Dokument 1.pdf - OPUS - Universität Würzburg
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BUCK 36<br />
Eine Mehltauspore keimt auf<br />
der Oberfläche eines Erbsen <br />
blatts.<br />
Foto: Gniwotta und Carver<br />
Forschungsschwerpunkt<br />
WIE PILZE PFLANZEN ERKENNEN<br />
Oberfläche der Blätter spielt dabei eine wichtige Rolle<br />
Markus Riederer, Lehrstuhl für Botanik 11- Ökophysiologie und Vegetationsökologie<br />
Krankheitserregende Pilze können ihre<br />
Wirtspflanzen an hand von Wachsen erkennen,<br />
die den Blättern aufgelagert sind.<br />
Auf molekularer Ebene reichen dafür eine<br />
oder wenige chemische Verbindungen aus.<br />
Wenn diese Ergebnisse weiter gefestigt<br />
und verallgemeinert worden sind, lassen<br />
sie sich in der Pflanzenzüchtung oder im<br />
Pflanzenschutz anwenden.<br />
Die grünen Pflanzen sind die Grundlage allen<br />
höheren Lebens auf der Erde. Sie betreiben<br />
Photosynthese und legen damit Sonnenenergie in<br />
biologisch verfügbarer Form fest. Außerdem neh<br />
men sie anorganische Nährstoffe aus dem Boden<br />
auf und geben sie in den Nahrungsketten weiter.<br />
Dadurch haben Pflanzen einen hohen Nähr<br />
stoffgehalt und sind deshalb nicht nur für den<br />
Menschen, sondern auch für andere Organismen<br />
interessant: Wirbeltiere und Insekten verzehren<br />
einen nennenswerten Anteil der Blattmasse in<br />
einem Ökosystem.<br />
Ebenfalls bedeutend ist der Einfluss von Mi<br />
kroorganismen, beispielsweise von Pilzen und<br />
Bakterien, auf die Gesundheit und Produktivität<br />
von Pflanzen . Vor allem sind es die meist mi<br />
kroskopisch kleinen Pilze, die sich im Verlauf<br />
der Evolution zu wichtigen Pflanzenschädlingen<br />
entwickelt haben. Für die Infektionskrankheiten<br />
des Menschen dagegen sind hauptsächlich Bak<br />
terien verantwortlich.<br />
Pilze, die Pflanzen krank machen, haben eine<br />
große ökonomische Bedeutung, da sie in der<br />
Land- und Forstwirtschaft sowie im Gartenbau<br />
Schäden und Wachstumseinbußen an Pflanzen<br />
auslösen können - man denke nur an den<br />
Echten und den Falschen Mehltau, an Rost- und<br />
Brandpilze oder den Grauschimmel. Auch in der<br />
freien Natur können solche Schad pilze einen<br />
erheblichen ökologischen Einfluss ausüben.<br />
Damit ein Pilz eine Pflanze besiedeln kann ,<br />
müssen mehrere Stadien durchlaufen werden. Als<br />
erstes muss die Pilzspore auf der Pflanzenober-<br />
fläche haften bleiben. Dann muss der Pilzkeimling<br />
seine Wirtspflanze erkennen, um anschließend<br />
Infektionsstrukturen ausbilden und in sein Opfer<br />
eindringen zu können.<br />
Bei diesen ersten Stadien einer Pilzinfektion<br />
spielen die Eigenschaften der Pflanzenoberflächen<br />
eine entscheidende Rolle. Die physikalische Natur<br />
von Pflanzenoberflächen ist häufig dergestalt,<br />
dass kleine Partikel und damit auch Pilzsporen<br />
nur sehr schlecht anhaften können. Die erste Kon<br />
taktzone zwischen einer Pilzspore und der Pflanze<br />
besteht aus einer dünnen Wachsschicht oder einer<br />
Schicht von Wachskristallen, welche die Haut der<br />
Pflanzen bedeckt. Es stellt sich darum die Frage,<br />
ob diese Wachse bei der Infektion durch Pilze eine<br />
Rolle spielen und wenn ja, welche.<br />
Diese Frage bearbeiten wir im Rahmen des Son <br />
derforschungsbereichs 567 "Mechanismen der<br />
interspezifischen Interaktion von Organismen" .<br />
Als Versuchspflanzen dienen Erbsen und Gerste.<br />
Um den Einfluss unterschiedlicher Wachsmengen<br />
und -zusammensetzungen herausarbeiten zu<br />
können, verwenden wir verschiedene Sorten und<br />
Mutanten. In umfangreichen Analysen werden<br />
die chemische Zusammensetzung und die phy<br />
sikalische Struktur der unterschiedlichen Wachse<br />
charakterisiert. Es zeigte sich dabei, dass bei<br />
annähernd gleichem Aussehen der Pflanzen sich<br />
vor allem die Menge und die chemische Zusam <br />
mensetzung der Wachse auf der Pflanzenhaut<br />
stark unterscheiden können.<br />
Als pflanzenschädliche Pilze setzen wir den Erbsen<br />
und den Gerstenmehltau ein. Unter dem Mikroskop<br />
lassen sich die einzelnen Phasen der Infektion<br />
eines Erbsen- oder Gerstenblatts Schritt für Schritt<br />
verfolgen und zahlenmäßig erfassen.<br />
Insbesondere interessant sind die Entstehung<br />
des ersten Keimschlauchs, der aus der Pilzspore<br />
austritt, und die Ausbildung einer Infektions<br />
struktur, die Appressorium genannt wird. Beide<br />
Vorgänge haben wir auf den Blättern verschie <br />
dener, sich in der Wachszusammensetzung und<br />
-menge unterscheidender Sorten und Mutanten