, den Schiffbaumeister,<br />
an, Teil des »katholischen<br />
Komplotts« zu sein. Sie sollen Landkarten<br />
nach Frankreich geschmuggelt haben, mit<br />
genauen Angaben aller Häfen und Zahlen<br />
der Schiffe und Soldaten. Scott will belauscht<br />
haben, wie Deane in Paris im Haus<br />
des französischen Flottenkämmerers geäußert<br />
habe, daß die Karten von SP stammten.<br />
Deane war tatsächlich dort, weil er im Auftrag<br />
des englischen Königs zwei Jachten gebaut<br />
hatte, als Geschenk für Ludwig XIV.,<br />
die er im August 1675 nach Versailles<br />
überführte. Neben den Karten soll Deane<br />
auch einen detaillierten Bericht über die<br />
Verwaltung der englischen Flotte von SP<br />
überreicht haben. Einen solchen Bericht<br />
hatte SP allerdings geschrieben, auf Anfrage<br />
des Parlaments, und die darin enthaltenen<br />
Informationen waren tatsächlich so brisant,<br />
daß Sir William Coventry beantragte, sie<br />
unter Verschluß zu halten und den Bericht<br />
nur einem Ausschuß anzuvertrauen. Der<br />
Antrag wurde abgelehnt, jeder Abgeordnete<br />
konnte daher den Bericht einsehen.<br />
22. Mai – 9. Juli: SP sitzt im Tower<br />
im Gefängnis, wo er sich auf seine Verteidigung<br />
vorbereitet. Er schickt seinen<br />
Schwager Balty, Bruder seiner verstorbenen<br />
Frau, nach Frankreich, wo dieser monatelang<br />
Zeugen vernimmt und Aussagen<br />
notariell beglaubigen läßt. Andere Freunde<br />
versorgen SP mit Informationen über John<br />
Scott. Am 9. Juli kommt es zur ersten<br />
Verhandlung. SP kann die Glaubwürdigkeit<br />
Scotts erschüttern. Die Verhandlung<br />
wird vertagt, SP auf Kaution freigelassen;<br />
die Summe von £30000 (etwa £3 Millionen<br />
nach heutigen Maßstäben) zahlt SP<br />
zu einem Drittel selbst, der Rest wird<br />
von James Houblon und drei weiteren<br />
Freunden aufgebracht. SP, arbeits- und<br />
damit wohnungslos, zieht zu Will Hewer<br />
in die York Buildings (heute Buckingham<br />
Street 12).<br />
1680<br />
Im Januar beginnt SP erneut, ein Tagebuch<br />
zu schreiben, in dem er festhält, was er über<br />
John Scott in Erfahrung bringt. Scott entpuppt<br />
sich als ambitionierter Krimineller:<br />
als Erbschleicher, Urkundenfälscher, Hochstapler<br />
brachte er es bis zum »Präsidenten«<br />
von Long Island; er war Agent und Doppelagent;<br />
mehrfach verurteilt, häufig auf der<br />
Flucht. Er war es, der englische Karten an<br />
die Franzosen verkaufte. 1678 wurde er in<br />
Gravesend einmal ausnahmsweise zu Unrecht<br />
verhaftet. Verantwortlich für die Verhaftung<br />
zeichnete der zuständige Friedensrichter<br />
von Kent: Samuel Pepys. Scott<br />
beschloß, sich dafür zu rächen. Doch je<br />
mehr Details aus Scotts Leben ans Licht<br />
kommen, desto schwächer wird seine Position.<br />
Als er am 30. Juni nicht zur Gerichtsverhandlung<br />
erscheint, wird die Anklage gegen<br />
SP und Deane fallengelassen. SP<br />
beschließt das Tagebuch. Es umfaßt zwei<br />
Bände mit über 1300 Seiten. Er nennt sie<br />
seine »Mornamont-Bände« – „Mornamont“<br />
war einer von mehreren Phantasienamen,<br />
die John Scott sich beilegte: Lord of Ashford<br />
and Mornamont. Die blühende Phantasie<br />
seines Feindes fand SP offensichtlich<br />
anregend. Im September stirbt SPs Schwager<br />
John Jackson, der Mann seiner Schwester<br />
Pall. Anfang Oktober schreibt SP die Geschichte<br />
der Flucht des jungen Charles II.<br />
im Jahr 1651 nieder, die ihm der König diktiert<br />
(Pepys hatte sie bereits am 23. Mai 1660<br />
an Bord der Naseby von ihm gehört). Oktober:<br />
SPs Vater stirbt neunundsiebzigjährig in<br />
Brampton und wird am 4. Oktober beerdigt.<br />
1681<br />
März: Charles II. ruft in Oxford das Parlament<br />
zusammen, nur um es für immer<br />
aufzulösen. Bis zu seinem Tod wird er ohne<br />
Parlament regieren. Juli: Graf Shaftesbury,<br />
die treibende Kraft bei der Einbringung der<br />
Exclusion Bill, der Anführer der „Whigs“,<br />
wie sich die regierungskritische Partei jetzt<br />
gegenüber den „Torys“, der »Hof-Partei«<br />
nennt, wird verhaftet. Die Thronfolge<br />
scheint gesichert. Dezember: SPs ehemaliger<br />
Bursche Tom Edwards stirbt, Jane, seine
Frau, bleibt mit zwei Kindern zurück. Sie<br />
tritt in die Dienste von Will Hewer in der<br />
Buckingham Street.<br />
1682<br />
März: James, Herzog von York, kehrt aus<br />
dem Exil in Edinburgh zurück. Im Mai<br />
segelt der Herzog auf der Gloucester noch<br />
einmal nach Edinburgh, um seine schwangere<br />
Frau zu holen. Er lädt SP ein, ihn zu begleiten.<br />
SP entscheidet sich in letzter<br />
Minute, nicht auf der überfüllten Gloucester<br />
zu reisen, sondern auf der Jacht Mary. Am<br />
5. Mai läuft die Gloucester vor der Küste von<br />
Suffolk auf eine Sandbank auf. Der Herzog<br />
wird gerettet, zweihundert Höflinge ertrinken.<br />
SP besichtigt Glasgow, Berwick, Holy<br />
Island, Newcastle, Durham, Hull.<br />
1683<br />
August: SP tritt nach vier Jahren wieder in<br />
Staatsdienste. Der König schickt ihn auf<br />
geheime Mission nach Tanger. Erst an Bord<br />
erfährt er, worum es geht: Tanger soll aufgegeben<br />
werden, die Garnison wird evakuiert,<br />
die Festungsanlage gesprengt. SP sieht der<br />
Zerstörung der Mole zu, deren Finanzierung<br />
er vierzehn Jahre verwaltet hat. In Tanger<br />
trifft SP seinen Schwager wieder, der dort<br />
seit 1680 als Proviantinspektor tätig ist.<br />
Balty »hat sich verändert«, notiert SP in<br />
seinem Tanger-Tagebuch, das er bis Ende<br />
November führt, »das mache das harte Leben<br />
dort, sagt er mir«. Im Dezember machte<br />
SP mit Will Hewer, der ihn begleitet hat,<br />
einen Abstecher nach Spanien. Von Cadiz<br />
reisen sie nach Sevilla. Es ist der kälteste<br />
Winter in Europa seit Jahren. In London<br />
friert die Themse, in Südspanien regnet es<br />
in Strömen.<br />
1684<br />
März: SP und Hewer kehren von Tanger zurück<br />
nach England. April: Lord Brouncker,<br />
SPs langjähriger Kollege im Flottenamt,<br />
stirbt. SP wird sein Testamtensvollstrecker.<br />
Brouncker vermacht alles seiner »geliebten<br />
Freundin« Abigail Williams. 10. Juni: Der<br />
König macht SP zum Staatssekretär für<br />
Admiralitätsangelegenheiten (King’s Secretary<br />
for the affairs of the Admiralty). Sein<br />
Jahresgehalt: £2000 (im Flottenamt waren<br />
es £350). 1. Dezember: SP wird zum Präsidenten<br />
der Königlichen Akademie der Wissenschaften<br />
(Royal Society) gewählt.<br />
1685<br />
Mary Skinner, seit vierzehn Jahren SPs<br />
Gefährtin, zieht zu ihm in die Wohnung in<br />
die Buckingham Street. 6. Februar: König<br />
Charles II. stirbt knapp fünfundfünfzigjährig.<br />
Der Herzog von York tritt die Thronfolge<br />
als James II. an. 19. Mai: SP zieht als<br />
Abgeordneter für Harwich ins Parlament<br />
ein. 20. Juli: SP wird Innungsmeister des<br />
»Hauses der Dreieinigkeit« (Trinity House).<br />
1686<br />
März: Eine von SP angeregte Sonderkommission<br />
zur Reformierung der Flotte<br />
(Special Commission for the Recovery of the<br />
Navy), in der auch Schwager Balty sitzt,<br />
nimmt ihre Arbeit auf. 23. Juni: Sir William<br />
Coventry, SPs langjähriger Vorgesetzter und<br />
väterlicher Freund, stirbt achtundfünfzigjährig.<br />
30. November: SP tritt vom Amt des<br />
Präsidenten der Akademie der Wissenschaften<br />
(Royal Society) zurück. John Jackson,<br />
SPs Neffe und Ersatzsohn, besucht die<br />
Schule des Magdalene College in Cambridge.<br />
– Isaac Newton veröffentlicht seine<br />
„Principia Mathematica“, mit der er die<br />
moderen Physik begründet; SP, als Präsident<br />
der Akademie der Wissenschaften<br />
(Royal Society) erscheint mit seinem Namen<br />
auf dem Titelblatt.<br />
1687<br />
April: James II. erläßt seine »Deklaration für<br />
Gewissensfreiheit« (Declaration of Indulgence),<br />
sie soll Glaubensfreiheit im Land<br />
garantieren, doch die Bischöfe sehen in ihr<br />
lediglich einen Angriff auf das Primat der anglikanischen<br />
Staatskirche.<br />
1688<br />
Frühling: SP zieht in die Buckingham<br />
Street 14. Im April veröffentlicht James II.<br />
eine neue Fassung der „Deklaration“. An<br />
die Geistlichen geht die Weisung, sie von<br />
den Kanzeln zu verkünden. Als sich der Erzbischof<br />
von Canterbury und sechs weitere<br />
Bischöfe weigern, werden sie verhaftet und<br />
in den Tower gebracht. Im Juni wird ihnen<br />
der Prozeß gemacht. (Auch SP sagt im »Sieben-Bischöfe-Prozeß«<br />
aus, da er mit einem<br />
der Bischöfe bekannt ist.) Als die Geistlichen<br />
freigesprochen werden, brennen in<br />
den Straßen Freudenfeuer. 10. Juni: James’<br />
Sohn James Francis Edward kommt zur<br />
Welt. Damit gibt es einen katholischen<br />
Thronnachfolger. Bislang wäre der Thron<br />
an Mary gegangen, James’ protestantische<br />
Tochter aus erster Ehe, verheiratet mit<br />
Wilhelm von Oranien, dem Statthalter der<br />
Niederlande. Sieben einflußreiche protestantische<br />
Staatsmänner wenden sich daraufhin<br />
an Wilhelm von Oranien und schicken<br />
ihm eine »Einladung, den Protestantismus<br />
zu retten« („Invitation to William“). Am<br />
5. November landen Wilhelm und Mary in<br />
Torbay in England. Im Dezember ist Wilhelm<br />
mit seinen Truppen in London. Er empfängt<br />
in Schloß Whitehall auch SP, der<br />
zu seiner Überraschung nicht suspendiert<br />
wird. Am 23. Dezember flieht James II. nach<br />
Frankreich.<br />
1689<br />
16. Januar: SP wird nicht mehr ins Parlament<br />
gewählt. Er gilt wieder als verurteilter<br />
„Papist“. 13. Februar: Wilhelm (William) III.<br />
und Mary II. besteigen gemeinsam den<br />
Thron (Glorious Revolution). 20. Februar: SP<br />
gibt sein Amt in der Admiralität auf. Wie im<br />
übrigen auch die Sieben Bischöfe, sieht er<br />
sich nicht im Stande, den Treueeid, den er<br />
auf James II. geschworen hatte, zu brechen.<br />
Da SP 1684 erfolgreich darum gebeten<br />
hatte, daß das Admiralitätsamt in seine<br />
Wohnung in der Buckingham Street 12 verlegt<br />
wird, soll er jetzt die Wohnung räumen.<br />
Er stellt sich stur und erwirkt, daß statt<br />
dessen die Admiralität umzieht. 4. Mai:<br />
England rüstet sich zum Krieg gegen England.<br />
Man befürchtet, SP, Hewer und Deane<br />
könnten mit dem vertriebenen König korrespondieren.<br />
Sie werden daher verhaftet,<br />
ins Gatehouse-Gefängnis in Westminster<br />
gesteckt und nach sechs Wochen, als die Gefahr<br />
vorüber ist, auf Kaution wieder entlassen.<br />
August: SP gibt das Amt des Innungsmeisters<br />
des „Hauses der Dreieinigkeit“<br />
(Trinity House) auf. Im November stirbt SPs<br />
Schwester Pall. Er errichtet ihr ein Grabmal<br />
in Brampton, das heute noch dort steht.<br />
John Jackson, ihr Sohn, der die Schule in<br />
Cambridge abgeschlossen hat, zieht zu SP<br />
in die Buckingham Street.<br />
1690<br />
Juni: In England fürchtet man eine Landung<br />
der Franzosen. SP wird als „Jakobit“<br />
(Anhänger James’ II.) verhaftet. Er leidet an<br />
Unterleibsschmerzen. Es wird ein Nierenstein<br />
diagnostiziert. Nach fünf Tagen wird er<br />
auf Kaution freigelassen. SP gibt in seinem<br />
Haus samstägliche Abendgesellschaften, zu<br />
denen Freunde wie die Brüder Houblon,<br />
John Evelyn, Sir Isaac Newton und andere<br />
Mitglieder der Akademie der Wissenschaften<br />
(Royal Society) erscheinen. Im übrigen<br />
widmet er sich der systematischen Vervollständigung<br />
seiner Bibliothek und berät<br />
andere bei Zusammenstellung ihrer Bibliothek.<br />
Die Houblons beschaffen ihm Titel<br />
aus dem Mittelmeerraum. SP legt eine<br />
Handschriftensammlung an (mit Autographen<br />
von Königin Elisabeth, Königin Maria<br />
Stuart von Schottland, Charles I. u. a.), er<br />
sammelt Kupferstichporträts von Berühmtheiten,<br />
außerdem Volkslieder: Balladen, die<br />
er in einem eigenen Buch nach Themen geordnet<br />
binden läßt: »Treue und Moral«,<br />
»Tragisches«, »Liebe, glückliche«, »Liebe,<br />
unglückliche«, »Frohsinn, Scherz und Kurzweil«.<br />
Diese Mischung aus »Hohem« und<br />
»Niederem« machte seine Bibliothek einzigartig.<br />
Im Oktober wird er vom Vorwurf des<br />
Jakobitertums freigesprochen. In diesem<br />
Jahr erscheint SPs einzige Buchveröffentlichung:<br />
»Denkwürdigkeiten die Königliche<br />
Marine betreffend« („Memoires relating to the<br />
state of the Royal Navy“) – eine Abrechnung<br />
mit dem Mißständen in der Admiralität seit<br />
seinem Ausscheiden dort im Jahr 1679.<br />
1692<br />
Januar: Roger Boyle, der »Vater der Chemie«,<br />
Mitbegründer der Akademie der<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 10<br />
Wissenschaften (Royal Society) stirbt. SP<br />
kann aus gesundheitlichen Gründen nicht<br />
an der Beerdigung teilnehmen. Mai: Die<br />
englische Flotte schlägt die französischen<br />
Flotte vor La Hogue in der Normandie.<br />
Es ist ihr größter Sieg seit vielen Jahren.<br />
Im Sommer zieht SP sich für drei Monate in<br />
seine Bibliothek zurück. Er macht Generalinventur,<br />
prüft und ordnet und legt ein<br />
neues Verzeichnis an, »zu meinem eigenen<br />
Nutzen oder für jene, die nach mir kommen«.<br />
Die sechs Bände seines Tagebuchs<br />
werden nicht ausgesondert, sondern sie<br />
erhalten ihre fortlaufende Nummer und<br />
erscheinen im Gesamtverzeichnis.<br />
1694<br />
SP wird noch einmal für die wenig geliebte<br />
neue Regierung tätig: als Berater beim Bau<br />
eines Hospitals für Seeleute, das in Greenwich<br />
von Christopher Wren gebaut werden<br />
soll, dem Baumeister der neuen Londoner<br />
Paulskathedrale. SPs Lieblingsneffe John<br />
Jackson wird zum Mitglied der Akademie<br />
der Wissenschaften (Royal Society) gewählt.<br />
28. Dezember: Königin Mary II. stirbt.<br />
1697<br />
September: Ende des englisch-französischen<br />
Kriegs. Ludwig XIV. erkennt William III.<br />
als König von England an; James II. muß<br />
die Hoffnung auf eine Rückkehr auf den<br />
Thron endgültig aufgeben.<br />
1698<br />
Januar: Schloß Whitehall in London geht in<br />
Flammen auf. Nur das Banketthaus bleibt<br />
stehen (es steht noch heute). Mit seinen<br />
1500 Räumen war Whitehall zwar einer der<br />
größten Herrschersitze Europas, aber doch<br />
eher ein Sammelsurium von Gebäuden und<br />
kein repräsentativer Palast. William III.<br />
läßt Whitehall nicht wieder aufbauen. SP<br />
schickt seinen Lieblingsneffen John Jackson<br />
auf die „Grand Tour“, auf eine Bildungsreise<br />
durch Kontinentaleuropa.<br />
1699<br />
27. April: SP wird Ehrenbürger der City<br />
von London (Freeman of the City) für seine<br />
Verdienste um die Christ-Hospital-Schule,<br />
deren Vizepräsident er jetzt auch ist.<br />
1700<br />
SPs Gesundheitszustand verschlechtert sich.<br />
Der Nierenstein macht es SP unmöglich,<br />
Kutschfahrten zu unternehmen. Die Narbe<br />
der alten Steinoperation bricht wieder auf<br />
und muß genäht werden.<br />
1701<br />
Mai: SP zieht aufs Land, nach Clapham<br />
(heute zu London, Lambeth, gehörig), ins<br />
Haus von Will Hewer (das von SP bewunderte<br />
ehemalige Haus des ehemaligen<br />
Flottenlieferanten Gauden). Er erholt sich,<br />
vermißt aber seine Bibliothek. An John<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 11<br />
Evelyn schreibt er: »Was aber – werden Sie<br />
fragen – tun Sie den ganzen Tag? Nun,<br />
eigentlich nichts, was der Rede wert wäre,<br />
und doch bin ich (so meine ich) nicht untätig,<br />
denn wie könnte jemand, der über so<br />
vieles nachdenken muß wie ich (über<br />
Vergangenes wie Zukünftiges), wie könnte<br />
solch einer nichts tun. Denn Denken (so<br />
meine ich) bedeutet tätig sein.« Er stellt<br />
im verdunkelten Haus Newtonsche Lichtexperimente<br />
nach. Unternimmt Ausflüge<br />
nach Windsor, Hampton Court, Richmond<br />
und Epsom. Er schreibt einen Aufsatz über<br />
die Musik als einer universellen Sprache<br />
und ihre Bedeutung in der Erziehung.<br />
18. September: James II. stirbt im französischen<br />
Exil.<br />
1702<br />
SP läßt seine Bibliothek nach Clapham<br />
schaffen. Wohlweislich sind die Bücherschränke<br />
so konstruiert, daß man sie auseinandernehmen<br />
und leicht wieder zusammensetzen<br />
kann. 19. März: König William III.<br />
stirbt nach einem Reitunfall. Anne, eine weitere<br />
protestantische Tochter von James II.,<br />
wird Königin. Sie ist die letzte der Stuarts.<br />
1703<br />
Im April ist SPs Gesundheitszustand so<br />
schlecht, daß der Arzt ihn aufgibt. SP macht<br />
in seinem Testament seinen Neffen John<br />
Jackson zum Alleinerben. Auch seine Bibliothek<br />
vertraut er ihm zusammen mit Will<br />
Hewer an. Er weist sie an, dafür zu sorgen,<br />
daß die Bibliothek auch in Zukunft unverändert<br />
bleibt. Und sie soll einer der Universitäten<br />
gestiftet werden, Oxford oder besser<br />
Cambridge, nach Möglichkeit dem Mag-dalene<br />
College. Am 14. Mai besucht der<br />
zweiundachtzigjährige John Evelyn seinen<br />
todkranken Freund. Am 26. Mai stirbt SP<br />
siebzigjährig in Clapham in Anwesenheit<br />
von John Jackson, Mary Skinner, Will Hewer,<br />
Jane Penny (verwitwete Edwards, geborene<br />
Birch) und der übrigen Dienerschaft sowie<br />
einem Geistlichen. Am 4. Juni wird Samuel<br />
Pepys in der St.-Olave-Kirche in der Hart<br />
Street in London in einer Gruft unterhalb<br />
der Büste seiner Frau Elizabeth beigesetzt.<br />
John Jackson bleibt bei Will Hewer in<br />
Clapham, ergänzt und katalogisiert die<br />
Bibliothek.<br />
1723<br />
John Jackson stirbt.<br />
1724<br />
Im Juli wird SPs Bibliothek von Clapham<br />
nach Cambridge ins Magdalene College<br />
gebracht. Das Verpacken kostet £23, das<br />
Verschicken weitere £18; Lord Anglesey,<br />
der Sohn von SPs einstigem Kollegen im<br />
Flottenamt, bringt die nötige Summe auf,<br />
um einem Bibliothekar »für alle Zeit« ein<br />
Jahresgehalt von £10 zu garantieren.<br />
1766<br />
Sir David Dalrymple veröffentlicht die<br />
von SP niedergeschriebene Geschichte der<br />
Flucht Charles’ II. im Jahr 1651 nach der<br />
Schlacht von Worcester.<br />
1825<br />
Richard Lord Braybrooke veröffentlicht<br />
erstmalig Auszüge aus SPs Tagebüchern<br />
(nach der Transkription von John Smith) zusammen<br />
mit Auszügen aus der Korrespondenz<br />
in zwei Bänden: „Memoirs of<br />
Samuel Pepys“, im Verlag Henry Colburn<br />
(London).<br />
1828<br />
Die Braybrooke-Edition erscheint in einer<br />
erweiterten Ausgabe in fünf Bänden.<br />
1841<br />
John Smith veröffentlicht: „Life, Journals,<br />
and Correspondence of S. Pepys“ (darin<br />
das Tanger-Tagebuch) im Verlag R. Bentley<br />
in London.<br />
1848<br />
Die Braybrooke-Edition erscheint in einer<br />
stark erweiterten Ausgabe in fünf Bänden,<br />
jetzt unter dem Titel „Diary and Correspondence“.<br />
1854<br />
Die Braybrooke-Edition erscheint durchgesehen<br />
und verbessert in vier Bänden.<br />
1875<br />
Mynors Bright veröffentlicht die erste (angestrebte)<br />
Gesamtausgabe der Tagebücher,<br />
in 6 Bänden: „Diary and Correspondence“<br />
(London: Bickers & Son 1875 – 1879).<br />
1880<br />
Henry Benjamin Wheatley veröffentlicht:<br />
„Samuel Pepys and the World He Lived In“<br />
(London: Bickers & Son).<br />
1893<br />
Henry B. Wheatley veröffentlicht die zweite<br />
Gesamtausgabe der Tagebücher, in zehn<br />
Bänden: „The Diary of Samuel Pepys“ im<br />
Verlag George Bell & Sons (London 1893 –<br />
1896).<br />
1903<br />
Sir Frederick Bridge (Organist der Westminster<br />
Abbey), Sir D’Arcy Power (Arzt<br />
und Autor medizinischer Schriften), George<br />
Whale (Autor und Büchersammler) und<br />
Henry B. Wheatley gründen in London den<br />
Samuel Pepys Club.<br />
1970<br />
Robert Latham & William Matthews veröffentlichen<br />
die dritte Gesamtausgabe, die<br />
erste wirklich vollständige, historisch-kritische<br />
Edition der Tagebücher, in elf Bänden<br />
im Verlag George Bell & Sons (ab 1977 Bell<br />
& Hyman) (London 1970 – 1983).<br />
H. A.
Zwei Ansichten der Samuel-Pepys-Bibliothek<br />
im ersten Stock seines Hauses in Buckingham Street mit Blick auf die Themse.<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 12<br />
Es war sein erklärtes Ziel, eine Bibliothek von 3000 Bänden<br />
zusammenzustellen; dieser Aufgabe widmete sich Samuel<br />
Pepys in verstärktem Maß, als er sich aus dem Staatsdienst<br />
und den meisten öffentlichen Ämtern zurückgezogen hatte,<br />
und bei seinem Tod im Jahr 1703 hatte er dieses Ziel erreicht.<br />
1724, nach dem Tod seines Neffen und Erben, John Jackson,<br />
kamen die Bücher in den Besitz des Magdalene College in<br />
Cambridge, an dem Pepys studiert hatte. Die Schenkung<br />
war an eine Bedingung geknüpft: Die Bibliothek sollte unverändert<br />
bleiben, es durfte ihr kein Band entnommen oder<br />
hinzugefügt werden. Und so befinden sich die Bände noch<br />
heute in den zwölf eichenen Bücherschränken, die Pepys<br />
eigens von Zimmerleuten der königlichen Werften hatte<br />
anfertigen lassen, vergoldet und mit Glastüren (ein Novum),<br />
jeder Schrank tief genug, um zwei Reihen Bücher zu fassen –<br />
und exakt so, wie er sie angeordnet hatte, nämlich der Größe<br />
nach: von Nr. 1 (dem kleinsten) bis Nr. 3000 (dem größten).<br />
Im ersten Schrank, im zweiten Fach in der hinteren Reihe,<br />
befanden sich – lange Jahre unbemerkt – und befinden sich<br />
noch heute die sechs gebundenen Bände des Tagebuchs.<br />
1812 wird zum ersten Mal in einer Publikation auf die Tagebücher<br />
hingewiesen. David Macpherson zitiert in seinem<br />
Buch „History of the European Commerce with India“ einen<br />
Eintrag vom 25. September 1660: »Danach schickte ich nach einer<br />
Tasse Tee (einem chinesischen Getränk, das ich nie zuvor getrunken<br />
hatte) …« Macpherson ist wohl auf die Stelle gestoßen, weil<br />
die Worte „cup of Tea“ nicht wie das übrige Tagebuch in der<br />
Shelton’schen Kurzschrift, sondern in Langschrift verfaßt<br />
wurden.<br />
Pepys ist zu der Zeit in Gelehrtenkreisen durchaus kein Unbekannter<br />
– er ist bekannt als Büchersammler, als Sekretär<br />
der Admiralität zu Zeiten Charles II. und James II. und als Verfasser<br />
eines Tagebuchs in einer nicht mehr bekannten Kurzschrift,<br />
und Kurzschrift-Interessierte trafen sich zu Studienzwecken<br />
gern in Cambridge, um dort unter anderem in den<br />
Pepys-Texten zu stöbern. Die Erwähnung durch Macpherson<br />
erweckte das Interesse an den Tagebüchern auf neue Weise.<br />
1818 erscheint das Tagebuch von John Evelyn, des Zeitgenossen<br />
und Freundes von Samuel Pepys. Es ist ein großer<br />
Erfolg. Der Verlag überlegt, dem Evelynschen Tagebuch<br />
(in dem Pepys häufig Erwähnung findet) das Tagebuch von<br />
Samuel Pepys an die Seite zu stellen. Man gewinnt John<br />
Smith, einen Studenten des Magdalene College, für die<br />
Transkriptionsarbeit. Smith kennt die von Pepys verwendete<br />
Kurzschrift nicht, aber eine ähnliche. Er arbeitet drei Jahre an<br />
der Übertragung. Dafür, daß der zu Beginn Zwanzigjährige<br />
keinerlei wissenschaftliche Unterstützung erhält, ist sein Text<br />
sehr zuverlässig.<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 13<br />
Die erste Tasse Tee<br />
Eine Veröffentlichungsgeschichte<br />
1825 erscheinen Auszüge aus dieser Transkription, herausgegeben<br />
von Richard Neville (dem Bruder des Rektors vom<br />
Magdalene College), dem späteren Lord Braybrooke, in zwei<br />
Bänden (zusammen mit Auszügen aus der Korrespondenz:<br />
zwei Drittel Tagebuch, ein Drittel Briefe), unter dem Titel:<br />
„Memoirs of Samuel Pepys, Esquire, Fellow of the Royal Society<br />
(F. R. S.), Secretary to the Admiralty in the reigns of Charles II<br />
and James II“, im Verlag von Henry Colburn, in dem auch<br />
die Evelyn-Tagebücher erschienen waren. Das Buch ist sehr<br />
erfolgreich. Evelyns Tagebuch wird als das informativere,<br />
Pepys’ als das lebendigere gelobt.<br />
Von einer historisch-kritischen Edition ist man indes noch<br />
weit entfernt: Neville-Braybrooke hat nicht nur das Gesamtkonvolut<br />
beträchtlich gekürzt, sondern auch in den Satzbau<br />
eingegriffen und noch innerhalb der Kürzungen gestrichen<br />
und mitunter eigene Überleitungen eingefügt, um einzelne<br />
Teile miteinander zu verbinden. Natürlich sind alle anzüglichen<br />
Stellen herausgeflogen. (Diese sittliche Reinigung geht<br />
so weit, daß ein Mann, der das Pech hat, Mr. Whore, »Herr<br />
Hure«, zu heißen, in Mr. Where umgetauft wird.)<br />
Aber: Samuel Pepys ist als Tagebuchautor in der Welt, und<br />
er findet seine Leser. 1828 erscheint eine zweite Auflage,<br />
jetzt mit einer Pepys-Biographie von Braybrooke; 1848/49<br />
erscheint eine dritte, erweiterte Auflage und 1854, da das<br />
Interesse stetig wuchs, eine durchgesehene und verbesserte<br />
vierte Auflage.<br />
*<br />
1872 nimmt Mynors Bright, Professor am Magdalene College,<br />
eine neue Transkription in Angriff. Bright arbeitet sehr gründlich<br />
(wenn auch durchaus nicht so gründlich wie John Smith,<br />
dessen Manuskript ihm nicht zur Verfügung steht).<br />
Er übernimmt große Teile der Braybrooke-Edition (auch deren<br />
formale Gestaltung, was etwa Absätze und Interpunktion<br />
angeht), ebenso die Anmerkungen, die Auswahl der Briefe<br />
und die Pepys-Biographie von 1828. Immerhin ist jetzt zum<br />
ersten Mal bekannt, daß Peyps die Shelton’sche Kurzschrift<br />
verwendet hat. Doch ausgerechnet Bright spricht in diesem<br />
Zusammenhang zum ersten Mal von einer »Geheimschrift«<br />
(„cipher“), die Pepys angeblich verwendet habe. Von 1875 bis<br />
1879 erscheint die Ausgabe in sechs Bänden unter dem Titel:<br />
„Diary and Correspondence of Samuel Pepys, Esq., F. R. S. From his<br />
manuscript cypher in the Pepysian Library, with a life and notes by<br />
Richard Lord Braybrooke“ (im Verlag von George Bickers). 1881<br />
veröffentlicht Robert Louis Stevenson aus Anlaß des<br />
Erscheinens dieser ersten »Gesamtausgabe« im Londoner<br />
»Cornhill Magazine« seinen großen Aufsatz über Samuel<br />
Pepys.<br />
*
Bereits 1875, anläßlich der Publikation des ersten Bandes,<br />
erschien eine kundige Rezension von Henry Benjamin<br />
Wheatley (1838–1917), der 1880 die erste Monographie über<br />
Pepys und sein Tagebuch veröffentlichen sollte: „Samuel Pepys<br />
and the World He Lived In“. Als Mynors Bright 1883 stirbt,<br />
wird Wheatley sein Nachfolger, als es darum geht, eine<br />
erweiterte Neuausgabe herauszubringen. Sie versucht zum<br />
ersten Mal, einen vollständigen und zuverlässigen Text des<br />
Tagebuchs herzustellen. Wheatley folgt getreu dem Satzbau<br />
des Pepys’schen Originals und streicht nur allzu freizügige<br />
Stellen, deren Auslassung er mit Punkten kennzeichnet<br />
(und mußte sich den Vorwurf gefallen lassen, daß diese<br />
Streichungen nicht weit genug gegangen seien). Seine Ausgabe<br />
ist für lange Zeit die Standard-Edition. Sie erscheint von<br />
1893 bis 1899 in acht Bänden plus einem »Index«-Band und<br />
einem Band „Pepysiana“ bei George Bell & Sons unter dem<br />
Titel: „The Diary of Samuel Pepys, M. A., F. R. S., Clerk of the<br />
Acts and Secretary to the Admiralty, transcribed from the shorthand<br />
manuscript in the Pepsyian Library Magdalene College Cambridge<br />
by the Rev. Mynors Bright, M. A., late fellow and President of the<br />
College. With Lord Braybrooke’s notes. Edited with additions by<br />
Henry B.Wheatley, Fellow of the Society of Antiquarians (F. S. A.)“.<br />
Samuel Pepys: Die Originaltagebücher.<br />
Seit 1929 wurde die Wheatley-Edition in Hinblick auf<br />
eine Neuausgabe von Francis Turner, ebenfalls Professor<br />
am Magdalene College, kritisch durchgesehen. Er gab die<br />
Arbeit (die durch den Weltkrieg unterbrochen wurde) 1950<br />
an seinen jüngeren Kollegen am Magdalene College Robert<br />
Latham (1912 – 1995) weiter. Latham zog William Richard<br />
Matthews (1905 – 1975), Professor an der University of California,<br />
Los Angeles, hinzu, der damit betraut wurde, einen<br />
vollständigen, zuverlässigen Text auf Grundlage des Manuskripts<br />
neu herzustellen. Unter Mitarbeit mehrerer Gelehrter<br />
aus verschiedenen Bereichen der historischen Forschung<br />
erschien schließlich von 1970 bis 1976 in neun Bänden die<br />
erste historisch-kritische Werkausgabe (wiederum bei Bell<br />
in London sowie bei der University of California Press in<br />
Berkeley und Los Angeles). 1978 veröffentlicht Robert<br />
Latham „The Illustrated Pepys“, eine mit reichem Bildmaterial<br />
illustrierte Textauswahl der Tagebücher. 1983 erschien<br />
als Band 10 der Tagebuch-Ausgabe der „Companion“,<br />
ein Begleitband mit Sacherläuterungen und ausführlichem<br />
Personenverzeichnis, sowie ein „Index“ (Band 11) mit einem<br />
erschöpfenden Register. 1995 erschien diese elfbändige<br />
Edition erstmals in Broschur.<br />
H. A<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 14<br />
Samuel Pepys Magazin Nr. 2<br />
Seite 15<br />
Cambridge: Magdalen College.<br />
Die Samuel-Pepys-Bibliothek in Cambridge.<br />
Samuel Pepys Magazin<br />
Impressum<br />
Das Samuel Pepys Magazin erscheint<br />
als Werbemittel zu<br />
Samuel Pepys<br />
Die Tagebücher 1660 – 1669<br />
Berliner Ausgabe.<br />
Umschlag Magazin – Ausgabe Nummer 2:<br />
Samuel Pepys von John Greenhill, 1669.<br />
Umschlagbilder der Bücher & Vignetten<br />
von Jonathan Wolstenholme, 2009.<br />
Texte & Redaktion:<br />
Heiko Arntz, Gerd Haffmans<br />
& Till Tolkemitt.<br />
Konzeption & Gestaltung:<br />
Werbeagentur Edelweiss & Reingold<br />
in Winterthur.<br />
Lithos: Fotosatz Amann, Aichstetten.<br />
Druck: Memminger MedienCentrum.<br />
Das nächste Magazin<br />
erscheint im Juni / Juli 2010:<br />
im Inhalt<br />
Porträts & Personenverzeichnis,<br />
die Entschlüsselung des erotischen<br />
Vokabulars,<br />
Karten & Schauplätze<br />
u. v .a.<br />
Verlage Haffmans & Tolkemitt<br />
Alexanderstraße 7 ·D-10178 Berlin<br />
Telefon 030 / 200 95 366 · Fax 030 / 200 95 368<br />
www.haffmans-tolkemitt.de
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1660<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1665<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1661<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1666<br />
Am 24. August 2010 erscheint:<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1662<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1667<br />
Samuel Pepys<br />
Die Tagebücher 1660 – 1669.<br />
Vollständige Ausgabe zum ersten Mal vollständig auf deutsch in 9 Bänden.<br />
Aus dem Englischen übersetzt von Georg Deggerich, Michael Haupt, Arnd Kösling,<br />
Hans-Christian Oeser, Martin Richter und Marcus Weigelt.<br />
Nach der Latham-&-Matthews-Edition mit Anmerkungen und Karten eingerichtet und<br />
lektoriert von Heiko Arntz.<br />
Dazu ein<br />
Samuel Pepys Companion<br />
mit dem grundlegenden Aufsatz von Robert Louis Stevenson,<br />
mit Stammbaum, Entschlüsselung des erotischen Vokabulars, Chronik, ausführlichem Personenverzeichnis<br />
und Materialien in Wort und Bild, herausgegeben von Heiko Arntz & Gerd Haffmans.<br />
9 schöne Leinen-Bände und 1 Companion als Broschur.<br />
Mit eigens gefertigten Umschlagbildern von Jonathan Wolstenholme.<br />
Einladung zur Pepyskription:<br />
Wer bis zum 21. Juni 2010 bestellt (und gleich bezahlt) wird doppelt belohnt.<br />
Sie sparen nicht nur ein Viertel des Preises und zahlen nur 129,90 € statt 169,90 €, sondern werden auch<br />
als mutige Unterstützerin oder Unterstützer der ersten Gesamtedition im Pepys Companion namentlich verzeichnet.<br />
Verschenken läßt sich die Namensnennung natürlich auch.<br />
Wer nach dem 21. Juni bestellt, kann leider aus drucktechnischen Gründen bei der Namensnennung<br />
nicht mehr berücksichtigt werden. Der Pepyskriptionspreis von nur 129,90 € statt 169,90 €<br />
läuft mit Auslieferung der Tagebücher ab.<br />
4’432 Seiten, 9 Bände Tagebuch, in Leinen gebunden, im Format 12 x19 cm; mit einem Companion,<br />
168 Seiten, Broschur.<br />
Der Pepyskriptionspreis von nur 129,90 € statt 169,90 € läuft aber erst mit Auslieferung der Tagebücher am 24.8.2010 ab.<br />
Bestell-Nummer 250 011<br />
ISBN 978-3-942048-18-7<br />
Deutsche Erstausgabe im Haffmans Verlag<br />
nur bei www.Zweitausendeins.de<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1663<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1668/69<br />
Samuel Pepys<br />
Tagebücher 1664<br />
Samuel Pepys<br />
Companion<br />
Die Bücher bekommen Sie im Versand, Postfach, D-60381 Frankfurt am Main, Telefon 069-420 8000, Fax 069-415 003. Internet<br />
www.Zweitausendeins.de.<br />
E-Mail: info@Zweitausendeins.de. Oder in den Zweitausendeins-Läden in Aachen, Augsburg, Bamberg, Berlin, Bochum, Bonn, Bremen,<br />
Darmstadt, Dortmund, Dresden, 2 x in Düsseldorf, in Duisburg, Erfurt, Essen, Frankfurt am Main, Freiburg, Göttingen, Gütersloh, 2 x in Hamburg,<br />
in Hannover, Karlsruhe, Kiel, Köln, Konstanz, Leipzig, Ludwigsburg, Mannheim, Marburg, München, Münster, Neustadt/Weinstraße, Nürnberg,<br />
Oldenburg, Osnabrück, Speyer, Stuttgart, Trier, Tübingen, Ulm und Würzburg. In der Schweiz über buch 2000, Postfach 89, CH-8910 Affoltern a. A.